Bayerische Schule 7/8 2009
Transcription
Bayerische Schule 7/8 2009
BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:02 Uhr Seite 1 7/8 25. Juli 2009 62. Jahrgang BAYERISCHE SCHULE Zeitschrift des BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBANDS e.V., BLLV im VBE Grundschulaktion Ganz schön stark Fortschritt Beförderung Bildungsirrtum Hauptschule BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:29 Uhr Seite 2 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, mit seinen Akzenten zur „vergessenen Schulart“, der Grundschule, traf Klaus Wenzel im Dezember 2007 ins Schwarze – wie die große Zahl von Rückmeldungen bewies. Der BLLV-Präsident hatte unter anderem geschrieben, die Grundschule werde innerhalb der schulpolitischen Großfamilie mit ihren sehr unterschiedlich geschätzten Mitgliedern behandelt „wie das brave Kind, das seine Arbeiten stets zur vollen Zufriedenheit erfüllt und nie negativ auffällt. Obwohl internationale Tests bewiesen haben, dass die Grundschule die erfolgreichste Schulart ist, wird sie von der Politik am wenigsten unterstützt“. Und: Die Grundschule müsse sich „stärker als bisher ihrer Stärke, ihrer Bedeutung und ihrer Verantwortung bewusst werden“. Solche Sätze sprachen den Grundschulkolleginnen und -kollegen aus der Seele. Die vielen positiven Rückmeldungen bewogen den Verband, die Kampagne „Unsere Kleinen ganz GROSS“ zu lancieren. Unter der Federführung von Simone Fleischmann, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV, wurden sechs zentrale Forderungen entwickelt und mit großer Unterstützung der Lehrkräfte flächendeckend propagiert (Seite 22). Im Frühjahr 2009 machten in allen Regierungsbezirken Bayerns Lehrer, Eltern und Experten in vielfältigen Aktionen auf die schwierige Situation der Grundschule aufmerksam. Eine kleine Presselese (Seite 26) kann Ihnen einen Eindruck davon verschaffen, wie erfreulich die Resonanz in der Öffentlichkeit war. Vielen Dank an alle, die sich für das Projekt eingesetzt haben. Zugleich bestätigte eine Umfrage des BLLV (Seite 28), dass sich Bayerns Grundschullehrkräfte von der Bildungspolitik der Regierung nicht genug unterstützt fühlen. Diese Tatsache wiederum drückte sich in 103.748 Unterschriften aus, die für eine Petition gesammelt wurden und mit Erscheinen dieser Ausgabe dem Bayerischen Landtag übergeben werden. Höchste Zeit, dass die Bildungspolitiker die Probleme an den Grundschulen erkennen – und dementsprechend handeln. Viel Spaß beim Lesen und ein paar erholsame Tage in den Sommerferien wünscht Ihnen Ihr Tomi Neckov redaktion@bayerische-schule.de 2 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:29 Uhr Seite 3 Inhalt 7/8 2009 04 Bildungsticker Politik 06 Beförderungsämter Freie Bahn für Beförderungen 08 Kurz berichtet, kurz kommentiert 12 Analyse Bildungsirrtum Hauptschule 18 Gespräche 20 Akzente Bürokratie behindert Bildung 21 Aus dem Landtag Thema 22 Grundschule Wenn sich alles nur um eins dreht 26 Grundschulaktion Wie die Presse berichtet hat 28 Umfrage Abfuhr für Schulpolitik 30 Leitartikel Pfusch am Bau – aber keine Generalsanierung Service 31 Gesundheit Wenn alles sinnlos scheint 32 Recht Niederlage im Spickmich-Verfahren 34 Dienstrecht Erster Entwurf des neuen Dienstrechts 42 Verband Wirtschaft trifft Bildung 43 Wirklich wahr Schützen in Schulen 44 Unsere Jugendzeitschriften 45 Kleinanzeigen 47 Impressum „Schule mag ich nich …“ – Grundschulaktion für angstfreies Lernen Bayerische Schule 7/8 2009 3 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:00 Uhr Seite 4 Bildungsticker Schulpflicht trotz Religion Göttingen (dpa) - Religiöse Vorbehalte sind kein Grund für die Befreiung eines Kindes von der Schulpflicht. Das hat das Verwaltungsgericht Göttingen entschieden. Die Richter wiesen die Klage von Eltern ab, die einer christlichen Minderheit angehören. Sie hatten sich geweigert, ihre zehn Jahre alte Tochter zur Schule zu schicken, weil unter anderem die Evolutionslehre und die Sexualerziehung mit ihrem Religionsverständnis unvereinbar sei. Ebenso müssen einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Münster zufolge Mädchen muslimischen Glaubens im Grundschulalter am Schwimmunterricht teilnehmen. Sie hätten grundsätzlich keinen Anspruch auf Befreiung von dem auch gemeinsam mit Jungen erteilten Unterricht. Amokdrohungen Mannheim (dpa) - Eine Amokdrohung im Internet gegen ein Mannheimer Gymnasium hat einen 15-Jährigen binnen weniger Stunden hinter Gitter gebracht. Dank einer aufmerksamen Administratorin eines Internet-Chatrooms wurde der Urheber der Drohung nur wenige Stunden nach dem Eintrag ermittelt und festgenommen, teilte die Mannheimer Polizei mit. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl gegen den Jugendlichen, der bereits wegen Diebstahls vorbestraft ist. Im mittelhessischen Kirchhain wurde ein 15-Jähriger nach einer 4 Amokdrohung festgenommen und in die Jugendpsychiatrie eingewiesen. Der ExSchüler einer kooperativen Gesamtschule hatte in einem Schülerforum im Internet angekündigt, sich selbst töten und dabei auch andere töten zu wollen. Zuvor hatte der 15-Jährige trotz Hausverbots an seiner früheren Schule randaliert. Der Jugendliche war bereits vor sechs Monaten von der Schule verwiesen worden. Grund dafür seien „massive Verhaltensstörungen“ gewesen. Schießstand in Hauptschule Olching (dpa/lby) - Ausgerechnet in der Turnhalle einer Hauptschule plant die Gemeinde Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck einen Schießstand für den Schützenverein. Der Schützenverein „Gemütlichkeit Olching“ sucht dem Zweiten Bürgermeister der Gemeinde, Robert Meier (CSU) zufolge schon seit Jahren nach einem geeigneten Gebäude für einen Schießstand. „Dort wird ausschließlich mit Luftgewehren geschossen, nicht mit großkalibrigen Waffen“, sagte Meier, der auch Vorsitzender des Vereins und Sportausschusses der Gemeinde ist. Kultusminister Spaenle forderte alle Beteiligten bei diesem Thema zu „höchster Sensibilität“ auf. Meier betonte, es solle einen separaten Eingang zum zehn Meter langen Schießstand im Keller der Turnhalle geben. Kein Schüler werde Zugang haben. Ob der umstrittene Schießstand tatsächlich in der Hauptschule eingerichtet wird, ist angesichts massiver Proteste unklar (s. Wirklich Wahr S. 43). Scholz will mehr Lehrstellen Berlin (dpa) - Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) hat an die Wirtschaft appelliert, auch in diesem Jahr wieder 600.000 neue Ausbildungsverträge bereitzustellen. „Wenn wir verhindern wollen, dass Jugendliche jetzt in der Krise vollständig abgehängt werden, dann brauchen wir wieder 600.000 Arbeitsplätze“, heißt es in einem Schreiben des Ministers an die Mitglieder des Lenkungsausschusses zum Lehrstellenpakt. Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:41 Uhr Seite 5 Bildungsticker Kranke Erzieher Hamburg (dpa) - Erzieher sind laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) überdurchschnittlich oft krank. Statistisch fehlte im vergangenen Jahr jeder Erzieher 13,9 Tage. Das seien 2,7 Tage mehr als der Durchschnitt aller Beschäftigten, teilte die TK in Hamburg mit. Damit lag der Krankenstand unter Erziehern laut dem TKGesundheitsreport 2009 bei 3,8 Prozent. 20 Jahre Schulmuseum Lohr Handwerk bietet Lehrstellen Leipzig (dpa) - Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) rechnet trotz der Wirtschaftskrise nicht mit einem Mangel an Ausbildungsplätzen. Es werde 2009 für jeden Bewerber Angebote geben, versicherte ZDH-Präsident Otto Kentzler. Dazu trage ein Rückgang bei den Bewerbern bei. Vor diesem Hintergrund äußerte Kentzler Unverständnis für die Forderung von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) nach 600.000 neuen Ausbildungsverträgen in diesem Jahr. Lehrer wählen oft links Berlin (dpa) - Lehrer in Deutschland sind nach einer Umfrage weiter links als der Durchschnitt der Bürger. Bei der Bundestagswahl würden SPD, Grüne und Linkspartei rund 65 Prozent ihrer Stimmen erhalten, berichtet das Magazin „Cicero“, das die repräsentative Emnid-Umfrage in Auftrag gegeben hatte. Besonders die Grünen würden mit 23 Prozent mehr als doppelt so oft von den Lehrern gewählt wie von der gesamten Wählerschaft (11 Prozent). Für das bürgerliche Lager von Union und FDP entschieden sich 32 Prozent der Lehrer. Bayerische Schule 7/8 2009 Lohr am Main (dpa/lby) - Das Schulmuseum im unterfränkischen Lohr am Main feiert seine Eröffnung vor 20 Jahren. In dem Haus werden auf mehreren Etagen etwa 3.000 Exponate rund um das Thema Schule gezeigt. Schwerpunkte der historisch-politischen Präsentation sind nach Museumsangaben die Kaiserzeit und das Dritte Reich. Zwei komplette Klassenzimmer wurden mit Gegenständen aus dieser Zeit eingerichtet. Zudem können die Besucher eine ausgestattete Lehrerwohnung aus der Zeit um 1910 besichtigen. (www.lohr.de) Zweigliedrigkeit in Bremen Bremen (dpa) - Bremen hat ein zweigliedriges Schulsystem beschlossen und als erstes Bundesland das Recht auf gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern in ein Gesetz aufgenommen. In der Bürgerschaft stimmten die Regierungsparteien SPD und Grüne sowie die oppositionelle CDU für das Gesetz. Dagegen stimmten die Linke und die FDP. Vorsicht Datenmissbrauch Berlin (dpa) - Die Bundesregierung warnt vor Datenmissbrauch vor allem bei Jugendlichen im Internet. „Das Internet ist der Schulhof des 21. Jahrhunderts“, sagte Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Den meisten Jugendlichen sei nicht bewusst, dass sie sich im Netz nicht nur mit Freunden austauschten, sondern dass häufig jeder ihr Profil sehen und ihre Inhalte und Bilder weiter verbreiten könne. Deshalb startet Aigner mit dem Familienministerium an diesem Dienstag die Kampagne „watch your web“, um Jugendliche besser vor Ge-fahren zu schützen. Drei Viertel der Jugendlichen im Netz stellen persönliche Informationen, Vorlieben und Hobbys online, 60 Prozent zeigen eigene Fotos und Filme. Dabei sind vor allem Gymnasiasten sorgloser als Schüler von Haupt- und Realschulen. Lehrermangel wird größer Berlin/Brüssel (dpa) - An deutschen Schulen werden die Lehrer rar. Über 300.000 Pädagogen werden nach Berechnungen des Bildungsforschers Klaus Klemm allein bis 2015 aus Altersgründen ausscheiden. In den fünf Jahren danach gehen weitere 160.000 in Pension. Nach der derzeitigen Zahl der Lehramtsstudenten werden aber im Jahresschnitt nur 26.000 fertig ausgebildete Junglehrer für Neueinstellungen in den Schulen zur Verfügung stehen. Nach einer aktuellen weltweiten OECD-Studie fühlen sich viele Lehrer den Herausforderungen in der Schule nicht mehr gewachsen. Sie kritisieren, nicht genug auf sozial gemischte Klassen, neue Informationstechnologien und schlechtes Benehmen von Schülern vorbereitet zu werden. Jugend ohne Job Berlin (dpa) - 1,5 Millionen Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren in Deutschland haben keinen Berufsabschluss. Das entspricht einem Anteil von 15 Prozent an dieser Altersgruppe. Der Anteil der Ausbildungslosen stagniere seit Jahren auf diesem Niveau, heißt es im Gutachten „Jugendliche ohne Berufsabschluss“. 32 Prozent dieser Ungelernten haben keinen Hauptschulabschluss, knapp 40 Prozent ausländische Wurzeln. 5 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 16.07.2009 9:32 Uhr Seite 6 Politik_Beförderungsämter Freie Bahn für Beförderungen von Gerd Nitschke Jahrzehntelang hat der BLLV für die Gleichwertigkeit der Lehrämter gestritten, jetzt zahlt sich die Beharrlichkeit aus: Das Kultusministerium hat die Beförderungskriterien für das Beförderungsamt veröffentlicht. Die ersten Beförderungen von Grund-, Haupt- und Realschullehrkräften können zum 1. August 2009 beziehungsweise 1. September 2009 umgesetzt werden. BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 16.07.2009 9:32 Uhr Seite 7 Politik_Beförderungsämter Fach- und Förderlehrkräfte kannten das System der Beförderung (Übertragung eines Amtes) schon lange; Beurteilungsprädikat und Dienstzeit sind hierfür die ausschlaggebenden Kriterien. Nun stehen diese Kriterien auch für die Beförderung der Grund- und Hauptschullehrkräfte für 2009 fest: Alle Lehrkräfte, die eine Dienstzeit* von zehn Jahren und mehr hinter sich und bei der Anlassbeurteilung das Prädikat BG (Stufe 2) erhalten haben und alle Kollegen, die mindestens 29 Dienstjahre* und Prädikat UB (Stufe 3) erhalten haben, werden zum 1. September 2009 nach A 12+AZ befördert. Die Amtszulage (AZ) beträgt 206 €, was etwa eine halbe Stufe zu A 13 ausmacht. Für Lehrkräfte, welche die Ruhegehaltsfähigkeit dieser Beförderung (entspricht zwei Jahre) um einen Monat verpassen würden, hat der BLLV eine vorzeitige Beförderung zum 1. August 2009 erreicht. Somit können schon 2009 über 3.500 Grund- und Hauptschullehrkräfte nach A 12 + AZ befördert werden. 2010 werden es mindestens weitere 5.000 sein, die nach neuen Kriterien befördert werden können. Das Kultusministerium (KM) geht davon aus, dass die Voraussetzung für eine Beförderung 2010 bei UB sicherlich eine viel geringere Dienstzeit ist und auch Lehrkräfte mit dem Prädikat EN (Stufe 4) und der entsprechenden Dienstzeit die Möglichkeit haben, befördert zu werden. Somit wären 2010 über 30 Prozent der heutigen Grund- und Hauptschullehrkräfte von A 12 nach A 12+ AZ befördert. Im Endausbau der Beförderungen im Grund- und Hauptschulbereich stellt sich der BLLV einen Stellenkegel von 35 Prozent im Eingangsamt A 12, 35 Prozent im ersten Beförderungsamt A 12 + AZ und 30 Prozent im zweiten Beförderungsamt A 13 vor. Dies führt dann sicherlich zu weiteren Beförderungen – auch mit der Beurteilungsstufe WE (Stufe 5). Das KM weist bei der Veröffentlichung ausdrücklich darauf hin, dass sehr viele ältere Lehrkräfte in diesem Jahr in den Genuss der Beförderungen kommen. Spitzenbeurteilungen haben jedoch auch die jüngeren Kollegen erhalten, die zwar auf Regelbeförderung noch etwas warten müssen, sich damit aber natürlich auf Funktionsstellen bewerben können. Die Urkunden zur Beförderung werden im September von den Schulräten überreicht. Die Besoldungserhöhung wird somit auch in diesem Monat wirksam. * Wie Sie Ihre genaue Dienstzeit berechnen können, finden Sie unter www.bllv.de/bs/2009/07. Kommentar von Gerd Nitschke Ein erster Schritt Grund- und Hauptschullehrkräfte werden zum 1. September 2009 erstmals ein Beförderungsamt haben und mehr als 3.500 Kolleginnen und Kollegen sind davon betroffen. Dies ist der erste Schritt. Der zweite, schon beschlossene Schritt, folgt 2010 und weitere im Rahmen des Neuen Dienstrechts im Doppelhaushalt 2011/2012. Für viele ist es ein freudiges Ereignis, für manche war der Weg dorthin steinig. Die Anlassbeurteilung 2009 sorgte in einigen Lehrerzimmern für Aufregung. Sie war allerdings Voraussetzung für die Beförderungen und dazu gab es keine Alternative. Insgesamt ist die Beurteilung von rund 30.000 Grund- und Hauptschullehrkräften überwiegend sachlich und unaufgeregt abgelaufen. An manchen Schulen gab es aber auch Ärger, vor allem da, wo Beurteiler die Vorgaben des Ministeriums übererfüllen wollten. Das war an zwei Gruppen deutlich zu erkennen: Bei älteren Kollegen wurden teilweise Maßstäbe einer 2. Lehramtsprüfung (LAP) angelegt. Eine Herabsetzung um eine oder gar zwei Stufen gegenüber der schon länger zurückliegenden letzten Beurteilung hat sie demotiviert. Jüngere Kollegen wiederum waren vor allem dann unzufrieden, wenn sie nach hervorragender Staatsnote bei der 2. LAP und gleichbleibend hohem Engagement mit EN oder WE abgespeist wurden und erklärt bekamen, dass bei der ersten Regelbeurteilung kein besseres Ergebnis möglich sei. Der BLLV wird bestehende Missverständnisse und Ungereimtheiten weiterhin ansprechen und darauf dringen, dass sie schnellstmöglich aus der Welt geschafft werden. Besonders vor Ort sollten Beurteiler und Lehrkräfte den gleichen Weg gehen. Schön wäre, wenn wir mit Beurteilung und Beförderungen offen umgehen könnten und uns mit den beförderten Kolleginnen und Kollegen freuten. Gerd Nitschke ist Vizepräsident des BLLV. 7 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:28 Uhr Seite 8 Kommentar von Fritz Schäffer Fördert Klimawandel Begabung? Genetiker, Hirnforscher und Psychologen stehen vor einem Rätsel: Wie konnte sich das durchschnittliche Begabungsprofil der Zehnjährigen in Bayern in kürzester Zeit so drastisch verändern? Waren im Jahr 2000 noch 42,2 Prozent praktisch begabt (und wechselten daher in dem streng begabungsgerechten Schulsystem auf die Hauptschule), so sind es heute nur noch 28,7 Prozent (vgl. Tabelle S. 9). Unklar auch, welche Folgen für das tägliche Leben zu befürchten sind, wenn die überragende Mehrheit der Bevölkerung keine praktische Begabung mehr besitzt. Wird es zu einem rapiden Anwachsen von Haushaltsunfällen kommen? Haben die vielen Baumärkte langfristig überhaupt noch eine Überlebenschance? Umgekehrt ist die theoretische Begabung unerklärlich gestiegen. Wies vor sechs Jahren nur ein gutes Drittel (34,4 Prozent) eine gymnasiale Begabung auf, so ist dieser Anteil nun auf 41,5 Prozent gestiegen. Hat womöglich der steigende Verbrauch von Gummibärchen tiefgreifende genetische Veränderungen hervorgerufen? Wirkt sich der Klimawandel positiv auf die Begabung aus? Der Witz von der Begabungsgerechtigkeit Das sich rapide wandelnde Übertrittsverhalten der Eltern lässt das dreigliedrige Schulsystem vollkommen aus den Fugen geraten und demaskiert die zugrunde liegende Theorie von der Begabungsgerechtigkeit als absurden Witz jenseits jeder Realität. Der Wunsch der Eltern nach höheren Abschlüssen ist nicht nur legitim und nachvollziehbar, sondern auch volkswirtschaftlich sinnvoll. Problematisch wird diese Entwicklung durch das Dogma der starren Trennung der Schüler nach der 4. Klasse. Nur deshalb kommt es zu tiefgreifenden Verschiebungen zwischen den Schularten, die dazu führen, dass immer mehr Hauptschulen vor dem Aus stehen, während zeitgleich Realschulen und Gymnasien aus allen Nähten platzen. Der Verlust 8 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:07 Uhr Seite 9 Politik_Kurz berichtet, kurz kommentiert der wohnortnahen Hauptschule trotz Schulverbünden vollzieht sich zeitgleich mit Schulneugründungen und Erweiterungsbauten für Gymnasien und Realschulen. Sieht so eine vernünftige, zukunftsweisende und kostenbewusste Entwicklung der regionalen Bildungslandschaften aus? Schulgründungen als Antwort auf demografischen Schülerrückgang, der in spätestens zehn Jahren alle Schularten treffen wird? Doch nicht nur strukturpolitisch ist dies reiner Unsinn. Was bedeutet es pädagogisch, wenn sich in der Hauptschule eine immer stärker ausgelesene Schülerschaft konzentriert? Mit jedem Prozentpunkt, den der Hauptschulanteil sinkt, wächst das Stigma des Hauptschulbesuchs um ein Vielfaches. Und dieses Los trifft immer noch rund 40.000 Schüler und Schülerinnen in Bayern, die jährlich in die 5. Klasse der Hauptschule wechseln. Die Antwort auf diese Entwicklung kann nur Regionale Schulentwicklung (RSE) sein. Eltern wollen möglichst höhere Abschlüsse möglichst wohnortnah und ohne frühzeitige Aufteilung der Schüler. Dieser Weg erhält Schulstandorte und erlaubt eine optimale Förderung aller Schüler. Er lässt eine Höherqualifizierung aller Schüler zu, ohne unerträglichen Übertrittsdruck, ohne Entschulung des ländlichen Raums und ohne schulische Ghettobildung in den Städten. Die einzige – unrealistische – Alternative dazu wäre, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Um die Eltern von der Gymnasialorientierung abzubringen, genügen keine härteren Übertrittsbestimmungen und keine fast schon kabarettistisch anmutende Verbalkosmetik mit „Super-M-Zug an der Mittelschule“. Dazu müsste das KM schon eine Gymnasialinitiative starten. Schließlich haben die Erfahrungen mit der Hauptschulinitiative gezeigt, dass es mit einer Schulart so richtig bergab geht, wenn das KM eine Initiative ergreift. Dr. Fritz Schäffer ist Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im BLLV. Offener RSE-Brief In einem Offenen Brief zur Regionalen Schulentwicklung (RSE) haben mehr als 80 Bürgermeister beziehungsweise Geschäftsstellenleiter, knapp 200 Gemeinderatsmitglieder, weit über 5.000 Bürger sowie Schulleiter und Lehrer an Ministerpräsident Seehofer und Kultusminister Spaenle appelliert, die vorgelegten RSE-Anträge zu genehmigen und Modelle zuzulassen, die die Anbindung eines Realschulzweiges an Hauptschulen vorsehen. Brief und die Liste der Unterzeichner unter: www.bllv.de/bs/2009/07. Die meisten Schüler besuchen das Gymnasium Übertrittsquoten aus den Jgst. 4 und 5 in Gymnasien und Realschulen*, Verbleib in Jgst. 6 der Hauptschulen**, Bayern 2000 bis 2009 Gymnasium Realschule* Hauptschule** 45% 42,2 41,5 41,1 40,6 40,0 40% 37,8 36,7 34,4 34,6 34,2 38,6 35,9 36,5 35% 39,7 36,7 34,0 34,0 31,0 33,0 29,8 30% 26,8 26,0 25% 27,4 29,3 28,4 28,2 28,7 24,8 24,7 23,4 20% 01 20 / 00 2 04 03 2 0 1/ 00 20 / 02 / 03 20 06 05 20 / 04 20 / 05 07 20 / 06 2 ** * /10 09 09 8 0 7/ 00 20 / 08 20 * Realschulquote bis 2003/04 einschließlich der Übergänge in vierstufige Realschule ** In Jgst. 6 und 7 verlassen nochmals rd. 4 % eines Jahrgangs die Hauptschule zur Wirtschaftsschule *** Für 2009/10 tatsächliche Übertritte geschätzt auf der Basis der Anmeldungen an Schulen Quelle: Schule und Bildung in Bayern 2009 Bayerische Schule 7/8 2009 9 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:30 Uhr Seite 10 Wenzel und Seehofer im Gespräch Ministerpräsident für Offenheit gegenüber RSE-Konzept Bei der Zielbeschreibung der Regionalen Schulentwicklung (RSE) waren sich Ministerpräsident Horst Seehofer und BLLV-Präsident Klaus Wenzel einig: „Es muss uns gelingen, für möglichst viele Schüler über einen möglichst langen Zeitraum möglichst wohnungsnah möglichst optimale Schul- und Bildungsangebote zur Verfügung zu stellen.“ Dass dies auch der Wunsch vieler Eltern und Kommunalpolitiker ist, wurde deutlich, als Wenzel einen offenen Brief an den Ministerpräsidenten übergab, in dem passgenaue Schulmodelle für die einzelnen bayerischen Kommunen gefordert werden. Besonders intensiv war der Gedankenaustausch zur Kernaussage des Briefes: „Wir – Bürgermeister, Gemeinderatsmitglieder, Eltern, Schulleiter und Lehrer – sehen uns um die Möglichkeit gebracht, pragmatisch Schulstandorte zu erhalten und qualitativ hochwertige pädagogische Schulabschlüsse vor Ort anbieten zu können – nur weil das Kultusministerium bestimmt, dass die Eigenständigkeit der Schularten nicht angetastet werden darf.“ Ministerpräsident Seehofer unterstrich die Forderung des BLLV nach einer ergebnisoffenen Diskussion und zeigte sich wesentlich flexibler und pragmatischer als manche Persönlichkeiten im Kultusministerium. Auch beim Thema Lehrerbildung unterstützte Seehofer das grundsätzliche Anliegen des BLLV, das ja auch durch den Wissenschaftlich-Technischen Beirat (WTB) zu Jahresbeginn bestätigt wurde. Der vom Ministerpräsidenten eingesetzte Beirat kam zu der Erkenntnis, dass die Berufsfeldorientierung während des Lehramtsstudiums deutlich zu stärken sei. Außerdem mache es im 21. Jahrhundert keinen Sinn mehr, die Lehrerbildung getrennt nach Schularten zu organisieren; sinnvoller sei die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer nach Alters- beziehungsweise Schulstufen. Seehofer sagte zu, die WTB-Ergebnisse sorgfältig zu prüfen und dabei auch die Vorschläge aus dem BLLV-Konzept einzubeziehen. „Und was bedeutet diese kleine Schultüte am Revers?“ Die Frage des Ministerpräsidenten nach der Bedeutung der kleinen Schultüte am Anzugsrevers des BLLV-Präsidenten führte zu Informationen über die Grundschul-Kampagne des BLLV. Wenzel stellte die sechs Anliegen und Forderungen vor, die als Petition formuliert sind. Seehofer bestätigte den hohen Wert der Grundschule „als wichtiges Fundament für unser gesamtes Bildungssystem“, will aber im Moment „keine Diskussion über die Ausweitung dieser erfolgreichen Schulart“ führen. Die Koalitionsvereinbarungen seien auch für den Ministerpräsidenten bindend und verbindlich. Beim Thema „Neues Dienstrecht in Bayern“ gab es viel Anerkennung und Lob für den Ministerpräsidenten und für die Koalition. Wenzel sprach von einem „Durchbruch auf dem Weg zu mehr Besoldungsgerechtigkeit und Statusgleichheit“, machte jedoch deutlich, dass zum Erreichen des Zieles noch einige schulpolitische Mauern eingerissen werden müssen. Das Lob für die Initiative zur Angleichung der Wochenarbeitszeit nahm der Ministerpräsident gerne an und bat um Mithilfe bei der Suche nach kreativen und konstruktiven Lösungen bei der Umsetzung. BS 10 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:48 Uhr Seite 11 BMW Welt Junior Campus www.bmw-welt.com Freude am Fahren FREUDE IST DER ANTRIEB JUNGER ENTDECKER. Gemeinsam mit renommierten Pädagogen wurde für den Junior Campus in der BMW Welt ein interaktives Lernkonzept entwickelt. Themen wie Sicherheit, Umwelt und Fahrzeugtechnik sind altersgerecht aufbereitet und eng mit den Lehrplänen der Jahrgangsstufen 2-7 vernetzt. Im Vordergrund der pädagogisch geführten Workshops stehen drei Schwerpunkte: Freude erleben, aktiv Wissen schaffen und Kompetenzen fördern. Nutzen Sie den Junior Campus als außerschulischen Lernort für Ihren Unterricht. Nähere Informationen erhalten Sie unter: www.bmw-welt.com oder von 08.00 – 22.00 Uhr unter der Telefonnummer 0180 2 118822*. Wir freuen uns auf Sie und Ihre Schüler. FREUDE ERLEBEN IM JUNIOR CAMPUS DER BMW WELT. * 6 Cent/Gespräch aus dem Festnetz der DTAG, abweichende Preise aus anderen Fest- oder Mobilfunknetzen möglich AZ_JC_Bay_Schule_210x297_5B.indd 1 23.06.2009 8:30:32 Uhr BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:16 Uhr Seite 12 Politik_Analyse Bildungsirrtum HAUPTSCHULE Text: Dr. Paul Kupser Die Diskussion über das bayerische Bildungswesen, insbesondere über die Hauptschule, verunsichert Kommunalpolitiker, Eltern, Schulaufsicht, Schulleiter und Lehrkräfte. Bildungspolitik und Kultusbürokratie lassen eine klare Linie vermissen. Wer die Krise der bayerischen und deutschen Hauptschule verstehen will, muss bis in die 60er Jahre zurückgehen – und ein folgenschweres Gutachten kennen. Überblick über sechs grundlegende Irrtümer in Sachen Hauptschule. 12 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:16 Uhr Seite 13 ie Wurzeln einer folgenschweren Fehlentwicklung des Schulsystems reichen in das Jahr 1964. In jenem Jahr legte der Deutsche Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen (DA), ein parteipolitisch unabhängiges Expertengremium bestehend aus Wissenschaftlern, Vertretern aus der Schulverwaltung, der Politik, der Kirchen und der Journalistik, die Empfehlungen zum Aufbau der Hauptschule vor. Das so genannte Hauptschulgutachten traf sowohl in der Politik als auch bei den Verbänden auf große Zustimmung – und die Misere nahm ihren Lauf. D Bayerische Schule 7/8 2009 Irrtum 1: Schulstrukturelle Verankerung Die Nachkriegszeit war geprägt vom Aufbau des Bildungswesens in der damals jungen Republik. Gesellschaftlicher Wandel und die daraus resultierenden Folgerungen für die schulische Bildungsarbeit zwangen zu einer Neukonzeption der Volksschuloberstufe hin zur Hauptschule. Die bislang übliche „volkstümliche Bildung" reichte nicht mehr aus, um auf die moderne, sich ständig wandelnde und fortschreitende Arbeits-, Wirtschafts- und Lebenswelt vor- 13 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:19 Uhr Seite 14 Politik_Analyse Wovon kann eine Hauptschülerin träumen? zubereiten. Der Hauptschule erwuchs, so der DA 1964, die Aufgabe, allgemeine Bildung in einem neuen, zeitgemäßen Sinn zu verwirklichen – und stellte Bedingungen auf, die eine Hauptschule kennzeichnen: vierjährige Vollzeitschule bis Klasse 10, aufbauend auf eine sechsjährige gemeinsame Schulzeit; ab dem 7. Schuljahr Hinführung zur Arbeits- und Berufswelt; Pflichtschule und Oberschule, die für geeignete Schüler zu einem höheren Abschluss führt. Das Fehlen einer 10. Jahrgangsstufe und eines Mittleren Bildungsabschlusses, der dem von Realschule und Gymnasium entsprach, entzog dieser Schulart von Anfang an die Chance einer sinnvollen Entwicklung. Was in der Folgezeit in den einzelnen Ländern passierte, kann aus heutiger Sicht nur als vielschichtiger Bildungsirrtum bezeichnet werden, dessen Aus lediglich eine Frage der Zeit ist. Irrtum 2: Arbeitslehre Der DA ging davon aus, dass Beruf und Arbeitsleben wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens sind. In einer komplexen Arbeitswelt bedürfe es einer besonderen Hinführung des 14 Jugendlichen – der Arbeitslehre in der Hauptschule. Diese sollte „mit der Einheit von manueller, intellektueller und charakterlicher Erziehung ... zu einem heute nicht mehr entbehrlichen Teil der allgemeinen Bildung" werden. Die Zurückhaltung im Hinblick auf schulorganisatorische Fragen der Arbeitslehre, auf Konzeption einer möglichen Lehrerbildung und auf wissenschaftliche Fundierung eröffnete einen Gestaltungsspielraum, der – in jedem Bundesland zu unterschiedlichen fachdidaktischen Ansätzen und schulorganisatorischen Konkretisierungen der Arbeitslehre führte. Ähnlich divergent wie die Verankerung der Arbeitslehre in der Schulpraxis verlief parallel dazu die fachwissenschaftliche und fachdidaktische Diskussion, die auch nach jahrzehntelanger Diskussion über die Arbeitslehre und ihre Bezugswissenschaften zu keiner allgemein akzeptablen Arbeitslehre-Theorie beziehungsweise Standortbestimmung führte, zu sehr unterschieden sich die wissenschaftlichen und bildungspolitischen Vorstellungen aller Interessensgruppen über diesen Bildungsauftrag. Bis heute ist es nicht gelungen, die Problematik der „Arbeitslehre“ stringent und plausibel wissenschaftlich zu fundieren. Diese konzeptionellen Unsicherheiten – falsche bildungspolitische Weichenstellungen und die Entwicklung zu einer Dienstleistungs-, Wissens- und Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:19 Uhr Seite 15 Politik_Analyse Informationsgesellschaft – führten dazu, dass die Arbeitslehre als profilbildendes Merkmal der Hauptschule trotz aller bildungspolitischen Beteuerungen versagt hat. Eine Abschaffung der ideologisch stark belasteten Arbeitslehre (AWT) wäre eine notwendige Konsequenz. Irrtum 3: Anbindung an die Berufsschule Der DA betrachtete die Hauptschule als Eingangsstufe des beruflichen Bildungsweges, „der – als ,zweiter Bildungsweg' vielfach diskutiert und als sozial, ökonomisch und politisch erforderliche Korrektur unseres Bildungswesens sich durchsetzend – den Beruf als didaktisches Zentrum hat". Diese Aussage und die starke Fixierung auf die Kategorien Arbeit und Beruf sollten zu einer Anbindung an die Berufsschulen führen – die sich von Anfang an als eine Sackgasse und folgenschwerer, konzeptioneller Irrtum erwies. Zwar schien die Orientierung an der Berufsschule zur damaligen Zeit durchaus plausibel, weil sich die Schülerschaft der Berufsschule in den 60er und 70er Jahren noch überwiegend aus Abgängern der Volksschuloberstufe zusammensetzte. Was auch mit der gesellschaftlichen Realität übereinstimmte: Das Arbeitsleben war in diesen Jahrzehnten weitgehend handwerklich und industriell geprägt. Allerdings führte der Strukturwandel hin zu einer hoch technologisierten Informationsgesellschaft schon bald dazu, dass sich sowohl die Voraussetzungen für bestimmte Berufe als auch die Zusammensetzung der Schülerschaft an den Berufsschulen änderten. Die Berufsschule nahm verstärkt Jugendliche mit einem mittleren Bildungsabschluss oder gar mit Abitur auf. Hier liegt eine bildungstheoretische wie schulstrukturelle Wurzel des Irrtums, der trotz einer gewissen Affinität zwischen Hauptschule und Berufsschule in die falsche Richtung zeigte. Die jüngst in Bayern beobachtbare pragmatische Renaissance dieser Kooperation (vergleiche HuBiK-Initiative, eine politisch motivierte Zusammenarbeit zwischen Berufsschule und Hauptschule, vergleiche auch: www.hubik.bayern.de), stellt einen mehr oder weniger überzeugenden Rettungsversuch einer gescheiterten Bildungskonzeption dar. Irrtum 4: Praktische Begabung Kinder kommen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in die Schule. Sie mögen auch unterschiedlich begabt sein, aber es gibt kein Begabungsmodell, das es rechtfertigt, ihnen einen bestimmten Platz im dreigliedrigen Schulsystem zuzuweisen, geschweige denn ein Schulsystem darauf aufzubauen. Es war das Deutsche Handwerk, das ein besonderes Interesse an der Hauptschule zeigte, ein eigenes pädagogisches Profil der Hauptschule forderte und sehr lange an der vermeintlichen praktischen Begabung der Hauptschüler festhielt. Diese Attribuierung der Hauptschüler Bayerische Schule 7/8 2009 bleibt oberflächlich, ist empirisch nicht belegbar und trifft in vielen Fällen gar nicht zu. Tatsächlich befindet sich in der Hauptschule der Schüler, der aus irgendeinem Grund den Sprung in eine andere weiterführende Schule nicht geschafft oder nicht beabsichtigt hatte. Die Begabungsvielfalt ist an Hauptschulen genauso nachweisbar wie an anderen Schulen, lediglich das intellektuelle Niveau, die Fähigkeit zum abstrakten beziehungsweise wissenschaftlichen Lernen befindet sich bei Hauptschülern auf einer anderen Ebene. Dabei ist es keine Frage, dass sich Intelligenz sowohl auf die Schulleistungen als auch auf Bildungskarrieren auswirkt. Geht man davon aus, dass sich die Intelligenz normal verteilt, dann wird schnell klar, dass in der Hauptschule die Schüler übrig bleiben, die schlicht auf mehr Förderung in allen Bereichen angewiesen sind. Es sind nicht die Schüler mit einer „praktischen Begabung“, sondern die, die auf konkrete Anschauung und bestmögliche Individualisierung angewiesen sind, wobei diese Verteilung regional durchaus unterschiedlich gestreut sein kann. Die Ableitung einer schulartspezifischen Begabung ist daher ebenso widersinnig wie die Dreigliedrigkeit eines Schulsystems, das in einer hochdifferenzierten Gesellschaft nicht mehr funktional ist. Aufgabe der Bildungspolitik wäre es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Lernvoraussetzungen der Hauptschüler berücksichtigen und damit zu mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit beitragen. Irrtum 5: „Gesunde“ Hauptschule Es sind nicht nur die Intelligenz und die unterschiedlichen Begabungen, die die wichtigsten Akteure der Hauptschule, die Schüler, kennzeichnen. Bezüglich der Schülerschaft haben sich in den vergangenen 40 Jahren gravierende Veränderungen ergeben, die viel zu wenig in die schulstrukturelle und bildungspolitische Diskussion einfließen. Besuchten in den 70er und 80er Jahren noch viele Schüler diese Schulart, die in der Lage waren, die Angebote zum Beispiel des zweiten Bildungsweges wahrzunehmen oder hochwertige Berufskarrieren einzuschlagen, nahmen diese im Lauf der Zeit beständig ab. Das hängt sicher damit zusammen, dass die Hauptschule schon relativ früh bei Schülern wie Eltern negativ besetzt war. Schließlich waren mit dem Hauptschulabschluss eine geringere Berechtigung und damit schlechtere Berufsaussichten verbunden. Die Entwicklung zur Restschule ließ sich nicht aufhalten, auch wenn es in Bayern etwas länger dauerte und weniger spektakulär verlief als zum Beispiel in Hamburg oder Berlin. Elternwille, Image der Schule, Wandel der beruflichen Anforderungen, steigender Ausländer- beziehungsweise Migrationsanteil, ungünstige familiäre Rahmenbedingungen führten trotz pädagogisch und didaktisch sehr gut ausgebildeter Lehrer dazu, dass sich die Hauptschule zu einem Sammelbecken für den 15 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:47 Uhr Seite 16 Wohin kann ein Hauptschüler kommen? de Individualisierung beschreiben neben Migrationshintergrund und teilweiser Herkunft aus bildungsfernen und sozial auffälligen Familien nur einige der tatsächlichen Probleme unserer Schüler. Schulsozialarbeit und die Einrichtung von Ganztagsschulen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber eben nur ein kleiner. Sie sollten nicht als politische Alibifunktion dienen, sondern Teil einer umfassenden Bildungsreform werden. Wissenschaftlich begründete Hinweise liegen hinreichend vor (BLLV, Pisa-Analysen, OECD-Empfehlungen) – unverständlich, weshalb die Bildungspolitik nur so zögerlich reagiert, geht es doch um die Zukunft unserer Kinder und nicht zuletzt um die Zukunft unserer Gesellschaft. Irrtum 6: Gleichwertigkeit der Hauptschule schwächsten Rest der Schülerschaft entwickelte. Nur, wenn nichts mehr anderes übrig bleibt, lassen die Eltern ihr Kind auf der Hauptschule. Verwunderlich, denn glaubt man den Werbekampagnen der Kultusbürokratie und der staatstragenden Partei in Bayern, müsste die Hauptschule eigentlich die Schule sein, für die es keine Alternative gibt. Schulforscher bezweifeln, dass die Konzentration schwieriger Schüler in einer Schule für das Lernklima gut ist. Eine Folge dieser heterogenen Schülerschaft ist, dass es Hauptschüler besonders schwer haben, den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen. Vielfach fehlt ihnen die Ausbildungsreife, so dass sich laut Bildungsbericht von Bund und Ländern aus dem Jahr 2008 zweieinhalb Jahre nach Schulabschluss nur 60 Prozent der Jugendlichen aus der Hauptschule in einer „vollqualifizierenden Ausbildung“ befinden. Ob daran die „neue“ Ausrichtung der bayerischen Hauptschule mit einer intensiven Berufsorientierung etwas ändert, bleibt fraglich, da die Hauptschüler neben der unmittelbaren Vorbereitung auf eine berufliche Ausbildung vor allem Förderbedarf in grundlegenden Kompetenzen benötigen. Mangelhaftes Lesen, einhergehend mit einem mangelhaften Textverständnis, völlig unzureichende Rechen- und Problemlösungsfähigkeiten, keine ausdauernde Arbeitshaltung und Konzentrationsfähigkeit, mangelhafte Lernmotivation und unzureichen16 Je nach Bundesland besuchen gegenwärtig noch 10 Prozent (Hamburg, Berlin) bis 35 Prozent (Bayern) der Schüler eines Jahrgangs die Hauptschule. Die mangelhafte, halbherzige Lösung der Berechtigungsscheinfrage war schließlich eine der Hauptursachen, die die Bildungsidee Hauptschule von Anfang an zum Scheitern verurteilte. Die Politik und die Kultusbürokratie hatte dieses Scheitern längst erkannt, doch sie sind nicht in der Lage, diese Fehlentwicklung einzugestehen und Verantwortung für das Scheitern zu übernehmen. Im Gegenteil: Die Hauptschule wird bis heute schön geredet und „weiterentwickelt“. Das verdeutlichen ein paar Zitate bayerischer Kultusminister: „Die Hauptschule ist das Rückgrat des bayerischen Schulwesens.“ Oder: „Die bayerische Hauptschule bietet exzellente Bildungschancen …“ (beides Kultusministerin Hohlmeier, 1999 - 2004) und „Bayerische Hauptschule wird eine der innovativsten Schulformen in Deutschland" (Kultusminister Schneider, 2007). Die Lippenbekenntnisse setzten sich auch nach der Landtagswahlniederlage 2008 fort, die die CSU nicht zuletzt wegen ihrer unglaubwürdigen Bildungspolitik verloren hatte. So erklärte Ludwig Spaenle als der neue bayerische Kultusminister in einer Grundsatzrede bei der Hanns-Seidel-Stiftung am 28. Januar 2009 in München, dass die Bildungswege der weiterführenden Schulen in Bayern zwar andersartig, aber gleichwertig seien. Allerdings, so Spaenle: „Das Alleinstellungsmerkmal der Hauptschule ist ihre starke Berufs- und Praxisorientierung. Damit bietet sie ihren Schülerinnen und Schülern eine echte Chance und ein niederschwelliges Angebot zur Mittleren Reife.“ Offen ließ er, was unter einer „niederschwelligen Mittleren Reife“ zu verstehen ist. In seiner Regierungserklärung vom 26. März 2009 wurde er schon vorsichtiger: „... bei der Hauptschule stehen wir vor besonders großen Herausforderungen – sozial und demografisch, integrationspolitisch und schulpolitisch.“ Offensichtlich läutete er damit auch in Bayern das Ende der Hauptschule ein. Ratlosigkeit, Unvermögen, Ignoranz, politisches Spiel? Anders kann man die bildungspolitischen RückzugsgeBayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:47 Uhr Seite 17 Politik_Analyse Wovon kann eine Hauptschülerin leben? fechte nicht deuten, obwohl Wissenschaft, Lehrer und Lehrerverbände (in Bayern der BLLV) sehr wohl in der Lage wären, Bildungsalternativen konstruktiv-kritisch und fachlich beizusteuern. Unverständlich, denn, wie aus Pressemitteilungen und anderen Veröffentlichungen in Zusammenhang mit der Einführung der sechsjährigen Realschule hervorging, wusste das Kultusministerium spätestens Ende der 90er um die Schwächen der Hauptschule, nahm es aber billigend in Kauf abzuwarten, bis aufgrund der Schülerströme das Aus der Hauptschule nicht mehr zu vermeiden war. Ausblick Die Hauptschule als Bildungsidee der 60er Jahre ist tot. Gleichwohl wird in dieser Schule eine hervorragende pädagogische Arbeit geleistet. Lehrer arbeiten am Limit, sind teilweise ausgebrannt und frustriert – vor allem die, die den Untergang trotz aller bildungspolitischen Beteuerungen von Anfang an miterlebt haben. Ihrem pädagogischen Engagement und ihrer positiven Einstellung zu den Schülern ist es zu verdanken, dass das System nicht schon früher zusammengebrochen ist. Bayerische Schule 7/8 2009 In der Literatur und in der öffentlichen Diskussion wurden viele Argumente ausgetauscht, die zu einer Qualitätssteigerung, verbunden mit mehr Bildungsgerechtigkeit und weniger Stigmatisierung bestimmter Schüler, führen könnte. Vorschläge der PISAExperten, der OECD-Bildungsfachleute, der Schulforscher und der Lehrerverbände sollten frei von politischen Ideologien diskutiert, bewertet und umgesetzt werden. Der Streit gegliedertes Schulwesen versus Gesamtschule ist dysfunktional und überholt. Kultusminister Spaenle wirft dies der SPD im Zusammenhang mit der unleidlichen Mittelschuldiskussion wieder vor. Die Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsgruppen muss aufhören. Das ist nur möglich, wenn die Politik zu tiefgreifenden, grundsätzlichen Reformen der Bildungsstruktur bereit ist, die sich aus individueller und gesellschaftlicher Notwendigkeit ergeben und nicht von verbandspolitischen noch parteipolitischen Interessen und Macht geprägt sein dürfen. Denn nach wie vor gilt Pichts Feststellung von 1964: „Wenn das Bildungswesen versagt, ist die ganze Gesellschaft in ihrem Bestand bedroht.“ Dr. Paul Kupser war Mitarbeiter in der berufswissenschaftlichen Hauptstelle des BLLV und ist Seminarleiter an Hauptschulen. 17 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:28 Uhr Seite 18 Politik_Gespräche Der BLLV im Gespräch mit Gymnasialeltern-Vertreterin Köllner, der Grünen-Landtagsfraktion, FDP-Generalsekretärin Gruß, … Eltern unzufrieden mit Gymnasium Grüne: Aus für kleine Schulen? Dank für Kinderkommission im Landtag „Nur 60 Prozent aller Schüler, die in ein Gymnasium übertreten, erreichen das Abitur“, kritisierte die Vorsitzende der Gymnasialeltern Bayern (GyB), Ulrike Köllner, im Gespräch mit dem BLLV. Köllner sprach sich gegen einen einseitig auf Ziffernnoten und Punkte ausgerichteten Lern- und Leistungsbegriff aus. BLLV-Präsident Wenzel bestätigte: „Die Schüler eignen sich kurz vor einer Prüfung abfragbares Wissen an, um es danach schnell wieder zu vergessen.“ GyB und BLLV fordern, Heranwachsende in die Lage zu versetzen, selbständig Kompetenzen zu erwerben. Köllner und Wenzel kritisierten, dass Lehrpläne am Gymnasium noch immer überfrachtet seien. „Für Eltern ist es oft schwer, miterleben zu müssen, wie ihre Kinder versuchen, zu funktionieren – und trotz aller Bemühungen doch scheitern“, stellte Köllner fest. Aus Sicht Wenzels leiden auch viele Gymnasiallehrer unter den Strukturen: „In Massenbetrieben ist es schwer, zu einzelnen Schülern Beziehungen aufzubauen. Immer mehr Lehrer sind es auch leid, die ihnen anvertrauten Schüler wieder aussortieren zu müssen.“ GyB und BLLV setzen sich für Fördermöglichkeiten ein, die Nachhilfe überflüssig machen. Außerdem müssten ausreichend bedarfsgerechte rhythmisierte Ganztagsangebote geschaffen werden. ff Zehn Abgeordnete der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – mehr als die Hälfte der Fraktion – kamen zu einem Meinungsaustausch mit dem BLLV. Dieses zahlreiche Erscheinen wertete Fraktionsvorsitzende Margarete Bause als Ausdruck der hohen Bedeutung, die ihre Partei der Bildungspolitik und der Kompetenz des BLLV beimesse. BLLV-Präsident Klaus Wenzel zollte den Grünen Anerkennung für ihre zuverlässigen Positionen: „Bei Ihnen können wir uns darauf verlassen, das Ihre Beschlüsse auch noch in zwei Monaten gelten.“ Ausführlich stellten die BLLV-Vertreter die Positionen des Verbandes zur Grundschule, zur Regionalen Schulentwicklung und zum Neuen Dienstrecht vor. Vizepräsident Nitschke kritisierte am Entwurf der Staatsregierung für ein Neues Dienstrecht unter anderem, dass es keine Schülermesszahlen für Schulleiter an Schulen mehr vorsehe. Die Grünen sahen darin ein mögliches Zeichen, dass die Staatsregierung kleine eigenständige Schulstandorte generell auflösen wolle. Der Gesetzentwurf sehe außerdem vor, dass Lehrer künftig erst am Ende desjenigen Schuljahres in Pension gehen, in dem sie die Altersgrenze erreichen. „Wenn das wie geplant schlagartig umgestellt werden würde, wären im Jahr der Umstellung tausende junge Lehrer arbeitslos“, sagte Nitschke. ff Deutliche Übereinstimmung in vielen schul- und bildungspolitischen Fragen gab es bei einem Gespräch, zu dem BLLV-Präsident Klaus Wenzel die Generalsekretärin der bayerischen FPD Miriam Gruß in sein Büro eingeladen hatte. Wenzel bedankte sich zunächst dafür, dass Gruß gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Brigitte Meyer, einem BLLV-Mitglied, eine Kinderkommission im Landtag initiiert hat. Gerade in diesem Jahr, in dem die Erklärung der Vereinten Nationen zu den Kinderrechten 50 Jahre alt wird, sei dies ein wichtiges Signal. Ebenso wie der BLLV hatte sich die Generalsekretärin außerdem für die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz ausgesprochen. Einigkeit bestand auch in der Einschätzung, dass Bildung im Bereich der Kindertagesstätten und der Grundschulen von besonderer Bedeutung sei und daher konsequenter als bisher unterstützt werden müsse. Wenzel machte allerdings auch deutlich, dass der BLLV mit dem vom Kultusminister favorisierten und von der FDP akzeptierten Kooperationsmodell nicht einverstanden sei: „Dieses Konzept löst kein einziges Problem und schafft zahlreiche neue.“ Die Generalsekretärin sagte zu, dass in ihrer Partei noch einmal gründlich über die Vorteile des BLLV-Konzepts nachgedacht werde. BS 18 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 16.07.2009 9:43 Uhr Seite 19 Politik_Gespräche …Fraktions- und Arbeitskreisvorsitzenden der SPD im Landtag sowie der CSU-Landtagsfraktion. Bayerische Schule 7/8 2009 SPD: Kinder im Mittelpunkt CSU: System nicht gottgegeben „Bildungspolitik ist Querschnittspolitik. Deshalb sucht der BLLV das Gespräch nicht nur mit Bildungspolitikern!“ Diese Feststellung traf BLLV-Präsident Klaus Wenzel zu Beginn eines Meinungsaustauschs mit der SPD-Landtagsfraktion. Eingeladen waren neben den Bildungspolitikern und der Fraktionsspitze die Leiterinnen und Leiter aller fraktionsinternen Arbeitskreise. SPD-Fraktionsvorsitzender Franz Maget verwies darauf, dass 19 Abgeordnete der Einladung gefolgt seien, darunter auch der gesamte Fraktionsvorstand. Die Fraktion bringe damit einerseits ihren Respekt gegenüber dem BLLV zum Ausdruck. Er sei der Lehrerverband in Bayern, der bereit sei, eine pädagogische Diskussion unabhängig von Schularten zu führen. Andererseits demonstriere seine Fraktion so, welche Bedeutung sie der Bildungspolitik beimesse. Wie wichtig die Bildungspolitik sei, habe sich auch daran gezeigt, dass sie bei der jüngsten Landtagswahl wahlentscheidend gewesen sei. Für die SPD stehe bei ihren bildungspolitischen Entscheidungen stets die Frage im Mittelpunkt: „Nutzt es unseren Kindern?“ Nach den einführenden Worten der beiden Vorsitzenden tauschte man sich in vier Arbeitsgruppen zu den Themen Regionale Schulentwicklung, Neues Dienstrecht, Elementarbereich und Grundschule sowie Lehrerbildung aus. ff BLLV-Präsident Klaus Wenzel lehnte die neuen Übertrittsregeln im Gespräch mit dem Arbeitskreis Bildung der CSU-Landtagsfraktion ab. Hier werde an einem System herumgedoktert, das insgesamt überwunden werden müsse. Der BLLV fordere stattdessen eine Freigabe des Elternwillens bei der Schulwahl. Simone Fleischmann ergänzte: „Wenn Lehrer nicht mehr über den Übertritt entscheiden, wächst die Achtung der Eltern. Sie können sich pädagogischen Rat holen, müssen ihm aber nicht folgen.“ Der Arbeitskreisvorsitzende Georg Eisenreich argumentierte, die Neuregelungen brächten mehr Transparenz und Förderung. Fritz Schäffer sagte, der BLLV sei grundsätzlich gegen eine Verteilung der Kinder nach der 4. Jahrgangsstufe. Die CSU setze sich für eine Optimierung eines Verfahrens ein, ohne Argumente für diese Verteilung zu haben. Mehrfach fragte er die Parlamentarier, was aus ihrer Sicht gegen eine längere gemeinsame Schulzeit spricht. Walter Taubeneder fragte zurück: „Warum sollte man das verändern?“ Sein Fraktionskollege Gerhard Wägemann hält das System für so durchlässig, dass Übertrittsentscheidungen auch nachträglich korrigierbar seien. Auch Eisenreich sprach sich für eine äußere Differenzierung nach der 4. Jgst. aus. Gleichwohl könne man über alles reden, nichts sei „gottgegeben“. ff 19 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:27 Uhr Seite 20 Politik_Akzente Ob Seminarleiter optimal auf ihre Leitungs-, Beratungs- und Beurteilungstätigkeit vorbereitet werden, soll hier nicht bewertet werden. Auf jeden Fall wird viel getan, damit sie gute Bürokraten werden. Zumindest war das vor 25 Jahren so. Als ich mein Amt als Seminarleiter antrat, bekam ich ausführliche Hinweise zur „Führung des Postwertzeichennachweises“. Einige Zitate daraus: „Zur Beschaffung von Postwertzeichen ist die in der Formular- und Vordruckbedarfsendung im Begleitschreiben unter Nr. 10 genannte ,Zusammenstellung des Postwertzeichenbedarfs mit Bescheinigung des Postamtes’ zu verwenden. Der Seminarleiter schreibt als Postwertzeichenverwalter die Postwertzeichen nach Empfang im Postwertzeichennachweis, hier im Formblatt Nr. 11, ein. Der Postwertzeichenverwalter hat jeweils für ein Haushaltsjahr einen Postwertzeichennachweis gemäß Formblatt Nr. 11 zu führen. Der Postwertzeichennachweis ist laufend aufzurechnen und am Ende des Haushaltsjahres abzuschließen. Bestände an Postwertzeichen sind in den Postwertzeichennachweis des folgenden Haushaltsjahres zu übertragen …“ Bürokratie behindert Bildung von Klaus Wenzel Knapp 15 Jahre alt ist eine KMBek (VI/8-S4402/7-8/163419) in der die „Entnahme von Froschlaich oder Kaulquappen aus Gewässern für unterrichtliche Zwecke“ geregelt ist. Darin ist festgelegt, dass „alle heimischen Amphibienarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) beziehungsweise der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt sind (§ 20 e Abs. 1 in Verbindung mit § 1 BArtSchV, Anlage 1) und daher ein Fangen dieser Tiere nach § 20 f Abs. 1 Nr. 1 b BNatSchG generell untersagt ist; dieses Verbot bezieht sich auch auf Eier und Larven (§ 20 a Abs. 1 b BNatSchG). Im Hinblick auf den pädagogischen Wert des Haltens und Beobachtens von Amphibienlarven in der Schule können die zuständigen Landesbehörden in bestimmten Fällen gemäß § 20 g Abs. 6 Nr. 3 BNatSchG jedoch Ausnahmen von dieser Regelung zulassen”. OWA – Ohne Wär’s Angenehmer Ob es derart bürokratische Bekanntmachungen auch heute noch gibt, kann jede Kollegin und jeder Kollege selbst entscheiden. Tatsache ist, dass die Regelungswut nicht ab- sondern deutlich zugenommen hat. Tatsache ist auch, dass die KMBeks, KMSn, RSn und sonstige Veröffentlichungen heute nicht mehr nur in Papierform in die Schulen strömen, sondern dass die Schulleitungen über das Netz zugemailt und manchmal auch zugemüllt werden. OWA heißt die Einrichtung. Offiziell die Abkürzung für Outlook Web Access. In vielen Schulleitungen das Synonym für „Ohne Wär’s Angenehmer“. Schulleiter verbringen täglich viel Zeit mit dem Sichten und Sortieren der Eingänge und zwar unabhängig davon, ob sie „nebenbei“ noch viel oder wenig unterrichten müssen oder für mehr oder weniger Kolleginnen und Kollegen zuständig sind. Im glücklichen Fall haben sie eine Verwaltungsangestellte, die allerdings auch wichtigere Dinge zu tun hätte als Spams auszusortieren und KMBeks einzusortieren. Bürokratie ist aber kein Phänomen, das nur in den Rektoraten zu Hause ist. Längst hat es sich krakenähnlich in die Lehrer- und Klassenzimmer gewälzt. Ob VERA oder Orientierungsarbeiten, ob Evaluation oder Visitation, ob Anfragen für Statistiken oder Datensammlungen für Regierungserklärungen, ob das Berechnen von Hundertstelnoten für ein abwegiges Übertrittsverfahren oder nutzlose „Streitgespräche“ mit widerborstigen Eltern. Lehrerinnen und Lehrer werden (zu) viel mit Bürokratie und Blödsinn belästigt. Und das belastet. Nicht nur weil es viel Kraft und Zeit kostet, nicht nur weil es die Berufszufriedenheit reduziert. Sondern auch und vor allem deshalb, weil wir zu wenig Zeit für unsere eigentliche und wirklich wichtige Aufgabe haben. Und die heißt Bildung und nicht Bürokratie. 20 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_1-21_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:27 Uhr Seite 21 PPolitik_Aus dem Landtag Opposition und Regierung diskutieren neue Schulmodelle ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat versucht, mit einer Aktuellen Stunde die Staatsregierung dazu zu bewegen, neuartige Schulmodelle zuzulassen, um dem ländlichen Raum Perspektiven zu eröffnen. Der Dringlichkeitsantrag der Grünen wurde jedoch ebenso abgelehnt wie ein vergleichbarer Antrag der SPD: Grünen-Bildungssprecher Thomas Gehring argumentierte, nach der Landtagswahl seien bildungspolitische Hoffnungen geweckt worden, die nun unerfüllt blieben. Hauptgrund sei das Festhalten der Staatsregierung an der Eigenständigkeit der Schularten. Es müsse jetzt geklärt werden, wie die bayerische Schullandschaft in zehn Jahren aussehen solle. Wenn die Schließung weiterer Hauptschulen verhindert werden solle, müssten vor Ort Schulen mit vielfältigen Abschlüssen angeboten werden. Georg Eisenreich (CSU) erwiderte, es könnten nicht alle Hauptschulen erhalten werden. Auch der D Schulversuch Kooperationsschulen sei keine Antwort auf die Frage, wie die wohnortnahe Schulversorgung gesichert werde. Dies solle vielmehr durch Schulverbünde und Dialogforen erreicht werden. Um die wohnortnahe Schule zu retten, forderte Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD) die Möglichkeit, an jeder Schule den mittleren Schulabschluss anzubieten. Außerdem müssten innovative Profile wie eine längere gemeinsame Schulzeit genehmigt werden. Für die Freien Wähler stellte Eva Gottstein fest, dass Schüler, Eltern und Lehrer nicht zufrieden seien mit der Schullandschaft. Sie forderte neue Schulmodelle, beispielsweise Gesamtschulen, Montessori-Schulen, Schulen nach dem Modellversuch 9 + 2 in Rosenheim oder M 5Schulen à la Rottach-Egern. Die Realschullehrerin Gottstein sprach sich gegen eine Vermischung von mittlerem Abschluss und Realschulabschluss aus. Beide seien zwar gleichwertig, aber keinesfalls gleichartig. Renate Will (FDP) räumte ein, vieles gehe nicht so schnell und nicht so wie ursprünglich gedacht. Ziel der Kooperationsschulen aber sei „niemals“ gewesen, einzelne Hauptschulen zu retten. Vielmehr sollen wohnortnah Realschulabschlüsse angeboten werden. Kultusminister Ludwig Spaenle sagte, es sei „falsch zu glauben, man könnte einzelne Hauptschulstandorte dadurch sichern, dass man einzelne Elemente aus anderen Schularten herausreißt und sie an zahlenmäßig schwache einzügige Hauptschulen anklebt“. Stattdessen will der Kultusminister, dass Schulen in Schulverbünden „mehr Verantwortung wagen“. Die Dialogforen sollen für jede Region eine eigene Lösung finden. Zur Aktuellen Stunde wurden drei Dringlichkeitsanträge eingereicht (siehe die Meldungen auf dieser Seite). ff Grüne: Öffnung SPD: passgenau CSU/FDP: ortsnah Eine „zukunftsfähige regionale Schulentwicklung“ fordern Bündnis 90/Die Grünen mit ihrem Dringlichkeitsantrag (Drs. 16/1408). Die Staatsregierung soll im Rahmen des Schulversuchs Kooperationsschulen eine „Öffnungsklausel“ zugunsten unterschiedlicher Organisationsmodelle beziehungsweise Konzepte zulassen. So sollen Schulen mit Haupt- und Realschulzweig unter einem Dach auch integrativ erlaubt werden. Ebenso sollen die Modellschulen den „mittleren Bildungsabschluss (Realschulabschluss)“ anbieten dürfen. Der gesamte Modellversuch soll wissenschaftlich begleitet und nach sechs Jahren von einem unabhängigen Gremium evaluiert werden. Der Antrag der Grünen wurde in namentlicher Abstimmung abgelehnt. ff Die Schule am Ort stärken will die SPD durch ihren Dringlichkeitsantrag (Drs. 16/1419). Von der Staatsregierung wird ein entsprechendes Konzept verlangt. Die Qualität der Schulen vor Ort soll ausgebaut und eine „passgenaue regionale Schulentwicklung“ erarbeitet werden. Ausdrücklich will die SPD es den Kommunen ermöglichen, Schulen mit einer längeren gemeinsamen Schulzeit und einem mittleren Abschluss einzurichten. Die aktuelle Entwicklung erfordere „andere bildungspolitische Antworten“ als bisher, heißt es in der Begründung. Die Schulpolitik müsse sich an den konkreten Bedürfnissen vor Ort orientieren statt „weiterhin zu versuchen, die Wirklichkeit in die bestehende Struktur einzupassen“. Der Antrag der SPD wurde abgelehnt. ff Die Koalitionsfraktionen fordern in ihrem Dringlichkeitsantrag (Drs. 16/1420) wohnortnahe Schulen und die Sicherung der Schulqualität trotz rückläufiger Schülerzahlen. Dialogforen und Kooperationsschulen sollen zügig realisiert werden. Kleinere Hauptschulen sollen durch Schulverbünde mit zusätzlichen Kompetenzen erhalten werden. Innerhalb dieser Verbünde sollen die drei Profile, ein offenes oder geschlossenes Ganztagsangebot sowie der mittlere Abschluss angeboten werden. Der berufsvorbereitende Charakter der Hauptschule soll weiterentwickelt werden, indem der Praxisbezug und die Kooperation mit Berufs-, Wirtschafts-, und Realschulen gestärkt wird. Der Antrag wurde mit den Stimmen von CSU, FDP und FW angenommen. ff 21 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH 16.07.2009 10:58 Uhr Seite 22 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:52 Uhr Seite 23 Thema_Grundschule Wenn sich alles nur um eins dreht Klimawandel in der Grundschule – wie Lehrer und Schüler demotiviert und manchmal sogar krank werden. Von Simone Fleischmann Julian* geht heute nicht zur Schule – Maximilian besucht dreimal pro Woche das Nachhilfeinstitut – Herr Wehner macht im Gespräch mit der Schulleiterin die Klassenlehrerin für die Noten seiner Tochter verantwortlich – Die Klassenlehrerin der 4 b ist seit drei Wochen krank, denn so hat sie ihren Beruf als Pädagogin nie verstanden haben wollen – Die Eltern von Melanie bedrohen den Schulleiter, weil ihr Sohn keinen Platz in der dritten Ganztagsklasse bekommen hat – Kilian nässt wieder ein. Alles dreht sich nur um eins: den Übertritt, aber nichts ändert sich. Julian mag heute nicht in die Schule. Seine Mutter merkt, dass da was nicht stimmt, und versucht, den wahren Grund zu erfahren. Vergeblich. Irgendwann stellt sich heraus: Julian verweigert den Schulbesuch, weil er ahnt, dass heute eine Mathematikprobe geschrieben wird. Kinder wollen nicht mehr zur Schule gehen, weil sie Angst vor Proben haben. Dabei waren sie zu Beginn der Schulzeit noch wissbegierig, motiviert, freuten sich darauf, die Buchstaben, die Zahlen, das Lesen und Rechnen zu lernen – jetzt in der 4. Klasse. oftmals schon in der 3., verweigern sie. Julian ist ein guter Schüler, merkt aber, dass er nicht immer die Note „gut“ schafft und kommt mit diesem Druck nicht klar. Er will auf das Gymnasium gehen und alle sagen ihm auch immer, dass er es schaffen wird. Intelligente Kinder versagen aufgrund von Leistungsdruck. Wissen geht verloren. Alles dreht sich um den Übertritt, aber keiner ändert was. Der BLLV fordert einerseits einen neuen Leistungsbegriff, einen, der nicht nur produktorientiert definiert ist, sondern den individuellen Lernprozess eines Kindes in den Vordergrund stellt. Qualitative Veränderungen in der Grundschule sind die eine Stellschraube, systemische müssen folgen. * alle Namen geändert Bayerische Schule 7/8 2009 23 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 11:57 Uhr Seite 24 Thema_Grundschule MEHR KLEINERE Klassen und Gruppen Förderung Maximilian geht nicht mehr zu Karate, sieht seine Freunde nur am Wochenende, und auch seinem neuen Hobby, dem Schach, kann er nicht mehr nachgehen. Er geht dreimal in der Woche ins Paukinstitut. Maximilians Eltern erkannten schon früh, dass ihr Sohn hochbegabt ist. In der 4. Klasse aber sind seine Leistungen alles andere als über dem Durchschnitt. Mit viel Pauken erreicht er in den entscheidenden Fächern meistens die Beurteilung „gut“ oder „befriedigend“. Alles dreht sich um eins, den Übertritt. Nichts anderes zählt mehr. Grundschullehrer erleben sich als Richter über die Zukunft der Kinder; als Geber von Berechtigungen oder als Verhinderer von Zukunftschancen. Ihre pädagogischen Fähigkeiten werden in Frage gestellt. Allein der Notenschlüssel, die Bewertungsskala und der Schnitt in den drei entscheidenden Fächern zählen. Der BLLV fordert eine echte Freigabe des Elternwillens, und dass die aufnehmende Schule die Verantwortung für die entsprechende Schullaufbahnentscheidung trägt. Herr Wehner beschuldigt im Gespräch mit der Schulleiterin die Kollegin der Klasse 4f, sie sei unfähig zu unterrichten und nicht in der Lage, den Kindern die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln. Seine Tochter Aylina hatte in der ersten und zweiten Klasse nur sehr gute Noten und nun sei womöglich der Übertritt gefährdet. Im Gespräch macht die Lehrerin deutlich, dass das Mädchen von ihrem Entwicklungsstand her die steigenden Anforderungen einer 4. Klasse noch nicht bewältigen kann. Sie ermüde schnell, könne sich nur über eine geringe Zeitspanne konzentrieren und falle immer mehr durch erhöhte motorische Unruhe auf. Da steht der Vater auf und kündigt an, sein Kind eben in einer Privatschule anzumelden, wenn diese Schule nicht in der Lage sei, seine Tochter entsprechend ihrer Anlagen zu fördern. Die Schüler der 4. Klasse sind in einem Alter, in dem es nicht sinnvoll ist, sie auf drei Wege zu verteilen. Es hat auch keine Validität, wie die Rückkehrquoten beweisen. Kinder zerbrechen daran und gerade die schwachen Schüler werden stigmatisiert und für ihr Leben etikettiert. Die frühe Selektion verhindert die positive Entwicklung von Kindern und macht die Grundschule nicht zum wichtigsten Fundament der Bildung, sondern zur Rennstrecke für die weiterführenden Schulen. Damit Kinder nicht aufgrund der strukturellen Bedingungen kaputt gehen, fordert der BLLV, dass die entwicklungsgemäßen Voraussetzungen von Kindern anerkannt werden. Das bedeutet: Eine längere gemeinsame Schulzeit. 24 Die Klassenlehrerin der 4 b ist schon seit drei Wochen krank. So hatte sie sich ihren Beruf nie vorgestellt: Keine Probe kann sie mehr zurückgeben, ohne dass sie im Anschluss mehrfache kritische Elterngespräche zu Aufgabenstellung, Bepunktung oder Notenverteilung führt. Nicht selten plötzlcih mit dem Anwalt der Eltern, der auftritt, als habe er Pädagogik studiert und viele Jahre Berufserfahrung und nicht sie. Ausflüge, Projekte und Offene Unterrichtsstunden sind scheinbar nichts mehr wert in den Augen so mancher Eltern. Die haken immer wieder nach: Muss denn soviel Schnickschnack in der 4. Klasse wirklich noch sein? Die Konzeption von Proben im Jahrgangsstufenteam ist eine zeitintensive Aufgabe, aber nur so können die Lehrerinnen und Lehrer den Vorwurf der Willkürlichkeit und Unfairness zurückweisen. Alles dreht sich um zwei Zahlen: 2,0, 2,33. Das System macht aus Pädagogen Punktemaschinen, deren Aufgabe es oftmals nur mehr ist, sich gegenüber elterlichen Anschuldigen zu wehren. Diese Schule macht Kinder und Lehrer krank. Eltern aber sind nicht die Schuldigen, auch sie sind Opfer des Systems. Kein Lehrer nimmt es einer Mutter übel, wenn sie das Beste für ihr Kind will. Es dreht sich eben alles um eins: Wer schafft den Übertritt auf das Gymnasium, oder: wie kann man um alles auf der Welt verhindern, dass das Kind auf die Hauptschule muss? Warum dreht sich nicht das System? Die Kleinen werden nur dann ganz STARK, wenn sie nicht aufgrund von Ängsten, Druck und Unsicherheit weit hinter ihrer Leistungsfähigkeit zurück bleiben. Der BLLV fordert daher eine längere gemeinsame Schulzeit, in der individuelle Förderung passiert, ebenso wie selbstständiges, verständnisintensives Lernen im Rahmen von Lernarrangements. Melanie geht in die 2. Klasse. Ihre Eltern haben sie für die dritte Ganztagsklasse angemeldet. Da es schon bei weitem mehr Anmeldungen gibt als Plätze, kann Melanie nicht aufgenommen werden. Die Eltern bedrohen den Schulleiter auf’s Wüsteste und schalten ihren Anwalt ein, der an den Kriterien der Auswahl deutliche Zweifel erkennen lässt. Melanie soll unbedingt in die Ganztagsklasse, ihre Eltern sind der Ansicht, dass nur ein ganztägiges, von Profis gestaltetes Lernen sicherstellt, dass ihre Tochter dann den Übertritt schafft. Die Ganztagsklassen der Grundschule als Fitnesstraining für’s Gymnasium? Das Konzept Ganztagesunterricht wird ad absurdum geführt, wenn es, wie im Fall von Melanies Eltern, systemtreu ausgelegt wird, und sich doch wieder nur alles um eins dreht. Bayerische Schule 7/8 2009 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH E 15.07.2009 11:57 Uhr BESSERE Lehrerbildung Seite 25 FREIE Thema_Grundschule Schulwahlentscheidung Stimmen der Wissenschaft Bildungspolitisch begrüßenswerte Ansätze brauchen eine Chance. Das bedeutet: entsprechende Rahmenbedingungen. Die Ganztagsschule muss als pädagogisch sinnvolles Modell entwickelt werden, dafür ist das notwendige Maß an Lehrerstunden unabdingbar. Kilian nässt wieder ein und auch seine Neurodermitis kommt wieder zum Vorschein. Er reagiert offensichtlich psychosomatisch auf die Stresssituation in der 4. Klasse und kann demzufolge kaum mehr Leistungen zeigen, die seiner Begabung entsprechen. Seine Eltern und die Lehrerin machen sich große Sorgen. Kilian muss nicht aufs Gymnasium, aber er spürt, dass alles andere nicht so viel wert ist. Er fühlt sich als Verlierer. Gerade am Anfang ihres Schülerlebens, in der Grundschule, müsste die anfängliche Begeisterung der Kinder für das Lernen erhalten werden. Allzu oft aber ist sie heutzutage ein Ort, der Kinder am Lernen eher hindert, statt sie dazu zu motivieren. Die Grundschule muss an Wert gewinnen, sie darf nicht nur als Stellrad für die Zukunft verstanden werden. Sie muss kleine Kinder ganz GROSS werden lassen, und nicht psychisch, physisch oder psychosomatisch krank machen. „Gewisse Beliebigkeit“ „Die Leistungskapazität Zehnjähriger und deren weitere Entwicklung in den nächsten sechs oder acht Jahren lässt sich nicht sicher einschätzen und beurteilen, eben weil zukünftige Einflussfaktoren in ihrer Wirkungsweise auf die Entwicklung der Schüler nicht vorhersehbar sind. Dazu wären hellseherische Fähigkeiten notwendig, die wohl keine professionell arbeitende Grundschullehrerin für sich beanspruchen wird.“ „Die Tatsache, dass die gegenwärtig geltenden Notengrenzen für die jeweilige Übertrittsempfehlung am Ende der Grundschulzeit sowohl historisch gesehen als auch aktuell im bundesdeutschen Ländervergleich variieren, verleiht diesen Vorgaben eine gewisse Beliebigkeit und nährt den Verdacht, dass die festgelegten Notengrenzen eher der Steuerung von Schülerströmen als der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit dienlich sind.“ Prof. Margareta Götz, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Würzburg Kurz: „Psychiatrie ins Studium“ Alles dreht sich nur um eins – der BLLV dreht da nicht mit. „20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind verhaltensauffällig. Manifeste psychische Störungen sehen wir bei 2 bis 5 Prozent der Kinder. Die meisten der auffälligen Kinder finden sich in Förder-, Haupt- und Grundschulen. Sie wirken irgendwie komisch, zumeist zurückgezogen und grundsätzlich traurig gestimmt, sie denken, sie können nichts und sind an allem schuld. Deshalb lassen sie in ihren kognitiven Leistungen nach. Wenn dann Eltern und Lehrer sagen: „Gib dir mal mehr Mühe!“, und sie wie vorauszusehen nicht besser werden, denken sie: „Ich kann eben wirklich nichts“. Ich höre schon Erstklässler traurig sagen: „Ich bin nicht geeignet für’s Gymnasium.“ Wir können es uns als Gesellschaft nicht erlauben, dass diejenigen, die als schwierig oder gar krank gelten, nicht integriert werden. Kinder- und Jugendpsychiatrie muss ins Lehramtsstudium integriert werden.“ Der BLLV fordert: • Mehr Förderung • Kleinere Klassen und Gruppen • Freie Schullaufbahnentscheidung • Längere gemeinsame Schulzeit • Bessere Ausbildung der Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer • Gleiche Bezahlung der Lehrer Mehr Infos unter www.grundschule.bllv.de Simone Fleischmann ist Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV. Bayerische Schule 7/8 2009 Prof. Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU 25 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 12:24 Uhr Thema_Grundschule Seite 26 Thema_Grundschule Blattlese In über 200 ausführlichen Texten hat die Presse die Aktionen der Kreis- und Bezirksverbände des BLLV zur Grundschulaktion vorgestellt. Grundtenor: Es muss endlich was passieren! 26 27 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 12:24 Uhr Thema_Grundschule Seite 26 Thema_Grundschule Blattlese In über 200 ausführlichen Texten hat die Presse die Aktionen der Kreis- und Bezirksverbände des BLLV zur Grundschulaktion vorgestellt. Grundtenor: Es muss endlich was passieren! 26 27 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 12:01 Uhr Seite 28 Thema_Grundschule GLEICHE LÄNGERE Bezahlung der Lehrer gemeinsame Schulzeit BLLV-Studie Grundschullehrkräfte monieren Missstände Erschwerte Arbeitsbedingungen in Grundschulen, zu große Klassen für jahrgangübergreifendes Unterrichten, zu wenige Ressourcen für Projekte, Kritik an Ziffernnoten und Selektionsauftrag – zu diesen und weiteren Punkten haben Grundschullehrkräfte in Bayern in einer Studie des BLLV mehrheitlich massive Kritik geäußert. Mit einer breit angelegten Befragung hat der BLLV die Situation an den bayerischen Grundschulen erfasst. 801 Lehrerinnen und Lehrer äußerten sich über die Kooperation mit Kindertagestätten und die vorgezogene Einschulung, über jahrgangskombinierte Klassen und Ganztagsschulen, über Elternarbeit und das jeweilige Schulklima sowie zum Übertritt in weiterführende Schulen. Sie bewerteten die bayerische Bildungspolitik und erhoben Forderungen zur Verbesserung der Lern- und Arbeitssituation an den Grundschulen. Hier einige zentrale Aspekte der Befragung. 95 Prozent der Lehrerkräfte erleben, dass das Arbeits- und Sozialverhalten der Grundschüler im Vergleich zu früheren Jahren problematischer und die Kinder mit besonderem Förderbedarf in den Klassen mehr geworden sind. 87 Prozent sehen, dass die Lernund Leistungsunterschiede zwischen den Grundschülern zugenommen haben. Für 90 Prozent der Befragten gestaltet sich deshalb das Unterrichten und Erziehen schwieriger als früher. 97 Prozent sind überzeugt, dass sie heute mehr gefordert und belastet werden. Alle Grundschullehrkräfte sind überzeugt: größere Heterogenität der Schülerschaft erfordert bessere Unterrichtsbedingungen. Vor diesem Hintergrund verlangen knapp 90 Prozent der Befragten die Rückgabe aller früher gestrichenen Unterrichtsstunden und eine bessere Lehrer-Schüler-Relation, die zum Beispiel Teamteaching ermöglicht. 96 Prozent fordern mehr Unterstützung durch Sonderpädagogen und Förderlehrer. Zusätzliche Fördermaßnahmen halten alle Befragten für dringend notwendig. Kindertagesstätten und Grundschulen sollen intensiv kooperieren, die erforderlichen Stunden für die Kooperationsbeauftragten halten jedoch 84 Prozent der Befragten für nicht ausreichend. Drei Viertel der Befragten sprechen sich gegen das Vorziehen des Einschulungsalters aus und zwei Drittel befürworten stattdessen eine flexible Eingangsphase. Zwar wurde für Grundschüler eine Mittagsbetreuung eingeführt, in knapp der Hälfte der Fälle konnte sie aber bis heute noch nicht zufriedenstellend organisiert werden. Das Ministerium plant die gebundenen Ganztagsschulen massiv auszubauen. 80 Prozent der Befragten sind jedoch der Meinung, dass dieses Vorhaben wie vorgesehen mit zehn Lehrerstunden und 3.000 Euro im Jahr nur unzureichend umgesetzt werden kann. Laut Kultusministerium verbessern jahrgangskombinierte Klassen das 28 soziale Lernen. Die befragten Lehrerinnen und Lehrer finden aber mehrheitlich, dass dafür die Klassen zu groß sind und es zu wenige zusätzliche Lehrerstunden gibt. 90 Prozent fordern maximal 20 Kinder für solche Klassen und zehn zusätzliche Lehrerstunden. Mehr als drei Viertel der Befragten halten daher jahrgangskombinierte Klassen vor allem für eine Sparmaßnahme. Auch die neue, auf die Verbesserung der Gesundheit der Schüler zielende Initiative „Voll in Form“ wird von der Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer skeptisch beurteilt. Die Vielzahl der angeordneten Neuerungen in der Grundschule führt bei fast allen Befragten zu dem Wunsch, dass sie ihre pädagogische Arbeit „in Ruhe“ leisten können. 90 Prozent der Befragten fordern außerdem mehr Entscheidungsfreiheit für die Einzelschule. Vorkurse in Deutsch für Kinder aus Migrantenfamilien können zwar den Schulstart erleichtern. Die Kurse kommen jedoch in über der Hälfte der Fälle nur teilweise oder gar nicht zustande. Zwei Drittel der Lehrerkräfte berichten, dass Kinder mit Deutschlernangeboten an den Grundschulen unzureichend versorgt sind. Fast alle erheben die Forderung, dass bei einem hohen Migrantenanteil die Klassengröße auf maximal 20 Schüler begrenzt werden muss. 90 Prozent halten in Kindertagestätten und Grundschulen Fachkräfte mit einer einschlägigen Ausbildung in Deutsch als Zweitsprache für notwendig, eine Qualifikation, die bisher in der Ausbildung von Erziehern und Lehrerkräften sträflich vernachlässigt wurde. Kritik an Noten und Auslese 80 Prozent der Grundschullehrkräfte erleben, dass Eltern Zeugnisse mit Ziffernnoten erwarten. Mehr als die Hälfte sieht aber auch, dass Noten vielen Kindern Lernmotivation nehmen und Schulfreude beeinträchtigen. Mit der Wiedereinführung der Ziffernnoten im Jahreszeugnis der Jahrgangsstufe 2 verlagert sich nach ihrer Meinung auch der Auslesedruck bereits in diese Klasse. 98 Prozent der Befragten sehen, dass für viele Kinder die bevorstehende Auslese für die drei Schularten großen Stress bedeutet. 95 Prozent geben an, dass die Kinder mehr für Noten und Zeugnisse lernen als aus Interesse an den Inhalten. Nur Bayerische Schule 7/8 2009 BS_22-29_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 12:01 Uhr Seite 29 E Thema_Grundschule t Ausgewählte Aussagen von Lehrerkräften zur Situation an Grundschulen (N = 801) 0% 20% 40% 60% 80% 100% Das Vorziehen des Einschulungsstichtags ist zu befürworten 3% 5% 17% 47% 28% Kombinationsklassen sind an mehrzügigen Schulen eine Sparmaßnahme 59% 18% 15% 4% 4% Die Migrantenkinder sind mit Deutschlernangeboten gut versorgt 1% 10% 24% 23% 42% Die Aktion „Voll in Form“ des Ministeriums ist praktikabel 3% 14% 34% 22% 27% Der Übertritt bedeutet für viele Kinder großen Stress 85% 13% 2% Die Kinder sollen länger als vier Jahre gemeinsam die Schule besuchen 67% 15% 10% 5% 3% Ich fühle mich von der bayerischen Bildungspolitik gut unterstützt 1% 2% 18% stimme voll zu 10 Prozent sind der Auffassung, das bisher praktizierte Übertrittsverfahren habe sich bewährt. Einen Ausweg aus Noten- und Auslesestress sehen 82 Prozent in einer längeren gemeinsamen Schulzeit. Nur 8 Prozent sprechen sich dagegen aus, 10 Prozent sind unentschieden. 80 Prozent der Grundschullehrkräfte fühlen sich von der Bildungspolitik nicht gut unterstützt, nur 2 Prozent können dies von sich sagen. Entsprechend schlecht fallen die Noten für die Politik aus: 2 Prozent gut, 22 Prozent befriedigend, 36 Prozent ausreichend, 36 Prozent mangelhaft, 4 Prozent ungenügend. Das ergibt für die Schulpolitik einen Notenschnitt von 4,17. Der mangelhaften Unterstützung durch den Dienstherrn setzen die Grundschullehrer/innen neben den genannten schulpolitischen Forderungen auch persönliche Forderungen entgegen: 90 Prozent wollen eine Reduzierung der Unterrichtspflichtzeit, 95 Prozent die gleiche Besoldung und Aufstiegsmöglichkeiten wie an anderen Schularten. 90 Prozent der Befragten fordern für Rektor/innen mehr Zeit für Schulleitungsaufgaben, 95 Prozent Anerkennung von Elternarbeit und Kooperation als Arbeitszeit. Die Bereitstellung Bayerische Schule 7/8 2009 45% stimme eher zu unentschieden 34% stimme eher nicht zu stimme nicht zu schneller Hilfen für Lehrkräfte mit Problemen im Unterrichtsalltag halten 98 Prozent für dringend geboten. Bei allen Lehrpersonen ist der Schulerfolg der Kinder das wichtigste Ziel. Gleich danach richtet sich das Engagement auf die Schule: 87 Prozent der Befragten ist es ein Anliegen die Entwicklung und Qualität der Schule voranzubringen. Mehr als 90 Prozent berichten von einem guten Klima an ihrer Schule und einer intensiven Zusammenarbeit mit den Kolleg/innen. Obwohl die Leistungserwartungen der Eltern an Kinder und Lehrer gestiegen sind (92 Prozent) und Aufstiegs- und Notenorientierung bei ihnen vorherrschen, fühlen sich 80 Prozent der Lehrer/innen von den Eltern gut akzeptiert. Daran ändert auch nichts, dass sie im Gegensatz zu den Eltern von einem ganzheitlichen, pädagogischen Verständnis von Förderung ausgehen. Eine Gesamtauswertung der Befragung mit Differenzierungen nach Geschlecht, Beschäftigungsumfang, Funktion, Dienstalter, Schul- und Ortsgröße ist auf der BLLV-Homepage abgelegt unter: www.grundschule.bllv.de Dr. Gerd Hüfner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im BLLV. 29 BS_30-43.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:35 Uhr Seite 30 Thema_Leitartikel Pfusch am Bau – aber keine Generalsanierung Von Simone Fleischmann* Verlässlichkeit gefragt Sie wünschen ein neues Türschild? Wie wär’s mit unserem schönen Wapperl „Mittelschule“? Einen neuen Gehweg? Da hätten wir eine „Gelenkklasse“ im Angebot. Es braucht einen ganz neuen Gebäudetrakt? Na klar, da hilft unser „Kooperationsmodell“. Unnütze Wände zwischen Gebäuden sollen weg? Elternwille „freigegeben“, fertig. Und wenn das Scharnier rostet: mit dem neuen „Übertrittskonzept“ läuft’s wie geschmiert! So kann es gehen, wenn ein Mieter Pfusch am Bau erkennt, der Vermieter sich aber mit allen möglichen Scheinreparaturen aus der Affäre ziehen will. Im Klartext: Wer will, dass „Unsere Kleinen ganz GROSS werden“, wer die Grundschule von morgen will, kann sich nicht mit kosmetischen Maßnahmen begnügen. Das einzige was hilft, ist eine Generalsanierung. Und die geht so: Lernen auf der Meta-Ebene Lernen im 21. Jahrhundert muss grundlegend anders funktionieren: individuelle Förderung, Lernarrangements und verständnisintensives Lernen, also Lernen auf der Meta-Ebene – das sind die Bausteine der Schule von morgen. Dass Probe- und Übungsphasen eingeführt wurden und die Anzahl von Probearbeiten pro Fach vorgegeben wurden, sind zwei Beispiele dafür, dass den politisch Verantwortlichen ein neuer und moderner Lernbegriff gänzlich unbekannt ist. Individuelle Förderung ohne professionelle Unterstützung durch Spezialisten und in Klassen mit bis zu 30 Schülern ist nicht möglich. 30 Selbstverantwortete Schulentwicklung und echte Freiheiten vor Ort sind Garanten für eine moderne Schule von morgen. Eine Schule in eigener Verantwortung braucht Schulleiter, die echte Leitungskompetenz und -zeit haben. Sie braucht Rahmenrichtlinien aber keine engen und starren Vorgaben, die sich auch noch ständig verändern und oftmals kontraproduktiv für die Schule vor Ort sind. Drei Beispiele: Warum müssen die offenen Ganztagsklassen in die Verantwortung der Schule übergehen und können nicht in der bewährten und vor Ort konzeptionell entwickelten Form bestehen bleiben? Warum kann Evaluation nicht so konzipiert sein, wie sie an der Schule vor Ort effektiv wäre, warum wird überall einheitlich nach den gleichen Kriterien vorgegangen? Warum werden Kooperationen zwischen Hauptschulen und Realschulen nicht wirklich zugelassen? Die Schule von morgen braucht Verlässlichkeit und konzeptionelle Stetigkeit. Eltern, Schüler und Lehrer der Grundschule müssen vom ersten Schultag an wissen, was sie in den kommenden Jahren zu erwarten haben. Die Form der Zeugnisse ändert sich fast jährlich. Die Übertrittsbestimmungen sind unübersichtlich und ändern sich obendrein laufend. Kinder wurden immer früher eingeschult, nun gibt es erneut eine Kehrtwende. Ganztagsklassen sind gut mit Lehrerstunden ausgestattet, aber nur solange der Modellversuch läuft. Der Elternwille wird freigegeben, aber nur in den Grenzen der Notenschnitte. Das Drehen an vielen kleinen Rädchen ist kontraproduktiv, der „Große Dreh“ gelingt so nicht. Generalsanierungen sind gefragt, wenn die Grundschule von Morgen den Kindern von Morgen gerecht werden soll. Im Rahmen der Grundschulaktion hat es sich gezeigt: Nur ein Paket von Maßnahmen macht die „Grundschule STARK“. Eltern, Lehrer und Experten sind sich einig: Nur durch mehr Förderung, eine bessere Schüler-Lehrer-Relation, die Freigabe des Elternwillens, eine bessere Lehrerbildung, die gleiche Besoldung für alle Lehrer und eine längere gemeinsame Schulzeit kann sie gelingen, die überfällige Generalsanierung des Grundschulhauses. * Simone Fleischmann ist Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV. Bayerische Schule 7/8 2009 BS_30-43.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:35 Uhr Seite 31 Service_Gesundheit Von Prof. Dr. Joachim Bauer* Wenn alles sinnlos scheint Zwischen 20 und 30 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer sind von einer signifikanten stressassoziierten Gesundheitsstörung betroffen. Viele sind verbaler Aggressivität, Androhungen körperlicher Gewalt bis hin zu tatsächlicher Gewalt ausgesetzt. So erhöht sich das Risiko, Burnout oder andere seelische Gesundheitsstörungen zu erleiden. Belastete Lehrkräfte sollten eine Beratung aufsuchen, wie sie der BLLV im Rahmen einer Sprechstunde anbietet. Ein Burnout-Syndrom macht sich auf drei Arten bemerkbar: 1. Emotionale Erschöpfung; 2. Gefühl von beruflicher Ineffizienz, Sinnlosigkeit, Vergeblichkeit; 3. Eine unbeeinflussbare, zuvor nicht vorhandene zynische innere Abneigung gegenüber der beruflichen Klientel. Humandienstleistungsberufe zeigen die höchsten Burnout-Raten. Unser Gehirn evaluiert fortwährend die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen wir stehen, woraus signifikante Einflüsse auf die Genregulation und damit auf die seelische und körperliche Gesundheit resultieren. Das Burnout-Risiko steigt, wo sich hohe Verausgabungsbereitschaft mit niederer Anerkennung paart. Dieses Phänomen ist bei deutlich über 20 Prozent der Lehrkräfte zu beobachten. Eine weitere Rolle als Risikofaktor spielt die Kombination von allgemein hoher Arbeitsbelastung bei gleichzeitig geringem persönlichem Gestaltungsspielraum. Auch eine schlechte Trennung von beruflicher und privater Sphäre, wie sie im Lehrerberuf gegeben ist, erhöht das Burnout-Risiko. Zu den in der äußeren Realität begründeten Burnout-Risikofaktoren kommen aus der inneren Realität des/der einzelnen Berufstätigen stammende Einflüsse. Innere Haltungen und (überwiegend unbewusste) Einstellungen, die das individuelle Erleben und Verhalten steuern, können das Burnout-Risiko dramatisch erhöhen. Bei schulischen Lehrkräften, die wegen schwerer BurnoutSymptomatik oder mit Symptomen einer Depression zur stationären Aufnahme kommen, findet sich meistens die folgende typische Zwei-Komponenten-Konstellation: 1. Eine langjährige Vorgeschichte mit hoher Verausgabung und beruflicher Überidentifikation, gefolgt von 2. einem schweren akuten Kränkungsereignis, welches einen nicht mehr kompensierbaren psychophysischen Einbruch zur Folge hatte. Beim Kränkungsereignis handelt es sich meistens um einen schweren Konflikt mit Schülern und/oder Eltern, bei dem sich die betroffene Lehrkraft von der Schulleitung und/oder den Kollegen nicht hinreichend unterstützt fühlt. Zur Prüfung der Frage, ob und – wenn ja – welche Hilfestellungen angezeigt sind, empfiehlt sich zunächst eine Beratung, wie sie im Rahmen der Beratungs-Sprechstunde durch das beim BLLV angesiedelte Institut für Gesundheit in Pädagogischen Bayerische Schule 7/8 2009 Berufen (IGP) in München angeboten wird (Informationen und Termin-Anmeldung bei Frau Kamstedt, Tel. 089 721001-95). Leicht- bis mittelgradige Symptome eines Burnout oder einer Depression bei Lehrkräften sollten zu einer Empfehlung zu einer vorzugsweise psychotherapeutischen Behandlung führen. Mittelgradige und schwere Symptome eines Burnout-Syndroms, vor allem wenn signifikante depressive Symptome wie Schlafstörungen und eine anhaltende Herabstimmung hinzukommen, sollten unbedingt zu einer stationären psychosomatischen Behandlung führen. Krankschreibungen ohne eine klare therapeutische Strategie sind eher kontraproduktiv. Wenn zwischen dem ersten Auftreten deutlicher Symptome und einer therapeutischen Maßnahme nicht zu viel Zeit verstreicht, sonder zügig ge- und behandelt wird, sind die Aussichten auf eine Wiederherstellung der Gesundheit ausgesprochen günstig, vorausgesetzt, die psychotherapeutischen Behandler verfügen über hinreichende Kompetenz und zeigen therapeutischen Optimismus. Es kann durchaus sinnvoll sein, dass Lehrkräfte nach Wiederherstellung ihrer Gesundheit die Schule wechseln, vor allem dann, wenn sie an der bisherigen Schule bereits viele Jahre gearbeitet haben oder wenn die Beziehungen zu Kollegen oder Vorgesetzten zuletzt stark belastet waren. *Joachim Bauer ist Oberarzt der Abteilung Psychosoma-tische Medizin am Uniklinikum Freiburg. Seit Anfang 2009 ist Prof. Bauer – neben seiner weiterlaufenden Tätigkeit am Uniklinikum Freiburg – Ärztlicher Direktor der Hochgratklinik, einer psychosomatischen Fachklinik im Allgäu, deren Schwerpunkt auf der Behandlung des Burnout-Syndroms bei schulischen Lehrkräften liegt. Bauer J. Das Gedächtnis des Körpers – Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. München: Piper TB 2004. Bauer J. Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren. Hamburg: Hoffman und Campe 2006b. Bauer J. Lob der Schule – Sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern. Hoffmann und Campe 2007c. 31 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:55 Uhr Seite 32 Service_Recht Schülerportale: Lehrkräfte sehen sich als Beute anonymer Rächer - und uneinsichtiger Richter spickmich.de-Urteil des BGH „Keine Bewertung der Persönlichkeit“ Nach dem Landgericht und dem Oberlandesgericht Köln hat nun auch der Bundesgerichtshof (BGH) Bewertungsportale über Lehrkräfte im Internet für zulässig erklärt, sofern der Betreiber eine gewisse Vorsicht walten lässt. Eine Lehrerin hatte geklagt, sie wolle sich nicht willkürlichen und anonymen Bewertungen im Spickmich-Portal aussetzen. Ihrer Meinung nach werden ihre Persönlichkeitsrechte verletzt, wozu auch das informationelle Selbstbestimmungsrecht gehört. Bei der Urteilsbegründung (Az. VI ZR 196/08) wurde zwar ausdrücklich betont, es handle sich um einen Einzelfall, jedoch hat dieses Urteil aufgrund der rechtlich bestätigten Grundsatzfrage natürliche allgemeine Wirkung. Im Grundsatz geht es um die Frage, wie zwei Grundrechte, nämlich die Meinungsfreiheit und das Persönlichkeitsrecht, hier konkret zu werten sind und welches Recht überwiegt. Das entgegenstehende Interesse bei dieser Verhandlung war auch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Lehrkraft einerseits und das Recht des freien Meinungsaustausches. Der BGH gibt hier der freien Meinung den Vorzug, da die Lehrerin in ihrem beruflichen und öffentlichen Wirken benotet und nicht ihr privates Verhalten bewertet wird. 32 Durch die Bewertung steht nach Auffassung des BGH also nicht das Erscheinungsbild oder die Persönlichkeit der einzelnen Lehrkraft am Pranger, sondern die Art, wie sie ihre berufliche Tätigkeit ausübt. Die Berufsausübung sei der Sozialsphäre und nicht der Individualsphäre zuzuordnen. Nach Auffassung des Gerichtes liegt zwischen diesen beiden also ein maßgeblicher Unterschied, bei der der Einzelne als Lehrer nicht den gleichen Schutz wie in seiner Privatsphäre genießt. Auch seien Benotungen auf einer Skala von 1 bis 6, selbst wenn sie bei der klagenden Lehrkraft im schlechteren Bereich angesiedelt waren (Durchschnittsnote 4,3), keine Schmähkritik oder Beleidigung, so das Gericht: „Die Äußerungen sind weder schmähend noch der Form nach beleidigend. Dass die Bewertungen anonym abgegeben werden, macht sie nicht unzulässig, weil das Recht auf Meinungsfreiheit nicht an die Zuordnung der Äußerungen an ein bestimmtes Individuum gebunden ist. Die Meinungsfreiheit umfasst grundsätzlich auch das Recht, das Verbreitungsmedium frei zu bestimmen.“ Letztendlich wird in dieser Frage wohl das Bundesverfassungsgericht zu entscheiden haben. hpe Bayerische Schule 7/8 2009 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 16.07.2009 9:16 Uhr Seite 33 Service_Recht Kommentar von Hans-Peter Etter Echte Evaluation statt Pauschalurteil Wenn ein Schüler seinen Lehrer oder seine Lehrerin im Internet benotet, macht er das aus unterschiedlichen Gründen – auf alle Fälle aber aus subjektiven: Langeweile, Frust, Ärger über zu viele Hausaufgaben, pubertärer Spaß, einmal einem oder mehreren Lehrern eins auszuwischen und das auch noch anonym. Es mag ja Fälle geben, bei denen eine schlechte Beurteilung über eine Lehrkraft objektiv gerechtfertigt sein kann, und auch positive Bewertungen gibt es sogar erstaunlich häufig. Aber rechtfertigt das grundsätzlich pauschale und unreflektierte Veröffentlichungen in einem weltweiten Medium? Es geht nicht nur um die Reputation als Lehrkraft, sondern es ist immer auch das Ansehen der Person tangiert. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Lehrkraft keine Möglichkeit hat, sich gegen Diffamierungen zu wehren. Wer ist denn in der Lage, zwischen Sozialsphäre, also dem beruflichen Wirken und der Individualsphäre zu unterscheiden? Eine Lehrkraft bringt sich in der Regel voll als Persönlichkeit in den Beruf ein. Nach diesem Urteil müssen wir unsere Persönlichkeit spalten. Das aber wäre fatal. Die Lehrermarionette unterrichtet und der Mensch bleibt außen vor. Was wären das für Lehrer? Hinzu kommt: Jegliche anonyme Äußerung und Bewertung hat immer einen faden Beigeschmack. Hier liegt das pädagogische Kernproblem: Einer der Erziehungsaufträge von Schule ist, die Kinder und Jugendlichen zu selbstbewussten, offenen und ehrlichen Menschen zu erziehen, die Zivilcourage besitzen. Dies geht nicht ohne eine offene Dialogkultur. Manche Schulen experimentieren bereits mit einer Evaluation durch Schüler – warum nicht Schüler zu kritikfähigen Individuen erziehen, auch indem man ihnen die Chance gibt, zum Unterricht Stellung zu beziehen? Aber eben nach sinnvollen Kriterien und mit ernstzunehmenden Begründungen, statt durch anonyme Pauschalurteile. So hätten Lehrkräfte auch die Möglichkeit, bestimmte Umstände oder Verhaltensweisen zu erklären. Wenn Qualität von Schule verbessert werden soll, dann nur im offenen, vielleicht sogar institutionalisierten, Austausch aller Beteiligter. Bayerische Schule 7/8 2009 Der Deutsche Schulpreis 2010 Der größte deutsche Schulwettbewerb geht wieder an den Start. Wer wird gesucht? Allgemeinbildende Schulen in Deutschland, die herausragende pädagogische Leistungen vollbringen und Vorbilder für die Schulentwicklung in Deutschland sein wollen. Was sind die Preise? Der Hauptpreis ist mit 100.000 € ausgestattet, vier weitere Schulen erhalten Preise in Höhe von jeweils 25.000 €. Der »Preis der Jury« und der »Preis der Akademie« sind mit jeweils 15.000 € dotiert. Weitere Informationen und die Bewerbungsunterlagen finden Sie im Internet unter www.deutscher-schulpreis.de Die Bewerbungsfrist endet am 30.09.2009 33 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:42 Uhr Seite 34 Service_Dienstrecht Erster Entwurf des Neuen Dienstrechts liegt vor Von Dietmar Schidleja Die erste Fassung der Eckpunkte zum Neuen Dienstrecht ist in Gesetzesform gegossen. Die 455 Seiten starke Vorlage traf allerdings erst nach Redaktionsschluss ein. Hier ein grober Überblick, dem eine ausführliche Darstellung in der Bayerischen Schule folgt, sobald der endgültige Gesetzentwurf vorliegt. I. Statusrecht III. Besoldungsrecht Wie in der gesetzlichen Rentenversicherung soll das Pensionseintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden. Es ist vorgesehen, dass Lehrer künftig zum Ende oder auf Antrag zu Beginn des Schuljahres mit entsprechenden Zu- oder Abschlägen in den Ruhestand treten, in dem sie die allgemeine gesetzliche Altersgrenze erreichen. Dies stellt aus Sicht des BLLV eine klare Verschlechterung dar, der wir massiv entgegentreten werden. Die Altersgrenze von 64 Jahren für einen voraussetzungslosen Ruhestand auf Antrag wird beibehalten. Die Antragsaltersgrenze für schwerbehinderte Beamtinnen und Beamte bleibt ebenfalls unverändert. 1. Abkehr vom Besoldungsdienstalter II. Laufbahnrecht 2. Neue Besoldungsordnungen Die vier Laufbahngruppen werden durch eine durchgehende Leistungslaufbahn ersetzt, in die entsprechend dem Schul- und Hochschulrecht nach Vor- und Ausbildung sowie gegebenenfalls unter Berücksichtigung beruflicher Leistungen in vier unterschiedlichen Qualifikationsebenen eingestiegen wird. 34 Das Anfangsgrundgehalt ergibt sich künftig aus der ersten Stufe der Besoldungsgruppe des Eingangsamtes. Der Aufstieg in den Stufen der Tabelle richtet sich altersunabhängig nach Dienstzeiten und Erfahrung. Für den Aufstieg in den Stufen der Grundgehaltstabelle ist Voraussetzung, dass die erbrachten Leistungen Mindestanforderungen entsprechen, was in einer Leistungsfeststellung niedergelegt werden muss. Der bisherige Rhythmus von zwei, drei und vier Jahren für das regelmäßige Aufsteigen wird beibehalten. Nicht anforderungsgerechte Leistungen hemmen das Vorrücken in den Stufen. Das neue Bayerische Besoldungsgesetz führt die Besoldungsordnungen A und B zusammen und passt sie an die bayerischen Verhältnisse an. Die neue Systematik der Lehrerämter verzichtet auf einen gesetzlichen Funktionenkatalog. Infolge der funktionslosen Beförderungsämter A 12 AZ und A 13 im Grund- und Hauptschulbereich und A 13 AZ im Realschul- Bayerische Schule 7/8 2009 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 8:42 Uhr Seite 35 Service_Dienstrecht bereich, die bereits mit dem Haushaltsgesetz 2009/2010 geschaffen wurden, werden gleichzeitig die Ämter der Schulleitungsebene in diesem Bereich abstandswahrend um eine halbe bzw. eine Besoldungsgruppe angehoben. Schließlich wird die Besoldungsordnung A um die Besoldungsgruppe A 17 erweitert. 3. Weitere wesentliche Inhalte Zur Betonung des Leistungsprinzips des neuen Besoldungsrechts werden die Regelungen zu flexiblen Leistungselementen, das heißt Leistungsprämien, -zulagen und Leistungsstufen, fortgeführt und weiterentwickelt. Die jährliche Sonderzahlung („Weihnachtsgeld“) wird aus dem Bayerischen Sonderzahlungsgesetz in das Besoldungsgesetz übernommen und weiterhin ohne Befristung fortgezahlt. IV. Versorgungsrecht Die bewährten Grundsätze der Beamtenversorgung werden beibehalten. Hierzu gehört insbesondere die Versorgung aus dem letzten Amt. Außerdem können die Ausbildungszeiten im bisherigen Umfang berücksichtigt werden. Im Einzelnen lassen sich die wesentlichen Änderungen wie folgt zusammenfassen: 3. Hinterbliebenenversorgung und Unfallfürsorge Die Regelungen zur Hinterbliebenenversorgung werden redaktionell vereinfacht. Der Sachschadensersatz wird künftig ausschließlich im BayBG geregelt. 4. Familienbezogene Leistungstatbestände Die familienbezogenen Leistungstatbestände orientieren sich nicht nur an der gesetzlichen Rentenversicherung, sondern an den Gesamtleistungen für die tariflich Beschäftigten einschließlich der betrieblichen Altersversorgung. 5. Anrechnungsvorschriften Die Anrechnung von Versorgungsleistungen außerhalb der Beamtenversorgung wird weitestgehend in den Anrechnungs- und Ruhensvorschriften gesetzlich verankert. Bei Bezug von Verwendungseinkünften nach der Regelaltersgrenze ist künftig das Jahresprinzip maßgeblich. 6. Überleitungsregelungen Es gilt der Grundsatz, dass sich die Rechtsstellung der Versorgungsempfänger und Versorgungsempfängerinnen nach dem zum Zeitpunkt der Eintritts in den Ruhestand geltenden Recht richtet. 1. Ruhegehaltfähige Dienstzeiten und Bezüge Die bisherige Quotelung von Ausbildungszeiten bei langen Freistellungszeiten wird nicht in das BayBeamtVG übernommen. Begünstigt hiervon sind insbesondere Beamte und Beamtinnen, die aus familiären Gründen freigestellt werden. 2. Versorgungsauf- und -abschläge Der auf Basis der ruhegehaltfähigen Dienstzeit ermittelte Ruhegehaltssatz wird durch einen vom Ruhestandseintrittsalter abhängigen Versorgungsauf- oder -abschlag modifiziert. Die Referenzalter für den Versorgungsabschlag bei vorzeitigem Ruhestandseintritt werden den angehobenen Altersgrenzen angepasst. Im Falle eines vorzeitigen Ruhestandseintritts bei Dienstunfähigkeit und Schwerbehinderung wird das um zwei Jahre niedrigere Referenzalter beibehalten. In Anlehnung an das Rentenrecht ist es künftig möglich, bei langjähriger Dienstzeit ohne Abschläge vorzeitig in den Ruhestand zu treten. Voraussetzungen für die Abschlagsfreiheit sind die Vollendung des 64. Lebensjahres sowie die Ableistung einer Dienstzeit von 45 Jahren beim voraussetzungslosen Antragsruhestand und von 40 Jahren bei Dienstunfähigkeit und Schwerbehinderung Für Lehrer und Lehrerinnen, die künftig zum Ende des Schuljahres nach Erreichen der allgemeinen Altersgrenze in Ruhestand treten, wird ein Versorgungsaufschlag eingeführt. Bayerische Schule 7/8 2009 V. Personalvertretungsgesetz Durch die Aufnahme eines Erörterungsrechts der örtlichen Personalvertretung in das Personalvertretungsgesetz soll die Einbindung der örtlichen Personalvertretungen bei leistungsbezogenen Besoldungselementen gesteigert werden. Da aber gleichzeitig die bisher klar formulierten Informationsrechte in diesem Bereich gestrichen werden sollen, wird sich der BLLV für eine Beibehaltung der bisherigen Informationsrechte einsetzen. Beim Entwurf des Neuen Dienstrecht handelt es sich um das Bayerische Besoldungsgesetz (BayBesG) und das Bayerische Beamtenversorgungsgesetz (BayBeamtVG) sowie Änderungen des Bayerischen Beamtengesetzes und des Gesetzes über die Bildung von Versorgungsrücklagen im Freistaat Bayern, des Bayerischen Disziplinargesetzes, des Bayerischen Personalvertretungsgesetzes, des Bayerischen Richtergesetzes und der Bayerischen Haushaltsordnung. Dazu kommt der Entwurf einer Verordnung über die Leistungslaufbahn der bayerischen Beamtinnen und Beamten. Der BBB und der BLLV werden sich mit den Entwürfen eingehend befassen. Ende Juli 2009 wird eine erste BBB-Stellungnahme erarbeitet. Es handelt sich gegenwärtig erst um eine Ressortanhörung, die erfahrungsgemäß noch zu Änderungen der Entwurfstexte führt. 35 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:00 Uhr Seite 36 Service_Dienstrecht Kommentar von Rolf Habermann* Überzeugende Gesamtkonzeption In diesen Tagen hat uns das „Neue Dienstrecht in Bayern“ in Gestalt eines Gesetzentwurfs erreicht. Er hält sich strikt an die Vorgaben der Eckpunkte, die im vergangenen Jahr von der Bayerischen Staatsregierung als Ergebnis der vorangegangenen Erörterungen in weitgehender Übereinstimmung mit dem Bayerischen Beamtenbund vorgestellt worden sind. Wer befürchtet hatte, die Finanz- und Wirtschaftskrise werde das für die Beamten so wichtige Reformvorhaben zum Scheitern bringen oder zumindest abschwächen, sieht sich getäuscht. Im Großen und Ganzen können wir die Reform begrüßen, denn sie steht felsenfest auf dem Boden des Berufsbeamtentums. Ihre Autoren sind nicht der Versuchung erlegen, Anleihen aus systemfremden Rechtsgebieten zu nehmen, um der latent immer vorhandenen Kritik, das Beamtenverhältnis sei zu starr, leistungsfeindlich und unmodern, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie haben als richtig erkannt, dass die vorhandenen, aber unzureichend genutzten Leistungselemente Beförderung, Zulage und Prämie optimal für die gewünschte Leistungsorientierung nutzbar gemacht werden können. Diese erfordert keine Strafmechanismen wie etwa labile Besoldungsanteile, die bei Leistungsminderung gekürzt werden oder gar entfallen. Der Entwurf belegt eindrucksvoll, wie modern und zeitgemäß Beamtenrecht sein kann. Sauber geordnet und von überflüssigem Ballast befreit ist das ein ganz und gar geeignetes Instrumentarium, öffentliche Dienstleistung so effizient wie nur möglich zu gestalten, ohne die Belange der Beschäftigten zu vernachlässigen. Die Gesamtkonzeption der Reform überzeugt. Das schließt nicht aus, dass es in diversen Fragen deutlich unterschiedliche Auffassungen geben wird, die zunächst im Zuge der jetzt anstehenden Beteiligung zur Diskussion gestellt werden. Die Zustimmung zur Gesamtkonzeption besagt nicht, dass wir zu allem „Ja“ sagen werden. Das gilt vor allem bei der Heraufsetzung der Altersgrenze. Andererseits ist festzuhalten, dass das Gesamtkonzept von bemerkenswerten Rechtsverbesserungen getragen wird. Dazu gehört in erster Linie die signifikante Erweiterung der Beförderungssituation verbunden mit einer deutlichen Aufstockung der Mittel für die weiteren Leistungsinstrumente wie Leistungszulage und Leistungsprämie. Daneben gibt es diverse Fortschritte in Einzelbereichen wie etwa die Neuordnung des unteren Besoldungsbereichs oder die Anbringung eines neuen Spitzenamts (A 17). Das gilt auch für den Versorgungsbereich. Für den ist unter anderem zu benennen die erweiterte Möglichkeit, abschlagsfrei vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, der Wegfall der Quotelung bei der Anrechnung von Ausbildungszeiten, die Festigung der Mindestversorgung und insbesondere das strikte Festhalten an der Verbindung von Besoldung und Versorgung. Auch ist positiv zu vermerken, dass die Altersteilzeit nicht wie vorgesehen ausläuft, sondern fortgeführt wird und die Sonderzahlung unbefristeter Bestandteil des Besoldungsrechts wird. Damit war nicht von vorneherein zu rechnen. Das gilt erst recht für die Erklärung des Ministerpräsidenten und des Finanzministers, noch in diesem Jahr ein Konzept zur Rückführung der Wochenarbeitszeit der bayerischen Beamtinnen und Beamten zu erarbeiten. Wir müssen offen zugestehen, dass sich jedenfalls für unser Land die mit der Föderalismusreform verbundenen Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Wir sind auf dem richtigen Weg, ein Dienstrecht zu schaffen, das Leistung fördert und darüber hinaus unseren Kolleginnen und Kollegen in mannigfacher Hinsicht gerecht wird. Diese Zielsetzung werden wir im weiteren Verlauf des Gesetzgebungsverfahrens verfolgen. Letztendlich entscheidet der Gesetzgeber darüber, ob wir ab 2011 mit rundum akzeptierten Gesetzen zur Besoldung, zur Versorgung und zum Laufbahnrecht werden arbeiten können. Sie werden, soviel kann schon jetzt gesagt werden, auch unsere Handschrift tragen. * Leiter der Abteilung Dienstrecht und Besoldung im BLLV. 36 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:00 Uhr Seite 37 Service_Dienstrecht Ehrenamtlich tätige Beamte genießen Unfallschutz Ein Beamter, der vor Beginn seines Dienstes als Verkehrshelfer – zum Beispiel als Schulweghelfer – tätig ist, steht nach Beendigung der Lotsentätigkeit auf dem Weg vom Einsatzort zur Dienststelle grundsätzlich unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Entsprechendes gilt für sonstige versicherte ehrenamtliche Tätigkeiten sowie für den Fall einer im Anschluss an den Dienst erbrachten versicherten ehrenamtlichen Tätigkeit. Dies gilt nach einem Beschluss der Aufsichtsbehörden der Sozialversicherungsträger des Bundes und der Länder sowie des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung vom 25./26. November 2008. Durchschnittliches Pensionierungsalter steigt weiter an Das durchschnittliche Pensionierungsalter der bayerischen Beamtinnen und Beamten ist auf einen neuen Höchststand von 62,34 Jahren gestiegen. Gründe sind die Versorgungsabschläge bei vorzeitigem Ruhestandseintritt, die Anhebung der Altersgrenze für den Antragsruhestand auf das 64. Lebensjahr und die Altersteilzeitregelung. Finanzminister Georg Fahrenschon stellte hierzu fest: „Wir tragen dazu bei, den Anstieg der Versorgungsausgaben in kontrollierbaren Größenordnungen zu halten.“ Im Jahr 2008 wurden in Bayern 5.531 Beamtinnen und Beamte pensioniert, davon 4.015 mit dem Erreichen einer gesetzlichen Altersgrenze. Das sind 72,6 Prozent aller Pensionierungen; bis zum Jahr 2002 lag dieser Anteil teilweise deutlich unter 40 Prozent. Seit dem Jahr 2003 zeigt sich eine kontinuierliche Steigerung, die ab dem Jahr 2006 auf dem hohen Niveau von über 70 Prozent angekommen ist. Das Bayerische Finanzministerium hatte bereits bisher die Auffassung vertreten, wonach ein Beamter nach Beendigung der ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit bei einem Unfall, den er auf dem Weg zur Dienststelle erleidet, nicht vom beamtenrechtlichen Unfallschutz des Beamtenversorgungsgesetzes erfasst ist. Die Dienstunfallfürsorge schützt den Beamten ausschließlich auf dem unmittelbaren Weg zwischen Wohnung und Dienststelle und auf den mit der Wahrnehmung der dienstlichen Tätigkeiten zusammenhängenden Wegen. Die Ausübung einer ehrenamtlichen Tätigkeit steht nach dem Sozialgesetzbuch VII (SGB VII) unter Versicherungsschutz. Nach dem SGB gehört zur versicherten Tätigkeit auch das Zurücklegen des damit zusammenhängenden unmittelbaren Weges nach und von dem Ort der Tätigkeit. Die gesetzliche Unfallversicherung schreibt – im Gegensatz zum Beamtenversorgungsgesetz – nicht vor, dass der Weg nur versichert ist, wenn Ausgangs- und Endpunkt die Wohnung ist. Erforderlich ist lediglich, dass der Weg im ursächlichen Zusammenhang mit der versicherten Beschäftigung steht. Eine konkurrierende Zuständigkeit verschiedener Versicherungsträger liegt in diesen Fällen nicht vor. BBB/ds Die Zahl der vorzeitigen Pensionierungen ist von 3.118 im Jahr 2000 auf 1.516 im Jahr 2008, also um über 51 Prozent, zurückgegangen. Ein signifikanter Rückgang ist beim Antragsruhestand nach vollendetem 64. Lebensjahr zu verzeichnen. Im Jahr 2008 machten nur noch 1,6 Prozent der berechtigten Beamtinnen und Beamten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Das durchschnittliche Alter beim Eintritt in den Ruhestand lag im Jahr 2008 bei 62,34 Jahren. Dabei sind auch die Vollzugsdienste der Polizei und der Justiz einbezogen, deren Altersgrenze das vollendete 60. Lebensjahr bildet. FM Bayerische Schule 7/8 2009 37 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 13:17 Uhr Seite 38 Lehrer sind auf ihre Arbeitszimmer angewiesen. Den Bedarf können sie wohl bald auch wieder steuerlich geltend machen. Arbeitszimmerregelung verfassungswidrig? Seit 2007 gilt: Lehrkräfte können ihre Aufwendungen für das häusliche Arbeitszimmer steuerlich kaum mehr geltend machen. Nach dem Finanzgericht Münster hat nun jedoch auch das niedersächsische Finanzgericht Bedenken gegen die Verfassungsmäßigkeit dieser Regelung geäußert. Und aller Voraussicht nach spricht bald auch das Bundesverfassungsgericht ein letztes Machtwort zugunsten der Beamten. 38 Der Erste Senat des Finanzgerichts Münster hält die seit dem Jahr 2007 geltende Regelung zum Abzug von Werbungskosten für ein häusliches Arbeitszimmer zumindest für teilweise verfassungswidrig. Er hat daher das finanzgerichtliche Verfahren in einem am 18. Mai 2009 veröffentlichten Beschluss ausgesetzt und die Frage der Verfassungswidrigkeit der Regelung des § 4 Abs. 5 S. 1 Nr. 6 b S. 2 EStG dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt (Az. 1 K 2872/08E). Das Finanzamt hatte mit Verweis auf die Neuregelung von 2007 Werbungskosten nicht anerkannt, die ein Kläger für sein häusliches Arbeitszimmer geltend machen wollte. Begründung: Eine Ausnahme gelte nur dann, wenn das Arbeitszimmer den Mittelpunkt der gesamten betrieblichen und beruflichen Betätigung bilde. Dies aber sei bei einem Lehrer nicht der Fall. Die Richter des Ersten Senates halten die Neuregelung insoweit für verfassungswidrig, als darin Aufwendungen für das häusliche Arbeitszimmer ausgeschlossen werden, obwohl für die berufliche oder betriebliche Tätigkeit kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Die Neuregelung verstößt demnach gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz (Art. 3 GG), das Gebot der Folgegerechtigkeit und das objektive Nettoprinzip. Bayerische Schule 7/8 2009 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:05 Uhr Seite 39 Service_Dienstrecht Eine Rechtfertigung für die Benachteiligung ergibt sich laut dem Ersten Senat weder aus dem Ziel der Haushaltskonsolidierung noch aus der Typisierungskompetenz des Gesetzgebers. Auch das Bestehen einer möglichen besonderen Missbrauchsgefahr oder das Ziel einer Verwaltungsvereinfachung könnten das Abzugsverbot nicht rechtfertigen. Nun wird das Bundesverfassungsgericht prüfen, ob die Neuregelung verfassungskonform ist. Auch das Finanzgericht Niedersachsen hält die Neuregelung für verfassungswidrig. Das Gericht gewährte einem Lehrerehepaar am 2. Juni per Eilbeschluss vorläufigen Rechtsschutz gegen die einschränkende einkommensteuerliche Neuregelung. Die Richter begründeten ihren Beschluss mit erheblichen Zweifeln an der Verfassungsmäßigkeit der Neuregelung, wenn ein Arbeitszimmer den Mittelpunkt der gesamten betrieblichen oder beruflichen Betätigung bildet (Az. 7 V 76/09). Aufwendungen könnten deshalb in der Regel nur noch geltend gemacht werden, wenn das häusliche Arbeitszimmer der einzige Betätigungsort sei, führt das Finanzgericht (FG) aus. Insbesondere bei Arbeitnehmern, die auch am Sitz des Arbeitgebers über einen Arbeitsplatz verfügten, seien die Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer damit seit Anfang 2007 nicht mehr abzugsfähig. In dem zugrunde liegenden Verfahren hat das FG das zuständige Finanzamt verpflichtet, die von dem Lehrerehepaar beantragten Freibeträge für Aufwendungen für ihre häuslichen Arbeitszimmer im Wege des vorläufigen Rechtsschutzes auf den Lohnsteuerkarten 2009 einzutragen. Übergangsregelung Altersteilzeit In der Abteilung Dienstrecht und Besoldung häufen sich die Anfragen zur konkreten Ausgestaltung des Übergangsrechts. Ohne eine Übergangsregelung hätten die zwischen dem 2. Februar 1950 und dem 1. August 1950 Geborenen keine Möglichkeit gehabt, Altersteilzeit zu beantragen. Sie wären weder unter das alte noch unter das neue Recht gefallen. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe hatte die Neuregelung der Altersteilzeit alle Ausschüsse des Bayerischen Landtags passiert und soll Mitte Juli vom Plenum des Landtags beschlossen werden. Die Zustimmung ist damit sichergestellt. Die Übergangsregelung sieht vor: Für die zwischen dem 2. Februar 1950 und dem 1. August 1959 geborenen Lehrkräfte wird noch das 4-Jahres-Blockmodell geöffnet: • Antragstellung im Frühjahr 2010 Verstoß gegen Gleichbehandlungsgrundsatz Zur Begründung führt das FG erhebliche Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Neuregelung an. Die Kosten der häuslichen Arbeitszimmer seien für das Lehrerehepaar beruflich veranlasst. Sie seien zur Erwerbssicherung unvermeidlich. Denn wer als Lehrer seiner Dienstverpflichtung nicht folge und seinen Unterricht – mangels angemessenen Arbeitsplatzes in der Schule – zu Hause nicht vor- und nachbereite, könne seiner beruflichen Tätigkeit nicht nachkommen und demgemäß auch keine Einkünfte erzielen. Vor allem nach dem Gebot der Ausrichtung der Steuerlast am Prinzip der finanziellen Leistungsfähigkeit, das sich aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz (Art. 3 Abs. 1 GG) ergibt sowie nach dem Gebot der Folgerichtigkeit handele es sich um Erwerbsaufwendungen. Zufrieden zeigt sich Rolf Habermann, Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes (BBB), mit dem Eilbeschluss des niedersächsischen Finanzgerichts. „Damit bestätigt jetzt ein weiteres Finanzgericht unsere rechtliche Einschätzung, dass die seit 2007 geltende Regelung nicht verfassungsgemäß ist.“ Auch der Beamtenbund führt Musterverfahren gegen die Einschränkung von 2007. Unter Hinweis auf diese Musterverfahren hat der BBB im April durchgesetzt, dass die bayerischen Finanzämter die Festsetzung der Einkommensteuer im Hinblick auf die Neuregelung lediglich vorläufig vornehmen. Habermann sagte: „Es kann nicht verlangt werden, dass eindeutig berufsbedingte Aufgaben allein der privaten Lebenssphäre zugeordnet werden.“ ds Bayerische Schule 7/8 2009 • Ansparphase (Arbeitsphase) vom 1. August 2010 bis 31. Juli 2012 • Freistellungsphase vom 1. August 2012 bis 31. Juli 2014 • Ruhestand ab 1. August 2014 • Das geplante Neue Dienstrecht sieht hierzu ergänzend vor, dass für Lehrkräfte, die sich am 1. Januar 2011 in der Ansparphase der Altersteilzeit im Blockmodell befinden, die bisherige Altersgrenze gelten soll. • Die Besoldung beträgt 80 Prozent der Nettobezüge • Ruhegehaltfähig sind 50 Prozent (arbeitszeitanteilig) Für die nach dem 1. August 1950 Geborenen gilt dann das neue Recht: • Arbeitszeit: 60 Prozent (im Blockmodell: 3 Jahre Ansparphase – 2 Jahre Freistellungsphase) – 5-Jahres-Modell • Besoldung: 80 Prozent der Nettobezüge • Ruhegehaltfähigkeit 60 Prozent (arbeitszeitanteilig) Die Bayerische Schule wird in ihrer nächsten Ausgabe alle weiteren ab 1. Januar 2010 geltenden Regelungen der Altersteilzeit auch im Zusammenhang mit der geplanten Heraufsetzung der Altersgrenze ausführlich darstellen. ds 39 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:24 Uhr Seite 40 Verband E-Mail Service für BLLV-Mitglieder Teilen Sie uns Ihre E-Mail Adresse mit! Immer mehr Kolleginnen und Kollegen nutzen das Internet als schnelles und unkompliziertes Infomedium. Auch der BLLV als moderner Dienstleister nutzt diese Medien. Unsere Homepage www.bllv.de wird täglich von mehr als 500 Mitgliedern besucht. Aktuelle Infos zu wichtigen Themen 40 erhalten Sie über unseren elektronischen Newsletter. Über 8.000 Mitglieder haben uns inzwischen ihre E-Mail Adresse zur Verfügung gestellt, damit sie regelmäßig über wichtige Serviceleistungen des BLLV und politische Initiativen für Lehrer und Schule informiert werden können. Teilen auch Sie uns Ihre E-Mail-Adresse mit. Sie wird vertraulich behandelt und keinem Dritten zur Verfügung gestellt. Ihre Kontaktdaten bitte an: Beratungsgespräch Beitragsanpassung Immer wieder spüren Kolleginnen und Kollegen, dass ihre Kräfte nachlassen und die Lebens- und Berufsfreude schwindet. Der Alltag im Klassenzimmer kann zur Belastung werden und wirkt sich auf die psychische und physische Gesundheit aus. Das BLLV Institut für Gesundheit in Pädagogischen Berufen (IGP) hat eine Beratungssprechstunde eingerichtet, die interessierte Kolleginnen und Kollegen in Anspruch nehmen können. Erfahrene Psychologen/Psychologinnen, die sich sowohl mit Fragen der Stressbelastung auseinandergesetzt haben als auch um die speziellen Belastungen im Lehrerberuf wissen, helfen weiter. Information und Anmeldung bei Heike Kamstedt unter 089 721001-95 Rückwirkend zum 1. März erhalten Beamte eine Besoldungsanpassung von monatlich 40,- ⇔ und 3 Prozent. Nach der Satzung bedeutet dies auch eine Anhebung des Mitgliedsbeitrages. Der BLLV hat darauf verzichtet, die Beiträge bereits zum 1. April 2009 anzupassen. Die Beitragsanpassung wird stattdessen zum 1. Juli durchgeführt. rh www.bllv.de/mail.html Appell des Kassiers Bitte teilen Sie Ihrem Kreiskassier jede Änderung Ihres Stundenmaßes, Ihrer Bankverbindung, Ihrer Adresse oder über beginnende oder zu Ende gehende Beurlaubungen mit. BS Bayerische Schule 7/8 2009 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:24 Uhr Seite 41 Verband Ehrungen Der BLLV lebt von der Stärke und Solidarität seiner Mitglieder. Er kann dabei auf eine langjährige Tradition verweisen. Zu besonderem Dank ist er seinen langjährigen Mitgliedern verpflichtet. Wir gratulieren: Für 75-jährige Mitgliedschaft: Brunhilde Schmidt, Siegfried Schönberger KV Augsburg-Land: Helga Bautz,Waltraud KV Marktheidenfeld: Rudolf Ludwig KV Augsburg-Land: Walter Egenberger, Roswitha Bornewasser, Klaus Brock, Renate Fleischer, Ingo Nowak, Irmgard Riedlinger Jensch, Christa Leder-Barzynski, Franz Seeburg Für 70-jährige Mitgliedschaft: KV Pfaffenhofen: Albert Adldinger, Johann KV Pfaffenhofen: Josef Escheu, Edith Furtner, KV Hersbruck: Maria Elbling, Wilhelmine Träger Assenbrunner, Manfred Köhler, Josef Müller, Adelheid Gothan, Regina Gudera, Gerti Hehl, Karl Obermeier, Hans Schauer, Helga Schweiger, Winfried Herrmann, Reinhold Hölzl, Jutta Janitschek, Für 65-jährige Mitgliedschaft: Wilhelmine Wagner Gabriele Kramer, Johann Lulei, Waltraud Maurer, KV Lichtenfels/Bad Staffelstein: Liselotte Schefczik KV Amberg-Land: Aranka Breznay, Rosina Helm, Elisabeth Mayr, Ilse Raith, Birgit Schmittlein, Anette Horst Knobloch, Bruno Martin Siedler-Dickert, Anton Steinberger, Adam Stenger, Für 60-jährige Mitgliedschaft: KV Lichtenfels/ Bad Staffelstein: Ingrid Zöbelein Ute Trinkerl KV Ansbach-Stadt: Elisabeth Hüttinger, KV Oberviechtach: Elisabeth Bücherl KV München-Land: Brigitte Sehardt, Veronika Zimnik Leni Madinger, Michael Meier, Anneliese Merck, KV Sonnefeld: Hannelore Schmidt Gertrud Pfeiffer Für 40-jährige Mitgliedschaft: KV Hersbruck: Manfred Boesler, Andreas Dimler KV Marktheidenfeld: Richard Dittmann, KV Lauf: Maria Guthmann, Gerda Rosenschon, Manfred Fedder, Fritz Goldstein, Erika von Hinten, Hedy Roth Elisabeth May, Till Teichmann, Jochen Väthjunker, KV Erlangen-Stadt: Helmut Veit Edgar Vorndran KV Augsburg-Land: Anna-Elisabeth Beutler, KV Ansbach-Stadt: Karl Bund, Annerose Held, Hermine Brachert, Stefanie Crawley, Lorenz Fleiner, Elisabeth Heyde, Ursula Krämer, Ilse Preuss Karl Geis, Anneliese Wagner KV Hersbruck: Ilona Irlbacher, Kreszenzia Kasparek, KV Pfaffenhofen: Irene Dick, Gerhard Faltus, Erwin Martin Pflaumer, Dieter Wölfel Hellinger, Alfred Kretschmer KV Lauf: Michaela Herzog, Renate Lang KV Amberg-Land: Johann Rackl KV Erlangen-Stadt: Martha Lücking, Roswitha Wolf KV Lichtenfels/Bad Staffelstein: Erna Bregenzer, KV Augsburg-Land: Werner Donderer, Wolfgang Brigitte Gernert, Wilhelmine Nielsen, Erwin Nist, Fischer, Horst Kaiser, Gert Königsdorfer, Maria Max Steigner, Juliane Weberpals Kröner, Marlies Matschi-Doll, Jürgen Niederlechner, KV Oberviechtach: Walburga Stenger Georg Nowak, Karin Porsche, Klaus Quaschner, KV Oberviechtach: Petra Scherz Weitere Ehrungen finden Sie in der nächsten Ausgabe der Bayerischen Schule. Gedenken Der BLLV trauert um treue und verdiente Mitglieder. Er wird ihnen ein ehrendes Gedenken bewahren. KV Marktoberdorf: Werner Aigster, 87 Jahre, Karin Saule, Josef Saur, Gisela Schorer, Helga Siegfried Findel, 87 Jahre, Herbert Hakel, 65 Jahre Für 55-jährige Mitgliedschaft: Seiler, Rita Stadtler, Max Trometer KV Neuburg-Schrobenhausen: Hans Sturm, 81 Jahre KV Marktheidenfeld: Marianne Stumpf KV Pfaffenhofen: Norbert Haas, Monika Hagn, KV Deggendorf: Franz Kuchler, 86 Jahre, KV Ansbach-Stadt: Gerta Kubenka Hildburg Hörmann, Hermann Kreileder, Hedwig Christoph Schürger, 81 Jahre KV Hersbruck: Gisela Höfer Kucher, Hilde Lochner, Irmgard Rottler, Elisabeth KV Amberg-Stadt: Wilhelm Färber, 63 Jahre KV Lauf: Hildegard Fischer Schlegel, Heidemarie Stöhrmann KV Regensburg-Stadt: Karolina Altweck, 89 Jahre KV Erlangen-Stadt: Ilse Eberl, Liselotte Geng KV München-Land: Adele Krebs KV Weiden: Alfred Böckl, 86 Jahre KV Pfaffenhofen: Friedrich Bauer, Margarete Killi, KV Amberg-Land: Hans Hirsch, Monika Renda, KV Burglengenfeld: Helene Hoffmann, 89 Jahre Ruth Kraus, Rudolf Weinzierl Maria Sailer KV Kemnath: Elsa Haindl, 91 Jahre KV Lichtenfels/Bad Staffelstein: Georg Beitzinger, KV Lichtenfels/Bad Staffelstein: Barbara KV Neumarkt: Erich Günter, 86 Jahre Friedrich Linsner Böttner-Adami, Renate Götz KV Regensburg-Land: Erna Janka, 89 Jahre KV Oberviechtach: Karl Roßmann KV Vilseck: Josef Voit, 91 Jahre KV Ansbach-Land: Charlotte Bareuther, 83 Jahre Für 50-jährige Mitgliedschaft: Für 25-jährige Mitgliedschaft: KV Dinkelsbühl: Wilhelm Krauß, 69 Jahre KV Marktheidenfeld: Edith Müller, Hiltrud Stute, KV Marktheidenfeld: Sieglinde Gegenheimer, KV Erlangen-Oberland: Walter Kern, 89 Jahre Klaus Wirthmann Doris Grimm, Heinz Nolte, Birgit Theissen-Becker, KV Roth: Hans Weiß, 68 Jahre KV Ansbach-Stadt: Ursula Heupel Rainer Wetz KV Feuchtwangen: Karl Reuter, 87 Jahre KV Hersbruck: Karl-Heinz Berndt, Irene Loy KV Ansbach-Stadt: Evelyn Frey KV Scheßlitz: Maria Spotka, 89 Jahre KV Lauf: Hildegard Birkel, Luise Horneber, KV Hersbruck: Elsbeth Gildner KV Neuburg-Schrobenhausen: Hans Sturm, 81 Jahre Helmut Koch, Ingrid Meixner, Otto Steffl KV Lauf: Brigitte Büch, Inge Deuerlein KV Bad Kissingen: Heinrich Fella, 91 Jahre KV Erlangen-Stadt: Ludwig Prey, Erna Schaub, KV Erlangen-Stadt: Elisabeth Will KV Augsburg-Land: Horst Schindler, 61 Jahre Bayerische Schule 7/8 2009 41 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:09 Uhr Seite 42 Verband Ein Dialogforum des BLLV und der bayerischen Wirtschaft Grenzen überschreiten – Interdisziplinäres Lernen und Denken Auf Einladung des BLLV und marenas consulting trafen sich Vertreter des Verbands und Führungskräfte der bayerischen Wirtschaft um „über den Tellerrand zu blikken“. Unterschiedliche Wege der Auseinandersetzung mit kontinuierlichem Wandel sowie daraus resultierende Anforderungen an das individuelle Lernen und Lernen in Gruppen und Teams waren die Leitthemen des Forums. Um es vorweg zu nehmen, das Ziel wurde mehr als erreicht und alle Teilnehmer blicken erwartungsvoll in die Zukunft. Die Diskussion hat deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, dass gesellschaftliche Gruppen aufeinander zugehen müssen, um in einer immer stärker vernetzten und komplexen Welt, entscheidende Impulse geben zu können. Der BLLV geht einen innovativen und wertvollen ersten Schritt, indem er die „Wertschöpfungskette“ Bildung zusammen bringt: Frühkindliche Erziehung, Schulbildung, Berufsausbildung und die Qualifikation von Fach- und Führungskräften in Unternehmen und Organisationen. Unternehmen beklagen immer öfter, dass es Fach- und Führungskräften an „weichen“ Schlüsselqualifikationen mangelt. Sie werden oftmals nach dem Bewerbungsgespräch wieder nach Hause geschickt, weil sie weder „kommunikativ“ noch „teamfähig“ wirken. Human Resources Abteilungen kämpfen seit Jahren um höhere Budgets, um Führungskräften das beibringen zu können, was sie eigentlich schon im Jugend- und Kindesalter hätten lernen und erfahren sollen. Personalverantwortliche in Unternehmen wissen, dass sehr viel Geld investiert werden muss, damit Mitarbeiter lernen, was sie in Schule und Elternhaus versäumt haben. Unter Berücksichtigung aller Kosten gibt beispielsweise ein deutsches DAX-Unternehmen im Schnitt 6.000 Euro für jede Führungskraft aus, die zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Unabhängig ob diese ein Jobangebot erhält oder wieder nach Hause geschickt wird. Manchmal 42 Wirtschaft trifft Schule: Angelika Kirch, Management-Trainerin (2. v. l) und Dr. Geier (m.) zwischen den BLLV-Vertretern Wenzel (l.) und Fleischmann (r.). müssen 20 und mehr Kandidaten eingeladen werden. Für das Training von SoftSkills (Führung, Team, Konflikt, Kommunikation) werden durchschnittlich weitere 4.000 Euro jährlich für eine Führungskraft bereitgestellt. Diese Ausgaben erscheinen als sinnvolle Investition, da Unternehmen soziale Systeme sind, die nur dann Erfolg haben, wenn Mitarbeiter erfolgreich miteinander agieren und kommunizieren. Die Wirklichkeit der sozialen und kommunikativen Kompetenzen ist jedoch eine andere, wie auch die Teilnehmer des Dialogforums feststellten: Viele Projekte verlaufen ineffizient. So zeigen Studien der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM), der HAUFE Akademie und der Beratungsgesellschaft KPMG, dass mehr als zwei Drittel der Projekte ihre Sachziele aufgrund von mangelnden kommunikativen, sozialen und emotionalen Qualifikationen der Führungskräfte nicht erreichen. Fusionen und Zusammenschlüsse von Organisationen, Abteilungen oder Teams scheitern, Mitarbeiter kündigen oder fühlen sich ihrem Unternehmen gegenüber nicht verpflichtet oder verantwortlich. Das Dialogforum des BLLV zeigte den Teilnehmern, dass gesellschaftliche Gruppen aufeinander zugehen sollten, um in einer immer stärker vernetzten und komplexen Welt entscheidende Impulse geben zu können. Den Austausch von Unternehmen und Beratern mit Lehrkräften und Erziehern, gerade aber auch mit Bildungspolitikern sahen sie als unabdingbar. Nicht aus rein marktwirtschaftlichen Erwägungen und finanziellem Interesse heraus, sondern aus Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Der BLLV und marenas consulting sind mit dem Dialogforum einen ersten wichtigen Schritt gegangen: Verband und Wirtschaft. Mit viel Respekt füreinander und mit dem starken Willen, voneinander zu lernen und kooperative neue Bildungswege zu ebnen. Dr. Bernd Geier, Geschäftsführer der marenas consulting GmbH, einer Münchner Unternehmensberatung die sich auf das Management komplexer Veränderungen und Qualifikation von Führungskräften spezialisiert hat. (www.marenas-consulting.com) Bayerische Schule 7/8 2009 BS_30-43_erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 10:09 Uhr Seite 43 Wirklich wahr N ur kleine Kinder glauben, dass im Keller das Grauen wohnt. Kaum verlangt der Papa, sie sollen abends noch ein paar Kisten Bier für einen gemütlichen Fernsehabend raufholen, machen sie sich vor Angst fast in die Hose. Dabei bräuchten sie nur in ihrer Schule nachzusehen, um zu erkennen, dass in Kellern ganz und gar nichts Grauenvolles lauert. Im Gegenteil: Sie würden dort auf Wesen stoßen, die hinter schalldichten Türen in geheimen Räumen für größtmögliche Ordnung sorgen: Sportschützen. Der Fall Olching brachte es ans Licht: Auch in Oberbayern perforieren Waffenfreunde zwischen Lüftungsschächten und Gerätelagern Pappscheiben, während oben Lehrer Schüler löchern. Gerade bei den Schützen sollte sich nun wirklich niemand um die Kinder sorgen, Winnenden hin oder her. Handelt es sich bei ihnen doch um gesellschaftliche Vorbilder. Zumal bei denen, die sich neulich um Unterkunft in einer geplanten Hauptschule in Olching, jener friedliebenden Gemeinde westlich von München, bewarben. Für deren Vorbildcharakter bürgt schon der Name „Gemütlichkeit Olching“. Sollten sich die Schüler dennoch ängstigen, wenn tief unter ihnen geschossen wird, könnten die Lehrer sie mithilfe von bewährtem Liedgut beruhigen: Die Geschichte von der Kür eines Schützenkönigs in „Schützenliesel“ etwa kann veranschaulichen, dass die Schulkellerbewohner gewissermaßen das Fundament der Gesellschaft bilden. Hier ein Lehrbeispiel: In der ersten Strophe des Lieds „Schützenliesel” von Franzl Lang heißt es: „Freibier krieg’n die Schützen und die Madeln einen Kuss./Achtung, unser Bürgermeister, tut den ersten Schuss!” Hier lernen die Schüler, dass das soziale Klima nicht von übertriebenem Antialkoholismus und verkrampftem Geschlechterkampf vergiftet zu sein braucht. Der Refrain veranschaulicht auch, dass sich Leistungsbereitschaft auszahlt: „Schützenliesel, dreimal hat’s gekracht!/Schützenliesel, du hast mir das Glück gebracht./Ja, Schützenliesel, dafür dank’ ich dir./Jetzt bin ich der Schützenkönig, und du bleibst bei mir!” Luftdruckgewehr und Liebe gehen eine unschuldige Liaison ein, bevor das Grundmotiv der Treue triumphiert: „Immer wenn du dich jetzt küssen lässt/Denk’ ich an das Schützenfest.” Auch beherztes Auftreten in Konfliktsituationen, etwa bei Treuebruch, thematisiert das Lied: „Wenn die Stimmung dann am höchsten ist/drinn’n im Gold’nen Lamm!/Wenn mei Liesel dann ein’ andern küsst,/hau I alles z’samm’!/“. Im kraftvollen Schluss-Crescendo dann ein Plädoyer für solidarisches Eintreten gegen Ungerechtigkeit, Promiskuität und Amtsanmaßung: „Aus ist’s mit dem Freibier schreit der Wirt uns laut ins Ohr./Und noch beim Nachhausewanken singen wir im Chor./Schützenliesel …!“ Schützen in die Schulen! Fazit: Die Schützen sollten ihre gesellschaftliche Vorbildfunktion in Schulkellern weiter erfüllen dürfen. Ungezogene Kinder könnte man fortan einfach mit reichlich Freibier zu ihnen hinunter schikken: Da würden sie schon lernen, wie man sich benimmt. Christian Bleher Bayerische Schule 7/8 2009 43 BS_44-48-erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 11:24 Uhr Seite 44 Unsere Jugendzeitschriften Das erwartet Sie im Juli und August Liebe Kolleginnen und Kollegen, halten Sie mal an einem Kiosk Ausschau nach Kinder- und Jugendzeitschriften. Sie werden mir Recht geben: Die meisten lenken mit grellbuntem Layout vom Lesen ab. Deshalb gibt der BLLV als einziger Lehrerverband Kinder- und Jugendzeitschriften heraus, die Kinder nicht verwirren und nicht mit kommerzieller Werbung ablenken. Wir machen uns für das Lesen stark. Bitte empfehlen Sie unsere Schul-Jugendzeitschriften! Christian Marek, Schulleiter, vom BLLV bestellter pädagogischer Schriftleiter FLOHKISTE für die 2. Klasse: floh! für die 3. und 4. Klasse: ich TU WAS! – die WISSENszeitschrift Nr. 16/17 (erscheint am 13. Juli): Ferien Nr. 16/17 (erscheint am 13. Juli): Ferien und Fernweh Ausgabe 1, August: Feuerheiß In den Ferien wird die Schultasche mit dem Koffer vertauscht. Aber nur von dem, der verreist. 4 von 10 Familien bleiben daheim. Übrigens: Früher verreiste kaum jemand. Urlaub kannte man nicht. Einsame Strände, meterhohe Palmen: Reisebüros wissen, wie sie „Ferienträume“ in uns erwecken. Die Wirklichkeit in den Urlaubszentren sieht aber oft ganz anders aus. Das wird es jetzt nicht nur beim Würstchengrillen. Auch die Sonne heizt uns im Sommer tüchtig ein. Doch Menschen, Tiere und Pflanzen haben Tricks, um sich zu kühlen. Nr. 18 (erscheint am 27. Juli): Vom Korn zum Brot Nr. 18 (erscheint am 27. Juli): Tiere ziehen in die Stadt Ausgabe 2, August: Sonne In alter Zeit wurde das Korn vor allem per Handarbeit geerntet. Wenn Diebe es plünderten, gab es eine Hungersnot. Auch heute noch essen wir viele Brotsorten. Sind alle wirklich gesund? Weil sie hier bequemer und besser leben können, haben viele Wildtiere die Scheu vor dem Menschen verloren. Nur ein Beispiel dafür, wie sich Tierarten anpassen und neue Lebensräume erobern. Die Sonne ist der Motor des Lebens auf der Erde, denn sie liefert die nötige Energie für alle Lebensvorgänge. Tier des Monats: die Griechische Landschildkröte. O!KAY! – die Englischzeitschrift vom FLOH 44 Nr. 19 (erscheint am 10. August): Der Hamster Nr.19 (erscheint am 10. August): Im und auf dem Wasser Nr. 8 Holidays Der Hamster als Haustier unterscheidet sich sehr vom wild lebenden Feldhamster. Doch in einem sind sich beide gleich: beim Hamstern stopfen sie sich zu gern die Backen voll! Paddeln, Rudern, Kraulen, Tauchen ... Es gibt viele Arten der Fortbewegung im Wasser. Doch wie Fachleute feststellten, können rund 30 Prozent der heutigen Schulkinder nicht schwimmen. Acht neue Vokabeln rund um die Ferien kann man auf den Have-fun-Seiten und dem Actionposter spielerisch üben. Auch auf der Hörspiel-CD dreht sich alles um hotel, campsights, sea, mountains, city, visit and see. Nr. 20 (erscheint am 24. August): Jahrmarkt Nr. 20 (erscheint am 24. August): Immer diese Werbung War die Ernte vorbei, gab es schon in alter Zeit den Jahrmarkt – damals so etwas wie ein großer Supermarkt. Heute kann man dort auch mit Vergnügungen sein Geld loswerden. Dank Taschengeld und „Sonderzahlungen“ verfügen Kinder und Jugendliche in Deutschland über große Kaufkraft. Eine Tatsache, die sie zu einer wichtigen Zielgruppe für die Werbung macht. FLOHKISTE für die 1. Klasse erscheint wieder mit Heft Nr. 22! Bayerische Schule 7/8 2009 BS_44-48-erdl.qxd:BLLV_BSCH 16.07.2009 11:35 Uhr Seite 45 Anzeigen Spezialreiseveranstalter für Klassen- und Gruppenfahrten nach Großbritannien, Irland und Frankreich Bürgermeisterstraße 24 A | 16321 Bernau Telefon: (03338) 75 39-6 | Fax: (03338) 75 39 79 www.maerkische-schuelerreisen.de Top-Finanzierung für Beamte, Angestellte, Arbeiter im Öffentlichen Dienst sowie Akademiker Seit 1997 System-Schulplaner Die Schultasche für Schuljahr 09/10 TimeTEX • Formate A4 + A5 + A6 • Flexible Formblätter für Schüler-Notenverwaltung • bis 13 Klassen á 6 Seiten • Tagesplan bis 10 U-Std. • Jahrespläne für 09/10 u. 10/11 + Stundenpläne etc. • Einstecktasche für lose Blätter • insgesamt 198 Seiten Ab 5,95 € für Lehrer/innen TimeTEX • Platz von zwei in einer eleganten, robusten und variablen Spezialtasche • 6 Fächer, davon 4 für Ordner, Laptop, Bücher, Hefte und 2 mit Reißverschluß • aus leichtem, robustem, elegantem Nylongewebe • Farben: schwarz, grau, dunkelblau • Auf Wunsch mit Schultertrageriemen • Steuerlich voll absetzbar Nur 99,- € dank Direktvertrieb (14 Tage Rückgaberecht) Besuchen Sie uns: www.timetex.de TimeTEX® HERMEDIA Verlag Tel.: 0 94 42/922090, Fax: 0 94 42/9220966 Unser Versprechen: „Nur das Beste für Sie aus einer Auswahl von ausgesuchten Darlehensprogrammen” Schnell und sicher für jeden Zweck: Anschaffungen, Ablösungen von anderen Krediten oder Ausgleich Kontoüberziehungen. Festzinsgarantie bei allen Laufzeiten: Ratenkredite bis 10 Jahre, Beamtendarlehen von 12 bis 20 Jahre. Nutzen Sie Ihren Berufsstatus bei Darlehen und geniessen dabei alle Vorteile: > Unabhängige Auswahl > Laufzeitverkürzung > Festzinsgarantie > Freier Verwendungszweck > Sondertilgungen tung für > Unverbindliche Finanzierungsbera an oder Sie. Rufen Sie uns jetzt gebührenfrei ite. besuchen Sie unsere informative Webse w Top-Finanz.de · Nulltarif-S0800-33 10 332 Andreas Wendholt · Kapital- & Anlagevermittlung · Prälat-Höing-Str. 19 · 46325 Borken „CAMPUS NORDSEE-Gästehaus“ – St. Peter-Ording • Bestens geeignet für Klassenreisen und Gruppen • 149 Betten in 5 Häusern Grosses Campusgelände • Direkt am Deich gelegen Viele Freizeitsportarten – kostenlose Nutzung: • Beachvolleyball, Fußball • Tennis-, Basketball-, Hockeyplätze … • Eigene Sporthalle und Minigolf-Anlage • Wassersport und viele Ausflugsprogramme Für Klassenreisen ab 20 Personen gilt: 2 Freiplätze! CAMPUS NORDSEE-Gästehaus Pestalozzistrasse 72 · 25826 ST. Peter-Ording Telefon 04863/4711 2000 · Fax 4711 2010 gaestehaus@campus-nordsee.de www.campus-nordsee.de Bayerische Schule 7/8 2009 45 BS_44-48-erdl.qxd:BLLV_BSCH 16.07.2009 10:43 Uhr Seite 46 Anzeigen Kundenservice 0800 86 46 255 Der Computer im Stift NEU MacBook Pro 13“ ab 1.056,72 € nur 34 €* iPod touch 8 GB Gratis* Tucano Quadro Second Skin schwarz Viele Mac Essentials bis zu 33% günstiger beim Kauf eines Mac. Mit dem Pulse Smartpen von Livescribe können Sie nicht nur Ihre handschriftlichen Notizen sofort digitalisieren, sondern dank des integrierten Mikrofons nimmt der Pulse Smartpen auf Wunsch auch alles auf, was in Ihrer Umgebung gesprochen wird. Audio und Schrift werden sofort perfekt miteinander verknüpft. So lassen sich bis zu 100 Stunden Audiomaterial über den integrierten Lautsprecher oder über Kopfhörer wiedergeben, indem Sie einfach die passende Notiz im Block mit dem Stift antippen. Pulse Smartpen 1GB *Angebote gültig für Studenten, Schüler und Lehrer gegen Vorlage eines aktuellen Bildungsnachweises gemäß der Angebotsbestimmungen der Back to School Promotion bis 08.09.2009. Alle Angaben und Preise ohne Gewähr. bayrische_schule 07-08-09 Zettelwirtschaft ade! Unsere kompetente Fachberaterin für Schulen, Nicole Richter, berät Sie gern ausführlich. Sie erreichen sie von Montag bis Freitag von 10 Uhr bis 18 Uhr unter: Tel 030 22 15 10 05 Fax 030 25 93 86 2 11 www.unimall.de bildung@unimall.de Burnout – REHABILITATION & –PRÄVENTION Zu Ausgleich und Selbstfürsorge finden, mit naturheilkundlicher Begleitung. Schlosspark-Klinik Gersfeld www.schloss-klinik.de Tel. 06654/16–0 Wie soll mein Leben im Alter sein? Die Idee vom Miteinanderaltwerden. Projekt von Anne und Paul Summ, Tel: 09846/1236 www.servicewohnen-summ.de 63768 Hösbach, 5 Min. zu Schulen, 3 Zi.WG (+ Kü. u. TGL-Bad) f. 1-2 Pers. Ab 01.09. an NR 450 € + NK: 06021-56784 AB Klassenfahrten nach Berlin: Hotel Pension Gribnitz in Berlin-Charlottenburg oder Hotel Bongard in Berlin-Reinickendorf. Preis im Mehrbettzimmer ab 20,- € p.P. /Tag, HP-Zuschlag ab 6,50 € Tel: 030 30820716/ Fax: 030 3028529. e-Mail: kb@hotelpensiongribnitz.de 46 Bayerische Schule 7/8 2009 BS_44-48-erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 9:43 Uhr Seite 47 Anzeigen/Impressum Bayerische Schule Inhaber und Verleger: Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V., Bavariaring 37, 80336 München; Postanschrift: Postfach 15 02 09, 80042 München, Telefon 089 7210 01-0, Fax 089 721001-90, bllv@bllv.de, www.bllv.de Redaktionsanschrift: Bayerische Schule Redaktion, Heidwiesen 43, 97520 Heidenfeld Telefon 09723 937 00 41, Fax 09723 937 00 42, redaktion@bayerische-schule.de Beamten- und Angestellten-Darlehen Beispiel: 30-jährige Beamtin, Festzins 5,95% Laufzeit 20 Jahre, effekt. Jahreszins 6,49% 20.000,- mtl. 175,37 inkl. Lebensversicherung 35.000,- mtl. 305,20 inkl. Lebensversicherung Ratendarlehen: Festzins 5,40% effekt. Jahreszins, Laufzeit 1-10 Jahre Gebührenfrei: 0800 / 77 88 000 Fax-Nummer: 05130 / 79 03 95 vermittelt: K. Jäckel, Burgwedeler Str. 25a, 30900 Wedemark Hier könnte auch IHRE Anzeige stehen! Infos unter: A.V.I. Allgemeine Verlags- und Informationsgesellschaft mbH Telefon 0511 77 95 38-0, info@fachmedienservice.de Chefredakteur: Tomi Neckov, Heidwiesen 43, 97520 Heidenfeld, Telefon 09723 937 00 41, Fax 09723 937 00 42, redaktion@bayerische-schule.de Stellvertreter: Andreas Liebald, Gartenstr. 2, 97353 Wiesentheid, Telefon 09383 90 24 94 Redaktionelle Leitung: Christian Bleher, Kapellenstr. 7, 82299 Türkenfeld, Telefon 08144 99 67 92, c.bleher@t-online.de Grafische Gestaltung: Sonia Hauptmann, Bavariaring 37, 80336 München, Telefon 089 7210 01-820, grafik1@bllv.de Fotos: Fotostudio Roeder, Justus-von-Liebig-Ring 11 b, 82152 Krailling, Telefon 089 850 17 06, foto@janroeder.de außer S. 6, 34, 35, 39: Still Life Fotografie: Achim Sass, S. 43: Bernd Wiedemann Illustration: Bernd Wiedemann, Justus-von-Liebig-Ring 11 b, 82152 Krailling Anzeigen: A.V.I. Allgemeine Verlags- und Informationsgesellschaft mbH, Am Ortfelde 100, 30916 Isernhagen, Telefon 0511 77 95 38-0, Fax 0511 77 95 38-10 info@avi-fachmedienservice.de Druck: Erdl Druck Medienhaus GmbH, Gabelsbergerstraße 4–6, 83308 Trostberg, Telefon 08621 808-200 Autorenkürzel: BBB für Bayerischer Beamtenbund, BS für Bayerische Schule, ds für Dietmar Schidleja, ff für Florian Fischer, FM für Finanzministerium, hpe für Hans-Peter Etter, rh für Reinhard Horn Die Bayerische Schule erscheint acht bis neun Mal pro Jahr. Sie wird allen Anzeigenschluss für die September-Ausgabe ist der 29. Juli 2009 BLLV-Mitgliedern geliefert; der Mitgliedsbeitrag enthält den Bezugspreis. Nichtmitglieder können die Bayerische Schule direkt bei der BLLV-Landesgeschäftsstelle (s. oben) bestellen. Der Bezugspreis beträgt für Privatpersonen 50,00 Euro, für Institutionen (gegen Nachweis) 10,00 Euro jährlich; Einzelhefte inkl. Versand 5,00 Euro. Abonnements-Zahlungen bitte nur auf das Post girokonto des BLLV, Nr. 40677-806, bei der Postbank München. Bitte geben Sie Ihre vollständige Anschrift deutlich lesbar an! Leser zuschriften senden Sie bitte direkt an die Redaktion. Für unverlangt ein gesandte Manuskripte übernehmen wir keine Haftung. Falls kein Rückporto beiliegt, können sie auch nicht an den Au tor zurückgesandt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion oder des BLLV dar. Die Bayerische Schule 9 erscheint am 12. September 2009 Titel: Generationswechsel Bayerische Schule 7/8 2009 47 BS_44-48-erdl.qxd:BLLV_BSCH 15.07.2009 13:14 Uhr Seite 48 Sie geben alles. Wir geben alles für Sie. Spezialist für den Öffentlichen Dienst. A us DBV-Winterthur wird jetzt die DBV Deutsche Beamtenversicherung. Im Schuldienst geben Sie täglich alles und zeigen dabei immer vollen Einsatz. Gut, dass es jemanden gibt, der auch alles für Sie gibt: die DBV Deutsche Beamtenversicherung. Der Versicherungsspezialist im Öffentlichen Dienst, der exklusiv nur für Sie da ist. Und das schon seit über 135 Jahren. Kommen Sie zu Ihrem persönlichen Betreuer ganz in Ihrer Nähe und lassen Sie sich beim BLLV-Wirtschaftsdienst beraten. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.bllv-wd.de oder unter der kostenlosen Servicenummer 0800 - 286762 6. Ein Unternehmen der AXA Gruppe 024_DBV_LehrerinBLLV_210x297.indd 1 18.06.09 17:15