soukromá vzdělávací instituce
Transcription
soukromá vzdělávací instituce
VYŠŠÍ ODBORNÁ ŠKOLA MILLS KAPITEL AUS DEM SOZIALWESEN Soziale Problematik und zusammenhängende Themen im Überblick PhDr. Bohumil Mimra Čelákovice 2011 1 INHALT 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. Sozialarbeit und Beruf des Sozialarbeiters ………………………………………… 3 Familie im Zeitwandel. Familienprobleme in der Gegenwart ………………… 7 Familienkrise und häusliche Gewalt ……………………………………………….….. 14 Frauen und ihre Stellung in Familie und Gesellschaft …………………………. 18 Kindererziehung und Kinderrechte. …………………………..………………………. 25 Kinder- und Jugendarbeit. Bekämpfung der Jugendkriminalität und Vorbeugungsmaßnahmen …………………………………………………………………. 31 Bildungssystem in Tschechien und deutschsprachigen Ländern ……………. 37 Arzneimittel und Drogen. Rauchen, Alkohol- und Drogenmissbrauch u. a. Abhängigkeiten ………………………………………………………………………………... 40 Der menschliche Körper und psychosomatische Störungen …………………… 46 Gesundheitsfürsorge und Krankenhauspflege. Krankheitsverhütung ………. 51 Behindertenfürsorge …………………………………………………………………………..54 Sozialarbeit und Sozialleistungen ……………………………………………………….. 57 Sozialfürsorge und Sozialeinrichtungen. Seniorenpflege ……………………….. 65 Sozialsystem und Sozialhilfe. Aufgabe der Sozialversicherung. System der Krankenkassen …………………………………………………………………………………. 68 Zivilisationskrankheiten und ihre Ursachen ………………………………………….. 71 Arbeitslosigkeit – ihre Ursachen und Folgen. Sozialpolitik und Arbeitsämter …………………………………………………………………………………………………..…… 76 Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit ……………………………………………… 81 Hospize und Palliativmedizin ……………………………………………………………... 84 Rolle der Medien. Meinungs- und Pressefreiheit. Freiheit und Manipulation ……………………………………………………………………………………………………….. 87 Paneuropa-Bewegung und die Idee des vereinten Europa im Zeitwandel .. 93 Die Europäische Union: Aufbauprinzipien und die EU-Institutionen ………….95 Wirtschafts- und Sozialpolitik der EU-Länder. Ethnische Minderheiten …….102 Migration und Multikulturalismus. Asylbewerber und Asylverfahren ………..107 Umweltprobleme und Umweltschutz ……………………………………………………111 Verzeichnis üblicher Abkürzungen ……………………………………………………….114 Bibliografie ……………………………………………………………………………………….115 Textproben ……………………………………………………………………………………….118 Literatur zum praktischen Studium ………………………………………………………136 Landkarte Deutschlands ……………………………………………………………………..137 Landkarten der Schweiz und Österreichs ……………………………………………..138 2 1. Sozialarbeit und Beruf des Sozialarbeiters 1.1 Gemeinwesenarbeit Nach dem 2. Weltkrieg wurde Gemeinwesenarbeit (GWA) in Europa nach dem amerikanischen Vorbild eingeführt und stellt eines der Arbeitsprinzipien der Sozialen Arbeit dar. Sie zielt in Gemeinden und Städten auf soziale Intervention (sie ist eine fachkundige Parallele zu verschiedenen Bürgerinitiativen) und koordiniert alle Programme verschiedener Stellen, um gesundheitliche und wohltätige Dienstleistungen zu gewährleisten. Zu den neueren Methoden der Gemeinwesenarbeit gehört Streetwork (= Straßenarbeit): sie konzentriert sich meist auf drogensüchtige oder gefährdete Jugendliche, besonders in einzelnen Stadtgebieten. Sozialarbeit lässt sich als „Lösen, Lindern oder Verhindern sozialer Probleme“ verstehen. Die Sozialarbeit baut auf den Traditionen der Armenfürsorge auf und kann als professionelle Betreuung von Hilfsbedürftigen bezeichnet werden. Sie wird oft von kommunalen oder konfessionellen Organisationen (auch ehrenamtlich) initiiert und ausgeübt. Demgegenüber konzentriert sich Sozialpädagogik auf die Jugendfürsorge (siehe Kapitel 6); sie beschäftigt sich v. a. mit vernachlässigten und missbrauchten Kindern. Sie befasst sich ebenfalls mit Menschen in psychosozialen Problemsituationen, u. a. mit der Eingliederung von körperlich und geistig Behinderten in die Gesellschaft. Darüber hinaus befasst sie sich mit der Wiedereingliederung nach Straffälligkeit , mit Problemen des Alterns wie auch mit Menschen in materieller Not und mit Wohnungslosen. Heutzutage wird Sozialarbeit zusammen mit Sozialpädagogik und Soziokultureller Animation unter dem Sammelbegriff Soziale Arbeit zusammengefasst. Sozialarbeit und Sozialpädagogik werden in Deutschland an Fachhochschulen und Universitäten als Studienfächer unterrichtet (mit dem Diplomabschluss, überwiegend BA (= Bachelor of Arts) oder MA (= Master of Arts)). An kirchlichen Fachhochschulen gibt es außerdem den Studiengang „Diplom-Heilpädagoge“. Die Lage in Tschechien ist großteils nicht allzu unterschiedlich. Im deutschen Sprachgebiet benutzt man neulich für Sozialarbeit und Sozialpädagogik den Oberbegriff Sozialwesen. Die im Internet zugängliche Freie Enzyklopädie Wikipedia führt an: „Der Unterschied zwischen Sozialpädagogik und Sozialarbeit liegt grundsätzlich darin, dass die Sozialpädagogik agiert, anbietet und initiiert. Die Sozialarbeit re-agiert, interveniert nach Aufforderung, greift ein, wird administrativ tätig, wenn ein Missstand gemeldet wird. … Die Ausbildung zum Dipl. Sozialpädagogen oder Dipl. Sozialarbeiter fallen in Deutschland in die Gesetzgebungskompetenz einzelner Bundesländer und sind deswegen verschieden ausgerichtet. In länderübergreifenden Arbeitsgemeinschaften und auf den Konferenzen der Kultusminister wird jedoch über Modelle von einheitlichen Ausbildungsgängen und Berufsbezeichnungen diskutiert, die sich an internationale Standards anlehnen.“ 3 Zielgruppen der Sozialarbeit sind sowohl Einzelpersonen als auch Familien. Deshalb wird die Sozialarbeit in therapeutischen und medizinischen Einrichtungen (Beratungsstellen, Krankenhäuser, psychiatrische und Drogenkliniken) meistens als Gruppenarbeit durchgeführt. 1.2 Organisationen in der Sozialarbeit Im Bereich der Sozialarbeit gibt es verschiedene Anbieter der Sozialdienste, die man in zwei Gruppen einteilen kann: öffentliche und freie. Jede Organisation hat ihren Träger, d. h. eine Institution, die sie gegründet hat und die sie betreibt. Zu den öffentlichen Trägern gehören in Deutschland der Staat, das jeweilige Bundesland und verschiedene Gemeinden. Zu den freien Trägern gehören (1) gemeinnützige Organisationen (= Non-ProfitOrganisationen), also Vereine und Wohlfahrtsverbände, und (2) kommerzielle Träger, d. h. gewinnorientierte Einrichtungen. Freie Träger haben die Rechtsform einer gGmbH (= gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung) oder eines e.V. (= eingetragener Verein). Bei den freien Trägern werden neben eigenen Finanzierungsquellen und Spenden von verschiedenen Sponsoren natürlich auch staatliche Ressourcen verwendet. Der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands ist Caritas (= lat. Nächstenliebe). Deutscher Caritasverband ist eine weltweit tätige soziale Hilfsorganisation der römischkatholischen Kirche, die in Deutschland in über 900 einzelnen meist selbstständig eingetragenen Vereinen organisiert ist. Die Caritas stellt mit rund 500 tausend Mitarbeitern den größten privaten Arbeitgeber in Deutschland dar. Dem Caritasverband entspricht das Diakonische Werk der evangelischen Kirche. Beide Wohlfahrtsverbände leisten die soziale Arbeit an Menschen aller Altersgruppen unabhängig von Geschlecht und Religionszugehörigkeit. Das Diakonische Werk ist dann mit etwa 27.000 diakonischen Einrichtungen und Dienstleistungen nach der Caritas der zweitgrößte private Arbeitgeber Deutschlands. (siehe Kapitel 11) 1.3 Risiken für Sozialarbeiter Bei sog. helfenden Berufen wie Sozialarbeiter, Ärzte, Rettungspersonal, Lehrer und Erzieher kann sich nach einiger Zeit das sog. Burnout-Syndrom (= Ausgebranntsein) entwickeln. Dieser Zustand des „Ausbrennens“ zeichnet sich durch emotionale Erschöpfung, reduzierte Leistungsfähigkeit bis Apathie aus. Er stellt einen Endzustand bei Mitarbeitern dar, die ihren Beruf mit hohem persönlichem Engagement, Begeisterung und Idealismus anpacken und nach einiger Zeit bei psychosomatischen Erkrankungen sowie Depressionen und sogar Aggressivität enden. Das Ausbrennen kann sich in der Anfangsphase durch pausenlose Arbeit ohne Erholung entwickeln, die zu Partnervernachlässigung, Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Angstzuständen und Schuldzuweisungen führen kann; dies wird von Betroffenen wiederum durch Alkohol- und Tabakgenuss wie auch durch übermäßiges Essen kompensiert, schlimmstensfalls durch Missbrauch von Medikamenten und anderen Drogen. Es kommt nicht 4 nur zum Abbau in der Arbeit, sondern auch generell zur Verflachung des emotionalen, mentalen und sozialen Lebens. (Quelle: www.wikipedia.de) Burnout muss letztendlich psychotherapeutisch behandelt werden, sonst werden die Betroffenen sogar mit Suizid bedroht. Vokabeln: der Anbieter (-s, -) – poskytovatel ausbrennen – vyhořet der Missbrauch (-s, 0) – zneužití agieren – konat das Amt (-es, “-er) – úřad Ausbildungsgang (-s, “-e) – vzdělávací kurz, studijní obor Arbeitgeber (-s, -) – zaměstnavatel Arbeitnehmer (-s, -) – zaměstnanec Aufforderung (-,-en) – vyžádání, výzva außerdem – kromě toho benutzen – použít, používat der Bereich (-(e)s, -e) – oblast; odbor (na úřadě) der Beruf (-es, -e) – povolání, profese die Bezeichnung (-, -en) – označení der Dienst (-es, -e) – služba der Dienstleister (-s, -) – poskytovatel služeb die Einrichtung (-, -en) – zařízení drogensüchtig – drogově závislý ehrenamtlich – dobrovolný, dobrovolně eingliedern – začlenit eingreifen (-iff, h. -iff) – zasáhnout, zasahovat einheitlich – jednotný die Fachhochschule (-, -n) – odborná vysoká škola, vyšší odborná škola gefährdet – ohrožený die Gemeinde (-, -n) – obec die Gemeinwesenarbeit - práce pro obec/pro pospolitost die Gesetzgebung (-, -en) – zákonodárství das Geschlecht (-s, -er) – pohlaví großteils – z velké části, většinou, z větší části der Heilpädagoge (-n, -n) – pedagog terapeut der Hilfsbedürftige (-n, -n) – jedinec potřebující pomoc, potřebný konfessionell – konfesní kommunal – komunální, obecní, místní der Kultusminister (-s, 0) – ministr kultu(ry) eingetragener Verein – zapsané sdružení die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung– veřejně prospěšná společnost s ručením omezeným der Missstand (-s, “-e) – špatný stav, zlořád der Mitarbeiter (-s, 0) – pracovník, zaměstnanec; spolupracovník länderübergreifend – danou zemi přesahující, přeshraniční die Leistung (-, -en) – výkon, úkon, poskytnutí lindern – mírnit, tišit lösen – (vy)řešit, uvolnit der Oberbegriff (-(e)s, -e) – nadřazený pojem, střechový pojem die Religion (-, -en) – náboženství selbstständig - samostatný das Studienfach (-es, “-er) – studijní obor tätig – činný verhindern – zabránit weltweit – celosvětový, celosvětově Wohlfahrtsverband (-es, “-e) – charitativní sdružení der Nächste (-en, -en) – bližní das Suizid (-s, -s) – sebevražda die Verflachung (-, -en) – zploštění die Störung (-, -en) – porucha der Tabakgenuss (-es, 0) – požívání tabáku die Vernachlässigung (-, 0) - zanedbávání das Ausbrennen (-s, 0) – vyhoření das Burnout-Syndrom (-s, 0) – syndrom vyhoření schlimmstenfalls – v nejhorším případě die Leistungsfähigkeit (-, 0) – výkonnost die Religionszugehörigkeit (-, 0) – náboženská příslušnost, vyznání die Erschöpfung (-, 0) – vyčerpání die Ressourcen – zdroje das Risiko (-s, Risiken) riziko der Weltkrieg (-s, -e) – světová válka Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) Was versteht man unter dem Begriff Sozialarbeit? Welcher Unterschied besteht zwischen der Sozialarbeit und der Sozialpädagogik? Was bezeichnet das sog. Streetwork? Welche Träger im Bereich der Sozialarbeit gibt es und wofür sind sie verantwortlich? Wie würden Sie das Burnout-Syndrom charakterisieren und wie entsteht es? 5 Übungen 1. Setzen Sie die Substantive in Klammern in Plural Nach dem 2. Weltkrieg wurde Gemeinwesenarbeit in Europa nach dem amerikanischen Vorbild eingeführt und stellt eines der {Arbeitsprinzip} der Sozialen Arbeit dar. Sie zielt in {Gemeinde} und {Stadt} auf soziale Intervention (sie ist eine fachkundige Parallele zu verschiedenen {Bürgerinitiative}) und koordiniert alle {Programm} verschiedener {Stelle}, um gesundheitliche und wohltätige {Dienstleistung} zu gewährleisten. Zu den neueren {Methode} der Gemeinwesenarbeit gehört Streetwork: sie konzentriert sich meist auf drogensüchtige oder gefährdete {Jugendliche}, besonders in einzelnen {Stadtgebiet}. 2. Bilden Sie möglichst viele verschiedene Komposita aus folgenden Teilen und geben Sie ihre Bedeutung an; jeder Teil kann mehrmals benutzt werden (z.B.: er-ledig-en = zařídit; Krank-er = nemocný; Körper-schaft = korporace -gemein- all- -biet- -ledig- gesund- -lich -krank- -kind- ver- -de -er- -wesen -schaft -ge- -(e)n- 3. Ordnen Sie bedeutungsähnliche Wörter zueinander (1) (2) (3) (4) (5) (6) sich befassen sich kümmern behandeln einschließen einrichten beschließen (a) umfassen (b) erledigen (c) sich beschäftigen (d) entscheiden (e) pflegen (f) sorgen 6 -ig -setz- -körper- -heit- 2. Die Familie im Zeitwandel. Familienprobleme in der Gegenwart 2.1. Entwicklung der Familienstruktur bis zur heutigen Kleinfamilie Im 19. Jahrhundert ist im Zusammenhang mit der Entwicklung der Städte und der sich daraus ergebenden Wandlung der Gesellschaftsstruktur (Etablierung des Bürgertums) in Europa auch das Modell der sogenannten 'Normalfamilie' zustande gekommen. Ende der 1960er Jahre weist die Normalfamilie folgende Merkmale auf: - verheiratetes Elternpaar (lebenslange Ehepartnerschaft aus Liebe, die auf gegenseitiger Achtung basiert) eigene (d. h. leibliche) Kinder, die aus Liebe auf die Welt kamen eine Haushaltsgemeinschaft bestehend aus einem verheirateten Elternpaar (einschl. leiblicher unmündiger Kinder) traditionelle Rollenverteilung (Vater als Haupternährer, der die höchste Autorität besitzt; Mutter ist für den Haushalt zuständig) Heutzutage setzt man den Begriff Familie im westlichen Kulturkreis meist mit der so genannten Kernfamilie (Vater, Mutter und deren Kinder) gleich. Die Kleinfamilie hat sich in den modernen Industrienationen Europas als Haupttypus etabliert und gilt als das überwiegende Modell: man spricht auch von der modernen Kleinfamilie (= der privatisierten Kernfamilie). Unter diesem Begriff versteht man das eheliche (oder eheähnliche) Zusammenleben von Frau und Mann mit ihren unmündigen Kindern. Das Gegenteil stellt die Großfamilie (= Mehrgenerationenfamilie) dar, die sich durch das Zusammenleben von mindestens drei Generationen auszeichnet. Neben Vater, Mutter und ihren Kindern leben da auch andere Verwandte (heute z. B. vor allem in Griechenland vorhanden). Heutzutage haben sich im Familienleben mehrere typische Formen herausgebildet, die aus der zunehmenden Frauenerwerbsarbeit und beschränkter (nicht mehr lebenslanger) Dauer partnerschaftlicher Bindung resultieren. Man spricht immer mehr auch von der um sich greifenden sog. seriellen Monogamie. Hier handelt es sich um eine zeitlich begrenzte nichteheliche Lebensgemeinschaft, die in bestimmten Abständen aufgelöst wird, um durch ein anderes Partnerverhältnis ersetzt zu werden. Es soll sogar ein Trend zur bewusst gewählten Partnerlosigkeit festgestellt worden sein, wofür die Bezeichnung Single-Dasein geprägt wird. Diese Tendenz scheint allerdings in der Gegenwart nicht eindeutig nachweisbar zu sein. Der Begriff Single (= Alleinlebender, Einzelgänger) wurde erstmals für die Lage in den USA in den 1970er Jahren und wird in Deutschland ab 1989 verwendet. Man meint damit jüngere Personen, die wegen ihrer Präferenz des Berufslebens kein festes Partnerverhältnis eingehen wollen. Diese Entscheidung für ein Leben als Single spiegelt nicht nur die Ausrichtung auf Karriere sondern gerade auch das veränderte Verhältnis der Geschlechter zueinander wider. 7 Manche Soziologen wie der Schweizer HOFFMANN-NOWOTTNY bezeichnen das SingleDasein ganz offen als pathologisch und eine „Psychologie, die das zeitlich beschränkte Alleinleben als Entwicklungschance begreift, ist für ihn nur eine Stabilisierung ´krankmachender sozialer Verhältnisse´" (HOFFMANN-NOWOTTNY). Er zögert nicht, die Tendenz zur verantwortungslosen Bindungs- und Kinderlosigkeit als "autistische Gesellschaft" zu bezeichnen. Er prophezeit, dass dieses "auf sich selbst bezogenes Denken und Handeln" […] letztlich zur Selbstauflösung dieser Gesellschaften führt.“ (HOFFMANNNOWOTTNY) 2.2. Das gegenwärtige Modell der Familie Seit den 1960er Jahren hat also die moderne Kleinfamilie ihre dominante Stellung verloren und es ist eine Pluralisierung der Lebensformen eingetreten. Dies ist auf die demografische Entwicklung (sinkende Geburtenzahl, Rückgang der Eheschließungen, wachsende Zahl der Scheidungen) zurückzuführen. Den gemeinsamen Nenner für diese Entwicklung kann man ohne Zweifel in einem Wertewandel seit den 1960ern sehen. Als unumstritten gilt die zunehmende Zahl der Alleinerziehenden und der kinderlosen Ehepaare sowie der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften. Durch die hohe Scheidungsrate bedingt ist die wachsende Zahl der so genannten Patchwork-Familien (patchwork = Flickwerk). Das letztgenannte Modell bedeutet eine familienähnliche Lebensgemeinschaft eines heterosexuellen Paares mit mehreren Kindern unterschiedlicher Herkunft (nicht alle in dieser ´Familie´ lebenden Kinder sind nämlich leiblich). Die gegenwärtigen Alternativen zu Familientrukturen lassen sich wie folgt zusammenfassen: (a) kinderlose Ehe (b) Ehe mit Doppelkarriere (beide Lebenspartner arbeiten und wohnen getrennt und treffen sich nur am Wochenende - auch Commuter-Ehe, also Pendler-Ehe genannt) (c) Lebensgemeinschaft ohne Ehe (d) Zusammenleben mit Kindern mit mehreren (biologischen und /oder sozialen) Müttern und Vätern (Adoptiv-Familien bzw. Patchwork-Familien genannt) (e) getrenntes Zusammenleben, das faktisch mit Einpersonenhaushalt gleich zu setzen ist (f) gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft (auch „Regenbogefamilie“ genannt) Im Alter kommen neben der Ehe der Einpersonenhaushalt einer Witwe (weniger eines Witwers) oder ein Zweigenerationenhaushalt (Witwe oder Witwer ziehen in den Haushalt eines Kindes) vor. Für die oben genannten Veränderungen ist vor allem der voranschreitende Individualisierungsprozess in der Gesellschaft wie auch die wachsende höhere Schätzung des Eigeninteresses im Gegensatz zum Pflichtgefühl gegenüber anderen typisch. „Aus dem traditionellen Dasein für andere (Familie, Elternschaft) wurde immer stärker die Gestaltung eines selbst bestimmten Lebens.“ (Wikipedia) 8 Verantwortlich für diesen Wandel der Familienstrukturen sind unter anderem: (a) Angleichung der Bildungschancen von Mann und Frau - viele Frauen entscheiden sich für die Berufskarriere und gegen die Elternschaft (b) insgesamt entscheiden sich mehr Männer als Frauen gegen die Gründung einer Familie. Als Gründe führt man Vorrang von privaten Interessen und Freiheiten an sowie die Angst, der Aufgabe als Haupternährer der Familie nicht gewachsen zu sein (c) zunehmendes Lebensalter (d) Technisierung der Haushalte (e) einfachere Geburtenkontrolle (bessere Verhütungsmethoden) (f) Bedeutungslosigkeit der Kinderzahl für die individuelle Altersvorsorge (g) der Bewusstseinswandel und die Kritik an der „Normalfamilie“ durch die 1968erGeneration und den Feminismus (Akzent auf veränderte Rollenbilder) … (h) erleichterte Scheidungsmöglichkeiten (i) Wandel der Erwerbsarbeit und daraus resultierende größere finanzielle Unsicherheiten der jüngeren Generation“ (Quelle: Wikipedia ) Die meisten Soziologen stimmen der traditionellen Auffassung zu, dass die Familie ist und bleibt „Fundament jeder Gesellschaft. Wenn sich auch das Familienbild und die Familienformen in Europa in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert haben, so ist die auf der Ehe begründete Verbindung von Mann und Frau, die sich durch Kinder zur Familie erweitert, doch weiterhin die stabilste Familienform und übernimmt weitgehende Funktionen für die Gesellschaft. Die Familien geben den Kindern den für ihre Entwicklung notwendigen emotionalen und sozialen Rückhalt und sind ein Lernort für die Weitergabe grundlegender Werte und ein Ort der Einübung gelebter Solidarität. Sie sichern die Solidarität der Generationen untereinander und tragen durch die in den Familien gelebte Solidarität auch zur Absicherung von Lebensrisiken bei wie Alter, Krankheit und Pflegebedürftigkeit.“ (Freiheit verpflichtet – Zukunft verantwortlich gestalten . Bratislaver Erklärung des Kolpingwerkes Europa 2009) 2.3. Die Familie, ihre Funktion und Aufgaben Wenn man von der Familie spricht, meint man eine engere Verwandtschaftsgruppe (Zusammenleben von mindestens zwei Generationen), der biologisch und sozial viele Funktionen zukommen: „Die Reproduktionsfunktion dient der Sicherung der Generationsfolge durch Weitergabe des Lebens . Die Familie prägt allerdings die Qualität der Reproduktion einer Gesellschaft. Deswegen kann keinesfalls an der Bedeutung der Familie für die Entwicklung und Erziehung von Kindern gezweifelt werden.“ (Wikimedia) Weiterhin überdauert Kinderfürsorge und gegenseitige emotionale Bindung und Unterstützung von Ehepartnern als die wesentliche Funktion der Familie. Bei der Familie als spezifischer Sozialgruppe lassen sich drei elementare soziale Funktionen hervorheben: (A) Die Sozialisationsfunktion (bzw. erzieherische Funktion) erleichtert die soziale Eingliederung und Formierung der Fähigkeiten von Heranwachsenden. „In der intakten Familie erfährt das Kind Liebe, Geborgenheit, Schutz und Fürsorge. Dort entwickelt es 9 seine Persönlichkeit und seine Fähigkeit zu sozialen Bindungen. Die Familie vermittelt dem Kind - Sprache und typische Verhaltensweisen, - Entwicklung intellektueller Fähigkeiten, - Bildung eines eigenen Gewissens, - Bereitschaft, Bedürfnisse und Interessen anderer wahrzunehmen, - Solidarität und Fähigkeit, Konflikte zu lösen, - Werte und Normen der Gesellschaft. Die Familie gibt die Grunderfahrungen des Zusammenlebens von Mensch zu Mensch weiter.“ (P wie Politik, Gemeinschaftskunde, S. 36) (B) Die wirtschaftliche (materielle) Funktion bringt Schutz und Fürsorge für Säuglinge ebenso wie für kranke und alte Familienangehörige. Sie sichert deren Ernährung, Kleidung und Behausung. (C) Die politische Funktion bedeutet, dass ihre Kinder eine legitime Platzierung in der Gesellschaft finden. Diese Funktion ist allerdings in den neuzeitlichen staatlichen Gesellschaften fast erloschen. In den nichtstaatlichen Gesellschaften ist der Rückhalt durch Verwandtschaft (Sippe, Klan) von großer Bedeutung. Aus diesen Grundfunktionen ergeben sich noch weitere wie: (a) die religiöse Funktion, die der Gestaltung von Familienfesten zugrunde liegt. In der modernen Kleinfamilie ist sie nicht gleich erkennbar – obwohl sie natürlich individuell zur Geltung kommt: Vater spricht das Tischgebet, er schmückt den Weihnachtsbaum u. ä. (b) die rechtliche Funktion ist dank dem Grundgesetz (= deutsche Verfassung) in Deutschland immer noch beibehalten worden - die Familie steht auch gegenwärtig unter besonderem staatlichem Schutz. Sie verfügt auch über zahlreiche Gestaltungsrechte wie Vormundschafts-, Adoptions- und Erbrecht. (c) die Freizeit- und Erholungsfunktion, die eine moderne Variante der Wirtschaftsfunktion darstellt. Es geht um Basisleistungen zur Erhaltung der Gesundheit und zur Erholung der Familienmitglieder gegenüber den ofiziellen Organisationsformen. In Industriegesellschaften werden etliche dieser Funktionen (politische, materielle, erzieherische) – zum Teil oder ganz – auf verschiedene Institutionen (Staat, Gemeinden, Versicherungsanstalten, Schulwesen usw.) übertragen. Der Prozess der Institutionalisierung wurde anfangs besonders von den politisch linksorientierten Bewegungen und Gruppierungen initiiert (z. B. Versuche der russischen Bolschewiki in den 1920ern und 1930ern, die Familien in große kollektivistische Gemeinschaften umzuwandeln; 10 diese sind jedoch nach ein paar Jahren völlig gescheitert; siehe auch gegenwärtig die staatlich manipulierte Erziehung der Kinder im weltweit härtesten kommunistischen Regime in Nordkorea). Leider auch Tschechien ist nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes bis heute dieser institutionalistischen Sicht nicht verschont geblieben – z. B. in den Kinderheimen bleiben viele Kinder, deren sich sonst viele kinderlose Familien annehmen möchten. Deswegen wird Tschechien von der EU mit Recht kritisiert. Angesichts der neuesten Entwicklung in den westlichen Industriegesellschaften (einschließlich Tschechiens), nämlich der sinkenden Geburtenrate, lässt die demografische Situation nicht mehr zu, dass der Generationenvertrag auch weiterhin erfüllt werden kann. Deswegen stehen vor der Familie (sowohl der Kleinfamilie als auch der Großfamilie) neue Aufgaben: die Existenzsicherung von Minderjährigen und Senioren (mindestens zum Teil) zu übernehmen, da die Finanzierung des Sozialstaates stets schwieriger wird. Mit anderen Worten muss man auf den klasischen Generationenvertrag zurückkommen. (vergl. z. B. Gutachten zum demografischen Wandel im Land Brandenburg , Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung 2008) In Bezug auf die Familie bietet sich auch die Frage nach den Rollenbildern. Die Rollen in der Familie sind auf die Geschlechterrollen als spezifische soziale Rollen zurückzuführen. Vor allem in der familiären Arbeitsteilung stellen sie die dem Mann oder der Frau traditionell zugedachten Aufgaben dar, und sie werden wesentlich durch die Rollenerwartungen in der ganzen Gesellschaft mitbestimmt: z. B. der Mann als Geldverdiener und Familienernährer, verantwortlich für die Familienkontakte nach außen ( Vaterbild); die Frau als Haus- und Kinderversorgerin (Mutterrolle). „Manche der modernen (?!) Erziehungskonzepte bemühen sich um ein Aufbrechen dieser alten Rollenklischees, um dadurch die weibliche Emanzipation besser durchzusetzen. Dabei spielen die Vorbilder in Familie und Gesellschaft natürlich eine zentrale Rolle. Die Übernahme von Rollenmustern erfolgt bereits im Kleinkindalter durch die Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil.“ (VIERECKE, Andreas, Geschlechterrollen) Die bundesweit bekannte Journalistin, entschiedene Kritikerin der Frauenemanzipation Eva Herman (siehe Kapitel 4) glaubt den Mann durch die traditionelle Rollenaufteilung für das Familienleben wieder zu gewinnen: "Der Mann steht in der Schöpfung als der aktive, kraftvolle, starke und beschützende Part..." Nun aber sei er vom weiblichen Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das ist nur logisch, lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in der Tiefe unserer Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen." Sonst ist sie davon überzeugt, dass wenn beide Geschlechter die gleiche Versorgerrolle übernehmen, wird "die Frau zur Konkurrentin des Mannes". Dann allerdings scheint keine normale Beziehung mehr möglich, dann "spürt er weder Bindung noch Verantwortung für sie". (Evas antifeministisches Manifest) Vokabeln: allerdings – však, ovšem angesichts – vzhledem das Bewusstsein (-s, 0) - vědomí bundesweit – celoněmecky, celoněmecký das Handeln (-s, 0) – jednání prophezeien – prorokovat, předpovídat die Seele (-, -n) – duše die Schöpfung (-, 0) – stvoření sehnlichst – co nejtoužebněji spüren – cítit, pociťovat 11 entschieden – rozhodný, rozhodně das Geschlecht (-s, -er) – pohlaví lähmen – ochromit die Aufteilung (-, 0) – rozdělení (beze zbytku) sich bemühen – usilovat, snažit se das Erziehungskonzept (-es, -e) koncepce výchovy die Schöpfung (-, 0) – tvorstvo, stvoření kraftvoll – silný die Bindung (-, -en) - vazba, sepětí annehmen (a, h. a ) – přijmout, akceptovat; předpokládat das Erbrecht (-es, -e) – dědické právo, právo dědit die Gemeinde (-, -n) – obec beibehalten (ie, h. a) – podržet, udržet das Erziehungskonzept (-es, -e) – výchovná koncepce der Generationenvertrag (-s, “-e) mezigenerační smlouva zur Geltung kommen – uplatnit se erloschen – vyhaslý die Bewegung (-, -en) – hnutí das Tischgebet (-es, -e) – modlitba před jídlem die Gemeinschaft (-, -en) – společenství die Behausung (-, -en) – příbytek, ubytování das Alter (-s, 0) – věk, stáří etliche – některé, několik das Bedürfnis (-ses, -se) – potřeba Bedürfnisse befriedigen – uspokojovat potřeby die Tiefe (-, n) – hloubka der Versorger (-s, -) – živitel, opatřovatel widerspiegeln – odrážet überzeugt – přesvědčený sichern – zajistit, zajišťovat der Elternteil (-s, 0) – rodič verunsichert – znejistěný das Vorbild (-es, -er) – vzor in Bezug auf – ve vztahu k verschont bleiben – zůstat ušetřen die Versicherungsanstalt (-, -en) – pojišťovna die Vormundschaft (-, 0) – poručnictví der Familienernährer (-s, -) – živitel rodiny das Gutachten (-s, -) – znalecký posudek gegenwärtig – v současnosti die Verwandtschaft (-, -en) – příbuzenstvo die Platzierung (-, 0) – umístění der Weihnachtsbaum (-es, “-e) – vánoční strom spüren – pociťovat die Kinderfürsorge (-, 0) – péče o děti pflegebedürftig – potřebný, vyžadující péči der Schutz (-es, 0) – ochrana weitgehend – dalekosáhlý, rozsáhlý der Regenbogen (-s, 0) – duha Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) Wodurch unterscheidet sich die Familie von anderen Sozialgruppen? Wie sieht das Modell der sog. Normalfamilie aus? Welche Sozialfunktionen erfüllt die Familie? Was bezeichnet man als Single-Dasein? Wann und aus welchen Gründen ist es zum Strukturwandel der Familie gekommen? Wie kann man die Patchwork-Familie definieren? Was versteht man unter dem Generationenvertrag? Wann spricht man von serieller Monogamie? Versuchen Sie den Begriff autistische Gesellschaft zu erklären. Übungen 1. Ersetzen Sie das Aktiv durch passive Verbform: (1) Manche Soziologen wie Hoffmann-Nowottny bezeichnen das Single-Dasein ganz offen als pathologisch. (2) Heutzutage setzt man den Begriff Familie im westlichen Kulturkreis mit der Kernfamilie gleich. (3) Mit diesem Handeln lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern. (4) Die Rollenerwartungen in der ganzen Gesellschaft bestimmen wesentlich die traditionell zugedachten Aufgaben mit. (5) Die Industriegesellschaften übertragen etliche Funktionen auf verschiedene Institutionen. (6) Wie definiert man die Patchwork-Familie? (7) Den Begriff Single hat man erstmals in den USA verwendet. (8) Deswegen kritisiert man 12 Tschechien in der EU mit Recht. (9) Man gliedert das Kind schon als Säugling in das erste soziale Netzwerk ein. (10) Eine Sonderform der Gewalt stellt die häusliche Gewalt dar, die man nicht öffentlich, sondern im privaten Raum ausübt. 2. Ersetzen sie die Infinitivkonstruktionen mit zu oder um – zu Nebensätze durch (1) Sie glaubt den Mann für das Familienleben wieder zu gewinnen. – Sie glaubt, ………………………………………………………………………………………… (2) Hier handelt es sich um eine nichteheliche Lebensgemeinschaft, die in bestimmten Abständen aufgelöst wird, um durch ein anderes Partnerverhältnis ersetzt zu werden. – Hier handelt es sich um eine nichteheliche Lebensgemeinschaft, die in bestimmten Abständen aufgelöst wird, …. ……………………………………………………………………………………………………..……………………. (3) Dann scheint keine normale Beziehung mehr möglich zu sein. – Dann scheint ……., …………………………………………………… (4) Manche der modernen Erziehungskonzepte bemühen sich um ein Aufbrechen dieser Klischees, um dadurch die Emanzipation besser durchzusetzen. – Manche der modernen Erziehungskonzepte bemühen sich um ………….., …………………………………… dadurch die Emanzipation besser …………………………………. 3. Ergänzen Sie fehlende Präpositionen und setzen Sie die Substantive in Klammern in den richtigen Fall (1) In Bezug ……. (die Familie) bietet sich auch die Frage ……. (die Rollenbilder). (2) Ich bin ..………. (diese Sache) überzeugt. (3) Es handelt es sich …………… (eine nichteheliche Lebensgemeinschaft). (4) In den nichtstaatlichen Gesellschaften ist der Rückhalt durch Verwandtschaft ……….. (große Bedeutung). (5). Man spricht immer mehr …………. (die sog. serielle Monogamie). (6) Was versteht man …..…….. (der Generationenvertrag)? (7) …………… diesen Bedingungen lässt sich kaum etwas machen. (8) Deswegen kann keinesfalls ……… (die Bedeutung der Familie) für die Entwicklung und Erziehung von Kindern gezweifelt werden. (9) Manche der modernen Erziehungskonzepte bemühen sich ………. (ein Aufbrechen) dieser alten Rollenklischees. 4. Bilden Sie Verbalsubstantive bzw. Verbalnomen aus folgenden Verben und übersetzen Sie sie ins Tschechische (z. B. koordinieren: die Koordination = koordinace, die Koordinierung = koordinace, das Koordinieren = koordinování; ausdauern: die Ausdauer = vytrvalost) erschöpfen – ………………………. ; gewährleisten – ……………………………………; einrichten – ………………………………….…..; feststellen – …………………………………..; konzentrieren – ……………………………..; einführen – ……………………………….; üben – ……………………………..; kompensieren – ………………………………………..; stören – ……………………………………….; versorgen – …………………………………; lesen – ……………………………………….; eingliedern – ………………………….……..; intervenieren – ……………………………………….; vernachlässigen – 13 …………………………………; begreifen – …………………………………………………….; versorgen – leisten – …………………………………………; verflachen – ………………………………………….., beschließen – …….…………………………………..; pflegen – ……………………………………….; verpflegen – ……………………………………; absehen – ……………………………………; anbieten – …………………………………… ; stellen – ……………………………………..; vorstellen – ………………………………………; beschäftigen – ……………………………………….; schaffen – ……………………………………………; trennen – …………………………………………; scheiden – ………. …………………………………………; zusammenbrechen – ………………………………………….; bilden ……………………………………….; 3. Familienkrise und häusliche Gewalt 3.1 Öffentliche Gewalt In der letzten Zeit wurden verschiedene Formen der Gewalt ins Visier genommen. Man versucht ihre Ursachen zu verstehen und ihren Ursprung zu erörtern. Wie durch mehrere soziologische Forschungen bestätigt, ist die Gewalttätigkeit großteils Männersache. Da man besonders im vorigen Jahrhundert davon ausgegangen ist, dass verprügelte Kinder dann als Erwachsene mehr dazu neigen, die Gewalt als eine Art Problemlösung auch gegen ihre Kinder zu verwenden, wurde gegen die autoritäre Erziehung und die patriarchalischen Verhaltensmuster gekämpft. Wider alle Erwartungen hat sich neulich gezeigt, dass die (und nicht nur männliche) Gewalttätigkeit eher zugenommen hat. Schuld sind also mehr die falsch verstandene, grenzenlose Freiheit, der Verlust an Autorität und Verwischung der klar umrissenen positiven Vorbilder. Da kommt man wieder zu der Frage der positiven Rollenbilder zurück, die es gegenwärtig kaum gibt. Gerade die fehlenden männlichen Vorbilder werden für die negativen Gewalterscheinungen verantwortlich gemacht. Als Beispiele für Abwesenheit solcher Vorbilder seien da unerwünschte gesellschaftliche Erscheinungen wie die blutigen linksextremistischen Terroranschläge der sog. Rote-Armee-Fraktion (RAF) in den 1970er Jahren in Deutschland (bekannt als BaaderMeinhof-Bande), der Action Directe in den 1980ern in Frankreich, der Brigate Rosse in den 1970ern in Italien, der Cellules Communistes Combattantes in den 1980er Jahren in Belgien sowie die auch gegenwärtig immer wieder vorkommenden Sportstadien- und Straßenschlägereien der Fußballfans erwähnt. Diese Terroranschläge kann man also als eine Verkörperung der sog. strukturellen Gewalt betrachten; dieser Begriff wurde Anfang der 1970er Jahre vom norwegischen Soziologen Johan Galtung geprägt. Unter der strukturellen Gewalt versteht man „Formen indirekter Gewalt und indirekter Zwänge, die in den herrschenden gesellschaftlichen, innerstaatlichen oder auch zwischenstaatlichen Verhältnissen begründet liegen“ (DETSCH, Roland, Strukturelle Gewalt). 14 Als wesentliche Formen dieser Gewalt identifiziert Galtung Armut („Entzug des Lebensnotwendigen”), Unterdrückung („Entzug der Menschenrechte ”) und Entfremdung („Entzug höherer Erfordernisse”). Gerade diese Auffassung der Gewalt wurde programmatisch zum Motiv für den „Kampf gegen die Gewalt des Systems” durch die oben erwähnten militanten Gruppierungen als Begründung ihrer skrupellosen blutigen Terroranschläge in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts angewendet. Nicht zu vergessen sind bestimmt auch die rechtsextremistischen Bewegungen, die jedoch nur einen scheinbaren Gegensatz zum Linksextremismus bilden, da sie dieselben Wurzeln haben. Nicht selten stellen sie eine Antwort auf linksextremistische Aktivitäten, bzw. deren Kopien dar (vgl. Hitlers Nachahmung stalinistischer Methoden, einschl. der Errichtung von Konzentrationslagern). Es geht also nur um äußerliche Unterschiede etwa in der Farbensymbolik, in den Parolen und Flaggen, die die Identität von Methoden verdecken sollen. Oft sind es Unschlüssigkeit und Untätigkeit der Politiker, die den politischen Extremismus verursachen: vgl. die Entstehung des Nationalsozialismus in Deutschland (wirtschaftliche Probleme im Zusammenhang mit den Kriegsreparationen nach dem Ersten Weltkrieg und letztendlich der Schwarze Donnerstag an der New Yorker Börse in 1929 und die daraufolgende Weltwirtschaftskrise) sowie neulich die Krawalle der sog. Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit (Dělnická strana sociální spravedlnosti) in Tschechien. 3.2 Häusliche Gewalt Eine Sonderform der Gewalt stellt die häusliche Gewalt dar, die nicht öffentlich, sondern im privaten Raum ausgeübt wird. Auf diese Weise bezeichnet man Gewalttaten zwischen Menschen, die in einem Haushalt zusammen leben. Unter diesen Oberbegriff fallen nicht nur Gewalttaten in Paarbeziehungen, sondern auch Gewalt gegen Kinder, Gewalt von Kindern gegenüber ihren Eltern, Gewalt zwischen Geschwistern und Gewalt zwischen zwei Generationen: gegen im Haushalt lebende Senioren. Meistens unterscheidet man zwischen zwei Arten von Gewalt: (1) gewalttätiges, situationsbezogenes Konfliktverhalten und (2) wiederholte, systematische Gewaltanwendung , die immer die andere Partei in eine untergeordnete Position versetzen soll. Unter Gewalt versteht man physischen oder psychischen Zwang. Nicht selten erscheint die Gewaltanwendung im Zusammenhang mit anderen Straftaten wie Erpressung, Vergewaltigung und /oder Raub. Die Gewalteinwirkung kann den Willen des Opfers völlig ausschalten, z. B. wenn der Täter sein Opfer niederschlägt. Die Gewalteinwirkung kann aber auch mittelbar durch Bedrohen eines Dritten mit einer Waffe zustande kommen. (siehe MILLER, Helmut W.: Gewalt) Die häusliche Gewalt weist neben der aggressiven Handlung im privaten Umfeld folgende Merkmale auf: (a) zwischen Täter und Opfer besteht eine emotionale Bindung, woraus sich negative Folgen für das Sicherheitsgefühl des Opfers entwickeln, (b) die körperliche und/oder die psychische Integrität des Opfers wird wiederholt verletzt und (c) der Täter nutzt ein existierendes Machtgefälle zu seinem Opfer aus. Bei der häuslichen Gewalt unterscheidet man „körperliche Gewalt (Schlagen, Stoßen, Schütteln, Beißen, Würgen, mit Gegenständen werfen u. a. Angriffe), sexuelle Gewalt (Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Zwang zur Prostitution usw.), psychische Gewalt 15 (Drohungen, Nötigung, Nachstellen, Freiheitsberaubung, aber auch weniger bedrohliche Gewaltformen wie Beschimpfung, Bevormundung, Demütigung, Einschüchterung, emotionale Manipulation, Verbote, Kontrolle und Bespitzelung von Sozialkontakten usw.) und ökonomische Gewalt (Verbot oder Zwang zur Arbeit, kein Zugang zum gemeinsamen Konto, Beschlagnahme des Lohns usw.).“ (Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009) Die Behörden geben meistens in bis 95 % der Fälle häuslicher Gewalt Frauen für Opfer und Männer für Täter aus, in anderen Statistiken wird die häusliche Gewalt nicht als geschlechtsspezifisches Phänomen gesehen. Man darf auch nicht die Tatsache unerwähnt lassen, dass dieses Problem oft politisch missinterpretiert wird, insbesondere aus feministischer Sicht. Demgegenüber zeigen etwa 100 wissenschaftliche Forschungsberichte, Dutzende von empirischen Studien und Analysen in kriminologischen, soziologischen und psychologischen Fachzeitschriften aus den USA, Kanada, England, Dänemark, Neuseeland und Südafrika, dass die Gewalt entweder zum gleichen Teil von beiden Partnern oder aber hauptsächlich von der Frau ausging. Da diese Studien in ihren Ergebnissen deutlich übereinstimmen, gibt es in der Fachwelt keinen Zweifel mehr an dieser Feststellung. Im Gegensatz zu öffentlicher Gewalttätigkeit wird die häusliche Gewalt also nicht mehr als männliches Problem gesehen, obwohl dies bis jetzt weder Öffentlichkeit noch Politiker zur Kenntnis genommen haben – vermutlich noch immer unter dem Einfluss der feministischen Propaganda. Das halten mehrere Fachleute für einen der größten Skandale in der Geschlechterdebatte. Diese Feststellung wurde auch durch ein Gutachten zum Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 5. 3. 2001 bestätigt: „Das Gewaltschutzgesetz geht von einem Feindbild ,Mann´ aus, das empirisch nicht haltbar ist. Es fördert nicht den konstruktiven Dialog der Geschlechter, sondern ist ausschließlich auf Enteignung, Entmachtung, Ausgrenzung und Bestrafung von Männern gerichtet. Sein Ziel ist nicht, häusliche Gewalt zu bekämpfen, sondern nur Männergewalt. Geschützt werden sollen nicht alle in häuslicher Gemeinschaft lebenden Menschen oder gar Ehe und Familie, sondern nur Frauen. Mit diesem Grundtenor wird das Gesetz auf jede Art von Lebenspartnerschaft eine zersetzende Wirkung ausüben und damit nicht nur die demographische Entwicklung negativ beeinflussen sondern auch die Lebensqualität der Bürger und die gesellschaftliche Integration.“ (BOCK, Michael, Gutachten vom 15.06.2001 zum Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung) Vokabeln: die Ausgrenzung (-, 0) – vyloučení das Konto (-s, -s) – konto, účet der Deutsche Bundestag (-s, 0)– Německý spolkový sněm ins Visier nehmen – vzít na mušku, der Entzug (-s, 0) – zbavení, odnětí zaměřit se na (4.p.) die Feststellung (-, -en) – zjištění, konstatování versetzen – přivést, přemístit, zasadit die häusliche Gewalt – domácí násilí (kupř. úder) die Anhörung (-, 0) – slyšení, poslech der Zwang (-s, 0) – nutnost, donucení das Beißen (-s, 0) – kousání das Feindbild (-es, -er) – obraz nepřítele der Rechtsausschuss (-es, “-e) - právní výbor der Gegensatz (-es, “-e) – protiklad, opak die Tatsache (-, -en) – skutečnost, fakt die Bundesregierung (-, 0) – spolková vláda die Beschlagnahme (-, 0) – zabavení das Verhalten (-s, 0) – chování 16 missinterpretieren – dezinterpretovat die Sicht (-, 0) - pohled die Vergewaltigung (-, 0) – znásilnění die Nötigung (-, 0) – donucení, nátlak das Würgen (-s, 0) – škrcení das Stoßen (-s, 0) - kopání zur Kenntnis nehmen – vzít na vědomí der Grundtenor (-s, 0) – základní tón klar umrissen – jasně načrtnutý die Bevormundung (-, 0) – poručnictví, mentorování ausüben – vykonávat das Gewaltschutzgesetz (-es, -e) – zákon na ochranu před násilím die Enteignung (-, 0) – vyvlastnění die Entmachtung (-, 0) – zbavení moci die Geschlechterdebatte (-, -en) – debata o pohlavích die Unterdrückung (-, 0) – útlak, utlačování der Entwurf (-s, “-e) – návrh der Bürger (-s, -) – občan die Ehe (-, -en) – manželství die häusliche Gemeinschaft – domácí společenství haltbar – udržitelný die Fachzeitschrift (-, -en) – odborný časopis (auf etw.) gerichtet sein– být (na něco) zaměřen, orientován das Gutachten (-s, -) – dobrozdání, znalecký posudek die Behörde (-, -en) – úřad das Machtgefälle (-s, 0) – mocenská převaha die Demütigung (-, -en) – ponižování, ponížení die Beraubung (-, 0) – loupež, zbavení die Beschimpfung (-, -en) – urážení, nadávka der Forschungsbericht (-es, -e) – výzkumná zpráva die Öffentlichkeit (-, 0) – veřejnost die Nötigung (-, 0) – nátlak, útisk, donucení die Wirkung (-, -en) – působení, účinek zersetzen – rozkládat, rozbít, zničit das Schütteln (-s, 0) – třesení die Trennung (-, 0) – odloučení, oddělení, rozdělení das Opfer (-s, -) – oběť die Überlassung (-, 0) – přenechání die Nachstellung (-, -en) – nástraha, úklad die Ehewohnung (-, -en) – manželský byt die Feststellung (-, -en) – zjištění, konstatování sondern – nýbrž das Würgen (-s, 0) – škrcení, rdoušení übereinstimmen – souhlasit die Weltwirtschaft (-, 0) – světové hospodářství Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) Welche Formen der Gewalt gibt es? Was versteht man unter struktureller Gewalt? Wie kann man die häusliche Gewalt charakterisieren? Wie sieht es mit der Beteiligung der Geschlechter an der häuslichen Gewalt? Was versteht man unter Gewalt und welche Ursachen der Gewalttätigkeit gibt es? Übungen 1. Bilden Sie sinnvolle Sätze (1) In - die Fachwelt - gibt es - kein Zweifel - diese Feststellung. (2) Diese Tatsache wurde - bis jetzt - genommen worden - weder durch Öffentlichkeit noch durch Politiker zur Kenntnis. (3) Wider - alle Erwartungen - hat sich gezeigt - neulich, dass - eher zugenommen hat - die Gewalttätigkeit. (4) Besonders im vorigen Jahrhundert - ist ausgegangen - von das - man, dass verprügelte Kinder - dann - zu die Gewalt - als Erwachsene - mehr neigen. (5) Der Begriff strukturelle Gewalt - wurde geprägt - Anfang der 1970er Jahre - vom norwegischer Soziologe Johan Galtung. 17 2. Setzen Sie die richtigen Konjunktionen ein entweder – oder * sowohl – als auch * nicht nur – sondern auch * weder – noch * je – desto (1) Das Gesetz wird auf die Lebenspartnerschaft eine zersetzende Wirkung ausüben und damit ………… die demografische Entwicklung negativ beeinflussen …………… auch die Lebensqualität der Bürger. (2) Mehrere Forschungsberichte und Dutzende von empirischen Studien in kriminologischen Fachzeitschriften aus den USA, Kanada, England u. a. Ländern bestätigen, dass die Gewalt …………………. zum gleichen Teil von beiden Partnern ………………….. hauptsächlich von der Frau ausging. (3) …….... näher man sich mit diesen Studien befasst, ……….. mehr wird man in seinen Erwartungen bestätigt. (4) Bei einer objektiven Geschlechterdebatte darf man ……………. für Männer ………….. für Frauen Partei nehmen. Man muss vor allem die Moral im Auge behalten. (5) Unter Gewalt versteht man …………………. physischen ……………….. psychischen Zwang. 2. Geben Sie entsprechende Antonyme an die Abwesenheit – ………………………….. ; die Ausgrenzung – …………………………………….; unerwünscht – ……………………………..; die Erwartung – …………………………….; gewinnorientiert – ……………………………; der Erwachsene - …………………………..; regional – ……………………………….; beschränkt – ……………………………..; stark – ……………………..; die Zunahme – …………………………; das Opfer – …………………………; die Vernachlässigung – …………………………………; verbieten – ………………………..; geistig – ………………………..; Qualität – ………………………….; die Vergangenheit – ………………………….; der Verlust – ………………………….; privat – …………………………; übermäßig – ……………………………..; 4. Frauen und ihre Stellung in Familie und Gesellschaft 4.1 Emanzipationsbestrebungen und ihre Wurzeln Es gibt genug Literatur über die historische Entwicklung der Geschlechter seit dem Altertum. Allerdings ein neues Kapitel wurde Ende des 18. Jahrhunderts geschrieben angefangen mit der Französischen Revolution, über die Pariser Kommune, die russische Oktoberrevolution bis zu der sozialdemokratischen und kommunistischen Bewegung einschl. der heutigen Sozialdemokratie wurde mit der Neubewertung der Frauenrolle in der Gesellschaft begonnen. Hand in Hand mit der Entstehung der marxistischen Ideologie wurde die Emanzipation der Frau als Parallele zur Emanzipation der Arbeiterklasse betrachtet – siehe z. B. Rosa Luxemburg, Klara Zetkin, die Sozialistische Fraueninternationale. Schließlich 18 die Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts etablierte Frauenbewegung – verkörpert durch den Feminismus – stellt diesen Prozess meist als eine revolutionäre Tat dar. Seit einigen Jahren wird aber über das Ende der Frauenbewegung diskutiert, die heutigen Feministinnen vermissen oft große Frauenkundgebungen und FrauenInteressengruppen. Nichtsdestoweniger stehen Frauen weiterhin im Zentrum des öffentlichen Interesses und oft lobt man die erfolgsorientierten "Karrierefrauen". Inwiefern und ob überhaupt die Frauenbewegung "erfolgreich" gewesen sei, scheiden sich die Geister. Einige meinen, dass das Selbstbewusstsein der Frauen seit den 1990er Jahren gestiegen sei. Die anderen sind wiederum der Meinung, dass die Frauen von heute eher das Symbol einer „sex-bezogenen und post-feministischen Jugendkultur“ geworden sind, die von den Ergebnissen der Frauenbewegung profitieren. Besonders die jüngeren Frauen sind offensichtlich nicht mehr bereit, diese Bewegung weiter zu tragen. Eins steht fest: die Unterschiede zwischen Männern und Frauen verwischen. Auf der einen Seite haben heutige Frauen häufiger Alkoholprobleme und rauchen stärker als früher; ebenfalls achten immer mehrere Männer auf ihre Gesundheit und bei manchen kommt sogar die Kaufsucht vor. Gar nicht zu sprechen von sog. metrosexuellen Männern. Dieser Begriff wurde als Ausdruck für den modernen Lebensstil gebildet, der zwischen Mann und Frau nicht mehr unterscheidet, d. h. als Bezeichnung für heterosexuelle Männer, die ihr Äußeres genauso viel wie Frauen pflegen, sodass sie den Eindruck wecken, homosexuell zu sein. Als Autor dieser Bezeichnung gilt der britische Journalist Mark Simpson, wobei dessen Struktur mit Metropole in Bezug gebracht werden sollte. Da aber Metropole von „mater“ (= Mutter) abgeleitet worden ist, ist die Strukturbedeutung des künstlich geschaffenen griechisch-lateinischen Wortes irrtümlicherweise „muttersexuell“, also drückt sie nicht die beabsichtigte großstädtische Prägung der männlichen Sexualität aus. In diesem Zusammenhang kann man auch nicht die Gruppe von „Männern“ unerwähnt lassen, die eine starke Bindung zu ihren Müttern auch als Erwachsene behalten (sie besuchen oft das sog. Hotel Mamma, um weiterhin betreut zu werden). Von heutigen Frauen wird wiederum behauptet, dass sie zu berufsorientiert seien, demgegenüber scheinen sich die Männer etwas mehr auf die "weiblichen" Themen zu orientieren, also auf die traditionellen Frauentätigkeiten und -interessen wie Einkaufen, Gesundheitsfragen und Kinder. Diese Feststellung zeugt von einem Tausch der männlichen und weiblichen Werte, und folglich von einem modifizierten Rollenkonzept. Die wirklichen Veränderungen erfolgten im Bereich der Werte und Erwartungen der Gesellschaft als Ganzes. Beide Geschlechter finden oft in der Arbeit wie auch in der Politik fast keine Befriedigung, deshalb widmen sie sich mehr ihren Hobbys und Privatsorgen. Auf der einen Seite werden Frauen heute mehr in der öffentlichen Sphäre tätig und anerkannt - obwohl sie sich nicht sicher sind, ob sie dort überhaupt auftreten wollen -, auf der anderen Seite sind Männer mehr darum bemüht, Teil der privaten Welt der Familie werden zu können. Deshalb wird es immer schwieriger, den Begriff "Gleichheit" richtig zu erklären. „Vielleicht ist es an der Zeit, nicht mehr über Gleichberechtigung zu diskutieren. Wir sollten stattdessen anerkennen, dass Männer und Frauen im Allgemeinen Chancengleichheit 19 haben. Das Problem ist, dass beide ihre Chancengleichheit dazu nutzen, möglichst wenig Chancen zu ergreifen.“ (BRISTOW, Jennie: Der Mann hat die Brötchen an und die Frau verdient die Hosen) 4.2 Kritik an der Emanzipation Eine in ganz Deutschland bekannte entschiedene Kritikerin der Frauenemanzipation und des Feminismus ist Eva Herman, frühere ARD-Moderatorin. Sie meint zu diesem Problem: „Zwar sollen sie durch Brüssels Gesetze nun vermehrt den Hausmann geben und sich der Kindererziehung widmen, damit sie den gestressten, erwerbstätigen Ehefrauen den Rücken freihalten. Doch sind diese Maßnahmen wohl kaum dazu geeignet, männliches Verhalten in seiner ursprünglichen Natur zu fördern. Der Medienexperte Norbert Bolz macht vielmehr auf die Gefahr aufmerksam, dass Männer sich wieder an ihrer Muskelkraft orientieren würden, wenn sie sich ihrer sexuellen Rollenidentität als klassischer Vater und Versorger beraubt sehen. Das erklärt die rasante Zunahme aller möglichen sportlichen Aktivitäten, die bis ins Rauschhafte gesteigert werden können. Die Männer brauchen den Sport. ,Sport als Asyl der Männlichkeit ist eine genaue Reaktionsbildung darauf, dass die Zivilisation als Zähmung der Männer durch die Frauen voranschreitet´, so Bolz. ,Vormodern war die Aufgabe, ein ,richtiger´ Mann zu sein, vor allem eine Frage der Performanz; man musste gut darin sein, ein Mann zu sein. Heute gilt das nur noch im Sport.“ (HERMAN, Eva, Männer und ihre Krise) Eva Herman hat ihre Ansichten zur gegenwärtigen Rollenaufteilung der Geschlechter in einem „antifeministischen Manifest“ zusammen gefasst. Sie äußert sich folgendermaßen zu diesem Problem: Die Frauen "sind im beruflichen Kampf gegen die Männer am Ende ihrer Kräfte und Ressourcen angelangt. Sie sind ausgelaugt, müde und haben wegen ihrer permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien." Und die Folgen für die junge Generation findet sie katastrophal, denn: "Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in Deutschland werden anlässlich der vorschulischen Untersuchungen wegen fehlender Bemutterung deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen, kognitive Enwicklungsbarrieren und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt." Sie kommt zum Schluss, dass die Frauenemanzipation gescheitert ist, und sie sieht die Ursache der niedrigen Geburtenraten oder der deutschen Kinderlosigkeit in den Frauen selbst, denen sie "Selbstgefälligkeit und Eitelkeit" sowie "dünkelhaften Glauben an unsere nahezu übernatürlichen Kräfte, in Selbstüberschätzung und unreflektierter Emanzipationsgläubigkeit" vorwirft. Eva Herman sieht die Lösung darin, dass sich die Frauen mehr zu Hause betätigen: "Seit einigen Jahrzehnten verstoßen wir Frauen zunehmend gegen jene Gesetze, die das Überleben unserer menschlichen Spezies einst gesichert haben", meint Herman. "Warum versklaven sich Frauen, nur, um ihre Kinder los zu werden?" Sie glaubt, dass der Mann für die Familie wieder gewonnen werden kann, wenn man zur klassischen Rollenaufteilung zurückkommt: "Der Mann steht in der Schöpfung als der aktive, kraftvolle, starke und beschützende Part..." Gegenwärtig ist der Mann aber vom weiblichen Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das ist nur logisch, lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in der Tiefe unserer Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen." ( Evas antifeministisches 20 Manifest) Herman folgert daraus, dass bei Doppelkarriereehen beide Geschlechter die Versorgerrolle übernehmen und die Frau dadurch zur Konkurrentin des Mannes wird. Dann sei es nur logisch, dass keine normale Beziehung mehr existieren kann, weil der Mann sich der Frau gegenüber weder verantwortlich noch gebunden fühlt. 4.3 Frauenprostitution füher und heute Wenn über die Rolle der Frau in der Gesellschaft die Rede ist, darf man nicht an der Frage des sog. ältesten Gewerbes, nämlich der Prostitution (lat. pro-stituere aus pro statuere = nach vorn stellen, zur Schau stellen ) umhin. Diese wird als die Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt definiert und ist in allen Kulturen vorhanden; und es muss neben der weiblichen auch die männliche Prostitution erwähnt werden, obwohl die letztgenannte nicht in einem so großen Umfang getrieben worden ist. Bewertung der Prostitution ist stark durch kulturelle und ethische, bzw. religiöse Stellungnahme beeinflust. Die Prostitution gab es bereits vor mehr als 3 000 Jahren im Altertum, z. B. im alten Babylon, und zwar die so genannte Tempelprostitution. In der Neuzeit – während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert lebten mehrere Bevölkerungsgruppen in Armut, sodass es Gelegenheitsprostitution besonders unter den Dienstmädchen, Modistinnen, Blumenfrauen und Wäscherinnen gab, die auf diese Weise etwas Geld zu ihrem Gehalt verdienten. Heutzutage findet man übrigens etwas Ähnliches auch in Tschechien, nämlich Prostituierte unter Studentinnen oder bei den in Familien lebenden Frauen, die – ebenfalls aus sozialen Gründen – dadurch Geld für ihren Lebensunterhalt dazuverdienen. Wegen der wachsenden Prostitution begannen sie im 19. Jh. mehrere Staaten gesetzlich zu regulieren. Dies wurde durch gesundheitspolitische oder auch moralische Kontrolle gerechtfertigt, auf der anderen Seite konnten aber die Prostituierten ihrem Milieu praktisch kaum entkommen. Dadurch wurde dann auch die sexuelle Doppelmoral bestätigt, die die Prostitution ablehnte, aber gleichzeitig als ein für Männer notwendiges Übel betrachtete. In den Kriegsjahren des 20. Jh. wie auch später im totalitären DDR-Regime wurde die Prostitution nicht nur geduldet, sondern missbraucht . In der DDR wurde sie sogar zur „Informationsgewinnung über den Klassenfeind“, d. h. zur Bespitzelung und Spionage benutzt. Eine ähnliche Praxis herrschte auch im kommunistischen Regime in der Tschechoslowakei. Infolge der sog. sexuellen Revolution (= freie, unverbindliche sexuelle Partnerschaft: gebahnt u. a. von Simone de Beauvoir) ist das Angebot an kostenlosem und unverbindlichem Sex von einem Tabuthema zum Alltagsphänomen geworden, was einen großen Rückgang der Zahl der Prostitutierten nach sich zog und einen starken Verfall der Preise für sexuelle Dienste bewirkte. Gegenwärtig gibt es grundsätzlich 4 unterschiedliche Zugänge zur Prostitution: 1. das Prohibitionsprinzip: alle Handlungen und Personen, die mit Prostitution in Verbindung stehen, werden bestraft; 2. das Regulationsprinzip: Prostitution wird als notwendiges Übel toleriert und steht unter staatlicher Kontrolle. Genehmigung und Registrierung von Bordellen sind gesetzlich geregelt, Prostituierte müssen sich der Gesundheitskontrolle unterziehen und Steuern 21 zahlen; 3. das Abolitionsprinzip: die Prostitution soll in langfristiger Perspektive abgeschafft werden; die Prostituierten selbst gelten als Opfer und werden nicht rechtlich belangt; 4. das Entkriminalisierungsprinzip : Sexarbeit gilt als Form der Erwerbsarbeit und jedwede Ausbeutung von Prostituierten wird rechtlich verfolgt. In Deutschland und den Niederlanden wird z. B. das Entkriminalisierungsprinzip geltend gemacht, d. h. die Prostitution wird hier nicht mehr als sittenwidrig angesehen und deswegen ist auch die Werbung in den Medien gestattet; in Tschechien verfährt man ähnlich, mehr oder weniger nach dem Entkriminalisierungsprinzip, obwohl auch das Regulationsprinzip erwogen wird. In Schweden geht man mehr nach dem Abolitionsprinzip vor. Kritiker der Prostitution können sich nicht mit der damit verbundenen Sexualisierung der Gesellschaft, vor allem mit der Herabwürdigung des Intimbereichs der Person zu einer käuflichen Ware abfinden. Vokabeln: die Ansicht (-, -en) – názor ausgelaugt – vyluhovaný; vyčerpaný abschaffen – odstranit beschützen – chránit dünkelhaft – domýšlivý, domýšlivě das Altertum (-s, 0) – starověk das Gesetz (-es, -e) – zákon die Kundgebung (-, -en) demonstrace, masové shromáždění sich abfinden (mit etwas) – vyrovnat se (s něčím) lähmen – ochromit loswerden - zbavit se gebunden – vázán das Bewusstsein (-s, 0) – vědomí folgern (aus etw.)– odvozovat,vyvozovat, usuzovat die Lösung (-, -en) – řešení bestrafen – potrestat bahnen - razit die Handlung (-, -en) – jednání die Genehmigung (-, -en) – povolení die Eitelkeit (-, 0) – ješitnost langfristig – dlouhodobě geltend machen – uplatnit die Herabwürdigung (-, 0) – ponížení, degradace vorgehen (ging vor, i. vorgegangen) – postupovat belegen – doložit, dokumentovat gewinnen (a., h. o.) – získat; vyhrát gestatten – dovolit das Gehalt (-es, “-er) – plat der Dienst (-es, -e) – služba die Gesundheit (-, 0) – zdraví gelten (a., h. o.) als – platit za sich äußern – vyjádřit se, vyslovit se das Dienstmädchen (-s, -) – služebná die Modistin (-, -nen) – modistka der Lebensunterhalt (-s, 0) – živobytí die Blumenfrau (-, -en) – květinářka das Benehmen (-s, 0) – chování gebahnt – ražený, propagovaný gegenwärtig – v současnosti ablehnen – odmítnout, odmítat sehnlichst – toužebně die Tempelprostitution (-, 0) – chrámová prostituce die vorschulische Untersuchung – předškolní prohlídka verfahren (u., h. a.) – postupovat die Gleichberechtigung (-, 0) – rovnoprávnost sittenwidrig – amorální, příčící se mravnosti (sich) fühlen – cítit (se) vorwerfen - předhodit, předhazovat, vytknout, vytýkat die Ausbeutung (-, 0) – vykořisťování verunsichert – znejistěný (sich) versklaven - zotročit (se), zotročovat (se) die Entwicklungsbarriere (-, -n) – vývojová bariéra unverbindlich – nezávazný die Rollenaufteilung (-, 0) – rozdělení rolí verbunden – spojený, spjatý der Klassenfeind (-es, -e) – třídní nepřítel verwischen – smazat, setřít / stírat die käufliche Ware (-, -n) – prodejné zboží die Werbung (-, 0) – reklama zunehmend - stále více, v rostoucí míře der Rückgang (-s, “-e) – ústup, snížení, úbytek notwendiges Übel (-s, 0) – nutné zlo die Seele (-, -en) – duše die Schöpfung (-, 0) – tvorstvo sich unterziehen (unterzog, h. o.) – podrobit se die Selbstüberschätzung (-,-en)– přecenění sama sebe die Kriegsjahre – válečná léta die Verbindung (-, -en) – spojení der Zugang (-s, “-e) – přístup die Wäscherin (-, -nen) – pradlena die Weise (-, -en) – způsob verantwortlich – zodpovědný, zodpovědně der Schluss (-es, “-e) – závěr; konec 22 der Hausmann (-es, “-er) – muž v domácnosti die Versorgerrolle (-,-en)– role živitele, obstaratele brauchen – potřebovat loben – chválit bewirken – způsobit das Geschlecht (-es, -er) – pohlaví die Geburtenrate (-, -en) – porodnost erwägen (o., h. o.) – zvažovat /zvážit die Frauenbewegung (-, -en) – ženské hnutí fehlende Bemutterung – chybějící mateřská péče die Bestrebung (-, -en) – úsilí mehr oder weniger – víceméně die Neuzeit (-, 0) – novověk benutzen – použí(va)t das Abolitionsprinzip (-s, ien) – aboliční princip gesetzlich geregelt – zákonem regulováno die Erwerbsarbeit (-, 0) – výdělečná práce mehr oder weniger – víceméně die Steuer (-, -en) – daň das Gewerbe (-es, -) – živnost selbstgefällig – samolibý wachsend – rostoucí weiblich – ženský öffentlich – veřejný rechtlich verfolgen – právně postihnout scheitern – ztroskotat verhaltensauffällig – nápadně se chovající die Steuer (-, -n) – daň sich versklaven – zotročit se/ zotročovat se die Wurzel (-, -n) – kořen rechtlich belangen –stíhat, obžalovat, pohnat před soud die Gelegenheitsprostitution (-, 0) – příležitostná prostituce zur Schau stellen – stavět na odiv langfristig – dlouhodobý verfahren – postupovat dulden – trpět, strpět Beantworten Sie folgende Fragen (1) Was versteht man heutzutage unter Gleichberechtigung? (2) Wie kann man das Verwischen von Unterschieden zwischen Mann und Frau belegen? (3) Was heißt Metrosexualität bei Männern? (4) Wie fasst Eva Herman die Ergebnisse des Feminismus zusammen? (5) Wie soll der Mann dem Antifeministischen Manifest nach für die Familie wieder gewonnen werden? (6) Welche Zugänge zur Prostitution werden weltweit geltend gemacht? (7) Wie wurde die Prostitution im totalitären Regime im Osten Deutschlands missbraucht? Übungen 1. Bestimmen Sie auf Deutsch die Bedeutung folgender Fremdwörter (verwenden Sie die vorhandenen Wörter) andere Möglichkeit/ Wahl – eingehend – genau – deutlich/ treffend/ lapidar – vorbeugend – die Mängel – die Angaben – Erneuerung – angeregt – das Verbot – gesetzwidrig – das Ergebnis – verringern – örtlich – beschränkt – nachdenken/ wiederspiegeln – sich ergeben – zusammenfassen prägnant – …………………………………. reflektieren – ……………………………… präzis – ……………………………………… die Abolition – ……………………………. resümieren – ……………………………… die Alternative – …………………………. resultieren – ………………………………. die Innovation – ……………………………………. reduzieren – …………………………………………. detailiert – ……………………………………………. inspiriert – ……………………………………………. die Daten – …………………………………………… limitiert – ……………………………………………… illegal – ………………………………………………… 23 regional – ………………………………….. das Resultat – ……………………………. die Defizite – ………………………………………… präventiv – …………………………………………… 2. Bilden Sie Verbalsubstantive oder Personalbezeichnungen zu folgenden Wortverbindungen (z. B. Abstand halten – die Abstandhaltung; Lok führen – der Lokführer) und übersetzen Sie sie ins Tschechische Stellung nehmen – die ……………………………; in Betrieb nehmen – die .…………….…………..…..; Antrag stellen – der …………..……………………; bekannt machen – die …..…………………………….; (sich) Aufgaben stellen – die ………………………..; zurechtstellen – die ………………………………..; Bezug nehmen – die ………………………………...; in Frage stellen – die …………..…………………….; in Stand halten – die …………………………………; Schrauben ziehen – der .…….……………………..; in Betrieb nehmen – der ……………………………; Auto fahren – der …………….……………………….; (zur) Kenntnis nehmen – die ………………………; Geschäfte führen – der ….…….…………………..; Alarm auslösen – der …………………………….….; Dienste leisten – der …………..…………………….; Urteil verkünden – die ……………………………….; Recht tragen – der ………..………………………….; Dienste leisten – die ………………………………….; in Stand setzen – die ………………………………..; Gepäck tragen – der ……….…………………………; Arbeit geben – der …………………………………..; 3. Finden Sie in den folgenden Sätzen Konjunktive und übersetzen Sie sie sinngemäß Von den heutigen Frauen wird wiederum behauptet, dass sie zu berufsorientiert seien. – Der Mann stehe in der Schöpfung als der aktive und beschützende Part. – Eva Herman kommt zum Schluss, dass die Frauenemanzipation gescheitert sei. – Die Frau wird heute mehr in der öffentlichen Sphäre tätig und anerkannt, obwohl sie sich nicht sicher sei, ob sie dort überhaupt auftreten will. – Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in Deutschland habe man wegen fehlender Bemutterung deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt. – Die bekannte Moderatorin meint, die heutige Frau sollte mehr selbstkritisch sein. – Koste es, was es wolle. 4. Ergänzen Sie die passenden Antonyme missbrauchen – ………………………; auffällig – ……………………………; anerkennen – ……………………….; verstehen – ……………………… ; öffentlich – ………………………… ; weltweit – ……………………………….; heutig – …………………………..; die Gesundheit – ……………………………; abschaffen – ……………………….; die Genehmigung – ………………………; lähmen – ……………...; tätig – …………………….; langfristig – ………………………; die Erwerbsarbeit – …………………..…..; beschränkt – ……………………; aufputschend – ……………………..; 5. Übersetzen Sie Ausdrücke mit unbestimmten Maßangaben wesentlich (2x) – genug – eher – äußerst – einigermaßen – beträchtlich – erheblich – außerordentlich – ziemlich – wenig – etwas 24 relativně dost literatury – ………………………. příliš málo peněz – ……………………………….. podstatně více kapacity – ……………………… jíst spíše méně – ………………………………….. dosti silný vliv – …………………………………… poněkud sporná otázka – ……………………… trochu méně vydělávat – ..…………………….…… znamenat značně více – ..…………………………… podstatně větší částka – ……………………………. mimořádně slabý výkon – ………………………….. krajně nevýhodná smlouva – ……………………… postupovat podstatně lépe – …...................... 5. Kindererziehung und Kinderrechte 5.1 Entwicklung des Kindes Bei der Entwicklung des Kindes kann man gemäß entwicklungspsychologischer Forschung von folgender Phaseneinteilung ausgehen: (a) Vorgeburtliche (pränatale) Entwicklung (b) Säuglingsalter (0 bis 2 Jahre) (c) Kleinkind und Vorschulkind (2 bis 5 Jahre) (d) Kindheit – Grundschulalter (6 bis 8 Jahre) – Späte Kindheit (9 bis 12 Jahre) (e) Jugendalter (12 bis 18 Jahre) Die pränatale Entwicklung des neuen Lebens im Mutterleib dauert 37 bis 40 Wochen. „Bis zum 7. Lebensmonat besteht beim Säugling eine starke Beziehung zur Bezugsperson, meist der Mutter. Erst ab dem 12. Lebensmonat wird zwischen sich und der Umwelt unterschieden und der Bewegungsdrang nimmt erheblich zu. Gleichzeitig wird der Wortschatz, der mit 1 bis 2 Jahren rasch anwächst, ausgebaut. Er enthält vorerst Gegenstands-, dann Tätigkeits- und letztlich Eigenschaftsbezeichnungen. Zu Ende des 9. Monats ahmen die Kinder Laute nach und sprechen zwischen dem 12. und 18. Monat erste Worte. Erste Zweiwortsätze bildet das Kleinkind frühestens mit 15 bis 18 Monaten.“ (LARGO, Remo H., Babyjahre, S. 344) In der Kleinkindphase lernt das Kind soziales Rollenverhalten und erwirbt die Sprachfähigkeiten. Im Kleinkindalter erlernen Kinder ebenfalls motorische Fähigkeiten. Sie stehen meist bis zum Ende des 12. Monats von selbst auf und beginnen zu laufen, am Ende des 18. Monats sind die Kinder in der Lage, Treppen mit Geländer hinaufgehen und mit einem Löffel zu essen. Im Alter von zwei Jahren können sie einen Ball aus dem Stand mit dem Fuß stoßen. Im 2. und 3. Lebensjahr entwickelt sich beim Kind Fantasie und die eigene Willensbildung. Ab dem 4. Lebensjahr wird das Denken anschaulich und findet Betätigung vor allem im Spiel. In der Säuglings- und Kleinkindphase (überwiegend im ersten Lebensjahr) werden mehrere ärztliche Untersuchungen sowie Impfungen (hauptsächlich gegen Poliomyelitis, Diphtherie, Tetanus und gegen Keuchhusten) vorgenommen, um Kinderkrankheiten 25 vorzubeugen und beziehungsweise Fehlentwicklungen zu verhindern. In Deutschland werden diese unter Kindervorsorgeuntersuchung zusammengefasst. Gemäß dem Nationalen Aktionsplan des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Zwischenbericht unter dem Namen „Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 – 2010“) hat das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser die Konzepte der Eltern-Kind-Zentren und Familienzentren auf der Bundesebene abgelöst. Dieses Aktionsprogramm nimmt sich das ursprünglichste soziale Netz zum Vorbild, nämlich die Großfamilie: „Das Projekt startete Ende 2006, mittlerweile schaffen bundesweit 500 Mehrgenerationenhäuser zeitgemäße Strukturen, in denen sich Menschen im Lebensalltag austauschen, helfen und unterstützen können. Ältere Menschen geben ihre Erfahrung weiter. Jugendliche profitieren davon und bringen ihre Interessen ein. Neben Erfahrungs-, Bildungsund Betreuungsgelegenheiten für Kinder und Jugendliche sorgen Mehrgenerationenhäuser für hochwertige Familienzeit. Das integrierte Angebot von Kinderbetreuung und haushaltsnahen Dienstleistungen entlastet Familien. Die Resonanz ist sehr positiv: Jeden Tag besuchen 90.000 Menschen die Mehrgenerationenhäuser. Davon sind allein 25 Prozent unter 15 Jahren.“ (Nationaler Aktionsplan. Für ein kindergerechtes Deutschland 2005-2010) Das erwähnte Projekt geht davon aus, dass die Familie der erste und wichtigste Ort für frühkindliche Förderung ist. Deshalb wird Erziehung der Kinder als eine wichtige Aufgabe der Eltern betrachtet. Deshalb unterstützt die Bundesregierung die Elternbildung und stärkt die Erziehungskompetenz der Eltern durch gezielte Projekte. . 5.2 Menschen- und Kinderrechte Die Kinderrechte sind auf den Prinzipien der Menschenrechte aufgebaut. Sehr wichtig ist dabei der Begriff der Menschenwürde, der in der Präambel und im ersten Artikel des Grundgesetzes (GG) folgendermaßen als Leitgedanke fomuliert ist: „Präambel Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“ „Artikel 1, GG (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. 26 (3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.“ (Homepage - Deutscher Bundestag, Das Grundgesetz) Des Weiteren kann man eine übersichtliche Einteilung der Rechte wie folgt darstellen: Kategorisierung: Bei den Grundrechten lassen sich Freiheitsrechte und Gleichheitsrechte unterscheiden Bei den Grundrechten lässt sich Menschenrecht und Bürgerrecht unterscheiden (Quelle: Exbook © 2010 by Julian Schrader) Kinder stellen die Zukunftsdimension eines jeden Volkes dar, deswegen wird der Kindererziehung und -ausbildung eine große Aufmerksamkeit geschenkt. 1990 wurden weltweit geltende Grundsätze von der UN-Generalversammlung angenommen, die als das Übereinkommen über die Rechte des Kindes (kurz Kinderrechtskonvention) bezeichnet wurden. Die Regierungsvertreter aus der ganzen Welt verpflichteten sich dann beim Weltkindergipfel zur deren Anerkennung. Da der Originaltext kompliziert formuliert und ausführlich ist (insgesamt 54 Artikel), lässt sich die Kinderrechtskonvention der Klarheit wegen in zehn Grundrechten zusammenfassen (Quelle: UNICEF, Kinderrechtsorganisation der UNO): 1. das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht; 2. das Recht auf einen Namen und eine Staatszugehörigkeit; 3. das Recht auf Gesundheit; 4. das Recht auf Bildung und Ausbildung; 5. das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung; 6. das Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu versammeln; 7. das Recht auf eine Privatsphäre und eine gewaltfreie Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung und des Friedens; 8. das Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen und Notlagen und auf Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung und Verfolgung; 9. das Recht auf eine Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause; 10. das Recht auf Betreuung bei Behinderung. 27 Mit anderen Worten gesagt, die Kinder haben das Recht in einer sicheren Umgebung und ohne Diskriminierung zu leben und bei Entscheidungen mitzusprechen, die ihr Wohlergehen betreffen. Zu einem relativ häufigen Bruch der Kinderrechtskonvention kommt es durch Kindesmisshandlung. Diese kann als „vorsätzlicher Gebrauch körperlicher Gewalt oder vorsätzliche Vernachlässigung seitens der Eltern oder Erziehungsberechtigten, durch die ein Kind verletzt, verstümmelt oder getötet wird“ definiert werden. Es handelt sich allerdings um ein weites Spektrum von körperlich oder seelisch verletzenden Handlungen. Kindern im Vorschulalter werden meist Knochenbrüche, Verbrennungen und Prellungen absichtlich zugefügt. Sexuelle Misshandlungen reichen von sexueller Belästigung über Inzest bis zu rituellem Missbrauch (Satanismus und andere Sekten). Die Täter sind überwiegend männlich, die Opfer Mädchen im Schul- oder Jugendalter. In letzter Zeit ist jedoch auch die Zahl männlicher Opfer gestiegen. Zu häufigen Formen der Misshandlung zählt auch die Vernachlässigung. Damit ist ungenügende Nahrung, Kleidung, Schutz und Unterkunft sowie Bildung und medizinische Versorgung gemeint. Aus den Untersuchungen in den USA geht hervor, dass misshandelnde Eltern großteils selbst als Kinder misshandelt wurden. Für wahrscheiliche Ursache der Misshandlung halten manche Forscher die Tatsache, dass diese Eltern von ihren Kindern in ihren eigenen Erwartungen enttäuscht wurden. Dabei wurde auch ein enger Zusammenhang zwischen Armut und Misshandlung festgestellt, weil arme Eltern weniger gebildet sind und mehr emotionell handeln. Eine schwerwiegende Art der Kindesmisshandlung stellt der sexuelle Missbrauch dar, der oft mit der Verbreitung pornografischer Schriften einhergeht. Zu einem besonders beliebten Absatzmarkt für Pornografie und Vermittlung sexueller Kontakte zu Minderjährigen ist in den letzten Jahren das Internet geworden, nicht zuletzt wegen seiner Anonymität. Nach der letzten Fassung der EU-Legislative macht sich nicht nur derjenige „strafbar, wer anderen verbotene Pornografie zugänglich macht, sondern auch, wer sich solche Darstellungen beschafft und sie sich auf seinen Rechner lädt.“ (ENGELKEN, Eva, Sexueller Missbrauch) Im Gegensatz zur Prostitution von Erwachsenen gilt die Prostitution von Kindern eindeutig für illegal. Sie stellt neben der Kinderpornografie und dem Kinderhandel für sexuelle Zwecke eine Form der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen. Die Kinderprostitution ist eine untolerierbare Form der Kinderarbeit und sie ist nun zu einem weltweiten Problem geworden, das mit dem wachsenden Sextourismus eng zusammenhängt. Die Hauptgruppe der Sextouristen sind dabei nicht Pädosexuelle, wie man wohl erwarten würde, sondern Gelegenheitstäter. An die strafbare Kindesmisshandlung grenzt auch eine besondere Form des Münchhausen-Syndroms (die Bezeichnung geht auf den Lügenbaron Münchhausen zurück), das sog. Münchhausen-Stellvertretersyndrom. Dies kommt vor, wenn Eltern oder andere für deren Pflege zuständige Personen ein Kind für einen MünchhausenSymptomträger ausgeben. Das Münchhausen-Syndrom ist eine psychische Störung, bei der 28 die dadurch betroffenen Personen körperliche Beschwerden vortäuschen, d. h. erfinden oder sogar selbst hervorrufen, um diese anschließend dramatisch zu präsentieren. Vokabeln: beliebt – oblíbený das Bewusstsein (-s, 0) – vědomí die Beschwerde (-, -en) obtíž, potíž; stížnost erfinden – vynalézt, vynalézat hervorrufen (ie, h. u) – vyvolat die Kindesmisshandlung (-, 0) – týrání dětí gelten (a, h. o) – platit, mít platnost der Lügenbaron Münchhausen – prolhaný baron Prášil der Frieden (-s, 0) – mír enttäuschen – zklamat die Forschung (-, -en) – výzkum die Grausamkeit (-, -en) – ukrutnost, brutalita, krutost erfinden (a, h. u) – vynalézt das Münchhausen-Stellvertretersyndrom – zástupný Münchhausenův syndrom die Fassung (-, -en) – znění, verze grenzen (an etwas) – hraničit (s něčím) der Absatzmarkt (-es, “-e) – odbytiště, odbytový trh die Darstellung (-, -en) – zobrazení, představení, prezentace sich beschaffen – obstarat si betroffen – postižený; dotčený, dotyčný enttäuscht – zklamaný die Bezeichnung (-, -en) – označení die Armut (-, 0) – chudoba gebildet – vzdělaný der Knochenbruch (-s, “-e) – zlomenina kosti meist(ens) – většinou die Nahrung (-, 0) – strava häufig – často, častý ungenügend – nedostatečný, nedostatečně töten – usmrtit die Kinderrechte – dětská práva medizinische Versorgung – zdravotní péče die Betreuung (-, 0) – péče die Behinderung (-, -en) – postižení die Gleichbehandlung (-, 0) – rovné zacházení die Ausnutzung (-, 0) – využití die Grausamkeit (-, -en) – brutalita, zrůdnost die Fürsorge (-, 0) – péče der Artikel (-s, -) – článek die Präambel (-, -n) – preambule, úvod, předmluva ausführlich – obšírný/ě, podrobný, podrobně die Gesetzgebung (-, 0) – zákonodárství die Erholung (-, 0) – zotavení, relaxace entlasten – odlehčit das Bürgerrecht (-es, -e) – občanské právo die Klarheit (-, 0) – jasnost sofortig – okamžitý, okamžitě die Einteilung (-, 0) – rozdělení wie folgt – následovně die Pflege (-, 0) – péče betrachten – pozorovat schwerwiegend – závažný zuständig – příslušný, kompetentní die Rechtsprechung (-,0) – soudní pravomoc, judikatura der Stellvertreter (-s, -) – zástupce, náměstek der Symptomträger (-s, -) nositel symptomu die vollziehende Gewalt – výkonná moc die Störung (-, -en) – porucha die Strafe (-, -en) – trest strafbar – trestný wahrscheinlich – pravděpodobný vortäuschen – předstírat verboten – zakázaný zurückgehen (auf etwas) – souviset (s něčím) die Schrift (-, -en) písmo; písemnost der Rechner (-s, -) – počítač die Vermittlung (-, -en) – zprostředkování die sichere Umgebung – bezpečné okolí die Verbreitung (-, 0) – rozšíření schwerwiegend – závažný die Vernachlässigung (-, 0) – zanedbá(vá)ní die Untersuchung (-, -en) – výzkum, průzkum der Täter (-s, -) – pachatel das Vorschulalter (-s, 0) – předškolní věk die Verbrennung (-, -en) – popálenina, spálenina die Prellung (-,-en) – pohmožděnina, hmoždění die Unterkunft (-,“-e) – ubytování die Verletzung zufügen – přivodit zranění verstümmeln – zmrzačit vorsätzlich – záměrný/ě, úmyslný/ě das Übereinkommen (-s,-) (über etw.) – dohoda die Religion (-, 0) – náboženství der Schutz (-es, 0) – ochrana die Herkunft (-, 0) – původ die Notlage (-, -en) – nouzová situace die Verfolgung (-, 0) – pronásledování ein sicheres Zuhause – bezpečný domov die Menschenwürde (-, 0) – lidská důstojnost das Grundgesetz (-es, 0) – Základní zákon (ústava) die Rechtsprechung (-, 0) - justice die vollziehende Gewalt (-, 0) – výkonná moc geltend – platný die Staatszugehörigkeit (-, 0) – státní příslušnost die Verantwortung (-, 0) – (z)odpovědnost unantastbar – nedotknutelný der Regierungsvertreter (-s, -) – zástupce vlády des Weiteren – dále (pak) übersichtlich – přehledný/ě die Zukunft (-, 0) – budoucnost 29 auf den Rechner laden – stáhnout do počítače frühkindlich – raně dětský gezielte Projekte – (za)cílené projekty das Opfer (-s, -) – oběť die Diphtherie (-, 0) – záškrt der Keuchhusten (-s, 0) – černý kašel gewaltfrei – nenásilný, bez násilí die Freizeit (-, 0) – volný čas handeln – jednat häufig – častý, často der Grundsatz (-es, “-e) – zásada die Ausbeutung (-, 0) – vykořisťování der Gelegenheitstäter (-s, -) – příležitostný pachatel untolerierbar – netolerovatelný eindeutig – jednoznačný, jednoznačně die Verpflichtung (-, -en) – závazek unterscheiden – rozlišovat die verfassungsgebende Gewalt – ústavodárná moc der Wille (-ns, 0) – vůle der Tetanus (-, 0) – tetanus die Poliomyelitis (-, 0) – poliomyelitida, dět. obrna die Kleidung (-, 0) – ošacení, oděv sich mittteilen – svěřit se, svěřovat se das Schulalter (-s, 0) – školní věk die Anerkennung (-, -en) – uznání der Kinderhandel (-s, 0) – obchod s dětmi der Pädosexuelle (-en, -en) – pedofil weltweit – celosvětový, celosvětově der Zweck (-es, -e) – účel Beantworten Sie folgende Fragen (1) Wie viel und welche Phasen der Entwicklung des Kindes unterscheidet man? (2) Welche Fähigkeiten werden in der Kleinkindphase erworben? (3) Was versteht man unter dem Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser in Deutschland? (4) Welche Grundrechte sind in der Kinderrechtskonvention verankert? (5) Welche Taten lassen sich als Kindesmisshandlung charakterisieren? (6) Was versteht man unter Münchhausen-Stellvertretersyndrom? Übungen 1. Übersetzen Sie folgende Sätze ins Tschechische (1) In der Kleinkindphase lernt das Kind soziales Rollenverhalten und erwirbt die Sprachfähigkeiten. (2) An die strafbare Kindesmisshandlung grenzt auch eine besondere Form des Münchhausen-Syndroms. (3) Die Kinderprostitution ist eine untolerierbare Form der Kinderarbeit und sie ist nun zu einem weltweiten Problem geworden. (4) Zwischen Armut und Misshandlung wurde ein enger Zusammenhang festgestellt, weil arme Eltern weniger gebildet sind und mehr emotionell handeln. (5) Nach der letzten Fassung der EULegislative macht sich nicht nur derjenige strafbar, wer anderen verbotene Pornografie zugänglich macht, sondern auch, wer sich solche Darstellungen auf seinen Rechner lädt. (6) Zu einem besonders beliebten Absatzmarkt für Pornografie und Vermittlung sexueller Kontakte zu Minderjährigen ist in den letzten Jahren das Internet geworden. (7) 1990 wurden weltweit geltende Grundsätze von der UN-Generalversammlung angenommen, die als Kinderrechtskonvention bezeichnet wurden. 2. Bilden Sie Personenbezeichnungen zu folgenden Verben (z. B. pflegen – der Pfleger) und verwenden Sie sie in kurzen Sätzen verdienen - ………………..; tragen – ……………………. ; Antrag stellen – ………………………. ; ernähren – ………………………..; empfangen – ……..…………………; Arbeit geben – 30 …………………….; erziehen – ……………………….; tun – ………………………….; Gesetz geben – …………………………………..; vertreten – …………………………..; erfinden – ……………….………; darstellen – …………………………..; rechnen – …………………….; forschen – …………………….; vermitteln – ………………………..; helfen – ……………………….; vollstrecken – …………………..; entdecken – …………………………; 3. Bilden Sie sinnvolle Sätze (1) Im Gegensatz – die Prostitution von Erwachsenen – gelten – die Prostitution von Kindern – für illegal. (2) Die Kinderprostitution – sein – untolerierbar – eine Form der Kinderarbeit – und – werden (Perfekt) – zu – weltweit – ein Problem. (3) Eine – schwerwiegend – Art der Kindesmisshandlung – darstellen – sexuell – der Missbrauch. (4) Bei – die Kindesmisshandlung – es handelt sich – um ein – weit – Spektrum – von körperlich oder seelisch – verletzende Handlungen. (5) Die Regierungsvertreter – aus – die ganze Welt – verpflichtete sich – zu Anerkennung – die Kinderrechtskonvention – beim Weltkindergipfel. 4. Übersetzen Sie ins Deutsche (wenn nötig, benutzen Sie ein Wörterbuch) trestný čin – …………………………………………. netolerovatelné násilí – ………………………….. nezjistitelný fakt – ………………………………… splavná řeka – ……………………………………… nepotřebné předměty – ………………………… nedotknutelná lidská důstojnost …………….. nesnesitelná bolest – ……………………………. nevyléčitelná nemoc – ………………………….. trestné jednání – ………………………………….. neschůdný terén – ……………………………….. pojízdná kamera – ………………………………… srovnatelný výsledek …………………………….. nezaměnitelné hodnoty …………………………. nedosažitelný cíl – ……………………………….. 6. Kinder- und Jugendarbeit. Bekämpfung der Jugendkriminalität und Vorbeugungsmaßnahmen 6.1.Jugendfürsorge Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es keine Nachfrage nach staatlicher Intervention in Bezug auf Kinder- und Jugendfürsorge; bis zu dem Zeitpunkt war dafür nur die Familie zuständig. Kinderfürsorge genauso wie gegenseitige emotionale Unterstützung ist eine der grundlegendsten Funktionen der Familie, die bis heute alle Veränderungen überdauert. Bis dahin gab es seitens der Behörden nur geringe Anstrengungen, Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen zu schützen. 1959 nahmen die Vereinten Nationen die Kinderrechtserklärung an, in der das Recht aller Kinder in der ganzen Welt auf angemessene Versorgung seitens der Eltern und der Gesellschaft festgelegt wurde. 1989 wurde die UNOKinderrechtskonvention beschlossen. 1990 wurde in Deutschland das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz verabschiedet. Hierin wird Jugendhilfe in Deutschland als Sozialleistung verstanden, die von öffentlichen 31 sowie freien Trägern erbracht wird. Zu den öffentlichen Trägern zählen z. B. Landkreise und kreisfreie Städte, freie Träger sind u. a. Wohlfahrts- und Jugendverbände. Es handelt sich dabei um allgemein angebotene Hilfen und Einrichtungen sowie Hilfen für Einzelpersonen. „Allgemein angebotene Hilfen umfassen u. a. Jugend(-sozial-)arbeit, Familienförderung und Entscheidungshilfe beim Sorgerecht; zur Hilfe für Einzelpersonen zählen etwa Erziehungsberatung oder Erziehung von Kindern in anderen Familien oder Heimen. Auch die Unterstützung von Vormündern und Pflegern gehört zu den Aufgaben der Jugendfürsorge.“ (Microsoft®Encarta®Online-Enzyklopädie) Der Begriff Jugendfürsorge wird in letzter Zeit immer mehr durch die Begriffe Jugendhilfe oder Jugendpflege ersetzt. Allgemein konzipierte Programme zur finanziellen Unterstützung der Familien mit Kindern kann man in vielen anderen Ländern finden, genauso wie eine staatlich unterstützte medizinische Versorgung, Kindertagesstätten und Kinderheime. Allerdings gibt es von Land zu Land große Unterschiede in Umfang und Zugänglichkeit dieser Programme. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) bemühen sich besonders in Entwicklungsländern hohe Kindersterblichkeitsraten zu verringern. Trotz greifbarer Fortschritte sterben alljährlich viele Kinder an Unterernährung oder an verschiedenen Krankheiten. 6.2. Jugendkriminalität Die Jugendfürsorge steht im engen Zusammenhang mit der Bekämpfung der Jugendkriminalität. Der letztgenannte Begriff bezeichnet im Rechtswesen die Straftätigkeit, die von Jugendlichen (14 bis 18 Jahre) und Heranwachsenden (18 bis 21 Jahre) begangen wird. Es gibt viele Theorien, die die Ursachen der Jugendkriminalität zu erklären versuchen. Eine Theorie betrachtet das Individuum als Ursache: (1) Die Kinder oder die Jugendlichen wurden für ihre frühere Untaten nicht ausreichend bestraft; (2) sie haben ihr kriminelles Verhalten durch die Beziehungen zu anderen moralisch fraglichen Individuen erlernt. Eine andere Theorie, die den Einfluss der Gesellschaft bei der Jugendkriminalität hervorhebt, geht davon aus, dass die Verbrechen der Kinder nur eine Reaktion auf die gesellschaftlichen Verhältnisse darstellen. Einerseits ist es (1) ein Versuch der jungen Straftäter, die in der Gesellschaft vorherrschenden Wertvorstellungen zurückzuweisen, andererseits (2) ein Versuch, mit der wirtschaftlichen und sozialen Umgebung fertig zu werden, d. h. sich über ihren eigenen sozioökonomischen Status hinaus zu entwickeln. Es wird also immer eine der Gesellschaft entfremdete Person dafür verantworlich gemacht. Man schenkt dann vorwiegend den Kindern von benachteiligten Familien die größte Aufmerksamkeit und übersieht die Tatsache, dass es auch Kinder aus reichen Familien gibt, die Verbrechen begehen. Diese Jugendgruppe kann „Verbrechen begehen, da sie von den Eltern zu wenig beaufsichtigt wird, weil sie zu spät den Status von Erwachsenen erreichen oder einfach, weil sie an Verbrechen Spaß haben.“ (Encarta OnlineEnzyklopädie, 2009) Man kann mit Recht annehmen, dass die Kinder- und Jugendkriminalität auf die mangelhafte oder ganz fehlende Aufsicht bei Kindern und Jugendlichen zurückzuführen ist. 32 Die stets zunehmende Tendenz, die Kinder unbeaufsichtigt zu lassen ist vor allem eine Folge der Krisenerscheinungen in der Familie. Die elterliche Aufsicht fehlt immer mehr, da viele Haushalte nur aus einem Elternteil oder aus zwei völlig ausgelasteten berufstätigen Elternteilen (Doppelkarriere-Paare) bestehen. Neben der Vernachlässigung von Kindern (sowie deren Misshandlung) zählen zu anderen Ursachen Frustration oder Versagen in der Schule, Drogen- und Alkoholmissbrauch. Eine etwas umstrittene Rolle bei der Entstehung von schwerer Jugendkriminalität spielen die Massenmedien. Obwohl nie ein direkter Zusammenhang zwischen der Gewalt in Medien und der Gewalttätigkeit von Kindern und Jugendlichen eindeutig nachgewiesen werden konnte, geben die jugendlichen Täter oft als Motiv ihrer kriminellen Handlung die Nachahmungslust an; sie nennen ebenfalls die Neugier, zu erfahren, wie es tatsächlich aussieht, wenn man jemanden quält oder sterben sieht. 6.3. Behandlung von Straftätern (Jugendstrafe) Seit jeher wurden in verschiedenen Rechtssystemen die jugendlichen Straftäter unterschiedlich behandelt. Minderjährige Täter wurden also für ihr Verhalten nicht im gleichen Maß wie die Erwachsenen moralisch verantwortlich gemacht. In vielen Ländern versucht die Justiz vorrangig, straffällige Jugendliche wieder zu resozialisieren. Im Jugendstrafrecht werden dazu verschiedene Maßnahmen ergriffen: Die Behandlung bzw. Bestrafung kann (a) in der Gemeinschaft am Wohnort, (b) in einer Gemeinschaft außerhalb des Wohnortes und (c) in einer besonderen Einrichtung erfolgen. Wenn Variante „a“ eintritt, werden junge Straftäter psychologisch und beruflich in einem Gruppenheim betreut, bzw. leisten sie z. B. Arbeiten im Wald und in der Landwirtschaft. Wenn Alternative „b“ geltend gemacht wird, dann wird der Jugendliche zur Strafe auf Bewährung verurteilt. Im Fall „c“ – allerdings in schwerwiegendsten Straffällen – werden die jungen Verbrecher in geschlossenen Anstalten gefangen gehalten, die sie nicht verlassen dürfen. Es muss allerdings angemerkt werden, dass keine der Behandlungen sich in der Praxis erfolgreicher als die anderen erwiesen hat. Man geht oft davon aus, dass das Kind keine große Gefahr für andere darstellt, und so wird es einem Mitarbeiter des Jugendgerichts zur Betreuung anvertraut, damit es gewisse Erziehungsmaßnahmen durchmachen kann. Manchmal wird auch eine Wiedergutmachung vereinbart, d. h. der kindliche Straftäter entschädigt das Opfer, indem er eine Zahlung oder eine Arbeit leistet. Die Jugendkriminalität in verschiedenen Ländern lässt sich nur schwer vergleichen, da die Kategorisierung von Straftaten und Mechanismen ihrer Meldung (ja sogar die Rechtssysteme selbst) voneinander oft beträchtlich abweichen. Die Hauptursachen können in den verschiedenen Ländern in Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und sozialen Umgebung aufgedeckt werden. Viele jugendliche Straftäter leben in schwierigen sozialen Verhältnissen wie in Brasilien, Indien und anderen dichtbevölkerten Ländern. Wohl die wichtigste weltweit zu findende Ursache der Jugendkriminalität ist ein durchgreifender 33 Wandel traditioneller Muster des Familienlebens. Der wird auch durch die Massenmedien wie auch von Gleichaltrigen beträchtlich beeinflusst. Ebenso wie die Behandlung der jugendlichen Straftäter in einzelnen Ländern voneinander abweicht, auch die Altersgrenze für die Strafverfolgung und anschließende Gerichtsverhandlung variieren von Land zu Land. In Großbritannien ist die strafrechtliche Verantwortung von Kindern und Jugendlichen für schwere Verbrechen bekanntlich sehr niedrig, schon ab 10 Jahren, in Deutschland werden Jugendliche ab 14 Jahren strafmündig (damit ist Alter zur Tatzeit gemeint); Jugendliche von 14 bis unter 18 Jahren fallen unter das Jugendstrafrecht, wobei Personen zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr sowohl nach dem Jugendstrafrecht wie auch nach dem Erwachsenenstrafrecht behandelt werden können. In Tschechien gab es unlängst eine Diskussion über die Strafmündigkeitsgrenze, die vorübergehend auf 14 Jahre herabgesetzt, aber dann wieder auf 15 Jahre angehoben wurde. Was versteht man eigentlich unter einer Straftat? Sie stellt „eine Verletzung von Menschen und Beziehungen“ dar. Da in diesem Zusammenhang Verpflichtungen entstehen, bezieht die Justiz Opfer, Täter sowie das Gemeinwesen in die Bemühungen um eine Verbesserung mit ein. Bedürfnisse der Opfer ebenso wie die Verantwortung des Täters sollen zur Wiedergutmachung des angerichteten Unheils führen. Und gerade das geschieht im Täter-Opfer-Ausgleich. In diesem Prozess der Integration des Modells der ausgleichenden Gerechtigkeit in das Strafrechtssystem spielt eine bedeutende Rolle das Servicebüro für Täter-OpferAusgleich und Konfliktschlichtung. Das TOA-Servicebüro wurde auf Beschluss von Bundestag und Bundesregierung in 1992 als Zentralstelle zur Förderung des Täter-OpferAusgleichs errichtet und wird vom Bundesministerium der Justiz gefördert. TOAArbeitsschwerpunkte sind (a) Öffentlichkeitsarbeit, (b) Aus- und Fortbildung sowie (c) Qualitätssicherung und –entwicklung. Das TOA-Servicebüro strebt eine fachgerechte Anwendung des Täter-Opfer-Ausgleichs an, was konkret die bundesweite Festlegung von Mindeststandards für die Ausgleichsarbeit sowie den Dialog mit Betroffenen und der Bevölkerung bedeutet. (Quelle: www.toa-servicebuero.de/servicebuero) Vokabeln die Gerichtsverhandlung (-, -en) – soudní jednání das Jugendstrafrecht (-s, 0) – trestní právo pro mládež klauen – krást (nespis.) herabsetzen – snížit von Land zu Land – od země k zemi (auf ein Alter) anheben – zvýšit (na věk) das Erwachsenenstrafrecht (-es, 0) – trestní právo pro dospělé sowohl … als auch/ wie auch – jak … tak fallen (unter) – spadat (pod) bekanntlich – jak známo die Altersgrenze (-, 0) – věková hranice abweichen (i., h. i.) von – odchýlit se (od) beeinflussen – ovlivnit das Muster (-s, -) – vzor durchgreifend – pronikavý/ě, radikální das Verhältnis (-ses, -se) – poměr der Wandel (-s, -) – změna, proměna vorübergehend – přechodný, přechodně Strafe auf Bewährung – podmíněný trest die Strafmündigkeit (-, 0) – trestní odpovědnost variieren – měnit se, střídat se, kolísat unlängst – nedávno der Jugendliche (-en, -en) – mladý, mladistvý die Tatzeit (-, 0) – doba činu einbeziehen (o, h. o) – zahrnovat ein schweres Verbrechen – těžký zločin der Gleichaltrige (-en, -en) – vrstevník entschädigen – odškodnit beträchtlich – značně, výrazně das Massenmedium (-s, -medien) – masmédium das Familienleben (-s, 0) – rodinný život weltweit – celosvětový, celosvětově der Wandel (-s, -) – změna, proměna, obrat 34 dichtbevölkert – hustě obydlený eine Arbeit leisten – vykonávat práci die Hauptursache (-, -en) – hlavní příčina die Meldung (-, -en) – hlášení aufdecken – odhalit, odkrýt die Straftat (-, -en) – trestný čin die Erziehungsmaßnahme (-, -n) – výchovné opatření manchmal – někdy, mnohdy durchmachen – prodělat, absolvovat, zakusit die Wiedergutmachung (-, 0) – náprava, odčinění der Mitarbeiter (-s, -) – pracovník vereinbaren – dohodnout die Betreuung (-, 0) – péče das Jugendgericht (-s, -e) – soud pro mládež Servicebüro für Täter-Opfer-Ausgleich und die Öffentlichkeitsarbeit (-, 0) – práce s veřejností Konfliktschlichtung – servisní kancelář pro vyrovnání die Aus- und Fortbildung – vzdělání a další pachatele s obětí a urovnání konfliktu, tj. probační a vzdělávání mediační služba die Festlegung von Mindeststandards – stanovení das Bundesministerium der Justiz– Spolkové ministerstvo minimálních standardů spravedlnosti das Unheil (-s, 0) – zlo der Beschluss (-es, “-e) – rozhodnutí, závěr anrichten – způsobit die Gerechtigkeit (-, 0) – spravedlnost die Wiedergutmachung (-, 0) – náprava die Förderung (-, -en) – podpora die Verbesserung (-, 0) – zlepšení, náprava die Strafmündigkeitsgrenze (-, 0) – hranice trestní der Bundestag (-s, 0) – Spolkový sněm odpovědnosti die Bundesregierung (-, 0) – spolková vláda die Beziehung (-, -en) – vztah die Verletzung (-, -en) – poranění; porušení seit jeher – odedávna der Schwerpunkt (-es, -e) – těžiště Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) (6) Seit wann spricht man von der Jugendhilfe? Welche Ursachen gibt es für die Jugendkriminalität? Wie behandelt man jugendliche Straftäter? Welche Strafmündigkeitsgrenze findet man in Europa? Was ist unter einer Straftat zu verstehen? Welche Aufgabe hat Tschechiens Zentralstelle für Opfer-Täter-Ausgleich und Konfliktschlichtung? Übungen 1. Wählen sie die richtige Variante aus (1) 1990 wurde in Deutschland das neue Gesetz über Kinder- und Jugend………………………. (-pflege/ -hilfe) verabschiedet. – (2) Minder………..… (-jährige/ -wertige) Täter wurden also für ihr Verhalten nicht im gleichen Maß wie die Erwachsenen moralisch verantwortlich gemacht. – (3) Das Kind stellt keine große Gefahr für andere (vor/ dar), und so wird es einem Mitarbeiter des Jugendgerichts zur (Vorsorge/ Betreuung) anvertraut. – (4) Viele jugendliche Straftäter leben in schwierigen sozialen Verhältnissen wie in Brasilien, Indien und anderen dicht…………….. (-besuchten/ -bevölkerten) Ländern. – (5) Man kann (an-/ auf-) ………..nehmen, dass die Kinder- und Jugendkriminalität mit einer fehlenden Aufsicht bei Kindern und Jugendlichen zusammenhängt. – (6) Da in diesem Zusammenhang Verpflichtungen (ent-/ be-) stehen, bezieht die Justiz Opfer, Täter sowie das Gemeinwesen in die Bemühungen um eine Verbesserung mit ein. – (7) Im Jugendstrafrecht werden verschiedene Maßnahmen (er-/be-) griffen, um straffällige Jugendliche wieder zu resozialisieren. 35 2. Ersetzen Sie fettgedruckte Wörter durch die hier angeführten Synonyme unmündig – Bemühungen – stehlen – reduzieren – Jugendclique – betonen – Kriminelle – integrieren – senken (1) In Tschechien wurde unlängst die Strafmündigkeitsgrenze vorübergehend auf 14 Jahre herabgesetzt. – (2) In vielen Ländern versucht man vorrangig, straffällige Jugendliche wieder in die Gesellschaft einzugliedern. – (3) Minderjährige Täter werden für ihr Verhalten nicht im gleichen Maß wie die Erwachsenen moralisch verantwortlich gemacht. – (4) Die Weltgesundheitsorganisation in Zusammenarbeit mit dem UN-Kinderhilfswerk bemühen sich besonders in Entwicklungsländern hohe Kindersterblichkeitsraten zu verringern. – (5) Diese Jugendgruppe kann Verbrechen begehen, da sie von den Eltern zu wenig beaufsichtigt wird oder weil die Jugendlichen daran Spaß haben. – (6) Bis dahin gab es seitens der Behörden nur geringe Anstrengungen, Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen zu schützen. – (7) Eine andere Theorie hebt den Einfluss der Gesellschaft bei der Jugendkriminalität hervor. – (8) In schwerwiegendsten Straffällen werden die jungen Verbrecher in geschlossenen Anstalten gefangen gehalten. – (9) Kinder-Täter, die zuerst Kleinigkeiten klauen, können später schwerwiegende Verbrechen begehen. 3. Verwenden Sie geeignete Konjunktionen (1) (als/ obwohl) nie ein direkter Zusammenhang zwischen der Gewalt in Medien und der Gewalttätigkeit von Kindern und Jugendlichen eindeutig nachgewiesen werden konnte, geben die jugendlichen Täter oft als Motiv ihrer kriminellen Handlung die Nachahmungslust an. (2) Man geht oft davon aus, (deshalb/ dass) das Kind keine große Gefahr für andere darstellt, und so wird es einem Mitarbeiter des Jugendgerichts zur Betreuung anvertraut, (wenn/damit) es gewisse Erziehungsmaßnahmen durchmachen kann. (3) Der kindliche Straftäter entschädigt das Opfer, (indem/während) er eine Zahlung oder eine Arbeit leistet. (4) (da/darum) minderjährige Täter für ihr Verhalten nicht im gleichen Maß wie die Erwachsenen moralisch verantwortlich gemacht werden, versucht die Justiz straffällige Jugendliche wieder zu resozialisieren. (5) Man geht oft davon aus, (dass/ damit) das Kind keine große Gefahr für andere darstellt, und (demgegenüber/ deshalb) wird es einem Mitarbeiter des Jugendgerichts zur Betreuung anvertraut. 4. Übersetzen sie ins Tschechische das das das das das das Rechtswesen – Bauwesen – Sozialwesen – Transportwesen – Blutspendewesen – Rechnungswesen – das Schulwesen – das Gesundheitswesen – das Finanzwesen – das Postwesen – das Bankwesen – das Fernmeldewesen – 36 7. Bildungssystem in Tschechien und deutschsprachigen Ländern In Tschechien gibt es staatliche, kirchliche und private Schulen. Für die Behinderten gibt es spezielle Schulen. Die kleinsten Kinder können die Vorschuleinrichtungen wie Kinderkrippe und Kindergarten besuchen. Hier ist immer ein interessantes Programm für die Kinder vorbereitet: Malen, Singen, Tanzen, Schwimmen, Ausflüge usw. Die Kinder können Musikinstrumente spielen, Gedichte aufsagen oder auf den Kinderspielplatz gehen. Mit sechs bzw. sieben Jahren beginnen die Kinder die Grundschule zu besuchen. Der Grundschulbesuch (er schließt erste und zweite Stufe ein) dauert meistens neun Jahre; die Schulpflicht in Tschechien beträgt 9 Jahre. Nach dem Grundschulabschluss kann man die Oberschule (eine Fachoberschule wie Handelsakademie, elektrotechnische oder medizinische Fachoberschule), die Gewerbeschule, die Berufsschule (für Lehrlinge bestimmt, z.B. Kellner, Friseure und Friseusen, VerkäuferInnen, Installateure, bautechnische Berufe u. a.) oder ein Gymnasium besuchen. Die Lehrlinge können sich eine Fachrichtung mit oder ohne Abitur auswählen. Die Lehrlinge ohne Abitur bekommen einen Lehrbrief. Manche Schüler können nun das Gymnasium acht Jahre (von der sechsten Klasse der Grundschule) besuchen. Am Gymnasium und an der Oberschule legt man die schriftliche und mündliche Abiturprüfung ab. In Deutschland gibt es Kindergärten wie in Tschechien, aber außerhalb des staatlichen Schulsystems, nämlich von Gemeinden und Kirchen unterhalten. Mit sechs oder sieben Jahren beginnen alle Kinder die Grundschule zu besuchen und lernen hier 4 Jahre. Es ist erwähnenswert, dass es in Deutschland eine Sechs-Noten-Skala gibt: sehr gut, gut, befriedigend, ausreichend, mangelhaft und ungenügend. Nach der Beendigung der Grundschule kann man neun Jahre das Gymnasium besuchen, 6 Jahre auf die Realschule oder fünf Jahre auf die Hauptschule gehen. Etwa die Hälfte der Kinder in Deutschland wählt die Hauptschule. Man kann von einem zu einem anderen Schultyp wechseln (z. B. nach der Realschule auf das Gymnasium wechseln, dann kann man dort das Abitur ablegen). Die letzten drei Jahre am Gymnasium nennt man Oberstufe. Nach der Realschule und Hauptschule kann man die Berufsausbildung machen. Der Lehrling hat also die Lehrstelle und neben dieser Praxis besucht er noch die Berufsschule. Anschließend kann man eine Fachschule (Berufsfachschule) oder Fachhochschule besuchen. Nach dem Abitur gibt es die Möglichkeit, an der Universität oder an der Hochschule zu studieren; das Studium wird hier mit dem Staatsexamen beendet. Für die Organisation der Schulen sind die einzelnen Bundesländer zuständig. Das tschechische Schulsystem ist einigermaßen unterschiedlich, aber jedes hat seine Vor- und Nachteile. (Daten wurden von EACEA übernommen) Im Bildungssystem (besonders in der Hochschulbildung) aller EU-Länder wurden notwendige Änderungen durchgeführt, um einer der drei Grundfreiheiten der EU gerecht zu werden, nämlich der Freizügigkeit der Unionsbürger (siehe auch im Kapitel 21). Deswegen wurde auch in 1987 durch den Beschluss 87/327/EWG des Ministerrates die Zusammenarbeit von Hochschulen innerhalb der EU und anderen europäischen Ländern (Norwegen, Island, Liechtenstein, jedoch auch Türkei und Schweiz) mit dem Ziel gegründet, die Mobilität von Studenten und Dozenten zu fördern. Durch dieses Programm, das bis 2006 37 als Sokrates-Programm bekannt war, wurde neben Hochschulbildung auch Schul-, Berufsund Erwachsenenbildung gefördert. Seit 2006 trägt das Programm den Namen Erasmus (ein Akronym für European Region Action Scheme for the Mobility of University Students) nach dem humanistischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam. Die größte Bedeutung dafür hat die Anerkennung von Studienleistungen im Ausland anhand des sog. European Credit Transfer Systems (ECTS) und die finanzielle Unterstützung von Austauschstudenten. Es können Studienaufenthalte, Auslandspraktika im Rahmen des Studiums, Lehraufenthalte wie auch Fortbildung von allgemeinem Hochschulpersonal gefördert werden. In diesem Zusammenhang wurde der sog. Bologna-Prozess gestartet, damit der Arbeitsaufwand beim Studium gemessen werden konnte. Zu diesem Zweck hat man gerade den oben genannten einheitlichen ECTS-Standard eingeführt. Die auf dieser Grundlage benutzten Leistungspunkte (LP) bzw. Credit Points (CP) machen es möglich, Hochschulabschlüsse in ganz Europa zu vergleichen und dadurch auch freie Wahl verschiedener Studiengelegenheiten europaweit vorzunehmen. Mit diesem Verfahren wird die Anrechnung von im In- und Ausland erbrachten Studienleistungen natürlich wesentlich erleichtert. Die jeweilige Hochschule vergibt Leistungspunkte für ein erfolgreich absolviertes Modul, die der durchschnittlichen Arbeitslast beim Studium ( work load) und den einzelnen Modulen entsprechen sollen. Man geht bei der Vergabe von Credit Points nach ECTSStandard (ECTS credits) von der Annahme eines gesamten Arbeitsaufwandes von 1500–1800 Stunden pro akademischem Jahr aus. Ein Leistungspunkt entspricht dann 25 bis 30 Arbeitsstunden. Innerhalb des Bologna-Prozesses kann man 3 große Themenkreise unterscheiden: die Förderung von (A) Mobilität, von (B) internationaler Wettbewerbsfähigkeit und von (C) Beschäftigungsfähigkeit. Dabei werden mehrere Ziele verfolgt wie: (a) die Schaffung eines Systems vergleichbarer Bildungsabschlüsse (b) die Schaffung eines zweistufigen Systems von Studienabschlüssen (sog. konsekutive Studiengänge, nämlich Bakkalaureus/Bachelor und Magister/Master (üblich sowohl in Tschechien als auch in Deutschland) (c) Mobilität zwischen Hochschulen und Bildungsgängen und lebenslanges Lernen (d) die Einführung eines Leistungspunktesystems (ECTS) (e) Verknüpfung des europäischen Hochschulraumes mit dem europäischen Forschungsraum (besonders durch Einbeziehung des Doktoratsstudiums in den Bologna-Prozess) (f) die studentische Beteiligung an allen Entscheidungen und studentische Initiativen 38 Übernommen von: Deutsches_Bildungssystem-quer.svg (SVG-Datei), Wikipedia Vokabeln anvertraut – svěřený die Grundschule (-, -en) – základní škola die Vorschuleinrichtung (-, -en) – předškolní zařízení das Gedicht (-es, -e) – báseň aufsagen – přednášet, recitovat einschließen (o., h. o.) – zahrnovat beginnen (a., h. o.) – začít der Lehrling (-s, -e) – učeň schwimmen – plavat die medizinische Fachoberschule (-, -en) – střední zdravotní škola die Gewerbeschule (-, -en) – průmyslová škola die Berufsschule (-, -en) – učňovská škola die Beteiligung (-, 0) – podíl die Sonderschule (-, -en) – zvláštní (speciální) škola die Verknüpfung (-, -en) – propojení, spojení die Annahme (-, -en) – předpoklad europaweit – celoevropský, celoevropsky die Fachoberschule (-, -en) – odborná střední škola die Gelegenheit (-, -en) – příležitost der Arbeitsaufwand (-es, “-e) – vynaložení práce die Grundlage (-, -en) – základna, podklad jeweilig – příslušný, daný, ten který die Hochschule (-, -en) – vysoká škola auf das Gymnasium wechseln – přejít na gymnázium beenden – ukončit erwähnenswert – hodné zmínky der Friseur (-s, -e) – kadeřník das Bundesland (-es, “-er) – spolková země der Vorteil (-s, -e) – výhoda, přednost kirchlich – církevní die Kinderkrippe (-, -en) – dětské jesle die Stufe (-, -en) – stupeň der Spielplatz (-es, “-e) – hřiště der Ausflug (-es, “-e) – výlet die Schulpflicht (-, 0) – povinná školní docházka betragen (u., h. a.) – obnášet, činit malen – malovat vorbereitet – připravený der Leistungspunkt (-es, -e) – výkonnostní bod der Hochschulabschluss (-es, “-e) – zakončení VŠ die Entscheidung (-, -en) – rozhodnutí die Freizügigkeit (-, 0) – volný pohyb der Forschungsraum (-es, 0) – oblast výzkumu die Wettbewerbsfähigkeit (-,0)- konkurenceschopnost der Studiengang (-s, “-e) – studijní běh, kurz der EU-Bürger (-s, -) – unijní občan die Wahl (-, -en) – volba, výběr vergleichbar – srovnatelný die Schaffung (-, 0) – vytvoření das Staatsexamen (-s, -) – státní zkouška der Zweck (-s, -e) – účel das Bildungssystem (-s, -e) – vzdělávací systém nämlich – totiž einzelne Module – jednotlivé moduly verschieden – různý, různě die Einführung (-, 0) – zavedení das Verfahren (-s, -) – postup die Friseuse (-, -n) – kadeřnice der Nachteil (-s, -e) – nevýhoda, zápor 39 Beantworten Sie folgende Fragen (1) Wie viel Jahre dauert die Grundschule in Deutschland? (2) Wie lang ist die Schulpflicht in Deutschland? (3) Was versteht man unter dem Bologna-Prozess? (4) Warum wurden an Hochschulen und Universitäten europaweit Leistungspunkte eingeführt? (5) Wie ist die Freizügigkeit der EU-Bürger zu verstehen? (6) Wie viel Stufen gibt es im deutschen Schulsystem und wie heißen sie? Übungen 1. Übersetzen Sie folgende Ausdrücke weltweit – europaweit – alpenweit – tschechienweit – bundesweit – schweizweit – deutschlandweit – asienweit – 2. Wählen Sie das entsprechende Partizip I oder II Die auf dieser Grundlage (benutzenden/benutzten) Leistungspunkte machen es möglich, Hochschulabschlüsse in ganz Europa zu vergleichen. – Mit diesem Verfahren wird die Anrechnung von im In- und Ausland erbrachten Studienleistungen natürlich wesentlich (erleichternd/erleichtert). – Welche Programme für die Kinder sind in den Kindergärten meistens (vorbereitend/vorbereitet): Malen, Singen, Tanzen, Schwimmen, Ausflüge usw.? – Eine etwas (umstreitende/umstrittene) Rolle bei der Entstehung von schwerer Jugendkriminalität spielen die Massenmedien. – Das Münchhausen-Syndrom ist eine psychische Störung, bei der die dadurch (betreffenden/betroffenen) Personen körperliche Beschwerden vortäuschen. – Aus den Untersuchungen in den USA geht hervor, dass (misshandelnde/misshandelte) Eltern großteils selbst als Kinder misshandelt wurden. 8. Arzneimittel und Drogen. Rauchen, Alkohol- und Drogenmissbrauch u. a. Abhängigkeiten 8.1 Drogen, ihre Einteilung und Risiken Wenn man von Drogenkonsum und –abhängigkeit spricht, meint man meistens illegale Drogen. Es gibt jedoch auch legale Drogen, die in genauen Mengen und Kombinationen die 40 Gesundheit erhalten oder wiederherstellen helfen, nämlich (allopathische) Arzneien. Jeder Drogenkonsum, auch bei legalen Drogen – besonders wenn die richtige Dosierung nicht eingehalten wird – ist mit körperlichen Gesundheitsrisiken verbunden. Umso mehr bei den illegalen Drogen, wo das Risiko noch durch chemisch verunreinigte, bzw. giftige Zusätze verstärkt wird. Zudem haben die meisten Drogen ein hohes Suchtpotenzial, das bei den "harten" Drogen wie Heroin und Kokain ziemlich schnell, bei den "weichen" Drogen wie Cannabis und Alkohol dann über eine längere Zeit zur Abhängigkeit führt. Wirkung der Drogen ist sehr unterschiedlich: z. B. Cannabis und Heroin wirken eher beruhigend, demgegenüber wirken Kokain und die sog. Designer-Drogen (rein chemische Drogen) als Aufputschmittel. Nicht selten werden sie untereinander kombiniert, um die entsprechenden Wechselwirkungen zu erzielen. Unter dem Begriff Drogenmissbrauch versteht man den Konsum von Substanzen, die bei den Konsumenten einen Rauschzustand bewirken (d. h. aufputschend wirken und/oder euphorische Stimmung hervorrufen). Doch auch der übermäßige Genuss von Nikotin und Alkohol fällt unter diesen Begriff. Zu den meist missbrauchten illegalen Drogen zählen (a) Opiate (Opium, Morphium, Heroin), (b) sog. Designerdrogen (Ecstasy, Speed), (c) euphorisierende Substanzen wie Kokain oder Khat und (d) Halluzinogene wie Cannabis (Haschisch, Marihuana), Meskalin, LSD und Liquid Ecstasy (bekannt auch als Partydroge). Die Gefährlichkeit von Ecstasy wurde neulich durch amerikanische Forschungen belegt, nach denen bereits kleine Mengen das Risiko einer späteren Erkrankung an der ParkinsonKrankheit darstellen. Droge Wirkstoff Cannabis(produkte) Cannabinoide Wirkung Risiko Auslösen latenter Lungenkrebsrisiko Psychose ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ecstasy Metamphetamin psychische Überhitzung mit Abhängigkeit möglicher Todesfolge ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------LSD Lysergsäurediethylamid Horrortrips mit Selbstmordgefahr Angstzuständen ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------Kokain /Crack CNS-Stimulans starke psychische Verdauungsstörungen, Abhängigkeit Depressionen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------41 Nikotin Alkaloid (S)-Nikotin psychische Abhängigkeit Krebsgefahr ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Heroin Diamorphin sehr starke psychische Leberschäden, und physische Abhängigkeit Magen- und Atemstörungen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Opium / halluzinogenes Halluzinogene Alkaloid Psychose auslösend mögliche Unfallgefahr ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Alkohol Äthanol langsam entstehende schwere Unfallgefahr, psychische u. physische Leberschäden, Abhängigkeit schrittweise Vergiftung ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Meskalin halluzinogenes Übelkeit, dann anhaltende Alkaloid Rauscheineintritt Wahrnehmungsstörungen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Betelnüsse Arecolin, Arecaidin Übelkeit, Brennen mögliche Todesfolge u. a. Alkaloide im Mund, Durchfall durch Herzstillstand Bei den Drogensüchtigen entsteht also eine Abhängigkeit, die dazu führt, dass die Dosis immer mehr erhöht werden muss, damit die Wirkung erhalten bleibt. Drogenabhängige vernachlässigen gewöhnlich alles andere (und alle anderen, einschließlich sich selbst). Sie können sogar zu Diebstählen, Einbrüchen u. a. Straftaten (sog. Beschaffungskriminalität) greifen, um sich die notwendigen Finanzmittel für die Drogen anzuschaffen. Die weltweit meistverbreiteten Drogen sind bis jetzt Koffein, Nikotin, Alkohol, Betel und Cannabis. Dabei werden Kaffee und Zigaretten langsam zu „Drogen von gestern“. „Drogen von morgen“ werden nun synthetische Substanzen wie Ritalin und Modafinil, mindestens was ihre Verbreitung betrifft. Ritalin wird von Studenten und Managern gegen 42 Konzentrationsstörung genommen, die Arznei Modafinil, die gegen die Schlafkrankheit (Narkolepsie) wirksam ist, soll gesunde Menschen extrem wach machen. Als Parallele eines Arzneimissbrauchs in der nicht weit enfernten Vergangenheit kann man das Medikament Efedrin in der ehemaligen Tschechoslowakei anführen. Diese Arznei war damals die beliebteste Quelle zur Herstellung von Metamphetamin. Man darf auch nicht vergessen, dass sich die Drogensucht nicht selten als Mode (bzw. aus Neugier) oder als Ausweg aus stressigen Verhältnissen entwickelte: „In den Fünfzigern machten Hausfrauen die Nachkriegsverlogenheit mit Valium erträglich, die Hippies versetzten sich mit LSD in Blumenwiesen, in den Achtzigern beschleunigten Yuppies ihr Leben mit Speed, und die ewige Jugend der Neunzigerjahre tanzte mit Ecstasy.“ (BERNDT, Christina, Süddeutsche Zeitung, 6. Juni 2009) Seit Ende der 1960er ist also die Jugend der größte Drogenkonsument geworden. Rat und Hilfe findet man bei verschiedenen Jugendund Drogenberatungsstellen. In Tschechien ist in den letzten Jahren der Drogenkonsum so angestiegen, dass dieses Land zur europäischen Spitze zählt. Die Ursache ist darin zu suchen, dass die Tschechen - nach der Meinung von Jiří Plesl vom Drop In-Verein – sehr tolerant gegenüber legalen Drogen sind, und die Jugend demzufolge Marihuana für keine Droge hält (siehe Deutsch für Sozialpädagogen und Sozialarbeiter , Praha. Jabok). Die Drogenproduktion ist weltweit mit der krassesten Kriminalität verknüpft. Der jährliche Umsatz im illegalen Drogenhandel wird global auf mehr als 300 Milliarden Dollar geschätzt. Die Hauptproduzenten von Kokain sind südamerikanische Länder Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien. Man darf nicht vergessen, dass auch Mexiko in Nordamerika hierin eingewickelt ist und die USA beträchtlich mit Drogen beliefert. Opiate stammen v. a. aus Afghanistan, aber auch aus Birma, Laos und Thailand. In den größten DrogenAnbaugebieten (wie Kolumbien und Afghanistan) beherrschen Drogenkartelle ganze Regionen und die dortigen Regierungen versuchen sie durch Armee-Einsatz unter Kontrolle zu bringen. 8.2 Andere Abhängigkeiten Zu anderen Abhängigkeiten zählen u. a. Spiel- und Computersucht, Kauf- und Arbeitssucht wie auch Mager- und Essbrechsucht. Spielsucht (pathologisches Spielen) wird (zusammen mit Kleptomanie und Pyromanie) zu den abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle zugeordnet. Die Kaufsucht (pathologisches Kaufen), die sich als zwanghaftes, episodisches Kaufen von Waren äußert, ist eine psychische Störung bei Konsumenten und – ebenso wie die Spielsucht oder die Arbeitssucht – wird nicht für eigenständige Krankheit gehalten, sondern zu den Zwangsstörungen gerechnet. Zu den relativ häufigen Erscheinungen bei Menschen in Führungspositionen oder in selbstständigen Tätigkeiten gehört die Arbeitssucht (Workaholism), die nach und nach ins Suchtverhalten übergeht. Ähnlich wie bei anderen Suchtkrankheiten wächst der Arbeitseinsatz der betroffenen Person ständig an, damit sie das komplette Selbstvertrauen gewinnt und die Selbstbestätigung erlangt. Personen mit fester Arbeitszeit werden dadurch kaum betroffen. Workaholics sind kranke Menschen und müssen entsprechend behandelt werden. Beispielsweise in Japan als hochindustrialisiertem Land gibt es etwa 350 Behandlungszentren. 43 Die Computersucht, bzw. die Internetabhängigkeit führt wie andere Verhaltensstörungen zur Vernachlässigung normaler Lebensgewohnheiten und der persönlichen Versorgung einschl. Körperhygiene sowie sozialer Kontakte, da die meiste Zeit im Internet verbracht wird. Die virtuelle Welt kann reale soziale Kontakte überschatten, ja sogar ersetzen, sodass es oft zu sozialer Isolation kommt. Wie bei allen Verhaltensstörungen kommt auch hier bei den Betroffenen zu eventuellen Schuldgefühlen und anschließend zur Rationalisierung, nämlich zu den Versuchen, das eigene Tun zu rechtfertigen. Als eine der relativ häufigen Störungen gelten die Magersucht (Anorexie) und Essbrechsucht (Bulimie). Unter Magersucht versteht man „das Verhalten junger Mädchen und Frauen – seltener von jungen Männern – , durch Verweigerung von Nahrungsmitteln, Erbrechen und manchmal auch mit Hilfe von Abführtabletten extreme Gewichtsverluste herbeizuführen, um damit bizarren Vorstellungen von einem idealen Körper zu entsprechen.“ (Kommunikation in sozialen und medizinischen Berufen , S. 118) Der Hauptunterschied zur Bulimie besteht im Körpergewicht. Bei der Magersucht zielt alles auf Gewichtabnahme ab (der Body-Mass-Index liegt unter 17,5); bei der Essbrechsucht wird extreme Menge von Lebensmitteln verzehrt, um anschließend erbrochen zu werden, wobei das Körpergewicht mehr oder weniger stabil bleiben kann. Die Magersucht ist eine schwere, unter Umständen tödliche Erkrankung. Das extreme Untergewicht hat körperliche Folgen, nämlich niedrigen Blutdruck und Herzrhythmusstörungen, die im plötzlichen Herztod resultieren können. Es tritt Blutarmut, niedrige Konzentrationen von Geschlechtshormonen (begleitet durch Ausbleiben des Brustwachstums bei Frauen), Osteoporose mit erhöhtem Risiko einer Fraktur, chronische Verstopfung, Magenkrämpfe, Übelkeit und Nierenversagen ein. Bis zu 15 % der Erkrankten sterben – entweder durch Komplikationen wie Herzstillstand oder Infektionen, oder aber durch Selbstmord. Die weltweit meistverbreiteten Drogen sind bis jetzt Koffein, Nikotin, Alkohol, Betel und Cannabis. Dabei werden Kaffee und Zigaretten langsam zu „Drogen von gestern“. „Drogen von morgen“ werden nun synthetische Substanzen wie Ritalin und Modafinil, mindestens was ihre Verbreitung betrifft. Ritalin wird von Studenten und Managern gegen Konzentrationsstörung genommen, die Arznei Modafinil, die gegen die Schlafkrankheit (Narkolepsie) wirksam ist, soll gesunde Menschen extrem wach machen. Als Parallele eines Arzneimissbrauchs in der nicht weit enfernten Vergangenheit kann man das Medikament Efedrin in der ehemaligen Tschechoslowakei anführen. Diese Arznei war damals die beliebteste Quelle zur Herstellung von Metamphetamin. Vokabeln abnorm – abnormální, abnormní, úchylný, odchylný der Arbeitseinsatz (-es, “-e) – pracovní nasazení die Blumenwiese (-, -en) – květinová louka anschließend – návazný, návazně das Anbaugebiet (-es, -e) – oblast pěstování die Menge (-, -en) – množství das Ausbleiben (-s, 0) – vynechání das Aufputschmittel (-s, -) – stimulační droga bizarr – bizarní behandeln– ošetřovat, léčit; zacházet (s někým) stressig – stresující die Region (-, -en) – oblast, region die Folge (-, -n) – následek die Regierung (-, -en) - vláda die Gewohnheit (-, -en) – zvyk, zvyklost das Erbrechen (-s, 0) – zvracení 44 die Abführtablette (-, -n) – projímací tableta der Blutdruck (-s, 0) – krevní tlak der Erkrankte (-n, -n) – onemocnělý der Body-Mass-Index (-es, 0) – index tělesné hmotnosti entsprechen (a., h. o.) – odpovídat erhöht – zvýšený herbeiführen – přivodit der Krampf (-es, “-e) – křeč das Brustwachstum (-s, 0) – růst prsou die Essbrechsucht (-, 0) – bulimie betroffenen – postižený; dotčený, dotyčný ersetzen – nahradit der Herztod (-es, 0) – srdeční smrt der Herzstillstand (-es, 0) – zástava srdce plötzlich – náhlý, náhle die Arbeitssucht (-, 0) – workholismus häufig – častý, často erzielen – dosáhnout, docílit Schuldgefühl (-es, -e) – pocit viny gelten (als etwas/ jemand) (a., h. o.) – platit (jako něco) giftig - das Verhältnis (ses, -se) – poměr, vztah darstellen – představit, reprezentovat, znázorňovat das Geschlecht (-es, -er) – pohlaví die Lebensgewohnheit (-, -en) – životní zvyk /návyk krass – drsný, křiklavý, hrubý das Nierenversagen (-s, 0) – selhání ledvin die Übelkeit (-, 0) - nevolnost tödlich – smrtelný nämlich – totiž der Selbstmord (-es, -e) – sebevražda der Umstand (-es, “-e) – okolnost überschatten – zastínit die Verstopfung (-, 0) – zácpa der Gewichtsverlust (-es, -e) – ztráta hmotnosti rechtfertigen – ospravedlnit ständig – stálý, stále die Magersucht (-, 0) – anorexie sterben (a., i. o.) – zemřít das Untergewicht (-s, 0) – podváha die Verhaltensstörung (-,-en) – porucha chování die Vernachlässigung (-, -en) – zanedbá(vá)ní selten – zřídka, vzácně die Vorstellung (-, -en) – představa; představení das der Workaholic (-s, -s) – workholik die Suchtkrankheit (-, -en) – závislost der Versuch (-es, -e) – pokus das Selbstvertrauen (-s, 0) – sebedůvěra die Verweigerung (-, 0) – odmítnout das Nahrungsmittel (-s, -) – potravina Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) Was versteht man unter Drogenmissbrauch? Wie entsteht die Drogensucht? Warum ist die Zahl der Drogensüchtigen in Tschechien so hoch? Welche anderen Abhängigkeiten gibt es? Welchen Unterschied gibt es zwischen Magersucht und Bulimie? Übungen 1. Ordnen Sie die richtigen Äquivalente zueinander Umsatz Einsatz Absatz Aufsatz Ansatz Vorsatz odstavec, podpatek náběh, nasazení předsevzetí, záměr obrat (v ekonomickém smyslu) článek, stať nasazení, použití 2. Umschreiben Sie folgende Ausdrücke (z. B.: meistverbreitet – am meisten verbreitet) meistbesucht – ……………………….. baldmöglichst - …………………………. 45 meistgefragt - …………………………… Mindestlohn - ……………………………. meistverkauft - …………………………. Mindestalter - …………………………… meistgeschätzt - ……………………….. höchstgefährlich - …………………….. Mindestmaß - ……………………………. schnellstmöglich - …………………….. schwerstverletzt ……………………….. meistvertreten ………………………….. 9. Der menschliche Körper; psychosomatische Störungen und Alterserkrankungen 9.1. Der Aufbau des menschlichen Körpers Der menschliche Körper besteht aus Kopf, Rumpf und Gliedern. Der Kopf kann in Gesicht, Stirn, Scheitel und Hinterkopf untergliedert werden, der Hals in Hals und Nacken, der Rumpf in Brust, Rücken, Lende und Bauch. Der Bauch setzt sich aus dem Oberbauch, der linken und rechten Rippengegend, der Nabelgegend, dem Schambein und der linken und rechten Leiste zusammen. Zu den oberen Gliedmaßen gehören die Schultern, die Ober- und Unterarme, die Ellbogen und die Hände mit den Fingern. Zu den unteren Gliedmaßen zählen das Gesäß, die Hüfte, die Knie, die Ober- und Unterschenkel, die Knöchel und die Füße mit den Zehen. Das Gerüst des Körpers besteht aus Skelett mit Schädel, Wirbelsäule, Brustkorb (= Brustbein und Rippen), Beckengürtel mit Kreuz- und Steißbein, Röhrenknochen (Oberarmknochen, Oberschenkelknochen, Elle, Speiche, Fingerknochen, Schienbein, Wadenbein) und platten Knochen (Schädel, Brustbein, Rippen, Schulterblatt, Becken) sowie kurzen Knochen (Hand- und Fußwurzel). Das Skelett aus harten Knochen trägt alle anderen Systeme. Die Knochen bilden zusammen mit Gelenken, Knorpeln und Muskeln das Muskel-Skelett-System. Das wird durch Sehnen und Bänder zusammengehalten und gibt dem Körper seine Form. Im Knochen sind die meisten Mineralien, insbesondere Kalzium und Phosphor eingelagert und geben ihm seine Festigkeit. Die physiologischen Funktionen, bzw. Vitalfunktionen des Körpers sind Bewusstsein, Atmung und Kreislauf. Diese drei machen es möglich, dass der Mensch am Leben bleibt. Aus dieser Sicht kommt die größte Bedeutung im Körper dem Gehirn, dem Atmungssystem und dem Herz-Kreislaufsystem zu. Das Blutsystem besteht aus Adern, also den Venen und den Arterien. Das Gehirn und das Nervensystem steuern und kontrollieren den Körper. Der Verdauungsapparat verarbeitet Essen und Trinken. Für das Atmungssystem ist lebensnotwendiges Gas, der Sauerstoff, von großer Bedeutung. 46 Kenntnis der menschlichen Anatomie ist eine Voraussetzung dazu, dass man im Bedarfsfall in der Lage ist, Erste Hilfe zu leisten. Jeder Mensch ist verpflichtet, die Menschenleben zu retten, d. h. die Vitalfunktionen erhalten helfen. Um dies zu tun, muss man in der Ersten Hilfe entsprechend ausgebildet sein. Heutzutage kommt es nicht selten vor, dass ein Mensch auf der Straße zusammenbricht, beziehungsweise an einem Straßenunfall teilnimmt. Und nach allgemein bekannten medizinischen Angaben geht es um jede Minute, (genauer um die ersten 5 bis 7 Minuten), die entscheidet, ob der Verletzte eine Überlebenschance bekommt oder nicht. Die ersten Minuten entscheiden, ob das Gehirn nicht irreversibel geschädigt wird, d. h. nicht absterben wird. Es ist also unumgänglich, seitens der Laienhelfer sofortige Maßnahmen bei der Erste-Hilfe-Leistung zu ergreifen, bevor die professionellen Ersthelfer am Unfallort eintreffen können. Die ersten Minuten nach dem Unfall müssen überbrückt werden, bis das professionelle Rettungsteam überhaupt eingreifen kann. Nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen müssen die Laienhelfer nicht mehr die künstliche Beatmung durchführen, sondern nur die Herzdruckmassage. Die Atmung und der Blutkreislauf sind nämlich eng miteinander verbunden und bedingen einander. 9.2. Wesen und Ursache der psychosomatischen Störungen Es gibt eine nicht gerade kleine Gruppe von Patienten, die über körperliche Beschwerden klagen und trotz wiederholter Versicherungen der Ärzte, dass die Symptome keinen körperlichen Anhaltspunkt haben, stets neue medizinische Untersuchungen fordern. Diese Patienten sind trotzdem von einer körperlichen Ursache ihrer Beschwerden überzeugt. Ärzte stehen dann leidenden Patienten gegenüber, denen sie nur bedingt helfen können und 47 dabei manchmal auch Angst haben, ob sie vielleicht eine verborgene Krankheit nicht übersehen haben (siehe SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, Somatoforme Störungen und Funktionsstörungen. Deutsches Ärzteblatt 2007; 104(1-2)). In diesem Fall spricht man von psychosomatischen Störungen, neulich von somatoformen Störungen. „Nach einer Literaturübersicht über somatoforme Störungen und funktionelle Syndrome […] zeigen sich in der Behandlung folgende wichtige Erkenntnisse: passive Maßnahmen wie Injektionen und Operationen sind weniger effektiv als Behandlungen wie Physiotherapie und Psychotherapie, die die aktive Mitarbeit der Patienten voraussetzen.“ (SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, ebenda) Hier kommt den Hausärzten eine Schlüsselstellung zu, es sind gerade sie, die eine unnötige Diagnostik verhindern, einen Behandlungsplan des Patienten aufstellen und „dem Patienten Entspannungstechniken vermitteln“ (SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, ebenda) sollen. „Als somatoforme Störungen werden wiederkehrende körperliche Beschwerden oder Schmerzen ohne ausreichende organische Erklärung zusammengefasst. Sie treten bei Kindern und Jugendlichen meist in Form von Kopf-, Bauch- oder Gliederschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit auf. Probleme bei der Alltagsbewältigung (wie häufige Fehlzeiten in der Schule) sowie komorbide psychische Störungen (vor allem ängstliche und depressive Störungen) werden häufig beobachtet. Die erkrankten Kinder und Jugendlichen haben ein erhöhtes Risiko für ernsthafte funktionale Beeinträchtigungen und psychiatrische und somatoforme Störungen im Erwachsenenalter.“ (HAGENAH, Ulrich, HERPERTZ-DAHLMANN, Beate, Somatisierungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Deutsches Ärzteblatt 2005; 102(27)) Medizinische Untersuchungen und anschließende Behandlungen dieser Störungen sind jedoch kostenintensiv. Dabei haben sich – besonders bei Kindern – die individuelle Psychotherapie und das soziale Kompetenztraining als effizient erwiesen. 9.3. Vor- und Fürsorge von Alterserkrankungen Zu den Erkrankungen im höheren Alter (manchmal sogar schon ab 40 Jahren) gehören vor allem Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Krankheit. Parkinson-Krankheit ist ein Oberbegriff für mehrere Erkrankungen mit Grundsymptomen wie Rigor (Muskelstarre), Ruhetremor (Zittern im Ruhestand) und instabile Körperhaltung. Diese Krankheit (=Morbus Parkinson) hat keine bekannte Ursache, kennzeichnend dafür ist das Absterben von Nervenzellen in einer Struktur im Mittelhirn mit dem Botenstoff Dopamin. 1901 wurde die Alzheimer-Krankheit (AK; bekannt unter der lateinischen Bezeichnung Morbus Alzheimer) vom deutschen Arzt Alois Alzheimer als eine neurodegenerative Erkrankung beschrieben. Sie tritt bei Personen über dem 65. Lebensjahr auf und greift besonders in letzten Jahren immer mehr um sich, sodass sie – auch in Tschechien – zu einem bedeutenden Sozialphänomen wird. Weltweit leiden an ihrer häufigsten Form etwa 60 Prozent von 24 Millionen der Demenzkranken. Die Ursache dieser Krankheit ist bis heute nicht ganz geklärt, zu einem großen Teil ist sie allerdings genetisch bedingt. Die Alzheimer-Krankheit ist bis heute leider nicht behandelbar. 48 Vokabeln der Arzt (-es, “-e) – lékař die Beschwerde (-, -n) – obtíž, potíž; stížnost behandelbar – léčitelný die Behandlung (-, -en) – ošetření, léčení das Gerüst (-s, -e) – konstrukce, kostra; lešení das Kreuzbein (-s, 0) – křížová kost das Brustbein (-s, 0) – hrudní kost das Becken (-s, -) – pánev die Atmung (-, 0) – dýchání der Rettungsdienst (-es, -e) – záchranná služba die Erste-Hilfe-Leistung (-, 0) – poskytnutí první pomoci der Verletzte (-n, -n) – zraněný unumgänglich – nezbytný, nezbytně der Brustkorb (-s, “-e) – hrudní koš der Beckengürtel (-s, -) – pánevní pletenec bestehen (a, h. a) aus etw. – skládat se z čeho das Alter (-s, 0) – věk, stáří leiden an (litt, h. i) – trpět čím besonders – obzvlášť die Alzheimer-Krankheit (-, 0) – Alzheimerova nemoc das Mittelhirn (-s, 0) – střední mozek das Grundsymptom (-s, -e) – základní symptom/příznak die Körperhaltung (-, -en) – držení těla das Absterben (-s, 0) – odumírání, odumření die Muskelstarre (-, 0) – svalová ztuhlost/strnulost auftreten (tritt, i. e) – objevit se, objevovat se beeinträchtigen – omezit, omezovat ernsthaft – vážný, vážně beobachten – pozorovat die Bezeichnung (-, -en) – označení der Bauchschmerz (-es, -en) – bolest břicha der Jugendliche (-n, -n) – mladý, mladistvý ausreichend – dostatečný, dostatečně der Anhaltspunkt (-es, -e) – opora, záchytný bod bedeutend – významný, významně geklärt – objasněný anschließend – návazný, návazně die Fürsorge (-, 0) – péče effizient – účinný, účinně; efektivní, efektivně der Beckengürtel (-s, 0) – pletenec pánevní nicht gerade klein – ne právě malý der Finger (-s, -) – prst (u ruky) bedingt - podmíněný, podmíněně der Nacken (-s, 0) – šíje, týl, vaz das Gesäß (-es, 0) – zadek, hýždě die Lende (-, -n) – bedro, kyčle die Elle (-, -n) – kost loketní die Entspannungstechnik (-, -en) – relaxační technika der Hausarzt (-es, “-e) – domácí/rodinný lékař das Handgelenk (-s, -e) – zápěstí, zápěstní kloub der Knöchel (-s, -) – kotník die Ferse (-, -n) – pata die Schläfe (-, -n) – spánek (tj. místo na lebce) Maßnahmen ergreifen – učinit opatření 49 das Lebensjahr (-es, -e) – rok života das Skelett (-s, -e) – kostra die Untersuchung (-, -en) – prohlídka, vyšetření das Skelett (-s, -e) – kostra der Schädel (-s, -) – lebka das Steißbein (-s, 0) – kostrč der Röhrenknochen (-s, -) – dlouhá kost der Körper (-s, -) – tělo das Bewusstsein (-s, 0) – vědomí das Rettungsteam (-s, -s) – tým záchranářů irreversibel geschädigt – nezvratně poškozen der Unfall (-s, “-e) – úraz, nehoda zusammenbrechen (a, i. o) – zhroutit se, zkolabovat die Wirbelsäule (-, 0) – páteř die Rippe (-, -n) – žebro gehören – patřit die Parkinson-Krankheit (-, 0) – Parkinsonova choroba die Ursache (-, -n) – příčina manchmal – někdy, mnohdy, leckdy zum großen Teil – z velké části die Nervenzelle (-, -n) – nervová buňka zittern – třást se um sich greifen – šířit se, rozmáhat se der Ruhestand (-s, 0) – klid, klidový stav der Oberbegriff (-s, -e) – nadřazený pojem die Störung (-, -en) – porucha kostenintensiv – nákladný, nákladně die Untersuchung (-, -en) – výzkum; prohlídka das Erwachsenenalter (-s, 0) – dospělý věk, dospělost die Müdigkeit (-, -en) – únava die Übelkeit (-, -en) – nevolnost der Gliederschmerz (-es, -en) – bolest údů/končetin die Versicherung (-, -en) – ujištění; pojištění fordern – požadovat, vyžadovat zusammenfassen – shrnout somatoform – somatoformní voraussetzen – předpokládat vermitteln – zprostředkovat überzeugt – přesvědčený, přesvědčeně platt – plochý das Schienbein (-s, -e) – kost holenní das Wadenbein (-s, -e) – kost lýtková die Speiche (-, -n) – kost vřetenní die Wange (-, -n) – tvář die Handwurzel (-, -n) – zápěstí die Leiste (-, -n) – tříslo, slabina der Nabel (-s, -) – pupek die Schlüsselstellung (-, 0) – klíčové postavení der Unterbauch (-s, 0) – podbřišek der Rücken (-s, 0) – záda die Schulter (-, -n) – rameno das Schulterblatt (-es, “-er) – lopatka die Vitalfunktion (-,-en) – vitální funkce, životní funkce die Herzdruckmasage (-, 0) – tlaková masáž srdce Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) In welche Teile gliedert sich der menschliche Körper? Welche Arten von Knochen unterscheidet man? Was versteht man unter psychosomatischen (somatoformen) Störungen? Welche zwei wichtigsten Alterserkrankungen gibt es? Übungen 1. Übersetzen Sie die Sätze ins Deutsche (1) Tato nemoc není dosud léčitelná. – (2) Alzheimerovou nemocí trpí stále více osob nad 65 let věku. – (3) Příznačné pro Parkinsonovu nemoc je odumírání nervových buněk ve středním mozku. – (4) Medicínské výzkumy těchto poruch jsou velmi nákladné. – (5) Jde o poměrně velkou skupinu pacientů, kteří si stěžují na tyto zdravotní problémy. – (6) V tomto případě, kdy neexistují tělesné příčiny onemocnění, se mluví o psychosomatických poruchách, nejnověji nazývaných somatoformní poruchy. – (7) Alzheimerova nemoc se v poslední době stává celoevropsky významným sociálním fenoménem. – (8) Úspěšné léčení somatoformních poruch obzvlášť vyžaduje dobrou spolupráci pacienta s lékařem. – (9) Alzheimerova nemoc, jejíž příčina není dodnes známa, je z velké části geneticky podmíněna. 2. Setzen Sie die passenden Wörter sinngemäß ein Krankenvorsorge – Betreuung – Gesundheitsvorsorge – Versorgung – Fürsorge – Jugendhilfe – Pflege – Jugendfürsorge – Gesundheitsfürsorge (1) Um den Alterserkrankungen vorzubeugen, muss man die richtigen Maßnahmen im Bereich der ………………………. treffen. (2) Kinder haben Anspruch auf eine angemessene …………………….., die für ihr Wohlergehen notwendig sind. (3) Bettlägerige Senioren bedürfen einer ständigen ……………………… in entsprechenden Altenheimen. (4) Eltern sind für die …………………………….. ihrer Kinder verantwortlich. (5) Die sichtlich gestörte Jugend bedarf der fachgemäßen ……………………. (6) Die richtige ……………………… der Kinder in der Schule wird als selbstverständlich vorausgesetzt. (7) Die gesundheitliche Prophylaxe kann anders als ………………………………….. bezeichnet werden. (8) Die Lebensqualität eines jeden Menschen wird durch die richtige ……………………………….. mitbestimmt. (9) Es ist erforderlich, den bedürftigen Personen eine komplette ärztliche …………………………. zu gewähren. 50 10.Gesundheitsfürsorge und Krankenhauspflege. Krankheitsverhütung 10.1 Gesundheitsvorsorge Die beste und wirtschaftlich günstigste Gesundheitsfürsorge ist natürlich die Krankheitsvorbeugung. Man sollte präventiv genug Bewegung und gesunde Ernährung haben, Sport treiben, den Alkoholkonsum reduzieren und auf Tabakgenuss verzichten. Eine bedeutende Rolle kommt auch den regelmäßigen Ärztebesuchen zu. Von besonderer Wichtigkeit ist also die richtige Ernährung: einerseits müssen die richtige Zusammensetzung und anderseits die entsprechende Energiezufuhr vorhanden sein. Es ist die Aufnahme von Nährstoffen zu sichern, die der Organismus zum Aufbau des Körpers, zur Erhaltung seiner Lebensfunktionen und zum Hervorbringen bestimmter Leistungen braucht. Der Gesamtnährstoffbedarf wird dem Gesamtenergiebedarf gleichgesetzt, da die drei Hauptnährstoffe – Fette, Kohlenhydrate und Eiweißstoffe – Energie liefern können. Die Energiezufuhr muss dem tatsächlichen Energiebedarf entsprechen, wobei der Energiebedarf eines Menschen von Alter, Geschlecht, Körperbau, Arbeitsleistung und Klima abhängig ist. Dabei soll man womöglich auf fettreiche Nahrung verzichten. In der Nahrung dürfen Vitamine und Mineralien nicht fehlen, da der Anteil an Mineralstoffen etwa 4 - 5 % des Körpergewichts beträgt. Da sich die Mineralstoffe an ständigem Stoffwechsel beteiligen, müssen sie durchgehend ersetzt werden. Vitamine können nicht im Körper gebildet werden, deshalb müssen sie ihm in der Nahrung zugeführt werden. Geeignete vitamin- und mineralienreiche Nahrungsmittel sind Obst und Gemüse, möglichst in rohem Zustand, Innereien, sowie Milch- und Vollkornprodukte. 10.2 Krankenhauspflege Die Krankenhauspflege wird vollstationär, teilstationär, vorstationär oder nachstationär und ambulant gewährt. Versicherte haben je nach Bedarf Anspruch auf stationäre Behandlung in einem zugelassenen Krankenhaus. Die Krankenhausaufnahme erfolgt unter der Voraussetzung, dass diese nach Prüfung des jeweiligen Krankenhauses medizinisch erforderlich ist, d. h. dass das Behandlungsziel nicht durch teilstationäre, vorstationäre oder ambulante Behandlung ersetzt werden kann. Zur Krankenhauspflege zählen insbesondere die ärztliche Behandlung, Krankenpflege, Versorgung mit Arzneimitteln, Heil- und Hilfsmitteln sowie Unterkunft und Verpflegung. Die Behandlung der Versicherten im Krankenhaus und die damit verbundenen Kosten werden zum großen Teil von deren Krankenversicherung übernommen. In Deutschland haben außerdem Versicherte ab der Vollendung des 18. Lebensjahres einen Betrag von 10 Euro für jeden Kalendertag als Eigenbeteiligung zu bezahlen. Die Zahlungen erfolgen bis zur Höchstdauer von 28 Tagen im Kalenderjahr. In Tschechien gilt eine ähnliche Regelung, d. h. die Versicherten müssen einen Betrag von 100 Kronen pro Kalendertag ihres Krankenhausaufenthaltes bezahlen, allerdings gibt es bislang keine Einschränkung bezüglich ihres Lebensalters und der Aufenthaltsdauer. In beiden Ländern gehören Wahlleistungen wie die besondere Unterbringung in einem Ein-Bett-Zimmer oder Zwei-Bett-Zimmer nicht zum 51 Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung und diese Mehrkosten werden ebenfalls von Patienten getragen. 10.3 Prävention und Lebenserwartung Die gesetzliche Krankenversicherung wird als Teil der gesamten Sozialversicherung betrachtet, die neben der Renten-, Pflege-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung von Versicherten direkt oder indirekt in Höhe von einem genau festgelegten Prozentsatz des Arbeitseinkommens regelmäßig bezahlt wird. (mehr über die Krankenversicherung und Krankenkassen im Kapitel 14) Da die Lebenserwartung stets steigt – besonders in den Industrieländern – muss man auch mit einer größeren Nachfrage nach der medizinischen Versorgung rechnen. Je älter die Menschen werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie an chronischen Erkrankungen leiden werden. Dabei können die Menschen von ihrem höheren Lebensalter nur dann profitieren, wenn ihre Lebensqualität nicht abnimmt. Im Gegensatz dazu hat sich in letzter Zeit der Lebensstil stark negativ geändert. Denn die Menschen sind immer mehr durch Zivilisationskrankheiten bedroht, d. h. vor allem durch einseitige Ernährung, wenig Bewegung, Stress, Tabak- und Alkoholgenuss, sodass auch immer mehr Menschen chronisch krank werden. (hierzu siehe Kapitel 15) Mit dieser Entwicklung kann man natürlich nicht zufrieden sein, da sie politisch und wirtschaftlich negative Folgen hat. Aus einer europaweit vorgenommenen Untersuchung hat sich ergeben, dass die EUMitgliedstaaten nur für arbeitsbedingten Stress Folgekosten in Höhe von 20 Mrd. Euro zu tragen hatten. Allein in Deutschland wird die Behandlung chronischer Krankheiten an HerzKreislauf, Skelett und Muskeln jährlich auf viele Milliarden Euro beziffert (Quelle: Prävention und Gesundheitsvorsorge, gesundheit.de) Dabei ließen sich diese Kosten nach Einschätzung von Sachverständigen z. B. durch gezielte Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten etwa um 7 - 8 Prozent reduzieren. Deswegen wurde Vorbeugung von Krankheiten in den letzten Jahrzehnten in Deutschland wie auch in Tschechien zunehmend zum Thema in Gesundheits- und Sozialpolitik sowie in öffentlicher Diskussion. Krankenkassen kommen mit Bonusprogrammen und Mediziner erhalten Zusatzausbildungen bezüglich der Prävention. Bei der Prävention, die in Fachkreisen als Verhaltensprävention bezeichnet wird, werden meistens 3 Präventionsmaßnahmen getroffen: (1) die universelle Prävention (richtet sich an die Gesamtbevölkerung oder an Teilgruppen wie Schwangere oder Jugendliche, (2) die selektive Prävention (richtet sich an Risikoträger, u. a. chronisch Kranke und Raucher) und (3) die indikative Prävention (für Personen mit riskantem Verhalten, z. B. Drogensüchtige unter den Jugendlichen). Der Prävention dienen Aufklärungskampagnen, ferner das Aufdecken von Krankheiten und deren Behandlung in möglichst frühen Stadien (von besonderer Bedeutung sind Krebsvorsorgeuntersuchungen). Bei bereits eingetretener Krankheit versucht man deren Verschlimmerung und Komplikationen zu verhindern. Wichtig dabei sind Rehabilitationsmaßnahmen. 52 Dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) nach erlebe Deutschlands Gesundheitssystem in letzter Zeit eine kolapsnahe Situation. Es soll sich eines der vier teuersten Gesundheitssysteme der Welt leisten, wogegen es in der PflegekraftPatienten-Relation zu den Schlusslichtern Europas (siehe Daten der OECD) zählt. In Deutschland sei jahrelang Pflegepersonal aus finanziellen Gründen abgebaut worden, sodass nach Schätzungen von Experten ca. 70 000 Pflegekräfte in den Krankenhäusern fehlten. Demgegenüber werden nach der Angabe des DBfK Pflegekräfte schlecht bezahlt und die Sicherheit der Patienten in den Kliniken somit aufs Spiel gesetzt. Zugleich sei genug Geld für die Erhöhung der Anzahl der Klinikärzte um fast 30 %, für die Bezahlung überproportionaler Tarifzuwächse der Ärzte sowie unreguliert hoher Preise für Arzneimittel vorhanden gewesen. (siehe Pressemitteilung des DBfK vom 19.05.2010 ) Vokabeln die Aufklärungskampagne (-, -n) – osvětové kampaně ferner – dále der Krebs (-es, -e) – rak; rakovina eintreten (a, i. e) – vstoupit, nastoupit; vyskytnout se bereits – už der Drogensüchtige (-n, -n) – závislý na drogách die Gesamtbevölkerung (-, 0) – veškeré obyvatelstvo das Jahrzehnt (-s, -e) – desetiletí dienen – sloužit erhalten (ie, h. a) – obdržet der Mediziner (-s, -) – lékař, medik der Muskel (-s, -n) – sval öffentlich – veřejný, veřejně das Arbeitseinkommen (-s, -) – pracovní příjem die Krankenversicherung (-, 0) – zdravotní pojištění festlegen – stanovit bedrohen – ohrozit, ohrožovat die Bewegung (-, -en) – hnutí, pohyb das Lebensalter (-s, 0) – životní věk die Aufenthaltsdauer (-, 0) – trvání pobytu bezüglich – ohledně, ve vztahu k erfolgen – udát se, proběhnout außerdem – kromě toho deswegen – proto abnehmen (a, h. o) – ubývat, odnímat stationäre Behandlung – stacionární ošetření/péče kolapsnah – blízký kolapsu das Aufdecken (-s, 0) – odhalení das Stadium (-s, Stadien) – stadium verhindern – zabránit von besonderer Bedeutung – zvláštního významu die Vorsorgeuntersuchung (-, -en) – preventivní prohlídka/vyšetření die Schwangere (-n, -n) – těhotná zunehmend – rostoucí měrou der Raucher (-s, -) – kuřák die Zusatzausbildung (-,0) – dodatečné vzdělá(vá)ní die Verschlimmerung (-, -en) – zhoršení die Folgekosten – následné výdaje der Risikoträger (-s, -) – nositel rizika der Prozentsatz (-es, 0) – procentní sazba regelmäßig – pravidelný, pravidelně sich vornehmen (a, h.o) – usmyslit, předsevzít (si) die Krankenkasse (-, -n) – zdravotní pojišťovna die Krankenhauspflege (-, 0) - nemocniční péče die Einschränkung (-, -en) – omezení gewähren – poskytnout sich richten an – směřovat k die Krankenhausaufnahme (-, 0) – přijetí do nemocnice stets – stále steigen (ie, i. ie) – stoupat zugelassen – připuštěný; schválený Beantworten Sie folgende Fragen (1) Welche Arten der Krankenhauspflege werden gewährt? (2) Wie viel müssen Krankenversischerte in Deutschland für den Aufenthalt im Krankenhaus pro Tag bezahlen? (3) Worauf wird in letzter Zeit sowohl in Deutschland als auch in Tschechien der größte Wert gelegt? (4) Welche Arten von Prävention werden verfolgt? (5) Wie sieht die heutige Lage des Gesundheitswesens in Deutschland aus? 53 Übungen 1. Bilden Sie die richtigen Verbformen (1) Die Behandlung der Versicherten im Krankenhaus und die damit (verbinden) Kosten werden zum großen Teil von deren Krankenversicherung (übernehmen). – (2) Bei der Prävention, die in Fachkreisen als Verhaltensprävention (bezeichnen) wird, werden meistens drei Präventionsmaßnahmen (treffen). – (3) Im Gegensatz dazu hat sich in letzter Zeit der Lebensstil stark negativ (ändern). – (4) Die Krankenhauspflege wird vollstationär, teilstationär, vorstationär oder nachstationär und ambulant (gewähren). – (5) Allein in Deutschland wird die Behandlung chronischer Krankheiten an Herz-Kreislauf, Skelett und Muskeln jährlich auf viele Milliarden Euro (beziffern). 2. Führen Sie Synonyme zu den fettgedruckten Ausdrücken an den Lebensstil stark negativ beeinflussen – allein in Deutschland – Präventionsmaßnahmen treffen – die Kosten zum großen Teil übernehmen – die Pflege ist kostenintensiv – mit der medizinischen Versorgung rechnen – Behandlung des chronisch kranken Patienten – der Kranke hat sich gebessert – alles war bereits vorbereitet – es wurde lediglich eine Grundinformation angeführt – 11. Behindertenfürsorge Wenn man von Behinderung spricht, meint man „die dauerhafte und gravierende Beeinträchtigung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe einer Person, verursacht durch das Zusammenspiel ungünstiger Umweltfaktoren (Barrieren) und solcher Eigenschaften der behinderten Person, die die Überwindung der Barrieren erschweren oder unmöglich machen.“ (Wikipedia) Behinderung kann durch mehrere Faktoren, sowohl übliche Gegenstände oder andere Umweltfaktoren (Treppen, Engstellen, Bordsteine und nicht barrierefreie Zugänge) als auch soziale Umstände verursacht oder beeinflusst werden. Hinzu kommen selbstverständlich auch individuell-beeinträchtigende Merkmale des betroffenen Menschen wie dauerhaft veränderte körperliche Fähigkeiten und/ oder körperliche und psychische Krankheiten. Es lassen sich prinzipiell folgende Kategorien der Behinderung aufzählen: (a) körperliche Behinderung (b) Sinnesbehinderung (Blindheit, Taubblindheit, Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit) 54 (c) Sprachbehinderung (d) Lernbehinderung (e) psychische/ geistige Behinderung Personenbezogen unterscheidet man erworbene und angeborene Behinderungen. (A) angeborene (chromosomal, pränatal) (B) erworbene wie körperliche Schädigungen (perinatal, durch Unfall, Krankheit, Krieg und Alterungsprozesse) Aus solchen Behinderungen können sich gesellschaftliche, einschließlich Kommunikationsbarrieren ergeben, die die heutige Gesellschaft – besonders im Rahmen der Europäischen Union – auf verschiedene Weise und durch verschiedene Mittel abzuschaffen versucht. Auf der anderen Seite können auch die Stimmen nicht überhört werden, die beispielsweise bei Gehörlosen oder Autisten ihren Zustand als eigene Kultur erklären und die Versuche seitens der „normalen“ Mehrheit, ihnen zu helfen, als Ethnozid einstufen. (siehe Behinderung, Wikipedia) Es wird seit 2005 der Autistic Pride Day am 18. Juni alljährlich veranstaltet. Man kann auch nicht außer Acht lassen, dass es in den letzten Jahren eine Diskussion gibt, die sich mit dem richtigen Sprachgebrauch beschäftigt. Die Frage der richtigen Terminwahl hängt mit der sog. politischen Korrektheit zusammen. Diese ist keinesfalls eine „Errungenschaft“ der Gegenwart, weil ihre Grundsätze mindestens seit dem Mittelalter gelten, z. B. bei dem herausragenden Theologen, Philosophen und Philologen Erasmus von Rotterdam (1465 – 1536), allerdings unter der Bezeichnung Höflichkeit. Über die Behinderung meint er, dass es nicht menschlich ist, „einen Einäugigen einäugig, einen Hinkenden hinkend und einen Schielenden schielend zu nennen.“ Bei allen Versuchen um eine angemessene Bezeichnung sollte man nichtsdestoweniger nicht vergessen, dass es sich dabei um kein Wortspiel handeln soll, sondern darum, eine diskriminierende Ausgrenzung zu vermeiden. Die Fachbegriffe müssen einige Zeit lang stabil bleiben, weil sie sonst ihre Hauptfunktion nicht erfüllen können. Es mag beispielsweise dahingestellt sein, ob man den neulich benutzten Ausdruck benachteiligt im abgeänderten Sinne von behindert tatsächlich braucht. Die Behindertenintegration ist heutzutage in allen EU-Ländern zum Ziel der Sozialpolitik geworden, obwohl es bestimmt auch hier Unterschiede von Land zu Land gibt und wahrscheinlich geben wird. In den neu beigetretenen EU-Ländern sind noch nicht genug barrierefreie Zugänge zu finden und es gibt auch mehrere Probleme bei der Beschäftigung der behinderten Personen. Man organisiert Behindertenhilfe, die Hilfs- und Beratungsangebote für Menschen mit Behinderungen umfasst. Zu den Leistungsangeboten der Behindertenhilfe zählen neben der Frühförderung u. a. Beratungsstellen, Sonderschulen, sonder- und heilpädagogische Kindergärten, spezielle Berufsschulen (Berufsausbildung z. B. für Blinde, Hörgeschädigte usw.) und Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sowie Fahrdienste. Diese Einrichtungen in Deutschland werden von freien Trägern wie Caritas, Diakonisches Werk oder Selbsthilfeinitiativen betrieben. 55 In Tschechien ist es beispielsweise die Diakonie der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, die mannigfache soziale und medizinische wie auch Bildungsdienste für Kinder und Erwachsene leistet. Diese sind für geistig und körperlich Behinderte und deren Familienangehörige bestimmt und schließen auch Personen mit Mehrfachbehinderungen ein. Die erwähnten Dienste stehen in ambulanten Einrichtungen wie auch in Heimen zur Verfügung. Es handelt sich besonders um Frühförderung, Förderschulen, Tagespflegedienste, soziale Rehabilitation, Personalassistenz, sozial-therapeutische Werkstätten, familienentlastende Dienste, geschütztes Wohnen, Sozialberatung und Tagesstätten. Vokabeln die Behinderung (-, -en) – tělesné postižení angeboren – vrozený die Blindheit (-, 0) - slepota die Gehörlosigkeit (-, 0) - hluchota die Errungenschaft (-, -en) - výdobytek körperlich – tělesný, tělesně psychisch/ geistig – psychický, psychicky die Mehrfachbehinderung (-, 0)– vícenásobné postižení sich handeln (um etwas) – jednat se (o něco) die Frühförderung (-, 0) – raná péče (o děti) die Förderschule/ Sonderschule (-, 0) – speciální škola besonders – obzvlášť die Beratungsstelle (-, -en) – poradna erworben – získaný die Höflichkeit (-, 0) – zdvořilost geschütztes Wohnen – chráněné bydlení die Einrichtung (-, -en) – zařízení das Leistungsangebot (-es, -e) – nabídka služeb beispielsweise – například, příkladně der Fachbegriff (-es, -e) – odborný pojem die Beratungsstelle (-, -n) – poradna beeinträchtigen – omezit angemessen – přiměřený sich ergeben – vyplynout die Selbsthilfeinitiative (-, -n) – svépomocná iniciativa gravierend – závažný, závažně, značný, značně einschließen – zahrnovat, zahrnout die Engstelle (-, -n) – těsné místo die Sinnesbehinderung (-, 0) – smyslové postižení die Schädigung (-, -en) – poškození die Taubblindheit (-, 0) - hluchoslepota die Schwerhörigkeit (-, 0) – nedoslýchavost die Sprachbehinderung (-, 0) – řečové postižení die Lernbehinderung (-, 0) – porucha učení zur Verfügung stehen – být k dispozici die Werkstätte (-, -en) – dílna mannigfach – různorodý entlasten – odlehčit, ulehčit geschütztes Wohnen – chráněné bydlení die Behindertenhilfe (-, 0) – péče o postižené die Tagesstätte (-, -en) – denní zařízení der Hauptgrund (-s, “-e) – hlavní důvod zur Verfügung stehen – být k dispozici die Sozialberatung (-, 0) – sociální poradenství freie Träger – nezávislí zřizovatelé die sozial-therapeutische Werkstätte (-, -n)– sociálně terapeutická dílna hinken – kulhat vermeiden – zabránit familienentlastende Dienste – rodině ulehčující služby wahrscheinlich – pravděpodobný, pravděpodobně mannigfach – rozmanitý schielen – šilhat die Treppe (-, -n) – schod, schodiště der barrierefreie Zugang – bezbariérový přístup Beantworten Sie folgende Fragen (1) Was versteht man unter Behinderung? (2) Welche Arten der Behinderung unterscheidet man? (3) Was versteht man unter der politischen Korrektheit? (4) Welche Formen der Behindertenhilfe gibt es? 56 Übungen 1. Ergänzen Sie die in Wortverbindungen fehlenden Ausdrücke betrieben – vermeiden – stehen – erfüllen – geleistet – zählen – lassen (1) Man kann selbstverständlich nicht außer Acht ……………….., dass es in den letzten Jahren eine Diskussion über den richtigen Sprachgebrauch gibt. (2) Behinderten Personen ……………………… die erwähnten Dienste in ambulanten Einrichtungen wie auch in Heimen zur Verfügung. (3) In der Diakonie der Evangelischen Kirche werden mannigfache soziale und medizinische wie auch Bildungsdienste für Kinder und Erwachsene ………………………......... (4) Diese Einrichtungen in Deutschland werden von freien Trägern wie Caritas, Diakonisches Werk oder Selbsthilfeinitiativen ………………………. (5) Zu den Leistungsangeboten der Behindertenhilfe …………………….. neben den Beratungsstellen auch Sonderschulen, sonderund heilpädagogische Kindergärten, spezielle Berufsschulen und Werkstätten für behinderte Menschen. (6) Bei den Versuchen um angemessene Bezeichnung sollte man nicht vergessen, dass es sich dabei um kein Wortspiel handeln soll, sondern darum, eine diskriminierende Ausgrenzung zu ………………………………. (7) Die Fachbegriffe müssen einige Zeit lang stabil bleiben, weil sie sonst ihre Hauptfunktion nicht …………………………. können. 2.Bilden Sie Adjektive/Adverbien mit folgenden Wortteilen und übersetzen Sie sie -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------los, -frei, -sam, -ig, -lich, -arm, -reich, ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------gehörkaloriensprachwirkalkoholfettarbeitzahl- hilf- weg- barriere- bewusst- zugäng- 12. Sozialarbeit und Sozialleistungen 12.1. Wesen der Sozialabeit Sozialarbeit lässt sich als professionelle Betreuung von hilfsbedürftigen Personen definieren. „Sozialarbeit und Sozialpädagogik beschäftigen sich u. a. mit vernachlässigten und missbrauchten Kindern, mit Menschen in psychosozialen Problemsituationen, mit der Eingliederung von körperlich und geistig Behinderten in die Gesellschaft, mit der Wiedereingliederung nach Straffälligkeit, mit Problemen des Alterns, mit Menschen in materieller Not sowie mit Wohnungslosen und Nichtsesshaften.“ (Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009) 57 Zielgruppen in der Sozialarbeit sind Einzelpersonen oder Familien. Die Sozialarbeit findet u. a. in Familienberatungsstellen, psychiatrischen Einrichtungen sowie Drogenkliniken statt. Nach der Erfassung des Problems bieten Sozialarbeiter bei der Überwindung der Probleme ihrer Klienten Direkthilfe oder Hilfe bei der Suche nach geeigneter Unterstützung. In den letzten Jahren haben sich die Arbeitsbereiche der Sozialarbeiter zunehmend spezialisiert, wobei man nicht nur den Hilfsbedürftigen zu helfen bestrebt ist, sondern auch im allgemeinen Interesse der ganzen Gesellschaft handelt. Anders gesagt, man ist bemüht nicht nur die Folgen, sondern auch die allgemeinen Ursachen zu beseitigen. In Krankenhäusern oder anderen therapeutischen Einrichtungen wird häufig Sozialarbeit in Form von Gruppenarbeit durchgeführt. „Sozialarbeit wird hauptsächlich von öffentlichen Stellen, aber auch von privaten, meist von kirchlichen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden durchgeführt. Zu diesen zählen u. a. Stellen für missbrauchte und vernachlässigte Kinder, die Betreuung in Waisenheimen, Einrichtungen für Kinder und Ausbildungsstätten für Jugendliche sowie Einrichtungen der Altenpflege. Andere Gelder fließen in die Sozialarbeit in psychiatrischen Kliniken und psychologischen Beratungsstellen, in Programme zur Wiedereingliederung von ehemaligen Drogenabhängigen und Programme zur Förderung von Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen.“ (Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie) Was die Ausbildung betrifft, entstanden die ersten Ausbildungsgänge zur Wohlfahrtspflege erst Anfang des 20. Jahrhunderts; 1971 wurden die Fachhochschulen gegründet, sodass zur Professionalisierung der Sozialarbeit kommen konnte. Seitdem wird für die Ausübung der Sozialarbeit ein Fachhochschulabschluss, heutzutage auch ein gleichwertiger Abschluss und eine zusätzliche praktische Ausbildung verlangt. Der Schwerpunkt einer solchen Einarbeitung liegt dabei in der soziologischen Analyse gesellschaftlicher Probleme einschl. juristischer und psychologischer Fragen. Sozialleistungen kann man als finanzielle Aufwendungen seitens des Staates und der öffentlich-rechtlichen Körperschaften definieren, die das soziale Netz im jeweiligen Land finanzieren und der sozialen Sicherung dienen. Diese Leistungen umfassen u. a. die öffentliche Sozialversicherung (einschl. der Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung), die Sozialhilfe, Fürsorgeerziehung und Jugendhilfe, Kinder- und Elterngeld sowie die Kriegs- und Kriegsfolgeleistungen. Die Sozialversicherung deckt auch die Invaliditäts- und Teilinvaliditätsrente sowie die Witwen- und Waisenrente. Ferner gibt es staatliche Sozialhilfe, die u. a. Zahlungen von Pflegegeld, Wohngeld, Sozialzuschüssen (für Familien mit einem niedrigen Einkommen), Hilfe zum Lebensunterhalt, Geburtsgeld (einmalige Gabe für die Frau nach der Entbindung) und Bestattungsgeld leistet. Unter Fürsorgeerziehung versteht man „öffentliche Erziehung in einer fremden Familie oder einem Heim, die an die Stelle der Erziehung der Personensorgeberechtigten tritt, wenn ein noch nicht 17-jähriger Minderjähriger zu verwahrlosen droht oder verwahrlost ist und andere Erziehungsmaßnahmen wie Erziehungsbeistandschaft (Erziehungsbeistand) und Freiwillige Erziehungshilfe versagen.“ (Rechtslexikon24.net) Zu den Sozialleistungen (obwohl sie heute wegen unklarer Rechtsregelung immer noch zum Teil umstritten bleiben) können auch Einrichtungen gezählt werden, die als Rettung für ungewollt geborene (oder erst später als solche empfundene) Kinder gedacht 58 sind. Diese Einrichtung wird Babyklappe (auch Babynest oder Babyfenster) genannt und gilt als möglicher sicherer Abgabeplatz für Neugeborene durch deren Mütter oder Personen in Not. Dadurch wird gesichert, dass das Kind anonym in die Obhut einer zuständigen Institution kommt. Babyklappen werden gewöhnlich von wohltätigen – privaten und kirchlichen – Organisationen sowie von Krankenhäusern eingerichtet und betrieben. Die Babyklappen können mehrere Jahrhunderte zurückverfolgt werden: Eine der ältesten Babyklappen ist noch heute am Vatikanischen Hospital Santo Spirito zu sehen. Von Papst Innozenz III. wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts erstmals angeordnet, dass an den Pforten der damaligen Findelhäuser sogenannte Drehladen angebracht wurden. Diese Einrichtung sollte die Tötung unehelich geborener Kinder verhindern. 2006 wurde nach etwa 900 Jahren die vatikanische Babyklappe am Santo Spirito-Krankenhaus durch eine moderne ersetzt. Diese auf solche Weise geretteten sogenannten Findelkinder wurden schon vor vielen Jahrhunderten in Findelhäusern und Waisenhäusern aufgenommen. Unter Waisenhaus hat man früher ein Erziehungsheim für Voll- und Halbwaisen (vorwiegend für altere Kinder) verstanden. In der heutigen Zeit wurden die Aufgaben der Waisenhäuser vor allem durch Kinder- und Jugenddörfer (SOS-Kinderdörfer) übernommen, zum Teil werden Waisen Pflegefamilien anvertraut. In den Findelhäusern wurden Kinder der Unterschicht und Säuglinge anonym eingeliefert. Seit 1999 wird in Deutschland die Möglichkeit einer anonymen Kindesabgabe von den kirchlichen und freien Trägern der Schwangeren-, Kinder- und Jugendhilfe angeboten; in deutschen Krankenhäusern werden ebenfalls anonyme Geburten ermöglicht. Dabei erfolgt die Entbindung unter ärztlicher Aufsicht, jedoch ohne persönliche Angaben; in Tschechien verfährt man auf die gleiche Weise. Bis zum Jahr 2009 sind in Deutschland an die 98 Babyklappen errichtet worden, die das Leben von 209 Kindern gerettet haben. In Österreich gibt es Babyklappen zurzeit in Wien und anderen 11 Städten. In Frankreich wurden sie von Napoleon in 1811 errichtet, in der Schweiz findet man eine Babyklappe in Einsiedeln. Bis 2010 sind in Tschechien 39 Babyfenster durch private Initiative errichtet worden. Von anderen Ländern ist die Rechtslage in Großbritannien erwähnenswert, wo es Babyklappen (auf Englisch baby hatches) nicht gibt und diese dort als illegal gelten. Eine Mutter, die ein Kind im Alter unter zwei Jahren in Großbritannien aussetzt, kann bis zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt werden. In Japan wurde die Errichtung einer Babyklappe nach großen Diskussionen dem katholischen Jikei Hospital in Kumamoto in 2007 genehmigt. 12.1 Globale Träger von sozialen Diensten Soziale Dienste werden in Deutschland im Allgemeinen von (1) öffentlichen Trägern, (2) freien Wohlfahrtsverbänden und (3) internationalen Organisationen geleistet. Zu den öffentlichen Trägern gehören örtliche Träger wie Gemeinden, Städte und Kreise, desweiteren Sozialstationen, Hospize und Selbsthilfegruppierungen. Unter freien Wohlfahrtsverbänden befinden sich religiöse und nichtreligiöse Verbände sowie 59 Organisationen für Notfälle. Dabei manche der unter (2) angeführten Organisationen sind auch international tätig. Zu den internationalen Organisationen zählen vor allem die 5 deutschlandweit führenden „Sozialmultis“ (= zentrale Großverbände): 1. Deutscher Caritasverband, 2. Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche, 3. Paritätischer Wohlfahrtsverband, 4. Arbeiterwohlfahrt und 5. Deutsches Rotes Kreuz. (Quelle: Wohlfahrtsverbände in Deutschland. Köln 2004) Weltweit verbreitet ist der Deutsche Caritasverband (siehe Kapitel 1.2). Der Caritasverband wurde in 1897 als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege innerhalb der katholischen Kirche gegründet und kooperiert eng mit anderen Trägern der Wohlfahrtspflege. Die Caritas betreibt neben Sozialstationen auch Tageseinrichtungen für Kinder, Krankenhäuser, Altenheime, Kinder- und Jugendheime sowie Mütterzentren. Der Caritasverband bietet Ehe-, Erziehungs- und Lebenberatung an und betreibt Beratungsstellen für alte und behinderte Menschen, für Sucht- und Aidskranke sowie für Arbeitslose und Ausländer. Alle Dienstleistungen sind natürlich für alle Bedürftigen abgesehen von deren Bekenntnis bestimmt. Das Diakonische Werk (DW; siehe Kapitel 1.2) ist ein in Deutschland und Österreich tätiger Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche (sowie zahlreicher Freikirchen). Das Diakonische Werk handelt nach dem Selbstverständnis der Diakonie, der sozialen Arbeit der Evangelischen Kirchen an Menschen aller Altersgruppen unabhängig von Geschlecht und Religionszugehörigkeit. Es stellt ein Gegenstück zum Deutschen Caritasverband dar und ist mit mehr als 435.000 hauptamtlichen Mitarbeitern nach der Caritas der zweitgrößte private Arbeitgeber Deutschlands. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist ein deutscher Wohlfahrtsverband, der zu den fünf Spitzenverbänden auf dem Gebiet der Freien Wohlfahrtspflege zählt und mit rund 145.000 hauptamtlichen Mitarbeitern den viertgrößten Arbeitgeber Deutschlands darstellt. Die in 1919 gegründete AWO, heutzutage parteipolitisch und konfessionell unabhängige Hilfsorganisation, sorgt vor allem für Senioren und Menschen mit Behinderung; sie betreibt unter anderem psychiatrische Kliniken, Kindereinrichtungen und Beratungsstellen für Migranten. Sie wurde zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und zu DDR-Zeiten im Osten Deutschlands nicht zugelassen. Seit der Wiedervereinigung ist die AWO in ganz Deutschland tätig, der Sitz des Bundesverbandes befindet sich in Berlin. Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e. V. ist einer der 5 Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege Deutschlands mit Sitz in Berlin, dessen Geschichte auf das Jahr 1924 zurückreicht. Selbstverständnis des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist es, dass jeder Mensch den gleichen Respekt verdient und gleiche Chancen haben soll - der Gedanke der „Parität“ gab eben dem Verein seinen Namen. Dieser Wohlfahrtsverband besteht aus 15 Landesverbänden, die auch anthroposophische Gemeinschaften und Guttemplerorden umfassen. Das Internationale Rote Kreuz (IRK). Das IRK wurde in 1863 in Genf von Henry Dunant als Internationales Komitee vom Roten Kreuz gegründet und ist die älteste Organisation der Bewegung freiwilliger und privater Hilfsorganisationen, die neben dem 60 Heiligen Stuhl und dem Souveränen Malteser-Ritterorden eines der wenigen originären nichtstaatlichen Völkerrechtssubjekte darstellt. Es hat ausschließlich eine humanitäre Mission und ist auf den Prinzipien der Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit aufgebaut. Als solche tritt sie für den Schutz des Lebens und die Würde der Kriegsopfer ein. 1919 ist die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften entstanden, die die Kooperation zwischen den nationalen Rotkreuz- und RothalbmondGesellschaften koordiniert. Auf internationaler Ebene steht sie an der Spitze der Hilfsmissionen nach verschiedenen (jedoch nicht kriegsbedingten) Notsituationen, beispielsweise bei Naturkatastrophen oder Epidemien. Ihre Tätigkeit fördert die Verbreitung der Genfer Konventionen (Genfer Abkommen). In vielen Ländern ist die Rot-Kreuz-Tätigkeit an das Blutspendewesen und den Rettungsdienst sowie verschiedene Bereiche der Sozialarbeit orientiert. Dies gilt natürlich für die einzelnen Rot-Kreuz-Organisationen auf nationaler Ebene (Tschechisches Rotes Kreuz, Deutsches Rotes Kreuz usw.) und wird auch mittels der nationalen Organisationen ausgeübt. Eine andere bedeutende weltweit tätige Hilfsorganisation ist der Souveräne Malteserorden (mit vollem Namen: Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta ). Er stellt eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft, die kontinuierlich an den Hospitalorden (auch Johanniterorden genannt) anknüpft. Völkerrechtlich handelt es sich um ein souveränes, nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt. Die Ursprünge des Malteserordens reichen bis in das Jahr 1045 zurück, als in Jerusalem ein Hospiz für hilfsbedürftige Pilger errichtet wurde. Im Laufe der vergangenen rund 900 Jahre sind andere wichtige Aufgaben hinzugekommen. Das Ziel des Ordens ist auch gegenwärtig, alten Menschen Unterstützung und Beistand, Behinderten, Flüchtlingen, tödlich Erkrankten (besonders Leprakranken in allen Kontinenten) zu leisten, egal welcher Religion oder Herkunft sie sind. Dazu ist ein Werk des Malteser Ordens – der Malteser Hilfsdienst – zuständig. Das Kolpingwerk ist ein international wirkender Sozialverband mit Sitz in Köln, der einen der größten Sozialwerke der Katholischen Kirche darstellt. Er trägt den Namen nach dem katholischen Priester Adolph Kolping (1813 - 1865), der anfangs an vielen Orten in Deutschland Gesellenvereine gründete. Die schlossen sich dann zu einem Verband zusammen, der schließlich Kolpingwerk benannt wurde. Kolping International ist dann der entsprechende internationale Dachverband und Träger von dessen Sozial- und Entwicklungshilfe (SEK). Er ist in mehr als 60 Ländern der Erde tätig und zählt mehr als 450 tausend Mitglieder weltweit. Schwerpunkt der verbandlichen Arbeit des Kolpingwerkes ist das Engagement für die Familie, für Mutter und Kind und kontinuierlich auch für Lehrlinge. Das internationale Ausmaß der verbandlichen Tätigkeit gewinnt stets an Bedeutung. Kolping International hat den Konsultativstatus beim Europarat. ADRA (Adventist Development and Relief Agency – deutsch: Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe) ist eine nichtstaatliche Hilfsorganisation, die Projekte der Entwicklungszusammenarbeit wie auch der humanitären Hilfe in Katastrophengebieten im Weltmaßstab durchführt. ADRA wird von der evangelischen Freikirche der Siebenten-TagsAdventisten getragen und hilft allen Menschen unabhängig von deren Weltanschauung. Sie orientiert sich an Frauen-, Kinder- und Seniorenprojekten, besonders an Wiederaufbau-, Gesundheits-, Bildungs- und Ernährungsprojekten. Einzelne Länderorganisationen sind im Dachverband ADRA International vereint. 61 Die in Tschechien tätige Organisation Archa Community ist teilweise, obwohl nur locker verwandt mit L'Arche (deutsch Die Arche), also der Geistlichen Gemeinschaft, die 1964 von dem Kanadier Jean Vanier und den geistig behinderten Franzosen Philippe Seux und Raphaël Simi in Frankreich gegründet wurde. Die ursprüngliche Gemeinschaft L'Arche ist in 36 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten und kümmert sich um ein Zusammenleben der geistig behinderten Menschen mit Menschen ohne geistige Behinderung. Die Salesianer Don Boscos (SDB; offiziell Societas Sancti Francisci Salesii = Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales) ist eine 1859 gegründete Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche, die zu den Bahnbrechern der pädagogischen Jugendarbeit seit dem 19. Jahrhundert gehört. Ihr Begründer ist der italienische Priester Johannes Bosco (1815–1888), allgemein bekannt als Don Bosco. Die Salesianer sind inzwischen nach den Jesuiten zum zweitgrößten Männerorden geworden. Die in Tschechien gegründete Organisation Menschen in Not (tschechisch Člověk v tísni) ist eine Non-Profit-Organisation, die in etwa 40 Ländern der Welt Hilfsprogramme und Entwicklungsprojekte umsetzt, um Menschenrechte und demokratische Freiheiten wahren zu helfen. In Tschechien und in der Slowakei sorgt die Organisation für soziale Integrationsprogramme. Es handelt sich um eine der größten Organisationen dieser Art in postkommunistischen Ländern Mittelosteuropas. Terre des hommes (= frz. Erde der Menschlichkeit) wurde 1959 vom Schweizer Journalisten Edmond Kaiser in Lausanne (Schweiz) als entwicklungspolitisches Kinderhilfswerk ins Leben gerufen. Eine Inspiration fand der Begründer im gleichnamigen Buch von Antoine de Saint-Exupéry. Die Gründung erfolgte zur Zeit des Algerienkrieges, deswegen wurden zuerst algerische Kinder in Flüchtlingslagern versorgt. Es gibt mehrere Organisationen unter diesem Namen, die sich unabhängig für Kinderrechte weltweit einsetzen und unter der Gesamtbezeichnung International Federation terre des hommes (IFTDH) auf diesem Gebiet zusammenarbeiten. Sie kämpfen besonders gegen Kinderarbeit, Kinderhandel und Kinderprostitution sowie gegen jedwede Diskriminierung und Missbrauch der Kinder. Die Heilsarmee mit dem internationalen Hauptquartier in London ist in 1878 in England gegründete Freikirche mit protestantischer Prägung. Sie zeichnet sich durch ein starkes soziales Engagement und relativ strenge Organisation nach militärischem Vorbild aus. Sie definiert sich selbst als „internationale Bewegung und Teil der universalen christlichen Kirche.“ (Unser Auftrag. Homepage der Salvation Army International http://www.heilsarmee.de) Schwerpunkt der Tätigkeit der Heilsarmee liegt in der Sozialarbeit und Verkündigung der christlichen Botschaft, die im Methodismus verwurzelt ist. In den USA gilt die Heilsarmee als anerkannte Nichtregierungsorganisation, etwa mit dem ArbeiterSamariter-Bund vergleichbar. Sie betreibt z. B. Kinder- und Altenheime, Einrichtungen für Obdachlose, Schulen und Krankenhäuser sowie einen internationalen Suchdienst nach vermissten Personen. Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist der Name mehrerer unabhängiger Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen in einzelnen Ländern. Der Name zeugt vom Ursprung seiner Dienstleistungen im Bereich der Arbeiter- und Handwerkerselbsthilfe. Es geht historisch um 62 Notfallrettung und Ausbildung in Erster Hilfe. In Deutschland und Österreich werden neben hauptberuflichen Helfern auch viele Freiwillige und Zivildienstleistende eingesetzt. Der Weiße Ring (vollständige Bezeichnung WEISSER RING – Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.) ist eine eigenständige Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer und ihre Familien, die in mehreren Ländern Europas tätig ist. Er wurde in 1976 in Mainz gegründet, wo er auch seinen Sitz hat. Er stellt eine überparteiliche private Bürgerinitiative mit rund 60.000 Mitgliedern und 3.000 ehrenamtlichen HelferInnen dar. Er wird durch Mitgliedsbeiträge und Spenden, sowie Zuweisungen von Geldbußen finanziert – ohne öffentliche Zuschüsse. Es wurden Landesverbände auch in Österreich, Luxemburg, in der Schweiz, Ungarn und Tschechien gegründet, wo Opfern von Verbrechen Unterstützung gewährt wird. Man hilft den Betroffenen durch persönliche Betreuung nach der Straftat, Rechtsschutz, Erholungsprogramme in bestimmten Fällen, Beistand im Umgang mit den Behörden, kostenlose Erstberatung bei einem frei gewählten Anwalt und kostenlose psychotraumatologische Erstberatung bei seelischen Belastungen infolge einer Straftat. Inzwischen wurde mehr als 200.000 Kriminalitätsopfern und ihren Angehörigen immateriell geholfen. Je nach Bedarf kann bedürftigen Opfern und ihren Familien zusätzlich eine finanzielle Unterstützung gewährt werden. Dieser Verein sorgt ebenfalls für Kriminalitätsvorbeugung, und zwar durch Verbreitung von Plakaten und Broschüren und durch Tipps zum Schutz vor Kriminalität. Vokabeln: anerkannt – uznaný, uznávaný der Anwalt (-es, “-e) – právní zástupce, advokát die Behörde (-,-en) – úřad der Bahnbrecher (-s, -) – průkopník bedürftig – potřebný Deutsches Rotes Kreuz (DRK) – Německý červený kříž der Bedarf (-s, 0) – potřeba die Betreuung (-, 0) – péče christlich – křesťanský, křesťansky der Dachverband (-es, “-e) – střechový svaz die Gemeinschaft (-, -en) – společenství die Geldbuße (-,-en) – peněžitá pokuta ehrenamtlich – dobrovolný, dobrovolně gewähren – poskytnout; zajistit kostenlos – bezúplatný, zdarma betreiben – provozovat der Landesverband (-es, “-e) – zemský svaz die Botschaft (-, -en) – poselství; velvyslanectví eigenständig – samostatný, samostatně hauptberuflich – hlavním povoláním, na plný úvazek der Handwerker (-s, -) – řemeslník die Heilsarmee (-, 0) – Armáda spásy das Engagement (-s, 0) – angažovanost die Gründung (-, 0) – založení das Kinderhilfswerk (-es, -e) – projekt pomoci dětem, dobročinnost pro děti der Konsultativstatus (-, 0) – statut poradce sich kümmern (um etw.) – starat se die Menschlichkeit (-, 0) – lidskost die Not (-,“-e) – nutnost; nouze die Unterstützung (-, 0) – podpora vollständig – úplný, úplně seelisch – duševní das Opfer (-s, -) – oběť die Verbreitung (-, 0) – rozšíření der Schutz (-es, 0) – ochrana der Verbrecher (-s, -) – zločinec die Notfallrettung (-, 0) – urgentní záchrana der Zivildienst (-es, 0) – civilní služba wahren – zachovat, hájit, dodržovat zeugen (von etw.) – svědčit die Verkündigung (-, -en)– ohlášení, zvěstování die Spende (-, -en) – dar die Straftat (-, -en) – trestný čin der Suchdienst (-es, 0) – pátrací služba vergleichbar – srovnatelný überparteilich – nadstranický, nadstranicky zusammenarbeiten – spolupracovat die Zuweisung (-, -en) – přidělení, příděl der Tipp (-s, -s) – tip der Umgang (-s, 0) – styk, zacházení der Rechtsschutz (-es, 0) – právní ochrana zusätzlich – dodatečný, dodatečně ehrenamtlich – dobrovolný, dobrovolně 63 militärisch – vojenský, vojensky die Erstberatung (-, -) – prvotní poradenství der gemeinnützige Verein – obecně prospěšný spolek der Begründer (-s, -) – zakladatel vermisst – pohřešovaný, postrádaný der Männerorden (-s, -) – mužský řád anerkannt – uznaný, uznávaný der Pflegevater (-s, “-er) – pěstoun das Elterngeld (-es, -er) – rodičovský příspěvek die Teilinvaliditätsrente (-,0) – částečný invalidní důchod der Sozialzuschuss (-es, “-e) – sociální příspěvek das Pflegegeld (-es,0) – opatrovné, příspěvek pro bezmocnost die Kriegsfolgeleistung (-, -en) – dávky pro válkou postižené die Jugendhilfe (-, 0) – péče o mládež der Obdachlose (-n, -n) – bezdomovec die Belastung (-, -en) – zatížení die Unterstützung (-, 0) – podpora eingetragener Verein – zapsané sdružení der Salesianer (-s, -) – salesián die Wohlfahrtsorganisation (-,-en) – obecně prospěšná organizace das Kindergeld (-es,-er) – přídavek na dítě die Invaliditätsrente (-,0) – invalidní důchod das Wohngeld (-es,0) –příspěvek na bydlení die Witwenrente (-, 0) – vdovský důchod die Zahlung (-, -en) – platba die Waisenrente (-, 0) – sirotčí důchod die Fürsorgeerziehung (-,0)– náhradní péče Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) Wie lässt sich Sozialarbeit definieren? Was sind die Ziele und Methoden der Sozialarbeit? Wozu dienen die Babyklappen und wie lange gibt es sie? Welche globalen Träger von sozialen Diensten kennen Sie? Welcher der globalen Träger hat die längste Tradition? Wo findet man die Anfänge der Sozialdienste? Wann und warum wurde das Internationale Rote Kreuz gegründet? Übungen 1. Entscheiden Sie sich für das passende Relativpronomen (1) Diese Einrichtung wird Babyklappe genannt und gilt als möglicher sicherer Abgabeplatz für Neugeborene durch (ihre/ deren) Mütter oder Personen in Not. (2) Der Verein wurde in 1976 in Mainz gegründet, wo er auch (seinen/ dessen) Sitz hat. (3) ADRA wird von der evangelischen Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen und hilft allen Menschen unabhängig von (ihrer/ deren) Weltanschauung. (4) Die Gesellenvereine schlossen sich dann zu einem Verband zusammen, der schließlich Kolpingwerk benannt wurde. Kolping International ist dann der entsprechende internationale Dachverband und Träger von (seinen/ dessen) Sozial- und Entwicklungshilfe. (5) Beim Altenheim geht es um eine Wohneinrichtung zur Betreuung und Pflege alter Menschen, bei (deren/ denen) es eine geringere Pflegebedürftigkeit gibt. 2. Was bedeuten folgende Abkürzungen e. V. – eingetragener …………………… bzw. – ………………………………..weise z. B. – zum …………………………………. DRK – Deutsches Rotes ……………….. usw. – und so …………………………….. etc. – et ……………………………………. GmbH – Gesellschaft mit …………………… Haftung AG – Aktien…………………………………………………… SEK – Sozial- und …………………………………….hilfe u. a. – unter …………………………………………………. KG – Kommandit……………………………………………. IRK – Internationales …………………………………….. 64 frz. – …………………………………………. lat. ……………………………………………. SDB – Societas …………………………… LKW – Last…………………………………. SGB – das Sozialgesetz………………… OHG – offene …………………………….. UNO – die Vereinten .………………….. AWO – Arbeiter……………………………………………… gGmbH …………… Gesellschaft mit .……… Haftung PKW – Personen…………………………………………….. u. U. – unter ………………………………………………… GG – das Grund……………………………………………… BSHG – das Bundessozial………………………………… USA – die Vereinten ………………………………………. 13. Sozialfürsorge und Sozialeinrichtungen. Seniorenpflege 13.1 Wohlfahrt und Wohlfahrtspflege Unter dem Begriff Wohlfahrt „versteht man die Deckung der Grundbedürfnisse eines Menschen und das Erreichen eines gewissen Lebensstandards“ (Wikipedia). Der Wohlfahrtsgedanke hat seinen Ursprung in christlichen Ideen der Karitas und Diakonie und umfasst die planmäßige zum allgemeinen Wohl ausgeübte Sorge für Menschen in Not. Die Sorge bezieht sich vor allem auf die Gesundheit der Mitmenschen, deren sittliches oder wirtschaftliches Wohlergehen, bzw. auch auf Einbeziehung deren Erziehung zu besseren Menschen sowie auf die Vorbeugung vor moralischem oder materiellem Verfall. Wohlfahrtspflege bedeutet Betreuung von gesundheitlich, wirtschaftlich oder sittlich gefährdeten sowie Not leidenden Menschen. Die Wohlfahrtspflege wird planmäßig vorgenommen – sowohl präventiv als auch auf der Abhilfe-Basis. Die staatliche Wohlfahrtspflege ist bei Städten und Landkreisen sowie Jugend- und Gesundheitsämtern konzentriert. Die private Wohlfahrt wird (meist in freiwilliger Einzelbetreuung) von Verbänden getragen wie der Deutsche Caritasverband e.V., das Diakonische Werk der evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband e.V. 13.2 Seniorenpflege Einen Sonderbereich der Sozialfürsorge stellt die Seniorenpflege (Altenpflege) dar. Im Alter braucht man in der Regel zum Leben etwas anderes als es früher der Fall war. Wenn der betagte Mensch keine Möglichkeit hat, als Angehöriger einer Großfamilie zu leben (vgl. im Kapitel 5: das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser), also kein übliches Zuhause finden kann oder will, dann gibt es einige Möglichkeiten für die Lösung der entstandenen Situation. Altenpflege als professionelles Berufsfeld befasst sich mit der Betreuung und Pflege von betagten Menschen in Institutionen und durch Organisationsformen wie Hauskrankenpflege, Tageszentrum und Altenheim, Pflegeheim, Gerontopsychiatrie (unter Umständen auch Palliativstation und stationäres Hospiz). Altenheim (Seniorenheim) ist ein Sammelbegriff für mehrere Typen einer institutionalisierten Altenpflege, nämlich für (1) Altenwohnheim, (2) Altenheim (im engeren Sinne) und (3) Altenpflegeheim. Beim Altenwohnheim liegt das größte Gewicht auf dem Wohnen, andere Leistungen werden in kleinerem Umfang angeboten. Das Hauptziel dieser Einrichtung ist die Integration der Bewohners in das soziale Umfeld. Bei diesem Typ 65 handelt es sich in Deutschland entweder um (a) betreutes Wohnen in modernen Seniorenheimen oder um (b) Vollversorgung in Wohnstiftappartements. Betreutes Wohnen ist eine geeignete Wohnform für ältere Menschen, die keiner ständigen Pflege, sondern nur gelegentlicher Hilfe bedürfen. Es handelt sich hierbei um ein selbstständiges Leben mit kleineren Begleitleistungen. In Wohnstiftappartements kommt für ihre Bewohner noch Vollversorgung hinzu. Da trifft man sich also mit anderen Senioren während der Mahlzeiten im Speisesaal zusammen und hat dadurch einen engeren sozialen Kontakt. Beim Altenheim geht es um eine Wohneinrichtung zur Betreuung und Pflege alter Menschen, bei denen es eine geringere Pflegebedürftigkeit gibt. Bei den hier untergebrachten Personen überwiegt das selbstbestimmte Leben, obwohl Vorhandensein oder Stufe der Pflegebedürftigkeit allgemein nicht genau festgelegt sind. Im Pflegeheim werden alte Menschen untergebracht, die eindeutig – meist rund um die Uhr – pflegebedürftig sind. Die hiesige Langzeitpflege ist für Menschen bestimmt, die pflegerische Leistungen und ständige Betreuung brauchen und dabei nicht mehr zu Hause leben können. Dies kommt beispielsweise nach einem Unfall, Schlaganfall oder anderen schweren Erkrankungen vor. Bei den hier untergebrachten Senioren ist der Abhängigkeitsgrad von der Versorgung durch Dritte in der Regel sehr hoch, sodass die stationäre Pflege pflegebedürftiger Menschen eindeutig im Vordergrund steht. Dazu ist ein ausgebildetes Pflegepersonal zuständig. In Pflegeheimen – sowie in ambulanten Diensten – sind ausgebildete AltenpflegerInnen, AltenpflegehelferInnen, Gesundheitsund KrankenpflegerInnen wie auch SozialpädagogInnen tätig. Das Ziel der Altenpflege ist es, eine stabile Lebensqualität der Senioren zu sichern. Da die geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten im Alter abnehmen, gilt es, diese Fähigkeiten bei Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten und zu fördern. In Tschechien sowie in Deutschland werden pflegebedürftige Personen größtenteils von Angehörigen oder anderen nahe stehenden Personen zu Hause betreut. Wo dies nicht oder nicht vollständig moglich ist, übernehmen ambulante Pflegedienste, ggf. auch einzelne Pflegekräfte auf beruflicher Basis die häusliche Pflege. Etwa bei einem Drittel der aufwändig zu pflegenden Personen erfolgt eine stationäre Pflege in entsprechenden Heimtypen. Neben der stationären und häuslichen Pflege wird auch teilstationäre Pflege / Kurzzeitpflege in Anspruch genommen. Darunter versteht man eine vorübergehende Unterbringung in einem Heim, damit private Pflegepersonen wegen ihres Urlaubs oder aus sonstigen Gründen frei gestellt werden können. Vokabeln die Wohneinrichtung (-, -en) – zařízení k bydlení das Altenwohnheim (-es, -e) – dům / domov s pečovatelskou službou das Heim (-es, -e) – domov stationär – stacionární der Speisesaal (-s, -säle) – jídelna vollständig – úplně, zcela das Altenheim (-es, -e) – domov seniorů die Altenpflege (-, -en) – péče o staré lidi in Anspruch nehmen – použít; požadovat, nárokovat der Angehörige (-n, -n) – příslušník häusliche – domácí die Mahlzeit (-, -en) – jídlo, doba jídla die Kurzzeitpflege (-, 0) – krátkodobá péče 66 der Grund (-es, “-e) – základ, půda, pozemek; důvod auf beruflicher Basis – na profesní bázi aufwändig – nákladný die Betreuung (-, 0) – opatrování, zaopatření, péče das Drittel (-s, -) – třetina erfolgen – udát se, proběhnout der Krankenpfleger (-s, -) – zdravotní ošetřovatel der entsprechende Heimtyp (-s, -en) – odpovídající typ domova abnehmen (a, h. o) – ubývat der Begriff (-es, -e) – pojem der Krankenpfleger (-s, -) – ošetřovatel nemocných der Altenpflegehelfer (-s, -) – pomocná ošetřovatelská síla die Deckung (-, -en) – krytí, pokrytí die nahe stehende Person (-, -en) – blízká osoba es gilt – platí; je třeba, je nutno die Fähigkeit (-, -en) – schopnost geistig – duševní, mentální freistellen – uvolnit, ponechat hiesig – zdejší eindeutig – jednoznačný/ě erhalten – (ie, h. a) – udržet; obdržet ausgebildet – vzdělaný die Begleitleistung (-, -en) – doprovodná služba durch Dritte – třetími osobami, prostřednictvím třetích osob genau festgelegt – přesně stanoveno allgemein – všeobecně der betagte Mensch (-en, en) – letitý, stařičký das Berufsfeld (-es, -er) – profesní oblast die Einbeziehung (-, 0) – zahrnutí die Erziehung (-, 0) – výchova zum allgemeinen Wohl – pro všeobecné blaho umfassen – zahrnovat christlich – křesťanský, křesťansky die Vorbeugung (-, 0) – předcházení, prevence der Papst (-es, “-e) – papež planmäßig – plánovaný/ě, plánovitý/ě gering – malý, nepatrný der Landkreis (-es, -e) – okres, zemský okres freiwillig – dobrovolný (der) Hilfe bedürfen – potřebovat, vyžadovat pomoc das Wohnstiftappartement (-s, -s) – nadační byt pflegebedürftige Person (-, -en) – potřebné osoby, osoby vyžadující péči die Sozialeinrichtung (-, -en) – sociální zařízení das Pflegepersonal (-s, 0) – ošetřující personál der Pfleger (-s, -) – ošetřovatel die Pflegekraft (-, “-e) – ošetřovatel/ka der Dienst (-es, -e) – služba das Altenpflegeheim (-es, -e) – domov seniorů s plným zaopatřením die Lebensqualität (-, 0) – kvalita života die Sorge ausüben – vykonávat péči sichern – zajistit sodass – takže der Sozialpädagoge (-n, -n) – sociální pedagog die Stufe (-, -n) – stupeň das Vorhandensein (-s, 0) – existence, výskyt in der Regel – zpravidla körperlich – tělesný untergebracht – ubytovaný rund um die Uhr – nonstop, nepřetržitý/ě die Langzeitpflege – dlouhodobá péče zuständig – příslušný, kompetentní fördern – podporovat die Vollversorgung (-, 0) – plné zaopatření selbstständig – samostatný/ě im Vordergrund – v popředí gelegentlich – příležitostně geeignet – vhodný/ě sich befassen – zabývat se der Sonderbereich (-s,-e)– zvláštní /speciální oblast die Wohlfahrt (-,0) – blaho, blahobyt; dobročinnost Not leiden – trpět nouzí, strádat der Ursprung (-s, 0) – původ der Verfall (-s, 0) – rozpad, úpadek der Wohlfahrtsgedanke (-ns,-n) – myšlenka blahobytu der Abhängigkeitsgrad (-es, -e) – stupeň závislosti sittlich gefährdet – mravně ohrožen materiell – materiální/ě die Wohlfahrtspflege (-, 0) – sociální péče das Gesundheitsamt (-es, “-er) – zdravotní úřad tätig sein – být činný, působit (kde) Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) Was versteht man unter Wohlfahrtspflege? Wie wird die Altenpflege organisiert und welche Heimtypen gibt es ? Was für ein Unterschied besteht zwischen Altenwohnheimen und Pflegeheimen? Welche Pflegekräfte sind für die jeweiligen Dienstleistungen zuständig? 67 Übungen 1. Übersetzen Sie Bezeichnungen verschiedener Ämter ins Deutsche Městský úřad – ………………………………. Úřad pro mládež – …………………………. Úřad práce – ………………………………….. Finanční úřad – ………………………………. Úřad vlády – ………………………………….. Obecní úřad – …………………………………………… Úřad sociální péče – ………………………………….. čestný úřad – ……………………………………………. Úřad spolkového kancléře ………………….......... Památkový úřad ……………………………………….. 2. Bilden Sie richtige Sätze (1) Beim Altenheim – es geht – eine Wohneinrichtung – zu Betreuung und Pflege – alte Menschen. (2) Bei – ein Drittel – gepflegte Personen – erfolgen – eine stationäre Pflege – in – entsprechende Heimtypen. (3) Betreutes Wohnen – sein – eine geeignete Wohnform – für ältere Menschen, die nur – bedürfen – gelegentliche Hilfe. (4) In Tschechien – sowie in Deutschland – pflegebedürftige Personen – werden – größtenteils von – Angehörige oder andere nahe stehende Personen – betreuen – zu Hause. (5) Im Alter – man – brauchen – zum Leben – etwas anderes als – früher – es war – der Fall. 14. Sozialsystem und Sozialhilfe. Aufgabe der Sozialversicherung. System der Krankenkassen Das Sozialsystem eines Staates fasst die mit Steuer- und Sozialabgaben finanzierten Absicherungen für die Bevölkerung zusammen. Das Sozialsystem schließt u. a. das Gesundheitssystem, die Arbeitslosenversicherung und die Rente ein. Die meisten Sozialsysteme Europas wurden Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Obwohl sich zeigt, dass ein Sozialsystem mit dem Wohlstand der Allgemeinheit im Konkurrenzverhältnis steht (je besser das Sozialsystem funktioniert, desto schwieriger kann man eine Vollbeschäftigung erreichen), scheint ein Sozialsystem nötig zu sein, um Kranken, Alten oder Arbeitsunfähigen zu helfen. Man versucht jedoch die Sozialleistungen zu beschränken und – besonders nach den letzten Rezessionserscheinungen in der Welt – die verbreitete „Empfängermentalität“ durch einen Umbau des Sozialsystems einzudämmen. Gesetzliche Grundlage der Sozialversicherung in Deutschland ist das Sozialgesetzbuch (SGB). Die soziale Vorsorge in Deutschland basiert auf 5 Zweigen der Sozialversicherung. Die deutsche Sozialversicherung ist gesetzliche Pflichtversicherung zum Schutz vor Schäden und Einkommensverlusten infolge von Krankheit, Unfall, Alter und Invalidität, Arbeitslosigkeit und Pflegebedürftigkeit. Sie umfasst also Krankenversicherung (seit 1883), Unfallversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung (seit 1927) und neulich (seit 1995) Pflegeversicherung. 68 Die Grundlagen der Sozialversicherung wurden in Deutschland in den 1880er Jahren gelegt. Die Versicherung gegen elementare Lebensrisiken führte Reichskanzler Otto von Bismarck auf Wunsch der Arbeiterbewegung ein. In der Gegenwart zählt die Sozialversicherung zu Pflichtversicherungen. Jeder Versicherte zahlt die Beitragshöhe bei der Sozialversicherung, die aus seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit errechnet wird, während die Leistungen zum Teil unabhängig von der Beitragshöhe gewährt werden (Solidargemeinschaft). Beiträge zur Sozialversicherung werden also von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Selbstständigen (Gewerbetreibenden und Privatunternehmern) gezahlt. Sowohl in Tschechien als auch in Deutschland zahlt jeder gesetzlich Versicherte einen festen Prozentsatz seines Bruttoarbeitseinkommens an die Sozialversicherung. Arbeitnehmer führen ihren Beitrag nicht selbst ab, sondern es ist der Arbeitgeber, der anhand des Bruttogehalts den Beitrag für die Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung berechnet. Die Hälfte des Betrages behält er als Arbeitnehmeranteil vom Gehalt ein, um ihn zusammen mit dem von ihm zu bezahlenden Arbeitgeberanteil an den Sozialversicherungsträger zu entrichten. Die Beiträge zur Unfallversicherung werden nur vom Arbeitgeber getragen. Für jeden oben genannten Versicherungszweig gibt es konkrete Träger. Träger der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland sind Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK), Ersatzkrankenkassen (EK), Betriebskrankenkassen (BKK), Innungskrankenkassen (IKK), und die knappschaftliche Krankenkasse (Knappschaft). In Tschechien gibt es 11 Krankenkassen, u. a. sind es Allgemeine Krankenkasse (VZP), Krankenkasse für Angestellte im Bankwesen, Versicherungswesen und Bauwesen , Krankenkasse des Innenministeriums , Revierknappschaftskrankenkasse, Militärkrankenkasse, Tschechische Industriekrankenkasse, METAL-ALIANCE-Krankenkasse, Krankenkasse für ŠKODA-Angestellte und Media-Krankenkasse. Träger der gesetzlichen Rentenversicherung ist seit 2005 die Deutsche Rentenversicherung (unter diesem Namen sind Landesversicherungsanstalten (LVA) und Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) zusammengeschlossen worden), Träger der Arbeitslosenversicherung ist die Bundesagentur für Arbeit, für gesetzliche Unfallversicherung sind es Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungskassen, und schließlich sind es Pflegekassen (mitbetreut von der Krankenkasse), die für gesetzliche Pflegeversicherung zuständig sind. Versicherungspflichtige im Bereich der gesetzlichen Versicherung sind im Prinzip alle gegen Entgelt beschäftigten Arbeitnehmer, Auszubildenden, Studenten sowie Wehr- und Zivildienstleistenden, bei der Rentenversicherung auch noch die in die Handwerksrolle eingetragenen Handwerker. Die Krankenkassen sorgen auch für Krankheitsverhütung, deshalb werden von ihnen auch präventive Untersuchungen (z. B. beim Zahnarzt) gedeckt. Wenn man arbeitslos wird, bezieht man Arbeitslosengeld, nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit dann nur noch Arbeitslosenhilfe. Die Sozialversicherung deckt auch Waisen- oder Witwenrente (Witwerrente), wenn die gesetzlich festgelegten Bedingungen erfüllt sind. Von den Pflegekassen erfolgen Zahlungen von Pflegegeld, wenn man z. B. infolge eines Unfalls Hilfe braucht. „Pflegebedürftigkeit bezeichnet einen Zustand, in dem eine Person durch eine Krankheit oder Behinderung dauerhaft nicht in der Lage ist, alltägliche 69 Aktivitäten und Verrichtungen selbstständig nachzugehen und deshalb Hilfe zur Bewältigung der daraus resultierenden Defizite benötigt.“ (Wikipedia) In diesem Fall kann Assistenz, bzw. hauswirtschaftliche oder pflegerische Unterstützung in Frage kommen. Diesbezügliche Sorge tragen Familienangehörige; solche Leistungen können darüber hinaus auch von Fachkräften der ambulanten Pflegedienste oder Pflegeheime erbracht werden. Vokabeln Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK)– Všeobecná zdravotní pojišťovna die knappschaftliche Krankenkasse – bratrská /havířská zdravotní pojišťovna die Handwerksrolle (-, 0) – rejstřík řemesel die Ersatzkrankenkasse (EK) – úhradová zdrav. pojišťovna die Betriebskrankenkasse (BKK) – podniková zdravotní pojišťovna der Angestellte (-en, -en) – zaměstnanec das Bauwesen (-s, 0) – stavebnictví die Bundesagentur für Arbeit – Spolková agentura práce deshalb – proto die Sozialversicherung (-, 0) – sociální pojištění die Knappschaft (-, -en) – havíři, bratrstvo, hornictvo die Pflegekasse (-, -en) – pečovatelská zdravotní pojišťovna die Waisenrente (-, 0) – sirotčí důchod die Arbeitslosigkeit (-, 0) – nezaměstnanost das Arbeitslosengeld (-es, 0) – dávky v nezaměstnanosti die Bewältigung (-, 0) – zdolání, ovládnutí, zvládnutí die Arbeitslosenhilfe (-, 0) – pomoc v nezaměstnanosti die ambulanten Pflegedienste – ambulantní pečovatelské služby darüber hinaus – nadto, mimoto, navíc Verrichtungen nachgehen (i., i. a.) – věnovat se zařizování, zařizovat erfolgen – udát se, nastat, proběhnout, následovat decken – (po)krýt der Unfall (-s, “-e) – úraz, nehoda die präventive Untersuchung (-, -en) – preventivní prohlídka die Rentenversicherung (-, 0) – důchodové pojištění das Sozialgesetzbuch (-es, 0) (SGB) – sociální zákoník der Träger (-s, -) – nositel; zřizovatel die gesetzliche Krankenversicherung – zákonné zdravotní pojištění die Innungskrankenkasse (IKK) – cechovní/ korporativní zdravotní pojišťovna das Bankwesen (-s, 0) – bankovnictví das Innenministerium (-s, -ien)– ministerstvo vnitra die Unfallversicherungskasse (-, 0) – Úrazová zdravotní pojišťovna der Handwerker (-s, -) – řemeslník benötigen – potřebovat die Berufsgenossenschaft (-, -en) – profesní sdružení die Witwenrente (-, -en) – vdovský důchod die Fachkraft (-, “-e) – odborná síla resultieren – vyplývat der Familienangehörige (-en, -en) – rodinný příslušník das Pflegeheim (-es, -e) – pečovatelský ústav selbstständig – samostatný, samostatně das Pflegegeld (-es, 0) – příspěvek pro bezmocnost, opatrovné die Zahlung (-, -en) – platba, výplata solcher, solche, solches – takový, taková, takové der Zahnarzt (-s, “-e) – zubní lékař eingetragen – zapsaný , registrovaný Beantworten Sie folgende Fragen (1) Seit wann gibt es in europäischen Staaten Sozialsysteme und was schließen diese ein? (2) Auf welchen Zweigen der Sozialversicherung basiert die deutsche Sozialvorsorge? (3) Wie funktioniert die Sozialversicherung sowohl in Tschechien als auch in Deutschland? (4) Wer sind die Träger der Krankenversicherung in Tschechien und in Deutschland? (5) Wofür sorgen deutsche Krankenkassen? 70 Übungen 1. Führen Sie die übliche Kurzform von folgenden Wörtern an der Auszubildende – der ………………….. die Universität – die ………………………… das Abitur – das ……………………………… der Kugelschreiber – der ………………….. die Pommes Frites – die …………………… das Laboratorium – das ………………………………….. die Schokolade – die ………………………………………. der Pullover – der ………………………………………….. die Rehabilitationsklinik – die ………………………….. der Schutzkontakt-Stecker – der ……………………… 2. Ergänzen Sie die Wörter gemäß der Bedeutung Unfall – Zufall – Vorfall – Abfall – Zwischenfall – Überfall – Beifall (1) Beim ………………… auf der A 1 wurden auch einige bekannte Personen verletzt. – (2) Wir trafen uns nach vielen Jahren nur durch …………………………. – (3) Die Schauspieler ernteten einen stürmischen …………………….. – (4) Die angenehme Unterhaltung wurde durch einen bedauerlichen …………………………… gestört. – (5) Nach dem brutalen …. …………….……………. wurde das Opfer ins Krankenhaus eingeliefert. – (6) Der …………………….………… wird in den Industrieländern normalerweise regelmäßig entsorgt. – (7) Nach dem unangenehmen ..……………………………. war er noch eine kurze Zeit erschüttert. 15. Zivilisationskrankheiten und ihre Ursachen 15.1 Wesen der Zivilisation Wenn von einer Zivilisation (lat. civilis = bürgerlich), die Rede ist, muss man versuchen, den Begriff Zivilisation zu definieren. Insgesamt kommen - vor allem aus der Sicht der Soziologie und Ethnologie - etwa drei Aspekte der Zivilisation in Frage, nämlich der wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Fortschritt (aus der geschichtsphilosophischen Perspektive), die kulturelle und materielle Entwicklung (aus der kulturanthropologischen Perspektive) und der psychodynamische Prozess einer Gemeinschaft . Das wohl bekannteste Konzept der Zivilisation aus prozessualer Sicht wurde vom deutschen Soziologen Norbert Elias geschaffen (ELIAS, Norbert, Über den Prozeß der Zivilisation. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Band 158 / 159), 1976.). In seinem Hauptwerk analysierte Elias den Charakter der zivilisatorischen Entwicklung europäischer Gesellschaft seit dem ausgehenden Mittelalter, wobei er die kontinuierliche Weiterbildung von Verhaltensstandards herauszuarbeiten versuchte. Die psychodynamische Affektkontrolle (Scham, Gewissen, Peinlichkeitsgefühle) ebenso wie die Ausbildung von Umgangs- und 71 Lebensformen spielen bei der individuellen Entwicklung des Menschen sowie beim allgemeinen zivilisatorischen Verlauf der einzelnen Gesellschaften Europas eine wichtige Rolle (Frage der Moralität). Das Sozialisationsmodell zeichnet sich besonders durch bürgerliche Tugenden (tugendhaften Verhaltensnormen) und kulturelle Errungenschaften (kultivierte Umgangsformen) aus. Diese sind wiederum mit bestimmten Wertvorstellungen und Rollenerwartungen verbunden. Der Politologe Samuel Phillips Huntington erweiterte in 1996 seinen Artikel The Clash of Civilizations? zu einem Buch mit dem Titel The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order (deutsch: Kampf der Kulturen). Nach Huntingtons These soll die Welt aus verschiedenen, etwa acht bis neun Zivilisationen bestehen und Konflikte zwischen diesen Zivilisationen sollen nach der Ära des Kalten Krieges zu den primären Spannungen in der Welt geworden sein (d. h. die früheren ideologischen Konflikte wie Kapitalismus vs. Kommunismus wurden durch diese abgelöst). Huntington wendet sich also gegen die Vorstellung einer universellen Weltkultur, die von anderen Theoretikern (Francis Fukuyama) vertreten wird. Die hauptsächlich katholischen und protestantischen Staaten West- und Mitteleuropas bilden nach seiner Auffassung zusammen mit den USA, Kanada, Australien und Neuseeland die euro-atlantische Zivilisation, die gemeinsame Wertsysteme teilen , welche durch den historischen Einfluss der Renaissance, der Reformation und der Aufklärung geformt wurden. Huntington und seine Anhänger halten den Begriff „Westen“ etwa für identisch mit der euro-atlantischen Zivilisation, wobei Länder mit Wurzeln in anderen Zivilisationen wie die Türkei oder Japan sich mit dem Westen verbünden könnten, da sie westliche Ideen und Werte in ihre Gesellschaften aufgenommen haben. 15.2 Gegenwartsprobleme der westlichen Zivilisation Gegenwartsprobleme der Industrieländer formuliert wohl am prägnantesten der Mitbegründer der modernen Vergleichenden Verhaltensforschung Konrad Lorenz in seinem bekannten Werk Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit . Dieses Buch wurde in 1973 veröffentlicht, also in demselben Jahr, in dem er den Nobelpreis erhielt. In diesem Werk untersucht Lorenz jene gesellschaftlichen Prozesse, die schon in der 2. Hälfte des 20. Jhs. zur Dehumanisierung der Menschheit führten. Er spricht von 8 unterschiedlichen Vorgängen (die allerdings miteinander eng verflochten sind), die seiner Meinung nach die Menschheit als Ganzes und die Existenz des Menschen als Spezies bedrohen. Obwohl Konrad Lorenz von einigen Kritikern als umstrittene Forscherpersönlichkeit angesehen wird, und zwar wegen seiner Sympathien gegenüber der nationalsozialistischen „Rassen-Hygiene“, gelten seine Behauptungen als erstaunlich hellsehend. Es handelt sich um (1) die Übervölkerung der Erde, (2) die Verwüstung des natürlichen Lebensraumes, (3) der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der „die Menschen blind für alle wahren Werte macht und ihnen die Zeit nimmt, der wahrhaft menschlichen Tätigkeit der Reflexion zu obliegen“. Ferner sieht Lorenz, dass die Industrialisierung (4) Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch Verweichlichung, (5 genetischen Verfall und (6) Abreißen der Tradition bewirkt. Es wurde nämlich ein kritischer Punkt erreicht, an dem es „der jüngeren Generation nicht mehr gelingt, sich mit der älteren kulturell zu verständigen, geschweige denn zu identifizieren. Sie 72 behandelt diese daher wie eine fremde ethnische Gruppe und begegnet ihr mit nationalem Haß. Die Gründe für diese Identifikations-Störung liegen vor allem in mangelndem Kontakt zwischen Eltern und Kindern, was schon im Säuglingsalter pathologische Folgen zeitigt.“ (LORENZ, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit ). Schließlich sind es noch (7) die Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit und (8) die Aufrüstung der Menschheit mit Kernwaffen. Die unter Punkt 7 erwähnte Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit ist durch die wachsende Zahl der in einer Kulturgruppe vorhandenen Menschen und zugleich durch technische Vervollkommnung der Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zu einer Uniformierung der Anschauungen bedingt, wie sie in der Menschheitsgeschichte nie zuvor vorgekommen ist. Dabei wächst die suggestive Wirkung einer Behauptung mit der Zahl ihrer Anhänger. Die entindividualisierenden Effekte kommen natürlich jenen gelegen, die große Menschenmassen manipulieren wollen. „Meinungsforschung, Werbetechnik und geschickt gesteuerte Mode helfen den Großproduzenten“ zur Macht über die Massen. (LORENZ, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit) 15.3 Zivilisationskrankheiten Der Begriff Zivilisationskrankheit (manchmal auch als Wohlstandskrankheit bezeichnet) wurde für Krankheiten eingeführt, die in Industrieländern häufiger vorkommen als in der sog. Dritten Welt. Es sind Krankheiten, deren Existenz man mit den vorherrschenden Lebensverhältnissen in den entwickelten Ländern in Zusammenhang bringt. Die Zivilisationsentwicklung und die damit verbundenen zivilisatorischen Errungenschaften wie verbesserte Hygiene, fortgeschrittene Prävention (Einführung von Impfungen), hochwertige Nahrung und bessere Heilungsmethoden (Antibiotika) bewirkten Beseitigung bestimmter Krankheiten (Pest, Tuberkulose, Kinderlähmung usw.). Demgegenüber kommen wieder Krankheiten vor, die in vor-industrieller Zeit kaum bekannt waren. Nichtsdestoweniger geht es nicht um die Zivilisation als solche, sondern mehr um den damit verknüpften Lebensstil sowie die Umweltfaktoren, die zu solchen Erkrankungen beitragen. Deswegen ist der Begriff Zivilisationskrankheit etwas irreführend, obwohl er inzwischen ganz geläufig geworden ist. In der Fachliteratur herrscht keine Einigkeit darüber, welche Krankheiten dazu zählen sollten und welche nicht. Meistens werden folgende Krankheiten genannt: (A) Herz- und Gefäßkrankheiten, (B) Übergewicht und Fettleibigkeit, (C) bestimmte Krebsarten (z. B. Lungen- und Darmkrebs), (D) Bluthochdruck, (E) manche Allergien, (F) Diabetes mellitus Typ 2, (G) bestimmte Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis), (H) Karies, (I) Gicht, (J) bestimmte psychische Erkrankungen und (K) Essstörungen (Magersucht, Bulimie). Bei vielen anderen Erkrankungen ist der Bezug auf die zivilisatorischen Bedingungen noch mehr umstritten. Zu den mehr oder weniger unumstrittenen Risikofaktoren für das Auftreten der o. g. Zivilisationskrankheiten zählen Zigarettenrauch (Nikotin) und Alkohol, übermäßiger Zuckerkonsum (Süßigkeiten, süße Getränke), Bewegungsmangel in Verbindung mit Überund Fehlernährung, Umweltgifte (Umweltverschmutzung), übertriebene Hygiene (mögliche Allergieentstehung), Lärmbelastung und Stress, mediale Reizüberflutung, bestimmte Normen und Ideale (z. B. Leistungsdruck, das durch Medien verbreitete falsche Schlankheitsideal), 73 soziale Faktoren (z. B. Arbeitslosigkeit, Vereinsamung beim Single-Dasein oder im Alter). Bei der Entstehung einer Krankheit ist allerdings sicher, dass es sich immer um ein Zusammenspiel aus Lebensstil- und Umweltfaktoren sowie aus genetischer Anfälligkeit handelt. Es lässt sich bestimmt einwenden, dass manche der o. g. Risikofaktoren auch in den Nicht-Industrieländern vorkommen können, ohne zu solchen schwerwiegenden Folgen zu führen. Da muss man natürlich auch die Tatsache berücksichtigen, dass bestimmte Krankheiten in den weniger industrialisierten Ländern wegen schlechterer technischer Ausstattung kaum zu diagnostizieren sind. Manche Krankheiten treten auch in höherem Lebensalter auf, sodass diese dann angesichts niedrigerer Lebenserwartung (vgl. hohe Sterblichkeitsraten an AIDS, Malaria und Tuberkulose) in den Entwicklungsländern ebenfalls nicht feststellbar sind. Vokabeln der Begriff (-es, -e) – pojem nämlich – totiž bürgerlich – občanský, měšťanský schaffen (u., h. a.) – vytvořit die Entwicklung (-, 0) – vývoj, rozvoj wissenschaftlich-technisch – vědeckotechnický in Frage kommen – přicházet v úvahu geschichtsphilosophisch – dějinně filozofický der Fortschritt (-es, -e) – pokrok wirtschaftlich – hospodářský, ekonomický insgesamt – celkově, celkem die Sicht (-,-en)– pohled, nazírání, hledisko, názor, výhled der Kalte Krieg (-es, 0) – studená válka der Verfall (-s, 0) – úpadek die Gicht (-, 0) – dna die Karies (-, 0) – zubní kaz das Entwicklungsland (-es,“-er)– rozvojová země die Tugend (-, -en) – ctnost die Gemeinschaft (-, -en) – společenství tugendhaft – ctnostný das Konzept (-es, -e) – koncepce, koncept aus prozessualer Sicht – z vývojového pohledu die Ära (-, 0) – éra, období, epocha vorherrschen – převládat die Lebensverhältnisse – životní poměry die Wohlstandskrankheit (-, 0) – nemoc z blahobytu das Hauptwerk (-es, -e) – hlavní dílo die Verhaltensnorm (-, -en) – norma chování das Industrieland (-es, “-er) – průmyslová země das Mittelalter (-s, 0) – středověk der Kampf (-es, “-e) – boj häufig – často einführen – zavést, zavádět geformt – zformován, zformovaný die Aufklärung (-, 0) – osvícenství; osvěta vorkommen (a., i. o.) – vyskytovat se; přihodit se das Lebensalter (-s, 0) – životní věk in Zusammenhang bringen – uvést do souvislosti die Gemeinschaft (-, -en) – společenství ausgehendes Mittelalter – konec středověku analysieren – analyzovat prägnant – pregnantně der Mitbegründer (-s, -) – spoluzakladatel die vergleichende Verhaltensforschung – srovnávací die Gegenwart (-, 0) – přítomnost, současnost výzkum chování erhalten (ie, h. a) – obdržet, dostat die Todsünde (-, -n) – smrtelný hřích die Hälfte (-, -n) – půlka, polovina untersuchen – zkoumat hellsehend – jasnozřivý, jasnozřivě der Vorgang (-es, “-e) – proces, postup gelten (a, h. o) – platit (= mít platnost) verflochten – propletený, propojený die Behauptung (-, -en) – tvrzení wachsen (u, h. a) – růst erstaunlich – překvapivý/ě, die Vervollkommnung (-, -en) – zdokonalení die Beeinflussung (-, 0) – ovlivnění die Übervölkerung (-, 0) – přelidnění die Anschauung (-, -en) – názor die Zunahme (-, -n) – nárůst, zvětšení, přibývání die Indoktrinierbarkeit(-,-en) –indoktrinovatelnost die Unifomierung (-, 0) – uniformovanost wahrhaft menschlich – vpravdě lidský /lidsky die Verwüstung (-, 0) – zpustlost, zpustošení nie zuvor – nikdy předtím vorkommen (a, i. o) – vyskytnout se die Menschheit (-, 0) – lidstvo der Wert (-es, -e) – hodnota bedingt - podmíněný, podmíněně die Wirkung (-, -en) – působení, účinek 74 der Anhänger (-s, -) – přívrženec, stoupenec gelegen kommen (a, i. o) – přijít vhod geschickt gesteuert – šikovně řízený die Menschenmasse (-, -n) – masa lidí die Zivilisationskrankheit (-, -en) – civilizační choroba das Gift (-es, -e) – jed die Werbetechnik – reklamní technika die Meinungsforschung () – výkum mínění die Zahl (-, -en) – počet; číslo der Großproduzent (-en, -en) – velkovýrobce die Dritte Welt – třetí svět die Errungenschaft (-, -en) – výdobytek, vymoženost die Heilunsgmethode (-, -n) – metoda léčení Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) Wie kann man eine Zivilisation definieren? Wie lässt sich die euro-atlantische Zivilisation charakterisieren? Welche sind die acht Hauptsünden der zivilisierten Menschheit nach Lorenz? Was sind die Ursachen der Zivilisationskrankheiten? Welche Risikofaktoren der Zivilisationskrankheiten gelten als unumstritten? Übungen 1. Ergänzen Sie das richtige Wort. Benutzen Sie ein Wörterbuch, wenn nötig. Absicht – Umsicht – Rücksicht – Ansicht – Vorsicht – Übersicht – Nachsicht – Aussicht – Hinsicht – Aufsicht – Durchsicht – Sicht (1) Man muss mit höchstmöglicher ………………… vorgehen. (2) Kinder bedürfen immer der elterlichen ……………………., weil die Eltern laut Gesetz für ihre Kinder haften. (3) Bei den Unfällen muss man immer Ruhe bewahren und die …………………… behalten, d. h. alles unter Kontrolle bringen. (4) Im Hinblick auf die Fähigkeiten aller Teilnehmer hat man immer mit großer ……………………. gehandelt. (5) Aus meiner ………………….. ist hier nichts schief gegangen. (6) Es war bestimmt keine ………………………., jemandem Leid anzutun. (7) Auf benachteiligte Personen muss man natürlich ……………………….. nehmen. (8) Ich kenne seine ………………………………, dies bedeutet allerdings nicht, dass ich mich damit identifiziere. (9) Vom Eiffelturm kann man eine wunderbare …………………………. genießen. (10) In dieser …………………….. hat er bestimmt Recht, andernfalls irrt er sich. (11) Die ………………………. der Papiere des von der Durchsuchung Betroffenen steht der Staatsanwaltschaft zu. (12) ……………………………. üben ist gerade das, was hochmütige Menschen nicht können. 2. Benutzen Sie das richtige Pronomen dessen – die – deren – der – denen – ihre – seines – derer – seiner (1) Es gibt Krankheiten, ……………… Existenz man mit den vorherrschenden Lebensverhältnissen in den entwickelten Ländern in Zusammenhang bringt. (2) Es lässt sich einwenden, dass manche ……………… o. g. Risikofaktoren auch in den Nicht-Industrieländern vorkommen können. (3) Der Begriff Zivilisationskrankheit wurde für Krankheiten eingeführt, ………………… Vorkommen in Industrieländern häufiger ist als in der sog. Dritten Welt. (4) Die 75 Pflegeleute sind Menschen, ……………………. die Bedürftigen vertrauen können. (5) Der Nachbar, …………………….. Eltern neulich im Altenpflegeheim leben, hält sich eine längere Zeit im Ausland auf. (6) Die Jugendhelfer, ………………… im Jugendheim arbeiten, zeigen für ihre Klienten genug Verständnis. (7) Wir, ……………….. wir uns an diesem Projekt beteiligen, haben nun Initiative ergriffen. – Sozialpädagogik ist einer der Bereiche, …………………… eine Teildisziplin der Sozialen Arbeit darstellt. (8) Das ist eines der Probleme, ………………… mir am Herzen liegen. (9) Die Menschen haben über die Klimaerwärmung und ……………. Folgen diskutiert. (10) Am Anfang unserer Ausbildung wurden ein Kurssprecher sowie ……………….. Vertreter gewählt. – Wir stehen im Dienste……………., in deren Interesse die Sozialleistungen erfolgen. 3. Wählen Sie die richtigen Präfixe um- vor- aus- an- unter- weg- durch- herein- überein- (1) Manche der Probleme können auch in den genannten Fällen ……kommen. (2) Beim Erdbeben sind viele Menschen ……gekommen. (3) Alle Hotels waren leider besetzt, sodass die Touristen nicht ……..kommen konnten. (4) Wir sind …….gekommen, wie bei der Lösung dieser Lage zu verfahren ist. (5) Sind die Projektpartner schon am Flughafen …..gekommen? (6) Wir müssen auch ohne diese Finanzmittel ….kommen. (7) Sie sind gar nicht …….gekommen, sie warten immer noch draußen. (8) Im letzten Augenblick haben sie es noch geschafft …..zukommen. (9) Die Studenten sind bei der Prüfung gut ……gekommen. 16. Arbeitslosigkeit, ihre Ursachen und Folgen. Sozialpolitik und Arbeitsämter Fast alle Menschen finden es natürlich, dass sie eine Erwerbsarbeit leisten können. Viele Menschen arbeiten, um Geld zu verdienen, andere arbeiten vielleicht auch deswegen, weil es ihnen Spaß macht. Die meisten Menschen arbeiten allerdings, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn sie dann ihre Arbeit verlieren, verlieren sie auch ihre meist einzige Einnahmequelle. Die Arbeitslosigkeit führt zu großen Veränderungen in ihrem Leben und schließlich zu einer Frustration. Man kann sich nämlich kaum alles leisten, woran man früher gewöhnt war. Man bekommt nur viel kleinere Geldsummen für den Lebensunterhalt: Arbeitslosengeld und später Arbeitslosenhilfe. Als Arbeitslosigkeit bezeichnet man vorübergehende Erwerbslosigkeit von arbeitsfähigen und -willigen Personen, die zuvor abhängig beschäftigt waren. In der Volkswirtschaftslehre wird Arbeitslosigkeit als Störung im Wirtschaftsablauf interpretiert, die sich daraus ergibt, dass das Angebot an Arbeitsleistungen auf dem Arbeitsmarkt die nachgefragte Art und Menge übersteigt. Die Arbeitslosigkeit lässt sich nach ihren Ursachen unterscheiden in: (1) konjunkturelle Arbeitslosigkeit (bedingt durch eine 76 Wirtschaftsrezession, also durch einen Rückgang der allgemeinen Güternachfrage), (2) saisonale Arbeitslosigkeit (tritt regelmäßig zu bestimmten Jahreszeiten ein, z. B. in der Baubranche im Winter) und (3) strukturelle Arbeitslosigkeit (beim abnehmenden Bedarf an Arbeitskräften in einem Wirtschaftszweig, z. B. in der Textilindustrie in Europa im Zusammenhang mit billigen Textilimporten aus China). Manchmal spricht man von (4) friktioneller Arbeitslosigkeit, z. B. wenn potentielle Arbeitnehmer wie Schulabgänger oder Mütter, die nach Mutterschaftsurlaub ins Berufsleben zurückkehren wollen, keine Arbeitsgelegenheiten finden können. Als eine der Hauptursachen der Arbeitslosigkeit in den entwickelten Ländern gilt die anhaltende Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Industrie, nämlich wenn immer weniger Beschäftigte immer größere Gütermengen produzieren. Diese Arbeitskräfte, die wegen fortschreitender Rationalisierung in der Industrieproduktion ihre Arbeitsplätze verlieren, können zum Teil vor allem im Dienstleistungssektor beschäftigt werden. Der Verlust der Arbeit kann sehr frustrierend sein. Die Arbeitslosen können sich mit derartiger Situation oft kaum abfinden, sie können in Panik geraten und sich sogar als minderwertig empfinden sowie ganz resignieren. Ihr Selbstbewusstsein ist am Boden, nicht zuletzt wegen der Auswirkung auf ihr Familienleben. Zwischen Arbeitslosigkeit und Armut besteht ein enger Zusammenhang, weil die Betroffenen ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Es kommt nicht selten vor, dass Arbeitslose unter ihrer Situation psychisch leiden bzw. erkranken. Die Arbeitslosigkeit lässt sich mittels Arbeitslosenquote messen. Beispielsweise in 2010 betrug die Erwerbslosenquote in Deutschland im Schnitt 7,0 %, wobei in Westdeutschland sie bei 6,1 % und in Ostdeutschland bei 10,7 % lag; am besten schnitt Bayern mit 3,8 % ab. Als Langzeitarbeitslose gelten in Deutschland diejenigen, die ein Jahr oder länger ohne Arbeit sind. Soziale Sicherungssysteme können dabei nicht als völlig beruhigender Faktor wirken. Ein wichtiges Glied der Sicherungssysteme Deutschlands stellt die Bundesagentur für Arbeit (BA) dar. Ihre Aufgaben (sie sind im Sozialgesetzbuch - SGB III - festgelegt) sind u. a.: Arbeitsvermittlung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Arbeitsmarktberatung sowie Berufsberatung für Jugendliche und Erwachsene in Berufsinformationszentren. Die BA ist ebenfalls für die Zahlung von Entgeltersatzleistungen wie von Arbeitslosengeld bei Arbeitslosigkeit zuständig. Eine ähnliche Rolle kommt der Agentur für Arbeit (Agentura práce) in Tschechien zu – sie ist eine akkreditierte natürliche oder juristische Person, die Arbeitsgelegenheiten für Arbeitsbewerber (natürliche Personen) und künftige Angestellte für interessierte Arbeitgeber sucht sowie Beratung für Arbeitssuchende leistet. Für soziale Systeme sind ebenfalls Arbeitsämter von Bedeutung. Das Arbeitsamt ist die Behörde, die für die Arbeitsvermittlung und die Arbeitsmarktverwaltung eines Staates sorgt. Früher hatten ein Vermittlungsmonopol, heute gibt es auch private Arbeitsvermittlung. Im internationalen Ausmaß besteht Internationale Arbeitsorganisation (Internationales Arbeitsamt), die eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen darstellt. In Tschechien ist das Arbeitsamt eine staatliche Institution, die Informationen über den Arbeitsmarkt – nicht nur in Tschechien sondern auch in der ganzen EU – einschl. der Evidenz der Arbeitssuchenden und der freistehenden Arbeitsstellen führt und bereitstellt. Seine Tätigkeit fällt unter das tschechische Ministerium für Arbeit und Soziales und es 77 verfügt über Zweigstellen in ganz Tschechien. Im örtlich zuständigen Arbeitsamt kann man aktuelle Arbeitsangebote aussuchen, an Weiterbildungskursen teilnehmen usw. Träger der Sozialpolitik ist vornehmlich der Staat, daneben sind es Unternehmen, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und die Kirchen. Sozialpolitik ist die Bezeichnung für Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation benachteiligter gesellschaftlicher Gruppen, besonders durch eine Angleichung der Lebenschancen und Existenzbedingungen. Dabei wird ein übergeordnetes politisches Ziel verfolgt, nämlich die Integration der sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen in die Gesellschaft. Nach der Entstehung der Industrieproduktion waren es v. a. industrielle Großunternehmen, die die betriebliche Sozialpolitik durch die Gründung der Wohlfahrtseinrichtungen (Kranken-, Sterbe-, Unterstützungs- und Pensionskassen, Konsumanstalten, Wohn- und Ledigenheime) in die Wege leiteten, also früher als die staatliche Sozialpolitik konstituiert wurde. Wenn man noch viel weiter in der Geschichte der Sozialpolitik zurückblickt, kommt man zu deren allerersten Anfängen in der Antike, allerdings dann erst richtig im Christentum. „Trotz all dieser Spenden wies die Wohltätigkeit des Altertums verglichen mit der der Kirche gewisse Mängel auf. Die antike Wohltätigkeit war in der Regel nicht ganz selbstlos. So trugen die von den reichen Bürgern finanzierten Bauwerke weithin sichtbar ihre Namen. Wer etwas gab, wollte entweder, daß die anderen in seiner Schuld standen oder auf ihn und seine Großzügigkeit aufmerksam wurden.“ Ein „Staunen hat die karitative Arbeit der Kirche durch die Jahrhunderte begleitet. Selbst Voltaire, vielleicht der produktivste antikatholische Propagandist des 18. Jahrhunderts, war von dem heroischen Geist der Opferbereitschaft erschüttert, der so viele Söhne und Töchter der Kirche erfüllte.“ „Die frühe Kirche institutionalisierte auch die Betreuung von Witwen und Waisen und kümmerte sich insbesondere bei Epidemien um die Bedürfnisse der Kranken. Während der Pest in Karthago und Alexandria erwarben sich die Christen Respekt und Bewunderung…“ (WOODS Jr., Thomas E., Sternstunden statt dunkles Mittelalter. Die katholische Kirche und der Aufbau der abendländischen Zivilisation , S. 221-229 /Kapitel 9: Katholische Nächstenliebe verändert die Welt) Sozialpolitik der Gegenwart hat zunächst die Systeme der Sozialversicherung gegen verschiedene Lebensrisiken der Angestellten herausgebildet: Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit, Alter und neulich Pflegebedürftigkeit. Darüber hinaus auch Maßnahmen, die sozialen Ausgleich durch Kinderfreibeträge, Erziehungsgeld, Sozialhilfe und Wohngeld bringen sollen. Sozialpolitik schließt auch Familienpolitik, Mieterschutz, Arbeitsschutz, Jugendhilfe, Seniorenfürsorge und Eingliederung Behinderter in die Gesellschaft u. a. ein. Im Deutschen verwendet man den politischen Begriff Zweidrittelgesellschaft, um die wirtschaftliche Entwicklung in den modernen westlichen Industrienationen zu kennzeichnen. Darin spiegelt sich die Tendenz wider, dass eine privilegierte Mehrheit der Bevölkerung („zwei Drittel”) über einen Arbeitsplatz und demzufolge auch über ein gesichertes Einkommen verfügt. Dagegen muss eine benachteiligte Minderheit („ein Drittel”) wegen Arbeitslosigkeit, unzureichender Ausbildung und Altersarmut auf deutlich niedrigerem Niveau leben. Diese Minderheit wird zwar durch Arbeitslosenversicherung, Sozialhilfe und andere sozialpolitische Maßnahmen gefördert, doch soziale Diskriminierung aufgrund deren materiellen Lage wird Wirklichkeit. 78 Von Altersarmut spricht man, wenn der nicht erwerbstätige Teil der Bevölkerung seinen Bedarf aus den Leistungen der Versorgungssysteme nicht decken kann. Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten diejenigen als arm, die monatlich über weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seines Landes verfügen. Nach der Definition der Europäischen Union gilt als arm, wem weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens seines Heimatlandes zur Verfügung steht. Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen (z. B. zu den Alleinerziehenden und Kindern), ist die Einkommensarmut bei älteren Menschen heute noch relativ klein. Die Armutsrisikoquote definiert man als Anteil der Personen in Haushalten, deren ProKopf-Einkommen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens aller Haushalte macht. Die unzureichende Ausbildung deutscher Bevölkerung wurde bereits Anfang der 1970er Jahre durch die staatliche Unterstützung sowohl von Schülern als auch von Studenten gelöst. Um auch einkommensschwächeren Bevölkerungsgruppen den Zugang zu einer Hochschule zu ermöglichen, wurde das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BaföG) von der Bundesregierung beschlossen und vom Bundestag verabschiedet. Ein weiteres Ziel des Gesetzes war es, Studenten ein Studium ohne jede Nebenarbeit zu ermöglichen. Laut Statistik ist es jedoch nicht ganz gelungen, da fast 70 Prozent aller Studierenden nebenher arbeiten. Das im Jahr 1971 eingeführte so genannte BaföG war zur damaligen Zeit nur für bedürftige Schüler und Studenten bestimmt und musste nicht zurückgezahlt werden. Vokabeln die Angleichung (-, -en) – vyrovnání, harmonizace die Erwerbstätigkeit (-, -en) – výdělečná činnost die Agentur für Arbeit – agentura práce die Arbeitslosigkeit (-, 0) – nezaměstnanost das Arbeitsamt (-es, “-er) – úřad práce die Arbeitsvermittlung (-, 0) – zprostředkování práce der Begriff (-es, -e) – pojem der Arbeitsbewerber (-s, -) – uchazeč o práci benachteiligt – znevýhodněný die Güternachfrage (-, 0) – poptávka po zboží die Hauptursache (-, -n) – hlavní příčina Bedürfnisse befriedigen – uspokojit potřeby sich widerspiegeln – odrážet se, zrcadlit se, obrážet se das Großunternehmen (-s, -) – velkopodnik deswegen – proto der Mieterschutz (-es, 0) – ochrana nájemníků das Einkommen (-s, -) – příjem vorübergehend – přechodný, přechodně verlieren (o, h. o) – ztratit unzureichend – nedostatečný, nedostatečně die Maßnahme (-, -n) – opatření das Heimatland (-es, “-er) – vlast, domovská země die Altersarmut (-, 0) – chudoba ve stáří den Bedarf decken – krýt potřeby der/ die Alleinerziehende (-n, -n) – samoživitel/ka die Armutsrisikoquote (-,-n) –kvóta ohrožení chudobou der Erwerbslose (-n, -n) – nezaměstnaný die Minderheit (-, -en) – menšina die Gütermenge (-, -n) – množství zboží Geld verdienen – vydělávat peníze der Verlust (-es, -e) – ztráta der Arbeitsmarkt (-es, “-e) – trh práce die Lage (-, -n) – poloha; situace die juristische Person (-, -en) – právnická osoba die Opferbereitschaft (-, 0) – obětavost der Mutterschaftsurlaub (-s, 0) – mateřská dovolená die Einnahmequelle (-, -n) – zdroj der Vergleich (-s, -e) – srovnání die Spende (-, -n) – dar das Erziehungsgeld (-es, -er) – výchovné Spaß machen – bavit, činit potěšení der Arbeitsschutz (-es, 0) – ochrana při práci die Veränderung (-, -en) – změna einzig – jediný, jedině der Lebensunterhalt (-s, 0) – obživa, živobytí die Wirklichkeit (-, 0) – skutečnost fördern – podporovat das Medianeinkommen (-s, -) – střední příjem die Arbeitsmarktberatung (-, en) – pracovní poradenství das Durchschnittseinkommen (-s, -) – průměrný příjem das Wohngeld (-es, -er) – příspěvek na nájemné der Haushalt (-es, -e) – domácnost 79 die Ausbildung (-, 0) – vzdělání damalig – tehdejší ein Gesetz verabschieden – schválit zákon selbstlos – nezištný, nesobecký Beantworten Sie folgende Fragen (1) Was versteht man unter Arbeitslosigkeit? (2) Welche Arten der Arbeitslosigkeit unterscheidet man? (3) Welche Aufgabe erfüllen die Agenturen für Arbeit in Deutschland und in Tschechien? (4) Wie sah die Entwicklung der Wohltätigkeit aus? (5) Was versteht man unter dem Begriff Zweidrittelgesellschaft? Übungen 1. Verwenden Sie die richtigen Präpositionen durch – wie – als – aufgrund – gemäß – unter – trotz – für – nach – laut – auf – an – um – über – in Folge – während – wegen – im Vergleich zu (1) Die unzureichende Ausbildung deutscher Bevölkerung wurde …/pomocí/…. die staatliche Unterstützung sowohl von Schülern als auch von Studenten gelöst. (2) …/Podle/…. Statistik ist es jedoch nicht ganz gelungen, da fast 70 Prozent aller Studierenden nebenher arbeiten. (3) …………/Ve srovnání/………… zu anderen Bevölkerungsgruppen ist die Einkommensarmut bei älteren Menschen heute noch relativ klein. (4) ..…/O/….. Altersarmut spricht man, wenn der nicht erwerbstätige Teil der Bevölkerung seinen Bedarf aus den Leistungen der Versorgungssysteme nicht decken kann. (5) ………/následkem/………. eines Zusammenbruchs der sozialen Sicherung in den 1990er Jahren konnte man in Japan illegale Notunterkünfte von Obdachlosen im Anzug und mit Krawatte sehen. (6) Diese Minderheit wird zwar durch sozialpolitische Maßnahmen gefördert, doch soziale Diskriminierung ….…/na základě/……… deren materiellen Lage wird Wirklichkeit. (7) Dagegen muss eine benachteiligte Minderheit ………/vzhledem k/……. Arbeitslosigkeit, unzureichender Ausbildung und Altersarmut ……. ../na/……deutlich niedrigerem Niveau leben. (8) …/Podle/… der Definition der Europäischen Union gilt .…/za/…. arm, wem weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens seines Heimatlandes zur Verfügung steht. (9) Eine privilegierte Mehrheit der Bevölkerung verfügt ……...… einen Arbeitsplatz und demzufolge auch …………. ein gesichertes Einkommen. (10) …/Podle/… der Weltgesundheitsorganisation gelten diejenigen …/za/... arm, die monatlich ……….. weniger .../než/… die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens seines Landes verfügen. (11) Die frühe Kirche institutionalisierte auch die Betreuung von Witwen und Waisen und kümmerte sich bei Epidemien ../o/.. die Bedürfnisse der Kranken. (12) Diese Arbeitskräfte verlieren ihre Arbeitsplätze …/pro/… fortschreitender Rationalisierung in der Industrieproduktion. (13) .…/Během/…. der Pest in Karthago und Alexandria erwarben sich die Christen Respekt und Bewunderung. (14) Die Tätigkeit des 80 Arbeitsamtes fällt …/pod/… das tschechische Ministerium für Arbeit und Soziales. (15) Das Arbeitsamt ist die Behörde, die .../o/… die Arbeitsmarktverwaltung eines Staates sorgt. (16) …../Navzdory/…. all dieser Spenden wies die Wohltätigkeit des Altertums verglichen mit der der Kirche gewisse Mängel auf. (17) …/Za/… Langzeitarbeitslose gelten in Deutschland diejenigen, die ein Jahr oder länger ohne Arbeit sind. (18) Es kommt nicht selten vor, dass Arbeitslose ……………. ihrer Situation psychisch leiden. 17. Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit Obdachlosigkeit (bzw. Wohnungslosigkeit) kann man als Zustand bezeichnen, in dem Menschen über keinen festen Wohnsitz verfügen und deswegen gezwungen sind, im Freien oder in Notunterkünften zu übernachten. Unter „Obdach“ versteht man Unterkunft oder Wohnung. Langzeitobdachlose (abwertend auch als „Penner“ bezeichnet) kann man heute in vielen Großstädten antreffen. In der Regel unterscheidet man zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Obdachlosigkeit. Ein freiwillig Obdachloser, also eine nichtsesshafte Person, die ohne feste Unterkunft von Ort zu Ort zieht, hat seitens der Behörden keinen Anspruch auf Unterbringung. Nur Personen, die sich dauerhaft um eine Unterkunft bemühen, werden als unfreiwillige Obdachlose betrachtet. Die Mehrzahl der Obdachlosen in den Industrieländern sind Männer (ca. 80-85 %), in Deutschland meist zwischen 20 und 50 Jahren alt. Etwa 20 % der Obdachlosen sind ehemalige Strafgefangene. Obdachlose sind häufig Opfer von Naturkatastrophen wie z. B. Erdbeben (vgl. in 2010 in riesigem Ausmaß Haiti), aber auch von Zerstörungen in Folge von Kriegen – zumindest für einige Zeit lang. In Folge eines Zusammenbruchs der sozialen Sicherung in den 1990er Jahren konnte man in einem so hochindustrialisierten Land wie Japan illegale Notunterkünfte von Obdachlosen im Anzug und mit Krawatte sehen. Die häufigsten Anlässe für Obdachlosigkeit sind heutzutage Räumungsklagen wegen Mietschulden. Weiter sind es vertragswidriger Gebrauch der Wohnung, Entlassung aus Gefängnissen und ähnlichen Anstalten und fehlende Resozialisierung, unvorhergesehene Wasserschäden oder Brände, Arbeitslosigkeit, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, Scheidung oder Trennung vom Partner wie auch psychische Störungen, nicht selten sind es auch kombinierte Ursachen. Bei Kindern und Jugendlichen kommen noch zu enge Wohnverhältnisse im Elternhaus wie auch Flucht vor Gewalt und/oder Missbrauch im Elternhaus hinzu. In den letzten Jahren wird die Zahl der Straßenkinder seitens der Großstadtjugendämter eher als klein eingeschätzt. Obdachlosigkeit gibt es mehrere Tausend Jahre. Im Mittelalter galt Obdachlosigkeit als kein Problem, die Bettler zogen nach der christlichen Lehre legitim und ehrenhaft umher. Reiche Menschen gaben ihnen Almosen und hatten dadurch die Möglichkeit zur Sündenvergebung. Die mittelalterliche Caritas und andere kirchliche Stiftungen organisierten Hilfe für die Armen. Gegenwärtig werden Obdachlose nicht gern gesehen, ab und zu werden sie – besonders in Tschechien – sogar zum Ziel physischer Angriffe, ja sogar versuchter 81 Totschläge. Nicht zuletzt ist es ihr Aussehen und mangelhafte Hygiene, die daran schuld sind. Zu den Folgen der Obdachlosigkeit gehören besonders Verwahrlosung und Verelendung, nicht zuletzt Hautekzeme und Abszesse am ganzen Körper, Verletzungen und Pilzinfektionen, Frostbeulen, Krankheiten der Atemwege, Abwehrschwäche, unzureichende Hygiene und Unterernährung. Es gibt nicht weniger tiefgreifende psycho-soziale Folgen der Obdachlosigkeit: Veränderungen des Charakters durch das "Leben auf der Straße" wie z. B. "gelockerte Sitten" und Mangel an Disziplin, Diskriminierung seitens der Bevölkerung, Vereinsamung, Psychosen, Depressionen sowie Abhängigkeit von Alkohol und Drogen. Sozialpsychologen stellen fest, dass sich schon nach einem halben Jahr des Lebens "auf der Straße" der Charakter der Obdachlosen nachhaltig verändert, wodurch die Resozialisierung erschwert wird. Es besteht ein Teufelskreis aus Abwehrreaktion der übrigen Bevölkerung, Verzweiflung und Widerstand der Obdachlosen gegen "bürgerliche Menschen". Wichtigstes Mittel des Staates sind finanzielle Hilfen für die Obdachlosen. Städte und Gemeinden haben darüber hinaus die Pflicht, unfreiwillig Obdachlose unterzubringen. Besonders in den großen Städten gibt es ein Netz verschiedener Hilfen wie Not- und Übergangsunterkünfte (z. B. Kirchenkaten) wie auch Tagesaufenthaltsstätten zur Grundversorgung und ärztlich-pflegerische Ambulanzen zur medizinischen Behandlung. Beratungsstellen unterstützen Betroffene bei der Suche nach Wohnung und Arbeit. Beratungsstellen arbeiten oft als Straßensozialarbeit (Streetwork), um betroffene Personen vor Ort zu kontaktieren. In vielen Städten wurden inzwischen Einrichtungen in Betrieb genommen, in denen Wärmestuben zur Verfügung stehen und darin Lebensmittel kostenlos abgegeben werden. Präventiv wirken alle Maßnahmen im Bereich der Suchtprävention, der Jugendarbeit und der Resozialisierung von Straftätern. Beispielsweise in Düsseldorf werden Obdachlose durch die Galerie fiftyfifty unterstützt, die von der Ordensgemeinschaft der Armen Brüder des hl. Franziskus in Düsseldorf verwaltet wird. In vielen Städten Deutschlands und Tschechiens verdienen sich Obdachlose etwas Geld mit dem Verkauf von Straßenzeitungen. Im Gegensatz zu Tschechien, wo Verstorbene sehr oft auch von eigenen "bürgerlichen" Familien ohne Bestattungszeremonien beigesetzt werden, gibt es in Deutschland, z. B. in Köln eine Interessengemeinschaft Bestattung Obdachloser Menschen, die seit 1997 für ordnungsgemäße Beisetzung von Obdachlosen unter dem Motto "Wer im Leben schon wenig Spuren hinterlassen hat, soll wenigstens im Tod nicht spurlos verschwinden" Sorge trägt. In der durch Spenden finanzierten Grabstätte wurden über 160 Urnen von Obdachlosen beigesetzt. Wohnungslose können ihren Anspruch auf Wohngelegenheit bei der zuständigen Ordnungsbehörde geltend machen. Der Anspruch auf Unterkunft richtet sich allerdings nach dem jeweiligen Landesrecht. Die Ordnungsbehörde weist eine Unterkunft zu und die entsprechende Arbeitsgemeinschaft (ARGE) genehmigt die Kostenübernahme. Die notwendigen Verträge werden zwischen Sozialamt und Unterkunft geschlossen. Notunterkünfte – Obdachlosenheime – können rund um die Uhr benutzt werden; dadurch unterscheiden sie sich von Notschlafstellen, die nur nachts zur Verfügung stehen. Für warme Speisen wird meistens einmal pro Tag gesorgt, genauso wie für einen 24 Stunden verfügbaren medizinischen Dienst. 82 Vokabeln Anspruch erheben – klást požadavek, nárokovat das Landesrecht (-s, 0) – zemské právo die Notschlafstelle (-, -n) – nouzové lůžko rund um die Uhr – nepřetržitě, nonstop gezwungen – nucený die Notunterkunft (-,“-e) – nouzové ubytování gezwungen – nucen freiwillig – dobrovolný, dobrovolně das Obdach (-s, “-er) – přístřeší spurlos – beze stopy die Sorge (-, -n) – starost die Ordensgemeinschaft (-, -n) – řádová komunita die Arbeitsgemeinschaft (-,-en) – pracovní společenství benutzen – použít die Bestattung (-, 0) – pohřeb das Obdachlosenheim (-s, -e) – útulek pro bezdomovce die Ordnungsbehörde (-, -n) – pořádkový úřad die Obdachlosigkeit (-, 0) – bezdomovectví der Zustand (-es, “-e) – stav verfügen – disponovat der Wohnsitz (-es, 0) – trvalý pobyt, bydliště übernachten – přenocovat nichtsesshaft – neusedlý der Penner (-s, -) – tulák, pobuda verschwinden (a, i. u) – zmizet verfügbar – disponibilní, dostupný die Suchtprävention (-, 0) – drogová prevence hinterlassen (ie, h. a) – zanechat (za sebou) die Spende (-, -n) – dar die Interessengemeinschaft (-, -en) – zájmové společenství nachhaltig – trvalý, trvale feststellen – zjistit, konstatovat arm – chudý/ ě verwalten – spravovat, administrovat die Beisetzung (-, -en) – pohřeb die Pflicht (-, -en) – povinnost die Gemeinde (-, -n) – obec bürgerlich – občanský, měšťanský die Abwehrreaktion (-, -en) – obranná reakce der Teufelskreis (-es, -e) – začarovaný kruh die Bevölkerung (-, 0) – obyvatelstvo die Verzweiflung (-, 0) – zoufalství die Grundversorgung (-, 0) – základní zaopatření der Widerstand (-es, 0) – odpor kostenlos – bezplatný, bezplatně die Unterkunft (-,“-e) – ubytování in Betrieb nehmen (a, h. o) – uvést do provozu die Vereinsamung (-, -en) – osamocení seitens der Bevölkerung – ze strany obyvatel gelockerte Sitten – uvolněné mravy der Mangel an Disziplin – nedostatek disciplíny die Tagesaufenthaltsstätte (-, -n) – denní pobytové der Gegensatz (-es, “-e) – protiklad zařízení die Kirchenkate (-, -n) – církevní baráček die Verwahrlosung (-, 0) – zpustlost die Frostbeule (-, -n) – omrzlina die Pilzinfektion (-, 0) – nákaza houbou geltend machen – uplatnit ordnungsgemäß – řádný, řádně die Grabstätte (-, -n) – hrob, hrobka die Verelendung (-, 0) – zbídačení, ožebračení die Kostenübernahme (-, -n) – převzetí nákladů die Wärmestube (-, -n) – ohřívárna die Abwehrschwäche (-,0) – oslabená obranychopnost unterbringen – ubytovat das Almosen (-s, -) – almužna, milodar unzureichend – nedostatečný, nedostatečně ehrenhaft – čestný, čestně die Stiftung (-, -en) – nadace das Netz (-es, -e) – síť vertragswidriger Gebrauch – smlouvě odporující užívání die Entlassung (-, 0) – propuštění das Gefängnis (-ses, -se) – vězení ähnlich – podobný, podobně die Anstalt (-, -en) – ústav fehlend – chybějící unvorhergesehen – nepředvídaný/ě, nenadálý/e der Brand (-es, “-e) – požár Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) (6) Was versteht man unter Obdachlosigkeit? Welcher Unterschied besteht zwischen der Wohnungslosen und Obdachlosen? Wie entsteht die Obdachlosigkeit? Welche Folgen hat die Obdachlosigkeit? Welche Ansprüche können die Obdachlosen erheben? Wie kümmert man sich um Obdachlose in Tschechien und in Deutschland? 83 Übungen 1. Übersetzen Sie folgende Verbindungen ins Tschechische (benutzen Sie das Wörterbuch). Finden Sie dann ein Einwortäquivalent, wenn möglich. geltend machen – ……………………………......... in Anwendung bringen – ……………………....... zur Verfügung stehen – …............................. in Bewegung setzen – …............................... in Betrieb nehmen – ….................................. zur Verfügung stellen – …............................. Dienste leisten – …........................................ Sorge tragen – ….......................................... zum Ausdruck bringen – …............................. krank werden – …………………………………....... möglich machen – ………………………..….......... Beitrag leisten – …...................................... Maßnahmen treffen - …............................... zur Folge haben – …................................... Bedürfnisse befriedigen – …......................... Beschluss fassen – …................................... Anspruch erheben – …................................. Druck ausüben – …...................................... 2.Übersetzen Sie folgende Wörter ins Tschechische verfügbare Unterkunft – …...........................................; die zuständige Ordnungsbehörde – …......................................................; medizinische Behandlung – …................................. ...................................; enge Wohnverhältnisse – …..................................................; eine entsprechende Maßnahme – …...............….............................; betroffene Personen – …...... …...................................................; unzureichende Hygiene – …....................................... ….........................; behinderte Personen – …................................................; die jeweilige Einrichtung – …...........................................; illegale Notunterkunft – …............................ …..............................; das jeweilige Landesrecht – …........................................................; 18. Hospize und Palliativmedizin Hospiz (lat. Hospitium = Gastfreundschaft, Herberge) ist eine medizinisch-soziale Einrichtung, die zur Unterbringung und Betreuung unheilbar kranker Personen bestimmt ist. Hospize wurden im Rahmen der weltweiten Hospizbewegung errichtet, die sich zur Aufgabe gemacht hat, den Sterbenden die größtmögliche Lebensqualität zu bieten und ihnen einen menschenwürdigen Tod zu ermöglichen. Dies geschieht durch die Sterbebegleitung, also durch Beistand für Kranke und ihre Angehörigen im Endstadium des Lebens. Die Bezeichnung dieser medizinischen Einrichtungen ist auf den Hospiz-Begriff aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. zurückzuführen. Seit dieser Zeit und besonders im Mittelalter wurden Hospize von Ordensleuten an den großen Pilgerstraßen gegründet, wo sie zur Unterbringung der Pilger und insbesondere zur Versorgung der Schwerkranken dienten. Diese Pflege ging dann in die Medizingeschichte als Mönchsmedizin ein. Es gibt sogar Meinungen, dass das erste Hospiz eigentlich bereits im biblischen Gleichnis vom barmherzigen Samariter beschrieben wurde (siehe Lk 10,30-35). 84 Dann kommt diese Bezeichnung erst wieder im 19. Jahrhundert vor. Erst jetzt wurde die Betreuung Sterbender auf Fachkenntnissen in Medizin und Psychologie aufgebaut und auf Schmerztherapie konzentriert. Die Hospizbewegung breitete sich von England und Irland in andere Länder aus. Eines der ersten neuzeitlichen Hospize wurde von Jeanne Garnier in Lyon unter dem Namen Calvaire bereitgestellt; bald folgten auch andere in Frankreich. Es war schließlich die englische Krankenschwester und Sozialarbeiterin Cicely Saunders, die einen entscheidenden Wandel auf dem Gebiet der Hospizpflege durch die Eröffnung des Londoner St. Christopher’s Hospice in 1967 brachte. In Tschechien zählte MUDr. Marie Opatrná zu den ersten, die mit dieser Idee gleich nach der samtenen Revolution in 1989 kam, leider stieß sie auf Unverständnis. Nach 1990 begann MUDr. Marie Svatošová die Hospizbewegung durchzusetzen. Es gelang ihr zuerst mit der häuslichen Pflege zu beginnen, und in 1996 konnte sie das tschechienweit erste Hospiz St. Agnes von Böhmen eröffnen. Weitere folgten in Prag, Brünn, Pilsen, Ostrava, Olmütz, Rajhrad bei Brünn, Litoměřice (Leitmeritz), Valašské Meziříčí, Most (Brüx), Prachatice, Chrudim, Havlíčkův Brod und in Čerčany. Der Schwerpunkt stationärer Hospize liegt vorrangig in der Schmerzbekämpfung. Palliativstationen sind an Kliniken angeschlossen und können alle medizinischen Möglichkeiten der Klinik nutzen, sodass sie von örtlichen Ärzten versorgt werden können. Der Hospizidee ist jegliche Art aktiver Sterbehilfe fremd (im Deutschen gebraucht man das Wort Euthanasie wegen seines Missbrauchs im nationalsozialistischen Regime kaum). Hospizdienste können nicht nur in Pflegeheimen, sondern auch ambulant in der häuslichen Umgebung Sterbender geleistet werden. Ein Therapeut oder Geistlicher kann immer zur würdigen Atmosphäre beitragen. Schwerpunkt des Konzeptes der Palliativmedizin liegt der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach in der "Vorbeugung und Linderung von Leiden durch frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art“. Die Palliativmedizin integriert also die traditionelle Medizin mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, um bei schwerstkranken Patienten mit nicht heilbaren Erkrankungen die bestmögliche Lebensqualität zu erreichen. Nach der Definition der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin vom Oktober 2003 ist Palliativmedizin die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit begrenzter Lebenserwartung, die „die Besserung körperlicher Krankheitsbeschwerden ebenso wie psychischer, sozialer und spiritueller Probleme “ anstrebt. Das Hauptziel der palliativmedizinischen Betreuung ist zugleich die Verbesserung der Lebensqualität für die Angehörigen der Patienten. Hospize sind Einrichtungen, die sich auch für die Wahrung aller Rechte der Sterbenden einsetzen: Die zwölf Rechte der/des Sterbenden sind: − Das Recht, als lebender Mensch behandelt zu werden und sich ein Gefühl der Hoffnung zu bewahren, egal, wie subjektiv diese Hoffnung auch sein mag. − Das Recht, Gedanken und Gefühle zum Thema Tod auf seine Weise zum Ausdruck 85 – – – – – − − − − − zu bringen. Das Recht, an allen, die eigene Pflege betreffenden Entscheidungen teilzuhaben. Das Recht, von mitfühlenden, sensiblen und kompetenten Menschen gepflegt zu werden, die sich bemühen, die Bedürfnisse der/s Kranken zu verstehen. Das Recht, den Prozess des Todes zu verstehen und auf alle Fragen ehrliche und vollständige Antworten zu bekommen. Das Recht, Trost in geistigen Dingen zu suchen. Das Recht, körperlich schmerzfrei zu sein. Das Recht der Kinder, am Tod teilzuhaben. Das Recht zu sterben. Das Recht, friedlich und in Würde zu sterben. Das Recht, nicht einsam zu sterben. Das Recht, zu erwarten, dass die Unantastbarkeit des Körpers nach dem Tod respektiert wird. (Aus: KESSLER, David, Die Rechte des Sterbenden) Vokabeln das Hospiz (-es, -e) – hospic die Herberge (-, -en) – ubytovna die Betreuung (-, 0) – péče im Rahmen – v rámci die Hospizbewegung (-, -en) – hospicové hnutí der Sterbende (-en, -en) – umírající die Lebensqualität (-, 0) – kvalita života menschenwürdig – důstojné člověka, humánní geschehen (a., i. e.) – stát se, udát se der Beistand (-s, 0) – pomoc, podpora, přispění der Angehörige (-n, -n) – příslušník die Bezeichnung (-, -en) – označení zurückführen – vztahovat; přivést zpět das Mittelalter (-s, 0) – středověk gründen – založit das biblische Gleichnis – biblické podobenství barmherzig – milosrdný beschreiben (ie., h. ie.) – popsat, popisovat sich ausbreiten – šířit se, rozšiřovat se bereitstellen – připravit, dodat, přichystat, poskytnout das Erkennen (-s, 0) – rozpoznání die Einschätzung (-, -en) – odhad die Hospizdienste – služby hospice der Geistliche (-en, -en) – duchovní vorrangig – přednostně belastend – zatěžující die Beschwerde (-, -n) – obtíž; stížnost frühzeitig – časný, včas die Behandlung (-, -en) – ošetření , léčba der Missbrauch (-s, 0) – zneužití durchsetzen – prosadit das Leid (-s, -en) – utrpení die Einschätzung (-, -en) – zhodnocení, ocenění (-, 0) frühzeitig – časný, časně; včasný, včasně die Einrichtung (-, -en) – zařízení die Unterbringung (-, -en) – ubytování unheilbar krank – nevyléčitelně nemocný weltweit – celosvětový, celosvětově errichten – zřídit, založit, ustanovit größtmöglich – co možná největší bieten (o., h. o) – skýtat, poskytnout ermöglichen – umožnit die Sterbebegleitung(-, 0) – doprovázení umírajících die Palliativmedizin (-, 0) – paliativní medicína das Endstadium (-s, -stadien) – konečné stadium der Begriff (-es, -e) – pojem die Pilgerstraße (-,-n) – poutnická cesta, trasa pouti die Ordensleute – příslušníci řádu, řeholníci der Samariter (-s, -) – Samaritán die Schmerztherapie (-, -n) – terapie bolesti neuzeitlich – novověký schließlich – konečně, závěrem folgen – následovat die Krankenschwester (-, -n) – zdravotní sestra die Vorbeugung (-, 0) – předcházení, prevence die Linderung (-, 0) – zmírnění, utišení die Sterbehilfe (-, 0) – eutanázie der Schwerpunkt (-es, -e) – těžiště tschechienweit – celolečesky, po celém Česku das Unverständnis (-ses, -se) – neporozumění das Pflegeheim (-es, -e) – pečovatelský dům untadelig – bezvadný, bezvadně jeglich – každý, jakýkoliv untadelig – bezvadný, bezvadně; korektní, korektně die samtene Revolution – sametová revoluce die Weltgesundheitsorganisation – světová zdravotnická organizace die Linderung (-, 0) – zmírnění, úleva, utišení 86 ganzheitlich – celostní, celostně anstreben etwas – usilovat o něco beitragen (u, h. a) – přispět auf Unverständnis stoßen (ie, h. o) – narazit na neporozumění die Lebenserwartung (-, 0) – střední délka života; dožití erreichen – dosáhnout die Ordensleute – řeholníci, příslušníci mnišského řádu die Umgebung (-, -en) – okolí Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) (6) Wie alt ist die Hospizidee? Was ist Palliativmedizin? Seit wann gibt es die neuzeitliche Hospizbewegung und wer hat sie veranlasst? Was versteht man unter aktiver Sterbehilfe (sog. Euthanasie)? Warum gebraucht man das Wort Euthanasie im Deutschen lieber nicht? Welche Personen werden in Hospizen aufgenommen? Übungen 1. Übersetzen Sie folgende Sätze ins Deutsche (1) Těžiště koncepce paliativní medicíny spočívá podle definice Světové zdravotnické organizace v prevenci a zmírnění bolesti jakož i dalších obtíží tělesné, psychosociální a duchovní povahy. (2) Myšlence hospiců je jakýkoliv druh aktivní eutanázie cizí. (3) Označení těchto zdravotnických zařízení staví na pojmu hospic ze 4. století po Kr. (4) Zvláště ve středověku byly hospice zakládány řeholníky u velkých poutních cest, kde sloužily ubytování poutníků a obzvlášť k zaopatření těžce nemocných. (5) Hospicové hnutí se v novověku znovu rozšířilo z Anglie a Irska do dalších zemí. (6) Umírající mají právo být ošetřováni soucitnými, citlivými a kompetentními lidmi, kteří se snaží chápat potřeby nemocných. (7) V Česku patřila MUDr. Marie Opatrná k prvním, která s touto myšlenkou přišla hned po sametové revoluci v roce 1989. (8) Po roce 1990 začala hospicové hnutí prosazovat MUDr. Marie Svatošová. (9) Podle definice Německé společnosti pro paliativní medicínu z října 2003 je paliativní medicína aktivní, celostní ošetřování pacientů s omezeným životním očekáváním, která usiluje o zlepšení tělesných obtíží z nemoci stejně jako psychických, sociálních a duchovních problémů. 19.Rolle der Medien; Meinungs- und Pressefreiheit. Freiheit und Manipulation 19.1 Wesen der Massenkommunikation Massenmedien sind Kommunikationsmittel, die durch technische Verbreitung mittels Schrift, Bild oder Ton Inhalte an eine unbestimmte Zahl von Menschen vermitteln, d. h. öffentlich an ein anonymes und räumlich verstreutes Publikum weitergeben. Neben den klassischen Massenmedien (Zeitungen und Zeitschriften) und elektronischen Medien 87 (Hörfunk und Fernsehen) kommt seit den 1990er Jahren eine immer größere Bedeutung dem Internet zu. "Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich (also ohne begrenzte und personell definierte Empfängerschaft) durch technische Verbreitungsmittel (Medien) indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne Rollenwechsel zw. Aussagenden und Aufnehmenden) an ein disperses Publikum vermittelt werden." (MALETZKE, Gerhard, Psychologie der Massenkommunikation. In: Kommunikationswissenschaft im Überblick. S. 45 f.) Die Geschichte der Massenmedien geht eigentlich auf das Jahr 1450 zurück, als der Buchdruck von Johannes Gutenberg erfunden wurde. Die Massenkommunikation geschieht öffentlich durch drucktechnisch reproduzierte Medien (z. B. Flugblatt, Plakat, Buch, Presse), durch Film, Hörfunk und Fernsehen, durch massenhaft verbreitete Speichermedien (z. B. CD, DVD) und Webseiten im Internet. „Allein die Technizität eines Mediums definiert dieses aber noch nicht als Massenmedium, vielmehr muss dieses Medium in den sozialen Prozess der Massenkommunikation integriert sein. So ist beispielsweise ein nicht für den Markt, sondern für einen genau definierten Empfängerkreis privat produziertes Buch zwar als Printmedium technisch hergestellt und Hörfunk- und Fernsehtechnik können im Küstenfunk oder zur Videoüberwachung eingesetzt werden – in diesen Fällen fungieren diese Medien aber nicht als Massenmedien.“ (SCHREIBER, Eduard, Repetitorium Kommunikations- wissenschaft., S.134) Die Massenkommunikation ist gegenüber der Individualkommunikation durch eine fehlende Auswahl der Empfänger charakterisiert, d. h. die Rezipienten sind räumlich verstreut (im Gegensatz zum „Präsenzpublikum“ bei einer Theatervorstellung oder bei einem Vortrag usw.). Dieses disperse Publikum ist nicht sozial einheitlich, die Rezipienten sind untereinander anonym, unorganisiert und inhomogen (Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen und Interessen). Die Bezeichnung „Masse“ bezieht sich auf die unbestimmt große Anzahl von Personen, für die die Aussagen bestimmt sind, ohne sie persönlich zu adressieren. Deswegen fungiert z. B. das Internet nicht unbedingt als Massenmedium, denn hier ist Individualkommunikation möglich (z. B. E-Mails). Oben erwähnte Maletzkes Definition der Massenkommunikation erlaubt aber die Einbeziehung von Graffiti und Tattoo, die können nämlich ein disperses Publikum über einen längeren Zeitraum erreichen. Für Massenkommunikation ist ebenfalls eine räumliche, bzw. raum-zeitliche Distanz typisch (z. B. bei Live-Sendungen in Hörfunk und Fernsehen oder beim Lesen einer Zeitung). In demokratischen Staaten sollen die Massenmedien, vor allem der Journalismus, die Aufgabe erfüllen, zur Informiertheit und Meinungsbildung der Bevölkerung beizutragen. Diese Funktion wird nicht immer ausreichend ausgeübt (z. B. Medienmanipulation). Mit der Geschichte und Wirkung der Massenmedien beschäftigt sich die Medienwissenschaft. 19.2 Meinungsbildung und Manipulation Die Meinungsfreiheit (beziehungsweise Redefreiheit) ist als subjektives Recht auf freie Rede (freie Äußerung) und Verbreitung einer Meinung in Wort, Schrift und Bild zu verstehen. Sie ist ein Menschenrecht und wird in der Verfassung jedes demokratischen 88 Staates als ein gegen die Staatsgewalt gerichtetes Grundrecht garantiert. Dies soll verhindern, dass die öffentliche Meinungsbildung durch die Regierung und Gesetzgebung beschränkt oder sogar verboten wird. Im Artikel 5 des Grundgesetzes (GG) ist ein freier Journalismus garantiert: „ (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten […] Eine Zensur findet nicht statt.“ Zu den Funktionen der Presse gehören neben der Beschaffung und Verbreitung von Nachrichten die gerade in jeder Demokratie überlebenswichtige Kritik und Kontrolle sowie die Mitwirkung an der Meinungsbildung. Deswegen hat die freie Presse eine große Bedeutung in jeder demokratischen Gesellschaft, denn das Verbot der Zensur verhindert die staatliche Informationskontrolle. In der Europäischen Union ist die Meinungs- und Informationsfreiheit in Artikel 11 der mit dem Vertrag von Lissabon in Kraft getretenen Charta der Grundrechte festgelegt. Die Meinungsfreiheit darf in den meisten Demokratien nur zum Schutz des Staates sowie anderer wichtiger Interessen eingeschränkt werden, aber nur auf der Basis eines rechtmäßig verabschiedeten Gesetzes. Diese Einschränkungen der Meinungsäußerungsfreiheit betreffen z. B. (a) den Schutz der persönlichen Ehre gegen Beleidigung oder Verleumdung, (b) die Weitergabe geheimer Informationen, (c) Verletzung der Sittlichkeit und des Jugendschutzes, (d) drohende Gefahr der öffentlichen Sicherheit (besonders in Zeiten des zunehmenden Terrorismus), (e) den unlauteren Wettbewerb im Wirtschaftsbereich und (f) die Rassendiskriminierung. Die Praxis zeigt, dass ständig neue Wege gesucht werden, wie die Distanz zwischen Politik und Journalismus abzubauen wäre. Dies gilt für beide Seiten, allerdings bei Journalisten kommt es oft deshalb vor, weil sie Nähe suchen müssen, um an Informationen zu gelangen. Als Manipulation durch die Medien bezeichnet man eine einseitige bzw. verzerrte Darstellung von Fakten, die durch die Vorauswahl bzw. die Art der Berichterstattung in den Massenmedien erfolgt. Es handelt sich also um verfälschende Darstellung von Tatsachen, um absichtliches Weglassen, Verändern oder Hinzufügen von Fakten. Durch eine hochmanipulative Wirkung anhand der Auswahl und der Darstellung von Fakten zeichnet sich besonders die Sensationspresse aus. Die Manipulation muss man von der Fälschung unterscheiden; um eine Fälschung geht es zum Beispiel bei einer nachträglichen Manipulation von Fotografien oder Videos oder beim Erfinden von Interviews. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung) In manchen Fällen spricht man auch von sog. Pressekampagnen, die gezielt verlaufen. Das Ziel der Kampagnen ist immer die öffentliche Meinung zu verändern. Die Kampagne besteht aus koordinierten Einzelaktionen in einem bestimmten Zeitrahmen, wobei Einseitigkeit der Berichterstattung und Parteinahme typisch sind. Objektivität und Neutralität der Medien stößt naturgemäß an gewisse Grenzen. Es ist journalistisch kaum möglich, über sämtliches Geschehen zu berichten, genauso wie ist eine Vorauswahl der Fakten unvermeidbar. Auch technische Gründe führen zu einer unbeabsichtigten „Manipulation“. Eine absichtliche Manipulation liegt jedoch vor, wenn man nach gewissen Techniken im Bereich Rhetorik greift – siehe BECK, Gloria, Verbotene Rhetorik - Die Kunst der skrupellosen Manipulation. 89 19.3 Deutsche Medienlandschaft Die deutschen Masssenmedien sind in einigen Blöcken je nach politischer Ausrichtung gruppiert. Andere Kriterien der Medieneinteilung in Deutschland stellen die Art der Mitteilungsverbreitung und der Unterschied zwischen seriöser und Boulevardpresse dar. Nach politischer Ausrichtung spricht man vom “schwarzen” Medienblock, der vom Axel-Springer-Verlag mit einem Jahresumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro angeführt wird. Das Hauptorgan des Verlags, das Magazin FOCUS, liegt bei rund 700.000 Auflage. Zu den meistverkauften Boulevardzeitungen gehört die “Bild”-Zeitung mit einer Auflage von 3,4 Millionen Exemplaren. Ein anderes vielgefragtes Blatt ist die Modenzeitschrift Burda. Der andere, “gelbe” Medienblock wird von der Bertelsmann-Gruppe dominiert. Ihr gehören Sender wie RTL, VOX und n-tv, mit dem Umsatz von etwa 7 bis 10 Milliarden Euro. Die Verlagsgruppe Holtzbrinck gibt u. a. solche immer noch für seriös gehaltene Blätter wie den Tagesspiegel (Auflage 200.000) und die Zeit (Auflage 500.000) heraus. Das Verlagshaus Gruner+Jahr (Umsatz ca. 3 Mrd.) galt eine lange Zeit als Bollwerk eines unabhängigen Journalismus, der für die Schwächsten in der deutschen Gesellschaft eintrat. Spiegel und Stern, die beiden führenden Periodika des Verlags, hatten in der Ära Willy Brandt je knapp 2 Mio. Auflage und bildeten ein Gegengewicht zu der Springerpresse. Das hat sich inzwischen geändert, denn die Auflagen der beiden Magazine sind inzwischen fast auf die Hälfte gesunken, unter anderem wegen der billigen Töne des Sozialzynismus. Zu den größten unabhängigen überregionalen Tageszeitungen zählen die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die Frankfurter Rundschau (früher als linksliberales Blatt geltend), die Welt und die Süddeutsche Zeitung (SZ). Unter diesen seriösen Blättern hat die Frakfurter Allgemeine eine meinungsbildende Rolle und gilt in vielen gesellschaftspolitischen Diskussionen als tonangebend. Im Bereich Rundfunk und Fernsehen sind vor allem öffentlich-rechtliche Massenmedien von großer Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD). Die ARD (auch das Erste genannt) stellt einen Verband von selbstständigen regionalen Radiosendern dar, der gleichzeitig das erste deutsche Fernsehprogramm bildete. Später ist auch das zentralistisch aufgebaute Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) hinzu gekommen. Beide Rundfunk- und Fernsehanstalten wurden anfangs nur durch Gebühren finanziert. In den 1980ern entstanden rein kommerzielle Fernsehprogramme wie RTL, SAT1 und ProSieben, die sich dann nur durch Werbung finanzierten. Dann wurden auch Finanzierungsquellen der ARD und des ZDF durch Werbeeinnahmen erweitert. Fernsehen macht eine stürmische technische Entwicklung durch, durch digitale Ausstrahlung geprägt. In den letzten Jahrzehnten ist noch ein anderes wichtiges Medium hinzu gekommen, nämlich das Internet, das ein interaktives Kommunikationsmittel darstellt. Man kann weltweit kommunizieren und auch Informationen durch Surfen suchen. 90 In der letzten Zeit wird immer mehr über die Rolle der Massenmedien in der heutigen Gesellschaft diskutiert, es wird nämlich den Massenmedien vorgeworfen, dass sie immer mehr Druck auf die Verwaltung einzelner Länder ausüben, d. h. nicht mehr als Kontrollmechanismus wirken, sondern die Politik mitbestimmen, ja sogar den Politikern Themen vorschieben. Hier muss auch die umstrittene Veröffentlichung von Dokumenten der US-diplomatischen Korrespondenz durch Julian Assange auf den WikileaksWebseiten erwähnt werden. Vokabeln die Ausrichtung (-, -en) – zaměření, usměrnění die Ausstrahlung (-, 0) – vysílání, vyzařování, emise die Äußerung (-, -en) – vyjádření, výrok, projev abendländisch – západní (tj. kulturně, ideově) die Meinungsfreiheit – svoboda myšlení, názorová svoboda billige Töne – laciné tóny gruppieren – shlukovat, seskupit, seřadit die Meinungsbildung (-, 0) – vytváření veřejného mínění die Ehre (-, 0) – čest das Massenmedium (-s, -medien) – masmédium, prostředek hromadného sdělování die Gesetzgebung (-, 0) – zákonodárství beschränken – omezit, omezovat in Kraft treten – vstoupit v platnost Druck ausüben – vykonávat tlak das Gegengewicht (-s, 0) – protiváha die Arbeitsgemeinschaft (-, -en) – pracovní společenství die Medienlandschaft (-, -en) – mediální krajina das Blatt (-es, “-er) – list gelten (a., h. o.) – platit (= mít platnost) einzeln – jednotlivý, jednotlivě aufgebaut – vybudován, vystavěn erwähnen – zmínit, uvést die Gesellschaft (-, -en) – společnost anfangs – zpočátku erweitern – rozšiřovat gleichzeitig – současný, současně die Gebühr (-, -en) – poplatek der Bereich (-es, -e) – oblast die Auflage (-, -en) – náklad, vydání das Hauptorgan (-s, -e) – hlavní orgán vielgefragt – velmi žádaný allgemein – všeobecný, obecný meinungsbildend – tvořící mínění meistverkauft – nejvíce prodávaný sich auszeichnen – vyznačovat se rein kommerziell – čistě komerční die Grenze (-, -en) – hranice die Modenzeitschrift (-, -en) – módní časopis herausgeben – vydat, vydávat verhindern (etwas) – zabránit, zamezit, předejít die Entwicklung (-, 0) – vývoj, rozvoj die Verbreitung (-, 0) – (roz)říření die Hälfte (-, -en) – polovina, půlka die Redefreiheit – svoboda slova die Verfassung (-, 0) – ústava die Speichermedien – paměťová média die Staatsgewalt (-, 0) – státní moc der Schutz (-es, 0) – ochrana die Würde (-, 0) - důstojnost die Verwaltung (-, en) – správa, administrace die Regierung (-, -en) – vláda der unlautere Wettbewerb – nekalá soutěž vorwerfen (a. h. o.) – předhazovat, vytýkat verbieten (a. h. o.) – zakázat, zakazovat öffentlich-rechtlich – veřejně právní/ veřejnoprávní die Rundfunkanstalt (-, -en) - rozhlas sinken (a., i. u.) – klesnout, klesat von großer Bedeutung – velkého významu, významný tonangebend – udávající tón, směrodatný, určující mitbestimmen – spoluurčovat wirken – působit der Verband (-es, “-e) – svaz, spolek, spojení umstritten – sporný entstehen – (a., i. a.) – vzniknout, povstat die Werbeeinnahmen – příjmy z reklamy vorschieben (o., h. o.) – předsouvat, nastrčit selbstständig – samostatný, samostatně stürmisch – bouřlivý, bouřlivě geprägt – ražený, ovlivněný, vrytý der Weltkrieg (-es, -e) – světová válka das Verlagsghaus (-es, “-er) – nakladatelství der Umsatz (-es, “-e) – obrat unabhängig – nezávislý, nezávisle die Presse (-, 0) – tisk überregional – víceregionální, celostátní die Boulevardzeitung (-, -en) – bulvární noviny nachträglich – dodatečný, dodatečně sämtliches Geschehen – veškeré dění die Tageszeitung (-, -en) – deník (noviny) der Unterschied (-es, -e) – rozdíl inzwischen – mezitím 91 berichten – informovat die Vorauswahl (-, 0) – předběžný výběr, předvýběr der Jugendschutz – ochrana mládeže die räumliche Distanz – prostorový odstup der Empfängerkreis (-es, -e) – okruh příjemců einheitlich – jednotný, jednotně rechtmäßig – v souladu s právem, podle práva knapp – těsný, těsně; bezmála; stručný, stručně das Fernsehen (-s, 0) – televize das Erfinden (-s, 0) – vynalezení, vynalézání absichtlich – úmyslný/ě, schválný/ě, záměrný/ě die Berichterstattung (-, 0) – zpravodajství führend – vůdčí, čelný nämlich – totiž erfolgen – probíhat, udát se, nastat die Charta der Grundrechte der EU – Listina základních práv EU gehören – patřit greifen (nach etwas) – sahat (po něčem) gewährleisten – zajistit, zaručit, poskytnout einbeziehen (o., h. o.) – zahrnout, pojmout einige Blöcke – několik bloků, některé bloky einsetzen – nasadit, použít unbedingt – bezpodmínečný/ě, nutný/ě Gefahr der öffentlichen Sicherheit – nebezpečí pro veřejnou bezpečnost stoßen (ie., h. o.) (an etwas) – narážet (na něco) unvermeidbar – nevyhnutelný, neodvratný die Sittlichkeit (-, 0) – mravnost, morálka die Fälschung (-, -en) – falšování, falzifikace ein Gesetz verabschieden – schválit zákon der Vertrag (-es, “-e) – smlouva die Veröffentlichung (-, -en) – zveřejnění, publikace das Surfen – surfování der Wirtschaftsbereich (-es, 0) – oblast ekonomiky unbeabsichtigt – nezáměrný, nezáměrně die Verletzung (-, -en) – porušení; zranění die Wirkung (-, -en) – účinek, působení die Weitergabe (-, 0) – předávání der Radiosender (-s, -) – rozhlasový vysílač, rozhlasová stanice verzerrt – zkreslený, deformovaný, znetvořený, pokřivený die Kunst (-, “-e) – umění vorliegen (a., h. e.) – být po ruce/ k dispozici zunehmend – přibývající, rostoucí měrou einseitig – jednostranný, jednostranně sich beschäftigen – zaměstnávat se, zabývat se stattfinden (a., h. u.) – konat se, probíhat, dít se drohend – hrozící, hrozivý das Wesen (-s, -) – podstata, povaha; bytost skrupellos – bez skrupulí Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) (5) Wie lässt sich die Massenkommunikation definieren? Was bedeutet Meinungsfreiheit? Worin besteht die Manipulation durch die Massenmedien? Wie sieht die deutsche Medienlandschaft aus? Worin besteht der Unterschied zwischen seriöser und Boulevardpresse? Übungen 1. Ergänzen Sie die fehlenden Wörter tonangebend – führend – fehlend – unvermeidbar – hochmanipulativ – öffentlich-rechtlich – vielgefragt (1) Ein anderes ….................. Blatt des Axel-Springer-Verlags ist die Modenzeitschrift Burda. (2) Unter diesen seriösen Blättern hat die Frankfurter Allgemeine eine meinungsbildende Rolle und gilt in vielen gesellschaftspolitischen Diskussionen als …........................... (3) Im Bereich Rundfunk und Fernsehen sind vor allem …...................................... Massenmedien von großer Bedeutung. (4) Spiegel und Stern zählten in der Ära Willy Brandt zu den …..................... Periodika des Verlags und bildeten ein Gegengewicht zu der Springerpresse. (5) Objektivität und Neutralität der Medien stößt naturgemäß an gewisse Grenzen, denn es ist journalistisch kaum möglich, über sämtliches Geschehen zu berichten, und deshalb ist 92 eine Vorauswahl der Fakten ….......................... (6) Die Massenkommunikation ist gegenüber der Individualkommunikation durch eine …......................... Auswahl der Empfänger charakterisiert, d. h. die Rezipienten sind räumlich verstreut. (7) Durch eine …............................... Wirkung anhand der Auswahl und der Darstellung von Fakten zeichnet sich besonders die Sensationspresse aus. 20. Paneuropa-Bewegung und die Idee des vereinten Europa im Zeitwandel Nach der europäischen Erfahrung der beiden auf dem europäischen Boden entflammten Weltkriege und vieler regionaler Konflikte, die erst recht nach dem Niedergang des tausendjährigen Heiligen Römischen Reiches (800-1806) in Europa tobten, entstand die älteste europäische Einigungsbewegung unter dem Namen Paneuropa-Union. Die Paneuropa-Union, die „für ein politisch und wirtschaftlich geeintes, demokratisches und friedliches Europa auf Grundlage des christlich-abendländischen Wertefundaments“ (Wikipedia) eintritt, wurde 1922 von Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi gegründet. Diese wichtige und bemerkenswerte Persönlichkeit hatte auch die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft und wuchs zum Teil auf dem Schloss in Poběžovice/ Ronsperg im Kreis Domažlice / Taus in Tschechien auf. Zu den bedeutendsten Mitgliedern der Paneuropa-Union zählten u. a. Albert Einstein, Thomas Mann, Franz Werfel, Salvador de Madariaga, Charles de Gaulle, Aristide Briand, Konrad Adenauer, Otto von Habsburg, Alfons Goppel, Franz Josef Strauß, Bruno Kreisky, Raymond Barré und Georges Pompidou. Präsident der internationalen Paneuropa-Union war von 1973 bis 2004 Otto von Habsburg, neuer internationaler Präsident ist seit 2004 der Vorsitzende der französischen Paneuropa-Union, Alain Terrenoire. Deutscher Präsident ist der CSU-Europa-Abgeordnete Bernd Posselt. Seit 1975 besteht eine Jugendorganisation, die Paneuropa-Jugend heißt. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Paneuropa-Union in ihren Bemühungen um die europäische Integration aktiv für den europäischen Föderalismus ein. Von den anderen proeuropäisch orientierten Organisationen wich sie durch ihr christlich-konservatives Profil ab und „wandte sich kritisch gegen die einseitige wirtschaftliche und technokratische Ausrichtung“. (Wikipedia) Während des Kalten Krieges unterstützte die Paneuropa-Union Oppositionsbewegungen in den totalitären Staaten Mittel- und Osteuropas. So wurde die Paneuropa-Union Böhmen und Mähren noch vor 1989 von ihrem heutigen Präsidenten Rudolf Kučera gegründet. Ein weltweites Echo fand auch das am 19. August 1989 von ihr organisierte Paneuropäische Picknick bei Sopron, das von 661 DDR-Bürgern für die Ausreise in den Westen über die ungarisch-österreichische Grenze genutzt wurde. „Die Paneuropa-Union kämpft gegen alle Tendenzen, die die geistige und moralische Kraft Europas zerstören, wie Nihilismus, Atheismus und einen unmoralischen Konsumismus. Diese konservative Grundhaltung kommt ebenfalls in der Definition der Familie als natürliche Gemeinschaft, sowie in der Ablehnung von Abtreibung, Euthanasie und Genmanipulation zum Ausdruck. 93 Das Ideal der Paneuropabewegung ist ein nach christlichen Wertvorstellungen aufgebautes Europa, das nach dem Motto der Paneuropa-Bewegung durch den Wahlspruch der Paneuropäer In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas (auf Deutsch: In Not Einheit, in Zweifel Freiheit, in allem Liebe) charakterisiert werden kann.“ (Wikipedia) Wegen ihrer eindeutigen Orientation und besonders wegen ihres Standpunkts gegen den Sozialismus und Kommunismus wurde die Paneuropa-Union von europäischen Sozialisten seit den 1950er Jahren als rechtskonservativ, bzw. sogar als rechtsradikal kritisiert. Vokabeln die Bewegung (-, -en) – hnutí der Niedergang (-es, 0) – zánik eindeutig – jednoznačný, jednoznačně entflammen – vzplanout dier Erfahrung (-, -en) – zkušenost der Boden (-s, 0) – půda die Paneuropa-Union – Panevropská unie bemerkenswert – pozoruhodný, pozoruhodně die Ablehnung (-, 0) – odmítnutí die Gemeinschaft (-, -en) – společenství der DDR-Bürger (-s, -) – občan NDR, východní Němec die Ablehnung (-, 0) – odmítnutí die Abtreibung (-, 0) – interrupce, umělý potrat die Genmanipulation (-, -en) – genová manipulace die Bemühung (-, -en) – úsilí, námaha die Ausreise (-, 0) – výjezd, vycestování die Not (-,“-e) – nouze, bída die Einheit (-, 0) – jednota die Freiheit (-, -en) – jednota der Abgeordnete (-n, -n) – poslanec Paneuropäer (-s, -) – Panevropan aufbauen – vystavět, vybudovat das Motto (-s, -s) – motto, heslo, úsloví besonders – obzvlášť das Mitglied (-s, er) – člen der Vorsitzende (-n, -n) – předseda geeint – sjednocený friedlich – mírový christlich – křesťanský, křesťansky das Schloss (-es, “-er) – zámek der Zeitwandel (-s, 0) – dobová proměna der Standpunkt (-es, -e) – stanovisko rechtskonservativ – pravicově konzervativní der Zweite Weltkrieg (-es, 0) – druhá světová válka regional – regionální, regionálně das Heilige Römische Reich – Svatá říše římská sogar – dokonce toben – zuřit tausendjährig – tisíciletý gründen – založit die Grenze (-, -n) – hranice während – během; zatímco die Euthanasie (-, 0) – eutanázie zum Ausdruck bringen – vyjádřit die moralische Kraft – morální síla zerstören – zničit die Wertvorstellung (-, -en) – hodnotová představa der Zweifel (-s, -) – pochybnost kämpfen – bojovat die Wertvorstellung (-, -en) – hodnotová představa der der Wahlspruch (-s, “-e) – volební heslo / slogan die Paneuropa-Bewegung – panevropské hnutí totalitär – totalitární, totalitní bedeutend – významný, významně zählen (zu) – počítat se, patřit (k) die Einigungsbewegung (-,-en) – sjednocovací hnutí die Grundlage (-, -n) – základna, základ abendländisch – západoevropský entstehen (a, i. a) – vzniknout das Wertefundament (-s, -e) – hodnotový základ Beantworten Sie folgende Fragen (1) (2) (3) (4) Wie heißt die älteste Einigungsbewegung Europas? Woher und von wem stammt die ursprüngliche Idee des vereinten Europa? Wogegen ist die Paneuropa-Union gerichtet? Nennen Sie einige bedeutende Persönlichkeiten, die zu den Paneuropa-Mitgliedern gezählt haben und Vorreiter der heutigen EU gewesen sind? 94 Übungen 1. Ergänzen Sie die richtigen Präpositionen (1) Das Ideal der Paneuropabewegung ist ein ….......... christlichen Wertvorstellungen aufgebautes Europa. (2) …........... ihrer eindeutigen Orientation und besonders wegen ihres Standpunkts gegen den Kommunismus wurde die Paneuropa-Union von europäischen Sozialisten seit den 1950er Jahren als rechtskonservativ kritisiert. (3) …............... des Kalten Krieges unterstützte die Paneuropa-Union Oppositionsbewegungen in den totalitären Staaten Mittel- und Osteuropas. (4) …... den bedeutendsten Mitgliedern der Paneuropa-Union zählten u. a. Albert Einstein, Thomas Mann, Franz Werfel, Charles de Gaulle, Aristide Briand, Konrad Adenauer und Otto von Habsburg. (5) So wurde die Paneuropa-Union Böhmen und Mähren noch vor 1989 …...... ihrem heutigen Präsidenten Rudolf Kučera gegründet. (6) Nach der europäischen Erfahrung vieler regionaler Konflikte, entstand die älteste europäische Einigungsbewegung ….......... dem Namen Paneuropa-Union. (7) Nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Paneuropa-Union in ihren Bemühungen …...... die europäische Integration aktiv …........ den europäischen Föderalismus ein. (8) Von den anderen proeuropäisch orientierten Organisationen wich sie …........... ihr christlich-konservatives Profil ab und wandte sich kritisch …............ die einseitige wirtschaftliche und technokratische Ausrichtung. 21. Die Europäische Union: Aufbauprinzipien und die EUInstitutionen Die Europäische Union (EU) stellt einen Staatenbund dar, der zurzeit aus 27 europäischen Staaten besteht. Derzeit ist die EU die weltgrößte Staatengemeinschaft, deren Bevölkerung rund 500 Millionen Einwohner zählt und deren Binnenmarkt – was das Bruttoinlandsprodukt angeht – der größte gemeinsame Markt der Welt ist. Die EU hat keine Hauptstadt, obwohl ihr Verwaltungszentrum in Brüssel liegt, und ebenfalls kein einheitliches Steuersystem. Dem politischen System der EU liegen zwei Verträge zugrunde, nämlich der EUVertrag (Vertrag über die Europäische Union), und der AEU-Vertrag (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union). Obwohl diese Verträge oft auch als „europäisches Verfassungsrecht“ erwähnt werden, geht es formal um keine Verfassung, sondern um völkerrechtliche Verträge zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Der AEU-Vertrag basiert auf dem 1957 in Rom abgeschlossenen Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG-Vertrag); man bezeichnet diesen Vertrag zusammen mit dem EURATOM-Vertrag als Römische Verträge. Die Europäische Union weist somit sowohl supranationale (überstaatliche) als auch zwischenstaatliche Elemente auf. Der erste Schritt zur Entstehung der heutigen europäischen Integration im Wirtschaftsbereich wurde in den 1950er Jahren gemacht, als die Europäischen Gemeinschaften EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl), EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) und Euratom (Europäische 95 Atomgemeinschaft) mit 6 Mitgliedstaaten - Belgien, West-Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden - gegründet wurden. Es sei angemerkt, dass die Euratom die letzte der Europäischen Gemeinschaften ist, die bis heute besteht. Sie ist allerdings vollständig an die EU angegliedert. Ein noch intensiveres Wirtschaftsgebilde (Benelux) bestand außerdem aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg (aufgrund des Benelux-Vertrags). Die BeneluxWirtschaftsgemeinschaft diente gewissermaßen als Vorbild für den in 1993 geschaffenen europäischen Binnenmarkt. 1992 wurde die Europäische Union mit dem Vertrag von Maastricht gegründet. Darin wurden von den EG-Mitgliedstaaten auch Kompetenzen im nichtwirtschaftlichen Bereich einbezogen. Die überstaatlichen politischen Zuständigkeiten wurden in mehreren Verträgen, zuletzt dann im Vertrag von Lissabon festgelegt. Seit 1999 haben 16 EU-Staaten eine gemeinsame Währung - den Euro – eingeführt und somit die sogenannte Eurozone gebildet. Die usprüngliche gemeinsame Währungseinheit wurde vom Schweizer Vittorio Pons konzipiert und als ECU (= European Currency Unit) bezeichnet. Zeittafel – Entwicklung der Europäischen Gemeinschaften Unterz. 1948 1951 1954 1957 1965 In Kraft 1948 1952 1955 1958 1967 Vertrag Brüsseler Paris Pariser Rom FusionsPakt Verträge vertrag 1986 1987 Einheitliche Europäische Akte 1992 1993 Maastricht 1997 2001 1999 2003 Amsterdam Nizza 2007 2009 Lissabon Europäische Gemeinschaften Drei Säulen der Europäischen Union Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) Europäische Gemeinschaft für Vertrag 2002 → Kohle und Stahl (EGKS) ausgelaufen ← Europäische Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) Gemeinschaft (EG) Europäisch Polizeiliche und Union (EU justizielle ← Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) ← Justiz und → Inneres (JI) Europäische Politische → Zusammenarbeit (EPZ) Militärbündnis Westeuropäische Union (WEU) (=gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik – bis 1988) (Quelle: Wikipedia) 96 Vertrag 2010 ausgelaufen Die Grundlagen der EU wurden vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen, um die Sicherheit und Frieden sowie die wirtschaftliche Verflechtung in Europa zu fördern und dadurch künftigen Militärkonflikten entgegenzuwirken. Zu diesem Zweck wurde auch beschlossen, Binnenzölle abzuschaffen und freien Personen-, Warenund Dienstleistungsverkehr zu ermöglichen (siehe 3 Grundfreiheiten in der EU). Damit alle diese Ideen verwirklicht werden konnten, mussten schrittweise auch einzelne EU-Organe gebildet werden: Europäisches Parlament Sitz in Straßburg, Generalsekretariat in Luxemburg (Legislative) ist mit dem Rat als Gesetzgeber tätig; nimmt in letzter Instanz den Gesamthaushalt an; Europäischer Rat Rat der Europäischen Union Europäische Kommission Sitz in Brüssel Sitz in Brüssel Sitz in Brüssel („Gipfeltreffen“ der Staatsund Regierungschefs und des Präsidenten der EK) (Legislative, in einigen Bereichen Exekutive) (Exekutive) legt allgemeine Ziele und Prioritäten fest; ist mit dem Parlament als Gesetzgeber tätig; sorgt für die Abstimmung der Grundzüge der Wirtschafts- und Sozialpolitik und legt Leitlinien für die Gemeinsame Außenund Sicherheitspolitik (GASP) fest; schließt internationale Verträge wird nicht gesetzgeberisch tätig übt die demokratische Kontrolle über alle EU-Organe aus und benennt die Kommissionsmitglieder unterbreitet dem Parlament und dem Rat Vorschläge für neue Rechtsvorschriften; setzt die EU-Politik um und verwaltet den Haushalt; sorgt für die Einhaltung des EU-Rechts; handelt internationale Verträge aus Gerichtshof der Europäischen Union Europäischer Rechnungshof Europäische Zentralbank Europäische Investitionsbank Sitz in Luxemburg Sitz in Luxemburg (Unabhängiges Kontrollorgan) Sitz in Frankfurt am Main Sitz in Luxemburg (Zentralbank) (Investitionsbank) (Judikative) sichert die Einheitlichkeit der Auslegung europäischen Rechts; ist befugt, in Rechtsstreitigkeiten zwischen EUMitgliedsstaaten, EUOrganen, Unternehmen und Privatpersonen zu entscheiden prüft die ordnungsgemäße Verwendung von Einnahmen und Ausgaben der der EUInstitutionen legt die Währungspolitik der EU fest; sichert die Preisstabilität in der Eurozone (Quelle: Wikipedia) 97 finanziert und fördert Investitionsprojekte; hält die Mehrheit der Anteile am Europäischen Investitionsfonds (EIF) Im Europäischen Rat und im nach Fachressorts aufgeteilten Rat der Europäischen Union (Ministerrat) sind die nationalen Regierungen vertreten, wobei das Europäische Parlament unmittelbar die Unionsbürger repräsentiert. Die Europäische Kommission als Exekutivorgan und der Gerichtshof der Europäischen Union als Rechtsprechungsinstanz sind ebenfalls supranational. Die sechs Gründungsmitglieder gelten als mögliche Integrationsvorreiter bei einer abgestuften Integration (das sog. Europa der zwei Geschwindigkeiten). Mit dem Ziel eines europaweiten Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts arbeiten die EU-Mitgliedstaaten auch in der Innen- und Justizpolitik zusammen. Durch die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik bemühen sie sich auch um ein gemeinsames Auftreten gegenüber Drittstaaten. Die Europäische Union hat Beobachterstatus in der G8, ist Mitglied in der G20 und vertritt ihre Mitgliedstaaten in der WTO (Welthandelsorganisation). Nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 vergrößerte sich die Zahl der EU-Bürger um die rund 16 Millionen neuen Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland. Durch die erste Osterweiterung traten am 1. Mai 2004 zehn Staaten der Europäischen Union bei. Darunter waren acht ehemals kommunistische mittel- und osteuropäische Staaten (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowenien, Slowakei und Ungarn), sowie der Inselstaat Malta und die geografisch zu Asien gehörende Insel Zypern (es wurde faktisch nur der griechische Südteil der Insel aufgenommen). Ab 2007 wurden Rumänien und Bulgarien in die Union aufgenommen, sodass die jetzige EU 27 Mitgliedstaaten zählt. Die Bevölkerung in der Europäischen Union ist damit auf fast eine halbe Milliarde Menschen angewachsen. Belgien (BE) Bulgarien (BG) Dänemark (DK) Deutschland (DE) Estland (EE) Finnland (FI) Frankreich (FR) Griechenland (GR) Irland (IE) Italien (IT) Lettland (LV) Litauen (LT) Luxemburg (LU) Malta (MT) Niederlande (NL) Österreich (AT) Polen (PL) Portugal (PT) Rumänien (RO) Schweden (SE) Slowakei (SK) Slowenien (SI) Spanien (ES) Tschechien (CZ) Ungarn (HU) Vereinigtes Königreich (GB) Zypern (CY) (Quelle: Wikipedia) Für spezielle Gebiete der Mitgliedstaaten der Europäischen Union gelten verschiedene besondere Regelungen. Zur EU gehören die außereuropäischen Gebiete einiger Mitgliedstaaten. Man unterscheidet dabei verschiedene Grade der Integration: Einige europäische Überseegebiete sind nämlich vollständig in die nationale Verwaltungsstruktur der EU einbezogen, da sie als Teil des Mutterlandes angesehen werden. 98 Neben den 23 Amtssprachen der Europäischen Union gibt es noch eine Vielzahl von Regional- und Minderheitensprachen in Europa. Mit der Schweiz wurden mehrere bilaterale Verträge geschlossen, die unter anderem die Personenfreizügigkeit und den Beitritt der Schweiz zu den Abkommen von Dublin und Schengen betreffen. Besondere politische und wirtschaftliche Beziehungen unterhält die EU auch zu mehreren Zwergstaaten in ihrer Nachbarschaft wie Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino und der Vatikanstadt. Die EU ist als supranationaler Zusammenschluss souveräner Staaten zu verstehen, d. h. abweichend von einem Staatenbund haben die EU-Institutionen keine vergleichbare Kompetenz. Die EU-Organe dürfen also nur begrenzt in den Bereichen handeln, die in den Gründungsverträgen angegeben sind. Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat deswegen in 1993 den neuen Begriff Staatenverbund zur staatsrechtlichen Charakteristik der EU verwendet. Da die EU seit Dezember 2009 die Rechtspersönlichkeit erworben hat, kann sie als Völkerrechtssubjekt in eigenem Namen (aufgrund einer einstimmigen Zustimmung des Rats für Auswärtige Angelegenheiten) internationale Verträge und Abkommen unterzeichnen sowie über den Europäischen Auswärtigen Dienst diplomatische Beziehungen mit anderen Staaten aufnehmen. Zu den supranationalen Bereichen der EU-Politik zählen u. a. der Europäische Binnenmarkt, die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion , die Zollunion, die Forschungs- und Umweltpolitik, das Gesundheitswesen, der Verbraucherschutz, Bereiche der Sozialpolitik sowie der Raum der Freiheit (einschl. der Sicherheit und des Rechts, der Aspekte der Innen- und Justizpolitik), ebenfalls die Einwanderungspolitik, die justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen und die polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen. 2007 2010 2013 2016 2019 Vorsitz im Europäischen Rat (bis 2009) und im Rat der Europäischen Union Jahr, Land (1. Halbjahr, 2. Halbjahr) Deutschland, Portugal 2008 Slowenien, Frankreich 2009 Tschechien, Schweden Spanien, Belgien 2011 Ungarn, Polen 2012 Dänemark, Zypern Irland, Litauen 2014 Griechenland, Italien 2015 Lettland, Luxemburg Niederlande, Slowakei 2017 Malta, Vereinigtes Königreich 2018 Estland, Bulgarien Österreich, Rumänien 2020 Finnland, Deutschland (Quelle: Wikipedia) Europäisches Parlament ist der zweite Teil der EU-Legislative. Seit 1979 werden Abgeordnete alle fünf Jahre direkt von den Bürgern der Mitgliedstaaten gewählt. Das Europäische Parlament hat zwei Tagungsstätten, in Brüssel und in Straßburg. 99 Europäische Kommission hat vornehmlich exekutive Funktionen, jedoch ist sie auch an der Legislative beteiligt: sie schlägt Rechtsakte (Richtlinien, Verordnungen, Beschlüsse) vor. Parlament und Rat können diese Vorschläge hinterher frei abändern. Als Exekutivorgan sorgt die Kommission für die korrekte Ausführung der europäischen Rechtsakte, die Umsetzung des Haushalts und der beschlossenen Programme. Sie überwacht auch die Einhaltung des Europarechts und erstattet gegebenenfalls Klage vor den EUGerichten. Die EK besteht nun aus 27 Kommissaren, von denen je einer aus jedem Mitgliedstaat kommt. Ihre Ernennung erfolgt für fünf Jahre mit qualifizierter Mehrheit durch den Europäischen Rat. Die Kommission ist ein von den Mitgliedstaaten unabhängiges supranationales Organ der EU. Eine besondere Funktion nimmt der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik ein, der sowohl Mitglied der Europäischen Kommission als auch Vorsitzender im Rat für Auswärtige Angelegenheiten ist. Europäische Zentralbank bestimmt seit dem 1. Januar 1999 die europäische Geldpolitik. Die Bank ist politisch unabhängig: Ihr Direktorium wird vom Europäischen Rat ernannt. Im Rahmen des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB, auch Zentralbankrat) legt die EZB die Leitzinsen für den Euroraum fest. Gerichtshof der Europäischen Union Der Europäische Gerichtshof (EuGH) ist das oberste Gericht der Europäischen Union. Neben dem Europäischen Gerichtshof existiert seit 1989 noch das ihm vorgeschaltete Europäische Gericht (ursprünglich Europäisches Gericht erster Instanz). Beide Instanzen bestehen aus mindestens je einem Richter pro Mitgliedstaat. Europäischer Rechnungshof wurde 1975 geschaffen und ist zuständig für die Rechnungsprüfung sämtlicher Einnahmen und Ausgaben der Union und für die Kontrolle der Haushaltsführung. EU-Symbole Die Europäische Union verfügt über eine Flagge und Hymne. Die auf der Flagge verwendete Symbolik sind zwölf Sterne, deren Zahl jedoch nichts mit der Anzahl der Mitgliedstaaten zu tun hat. Es gibt zwölf Sterne, weil die Zwölf traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit ist, wie z. B. die Anzahl israelischer Stämme, der zwölf Söhne Jakobs, der Stunden des Tages und der Monate des Jahres sowie der Apostel Christi. Die Flagge bleibt folglich ungeachtet künftiger Erweiterungen der Union unverändert. Dem persönlichen Zeugnis von Vittorio Pons (Autor des Konzepts der einheitlichen europäischen Währungseinheit, ECU genannt) nach, sei Paul Levy, damals Direktor des Informations- und Pressedienstes im Europarat, in 1955 an einer Marienstatue mit einem Sternenkranz (die sog. Mondsichelmadonna) vorbeigekommen. Durch die Sonne beschienen, leuchteten die goldenen Sterne vor dem blauem Himmel, wodurch er zu seinem Vorschlag für das EU-Symbol inspiriert wurde. Zudem der 8. Dezember, an dem der Ministerrat die Flagge beschlossen hat, ist im Kirchenkalender der Festtag der Unbefleckten Empfängnis Marias. 100 Der Begründer der Paneuropa-Bewegung Richard Nikolaus Graf von CoudenhoveKalergi schlug 1955 Beethovens Vertonung der Ode an die Freude von Friedrich Schiller als neue Europäische Hymne vor. Seit 1972 ist die Melodie offizielle Hymne des Europarats. Auch zu sonstigen feierlichen Anlässen (z. B. zum Jahresende) wird das Stück gerne gespielt. Auf Bitte des Europarates arrangierte Herbert von Karajan drei Instrumentalversionen. Seine Instrumentalversion ist seit 1985 die offizielle Hymne der Europäischen Union. Vokabeln die Ausgaben – výdaje die Einnahmen – příjmy der Gerichtshof (-es, “-e) – soudní dvůr die natürliche Person – fyzická osoba die Haushaltsführung (-, 0) – péče o rozpočet der Haushalt (-s, -e) – domácnost; ekonomika, hospodaření die Staatengemeinschaft (-, -en) – společenství států die Tagungsstätte (-,-en) – místo rokování das Gericht (-es, -e) – soud die Rechtsperson (-,-en) – právnická osoba das Völkerrechtssubjekt (-es,-e) – subjekt mezinárodního veřejného práva der Staatshaushalt (-s, 0) – státní rozpočet der Staatenbund (-es, -e) – uskupení států Beantworten Sie folgende Fragen (1) Welche Europäische Gemeinschaften gab es in der ersten Phase des europäischen Einigungsprozesses? (2) Ist die Europäische Union ein Staat oder ein Staatenbund (Föderation)? (3) Was versteht man unter dem Begriff Eurozone? (4) Welche sind die Aufbauprinzipien der EU und wie ist die Symbolik der EU zustande gekommen? (5) Welche EU-Institutionen gibt es und welche Aufgaben erfüllen sie? Übungen 1. Kombinieren Sie die folgenden Präfixe und Verben (wenn möglich) und übersetzen Sie die einzelnen Ausdrücke be- über- aus- um- an- auf- ab- tragen – antworten – fragen – schaffen – bilden – bauen – schreiben – gehen – 101 22. Wirtschafts- und Sozialpolitik der EU-Länder. Ethnische u. a. Minderheiten 22.1 Überfluss, Konsum und Umwelt In den entwickelten Industrienationen des euro-atlantischen Raumes hat sich allmählich die Konsum- und Überflussgesellschaft etabliert. Überflussgesellschaft ist ein Begriff für die allgemeine Situation in der modernen Industriegesellschaft und auch für ihre sozialen Probleme, den der US-amerikanische Sozialwissenschaftler John Kenneth Galbraith ( Gesellschaft im Überfluss.) eingeführt hat. Die Überflussgesellschaft kann man dadurch charakterisieren, dass „sich das wirtschaftliche Handeln des Einzelnen nicht mehr an der Deckung seiner tatsächlichen Bedürfnisse orientiert und er die Güter nicht mehr in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit erwirbt.“ (Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009) Mit anderen Worten, die Konsumgüternachfrage muss man um jeden Preis stimulieren, damit die Produktionskapazitäten ausgelastet sind und der bestehende Wirtschaftskreislauf erhalten bleibt. Dadurch werden die Arbeitsplätze gesichert und das verdiente Geld kann wiederum ausgegeben werden: der Teufelskreis schließt sich. Es müssen verschiedene Werbekampagnen gestartet werden, um beim Verbraucher neue Bedürfnisse zu wecken. Galbraith sieht dann den Kern des sozialen Problems der Überflussgesellschaft in der „Diskrepanz zwischen ´privatem Reichtum´ und ´öffentlicher Armut´”. Seine Theorie ist jedoch nicht ganz haltbar, denn man kann nicht generell von der öffentlichen Armut sprechen: die nicht wenigen Arbeitslosen, Obdachlosen und Sozialhilfeempfänger können doch durch staatliche Transferzahlungen überleben. Dies war mindestens bis zum Beginn der weltweiten Finanzkrise in 2009 gültig, seit der Zeit hat sich einiges geändert und angesichts der leeren Staatskassen wird überall in den entwickelten Gesellschaften gespart – leider zum Teil auch an sozialen Leistungen gegenüber den Bedürftigen. Mit dem Begriff Konsumgesellschaft (Ende der 1960er Jahre in deutscher Alltagssprache auch Wegwerfgesellschaft genannt) bezeichnet man meist abwertend die Konsumorientierung der westlichen Industriegesellschaft, die sich kaum mehr von individuellem sowie gesellschaftlichem Konsum entledigen kann. Die sich am wirtschaftlichen Erfolg orientierende Gesellschaft misst den sozialen Status ihrer Angehörigen an deren durch Konsum demonstriertem Reichtum. Daraus ergeben sich dann negative soziale und sozialpsychologische Konsequenzen wie die „Überschwemmung des Marktes mit immer neuen Produkten unabhängig vom Bedarf und der Zahlungsfähigkeit“. (HABERMEYER, Wolfgang, Konsumgesellschaft. Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009) Es lässt sich auch die damit verbundene starke Belastung der Umwelt nicht übersehen, die sich durch die einseitige ökonomische Ausrichtung der Gesellschaft entwickelt. Zerstörerische Folgen des konsumistischen Verhaltens kann man ebenfalls im sozialen Bereich feststellen, u. a. seine negative Auswirkung auf die Kindererziehung oder das Sexualleben. Kritik an dieser konsumorientierten Haltung wird sowohl von links als auch von rechts geübt. Es ist wohl überflüssig, die Konsequenzen der unseeligen extremen sozialistischen 102 und kommunistischen Politik zu erwähnen, die auf das Kommunistische Manifest von Karl Marx aus dem Jahre 1848 zurückgeht und die ca. 30 Millionen von Toten, ermordeten in kommunistischen Gefängnissen zur Folge hatte. Eine neue linke Ideologie ist die GrünenDoktrine, die nach ein paar Jahren ihres Bestehens ebenfalls unheimliche Konsequenzen verzeichnet hat: in Tschechien z. B. drohende Erhöhung der Strompreise infolge des massenhaften Fotovoltaik-Wahns, Reduzierung der angebauten Flächen nützlicher Pflanzen vorrangig auf Raps für die überflüssige Benzin-Beimengung usw. (vgl. KLAUS, Václav, Modrá, nikoli zelená planeta.) Eine Alternative bietet seit 1891 die bis heute gültige Enzyklika (=Rundschreiben) Rerum Novarum von Papst Leo XIII., die keinen Zweifel darüber lässt, dass die soziale Gerechtigkeit ohne Moral und Gewissen nicht zu erreichen ist. Die heutige westliche Wohlstandsgesellschaft kommt neulich mühsam zur Erkenntnis, dass es den Wohlstand ohne Arbeit, die Kenntnisse ohne Charakter, den Handel ohne Moral, die Wissenschaft ohne Humanität und den Genuss ohne Verantwortung für die Dauer nicht geben kann (vgl. JAJTNER, Pavel, Eroze křesťanských hodnot a její reflexe v politice). Detailierte Ausführungen zum Thema der wahrhaftig humanen Weiterentwicklung der Menschheit findet man ebenfalls in der sozial orientierten Enzyklika von Papst Benedikt XVI. Die Liebe in der Wahrheit (Caritas in veritate), die kurz vor dem G8-Weltwirtschaftsgipfel im Juli 2009 veröffentlicht wurde. 22.2 Förderung der EU-Integrität Die alten EU-Länder, verwachsen im Modell der Überflussgesellschaft, streben nun eine sozialpolitische Stabilität an, da bei den zur EU neu beigetretenen Ländern, besonders Bulgarien und Rumänien, ein Nachholbedarf besteht. Damit eine Angleichung des wirtschaftlichen Niveaus aller Mitgliedsländer erreicht werden kann, gibt es diesbezüglich Subventionen und Förderungsprojekte. Dabei werden selbst die alten EU-Länder mit den sich aus der ungünstigen demographischen Entwicklung ergebenden Problemen konfrontiert und zu Sparmaßnahmen gezwungen. Ebenfalls die Probleme mit der gemeinsamen Währung innerhalb der Eurozone (v. a. in Griechenland, Spanien und Portugal) bedeuten eine Drohung für die Stabilität der gesamten EU. Zur Förderung der Entwicklung im Wirkungsbereich der Nichtregierungsorganisationen gibt es seitens der EU auch eine bedeutende finanzielle Unterstützung. Die EU-Mittel können diese Nonprofit-Organisationen, die sonst aus staatlichen Subventionen, Spenden, Sponsoring sowie Verkauf von Waren ihre Finanzmittel beziehen, in Anspruch nehmen. Man muss allerdings zuerst passende Projekte erarbeiten und dann die EU-Mittel in einem komplizierten Verfahren beantragen. Daneben gibt es wichtige finanzielle Quellen in Form von Struktur- und Kohäsionsfonds. Die beiden Fonds stellen wichtige Finanzierungsinstrumente zur Annäherung der unterschiedlichen Entwicklungsstufen einzelner Mitgliedsstaaten dar. Der eine Strukturfonds – der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) – ist zur Zeit wohl der wichtigste: seit 35 Jahren dient er zur Finanzierung von Infrastrukturen sowie von Unternehmen (gezielte Unterstützung der Beschäftigung). Der andere – der 103 Europäische Sozialfonds (ESF) – dient etwa 50 Jahre lang zur Umsetzung der Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit und zur Eingliederung der benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Knapp 20 Jahre gibt es den Kohäsionsfonds, der soziale, territoriale und wirtschaftliche Konvergenz beschleunigen soll. Diesen Fonds können Länder mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter 90 % des EU-Durchschnitts und mit dem Defizit von höchstens 3 % des nationalen BIP erwerben. Die EU, die ihren Prinzipien der Freizügigkeit von Kapital, Waren und Personen gerecht werden will und soll, hat nicht nur mit einem unerschiedlichen Wirtschaftsniveau und Sozialstatus einzelner Mitgliedsstaaten zun tun, sondern auch mit Problemen der Integration verschiedener ethnisch-kultureller Minderheiten wie Roma und Asylbewerber aus anderen Kulturkreisen, die längst oder vor kurzem aus verschiedenen Entwicklungsländern immigriert sind. Diesbezüglich arbeitet man in der EU mit dem Multikulturalismus-Konzept (siehe Kapitel 22). Um dem Prinzip der Personenfreizügigkeit nachzukommen, musste man ebenfalls im Bereich Ausbildung und Forschung Voraussetzungen für eine Freizügigkeit der Studenten schaffen, indem man europaweit einheitliche Standards für Ausbildung eingeführt hat. Dies hat in dem sog. Bologna-Prozess einen Niederschlag gefunden (siehe Kapitel 7). Diesem Ziel soll z. B. auch das Erasmus-Programm dienen (bis 2006 trug es den Namen Sokrates-Programm). Es handelt sich um ein Programm der Europäischen Union, das in 1987 durch einen Beschluss des EWG-Ministerrates gegründet wurde. Dadurch soll die Zusammenarbeit von Hochschulen innerhalb der EU und von anderen europäischen Ländern (Norwegen, Island, Liechtenstein, Schweiz) sowie die Mobilität der Studenten und Dozenten gefördert werden. Erasmus (nach dem humanistischen Gelehrten Erasmus von Rotterdam benannt) ist ein Akronym für European Region Action Scheme for the Mobility of University Students. Das Projekt ist auf der Anerkennung von Studienleistungen im Ausland anhand des European Credit Transfer Systems (ECTS) aufgebaut und schließt die finanzielle Unterstützung von Austauschstudenten ein. Es können Studienaufenthalte, Auslandspraktika während des Studiums, Lehraufenthalte sowie Fortbildung von allgemeinem Hochschulpersonal gefördert werden. Zu Europas Bildungsprogrammen zählt ebenfalls Leonardo da Vinci, also das Programm der Europäischen Union für die berufliche Aus- und Weiterbildung. Es unterstützt länderübergreifende Zusammenarbeit in diesem Bereich, denn es fördert Auslandsaufenthalte zum beruflichen Lernen und entwickelt in europäischen Partnerschaften innovative Zusatzqualifikationen. 22.3 Ethnische Minderheiten Die in Europa sowie auf allen anderen Kontinenten meist verbreitete ethnischkulturelle Minderheit sind Bevölkerungsgruppen der Roma. Im deutschsprachigen Raum benutzt man überwiegend die Bezeichnung "Sinti und Roma". Diese Bezeichnung dient als Oberbegriff für mehrere miteinander verwandte Bevölkerungsgruppen, die ursprünglich aus 104 Indien stammen und sich ab dem 14. Jahrhundert bis nach Europa und Nordafrika ausbreiteten. Der noch bis vor kurzem verwendete Begriff Zigeuner hat eine lange Geschichte, heute wird er jedoch zum Teil für abwertend gehalten. Besonders wegen der nationalsozialistischen Belastung dieses Begriffs wurde er vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma abgelehnt. Ganz entgegengesetzter Meinung ist die Sinti Allianz Deutschland, die das Wort Zigeuner neben Sinti auch als Eigenbezeichnung akzeptiert. „Exemplarisch ist eine jüngere Aussage der Europäischen Kommission, nach der es den Gepflogenheiten bei EU-Strategiepapieren und Diskussionen entspreche, den Ausdruck ,Roma´ selbst auf Fälle anzuwenden, in denen Roma es sind, die von ,Zigeunern´ (bzw. mit deren nichtdeutschen Pendants von ,Gypsies´, ,Gitanos´, ,Gitans´ usw.) sprechen.“ (Wikipedia) Auf den offiziellen Webseiten der Europäischen Kommission heißt es: „Die Verwendung des Ausdrucks Roma geschieht somit keinesfalls in der Absicht, die große Vielfalt der verschiedenen Romagruppen und dazugehörigen Gemeinschaften zu leugnen oder etwa Klischees zu fördern. Seit mehr als tausend Jahren sind die Roma Bestandteil der europäischen Zivilisation. Heute sind die Roma mit einer geschätzten Bevölkerungsanzahl von 10-12 Million Personen die größte ethnische Minderheit Europas und in allen 27 EU-Mitgliedstaaten beheimatet. Die meisten Roma sind EU-Bürger. Ihre Lage wird jedoch durch hartnäckige Diskriminierung und soziale Ausgrenzung charakterisiert. Roma sind Armut, Arbeitslosigkeit, Stereotypen und Vorurteilen ausgesetzt.“ (Homepage der Europäischen Kommission, Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit. Die EU und die Roma ) Diese Bemühung um eine neue sprachliche Konvention wurde allerdings nur begrenzt erfolgreich: das Wort Zigeuner wurde im öffentlichen Gebrauch nicht ganz abgelöst, da nicht das Wort selbst, sondern die Absicht des Sprechers für entscheidend gehalten wird. Vokabeln anhand – na základě, podle aufgebaut – postaven, vystavěn, vybudován allgemein – (vše)obecný, (vše)obecně beschleunigen – urychlit der Beschluss (-es, -“e) – závěr das Bruttoinlandsprodukt (-es, -e) – hrubý domácí produkt der Bedarf (-s, 0) – potřeba, potřeby die Belastung (-, -en) – zatížení anwenden – použít, aplikovat das Bildungsprogramm (-es, -e) – vzdělávací program ausbreiten – šířit, rozšiřovat das Ausland (-s, 0) – zahraniční der Aufenthalt (-s, -e) – pobyt die Alltagssprache (-, -n) – běžně mluvená řeč europaweit – celoevropský, celoevropsky die Absicht (-, -en) – záměr, úmysl die Armut (-, 0) – chudoba die Arbeitslosigkeit (-, 0) – nezaměstnanost länderübergreifend – přeshraniční jedoch – však die Weiterbildung (-, 0) – další vzdělávání wirtschaftlich – hospodářský, hospodářsky wichtig – důležitý, důležitě der Zentralrat (-es, 0) – ústřední rada der Fall (-s, -“e) – pád, případ beheimatet – zdomácnělý, domovský der Gebrauch (-s, 0) – (po)užití der Mitgliedsstaat (-es, -en) – členský stát während – během unterstützen – podporovat leugnen – popírat, popřít die Partnerschaft (-, -en) – partnerství stammen – pocházet die Wegwerfgesellschaft(-, 0) – společnost vyhazující věci po částečném upotřebení der Roma (-, -) – Rom der Zigeuner (-s, -) – cikán das Vorurteil (-s, -e) – předsudek 105 die Aussage (-, -en) – výpověď die Angelegenheit (-, -en) – záležitost der Ausdruck (-s, -“e) – výraz ablehnen – odmítat, odmítnout abwertend – pohrdavý begrenzt erfolgreich – omezeně úspěšný der Bestandteil (-s, -e) – součást die Bemühung (-, -en) – námaha, úsilí entgegengesetzt – protikladný (-ě) ethnisch – etnický, etnicky die Gemeinschaft (-, -en) – společenství geschätzt –(o)ceněný, oceňovaný;odhadovaný besonders – (ob)zvlášť der EU-Bürger (-s, -) – občan EU die Geschichte (-, -en) – historie; příběh, historka die Beschäftigung (-, -en) – zaměstnání die Chancengleichheit (-, -en) – rovnost příležitostí hartnäckig – tvrdošíjný (-ě), tvrdohlavý (-ě) geschehen (-a, i. –e-) – stát se, udát se der Durchschnitt (-s, -e) – průměr sich handeln um – jednat se o der Bereich () – oblast beruflich – profesní, profesně entscheidend – rozhodující die Entwicklung (-, 0) – vývoj, rozvoj die Drohung (-, -en) – hrozba die Forschung (-, -en) – výzkum diesbezüglich – v tomto ohledu Maßnahme (-, -en) – opatření Nonprofit-Organisation (-, -en) – nezisková organizace das Gewissen (-s, 0) – svědomí die Dauer (-, 0) – trvání in Anspruch nehmen – nárokovat benachteiligt – znevýhodněný beantragen – zažádat, požadovat die Eingliederung (-, 0) – začlenění die Finanzmittel (Pl.) – finanční prostředky das Verfahren (-s, -) – postup, řízení erwähnen – zmínit (se) erreichen – dosáhnout, zasáhnout die Kenntnis (-, se) – znalost die Beimengung (-, -en) – přimísení, příměs die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) – Evropské hospodářské společenství der Kulturkreis (-es, -e) – kulturní okruh der Fonds (-, -) – fond die Ausrichtung (-, -en) – zaměření Fotovoltaik-Wahn (-s,0)– fotovoltaický přelud, klam die Folge (-, -n) – následek die Gesellschaft (-, -en) – společnost entledigen – zbavit, zbavovat die Zahlungsfähigkeit (-,0)– platební schopnost übersehen (a, h. –e-) – přehlédnout verschieden – různý, odlišný fördern – podporovat keinesfalls – v žádném případě die Minderheit (-, en) – menšina die Eigenbezeichnung (-, -en) – vlastní označení das Klischee (-s, -s) – klišé verwenden – (po)užít, (po)užívat das Wort (-es, -“er) – slovo die Konsumgesellschaft (-, -en) – konzumní společnost die Erkenntnis (-, -se) – poznatek verwandt – příbuzný, spřízněný vor kurzem – před krátkou dobou, nedávno die 1960er Jahre – 60. léta 20. století öffentlich – veřejný, veřejně der Sprecher (-s, -) – mluvčí selbst – sám, sama, samo (osobně) der Oberbegriff (-s, -e) – nadřazený pojem sondern – nýbrž sowie – jako(ž) i, stejně jako der Weltwirtschaftsgipfel (-s, -) – světový summit die Menschheit (-, 0) – lidstvo das Niveau (-s, -s) - úroveň überwiegend – převážný, převážně zählen zu – patřit k schaffen – vytvořit; stihnout, zvládnout die Voraussetzung (-, -en) – předpoklad die Zusammenarbeit (-, -en) – spolupráce die Personenfreizügigkeit (-,0) – volný pohyb osob der Wirkungsbereich (-s, -e) – oblast působnosti die Nichtregierungsorganisation (-, -en) – nevládní die organizace die die Gerechtigkeit (-, 0) – spravedlnost die Verantwortung (-, 0) – (z)odpovědnost die Wissenschaft (-, -en) – věda die Spende (-, en) – dar die Vielfalt (-, 0) – různorodost, mnohotvárnost verwachsen sein – být srostlý/ vrostlý der Überfluss (-es, 0) – nadbytek die Überschwemmung (-, 0) – zaplavení, zahlcení die Subvention (-, -en) – subvence, podpora die Wahrheit (-, 0) – pravda die Währung (-, -en) – měna vorrangig – přednostně der Teufelskreis (-es, 0) – začarovaný kruh der Raps (-es, 0) – řepka überflüssig – nadbytečný, nadbytečně ungünstig - nepříznivý, nepříznivě der Reichtum (-s, 0) – bohatství zerstörerisch – ničivý, ničivě der Strompreis (-es, -e) – cena proudu (elektřiny) der massenhaft – masový, masově infolge – následkem seitens – ze strany das Gefängnis (-ses, -se) – vězení das Bestehen (-s, 0) – trvání, existence unheimlich – hrozivý (ě), příšerný (ě) 106 Beantworten Sie folgende Fragen (1) Was versteht man unter Überflussgesellschaft? (2) Welche Alternative gibt es zur Konsumgesellschaft? (3) Wodurch wird die EU-Integrität gefördert? (4) Welche sind die drei Grundfreiheiten in der EU? (5) Wozu dienen die Programme Erasmus und Leonardo da Vinci? (6) Wie sieht die Minderheitenpolitik der EU aus? Übungen 1.Bilden Sie sinnvolle Sätze (1) In – die entwickelten Industrienationen – der euro-atlantische Raum – hat sich etabliert – die Konsum- und Überflussgesellschaft – allmählich. (2) Mit – der Begriff Konsumgesellschaft – bezeichnet man abwertend – meist – die Konsumorientierung – die westliche Industriegesellschaft. (3) Die – in Europa – meist verbreitet – ethnisch-kulturelle Minderheit – sind Bevölkerungsgruppen – die Roma. (4) Zu – Förderung – die Entwicklung in – Wirkungsbereich der Nichtregierungsorganisationen – seitens der EU – auch eine bedeutende finanzielle Unterstützung – es gibt. (5) Seit – mehr als tausend Jahren – sein – die Roma – Bestandteil – die europäische Zivilisation. (6) Die Enzyklika Rerum Novarum – von Papst Leo XIII. – darüber lassen – kein Zweifel – dass – ohne Moral und Gewissen – die soziale Gerechtigkeit – nicht sein – zu erreichen. 23. Migration und Multikulturalismus. Asylbewerber und Asylverfahren 23.1 Migration und die europäische Identität Migration ist eine Erscheinung, die es seit Menschengedenken gibt. Parallel dazu hat es auch immer Einschränkungen für Neuankömmlinge gegeben. Erst durch die Gründung des EU-Staatenverbundes gibt es zum ersten Mal in der Geschichte ein garantiertes Recht auf Freizügigkeit der Personen innerhalb dieses Staatengebildes. Allerdings vorausgesetzt, dass solche Personen gemeinsame europäische Kulturwerte teilen. Neulich versuchten einige, besonders linksorientierte EU-Politiker davon abzusehen und die europäische Identität auf der Pluralität der Kulturen, auf deren Nebeneinander aufzubauen. Mit anderen Worten, wollten sie mit den traditionellen Kulturwerten Europas zugunsten eines MultikultiExperiments brechen. (Hierzu siehe auch Kapitel 15.1 Wesen der Zivilisation) 107 Multikulturalismus ist der Oberbegriff für sozialphilosophische Theorien, die auf die Kulturpolitik in der Praxis der jeweiligen EU-Länder einwirken. Multikulturalisten wollen die öffentliche Anerkennung kultureller Unterschiede und deren staatlichen Schutz durchsetzen. Multikulturalismus anerkennt also nicht die Existenz einer dominanten Nationalkultur. Sie sehen das Ziel ihrer Bemühungen in einer multikulturellen Gesellschaft, in der es keinen staatlichen Druck zur Assimilation geben soll. Die ethnischen und kulturellen Gruppen sollen aufgrund des gegenseitigen Verständnisses und der gegenseitigen Toleranz nebeneinander existieren und alle sollen als gleichberechtigt gelten. Mögliche Konflikte sollen dann durch eine sogenannte „interkulturelle Erziehung“ minimiert werden. Als Zielgruppen der Multikulti-Politik werden Ethnien wie Roma und Sinti oder Religionsgruppen wie der Islam betrachtet. Befürworter des Multikulturalismus unterstützen auch entsprechende AntiDiskriminierungs-Gesetze. In der letzten Zeit setzen sich aber auch entgegengesetzte Meinungen und Taten in ganz Europa durch und erreichen sogar die höchsten Etagen der Staatspolitik einzelner EULänder: vgl. z. B. den scharfen Meinungswechsel zwischen dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy und dem Europarat-Vorsitzenden Barroso um die Abschiebung der Roma rumänischer Herkunft aus Frankreich im Sommer 2010 oder die politische Entwicklung in Deutschland. Hier kritisierte das ehemalige Vorstandsmitglied der Bundesbank Thilo Sarrazin die gescheiterte Politik des Multikulturalismus, u. a. in seinem Buch Deutschland schafft sich ab. Daraufhin musste auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel zugeben, dass die Multikulti-Politik in Deutschland gescheitert sei. Zugleich versicherte sie: "Wir fühlen uns dem christlichen Menschenbild verbunden, das ist das, was uns ausmacht." Wer das nicht akzeptiere, "der ist bei uns fehl am Platz." (Spiegel- Online, 13.11.2010) Nicht viel später sah sich auch der britische Premier David Cameron gezwungen, die Multikulti-Politik für gescheitert zu erklären. Ebenfalls der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer stellte fest, dass Deutschland kein Zuwanderungsland sei. Er stellte auch einen Sieben-Punkte-Plan zur Integration vor und betonte, dass der voraussichtliche Fachkräftemangel in Deutschland "kein Freibrief für ungesteuerte Zuwanderung sein" kann. Seehofer hob hervor: "Wir als Union treten für die deutsche Leitkultur und gegen Multikulti ein - Multikulti ist tot." (SpiegelOnline, 13.11.2010) Somit stellten sich die beiden deutschen Spitzenpolitiker letztendlich an die Seite des ehemaligen Kandidaten zum EU-Kommissar Rocco Buttigliones, der zur Europa-Identität bereits vor wenigen Jahren erklärte: „Unsere gemeinsame europäische Identität entsteht, wenn wir die Vision anerkennen: Ein Europäer ist ein Mensch, der Sokrates, ebenso wie Jesus verinnerlicht hat. Ein Mensch, der nichts über Christus und nichts über Sokrates wissen will, ist kein Europäer. Wir sind Europäer, weil wir diese Geschichte haben. Gerade im Zeitalter, in welchem alle Ideologien zugrunde gegangen sind, sind wir auf unsere Geschichte angewiesen, um unsere Identität zu verstehen. Was finden wir dort? Das Griechentum und das Christentum.“ (BUTTIGLIONE) Freizügigkeit von Unionsbürgern ist durch das sog. Freizügigkeitsgesetz (Gesetz über die allgemeine Freizügigkeit von Unionsbürgern ) von 2004 geregelt. Es regelt die Einreise und den Aufenthalt von Staatsangehörigen anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Unionsbürger) und ihrer Familienangehörigen. EU-Bürger haben in der 108 Europäischen Union ein Recht „auf Ausreise aus ihrem Herkunftsmitgliedstaat und auf Einreise und Aufenthalt im Aufnahmemitgliedstaat, wenn sie im Aufnahmemitgliedstaat als Arbeitnehmer oder Selbstständige im Wirtschaftsleben erwerbstätig oder auf Arbeitssuche sind.“ (Wikipedia) Andere EU-Bürger haben dieses Recht dann, wenn sie im Aufnahmemitgliedstaat über ausreichende Existenzmittel wie auch ausreichenden Krankenversicherungsschutz verfügen. Solche Unionsbürger erhalten eine amtliche Freizügigkeitsbescheinigung, welche ihr Aufenthaltsrecht dokumentiert. 23.2 Asylverfahren Gründe für eine Flucht aus eigenem Heimatland und zum Ersuchem um Asyl sind verschieden. Asylbewerber (auch Asylwerber oder Asylsuchende) sind Personen, die in einem fremden Land um Aufnahme ersuchen, um Schutz vor Verfolgung zu finden. Man unterscheidet zwischen einem Asylbewerber (Person mit einem laufenden Asylanerkennungsverfahren) und einem Asylberechtigten oder anerkanntem Flüchtling (amtlich bereits anerkannter Asylbewerber). Der Begriff Asylant wird großteils abgelehnt, weil er für abwertend gehalten wird. Der Staat prüft dann in einem Asylverfahren, ob ein Asylanspruch tatsächlich vorliegt, ob es sich bei den Antragstellenden um Flüchtlinge im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention handelt. Flüchtling wurde als Person definiert, die „aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt…“ (Wikipedia) In Deutschland ist der Ablauf des Asylverfahrens im Asylverfahrensgesetz (AsylVfG) festgeschrieben und in anschließenden Bestimmungen sind seit 1993 die sozialen Leistungen für Asylbewerber geregelt. Politisch Verfolgte erhalten nach Artikel 16a des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland Asyl, soweit sie nicht aus der EU oder einem sogenannten sicheren Drittstaat kommen (alle an Deutschland angrenzenden Staaten gelten als sichere Drittstaaten). Andere Personen werden abgeschoben, wenn keine Gefahr für Leib und Leben der Asylsuchenden in ihrem Heimatland vorliegt, denn dann gelten die Asylanträge als unbegründet. Von einer Abschiebung der Betroffenen wird natürlich abgesehen, solange solche Abschiebungshindernisse bestehen. Vokabeln außerhalb – mimo, vně gegenseitig – vzájemný, vzájemně das Grundgesetz (-es, -e) (GG) – německá ústava (doslova: Základní zákon) der Asylberechtigte (-n, -n) – osoba s právem azylu das Asylverfahren (-s, -) – azylové řízení das Asylverfahrensgesetz (-es, -e) (AsylVfG) – zákon o azylovém řízení festschreiben – stanovit der Betroffene (-en, -en) – postižený, dotčený der sichere Drittstaat (-es, -en) – bezpečný třetí stát prüfen – zkoušet, zkoumat anerkennen – uznat der Asylsuchende (-n, -n) – uchazeč/ žadatel o azyl der Asylbewerber (-s,-) – žadatel o azyl der Flüchtling (-s, -e) – uprchlík das Abschiebungshindernis (-es, -e) – překážka vyhoštění prüfen – zkoušet, zkoumat das Zivilgesetzbuch (-es, “-er) – občanský zákoník das Strafgesetzbuch (-es, “-er ) – trestní zákoník 109 der Asylantrag (-s, “-e) – žádost o azyl der Asylanspruch (-s, “-e) – nárok na azyl der Aufnahmemitgliedsstaat (-es, -en) – přijímající členský stát der Aufenthalt (-es, -e) – pobyt ausreichen – vystačit anschließend – návazný (ě), následný(ě) (sich) abschaffen – rušit (se), likvidovat (se), odstranit gemeinsam – společný, společně der Ablauf (-s, “-e) – průběh, uplývání der Arbeitnehmer (-s, -) – zaměstnanec erklären – vysvětlit, objasnit; deklarovat, prohlásit die Erscheinung (-, -en) – jev, zjev entgegengesetzt – protikladný, protikladně erreichen – dosáhnout, (do)stihnout die Freizügigkeit der Unionsbürger – volný pohyb občanů Unie festschreiben (ie., h. ie) – zapsat, ustanovit tatsächlich – skutečně amtliche Freizügigkeitsbescheinigung – úřední osvědčení o volném pohybu/ přestěhování die Einreise (-, 0) – příjezd der Fachkräftemangel (-s, 0) – nedostatek odborníků der Kulturwert (-es, -e) – kulturní hodnota regeln – řídit, regulovat die Einschränkung (-, -en) – omezení das Sozialgesetzbuch (-es, “-er) – sociální zákoník die Religion (-, -en) – náboženství die Verfolgung (-, 0) – pronásledování das Zeitalter (-s, -) – období, doba, éra das Heimatland (-es, 0) – vlast selbstständig – samostatný unbegründet – neodůvodněný zugrunde gehen – zhynout, zaniknout ungesteuert – neřízený, neřízeně das Zuwanderungsland (-es, “-er) – přistěhovalecká země der Oberbegriff (-es, -e) – nadřazený pojem gescheitert – ztroskotaný, ztroskotavší, zkrachovalý Gefahr für Leib und Leben – nebezpečí pro život a zdraví soziale Leistungen – sociální úsluhy/ služby rechtmäßig – podle práva, právně solange – pokud, dokud die Verfassung (-, 0) – ústava der Familienangehörige (-n, -n) – rodinný příslušník der Freibrief (-s, -e) – bianco oprávnění die Arbeitssuche (-, 0) – hledání práce der Meinungswechsel (-s, 0) – výměna názorů zugunsten – ve prospěch der Neuankömmling (-s, -e) – nově příchozí Beantworten Sie folgende Fragen 1. 2. 3. 4. 5. 6. Was versteht man unter dem Begriff Multikulturalismus? Sind die Ziele der Multikulti-Politik erreicht worden? Wie wird heutzutage die Identität Europas verstanden? Wie sieht das Asylverfahren mit Asylsuchenden in den EU-Ländern aus? Welche Personen werden rechtmäßig für Asylberechtigte gehalten? Welcher Unterschied besteht zwischen dem Asylsuchenden, Asylbewerber und Asylberechtigten? Übungen 1. Benutzen Sie Einwohnerbezeichnungen mit angegebenen Attributen rozený Pražan – ein …………………………….. pilný Němec – ein ……………………………….. vzdělaný Nor – ein ..…………………………….. šikovný Slovák – ….……………………………… studující Mnichovan – ………………………….. pověřený Evropan – …………………………….. uměnímilovný Miláňan – ………………………. dobrosrdečný Vídeňan – ein …………………………… typický Ital – ein …………………………………………… charakterní Polák – ein …………………………………. slavný Slovinec – ein ..……………………………………. emigrující Asijec – …………………………………………. známý Novozélanďan – …………………………………. sportovní Hamburčan – …………………………………. 110 2.Ergänzen Sie sinngemäß die folgenden Verben in entsprechender Form bestehen aus – beruhen – festlegen – bestehen – absehen – bestehen in – ausreichen – feststellen – betragen – sich befassen – erreichen – abschaffen – ausreichen – begründen – anerkennen – kennenlernen – prüfen – erkennen – bedeuten – reden – vorliegen – verfügen – mitteilen – erklären – tragen – beschaffen – gelten (1) Drogensüchtige begehen oft auch eine Straftat, um sich die Drogen zu …………………… – (2) Ihre Reklamation können wir leider nicht ………………… – (3) Die Gebühr ………………….. 10 Euro. – (4) Der Staat ……………… dann in einem Asylverfahren, ob ein Asylanspruch tatsächlich vorliegt, ob es sich bei den Antragstellenden um Flüchtlinge im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention handelt. – (5) Andere Personen werden abgeschoben, wenn keine Gefahr für Leib und Leben der Asylsuchenden in ihrem Heimatland ……………………. – (6) Asylberechtigte sind Flüchtlinge, die als Asylbewerber amtlich bereits ………………………….. wurden. – (7) Neulich versuchten einige EU-Politiker von den traditionellen Kulturwerten Europas ……………………… und die europäische Identität auf der Pluralität der Kulturen aufzubauen. – (8) Andere EU-Bürger haben dieses Recht dann, wenn sie im Aufnahmemitgliedstaat über ausreichende Existenzmittel und ausreichenden Krankenversicherungsschutz ……………………….. – (9) Führende Politiker Europas …………………. neulich die Politik des Multikulturalismus für tot. – (10) Am meisten werden die E-Mails benutzt, um Kurznachrichten möglichst schnell ….................................. 24. Umweltprobleme und Umweltschutz Der wachsende Wohlstand in den industrialisierten Ländern des Westens bringt generell immer größere Nachfrage nach Lebensmitteln und Konsumgütern. Es werden in allen drei Wirtschaftsbereichen (Industrie, Landwirtschaft und Dienstleistungen) stets höhere Leistungen gefordert, um ein weiteres Wirtschaftswachstum zu erzielen. Das Wirtschaftswachstum ist jedoch zu einem weltweiten Phänomen geworden, denn im 20. Jahrhundert hat sich die Bevölkerungzahl auf der Erde fast verdreifacht und in ein paar Jahrzehnten des 21. Jhs. ist eine weitere Zunahme – bis auf das Fünffache – zu erwarten. Die Bevölkerungszunahme sowie die wachsende Produktion führen zum größeren Umfang von Industrieabfällen, deswegen ist die zunehmende Umweltbelastung eines der wichtigsten Themen der Gegenwart geworden. An der steigenden Wasser-, Luft- und Geräusch-Verschmutzung haben ihren Anteil sowohl Industrie und Energiewirtschaft, Land- und Forstwirtschaft und Dienstleistungsbereich auf der einen Seite wie auch private Haushalte auf der anderen Seite. Die meisten Schadstoffe, Abgase, Abwässer und Lärmquellen entstehen natürlich in der Industrie, nicht allzu viel zurück bleiben der Verkehr und der Tourismus. Auch die Bevölkerung produziert in ihren Haushalten viele Abfälle und die steigende Anzahl der PKWs trägt ebenfalls zur Luftverschmutzung bei. In Tschechien werden beispielsweise immer noch fossile Brennstoffe in größerem Umfang verbrannt, was Luftverschmutzung durch Kohlendioxid verursacht. Das ist besonders auf dem Lande der Fall, wo man ursprünglich gehofft hatte, diese durch andere staatlich subventionierte Heizstoffe ersetzen zu können. Nicht zuletzt auch die unsachgemäße Anwendung der Dünger (Nitrat, Phosphat) sowie der 111 Pestizide, Herbizide und Fungizide in Hausgärten trägt zur Umweltbelastung bei. Ähnliches geschieht übrigens auch in der Landwirtschaft. Die einzelnen Länder treffen aufgrund der koordinierten EU-Umweltschutzpolitik stets verschiedene Maßnahmen, um dieser negativen Tendenz Stand zu halten. Zu den aktuellen Problemen der letzten Jahrzehnte gehören besonders in den Industrieländern Smog, saurer Regen, Ozonloch, Treibhauseffekt und globale Erwärmung. Zur Lösung dieser Situation wurden mehrere Schritte getan wie die Entwicklung von bleifreiem Benzin, Recycling von Papier und anderen Materialen, Einführung umweltfreundlicher Produkte (Reduzierung von Plastikverpackung), Verwertung von Biogas, Erhöhung des Anteils umweltfreundlicher Energiequellen (Wind- und Sonnenenergie), Reduktion der Anwendung von Treibhausgasen (z. B. Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas) und strenge Kontrolle der Emissionen in Industriebetrieben. Zum Beispiel in den letzten Jahren wurden in der EU für die Industrieproduktion einheitliche Emissionslimits festgelegt und es kommt stets zu deren Verschärfung. Bis heute bleibt fraglich, ob die Kernkraftwerke ein kleineres Risiko gegenüber den Kohle- und Wasserkraftwerken darstellen (besonders im Hinblick auf die Tschernobyl-Katastrophe). Es ist weltweit die Meinung verbreitet, dass für die globale Erwärmung hauptsächlich der Mensch verantwortlich ist. Es bietet sich natürlich die Frage, inwiefern und ob überhaupt für Klimaänderungen die menschliche Tätigkeit verantwortlich ist, oder ob es nur ein Geschäft für die grünen Politiker darstellt (vgl. KLAUS, Modrá, nikoli zelená planeta). Der direkt wärmende Effekt der Treibhausgase verursacht nämlich nur etwa ein Drittel der erwarteten Erwärmung. Ebenfalls gibt es Gebiete mit erhöhter Schadstoffkonzentration, an denen der Mensch nachweisbar keine Schuld trägt: das Grundwasser in verschiedenen Ländern weist überhöhte Konzentrationen an Arsenverbindungen oder Schwermetallen, ohne dass menschliche Aktivität dafür verantwortlich gemacht werden kann. Natürliche Umweltverschmutzungen können auch im Umfeld von Vulkanen auftreten oder in der Umgebung von Erzlagerstätten. Genauso kam es bekanntlich vor ein paar Dutzend Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier in Folge eines Klimawechsels, ohne dass dies von Menschen beeinflusst werden konnte. Wie dem auch sei, alle hochindustrialisierten wie auch Entwicklungsländer der Welt tun seit Ende der 1980er Jahre alles dafür, um soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung auch weiterhin erhalten zu können, ohne das Überleben künftiger Generationen zu gefährden. Man spricht von der Politik der nachhaltigen Entwicklung. Der Umweltschutz ist auch zum Gegenstand der Umweltethik geworden. Diese ethische Teildisziplin beschäftigt sich mit dem moralisch gerechtfertigten Umgang mit der Natur. Die Umweltethik stellt Teil der Bioethik (und natürlich der angewandten Ethik) dar, die sich an dem verantwortungsvollen Umgang mit der belebten Umwelt (einschl. der Menschen) orientiert. In der Umweltethik sind auch Tierethik (Legitimität der Nutzung von Tieren für menschliche Zwecke) und Naturethik (Umgang mit biologischen Arten und Ökosystemen) eingeschlossen. Die Umweltethik im engeren Sinne interessiert sich für die Problematik der Nutzung natürlicher Ressourcen (Wasser, Boden, Klima usw.). Die Umweltethik liefert ebenfalls Argumente für einen schonenden Umgang mit der Natur. Besonders wegen der Pflichten gegenüber zukünftigen Generationen wie auch wegen naturästhetischer Aspekte. 112 Vokabeln die Anzahl (-, 0) – počet die Energiewirtschaft (-, 0) – energetika der Brennstoff (-s, -e) – palivo, hořlavina die Erzlagerstätte (-, -en) – rudné ložisko bleifrei – bezolovnatý die Abgase (Pl.) – zplodiny, spaliny, emise die Abwässer (Pl.) – odpadní vody, splašky die Belastung (-, 0) – zatížení die Bevölkerung (-, 0) – obyvatelstvo das Aussterben (-s, 0) – vymření, vymírání der Haushalt (-s, -e) – domácnost bekanntlich – jak známo einheitlich – jednotný, jednotně deswegen – proto die Fortswirtschaft (-, 0) – lesnictví, lesní hospodářství der Heizstoff (-s, -e) – topivo der Dünger (-s, -) – hnojivo festlegen – stanovit der Kohlendioxid (-s, 0) – kysličník uhelnatý das Lachgas (-es, 0) – rajský plyn die Landwirtschaft (-, 0) – zemědělství die Lärmquellen (Pl.) – zdroje hluku der Industriebetrieb (-s, -e) – průmyslový podnik das Kraftwerk (-es, -e) – elektrárna der Klimawechsel (-s, 0) – změna klimatu die Lebensmittel (Pl.) – potraviny erhöht – zvýšený ebenfalls – rovněž sich bieten (o, h. o) – naskýtat se, nabízet se die Einführung (-, 0) – zavedení genauso – přesně tak, právě tak beeinflussen – ovlivnit fraglich – sporný die Globalerwärmung (-, 0) – globální oteplování darstellen – představit, představovat, reprezentovat hoffen – doufat beitragen (u., h. a) – přispět, přispívat der Abfall (-s, -“e) – odpad die Nachfrage (-, 0) – poptávka erzielen – docílit, dosáhnout die nachhaltige Entwicklung – trvale udržitelný rozvoj gefährden – ohrozit, ohrožovat moralisch gerechtfertigt – morálně ospravedlnitelný im engeren Sinne – v úzkém smyslu schonend – šetrný Argumente liefern – dodat argumenty angewandte Ethik – aplikovaná etika die Arsenverbindung (-en, -en) – sloučenina arzénu das Treibhausgas (-es, -e) – skleníkový plyn der saure Regen (-s, -) – kyselý déšť das Umfeld (-es, -er) – okolí die Arsenverbindung (-, -en) – sloučenina arzenu das Grundwasser (-s, 0) – podzemní voda natürlich – přirozeně, samozřejmě die Umgebung (-, 0) – okolí der Wohlstand (-s, 0) – blahobyt die Umwelt (-, 0) – životní prostředí im Hinblick auf – vzhledem k das Wirtschaftswachstum (-s, 0) – hospodářský růst umweltfreundlich – ekologický überhöhen – převýšit die Schuld (-, -en) – vina; dluh der Schritt (-es, -e) – krok das Recycling (-s, 0) – recyklace der Schadstoff (-es, -e) – škodlivina, škodlivá látka das Ozonloch (-s, -“er) – ozonová díra das Treibhaus (-es, -“er) – skleník das Wasserkraftwerk (-s, -e) – vodní elektrárna die Verschmutzung (-, 0) – znečištění Stand halten (-ie, h. -a) – čelit, odolat die Verpackung (-, -en) – obal die Verwertung (-, -en) – zhodnocení, zužitkování die Konsumgüter (Pl.) – spotřební zboží verantwortlich – (z)odpovědný die Umweltverschmutzung (-, 0) – znečištění životního prostředí nachweisbar – prokazatelně das Gebiet (-es, -e) – oblast die Plastikverpackung (-, -en) – obal z plastu verursachen – způsobit das Kernkraftwerk (-es, -e) – jaderná elektrárna nicht zuletzt – v neposlední řadě die Energiequelle (-, -en) – zdroj energie ursprünglich – původní, původně hauptsächlich – hlavně Maßnahmen treffen (a, h. o) – učinit opatření die Zunahme (-, 0) – nárůst, přírůstek, nabytí wachsen (u., h. a) – růst, narůstat sich verdreifachen – ztrojnásobit se verantwortlich machen – činit zodpovědným die Ressourcen – zdroje die Umweltethik (-, 0) – etika životního prostředí der Umgang (-es, 0) – zacházení, styk die Nutzung (-, 0) – využití, využívání naturästhetische Aspekte – aspekty přírodní estetiky die Schwermetalle – těžké kovy der wärmende Effekt – oteplovací účinek 113 Beantworten Sie folgende Fragen (1) Was steht hinter der steigenden Umweltbelastung? (2) Welche menschliche Tätigkeit übt den größten Einfluss auf die Umweltverschmutzung aus? (3) Wodurch entsteht der sog. Treibhauseffekt? (4) Welche sind die aktuellen Probleme der Umweltverschmutzung? (5) Welche Maßnahmen wurden gegen die globale Erwärmung getroffen? (6) Wie heißt die Umweltpolitik der EU und aller anderen Länder der Welt seit Ende der 1980er Jahre? Übungen 1. Übersetzen Sie ins Tschechische (1) Im 20. Jahrhundert hat sich die Bevölkerungzahl auf der Erde fast verdreifacht. (2) Der wachsende Wohlstand in den industrialisierten Ländern des Westens bringt generell immer größere Nachfrage nach Lebensmitteln und Konsumgütern. (3) In Tschechien werden beispielsweise immer noch fossile Brennstoffe in größerem Umfang verbrannt. (4) Es gibt ebenfalls Gebiete mit erhöhter Schadstoffkonzentration, an denen der Mensch nachweisbar keine Schuld trägt. (5) Umweltethik als ethische Teildisziplin beschäftigt sich mit dem moralisch gerechtfertigten Umgang mit der Natur. (6) Seit Ende der 1980er Jahre tut man alles dafür, damit die soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung auch weiterhin erhalten bleiben kann, ohne dass das Überleben künftiger Generationen gefährdet wird: Man spricht von der Politik der nachhaltigen Entwicklung. 2. Bilden Sie Verben zu folgenden Substantiven der Job – ….................................... das Snowboard – …........................ die E-Mail – …................................ das Piercing – …............................. das Training – …............................ das das das das 114 Fax – …................................... Recycling – ….......................... Surfbrett – …........................... Bowling – …............................. 25. Verzeichnis üblicher Abkürzungen a. a. O. = am angeführten Ort ……………………. na uvedeném místě a. D. = außer Dienst …………………………………. v. v. = ve výslužbě bes. = besonders ….…………………………………. zvl. = zvláště bzw. = beziehungsweise ……………………………. příp. = případně einschl. = einschließlich …………………………… vč., včet. = včetně ggf. = gegebenenfalls ………………………………. v daném případě,případně,podle okolností i. A. = in (im) Auftrag ………………………………… v. z. = v zastoupení i. d. R. = in der Regel ………………………………… zpravidla Jh. = Jahrhundert …………………………………….. stol. = století Pl. = Plural ………………………………………………. plurál, množné číslo o. ä. = oder ähnliches ………………………………… nebo podobně usw. /etc. = und so weiter /et cetera ..………. atd. = a tak dále u. a. = und andere / unter anderem …………… aj./ mj. = a jiné / mimo jiné u. dgl. = und dergleichen ………………………….. atp. = a tak podobně u. ä. = und ähnliches ……………………………….. apod. = a podobně v. a. = vor allem ………………………………………. především u. U.= unter Umständen ……………………………. za jistých okolností, podle okolností vgl. = vergleiche ………………………………………. srov. = srovnej v. Chr. = vor Christus/ vor Christi Geburt …..… př. Kr. = před Kristem n. Chr. = nach Christus/ nach Christi Geburt … po Kr. = po Kristu sog. = (der/die/das) so genannt(e) …………….. takzvaný (-á, -é) z. B. = zum Beispiel …………………………………… např. / kupř. = na příklad / ku příkladu d. J. = dieses Jahres …………………………………. t. r. = tohoto roku Mio. = Million ……………………………………………… mil. = milion Mrd. = Milliarde ………………………………………….. mld. = miliarda d. h. = das heißt …………………………………………. tzn. = to znamená MwSt. = Mehrwertsteuer ……………………………… DPH = daň z přidané hodnoty z. T. = zum Teil /teilweise ……………………………. zčásti, dílem z. Z. = zur Zeit ……………………………………………. t. č. = toho času 115 26. Angewandte Literatur 1. BASSAM, Tibi, Europa ohne Identität? Die Krise der multikulturellen Gesellschaft. , München : Bertelsmann 1998. ISBN 3-570-00169-5 (Neuausgaben 2000/2002 mit dem Untertitel Leitkultur oder Wertebeliebigkeit) 2. BECK, Gloria, Verbotene Rhetorik - Die Kunst der skrupellosen Manipulation . Eichborn : 2005. ISBN 3-82185-882-6 (český překlad: Zakázaná rétorika. 30 manipulativních technik. Grada Publishing, a.s. : Praha 2007. ISBN: 978-80-247-1743-2) 3. BENEDIKT XVI., Láska v pravdě. Encyklika o integrálním lidském rozvoji v lásce a pravdě z 29.června 2009. Kostelní Vydří : Karmelitánské nakladatelství 2009. ISBN:978-80-7195-414-9 (Papst Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate. Der Heilige Stuhl, 29. Juni 2009, deutschsprachige Version) 4. BERNDT, Christina, Süddeutsche Zeitung, 6. Juni 2009 5. BOCK, Michael, Gutachten vom 15.06.2001 zum Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung. Angefertigt anläßlich der öffentlichen Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages am 20.06.2001 6. BRISTOW, Jennie: Der Mann hat die Brötchen an und die Frau verdient die Hosen. Novo-Magazin, März-April 2000, Nr.45. 7. BUTTIGLIONE, Rocco, Sokrates und Jesus: die Säulen Europas. Gedanken über die Identität des Kontinents. Vortrag gehalten im Haus der Industrie in Wien am 21. 10. 2005. 8. ČORNEJ, Petr, POKORNÝ, Jiří, Kurze Geschichte der Böhmischen Länder bis zum Jahr 2004. Praha : Práh 2003. ISBN:80-7252-028-6 9. Deutsch für Sozialpädagogen und Sozialarbeiter. Praha : VOŠ Jabok. ISBN:978-80904137-1-9 10. ELIAS, Norbert, Über den Prozeß der Zivilisation. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. Band 158 / 159) 1976. 11. GALBRAITH, John Kenneth, Gesellschaft im Überfluss. München: Droemer Knaur, 1963-1973. ISBN:3-426-00023-7 12. Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2009 13. Freiheit verpflichtet. Zukunft verantwortlich gestalten. Bratislaver Erklärung des Kolpingwerkes Europa 2009 14. HABERMEYER, Wolfgang, Konsumgesellschaft. Microsoft® Encarta® OnlineEnzyklopädie 2009 15. HERMAN, Eva, Das antifeministische Manifest. Spiegel-online, 26.04.2006 16. HERMAN, Eva, Männer und ihre Krise. Family Fair TV, 25.02.2010 17. HOFFMANN-NOWOTTNY, Hans-Joachim, Auf dem Wege zur autistischen Gesellschaft?, in: Rupp, S./Schwarz, K./Wingen, M. (Hg.) Eheschließung und Familienbildung heute, Deutsche Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft, Wiesbaden : Selbstverlag 1980, S. 161-186 18. Homepage des Deutschen Bundestags, Das Grundgesetz 19. Homepage der Europäischen Kommission, Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit. Die EU und die Roma 20. Homepage der Salvation Army International http://www.heilsarmee.de, Unser Auftrag. 116 21. HOMOLKOVÁ, Božena, Reálie německy mluvících zemí. Plzeň : Fraus 1997. ISBN: 22. HÖPPNEROVÁ, Věra, Němčina v hospodářství. Praha : Ekopress 1999. ISBN:8086119-12-2 23. HUNTINGTON, Samuel Philips, The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order. New York : Simon & Schuster 1996. ISBN 0-684-84441-9 (auf deutsch erschienen als: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. München : Goldmann 1998. ISBN 3-442-75506-9 24. JAJTNER, Pavel, Eroze křesťanských hodnot a její reflexe v politice . Bratislava : Výtah z přednášky 2009. 25. KARASOVÁ, Eva, Deutsch für Krankenschwestern. Praha : Scientia medica 1996. ISBN:80-7333-027-X 26. KESSLER, David, Die Rechte des Sterbenden.Weinheim und Berlin : Beltz Quadriga Verlag Verlag 1997 27. KLAUS, Václav, Modrá, nikoli zelená planeta. Co je ohroženo: klima nebo svoboda? Praha : Dokořán 2007. ISBN:978-80-7363-152-9 28. Kommunikation in sozialen und medizinischen Berufen , Plzeň/ München : Fraus/Goethe-Institut 2003. ISBN:80-7238-286-1 29. LARGO, Remo H., Babyjahre. 17. Aufl. Piper Verlag, 2008. ISBN:978-3-492-23319-4 30. LEO XIII., Rerum Novarum. Der Heilige Stuhl : päpstliche Enzyklika, 15. Mai 1891, (über den Zustand der arbeitenden Klasse). 31. LORENZ, Konrad, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit. Neuausgabe als: Serie Piper, Bd. 50. ISBN 3-492-20050-8 32. MALETZKE, Bernard, Psychologie der Massenkommunikation. In: Kommunikationswissenschaft im Überblick. Opladen usw. 1998; 45 f. 33. MARX, Karl, ENGELS, Friedrich, Das Kommunistische Manifest. Eine moderne Edition. Mit einer Einleitung von Eric Hobsbawm. Hamburg/ Berlin : Argument-Verlag 1999. ISBN:3-88619-322-5 34. Männliche Vorbilder, Androgon, das Männermagazin, 17 Oktober 2010 (Quelle: info.kopp-verlag.de) 35. Nationaler Aktionsplan. Für ein kindergerechtes Deutschland 2005 –2010. Zwischenbericht. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 36. P wie Politik, Gemeinschaftskunde. Paderborn : Verlag Ferdinand Schöningh 1986 37. PATOČKA, Jan, Co jsou Češi/ Was sind die Tschechen? Praha : Panorama 1992. ISBN:80-7038-278-3 38. PEUCKERT, Rüdiger, Die Commuter-Ehe als "alternativer" Lebensstil. Zur Ausbreitung einer neuen Form ehelichen und familialen "Zusammenlebens" in der individualisierten Gesellschaft, in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 15, 2, S. 175-187, 1989 39. SARRAZIN, Thilo, Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen. Deutsche Verlags-Anstalt 2010. ISBN: 3421044309 40. SAUER, Nina, EICH, Wolfgang, Somatoforme Störungen und Funktionsstörungen. Deutsches Ärzteblatt 2007; 104(1-2) 41. SCHREIBER, Eduard, Repetitorium Kommunikationswissenschaft. München : Öhlschläger Verlag, (3. Aufl.) 1990. ISBN 3-88295-142-7 42. SEDLÁČEK, Tomáš, Ekonomie dobra a zla. Praha : 65.pole 2009. ISBN: 978-80903944-3-8 43. Stationen deutsch-tschechischer Geschichte . Gießen : Justus-Liebig-Universität 1990. ISBN:3-923690-22-3 117 44. VÁCHA, Marek Orko, Místo, na němž stojíš, je posvátná země. O kruhu úcty k člověku, živé přírodě i celému vesmíru. ISBN 978-80-7295-104-8 45. VANIER, Jean, Cesta k lidství. Praha : Portál 2004. ISBN:80-7178-805-8 46. VOTAVOVÁ, Anna, Německé texty pro sociology s procvičením gramatických souborů. Praha : Univerzita Karlova 1999. ISBN:80-7184-834-4 47. Wohlfahrtsverbände in Deutschland. Köln : Deutscher Instituts-Verlag 2004. ISBN: 3-602-14668-5 48. WOODS Jr., Thomas E., Jak katolická církev budovala západní civilizaci. Praha : Res Claritatis 2008. ISBN:978-80-904143-0-3 (deutsche Fassung: Sternstunden statt dunkles Mittelalter. Die katholische Kirche und der Aufbau der abendländischen Zivilisation. Aachen : MM Verlag 2006. ISBN:3-92827-294-2) 118 27.TEXTE ZUM LESEVERSTEHEN Text Nr. 1 Evas antifeministisches Manifest Von Eva Lodde Die Emanzipation ist gescheitert. Frauen sind keine richtigen Frauen mehr, Männer wenden sich frustriert vom Familienleben ab: Im Magazin "Cicero" rechnet "Tagesschau"-Moderatorin Eva Herman scharf mit der Frauenbewegung ab. Berlin - Eva Herman ist das, was man eine Karrierefrau nennt: Sie ist Sprecherin der "Tagesschau", moderiert eine Talkshow im NDR-Fernsehen und hat mehrere Bücher geschrieben. Darunter "Vom Glück des Stillens" und "Mein Kind schläft durch" - denn Eva Herman ist auch Mutter. Sie hat viel erreicht. Aber nach einem Artikel, der morgen im Politikmagazin "Cicero" erscheint und SPIEGEL ONLINE vorliegt, empfindet sie all das als eine Last - aufgedrückt von den deutschen Emanzen. Ihr Fazit nach einem halben Jahrhundert Feminismus: Die Frauen "sind im beruflichen Kampf gegen die Männer am Ende ihrer Kräfte und Ressourcen angelangt. Sie sind ausgelaugt, müde und haben wegen ihrer permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien." Die Folgen sind für die Journalistin eindeutig: Wenn diese berufstätigen Frauen überhaupt Kinder bekommen, dann verwahrlosen sie. "Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in Deutschland werden anlässlich der vorschulischen Untersuchungen wegen fehlender Bemutterung deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen, kognitive Enwicklungsbarrieren und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt." Eine intakte Familie kann nach ihrer These mit einer Karrierefrau nicht gegründet werden. Aber keine aus diesem "Heer strukturell überforderter Frauen" will das zugeben. Bis auf Eva Herman. Zurück zur klassischen Rollenaufteilung Der Grund der deutschen Kinderlosigkeit ist in ihrem Artikel "Die Emanzipation - ein Irrtum?" daher schnell gefunden. Es sind nicht die fehlenden Kindertagesstätten oder die noch weit verbreitete Machokultur in den oberen Firmenetagen. Nein, diese angeblichen Systemfehler lässt sie nicht gelten. Es sind die Frauen selbst, geleitet von "Selbstgefälligkeit und Eitelkeit", "im dünkelhaften Glauben an unsere nahezu übernatürlichen Kräfte, in Selbstüberschätzung und unreflektierter Emanzipationsgläubigkeit". Für diese Frauen sei Fortpflanzung "Option, keine Selbstverständlichkeit". Dass Frauen sich in den Führungsetagen bislang kaum durchsetzen konnten, ist für Eva Herman kein Zustand der zu verändern ist, sondern eine Bestätigung dafür, dass die Talente der Frau ganz woanders liegen. 119 Der Platz der Frau sei zu Hause. "Es ist die Frau, die in der Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrages die Familie zusammenhalten kann", argumentiert Herman christlich. Als Pendant zum Manne sei sie "der empfindsamere, mitfühlende, reinere und mütterliche Teil". Nicht der heutige Versuch der Gleichberechtigung, sondern die klassische Rollenaufteilung hätte in unserer Gesellschaft über Jahrhunderte funktioniert. "Wenn sie aber eingehalten wird, so hat das in aller Regel dauerhafte Harmonie und Frieden in den Familien zur Folge." Heute sei das aber eine "verlorene Welt". "Seit einigen Jahrzehnten verstoßen wir Frauen zunehmend gegen jene Gesetze, die das Überleben unserer menschlichen Spezies einst gesichert haben", schreibt Herman. "Warum versklaven sich Frauen, nur, um ihre Kinder los zu werden?" Allerdings räumt sie ein, dass das Hausfrauen- und Mutterdasein nicht die einzige Erfüllung sein muss: "Es ist selbstverständlich, dass Frauen etwas lernen, dass sie sich weiterbilden und Aufgaben auch außerhalb der Familie übernehmen, wenn sie das Talent dafür haben. Doch all das sollte in Maßen geschehen." Ob sie nach diesen Erkenntnissen nun selbst ihr Engagement im Beruf für ihr Kind zurückschrauben will, schreibt sie nicht. "Der Wunsch nach starker Männlichkeit" Mit der traditionellen Aufteilung "Frau-Kinder, Mann-Arbeit" glaubt Eva Herman auch, den Mann wieder für eine Familie gewinnen zu können. Das sei schließlich seine Rolle: "Der Mann steht in der Schöpfung als der aktive, kraftvolle, starke und beschützende Part..." Nun aber sei er vom weiblichen Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das ist nur logisch, lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in der Tiefe unserer Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen." Übernehmen aber beide Geschlechter die Versorgerrolle, wird "die Frau zur Konkurrentin des Mannes". Dann scheint keine normale Beziehung mehr möglich, dann "spürt er weder Bindung noch Verantwortung für sie". Dass die heutigen Frauen den Idealen der "lila Latzhosen-Demos" gefolgt sind, war für Eva Herman von Anfang an zum Scheitern verurteilt. "Sie wussten damals schon nicht, was das Glück bedeutet, ein Baby zu bekommen, einen liebenden Mann an der Seite zu haben und manchmal unter größten Mühen - etwas zu erschaffen, was man Familiensegen nennt." Die Emanzen von damals würden heute zu der ganzen Debatte schweigen - "schamvoll", wie sie schreibt. Denn sie trügen einen wesentlichen Anteil der Schuld an der grauen Zukunft Deutschlands. So ist es nicht verwunderlich, wie Eva Herman den Lebensabend der Kinderlosen zeichnet: "Es wird in vielen Fällen eine Zeit des schmerzvollen Nachdenkens und der tiefen Reue werden." 120 Text Nr. 2 7-Punkte-Plan zur Integration Horst Seehofers Forderungen: • Den Zuzug hochqualifizierter Personen hält Seehofer für „ausreichend geregelt“. Nach seiner Ansicht sollte es keine Aufweichung der restriktiven Regeln des geltenden Zuwanderungsgesetzes, keine Zuwanderung nach Kontingenten oder Punktesysteme geben. • Er sprach sich dafür aus, die „Integrationsbereitschaft und Integrationsfähigkeit als zusätzliches Kriterium neben der Qualifikation“ einzuführen. • Das Nachzugsalter für Kinder von 16 auf 12 Jahre herabsetzen. „Je jünger Kinder bei der Einreise sind, desto besser können sie sich integrieren“, sagte Seehofer, und regte eine Änderung der entsprechenden EU-Richtlinie an. • Bei Integrationsverweigerern forderte Seehofer eine konsequente Anwendung der Sanktionsmöglichkeiten – „vom Bußgeld bis zur Leistungskürzung“. • Auch wer „die Integration seiner Familienangehörigen behindert“, solle wie bei eigener Integrationsverweigerung sanktioniert werden. • Eine hohe Bedeutung für gelungene Integration misst Seehofer dem Erwerb der deutschen Sprache bei – und zwar schon vor dem Zuzug. „Hierfür ist der Nachweis der deutschen Sprache bereits im Herkunftsland zu erbringen.“ • Grundsätzlich forderte der CSU-Chef ein klares Ziel der Integration: „Integration heißt nicht nebeneinander, sondern miteinander leben auf dem gemeinsamen Fundament der Werteordnung unseres Grundgesetzes und unserer deutschen Leitkultur, die von den christlich-jüdischen Wurzeln und von Christentum, Humanismus und Aufklärung geprägt ist.“ Bild.de, 13.11.2010 Text Nr. 3 Gedanken über die Identität des Kontinents Sokrates und Jesus: die Säulen Europas Von Rocco Buttiglione Was ist die europäische Identität? Wenn wir auf die Geschichte Europas schauen, sehen wir, daß diese Geschichte durch eine erste Entdeckung geprägt wurde. Ein Europäer wird dadurch bestimmt, daß er irgendwie den Namen von Sokrates gehört hat, oder die besondere Erfahrung von Sokrates miterlebt. Was ist die Erfahrung von Sokrates? Durch Soktrates haben wir gelernt, uns die Frage nach der Wahrheit zu stellen. Jeder von uns will in der Wahrheit leben, jeder von uns stellt sich die Frage, ob das, was er tut, wahr 121 ist oder falsch. Sind meine Freunde wahre Freunde oder falsche Freunde? Ist meine Liebe zu meiner Frau eine wahre Liebe oder eine falsche Liebe? Ist der Bezug zu meiner Arbeit ein wahrer oder ein falscher? Und wenn man sich diese Frage stellt, wird man durch die Wahrheit gefangen genommen. Wir können nicht umhin, nach der anerkannten Wahrheit zu handeln. Sollte ich nicht nach der von mir anerkannten Wahrheit handeln, würde ich es sogar erleben, daß mein ganzes Leben verfälscht wird und daß ich als Mensch schlecht werde. Dies hat uns Platon gelehrt. Wenn wir von europäischer Identität sprechen, glaube ich, sollten wir zu diesen ersten, ursprünglichen Wurzeln zurückgehen. Die Wurzeln sind das, was uns als Menschen prägt. Wir sind durch diese Erfahrung der Wahrheit geprägt worden, weil unsere Mütter und Väter es uns beigebracht haben, uns selbst nach der Wahrheit zu fragen und auf diese Frage Antwort zu geben. * Ein zweiter Pfeiler der europäischen Identität, ist die Idee der menschlichen Zugehörigkeit. Sie haben wir von Christus. Ich möchte hier aus Johannes 15, die große Rede über die Weintrauben zitieren. Der Mensch ist so gemacht, daß er die Wahrheit über sich selbst nie erfahren kann, ohne Bezug auf andere Menschen. Wer sagt mir die Wahrheit über euch? Genügt es, daß ich über mich nachdenke, um die Wahrheit über mich zu entdecken? Nein! Die Wahrheit ist nicht eine Definition, sondern eine Erzählung. Das entdecken wir, wenn wir uns verlieben. Was macht ein junger Mann, um einem Mädchen die Wahrheit über sich selbst zu sagen? Er erzählt ihr die eigene Geschichte und er spricht von den Menschen, die für ihn wichtig sind. Von seinen Freunden, von seiner Mutter, von seinem Vater. Und natürlich wird auch das Mädchen mit ihm reden, sie werden sich gegenseitig erzählen und jeder entdeckt die Wahrheit über sich selbst durch den anderen, durch die Worte des anderen. Sigmund Freud hat es uns beigebracht. Er sagt, daß jeder von uns die eigene Persönlichkeit durch die Beziehung zu seiner Mutter und zu seinem Vater konstituiert, durch das Innewerden dieser zwei menschlichen Figuren in seinem Bewußtsein und in seinem Gewissen. Jeder von uns wird zum Menschen durch diese Beziehung. Der andere wird ein Teil von mir. Wir können zwar versuchen, die Bedeutung der Beziehung zu den Eltern zu reduzieren, aber dann werden wir zu Neurotikern, verlieren die Quelle zur menschlichen Kreativität, zur Schöpfungskraft. Natürlich muß man sich mit den eigenen Eltern auseinandersetzen. Manchmal muß man mit ihnen streiten, das ist normal. Was nicht normal ist, ist der Versuch, ihre Bedeutung einzuschränken und sich ohne diesen Bezug zu seinen Eltern zu definieren. Wenn wir das wissenschaftlich betrachten, können wir sagen, daß jede Gesellschaft eine Tradition braucht, eine Überlieferung. Jede Generation liefert der nachfolgenden die Werte, die für sie wichtig waren, die Werte, die sie in der eigenen Geschichte entdeckt hat und auf diese Weise wächst eine menschliche Kultur. 122 * Man stellt sich manchmal die Frage, warum in Europa heute so wenige Kinder geboren werden. Es gibt natürlich so viele Antworten auf diese Frage. Die Politiker haben ihre Verantwortung. Aber der erste Grund besteht nicht in der Politik, sondern eher in der Kultur. Verlieben sich die jungen Leute? Was sagt ihnen die Gesellschaft? Es lohnt sich nicht, es wird schief gehen. Wer mehr liebt, wird am Ende mehr leiden und bei der ersten Schwierigkeit sind die jungen Leute bereit, ihre Verbindung aufzulösen und allein zu bleiben. So leben wir in einer Gesellschaft von vereinzelten Individuen, in der es keine Familien mehr gibt, nicht mal mehr Paare. Der Mensch bleibt alleine, weil er die Fähigkeit verloren hat, sich zu binden. Aber die größte Wahrheit, die wir vom Christentum gelernt haben, ist gerade, daß es besser ist mit einem anderen Menschen zu sein. Es ist nicht gut, daß der Mensch allein bleibt, er ist leer und wird erst durch andere Menschen erfüllt. Und normalerweise ist dieser andere Mensch für einen Mann eine Frau und für eine Frau ein Mann, die Familie. * Was sind heute die großen Herausforderungen unserer Zivilisation? Erstens die Kultur, die uns sagt, daß es sich nicht lohnt, ein Gewissen zu haben, daß der Mensch ein Wesen ohne Gewissen, nur ein vorläufiges Netz von Leidenschaften und Eindrücken ist, aber unfähig, von sich aus auf Dauer eine Verantwortung zu übernehmen. Und die zweite große Gefahr? Daß wir die natürliche Bestimmung des Menschen, eine Gemeinschaft mit anderen Menschen zu schaffen, verneinen. Unsere gemeinsame europäische Identität entsteht, wenn wir die Vision anerkennen: Ein Europäer ist ein Mensch, der Sokrates, ebenso wie Jesus verinnerlicht hat. Ein Mensch, der nichts über Christus und nichts über Sokrates wissen will, ist kein Europäer. Wir sind Europäer, weil wir diese Geschichte haben. Gerade im Zeitalter, in welchem alle Ideologien zugrunde gegangen sind, sind wir auf unsere Geschichte angewiesen, um unsere Identität zu verstehen. Was finden wir dort? Das Griechentum und das Christentum. Ich war heute noch im Liechtenstein Museum und habe mir diese schönen Gemälde angeschaut. Und was sind die Themen in dieser Galerie? Geschichten der Heiligen und der griechischen Mythologie. Die Griechen und die Christen, das ist unsere gemeinsame, europäische Identität. Wenn Sie es mir erlauben, werde ich auch ein wenig die Römer hinzufügen. Ein bißchen Latinität hat auch dazu beigetragen, die beiden Seiten miteinander zu verbinden und in einen engeren Kontakt zu bringen. Das ist Europa, die europäische Identität, die keineswegs die Vielfalt ausschließt. Es gibt verschiedene Weisen, diese Identität auszulegen, verschiedene Interpretationen, aber das ist unsere Identität. Auszug aus dem Peter Stolberg redigierten Vortrag gehalten im Haus der Industrie in Wien am 21. 10. 2005. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 123 Text Nr. 4 Männliche Vorbilder Befindet sich das männliche Geschlecht auf rasanter Talfahrt? Während die Emanzipation die Frauen in den zurückliegenden Jahrzehnten allerorten in ungeahnte Machtpositionen hievte, und weltweite Gender-Mainstreaming-Maßnahmen ebenso ausschließlich die Förderung von Frauen vorsehen, kämpfen die Männer zunehmend um die Existenz ihres Geschlechtes. Schon die Feministinnen in den 1970er-Jahren predigten die Männer entweder als Weicheier oder Machos schlecht. Dazwischen gab es kaum etwas, was männlich und gleichzeitig etwa sympathisch oder normal sein konnte. Die verhängnisvolle Entwicklung der Männer findet für den Vertreter des männlichen Geschlechts ihren frühen Anfang heutzutage schon in Kindergarten und Schule: Ein Blick auf das derzeitige Schulsystem allein genügt, um festzustellen: Hier werden haufenweise Verlierer produziert, die Mehrheit ist männlich. In Kinderkrippen, Kindergärten und in den Schulen fehlen überall männliche Vorbilder! Die Kinder werden vorwiegend von Frauen betreut und erzogen, diese bevorzugen in aller Regel, teils bewusst, teils unbewusst, die Mädchen. Durch die Feminisierung in der Erziehung werden für die Kinder hier die künftig geltenden Verhaltensstandards festgelegt: Diese werden nahezu ausschließlich aus dem Verhalten der Mädchen entwickelt. Ohne Rücksicht darauf, dass Jungen naturgemäß ein völlig anderes Benehmen haben. Männliches Verhalten wie durchaus natürliche Rangeleien und hierarchiebedingte Kämpfe werden allermeist durch aus weiblichem Harmoniestreben resultierende Maßnahmen im Keime erstickt. Dadurch geraten die Jungs ins Hintertreffen, die Gefahr, dass sie ihre Geschlechteridentität nicht naturgemäß ausbilden können, schlägt sich auf die Leistungen nieder. Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands, Max Schmidt, betonte in einem Spiegel-Interview: »Sowohl in der Grundschule, aber auch während der Pubertät, ist es wichtig, dass Jungen und Mädchen in männlichen und weiblichen Lehrkräften positive Rollenvorbilder erleben.« Das zunehmende Verschwinden von Männern aus den Schulen erschwere gerade den Jungen die Auseinandersetzung mit der eigenen Rollenidentität. Das sehen auch andere Experten so: Eine letztjährige Studie des Aktionsrates Bildung bestätigt, dass der Grund für die Zensurenlücke vornehmlich darin zu finden ist, dass Jungen in Kindergarten und Schule massiv benachteiligt würden. Nicht mehr die Mädchen, sondern die »Jungen sind die Verlierer im deutschen Bildungssystem«, sagt der Ratsvorsitzende und Präsident der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen. Statt auszugleichen, verstärke die Schule den Bildungs- und Leistungsrückstand der Jungen. Jungen haben laut Lenzen oftmals gar nicht die Chance, eine ausgereifte Geschlechtsidentität zu bilden, da sie im Kindergarten und in der Grundschule meist mit Erzieherinnen und Lehrerinnen konfrontiert seien. In keinem Bundesland liegt der Anteil männlicher Erzieher in den Kindertagesstätten bei mehr als zehn Prozent. 124 Auch das Bundesbildungsministerium bestätigt diese verhängnisvolle Entwicklung. Eine Untersuchung ergab: In der Grundschule sehen sich Jungen einer weiblichen Übermacht an Lehrkräften gegenüber – und werden von den Lehrerinnen häufig benachteiligt. Der Hallenser Bildungsforscher Jürgen Budde stellte in dem Bericht fest, dass Jungen in allen Fächern bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten bekommen als ihre Mitschülerinnen. Selbst wenn sie die gleichen Noten haben wie Mädchen, empfehlen die Lehrer ihnen seltener das Gymnasium. Einfach ausgedrückt: Jungen werden bei gleicher Leistung schlechter behandelt. Der Schulabschluss bestimmt den weiteren Lebensweg, die persönliche Arbeitsbiografie wird hier festgelegt. Dementsprechend sind junge Männer häufiger erwerbslos. Aus einem individuellen Problem erwächst inzwischen längst eine hoch gefährliche Gesellschaftskrise. Jungs werden häufig von Anfang nicht richtig eingeschätzt und verstanden. Ihre männlichen Verhaltensweisen sollen denen der Mädchen angepasst werden, dementsprechend werden sie nicht selten unter falschen Voraussetzungen erzogen. Oft können sie ihr wahres männliches Inneres nicht leben, der Kern ihres Mannseins wird unterdrückt. Vielen Jungen fehlt außerdem die männliche Vorbildfigur, an der sie sich orientieren könnten und dies auch dringend tun müssten. Jungen, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufwachsen, sind in weitaus höherem Maße gefährdet. Schon der Psychologe Alexander Mitscherlich sprach einst von der »vaterlosen Gesellschaft« und meinte damit die Nachkriegsgeneration, deren Väter entweder im Krieg gefallen waren oder gebrochen zurückkehrten. Heute hat der Begriff wieder neue Aktualität bekommen. Väter verlassen die Familien, entziehen sich oder wollen schlicht keine starken Vorbilder mehr sein, aus Angst, sie könnten als hirnlose Machos gelten. Auch unsere unheilvolle Geschichte hat tiefe Spuren hinterlassen. Ist ein starker Mann nicht schon ein Faschist? Ist einer, der sich zum Mannsein bekennt, nicht schon ein Soldat? Stärke wurde ein Synonym für das Böse, das unterworfen werden musste. Wer offensiv auftritt, ist einfach nicht politisch korrekt. Eroberer haben keine Chance. Und so flüchten sich Jungen und Jugendliche häufig in Traumwelten, die sie im Fernsehen und bei den Abenteuer- und Ballerspielen auf dem Computer, der Playstation oder dem Gameboy finden. Hier, in der Fantasy-World, herrschen ausgesprochen männliche, körperlich starke, kämpfende Helden, die souverän alle Feinde besiegen und töten. Mit ihnen lässt es sich trefflich identifizieren, wenigstens in der Fantasie. Immer mehr Jungen und junge Männer verbringen täglich viele Stunden vor interaktiven Medien, die sie zusehends von der Außenwelt, vom sozialen Miteinander abtrennen, die sie weiter in die gesellschaftliche Isolation treiben und zunehmend den Realitätsbezug verlieren lassen. Dieses Phänomen ist nicht auf die Kindheit und die Pubertät beschränkt, auch erwachsene Männer spielen lieber den omnipotenten Helden in der Fantasie, als im Leben ihren Mann zu stehen. Was bleibt ihnen auch anders übrig?, könnte man fragen. Wenn Männer ihre Rechte einfordern wollen, stürzt sich alsbald ein Haufen wütender Frauen auf sie und verteidigt energisch das ständig größer werdende Stück Land, das sie in den letzten Jahrzehnten einnahmen. Rechte für die Männer? Die haben doch alles, was sie brauchen! So lautet das Vorurteil. Die Zeit der Alphatierchen sei vorbei, verkündete die ehemalige 125 Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, die sich stets auf die Seite erwerbstätiger Frauen schlägt, im März 2007 im Stern. Männer sollen durch politische Maßnahmen wie ein zweimonatiges Elterngeld für Väter und eine neue öffentliche, mit aller Macht forcierte Geisteshaltung nach Hause gezwungen werden. Sie sollten mehr als »nur den Müll runterbringen«, schließlich arbeite die Frau schwerer als sie, weil sie zusätzlich noch die Kinder versorgen müsse. Unbehagen macht sich breit. Auch wenn nur ein geringer Prozentsatz der Männer wirklich auf diese Forderungen eingeht, so plagt ihn doch das schlechte Gewissen, das man ihm einredet. Wer aber will sich auf Dauer nur noch verteidigen? Dann doch lieber die Flucht nach vorn, die Flucht in den Job, wo man auch mal jemanden anbrüllen darf, die Flucht auf den Fußballplatz, wo man sich aggressiv zu seiner Mannschaft bekennt. Oder die finale Flucht aus der Familie. Während alle Jugendstudien die Mädchen zur »neuen Elite« küren, mehren sich die mahnenden Stimmen, die vor einer »entmännlichten Gesellschaft« warnen. Experten fordern zu drastischen Maßnahmen auf: Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann verlangt eine Männerquote für Lehrer und Erzieher. Der Deutsche Philologenverband will eine Leseoffensive für Jungen an Schulen einrichten. Alle Studienergebnisse über die Leistungskrise der Jungs sprechen ihre eigene Sprache: • • • • • • • • • • • Jungs bleiben doppelt so oft sitzen wie Mädchen, fliegen doppelt so häufig vom Gymnasium und landen doppelt so oft auf einer Sonderschule. An Haupt-, Sonderund Förderschulen machen Jungen heute rund 70 Prozent der Schüler aus; Schätzungen zufolge leiden zwei- bis dreimal so viele Jungen unter Leseschwäche; 62 Prozent aller Schulabgänger ohne Abschluss sind Jungen; 47 Prozent aller Mädchen gehen auf ein Gymnasium, bei den Jungen sind es nur 41 Prozent; Ein Drittel der Mädchen macht Abitur oder Fachabitur, aber nur ein knappes Viertel der Jungen; Abiturnoten von Jungen sind im Schnitt eine Note schlechter, als die ihrer Mitschülerinnen; Junge Frauen stellen die Mehrheit der Hochschulabsolventen und brechen ihr Studium seltener ab; 95 (!) Prozent der verhaltensgestörten Kinder sind männlichen Geschlechts; Jungen stellen zwei Drittel der Klientel von Jugendpsychologen und Erziehungsberatern; Aggression ist ein Problem, das vor allem Jungs betrifft: Unter den Tatverdächtigen bei Körperverletzungen sind 83 Prozent Jungen; Unter »jugendlichen Patienten, die wegen der berüchtigten ›AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung‹ (ADHS) behandelt werden müssen«, sind laut Spiegel Online »überdurchschnittlich viele Jungen: Auf sechs bis neun Zappelphilippe komme, meldet das Universitätsklinikum Lübeck, lediglich eine Zappelphilippine«. (Erziehungstrends.de) 126 Der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Randolf Rodenstock, warnte im vergangenen Jahr angesichts der vielen männlichen Schulabgänger ohne Abschluss, dass man es sich nicht leisten könne, so viele junge Männer auf dem Bildungsweg zu verlieren. Deutschland steuere langfristig auf einen Arbeitskräftemangel zu, der durch die aktuelle wirtschaftliche Lage nur verzögert werde. In Ostdeutschland sieht die Lage übrigens noch trostloser aus, hier laufen die Frauen den Männern gleich scharenweise davon. Nicht nur, weil sie im Westen bessere Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten bekommen, sondern weil sie dort auch Männer finden, die ihrem starken Selbstbewusstsein etwas entgegenzusetzen haben. So titelten denn auch unlängst gleich mehrere Tageszeitungen in etwa so: Frauen verlassen Osten! Männer erheblich benachteiligt! Oder: Ist der Mann im Osten bald allein? Diesen alarmierenden Aussagen lag eine Studie des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zugrunde, der zufolge in den Neuen Bundesländern »eine neue, männlich dominierte Unterschicht« entstanden sei. Während vor allem gut ausgebildete Frauen zwischen 18 und 29 Jahren ihre Heimat verließen, würden viele junge Männer mit schlechter Ausbildung und ohne Job zurückbleiben. In manchen strukturschwachen Regionen fehlten bis zu 25 Prozent Frauen, diese Gebiete seien besonders anfällig für rechtsradikales Gedankengut, so die Studie. Das Frauendefizit in Ostdeutschland wurde übrigens als einmalig in Europa bezeichnet. »Selbst in Polarregionen, im Norden Schwedens und Finnlands reiche man an die ostdeutschen Werte nicht heran«, hieß es. Abgesehen davon, dass Deutschland zunehmend der männliche Aspekt verloren geht, der jedoch unverzichtbar für eine Gesellschaft des natürlichen Ausgleichs ist, müssen Männer die Frauen immer häufiger als Konkurrentinnen sehen, weil diese, gestützt durch sämtliche, gesetzlich verankerte Gender-Mainstreaming-Maßnahmen, bevorzugt werden und somit selbstverständlich und offensiv auftreten, zudem sie auch immer besser qualifiziert sind. Frauen erobern eine männlich geprägte berufliche Domäne nach der anderen. Schwere körperliche Arbeit, die Männer leichter bewältigen können als Frauen, wird durch die zunehmende Technisierung der Arbeitswelt nahezu überflüssig und existiert kaum noch. Frauen können in jeden beliebigen Beruf einsteigen: als Pilotin ebenso wie als Soldatin, LkwFahrerin, Managerin, Ministerin, Kanzlerin. Und während die holde Weiblichkeit alle Erfolgsgrenzen sprengt, ziehen sich die Männer zunehmend zurück. Zwar sollen sie durch Brüssels Gesetze nun vermehrt den Hausmann geben und sich der Kindererziehung widmen, damit sie den gestressten, erwerbstätigen Ehefrauen den Rücken freihalten. Doch sind diese Maßnahmen wohl kaum dazu geeignet, männliches Verhalten in seiner ursprünglichen Natur zu fördern. Der Medienexperte Norbert Bolz macht vielmehr auf die Gefahr aufmerksam, dass Männer sich wieder an ihrer Muskelkraft orientieren würden, wenn sie sich ihrer sexuellen Rollenidentität als klassischer Vater und Versorger beraubt sehen. Das erklärt die rasante Zunahme aller möglichen sportlichen Aktivitäten, die bis ins Rauschhafte gesteigert werden können. Die Männer brauchen den Sport. »Sport als Asyl der Männlichkeit ist eine genaue Reaktionsbildung darauf, dass die Zivilisation als Zähmung der Männer durch die Frauen voranschreitet«, so Bolz. »Vormodern war die Aufgabe, ein ›richtiger‹ Mann zu sein, vor 127 allem eine Frage der Performanz; man musste gut darin sein, ein Mann zu sein. Heute gilt das nur noch im Sport. Er bietet den Männern einen Ersatzschauplatz für die Kooperation der Jäger. Nur im Sport können Männer heute noch den Wachtraum erfolgreicher gemeinschaftlicher Aggression genießen, also die Gelegenheit, körperlich aufzutrumpfen.« Bolz schätzt dies als offensichtliches Kompensationsgeschäft ein, das unsere moderne Kultur den Männern anbietet: »Seid sensible, sanfte Ehemänner und fürsorgliche Väter – am Samstag dürft ihr dann auf den Fußballplatz und am Sonntag die Formel eins im Fernsehen verfolgen: heroische Männlichkeit aus zweiter Hand.« Aber werden solche Männer tatsächlich von den Frauen begehrt? Hier sind erhebliche Zweifel wohl angebracht. Denn so erfolgreich die Frauen auch werden mögen, so wenig wollen sie als männliches Pendant den Windelwechsler und Küchenausfeger, sie wollen vielmehr einen echten Mann! Die meisten Frauen verachten »schwache Typen« gar, spätestens, wenn es um ihre eigene Beziehung geht. So ist es ja umgekehrt auch kaum vorstellbar, dass eine Frau einen Partner vorzieht, der sich von anderen Männern dominieren lässt, der also nicht in der Lage ist, sich Respekt und Achtung zu verschaffen. Frauen wollen Männer, die erfolgreich sind. Weicheier jedoch sind weit von Erfolgs- und Überlebensstrategien entfernt. Die Evolutionsforschung ist da eindeutiger und klarer, so Norbert Bolz: »Frauen tauschen Sex gegen Ressourcen, während Männer Ressourcen gegen Sex tauschen. Das funktioniert aber nur unter Bedingungen strikter Geschlechterasymmetrie – in der modernen Gesellschaft also: nicht!« Die Untersuchung der amerikanischen Hirnforscherin Louann Brizendine in ihrem Buch Das weibliche Gehirn weist überzeugend nach, dass männliche und weibliche Gehirne sich wesentlich unterscheiden, was eine Fülle von spezifischen Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen nach sich zieht. So ist beispielsweise das Sprachzentrum der Frauen ungleich stärker herausgebildet, als das der Männer. Louann Brizendine formuliert dies äußerst humorvoll: Dort, wo die Sprache verarbeitet wird, existiere bei Frauen gewissermaßen ein mehrspuriger Highway, bei den Männern dagegen nur eine schmale Landstraße. Was im naturwissenschaftlichen Zusammenhang als Tatsache hingenommen wird, gilt aber plötzlich als rückständig, wenn es um die sozialen Beziehungen geht. Eine ernsthafte Betrachtung der klassischen Geschlechterbestimmungen ist heute längst in den Hintergrund gerückt und so gut wie überhaupt nicht mehr möglich. Politisch und gesellschaftlich korrekt und gewollt ist vielmehr das Herbeiführen »modernerer Verhaltensweisen«, die Mann und Frau gleichmachen. Es geht nicht mehr um Respekt für »das Andere« bzw. »den Anderen« oder um den Mann an sich, sondern um Gleichberechtigung für Frauen. Die Medien tragen kräftig zu dieser Sicht der Dinge bei: Sie fördern einseitig das Erfolgsmodell »berufstätige Mutter«, die Multitaskerin, die Kind, Küche und Karriere locker unter einen Hut bringt. Frauen, die Familien- und Hausarbeit leisten, werden als fantasielos, rückständig und dumm dargestellt. Die Medien verleugnen und missachten damit häufig zugleich den Erfolg berufstätiger Väter, die eine ganze Familie mit ihrer Erwerbsarbeit ernähren. Das »Allein-Ernährer-Modell« wird 128 nur noch selten honoriert, selbst da, wo es funktioniert, stehen die Männer schnell unter dem Verdacht, typische Unterdrücker zu sein. Umgekehrt fordern jetzt auch immer mehr Männer, dass Frauen ihr eigenes Geld dazu verdienen sollen. So wird aus dem einstigen Emanzipationswunsch der Frauen, die ihre Berufstätigkeit als Beweis für Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung betrachteten, ein Bumerang. Im Klartext: Frauen, die auch nur für wenige Jahre aus der Erwerbstätigkeit aussteigen möchten, um sich um die Familie zu kümmern, gelten nun als Drohnen. Was diese Gesellschaft erlebt, ist eine erschreckende Mobilmachung der Ressource Frau für den Arbeitsmarkt. Um das zu rechtfertigen, müssen die Männer herhalten: »Väter sind mindestens ebenso gut für die Erziehungsarbeit der Kleinsten qualifiziert wie die Mütter und sollten diese auch unbedingt wahrnehmen«, befand die amtierende Bundesfamilienministerin. Eine Schutzbehauptung, die Frauen zur Erwerbstätigkeit motivieren soll. Wenn die Männer als Kinderbetreuer eingesetzt werden, ist das allerdings nicht so simpel, wie die Rollentauschfantasie der Ministerin es glauben machen will. Und die Männer? Sie schweigen. Sie wollen nicht mehr reden. Sie wollen sich vor allem nicht mehr verteidigen. Sie wollen nicht mehr die willigen Versuchskaninchen in einem gesellschaftlichen Experiment sein, dem sie ihre Wünsche und ihre Identität opfern sollen. Hinter ihnen liegt oft ein Hindernis-Parcours der Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, die alle Liebe, alles Vertrauen, alle Selbstverständlichkeit aus den Beziehungen vertrieben haben. Achselzuckend gehen sie ihrer Wege, überzeugt, dass sie eine feste Beziehung nicht mehr ertragen können. Die moderne Gesellschaft täte gut daran, sich endlich entschieden gegen die durch die künstliche Geschlechterwelt der durch Feminismus und Gender-Mainstreaming übergestülpten Programme zur Wehr zu setzen, um den für alle Gesellschaften natürlichen Ausgleich durch das männliche und das weibliche Prinzip zurückzuerobern… Androgon, das Männermagazin, 17 Oktober 2010 Quelle: info.kopp-verlag.de ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 5 Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit ist der Titel eines Buches von Konrad Lorenz, das 1973, im selben Jahr, in dem Lorenz den Nobelpreis erhielt, veröffentlicht wurde. Der Autor untersucht darin jene Vorgänge, die seiner Meinung nach zur Dehumanisierung der Menschheit beitragen. 129 Es wurden acht von einander unterscheidbare, wenn auch in engem ursächlichem Zusammenhang miteinander stehende Vorgänge besprochen, die nicht nur unsere heutige Kultur, sondern die Menschheit als Spezies mit dem Untergang bedrohen. Diese Vorgänge sind: (1) Die Übervölkerung der Erde, die jeden von uns durch das Überangebot an sozialen Kontakten dazu zwingt, sich dagegen in einer grundsätzlich »un-menschlichen« Weise abzuschirmen, und die außerdem durch die Zusammenpferchung vieler Individuen auf engem Raum unmittelbar aggressionsauslösend wirkt. (2) Die Verwüstung des natürlichen Lebensraumes, die nicht nur die äußere Umwelt zerstört, in der wir leben, sondern auch im Menschen selbst alle Ehrfurcht vor der Schönheit und Größe einer über ihm stehenden Schöpfung. (3) Der Wettlauf der Menschheit mit sich selbst, der die Entwicklung der Technologie zu unserem Verderben immer rascher vorantreibt, die Menschen blind für alle wahren Werte macht und ihnen die Zeit nimmt, der wahrhaft menschlichen Tätigkeit der Reflexion zu obliegen. (4) Der Schwund aller starken Gefühle und Affekte durch Verweichlichung. Fortschreiten von Technologie und Pharmakologie fördern eine zunehmende Intoleranz gegen alles im geringsten Unlust Erregende. Damit schwindet die Fähigkeit der Menschen, jene Freude zu erleben, die nur durch herbe Anstrengung beim Überwinden von Hindernissen gewonnen werden kann. Der naturgewollte Wogengang der Kontraste von Leid und Freude verebbt in unmerklichen Oszillationen namenloser Langeweile. (5) Der genetische Verfall. Innerhalb der modernen Zivilisation gibt es – außer den »natürlichen Rechtsgefühlen« und manchen überlieferten Rechtstraditionen – keine Faktoren, die einen Selektionsdruck auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung sozialer Verhaltensnormen ausüben, wiewohl diese mit dem Anwachsen der Sozietät immer nötiger werden. Es ist nicht auszuschließen, daß viele Infantilismen, die große Anteile der heutigen »rebellierenden« Jugend zu sozialen Parasiten machen, möglicherweise genetisch bedingt sind. (6) Das Abreißen der Tradition. Es wird dadurch bewirkt, daß ein kritischer Punkt erreicht ist, an dem es der jüngeren Generation nicht mehr gelingt, sich mit der älteren kulturell zu verständigen, geschweige denn zu identifizieren. Sie behandelt diese daher wie eine fremde ethnische Gruppe und begegnet ihr mit nationalem Haß. Die Gründe für diese IdentifikationsStörung liegen vor allem in mangelndem Kontakt zwischen Eltern und Kindern, was schon im Säuglingsalter pathologische Folgen zeitigt. (7) Die Zunahme der Indoktrinierbarkeit der Menschheit. Die Vermehrung der Zahl der in einer einzigen Kulturgruppe vereinigten Menschen führt im Verein mit der Vervollkommnung technischer Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung zu einer Uniforrnierung der Anschauungen, wie sie zu keinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte bestanden hat. Dazu kommt, daß die suggestive Wirkung einer fest geglaubten Doktrin mit der Zahl ihrer Anhänger wächst, vielleicht sogar in geometrischer Proportion. Schon heute wird mancherorts ein Individuum, das sich der Wirkung der Massenmedien, z. B. des Fernsehens, 130 bewußt entzieht, als pathologisch betrachtet. Die entindividualisierenden Effekte sind allen jenen willkommen, die große Menschenmassen manipulieren wollen. Meinungsforschung, Werbetechnik und geschickt gesteuerte Mode helfen den Großproduzenten diesseits und den Funktionären jenseits des Eisernen Vorhanges zu gleichartiger Macht über die Massen. (8) Die Aufrüstung der Menschheit mit Kernwaffen beschwört Gefahren für die Menschheit herauf, die leichter zu vermeiden sind als jene, die den vorher besprochenen sieben Vorgängen entspringen. Den im ersten bis siebenten Abschnitt besprochenen Vorgängen der Dehumanisierung leistet die pseudodemokratische Doktrin Vorschub, welche besagt, daß das soziale und moralische Verhalten des Menschen überhaupt nicht durch die stammesgeschichtlich evolvierte Organisation seines Nervensystems und seiner Sinnesorgane bestimmt, sondern ausschließlich durch die »Konditionierung« beeinflußt wird, der er im Laufe seiner Ontogenese durch seine jeweilige kulturelle Umwelt unterliegt. Auszug aus dem Buch: LORENZ, Konrad, Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit . Neuausgabe als: Serie Piper, Bd. 50. ISBN 3-492-20050-8 ------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 6 Leckerbissen für Bedürftige Von Armut Betroffene können im Bethaus in Wiedikon jeden Mittwoch Lebensmittel gegen ein Entgeld von einem Franken beziehen. Dies ist möglich dank des Einsatzes von «Tischlein deck dich». Im Jugendkeller des Bethauses der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Wiedikon sind vier grosse Tische mit Lebensmitteln belegt. Es hat Teigwaren, Kartoffelchips, Salat, Käse, Joghurt. Auch Champignons, vorgeschälte Knoblauchzehen und eine exotische Sternfrucht liegen bereit. Mit einem herzlichen «Grüezi» empfängt die freiwillige Helferin einen Mann, der gekommen ist, um von den Lebensmitteln etwas mitzunehmen. Als sym- bolischen Beitrag bezahlt er dafür einen Franken. «Bitte zeigen sie ihren Bezugsausweis», fährt die Helferin freundlich fort. Der Mann hat von einer Sozialstelle eine Bescheinigung erhalten, dass er ein Mal pro Woche für den Bezug von Lebensmitteln berechtigt ist. «Wir haben städtische und private Sozialund Beratungsstellen über unseren neusten Verteilstandort in Wiedikon informiert», sagt Samuel Sägesser, Geschäftsführer des Vereins «Tischlein deck dich». «Unser Angebot richtet sich an Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger, Bedürftige und von Armut Betroffene.» 131 250 000 Tonnen Lebensmittel Der Verein «Tischlein deck dich» verteilt Lebensmittel, deren Verfalldatum bald erreicht, die aus Überproduktionen stammen oder deren Verpackung beschädigt ist. Mit eigenen oder gesponserten Fahrzeugen sammeln die Mitarbeiter die Waren bei den Grossverteilern ein. «In der Schweiz werden jedes Jahr über 250 000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen», erklärt Samuel Sägesser. «Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, einen Teil davon vor der Vernichtung zu retten.» Hauptsponsor von «Tischlein deck dich» ist die Bon-appétit-Gruppe (PickPay, Usego). Sie stellt dem Verein neben Lebensmitteln auch Lagerraum und Logistik zur Verfügung. Die neu eröffnete Abgabestelle in Wiedikon ist die dritte in der Stadt Zürich. «Das Bethaus eignet sich ideal: zentrale Lage und gut ereichbar», sagt Beat Rajchman von der Kirchgemeinde Wiedikon. Er hatte die Idee, als Abgabestelle beim Projekt mitzumachen, in die Kirchgemeinde hineingebracht. «Wir sind der Meinung, dass wir mit dieser Arbeit eine grosse Wirkung im Quartier erzielen können», sagt Rajchman. Jeden Mittwoch von 17 Uhr bis 18.30 Uhr findet von jetzt an die Verteilung von Lebensmitteln an der Schlossgasse 10 statt. «Die Öffnungszeiten der Abgabestelle in Wiedikon sollen auch berufstätige Bedürftige – sogenannte Working Poor – ansprechen», sagt Samuel Sägesser. Das Anliegen, die noch einwandfreien Lebensmittel an Menschen weiterzugeben, treibt den ehemaligen Manager seit knapp einem Jahr unermüdlich und erfolgreich an. Jetzt hofft er, dass auch in Wiedikon die Aktion erfolgreich werden wird. Stefan Bucher Erschienen im «Zürich West», 15. Mai 2003 © Stefan Bucher ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 7 Innenexperten: Kinder-Täter müssen in geschlossene Heime Nach dem spektakulären Fall eines Berliner Drogendealers im Kindesalter plädieren Innenpolitiker von CDU und SPD für eine Unterbringung solcher Täter in geschlossenen Heimen. Diese Forderung erhebt auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Nach dem Fall eines Berliner Drogendealers im Kindesalter plädieren Innenpolitiker von CDU und SPD für eine Unterbringung solcher Täter in geschlossenen Heimen. "Solche Kinder müssen in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden, um sie dem kriminellen Umfeld zu entziehen, in das sie bei offenen Einrichtungen natürlich immer wieder geraten", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der "Welt am Sonntag". Es gehe um den Schutz der Kinder vor kriminellen Clans, die sie als Diebe und Drogenhändler missbrauchten, weil sie noch nicht strafmündig seien. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) plädierte ebenfalls für geschlossene Heime. "Wenn es uns gelingt, zu verhindern, dass junge Menschen zu Tätern werden oder 132 dass sich kriminelle Karrieren verfestigen, dann ist das ein wichtiger Schritt zu einer sicheren Gesellschaft", sagte Schünemann der "WamS". Die Unterbringung in geschlossenen Heimen sei "die bessere Alternative zur Herabsetzung der Strafmündigkeit und einer etwaigen Jugendstrafe", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschuss, Wolfgang Bosbach (CDU), dem Blatt. Auch Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) unterstützt den Vorstoß. "Heime, in denen die Kinder kommen und gehen können, wie sie wollen, sind völlig sinnlos", sagte er der "WamS". Der Fall eines Elfjährigen aus Berlin hatte Aufsehen erregt, weil der Junge mehrfach beim Verkauf von Drogen in der Hauptstadt aufgegriffen wurde. Er kann nicht inhaftiert werden, weil er die Strafmündigkeitsgrenze von 14 Jahren noch nicht erreicht hat. 24/07/2010, von AFP ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 8 Die Geißel der alternden Gesellschaften Vor hundert Jahren beschrieb Alois Alzheimer die neue Krankheit „Wie heißen Sie?“ „Auguste.“ – „Familienname?“ - „Auguste.“ – „Wie heißt ihr Mann?“ - „Ich glaube … Auguste.“ Als der Münchner Psychiater Alois Alzheimer seine Patientin Auguste Deter 1901 zum ersten Mal befragt, ahnt er noch nicht, wer vor ihm sitzt: die Vorbotin einer neuen Volkskrankheit. Heute leiden allein in Deutschland etwa eine Million Menschen an Demenzkrankheiten, weltweit wohl mehr als zwanzig Millionen Menschen. Die AlzheimerKrankheit ist die häufigste Form von Demenz, also von Gehirndegeneration. Sie trifft einen Menschen um so wahrscheinlicher, je älter er ist. Demenz entwickelt sich mit brutalem Tempo zur Geißel der alternden Gesellschaften, die den Betroffenen und ihren Angehörigen Leid aufbürdet und der Gesellschaft immense Kosten. Wirtschaftlicher und sozialer Sprengstoff Im Jahr 1906, also vor hundert Jahren beschrieb Alzheimer die Krankheit zum ersten Mal akribisch und legte dar, welche krankhaften Veränderungen er im Gehirn der Auguste Deter beobachtet hatte. Auf zahlreichen Kongressen und Symposien, etwa in Berlin und in Tübingen wird in diesen Wochen die runde Zahl genutzt, um zu debattieren, wo die Erforschung der Demenzkrankheiten steht und wie die Gesellschaft mit Betroffenen und Angehörigen umgeht. In Amerika und Europa grassiert die Angst, dass die Demenz-Geißel nicht nur die Sozialkassen sprengen könnte, sondern auch den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Besonders in den kinderarmen Ländern Europas stehen immer weniger Junge einer wachsenden Zahl von hochbetagter Demenzkranker gegenüber, deren Pflege aufwändig und teuer ist. Familien sind mit der Pflege von Demenzkranken oftmals überfördert, kinderlose Demenzkranke sind ganz auf öffentliche und private Pflegeinstitutionen angewiesen. 133 Schattenseite eines enormen Fortschritts „Die Krankheit des Vergessens“ nannte Alois Alzheimer das Phänomen. Vergesslichkeit ist aber nur ein Symptom von Demenzkrankheiten, auch das Sprachvermögen leidet, ein rätselhafter Drang zum Weglaufen tritt auf, eine schleichende Auflösung der Persönlichkeit vollzieht sich, oftmals begleitet von Angstzuständen. Halluzinationen, Depression. Zwar verringert eine Demenzerkrankung die Lebenserwartung, doch es handelt sich nicht um eine tödliche Krankheit. Vielmehr kann Alzheimer einen ansonsten gesunden Menschen treffen, der Leidensweg der Betroffenen kann sich über mehr als zehn Jahre hinziehen. Die verlängerte Lebenserwartung gehört zu den größten Errungenschaften der modernen Medizin. Heute sind Menschen jenseits ihres fünfzigsten Geburtstages so gesund und vital wie noch nie zuvor. Demenz ist die Schattenseite dieses enormen Fortschritts und deshalb eine der wichtigsten Herausforderungen für die alternde Gesellschaft. Doch wie bekommt die Wissenschaft ausreichend Talente und Ressourcen, um die Krankheit bezwingen zu können? Und wie lernt die Gesellschaft, mit Kranken umzugehen und ihre Angehörigen zu unterstützen, solange Alzheimer und andere Demenzerkrankungen noch nicht besiegt sind? Es gibt auch Hoffnung F.A.Z.-Wissenschaftskorrespondent Christian Schwägerl hat sich zum hundertsten Jahrestag auf die Suche nach Antworten gemacht. Er verbrachte drei Tage in einem Pflegeheim im Berliner Bezirk Spandau, wo Demenzkranke in einer Wohngemeinschaft zusammenleben und Pfleger sich mühen, ihnen einen würdevollen Alltag zu ermöglichen. Die Ehefrau eines Demenzkranken hat ihm die Türe geöffnet und erzählt, wie ihr Alltag aussieht und welches Unverständnis ihre Mitmenschen entgegenbringen. Wie wenig die Gesellschaft auf Demenzkranke eingestellt ist, zeigt der Fall eines Berliners, der im Sommer 2006 in einer Klinik spurlos verschwand, weil er wie ein gewöhnlicher Patient behandelt worden war. In einer Reportage für FAZ schildert Christian Schwägerl krasse Missstände, die es in Pflegeheimen für Demenzkranke gibt, bis hin zur Gewalt. Doch es gibt auch Hoffnung: Christian Haass, Profesor für Stoffwechselbiochemie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München, ist fest davon überzeugt, dass es Biologen und Medizinern gelingen wird, Medikamente zu entwickeln, die Demenzkrankheiten lindern, heilen oder ihnen sogar vorbeugen können. Beim Gespräch im Münchner Labor des Forschers lobte Haass das Engagement deutscher Stiftungen wie der Breuer-Stiftung und der Hertie-Stiftung. Der renommierte Wissenschaftler klagte aber über die mangelnde Unterstützung der Alterungsforschung in Deutschland. Bundesforschungsministerin Annette Schawan (CDU) habe eine Initiative für die Alterungsforschung angekündigt, bisher sei aber nichts geschehen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2006 (nach der Bearbeitung von Martin Malkus, LN) 134 Text Nr. 9 Exhumierung auf Tschechisch Der „Fall Bergersdorf“ liefert den Stoff für einen Dokumentarfilm „Mich interessiert, was tabu ist: die weißen Flecken der Geschichte“, sagt David Vondráček. Der Dokumentarfilmer wurde 1963 im böhmischen Marienbad (Mariánské Lázně) geboren. Dort, nicht einmal 20 Kilometer Luftlinie entfernt vom damaligen „Eisernen Vorhang“, begann er früh, sich mit der Vergangenheit seiner Heimat zu befassen. „Schon als Kind wollte ich wissen, was hier los war, warum vieles zerstört ist, weshalb es hier eine Grenze gibt.“ Doch was den jungen David nicht losließ, blieb lange ein Tabuthema, und ist es zum Teil bis heute. „Die tschechische Geschichtsschreibung endet am 8. Mai 1945, dem Tag der Befreiung Tschechiens vom Faschismus, und setzt mit dem Staatsstreich der Kommunisten im Februar 1948 wieder ein“, sagt Miroslav Mareš, Journalist aus Iglau (Jihlava). „In unserer Gesellschaft wird über diese Zeit nicht diskutiert, die Jüngeren haben keine Vorstellung davon, was in dieser Zeit passiert ist. Auch die Historiker beschäftigen sich nicht damit, deshalb müssen wir Journalisten es tun.“ Mareš trug wesentlich dazu bei, dass die tschechische Kriminalpolizei seit September 2009 im „Fall Bergersdorf“ ermittelt (PZ-Ausgabe 41/2009). Im Mai 1945 sollen 10 bis 15 deutsche Bauern aus dem Dorf und aus Nachbarorten in der damaligen Iglauer Sprachinsel von tschechischen Mitbürgern ermordet worden sein. Dass es tatsächlich Tote gegeben hat, haben die Ermittler bereits bestätigt. Demnächst soll eine Exhumierung vorgenommen werden, um sie zu identifizieren. „Alle Angehörigen, mit denen ich Kontakt habe, wären zu einem DNA-Test bereit. Sie würden die sterblichen Überreste ihrer Verwandten gerne nach Hause holen“, berichtet Herma Kennel – auch wenn es ein zu Hause ist, das die Toten nie kannten. Die Autorin aus der Pfalz schilderte in ihrem 2003 erschienenen Tatsachenroman „BergersDorf“ die Geschehnisse in dem Ort während und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Prager Zeitung, 21. 7. 2010, von Corinna Anton ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------Text Nr. 9 Ernährung: Mehr Obst und weniger Knödel Gesunde Ernährung beugt Herzkrankheiten vor Die Mittelmeerküche verwendet neben „gesunden“ Fetten wie Olivenöl, viel Fisch, Obst und Gemüse. Ein gesunder Mix dieser Lebensmittel beugt bekanntlich Herzerkrankungen vor. 135 Laut jüngster Forschungen spanischer Wissenschaftler schützt diese Art der Ernährung auch vor Zuckerkrankheit, die einmal ausgebrochen, viele Folgekrankheiten nach sich ziehen kann. Bei der Auswertung einer Studie entdeckte das Forscherteam, dass Probanden, die regelmäßig viel Obst und Gemüse zu sich nehmen, ein um 83 Prozent niedrigeres Risiko haben, an Diabetis des Typs II zu erkranken, als diejenigen, auf deren Speiseplan nur selten Grünes steht. Die Zuckerkrankheit des Typs II zeichnet sich durch verminderte Insulinwirkung aus und tritt zwar oft erst im Erwachsenenalter auf, doch auch Kinder sind davor nicht gefeit. Dabei wird entweder die Veranlagung vererbt, dass die Insulin produzierenden Zellen nicht unbegrenzt jeder ernährungsbedingten Belastung standhalten (Übergewicht, Fehlernährung), oder es liegen andere Stoffwechselstörungen vor. Fast 95 Prozent aller Zuckerkranken leiden an der Diabetes des Typs II. Die Folgen der Krankheit können Störungen der Nierenfunktion, Probleme mit den Augen und ein erhöhtes Infarkt- und Schlaganfallrisiko sein. Laut der Weltgesundheitsorganisation leiden rund 180 Millionen Menschen rund um den Globus an Zuckerkrankheit. Man rechnet damit, dass sich die Zahl bis 2030 verdoppeln wird, weil immer mehr Nationen sich dem westlichen Lebensstil anpassen. In Tschechien geht das Thema Diabetis gerade durch die Medien, denn Anfang des Monats wurde bekannt, dass der Ministerpräsident des Landes, Mirek Topolánek, an Zuckerkrankheit des Types II erkrankt sei. Ein neuer Lebensstil mit strengem Diätplan haben ihn bereits 13 Kilo leichter werden lassen. Nach eigenen Worten fühlt er sich sogar „besser in Form“. Weniger gut in Form sind jüngsten Forschungen zufolge viele tschechische Kinder. Jedes fünfte Kind zwischen sechs und zwölf Jahren leidet mittlerweile an Übergewicht. Laut der Endokrinologin Alexandra Moravcová vom Forum für gesunde Ernährung müsse das Problem dringend angegangen werden. Dazu könnte die Verbesserung der Schulküchen erheblich beitragen: Mehr Obst und Gemüse, eine größere Auswahl an Essen, weniger Süßspeisen als Hauptgang und vor allem keinen Zwang, so die Meinung der Expertin. Die Aussichten sind nicht gerade rosig. Nicht nur dass Übergewichtigkeit das Leben durchschnittlich um rund sechs Jahre verkürzt. Gleichzeitig wächst die Zahl der zukünftig Zuckerkranken und unter Bluthochdruck und Herzproblemen leidenden Menschen. Wie die weltweit laufende Studie „post-Monica“, an der auch tschechische Kliniken seit einigen Jahren teilnehmen, zeigt, sterben hier zu Lande immer noch 46 Prozent der Männer und sogar 57 Prozent der Frauen an Herzkrankheiten. Prager Zeitung, 12. 6. 2008, von Anneke Müller 136 28. Literatur zum praktischen Studium 1. BERGLOVÁ, Eva, FORMÁNKOVÁ, Eva, MAŠEK, Miroslav, Moderní gramatika němčiny. Plzeň : Fraus 2002. ISBN:80-7238-144-X 2. EISENBERG, Peter, Wahrig. Grundregeln der deutschen Rechtschreibung: Die deutsche Orthografie auf einen Blick [Broschiert]. Gütersloh/ München : Wissen Media Verlag 2007. ISBN:978-3-577-07568-8 3. RADĚVOVÁ, Zuzana, Cvičebnice německé gramatiky 1,2. Brno : Didaktis 2003. ISBN:80-86285-92-8, 80-86285-93-6 4. SIEBENSCHEIN, Hugo et al., Česko-německý slovník. Praha : SPN 1968 5. SIEBENSCHEIN, Hugo et al., Německo-český slovník. Praha : SPN 1970 6. Česko-německý a německo-český slovník. Praha : LINGEA 2008. ISBN:978-80-247-2551-2 7. KÁBRT, Jan et al., Německo-český a česko-německý lékařský slovník, Praha : Avicenum 1989. 8. WAHRIG, Deutsches Wörterbuch. Berlin–Wien : Bertelsmann 2006. ISBN: 3-89853-436-7 9. DUDEN, Deutsches Universal Wörterbuch A-Z. Mannheim-Leipzig-Wien-Zürich : Dudenverlag 1996. ISBN:3-411-05471-9. 10.Česko-německý frazeologický & idiomatický slovník. Olomouc : FIN-Publishing 1999. ISBN:80-86002-58-6 Andere zugängliche Quellen www.sozial.de www.google.de www.wikipedia.de www.gesundheit.de www.pressdigest.net\linksdeu.html www.bildungsserver.de www.toa-servicebuero.de www.malteser.de www.johanniter-helfen.de www.daf-portal.de www.goethe.de www.pragerzeitung.cz www.dw-world.de www.kinder.de 137 29. Landkarte Deutschlands Quelle: http://www.radius-ikk.de 138 30. Landkarten der Schweiz und Österreichs Laut Landkarte liegt die Schweiz zwischen Bodensee und Genfersee, Alpenrhein und Jura, Hochrhein und Alpensüdrand. Die Schweiz grenzt auf der Karte nördlich an Deutschland, östlich an Liechtenstein undÖsterreich, südlich an Italien. Der westliche Nachbar ist Frankreich Quelle:http://www.mygeo.info/landkarten/oesterreich/oesterreich_administrativ.gif 139