Mal eben schnell die Welt retten

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Mal eben schnell die Welt retten
JULI 2016 – KOSTENLOS
DAS STARTUP-MAGAZIN
MACH’S EINFACH!
ZKZ 89109
Abheben mit Lean Startup
TEILEN
INVESTIEREN
AUFBAUEN
Wie Blockchain die Sharing
Economy verändert
Neue und etablierte
VCs im Porträt
Wie Thermondo
das frische Kapital einsetzen will
BERLINVALLEY.COM
EDITORIAL
MEHR GELD
MARTIN WEIGEL
forscht an der Universität des Saarlandes
und am Max-Planck-Institut für Informatik
im Bereich Mensch-Computer-Interaktion.
Er erklärt, wie interaktive Haut den
Körper zum Touchscreen macht.
Seite 27
IDA TIN
ist die Gründerin von Biowink (Clue).
Sie ist überzeugt, dass die Chancen,
die Gesundheitsversorgung auf der
ganzen Welt mit der Analyse von Daten
zu verbessern, riesig sind.
Seite 28
JÖRG BLUMTRITT
Cover: Dominik Dördelmann, Fotos: Saskia Uppenkamp, Clue, Privat
ist Gründer und CEO von Datarella. Er
hat das Share Festival in Turin besucht
und berichtet über die Künstler, die an
vernetzter Technologie arbeiten, mit der
es sich gut zusammenleben lässt.
Seite 63
Liebe Leserin, lieber Leser,
Der Juni bot in Berlin reichlich Gelegenheit zum
Netzwerken. Auf mehr als 20 Veranstaltungen auf
der Web Week – von der Heureka bis zur Droidcon – trafen Unternehmer, Investoren, Manager
und Politiker aufeinander. Auf der Startup Europe
saßen Uber-Chef Travis Kalanick und die frühere
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes (die
ja inzwischen einem Beratungsgremium von Uber
angehört) neben EU-Digital-Kommissar Günther
Oettinger und New Yorks Ex-Bürgermeister
Rudolph Giuliani auf der Bühne und diskutierten
über die politischen Rahmenbedingungen für die
digitale Wirtschaft.
Kalanick war überhaupt sehr fleißig. Er hatte
gleich drei größere Auftritte bei seinem Besuch in
Berlin. Zuerst in der Factory, wo er seinen Geek’s
Guide vorstellte. Und dann auch auf der Noah,
wo er dem Publikum erklärte, wie Uber die Welt
besser macht, und Nettigkeiten mit Daimler-Chef
Dieter Zetsche austauschte. Die Noah war traditionell hochkarätig besetzt. Wer seine Kontakte
zu Investoren pflegen wollte, hatte hier die besten
Chancen, bei Sonnenschein und Kaltgetränk die
nächste Finanzierungsrunde vorzubereiten.
Eine interessante Möglichkeit, mit starken Industriepartnern ins Geschäft zu kommen, bietet die neue
Innovationsplattform Cube. Sie lobt unter anderem
einen Wettbewerb für Startups aus, die an gemeinsamen Projekten mit der Industrie arbeiten. Das
Preisgeld ist enorm: eine Million Euro – und dafür müssen die Gewinner keine Anteile abgeben.
Auch die Factory bietet Startups über eine neue
Mitgliedschaft die Möglichkeit, an vielen Veranstaltungen teilzunehmen und sich mit etablierten
Unternehmen zu vernetzen.
Daneben tun sich immer neue Geldquellen für Startups auf. Nicht nur Andreessen Horowitz (1,5 Milliarden Dollar) und Global Founders Capital (740
Millionen Dollar) haben viel Kapital eingesammelt,
um es zu investieren, sondern auch andere. Was
sonst noch Spannendes in der Investorenszene
passiert und wie sich die verschiedenen VCs positionieren, dazu bieten wir einen Überblick in
unserem Investoren-Special ab Seite 18. Wie man
das eingeworbene Kapital effektiv einsetzt oder
wie man ein Unternehmen auch mit wenig Startkapital aufbauen kann, das stellen wir in unserem
Themenschwerpunkt Lean Startup vor. Im Grunde
hat man den Eindruck, dass Lean Startup eigentlich
die adäquate Vorgehensweise für jedes Startup
sein sollte. Doch wird der Ansatz blind eingesetzt,
kommt es immer wieder zu Missverständnissen,
die man vermeiden kann – wie Phil Dillard von der
Lean Startup Company auf Seite 46 erzählt.
Weil in Berlin immer etwas los ist, können wir auch
einen Ausblick auf das Tech Open Air geben. Bis
dahin viel Vergnügen beim Lesen.
Corinna Visser
VIELEN DANK!
OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN
NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:
berlinvalley.com / 3
THEMA – RUBRIK
RUBRIK – THEMA
INHALT
07Meldungen
64
„WIR HABEN
VERTRAUEN
GESCHAFFEN“
14 Was macht Thermondo mit 23,5 Millionen Euro?
Airbnb muss in Berlin und in anderen
Konmmunen viel Überzeugungsarbeit
leisten. Deutschland-Chef Alexander
Schwarz sieht sich in den Gesprächen
mit den Städten auf einem guten Weg.
32 Cube lobt eine Million Euro aus
16 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt
18 Neue VC-Fonds im Porträt
26 Vorschau auf das Tech Open Air
34 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups
36–51 Spezial: Lean Startup
38 Warum Lean Startup für jeden Gründer wichtig ist
40 Das meinen Startups und Gründer zu lean'
'
46 „Lean ist nicht immer richtig“, sagt Phil Dillard
48 Praxis: Lean Startup Schritt für Schritt
14
52 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen
54 Was macht eigentlich ein Success Advisor?
56 Beacons erfinden sich neu
Fotos: Franz Grünewald, Estimote, LOC, LC-DIG-ppprs-00626, Thermondo, TOA CC-by-ND
„WIR SIND EIN
KOMISCHER VOGEL“
Thermondo installiert Heizungen und hat gerade
23,5 Millionen Euro von seinen VCs eingesammelt.
Gründer und CEO Philipp Pausder erzählt,
was er mit dem frischen Kapital vorhat.
36
60 Sharing Economy geht in die nächste Runde
62 Licht- und Schattenseiten der Sharing Economy
63 Share Festival in der Casa Jasmina
64 Wie reagiert Airbnb auf das Zweckentfremdungsverbot?
68 Lieblings-Tools von Tripcombi-Gründer Nikolas Langes
70 Bürobesuch bei Adjust
72 Eventrückschau: große und kleine Konferenzen
81Eventkalender
82 Vorschau und Impressum
NEUER KONTAKT
Der Hype um Beacons als Retter des Einzelhandels ist verflacht. Woran liegt das? Und
kann eine neue Technologie zum endgültigen Durchbruch verhelfen?
Tech Open Air Berlin verbindet Kunst
und Technologie. In diesem Jahr erwarten
die Veranstalter einen Besucher-Rekord.
26
Fotos: Lorem Ipsum
SONNE UND TECH
4 / berlinvalley.com
Die Brüder Wright haben es vorgemacht: Sie haben
ihre Flugmaschinen ausführlich getestet. Ihre Arbeitsweise hat viel von der Lean-Startup-Methode, die
Gründern hilft, besser auf die Zielgruppe zu hören.
Fotos: Lorem Ipsum
56
EXPERIMENTE WAGEN
60–65 Sharing Economy
berlinvalley.com / 5
MELDUNGEN
Große Bühne: Kevin Lynch, Vice President of Technology bei Apple, präsentiert auf der WWDC die neuen Möglichkeiten der Apple Watch am Beispiel von Woogas Fish Time
„LEBENSZIEL ERREICHT”
EyeEm, Onefootball, Wooga, Number26 und Runtastic – fünf deutschsprachige Startups waren Teil der Apple-Show
Große Bühne bei der Auftaktveranstaltung zu Apples Entwicklerkonferenz WWDC Mitte Juni: Gleich fünf deutschsprachige
Startups hat das Team um CEO Tim Cook in die Präsentation der
neuen Funktionen der mittlerweile vier Betriebssysteme – iOS,
MacOS, WatchOS und TvOS – aus Cupertino eingebunden. Mit
EyeEm, Onefootball, Wooga und Number26 wurden allein vier
Unternehmen aus Berlin geadelt. Entsprechend stolz waren die
Reak­tionen: „Lebensziel erreicht: Spiel in der Apple-Keynote gezeigt”, postete Wooga-Gründer Jens Begemann auf Facebook,
als das Apple-Watch-Game Fish Time auf der Leinwand auftauchte. Auch Gen Sadakane hat es sichtlich umgehauen: „Oh
my gooood!” postete der EyeEm-CCO bei der Präsentation von
Fotos: Movinga, Garry Knight, Apple
MOVINGA-GRÜNDER
MÜSSEN GEHEN
Die Umzugsplattform Movinga wird massiv umgebaut, 150 von 500 Mitarbeitern mussten gehen. Die
Gründer Bastian Knutzen (l.) und Chris Maslowski
(r.) wechselten von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat. „Nach Diskussionen mit Investoren und intern kamen alle Beteiligten zu dem Schluss, dass die
Firma jetzt auf die nächste Ebene gehoben werden
soll“, sagt Geschäftsführer Finn Hänsel. Dazu gehöre eine Fokussierung auf die Kernmärkte Deutschland, Frankreich und ein noch stärkerer Fokus auf
Technologie und ein solides Produkt. Geldprobleme
bestritt Hänsel. „Wir haben derzeit eine sehr komfortable Finanzierung.“ movinga.de
The Roll. Die App sortiert Bilder automatisch nach Farben, Personen, Gegenständen oder Orten. Nummer drei aus Berlin war
Onefootball. Die Fußball-App von Gründer Lucas von Cranach
bringt es jeden Tag auf zwei Millionen Nutzer und ist damit die
erfolgreichste ihrer Art. Wie einfach es in Zukunft sein wird,
mit der Sprachsteuerung Siri Geld zu überweisen, demonstrierte
Apple am Beispiel der Konto-App Number26. Ein wichtiges Signal nach den negativen Schlagzeilen der vergangenen Wochen
in Folge von massiven Kontokündigungen. „Superstolz auf sein
Team” ist auch Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner. Die
Lauf-App, die 2015 für rund 220 Millionen Dollar an Adidas
ging, erhält ebenfalls eine Siri-Integration. apple.com/wwdc
„AM ENDE
SIND WIR
ANWALTSSÖHNE UND
DEUTSCHE,
WIR SIND
VORSICHTIG“
ROCKET-CEO OLIVER SAMWER
STELLT AUF DER HAUPTVERSAMMLUNG KLAR,
DASS MAN SICH AUF DIE GRÖSSEREN
UNTERNEHMEN KONZENTRIEREN WOLLE.
TWITTER INVESTIERT
IN SOUNDCLOUD
Twitter liebäugelt schon länger mit einem Einstieg
ins Musikgeschäft. Jetzt hat der Kurznachrichtendienst Fakten geschaffen und in das Berliner Startup
Soundcloud investiert. Die Musiksharing-Plattform
bestätigte eine entsprechende Kooperation, machte aber keine Angaben über die Höhe der Investition. Das Technologie-Onlineportal Recode spricht
von rund 70 Millionen Dollar (umgerechnet rund
62 Millionen Euro). Soundcloud hat in den vergangenen Monaten wichtige Deals mit großen Musik­
konzernen ausgehandelt. Das Geld werde das
Unternehmen in die Erweiterung des Abo-Dienstes
Souncloudgo einsetzen. soundcloud.com
berlinvalley.com / 7
MELDUNGEN
MELDUNGEN
Überraschung des Monats
REIN UND RAUS
Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt
wen? Finanzierungen und Exits
PREMIERE: BURNING MAN
KOMMT NACH EUROPA
DER QUALIFIKANT SIEGT
Die Virtual-Reality-Experten von SpiceVR holen den Webfuture Award
Mit dem Star-DJ Robin Schulz in New York um die Häuser ziehen, Limousinen-Fahrt
und Helikopter-Flug inklusive: 2015 hat das Startup SpiceVR diesen Trip zum Song
„Sun goes down“ als virtuelle Clip-Welt für das Smartphone inszeniert. Die Hamburger
gelten als Virtual-Reality-Pioniere und entwickeln auch eigene Technologien. Die Flugdrohne Spherie zum Beispiel wurde speziell für die Erfassung von VR-Filmmaterial konzipiert. Das Besondere: Das System filmt in alle Richtungen, ohne dabei selbst sichtbar
zu sein. Für diese Innovation ist das Team um CEO Nicolas Chibac (Bild) jetzt mit dem
Webfuture Award der Standortinitiative Nextmedia.Hamburg ausgezeichnet worden.
Der Preis: 5000 Euro und Workspace im Hamburger Betahaus. Kuriose Randnotiz:
Erst durch die Unterstützung seiner Online-Community war das Unternehmen mit einer
„Wildcard“ in die Ausschreibung gekommen. Auf den Rängen: die Modeplattform
Fashion Cloud und das Marketing-Tool Adtriba. nextmedia-hamburg.de
Burning Man, das Kultfestival aus den USA, kommt
nach Europa. Ein niederländischer Ableger der
Burning-Man-Organisation hat für die Zeit vom 29. bis
zum 31. Juli ein Event angekündigt. Das Waldgebiet
Veluwe soll den Rahmen für zahlreiche Kunstaktivitäten
unter dem Motto „Where the Sheep Sleep“ bilden. Ziel
ist es, für die Dauer des Festivals eine Gemeinschaft
aufzubauen. Höhepunkt des Originals in der Wüste
von Nevada ist traditionell das Verbrennen einer
menschlichen Statue. Eine Markierung für „The Man“
im Lageplan von Veluwe lässt vermuten, dass das
Ritual übernommen wird. burningman.nl
FINLEAP HOLT FRISCHES KAPITAL UND INVESTIERT
Der Fintech-Inkubator Finleap hat 21 Millionen Euro
Eigenkapital eingeworben. Das Geld stammt von dem
Gründungsgesellschafter, der Berliner Hitfox-Gruppe,
und der neu eingestiegenen Hannover Rück. Zuvor hatte Finleap mit Zinsbaustein.de ein Crowdinvesting-Portal gestartet, auf dem Privatpersonen ab 500 Euro in
Immobilien investieren können. finleap.com
„ICH FRAGE MICH, WAS
PASSIEREN WÜRDE, WENN
DIESES KAPITAL RISIKOFREUNDLICHER IN EUROPA
INVESTIERT WÜRDE“
HABT IHR SPANNENDE NEUIGKEITEN?
SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com
FACEBOOK-INVESTOR FÖRDERT CELONIS
DER HTGF
SAMMELT WIEDER
Von diesen Zahlen kann die deutsche
VC-Szene nur träumen: Die US-In­
vestoren­
firma Andreessen Horowitz
hat einen weiteren Fonds in Höhe
von 1,5 Milliarden Dollar aufgelegt.
Fund V investiert unter dem Motto
„Software is eating the world“ bevorzugt in Geschäftsmodelle mit Disruptionspotenzial. Als Beispiele nennen Andreessen Horowitz Airbnb,
Comma.ai und Everlaw. a16z.com
8 / berlinvalley.com
Noch nicht spruchreif
SCHLÄGT CNBC BEI YAHOO ZU?
Bisher galt Verizon als Favorit auf den Kauf des angeschlagenen Internet-Pioniers Yahoo. 3,5 Milliarden Dollar habe der Mobilfunkbetreiber geboten. Jetzt aber soll
der Fernsehsender CNBC in der Pole Position sein – dank
eines Gebots von fünf Milliarden Dollar. yahoo.de
VERWIRRUNG UM
MÖGLICHE PROTONET-PLEITE
Das Technologie-Magazin T3n berichtete im Juni,
dass das Hamburger Startup Protonet, das mit
sicheren Cloud-Lösungen wirbt, vor dem Aus stehe.
Der Einstieg der Startup-Schmiede Y Combinator
sowie die Umstrukturierung der Firma in eine USamerikanische Rechtsform käme einem Exit gleich
und ziehe eine Rückzahlung von drei Millionen
Euro an Crowd-Investoren nach sich. Viel Geld,
das das Startup nicht habe. Gegen die Darstellung
des Magazins hat sich Protonet gewehrt. „Stimmt
nicht – man wäre gar nicht zahlungsunfähig,
weder theoretisch noch faktisch“, lässt das Startup
in einer Gegendarstellung auf der T3n-Homepage
veröffentlichen. Ob damit die Sache vom Tisch ist,
bleibt abzuwarten. protonet.com
WIRECARD VOR ÜBERNAHME
Der Finanzdienstleister Wirecard steht angeblich kurz
vor der Übernahme durch den chinesischen Mobilfunkkonzern China Mobile, beide Unternehmen befänden
sich in Gesprächen. Das jedenfalls berichtet der Blog
Betaville. wirecard.de
SIEBENSTELLIGE SUMME FÜR ROBOTER-TEXTE
Möglich, dass Texte wie dieser bald von einem Computer geschrieben werden. Die Software dazu entwickelt das Stuttgarter Startup AX Semantics, das jetzt
eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen hat. Die
Medienhäuser Müller Medien, PDV Inter-Media und
NWZ Digital investierten eine mittlere siebenstellige
Summe. ax-semantics.com
Fotos: b o w n o s e (CC BY 2.0, Flickr), Kurzzug
NEUER RIESEN-FONDS
IN USA AUFGELEGT
PSSST!
Fotos: Protonet, SpiceVR, Celonis, Finleap, AX Semantics
Der teilstaatliche Frühphasen-Investor High-Tech Gründerfonds (HTGF)
schnürt ein neues dickes Paket: Ziel
ist ein Fondsvolumen des HTGF III von
300 Millionen Euro. 30 Prozent davon sollen von der Industrie kommen.
Ab sofort sind mittelständische und
Großunternehmen aufgerufen, eine
Beteiligung am HTGF III einzugehen.
Der dritte High-Tech Gründerfonds
soll im ersten Halbjahr 2017 starten.
high-tech-gruenderfonds.de
US-MEDIENPROFESSOR JEFF JARVIS FORDERT EUROPÄER AUF,
MEHR IN EUROPA STATT IN DEN USA ZU INVESTIEREN.
Das Münchner Startup Celonis erhält von den
Facebook-­
I nvestoren Accel Partners und 83North
27,5 Millionen Euro. Mit dem frischen Geld plant
der Big-Data-Anbieter, die globale Expansion seines
Tools voranzutreiben. Die Software soll Unternehmen
helfen, Prozesse zu analysieren und versteckte Kosten
und Schwachpunkte aufzudecken. celonis.de
APPLE SETZT AUF INTEL
Wie Bloomberg berichtet, soll Apple für das kommende
iPhone 7 einen Anbieterwechsel bei den LTE-Funkmodems vornehmen. Die sollen künftig von Intel kommen,
statt wie bisher von Qualcomm. Das iPhone 7 wird voraussichtlich im Herbst erscheinen. apple.com
EIN CLEVERER ZUG
Münchner Startup sammelt Geld für Taschen aus U-Bahn-Bezügen
Das
Schweizer
Unternehmen
Freitag hat vorgemacht, wie man
aus
gebrauchten
Lkw-Planen
begehrte Lifestyle-Produkte schaffen
kann. Ganz ähnlich geht das
Münchner Startup Kurzzug vor.
2013 hat der Marketingexperte
Jörg
Schleburg
angefangen,
gebrauchte Sitzbezüge aus den
Münchner U-Bahnen mit viel Liebe
und Fingerspitzengefühl zu Taschen
umzunähen. Um die Produktion
der bisherigen Kollektion und die
Weiterentwicklung neuer Produkte
anzukurbeln,
warb
Schleburg
mit
seinem
Geschäftspartner
Wolfgang Bischoff im März über
das Crowdfundingportal Startnext
um Unterstützer. Mit Erfolg: 31.416
Euro (Fundingziel: 30.000 Euro)
kamen für Kurzzug zusammen.
Zum aktuellen limitierten Portfolio
gehören ein Wochenender (395
Euro), eine Stadttasche (375 Euro),
eine Geldtasche (85 Euro) und ein
Schlüsselzug (25 
Euro). Kurzzug
garantiert, dass nur Material von
Sitzbezügen der Münchner U-Bahn
verarbeitet wird. Teilweise seien die
Materialen mit dem charakteristischen
Petrol-Farbton mehr als 40 Jahre
alt. „Wir sind kein Massenprodukt
und wollen das auch nicht werden“,
sagen die Gründer. kurzzug.de
GRÜNDERINNENZEIT
Kfw-Gründungsmonitor und BPW zeigen erfreuliche Entwicklung
Immer
mehr
Frauen
gründen.
Nach Berechnungen des­ KfWGründungsmonitors
2016
liegt
ihr Anteil nun bei 43 Prozent. Die
Zahl deckt sich mit der Auswertung
der Teilnehmer am BusinessplanWettbewerb Berlin Brandenburg
(BPW). Unter den 1550 Registrierten
im Jahr 2015 waren 621 Frauen.
Dies entspricht einer Rekordquote
von 40 Prozent. Zu den Siegern des
letztjährigen Wettbewerbs gehörte
auch Anne Baumgraß, Mitgründerin
und Geschäftsführerin von Synfioo.
Die Software erkennt und visualisiert
Störungen in Lieferketten. Baumgraß
sagt zu ihrer Rolle als Gründerin:
„Als Frau in Logistik und Informatik
fällt man immer auf und bleibt
in Erinnerung. Anstatt dagegen
anzukämpfen, nutze ich das für
mich und überzeuge mit Leistung
und einem einzigartigen Produkt.“
Auch unter den Teams des laufenden
BPW finden sich viele Gründerinnen,
darunter Svenia Karge und Iris Strentz
(Ilumage), Elisabeth Reitmayr und
Corinne Petroschke (Patya Analytics)
sowie Julia Römer (Coolar). Alle
drei Teams zählen bereits zu den
Preisträgern der beiden ersten
Wettbewerbsphasen. Die finalen
Gewinner des BPW 2016 werden am
14. Juli bekanntgegeben. b-p-w.de
berlinvalley.com / 9
MELDUNGEN
MELDUNGEN
Gewinner des Monats
HIN UND WEG
UPDATES
Mehr Leistung, neue Funktionen,
Fort- und Rückschrittte
Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht?
Diese Personalien bestimmen die Startupszene
CARJUMP ERLEICHTERT ANMELDUNG
Carjump bietet seinen Nutzern ab sofort
eine digitale Führerscheinverifizierung.
Der persönliche Validierungsprozess bei
den autorisierten Stellen vieler Anbieter
entfällt. Nutzer können somit spontan das
gebündelte Carsharing-Angebot in der
App nutzen. carjump.de
UDACITY STARTET IN DEUTSCHLAND
Von einer Million auf fünf Millionen, die Basis der Nutzerinnen in einem
Jahr verfünffacht – das ist die aktuelle Erfolgsnachricht von Clue. Die
Zyklus-Tracking-App soll Frauen helfen, ihren Körper besser zu verstehen.
Dabei hilft dem Berliner Startup das Wachstum enorm. Denn je mehr
Menschen Clue einsetzen, desto mehr Daten könne das Team um Gründerin Ida Tin an die angeschlossenen Forschungszentren der Universitäten Oxford und Columbia weitergeben, schreibt Clue auf dem Unternehmensblog. Gleichzeitig erfahren die Nutzerinnen mehr über sich und
ihre Gesundheit. Eines der großen Ziele von Clue sei es, die immer noch
bestehenden Tabus um die Menstruation und Fruchtbarkeit von Frauen
aufzuheben, sagt Tin. helloclue.com
FACTORY STARTET
MITGLIEDERMODELL
FACHKRÄFTE UNTER
GEFLÜCHTETEN
Die Factory hat ein neues Member­
ship-Modell vorgestellt. Für einen
monatlichen Beitrag von 50 Euro
erhalten
die
Teilnehmer
des
Programms Zugang zum internen
Netzwerk. Zudem stehen ihnen
Arbeitsplätze und Meeting-Räume
im Campus in Berlin-Mitte zur
Verfügung. Die Mitglieder können
an den regelmäßig stattfindenden
Veranstaltungen teilnehmen. Erstes
prominentes Mitglied ist der UberCEO Travis Kalanick. Anmeldungen
ab sofort unter: factoryberlin.com.
Laut einer Bitkom-Befragung unter
Personalentscheidern geht jedes
fünfte Unternehmen, das bereits im
Ausland nach Mitarbeitern sucht,
davon aus, dass sie unter den nach
Deutschland geflüchteten Menschen
Fach- und Führungskräfte finden.
Unter den großen Unternehmen ab
500 Beschäftigten ist es sogar jedes
dritte. Eine aktuelle Dekra-Studie
bestätigt die positiven Effekte für den
Arbeitsmarkt, sagt aber auch, dass
viele noch angelernt werden müssen.
dekra.de, bitkom.org
BONATIVO HAT
AUSGELIEFERT
TWINKIND
IST PLEITE
Anfang 2015 startete mit dem
Rocket-Venture Bonativo quasi ein
Online-Wochenmarkt:
Regionale
Händler sollten über den Service
Lebensmittel zum Kunden liefern. Am
7. Juni lieferte Bonativo zum letzten
Mal. Das Unternehmen habe die
Erwartungen nicht erfüllt, sagte eine
Rocket-Sprecherin dem Handelsblatt.
Wer jetzt die Website aufruft, landet
bei der Food Assembly, einem 2010
in Frankreich gegründeten Netzwerk
mit dem Ziel den wöchentlichen
Bauernmarkt
zu
digitalisieren.
jetzt.foodassembly.de
10 / berlinvalley.com
Bittere Nachricht für alle Investoren
von Twinkind: Der Hersteller von
3D-Skulpturen aus Berlin ist insolvent.
„Trotz intensiver Suche und einigen
zunächst sehr vielversprechenden
und
umfangreichen
Investorengesprächen haben wir es leider
nicht geschafft, kurzfristig eine neue
Finanzierungsrunde zu erreichen",
erklärt Gründer Timo Schaedel die
Insolvenz des Startups. Über die
Crowdfunding-Plattform
Venturate
sammelte
Twinkind
erst
Ende
vergangenen Jahres 850.000 Euro
ein. twinkind.com
Der Native-Advertising-Anbieter
Plista verstärkt sich mit Till Göhre.
Er ist als Vice President Sales
verantwortlich für die Entwicklung
der Marktpotenziale im DACHRaum. Göhre war zuletzt beim
Mobile -Advertising-Spezialisten
Trademob tätig. plista.com
Gründer Fabian Dudek macht
beim
Online-Immobilienmakler
Nestpick den Absprung. Das
2014 gegründete Unternehmen
wurde noch im selben Jahr von
Rocket Internet übernommen –
zuletzt ging es aber abwärts mit
dem Startup. nestpick.de
HOLGER FELGNER FOLGT
AUF DIRK SCHWARTZ
Holger Felgner wird bei Chrono24
Nachfolger von Geschäftsführer
Dirk
Schwartz.
Der
Unter­
nehmensgründer
wechselt
in
den Unternehmensbeirat. Dafür
rückt Felgner, der zuletzt bei
Teamviewer arbeitete, in die
Chefposition. chrono24.com
JAKOB SIEGLER
GEHT ZU EVENTBRITE
Zwei neue Köpfe bei Eventbrite:
Neben Jakob Siegler (Foto),
zuvor Whitelabel Ecommerce,
verstärkt auch Ole Feltes, früherer
Produktmanager bei EMI Music,
das Business-Developement-Team
der Event-Experten.
eventbrite.de
TECHSTARS BEGRÜSST
ZWEITES BATCH IN BERLIN
Das zweite Batch des Techstars Berlin Accelerators
steht fest und startet in die Programmphase. Die
zehn teilnehmenden Startups kommen unter
anderem aus Estland, Portugal, Österreich, den
USA und Polen. Vier der zehn Teams haben
ihren Sitz in Deutschland: Goedle.io (Köln), ein
von künstlicher Intelligenz gesteuertes MarketingTool, der Online-Shopping-Service für Frauen
Kisura (Berlin), die Übersetzungsplattform Lengoo
(Karlsruhe) und das Mobile-Media-Magazin
Tapdeck (Berlin). „Wir haben das Glück, unseren
Teams ein besonders breites Spektrum an Alumni
und hunderten Mentoren zur Seite stellen zu
können, sodass sie aus den kommenden Wochen
das Optimum für sich und ihre Unternehmen
herausholen können“, sagt Rob Johnson, Managing
Director Techstars Berlin zum Programmstart. Das
dreimonatige Programm endet am 6. September
2016 mit dem Demo Day. techstars.com
SPRINGER-VORSTAND JAN BAYER MAHNT
BEIM BDZV-KONGRESS ZEITUNG DIGITAL,
PLATTFORMEN WIE FACEBOOK UND SNAPCHAT
ENDLICH ERNST ZU NEHMEN. HORIZONT.NET
MARLEY SPOON KOOPERIERT
Fotos: Techstars/Celonis
Die Zyklus-Tracking-App begeistert mittlerweile fünf Millionen User
Weltweit bilden sich schon vier Millionen
Lernwillige beruflich mit Udacity fort. Zu
den Partnerfirmen gehören Google und
Facebook. Jetzt startet die Lernplattform
auch in Deutschland. Die Kurse sind auf
Wissensgebiete ausgerichtet und kosten
rund 200 Euro pro Monat. udacity.com
GRÜNDER FABIAN DUDEK
VERLÄSST NESTPICK
Das Kochbox-Startup Marley Spoon
verbündet sich mit der Promi-TV-Ratgeberin
Martha Stewart und wird in den USA
künftig als „Martha & Marley Spoon“
firmieren. Das Unternehmen will Rezepte
aus Stewarts Kochbüchern ins Programm
aufnehmen. marleyspoon.de
COLIN DARBYSHIRE
WIRD ZUM TIGER
Das Reinigungs-Startup Book a
Tiger verstärkt sich mit Colin
Darbyshire. Der Vertriebsprofi ist
künftig als Chief Sales Officer
tätig und übernimmt in seiner
neuen Funktion die Leitung von
Vertriebsteam und Marketing.
bookatiger.com
STEPHAN DÖRNER WIRD
CHEFREDAKTEUR VON T3N
Tech-Redakteur Stephan Dörner
verlässt Die Welt und wird ab
1. Juli neuer Chefredakteur beim
Digitalmagazin T3n. Der bisherige
Redaktionsleiter Florian Blaschke
wird die Chefredaktion des TVMagazins Prisma übernehmen.
t3n.de
Fotos: Nestpick Global Services GmbH, BAT Business Services GmbH, privat, plista GmbH, Chrono24, Clue, Eventbrite, t3n
CLUE AUF GUTEM WEG
TILL GÖHRE WIRD VICE
PRESIDENT SALES BEI PLISTA
„WIR MÜSSEN
UNS BEWUSST
SEIN, DASS WIR
BIS HEUTE DAS
GANZE AUSMASS
DER DIGITALISIERUNG NICHT
VERSTANDEN
HABEN“
Wollen Türken
wirklich wissen, ob du
ein Problem hast?
Wir sind das erste deutsch-türkische Onlinemagazin
mit dem Schwerpunkt Kunst und Kultur.
renk-magazin.de
/renk.Magazin
/renk.Magazin
MELDUNGEN
Verlierer des Monats
DATES
In Kooperation mit
Wo man sich jetzt noch bewerben kann
03.07.
SCHÖNER SCHEIN
25.07.
Mit Fake-Profilen soll Lovoo Nutzer betrogen haben
Zu schön, um wahr zu sein. Diese leidvolle Erfahrung mussten wohl
Nutzer der Dating-Plattform Lovoo machen. Sie sollen von Fake-Profilen
animiert, kostenpflichtige Abos abgeschlossen haben. Ganz real sind
nun die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Die Folge:
Durchsuchung der Dresdner Geschäftsräume am 8. Juni, Beschlagnahme
von Smartphones und Computern, Haftbefehl. Mittlerweile haben die
beiden Lovoo-Chefs Benjamin Bak und Alexander Friede (Foto) das Gefängnis gegen Auflagen verlassen und zeigen sich kooperativ: „Von Beginn der Untersuchungen an hat die Lovoo GmbH den Ermittlungsbehörden vollumfängliche Transparenz und Kooperation zugesichert“, heißt
es in einer Stellungnahme. Ziel sei es, das Vertrauen der nach eigenen
Angaben mehr als 50 Millionen Nutzer wiederherzustellen. lovoo.com
15.08.
DEUTSCHER MOBILITÄTSPREIS: Wie machen wir
Mobilität noch intelligenter? Der Deutsche Mobilitätspreis zeichnet zehn Projekte aus, die auf diese Frage
innovative Antworten geben. Jahresthema 2016 ist
„Teilhabe“. Gefragt sind digitale Lösungen von Start­
ups, Netzwerken, Vereinen oder Forschungsinstituten,
die die individuelle Mobilität der Bürger verbessern.
deutscher-mobilitaetspreis.de
MERCK ACCELERATOR: Der Wissenschafts- und
Technologiekonzern Merck sucht Startups aus den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials für seine Accelerator-Programme in Darmstadt
und Nairobi. Die Teilnehmer erhalten Bürofläche,
Mentoring und finanzielle Unterstützung von bis zu
50.000 Euro (Darmstadt) beziehungsweise 15.000
Dollar (Nairobi). accelerator.merckgroup.com
Unsere Mentorinnen unterstützen sie
auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit.
EY PUBLIC VALUE AWARD: EY zeichnet in Kooperation mit der HHL Leipzig Graduate School of
Management erstmals Startups für ihren Beitrag zum
Gemeinwohl aus. Letztlich gebe es nichts, was eine
Idee stärker legitimiert als ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben und Fortschritt. Startups,
die sich in diesem Bereich engagieren, können sich
online bis zum 15. August bewerben: eypva.com
Die Gewinnerinnen des
HVB Gründerinnen-Mentorings 2016
Rike Brand:
SINN Power – Wellenkraftwerk für erneuerbare Energie aus
Meereswellen
IHR HABT SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com
Katharina Kreitz:
Vectoflow – Fluiddynamische Messtechnik zur Erfassung
von Strömungsparametern
CHINA ÜBERNIMMT FÜHRUNGSROLLE
Verena Kretschmann:
Anvajo – Mini-Lab für Biomarker-Schnelltests
(Point-of-Care)
Der jährliche Internet Trends Report von Kleiner Perkins Caufield and Byers zeigt auf 213 Slides, wohin sich Märkte und Technologie entwickeln
12 / berlinvalley.com
Manuela Rasthofer:
TerraLoupe – Intelligentes Erkennen von Geo-Bildinhalten
Julia Römer:
Coolar – Kühlschränke mit Wärmeantrieb statt Strom
Mareile Wölwer:
KARLA – Digitale Nutztier-Datenerfassung in der
Landwirtschaft
Eine Initiative des HVB Frauenbeirats
Mehr Informationen zum HVB GründerinnenMentoring unter hvb-frauenbeirat.de
Fotos: Lovoo, Screenshot KPCB Internet Trends 2016
Einmal im Jahr stellt die im Silicon Valley ansässige
Venture-Capital-Firma Kleiner Perkins Caufield
and Byers wichtige Kennzahlen zur Entwicklung
der digitalen Welt zusammen. Demnach hat die
Zahl der Internetnutzer weltweit drei Milliarden
überschritten. Indien ist Treiber des globalen
Wachstums und hat die USA als zweitgrößten
Internetmarkt nach China verdrängt. Ingesamt
verlangsamt sich das Wachstum des SmartphoneMarkts. Der Report zeigt, dass Online-Werbung
– vor allem im mobilen Bereich – wächst, weist
aber auch daraufhin, dass Adblocker die Effizienz
schmälern. Keine Überraschung: Dreiviertel
der Werbeerlöse vereinnahmen Google und
Facebook. Zu den nennenswerten Trends zählt
die sich stetig verbessernde Spracherkennung,
was neue Wege in der Kommunikation zwischen
Mensch und Computer eröffnet. Weitere
Erkenntnisse: China übernimmt mehr und mehr eine
Führungsrolle, weil das Land intensiv in Innovation
etwa in den Bereichen E-Commerce, On-DemandTransportation
und
Finanzdienstleistungen
investiert. Der wirtschaftliche Nutzen der
weltweiten Datenflut ist unbestritten, gleichzeitig
gibt es große Datenschutzbedenken. kpcb.com
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INTERVIEW
RUBRIK – THEMA
Im Werkzeugwagen: Philipp Pausder beschäftigt in seinem Unternehmen 110 Handwerker, die in firmeneigenen Transportern
wie diesem unterwegs sind.
NAME:
Thermondo GmbH
GRÜNDUNG:
Oktober 2012
Investor. Es ist für uns aber auch wichtig, einen Vollprofi-Investor wie Holtzbrinck Ventures an Bord zu
haben, der jede Phase eines Unternehmens schon
gesehen hat. Oder den Energiekonzern Eon, der
sich in der Energiewirtschaft auskennt.
GRÜNDER:
Philipp Pausder, Florian Tetzlaff,
Kristofer Fichtner
MITARBEITER:
Warum interessieren sich Rocket und
Holtzbrinck Ventures für die Installation
von Heizungen?
Richtig ist, dass wir schon ein etwas komischer Vogel im Portfolio sind. Digital-Investoren haben noch
nicht besonders viele Investments gemacht, auf die
sie referenzieren können, wenn sie uns anschauen. Wir beschäftigen uns jeden Tag damit, wie die
Installation von Heizungen besser funktioniert. Für
die Investoren ist das etwas Neues. Aber wir haben die Traction, können zeigen, dass das Team
performt. Und der Markt ist sehr groß, wobei die
Kundenerlebnisse schlecht sind. Das sind Mechanismen, die ein digitaler VC versteht.
220
STANDORT:
Berlin-Mitte
SERVICE:
Vermittlung und Installation von
energieeffizienten Heizungen in
Ein- und Zweifamilienhäusern
thermondo.de
Neben Traction und Markt ist die
Skalierung wichtig: Funktioniert Euer
Modell auch im Ausland?
Darum wollen wir uns jetzt kümmern. Ist es wichtig
ins Ausland zu gehen? – Ja. Auf der anderen Seite
arbeiten wir in der größten Volkswirtschaft Europas. Und viele sagen: ‚Wenn du es in Deutschland
schaffst, schaffst du es überall.‘
Warum wollen Handwerker bei einer Firma
wie Thermondo arbeiten, die irgendwas
mit Internet macht?
Es gibt eine steigende Zahl von Menschen, die verstanden haben, dass die Welt sich verändert. Und es
gibt den Bedarf, etwas zu tun, das die Welt besser
macht. Dass Hauseigentümer in einer sich stark verändernden Energiewelt moderne Erlebnisse und Produkte haben wollen, diese Erkenntnis haben auch Handwerker gewonnen. In der Fachpresse wird bereits von
der Thermondisierung des Handwerks gesprochen.
Wir werden nur dann eine erfolgreiche Energiewende hinbekommen, wenn das Handwerk mitkommt.
Und wir sind das beste Beispiel für ein Handwerk,
das mitkommen kann. Viele wollen da dabei sein.
„WIR SIND EIN KOMISCHER
VOGEL IM PORTFOLIO“
Wie oft triffst Du Investoren?
Die Bestandsinvestoren trifft man regelmäßig. Ich
bin auch drei- bis viermal im Jahr in London.
Habt Ihr mit allen Geldgebern gleichzeitig
verhandelt?
14 / berlinvalley.com
men, als wir auf die Sicht von zwölf Monaten brauchen werden. Wir werden nur einen Bruchteil davon
in diesem Jahr ausgeben. Es gibt noch keinen Plan für
die gesamten 23,5 Millionen Euro.
Ihr habt bereits 6,4 Millionen Euro im April
2015 eingesammelt. Wohin ging das Geld?
Wir sind ein vertikal tief integriertes Unternehmen.
Das heißt, wir müssen das Unternehmen an vielen
Stellen gleichzeitig aufbauen. Wir machen Leadgenerierung, Vertrieb, Software, wir bauen ein
bundesweites Netz an bei uns angestellten Handwerkern auf. Die fahren alle mit von uns geleasten
Autos durch die Gegend, mit Werkzeug, das wir
kaufen. Hier am Standort sitzen gut 100 Leute, das
ist ein Overhead, der bezahlt werden muss. Auf
Baustellen-Ebene sind wir profitabel.
Einer der Investoren ist Global Founders
Capital von Rocket Internet. Wie ist es,
Oliver Samwer als Investor zu haben?
Rocket Internet ist historisch groß geworden mit
dem Geschäftsmodell der Inkubation. Jetzt kommt
der Fonds mit 740 Millionen Dollar hinzu. Damit
ist klar, dass das Modell Venture Capital immer
wichtiger werden wird, also das Investieren und
nicht das Gründen. Daraus ergibt sich eine andere
Rollenverteilung. Dieses Unternehmen hier wurde
von drei Menschen gegründet, die bis heute signifikante Gesellschafter sind. Es gibt niemanden in
Europa, der mehr Erfahrung im Gründen von Unternehmen hat als Oli und Alex Samwer, die seit 16
Jahren im Geschäft sind. Oli als Sparringspartner
zu haben, ist ein großer Wert.
Wie lange muss das frische Geld reichen?
Das liegt an uns. Die Frage ist, wie stark wir wachsen
wollen. Wir haben erstmals mehr Kapital aufgenom-
Du kannst Oli Samwer bei Fragen anrufen?
Ja klar. Er bringt die unternehmerische Betrachtung
ein. Er ist ja in erster Linie Unternehmer und dann
Wie viel Tech und wie viel Handwerk
stecken in Thermondo?
Wir haben 110 handwerklich tätige Mitarbeiter. In
der IT- und in der Produktentwicklung, also Prozess
und Algorithmus, sind es 25 Leute. Hinzu kommt
das Performance-Marketing-Team. Wir schreiben
unsere Software mit Ausnahme des CRM selbst. Unsere Projektmanagement-Software heißt Diego …
… wie Maradona?
Genau, weil er der Regisseur ist. Unsere Bestellsoftware heißt Luise und unsere berühmteste Entwicklung ist Manfred, der Algorithmus. Er bestimmt, welche Teile gebraucht werden und damit die Preise.
„OLI ALS SPARRINGSPARTNER
ZU HABEN, IST
EIN GROSSER
WERT“
Wofür setzt Ihr das frische Kapital ein?
Für unser Wachstum – das bedeutet mehr Menschen, mehr Autos, neue Produkte. In einigen Wochen kommt unser Leasingprodukt. Das heißt, die
Heizung im Keller gehört uns, wir bewirtschaften
sie für den Hauseigentümer und der zahlt dafür
eine monatliche Gebühr. Und dann bringen wir
noch ein Gasprodukt heraus zur Optimierung der
Gasbeschaffung.
Wann expandiert Ihr ins Ausland?
Wir haben noch kein festes Datum, aber ich gehe
davon aus, dass das im kommenden Jahr passiert.
Wenn nach der Finanzierung vor der
Finanzierung ist, geht es jetzt gleich weiter?
Nein, natürlich nicht. Es ist wichtig, dass man Gespräche führt. Aber man darf als Gründer nicht zu
PHILIPP PAUSDER
ist Mitgründer und Geschäftsführer von
Thermondo. Der 40-Jährige begann seine
Karriere bei Adidas als Globaler Marketing Manager für Technologien. Er hat für
die schwedische Strategieberatung Applied
Value gearbeitet. 2009 gründete er seine
eigene M&A Boutique, Clean Venture.
verliebt ins Fundraising sein. Das Produkt zu machen, ist das Wichtigste.
Wie sieht ein möglicher Exit aus?
Mit dieser Runde haben wir ein konkretes Bild aufgegeben. Auch da bist du als Gründer gut beraten,
immer auf die nächsten drei bis sechs Monate zu
schauen. Natürlich musst Du ein klares Ziel haben:
Wir wollen ein modernes vollintegriertes Energie­
unternehmen werden, eine neue Art von Versorger
in einer dezentralen Energiewelt. Unser Weg auf
Produktebene ist sehr klar, uns sind auch die Hausaufgaben immer sehr klar, die wir dezidiert für die
nächsten 90 Tage aufschreiben. Darauf sollte man
sich konzentrieren.
Aber die Investoren wollen irgendwann ihr
Geld plus Rendite zurück.
Richtig, du hast als Gründer eine Bringschuld an
die Investoren, dass sie irgendwann an Liquidität
kommen. Ich muss das Geschäftsmodell meiner
Gesellschafter respektieren, aber da gibt es viele
Möglichkeiten. Entscheidend ist, dass wir die Firma
in den kommenden Jahren weiter aufbauen wie bisher. Wenn uns das gelingt, ist das ein Kinderspiel.
Denn dann wird es genügend Interessenten geben.
Das Gespräch führte Corinna Visser.
Heizungsinstallation: Um die Qualität zu garantieren, sind die Handwerker direkt bei Thermondo angestellt.
Fotos: Lorem Ipsum
Philipp, wie lange habt Ihr gebraucht, um
23,5 Millionen Euro einzuwerben?
Es gilt der Satz: Nach der Finanzierungsrunde ist
vor der Finanzierungsrunde. Man hört eigentlich
nie auf, Beziehungen zum Kapitalmarkt zu pflegen.
Es ist wichtig, immer im Gespräch zu bleiben – zum
Beispiel auf der Noah. Der eigentliche Prozess war
dann schnell: Er hat von März bis Mai gedauert.
Idealerweise orchestriert man den Prozess als
Gründer so, dass er parallel läuft. Die Termsheets,
also die Angebote, sollten in einem relativ eng gesteckten Zeitraum reinkommen. Kein Investor will
danach sechs oder acht Wochen warten, bevor
er eine Antwort bekommt. Idealerweise bekommt
man sie zur gleichen Zeit. Dann hat man als Gründer eine gute Position zu verhandeln.
Fotos: Thermondo
Geschäftsführer Philipp Pausder
verrät, wie Thermondo 23,5 Millionen
Euro frisches Kapital einsetzt, wie es
ist, Rocket als Investor zu haben, und
warum er nicht an den Exit denkt
Viele Handwerker haben Probleme,
Nachwuchs zu finden.
Wir bilden ab 1. September aus. Ich halte es für wichtig, dass ich als Unternehmer junge Leute ausbilde.
berlinvalley.com / 15
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THEMA – RUBRIK
N E U E S TA R T U P S
WIR SIND
DIE NEUEN
PORTEMONNAIE
MIT POWER
Poqit hat eine Geldbörse entwickelt,
die mit kabelloser Ladetechnologie den
Akku des Smartphones lädt, sobald
beide in Kontakt kommen. Sind Handy
und Geldbörse zu weit voneinander entfernt, ertönt ein Warnsignal. Die Geldbörse enthält zudem eine Schutzfolie,
die Magnetkarten vor Löschung oder
vor unbemerktem Auslesen der Informationen schützt.
poqit.berlin
Täglich entstehen neue Ideen und Startups
in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor
DEVISENHANDEL
GAMIFIZIERT
GÜNSTIG
RESTE ESSEN
Das Handeln mit Zahlungsmitteln in Fremdwährungen ist kompliziert und risikoreich. Mit der App
Cashout lernen Nutzer die Prinzipien des Devisenhandels spielerisch in einer Community, ohne
Geld zu riskieren. Nutzer, die sich bereit fühlen,
mit echtem Geld zu handeln, finden in der App
auch Kontaktmöglichkeiten zu Brokern.
cashoutapp.io
In der deutschen Gastronomie werden jährlich rund eine Million
Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Too Good To Go will die Verschwendung verhindern und eine Win-win-win-Situation für Gastronomen, Kunden und Umwelt schaffen. Über die App und Website des Startups können Gastronomen übrige Speisen kurz vor
Ladenschluss zu reduzierten Preisen an Selbstabholer verkaufen.
toogoodtogo.de
RAT AUS DER HOSENTASCHE
MARKTPLATZ FÜR
TALENTE
IHR HABT GERADE EIN STARTUP
GEGRÜNDET? MELDET EUCH:
news@berlinvalley.com
16 / berlinvalley.com
Fotos: Lorem Ipsum
Bei Taylortalents können Berliner in einem VideoPorträt ihre Talente und Fertigkeiten vorstellen
und so von Recrui­tern gefunden werden. Der Fokus liegt auf Talent und Leidenschaft. Ob diese
hauptberuflich oder als Hobby ausgeübt werden,
ist nebensächlich. Suchkategorien reichen von Ratgeber über Einhörner bis hin zu IT oder Garten.
taylortalents.com
Fotos: Too
Lorem
Ipsum
Fotos:
Good
To Go, Bandist, Vida Ventures GmbH, TaylorTalents GmbH,
Teleclinic GmbH, Julia Berger
Teleclinic bietet seinen Nutzern ortsunabhängig und direkt ärztliche Beratung. Mehr als 100 Experten sind über die App,
Videochat oder Telefon erreichbar. Der Service des digitalen
Gesundheits-Hubs steht sowohl privat als auch gesetzlich Versicherten zur Verfügung. Selbstzahler kostet die Beratung 29 Euro.
teleclinic.com
MARKTPLATZ
FÜR MUSIKER
Die Macher von Sparklist, einer Plattform für Kleinanzeigen in Pakistan, haben einen Pivot hingelegt. Bandist heißt die neue Unternehmung. Mit dem Marktplatz für Musikerbedarf wollen die Gründer aus dem Rocket-Internet-Umfeld ein sicheres Einkaufserlebnis
ermöglichen. Verkäufer (Privatpersonen oder Einzelhändler) können ihren eigenen Shop erstellen, personalisieren und vermarkten.
bandist.de
Texte: Claudia Lunscken
KOSTENLOS
LESEN
www.dearsouvenir.eu
berlinvalley.com / 17
IRN
UV
BERSI T
KO–R TE H
NE M A
e ventures
Was ist das Konzept Eures Fonds?
Unser europäischer Fonds richtet sich an europäische Startups/Gründer. Wir
haben aber auch weitere Fonds mit lokalen Teams in USA, Brasilien, China und Japan. Vor allem unterstützen wir Unternehmen, die sich in der Series-A-Phase befinden. Vereinzelt machen wir auch Seed-Investments, aber nur
mit erfahrenen Gründern. Dabei investieren wir zwischen 500.000 und fünf
Millionen Dollar. Mit unserem Growth Fund investieren wir auch in späteren
Phasen. Hier liegen unsere Investment-Tickets zwischen fünf Millionen und 30
Millionen Dollar. Pro Jahr schließen wir im Schnitt fünf bis sechs Investments
ab. Wir können auf eine einzigartige globale Plattform mit lokalen Teams und
Marktkenntnissen zurückgreifen und unseren Unternehmen helfen, in ihrem
Segment weltweit führend zu werden. Unsere Partner haben jahrelange VC-Erfahrungen oder waren früher selbst Unternehmer. Wir sind flexibel, was die
Bedingungen angeht und syndizieren oder coinvestieren gerne mit anderen
VCs. Zudem unterstützen wir unsere Portfoliounternehmen aktiv, helfen bei der
Internationalisierung, in strategischen Entscheidungen, aber auch operativ.
Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden?
Generell sind wir, was den Sektor angeht, recht breit aufgestellt, investieren
allerdings nur im Internetbereich. Es gibt Sektoren, in denen wir besonders
viel Erfahrung haben, wie Marktplätze (Farfetch, Auctionata), SaaS (Segment,
When I Work), Mobile (App Annie, Blinkist) und Open Source (NGINX, Graylog). Wir wollen unseren Portfoliounternehmen helfen, globale Marktführer zu
werden. Daher suchen wir nach Gründern mit globalen Ambitionen. Das Geschäftsmodel sollte disruptiv und ein potenzieller Pionier sein oder ein grundlegendes Problem lösen. Erste Erfolge sollten schon zu sehen sein.
Wie groß ist Euer Fonds?
150 Millionen Dollar für Europa plus lokale Fonds sowie ein Growth-Fonds.
Was ist Euer Background und Eure Expertise im Team?
Global sind wir insgesamt circa 25 Leute. Wir haben ein sehr heterogenes
Team mit Ingenieuren, Informatikern und ehemaligen Unternehmern. Nur klassische VC-Profile wie Banker und Juristen findet man bei uns selten. Als ehemaliger CMO von Rocket Internet sowie Gründungspartner der Online-Marketing-Agentur Trust Agents bringe ich zum Beispiel langjährige Erfahrung im
Online/Performance Marketing Bereich mit.
DIE NEWCOMER
Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio?
Global haben wir zurzeit etwas mehr als 100 Portfoliounternehmen.
Zahlreiche neue Venture-Capital-Fonds sind an den Start gegangen – und bieten mehr als Kapital. Eine Übersicht
Antworten von Luis Hanemann eventures.vc
18 / berlinvalley.com
POSITIV FÜR DAS ÖKOSYSTEM
Wir haben diese Entwicklungen mit einigen der
etablierten Fonds diskutiert, die diese Veränderungen grundsätzlich positiv sehen. Christian Nagel
(Earlybird) und Rainer Maerkle (Holtzbrinck-Ventures) betrachten sie als hilfreich für das gesamte Ökosystem. Je mehr investiert wird, desto mehr
Startups kommen durch. Zeitgleich agieren die
Fonds proaktiv: Earlybird gönnt sich eine Verjüngungskur und legt seine Aktivitäten mit Heilemann
Ventures zusammen.
Klaus Hommels’ Fonds Lakestar, der vor einem Jahr
erst sein Berliner Büro eröffnet hat, erweitert bereits seine Bürofläche und sieht – so hört man – Berlin immer mehr als das Zentrum seiner Aktivitäten
an. Der aktuelle Fonds Lakestar II umfasst immerhin
350 Millionen Euro. Und auch Holtzbrinck Ventures hat nach 16 Jahren in München erstmals ein
Berliner Büro eröffnet, das man personell auch
noch aufzustocken gedenkt.
Mit Cherry Ventures, Building10, Blueyard, Join
Capital und Cavalry Ventures greift eine neue Ge-
neration Investoren nach den Berliner Sternen. Sie
verfügen zusammen über eine Investitionssumme
von mehr als 300 Millionen Euro. Interessanterweise wird ein Teil dieser Fonds von erfolgreichen
Unternehmern initiiert. Lediglich der neue MicroFonds Fly.vc wollte sich noch nicht zur Fondssumme äußern, aber auch hier ist wohl mit mindestens
weiteren 20 Millionen Euro zu rechnen.
Neben den neuen Playern gehen auch die etablierten Venture-Capital-Gesellschaften Project A
Ventures, Eventures und Early­bird in die nächste
Runde – womöglich sind das in Summe nochmal
400 bis 500 Millionen Euro.
KLARE POSITIONIERUNG ERFORDERLICH
Es steht also viel Kapital zur Verfügung. Für Start­
ups dürfte jedoch die Investoren-Ansprache wegen
der steigenden Zahl der Marktteilnehmer nicht einfacher werden. Für die Fonds bedeutet das wiederum, dass sie sich profilieren müssen und zeigen,
was sie außer Kapital noch zu bieten haben, um
richtig wahrgenommen zu werden.
Wir haben daher für unsere Übersicht einige der
etablierten und neuen Fonds dazu befragt, wie sie
sich positionieren, welche Mehrwerte sie bieten
und welche Art von Start­ups in ihr jeweiliges Suchfeld passen. jt
Partner bei Eventures in Berlin: Luis Hanemann
Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.
B10 ist ein Early-Stage-Fonds mit Fokus auf B2B-Firmen, die das Potenzial zum
Category Killer haben. Heißt: Sie haben das Potenzial, ihre Marktnische zu
dominieren und aus dieser heraus weiter erfolgreich zu wachsen. Wir möchten, ähnlich wie typische Silicon-Valley-VCs, in der Nähe unserer Start­ups
sitzen. Daher bevorzugen wir, wenn das Startup hier in Berlin sitzt, gern sogar
direkt bei uns im Loft in Kreuzberg. Wir investieren bisher immer als Erster und
wollen dies auch weiter so tun. Da wir den Gründern mit viel Zeit und Support
zur Seite stehen wollen, benötigen wir entsprechende Zeit, die wir für jedes
Startup blocken. Daher ist unser Ziel vier Investments pro Jahr.
Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden?
Alle im Bereich B2B mit Category-Killer-Potenzial. Für B2C, Adtech, Advertisement, Content sowie E-Commerce sind wir nicht der ideale Partner. Welche Unterstützung bietet Ihr?
Wir agieren nach dem Mantra: Finanzierung, Top-Leute und Kunden. Heißt,
wir investieren einen sechsstelligen Betrag und unterstützen aktiv bei der
kommenden Seed-Runde/Series-A. Außerdem helfen wir bei Recruitment von
Top-Leuten und bei der Akquise erster Kunden.
Wie groß ist Euer Fonds?
B10 steht ausgeschrieben für Building10. Daher wollen wir in den kommenden
drei Jahren zehn Firmen mit aufbauen. Für diese Mission ist ausreichend Geld
reserviert. Was ist Euer Background und Eure Expertise im Team?
Gegründet wurde B10 von Henri Kühnert, dem Gründer von TIC (Exit an Sinner Schrader Group) sowie Daniel Höpfner, Gründer von Pressmatrix. Unterstützt werden wir von einem kleinem, aber schlagkräftigen Team aus Profis
in den Bereichen Finance, UX, Design, Tech und Internationalisierung. Unser
Team wird um weitere Key-Positionen wie Recruitment und Data Analytics sowie BI dieses Jahr noch wachsen. Unsere Erfahrung kommt aus verschiedenen
eigenen Gründungen und Investments in Quandoo und Sensorberg, heißt, aus
Sales- als auch technikgetriebenen Modellen.
Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio?
Im Building10-Portfolio befinden sich Carjump und Fliit. Wir sind gerade mit
zwei weiteren Startups im Gespräch. Bis Ende des Jahres sind weitere Invest­
ments geplant.
Fotos: Lorem Ipsum
DER KAMPF UM GUTE STARTUPS
Wie wird sich das Berliner Ökosystem verändern, wenn mehr Kapital in den Markt fließt und
investorenseitig die Nachfrage steigt? Entstehen
überhaupt ausreichend viele gute Startups, um
die Nachfrage zu bedienen? Werden die guten
Startups teurer? Oder erweitern die Fonds ihren
Suchradius? Werden Fonds immer spezialisierter
oder sehen wir bereits erste Anzeichen von Überhitzung und Konsolidierung auf dem Markt?
Fotos: Building10, Mikhail Pogosov / Shutterstock.com, Max Threlfall
Der US-Vorzeige-VC Andreessen Horowitz hat
soeben seinen neuen Fonds im Volumen von 1,5
Milliarden Dollar angekündigt. Ganz so weit ist
man in Deutschland noch nicht, doch nimmt das
zur Verfügung stehende Kapital auch hierzulande stetig zu. Am besten zu beobachten ist dieser
Trend wahrscheinlich zurzeit in Berlin, wo aktuell
angeblich europaweit am meisten Kapital in Start­
ups investiert wird (2014: offiziell 2,2 Milliarden
Euro, von denen jedoch ein Großteil in Beteiligungen von Rocket Internet investiert und demnach nur
„durchgereicht wurden“).
Trotzdem: Das Kapital kommt nach Berlin. Hier
werden zurzeit (gefühlt) fast im Wochenrhythmus
neue Venture-Capital-Fonds aufgelegt. Auch die
schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT hat soeben einen neuen Fonds mit einem Volumen von
566 Millionen Euro aufgesetzt. Dieses Kapital ist
für europäische Startups gedacht, mit einem besonderen Fokus auf Münchner und Berliner Startups.
Das Team von B10: Daniel Höpfner und Henri Kühnert
Antworten von Daniel Höpfner
building10.net
berlinvalley.com / 19
THEM
K
I NAV–E SRTUOBRREI N
RUBRIK – THEMA
Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.
Join Capital investiert nur in B2B-Startups, die neue Enterprise-Technologien
selbst entwickeln. Alle unsere Investments bauen auf Basis Ihrer proprietären
Technologien stark differenzierte Produkte, die digital distribuiert werden können. Dadurch können sie Enterprise Kunden global bedienen. Wichtig ist für
uns, dass ihre Kunden von Netzwerkeffekten profitieren wodurch Markteintrittsbarrieren entstehen. Wir investieren europaweit in Firmen, die ein marktreifes Produkt entwickelt haben, das bei ersten Kunden im Einsatz ist. Wir
fokussieren uns auf die Phase nach der Seed-Runde, also Pre-Series A oder
Series A.
Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.
Cherry Ventures ist ein Early-Stage-Investor, der typischerweise das erste
institu­tionelle Geld in ein Unternehmen investiert, das heißt, wir können und
wollen so früh wie möglich investieren – meist, bevor es ein Produkt und dementsprechend Umsätze gibt. Weil wir der festen Überzeugung sind, dass die
meisten Seed-Runden in Deutschland und Europa zu klein sind und eine entsprechend größere Seed-Runde die Erfolgschancen deutlich erhöht, ist unser
Ticket in der Seed-Runde in der Regel zwischen 500.000 und einer Million
Euro. Unsere Fondsgröße erlaubt uns in den Folgerunden zum Teil signifikant
nachzuinvestieren. Wir investieren europaweit, mit einem Schwerpunkt in Berlin, und ausschließlich in Geschäftsmodelle, die sich an Konsumenten richten,
sowie Marktplätze und SaaS-Unternehmen, die Leben und Arbeit von Konsumenten und kleinen/mittelständischen Unternehmen drastisch verbessern. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne schicken?
Wir begeistern uns für neue Technologien und was Unternehmer daraus machen.
Wir lieben Gründungsgeschichten und möchten Teil der Geschichte sein. Wir
suchen Unternehmer, die weit vorausdenken und ihre Mitarbeiter, Investoren
und Kunden für ihre Pläne begeistern können. Wir suchen Unternehmer, die
respektvoll mit dem Geld ihrer Investoren umgehen, die nichts verheimlichen,
sondern mit uns nach Lösungen suchen. Wir mögen Unternehmer, die gut
zuhören, dann aber selbst entscheiden. Wir unterstützen Gründer, die sich
kontinuierlich weiterentwickeln wollen – vom Gründer im kleinen Team bis hin
zum CEO einer globalen Firma mit hunderten Mitarbeitern.
Wie sieht das Konzept Eures Fonds aus?
Unser neuer Earlybird Digital West Fund wird sehr gründerzentriert sein. Wir
verstehen Venture Capital als ein Produkt für Unternehmer. Sicherlich spielt
die bloße Finanzierung der Portfolio-Firmen eine wichtige Rolle, noch größeres Gewicht hat für uns aber das Thema Portfolio-Support, worin wir unseren USP sehen. Anders als die meisten Venture-Investoren vereinen wir in
unserem Team langjährige unternehmerische Erfahrung, operatives Know-how
und über jahrzehnte lang gewachsene Angel- und VC-Expertise mit dem entsprechend großen Netzwerk. Inhaltlich fokussieren wir uns auf europäische,
innovative Geschäftsmodelle, die sehr stark technologiegetrieben sind und ein
großes Problem lösen. Netzwerkeffekte und ein starker Lock-in Effekt sind uns
sehr wichtig. Die Kerntechnologien, mit denen wir uns vertieft befassen, sind
SaaS/Enterprise-Applications, Artificial Intelligence/Machine Learning wie
auch IoT-Applikationen und Connectivity/Connected Devices. In puncto Industrie-Sektoren sind wir relativ agnostisch, sehen aber beispielsweise großes
Potenzial in den Bereichen Logistik & Supply Chain, Finanzen, Real Estate &
Construction wie auch Datensicherheit und Dezentralisierung. Reine Consumer-, Lead- oder E-Commerce-Modelle finden wir aktuell weniger spannend.
Mit dem Fonds investieren wir initial in der Seed- und Series-A-Phase mit einem Volumen bis 5.000.000 Euro. Folgefinanzierungen sind grundsätzlich bis
zu einem Volumen von 15.000.000 Euro pro Firma möglich.
Welchen Mehrwerte bietet Euer Fonds?
Unser Ziel ist es, dass unsere Firmen so schnell wie möglich monatlich 100.000
Euro Umsatz machen, bei sehr hohen Produkt-Margen. Dazu unterstützen wir
aktiv bei Direktsales an Großkunden oder Multiplikatoren im SME Bereich. Dabei hilft unser Netzwerk bei globalen Firmen wie Bertelsmann, BNP Paribas,
WPP, Amazon, Microsoft, SAP und vielen mehr. Daneben bauen wir mit den
Gründern ein Salesteam auf und entwickelt einen skalierbaren Salesprozess.
Hier profitieren die Firmen von unseren insgesamt 20 Jahren Investitionserfahrung in B2B Startups.
Beschreibe doch bitte Euer Team.
Wir sind zu fünft, drei Partner und zwei Analysts. Wir haben zusammen mehr
als zehn Jahre Erfahrung als Gründer von Startups und mehr als 20 Jahre als
VCs. Bei der Arbeit mit den Portfoliofirmen unterstützen uns unsere vier Plattform-Partner, die jeweils über mehr als zehn Jahre Jahre Erfahrung als CFO,
CSO, CLO und CTO verfügen.
Wie viele Unternehmen befinden sich in Euerm Portfolio?
Aktuell haben wir vier Beteiligungen im Fond. Wir machen pro Jahr fünf Investments.
Antworten von Jan Borgstädt join.capital
Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden?
Die Idee der Gründer muss das Potenzial haben, weltweit das Leben zahlreicher Menschen nachhaltig zu verändern. Die Gründer, in die wir investieren,
und ihre Unternehmen profitieren von der operativen Erfahrung, die wir drei
bei Gründung, Aufbau und Exit von mehreren Startups gesammelt haben,
sowie von einem der stärksten Gründernetzwerke Europas.
Beschreibe doch bitte Euer Team.
Wir sind sieben Leute und werden auf maximal zwölf wachsen. Gründer
und Partner sind Filip Dames, Daniel P. Glasner und Christian Meermann,
Fotos: Earlybird, Max Threlfall, Cherry Ventures, Join Capital
Partner bei Earlybird: Fabian Heilemann und Christian Nagel
Wie groß ist Euer Fonds, und wie viele Investments plant Ihr?
150 Millionen Euro. Wir werden pro Jahr circa zehn Investments machen. In
unserem ersten Fonds haben wir 25 Beteiligungen. Cherry Ventures II, aus
dem wir derzeit investieren, hat aktuell elf Portfolio-Unternehmen.
In der Region Rojava im Norden Syriens und in Shengal im Nordirak liegt das Gesundheitssystem am Boden. Aufgrund des anhaltenden
Bürgerkrieges der letzten Jahre ist Infrastruktur größtenteils zerstört und eine medizinische Versorgung der Bevölkerung nur bedingt
möglich. Gesundheitszentren und Krankenhäuser sind immer wieder
gezielten Angriffen zum Opfer gefallen und an einen strukturierten
Wiederaufbau ist noch nicht zu denken.
Um effektiv medizinische Hilfe leisten zu können, braucht es ein
Konzept, das sowohl die Dynamik der politischen und militärischen
Situation, die langen Wegstrecken sowie die momentane Versorgungslage für die Zivilgesellschaft vor Ort mitdenkt.
Wir planen deshalb ein mobiles Krankenhaus auf der Basis von Allradfahrzeugen, welches sowohl unfallchirurgisch, gynäkologisch als auch
pädiatrisch genutzt werden kann. Dazu gehört ein OP, zehn Liegeplätze um Patient*innen über mehrere Tage aufnehmen und versorgen
zu können, sowie Möglichkeiten für bildgebende Diagnostik wie Ultraschall und Röntgen.
CADUS ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation aus Berlin. Wir initiieren nachhaltige Projekte in der humanitären und Katastrophenhilfe. Die Entwicklung unserer Projekte basiert sowohl auf umfangreicher beruflicher Erfahrung in diversen Bereichen als auch auf
der fachübergreifenden Kooperation mit zahlreichen Partner*innen.
Effektive Zusammenarbeit, Interdisziplinarität und kritische Reflexion der bisher gängigen NGO-Praxis und eine gute Einbindung lokaler
Communities gehören zu den zentralen Werten von CADUS. Wir verfolgen
diese Ziele mit einem Maximum an Unabhängigkeit und Transparenz.
Spenden:
Fotos: Lorem Ipsum
20 / berlinvalley.com
cherry.vc
Wer steckt hinter CADUS?
Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio?
Seit November 2015 haben wir sieben Investments gemacht, von denen fünf
bereits öffentlich sind. Pro Jahr werden wir fünf bis zehn Investments machen.
earlybird.com
Antworten von Daniel P. Glasner
Spendenaufruf für ein mobiles Krankenhaus in Syrien
CADUS mobile
hospital
Wie groß ist Euer Fonds?
In der aktuellen fünften Fondsgeneration verfügen wir momentan über einen
mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Bis Ende des Jahres soll der Fonds in
einer Größenordnung von 150 Millionen Euro geschlossen werden.
Antworten von Christian Nagel die bereits seit mehreren Jahren als Investoren tätig sind. Filip war Teil des
Zalando-Gründerteams. Daniel war Mitgründer und CEO von Citydeal sowie
Gründer von Quandoo. Christian war Zalandos erster CMO und hat wesentlich zum Aufbau und zur Positionierung der Marke beigetragen. Danach war
er im Vorstand bei Peek & Cloppenburg zuständig für das digitale Business.
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Die Partner von Join Capital: Jan Borgstädt, Hubert Saint Olive und Tobias Schirmer
Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden?
Um unseren Appetit anzuregen, sollte das Startup ein Betaprodukt und erste
KPIs vorzeigen können. Wenn wir das Geschäftsmodell und Marktumfeld
spannend finden, vereinbaren wir ein initiales Telefonat, bei dem wir uns
von passionierten, authentischen sowie komplementären Teams begeistern
lassen. Wenn alles passt, stoßen wir den Investment-Prozess an, den wir mit
einer durchschnittlichen Dauer von vier Wochen (initialer Kontakt bis zum
unterschriebenen Termsheet) sehr lean und effizient halten, damit sich die
Teams schnell wieder auf ihr Core Business fokussieren können.
Die drei Gründer von Cherry Ventures: Christian Meermann, Filip Dames und Daniel P. Glasner
Infos: cadus.org
THEMA – RUBRIK
INVESTOREN
Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.
Cavalry Ventures ist ein unternehmerischer Fonds. Wir investieren in Unternehmen, deren Geschäftsmodelle wir wirklich verstehen und wo wir Mehrwerte
liefern können. Unser internes Setup ermöglicht es uns, Gründern neben Kapital und aktiver Unterstützung im Fundraising aufgrund der Erfahrung und
Expertise unserer Partner wirkliche operative Mehrwerte in verschiedensten
Bereichen sowie ein relevantes Netzwerk zu bieten.
Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.
Wir sind ein Frühphasen-Fonds und investieren in Startups in der Seed-, Early-­
Stage- und Series-A-Phase. Dabei konzentrieren wir uns primär auf europäische Startups mit Sitz in Deutschland, den Niederlanden, UK und Skandinavien. Das Initialinvestment liegt in der Regel zwischen 500.000 und vier
Millionen Euro. Insgesamt können wir bis zu 10 Millionen Euro pro Firma
investieren. Pro Jahr wächst unser Portfolio um sechs bis acht Unternehmen.
Wir verstehen uns als operativer VC und unterstützen mit einem Team von 100
Mitarbeitern Portfoliounternehmen in den Bereichen Product/IT, Business Intelligence, Performance Marketing/CRM und Organisationsaufbau.
Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden?
Unser Fokus liegt auf den Bereichen SaaS, E-Commerce & Marktplätze
sowie Digitale Infrastrukturlösungen für transaktionale Geschäftsmodelle,
beispielweise
Marketingtechnologien. Wir freuen uns über die
Kontaktaufnahme von sämtlichen Startups, die in den Bereichen aktiv sind und
in unsere zeitliche Investmentphase fallen.
Welchen Mehrwert bietet Euer Fonds?
Neben Finanzierung steht bei Project A vor allem die operative Unterstützung,
insbesondere auch beim Infrastrukturaufbau in einer frühen Phase (Data
Warehouse, Marketingtechnologie-Stack etcetera) im Vordergrund. Darüber
hinaus verfügen wir über unsere Investorenbasis über sehr guten Zugang zu
etablierten Unternehmen. Außerdem haben wir in den vergangenen viereinhalb
Jahren belastbare Beziehungen zu sehr renommierten internationalen CoInvestoren aufgebaut, mit denen wir unsere Portfoliounternehmen aktiv
verknüpfen.
Gibt es einen inhaltlichen oder regionalen Fokus?
Inhaltlich: Sowohl Consumer- als auch Enterprise-Startups, die durch Software/
Technologie große (Zukunfts-)Märkte disruptieren wollen. Regional: Aufgrund
unseres eigenen unternehmerischen Hintergrundes sind wir recht Berlin-zen­
triert, können aber weltweit investieren. Unsere Venture Partner vertreten uns
in vielen weiteren europäischen Startup-Hubs und sind dort sehr gut vernetzt.
Initial investieren wir ausschließlich in Pre-Seed/Seed-Phasen in der Regel
200.000 Euro und können in Folgerunden bis maximal 4.000.000 Euro pro
Beteiligung investieren. Wir machen zehn bis zwölf neue Investments pro Jahr.
Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden?
Alle, die zu unseren oben genannten Thesen und zu unserem Fokus passen.
Am besten aber keine Businesspläne schicken. Wir beschäftigen uns sehr gerne mit Alpha- und Beta-Versionen von Produkten. Am wichtigsten sind uns die
Dialoge mit Gründern; weniger Präsentationen und Spreadsheets. Die spannendste Frage für uns ist immer: What if it works? Wir können uns für große
Risiken viel mehr begeistern als für angeblich sichere Sachen.
Wie grenzt ihr Euch ab?
Ganz klar durch unseren unternehmerischen Ansatz. Dieser wird zum einen
durch unser internes Setup forciert, zum anderen durch die Tatsache, dass unsere vier Unternehmer-Partner aktive Serien-Gründer sind. Entsprechend nah
sind diese am aktuellen Stand der Technik und können unsere Portfolio-Unternehmen bei ihren Herausforderungen noch besser unterstützen.
Welchen Mehrwert bietet Ihr?
Wir haben ein sehr großes, globales und dichtes Netzwerk um unsere Thesen
herum – da können wir sehr effektiv helfen und auch einfach bessere Board
Member sein. Weiterhin haben wir ein ungewöhnlich starkes Netzwerk in
den USA. Nicht nur kommen fast alle Blueyard-Investoren von dort, wir haben
auch einen persönlichen Track Record in der Zusammenarbeit mit US-Fonds
wie USV, Sequoia, Thrive, Redpoint, SV Angel und anderen. Zudem sind wir
bei den großen Firmen wie Google, Microsoft oder Amazon gut verdrahtet,
sodass wir im Business Development besser helfen können. Historisch gesehen
Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden?
Teams mit starkem Tech-Hintergrund/relevanter Domain-Expertise, die große
(Zukunfts-)Märkte angehen. Unternehmen in der Frühphase.
Wie groß ist Euer Fonds?
20 Millionen Euro. Aktuell haben wir fünf Investments. Ein sechstes folgt bald.
Beschreibe bitte Euer Team?
Rouven Dresselhaus (Dresselhaus Ventures, Capnamic Ventures, Morten Sondergaard), Stefan Walter (Rheingau Founders, Montredo), Claude Ritter (Book
a Tiger, Delivery Hero), Dominik Matyka (Plista), Markus Fuhrmann (Dojo Madness, Delivery Hero, Team Europe), Marcel Hollerbach (Productsup, Hiclip)
und Analysten.
Antworten von Rouven Dresselbach
cavalry.vc
Fotos: Project A, Cavalry Ventures, Blueyard
Das Team von Project A: Thies Sander, Uwe Horstmann, Christian Weiß und Florian Heinemann
Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.
Wir wollen Gründer unterstützen, die Märkte, Fähigkeiten und Daten
demokratisieren – keine Weiterentwicklungen, sondern fundamental neue
Ansätze und Technologien, die globalen Netzwerk- oder Plattform-Charakter
haben. Unser Schwerpunkt liegt auf Europa, wir investieren aber auch selektiv
in den USA. Blueyard ist auf Seed und Series A fokussiert; wir investieren von
500.000 bis fünf Millionen Dollar als erstes Investment, investieren dann aber
gegebenenfalls noch weiter in zukünftige Runden. Es gibt wahrscheinlich drei
Aspekte die uns abgrenzen: (i) der Thesen getriebene Ansatz, (ii) Gründer
arbeiten immer mit Jason und mir zusammen als Team, (iii) unser sehr starkes
US-Netzwerk.
Die zwei von Blueyard: Ciarán O’Leary und Jason Whitmire
ziehen 40 Prozent unserer Investments in die USA, weitere 30 Prozent haben
eine signifikante Präsenz dort.
Wie groß ist Euer Fonds?
120 Millionen Dollar. Wir haben seit Januar vier Investments gemacht:
Deepstream in Berlin, eins in Palo Alto, eins in Bratislava und eins in Stockholm. Sechs bis zehn neue Investments pro Jahr sind ein guter Richtwert.
Antworten von Ciarán O’Learyblueyard.com
STARTING TO FLY
Gabriel Matuschka und Stephan Sey­both mit neuem Fonds in Berlin
Vom frisch gebackenen Berliner Fonds Fly Ventures
gibt es bislang noch keine offiziellen Statements.
Die sparta­nische Website erklärt derzeit nur: „Fly
Ventures is a Berlin based venture capital firm. We
invest in seed and pre-Series A rounds across major European technology hubs.“ Die Fly-Gründer
sind Gabriel Matuschka und Stephan Sey­b oth. Matuschka war zuvor drei Jahre Prinicpal bei Partech
Ventures, Seyboth sieben Jahre bei Google für die
Produkte Search und Maps zuständig. Beide werdenim Handelsregister als Geschäftsführer der Fly
Sechs Mann auf dem Dach: das Team von Cavalry
Ventures Management GmbH geführt. Der eigentliche Fonds firmiert als GmbH & Co KG. Soweit
die Fakten, jetzt zu den Gerüchten: Der Fonds ist
angeblich bereits geclosed. Die ersten Investments
sind erfolgt, unter anderem in Berlin und in Frankreich. Fly Ventures positioniert sich als sogenannter Micro-VC. Das erinnert an VCs wie Point Nine
Capital, Connect Ventures oder Localglobe. MicroVCs investieren typischerweise 30 bis 35 Prozent
ihres Fonds in der Anfangsphase und gehen partiell in Folgerunden mit. Fly Ventures hat wohl eine
Seed-only-Ausrichtung – die Ticket­größen dürften
zwischen 200.000 und 700.000 Euro liegen –
und einen Fokus auf Tech-Themen und „no touch
marketplaces“ sowie eine Affinität für AI-Themen
haben. Das sind Themen, bei denen die Skalierung
nicht durch reine Manpower erreicht wird. Derzeit
touren Matuschka und Seyboth durch Europa auf
der Suche nach spannenden Investmentmöglichkeiten und konzentrieren sich wohl unter anderem auf
Unternehmen, die mit dem Fundraising noch gar
nicht begonnen haben.
fly.vc
Wie groß ist Euer Fonds?
Der erste Fonds hat eine Größenordnung von 80 Millionen Euro, der zweite
wird mindestens bei 120 Millionen Euro liegen.
Beschreibe doch bitte Euer Team.
Wir haben ein Team von 100 Experten aus den Bereichen Product/IT, Business Intelligence, Performance Marketing/CRM und Organisationsaufbau. Die
Partner von Project A – Thies Sander, Uwe Horstmann, Christian Weiß und
Florian Heinemann – verfügen zudem über langjährige operative Erfahrung
im Startup-Umfeld.
Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio?
Aktuell sind es mehr als 35 Unternehmen, bis Ende des Jahres rechnen wir mit
mehr als 40.
Fotos: Lorem Ipsum
22 / berlinvalley.com
project-a.com
Fotos: Lorem Ipsum
Antworten von Florian Heinemann
Mutter-Kind-Hilfswerk e.V. bei Facebook:
www.facebook.com/MutterKindHilfswerk
berlinvalley.com / 23
INVESTOREN
IRN
UV
BERSI T
KO–R TE H
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„DER DEALFLOW
STEIGT“
eine „Landmark Transaction“ gehabt. Seit 2011 haben wir uns darauf konzentriert, ein Investment-Vehikel aufzubauen, mit eigener Marke und eigenem
Geld. Unsere erste Fonds-Generation Heilemann
Ventures hatte 22 Beteiligungen, von denen die
ersten zehn Angel-Investments, die weiteren zwölf
Seed-Stage-Tickets bis 300.000 Euro waren, wo
wir meistens Junior-Partner waren. Danach haben
wir eine Handvoll Fonds-Invest­
m ents gemacht,
um von erfahrenen Playern zu lernen und Trends
zu allokieren. Eines der Investments war 2012 in
Earlybird. So ist unsere Geschäftsbeziehung entstanden. Später haben wir zwei Co-Investments
gemacht. Und jetzt sind wir mit unserem sechsköpfigen Venture-Team bei Earlybird eingezogen und
bringen komplementär den Hands-on/Entrepreneurial-Experience-Investment-Stil mit und sorgen
für einen stark am operativen Tagesgeschäft entlanggehenden Know-how-Transfer. Wir ergänzen
uns sehr gut. So haben wir neben einer Allianz der
Generationen ein Profil mit starken Alleinstellungsmerkmalen.
„DAS FEEDBACK
IST POSITIV“
Christian Nagel und Fabian
Heilemann erklären die
Neuausrichtung von Earlybird
Die FAZ schreibt: „Zwei große deutsche
Wagniskapitalisten fusionieren.“ Eine
Headline, wie man sie sich wünscht. Zeitgleich schreibt Joel Kaczmarek auf seinem
Blog: „ein Offenbarungseid für Earlybird“.
CHRISTIAN: Das ist die Pressefreiheit, die wir
hierzulande schätzen … Aber vielleicht kurz zu
Earlybird: Wir sind 1997 gegründet und kommen
in die fünfte Fonds-Generation. Uns geht es heute
sehr gut!
Was bedeutet der Weggang von Ciarán
O’Leary und Jason Whitmire für Euch?
CHRISTIAN: Eigentlich war es noch kein kompletter Weggang, denn das bisherige Team managt
das bestehende Portfolio weiter und hat auch die
Board-Sitze noch inne.
Hat es kein Geschmäckle, dass die ehemaligen Partner einen neuen Fonds aufbauen?
CHRISTIAN: Wir haben eine Marktsituation,
in der es viel zu wenig Kapital gibt. Also begrüßen wir erst einmal jeden neuen Fonds, denn das
hilft, das Ökosystem weiterzuentwickeln. Und der
Markt wächst so schnell, dass diese Fonds auch
gebraucht werden.
24 / berlinvalley.com
Und Ihr geht jetzt mit Heilemann Ventures
zusammen?
CHRISTIAN: Wir waren uns intern schon seit längerem einig, dass der Bereich Early Stage unterbesetzt ist. Mit Fabian und Ferry Heilemann hatten
wir sogar vor anderthalb Jahren schon einmal gesprochen. Damals passte es allerdings noch nicht.
Vor etwa einem halben Jahr haben wir die Gespräche wieder aufgenommen. Wir waren ja mit dem
aktuellen Fonds gerade am Endpunkt. Außerdem
kannten wir uns von einigen Investments wie Movinga und Cashboard. Dann hatten wir eine Testphase, bei der beide Teams in einem Raum saßen
und wir uns kennenlernen und austesten konnten.
Nach ein paar Wochen haben wir festgestellt,
dass es gut klappt. Und so haben wir den zweiten Heilemann-Ventures-Fonds als Basis in unseren
neuen Fonds eingebracht.
Was ändert sich inhaltlich oder strukturell?
CHRISTIAN: Wir teilen die Investmenthypothesen. Auch die Fokusgebiete und Investmentphasen
bleiben bestehen. Wir werden uns weiterhin auf
Seed konzentrieren, aber wir wollen das Business
Building verstärken. Das heißt, wir wollen unsere
Portfoliounternehmen noch mehr von der operativen Erfahrung und dem speziellen Wissen unseres
gesamten Teams profitieren lassen.
Fabian, welche Rolle kommt Euch zu?
FABIAN: Wir haben einen langen „Entrepreneurial Trackrecord“ und unter anderem mit Daily Deal
Das heißt, ihr wollt nicht neu strukturieren,
sondern mehr Unterstützung bieten?
CHRISTIAN: Grundsätzlich haben wir mehr Kapazitäten. Und mehr komplementäres Know-how.
Und wir wollen den Grad des Supports noch verstärken und erweitern – etwa um HR oder Tech.
FABIAN: Das Know-how kommt als Mehrwert zum
Kapital hinzu. Wir sind aber kein Company Builder, der über Tagessätze seine Experten zur Verfügung stellt.
Rainer, Ihr seid ja eher ein alteingesessener Fonds. Wie seht ihr die neuen Player,
die gerade aufkommen? Wird der Kampf
um Gründer härter?
Zunächst einmal ist es begrüßenswert, dass mehr
Kapital zur Verfügung steht. Wir sehen, dass der
Dealflow an guten Teams in den letzten Jahren
erheblich gestiegen ist. Die Grundgesamtheit ist
viel größer, aber der Wettbewerb ist noch nicht
so hart. Es gibt wenige Deals, die wir verlieren.
Das liegt aber meistens an den Bewertungen. Viele
Fonds schaffen es nicht, sich zu erneuern. Dadurch
verschwinden einige und neue kommen auf. Wenn
man einmal zurückblickt, gibt es viele der führenden Fonds von vor zehn Jahren inzwischen nicht
mehr. Dafür kommen neue Player wie Cherry oder
Blueyard fast im Wochenrhythmus dazu.
Welche Art von Startups beziehungsweise
Themen adressiert Ihr?
CHRISTIAN: Die Mehrwerte sprechen zunächst
jeden an. Und natürlich suchen auch wir starke Unternehmen, denen wir dabei helfen wollen, noch
stärker zu werden. Den größten Impact hat man
dabei natürlich im Seed-Bereich. Dort gibt es viel
Wettbewerb – siehe zum Beispiel Number26. Das
Konzept hatten zeitgleich zahlreiche andere Unternehmen verfolgt. Da kann es entscheidend sein,
dem Team zu helfen, um Traction zu erlangen und
noch mehr Geld einzusammeln. Zu solchen Szenarien wollen wir beitragen.
Welche Kriterien spielen in dem Erneuerungsprozess von Fonds eine Rolle?
Eine klassische Herausforderung ist die Team Transition, also die Firma über mehrere Generationen
aufzubauen. In den USA gibt es tolle Beispiele wie
Sequoia, Kleiner Perkins und Benchmark, die das hinbekommen. In Europa ist die Industrie noch zu jung.
Die andere Herausforderung liegt darin, an den jungen Themen dranzubleiben. Das gelingt am besten,
in dem man neue junge Leute ins Team holt und diese
nicht nur für sich arbeiten lässt, sondern aufbaut.
Wollt ihr Euch mit dem Merger verjüngen?
CHRISTIAN: Total. Das ist ein langfristiges Geschäft. Wir denken in Zehn-Jahres-Schritten. Die
erfolgreichen US-Fonds haben genau diese Mischung aus langjähriger Erfahrung und Jüngeren
mit operativer Erfahrung hinbekommen.
Joel nennt Eure Maßnahmen verzweifelt …
CHRISTIAN: Wir bewerten nicht, was andere
über uns schreiben.
FABIAN: Nur so viel: Das Feedback, das wir vom
Markt bekommen, ist ausschließlich positiv. Und
auch die Unternehmer verstehen den Mehrwert sofort. Wir haben sehr gute Geschäftsbeziehungen –
oft mit wiederkehrenden Konstellationen.
Bedeuten mehr Fonds, dass Startups jetzt
teurer werden?
CHRISTIAN: Für Startups ist das sicher gut, aber
zum Kampf kommt es bestimmt nicht. Dazu ist immer noch zu wenig Kapital im System.
FABIAN: Die Fonds haben größtenteils unterschiedliche Schwerpunkte mit recht überschaubaren Überschneidungen. So bildet jeder eigene
Profile heraus.
CHRISTIAN: In den USA geht der Trend auch in
Richtung Spezialisierung.
Das Gespräch führte Jan Thomas.
Stichwort Herdenverhalten von VCs. Ihr
seid in Hellofresh und in Delivery Hero
investiert. Aus meiner Sicht ist der FoodMarkt überlaufen. Kann man dort noch
Returns von „10×plus“ erzielen?
Das wird nicht einfacher. Der Foodmarkt ist wahnsinnig interessant. Ich bin seit 2008 bei Holtzbrinck
und habe mich am Anfang fast ausschließlich auf
E-Commerce konzentriert. Lebensmittel waren immer eine Kategorie, von der aber jeder sagte,
dass das nicht funktioniert. Und plötzlich kamen
Modelle, die doch funktionierten, nur eben nicht
als Supermarkt. Ein paar Player zeigten, wie es
geht. Und durch diesen Proof hat sich die Goldgräberstimmung und dann die Überhitzung eingestellt.
Und auch wir müssen uns an die Nase greifen,
denn auch unsere Unternehmen Shopwings und
Bonativo haben leider nicht funktioniert. Wir wussten anhand der Economics, dass die Themen eine
Herausforderung sind und haben eigentlich eher in
das Prinzip Hoffnung investiert. Aber andererseits
gibt es Foodora und Deliveroo – vor ein paar Jahren hätte jeder gesagt, dass sowas nicht funktioniert. Und siehe da – mit massivem Funding funktioniert es dann doch, und sie werden wahrscheinlich
mal sehr profitabel. Leider braucht man für diesen
Proof in der Regel erst mal mehrere Millionen Euro.
Was sind die nächsten „Herdenthemen“?
Man kann Food und Fintech in einem Atemzug
nennen. Hier wird gerade konsolidiert. Auch wir
haben verschiedene Lendingplaces finanziert, die
sicher nicht alle funktionieren werden. Im erweiterten Fintech-Segment haben wir in einen Robo-­
Zu Euren Suchfeldern: Welche Teams sollen sich bei Euch melden?
Wir sind sehr berechenbar, weil wir seit 16 Jahren im Markt sind. Wir haben seither eigentlich
nur Consumer-Internet-Themen gemacht. Immer
das gleiche Schema. Von uns wird es beispielsweise keine Aussage geben, dass jemand zu wenig
Technologie hat. Es wird eher die Frage sein, ob
jemand zu uns passt. Nehmen wir als Vergleich Fly
Ventures – ein kleinerer Fond, der kleinere Tickets
macht und entsprechend weniger Geld allokieren
muss. Wenn ein Gründer damit wirbt, dass man
mit ihm einen 20-Millionen-Exit realisieren kann,
funktioniert das für uns als Fonds leider nicht.
„WIR WOLLEN
DIE PRÄSENZ
IN BERLIN
VERSTÄRKEN
UND SUCHEN
GUTE LEUTE“
Ein Blick in die Zukunft: Was wird sich bei
Euch ändern, oder bleibt alles wie es ist?
Auf keinen Fall. Wir glauben, wenn wir nichts ändern, bekommen wir langfristig Schwierigkeiten.
Wir haben gerade erst ein Büro in Berlin eröffnet,
obwohl wir schon immer der stärkste Investor waren. Aber wir wollen unsere Präsenz hier verstärken. Und wir haben zeitgleich neue Leute ins Team
geholt und suchen auch weiterhin gute Leute, die
hier in Berlin in einem der schönsten Offices bei
einem der etabliertesten VCs arbeiten wollen.
Das Gespräch führte Jan Thomas.
Treffpunkt Noah: Rainer Maerkle und Jan Thomas im Gespräch
Ihr seid sehr nah an Rocket Internet.
Braucht man als VC starke Partner, die
einen soliden Dealflow garantieren?
Wir wären auch ohne Rocket Internet ein überdurchschnittlicher Fonds. Die Rocket-Unternehmen
wie Groupon oder Zalando oder Hellofresh, die
wir in Rocket „geswapt“ haben, waren hervorragend, und Rocket ist ein super Partner. Aber auch
Quandoo, Stylight oder Thermondo, wo wir vor
Rocket investiert hatten, sind großartig. Ein starker Partner ist hilfreich, und solche Partnerschaften
sind auch nicht unüblich. Wir versuchen aber, mit
mehreren Partnern zu arbeiten.
Fotos: Adela Dupetit
Investieren jetzt zusammen: Fabian Heilemann und Christian Nagel von Earlybird
Rainer Maerkle, General Partner von
Holtzbrinck Ventures, erklärt, warum
der Foodmarkt spannend ist und
Rocket Internet ein super Partner
Advisor investiert. Das finde ich hoch spannend.
Zu einer bestimmten Zeit kommen bestimmte Themen hoch, zum Beispiel derzeit das Thema „Vertical Integrated Services“ – von Flixbus über Movinga bis hin zu Homewell.
Ihr sucht nach sogenannten „10×plus-Unternehmen“, also solchen Unternehmen,
die den zehnfachen Return oder mehr
bringen. Wie findet man diese?
Du musst natürlich smarter sein als alle anderen
(lacht). Nein, ganz ehrlich – man erkennt diese
Themen oft nicht sofort. Über Groupon beispielsweise haben wir ewig diskutiert, ob wir diesen
Deal machen sollen. Wir schauen sehr genau auf
den adressierbaren Markt. Dieser muss riesig sein.
berlinvalley.com / 25
KOLUMNE – TECH OPEN AIR
R EUCBHR IO
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BERÜHR DICH!
Wie interaktive Haut den Körper zum Touchscreen macht
MARTIN WEIGEL
ist Doktorand im Bereich Mensch-Computer-Interaktion an der Universität
des Saarlandes und dem Max-Planck-Institut für Informatik. Er erforscht
und kreiert interaktive Mobilgeräte mit neuen Formfaktoren. Die dünnen,
flexiblen Oberflächen werden direkt auf der Haut getragen und ermöglichen eine ausdrucksstärkere Interaktion mit mobilen Anwendungen. Beim
Tech Open Air am 14. Juli in Berlin spricht er über aktuelle Forschungsergebnisse und seine Vision vom Wearable Computing der Zukunft.
hci.cs.uni-saarland.de
K
lingelt während einer Sitzung das
Handy, muss sein Besitzer oft erst
herumkramen, um es stumm zu
schalten. Schneller und diskreter
wäre es, den Anruf mit kurzem
Druck auf den eigenen Finger zu
blockieren. Ich will das ändern. Als Doktorand im
Team von Professor Jürgen Steimle an der Universität des Saarlandes forsche ich im Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“ mit
meinen Kollegen daran, den menschlichen Körper
als berührungsempfindliche Oberfläche für mobile
Geräte einzusetzen.
DAS HAPPENING
Zum fünften Mal verbindet das Tech Open Air Technologie mit Kunst. Die Veranstalter erwarten eine Rekordteilnahme
26 / berlinvalley.com
GROSSE VISION: DIE SMARTWATCH ABLÖSEN
An der beigen Bürowand klebt ein wissenschaftliches Poster, das über Miniatur-Bildschirme auf
Fingernägeln informiert, daneben ein Lochwandsystem mit Schraubenziehern, Zangen und sogar
Hämmern. Während an der Decke ein Kamera-­
System aus Alu-Steckschienen und sechs Infrarot-Kameras hängt, schlängeln sich Stromkabel
über rau-grauen Teppichboden zwischen Stapeln
aus transparenten Kunststoffboxen hindurch.
Einer der Tische ist nicht nur mit einer schwarzen
Tastatur und einem flachen Bildschirm ausgestattet, sondern mit einem Meer aus Schreibblöcken
bedeckt. Mittendrin steht eine Apparatur aus
Balsaholzstücken, Rücken an Rücken mit einem
Gebilde aus Plexiglas, Mikrokontrollern, Schaltplatinen und bunten Kunststoffdrähten.
An einem anderen Tisch sitze ich und hantiere
mit Silikon. Daraus haben meine Kollegen und ich
Das Tech Open Air findet vom 13. bis zum 15. Juli in Berlin statt.
Mehr Informationen und Tickets: TOA.BERLIN
Kreativität und Technikbegeisterung: Beim Tech Open Air kommt beides zusammen. Viele der Events finden unter freiem Himmel statt.
die Sensorsticker auch elastisch und verformbar.
„So ist es einfacher, sie im Alltag zu benutzen.
Den Musikspieler kann man zusammenrollen und
einstecken“, erklärt Jürgen Steimle, der Leiter der
Forschergruppe Mensch-Computer-Interaktion.
„Die Sticker sind außerdem hautfreundlich, da sie
mit medizinischem Kleber auf der Haut aufgebracht werden. So kann der Nutzer selbst festlegen, wo er den Sticker haben will und wie lange
er ihn tragen möchte.“
SENSOREN WIE TATTOO-AUFKLEBER
Neben der Musikwiedergabe oder der Steuerung von Anrufen sind noch weitere Anwendungen denkbar: Mit einem Tastatursticker wäre es
beispielsweise möglich, Nachrichten zu verfassen
und zu versenden. Momentan sind die Sticker
noch über Kabel an ein Computersystem angeschlossen. In Zukunft könnten sie durch eingebaute
Mikrochips auch drahtlos mit anderen mobilen
Geräten verknüpft werden. Unsere Publikation zu
iSkin wurde auf der Konferenz SIGCHI, die zu den
wichtigsten Konferenzen im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion zählt, mit dem „Best Paper
Award“ ausgezeichnet.
Inzwischen sind wir sogar schon einen Schritt
weiter: Erstmals konnten wir zeigen, wie sich auf
menschlicher Haut auch digitale Informationen
anzeigen lassen. Dazu haben wir flexible Displays
und Sensoren auf transparente Folie gedruckt, die
wie Tattoo-Aufkleber auf der Haut getragen werden. Ich glaube, das wird eine weitere Revolution
im Bereich Wearable Computing auslösen.
In Zukunft sogar kabellos: Dünne und elastische Sensoren verwandeln die Haut in eine berührungsempfindliche Eingabefläche für mobile Geräte.
Fotos:
Dietze, Martin Weigel/Saarland University,
Fotos: Oliver
Lorem Ipsum
Embodied Interaction Group
BERLIN IST SCHNITTSTELLE
Während die Konferenz am 13. und 14. Juli im
Funkhaus stattfindet, verteilen sich die Satelliten-Events drei Tage lang über die ganze Stadt.
In der „Startup Alley“ können sich Gründer zum
Netzwerken treffen und Ideen austauschen, um
sich gegenseitig zu inspirieren, oder auch Investoren und Stakeholder kennenlernen. Die Hauptstadt bietet dazu das passende Umfeld. „Berlin hat
eine unique Position: diese kulturellen Einflüsse, die
in der Stadt auch wertgeschätzt werden“, sagte
TOA-Gründer Niko Woischnik im Interview mit Berlin Valley. „Das ist einfach Teil des Lebens und der
Wirtschaft. Diese Schnittstelle von Technologien zu
den unterschiedlichen Disziplinen ist das, was wir
beim Tech Open Air verfolgen – für Berlin ein Alleinstellungsmerkmal in Europa.“
Zu den Rednern gehören in diesem Jahr unter anderen Ida Tin, CEO von Clue, Axel-Springer-CEO
Mathias Döpfner, OMA-Mitgründer Rem Koolhaas,
Caterina Fake von Flickr und Paula Schwarz, Gründerin von Startupboat. Bereits in den vergangenen
Jahren kamen CEOs und Gründer namhafter Start­
ups wie Soundcloud, Shazam, Youtube, Delivery
Hero, Native Instruments oder Zalando.
2015 zählte das Festival mehr als 5000 Besucher.
Dieses Jahr werden mehr als 7000 Teilnehmer erwartet. Im November 2016 findet zum ersten Mal
ein Ableger in Los Angeles statt. Die Festival-­Tickets
kosten 259 Euro netto. Für Studierende und Business-Kunden gibt es besondere Konditionen. Die
Zeiten des Crowdfundings sind Geschichte.
red
LoremKramer,
Ipsum Stefan Wieland
Fotos: Nika
„Ein magischer Ort. Unter freiem Himmel. Hunderte von gleichgesinnten Menschen, die die Leidenschaft für Technologie, Kreativität und Zusammenarbeit teilen. Interaktive Gespräche, Workshops,
Musikdarbietungen, Satelliten-Events und Partys.
Lasst uns inspirieren und voneinander lernen, Berlin Style“. Mit dieser Beschreibung warb 2012 ein
bis dahin kaum bekanntes Projekt um Investoren
auf der Crowdfunding-Plattform Kisskissbankbank.
Schließlich kamen 26.286 Euro zusammen, und
das erste Tech Open Air Berlin – kurz TOA – konnte einen Monat später, im August, beginnen. 850
Besucher kamen damals zu 23 Veranstaltungen.
Vom 13. bis zum 15. Juli jährt sich nun das Festival zum fünften Mal. TOA gilt inzwischen als führendes interdisziplinäres Tech-Festival in Europa.
Einige sprechen sogar vom „coolsten Festival in
Europa“. Mehr als 150 Redner auf mehr als 175
verschiedenen Veranstaltungen werden in Berlin
erwartet. An dem ursprünglichen Konzept hat sich
nichts geändert: Neben kreativem Storytelling und
interaktiven Panels stehen auch Kunstinstallationen
und Livemusik auf dem Programm. TOA macht es
sich zur Aufgabe, Technologie und Wissenschaft
mit Kunst und Musik zu verbinden – inklusive einer
ausschweifenden Abschlussparty.
elastische, mit Sensoren versehene Sticker entwickelt, die sich an die Haut schmiegen. Der Nutzer
kann so mobile Geräte direkt über den eigenen
Körper steuern, indem er auf den Sticker drückt
oder tippt. Das flexible Material ermöglicht es, die
Sensoren in verschiedenen Formen und Größen
und mit persönlichem Design herzustellen.
Die große Vision wird klar, wenn man auf den
kleinen Bildschirm einer sogenannten Smartwatch
schaut. Mit dem Computer am Handgelenk kann der
Besitzer seinen digitalen Kalender einsehen oder
sogar E-Mails empfangen. Die bedienbare Oberfläche der Smartwatch ist jedoch starr und klein,
sodass es schwierig ist, einzelne Tasten zu treffen.
Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Carnegie
Mellon University in den Vereinigten Staaten hat
unser Forschungsteam eine Methode entwickelt, die
genau das ändern könnte: Wir haben aus flexiblem
Silikon und leitfähigen Elektrosensoren berührungsempfindliche Sticker für die Haut entwickelt. Diese
können wie eine Eingabefläche technische Befehle
empfangen, ausführen und so mobile Geräte fernsteuern. Drückt man auf einen Sticker, kann man –
je nach Modell – zum Beispiel einen Anruf annehmen oder die Lautstärke eines Musikspielers regulieren. Mit den Stickern erweitern wir die interaktive
Oberfläche für den Nutzer, da praktisch der ganze
Körper als Eingabefläche eingebunden werden
kann. Das Verfahren namens iSkin soll den menschlichen Körper enger mit der Technikwelt verknüpfen.
Zudem kann der Nutzer das Design der Sticker
zuvor am Rechner individuell gestalten. Dafür
reicht ein gängiges Grafikprogramm. So hat einer
der Sticker die Form von Musiknoten, ein anderer
ist rund wie eine Schallplatte. Das Silikon macht
berlinvalley.com / 27
TECH OPEN AIR – KOLUMNE
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EINE GLOBALE BEWEGUNG
SIEBEN ACCELERATION-FAMILIEN,
EIN SIEGER: DIE DIGITALE INNOVATION
Warum Daten die Frauengesundheit revolutionieren werden
Eine besondere Plattform für Acceleration-Familien: Bei der EY Start-up-Challenge (EYSC) arbeiten Gründer und
etablierte Unternehmen zusammen. Sieger in diesem Jahr ist n-Join aus Tel Aviv
IDA TIN
A
ist CEO von Clue. Sie wurde in Kopenhagen geboren und machte ihren
Abschluss bei den Kaospilots, einer renommierten kreativen Wirtschaftshochschule in Dänemark. Sie ist Unternehmerin durch und durch und hat
früher Motorradtouren durch verschiedene Länder dieser Welt angeführt.
Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch veröffentlicht: „Direktøs“.
helloclue.com
S
ie sind privat. Sie sind intim. Sie sind
dein Leben in Zahlen. Sie könnten eine
Revolution im Gesundheitswesen auslösen: Informationen über deinen Körper.
Ich denke, wir sollten das Potenzial nutzen, das in ihnen steckt, um unser Leben
besser zu verstehen.
Wie viele andere verbinde ich mit Big Data die
Angst vor Überwachung und Profitinteresse von Unternehmen: Was ist mit meiner Privatsphäre? Wird
jeder meiner Schritte überwacht? Haben andere
Zugang zu meinen Daten? Werden mir deshalb
Leistungen verwehrt? Bin ich nicht mehr als eine statistische Größe? Die Szenarien sind beunruhigend.
EINE GLOBALE BEWEGUNG
Dennoch: Hier bin ich, CEO von Clue, ein Unternehmen, dem die Nutzerinnen intimste Informationen
anvertrauen. Wieso? – Die Chancen, die Gesundheitsversorgung mit Daten zu verbessern, sind riesig:
für jeden einzelne Menschen, für die Wissenschaft,
für die Menschheit. Jeder Mensch kann seine
Gesundheitsmuster tracken und sie mit Millionen
anderen Werten vergleichen. Das ist eine globale
Bewegung. Sie bietet die Chance, die Gesundheit
von Frauen weltweit zu revolutionieren.
Es ist unsere Mission, die Forschung zur Frauengesundheit zu verbessern und der Hauptgrund, die
Daten unserer Nutzerinnen zu sammeln. Deshalb
arbeiten wir mit Wissenschaftlern der Universitäten
von Stanford, Columbia, Washington und Oxford
zusammen an Forschungsprojekten. Betrachtet
man nur die Zahlen, dann lässt sich feststellen: Die
mobile Erfassung von Gesundheitsdaten hilft dabei,
die medizinische Forschung auf eine ganz neue
Ebene zu hieven. Wir sehen Möglichkeiten, die
zuvor nicht einmal erträumt wurden, allein durch die
Betrachtung einzelner Datensätze. Ein Beispiel: Die
beiden größten Langzeitstudium, die aktuell von der
Forschung zitiert werden, greifen auf Daten von 650
und 2700 Frauen zurück, die über mehrere Jahrzehnte – also 30.000 bis 275.000 Menstruations­
zyklen – erhoben wurden. Dem gegenüber stehen
Millionen von Clue-Nutzerinnen, die monatlich ihre
Werte eingeben. Wir können damit eine große
Menge an Informationen von Frauen weltweit
analysieren und interpretieren. Unsere Nutzerinnen
kommen aus mehr als 190 Ländern und sind Teenagerinnen bis hin zu Frauen über 60, also von der
ersten Menstruation bis zur Menopause. Manche
haben regelmäßige, andere unregelmäßige Zyklen.
Einige haben polyzystisches Ovarsyndrom (PZOS),
Endometriose und andere Krankheiten.
Der Nutzen von Clue geht jedoch über die Forschung hinaus: Anhand unserer Daten können wir
akkuratere Prognosen treffen und die Nutzerinnen
darin unterstützen, schneller ihren Gesundheitszustand sowie Symptome, die mit ihrem Zyklus zusammenhängen, zu erkennen.
Unsere Nutzerinnen entscheiden dabei selbst, ob sie
ihre Daten zu Forschungszwecken und zur Verbesserung der App zur Verfügung stellen möchten oder
nicht. Denn letztlich gehören die Nutzerdaten ihnen.
Die Daten werden weder verkauft noch geteilt –
mit niemandem. Das wird auch so bleiben. Wir
handeln verantwortungsvoll und sind transparent in
Bezug darauf, welche Daten wir sammeln und wie
wir die Privatsphäre unserer Nutzerinnen schützen.
m 19. Mai 2016 fand in
Berlin das große Finale der
EY Start-up-Challenge (EYSC)
zum Thema „Industrie 4.0 &
Smart Services“ statt. Ziel des
Programms war es, etablierte
Unternehmen und kreative Gründer zusammenzubringen, um zwölf Wochen lang Anwendungsfälle
und Geschäftsmodelle zu schärfen. Zum Gesamtsieger wurde n-Join aus Tel Aviv gewählt – mit
einer Plug-and-play-Lösung für ein kosteneffizientes Monitoring und Optimieren von Maschinen
und Produktionsanlagen.
An den Start gegangen waren die Entrepreneure
von BestMile (Flottenmanagement für selbstfahrende Autos), Envio (intelligentes Gebäudemanagement), Ideatarmac (Monitoring und Entscheidungsunterstützung für E-Commerce), iTiZZiMO (digitale
Transformation von Geschäftsprozessen), n-Join
(intelligente Fabriken), OPAL (Analyselösung für
den Lebensmittelhandel) und Zolertia (Hardwareund Plattformlösungen für das Internet der Dinge).
Sie waren aus einer Vielzahl von eingegangenen
Bewerbungen ausgesucht worden. Gemeinsam
mit ihren Mentoren von EY und den teilnehmenden
Unternehmen MAN Truck & Bus, BASF, Daimler
Vans, Alnatura, RWE, ZF und Lidl haben sie in
ihren Acceleration-Familien zwölf Wochen zusammengearbeitet sowie Anwendungspotenziale und
Geschäftsmodelle besprochen. Das Ziel: ein Pilotprojekt zu realisieren. Die beim finalen „Showcase
Day“ ermittelten Gewinner der Teilkategorien waren OPAL („Best Progress“), n-Join („Best Business
Model“) und Envio („Audience Winner“). „Gleich
wer das Rennen im Finale macht, wir sind alle
Gewinner“, sagt Andreas Müller, EY-Partner und
Start-up-Challenge Leader. „Schließlich geht es
darum, junge Unternehmen voranzubringen, die
unsere Arbeits- und Lebenswelten besser und lebenswerter machen können. Das ist uns gelungen.
Der eigentliche Sieger ist der digitale Fortschritt.“
Wir prüfen auch sorgsam potenzielle Forschungspartnerschaften, um sicherzustellen, dass unsere
Nutzerinnen davon profitieren und die Frauengesundheit im Vordergrund steht.
SICHERE DIAGNOSEN
Die Forschungsergebnisse stellen wir unseren Nutzerinnen zur Verfügung. Denn ihnen sollte auch der
wissenschaftliche Erkenntnisgewinn zukommen. Ich
bin überzeugt, dass Daten global betrachtet ganz
neue Erkenntnisse ermöglichen. Aber ich denke
auch, jede sollte das Recht haben, ihre anonymen
Daten nicht zu teilen. Es sind persönliche Informationen und damit eine persönliche Entscheidung.
Für uns hat es höchste Priorität, die Nutzerdaten zu
schützen. Denn das Vertrauen unserer Nutzerinnen
ist die Grundlage unseres Geschäftsmodells. Wir
nutzen SSL-Verschlüsselung beim Datentransfer und
unser Server ist verifiziert. Account-­Informationen
und Daten sind getrennt gespeichert, und so lange
die Nutzerinnen ein Passwort für ihr iOS-Gerät
verwenden, sind die Daten der App verschlüsselt.
Wir prüfen außerdem kontinuierlich unsere Sicherheitsmaßgaben.
Ich sehe noch vieles mehr, das wir tun können –
auch in Entwicklungsländern. Gesundheitsdaten
erleichtern es Ärzten, sicher Diagnosen wie PZOS
oder Endometriose zu stellen oder Fruchtbarkeitsprobleme zu erkennen. Und: Es gibt die Chance, eine
nicht-invasive, nicht-hormonelle Form der Empfängnisverhütung zu entwickeln für Millionen – wenn
nicht sogar Milliarden – Frauen auf der Welt. Wir
arbeiten daran, das zu ermöglichen.
SCHNELLER ZUGANG FÜR CORPORATES
ZU DIGITALEN QUERDENKERN
Dreh- und Angelpunkt des EYSC als Accelerator-Programm ist der Ansatz, etablierte Unternehmen und digitale Pioniere gezielt an einen Tisch
zu bringen. Hiervon profitieren beide Seiten: die
Start-ups knüpfen über drei Monate in den Workshops wertvolle Kontakte, vertiefen ihr Management- und Geschäftswissen und entwickeln ihr
Start-up so weiter, dass es fit wird für die nächsten
Entwicklungsstufen. Auf der anderen Seite können
die Mentoren aus den etablierten Unternehmen
Anregungen für Partnerschaften mit innovativen
Köpfen aus der quirligen internationalen Start-up-­
Das Produkt und das Team dahinter: Frauen können mit der Clue-App auf Smartphone und Smartwatch ihren Zyklus tracken. Die Clue-Belegschaft in Berlin will die Frauengesundheit weltweit verbessern.
Szene und einen Eindruck von deren Agilität
bekommen. Der Accelerator ist also eine Schnellstraße, die in beide Richtungen führt. Dabei geht
es immer um anwendbare Lösungen und konkrete
Ergebnisse. Für die EYSC-Acceleration-Familie
um Haim Piratinskiy von n-Join und die Mentoren
von BASF heißt dies: nach zwölfwöchiger Zusammenarbeit ist die Installation von zwei Piloten in
einer deutschen sowie einer US-amerikanischen
BASF-Produktionsstätte geplant.
INTENSIVES COACHING UND TRAINING
VON VERSIERTEN UND ENGAGIERTEN
MENTOREN
Eines der Erfolgsgeheimnisse des EYSC ist die
Auswahl der Mentoren und Unternehmen. Die teilnehmenden etablierten Unternehmen passen thematisch zu den Start-ups, sodass eine inhaltliche
Übereinstimmung besteht. Dr. Mervyn G. Maistry,
EY Partner Digital Strategy und Transformation,
unterstreicht dies: „Die Mentoren sind lernbegierig, neugierig und bereit, ihr Wissen an eine neue
Generation von Unternehmern weiterzugeben.“
Zum Teil sind sie bisweilen „notorische Serientäter“, was die Unterstützung von digitalen Pionieren
angeht, oder sie haben selbst eine Karrierestation
als Gründer in ihrem Lebenslauf. Sie kennen beide
Seiten und haben ein tiefes Verständnis für das
„Beste aus beiden Welten“.
Das Programm während der drei Monate der
EY Start-up-Challenge bestand aus einer ausgewogenen Mischung von themenbezogenen
Workshops, Networking-Events und Mentoring.
Gemeinsam haben sie an der Verfeinerung der
Anwendungsfälle und der Geschäftsmodelle der
Gründer gearbeitet sowie Kooperationsmöglichkeiten eruiert und angebahnt. Hier haben die
Start-ups von der direkten Industrieexpertise der
Corporate-Mentoren profitiert. Diverse Workshops
zu Themen wie zum Beispiel Wachstumsmanagement, Term-Sheet-Verhandlungen, Recht sowie
Steuern und Finanzierung haben das Programm
für die Gründer fachlich abgerundet, während
verschiedene Networking-Events viel Raum für das
Knüpfen von Kontakten boten. Für EY als Initiator und Organisator der EYSC-Plattform bot sich
die Chance, aktuelles Technologiepotenzial zu
verstehen. Als objektiver Organisator der Plattform
war und ist EY in keines der betreuten Start-ups
investiert und strebt auch keine Beteiligungen an.
SHOWDOWN IN BERLIN
MIT HANDVERLESENEN AKTEUREN
Wie bereits die Kick-off-Veranstaltung am
7. März 2016 fand auch der EYSC Showcase
Day im Betahaus in Berlin statt – an einem Ort,
28 / berlinvalley.com
Fotos: Clue
Lorem Ipsum
Mehr Informationen zu der Acceleration-Plattform EY Start-up-Challenge,
dem Programm, den teilnehmenden Acceleration-Familien (Start-ups, Corporates
und EY-Mentoren) und den Ansprechpartnern gibt es auf unserer Website:
START-UP-INITIATIVE.EY.COM
Siegerehrung: Klaus Schoo (EY), Andreas Müller (EY), der Gewinner Haim
Piratinskiy (CEO n-Join), Dirk Ramhorst, Martin Stahljans (BASF) (v. l.)
der den Geist und die offene Atmosphäre von
Start-up-Ökosystemen atmet. Bei der Startveranstaltung hatten sich die Start-ups, Mentoren und
geladenen Gäste auf die kommenden Wochen
eingestimmt. Der finale Tag der Entscheidung im
Mai wurde mit Spannung erwartet. Mehr als
100 Gäste nahmen an diesem Event teil. Die
große Frage war: Welche interessanten Lösungen
würden gezeigt werden?
Aufgrund des hohen Niveaus der jungen Unternehmen, der Geschäftsmodelle sowie der Acceleration-Familien war von Anfang an klar: Es würde
eine äußerst schwierige Entscheidung werden.
Nach der Eröffnung durch Andreas Müller (Lead
Partner EYSC) begann der Showcase Day mit
zwei Gastrednern: Michael Ronen (Mitgründer
von Splash, SxSW-Gewinner 2016) gab Einblicke
in seine Erfahrungen als Gründer, und Uwe Weiss
(CEO von Blue Yonder) bot einen Überblick über
die Wachstumsgeschichte von Blue Yonder sowie
über die Entwicklung vom Start-up bis hin zur
Akquisition eines Investments von 75 Millionen
US-Dollar. Es folgten die Pitches der teilnehmenden Start-ups.
Jedes junge Unternehmen nutzte die zur Verfügung
stehenden zehn Minuten, um das Publikum von
dem Potenzial seines Produktes zu überzeugen –
sowie zu demonstrieren, welche Ergebnisse im
Rahmen der Zusammenarbeit mit dem jeweiligen
Corporate-Mentor entstanden waren. Die Bandbreite der Use-Cases reichte von Augmented-Reality-Anwendungen über dynamische Bedarfsprognosen hin zu intelligenten Gebäudetechniken. Im
Anschluss an jeden Pitch konnte das Publikum Fragen stellen und die Stimmen abgeben. Auch wenn
es ein Kopf-an-Kopf-Rennen war, stand am Ende
fest, wer insgesamt am meisten überzeugen konnte: es war CEO Haim Piratinskiy aus Tel Aviv, der
mit seinem Start-up n-Join die Start-up-Challenge
2016 für sich entschied. Das Business Model von
n-Join: alte Anlagen und Maschinen werden ohne
hohe Investments durch Plug-and-play in smarte
Anlagen verwandelt. Das Konzept überzeugte
nicht nur das Publikum während des Showcase
Days, sondern auch die Mentoren von BASF.
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NBZRE II K
G E– T H E M A
lungen oder Fragen, die die großen Unternehmen
oft nicht im Blickfeld haben, und finden hier
neue, profitable Lösungsansätze. Junge Unternehmen sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft.
Sie nehmen mit ihrer einzigartigen Perspektive
einen ganz besonderen Einfluss darauf, wie sich
unsere Gemeinschaft, ja unsere Welt, entwickelt.
Start-ups tragen auf ganz unterschiedliche Art und
Weise etwas zum Gemeinwohl bei. Worin dieser
Beitrag besteht, hängt vor allem von dem jeweiligen Geschäftsmodell ab.
TIMO MEYNHARDT: Unser Ausgangspunkt ist
die Überlegung, dass sich alle Organisationen,
auch die ganz jungen und noch wachsenden
Start-ups, aus der gesellschaftlichen Akzeptanz
‚ernähren‘, um zu wachsen. Umgekehrt leisten sie
mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen
Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung. Das ist
auftreten und haben den Beweis, dass ihr Tun sich
positiv auf die Gemeinschaft auswirkt.
TIMO MEYNHARDT: Wir sehen auch in der
Forschung, dass das Motiv des eigenen Erfolgs
stark mit dem Wunsch verbunden ist, etwas Nützliches für die Gesellschaft zu leisten. Gründer
wollen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich werden,
sich einen Status erarbeiten oder ihre eigenen
Ideen umsetzen. Sie möchten auch einen Beitrag
dazu leisten, die Probleme dieser Welt zu lösen
und unseren Planeten ein ganzes Stück besser zu
machen.
Ist ein Public Value Award nur gut für das
Ego, oder steckt hier mehr drin?
TIMO MEYNHARDT: Es gibt einen sehr offensichtlichen Nutzen für Unternehmen: Gründer
können sich gegenüber Investoren und der Öffent-
„ES HAT ETWAS BEFRIEDIGENDES,
SICH ALS JEMAND ZU SEHEN,
DER PROBLEME ANPACKT UND DIE
GESELLSCHAFT VORANBRINGT“
TIMO MEYNHARDT,
Professor für Wirtschaftspsychologie & Leadership an der HHL Leipzig
bei Neugründungen nicht anders als bei Fußballklubs, großen Unternehmen oder beim Bäcker um
die Ecke. Der Unterschied zwischen Start-ups und
Großkonzernen liegt im beschränkteren Wirkungskreis und der geringeren Aufmerksamkeit für
erstere. Start-ups kommen bei der Entwicklung des
Gemeinwohls ins Spiel, indem sie gesellschaftliche Trends aufgreifen, Geschäftsideen entwickeln
und diese kreativ nach vorn tragen. Hierbei können sie unter Umständen auch die drängendsten
Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft angehen.
MAL EBEN SCHNELL DIE WELT RETTEN
Public Value wird derzeit bei Konzernen
und Organisationen, ja sogar bei Fußballklubs ganz groß geschrieben. Warum?
TIMO MEYNHARDT: Letztlich gibt es nichts,
was eine Geschäftsidee stärker legitimiert, als ihr
Beitrag zum Gemeinwohl. Ein solcher Public Value
eines Unternehmens ergibt sich aus mehreren
Aspekten: moralisch-ethische wie finanziell-ökonomische, politisch-soziale wie hedonistisch-ästhetische. Es geht um eine bestimmte Sicht der Dinge,
etwa: Leistet die Erfindung einen Beitrag zu besserer Mobilität, und ermöglicht sie dadurch mehr Lebensqualität? Trägt das gesamte Geschäftsmodell
zu Wachstum und Wohlstand einer Gesellschaft
bei? Ist es anständig, diesen Service anzubieten?
Der Award soll Ideen mit gesellschaftlicher Relevanz sichtbar machen. Er soll Gründer anregen,
das eigene Geschäftsmodell auf den gesellschaftlichen Mehrwert zu durchleuchten.
Was haben Unternehmen konkret von
Public Value?
MICHAEL BÄTZ: Die gesellschaftliche Akzeptanz und die Wertschätzung eines Unternehmens
haben nachhaltige Auswirkungen auf den eigenen
Erfolg. Es ist heute entscheidend, sich im Kontext
der gesellschaftlichen Zusammenhänge zu sehen
und zu verstehen. Kein Start-up, kein Großunternehmen schwebt im luftleeren Raum. Eine positive
Außenwahrnehmung der Unternehmen wirkt sich
letztlich auch immer positiv auf das Geschäft und
die Loyalität der Kunden aus. Immer mehr Unternehmer erkennen die Relevanz dieses Ansatzes und
machen Public Value zu einem wichtigen Thema in
ihrer Chefetage.
Wie lässt sich Public Value als Beitrag zum
Gemeinwohl messen?
TIMO MEYNHARDT: Public Value lässt sich
nach dem Wert bestimmen, den die Menschen
in der Gesellschaft den Dienstleistungen und
Produkten eines Unternehmens beimessen. Die
Bevölkerung, also die Bürgerinnen und Bürger, bestimmen diesen Wert, nicht allein Politiker, Chefs
oder Klubpräsidenten. Public Value ist vor allem
auch öffentliche Wertschätzung. Messen kann
man dies, indem man die relevante Öffentlichkeit
befragt, worin sie den Gemeinwohlbeitrag des
Unternehmens oder der Organisation sieht. Das
Ergebnis ist eine Darstellung der Einstellungen und
Werthaltungen gegenüber einem Unternehmen,
einer bestimmten Organisation, aber zum Beispiel
auch einem bestimmten Fußballklub entlang einzelner Dimensionen.
Was bringt der EY Public Value Award
jungen Unternehmen?
MICHAEL BÄTZ: Leider wird der Beitrag von
Start-ups zum Public Value von der Öffentlichkeit oft nicht erkannt oder unterschätzt. Unser
Award setzt an genau dieser Stelle an. Zum einen
soll der Preis jungen Unternehmern helfen, den
Mehrwert innovativer Geschäftsmodelle sichtbar
zu machen. Zum anderen geht uns es um mehr
als nur eine bessere Wahrnehmung. Wir wollen
Start-ups auch den Rücken stärken, selbstbewusst
gegenüber Investoren, der Öffentlichkeit und möglichen Partnern aus den Reihen der Corporates
aufzutreten. Die Gründer können mit breiter Brust
Es geht bei Start-ups also um mehr als um
das Kern- oder Tagesgeschäft?
MICHAEL BÄTZ: Richtig. Entscheidend für die
Zuerkennung eines Public Value ist, inwieweit ein
Unternehmen zum Beispiel zum Zusammenhalt in
der Region oder zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen beiträgt. Es werden aber auch
Fragen nach Kategorien wie Moral und Anstand
gestellt. Nicht zuletzt zählt auch die Erlebnisqualität des Produktes oder der Dienstleistung – also
ob ein Unternehmen für positive Erlebnisse bei
den Kunden sorgt. Gemeinwohl entsteht aus positiven Erfahrungen. Es ist vordringlich das, was die
Gemeinschaft festlegt. Oder wie es so treffend im
Englischen heißt: ‚Public Value is what the public
values.‘ Es ist nichts, was man aus Statistiken,
Geschäftsberichten oder Bilanzen ableiten kann,
sondern etwas, das in den Köpfen, Herzen und im
Bauch der Menschen entschieden wird.
Wie können Start-ups die Welt verbessern?
MICHAEL BÄTZ: Start-ups sind der kreative
Motor der Wirtschaft. Sie entdecken Problemstel-
Was würden Sie jungen Start-ups mit auf
den Weg geben?
TIMO MEYNHARDT: Unser Rat an junge Gründer: Betrachtet euer Geschäftsmodell von Beginn an
auch aus Perspektive der Gesellschaft. So erkennt
ihr die Bedürfnisse der Zielgruppe besser und könnt
ganzheitlich auf die Gemeinschaft eingehen. Ein
Beitrag zum Gemeinwohl rechnet sich. Wichtig ist,
dass er nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht ist. Unternehmertum hat wenig damit zu tun,
einfach nur die Welt retten zu wollen. Es geht nicht
um Naivität, sondern darum, in Finanzierungsrunden zu bestehen und langfristig finanziellen Erfolg
zu haben. Hier kann es sehr gut und nützlich sein,
wenn der unternehmerische Nutzen Hand in Hand
mit dem Gemeinwohl geht. Oder anders formuliert:
Ein Unternehmen oder Start-up wird langfristig nicht
erfolgreich sein, wenn es dauerhaft das Gemeinwohl verletzt. Studien zeigen zunehmend, dass sich
die Orientierung an gesellschaftlichem Mehrwert,
insbesondere Nachhaltigkeit, auch für Unternehmen
auszahlt. Das gilt für Start-ups und Corporates.
„LEIDER WIRD DER BEITRAG VON
START-UPS ZUM PUBLIC VALUE
VON DER ÖFFENTLICHKEIT OFT
NICHT ERKANNT“
MICHAEL BÄTZ
Niederlassungsleiter EY Sachsen-Thüringen
JETZT BEWERBEN
Der EY Public Value Award wird in enger Zusammenarbeit
von EY und der HHL Leipzig Graduate School of Management verliehen. Wir freuen uns auf die Bewerber mit ihren
spannenden, für die Gesellschaft Wert schöpfenden Ideen,
die uns alle weiterbringen – und auf die Überreichung des
Fotos: Getty Images
Welchen konkreten Wert haben
innovative Geschäftsideen für die
Gesellschaft? Mit der Verleihung des
EY Public Value Award im Oktober
2016 zeichnet EY in Zusammenarbeit
mit der HHL Leipzig Graduate School
of Management erstmals Start-ups
für ihren Beitrag zum Gemeinwohl
aus. Ein Gespräch mit Michael Bätz,
Niederlassungsleiter EY Sachsen-Thüringen, und Prof. Dr. Timo Meynhardt,
Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie
& Leadership an der HHL Leipzig
lichkeit legimitieren. Auf der anderen Seite stellt
der Preis auch eine Art Rückversicherung dar, auf
einem guten Weg zu sein, der Gesellschaft nicht zu
weit voranzueilen, den Nerv zu treffen, etwas zu
bieten, das als wertvoll benannt oder eingeschätzt
wird. Außerdem: Ich persönlich glaube auch tief
und fest aus der psychologischen Theorie heraus,
dass es für jedes einzelne Unternehmen eine Art
von Befriedigung ist, etwas zu leisten, das über den
unmittelbaren eigenen Gewinn hinausreicht. Es geht
darum, sich zu verwirklichen und der Gesellschaft
etwas zu geben, das Anerkennung findet. Dies
stärkt natürlich auch das Ego. Also mit anderen
Worten: Public Value kann auch im positiven Sinne
ein Egobooster für junge Unternehmer sein – und
zur Stärkung der eigenen Identität beitragen. Es hat
etwas zutiefst Befriedigendes, sich als jemand zu
sehen, der Probleme anpackt und die Gesellschaft
voranbringt – anstatt bloß Defizite zu beklagen.
MICHAEL BÄTZ: Der Public Value Award und
das Engagement für das Gemeinwohl zahlen
sich als unternehmerischer Erfolg aus. Das Startup wird von der Gesellschaft und den eigenen
Zielgruppen positiv wahrgenommen. Public Value
ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor
für Unternehmer. Der Award hat aber auch sehr
konkrete, handfeste Vorteile für Start-ups. Die
Preise bieten Zugang für jeweils einen Vertreter
des Unternehmerteams zu hochinteressanten
internationalen und nationalen Veranstaltungen.
So stehen das Strategic Growth Forum in Palm
Springs (16. bis 20.11.2016) und Rom (9. und
10.2.2017) ebenso auf dem Programm wie eine
mögliche Teilnahme an der German Valley Week
2017, die vom Bundesverband Deutsche Startups
organisiert wird.
Preises. Die Verleihung findet am 27. Oktober 2016 ab 17 Uhr
an der HHL in Leipzig statt.
Wenn auch Dein Start-up einen Beitrag zum Gemeinwohl
leistet, bewirb Dich jetzt bis zum 15. August 2016 online:
EYPVA.COM
RUBE
C
RIK – THEMA
Diese Gründer sind dabei: Anna Rojahn von Fast Forward Imaging, Robert Huitl, Sebastian Hilsenbeck, Georg Schroth und Felix Reinshagen von Navvis sowie Justin Picard und Nathan Anderson von Scantrust
WER GEWINNT EINE MILLION EURO?
Cube ist ein globales Ökosystem, das Partnerschaften zwischen Industrieunternehmen und Startups aufbauen will
BOTSCHAFTER AUF DER GANZEN WELT
Cube spricht Startups aus den Bereichen Life Sciences und Digital Health, Machinery und Manufacturing sowie Infrastruktur und Konnektivität an, um
sie mit den entsprechenden Industrieunternehmen
zu vernetzen. Das Ökosystem setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Ein Bestandteil sind die „Global Connectors“, ein Netzwerk
von Entscheidungsträgern, Influencern und globalen Institutionen. Zu diesen gehören unter anderen
Jess Erickson von 500 Startups, Yossi Vardi, Chairman der DLD, und Mike Butcher von Techcrunch sowie das World Economic Forum. Jeder Partner wird
sorgfältig ausgewählt ebenso wie die Startups, die
teilnehmen.
GLOBALE SICHTBARKEIT
Cube wird bei einer Reihe von Events weltweit vertreten sein, um Kontaktmöglichkeiten zu schaffen.
Dazu wird Cube mit lokalen Partnern zusammenarbeiten. Die Veranstaltungen reichen von exklusiven
Events wie etwa CEO Dinners bis hin zu Großveranstaltungen mit mehreren tausend Teilnehmern.
Geplant sind Veranstaltungen von San Francisco,
New York und London bis Tel Aviv, Schanghai und
32 / berlinvalley.com
Singapur. Wichtigste Veranstaltung wird die Tech Fair
sein, die vom 10. bis zum 12. Mai 2017 im Citycube
Berlin auf dem Messegelände stattfinden wird.
„WIR
VERBINDEN
STARTUPS UND
SCHLÜSSELINDUSTRIEN“
TORSTEN OELKE, CUBE-CEO
Die ersten Industriepartner sind Volkswagen und
Bayer. Weitere werden in den kommenden Wochen
vorgestellt. Startups können sich ab sofort für das
Programm bewerben, das im September startet. Es
bietet den Startups neben dem direkten Zugang zur
Industrie auch die Mögichkeit, in den Büros von
Cube in Berlin zu arbeiten. Darüber hinaus können sie an den Global-Touchpoint-Events sowie der
Tech Fair Berlin 2017 teilnehmen.
Höhepunkt des Programms ist die Cube Challenge,
einer der höchstdotierten Startup-­Wettbewerbe weltweit: Es gibt eine Million Euro zu gewinnen. Die Preisverleihung findet auf der Tech Fair in Berlin statt. Der
Preis soll dem Gewinner ein hohes Maß an Unabhängigkeit verschaffen und es ihm ermöglichen, Partnerschaften mit Industrieunternehmen auszubauen.
vis
Alle Infos zum Cube-Ökosystem,
zum Wettbewerb und dazu, wie man
sich bewerben kann, gibt es hier:
CUBE-GLOBAL.COM
Startups mit der Industrie vernetzen: Das ist das Ziel von Cube-CEO Torsten Oelke. Bestandteil des Programms ist eine Messe im Citycube im Mai 2017.
Fotos: Tilmann
Lorem Ipsum
Classen, NavVis, Scantrust, Adela Dupetit, Messe Berlin GmbH
In Berlin entsteht eine neue globale Plattform, auf
der Industrieunternehmen und Startups sich vernetzen können. Cube versteht sich als globales
Ökosystem mit Sitz in Berlin und Touchpoints in der
ganzen Welt und möchte ein Leuchtturm für die Industrie 4.0 sein. Initiiert wurde das Ökosystem im
vergangenen Jahr von Entscheidungsträgern der
Wirtschaft und der Messe Berlin, die ihr interna­
tionales Netzwerk einbringen will. Einer der Ideen­
geber war Volkswagen-CIO Martin Hofmann,
der es leid war, immer ins Silicon Valley fahren
zu müssen, um interessante Startups – auch aus
Deutschland – zu treffen. Nun wird er dazu auch
in Deutschland Gelegenheit haben. Cube-Geschäftsführer Torsten Oelke und sein Team stellten
die neue Plattform erstmals offiziell auf der Web
Week vor.
THEMA – RUBRIK
AUF DEM
ALEXANDER KÖLPIN
ist Geschäftsführer von Westtech Ventures. Er investiert
in der Seedphase, vor allem
in B2B- und Tech-Startups.
Westtech bietet auch das
Inkubatorprogramm Project
Flying Elephant (Bewerbungsschluss August).
westtechventures.de
GEORG RIED
ist Geschäftsführer von Bayern Kapital. Die Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats
Bayern fördert die Seed- und
Startup-Finanzierung innovativer bayerischer Firmen.
bayernkapital.de
RALPH ERIC KUNZ
hat mehr als 20 Jahre
Erfahrung in Top-Level-Management, strategischer
Unternehmensberatung und
Venture Capital-Investment in
der IT- und Telekommunikationsindustrie. Im Jahr 2009
gründete er Catagonia.
catagonia.com
Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen.
Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.
SOLLEN WIR EUER STARTUP AUF
DEN GRILL LEGEN? SCHREIBT UNS:
grill@berlinvalley.com
FOURFREUDE
TEAMBAY
versendet monatliche Überraschungsboxen mit Süßigkeiten und Snacks. Das
Startup beliefert mehr als 4000 Haushalte
und hat 170 Marken aus der ganzen Welt
an Bord.
mycouchbox.de
Mit dem Service findet man Wunschgerichte in der Nähe. In München können
die Nutzer bereits mehr als 70.000 Gerichte von mehr als 2000 Restaurants
durchsuchen.
foodanoo.de
ist ein veganer Proteinmix auf Bio-Hanfprotein-Basis. Er wird kombiniert mit
Reisprotein, Cranberry, Goji-Beere und
Quinoa und soll ein optimales Superfood
für den Körper sein.
fourfreude.com
Seit 2014 aktiv, zuerst gebootstrapped,
das beweist Durchhaltevermögen und
Geschäftssinn. Folgt nicht populären Gesundheitstrends wie paleo, vegan, bio,
das heißt, das Zielpublikum geht über
hippe Berlin-Mitte-Bewohner hinaus. Aber
Abo-Box-Modelle sind ein hartes Zahlenspiel mit wenig Raum für Invest in die Vision. Wichtige KPIs, wie CLV, CAC, Churn
müssen zusammenpassen. Mit Informationen dazu hält sich das Pitchdeck zurück,
ohne die ist eine Einschätzung schwer.
Restaurantsuche ist immer noch Vertrauens- und Glückssache. Yelp, Foursquare
und Co. können von mir aus gern abgelöst
werden, aber suchen wirklich viele Leute
nach Kartoffeln oder Chia-Samen? Nicht
eher nach Italienisch oder Thai? Zusammen mit der schwierigen Aufgabe, Restaurants und User zu akquirieren, sehe ich
derzeit kein tragfähiges Business-Modell.
Ich würde empfehlen, das Modell weiterzuentwickeln und erst dann fundraisen zu
gehen.
Das Pitchdeck zeigt einen klaren Fokus
des Produktes und logische Markteinführungspläne. Ich schätze immer eine realistische Einschätzung von Chancen und
Hürden. Das vegane, laktosefreie Produkt
passt gut in die Zeit und zur Zielgruppe.
Tests werden beweisen müssen, wie gut
das Konsumentenfeedback und wie groß
die Zielgruppe wirklich ist. Kein typischer
VC-Case aber unter Umständen durchaus
ein Case für andere Investoren.
Schönes SaaS-Produkt, das man bei der
eindeutigen Ausrichtung auch immer wieder besser machen und damit beim Kunden bleiben und den Markt vergrößern
kann. Das Team zeigt Persistenz und Fokus. Gute Kundenliste, die üblichen KPIs
wie CLV und CAC kenne ich im konkreten Fall nicht, aber sehe ich mir gerne an.
Spannender Markt, unbedingt anschauen!
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Konventionelles Geschäftsmodell, dessen
Marktvolumen für Überraschungsboxen
sich vermutlich auf einem eher niedrigen
Niveau einpendeln wird. Der Bereich der
Konsumentenforschung sollte ausgebaut
werden (zum Beispiel Markteintritts-Tests
neuer Produkte für Produzenten), um weitere Erlöse zu generieren. Da Besucherzahlen der Homepage stagnieren, erscheint eine Aktualisierung/Intensivierung
der Marketingaktivitäten erforderlich.
Das Geschäftsmodell ist wenig innovativ:
die Optimierung einer bereits realisierten
Geschäftsidee. Informationen zu Kompetenzen der Teammitglieder fehlen. Das Erlösmodell ist in der Branche verbreitet und
verfolgt keine neuen Ansätze. Der Kundennutzen überzeugt nur teilweise, da Elemente wie Tischreservierung im Restaurant
oder Verknüpfung mit Lieferdiensten nicht
integriert sind. Unklar ist, wie die Umsetzung erfolgen soll, da keine Angaben zu
Markteintritt/Vertrieb vorliegen.
Es handelt sich um eine im Markt bekannte
Geschäftsidee (veganes Protein) mit fokussierter Ausrichtung auf eine neu identifizierte Konsumenten-Zielgruppe. Das Team
erscheint mit seinen Kompetenzen gut geeignet. Die Angaben zur Marktgröße sind
optimistisch, da es eine Vielzahl konkurrierender Produkte mit ähnlichem Kundennutzen bereits gibt. Das identifizierte Alleinstellungsmerkmale ist wenig überzeugend,
Marketing/Vertriebsaktivitäten sind teilweise personal- und kostenintensiv.
Das Geschäftsmodell greift den in den
USA bestehenden Trend zur Mitarbeiterbefragung über Online-Tools auf und
überträgt ihn auf die deutsche Unternehmenslandschaft. Die Geschwindigkeit der
Marktdurchdringung, bevor internationale
Wettbewerber Fuß fassen können, dürfte
ein entscheidender Erfolgsfaktor sein. Der
Kundennutzen gegenüber bestehenden
traditionellen Lösungen ist nachvollziehbar, Informationen zur Umsetzung der Geschäftsidee fehlen.
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Als Marktforschungsinstrument für die
Hersteller von Kartoffelchips vielleicht interessant. Allerdings bewegt man sich in
einem stagnierenden, unsexy Markt. Gelingt es Mycouchbox, eine Interaktion zur
Zielgruppe der Couchpotatoes herzustellen, hätte man schon mehr geschafft als
die Hersteller selbst, die es immer wieder
versuchen. Als Investitions-Case allerdings
zu beschränkt, das Business-Modell zu
unattraktiv.
Gegen eine fürchterlich gemachte Seite
wie Speisekarte.de anzustinken, ist nicht
allzu schwer. Nur: Lohnt sich das überhaupt? Schaut man auf deren PIs, ist das
Umsatzvolumen hier eher winzig. Und:
Sucht man sich ein Restaurant nach einer
bestimmten Speise oder nach Kriterien
Hippheitsgrad, Bewertungen anderer et
cetera aus? Foodano scheint ein Nischenprodukt ohne Viralitätspotenzial. Auch
steht das Produkt sehr am Anfang: ein
Suppe scheint es in 10178 nicht zu geben.
Das Produkt folgt einem zweifellos vorhandenen Trend. Auch scheint die Zielgruppe
recht sinnvoll gewählt, um aus dem umkämpften Feld der Sportergänzungsmittel
auszubrechen. Allerdings ist der Markteintritt ohne klaren USP extrem schwierig. Der
ist mir noch zu allgemein. Ohne Testimonials von bekannten Persönlichkeiten oder
Empfehlungen von Ärzten wird es schwierig, ausreichend Schwung zu bekommen,
um ein Listing in den angesprochenen
Super- oder Biomarktketten zu bekommen.
Ein sinnvolles Konzept für ein vorhandenes
Problem: Feedbackrunden in Firmen haben
tatsächlich oft einen recht statischen Charakter und könnten eine Modernisierung
gut gebrauchen. Teambay könnte dazu
das notwendige Produkt liefern. Allerdings
schätze ich die Wettbewerbsintensität als
groß und Markteintrittsbarrieren eher als
gering ein. Das Pricing (niedrigerer Einstiegspreis?) und das Vertriebsmodell (Direktvertrieb) sollten noch einmal kritisch
überprüft werden.
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23 PUNKTE
16 PUNKTE
Fotos: Lorem Ipsum
Drei Investoren bewerten* vier Startups
FOODANOO
Lorem
Ipsum Bayern Kapital GmbH, Catagonia.com
Fotos: Beth
Jennings,
GRILL
MYCOUCHBOX
26 PUNKTE
Die Software dient dazu, mit anonymer
Befragung das Meinungsbild von Mitarbeitern zu analysieren. Die Auswertung –
verbunden mit einem Benchmarking –
macht Probleme und Stärken erkennbar.
teambay.com
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31 PUNKTE
berlinvalley.com / 35
ST PHEEZMI A
A L –– RTUHBER
MI A
K
STARTUPS,
HEBT AB!
Der Traum vom Fliegen ist alt. Dass wir heute einfach in ein Flugzeug steigen
können, ist unter anderen ein Verdienst der Brüder Wilbur und Orville Wright.
Von ihrer Herangehensweise können Unternehmen auch heute noch profitieren.
Die Wrights bauten viele Prototypen und testeten sie in einem Windkanal, bis
ihnen im Jahr 1903 der erste kontrollierte, motorisierte Flug der Welt gelang.
Sie arbeiteten bereits vor mehr als 100 Jahren so, wie Eric Ries es Unternehmern
2013 in seinem Buch „Lean Startup“ empfiehlt: Hypothesen aufstellen, testen und
schnell aus den Fehlern lernen. Wenn Menschen auf diese Weise die Schwerkraft
überwinden konnten, ist dann nicht alles möglich?
un ge n fe rt ig
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s ih re Pr ot ot yp
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Te st en: D ie W
„WENN MAN VOLLKOMMENE SICHERHEIT WILL,
TUT MAN GUT DARAN, SICH AN EIN FENSTER ZU SETZEN
UND DIE VÖGEL ZU BEOBACHTEN – WENN MAN ABER
WIRKLICH ETWAS LERNEN WILL, MUSS MAN EINEN
FLUGAPPARAT BESTEIGEN UND SICH DURCH PRAKTISCHE
VERSUCHE MIT SEINEN EIGENHEITEN VERTRAUT MACHEN“
WILBURG WRIGHT
36 / berlinvalley.com
au sg ie bi g di e
Fl ug fä hi gkei t
ih re s G le it er s.
u rr b a rt)
Lernen: Da die Leistun gsfähig keit
der Flugdra chen begren zt war,
entwickelten die Wrights einen Motor.
Fotos: Lorem Ipsum
r Wri g h t:
(m it S c h n
Fotos: National Archives and Records Administration, LC-USZ62-65478,
SI10461, Wright 1902 Glider In Flight, LOC, LC-DIG-ppprs-00650,
LOC, LC-DIG-ppprs-00626, LOC, Smithsonian Institute Archives,
D ie B rü d e
d O rv il le
W il b u r u n
rig ht s pr üf te n
Pionier: Der erste motorisierte Flug gelang Orville
Wright im Dezember 1903 mit dem Wright Flyer I.
berlinvalley.com / 37
B U I L D – L E A N - S TT A
HR
EM
TU
AP–- SRPUE B
ZR
IA
I KL
L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – B U I L D
LEXIKON
MUT ZU FEHLERN
Wichtige Begriffe kurz erklärt
A/B-TEST, der: Methode. Zwei verschiedene
Varianten eines Produktes werden gleichzeitig
in ähnlichen Umfeldern getestet und so auf ihre
Erfolgsaussichten hin verglichen.
Gründen wie im Silicon Valley:
So funktioniert Lean Startup
EIN LOGISCHER ANSATZ
Startups, die intuitiv „lean“ gründeten, gab es
aller­dings auch bereits vor 2011. Die bekanntesten Beispiele sind wohl der Online-Schuhhändler
Zappos (gegründet 1999) und der Cloud-Speicherdienst Dropbox (gegründet 2007). Eric Ries hat
das Rad also nicht neu erfunden. Trotzdem brachte
sein Buch die Idee weit voran und verbreitete sie
in den wichtigsten Gründerzentren der USA und
Europas. Mittlerweile ist Lean Startup ein Hype,
den kaum jemand hinterfragt. Wozu auch? „Der
Ansatz ist logisch und schon beim ersten Lesen
verstehen viele Gründer intuitiv, dass es Sinn ergibt, sich damit auseinanderzusetzen“, sag Dillard.
Lean Startup gibt eine einfache Antwort auf viele
Herausforderungen, die jeder Gründer kennt: wenig Kapital, wenig Zeit, die Unsicherheit, ob das
Produkt gut ankommt, und selbst das Problem, die
eigenen Entscheidungen vor Investoren rechtfertigen zu müssen.
Ein MVP muss kein fertiges Produkt sein. Nach dem
Prinzip „Fake it ’til you make it“ reicht es, so zu
tun, als gäbe es ein Produkt, um Feedback einzuholen. Dropbox beispielsweise brauchte im Jahr
2007 Kapital, um seinen benutzerfreundlichen
Cloud-Speicher aufzubauen. Drew Houston, der
Gründer, drehte kurzerhand ein Video, in dem
er zeigte, wie Dropbox funktionieren sollte – das
Feed­b ack war überwältigend. Mit diesen positiven
Stimmen konnte Dropbox Startkapital einsammeln
und einen Cloud-Service für weltweit mehr als 500
Millionen Nutzer aufbauen.
Zappos ist ein sehr erfolgreiches Überbleibsel
aus der Dotcom-Ära um das Jahr 2000. Gründer Nick Swinmurn wollte 1999 einen großen
Online-­
S chuhhandel aufbauen, um das Problem
des begrenzten Angebots im stationären Handel
zu lösen. Zu dieser Zeit hätten die meisten Unternehmen zuerst eine große Logistik-Infrastruktur
aufgebaut und dabei viel Geld verbrannt – nicht
so Swinmurn. Er fotografierte mit Erlaubnis statio-
38 / berlinvalley.com
EXPERIMENT, das: Kontrollierte und geplante
Testphase für ein Produkt/ein Geschäftsmodell.
Ziel eines Experimentes ist es, Daten in Form von
-> Feedback zu generieren.
FASSADENMETRIK, die: Zahlen und Daten zu
einem -> Startup, die nicht geeignet sind, den
Erfolg adäquat zu messen.
Sta rtet e sein ers tes Unt ern
ehm en nur mit ein em Vid eo:
Dro pbox-G rün der Dre w Hou
sto n
Ver bre itet den Lea n-Star
tup -Ge dan ken we iter : Beg
närer Händler deren Schuhe, stellt die Bilder online
und kaufte die Schuhe dann bei Bestellung selbst
beim Händler, um sie an seine Kunden zu schicken.
So konnte er testen, ob die Kunden überhaupt online Schuhe kaufen würden. 17 Jahre nach diesem
ersten Test ist aus Zappos ein Schuh-Imperium mit
mehr als 1500 Mitarbeitern geworden.
BUILD – MEASURE – LEARN
Lean Startups arbeiten ähnlich wie Wissenschaftler
mit Experimenten. Sie entwerfen Hypothesen für ihr
Handeln und testen diese dann. „Die Menschen haben ein bestimmtes Problem“, ist die erste und wichtigste Hypothese. Wenn sie sich nicht bestätigt, gibt
es keine Grundlage für ein Geschäftsmodell. Weitere wichtige Annahmen sind: „Das Problem kann
mit meinem Produkt gelöst werden“ und „Menschen
sind bereit, für die Lösung des Problems zu bezahlen“. Natürlich gibt es auch sehr viele kleine Hypothesen, die sich beispielsweise auf den Nutzen
einzelner Produkt-Features beziehen.
Der Weg, um diese Hypothesen zu testen, ist ein
Build-Measure-Learn-Kreislauf: Zuerst wird ein minimal-funktionales Produkt (Minimal Viable Product,
kurz: MVP) gebaut – ob das eine Dienstleistung ist,
der Prototyp eines Roboters oder eine Website ist
egal. Das MVP erfüllt nur die rudimentärsten Anforderungen: es soll Kernfunktionen übernehmen,
muss aber noch nicht mehr können (Build). Es dient
als Experiment und wird – unfertig wie es ist – bereits dem Markt präsentiert. Die Performance und
die Reaktionen auf das Produkt werden sehr genau
gemessen (Measure). Diese Messungen müssen
von Beginn an vorbereitet und intendiert werden.
Das Feedback der Nutzer ist dabei zentral. Es genügt nicht, Conversion Rates oder Klickraten zu
überwachen. Lean Startups fragen ihre Nutzer, ob
ihnen das Produkt gefällt und vor allem, was sie
verbessern würden. Nur so kann es sich langsam
dem marktfähigen Produkt nähern, das von Kunden
tatsächlich nachgefragt wird. Im letzten Schritt des
Kreislaufes werden die Daten analysiert und es
wird herausgearbeitet, welche Veränderungen sich
daraus ergeben (Learn).
RADIKALER RICHTUNGSWECHSEL
Jedes Startup durchläuft mit seinem Produkt mehrere Kreisläufe – wie viele es sind, ist völlig unterschiedlich. Das Ergebnis eines Kreislaufs ist meist
eine kleine Veränderung in Richtung Marktreife,
NUTZERWACHSTUM VON DROPBOX
500 Mio.
Dropbox Enterprise
400 Mio.
300 Mio.
Dropbox Business
200 Mio.
175 Mio.
Dropbox Pro
100 Mio.
Launch
2008
4 Mio.
2009
2010
25 Mio.
2011
2012
FEEDBACK, das: Meinung des Nutzers zum angebotenen Produkt. Dient als Basis für die Weiterentwicklung des Produktes oder Geschäftsmodelles durch -> Iteration oder -> Pivot.
rün der Eric Rie s
2013
2014
2015
2016
Build
INNOVATIONSBILANZ, die: Bilanz auf Basis
von Meilensteinen im Lernprozess eines -> Start­
ups. Die Zahlen dieser Bilanz werden sehr sorgfältig darauf untersucht, ob sie geeignet sind, den
Erfolg eines Startups zu messen.
Measure
ITERATION, die: Kleine Schritte zur Anpassung
des Produktes/des Geschäftsmodells an den Markt
auf Basis von -> Feedback.
KOHORTENANALYSE, die: Analyse von Daten,
aufgeteilt nach verschiedenen Kundengruppen.
Die Kohortenanalyse liefert zuverlässigere Angaben über den Erfolg eines Experimentes als die
Analyse des gesamten Datensatzes.
Learn
Fotos: BC Innovation Council CC BY-ND 2.0, Tech.co CC BY-SA 2.0, Web Summit CC by 2.0, Illustrationen: Dominik Dördelmann
Lean Startup kann Wunder vollbringen. Den Begriff Lean Startup prägte Eric Ries zwar erst im
Jahr 2011, doch schon die ersten Vorläufer des
Flugzeugs waren klassische minimal-funktionale
Produkte. Die Brüder Wilbur und Orville Wright
formulierten die Hypothese, dass es möglich sei,
dass Menschen kontrolliert fliegen. Sie testeten
diese Hypothese mit mehr als 1000 Experimenten
und entwickelten mehrere Prototypen, bis Orville
am 17. Dezember 1903 erstmals ein kontrollierter
Flug mit einem motorisierten Flugapparat gelang.
Seit Eric Ries 2011 sein Buch Lean Startup veröffent­
lichte, in dem er die Methode erstmals vorstellt, hat
sich „lean“ zu einem Hype entwickelt. Ziel des Ansatzes ist es, Ressourcenverschwendung zu vermeiden und in einem „Umfeld extremer Unsicherheit“
eine relative Sicherheit zu schaffen. Das garantiere zwar keinen Erfolg, mache ihn aber wahrscheinlicher, sagt Phil Dillard, Coach der Lean Startup
Company, im Interview mit Berlin Valley.
EARLY ADOPTERS, die: Erste Nutzer eines neuen Produktes/einer neuen Technologie. Wichtige
Ansprechpartner für -> Feedback zum -> minimal-funktionalen Produkt.
eine Iteration. Je nachdem, wie das
Feedback ausfällt, ist es auch möglich, dass ein Pivot nötig wird, also
ein radikaler Richtungswechsel, weil
sich die Annahmen nicht bestätigen.
Mit diesem Vorgehen werden Fehler,
die auf falschen Annahmen beruhen,
nicht übermäßig teuer. Das freut auch
Investoren. „Für viele Lean Startups
ist es leichter, mit Investoren zu sprechen, weil jede ihrer Entscheidungen
auf logischen Überlegungen und Daten beruht“, erklärt Dillard. „Selbst
einen Pivot zu kommunizieren, dürfte
kein Problem sein. Denn ein Pivot bedeutet immer, das Geschäftsmodell
zu verändern, ohne die Vision aus
den Augen zu verlieren. Außerdem
fällt auch die Entscheidung zum Pivot
sehr überlegt und ist auf Basis der
passenden Daten ein Schritt in Richtung Erfolg.“
EINE KLARE VISION
Was in der Theorie logisch und einfach klingt, verlangt einem Gründer
einiges ab. „Das Wichtigste ist zu
wissen, dass die eigene Idee schlecht
sein könnte“, sagt Lean-Startup-Coach
Daniel Bartel. Diese Möglichkeit immer im Hinterkopf zu haben, wenn
B un t un d et w
as ch aoti sc
vo n Za pp os
h: da s O ff ice
man wie verrückt 100 Stunden pro
Woche an einem Produkt arbeitet, ist
nicht einfach. Auch negatives Feedback ernst zu nehmen und sich einzugestehen, dass man auf dem falschen
Weg ist, kann unangenehm sein. Es
ist leichter, das auf die Testpersonen
zu schieben, die „das Produkt nicht zu
schätzen wissen“ oder „sowieso zur
falschen Zielgruppe gehören“. „Es
kann zermürbend sein, in kurzer Zeit
immer wieder negatives Feedback zu
bekommen. Aber es ist besser diese
Erfahrungen in wenigen Monaten zu
machen als in einigen Jahren, wenn
man schon sehr viel Zeit und Geld investiert hat“, weiß Bartel. „Um das zu
schaffen, braucht ein Gründer eine
klare Vision, an der er sich festhalten
kann. Deswegen ist Leidenschaft eine
der wichtigsten Eigenschaften für einen Entrepreneur.“
in La s Ve ga s
LEAN CANVAS, das: Methode. Verkürzter
Businessplan mit fest definierten Feldern, in denen
alle Fragen zum Geschäftsmodell eines -> Startups
geklärt werden.
MINIMAL-FUNKTIONALES PRODUKT,
das: Unvollständige Produktversion, die nur die
Kernfunktionen umfasst und als -> Experiment für
die Weiterentwicklung des Produktes dient. Gebräuchliche Abkürzung (englisch): MVP.
NUTZENHYPOTHESE, die: Annahme über den
Nutzen des eigenen Produkts für den Kunden.
PIVOT, der: Einschneidender Richtungswechsel
beim Geschäftsmodell.
SMOKE TEST, der: Methode. Test der Grundfunktionen eines Produktes/eines Geschäftsmodells.
Der Test funktioniert auch mit einem nicht fertigen
Produkt nach dem Prinzip „Fake it ’til you make it“.
STARTUP, das: Institution, die ein neues Produkt
oder eine neue Dienstleistung im Umfeld extremer
Unsicherheit entwickelt (Eric Ries).
WACHSTUMSHYPOTHESE, die: Annahme,
dass ein Produkt auch über den Kreis der -> Early
Adopters hinaus erfolgreich sein kann.
Anna-Lena Kümpel
berlinvalley.com / 39
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PRAXISBEISPIELE
WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS INVESTIERT?
„Agile Menschen arbeiten mit agilen Methoden unter Kapazitätsgrenzen an etwas
Neuem, im Idealfall kann man mit geringstmöglichem Einsatz eine ganze Bandbreite oder Folge von Thesen testen – für mich die beste Nutzung meines investierten
Kapitals. Bauen, Messen, Lernen – das ist ein gutes Prinzip, faktenorientiert etwas zu
entwickeln. Der Ansatz trägt der Tatsache Rechnung, dass wir bei Westtech schon
sehr früh in der Angel- und Seedphase investieren und dort alles auf Hypothesen
aufgebaut ist, die widerlegt oder bestätigt werden müssen. Es kann allerdings
schnell passieren, dass man von Iteration zu Iteration läuft und das Team sich dabei
auspowert. Dann hat man zwar möglicherweise Features entwickelt, die auch
Anklang finden, aber man verliert die große Vision aus den Augen. Die richtige
Mischung ist entscheidend: Man muss auf ein Ziel hin entwickeln und gleichzeitig
früh und stetig Kundenfeedback einholen.“
Junge Unternehmen berichten, welche Erfahrungen sie mit der Lean-Methode gemacht haben,
und Investoren sagen, was sie an Lean Startups reizt
„LEAN STARTUP IST EINE PHILOSOPHIE“
Alexander Kölpin, Westtech Ventures
Lean Startup gehört zur Kultur von Protonet, sagt Produktmanager Sebastian Geis
M ay a vo n Pr
zu r Se rver
ot on et ge hö rt
40 / berlinvalley.com
14 de n Cr ow df
fa m ili e, di e 20
un di ng -Wel tr ek
mit unseren Private-Cloud-Servern in die USA expandiert haben,
mussten wir die bis dahin bestehenden Marketingerkenntisse aus
Deutschland überdenken. Nur durch konsequentes Testen haben
wir gelernt, wie wir in den USA kommunizieren können und haben eine heute funktionierende Marketing-Strategie entwickelt.
Entscheident ist, knallhart an der Vision festzuhalten. Alles andere ist verhandelbar.“
or d au fs te llt e.
Protonet stellt Cloud-Server
für den B2B-Bereich her und
legt einen Schwerpunkt auf
die Datensicherheit und die
Datenhoheit der Nutzer. Mit
Zoe launcht Protonet jetzt
einen Smart-Home-Hub.
Fotos: Protonet, Beth Jennings
„Als unsere Gründer Protonet 2012 gestartet haben, war Lean
Startup noch niemandem ein Begriff. Trotzdem haben wir bei
Protonet rückblickend viele leane Elemente genutzt und mit unseren Crowdfundings jeweils den Market fit getestet, bevor wir
in die Produktion gegangen sind. Aber Lean Startup ist keine
Liste, die wir einfach abhaken, sondern eine Philosophie, die zu
unserer Kultur gehört. Als wir zum Beispiel Anfang des Jahres
De r Sm ar t-H om e-
Hu b Zo e wi rd eb
en fa lls üb er Cr ow
df un di ng fin an zi
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berlinvalley.com / 41
M E A S U R E – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L
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Evergreen Food entwickelt
und vertreibt Nahrungsmittel
aus dem Rohstoff Chlorella-­
Alge. Nach dem Algenöl
kommen jetzt Algenperlen,
ein Algenpulver und Algenkapseln auf den Markt.
WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS
INVESTIERT?
„Wir sind mit Capnamic Ventures in Lean Startups
investiert und würden auch in Zukunft in Startups
mit diesem Ansatz investieren. Lean Startups haben
den Vorteil, dass sie herausfinden, ob Technologie,
Produkt und Business Model funktionieren, bevor
sie zu viele Ressourcen investieren. Allerdings gibt
es Märkte, die einen Lean-Ansatz nicht erlauben,
weil die erste Version des Produktes komplett und
performant sein muss.“
Olaf Jacobi, Capnamic Ventures
G ew ü rz : D ie
A lg e n p e rl e n
geben dem
E ss e n e in e n
n u ss ig e n G
„UNSER PROTOTYP WAR FAST PEINLICH“
e sc h m a ck .
Headwave-Gründerin Sophie Willborn hat Mut bewiesen
„DARÜBER HÄTTEN WIR NIE NACHGEDACHT“
„Wir haben das Lean-Startup-Prinzip eher intuitiv in der ganzen
Produktentwicklung eingesetzt und sehr früh einen Prototyp gebaut und getestet. Es war uns fast peinlich, ihn zu zeigen, aber
wir brauchten das Feedback, um herauszufinden, ob unser Produkt wirklich ein Problem löst. Gleichzeitig half uns dieses MVP,
uns auf unsere Kernfunktionen zu fokussieren und nicht an ‚Featuritis‘ zu sterben. Wir haben das Feedback unserer User direkt
in die Produktentwicklung einfließen lassen und gleich wenige
Wochen nach dem Launch eine neue Version des Produkts auf
den Markt gebracht. Wir arbeiten sehr datengetrieben. Wäh-
Jutte Reinke, Gründerin von Evergreen Food, schätzt die Learnings
„Wir haben Lean Startup sehr intuitiv angewandt und sehr gute
Erfahrungen damit gemacht. Wir haben unser Algenöl über den
Onlineshop auf den Markt gebracht und zu jedem Paket einen
Feedback-Bogen beigelegt. Das war sehr wertvoll für uns, weil
viele Themen aufkamen, über die wir nie nachgedacht hätten.
Außerdem haben wir Kunden regelmäßig zu Verkostungen ein-
geladen, um uns persönliches Feedback zu holen. Unser neues
Produkt, die Algenperlen, testen wir in einer Crowdfunding-Kampagne bei Startnext. Wird das Funding-Ziel erreicht, ist das ein
guter Indikator dafür, dass die Perlen auch nachgefragt werden.
Wir bieten unsere anderen Produkte als Goodies auf Startnext
an und messen auch hier, wie oft sie jeweils bestellt werden.“
Headwave stellt Module her,
die man an Motorradhelmen
befestigen kann, um Musik zu
hören.
Stefan Wirries, Ventech VC
42 / berlinvalley.com
Fotos: Evergreen
Lorem Ipsum
Food, Headwave, Capnamic Ventures, Ventech SA
WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS
INVESTIERT?
„Ich bin in Lean Startups investiert, weil die Methode verspricht, etwas kapitaleffizienter einen Product
Market Fit zu finden. Aber prinzipiell suche ich
nicht nach Lean Startups, sondern nach den besten
Unternehmen und Gründern. Gelegentlich passt der
Prozess sehr gut zur Firma und wird teils bewusst
oder unbewusst umgesetzt.“
rend der Entwicklung haben wir eine Pre-order-Funktion auf unserer Website integriert und gemessen, wie viele Leute, die auf
die Seite kommen, sich in die E-Mail-Liste eintragen oder das
Produkt tatsächlich kaufen. Dann haben wir Facebook-Anzeigen
geschaltet und das Feedback in den Kommentaren analysiert.
Unsere wichtigste Kennzahl derzeit ist die Anzahl an Produkten,
die innerhalb der 30-Tage-Zurückgabe-ohne-Fragen-Garantie
zurückgesendet werden. Das zeigt uns klar, ob unser Produkt
begeistert oder nicht. Derzeit behalten 97 Prozent der Käufer ihr
Headwave Tag.“
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M it Fe ed ba ck
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berlinvalley.com / 43
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L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – M E A S U R E
„WAR KURZ DAVOR AUFZUGEBEN“
Radbonus ist ein Belohnungsprogramm für Radfahrer. Die
Anzahl gefahrener Radkilometer wird gezählt und dann
beispielsweise mit Rabatten
in E-Shops belohnt. Momentan baut Radbonus das Belohnungssystem um und setzt
mehr auf exklusive Angebote
statt auf Rabatte.
Felix Patzelt, Gründer von Call a Nerd, hat mit Lean Startup die Kurve bekommen
„Als mir die Idee zu Call a Nerd kam, habe ich direkt angefangen zu entwickeln: Ich saß etwa ein halbes Jahr lang an meinem
Computer und habe mich in Details verloren. Irgendwann war
ich kurz davor aufzugeben. Als Stipendiat im Kölner Coworking
Space Startplatz konnte ich einen Workshop zum Thema Lean
Startup besuchen. Danach bin ich sofort nach Hause gegangen
und habe angefangen eine Website zu entwickeln. Sie ist eine
Woche später online gegangen. Eine weitere Woche später kamen die Flyer und mit denen auch die ersten Kundenanrufe. Jetzt
sind wir seit September 2015 online, und es kommen jede Woche Kunden dazu. Call a Nerd ist sogar schon profitabel, weil
die Investitionskosten durch den Lean Ansatz so gering waren.“
Call a Nerd ist ein ITSofort­h ilfe-Angebot mit
einem Wordpress-Schwerpunkt. Wer Hilfe braucht,
kann sich dort melden,
und das Team löst das
Problem über Computer-­
Fernsteuerung.
Fa ke it: Ihr
zin i ers t ge ba ut,
e Ap p ha t No ra Gr az
na ch de m sie die Ide
Crowdfox bezeichnet
sich als Online-Marktplatz einer neuen Generation. Händler zahlen
keine Gebühren für die
Plattform und bieten
ihre Waren dafür günstiger an. Der Kunde zahlt
einen kleinen Teil der Ersparnis durch den geringeren Preis als Servicegebühr an Crowdfox.
e va lid ier t ha tte.
„FAKE IT ’TIL YOU MAKE IT“
Radbonus-Gründerin Nora Grazzini hat erst das Produkt verkauft, dann produziert
„Am Anfang stand die Hypothese, dass Menschen gerne Wertschätzung erfahren, dass sie Rad fahren. Daraus entstand die
Idee zu Radbonus. Im ersten Monat habe ich nur die Idee verkauft und mir Feedback dazu geholt – es gab noch kein Produkt.
Ich bekam viel positive Resonanz, also habe ich angefangen,
eine Website und ein Logo zu entwickeln. Wir arbeiten bei Radbonus noch immer nach dem Prinzip ‚Fake it ’til you make it‘.
Für uns ist Lean Startup eine durchweg positive Erfahrung und ich
glaube nicht, dass wir Radbonus anders hätten gründen können.
Wir hatten kein Geld, um lange zu entwickeln, ohne etwas zu verkaufen. Außerdem ist diese Methode sehr sinnvoll. Es ist für mich
fast komisch, so explizit danach gefragt zu werden. Mir ist dieser
Ansatz so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich gar nicht
mehr darüber nachdenke: Es ist völlig klar, dass wir so vorgehen.“
a- Ne rd
So fo rth elf er : Ca ll-
-G rü nd er Fe lix Pa
tzelt m it Ne rd m an
Die Mi tar be ite r de s Ac
cou nt- Ma na ge me nts
kü mm ern sic h um die
die mi t Cro wd fox zu sam
me hr als 10 00 Hä nd
me na rbe ite n.
ler,
„WIR BRAUCHTEN EIN MILLIONENINVESTMENT“
„Der Lean-Startup-Gedanke wird mittlerweile von so vielen Startups
verfolgt, dass Investoren unweigerlich auch in Lean Startups investieren. Einer der Vorteile bei diesen Unternehmen liegt darin, dass sie
noch sehr flexibel in der Ausrichtung und Anpassung sind. Für Investoren hat es den Vorteil, dass diese Teams mit möglichst wenig Mitteln
so viel Wertschöpfung erreichen wollen, wie es ihnen nur möglich ist.
Dies ermöglicht für zukünftige Finanzierungsrunden bessere Wertsteigerungen. Außerdem haben Teams mit diesem Ansatz die Tendenz
dazu, einfach anzupacken. Das gefällt Investoren immer.“
Manuel Sprödhuber, Astutia
44 / berlinvalley.com
Fotos: Radbonus, Felix Patzelt, Crowdfox, Manuel Sprödhuber
WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS INVESTIERT?
Wolfgang Lang, CEO von Crowdfox, hat dank Lean Startup den Proof of Concept geliefert
„Wir haben Crowdfox 2013 gegründet und unsere Idee zuerst
mit Mock-ups getestet. Als klar war, das Konzept kommt an, haben wir einen Prototyp gebaut. Mit diesem MVP konnten wir
unsere Kernfunktionen testen – alle Prozesse liefen noch manuell.
Die Engine hinter unserem Geschäftsmodell ist riesig, und es kostete viel Zeit und Geld, das Backend zu bauen. Hinter der Entwicklung von Crowdfox steht ein zweistelliges Millioneninvest­
ment. Dafür braucht man ein Proof of Concept. Den haben wir
uns über die Lean-Methode geholt. Wir sind seit Dezember 2015
online und haben bereits knapp 1000 Händler auf der Plattform,
Tendenz steigend. Für 2016 streben wir einen Umsatz von 50 Millionen Euro an, und bisher konnten wir unsere monatlichen Meilensteine immer übertreffen. Lean Startup spielt bei uns weiterhin
eine Rolle, wenn wir neue Prozesse oder Funktionen entwickeln.“
L E A R N – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L
L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – L E A R N
„MAN MUSS WISSEN,
WAS MAN LERNEN WILL“
NAME:
Lean Startup Company
GRÜNDUNG:
2012
GRÜNDER:
Eric Ries, Melissa Moore,
Heather McGough
MITARBEITER:
20
STANDORT:
San Francisco
Phil Dillard, Coach der Lean Startup
Company, über Methoden und
Missverständnisse von Lean Startups
Phil, was macht einen guten Entrepreneur
aus, und warum sollte er Lean Startup
nutzen?
Ich glaube, es geht nicht um gute oder schlechte Entrepreneure, um gute oder schlechte Ideen.
Es gibt etwas, das bestimmte Menschen antreibt,
Start­ups zu gründen, und das ist etwas völlig anderes als die Motivation von Menschen, die gerne einen Nine-to-five-Job haben. Entrepreneure spüren,
dass es einen Platz gibt, an dem sie sein sollten
und gebraucht werden. Sie müssen ihn nur finden.
Lean Startup hilft ihnen, diesen Platz schneller und
günstiger zu finden als andere Startup-Ansätze.
der Vision festzuhalten. Man arbeitet am gleichen
Problem, wählt aber einen anderen Lösungsweg.
Investoren setzen auch auf den Entrepreneur, nicht
nur auf die Idee, und der Entrepreneur hat die
Aufgabe herauszufinden, wie das Produkt zum
Markt passt. Lean Startups machen das, indem sie
Experimente durchführen und Hypothesen formulieren. Wenn ein Gründer feststellt, dass die erste
Hypothese richtig ist, aber seine zweite und dritte
sind falsch, dann ist es gut, das möglichst schnell
herauszufinden. Dann hat er die Chance, die Strategie anzupassen und besser Umsatz zu machen.
Den Investoren kann man erklären, dass man das
mit vielleicht fünf Prozent des Geldes geschafft
hat – also sind noch 95 Prozent übrig, um die Firma erfolgreich zu machen. Ein Pivot ist ein gutes
Zeichen, weil es bedeutet, dass der Gründer auf
den Markt hört und seinen Experimenten vertraut.
Was halten Investoren von Lean Startups?
Ein Investor, der gegen Lean Startup ist, ist wie ein
Forscher, der wissenschaftliche Methoden ablehnt.
Die Performance von Lean Startups ist sehr genau
messbar, und dadurch hat auch der Investor immer
einen guten Überblick. Es gibt immer wieder Leute,
die Lean-Startup-Prozesse blind einsetzen. Ich würde sagen, da liegt das Problem.
Kann es auch sein, dass die Ergebnisse
eines Experimentes nicht richtig sind?
Wenn man bei einem Ergebnis skeptisch ist, kann
man es zwei- oder dreimal wiederholen, um sicherzustellen, dass man das gleiche Feedback bekommt und die Nuancen des Marktes richtig deutet. Das ist ein systematischer Ansatz. Gerade das
sollte Investoren übrigens zeigen, dass sie auf den
richtigen Entrepreneur gesetzt haben.
Für Lean Startups ist ein Pivot immer eine
Option. Ist es schwierig, Investoren eine
Kehrtwende zu kommunizieren?
Ich glaube, wenn man den richtigen Investor hat,
ist es gut, über einen Pivot zu sprechen. Pivot bedeutet ja, seine Strategie zu verändern, aber an
Du hast angesprochen, Lean Startup werde
oft blind eingesetzt. Wie meinst du das?
Wenn man den Prozess auseinandernimmt, findet
man auf jeden Fall Komponenten, die oft missverstanden werden oder weiterentwickelt werden müssen. Firmen der Old Economy passen Lean Startup
se s: Te sl a Ro ad
PHIL DILLARD
ist Coach und Manager bei der Lean
Startup Company. Er war fast sieben Jahre
aktiv bei der Navy. Im Anschluss schloss
er sein Studium in Finance and Strategy an
der Chicago Booth Business School ab.
„ES IST
WICHTIG,
MIT GUT
FORMULIERTEN
ANNAHMEN IN
DEN PROZESS
ZU GEHEN“
das Risiko, bei einem Sturmgewitter beschädigt zu
werden. Unsicherheit entsteht, wenn ich ein Haus
baue, das noch nie jemand gesehen hat. Mit Experimenten kann ich auf Grundlage von Daten Sicherheit
erlangen. Ein Startup ist immer mit Risiken verbunden, aber man kann das Risiko mit einem systematischen Prozess verringern, der Unsicherheit eliminiert.
Weiß ich, was auf dem Markt passiert, kann ich das
Risiko quantifizieren und damit umgehen. Zweitens
bedeutet Lean Startup nicht, kein Geld einzusetzen.
Ziel ist es, die Ressourcen effektiv zu nutzen. Es ist
nicht lean, zehn statt 50 Dollar auszugeben. Lean
bedeutet, ein Experiment zu machen, das wertvol-
Welche Missverständnisse gibt es?
Erstens glauben viele, lean zu gründen sei risikolos.
Ich unterscheide deutlich zwischen Risiko und Unsicherheit. Risiken sind quantifizierbar: Ein Haus birgt
le Informationen liefert – so schnell und günstig wie
möglich. Ein MVP ist keine billige Version des Produktes, sondern ein Experiment, das Erkennt­
nisse
liefert. Tesla beispielsweise hat ein teures Produkt,
arbeitet aber mit leanen Methoden, testet viel und
verbessert die Autos und Motoren auf Basis der Ergebnisse. Drittens werden oft Lean Startup und Lean
Manufacturing gleichgesetzt. Das sind verschiedene
Dinge. Lean Manufacturing will einen bestehenden
Prozess verbessern: Müll reduzieren, Fehler vermeiden, Stückzahl erhöhen und so weiter. Das reduziert
nicht die Unsicherheit in einem innovativen Umfeld.
Darauf ist Lean Startup spezialisiert.
Können Lean Startups scheitern?
Was bedeutet scheitern für einen Entrepreneur? –
Nicht, dass das erste Unternehmen, die erste Idee
oder das erste Experiment schiefgehen. Das wird
sicher passieren. Wir alle lernen und sind nicht so
perfekt, dass wir keine Fehler machen. Aber wer
immer weitermacht, findet auch einen Weg zum
Erfolg. Das funktioniert mit Lean Startup besonders
gut, weil es den Ressourcenaufwand für Fehler
überschaubar hält und so noch Ressourcen bleiben, um weiterzumachen.
Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.
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Le an M an uf ac tu rin
46 / berlinvalley.com
leanstartup.co
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Au f Kon fer enzen und bei
Fotos: Lorem Ipsum
le an en Pr ozes
Coachings, Vorträge und
Konferenzen rund um das Thema
Lean Startup
LoremToyota
Ipsum UK, Leanstartup.co
Fotos: Tesla,
Er ge bn is ei ne s
SERVICE:
momentan beispielsweise immer öfter für sich an, sodass es zu ihrer Kultur und ihren Bedürfnissen passt.
Um erfolgreich zu sein, reicht es nicht aus, einfach
Lean Startup zu nutzen. Man muss sich viele Gedanken über die Strategie machen und herausfinden,
wie genau Lean Startup zum eigenen Produkt und
zu den eigenen Zielen passt. Das ist ein wichtiger
Schritt zum Erfolg. Wer wild anfängt zu experimentieren, Tonnen von Daten sammelt und darauf wartet, dass diese Daten ihm sagen, was er zu tun hat,
macht etwas falsch. Man muss mit gut formulierten
Annahmen in den Prozess gehen und vorher wissen,
was man aus einem Experiment lernen will.
Wo rks hop s der Lea n Sta
rtu p Com pan y tau sch en
sic h Un ter neh me r aus.
berlinvalley.com / 47
S C A L E – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L
L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – S C A L E
WAG DEN FLUG
SO ENTSTEH
T KEIN MVP
Ein kleiner How-to Guide für jedes Startup, das lean arbeiten will
Jetzt kommt der schwierige Teil: die Praxis. Immer
wieder negatives Feedback zu bekommen, kann für
Gründer und ihr Team zermürbend sein. Außerdem
sollen die Feedback-Kreisläufe möglichst kurz gehalten werden, damit schnelles Lernen möglich ist.
Dazu ist viel Arbeit nötig, und jedes Unternehmen
muss eine Balance finden, um gleichzeitig schnell
zu lernen und das Team nicht auszubrennen.
Aufgabe des Gründers ist es unter anderem, die
Motivation hoch zu halten. Wenn ein Team ständig unter Hochdruck daran arbeitet, ein Produkt zu
verbessern und neue Features einzubauen, kann
das die Stimmung drücken, vor allem, wenn alles
ständig wieder verworfen wird. Für das gesamte
Unternehmen ist es deshalb wichtig, dass die Vision, die hinter der Arbeit steht, transparent ist und
felsenfest steht.
Und auch die leane Methode sollte klar kommuniziert werden, damit jeder Mitarbeiter versteht,
wofür und in welchem Umfeld er arbeitet. Welche
Schritte auf dem Weg zum Lean Startup zu tun
sind, wie man sich einen Überblick über das Geschäftsmodell verschafft, woher Kundenfeedback
kommt und wie man dieses Feedback richtig interpretiert, haben wir auf den kommenden Seiten
zusammengestellt.
MIT
LEAN CANVAS
WIRD AUS
EINER IDEE
EIN GESCHÄFTSMODELL
SO WIRD EIN
W ic ht ig: Je de
St uf e de s MVP
m us s se in e Gr
MVP GEBAU
un df un kt io n er
2. EXPERIMENTE
VORBEREITEN
Das minimal-funktionale Produkt steht im Zentrum
des Lean-Startup-Ansatzes. Es ist das gut vorbereitete Experiment, mit dem jedes Startup seine Hypothesen prüfen kann. Welche Annahmen getestet
werden, sollte vor Entwicklung des MVP klar sein.
Diese entscheiden darüber, welche Funktionen
das Produkt erfüllen muss. Für einige Hypothesen
braucht es nicht einmal ein fertiges Produkt, sie lassen sich auch nach dem Prinzip „Fake it ’til you
make it“ testen. Ein vorgetäuschtes Produkt funktioniert als Experiment genauso gut wie ein fertiges
Produkt: Verkäufer können Services verkaufen, die
noch nicht fertig sind, eine Engine, die später aus
tausenden von Code-Zeilen besteht, kann anfangs
manuell betrieben werden. Das Ergebnis, das der
Kunde sieht, ist das gleiche.
T
fü lle n.
1. KLARHEIT SCHAFFEN
Um den ersten Kreislauf mit Build, Measure und
Learn zu planen und sinnvolle erste Schritte zu
gehen, ist Klarheit notwendig. Der Weg von der
ersten Geschäftsidee zum erfolgreichen Geschäftsmodell ist nicht ganz einfach. Ash Maurya, Autor
von „Running Lean“, hat mit Lean Canvas eine Methode entwickelt, mit der sich eine Idee in einem
Geschäftsmodell festhalten lässt.
Auf einem DIN-A3-Bogen mit neun verschiedenen
Kästchen können Gründer schnell, effektiv und
PROBLEM
bündig ihren ersten Businessplan zusammenfassen. Die vorgegebenen Felder reduzieren diesen
Entwurf auf das Wesentliche.
In jedem der neun Bereiche müssen die Gründer
kurze und präzise Aussagen zu einem bestimmten Thema machen. Das ist nicht leicht, hilft aber,
künftige Entscheidungen schneller zu treffen. Durch
die kompakte Darstellungsform lässt sich der Inhalt
des Geschäftsmodells schnell erfassen. In jedem
der neun Bereiche wird eine zentrale Frage beant-
LÖSUNG
WELCHE KONKRETEN
WELCHE KONKRETE UND
PROBLEME LÖST DIE IDEE
(MAXIMAL DREI)?
ÜBERZEUGENDE LÖSUNG
BIETET DAS ANGEBOT FÜR DIE
ZUKÜNFTIGEN KUNDEN?
KOSTEN
wortet. Die Bereiche müssen systematisch und in
einer bestimmten Reihenfolge ausgefüllt werden.
Auf Basis dieser Antworten lassen sich Idee und
Geschäftsmodell bewerten und die Erfolgschancen
einschätzen. Wenn diese Fragen beantwortet und
der Plan positiv bewertet ist, kann die eigentliche
Arbeit beginnen.
Sobald das Projekt läuft, sollte man sich Lean Canvas immer wieder vor Augen führen, um alle Fortschritte mit den geplanten Zielen abzugleichen.
UNFAIRER VORTEIL
WELCHE KOSTENFAKTOREN
GIBT ES?
WAS IST DER ENTSCHEIDENDE
VORTEIL GEGENÜBER DER
KONKURRENZ? WELCHE
EIGENSCHAFT (ZUM BEISPIEL
EIN PATENT ODER BESONDERE
TECHNOLOGIE) ERSCHWERT ES
DEN WETTBEWERBERN, DAS
D ie M a ch e
r vo n Eve
rg re e n Fo o
d le g te n d
e
n
Algenöl-L
ieferunge
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Po st ka rt e n
b e i, u m si
ch
d a s Fe e d b a
ck ih re r K u
nd e n zu h o le
n.
KUNDENSEGMENT
WER IST VOM PROBLEM
BETROFFEN? WAS SIND DIE
ZIELGRUPPEN? WER IST DER
IDEALTYPISCHE KUNDE?
ANGEBOT ZU KOPIEREN?
KENNZAHLEN
EINNAHMEQUELLEN
WIE WIRD UMSATZ GENERIERT? MIT WELCHER HÖHE UND
DAUERHAFTIGKEIT DIESER EINNAHMEN KANN MAN RECHNEN?
48 / berlinvalley.com
3. ZUHÖREN
KANÄLE
AUF WELCHEN
KOMMUNIKATIONS- UND
VERTRIEBSWEGEN KÖNNEN
KÜNFTIGE KUNDEN AM BESTEN
ERREICHT WERDEN?
ALLEINSTELLUNGSMERKMAL
WARUM SOLLTE DIE ZIELGRUPPE DAS ANGEBOT WAHRNEHMEN? WIE
LAUTET DER USP? WAS MACHT DAS ANGEBOT SO HERAUSRAGEND?
Fotos: Leanstartup.co, Evergreen Food/Jutta Reinke
WIE WIRD DER ERFOLG DES
GESCHÄFTSMODELLS MESSBAR
(KLICKS, DOWNLOADS, …)?
Nicht jeder kann locker auf Menschen zugehen
und sie nach ihrer Meinung fragen. Dann auch
noch zu vermitteln, dass negatives Feedback willkommen ist, ist eine Herausforderung. In diesem
Dialog ist der Entrepreneur ein Zuhörer und nimmt
offen und dankbar an, was der Kunde ihm sagt. Es
wird keinesfalls darüber diskutiert, ob der Kunde
mit seinem Feedback Recht hat oder nicht. Wenn
er das Produkt schlecht findet, ist das ebenso hinzunehmen wie Lob. Solche Feedback-Gespräche
können in fast jedem Kontext stattfinden. Man kann
Menschen auf der Straße oder auf einer Party ansprechen, Messen und Events bieten einen professionelleren Rahmen, aber auch Feedbackbögen sind
eine gute Möglichkeit. Wenn es darum geht, viele
Menschen intensiv zu befragen, sollte es eine Gegenleistung geben. Beispielsweise ein Gewinnspiel
oder einen Gutschein für das eigene Produkt.
Eine der beliebtesten Methoden um herauszufinden, ob Kunden ein Produkt überhaupt nachfragen,
ist der Smoke Test. Er funktioniert mittlerweile meist
über eine Landingpage, die das Produkt erklärt,
beispielsweise in einem Video. Auch Pre-order-Listen, Beta-Tests für Software, Anzeigenkampagnen,
die auf die Landingpage führen, oder eine Crowdfunding-Kampagne sind gute Smoke Tests. An der
Reaktion der Kunden ist messbar, ob es eine relevante Nachfrage gibt – wie viele Besucher tragen
sich auf die Pre-order-Liste ein, melden sich für den
Beta-Test an oder bestellen das Produkt? Wie viele
Menschen klicken auf die Anzeige? Crowdfunding
und Pre-order-Liste zeigen außerdem gleich, ob
Kunden bereit sind, für das Produkt zu bezahlen.
berlinvalley.com / 49
S C A L E – L E A N - S TT A
HR
EM
TU
AP–- SRPUE B
ZR
IA
I KL
L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – S C A L E
4. TESTEN KOMMT
VOR ENTWICKELN
Rezepte, die von den Angeboten im Supermarkt
des Kunden inspiriert sind. Bevor die Gründer mit
der Produktentwicklung angefangen haben, sind
sie in einen Supermarkt gegangen, haben Kunden
interviewt und jemanden gefunden, an dem sie
ihre Idee testen konnten. Sie besuchten die Kundin
wöchentlich und brachten eine Einkaufsliste und
Rezepte mit, die zu ihren Präferenzen und zu den
aktuellen Angeboten in ihrem Supermarkt passten.
Dafür erhielten sie knapp zehn Dollar in der Woche.
Diesen Test machten sie über einen längeren Zeitraum mit unterschiedlichen Kunden, um Feed­
back
zu sammeln und ihre Idee zu optimieren. Dann erst
legten sie mit der Produktentwicklung los.
Es gibt diverse Tests, mit denen man feststellen
kann, ob es sich überhaupt lohnt, das Minimum Viable Product zu bauen. Diese evaluieren, ob Menschen bereit sind, für ein bestimmtes Produkt Geld
auszugeben.
A/B-TEST
Ein Test, der bei der Entwicklung eines Produkts
äußerst hilfreich sein kann, ist der A/B-Test, auch
Split-Run-Test genannt. Hier werden Kunden gleichzeitig verschiedene Versionen des Produkts angeboten. Entsprechend der Verhaltensunterschiede
der Kunden bei den unterschiedlichen Versionen,
lassen sich Rückschlüsse auf die Auswirkungen
der jeweiligen Versionen ziehen. Diese Methode
kommt ursprünglich aus dem Marketing. So werden beispielsweise je zwei unterschiedlich gestaltete Newsletter mit dem gleichen Inhalt an zwei
Hälften einer Mailing-Liste geschickt. Aus den
Öffnungsraten lässt sich erkennen, welche Version besser ankommt. Die Resultate von A/B-Tests
zeigen, was Kunden sich wünschen und was sie
entbehrlich finden.
Auch für etablierte Unternehmen
lohnt sich Lean Startup
Jede Statistik lässt sich durch die
richtigen Kennzahlen und Analysen
in die passende Richtung drehen.
Lean Startups sind aber auf verlässliches Feedback angewiesen, um ihre
Experimente auszuwerten. Deshalb
müssen auch die eigenen Zahlen kritisch geprüft werden. Eric Ries warnt
in seinem Buch vor der sogenannten
Fassaden­m etrik, die zwar schön aussieht, aber keine Antworten auf relevante Fragen gibt. Wer tiefere Einblicke in seinen Markt erhalten will als
durch die reine Analyse von Durchschnittswerten, teilt seine Kunden in
Kohorten ein (siehe exemplarische
Grafik unten). Eine Kohorte ist eine
Gruppe von Menschen, die sich ein
oder mehrere Merkmale teilen. Das
kann das Alter sein, die Herkunft,
aber auch die Zugriffszeit oder der
Exit-Punkt in der Customer Journey.
Welche Gruppen man einzeln analysiert, hängt von der Fragestellung
ab. Die Analyse kann beispielsweise
zeigen, ob Menschen die Website zu
anderen Zeitpunkten verlassen, wenn
sie auf unterschiedlichen Wegen auf
die Website kamen oder ob Menschen verschiedenen Alters anders
auf das Produkt reagieren. Die Möglichkeiten sind sehr weit, deswegen
sollte jede Analyse von einer Hypothese getrieben sein. Sonst besteht
die Gefahr, dass Kohorten und Daten
willkürlich ausgewertet werden, ohne
eine relevante Frage zu beantworten.
INTERVIEW
Das Gespräch mit Kunden ist eines der wichtigsten
Test-Instrumente. Um dem Befragten aussagekräftige
Antworten zu entlocken, hilft es, offene Fragen zu
stellen, auf die er nicht mit Ja oder Nein antworten
kann: „Wie gefällt dir unser Produkt?“ statt „Gefällt
dir unser Produkt?” Karge Antworten werden meist
spezifischer, wenn man nachhakt: „Was gefällt,
was gefällt nicht?“ und die Frage, „Würdest du das
Produkt weiterempfehlen?”, lässt noch etwas tiefer
blicken. Ein Produkt muss eine sehr gute Lösung für
ein Problem bieten, wenn man es seinen Freunden
empfehlen soll. Die Frage „Warum?” passt zu allen
Fragestellungen und ist sehr mächtig, weil sie den
Kunden dazu bringt, tiefere Einblicke in seine Bedürfnisse und Erwartungen zu gewähren. Genaue
Verbesserungsvorschläge sollte man von seinen Kunden allerdings nicht erwarten. Auch wenn das Feedback negativ ausfällt, wissen die wenigsten, warum
sie ein Produkt nicht anspricht.
WIZARD OF OZ VERSUS CONCIERGE
Zwei Methoden, die oft miteinander verwechselt
werden, sind der Wizard-of-Oz- und der Concierge-Test. Auch diese Tests finden statt, noch bevor
das Produkt gebaut wird. Der Wizard-of-Oz-Test
prüft spezifische Lösungshypothesen während
der Concierge-Test genutzt wird, um Ideen zu
entwickeln. Beim Wizard of Oz-Test wird quasi
eine Fassade erstellt, die so wirkt, als würde das
Produkt bereits existieren und funktionieren. Die
Funktionen des Produkts werden dann aber händisch ausgeführt. Der Nutzer interagiert also mit
einem System, das den Anschein macht, als sei
es vollständig programmiert. Hinter dem System
sitzt aber ein Mensch, der die Funktionen manuell
kontrolliert. Zappos hat sein Geschäftsmodell mit
dieser Methode getestet und die Schuhe zu Beginn
nach jeder Bestellung im Laden gekauft, statt einen
Logistik­apparat aufzubauen.
Der Concierge-Test wird am häufigsten für Dienstleistungs-Startups genutzt. Noch bevor in irgendeiner Form am Produkt gebastelt wird, versucht
der Unternehmer, seinen Kunden davon zu überzeugen, für eine Leistung zu zahlen, die er komplett manuell ausführt. Das Unternehmen Food On
Your Table bietet wöchentliche Einkaufslisten und
BESSER SPÄT
ALS NIE
5. DATEN
AUSWERTEN
Nicht nur neu gegründete Unternehmen arbeiten
in einem Umfeld von Unsicherheit – auch arrivierte
Startups und etablierte Unternehmen sind immer
wieder mit Unsicherheit konfrontiert: Die Expan­
sion in neue Märkte, neue Vertriebswege oder
neue Produkte sind solche Situationen. Die Digitalisierung und die immer stärkere Verbreitung mobiler Endgeräte versetzen viele mittelständische,
aber auch große Unternehmen in ein unsicheres
Umfeld, in dem sie sich nicht auskennen. Der Konkurrenzdruck von innovativen und wendigen Start­
ups ist ebenfalls ein Unsicherheitsfaktor. Für genau
dieses Umfeld ist Lean Startup konzipiert.
LEAN DIE WELT EROBERN
Neue Märkte bedeuten neue Menschen, neue Probleme und neue Lösungen. Was in Deutschland
reißenden Absatz findet, kann in China, den USA
oder Ägypten im Onlineshop verrotten, weil das
Produkt dort nicht passt oder der Wettbewerb zu
stark ist. Deswegen sollte man wie bei einer Neugründung von den Grundhypothesen ausgehen:
Die Menschen im neuen Markt haben ein Problem,
unser Produkt kann dieses Problem lösen und die
Menschen sind bereit, dafür zu bezahlen. Diese
Thesen sollten dann getestet werden. Die Tests sind
die gleichen wie die eines frisch geschlüpften Start­
ups. Und auch den Geist dieser Anfänger sollte
man sich aneignen: „Ich habe keine Ahnung, was
mich erwartet und wie die Menschen reagieren
werden.“ Sonst verstellt vermeintliche Erfahrung
den Blick auf die Testergebnisse. Protonet musste
beim Markteintritt in die USA beispielsweise feststellen, dass das überzeugende Argument hier
nicht der Datenschutz ist. In Feedback-Gesprächen
mit Landing-Pages und Anzeigen fand das Team
heraus, dass es den Fokus in den USA auf seine
Kooperations-Software Soul legen muss. So funktioniert die Werbebotschaft deutlich besser.
EIN PRODUKT MUSS
EINE SEHR GUTE LÖSUNG
FÜR EIN PROBLEM BIETEN
Kohorte 1
Kohorte 2
TAG
1
2
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4
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6
7
Exemplarischer Verlauf von Kurven bei einer Kohortenanalyse
50 / berlinvalley.com
8
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22
23
24
Fotos: Leanstartup.co, MOM-Test, Redline-Verlag
Kohorte 3
MITARBEITER ALS KUNDEN
Wer wächst, braucht irgendwann Strukturen. Sie
bilden sich sowieso, ob intendiert oder nicht. Ineffektive Strukturen zu verbessern, bedeutet für das
Team immer Stress – und ob die Lösung, die sich
so gut anhörte, dann auch funktioniert, ist nie sicher. Auch hier müssen Unternehmer mit Unsicherheit umgehen und können sich mit Lean Startup
behelfen. Kamil Barbarski, Lean-Startup-Coach bei
Mak3it, erklärt, wie das funktioniert: „Zuerst wird
der neue Prozess oder die neue Struktur in einem
kleinen Kontext ausprobiert – als MVP quasi. Dieser Prozess sollte soweit wie möglich vom Kerngeschäft des Unternehmens getrennt sein, sonst erzeugt das Unruhe. Dann wird Feedback eingeholt
und aus den Daten wird dann gelernt. Das macht
man solange, bis es funktioniert, und skaliert das
Modell dann auf das ganze Unternehmen.“ In einem solchen Prozess sind die Mitarbeiter die Kunden und ihr Feedback entscheidet darüber, ob ein
neuer Prozess umgesetzt werden kann oder nicht.
Texte: Anna-Lena Kümpel
NOCH FRAGEN?
Hier gibt es weitere Infos zum Thema
MEETUP
Auf der Seite Meetup.com sind unter der Kategorie Lean Startup mehr als 150 Einträge
verzeichnet. Nicht alle sind noch aktiv, aber
in den meisten Startup-Ökosystemen gibt es
Gruppen, die sich noch regelmäßig treffen.
ONLINE-KURSE
Das Kurs-Portal Udemy bietet einen kostenlosen Video-Kurs zum Lean-Canvas-Business-Modell und einen Lean-Startup-Einführungskurs von Eric Ries persönlich für 40 Euro.
Lean Canvas: udemy.com/lean-canvas-course
Lean Startup: udemy.com/the-lean-startup
VIDEOS
Auf den Youtube-Kanälen von Eric Ries
und der Lean Startup Company werden
verschiedene Vorträge zum Thema gesammelt. Mit dabei sind die Aufnahmen aller
bisherigen Lean-Startup-Konferenzen.
Leanstartup.co: youtube.com/user/leanstartupconf
Eric Ries: youtube.com/user/StartupLessonsLearne
WEBSITES
Im Blog leanstack.com postet Ash Maurya immer wieder spannende Artikel rund
um das Thema Lean Startup.
Auf seiner Website steveblank.com
stellt Steve Blank viele Materialien rund
um die Themen Lean Startup und Customer Development bereit.
BÜCHER
Im O’Reilly-Verlag sind bisher acht Bücher
in der Lean-Reihe erschienen, die sich mit
unterschiedlichen Themen für Lean Startups beschäftigen, mit dabei beispielsweise Running Lean, in dem Ash Muraya das
Lean-Canvas-Modell vorstellt und Bücher
zu „Lean Branding“ oder „Lean Analytics“. Unter gründer.guide gibt es ein
kostenloses E-Book von Daniel Bartel zum
Thema Customer Development.
DER MOM-TEST
Mit Kunden zu sprechen, klingt
leichter als es ist. Wo findet man sie
überhaupt, die Kunden? Wie spricht
man sie an und wie bringt man sie
dazu, einem Feedback zu geben?
„Der MOM-Test“ gibt Antworten
auf all diese Fragen. Autor Rob
Fitzpatrick bezeichnet sich selbst
als introvertierten Programmierer
und richtet sich in seinem Buch
deshalb nicht an den typischen
extrovertierten Verkäufer, sondern
an eher zurückgezogene StartupNerds.
LEAN STARTUP
Mit dem Buch Lean Startup
veröffentlichte Eric Ries 2011
sein Konzept. Der Aufbau
orientiert sich am Prozess, den
ein Unternehmen bei einer
leanen Gründung durchläuft.
Reine Theorie und anschauliche
Praxisbeispiele wechseln sich ab.
Ries erklärt von der Grundidee bis
hin zu den einzelnen Mess- und
Kurskorrekturmethoden alle Basics.
246 Seiten, die sich als Einführung
für jeden Entrepreneur lohnen.
Eric Ries: Lean Startup – Schnell,
risikolos und erfolgreich
Unternehmen gründen. Aus dem
Englischen von Ursula Bischoff.
Redline Verlag, 19,99 Euro
Rob Fitzpatrick: Der MOM-Test –
Wie Sie Kunden richtig interviewen
und herausfinden, ob Ihre
Geschäftsidee gut ist – auch wenn
Sie dabei jeder anlügt. Aus dem
Englischen von Anastasia Podolea
und Daniel Bartel.
momtestbook.com/de, 15 Euro
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Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens.
Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!
Das junge Startup Inselberg findet durch agile Arbeitsweisen und deren
Abbildung in Wrike den richtigen Rhythmus, um voranzukommen
I
nselberg ist ein junges Berliner Startup,
eine Plattform der besonderen Art: Models und Auftraggeber können dort ganz
einfach zueinander finden. Während es
über eine Modelagentur häufig zeitaufwendig ist, das passende Model zu
finden, bietet Inselberg direktere Wege: Suchoptionen, die stark an visuellen Vorstellungen eines
Personen-Typs ausgerichtet sind, weisen Auftraggebern den Weg zu dem Model, das den Lifestyle
zum Ausdruck bringt, den sie sich wünschen.
Diese Geschäftsidee kam den drei jungen Gründern,
als sie sich während des Wirtschaftsstudiums in
Madrid kennenlernten. Weil die Idee sie nicht losließ, beschlossen Falko Kremp aus Deutschland,
Matias Enghild aus Dänemark und Niko Andréewitch
aus Österreich nach Abschluss des Studiums, sich
gemeinsam selbstständig zu machen. Als Ort für das
neue Unternehmen wählten sie Berlin, weil sie dort
die besten Voraussetzungen für Gründer vorfanden.
Im Januar 2015 starteten sie ihr Geschäftsvorha-
SERVICE: Uber education ist ein Bildungsportal, welches umfassend über Nachhilfeformen und -anbieter informiert.
GRÜNDER: Martin Tischer, Lutz Ahrens
GRÜNDUNG: April 2014
vacaleo.de
PITCH: Vacaleo ist die Spezial-Suchmaschine
für alle Hotelalternativen. Eine hochkomplexe
Technologie bündelt weltweit alle Angebote
für Ferienhäuser, Ferienwohnungen und
Apartments und macht diese für Urlauber
und Geschäftsreisende leicht zugänglich,
sinnvoll durchsuchbar und zum besten Preis
buchbar. Der Markt der privaten Unterkünfte
ist stark fragmentiert, und ohne einheitlichen
Datenstandard sind die interessantesten Angebote für den Nutzer nicht auffindbar. Nur
die Technologie von Vacaleo schafft hier
Abhilfe und kann international jede Art von
Angebot abbilden. Vacaleo bewegt sich im
extremen Wachstumsmarkt der privaten
Unterkünfte. Das Geschäftsmodell ist bewährt
und hoch skalierbar. Weitere Markterschließungen innerhalb Europas und weltweit bieten enorme Wachstumsmöglichkeiten.
GRÜNDER: Silvia Glodde, Lars Smidt
GRÜNDUNG: Dezember 2015
uber-education.com
PITCH: Uber education informiert als erstes
Bildungsportal über verschiedene Nachhilfeformen und -anbieter. Mithilfe einer intuitiven
Suche können Nutzer aus mehr als 2000
Nachhilfeanbietern die für sie relevanten
Anbieter finden und diese miteinander vergleichen. Bewertungen anderer Nutzer sowie
Tipps und Fakten helfen bei der Entscheidung
für den passenden Anbieter. Der deutsche
Nachhilfemarkt ist laut Bertelsmann Stiftung
fast eine Milliarde Euro groß. Trotzdem gab
es für Eltern und Schüler bisher keine Möglichkeit, objektive Informationen zu erhalten
und verschiedene Anbieter zu vergleichen.
Damit sich Uber education als das führende
Bildungsvergleichsportal weiter etablieren
und mehr Bereiche integrieren kann, wird ein
bildungsinteressierter Partner gesucht, der bereit ist, circa 500.000 Euro zu investieren.
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MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com
52 / berlinvalley.com
SERVICE: Fluffy Fairy Games entwickelt
datenbasiert F2P-Strategiespiele für mobile
Endgeräte.
GRÜNDER: Tim Reiter, Daniel Stammler,
Janosch Sadowski, Sebastian Karasek,
Oliver Löffler
Das passende Gesicht finden: Inselberg vereinfacht die Suche nach Models.
GRÜNDUNG: Oktober 2015
PITCH: Fluffy Fairy Games bringt durch kreative Ideen frischen Wind in den F2P-Markt
der mobilen Strategiespiele. Wir konzentrieren uns bei der Entwicklung auf die User-Experience und bauen User-Wünsche durch
Vorabfeedback in unsere Konzepte ein. Darüber hinaus tracken wir das User-Verhalten
und können anhand der Ergebnisse datengetrieben herausfinden, was ihnen viel oder
wenig Spaß macht, und dementsprechende
Anpassungen im Spiel vornehmen. Unser
Geschäftsmodell folgt dem F2P-Prinzip: Das
Spiel ist grundsätzlich kostenlos, durch kleine Summen kann der Spieler aber Wartepausen überbrücken oder besondere Items
kaufen. Unsere Vision ist es, mit unseren
Spielen viele Millionen Gamer zu begeistern und langfristigen Spaß zu vermitteln.
EFFIZIENTERE MEETINGS,
WENIGER NACHFRAGEN
In der ersten Phase verwendeten sie ein Tool, das
einer virtuellen To-do-Liste ähnlich war, um sich zu
organisieren. Da das der agilen Arbeitsplanung
zu wenig Rechnung trug, sahen sich die drei Gründer nach einer flexibleren sowie umfassenderen
Lösung um – und entschieden sich für Wrike. So
haben sie sich Freiraum für die wichtigen Dinge
geschaffen. „Wir haben ein großes Arbeitspensum
und setzen uns hohe Ziele“, sagt Inselberg-Gründer Matias Enghild. „Mit Wrike haben wir eine
Form des Arbeitsmanagements gefunden, die mit
unseren Anforderungen Schritt halten kann und
für reibungslose Abläufe sorgt.“
Inselberg hat mittlerweile sieben Mitarbeiter. Das
gesamte Team organisiert seine Arbeit über Wrike.
Konkret heißt das: Für jede Woche wird ein
Ordner mit den geplanten Aufgaben erstellt, der
auch die Meilensteine enthält, die erreicht werden
sollen. Ein Teil des Teams plant die kommende
Woche, der andere Teil führt die Aufgaben der
aktuellen Woche aus. Enghild gefällt besonders,
dass er eine Aufgabe mehreren Personen zuweisen kann: „Wenn ich zum Beispiel eine Aufgabe
für unser Marketing-Team erstelle, kann ich beide
GRÜNDUNG:
2015
GRÜNDER:
Falko Kremp, Matias Enghild,
Niko Andréewitch
MITARBEITER:
sieben
STANDORT:
Berlin
SERVICE:
End-to-end-Plattform, die mit
innovativen Suchfunktionen die
Buchung eines passenden Models
deutlich vereinfacht
Kollegen als Verantwortliche eintragen. Wer
Zeit hat, kann sich die Aufgabe greifen.“
In einem weiteren Ordner werden Vorschläge für
neue Funktionen und Verbesserungen gesammelt.
Jeder kann eine Idee als Aufgabe erstellen. Alle
Teammitglieder sehen sich den Ordner regelmäßig
an und markieren Ideen, die ihnen gefallen, mit
ihrem Namen. Das verkürzt das wöchentliche
Teammeeting: Nicht jede Idee muss bis ins Detail
diskutiert werden und ein Stimmungsbild des
Teams liegt bereits vor. Angenommene Ideen
wandern anschließend in den Planungsordner für
die kommende Woche. „Was mich am meisten
an Wrike fasziniert, ist, dass die Arbeitsabläufe
fast ohne Nachfragen auskommen. Wenn ich eine
Aufgabe plane, muss ich mit dem Designer und
dem Entwickler nicht weiter darüber sprechen, alle
Informationen liegen ihnen in Wrike vor. So halten
wir uns nicht mit unnötigen internen Abstimmungen
auf“, resümiert Enghild.
LIEBLINGSFUNKTIONEN IN WRIKE
fluffyfairygames.com
PROJEKTE FARBIG MARKIEREN
Inselberg nutzt die Möglichkeit, Projekte farbig zu markieren, um
einen besseren Überblick zu schaffen. Jede Abteilung hat ihre
eigene Farbe, außerdem zeigen die Farben Grün, Gelb und Rot
die Dringlichkeit an. So können Projekte visuell schnell in den
entsprechenden Kontext eingeordnet werden.
Fotos: Fluffy Fairy Games, Torsten Bünnig, Vacaleo
SERVICE: Vacaleo ist eine Ferienhaus-Suchmaschine mit dem weltweit größten Angebot
an Hotelalternativen.
ben – und drehten sich einen Monat lang im Kreis,
weil sie alles immer wieder überarbeiteten. Sie
begannen daher, mit agilen Methoden zu arbeiten
und einen Schritt nach dem anderen anzugehen,
immer das nächste Zwischenziel im Blick. So
nahm die Plattform Inselberg Fahrt auf und wurde
im September 2015 offiziell gegründet.
NAME:
Inselberg
DASHBOARDS
Personalisierte Dashboards geben Matias Enghild schnellen Einblick,
woran welches Teammitglied gerade arbeitet und welche Deadlines
anstehen. Sortiert nach Datum hat er so immer alle wichtigen
Aufgaben im Blick.
WIEDERKEHRENDE AUFGABEN
Viele Aufgaben wiederholen sich immer wieder, zum Beispiel das
wöchentliche Team-Meeting. Um nicht jedes Mal eine neue Aufgabe
dafür erstellen zu müssen, nutzt Inselberg die Möglichkeit der
wiederkehrenden Aufgabe. Damit erstellt eine Aufgabe automatisch
eine neue Kopie von sich selbst, zum Beispiel jeden Donnerstag.
Die drei Gründer von Inselberg: Falko Kremp, Matias Enghild, Niko Andréewitch (v. l.)
JOBPROFIL
WAS MACHT EIGENTLICH EIN
NAME:
Careerfoundry GmbH
SUCCESS ADVISOR
In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen.
In dieser Ausgabe erklärt Anaïs Bourg ihre Aufgaben
GRÜNDUNG:
März 2014
GRÜNDER:
Raffaela Rein, Martin Ramsin
MITARBEITER:
50
STANDORT:
Berlin
Wenn ich sage, ich bin Career Success Advisor, fangen Leute oft an zu lachen, sehen mich ungläubig
an und sagen dann: „Das klingt supercool, aber was
soll das sein?“ Ich vermute, meine Stelle gibt es nur
im Bereich Ed-Tech/digitale Bildung. Mein Arbeitgeber Careerfoundry ist eine Online-Plattform für die
Aus- und Weiterbildung von Tech-Talenten. Wir vermitteln unseren Kursteilnehmern die notwendigen Fähigkeiten, um als UX-Designer oder Web-Developer
arbeiten zu können, und verhelfen ihnen auch zu
einem erfolgreichen Berufswechsel. Als Success
Advisor bilde ich die Schnittstelle zu alledem.
In meiner Rolle fungiere ich als Ansprechpartnerin
für alle Teilnehmer, die ihren Kurs bereits beendet
haben. Ich coache sie im Bereich Karriereplanung
und -entwicklung, helfe ihnen bei der Erstellung
ihrer Lebensläufe und Bewerbungsunterlagen. Die
Meisten unserer Kursteilnehmer möchten ihren Beruf
wechseln. Sie fangen in einer für sie neuen Branche
bei Null an. Meine Aufgabe ist es, sie dabei Schritt
für Schritt zu begleiten und ihnen die nötige mentale
Unterstützung sowie Branchenberatung zu geben.
Dabei arbeite ich mit unseren Studenten- und Mentoren-Ansprechpartnern zusammen.
Gemeinsam unterstützen wir täglich unsere bestehende Gemeinschaft aus Kursteilnehmern, Absolventen
und Mentoren und arbeiten kontinuierlich daran, die
größte Tech-Community für Berufswechsler weltweit
aufzubauen. Wir bringen Gleichgesinnte zusammen
und stellen ihnen Informationen zu unseren Kursen
und zu den Themen Tech und Berufswechsel zur Verfügung.
Da ich die Ansprechpartnerin unserer Absolventen
bin, habe ich ein sehr gutes Verständnis für ihre Probleme, Bedürfnisse und Sorgen entwickelt. So trage
ich zur Entwicklung unseres Unternehmens bei und
stelle sicher, dass die Absolventen Dreh- und Angelpunkt all unserer Tätigkeiten sind und unsere Unternehmensstrategie durch ihr Feedback geleitet wird.
Zurzeit arbeite ich mit Kollegen aus dem Bereich Unternehmensentwicklung und UX-Designern an einem
Projekt zur Verbesserung von beruflichen Chancen
für Quereinsteiger in der digitalen Wirtschaft. Dafür
betreibe ich Marktforschung, analysiere Daten und
kümmere mich um die Betreuung unserer Absolventen in der Community. Das beinhaltet auch, ihre Aktivität in unserer Chat-App zu fördern und Veranstaltungen zu organisieren.
SERVICE:
Online-Plattform für die Aus- und
Weiterbildung von Tech-Talenten
careerfoundry.com/de
Was meinen Job besonders spannend macht: Ich
habe Anschluss zu allen Teams, und da Ed-Tech eine
stark wachsende Branche mit wenigen Anbietern
ist, Raum für Kreativität und neue Projekte sowie die
Möglichkeit, das Angebot an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Teilweise ist meine Arbeit
den Prozessen im UX-Design sehr ähnlich.
HAST DU EINEN
UNGEWÖHNLICHEN JOB?
SAG ES UNS:
jobprofil@berlinvalley.com
ANAIS BOURG
Fotos: Jazz Meyer for CareerFoundry
Die gebürtige Pariserin hat ein Masterstudium
der Kommunikation absolviert. Anschließend
führte sie ihr Weg nach London und Prag,
dann zog sie die aufregende Startup-Szene
nach Berlin. Mit ihrem Wissen darüber, wie die
Entwicklung von Karrieren heute funktioniert,
hilft sie nun anderen, einen Traumjob zu finden.
BEACONS
BEACONS
Menschen Bluetooth aktiviert lassen – und dadurch
potenziell für Beacon-Nachrichten erreichbar sein.
Zudem ziehe die aktivierte Bluetooth-Funktion mittlerweile so gut wie keine Akkukapazität mehr. Kritiker bemängeln aber noch eine Schwachstelle.
„Nicht nur die Kundenreichweite, auch die technische Reichweite der kleinen Funksender ist begrenzt“, schreibt Tim Wiengarten von Rabbit Mobile in einem Beitrag für das Fachportal Location
Insider. „Theoretisch liegt diese bei etwa 50 Metern, in der Praxis ist meist bei zehn bis 15 Metern
Schluss.“ Das Funksignal sei außerdem störanfällig. Stahlbeton, Sicherheitsglas, andere Funkfrequenzen oder sogar Regen und zu viele Menschen
könnten zu Unterbrechungen führen.
Kappler sind die Argumente bekannt. Noch sei das
Signal ungenauer als gewünscht, aber auch da­
ran werde gearbeitet. Beacons können bisher also
noch nicht erkennen, dass eine Kundin schon seit
fünf Minuten vor einer bestimmten Hose steht – und
ihr über eine Push-Nachricht einen Rabatt anbieten, um sie zum Kauf zu ermuntern oder ihr ein
passendes T-Shirt zu empfehlen.
DIE HÄNDLER SIND SKEPTISCH
Immerhin habe man ein anderes technisches Problem bereits behoben, sagt Kappler: Die Laufzeit
der Beacons sei mittlerweile viel höher, die Batterien hielten mindestens drei Jahre. Händler müssten
sich nicht mehr alle paar Monate um die Wartung
kümmern. Auch das hatte für Unmut gesorgt. Zudem bestand die Sorge, dass die Kompatibilität
zwischen Hardware, Plattform und Device-Betriebssystem nicht gegeben sein könnte. Beaconinside setzt daher auf Rundum-Sorglos-Pakete und
kümmert sich auch darum, die entsprechenden
Apps Beacon-fähig zu machen. Wichtig sei es,
dass die Händler sich um nichts kümmern müssten,
außer um die passenden Inhalte.
Die technischen Voraussetzungen für eine breite
Akzeptanz bessern sich also langsam. Doch wie
steht es um die Bereitschaft von Händlern und Verbrauchern?
SO NAH, SO FERN
Beacons galten als die Wunderwaffe, jetzt müssen sich die Funkchips neu definieren. Google eröffnet Chancen
„SZENARIEN
WURDEN
VERSPROCHEN,
DIE NICHT
RICHTIG FÜR
DIE BEACONTECHNOLOGIE
GEEIGNET
WAREN“
MICHAEL KAPPLER, BEACONINSIDE
Welche Chancen bietet die Technologie wirklich?
Und was sollten Anbieter beachten? Zeit für eine
Bestandsaufnahme.
„NICHT NUR
DIE KUNDENREICHWEITE,
AUCH DIE
TECHNISCHE
REICHWEITE
DER KLEINEN
FUNKSENDER
IST BEGRENZT“
DIE REICHWEITE IST NOCH GERING
Fakt ist: Der große Durchbruch blieb bislang aus.
Eine Umfrage des Instituts für Handelsforschung
(IFH) in Köln zeigt, dass deutsche Verbraucher
der Beacon-Technologie sehr zurückhaltend gegenüberstehen. „Mit durchschnittlich 4,6 von zehn
Punkten sehen sie in Beacons und den damit verbundenen personalisierten Angeboten und Informationen nur einen geringen Nutzen“, schreibt
Bettina Seul vom IFH. In Ländern wie Spanien oder
den Niederlanden sei das anders. Ihre Erklärung:
„Deutsche Konsumenten sind beim Thema Datenschutz sehr sensibel. Dass eine App installiert
werden muss, um die Beacon-Technologie nutzen
zu können, kann dabei schon eine Hemmschwelle
sein.“
Die passende App ist nicht die einzige Hürde. Zudem muss der Konsument Bluetooth eingeschaltet
und dem Empfang von Nachrichten zugestimmt
haben, um Angebote zu erhalten. Kappler klappt
seinen Laptop auf und öffnet eine Präsentation mit
ein paar bunten Zahlen. „25 bis 30 Prozent haben
momentan Bluetooth permanent aktiviert“, leuchtet
auf dem Bildschirm.
Die meisten der rund 45 Millionen Smartphone-Besitzer in Deutschland können also gar nicht erreicht
werden. Kappler nickt. „Noch haben Beacons keine unglaubliche Reichweite und sprechen nur eine
kleine Nutzergruppe an.“ Das werde sich aber
ändern. Durch Drahtloskopfhörer oder Wearables
wie Smartwatches würden in Zukunft immer mehr
TIM WIENGARTEN, RABBIT MOBILE
Das sieht auch Jürgen Seitz so, Professor für Marketing, Medien und Digitale Wirtschaft an der Hochschule der Medien (HDM) Stuttgart. „Die meisten
Händler finden Beacons suspekt. Sie warten ab,
was die großen Player machen, um zu sehen, ob
es funktioniert.“ Man müsse den kleinen Händlern
den direkten Nutzen für ihr Geschäft aufzeigen –
und nicht mit allgemeiner Technik-Euphorie argumentieren, sondern mit konkreten Ideen und Vorschlägen.
GEOFENCING ALS KONKURRENZ
In einem Pilotprojekt habe das gut funktioniert.
Gemeinsam mit den Gelben Seiten hat die HDM
das Projekt „Digitales Durlach“ durchgeführt und
an einem verkaufsoffenen Sonntag 50 Geschäfte,
Behörden, Museen eingebunden. Wer die App installiert hatte, bekam an den Points of Sale Vergünstigungen, Aktionen und besondere Erlebnisse
angeboten – über Push-Nachricht auf das Smartphone. Es gab unter anderem Coupons für einen
Kaffee, Einladungen zu einer Lesung im Buchladen
Die Endverbraucher kennen Beacons zwar kaum,
aber aufgeschlossen genug sind sie eigentlich.
Eine aktuelle Studie der Gelben Seiten über
„Location-based Services“ (LBS) ergab, dass die
Nutzung kein Early-Adopter-Thema mehr sei, sondern die Realität des mobilen Internets. Das Fazit
lautet: Smartphone-Besitzer nehmen LBS auf breiter Basis an. „Die Nutzer sind weiter als die Unternehmen“, sagt Nina Mülhens, Pressesprecherin der
Gelben Seiten.
VIEL SPAM, WENIG MEHRWERT
Vielleicht wurden Beacons bisher wirklich zu einseitig gedacht und zum Hilfsmittel für die Schnäppchenjagd degradiert. Branchen-Insider warnen
jedenfalls davor, die Nutzer mit Benachrichtigungen zu überschwemmen. Wer will schon neben
den Mitteilungen von Facebook, Whatsapp und
Email-Programmen auch noch im Einkaufscenter an
jedem Geschäft zugespammt werden? Selbst wenn
HÄUFIGSTE GRÜNDE GEGEN DIE NUTZUNG STANDORTBEZOGENER DIENSTE
34 %
Bedenken bezüglich Datenschutz
24 %
Kein Bedarf
Fotos: Favendo
56 / berlinvalley.com
Kappler ist für sein Unternehmen dennoch optimistisch. Er will demnächst fünf neue Mitarbeiter
einstellen, ein Dutzend Menschen arbeiten bereits
für sein Startup. Sie sitzen in den hellen Räumen eines denkmalgeschützten Gewerbehofs im Stadtteil
Wedding zwischen roten Backsteinmauern und imposanten Gründerzeitfassaden. Beaconinside setzt
auf Wachstum – und das, obwohl derzeit immer
häufiger die Frage gestellt wird: Sind Beacons nun
die versprochene Revolution des Offline-Geschäfts
oder doch ein überflüssiger Hype? Woran liegt es,
dass sich Beacons noch nicht wie gewünscht etablieren konnten?
Fotos: Barcoo
Die Wunderwaffe sieht aus wie ein Wecker. Sie
liegt leicht in der Hand, ein Plastikding mit zwei
Batterien und einem Chip. Schwer vorstellbar, wie
dieser kleine Kasten den stationären Handel retten soll. Michael Kappler sitzt auf einem breiten
Ledersofa und dreht sein Produkt nachdenklich
in den Händen. Kappler ist Mitgründer und Geschäftsführer des Berliner Startups Beaconinside.
Das Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern von Beacon-Technologie. Es vertreibt die Bluetooth-Funksender inklusive passender Software an
Kunden in mehr als 50 Ländern.
Dazu gehört Ikea Österreich, das seinen Besuchern
derzeit Coupons für Gratiskaffee auf die Smartphones sendet. Oder McDonalds in Deutschland, wo
Kunden per Push-Nachricht auf lokale Angebote
hingewiesen wurden und die angezeigten Rabatte
direkt an der Kasse einlösen konnten.
Vor zwei Jahren, als der Hype um die neue Technologie besonders groß war, weckten Überschriften
wie „Beacons, die neue Wunderwaffe der Werbewirtschaft“ (Berliner Morgenpost) viele Erwartungen. Den kleinen Funksendern, die den Standort
eines Smartphones und damit des Kunden ermitteln
und mit diesem kommunizieren können, wurde eine
große Wirkung zugeschrieben. Mittlerweile hat es
die ersten Insolvenzen gegeben, zum Beispiel von
Springers Shopnow.
Kappler schaut durch seine dunkel gerahmte Brille
und sagt mit ruhiger Stimme: „In der Branche hat
sich eine gewisse Ernüchterung eingestellt.“ Es sei
viel Wunschdenken von Händlern und Marketing­
spezialisten im Spiel gewesen. „Viele Szenarien
wurden versprochen, die nicht richtig für die Beacon-Technologie geeignet waren.“
Bluloc-Beacon von Favendo: Batterie soll bis zu vier Jahre halten.
oder den Hinweis auf die Sonderausstellung im
Stadtmuseum, die beim Vorzeigen der Nachricht
kostenlos besucht werden konnte.
Allerdings: Bei dem Projekt kamen nur wenige Beacons zum Einsatz, die meisten Stationen funktionierten über Geofencing. Entsprechend hart ist die
These von Professor Seitz: „Wir brauchen Beacons
nicht. Sie sind eine überflüssige Hürde. Rund 90
Prozent der Anwendungsfälle lassen sich durch einfache Handy-Ortung durchführen, mit GPS, ohne
Bluetooth.“ Auch in der Studie der Gelben Seiten
lautet ein Fazit: „Eine erfolgreiche Umsetzung von
LBS ist auch ohne flächendeckende Verbreitung
von Beacons möglich.“ Sind die vielbeschworenen
Wunderwaffen wirklich unnötig?
„Nicht ganz“, schränkt der Professor ein. Seine
Vision für Beacons sei die Indoor-Navigation. „Beacons sind die technische Lösung für eine genaue
lokale Ortung, hyperlokal sozusagen.“ Das könne
im Museum wichtig sein, um zu erkennen, vor welchem Bild der Besucher steht, und ihm die passenden Informationen aufs Smartphone zu senden. Für
die Kundenorientierung im Einkaufscenter. Oder
unterwegs, um Menschen am Bahnhof bei Verspätungen automatisch zum Gleis mit ihrer nächsten
Anschlussmöglichkeit zu lotsen.
Beaconinside setzt diese Vision gerade um. Für das
niederländische Verkehrsunternehmen Connexxion
wurde der öffentliche Nahverkehr mit mehr als
1000 Beacons ausgestattet. Mit der passenden
App Stappover – Umsteigen – wird der Fahrgast
exakt einem Verkehrsmittel zugeordnet. Wenn es
Verspätungen gibt, bekommt er angezeigt, ob er
seinen Anschluss schafft. Falls nicht, werden alternative Strecken individuell berechnet. Über die
App kann der Kunde seinen Umsteigewunsch angeben. Bei dem Fahrer des anschließenden Verkehrsmittels leuchtet dann die Information „Bitte
auf Fahrgast warten“ auf seinem Display. „Wir
wollen zeigen, dass Beacons für mehr als spamverdächtige Werbepushs nützlich sind“, sagt Kappler.
Ein weiteres Projekt ist deshalb Bluebulletin, ein
digitaler Lesezirkel. In Cafés, Restaurants, Hotels,
die ein Beacon installiert haben, können die Kunden digital und kostenlos Magazine und Zeitungen
lesen – ganz ohne Registrierung. Dafür kooperiert
das Startup mit dem Axel Springer Verlag.
Keine entsprechenden Geräte im Besitz
16 %
Nutzung anderer Suchstrategien
11 %
Benötigte Anbieter sind bereits bekannt
4%
Unabhängigkeit bei der Suche
4%
Zweifel an der Qualität der Suchergebnisse
4%
Fehlende Erfahrung
3%
Quelle: Gelbe Seiten
berlinvalley.com / 57
BEACONS
BEACONS
cons auch Geofencing, um Kunden zu erreichen.
Bei genauer Betrachtung schließen Geofencing,
Beacons und NFC-Chips einander gar nicht aus,
sondern können sich ergänzen – jede Technik hat
ihre eigenen Stärken. Man muss sie nur richtig einsetzen. Chuck Martin von der Mediapost und Autor des Buches „Mobile Influence“, sagt es so: „Beacons sind von gestern“ – zumindest wenn man sie
einzeln denkt. Aber im Zusammenspiel mit anderen
LBS, wie WLAN und GPS werden sie funktionieren.
„Beaconing wird Teil des Marketing-Ökosystems.“
Die Vision für 2016 scheint sich also zu erfüllen:
Die Global Player kommen und verankern Beacons
im Alltag.
DIE BEACON-TECHNOLOGIEN IBEACON UND EDDYSTONE IM VERGLEICH
IOS
UID + EID
ANDROID
URL
UUID
APPS
+ einfache Konfiguration
- weniger Möglichkeiten
- proprietär
Bei iBeacon von Apple und
Eddystone von Google handelt
es sich um Software auf kleinen
Sendern, die über Bluetooth Low
Energie (BLE) kommunizieren.
Professionelle Anwender wie
Händler, Museen und andere
öffentliche Einrichtungen setzen
diese Beacons ein, um Kunden
und Besucher standortabhängig mit
Informationen zu versorgen. iBeacon
ist zwar einfacher einzurichten,
bietet aber wenig Flexibilität: Die
Software ist proprietär und somit
nicht veränderbar. Das System von
Google dagegen ist als OpenSource-Projekt auf Github verfügbar.
Die Software ist deutlich flexibler.
APPS
IOS
ANDROID
BROWSER
TLM
- kompliziertere Konfiguration
+ flexibler
- Open Source
Davon profitieren letztlich auch
die Smartphone-Nutzer: Statt einer
speziellen Händler-App, wie sie
iBeacon voraussetzt, genügt der
Browser, um Informationen zu
empfangen oder abzurufen. Über
einen dritten, verschlüsselten Kanal
lassen sich einzelne autorisierte
Smartphones gezielt ansprechen.
„WIR GLAUBEN
AN DIE
ATTRAKTIVITÄT
VON
BEACONLÖSUNGEN“
Händler haben so die Möglichkeit,
Status-Informationen zu Batterie,
Temperatur sowie anderen
Sensoren zu erhalten. Auch
andere Anwendungsszenarien
außerhalb öffentlicher
Einrichtungen sind denkbar.
Nachteil: Das System einzurichten
ist technisch aufwändiger.
Quelle: Berlin Valley
Brücke zwischen Laden und Onlineshop: Esprit hat in Österreich alle Filialen mit 150 Beacons des Berliner Startups Beaconinside ausgestattet.
BEACONS ALS SPÜRHUNDE
MARC SAUSEN, STRÖER
„BEACONS
SIND EINE
ÜBERFLÜSSIGE
HÜRDE“
JÜRGEN SEITZ, PROFESSOR FÜR MARKETING,
MEDIEN UND DIGITALE WIRTSCHAFT AN DER HDM
Eva Stüber vom IFH sagt: „Entscheidend ist immer,
dass der Kundenmehrwert vorhanden ist.“ Die
Technik dürfe nicht zum Selbstzweck eingesetzt
werden. „Der Kanal kann sehr schnell vom Nutzer abgeschaltet werden, wenn Push-Nachrichten
Überhand nehmen“, sagt auch Fried Große-Dunker, Mitgründer von Home eat Home, der Süddeutschen Zeitung. Das Berliner Startup setzte zur Neukundenakquise Beacons ein. Aber nur knapp fünf
Prozent der Besucher, die durch Push-Nachrichten
über die reichweitenstarke App Barcoo auf Home
eat Home aufmerksam gemacht wurden, klickten
tatsächlich auf die Werbebotschaft.
„Beacons sind kein Allheilmittel“, sagt sogar Kappler
auf dem Ledersofa zwischen den roten Backsteinmauern. „Sie sind eine Technik, um Kunden anzusprechen. Aber auf welche Weise sie mit Leben gefüllt
ZUSTIMMUNG ZU TRENDS IM BEREICH LOCATION-BASED SERVICES
50 %
Um den Überblick zu behalten,
wo sich meine Kinder gerade befinden (z. B. auf dem Schulweg),
kann ich über eine App ihren
aktuellen Standort sehen.
Beim Passieren eines Geschäfts
werden mir Angebote, Gutscheine
und Rabattaktionen das Ladens
mitgeteilt.
30 %
Ein digitaler Kalender teilt
mir mit, wie lange ich bei der
aktuellen Verkehrslage zu
meinem nächsten Termin brauche und wann ich los muss,
um rechtzeitig anzukommen.
Quelle: Gelbe Seiten
58 / berlinvalley.com
63 %
43 %
Abhängig von meinem Standort wird
mir aufgezeigt, wer von meinen Freunden in meiner unmittelbaren Nähe ist.
Passend zu meinem
Bewegungsprofil (wo halte ich
mich meistens auf) werden
mir Nachrichten zu Sonderaktionen angezeigt.
32 %
werden, ist Aufgabe des Marketings. Wird da die falsche Wahl getroffen, darf für das Scheitern nicht die
Technologie verantwortlich gemacht werden.“
DIE GLOBAL PLAYER KOMMEN
Nachdem die vergangenen Jahre im Zeichen der
Pilotprojekte standen, wird „2016 das Jahr der Entscheidung sein“, sagt Richard Lemke, Geschäftsführer des Startups Favendo, im Fachportal Location
Insider. Zu dieser Annahme hat er guten Grund.
Der Digital-Vermarkter Ströer will in Kooperation
mit Favendo ein flächendeckendes Beacon-Netzwerk in Deutschland aufbauen. Insgesamt 50.000
Beacons sollen noch in diesem Jahr in allen deutschen Großstädten auf Werbeträgern angebracht
werden. Das Interesse bei Agenturen und Werbetreibenden sei groß. Man wolle das Internet der
Dinge für den Konsumenten erlebbar machen und
diese Innovation in die breite Öffentlichkeit tragen,
heißt es. „Wir glauben an die Attraktivität von Beacon-Lösungen“, sagt Pressesprecher Marc Sausen.
Ähnlich sieht es die Modemarke Esprit. Gemeinsam mit Beaconinside hat der internationale Konzern alle Filialen in Österreich mit insgesamt 150
Beacons ausgestattet. Über die Esprit-App und einen Beacon-Trigger wird eine Omni-Channel-Brücke zwischen Store und E-Shop geschlagen. Dadurch können Konsumenten über die sogenannte
Scan&Shop-Funktion nicht im Laden verfügbare
Größen einfach über einen Barcode-Scanner online in der richtigen Größe bestellen.
In Deutschland hat Sportscheck in Kooperation mit
Barcoo alle Filialen mit Beacons ausgestattet. Jedes Geschäft hat mindestens einen Funksender am
Eingang, einen weiteren zentral im Laden. Letzterer soll messen, ob die Ansprache durch das erste
Beacon erfolgreich war. Verteilt werden hauptsächlich Online-Gutscheine und Werbung für ein
spezielles Sortiment. Sportscheck probiert derzeit
verschiedene Kampagnen-Modelle aus. Aktuelle
Zahlen gibt es noch nicht. Bei dem Testlauf, der
bis April 2015 in Köln, München und Leipzig stattfand, lag die durchschnittliche Öffnungsrate der
Push-Nachrichten bei 22 Prozent. 15 Prozent der
Menschen besuchten dann tatsächlich den Laden.
Barcoo nutzt übrigens grundsätzlich neben Bea-
Fotos: Beaconinside GmbH, Samsonite, MAD – Mobile Application Development GmbH
es um Rabatt-Coupons geht, kann das zum Überdruss führen. Ganz zu schweigen von unnötigen
Mitteilungen wie „Schau doch mal in unserem Geschäft vorbei“. Unternehmen sollten Beacons wirklich nur dort einsetzen, wo es sinnvoll ist.
Dazu dürfte ein besonders großer Player entscheidend beitragen: Google. Im vergangenen Jahr
brachte der Konzern Eddystone als Alternative zu
Apples iBeacons auf den Markt und löst gleich
mehrere der bisherigen Probleme (Grafik linke Seite oben). Die Open-Source-Plattform unterstützt sowohl Android als auch iOS und ist sicherer, denn
sie nutzt Ephemeral Identifiers (EID), die häufig
wechseln und nur von autorisierten Clients decodiert werden können. Vor allem aber funktionieren
die Beacons auch direkt über den Browser, ohne
App. Werbeanzeigen oder Informationen können
im Web dargestellt werden. Die Nutzer werden
also nicht mehr mit Push-Nachrichten befeuert, sondern ziehen sich ihren Mehrwert selbst heraus: Sie
bekommen angezeigt, wo es ortsrelevanten Content
gibt und greifen auf Wunsch aktiv auf diesen zu.
Beaconinside hat schon reagiert – die Beacons
können sowohl den Push-Standard liefern, als auch
für das Pull-Szenario des Physical Webs verwendet
werden. Alles in allem könnten die kleinen Funksender also doch bald erfolgreich werden – nicht
als Wunderwaffe, aber als einer der Bausteine zur
Verknüpfung von On- und Offline-Welt.
Jenny Becker
Keine schöne Vorstellung, auf der Gechäfts- oder
Urlaubsreise den Koffer zu verlieren. Samsonite
will der Sorge ein Ende machen und Beacons
zum Aufspüren des Gepäcks einsetzen. Dabei
setzt der Hersteller auf Googles Eddystone-Lösung. Vorteil: Durch die Eddystone-EID kann nicht
nur die breite Masse angefunkt werden, sondern
einzelne Smartphone-Nutzer, ohne dass Unbefugte Zugriff auf das Signal haben. Die ersten mit
der Track&Go-Funktion ausgestatteten Koffer sollen Ende 2016 auf den Markt kommen. Die Beacons „Harald“ kommen vom belgischen Hersteller
In the Pocket. samsonite.com
Nicht nur Gepäckstücke lassen sich mithilfe von
Beacons tracken, sondern auch Kinder. Bei einer Studie der Gelben Seiten haben 50 Prozent
der Befragten angegeben, die Technologie nutzen zu wollen, um per App über den Aufenthaltsort ihrer Kinder informiert zu bleiben (siehe
Grafik linke Seite unten). Das mobile Benachrichtigungssystem Lilalarmi nutzt bereits die Beacon-Technologie. Der tragbare Button begleitet
die Kinder überallhin. Bei Gefahr senden sie mit
einem Knopfdruck ein Signal an ihr Smartphone, das wiederum automatisch die Familie über
den Standort informiert. lilalarmi.com
SHARING ECONOMY
SHARING ECONOMY
DER MITTELSMANN
KANN GEHEN
Sharing-Varianten: Elektroroller von Emio (oben) finden sich überall
in der Stadt. Ein Smartlock von Slock.it öffnet Türen (u. l.) und
Überbringer ist die Mitfahrgelegenheit für Gegenstände.
Wie Blockchain die Sharing Economy verändert
Airbnb und Uber haben die Art, wie wir Unterkünfte auf Reisen buchen oder Fahrdienste nutzen, radikal verändert. Dabei
hat die kollaborative Wirtschaft (Sharing Economy) einige Geschäftsmodelle in Bedrängnis gebracht und überall auf der Welt
nicht nur etablierte Anbieter wie Hotelbesitzer und Taxiunternehmer gegen sich aufgebracht, sondern auch die Politik. Die hat
mit einer Flut von Regeln und Verboten auf die neuen Angebote
reagiert. Nun bekommen die Unternehmen Rückendeckung aus
Brüssel. Zugleich wachsen aber neue Anbieter heran, die ihrerseits die Geschäftsmodelle von Uber, Airbnb und anderen zen­
tralisierten Plattformen bedrohen.
60 / berlinvalley.com
LEXIKON
Private Flatsharing-Plattformen im Vergleich
BESUCHSDAUER*
Airbnb (airbnb.de)
Wimdu (wimdu.de)
9flats (9flats.com)
Wenn Computer Verträge schließen
SMART CONTRACTS: Der Begriff wurde bereits 1994 von Nick
Szabo geprägt. Es sind Programme, die automatisch und fortlaufend die Bedingungen eines Vertrags ausführen und kontrollieren.
Die Kontrolle und Einhaltung basiert dabei auf den zur Verfügung
gestellten Daten. Smart Contracts erlauben es, dass vernetzte Geräte ohne Mittelsmänner miteinander kommunizieren können.
8 :23 MINUTEN
6 : 48 MINUTEN
4 : 39 MINUTEN
BESUCHER PRO MONAT*
15 Minuten
BLOCKCHAIN: ist eine dezentrale, universelle, anonyme Datenbank. Sie ist für jedermann (und jeden Smart Contract) zu jeder
Zeit einsehbar, und ermöglicht so zum Beispiel die Verifizierung
von Zahlungsvorgängen. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether
bauen auf Blockchain auf.
ETHEREUM: ist eine Plattform für Blockchain-Anwendungen. Auch
sie ist dezentral angelegt und führt Smart Contracts aus. Erdacht
hat sie Vitalik Buterin, finanziert wurde sie durch ein Crowdfunding
und gebaut von Entwicklern weltweit. Im Juli 2015 startete die Plattform. Sieben Monate später hatte die Kryptowährung Ether bereits
einen Börsenwert von mehr als 500 Millionen Dollar. Die Entwicklung wird von der Ethereum Foundation in der Schweiz geleitet.
6,75
7,63
12,76
356.370
837.187
SEITEN PRO BESUCH*
* Durchschnittswerte, Stand 10. Juni 2016
Fotos: Emio, Slock.it, Überbringer
BLOCKCHAIN SOLL VERTRAUEN SCHAFFEN
Menschen steigen in Autos von Fremden oder wohnen in fremden Wohnungen, ohne den Besitzer zu kennen – das war früher kaum vorstellbar. Plattformen wie Airbnb und Uber haben
jedoch über ihre Systeme für die nötige Transparenz und das
nötige Vertrauen gesorgt. „Darauf basiert ihr Geschäftsmodell“,
sagt Christian Neumann von der Unternehmensberatung EY.
„Und dafür verlangen sie eine Gebühr. Blockchain bietet die
WOHNEN AUF ZEIT
5.449.316
NEUE LEITLINIEN VON DER EU
Anfang Juni legte die EU-Kommission in Brüssel in der „Europäischen Agenda für die kollaborative Wirtschaft“ Leitlinien vor,
wie das bestehende EU-Recht in dem sich schnell entwickelnden
Bereich angewandt werden solle. Nach Einschätzung der Kommission lag der EU-weite Bruttoumsatz der kollaborativen Wirtschaft in 2015 bei 28 Milliarden Euro – was fast doppelt so viel
ist wie im Vorjahr. Die Kommission will nun für eine „ausgewogene und nachhaltige Entwicklung dieser neuen Geschäftsmodelle“ sorgen und ruft die Mitgliedstaaten auf, „ihre Vorschriften vor
diesem Hintergrund zu prüfen“.
Während die Politiker der Europäischen Union sich nun um faire
Regeln für die großen Player bemühen, sehen sich diese einer
Herausforderung aus einer ganz anderen Richtung gegenüber:
dezentrale Peer-to-peer-Netzwerke, die auf Basis von Blockchain
funktionieren. Blockchain, bekannt durch die Kryptowährung Bitcoin, ist eine auf viele Rechner verteilte Datenbank, die durch
kryptografische Verfahren und eine dezentrale kollektive Verarbeitung sicherstellt, dass alle Transaktionen in ihr fälschungssicher gespeichert sind. Ein Beispiel ist das US-Startup Arcade
City, das von sich selbst sagt, tausendmal besser als Uber zu
sein. „Was ist, wenn Fahrer und Mitfahrer sich untereinander
verbinden können, ohne einen Mittelsmann wie Uber?“, fragen
die Macher auf ihrer Website und kündigen an, dass die Tage
von Uber gezählt seien. Viel mehr als eine Facebook-Seite und
eine App existieren noch nicht. Doch in vielen Städten der USA,
vor allem dort, wo Uber von den Stadtverwaltungen verboten
wurde, kommen Fahrer und Mitfahrer nun über Arcade City
zusammen. Gründer Christopher David aus Portsmouth, New
Hampshire, war früher selbst Uber-Fahrer. Im Mai hat er in Berlin
beim GTEC Blockchain Innovation Award 20.000 Euro für den
ersten Platz gewonnen und versucht gerade, eine Finanzierung
über zwei Millionen Dollar einzuwerben.
Ein anderes Beispiel ist das Startup Slock.it aus Mittweida in
Sachsen. Die drei Gründer Simon und Christoph Jentzsch sowie
Stephan Tual arbeiten ebenfalls an einer Plattform, auf der man
mieten, kaufen oder teilen kann – ohne Mittelsmann. „Wir waren
viel unterwegs, haben Airbnb genutzt und die Schlüsselübergabe war für uns oft ein Problem. Wir dachten, das kann man
doch auch einfacher machen“, sagt Simon Jentzsch. So haben
sie ein smartes Türschloss entwickelt. „Schlösser haben viel mit
Vertrauen zu tun“, sagt Jentzsch. Das soll über die Blockchain
hergestellt werden. „Einen Mittelsmann wie Airbnb brauchen wir
dann nicht mehr.“
gleiche Funktion, aber für weit weniger Kosten an und bietet
zusätzlich volle Transparenz.“ Heute gebe sich der Nutzer in
die Hände von Plattformen wie Airbnb und Uber, sehe aber das
darunter liegende System nicht. Ein Nutzer hat nicht die volle
Transparenz und müsse hinnehmen, dass der Betreiber der Plattform die Regeln nach seinem Willen ändert. „In einer Blockchain-Welt können die Regeln nicht durch den Eigentümer der
Plattform überschrieben werden“, sagt Neumann.
Echte Sharing Economy, also der direkte Tausch auch von geringwertigen Gegenständen, sei bisher oft nicht praktikabel gewesen, da die Transaktionskosten einfach zu hoch waren. Andererseits seien auch Plattformen gescheitert, die zwar hochwertigere
Güter hatten, aber ihren Nutzern kein Vertrauen bieten konnten,
die Teilnahmehürden zu hoch waren oder einfach zu wenig Leute mitgemacht haben. „Blockchain bietet die Technik, die Teilnahmehürden niedrig zu halten und so einen Netzwerkeffekt zu
erzeugen“, sagt Neumann. „Sharing Economy macht nur Spaß,
wenn viele teilnehmen und ein liquider Markt entsteht.“
Profitieren werden demnach die Erschaffer von Services oder
Produkten, die Mehrwert für einen Kunden bringen. „Sie haben
wieder die Möglichkeit, direkt mit ihren Kunden in Kontakt zu
kommen“, sagt Neumann. „Mittelsmänner werden eher verlieren. Die Geschäftsmodelle werden individueller und privater.“
Durch eine Vertrauensplattform wie zum Beispiel die Ethereum-­
Blockchain, bestehe die Möglichkeit, sehr individuelle Abmachungen einzugehen, diese transparent zu vollziehen und den
Nutzern die Hoheit über ihre Daten zurückzugeben. Das erzwinge kooperativere Geschäftsmodelle. Das World Economic Forum
prognostiziert in seinem Technologiereport von 2015, dass bis
2027 zehn Prozent des globalen Bruttosozialprodukts mit Blockchain-Technologie abgewickelt werden.
GERINGE TRANSAKTIONSKOSTEN
„Die Kraft der Blockchain liegt im verteilten, autonomen, das
heißt vor allem nicht-zentralen Abwickeln“, sagt Jörg Blumtritt,
Gründer des Münchner Big-Data-Startups Datarella. Dabei seien
die Transaktionskosten so gering, dass die Geschäftsmodelle für
zentralistische Plattformen schwierig werden. „Blockchain kann
für die ,Welt der Dinge’ ähnlich Wirken, wie das Web für die
Medien: Die alten Geschäftsmodelle werden über den Haufen
geworfen, ohne dass sie direkt durch vergleichbare Angebote
ersetzt werden. Es werden vielmehr ganz neue Angebote entstehen.“ Für alle Angebote, deren Wertschöpfung in einer zen­
tralen, digitalen Dienstleistung liege – sei es in Form von Kontoführung oder Zahlungsabwicklung, Identitätsmanagement oder
Authentifizierung, Verteilen von Aufgaben oder Risiken –, werde
es mit der Blockchain als Konkurrenz schwierig werden. Allerdings gibt er zu bedenken: „Technologie löst unmittelbar weder
juristische noch gesellschaftliche Probleme. Vertragsrecht, Steuern und vor allem Gewährleistung, Haftung und Verbraucherschutz sind Themen, die unverändert relevant bleiben.“
ANGRIFF AUF DIE DAO
Auch wenn das Prinzip der Blockchain sicher ist, müssen das
nicht unbedingt alle abgeleiteten Anwendungen sein. Viel Aufsehen erregte das DAO Projekt (Dezentrale Autonome Organisation), das ebenfalls auf der Ethereum-Blockchain basiert. Bis
Ende Mai konnten Interessierte Anteil an der DAO gegen Krypto­
währung (Ether) erwerben. Die Einlagen stiegen bis auf umgerechnet 160, später bis auf 250 Millionen Dollar – und machten
die DAO damit zum bis dato wertvollsten Crowdfunding-Projekt.
Investitionsentscheidungen der DAO sollen auf Basis von Mehrheitsentscheidungen fallen, die Beziehungen untereinander werden über Smart Contracts (technische Verträge) geregelt. Doch
ein Angreifer nutzte einen Fehler in der Programmierung aus, um
die DAO zu bestehlen. Zeitweise lag der Wert der entwendeten
Kryptowährung bei 60 Millionen Dollar. Bei Drucklegung dieser Ausgabe war noch offen, wie die Investoren damit umgehen
wollen. Das Vertrauen in dezentral verteilte Plattformen hat der
Vorfall jedoch erst einmal massiv erschüttert.
Corinna Visser
berlinvalley.com / 61
SHARING ECONOMY – KOLUMNE
SHARING ECONOMY
EIN MARKT FÜR JEDEN WINKEL
Wie die Sharing Economy unser Leben umkrempelt
MARC MOGALLE
ist Venture Partner beim Company Builder Finlab sowie der Beteiligungsgesellschaft Heliad Equity Partners. Er ist als Angel Investor aktiv und
unterstützt mit Business Buddies Startups beim Aufbau, bei der Strategieentwicklung und beim Fundraising. Der promovierte Volkswirtschaftler
verfügt über 15 Jahre Erfahrung als Investor und Unternehmer und ist
zudem Gastdozent für „Leadership Skills“ an der Universität St. Gallen.
businessbuddies.berlin, finlab.de, heliad.com
Der Begriff Sharing Economy aber ist irreführend.
Zum einen wurden Güter schon immer auch
gemeinsam genutzt. Zum anderen schwingt in
dem Begriff eine Form des Sozialismus mit. Man
stellt sich unter dem Begriff eine globale HippieCommunity vor, die nach dem Prinzip agiert:
„Lasst uns nett zueinander sein und die Dinge
gemeinsam nutzen.“
62 / berlinvalley.com
1. Bestehende Güter werden wesentlich- effizienter genutzt.
2.Es wird zunehmend ineffizient, wirtschaft
liche Aktivität in einer Firma zu organisieren.
Der Begriff Sharing Economy greift damit viel
zu kurz. Er marginalisiert die grundlegende
wirtschaftliche Transformation, die gegenwärtig
abläuft. Letztlich geht es um die Senkung der
Transaktionskosten, nicht um das Tauschen oder
gemeinsame Nutzen von Gütern. Diese Senkung
erfolgt in nahezu allen wirtschaftlichen Bereichen,
nicht nur bei Taxis und Ferienappartements. Weil
in der Sharing Economy die Transaktionskosten
stetig sinken, blühen nun ganz neue Märkte,
SMART, ABER MENSCHLICH
wo früher (planwirtschaftlich organisierte) Unternehmen waren. Die Marktwirtschaft ist auf der Überholspur. Das mag für manchen schlimm klingen, ist
es aber nicht: Der Marktplatz war schließlich schon
immer der spannend­ste Platz in einer Stadt.
Das Share Art Festival in Turin lenkt den Blick auf die Ästhetik der digitalen Alltagsgegenstände
DIE SCHATTENSEITE DER SHARING ECONOMY
Bruce Sterling ist als Science Fiction Autor bekannt
geworden, vor allem als Vater des Cyberpunk-Genres. Im Cyberpunk geht es meist um eine hochtechnologisierte Welt, beherrscht von großen Konzernen, in der Menschen in Armut und Chaos um ihr
Überleben kämpfen: „high tech, low life“. Fast, als
wolle uns Sterling vor diesem Schicksal bewahren,
beschäftigt er sich seit mehr als zehn Jahren weniger mit Fiktion und mehr mit den tatsächlichen
Veränderungen unserer Gesellschaft, die durch
technologischen Fortschritt getrieben werden.
Er tut dies nicht nur im Wort als Redner bei Konferenzen wie der Transmediale oder der Thingscon
in Berlin, sondern vor allem in der Tat: Seit einem
Jahr betreibt er in Turin die Casa Jasmina, einen
Showroom für das Internet der Dinge (IoT) im Alltagsleben. Im Mai war die Casa Jasmina Ausstellungsort des Share Festival, einem internationalen
Kunstwettbewerb für Electronic Art.
Gewinner sind dabei all die Millionen Menschen,
die sich auf den Marktplätzen tummeln. Weil die
Angebote besser, günstiger werden. Die Schattenseite: Es entstehen auch neue Monopolisten.
Uber, Ebay und Airbnb sind die bekanntesten.
Aber es gibt eine Vielzahl weiterer Unternehmen,
wie beispielsweise die Buchungsplattformen im
Reisebereich (Amadeus, Distribusion, Bookingkit,
Quandoo), Job-Plattformen (Truffls) oder ServiceMarktplätze (Movinga, Book a Tiger, Delivery
Hero, Thermondo). Diese Unternehmen bauen
teilweise hohe Markteintrittsbarrieren für potenzielle Wettbewerber auf und können dadurch zu
weltweit agierenden Monopolisten werden. Auf
der anderen Seite: Die nächste Plattform ist nur
einen Klick entfernt. Monopolstellungen lassen
sich mittels Digitaltechnik auch vergleichsweise
einfach aufbrechen.
Vor allem aber, die neuen Vorzeigeunternehmen
ermöglichen es vielen vormals ausschließlich
Festangestellten, selbst aktiv zu werden. Fast
jeder kann leicht zum kleinen oder großen (Teilzeit)-Unternehmer werden: Über Freizeitportale
lassen sich Stadttouren oder Angelkurse anbieten, über Airbnb die eigne Wohnung vermieten
(den Schlüssel dazu hinterlegt man über Hoard),
Handarbeiten lassen sich über Gidsy verkaufen,
alles andere über Ebay, und diverse FreelancerPortale geben Zugang zu Projekten, die den
eigenen Kompetenzen entsprechen.
Die Vorteile reichen noch weiter: In der Sharing
Economy werden die Ressourcen unseres Planeten
wesentlich effizienter genutzt. Und die Machtverschiebung geht zunehmend weg von Unternehmen
hin zum Einzelnen. Kurzum: Der Wandel ist grundlegend – und erst am Anfang. Es werden noch
viele Transaktionskosten-Unternehmen wie Airbnb
und Uber kommen (und manche auch wieder
gehen). Keiner weiß, was an Neuem geschaffen
und an Altem zerstört wird. Sicher ist so viel:
Das meiste Neue basiert auf der Senkung von
Transaktionskosten. Ein so trockenes, technisches
Wort, in dem so viel (besseres) Leben steckt.
Fotos: Bruce Sterling
VON SOZIALISMUS KEINE SPUR
Das Gegenteil ist allerdings richtig. Die Entwicklung, die wir Sharing Economy nennen,
basiert weiter auf privatem Eigentum, mit dem
Unterschied, dass der Markt heute in Bereiche
vordringt, die vorher unerschlossen waren. Unerschließbar waren. Warum? Wegen der sogenannten Transaktionskosten.
Der Ökonom Ronald Coase hat sich mit der Frage
beschäftigt, warum es in einer freien Marktwirtschaft eigentlich Unternehmen gibt. Nach der
reinen Lehre müsste alles durch den Marktmechanismus organisiert sein, schlicht weil der Markt
der effizienteste Allokationsmechanismus ist.
Unternehmen gleichen in ihrer Organisationsform
dagegen einer Planwirtschaft. Nicht Angebot und
Nachfrage bestimmen dort, was produziert wird,
sondern Befehl und Gehorsam. Das aber hat eben
auch seinen Vorteil, weil nicht für jede benötigte
Dienstleistung oder jedes Produktteil der Markt
sondiert werden muss und die Beteiligten Verträge
abschließen müssen. Transaktionskosten, also jene
Kosten, die erst durch den Markt entstehen, gibt
es in Unternehmen nicht. Planwirtschaftlich organisierte Unternehmen sind also bisweilen effizienter.
In der Sharing Economy aber fallen nun diese
Transaktionskosten ins Bodenlose. Alle großen
Unternehmen in der Sharing Economy wie Airbnb,
Uber, Ebay, Rebuy oder Blablacar schaffen
Informationstransparenz, sorgen für Vertrauen
in den Handelspartner und ermöglichen einfache
Bezahlweisen. Das heißt, sie senken die Transaktionskosten für die Interaktion zwischen
einzelnen Wirtschaftsakteuren und ermöglichen
somit neue Formen des Wirtschaftens. Das hat
zwei Konsequenzen:
Fotos: Privat
D
er Schweizer Bundespräsident
Johann Schneider-Ammann ist
in der Kaste der Politiker eine
bemerkenswerte Ausnahme.
Vielleicht weil er zwei Berufe
hat. Schneider-Ammann ist auch
Unternehmer. Maschinenbauunternehmer. Jüngst
hat er der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) ein Interview gegeben. Es ging unter anderem um den
Fahrdienstvermittler Uber. Gewöhnlich findet die
Politik kaum gute Worte über jenes Unternehmen
aus Kalifornien, das die Taxibranche auf den Kopf
stellt (so sie nicht gerade von der Politik daran
gehindert wird). Der Schweizer Bundespräsident
jedenfalls sagte wörtlich: „Mit der Digitalisierung
entstehen neue Angebote, neue Arbeitswelten.
Das löst Ängste und Abwehrreflexe aus. Aber wir
tun gut daran, die Digitalisierung nicht verhindern
zu wollen. Die Normen werden sich an die neue
Situation anpassen müssen, nicht umgekehrt.“
Von der Politik, wie gesagt, hört man solche Worte selten. Der Politiker als einer, der Veränderung
hinnehmen muss, der reagiert, statt agiert, so will
sich kein Volksvertreter seinem Volk präsentieren.
Johann Schneider-Ammann weiß es besser. Er
weiß, dass Veränderungen zum Wohle der Menschen sein können und das am ehesten werden,
wenn sie von der Politik weise begleitet werden.
Nie war diese Weisheit wichtiger als heute. Denn
die aktuellen Veränderungen sind tiefgreifender,
als die meisten glauben.
Die erste industrielle Revolution hat uns unbegrenzten Zugang zu Energie verschafft. Sie führte zu
Massenproduktion und einem Überangebot an physischen Produkten – die wir aber ineffizient nutzen.
Die zweite industrielle Revolution, die Digitalisierung, hat uns unbegrenzten Zugang zu Intelligenz
verschafft. Und mit dieser Intelligenz sind wir gerade dabei, die Ineffizienzen der ersten Revolution
zu beseitigen. Stichwort: Sharing Economy.
Festival in Turin: Das Gebäude der Casa Jasmina ist ein Industriedenkmal des italienischen Futurismus. Dort wählt Astronautin Samantha Cristoforetti die Gewinner der Share Art unter den Ausstellungsstücken aus.
FREUNDLICHE SMART-HOME-TECHNIK
In der Casa Jasmina geht es um vernetzte Technologie, mit der es sich gut zusammenleben lässt.
Das ist keineswegs selbstverständlich: Zwar haben
die meisten Menschen inzwischen einen Computer
zu Hause (heute eher das Smartphone oder Tablet
als einen Rechner), aber digitale Technik ist nicht
wirklich Teil der Haushaltsausstattung geworden.
Die meisten unserer Alltagsgegenstände zu Hause sind nicht digital und schon gar nicht vernetzt.
Obwohl uns die Industrie seit vielen Jahren Haushaltstechnik für das sogenannte Smart Home verspricht, kommen die Angebote dafür nicht wirklich
in die Gänge. Der intelligente Kühlschrank, der automatisch Lebensmittel nachbestellt, ist inzwischen
zum Synonym geworden für Technik, die eigentlich
keiner haben möchte.
Im Gegensatz dazu ist Sterling der Meinung, dass
es sehr wohl gute, digitale und vernetzte Haushaltstechnik geben kann – allerdings nicht so, wie
die Konzerne Apple, Google oder Amazon sich
das vorstellen. Damit die Technik tatsächlich Teil
unseres Heims werden kann, muss sie sehr viel
freundlicher, sehr viel weniger Nerd-haft werden.
Genau das soll in der Casa Jasmina entwickelt
werden. Die Casa liegt im ersten Stock eines alten
Industriegebäudes direkt über dem Fablab Torino,
dem ersten Maker-Space Italiens, der auch die Heimat des Arduino ist, dem Quasistandard für offene
IoT-Technologie.
FAIRNESS GEFORDERT
Die Maker-Bewegung macht seit Längerem vor, wie
mit modernster Fertigungstechnik komplexe Technologie entwickelt und gebaut werden kann, ohne
die gewaltige Kapitalkraft der großen Industrie­
unternehmen. Am Fablab in Turin entstehen mittels
3D-Drucker, Laser-Cutter oder mit dem eigenen
Industrie­roboter alle möglichen Möbel, Werkzeuge
und Hilfsmittel, und das Open Source, das heißt,
frei zum Nachbauen und Weiterentwickeln. Auch
der Arduino ist offene Technologie, mit der sich
ohne große Hürden smarte Dinge realisieren lassen.
Gemeinsam mit Massimo Banzi, einem der Arduino-Erfinder, hat Sterling vor Kurzem ein Manifest verfasst und drei Kriterien für ein gutes IoT
bestimmt: Offenheit, Nachhaltigkeit und Fairness.
Während wir bei Computern und Smartphones
einfach akzeptieren, dass die Geräte nach zwei
Jahren nicht mehr funktionieren, können wir diesen
verschwenderischen Umgang mit Technik kaum auf
unseren Haushalt übertragen. Eine LED-Lampe kann
zwanzig Jahre brennen, das hilft aber nichts, wenn
die Software, durch die sie smart wird, schon nach
zwei Jahren veraltet ist.
Dass dies keine theoretischen Überlegungen sind,
hatte Google erst kürzlich wieder bewiesen: Google hatte per Fernwartung Geräte der eigenen
Marke Nest unbrauchbar gemacht, um die Nutzer
zu zwingen, sich wieder neue Geräte zu kaufen.
Die dritte Forderung nach Fairness ist vielleicht
die wichtigste: Fairness bedeutet, Menschen nicht
auszuspionieren, die Daten nicht gegen sie zu verwenden, den Menschen die Hoheit über ihre Daten
zu geben. Vielleicht ist aber noch etwas anderes
wichtig für den Siegeszug der vernetzten Technik
des IoT zu Hause: gutes Design.
Zehn Projekte hatte eine prominente Jury des Share
Festivals, der unter anderen Paola Antonelli, Design-Kuratorin am Museum of Modern Art in New
York City, oder der Astronauten-Star Samantha
Cristoforetti angehörten, aus mehr als vierhundert
Einsendungen prämiert. Bei allen Beiträgen geht es
um Domestic Tech, um das Internet der Dinge für
zu Hause.
Aktionen wie solche des Share Festivals helfen, den
Blick auf die Gestaltung, auf die Ästhetik der digitalen Alltagsgegenstände zu öffnen und Wege
aufzuzeigen, die jenseits der glatten, glänzenden
Gehäuse liegen, die wir von unserer Digitaltechnik
gewöhnt sind. Bleibt zu hoffen, dass Sterlings Gedanken Schule machen und wir bald Kopien der
Casa Jasmina in anderen Teilen der Welt finden.
Auf der SXSW, wo sich die Casa Jasmina in diesem
Jahr vorstellte, wurde bereits eine texanische Variante der Casa für Austin angekündigt.
JÖRG BLUMTRITT
ist Gründer und CEO von Datarella, einem
Unternehmen, das datengetriebene Produkte realisiert. Er ist auch Gründer der Arbeitsgemeinschaft Social Media und Co-Autor
des Slow Media Manifests. Er bloggt über
Medien und Big Data.
slow-media.net, beautifuldata.net
INTERVIEW – SHARING ECONOMY
Fast wie zu Hause: Alexander Schwarz sitzt in einem der Meeting-Räume des Berliner Büros von Airbnb. Hier herrscht Wohnzimmeratmosphäre.
NAME:
Airbnb
GRÜNDUNG:
2008
Erlebnis geht. Darum wurde schon in den ersten
Jahren die Community in den Mittelpunkt gerückt.
Einer unserer ersten Investoren, Paul Graham vom
Y Combinator, hat den Gründern als Ratschlag
mitgegeben: lieber 1000 Nutzer zu finden, die
Airbnb wirklich lieben, als eine Million, die es ein
bisschen mögen.
GRÜNDER:
Brian Chesky, Joe Gebbia,
Nathan Blecharczyk
MITARBEITER:
2000
Was ist die nächste Herausforderung?
Wir arbeiten daran, wie wir das Erlebnis für unsere
Reisenden noch treffgenauer machen können. Wir
haben viele Anhaltspunkte, was den Nutzern wichtig ist. Unsere neue App berücksichtigt beispielsweise
diese Erfahrungswerte. Jeder Reisende bekommt ein
anderes Suchergebnis – der Kunstinteressierte etwa
ein anderes als der Familienmensch. Außerdem sprechen wir verstärkt Geschäftsreisende an. Ihr Anteil
liegt inzwischen bei mehr als zehn Prozent.
STANDORT:
San Francisco
SERVICE:
Online-Community für die
Vermittlung von Privatunterkünften
airbnb.de
Wo siehst Du noch Potenzial für die Sharing
Economy?
Inzwischen ist es klar, dass die Sharing Economy
in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die
großen Themen liegen sicherlich da, wo die großen Kostenblöcke sind. Bei Airbnb ist es das Zuhause. Sicherlich ist das Auto auch ein großer Kostenfaktor. Ein anderes Thema ist die Nachfrage:
Immer mehr Menschen stellen fest, dass Besitzen
nicht unbedingt glücklich macht. In der Sharing
Economy geht es dagegen um gute Erfahrungen
mit anderen Menschen. In diese Richtung wird es
sich entwickeln.
„DAS ZENTRALE ELEMENT
IST DIE COMMUNITY“
Alexander, seit Kurzem können sich
Nachbarn bei Euch über Gäste von Airbnb
beschweren, die sich schlecht benehmen.
Wird es das auch in Deutschland geben?
Wir wollen frühzeitig informiert sein, wenn es
irgendwo Probleme gibt. Aber das sind nur wenige Fälle. Wir arbeiten daran, das Tool global
verfügbar zu machen. Wann es für Deutschland
erscheint, steht noch nicht fest.
Worüber ärgert Ihr Euch?
Ärgern würde ich nicht sagen. Wir wachsen sehr
stark, deswegen gibt es natürlich angenehme
Wachstumsschmerzen: Viele Städte haben schon
verstanden, wo die Vorteile für sie liegen, für die
Nachbarschaften, für die Einwohner und auch für
die Reisenden. Andere müssen da erst noch hinkommen. Wir sind mit vielen Städten in einem sehr
partnerschaftlichen Austausch.
64 / berlinvalley.com
In Berlin geht die Politik eher auf
Konfrontation: Seit Mai setzen die Bezirke
das Zweckentfremdungsverbot um. Was
bedeutet das für Euer Geschäft?
Wir sehen in den Zahlen keine starken Reaktionen,
aber natürlich sind unsere Gastgeber verunsichert.
Darum wollen wir das klären. Wir sind in Gesprächen mit der Stadt. Die derzeitige Regulierung ist
nicht unbedingt zielführend, weil nicht unterschieden wird zwischen kommerziellen Vermietern und
Home Sharing. Wir haben ganz klar Stellung bezogen, dass wir uns in Städten, wo Wohnraum knapp
ist, eng mit den Städten abstimmen wollen. Wir
haben das gleiche Ziel wie Berlin. Wir möchten
Wohnraum erhalten und Berlinern ermöglichen, in
ihrem Kiez zu bleiben, indem sie ein extra Taschengeld verdienen.
Wie wollt Ihr helfen, die
Wohnraumknappheit zu bekämpfen?
Durch Aufklärung zum Beispiel. Eine Familie, die
beispielsweise in den Urlaub fährt und ihre Wohnung währenddessen vermietet, verstößt unserer
Meinung nach nicht gegen das Zweckentfremdungsverbot. Denn der Wohnraum wird dem Markt
Könnte es bei Airbnb weitere Produkte
geben – über Wohnen auf Zeit hinaus?
nicht entzogen. Die Familie geht ja in dieselbe
Wohnung zurück. Hier eine Klärung herbeizuführen, wo wirklich Wohnraum zweckentfremdet wird
und wo die Regulierung greifen muss, das würde
den Berlinern helfen – auch im Sinne einer finanziellen Stärkung der Nachbarschaften. Der Großteil der Airbnb-Gastgeber lebt außerhalb der typischen touristischen Zentren und hat bisher nicht
vom Tourismus profitiert.
Welche Techniktrends sind für Euch noch
von Bedeutung?
Vor allem Big Data und das Thema Matching. Das
steckt noch in den Kinderschuhen. Wir kennen es
aus dem Bereich E-Commerce. Dort ist es schon
weiterentwickelt. Aber im Reisebereich gibt es
noch sehr viel Entwicklungspotenzial.
„WIR SPRECHEN
VERSTÄRKT
GESCHÄFTS­
REISENDE AN“
Wird sich Eurer Geschäftsmodell durch
die Blockchain oder durch sich selbst
organisierende, dezentrale Plattformen
ohne Vermittler verändern?
Das ist auf jeden Fall ein superspannendes Thema, in dem viel Potenzial steckt. Aber das zentrale
Element von Airbnb ist die Community und eben
nicht die reine Technologie. „The Magic happens
offline“, und sie findet auch statt, wenn sich die
Gastgeber untereinander treffen. Wir veranstalten
jährlich die Airbnb Open, zuletzt in Paris. Da kamen 5000 Gastgeber aus 110 Ländern von Brasilien bis zur Mongolei, um sich auszutauschen, wie
man die Plattform verbessern kann. Dieses Jahr findet die Airbnb Open im November in Los Angeles
statt. Ich sehe also eher den Trend raus aus der
Anonymität hin zu etwas sehr Persönlichem.
Ist das Thema Schlüsselübergabe kein Pro­
blem, das sich technisch lösen ließe?
Das ist kein Problem, auf das wir regelmäßig ange-
ALEXANDER SCHWARZ
ist General Manager von Airbnb in Deutschland, Österreich und der Schweiz und verantwortet Strategien für das Wachstum der
Online-Community. Der 40-Jährige war vor
seinem Wechsel zu Airbnb seit 2010 in verschiedenen Führungspositionen für Paypal
Deutschland tätig.
sprochen werden. Die Übergabe ist eher eine Chance, einen noch besseren Service anbieten zu können.
Über die Blockchain könnte sich der Gast
ganz einfach authentifizieren …
Die Frage ist aber doch, wie viele Smartlocks, also
vernetzte Türschlösser, gibt es denn? Das ist im
Moment das kritische Element. Die meisten Wohnungsbesitzer haben ein analoges Schloss. Das
Smartphone hat sich relativ schnell durchgesetzt.
Bei Smartlocks dauert es sicher etwas länger.
Hat die Sharing Economy die Gesellschaft
bereits verändert?
Ganz deutlich! Heute reisen Menschen viele tausend Kilometer in die Fremde und treffen dort jemanden, den sie vorher nie gesehen haben, um
in seinem Zuhause zu wohnen. Die Kerninnovation
liegt darin, dass wir dieses Vertrauen geschaffen
haben – mithilfe von Technologie und dem Bewertungssystem. Dieses Vertrauen, dass früher eher
typisch für dörfliche Gemeinschaften war, haben
wir in die Stadt geholt. Damit haben wir die Gesellschaft verändert. Der andere Punkt ist, dass die
Gastgeber eine neue Form von Freiheit erfahren,
weil sie eine zusätzliche Einnahmequelle haben.
Das Gespräch führte Corinna Visser.
Liebe zum Detail: Im Büro steht ein alter Plattenspieler, und an der Wand hängen ein Bild und Zeichnungen von den Mitarbeitern.
Wie viele Vermieter sind auf der Plattform?
In 2015 haben circa 20.000 Berliner ihre Wohnung in Berlin geteilt. Deutschlandweit waren es
circa 58.000 Gastgeber.
Wie sehr habt Ihr Euer Geschäftsmodell in
der Vergangenheit angepasst?
Die wichtigsten Learnings haben schon sehr früh
stattgefunden. Wir sind zwar auch ein Technologie-Unternehmen aus dem Silicon Valley, aber bei
uns steht der menschliche Faktor, die Community,
im Vordergrund. Die Gründer haben schon bei der
ersten Vermietung erkannt, dass die Leute sich zwar
ein extra Taschengeld verdienen können, dass es
den Gästen aber letztendlich um das gemeinsame
Fotos: Franz Grünewald
Airbnb-Deutschlandchef Alexander
Schwarz über verärgerte Nachbarn,
Techniktrends und die neue App
Was heißt das konkret?
Die Sharing Economy wird immer mehr in den
Alltag einziehen. Immer mehr Menschen vertrauen auf die Power von P2P, also Peer-to-peer. Wir
sehen das im Finanzsektor, bei Büros, inzwischen
auch bei Flügen. Wir stehen wahrscheinlich erst
am Anfang. Es festigt sich die Ansicht, dass Teilen
genauso vertrauenswürdig ist, als würde das Produkt von einem Unternehmen angeboten.
Im Moment wächst unser Kerngeschäft so schnell,
dass wir vor allem daran arbeiten, die Erfahrungswerte unserer Reisenden und unserer Gastgeber
weiterhin sehr hoch zu halten. Natürlich beobachten wir auch, was in der Gründerszene passiert
und welche Trends auch für unser Geschäft relevant sein könnten. So haben wir zum Beispiel vor
einigen Wochen den Webfuture Award in Hamburg unterstützt und finanzieren dem Sieger einen
Arbeitsplatz für ein Jahr.
berlinvalley.com / 65
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NEUES DIGITALES INNENLEBEN
Mit einer Diplomarbeit über die Zukunft von Zeitschriften im
digitalen Zeitalter war der Grundstein für sisterMag, ein Digitalonly-Magazin, und damit für das Medienhaus Carry-On
Publishing (COP) gelegt. Das Digitale und der kreative Input
passen hervorragend hinter die rote Backsteinfassade.
Die Flächen von COP sind Büro und Fotostudio in einem.
carry-on-publishing.com
Medienhaus für rein digitale Magazine wie sisterMag
carry-on-publishing.com
Das Startup Beaconinside ist ein
international führender Anbieter von
Beacon-Technologie-Lösungen für
Handel, Industrie und Dienstleistungsunternehmen. Beacons sind Bluetooth-Funksender, die eine präzise
standortbezogene Bereitstellung
relevanter Inhalte und Services innerhalb von Gebäuden oder im Freien
ermöglichen. Gemeinsam mit der
GSG Berlin wird gerade an einem
Pilotprojekt zur digitalen Wegeführung auf dem Gelände und in den
Gebäuden gearbeitet.
beaconinside.com
Das Startup INVENTORUM kann sich freuen, hat es doch gerade den ersten Platz beim Goldenen German Stevie Award 2016
in der Kategorie „Unternehmen des Jahres – Einzelhandel und
Konsumgüter“ in Deutschland belegt. Die digitale Idee hinter
INVENTORUM ist es, Kasse, Buchhaltung, Warenwirtschaft,
Onlineshop und Kundenverwaltung für den Einzelhandel in
einer Systemlösung für das iPad zu vereinen.
inventorum.com
Wuseliges Treiben auch bei WIMDU, ein Online-Portal zur
Vermietung von privaten Unterkünften. Rund 150 Menschen der
verschiedensten Nationalitäten arbeiten hier, um die schlaue Alternative zu Hotels mit mehr als 300.000 Unterkünften in mehr
als 150 Ländern zu gestalten. Ganz nach dem Motto „WIMDU
bietet alles, was Städtereisen schöner und günstiger macht“.
wimdu.de
INNOVATIONSSCHUB AUS BERLINS MITTE
Einst begründete die AEG hier Elektropolis. Heute erblicken nicht nur digitale Erfindungen das Licht der Welt.
Ferien-Apartments günstiger
wimdu.de
Besucher und Mieter sind gleichermaßen inspiriert
und lassen ihren Ideen freien Lauf. So wundert es
nicht, dass hier heute ein Mix aus Wissenschaft,
Forschung, Hightech und Kreativität gewinnbringend aufeinandertrifft.
INNOVATION ALS KONTINUUM
Das Areal ist zudem Heimat für junge Startups,
und das schon seit den 1980er-Jahren. Denn hier
wurde einst auch Deutschlands erstes Gründerzentrum ins Leben gerufen. Nicht selten erblicken Ausgründungen aus der TU Berlin an diesem Ort das
Licht der Welt und werden hier auch erwachsen.
Wie einst die Dampfkraft die erste industrielle
Revolution auslöste, übernahm dies zu Beginn
des 20. Jahrhunderts die Elektroindustrie. Sie
wälzte die Wirtschaft und das Leben in der Hauptstadt um. Elektropolis Berlin war die konsequente
Umschreibung der elektrotechnischen Revolution.
Neben Siemens war es vor allem auch die AEG,
die neue Maßstäbe setzte.
Nicht nur technische, sondern auch architektonisch
innovative Konzepte wurden umgesetzt. So stehen
die großen, Kathedralen gleichenden Hallen, die
der Architekt und Designer Peter Behrens entwor­
fen hat, synonym für einen Ort, an dem auch
heute noch Hightech-Produkte und andere Innovationen entstehen.
NAME:
GSG Berlin
ORT:
Gustav-Meyer-Allee 25 / Voltastraße 5,
13355 Berlin
Fotos: GSG Berlin, WIMDU, Carry-On Publishing/Claudia Gödke, Cantinerie/PWB – www.weber-bertram.com, INVENTORUM
H
ier auf dem ehemaligen
AEG-Gelände in der GustavMeyer-Allee verbreitet jeder
Backstein einen Hauch von
Geschichte. Monumental erheben sich die Mauern dieses
eindrucksvollen Industrie-Ensembles, das heute
zum Portfolio der GSG Berlin gehört. Das unter
Denkmalschutz stehende Areal imponiert mit
seinen markanten stählernen Krananlagen. Die
Schienen auf dem Gelände sind Zeugnis der einstigen Produktionsstätte und führen uns heute in die
Zukunft. Beim Begehen des Kopfsteinpflasters spürt
man förmlich die Kraft und knisternde Energie.
Die Kasse neu erfunden
inventorum.com
NUTZUNG:
Bürolofts, Produktion, Lager
EINHEITEN:
circa 100 Gewerbeeinheiten
FLÄCHEN:
60–1.000 Quadratmeter
STANDORT:
Berlin-Mitte-Wedding
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Glasfaser-Hofnetz, Hausmeister,
Konferenzräume, Cantinerie, Pin AG,
Bonuscard u. v. m
www.gsg.de/gma
Kulinarisches in der Cantinerie
bares-berlin.de/cantinerie
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MEINE
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Gadgets vor, mit denen sie
gern und viel arbeiten
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hebt Gmail mit Funktionen wie intelligentem
E-Mail-Tracking, Scheduling aufs nächste Level.
So erhält man eine Benachrichtigung, wann eine
E-Mail gelesen wurde. Vorformulierte E-Mails können später gesendet werden. Nützlich ist auch die
automatische Follow-up-Erinnerung, die ich bei
Nichterhalt einer Antwort bekomme. Besonders
gefällt mir die neue Kalenderfunktion, die das Auswählen von gemeinsamen Terminabsprachen wesentlich vereinfacht.
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ist ein Browser-Plug-in, das alle E-Mail-Adressen einer Website scannt und bereitstellt. Daraus ergibt
sich vor allem eine große Zeitersparnis bei der Suche nach bestimmten Adressen. Auch für alle, die
nur die Zusammensetzung der E-Mail lernen möchten, ist dieses Tool ideal. Eine nützliche Zusatzfunktion ist die Linkedin-Integration des Tools über einen Button, über den auf fast jedem Linkedin-Profil
die zugehörige E-Mail-Adresse sichtbar wird.
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Plattformen und ist damit ideal für alle Schreibfaulen, die schnell und unkompliziert eine Problemstellung beschreiben und aufzeigen wollen.
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BÜROBESUCH
BÜROBESUCH
Treffpunkt: die Küche
WENIGER SÜSSES
Für Partys: der Alkoholvorrat
Für Naschkatzen: die reduzierte Auswahl
Unikate: Für die Mittagspause
oder kleine Meetings stehen
Holztische bereit.
Die Arbeit an zwei Standorten bringt für Adjust Vor- und Nachteile
Zweimal ist das Berliner Team von Adjust bereits
umgezogen und es ist kein Ende in Sicht. Das junge
Unternehmen wächst monatlich nämlich etwa um
fünf Mitarbeiter und musste sich in Berlin bereits
auf zwei Standorte aufteilen. Neben dem Hauptsitz in der alten Backfabrik in Prenzlauer Berg ist
das Tech-Team, das fast die Hälfte des Berliner
Teams ausmacht, im Umspannwerk in der Kopenhagener Straße untergebracht, wo auch Startups
wie Glispa und Movinga sitzen. Innerhalb der
nächsten neun Monate will das Team aber wieder
unter einem Dach sitzen, wahrscheinlich unter dem
des Umspannwerks. Denn das Team unternimmt
viel gemeinsam. Von gemeinsamen Mittagspausen
über monatliche internationale Abendessen bis hin
zu Firmen-Retreats in Thailand mit den Kollegen
aus San Francisco und Tokio.
Das Gemeinschaftsgefühl spiegelt auch die Einrichtung des aktuellen Hauptsitzes wieder. Der Open
Space bietet eine gemütliche Sitzecke mit Sofas
und Sesseln, lange Holztische, von denen jeder
ein Unikat ist, die neben der Gemeinschaftsküche
stehen, in der man gemeinsam kochen kann und
an deren Vorräten sich jeder bedienen kann. Von
Kaffee über diverse Liköre bis hin zu Obst und Ge-
Anderes Level: Die Arbeitsplätze sind auf zwei Ebenen verteilt.
NAME:
Adjust GmbH
GRÜNDUNG:
April 2012
GRÜNDER:
Christian Henschel,
Paul H. Müller, Manuel Kniep
MITARBEITER:
102, davon 69 in Berlin
STANDORT:
Hauptsitz Berlin,
weitere Standorte
in Tokio und San Francisco
SERVICE:
Mobile App Attribution und
Analytics
adjust.com
müse, ist die Küche gut ausgestattet. Seit das TechTeam umgezogen ist, finde man hier allerdings
deutlich weniger Süßigkeiten, bemerkt Kommunikationschef Simon Kendall.
Zusätzlich zu den Gemeinschaftsbereichen sind
auf den 600 Quadratmetern ein Konferenzraum,
Telefonboxen, ein separates Büro und viele höhenverstellbare Tische untergebracht, die von den
Teams entsprechend gruppiert wurden. Türkis, die
Markenfarbe von Adjust, findet sich an vielen Stellen der Einrichtung wieder und wurde ansprechend
mit Holzakzenten kombiniert. Die Designentscheidungen traf Geschäftsführer Christian Henschel
selbst und hat sich in allen bisherigen Büros für
eine ähnliche Ästhetik entschieden, mit der sich die
Mitarbeiter auch identifizieren. Daher soll sich dies
auch im künftigen Büro nicht ändern
Seit dem Einzug im Dezember 2014 haben keine
Umbauten mehr stattgefunden. Davor wurden jedoch die Wände für das Büro des Geschäftsführers und des Leiters der Unternehmensentwicklung
eingezogen, die Küche und die Holzwände um die
Toiletten eingebaut und die hölzernen Telefon-/
Meetingboxen integriert, die in der Freiraumgestaltung ein wenig Ruhe bieten.
cl
Abgetrennt: der Konferenzraum
Dürfen nicht fehlen: Nerf-Guns falls es langweilig wird
Sofaecke mit Durchsicht: Hinterm Fenster befindet sich das Büro des CEOs.
70 / berlinvalley.com
Fotos: Adela Dupetit
Gut sortiert: Jedes Team hat seine Tischgruppe.
berlinvalley.com / 71
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EVENTS
ELEVATOR
PITCH
Im Anschluss: Zeit fürs Netzwerken
Seit mehr als 100 Jahren begleitet die SiemensBetriebskrankenkasse SBK Betriebe – klein, mittelständisch und ganz groß. „Unsere Erfahrung
zeigt: Zwei Drittel der Krankheitskosten werden
durch Präsentismus verursacht – also dem
Umstand, dass Mitarbeiter ins Büro kommen,
obwohl sie krank sind“, sagt Stefan Löhnert.
„Deshalb lohnt sich betriebliches Gesundheitsmanagement. Sie integrieren Angebote zu
Ernährung oder Bewegung spielerisch in den
Alltag der Mitarbeiter. Damit können
Sie Ausfälle deutlich reduzieren.“
Gesprächsthema: die neue Ausgabe von the Hundert
WIE MAN DAS BESTE TEAM BAUT
Recruiting war das Thema beim ersten Meetup von Berlin Valley in der Factory
Die Juni-Ausgabe von Berlin Valley widmete sich ausführlich
dem Thema Recruiting. Denn die Auswahl des richtigen Teams
ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Wenn man
Investoren fragt, was wichtiger ist, das Team oder die Idee, hört
man oft: das Team. Recruiting stand daher auch im Mittelpunkt
des ersten Meetups von Berlin Valley in der Factory. Mit unseren
Gästen auf der Bühne und im Publikum haben wir diskutiert, wie
man ein A-Team baut.
Über die neuesten Trends informierte Hessam Lavi von Jobspotting. Data Analytics spielt eine immer größere Rolle bei der
Kandidatensuche. Allerdings sei Big Data so etwas wie Teen-
Mehr zum Thema Recruiting gibt es
in der Juni-Ausgabe von Berlin Valley zum kostenlosen Download auf der Webseite und hier:
BERLINVALLEY.COM/RECRUITING
Unterhaltsam:
Philip Siefer von Einhorn
age Sex, behauptet Lavi. „Jeder spricht darüber. Niemand weiß
wirklich, wie man es macht. Jeder denkt, dass alle anderen es
tun. So kann jeder behaupten, dass er es tut …“ Noch stehe
das Thema ganz am Anfang. Praxisnah konnte Yannick Müller
von Movinga berichten, wie sein Unternehmen 500 Mitarbeiter
in nur einem Jahr eingestellt hat. Hierbei ging es vor allem um
Schnelligkeit. Weniger auf Tempo, dafür umso mehr auf „Unicorniqueness“ achten dagegen die Gründer von Einhorn. Philip
Siefer gelang es, sehr bildlich zu schildern, welche Rolle Unternehmenskultur in seinem relativ kleinen Team spielt. „Wir legen
sehr viel Wert auf Streitkultur“, sagte er. „Darum sind wir auch
schon vor der Gründung bei einem Mediator gewesen.“ Auch
auf der ab­s chließenden Podiums­diskussion mit Katrin Müller von
Hitfox und Kim Fitzpatrick von Delivery Hero wurde klar, welche
wichtige Rolle die Unternehmenskultur beim Recruiting spielt.
Nach dem Progamm hatten die 140 Gäste noch reichlich Gelegenheit zum Netzwerken – dank der Sponsoren SBK und BRLO
gab es dabei gesunden Saft und kühles Bier. Wir bedanken uns
auch bei der Factory für die coole Location. red
Warum sich Prävention
im Betrieb rechnet
WERTSCHÄTZUNG DER MITARBEITER
Meist startet die SBK mit einer Unternehmensanalyse vor Ort und schlägt dann passende Maßnahmen vor. „Jeder Euro, den Sie
hier investieren, zahlt sich mehr als fünffach
aus. Versprochen!“ Auch beim Recruiting
verschaffen sich Unternehmen damit einen
Vorteil. Löhnert: „Wenn Sie als Arbeitgeber
in die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter investieren,
ist das eine besondere Art von Wertschätzung. Sie werden für Bewerber attraktiver und
schaffen es, wertvolle Mitarbeiter zu binden.“
Zudem bekommt der HR-Bereich praktische
Unterstützung von der SBK: passgenaue
Fortbildungen zur Sozialversicherung und
die versicherungsrechtliche Beurteilung von
Studenten sind nur zwei der kostenlosen
Services der SBK.
Informativ: Hessam Lavi von Jobspotting
Nachgefragt: Das Publikum
wollte mehr wissen.
Aufschlussreich: Yannick Müller von Movinga
Startup Jobs Europe: Pavel Romanenko und Florian Stein von NKF
Podiumsdiskussion (v. l.): Corinna Visser (Berlin Valley) im Gespräch mit Kim Fitzpatrick (Delivery Hero) und Katrin Müller (Hitfox)
Keine leichte Aufgabe: Stefan Löhnert von der SBK pitcht
vor Startup-Vertretern.
72 / berlinvalley.com
Fotos: Adela Dupetit
ÜBERZEUGT? NOCH FRAGEN?
Aufmerksam: Mehr als 140 Gäste
verfolgten das Programm.
Thomas Zitka, SBK
Telefon: +49 30 257949 789
E-Mail: thomas.zitka@sbk.org
NOAH
NOAH
Im Gespräch: Marley-Spoon-Gründer Fabian Siegel
Bei bestem Wetter: Chillen auf der Treppe und der Terrasse
Mit vollem Körpereinsatz:
Rudolph Giuliani, ehemaliger
Bürgermeister von New York
VOM FEIND LERNEN
Die Noah lockte wieder viele Gründer und Investoren nach Berlin
Neue Perspektive: VR-Brille zum Testen
Der Auftritt war dramatisch inszeniert: als Treffen
zweier Giganten. Tatsächlich gaben sich UberCEO Travis Kalanick und Daimler-Chef Dieter
Zetsche auf der großen Bühne der Noah im Tempodrom eher friedlich und freundschaftlich als aggressiv und provozierend wie die Inszenierung angelegt war. 3000 Gäste kamen in diesem Jahr zur
zweiten Noah-Konferenz nach Berlin – für Vorträge, Diskussionen und vor allem zum Netzwerken.
Das Treffen von Kalanick und Zetsche war einer
der Höhepunkte, fast ebenso gut besucht war der
Auftritt von Oliver Samwer.
ZETSCHE NENNT KALANICK EINEN FRENEMY
Zetsche zeigte zwar in seiner Präsentation das Bild
eines Kampfes, bei dem er und Kalanick sich mit
Boxhandschuhen einander gegenüberstehen. Doch
er nannte Kalanick einen Frenemy, einen Freund
und Feind zugleich. „Wir können in manchen Bereichen kooperieren und in anderen Konkurrenten
sein“, erklärte Zetsche.Kalanick stellte Uber in seinem Vortrag als eine weltverbessernde Organisa-
tion vor, die für weniger Umweltverschmutzung,
weniger Staus und für lebenswertere Städte sorgt.
Und er sagte an Zetsche gerichtet: „Wenn sich die
Menschen die Kosten für ein Auto teilen, dann können sie sich schönere Autos leisten.“ Er lobte mehrfach die Art wie Daimler Autos baut, gestand aber,
selbst einen alten BMW zu besitzen.
Auch Saudi-Arabien als Investor zu haben, ist in
seinen Augen eine Art gute Tat, immerhin sorge
Uber dafür, dass Frauen in dem Lande endlich
mobil werden und das Invest von 3,5 Milliarden
Dollar könne das Land nun nicht mehr für „Dinge
ausgeben, die wir nicht mögen“.
Zetsche betonte, dass seine Industrie vor einem
dramatischen Wandel stehe – wobei Uber einer
der Treiber sei – und dass Daimler diesen Wandel
gestalten wolle und nicht darauf warte, von ihm
überrollt zu werden. Mit Car2go agiere Daimler
bereits in einem ähnlichen Feld wie Uber. Mit der
Einführung des autonomen Fahrens könnte daraus
bald Car2come werden, erklärte Zetsche, womit
Uber als Vermittler von Mitfahrten seine Geschäfts-
grundlage verlieren würde. Zetsche warnte allerdings davor, durch zu viel Regulierung in Europa
die Entwicklung abzuwürgen.
ROCKETS AKTIENKURS IST LANGWEILIG
Auf dem Investoren-Panel wurde darüber diskutiert,
ob es in Europa an tiefen technologiebasierten Innovationen fehle. Das Podium auf der Noah war
prominent besetzt mit Vertretern von Accel über
Index bis Atomico. Doch wesentlich mehr Zuschauer konnte Noah-Gründer Marco Rodzynek bei
seinem Gespräch mit Oliver Samwer anlocken,
der betont gelassen auftrat. „Ich schaue nur alle
zwei Wochen auf den Aktenkurs, wenn ich mich
langweile am Wochenende oder wenn ich in der
Schlange stehe“, sagte Samwer.
Sein Fokus liege im Moment darauf, in neue Startups zu investieren. Mit dem neuen 740-Millionen-Dollar-Fonds sei Rocket Internet in der Lage,
über den gesamten Lebenszyklus eines Unternehmens hinweg zu investieren – und müsse daher niemand anderen mehr um Geld fragen.
vis
Kai Diekmann fährt vor: Dieter Zetsche und Travis Kalanick lassen sich chauffieren.
Aus Zetsches Präsentation: Travis Kalanick und der Daimler-Chef im Ring
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Fotos: Dan Taylor, Corinna Visser
Bester Stimmung (v. l.): Uber-Chef Travis Kalanick, Bild-Herausgeber Kai Diekmann und Daimler-Chef Dieter Zetsche
Aufmerksame Zuhörer (v. r.):
Springer-Chef Mathias Döpfner und
Investor Klaus Hommels (Lakestar)
berlinvalley.com / 75
EVENTS
EVENTS
HINEINHÖREN BEI HOMMELS
Zum Inspiration Talk hatte die TU den Investor Klaus Hommels eingeladen
Klaus Hommels wusste schon früh, dass er Investor werden wollte. Als Teenager erhielt er
20.000 D-Mark von seiner Oma. Der Deal: „Wenn
ich das Geld vermehre, darf ich es behalten, wenn
nicht, kommt meine Großmutter für den Verlust
auf“, erzählt Hommels dem gut gefüllten Hörsaal
im Mathematikgebäude der TU Berlin. Am 24. Mai
hatte das Centre for Entrepreneurship den international bekannten Business Angel und Gründer der
Beteiligungsgesellschaft Lakestar im Rahmen seines
Startup Day zu einem Inspiration Talk eingeladen.
Kick-off auf der Heureka: Torsten Oelke (l.)
und Andreas Winiarski stellen Cube vor.
Das war die Heureka 2016: mehr als 60 Speaker und knapp 1000 Teilnehmer
Berlin Web Week
Mehr als 20.000 Teilnehmer besuchten
vom 7. bis zum 17. Juni die mehr als
20 Konferenzen und Events der digitalen
Szene Berlins.
Fotos: TU Berlin
Viel Programm: 22 Panels und Vorträge
sowie elf Workshops gab es auf der Heureka.
IDEEN, DIE BLEIBEN
Zuvor hatte Christian Thomsen, Präsident der TU
Berlin und Professor für Festkörperphysik, in seiner
Eröffnungsrede betont, wie sehr sich die TU dafür
einsetzt, dass Studierende zu Gründern werden.
Als Beispiel aus der eigenen Gründungswerkstatt
stellte Thomsen das Startup Komoot vor. Die Routenplaner-App für Fahrradfahrer gehört inzwischen
zu den führenden Navigationslösungen in den
App-Stores. Weil das Startup Numberfour, das für
die zweite Gründer-Story vorgesehen war, kurzfristig ausfiel, konnte sich stattdessen der Start­upCampus Factory präsentieren.
Passend zum Tagesmotto drehten sich an diesem
Nachmittag alle Programmpunkte um die Frage:
„Was macht globale Tech-Startups erfolgreich?“
Hommels, der in zahlreiche Startups wie Skype,
Spotify, Airbnb und Facebook investiert hat, zeigte
im Gespräch mit Professor Rüdiger Zarnekow verschiedene Wege auf, wie man Investoren begeistert. Grundlage sei immer eine gute Idee. Aber wie
wählt man aus hunderten eine gute Idee aus? „Da
muss man in sich hineinhören und sehen, welche
Idee bei einem bleibt“, erklärt Hommels. Und etwas Startkapital schadet offenbar auch nicht. Die
20.000 D-Mark seiner Oma hatte Hommels damals
in Puma-Aktien investiert – und einen ordentlichen
Gewinn eingefahren. red
Wie Gründer Investoren überzeugen: Darüber sprach Klaus Hommels (r.) mit Professor Rüdiger Zarnekow im Inspiration Talk an der TU Berlin.
Web-Week-Party: Networking und
good Vibes in der Factory
„Fempreneur’s Night Out“: Networking und gute Unterhaltung
Startup Europe Summit: Simon Schäfer im Gespräch
mit Neelie Kroes und Uber-Chef Travis Kalanick
Wie Technik das Leben von Flüchtlingen erleichtern
kann: Spacehack auf dem Startup Europe Summit
Fotos: Chris Marxen headshots-berlin.de, Factory Berlin, Fempreneur Summit, Ralf Rühmeier - www.ralfruehmeier.de
„If you can make it here“:
Am 9. Juni gab’s den ersten
Fempreneur Summit Berlins.
Würde sollte kein
Konjunktiv sein.
In vielen Ländern, zum Beispiel in Kolumbien, Tschad und Kongo,
werden Menschenrechte mit Füßen getreten. Wir wollen das ändern,
weil jeder Mensch das Recht auf ein würdevolles Leben hat.
brot-fuer-die-welt.de/wuerde
DIE GEEK-SHOW
Travis Kalanick, Marc Samwer und Klaus Hommels
zu Gast in der Factory
Begann mit elf Jahren zu programmieren: Uber-Chef Travis Kalanick
Prominente Mitglieder der Factory-Community (v. l.): Marc Samwer,
Travis Kalanick, Klaus Hommels mit Factory-CEO Udo Schloemer
Die meisten sehen in Travis Kalanick wohl einen erfolgreichen Unternehmer,
viele sehen ihn als Provokateur. Von sich selbst sagt der CEO und Gründer
von Uber: „Ich bin ein Geek“, ein Streber und Computerfreak. „Ich liebe es,
Probleme zu lösen“, verrät er bei seinem Auftritt vor geladenen Gästen in der
Factory auf die Frage, was ihn antreibt. Acht Ratschläge gibt Kalanick in seinem „Geek’s guide to becoming an entrepreneur“, und er wisse, er sei hier unter Freunden. Ratschlag Nummer 1: Fange früh an, dir den Ruf eines Strebers
zu erarbeiten! Bereits mit elf Jahren habe er begonnen zu programmieren.
Sein Informatikstudium an der University of California schloss er allerdings
nicht ab, offenbar hatte er bis dahin seinen Ruf bereits gefestigt. Nummer 2:
Finde ein Problem, das gelöst werden muss! Das Problem, das zur Lösung Uber
führte, war, dass er und sein Mitgründer Garrett Camp vor Jahren kein Taxi
in Paris ergattern konnten. Nummer 3: Das Problem muss schwer genug sein,
damit es nicht jeder lösen kann. Nummer 4: Sei analytisch und kreativ! Nur
wenn beides zusammenkommt, passiert Magie. Nummer 5: Finde heraus, wo
Wahrnehmung und Realität sich widersprechen! Nummer 6: Schaffe etwas
Magisches, das niemand zuvor gesehen hat! Nummer 7: Sei ein guter Verkäufer und Geschichtenerzähler! Nummer 8: Sei ein Champion, stecke alle deine
Energie und Leidenschaft in dein Projekt und halte nichts zurück! „Ich bin ein
großer Fan von diesem Startup-Ding“, sagt er zum Schluss und fügt ermutigend
hinzu: „Diese Silicon-Valley-Sache muss nicht im Silicon Valley passieren.“
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte Travis Kalanick mit Marc
Samwer (Mitgründer Rocket Internet) und Klaus Hommels (CEO Lakestar) die
aktuellen Trends und Chancen von Berlin als Startup-Standort. Hommels hob
erneut hervor, wie wichtig ein starkes Ökosystem aus VCs, politischen Rahmenbedingungen, Ausbildung und Unternehmern für die Entwicklung der digitalen
Wirtschaft sei. Berlin spiele eine entscheidende Rolle dabei, wie sich die Wirtschaft hierzulande in den kommenden 20 Jahren entwickeln werde.
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EINE SICHERE SACHE
Easy Locker siegt in der dritten Runde des Startup Pitch
„Next Station“ der Deutschen Bahn
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Feierlaune: die drei Gewinner-Teams von Haferkater,
Smart Urban Solutions und Green City Solutions (v. l.)
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Direkt an der Spree in einem
Bahnbogen: die DB Mindbox
Fotos: Factory Berlin, DB AG/Lautenschläger
Sie sind sicher, immer zugänglich und flexibel einsetzbar. In den Schließfächern namens Easy Locker von Smart Urban Solutions können nicht nur Reisende ihre Koffer verstauen, sie dienen auch als Austauschpunkt von Waren oder
Dienstleistungen zwischen Unternehmen oder zwischen Unternehmen und ihren Kunden. Sogar Fahrräder lassen sich darin sicher verstauen. Da sich die
Schließfächer über eine Smartphone-App öffnen und schließen lassen, sind
sie jederzeit zugänglich. Gerade an einem großen Bahnhof ist diese Lösung
durchaus sehr praktikabel. Das fand auch die Jury des DB Next Station PitchEvents und belohnte Smart Urban Solutions für die Easy Locker mit einem
Preisgeld von 25.000 Euro sowie Coaching und Mentoring im Startup-Accelerator der Deutschen Bahn. Das Team darf außerdem für drei Monate den
Coworking Space von Mindbox zur Weiterentwicklung des Produkts nutzen.
Zur dritten Runde des Wettbewerbs „Next Station“ der Deutschen Bahn bewarben sich mehr als 100 Startups – der bisherige Teilnahmerekord. Davon
kamen neun Startups in die engere Wahl und konnten sich beim Finale in der
DB Mindbox an der Jannowitzbrücke in Berlin vorstellen und ihre Ideen für
einen Pop-up-Store im Berliner Hauptbahnhof präsentieren. Wieder suchte die
Deutsche Bahn nach Konzepten, die das Verweilen und Einkaufen der Reisenden an den Bahnhöfen angenehmer machen, sowie nach neuen Dienstleistungen, die die Digitalisierung möglich macht.
Neben Smart Urban Solutions überzeugten auch Haferkater und Green City
Solutions die Jury von ihren Geschäftsmodellen. Green City Solutions gewann
mit dem Citytree, der die Luft in einem Umkreis von bis zu 50 Metern reinigt, bereits diverse Startup Pitches, etwa den Innovators’ Pitch des Bitkom.
Während der drei Monate in der Mindbox will das Team an einer Lösung für
Innenräume arbeiten. Haferkater wiederum bietet mit seinem Haferbrei ein
gesundes und frisches Frühstück für unterwegs an und darf es im Sommer nun
den Reisenden im Berliner Hauptbahnhof anbieten.
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EVENTS
EVENTS
Walking Act: Der Anglerfisch aus Stahl der Künstler Anna Ioannidis,
Mareike Schwarz und Elias Macke war eines der Highlights der Maker
Faire in Hannover.
KALENDER
Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick
04.–05.07. | MÜNCHEN | ANGELO HOTEL WESTPARK
ONLINE B2B CONFERENCE
Die Konferenz zu den wichtigsten Online-Marketing-Strategien im B2BBereich dreht sich um digitale Transformation, Webcontrolling und Ähnliches.
Frankfurt von oben: Im 31. Stockwerk des Silver Tower
fand das Innovating-Leadership-Dinner statt.
GUT GETROFFEN
06.–07.07. | BERLIN | PULLMANN SCHWEIZERHOF
BUSINESS AFTER FUTURE
18.–19.07. | BERLIN | BERLIN CONGRESS CENTER
AFFILIATE WORLD EUROPE
19.–20.09. | BERLIN | BERLIN CONGRESS CENTER
INDUSTRY OF THINGS WORLD
07.07. | FRANKFURT AM MAIN| DFV MEDIENGRUPPE
PIONIERE 2016
17.–21.08. | KÖLN| KOELNMESSE
GAMESCOM
22.09. | DUBLIN | THE ROYAL DUBLIN SOCIETY
SAASTOCK
07.–10.07. | SYLT | HOTEL WALTERS HOF
FOUNDERS KITE CLUB
18.–19.08. | BERLIN | UCI KINOWELT COLOSSEUM
HYBRIDCONF
22.–23.09. | HAMBURG | SCHMIDTS TIVOLI
NEXT16
Founders Kite Club Bild
30.–31.08. | DÜSSELDORF| RADISSON BLU
HORIZONT WERBEWIRKUNGSGIPFEL
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31.08.–02.09 | BERLIN | VERSCHIEDENE ORTE
POP-KULTUR
Next Bild
14.–15.09. | KÖLN | KOELNMESSE
DM EXCO
25.–27.09. | MÜNCHEN | ICM MÜNCHEN
BITS & PRETZELS
Gut besucht: das Startup Village im Skolkovo Innovation Center in Moskau
Einblick: Beim DMY International Design Festival durften Besucher Oculus Rift testen.
Schön bunt: Die Arena Stage des Pioneers Festivals in Wien.
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Unternehmer, Innovatoren und Athleten kommen zum Netzwerken und
Kiteboarden am Strand zusammen.
Bei der Konferenz mit interaktiven Panels und Live-Musik kommen
Entrepreneure, Künstler und Wissenschaftler zusammen (siehe Seite 26).
Die Konferenz für Online-Vermarkter bietet Einblicke in Entwicklungen und
Innovationen der Szene.
Die Messe für interaktive Spiele zeigt die besten und neuesten Games und
die Highlights des Jahres der Games-Community.
Bei der Konferenz für Kreative stärken Designer und Entwickler ihre
Zusammenarbeit. Ziel ist es, das Web zu verbessern.
In Zusammenarbeit mit Hackzurich entsteht ein Melting Pot für Hacker,
Unternehmer und Entscheidungsträger der Tech-Welt.
Das Programm der Plattform für Player der Internetindustrie beinhaltet
Keynotes, Workshops, Briefings, Panel-Diskussionen und Networking.
Bei dieser Konferenz netzwerken Gründer und Investoren und erfahren, wie
man ein führendes B2B-SaaS-Unternehmen aufbaut.
Im Rahmen des Reeperbahn Festivals kehrt die Zukunftskonferenz für die
Digitalwirtschaft zurück nach Hamburg.
Hier verschaffen sich Werbungtreibende und Mediaplaner einen Überblick
über den aktuellen Stand und die Trends der Werbewirkungsforschung.
Fotos: FKC Business Services, Dan Taylor/ Heisenberg Media
In guter Stimmung: die Preisträger, Laudatoren und
Bühnengäste der Greentec Awards in München
STARTUP-CALENDAR.COM
15.–18.09. | ZÜRICH | TECHNOPARK
DIGITAL FESTIVAL
Die Konferenz der Wirtschaftswoche zeigt disruptive Unternehmen und wie
etablierte Unternehmen Disruption einbinden.
Fotos: Bas Uterwijk - Heisenberg Media, GreenTec Awards, Uhlala GmbH, Markus Mueller Witte, Philip Steffan, Eva Maria Klauser, Vitaly Shustikov, Skolkovo Foundation, Women Speaker Foundation (Martin Kroll)
Beeindruckt: Regisseur und Social Influencer Casey Neistat war bei der
The Next Web Conference in Amsterdam besonders vom Publikum begeistert.
Neben Diskussionen und zukunftsweisenden Keynotes zum Thema digitales
Marketing bietet die Konferenz an Tag zwei vertiefende Masterclasses.
13.–15.07. | BERLIN | FUNKHAUS
TECH OPEN AIR
Beim Trendforum kann man sich von der Gedankenwelt und den Strategien
der Vordenker im Bereich Handel und Industrie inspirieren lassen.
Selfie Time: Stuart Cameron und Jasmin Meiling, Organisatoren
der Karrieremesse Sticks & Stones, mit ihren Besuchern
Alle Event-Details, NewsletterAnmeldung und mehr:
05.–06.07. | KÖLN | RADISSON BLU HOTEL, MESSE
EXPLORING RETAIL ’16
Inspirationen, Hintergrundwissen und ein Ideenpool für die Gestaltung der
Customer Experience werden den Besuchern gegeben.
Jeden Monat trifft sich die
Startup-Szene auf Konferenzen,
Partys, Hackathons und anderen Events.
Ein kleiner Rückblick
12.–13.07. | BERLIN | STEIGENBERGER HOTEL
HORIZONT DIGITAL MARKETING DAYS
Founders Kite Club Bild
Interdisziplinärer Austausch ist das Programm. Das schließt wissenschaftliche
Diskurse ein wie auch Konzerte, Performances, Talks und Lesungen.
11.07. | MÜNCHEN | ANGELO HOTEL WESTPARK
ONLINE MARKETING FORUM
Die Konferenz gibt Einblicke in Themen wie Mobile-Marketing, Display- sowie
Native Advertising, Video-Marketing, SEA und SEO.
Die Fachmesse für digitales Marketing und Werbung verbindet die reale
Wirtschaft mit visionären Trends und kommerziellen Potenzialen.
Bei diesem Startup-Festival versammeln sich Gründer, Investoren,
Studierende und Gründungsinteressierte in Trachten zum Oktoberfest.
5 EURO RETTEN EINE
BEDROHTE ART: DICH!
Der Amazonaswald beschützt auch
unser Leben. Schützen wir ihn.
Geplante Gesetzesänderungen sollen die Schutzgebiete Amazoniens für Abholzung und Brandrodung öffnen.
Jahrzehntelange Arbeit für die Regenwälder wird zunichte gemacht. Der WWF stemmt sich dagegen.
Unterstützen Sie den WWF bei seiner politischen Arbeit. WWF-Spendenkonto: IBAN DE06 5502 0500 0222 2222 22, BIC: BFSWDE33MNZ, Stichwort: Amazonas
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VORSCHAU
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Komplexe Probleme unvoreingenommen lösen
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Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com)
HERAUSGEBER
Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com)
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Sebastian Schäfer (sch@berlinvalley.com)
CHEFIN VOM DIENST
Julia Meusel (jm)
MANAGING EDITOR
Christoph Strobel (cs)
REDAKTION
Jenny Becker, Anna-Lena Kümpel (ak), Claudia Lunscken (cl),
Maximilian von Harsdorf (mvh)
LEKTORAT Julia Meusel
STÄNDIGE MITARBEITER
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CREATIVE DIRECTOR
Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com)
ART DIRECTOR
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MITARBEITER GRAFISCHE GESTALTUNG
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FOTOGRAFEN
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Franz Grünewald (franzgruenewald.com)
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16356 Ahrensfelde OT Blumberg
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ERSCHEINT AM: 28. JULI 2016
Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der
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