neuzeitliche leuchten modern lighting
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neuzeitliche leuchten modern lighting
a l e x a n d e r k o c h Neuzeitliche leuchteN der 50er Jahre ModerN lightiNg o f t h e ’50 s M i t e i n e r W i t h Lester Geis, Heifetz Manufacturing Co., New Jersey/USA, „T-5-G” Tischlampe / table lamp, 1951, siehe auch S. / see also pp. XV, 20 a n e i n l e i t u n g v o n i n t r o d u c t i o n ArNoldsche Art publishers b y b e r n d d i c k e V o r w o r t z u r e r s t e n A u f l A g e , 19 5 3 (gekürzt) P r e fA c e o f o r i g i n A l e d i t i o n , 19 5 3 (abridged version) i n h A lt s V e r z e i c h n i s contents a l e x a n d e r ko c h Wer in den letzten Jahren räume zeitgemäß auszustatten hatte, stieß immer auf Schwierigkeiten, wenn es galt, auch die frage der beleuchtung in moderner form zu lösen. der weitaus größte teil der handelsüblichen lampen und leuchten erwies sich als unzureichend und war im gefüge neuzeitlicher raumgestaltung meist untragbar. als ich vor mehr als Jahresfrist begann, das Material für die vorliegende veröffentlichung zusammenzutragen, konnte ich Zweifel hegen, ob die unterlagen ausreichen würden, ein buch damit zu füllen. inzwischen aber hat es sich gezeigt, daß überall gestalter und hersteller am Werke waren, auf diesem gebiete neue formen und neue lösungen zu finden. die abgebildeten beispiele, die nur ein bruchteil dessen sind, was mir von in- und ausländischen firmen und gestaltern vorgelegt wurde, lassen deutlich die erfolgreichen bemühungen um eine neue linie erkennen. Sie zeigen den bedeutsamen fortschritt der jüngsten Zeit. italien, Schweden, amerika und deutschland haben formen entwickelt, die in ihrer Zweckmäßigkeit und eleganten haltung sich unzweifelhaft in Wohnungen und gesellschaftsräumen als zeitgemäße leuchten durchsetzen werden. grundlegend darf diese neue linie keineswegs als eine reine modische erscheinung gewertet werden. dadurch, daß leuchtkörper und lichtquellen beim glühlicht voneinander getrennt sind und die offene flamme nicht mehr behindert, konnten ganz neue Wege sowohl in der lichttechnik, als auch bei der gestaltung der lampenkörper beschritten werden. licht ist heute mehr denn je ein bedeutsames gestaltungselement. es kann Schwerpunkt im raum sein, vermag raumteile abzugrenzen, kann Wesentliches akzentuieren, Spannung schaffen, atmosphäre geben. in verbindung damit bestimmt das licht bei dem Menschen den grad seiner arbeitsfreudigkeit, seines allgemeinbefindens, seiner Stimmung und seines Wohlbehagens. es gilt deshalb, die technik, die uns so maßgeblich zu hilfe kam, auch nach ästhetischer, künstlerischer Seite wirksam und dadurch in vollem Maße uns dienstbar zu machen. der vorliegende bildband will einen einblick in die neu beschrittenen Wege geben und den boden zu weiterer künstlerischer formgestaltung bereiten. anyone who has had to design contemporary rooms in recent years has always encountered obstacles whenever it was a question of finding modern formal solutions to the problem of lighting. by far the bulk of the commercially available lamps and light fixtures turned out to be deficient and, in the context of trend-setting interior design, usually unacceptable. When i began more than a year ago to collect material for the present publication, i still had my doubts about whether there would be enough documentation to fill a book. in the meantime, however, designers and manufacturers have been shown to be working on finding new forms and new solutions in this field. the examples given here, which represent only a fraction of those laid before me by firms and designers in germany and abroad, clearly reveal how successful attempts at creating a new look have been. they indicate that significant progress has been made very recently. italy, Sweden, america and germany have developed forms whose functionality and elegance will undoubtedly sweep all before them as contemporary lighting in private homes and public spaces. this new look must, and this is essential, not be downgraded to the status of mere fashion. the incandescent lamp made light fittings and the source of light separate entities unhampered by the presence of an open candle flame. this has opened up entirely new avenues of approach both to lighting technology and light-fixture design. light is a design element to be reckoned with, and this is true today more than ever before. it can be the focal point of a space, can divide a room into separate spaces, can accentuate essentials, generate tensions, provide atmosphere. in this connection, light determines how much pleasure we take in our work, our general well-being, what sort of mood we are in and how comfortable we feel. hence it is up to us to harness the technology that has been so helpful to us and make it effective from the aesthetic, artistic side as well, and, in so doing, put it entirely at our service. the present illustrated book is intended to give insights into current developments and lay the groundwork for further innovation in lighting design. iv Vo rwo r t / Pr e fAc e vi l i c h tjA h r e vii light YeArs bernd dicke 7 i t i s c h l A m Pe n / d es k- l A m Ps / l A m Pes 25 ii z w e c k l e u c h t e n / wo r k i n g l A m Ps / alexander koch † l A m Pes d e t r AVA i l 37 i i i s t e h l A m Pe n / flo o r- l A m Ps / l A m PA dA i r es 57 i V wA n d l e u c h t e n / wA l l- l A m Ps / A PPl i q u es 71 V 89 V i dA s l i c h t i m r Au m / l i g h t w i t h i n s PAc e / d e c k e n l e u c h t e n / c e i l i n g - l A m Ps / Pl A fo n n i e r s lu m i è r e dA n s l‘es PAc e cxxvi au to ren - b i o g r a fi en / au t h o r b i o g r a Ph i eS foto n ach W ei S / Ph oto c red i tS cxxvii n a M en S - reg i S t er / i n d e x o f n a M eS cxxviii i M PreS Su M / i M Pri n t l i c h tj A h r e light YeArs bernd dicke bernd dicke als der junge verleger alexander koch um 1890 seine Zeitschrift „innendekoration“ herausgibt, erreicht die Jahresproduktion von glühlampen in europa bereits geschätzte 5 Millionen Stück.1 neben raumentwürfen, Möbeln und textilien waren von nun an auch elektrische beleuchtungskörper teil eines viele lebensbereiche umfassenden künstlerischen entwurfs. vorerst im auftrag nur wohlhabender kreise, da die technische infrastruktur zur versorgung der haushalte mit elektrizität noch in den anfängen steckte. die elektrische leuchte, als unikat oder kleinserie konzipiert, avancierte neben den etablierten aufgabenfeldern des „raumkünstlers“ zu einem wichtigen element der neugestaltung öffentlicher bauten, so wie der Wohnung mit besonderem anspruch. Mit der abkehr vom historismus entwickelte sich ausgehend von der englischen arts and crafts bewegung in ganz europa eine kultur regionaler avantgarden, deren einfluss auf die Ästhetisierung bürgerlicher Wohnwelten größer war, als ihr oft zivilisationskritischer hintergrund es zunächst erwarten ließ. So fiel die gestaltung der frühen geräte zur elektrischen beleuchtung der Wohnung ironischer Weise oft den künstlerischen kräften zu, deren ideal nicht selten in rückwärtsgewandten gesellschaftlichen utopien lag und die in handwerklicher verfeinerung eine alternative zu den schmerzlich erfahrenen gesellschaftlichen folgen des industriekapitalismus suchten. und dies nicht nur im hinblick auf eine Produktkultur, die den alltag formte, sondern deren florale Schwünge durchaus als Metapher für das Streben nach natürlichkeit, gesundheit und ursprünglichkeit zu verstehen war. einem lebensmodell, das vorwiegend in künstlerkreisen kultiviert wurde, deren hervorbringungen jedoch den nutznießern der industriellen revolution ein ästhetisches korrektiv jenseits der Salon-kunst bot. das berufsbild des künstlers im auftrag der industrie sollte sich erst noch entwickeln, aber schon in den frühen ausgaben von kochs „innendekoration“ wird die Sorge um die rechte haltung der kreativen auf dem Weg in die Produktion deutlich: „Das romantisch Phantasievolle, das Streben Künstlerträume, poetische Ausnahmestimmungen zu verwirklichen, ist der Nährboden gewesen für das wuchernde Unkraut des Jugend- und Sezessionsstils.“ 2 So kennzeichnet die gemengelage aus romantischem eskapismus und dekadentem Ästhetizismus auf der einen, und lebensreformerischem aufbruch mit ernsthaftem bemühen um die angemessene form des industrieproduktes auf der andren Seite, die diskurse zwischen lichtkult und kunstlicht. henry van de velde wurde kochs erster Mitarbeiter bei der „innendekoration“ und die aeg beauftragte Peter behrens 1907 als ersten künstlerischen berater der industrie mit architektur, grafik und der Produktgestaltung elektrischer geräte und leuchten. behrens, den koch bereits 1899 als Mitglied der darmstädter künstlerkolonie prominent eingeführt hatte, suchte entsprechend der Programmatik des neu gegründeten deutschen Werkbundes nicht nur durch die „veredelung der gewerblichen arbeit“ die absatzmöglichkeiten deutscher Produkte voranzutreiben, sondern fühlte sich ganz im Sinne eines gesamtkunstwerkes der verbesserung allgemeiner kultureller und sozialer lebensumstände verpflichtet. begleitet von internen flügelkämpfen versuchten führende künstlerische kräfte, den ursprünglich lebensreformerischen impuls mit den ansprüchen der expandierenden unternehmen zu verbinden, während bei weiten teilen der bevölkerung wilhelminischer Plüsch die Wohnwelten dominierte. When alexander koch, a young publisher, launched Innendekoration, an interior decorating periodical ca 1890, the annual output of incandescent light bulbs in europe had attained some five million.1 apart from designer interiors, furnishings and textiles, electric light fixtures were from then on part of an overarching artistic design that encompassed many areas of domestic life. initially, such light fixtures were only available on order to an affluent clientele since the technical infrastructure providing households with electricity was still in its infancy. electric lighting, whether as one-off lamps or limited editions, became, alongside the established task fields tackled by ‘room decorators’, an important element of designing public buildings and luxury homes for a discerning clientele. the rejection of historicism and the concomitant rise of the british arts and crafts Movement saw the growth throughout europe of a culture of regional avantgardes, whose influence on the aestheticisation of middle-class lifestyles was of greater importance than might at first have been expected, given the critique-ofcivilisation background often associated with such avant-gardes. hence the task of designing early devices for electrically lighting homes often fell to artists, whose social utopian ideal – an irony of fate, this – was often retro and who sought in refining and advancing crafts an alternative to the social consequences of the capitalist industrialisation they had experienced as unpleasant. and this not just in respect of a product culture that shaped everyday living. they also perceived its flowery exuberance as an apt metaphor for a striving for closeness to nature, healthful living and wholesomeness. this was a lifestyle paradigm cultivated mainly in arty circles, whose products, however, provided the beneficiaries of the industrial revolution with an aesthetic corrective extrinsic to the art of the Salons. the profession of the artist working for industry had yet to develop, although already in the early numbers of koch’s innendekoration concern is clearly voiced about the correct attitude for creative souls to assume on the way to production: ‘The romantically imaginative, striving to realise artist dreams, poetic exceptionalism, was the fertile soil on which the weeds of Jugendstil and the Secession could grow rampantly.’2 thus a combination of romantic escapism and decadent aestheticism on the one hand, and reformist zeal with a serious attempt at finding suitable form for the industrial product on the other distinguishes the discourse between the cult of light and the art of lighting. henry van de velde became alexander koch’s first employee at Innendekoration, and aeg commissioned Peter behrens in 1907 as the first artistic consultant to industry in matters relating to architecture, the graphic arts and product design in electric appliances and lighting. behrens, whom alexander had introduced in 1899 to the darmstadt artists’ colony as a distinguished member, sought for his part to advance the agenda of the recently founded deutscher Werkbund not only by ‘ennobling commercial work’ in ensuring markets for german products. he also felt an obligation to ameliorate the general socio-cultural tenor of living conditions by promoting the idea of the overall work of art. accompanied by internecine strife, leading artists tried to reconcile what had originally been a reformist drive with the ambitions of expanding businesses while Wilhelmine plush continued to suffocate the interiors of an overwhelming majority of the population. vi Abb. / Fig. 1 Muller Frères, Lunéville/F, Tischleuchte, um 1905 / Muller Frères, Lunéville/F, table lamp, ca 1905 Courtesy: Auktionshaus Herr, Köln/ Cologne, 69. Auktion, 20. November 2011 1 ernst rebske, Lampen Laternen Leuchten, Stuttgart, 1962, S. 170. 2 karl Meissner, „die Werkstätten für deutschen hausrat in dresden“, in: Innendekoration, mein Heim, mein Stolz; Die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort, darmstadt, 1903, heft 7, S. 177. 1 ernst rebske, Lampen Laternen Leuchten, Stuttgart 1962, p. 170. 2 karl Meissner, ‘die Werkstätten für deutschen hausrat in dresden’, in: Innendekoration, mein Heim, mein Stolz; Die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort, darmstadt 1903, heft [no.] 7, p. 177. vii