Der Standard Techno im Kuratorenparadies

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Der Standard Techno im Kuratorenparadies
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Palais de Tokyo Renovation
avenue de Président Wilson 13
Paris, Frankreich
© Paul Raftery / ARTUR IMAGES
Techno im Kuratorenparadies
SAMMLUNG
Der Standard
ARCHITEKTIN
Lionel Jospin eröffnete am Montag einen lebendigen und experimentellen
Kunst-Supermarkt im rechten Flügel des Palais de Tokyo in Paris. Anne Lacaton und Lacaton & Vassal
Jean-Philippe Vassal entkernten das Art-déco-Gebäude.
FUNKTION
Museen und Ausstellungsgebäude
von Olga Grimm-Weissert
Paris - Passend zum Webzeitalter heißt die neue Einrichtung für zeitgenössische Kunst im
Palais de Tokyo "Site de création contemporaine". Sämtliche künstlerische
Ausdrucksformen, bildende Kunst, Videofilme und -spiele, Tanz, Performances und Mode
bis hin zum asiatischen Lifestyle (z. B. einen Stand mit farbenfrohen Nutz- losigkeiten zum
Einheits-ein-Euro-Preis) vereint die Site.
Eine riesige Ausstellungshalle, die nur durch eine Längswand unterteilt ist, sowie drei
(offene) Säle und ein umfunktionierter Wandelgang im ersten Stock bieten gut 5000
Quadratmeter Ausstellungsfläche.
PLANUNGSBEGINN
2000
AUSFÜHRUNG
2001
MITARBEIT PLANUNG
Florian de Pous, Jalil Amor, Mathieu
Laporte, David Pradel, Emanuelle
Delange
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Ein Mäzen installierte Videoscreens, aus diskret angebrachten Lautsprechern tönt Musik.
Österreichs Bauchklang-Gruppe produziert sich beim viertägigen Eröffnungsprogramm in
den Abendstunden, die künftig Techno-Flair versprechen. Das Palais de Tokyo ist ab 29.
Jänner täglich außer Montag von 12 bis 24 Uhr geöffnet. Eine Bar, ein (zukünftiges)
Restaurant, eine Kunstbuchhandlung runden das Angebot ab.
Die beiden Direktoren, der Theoretiker Nicolas Bourriaud (36) und der Eventmacher
Jérôme Sans (41), der bereits in der Wiener Secession und in Salzburg aktiv war,
schwören auf ein Schlüsselwort, das sowohl architektonisch wie symbolisch als Konzept
durchgezogen wird: Durchlässigkeit. Den Durchblick behindernde Mauern im späten
Art-déco-Gebäude Palais de Tokyo (Weltausstellung 1937) wurden von den Architekten
Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal (Café Una, Museumsquartier Wien)
niedergerissen. Man gibt sich offen für alle(s).
Die ausgestellte "fragile" Kunst ist international geprägt. Held der Eröffnungsschau ist
Navin Rawanchaikul: Die Trennwand des Gebäudes wurde von ihm mit einer Plakatfiktion
beklebt, auf der ein "Curatorman", der am 22. 1 .2002 in Paris seine große Zeit erlebte,
fünfzig Jahre später auf einen jungen Kunstmanager trifft, der ihn belehrt, dass alle
Museen der Welt geschlossen sind und die Kunst nur noch Markt ist: ART = (M)ART. Die
beiden Kunst(markt)helden stehen auch als Skulpturen vor einem wegen
Kuratorenkrankheit geschlossenen Kunststandl.
Mit diesem Projekt kann nur jenes von Beat Streuli konkurrieren, der die schmalen, hohen
© Paul Raftery / ARTUR IMAGES
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Palais de Tokyo - Renovation
Fenster im Eingangsbereich mit Porträtfotos beklebte. Eine umstrittene Ästhetik: Die
Besucher brauchen Humor, denn das Gebäude, das immerhin für zirka 4,6 Millionen Euro
umgebaut wurde, gleicht einer Baustelle.
Kooperation mit Wien
"Wir wollten lieber in Künstlerisches denn in geputzte Wände investieren", verkünden die
seit ihrer Nominierung vor zwei Jahren heftig attackierten Kuratoren. Trash, Chaos,
Ephemeres, rasche Reaktion und kurzfristige Planung gehören zum Konzept ihres
Kreativlabors, das mit der Kunsthalle Wien kooperieren wird.
Zeitgleich mit der großen Kunstmaschine wurde vorige Woche ein kleiner zeitgenössischer
Kunstraum - Le Plateau - eröffnet, der auf eine lokale Bürgerinitiative zurückgeht. Dort ist
die Kunst noch fragiler (bis unsichtbar, was nicht nur an den Kunstwelt-Menschenmassen
lag), und der Ort wurde nach drei Tagen auch gleich wieder (bis März) geschlossen. Denn:
(M)ART bedeutet Mammon.
Der Standard, 23.01.2002
WEITERE TEXTE
Hip, Hype, Hurra!, Marc Zitzmann, Neue Zürcher Zeitung, 25.01.2002
Eine Hyper-Factory für Querdenker, Elena Sorokina, TagesAnzeiger, 25.01.2002
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