Bündner Tagblatt, 23.6.2016
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Bündner Tagblatt, 23.6.2016
Heute mit Kulturwoche Donnerstag, 23. Juni 2016 CHF 3.30 164. Jahrgang, Nr. 169 www.buendnertagblatt.ch 40025 AZ 7000 CHUR | REDAKTION 7007 Chur, Telefon 081 255 50 50 | KUNDENSERVICE/ABO Telefon 0844 226 226, abo@somedia.ch | INSERATE Somedia Promotion, Telefon 081 255 58 58 9 771424 754008 Ein grosser Schritt für die Bündner Kunst INSERAT Mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus tritt das Bündner Kunstmuseum in eine neue Ära ein. Zum Auftakt zeigt das Museum eine hochkarätige Schau – unter anderem mit Alberto Giacomettis «L’homme qui marche». Familie Parasole, Obermühleweg 3 7302 Landquart +41 81 322 13 79 Montag und Dienstag Ruhetag www.restaurantwiese.ch EXKLUSIV IM BT Mädchen schnüren die Fussballschuhe Mit dem Masterplan Sport- und Eventanlagen Obere Au und dem Kreditantrag für einen Kunstrasenfussballplatz wird im Churer Gemeinderat heute ein neuer Anlauf zur Erneuerung der Sportanlagen genommen. Seit dem Nein des Stimmvolkes zum Gemeindesportanlagenkonzept (Gesak) vor zweieinhalb Jahren hat sich der Handlungsbedarf insbesondere im Fussball weiter verschärft. Ein eigentlicher Boom ist bei den Mädchen zu verzeichnen. Chur 97 hat bereits sechs Juniorinnenteams und meldet für nächste Saison auch ein Frauenteam zur Meisterschaft an. Chur-97-Präsident Josef Müller sieht den Fussballclub auch in einer wichtigen Rolle bei der Integration. Umso wichtiger wären auch zeitgemässe Infrastrukturen. (NW) Im Auge des Kunst-Sturms: Alberto Giacomettis berühmte Bronzeplastik bildet Zentrum und Ruhepol der Schau «Solo Walks». (FOTO MARCO HARTMANN) ▸ JULIAN REICH, CARSTEN MICHELS U N D M I C H E L L E RU S S I Nach knapp zweijähriger Bauzeit war es gestern Abend so weit: Mit einem würdevollen Festakt wurde das Bündner Kunstmuseum offiziell wiedereröffnet. Der für 28,5 Millio- nen errichtete Neubau des Architekturbüros Barozzi/Veiga und die sanierte Villa Planta bilden künftig das Zentrum der Bündner Kunst – und geben der Stadt Chur einen wesentlichen städtebaulichen Impuls. Die Erweiterung ist für Museumsdirektor Stephan Kunz aber nicht nur eine bauliche, sondern sie hat viele Dimensionen. Das Museum kann so sein Herzstück, die Sammlung, erstmals angemessen präsentieren. Zugleich sollen Wechselausstellungen den Motor des künftigen Museumslebens bilden. Hochkarätig zeigt sich die Eröffnungsschau unter dem Titel «Solo Walks – eine Galerie des Gehens». Die von Stephan Kunz, Ju- ri Steiner und Stefan Zweifel kuratierte Schau rankt sich um Alberto Giacomettis berühmte lebensgrosse Plastik «L’Homme qui marche» und zeigt sie im leichtfüssig-tiefsinnigen Dialog mit Werken zeitgenössischer Künstler von Weltruf. K U L T U R .. . . . . . . . . . . . . . . . Seiten 2–5 + 12 L E I T A R T I K E L Carsten Michels über die Neueröffnung des Bündner Kunstmuseums C H U R .................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11 Kurz mal auf Holz klopfen C Die Teil- vor der Totalrevision Die Regierung hat die Botschaft zur Teilrevision des Personalgesetzes verabschiedet. Vom Tisch ist eine Totalrevision laut Barbara Janom Steiner deshalb aber nicht. G R AU B Ü N D E N .. . . . . . . . . . Seite 9 Neue Alpkäserei in Parpan In den letzten Monaten ist im über 100-jährigen Stall bei der Plantahof Alp in Parpan eine neue, moderne Käserei entstanden. Besucher können dem Käser nun über die Schulter schauen. G R AU B Ü N D E N ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 9 Neue Aufgabe für Fischer Andreas Fischer war Eishockeyspieler und ist aktuell Eishockey-Schiedsrichter. Nun wartet auf ihn eine neue Aufgabe: Er wird Präsident des NLA-Klubs Chur Unihockey. S P O R T .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18 Chur Tourismus spuckt auf seiner Website grosse Töne. Das Bündner Kunstmuseum zähle zu den bedeutenden Kunstmuseen der Schweiz, heisst es vollmundig. Und weiter: «Mit der Erweiterung wird es eines der attraktivsten und komfortabelsten Museen in der Schweiz.» Da wird die Schweiz aber aufhorchen. Vor allem in Zürich, Bern, Basel und Genf werden sie . . . zittern? Ach, was! . . . solche Sätze leise kichernd zur Kenntnis nehmen. Wozu die Angeberei? Die Wahrheit ist doch viel erbaulicher. Die Neueröffnung des Kunstmuseums ist Graubündens Lift ins 21. Jahrhundert. Und wenn die Schweiz schon verbal bemüht werden muss, dann darf man ruhig sagen: Mit GRAUBÜNDEN Seite 7 dem architektonischen Doppel Villa Planta und Erweiterungsbau verfügt Chur über den modernsten und derzeit interessantesten Museumsplatz unter den Schweizer Städten vergleichbarer Grösse. Was aber fast noch schöner ist: Selten wurde ein derart umfangreiches Bauprojekt vom Grossen Rat so entschieden unterstützt. Mit 119 zu null Stimmen hiess das Parlament vor ziemlich genau vier Jahren den entsprechenden Kredit gut und stellte das Signal für den Erweiterungsbau auf Grün. Gut, auch damit muss man nicht angeben. Immerhin brauchte es zuerst die Schenkung von 20 Millionen Franken durch die Zürcher Mäzenatenfamilie Bodmer, um die zaudernd geplante und mehrmals aufgeschobene Museumserweiterung wieder in Schwung zu bringen. Für den in Sachen Kultur als Geiz- CHUR Seite 11 KULTUR Seite 13 SPORT Seite 14 kragen bekannten Kanton waren 8,5 Milliönchen aus der eigenen Schatulle schon einige Diskussionen wert. Ein Kunstmuseum ist schliesslich kein Sägewerk. Gott sei Dank, denkt man heute erleichtert. Kunstmuseum gemeint sein kann respektive dessen Direktor. Denn mit Stephan Kunz ist der richtige Mann im richtigen Alter zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Neben allem, was ihn sonst noch auszeichnet (Sachkenntnis, Netzwerk, Weitsicht und «Der richtige Elan), hat er das erstaunliche Kunststück Mann zur fertiggebracht, als Zurichtigen Zeit am gereister akzeptiert und sogar allseits gerichtigen Platz» schätzt zu werden. CARSTEN MICHELS Selbst unter den Bündner Kunstschaffenden, die sich Sonst wäre der Platz zwischen bekanntlich bei Tag in Neid kleiden Bahnhofstrasse und Beamtensilo und nachts in Missgunst betten. Für planiert worden, und man würde solchen Kleinmut hat Kunz keinen fingertrommelnd darauf warten, Nerv, er hat ein grosses Haus zu fühdass irgendjemand eine sinnvolle ren. Und seit heute eines, das zwar nicht «das attraktivste Museum in Idee hätte für das triste Areal. «Seis wies sei, stirbt Kuah, der Schweiz» ist, aber ein zeitgebleibts Hei», sagen die Österreicher mässes Kunsthaus, auf das die weise. Sie sagen aber auch: «Nit Bündner stolz sein dürfen. Und das jömmera, sondern wos tua.» Womit Allerschönste: Sie dürfen es immer natürlich wieder nur das Bündner wieder besuchen. SCHWEIZ Seite 19 WELT Seite 20 RADIO/TV Seite 21 WETTER Seite 24 INSERAT WANTED: NEUER BESITZER EINES OPEL MOKKA 4X4 GESUCHT! Am Sonntag, den 26. Juni, verlost das Casino Bad Ragaz unter allen anwesenden Gästen einen Opel Mokka 4x4 der Emil Frey AG, Dosch Garage Chur. Versuchen auch Sie Ihr Glück! Mehr Infos unter www.casinoragaz.ch ... Freitag wieder! Abend der Treppe <wm>10CAsNsjY0MDS10LUwNLQwMAIA8xE98Q8AAAA=</wm> <wm>10CFWKKw6AMBAFT7TNe9ttWagkdQ2C4GsImvsrPoIEMRkx01pJAS9zXba6FoLJxUmHFhrDED-put55Ii1h8IzfLYywiNyfR6ii3kkxE1i3UcO5HxebLY2hcAAAAA==</wm> 2 B ü n d n e r Ta g b l a tt KUNSTMUSEUM D o n n e r s t a g , 2 3. Ju n i 2 0 1 6 ERWEITERUNGSBAU Grosszügige Räume für grossartige Kunst: Im von Alberto Veiga und Fabrizio Barozzi entworfenen Neubau sind sowohl die Sammlung als auch Wechselausstellungen zu sehen. (FOTOS MARCO HARTMANN) D o n n e r s t a g , 2 3. Ju n i 2 0 1 6 KUNSTMUSEUM «Harmonisch und souverän» Mit einem Festakt wurde gestern Abend das neue Bündner Kunstmuseum offiziell eröffnet. Zugegen war viel Prominenz aus Politik, Kultur und Wirtschaft. I ▸ JULIAN REICH In dieser Dichte ist die Bündner Polit- und Kulturprominenz nur selten beisammen: Von der alt Bundespräsidentin bis zu National- und Ständeräten, von vier Fünfteln des Regierungsgremiums über allerlei Grossräte bis hin zu den Kapitänen der grossen staatsnahen und -fernen Firmen des Kantons versammelte sich gestern Abend alles, was Rang und Namen hat im Kanton. Hinzu kamen der aktuelle Präsident des Ständerates, Raphaël Comte, und Isabelle Chassot, Chefin des Bundesamtes für Kultur. Der neue Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums wurde damit gebührend gewürdigt. Geist und Grazie Fester Bestandteil eines Festaktes von dieser Bedeutung bildet eine Reihe von Reden aus berufenen Mündern. Regierungsrat Mario Cavigelli war es vorbehalten, den Reigen zu eröffnen. Der Vorsteher des Baudepartementes war in gewisser Weise der eigentliche Bauherr des neuen Museumsteils. Und Cavigelli ist offensichtlich begeistert vom Resultat. Der Begriff der Grazie bildete das Leitmotiv seiner Rede, er definierte das Ideal der Schönheit als jenen Moment, in dem «Grazie und Geist sich treffen». Nicht nur Grazie, sondern eben auch viel Geist sieht er im Neubau von Barozzi/Veiga walten, Ingenieursgeist vor allem, der dem Gebäude von rund 100 Planern und Konstrukteuren eingehaucht worden sei. «Etwas insgesamt Harmonisches und Souveränes» sei daraus entstanden, sagte Cavigelli, bevor er Margot Bodmer, der Frau des verstorbenen Mäzens Henry Bodmer, Blumen als Dank für ihre Schenkung überreichte. Dankbar für die grosszügige Schenkung: Regierungsrat Mario Cavigelli übergibt Mäzenin Margot Bodmer einen Blumenstrauss. (FOTOS OLIVIA ITEM) ment über, das es betreibt. Jäger erinnerte an die Ursprünge von Museen im Allgemeinen und des Bündner Kunstmuseums im Besonderen. Dieses hat sich eng mit dem Bündner Kunstverein und der Bündner Kunstsammlung entwickelt. Das neue Haus sieht er «als Kompetenzzentrum für Kunst in Graubünden, als wichtigen Begegnungsort für die Bevölkerung, als Hotspot für Touris- ten und als Magnet, der ein kunstinteressiertes Publikum nach Chur locken wird». Dualität von Villa und Neubau Isabelle Chassot unterstrich mit ihrer Anwesenheit die nationale Dimension des Neubaus. Schweizweit sei die Museumslandschaft derzeit in Bewegung. Chur sei ein Zeugnis der Neuausrichtung der Schweizer Vom Hochbau zur Kultur Nach Cavigelli durfte Martin Jäger als Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und Umweltdepartements einige Worte an die Gäste richten. Der Wechsel war symbolhaft, geht das Museum doch nun quasi vom Baudepartement an das Kulturdeparte- Direktor Stephan Kunz, Regierungsrat Mario Cavigelli, Schenkerin Margot Bodmer, BAK-Chefin Isabelle Chassot und Regierungsrat Martin Jäger (v.l.) Kunstmuseen und stehe in einer Reihe mit den Neubauprojekten in Lugano, Basel, Zürich und Lausanne. «Der Erweiterungsbau des Kunstmuseums öffnet eine Tür zu internationaler Ausstellungstätigkeit und macht das bedeutende Bündner Kunsterbe weit über den Kanton und das Land hinaus sichtbar», sagte Chassot, und wechselte daraufhin sogar ins Romanische. Dabei erklärte sie, dass die Sammlung des Museums ebenso grosse Werke der Vergangenheit wie der Gegenwart beinhalte, was sich nun in der Dualität von Villa Planta und Erweiterungsbau spiegle. Nach den Worten der Architekten (siehe Artikel unten) oblag das Schlusswort Stephan Kunz, dem Direktor und Hausherrn des Museums. Er erklärte, dass die «Erweiterung» mehr als nur die bauliche Dimension umfasse. Dass die Sammlung nun zwei Drittel der Ausstellungsfläche belege, sei ein deutliches Bekenntnis zu ihrem Wert. Ihren Schwerpunkt habe sie zwar durch ihren Bezug zum Ort, doch weise die Sammlung in ihrer Bedeutung darüber hinaus – etwas, das sich auch über das neue Museum sagen lässt. «Ein Museum zu entwerfen, ist einzigartig» Mit dem Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums hat sich dessen Ausstellungsfläche mehr als verdoppelt. Doch das neue Bauwerk besticht auch anderweitig, etwa durch seine besondere Verbindung zur Villa Planta. Stolz präsentierte sich gestern Alberto Veiga, einer der beiden Architekten, die mit dem Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums beauftragt worden waren. «Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat», sagte Veiga gegenüber dem BT, auch wenn er und Partner Fabrizio Barozzi noch viele Jahre am neuen Gebäude hätten arbeiten können. «Ein solches zu realisieren, ist wie eine Freundin oder einen Freund zu haben: Du möchtest so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.» Im März 2012 gewann das katalanische Architekturbüro Estudio Barozzi/Veiga mit seinem Projekt «Kunst der Fuge» den international ausgeschriebenen Wettbewerb zur Erweiterung des Kunstmuseums. Das Besondere am Neubau: Die Ausstellungsräume und damit Dreiviertel des gesamten Gebäudevolu- mens befinden sich unter der Erde. «Oben» sind auf drei Etagen unter anderem das Foyer, der Museumsshop, ein Projektraum sowie die Werkstätten untergebracht. Mit der Minimierung des äusseren Gebäudevolumens sollte das Bauwerk einerseits ins bestehende Stadtbild von Chur passen, andererseits nicht mit der historischen Villa Planta in Konkurrenz treten. Gleichzeitig war es den Verantwortlichen wichtig, dass ein Dialog zwischen den beiden Gebäuden entstehen kann, auch wenn der Erweiterungsbau als eigenständiges Bauwerk zu verstehen ist. Villa und Neubau sind sich ähnlich Ein derartiger Dialog wird nicht nur über die physische Verbindung zwischen den zwei Bauten ermöglicht – eine unterirdische Treppe führt vom ersten Untergeschoss des Erweiterungsbaus direkt ins Foyer der Villa Planta –, sondern auch über die Ornamentik. Die Fassade des Neubaus mit ihren abstrakten Betonelementen erinnert an die orientalisch anmutenden Ornamente der Villa. Ausserdem verfügt der Erweiterungsbau über eine ähnlich klassische Raumgestaltung wie die im palladianischen Stil erbaute Villa Planta: Ein zentraler Raum findet sich auch hier, umgeben von diversen Ausstellungsräumen. Während die Räume in der Villa Planta jedoch eher klein sind, beeindruckt der Erweiterungsbau mit grosszügigen, verschieden proportionierten Räumen. Insgesamt konnte das Platzangebot des Bündner Kunstmuseums durch den Erweiterungsbau mehr als verdoppelt werden. Ein Umstand, der auch Mu- seumsdirektor Stephan Kunz freute: «Jetzt können wir endlich unsere Kunst adäquat zeigen, jetzt haben wir die Räume», betonte er auf dem gestrigen Medienrundgang durch das neue Kunstmuseum. 28,5 Millionen Franken kostete der Erweiterungsbau, weitere 5,3 Millionen Franken wurden in die Instandsetzung der Villa Planta investiert. Ein Ort, um nachzudenken Dass sich diese Investitionen gelohnt haben, davon ist Architekt Veiga überzeugt. Das Museum sei nicht einfach ein weiteres Gebäude in der Stadt, sondern ein Ort der Begegnung, ein Ort auch, um nachzudenken, erklärte er. «Für uns ist es unwichtig, ob man Kunst mag oder nicht, aber das Museum erlaubt Momente der Reflexion, die jede und jeder braucht.» MICHELLE RUSSI B ü n d n e r Ta g b l a tt 3 «Faszinierend» und «total gelungen» Im Rahmen der Eröffnung des neuen Bündner Kunstmuseums wollte das BT von verschiedenen Persönlichkeiten aus Kultur und Politik wissen, was sie vom neuen Museum halten. REAKTIONEN Auch Stadtpräsident Urs Marti wohnte dem offiziellen Festakt am frühen Abend bei. Für ihn bedeutet das erweiterte Bündner Kunstmuseum eine «grosse Chance für Chur, um sich im Bereich Kultur und Architektur zu etablieren und weiterzuentwickeln». Es sei, sagte er, eine eindrückliche Leistung, eine derartige Symbiose zwischen dem alten und für ihn schönsten Gebäude der Stadt, der Villa Planta, und dem neuen Kubus, dem Erweiterungsbau, herzustellen. Mit dem Zürcher Literaturkritiker und Publizisten Stefan Zweifel war gestern auch ein Ko-Kurator der Eröffnungsausstellung vor Ort. Schon vor diesem Engagement kannte er das Haus relativ gut, wie er sagte – «wenn auch nur aus der touristischen Perspektive». Wenn er jeweils in die Berge fahre, mache er einen Halt in Chur, und zwar vor allem, um die Werke von Andreas Walser zu betrachten. Jenes Bündners, der nach Paris zog und schon in jungen Jahren starb. Die Gestaltung der Eröffnungsausstellung sei keine alltägliche Aufgabe gewesen, hätten die drei Kuratoren – neben Zweifel: Stephan Kunz und Juri Steiner – die Ausstellungsräume doch lediglich in sehr rohem Zustand gesehen. Dennoch hätten sie nur wenige Werke umhängen müssen. Befragt nach der Bedeutung des erweiterten Museums meinte Zweifel: «Es mag kein grosser Schritt sein für die Menschheit – es ist aber ein grosser Schritt für Chur.» Auch Architekt Joos Gredig vom Churer Architekturbüro Gredig Walser, das sich um die Instandsetzung der Villa Planta gekümmert hatte, zeigte sich ob des Neubaus beeindruckt: «Insbesondere in der Kombination mit der Villa Planta finde ich den Erweiterungsbau faszinierend.» Die Kombination zwischen kleinen, prunkvollen Räumen in der Villa und grossen, schlicht gehaltenen Räumen im Neubau werde zu einem Erlebnis für Museumsbesucher, meinte der Architekt. Die neuen, hellen Museumsräumlichkeiten erfreuen nicht nur aus ästhetischen, sondern auch aus pragmatischen Gründen. Dieser Meinung war gestern zumindest Stephan Schenk, Verantwortlicher für die Museumstechnik im Bündner Kunstmuseum. Alles an nur noch einem Ort zu haben, erleichtere seine Arbeit enorm. «Wir haben jetzt super Arbeitsplätze, um uns um die ganze Vorbereitung und Betreuung der Werke zu kümmern.» Es gebe Licht und Ablageflächen, und er müsse die Gemälde nun nicht mehr von Raum zu Raum transportieren, um die verschiedenen Aufgaben zu verrichten. Und wie hat Gisela Kuoni das Haus erlebt? «Mir gefällt das Helle, das Beschwingte, das Offene», betonte die Kulturjournalistin und Kunstpublizistin, insbesondere weil ja eigentlich alles unterirdisch sei. «Das merkt man gar nicht und hat mich am allermeisten erstaunt.» Auch die Weite und der Grundriss des Gebäudes, fuhr Kuoni fort, bei dem die Besucherinnen und Besucher immer wieder an den Ausgangspunkt zurückgelangen würden, finde sie «absolut logisch». Ins Schwärmen kam Kuoni vor allem bei den Einrichtungsgegenständen des Bündner Künstlers Diego Giacometti, die in der Villa Planta ausgestellt sind. «Das Ganze macht so einen natürlichen Eindruck und ist so luftig platziert», findet die Kulturkennerin. Für die Zukunft des Kunstmuseums wünscht sich Gisela Kuoni, «dass es besucht und in seiner Schönheit und seiner Aussergewöhnlichkeit wahrgenommen wird». Abschliessend verwies auch Kuoni auf die Kombination von Alt und Neu und bezeichnete diese als «total gelungen». (RUM/JUL) 4 B ü n d n e r Ta g b l a tt KUNSTMUSEUM V I L L A P L A N TA In neuem Glanz: Die Villa Planta wurde vom Büro Gredig Walser einer Totalsanierung unterzogen und auf den heutigen Stand der Museumstechnik gebracht. (FOTOS MARCO HARTMANN) D o n n e r s t a g , 2 3. Ju n i 2 0 1 6 D o n n e r s t a g , 2 3. Ju n i 2 0 1 6 KUNSTMUSEUM «Solo Walks» – lakonisch, leicht und doch ergreifend Kunstmuseumsdirektor Stephan Kunz hat die Gunst der Stunde genutzt und präsentiert zur Neueröffnung eine erstklassig kuratierte Schau, die auch das neue Haus selbst ins beste Licht rückt. dann findet die Menge ihren Weg ins zweite Untergeschoss. Der Raum dehnt sich, und inmitten der kathedralenhaften Weite steht er: Alberto Giacomettis bronzener Mann, «L’Homme qui marche», lebensgross, spindeldürr, wie eingefroren in seinem Schreiten. Traurig und leicht zugleich – ergreifend auch für den, der sich auf die Begegnung vorbereitet wähnt. Ausgehend von Giacomettis zentral positionierter Plastik, eröffnet die Sonderschau «Solo Walks» Wege, auf denen alle Spielarten der Fortbewegung ihren Sinn finden. Noch immer vom Anblick des «L’Homme» gerührt, stolpert man auf Hamish Fultons «Mountain Skyline» zu, ein für seine ungeheuren Ausmasse erstaunlich luftiges Werk. Seltsam, auch der Journalistentross scheint beschwingter voranzukommen und beginnt zu spazieren – vorbei an Richard Longs Steinspur («Alpine Line», 1991), Mark Rothkos enträumlichtem ▸ CARSTEN MICHELS (TEXT) OLIVIA ITEM (FOTOS) B «Begeben wir uns nun also auf den Rundgang», schliesst Stephan Kunz seine Rede, und die Medienvertreter packen Notizbücher, Fotoapparate, Kameras, Taschen. Murmelnd setzt sich der Tross in Bewegung. «Statt Rundgang kann man auch Marathon sagen», ertönt die Stimme des Kunstmuseumsdirektors, dann ist er auch schon um die Ecke verschwunden. Selbst wenn Kunz mit «Marathon» nur die Wegstrecke durch die Raumfluchten des Erweiterungsbaus hinüber zur Villa Planta und zurück gemeint hat, malt der Begriff ein treffendes Bild vom Medienaufmarsch an diesem Tag. 40 Journalistinnen und Journalisten eilen Kunz hinterher: Kollegen von der Schweizerischen Depeschenagentur, vom «St. Galler Tagblatt», von der «Aargauer Zeitung», vom «Tages-Anzeiger», vom Tessiner «Giornale del Popolo», mehrere Kamerateams, davon eines für die SRF-«Tagesschau» – und natürlich die Vertreter sämtlicher Bündner Medien. NZZ und «Basler Zeitung» waren schon vorgängig da. « Gemessenen Schrittes in die Moderne, beschwingt durchs Hier und Jetzt » Ein Raum für Augusto «Nr. 7», den Werken von Bruce Nauman, Sturtevant und Roman Signer. Ein überraschendes und glückliches Wiedersehen gibt es mit den Skizzenbüchern Alberto Giacomettis, in denen er das Pariser Leben der 50er- und 60er-Jahre mit flottem, genialisch sicherem Strich festhielt. Die Leichtigkeit, das Spiel mit lichten und dunklen Akzenten, der heiter taumelnde Rhythmus der gesamten Schau – all das wurde vom Kuratortrio Stephan Kunz, Juri Steiner und Stefan Zweifel bewusst gesetzt. Selten noch hat sich eine derart erstklassig bestückte Kunstausstellung mit solch lakonischem Witz präsentiert. «Sie werden bemerken, das neue Haus ist kein Labyrinth», hatte Kunz vorm Abmarsch noch wissen lassen und betont: «Es geht darum, den Besucher durchs Haus zu leiten.» Die Tapisserie-Entwürfe Ernst Ludwig Kirchners ziehen vorüber und jene Bildteppiche, die Lise Gujer nach diesen Entwürfen gewoben hat. «Wir starten nicht mit einem Paukenschlag», kommentiert Kunz während eines kurzen Halts und « Irgendwo kommt immer ein Giacometti in Sicht Diegos Erstling: der Neuzugang » blickt verschmitzt in die abrupt stoppende Schar. «Das, was alle sehen wollen – die Giacometti-Werke unserer Sammlung von Giovanni, Alberto und Diego –, befindet sich am entferntesten Ort vom neuen Haupteingang aus gesehen: im Obergeschoss der Villa Planta.» Wer dort hin wolle, müsse beide Häuser durchqueren. Ein Giacometti findet sich dennoch im ersten Untergeschoss des neuen Hauses: Ein ganzer Raum ist den Werken von Augusto Giacometti gewidmet, dem entfernten Cousin von Vater Giovanni. Hier offenbart sich dem verblüfften Betrachter die ausgeklügelte Lichtgebung. Das tiefdunkle Rot im Gemälde «Die Bar Olympia» (1928) tritt so intensiv hervor, dass man den Farbton beinahe klingen hört. Einen Raum weiter vereinen sich Werke von Kirchner mit jenen seiner expressionistischen Mitstreiter Hermann Scherer und Albert Müller. Und plötzlich steht er da Bilder des früh verstorbenen Andreas Walser (1908–1930) treten in Das Licht spielt in allen Variationen – ob im zweiten Untergeschoss des Erweiterungsbaus (oben), ob im «Labor» (Mitte) oder in der Villa Planta (unten). Dialog mit einer Skulptur von Not Vital (*1948). Im nächsten Raum grüsst Matias Spescha von den Wänden und geleitet ins Finale der Bündner Moderne, hinüber zu Werken von Lenz Klotz, HR Giger und Gaudenz Signorell. Die Jüngeren folgen: Florio Puenter, Ester Von- plon, Mirco Baselgia. Wer kann, macht sich Notizen im Gehen, Namen und Werktitel sollen schliesslich stimmen; andere versuchen, Kunz’ Bemerkungen aufzuschnappen und dem Gesehenen zuzuordnen. Die Spannung weicht einer Unruhe, kurzer Stau an der Treppe, «Wandern wir in die Villa hinüber», ermuntert Kunz seine Besucherschar, die nach Sammlungspräsentation und Sonderschau im Erweiterungsbau allmählich an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit kommt. Für die Journalisten von ausserhalb mag die Villa Planta in höchst interessantem Kontrast zum Neubau stehen – für die einheimischen aber bietet sie mehr als nur ein AhaErlebnis. Bereits Bekanntes – wie die von Kunz eingangs erwähnten Werke von Giovanni und Alberto Giacometti – ist weit grosszügiger gehängt als früher. Auch Segantini und Hodler nehmen neu endlich jenen Platz ein, der ihnen zusteht. Sensationelle Neuerwerbung: ein Kerzenständer Diego Giacomettis, seine erste Bildhauerarbeit überhaupt. Sie ist just vor zwei Tagen in die Villa Planta eingezogen und ergänzt die filigranen Möbel Diegos im Raum nebenan. Als Ziel und finaler Höhepunkt des «Marathons» entpuppt sich der Besuch im «Labor» – nun wieder im Erweiterungsbau. Der von Tageslicht durchflutete Raum wird grandios bespielt von Zilla Leutenegger (Ausgabe vom Samstag) und ist zweifellos der schönste im ganzen Kunstmuseumskomplex. B ü n d n e r Ta g b l a tt 5 Der lange Weg zum neuen Museum Bis der Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums eröffnet werden konnte, waren viele Hürden zu nehmen – auch unvorhersehbare. ▸ 1976: Regierung und Grosser Rat genehmigen ein Museumskonzept, das dem Kunstmuseum einen Raumbedarf von 3800 Quadratmetern zumisst – fast das Doppelte der verfügbaren Ausstellungsfläche. ▸ 14. Februar 2009: Nur wer das Regierungsprogramm 2009–2012 kennt, weiss bis zu diesem Zeitpunkt: Der Kanton plant, das Museumskonzept endlich umzusetzen. Das BT macht das Vorhaben publik. ▸ 7. Juni 2011: Nach monatelanger Arbeit hinter den Kulissen kommuniziert der Kanton eine Sensation: Der Zürcher Millionär Henry Carl Martin Bodmer spendet 20 Millionen Franken für den Bau eines neuen Kunstmuseums. Der Eröffnungstermin wird auf 2015 angesetzt. ▸ September 2011: Das Hochbauamt schreibt einen Architekturwettbewerb aus. Aus anfänglich 300 Interessierten aus aller Welt schälen sich 18 Architekturbüros heraus, die ein Vorprojekt erarbeiten dürfen. ▸ 22. März 2012: Das Projekt «Kunst der Fuge» des Büros Barozzi/Veiga aus Barcelona geht als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. ▸ 7. April 2012: Die «Südostschweiz» macht publik, dass der Flimser Architekt und Drittplatzierte Valerio Olgiat Rekurs gegen den Juryentscheid eingelegt hat. ▸ Mai 2012: 60 Künstler aus Graubünden richten sich mit einem Aufruf an Olgiati, seinen Rekurs zurückzuziehen, um den Bau des neuen Kunstmuseums nicht weiter zu verzögern. ▸ 12. Juni 2012: Der Bündner Grosse Rat spricht den Kredit für den Neubau. Dem Kanton bleiben Kosten von 8,5 Millionen Franken. ▸ Juli 2012: Olgiati zieht den Rekurs zurück. ▸ 29. April 2013: Baueingabe bei der Stadt Chur. ▸ 21. Juni 2013: Mit der Ausstellung «Nationalpark» schlägt dem Sulserbau das letzte Stündchen. Der Abriss beginnt sechs Monate später. ▸ 4. Februar 2014: Eine Privatperson aus Chur erwirbt die nicht mehr gebrauchte Passarelle, die die Villa Planta mit dem Sulserbau verband und in den 80er-Jahren von Peter Zumthor entworfen worden war. ▸ 27. Juni 2014: In Anwesenheit des GönnerEhepaars Bodmer wird in der 18 Meter tiefen Baugrube der Grundstein gelegt. ▸ 29. Mai 2015: Aufrichtefeier. ▸ 4. Juni 2015: Henry Carl Martin Bodmer verstirbt 85-jährig. ▸ 22. März 2016: Ein Brand beschädigt die fast fertige Fassade des neuen Museums. ▸ 22. Juni 2016: Mit einem Festakt wird das neue Bündner Kunstmuseum eingeweiht. (JUL) WORTWÖRTLICH «Ich gebe zu, als ich das erste Mal im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau des Bündner Kunstmuseums von der ‘Kunst der Fuge’ hörte, konnte ich mir nicht gleich einen Reim darauf machen. Es ging offensichtlich um eine Baulücke, die zu füllen war – aber was, um Himmels Willen, hat das mit Bach zu tun? Bei näherer Betrachtung wird der Bezug sinnfällig. Wenn wir Architektur als das begreifen, was sie von Alters her gewesen ist: die Synthese von Kunst und Technik, die Einheit von Gestaltung und Funktion.» ISABELLE CHASSOT, BUNDESAMT FÜR KULTUR «Der Kanton Graubünden, die Bündner Regierung ist stolz auf unser Kunstmuseum, das mit seiner Sammlung und den Wechselausstellungen das besondere Kulturleben und das künstlerische Schaffen in diesem Kanton reflektiert und damit weit über die Kantonsgrenzen hinausstrahlt. Kunst und Kultur in Graubünden waren immer ebenso von der spezifischen Landschaft geprägt wie vom Austausch, vom Wechselspiel von Auswanderung und Rückkehr – und seit dem 19. Jahrhundert auch vom Tourismus, der neue Impulse brachte. » MARTIN JÄGER, REGIERUNGSRAT «Schönheit – wirkliche Schönheit – ist erreicht, wenn von einem Menschen, einem Tier, einem Gebäude eine Anziehungskraft ausgeht, die mindestens an ‘Grazie’ heranreicht. ‘Grazie’ ist das körperliche Gegenstück zum Geist. Wenn ‘Grazie’ und ‘Geist’ sich in einem treffen, wenn ‘Grazie’ und ‘Geist’ eine Einheit bilden, dann ist das Ideal der Schönheit erreicht. Dann entsteht etwas Harmonisches und Souveränes, etwas echt Schönes. » MARIO CAVIGELLI, REGIERUNGSRAT 12 B ü n d n e r Ta g b l a tt KULTURWOCHE D o n n e r s t a g , 2 3. Ju n i 2 0 1 6 H E U T E D O N N E R STAG 23. Juni Kulturhuus Schanfigg lädt zum Dok-Film «Fällen, entasten, riesen, führen und flössen» heisst der Dokumentarfilm, der heute Donnerstagabend um 20 Uhr im Kulturhuus Schanfigg gezeigt wird. Der Film dokumentiert, wie die Waldarbeit im Prättigau vor einem guten halben Jahrhundert aussah. Gedreht wurden die Aufnahmen in den Jahren 1948/49 vom Germanisten und Volkskundler Werner Schmitter und seinem professionellen Kameramann Hermann Dietrich. Eine Einführung in den Film gibt der Bündner Historiker Georg Jäger. Das Kulturhuus Schanfigg in Langwies besteht seit vergangenem Herbst. Mit Unterstützung durch die Gemeinde Arosa wird das alte Schulhaus von Langwies seitdem als Kulturhaus genutzt, in dem eine Bibliothek und ein Kulturarchiv für das Schanfigg eingerichtet sind. Wie bei allen Veranstaltungen im Kulturhuus ist auch der Eintritt zum Filmabend frei. Es wird eine Kollekte erhoben. (BT) Geschichten von Filou, Chasper und Chatrigna Die Engadiner Autorin und Fotografin Susanne Bonaca hat ein neues Buch veröffentlicht. Der Bild- und Erzählband trägt den Titel «Filou, Chasper & Chatrigna». Erzählt wird die Geschichte einer Katze, die auszog, um den Berg zu erobern. Heute Donnerstag wird das Buch am Laret-Markt in Pontresina vorgestellt. Bonaca liest daraus gleichentags im Kulturzentrum Rondo zwischen 17 und 19 Uhr auf Deutsch und Romanisch. (BT) Begleitprogramm zur Teuscher-Kunst Im Saal des Churer Restaurants «Edelweiss» hält der deutsche Schauspieler Jochen Picht heute Abend einen Vortrag über das Altern – und zwar nach einem Essay des österreichischen Schriftstellers Jean Améry (1912–1978). Picht ist derzeit in Graubünden zu Gast in Zusammenhang mit der Ausstellung in der Churer Galerie/Edition Z. Dort wird noch bis zum 2. Juli die Installation «Was übarakunnt» von Marc Teuscher gezeigt. Am Tag nach seinem Vortrag im «Edelweiss» lädt Jochen Picht am Freitag, 24. Juni, um 18 Uhr zum Ukulelen-Konzert am Brunnen auf dem Churer Gigerplatz. (BT) ▸ Vortrag: Donnerstag, 23. Juni, 17.30 Uhr, Restaurant «Edelweiss», Storchengasse 11, Chur. Eröffnung des Churer Kino-Open-Airs Heute Donnerstagabend nach dem Eindunkeln – also etwa gegen 21.30 Uhr – läuft die erste Filmvorführung des diesjährigen Kino-Open-Airs am Churer Theaterweg. Gezeigt wird die französische Komödie «L’étudiante et Monsieur Henri». Der Film in Originalsprache mit deutschen Untertiteln feiert in Chur Deutschschweizer Vorpremiere. Offiziell startet der Film in der Deutschschweiz erst am 7. Juli. Bis zum 13. August werden am Theaterweg zwei bis drei Filme pro Woche gezeigt. Wegen der laufenden Fussball-EM muss in den ersten Wochen vom gewohnten Modus Donnerstag/Samstag ein wenig abgewichen werden. Dies teilten die Veranstalter vorsorglich mit. (BT) ▸ Programm unter www.kinochur.ch F R E I TAG 24. Juni Buchvernissage mit Arnold Spescha Die regionale romanische Sprachorganisation Surselva Romontscha lädt heute Freitagabend um 20 Uhr in die Aula des Ilanzer Schulhauses ein. Dort Grosse Oper im Einkaufszentrum Das Junge Bündner Opernensemble ist in der Vergangenheit schon an mehreren Orten in der Bündner Hauptstadt aufgetreten: in der Postremise oder in der Commanderkirche. Wegen des jeweils grossen Publikumsaufmarschs sah sich Organisator Mattias Müller-Arpagaus nach einem grösseren Saal um und wurde schliesslich fündig. Heute Donnerstagabend, 23. Juni, beschallt die Sängerschar das Foyer des Einkaufszentrums City West. Das Konzert mit Arien, Duetten und Ensemblestücken aus der Welt der grossen Oper beginnt um 20.30 Uhr. Eine Reservation ist nicht nötig. Der Eintritt ist frei, es wird eine Kollekte erhoben. Im ersten Teil erklingen bekannte Melodien aus verschiedenen Mozart-Opern, darunter aus der «Zauberflöte» und «Il Nozze di Figaro». Der zweite Konzertteil findet die Vernissage von Arnold Speschas neuem Werk «Ei catscha dis/Der Tag bricht an» statt – in Anwesenheit des Autors. Zwei Themen hätten Spescha immer wieder begleitet und beschäftigt, heisst es in der Mitteilung: das Wetter und die Musik. Während die Musik zum Leitmotiv seines 2007 publizierten Gedichtbands «Ei dat ils muments da pass lev/Zeiten leichtfüssigen Schritts» geworden sei, bestimme nun das Wetter die Texte im aktuellen Band. Moderiert wird die Lesung von der Romanistin Silvana Derungs, musikalisch umrahmt von Ursina Giger. (BT) quer durch die «Terra ladina». Allen Porträtierten gemeinsam ist, dass sie zu Hause Rätoromanisch sprechen. Erschienen ist die Porträtserie in Wort und Bild im Zürcher Verlag Scheidegger & Spiess. Heute Freitagabend trifft der Bündner Kulturvermittler Chasper Pult den Autor und die Fotografin im Silser Hotel «Waldhaus» zum Gespräch und befragt die beiden zum Innenleben der rätoromanischen Welt, der «muond rumantsch». (BT) ▸ Kulturgespräch: Freitag, 24. Juni, 21.15 Uhr, Hotel «Waldhaus», Via da Fex 3, Sils Maria. Gesprächsabend zur «Muond rumantsch» Köbi Gantenbein befragt Peter Zumthor Der Romanist Jachen Curdin Arquint und die Fotografin Julieta Schildknecht haben 81 Persönlichkeiten aus dem Engadin und der Val Müstair porträtiert. Entstanden ist eine Galerie von Porträts In der Kapelle Sogn Benedetg in Sumvitg unterhält sich Köbi Gantenbein, Chefredaktor der Zeitschrift «Hochparterre», mit dem international bekannten Architekten Peter Zumthor aus Hal- bringt Werke von Rossini, Bellini und Gounod, Highlights aus Puccinis «La Bohème», Arien von Giuseppe Verdi und Donizettis berühmt-berüchtigte Arie «Pour mon âme» mit ihren neun hohen Cs. Das Bild oben zeigt die Mitwirkenden Bettina Hermann, Evelyne Hess, Manuela Tuena, Nora Bertogg, Mattias Müller-Arpagaus, Martin Roth und Pianist Mauro Ursprung (von links). Für Evelyne Hess singt heute Abend Tenor Christoph Waltle, und die Klavierbegleitung übernimmt Alessandro Limentani. Müller-Arpagaus’ Idee war es, mit den Opernabenden jungen Bündner Sängerinnen und Sängern eine Plattform zu bieten. Wer das Churer Konzert verpasst, kann es morgen Freitag, 24. Juni, um 20 Uhr in Liechtenstein erleben. Dort tritt das Ensemble open air im Schloss Gutenberg in Balzers auf. (ZVG/CMI) denstein. Zumthor hatte die hölzerne Kapelle Sogn Benedetg, deren Grundriss die Form eines Tropfens zeigt, 1988 oberhalb des Dorfes erbauen lassen. Der Zumthor-Bau erinnert an die alte Kapelle gleichen Namens, die 1984 beim Niedergang einer Lawine zerstört worden war. Vor dem Gespräch von Zumthor und Gantenbein wird gemäss Mitteilung um 19 Uhr ein Apéro angeboten. Reservation unter der Telefonnummer 081 920 80 71. (BT) ▸ Kulturgespräch: Freitag, 24. Juni, 20 Uhr, Sogn Benedetg, Sumvitg. men den letzten Willen ihrer Mutter erfüllen müssen, um das Erbe antreten zu können. A-cappella-Gesang liefert die Geräuschkulisse oder gibt dem Ausdruck, was mit Worten nicht gesagt werden kann, wie es in der Medienmitteilung weiter heisst. (BT) Zapzarap gibt «Die Erben» in Davos Eine Rarität bringt die Opéra St. Moritz mit ihrer diesjährigen Produktion auf die Bühne des Hotels «Maloja Palace»: Laut den Veranstaltern wird Vincenzo Bellinis 1825 entstandene zweite Oper, «Bianco e Fernando», erstmals in der Schweiz aufgeführt. Zu hören sein wird auch eine rekonstruierte Fassung der nur teilweise überlieferten Ouvertüre. Premiere feiert die Oper unter der musikalischen Leitung von Thomas Herzog heute Samstagabend um 18 Uhr. Weitere Vorstellungen folgen Sonntag, 26., und Donnerstag, 30. Juni, sowie Samstag, 2. Juli. Im internationalen Ensemble, das vom Opernorchester St. Moritz begleitet wird, wirkt auch der Bündner Bassbariton Flurin Caduff mit. (BT) ▸ Reservation: www.opera-stmoritz.ch Im Saal Guggerbach an der Oberen Strasse 20 in Davos Platz zeigt die Theatergruppe Zapzarap heute Freitagabend um 20 Uhr ihr Stück «Die Erben». Dieses handelt laut einer Medienmitteilung von vier Stiefgeschwistern, die zusam- Tage der offenen Kunstmuseumstür Während am frühen Mittwochabend der offizielle Festakt zur Neueröffnung über die Bühne gegangen ist (siehe Seiten 1 bis 5 dieser BT-Ausgabe), steht der Bevölkerung das Bündner Kunstmuseum in Chur am kommenden Wochenende, 25./26. Juni, offen. Am Samstag ist das Kunstmuseum von 10 bis 20 Uhr, am Sonnatg von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Im Zentrum des Interesses wird der Erweiterungsbau stehen. Neben der Sonderschau «Solo Walks – eine Galerie des Gehens» (rund um Alberto Giacomettis berühmte Plastik «L’Homme qui marche») lässt sich auch in der Villa Planta Neues entdecken. Die Sammlung des Museums umfasst rund 8000 Kunstwerke vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart – mit Werken von international bekannten Bündner Künstlern wie Angelika Kauffmann, Alberto Giacometti, Ernst Ludwig Kirchner, Not Vital und Hans Danuser. (CMI/OI) SA M STAG 25. Juni Premiere bei der Opéra St. Moritz S O N N TAG 26. Juni Jazzmusiker Diallo spielt in St. Martin Zu einem musikalischen Grenzgang der besonderen Art laden die Churer Orgelkonzerte an ihrem vierten Konzert heute Sonntagabend um 17.30 Uhr in die Martinskirche: Der Jazzpianist Claude Diallo begibt sich für einmal an die Tasten einer Kirchenorgel. Noch vor wenigen Jahren war Diallo Student an der Jazzschule in St. Gallen; seither hat er gemäss Mitteilung eine Weltkarriere gemacht, wohnt in New York und konzertiert auf dem ganzen Globus. (BT)