2 / 2015 Wintersemester Deutscher Apotheker Verlag unidaz.de
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DAZ UniDAZ DAS STUDENTENMAGAZ IN DER DEUTS C HEN APOTHEKER ZE IT UNG Ringen um die Leipziger Pharmazie 2 / 2015 GMP und GCP Wintersemester Drogenschnelltests Deutscher Apotheker Verlag PJ in Australien unidaz.de EDITO R IAL 02/2015 UniDA Z 3 LIEBE STUDENTINNEN UND STUDENTEN, LIEBE PHARMAZEUTEN IM PRAKTIKUM, LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, REZEPTURMEISTER morgens in den Vorlesungen sitzen, nachmittags Wenn ihr an einer Hochschule studiert, an der ein Dozierender eine im Labor stehen und abends für Klausuren ler- innovative Lehrmethode anwendet, eine interessante Veranstaltung nen – die Tage im Pharmaziestudium sind gut angeboten wird oder es ein anderes Highlight in eurem Uni-Leben gefüllt. Da merkt man gar nicht, wie von Semes- gibt, dann schreibt uns gerne eine E-Mail an redaktion@unidaz.de, ter zu Semester die Zeit vergeht. Plötzlich hat damit wir darüber berichten können. So haben eure Kommilitoman das erste Staatsexamen in der Tasche, dann nen an anderen Unis die Möglichkeit, neue Aspekte kennenzulerdas zweite, und auf einmal hält man nach dem Praktischen Jahr und nen und diese eventuell aufzugreifen. dem dritten Staatsexamen seine Approbationsurkunde in der Hand. In diesem Sinne, versucht, euch trotz vollgepacktem Lehrplan ein Vom Uni-Leben bekommt so mancher vor lauter Lernstress und wenig Zeit zu nehmen und während des Studiums über den Pflichtveranstaltungen leider kaum etwas mit, ganz zu schweigen Tellerrand zu schauen – um das eine oder andere für euch und von den Kommilitonen und der Lehre an anderen Pharmazie- die nachfolgende Generation Pharmaziestudierender positiv zu Standorten. Das ist nachvollziehbar, deswegen aber nicht weniger beeinflussen. schade. Denn einige Universitäten bieten den Pharmaziestudierenden spannende Veranstaltungen, die über den vorgeschriebe- Viel Spaß beim Lesen der UniDAZ! nen Lehrplan hinausgehen, oder sorgen mit neuen didaktischen Konzepten dafür, dass die Vorlesungen abwechslungsreicher und manchmal auch lustiger werden. PROBLEMLÖSER GESUNDHEITSENGEL ... UND WAS IST IHRE BERUFUNG? Damit euch der Blick über den Tellerrand, hin zu anderen Pharmazie- Instituten, leichter fällt, haben wir an mehreren Stellen in dieser Ausgabe aufgegriffen, was an anderen Unis los ist. Es gibt tolle Angebote, etwa eine Einführung in die patientenorientierte Pharmazie für Erstsemester an der Universität Bonn oder eine extern organisierte Veranstaltung über pharmazeutische Tätigkeitsfelder an der Uni Düsseldorf. Vielleicht sind ja ein paar Anregungen dabei, die ihr auf die Tagesordnung für das nächste Fachschaftstreffen setzen wollt? Besuchen Sie uns am Karriere-Tag der INTERPHARM am 18. März 2016 im Berliner City Cube. Sie können es nicht erwarten? Dann sehen wir uns auf: www.berlinapotheke.de Cover: kotomiti (fotolia) ... ERZÄHLEN SIE ES UNS. 4 UniDAZ 02/2015 INH A LT MACHT MIT BEI UniDAZ! I hr als Pharmaziestudierende, Pharmazeuten im Praktikum und frischgebackene Apotheker seid mittendrin und wisst, welche Themen in der Universität, im Praktischen Jahr oder beim Berufsstart von Bedeutung sind. Und was für euch wichtig ist, ist auch für eure Kommilitonen und Kollegen interessant! Berichtet beispielsweise von Uni-Erlebnissen, eurem Auslandsaufenthalt oder eurem Praktischen Jahr. Auch für die Rubrik Pharmazeutische Karrieren suchen wir ständig Apotheker mit interessanten Jobs. Wir freuen uns über jeden, der einen Themenvorschlag parat hat oder sogar selbst zur Feder greift! Beim Verfassen von Artikeln unterstützen wir euch natürlich gerne, also traut euch und macht mit! Es ist ein tolles Gefühl, seinen Artikel im frischgedruckten Heft zu lesen, und nicht nur Freunde und Familie werden begeistert sein, sondern sicher auch euer zukünftiger Arbeitgeber. Denn Engagement wird immer gerne gesehen! Natürlich gibt es zu UniDAZ auch eine Internetseite, www.unidaz.de. Hier findet ihr alle Artikel aus den UniDAZ-Heften und könnt diese auch kommentieren. Wir freuen uns über eure Meinungen! redaktion@unidaz.de, www.unidaz.de, Tel.: 0711 2582 215 UniDAZ, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart INH ALT INHALT 06 UniDAZ 2 / 2015 Wintersemester Der Pharmaziestudiengang an der Universität Leipzig ist schon seit Längerem von der Schließung bedroht. Was hinter dieser Misere steckt, erklären zwei Leipziger Pharmaziestudentinnen. UniDA Z 5 STUDIUM RINGEN UM DIE LEIPZIGER PHARMAZIE STUDIUM 06 Ringen um die Leipziger Pharmazie 10 16. Sommerschule der Frankfurter Pharmazie 14 Patientenorientierte Pharmazie für Erstis 16 Uni-Leben: Was gibt´s Neues? 19 Die Studienausgabe 20 Arzneibuch und Kommentar 26 WISSENSCHAFT GMP UND GCP Die Good Manufacturing Practice (GMP) und die Good Clinical Practice (GCP) sind wichtige Instrumente des Qualitätsmanagementsystems in der pharmazeutischen Industrie. Werden sie nicht eingehalten, kann das gravierende Folgen haben. 22 Forum Beruf in Düsseldorf 24 Voigt Pharmazeutische Technologie 32 WISSENSCHAFT WISSENSCHAFT ALKOHOL UND DROGEN Was passiert eigentlich beim Atemalkoholtest? Und wie funktioniert ein Drogenschnelltest? Hier erfahrt ihr es. 25Preisrätsel 26 GMP und GCP 30 Die INTERPHARM – ein Fortbildungsfest 32Drogenschnelltests 36 UniDAZ-Preis 2016 BERUFSSTART 38 Umfrage zum begleitenden Unterricht 42UniDAZ-Kalender 43 Pharmazeutische Karrieren 44 Karrieretag CHANCE Pharmazie 38 BERUFSSTART BEGLEITENDER UNTERRICHT IM PJ Ob der begleitende Unterricht im Rahmen des Praktischen Jahres als hilfreich für die Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen und die Arbeit in der Apotheke erachtet wird, wollte die Autorin genauer wissen und startete eine Umfrage. 46 Apotheke macht Schule 48 Apothekerin im Zytostatikabetrieb Gefällt mir – UniDAZ auf Facebook Einfach auf www.facebook.com/ UniDAZ gehen oder mit dem Smartphone den nebenstehenden QR-Code scannen. 02/2015 51 Vorsorge gegen den Verdienstausfall INTERNATIONALES 53 Flavonoide in Moringa-Arten 54 Diplomarbeit in Äthiopien 57 Forschung im Land der Kängurus 61 BPhD e.V. 66Impressum 57 INTERNATIONALES PJ IN AUSTRALIEN Kängurus, Koalas und Co.: Zwei ehemalige Pharmaziestudierende haben einen Teil ihres Praktischen Jahres in Australien verbracht. Sie haben nicht nur viel erlebt, sondern auch beruflich von dem Auslandsaufenthalt profitiert. UniDAZ 02/2015 ST U D IU M ST UDIUM Sozialministerin Christine Clauß (CDU) legte jedoch ihr Veto gegen die Schließung ein. Das ist möglich, da die Apotheker einen Teil der gesundheitlichen Versorgung der sächsischen Bürger gewährleisten und das Sozialministerium diese Versorgung sicherstellen muss. Auch nachdem sich 2014 eine neue Regierung in Sachsen formierte, hielt die neue Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) den Einspruch aufrecht. Das Damoklesschwert der Schließung schwebt aber weiter über der Leipziger Pharmazie. Von fünf Professuren sind derzeit nur zwei besetzt. Zwei Professoren verabschiedeten sich in ihren wohlverdienten Ruhestand, einer folgte seinem Ruf nach Berlin. Die entsprechenden Berufungsverfahren für die offenen Professuren sind seit 2011 vom Rektorat auf Eis gelegt. Personelle Lücken werden durch Mehrbelastung der Mitarbeiter beziehungsweise mit Gastprofessuren oder im Rahmen von inner- und außeruniversitären Kooperationen, beispielsweise mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig, aufgefangen. Foto: FSR BioPharm 6 GUTE LEHRE TROTZ ROTSTIFT Als Studierender an einem anderen Institut fragt man sich sicher, ob ein geregelter Ablauf des Studiums unter diesen Bedingungen überhaupt möglich ist. Diese Frage ist eindeutig mit Ja zu beantworten. Seit Beginn der Kürzungsdebatte haben die Stu- STUDIEREN IN LEIPZIG RINGEN UM DAS INSTITUT FÜR PHARMAZIE D as Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst teilte im November 2011 der Universität Leipzig mit, dass im Rahmen des Hochschulentwicklungsplans bis zum Jahr 2020 insgesamt 172 Stellen einzusparen sind. Davon sollten noch im selben Jahr 48 Stellen von der Uni benannt werden. Aufgrund der Autonomie der Hochschulen Deutschlands oblag dem Leipziger Rektorat die Entscheidung, an welchen Stellen gespart werden soll. Ohne vorherige Absprache mit der Fakultät oder dem Institut gab das Rektorat im Dezember 2011 bekannt, dass das Institut für Pharmazie 21 Stellen abbauen soll. Der KOOPERATION MIT UNI HALLE? Sowohl Rektorat als auch Politik haben eine Kooperation mit dem Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als Lösung ins Gespräch Haken daran: Das Leipziger Institut gehört zu den kleinsten in ganz Deutschland – und hat nur 21 Mitarbeiter. STATUS QUO Obwohl mit dem Wegfall von 21 Mitarbeitern eigentlich die Schließung des Leipziger Institutes besiegelt wurde, werden seitdem weiterhin zum Wintersemester Pharmaziestudierende neu immatrikuliert. Nachdem das Rektorat die zu streichenden Stellen Ende 2011 benannte, stimmte die amtierende Wissenschaftsministerin, Prof. Dr. Sabine von Schorlemer (parteilos) dem Plan der Universität zu. Die damalige Sächsische UniDA Z 7 MEINE MEINUNG Obwohl die Schließungsdebatte Ende 2011 begann, entschied ich mich nach meinem Abitur im Jahr 2012 bewusst dafür, in Leipzig Pharmazie zu studie ren. Mich überzeugten die familiäre At mosphäre und die persönliche Betreu ung. Ich bin ziemlich enttäuscht über die negative und ablehnende Haltung des Rektorats bezüglich der Pharma zie und über dessen Arbeit hinter ver schlossenen Türen. Das Rektorat hat sich in den letzten drei Jahren konse quent geweigert, sich für den Erhalt der Pharmazie durch eine gemeinsame Kompromisssuche mit allen Beteiligten einzusetzen. Lisa Bellstedt gebracht. Leider verlaufen derartige Gespräche prinzipiell hinter verschlossenen Türen, konkrete Pläne wurden bis jetzt noch nicht vorgestellt. Obwohl die Fachschaft als Interessenvertretung der Studierenden mehrmals ihren Willen an einer gemeinsamen Konfliktlösung geäußert hat, wird sie vom Rektorat ignoriert. Anzumerken ist, dass sowohl das Hallenser als auch das Leipziger Institut nichts von dieser Idee halten. Denn die Kapazitätsgrenzen der Labore in Halle sind erreicht, Platz für die Aufnahme weiterer Studierender steht somit nicht zur Verfügung. Zudem sind sich sowohl Studierende als auch Dozenten einig, dass das Pendeln zwischen den Städten zeitlich nicht umzusetzen ist. Das im Pharmaziestudium ohnehin schon ausgereizte Tagespensum würde dadurch eindeutig überschritten werden. Paradox ist, dass in den Leipziger Laboren über 20 Plätze frei stehen. Plätze, die seit über zwei Jahren nicht genutzt werden und die mit Blick auf den drohenden Apothekermangel, insbesondere in Sachsen, dringend besetzt werden sollten. APOTHEKERMANGEL IN SACHSEN Foto: Lisa Bellstedt Der Pharmaziestudiengang an der Universität Leipzig ist schon seit Längerem von der Schließung bedroht. Das Institut hält mit aller Kraft dagegen. Doch was steckt eigentlich hinter dieser Misere? Zwei Pharmazie studentinnen aus Leipzig klären auf. dierenden keinerlei negative Auswirkungen bezüglich der Qualität der Lehre festgestellt. Unsere Lehrveranstaltungen finden wie in der Approbationsordnung vorgeschrieben statt. Sogar Zusatzangebote, wie Forschungspraktika in den verschiedenen Fachbereichen oder das Beratungstraining in einer Übungsapotheke werden angeboten. Dieser Umstand ist dem Einsatz aller Mitarbeiter am Institut zu verdanken. Nur durch deren Engagement können die Folgen der Schließungsdebatte abgewehrt werden. Trotz der angespannten personellen Situation haben die Dozenten jederzeit ein offenes Ohr für Probleme jeglicher Art und unterstützen aktiv die Entwicklung der Studierenden. In Leipzig ist man definitiv nicht nur eine Matrikelnummer. Der Großteil der Studierenden beendet das Studium in der Regelstudienzeit. Es gibt ausreichend Laborplätze und der Umgang miteinander ist harmonisch. Zudem unterstützen sich die Semester untereinander: Patenschaften zwischen dem ersten und dritten Semester sind beispielsweise eine langjährige Tradition. All das beeinflusst die Lernbereitschaft des Einzelnen sehr positiv. 02/2015 Den Großteil des Hauptstudiums verbringt man im Leipziger Osten. Hier befinden sich die Pharmazeutische Technologie und die Klinische Pharmazie unter einem Dach. Als Studierender hat man oft das Gefühl, dass im Rahmen der Schließungsdebatte die Folgen nicht ausreichend durchdacht werden, die ein Ende der sächsischen Apothekerausbildung nach sich ziehen würden. Derzeit sind über 80 offene Stellenangebo- 8 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M Wir suchen Pharmazeuten/innen im Praktikum Foto: Lisa Bellstedt Ihr Aufgabengebiet: Ein gemeinsamer Ausflug des Pharmazeutischen Instituts zum Sächsischen Apothekertag ist mittlerweile zur Tradition geworden. te für Apotheker auf der Internetseite der Sächsischen Landesapothekerkammer zu finden. Tendenziell wird diese Zahl immer größer. Einerseits werden nicht mehr so viele Apotheker in Leipzig ausgebildet wie früher. Andererseits werden in Zukunft immer mehr Pharmazie-Ingenieure, die vor allem in den neuen Bundesländern zu finden sind, in Rente gehen. Doch nicht nur Sachsen sucht händeringend nach Apothekern, in allen Bundesländern wird nach pharmazeutischem Nachwuchs gesucht. Demzufolge ist es auch nicht möglich, dass andere pharmazeutische Institute Apotheker für Sachsen mit ausbilden, um die personellen Lücken zu füllen. Schon jetzt müssen Patienten auf dem Land lange Fahrtstrecken in Kauf nehmen, um zur nächsten Apotheke zu gelangen. Durch die zunehmende Multimorbidität und Immobilität der immer älter werdenden Bevölkerung ergibt sich ein verhängnisvolles Versorgungsszenario. Schlussendlich wäre die Schließung der einzigen Ausbildungsstätte für Apotheker in Sachsen eine gesundheitspolitisch unverantwortliche Entscheidung. DAUERHAFTE LÖSUNG GESUCHT Im Dezember 2015 jährt sich die Verkündung der Schließungspläne des Rektorats zum vierten Mal. Seitdem ist von studentischer und berufspolitischer Seite sowie vonseiten der Institutsleitung viel unternommen worden, um der Debatte ein Ende zu bereiten. Wir als Studierende haben zahl- reiche Pressemitteilungen geschrieben, Interviews für Zeitungen und Fernsehen gegeben, im sächsischen Landtag und auf offener Straße demonstriert, das Gespräch mit Politikern gesucht und sie auch zu uns ins Institut eingeladen. Wir hofften, dass ein Rechtsgutachten dem Kampf endlich ein Ende bereiten wird. Ein Gutachten, in dem schwarz auf weiß steht, dass das Verhalten der Universität nicht rechtskonform ist. Denn das Rektorat der Uni Leipzig hätte ohne Kenntnis des Fakultätsrats und ohne Zustimmung des Sozialministeriums niemals das Ende der Pharmazie beschließen dürfen. Wir erhalten nach wie vor die volle Unterstützung durch die Sächsische Apothekerkammer und durch den Sächsischen Apothekerverband, die sich vor allem auf politischer Ebene für uns einsetzen und schon viele Gespräche geführt haben. Wir fordern, dass das jährliche Zittern um die Immatrikulation eines neuen Jahrganges endlich ein Ende hat und eine Dauerlösung für unser Institut gefunden wird. Besonders die personellen Unsicherheiten schweben wie eine dunkle Wolke permanent über der Leipziger Pharmazie. Mit dem Ende des schier endlosen Kampfes könnten sich alle Beteiligten wieder voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren – auf die Lehre und die Forschung. Von Lisa Bellstedt und Friederike Zühl, Pharmaziestudierende und FSR BioPharmMitglieder in Leipzig MEINE MEINUNG Ich bin Studentin im achten Semester am Institut für Pharmazie in Leipzig. Immatrikuliert wurde ich im Oktober 2011. Zwei Monate später wurde uns verkündet, dass der Studiengang für den ich mich entschieden hatte, auf gelöst werden sollte. Seitdem haben wir viel Unterstützung aus der Gesund heitspolitik bekommen und mit zahl reichen Aktionen darauf hingewiesen, dass die Schließung unseres Instituts keine Lösung ist. Nach nunmehr fast vier Jahren gibt es aus Hochschulpolitik und Rektorat immer noch kein klares Bekenntnis. Deshalb bin ich enttäuscht von Hochschulpolitik und Universitäts leitung. Trotzdem kämpfen wir jeden Tag erneut um den Erhalt und fordern ein Bekenntnis für das Pharmazie- Institut am Standort Leipzig! Friederike Zühl Mitarbeit an ausgewählten Aufgaben in einem dieser Bereiche Arzneimittelsicherheit/ -information Galenische Entwicklung Arzneimittel Marketing & Vertrieb Arzneimittel Qualitätssicherung oder Wirkstoff-und Arzneimittelherstellung und damit verbundene Validierungsprojekte Die WALA Heilmittel GmbH ist ein mittelständischer Hersteller von Arzneimitteln, Präparaten zur Gesundheitspflege und Kosmetika aus Ihr Profil: Natursubstanzen auf der Basis Sie haben bis zum Pharmaziepraktikum Ihr Studium mit dem 2. Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen, sind engagiert und interessiert daran Neues kennen zu lernen und arbeiten verantwortungsbewusst und zuverlässig. der anthroposophischen Natur- Wir bieten Ihnen: Vielseitige und eigenständige Aufgaben in einem motivierten Team sowie eine umfassende pharmazeutische Betreuung und Ausbildung, in der Sie erste praktische Erfahrungen sammeln und erste Einblicke in ein pharmazeutisches Industrieunternehmen gewinnen können. Neugierig geworden? Wenn Sie sich für ein Pharmaziepraktikum in unserem Unternehmen interessieren, dann senden Sie bitte Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen mit dem von Ihnen favorisierten Einsatzgebiet per Post an die Abteilung Personal. WALA Heilmittel GmbH Dorfstraße 1 | 73087 Bad Boll / Eckwälden www.wala.de und Menschenerkenntnis. Aus der Natur für den Menschen 10 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M ST UDIUM 02/2015 UniDA Z 11 runde jedoch wieder in ihre Betten zurück. Für die Schwimmer ist es aber egal, wie sie nass werden und so laufen doch einige den kleinen Berg hinunter zum Putterersee. Nach einem kräftigen Frühstück wird unsere Erinnerung an die Themen Allgemeine Chemie, Quantitative anorganische Analyse und Instrumentelle Analytik aufgefrischt. Noch hat sich das angekündigte Sommerwetter nicht eingestellt: Regen und Sonnenschein wechseln sich ab, finden sogar zusammen und es kommt zu einem perfekten, teilweise doppelten Regenbogen. Eine prima Gelegenheit für ein außergewöhnliches Gruppenbild! Alle Fotos: Dr. Ilse Zündorf MONTAG, 29. JUNI 16. SOMMERSCHULE IN AIGEN IM ENNSTAL LERNEN UNTER DEM REGENBOGEN Die 16. Sommerschule der Frankfurter Pharmazie, während der 39 Studierende von insgesamt zehn Dozierenden un terrichtet wurden, fand vom 27. Juni bis zum 4. Juli 2015 in Aigen im Ennstal in Österreich statt. In jedem Semester wird eine Sommer- bzw. Winterschule vom Verein „Frankfurter Pharmazieschule e.V.“ organisiert, geplant und ausgerich tet, um die Studierenden des vierten Semesters auf den ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung vorzuberei ten. Die Gruppe war im wunderschön gelegenen Putterer schlössl untergebracht. Angeboten wurde in dieser Woche ein 42-stündiges, anspruchsvolles und vielfältiges Lernpro gramm, abgerundet von ereignisreichen Freizeitaktivitäten. SAMSTAG, 27. JUNI Für einige viel zu früh (7.30 Uhr) treffen wir uns auf dem Campus Riedberg der GoetheUniversität Frankfurt am Main, um uns auf den Weg in die Steiermark zu machen. Es regnet! Und leider sind heute auch noch ganz viele andere Menschen auf der Autobahn! Nach fast zehnstündiger Fahrt werden wir alle im Puttererschlössl herzlich begrüßt und können uns mit Kaffee und Kuchen stärken. Zum „Warmwerden“ startet noch am gleichen Abend eine Lehreinheit Organische Chemie im Seminarraum unterm Dach des Puttererschlössls. Obwohl der Abend etwas kühl ist, können wir die Begrüßungs-Erdbeerbowle noch unter freiem Himmel genießen. SONNTAG, 28. JUNI Um 6 Uhr – also eigentlich mitten in der Nacht – treffen sich die wackeren Sportler vor dem Schlössl. Angesichts des (leichten) Regens ziehen sich die Betreuer der Lauf- Und wieder heißt es um 6 Uhr: sporteln! Die Präferenz liegt noch ganz klar beim Schwimmen! Der Vormittag steht unter dem Einfluss der Organischen Chemie (schon wieder!) und der Biologie mit Schwerpunkt Cytologie, Genetik und Stoffwechselphysiologie. Für den Nachmittag ist eine Rafting-Tour auf der Salza vorgesehen. Einige, die so etwas noch nie gemacht haben, verspüren ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend, das sich nur unwesentlich bessert, als wir unsere Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Helme in die Hand gedrückt bekommen. Und warum genau müssen wir uns mit Unterschrift auf einer Teilnehmerliste eintragen ...? Aber die genaue Einweisung durch die begleitenden Guides, wie wir uns auf dem Wasser zu verhalten haben, wie wir unsere über Bord gegangenen (oder geschubsten) Freunde wieder ins Boot holen, aber auch, wie wir am besten andere Boote entern können, bringt auch den verzagteren Teilnehmern etwas Sicherheit. Die zweistündige Rafting-Tour führt durch Schluchten, vorbei an Ruinen und prächtiger Natur durch das wunderschöne Gesäuse, ein Nationalpark in der Steiermark. An einer Stelle können alle Mutigen aus viereinhalb Metern Höhe in das glasklare Wasser springen (die besonders Wagemutigen sogar aus sieben Metern Höhe!). Als dann auch endlich die Sonne zum Vorschein kommt, ist das Glück perfekt. Nachdem sich alle aus den Neoprenanzügen geschält haben, geht es zurück zur Unterkunft, wo schon der Duft nach gegrillten Würstchen und Fleisch sowie reichlich Salat und Gemüse die hungrige Gruppe empfängt. Die Rafting-Tour auf der Salza war ein tolles und aufregendes Erlebnis. Hoher Besuch beim Grillabend sind Rolf Breuer, ehemaliger Vorsitzender des Hochschulrates der Goethe-Universität Frankfurt, nebst Frau, und der Bürgermeister der Gemeinde Aigen, der – wie jedes Jahr – das Bier für den Grillabend spendiert. Und dann hat sich auch noch eine Gruppe einheitlich gekleideter Herren des Männergesangsvereins der Gemeinde Aigen eingefunden. Sie bieten nicht nur Herrn Breuer ein Geburtstagsständchen dar, sondern üben mit uns zusammen auch ein spezielles Apotheker-Trinklied ein. ßeren, ca. sieben Kilometer langen Runde austoben. Und obwohl es immer noch sehr kühl ist, steigt auch heute eine recht große Gruppe Schwimmer in den Putterersee. Es folgt ein Lerntag mit vollem Programm, bei dem sich die Lücken in der Arzneipflanzensystematik auftun und einige Aspekte in Physik und Arzneiformenlehre aufgefrischt bzw. erläutert werden. Immerhin ist jetzt tatsächlich auch der Sommer in der Sommerschule angekommen und die lange Mittagspause kann gut für Sport oder einfach nur zum Faulrumliegen genutzt werden. DIENSTAG, 30. JUNI MITTWOCH, 1. JULI Nach dem fröhlichen und gemütlichen Abend fällt das Aufstehen zum Morgensport etwas schwerer. Trotzdem ist der Andrang so groß, dass diesmal sogar zwei Laufgruppen angeboten werden. Die weniger geübten Läufer können sich auf eine kleinere Runde mit ca. vier Kilometern begeben, während sich die anderen auf einer grö- Und wieder fängt morgens um 6 Uhr ein neuer Tag an. Angesichts der angekündigten hohen Tagestemperaturen macht der Sport in der angenehmen Kühle des Morgens richtig Spaß. Auf dem heutigen Lernprogramm stehen Organische Chemie, Qualitative Analytik und Biologie. Mittlerweile ist aber auch die Hitze im Seminarraum unter dem Dach angekommen, sodass es allen etwas schwerer fällt, sich die Merkmale der Apocynaceae und Rubiaceae einzuprägen. Das Qualmen der Köpfe relativiert sich allerdings beim qualmenden, aber sehr idyllischen Lagerfeuer in den späten Abendstunden. » So langsam zehren die kurzen Nächte an unseren Kräften. Aber trotzdem sind noch viele « Wackere beim Morgensport dabei! DONNERSTAG, 2. JULI So langsam zehren die kurzen Nächte an unseren Kräften. Aber trotzdem sind noch viele Wackere beim Morgensport dabei! 12 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M Nach dem straff organisierten Lernprogramm waren wir fit für das erste Staatsexamen. Nach den letzten beiden sehr ausgiebigen Lerntagen geht es am Mittag – nach Seminaren in Organischer Chemie (wieder einmal) und Humanbiologie – in das wunderschöne Graz. Die Führung durch die Designstadt zeigt uns nicht nur Kunst und Kultur sowie atemberaubende Ausblicke vom Uhrturm aus über die Stadt, sondern bietet auch viele Informationen zur Grazer Geschichte. Nach den Tagen in der ländlichen Umgebung von Aigen ist die zwar heiße, aber urbane Luft eine willkommene Abwechslung, die wir noch bis 21 Uhr nach Belieben genießen können. Um den Kopf von den zahlreichen Lerneinheiten etwas freizubekommen, schlendern wir durch die Altstadt, setzen uns hier und da in einige der zahlreichen Bars und Restaurants und genießen das Leben. FREITAG, 3. JULI Was, schon der letzte Tag? Irgendwie ist die Zeit verflogen! Die letzten Lerneinheiten in Organischer Chemie und Arzneipflanzensystematik werden abgerundet durch ein allgemeines Strategietraining: Wie kann ich mich am besten auf den ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung vorbereiten? Aber auch – und das ist ganz wichtig: Wie bleibe ich in der Prüfung ruhig und kann dann all das abrufen, was ich mir zuvor angeeignet habe? Die Tour am Nachmittag in das Benediktinerstift Admont ist ein beeindruckendes Erlebnis. Wir sind noch etwas zu früh vor Ort und so führt unser Weg zuerst durch den Arzneipflanzengarten des Klosters, wo das in den letzten Tagen angeeignete Wissen über die Pflanzensystematik in der Praxis vertieft werden kann. Sehr viel kühler als im sonnigen Garten des Klosters ist es in der berühmten Stiftsbibliothek. Subprior Winfried Schwab zeigt uns die weltgrößte Klosterbibliothek, die ca. 70.000 Bände umfasst. Lichtdurchflutet, wie sich die Stiftsbibliothek präsentiert, passt sie zum Gedanken der Aufklärung: „Wie den Verstand soll auch den Raum Licht erfüllen.“ Als Kontrast zur Architektur und klassischen Kunst des Stifts präsentiert uns Pater Winfried die neue Ausstellung „Feuer & Flamme – Vom Stiftsbrand 1865 bis heute“ mit zum Teil sehr ungewöhnlichen modernen Kunstwerken. Nach den ermutigenden Worten des Paters und den besten Wünschen für Glück und Erfolg beginnt der letzte Abschlussabend beim Kirchenwirt in Aigen. Zum traditionellen Ripperl-Essen lädt inzwischen seit einigen Semestern eine Gönnerin der Frankfurter Pharmazieschule, Bettina Langenberg, ein. Sie ist für diesen Abend (und für eine entspannende Runde Golf) extra aus Frankfurt eingeflogen und gibt uns Studierenden ein paar motivierende Worte mit auf den Weg. Und noch weitere Gäste sind nur für diesen Abend (und die köstlichen Ripperln) angereist: Michael Röhr und Dennis Mertens vom Apothekenrechenzentrum wollen wenigstens kurz miterleben, wie toll die Stimmung auf der Sommerschule 2015 ist. Schließlich ist das » ARZ der Hauptsponsor für die Frankfurter Sommer- und Winterschulen, sodass es uns Studierenden finanziell leichter gemacht wird, an dieser Lernwoche teilzunehmen. Alle Gäste genießen zusammen mit uns den Abschlussabend. Zum Ausklang des Tages und ein letztes Mal für diese Sommerschule sitzen wir dann noch am Puttererschlössl zusammen am Lagerfeuer und lassen die vergangene Woche Revue passieren. Durchstarten bei einem Global Player: Pharmazie-Praktikanten (w/m) gesucht Wie wäre es: Im Rahmen Ihres Pharmazie-Praktikums vielfältige Erfahrungen sammeln bei einem der größten Pharmaunternehmen weltweit? Boehringer Ingelheim macht es möglich. Wir bieten Ihnen die Chance auf spannende Einblicke in unser operatives Geschäft. Während der sechsmonatigen Praktikumszeit können Sie Ihre im Studium erworbenen Kenntnisse praktisch anwenden und vertiefen. Was Sie bei uns noch erwartet: Ein hochmodernes Pharma-Umfeld mit kompetenten Kolleginnen und Kollegen, die Ihnen jederzeit gerne zur Seite stehen. Wir freuen uns auf Ihre Onlinebewerbung. SAMSTAG, 4. JULI Nach einer für die meisten sehr kurzen Nacht fährt der Bus pünktlich um 8 Uhr in Aigen ab und bringt uns in gewohnter Manier sicher zurück in die Studienheimat. Die Sommerschule hinterlässt bei allen Teilnehmern große Motivation für die anstehende Lernphase und sehr viele sehr glückliche Erinnerungen an eine Woche in inspirierendem Zusammenhalt. Alle Studierenden durften erleben, dass die Anstrengungen der Dozierenden, die anspruchsvollen Lerninhalte zu vermitteln, in dieser Atmosphäre besonders fruchtbar waren. Danke an die Dozierenden für die ausgezeichnete Vorbereitung und Umsetzung und an alle, die diese Woche ermöglicht haben. Ihre Einsatzmöglichkeiten n n n n n n n n n Wie bleibe ich in der Prüfung ruhig und kann dann all das abrufen, was ich mir zuvor angeeignet habe? « n n n n n n n n n Marktzugang und Gesundheitsökonomie (Ingelheim) Pharma Herstellung / Compliance (Ingelheim) Prozesstechnologische Bearbeitung inhalativer/fester Arzneiformen (Ingelheim) Qualitätskontrolle (Biberach, Ingelheim) Qualitätsmanagement (Ingelheim) Qualitätssicherung (Ingelheim) Qualitätssicherung für Arzneimittel (Ingelheim) Inhalative Device-Entwicklung (Dortmund) Regulatory Affairs (Ingelheim) Ihre Talente und Fähigkeiten: n n n n Von Alice Walther und Maximilian Molitor, Pharmaziestudierende aus Frankfurt Arzneimittelzulassung (Ingelheim) Arzneimittelherstellung (Ingelheim) Consumer Health Care Business Development (Ingelheim) Customer Relationship (Ingelheim) Formulierungsentwicklung (Biberach) Formulierungsentwicklung / Präformulierung (Ingelheim) Forschung (Biberach) Global Medical Affairs (Ingelheim) Launch Management Respimat (Ingelheim) Erfolgreich bestandenes 2. Staatsexamen im Pharmaziestudium Hohe Motivation für die beschriebenen Aufgabengebiete Selbstständige und zuverlässige Arbeitsweise Prozess- und lösungsorientierte Denk- und Handlungsweise n n n Ausgeprägte Teamfähigkeit Gute Kenntnisse in MS-Office Gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift Der Einstieg kann jährlich zum 1. Mai oder zum 1. November erfolgen, die Dauer beträgt sechs Monate. Den gewünschten Zeitraum geben Sie bitte bei Ihrer Bewerbung an. Bitte haben Sie Verständnis, dass eine Bewerbung per E-Mail oder Post nicht möglich ist. Bei weiteren Fragen zum Ablauf Ihres Pharmazie-Praktikums oder zum Bewerbungsprozess stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Kontakt Allgemeine Fragen zum Bewerbungsprozess sowie Fragen zu Bewerbungen in Ingelheim: Telefon: +49 (0) 6132 77-93240 E-Mail: rs@boehringer-ingelheim.com Wachsen Sie mit uns: www.boehringer-ingelheim.de Fragen zu Bewerbungen in Biberach: Telefon: +49 (0) 7351 54-93969 E-Mail: rs@boehringer-ingelheim.com 14 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M NEUE VORLESUNG AN DER UNIVERSITÄT BONN PATIENTENORIENTIERTE PHARMAZIE FÜR ERSTIS Damit die Pharmaziestudierenden des ersten Semesters an der Universität Bonn wissen, worauf es später im Apothe kenalltag ankommt, gibt es eine neue, freiwillige Vorle sung: Einführung in die patientenorientierte Pharmazie. U m erste Einblicke in die patienten orientierten Aspekte der Pharmazie zu geben, stellte Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Leiter des Bereichs Klinische Pharmazie, sein Fach in der Eröffnungsveranstaltung vor und lud uns zu einer freiwilligen Vorlesung für Erstsemester ein. Schon in der zweiten Semesterwoche ging es los … AUFPASSEN MIT ARZNEIMITTELN! Gespannt saßen wir pünktlich in der ersten Vorlesung „Der Apotheker als Therapiebegleiter“. Im Mittelpunkt standen folgende Fragen: Wie sicher ist die Arzneimitteltherapie? Welche arzneimittelbezogenen Probleme gibt es und wie entstehen sie? Wie können wir als Apotheker später zur Problemlösung beitragen? Prof Jaehde stellte den Fall einer Brustkrebspatientin vor, die wegen einer vierfachen Überdosierung des Chemotherapeutikums Cyclophosphamid verstarb – so wurde uns sehr schnell klar, wie wichtig die korrekte Dosierung ist. Dass jemand an den Folgen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) stirbt, ist kein Einzelfall: Nach Schätzungen sterben in Deutschland pro Jahr rund 16.000 bis 58.000 Menschen aufgrund von UAW. Zudem werden ungefähr fünf Prozent der » stationären Aufenthalte den UAW zugeschrieben. Ein weiteres Fallbeispiel handelte von einer 85-jährigen Heimbewohnerin aus Nordrhein-Westfalen. Sie wurde wegen starker Nebenwirkungen mehrfach ins Krankenhaus eingeliefert – bis endlich die Dosierung an ihr Alter angepasst wurde. Die Fallbeispiele zeigten uns noch unerfahrenen Erstis, dass kleine Fehler und Unaufmerksamkeiten im Medikationsprozess schwerwiegende Konsequenzen haben können. deutung, bei der jede Berufsgruppe (Ärzte, Apotheker, Pfleger, …) ihre eigenen Kernkompetenzen einbringt. Um einen ersten Eindruck zu bekommen, wie arzneimittelbezogene Probleme auch tatsächlich entdeckt werden können, stellte Prof. Jaehde uns 14 Kriterien vor, die bei einer komplexen Medikation regelmäßig überprüft werden sollten, wie z.B. die Dosierung, die korrekte Einnahme und mögliche Wechselwirkungen. MEDIKATIONSPLAN UND CO. SZENEN AUS DEM APOTHEKENALLTAG Natürlich gibt es Möglichkeiten, um arzneimittelbezogene Probleme zu lösen oder sie bestenfalls zu verhindern. So kann ein Medikationsplan als Grundlage für die Arzneimitteltherapie und Medikationsanalyse dienen. Weiterhin ist die multiprofessionelle Betreuung des Patienten von großer Be- In den nächsten Vorlesungen brachte uns Dr. Ronja Woltersdorf in jeder Stunde ein anderes arzneimittelbezogenes Problem näher, und wir lernten, dass es nicht nur durch den Patienten zu Abweichungen vom idealen Medikationsprozess kommen Nach Schätzungen Foto: I. Ortland / Uni Bonn sterben in Deutschland pro Jahr rund 16.000 bis « 58.000 Menschen aufgrund von UAW. Dr. Ronja Woltersdorf und Prof. Dr. Ulrich Jaehde brachten mit großem schauspielerischem Engagement den Apothekenalltag in die Universität. kann, sondern auch durch Arzt und Apotheker. Dass im Medikationsprozess so viele Dinge, von der Verordnung über Abgabe und Applikation bis zum Monitoring, schiefgehen können, haben wohl die meisten von uns bis dahin nicht geahnt. Zum Ende der Vorlesungsreihe wurde es dann noch einmal richtig kreativ. Prof. Jaehde und Dr. Woltersdorf spielten uns mit einer bemerkenswerten schauspielerischen Leistung Szenen aus dem Apothekenalltag vor, die alles andere als perfekt abliefen. Auf diese Weise konnten wir die zuvor besprochenen Probleme „miterleben“ und Vorschläge machen, wie die pharmazeutische Beratung und die Kommunikation zwischen Patient und Apotheker verbessert werden könnten. Bei den Fallbeispielen spielten anorganische Arzneistoffe – magnesium- und aluminiumhaltige Antacida und Calcium zur Osteoporoseprophylaxe – eine wichtige Rolle, sodass wir auch unser Wissen aus der Anorganischen Chemie einbringen konnten. INTERESSE GESTÄRKT Unserer Meinung nach hat die Vorlesung eine wichtige Lücke geschlossen. Wir haben nicht nur einen Einblick bekommen, was uns später einmal im Beruf erwarten wird, sondern es wurde auch unser Interesse an der Pharmazie und die freudige Erwartungshaltung auf die höheren Semester gestärkt. Durch die im Verhältnis zu den anderen Vorlesungen kurze Vorlesungsreihe ist zudem kein anderes Fach zu kurz gekommen, sodass wir uns trotz dieser „ExtraStunden“ gut auf die weiteren Seminare und Vorlesungen konzentrieren und uns ohne Probleme dem Chemiepraktikum widmen konnten. Die Vorlesung hat uns alle sensibilisiert: Wenn wir nun wegen Husten, Schnupfen und Co. die Apotheke aufsuchen, sehen wir das Beratungsgespräch mit ganz anderen Augen. Von Anna Dohm, Anna Nickel und Ian Wittenberg, Pharmaziestudierende des ehemaligen ersten Semesters in Bonn THEMEN DER VORLESUNG „Einführung in die patientenorientierte Pharmazie“ für Studierende des ersten Semesters: - Einführung: Der Apotheker als Therapiebegleiter -Medikationsfehler - Unerwünschte Arzneimittelwirkungen -Kontraindikationen -Interaktionen -Dosierungsfehler -Monitoring - Mangelnde Therapietreue -Einnahmefehler - Fallbeispiele aus der Apotheke - Diskussion zur Zukunft der Apotheke 16 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M ST UDIUM 02/2015 UniDA Z 17 UNI-LEBEN WAS GIBT´S NEUES? Es gibt 22 Universitäten in Deutschland, an denen Pharmazie studiert werden kann. Wer sich in das pharmazeutische Hamsterrad begeben hat und intensiv für die nächste Klau sur lernt oder das nächste Praktikum vorbereitet, der bekommt leider oftmals wenig mit von den anderen Instituten. Deswegen haben wir für euch einige Highlights aus den Unis aufgegriffen und erzählen euch, was sonst noch so läuft. A, B, C ODER D? An der Goethe-Universität in Frankfurt am Main verwendet Dr. Mario Wurglics in einigen Vorlesungen ein Votingsystem, das analog zum Publikumsjoker bei „Wer wird Millionär?“ funktioniert. Warum er das macht, wie es funktioniert und was die Studierenden davon halten, erzählt Dr. Wurglics im UniDAZ-Interview. UniDAZ: Wie funktioniert das Votingsystem? Dr. Wurglics: Ich verwende das System eduVote (www.eduvote. de). Dabei handelt es sich um eine webbasierte Lösung, die mithilfe internetfähiger Mobilgeräte der Teilnehmer arbeitet. Das bedeutet, dass die Studierenden bei den Abstimmungen ihr eigenes Handy, Tablet oder einen Laptop verwenden. Die dazu benötigten Apps können kostenlos heruntergeladen werden. Die Umfragen lassen sich direkt aus der Powerpoint-Präsentation heraus starten. So kann man sehr leicht und ohne Zeitverlust Umfragen in die Lehrveranstaltung einstreuen. UniDAZ: In welchen Vorlesungen verwenden Sie das Votingsystem? Dr. Wurglics: Ich verwende es in meinem Seminar „Toxikologie der Hilfs- und Schadstoffe“ sowie in meinen Lehreinheiten in der Winter- und Sommerschule. Im Seminar habe ich es an verschiedenen Stellen eingesetzt. So beginne ich jedes Seminar mit zwei bis drei Fragen zur vorangegangenen Stunde, quasi als Wiederholung. Außerdem nutze ich es, um das Vorwissen meines Publikums zu erheben: Wissen meine Studierenden schon, was sich hinter dem pH-Wert und Puffersystemen verbirgt? Mit diesen Informationen kann ich die Geschwindigkeit und den Umfang meiner Ausführungen besser anpassen. UniDAZ: Warum nutzen Sie das System und welche Vorteile hat es? Dr. Wurglics: Den Einsatz von eduVote sehe ich als einen Teilbereich des E-Learnings. So biete ich mein Seminar im Nachgang auch als Videostream im Internet an, allerdings ist die Teilnahme an den Umfragen nur den Hörern im Hörsaal möglich. Ich denke, dass der dosierte Einsatz die Aufmerksamkeit im Seminar verbessert. Die Studierenden bringen sich stärker ein als sonst. Von Vorteil ist natürlich auch die Anonymität. Bei Abstimmung mit Handzeichen muss man sich outen, bei eduVote nicht. Auch ich als Lehrender profitiere davon. Ich erhalte ein Real-TimeFeedback vom Wissensstand meines Publikums, da die Ergebnisse der Umfrage als Grafik unmittelbar zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt führen die Ergebnisse auch immer wieder zu lustigen Situationen, die die Stimmung im Seminar noch zusätzlich verbessern. UniDAZ: Und wie finden die Studierenden das? Dr. Wurglics: Mit der Erfahrung aus zwei Semestern kann ich sagen, dass die Studierenden diese interaktive Lehrumgebung sehr unterhaltsam finden. Ungefähr 80 bis 90 Prozent der Anwesenden nehmen an den Abstimmungen auch teil. In der letzten Evaluierung meiner Lehrveranstaltung gab es ausschließlich positive Rückmeldungen. UniDAZ: Herr Dr. Wurglics, vielen Dank für das Gespräch! 3D-BRILLEN IM HÖRSAAL LEITFADEN FÜRS PJ Es bedarf schon einiger Vorstellungskraft, um sich Moleküle räumlich vorzustellen. Nicht so an der Christian-Albrechts-Uni versität zu Kiel: Denn dort lehrt Prof. Dr. Christian Peifer, der in einigen Vorlesun gen 3D-Brillen verwendet. Im Praktischen Jahr (PJ) bekommen angehende Apotheker das nötige Handwerkszeug für die Apothekenpraxis mit auf den Weg und können das theoretisch erworbene Wissen aus dem Studium anwenden und vertiefen. Die erlernten Inhalte im PJ sind nicht nur für das spätere Berufsleben wichtig, sondern auch Gegenstand des dritten Staatsexamens. Aber was genau soll man eigentlich im PJ alles beigebracht bekommen – und wann? Eine Orientierung soll der Leitfaden für die Ausbildung im Dritten Ausbildungsabschnitt geben. Dieser wurde von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände erstellt und besteht aus einem Musterausbildungsplan, 26 Arbeitsbögen sowie Evaluationsbögen für ausbildende Apotheker und PhiP. Der Musterausbildungsplan stellt eine Empfehlung dar, wie die Ausbildung zeitlich und inhaltlich strukturiert werden kann. In den Arbeitsbögen werden verschiedene Themen, wie beispielsweise das Warenwirtschaftssystem, die Abgabe von Gefahrstoffen oder die Medikationsanalyse aufgegriffen. Dieser Leitfaden ist natürlich kein Muss – aber sicher eine tolle Hilfestellung für euch und eure Ausbildungsapotheke! Ihr findet diesen unter www.abda.de (-> Themen -> Arbeit in der Apotheke -> Berufe -> Apothekerinnen & Apotheker -> Ausbildung und Approbation). UniDAZ: Wie funktionert die technische Nutzung der 3D-Brillen? Prof. Peifer: Die 3D-Brillen basieren auf einer anaglyphen Technik und sind günstig in größeren Stückzahlen zu erhalten. Man nutzt den Hörsaalbeamer und eine entsprechende 3DSoftware auf dem Laptop zur Darstellung in der Vorlesung. Dadurch ist man nicht auf einen Hörsaal festgelegt und es entsteht kein organisatorischer Aufwand. UniDAZ: In welchen Vorlesungen verwenden Sie die 3D-Brillen? Prof. Peifer: Ich nutze die Brillen vor allem in den Lehrveranstaltungen Stereochemie, Einführung in die Organische Chemie und in der Hauptvorlesung Pharmazeutische Chemie. Darüber hinaus halte ich oft Vorträge in Schulen (Uni kommt zur Schule) und auf Abendveranstaltungen für die Universitätsgesellschaft Schleswig-Holstein. UniDAZ: Warum nutzen Sie die 3D-Brillen? Prof. Peifer: Die Welt der Chemie und damit auch von Arzneistoffen wurde lange Zeit als zweidimensional vermittelt, die Strukturformeln enthalten allenfalls Keilstriche, um eine dreidimensionale Ausrichtung anzudeuten. Auf dieser Grundlage ist es oft schwierig, sich die tatsächlichen Ligand-Rezeptor- Interaktionen im 3D-Raum vorzustellen und die Relevanz von stereochemischen Aspekten zu begreifen. Beispielsweise liegen ja eine ganze Reihe von Arzneistoffen als Eutomer (wirksames Stereoisomer) und Distomer (weniger- bzw. unwirksames Stereoisomer) vor. Im Laufe meiner Entwicklung als Dozent habe ich festgestellt, dass viele Studierende Schwierigkeiten mit diesen Vorstellungen im 3D-Raum haben. Da wir in der Arbeitsgruppe die Schrödinger Software (3D-Software, Anm. d. Red.) für unsere Forschungsprojekte nutzen, war es naheliegend, diese moderne Technologie auch für die Lehre einzusetzen. UniDAZ: Und wie finden die Studierenden das? Prof. Peifer: Ich glaube, dass die 3D-Visualisierung bei vielen Studierenden und Schülern sehr gut ankommt und neben dem didaktischen Erlebnis einen zusätzlichen Aha-Effekt zum stereochemischen Verständnis auslöst. UniDAZ: Herr Prof. Peifer, vielen Dank für das Gespräch! DAAD-PROJEKT: NATURARZNEIMITTEL IN AFGHANISTAN Im Frühjahr besuchte Professor Dr. Mi chael Keusgen, Dekan des Fachbereiches Pharmazie der Philipps-Universität Mar burg, die Pharmazeutische Fakultät der Universität Kabul. Schwerpunkt der Reise war die Erfassung von traditionell ge nutzten, wilden Arzneipflanzen in Af ghanistan. Diese erfolgte innerhalb eines vom Deutschen Akademischen Austausch dienst (DAAD) geförderten Projektes. Im Rahmen des Projektes sollten unter anderem durch umfangreiche Befragungen der Landbevölkerung Daten über den traditionellen Nutzen von Arzneipflanzen erhoben werden. In 18 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M ST UDIUM EUROPÄISCHES ARZNEIBUCH PLUS KOMMENTAR DIE STUDIENAUSGABE Foto: Prof. Keusgen Die digitale Studienausgabe vereint ausgewählte Arznei stoff-Monographien aus dem Europäischen Arzneibuch mit den entsprechenden Erläuterungen des ArzneibuchKommentars. Das Besondere: Die Auswahl der Monographien ist individuell auf jeden der 22 Pharmazie-Studienorte in Deutschland zugeschnitten. Blütenstand einer Ferula-Pflanze, deren Latex in Afghanistan und seinen Nachbarländern zu den begehrtesten Naturheilmitteln zählt. dieses Vorhaben wurden auch die Studierenden der Pharmazie in Kabul und der Pharmazeutischen Fakultät in Mazar-e Sharif eingebunden, die reges Interesse zeigten. So konnten inzwischen etwa 1500 Einzelberichte über den Nutzen dieser Arzneipflanzen erstellt werden; weitere Befragungen werden derzeit durchgeführt. EXPEDITION INS UMLAND Zudem bestand für Prof. Keusgen die Möglichkeit, gemeinsam mit den Professoren der Pharmazie der Universität Kabul und einigen Studierenden, sich ein Bild vom Bestand der wilden afghanischen Arzneipflanzen zu machen. Es konnten, soweit es die Sicherheitslage zuließ, mehrere Tagesexpeditionen in das Umland von Kabul gemacht werden, wobei die Gebirgstäler in nord-westlicher Richtung von Kabul eine reichhaltige Vegetation zeigen. Bemerkenswert sind insbesondere viele Ätherisch-Öl-Pflanzen, die vornehmlich zu den Pflanzenfamilien der Lamiaceae und der Apiaceae gehören; auch Korbblütler (Asteraceae) werden recht häufig verwendet. Man kann davon ausgehen, dass etwa 200 wilde Arzneipflanzen intensiv genutzt werden, wobei die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra) und Ferula-Arten die meistgenutzten sind. WISSEN WEITERGEBEN Vorrangiges Ziel des vom DAAD geförderten Projektes ist die Zusammenfassung der Ergebnisse zum Nutzen von afghanischen Arzneipflanzen als Buch, das auch in einer afghanischen Landessprache (Dari oder Paschtu) herausgebracht werden soll. Damit soll das Wissen nachhaltig konserviert werden und ein wesentlicher Beitrag zur Ausbildung der Pharmaziestudierenden und der Unani-Ärzte (Hakim, Hakeem) – die die traditionelle Medizin in Afghanistan repräsentieren – geleistet werden. Darüber hinaus soll die Einrichtung eines Zentrums für afghanische Arzneipflanzen unterstützt werden. Schwerpunktarbeit des Zentrums soll die konsequente Erfassung der afghanischen Arzneipflanzen sein sowie eine qualifizierte Ausbildung und Vorbereitung auf die Prüfung als Hakim. Ferner sollen Qualitätsstandards für die Ausbildung und die Arbeit der Ärzte erarbeitet werden. Von Prof. Keusgen wurde angeregt, auch die nachhaltige Ernte von wilden Arzneipflanzen, eine mögliche Inkulturnahme und den Handel mit diesen Arzneipflanzen zu berücksichtigen. Diese Ideen wurden dankbar angenommen und weitere Reisen von Prof. Keusgen nach Afghanistan werden sicherlich folgen. Von Prof. Dr. Michael Keusgen, Philipps-Universität Marburg IN EIGENER SACHE Habt ihr auch einen Dozenten, der eine innovative Lehrmethode anwendet? Oder wurde euer Arzneipflanzengarten neu angelegt, ein Labor auf den neuesten Stand der Technik gebracht – oder I n den 1970er-Jahren wurde eine Paperback-Studienausgabe herausgegeben, in der alle damals vorhandenen Arzneistoff-Monographien und die entsprechenden Kommentare in Kombination zu finden waren. Diese Studienausgabe war unter den Pharmaziestudierenden sehr beliebt, konnte aber irgendwann nicht mehr sinnvoll weitergeführt werden, da der Umfang von Arzneibuch und ArzneibuchKommentar im Laufe der Zeit zu stark angewachsen war, um zwischen zwei Buchdeckel zu passen. Jetzt ist die Studienausgabe endlich wieder zurück, und zwar in digitaler Form, zu einem unschlagbaren Preis. Der Clou dabei: Sie ist individuell auf euren jeweiligen Studienort zugeschnitten. Auf der DVD-ROM sind jeweils alle Arzneistoff-Monographien mitsamt Kommentar freigeschaltet, die ihr an eurer Uni im Fach Pharmazeutische Chemie für Vorlesungen, Seminare, Praktika und Prüfungen benötigt. In einer späteren Ausbaustufe soll das Angebot auf alle Fächer ausgeweitet werden. Daneben sind natürlich auch die Allgemeinen Teile des Europäischen Arzneibuchs, die Monographie-Gruppen und die wichtigsten Hilfsstoffe verfügbar. Die Studienausgabe basiert auf der Ph. Eur. 8.1 und dem Arzneibuch-Kommentar inkl. der 49. Aktualisierungslieferung. Ihr braucht auf eurem Computer das Windows-Betriebssystem 7, 8 oder Vista. WIE FUNKTIONIERT´S? gibt es ein anderes Highlight aus eurem Uni-Leben, dass ihr unbedingt loswerden wollt? Dann schreibt uns gerne eine E-Mail an redaktion@unidaz.de! Die Handhabung ist einfach: Bei der Installation wählt ihr euren Studienort aus, damit die für euch relevanten Monographien mitsamt Kommentar freigeschaltet werden. Ihr könnt bequem zwischen der Monographie und dem zugehörigen Kommentar wechseln. Der Weg aus einer Arzneibuch-Monographie in den Kommentar führt über den Button „Zitierungen“; hier sind sämtliche Stellen aufgeführt, an denen auf die jeweilige Monographie Bezug genommen wird. Befindet ihr euch im Kommentar, könnt ihr einfach auf die blau markierte Ph.-Eur.Nummer zu Beginn des Textes klicken und werdet zur entsprechenden ArzneibuchMonographie weitergeleitet. Verweise auf Methoden, Allgemeine Monographien und Reagenzien sind bequem über Hyperlinks abrufbar. Die Volltextsuche erstreckt sich auch auf nicht freigeschaltete Monographien. Eine Notizfunktion ist ebenfalls eingebaut. Ein 44-seitiges Booklet enthält umfangreiche Informationen zu Geschichte, Entstehung, Aufbau und Verwendung von Arzneibuch und Kommentar. 02/2015 UniDA Z 19 siert, welcher chemische Reaktionsweg hinter einer Synthese steckt – und noch vieles mehr. Mit diesen Erklärungen ist die Vorund Nachbereitung des Laborpraktikums und der Vorlesungen ein Leichtes. Während eure Kommilitonen aber nach der letzten Vorlesung oder dem langen Tag im Labor noch schnell in die Bibliothek hasten müssen, um die entsprechenden Seiten aus dem Kommentar zu kopieren und – wer kennt das nicht? – die eine entscheidende Seite vergessen haben, erspart ihr euch mit eurer persönlichen Studienausgabe eine Menge Zeit und Stress. Einfach den Computer anschalten, die Monographie und/oder den Kommentar auswählen, nach Bedarf ausdrucken – und los geht’s! Von Annette Lüdecke, Apothekerin und freie Journalistin in Hamburg MEHR ZEIT, WENIGER STRESS Die Studienausgabe hat gleich mehrere Vorteile für euch. Wenn ihr im Labor Prüfungen nach Arzneibuch durchführen sollt, müsst ihr euch nicht mit den anderen Studierenden um die Arzneibuchausgabe im Labor scharren und mühsam die Prüfvorschrift abschreiben oder vor dem Kopierer Schlange stehen. Stattdessen sucht ihr in eurer digitalen Version nach der entsprechenden Monographie und druckt diese einfach aus. Auch für die Vorbereitung auf Kolloquien, Seminare und Vorlesungen sowie für das Protokollschreiben ist die digitale Studienausgabe ungemein hilfreich! Der Arzneibuch-Kommentar beantwortet nämlich, was bei einer bestimmten Farbreaktion pas- Europäisches Arzneibuch & ArzneibuchKommentar – Studienausgabe DVD-ROM für Windows-Rechner / € 44,– Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2015 ISBN 978-3-8047-3417-3 Einfach und schnell bestellen Deutscher Apotheker Verlag Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart Tel. 0711 25 82 341 / Fax: 0711 25 82 290 E-Mail: service@deutscher-apothekerverlag.de oder unter www.deutscher-apotheker-verlag.de 20 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M ST UDIUM FÜR DIE ARZNEIMITTELQUALITÄT ARZNEIBUCH UND KOMMENTAR Das Arzneibuch, ein amtliches, offiziell vorgeschriebenes Werk, hat den Zweck, die Ge sundheit der Bevölkerung mithilfe anerkannter, gemeinsamer Regeln für die Qualität von Arzneimitteln und ihren Bestandteilen zu fördern und zu schützen. Diese Regeln sind größtenteils in sogenannten Monographien festgehalten, die exakte Vorschriften für die Herstellung und den Umgang mit Arznei- und Hilfsstoffen beinhalten. Der ArzneibuchKommentar ist ein nichtamtliches und nicht vorgeschriebenes Werk, das allerdings den Inhalt des Arzneibuchs wissenschaftlich erläutert und Hintergründe verständlich macht. D as für Deutschland gültige Arzneibuch setzt sich zusammen aus dem Deutschen Arzneibuch (DAB) als einbändiger Loseblatt-Sammelordner, dem homöopathischen Arzneibuch (HAB) als zweibändiger Loseblatt-Sammelordner und dem Europäischen Arzneibuch (Pharmacopoea Europaea, Ph. Eur.), ein dreibändiges Grundwerk mit jährlich erscheinenden Nachträgen. Im Folgenden werden das Europäische Arzneibuch und der ArzneibuchKommentar vorgestellt. AUFBAU DES ARZNEIBUCHS Die Ph. Eur. enthält neben allgemeinen Erläuterungen und Hinweisen, einem Vorwort und dem Einleitungskapitel insbesondere folgende Teile und Kapitel: • Allgemeiner Teil (Allgemeine Vorschriften; Allgemeine Methoden; Material zur Herstellung von Behältnissen; Reagenzien; Allgemeine Texte) • Monographiegruppen (Allgemeine Monographien; Monographien zu Darreichungsformen; Einzelmonographien zu Impfstoffen, Immunsera, Radioaktiven Arzneimitteln, Nahtmaterial und Pflanzlichen Drogen; Homöopathische Zubereitungen) • Monographien (Einzelmonographien) In den „Allgemeinen Vorschriften“ und im Kapitel „Einleitung“ der Ph. Eur. werden die Bedeutung der einzelnen Arzneibuchkapitel und -passagen, die Vorgaben zu deren Status und Verbindlichkeit und die Regeln zu ihrer Auslegung erklärt. In den Monographiegruppen sind die Allgemeinen Monographien von besonderer Bedeutung. Sie gelten für alle betroffenen Einzelmonographien, ohne dass in einer Einzelmonographie ein Verweis darauf stehen muss. Auf die Bedeutung der Allgemeinen Monographien und Allgemeinen Vorschriften wird in den Fußnoten auf jeder Seite des Arznei- Das Arzneibuch besteht aus dem Europäischen, dem Deutschen und dem Homöopathi schen Arzneibuch und ist entweder als Buch oder seit 2008 als miteinander verlinkte DVD bzw. CDs erhältlich. buchs hingewiesen. Für eine Einzelmonographie können auch mehrere Allgemeine Monographien gelten. GLIEDERUNG DER MONOGRAPHIEN Die Einzelmonographien des Teils Monographien bestehen aus folgenden Abschnitten: –Titel – Formel (Strukturformel, Summenformel, Molekulargewicht) –Definition –Eigenschaften – Herstellung (fakultativ) – Prüfung auf Identität – Prüfung auf Reinheit –Gehaltsbestimmung –Lagerung –Beschriftung – Funktionalitätsbezogene Eigenschaften (fakultativ bei Hilfsstoffen) –Verunreinigungen Im Abschnitt Definition wird angegeben, worauf sich die Monographie genau bezieht und, falls zutreffend, die Gehaltsspezifikation vorgegeben – ein besonders wichtiges Qualitätskriterium. Die Angaben im Abschnitt Eigenschaften stellen keine verbindlich zu überprüfenden Anforderungen dar, sondern sind nur zur Information gedacht. Der Abschnitt Herstellung befindet sich nur in bestimmten Monographien, deren Vorschriften und Kennwerte (Spezifikationen) nur auf ein bestimmtes von mehreren möglichen Herstellungsverfahren zugeschnitten ist oder bei denen die Qualität entscheidend durch das Herstellungsver- fahren bestimmt wird und nur durch InProzess-Kontrollen (d.h. nur während der Herstellung und nicht mehr am Endprodukt) sichergestellt werden kann. Die im Abschnitt Prüfung auf Identität angegebenen Identitätsprüfungen belegen mit einem annehmbaren Maß an Sicherheit, dass das Produkt mit den Angaben in der Beschriftung übereinstimmt. Falls in einer Monographie zwei Identifikationsreihen angegeben sind, so sind diese nicht gleichwertig: Die erste Identifikationsreihe liefert aussagekräftige Ergebnisse. Sie enthält üblicherweise Prüfungen, zu deren Durchführung anspruchsvolle Apparaturen (vor allem IR-Spektrometer und HPLC-Geräte) erforderlich sind, die von spezialisierten Laboratorien durchgeführt werden können. Die zweite Identifikationsreihe liefert weniger sichere Ergebnisse. Sie enthält vor allem physikalische und nasschemische, d.h. apparativ weniger anspruchsvolle Prüfungen. Sie richtet sich an (nicht apparativ ausgestattete) Apothekenlabors. Die zweite Identifikationsreihe darf nur dann anstelle der ersten Identifikationsreihe angewendet werden, wenn die untersuchte Substanz eindeutig auf eine zertifizierte Substanzcharge zurückgeführt werden kann, die alle „weiteren Anforderungen“ der Monographie der Substanz erfüllt. Bei der Prüfung auf Reinheit werden zunehmend differenzierende flüssigchromatografische Verfahren vorgeschrieben, die die möglichen Verunreinigungen aus den Herstellungsverfahren und auch Zersetzungsprodukte, die während der Lagerung einer Substanz entstehen können, erfassen. NICHTAMTLICH, ABER INTERNATIONAL GESCHÄTZT Obwohl der Arzneibuch-Kommentar nichtamtlich und nicht vorgeschrieben ist und nur in deutscher Sprache her ausgegeben wird (kein anderes euro päisches Land, in dem das Europäische Arzneibuch bindend ist, verfügt über einen eigenen Arzneibuch-Kommen tar!), ist er aufgrund seiner Qualität, des enthaltenden Wissens und Erfah rungsschatzes auch über die Grenzen Deutschlands hinweg verbreitet. 02/2015 UniDA Z 21 Der Arzneibuch-Kommentar erläutert die Vorschriften des Arzneibuchs und schafft das nötige Hintergrundwissen. Bei der Prüfung auf Gehalt wird zunehmend von Titrationsverfahren auf chromatografische Verfahren umgestellt. Die Angaben in den Abschnitten Lagerung und Beschriftung sind nicht umfassend und nicht bindend. Sie dienen der Information für den Verwender über den Ausgangsstoff. Der Abschnitt Funktionalitätsbezogene Eigenschaften kann in Hilfsstoff-Monographien vorhanden sein und stellt keine verbindlichen Anforderungen dar. Er listet Prüfungen bzw. Eigenschaften und Kenngrößen auf, die für die galenische Verwendung relevant sein können. Der Abschnitt Verunreinigungen listet Verunreinigungen auf, die aufgrund der Herstellung des Arzneistoffs entstehen können und von der Prüfung „Verwandte Substanzen“ der Monographie erfasst werden. Es wird zwischen „Spezifizierten Verunreinigungen“ und „Anderen bestimmbaren Verunreinigungen“ unterschieden. Für alle aufgeführten Verunreinigungen kann davon ausgegangen werden, dass sie durch die Prüfmethoden der Monographie ausreichend kontrolliert werden. DER ARZNEIBUCHKOMMENTAR Der Arzneibuch-Kommentar (zehnbändiger Loseblatt-Sammelordner) ist die wissenschaftliche Erläuterung zum Arzneibuch. Durch die ständige Weiterentwicklung und Globalisierung des Arzneibuchs wurde dessen Schreibstil immer weiter vereinheitlicht und auf das Wesentliche (Arbeitsanweisungen und Vorschriften) reduziert. Die Vorschriften sind dadurch zwar genormt und durch den heutigen verkürzten Telegrammstil in allen europäischen Ländern verständlich. Durch die weggefallenen Erklärungen zu den Hintergründen der einzelnen Vorschriften ist aber oftmals nicht klar, wor- auf sie genau abzielen. Diese Lücke füllt in Deutschland der Arzneibuch-Kommentar, indem er die Hintergründe der Monographievorschriften verständlich macht. Er beschreibt z.B. Herstellungsverfahren, Synthesewege und Reaktionsmechanismen und erklärt das Auftreten möglicher Verunreinigungen. Er erläutert, worauf Prüfungen auf Identität, Reinheit oder Gehalt gerichtet sind, deren (Reaktions-) Mechanismen oder Berechnungsgrundlagen. Er macht Angaben zur Pharmakologie der Arzneistoffe und gibt Zusatzinformationen durch Literaturzitate. Im Arzneibuch-Kommentar sind neben Theorie und Hintergründen der Stoffmonographien auch alle sonstigen Arzneibuchtexte (z.B. zu Geräten, zu Methoden der Physik und der Physikalischen Chemie, Biologie und Technologie, zur Pharmakognosie, zu Identitätsreaktionen, Grenzprüfungen, Gehaltsbestimmungen, Behältnissen, Statistik etc.) kommentiert. Da der Arzneibuch-Kommentar den Inhalt der Arzneibuchvorschriften so erläutert, dass deren Hintergründe verständlich und umsetzbar werden, kann er durchaus auch als eigenständiges Lehrbuch verwendet werden. Von Dr. Rainer Mohr, Apotheker und Programmplaner beim Deutschen Apotheker Verlag in Stuttgart Mehr zur Geschichte des Arzneibuchs findet ihr in der UniDAZ 2015, Nr. 1, S. 12. 22 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M ST UDIUM PHARMAZEUTISCHE TÄTIGKEITSFELDER » FORUM BERUF FÜR ANGEHENDE APOTHEKER Auch die Fähigkeit, mit wissenschaftlichen Daten umgehen und in Maßen auch wirtschaftlich denken zu können, ist « in diesem Bereich von Bedeutung. Foto: AK Nordrhein PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE Kammerpräsident Lutz Engelen (1. Reihe ganz rechts) mit Referenten und weiteren Ansprechpartnern des Forums Beruf in der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Reihe 1 – 3). Am 16. April 2015 fand das 12. Forum Beruf der Apotheker kammer Nordrhein und der Regionalgruppe Rheinland der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) in der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf statt. Dabei erläuter ten Apotheker aus verschiedenen Bereichen ihre Tätigkeiten in Kurzvorträgen. Über hundert Pharmaziestudierende nah men am Forum Beruf teil. Die Veranstaltung, auf der auch Zeit zum Austausch blieb, stieß auf positive Resonanz. tenperspektive und hob hervor, dass man als pharmazeutischer Generalist in der öffentlichen Apotheke all das einsetzen könne, was man an der Universität gelernt hat. Diese Tätigkeit verlangt daneben ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Er empfahl den angehenden Kollegen, sich einen Chef zu suchen, mit dem man pharmazeutisch auf einer „vergleichbaren“ Wellenlänge liegt. G KRANKENHAUSAPOTHEKE emeinsam mit Professorin Stephanie Läer, Vorsitzende der DPhGUntergruppe Düsseldorf, eröffnete der Kammerpräsident Lutz Engelen die Veranstaltung. In seinem Statement zu Visionen und Perspektiven in der Offizinpharmazie legte Engelen den Fokus auf die medikationsbezogenen Projekte der Apothekerkammer Nordrhein und erläuterte in diesem Zuge das ATHINA-Projekt (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken). ÖFFENTLICHE APOTHEKE Karl Meyer betrachtete die Offizinpharmazie aus der Arbeitgeberperspektive. Im Mittelpunkt stand die Frage „Selbstständig- keit ja oder nein?“ Diese Entscheidung sollte wohl überlegt werden. Denn auch eine Apotheke mit guter betriebswirtschaftlicher Auswertung könne sich, zum Beispiel durch veränderte Standortfaktoren, betriebswirtschaftlich sehr viel schneller anders entwickeln als erwartet. Für die grundsätzliche Entscheidung, ob man sich als Apotheker selbstständig machen möchte, erläuterte er anhand eines konkreten Fragenkatalogs zum persönlichen Profil und zur individuellen Lebensplanung, welche Kriterien dabei eine Rolle spielen. Wolfgang Pfeil, Mitglied im Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein, betrachtete die Offizinpharmazie aus der Angestell- Krankenhausapothekerin Juliane IltgenBreburda berichtete, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Stellen für Krankenhausapotheker in Deutschland zugenommen habe. Diese Steigerung bei gleichzeitiger Abnahme der Zahl der Krankenhausapotheken spiegele unter anderem den langsam wachsenden Anteil an Apothekern auf Station wider. Der Patientenkontakt in der Krankenhausapotheke sei insgesamt sehr viel geringer als in der öffentlichen Apotheke, auch wenn in der Klinikapotheke, in der sie tätig ist, inzwischen ein Patienteninformationszentrum eingerichtet wurde, das ein Medikationsmanagement für Patienten anbietet. Die Chancen in der Pharmazeutischen Industrie schilderten Dr. Claudia Selbach, Bayer Animal Health GmbH, und Dr. Kerstin Neumann, Johnson & Johnson GmbH. Während Selbach einen Überblick über die Tätigkeitsfelder des Industrieapothekers gab, konzentrierte sich Neumann auf die Gebiete Zulassung, Market Access, Pharmakovigilanz und Medical Affairs. Die vielfältigen Chancen bei einem Pharmaunternehmen bestehen in den Bereichen Arzneimittelentwicklung, Arzneimittelproduktion sowie Zulassung, medizinisch-wissenschaftliche Information und Projektmanagement. Insbesondere in der Produktion sei neben Mitarbeiterführung und Organisationstalent ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein sowie Entscheidungsstärke, oft unter Zeitdruck, gefragt, so Selbach. Als Beispiele für Aufgaben im Rahmen des Life-Cycle-Managements eines fertig entwickelten Arzneimittels nannte Neumann die Erstellung von Informationen für Fachkreise und Patienten, die Sammlung und Bewertung von Informationen zu Arzneimittelrisiken oder die Bewertung des Zusatznutzens oder des KostenNutzen-Verhältnisses eines Präparates. Für diese Aufgaben benötigt man hervorragende Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten, besonders als Projektmanager. Auch die Fähigkeit, mit wissenschaftlichen Daten umgehen und in Maßen auch wirtschaftlich denken zu können, ist in diesem Bereich von Bedeutung. 02/2015 UniDA Z 23 KASSENÄRZTLICHE VEREINIGUNG UNIVERSITÄT: WISSENSCHAFTLICHE LAUFBAHN Das Tätigkeitsfeld Gesundheitspolitik stellte Dr. Holger Neye vor, der bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein für die Pharmakotherapie-Beratung zuständig ist. Er berät niedergelassene Ärzte auf Basis ihrer Verordnungsdaten pro Quartal. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, die Ärzte über aktuelle Therapiehinweise, Leitlinien oder gesetzliche Änderungen im Zusammenhang mit Arzneimittelverordnungen zu informieren sowie die Verhandlungen mit den Krankenkassen vorzubereiten. Abschließend gaben Professor Dr. Thomas Kurz, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und seine Doktorandin Tanja Knaab Einblicke in die Arbeitsweise von Apothekern in der Wissenschaft. Der praktische Teil einer Promotion dauere im Schnitt etwa drei Jahre, bevor das Zusammenschreiben der Dissertation beginnt, so Knaab. Sie schätzt die sehr eigenständige Tätigkeit in einem jungen Team und den fachlichen, auch interdisziplinären Austausch mit Promotionskollegen. Insbesondere für den praktischen Teil sollte man viel Durchhaltevermögen und ein gesundes Maß an Kritikfähigkeit mitbringen. Wer nach der Promotion in der Wissenschaft bleiben möchte, dem empfahl Kurz einen Auslandsaufenthalt in einem renommierten Arbeitskreis im englischsprachigen Raum. So könne man neue Arbeitstechniken und neue Forschungsgebiete kennenlernen und sich schließlich ein eigenes Forschungsprofil aufbauen. BFARM: ARBEITGEBER BEHÖRDE Dr. Annette Hinze, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), sprach über die Chancen des Apothekers bei einer Behörde. Zu den Aufgaben des BfArM gehören neben der Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln die Pharmakovigilanz (Überwachung der Arzneimittelsicherheit), die Genehmigung und Überwachung von klinischen Prüfungen sowie die Bereiche Betäubungsmittel und Medizinprodukte. Hinze wies darauf hin, dass jede schriftliche Kommunikation im BfArM, auch auf deutscher Ebene, ausschließlich auf Englisch erfolge. Rund zwei Drittel der Mitarbeiter beim BfArM seien promoviert, so Hinze. Das zeige, dass eine Promotion erwünscht, aber nicht zwingende Einstiegsvoraussetzung sei. Abschließend empfahl Hinze interessierten Pharmaziestudierenden, sich per Initiativbewerbung um eine Stelle im Rahmen des Praktischen Jahres zu bemühen, weil die Behörde nicht aktiv Stellen für Pharmazeuten im Praktikum ausschreibt. APOTHEKER BEI DER BUNDESWEHR Den Apotheker als Sanitätsoffizier bei der Bundeswehr stellte Oberfeldapotheker Dr. Olaf Scharfenstein vor. Neben der klassischen Pharmazie zählen auch die Lebensmittelchemie und die Logistik zum Tätigkeitsfeld eines Apothekers bei der Bundeswehr. Scharfenstein berichtete, dass die Bundeswehr derzeit etwa 230 Apotheker beschäftigt. Über die fachliche Qualifikation hinaus sollte man als Apotheker bei der Bundeswehr Einsatzfreude, körperliche Fitness sowie Flexibilität und Mobilität, auch im Hinblick auf Auslandseinsätze, mitbringen. Von Dr. Sabine Viefhues, Apothekerkammer Nordrhein » Sie schätzt die sehr eigenständige Tätigkeit in einem jungen Team und den fachlichen, auch interdisziplinären « Austausch mit Promotionskollegen. 24 UniDAZ 02/2015 ST U D IU M PR EISR ÄT SEL 02/2015 UniDA Z 25 LIEBE UNIDAZ-LESER, bei diesem Rätsel müssen die alphabetisch geordneten Buchstaben in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Schickt das Lösungswort des Schüttelrätsels unter dem Stichwort „Preisrätsel“ einfach per E-Mail an redaktion@unidaz.de. Die Gewinner haben die Chance, das Buch „Tödliche Hamburger“ von Hans-Ulrich Grimm zu gewinnen! Einsendeschluss ist der 30. November 2015. VOIGT PHARMAZEUTISCHE TECHNOLOGIE EIN GUTER BEGLEITER Viel Spaß! Eure UniDAZ-Redaktion 1 9 18 Das Lehrbuch Pharmazeuti sche Technologie, begrün det von Rudolf Voigt, ist im Frühjahr 2015 in der 12. Auflage erschienen. Es ist für Pharmaziestudierende und approbierte Apotheker glei chermaßen geeignet. Sowohl als Nachschlagewerk als auch zum Durcharbeiten von Themen für das Fach Phar mazeutische Technologie ist der Voigt eine gute Wahl. D er Voigt ist in acht große Abschnitte eingeteilt. Zunächst wird mit dem Kapitel „Die Arzneiform als Applikationsort“ ein Überblick über die Bedeutung von Formulierungen gegeben. Wie Arzneiformen entwickelt werden und worauf es zu achten gilt, wird ebenfalls erläutert. Im zweiten Abschnitt werden Geräte, Grundlagen und Grundoperationen, wie Zerkleinern, Mischen, Trennen und Trocknen, sowie die Teilchengrößenbestimmung thematisiert. Die Erläuterungen zu den Geräten sind anschaulich bebildert. Im dritten Abschnitt geht es um feste Arzneiformen. Dazu gehören sowohl Pulver, Tabletten, Kapseln als auch Rectalia. Neben den unterschiedlichen Herstellungsarten werden verschiedene Prüfungen der Arzneiformen nach dem Europäischen Arzneibuch aufgeführt, die man auch im Praktikum durchführt. Die weiteren Abschnitte befassen sich mit halbfesten, flüssigen, gasförmigen und durch Drogenextraktion gewonnenen Arzneiformen. Auch generelle Aspekte der Arzneiformung werden behandelt. VIELE NEUERUNGEN Der Voigt hat mit der 12. Auflage ein neues, größeres Format erhalten. Viele Abbildungen wurden überarbeitet, Formeln sind jetzt in gut sichtbaren Kästen hinterlegt und die einzelnen Kapitel in mehrere Abschnitte eingeteilt, sodass der Voigt noch übersichtlicher geworden ist. Auch der Schreibstil ist sehr verständlich. Aus diesem Grund kann der Voigt mit seiner durchdachten Gliederung aus meiner Sicht bereits für das Fach Arzneiformenlehre im dritten Semester verwendet werden. Auch inhaltlich wurde das 12 IX X 2 5 V 19 16 11 DER VOIGT ÜBERZEUGT Von Jennifer Hong, Pharmaziestudentin in Marburg VII 3 Buch an neue Erkenntnisse und Methoden angepasst, und einige Themen, wie nanodisperse Systeme, werden ausführlicher behandelt. Der Voigt behandelt alle wichtigen Themen für Pharmaziestudierende und Praktiker. Für mich war der Voigt ein gutes Nachschlagewerk, wenn ich mich auf Kolloquien im Rahmen des Praktikums Pharmazeutische Technologie im siebten Semester vorbereitet habe. Außerdem ist das Buch zur Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen sehr hilfreich, nicht zuletzt, weil es alle wichtigen Themen abdeckt. 15 20 14 13 4 I 21 23 17 IV 10 22 II VI VIII XI 25 7 6 24 III Fahr, Alfred Voigt Pharmazeutische Technologie Für Studium und Beruf 12. Auflage / € 87,Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2015 ISBN 978-3-7692-6194-3 8 Einfach und schnell bestellen Deutscher Apotheker Verlag Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart Tel. 0711 25 82 341 / Fax: 0711 25 82 290 E-Mail: service@deutscher-apothekerverlag.de oder unter www.deutscher-apothekerverlag.de LÖSUNGSWORT: I II III IV V VI VII VIII IX X XI WAAGERECHT 5. CEEGHINRRSUV 6. AEEGIIRRT 7. DEIINRSTU 8. AAEHIMPRZ 10. DEEGNORSTT 11. ABCEHINRUZ 17. ABLOR 20. AEEMSTTT 22. AADEEEHKMNPRW 23. AEPS SENKRECHT 1. GMP 2. CGP 3. AEEHIINOPT 4. AAEILNRSTU 9. AEEHKOPT 12. HIPP 13. AACEHHIJKPRRSST 14. ADEFILNOOV 15. AEHIIMNNORST 16. BDEEHNRSUW 18. EGIILPZ 19.AHKLLOO 21. AABD 24. BDHP 25. AADD UniDAZ 02/2015 WIS S ENS C H A FT W ISSENSCH AFT QUALITÄTSMANAGEMENT IN DER PHARMAZEUTISCHEN INDUSTRIE GMP UND GCP Der Leitfaden der Good Manufacturing Practice (GMP) und die Leitlinie der Good Clinical Practice (GCP) sind wichtige Instrumente eines funktionierenden Qualitätsmanagement systems im Pharma-Bereich. In diesem Artikel werden we sentliche Vorgaben von GMP und GCP aufgezeigt und erläu tert, welche Konsequenzen die sogenannte Non-Compliance gegenüber diesen Vorschriften nach sich ziehen kann. Foto: pogonici (fotolia) Foto: pengyou92 (fotolia) 26 G MP betrifft alle Bereiche der Arzneimittelherstellung mitsamt galenischer Formulierung und Analytik von Arzneistoffen und Arzneimitteln. Dagegen kommen die GCP-Vorschriften ausschließlich im Bereich der klinischen Prüfung von Arzneimitteln zum Einsatz. Beide sind durch eine Implementierung in die nationale Gesetzgebung, das Arzneimittelgesetz (AMG) als Ermächtigungsgrundlage für entsprechende Verordnungen (Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung, kurz AMWHV, und GCP-V), rechtlich bindend geworden. Ein Verstoß gegen die Vorgaben des GMP-Leitfadens oder der GCP-Verordnung gefährdet somit die Marktzulassung eines Arzneimittels. GENERIKA UND ORIGINATOREN Der Arzneimittelmarkt in Deutschland besteht zu etwa 75 Prozent aus Generika und zu 25 Prozent aus Originalarzneimitteln. Generika ahmen Arzneimittel nach, enthalten also den gleichen Wirkstoff in der gleichen Konzentration, der in der gleichen Arzneiform verarbeitet ist. Die Hilfsstoffe und die Verarbeitungstechnologie können allerdings von der des Originalarzneimittels (Originator) in engen Grenzen abweichen. Im Gesundheitswesen sind Generika besonders gefragt, da sie wesentlich güns- tiger als die Originatoren vor Ablauf der Schutzrechte sind. Bei einem neuen Arzneimittel müssen diverse Studien durchgeführt werden, um Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit zu belegen. Generikahersteller nehmen lediglich Bezug auf die Studien des Erstanbieters und sparen so Kosten ein. Daher können Generika günstiger angeboten werden. Die pharmazeutische Qualität wird durch chemische und pharmazeutische Analysen und durch die Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) gewährleistet. Zum QMS zählt die Gute Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP). Von der Synthese über die Herstellung bis hin zur Endkontrolle (Chemistry, Manufacturing, Control, CMC) müssen alle Verfahren und Tätigkeiten GMP-konform durchgeführt werden. GENERISCHE ZULASSUNG Für Generika gibt es verschiedene Wege zu einer Zulassung. Prinzipiell spricht man von einer bezugnehmenden Zulassung, da auf Präklinik und Klinik des Originators verwiesen wird. Da der Wirkstoff und der Wirkstoffgehalt demjenigen des Originators entsprechen, wird durch den Nachweis der Bioäquivalenz eine Zulassung gewährt (übereinstimmende Pharmakokinetik im Menschen zwischen Originator und Generikum). Dieser Nachweis zieht die Austauschbarkeit zwischen Originator und Generikum nach sich. Der klassische generische Antrag führt über die EU Richtlinie 2001/83/EC Artikel 10(1): In einer Bioäquivalenzstudie (bioequivalence study, BE-Studie) wird die Bioäquivalenz zum Originator nachgewiesen. Dafür wird die maximale Wirkstoffkonzentration im Blut (cmax) und die Fläche unter der Plasmaspiegel-Zeitverlaufs-Kurve (area under the curve, AUC) mit denen des Originators verglichen. Die Parameter dürfen nur bis zu einem gewis- GxP – GOOD x PRACTICE GMP–Good Manufacturing Practice GLP –Good Laboratory Practice GCP –Good Clinical Practice GRP –Good Regulatory Practice GVP –Good Pharmacovigilance Practice GDP –Good Distribution Practice GSP –Good Storage Practice 02/2015 UniDA Z 27 Der GMP-Leitfaden dient dem Hersteller unter anderem als Arbeitsvorgabe für die Produktion. sen Prozentsatz abweichen, üblich sind Werte zwischen 80 bis 125 Prozent, bezogen auf die Parameter des Originalpräparates. Durch Vorlage einer BE-Studie im Rahmen eines generischen Zulassungsantrags sind weitere Prüfungen nicht mehr nötig. Um klinische Studien als Zulassungsgrundlage in Deutschland verwenden zu können, muss die Guideline der Guten Klinischen Praxis (Good Clinical Practice, GCP) eingehalten werden. Neben dem klassischen generischen Antrag gibt es noch weitere Möglichkeiten, eine generische Zulassung zu erlangen, wie die bezugnehmende Zulassung mit einem Biowaiver (behördliche Zustimmung zum Verzicht auf klinische Daten), den bibliografischen Antrag (well-established-use) und den Hybridantrag, der die therapeutische Äquivalenz im Fokus hat. GOOD MANUFACTURING PRACTICE GMP ist ein Regelwerk von Vorschriften und Anforderungen, die für Synthese, Analytik und galenische Formulierung von Arzneimitteln gelten. Der GMP-Leitfaden dient dem Hersteller nicht nur als Arbeitsvorgabe für die Produktion, sondern bildet auch die Grundlage für behördliche Inspektionen der Produktionsstätten und Dokumentationspflichten. GMP gehört zum Themenkomplex des GxP, also der „guten Arbeitspraxis“ (best practice guidelines). Darunter versteht man international anerkannte und geltende Leitlinien, die von der Entwicklung bis zum Vertriebsweg eines Arzneimittels zur Geltung kommen. Sie gewährleisten eine gleichbleibende Qualität der Arzneimittel. Wichtig ist hierbei der Begriff der (pharmazeutischen) Qualität, denn sie hat neben den Anforderungen an Wirksamkeit und Unbedenklichkeit einen direkten Einfluss auf die Sicherheit der Patienten. DEFINITIONEN ZU QUALITÄT AMG § 4 (15) Qualität ist die Beschaffenheit eines Arzneimittels, die nach Identität, Ge halt, Reinheit, sonstigen chemischen, physikalischen, biologischen Eigen schaften oder durch das Herstellungs verfahren bestimmt wird. EN ISO 9000:2005 Qualität ist der Grad, in dem ein Satz inhärenter (messbarer) Merkmale Anfor derungen erfüllt. Die Qualität gibt damit an, in welchem Maße ein Produkt (Ware oder Dienstleistung) den bestehenden Anforderungen entspricht. IEC* 2371 Qualität ist die Übereinstimmung zwi schen den festgestellten Eigenschaften und den vorher festgelegten Anforde rungen an eine Betrachtungseinheit. Quality Conformance to requirements *International Electrotechnical Commission UniDAZ 02/2015 WIS S ENS C H A FT HISTORIE DER GMP Bereits nach der Sulfanilamid-Katastrophe (USA, 1937), bei der es durch das giftige Lösungsmittel Diethylglycol zu mehr als 100 Todesfällen kam, verabschiedete der amerikanische Kongress 1938 den Federal Food, Drug & Cosmetic Act. Dieser bildete die Grundlage für die Kontrolle des pharmazeutischen Herstellungsprozesses und sollte die Arzneimittelqualität und die Patientensicherheit gewährleisten. Der Contergan-Skandal (Deutschland, 1959 - 1962) verschärfte das Thema der Arzneimittelsicherheit. Im Jahr 1968 wurde der GMPLeitfaden der Weltgesundheitsorganisation WHO implementiert. Als erstes Land führte die USA 1978 gesetzlich die FDA cGMP ein. FDA steht für Food and Drug Administration (US-amerikanische Arzneimittelbehörde), das c steht für current und grenzt den Leitfaden zu dem europäischen Pendant ab, denn die amerikanischen GMP-Richtlinien werden jedes Jahr neu überarbeitet und veröffentlicht. In Deutschland wurde 1985 die Betriebsverordnung für pharmazeutische Unternehmer (PharmBetrV) eingeführt, welche 2006 durch die Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung (AMWHV) abgelöst wurde. Der für den europäischen Raum gültige EG-GMP-Leitfaden wurde 1989 eingeführt. Es existiert allerdings kein einheitliches GMP-Regelwerk für alle EU-Länder, vielmehr setzt jedes Land die Richtlinien in eigenen (nationalen) Verordnungen um. Dieses Vorgehen führt zu einer Vielzahl von GMP-Regelwerken, im Gegensatz dazu gibt es in den USA nur ein GMP-Regelwerk. HERSTELLER MUSS GMP UMSETZEN Die GMP-Regeln machen keine genauen Vorgaben zur Umsetzung. Es ist die Pflicht des Herstellers, geeignete und für seine Zwecke notwendige Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen. Beispielsweise darf nur ausreichend qualifiziertes und kontinuierlich geschultes Personal in der Herstellung und Qualitätskontrolle tätig sein. Die verwendeten Geräte, Anlagen und Prozesse müssen vor dem Einsatz auf ihre Eignung geprüft werden. Die Bereiche, in denen die Produktion stattfindet, müssen definierten Reinraumklassen entsprechen, ausreichend groß und räumlich getrennt von der Prüfung, Verpackung und Lagerung sein. Um Reproduzierbarkeit zu gewährleisten, gibt Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, die für ihn geltenden Standard Operating Procedures (SOPs) zu lesen und dies zu bestätigen. es für jeden Arbeitsschritt und zur Bedienung jedes Gerätes eine Standardarbeitsanweisung (Standard Operating Procedure, SOP). Darin werden verbindlich der genaue Arbeitsablauf sowie die zu verwendenden Materialien beschrieben. Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, die für ihn geltenden SOPs zu lesen und dies zu bestätigen. Ziel ist es, Produktkontaminationen und Verwechslungen zu vermeiden, eine gleichbleibende Produktqualität zu sichern und durch die umfangreiche Dokumentation eine Rückverfolgbarkeit zu sichern. GOOD CLINICAL PRACTICE Die GCP-Leitlinie wurde 1997 eingeführt. Zweck war das Standardisieren von klini- GMP-GEREGELTE BEREICHE -Qualitätssicherungssystem -Personal - Räumlichkeiten und Ausrüstung -Betriebshygiene -Dokumentation -Herstellung -Qualitätskontrolle - Etikettierung und Verpackung - Lagerung und Vertrieb -Beanstandungen und Produktrückrufe -Selbstinspektionen - Herstellung und Prüfung im Auftrag W ISSENSCH AFT schen Studien hinsichtlich ihrer Qualität und Aussagekraft, um die gegenseitige Anerkennung von Studienergebnissen zwischen verschiedenen Ländern zu ermöglichen. Sie galt als sogenanntes soft law und war somit eine Empfehlung, aber nicht rechtsverbindlich. Aus dem soft law wurde 2001 mit der Direktive 2001/20/EG ein hard law. Direktiven sind rechtsverbindlich und müssen im nationalen Recht umgesetzt werden. In Deutschland wurde die GCP-Richtlinie 2004 mit der 12. Novelle im Arzneimittelgesetz (AMG) als GCPVerordnung (GCP-V) implementiert. Ziel ist zum einen die Datenintegrität, also die Verlässlichkeit, zu sichern und zum anderen die Sicherheit, Unversehrtheit und das Wohlergehen der Patienten zu gewährleisten. Die Umsetzung der GCP-V ist wichtig, damit Studien nach international anerkannten Standards und Stand von Wissenschaft und Technik durchgeführt werden. Denn nur dann sind sie aussagekräftig. Die Verordnung schreibt Qualitätsanforderungen bezüglich der Planung, Genehmigung, Durchführung, Überwachung, Dokumentation und Berichterstattung von klinischen Studien am Menschen vor. Die Prinzipien der GCP umfassen den Schutz der Teilnehmer und die Qualität von klinischen Daten. PATIENTENSCHUTZ BEI KLINISCHEN STUDIEN Patienten müssen vollständig über die Studie aufgeklärt werden und dies durch Unterschrift bestätigen (written informed consent). Es besteht jederzeit die Option, die Studie zu verlassen, auch ohne Angabe von Gründen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis muss günstig sein – basierend auf den bis dato vorliegenden Daten – bevor das Prüfpräparat in einer klinischen Prüfung verwendet werden darf. Die Privatsphäre der Patienten muss geschützt werden, das heißt, ein Außenstehender darf keine Hinweise auf die Identität des Patienten erhalten oder aus der Dokumentation ersehen. Zudem muss die medizinische Versorgung der Patienten durch einen Arzt sichergestellt werden. OHNE PRÜFPLAN KEINE GENEHMIGUNG Im Vorfeld der Studie muss ein detaillierter Prüfplan vorliegen. Dieser ist für die Genehmigung durch die Ethikkommission (EK) und der Bundesoberbehörde (BOB) Foto: tilialucida (fotolia) 28 grundlegend. Während die Ethikkommission die Studie hinsichtlich der Patienteninteressen bewertet, nimmt sich die Bundesoberbehörde dem Studiendesign und dem Prüfpräparat an. Die Qualität der Studie wird abgesichert, indem man exakt dem Prüfplan folgt. Nur qualifiziertes Personal ist an der Prüfung beteiligt und es muss ein angemessenes QMS implementiert sein. Die Herstellung der Prüfpräparate (auch Placebos sind Prüfpräparate!) muss GMP-konform erfolgen. Der Sponsor trägt die Gesamtverantwortung einer klinischen Studie. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem: • Antragstellung bei BOB und Ethikkommission, • Verträge, Zuweisung von Verantwortlichkeiten, • GMP-konforme Herstellung und Umgang mit Prüfpräparaten, • Probanden- bzw. Patientenversicherung, • Finanzierung, • Implementierung eines Dokumentenmanagementsystems, • Dokumentation von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) und Mitteilung an die BOB, • Auswertung, • Studienabschlussbericht (integrated clinical trial report, ICTR), • Qualitätssicherung. Die Bezeichnung „Sponsor“ ist in diesem Zusammenhang irreführend: der Sponsor einer klinischen Studie ist also juristisch verantwortlich und alles andere als ein reiner Geldgeber. KLINISCHE STUDIEN UND HERSTELLUNG IM AUSLAND Der steigende Kostendruck im Gesundheitswesen veranlasst pharmazeutische Unternehmen, klinische Studien und die Arzneimittelherstellung im Ausland von sogenannten Auftragsforschungsinstituten (contract research organisations, CRO) durchführen zu lassen. Nach der CRO-Vereinigung Association of Clinical Research Organizations (ACRO) wird jede vierte Studie außerhalb von Europa und den USA durchgeführt. Gerade Indien ist wegen der geringen Kosten sehr beliebt. Die hohe Bevölkerungszahl (und große Armut) ermöglicht zudem eine schnelle Probandenrekrutierung. Unterschiedliche Fachgesellschaften und Interessensgruppen kritisieren allerdings diese Prüfungen in Drittländern. UNTERNEHMENS ÜBERPRÜFUNG Auditing Vom Unternehmen getriggerte Über prüfung zur Vorbereitung auf eine Inspektion, um kritische Fehler zu entdecken und zu beheben. Monitoring Internes Überwachen der Qualitäts parameter einer klinischen Studie. Bei Abweichungen können unmittel bar korrektive und präventive Maß nahmen (corrective and preventive action, capa) eingeleitet werden. Inspektionen Inspektionen werden von den Behörden eingeleitet und durch geführt. Neben den angekündigten Routine-Inspektionen gibt es auch spezifische Inspektionen. Diese fin den vor allem bei widersprüchlichen Daten oder unerwarteten Ergebnis sen statt. Man könne die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit nicht garantieren, wenn Arzneimittelherstellung und klinische Studien außerhalb der ICH-Mitgliedsländer (Europa, USA, Japan) durchgeführt würden, da nur hier hohe Qualitätsanforderungen umgesetzt würden. Es würde zu wenig inspiziert und externe Inspektoren seien nicht verlässlich (siehe Infokasten Unternehmensüberprüfung). VERSTÖSSE GEGEN GMP UND GCP Bei einigen indischen Auftragsunternehmen gab es in der Vergangenheit diverse (teils kritische) GMP-Findings, non compliance reports und warning letters, die zu Importverboten und vorübergehender Aufhebung der GMP-Zertifikate geführt haben. Bei betreffenden Unternehmen stellten europäische und amerikanische Überwachungsbehörden seit 2006 wiederholt eine nicht konforme Umsetzung der GMP-Richtlinie fest. Diese Auffälligkeiten zeigten sich besonders bei der Dokumentation, etwa durch Manipulation von Daten. Auch gab es Defizite bei der GMP-konformen Ausrüstung und Wartung von Geräten 02/2015 UniDA Z 29 und Herstellungsstätten. Durch ungeeignete Ausrüstung kam es beispielsweise zu Produktkontaminationen mit teils gefährlichen Stoffen. Herstellungsstätten oder unmittelbar angrenzende Räumlichkeiten konnten oftmals nicht die hygienischen Standards für eine GMP-konforme Produktion erfüllen. Großes Aufsehen erregte folgender GCP-Verstoß: Nachdem die französische Zulassungsbehörde (Agence nationale de sécurité du médicament et des produits de santé, ANSM) im Mai 2014 erhebliche Mängel bei der Durchführung von neun Bioäquivalenz-Studien des CRO GVK Biosciences (GVK Bio) festgestellt hat, steht die Datenvalidität aller Studien von GVK Bio infrage. Zwischen 2008 und 2014 hat das CRO in den kritisierten Studien das Elektrokardiogramm (EKG) einer Person als EKG aller Studienteilnehmer ausgegeben und damit gegen die GCP verstoßen. Daher können diese Studien nicht mehr als Zulassungsgrundlage anerkannt werden. Die europäische Zulassungsbehörde (European Medicines Agency, EMA) überprüfte über 1000 Arzneimittel, die von GVK Bio geprüft wurden. Bei etwa 300 Arzneimitteln gab es genügend Daten aus anderen Studien. Für die 700 anderen empfahl die EMA ein Ruhen der Zulassung, bis neue klinische Daten vorliegen. GVK Bio dementiert, die EKGs stünden nicht in Bezug zu den Bioäquivalenzstudien (BE-Studien). Sie seien nur zur Überprüfung des Wohlergehens der Studienteilnehmer am Studienende gedacht. Damit hätten die gefälschten EKGs keine Auswirkung auf die Ergebnisse der Studien. Allerdings lässt dieses Verhalten begründete Zweifel an der generellen Haltung von GVK Bio zu GCP aufkommen. Von Christina Keksel (BfArM und Hochschule Kaiserslautern,) Nicole Zumpf (Hochschule Kaiserslautern), Bianca Bohrer (PharmBioTec), Moritz David Sebastian Hass (BfArM), Dr. Bodo Haas (BfArM) und Prof. Dr. Niels Eckstein (BfArM und Hochschule Kaiserslautern) Zum Weiterlesen Arzneimittelskandale: Ukrain®, Media tor® & Co. UniDAZ 2014, Nr. 2, S. 22 Arzneimittelskandale Teil II. UniDAZ 2015, Nr. 1, S. 26 30 UniDAZ 02/2015 WIS S ENS C H A FT W ISSENSCH AFT 02/2015 UniDA Z 31 DIE INTERPHARM – EIN FORTBILDUNGSFEST Fotos: Alex Schelbert LASST EUCH BEGEISTERN! D ie spannenden Vorträge sind zu Themenblöcken zusammengefasst, um verschiedene Aspekte zu beleuchten. Aus den zahlreichen Veranstaltungen könnt ihr euch euer individuelles Fortbildungsprogramm zusammenstellen – ganz nach eigenem Belieben. Auf der INTERPHARM 2015 stand der erste Tag des wissenschaftlichen Kongresses unter dem Schwerpunkt Infektionskrankheiten und deckte unter anderem mit „Durchfallerkrankungen in der Selbstmedikation“, „Vaginal-, Fuß- und Nagelpilz“ und „Das Herpes-Virus erwacht: Windpocken und Gürtelrose“ eine große Bandbreite an Themen ab. Am zweiten Tag standen die Arzneimitteltherapie an der Schnitt- stelle ambulant und stationär sowie Osteoporose im Mittelpunkt. Neben einer leitliniengerechten Osteoporose-Therapie und der Beratung in der Apotheke wurden die Vorbeugung und Therapie mit Calcium und Vitamin D sowie Monoklonale Antikörper in der Osteoporose-Therapie aufgegriffen. Auch im nächsten Jahr verspricht es wieder spannend zu werden: Schwerpunkte des wissenschaftlichen Kongresses werden Themen rund um das Ohr, neue Antidiabetika, Parkinson und neue Antikoagulanzien sein. POP-SEMINAR UND FESTVORTRAG Zudem wurden auf der letzten INTERPHARM bereits zum zweiten Mal Seminare Fotos: Patrick Lux Die Mischung macht ́s – das beherzigen die Organisatoren der INTERPHARM jedes Jahr aufs Neue. Deutschlands größter pharmazeutischer Fortbildungskongress wartet nicht nur mit pharmazeutischen Themen auf, sondern auch mit apothe kenrelevanten wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Vorträgen und Diskussionen. Und natürlich kommt auch das Netzwerken nicht zu kurz! zu der bekannten POP-Serie (die PatientenOrientierten-Pharmazie-Fälle erscheinen in regelmäßigen Abständen in der DAZ) angeboten. Diese waren wieder ein voller Erfolg und eine Bereicherung für Apotheker und Studierende gleichermaßen. Natürlich werden die POP-Seminare auch im kommenden Jahr stattfinden! Der Festvortrag ist jedes Jahr aufs Neue ein Highlight, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Auf der diesjährigen INTERPHARM räumte Dr. Henning Beck, Neurobiologe und deutscher Meister im Science Slam, über Neuromythen und Hirnlegenden auf und erklärte, wie unser Gehirn wirklich tickt – amüsant und informativ zugleich! AUSSTELLUNG UND PARTY Begleitend zum wissenschaftlichen und berufspolitischen Programm bietet die INTERPHARM stets auch eine pharmazeutische Ausstellung, auf der ihr euch ausgiebig über neue Produkte und Serviceangebote informieren könnt. Natürlich geht es auf der INTERPHARM nicht nur um den fachlichen, sondern auch um den persönlichen Austausch. Wo könnte es einfacher sein, mit pharmazeutischen Kollegen ins Gespräch zu kommen als auf der größten Fortbildungsveranstaltung? Zur INTERPHARM gehört natürlich auch die legendäre INTERPHARM-Party! Spätestens dort ist es ein Leichtes, persönliche Kontakte zu knüpfen. Auf der letzten IN- TERPHARM in Hamburg fand diese im Teehaus Yu Garden nahe der Außenalster statt. Wie auf den Partys üblich, wurde bis tief in die Nacht getanzt, gegessen, getrunken und gelacht. Also, amüsiert euch mit uns auf der nächsten INTERPHARM-Party und profitiert von der tollen Fortbildungsmöglichkeit, die die INTERPHARM euch bietet! Die INTERPHARM findet einmal im Jahr an einem zentralen Ort in Deutsch land statt, an dem es sich auch lohnt, einen Tag länger zu bleiben, um die Stadt zu erkunden. Nachdem die letzte INTERPHARM in Hamburg stattfand, ist nächstes Jahr Berlin an der Reihe. Vom 18. bis 19. März 2016 könnt ihr im Berli ner CityCube tolle Vorträge und Seminare besuchen, über die große Ausstel lung schlendern und eine rauschende INTERPHARM-Party erleben. Bei wem die Jobsuche als PhiP, Doktorand oder Apotheker ansteht, der kommt natürlich auch nicht zu kurz: Am 18. März findet von 11 bis 17 Uhr die Jobmesse CHANCE Pharmazie im Rahmen der INTERPHARM statt! Alle Studierenden und PhiP, die Lust haben, bei der INTERPHARM dabei zu sein, können sich über einen attraktiven Nachlass auf den regulären Eintrittspreis freuen. Für Gruppen ab zehn Personen wird es sogar noch günstiger. Karten für die nächste INTERPHARM erhaltet ihr ab Januar 2016 unter: Telefon 0711 25 82 259 oder Fax 0711 25 82 390. Über Gruppensonderpreise informiert euch Frau Schulz (ischulz@dav-medien. de) gerne ab Januar 2016. 32 UniDAZ 02/2015 WIS S ENS C H A FT W ISSENSCH AFT 3 CH3CH2OH + K2Cr2O7 + 4 H2SO4 -> 3 CH3CHO + Cr2(SO4)3 + 7 H2O + K2SO4 Abb. 1: Reaktionsgleichung des damaligen Atemalkoholtests. Ethanol. Mittels einer aufgedruckten Markierung wurde die Überschreitung eines Grenzwerts kenntlich gemacht. Bestätigte das Ergebnis des Schnelltests den Anfangsverdacht auf übermäßigen Alkoholkonsum, erfolgte eine exakte Messung des Blutalkoholspiegels unter kontrollierten Laborbedingungen. Vor Gericht hatte der Atemtest keine Gültigkeit. Foto: Gerhard Seybert (fotolia) ... UND HEUTE DROGENSCHNELLTESTS ACHTUNG, KONTROLLE! Was passiert eigentlich, wenn man bei der Polizeikontrolle „ins Röhrchen pusten“ muss? Und wie funktioniert ein Dro genschnelltest? Hier erfahren Sie es. U nter einem Drogenschnelltest versteht man verschiedenste Verfahren zum Nachweis von (meist illegalen) Substanzen. Allen gemein ist, dass sie nur wenig Zeit benötigen, um das Ergebnis zu liefern, und mit wenig apparativem Aufwand verbunden sind. Untersucht werden können dabei die unterschiedlichsten Körperflüssigkeiten: Blut, Urin, Speichel und sogar Schweiß. Sollen Haare oder Nägel auf Drogenrückstände untersucht werden, ist ein aufwendigeres Verfahren nötig. Diese Laboranalysen sind nicht nur langwierig, sondern meist auch wesentlich teurer. Polizeibeamte die Verkehrsteilnehmer zur Verkehrskontrolle einschließlich der Kontrolle der Verkehrstüchtigkeit [...] anhalten. Hierbei werden routinemäßig Personalien und der Führerschein überprüft oder nach dem Verbandskasten und dem Warndreieck gefragt. Liegt ein Verdacht auf Alkoholkonsum vor, werden Autofahrer darüber hinaus häufig aufgefordert, „ins Röhrchen zu pusten“. Der Durchführung dieser Maßnahme kann man zustimmen, man ist gesetzlich allerdings nicht dazu verpflichtet. ANALYSE DER ATEMLUFT Der nach Genuss von alkoholischen Getränken oder Lebensmitteln ins Blut übergegangene Alkohol wird beim Einatmen von der frischen Atemluft aufgenommen und das Der wohl bekannteste Schnelltest ist der Atemalkoholtest. Nach § 36 Abs. 5 der Straßenverkehrsordnung (StVO) dürfen ATEMALKOHOLTEST DAMALS ... Luft-Alkohol-Gemisch wieder ausgeatmet (Alkoholfahne). Durch die in der Ausatemluft nachgewiesene Menge Alkohol kann ein Rückschluss auf die Blutalkoholkonzentration gezogen werden. Bei dem früher verwendeten Atemalkoholtest lief eine Farbreaktion zwischen Ethanol und verschiedenen Reagenzien ab (siehe Abb. 1). Jedes Röhrchen enthielt eine Mischung aus Kaliumdichromat und Schwefelsäure in Kieselgel. Kaliumdichromat diente dabei als Farbindikator, die Schwefelsäure als Protonendonator und das Kieselgel war die unreaktive Trägersubstanz. Gelangte Ethanol in das Röhrchen, so wurde dieser zu Ethanal (Acetaldehyd) oxidiert und das orangerote Kaliumdichromat zu grünem Chrom(III)sulfat reduziert. Die Länge der Verfärbung gab einen groben Hinweis auf den Gehalt an Heutzutage erfolgt der Atemalkoholtest elektronisch, und das Ergebnis wird digital angezeigt. Die Testsysteme bestehen aus Halbleitersensoren auf Basis von Zinndioxid. Durch Änderung des Potenzials zwischen zwei Elektroden, die fest im Gerät eingebaut sind, können Rückschlüsse auf die Alkoholkonzentration in der Ausatemluft und dadurch auf die Blutalkoholkonzentration gezogen werden. In diesen Geräten wird die Messkammer mit einem genau definierten Luftvolumen beschickt. In der Kammer oxidiert das in der Luft enthaltene Ethanol an der katalytisch wirksamen Schicht der Messelektrode und erzeugt dabei einen Strom, der als Signal für die Berechnung des Messwerts dient. Dieser elektrochemische Sensor reagiert sehr spezifisch auf Alkohol, sodass ebenfalls in der Atemluft vorkommende Ketone wie Aceton das Ergebnis nicht verfälschen können. Bereits wenige Sekunden nach der Probennahme kann das Ergebnis von der digitalen Anzeige abgelesen werden. KOMPLEXE DROGEN SCHNELLTESTS Nicht nur die Polizei, auch der Zoll (Drogenfahndung), das Militär oder die Justizvollzugsanstalten führen Drogenschnelltests durch. Behörden oder Unternehmen nutzen diese Tests, um einen Anfangsverdacht auf den Konsum illegaler Drogen zu erhärten. Bestätigt sich der Verdacht, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Dabei können verschiedenste Stoffgruppen bzw. einzelne Substanzen getestet werden. Geht es bei der Bestimmung um Stoffe wie Opiate/Opioide (Heroin, Codein, Morphin), Methadon, Speed (Amphetamin), Ecstasy, Methamphetamin, Kokain, Cannabinoide, Barbiturate oder Benzodiazepine, werden die Testsysteme komplexer. FUNKTIONSPRINZIP DER SCHNELLTESTS Die komplexeren Schnelltests zum Nachweis illegaler Drogen funktionieren in der Regel alle nach dem Verfahren des kompetitiven Immunoassay (siehe Abb. 2). Die Teststreifen sind in Probenaufnahmezone (Mischzone), Abfangzone (Testlinie) und Saugvlies (Endzone) aufgeteilt. Zusätzlich zur Testlinie ist eine Kontrolllinie eingebaut, die die korrekte Durchführung des Tests anzeigt. Der Teststreifen wird mit Probenflüssigkeit in Kontakt gebracht, die durch Kapillarkräfte über das gesamte Testsystem geleitet wird. Dabei fließt die Probe Mischzone 02/2015 33 in Richtung des Saugvlies. Im Teststreifen befinden sich drogenspezifische Antikörper, die in der Lage sind, Drogenmoleküle in der Probe abzufangen. Sind keine Drogenmoleküle in der Probe enthalten oder liegt die Drogenbelastung unterhalb der Nachweisgrenze, koppeln die farbmarkierten Antikörper an die bereits auf dem Teststreifen fixierten Drogenmoleküle auf Höhe der Abfangzone. Diese Reaktion lässt sich optisch erfassen und auswerten: Durch die Reaktion in der Abfangzone wird eine Linie sichtbar, das Testergebnis ist negativ. Die in einer Probe befindlichen Drogenmoleküle konkurrieren also mit den Drogenmolekülen des Testsystems um die Bindungsstelle an den Antikörpern. Sind Drogenmoleküle in der Probe enthalten, binden diese bereits auf Höhe der Probenaufnahmezone an die Antikörper. Eine spätere Reaktion in der Abfangzone des Teststreifens bleibt aus oder fällt entsprechend schwächer aus. In diesem Fall ist das Testergebnis positiv. Drogenschnelltests sind als Einzeltest, Doppeltest, 5-fach-, 6-fach- bis hin zu 10-fach- Testlinie Kontrolllinie Saugvlies POSITIV Fließrichtung der Probe Mischzone UniDA Z Testlinie Kontrolllinie NEGATIV Fließrichtung der Probe Drogen aus Patientenprobe Saugvlies Drogen fest gebunden an der Membran (Testlinie) Drogenspezifische farbmar Antikörper spezifisch für kierte Antikörper (Konjugat) Antikörper-Konjugat (Mischzone) (Kontrolllinie) Abb. 2: Testprinzip des kompetitiven Immunoassay. 34 UniDAZ 02/2015 WIS S ENS C H A FT W ISSENSCH AFT ANALYSE VON URIN Blut Natürlich lässt sich auch im Urin eine Vielzahl von Fremdstoffen nachweisen. Drogen (insbesondere deren Metabolite) liegen hier in hoher Konzentration vor und lassen sich auch noch über einen längeren Zeitraum nachweisen. Allerdings dauert es, bedingt durch die Verstoffwechselung, eine gewisse Zeit, bis sich die Substanz selbst bzw. der Metabolit im Urin nachweisen lässt. Man bezeichnet diese Zeit als „lag time“. Zwar scheint es zunächst einfach, eine Urinprobe abzunehmen, es gibt aber doch ein paar Dinge zu beachten. Vorteilhaft ist sicherlich, dass der Urin ohne Aufbereitung zur Analyse genutzt werden kann. Aber das für eine Urinprobe notwendige Probenvolumen ist nicht unerheblich, weshalb die Probennahme im Vergleich zu anderen Testverfahren eher umständlich ist und entsprechende Örtlichkeiten Speichel Urin Schweiß Haare & Nägel Minuten Stunden Tage Wochen Monate Jahre Abb. 3: Analytische Nachweisfenster unterschiedlicher Untersuchungsmaterialien [modifiziert nach Caplan & Goldberg, 2001, J. Anal. Tox 25, 396-9] ANALYSE VON SCHWEISS Der Schweißtest funktioniert wie eine Art Wischtest: Mit einem Papierstreifen wird über die Innenseite der Hand oder andere schweißabsondernde Körperteile gefahren. Dabei reicht bereits ein kurzes Anfeuchten der Testfläche mit Schweiß aus, um die Feuchtigkeit an den Teststreifen zu binden. Erfolgt eine Reaktion zwischen Teststreifen und im Schweiß vorhandenen Drogenmolekülen, verfärbt sich der Teststreifen. Die Auswertung erfolgt über entsprechende Farbveränderungen. Das Ergebnis liegt in drei bis acht Minuten vor. Bei dieser Methode ist allerdings gewisse Vorsicht geboten, da eine hohe Kontaminationsgefahr besteht und die Schweißanalyse zu falsch positiven Ergebnissen führen kann. Auch sind die Nachweisgrenzen zu beachten: Bei zu geringen Mengen ist der Test nicht sensibel genug, was zu falsch negativen Ergebnissen führen kann. Auch die Hygiene des Probanden beeinflusst natürlich das Testergebnis und kann dieses verfälschen. ANALYSE VON SPEICHEL Eine Speichelprobe bietet eine einfache, zuverlässige und hygienische Probennahme unter Einhaltung der Privatsphäre. Der Test liefert ein schnelles Ergebnis, und Manipulationen sind weitestgehend ausgeschlossen. Vorteilhaft ist besonders die hohe Übereinstimmung zwischen der im Speichel nachgewiesenen Konzentration von Drogen und Das Ergebnis des Atemalkoholtests kann bereits wenige Sekunden nach Probennahme abgelesen werden. der Konzentration im Blut. Dies ermöglicht eine zeitnahe Beurteilung des Konsums und der damit verbundenen Beeinflussung der körperlich-geistigen Fähigkeiten des Konsumenten. Speichel weist ähnlich gute Eigenschaften für einen Drogentest auf wie Blut. Er besteht zu rund 99 Prozent aus Wasser, das aus den Blutgefäßen in die Speicheldrüsen gelangt und dadurch viele gelöste Stoffe in den Mund- und Rachenraum spült – darunter auch (illegale) Substanzen. Ähnlich wie beim Bluttest lassen sich zudem eindeutige Aussagen über den Zeitpunkt des Drogenkonsums sowie die entsprechende Wirkung treffen. Selbst für den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), der nur in sehr geringem Maß aus dem Blut in den Speichel gelangt, ist das Verfahren geeignet, da sich die Wirkstoffspuren, die sich beim Rauchen in der Schleimhaut ansammeln, genauso lange nachweisen lassen, wie die Wirkung der Droge im Körper anhält. Auch wenn das Testverfahren eine besonders hygienische Probennahme unter Einhaltung der Privatsphäre ermöglicht und damit grundsätzlich gut geeignet ist, gibt es Einschränkungen. Durch Kontamination der Mundhöhle kann das Ergebnis verfälscht werden. Auch gibt es Probleme, wenn die Mundschleimhaut stark ausgetrocknet ist, was die Probengewinnung gerade nach Drogenkonsum und der damit verbundenen möglichen Nebenwirkungen erschwert. Eine Stimulation der Speichelproduktion wiederum verringert die Drogenkonzentration des Speichels, was zu fälschlicherweise niedrigeren Messergebnissen führt. UniDA Z 35 THC-Nachweis als Beweis für eine Fahruntüchtigkeit an. Der Nachweis des Abbauprodukts hingegen ist rechtlich irrelevant. Bevor man zu einem Schnelltest greift, sollte man sich gut überlegen, was nachgewiesen werden soll und welche Methode sich dazu am besten eignet. Von den Anfängen der Blasröhrchen bis zur heute immer häufigeren Speichelprobe gibt es viele interessante Entwicklungen. Sicherlich wird sich noch einiges auf dem Drogenschnelltest-Markt tun – es bleibt also spannend. Von Annika van der Linde, Apothekerin in Hamburg What science can do Die AstraZeneca GmbH gehört weltweit zu den führenden Unternehmen der forschenden Arzneimittelindustrie. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt innovative Arzneimittel zur Behandlung von Krankheiten im Bereich Herz-Kreislauf und Diabetes, der Onkologie, der gastrointestinalenund Atemwegserkrankungen sowie für die Behandlung von Schmerz- und Infektionskrankheiten. Foto: Drägerwerk AG & Co. KGaA Testsystemen zum Nachweis von Drogen, Medikamenten und deren Metaboliten verfügbar. Es gibt verschiedene Probenmaterialien für den Nachweis von Drogen. erfordert. Die Manipulationsmöglichkeiten sind vielfältig, und somit ist das Ergebnis in bestimmten Fällen immer noch einmal zu überprüfen. Auch ermöglicht der Schnelltest keine sicheren Rückschlüsse über den genauen Zeitpunkt bzw. Umfang der Drogenaufnahme und die akute Beeinträchtigung des Konsumenten. Der Test gibt demnach nur Auskunft darüber, ob ein Drogenkonsum vorlag, nicht aber in welchem Ausmaß. Alle im Urin nachgewiesenen Stoffe sind Ausscheidungsprodukte des Körpers – wieviel der eingenommenen Droge noch im Blut vorhanden ist, kann damit nicht nachgewiesen werden. Auch kann bei Metaboliten kein eindeutiger Rückschluss auf den aktiven Wirkstoff gezogen werden. Dies lässt sich nur vermuten, was den tatsächlichen Konsum der Droge nicht beweist. Die Gerichte erkennen beispielsweise lediglich den direkten 02/2015 Onkologische Kombinationstherapien AstraZeneca untersucht mögliche Kombinationen aus biologischen und Small Molecule Therapien für die Behandlung von Krebs. Diese Kombinationen zielen direkt auf den Tumor ab und können dabei helfen, das körpereigene Immunsystem so zu stärken, dass es fähig ist, den Tumorzelltod selbst auszulösen. Was wir bieten: AstraZeneca bietet Ihnen die Chance, sich mit all Ihren Fähigkeiten und Talenten im Unternehmen weiterzuentwickeln und zu verändern. Wir eröffnen Ihnen vielfältige Karrieremöglichkeiten in unterschiedlichen Unternehmensbereichen und geben Ihnen dadurch die Möglichkeit, Ihren persönlichen, beruflichen Weg individuell zu gestalten. Weitere Informationen zu aktuellen Stellenangeboten finden Sie auf unserer Homepage www.astrazeneca.de 36 UniDAZ 02/2015 WIS S ENS C H A FT W ISSENSCH AFT AUSSCHREIBUNG PHARMAZEUTISCHE BIOLOGIE Bei den Worten „pharmazeutische Studienarbeit“ denkt ihr an ellenlange Abschluss arbeiten? Zugegeben, während des Pharmaziestudiums sind große schriftliche Aus arbeitungen eher die Ausnahme – das heißt aber noch lange nicht, dass es sie nicht gibt! Die schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem Wahlpflichtpraktikum, die Ausarbeitung eines Referats oder einer Seminararbeit seien hier nur beispielhaft genannt. Und genau diese Arbeiten suchen wir, um den UniDAZ-Preis für die beste pharmazeutische Studienarbeit zu verleihen! Also, worauf wartet ihr? Bewerbt euch mit eurer Ausarbeitung zu einem pharmazeutischen Thema! Voraussetzung ist, dass ihr Pharmaziestudierende seid und eure Arbeit im Jahr 2015 abgeschlossen habt. Abschlussarbeiten (z.B. Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten) können leider nicht berücksichtigt werden. Der Gewinner wird zur INTERPHARM in Berlin (18.–19. März 2016) eingeladen, wo die Urkunde feierlich übergeben wird. Zudem besteht die Option, dass deine Arbeit in der DAZ oder UniDAZ veröffentlicht wird. Um sich für den UniDAZ-Preis zu bewerben, schickt eure Arbeit als PDF – einmal mit und einmal ohne in den Text integrierte Abbildungen – bis zum 30. November 2015 an studentenpreis@unidaz.de. Unsere renommierte Fachjury wird eure Arbeiten unter die Lupe nehmen und den Preisträger küren. Habt ihr Fragen? Dann schreibt uns ger ne eine E-Mail an studentenpreis@unidaz.de! Wir freuen uns auf zahlreiche Einsendungen! Prof. Dr. Ute Wittstock Institut für Pharmazeutische Biologie TU Braunschweig PHARMAZEUTISCHE CHEMIE 1987–1992 Pharmaziestudium in Greifswald 1993–1996 Promotion in Greifswald 1996–2006 Post-Doc in Kopenhagen (DK) und Jena SEIT 2006 Professorin in Braunschweig PHARMAZEUTISCHE TECHNOLOGIE UND BIOPHARMAZIE Prof. Dr. Claus-Michael Lehr Lehrstuhl für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie Universität des Saarlandes Saarbrücken 1982–1987 Pharmaziestudium in Mainz und Hamburg 1987–1991 Promotion in Leiden (NL) 1991–1993 Post–Doc in Los Angeles (USA) und Leiden/Amsterdam (NL) 1993–1995Professor in Marburg SEIT 1995 Professor in Saarbrücken Eure UniDAZ-Redaktion KLINISCHE PHARMAZIE Und hier noch weitere, wichtige Informationen und das Kleingedruckte: -Neben dem einreichenden Hauptautor bzw. den Autoren nennt bitte und räumlich unbeschränktes Recht zur Nutzung ganz oder in Teilen den betreuenden Hochschullehrer sowie die Uni, an der die Arbeit an für alle Nutzungsarten in körperlicher und unkörperlicher Form ein, gefertigt wurde. insbesondere das Recht der Veröffentlichung, der Vervielfältigung und -Gliedert den Wettbewerbsbeitrag bitte durch Zwischenüberschriften. Verbreitung in allen Medien und sämtlichen Vertriebs- und Verbrei -Der Beitrag darf maximal 16.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) lang sein. tungskanälen. Literatur auf. -Mit der Einsendung fremder Abbildungen bestätigt ihr, dass ihr über die Nutzungsrechte daran verfügen könnt. Ihr bestätigt weiterhin, dass -Schreibt zu jeder Abbildung und Tabelle eine erläuternde Bildlegende. die von euch eingesandten Abbildungen frei von Rechten Dritter sind -Schickt neben dem Wettbewerbsbeitrag einen kurzen Lebenslauf, ein und dass Schutzrechte Dritter durch deren Nutzungen nicht verletzt Passfoto sowie eine Korrespondenzanschrift (E-Mail-Adresse) mit. -Mit der Einreichung eigener Abbildungen räumt ihr dem Deutschen Apotheker Verlag unwiderruflich ein einfaches, übertragbares, zeitlich UniDA Z DIE UNIDAZ–FACHJURY UNIDAZ-PREIS -Führt am Ende der Studienarbeit ein Verzeichnis der verwendeten 02/2015 werden. Etwaige Ansprüche Dritter erfüllt ihr bzw. haltet den Deut schen Apotheker Verlag davon frei. Prof. Dr. Ulrich Jaehde Pharmazeutisches Institut Klinische Pharmazie Universität Bonn 1980–1984 Pharmaziestudium in Berlin 1986–1989 Promotion in Berlin und Nürnberg 1989–1998 Wissenschaftliche Tätigkeiten in Leiden (NL) und Berlin SEIT 1999 Professor in Bonn Prof. Dr. Stefan Laufer Pharmazeutisches Institut Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie Eberhard Karls Universität Tübingen 1980–1984 Pharmaziestudium in Regensburg 1986–1989 Promotion in Regensburg und Frankfurt 1990–1999 Tätigkeit in der pharm. Industrie 1997 Habilitation in Mainz SEIT 1999 Professor in Tübingen PHARMAKOLOGIE Prof. Dr. med. Thomas Herdegen Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Kiel 1979–1985 Medizinstudium in Würzburg und Wien 1985 Promotion in Würzburg 1985–1996 Wissenschaftliche Tätigkeiten in Tübingen, Heidelberg, Brisbane (AUS), New Haven (USA) und San Diego (USA) 1993 Habilitation SEIT 1996 Professor in Kiel 37 UniDAZ 02/2015 B ERU FS STA RT B ERUFSSTART Foto: Tiberius Gracchus (fotolia) 38 UMFRAGE UNTER PhiPS UND APOTHEKERN DER BEGLEITENDE UNTERRICHT IM PJ PROBLEM PRAXISSCHOCK „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, „Aller An fang ist schwer“ oder „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Drei Floskeln, die alt und abgenutzt klingen, aber einen wahren Kern haben. Ich denke dabei sofort an eine net te ältere Dame und einen Herrn, die mich zu Beginn des Praktischen Jahres (PJ) in der Apotheke mit den Worten, „Ich hab‘ auch mal angefangen“ verständnisvoll anlächelten. L aut Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) ist eine praktische Ausbildung von zwölf Monaten offizieller Teil der pharmazeutischen Ausbildung. Jene wird unter § 4 AAppO genauer geregelt. In Anlage 8 zu besagtem Paragrafen findet sich eine Auflistung von Stoffgebieten, die während der praktischen Ausbildung im begleitenden Unterricht gelehrt werden sollen. Sie bildet einen Rahmen für die Inhalte des begleitenden Unterrichts, der in der Regel von der jeweiligen Landesapothekerkammer organisiert wird. In Anlage 15 ist zusätzlich der Prüfungsstoff des dritten Staatsexamens aufgelistet. Zu diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt die Bundesapothekerkammer (BAK) Empfehlungen für die praktische Umsetzung heraus. Erst im November 2014 hat die BAK „Lehrinhalte der begleitenden Unterrichtsveranstaltungen – Empfehlungen der Bundesapothekerkammer“ überarbeitet und damit die Version vom April 2004 abgelöst. Seit April 2015 wird erstmals auch ein „Leitfaden für die praktische Ausbildung von Pharmazeuten im Praktikum wie praktisch tätiger Apotheker – erarbeitet. „Um dem Wandel Rechnung zu tragen, wurden die Lehrinhalte des begleitenden Unterrichts im Rahmen der bestehenden Approbationsordnung angepasst und modernisiert. Themen wie Information, Beratung und Betreuung wurden intensiviert und neue Inhalte aufgenommen, zum Beispiel das Medikationsmanagement. Andere Inhalte wurden gekürzt, beispielsweise Arzneimittelentwicklung und -herstellung in der pharmazeutischen Industrie. Erstmals wurden für die einzelnen Unterrichtsinhalte auch zeitliche Richtwerte eingeführt, um eine Orientierung für die inhaltliche Schwerpunktsetzung zu geben“, erklärt die BAK zu ihren neuen Empfehlungen. Die Überarbeitung der Zeitvorgaben zum Unterricht geschah auch im Sinne des BPhD. Besonders hervorheben möchte der Bundesverband außerdem die Arbeitsbögen, die im neuen Leitfaden für die Praxis enthalten sind und selbstständig im PJ bearbeitet werden können. „So ist auch eine gezielte Vorbereitung auf die Unterrichtsinhalte während der Praxis gewährleistet“, lobt der BPhD. in der Apotheke“ herausgegeben, der neben einem Musterausbildungsplan Arbeitsbögen enthält, die eine strukturierte praktische Ausbildung ermöglichen sollen. WANDEL DER ZEIT Die neuen Empfehlungen wurden von der „AG 3. Ausbildungsabschnitt“ – bestehend aus Vertretern der BAK, einiger Landesapothekerkammern (LAK), des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) und der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) so- In einer Stellungnahme zu Form und Qualität des berufsbegleitenden Unterrichts erklärt die baden-württembergische LAK: „Das Praktische Jahr ist ein wichtiger und selbstständiger Teil der pharmazeutischen Ausbildung. Wir beobachten oft, dass PhiPs mit dem Praktikum beginnen und einen regelrechten ‚Praxisschock‘ erleiden. Wir weisen immer darauf hin, dass das Praktikum zur Ausbildung gehört und dass die PhiPs keineswegs vollausgebildet von der Uni kommen.“ Für mich einer der bedeutendsten Kommentare, auf den ich während meiner Recherche gestoßen bin. Was hat das aber mit dem begleitenden Unterricht zu tun? Meine persönliche Er- PRAXISSCHOCK Enttäuschung über bzw. bittere Erfahrung der großen Kluft zwischen dem erworbenen theoretischen Wis sen und den tatsächlichen Anwen dungsmöglichkeiten in der [Berufs] praxis. Definition des Duden fahrung bei den begleitenden Unterrichtsveranstaltungen der LAK BW an der Uni Tübingen ist, dass sich die Begeisterung über den Unterricht unter den PhiPs oftmals in Grenzen hält. Durchaus vorstellbar, dass sich dieses Missfallen weniger auf die Qualität des Unterrichts bezieht, sondern eher besagtem Praxisschock geschuldet ist. Unabhängig davon kann man sich als Pharmazeut – im Vergleich zu anderen Berufsanfängern – glücklich schätzen, dass man trotz Sprung ins kalte Wasser zunächst unter der „Taucherglocke PhiP“ schwimmen darf und ganz offiziell noch etwas beigebracht bekommen soll – in der Praxis wie auch im begleitenden Unterricht. UMFRAGE ZUM BEGLEITENDEN UNTERRICHT Um ein differenzierteres und breiteres Bild über die Zufriedenheit mit dem begleitenden Unterricht zu gewinnen, sollte eine Online-Umfrage unter den Pharmazeuten im Praktikum (PhiPs) und Apothekern Klarheit schaffen. Deutschlandweit haben daran insgesamt 81 Pharmazeuten aus zwölf Kammergebieten teilgenommen. Aus den Kammerbezirken Hessen und Nordrhein kommen die meisten Teilnehmer (29 bzw. 16). Die Ergebnisse dürfen also keineswegs als umfassendes Meinungsbild betrachtet werden, sondern bieten nur einen Anstoß zum Diskurs. Von den 81 Teilnehmern haben 69 ihr zweites Staatsexamen in den Jahren 2013 und 2014 bestanden. Um die Aussagekraft zum aktuellen Unterricht zu erhöhen, wird im Folgenden auf jene 69 Teilnehmer eingegangen, von denen 38 approbierte Apotheker sind. Diese Umfrageteilnehmer kommen aus den Kammerbezirken Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, MecklenburgVorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Saarland, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe. DIE ERGEBNISSE Welche Themen Teil des begleitenden Unterrichts sein müssen, wird – wie bereits erwähnt – durch die Approbationsordnung festgelegt. Im Groben gibt es die zwei großen Teilgebiete pharmazeutische Praxis und spezielle Rechtsgebiete für Apotheker. Wie hilfreich die PhiPs diese für die Tätigkeit im Praktischen Jahr in der Apotheke oder bei ihrer Prüfungsvorbereitung finden, war ein Aspekt der Umfrage. Acht von 69 Teilneh- 02/2015 UniDA Z 39 „Motivation und Engagement sind, wie in jeder Gruppe, sehr verschie den. Über die Jahre haben sich die Sorgen, Visionen und Wünsche nicht wesentlich geändert. Primär steht das 3. Staatsexamen im Zentrum. Das Interesse an Arbeits gebieten jenseits der öffentlichen Apotheke ist in einigen Jahrgängen stärker, eine generelle Tendenz ist daraus aber nicht abzuleiten.“ LAK Sachsen zum Stimmungsbild der PhiPs im Kammerunterricht mern fanden den Apothekenpraxis-Teil für die Tätigkeit in der Apotheke eindeutig hilfreich und 25 stimmten der Aussage, dass der Praxis-Teil hilfreich war, eher zu. Weitere 27 verneinten dies eher und neun Teilnehmer entschieden sich für ein eindeutiges „nein“. Somit findet jeder Zweite (52%), dass der begleitende Unterricht für die Arbeit in der Apotheke nicht hilfreich war. Bei der Frage, ob der Praxis-Teil eine Hilfe bei der Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen ist, antworteten fünf von 66 Teilnehmern mit einem eindeutigen „ja“, 21 mit „eher ja“, 27 Teilnehmer mit „eher nein“ und 13 mit einem klaren „nein“. Somit liegt die Mehrheit zu 61 Prozent bei denen, die den Praxis-Teil für die Vorbereitung auf das Staatsexamen (eher) nicht hilfreich fanden. Dass der Rechts-Teil für die Arbeit in der Apotheke eindeutig hilfreich ist, gaben 13 von 69 Teilnehmern an, weitere 23 stimmten mit „eher ja“. Während sich 19 (angehende) Apotheker für „eher nein“ entschieden, fanden 14 Teilnehmer den Rechts-Teil eindeutig nicht hilfreich. Insgesamt findet „Seit einiger Zeit bieten wir zu sätzlich zum berufsbegleitenden Unterricht einen Workshop für PhiPs an. Er hat den Titel ‚Beratungsge spräche auf hohem pharmazeu tischen Niveau – Fit für die Praxis und das 3. Staatsexamen.‘ Dort lernen die PhiPs in kleinem Kreis die Umsetzung der Wissenschaft in die Praxis.“ LAK Hessen zur Veränderung des Unterrichts im Laufe der Zeit 40 UniDAZ 02/2015 nein B ERU FS STA RT 9 B ERUFSSTART 13 Praxis-Teil im 3. Stex hilfreich? (66 Antworten) 27 27 eher nein 21 eher ja 5 ja 0 5 Praxis-Teil in Apotheke hilfreich? (69 Antworten) 25 8 10 15 20 25 30 Teilnehmer Rund 61 Prozent der Umfrage-Teilnehmer fanden, dass der Apothekenpraxis-Teil für die Vorbereitung auf das 3. Staatsexamen nicht hilfreich war. Gleiches sagte gut die Hälfte mit Blick auf die Arbeit in der Apotheke. 12 nein Rechts-Teil im 3. Stex hilfreich? (50 Antworten) 14 16 eher nein Rechts-Teil in Apotheke hilfreich? (69 Antworten) 19 9 eher ja 23 13 13 ja 0 5 10 15 20 25 Teilnehmer Für die Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen konnten 56 Prozent der Teilnehmer nichts oder nur wenig mit den Inhalten des Rechts-Teils anfangen. Aber etwa jeder zweite Teilnehmer (52%) erklärte, dass die Inhalte des RechtsTeils für die Apothekenpraxis hilfreich waren. etwa die Hälfte der Teilnehmer (52%), dass der Rechts-Teil für die Apothekenpraxis (eher) hilfreich war. Bezogen auf die Vorbereitung zum dritten Staatsexamen fanden 13 von 50 Teilnehmern den Rechts-Teil eindeutig hilfreich. Neun stimmten dem eher zu, während 16 eher nicht zustimmten. Weitere zwölf Teilnehmer sprachen sich für ein klares „nein“ aus. Mit 56 Prozent überwiegt die Aussage, dass der Rechts-Teil zur Vorbereitung auf das Staatsexamen (eher) nicht hilfreich war. wird deutlich, dass Verbesserungen bei den PhiPs durchaus willkommen wären. So antworteten 37 von 52 Teilnehmern (71%) auf die Frage, ob ihrer Meinung nach Änderungsbedarf am Apothekenpraxis-Teil besteht, mit „ja“. Änderungsbedarf am RechtsTeil sahen 31 von 51 Teilnehmern (61%). Mit der Form des Unterrichts (vier Wochen aufgeteilt in zwei Blöcke) sind dagegen die meisten zufrieden (41 von 52 Teilnehmern, entspricht 79%). Allerdings wurde mehr- fach kritisiert, dass der PJ-Unterricht eigentlich zu spät stattfinde. VORSCHLÄGE ZUM UNTERRICHT Im Rahmen der Umfrage brachten viele Teilnehmer Verbesserungsvorschläge zum Apothekenpraxis-Teil ein. Sehr häufig wurde, in vielerlei Ausführungen, noch mehr Praxisnähe gefordert: „Dieser Teil sollte einen größeren Prozentsatz des Unterrichtes ausmachen. Viele Themen fehlen. Die ERKLÄRUNGSVERSUCH Insgesamt also ein durchwachsenes Meinungsbild, das man sich durch vielerlei Faktoren – auch durch die geringe Teilnehmerzahl – erklären kann. Denn einerseits stellen die PhiPs unterschiedliche Erwartungen an den Unterricht, haben individuelle Ziele und kommen mit einem heterogenen Vorwissen aus ihrer jeweiligen PJ-Stelle in den Unterricht. Andererseits variiert der Unterricht auch von Kammer zu Kammer und von Referent zu Referent. In der Umfrage 11 nein 15 Mit Form des Unterrichts zufrieden? (52 Antworten) 20 ja 31 0 10 20 30 Änderungsbedarf am Rechts-Teil? (51 Antworten) 41 37 40 Änderungsbedarf am Praxis-Teil? (52 Antworten) 50 Teilnehmer Mit der Form des Unterrichtes zeigten sich die meisten Umfrage-Teilnehmer zufrieden. „Verbesserungspotenzial gibt es im mer. Wir nehmen die Kritikpunkte und Vorschläge aus den Evaluati onen sehr ernst und überarbeiten das Programm des begleitenden Unterrichts bei Bedarf.“ LAK Baden-Württemberg zu der Frage, ob sie ihren Kammerunterricht für verbesserungswürdig hält Themen, die besprochen werden, müssen aufgrund der Kürze der Zeit marathonartig vorgestellt werden.“ Vor allem wurden mehr praxisnahe Fallbeispiele gewünscht, sowohl zu pharmazeutischen als auch zu abrechnungstechnischen Problemen. Konkret wurden unter anderem folgende Aspekte aufgeführt, die teilweise in größerem Umfang berücksichtigt werden sollten: • Hilfsmittelversorgung, • Medizinprodukte, • Rabattverträge, • Retaxierung, • Kommunikationstraining, • Kostenvoranschläge, • Ethik, • eHealth und Gesundheit im Internet, • mehr Selbstmedikationsthemen, • Beratungstipps zu verschreibungspflichtigen Präparaten, • Verschreibungen zu künstlicher Befruchtung, • mehr zu Verbandstoffen, • mehr Praxisbezug zu Bereichen außerhalb der Apotheke. Auch beim Thema Betriebswirtschaftslehre wird Änderungsbedarf gesehen: „Ich hätte mir mehr Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre gewünscht. Stattdessen ging es nur darum, was man beachten muss, wenn man sich selbstständig machen möchte. Es „Die PhiPs zeigen, insbesonde re wenn die Themen Praxisnähe erreichen (auch bei den rechtlichen Themen) großes Interesse. Was ich mir von den PhiPs wünsche: Neu gier und den Mut, Entscheidungen auf der Basis eigener Schlussfolge rungen zu treffen.“ LAK Mecklenburg-Vorpommern zum Stimmungsbild der PhiPs im Kammerunterricht gibt sicher auch im Apothekenalltag einige Dinge, die man mit etwas betriebswirtschaftlichem Hintergrund besser machen könnte“, schrieb ein PhiP. Gelobt wurde aber auch: „Gut fand ich das Thema Notdienst und wie man sich darauf vorbereitet, sowie das Thema Rezepte.“ Die Qualität der Referenten wurde als durchwachsen dargestellt. Sowohl hierbei als auch bei den Skripten und dem Unterricht selbst scheint ein ausgeprägter Wunsch nach mehr Einheitlichkeit und Struktur zu bestehen. In den Kommentaren zum Rechts-Teil kam der Wunsch nach Struktur noch deutlicher zum Ausdruck: „Allerdings fehlt […] eine geregelte Struktur und das ist schade.“, „[…] Keine Verknüpfung, welcher Paragraf nun „Der berufsbegleitende Unterricht findet oft zu einem Zeitpunkt statt, an dem der PhiP schon einige Zeit in der Apotheke oder sonstigen Ausbildungsstätte verbracht hat. Viele Themen kennt er also schon aus der Praxis. Die oft langen Wege innerhalb des Kammergebietes sind meist mit der Notwendigkeit ver knüpft, ein Zimmer mieten zu müs sen. Eventuell wäre eine Stückelung auf mehrere Termine im Semester, nach Themen geordnet, sinnvoll. Inwieweit sich so etwas umsetzen ließe, ist allerdings auch eine Frage der Größe des Kammergebiets.“ BPhD zu Ort und Zeit des Unterrichts welche Folgen für den Ablauf des Apothekenalltags hat.“ Einige Teilnehmer äußerten auch hier den Wunsch nach mehr Praxisnähe: „Die Vorlesungen sind gut! Es fehlt aber ein Teil zwei, in dem man konkret die Gesetze an Beispielen anwenden muss.“ PERSPEKTIVENWECHSEL Einen besonderen Einblick in den begleitenden Unterricht hat Apothekerin Denise Kohler, die bei der LAK Baden-Württemberg arbeitet und vor Kurzem selbst noch PhiP in Tübingen war. Jetzt organisiert sie dort den begleitenden Unterricht. Auf die Frage, wie sie den Unterricht als PhiP wahrgenommen hat, erklärt die Apothekerin: „Ich fand den Unterricht auf jeden Fall sinnvoll, vor allem unter dem Aspekt ‚Vorbereitung aufs 3. Staatsexamen‘. Man kann 02/2015 UniDA Z 41 die Skripte wirklich zum Lernen nutzen!“ Trotzdem hat sie sich für den Rechts-Teil auch den genauen Wortlaut der Gesetze angesehen. „Denn natürlich kann im Unterricht nicht jeder Paragraf im Einzelnen besprochen werden.“ Der Teil der Apothekenpraxis sei im Unterricht leider nicht so einfach einzugrenzen, wie es vielleicht noch bei den Rechtsgebieten der Fall ist: „Der Unterricht kann eben nicht das ersetzen, was man in der Apotheke lernen soll. Nur wird in der Apotheke leider nicht immer versucht, die Praktikanten allgemein auf das Berufsleben oder die Prüfung vorzubereiten, sondern oft nur recht spezifisch auf das eigene Tagesgeschäft.“ Trotzdem können Unterricht und Apothekenalltag einander ergänzen, wie Kohler weiß: „Manchmal wurde mir in der Apotheke aufgetragen, ich solle doch beim nächsten begleitenden Unterricht nachfragen, was zum Beispiel nochmal alles bezüglich Tierarzneimitteln zu berücksichtigen ist. Man kann natürlich immer selbst in die Gesetzestexte schauen, aber manches wird unterschiedlich ausgelegt. Eine Expertenmeinung hilft dann schon sehr.“ CHANCE NUTZEN! Und wie kommt der begleitende Unterricht heutzutage bei den Studierenden an? „Unsere Evaluationen sind tatsächlich durchweg positiv“, erklärt Kohler. Aber auch sie erkennt eine gewisse Diskrepanz zwischen dem Stimmungsbild während den Unterrichtsveranstaltungen und den Evaluationen: „Vielleicht fällt es einem immer erstmal leichter, etwas negativ zu sehen. Wenn man sich aber noch mal kurz Zeit nimmt, um darüber nachzudenken, fällt die Bewertung im Evaluationsbogen doch besser aus.“ Insgesamt sehe es hinter den Kulissen so aus, wie sie es schon als PhiP vermutet hat- „Natürlich kann der Unterricht immer verbessert werden. Aber genauso natürlich gibt es hierfür organisatorische, finanzielle und logistische Grenzen. Was wir uns immer vorstellen können, sind zusätzliche Angebote, die die PhiPs freiwillig wahrnehmen können.“ LAK Thüringen zu der Frage, ob sie ihren Kammerunterricht für verbesserungswürdig hält UniDAZ 02/2015 te. Das Ausmaß des organisatorischen Aufwands war ihr jedoch nicht bewusst: „Es ist deutlich mehr Arbeit als man denkt, die die PhiPs als selbstverständlich wahrnehmen. Wir haben zum Beispiel während des begleitenden Unterrichts non-Stop den Kopierer laufen, damit alle ihre Skripte bekommen.“ Grundsätzlich sollte man sich bewusst machen, so Kohler, dass der begleitende Unterricht vor allem der Vorbereitung aufs 3. Staatsexamen dient. „Der Unterricht soll nicht auf das PJ vorbereiten, sondern er ist Teil des PJ! Er soll die Ausbildung in der Apotheke nicht ersetzen, sondern, wie der Name schon sagt, begleiten.“ Und natürlich liege es auch in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen, aus seiner Ausbildung so viel wie möglich mitzunehmen. Wenn die Apothekerin selbst noch einmal als PhiP im Unterricht sitzen würde, dann würde sie sich bemühen, bewusst mehr mitzuschreiben: „Die Aufmerksamkeit nimmt mit der Zeit natürlich ab, aber deshalb gibt es ja auch die Skripte. Und man sollte die Chance nutzen, Fragen zu stellen.“ „Unser Unterricht befindet sich in einem ständigen Wandel. Je nach Rückmeldung durch die Teilnehmer werden Inhalte gestrichen oder neue hinzugenommen, Stunden anteile verändert oder Referenten ausgetauscht.“ LAK Niedersachsen zur Veränderung des Unterrichts im Laufe der Zeit PH ARM AZ EUT ISCH E KAR R IER EN DR. SIGRUN RICH Leiterin Pharmazie und Wissenschaft bei der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg A pothekerin ist genau der richtige Beruf für mich: Ich gebe mein Wissen sehr gerne an andere Menschen weiter und habe mich schon zur Schulzeit für die naturwissenschaftlichen Fächer interessiert. Mein Pharmaziestudium und die anschließende Promotion bei Prof. Dr. Karl-Artur Kovar im Bereich Pharmazeutische Analytik habe ich an der Eberhard Karls Universität in Tübingen absolviert. Schon während und auch nach der Promotion konnte ich Erfahrungen in der öffentlichen Apotheke sammeln. Genau diese sind jetzt für meine Arbeit bei der Landesapothekerkammer BadenWürttemberg – im Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis – immer sehr wertvoll. Allein die Idee, dass es bei der Kammer eine Informationsstelle für alle Praxisfragen aus der Apotheke geben soll, hat mich von Beginn an gereizt. Da war es klar, dass ich das Angebot, als Apothekerin bei der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ein Infocenter aufzubauen, ohne Zögern annahm. Seitdem beantworte ich dort „Den Unterricht im Vorfeld der praktischen Ausbildung anzubieten betrachten wir als wenig sinnvoll. Gerade das ‚Praxisbegleitende‘ ist der Vorteil des Unterrichts. Es wäre aber sinnvoll, Themen aus dem Bereich Rechtsgebiete für Apotheker vorab im Studium zu behandeln. Unsere Referenten beklagen immer wieder, dass einfache Grundlagen fehlen. Die eher praxisrelevanten Rechts-Themen kommen dadurch leider zu kurz.“ LAK Niedersachsen zu Ort und Zeit des Unterrichts Der UniDAZ-Kalender Ihr seid auf der Suche nach pharmazeutischen Fortbildungsveranstaltungen und Terminen, die für euch als Studierende interessant sind? Im UniDAZ-Kalender tragen wir für euch die Wichtigsten zusammen! Natürlich haben wir unsere Augen und Ohren nicht über all, schreibt uns also gerne eine E-Mail an redaktion@unidaz.de, wenn ihr von einer Veranstaltung erfahrt, die eure Kommilitonen auf keinen Fall verpassen sollten! TerminVeranstaltung 27. 10.– 1. 11 2015 12. EPSA Autumn Assembly in Malta 17.– 22. 1. 2016 Pharmacon in Schladming 18.– 19. 3. 2016 Interpharm in Berlin (mit Jobmesse Chance Pharmazie am 18. 3. 2016) 22.– 27. 5 2016 Pharmacon in Meran 02/2015 UniDA Z 43 PHARMAZEUTISCHE KARRIEREN OLAF ZUBE Foto: Bundeswehr Von Diana Moll, Pharmazeutin im Praktikum in Stuttgart B ERU FS STA RT Foto: LAK BW 42 Oberfeldapotheker und Leiter der Bundeswehrkrankenhausapotheke Hamburg P harmazie war für mich schon ein früher Berufswunsch, bereits während der neunten Klasse absolvierte ich mein Berufspraktikum in einer Apotheke und die Begeisterung für das Fach Pharmazie hielt bis zum Abitur. Nach dem Abitur folgte zunächst eine zweijährige freiwillige Verpflichtungszeit als Soldat bei der Marine. Zum einen entstand hierdurch der Kontakt zum Berufsfeld eines Sanitätsoffiziers, zum anderen festigte sich innerhalb dieser Zeit mein Wunsch, Pharmazie zu studieren. Die Verknüpfung von Bundeswehr und Studium schien damit fast schon vorgezeichnet und konnte über die Laufbahn eines Sanitätsoffizieranwärters verwirklicht werden. Bevor es zur Uni ging, mussten erst einmal militärische Grundlehrgänge und Praktika abgeleistet werden. Das Studium absolvierte ich dann an der TU Braunschweig. Nach dem erfolgreich absolvierten Studium, bei dem endgültig die Entscheidung fiel, dass ich im Bereich der Klinischen Pharmazie tätig sein wollte, folgte dann zunächst das Studium täglich zusammen mit meinen Kolleginnen Anfragen aus Apotheken zu aktuellen Themen aus der Praxis. Die Vielfalt der Themen, die bei der Kammer bearbeitet werden, ist groß. Sie reicht von Fragen zur Rezepturherstellung über das Betäubungsmittelrecht bis hin zu Diskussionen um Arzneistoffe im Gewässer. Inzwischen leite ich den gesamten Bereich Pharmazie und Wissenschaft und bin für zahlreiche andere pharmazeutische Themenbereiche und Projekte bei der Kammer verantwortlich. Darunter fallen beispielsweise die Betreuung der Notfalldepots der Landesapothekerkammer, Stellungnahmen zu neuen Gesetzentwürfen, Influenzapandemieplanung für die Apotheken im Land und auch die Arbeit mit Ausschüssen und Arbeitskreisen. Als Apothekerin bei der Kammergeschäftsstelle habe ich täglich viel Kontakt zu Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Neben der Apotheke zählen auch Industrie, Krankenhaus, Verbände oder Behörden dazu. Daneben nimmt das Schreiben von Artikeln für unser Mitgliederrundschreiben cosmas oder unsere Internetseite großen Raum ein. Die Zusammenarbeit mit unserer Pressestelle für Veröffentlichungen in den Medien oder Interviews in Radio und Fernsehen ist ein weiterer Teil meiner Tätigkeit, der mir sehr gut gefällt. Und wenn ich dann mal wieder als Referentin für die Kammerfortbildung oder zu Sitzungen bei der Bundesapothekerkammer unterwegs bin, merke ich nochmal besonders deutlich, wie abwechslungsreich mein Arbeitsgebiet ist. der Lebensmittelchemie. Im Anschluss habe ich mehrere berufliche Stationen und Beförderungen durchlaufen. Ich war Leiter der Bundeswehrkrankenhausapotheke Berlin, Dezernatsleiter im Einsatzführungskommando in Potsdam/Schwielowsee und bin derzeit als Oberfeldapotheker Leiter der Bundeswehrkrankenhausapotheke in Hamburg. Zudem habe ich Einsätze in Afghanistan, Bosnien und Herzegowina sowie im Kosovo absolviert. Während meiner Laufbahn habe ich mehrere Auszeichnungen erlangt: Ich bin Apotheker und (Diplom)-Lebensmittelchemiker, Fachapotheker für Klinische Pharmazie, MBA im Bereich Health Care Management und Wundexperte ICW (Initiative chronische Wunden). Zurzeit befinde ich mich in der Ausbildung zum ABSExperten (Antibiotic Stewardship). Der größte Reiz der Laufbahn der Sanitätsoffiziere besteht für mich in der Möglichkeit, die Doppelapprobation zu erlangen und sehr früh in Führungstätigkeiten eingebunden zu werden. Das breite Tätigkeitsfeld eines klinischen Pharmazeuten macht meine Arbeit besonders abwechslungsreich. Dabei ist es mir ein großes Anliegen und eine große Freude, diese Erfahrungen an den pharmazeutischen Nachwuchs weiterzugeben und den Studierenden im Rahmen des PJs die Möglichkeit zu geben, ein halbes Jahr in der Apotheke des Bundeswehrkrankenhauses zu absolvieren. Diese wurde übrigens als akademische Ausbildungsapotheke über die Kammer akkreditiert. B ERU FS STA RT CHANCE PHARMAZIE B ERUFSSTART BERLIN-CHEMIE AG BOEHRINGER INGELHEIM Auf der INTERPHARM 2015 in Hamburg fand erstmalig die Jobmesse CHANCE Pharmazie statt. Dort konnten interes sierte Studierende, Dokto randen und Apotheker mit pharmazeutischen Arbeitge bern ins Gespräch kommen und die zahlreichen Tätig keitsfelder der entsprechen den Unternehmen kennen lernen. A uf dem Karrieretag stellten sich spannende pharmazeutische Arbeitgeber aus den unterschiedlichsten Bereichen vor: ABBVIE DEUTSCHLAND Der Fokus des Pharmaunternehmens AbbVie liegt unter anderem auf neuen Wirkstoffen für innovative Therapien bei neurodegenerativen Erkrankungen. Für Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) gibt es die Möglichkeit, eine Hälfte des Praktischen Jahres (PJ) in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Formulierung, Analytik, Qualitätssicherung, klinische Produktion, Produktion, Regulatory Affairs und Marketing zu absolvieren. Für Apotheker bietet AbbVie Trainee-Stellen in verschiedenen Bereichen an. BAYER AG Bei der Bayer AG standen Personaler wie auch Apotheker Rede und Antwort und gaben persönliche Einblicke in ihre Tätigkeiten. Die Aufgabengebiete für Apotheker sind zahlreich: Neben Forschung und Entwicklung sind sie unter anderem in der Zulassung, der Pharmakovigilanz, den Medizinischen Wissenschaften und in interdisziplinären Teams im Marketing oder in der Gesundheitspolitik zu finden. Pro Jahr stellt Bayer ungefähr 20 PJ-Stellen zur Verfügung – von Forschung und Entwicklung über Analytik bis hin zu Produktion, Zulassung, Market Access oder Marketing. Beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim konnten Interessierte mit einer Personalerin und Apothekern ins Gespräch kommen. Für PhiP kommen bei Boehringer grundsätzlich die Bereiche Forschung und Entwicklung, Pharmaherstellung, Biopharmazeutika, Zulassung sowie Marketing infrage. Das forschende Pharmaunternehmen beschäftigt sich unter anderem mit biotechnologisch hergestellten Pharmazeutika und pharmazeutisch-technologischen Fragestellungen, insbesondere im Hinblick auf Inhalatoren. PRIVILEGIERTE ADLER APOTHEKE Foto: Christian Hartlmaier KARRIERETAG FÜR PHARMAZEUTEN aber auch vorkommen, dass pharmazeutische Unternehmen oder Warenwirtschaftssystem-Häuser für einen definierten Zeitraum einen erhöhten Personalbedarf haben. Das Pharmaunternehmen Berlin-Chemie brachte auf dem Karrieretag neben konkreten Stellenangeboten auch eine PhiP mit. So konnten Pharmaziestudierende aus erster Hand erfahren, wie das Praktische Jahr bei dem Arzneimittelproduzenten abläuft. Auch Berlin-Chemie bietet rund 20 PJ-Stellen an, beispielsweise in der galenischen Entwicklung, Forschung, Vertrieb, Marketing, Qualitätskontrolle, Qualitätsmanagement oder in den Medizinischen Wissenschaften. Aber auch frischgebackene Apotheker sind durchaus gefragt. Bei der Privilegierten Adler Apotheke in Hamburg bekommen PhiPs interne Praktikantenseminare und einen Tutor zur Seite gestellt. In der ersten Hälfte des PJ lernen sie die Offizin kennen und bearbeiten ein Fallbeispiel aus der Offizin, das in regelmäßigen Abständen mit steigendem Schwierigkeitsgrad fortgeführt wird. Neben einem Rezepturwochenende, an dem PhiPs lernen, die Arbeit der PTAs anzuleiten und zu beurteilen, arbeiten sie einen Tag – und auf Wunsch weitere vier Wochen – in der Rezeptur. Die zweite Hälfte des PJ kann in der Heimversorgung absolviert werden. ANTARES-APOTHEKEN In Hamburg gibt es drei antares-apotheken. Zwei von ihnen haben spezielle Beratungsschwerpunkte, die dritte Apotheke ist in der Klinikversorgung tätig, dessen Apotheker mindestens zwei Mal im Jahr eine Stationsbegehung durchführen. Darüber hinaus wird in einigen Krankenhäusern die Medikation ausgewählter Patienten überprüft und Ärzte auf Station zu arzneimittelbezogenen Problemen beraten. Auf der Jobmesse standen Apotheker aus Klinikversorgung und Offizin für Fragen aller Art zur Verfügung. SANOFI-AVENTIS DEUTSCHLAND GMBH Der Sitz von Sanofi in Deutschland befindet sich im Industriepark Höchst bei Frankfurt, dort ist die Forschung und Entwicklung, Produktion und Fertigung sowie die Verwaltung angesiedelt. In Berlin findet sich die Marketing- und Vertriebszentrale. PJStellen werden beispielsweise in den Bereichen Qualitätskontrolle, Arzneimitteldistribution, Medical and Scientific Affairs oder Pharmazeutische Fertigung angeboten. Diese kann man je nach Ausschreibung in Frankfurt, Berlin oder Köln (dort befindet sich ein Unternehmen der Sanofi-Gruppe) antreten. 02/2015 UniDA Z 45 ZYTOSERVICE DEUTSCHLAND Am Stand von ZytoService war eine Personalerin die Ansprechpartnerin für Interessierte. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg stellt patientenindividuelle parenterale Infusionslösungen im Auftrag von Apotheken auf Einzelanforderung des behandelnden Arztes her. Neben Antibiotika-Infusionen und parenteralen Ernährungslösungen werden vornehmlich Zytostatika-Zubereitungen hergestellt. Dabei ist der Herstellbetrieb nicht nur auf Anforderungen von Apotheken in Hamburg und dessen Umland beschränkt, sondern liefert bei Bedarf auch bundesweit. DEUTSCHER APOTHEKER VERLAG Der Deutsche Apotheker Verlag bringt unter anderem die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ), die PTAheute und die UniDAZ heraus. Das Programm des Verlags umfasst zudem Arzneibücher, Loseblattwerke, Datenbanken und andere elektronische Medien. Darüber hinaus dürften zahlreiche Lehrund Fachbücher bekannt sein, etwa der Mutschler oder der Jander/Blasius. Jeweils im Frühjahr veranstaltet der Deutsche Apotheker Verlag zudem die INTERPHARM. Auf der Jobmesse hatte der Verlag ein tolles Stellenangebot im Gepäck: Ein zweijähriges Volontariat in der DAZ-Redaktion. Aber auch in anderen Bereichen des Verlages werden immer wieder Apotheker gesucht. STELLENANZEIGEN – VORTRÄGE – BEWERBUNGSFOTOS Auf zwei großen Stellwänden fanden sich zahlreiche Stellenanzeigen unter anderem von Pharmafirmen, Krankenkassen und einer Landesapothekerkammer sowie von Apotheken und Kliniken für Apotheker bzw. PhiP. Zudem stellten sich einige Unternehmen in kurzen Vorträgen vor und erläuterten die Einstiegsmöglichkeiten. Daneben gab es mit dem Bewerbungsfotoshooting ein weiteres Highlight: Die Besucher des Karrieretages konnten sich nach vorheriger Anmeldung kostenlos und professionell für ihre Bewerbungsunterlagen fotografieren lassen. GELUNGENER TAG Die Unternehmen zeigten sich zufrieden: Es wurden gute Gespräche mit zahlreichen interessierten Besuchern geführt. Auch bei den Besuchern kam der Karrieretag gut an. Mit der Veranstaltung sei eine gute Gelegenheit geschaffen worden, mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen, Unternehmen und Arbeitsplätze kennenzulernen und sich über Karrierechancen zu informieren. Positiv hervorgehoben wurde zudem, dass es möglich war, auch längere und tiefergehende Gespräche zu führen. ACBIRA GMBH Der Personaldienstleister acbira wurde im November 2014 gegründet und vermittelt Apotheker, PTA und PKA an Unternehmen mit personellem Engpass. Angestellt ist man als Apotheker bei acbira – das Gebiet, in dem man tätig sein möchte, und die gewünschte Stundenzahl werden individuell abgesprochen. Die Mitarbeiter werden vor allem von Apotheken angefragt. Es kann SCHON JETZT VORMERKEN Foto: Patrick Lux 02/2015 Foto: Alex Schelbert UniDAZ Foto: Christian Hartlmaier 44 Der nächste Karrieretag für PTA, Studierende, Pharmazeuten im Prak tikum, Doktoranden und Apotheker findet am 18. März 2016 im Rahmen der INTERPHARM in Berlin statt. 46 UniDAZ 02/2015 B ERU FS STA RT B ERUFSSTART APOTHEKER KLÄREN AUF gang mit Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln spielt eine wichtige Rolle. Möglichkeiten und Grenzen von Heilkräutern und Hausmitteln bei leichten Erkältungskrankheiten, Ohrenschmerzen und Magen-Darm-Erkrankungen erkennen – das erwartet die Zuhörer in „Natürlich gesund? Natürlich gesund!“. Der dritte Vortrag handelt von Läusen, Zecken & Co. und sorgt für Aufklärung über parasitäre Erkrankungen wie Kopflaus- und Flohbefall sowie durch Zecken übertragbare Krankheiten. Die Eltern werden über Präventionsmöglichkeiten und Behandlungsmaßnahmen informiert. Der Lehrerschaft wird mit dem Vortrag „Chronisch kranke Kinder im Schulunterricht“ vermittelt, wie sie Arzneimittelnebenwirkungen oder bedrohliche Krankheitssymptome bei ihren Schülern besser erkennen können. Besprochen werden unter anderem Diabetes mellitus, Asthma bronchiale und Allergien. Foto: Dr. Tatjana Surowy PRÄVENTIONSPROJEKT IM KLASSENZIMMER E nde 2013 erfuhr ich das erste Mal vom Projekt „Apotheke macht Schule“. Im Rundschreiben der Apothekerkammer Hamburg wurde nach Apothekern gesucht, die ehrenamtlich Vorträge zu Gesundheitsthemen an Schulen halten. Das Projekt weckte bei mir sofort großes Interesse: Mein Wissen an jüngere Menschen weiterzugeben, empfand ich als große Chance und ich war neugierig darauf, einen Ausflug in ein mir unbekanntes Terrain zu machen. Anfang 2014 ging es zum ersten Treffen ins Hamburger Apothekerhaus, bei dem der Geschäftsführer der Apothekerkammer, Dr. Reinhard Hanpft, das Projekt vorstellte. Wir erfuhren, dass wir auf bereits ausgearbeitete Vorträge Zugriff haben, die von Ärzten, Apothekern und Psychologen verfasst und ständig aktualisiert werden. Diese sind werbefrei und unabhängig, sodass die Aufklärung vom Apotheker als Heilberufler im Fokus steht – und nicht die Produkte aus der Apotheke. Ein Vortrag inklusive Diskussionsrunde dauert ein bis zwei Schulstunden (45 - 90 Minuten). SIEBEN VORTRÄGE ZUR AUSWAHL Derzeit bietet die Apothekerkammer Hamburg in Abstimmung mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung sieben verschiedene Vorträge an. Die Vorträge „Pickel – (k)ein Problem!“, „Doping für den Alltag – Lifestyle-Pillen für jede Lebenslage?“ und „Sonne, Strand und Sonnenbrand“ richten sich an Schüler verschiedener Altersgruppen (Fünft- bis Zehntklässler). Neben der Aufklärung zu gesundheitlichen Aspekten sollen sie nicht nur über die referierten Themen nachdenken, sondern auch Normen diskutieren sowie Ideale, vermittelt durch Werbung und Medien, kritisch hinterfragen. So wird unter anderem über Schönheitsideale und deren Entwicklung gesprochen: Der Fokus liegt auf dem Unterschied zwischen bearbeiteten Fotos in den Medien und der Realität. Ziel ist es, dass die Schüler ein positives Selbstwert- und Körpergefühl entwickeln. Daneben gibt es Vorträge für Eltern: In „Auf Leistung getrimmt?“ geht es um Anspruch und Wirklichkeit von leistungsfördernden Medikamenten. Auch der kritische Um- ERFOLGREICHER ERSTER VORTRAG Über die Apothekerkammer erhielt ich schließlich meine erste Anfrage: Eine Stadtteilschule hatte Interesse am Vortrag „Pickel – (k)ein Problem“ – und das gleich für zwei sechste Klassen. Als ich die Schule im Vorfeld besuchte, um technische Aspekte und Fragen zu klären, warnte mich der Lehrer, dass es sich bei meinem ersten Publikum um eine „sehr dynamische Klasse“ handele. Am Abend vor dem ersten Vortrag musste ich mir eingestehen, doch etwas aufgeregt zu sein, denn diese Situation war komplett neu für mich. Themen so wiederzugeben, dass auch junge Menschen etwas davon mitnehmen, ist bestimmt eine echte Herausforderung! Und was mir noch mehr Sorgen machte: Wie kann ich aufgeweckte Schüler einer sechsten Klasse 45 Minuten lang „unterhalten“, ohne dass sie unruhig werden? Als die ersten Schüler am nächsten Morgen die Klasse betraten und mich nett begrüßten, verschwand die Nervosität langsam. Zu Beginn der Präsentation erläuterte ich neben dem Aufbau der Haut auch Ursachen und Entstehung von Akne und Pickeln und erklärte, was man gegen die lästigen Mitesser tun kann. Der Vortrag war ein voller Erfolg. Nicht nur in der Diskussionsrunde stellten die Schüler viele Fragen, die ich natürlich gerne beantwortete. Foto: Syda Productions (fotolia) Im Rahmen des Projekts „Apotheke macht Schule“ vermitteln Apotheker ihr Wissen zu Gesundheits- und Präventionsthemen in Ham burger Schulen. Das Projekt richtet sich nicht nur an Schüler verschiedener Al tersgruppen, sondern ist auch an Eltern und Lehrer adressiert. Ziel ist es, Ge sundheitsthemen kompetent und lebendig zu vermitteln und für einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Körper zu sensibilisieren. ANSPRACHE DER SCHULEN Am Ende des Treffens entschied sich jeder Apotheker für Themen und für Stadtteile, in denen er tätig werden wollte. Im nächsten Schritt ging es darum, die Schulen auf unterschiedlichen Wegen anzusprechen. Mit Flyern zum Projekt „Apotheke macht Schule“, konzipiert von der Apothekerkammer Hamburg, besuchte ich Schulen in meiner Umgebung und klärte das Sekretariat und die Schulleitung über das Projekt auf. Schnell merkte ich, dass das Interesse zwar groß war, aber meist die Zeit fehlte, um einen Vortrag in die vollgepackten Unterrichtspläne der Schulen einzubauen. Daneben warb das Landesinstitut für Leh- rerbildung und Schulentwicklung an den Schulen für das Projekt. Einige ehrenamtlich tätige Apotheker informierten darüber hinaus auf der Messe „Pakt für Prävention – Gemeinsam für ein gesundes Hamburg“ im Herbst 2014 über „Apotheke macht Schule“. Die Gesundheits- und Präventionsthemen kommen gut an. 02/2015 UniDA Z 47 Im Jahr 2006 initiierte die Lan desapothekerkammer BadenWürttemberg in Kooperation mit dem Landesapothekerverband das Projekt „Apotheke macht Schule, Prävention im Klassenzimmer“. Unterstützt wurde es vom Kultus ministerium Baden-Württemberg. In den folgenden Jahren wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultur, dem Wissen schaftlichen Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) sowie der Bayerischen Landesapotheker kammer weiter ausgebaut. In den Jahren darauf machten weitere Kammern beim Präventionsprojekt mit, beispielsweise die Landesapo thekerkammern Rheinland-Pfalz, Westfalen-Lippe und Berlin. Der zweite Vortrag lief ebenso reibungslos und der Lehrer war begeistert, wie viel Interesse seine Schüler zeigten. Im Anschluss machten wir einige Termine für Vorträge zu anderen Themengebieten aus. WISSEN WEITERGEBEN Allein an dieser Schule habe ich in den kommenden Monaten mehrere Termine. Nächstes Mal steht das Thema „Sonne, Strand und Sonnenbrand“ an. In dem Vortrag werden Schüler dafür sensibilisiert, welche Folgen es für die Haut hat, wenn sie sich der Sonne zu lange und vor allem ohne Schutz aussetzen. Sie sollen lernen, Verantwortung für ihre Haut und ihren Körper zu übernehmen. Mit dem Präventionsprojekt kann bereits in jungen Jahren das Bewusstsein für die eigene Gesundheit geschärft werden, und das kann sich durchaus positiv auf die weitere Entwicklung auswirken. Durch das Projekt konnte ich viele neue Erfahrungen sammeln und auch mal abseits des HV-Tischs mit Menschen über Gesundheitsthemen in Dialog treten. Es ist schön, sein Wissen an junge Menschen weiterzugeben und zu sehen, wie es dankend angenommen wird. Ich freue mich daher auf die weiteren Vorträge, die ich im Rahmen des Projekts „Apotheke macht Schule“ halten darf. Von Helena Shalibeik, Apothekerin in Hamburg 48 UniDAZ 02/2015 B ERU FS STA RT B ERUFSSTART APOTHEKERIN IM ZYTOSTATIKABETRIEB PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE MIT APOTHEKENFLAIR Alle Fotos: ZytoService Deutschland GmbH Bei der Herstellung von pa tientenindividuellen Zyto statika-Zubereitungen gibt es eine Menge zu beachten. Die Apothekerin in der Qua litätskontrolle bei ZytoService Deutschland GmbH, Nicola Anhorn, gewährt UniDAZ einen Einblick in den Her stellungsprozess und die Aufgaben als Apothekerin. D as Unternehmen wurde 2002 von drei Hamburger Apothekern gegründet, 2006 erfolgte die Zulassung als pharmazeutischer Herstellbetrieb. Im Auftrag von Apotheken werden auf Individualanforderung des behandelnden Arztes mittlerweile bis zu 2000 patientenindividuelle parenterale Infusionslösungen hergestellt – pro Tag! Neben parenteralen Ernährungslösungen entfällt der Großteil auf Zytostatika-Zubereitungen. Der pharmazeutische Herstellbetrieb hat eine Herstellerlaubnis nach § 13 AMG (Arzneimittelgesetz) und stellt aus in Deutschland zugelassenen Fertigarzneimitteln Infusionen her. „Das Besondere ist, dass man immer noch einen Apothekencharakter im Betrieb spürt, weil es sich aus den Apotheken heraus gegründet hat“, findet Anhorn. „Aber wir sind mittlerweile ein großer Herstellbetrieb geworden, mit sechs Reinraumlaboren, in denen jeweils vier Werkbänke stehen.“ Im Unternehmen arbeiten 23 Apotheker, 56 PTA und 23 PKA. Die Produktion ist genauestens getaktet. „Wir müssen immer das produzieren, was für den nächsten Tag benötigt wird“, erklärt die Apothekerin – dabei gebe es auch Zeiten mit einem sehr hohen Arbeitspensum, etwa vor Ostern. Dieselbe Anzahl an Patienten bekommt die Chemotherapie dann beispielsweise innerhalb von vier statt von fünf Wochentagen. „Somit müssen wir die gleiche Anzahl an Infusionen an weniger Tagen produzieren“, erklärt Anhorn und fügt hinzu: „Krebszellen kennen eben keine Feiertage.“ eine Rezeptur, herzustellen“, erläutert Anhorn. Die Daten werden von einer PTA in ein spezielles Computerprogramm eingegeben. Zwei Apotheker gleichen die Daten im 4-Augen-Prinzip ab und führen einen Plausibilitätscheck durch. Auf der Anforderung finden sich allgemeine Angaben wie Name und Geburtsdatum des Patienten und Wirkstoff sowie die Dosis. Zusätzlich sind Körpergewicht und die Größe des Patienten sowie der Tag der Applikation vermerkt. „Aus Gewicht und Größe wird die Körperoberfläche berechnet, nach der die meisten Zytostatika dosiert werden“, erklärt die Apothekerin. Einige Zytostatika und vor allem die Dosis der monoklonalen Antikörper werden hingegen nach Körpergewicht des Patienten berechnet, wie das Antikörperpräparat mit dem Wirkstoff Trastuzumab gegen Brustkrebs. „Die vom Arzt ermittelte Dosis wird dann von uns Apothekern nachgerechnet.“ Häufig schreiben die Ärzte auch die Krebsart, also den ICD-Code, auf, dann kann zusätzlich überprüft werden, ob das Arzneimittel für die Therapie dieser Krebsart vorgesehen ist. Die gängigen Therapieschemata finden sich im sogenannten Blauen Buch und sind nach Krebserkrankungen mitsamt Wirkstoffen, Regeldosierungen und Therapieintervallen aufgeführt. „Gerade zu Beginn muss man vieles nachschlagen und sich intensiv einarbeiten. Mittlerweile kenne ich aber viele Schemata auswendig.“ Bei einer Folgeanforderung wird auch kontrolliert, ob der empfohlene Abstand zur vorherigen Gabe eingehalten wurde. Dass der Applikationstag auf der Anforderung steht, ist außerdem für die Produktionsabläufe von Bedeutung. Bei kurzhaltbaren Infusionen sei es sogar wichtig, die Uhrzeit zu wissen, so Anhorn, weil es Infusionen gebe, die nur 24 Stunden haltbar sind. „Diese Infusionen können wir nicht sofort morgens produzieren, sondern erst im Laufe des späten Nachmittages, da erst am Folgetag ausgeliefert wird.“ Wenn den Apothekern bei der Kontrolle Unregelmäßigkeiten auffallen, dann halten sie Rücksprache. „Die Ärzte sind in der Regel sehr dankbar, wenn wir ihnen pharmazeutische Unterstützung anbieten.“ Wenn eventuelle Ungereimtheiten beseitigt wurden bzw. die Anforderung plausibel ist, gibt der Apotheker diese zur Produktion frei. ... ÜBER DIE HERSTELLUNG ... Alle Ausgangsmaterialien für die Produktion kommen über die Desinfektionsschleusen ins Reinraumlabor. Die Präparate wurden zuvor in der Wareneingangskontrolle geprüft und vom Leiter der Qualitätskontrolle oder seinem Stellvertreter freigegeben. Die gesamte Produktion und Dokumentation ist computergesteuert: Die Mitarbeiter im Labor können beispielsweise sehen, ob eine Anforderung bereits freigegeben wurde. Auch bei der Herstellung kommt das Programm ins Spiel: Bevor die Hersteller ein Vial mit Wirkstofflösung verwenden können, müssen sie es zur Verifizierung abscannen. Hierdurch ist eine eindeutige Rückverfolgung der Chargen der eingesetzten Arzneimittel möglich. Zudem werden die Einwaagen gravimetrisch gelockt, das System erfasst über eine Waage also, ob die korrekte Menge Wirkstoff verwendet wur- VON DER ANFORDERUNG ... Die Anforderung, die anders als das klassische Rezept aussieht und detailliertere Informationen enthält, wird an eine öffentliche Apotheke oder Krankenhausapotheke übermittelt. Diese wiederum übermittelt die Anforderung an den pharmazeutischen Herstellbetrieb. „Es ist also immer eine Apotheke, die uns den Auftrag erteilt, eine patientenindividuelle Infusion, also Nachdem die Anforderung des Arztes in den PC eingegeben wurde, gleichen zwei Apotheker die Daten ab und führen einen Plausibi litätscheck durch. 02/2015 UniDA Z 49 de. „Fehler können also nicht passieren, da alles zusätzlich computerüberwacht und gesteuert wird“, bilanziert Anhorn. Neben dem Mitarbeiter, der die Infusionen herstellt, gibt es sogenannte Anreicher im Labor. Wenn Rezepturen nicht gravimetrisch überprüft werden können, etwa weil die Volumina zu gering sind, dann kontrolliert der Anreicher die in der Spritze aufgezogene Menge Wirkstoff, um das Vier- Augen-Prinzip zu gewährleisten. ... BIS ZUR AUSLIEFERUNG Die fertige Infusionslösung verlässt das Labor über eine Schleuse und wird in einer Kiste auf einem Fließband weitertransportiert, in eine Verpackung eingeschweißt und in der Endkontrolle auf zahlreiche Prüfpunkte untersucht, dazu zählen u.a. sichtbare Verunreinigungen der Lösung, Unversehrtheit des Infusionsbeutels und der Umverpackung, Etikettierung, Füllvolumen und Stabilität. Abschließend wird jede hergestellte Infusion durch den Leiter der Qualitätskontrolle oder seinen Stellvertreter geprüft und mit den Daten der Anforderung des Arztes verglichen. Verpackt werden die Infusionen in großen Transportkisten, die entsprechend validiert sind und je nach Bedarf gekühlt werden können. Die Lieferung geht dann an den Auftraggeber, also die Apotheke. PRODUKT- UND PERSONENSCHUTZ Dass die Herstellung der Infusionen unter sterilen Bedingungen abläuft, muss sichergestellt und dokumentiert werden. Einen kleinen Haken gibt es dabei aber: „Bei uns ist jede hergestellte Infusion eine Charge. Und wenn wir jede Charge auf Sterilität prüfen würden, dann hätten wir keine Infusionen mehr. Deswegen müssen wir zeigen, dass unsere Mitarbeiter komplett aseptisch herstellen können und dass auch die Produktion keimfrei abläuft“, erklärt Anhorn. Daher werden die Produktionsbedingungen im Labor genauestens überwacht. Neben dem Partikelmonitoring werden die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Laboren kontrolliert. Zudem muss eine spezielle Druckkaskade eingehalten werden, das heißt, es darf keine ungefilterte Luft von außen in die Labore – und umgekehrt – gelangen. Diese wird im Rahmen des Druckmonitorings überwacht. Darüber hinaus wird mit Abklatschplatten das Oberflächenkeimmoni- UniDAZ 02/2015 B ERU FS STA RT B ERUFSSTART Die Herstellung der patientenindividuellen Zytostatika-Infusionen wird durch ein spezielles Computersystem überprüft und gesteuert. toring durchgeführt sowie ein regelmäßiges Luftkeimmonitoring. „Nicht nur die Oberflächen im Labor werden abgeklatscht, sondern auch die Mitarbeiter“, erklärt Anhorn. „Denn der Mensch ist in einem Reinraum die höchste Kontaminationsquelle.“ Durch die Arbeitskleidung im Labor wird natürlich nicht nur das Produkt geschützt, sondern auch dem Personenschutz Rechnung getragen. TROCKENÜBUNGEN IN DER AKADEMIE Es bedarf einer gewissen Übung, um den Reinraumanzug korrekt anzuziehen – und das in einem angemessenen Zeitrahmen. „Es dauert wirklich lange, um sich umzuziehen“, weiß Anhorn aus eigener Erfahrung. Lernen kann man das in der ZytoService Trainingsakademie, die 2013 gegründet wurde. Besonderen Wert lege man auf die Schulung der Labormitarbeiter, da diese sehr nah am Produkt arbeiten. „Arbeitssicherheit ist hier natürlich ein großes Thema.“ Aber auch alle anderen neuen Mitarbeiter werden in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen umfassend geschult, bevor es ernst wird, erklärt die Apothekerin. der Sonntagsdienst ansteht, zuständig ist.“ Unter dieser Nummer können Apotheker, Ärzte und Krankenschwestern im Notfall anrufen und ihre ganz unterschiedlichen und auch sehr speziellen Fragen loswerden. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, bei denen man Hilfestellung leisten muss, manchmal aber auch eine fehlende Infusionslösung, die dringend benötigt wird. „Wie in der öffentlichen Apotheke ist kein Notdienst wie der andere und das ist natürlich spannend und macht Spaß, ist aber auch eine große Verantwortung.“ WUNDERBARER JOB Der Job gefällt Anhorn, die mittlerweile seit über zwei Jahren im Bereich der stellvertretenden Leitung der Qualitätskontrolle ar- beitet, weil der onkologische Bereich viele Neuerungen bereithält und die Zusammenarbeit im Team klasse funktioniert. „Es ist schon toll, wenn man an einem Strang zieht, sich austauscht und Problemfälle durchdiskutiert und auch mal gemeinsam eine Entscheidung fällt.“ So könne man vom Wissen und den Erfahrungen der Kollegen profitieren. Nicht zuletzt empfindet Anhorn ihre Arbeit als Bereicherung, weil die Medikamente den Patienten helfen oder ihnen Zeit und auch ein Stück Lebensqualität schenken können. „Eine befreundete Apothekerin aus der öffentlichen Apotheke erzählte mir einmal, dass sie kurz vor Weihnachten bei einer Patientin angerufen hat. Ihr Mann war am Telefon und sagte ‚Sie rufen bestimmt wegen der Chemotherapie meiner Frau morgen an, sie kommt! Aber heute ist sie auf dem Weihnachtsmarkt!‘ Wenn man mitbekommt, dass es den Patienten durch die Therapie so viel besser geht, ist das ein schönes Gefühl. Manchmal sind es nur Monate, die man rausholen kann, aber für manche Patienten ist es vielleicht der Monat, in dem sie die goldene Hochzeit feiern oder das Enkelkind bestaunen können.“ Von Annette Lüdecke, Apothekerin und freie Journalistin in Hamburg SONNTAGSDIENST UND NOTDIENSTHANDY Die Apotheker übernehmen turnusmäßig Sonntagsdienste, die Anhorn sehr gerne macht. „An diesem Tag produziert man mit einem kleineren Team die kurzhaltbaren Infusionslösungen, und dann kümmert man sich wirklich um alles. Die Abklatsch- und Sedimentationsplatten werden ausgewertet, man legt die Produktionsreihenfolge selber fest und hat auch das Notdiensthandy bei sich, für das man in der Woche, in der Die fertige Infusionslösung wird in der Endkontrolle auf verschiedene Parameter untersucht. 02/2015 UniDA Z 51 BERUFSUNFÄHIGKEITSVERSICHERUNG VORSORGE GEGEN DEN VERDIENSTAUSFALL Foto: Coloures-pic (fotolia) 50 Wer heute studiert, muss bis mindestens 67 arbeiten. Eine lange Zeit … aber nicht jeder ist auch so lange erwerbsfä hig. Künftig wird fast jeder Zweite wegen eines psychischen oder physischen Leidens vorzeitig aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, sagen Experten. Deshalb ist es existenziell, gegen das Risiko einer Berufsunfähigkeit abgesichert zu sein. K atharina studiert im fünften Semester Pharmazie. Privat ist sie eine begeisterte und talentierte Reiterin. Dann – in den Semesterferien – verunglückt die junge Frau. Die Diagnose ist erschreckend: Katharina ist querschnittsgelähmt. An die Fortsetzung des Studiums ist nicht zu denken, geschweige denn an eine spätere Arbeit in der Offizin … Solche Fälle sind zum Glück eher selten. Viel häufiger führen psychische Erkrankungen und Nervenleiden zu einer Berufsunfähigkeit. 2015 lagen sie mit 33 Prozent als Ursache auf dem ersten Platz. Das gilt für Männer wie Frauen. Mit durchschnittlich 44,2 Jahren ist für die Betroffenen Schluss mit dem Berufsleben – und gleichzeitig auch dem Arbeitseinkommen. Die Wahrscheinlichkeit für Zwanzigjährige, im Laufe des Erwerbslebens zeitweise oder dauerhaft berufsunfähig zu werden, liegt heute bei 43 Prozent! Wer wie Katharina schon während des Studiums berufsunfähig wird, ist besonders schlimm dran. Denn hier greift nicht ein- mal die staatliche Erwerbsminderungsrente. Diese Leistung bekommt nämlich nur, wer mindestens fünf Jahre lang gesetzlich rentenversichert war und innerhalb der letzten fünf Jahre 36 Monate lang Beiträge gezahlt hat. Aber diese Rente ist mager. Und: Im Gegensatz zur Berufsunfähigkeit, bei der es um den zuletzt ausgeübten Beruf geht, bedeutet erwerbsunfähig, dass man gar keinen Beruf mehr ausüben kann. Voll erwerbsunfähig ist, wer weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten kann; bei drei bis sechs Stunden täglich spricht man von teilweiser Erwerbsminderung. BU-RENTE DES VERSORGUNGSWERKS Für angehende Pharmazeuten hat die Kammermitgliedschaft zwei Vorteile: Sie können sich von der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht befreien lassen. Und sie haben über das Versorgungswerk der Kammer bei einer Berufsunfähigkeit (BU) Anspruch auf eine BU-Rente. Die Voraussetzungen für den Leistungsfall sind in den jeweiligen Satzungen festgelegt und unterscheiden sich etwas voneinander. Eines trifft aber immer zu: Die BU-Rente wird nur dann gezahlt, wenn eine 100-prozentige Berufsunfähigkeit besteht, pharmazeutische Tätigkeiten also überhaupt nicht mehr ausgeübt werden können. Solange Sie als angestellter Apotheker noch Gehalt bekommen oder sich in Ihrer eigenen Apotheke vertreten lassen, gibt es keinen Anspruch auf die Leistung. Daher ist es sinnvoll, privat vorzusorgen, mit einer Versicherung, die bereits ab einer 50-prozentigen Berufsunfähigkeit greift. APOTHEKERBERUF: NIEDRIGES RISIKO Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung haben Sie Glück, was Ihre Berufswahl angeht: Denn Apotheker gilt als Beruf mit niedrigem Risiko. Daher sind die Prämien günstiger als bei Lehrern, Fluglotsen oder Polizisten. Und Sie sind noch jung: Das ist auch gut, denn die Beiträge steigen, je später Sie einsteigen. Allerdings spielen zwei weitere Faktoren eine Rolle, ob Sie überhaupt eine Versicherung bekommen und das zu einem vertretbaren Beitrag: Das eine sind Ihre Hobbys und das andere eventuell bestehende Erkrankungen. GEFÄHRLICHE HOBBYS? Wenn Sie in Ihrer Freizeit regelmäßig Freeclimbing betreiben, müssen Sie damit rechnen, dass Ihr Antrag auf eine BU-Versiche- 02/2015 B ERU FS STA RT INT ER NAT IO NALES Bei der Gesundheitsprüfung gibt es drei Varianten: 1. Bei Erkrankungen wie beispielsweise einer Depression, multipler Sklerose oder Diabetes Typ 1 wird man voraussichtlich überhaupt keinen Vertrag erhalten (Ablehnung). 2. Bei Allergien, Neurodermitis, einem Bandscheibenvorfall oder Asthma wird der betreffende Problembereich vom Versicherungsschutz ausgenommen (Ausschluss). 3. Bei Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder starkem Übergewicht u. ä. muss man mit Zuschlägen rechnen (Risikozuschlag). Gerade bei psychischen Störungen sind die Versicherungen sehr hellhörig und risikobewusst. Schon eine Behandlung wegen einer Spinnenphobie kann zur Ablehnung führen. Das Problem: Wenn Ihr Antrag von einer Versicherung abgelehnt wurde, wird dies in einer zentralen Datenbank der Versicherungswirtschaft gespeichert – und Sie haben dann auch bei anderen Unternehmen schlechte Karten. Hier sollten Sie die Versicherungsbedingungen sorgfältig vergleichen: Für welchen Zeitraum werden die Gesundheitsfragen gestellt? Maximal sollten Sie fünf Jahre bei ambulanten und zehn Jahre bei stationären Erkrankungen akzeptieren. UniDA Z 53 HEILMITTEL AUS DER NATUR ÜBER FLAVONOIDE IN MORINGA-ARTEN Bevor man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, gilt es, sich sorgfältig über die Leistungen und Bedingungen zu informieren. Derzeit wird Moringa als Nahrungsergänzung angeboten oder in Pflegeprodukten verarbeitet. Um die Möglichkeiten der medizinischen Nutzung weiter zu erforschen und gegebenenfalls voranzutreiben, wäre die Herstellung von standardisierten Extrakten wünschenswert. Zudem gilt es zu klären, ob die in den Tropen beobachteten immunstärkenden Effekte auf europäische Konsumenten übertragbar sind. Afrikanische Patienten profitieren aufgrund einer weniger ausgeglichenen Ernährung möglicherweise deutlich stärker als Personen im westlichen Kulturkreis. Da in Europa das Interesse an „Heilmitteln aus der Natur“ wächst, könnten MoringaProdukte in den nächsten Jahren auch hierzulande eine größere Rolle spielen. EINZELVERTRAG ODER KOMBINATION? Von Ruth Ilchmann, Apothekerin und Doktorandin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Foto: contrastwerkstatt (fotolia) VORERKRANKUNGEN Außerdem wird man nach seinem Gesundheitszustand gefragt: Auch hier gilt es, gründlich und wahrheitsgemäß zu antworten, auch wenn das zu Zuschlägen oder gar einer Ablehnung führen könnte. Zum Glück haben Sie als Studierende meist noch nicht mit chronischen Erkrankungen zu kämpfen. Daher ist es ratsam, das Thema nicht auf die lange Bank zu schieben. 02/2015 UNIDAZ-WISSENSCHAFTSPREIS rung abgelehnt wird. Das Risiko, dass Ihnen tatsächlich etwas zustößt und Sie schon in jungen Jahren invalide werden, ist den Versicherern einfach zu hoch. Kitesurfing oder Springreiten könnten zu einem Aufschlag von etwa 50 Prozent führen, Paragliding sogar die Prämie verdoppeln. Angeben muss man solch ein Hobby trotzdem, denn sonst kann die Versicherung die Leistung wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht verweigern. In der Regel empfehlen Verbraucherschützer den Abschluss einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU). Wenn Sie bereits Familie haben, ist auch die Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ) in Kombination mit einer Risikolebensversicherung zu erwägen – dies ist oft kaum teurer und sichert Angehörige für den Todesfall ab. Eine Kombination von BUZ mit Kapitallebens- oder Rentenversicherungen gilt dagegen als teuer und ungünstig im Fall, dass Sie später die Beiträge nicht mehr zahlen können. Achten Sie außerdem darauf, dass die von der Versicherung erwirtschafteten Überschüsse dazu genutzt werden, Ihre Prämien zu senken (Beitragsverrechnung). GENAU HINSCHAUEN Je früher Sie einsteigen, desto wichtiger ist es, dass sich die Leistung und Beiträge später erhöhen lassen, wenn sich Ihre Lebensumstände geändert haben (Nachversicherungsgarantie). Außerdem wichtig: eine Versicherungszeit und Leistungsdauer möglichst bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze von 67 Jahren sowie eine ausreichende Höhe der BURente. Denn wer arbeitsunfähig ist, hat oft krankheitsbedingt hohe laufende Kosten. Experten raten, etwa zwei Drittel des Nettoeinkommens als Leistung zu vereinbaren. Orientieren können Sie sich dabei an den Tarifgehältern im Apothekenbereich, die Sie auf der ADEXA-Internetseite finden (www.adexa-online.de). Als Pharmazeut macht es Sinn, beim Vergleich von Angeboten auch die Berufsunfähigkeitsabsicherung der Deutschen Ärzteversicherung mit in Betracht zu ziehen, denn hier werden die Interessen von Heilberuflern besonders berücksichtigt. Entsprechende Infos erhalten Sie über die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (www.apobank.de). Fotos: Ruth Ilchmann UniDAZ Von Dr. Sigrid Joachimsthaler, ADEXA, Leitung Presse & Öffentlichkeitsarbeit LITERATURTIPP Berufsunfähigkeit gezielt absichern – Der Weg zum besten Vertrag Verbraucherzentrale NRW 5. Auflage 2013 / € 9,90 ISBN 9783863360177 auch als E-Book erhältlich In den Medien sind außerdem Testberichte zu finden: finanzen.de Finanztest 7/2014 (und voraussichtlich 8/2015, www.test.de) €uro 4/2015 Ökotest 3/2014 (www.oekotest.de) Ein Tipp: In den Verbraucherzentralen können Sie sich gegen eine geringe Gebühr Kopien der Beiträge anfertigen. Foto: DAZ/Alex Schelbert 52 Zubereitungen aus Moringa erfreuen sich aufgrund des hohen Flavonoidgehaltes zunehmender Beliebtheit. In ihrer Heimat, Indien und Afrika, werden Moringa-Arten schon seit vielen Jahrhunderten genutzt. Im Süden Äthiopiens sind die Blätter ein wichtiges Nahrungsmittel. Die darin enthaltenen Flavonoide spielen als Radikalfänger auch in der Medizin eine Rolle, da viele Krankheiten mit oxidativem Stress assoziiert werden. Der Siegerbeitrag im Wettbewerb um den diesjährigen UniDAZ-Wissen schaftspreis ging aus einer Diplomar beit mit dem Titel „Comparative Study of Flavonoids in Moringa stenopetala and Moringa oleifera“ hervor, die im Rahmen eines vom Deutschen Akademi schen Austauschdienst (DAAD) geförder ten Projekts angefertigt wurde. Ruth Ilchmann verfasste diese Diplom D arbeit an der Addis Abeba University in Äthiopien und am Institut für Pharma zeutische Technologie und Biopharmazie der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg unter der Leitung von Prof. Dr. Reinhard Neubert. Mit ihrer Arbeit setzte sie sich gegen neun Mitbewerber durch. Der UniDAZ-Wissenschaftspreis wurde auf der Interpharm in Hamburg verliehen. ie Flavonoide Quercetin und den, dass die Arten ein unterschiedliches Kaempferol wurden bereits in ver- Spektrum an Flavonoiden bilden und dass schiedenen Moringa-Arten nach- der absolute Gehalt vermutlich durch äußegewiesen. In der vorliegenden Arbeit wur- re Faktoren beeinflusst wird. Zudem konnte de das Untersuchungsmaterial von Moringa erstmalig Isorhamnetin in den Pflanzenprostenopetala an unterschiedlichen Standorten ben von Moringa oleifera quantifiziert werin Äthiopien gesammelt, das von Moringa den. oleifera – der wohl bekanntesten MoringaSpezies – stammt aus Indien und Ruanda. In diesen Pflanzenproben wurden die Flavonoide Quercetin, Kaempferol und Isorhamnetin quantifiziert. Die Untersuchungen zeigten, dass sich die beiden Moringa-Arten sowohl in ihrer Flavonoid-Zusammensetzung als auch im relativen Gehalt an Flavonoiden unterscheiden. Beim Vergleich der Proben einer Art standen die absoluten Gehaltsunterschiede im Vordergrund. Aus den Ergebnissen kann geschlussfolgert wer- 54 UniDAZ 02/2015 INT ERNAT IO N A L E S INT ER NAT IO NALES DIPLOMARBEIT IN ÄTHIOPIEN MORINGA, INJERA UND HEIRATSANTRÄGE Vor mir das zweite Staatsexamen, in meinem Kopf die Fra ge, wie es nach dem Lernmarathon weitergehen soll. Da springt mir ein Artikel in einer pharmazeutischen Fachzeit schrift entgegen, und ich weiß auf einmal, was ich machen werde. D gen, ob ihm diese Art von Tätigkeit Freude macht. Den Hauptteil meiner Arbeit fertigte ich an der Universität in Halle an. Um die Materialien zu besorgen, gehörte dann noch ein circa einmonatiger Forschungsaufenthalt in Äthiopien dazu. Für mich war das Diplom an der Uni Halle eine geniale Möglichkeit, einen akademischen Abschluss mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden – und das alles im Rahmen meines Praktischen Jahres! KOFFER PACKEN Bevor es nach Äthiopien ging, musste aber noch einiges erledigt werden, wie beispielsweise der rechtzeitige Arztbesuch für einige Impfungen, eine gut ausgestattete Reiseapotheke zusammenstellen und den Reisepass Später konnte ich dann noch im Süden des Landes an weiteren Standorten etwas ernten. Je weiter man sich von den Städten entfernt, desto exotischer erscheint man den Menschen dort. In Konso verbreitete sich die Nachricht, dass eine Weiße den Moringa-Baum sucht, wie ein Lauffeuer, und im Nu waren mein äthiopischer Begleiter und ich von einer Horde neugieriger Kinder begleitet, die genau beobachteten, was ich machte. » Hier leben die Menschen unter einfachsten Bedingungen. « Ein Handy besitzt trotzdem fast jeder. OFFEN UND HILFSBEREIT Die Äthiopier sind sehr offene und hilfsbereite Menschen. In den großen Städten können viele Englisch, aber alle freuen sich über den Versuch, ihre Landessprache Amharisch zu lernen. Dabei wird man tatkräftig unterstützt und bekommt viel Lob für wenige Brocken: Ein krasser Gegensatz zu uns kritischen Deutschen. Wer sich hier wohlfühlen möchte, darf sich von den „Ferensch“-Rufen (Amharisch für „Weißer“) auf der Straße nicht abschrecken lassen. Denn lernt man die Leute erst einmal kennen, kann man einiges in Sachen Gastfreundschaft lernen. Auf der Hut vor heiratswütigen Junggesellen, setzte ich mich einmal in der Mensa zu einem Pärchen an den Tisch. Was in Deutschland vermutlich eher ungewöhnlich ist, führte dort zu einem herzlichen Hallo. Mit der Frage „Willst du bei uns mitessen?“ schob mir der Mann ihren Teller hin (in Äthiopien essen die Leute häufig gemeinsam von einem Teller). Ein anderes Mal war ich mit dem Bus im Land AUF DER SUCHE NACH MORINGA Nach den Vorversuchen in Deutschland bestand meine Aufgabe in Äthiopien darin, die Blätter vom Baum Moringa stenopetala zu sammeln, um sie in meiner Diplomarbeit zu analysieren. Äthiopische Freunde aus dem Gästehaus, in dem ich wohnte, verhalfen mir zu meinen ersten Blättern. Sie luden mich einfach für ein Wochenende zu sich nach Hause ein. In ihrer Stadt wachsen im Gegensatz zu Addis Abeba Moringa-Bäume. unterwegs. Das ist eine interessante und günstige Art zu reisen. Dabei kann man das Leben der Menschen besser kennenlernen, als wenn man mit dem Flugzeug in kurzer Zeit an sein Ziel gelangt. Bei der Rückkehr in die Hauptstadt wusste ich allerdings nicht, wie ich vom Busbahnhof zu meiner Unterkunft kommen sollte. Kurzerhand fand ich mich bei meiner Sitznachbarin aus dem Bus zu Hause wieder, die mich zu ihrer Familie eingeladen hatte. Nach dem Mittagessen blieb ich natürlich noch zum Kaffee. Stunden später zeigte sie mir einen Minibus, mit dem ich dann nach Hause kam. ALLTAG EINMAL ANDERS Minibusse sind das häufigste Transportmittel in den meisten Teilen des Landes. Es gibt keine offiziellen Abfahrtszeiten, man wartet einfach an der Straße und muss auf die Rufe der Jungs hören, die aus dem Fenster des Minibusses hängen und lautstark verkünden, wohin dieser fährt. Auf dem Weg zur UniDA Z Besuch bei einem Volksstamm in Tulgit Laborbucheintrag im Hinterland von Äthiopien Auf der Suche nach Moringas in Konso 55 Arbeit ist Ellenbogeneinsatz gefragt, wenn man nicht stundenlang am Straßenrand stehen möchte. Die Cafeteria an der Uni bietet das landestypische Gericht Injera in verschiedenen Variationen an. Aus Teff, dem wichtigsten Getreide in Äthiopien, wird ein Fladen gebacken, der mit Wot (einer Zwiebelsoße, die das scharfe Gewürz Berebere enthält) gegessen wird. Zum Frühstück gibt es ebenfalls Injera, der schon mit Soße getränkt ist. Das Ganze nennt sich dann Firfir, was so viel wie vermengt bedeutet. Wer das typisch deutsche Frühstück vorzieht, findet in den Bäckereien aber auch Brot und in den Läden Marmelade und Honig. Ein wichtiger Bestandteil der äthiopischen Kultur ist Kaffee. Aber in Äthiopien wird Kaffee nicht einfach nur getrunken: Die Zubereitung ist eine ganze Zeremonie und nimmt einen unverzichtbaren Platz im Tagesablauf ein. Von der Dame des Hauses werden die getrockneten, noch grünen Bohnen auf dem Kohlefeuer geröstet, kleingestampft und in der Tschebena, einer speziellen Kanne, zubereitet. Meist wird frisches Gras als Dekoration auf dem Boden ausgelegt und Popcorn oder geröstetes Getreide dazu gereicht. KLEINE HÜRDEN Während in Deutschland zumeist alles gut organisiert ist, werden einige Dinge in Äthiopien öfter mal spontan geregelt. So sind Strom und fließendes Wasser je nach Stadtteil und Unterkunft selbst in der Haupt- Alle Fotos: Ruth Ilchmann ass es eine Verbindung zwischen meinem nicht gerade auslandssemesterfreundlichen Studium und Äthiopien, meinem Lieblingsland, gibt, wusste ich bisher gar nicht. Aber nach ein paar Mails und Telefonaten mit Prof. Dr. Reinhard Neubert von der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg ist es beschlossene Sache: Ich werde eine Diplomarbeit über Inhaltsstoffe äthiopischer Pflanzen schreiben und diese in Ostafrika sammeln. Eine Diplomarbeit ist im Pharmaziestudium nicht verpflichtend, kann aber an einigen Universitäten angefertigt werden und bietet eine gute Gelegenheit, die Forschung besser kennenzulernen. Wer überlegt, nach dem Studium zu promovieren, kann hier in einem überschaubaren Zeitrahmen abwä- und ein Visum beantragen. Letzteres erhielt ich innerhalb kürzester Zeit mit einigen Briefen vom äthiopischen Generalkonsulat in Frankfurt. Es ist auch möglich, ohne Visum einzureisen: In diesem Fall bekommt man dann ein Touristenvisum für einen Monat direkt am Flughafen ausgestellt. Eine Malariaprophylaxe ist nicht in allen Teilen des Landes nötig, da in den Hochlagen Äthiopiens die Anophelesmücke nicht vorkommt. Die Hauptstadt Addis Abeba beispielsweise gilt als malariafrei. Eine Standby-Medikation mitzunehmen ist jedoch in jedem Fall sinnvoll, um ein sicheres Präparat zur Hand zu haben. Das Projekt „Welcome to Africa“ der Uni Halle wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Das ersparte mir lange Stipendienanträge. Bezahlt bekam ich eine Pauschale für Reise und Unterkunft, die durch ein paar Tipps von äthiopischen Kollegen an der Partneruniversität tatsächlich meine kompletten Ausgaben deckte. 02/2015 Wichtigstes Personenbeförderungsmittel: Der Minibus UniDAZ 02/2015 » INT ERNAT IO N A L E S Als Frau begegnet einem wohl am häufigsten die Frage nach einem Ehemann. stadt nicht immer garantiert, und die Internetverbindung ist häufig sehr langsam. Beim Einkaufen sollte man sich nicht mit dem erstbesten Preis zufriedengeben. Dieser wird meist auch einfach willkürlich in die Höhe geschraubt, wenn ein Weißer am Stand auftaucht. Dasselbe gilt für Taxifahrten. Wer allerdings Geduld zum Feilschen hat, wird belohnt. Netterweise geben die Einheimischen einem auch immer mal wieder einen Tipp, was die Dinge normalerweise kosten. Als Frau begegnet einem wohl am häufigsten die Frage nach einem Ehemann. Wird diese verneint, findet man sich auf einmal in einem nicht enden wollenden Schwall gesteigerten Interesses und Beteuerungen, wie wunderschön man doch sei, wieder. Ab und zu wird einem auch auf der Stelle ein Heiratsantrag mitten auf der Straße gemacht. Angst haben braucht man aber trotzdem nicht, wenn man sich dort als Frau alleine bewegt. KONTRASTREICHES ÄTHIOPIEN Während meines Aufenthaltes bekam ich einiges vom Land zu sehen. Äthiopien ist ein Land mit langer christlicher Kultur. Die Felskirchen von Lalibela, ein UNESCOWeltkulturerbe, sowie die touristischen Anziehungspunkte Axum und Gondar befinden sich im Norden des Landes. Von Addis INT ER NAT IO NALES « Abeba, der Hauptstadt, kann man bequem mit dem Flugzeug dorthin gelangen. Etwas südwestlicher liegt der Tanasee, von dem aus sich in der Nähe von Bahir Dar der Blaue Nil in die Tiefe stürzt, bevor er viele Kilometer später im Sudan in den Weißen Nil mündet. Das Hochland von Äthiopien unterscheidet sich stark von anderen afrikanischen Ländern. Hier wird hauptsächlich Kaffee angebaut, und das Klima ist gemäßigt. Im Süden des Landes schlängelt sich der Omofluss durch die Landschaft, an dessen Ufer verschiedene Stämme leben. In Äthiopien gibt es viele Nationalparks, in denen unter anderem Nilpferde, Krokodile, Antilopen und Zebras beobachtet werden können. Wer allerdings eine typische Safaritour erleben möchte, findet solche Angebote wohl eher in Kenia oder Südafrika. Auffallend ist der große Unterschied zwischen Arm und Reich. In den Städten vergisst man in manchen Gebäuden fast, dass man sich in einem der ärmsten Länder der Welt befindet, auf dem Land wird das dagegen an jeder Ecke offensichtlich. Hier leben die Menschen unter einfachsten Bedingungen. Ein Handy besitzt trotzdem fast jeder – sogar im tiefsten Busch, wo das Laden des Akkus einige Umstände macht. Siedlung in Südwest-Äthiopien UniDA Z 57 WERTVOLLE ERFAHRUNG Die Wochen in Äthiopien waren die interessantesten während meiner ganzen Diplomzeit. Es war eine großartige Bereicherung, in einer anderen Kultur zu leben und alles einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Sich alleine durchschlagen zu müssen, hat mich selbstständiger gemacht. Müsste ich mich noch einmal entscheiden, so würde ich es definitiv wieder machen. Von Ruth Ilchmann, Doktorandin an der MLU Halle-Wittenberg PRAKTISCHES JAHR IN AUSTRALIEN FORSCHUNG IM LAND DER KÄNGURUS Zwei ehemalige Pharmazie studierende haben einen Teil ihres Praktischen Jah res in Australien verbracht. Welche Vorbereitungen nötig waren und was sie im Land der Kängurus erlebt haben, lest ihr in folgendem Artikel. I nspiriert vom Vorhaben unserer Freunde, das Praktische Jahr (PJ) im Ausland zu absolvieren, haben wir Prof. Dr. Lutz Heide vom Pharmazeutischen Institut der Eberhard Karls Universität Tübingen mit der Bitte aufgesucht, uns bei der Suche nach einer PJ-Stelle in einem englischsprachigen Land zu helfen. Das Glück war auf unserer Seite, denn die Universität Tübingen war gerade dabei, eine Kooperation mit der University of Queensland in Brisbane zu starten. Prof. Heide sicherte uns seine Unterstützung zu und versorgte uns mit den nötigen Kontaktdaten. BÜROKRATISCHER MARATHON Wasserfälle des Blauen Nils bei Bahir Dar 02/2015 STUDIEREN UND FORSCHEN Anders als in Deutschland wird das Pharmaziestudium in Äthiopien nicht in der Landessprache, sondern auf Englisch absolviert. So konnte ich ohne Kommunikationsschwierigkeiten auch mal an einem Seminar teilnehmen. Durch die schlechtere Infrastruktur und Stromversorgung gestaltet sich Forschungsarbeit in Äthiopien allerdings nicht so einfach wie in Deutschland. Häufig fehlt es an Substanzen oder Lösungsmitteln, und wenn der Strom einmal unerwartet ausfällt, muss mit so manchem Versuch noch einmal von vorne begonnen werden. Trotz allem gibt es im Chemical Department ein funktionierendes NMRGerät. Flüssigen Stickstoff unter diesen Umständen zu beschaffen, ist eine wahre Meisterleistung – beeindruckend, was die Kollegen in Äthiopien leisten! Alle Fotos: Müller/Starobova 56 Fischer auf dem Tanasee Somit begann für uns im sechsten Semester des Pharmaziestudiums ein bürokratischer Marathon. Als Erstes mussten wir natürlich zahlreiche E-Mails schreiben, um uns und unser Vorhaben vorzustellen sowie Betreuer mit einem passenden Projekt und der nötigen Zeit für zwei Pharmazeuten im Praktikum zu finden. Nach positiven Rückmeldungen kümmerten wir uns um das Visum. Die Bearbeitung dauerte insgesamt mehr als sieben Monate, weil wir als Auszubildende an der University of Queens- land ein spezielles Visum für „Occupational Trainees“ beantragen mussten. Finanziert haben wir unseren Auslandsaufenthalt über das Auslands-BAföG und mit eigenen Ersparnissen. Der BAföG-Antrag wurde nach ungefähr sechs Monaten genehmigt. Wichtig war es auch, im Vorfeld beim Landesprüfungsamt für Medizin und Pharmazie zu klären, ob unser Auslandsaufenthalt im Rahmen der Prüfungsordnung für das dritte Staatsexamen auch wirklich anerkannt wird. Zu guter Letzt suchten wir noch eine Wohnung, wobei die horrenden Mietpreise in Australien für uns auf den ersten Blick wie ein Druckfehler aussahen! Als wir dann unser zweites Staatsexamen und alle nötigen Dokumente zusammenhatten, konnten wir endlich unsere Koffer packen und nach „Down Under“ fliegen. Nach 36 Reisestunden sind wir dann am Flughafen in Brisbane im heißen australischen Sommer angekommen. UNIVERSITY OF QUEENSLAND Die University of Queensland wurde im Jahr 1909 gegründet und gehört zu den weltweit führenden Forschungs- und Lehrinstitutionen. Das Pharmaziestudium in Australi- 58 UniDAZ 02/2015 INT ERNAT IO N A L E S INT ER NAT IO NALES 02/2015 UniDA Z 59 Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt und vollkommen naturbelassen. en besteht aus einem vierjährigen Bachelor-Studiengang, nach dem ein einjähriges Praktikum in einer öffentlichen Apotheke oder in einer Krankenhausapotheke absolviert werden kann, um die Zulassung zum Apotheker zu erlangen. Mit einem guten Bachelor-Abschluss ist es aber auch möglich, direkt im Anschluss im Rahmen eines zweijährigen Master-Studiengangs ein Forschungsprojekt zu bearbeiten. In Brisbane studiert man Pharmazie an der School of Pharmacy. Einen Teil unserer Projekte haben wir dort durchgeführt, die anderen Projekte absolvierten wir am Institute for Molecular Bioscience (IMB). Unser Supervisor war Dr. Irina Vetter. Sie ist Wissenschaftlerin und Leiterin einer Forschungsgruppe am IMB und an der School of Pharmacy und beschäftigt sich hauptsächlich mit neuropathischen Schmerzen und dazugehöriger Grundlagenforschung. Dr. Vetter hat uns an unserem ersten Arbeitstag herzlich empfangen. Bei der Begehung des IMB und der School of Pharmacy haben wir uns ein wenig wie auf einer Reise in die Zukunft gefühlt. Verglichen mit den Standards in Deutschland waren die Forschungslabore besser ausgestattet und auf dem allerneuesten Stand der Technik. Dr. Vetter stellte uns den Direktor des Centre for pain research am IMB, Prof. Richard Lewis, vor. Lewis ist ein sehr netter, Flip-Flop-tragender Professor, der uns bei unseren Projekten immer mit guten Ratschlägen zur Seite stand. DIE ERSTEN ARBEITSTAGE In den ersten Wochen wurden wir in die allgemeinen Techniken eingewiesen, die für die nächsten sechs Monate die Basis unserer Forschungsarbeit bilden sollten. Dazu gehörte es, Zellkulturen verschiedener Säugetierzellen anzulegen und Methoden der DNA-Isolierung, Plasmid-Transfektion und HPLC-Fragmentierung zu erlernen. Auch in die Handhabung des FLIPRTetra (Fluorescence Imaging Plate Reader) wurden wir eingewiesen. Dieser ermöglicht es, innerhalb von ein paar Minuten die Aktivitäten von bis zu 386 verschiedenen Substanzen auf einmal zu überprüfen. Uns wurden mehrere Projekte zur Thematik der neuropathischen Schmerzen übertragen, wobei wir zum Verständnis nebenbei noch unzählige Papers lesen mussten. Nach wenigen Wochen konnten wir aber bereits völlig selbstständig arbeiten und hatten absolute Freiheit bezüglich der Planung und Gestaltung unserer Versuche. Nicht nur unser Wissen war bei der Arbeit gefragt, sondern auch jede Menge Kreativität. Wir haben Dr. Vetter oft eine vermeintlich verrückte Idee oder Theorie vorgestellt, die aber jedes Mal sehr positiv aufgenommen wurde. PUBLIZIERTE FORSCHUNGS ERGEBNISSE Wir haben in den sechs Monaten viele Ergebnisse und Erkenntnisse erlangt, wobei eines unserer Projekte sogar so gut lief, dass daraus eine Publikation entstanden ist. Diese wurde in der Fachzeitschrift Biochemical Pharmacology unter dem Titel „α-conotoxin MrIC is a biased agonist at α7 nicotinic acetylcholine receptors“ veröffentlicht – mit uns beiden als Erstautoren! In diesem Projekt ging es um ein sogenanntes α-Conotoxin namens MrIC, eine Substanz, die man aus dem Gift der Kegelschnecke (Conus marmoreus), die an Korallenriffen lebt und andere Schnecken jagt, isolieren kann. α-Conotoxine sind kleine, über Disulfidbrücken stabilisierte Peptide, die normalerweise nikotinische Acetylcholinrezeptoren (nAChR) blockieren. MrIC hat aber eine für diese Substanzgruppe bisher einzigartige Eigenschaft: Es kann den α7 nikotinischen Acetylcholinrezeptor (α7 nAChR) aktivieren, wenn dieser von einer bestimmten Substanz zuvor verändert wurde. Der α7 nAChR ist ein ligandengesteuerter Ionenkanal, der sich überwiegend im zentralen Nervensystem befindet. Eine Substanz wie MrIC kann zu einem besseren Verständnis des komplizierten Rezeptors beitragen. Zudem ist sie eine potenzielle Leitstruktur für Wirkstoffe, die man bei α7 nAChR-assoziierten Erkrankungen wie Schizophrenie und Morbus Alzheimer einsetzen könnte. KONFERENZ AUF NORTH STRADBROKE ISLAND Ein Highlight unseres Aufenthaltes in Australien war die wissenschaftliche Konferenz auf North Stradbroke Island östlich von Brisbane. Das „Pain Program Grant Meeting“ findet jedes Jahr statt und wird von einem Pain Research Grant finanziert. Dort werden (noch) unpublizierte Forschungsergebnisse zum Thema Schmerz diskutiert, wobei auch wir unsere Projekte und bisherigen Ergebnisse in Form von zwei Postern vorstellen durften. Es war eine tolle Erfahrung: Einerseits, weil wir selbst Poster zu unseren Projekten vorbereiten und diese präsentieren durften, und andererseits, weil „Straddie“ eine wunderschöne Insel ist, auf der man wilden Kängurus und Koalas beim Spaziergang im Wald begegnet. ARBEITSLEBEN: ENTSPANNT UND PRODUKTIV Australier arbeiten im Schnitt täglich eine Stunde weniger als die Menschen in Deutschland, und das Arbeitsleben verläuft eher locker. Als wir in Australien ankamen, fingen wir motiviert mit unserem gewohnten Arbeitstempo an – wir haben aber sehr schnell gemerkt, dass wir von Zeit zu Zeit auf die Bremse treten sollten. Das Arbeitsleben an der Universität in Brisbane war entspannt, aber gleichzeitig auch sehr produktiv. Es gab, bis auf das „Groupmeeting“ am Montagmorgen, keine festen Arbeitszeiten. Bei dem Meeting wurden bei Kaffee und Frühstück die Daten der letzten Woche und das weitere Vorgehen in den verschiedenen Projekten besprochen. Ansonsten konnten wir jeden Tag anfangen, wann immer wir wollten, und auch die Planung lag in unseren Händen. Weil man nicht übermüdet und unter Zeitdruck arbeiten musste, waren alle mit Spaß bei der Sache und somit sehr produktiv. Der Umgang mit dem Vorgesetzten ist auch ein wenig anders als in Deutschland. Man spricht seinen Chef immer mit dem Vornamen an, geht auch gerne zusammen ein Bier trinken und kann mit ihm und der gesamten Gruppe ein entspanntes Wochenende auf einer schönen Insel verbringen. GUT GELAUNT UND HILFSBEREIT Die Menschen, denen wir begegnet sind, waren eigentlich immer gut gelaunt. Ob das an der Sonne oder an der Einstellung zum Leben liegt? Australier sind offen und immer interessiert daran, zu erfahren, woher man kommt und was man macht. Übernimmt man diese Lebenseinstellung, dann passieren einem ganz unerwartet die schönsten Abenteuer. An einem abgelegenen See haben wir so beispielsweise eine Gruppe Australier kennengelernt, die uns ihr Kajak ausgeliehen haben. So konnten wir diesen wunderschönen See von einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernen. Nicht nur die Offenheit, sondern auch die uneingeschränkte Hilfsbereitschaft gehören zu den besten Eigenschaften der Einwohner: Bei jeglichen Problemen kann man einfach jemanden auf der Straße fragen und bekommt Hilfe und Unterstützung. Wäre Australien nicht so weit weg, wäre es ein perfekter Ort zum Leben: Sonne pur, nette Menschen und hohe Lebensqualität! Diesen Kontinent verlässt man definitiv nur schweren Herzens. WELTMETROPOLE BRISBANE Brisbane ist die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland und liegt im subtropischen Nordosten Australiens. Dort scheint so gut wie jeden Tag die Sonne, und die Temperaturen liegen (weit) über 20°C. Somit hat man immer das richtige Wetter, um sich mit Freunden zu treffen und ein Picknick oder ein Barbecue im Park zu genießen. Es wird sehr viel draußen unternommen, und die Menschen leben in Australien sehr bewusst: Es wimmelt von Joggern, Fahrradfahrern und anderen Sportlern, sodass man von deren Mentalität mitgerissen wird und mitmacht, egal wie groß der innere Schweinehund ist. Brisbane ist sicher keine typische Touristenstadt, da man nur wenige Sehenswürdigkeiten findet. Was man auf jeden Fall gesehen haben sollte, ist der Central Business District mit seinen Wolkenkratzern, die Shoppingmeile „Queenstreet“ und das idyllische 02/2015 INT ERNAT IO N A L E S Der Brisbane River schlängelt sich um den Central Business District. South Bank mit Palmenanlage und Pool inklusive Sandstrand mitten in der Stadt, direkt am Brisbane River. Die Millionenmetropole hat für jede Altersgruppe etwas zu bieten: Vom freien Zugang in die Brisbane City Library über unzählige Angebote des Brisbane City Council für kostenlose Outdoor-Sportkurse wie Boxen, Yoga und Zumba bis hin zu klassischen und modernen Konzerten auf öffentlichen Plätzen. Langeweile hat uns während unseres Aufenthaltes in Brisbane sicher nicht heimgesucht! REISE ENTLANG DER OSTKÜSTE Vor und nach unseren Forschungen hatten wir insgesamt acht Wochen Zeit zum Reisen und konnten somit viele Orte an der Ostküste, zwischen Town of Seventeen Seventy im Norden bis Sydney im Süden, sehen. In dieser Zeit haben wir mit dem Greyhound Bus, einem Fernbus, insgesamt 2500 Kilometer zurückgelegt. In Australien findet man die schönste Fauna und Flora der Welt. Denn der Kontinent breitet sich insgesamt über sechs Klimazonen aus, sodass ein extrem breites Spektrum an Pflanzen- und Tierarten in Aus tralien beheimatet ist. Man entdeckt beim Spaziergang in tropischen Wäldern Koalas, Kängurus, Pythons, riesige Spinnen » In Australien findet « man die schönste Fauna und Flora der Welt. (die man lieber nicht entdeckt hätte), Echsen, Schmetterlinge und unzählige Vogelarten. Es gibt zahlreiche Nationalparks mit majestätischen Gumtrees (Eukalyptusbäume) und daran angrenzend kilometerlange Strände, die als Teil eines Naturschutzgebietes meist menschenleer und absolut sauber sind. Weil wir noch mehr von der Tierwelt Australiens sehen wollten und um uns einen Traum zu erfüllen, waren wir in den flachen Gewässern des Great Barrier Reefs schnorcheln. In bunten Fischschwärmen und direkt neben einer gemächlichen Grünen Meeresschildkröte zu schwimmen, war einfach unvergesslich. Bei Lady Elliot Island (eine Lagune im Great Barrier Reef), Moreton Island mit Schiffswracks und an der Westseite von Fraser Island – der größten Sandinsel der Welt – haben wir unsere schönsten Schnorchelabenteuer erlebt. Sydney war dann schließlich der Endpunkt unserer Reise. Das Wahrzeichen Sydneys ist das Opernhaus im Sydney Harbour. Auf der angrenzenden Promenade haben wir viele Cafés und Bars gefunden, in denen wir einen Drink und den Sonnenuntergang mit Blick aufs Opernhaus und die Harbour Bridge genießen konnten. ERFAHRUNG FÜRS LEBEN Wir würden jedem, der sich für die Forschung interessiert und herausfinden möchte, ob eine Forschungskarriere der richtige Weg ist, empfehlen, eine Hälfte des Praktischen Jahres im Ausland an einem Forschungsinstitut oder einer Universität zu absolvieren. Wir haben während unseres PJ festgestellt, dass wir definitiv in der Forschung tätig sein wollen. Beruflich haben wir beide sehr davon profitiert: Dr. Vetter hat uns mit Prof. Dr. Katharina Zimmermann von der Universität Erlangen-Nürnberg be- B PhD e.V. kannt gemacht. Bei ihr haben wir nun an der Anästhesiologischen Klinik mit unserer Doktorarbeit im Bereich der experimentellen Schmerzforschung begonnen. Bei unseren Forschungen in Australien lief öfter etwas schief, und wir mussten wieder dort anfangen, wo wir schon vor Wochen waren. Wir mussten Probleme im beruflichen und privaten Rahmen lösen, die zunächst unlösbar erschienen. Im Nachhinein haben wir aber bemerkt, dass es eine Schule fürs Leben war und wir nun mit vielem gelassener umgehen können. Während dieser acht Monate haben wir ein neues Land mit spannender Kultur kennengelernt, Freunde fürs Leben gewonnen und den Weg für unsere berufliche Zukunft geebnet. All das war sicher jede Anstrengung und jedes einzelne Problem, das wir lösen mussten, wert. UniDA Z 61 SCHWERPUNKT GERIATRIE 13. PHARMAWEEKEND IN LEIPZIG Das PharmaWeekend ist eine vom Bundesverband der Phar maziestudierenden in Deutschland (BPhD e.V.) und der austragenden Fachschaft organisierte Fortbildungsveranstal tung. So fanden sich dieses Jahr vom 12. bis 14. Juni etwa 140 Pharmaziestudierende, Pharmazeuten im Praktikum und Jungapprobierte in der Universität Leipzig ein, voller Vorfreu de auf ein spannendes Wochenende mit vielen interessanten Vorträgen rund um das Thema Geriatrie und einem tollen Rahmenprogramm. Von Hana Starobova und Alexander Müller, Doktoranden an der Anästhesiologischen Klinik im Uniklinikum Erlangen TYPISCH AUSTRALIEN! D Was assoziiert ihr mit Australien? Die meisten denken sicher sofort an das Sydney Opera House, den Ayers Rock, das Great Barrier Reef und natürlich an Kängurus und Koalas. Letztere dürften eines der am weitesten verbreite ten Symbole Australiens sein. Koalas ernähren sich fast ausschließlich von Eukalyptusblättern. Das ätherische Öl der Blätter, dessen Hauptbestandteil 1,8-Cineol ist, wird auch pharmazeu tisch genutzt: So findet es sich unter anderem in einigen Erkältungssalben zum Einreiben und Inhalieren. Zur Gewinnung des ätherischen Öls können verschiedene 1,8-Cineol-reiche Eukalyp tusarten verwendet werden, wie Eucalyptus globulus, Eucalyptus polybractea und Eucalyptus smithii. lue 02/2015 Foto: BPhD UniDAZ ie Eröffnung fand durch den BPhDVorstand und die Fachschaft Pharmazie Leipzig statt. Daran knüpfte Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) mit einem Festvortrag über die Digitalisierung als gesellschaftspolitisches Thema an und sprach unter anderem über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Apothekenpraxis. SPANNENDE VORTRÄGE ... Foto: kotomiti (Fotolia) 60 Am Samstagmorgen starteten wir mit einem Vortrag von Susanne Schiek zum Thema „Geriatrie – Herausforderung für Therapie und Forschung“ in den Tag. Dabei erläuterte sie einige Krankheitsbilder geriatrischer Patienten und zeigte die Möglichkeiten und Schwierigkeiten einer Arzneimitteltherapie auf. Anschließend sprach Dr. rer. medic., Dipl.-Pharm. Frank-Christian Hanke über „Geriatrie als Zeitforderung – Zukunftsaspekte der Heilberufe anhand der geriatrisch-pharmazeutischen Versorgungsforschung“. Anschließend referierte Prof. Dr. Andreas Simm über „Die alternde Bevölkerung. Geriatrische Patienten und translationale Forschung“. In den Pausen konnten sich Interessierte an den Ständen der Deutschen Ärzte Finanz und der Deutschen Apothekerund Ärztebank informieren. ... INTERAKTIVES SEMINAR ... Der Samstagnachmittag wartete mit einem mehrstündigen interaktiven Seminar von Esther Gaus zur Therapietreue im Alter auf. Der Schwerpunkt lag auf dem Umgang mit geriatrischen Patienten und beleuchtete unter anderem die Aspekte Compliance und die Verbesserung der Kommunikation. Den letzten Vortrag hielt Dr. Arnold Hertzsch über die Möglichkeiten der Verbesserung der Patientenadhärenz als Aufgabe der Apotheken. Parallel zu diesem Vortrag fand ein SoftSkill-Training statt, welches von der ehemaligen EPSA Liaison Secretary des BPhD, Dena Akbari, geleitet wurde. Rund 15 Teilnehmer konnten so noch einmal intensiv und gezielt die Kommunikation mit geriatrischen Patienten üben. Der lange und lehrreiche Tag endete im Restaurant All on Sea mit leckerem Essen, entspannter Musik und einem wunderschönen Sonnenuntergang. ... UND EIN GELUNGENES RAHMENPROGRAMM! Am Sonntag stellte Bianca Schäfer von Apotheker ohne Grenzen als letzten Vortrag den Verein und einige der aktuellen Projekte vor und zeigte auf, wie man sich in einer Hilfsorganisation einbringen kann. Dann verabschiedete die BPhD-Präsidentin Franziska Möllers die Teilnehmer in das vielseitige Sonntagsprogramm. Auf dem Programm standen u. a. Sightseeing in Leipzig, ein Besuch des Sächsischen Apothekenmuseums und eine Fahrt per Schlauchboot durch die Leipziger Kanäle. Wir freuen uns sehr, dass wir über die SLAK das diesjährige PharmaWeekend als Fortbildungsveranstaltung akkreditieren lassen konnten, sodass die Teilnehmer acht Fortbildungspunkte erhielten. Das 14. PharmaWeekend wird vom 10. bis 12. Juni 2016 in Hamburg stattfinden. Von Stephan Tang, BPhD-Beauftragter für Internet und Presse Ganz herzlich bedanken wir uns bei unseren Sponsoren: Noweda, Deutsche Ärzte Finanz, Deutsche Apothekerund Ärztebank, Sächsische Landesapothekerkammer, Sächsischer Apothekerverband, Rausch AG Kreuzlingen, H&S Arzneitee, Soldan Holding + Bonbonspezialitäten GmbH und Dr. Kade Pharmazeutische Fabrik GmbH. B PhD e.V. B PhD e.V. EPSA-Motto: „Bringing Pharmacy Knowledge and Students together“. Zudem finden zweimal jährlich Kongresse statt, auf denen Vorträge gehalten und gehört werden, Workshops und Trainings stattfinden, Hochschulpolitik betrieben wird und Pharmaziestudierende aus ganz Europa zusammenkommen. In jedem Land gibt es mindestens einen EPSA-Abgeordneten, Liaison Secretary genannt, der den Kontakt zwischen dem europäischen Verband, dem nationalen Verband und den Fachschaften sicherstellt. Außerdem gibt es zwei nationale Koordinatoren, die die beiden großen EPSA-Projekte Twinnet und IMP betreuen. TWINNET UND IMP WAS MACHT EIGENTLICH DIE EPSA? EPSA steht für European Pharmaceutical Students´ Association und ist die Interessenvertretung der europäischen Pharma ziestudierenden. Sie repräsentiert ca. 165.000 Studierende aus 33 Ländern. Die Hauptaufgabe der EPSA besteht darin, Ideen, Meinungen und Probleme der Pharmaziestudierenden zusammenzutragen, weiterzuentwickeln bzw. Lösungen zu suchen. D abei werden die zum Teil sehr unterschiedlichen Studienschwerpunkte und -bedingungen besprochen, aber auch berufliche und gesellschaftliche Fragen diskutiert, beispielsweise: • Wie verändern sich die Aufgaben von Pharmazeuten in der Zukunft? • Welche Rolle spielen wir im Gesundheitssystem? • Sollten Pharmazeuten impfen dürfen? • Wie können wir besser mit anderen Berufsgruppen zusammenarbeiten? • In welchen Ländern läuft es mit dem Pharmaziestudium gut, in welchen gibt es noch Verbesserungsbedarf? Dorothea Dalig ist EPSA Liaison Secretary des BPhD. Auch der intereuropäische Austausch, die fachliche und persönliche Weiterentwicklung ist ein Herzensanliegen, getreu dem Twinnet dient vor allem dem kulturellen Austausch und der Vernetzung der Pharmaziestudierenden und wird von interessierten Studierenden organisiert. Drei bis sieben Tage besuchen sich Studierende unterschiedlicher pharmazeutischer Fakultäten in Europa gegenseitig, zeigen sich die Stadt, die Kultur und die Universität. Zudem gibt es Vorträge und Workshops zu verschiedenen Themen. Laura Brünker aus Marburg, Twinnet-Koordinatorin seit Juli 2015, übernimmt hier die Rolle der Ansprechpartnerin und Hauptorganisatorin. Das IMP (Individual Mobility Project) ist ein Praktikumsprojekt der EPSA. Es handelt sich hierbei um eine europaweite Praktikumsbörse für drei- bis zwölfmonatige bezahlte Praktika, die vorwiegend an Universitäten, in Krankenhäusern und in der Industrie absolviert werden können. Es können Pharmaziestudierende aller EPSAMitgliedsländer aus dem Hauptstudium sowie Apotheker bis zu zwei Jahre nach der Approbation teilnehmen. Lokale Koordinatoren bewerben die Praktikumsstelle, sammeln die Bewerbungen und treffen anhand standardisierter Kriterien eine Vorauswahl. Außerdem werden die Studierenden vor und während des Praktikums vom lokalen Koordinator betreut. Hierzulande übernimmt Felix Guttwein aus Würzburg die Aufgabe. Alle weiteren Informationen zu EPSA gibt es unter epsa-online.org oder im direkten Kontakt via E-Mail an epsa@bphd.de, twinnet@bphd.de und imp@bphd.de. Von Dorothea Dalig, EPSA Liaison Secretary des BPhD e.V. 02/2015 UniDA Z 63 Foto: patrisyu (fotolia) 02/2015 Logo: EPSA UniDAZ INTERDISZIPLINÄRE KOOPERATION – KOMMUNIKATION ALS GRUNDBAUSTEIN Die Schnittstelle zwischen Ärzten und Apothekern ist der Patient. Als Heilberufler ist das Wohl des Patienten das, was beide Berufsgruppen erreichen und erhalten wollen. Den noch gibt es häufiger Unstimmigkeiten. Beide Parteien müs sen sich dann bemühen, die optimale Lösung für den Pati enten zu finden. S Foto: BPhD 62 tudierst du Pharmazie, weil du für Medizin nicht gut genug warst?“, diesen Satz musste wahrscheinlich der ein oder andere Pharmaziestudierende schon mal über sich ergehen lassen. Heutzutage genießen Ärzte und Apotheker mitunter ein unterschiedliches Ansehen: Ärzte das des Heilers und Beraters für die Gesundheit und Apotheker das des freundlichen Medikamentenverkäufers. Doch zu wie viel Letzterer imstande ist, eben nicht nur ein Schubladenzieher, sondern auch ein Berater für Arzneimitteltherapiesicherheit zu sein, weiß längst nicht jeder. Aufgrund dieser Einstellung gegenüber dem Apotheker, ein Verkäufer zu sein, bildet sich schon früh eine Barriere zwischen Pharmazie- und Medizinstudierenden aus. Dies zu vermeiden ist Aufgabe der Studierenden beider Fachrichtungen, denn letztendlich sind sie es, die im Berufsleben interprofessionell zusammenarbeiten sollen. In den Medien wird das Thema der interdisziplinären Kooperation im Gesundheitswesen des Öfteren behandelt. In vielen Beiträgen wird auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern eingegangen. Mithilfe von Projekten kann die neue Generation von Medizinern und Pharmazeuten zu einem verbesserten Gemeinschaftsdenken sensibilisiert werden. An vielen Universitäten werden schon Veranstaltungen, wie beispielsweise die Teddyklinik, ausgerichtet. Hierbei gehen Kinder zu den sogenannten Teddyärzten und Teddyapothekern, um die „Krankheiten“ ihrer Stofftiere kurieren zu lassen. Zweck des Projekts ist es, dass Kinder die Schüchtern- heit vor den „weißen Kitteln“ ablegen und dass die angehenden Ärzte und Apotheker den Umgang miteinander und mit dem Patienten üben können. Einige Medizin-Fachbereiche bieten außerdem Veranstaltungen an, bei denen sich Pharmaziestudierende unter Anleitung von angehenden Medizinern anatomische Präparate anschauen dürfen. Beide Projekte können von interessierten Studierenden wahrgenommen werden. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e.V. möchte zusammen mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. diese interprofessionelle Kooperation als Grundbaustein für eine optimale Kommunikation fördern, um somit die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Von Stephan Tang, BPhD-Beauftragter für Internet und Presse VERANTWORTLICH FÜR DIE RUBRIK BPhD E.V.: Stephan Tang, Beauftragter für Internet und Presse des BPhD e.V. internet@bphd.de | www.bphd.de UniDAZ 02/2015 B PhD e.V. B PhD e.V. Foto: BPhD 64 Der BPhD-Vorstand – Maximilian Buch (rechts im Bild), Beauftragter für Lehre und Studium, leitet die AG Zukunft. DIE „AG ZUKUNFT“ DES BPHD MITMISCHEN STATT NUR MÖRSERN! Im vergangenen Semester hat der Bundesverband der Phar maziestudierenden die Arbeitsgruppe „AG Zukunft“ auf den Weg gebracht, die die Approbationsordnung des Pharmazie studiums auf den Prüfstand stellt. Struktur und auch In halte werden detailliert unter die Lupe genommen und auf Aktualität, Notwendigkeit und Verbesserungsmöglichkeiten geprüft. Hierbei ist jeder Pharmaziestudierende eingeladen, sich aktiv zu beteiligen. D er typische Uni-Tag eines Pharmaziestudierenden – egal welchen Semesters – sieht ungefähr so aus: Vormittags finden von 8 bis 12 Uhr Vorlesungen statt. Dann folgt um 12:15 Uhr vielleicht noch ein Seminar. Um 14 Uhr, nach einer Stunde Mittagspause (wenn man Glück hat!), beginnt das Laborpraktikum. Dafür sollte man möglichst schon die Seminare nachgearbeitet haben. Um sechs Uhr abends ist schließlich Ende (es sei denn, man hat um 18 Uhr noch ein Seminar), danach hat man endlich seinen wohlverdienten Feierabend, den man dann damit verbringen darf, Laborprotokolle zu schreiben und den gelernten Stoff nachzuarbeiten. Zu Letzterem kommt man meistens gar nicht mehr, weil in den Kopf einfach nichts mehr hineinwill. Das alles zieht sich meist bis in die vorlesungsfreie Zeit, die durch Praktika und Seminare, Famulatur und Wahlpflichtpraktikum sehr begrenzt ist. Damit soll man dann auch noch ein Privatleben, Sport oder gar einen Minijob vereinbaren können. AUSWENDIGLERNEN STATT BEGREIFEN Die Fülle des Stoffes und ein voller Stundenplan sind dabei nicht unbedingt der größte Frustfaktor. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass kaum zu eigenständigem Denken, wissenschaftlicher Skepsis und kreativem Problemlösen angehalten wird. Das viele Auswendiglernen bei gleichzeitig zu wenig Zeit um die Inhalte nachhaltig zu begreifen, stumpft die Studierenden letztendlich ab und ist nicht mehr zeitgemäß. Viel wichtiger ist aufgrund der immer größer werdenden Fülle von Arzneistoffen die Vermittlung der Fähigkeit, Wissen zu recherchieren, kritisch zu bewerten und umzusetzen. „Bulimie-Lernen“ ist dabei das Stichwort: Wegen des Zeitmangels während des Semesters wird sich kurz vor den Klausuren noch schnell das gesamte Wissen angeeignet, oft in Bibliothekssitzungen, die von 8 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts gehen. Ist die Klausur dann bestanden, geht es weiter mit der nächsten. Die Prüfungsstruktur muss sich grundlegend ändern, was sowohl für Klausuren als auch für Staatsexamina gilt. Inwieweit das halbstündige Abfragen des Stoffes von vier Jahren Studium eine repräsentative Abschlussnote ergeben kann, ist außerdem mehr als fragwürdig. Viele wichtige, kompetenzfördernde Inhalte kommen außerdem im Pharmaziestudium zu kurz. Das Fach Pharmakotherapie zum Beispiel wird nur am Rande zum Ende des Studiums behandelt, oft sind die Referenten Mediziner und nicht Pharmazeuten. Fertigarzneimittelkunde wird so gut wie nicht gelehrt. Im Gegensatz dazu werden zum Beispiel immer noch viele Arzneimittelsynthesen im Studium behandelt und auch im zweiten Staatsexamen abgefragt, obwohl diese in Forschung und Industrie hauptsächlich nur von Chemikern durchgeführt werden. GROSSER HANDLUNGSBEDARF In den letzten Jahren wurde in der Standespolitik und in Verbänden viel über eine Reform des Pharmaziestudiums diskutiert, inzwischen gerät das Thema allerdings wieder in den Hintergrund. Wir als Vertreter der pharmazeutischen Studierendenschaft sehen nach wie vor starken Handlungsbedarf und wollen an dieser wichtigen Debatte festhalten und sie so lange fortführen, bis schließlich Ergebnisse erzielt werden. Zu wichtig ist das Thema, als dass es in Vergessenheit geraten darf. Eine gute und zielorientierte Ausbildung ist der Grundbaustein für die Arbeit von Apothekerinnen und Apothekern in Industrie, Forschung, Kran- kenhaus, Offizin und anderen Bereichen. Das Gesundheitssystem profitiert nachhaltig davon und kann im Umkehrschluss ohne gut ausgebildete Pharmazeuten nicht funktionieren. Daher fordern wir eine zeitnahe Revision der Inhalte des Pharmaziestudiums, beispielsweise durch eine Arbeitsgruppe der Bundesapothekerkammer sowie eine fortlaufende, regelmäßige Evaluation dieser Inhalte. WO SOLL´S HINGEHEN? Auf der einen Seite verlangt die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mehr Praxisnähe für die Offizin, auf der anderen Seite möchte die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) den Schwerpunkt im Pharmaziestudium auf die Forschung setzen. Diese beiden Richtungen schließen sich aus Sicht des BPhD keinesfalls gegenseitig aus, zurzeit fehlt es dem Studium allerdings an beidem. Die Universitäten verschließen sich auf der einen Seite der Realität, dass 80 Prozent der Absolventen später in der öffentlichen Apotheke arbeiten und warnen vor einer Abschiebung des Studiengangs an die Fachhochschule mit zu viel Praxisnähe. Andererseits werden sie ihrem eigenen Anspruch eines naturwissenschaftlichen Studiengangs ebenfalls nicht gerecht. WAS MACHT DIE AG ZUKUNFT? Die AG Zukunft besteht aus dem Beauftragten für Lehre und Studium des BPhD, Maximilian Buch, sowie engagierten Pharmaziestudierenden aus ganz Deutschland. Frühere Ideen und Erkenntnisse der AGs des BPhD, wie der Beitrag zur Leitbilddebatte der ABDA und der Curricularvergleich der Hochschulstandorte sollen dabei inhaltlich einfließen. Im ersten Schritt wurde die Approbationsordnung auf Herz und Nieren geprüft. Was ist gut, was kann noch besser werden, was muss gehen? Im zweiten Schritt wird daraus ein Modellstudium erstellt, das alte und neue Aspekte beinhaltet. Dazu wird auch das Thesenpapier der DPhG, „Pharmazie 2020“, herangezogen. Die zugrundeliegende Fragestellung lautet: Was für Apotheker wollen wir werden, und welche Kompetenzen soll das Studium dafür bereitstellen? Weiterhin wird die Struktur und Methodik des Pharmaziestudiums betrachtet. Zu guter Letzt wird die AG ein Thesenpa- 02/2015 UniDA Z 65 pier veröffentlichen, das gewichtete Forderungen und Empfehlungen des BPhD hinsichtlich Struktur und Inhalt des Pharmaziestudiums beinhaltet. Dieses soll auf der 120. Bundesverbandstagung (BVT) in Bonn im Sommersemester 2016 vorliegen. Erste Zwischenergebnisse werden im November 2015 auf der 119. BVT in Münster vorgestellt werden. Alle Pharmaziestudierenden sind herzlich eingeladen, sich zu jedem Zeitpunkt an der Arbeit der AG Zukunft zu beteiligen. Schreibt dazu eine Mail an lehre@bphd.de oder besucht die Facebook-Seite der AG (facebook.com/ArbeitsgruppeZukunftBPhD). Maximilian Buch, BPhD-Beauftragter für Lehre und Studium Franziska Möllers, BPhD-Präsidentin UniDAZ 02/2015 IM PRES SU M IMPRESSUM UniDAZ – Das Studentenmagazin der Deutschen Apotheker Zeitung REDAKTION Apothekerin Annette Lüdecke (lue) Apotheker Dr. Benjamin Wessinger (wes) Apotheker Dr. Andreas Ziegler (zie) Telefon: 0711 2582 215 E-Mail: redaktion@unidaz.de Internet: www.unidaz.de VERLAG UND SITZ DER REDAKTION Deutscher Apotheker Verlag Dr. Roland Schmiedel GmbH & Co. Birkenwaldstr. 44, 70191 Stuttgart Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart MEDIABERATUNG BUNDESWEIT Thomas Christ, Tel. 0711 2582 241 Marcus Pfeffinger, Tel. 0711 2582 210 Stefan Rapp, Tel. 0711 2582 288 Irene Nowak, Tel. 05241 2346 881 ANZEIGENVERTRETUNG SÜD (für Kunden aus Bayern/BadenWürttemberg) Verlagsbüro Eva Sagemüller, Lindenstr. 33, 88450 Berkheim/Illertal Eva Sagemüller, Tel. 08395 928 28 Manfred Moosherr, Tel. 08395 928 10 ANZEIGENDISPOSITION Tel. 0711 2582 262 anzeigen@deutscher-apotheker-verlag.de TELEFON ABONNENTEN-SERVICE Verlag: 0711 2582 0 Redaktion: 0711 2582 215 Anzeigenabteilung: 0711 2582 245 Abonnenten-Service: 0711 2582 353 Deutscher Apotheker Verlag Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart Telefon: 0711 2582 -353 / -357 / -352 Telefax: 0711 2582 390 TELEFAX BEZUGSBEDINGUNGEN Verlag: 0711 2582 290 Redaktion: 0711 2582 291 Anzeigenabteilung: 0711 2582 263 Abonnenten-Service: 0711 2582 390 UniDAZ – das Studentenmagazin der Deutschen Apotheker Zeitung erscheint zweimal jährlich. Es ist Bestandteil des Abonnements der Deutschen Apotheker Zeitung zum Vorzugspreis für Studenten und Pharmazeuten im Praktikum. E-MAIL unidaz@deutscher-apotheker-verlag.de Redaktion: redaktion@unidaz.de Anzeigenabteilung: anzeigen@deutscherapotheker-verlag.de GESCHÄFTSFÜHRUNG Dr. Christian Rotta, André Caro VERANTWORTLICH FÜR DEN TEXTTEIL Apotheker Dr. Benjamin Wessinger Birkenwaldstr. 44 70191 Stuttgart ANZEIGEN Leitung Media: Kornelia Wind (verantwortlich) Tel. 0711 2582 245, Fax 0711 2582 252 anzeigen@deutscher-apotheker-verlag.de URHEBER- UND VERLAGSRECHT Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des Manuskripts gehen für die Zeit bis zum Ablauf des Urheberrechts das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über. 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GESTALTUNG Wessinger und Peng GmbH Konzeption | Redaktion | Gestaltung Böheimstraße 43a 70199 Stuttgart www.wessingerundpeng.com DRUCK UND BUCHBINDERISCHE VERARBEITUNG Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG Augsburger Straße 722 70329 Stuttgart © 2015 Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart Printed in Germany 28 Tabellen. Mit Taschenfalter. Gebunden. € 74,50 [D] Subskriptionspreis gültig bis 31.12.2015: € 59,80 [D] ISBN 978-3-7776-1673-5 E-Book, PDF: € 74,50 [D] Subskriptionspreis gültig bis 31.12.2015: € 59,80 [D] ISBN 978-3-7776-2164-7 An dieser Stelle klebte ein Taschenfalter. Weitere Exemplare können Sie für nur € 5,–[D] auf www.hirzel.de bestellen. Oder greifen Sie zum Beyer/Walter - ein Taschenfalter befindet sich in jedem Buch. Im siebten Jahrzehnt seines Bestehens erscheint das traditionsreichste und – mit einer Viertelmillion verkaufter Exemplare – erfolgreichste deutsche Lehrbuch der Organischen Chemie nun mit völlig neuem didaktischem Konzept und in vierfarbiger, moderner Aufmachung. Die Autoren legen besonderen Wert auf das Vorkommen in der Natur und die pharmazeutische und industrielle Anwendung. Durch konsequenten Verzicht auf zu detaillierte Reaktionsmechanismen behalten Sie freie Sicht auf das Wesentliche und erkennen die Zusammenhänge. Sie erfahren alles Wichtige über Struktur & Eigenschaften, Gewinnung & Synthese und Reaktionen & Anwendungen von weit Sie werden sehen – ist spannend und macht Spaß! in 35 organisch-chemischen Stoffklassen. S. Hirzel Verlag Birkenwaldstraße 44 | 70191 Stuttgart Telefon 0711 2582-0 | Telefax 0711 2582-390 ww.hirzel.de AZ-2015-08-13-Hi/DF 66