2 / 2015 Wintersemester Deutscher Apotheker Verlag unidaz.de

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2 / 2015 Wintersemester Deutscher Apotheker Verlag unidaz.de
DAZ
UniDAZ
DAS STUDENTENMAGAZ IN
DER DEUTS C HEN APOTHEKER ZE IT UNG
Ringen um die Leipziger Pharmazie
2 / 2015
GMP und GCP
Wintersemester
Drogenschnelltests
Deutscher Apotheker Verlag
PJ in Australien
unidaz.de
EDITO R IAL
02/2015
UniDA Z
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LIEBE STUDENTINNEN UND STUDENTEN,
LIEBE PHARMAZEUTEN IM PRAKTIKUM,
LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN,
REZEPTURMEISTER
morgens in den Vorlesungen sitzen, nachmittags Wenn ihr an einer Hochschule studiert, an der ein Dozierender eine
im Labor stehen und abends für Klausuren ler- innovative Lehrmethode anwendet, eine interessante Veranstaltung
nen – die Tage im Pharmaziestudium sind gut angeboten wird oder es ein anderes Highlight in eurem Uni-Leben
gefüllt. Da merkt man gar nicht, wie von Semes- gibt, dann schreibt uns gerne eine E-Mail an redaktion@unidaz.de,
ter zu Semester die Zeit vergeht. Plötzlich hat damit wir darüber berichten können. So haben eure Kommilitoman das erste Staatsexamen in der Tasche, dann nen an anderen Unis die Möglichkeit, neue Aspekte kennenzulerdas zweite, und auf einmal hält man nach dem Praktischen Jahr und nen und diese eventuell aufzugreifen.
dem dritten Staatsexamen seine Approbationsurkunde in der Hand.
In diesem Sinne, versucht, euch trotz vollgepacktem Lehrplan ein
Vom Uni-Leben bekommt so mancher vor lauter Lernstress und wenig Zeit zu nehmen und während des Studiums über den
Pflichtveranstaltungen leider kaum etwas mit, ganz zu schweigen Tellerrand zu schauen – um das eine oder andere für euch und
von den Kommilitonen und der Lehre an anderen Pharmazie- die nachfolgende Generation Pharmaziestudierender positiv zu
Standorten. Das ist nachvollziehbar, deswegen aber nicht weniger beeinflussen.
schade. Denn einige Universitäten bieten den Pharmaziestudierenden spannende Veranstaltungen, die über den vorgeschriebe- Viel Spaß beim Lesen der UniDAZ!
nen Lehrplan hinausgehen, oder sorgen mit neuen didaktischen
Konzepten dafür, dass die Vorlesungen abwechslungsreicher und
manchmal auch lustiger werden.
PROBLEMLÖSER
GESUNDHEITSENGEL
... UND WAS
IST IHRE
BERUFUNG?
Damit euch der Blick über den Tellerrand, hin zu anderen Pharmazie-­
Instituten, leichter fällt, haben wir an mehreren Stellen in dieser
Ausgabe aufgegriffen, was an anderen Unis los ist. Es gibt tolle Angebote, etwa eine Einführung in die patientenorientierte Pharmazie
für Erstsemester an der Universität Bonn oder eine extern organisierte Veranstaltung über pharmazeutische Tätigkeitsfelder an der
Uni Düsseldorf. Vielleicht sind ja ein paar Anregungen dabei, die
ihr auf die Tagesordnung für das nächste Fachschaftstreffen setzen
wollt?
Besuchen Sie uns am Karriere-Tag der INTERPHARM
am 18. März 2016 im Berliner City Cube.
Sie können es nicht erwarten? Dann sehen wir uns auf:
www.berlinapotheke.de
Cover: kotomiti (fotolia)
... ERZÄHLEN SIE ES UNS.
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UniDAZ
02/2015
INH A LT
MACHT MIT BEI UniDAZ!
I
hr als Pharmaziestudierende, Pharmazeuten im Praktikum und frischgebackene Apotheker seid mittendrin und wisst, welche Themen in der Universität, im
Praktischen Jahr oder beim Berufsstart von Bedeutung
sind. Und was für euch wichtig ist, ist auch für eure Kommilitonen und Kollegen interessant! Berichtet beispielsweise von Uni-Erlebnissen, eurem Auslandsaufenthalt
oder eurem Praktischen Jahr. Auch für die Rubrik Pharmazeutische Karrieren suchen wir ständig Apotheker
mit interessanten Jobs.
Wir freuen uns über jeden, der einen Themenvorschlag
parat hat oder sogar selbst zur Feder greift! Beim Verfassen von Artikeln unterstützen wir euch natürlich gerne,
also traut euch und macht mit! Es ist ein tolles Gefühl,
seinen Artikel im frischgedruckten Heft zu lesen, und
nicht nur Freunde und Familie werden begeistert sein,
sondern sicher auch euer zukünftiger Arbeitgeber. Denn
Engagement wird immer gerne gesehen!
Natürlich gibt es zu UniDAZ auch eine Internetseite,
www.unidaz.de. Hier findet ihr alle Artikel aus den UniDAZ-Heften und könnt diese auch kommentieren. Wir
freuen uns über eure Meinungen!
redaktion@unidaz.de, www.unidaz.de,
Tel.: 0711 2582 215
UniDAZ, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart
INH ALT
INHALT
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UniDAZ
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Wintersemester
Der Pharmaziestudiengang an der Universität Leipzig ist schon seit Längerem von
der Schließung bedroht. Was hinter dieser
Misere steckt, erklären zwei Leipziger Pharmaziestudentinnen.
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STUDIUM
RINGEN UM DIE
LEIPZIGER PHARMAZIE
STUDIUM
06 Ringen um die Leipziger Pharmazie
10 16. Sommerschule der Frankfurter Pharmazie
14 Patientenorientierte Pharmazie für Erstis
16 Uni-Leben: Was gibt´s Neues?
19 Die Studienausgabe
20 Arzneibuch und Kommentar
26
WISSENSCHAFT
GMP UND GCP
Die Good Manufacturing Practice (GMP) und die Good Clinical Practice (GCP)
sind wichtige Instrumente des Qualitätsmanagementsystems in der pharmazeutischen Industrie. Werden sie nicht eingehalten, kann das gravierende Folgen haben.
22 Forum Beruf in Düsseldorf
24 Voigt Pharmazeutische Technologie
32
WISSENSCHAFT
WISSENSCHAFT
ALKOHOL UND DROGEN
Was passiert eigentlich beim
Atem­alkoholtest? Und wie funktioniert ein
Drogenschnelltest? Hier erfahrt ihr es.
25Preisrätsel
26 GMP und GCP
30 Die INTERPHARM – ein Fortbildungsfest
32Drogenschnelltests
36
UniDAZ-Preis 2016
BERUFSSTART
38 Umfrage zum begleitenden Unterricht
42UniDAZ-Kalender
43 Pharmazeutische Karrieren
44 Karrieretag CHANCE Pharmazie
38
BERUFSSTART
BEGLEITENDER UNTERRICHT IM PJ
Ob der begleitende Unterricht im Rahmen des Praktischen Jahres als hilfreich für
die Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen und die Arbeit in der Apotheke erachtet wird,
wollte die Autorin genauer wissen und startete eine Umfrage.
46 Apotheke macht Schule
48 Apothekerin im Zytostatikabetrieb
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UniDAZ gehen oder mit dem
Smartphone den nebenstehenden
QR-Code scannen.
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51 Vorsorge gegen den Verdienstausfall
INTERNATIONALES
53 Flavonoide in Moringa-Arten
54 Diplomarbeit in Äthiopien
57 Forschung im Land der Kängurus
61 BPhD e.V.
66Impressum
57
INTERNATIONALES
PJ IN AUSTRALIEN
Kängurus, Koalas und Co.: Zwei
ehemalige Pharmaziestudierende haben
einen Teil ihres Praktischen Jahres in Australien verbracht. Sie haben nicht nur viel
erlebt, sondern auch beruflich von dem
Auslandsaufenthalt profitiert.
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ST UDIUM
S­ozialministerin Christine Clauß (CDU)
legte jedoch ihr Veto gegen die Schließung
ein. Das ist möglich, da die Apotheker einen
Teil der gesundheitlichen Versorgung der
sächsischen Bürger gewährleisten und das
Sozialministerium diese Versorgung sicherstellen muss. Auch nachdem sich 2014 eine
neue Regierung in Sachsen formierte, hielt
die neue Sozialministerin Barbara Klepsch
(CDU) den Einspruch aufrecht. Das Damoklesschwert der Schließung schwebt aber
weiter über der Leipziger Pharmazie. Von
fünf Professuren sind derzeit nur zwei besetzt. Zwei Professoren verabschiedeten sich
in ihren wohlverdienten Ruhestand, einer
folgte seinem Ruf nach Berlin. Die entsprechenden Berufungsverfahren für die offenen Professuren sind seit 2011 vom Rektorat auf Eis gelegt. Personelle Lücken werden
durch Mehrbelastung der Mitarbeiter beziehungsweise mit Gastprofessuren oder im
Rahmen von inner- und außeruniversitären Kooperationen, beispielsweise mit dem
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
in Leipzig, aufgefangen.
Foto: FSR BioPharm
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GUTE LEHRE TROTZ ROTSTIFT
Als Studierender an einem anderen Institut
fragt man sich sicher, ob ein geregelter Ablauf des Studiums unter diesen Bedingungen überhaupt möglich ist. Diese Frage ist
eindeutig mit Ja zu beantworten. Seit Beginn der Kürzungsdebatte haben die Stu-
STUDIEREN IN LEIPZIG
RINGEN UM DAS INSTITUT
FÜR PHARMAZIE
D
as Sächsische Ministerium für
Wissenschaft und Kunst teilte im
November 2011 der Universität
Leipzig mit, dass im Rahmen des Hochschulentwicklungsplans bis zum Jahr 2020
insgesamt 172 Stellen einzusparen sind. Davon sollten noch im selben Jahr 48 Stellen
von der Uni benannt werden. Aufgrund der
Autonomie der Hochschulen Deutschlands
oblag dem Leipziger Rektorat die Entscheidung, an welchen Stellen gespart werden
soll. Ohne vorherige Absprache mit der Fakultät oder dem Institut gab das Rektorat im
Dezember 2011 bekannt, dass das Institut
für Pharmazie 21 Stellen abbauen soll. Der
KOOPERATION MIT UNI HALLE?
Sowohl Rektorat als auch Politik haben
eine Kooperation mit dem Institut für
Pharmazie der Martin-Luther-Universität
Halle-­Wittenberg als Lösung ins Gespräch
Haken daran: Das Leipziger Institut gehört
zu den kleinsten in ganz Deutschland – und
hat nur 21 Mitarbeiter.
STATUS QUO
Obwohl mit dem Wegfall von 21 Mitarbeitern eigentlich die Schließung des Leipziger
Institutes besiegelt wurde, werden seitdem
weiterhin zum Wintersemester Pharmaziestudierende neu immatrikuliert. Nachdem
das Rektorat die zu streichenden Stellen
Ende 2011 benannte, stimmte die amtierende Wissenschaftsministerin, Prof. Dr. Sabine von Schorlemer (parteilos) dem Plan
der Universität zu. Die damalige Sächsische
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MEINE MEINUNG
Obwohl die Schließungsdebatte Ende
2011 begann, entschied ich mich nach
meinem Abitur im Jahr 2012 bewusst
dafür, in Leipzig Pharmazie zu studie­
ren. Mich überzeugten die familiäre At­
mosphäre und die persönliche Betreu­
ung. Ich bin ziemlich enttäuscht über
die negative und ablehnende Haltung
des Rektorats bezüglich der Pharma­
zie und über dessen Arbeit hinter ver­
schlossenen Türen. Das Rektorat hat
sich in den letzten drei Jahren konse­
quent geweigert, sich für den Erhalt
der Pharmazie durch eine gemeinsame
Kompromisssuche mit allen Beteiligten
einzusetzen.
Lisa Bellstedt
gebracht. Leider verlaufen derartige Gespräche prinzipiell hinter verschlossenen
Türen, konkrete Pläne wurden bis jetzt noch
nicht vorgestellt. Obwohl die Fachschaft
als Interessenvertretung der Studierenden
mehrmals ihren Willen an einer gemeinsamen Konfliktlösung geäußert hat, wird
sie vom Rektorat ignoriert. Anzumerken
ist, dass sowohl das Hallenser als auch das
Leipziger Institut nichts von dieser Idee halten. Denn die Kapazitätsgrenzen der Labore
in Halle sind erreicht, Platz für die Aufnahme weiterer Studierender steht somit nicht
zur Verfügung. Zudem sind sich sowohl
Studierende als auch Dozenten einig, dass
das Pendeln zwischen den Städten zeitlich
nicht umzusetzen ist. Das im Pharmaziestudium ohnehin schon ausgereizte Tagespensum würde dadurch eindeutig überschritten
werden. Paradox ist, dass in den Leipziger
Laboren über 20 Plätze frei stehen. Plätze,
die seit über zwei Jahren nicht genutzt werden und die mit Blick auf den drohenden
Apothekermangel, insbesondere in Sachsen, dringend besetzt werden sollten.
APOTHEKERMANGEL
IN SACHSEN
Foto: Lisa Bellstedt
Der Pharmaziestudiengang
an der Universität Leipzig
ist schon seit Längerem von
der Schließung bedroht. Das
Institut hält mit aller Kraft
dagegen. Doch was steckt
eigentlich hinter dieser
Misere? Zwei Pharmazie­
studentinnen aus Leipzig
klären auf.
dierenden keinerlei negative Auswirkungen
bezüglich der Qualität der Lehre festgestellt. Unsere Lehrveranstaltungen finden
wie in der Approbationsordnung vorgeschrieben statt. Sogar Zusatzangebote, wie
Forschungspraktika in den verschiedenen
Fachbereichen oder das Beratungstraining
in einer Übungsapotheke werden angeboten. Dieser Umstand ist dem Einsatz aller
Mitarbeiter am Institut zu verdanken. Nur
durch deren Engagement können die Folgen der Schließungsdebatte abgewehrt werden. Trotz der angespannten personellen
Situation haben die Dozenten jederzeit ein
offenes Ohr für Probleme jeglicher Art und
unterstützen aktiv die Entwicklung der Studierenden. In Leipzig ist man definitiv nicht
nur eine Matrikelnummer.
Der Großteil der Studierenden beendet das
Studium in der Regelstudienzeit. Es gibt
ausreichend Laborplätze und der Umgang
miteinander ist harmonisch. Zudem unterstützen sich die Semester untereinander:
Patenschaften zwischen dem ersten und
dritten Semester sind beispielsweise eine
langjährige Tradition. All das beeinflusst die
Lernbereitschaft des Einzelnen sehr positiv.
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Den Großteil des Hauptstudiums verbringt man im Leipziger Osten. Hier befinden sich die
Pharmazeutische Technologie und die Klinische Pharmazie unter einem Dach.
Als Studierender hat man oft das Gefühl,
dass im Rahmen der Schließungsdebatte
die Folgen nicht ausreichend durchdacht
werden, die ein Ende der sächsischen Apothekerausbildung nach sich ziehen würden.
Derzeit sind über 80 offene Stellenangebo-
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UniDAZ
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ST U D IU M
Wir suchen
Pharmazeuten/innen im Praktikum
Foto: Lisa Bellstedt
Ihr Aufgabengebiet:
Ein gemeinsamer Ausflug des Pharmazeutischen Instituts zum Sächsischen Apothekertag
ist mittlerweile zur Tradition geworden.
te für Apotheker auf der Internetseite der
Sächsischen Landesapothekerkammer zu
finden. Tendenziell wird diese Zahl immer
größer. Einerseits werden nicht mehr so
viele Apotheker in Leipzig ausgebildet wie
früher. Andererseits werden in Zukunft immer mehr Pharmazie-Ingenieure, die vor allem in den neuen Bundesländern zu finden
sind, in Rente gehen. Doch nicht nur Sachsen sucht händeringend nach Apothekern,
in allen Bundesländern wird nach pharmazeutischem Nachwuchs gesucht. Demzufolge ist es auch nicht möglich, dass andere pharmazeutische Institute Apotheker für
Sachsen mit ausbilden, um die personellen
Lücken zu füllen. Schon jetzt müssen Patienten auf dem Land lange Fahrtstrecken in
Kauf nehmen, um zur nächsten Apotheke
zu gelangen. Durch die zunehmende Multimorbidität und Immobilität der immer
älter werdenden Bevölkerung ergibt sich
ein verhängnisvolles Versorgungsszenario.
Schlussendlich wäre die Schließung der
einzigen Ausbildungsstätte für Apotheker
in Sachsen eine gesundheitspolitisch unverantwortliche Entscheidung.
DAUERHAFTE LÖSUNG
GESUCHT
Im Dezember 2015 jährt sich die Verkündung der Schließungspläne des Rektorats
zum vierten Mal. Seitdem ist von studentischer und berufspolitischer Seite sowie
vonseiten der Institutsleitung viel unternommen worden, um der Debatte ein Ende
zu bereiten. Wir als Studierende haben zahl-
reiche Pressemitteilungen geschrieben, Interviews für Zeitungen und Fernsehen gegeben, im sächsischen Landtag und auf
offener Straße demonstriert, das Gespräch
mit Politikern gesucht und sie auch zu uns
ins Institut eingeladen. Wir hofften, dass
ein Rechtsgutachten dem Kampf endlich
ein Ende bereiten wird. Ein Gutachten, in
dem schwarz auf weiß steht, dass das Verhalten der Universität nicht rechtskonform
ist. Denn das Rektorat der Uni Leipzig hätte
ohne Kenntnis des Fakultätsrats und ohne
Zustimmung des Sozialministeriums niemals das Ende der Pharmazie beschließen
dürfen.
Wir erhalten nach wie vor die volle Unterstützung durch die Sächsische Apothekerkammer und durch den Sächsischen
Apothekerverband, die sich vor allem auf
politischer Ebene für uns einsetzen und
schon viele Gespräche geführt haben. Wir
fordern, dass das jährliche Zittern um die
Immatrikulation eines neuen Jahrganges
endlich ein Ende hat und eine Dauerlösung
für unser Institut gefunden wird. Besonders die personellen Unsicherheiten schweben wie eine dunkle Wolke permanent über
der Leipziger Pharmazie. Mit dem Ende des
schier endlosen Kampfes könnten sich alle
Beteiligten wieder voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren – auf die Lehre und
die Forschung.
Von Lisa Bellstedt und Friederike Zühl,
Pharmaziestudierende und FSR BioPharmMitglieder in Leipzig
MEINE MEINUNG
Ich bin Studentin im achten Semester
am Institut für Pharmazie in Leipzig.
Immatrikuliert wurde ich im Oktober
2011. Zwei Monate später wurde uns
verkündet, dass der Studiengang für
den ich mich entschieden hatte, auf­
gelöst werden sollte. Seitdem haben
wir viel Unterstützung aus der Gesund­
heitspolitik bekommen und mit zahl­
reichen Aktionen darauf hingewiesen,
dass die Schließung unseres Instituts
keine Lösung ist. Nach nunmehr fast
vier Jahren gibt es aus Hochschulpolitik
und Rektorat immer noch kein klares
Bekenntnis. Deshalb bin ich enttäuscht
von Hochschulpolitik und Universitäts­
leitung. Trotzdem kämpfen wir jeden
Tag erneut um den Erhalt und fordern
ein Bekenntnis für das Pharmazie-­
Institut am Standort Leipzig!
Friederike Zühl
Mitarbeit an ausgewählten Aufgaben in einem dieser Bereiche
Arzneimittelsicherheit/ -information
Galenische Entwicklung Arzneimittel
Marketing & Vertrieb Arzneimittel
Qualitätssicherung oder
Wirkstoff-und Arzneimittelherstellung und damit verbundene
Validierungsprojekte
Die WALA Heilmittel GmbH
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WALA Heilmittel GmbH
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und Menschenerkenntnis.
Aus der Natur
für den Menschen
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runde jedoch wieder in ihre Betten zurück.
Für die Schwimmer ist es aber egal, wie sie
nass werden und so laufen doch einige den
kleinen Berg hinunter zum Putterersee.
Nach einem kräftigen Frühstück wird unsere Erinnerung an die Themen Allgemeine
Chemie, Quantitative anorganische Analyse und Instrumentelle Analytik aufgefrischt.
Noch hat sich das angekündigte Sommerwetter nicht eingestellt: Regen und Sonnenschein wechseln sich ab, finden sogar
zusammen und es kommt zu einem perfekten, teilweise doppelten Regenbogen. Eine
prima Gelegenheit für ein außergewöhnliches Gruppenbild!
Alle Fotos: Dr. Ilse Zündorf
MONTAG, 29. JUNI
16. SOMMERSCHULE IN AIGEN IM ENNSTAL
LERNEN UNTER
DEM REGENBOGEN
Die 16. Sommerschule der Frankfurter Pharmazie, während
der 39 Studierende von insgesamt zehn Dozierenden un­
terrichtet wurden, fand vom 27. Juni bis zum 4. Juli 2015 in
Aigen im Ennstal in Österreich statt. In jedem Semester wird
eine Sommer- bzw. Winterschule vom Verein „Frankfurter
Pharmazieschule e.V.“ organisiert, geplant und ausgerich­
tet, um die Studierenden des vierten Semesters auf den
ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung vorzuberei­
ten. Die Gruppe war im wunderschön gelegenen Putterer­
schlössl untergebracht. Angeboten wurde in dieser Woche
ein 42-stündiges, anspruchsvolles und vielfältiges Lernpro­
gramm, abgerundet von ereignisreichen Freizeitaktivitäten.
SAMSTAG, 27. JUNI
Für einige viel zu früh (7.30 Uhr) treffen wir
uns auf dem Campus Riedberg der GoetheUniversität Frankfurt am Main, um uns auf
den Weg in die Steiermark zu machen. Es
regnet! Und leider sind heute auch noch
ganz viele andere Menschen auf der Autobahn! Nach fast zehnstündiger Fahrt werden wir alle im Puttererschlössl herzlich
begrüßt und können uns mit Kaffee und
Kuchen stärken. Zum „Warmwerden“ startet noch am gleichen Abend eine Lehreinheit Organische Chemie im Seminarraum
unterm Dach des Puttererschlössls. Obwohl
der Abend etwas kühl ist, können wir die
Begrüßungs-Erdbeerbowle noch unter freiem Himmel genießen.
SONNTAG, 28. JUNI
Um 6 Uhr – also eigentlich mitten in der
Nacht – treffen sich die wackeren Sportler
vor dem Schlössl. Angesichts des (leichten)
Regens ziehen sich die Betreuer der Lauf-
Und wieder heißt es um 6 Uhr: sporteln!
Die Präferenz liegt noch ganz klar beim
Schwimmen! Der Vormittag steht unter dem Einfluss der Organischen Chemie (schon wieder!) und der Biologie mit
Schwerpunkt Cytologie, Genetik und Stoffwechselphysiologie.
Für den Nachmittag ist eine Rafting-Tour
auf der Salza vorgesehen. Einige, die so etwas noch nie gemacht haben, verspüren
ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend, das sich nur unwesentlich bessert,
als wir unsere Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Helme in die Hand gedrückt
bekommen. Und warum genau müssen wir
uns mit Unterschrift auf einer Teilnehmerliste eintragen ...? Aber die genaue Einweisung durch die begleitenden Guides, wie wir
uns auf dem Wasser zu verhalten haben, wie
wir unsere über Bord gegangenen (oder geschubsten) Freunde wieder ins Boot holen,
aber auch, wie wir am besten andere Boote
entern können, bringt auch den verzagteren
Teilnehmern etwas Sicherheit. Die zweistündige Rafting-Tour führt durch Schluchten, vorbei an Ruinen und prächtiger Natur durch das wunderschöne Gesäuse, ein
­Nationalpark in der Steiermark. An einer
Stelle können alle Mutigen aus viereinhalb
Metern Höhe in das glasklare Wasser springen (die besonders Wagemutigen sogar aus
sieben Metern Höhe!). Als dann auch endlich die Sonne zum Vorschein kommt, ist
das Glück perfekt.
Nachdem sich alle aus den Neoprenanzügen geschält haben, geht es zurück zur Unterkunft, wo schon der Duft nach gegrillten Würstchen und Fleisch sowie reichlich
Salat und Gemüse die hungrige Gruppe
­
empfängt.
Die Rafting-Tour auf der Salza war ein tolles und aufregendes Erlebnis.
Hoher Besuch beim Grillabend sind Rolf
Breuer, ehemaliger Vorsitzender des Hochschulrates der Goethe-Universität Frankfurt, nebst Frau, und der Bürgermeister
der Gemeinde Aigen, der – wie jedes Jahr
– das Bier für den Grillabend spendiert.
Und dann hat sich auch noch eine Gruppe
einheitlich gekleideter Herren des Männergesangsvereins der Gemeinde Aigen eingefunden. Sie bieten nicht nur Herrn Breuer ein Geburtstagsständchen dar, sondern
üben mit uns zusammen auch ein spezielles
Apotheker-Trinklied ein.
ßeren, ca. sieben Kilometer langen Runde
austoben. Und obwohl es immer noch sehr
kühl ist, steigt auch heute eine recht große
Gruppe Schwimmer in den Putterersee. Es
folgt ein Lerntag mit vollem Programm, bei
dem sich die Lücken in der Arzneipflanzensystematik auftun und einige Aspekte in
Physik und Arzneiformenlehre aufgefrischt
bzw. erläutert werden. Immerhin ist jetzt
tatsächlich auch der Sommer in der Sommerschule angekommen und die lange Mittagspause kann gut für Sport oder einfach
nur zum Faulrumliegen genutzt werden.
DIENSTAG, 30. JUNI
MITTWOCH, 1. JULI
Nach dem fröhlichen und gemütlichen
Abend fällt das Aufstehen zum Morgensport etwas schwerer. Trotzdem ist der Andrang so groß, dass diesmal sogar zwei Laufgruppen angeboten werden. Die weniger
geübten Läufer können sich auf eine kleinere Runde mit ca. vier Kilometern begeben,
während sich die anderen auf einer grö-
Und wieder fängt morgens um 6 Uhr ein
neuer Tag an. Angesichts der angekündigten hohen Tagestemperaturen macht der
Sport in der angenehmen Kühle des Morgens richtig Spaß. Auf dem heutigen Lernprogramm stehen Organische Chemie,
Qualitative Analytik und Biologie. Mittlerweile ist aber auch die Hitze im Seminarraum unter dem Dach angekommen, sodass
es allen etwas schwerer fällt, sich die Merkmale der Apocynaceae und Rubiaceae einzuprägen. Das Qualmen der Köpfe relativiert sich allerdings beim qualmenden, aber
sehr idyllischen Lagerfeuer in den späten
Abendstunden.
»
So langsam zehren
die kurzen Nächte an
unseren Kräften. Aber
trotzdem sind noch viele
«
Wackere beim Morgensport dabei!
DONNERSTAG, 2. JULI
So langsam zehren die kurzen Nächte an
unseren Kräften. Aber trotzdem sind noch
viele Wackere beim Morgensport dabei!
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ST U D IU M
Nach dem straff organisierten Lernprogramm waren wir fit für das erste Staatsexamen.
Nach den letzten beiden sehr ausgiebigen
Lerntagen geht es am Mittag – nach Seminaren in Organischer Chemie (wieder einmal)
und Humanbiologie – in das wunderschöne Graz. Die Führung durch die Designstadt zeigt uns nicht nur Kunst und Kultur
sowie atemberaubende Ausblicke vom Uhrturm aus über die Stadt, sondern bietet auch
viele Informationen zur Grazer Geschichte.
Nach den Tagen in der ländlichen Umgebung von Aigen ist die zwar heiße, aber urbane Luft eine willkommene Abwechslung,
die wir noch bis 21 Uhr nach Belieben genießen können. Um den Kopf von den zahlreichen Lerneinheiten etwas freizubekommen,
schlendern wir durch die Altstadt, setzen uns
hier und da in einige der zahlreichen Bars
und Restaurants und genießen das Leben.
FREITAG, 3. JULI
Was, schon der letzte Tag? Irgendwie ist die
Zeit verflogen! Die letzten Lerneinheiten in
Organischer Chemie und Arzneipflanzensystematik werden abgerundet durch ein
allgemeines Strategietraining: Wie kann ich
mich am besten auf den ersten Abschnitt
der Pharmazeutischen Prüfung vorbereiten?
Aber auch – und das ist ganz wichtig: Wie
bleibe ich in der Prüfung ruhig und kann
dann all das abrufen, was ich mir zuvor angeeignet habe?
Die Tour am Nachmittag in das Benediktinerstift Admont ist ein beeindruckendes
Erlebnis. Wir sind noch etwas zu früh vor
Ort und so führt unser Weg zuerst durch
den Arzneipflanzengarten des Klosters, wo
das in den letzten Tagen angeeignete Wissen über die Pflanzensystematik in der Praxis vertieft werden kann. Sehr viel kühler
als im sonnigen Garten des Klosters ist es
in der berühmten Stiftsbibliothek. Subprior
Winfried Schwab zeigt uns die weltgrößte
Klosterbibliothek, die ca. 70.000 Bände umfasst. Lichtdurchflutet, wie sich die Stiftsbibliothek präsentiert, passt sie zum Gedanken der Aufklärung: „Wie den Verstand soll
auch den Raum Licht erfüllen.“ Als Kontrast zur Architektur und klassischen Kunst
des Stifts präsentiert uns Pater Winfried die
neue Ausstellung „Feuer & Flamme – Vom
Stiftsbrand 1865 bis heute“ mit zum Teil
sehr ungewöhnlichen modernen Kunstwerken. Nach den ermutigenden Worten des
Paters und den besten Wünschen für Glück
und Erfolg beginnt der letzte Abschlussabend beim Kirchenwirt in Aigen.
Zum traditionellen Ripperl-Essen lädt inzwischen seit einigen Semestern eine Gönnerin der Frankfurter Pharmazieschule,
Bettina Langenberg, ein. Sie ist für diesen
Abend (und für eine entspannende Runde
Golf) extra aus Frankfurt eingeflogen und
gibt uns Studierenden ein paar motivierende Worte mit auf den Weg. Und noch weitere Gäste sind nur für diesen Abend (und
die köstlichen Ripperln) angereist: Michael Röhr und Dennis Mertens vom Apothekenrechenzentrum wollen wenigstens kurz
miterleben, wie toll die Stimmung auf der
Sommerschule 2015 ist. Schließlich ist das
»
ARZ der Hauptsponsor für die Frankfurter
Sommer- und Winterschulen, sodass es uns
Studierenden finanziell leichter gemacht
wird, an dieser Lernwoche teilzunehmen.
Alle Gäste genießen zusammen mit uns den
Abschlussabend. Zum Ausklang des Tages
und ein letztes Mal für diese Sommerschule sitzen wir dann noch am Puttererschlössl
zusammen am Lagerfeuer und lassen die
vergangene Woche Revue passieren.
Durchstarten bei einem Global Player:
Pharmazie-Praktikanten (w/m) gesucht
Wie wäre es: Im Rahmen Ihres Pharmazie-Praktikums vielfältige Erfahrungen sammeln bei einem der größten Pharmaunternehmen weltweit?
Boehringer Ingelheim macht es möglich. Wir bieten Ihnen die Chance auf spannende Einblicke in unser operatives Geschäft. Während der sechsmonatigen Praktikumszeit können Sie Ihre im Studium erworbenen Kenntnisse praktisch anwenden und vertiefen. Was Sie bei uns noch erwartet: Ein hochmodernes Pharma-Umfeld mit kompetenten Kolleginnen und Kollegen, die Ihnen jederzeit gerne zur Seite stehen. Wir freuen uns
auf Ihre Onlinebewerbung.
SAMSTAG, 4. JULI
Nach einer für die meisten sehr kurzen
Nacht fährt der Bus pünktlich um 8 Uhr in
Aigen ab und bringt uns in gewohnter Manier sicher zurück in die Studienheimat.
Die Sommerschule hinterlässt bei allen
Teilnehmern große Motivation für die anstehende Lernphase und sehr viele sehr
glückliche Erinnerungen an eine Woche in
inspirierendem Zusammenhalt. Alle Studierenden durften erleben, dass die Anstrengungen der Dozierenden, die anspruchsvollen Lerninhalte zu vermitteln, in dieser
Atmosphäre besonders fruchtbar waren.
Danke an die Dozierenden für die ausgezeichnete Vorbereitung und Umsetzung und
an alle, die diese Woche ermöglicht haben.
Ihre Einsatzmöglichkeiten
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Wie bleibe ich in der Prüfung ruhig
und kann dann all das abrufen,
was ich mir zuvor angeeignet habe?
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Marktzugang und Gesundheitsökonomie (Ingelheim)
Pharma Herstellung / Compliance (Ingelheim)
Prozesstechnologische Bearbeitung inhalativer/fester Arzneiformen
(Ingelheim)
Qualitätskontrolle (Biberach, Ingelheim)
Qualitätsmanagement (Ingelheim)
Qualitätssicherung (Ingelheim)
Qualitätssicherung für Arzneimittel (Ingelheim)
Inhalative Device-Entwicklung (Dortmund)
Regulatory Affairs (Ingelheim)
Ihre Talente und Fähigkeiten:
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Von Alice Walther und Maximilian Molitor,
Pharmaziestudierende aus Frankfurt
Arzneimittelzulassung (Ingelheim)
Arzneimittelherstellung (Ingelheim)
Consumer Health Care Business Development (Ingelheim)
Customer Relationship (Ingelheim)
Formulierungsentwicklung (Biberach)
Formulierungsentwicklung / Präformulierung (Ingelheim)
Forschung (Biberach)
Global Medical Affairs (Ingelheim)
Launch Management Respimat (Ingelheim)
Erfolgreich bestandenes 2. Staatsexamen im Pharmaziestudium
Hohe Motivation für die beschriebenen Aufgabengebiete
Selbstständige und zuverlässige Arbeitsweise
Prozess- und lösungsorientierte Denk- und Handlungsweise
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Ausgeprägte Teamfähigkeit
Gute Kenntnisse in MS-Office
Gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift
Der Einstieg kann jährlich zum 1. Mai oder zum 1. November erfolgen, die Dauer beträgt sechs Monate. Den gewünschten Zeitraum geben Sie
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UniDAZ
02/2015
ST U D IU M
NEUE VORLESUNG AN DER UNIVERSITÄT BONN
PATIENTENORIENTIERTE
PHARMAZIE FÜR ERSTIS
Damit die Pharmaziestudierenden des ersten Semesters an
der Universität Bonn wissen, worauf es später im Apothe­
kenalltag ankommt, gibt es eine neue, freiwillige Vorle­
sung: Einführung in die patientenorientierte Pharmazie.
U
m erste Einblicke in die patienten­
orientierten Aspekte der Pharmazie zu geben, stellte Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Leiter des Bereichs Klinische
Pharmazie, sein Fach in der Eröffnungsveranstaltung vor und lud uns zu einer freiwilligen Vorlesung für Erstsemester ein. Schon
in der zweiten Semesterwoche ging es los …
AUFPASSEN MIT
ARZNEIMITTELN!
Gespannt saßen wir pünktlich in der ersten
Vorlesung „Der Apotheker als Therapiebegleiter“. Im Mittelpunkt standen folgende
Fragen: Wie sicher ist die Arzneimitteltherapie? Welche arzneimittelbezogenen Probleme gibt es und wie entstehen sie? Wie
können wir als Apotheker später zur Problemlösung beitragen? Prof Jaehde stellte
den Fall einer Brustkrebspatientin vor, die
wegen einer vierfachen Überdosierung des
Chemotherapeutikums Cyclophosphamid
verstarb – so wurde uns sehr schnell klar,
wie wichtig die korrekte Dosierung ist. Dass
jemand an den Folgen von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) stirbt,
ist kein Einzelfall: Nach Schätzungen sterben in Deutschland pro Jahr rund 16.000
bis 58.000 Menschen aufgrund von UAW.
Zudem werden ungefähr fünf Prozent der
»
stationären Aufenthalte den UAW zugeschrieben. Ein weiteres Fallbeispiel handelte von einer 85-jährigen Heimbewohnerin
aus Nordrhein-Westfalen. Sie wurde wegen starker Nebenwirkungen mehrfach ins
Krankenhaus eingeliefert – bis endlich die
Dosierung an ihr Alter angepasst wurde. Die
Fallbeispiele zeigten uns noch unerfahrenen
Erstis, dass kleine Fehler und Unaufmerksamkeiten im Medikationsprozess schwerwiegende Konsequenzen haben können.
deutung, bei der jede Berufsgruppe (Ärzte,
Apotheker, Pfleger, …) ihre eigenen Kernkompetenzen einbringt. Um einen ersten
Eindruck zu bekommen, wie arzneimittelbezogene Probleme auch tatsächlich entdeckt werden können, stellte Prof. Jaehde
uns 14 Kriterien vor, die bei einer komplexen Medikation regelmäßig überprüft
werden sollten, wie z.B. die Dosierung, die
korrekte Einnahme und mögliche Wechselwirkungen.
MEDIKATIONSPLAN UND CO.
SZENEN AUS DEM
APOTHEKENALLTAG
Natürlich gibt es Möglichkeiten, um arzneimittelbezogene Probleme zu lösen oder
sie bestenfalls zu verhindern. So kann ein
Medikationsplan als Grundlage für die Arzneimitteltherapie und Medikationsanalyse
dienen. Weiterhin ist die multiprofessionelle Betreuung des Patienten von großer Be-
In den nächsten Vorlesungen brachte uns
Dr. Ronja Woltersdorf in jeder Stunde ein
anderes arzneimittelbezogenes Problem
näher, und wir lernten, dass es nicht nur
durch den Patienten zu Abweichungen
vom idealen Medikationsprozess kommen
Nach Schätzungen
Foto: I. Ortland / Uni Bonn
sterben in Deutschland
pro Jahr rund 16.000 bis
«
58.000 Menschen aufgrund von UAW.
Dr. Ronja Woltersdorf und Prof. Dr. Ulrich Jaehde brachten mit großem schauspielerischem
Engagement den Apothekenalltag in die Universität.
kann, sondern auch durch Arzt und Apotheker. Dass im Medikationsprozess so viele Dinge, von der Verordnung über Abgabe und Applikation bis zum Monitoring,
schiefgehen können, haben wohl die meisten von uns bis dahin nicht geahnt. Zum
Ende der Vorlesungsreihe wurde es dann
noch einmal richtig kreativ. Prof. Jaehde
und Dr. Woltersdorf spielten uns mit einer
bemerkenswerten schauspielerischen Leistung Szenen aus dem Apothekenalltag vor,
die alles andere als perfekt abliefen. Auf diese Weise konnten wir die zuvor besprochenen Probleme „miterleben“ und Vorschläge
machen, wie die pharmazeutische Beratung
und die Kommunikation zwischen Patient
und Apotheker verbessert werden könnten.
Bei den Fallbeispielen spielten anorganische
Arzneistoffe – magnesium- und aluminiumhaltige Antacida und Calcium zur Osteoporoseprophylaxe – eine wichtige Rolle,
sodass wir auch unser Wissen aus der Anorganischen Chemie einbringen konnten.
INTERESSE GESTÄRKT
Unserer Meinung nach hat die Vorlesung
eine wichtige Lücke geschlossen. Wir haben
nicht nur einen Einblick bekommen, was
uns später einmal im Beruf erwarten wird,
sondern es wurde auch unser Interesse an
der Pharmazie und die freudige Erwartungshaltung auf die höheren Semester gestärkt. Durch die im Verhältnis zu den anderen Vorlesungen kurze Vorlesungsreihe ist
zudem kein anderes Fach zu kurz gekommen, sodass wir uns trotz dieser „ExtraStunden“ gut auf die weiteren Seminare und
Vorlesungen konzentrieren und uns ohne
Probleme dem Chemiepraktikum widmen
konnten. Die Vorlesung hat uns alle sensibilisiert: Wenn wir nun wegen Husten,
Schnupfen und Co. die Apotheke aufsuchen, sehen wir das Beratungsgespräch mit
ganz anderen Augen.
Von Anna Dohm, Anna Nickel und Ian
Wittenberg, Pharmaziestudierende des ehemaligen ersten Semesters in Bonn
THEMEN DER VORLESUNG
„Einführung in die patientenorientierte
Pharmazie“ für Studierende des ersten
Semesters:
- Einführung: Der Apotheker als
Therapiebegleiter
-Medikationsfehler
- Unerwünschte Arzneimittel­wirkungen
-Kontraindikationen
-Interaktionen
-Dosierungsfehler
-Monitoring
- Mangelnde Therapietreue
-Einnahmefehler
- Fallbeispiele aus der Apotheke
- Diskussion zur Zukunft der Apotheke
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UNI-LEBEN
WAS GIBT´S NEUES?
Es gibt 22 Universitäten in Deutschland, an denen Pharmazie studiert werden kann. Wer
sich in das pharmazeutische Hamsterrad begeben hat und intensiv für die nächste Klau­
sur lernt oder das nächste Praktikum vorbereitet, der bekommt leider oftmals wenig mit
von den anderen Instituten. Deswegen haben wir für euch einige Highlights aus den Unis
aufgegriffen und erzählen euch, was sonst noch so läuft.
A, B, C ODER D?
An der Goethe-Universität in Frankfurt
am Main verwendet Dr. Mario Wurglics in
einigen Vorlesungen ein Votingsystem,
das analog zum Publikumsjoker bei „Wer
wird Millionär?“ funktioniert. Warum er
das macht, wie es funktioniert und was
die Studierenden davon halten, erzählt
Dr. Wurglics im UniDAZ-Interview.
UniDAZ: Wie funktioniert das Votingsystem?
Dr. Wurglics: Ich verwende das System eduVote (www.eduvote.
de). Dabei handelt es sich um eine webbasierte Lösung, die mithilfe
internetfähiger Mobilgeräte der Teilnehmer arbeitet. Das bedeutet,
dass die Studierenden bei den Abstimmungen ihr eigenes Handy,
Tablet oder einen Laptop verwenden. Die dazu benötigten Apps
können kostenlos heruntergeladen werden. Die Umfragen lassen
sich direkt aus der Powerpoint-Präsentation heraus starten. So
kann man sehr leicht und ohne Zeitverlust Umfragen in die Lehrveranstaltung einstreuen.
UniDAZ: In welchen Vorlesungen verwenden Sie
das Votingsystem?
Dr. Wurglics: Ich verwende es in meinem Seminar „Toxikologie
der Hilfs- und Schadstoffe“ sowie in meinen Lehreinheiten in der
Winter- und Sommerschule. Im Seminar habe ich es an verschiedenen Stellen eingesetzt. So beginne ich jedes Seminar mit zwei bis
drei Fragen zur vorangegangenen Stunde, quasi als Wiederholung.
Außerdem nutze ich es, um das Vorwissen meines Publikums zu
erheben: Wissen meine Studierenden schon, was sich hinter dem
pH-Wert und Puffersystemen verbirgt? Mit diesen Informationen
kann ich die Geschwindigkeit und den Umfang meiner Ausführungen besser anpassen.
UniDAZ: Warum nutzen Sie das System und welche Vorteile
hat es?
Dr. Wurglics: Den Einsatz von eduVote sehe ich als einen Teilbereich des E-Learnings. So biete ich mein Seminar im Nachgang auch
als Videostream im Internet an, allerdings ist die Teilnahme an den
Umfragen nur den Hörern im Hörsaal möglich. Ich denke, dass der
dosierte Einsatz die Aufmerksamkeit im Seminar verbessert. Die
Studierenden bringen sich stärker ein als sonst. Von Vorteil ist natürlich auch die Anonymität. Bei Abstimmung mit Handzeichen
muss man sich outen, bei eduVote nicht.
Auch ich als Lehrender profitiere davon. Ich erhalte ein Real-TimeFeedback vom Wissensstand meines Publikums, da die Ergebnisse der Umfrage als Grafik unmittelbar zur Verfügung stehen. Nicht
zuletzt führen die Ergebnisse auch immer wieder zu lustigen Situationen, die die Stimmung im Seminar noch zusätzlich verbessern.
UniDAZ: Und wie finden die Studierenden das?
Dr. Wurglics: Mit der Erfahrung aus zwei Semestern kann ich sagen,
dass die Studierenden diese interaktive Lehrumgebung sehr unterhaltsam finden. Ungefähr 80 bis 90 Prozent der Anwesenden nehmen
an den Abstimmungen auch teil. In der letzten Evaluierung meiner
Lehrveranstaltung gab es ausschließlich positive Rückmeldungen.
UniDAZ: Herr Dr. Wurglics, vielen Dank für das Gespräch!
3D-BRILLEN IM HÖRSAAL
LEITFADEN FÜRS PJ
Es bedarf schon einiger Vorstellungskraft,
um sich Moleküle räumlich vorzustellen.
Nicht so an der Christian-Albrechts-Uni­
versität zu Kiel: Denn dort lehrt Prof. Dr.
Christian Peifer, der in einigen Vorlesun­
gen 3D-Brillen verwendet.
Im Praktischen Jahr (PJ) bekommen angehende Apotheker das
nötige Handwerkszeug für die Apothekenpraxis mit auf den
Weg und können das theoretisch erworbene Wissen aus dem
Studium anwenden und vertiefen. Die erlernten Inhalte im PJ
sind nicht nur für das spätere Berufsleben wichtig, sondern
auch Gegenstand des dritten Staatsexamens. Aber was genau
soll man eigentlich im PJ alles beigebracht bekommen – und
wann? Eine Orientierung soll der Leitfaden für die Ausbildung
im Dritten Ausbildungsabschnitt geben. Dieser wurde von der
ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
erstellt und besteht aus einem Musterausbildungsplan, 26 Arbeitsbögen sowie Evaluationsbögen für ausbildende Apotheker
und PhiP. Der Musterausbildungsplan stellt eine Empfehlung
dar, wie die Ausbildung zeitlich und inhaltlich strukturiert werden kann. In den Arbeitsbögen werden verschiedene Themen,
wie beispielsweise das Warenwirtschaftssystem, die Abgabe von
Gefahrstoffen oder die Medikationsanalyse aufgegriffen. Dieser
Leitfaden ist natürlich kein Muss – aber sicher eine tolle Hilfestellung für euch und eure Ausbildungsapotheke! Ihr findet diesen unter www.abda.de (-> Themen -> Arbeit in der Apotheke
-> Berufe -> Apothekerinnen & Apotheker -> Ausbildung und
Approbation).
UniDAZ: Wie funktionert die technische Nutzung
der 3D-Brillen?
Prof. Peifer: Die 3D-Brillen basieren auf einer anaglyphen
Technik und sind günstig in größeren Stückzahlen zu erhalten.
Man nutzt den Hörsaalbeamer und eine entsprechende 3DSoftware auf dem Laptop zur Darstellung in der Vorlesung. Dadurch ist man nicht auf einen Hörsaal festgelegt und es entsteht
kein organisatorischer Aufwand.
UniDAZ: In welchen Vorlesungen verwenden Sie
die 3D-Brillen?
Prof. Peifer: Ich nutze die Brillen vor allem in den Lehrveranstaltungen Stereochemie, Einführung in die Organische Chemie und in der Hauptvorlesung Pharmazeutische Chemie. Darüber hinaus halte ich oft Vorträge in Schulen (Uni kommt zur
Schule) und auf Abendveranstaltungen für die Universitätsgesellschaft Schleswig-Holstein.
UniDAZ: Warum nutzen Sie die 3D-Brillen?
Prof. Peifer: Die Welt der Chemie und damit auch von Arzneistoffen wurde lange Zeit als zweidimensional vermittelt, die
Strukturformeln enthalten allenfalls Keilstriche, um eine dreidimensionale Ausrichtung anzudeuten. Auf dieser Grundlage
ist es oft schwierig, sich die tatsächlichen Ligand-Rezeptor-­
Interaktionen im 3D-Raum vorzustellen und die Relevanz von
stereochemischen Aspekten zu begreifen. Beispielsweise liegen
ja eine ganze Reihe von Arzneistoffen als Eutomer (wirksames
Stereoisomer) und Distomer (weniger- bzw. unwirksames Stereoisomer) vor. Im Laufe meiner Entwicklung als Dozent habe
ich festgestellt, dass viele Studierende Schwierigkeiten mit diesen Vorstellungen im 3D-Raum haben. Da wir in der Arbeitsgruppe die Schrödinger Software (3D-Software, Anm. d. Red.)
für unsere Forschungsprojekte nutzen, war es naheliegend, diese moderne Technologie auch für die Lehre einzusetzen.
UniDAZ: Und wie finden die Studierenden das?
Prof. Peifer: Ich glaube, dass die 3D-Visualisierung bei vielen
Studierenden und Schülern sehr gut ankommt und neben dem
didaktischen Erlebnis einen zusätzlichen Aha-Effekt zum stereochemischen Verständnis auslöst.
UniDAZ: Herr Prof. Peifer, vielen Dank für das Gespräch!
DAAD-PROJEKT: NATURARZNEIMITTEL IN AFGHANISTAN
Im Frühjahr besuchte Professor Dr. Mi­
chael Keusgen, Dekan des Fachbereiches
Pharmazie der Philipps-Universität Mar­
burg, die Pharmazeutische Fakultät der
Universität Kabul. Schwerpunkt der Reise
war die Erfassung von traditionell ge­
nutzten, wilden Arzneipflanzen in Af­
ghanistan. Diese erfolgte innerhalb eines
vom Deutschen Akademischen Austausch­
dienst (DAAD) geförderten Projektes.
Im Rahmen des Projektes sollten unter anderem durch umfangreiche Befragungen der Landbevölkerung Daten über den
traditionellen Nutzen von Arzneipflanzen erhoben werden. In
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EUROPÄISCHES ARZNEIBUCH PLUS KOMMENTAR
DIE STUDIEN­AUSGABE
Foto: Prof. Keusgen
Die digitale Studienausgabe vereint ausgewählte Arznei­
stoff-Monographien aus dem Europäischen Arzneibuch
mit den entsprechenden Erläuterungen des ArzneibuchKommentars. Das Besondere: Die Auswahl der Monographien
ist individuell auf jeden der 22 Pharmazie-Studienorte
in Deutschland zugeschnitten.
Blütenstand einer Ferula-Pflanze, deren Latex in Afghanistan und
seinen Nachbarländern zu den begehrtesten Naturheilmitteln zählt.
dieses Vorhaben wurden auch die Studierenden der Pharmazie in
Kabul und der Pharmazeutischen Fakultät in Mazar-e Sharif eingebunden, die reges Interesse zeigten. So konnten inzwischen etwa
1500 Einzelberichte über den Nutzen dieser Arzneipflanzen erstellt werden; weitere Befragungen werden derzeit durchgeführt.
EXPEDITION INS UMLAND
Zudem bestand für Prof. Keusgen die Möglichkeit, gemeinsam mit
den Professoren der Pharmazie der Universität Kabul und einigen
Studierenden, sich ein Bild vom Bestand der wilden afghanischen
Arzneipflanzen zu machen. Es konnten, soweit es die Sicherheitslage zuließ, mehrere Tagesexpeditionen in das Umland von Kabul gemacht werden, wobei die Gebirgstäler in nord-westlicher Richtung
von Kabul eine reichhaltige Vegetation zeigen. Bemerkenswert sind
insbesondere viele Ätherisch-Öl-Pflanzen, die vornehmlich zu den
Pflanzenfamilien der Lamiaceae und der Apiaceae gehören; auch
Korbblütler (Asteraceae) werden recht häufig verwendet. Man kann
davon ausgehen, dass etwa 200 wilde Arzneipflanzen intensiv genutzt werden, wobei die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra) und
Ferula-Arten die meistgenutzten sind.
WISSEN WEITERGEBEN
Vorrangiges Ziel des vom DAAD geförderten Projektes ist die Zusammenfassung der Ergebnisse zum Nutzen von afghanischen Arzneipflanzen als Buch, das auch in einer afghanischen Landessprache (Dari oder Paschtu) herausgebracht werden soll. Damit soll das
Wissen nachhaltig konserviert werden und ein wesentlicher Beitrag
zur Ausbildung der Pharmaziestudierenden und der Unani-Ärzte
(Hakim, Hakeem) – die die traditionelle Medizin in Afghanistan
repräsentieren – geleistet werden. Darüber hinaus soll die Einrichtung eines Zentrums für afghanische Arzneipflanzen unterstützt
werden. Schwerpunktarbeit des Zentrums soll die konsequente
Erfassung der afghanischen Arzneipflanzen sein sowie eine qualifizierte Ausbildung und Vorbereitung auf die Prüfung als Hakim.
Ferner sollen Qualitätsstandards für die Ausbildung und die Arbeit
der Ärzte erarbeitet werden. Von Prof. Keusgen wurde angeregt,
auch die nachhaltige Ernte von wilden Arzneipflanzen, eine mögliche Inkulturnahme und den Handel mit diesen Arzneipflanzen zu
berücksichtigen. Diese Ideen wurden dankbar angenommen und
weitere Reisen von Prof. Keusgen nach Afghanistan werden sicherlich folgen.
Von Prof. Dr. Michael Keusgen, Philipps-Universität Marburg
IN EIGENER SACHE
Habt ihr auch einen Dozenten, der eine innovative Lehrmethode
anwendet? Oder wurde euer Arzneipflanzengarten neu angelegt,
ein Labor auf den neuesten Stand der Technik gebracht – oder
I
n den 1970er-Jahren wurde eine Paperback-Studienausgabe herausgegeben, in der alle damals vorhandenen
Arzneistoff-Monographien und die entsprechenden Kommentare in Kombination zu finden waren. Diese Studienausgabe war unter den Pharmaziestudierenden
sehr beliebt, konnte aber irgendwann nicht
mehr sinnvoll weitergeführt werden, da der
Umfang von Arzneibuch und ArzneibuchKommentar im Laufe der Zeit zu stark angewachsen war, um zwischen zwei Buchdeckel zu passen. Jetzt ist die Studienausgabe
endlich wieder zurück, und zwar in digitaler Form, zu einem unschlagbaren Preis.
Der Clou dabei: Sie ist individuell auf euren jeweiligen Studienort zugeschnitten.
Auf der DVD-ROM sind jeweils alle Arzneistoff-Monographien mitsamt Kommentar freigeschaltet, die ihr an eurer Uni im
Fach Pharmazeutische Chemie für Vorlesungen, Seminare, Praktika und Prüfungen benötigt. In einer späteren Ausbaustufe
soll das Angebot auf alle Fächer ausgeweitet
werden. Daneben sind natürlich auch die
Allgemeinen Teile des Europäischen Arzneibuchs, die Monographie-Gruppen und
die wichtigsten Hilfsstoffe verfügbar. Die
Studien­ausgabe basiert auf der Ph. Eur. 8.1
und dem Arzneibuch-Kommentar inkl. der
49. Aktualisierungslieferung. Ihr braucht
auf eurem Computer das Windows-Betriebssystem 7, 8 oder Vista.
WIE FUNKTIONIERT´S?
gibt es ein anderes Highlight aus eurem Uni-Leben, dass ihr unbedingt loswerden wollt? Dann schreibt uns gerne eine E-Mail an
redaktion@unidaz.de!
Die Handhabung ist einfach: Bei der Installation wählt ihr euren Studienort aus, damit
die für euch relevanten Monographien mitsamt Kommentar freigeschaltet werden. Ihr
könnt bequem zwischen der Monographie
und dem zugehörigen Kommentar wechseln. Der Weg aus einer Arzneibuch-Monographie in den Kommentar führt über den
Button „Zitierungen“; hier sind sämtliche
Stellen aufgeführt, an denen auf die jeweilige Monographie Bezug genommen wird.
Befindet ihr euch im Kommentar, könnt
ihr einfach auf die blau markierte Ph.-Eur.Nummer zu Beginn des Textes klicken und
werdet zur entsprechenden ArzneibuchMonographie weitergeleitet.
Verweise auf Methoden, Allgemeine Monographien und Reagenzien sind bequem
über Hyperlinks abrufbar. Die Volltextsuche erstreckt sich auch auf nicht freigeschaltete Monographien. Eine Notizfunktion ist
ebenfalls eingebaut.
Ein 44-seitiges Booklet enthält umfangreiche Informationen zu Geschichte, Entstehung, Aufbau und Verwendung von Arzneibuch und Kommentar.
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siert, welcher chemische Reaktionsweg hinter einer Synthese steckt – und noch vieles
mehr. Mit diesen Erklärungen ist die Vorund Nachbereitung des Laborpraktikums
und der Vorlesungen ein Leichtes. Während
eure Kommilitonen aber nach der letzten
Vorlesung oder dem langen Tag im Labor
noch schnell in die Bibliothek hasten müssen, um die entsprechenden Seiten aus dem
Kommentar zu kopieren und – wer kennt
das nicht? – die eine entscheidende Seite
vergessen haben, erspart ihr euch mit eurer persönlichen Studienausgabe eine Menge Zeit und Stress. Einfach den Computer
anschalten, die Monographie und/oder den
Kommentar auswählen, nach Bedarf ausdrucken – und los geht’s!
Von Annette Lüdecke,
Apothekerin und freie Journalistin
in Hamburg
MEHR ZEIT, WENIGER STRESS
Die Studienausgabe hat gleich mehrere Vorteile für euch. Wenn ihr im Labor Prüfungen nach Arzneibuch durchführen sollt,
müsst ihr euch nicht mit den anderen Studierenden um die Arzneibuchausgabe im
Labor scharren und mühsam die Prüfvorschrift abschreiben oder vor dem Kopierer
Schlange stehen. Stattdessen sucht ihr in eurer digitalen Version nach der entsprechenden Monographie und druckt diese einfach
aus.
Auch für die Vorbereitung auf Kolloquien,
Seminare und Vorlesungen sowie für das
Protokollschreiben ist die digitale Studienausgabe ungemein hilfreich! Der Arzneibuch-Kommentar beantwortet nämlich,
was bei einer bestimmten Farbreaktion pas-
Europäisches Arzneibuch & ArzneibuchKommentar – Studienausgabe
DVD-ROM für Windows-Rechner / € 44,–
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
Stuttgart 2015
ISBN 978-3-8047-3417-3
Einfach und schnell bestellen
Deutscher Apotheker Verlag
Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart
Tel. 0711 25 82 341 / Fax: 0711 25 82 290
E-Mail: service@deutscher-apothekerverlag.de
oder unter
www.deutscher-apotheker-verlag.de
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FÜR DIE ARZNEIMITTELQUALITÄT
ARZNEIBUCH UND KOMMENTAR
Das Arzneibuch, ein amtliches, offiziell vorgeschriebenes Werk, hat den Zweck, die Ge­
sundheit der Bevölkerung mithilfe anerkannter, gemeinsamer Regeln für die Qualität von
Arzneimitteln und ihren Bestandteilen zu fördern und zu schützen. Diese Regeln sind
größtenteils in sogenannten Monographien festgehalten, die exakte Vorschriften für die
Herstellung und den Umgang mit Arznei- und Hilfsstoffen beinhalten. Der ArzneibuchKommentar ist ein nichtamtliches und nicht vorgeschriebenes Werk, das allerdings den
Inhalt des Arzneibuchs wissenschaftlich erläutert und Hintergründe verständlich macht.
D
as für Deutschland gültige Arzneibuch setzt sich zusammen aus dem
Deutschen Arzneibuch (DAB) als
einbändiger Loseblatt-Sammelordner, dem
homöopathischen Arzneibuch (HAB) als
zweibändiger Loseblatt-Sammelordner und
dem Europäischen Arzneibuch (Pharmacopoea Europaea, Ph. Eur.), ein dreibändiges Grundwerk mit jährlich erscheinenden
Nachträgen. Im Folgenden werden das Europäische Arzneibuch und der ArzneibuchKommentar vorgestellt.
AUFBAU DES ARZNEIBUCHS
Die Ph. Eur. enthält neben allgemeinen Erläuterungen und Hinweisen, einem Vorwort und dem Einleitungskapitel insbesondere folgende Teile und Kapitel:
• Allgemeiner Teil (Allgemeine Vorschriften; Allgemeine Methoden; Material zur Herstellung von Behältnissen;
Reagenzien; Allgemeine Texte)
• Monographiegruppen
(Allgemeine
Monographien; Monographien zu Darreichungsformen; Einzelmonographien
zu Impfstoffen, Immunsera, Radioaktiven Arzneimitteln, Nahtmaterial und
Pflanzlichen Drogen; Homöopathische
Zubereitungen)
• Monographien (Einzelmonographien)
In den „Allgemeinen Vorschriften“ und im
Kapitel „Einleitung“ der Ph. Eur. werden die
Bedeutung der einzelnen Arzneibuchkapitel und -passagen, die Vorgaben zu deren
Status und Verbindlichkeit und die Regeln
zu ihrer Auslegung erklärt. In den Monographiegruppen sind die Allgemeinen Monographien von besonderer Bedeutung. Sie
gelten für alle betroffenen Einzelmonographien, ohne dass in einer Einzelmonographie ein Verweis darauf stehen muss. Auf
die Bedeutung der Allgemeinen Monographien und Allgemeinen Vorschriften wird
in den Fußnoten auf jeder Seite des Arznei-
Das Arzneibuch besteht aus dem Europäischen, dem Deutschen und dem Homöopathi­
schen Arzneibuch und ist entweder als Buch oder seit 2008 als miteinander verlinkte DVD
bzw. CDs erhältlich.
buchs hingewiesen. Für eine Einzelmonographie können auch mehrere Allgemeine
Monographien gelten.
GLIEDERUNG DER
MONOGRAPHIEN
Die Einzelmonographien des Teils Monographien bestehen aus folgenden Abschnitten:
–Titel
– Formel (Strukturformel,
Summenformel, Molekulargewicht)
–Definition
–Eigenschaften
– Herstellung (fakultativ)
– Prüfung auf Identität
– Prüfung auf Reinheit
–Gehaltsbestimmung
–Lagerung
–Beschriftung
– Funktionalitätsbezogene Eigenschaften
(fakultativ bei Hilfsstoffen)
–Verunreinigungen
Im Abschnitt Definition wird angegeben,
worauf sich die Monographie genau bezieht
und, falls zutreffend, die Gehaltsspezifikation vorgegeben – ein besonders wichtiges
Qualitätskriterium.
Die Angaben im Abschnitt Eigenschaften
stellen keine verbindlich zu überprüfenden
Anforderungen dar, sondern sind nur zur
Information gedacht.
Der Abschnitt Herstellung befindet sich
nur in bestimmten Monographien, deren
Vorschriften und Kennwerte (Spezifikationen) nur auf ein bestimmtes von mehreren möglichen Herstellungsverfahren zugeschnitten ist oder bei denen die Qualität
entscheidend durch das Herstellungsver-
fahren bestimmt wird und nur durch InProzess-Kontrollen (d.h. nur während der
Herstellung und nicht mehr am Endprodukt) sichergestellt werden kann.
Die im Abschnitt Prüfung auf Identität angegebenen Identitätsprüfungen belegen mit
einem annehmbaren Maß an Sicherheit,
dass das Produkt mit den Angaben in der
Beschriftung übereinstimmt. Falls in einer
Monographie zwei Identifikationsreihen
angegeben sind, so sind diese nicht gleichwertig: Die erste Identifikationsreihe liefert
aussagekräftige Ergebnisse. Sie enthält üblicherweise Prüfungen, zu deren Durchführung anspruchsvolle Apparaturen (vor
allem IR-Spektrometer und HPLC-Geräte)
erforderlich sind, die von spezialisierten
Laboratorien durchgeführt werden können. Die zweite Identifikationsreihe liefert
weniger sichere Ergebnisse. Sie enthält vor
allem physikalische und nasschemische,
d.h. apparativ weniger anspruchsvolle Prüfungen. Sie richtet sich an (nicht apparativ
ausgestattete) Apothekenlabors. Die zweite
Identifikationsreihe darf nur dann anstelle
der ersten Identifikationsreihe angewendet
werden, wenn die untersuchte Substanz eindeutig auf eine zertifizierte Substanzcharge
zurückgeführt werden kann, die alle „weiteren Anforderungen“ der Monographie der
Substanz erfüllt.
Bei der Prüfung auf Reinheit werden zunehmend differenzierende flüssigchromatografische Verfahren vorgeschrieben, die
die möglichen Verunreinigungen aus den
Herstellungsverfahren und auch Zersetzungsprodukte, die während der Lagerung
einer Substanz entstehen können, erfassen.
NICHTAMTLICH, ABER
INTERNATIONAL GESCHÄTZT
Obwohl der Arzneibuch-Kommentar
nichtamtlich und nicht vorgeschrieben
ist und nur in deutscher Sprache her­
ausgegeben wird (kein anderes euro­
päisches Land, in dem das Europäische
Arzneibuch bindend ist, verfügt über
einen eigenen Arzneibuch-Kommen­
tar!), ist er aufgrund seiner Qualität,
des enthaltenden Wissens und Erfah­
rungsschatzes auch über die Grenzen
Deutschlands hinweg verbreitet.
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Der Arzneibuch-Kommentar erläutert die Vorschriften des Arzneibuchs und schafft das
nötige Hintergrundwissen.
Bei der Prüfung auf Gehalt wird zunehmend von Titrationsverfahren auf chromatografische Verfahren umgestellt.
Die Angaben in den Abschnitten Lagerung und Beschriftung sind nicht umfassend und nicht bindend. Sie dienen der
Information für den Verwender über den
Ausgangsstoff. Der Abschnitt Funktionalitätsbezogene Eigenschaften kann in Hilfsstoff-Monographien vorhanden sein und
stellt keine verbindlichen Anforderungen
dar. Er listet Prüfungen bzw. Eigenschaften
und Kenngrößen auf, die für die galenische
Verwendung relevant sein können.
Der Abschnitt Verunreinigungen listet
Verunreinigungen auf, die aufgrund der
Herstellung des Arzneistoffs entstehen können und von der Prüfung „Verwandte Substanzen“ der Monographie erfasst werden.
Es wird zwischen „Spezifizierten Verunreinigungen“ und „Anderen bestimmbaren Verunreinigungen“ unterschieden. Für
alle aufgeführten Verunreinigungen kann
davon ausgegangen werden, dass sie durch
die Prüfmethoden der Monographie ausreichend kontrolliert werden.
DER ARZNEIBUCHKOMMENTAR
Der Arzneibuch-Kommentar (zehnbändiger Loseblatt-Sammelordner) ist die wissenschaftliche Erläuterung zum Arzneibuch.
Durch die ständige Weiterentwicklung und
Globalisierung des Arzneibuchs wurde dessen Schreibstil immer weiter vereinheitlicht
und auf das Wesentliche (Arbeitsanweisungen und Vorschriften) reduziert. Die Vorschriften sind dadurch zwar genormt und
durch den heutigen verkürzten Telegrammstil in allen europäischen Ländern verständlich. Durch die weggefallenen Erklärungen
zu den Hintergründen der einzelnen Vorschriften ist aber oftmals nicht klar, wor-
auf sie genau abzielen. Diese Lücke füllt in
Deutschland der Arzneibuch-Kommentar,
indem er die Hintergründe der Monographievorschriften verständlich macht. Er
beschreibt z.B. Herstellungsverfahren, Synthesewege und Reaktionsmechanismen und
erklärt das Auftreten möglicher Verunreinigungen. Er erläutert, worauf Prüfungen
auf Identität, Reinheit oder Gehalt gerichtet sind, deren (Reaktions-) Mechanismen
oder Berechnungsgrundlagen. Er macht
Angaben zur Pharmakologie der Arzneistoffe und gibt Zusatzinformationen durch
Literaturzitate. Im Arzneibuch-Kommentar sind neben Theorie und Hintergründen
der Stoffmonographien auch alle sonstigen
Arzneibuchtexte (z.B. zu Geräten, zu Methoden der Physik und der Physikalischen
Chemie, Biologie und Technologie, zur
Pharmakognosie, zu Identitätsreaktionen,
Grenzprüfungen, Gehaltsbestimmungen,
Behältnissen, Statistik etc.) kommentiert.
Da der Arzneibuch-Kommentar den Inhalt der Arzneibuchvorschriften so erläutert, dass deren Hintergründe verständlich
und umsetzbar werden, kann er durchaus
auch als eigenständiges Lehrbuch verwendet werden.
Von Dr. Rainer Mohr, Apotheker und
Programmplaner beim Deutschen Apotheker
Verlag in Stuttgart
Mehr zur Geschichte des Arzneibuchs
findet ihr in der UniDAZ 2015, Nr. 1, S. 12.
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PHARMAZEUTISCHE TÄTIGKEITSFELDER
»
FORUM BERUF FÜR ANGEHENDE APOTHEKER
Auch die Fähigkeit,
mit wissenschaftlichen
Daten umgehen und in
Maßen auch wirtschaftlich
denken zu können, ist
«
in diesem Bereich
von Bedeutung.
Foto: AK Nordrhein
PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE
Kammerpräsident Lutz Engelen (1. Reihe ganz rechts) mit Referenten und weiteren Ansprechpartnern des Forums Beruf
in der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Reihe 1 – 3).
Am 16. April 2015 fand das 12. Forum Beruf der Apotheker­
kammer Nordrhein und der Regionalgruppe Rheinland der
Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) in der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf statt. Dabei erläuter­
ten Apotheker aus verschiedenen Bereichen ihre Tätigkeiten
in Kurzvorträgen. Über hundert Pharmaziestudierende nah­
men am Forum Beruf teil. Die Veranstaltung, auf der auch
Zeit zum Austausch blieb, stieß auf positive Resonanz.
tenperspektive und hob hervor, dass man
als pharmazeutischer Generalist in der öffentlichen Apotheke all das einsetzen könne, was man an der Universität gelernt hat.
Diese Tätigkeit verlangt daneben ein hohes
Maß an sozialer Kompetenz. Er empfahl
den angehenden Kollegen, sich einen Chef
zu suchen, mit dem man pharmazeutisch
auf einer „vergleichbaren“ Wellenlänge liegt.
G
KRANKENHAUSAPOTHEKE
emeinsam mit Professorin Stephanie Läer, Vorsitzende der DPhGUntergruppe Düsseldorf, eröffnete der Kammerpräsident Lutz Engelen
die Veranstaltung. In seinem Statement zu
Visionen und Perspektiven in der Offizinpharmazie legte Engelen den Fokus auf die
medikationsbezogenen Projekte der Apothekerkammer Nordrhein und erläuterte in
diesem Zuge das ATHINA-Projekt (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken).
ÖFFENTLICHE APOTHEKE
Karl Meyer betrachtete die Offizinpharmazie aus der Arbeitgeberperspektive. Im
Mittelpunkt stand die Frage „Selbstständig-
keit ja oder nein?“ Diese Entscheidung sollte wohl überlegt werden. Denn auch eine
Apotheke mit guter betriebswirtschaftlicher
Auswertung könne sich, zum Beispiel durch
veränderte Standortfaktoren, betriebswirtschaftlich sehr viel schneller anders entwickeln als erwartet. Für die grundsätzliche
Entscheidung, ob man sich als Apotheker
selbstständig machen möchte, erläuterte
er anhand eines konkreten Fragenkatalogs
zum persönlichen Profil und zur individuellen Lebensplanung, welche Kriterien dabei
eine Rolle spielen.
Wolfgang Pfeil, Mitglied im Vorstand der
Apothekerkammer Nordrhein, betrachtete die Offizinpharmazie aus der Angestell-
Krankenhausapothekerin Juliane IltgenBreburda berichtete, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Stellen für
Krankenhausapotheker in Deutschland
zugenommen habe. Diese Steigerung bei
gleichzeitiger Abnahme der Zahl der Krankenhausapotheken spiegele unter anderem
den langsam wachsenden Anteil an Apothekern auf Station wider. Der Patientenkontakt in der Krankenhausapotheke sei
insgesamt sehr viel geringer als in der öffentlichen Apotheke, auch wenn in der Klinikapotheke, in der sie tätig ist, inzwischen
ein Patienteninformationszentrum eingerichtet wurde, das ein Medikationsmanagement für Patienten anbietet.
Die Chancen in der Pharmazeutischen Industrie schilderten Dr. Claudia Selbach,
Bayer Animal Health GmbH, und Dr. Kerstin Neumann, Johnson & Johnson GmbH.
Während Selbach einen Überblick über die
Tätigkeitsfelder des Industrieapothekers
gab, konzentrierte sich Neumann auf die Gebiete Zulassung, Market Access, Pharmakovigilanz und Medical Affairs. Die vielfältigen
Chancen bei einem Pharmaunternehmen
bestehen in den Bereichen Arzneimittelentwicklung, Arzneimittelproduktion sowie
Zulassung, medizinisch-­wissenschaftliche
Information und Projektmanagement. Insbesondere in der Produktion sei neben Mitarbeiterführung und Organisationstalent
ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein sowie Entscheidungsstärke, oft unter
Zeitdruck, gefragt, so Selbach.
Als Beispiele für Aufgaben im Rahmen
des Life-Cycle-Managements eines fertig
entwickelten Arzneimittels nannte Neumann die Erstellung von Informationen
für Fachkreise und Patienten, die Sammlung und Bewertung von Informationen
zu Arzneimittelrisiken oder die Bewertung des Zusatznutzens oder des KostenNutzen-Verhältnisses eines Präparates. Für
diese Aufgaben benötigt man hervorragende Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten, besonders als Projektmanager.
Auch die Fähigkeit, mit wissenschaftlichen
Daten umgehen und in Maßen auch wirtschaftlich denken zu können, ist in diesem
Bereich von Bedeutung.
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KASSENÄRZTLICHE
VEREINIGUNG
UNIVERSITÄT: WISSENSCHAFTLICHE LAUFBAHN
Das Tätigkeitsfeld Gesundheitspolitik stellte Dr. Holger Neye vor, der bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein für
die Pharmakotherapie-Beratung zuständig
ist. Er berät niedergelassene Ärzte auf Basis ihrer Verordnungsdaten pro Quartal. Zu
seinen Aufgaben gehört es auch, die Ärzte
über aktuelle Therapiehinweise, Leitlinien
oder gesetzliche Änderungen im Zusammenhang mit Arzneimittelverordnungen
zu informieren sowie die Verhandlungen
mit den Krankenkassen vorzubereiten.
Abschließend gaben Professor Dr. Thomas
Kurz, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und seine Doktorandin Tanja Knaab
Einblicke in die Arbeitsweise von Apothekern in der Wissenschaft. Der praktische
Teil einer Promotion dauere im Schnitt etwa
drei Jahre, bevor das Zusammenschreiben der Dissertation beginnt, so Knaab.
Sie schätzt die sehr eigenständige Tätigkeit
in einem jungen Team und den fachlichen,
auch interdisziplinären Austausch mit Promotionskollegen. Insbesondere für den
praktischen Teil sollte man viel Durchhaltevermögen und ein gesundes Maß an Kritikfähigkeit mitbringen.
Wer nach der Promotion in der Wissenschaft bleiben möchte, dem empfahl Kurz
einen Auslandsaufenthalt in einem renommierten Arbeitskreis im englischsprachigen
Raum. So könne man neue Arbeitstechniken und neue Forschungsgebiete kennenlernen und sich schließlich ein eigenes Forschungsprofil aufbauen.
BFARM: ARBEITGEBER
BEHÖRDE
Dr. Annette Hinze, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM),
sprach über die Chancen des Apothekers
bei einer Behörde. Zu den Aufgaben des
BfArM gehören neben der Zulassung und
Registrierung von Arzneimitteln die Pharmakovigilanz (Überwachung der Arzneimittelsicherheit), die Genehmigung und
Überwachung von klinischen Prüfungen
sowie die Bereiche Betäubungsmittel und
Medizinprodukte. Hinze wies darauf hin,
dass jede schriftliche Kommunikation im
BfArM, auch auf deutscher Ebene, ausschließlich auf Englisch erfolge. Rund zwei
Drittel der Mitarbeiter beim BfArM seien
promoviert, so Hinze. Das zeige, dass eine
Promotion erwünscht, aber nicht zwingende Einstiegsvoraussetzung sei. Abschließend empfahl Hinze interessierten
Pharmaziestudierenden, sich per Initiativbewerbung um eine Stelle im Rahmen des
Praktischen Jahres zu bemühen, weil die Behörde nicht aktiv Stellen für Pharmazeuten
im Praktikum ausschreibt.
APOTHEKER BEI DER
BUNDESWEHR
Den Apotheker als Sanitätsoffizier bei der
Bundeswehr stellte Oberfeldapotheker Dr.
Olaf Scharfenstein vor. Neben der klassischen Pharmazie zählen auch die Lebensmittelchemie und die Logistik zum
Tätigkeitsfeld eines Apothekers bei der Bundeswehr. Scharfenstein berichtete, dass die
Bundeswehr derzeit etwa 230 Apotheker beschäftigt. Über die fachliche Qualifikation
hinaus sollte man als Apotheker bei der Bundeswehr Einsatzfreude, körperliche Fitness
sowie Flexibilität und Mobilität, auch im
Hinblick auf Auslandseinsätze, mitbringen.
Von Dr. Sabine Viefhues,
Apothekerkammer Nordrhein
»
Sie schätzt die sehr
eigenständige Tätigkeit
in einem jungen Team
und den fachlichen,
auch interdisziplinären
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Austausch mit Promotionskollegen.
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ST U D IU M
PR EISR ÄT SEL
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LIEBE UNIDAZ-LESER,
bei diesem Rätsel müssen die alphabetisch geordneten Buchstaben in die richtige Reihenfolge gebracht
werden. Schickt das Lösungswort des Schüttelrätsels unter dem Stichwort „Preisrätsel“ einfach per E-Mail
an redaktion@unidaz.de. Die Gewinner haben die Chance, das Buch „Tödliche Hamburger“ von
Hans-Ulrich Grimm zu gewinnen! Einsendeschluss ist der 30. November 2015.
VOIGT PHARMAZEUTISCHE TECHNOLOGIE
EIN GUTER BEGLEITER
Viel Spaß!
Eure UniDAZ-Redaktion
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Das Lehrbuch Pharmazeuti­
sche Technologie, begrün­
det von Rudolf Voigt, ist
im Frühjahr 2015 in der 12.
Auflage erschienen. Es ist für
Pharmaziestudierende und
approbierte Apotheker glei­
chermaßen geeignet. Sowohl
als Nachschlagewerk als
auch zum Durcharbeiten von
Themen für das Fach Phar­
mazeutische Technologie ist
der Voigt eine gute Wahl.
D
er Voigt ist in acht große Abschnitte eingeteilt. Zunächst wird
mit dem Kapitel „Die Arzneiform
als Applikationsort“ ein Überblick über die
Bedeutung von Formulierungen gegeben.
Wie Arzneiformen entwickelt werden und
worauf es zu achten gilt, wird ebenfalls erläutert. Im zweiten Abschnitt werden Geräte, Grundlagen und Grundoperationen, wie
Zerkleinern, Mischen, Trennen und Trocknen, sowie die Teilchengrößenbestimmung
thematisiert. Die Erläuterungen zu den Geräten sind anschaulich bebildert. Im dritten
Abschnitt geht es um feste Arzneiformen.
Dazu gehören sowohl Pulver, Tabletten,
Kapseln als auch Rectalia. Neben den unterschiedlichen Herstellungsarten werden
verschiedene Prüfungen der Arzneiformen
nach dem Europäischen Arzneibuch aufgeführt, die man auch im Praktikum durchführt. Die weiteren Abschnitte befassen sich
mit halbfesten, flüssigen, gasförmigen und
durch Drogenextraktion gewonnenen Arzneiformen. Auch generelle Aspekte der Arzneiformung werden behandelt.
VIELE NEUERUNGEN
Der Voigt hat mit der 12. Auflage ein neues, größeres Format erhalten. Viele Abbildungen wurden überarbeitet, Formeln sind
jetzt in gut sichtbaren Kästen hinterlegt und
die einzelnen Kapitel in mehrere Abschnitte
eingeteilt, sodass der Voigt noch übersichtlicher geworden ist. Auch der Schreibstil ist
sehr verständlich. Aus diesem Grund kann
der Voigt mit seiner durchdachten Gliederung aus meiner Sicht bereits für das Fach
Arzneiformenlehre im dritten Semester verwendet werden. Auch inhaltlich wurde das
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DER VOIGT ÜBERZEUGT
Von Jennifer Hong,
Pharmaziestudentin in Marburg
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Buch an neue Erkenntnisse und Methoden
angepasst, und einige Themen, wie nanodisperse Systeme, werden ausführlicher behandelt.
Der Voigt behandelt alle wichtigen Themen
für Pharmaziestudierende und Praktiker.
Für mich war der Voigt ein gutes Nachschlagewerk, wenn ich mich auf Kolloquien im
Rahmen des Praktikums Pharmazeutische
Technologie im siebten Semester vorbereitet habe. Außerdem ist das Buch zur Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen sehr
hilfreich, nicht zuletzt, weil es alle wichtigen
Themen abdeckt.
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Fahr, Alfred
Voigt Pharmazeutische Technologie
Für Studium und Beruf
12. Auflage / € 87,Deutscher Apotheker Verlag
Stuttgart 2015
ISBN 978-3-7692-6194-3
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Deutscher Apotheker Verlag
Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart
Tel. 0711 25 82 341 / Fax: 0711 25 82 290
E-Mail: service@deutscher-apothekerverlag.de
oder unter www.deutscher-apothekerverlag.de
LÖSUNGSWORT:
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WAAGERECHT
5. CEEGHINRRSUV
6. AEEGIIRRT
7. DEIINRSTU
8. AAEHIMPRZ
10. DEEGNORSTT
11. ABCEHINRUZ
17. ABLOR
20. AEEMSTTT
22. AADEEEHKMNPRW
23. AEPS
SENKRECHT
1. GMP
2. CGP
3. AEEHIINOPT
4. AAEILNRSTU
9. AEEHKOPT
12. HIPP
13. AACEHHIJKPRRSST
14. ADEFILNOOV
15. AEHIIMNNORST
16. BDEEHNRSUW
18. EGIILPZ
19.AHKLLOO
21. AABD
24. BDHP
25. AADD
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W ISSENSCH AFT
QUALITÄTSMANAGEMENT IN DER
PHARMAZEUTISCHEN INDUSTRIE
GMP UND GCP
Der Leitfaden der Good Manufacturing Practice (GMP) und
die Leitlinie der Good Clinical Practice (GCP) sind wichtige
Instrumente eines funktionierenden Qualitätsmanagement­
systems im Pharma-Bereich. In diesem Artikel werden we­
sentliche Vorgaben von GMP und GCP aufgezeigt und erläu­
tert, welche Konsequenzen die sogenannte Non-Compliance
gegenüber diesen Vorschriften nach sich ziehen kann.
Foto: pogonici (fotolia)
Foto: pengyou92 (fotolia)
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G
MP betrifft alle Bereiche der Arzneimittelherstellung mitsamt galenischer Formulierung und Analytik von Arzneistoffen und Arzneimitteln.
Dagegen kommen die GCP-Vorschriften
ausschließlich im Bereich der klinischen
Prüfung von Arzneimitteln zum Einsatz.
Beide sind durch eine Implementierung in
die nationale Gesetzgebung, das Arzneimittelgesetz (AMG) als Ermächtigungsgrundlage für entsprechende Verordnungen
(Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung, kurz AMWHV, und GCP-V),
rechtlich bindend geworden. Ein Verstoß
gegen die Vorgaben des GMP-Leitfadens
oder der GCP-Verordnung gefährdet somit
die Marktzulassung eines Arzneimittels.
GENERIKA UND ORIGINATOREN
Der Arzneimittelmarkt in Deutschland besteht zu etwa 75 Prozent aus Generika und
zu 25 Prozent aus Originalarzneimitteln.
Generika ahmen Arzneimittel nach, enthalten also den gleichen Wirkstoff in der
gleichen Konzentration, der in der gleichen
Arzneiform verarbeitet ist. Die Hilfsstoffe
und die Verarbeitungstechnologie können
allerdings von der des Originalarzneimittels (Originator) in engen Grenzen abweichen. Im Gesundheitswesen sind Generika
besonders gefragt, da sie wesentlich güns-
tiger als die Originatoren vor Ablauf der
Schutzrechte sind. Bei einem neuen Arzneimittel müssen diverse Studien durchgeführt werden, um Qualität, Sicherheit und
Wirksamkeit zu belegen. Generikahersteller nehmen lediglich Bezug auf die Studien
des Erstanbieters und sparen so Kosten ein.
Daher können Generika günstiger angeboten werden. Die pharmazeutische Qualität
wird durch chemische und pharmazeutische Analysen und durch die Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems
(QMS) gewährleistet. Zum QMS zählt die
Gute Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP). Von der Synthese
über die Herstellung bis hin zur Endkontrolle (Chemistry, Manufacturing, Control,
CMC) müssen alle Verfahren und Tätigkeiten GMP-konform durchgeführt werden.
GENERISCHE ZULASSUNG
Für Generika gibt es verschiedene Wege
zu einer Zulassung. Prinzipiell spricht man
von einer bezugnehmenden Zulassung, da
auf Präklinik und Klinik des Originators
verwiesen wird. Da der Wirkstoff und der
Wirkstoffgehalt demjenigen des Originators entsprechen, wird durch den Nachweis
der Bioäquivalenz eine Zulassung gewährt
(übereinstimmende Pharmakokinetik im
Menschen zwischen Originator und Generikum). Dieser Nachweis zieht die Austauschbarkeit zwischen Originator und
Generikum nach sich. Der klassische generische Antrag führt über die EU Richtlinie
2001/83/EC Artikel 10(1): In einer Bioäquivalenzstudie (bioequivalence study, BE-Studie) wird die Bioäquivalenz zum Originator
nachgewiesen. Dafür wird die maximale
Wirkstoffkonzentration im Blut (cmax) und
die Fläche unter der Plasmaspiegel-Zeitverlaufs-Kurve (area under the curve, AUC)
mit denen des Originators verglichen. Die
Parameter dürfen nur bis zu einem gewis-
GxP – GOOD x PRACTICE
GMP–Good Manufacturing Practice
GLP –Good Laboratory Practice
GCP –Good Clinical Practice
GRP –Good Regulatory Practice
GVP –Good Pharmacovigilance Practice
GDP –Good Distribution Practice
GSP –Good Storage Practice
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Der GMP-Leitfaden dient dem Hersteller unter anderem als Arbeitsvorgabe
für die Produktion.
sen Prozentsatz abweichen, üblich sind
Werte zwischen 80 bis 125 Prozent, bezogen auf die Parameter des Originalpräparates. Durch Vorlage einer BE-Studie im Rahmen eines generischen Zulassungsantrags
sind weitere Prüfungen nicht mehr nötig.
Um klinische Studien als Zulassungsgrundlage in Deutschland verwenden zu können,
muss die Guideline der Guten Klinischen
Praxis (Good Clinical Practice, GCP) eingehalten werden.
Neben dem klassischen generischen Antrag
gibt es noch weitere Möglichkeiten, eine generische Zulassung zu erlangen, wie die bezugnehmende Zulassung mit einem Biowaiver (behördliche Zustimmung zum Verzicht
auf klinische Daten), den bibliografischen
Antrag (well-established-use) und den Hybridantrag, der die therapeutische Äquivalenz im Fokus hat.
GOOD MANUFACTURING
PRACTICE
GMP ist ein Regelwerk von Vorschriften
und Anforderungen, die für Synthese, Analytik und galenische Formulierung von
Arzneimitteln gelten. Der GMP-Leitfaden
dient dem Hersteller nicht nur als Arbeitsvorgabe für die Produktion, sondern bildet
auch die Grundlage für behördliche Inspektionen der Produktionsstätten und Dokumentationspflichten. GMP gehört zum
Themenkomplex des GxP, also der „guten
Arbeitspraxis“ (best practice guidelines).
Darunter versteht man international anerkannte und geltende Leitlinien, die von
der Entwicklung bis zum Vertriebsweg eines Arzneimittels zur Geltung kommen. Sie
gewährleisten eine gleichbleibende Qualität
der Arzneimittel. Wichtig ist hierbei der Begriff der (pharmazeutischen) Qualität, denn
sie hat neben den Anforderungen an Wirksamkeit und Unbedenklichkeit einen direkten Einfluss auf die Sicherheit der Patienten.
DEFINITIONEN ZU QUALITÄT
AMG § 4 (15)
Qualität ist die Beschaffenheit eines
Arzneimittels, die nach Identität, Ge­
halt, Reinheit, sonstigen chemischen,
physikalischen, biologischen Eigen­
schaften oder durch das Herstellungs­
verfahren bestimmt wird.
EN ISO 9000:2005
Qualität ist der Grad, in dem ein Satz
inhärenter (messbarer) Merkmale Anfor­
derungen erfüllt. Die Qualität gibt damit
an, in welchem Maße ein Produkt (Ware
oder Dienstleistung) den bestehenden
Anforderungen entspricht.
IEC* 2371
Qualität ist die Übereinstimmung zwi­
schen den festgestellten Eigenschaften
und den vorher festgelegten Anforde­
rungen an eine Betrachtungseinheit.
Quality
Conformance to requirements
*International Electrotechnical Commission
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HISTORIE DER GMP
Bereits nach der Sulfanilamid-Katastrophe
(USA, 1937), bei der es durch das giftige
Lösungsmittel Diethylglycol zu mehr als
100 Todesfällen kam, verabschiedete der
amerikanische Kongress 1938 den Federal
Food, Drug & Cosmetic Act. Dieser bildete
die Grundlage für die Kontrolle des pharmazeutischen Herstellungsprozesses und
sollte die Arzneimittelqualität und die Patientensicherheit gewährleisten. Der Contergan-Skandal (Deutschland, 1959 - 1962)
verschärfte das Thema der Arzneimittelsicherheit. Im Jahr 1968 wurde der GMPLeitfaden der Weltgesundheitsorganisation
WHO implementiert. Als erstes Land führte
die USA 1978 gesetzlich die FDA cGMP ein.
FDA steht für Food and Drug Administration (US-amerikanische Arzneimittelbehörde), das c steht für current und grenzt den
Leitfaden zu dem europäischen Pendant ab,
denn die amerikanischen GMP-Richtlinien
werden jedes Jahr neu überarbeitet und veröffentlicht.
In Deutschland wurde 1985 die Betriebsverordnung für pharmazeutische Unternehmer (PharmBetrV) eingeführt, welche 2006
durch die Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung (AMWHV) abgelöst
wurde. Der für den europäischen Raum gültige EG-GMP-Leitfaden wurde 1989 eingeführt. Es existiert allerdings kein einheitliches GMP-Regelwerk für alle EU-Länder,
vielmehr setzt jedes Land die Richtlinien
in eigenen (nationalen) Verordnungen um.
Dieses Vorgehen führt zu einer Vielzahl von
GMP-Regelwerken, im Gegensatz dazu gibt
es in den USA nur ein GMP-Regelwerk.
HERSTELLER MUSS GMP
UMSETZEN
Die GMP-Regeln machen keine genauen
Vorgaben zur Umsetzung. Es ist die Pflicht
des Herstellers, geeignete und für seine
Zwecke notwendige Maßnahmen zu ergreifen und umzusetzen. Beispielsweise darf
nur ausreichend qualifiziertes und kontinuierlich geschultes Personal in der Herstellung und Qualitätskontrolle tätig sein. Die
verwendeten Geräte, Anlagen und Prozesse
müssen vor dem Einsatz auf ihre Eignung
geprüft werden. Die Bereiche, in denen die
Produktion stattfindet, müssen definierten
Reinraumklassen entsprechen, ausreichend
groß und räumlich getrennt von der Prüfung, Verpackung und Lagerung sein. Um
Reproduzierbarkeit zu gewährleisten, gibt
Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, die für ihn
geltenden Standard Operating Procedures
(SOPs) zu lesen und dies zu bestätigen.
es für jeden Arbeitsschritt und zur Bedienung jedes Gerätes eine Standardarbeitsanweisung (Standard Operating Procedure,
SOP). Darin werden verbindlich der genaue
Arbeitsablauf sowie die zu verwendenden
Materialien beschrieben. Jeder Mitarbeiter
ist verpflichtet, die für ihn geltenden SOPs
zu lesen und dies zu bestätigen. Ziel ist es,
Produktkontaminationen und Verwechslungen zu vermeiden, eine gleichbleibende
Produktqualität zu sichern und durch die
umfangreiche Dokumentation eine Rückverfolgbarkeit zu sichern.
GOOD CLINICAL PRACTICE
Die GCP-Leitlinie wurde 1997 eingeführt.
Zweck war das Standardisieren von klini-
GMP-GEREGELTE BEREICHE
-Qualitätssicherungssystem
-Personal
- Räumlichkeiten und Ausrüstung
-Betriebshygiene
-Dokumentation
-Herstellung
-Qualitätskontrolle
- Etikettierung und Verpackung
- Lagerung und Vertrieb
-Beanstandungen
und Produktrückrufe
-Selbstinspektionen
- Herstellung und Prüfung im Auftrag
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schen Studien hinsichtlich ihrer Qualität
und Aussagekraft, um die gegenseitige Anerkennung von Studienergebnissen zwischen verschiedenen Ländern zu ermöglichen. Sie galt als sogenanntes soft law und
war somit eine Empfehlung, aber nicht
rechtsverbindlich. Aus dem soft law wurde 2001 mit der Direktive 2001/20/EG ein
hard law. Direktiven sind rechtsverbindlich und müssen im nationalen Recht umgesetzt werden. In Deutschland wurde die
GCP-Richtlinie 2004 mit der 12. Novelle im Arzneimittelgesetz (AMG) als GCPVerordnung (GCP-V) implementiert. Ziel
ist zum einen die Datenintegrität, also die
Verlässlichkeit, zu sichern und zum anderen die Sicherheit, Unversehrtheit und das
Wohlergehen der Patienten zu gewährleisten. Die Umsetzung der GCP-V ist wichtig,
damit Studien nach international anerkannten Standards und Stand von Wissenschaft
und Technik durchgeführt werden. Denn
nur dann sind sie aussagekräftig.
Die Verordnung schreibt Qualitätsanforderungen bezüglich der Planung, Genehmigung, Durchführung, Überwachung,
Dokumentation und Berichterstattung von
klinischen Studien am Menschen vor. Die
Prinzipien der GCP umfassen den Schutz
der Teilnehmer und die Qualität von klinischen Daten.
PATIENTENSCHUTZ BEI
KLINISCHEN STUDIEN
Patienten müssen vollständig über die Studie aufgeklärt werden und dies durch Unterschrift bestätigen (written informed consent). Es besteht jederzeit die Option, die
Studie zu verlassen, auch ohne Angabe von
Gründen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis
muss günstig sein – basierend auf den bis
dato vorliegenden Daten – bevor das Prüfpräparat in einer klinischen Prüfung verwendet werden darf. Die Privatsphäre der
Patienten muss geschützt werden, das heißt,
ein Außenstehender darf keine Hinweise auf
die Identität des Patienten erhalten oder aus
der Dokumentation ersehen. Zudem muss
die medizinische Versorgung der Patienten
durch einen Arzt sichergestellt werden.
OHNE PRÜFPLAN
KEINE GENEHMIGUNG
Im Vorfeld der Studie muss ein detaillierter Prüfplan vorliegen. Dieser ist für die
Genehmigung durch die Ethikkommission
(EK) und der Bundesoberbehörde (BOB)
Foto: tilialucida (fotolia)
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grundlegend. Während die Ethikkommission die Studie hinsichtlich der Patienteninteressen bewertet, nimmt sich die Bundesoberbehörde dem Studiendesign und
dem Prüfpräparat an. Die Qualität der Studie wird abgesichert, indem man exakt dem
Prüfplan folgt. Nur qualifiziertes Personal
ist an der Prüfung beteiligt und es muss ein
angemessenes QMS implementiert sein. Die
Herstellung der Prüfpräparate (auch Placebos sind Prüfpräparate!) muss GMP-konform erfolgen. Der Sponsor trägt die Gesamtverantwortung einer klinischen Studie.
Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem:
• Antragstellung bei BOB und
Ethikkommission,
• Verträge, Zuweisung von
Verantwortlichkeiten,
• GMP-konforme Herstellung und
Umgang mit Prüfpräparaten,
• Probanden- bzw. Patientenversicherung,
• Finanzierung,
• Implementierung eines Dokumentenmanagementsystems,
• Dokumentation von unerwünschten
Arzneimittelwirkungen (UAW) und
Mitteilung an die BOB,
• Auswertung,
• Studienabschlussbericht (integrated
clinical trial report, ICTR),
• Qualitätssicherung.
Die Bezeichnung „Sponsor“ ist in diesem
Zusammenhang irreführend: der Sponsor
einer klinischen Studie ist also juristisch
verantwortlich und alles andere als ein reiner Geldgeber.
KLINISCHE STUDIEN UND
HERSTELLUNG IM AUSLAND
Der steigende Kostendruck im Gesundheitswesen veranlasst pharmazeutische
Unternehmen, klinische Studien und die
Arzneimittelherstellung im Ausland von
sogenannten
Auftragsforschungsinstituten (contract research organisations, CRO)
durchführen zu lassen. Nach der CRO-Vereinigung Association of Clinical Research
Organizations (ACRO) wird jede vierte
Studie außerhalb von Europa und den USA
durchgeführt. Gerade Indien ist wegen der
geringen Kosten sehr beliebt. Die hohe
Bevölkerungszahl (und große Armut) ermöglicht zudem eine schnelle Probandenrekrutierung. Unterschiedliche Fachgesellschaften und Interessensgruppen kritisieren
allerdings diese Prüfungen in Drittländern.
UNTERNEHMENS­
ÜBERPRÜFUNG
Auditing
Vom Unternehmen getriggerte Über­
prüfung zur Vorbereitung auf eine
Inspektion, um kritische Fehler zu
entdecken und zu beheben.
Monitoring
Internes Überwachen der Qualitäts­
parameter einer klinischen Studie.
Bei Abweichungen können unmittel­
bar korrektive und präventive Maß­
nahmen (corrective and preventive
action, capa) eingeleitet werden.
Inspektionen
Inspektionen werden von den
Behörden eingeleitet und durch­
geführt. Neben den angekündigten
Routine-Inspektionen gibt es auch
spezifische Inspektionen. Diese fin­
den vor allem bei widersprüchlichen
Daten oder unerwarteten Ergebnis­
sen statt.
Man könne die Qualität, Sicherheit und
Wirksamkeit nicht garantieren, wenn Arzneimittelherstellung und klinische Studien
außerhalb der ICH-Mitgliedsländer (Europa, USA, Japan) durchgeführt würden,
da nur hier hohe Qualitätsanforderungen
umgesetzt würden. Es würde zu wenig inspiziert und externe Inspektoren seien nicht
verlässlich (siehe Infokasten Unternehmensüberprüfung).
VERSTÖSSE GEGEN
GMP UND GCP
Bei einigen indischen Auftragsunternehmen gab es in der Vergangenheit diverse
(teils kritische) GMP-Findings, non compliance reports und warning letters, die
zu Importverboten und vorübergehender
Aufhebung der GMP-Zertifikate geführt
haben. Bei betreffenden Unternehmen
stellten europäische und amerikanische
Überwachungsbehörden seit 2006 wiederholt eine nicht konforme Umsetzung der
GMP-Richtlinie fest. Diese Auffälligkeiten
zeigten sich besonders bei der Dokumentation, etwa durch Manipulation von Daten.
Auch gab es Defizite bei der GMP-konformen Ausrüstung und Wartung von Geräten
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und Herstellungsstätten. Durch ungeeignete Ausrüstung kam es beispielsweise zu Produktkontaminationen mit teils gefährlichen
Stoffen. Herstellungsstätten oder unmittelbar angrenzende Räumlichkeiten konnten
oftmals nicht die hygienischen Standards
für eine GMP-konforme Produktion erfüllen. Großes Aufsehen erregte folgender
GCP-Verstoß: Nachdem die französische
Zulassungsbehörde (Agence nationale de
sécurité du médicament et des produits de
santé, ANSM) im Mai 2014 erhebliche Mängel bei der Durchführung von neun Bioäquivalenz-Studien des CRO GVK Biosciences (GVK Bio) festgestellt hat, steht die
Datenvalidität aller Studien von GVK Bio
infrage. Zwischen 2008 und 2014 hat das
CRO in den kritisierten Studien das Elektrokardiogramm (EKG) einer Person als
EKG aller Studienteilnehmer ausgegeben
und damit gegen die GCP verstoßen. Daher
können diese Studien nicht mehr als Zulassungsgrundlage anerkannt werden. Die
europäische Zulassungsbehörde (European
Medicines Agency, EMA) überprüfte über
1000 Arzneimittel, die von GVK Bio geprüft
wurden. Bei etwa 300 Arzneimitteln gab es
genügend Daten aus anderen Studien. Für
die 700 anderen empfahl die EMA ein Ruhen der Zulassung, bis neue klinische Daten
vorliegen. GVK Bio dementiert, die EKGs
stünden nicht in Bezug zu den Bioäquivalenzstudien (BE-Studien). Sie seien nur zur
Überprüfung des Wohlergehens der Studienteilnehmer am Studienende gedacht.
Damit hätten die gefälschten EKGs keine
Auswirkung auf die Ergebnisse der Studien.
Allerdings lässt dieses Verhalten begründete Zweifel an der generellen Haltung von
GVK Bio zu GCP aufkommen.
Von Christina Keksel (BfArM und Hochschule Kaiserslautern,) Nicole Zumpf
(Hochschule Kaiserslautern), Bianca Bohrer (PharmBioTec), Moritz David Sebastian Hass (BfArM), Dr. Bodo Haas (BfArM)
und Prof. Dr. Niels Eckstein (BfArM und
Hochschule Kaiserslautern)
Zum Weiterlesen
Arzneimittelskandale: Ukrain®, Media­
tor® & Co. UniDAZ 2014, Nr. 2, S. 22
Arzneimittelskandale Teil II. UniDAZ 2015,
Nr. 1, S. 26
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DIE INTERPHARM – EIN FORTBILDUNGSFEST
Fotos: Alex Schelbert
LASST EUCH BEGEISTERN!
D
ie spannenden Vorträge sind zu
Themenblöcken
zusammengefasst, um verschiedene Aspekte
zu beleuchten. Aus den zahlreichen Veranstaltungen könnt ihr euch euer individuelles
Fortbildungsprogramm zusammenstellen –
ganz nach eigenem Belieben.
Auf der INTERPHARM 2015 stand der
erste Tag des wissenschaftlichen Kongresses unter dem Schwerpunkt Infektionskrankheiten und deckte unter anderem mit
„Durchfallerkrankungen in der Selbstmedikation“, „Vaginal-, Fuß- und Nagelpilz“
und „Das Herpes-Virus erwacht: Windpocken und Gürtelrose“ eine große Bandbreite an Themen ab. Am zweiten Tag standen
die Arzneimitteltherapie an der Schnitt-
stelle ambulant und stationär sowie Osteoporose im Mittelpunkt. Neben einer leitliniengerechten Osteoporose-Therapie und
der Beratung in der Apotheke wurden die
Vorbeugung und Therapie mit Calcium und
Vit­amin D sowie Monoklonale Antikörper
in der Osteoporose-Therapie aufgegriffen.
Auch im nächsten Jahr verspricht es wieder
spannend zu werden: Schwerpunkte des
wissenschaftlichen Kongresses werden Themen rund um das Ohr, neue Antidiabetika,
Parkinson und neue Antikoagulanzien sein.
POP-SEMINAR UND
FESTVORTRAG
Zudem wurden auf der letzten INTERPHARM bereits zum zweiten Mal Seminare
Fotos: Patrick Lux
Die Mischung macht ́s – das beherzigen die Organisatoren
der INTERPHARM jedes Jahr aufs Neue. Deutschlands größter
pharmazeutischer Fortbildungskongress wartet nicht nur mit
pharmazeutischen Themen auf, sondern auch mit apothe­
kenrelevanten wirtschaftlichen, rechtlichen und politischen
Vorträgen und Diskussionen. Und natürlich kommt auch das
Netzwerken nicht zu kurz!
zu der bekannten POP-Serie (die PatientenOrientierten-Pharmazie-Fälle erscheinen in
regelmäßigen Abständen in der DAZ) angeboten. Diese waren wieder ein voller Erfolg
und eine Bereicherung für Apotheker und
Studierende gleichermaßen. Natürlich werden die POP-Seminare auch im kommenden Jahr stattfinden!
Der Festvortrag ist jedes Jahr aufs Neue ein
Highlight, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Auf der diesjährigen INTERPHARM räumte Dr. Henning Beck, Neurobiologe und deutscher Meister im Science
Slam, über Neuromythen und Hirnlegenden auf und erklärte, wie unser Gehirn
wirklich tickt – amüsant und informativ zugleich!
AUSSTELLUNG UND PARTY
Begleitend zum wissenschaftlichen und berufspolitischen Programm bietet die INTERPHARM stets auch eine pharmazeutische Ausstellung, auf der ihr euch ausgiebig
über neue Produkte und Serviceangebote
informieren könnt. Natürlich geht es auf
der INTERPHARM nicht nur um den fachlichen, sondern auch um den persönlichen
Austausch. Wo könnte es einfacher sein, mit
pharmazeutischen Kollegen ins Gespräch
zu kommen als auf der größten Fortbildungsveranstaltung?
Zur INTERPHARM gehört natürlich auch
die legendäre INTERPHARM-Party! Spätestens dort ist es ein Leichtes, persönliche
Kontakte zu knüpfen. Auf der letzten IN-
TERPHARM in Hamburg fand diese im
Teehaus Yu Garden nahe der Außenalster
statt. Wie auf den Partys üblich, wurde bis
tief in die Nacht getanzt, gegessen, getrunken und gelacht. Also, amüsiert euch mit
uns auf der nächsten INTERPHARM-Party
und profitiert von der tollen Fortbildungsmöglichkeit, die die INTERPHARM euch
bietet!
Die INTERPHARM findet einmal im Jahr
an einem zentralen Ort in Deutsch­
land statt, an dem es sich auch lohnt,
einen Tag länger zu bleiben, um die
Stadt zu erkunden. Nachdem die letzte
INTERPHARM in Hamburg stattfand, ist
nächstes Jahr Berlin an der Reihe. Vom
18. bis 19. März 2016 könnt ihr im Berli­
ner CityCube tolle Vorträge und Seminare
besuchen, über die große Ausstel­
lung schlendern und eine rauschende
INTERPHARM-Party erleben. Bei wem
die Jobsuche als PhiP, Doktorand oder
Apotheker ansteht, der kommt natürlich
auch nicht zu kurz: Am 18. März findet
von 11 bis 17 Uhr die Jobmesse CHANCE
Pharmazie im Rahmen der INTERPHARM
statt!
Alle Studierenden und PhiP, die Lust
haben, bei der INTERPHARM dabei zu
sein, können sich über einen attraktiven
Nachlass auf den regulären Eintrittspreis
freuen. Für Gruppen ab zehn Personen
wird es sogar noch günstiger. Karten für
die nächste INTERPHARM erhaltet ihr ab
Januar 2016 unter: Telefon 0711 25 82 259
oder Fax 0711 25 82 390.
Über Gruppensonderpreise informiert
euch Frau Schulz (ischulz@dav-medien.
de) gerne ab Januar 2016.
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WIS S ENS C H A FT
W ISSENSCH AFT
3 CH3CH2OH + K2Cr2O7 + 4 H2SO4 -> 3 CH3CHO + Cr2(SO4)3 + 7 H2O + K2SO4
Abb. 1: Reaktionsgleichung des damaligen Atemalkoholtests.
Ethanol. Mittels einer aufgedruckten Markierung wurde die Überschreitung eines
Grenzwerts kenntlich gemacht.
Bestätigte das Ergebnis des Schnelltests den
Anfangsverdacht auf übermäßigen Alkoholkonsum, erfolgte eine exakte Messung
des Blutalkoholspiegels unter kontrollierten
Laborbedingungen. Vor Gericht hatte der
Atemtest keine Gültigkeit.
Foto: Gerhard Seybert (fotolia)
... UND HEUTE
DROGENSCHNELLTESTS
ACHTUNG, KONTROLLE!
Was passiert eigentlich, wenn man bei der Polizeikontrolle
„ins Röhrchen pusten“ muss? Und wie funktioniert ein Dro­
genschnelltest? Hier erfahren Sie es.
U
nter einem Drogenschnelltest versteht man verschiedenste Verfahren zum Nachweis von (meist illegalen) Substanzen. Allen gemein ist, dass sie
nur wenig Zeit benötigen, um das Ergebnis
zu liefern, und mit wenig apparativem Aufwand verbunden sind. Untersucht werden
können dabei die unterschiedlichsten Körperflüssigkeiten: Blut, Urin, Speichel und
sogar Schweiß. Sollen Haare oder Nägel auf
Drogenrückstände untersucht werden, ist
ein aufwendigeres Verfahren nötig. Diese
Laboranalysen sind nicht nur langwierig,
sondern meist auch wesentlich teurer.
Polizeibeamte die Verkehrsteilnehmer zur
Verkehrskontrolle einschließlich der Kontrolle der Verkehrstüchtigkeit [...] anhalten.
Hierbei werden routinemäßig Personalien
und der Führerschein überprüft oder nach
dem Verbandskasten und dem Warndreieck gefragt. Liegt ein Verdacht auf Alkoholkonsum vor, werden Autofahrer darüber hinaus häufig aufgefordert, „ins
Röhrchen zu pusten“. Der Durchführung
dieser Maßnahme kann man zustimmen,
man ist gesetzlich allerdings nicht dazu
verpflichtet.
ANALYSE DER ATEMLUFT
Der nach Genuss von alkoholischen Getränken oder Lebensmitteln ins Blut übergegangene Alkohol wird beim Einatmen von der
frischen Atemluft aufgenommen und das
Der wohl bekannteste Schnelltest ist der
Atemalkoholtest. Nach § 36 Abs. 5 der
Straßenverkehrsordnung (StVO) dürfen
ATEMALKOHOLTEST DAMALS ...
Luft-Alkohol-Gemisch wieder ausgeatmet
(Alkoholfahne). Durch die in der Ausatemluft nachgewiesene Menge Alkohol kann
ein Rückschluss auf die Blutalkoholkonzentration gezogen werden. Bei dem früher
verwendeten Atemalkoholtest lief eine Farbreaktion zwischen Ethanol und verschiedenen Reagenzien ab (siehe Abb. 1). Jedes
Röhrchen enthielt eine Mischung aus Kaliumdichromat und Schwefelsäure in Kieselgel. Kaliumdichromat diente dabei als
Farbindikator, die Schwefelsäure als Protonendonator und das Kieselgel war die unreaktive Trägersubstanz. Gelangte Ethanol in
das Röhrchen, so wurde dieser zu Ethanal
(Acetaldehyd) oxidiert und das orangerote
Kaliumdichromat zu grünem Chrom(III)sulfat reduziert. Die Länge der Verfärbung
gab einen groben Hinweis auf den Gehalt an
Heutzutage erfolgt der Atemalkoholtest
elektronisch, und das Ergebnis wird digital angezeigt. Die Testsysteme bestehen aus
Halbleitersensoren auf Basis von Zinndioxid. Durch Änderung des Potenzials zwischen zwei Elektroden, die fest im Gerät
eingebaut sind, können Rückschlüsse auf
die Alkoholkonzentration in der Ausatemluft und dadurch auf die Blutalkoholkonzentration gezogen werden. In diesen Geräten wird die Messkammer mit einem genau
definierten Luftvolumen beschickt. In der
Kammer oxidiert das in der Luft enthaltene Ethanol an der katalytisch wirksamen
Schicht der Messelektrode und erzeugt dabei einen Strom, der als Signal für die Berechnung des Messwerts dient. Dieser elektrochemische Sensor reagiert sehr spezifisch
auf Alkohol, sodass ebenfalls in der Atemluft vorkommende Ketone wie Aceton das
Ergebnis nicht verfälschen können. Bereits
wenige Sekunden nach der Probennahme
kann das Ergebnis von der digitalen Anzeige abgelesen werden.
KOMPLEXE DROGEN­
SCHNELLTESTS
Nicht nur die Polizei, auch der Zoll (Drogenfahndung), das Militär oder die Justizvollzugsanstalten führen Drogenschnelltests durch. Behörden oder Unternehmen
nutzen diese Tests, um einen Anfangsverdacht auf den Konsum illegaler Drogen zu
erhärten. Bestätigt sich der Verdacht, werden weitere Untersuchungen durchgeführt.
Dabei können verschiedenste Stoffgruppen
bzw. einzelne Substanzen getestet werden.
Geht es bei der Bestimmung um Stoffe wie
Opiate/Opioide (Heroin, Codein, Morphin), Methadon, Speed (Amphetamin),
Ecstasy, Methamphetamin, Kokain, Cannabinoide, Barbiturate oder Benzodiazepine,
werden die Testsysteme komplexer.
FUNKTIONSPRINZIP
DER SCHNELLTESTS
Die komplexeren Schnelltests zum Nachweis illegaler Drogen funktionieren in der
Regel alle nach dem Verfahren des kompetitiven Immunoassay (siehe Abb. 2). Die
Teststreifen sind in Probenaufnahmezone
(Mischzone), Abfangzone (Testlinie) und
Saugvlies (Endzone) aufgeteilt. Zusätzlich
zur Testlinie ist eine Kontrolllinie eingebaut, die die korrekte Durchführung des
Tests anzeigt. Der Teststreifen wird mit
Probenflüssigkeit in Kontakt gebracht, die
durch Kapillarkräfte über das gesamte Testsystem geleitet wird. Dabei fließt die Probe
Mischzone
02/2015
33
in Richtung des Saugvlies. Im Teststreifen
befinden sich drogenspezifische Antikörper, die in der Lage sind, Drogenmoleküle
in der Probe abzufangen. Sind keine Drogenmoleküle in der Probe enthalten oder
liegt die Drogenbelastung unterhalb der
Nachweisgrenze, koppeln die farbmarkierten Antikörper an die bereits auf dem Teststreifen fixierten Drogenmoleküle auf Höhe
der Abfangzone. Diese Reaktion lässt sich
optisch erfassen und auswerten: Durch die
Reaktion in der Abfangzone wird eine Linie
sichtbar, das Testergebnis ist negativ. Die in
einer Probe befindlichen Drogenmoleküle
konkurrieren also mit den Drogenmolekülen des Testsystems um die Bindungsstelle
an den Antikörpern. Sind Drogenmoleküle in der Probe enthalten, binden diese bereits auf Höhe der Probenaufnahmezone an
die Antikörper. Eine spätere Reaktion in der
Abfangzone des Teststreifens bleibt aus oder
fällt entsprechend schwächer aus. In diesem
Fall ist das Testergebnis positiv.
Drogenschnelltests sind als Einzeltest, Doppeltest, 5-fach-, 6-fach- bis hin zu 10-fach-
Testlinie
Kontrolllinie
Saugvlies
POSITIV
Fließrichtung der Probe
Mischzone
UniDA Z
Testlinie
Kontrolllinie
NEGATIV
Fließrichtung der Probe
Drogen aus Patientenprobe
Saugvlies
Drogen fest gebunden
an der Membran (Testlinie)
Drogenspezifische farbmar­
Antikörper spezifisch für
kierte Antikörper (Konjugat)
Antikörper-Konjugat
(Mischzone)
(Kontrolllinie)
Abb. 2: Testprinzip des kompetitiven Immunoassay.
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W ISSENSCH AFT
ANALYSE VON URIN
Blut
Natürlich lässt sich auch im Urin eine Vielzahl von Fremdstoffen nachweisen. Drogen
(insbesondere deren Metabolite) liegen hier
in hoher Konzentration vor und lassen sich
auch noch über einen längeren Zeitraum
nachweisen. Allerdings dauert es, bedingt
durch die Verstoffwechselung, eine gewisse Zeit, bis sich die Substanz selbst bzw. der
Metabolit im Urin nachweisen lässt. Man
bezeichnet diese Zeit als „lag time“.
Zwar scheint es zunächst einfach, eine
Urinprobe abzunehmen, es gibt aber doch
ein paar Dinge zu beachten. Vorteilhaft ist
sicherlich, dass der Urin ohne Aufbereitung zur Analyse genutzt werden kann.
Aber das für eine Urinprobe notwendige Probenvolumen ist nicht unerheblich,
weshalb die Probennahme im Vergleich
zu anderen Testverfahren eher umständlich ist und entsprechende Örtlichkeiten
Speichel
Urin
Schweiß
Haare & Nägel
Minuten
Stunden
Tage
Wochen
Monate
Jahre
Abb. 3: Analytische Nachweisfenster unterschiedlicher Untersuchungsmaterialien
[modifiziert nach Caplan & Goldberg, 2001, J. Anal. Tox 25, 396-9]
ANALYSE VON SCHWEISS
Der Schweißtest funktioniert wie eine Art
Wischtest: Mit einem Papierstreifen wird
über die Innenseite der Hand oder andere
schweißabsondernde Körperteile gefahren.
Dabei reicht bereits ein kurzes Anfeuchten der Testfläche mit Schweiß aus, um die
Feuchtigkeit an den Teststreifen zu binden.
Erfolgt eine Reaktion zwischen Teststreifen
und im Schweiß vorhandenen Drogenmolekülen, verfärbt sich der Teststreifen. Die
Auswertung erfolgt über entsprechende
Farbveränderungen. Das Ergebnis liegt in
drei bis acht Minuten vor.
Bei dieser Methode ist allerdings gewisse
Vorsicht geboten, da eine hohe Kontaminationsgefahr besteht und die Schweißanalyse
zu falsch positiven Ergebnissen führen kann.
Auch sind die Nachweisgrenzen zu beachten: Bei zu geringen Mengen ist der Test
nicht sensibel genug, was zu falsch negativen
Ergebnissen führen kann. Auch die Hygiene
des Probanden beeinflusst natürlich das Testergebnis und kann dieses verfälschen.
ANALYSE VON SPEICHEL
Eine Speichelprobe bietet eine einfache, zuverlässige und hygienische Probennahme
unter Einhaltung der Privatsphäre. Der Test
liefert ein schnelles Ergebnis, und Manipulationen sind weitestgehend ausgeschlossen.
Vorteilhaft ist besonders die hohe Übereinstimmung zwischen der im Speichel nachgewiesenen Konzentration von Drogen und
Das Ergebnis des Atemalkoholtests kann bereits wenige Sekunden nach Probennahme
abgelesen werden.
der Konzentration im Blut. Dies ermöglicht
eine zeitnahe Beurteilung des Konsums und
der damit verbundenen Beeinflussung der
körperlich-geistigen Fähigkeiten des Konsumenten.
Speichel weist ähnlich gute Eigenschaften
für einen Drogentest auf wie Blut. Er besteht zu rund 99 Prozent aus Wasser, das
aus den Blutgefäßen in die Speicheldrüsen
gelangt und dadurch viele gelöste Stoffe in
den Mund- und Rachenraum spült – darunter auch (illegale) Substanzen. Ähnlich wie
beim Bluttest lassen sich zudem eindeutige
Aussagen über den Zeitpunkt des Drogenkonsums sowie die entsprechende Wirkung
treffen. Selbst für den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), der nur in sehr geringem Maß aus dem Blut in den Speichel gelangt, ist das Verfahren geeignet, da sich die
Wirkstoffspuren, die sich beim Rauchen in
der Schleimhaut ansammeln, genauso lange nachweisen lassen, wie die Wirkung der
Droge im Körper anhält.
Auch wenn das Testverfahren eine besonders hygienische Probennahme unter Einhaltung der Privatsphäre ermöglicht und
damit grundsätzlich gut geeignet ist, gibt
es Einschränkungen. Durch Kontamination der Mundhöhle kann das Ergebnis
verfälscht werden. Auch gibt es Probleme,
wenn die Mundschleimhaut stark ausgetrocknet ist, was die Probengewinnung gerade nach Drogenkonsum und der damit
verbundenen möglichen Nebenwirkungen
erschwert. Eine Stimulation der Speichelproduktion wiederum verringert die Drogenkonzentration des Speichels, was zu
fälschlicherweise niedrigeren Messergebnissen führt.
UniDA Z
35
THC-Nachweis als Beweis für eine Fahruntüchtigkeit an. Der Nachweis des Abbauprodukts hingegen ist rechtlich irrelevant.
Bevor man zu einem Schnelltest greift, sollte
man sich gut überlegen, was nachgewiesen
werden soll und welche Methode sich dazu
am besten eignet. Von den Anfängen der
Blasröhrchen bis zur heute immer häufigeren Speichelprobe gibt es viele interessante
Entwicklungen. Sicherlich wird sich noch
einiges auf dem Drogenschnelltest-Markt
tun – es bleibt also spannend.
Von Annika van der Linde,
Apothekerin in Hamburg
What science can do
Die AstraZeneca GmbH gehört weltweit zu den führenden Unternehmen der
forschenden Arzneimittelindustrie. Das Unternehmen entwickelt, produziert
und vertreibt innovative Arzneimittel zur Behandlung von Krankheiten im
Bereich Herz-Kreislauf und Diabetes, der Onkologie, der gastrointestinalenund Atemwegserkrankungen sowie für die Behandlung von Schmerz- und
Infektionskrankheiten.
Foto: Drägerwerk AG & Co. KGaA
Testsystemen zum Nachweis von Drogen,
Medikamenten und deren Metaboliten verfügbar.
Es gibt verschiedene Probenmaterialien für
den Nachweis von Drogen.
erfordert. Die Manipulationsmöglichkeiten sind vielfältig, und somit ist das Ergebnis in bestimmten Fällen immer noch
einmal zu überprüfen. Auch ermöglicht
der Schnelltest keine sicheren Rückschlüsse über den genauen Zeitpunkt bzw. Umfang der Drogenaufnahme und die akute
Beeinträchtigung des Konsumenten. Der
Test gibt demnach nur Auskunft darüber,
ob ein Drogenkonsum vorlag, nicht aber
in welchem Ausmaß. Alle im Urin nachgewiesenen Stoffe sind Ausscheidungsprodukte des Körpers – wieviel der eingenommenen Droge noch im Blut vorhanden ist,
kann damit nicht nachgewiesen werden.
Auch kann bei Metaboliten kein eindeutiger Rückschluss auf den aktiven Wirkstoff
gezogen werden. Dies lässt sich nur vermuten, was den tatsächlichen Konsum der
Droge nicht beweist. Die Gerichte erkennen beispielsweise lediglich den direkten
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Onkologische Kombinationstherapien
AstraZeneca untersucht mögliche
Kombinationen aus biologischen und Small
Molecule Therapien für die Behandlung von
Krebs. Diese Kombinationen zielen direkt
auf den Tumor ab und können dabei helfen,
das körpereigene Immunsystem so zu
stärken, dass es fähig ist, den Tumorzelltod
selbst auszulösen.
Was wir bieten: AstraZeneca bietet Ihnen die Chance, sich mit all Ihren
Fähigkeiten und Talenten im Unternehmen weiterzuentwickeln und zu
verändern. Wir eröffnen Ihnen vielfältige Karrieremöglichkeiten in unterschiedlichen Unternehmensbereichen und geben Ihnen dadurch die
Möglichkeit, Ihren persönlichen, beruflichen Weg individuell zu gestalten.
Weitere Informationen zu aktuellen Stellenangeboten finden Sie auf
unserer Homepage www.astrazeneca.de
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AUSSCHREIBUNG
PHARMAZEUTISCHE BIOLOGIE
Bei den Worten „pharmazeutische Studienarbeit“ denkt ihr an ellenlange Abschluss­
arbeiten? Zugegeben, während des Pharmaziestudiums sind große schriftliche Aus­
arbeitungen eher die Ausnahme – das heißt aber noch lange nicht, dass es sie nicht
gibt! Die schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem Wahlpflichtpraktikum,
die Ausarbeitung eines Referats oder einer Seminararbeit seien hier nur beispielhaft
genannt. Und genau diese Arbeiten suchen wir, um den UniDAZ-Preis für die beste
pharmazeutische Studienarbeit zu verleihen! Also, worauf wartet ihr? Bewerbt euch
mit eurer Ausarbeitung zu einem pharmazeutischen Thema! Voraussetzung ist, dass
ihr Pharmaziestudierende seid und eure Arbeit im Jahr 2015 abgeschlossen habt.
Abschlussarbeiten (z.B. Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten) können leider nicht
berücksichtigt werden.
Der Gewinner wird zur INTERPHARM in Berlin (18.–19. März 2016) eingeladen, wo die
Urkunde feierlich übergeben wird. Zudem besteht die Option, dass deine Arbeit in der
DAZ oder UniDAZ veröffentlicht wird.
Um sich für den UniDAZ-Preis zu bewerben, schickt eure Arbeit als PDF – einmal mit
und einmal ohne in den Text integrierte Abbildungen – bis zum 30. November 2015
an studentenpreis@unidaz.de. Unsere renommierte Fachjury wird eure Arbeiten unter
die Lupe nehmen und den Preisträger küren. Habt ihr Fragen? Dann schreibt uns ger­
ne eine E-Mail an studentenpreis@unidaz.de!
Wir freuen uns auf zahlreiche Einsendungen!
Prof. Dr. Ute Wittstock
Institut für Pharmazeutische Biologie
TU Braunschweig
PHARMAZEUTISCHE CHEMIE
1987–1992 Pharmaziestudium in Greifswald
1993–1996 Promotion in Greifswald
1996–2006 Post-Doc in Kopenhagen (DK) und Jena
SEIT 2006 Professorin in Braunschweig
PHARMAZEUTISCHE TECHNOLOGIE UND BIOPHARMAZIE
Prof. Dr. Claus-Michael Lehr
Lehrstuhl für Biopharmazie und
Pharmazeutische Technologie
Universität des Saarlandes
Saarbrücken
1982–1987 Pharmaziestudium in Mainz und Hamburg
1987–1991 Promotion in Leiden (NL)
1991–1993 Post–Doc in Los Angeles (USA)
und Leiden/Amsterdam (NL)
1993–1995Professor in Marburg
SEIT 1995 Professor in Saarbrücken
Eure UniDAZ-Redaktion
KLINISCHE PHARMAZIE
Und hier noch weitere, wichtige Informationen und das Kleingedruckte:
-Neben dem einreichenden Hauptautor bzw. den Autoren nennt bitte
und räumlich unbeschränktes Recht zur Nutzung ganz oder in Teilen
den betreuenden Hochschullehrer sowie die Uni, an der die Arbeit an­
für alle Nutzungsarten in körperlicher und unkörperlicher Form ein,
gefertigt wurde.
insbesondere das Recht der Veröffentlichung, der Vervielfältigung und
-Gliedert den Wettbewerbsbeitrag bitte durch Zwischenüberschriften.
Verbreitung in allen Medien und sämtlichen Vertriebs- und Verbrei­
-Der Beitrag darf maximal 16.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) lang sein.
tungskanälen.
­Literatur auf.
-Mit der Einsendung fremder Abbildungen bestätigt ihr, dass ihr über
die Nutzungsrechte daran verfügen könnt. Ihr bestätigt weiterhin, dass
-Schreibt zu jeder Abbildung und Tabelle eine erläuternde Bildlegende.
die von euch eingesandten Abbildungen frei von Rechten Dritter sind
-Schickt neben dem Wettbewerbsbeitrag einen kurzen Lebenslauf, ein
und dass Schutzrechte Dritter durch deren Nutzungen nicht verletzt
Passfoto sowie eine Korrespondenzanschrift (E-Mail-Adresse) mit.
-Mit der Einreichung eigener Abbildungen räumt ihr dem Deutschen
Apotheker Verlag unwiderruflich ein einfaches, übertragbares, zeitlich
UniDA Z
DIE UNIDAZ–FACHJURY
UNIDAZ-PREIS
-Führt am Ende der Studienarbeit ein Verzeichnis der verwendeten
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werden. Etwaige Ansprüche Dritter erfüllt ihr bzw. haltet den Deut­
schen Apotheker Verlag davon frei.
Prof. Dr. Ulrich Jaehde
Pharmazeutisches Institut
Klinische Pharmazie
Universität Bonn
1980–1984 Pharmaziestudium in Berlin
1986–1989 Promotion in Berlin und Nürnberg
1989–1998 Wissenschaftliche Tätigkeiten in
Leiden (NL) und Berlin
SEIT 1999 Professor in Bonn
Prof. Dr. Stefan Laufer
Pharmazeutisches Institut
Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie
Eberhard Karls Universität Tübingen
1980–1984 Pharmaziestudium in Regensburg
1986–1989 Promotion in Regensburg und Frankfurt
1990–1999 Tätigkeit in der pharm. Industrie
1997 Habilitation in Mainz
SEIT 1999 Professor in Tübingen
PHARMAKOLOGIE
Prof. Dr. med. Thomas Herdegen
Institut für Experimentelle
und Klinische Pharmakologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Kiel
1979–1985 Medizinstudium in Würzburg und Wien
1985 Promotion in Würzburg
1985–1996 Wissenschaftliche Tätigkeiten in Tübingen, Heidelberg, Brisbane (AUS), New Haven (USA) und San Diego (USA)
1993
Habilitation
SEIT 1996 Professor in Kiel
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B ERU FS STA RT
B ERUFSSTART
Foto: Tiberius Gracchus (fotolia)
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UMFRAGE UNTER PhiPS UND APOTHEKERN
DER BEGLEITENDE
UNTERRICHT IM PJ
PROBLEM PRAXISSCHOCK
„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, „Aller An­
fang ist schwer“ oder „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“.
Drei Floskeln, die alt und abgenutzt klingen, aber einen
wahren Kern haben. Ich denke dabei sofort an eine net­
te ältere Dame und einen Herrn, die mich zu Beginn des
Praktischen Jahres (PJ) in der Apotheke mit den Worten, „Ich
hab‘ auch mal angefangen“ verständnisvoll anlächelten.
L
aut Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) ist eine praktische
Ausbildung von zwölf Monaten offizieller Teil der pharmazeutischen Ausbildung. Jene wird unter § 4 AAppO genauer
geregelt. In Anlage 8 zu besagtem Paragrafen findet sich eine Auflistung von Stoffgebieten, die während der praktischen Ausbildung im begleitenden Unterricht gelehrt
werden sollen. Sie bildet einen Rahmen für
die Inhalte des begleitenden Unterrichts,
der in der Regel von der jeweiligen Landesapothekerkammer organisiert wird. In
Anlage 15 ist zusätzlich der Prüfungsstoff
des dritten Staatsexamens aufgelistet.
Zu diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt die Bundesapothekerkammer
(BAK) Empfehlungen für die praktische
Umsetzung heraus. Erst im November 2014
hat die BAK „Lehrinhalte der begleitenden
Unterrichtsveranstaltungen – Empfehlungen der Bundesapothekerkammer“ überarbeitet und damit die Version vom April
2004 abgelöst. Seit April 2015 wird erstmals
auch ein „Leitfaden für die praktische Ausbildung von Pharmazeuten im Praktikum
wie praktisch tätiger Apotheker – erarbeitet. „Um dem Wandel Rechnung zu tragen,
wurden die Lehrinhalte des begleitenden
Unterrichts im Rahmen der bestehenden
Approbationsordnung angepasst und modernisiert. Themen wie Information, Beratung und Betreuung wurden intensiviert
und neue Inhalte aufgenommen, zum Beispiel das Medikationsmanagement. Andere
Inhalte wurden gekürzt, beispielsweise Arzneimittelentwicklung und -herstellung in
der pharmazeutischen Industrie. Erstmals
wurden für die einzelnen Unterrichtsinhalte auch zeitliche Richtwerte eingeführt,
um eine Orientierung für die inhaltliche
Schwerpunktsetzung zu geben“, erklärt die
BAK zu ihren neuen Empfehlungen. Die
Überarbeitung der Zeitvorgaben zum Unterricht geschah auch im Sinne des BPhD.
Besonders hervorheben möchte der Bundesverband außerdem die Arbeitsbögen,
die im neuen Leitfaden für die Praxis enthalten sind und selbstständig im PJ bearbeitet werden können. „So ist auch eine gezielte Vorbereitung auf die Unterrichtsinhalte
während der Praxis gewährleistet“, lobt der
BPhD.
in der Apotheke“ herausgegeben, der neben
einem Musterausbildungsplan Arbeitsbögen enthält, die eine strukturierte praktische Ausbildung ermöglichen sollen.
WANDEL DER ZEIT
Die neuen Empfehlungen wurden von der
„AG 3. Ausbildungsabschnitt“ – bestehend aus Vertretern der BAK, einiger Landesapothekerkammern (LAK), des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in
Deutschland (BPhD) und der Deutschen
Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) so-
In einer Stellungnahme zu Form und Qualität des berufsbegleitenden Unterrichts erklärt die baden-württembergische LAK:
„Das Praktische Jahr ist ein wichtiger und
selbstständiger Teil der pharmazeutischen
Ausbildung. Wir beobachten oft, dass PhiPs
mit dem Praktikum beginnen und einen regelrechten ‚Praxisschock‘ erleiden. Wir weisen immer darauf hin, dass das Praktikum
zur Ausbildung gehört und dass die PhiPs
keineswegs vollausgebildet von der Uni
kommen.“ Für mich einer der bedeutendsten Kommentare, auf den ich während meiner Recherche gestoßen bin.
Was hat das aber mit dem begleitenden
Unterricht zu tun? Meine persönliche Er-
PRAXISSCHOCK
Enttäuschung über bzw. bittere
Erfahrung der großen Kluft zwischen
dem erworbenen theoretischen Wis­
sen und den tatsächlichen Anwen­
dungsmöglichkeiten in der [Berufs]
praxis.
Definition des Duden
fahrung bei den begleitenden Unterrichtsveranstaltungen der LAK BW an der Uni
Tübingen ist, dass sich die Begeisterung
über den Unterricht unter den PhiPs oftmals in Grenzen hält. Durchaus vorstellbar,
dass sich dieses Missfallen weniger auf die
Qualität des Unterrichts bezieht, sondern
eher besagtem Praxisschock geschuldet ist.
Unabhängig davon kann man sich als Pharmazeut – im Vergleich zu anderen Berufsanfängern – glücklich schätzen, dass man
trotz Sprung ins kalte Wasser zunächst unter der „Taucherglocke PhiP“ schwimmen
darf und ganz offiziell noch etwas beigebracht bekommen soll – in der Praxis wie
auch im begleitenden Unterricht.
UMFRAGE ZUM BEGLEITENDEN
UNTERRICHT
Um ein differenzierteres und breiteres Bild
über die Zufriedenheit mit dem begleitenden Unterricht zu gewinnen, sollte eine Online-Umfrage unter den Pharmazeuten im
Praktikum (PhiPs) und Apothekern Klarheit schaffen. Deutschlandweit haben daran insgesamt 81 Pharmazeuten aus zwölf
Kammergebieten teilgenommen. Aus den
Kammerbezirken Hessen und Nordrhein
kommen die meisten Teilnehmer (29 bzw.
16). Die Ergebnisse dürfen also keineswegs
als umfassendes Meinungsbild betrachtet
werden, sondern bieten nur einen Anstoß
zum Diskurs.
Von den 81 Teilnehmern haben 69 ihr zweites Staatsexamen in den Jahren 2013 und
2014 bestanden. Um die Aussagekraft zum
aktuellen Unterricht zu erhöhen, wird im
Folgenden auf jene 69 Teilnehmer eingegangen, von denen 38 approbierte Apotheker
sind. Diese Umfrageteilnehmer kommen
aus den Kammerbezirken Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, MecklenburgVorpommern, Niedersachsen, Nordrhein,
Saarland, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe.
DIE ERGEBNISSE
Welche Themen Teil des begleitenden Unterrichts sein müssen, wird – wie bereits erwähnt – durch die Approbationsordnung
festgelegt. Im Groben gibt es die zwei großen Teilgebiete pharmazeutische Praxis und
spezielle Rechtsgebiete für Apotheker. Wie
hilfreich die PhiPs diese für die Tätigkeit im
Praktischen Jahr in der Apotheke oder bei
ihrer Prüfungsvorbereitung finden, war ein
Aspekt der Umfrage. Acht von 69 Teilneh-
02/2015
UniDA Z
39
„Motivation und Engagement sind,
wie in jeder Gruppe, sehr verschie­
den. Über die Jahre haben sich
die Sorgen, Visionen und Wünsche
nicht wesentlich geändert. Primär
steht das 3. Staatsexamen im
Zentrum. Das Interesse an Arbeits­
gebieten jenseits der öffentlichen
Apotheke ist in einigen Jahrgängen
stärker, eine generelle Tendenz ist
daraus aber nicht abzuleiten.“
LAK Sachsen zum Stimmungsbild der
PhiPs im Kammerunterricht
mern fanden den Apothekenpraxis-Teil für
die Tätigkeit in der Apotheke eindeutig hilfreich und 25 stimmten der Aussage, dass der
Praxis-Teil hilfreich war, eher zu. Weitere 27
verneinten dies eher und neun Teilnehmer
entschieden sich für ein eindeutiges „nein“.
Somit findet jeder Zweite (52%), dass der
begleitende Unterricht für die Arbeit in der
Apotheke nicht hilfreich war.
Bei der Frage, ob der Praxis-Teil eine Hilfe
bei der Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen ist, antworteten fünf von 66 Teilnehmern mit einem eindeutigen „ja“, 21
mit „eher ja“, 27 Teilnehmer mit „eher nein“
und 13 mit einem klaren „nein“. Somit liegt
die Mehrheit zu 61 Prozent bei denen, die
den Praxis-Teil für die Vorbereitung auf das
Staatsexamen (eher) nicht hilfreich fanden.
Dass der Rechts-Teil für die Arbeit in der
Apotheke eindeutig hilfreich ist, gaben 13
von 69 Teilnehmern an, weitere 23 stimmten mit „eher ja“. Während sich 19 (angehende) Apotheker für „eher nein“ entschieden, fanden 14 Teilnehmer den Rechts-Teil
eindeutig nicht hilfreich. Insgesamt findet
„Seit einiger Zeit bieten wir zu­
sätzlich zum berufsbegleitenden
Unterricht einen Workshop für PhiPs
an. Er hat den Titel ‚Beratungsge­
spräche auf hohem pharmazeu­
tischen Niveau – Fit für die Praxis
und das 3. Staatsexamen.‘ Dort
lernen die PhiPs in kleinem Kreis
die Umsetzung der Wissenschaft in
die Praxis.“
LAK Hessen zur Veränderung des
Unterrichts im Laufe der Zeit
40
UniDAZ
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nein
B ERU FS STA RT
9
B ERUFSSTART
13
Praxis-Teil im 3. Stex hilfreich?
(66 Antworten)
27
27
eher nein
21
eher ja
5
ja
0
5
Praxis-Teil in Apotheke hilfreich?
(69 Antworten)
25
8
10
15
20
25
30
Teilnehmer
Rund 61 Prozent der Umfrage-Teilnehmer fanden, dass der Apothekenpraxis-Teil für die Vorbereitung auf das 3.
Staatsexamen nicht hilfreich war. Gleiches sagte gut die Hälfte mit Blick auf die Arbeit in der Apotheke.
12
nein
Rechts-Teil im 3. Stex hilfreich?
(50 Antworten)
14
16
eher nein
Rechts-Teil in Apotheke hilfreich?
(69 Antworten)
19
9
eher ja
23
13
13
ja
0
5
10
15
20
25
Teilnehmer
Für die Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen konnten 56 Prozent der Teilnehmer nichts oder nur wenig mit den
Inhalten des Rechts-Teils anfangen. Aber etwa jeder zweite Teilnehmer (52%) erklärte, dass die Inhalte des RechtsTeils für die Apothekenpraxis hilfreich waren.
etwa die Hälfte der Teilnehmer (52%), dass
der Rechts-Teil für die Apothekenpraxis
(eher) hilfreich war.
Bezogen auf die Vorbereitung zum dritten
Staatsexamen fanden 13 von 50 Teilnehmern den Rechts-Teil eindeutig hilfreich.
Neun stimmten dem eher zu, während 16
eher nicht zustimmten. Weitere zwölf Teilnehmer sprachen sich für ein klares „nein“
aus. Mit 56 Prozent überwiegt die Aussage,
dass der Rechts-Teil zur Vorbereitung auf
das Staatsexamen (eher) nicht hilfreich war.
wird deutlich, dass Verbesserungen bei den
PhiPs durchaus willkommen wären. So antworteten 37 von 52 Teilnehmern (71%) auf
die Frage, ob ihrer Meinung nach Änderungsbedarf am Apothekenpraxis-Teil besteht, mit „ja“. Änderungsbedarf am RechtsTeil sahen 31 von 51 Teilnehmern (61%).
Mit der Form des Unterrichts (vier Wochen
aufgeteilt in zwei Blöcke) sind dagegen die
meisten zufrieden (41 von 52 Teilnehmern,
entspricht 79%). Allerdings wurde mehr-
fach kritisiert, dass der PJ-Unterricht eigentlich zu spät stattfinde.
VORSCHLÄGE ZUM UNTERRICHT
Im Rahmen der Umfrage brachten viele
Teilnehmer Verbesserungsvorschläge zum
Apothekenpraxis-Teil ein. Sehr häufig wurde, in vielerlei Ausführungen, noch mehr
Praxisnähe gefordert: „Dieser Teil sollte
einen größeren Prozentsatz des Unterrichtes ausmachen. Viele Themen fehlen. Die
ERKLÄRUNGSVERSUCH
Insgesamt also ein durchwachsenes Meinungsbild, das man sich durch vielerlei Faktoren – auch durch die geringe Teilnehmerzahl – erklären kann. Denn einerseits stellen
die PhiPs unterschiedliche Erwartungen an
den Unterricht, haben individuelle Ziele
und kommen mit einem heterogenen Vorwissen aus ihrer jeweiligen PJ-Stelle in den
Unterricht. Andererseits variiert der Unterricht auch von Kammer zu Kammer und
von Referent zu Referent. In der Umfrage
11
nein
15
Mit Form des Unterrichts
zufrieden? (52 Antworten)
20
ja
31
0
10
20
30
Änderungsbedarf am Rechts-Teil?
(51 Antworten)
41
37
40
Änderungsbedarf am Praxis-Teil?
(52 Antworten)
50
Teilnehmer
Mit der Form des Unterrichtes zeigten sich die meisten Umfrage-Teilnehmer zufrieden.
„Verbesserungspotenzial gibt es im­
mer. Wir nehmen die Kritikpunkte
und Vorschläge aus den Evaluati­
onen sehr ernst und überarbeiten
das Programm des begleitenden
Unterrichts bei Bedarf.“
LAK Baden-Württemberg zu der
Frage, ob sie ihren Kammerunterricht für verbesserungswürdig hält
Themen, die besprochen werden, müssen
aufgrund der Kürze der Zeit marathonartig vorgestellt werden.“ Vor allem wurden
mehr praxisnahe Fallbeispiele gewünscht,
sowohl zu pharmazeutischen als auch zu
abrechnungstechnischen Problemen.
Konkret wurden unter anderem folgende
Aspekte aufgeführt, die teilweise in größerem Umfang berücksichtigt werden sollten:
• Hilfsmittelversorgung,
• Medizinprodukte,
• Rabattverträge,
• Retaxierung,
• Kommunikationstraining,
• Kostenvoranschläge, • Ethik,
• eHealth und Gesundheit im Internet,
• mehr Selbstmedikationsthemen,
• Beratungstipps zu verschreibungspflichtigen Präparaten, • Verschreibungen zu künstlicher
Befruchtung,
• mehr zu Verbandstoffen, • mehr Praxisbezug zu Bereichen außerhalb der Apotheke. Auch beim Thema Betriebswirtschaftslehre
wird Änderungsbedarf gesehen: „Ich hätte mir mehr Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre gewünscht. Stattdessen ging es
nur darum, was man beachten muss, wenn
man sich selbstständig machen möchte. Es
„Die PhiPs zeigen, insbesonde­
re wenn die Themen Praxisnähe
erreichen (auch bei den rechtlichen
Themen) großes Interesse. Was ich
mir von den PhiPs wünsche: Neu­
gier und den Mut, Entscheidungen
auf der Basis eigener Schlussfolge­
rungen zu treffen.“
LAK Mecklenburg-Vorpommern
zum Stimmungsbild der PhiPs im
Kammerunterricht
gibt sicher auch im Apothekenalltag einige Dinge, die man mit etwas betriebswirtschaftlichem Hintergrund besser machen
könnte“, schrieb ein PhiP. Gelobt wurde
aber auch: „Gut fand ich das Thema Notdienst und wie man sich darauf vorbereitet,
sowie das Thema Rezepte.“ Die Qualität der
Referenten wurde als durchwachsen dargestellt. Sowohl hierbei als auch bei den Skripten und dem Unterricht selbst scheint ein
ausgeprägter Wunsch nach mehr Einheitlichkeit und Struktur zu bestehen.
In den Kommentaren zum Rechts-Teil kam
der Wunsch nach Struktur noch deutlicher
zum Ausdruck: „Allerdings fehlt […] eine
geregelte Struktur und das ist schade.“, „[…]
Keine Verknüpfung, welcher Paragraf nun
„Der berufsbegleitende Unterricht
findet oft zu einem Zeitpunkt statt,
an dem der PhiP schon einige Zeit
in der Apotheke oder sonstigen
Ausbildungsstätte verbracht hat.
Viele Themen kennt er also schon
aus der Praxis. Die oft langen Wege
innerhalb des Kammergebietes sind
meist mit der Notwendigkeit ver­
knüpft, ein Zimmer mieten zu müs­
sen. Eventuell wäre eine Stückelung
auf mehrere Termine im Semester,
nach Themen geordnet, sinnvoll.
Inwieweit sich so etwas umsetzen
ließe, ist allerdings auch eine Frage
der Größe des Kammergebiets.“
BPhD zu Ort und Zeit des Unterrichts
welche Folgen für den Ablauf des Apothekenalltags hat.“ Einige Teilnehmer äußerten
auch hier den Wunsch nach mehr Praxisnähe: „Die Vorlesungen sind gut! Es fehlt aber
ein Teil zwei, in dem man konkret die Gesetze an Beispielen anwenden muss.“
PERSPEKTIVENWECHSEL
Einen besonderen Einblick in den begleitenden Unterricht hat Apothekerin Denise
Kohler, die bei der LAK Baden-Württemberg arbeitet und vor Kurzem selbst noch
PhiP in Tübingen war. Jetzt organisiert
sie dort den begleitenden Unterricht. Auf
die Frage, wie sie den Unterricht als PhiP
wahrgenommen hat, erklärt die Apothekerin: „Ich fand den Unterricht auf jeden Fall
sinnvoll, vor allem unter dem Aspekt ‚Vorbereitung aufs 3. Staatsexamen‘. Man kann
02/2015
UniDA Z
41
die Skripte wirklich zum Lernen nutzen!“
Trotzdem hat sie sich für den Rechts-Teil
auch den genauen Wortlaut der Gesetze angesehen. „Denn natürlich kann im Unterricht nicht jeder Paragraf im Einzelnen besprochen werden.“
Der Teil der Apothekenpraxis sei im Unterricht leider nicht so einfach einzugrenzen,
wie es vielleicht noch bei den Rechtsgebieten der Fall ist: „Der Unterricht kann eben
nicht das ersetzen, was man in der Apotheke lernen soll. Nur wird in der Apotheke leider nicht immer versucht, die Praktikanten allgemein auf das Berufsleben oder
die Prüfung vorzubereiten, sondern oft nur
recht spezifisch auf das eigene Tagesgeschäft.“ Trotzdem können Unterricht und
Apothekenalltag einander ergänzen, wie
Kohler weiß: „Manchmal wurde mir in der
Apotheke aufgetragen, ich solle doch beim
nächsten begleitenden Unterricht nachfragen, was zum Beispiel nochmal alles bezüglich Tierarzneimitteln zu berücksichtigen
ist. Man kann natürlich immer selbst in die
Gesetzestexte schauen, aber manches wird
unterschiedlich ausgelegt. Eine Expertenmeinung hilft dann schon sehr.“
CHANCE NUTZEN!
Und wie kommt der begleitende Unterricht
heutzutage bei den Studierenden an? „Unsere Evaluationen sind tatsächlich durchweg positiv“, erklärt Kohler. Aber auch sie
erkennt eine gewisse Diskrepanz zwischen
dem Stimmungsbild während den Unterrichtsveranstaltungen und den Evaluationen: „Vielleicht fällt es einem immer erstmal leichter, etwas negativ zu sehen. Wenn
man sich aber noch mal kurz Zeit nimmt,
um darüber nachzudenken, fällt die Bewertung im Evaluationsbogen doch besser aus.“
Insgesamt sehe es hinter den Kulissen so
aus, wie sie es schon als PhiP vermutet hat-
„Natürlich kann der Unterricht
immer verbessert werden. Aber
genauso natürlich gibt es hierfür
organisatorische, finanzielle und
logistische Grenzen. Was wir uns
immer vorstellen können, sind
zusätzliche Angebote, die die PhiPs
freiwillig wahrnehmen können.“
LAK Thüringen zu der Frage, ob sie
ihren Kammerunterricht für verbesserungswürdig hält
UniDAZ
02/2015
te. Das Ausmaß des organisatorischen Aufwands war ihr jedoch nicht bewusst: „Es ist
deutlich mehr Arbeit als man denkt, die die
PhiPs als selbstverständlich wahrnehmen.
Wir haben zum Beispiel während des begleitenden Unterrichts non-Stop den Kopierer
laufen, damit alle ihre Skripte bekommen.“
Grundsätzlich sollte man sich bewusst machen, so Kohler, dass der begleitende Unterricht vor allem der Vorbereitung aufs 3.
Staatsexamen dient. „Der Unterricht soll
nicht auf das PJ vorbereiten, sondern er ist
Teil des PJ! Er soll die Ausbildung in der
Apotheke nicht ersetzen, sondern, wie der
Name schon sagt, begleiten.“ Und natürlich
liege es auch in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen, aus seiner Ausbildung so viel
wie möglich mitzunehmen. Wenn die Apothekerin selbst noch einmal als PhiP im Unterricht sitzen würde, dann würde sie sich
bemühen, bewusst mehr mitzuschreiben:
„Die Aufmerksamkeit nimmt mit der Zeit
natürlich ab, aber deshalb gibt es ja auch die
Skripte. Und man sollte die Chance nutzen,
Fragen zu stellen.“
„Unser Unterricht befindet sich in
einem ständigen Wandel. Je nach
Rückmeldung durch die Teilnehmer
werden Inhalte gestrichen oder
neue hinzugenommen, Stunden­
anteile verändert oder Referenten
ausgetauscht.“
LAK Niedersachsen zur Veränderung
des Unterrichts im Laufe der Zeit
PH ARM AZ EUT ISCH E KAR R IER EN
DR. SIGRUN RICH
Leiterin Pharmazie und Wissenschaft
bei der Landesapothekerkammer
Baden-Württemberg
A
pothekerin ist genau der richtige Beruf für mich: Ich gebe
mein Wissen sehr gerne an andere Menschen weiter und habe
mich schon zur Schulzeit für die naturwissenschaftlichen Fächer
interessiert. Mein Pharmaziestudium und die anschließende Promotion bei Prof. Dr. Karl-Artur Kovar im Bereich Pharmazeutische
Analytik habe ich an der Eberhard Karls Universität in Tübingen absolviert. Schon während und auch nach der Promotion konnte ich
Erfahrungen in der öffentlichen Apotheke sammeln. Genau diese
sind jetzt für meine Arbeit bei der Landesapothekerkammer BadenWürttemberg – im Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen aus
der Praxis – immer sehr wertvoll.
Allein die Idee, dass es bei der Kammer eine Informationsstelle für
alle Praxisfragen aus der Apotheke geben soll, hat mich von Beginn
an gereizt. Da war es klar, dass ich das Angebot, als Apothekerin
bei der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ein Infocenter aufzubauen, ohne Zögern annahm. Seitdem beantworte ich dort
„Den Unterricht im Vorfeld der
praktischen Ausbildung anzubieten
betrachten wir als wenig sinnvoll.
Gerade das ‚Praxisbegleitende‘ ist
der Vorteil des Unterrichts. Es wäre
aber sinnvoll, Themen aus dem
Bereich Rechtsgebiete für Apotheker
vorab im Studium zu behandeln.
Unsere Referenten beklagen immer
wieder, dass einfache Grundlagen
fehlen. Die eher praxisrelevanten
Rechts-Themen kommen dadurch
leider zu kurz.“
LAK Niedersachsen zu Ort und Zeit
des Unterrichts
Der UniDAZ-Kalender
Ihr seid auf der Suche nach pharmazeutischen Fortbildungsveranstaltungen und Terminen, die für euch als Studierende interessant
sind? Im UniDAZ-Kalender tragen wir für euch die Wichtigsten zusammen! Natürlich haben wir unsere Augen und Ohren nicht über­
all, schreibt uns also gerne eine E-Mail an redaktion@unidaz.de, wenn ihr von einer Veranstaltung erfahrt, die eure Kommilitonen
auf keinen Fall verpassen sollten!
TerminVeranstaltung
27. 10.– 1. 11 2015 12. EPSA Autumn Assembly in Malta
17.– 22. 1. 2016 Pharmacon in Schladming
18.– 19. 3. 2016 Interpharm in Berlin (mit Jobmesse Chance Pharmazie am 18. 3. 2016)
22.– 27. 5 2016 Pharmacon in Meran
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UniDA Z
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PHARMAZEUTISCHE KARRIEREN
OLAF ZUBE
Foto: Bundeswehr
Von Diana Moll,
Pharmazeutin im Praktikum in Stuttgart
B ERU FS STA RT
Foto: LAK BW
42
Oberfeldapotheker und Leiter der
Bundeswehrkrankenhausapotheke
Hamburg
P
harmazie war für mich schon ein früher Berufswunsch, bereits
während der neunten Klasse absolvierte ich mein Berufspraktikum in einer Apotheke und die Begeisterung für das Fach Pharmazie hielt bis zum Abitur.
Nach dem Abitur folgte zunächst eine zweijährige freiwillige Verpflichtungszeit als Soldat bei der Marine. Zum einen entstand hierdurch der Kontakt zum Berufsfeld eines Sanitätsoffiziers, zum anderen festigte sich innerhalb dieser Zeit mein Wunsch, Pharmazie zu
studieren. Die Verknüpfung von Bundeswehr und Studium schien
damit fast schon vorgezeichnet und konnte über die Laufbahn eines Sanitätsoffizieranwärters verwirklicht werden. Bevor es zur Uni
ging, mussten erst einmal militärische Grundlehrgänge und Praktika abgeleistet werden. Das Studium absolvierte ich dann an der
TU Braunschweig. Nach dem erfolgreich absolvierten Studium, bei
dem endgültig die Entscheidung fiel, dass ich im Bereich der Klinischen Pharmazie tätig sein wollte, folgte dann zunächst das Studium
täglich zusammen mit meinen Kolleginnen Anfragen aus Apotheken zu aktuellen Themen aus der Praxis. Die Vielfalt der Themen,
die bei der Kammer bearbeitet werden, ist groß. Sie reicht von Fragen zur Rezepturherstellung über das Betäubungsmittelrecht bis
hin zu Diskussionen um Arzneistoffe im Gewässer.
Inzwischen leite ich den gesamten Bereich Pharmazie und Wissenschaft und bin für zahlreiche andere pharmazeutische Themenbereiche und Projekte bei der Kammer verantwortlich. Darunter fallen
beispielsweise die Betreuung der Notfalldepots der Landesapothekerkammer, Stellungnahmen zu neuen Gesetzentwürfen, Influenzapandemieplanung für die Apotheken im Land und auch die Arbeit mit Ausschüssen und Arbeitskreisen. Als Apothekerin bei der
Kammergeschäftsstelle habe ich täglich viel Kontakt zu Menschen
aus den unterschiedlichsten Bereichen: Neben der Apotheke zählen auch Industrie, Krankenhaus, Verbände oder Behörden dazu.
Daneben nimmt das Schreiben von Artikeln für unser Mitgliederrundschreiben cosmas oder unsere Internetseite großen Raum ein.
Die Zusammenarbeit mit unserer Pressestelle für Veröffentlichungen in den Medien oder Interviews in Radio und Fernsehen ist ein
weiterer Teil meiner Tätigkeit, der mir sehr gut gefällt. Und wenn
ich dann mal wieder als Referentin für die Kammerfortbildung oder
zu Sitzungen bei der Bundesapothekerkammer unterwegs bin, merke ich nochmal besonders deutlich, wie abwechslungsreich mein
Arbeitsgebiet ist.
der Lebensmittelchemie. Im Anschluss habe ich mehrere berufliche
Stationen und Beförderungen durchlaufen. Ich war Leiter der Bundeswehrkrankenhausapotheke Berlin, Dezernatsleiter im Einsatzführungskommando in Potsdam/Schwielowsee und bin derzeit als
Oberfeldapotheker Leiter der Bundeswehrkrankenhausapotheke in
Hamburg. Zudem habe ich Einsätze in Afghanistan, Bosnien und
Herzegowina sowie im Kosovo absolviert.
Während meiner Laufbahn habe ich mehrere Auszeichnungen erlangt: Ich bin Apotheker und (Diplom)-Lebensmittelchemiker,
Fachapotheker für Klinische Pharmazie, MBA im Bereich Health
Care Management und Wundexperte ICW (Initiative chronische
Wunden). Zurzeit befinde ich mich in der Ausbildung zum ABSExperten (Antibiotic Stewardship).
Der größte Reiz der Laufbahn der Sanitätsoffiziere besteht für mich
in der Möglichkeit, die Doppelapprobation zu erlangen und sehr
früh in Führungstätigkeiten eingebunden zu werden. Das breite
Tätigkeitsfeld eines klinischen Pharmazeuten macht meine Arbeit
besonders abwechslungsreich. Dabei ist es mir ein großes Anliegen und eine große Freude, diese Erfahrungen an den pharmazeutischen Nachwuchs weiterzugeben und den Studierenden im
Rahmen des PJs die Möglichkeit zu geben, ein halbes Jahr in der
Apotheke des Bundeswehrkrankenhauses zu absolvieren. Diese
wurde übrigens als akademische Ausbildungsapotheke über die
Kammer akkreditiert.
B ERU FS STA RT
CHANCE PHARMAZIE
B ERUFSSTART
BERLIN-CHEMIE AG
BOEHRINGER INGELHEIM
Auf der INTERPHARM 2015 in
Hamburg fand erstmalig die
Jobmesse CHANCE Pharmazie
statt. Dort konnten interes­
sierte Studierende, Dokto­
randen und Apotheker mit
pharmazeutischen Arbeitge­
bern ins Gespräch kommen
und die zahlreichen Tätig­
keitsfelder der entsprechen­
den Unternehmen kennen­
lernen.
A
uf dem Karrieretag stellten sich
spannende pharmazeutische Arbeitgeber aus den unterschiedlichsten Bereichen vor:
ABBVIE DEUTSCHLAND
Der Fokus des Pharmaunternehmens AbbVie liegt unter anderem auf neuen Wirkstoffen für innovative Therapien bei neurodegenerativen Erkrankungen. Für Pharmazeuten
im Praktikum (PhiP) gibt es die Möglichkeit, eine Hälfte des Praktischen Jahres (PJ)
in den Bereichen Forschung, Entwicklung,
Formulierung, Analytik, Qualitätssicherung, klinische Produktion, Produktion,
Regulatory Affairs und Marketing zu absolvieren. Für Apotheker bietet AbbVie Trainee-Stellen in verschiedenen Bereichen an.
BAYER AG
Bei der Bayer AG standen Personaler wie
auch Apotheker Rede und Antwort und
gaben persönliche Einblicke in ihre Tätigkeiten. Die Aufgabengebiete für Apotheker sind zahlreich: Neben Forschung und
Entwicklung sind sie unter anderem in der
Zulassung, der Pharmakovigilanz, den Medizinischen Wissenschaften und in interdisziplinären Teams im Marketing oder in der
Gesundheitspolitik zu finden. Pro Jahr stellt
Bayer ungefähr 20 PJ-Stellen zur Verfügung
– von Forschung und Entwicklung über
Analytik bis hin zu Produktion, Zulassung,
Market Access oder Marketing.
Beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim konnten Interessierte mit einer Personalerin und Apothekern ins Gespräch kommen. Für PhiP kommen bei Boehringer
grundsätzlich die Bereiche Forschung und
Entwicklung, Pharmaherstellung, Biopharmazeutika, Zulassung sowie Marketing infrage. Das forschende Pharmaunternehmen
beschäftigt sich unter anderem mit biotechnologisch hergestellten Pharmazeutika und
pharmazeutisch-technologischen Fragestellungen, insbesondere im Hinblick auf Inhalatoren.
PRIVILEGIERTE ADLER
APOTHEKE
Foto: Christian Hartlmaier
KARRIERETAG
FÜR PHARMAZEUTEN
aber auch vorkommen, dass pharmazeutische Unternehmen oder Warenwirtschaftssystem-Häuser für einen definierten Zeitraum einen erhöhten Personalbedarf haben.
Das Pharmaunternehmen Berlin-Chemie
brachte auf dem Karrieretag neben konkreten Stellenangeboten auch eine PhiP
mit. So konnten Pharmaziestudierende aus
erster Hand erfahren, wie das Praktische
Jahr bei dem Arzneimittelproduzenten abläuft. Auch Berlin-Chemie bietet rund 20
PJ-Stellen an, beispielsweise in der galenischen Entwicklung, Forschung, Vertrieb,
Marketing, Qualitätskontrolle, Qualitätsmanagement oder in den Medizinischen
Wissenschaften. Aber auch frischgebackene
Apotheker sind durchaus gefragt.
Bei der Privilegierten Adler Apotheke in
Hamburg bekommen PhiPs interne Praktikantenseminare und einen Tutor zur Seite
gestellt. In der ersten Hälfte des PJ lernen
sie die Offizin kennen und bearbeiten ein
Fallbeispiel aus der Offizin, das in regelmäßigen Abständen mit steigendem Schwierigkeitsgrad fortgeführt wird. Neben einem
Rezepturwochenende, an dem PhiPs lernen, die Arbeit der PTAs anzuleiten und zu
beurteilen, arbeiten sie einen Tag – und auf
Wunsch weitere vier Wochen – in der Rezeptur. Die zweite Hälfte des PJ kann in der
Heimversorgung absolviert werden.
ANTARES-APOTHEKEN
In Hamburg gibt es drei antares-apotheken.
Zwei von ihnen haben spezielle Beratungsschwerpunkte, die dritte Apotheke ist in
der Klinikversorgung tätig, dessen Apotheker mindestens zwei Mal im Jahr eine Stationsbegehung durchführen. Darüber hinaus wird in einigen Krankenhäusern die
Medikation ausgewählter Patienten überprüft und Ärzte auf Station zu arzneimittelbezogenen Problemen beraten. Auf der
Jobmesse standen Apotheker aus Klinikversorgung und Offizin für Fragen aller Art
zur Verfügung.
SANOFI-AVENTIS
DEUTSCHLAND GMBH
Der Sitz von Sanofi in Deutschland befindet
sich im Industriepark Höchst bei Frankfurt,
dort ist die Forschung und Entwicklung,
Produktion und Fertigung sowie die Verwaltung angesiedelt. In Berlin findet sich
die Marketing- und Vertriebszentrale. PJStellen werden beispielsweise in den Bereichen Qualitätskontrolle, Arzneimitteldistribution, Medical and Scientific Affairs oder
Pharmazeutische Fertigung angeboten.
Diese kann man je nach Ausschreibung in
Frankfurt, Berlin oder Köln (dort befindet
sich ein Unternehmen der Sanofi-Gruppe)
antreten.
02/2015
UniDA Z
45
ZYTOSERVICE DEUTSCHLAND
Am Stand von ZytoService war eine Personalerin die Ansprechpartnerin für Interessierte. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg stellt patientenindividuelle parenterale
Infusionslösungen im Auftrag von Apotheken auf Einzelanforderung des behandelnden Arztes her. Neben Antibiotika-Infusionen und parenteralen Ernährungslösungen
werden vornehmlich Zytostatika-Zubereitungen hergestellt. Dabei ist der Herstellbetrieb nicht nur auf Anforderungen von
Apotheken in Hamburg und dessen Umland beschränkt, sondern liefert bei Bedarf
auch bundesweit.
DEUTSCHER APOTHEKER
VERLAG
Der Deutsche Apotheker Verlag bringt unter anderem die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ), die PTAheute und die UniDAZ
heraus. Das Programm des Verlags umfasst
zudem Arzneibücher, Loseblattwerke, Datenbanken und andere elektronische Medien. Darüber hinaus dürften zahlreiche Lehrund Fachbücher bekannt sein, etwa der
Mutschler oder der Jander/Blasius. Jeweils
im Frühjahr veranstaltet der Deutsche Apotheker Verlag zudem die INTERPHARM.
Auf der Jobmesse hatte der Verlag ein tolles
Stellenangebot im Gepäck: Ein zweijähriges
Volontariat in der DAZ-Redaktion. Aber
auch in anderen Bereichen des Verlages
werden immer wieder Apotheker gesucht.
STELLENANZEIGEN – VORTRÄGE
– BEWERBUNGSFOTOS
Auf zwei großen Stellwänden fanden sich
zahlreiche Stellenanzeigen unter anderem
von Pharmafirmen, Krankenkassen und
einer Landesapothekerkammer sowie von
Apotheken und Kliniken für Apotheker
bzw. PhiP. Zudem stellten sich einige Unternehmen in kurzen Vorträgen vor und erläuterten die Einstiegsmöglichkeiten. Daneben
gab es mit dem Bewerbungsfotoshooting
ein weiteres Highlight: Die Besucher des
Karrieretages konnten sich nach vorheriger
Anmeldung kostenlos und professionell für
ihre Bewerbungsunterlagen fotografieren
lassen.
GELUNGENER TAG
Die Unternehmen zeigten sich zufrieden:
Es wurden gute Gespräche mit zahlreichen
interessierten Besuchern geführt. Auch bei
den Besuchern kam der Karrieretag gut an.
Mit der Veranstaltung sei eine gute Gelegenheit geschaffen worden, mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen,
Unternehmen und Arbeitsplätze kennenzulernen und sich über Karrierechancen zu
informieren. Positiv hervorgehoben wurde
zudem, dass es möglich war, auch längere
und tiefergehende Gespräche zu führen.
ACBIRA GMBH
Der Personaldienstleister acbira wurde im
November 2014 gegründet und vermittelt
Apotheker, PTA und PKA an Unternehmen
mit personellem Engpass. Angestellt ist
man als Apotheker bei acbira – das Gebiet,
in dem man tätig sein möchte, und die gewünschte Stundenzahl werden individuell
abgesprochen. Die Mitarbeiter werden vor
allem von Apotheken angefragt. Es kann
SCHON JETZT VORMERKEN
Foto: Patrick Lux
02/2015
Foto: Alex Schelbert
UniDAZ
Foto: Christian Hartlmaier
44
Der nächste Karrieretag für PTA,
Studierende, Pharmazeuten im Prak­
tikum, Doktoranden und Apotheker
findet am 18. März 2016 im Rahmen
der INTERPHARM in Berlin statt.
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B ERUFSSTART
APOTHEKER KLÄREN AUF
gang mit Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln spielt eine wichtige Rolle.
Möglichkeiten und Grenzen von Heilkräutern und Hausmitteln bei leichten Erkältungskrankheiten, Ohrenschmerzen und
Magen-Darm-Erkrankungen erkennen –
das erwartet die Zuhörer in „Natürlich gesund? Natürlich gesund!“. Der dritte Vortrag handelt von Läusen, Zecken & Co. und
sorgt für Aufklärung über parasitäre Erkrankungen wie Kopflaus- und Flohbefall
sowie durch Zecken übertragbare Krankheiten. Die Eltern werden über Präventionsmöglichkeiten und Behandlungsmaßnahmen informiert.
Der Lehrerschaft wird mit dem Vortrag
„Chronisch kranke Kinder im Schulunterricht“ vermittelt, wie sie Arzneimittelnebenwirkungen oder bedrohliche Krankheitssymptome bei ihren Schülern besser
erkennen können. Besprochen werden
unter anderem Diabetes mellitus, Asthma
bronchiale und Allergien.
Foto: Dr. Tatjana Surowy
PRÄVENTIONSPROJEKT
IM KLASSENZIMMER
E
nde 2013 erfuhr ich das erste Mal
vom Projekt „Apotheke macht Schule“. Im Rundschreiben der Apothekerkammer Hamburg wurde nach Apothekern gesucht, die ehrenamtlich Vorträge zu
Gesundheitsthemen an Schulen halten.
Das Projekt weckte bei mir sofort großes
Interesse: Mein Wissen an jüngere Menschen weiterzugeben, empfand ich als große Chance und ich war neugierig darauf, einen Ausflug in ein mir unbekanntes Terrain
zu machen.
Anfang 2014 ging es zum ersten Treffen ins
Hamburger Apothekerhaus, bei dem der
Geschäftsführer der Apothekerkammer, Dr.
Reinhard Hanpft, das Projekt vorstellte. Wir
erfuhren, dass wir auf bereits ausgearbeitete Vorträge Zugriff haben, die von Ärzten,
Apothekern und Psychologen verfasst und
ständig aktualisiert werden. Diese sind werbefrei und unabhängig, sodass die Aufklärung vom Apotheker als Heilberufler im Fokus steht – und nicht die Produkte aus der
Apotheke. Ein Vortrag inklusive Diskussionsrunde dauert ein bis zwei Schulstunden
(45 - 90 Minuten).
SIEBEN VORTRÄGE
ZUR AUSWAHL
Derzeit bietet die Apothekerkammer Hamburg in Abstimmung mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung sieben verschiedene Vorträge an.
Die Vorträge „Pickel – (k)ein Problem!“,
„Doping für den Alltag – Lifestyle-Pillen
für jede Lebenslage?“ und „Sonne, Strand
und Sonnenbrand“ richten sich an Schüler verschiedener Altersgruppen (Fünft- bis
Zehntklässler). Neben der Aufklärung zu
gesundheitlichen Aspekten sollen sie nicht
nur über die referierten Themen nachdenken, sondern auch Normen diskutieren sowie Ideale, vermittelt durch Werbung und
Medien, kritisch hinterfragen. So wird unter
anderem über Schönheitsideale und deren
Entwicklung gesprochen: Der Fokus liegt
auf dem Unterschied zwischen bearbeiteten
Fotos in den Medien und der Realität. Ziel
ist es, dass die Schüler ein positives Selbstwert- und Körpergefühl entwickeln.
Daneben gibt es Vorträge für Eltern: In „Auf
Leistung getrimmt?“ geht es um Anspruch
und Wirklichkeit von leistungsfördernden
Medikamenten. Auch der kritische Um-
ERFOLGREICHER
ERSTER VORTRAG
Über die Apothekerkammer erhielt ich
schließlich meine erste Anfrage: Eine Stadtteilschule hatte Interesse am Vortrag „Pickel
– (k)ein Problem“ – und das gleich für zwei
sechste Klassen. Als ich die Schule im Vorfeld besuchte, um technische Aspekte und
Fragen zu klären, warnte mich der Lehrer,
dass es sich bei meinem ersten Publikum
um eine „sehr dynamische Klasse“ handele.
Am Abend vor dem ersten Vortrag musste
ich mir eingestehen, doch etwas aufgeregt
zu sein, denn diese Situation war komplett
neu für mich. Themen so wiederzugeben,
dass auch junge Menschen etwas davon mitnehmen, ist bestimmt eine echte Herausforderung! Und was mir noch mehr Sorgen
machte: Wie kann ich aufgeweckte Schüler
einer sechsten Klasse 45 Minuten lang „unterhalten“, ohne dass sie unruhig werden?
Als die ersten Schüler am nächsten Morgen
die Klasse betraten und mich nett begrüßten, verschwand die Nervosität langsam. Zu
Beginn der Präsentation erläuterte ich neben dem Aufbau der Haut auch Ursachen
und Entstehung von Akne und Pickeln und
erklärte, was man gegen die lästigen Mitesser tun kann. Der Vortrag war ein voller
Erfolg. Nicht nur in der Diskussionsrunde
stellten die Schüler viele Fragen, die ich natürlich gerne beantwortete.
Foto: Syda Productions (fotolia)
Im Rahmen des Projekts
„Apotheke macht Schule“
vermitteln Apotheker ihr
Wissen zu Gesundheits- und
Präventionsthemen in Ham­
burger Schulen. Das Projekt
richtet sich nicht nur an
Schüler verschiedener Al­
tersgruppen, sondern ist
auch an Eltern und Lehrer
adressiert. Ziel ist es, Ge­
sundheitsthemen kompetent
und lebendig zu vermitteln
und für einen bewussteren
Umgang mit dem eigenen
Körper zu sensibilisieren.
ANSPRACHE DER SCHULEN
Am Ende des Treffens entschied sich jeder
Apotheker für Themen und für Stadtteile, in
denen er tätig werden wollte. Im nächsten
Schritt ging es darum, die Schulen auf unterschiedlichen Wegen anzusprechen.
Mit Flyern zum Projekt „Apotheke macht
Schule“, konzipiert von der Apothekerkammer Hamburg, besuchte ich Schulen in
meiner Umgebung und klärte das Sekretariat und die Schulleitung über das Projekt
auf. Schnell merkte ich, dass das Interesse zwar groß war, aber meist die Zeit fehlte, um einen Vortrag in die vollgepackten
Unterrichtspläne der Schulen einzubauen.
Daneben warb das Landesinstitut für Leh-
rerbildung und Schulentwicklung an den
Schulen für das Projekt. Einige ehrenamtlich tätige Apotheker informierten darüber
hinaus auf der Messe „Pakt für Prävention
– Gemeinsam für ein gesundes Hamburg“
im Herbst 2014 über „Apotheke macht
Schule“.
Die Gesundheits- und Präventionsthemen kommen gut an.
02/2015
UniDA Z
47
Im Jahr 2006 initiierte die Lan­
desapothekerkammer BadenWürttemberg in Kooperation mit
dem Landesapothekerverband das
Projekt „Apotheke macht Schule,
Prävention im Klassenzimmer“.
Unterstützt wurde es vom Kultus­
ministerium Baden-Württemberg.
In den folgenden Jahren wurde das
Projekt in Zusammenarbeit mit dem
Bayerischen Staatsministerium für
Unterricht und Kultur, dem Wissen­
schaftlichen Institut für Prävention
im Gesundheitswesen (WIPIG) sowie
der Bayerischen Landesapotheker­
kammer weiter ausgebaut. In den
Jahren darauf machten weitere
Kammern beim Präventionsprojekt
mit, beispielsweise die Landesapo­
thekerkammern Rheinland-Pfalz,
Westfalen-Lippe und Berlin.
Der zweite Vortrag lief ebenso reibungslos
und der Lehrer war begeistert, wie viel Interesse seine Schüler zeigten. Im Anschluss
machten wir einige Termine für Vorträge zu
anderen Themengebieten aus.
WISSEN WEITERGEBEN
Allein an dieser Schule habe ich in den kommenden Monaten mehrere Termine. Nächstes Mal steht das Thema „Sonne, Strand und
Sonnenbrand“ an. In dem Vortrag werden
Schüler dafür sensibilisiert, welche Folgen
es für die Haut hat, wenn sie sich der Sonne zu lange und vor allem ohne Schutz aussetzen. Sie sollen lernen, Verantwortung für
ihre Haut und ihren Körper zu übernehmen. Mit dem Präventionsprojekt kann bereits in jungen Jahren das Bewusstsein für
die eigene Gesundheit geschärft werden,
und das kann sich durchaus positiv auf die
weitere Entwicklung auswirken.
Durch das Projekt konnte ich viele neue Erfahrungen sammeln und auch mal abseits
des HV-Tischs mit Menschen über Gesundheitsthemen in Dialog treten. Es ist schön,
sein Wissen an junge Menschen weiterzugeben und zu sehen, wie es dankend angenommen wird. Ich freue mich daher auf die weiteren Vorträge, die ich im Rahmen des Projekts
„Apotheke macht Schule“ halten darf.
Von Helena Shalibeik,
Apothekerin in Hamburg
48
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B ERU FS STA RT
B ERUFSSTART
APOTHEKERIN IM ZYTOSTATIKABETRIEB
PHARMAZEUTISCHE
INDUSTRIE MIT
APOTHEKENFLAIR
Alle Fotos: ZytoService Deutschland GmbH
Bei der Herstellung von pa­
tientenindividuellen Zyto­
statika-Zubereitungen gibt
es eine Menge zu beachten.
Die Apothekerin in der Qua­
litätskontrolle bei ZytoService
Deutschland GmbH, Nicola
Anhorn, gewährt UniDAZ
­einen Einblick in den Her­
stellungsprozess und die
Aufgaben als Apothekerin.
D
as Unternehmen wurde 2002 von
drei Hamburger Apothekern gegründet, 2006 erfolgte die Zulassung als pharmazeutischer Herstellbetrieb.
Im Auftrag von Apotheken werden auf Individualanforderung des behandelnden
Arztes mittlerweile bis zu 2000 patientenindividuelle parenterale Infusionslösungen
hergestellt – pro Tag! Neben parenteralen
Ernährungslösungen entfällt der Großteil
auf Zytostatika-Zubereitungen. Der pharmazeutische Herstellbetrieb hat eine Herstellerlaubnis nach § 13 AMG (Arzneimittelgesetz) und stellt aus in Deutschland
zugelassenen Fertigarzneimitteln Infusionen her. „Das Besondere ist, dass man immer noch einen Apothekencharakter im
Betrieb spürt, weil es sich aus den Apotheken heraus gegründet hat“, findet Anhorn.
„Aber wir sind mittlerweile ein großer Herstellbetrieb geworden, mit sechs Reinraumlaboren, in denen jeweils vier Werkbänke
stehen.“ Im Unternehmen arbeiten 23 Apotheker, 56 PTA und 23 PKA.
Die Produktion ist genauestens getaktet.
„Wir müssen immer das produzieren, was
für den nächsten Tag benötigt wird“, erklärt
die Apothekerin – dabei gebe es auch Zeiten mit einem sehr hohen Arbeitspensum,
etwa vor Ostern. Dieselbe Anzahl an Patienten bekommt die Chemotherapie dann
beispielsweise innerhalb von vier statt von
fünf Wochentagen. „Somit müssen wir die
gleiche Anzahl an Infusionen an weniger
Tagen produzieren“, erklärt Anhorn und
fügt hinzu: „Krebszellen kennen eben keine Feiertage.“
eine Rezeptur, herzustellen“, erläutert Anhorn. Die Daten werden von einer PTA in
ein spezielles Computerprogramm eingegeben. Zwei Apotheker gleichen die Daten im
4-Augen-Prinzip ab und führen einen Plausibilitätscheck durch.
Auf der Anforderung finden sich allgemeine Angaben wie Name und Geburtsdatum
des Patienten und Wirkstoff sowie die Dosis. Zusätzlich sind Körpergewicht und die
Größe des Patienten sowie der Tag der Applikation vermerkt. „Aus Gewicht und Größe wird die Körperoberfläche berechnet,
nach der die meisten Zytostatika dosiert
werden“, erklärt die Apothekerin. Einige Zytostatika und vor allem die Dosis der monoklonalen Antikörper werden hingegen nach
Körpergewicht des Patienten berechnet, wie
das Antikörperpräparat mit dem Wirkstoff
Trastuzumab gegen Brustkrebs. „Die vom
Arzt ermittelte Dosis wird dann von uns
Apothekern nachgerechnet.“ Häufig schreiben die Ärzte auch die Krebsart, also den
ICD-Code, auf, dann kann zusätzlich überprüft werden, ob das Arzneimittel für die
Therapie dieser Krebsart vorgesehen ist.
Die gängigen Therapieschemata finden sich
im sogenannten Blauen Buch und sind nach
Krebserkrankungen mitsamt Wirkstoffen,
Regeldosierungen und Therapieintervallen
aufgeführt. „Gerade zu Beginn muss man
vieles nachschlagen und sich intensiv einarbeiten. Mittlerweile kenne ich aber viele
Schemata auswendig.“ Bei einer Folgeanforderung wird auch kontrolliert, ob der
empfohlene Abstand zur vorherigen Gabe
eingehalten wurde. Dass der Applikationstag auf der Anforderung steht, ist außerdem
für die Produktionsabläufe von Bedeutung.
Bei kurzhaltbaren Infusionen sei es sogar
wichtig, die Uhrzeit zu wissen, so Anhorn,
weil es Infusionen gebe, die nur 24 Stunden
haltbar sind. „Diese Infusionen können wir
nicht sofort morgens produzieren, sondern
erst im Laufe des späten Nachmittages, da
erst am Folgetag ausgeliefert wird.“
Wenn den Apothekern bei der Kontrolle
Unregelmäßigkeiten auffallen, dann halten
sie Rücksprache. „Die Ärzte sind in der Regel sehr dankbar, wenn wir ihnen pharmazeutische Unterstützung anbieten.“ Wenn
eventuelle Ungereimtheiten beseitigt wurden bzw. die Anforderung plausibel ist, gibt
der Apotheker diese zur Produktion frei.
... ÜBER DIE HERSTELLUNG ...
Alle Ausgangsmaterialien für die Produktion kommen über die Desinfektionsschleusen ins Reinraumlabor. Die Präparate wurden zuvor in der Wareneingangskontrolle
geprüft und vom Leiter der Qualitätskontrolle oder seinem Stellvertreter freigegeben.
Die gesamte Produktion und Dokumentation ist computergesteuert: Die Mitarbeiter
im Labor können beispielsweise sehen, ob
eine Anforderung bereits freigegeben wurde. Auch bei der Herstellung kommt das
Programm ins Spiel: Bevor die Hersteller
ein Vial mit Wirkstofflösung verwenden
können, müssen sie es zur Verifizierung
abscannen. Hierdurch ist eine eindeutige
Rückverfolgung der Chargen der eingesetzten Arzneimittel möglich. Zudem werden
die Einwaagen gravimetrisch gelockt, das
System erfasst über eine Waage also, ob die
korrekte Menge Wirkstoff verwendet wur-
VON DER ANFORDERUNG ...
Die Anforderung, die anders als das klassische Rezept aussieht und detailliertere Informationen enthält, wird an eine öffentliche Apotheke oder Krankenhausapotheke
übermittelt. Diese wiederum übermittelt
die Anforderung an den pharmazeutischen Herstellbetrieb. „Es ist also immer
eine Apotheke, die uns den Auftrag erteilt,
eine patientenindividuelle Infusion, also
Nachdem die Anforderung des Arztes in den PC eingegeben wurde,
gleichen zwei Apotheker die Daten ab und führen einen Plausibi­
litätscheck durch.
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UniDA Z
49
de. „Fehler können also nicht passieren, da
alles zusätzlich computerüberwacht und gesteuert wird“, bilanziert Anhorn.
Neben dem Mitarbeiter, der die Infusionen
herstellt, gibt es sogenannte Anreicher im
Labor. Wenn Rezepturen nicht gravimetrisch überprüft werden können, etwa weil
die Volumina zu gering sind, dann kontrolliert der Anreicher die in der Spritze aufgezogene Menge Wirkstoff, um das Vier-­
Augen-Prinzip zu gewährleisten.
... BIS ZUR AUSLIEFERUNG
Die fertige Infusionslösung verlässt das Labor über eine Schleuse und wird in einer
Kiste auf einem Fließband weitertransportiert, in eine Verpackung eingeschweißt
und in der Endkontrolle auf zahlreiche
Prüfpunkte untersucht, dazu zählen u.a.
sichtbare Verunreinigungen der Lösung,
Unversehrtheit des Infusionsbeutels und
der Umverpackung, Etikettierung, Füllvolumen und Stabilität. Abschließend wird
jede hergestellte Infusion durch den Leiter
der Qualitätskontrolle oder seinen Stellvertreter geprüft und mit den Daten der Anforderung des Arztes verglichen. Verpackt
werden die Infusionen in großen Transportkisten, die entsprechend validiert sind und
je nach Bedarf gekühlt werden können. Die
Lieferung geht dann an den Auftraggeber,
also die Apotheke.
PRODUKT- UND
PERSONENSCHUTZ
Dass die Herstellung der Infusionen unter
sterilen Bedingungen abläuft, muss sichergestellt und dokumentiert werden. Einen
kleinen Haken gibt es dabei aber: „Bei uns ist
jede hergestellte Infusion eine Charge. Und
wenn wir jede Charge auf Sterilität prüfen
würden, dann hätten wir keine Infusionen
mehr. Deswegen müssen wir zeigen, dass
unsere Mitarbeiter komplett aseptisch herstellen können und dass auch die Produktion keimfrei abläuft“, erklärt Anhorn. Daher
werden die Produktionsbedingungen im
Labor genauestens überwacht. Neben dem
Partikelmonitoring werden die Temperatur
und Luftfeuchtigkeit in den Laboren kontrolliert. Zudem muss eine spezielle Druckkaskade eingehalten werden, das heißt, es
darf keine ungefilterte Luft von außen in die
Labore – und umgekehrt – gelangen. Diese wird im Rahmen des Druckmonitorings
überwacht. Darüber hinaus wird mit Abklatschplatten das Oberflächenkeimmoni-
UniDAZ
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B ERU FS STA RT
B ERUFSSTART
Die Herstellung der patientenindividuellen Zytostatika-Infusionen
wird durch ein spezielles Computersystem überprüft und gesteuert.
toring durchgeführt sowie ein regelmäßiges
Luftkeimmonitoring. „Nicht nur die Oberflächen im Labor werden abgeklatscht, sondern auch die Mitarbeiter“, erklärt Anhorn.
„Denn der Mensch ist in einem Reinraum
die höchste Kontaminationsquelle.“ Durch
die Arbeitskleidung im Labor wird natürlich nicht nur das Produkt geschützt, sondern auch dem Personenschutz Rechnung
getragen.
TROCKENÜBUNGEN
IN DER AKADEMIE
Es bedarf einer gewissen Übung, um den
Reinraumanzug korrekt anzuziehen – und
das in einem angemessenen Zeitrahmen. „Es
dauert wirklich lange, um sich umzuziehen“,
weiß Anhorn aus eigener Erfahrung. Lernen kann man das in der ZytoService Trainingsakademie, die 2013 gegründet wurde.
Besonderen Wert lege man auf die Schulung
der Labormitarbeiter, da diese sehr nah am
Produkt arbeiten. „Arbeitssicherheit ist hier
natürlich ein großes Thema.“ Aber auch alle
anderen neuen Mitarbeiter werden in ihren
jeweiligen Arbeitsbereichen umfassend geschult, bevor es ernst wird, erklärt die Apothekerin.
der Sonntagsdienst ansteht, zuständig ist.“
Unter dieser Nummer können Apotheker,
Ärzte und Krankenschwestern im Notfall
anrufen und ihre ganz unterschiedlichen
und auch sehr speziellen Fragen loswerden. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten,
bei denen man Hilfestellung leisten muss,
manchmal aber auch eine fehlende Infusionslösung, die dringend benötigt wird. „Wie
in der öffentlichen Apotheke ist kein Notdienst wie der andere und das ist natürlich
spannend und macht Spaß, ist aber auch
eine große Verantwortung.“
WUNDERBARER JOB
Der Job gefällt Anhorn, die mittlerweile seit
über zwei Jahren im Bereich der stellvertretenden Leitung der Qualitätskontrolle ar-
beitet, weil der onkologische Bereich viele
Neuerungen bereithält und die Zusammenarbeit im Team klasse funktioniert. „Es ist
schon toll, wenn man an einem Strang zieht,
sich austauscht und Problemfälle durchdiskutiert und auch mal gemeinsam eine Entscheidung fällt.“ So könne man vom Wissen
und den Erfahrungen der Kollegen profitieren. Nicht zuletzt empfindet Anhorn ihre
Arbeit als Bereicherung, weil die Medikamente den Patienten helfen oder ihnen Zeit
und auch ein Stück Lebensqualität schenken können.
„Eine befreundete Apothekerin aus der öffentlichen Apotheke erzählte mir einmal,
dass sie kurz vor Weihnachten bei einer
Patientin angerufen hat. Ihr Mann war am
Telefon und sagte ‚Sie rufen bestimmt wegen der Chemotherapie meiner Frau morgen an, sie kommt! Aber heute ist sie auf
dem Weihnachtsmarkt!‘ Wenn man mitbekommt, dass es den Patienten durch die
Therapie so viel besser geht, ist das ein schönes Gefühl. Manchmal sind es nur Monate,
die man rausholen kann, aber für manche
Patienten ist es vielleicht der Monat, in dem
sie die goldene Hochzeit feiern oder das Enkelkind bestaunen können.“
Von Annette Lüdecke,
Apothekerin und freie Journalistin
in Hamburg
SONNTAGSDIENST UND
NOTDIENSTHANDY
Die Apotheker übernehmen turnusmäßig
Sonntagsdienste, die Anhorn sehr gerne
macht. „An diesem Tag produziert man mit
einem kleineren Team die kurzhaltbaren Infusionslösungen, und dann kümmert man
sich wirklich um alles. Die Abklatsch- und
Sedimentationsplatten werden ausgewertet,
man legt die Produktionsreihenfolge selber fest und hat auch das Notdiensthandy
bei sich, für das man in der Woche, in der
Die fertige Infusionslösung wird in der Endkontrolle auf
verschiedene Parameter untersucht.
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UniDA Z
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BERUFSUNFÄHIGKEITSVERSICHERUNG
VORSORGE GEGEN DEN
VERDIENSTAUSFALL
Foto: Coloures-pic (fotolia)
50
Wer heute studiert, muss bis mindestens 67 arbeiten. Eine
lange Zeit … aber nicht jeder ist auch so lange erwerbsfä­
hig. Künftig wird fast jeder Zweite wegen eines psychischen
oder physischen Leidens vorzeitig aus dem Arbeitsmarkt
ausscheiden, sagen Experten. Deshalb ist es existenziell,
gegen das Risiko einer Berufsunfähigkeit abgesichert zu
sein.
K
atharina studiert im fünften Semester Pharmazie. Privat ist sie
eine begeisterte und talentierte
Reiterin. Dann – in den Semesterferien –
verunglückt die junge Frau. Die Diagnose
ist erschreckend: Katharina ist querschnittsgelähmt. An die Fortsetzung des Studiums
ist nicht zu denken, geschweige denn an
eine spätere Arbeit in der Offizin …
Solche Fälle sind zum Glück eher selten.
Viel häufiger führen psychische Erkrankungen und Nervenleiden zu einer Berufsunfähigkeit. 2015 lagen sie mit 33 Prozent
als Ursache auf dem ersten Platz. Das gilt für
Männer wie Frauen. Mit durchschnittlich
44,2 Jahren ist für die Betroffenen Schluss
mit dem Berufsleben – und gleichzeitig
auch dem Arbeitseinkommen. Die Wahrscheinlichkeit für Zwanzigjährige, im Laufe
des Erwerbslebens zeitweise oder dauerhaft
berufsunfähig zu werden, liegt heute bei 43
Prozent!
Wer wie Katharina schon während des Studiums berufsunfähig wird, ist besonders
schlimm dran. Denn hier greift nicht ein-
mal die staatliche Erwerbsminderungsrente. Diese Leistung bekommt nämlich nur,
wer mindestens fünf Jahre lang gesetzlich
rentenversichert war und innerhalb der
letzten fünf Jahre 36 Monate lang Beiträge
gezahlt hat.
Aber diese Rente ist mager. Und: Im Gegensatz zur Berufsunfähigkeit, bei der es um
den zuletzt ausgeübten Beruf geht, bedeutet erwerbsunfähig, dass man gar keinen
Beruf mehr ausüben kann. Voll erwerbsunfähig ist, wer weniger als drei Stunden pro
Tag arbeiten kann; bei drei bis sechs Stunden täglich spricht man von teilweiser Erwerbsminderung.
BU-RENTE DES
VERSORGUNGSWERKS
Für angehende Pharmazeuten hat die Kammermitgliedschaft zwei Vorteile: Sie können
sich von der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht befreien lassen. Und sie haben
über das Versorgungswerk der Kammer bei
einer Berufsunfähigkeit (BU) Anspruch auf
eine BU-Rente. Die Voraussetzungen für
den Leistungsfall sind in den jeweiligen Satzungen festgelegt und unterscheiden sich
etwas voneinander. Eines trifft aber immer
zu: Die BU-Rente wird nur dann gezahlt,
wenn eine 100-prozentige Berufsunfähigkeit besteht, pharmazeutische Tätigkeiten
also überhaupt nicht mehr ausgeübt werden
können. Solange Sie als angestellter Apotheker noch Gehalt bekommen oder sich in Ihrer eigenen Apotheke vertreten lassen, gibt
es keinen Anspruch auf die Leistung.
Daher ist es sinnvoll, privat vorzusorgen,
mit einer Versicherung, die bereits ab einer
50-prozentigen Berufsunfähigkeit greift.
APOTHEKERBERUF:
NIEDRIGES RISIKO
Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung haben Sie Glück, was Ihre Berufswahl angeht: Denn Apotheker gilt als
Beruf mit niedrigem Risiko. Daher sind die
Prämien günstiger als bei Lehrern, Fluglotsen oder Polizisten. Und Sie sind noch jung:
Das ist auch gut, denn die Beiträge steigen,
je später Sie einsteigen. Allerdings spielen
zwei weitere Faktoren eine Rolle, ob Sie
überhaupt eine Versicherung bekommen
und das zu einem vertretbaren Beitrag: Das
eine sind Ihre Hobbys und das andere eventuell bestehende Erkrankungen.
GEFÄHRLICHE HOBBYS?
Wenn Sie in Ihrer Freizeit regelmäßig Freeclimbing betreiben, müssen Sie damit rechnen, dass Ihr Antrag auf eine BU-Versiche-
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B ERU FS STA RT
INT ER NAT IO NALES
Bei der Gesundheitsprüfung gibt es drei Varianten:
1. Bei Erkrankungen wie beispielsweise einer Depression, multipler Sklerose oder
Diabetes Typ 1 wird man voraussichtlich überhaupt keinen Vertrag erhalten
(Ablehnung).
2. Bei Allergien, Neurodermitis, einem
Bandscheibenvorfall oder Asthma wird
der betreffende Problembereich vom
Versicherungsschutz
ausgenommen
(Ausschluss).
3. Bei Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder starkem Übergewicht
u. ä. muss man mit Zuschlägen rechnen
(Risikozuschlag).
Gerade bei psychischen Störungen sind die
Versicherungen sehr hellhörig und risikobewusst. Schon eine Behandlung wegen
einer Spinnenphobie kann zur Ablehnung
führen. Das Problem: Wenn Ihr Antrag von
einer Versicherung abgelehnt wurde, wird
dies in einer zentralen Datenbank der Versicherungswirtschaft gespeichert – und Sie
haben dann auch bei anderen Unternehmen schlechte Karten. Hier sollten Sie die
Versicherungsbedingungen sorgfältig vergleichen: Für welchen Zeitraum werden die
Gesundheitsfragen gestellt? Maximal sollten Sie fünf Jahre bei ambulanten und zehn
Jahre bei stationären Erkrankungen akzeptieren.
UniDA Z
53
HEILMITTEL AUS DER NATUR
ÜBER FLAVONOIDE
IN MORINGA-ARTEN
Bevor man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, gilt es, sich sorgfältig über
die Leistungen und Bedingungen zu informieren.
Derzeit wird Moringa als Nahrungsergänzung angeboten oder in Pflegeprodukten
verarbeitet. Um die Möglichkeiten der medizinischen Nutzung weiter zu erforschen
und gegebenenfalls voranzutreiben, wäre
die Herstellung von standardisierten Extrakten wünschenswert. Zudem gilt es zu
klären, ob die in den Tropen beobachteten
immunstärkenden Effekte auf europäische
Konsumenten übertragbar sind. Afrikanische Patienten profitieren aufgrund einer
weniger ausgeglichenen Ernährung möglicherweise deutlich stärker als Personen im
westlichen Kulturkreis.
Da in Europa das Interesse an „Heilmitteln
aus der Natur“ wächst, könnten MoringaProdukte in den nächsten Jahren auch hierzulande eine größere Rolle spielen.
EINZELVERTRAG ODER
KOMBINATION?
Von Ruth Ilchmann,
Apothekerin und Doktorandin an der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Foto: contrastwerkstatt (fotolia)
VORERKRANKUNGEN
Außerdem wird man nach seinem Gesundheitszustand gefragt: Auch hier gilt es,
gründlich und wahrheitsgemäß zu antworten, auch wenn das zu Zuschlägen oder gar
einer Ablehnung führen könnte. Zum Glück
haben Sie als Studierende meist noch nicht
mit chronischen Erkrankungen zu kämpfen. Daher ist es ratsam, das Thema nicht
auf die lange Bank zu schieben.
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UNIDAZ-WISSENSCHAFTSPREIS
rung abgelehnt wird. Das Risiko, dass Ihnen
tatsächlich etwas zustößt und Sie schon in
jungen Jahren invalide werden, ist den Versicherern einfach zu hoch. Kitesurfing oder
Springreiten könnten zu einem Aufschlag
von etwa 50 Prozent führen, Paragliding sogar die Prämie verdoppeln. Angeben muss
man solch ein Hobby trotzdem, denn sonst
kann die Versicherung die Leistung wegen
Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht verweigern.
In der Regel empfehlen Verbraucherschützer den Abschluss einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU). Wenn
Sie bereits Familie haben, ist auch die Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ)
in Kombination mit einer Risikolebensversicherung zu erwägen – dies ist oft kaum
teurer und sichert Angehörige für den Todesfall ab. Eine Kombination von BUZ mit
Kapitallebens- oder Rentenversicherungen
gilt dagegen als teuer und ungünstig im Fall,
dass Sie später die Beiträge nicht mehr zahlen können.
Achten Sie außerdem darauf, dass die von
der Versicherung erwirtschafteten Überschüsse dazu genutzt werden, Ihre Prämien
zu senken (Beitragsverrechnung).
GENAU HINSCHAUEN
Je früher Sie einsteigen, desto wichtiger ist
es, dass sich die Leistung und Beiträge später erhöhen lassen, wenn sich Ihre Lebensumstände geändert haben (Nachversicherungsgarantie).
Außerdem wichtig: eine Versicherungszeit
und Leistungsdauer möglichst bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze von 67 Jahren sowie eine ausreichende Höhe der BURente. Denn wer arbeitsunfähig ist, hat oft
krankheitsbedingt hohe laufende Kosten.
Experten raten, etwa zwei Drittel des Nettoeinkommens als Leistung zu vereinbaren. Orientieren können Sie sich dabei an
den Tarifgehältern im Apothekenbereich,
die Sie auf der ADEXA-Internetseite finden
(www.adexa-online.de). Als Pharmazeut
macht es Sinn, beim Vergleich von Angeboten auch die Berufsunfähigkeitsabsicherung der Deutschen Ärzteversicherung mit
in Betracht zu ziehen, denn hier werden die
Interessen von Heilberuflern besonders berücksichtigt. Entsprechende Infos erhalten
Sie über die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (www.apobank.de).
Fotos: Ruth Ilchmann
UniDAZ
Von Dr. Sigrid Joachimsthaler,
ADEXA, Leitung Presse & Öffentlichkeitsarbeit
LITERATURTIPP
Berufsunfähigkeit gezielt absichern – Der
Weg zum besten Vertrag
Verbraucherzentrale NRW
5. Auflage 2013 / € 9,90
ISBN 9783863360177
auch als E-Book erhältlich
In den Medien sind außerdem
Testberichte zu finden:
finanzen.de
Finanztest 7/2014 (und voraussichtlich
8/2015, www.test.de)
€uro 4/2015
Ökotest 3/2014 (www.oekotest.de)
Ein Tipp: In den Verbraucherzentralen
können Sie sich gegen eine geringe
Gebühr Kopien der Beiträge anfertigen.
Foto: DAZ/Alex Schelbert
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Zubereitungen aus Moringa erfreuen sich aufgrund des
hohen Flavonoidgehaltes zunehmender Beliebtheit. In ihrer
Heimat, Indien und Afrika, werden Moringa-Arten schon
seit vielen Jahrhunderten genutzt. Im Süden Äthiopiens
sind die Blätter ein wichtiges Nahrungsmittel. Die darin
enthaltenen Flavonoide spielen als Radikalfänger auch in
der Medizin eine Rolle, da viele Krankheiten mit oxidativem
Stress assoziiert werden.
Der Siegerbeitrag im Wettbewerb um
den diesjährigen UniDAZ-Wissen­
schaftspreis ging aus einer Diplomar­
beit mit dem Titel „Comparative Study
of Flavonoids in Moringa stenopetala
and Moringa oleifera“ hervor, die im
Rahmen eines vom Deutschen Akademi­
schen Austauschdienst (DAAD) geförder­
ten Projekts angefertigt wurde.
Ruth Ilchmann verfasste diese Diplom­
D
arbeit an der Addis Abeba University in
Äthiopien und am Institut für Pharma­
zeutische Technologie und Biopharmazie
der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg unter der Leitung von Prof.
Dr. Reinhard Neubert. Mit ihrer Arbeit
setzte sie sich gegen neun Mitbewerber
durch. Der UniDAZ-Wissenschaftspreis
wurde auf der Interpharm in Hamburg
verliehen.
ie Flavonoide Quercetin und­­­ den, dass die Arten ein unterschiedliches
Kaempferol wurden bereits in ver- Spektrum an Flavonoiden bilden und dass
schiedenen Moringa-Arten nach- der absolute Gehalt vermutlich durch äußegewiesen. In der vorliegenden Arbeit wur- re Faktoren beeinflusst wird. Zudem konnte
de das Untersuchungsmaterial von Moringa erstmalig Isorhamnetin in den Pflanzenprostenopetala an unterschiedlichen Standorten ben von Moringa oleifera quantifiziert werin Äthiopien gesammelt, das von Moringa den.
oleifera – der wohl bekanntesten MoringaSpezies – stammt aus Indien und Ruanda.
In diesen Pflanzenproben wurden die Flavonoide Quercetin, Kaempferol und Isorhamnetin quantifiziert. Die Untersuchungen
zeigten, dass sich die beiden Moringa-Arten sowohl in ihrer Flavonoid-Zusammensetzung als auch im relativen Gehalt an Flavonoiden unterscheiden. Beim Vergleich
der Proben einer Art standen die absoluten
Gehaltsunterschiede im Vordergrund. Aus
den Ergebnissen kann geschlussfolgert wer-
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UniDAZ
02/2015
INT ERNAT IO N A L E S
INT ER NAT IO NALES
DIPLOMARBEIT IN ÄTHIOPIEN
MORINGA, INJERA
UND HEIRATSANTRÄGE
Vor mir das zweite Staatsexamen, in meinem Kopf die Fra­
ge, wie es nach dem Lernmarathon weitergehen soll. Da
springt mir ein Artikel in einer pharmazeutischen Fachzeit­
schrift entgegen, und ich weiß auf einmal, was ich machen
werde.
D
gen, ob ihm diese Art von Tätigkeit Freude
macht. Den Hauptteil meiner Arbeit fertigte
ich an der Universität in Halle an. Um die
Materialien zu besorgen, gehörte dann noch
ein circa einmonatiger Forschungsaufenthalt in Äthiopien dazu. Für mich war das
Diplom an der Uni Halle eine geniale Möglichkeit, einen akademischen Abschluss mit
einem Auslandsaufenthalt zu verbinden –
und das alles im Rahmen meines Praktischen Jahres!
KOFFER PACKEN
Bevor es nach Äthiopien ging, musste aber
noch einiges erledigt werden, wie beispielsweise der rechtzeitige Arztbesuch für einige
Impfungen, eine gut ausgestattete Reiseapotheke zusammenstellen und den Reisepass
Später konnte ich dann noch im Süden des
Landes an weiteren Standorten etwas ernten. Je weiter man sich von den Städten entfernt, desto exotischer erscheint man den
Menschen dort. In Konso verbreitete sich
die Nachricht, dass eine Weiße den Moringa-Baum sucht, wie ein Lauffeuer, und im
Nu waren mein äthiopischer Begleiter und
ich von einer Horde neugieriger Kinder
begleitet, die genau beobachteten, was ich
machte.
»
Hier leben die
Menschen unter
einfachsten Bedingungen.
«
Ein Handy besitzt
trotzdem fast jeder.
OFFEN UND HILFSBEREIT
Die Äthiopier sind sehr offene und hilfsbereite Menschen. In den großen Städten können viele Englisch, aber alle freuen
sich über den Versuch, ihre Landessprache
Amharisch zu lernen. Dabei wird man tatkräftig unterstützt und bekommt viel Lob
für wenige Brocken: Ein krasser Gegensatz zu uns kritischen Deutschen. Wer sich
hier wohlfühlen möchte, darf sich von den
„Ferensch“-Rufen (Amharisch für „Weißer“) auf der Straße nicht abschrecken lassen. Denn lernt man die Leute erst einmal
kennen, kann man einiges in Sachen Gastfreundschaft lernen. Auf der Hut vor heiratswütigen Junggesellen, setzte ich mich
einmal in der Mensa zu einem Pärchen an
den Tisch. Was in Deutschland vermutlich
eher ungewöhnlich ist, führte dort zu einem
herzlichen Hallo. Mit der Frage „Willst du
bei uns mitessen?“ schob mir der Mann ihren Teller hin (in Äthiopien essen die Leute häufig gemeinsam von einem Teller). Ein
anderes Mal war ich mit dem Bus im Land
AUF DER SUCHE
NACH MORINGA
Nach den Vorversuchen in Deutschland
bestand meine Aufgabe in Äthiopien darin,
die Blätter vom Baum Moringa stenopetala
zu sammeln, um sie in meiner Diplomarbeit
zu analysieren. Äthiopische Freunde aus
dem Gästehaus, in dem ich wohnte, verhalfen mir zu meinen ersten Blättern. Sie luden
mich einfach für ein Wochenende zu sich
nach Hause ein. In ihrer Stadt wachsen im
Gegensatz zu Addis Abeba Moringa-Bäume.
unterwegs. Das ist eine interessante und
günstige Art zu reisen. Dabei kann man das
Leben der Menschen besser kennenlernen,
als wenn man mit dem Flugzeug in kurzer Zeit an sein Ziel gelangt. Bei der Rückkehr in die Hauptstadt wusste ich allerdings
nicht, wie ich vom Busbahnhof zu meiner
Unterkunft kommen sollte. Kurzerhand
fand ich mich bei meiner Sitznachbarin aus
dem Bus zu Hause wieder, die mich zu ihrer
Familie eingeladen hatte. Nach dem Mittagessen blieb ich natürlich noch zum Kaffee.
Stunden später zeigte sie mir einen Minibus,
mit dem ich dann nach Hause kam.
ALLTAG EINMAL ANDERS
Minibusse sind das häufigste Transportmittel in den meisten Teilen des Landes. Es gibt
keine offiziellen Abfahrtszeiten, man wartet
einfach an der Straße und muss auf die Rufe
der Jungs hören, die aus dem Fenster des
Minibusses hängen und lautstark verkünden, wohin dieser fährt. Auf dem Weg zur
UniDA Z
Besuch bei einem Volksstamm in Tulgit
Laborbucheintrag im Hinterland von Äthiopien
Auf der Suche nach Moringas in Konso
55
Arbeit ist Ellenbogeneinsatz gefragt, wenn
man nicht stundenlang am Straßenrand stehen möchte.
Die Cafeteria an der Uni bietet das landestypische Gericht Injera in verschiedenen
Variationen an. Aus Teff, dem wichtigsten
Getreide in Äthiopien, wird ein Fladen gebacken, der mit Wot (einer Zwiebelsoße, die
das scharfe Gewürz Berebere enthält) gegessen wird. Zum Frühstück gibt es ebenfalls
Injera, der schon mit Soße getränkt ist. Das
Ganze nennt sich dann Firfir, was so viel wie
vermengt bedeutet. Wer das typisch deutsche Frühstück vorzieht, findet in den Bäckereien aber auch Brot und in den Läden
Marmelade und Honig.
Ein wichtiger Bestandteil der äthiopischen
Kultur ist Kaffee. Aber in Äthiopien wird
Kaffee nicht einfach nur getrunken: Die
Zubereitung ist eine ganze Zeremonie und
nimmt einen unverzichtbaren Platz im
Tagesablauf ein. Von der Dame des Hauses werden die getrockneten, noch grünen
Bohnen auf dem Kohlefeuer geröstet, kleingestampft und in der Tschebena, einer speziellen Kanne, zubereitet. Meist wird frisches Gras als Dekoration auf dem Boden
ausgelegt und Popcorn oder geröstetes Getreide dazu gereicht.
KLEINE HÜRDEN
Während in Deutschland zumeist alles gut
organisiert ist, werden einige Dinge in Äthiopien öfter mal spontan geregelt. So sind
Strom und fließendes Wasser je nach Stadtteil und Unterkunft selbst in der Haupt-
Alle Fotos: Ruth Ilchmann
ass es eine Verbindung zwischen
meinem nicht gerade auslandssemesterfreundlichen
Studium
und Äthiopien, meinem Lieblingsland, gibt,
wusste ich bisher gar nicht. Aber nach ein
paar Mails und Telefonaten mit Prof. Dr.
Reinhard Neubert von der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg ist es beschlossene Sache: Ich werde eine Diplomarbeit über Inhaltsstoffe äthiopischer Pflanzen
schreiben und diese in Ostafrika sammeln.
Eine Diplomarbeit ist im Pharmaziestudium nicht verpflichtend, kann aber an einigen Universitäten angefertigt werden und
bietet eine gute Gelegenheit, die Forschung
besser kennenzulernen. Wer überlegt, nach
dem Studium zu promovieren, kann hier in
einem überschaubaren Zeitrahmen abwä-
und ein Visum beantragen. Letzteres erhielt
ich innerhalb kürzester Zeit mit einigen
Briefen vom äthiopischen Generalkonsulat
in Frankfurt. Es ist auch möglich, ohne Visum einzureisen: In diesem Fall bekommt
man dann ein Touristenvisum für einen
Monat direkt am Flughafen ausgestellt. Eine
Malariaprophylaxe ist nicht in allen Teilen des Landes nötig, da in den Hochlagen
Äthiopiens die Anophelesmücke nicht vorkommt. Die Hauptstadt Addis Abeba beispielsweise gilt als malariafrei. Eine Standby-Medikation mitzunehmen ist jedoch in
jedem Fall sinnvoll, um ein sicheres Präparat zur Hand zu haben. Das Projekt „Welcome to Africa“ der Uni Halle wird vom
Deutschen Akademischen Austauschdienst
(DAAD) gefördert. Das ersparte mir lange
Stipendienanträge. Bezahlt bekam ich eine
Pauschale für Reise und Unterkunft, die
durch ein paar Tipps von äthiopischen Kollegen an der Partneruniversität tatsächlich
meine kompletten Ausgaben deckte.
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Wichtigstes Personenbeförderungsmittel: Der Minibus
UniDAZ
02/2015
»
INT ERNAT IO N A L E S
Als Frau begegnet einem wohl am
häufigsten die Frage nach einem Ehemann.
stadt nicht immer garantiert, und die Internetverbindung ist häufig sehr langsam.
Beim Einkaufen sollte man sich nicht mit
dem erstbesten Preis zufriedengeben. Dieser wird meist auch einfach willkürlich in
die Höhe geschraubt, wenn ein Weißer am
Stand auftaucht. Dasselbe gilt für Taxifahrten. Wer allerdings Geduld zum Feilschen
hat, wird belohnt. Netterweise geben die
Einheimischen einem auch immer mal
wieder einen Tipp, was die Dinge normalerweise kosten. Als Frau begegnet einem
wohl am häufigsten die Frage nach einem
Ehemann. Wird diese verneint, findet man
sich auf einmal in einem nicht enden wollenden Schwall gesteigerten Interesses und
Beteuerungen, wie wunderschön man doch
sei, wieder. Ab und zu wird einem auch auf
der Stelle ein Heiratsantrag mitten auf der
Straße gemacht. Angst haben braucht man
aber trotzdem nicht, wenn man sich dort als
Frau alleine bewegt.
KONTRASTREICHES ÄTHIOPIEN
Während meines Aufenthaltes bekam ich
einiges vom Land zu sehen. Äthiopien ist
ein Land mit langer christlicher Kultur. Die
Felskirchen von Lalibela, ein UNESCOWeltkulturerbe, sowie die touristischen Anziehungspunkte Axum und Gondar befinden sich im Norden des Landes. Von Addis
INT ER NAT IO NALES
«
Abeba, der Hauptstadt, kann man bequem
mit dem Flugzeug dorthin gelangen. Etwas südwestlicher liegt der Tanasee, von
dem aus sich in der Nähe von Bahir Dar der
Blaue Nil in die Tiefe stürzt, bevor er viele
Kilometer später im Sudan in den Weißen
Nil mündet.
Das Hochland von Äthiopien unterscheidet
sich stark von anderen afrikanischen Ländern. Hier wird hauptsächlich Kaffee angebaut, und das Klima ist gemäßigt. Im Süden
des Landes schlängelt sich der Omofluss
durch die Landschaft, an dessen Ufer verschiedene Stämme leben.
In Äthiopien gibt es viele Nationalparks, in
denen unter anderem Nilpferde, Krokodile,
Antilopen und Zebras beobachtet werden
können. Wer allerdings eine typische Safaritour erleben möchte, findet solche Angebote wohl eher in Kenia oder Südafrika.
Auffallend ist der große Unterschied zwischen Arm und Reich. In den Städten vergisst man in manchen Gebäuden fast, dass
man sich in einem der ärmsten Länder der
Welt befindet, auf dem Land wird das dagegen an jeder Ecke offensichtlich. Hier leben
die Menschen unter einfachsten Bedingungen. Ein Handy besitzt trotzdem fast jeder
– sogar im tiefsten Busch, wo das Laden des
Akkus einige Umstände macht.
Siedlung in Südwest-Äthiopien
UniDA Z
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WERTVOLLE ERFAHRUNG
Die Wochen in Äthiopien waren die interessantesten während meiner ganzen Diplomzeit. Es war eine großartige Bereicherung,
in einer anderen Kultur zu leben und alles
einmal aus einem anderen Blickwinkel zu
betrachten. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Sich alleine durchschlagen zu
müssen, hat mich selbstständiger gemacht.
Müsste ich mich noch einmal entscheiden,
so würde ich es definitiv wieder machen.
Von Ruth Ilchmann,
Doktorandin an der MLU Halle-Wittenberg
PRAKTISCHES JAHR IN AUSTRALIEN
FORSCHUNG IM LAND
DER KÄNGURUS
Zwei ehemalige Pharmazie­
studierende haben einen
Teil ihres Praktischen Jah­
res in Australien verbracht.
Welche Vorbereitungen nötig
waren und was sie im Land
der Kängurus erlebt haben,
lest ihr in folgendem Artikel.
I
nspiriert vom Vorhaben unserer Freunde, das Praktische Jahr (PJ) im Ausland
zu absolvieren, haben wir Prof. Dr.
Lutz Heide vom Pharmazeutischen Institut
der Eberhard Karls Universität Tübingen
mit der Bitte aufgesucht, uns bei der Suche
nach einer PJ-Stelle in einem englischsprachigen Land zu helfen. Das Glück war auf
unserer Seite, denn die Universität Tübingen war gerade dabei, eine Kooperation mit
der University of Queensland in Brisbane zu
starten. Prof. Heide sicherte uns seine Unterstützung zu und versorgte uns mit den
nötigen Kontaktdaten.
BÜROKRATISCHER MARATHON
Wasserfälle des Blauen Nils bei Bahir Dar
02/2015
STUDIEREN UND FORSCHEN
Anders als in Deutschland wird das Pharmaziestudium in Äthiopien nicht in der
Landessprache, sondern auf Englisch absolviert. So konnte ich ohne Kommunikationsschwierigkeiten auch mal an einem
Seminar teilnehmen. Durch die schlechtere Infrastruktur und Stromversorgung gestaltet sich Forschungsarbeit in Äthiopien
allerdings nicht so einfach wie in Deutschland. Häufig fehlt es an Substanzen oder Lösungsmitteln, und wenn der Strom einmal
unerwartet ausfällt, muss mit so manchem
Versuch noch einmal von vorne begonnen
werden. Trotz allem gibt es im Chemical
Department ein funktionierendes NMRGerät. Flüssigen Stickstoff unter diesen
Umständen zu beschaffen, ist eine wahre
Meisterleistung – beeindruckend, was die
Kollegen in Äthiopien leisten!
Alle Fotos: Müller/Starobova
56
Fischer auf dem Tanasee
Somit begann für uns im sechsten Semester des Pharmaziestudiums ein bürokratischer Marathon. Als Erstes mussten wir
natürlich zahlreiche E-Mails schreiben, um
uns und unser Vorhaben vorzustellen sowie
Betreuer mit einem passenden Projekt und
der nötigen Zeit für zwei Pharmazeuten im
Praktikum zu finden. Nach positiven Rückmeldungen kümmerten wir uns um das Visum. Die Bearbeitung dauerte insgesamt
mehr als sieben Monate, weil wir als Auszubildende an der University of Queens-
land ein spezielles Visum für „Occupational
Trainees“ beantragen mussten. Finanziert
haben wir unseren Auslandsaufenthalt über
das Auslands-BAföG und mit eigenen Ersparnissen. Der BAföG-Antrag wurde nach
ungefähr sechs Monaten genehmigt. Wichtig war es auch, im Vorfeld beim Landesprüfungsamt für Medizin und Pharmazie
zu klären, ob unser Auslandsaufenthalt im
Rahmen der Prüfungsordnung für das dritte Staatsexamen auch wirklich anerkannt
wird. Zu guter Letzt suchten wir noch eine
Wohnung, wobei die horrenden Mietpreise
in Australien für uns auf den ersten Blick
wie ein Druckfehler aussahen! Als wir dann
unser zweites Staatsexamen und alle nötigen Dokumente zusammenhatten, konnten wir endlich unsere Koffer packen und
nach „Down Under“ fliegen. Nach 36 Reisestunden sind wir dann am Flughafen in
Brisbane im heißen australischen Sommer
angekommen.
UNIVERSITY OF QUEENSLAND
Die University of Queensland wurde im Jahr
1909 gegründet und gehört zu den weltweit
führenden Forschungs- und Lehrinstitutionen. Das Pharmaziestudium in Australi-
58
UniDAZ
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INT ERNAT IO N A L E S
INT ER NAT IO NALES
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UniDA Z
59
Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt und vollkommen naturbelassen.
en besteht aus einem vierjährigen Bachelor-Studiengang, nach dem ein einjähriges
Praktikum in einer öffentlichen Apotheke
oder in einer Krankenhausapotheke absolviert werden kann, um die Zulassung zum
Apotheker zu erlangen. Mit einem guten
Bachelor-Abschluss ist es aber auch möglich, direkt im Anschluss im Rahmen eines
zweijährigen Master-Studiengangs ein Forschungsprojekt zu bearbeiten. In Brisbane
studiert man Pharmazie an der School of
Pharmacy. Einen Teil unserer Projekte haben wir dort durchgeführt, die anderen Projekte absolvierten wir am Institute for Molecular Bioscience (IMB). Unser Supervisor
war Dr. Irina Vetter. Sie ist Wissenschaftlerin und Leiterin einer Forschungsgruppe
am IMB und an der School of Pharmacy
und beschäftigt sich hauptsächlich mit neuropathischen Schmerzen und dazugehöriger Grundlagenforschung. Dr. Vetter hat
uns an unserem ersten Arbeitstag herzlich
empfangen. Bei der Begehung des IMB und
der School of Pharmacy haben wir uns ein
wenig wie auf einer Reise in die Zukunft
gefühlt. Verglichen mit den Standards in
Deutschland waren die Forschungslabore
besser ausgestattet und auf dem allerneuesten Stand der Technik. Dr. Vetter stellte uns
den Direktor des Centre for pain research
am IMB, Prof. Richard Lewis, vor. Lewis ist
ein sehr netter, Flip-Flop-tragender Professor, der uns bei unseren Projekten immer
mit guten Ratschlägen zur Seite stand.
DIE ERSTEN ARBEITSTAGE
In den ersten Wochen wurden wir in die
allgemeinen Techniken eingewiesen, die für
die nächsten sechs Monate die Basis unserer Forschungsarbeit bilden sollten. Dazu
gehörte es, Zellkulturen verschiedener Säugetierzellen anzulegen und Methoden der
DNA-Isolierung,
Plasmid-Transfektion
und HPLC-Fragmentierung zu erlernen.
Auch in die Handhabung des FLIPRTetra
(Fluorescence Imaging Plate Reader) wurden wir eingewiesen. Dieser ermöglicht es,
innerhalb von ein paar Minuten die Aktivitäten von bis zu 386 verschiedenen Substanzen auf einmal zu überprüfen. Uns wurden
mehrere Projekte zur Thematik der neuropathischen Schmerzen übertragen, wobei
wir zum Verständnis nebenbei noch unzählige Papers lesen mussten. Nach wenigen Wochen konnten wir aber bereits völlig
selbstständig arbeiten und hatten absolute Freiheit bezüglich der Planung und Gestaltung unserer Versuche. Nicht nur unser
Wissen war bei der Arbeit gefragt, sondern
auch jede Menge Kreativität. Wir haben Dr.
Vetter oft eine vermeintlich verrückte Idee
oder Theorie vorgestellt, die aber jedes Mal
sehr positiv aufgenommen wurde.
PUBLIZIERTE FORSCHUNGS­
ERGEBNISSE
Wir haben in den sechs Monaten viele Ergebnisse und Erkenntnisse erlangt, wobei eines unserer Projekte sogar so gut lief,
dass daraus eine Publikation entstanden
ist. Diese wurde in der Fachzeitschrift Biochemical Pharmacology unter dem Titel
„α-conotoxin MrIC is a biased agonist at
α7 nicotinic acetylcholine receptors“ veröffentlicht – mit uns beiden als Erstautoren! In diesem Projekt ging es um ein sogenanntes α-Conotoxin namens MrIC, eine
Substanz, die man aus dem Gift der Kegelschnecke (Conus marmoreus), die an Korallenriffen lebt und andere Schnecken jagt,
isolieren kann. α-Conotoxine sind kleine,
über Disulfidbrücken stabilisierte Peptide,
die normalerweise nikotinische Acetylcholinrezeptoren (nAChR) blockieren. MrIC
hat aber eine für diese Substanzgruppe bisher einzigartige Eigenschaft: Es kann den
α7 nikotinischen Acetylcholinrezeptor (α7
nAChR) aktivieren, wenn dieser von einer bestimmten Substanz zuvor verändert
wurde. Der α7 nAChR ist ein ligandengesteuerter Ionenkanal, der sich überwiegend
im zentralen Nervensystem befindet. Eine
Substanz wie MrIC kann zu einem besseren Verständnis des komplizierten Rezeptors beitragen. Zudem ist sie eine potenzielle Leitstruktur für Wirkstoffe, die man bei
α7 nAChR-­assoziierten Erkrankungen wie
Schizophrenie und Morbus Alzheimer einsetzen könnte.
KONFERENZ AUF NORTH
STRADBROKE ISLAND
Ein Highlight unseres Aufenthaltes in Australien war die wissenschaftliche Konferenz
auf North Stradbroke Island östlich von
Brisbane. Das „Pain Program Grant Meeting“ findet jedes Jahr statt und wird von einem Pain Research Grant finanziert. Dort
werden (noch) unpublizierte Forschungsergebnisse zum Thema Schmerz diskutiert,
wobei auch wir unsere Projekte und bisherigen Ergebnisse in Form von zwei Postern
vorstellen durften. Es war eine tolle Erfahrung: Einerseits, weil wir selbst Poster zu
unseren Projekten vorbereiten und diese
präsentieren durften, und andererseits, weil
„Straddie“ eine wunderschöne Insel ist, auf
der man wilden Kängurus und Koalas beim
Spaziergang im Wald begegnet.
ARBEITSLEBEN: ENTSPANNT
UND PRODUKTIV
Australier arbeiten im Schnitt täglich
eine Stunde weniger als die Menschen in
Deutschland, und das Arbeitsleben verläuft
eher locker. Als wir in Australien ankamen,
fingen wir motiviert mit unserem gewohnten Arbeitstempo an – wir haben aber sehr
schnell gemerkt, dass wir von Zeit zu Zeit
auf die Bremse treten sollten. Das Arbeitsleben an der Universität in Brisbane war entspannt, aber gleichzeitig auch sehr produktiv. Es gab, bis auf das „Groupmeeting“ am
Montagmorgen, keine festen Arbeitszeiten.
Bei dem Meeting wurden bei Kaffee und
Frühstück die Daten der letzten Woche und
das weitere Vorgehen in den verschiedenen
Projekten besprochen. Ansonsten konnten
wir jeden Tag anfangen, wann immer wir
wollten, und auch die Planung lag in unseren Händen. Weil man nicht übermüdet und
unter Zeitdruck arbeiten musste, waren alle
mit Spaß bei der Sache und somit sehr produktiv. Der Umgang mit dem Vorgesetzten
ist auch ein wenig anders als in Deutschland.
Man spricht seinen Chef immer mit dem
Vornamen an, geht auch gerne zusammen
ein Bier trinken und kann mit ihm und der
gesamten Gruppe ein entspanntes Wochenende auf einer schönen Insel verbringen.
GUT GELAUNT UND
HILFSBEREIT
Die Menschen, denen wir begegnet sind,
waren eigentlich immer gut gelaunt. Ob
das an der Sonne oder an der Einstellung
zum Leben liegt? Australier sind offen und
immer interessiert daran, zu erfahren, woher man kommt und was man macht.
Übernimmt man diese Lebenseinstellung,
dann passieren einem ganz unerwartet die
schönsten Abenteuer. An einem abgelegenen See haben wir so beispielsweise eine
Gruppe Australier kennengelernt, die uns
ihr Kajak ausgeliehen haben. So konnten
wir diesen wunderschönen See von einem
ganz anderen Blickwinkel kennenlernen.
Nicht nur die Offenheit, sondern auch die
uneingeschränkte Hilfsbereitschaft gehören
zu den besten Eigenschaften der Einwohner: Bei jeglichen Problemen kann man
einfach jemanden auf der Straße fragen und
bekommt Hilfe und Unterstützung. Wäre
Australien nicht so weit weg, wäre es ein
perfekter Ort zum Leben: Sonne pur, nette
Menschen und hohe Lebensqualität! Diesen
Kontinent verlässt man definitiv nur schweren Herzens.
WELTMETROPOLE BRISBANE
Brisbane ist die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland und liegt im subtropischen
Nordosten Australiens. Dort scheint so gut
wie jeden Tag die Sonne, und die Temperaturen liegen (weit) über 20°C. Somit hat
man immer das richtige Wetter, um sich
mit Freunden zu treffen und ein Picknick
oder ein Barbecue im Park zu genießen. Es
wird sehr viel draußen unternommen, und
die Menschen leben in Australien sehr bewusst: Es wimmelt von Joggern, Fahrradfahrern und anderen Sportlern, sodass man
von deren Mentalität mitgerissen wird und
mitmacht, egal wie groß der innere Schweinehund ist.
Brisbane ist sicher keine typische Touristenstadt, da man nur wenige Sehenswürdigkeiten findet. Was man auf jeden Fall gesehen
haben sollte, ist der Central Business District mit seinen Wolkenkratzern, die Shoppingmeile „Queenstreet“ und das idyllische
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INT ERNAT IO N A L E S
Der Brisbane River schlängelt sich um den Central Business District.
S­outh Bank mit Palmenanlage und Pool
inklusive Sandstrand mitten in der Stadt,
direkt am Brisbane River. Die Millionenmetropole hat für jede Altersgruppe etwas
zu bieten: Vom freien Zugang in die Brisbane City Library über unzählige Angebote des Brisbane City Council für kostenlose
Outdoor-Sportkurse wie Boxen, Yoga und
Zumba bis hin zu klassischen und modernen Konzerten auf öffentlichen Plätzen.
Langeweile hat uns während unseres Aufenthaltes in Brisbane sicher nicht heimgesucht!
REISE ENTLANG DER OSTKÜSTE
Vor und nach unseren Forschungen hatten
wir insgesamt acht Wochen Zeit zum Reisen
und konnten somit viele Orte an der Ostküste, zwischen Town of Seventeen Seventy
im Norden bis Sydney im Süden, sehen. In
dieser Zeit haben wir mit dem Greyhound
Bus, einem Fernbus, insgesamt 2500 Kilometer zurückgelegt.
In Australien findet man die schönste Fauna und Flora der Welt. Denn der Kontinent
breitet sich insgesamt über sechs Klimazonen aus, sodass ein extrem breites Spektrum an Pflanzen- und Tierarten in Aus­
tralien beheimatet ist. Man entdeckt beim
Spaziergang in tropischen Wäldern Koalas, Kängurus, Pythons, riesige Spinnen
»
In Australien findet
«
man die schönste Fauna
und Flora der Welt.
(die man lieber nicht entdeckt hätte), Echsen, Schmetterlinge und unzählige Vogelarten. Es gibt zahlreiche Nationalparks mit
majestätischen Gumtrees (Eukalyptusbäume) und daran angrenzend kilometerlange
Strände, die als Teil eines Naturschutzgebietes meist menschenleer und absolut sauber
sind. Weil wir noch mehr von der Tierwelt
Australiens sehen wollten und um uns einen Traum zu erfüllen, waren wir in den
flachen Gewässern des Great Barrier Reefs
schnorcheln. In bunten Fischschwärmen
und direkt neben einer gemächlichen Grünen Meeresschildkröte zu schwimmen, war
einfach unvergesslich. Bei Lady Elliot Island (eine Lagune im Great Barrier Reef),
Moreton Island mit Schiffswracks und an
der Westseite von Fraser Island – der größten Sandinsel der Welt – haben wir unsere schönsten Schnorchelabenteuer erlebt.
Sydney war dann schließlich der Endpunkt
unserer Reise. Das Wahrzeichen Sydneys
ist das Opernhaus im Sydney Harbour. Auf
der angrenzenden Promenade haben wir
viele Cafés und Bars gefunden, in denen
wir einen Drink und den Sonnenuntergang
mit Blick aufs Opernhaus und die Harbour
Bridge genießen konnten.
ERFAHRUNG FÜRS LEBEN
Wir würden jedem, der sich für die Forschung interessiert und herausfinden möchte, ob eine Forschungskarriere der richtige
Weg ist, empfehlen, eine Hälfte des Praktischen Jahres im Ausland an einem Forschungsinstitut oder einer Universität zu
absolvieren. Wir haben während unseres
PJ festgestellt, dass wir definitiv in der Forschung tätig sein wollen. Beruflich haben
wir beide sehr davon profitiert: Dr. Vetter hat
uns mit Prof. Dr. Katharina Zimmermann
von der Universität Erlangen-Nürnberg be-
B PhD e.V.
kannt gemacht. Bei ihr haben wir nun an
der Anästhesiologischen Klinik mit unserer
Doktorarbeit im Bereich der experimentellen Schmerzforschung begonnen.
Bei unseren Forschungen in Australien lief
öfter etwas schief, und wir mussten wieder
dort anfangen, wo wir schon vor Wochen
waren. Wir mussten Probleme im beruflichen und privaten Rahmen lösen, die zunächst unlösbar erschienen. Im Nachhinein
haben wir aber bemerkt, dass es eine Schule
fürs Leben war und wir nun mit vielem gelassener umgehen können. Während dieser
acht Monate haben wir ein neues Land mit
spannender Kultur kennengelernt, Freunde
fürs Leben gewonnen und den Weg für unsere berufliche Zukunft geebnet. All das war
sicher jede Anstrengung und jedes einzelne
Problem, das wir lösen mussten, wert.
UniDA Z
61
SCHWERPUNKT GERIATRIE
13. PHARMAWEEKEND IN LEIPZIG
Das PharmaWeekend ist eine vom Bundesverband der Phar­
maziestudierenden in Deutschland (BPhD e.V.) und der
austragenden Fachschaft organisierte Fortbildungsveranstal­
tung. So fanden sich dieses Jahr vom 12. bis 14. Juni etwa
140 Pharmaziestudierende, Pharmazeuten im Praktikum und
Jungapprobierte in der Universität Leipzig ein, voller Vorfreu­
de auf ein spannendes Wochenende mit vielen interessanten
Vorträgen rund um das Thema Geriatrie und einem tollen
Rahmenprogramm.
Von Hana Starobova und Alexander
Müller, Doktoranden an der Anästhesiologischen Klinik im Uniklinikum Erlangen
TYPISCH AUSTRALIEN!
D
Was assoziiert ihr mit Australien? Die
meisten denken sicher sofort an das
Sydney Opera House, den Ayers Rock,
das Great Barrier Reef und natürlich an
Kängurus und Koalas. Letztere dürften
eines der am weitesten verbreite­
ten Symbole Australiens sein. Koalas
ernähren sich fast ausschließlich von
Eukalyptusblättern. Das ätherische Öl
der Blätter, dessen Hauptbestandteil
1,8-Cineol ist, wird auch pharmazeu­
tisch genutzt: So findet es sich unter
anderem in einigen Erkältungssalben
zum Einreiben und Inhalieren. Zur
Gewinnung des ätherischen Öls können
verschiedene 1,8-Cineol-reiche Eukalyp­
tusarten verwendet werden, wie Eucalyptus globulus, Eucalyptus polybractea
und Eucalyptus smithii.
lue
02/2015
Foto: BPhD
UniDAZ
ie Eröffnung fand durch den BPhDVorstand und die Fachschaft Pharmazie Leipzig statt. Daran knüpfte Friedemann
Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
und der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) mit einem Festvortrag über die
Digitalisierung als gesellschaftspolitisches
Thema an und sprach unter anderem über
die Auswirkungen der Digitalisierung auf
die Apothekenpraxis.
SPANNENDE VORTRÄGE ...
Foto: kotomiti (Fotolia)
60
Am Samstagmorgen starteten wir mit einem
Vortrag von Susanne Schiek zum Thema
„Geriatrie – Herausforderung für Therapie
und Forschung“ in den Tag. Dabei erläuterte sie einige Krankheitsbilder geriatrischer
Patienten und zeigte die Möglichkeiten und
Schwierigkeiten einer Arzneimitteltherapie
auf. Anschließend sprach Dr. rer. medic.,
Dipl.-Pharm. Frank-Christian Hanke über
„Geriatrie als Zeitforderung – Zukunftsaspekte der Heilberufe anhand der geriatrisch-pharmazeutischen Versorgungsforschung“. Anschließend referierte Prof. Dr.
Andreas Simm über „Die alternde Bevölkerung. Geriatrische Patienten und translationale Forschung“. In den Pausen konnten sich
Interessierte an den Ständen der Deutschen
Ärzte Finanz und der Deutschen Apothekerund Ärztebank informieren.
... INTERAKTIVES SEMINAR ...
Der Samstagnachmittag wartete mit einem
mehrstündigen interaktiven Seminar von
Esther Gaus zur Therapietreue im Alter auf.
Der Schwerpunkt lag auf dem Umgang mit
geriatrischen Patienten und beleuchtete unter anderem die Aspekte Compliance und
die Verbesserung der Kommunikation. Den
letzten Vortrag hielt Dr. Arnold Hertzsch
über die Möglichkeiten der Verbesserung
der Patientenadhärenz als Aufgabe der Apotheken.
Parallel zu diesem Vortrag fand ein SoftSkill-Training statt, welches von der ehemaligen EPSA Liaison Secretary des BPhD,
Dena Akbari, geleitet wurde. Rund 15 Teilnehmer konnten so noch einmal intensiv
und gezielt die Kommunikation mit geriatrischen Patienten üben.
Der lange und lehrreiche Tag endete im Restaurant All on Sea mit leckerem Essen, entspannter Musik und einem wunderschönen
Sonnenuntergang.
... UND EIN GELUNGENES
RAHMENPROGRAMM!
Am Sonntag stellte Bianca Schäfer von Apotheker ohne Grenzen als letzten Vortrag den
Verein und einige der aktuellen Projekte vor
und zeigte auf, wie man sich in einer Hilfsorganisation einbringen kann. Dann verabschiedete die BPhD-Präsidentin Franziska
Möllers die Teilnehmer in das vielseitige
Sonntagsprogramm. Auf dem Programm
standen u. a. Sightseeing in Leipzig, ein Besuch des Sächsischen Apothekenmuseums
und eine Fahrt per Schlauchboot durch die
Leipziger Kanäle. Wir freuen uns sehr, dass
wir über die SLAK das diesjährige PharmaWeekend als Fortbildungsveranstaltung akkreditieren lassen konnten, sodass die Teilnehmer acht Fortbildungspunkte erhielten.
Das 14. PharmaWeekend wird vom 10. bis
12. Juni 2016 in Hamburg stattfinden.
Von Stephan Tang,
BPhD-Beauftragter für Internet und Presse
Ganz herzlich bedanken wir uns bei
unseren Sponsoren: Noweda, Deutsche
Ärzte Finanz, Deutsche Apothekerund Ärztebank, Sächsische Landesapothekerkammer, Sächsischer Apothekerverband, Rausch AG Kreuzlingen,
H&S Arzneitee, Soldan Holding + Bonbonspezialitäten GmbH und Dr. Kade
Pharmazeutische Fabrik GmbH.
B PhD e.V.
B PhD e.V.
EPSA-Motto: „Bringing Pharmacy Knowledge and Students together“. Zudem finden zweimal jährlich Kongresse statt, auf
denen Vorträge gehalten und gehört werden, Workshops und Trainings stattfinden,
Hochschulpolitik betrieben wird und Pharmaziestudierende aus ganz Europa zusammenkommen.
In jedem Land gibt es mindestens einen
EPSA-Abgeordneten, Liaison Secretary
genannt, der den Kontakt zwischen dem
europäischen Verband, dem nationalen
Verband und den Fachschaften sicherstellt.
Außerdem gibt es zwei nationale Koordinatoren, die die beiden großen EPSA-Projekte
Twinnet und IMP betreuen.
TWINNET UND IMP
WAS MACHT EIGENTLICH DIE EPSA?
EPSA steht für European Pharmaceutical Students´ Association
und ist die Interessenvertretung der europäischen Pharma­
ziestudierenden. Sie repräsentiert ca. 165.000 Studierende
aus 33 Ländern. Die Hauptaufgabe der EPSA besteht darin,
Ideen, Meinungen und Probleme der Pharmaziestudierenden
zusammenzutragen, weiterzuentwickeln bzw. Lösungen zu
suchen.
D
abei werden die zum Teil sehr unterschiedlichen Studienschwerpunkte
und -bedingungen besprochen, aber auch
berufliche und gesellschaftliche Fragen diskutiert, beispielsweise:
• Wie verändern sich die Aufgaben von
Pharmazeuten in der Zukunft?
• Welche Rolle spielen wir im Gesundheitssystem?
• Sollten Pharmazeuten impfen dürfen?
• Wie können wir besser mit anderen Berufsgruppen zusammenarbeiten?
• In welchen Ländern läuft es mit dem
Pharmaziestudium gut, in welchen gibt
es noch Verbesserungsbedarf?
Dorothea Dalig ist EPSA Liaison Secretary
des BPhD.
Auch der intereuropäische Austausch, die
fachliche und persönliche Weiterentwicklung ist ein Herzensanliegen, getreu dem
Twinnet dient vor allem dem kulturellen
Austausch und der Vernetzung der Pharmaziestudierenden und wird von interessierten Studierenden organisiert. Drei
bis sieben Tage besuchen sich Studierende
unterschiedlicher pharmazeutischer Fakultäten in Europa gegenseitig, zeigen sich
die Stadt, die Kultur und die Universität.
Zudem gibt es Vorträge und Workshops
zu verschiedenen Themen. Laura Brünker
aus Marburg, Twinnet-Koordinatorin seit
Juli 2015, übernimmt hier die Rolle der Ansprechpartnerin und Hauptorganisatorin.
Das IMP (Individual Mobility Project)
ist ein Praktikumsprojekt der EPSA. Es
handelt sich hierbei um eine europaweite
Praktikumsbörse für drei- bis zwölfmonatige bezahlte Praktika, die vorwiegend an
Universitäten, in Krankenhäusern und in
der Industrie absolviert werden können. Es
können Pharmaziestudierende aller EPSAMitgliedsländer aus dem Hauptstudium
sowie Apotheker bis zu zwei Jahre nach der
Approbation teilnehmen. Lokale Koordinatoren bewerben die Praktikumsstelle, sammeln die Bewerbungen und treffen anhand
standardisierter Kriterien eine Vorauswahl.
Außerdem werden die Studierenden vor
und während des Praktikums vom lokalen
Koordinator betreut. Hierzulande übernimmt Felix Guttwein aus Würzburg die
Aufgabe.
Alle weiteren Informationen zu EPSA gibt
es unter epsa-online.org oder im direkten
Kontakt via E-Mail an epsa@bphd.de,
twinnet@bphd.de und imp@bphd.de.
Von Dorothea Dalig,
EPSA Liaison Secretary des BPhD e.V.
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63
Foto: patrisyu (fotolia)
02/2015
Logo: EPSA
UniDAZ
INTERDISZIPLINÄRE KOOPERATION –
KOMMUNIKATION ALS GRUNDBAUSTEIN
Die Schnittstelle zwischen Ärzten und Apothekern ist der
Patient. Als Heilberufler ist das Wohl des Patienten das, was
beide Berufsgruppen erreichen und erhalten wollen. Den­
noch gibt es häufiger Unstimmigkeiten. Beide Parteien müs­
sen sich dann bemühen, die optimale Lösung für den Pati­
enten zu finden.
S
Foto: BPhD
62
tudierst du Pharmazie, weil du für Medizin nicht gut genug warst?“, diesen Satz
musste wahrscheinlich der ein oder andere
Pharmaziestudierende schon mal über sich
ergehen lassen. Heutzutage genießen Ärzte
und Apotheker mitunter ein unterschiedliches Ansehen: Ärzte das des Heilers und
Beraters für die Gesundheit und Apotheker
das des freundlichen Medikamentenverkäufers. Doch zu wie viel Letzterer imstande ist,
eben nicht nur ein Schubladenzieher, sondern auch ein Berater für Arzneimitteltherapiesicherheit zu sein, weiß längst nicht jeder. Aufgrund dieser Einstellung gegenüber
dem Apotheker, ein Verkäufer zu sein, bildet sich schon früh eine Barriere zwischen
Pharmazie- und Medizinstudierenden aus.
Dies zu vermeiden ist Aufgabe der Studierenden beider Fachrichtungen, denn
letztendlich sind sie es, die im Berufsleben interprofessionell zusammenarbeiten
sollen. In den Medien wird das Thema
der interdisziplinären Kooperation im Gesundheitswesen des Öfteren behandelt. In
vielen Beiträgen wird auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Ärzten
und Apothekern eingegangen. Mithilfe von
Projekten kann die neue Generation von
Medizinern und Pharmazeuten zu einem
verbesserten Gemeinschaftsdenken sensibilisiert werden.
An vielen Universitäten werden schon Veranstaltungen, wie beispielsweise die Teddyklinik, ausgerichtet. Hierbei gehen Kinder
zu den sogenannten Teddyärzten und Teddyapothekern, um die „Krankheiten“ ihrer
Stofftiere kurieren zu lassen. Zweck des
Projekts ist es, dass Kinder die Schüchtern-
heit vor den „weißen Kitteln“ ablegen und
dass die angehenden Ärzte und Apotheker
den Umgang miteinander und mit dem Patienten üben können. Einige Medizin-Fachbereiche bieten außerdem Veranstaltungen
an, bei denen sich Pharmaziestudierende
unter Anleitung von angehenden Medizinern anatomische Präparate anschauen
dürfen. Beide Projekte können von interessierten Studierenden wahrgenommen
werden.
Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e.V. möchte zusammen mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. diese
interprofessionelle Kooperation als Grundbaustein für eine optimale Kommunikation
fördern, um somit die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Von Stephan Tang,
BPhD-Beauftragter für Internet und Presse
VERANTWORTLICH FÜR DIE
RUBRIK BPhD E.V.:
Stephan Tang, Beauftragter für Internet
und Presse des BPhD e.V.
internet@bphd.de | www.bphd.de
UniDAZ
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B PhD e.V.
B PhD e.V.
Foto: BPhD
64
Der BPhD-Vorstand – Maximilian Buch (rechts im Bild), Beauftragter für Lehre und Studium, leitet die AG Zukunft.
DIE „AG ZUKUNFT“ DES BPHD
MITMISCHEN STATT NUR MÖRSERN!
Im vergangenen Semester hat der Bundesverband der Phar­
maziestudierenden die Arbeitsgruppe „AG Zukunft“ auf den
Weg gebracht, die die Approbationsordnung des Pharmazie­
studiums auf den Prüfstand stellt. Struktur und auch In­
halte werden detailliert unter die Lupe genommen und auf
Aktualität, Notwendigkeit und Verbesserungsmöglichkeiten
geprüft. Hierbei ist jeder Pharmaziestudierende eingeladen,
sich aktiv zu beteiligen.
D
er typische Uni-Tag eines Pharmaziestudierenden – egal welchen Semesters – sieht ungefähr so aus: Vormittags
finden von 8 bis 12 Uhr Vorlesungen statt.
Dann folgt um 12:15 Uhr vielleicht noch
ein Seminar. Um 14 Uhr, nach einer Stunde Mittagspause (wenn man Glück hat!),
beginnt das Laborpraktikum. Dafür sollte
man möglichst schon die Seminare nachgearbeitet haben. Um sechs Uhr abends ist
schließlich Ende (es sei denn, man hat um
18 Uhr noch ein Seminar), danach hat man
endlich seinen wohlverdienten Feierabend,
den man dann damit verbringen darf, Laborprotokolle zu schreiben und den gelernten Stoff nachzuarbeiten. Zu Letzterem
kommt man meistens gar nicht mehr, weil
in den Kopf einfach nichts mehr hineinwill.
Das alles zieht sich meist bis in die vorlesungsfreie Zeit, die durch Praktika und Seminare, Famulatur und Wahlpflichtpraktikum sehr begrenzt ist. Damit soll man dann
auch noch ein Privatleben, Sport oder gar
einen Minijob vereinbaren können.
AUSWENDIGLERNEN STATT
BEGREIFEN
Die Fülle des Stoffes und ein voller Stundenplan sind dabei nicht unbedingt der
größte Frustfaktor. Viel schlimmer ist die
Tatsache, dass kaum zu eigenständigem
Denken, wissenschaftlicher Skepsis und
kreativem Problemlösen angehalten wird.
Das viele Auswendiglernen bei gleichzeitig zu wenig Zeit um die Inhalte nachhaltig zu begreifen, stumpft die Studierenden
letztendlich ab und ist nicht mehr zeitgemäß. Viel wichtiger ist aufgrund der immer
größer werdenden Fülle von Arzneistoffen
die Vermittlung der Fähigkeit, Wissen zu
recherchieren, kritisch zu bewerten und
umzusetzen.
„Bulimie-Lernen“ ist dabei das Stichwort:
Wegen des Zeitmangels während des Semesters wird sich kurz vor den Klausuren
noch schnell das gesamte Wissen angeeignet, oft in Bibliothekssitzungen, die von
­­8 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts gehen. Ist
die Klausur dann bestanden, geht es weiter
mit der nächsten.
Die Prüfungsstruktur muss sich grundlegend ändern, was sowohl für Klausuren
als auch für Staatsexamina gilt. Inwieweit
das halbstündige Abfragen des Stoffes von
vier Jahren Studium eine repräsentative
Abschlussnote ergeben kann, ist außerdem
mehr als fragwürdig.
Viele wichtige, kompetenzfördernde Inhalte kommen außerdem im Pharmaziestudium zu kurz. Das Fach Pharmakotherapie
zum Beispiel wird nur am Rande zum Ende
des Studiums behandelt, oft sind die Referenten Mediziner und nicht Pharmazeuten.
Fertigarzneimittelkunde wird so gut wie
nicht gelehrt. Im Gegensatz dazu werden
zum Beispiel immer noch viele Arzneimittelsynthesen im Studium behandelt und
auch im zweiten Staatsexamen abgefragt,
obwohl diese in Forschung und Industrie
hauptsächlich nur von Chemikern durchgeführt werden.
GROSSER HANDLUNGSBEDARF
In den letzten Jahren wurde in der Standespolitik und in Verbänden viel über eine
Reform des Pharmaziestudiums diskutiert,
inzwischen gerät das Thema allerdings wieder in den Hintergrund. Wir als Vertreter
der pharmazeutischen Studierendenschaft
sehen nach wie vor starken Handlungsbedarf und wollen an dieser wichtigen Debatte festhalten und sie so lange fortführen, bis
schließlich Ergebnisse erzielt werden. Zu
wichtig ist das Thema, als dass es in Vergessenheit geraten darf. Eine gute und zielorientierte Ausbildung ist der Grundbaustein
für die Arbeit von Apothekerinnen und
Apothekern in Industrie, Forschung, Kran-
kenhaus, Offizin und anderen Bereichen.
Das Gesundheitssystem profitiert nachhaltig davon und kann im Umkehrschluss
ohne gut ausgebildete Pharmazeuten nicht
funktionieren. Daher fordern wir eine
zeitnahe Revision der Inhalte des Pharmaziestudiums, beispielsweise durch eine Arbeitsgruppe der Bundesapothekerkammer
sowie eine fortlaufende, regelmäßige Evaluation dieser Inhalte.
WO SOLL´S HINGEHEN?
Auf der einen Seite verlangt die ABDA –
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mehr Praxisnähe für die Offizin,
auf der anderen Seite möchte die Deutsche
Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) den
Schwerpunkt im Pharmaziestudium auf die
Forschung setzen. Diese beiden Richtungen
schließen sich aus Sicht des BPhD keinesfalls gegenseitig aus, zurzeit fehlt es dem
Studium allerdings an beidem. Die Universitäten verschließen sich auf der einen Seite
der Realität, dass 80 Prozent der Absolventen später in der öffentlichen Apotheke arbeiten und warnen vor einer Abschiebung
des Studiengangs an die Fachhochschule
mit zu viel Praxisnähe. Andererseits werden
sie ihrem eigenen Anspruch eines naturwissenschaftlichen Studiengangs ebenfalls
nicht gerecht.
WAS MACHT DIE AG ZUKUNFT?
Die AG Zukunft besteht aus dem Beauftragten für Lehre und Studium des BPhD,
Maximilian Buch, sowie engagierten Pharmaziestudierenden aus ganz Deutschland.
Frühere Ideen und Erkenntnisse der AGs
des BPhD, wie der Beitrag zur Leitbilddebatte der ABDA und der Curricularvergleich der Hochschulstandorte sollen dabei
inhaltlich einfließen.
Im ersten Schritt wurde die Approbationsordnung auf Herz und Nieren geprüft. Was
ist gut, was kann noch besser werden, was
muss gehen?
Im zweiten Schritt wird daraus ein Modellstudium erstellt, das alte und neue Aspekte
beinhaltet. Dazu wird auch das Thesenpapier der DPhG, „Pharmazie 2020“, herangezogen. Die zugrundeliegende Fragestellung
lautet: Was für Apotheker wollen wir werden, und welche Kompetenzen soll das Studium dafür bereitstellen? Weiterhin wird
die Struktur und Methodik des Pharmaziestudiums betrachtet.
Zu guter Letzt wird die AG ein Thesenpa-
02/2015
UniDA Z
65
pier veröffentlichen, das gewichtete Forderungen und Empfehlungen des BPhD
hinsichtlich Struktur und Inhalt des Pharmaziestudiums beinhaltet. Dieses soll auf
der 120. Bundesverbandstagung (BVT) in
Bonn im Sommersemester 2016 vorliegen.
Erste Zwischenergebnisse werden im November 2015 auf der 119. BVT in Münster
vorgestellt werden.
Alle Pharmaziestudierenden sind herzlich
eingeladen, sich zu jedem Zeitpunkt an
der Arbeit der AG Zukunft zu beteiligen.
Schreibt dazu eine Mail an lehre@bphd.de
oder besucht die Facebook-Seite der AG
(facebook.com/ArbeitsgruppeZukunftBPhD).
Maximilian Buch, BPhD-Beauftragter für
Lehre und Studium
Franziska Möllers, BPhD-Präsidentin
UniDAZ
02/2015
IM PRES SU M
IMPRESSUM
UniDAZ – Das Studentenmagazin der
Deutschen Apotheker Zeitung
REDAKTION
Apothekerin Annette Lüdecke (lue)
Apotheker Dr. Benjamin Wessinger (wes)
Apotheker Dr. Andreas Ziegler (zie)
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Internet: www.unidaz.de
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