… FAIR SEIN. UND FAIR HANDELN
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… FAIR SEIN. UND FAIR HANDELN
AUSGABE 2/2015 NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG VERANTWORTUNG TRAGEN: … FAIR SEIN. UND FAIR HANDELN WIR TRAGEN VERANTWORTUNG Ein Appell von Entwicklungsminister Gerd Müller GEMEINSAM HANDELN: Das Bündnis für nachhaltige Textilien GERECHT BEZAHLEN: Über die Schwerstarbeit der Näherinnen MIT GUTEM BEISPIEL VORANGEHEN: Fair produzieren SICH ENGAGIEREN: Interview mit Maria Furtwängler WELTWEIT TÄTIG: So arbeitet das Ministerium BMZeit · Ausgabe 2/2015 VERANTWORTUNG TRAGEN LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, 2 Vor knapp zwei Jahren kamen in Bangladesch in einer In fast jedem Kleidungsstück, das wir am Textilfabrik mehr als 1.100 Menschen auf grausame Weise Leib tragen, steckt die Arbeitskraft unzähliger ums Leben. Dieses Unglück war mit der Auslöser für das Menschen aus anderen Teilen der Welt. Und da- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit zugleich ungezählte Geschichten über die Arbeit und Entwicklung (BMZ), das Bündnis für nachhaltige auf dem Baumwollfeld, in der Spinnerei, beim Färben, in der Textilien (kurz: Textilbündnis) ins Leben zu rufen. Ziel ist Textilfabrik, auf den Containerschiffen und in den Lastwa- es, die Kraft und Expertise seiner Mitglieder zu bündeln, gen beim Transport über Tausende von Kilometern hinweg. um soziale, ökologische und ökonomische Verbesserun- Ich will es klar sagen: Die Produktion von Kleidung bedeutet für viele Menschen in ärmeren Ländern die Chance, hier, welche Schwerpunkte das Textilbündnis setzt. ihr Leben aufs Spiel setzen, während die Pro- der Tagesordnung. Unzureichende Sicherheit im Umgang BUNDESMINISTER MÜLLER informiert sich persönlich in einer Textilfabrik in China über die Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen. desch, bei dem 2013 mehr als 1.100 Menschen ums Leben kamen, hat uns auf tragische Weise vor Augen geführt, wie 1 Einsatz giftiger Chemikalien, Löhne, die kaum zum Überleben reichen, mangelnder Gesundheitsschutz und fehlende soziale Sicherung. NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Jeder von uns muss sich selbst fragen, ob er Kleidung tragen will, bei deren Herstellung Menschenrechte mit Füßen DiE SiTUATion: In der Textilindustrie arbeiten weltweit getreten und Menschen ausgebeutet oder vergiftet werden. 60 Millionen Menschen, meist Frauen. Der Wirtschaftszweig Wir brauchen überall auf der Welt verbindliche soziale und und einzelne Verarbeitungsschritte sind international stark ökologische Mindeststandards, um menschenwürdige Ar- arbeitsteilig organisiert, die Lieferketten sind eng verflochten. beit zu ermöglichen. Dafür setze ich mich mit aller Kraft ein! In Ländern wie Bangladesch zum Beispiel machen Textilien Das Ziel, vom Baumwollfeld bis zum Bügel Mindeststandards umzusetzen, ist sehr ambitioniert. Wir können nicht auf einen Schlag sämtliche Produktionsschritte nachhaltiger gestalten. Aber es ist wichtig, diesen Faden aufzunehmen und weiter zu spinnen. Deshalb habe ich im Oktober 2014 unter anderem mit Vertreterinnen und Vertretern der Textil- und Bekleidungsindustrie und des Handels, der Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen das Bündnis für nachhaltige Textilien auf den Weg gebracht. Zusammen werden wir Verbesserungen in der Textil- und Bekleidungsbranche erreichen. desicherheit gefährden Gesundheit und Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Bildung von Gewerkschaften wird DiE ZiELE: Ziel des Textilbündnisses ist, soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zu erreichen. Konkret: Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Orientierung der Arbeitszei- katastrophal die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie teilweise sind: unsichere Gebäude, fehlender Brandschutz, mit Chemikalien sowie Mangel an Brandschutz und Gebäu- häufig behindert. duzenten immer höhere Gewinne einfahren. Der Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangla- DiE SiTUATion: Lange Arbeitszeiten ohne Bezahlung von Überstunden und niedrige Löhne sind in den Fabriken an für diese Entwicklung darf aber nicht sein, einen Hungerlohn ihre Gesundheit oder gar UMWELTSTANDARDS gen entlang der Textillieferkette zu erreichen. Lesen Sie sich wirtschaftlich zu entwickeln. Der Preis dass dafür Arbeiterinnen und Arbeiter gegen SOZIAL- UND und Bekleidung bis zu 80 Prozent der Exporte aus. ten an nationalen Gesetzen bzw. internationalen Standards, angemessene Entlohnung, Umweltmanagement, Schulung im Umgang mit chemischen Stoffen, Bereitstellung von Schutzbekleidung. Die Beschäftigten müssen das Recht haben, sich Gewerkschaften anzuschließen. Bestechung und Korruption müssen wirkungsvoll bekämpft werden. WUSSTEn SiE, DASS viele Beschäftigte in Textilfabriken in Bangladesch trotz zehn Stunden Arbeitszeit pro Tag monatlich umgerechnet nur ca. 70 Euro verdienen? Lokale Gewerkschaften fordern einen Mindestlohn von 80 Euro im Monat. Erst dieser würde annähernd zum Leben ausreichen. DiE ZiELE: Die Globalisierung eröffnet große Chancen für Entwicklungs- und Schwellenländer. Da die einzelnen Produktionsprozesse international verteilt sind, können an vielen Orten neue Arbeitsplätze geschaffen werden, meist für Frauen. Zum Teil wird dort aber unter extrem schlechten Bedingungen produziert. Dabei könnten gezielte Maßnahmen die Arbeits- und Lebensbedingungen vor Ort erheblich verbessern. Menschenwürdige Arbeit unterstützt die nachhaltige Entwicklung und fördert den Wohlstand sowie den sozialen Zusammenhalt und politische Stabilität. An unserem Ende der Lieferkette – im Fachgeschäft oder im Supermarkt – wird diese Verantwortung greifbar. Nur WUSSTEn SiE, DASS in Deutschland heute 120.000 Beschäf- wenn es Ihnen nicht egal ist, wie Ihre Kleidung hergestellt tigte in 1.200 überwiegend kleinen und mittelständischen wird, können wir gemeinsam Verbesserungen erreichen. Unternehmen im Textilsektor tätig sind? VERBOT VON KINDERARBEIT. Dieses Mädchen hat in Rana Plaza gearbeitet und bei dem Unglück ein Bein verloren. Wir wollen Sie bei Ihrer Kaufentscheidung unterstützen und sorgen für Transparenz. Ab sofort können Sie sich auf dem neuen Verbraucherportal der Bundesregierung unter www.siegelklarheit.de über Umwelt- und Sozialstandards aus dem Textilbereich informieren. Gleich im Laden kann man die Siegel mit der App „Siegelklarheit“ auch einscannen und so die Bewertung vor Ort abrufen. Machen Sie bitte mit! Wir alle tragen Verantwortung. Mit freundlichen Grüßen Dr. Gerd Müller, MdB Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Berlin und Bonn, im März 2015 VERBESSERUNG DER ARBEITSBEDINGUNGEN für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Textilfabriken muss oberste Priorität haben. 2 AM START – DAS BÜNDNIS FÜR NACHHALTIGE TEXTILIEN Menschenwürdige Arbeitsbedingungen vom Baumwollfeld bis zum Bügel So sind zum Beispiel der Umgang mit Chemikalien, die Durchsetzung von existenzsichernden Löhnen und mangelnde Transparenz zentrale Herausforderungen und Hürden. WUSSTEn SiE, DASS der Energieverbrauch und damit einhergehende CO2-Emissionen besonders hoch beim Spinnen der Baumwolle und den jeweils vorbereitenden Schritten sind? Lebenszyklusstudien kommen zu dem Ergebnis, dass die Phase des Spinnens mehr als 50 Prozent der Umweltauswirkungen bei Baumwollprodukten ausmacht, wobei der Energieverbrauch besonders ausschlaggebend ist. EINHALTEN DER ARBEITSZEITEN kann nur funktionieren, wenn die Arbeiterinnen und Arbeiter wissen, wie sie die Uhr lesen können. FASHION WEEK BERLIN: Im Green Showroom und auf der Ethical Fashion Show zeigen deutsche und internationale Designer nachhaltig hergestellte Mode. 3 6 VERBINDLICHKEIT TEXTILSEKTOR SCHAFFEN ALS VORBILD tilen Produkte aus verschiedenen Ländern. Das Streben nach werden im Textilbündnis gemeinsam von den Mitgliedern mehr Transparenz und höheren Nachhaltigkeitsstandards in definiert und mit konkreten Zeitzielen versehen, um so eine der Bekleidungsindustrie soll den Partnerländern aber kei- kontinuierliche Verbesserung sicher zu stellen. DiE ZiELE: Die Standards beschreiben konkrete Ziele für jede Stufe in der Lieferkette. Die Bündnispartner verpflich- SCHULUNG IN UMWELTBEWUSSTSEIN ist nötig. Unrat und Chemieabfall dürfen nicht in die Flüsse entsorgt werden. nicht auf der Grundlage niedriger Standards ausgefochten benen Zeitziele umzusetzen. Einige Beispiele: die Festlegung 5 auf eine bestimmte Menge von nachhaltig produzierter Baumwolle, die Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen und die Einführung von Überprüfungs- und Verbesserungssystemen an den Produktionsstätten. Schrittweises INTERNATIONALER WUSSTEn SiE, DASS gerade in kleineren Produktionsbe- SCHULTERSCHLUSS abläufe der Abbau von Überstunden oder die Reduzierung von Ressourcen- und Materialeinsatz erreicht werden kann? wird. Es werden die modernsten und effizientesten Betriebe sein, die sich im globalen Wettbewerb durchsetzen. WUSSTEn SiE, DASS China mit einem Marktanteil von 37 Prozent (159,6 Milliarden US$, Stand 2012) mit deutlichem der Bündnispartner transparent zu dokumentieren. trieben schon durch eine einfache Optimierung der Arbeits- DiE ZiELE: Das Textilbündnis wird positiv darauf einwirken, dass der Wettbewerb unter den Produktionsländern ten sich, diese Standards schrittweise entlang der vorgege- Vorgehen ermöglicht es, die Maßnahmen und Fortschritte neswegs den Zugang zu unseren Märkten erschweren. Abstand der weltweit führende Exporteur von Bekleidung ist? DiE SiTUATion: Zunächst richtet sich das Textilbündnis an in Deutschland besonders aktive Unternehmen, an Vertreter von deutschen Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft sowie an internationale Nachhaltigkeitsinitiativen. 4 DiE ZiELE: Schnellstmöglich sollen aber auch andere Schlüsselakteure, wie multinationale Unternehmen, lokale Zulieferer, Gewerkschaften und die Regierungen der Produzentenländer, eingebunden werden. Um das Textilbündnis PRIORITäTEN SETZEN und seine Ziele international zu verankern, werden Part- EINHALTUNG VON SOZIALSTANDARDS ist Unterrichtsprogramm am Bangladesh Institute of Management in der Hauptstadt Dhaka. nerschaften innerhalb der EU, mit den G7-Staaten und mit internationalen Organisationen aufgebaut. WUSSTEn SiE, DASS schon sechs Hersteller aus DiE SiTUATion: Aufgrund der komplexen, internationa- Bangladesch die Partnerschaftsvereinbarung im Textil- len Lieferketten stellt derzeit die lückenlose und flächen- bündnis unterzeichnet haben? Es handelt sich um große deckende Überwachung sämtlicher Produktionsprozesse Firmen mit einem Gesamtjahresumsatz von 865 Millionen Rund 60 Organisationen und Unternehmen sind der Ini- für Industrie- und Handelsunternehmen nach wie vor eine Euro und rund 36.400 Beschäftigten. Durch deren weit ver- tiative bisher beigetreten. Weiterführende Informationen große Herausforderung dar. zweigten Beziehungen zu Zulieferern und aufgrund ihrer zum Textilbündnis, zum Aktionsplan und die aktuelle Liste Bedeutung in der Branche wirken diese Unternehmen als der Mitgliedsunternehmen finden Sie auf der Website des DiE ZiELE: Im Textilbündnis werden verschiedene vordring- Vorreiter und haben Vorbildcharakter auch für kleinere Bündnisses für nachhaltige Textilien. liche Handlungsfelder festgelegt – so genannte „Hotspots“. Unternehmen. Mehr auf: www.textilbuendnis.com 3 Fotos: BMZ. Thomas Imo (2)/photothek.de. Florian Oellers (4)/www.florianoellers.de. Timor Emek/Getty Images für www.ethicalfashionshow.com DiE SiTUATion: Deutsche Unternehmen beziehen ihre tex- DiE SiTUATion: Die Standards und ihre Umsetzung WIR BITTEN UM RESPEKT FÜR UNS UND UNSERE ARBEIT Die Näherinnen von Bangladesch schuften für die Zukunft ihrer Kinder EIN HARTES LEBEN VOLLER HOFFNUNG UND SOLIDARITÄT Immer mehr Näherinnen versammeln sich nach der Arbeit in einem der von der Gewerkschaftsführerin Nazma Akter gegründeten Frauen-Cafés in Dhaka. Hier tauschen sie sich über ihre Probleme und über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnungen aus. Hier werden sie über ihre Rechte aufgeklärt, zum Beispiel die Bezahlung von Überstunden und die Lohnfortzahlung während des Mutterschutzes. Besonders beliebt ist ein Spiel, das Nazma erfunden hat, eine Art Quiz, bei dem das Wissen über Arbeitsbedingungen abgefragt wird. Nazma hat selbst mit elf Jahren als Näherin in einer Textilfabrik angefangen. Heute ist sie 40 und seit mehr als 20 Jahren in ihrer Gewerkschaft aktiv. Mit ihrer Energie überzeugt sie nicht nur die Frauen, sondern auch viele Betriebsleiter und Unternehmer. PARMIN, NAZMA UND ESTHER BERICHTEN Parmin M., die näherin aus Bangladesch, Esther Perbandt, lastet, ist enorm, und der Feinstaub, dem sie in der Produk- die junge Berliner Modedesignerin, und nazma Akter, tion ausgesetzt sind, ist unerträglich. Nicht einen Tag würde die einflussreiche Gewerkschaftsführerin, haben sich in ich das aushalten. Parmin hat mir ihr Zuhause gezeigt, eine Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, getroffen. Esther zehn Quadratmeter große Wellblech-Hütte in einem Slum war dorthin gereist, um sich persönlich ein Bild von den Arbeitsbedingungen und den Lebensumständen der näherinnen in den Textilfabriken des von Dhaka, die sie sich mit zwei anderen Näherinnen teilt. Ich war sehr beeindruckt von der Einfachheit und der Würde, mit der die drei Frauen dort zu- Landes zu machen. sammen leben. PARMin: Ich bin 27 Jahre alt. Vor sieben Jah- N ren bin ich allein aus meinem Heimatdorf nach Dhaka gekommen, weil ich Geld verdienen musste, damit meine Töchter Pia und Kia zur Schule gehen können. Seitdem arbeite ich hier als Näherin in einer großen Textilfabrik. Ohne meine Familie fühle ich mich sehr einsam. Meine Töchter und meine Familie kann ich nur zweimal im Jahr sehen. Für mehr Besubei zehn Stunden täglicher Arbeit 70 Euro im Monat ausgezahlt. Davon schicke ich das meiste nach Hause – für das Schulgeld meiner Töchter. Sie sollen einmal ärztin oder Lehrerin werden. Vor allem sollen sie ein besseres Leben haben als ich. Dafür ist mir keine Arbeit zu viel. Aber ich möchte, dass wir Frauen gerecht ESTHER: Als ich Nazma traf, hat sie mich sofort zutiefst bezahlt werden. beeindruckt. Mit welchem Elan sie ihre schwierige Aufgabe angeht, diese Hoffnung, die sie ausstrahlt, die überträgt ESTHER: Vor Parmin und ihren Kolleginnen habe ich größ- sich sofort auf die Frauen, für die sie sich einsetzt und die te Hochachtung. Ich habe in der Textilfabrik ein Experiment sie ihre Schwestern nennt. Das Strahlen in ihren Augen und gemacht und wie sie T-Shirts im Akkord genäht. Zehn Stun- ihre ganze positive Art haben auch mir, der Besucherin aus den lang immer dieselbe Naht. Eigentlich nähe ich sehr gut, Deutschland, viel Kraft gegeben. dachte ich ... Aber der Vorarbeiter hat mir die schlechteste Note gegeben, eine 7. Der Druck, der auf den Arbeiterinnen 5 Informationen und Video auf: www.bmz.de/textil Fotos: Florian Oellers (3)/www.florianoellers.de che reicht mein Verdienst nicht. Ich bekomme BMZeit · Ausgabe 2/2015 HERAUSFORDERUNGEN MEISTERN – WIR MACHEN MIT Im Textilbündnis werden Erfahrung und Knowhow gebündelt ` hESSNaTUR. EINE KLaRE VISION DAS UnTERnEHMEn: Lebensstil und Lebensfreude lassen sich bestens mit der Verantwortung für Mensch und Natur vereinbaren. In diesem Sinne sorgt Deutschlands größtes Naturmodelabel seit über 35 Jahren für Mode, die auf dem Weg vom Baumwollfeld bis in den Laden rundum ökologisch und fair hergestellt wird. Mehr auf: www.hessnatur.com DAS BESonDERE: hessnatur fördert Jung- und Nach- ` SWITchER. MadE WITh RESPEcT unablässig für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter ein. Soziales wuchsdesigner, die nachhaltige Mode entwerfen und unter- DAS UnTERnEHMEn: Gegründet wurde die Bekleidungs- Engagement und Verantwortungsbewusstsein wurde zur stützt mit der Partnerplattform New creatives den Sprung marke Switcher 1981 von Robin Cornelius, einem leiden- Unternehmenskultur. von der Kreatividee zum Markterfolg. schaftlichen Schweizer Unternehmer. Schon 1992 – nach dem 1. Klimagipfel in Rio – erkannte er die oftmals zerstö- DAS BESonDERE: Auf www.respect-code.org kann jeder die rerischen Auswirkungen der industriellen Textilproduktion Lieferkette von den Rohstoffen über die Produktion bis zum auf Mensch und Natur. Seitdem setzt sich das Unternehmen fertigen Produkt verfolgen. Mehr auf: www.switcher.com ` fEMNET. dIE WüRdE dER fRaUEN DiE oRGAniSATion: FEMNET ist ein bundesweiter gemeinnütziger Frauenrechtsverein. Der Verein setzt sich für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte von Frauen weltweit ein. FEMNET widmet seine Arbeit vor allem Frauen in der globalen Bekleidungsindustrie im Rahmen der Kampagne für Saubere Kleidung und unterstützt mit einem Solidaritätsfonds Frauen im Süden, die für ihre Rechte kämpfen. Der Verein betreibt Bildungs- und Aufklärungsarbeit, so auch an deutschen Mode-Hochschulen, um die zukünftigen Einkäuferinnen großer Modeunternehmen frühzeitig für Sozial- und Umweltstandards zu sensibilisieren. Mehr auf: www.femnet-ev.de DAS BESonDERE: FEMNET hat eine umfassende Studie über Sumangali, Zwangsarbeit in indischen Spinnereien herausgebracht, zeigt in einer Wanderausstellung aber auch Fotos von Gewerkschafterinnen, Frauen die sich aus ihrer Opferrolle befreit haben. BüNdNIS füR NachhaLTIgE TExTILIEN – dIE MITgLIEdER In alphabetischer Reihenfolge ` INKOTa. füR gEREchTIgKEIT DiE oRGAniSATion: Hunger besiegen, Armut bekämpfen, Globalisierung gerecht gestalten – seit über 40 Jahren setzen sich bei INKOTA engagierte Menschen für weltweite Gerechtigkeit ein. Sie fordern unter anderem, dass Unternehmen, die von der Fertigung in den weltweiten Zulieferbetrieben der Textilbranche profitieren, für die sozialen Missstände Verantwortung übernehmen müssen. Mehr auf: www.inkota.de DAS BESonDERE: Die INKOTA-Partner aus dem globalen Süden sind häufig Impulsgeber für die entwicklungspolitische Bildungs- und Kampagnenarbeit von INKOTA in Deutschland. Christliche Initiative Romero FEMNET e.V. Common Works Modeproduktion GmbH Garment Industries Transparency Initiative (GITI) Cotton Council International Global Standard gemeinnützige GmbH (GOTS) DBL Group gotsutsumu GmbH Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) Hans Natur e.K. Aid by Trade Foundation Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bundesvorstand Hess Natur-Textilien GmbH Better Cotton Initiative (BCI) Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) Hochschule für Wirtschaft und Recht (Global Labor BIEHLER Sportswear Dialog Textil-Bekleidung University e.V.) Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e. V. Die Verbraucherinitiative e.V. HUMANA Kleidersammlung GmbH Bremer Baumwollbörse EcoPlanet Bamboo Group IG Metall Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit elkline GmbH INKOTA-netzwerk e.V. und Entwicklung (BMZ) Fashion Revolution Germany e.V. interloom 6 ` ELKLINE. dRaUSSEN WIE dIE ELchE denschauen vorführen. Die vielen Menschen, die hinter der DAS UnTERnEHMEn: Die Hamburger Outdoor-Fashion fertigen, kennen wir nicht. Mode ist für uns ein anonymes Marke elkline fühlt sich dem Prinzip der Ganzheitlichkeit Produkt, das appetitlich angerichtet in den Regalen der Kauf- verpflichtet. Mit der nachhaltigen Herstellung von qualita- häuser und Online-Stores darauf wartet, gekauft zu werden. Mode stehen, die unsere Mode mit ihren eigenen Händen tern für alle Lebenslagen und für die ganze Familie, soll der Bei Lebensmitteln fragen wir nach ihrer Herkunft und sind CO2-Fußabdruck, der zwangsläufig hinterlassen wird, so zufrieden, wenn wir wissen, auf welcher Wiese die Kuh, de- klein wie möglich gehalten werden. ren Fleisch wir essen, ihr Gras gefressen hat. Unsere Kaufentscheidungen für Mode hingegen treffen wir zum größ- DAS BESonDERE: Familien und Sportgruppen können sich ten Teil blind. Bestenfalls wissen wir über die Auszeichnung mit Selfies und Berichten von ihren Outdoor-Abenteuern auf „Made in“ etwas über das Land, in dem die Mode haupt- dem elkline-Blog austauschen. Mehr auf: www.elkline.de sächlich gefertigt wurde. Aber hinter „Made in China“ kann eine faire Produktion stehen – ebenso wie eine menschliche ` dIE MachT dER VERBRaUchER Die Mode ist wunderbar! Sie ist ein sinnliches Kulturprodukt, das unbegrenzte Ausdrucksmöglichkeiten verleiht, Zugehörigkeiten kommuniziert und Individualität unterstreicht. Kein Wunder, dass sie ein so beliebtes Konsumgut ist. Aber die Mode ist auch brutal. Ihre Produktion ist der Schauplatz für Katastrophen wie Rana Plaza, der Textilfabrik in Bangladesch, bei deren Einsturz im Jahr 2013 über tausend Menschen ums Leben kamen. Um den Konsumenten das schöne Produkt Mode zu bescheren, führen Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter ein Leben unter menschenunwürdigen Bedingungen. Ihr Lohn reicht oft nicht, um ihre Existenz zu sichern. Ihr Elend aber spielt in unserer Wahrnehmung kaum eine Rolle. Medial kennen wir nur die schöne Seite der Mode: BMZeit QUIZ ` WIEVIELE MENSchEN aRBEITEN WELTWEIT Wir kennen die kreativen Designer, wir sehen die makellosen Models, die die Kollektionen auf den internationalen Mo- Katastrophe. Von einem mündigen Modekonsum sind wir Lichtjahre entfernt. Zum Glück gibt es immer mehr Menschen, die diesen Zustand ändern. Viele Modedesigner und Unternehmen lassen ihre Mode unter ökologisch und sozial fairen Bedingungen anfertigen und verzichten teils sogar auf den Einsatz tierischer Materialien. Aber nicht nur die Unternehmen müssen sich engagieren, der Verbraucher – wir – sind gefragt. Um das sinnliche Vergnügen zu genießen, das die Mode bietet, müssen wir sie mit gutem Gewissen kaufen können. Und das gelingt nur, wenn wir es als unsere Pflicht begreifen, uns zu informieren. Dann können wir etwas bewegen. Konsum kann die Welt verändern. Die ganze Macht liegt bei uns Verbrauchern. alex Bohn ist Modejournalistin (die Zeit, Süddeutsche Zeitung, Vanity fair, etc.). Sie ist gründerin der Plattform fair-a-porter, auf der sie ausgewählte Mode aus transparenter Produktion kuratiert und so den Verbrauchern ermöglicht, sich zu informieren, damit sie Ihren Einfluss als Konsument verantwortungsvoll geltend machen können. Mehr auf: www.fairaporter.com IN TExTILfaBRIKEN? A 1,2 Millionen B 130 Millionen C 60 Millionen Wenn Sie die Frage richtig beantworten, können Sie einen der Rucksäcke Tecographic 23 von Bündnismitglied VAUDE gewinnen (www.vaude.com). Unter den richtigen Einsendungen werden 10 Rucksäcke verlost. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BMZ und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ` SIEgELKLaRhEIT: NachhaLTIg EINKaUfEN, SIEgEL VERSTEhEN DiE AUFGABE: Die Zahl der Umwelt- und Sozialsiegel wächst rasant. Aber welche Siegel sind eigentlich glaubwürdig? Siegelklarheit.de, ein neues Portal der Bundesregierung, sorgt für mehr Klarheit und Wahrheit. Die unterschiedlichen Siegel werden bewertet und miteinander verglichen. Die App ist eine wichtige Hilfe für den nachhaltigen Einkauf und kann gleich im Laden eingesetzt werden. DAS BESonDERE: Die Verbraucherinnen und Verbrau- Bitte senden Sie ihre Antwort bis zum 31.03.2015 cher können sich schnell und unkompliziert auf ihrem per Email an: bmzeit@bmz.bund.de Smartphone darüber informieren, ob sie tatsächlich ein fair oder schicken Sie eine Postkarte an: produziertes Kleidungsstück kaufen. Mehr über die App auf: BMZ Referat L5/BMZeit, Stresemannstr. 94, 10963 Berlin www.siegelklarheit.de Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN) Oxfam Deutschland e.V. Trigema Kampagne für Saubere Kleidung POLOLO OHG Umweltbundesamt Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) Product DNA SA (Respect Code) UTT Technische Textilien GmbH & Co Lillika Eden Muthig & Schmidt GbR Schweikardt Moden GmbH VAUDE Sport GmbH & Co. KG loud + proud GmbH Seidentraum Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Maas Naturwaren GmbH Stiftung Warentest vista textil GmbH Manufaktur Sant SÜDWIND e.V. – Institut für Ökonomie und Ökumene Zwergengrün – Nadja Lüders und Gabriela Wahl GbR MaxTex Switcher Textil Vertriebs GmbH MDC Sportswear GmbH TEXAID Deutschland GmbH Monagoo GmbH Trans Fair e.V. MUVEO GmbH Transparency International Deutschland e.V. NKD Deutschland GmbH Triaz Group GmbH www.textilbuendnis.com 7 Fotos: Switcher. Hessnatur. femnet/Marieke van der Velden (4). Inkota. Elkline/Elkshots (2). Vaude. Kristin Loschert/www.kristinloschert.com. GIZ/LGMi Berlin tiv hochwertigen, langlebigen und modernen Wegbeglei- DU TRäGST VERANTWORTUNG Ein Gespräch mit der Schauspielerin, ärztin und Aktivistin Maria Furtwängler Dr. Maria Furtwängler ist Mutter von zwei erwachsenen Augen führt, wird sich das Konsumverhalten entscheidend Kindern. Seit vielen Jahren engagiert sie sich für die Ver- ändern. Was Lebensmittel angeht, so verzichte ich weitest- besserung der Lebensumstände von Frauen und Mäd- gehend auf Fleisch, seit ich mich für meinen letzten Tatort chen. Beate Wedekind hat sich mit ihr über ihr soziales intensiv über die Bedingungen in der Tierzucht informiert Engagement unterhalten. habe. Das heißt, ich kaufe soweit wie möglich lokal produzierte Bio-Lebensmittel. BMZeit: EineWelt – unsere Verantwortung. Welche Bedeutung hat dieser Satz für Sie? Maria Furtwängler: Wie wir heutzutage leben, global vernetzt und gut informiert, wissen wir über die Lebensum- BMZeit: Wie setzen Sie als erfolgreiche Schauspielerin ihren Bekanntheitsgrad ein, um auf Missstände aufmerksam zu machen? stände der Menschen überall auf der Welt so gut Bescheid, Maria Furtwängler: Ich habe die einmalige Möglichkeit, dass sie uns nahe sind wie Nachbarn. Dabei ist die Vielzahl dass ich bei der Entwicklung von Stoffen und Drehbüchern der Probleme überwältigend, in gewisser Weise auch läh- für Filme, in denen ich spiele, Einfluss nehmen darf. Dabei mend. Von der Erderwärmung bis zur Bedrohung durch achte ich darauf, dass der Kern der Story gesellschaftlich Radikalisierung, von der Müttersterblichkeit in den ärmsten relevant ist. Wir haben zum Beispiel in dem Tatort „Weg- Ländern, bis zu den verheerenden Arbeitsbedingungen für werfmädchen“ Zwangsprostitution in Deutschland the- Frauen in den Textilfabriken. So viel Wichtiges müsste getan matisiert. Das Thema fand in allen Medien eine enorme werden. Man weiß gar nicht, wie und wo man anfangen soll. Präsenz; von Talksendungen bis zu Schwerpunktseiten in Meiner Meinung nach kann der Einzelne am besten etwas vielen Zeitungen. Es ist ein großes Privileg als „Promi“ so tun, wenn man sich auf ein Thema fokussiert. Was mich eine Möglichkeit zu haben. In Summe haben wir auf persönlich sehr bewegt ist die fehlende Gleichbe- diese Art viele Millionen Menschen erreicht und rechtigung für und die Verachtung von Frau- für das Thema sensibilisieren können. en. Das gilt für Entwicklungsländer genauso wie für unsere westliche Welt. GEMEINSAM MIT IHRER TOCHTER Elisabeth hat Maria Furtwängler auf den Philippinen ein Heim für junge Frauen und Mädchen gegründet, die Opfer von Zwangsprostitution wurden. Ich engagiere mich deshalb aktiv für die Stärkung von Frauen und Mädchen. Zum Beispiel habe ich auf Initiative meiner Tochter, die damals 18 war, gemeinsam mit den German Doctors BMZeit: Sie setzen in letzter Zeit auch auf den Philippinen das MalisaHome, ein Akzente auf der politischen Bühne. Wie Heim für junge Mädchen gegründet, deren Lebensweg von viel Leid gezeichnet war. Sie wurden entweder verschleppt oder von der eigenen Familie – zum Teil unwissentlich – in die Prostitution verkauft und haben meist keine Chance aus eigener Kraft da wieder rauszukommen. Das Selbstwertgefühl dieser Mädchen, die bei uns ein geschütztes Zuhause und eine Ausbildung erhalten, ist vollkommen zerstört. Sie werden behandelt wie Dreck und so fühlen sie sich auch. Es ist sehr berührend zu erleben, wie sich die Mädchen öffnen, wenn sie durch die Mitarbeiterinnen dort zum ersten Mal wirkliche Zuneigung erleben. kam es dazu? Maria Furtwängler: Letztes Jahr rief mich Melinda Gates an und fragte mich, ob ich ONE-Botschafterin für Kindergesundheit werden möchte, um insbesondere die Impfkampagne von Gavi zu unterstützen. Das habe ich als ärztin und als Mutter sehr gern getan und bin mir dabei auch bewusst geworden, wie wichtig es ist zu versuchen, auf das politische Leben und auf politische Entscheidungen einzuwirken. Im Zusammenhang mit dem anstehenden G7 Gipfel, für den die Bundeskanzlerin die Präsidentschaft übernommen hat, werde ich mich weiter für die Stärkung von Mädchen und Frauen einsetzen. Was wir erreichen BMZeit: Und was bedeutet Engagement für ihren persön- können, zeigen nicht zuletzt die starken Frauen in der lichen Alltag? Bundesregierung. Maria Furtwängler: Ich versuche, eine verantwortungsvol- Investition in die Gleichberechtigung und den Respekt le Verbraucherin zu sein und bemühe mich, vor allem fair gegenüber Frauen ist eine Investition in die Zukunft. Es hergestellte Produkte zu kaufen. Bei Lebensmitteln aber kann nicht angehen, dass weltweit immer noch zwei Drit- auch bei Kleidung. Hier achte ich vor allem darauf, wo sie tel aller Analphabeten Frauen und Mädchen sind, dass die hergestellt wird. Aber ich gebe zu, dass mir erst durch das Müttersterblichkeit im Wochenbett in der Subsahara 100 Unglück von Rana Plaza vor zwei Jahren das volle Ausmaß Mal so hoch ist wie bei uns! Wir dürfen nicht hinnehmen, der katastrophalen Arbeitsbedingungen, unter denen be- dass Männer in Entwicklungsländern durchschnittlich ge- sonders die Frauen in den Textilfabriken zu leiden haben, rade Mal 30 bis 40 Prozent ihres Lohnes zuhause abgeben, klar geworden ist. Ich finde aber, dass generell viel zu wenig während Frauen 90 Prozent ihres Lohnes in die Familie in- ersichtlich ist, welche Produkte tatsächlich nachhaltig pro- vestieren. duziert werden. Der Verbraucher ist weitgehend überfordert. Es gibt einen großen Informationsbedarf und insofern finde ich die Initiative des Ministeriums, das Bündnis für nachhaltige Textilien, extrem wichtig. Wir als Konsumenten brauchen viel mehr Informationen über die Arbeitsprozesse, die ungerechte Bezahlung, die Diskriminierung, die Gefahren, denen die Menschen in den Fabriken ausge- Die Stärkung von Frauen und Mädchen darf allerdings nicht reine Frauensache sein. Natürlich sind auch die Männer und die Jungen gefragt: Wir alle müssen uns solidarisieren. Nur dann können wir wirkliche gesellschaftliche Veränderungen bewirken. Ob in Bangladesch, auf den Philippinen, auf dem afrikanischen Kontinent – und bei uns zu Hause. setzt sind. Erst wenn sich jeder diese Konsequenzen klar vor 8 Sich für Frauen einzusetzen ist eine gute Tradition in der Familie von Maria Furtwängler. Ihre Urgroßmutter Katharina von Oheimb war eine der 36 Frauen im 1. Reichstag der Weimarer Republik. Sich gegen die 430 Männer zu behaupten und Kurt Tucholsky zu veranlassen, ein Gedicht „An die Gräfin Oheimb“ zu richten – zeigt, dass sie wohl eine sehr durchsetzungsstarke Feministin gewesen sein muss. Schon Anfang der 1920er Jahre gab sie Bildungskurse für Frauen. Fotos: Markus Tedeskino/www.tedeskino.de. Privat FRAUEN STÄRKEN BMZeit · Ausgabe 2/2015 FÜR ALLE MENSCHEN – DAS BMZ ERGREIFT DIE INITIATIVE Diskutieren, verhandeln, gemeinsam Lösungen finden ` gaVI-KONfERENZ: ERSTER hÖhEPUNKT dER dEUTSchEN g7-PRÄSIdENTSchafT ABSTIMMUNGSGESPRÄCHE: die norwegische Premierministerin Erna Solberg, Bill Gates und Jakaya Kikwete, Präsident von Tansania DIE BUNDESKANZLERIN SPRICHT bei der Wiederauffüllungs-Konferenz der Impfallianz Gavi am 27. Januar 2015 im Berliner Congress Centrum. Die vom BMZ mitveranstaltete Konferenz der globalen Impfallianz Gavi fand Ende Januar als Auftaktveranstaltung der deutschen G7-Präsidentschaft unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin in Berlin statt. Minister Um Kindern Zugang zu lebensrettenden Gesundheitsdiens- Müller zeigte sich mit dem Ergebnis äußerst zufrieden: ten zu ermöglichen, ist ein Impfprogramm oft der erste „Mit den zugesagten 7,539 Milliarden Dollar können von Schritt. Die Impfallianz Gavi unterstützt darum Länder, die 2016 bis 2020 weitere 300 Millionen Kinder in den ärms- die Versorgung der Kinder mit wichtigen Grundimpfungen ten Ländern der Welt geimpft werden. Mit dem deutschen verbessern wollen. BUNDESKANZLERIN MERKEL mit Dagfinn HØybråten, dem Vorsitzenden des Gavi-Aufsichtsrates, und Gavi-CEO Dr. Seth Berkley sowie Minister Müller auf dem Weg zur Konferenz Beitrag von 600 Millionen Euro wollen wir darüber hinaus dern unterstützen.“ Bereits am Vortag der Konferenz hatten 300 Expertinnen und Experten über die Frage diskutiert, wie die Gesundheitssysteme auch in den ärmsten Ländern eine medizinische Basisversorgung sicherstellen können. Mehr auf: www.gavi.org ` dIE KLIMaREISE Waldschutz, Klimaanpassung und erneuerbare Energien – das waren die Themen, zu denen Minister Müller verschiedene Projekte und Finanzierungen bei der UN-Klimakonferenz in der peruanischen Hauptstadt Lima auf den Weg gebracht hat. Bei der Gründungsveranstaltung eines globalen Netzwerks zur Anpassung an den Klimawandel sagte er: „Der Klimawandel ist eine Überlebensfrage der Menschheit. Es ist eine gewaltige Kraftanstrengung, uns global auf das Zwei-Grad-Ziel zu verständigen. Wenn wir jetzt scheitern, wird eine menschenwürdige Anpassung an den Klimawandel kaum noch möglich sein. Vielerorts verlieren die Menschen schon jetzt ihre Lebensgrundlage. Viele Millionen Menschen verlassen ihre Heimat nicht zuletzt wegen des Klimawandels – etliche Millionen werden dazu kommen.“ Der Minister startete ein Programm zur Nutzung von Geothermie in Lateinamerika und sagte mehr Mittel für ein Waldschutzprogramm zu. PROGRAMME ZUR RETTUNG DES REGENWALDES standen auf der Agenda der UN-Klimakonferenz in Lima, an der die Delegation aus Deutschland teilnahm. 10 Fotos: Thomas Trutschel (1), Michael Gottschalk (3), Thomas Imo (1), Ute Grabowsky (1)/photothek.de. auch grundlegende Gesundheitsstrukturen in diesen Län- WAS MACHT eigentlich Yiannis Neophytou in Hanoi/ Vietnam ` WEITERE INTERESSaNTE TERMINE Yiannis neophytou (Foto) arbeitet als Referent für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Hanoi, einer Metropole mit fast 6,5 Millionen Einwohnern. Hier sein Bericht: 2015/2016 DIE ZUKUNFTSCHARTA GEHT AUF DEUTSCHLAND-TOUR. Nachdem Minister Müller die Zukunftscharta im November der Bundeskanzlerin in Anwesenheit von mehr als 3.000 Besuchern – darunter viele Kinder und Jugendliche – vorgestellt hat, wird der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern nun vor Ort fortgesetzt. In allen Bundesländern wird das BMZ ganzjährig Veranstaltungen anbieten, die sich mit der Umsetzung der acht Charta-Schwerpunkte befassen und zum Nachdenken und Mitmachen einladen. Was kann jede und jeder Einzelne zur Bekämpfung von extremer Armut beitragen? Welche Allianzen und Partnerschaften brauchen wir, um für faire Arbeitsbedingungen weltweit einzutreten? Mehr auf: www.zukunftscharta.de Als ich 2012 als Referent des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nach Hanoi kam, war der Umbruch unserer Entwicklungszusammenarbeit mit Vietnam bereits in vollem Gange. Zusammen mit meiner Partnerin, die ebenfalls Referentin des BMZ hier ist, galt es, unsere Zusammenarbeit auf die zwei zukünftigen Herausforderungen des Landes neu auszurichten: zum einen die Nachhaltigkeit des Wachstums für zukünftige Mangel an Fachkräften in allen Wirtschaftsbereichen durch ein praxisorientierteres Ausbildungsangebot zu begegnen. Für beides wird Deutschland in Vietnam als der ideale Part- 10./11.03. GUTE ARBEIT WELTWEIT DURCH NACHHALTIGE LIEFERKETTEN FöRDERN. Thema der Konferenz des BMZ und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft im März in Berlin: Wie können Politik, Verbraucher, Unternehmen und Zivilgesellschaft gemeinsam durchsetzen, dass international anerkannte Sozial- und Umweltstandards in der gesamten Lieferkette eingehalten werden. 24./25.03. EINEWELT OHNE HUNGER – UNSERE VERANTWORTUNG. Mit der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger nimmt sich das BMZ einer der größten Herausforderungen weltweit an: dem Kampf gegen Hunger und Mangelernährung. Internationale und nationale Expertinnen und Experten diskutieren, wie das Ziel EINEWELT ohne Hunger bis 2030 Wirklichkeit werden kann. Die Veranstaltung in Berlin ist Teil des Zukunftschartaprozesses. 16./17.04. FRAUEN UND MÄDCHEN STÄRKEN. Der Parlamentarische Beirat für Bevölkerung und Entwicklung, die Stiftung Weltbevölkerung und das European Forum for Population and Development laden 140 Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus G7-, G20-Staaten und Entwicklungsländern zu einer internationalen Konferenz ins BMZ in Berlin ein. Das Abschlussdokument von „Empowering women and girls“ soll in den G7-Prozess einfließen. Mehr auf: www.weltbevoelkerung.de ner angesehen. Meine bisherigen Projektreisen haben gezeigt, dass Vietnam ein Land mit zwei Gesichtern ist. Einerseits gibt es hohe Wachstumsraten – gerade in den Wirtschaftszentren Hanoi und Ho Chi Minh Stadt. Andererseits ist eine fortbestehende Armut auf dem Land und immer mehr auch in den Vorstädten zu beobachten. Der Spagat zwischen dem Anspruch, in fünf Jahren Industrieland sein zu wollen und dem harten Lebensalltag vieler Menschen entlang der Armutsgrenze ist allerorten sichtbar. Hanoi ist nach Addis Abeba und New York mein dritter Aus- ` daS BMZ, EIN OffENES haUS landsposten. Im Ministerium in Deutschland arbeitete ich Wussten Sie schon, dass sich der Anteil der Menschen, die in golei und China. Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann extremer Armut leben, im Vergleich zum Jahr 1990 halbiert ich mich auf den Weg nach Asien machen werde. unter anderem mit den Partnerländern Indonesien, Mon- hat, trotzdem aber heutzutage noch immer ca. 1,3 Milliar- BMZ BERLIN, IM FOYER: Die Fotoinstallation in der Eingangshalle zeigt einen primären Regenwald, eine Aufnahme von Christian Ziegler. den Menschen in extremer Armut leben? Wollen Sie diese Die Entwicklungszusammenarbeit mit Vietnam ist in der und andere Fragen mit dem Team des BMZ diskutieren? Tat ein großer „Tanker“. Ein großes und breit gefächertes Dann kommen Sie uns besuchen. Das BMZ bietet Gruppen Portfolio, zahlreiche Delegationsbesuche und viele zum von 15 bis 50 Personen in Bonn und Berlin die Möglichkeit, Teil neue Partner insbesondere in der deutschen und viet- praxisnahe Einblicke in die entwicklungspolitische Arbeit namesischen Wirtschaft machen Hanoi zu einem ebenso zu bekommen. Was wir tun, wer sich daran beteiligt und wie arbeitsintensiven wie interessanten Posten. auch Sie sich engagieren können, darüber informieren wir Sie gern. Wir berichten Ihnen aus dem entwicklungspoliti- Hanoi – das ist eine Metropole, die ihren asiatischen Cha- schen Arbeitsalltag in Deutschland und in unseren Partner- rakter bisher weitgehend bewahren konnte. Die Stadt mit ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa. ihrem morbiden Charme ist eingebettet in zahlreiche Seen, Haben Sie Interesse? Dann senden Sie uns bitte eine E-Mail grüne Oasen und verfügt noch über viele Alleen mit post- an Besucherdienst@bmz.bund.de. kolonialer Architektur. Klimatisch ist das Leben allerdings Der erste Dienstsitz des BMZ in Bonn ist übrigens im ehemaligen Bundeskanzleramt direkt am Rhein untergebracht. Der zweite Dienstsitz des BMZ in Berlin-Kreuzberg befindet sich im Europahaus, einem Bau der Neuen Sachlichkeit, BMZ BERLIN, IM FILMSAAL: Hier werden die Besucher mit Vorträgen, Filmen und Fotostrecken über die Arbeit vor Ort informiert. fertig gestellt 1931. Mehr über unseren Besucherdienst erfahren Sie auf der Website www.bmz.de 11 eine echte Herausforderung, denn feuchtkühle Winter und extrem heiße Sommer mit kurzen milden Intermezzos zeichnen das Wetter hier besonders aus. Die Luftverschmutzung liegt zumeist viermal über dem zulässigen Grenzwert. Das Reisen in die Nachbarländer ist natürlich ein Muss und zeigt immer wieder auch die Einmaligkeit von Vietnam. Fotos: Paul Hahn (2)/www.paulhahn.de. Andrea Künzig/www.andreakuenzig.de. Tobias Wille/www.tobiaswille.com, www.neo-studio.de. Privat Generationen zu gewährleisten, zum anderen dem akuten UN G Fotos: shutterstock/Huang Zheng. Florian Oellers DU VE TRÄ RA G NT ST WO RT iMPRESSUM HERAUSGEBER Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und Besucherdienst KonZEPTion UnD REDAKTion Beate Wedekind, Berlin und Addis Abeba STAnDoRTE DER BMZ-DiEnSTSiTZE WEiTERFüHREnDE LinKS GESTALTUnG Atelier Hauer+Dörfler/Besscom AG, Berlin BMZ Bonn Dahlmannstraße 4 · 53113 Bonn Tel.: +49(30)228 99 535-0 · Fax: +49(30)228 99 535-3500 DRUCK Bonifatius GmbH, Paderborn Das Original wurde auf PEFZ-zertifiziertem Papier gedruckt. BMZ BERLin Europahaus · Stresemannstraße 94 · 10963 Berlin Tel.: +49(30)30 18 535-0 · Fax: +49(30)30 18 535-2501 E-Mail: poststelle@bmz.bund.de www.bmz.de www.textilbuendnis.com www.siegelklarheit.de www.zukunftscharta.de Titelbild: Florian Oellers www.florianoellers.de