- Exportinitiative Gesundheitswirtschaft
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Branche Der Markt für Medizintechnik in Australien Foto: © Sebastian Kaulitzki - iStockphoto.com Über uns Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen. Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76 53123 Bonn T. +49 (0)228 24993-0 F. +49 (0)228 24993-212 info@gtai.de www.gtai.de Exportinitiative Gesundheitswirtschaft Die Produkte und Dienstleistungen der deutschen Gesundheitswirtschaft sind in vielen Ländern der Welt sehr gefragt. „Health made in Germany“ steht für Qualität, Innovation und Erfahrung. Um insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen beim Auslandsgeschäft zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft lanciert. Ziel ist es, Deutschlands Position als eines der führenden Exportländer im Bereich der Gesundheitswirtschaft zu stärken. Umfassendes Unterstützungsangebot Erstmals werden die bestehenden Aktivitäten im Bereich der Außenwirtschaftsförderung zentral vernetzt. Die neu entwickelte Website www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de bietet umfassende Informations- und Serviceangebote. Unternehmer finden dort Expertenwissen zu den Exportchancen auf den weltweiten Zielmärkten. Eine Übersicht über Ausschreibungen und Förderprogramme oder ein Veranstaltungskalender mit Messen, Kongressen, Geschäfts- und Delegationsreisen ergänzen den Service. Vermarktung im Ausland Die Stärken der deutschen Gesundheitswirtschaft stellt die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft auf dem englischen Internetportal www.health-made-in-germany.com dar. Ausländische Kunden, Partner und Meinungsträger erfahren dort, warum es sich lohnt, mit Anbietern aus Deutschland zusammenzuarbeiten. Um die deutschen Unternehmen im Ausland zu vermarkten, erstellt die Exportinitiative Firmenverzeichnisse, die sie an die Zielgruppen verteilt. Eigene Veranstaltungen auf Messen und Kongressen verhelfen den Unternehmen zu einer stärkeren öffentlichen Präsenz. Verschiedene Branchen im Fokus Die Exportinitiative ist breit abgestützt, zu den Partnern gehören Bundesministerien, Verbände und die Bundesländer. Im Fokus stehen zunächst die folgenden Branchen: n Medizintechnik n Pharma n Medizinische Biotechnologie n Telemedizin und Gesundheitsbezogene Dienstleistungen Weitere Branchen werden in Zukunft hinzukommen. Mit der Umsetzung der Exportinitiative ist Germany Trade & Invest beauftragt, die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesregierung. Zusammenarbeit mit den Fachverbänden Die Exportinitiative richtet sich an den konkreten Bedürfnissen der Industrie aus und arbeitet deshalb eng mit den Fachverbänden zusammen. Die vorliegende Studie zur australischen Gesundheitswirtschaft ist auf Anregung der im Arbeitskreis Medizintechnik vertretenen Verbände entstanden. Inhalt Vorwort Germany Trade & Invest 4 Vorwort Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 5 1. Marktüberblick 6 2. 2.1 8 8 2.2 Marktentwicklung und -bedarf Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren Marktvolumen und Importbedarf 11 3. Produktion und Branchenstruktur 13 4. Außenhandel 14 5. 5.1 5.2 Geschäftspraxis Vertrieb Zulassungsbedingungen, Normen, Einfuhrverfahren 16 16 16 6. Kontaktanschriften 17 Germany Trade & Invest www.gtai.de 3 Vorwort Mit der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ein schlagkräftiges Instrument geschaffen, um das Auslandsgeschäft einer leistungsfähigen deutschen Wachstumsbranche zielgerichtet zu unterstützen. Die Initiative zeichnet sich dadurch aus, dass die Ziele und sektorspezifischen Konzepte aller Fördermaßnahmen im engen Dialog mit Unternehmen und Branchenvertretern entwickelt werden. Darüber hinaus sind sie in eine übergreifende Markterschließungsstrategie eingebunden, die speziell auf kleine und mittelständische Betriebe zugeschnitten ist. Germany Trade & Invest wurde vom Bundeswirtschaftsministerium damit beauftragt, den Koordinierungs- und Entscheidungsprozess in der Initiative zu moderieren und für eine effiziente Umsetzung der beschlossenen Maßnahmenpakete zu sorgen. Hierbei kommen der Bundesgesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing die Erfahrungen aus über 60 Jahren Außenwirtschaftsförderung zugute. Der vorliegende Report zum Medizintechnik-Markt in Australien baut auf der fachlichen Fokussierung in der Exportinitiative auf. Im Arbeitskreis Medizintechnik wurde der außenwirtschaftliche Informationsbedarf definiert, an dem sich der Marktbeobachter von Germany Trade & Invest bei seinen Recherchen orientierte. Auf dem Fünften Kontinent wird für deutsche Medizintechnikunternehmen ein besonders großes Geschäftspotenzial gesehen. Fundierte Länderinformationen sind dabei eine Grundvoraussetzung, um in diesem Markt erfolgreich zu bestehen. Wir wünschen Ihnen bei Ihren Aktivitäten in Australien viel Erfolg! Ihr Dr. Jürgen Friedrich Geschäftsführer Germany Trade & Invest 4 Der Markt für Medizintechnik in Australien Die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen wächst weltweit. Bis 2030 könnte sich der Umsatz mehr als verdreifachen – eine große Chance für die deutsche Gesundheitswirtschaft und damit auch für die Medizintechnik, die zu den größten und wichtigsten Branchen gehört. 2010 verbuchten die über 11.000 Unternehmen einen Umsatz von rund 20 Milliarden Euro; dies mit einem Exportanteil von 64 Prozent. Mit der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die deutsche Gesundheitswirtschaft noch stärker als bisher. Deutschlands Unternehmen sollen von der weltweit steigenden Nachfrage nachhaltig profitieren können. Die Exportinitiative richtet sich dabei nach den konkreten Bedürfnissen der Industrie. Angesprochen sind insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen. Sie sind über ihre Fachverbände in den Arbeitskreisen der Exportinitiative vertreten und bestimmen so deren Ausrichtung mit. Die vorliegende Studie ist auf Anregung des Arbeitskreises Medizintechnik entstanden. Sie bietet deutschen Unternehmen einen fundierten Überblick über den Gesundheitsmarkt Australiens. Erfolgreiche Auslandgeschäfte wollen gut vorbereitet sein: Nur wer die Zielmärkte kennt, kann auch die richtigen Entscheidungen treffen. Deshalb wurde mit der Umsetzung der Studie Germany Trade & Invest beauftragt, die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesregierung. Deren Experten haben die aktuelle Marktsituation direkt vor Ort recherchiert und die Informationen zu den Rahmenbedingungen aus erster Hand zusammengetragen. Ihre Einschätzungen basieren auf jahrlanger Erfahrung. Ich bin überzeugt, dass mit diesem Expertenwissen ein solider Grundstein für viel versprechende Auslandsgeschäfte in Australien gelegt ist. Foto: © BMWI Ernst Burgbacher, MdB Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Mittelstands- und Tourismusbeauftragter der Bundesregierung Germany Trade & Invest www.gtai.de 5 Marktüberblick 1. Marktüberblick Australien bietet deutschen Unternehmen trotz der großen Entfernung gute Geschäftsmöglichkeiten. Der rohstoffreiche Fünfte Kontinent registriert seit Jahren ein kontinuierliches und robustes Wirtschaftswachstum. Dabei spielt traditionell der Bergbausektor die entscheidende Rolle. Nach der Finanzkrise stieg die Nachfrage nach Kohle und Eisenerz wieder an. Damit erhöhten sich die Absatzpreise und verschafften „Down Under“ einen erneuten Rohstoffboom. Im Gegensatz dazu steht jedoch die verarbeitende Industrie des Landes nach Ansicht von Kritikern auf dem Abstellgleis. Sie fordern daher für diesen Bereich mehr staatliche Unterstützungsprogramme. Die allgemeinen Prognosen für die australische Wirtschaft sehen für die kommenden Jahre grundsätzlich optimistisch aus. Die Regierung steht jedoch unter zunehmendem Reformdruck. Zum ersten Mal seit über 50 Jahren ist in Australien nach den Wahlen im August 2010 eine Minderheitsregierung an der Macht. Der Labor Party fällt es seitdem schwerer, ihre wirtschaftspolitischen Ziele durchzusetzen. Kompromisslösungen sind insbesondere bei der umstrittenen Minensteuer sowie beim Ausbau des landesweiten Breitbandnetzes vonnöten. Auch der Gesundheitssektor steht im Fokus der Reformbemühungen. Bislang sorgt allerdings die mangelnde Akzeptanz der Bundesstaaten für Verzögerungen bei der Durchführung notwendiger Maßnahmen. Der Absatzmarkt in Australien ist mit knapp 22,5 Mio. Einwohnern überschaubar. Ein zentrales Merkmal sind die großen Entfernungen zwischen den einzelnen Ballungsgebieten - insbesondere den Metropolen Sydney, Melbourne, Brisbane und Perth. Investitionen in Fertigungsanlagen lohnen sich daher in einigen Sektoren nur wenig. Auch wenn Australien mit dem asia- tischen Wirtschaftsraum bereits stark verknüpft ist, sind die geographischen Entfernungen zu den maßgeblichen Handelspartnern nicht zu unterschätzen. Für den Eintritt in den australischen Markt spricht die hohe Kaufkraft der australischen Bevölkerung. Und letztere wächst mit beeindruckenden Steigerungsraten. Für eine erhöhte Nachfrage sorgen die hohe Einwanderungsquote und der gegenwärtige Babyboom. Im Vergleich zu anderen Industriestaaten kann Australien mit einer robusten Staatskasse auftrumpfen. Bis zum Wirtschaftsjahr 2012/13 soll das bestehende Defizit beseitigt sein. Allerdings dürfte dies damit verbunden sein, dass in dem Zeitraum weniger öffentliche Mittel zur Verfügung stehen. Schon seit Jahren wird der australische Markt für Medizintechnik für ausländische Anbieter immer interessanter. Zwar ist die Anzahl der potenziellen Patienten aufgrund der Wichtige Daten zu Australien Bruttoinlandsprodukt (BIP, nominal) 2010: 1.220,0 Mrd. US$ BIP-Wachstum (real) 2010: 2,7%; 2011 *): 1,8%; 2012 *): 3,3% Inflation 2010: 2,8% Pro-Kopf-Einkommen 2010: ca. 55.000 US$ Währung Australischer Dollar ($A); 1 $A = 100 Cents Devisenkurs (Oktober 2011) 1 US$ = 1,026 $A; 1 Euro = 1,386 $A Durchschnittlicher Devisenkurs 2010 1 US$ = 1,084 $A; 1 Euro = 1,435 $A Länderbonität (gemäß Institutional Investor) Sept. 2011: Rang 11/178 (Sept. 2010: Rang 12) Bonitätsindex 90,6 (+2,0 ggü. Sept. 2010) Geschäftssprache Englisch *) Prognose Quellen: IWF, Germany Trade & Invest 6 Der Markt für Medizintechnik in Australien durchschnitt der Bevölkerung zu, und die Ansprüche an die medizinische Versorgung steigen weiter an. Um die Anforderungen in der Zukunft sowohl quantitativ als auch qualitativ erfüllen zu können, sind zahlreiche Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur nötig. In Australiens Gesundheitssystem stehen in den kommenden Jahren umfassende Umstrukturierungen an, zudem gehen zahlreiche neue Krankenhausprojekte an den Start. Ausländische Lieferanten von Medizintechnik erwarten hervorragende Geschäftschancen auf einem wachsenden und stark von Importen abhängigen Markt. Deutschland ist nach den USA zweitwichtigster Lieferant von Medizintechnik auf dem Fünften Kontinent. Foto: © ?????? - iStockphoto.com vergleichsweise geringen Einwohnerzahl überschaubar, allerdings geben diese hohe Beträge ihres wachsenden Einkommens für Gesundheit aus. Australier konsumieren insgesamt etwa 120 Mrd. $A jährlich an Pharmazeutika und Healthcare-Dienstleistungen (inklusive Altenbetreuung). Für den Gesundheitsmarkt gewinnen ältere Bürger immer mehr an Bedeutung. Denn tendenziell nimmt der Alters- www.gtai.de Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Germany Trade & Invest www.gtai.de 7 Marktentwicklung und -bedarf 2. Marktentwicklung und -bedarf 2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren 2.1.1 Das Gesundheitssystem in Australien Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) Australiens könnte offiziellen Berechnungen zufolge von derzeit 8,5% bis zum Jahr 2032 auf 12,4% steigen. Die kontinuierlich wachsende Bevölkerung, mehr privat Versicherte und ein allgemein größeres Gesundheitsbewusstsein sollten für einen Nachfrageschub nach medizinischen Leistungen sorgen. Bislang entfallen etwa 47% der Umsätze im Gesundheitssektor auf allgemeine Krankenhäuser. Fachärzte erwirtschaften etwa 10%. Zahnärzte kommen bislang auf einen relativ kleinen Anteil von rund 5%. Im Allgemeinen sind Australier über die staatliche „Medicare“-Versicherung an das Gesundheitssystem angeschlossen. Für die Arbeitnehmer fallen dabei im Regelfall lediglich Beiträge in Höhe von 2 bis 3% der Bruttogehälter an. Dementsprechend „bescheiden“ ist zwangsläufig die Grundversorgung. Nicht ohne Grund schließen immer mehr Australier eine Privatversicherung ab. Seit dem Jahr 2000 unterstützt die Regierung dies mit Zuwendungen. Teilweise wurden Mehrverdiener auch mit Sanktionen belegt, sofern sie keine private Versicherung abschlossen. Der Großteil der Bevölkerung, der über die „Medicare“ abgesichert ist, muss zunächst den Gang zu einem Allgemeinarzt antreten. Wegen mangelnder Alternativen ist es außerordentlich schwierig, einen zeitnahen Termin bei einem Facharzt zu erhalten. Als praktische Notlösung sehen nicht wenige Patienten selbst bei vermeintlich kleineren Beschwerden die Einlieferung in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Dennoch ist der Anteil der Privatversicherten auf dem Fünften Kontinent immer noch sehr gering. Derzeit sind lediglich rund eine Million Australier adäquat privat krankenversichert. Die Steigerungsrate belief sich in den letzten Jahren auf etwa 1% per annum. Der größte Kundenanteil der privaten Krankenversicherungen liegt gegenwärtig in der Altersklasse zwischen 55 und 64 Jahren. Die Marketingbemühungen der Branchenunternehmen richten sich daher auf die jüngere Generation. Die beiden Marktführer unter Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Australien Indikator Einwohnerzahl (Mio.) Bevölkerungswachstum (% p.a.) Wert (Jahr) 22,3 (2010) 2,1(2010) Altersstruktur der Bevölkerung Anteil der unter 14-Jährigen (%) 19 (2010) Anteil der über 65-Jährigen (%) 14 (2010) Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (Jahre) Gesundheitsausgaben pro Kopf ($A/Jahr) 82 (2010) 4.000 (2010) Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (%) 8,5 (2010) Ärzte/100.000 Einwohner 225 (2010) Zahnärzte/100.000 Einwohner Krankenhausbetten/100.000 Einwohner 25 (2010) 400 (2010) privat 270 (2010) öffentlich 130 (2010) Quellen: Australisches Statistikamt ABS, Recherchen von Germany Trade & Invest 8 Der Markt für Medizintechnik in Australien den Krankenversicherungen sind die Unternehmen Medibank Private Ltd. sowie BUPA Asia Pacific Pty. Ltd. mit einem Marktanteil von jeweils knapp 30%. Außerdem sind unter anderem die Anbieter Hospital Contribution Fund of Australia Ltd. (9%) sowie HBF Health Ltd. (7%) wichtige Wettbewerber. Die Situation der Krankenversicherer dürfte für die zukünftige Entwicklung der gesamten australischen Gesundheitswirtschaft von besonderer Bedeutung sein. Zwar stieg der Anteil der Privatversicherten im Laufe der letzten Jahre kontinuierlich an. Dies war allerdings maßgeblich ein Resultat staatlicher Subventionen, die zukünftig jedoch gekürzt werden sollen. Foto: © Robert Kneschke - Fotolia.com In den Jahren der Haushaltsüberschüsse wurde häufig kritisiert, dass die australische Regierung den Gesundheitssektor vernachlässige. Insbesondere außerhalb der großen Städte ist die medizinische Versorgung alles andere als optimal. Allerdings klagen die Patienten zunehmend auch in den Ballungsgebieten über die ärztliche Versorgungssituation. in den ländlichen Regionen zu errichten. Nun sollen das Gesundheitswesen modernisiert und auch außerhalb der bevölkerungsreichen Regionen eine adäquate „Healthcare“-Infrastruktur geschaffen werden. Ein aktueller Bericht der National Health and Hospitals Reform Commission (NHHRC) skizziert dazu mittelfristige Lösungsansätze. Demnach müsste die Regierung bis 2014 jährlich mehr als 5 Mrd. $A zusätzlich investieren. Die Zahnmedizin spielt bei den Reformplänen eine besondere Rolle. Der NHHRC-Report empfiehlt für diesen Bereich, in den Jahren bis 2014 einen Fonds mit einem Volumen von jährlich 3,5 Mrd. $A einzurichten. Die dringend notwendigen Investitionen dürften auch Lieferanten von Medizintechnik in den nächsten Jahren lukrative Geschäftsmöglichkeiten bieten. Den Fokus legt die NHHRC unter anderem auf präventive Gesundheitsmaßnahmen, eine bessere Integration des gesamten Gesundheitswesens und auch auf eine stärkere Kontrolle durch die Zentralregierung in Canberra. Letztere unterzeichnete im Februar 2010 das „National Partnership Agreement on Hospital and Health Workforce Reform“. Ab Juli 2012 sollen die Fördergelder für Krankenhäuser stärker leistungsbezogen verteilt werden. Zwei Behörden wurden im Rahmen der geplanten Umstrukturierung gegründet: die National Health Performance Authority (NHPA) sowie die Independent Hospital Pricing Authority (IHPA). Für die Entwicklung der Branche spielt die Kompetenzaufteilung zwischen der Zentralregierung und den Bundesstaaten eine wichtige Rolle. Letztere wollen vor allem die Hoheit über die Krankenhäuser behalten. Das will die Regierung jedoch erst dann zulassen, wenn die einzelnen Staaten eine größere interne Reformbereitschaft erkennen lassen. Die neue, unverändert von der Australian Labor Party geführte Zentralregierung unter Premierministerin Julia Gillard setzt die Reformbemühungen der vorherigen Regierung fort. Sie besteht allerdings nicht darauf, die gesamte Kontrolle in die Die lokale Verteilung der Krankenhäuser sowie sämtlicher medizinischer Einrichtungen entspricht in etwa der Bevölkerungsdichte. Etwa drei Viertel der Gesundheitszentren sind an der Ostküste angesiedelt. Dabei kommt der Bundesstaat New South Wales mit 35% auf den größten Anteil - gefolgt von Victoria (25%) sowie Queensland (17%). Die Bundesstaaten Western Australia sowie South Australia vereinigen 11 beziehungsweise 9% auf sich. Bislang reichten staatliche Anreize nicht aus, um die Privatwirtschaft zu animieren, größere Kliniken auch Germany Trade & Invest www.gtai.de 9 Marktentwicklung und -bedarf Hauptstadt Canberra zu holen. Die Bundesstaaten dürften ein hohes Maß an Spielraum behalten. Die Zentralregierung will bis 2019/20 insgesamt rund 16,4 Mrd. $A in neue Gesundheitsprojekte investieren. Die eingeleiteten Reformen der australischen Regierung dürften nachhaltige Änderungen für die Verteilung und Verwaltung der öffentlichen Gesundheitsausgaben mit sich bringen. Die staatlichen Investitionen sowie ein höherer Anteil an Privatversicherten werden sich positiv auf die Kassenlage im Gesundheitssektor auswirken. Vor allem neue Krankenhausprojekte könnten von der zukünftigen Konstellation profitieren, erwarten Branchenvertreter. Beim Bau neuer Krankenhäuser setzen die einzelnen Bundesstaaten verstärkt auf Public-Private-Partnership-Modelle (PPP). In Adelaide entsteht Australiens bislang größtes PPP-Krankenhaus. SA Health Partnership heißt das Konsortium, das den Zuschlag für das Projekt erhielt. Die Unternehmen Macquarie Group, Leighton Contractors, Hansen Yuncken sowie die Spotless Group sind an dem Vorhaben beteiligt. Nach der geplanten Fertigstellung im Jahr 2016 erhält das Konsortium als Betreiber über einen Zeitraum von 30 Jahren eine Summe von 400 Mio. $A per annum. Die Vereinbarung mit den Investoren beinhaltet eine festgelegte Summe in Höhe von 1,85 Mrd. $A für das Design und die Errichtung des Hospitals. Zum Jahresende 2011 sollen die Arbeiten beginnen. Nach der Fertigstellung wird es 2016 in staatlichen Besitz übergehen. Es wurde Zeit für den Neubau: Das Krankenhaus ersetzt das alte Royal Adelaide Hospital, das im Jahr 1840 die ersten Patienten aufnahm. Die neue Einrichtung wird eine Kapazität von jährlich 80.000 Patienten aufweisen. Neben dem Royal Adelaide Hospital stehen weitere sogenannte „Mega Hospitals“ am Start. Das Unternehmen Bovis Lend Lease (BLL) erhielt den Zuschlag für den Bau des Gold Coast University Hospital. Etwa 1,55 Mrd. $A wird die Fertigstellung kosten. Ebenfalls geplant ist ein 1,8 Mrd. $A teures Projekt in Perth (Western Australia), das Fiona Stanley Hospital. Das Unternehmen Brookfield Multiplex soll das Krankenhaus bis zum Jahr 2014 errichten. Das in New South Wales bislang größte Krankenhaus auf PPP-Basis ist mit einem Volumen von rund 720 Mio. $A das Royal North Shore Hospital, das weiter ausgebaut wird. Betreiber ist das Unternehmen Ramsay Health Care. Pressemeldungen zufolge soll im Jahr 2012 mit der Errichtung des Bendigo Hospital im Bundesstaat Victoria begonnen werden. Das Krankenhaus soll mit einem Investitionsaufwand von 630 Mio. $A bis zum Jahr 2016 fertiggestellt sein. Aus Kostengründen wird dieses Vorhaben ebenfalls auf PPP-Basis durchgeführt. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 25 Jahre. 2.1.2 Weitere Einflussfaktoren Das durchschnittliche Alter der australischen Bevölkerung nimmt kontinuierlich zu, wobei gegenwärtig von einem kleinen Babyboom die Rede ist. Die Lebenserwartung eines Australiers lag 2010 bei 82 10 Der Markt für Medizintechnik in Australien Jahren. Durch die sich verändernde Altersstruktur mit einer wachsenden älteren Generation ergeben sich neue Anforderungen an das Gesundheitswesen. Gleichzeitig ist ein lukratives Geschäftsfeld für private Dienstleistungsunternehmen in diesem Bereich entstanden. Schließlich gilt die Bevölkerungsschicht der über 60-jährigen in Down Under trotz teilweise nicht vorhandener Absicherung durch Versicherungen als wohlhabend. Bereits jetzt entfallen etwa 35% der Umsätze des australischen Gesundheitssektors auf die Patientengruppe der Über-65-Jährigen. Jeweils ein Fünftel der Umsätze gehen auf das Konto der 51- bis 64-Jährigen sowie der 35- bis 50-Jährigen. Bis zum Jahr 2015 soll der Bevölkerungsanteil der Über-65-Jährigen auf 15% steigen. Australier gelten allgemein als sehr gesundheitsbewusst und achten dabei insbesondere auf eine gute medizinische Versorgung ihrer Kinder. Die Inanspruchnahme ärztlicher Zusatzleistungen schwankt im Einklang mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. So beklagten etwa Anbieter von Akupunktur und physiotherapeutischen Behandlungen erhebliche Umsatzrückgänge nach dem Ausbrechen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009. Nichtsdestotrotz sind alternative Heilmethoden auch in Australien auf dem Vormarsch. So steht beispielsweise die klassische chinesische Medizin deutlich höher im Kurs, als dies etwa in Deutschland der Fall ist. Diese Entwicklung sei teilweise, aber keinesfalls ausschließlich, auf die hohe Einwande- rungsquote aus dem Reich der Mitte zurückzuführen, ist von Branchenvertretern zu hören. Die tragischerweise wohl landestypischste Krankheit ist der Hautkrebs. Seit langer Zeit existieren staatliche sowie private Initiativen, um die Bevölkerung vor dem Hintergrund der starken UV-Bestrahlung zu Präventivmaßnahmen aufzurufen. Des Weiteren ist der Anteil der Patienten mit orthopädischen Problemen sehr groß. Dies ist der Tribut, den die Sportnation zollen muss. Allerdings ist auch ein anderes Extrem zu beobachten. So steigt der Anteil der Übergewichtigen auf dem Fünften Kontinent unübersehbar. Entsprechend sind zahlreiche Krankheiten auf diese Ursache zurückzuführen. Exkurs: Rahmenbedingungen und Nachfrage bestimmende Faktoren im Bereich Dentaltechnik Gerade im Bereich der Dentaltechnik bieten sich vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung neue Geschäftschancen. Um ein strahlend weißes Lächeln auch im fortgeschrittenen Alter präsentieren zu können, scheuen immer weniger Patienten davor, notwendige Eingriffe aus „eigener Tasche“ zu finanzieren. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Patienten, die über private Versicherungen eine entsprechende Vorsorge in Form von Zusatzversicherungen treffen. Das Bewusstsein für die Zahngesundheit ist im Vergleich zur Vergangenheit deutlich gestiegen. So verfügen derzeit dem Vernehmen nach etwa 70% der über 45-Jährigen über mehr als 25 eigene Zähne. Das bedeutet für den Sektor, dass Präventiv- und Erhaltungsmaßnahmen sehr hoch im Kurs stehen. Angaben der Australian Dental Association zufolge kaute im Jahr 1979 ein Anteil von etwa 60% der älteren Bevölkerung ausschließlich auf künstlichen Zähnen. Dieser Anteil reduzierte sich Schätzungen zufolge bis 1989 auf 44% und soll bis 2019 auf 20% fallen. Insbesondere im Bereich der Zahnmedizin fällt der Unterschied des Normalzum Privatversicherten auf, denn die durch die staatlichen „Medicare“ finanzierten Eingriffe bewegen sich auf einem Basisniveau. Vor allem in den ländlichen Regionen sind Präventivuntersuchungen marginal. Insgesamt, so lauten die Schätzungen, ist ein Anteil von 60% der dentalen Eingriffe in Down Under durch Versicherungen abgedeckt. 2.2 Marktvolumen und Importbedarf Das Marktvolumen für Medizintechnik belief sich im Wirtschaftsjahr 2010/11 (1.7. bis 30.6.) nach Schätzungen von Industrievertretern auf rund 5,3 Mrd. $A. Damit wuchs die Nachfrage im Vergleich zur Vorjahresperiode um etwa 15%. In den nächsten Jahren könnten die jährlichen Zuwachsraten durchschnittlich 5% erreichen, erwarten Brancheninsider. Der Inlandsmarkt ist von Importen abhängig. Etwas mehr als 70% der Nachfrage werden durch Einfuhren abgedeckt. Von der lokal gefertigten Medizintechnik wird etwa die Hälfte exportiert. Dabei handelt es sich aber hauptsächlich um Nischenprodukte. Ein großer Teil der für die lokale Fertigung erforderlichen Forschung und Entwicklung erfolgt im Ausland. Hauptabnehmer von Medizintechnik ist mit rund 50% die Zentralregierung. Ungefähr ein weiteres Fünftel wird von den einzelnen Bundesstaaten geordert, die restlichen 30% entfallen auf den privaten Bedarf. Der Markt für Medizintechnik in Australien (in Mio. $A; Veränderung in %) Kennziffer 2007/08 1) 2008/09 1) 2009/10 Veränderung 2) Umsätze lokaler Unternehmen 2.750 2.850 3.008 5,5 Import 3.140 3.090 3.460 12,0 Export 1.580 1.700 1.835 7,9 Marktvolumen 3) 4.300 4.230 4.633 9,5 1) Wirtschaftsjahr 1.7. bis 30.6.; 2) Wirtschaftsjahr 2009/10 gegenüber Vorjahresperiode; 3) rechnerisch: Umsätze lokaler Unternehmen + Import Export Quelle: Schätzungen von Industrievertretern Germany Trade & Invest www.gtai.de 11 Marktentwicklung und -bedarf Die Importe von Medizintechnik sind in erster Linie qualitativ hochwertige Produkte. Zwar gilt der Markt auch als preissensibel, jedoch sind insbesondere private Kliniken und Ärzte bereit, sich ihre Geräte etwas kosten zu lassen. Dafür können sie wiederum ihre Gebühren für Behandlungen erhöhen. Die Bereitschaft, hochwertigere und innovative Branchenerzeugnisse zu erwerben, hat deutlich zugenommen. Dies steigerte in den letzten fünf Jahren insbesondere die Ausgaben der Regierung, aber auch die der Privatwirtschaft. Begünstigt wurde diese Entwicklung auch durch die Stärke des Australischen Dollars, der sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch gegenüber dem Euro an Wert gewann. Dennoch sind die finanziellen Mittel für diesen Bereich nicht unbegrenzt. Eher werden in der Privatwirtschaft High-Tech-Investitionen gestartet, beurteilen Branchenvertreter. Kostspieligere Anschaffungen rentieren sich für die Gesundheitseinrichtungen meistens nur in den großen australischen Städten. Die ärztliche Versorgung ist dort im internationalen Vergleich relativ teuer. Insbesondere in den Metropolen liegt der Anteil der Privatpatienten deutlich höher als in den ländlichen Regionen. Insgesamt betrachtet sind die Absatzchancen für hochwertige Medizintechnik in Australien in den kommenden Jahren sehr lukrativ. Allgemein befindet sich der Gesundheitssektor auf einem Modernisierungskurs, was die Nachfrage nach innovativen High-End-Geräten antreibt. Zudem besteht in Down Under auch ein breiter Bedarf an gesundheitlicher Basisversorgung. Deutsche Unternehmen könnten vor diesem Hintergrund ihren Lieferanteil zukünftig noch weiter ausbauen. Die neuen Krankenhausprojekte werden weiterhin für einen kontinuierlichen Bedarf an hochwertigen technischen Geräten sowie modernen Ausrüstungsgegenständen für OP-Säle sorgen. Von Großhändlern werden allgemein elektrotechnische Medizintechnik, bildgebende Systeme sowie Be- täubungs- und Beatmungsgeräte als vielversprechend eingestuft. Besondere Chancen biete zudem der „E-Health“-Bereich, der im Zusammenhang mit den Reformen der Regierung weiter an Bedeutung gewinnen wird. Generell hat Medizintechnik „made in Germany“ bei den australischen Abnehmern einen sehr guten Ruf. Die Ansprüche an die deutschen Geräte und Ausrüstungen seien dementsprechend hoch, heißt es. Absatzchancen für deutsche Branchenerzeugnisse sehen die Händler insbesondere im privaten Gesundheitssektor, während die öffentlichen Einrichtungen nicht von Sparmaßnahmen verschont bleiben und daher stärker auf den Preis achten müssen. Exkurs: Marktvolumen und Importbedarf im Bereich Dentaltechnik Der australische Markt für Dentaltechnik wächst. Für viele Australier hat eine qualitativ hochwertige zahnärztliche Versorgung an Bedeutung gewonnen. Die Umsätze der lokalen Zahnärzte sowie Dentalkliniken beliefen sich im Jahr 2010 auf knapp 5 Mrd. $A. Für die Zukunft rechnen Branchenvertreter mit Zuwächsen von etwa 5% per annum. Insgesamt existieren im Land rund 6.500 Zahnkliniken, die immer höhere Ansprüche an ihre technische Ausrüstung stellen. Dabei muss der Großteil der Ausrüstungen importiert werden. Deutsche Lieferanten haben dem Vernehmen nach ihr Potenzial in diesem Bereich noch nicht ausgeschöpft. Bei Teilen für Dentalbohrmaschinen halten sie allerdings beispielsweise bereits einen Einfuhranteil von mehr als 30%. 12 Der Markt für Medizintechnik in Australien Foto: © zilli - iStockphoto.com Tendenziell steigt die Nachfrage nach Branchenprodukten vor allem im privaten Gesundheitssektor. Produktion und Branchenstruktur 3. Produktion und Branchenstruktur Etwa 70% der australischen Nachfrage nach Branchenprodukten werden über Importe abgedeckt. Der Importanteil dürfte auch in der Zukunft auf hohem Niveau verbleiben. Die lokale Produktion für den Heimatmarkt hält sich in Grenzen. Etwa die Hälfte der in Australien produzierten Medizintechnik wird Schätzungen zufolge exportiert. Dabei sind die USA mit einer Quote von etwa 40% der größte Abnehmer. Daneben sind Neuseeland und das Vereinigte Königreich als Zielländer von Bedeutung. Die Fertigung im Land verteilt sich auf zahlreiche kleinere Firmen mit oft weniger als zehn Angestellten. Die Firmen stellen technisch weniger anspruchsvolle Branchenerzeugnisse, aber auch hochwertigere Nischenprodukte her. Circa 35% der Branchenunternehmen sind in New South Wales angesiedelt. Ein Anteil von 27% befindet sich in Victoria, Queensland kommt auf 18%. Die Distribution vor Ort wird von etwa 1.000 Handelsunternehmen abgewickelt. Die bekanntesten Hersteller sind Cochlear (Hörgeräte) sowie ResMed (respiratorische Medizintechnik). Bei den größeren Unternehmen handelt es sich meist um Niederlassungen ausländischer Mutterhäuser. Lediglich ein Anteil von knapp 5% der lokalen Unternehmen beschäftigt 20 oder mehr Angestellte. Allerdings steigt die Größe der Unternehmen tendenziell. In den letzten Jahren kam es verstärkt zu Firmenübernahmen in dem Sektor. Nur die größeren Firmen verfügen über das nötige Kapital, um in Forschung und Entwicklung zu investieren. Unter den lokalen Produzenten besitzen die vier größten Akteure eine sehr hervorgehobene Stellung. ResMed Holdings ist Marktführer mit einem Marktanteil bei den lokalen Herstellern von etwa 30% (Stand 2010). Das Unternehmen produziert medizinische Beatmungsgeräte unter anderem für die Diagnose sowie die Behandlung von Schlafstörungen. Auf Marktanteile von jeweils 16% kommen die Hersteller Baxter Healthcare sowie Abbott Australasia. Beide haben ihren Ursprung in den USA. Rund 750.000 Australier gehen einer Tätigkeit im Gesundheitssektor nach. Das sind immerhin knapp 9% der Erwerbstätigen. Qualifizierte Arbeitskräfte werden von der Branche händeringend gesucht. Andererseits sind zahlreiche Angestellte aus Kostengründen nur auf Halbtagesbasis eingestellt. Ausgewählte, führende Branchenunternehmen in Australien (Veränderung in %) Foto: © Jan Rysavy - iStockphoto.com Unternehmen ResMed Holdings Limited Cochlear Australia Baxter Healthcare Limited Abbott Australasia Umsatzzahlen *) Internetadresse 897 Mio. $A (2009/10) www.resmed.com.au k.A. www.cochlear.com.au 481 Mio. $A (2009) www.baxterhealthcare.com.au 484 Mio. $A (2008/09) www.abbott.com *) Schätzungen Quelle: Ibisworld Germany Trade & Invest www.gtai.de 13 Außenhandel 4. Außenhandel Insgesamt importierte Australien 2010 Branchenprodukte in der Abgrenzung der nachstehenden Außenhandelstabelle im Wert von rund 3,4 Mrd. US$. Dies entsprach einem Plus von knapp 17% im Vergleich zum Jahr zuvor. Besonders stark wuchsen 2010 die Einfuhren von medizinischen Geräten, die Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen verwenden (HS 9022.21; +94,8% im Vergleich zu 2009), die Bezüge von Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräten (HS 9018.20; +56,5%) sowie die Importe von Elektrokardiografen und Szintigrafiegeräten (HS 9018.11,.14; +48,4%). Die Hauptlieferländer Australiens haben sich in den letzten Jahren nur wenig verändert. Die Unternehmen aus den USA geben weiterhin den Ton an. In den letzten Jahren gingen circa 35 bis 40% der australischen Branchenimporte auf ihr Konto. Deutschland liegt zwar mit einem Einfuhranteil von etwa 10% auf Platz zwei der Lieferländer, muss sich allerdings gegenüber einer wachsenden Konkurrenz aus dem asiatischen Raum behaupten. Im Bereich der Elektromedizin können deutsche Lieferanten gegenwärtig am meisten punkten. Dort kommen sie auf einen Importanteil von knapp 20%. Allerdings dominieren auch in diesem Segment die Lieferanten aus den USA, die einen Einfuhranteil von etwa 40% halten. Weitere Konkurrenten sind Japan und zunehmend die VR China. Im Gegensatz zu anderen Branchen rückt das Reich der Mitte bei der Medizintechnik noch nicht so stark ins Rampenlicht. Foto: © Alexander Gatsenko - iStockphoto.com Von der bevorstehenden Modernisierung im Gesundheitssektor werden ausländische Lieferanten von hochwertiger Medizintechnik maßgeblich profitieren. Denn die Anforderungen und Ansprüche an Medizinprodukte in Australien sind hoch. Schon jetzt gibt es in einzelnen Segmenten zweistellige Importzuwachsraten. Im Jahr 2010/11 lag der Importanteil bei knapp 72%. In Zukunft könnte sich dieser Anteil tendenziell eher noch erhöhen, erwarten Branchenvertreter. 14 Der Markt für Medizintechnik in Australien Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Australien ( in 1.000 US$) 2009 2010 davon aus Deutschland (2010) Ultraschalldiagnosegeräte 78,2 81,6 1,3 9018.13 Magnetresonanzgeräte 45,9 51,8 22,5 9018.11, .14 Elektrokardiografen, Szintigrafiegeräte 11,5 17,0 0,9 9018.19 Überwachungsapparate für zwei oder mehr Parameter 108,6 127,6 17,4 1,5 2,4 1,3 206,8 257,6 5,4 3,1 3,5 0,7 HS-Position Kategorie 9018.12 9018.20 Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräte 9018.31-.39 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. 9018.41 Dentalbohrmaschinen 9018.49 Teile von Dentalbohrmaschinen 78,6 75,1 25,0 9018.50 Ophthalmologische Instrumente 61,7 64,2 8,4 9018.90 Andere Instrumente, Apparate und Geräte 867,4 987,4 81,8 9019, 9020 Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. 148,1 215,3 8,9 9021.10 Orthopädietechnik 110,2 134,2 15,1 9021.21-.29 Zahnprothetik 44,7 53,7 1,3 9021.31-.39 Andere künstliche Körperteile und Organe 443,2 518,2 25,7 9021.40 Schwerhörigengeräte 65,1 78,8 0,1 9021.50 Herzschrittmacher 116,3 130,6 2,4 9021.90 Teile und Zubehör etc. 182,6 207,9 5,6 9022.12 Apparate für die Computertomografie 32,7 43,6 7,8 9022.13, .14 Andere Röntgenapparate (für medizinische, chirurgische, zahnärztliche oder tierärztliche Zwecke) 107,5 120,2 31,1 1,4 2,6 0,3 9022.21 Medizinische Geräte, die Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen verwenden 9022.30 Röntgenröhren 18,2 19,5 8,3 9022.90 Teile und Zubehör von Röntgenröhren 61,4 74,7 18,7 9402 Medizinmöbel etc. 42,3 52,9 7,0 8713 Rollstühle 23,7 27,2 1,1 8419.20 Sterilisierapparate 16,8 18,4 3,6 2.877,6 3.365,6 301,7 Insgesamt Quelle: Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen Germany Trade & Invest www.gtai.de 15 Geschäftspraxis 5. Geschäftspraxis 5.1 Vertrieb Der Vertrieb von Medizintechnik erfolgt zu 45% über den Großhandel. Etwa ein Viertel der Branchenprodukte wird direkt an öffentliche Krankenhäuser geliefert. Lokale Branchenunternehmen wählen im Regelfall den Vertrieb über den Großhandel, da dieser über ein bestehendes und flächendeckendes Distributionsnetz verfügt. Dies macht sich insbesondere vor dem Hintergrund der großen Distanzen zwischen den Ballungsgebieten bezahlt. Hinzu kommt, dass in den ländlichen Regionen ebenfalls eine breite Produktpalette zur Verfügung gestellt werden muss. Für einen ausländischen Mittelständer, der auf dem australischen Markt für medizintechnische Erzeugnissen Fuß fassen will, sollte der Suche nach einem vertrauensvollen Partner und/oder Handelsvertreter eine hohe Priorität beigemessen werden. Der Markt gilt als vergleichsweise transparent. Dafür sorgen unter anderem die überschaubaren sprachlichen Barrieren sowie die relativ ausführlichen Veröffentlichungen von Verwaltungsabläufen durch die Regierung im Internet. Dennoch sprechen zahlreiche Argumente dafür, sich auf die Präsenz sowie das Know-how eines Spezialisten vor Ort zu verlassen. Öffentliche Beschaffungen erfolgen in Australien im Regelfall zwar über Ausschreibungen. An diesen kann ein ausländisches Unternehmen allerdings nicht in Eigenregie teilnehmen, sondern muss einen australischen Partner einbinden. Die Regierung strebt ein zentrales Beschaffungssystem an. In den einzelnen Bundesstaaten variieren die Verfahren noch. Bei außerordentlich kostspieligen Geräten einerseits sowie bei Standardprodukten andererseits kommt ein Vertragsabschluss zumeist mit den zuständigen Regierungsstellen zustande. Ansonsten organisieren die öffentlichen Kliniken ihre Ausschreibungen selbst. Daran wird sich wohl auch nach den anstehenden Reformen zunächst nichts ändern, die im Juli 2012 in Kraft treten sollen. Allerdings gewinnt die Zentralregierung in Canberra demnach die Entscheidungsgewalt über die öffentlichen Krankenhäuser und Kliniken mit einem Anteil von 60:40 gegenüber den einzelnen Bundesstaaten und Territorien. Bislang belief sich das Verhältnis auf 35:65. Bei der Beschaffung von Medizintechnik entscheidet somit in Zukunft Canberra verstärkt über den Zuschlag für potenzielle Lieferanten. Die Zentralregierung will etwa 200 lokale Krankenhausnetzwerke steuern. Jedes dieser „local hospital networks“ soll abhängig von der Bevölkerungsdichte aus einer bis vier Kliniken bestehen. Die geplante Zentralisierung der Entscheidungsabläufe dürfte für die Lieferanten positive Auswirkungen haben, da die unterschiedliche Geschäftspraxis in den einzelnen Bundesstaaten reduziert wird. Auf der anderen Seite rücken private Krankenhäuser verstärkt ins Rampenlicht. Wie Branchenvertreter berichten, lassen sich hochwertige Geräte leichter und mit 16 Der Markt für Medizintechnik in Australien weniger Aufwand in den Privatkliniken absetzen. Allerdings kann auch hier für kleine und mittlere Unternehmen die Einschaltung eines Handelsvertreters Sinn machen. Die räumliche Distanz zwischen den einzelnen Ballungsgebieten werde oft unterschätzt, heißt es. Einer der Erfolgsfaktoren in Down Under besteht darin, eine flächendeckende persönliche Präsenz vor Ort sowie ein intaktes Distributionsnetz zu schaffen. 5.2 Zulassungsbedingungen, Normen, Einfuhrverfahren Ein ausländischer Anbieter kann sich in Australien nicht in Eigenregie an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen. Der Vertrieb medizinischer Erzeugnisse ist über einen australischen Partner abzuwickeln. Handelt es sich um diagnostische und therapeutische Erzeugnisse, muss dieser bei der Therapeutic Goods Administration (TGA) gemeldet sein. Im nächsten Schritt müssen notwendige Informationen über die Klassifizierung des betreffenden Produkts eingeholt werden (unter www.tga.gov.au/industry/devices. htm). Die Registrierung einer Lizenz, die jährlich überprüft wird, erfolgt dann über das DEAL-System („device electronic application lodgement“). Zölle fallen bei den meisten Branchenprodukten nicht an. Allerdings wird importierte Medizintechnik mit der Mehrwertsteuer („goods and services tax“, GST) von 10% auf den cif-Wert belastet. Kontaktanschriften 6. Kontaktanschriften Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen Exportinitiative Gesundheitswirtschaft www.exportinitiativegesundheitswirtschaft.de Unterstützung für die deutsche Gesundheitswirtschaft AHK Australien http://australien.ahk.de Anlaufstelle für deutsche Unternehmen Deutsche Botschaft Canberra www.canberra.diplo.de - Department of Health and Ageing www.health.gov.au Gesundheitsministerium Medical Technology Association of Australia www.miaa.org.au Branchenverband Australian Medical Association www.ama.com.au Ärzteverband Australian Healthcare and Hospitals Association www.ahha.asn.au Verband der australischen Gesundheitseinrichtungen Australian Dental Association www.ada.org.au Fachverband Zahnmedizin Australian Institute of Health and Welfare www.aihw.gov.au Australisches Institut für Gesundheit und Fürsorge Austrade Health, Biotechnology and Wellbeing www.austradehealth.gov.au Portal für Medizintechnik der australischen Handelskommission Austrade National E-Health Transition Authority (nehta) www.nehta.gov.au Instanz für die Verbreitung von E-Health in Australien Australian Council on Healthcare Standards www.achs.org.au Standards, Richtlinien Healthcare Australia www.healthcareaustralia. com.au Personalvermittlung in der Gesundheitsbranche Medicare www.medicare.com.au staatliches Krankenversicherungssystem Private Health Insurance Administration Council www.phiac.gov.au Regulierungsbehördefür private Krankenversicherungen Australian Healthcare Reform Reliance www.healthreform.org.au Vereinigung für die Durchsetzung der Gesundheitsreform Hospimedica www.hospimedicaaustralia.com Fachmesse Medical Journal of Australia www.mja.com.au Fachzeitschrift Australian Medicine Online http://ausmed.ama.com.au Publikation des Branchenverbandes AMA Medical Observer Australia www.medicalobserver.com.au Fachzeitschrift Medical Life www.medical-life.com.au Australian Doctor www.australiandoctor.com.au Fachzeitschrift Health Directory www.healthdirectory.com.au Fachzeitschrift Portal (Übersicht über Privatkliniken) Germany Trade & Invest www.gtai.de 17 Handwörterbuch Außenwirtschaft Ger|ma|ny * trade|&|in|vest [ˈdʒɜrməni treɪd ænd ɪnˈvɛst] * Germany Trade & Invest ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Unser Service Markt- & Branchenanalysen Wirtschafts- & Steuerrechtsinformationen Zoll- & Tarifbestimmungen Internationale Projekte, Ausschreibungen & Geschäftskontakte Geschäftspraktische Tipps www.gtai.de www.gtai.de Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der BundesGefördert vomfür Bundesministerium für Wirtschaft Technologie und des vomDeutschen Beauftragten der Bundesregierung die Neuen Bundesländer aufgrundund eines Beschlusses Bundestages. regierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Kontakt Impressum Herausgeber Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76, 53123 Bonn T. +49(0)228 24993-0, F. +49(0)228 24993-212 E-Mail: info@gtai.de, Internet: www.gtai.de In Zusammenarbeit mit Exportinitiative Gesundheitswirtschaft Friedrichstraße 60, 10117 Berlin T. +49(0)30 200099-605 Autor Michael Sauermost (Sydney) Redaktion Jessica Pirntke, Klaus Möbius, Martin Wiekert Ansprechpartner Martin Wiekert, T. +49(0)228 24993-220, E-Mail: Martin.Wiekert@gtai.de Redaktionsschluss Oktober 2011 Bestell-Nr. 16460 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. 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Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76 53123 Bonn T. +49 (0)228 24993-0 F. +49 (0)228 24993-212 info@gtai.de www.gtai.de