PDF AIT - Baukind
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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS KITA DRACHENHÖHLE VIER KITAS IN BERLIN Entwurf • Design baukind, Berlin 2010 realisierten Nathalie Dziobek-Bepler und Lilia Kleemann ihr erstes gemeinsames Kita-Projekt. 40 Aufträge für Kindertagesstätten, darunter 15 große Projekte von A bis Z , haben die Architektin und die Produktdesignerin mittlerweile in der Hauptstadt umgesetzt. Die vier neuesten Berliner baukind-Kitas stellen wir in diesem Artikel vor. Das Erfolgsgeheimnis des sechsköpfigen Teams liegt darin, dass es die Bedürfnisse von Kindern kennt und ernst nimmt und konzeptionell und räumlich darauf reagiert. In 2010, Nathalie Dziobek-Bepler and Lilia Kleemann designed their first joint Kita project Until today, the architect and the product designer have hadd 40 commissions for children’s day care centres, among them 15 major projects by A-Z in Berlin. We show you the four latest Berlin baukind day care centres in this article. The secret of baukind’s success is that the team of six knows the children’s needs and takes them seriously by reacting to them with the concept and the spatial design. von • by Annette Weckesser K ita ist nicht gleich Kita. Die Standortbedingungen der zahlreichen Aufträge, die baukind in nur vier Jahren realisiert hat, sind so unterschiedlich wie die Träger und ihre pädagogischen Konzepte selbst. Und dennoch gibt es einen roten Faden, der sich durch das gesamte Portfolio des Berliner Büros baukind zieht. Der Mehrfachnutzen von Räumen und all ihrer Komponenten steht ganz oben auf der Skala der Planungsprämissen. So haben notwendige architektonische Elemente meist auch Spielqualitäten. Eine Fußleiste wird bei baukind schnell mal zur Murmelbahn. Matratzenlager dienen als Spielpodeste, Rampen werden zu Rutschen und Podeste zur Bühne. Und dann gibt es da noch zahlreiche Nischen zum Verstecken und Kriechen, die die Kinder heiß und innig lieben. baukind-Kitas bieten Erlebnisräume, und sie bieten Rückzugsräume für den mitunter anstrengenden Kita-Alltag. Am Prenzlauer Berg entstand 2013 die Kita Drachenhöhle, eine 200 Quadratmeter große Tageseinrichtung für 25 Kinder mit zwei Gruppenräumen. Die umgenutzte Örtlichkeit ist skurril, denn es handelt sich um eine ehemalige Salz- und Saunalandschaft. Im Ruhe- und Bewegungsraum der Kita hat baukind die groben, akustisch vorteilhaften Salzwände samt der „vererbten“ Holzverkleidung erhalten. s 084 • AIT 5.2014 Die Kita Drachenhöhle wurde in eine ehemalige Salz- und Saunalandschaft integriert. Die Salzwände blieben erhalten. • Kita Drachenhöhle was integrated into a former salt- and sauna facility. Fotos Videos Extras in APP AIT 5.2014 • 085 ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS KITA DRACHENHÖHLE Kletterbäume fördern die Motorik. • Climbing trees promote motor skills. Die Kinder lieben die Verstecknische im Gruppenraum. • The children love the niches in the group room. Landschaft und Natur sind das prägende Motiv der Raumgestaltung. • Scenery and nature are the determining topics of the spatial design. 086 • AIT 5.2014 KITA SINNESWANDEL Variabel: Das von baukind entwickelte Multiplex-Mobiliar dient als Spielmöbel und Essplatz. • Variable: The Multiplex furniture developed by baukind serves for playing and dining. Tiere und Farben geben den gehörlosen Kindern Orientierung. • Animals assist orientation for deaf children. Fotos Videos Extras in APP Die Spielmöbel sind oft interessanter als die Spielsachen selbst. • The play furniture is more interesting than toys. AIT 5.2014 • 087 ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS KITA LOFTSCHLOSS Multifunktional: Matratzenpodest im Tobe- und Ruheraum • Matrass platform in the rampaging- and resting room Auch multifunktional: Der Garderobenraum ist Spielraum zugleich. • Cloakroom and playroom at the same time Raumhöhe genutzt: Kletterlandschaft mit integrierten Standard-Holzkisten zwischen den beiden Gruppenräumen • Using ceiling height: climbing scenery with integrated standard wooden boxes between the two group rooms 088 • AIT 5.2014 Fotos Videos Extras in APP KITA HISA Wer sagt, dass es ins Bad nur durch die Tür geht? Reinkrabbeln ist viel spannender. • Who says the bathroom has to be entered through the door? Crawling into it is much more interesting. Seifenblasen bilden das Leitmotiv dieser Kita, die baukind in eine ehemalige Schlecker-Filiale integrierte. • Soap bubbles are the leitmotif of this Kita baukind integrated into a former branch of Schlecker drugstores. AIT 5.2014 • 089 ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS KITA DRACHENHÖHLE KITA SINNESWANDEL Entwurf • Design baukind, Berlin Bauherr • Client Sinneswandel e. V., Berlin Entwurf • Design baukind, Berlin Standort • Location Walschulallee 31, Berlin-Charlottenburg Bauherr • Client Drachenreiter GmbH, Berlin Fertigstellung • Completion date Dezember 2013 Standort • Location Gudvangerstraße 12, Berlin-Prenzlauer Berg Bruttogeschossfläche • Gross Floor Area 750 m2 Fertigstellung • Completion date März 2013 Fotos • Photos Anne Deppe, Berlin Bruttogeschossfläche • Gross Floor Area 200 m2 Fotos • Photos Marcus Ebener, Berlin Grundriss EG der dreigeschossigen Kita Sinneswandel • Ground floor plan Kita Sinneswandel Grundriss Kita Drachenhöhle • Ground floor plan Kita Drachenhöhle KITA LOFTSCHLOSS Entwurf • Design baukind, Berlin Bauherr • Client Loftschloss e. V., Berlin Standort • Location Goerzallee 190, Berlin-SteglitzZehlendorf Fertigstellung • Completion date August 2012 Bruttogeschossfläche • Gross Floor Area 250 m2 Fotos • Photos Marcus Ebener, Berlin Grundriss Kita Loftschloss • Ground floor plan Kita Loftschloss KITA HISA Entwurf • Design baukind, Berlin Bauherr • Client HISA e. V. Standort • Location Derfflinger Straße 32, Berlin-Steglitz Fertigstellung • Completion date August 2013 Bruttogeschossfläche • Gross Floor Area 420 m2 Fotos • Photos Anne Deppe, Berlin Grundriss Kita HISA • Ground floor plan Kita HISA 090 • AIT 5.2014 Fotos Videos Extras in APP s Eine kleine verbliebene Saunakabine wird von den Kindern wöchentlich genutzt. Dass Natur und Landschaft das Leitmotiv dieser innerstädtischen Kita bilden, verdeutlichen die Kletterbäume am besten. Das Wildholz ist von Hand geschält und bearbeitet. Diese Kletterbäume bieten den Stadtkindern nicht nur allerhand Sinneserfahrungen, sondern spornen auch die Motorik an. Vor ganz ungekannte Herausforderungen wurde baukind bei der Konzeption der Kita Sinneswandel in Charlottenburg gestellt. Dabei handelt es sich um einen Integrationskindergarten, in dem 65 gehörlose und hörende Kinder von meist gehörlosen Erziehern betreut werden. Die Kommunikation während der Planung erforderte es, dass Nathalie Dziobek-Bepler und Lilia Kleemann die Gebärdensprache erlernten und sich auf die Sinneswelt der Gehörlosen einstellten. Die beiden baukindGründerinnen erzählen, dass gute Sichtkontakte für Gehörlose extrem wichtig seien. Dies hatte unmittelbaren Einfluss auf die Grundrisse. Inspiriert vom Standort nahe des Berliner Forsts wählten die Kita-Expertinnen großformatige Piktogramme von Tieren sowie Farbe als Leitsystem. Damit gelang es, den drei Geschossen des gesichtslosen 1970erJahre-Baus ihren je eigenen Charakter zu verleihen und den Kindern damit die Orientierung zu erleichtern. Auch die Technik musste an die Bedürfnisse der Gehörlosen angepasst werden. Beispielsweise senden Brandmelder im Ernstfall optische statt akustische Signale aus. Das Kinderrestaurant ist mit multifunktionalen, von baukind entworfenen Möbeln ausgestattet, die das Berliner Kreativbüro auch vertreibt. Tische und Hocker in verschiedenen Größen berücksichtigen die diversen Altersstufen. Außerhalb der Essenszeiten dürfen die Kleinen das Mobiliar zum Bauen und Spielen nutzen. Nathalie Dziobek-Bepler und Lilia Kleemann machten die Erfahrung, dass Kinder weniger Spielzeug brauchen, wenn die Architektur und Ausstattung der Räume als Spielmöglichkeit taugen. So auch in der 2012 fertiggestellten Kita Loftschloss im Bezirk SteglitzZehlendorf. Ein Kletterturm nutzt die vorhandene Raumhöhe aus und bietet durch seine käseartigen Löcher mannigfaltige Blickbeziehungen. Den 250 Quadratmeter großen ehemaligen Getränkemarkt haben die Planerinnen durch winkelförmige Einbauten gegliedert, die auf der Idee eines Kristalls basieren. Der bereits angesprochene Mehrfachnutzen kommt hier im Garderobenraum zum Tragen. Ein Spiel- und Kletterpodest lässt diesen üblicherweise nur temporär genutzten Bereich zum Spielzimmer werden. Mit den wohl schwierigsten baulichen Prämissen wurde baukind aber bei der Kita HISA in Berlin-Steglitz konfrontiert. Dabei handelt es sich um eine stillgelegte Schlecker-Filiale, die aufgrund ihrer Raumtiefe große unbelichtete Flächen besaß. Doch ausgerechnet diesen Unort haben die Kinder für sich entdeckt. „Schuld daran“ ist das blau-orangefarbene Podest mit seinem Durchschlupf zum Bad, das sich als viel genutzte Spielmöglichkeit und Bühne entpuppte. Hier können die Kinder klettern, rutschen und sich verstecken. Für so viel Licht wie möglich sorgen die neue Fassade und die mobilen Glaswände zwischen Gruppenräumen und Spielfluren. Diese bilden das Herzstück der Kita und sind die Lieblingsorte der Kinder geworden. Mittlerweile haben sich die baukind-Kita-Kompetenzen über die Berliner Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Das jüngste Werk wurde zum Zeitpunkt unseres Redaktionsschlusses in der Hamburger HafenCity eingeweiht. VIER KITAS IN BERLIN A ll Kitas are not the same. The location conditions of the numerous commissions which baukind has realized within just four years are as diverse as the clients and their pedagogical concepts. And yet there is a common theme for the whole portfolio of the Berlin office. The multiple uses of the rooms and all their components are right at the top of the list of planning premises. Thus the necessary architectural elements often also serve for playing. At baukind, a skirting board may quickly become a marble run. Matrasses serve as platforms for playing, ramps become slides and pedestals become stages. And then there are numerous niches the children just absolutely love to hide in and crawl into. baukind Kitas provide adventure spaces, they offer rooms for privacy in the sometimes exhausting Kita day. In 2013, Kita Drachenhöhle was built at Prenzlauer Berg. The converted location is bizarre since it is a former salt- and sauna facility. In the Kita’s quiet- and exercise room, baukind conserved the rough, acoustically effective salt walls together with the “inherited” wood panelling. Nature and scenery are the leitmotif of this inner-city Kita. This is best shown in the climbing trees in the rooms. The concept for Kita Sinneswandel in Charlottenburg presented completely unknown challenges for baukind. It is an integration kindergarten where 65 deaf and hearing children are cared for by in most cases deaf educators. Communication during planning made it necessary that Nathalie Dziobek-Bepler and Lilia Kleemann learn sign language and adjust to the sensory world of deaf persons. The two baukind founders state that good visual contact is extremely important for the deaf. Inspired by the location near the Berlin Forst, the Kita experts chose large-format pictograms of animals as well as colour for the guiding system. This made it possible to give the three storeys of the anonymous building from the 1970s its own character and thus make it easier for the children to get their bearings. For the children’s restaurant, multi-purpose furniture designed by baukind was used. Tables and stools in different sizes take the various age groups into account. Outside of the dining hours, the children are allowed to use the furniture for building and playing. Nathalie Dziobek-Bepler and Lilia Kleemann also experienced that children need fewer toys if the architecture and the furnishing of the rooms can be used for playing. This was also the case for Kita Loftschloss in the Steglitz-Zehlendorf district which was completed in 2012. A climbing tower benefits from the existing ceiling height and, thanks to cheeselike holes, permits numerous visual connections. The already mentioned multiple uses are here found in the cloakroom. A play- and climbing platform turns this usually only temporarily used room into a playroom. For Kita HISA in Berlin Steglitz, baukind was confronted with what probably were the most difficult architectural premises. This was a closed branch of Schlecker drugstores which, due to the depth of the space, had large unlit areas. But the children discovered particularly the “non-space” of the inside area for their own purposes. The reason is the blue-orange platform with its tunnel-like passageway to the bathroom which turned out to be a much used play site and stage. Here the children may climb, slide and hide. The new façade and the mobile glass walls between the group rooms and the play corridors provide as much light as possible. The latter are the heart of the Kita and are the children’s favourite places. AIT 5.2014 • 091