"SCHLÄFT EIN LIED IN ALLEN DINGEN" - ein Eichendorff

Transcription

"SCHLÄFT EIN LIED IN ALLEN DINGEN" - ein Eichendorff
Franz-Schubert-Gesellschaft
Wienerwald
Stift Heiligenkreuz
Kaisersaal
Samstag, 22. September 2007
Beginn 19.30 Uhr
„SCHLÄFT EIN LIED IN ALLEN DINGEN”
Gedichte von Joseph von Eichendorff
in Vertonungen von Robert Schumann, Hugo Wolf,
Hans Pfitzner und Thomas Schubert
Horst Lamnek, Bass-Bariton
Thomas Schubert, Klavier
Kartenreservierung unter Tel. 0664/5664887
Kartenvorverkauf an der Stiftspforte
Franz-Schubert-Gesellschaft Wienerwald · Gutensteiner Straße 3/3/7
2563 Pottenstein · Tel. 0664/5664887 · fsg@thomas-schubert-music.de
PROGRAMMFOLGE
Robert Schumann
Thomas Schubert
Der frohe Wandersmann
Frühlingsfahrt
Drei Eichendorff-Lieder (UA)
Liederkreis op. 39
In der Fremde
Intermezzo
Waldesgespräch
Die Stille
Mondnacht
Schöne Fremde
Auf einer Burg
In der Fremde
Wehmut
Zwielicht
Im Walde
Frühlingsnacht
– Pause –
Ergebung
Waffenstillstand der Nacht
Wünschelrute
Hans Pfitzner
Der Gärtner
Zum Abschied meiner Tochter
Der Kühne
Nachts
Hugo Wolf
Der Musikant
Die Nacht
Heimweh
Verschwiegene Liebe
Seemanns Abschied
Es wird gebeten, die Liedgruppen nicht durch Beifall zu unterbrechen.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf
Schloß Lubowitz bei Ratibor im polnisch-mährischen Grenzgebiet Oberschlesiens
geboren. Die Eichendorffs gehörten zum kleinen Landadel, einer recht bodenständigen Gesellschaftsschicht. Joseph wuchs zusammen mit seinem zwei Jahre
älteren Bruder Wilhelm und der sechzehn Jahre jüngeren Schwester Luise in
relativer Freizügigkeit auf. Der Vater besaß Güter bis nach Mähren hinein, doch
bereits 1801 geriet er in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Tod der Mutter
1822 – der Vater war bereits 1818 gestorben – markierte schließlich den
endgültigen Verlust aller Güter in Schlesien.
Ab 1801 besuchten die Brüder drei Jahre lang das katholische Gymnasium in
Breslau. Das Jurastudium nahmen sie im Frühjahr 1805 in Halle auf, 1807 in
Heidelberg. Hier lernte Eichendorff den Umkreis der beiden wichtigsten Vertreter
der Heidelberger Romantik, Clemens Brentano und Achim von Arnim, kennen.
Es war ein entscheidendes Jahr. Die Dinge begannen für Eichendorff zu
»singen«. Vor allem die Schriften von Novalis und Goethe hatten ihn beeinflusst,
nun aber spürte er selbst die Offenbarung der Dinge und ihres Wesens, die
Offenbarung der Natur. Erst dadurch, dass der Dichter die Dinge zum Leben
erweckt und zum Sprechen bringt, wird die Welt lebendig – wie es in dem
berühmten Vierzeiler Eichendorffs zum Ausdruck kommt:
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
1808 beendeten die Brüder das Studium. Nach einer kurzen Bildungsreise nach
Paris und Wien trafen sie bereits im Sommer wieder in Lubowitz ein, wo sie den
Vater als »Ökonomen« unterstützten. Bald wurde klar, dass das Gut sie nicht
ernähren konnte. 1810 reisten sie daher nach Wien, um sich auf das Referendarexamen vorzubereiten, das sie 1812 ablegten. Ihre Lebenswege trennten sich
nun. Für Joseph von Eichendorff begannen Jahre der schlecht bezahlten
Beamtentätigkeit im preußischen Staat, die kaum hinreichte, die schnell
wachsende Familie zu ernähren: bis 1820 war er Referendar in Breslau, dann
von 1820 bis 1823 Regierungsrat in Danzig, von 1824 bis 1830 Regierungsrat
und Oberpräsidialrat in Königsberg. Schließlich bis 1844, als er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt wurde, war er am Kultusministerium
in Berlin tätig.
In dieser Zeit entstanden die meisten der Erzählungen: 1819 „Das Marmorbild“,
1826 „Aus dem Leben eines Taugenichts“, 1837 „Das Schloß Dürande“,
im selben Jahr auch die erste Gesamtausgabe der Gedichte.
Eichendorff lebte zurückgezogen im Kreis der Familie, unscheinbar, von der
Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Er war mit Arnim und Brentano, den
Schlegels, Tieck, Kleist, E. T. A. Hoffmann und anderen bedeutenden Dichtern
der Epoche bekannt. 1846/47 begegnete er während eines langen Aufenthalts
in Wien Robert und Clara Schumann, Meyerbeer, Grillparzer und Stifter.
In Berlin, wohin er 1849 zurückkehrte, lernte er auch Fontane kennen. 1855
zog er zu seiner Tochter nach Neiße in Oberschlesien, wo er am 26. November
1857 im Alter von nur 69 Jahren starb.
Die Gedichte Joseph von Eichendorffs inspirierten zahlreiche Komponisten der
Romantik: Robert Schumann, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johannes Brahms,
Hugo Wolf, um nur die wichtigsten zu nennen. Als Höhepunkt der EichendorffVertonungen kann zweifellos der Liederkreis op.39 von Robert Schumann
gelten, der eines der bedeutendsten Kunstlieder überhaupt, die berühmte
„Mondnacht“ enthält. In der ausgehenden Spätromantik ist nochmals ein
großes kompositorisches Interesse an Eichendorff bemerkenswert, insbesondere
im Schaffen von Hans Pfitzner mit einer Reihe bedeutender Lieder sowie der
Eichendorff-Kantate „Aus deutscher Seele“. Schließlich wählt Richard Strauss
in seinem letzten großen Werk, den „Vier letzten Liedern“, das Gedicht
„Im Abendrot“ als Schlusspunkt nicht nur dieses Zyklus, sondern seines
gesamten Schaffens.
Die kompositorische Moderne hatte lange Zeit Schwierigkeiten mit dem
romantischen Lebensgefühl eines Joseph von Eichendorff. Vertonungen seiner
Gedichte waren in den letzten Jahrzehnten die Ausnahme. Erst seit das Zwangsdiktat der seriellen Musik und Atonaliät, das über ein halbes Jahrhundert lang
das Musikschaffen gelähmt hat, gewichen ist und eine erneute Hinwendung
zur Tonaliät deutlich bemerkbar wird, gewinnt die Dichtung Eichendorffs auch
für zeitgenössische Tonsetzer wieder an Bedeutung.
Schumann und Eichendorff
Robert Schumann
Der frohe Wandersmann
Der erste, der fand ein Liebchen,
Die Schwieger kauft’ Hof und Haus;
Der wiegte gar bald ein Bübchen,
Und sah aus heimlichem Stübchen
Behaglich ins Feld hinaus.
op. 77 No. 1
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not ums Brot.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl’ und frischer Brust.
Den lieben Gott nur laß’ ich walten;
Der Bächlein, Lerchen, Wind und Feld,
Und Erd’ und Himmel will erhalten,
Hat auch mein Sach’ aufs Best’ bestellt.
Frühlingsfahrt
op. 45 No. 2
Es zogen zwei rüst’ge Gesellen
Zum ersten Mal von Haus,
So jubelnd recht in die hellen,
Klingenden, singenden Wellen
Des vollen Frühlings hinaus.
Die strebten nach hohen Dingen,
Die wollten, trotz Lust und Schmerz,
Was Recht’s in der Welt vollbringen,
Und wenn sie vorüber gingen,
Da lachten Sinnen und Herz. -
Dem zweiten sangen und logen
Die tausend Stimmen im Grund,
Verlockend’ Sirenen, und zogen
Ihn in die buhlenden Wogen,
In der Wogen farbigen Schlund.
Und wie er auftaucht’ vom Schlunde,
Da war er müde und alt,
Sein Schifflein das lag im Grunde,
So still war’s rings in der Runde,
Und über dem Wasser weht’s kalt.
Es singen und klingen die Wellen
Des Frühlings wohl über mir;
Und seh’ ich so kecke Gesellen,
Die Tränen im Auge mir schwellen Ach, Gott, führ’ uns liebreich zu Dir!
Liederkreis
op. 39
1. In der Fremde
Aus der Heimat hinter den Blitzen rot
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.
„Du kennst mich wohl - vom hohen Stein
Schaut still mein Schloß tief in den Rhein.
Es ist schon spät, es ist schon kalt,
Kommst nimmermehr aus diesem Wald.“
Wie bald, ach wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch, und über mir
Rauscht die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner kennt mich mehr hier.
2. Intermezzo
Dein Bildnis wunderselig
Hab ich im Herzensgrund,
Das sieht so frisch und fröhlich
Mich an zu jeder Stund’.
Mein Herz still in sich singet
Ein altes schönes Lied,
Das in die Luft sich schwinget
Und zu dir eilig zieht.
Dein Bildnis wunderselig
Hab ich im Herzensgrund,
Das sieht so frisch und fröhlich
Mich an zu jeder Stund’.
3. Waldesgespräch
Es ist schon spät, es ist schon kalt,
Was reitest du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!
„Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.“
So reich geschmückt ist Roß und Weib,
So wunderschön der junge Leib,
Jetzt kenn ich dich - Gott steht mir bei!
Du bist die Hexe Lorelei. -
4. Die Stille
Es weiß und rät es doch keiner,
Wie mir so wohl ist, so wohl!
Ach, wüßt es nur einer, nur einer,
Kein Mensch es sonst wissen soll!
So still ist’s nicht draußen im Schnee,
So stumm und verschwiegen sind
Die Sterne nicht in der Höh,
Als meine Gedanken sind.
Ich wünscht’, ich wäre ein Vöglein
Und zöge über das Meer,
Wohl über das Meer und weiter,
Bis daß ich im Himmel wär!
5. Mondnacht
7. Auf einer Burg
Es war, als hätt’ der Himmel,
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nur träumen müßt.
Eingeschlafen auf der Lauer
Oben ist der alte Ritter;
Drüber gehen Regenschauer,
Und der Wald rauscht durch das Gitter.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Eingewachsen Bart und Haare
Und versteinert Brust und Krause,
Sitzt er viele hundert Jahre
Oben in der stillen Klause.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Draußen ist es still’ und friedlich,
Alle sind ins Tal gezogen,
Waldesvögel einsam singen
In den leeren Fensterbogen.
Eine Hochzeit fährt da unten
Auf dem Rhein im Sonnenscheine,
Musikanten spielen munter,
Und die schöne Braut, die weinet.
8. In der Fremde
Ich hör’ die Bächlein rauschen
Im Walde her und hin.
Im Walde, in dem Rauschen,
Ich weiß nicht, wo ich bin.
Die Nachtigallen schlagen
Hier in der Einsamkeit,
Als wollten sie was sagen
Von alter, schöner Zeit.
6. Schöne Fremde
Es rauschen die Wipfel und schauern,
Als machten zu dieser Stund
Um die halbversunkenen Mauern
Die alten Götter die Rund.
Hier hinter den Myrtenbäumen
In heimlich dämmernder Pracht,
Was sprichst du wirr wie in Träumen
Zu mir, phantastische Nacht?
Es funkeln auf mich alle Sterne
Mit glühendem Liebesblick,
Es redet trunken die Ferne
Wie vom künftigem, großem Glück.
Die Mondesschimmer fliegen,
Als säh ich unter mir
Das Schloß im Tale liegen,
Und ist doch so weit von hier!
Als müßte in dem Garten,
Voll Rosen weiß und rot,
Meine Liebste auf mich warten,
Und ist doch lange tot.
9. Wehmut
12. Frühlingsnacht
Ich kann wohl manchmal singen,
Als ob ich fröhlich sei,
Doch heimlich Tränen dringen,
Da wird das Herz mir frei.
Über’n Garten durch die Lüfte
Hört’ ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt’s schon an zu blühn.
Es lassen Nachtigallen,
Spielt draußen Frühlingsluft,
Der Sehnsucht Lied erschallen
Aus ihres Kerkers Gruft.
Jauchzen möcht’ ich, möchte weinen,
Ist mir’s doch, als könnt’s nicht sein.
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.
Da lauschen alle Herzen,
Und alles ist erfreut,
Doch keiner fühlt die Schmerzen,
Im Lied das tiefe Leid.
Und der Mond, die Sterne sagen’s,
Und im Traume rauscht’s der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen’s:
Sie ist deine! Sie ist dein!
10. Zwielicht
Dämmrung will die Flügel spreiten,
Schaurig rühren sich die Bäume,
Wolken ziehn wie schwer Träume Was willst dieses Grau’n bedeuten?
Hast ein Reh du lieb vor andern,
Laß es nicht alleine grasen,
Jäger ziehn im Wald und blasen,
Stimmen hin und wieder wandern.
Hast du einen Freund hienieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug’ und Munde,
Sinnt er Krieg im tück’schen Frieden.
Was heut gehet müde unter,
Hebt sich morgen neu geboren.
Manches geht in Nacht verloren Hüte dich, sei wach und munter!
11. Im Walde
Es zog eine Hochzeit den Berg entlang,
Ich hörte die Vögel schlagen,
Da blitzten viel Reiter, das Waldhorn klang,
Das war ein lustiges Jagen!
Und eh’ ich’s gedacht, war alles verhallt,
Die Nacht bedecket die Runde,
Nur von den Bergen noch rauschet der Wald
Und mich schauert’s im Herzensgrunde.
Thomas Schubert:
Drei Eichendorff-Lieder
Ergebung
Es wandelt, was wir schauen,
Tag sinkt ins Abendrot,
Die Lust hat eignes Grauen,
Und alles hat den Tod.
Ins Leben schleicht das Leiden
Sich heimlich wie ein Dieb,
Wir alle müssen scheiden
Von allem, was uns lieb.
Was gäb’ es doch auf Erden,
Wer hielt’ den Jammer aus,
Wer möcht’ geboren werden,
Hielt’st Du nicht droben Haus!
Du bist’s, der, was wir bauen,
Mild über uns zerbricht,
Daß wir den Himmel schauen Darum so klag’ ich nicht.
Ihr darf ich keinen reichen,
Sie ist zu hoch und schön,
Die müssen alle verbleichen,
Die Liebe nur ohnegleichen
Bleibt ewig im Herzen stehn.
Waffenstillstand der Nacht
Ich schein’ wohl froher Dinge
Und schaffe auf und ab,
Und, ob das Herz zerspringe,
Ich grabe fort und singe,
Und grab mir bald mein Grab.
Windsgleich kommt der wilde Krieg geritten,
Durch das Grün der Tod ihm nachgeschritten,
Manch Gespenst steht sinnend auf dem Feld,
Und der Sommer schüttelt sich vor Grausen,
Läßt die Blätter, schließt die grünen Klausen,
Ab sich wendend von der blut’gen Welt.
Zum Abschied meiner Tochter
Op. 10 No. 3
Prächtig war die Nacht nun aufgegangen,
Hatte alle mütterlich umfangen,
Freund und Feind mit leisem Friedenskuß,
Und, als wollt der Herr vom Himmel steigen,
Hört ich wieder durch das tiefe Schweigen
Rings der Wälder feierlichen Gruß.
Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Hans Pfitzner
Der Herbstwind schüttelt die Linde,
Wie geht die Welt so geschwinde!
Halte dein Kindlein warm.
Der Sommer ist hingefahren,
Da wir zusammen warenAch, die sich lieben, wie arm!
Wie arm, die sich lieben und scheiden!
Das haben erfahren wir beiden,
Mir graut vor dem stillen Haus.
Dein Tüchlein noch läßt du wehen,
Ich kann’s vor Tränen kaum sehen,
Schau still in die Gasse hinaus.
Die Gassen schauen noch nächtlich,
Es rasselt der Wagen bedächtig Nun plötzlich rascher der Trott
Durchs Tor in die Stille der Felder,
Da grüßen so mutig die Wälder,
Lieb Töchterlein, fahre mit Gott!
Der Gärtner
Op. 9 No. 1
Wohin ich geh’ und schaue,
In Feld und Wald und Tal,
Vom Berg hinab in die Aue;
Viel schöne, hohe Fraue,
Grüß ich dich tausendmal.
In meinem Garten find’ ich
Viel’ Blumen schön und fein,
Viel’ Kränze wohl draus wind’ ich
Und tausend Gedanken bind’ ich
Und Grüße mit darein.
Der Kühne
Op. 9 No. 4
Wo noch kein Wandrer gegangen,
Hoch über Jäger und Roß
Die Felsen im Abendrot hangen
Als wie ein Wolkenschloß.
Dort zwischen Zinnen und Spitzen
Von wilden Nelken umblüht
Die schönen Waldfrauen sitzen
Und singen im Winde ihr Lied.
Der Jäger schaut nach dem Schlosse;
„Die droben, das ist mein Lieb“.
Er sprengt von dem scheuenden RosseWeiß keiner, wo er blieb.
Nachts
Op. 26 No. 2
Ich stehe in Waldesschatten
Wie an des Lebens Rand,
Die Länder wie dämmernde Matten,
Der Strom wie ein silbern Band.
Manche Schöne macht wohl Augen,
Meinet, ich gefiel ihr sehr,
Wenn ich nur was wollte taugen,
So ein armer Lump nicht wär.
Von fern nur schlagen die Glocken
Über die Wälder herein.
Ein Reh hebt den Kopf erschrocken
Und schlummert gleich wieder ein.
Mag dir Gott ein’n Mann bescheren,
Wohl mit Haus und Hof versehn!
Wenn wir zwei zusammen wären,
Möcht mein Singen mir vergehn.
Der Wald aber rühret die Wipfel
Im Traum von der Felsenwand.
Denn der Herr geht über die Gipfel
Und segnet das stille Land.
Die Nacht
Nacht ist wie ein stilles Meer,
Lust und Leid und Liebesklagen
Kommen so verworren her
In dem linden Wellenschlagen.
Wünsche wie die Wolken sind,
1
Schiffen durch die [stillen] Räume,
Wer erkennt im lauen Wind,
Ob’s Gedanken oder Träume?
Schließ’ ich nun auch Herz und Mund,
Die so gern den Sternen klagen,
Leise doch im Herzensgrund
Bleibt das linde Wellenschlagen.
Heimweh
Hugo Wolf
Der Musikant
Wandern lieb’ ich für mein Leben,
Lebe eben, wie ich kann,
Wollt ich mir auch Mühe geben,
Paßt es mir doch gar nicht an.
Schöne alte Lieder weiß ich;
In der Kälte, ohne Schuh,
Draußen in die Saiten reiß ich,
Weiß nicht, wo ich abends ruh!
Wer in die Fremde will wandern,
Der muß mit der Liebsten gehn,
Es jubeln und lassen die andern
Den Fremden alleine stehn.
Was wisset ihr, dunkle Wipfel,
Von der alten, schönen Zeit?
Ach, die Heimat hinter den Gipfeln,
Wie liegt sie von hier so weit?
Am liebsten betracht’ ich die Sterne,
Die schienen, wie ich ging zu ihr,
Die Nachtigall hör’ ich so gerne,
Sie sang vor der Liebsten Tür.
Der Morgen, das ist meine Freude!
Da steig’ ich in stiller Stund’
Auf den höchsten Berg in die Weite,
Grüß dich, Deutschland, aus Herzensgrund!
Verschwiegene Liebe
Seemanns Abschied
Über Wipfel und Saaten
In den Glanz hinein Wer mag sie erraten,
Wer holte sie ein?
Gedanken sich wiegen,
Die Nacht ist verschwiegen,
Gedanken sind frei.
Ade, mein Schatz, du mocht’st mich nicht,
Ich war dir zu geringe.
Einst wandelst du bei Mondenlicht
Und hörst ein süßes Klingen:
Ein Meerweib singt, die Nacht ist lau,
Die stillen Wolken wandern,
Da denk’ an mich, ‚s ist meine Frau,
Nun such’ dir einen Andern!
Errät es nur eine,
Wer an sie gedacht
Beim Rauschen der Haine,
Wenn niemand mehr wacht
Als die Wolken, die fliegen ein Lieb ist verschwiegen
Und schön wie die Nacht.
Ade, ihr Landsknecht’, Musketier’!
Wir zieh’n auf wildem Roße,
Das bäumt und überschlägt sich schier
Vor manchem Felsenschloße.
Der Wassermann bei Blitzesschein
Taucht auf in dunklen Nächten,
Der Haifisch schnappt, die Möwen schrei’n,
Das ist ein lustig Fechten!
Streckt nur auf eurer Bärenhaut
Daheim die faulen Glieder,
Gott Vater aus dem Fenster schaut,
Schickt seine Sündflut wieder!
Feldwebel, Reiter, Musketier,
Sie müssen all’ ersaufen,
Derweil mit frischem Winde wir
Im Paradies einlaufen.
HORST LAMNEK
Bass-Bariton
wurde in Wien geboren und studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Er schloss 2004 mit Auszeichnung ab. Meisterkurse und
Unterricht hatte er u.a. bei Charles Spencer, Horst Günter, Brigitte Fassbaender,
Dietrich Fischer-Dieskau, Nicolai Gedda und Wicus Slabbert. Horst Lamnek war
Stipendiat der Richard-Wagner-Stiftung und dreifacher Preisträger des Ada SariWettbewerbs 2003 in Nowy Sacz/Polen. In der Saison 2003/04 war er Mitglied
des Opernstudios am Opernhaus Zürich, dabei arbeitete er u.a. mit den Regisseuren Sven-Eric Bechtolf und Matthias Hartmann sowie den Dirigenten Marcello
Viotti, Michel Plasson, Peter Schneider und Franz Welser-Möst zusammen.
Von 2004 bis 2006 war Horst Lamnek Ensemblemitglied am Ulmer Theater und
sang v.a. Mozartrollen sowie im deutschen und italienischen Fach. Seine Rollen
umfassen zum Beispiel Leporello (Don Giovanni), Don Alfonso (Cosi fan tutte),
Figaro (Le Nozze di Figaro), Don Magnifico (La Cenerentola) sowie im Operettenfach Fürst Ypsheim (Wiener Blut)
oder Frank (Fledermaus). Er gastierte in Regensburg und Wiesbaden. Darüber hinaus entfaltete er eine rege
Tätigkeit auf dem Konzertpodium. Als Liedinterpret bildet das Werk von Hugo Wolf einen Schwerpunkt seiner
Arbeit. Seit Herbst 2006 ist Horst Lamnek freischaffend tätig. Auftritte führten ihn seither nach Wien, Budapest
(Fauré-Requiem) und Athen („Les Noces“ von Igor Strawinsky).
THOMAS SCHUBERT
Der Nachfahre des Großvaters von Franz Schubert ist als Komponist, Liedbegleiter
und Dirigent vielseitig tätig. Er gründete 1991 die Bayerische Franz-SchubertGesellschaft Regensburg und initiierte dem Kunstlied gewidmete Veranstaltungsreihen wie die „Schubertiade Regensburg“, den „Regensburger Musiksommer“,
die „Internationalen Regensburger Meisterkurse Gesang“ und die „Festlichen
Konzerte im Barocksaal Kloster Walderbach“.
Konzert- und Vortragsreisen führten ihn nach Nordamerika und Japan, wo er
z. B. als Artist in Residence des „Schubertiade Tamba no mori International Music
Festivals“ (Japan) wirkte. An der University of Texas und der Mukogawa
University in Nishinomiya gestaltete er Vorträge und Workshops zum Thema
Kunstlied.
Als Liedpianist begleitete Thomas Schubert zahlreiche Sänger seiner Generation sowie Künstlerpersönlichkeiten wie Agnes Giebel, Kammersänger Kurt Moll,
Kammersänger Walter Berry, Kammersänger Claes H. Ahnsjö (Bayerische Staatsoper), Lucine Amara (Metropolitan Opera), William Lewis (Metropolitan Opera), Satsuki Adachi (Japanese National Opera Tokyo), Yoshifumi Hata
(Osaka) und Florian Prey.
Er erhielt den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg und 2003/04 ein Aufenthaltsstipendium des Bayerischen
Kunstministeriums als Komponist im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg.
Im Mittelpunkt des kompositorischen Schaffens von Thomas Schubert stehen Vokal- und Orchestermusik sowie
Musik für die Bühne. Die Themen seiner Werke entstammen vorzugsweise der Literatur alter Kulturen wie
dem Gilgamesch-Epos, dem alten Ägypten der Pharaonenzeit, den Büchern des Alten und Neuen Testamentes,
spirituellen Texten der Völker (z. B. der Ureinwohner Nordamerikas oder der Ostkirche) und der Lyrik von
Friedrich Hölderlin, Rainer Maria Rilke, Else Lasker-Schüler, Georg Trakl, Rabindranath Tagore und anderen.
Zu seinen wichtigsten Werken zählen
GITANJALI, zwei Gesänge nach Worten von Rabindranath Tagore für Sopran, Klavier und Percussion
THERE IS A SEASON AND A TIME, Symphonic Cantata based on words from the Old Testament for
soprano solo, choir and orchestra
DIE LANDSCHAFT, Zyklus nach Gedichten von Hölderlin für hohe Stimme und Klavier
RILKE-TRIPTYCHON für Sopran, Orgel und Glocken:
“Verkündigung - die Worte des Engels”, “Magnificat”, “Der Auferstandene”
GITANJALI (2nd Cycle), Hymns based on poems by Rabindranath Tagore
for mezzo-soprano, piano and percussion (ad lib.)
DREI PSALMEN (Psalm 131, 128, 121) für gemischten Chor und Fernchor (Bläserensemble ad lib.)
CIRCLE OF LIFE, Hymns and Songs based on Spiritual Texts, Wisdom and Poetry of the Native American
People for low voce and piano
ECHOS AUS DEM ALTEN JAPAN, Zyklus für hohe Stimme, Klavier und Schlagzeug