Stadtteilentwicklung Neunkirchen-Heinitz
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Stadtteilentwicklung Neunkirchen-Heinitz
Stadtteilentwicklung Neunkirchen-Heinitz Planungswerkstatt am 18. September 2013 Impressum Auftraggeber Kreisstadt Neunkirchen Abt. für Stadtplanung und Stadtentwicklung Oberer Markt 16 66538 Neunkirchen Kontakt: Jörg Lauer joerg.lauer601@neunkirchen.de Auftragnehmer agl | Hartz • Saad • Wendl angewandte geographie, landschafts-, stadt- und raumplanung Großherzog-Friedrich-Straße 16-18 66111 Saarbrücken www.agl-online.de Bearbeitung: Andrea Hartz, Christine Schaal-Lehr Gestaltung und Satz: Stephanie Bächle Kontakt: Andrea Hartz andreahartz@agl-online.de 30. Oktober 2013 2 Inhalt 1. Eine Planungswerkstatt für Heinitz ................................. 5 2. Den Raum gemeinsam analysieren .................................. 6 2.1Bergbaufolge und Sanierung ................................................ 8 2.2Ein regionales Projekt: LIK.Nord .......................................... 11 2.3Siedlung, Verkehr und Infrastruktur .................................... 13 2.4Freiräume, Naherholung und Industriekultur ....................... 16 3. Gemeinsam Bilanz ziehen ............................................... 21 4. Die zukünftige Entwicklung von Heinitz ...................... 22 5. Resümee und Ausblick .................................................... 25 Quellen ................................................................................... 27 3 4 1. Eine Planungswerkstatt für Heinitz Der Neunkircher Stadtteil Heinitz war bis zu Beginn der 1960er Jahre ein wichtiger Standort der Bergbau- und Montanindustrie in der Region. Seine Entstehung verdankt der Ort dem Bergbau; dieser hat auch die städtebauliche Struktur maßgeblich geprägt. Heute – 50 Jahre nach der Schließung der Gruben und dem Rückbau der Kokerei – ist Heinitz ein Wohnstandort im Grünen. Doch die industrielle Vergangenheit ist noch immer sehr präsent. So hat die Montanindustrie großflächig Altlasten und kontaminierte Böden hinterlassen. Das immer noch enge Nebeneinander von Industrie, Gewerbe und Wohnen hat Nutzungskonflikte zur Folge. Zudem haben die Standorte der Schachtanlagen eine stadträumliche Struktur vorgegeben, die heute den Ort in zwei nur unzureichend miteinander verknüpfte Siedlungsbereiche trennt und eine Orientierung erschwert. Der Rückzug der Industrie aber auch der demografische Wandel haben darüber hinaus einen massiven Abbau der Infrastruktur und Versorgungsmöglichkeiten nach sich gezogen. Impulse für neue Entwicklungsinitiativen in der Region zwischen Quierschied, Illingen und Neunkirchen setzt das Naturschutzgroßvorhaben „Landschaft der Industriekultur-Nord“ (LIK.Nord). Heinitz liegt inmitten des Projektraums der LIK.Nord, ist jedoch in das Konzept nicht direkt einbezogen. Zwischen den Teilflächen des Landschaftslabors „Bergbaufolgelandschaft“ gelegen, bestehen jedoch stark Bezüge zum Naturschutzgroßvorhaben. Die städtebauliche Situation, die Aktivitäten rund um die LIK.Nord und die anstehende Sanierung bergbaulicher Altlasten sind Anlass für die Stadt Neunkirchen einen Stadtteilentwicklungsprozess in Heinitz anstoßen. Damit soll Heinitz als Wohnstandort gestärkt werden. Deshalb könne Heinitz in den nächsten Jahren einige Investitionen von Seiten der Stadt Neunkirchen erwarten, wie Oberbürgermeister Jürgen Fried in seiner Begrüßungsrede zur Planungswerkstatt in Aussicht stellte: Die Stadt Neunkirchen werde sich an der Sanierung des Freibads beteiligen, zudem stehe die Verlagerung und Erweiterung des Kindergartens an. Diese Maßnahmen sollten in ein Gesamtkonzept eingebettet werden, das auf eine Neustrukturierung und Aufwertung insbesondere der Freiräume ausgerichtet ist. Aspekte der Naherholung, der Ökologie und des Tourismus sollen im Vordergrund stehen. Auch Industriekultur kann sich zu einem zentralen Thema entwickeln. Die Frage, wie ein solches Konzept aussehen könnte, stellt sich vor allem auch für die Bevölkerung vor Ort. Deshalb hat die Stadt Neunkirchen in Kooperation mit dem Zweckverband LIK.Nord und unter Beteiligung der RAG Montan Immobilien GmbH am 18. September 2013 die Bürgerinnen und Bürger von Heinitz zu einer Planungswerkstatt eingeladen. Ziel war es, gemeinsam auf den Raum zu schauen, seine Stärken und Schwächen herauszuarbeiten und ein Leitbild für Heinitz zu entwickeln. Die Planungswerkstatt wurde vom Planungsbüro agl, Saarbrücken, inhaltlich und konzeptionell vorbereitet und moderiert. Ca. 50 Teilnehmende folgten der Einladung. Die vorliegende Dokumentation fasst die Ergebnisse zusammen. 5 2. Den Raum gemeinsam analysieren Die entscheidenden Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Heinitz können vier Themenfeldern zugeordnet werden: • Bergbau und seine Folgen, • Landschaft der Industriekultur Nord, • Siedlungs-, Nutzungs- und Erschließungsstruktur sowie die Versorgung des Ortsteils, • Freiraumstruktur und das industriekulturelle Erbe. Sie bildeten die Grundlage für die inhaltliche Präsentation und jeweils anschließende Diskussion der Rahmenbedingungen. Steinkohlenbergwerk Heinitz 1949 (Saarberg) 6 Schlammweiher Geisheck Halde Geisheck Photovoltaik-Feld Halde Dechen Freibad Binsenthal ehem. Schule Gasmaschinenzentrale Weilerbachtal Kindergarten Sportplatz Kirche Heinitz 7 2.1 Bergbaufolge und Sanierung Der Bergbau und die Montanindustrie haben in Heinitz großflächig Altlasten hinterlassen, die in den nächsten Jahren saniert werden müssen. Peter Steinmetz, RAG Montan Immobilien GmbH, stellte die Planungen für vier Teilbereiche vor. Bergehalde und Absinkweiher Geisheck Die beiden Objekte stehen teilweise noch unter Bergaufsicht. Für eine Entlassung aus der Bergaufsicht müssen gemäß Bergbaugesetz zwei Bedingungen erfüllt sein: (1) es darf keine Gefahr mehr von der Fläche ausgehen, (2) es muss eine Nachnutzung für die Fläche gesichert sein. Untersuchungen haben ergeben, dass im Bereich der Berghalde und des Absinkweihers chemische Altlasten vorhanden und daher Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind. Da der Bereich gleichzeitig als Natura 2000-Gebiet wichtige Naturschutzfunktionen übernimmt, muss die Sanierungsplanung dies berücksichtigen und umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen vorsehen. Die geplanten Maßnahmen werden zu Veränderungen beim Bewuchs der Flächen führen, jedoch nicht in die Topographie eingreifen. Fläche unter Bergaufsicht Bereich mit Sanierungsmaßnahmen Binsenthal Bergehalde und Absinkweiher Geisheck Gasmaschinenzentrale und Umfeld 8 Tagesanlage Dechen Freizeitnutzungen sind nach Beendigung der Maßnahmen möglich, soweit sie im Einklang mit dem Naturschutz stehen. Die geplanten Entdeckerpfade der LIK. Nord bieten die Möglichkeit, die einzigartige Natur der Bergbaufolgelandschaft zu genießen, ohne sie zu stören. Mit den Sanierungsmaßnahmen um Geisheck wird 2015 begonnen; bis wann sie abgeschlossen sind, ist noch ungewiss. Binsenthal Das Binsenthal steht nicht mehr unter Bergaufsicht; die orientierende und detaillierte Gefährdungsabschätzung ist erfolgt. Zurzeit wird die Sanierungsplanung in Anbindung an die Sanierung Geisheck vorbereitet, wobei die ökologischen Belange sukzessive ermittelt und eingebunden werden. Wie bei Bergehalde und Absinkweiher Geisheck sind keine Veränderungen in der Topografie vorgesehen. In den Bewuchs wird dagegen massiv eingegriffen. Tagesanlage Dechen Für die Flächen der ehemaligen Tagesanlage Dechen ist eine Sanierung der Tagesbruchgefahr erforderlich. Dabei werden die oberflächennahen, bergbaulich bedingten Hohlräume mit leicht abbindenden Stoffen verfüllt. In den nächsten zwei Jahren steht insbesondere die Sanierung der Schächte auf dem Programm. Die beliebte Wegeverbindung über das Grubengelände soll auch während der Sanierungsmaßnahmen zugänglich bleiben. Die auf dem Gelände der Tagesanlage Dechen installierte Photovoltaikanlage zeigt, welche Nachnutzungsmöglichkeiten auf solchen Flächen bestehen. Die Anlage erzeugt mit 6.240 Modulen auf 2,5 ha 1,53 MWp Strom. Freifläche und Gasmaschinenzentrale / ehemalige Tagesanlage und Kokerei Heinitz Im Umfeld der Gasmaschinenzentrale Heinitz hat die RAG in den letzten Jahren die Sicherung des tagesnahen Abbaus durchgeführt. Es ist beabsichtigt, den Bereich baldmöglichst aus der Bergaufsicht zu entlassen, allerdings ist der Zeitrahmen noch unklar. Für das bundesweit bedeutsame Denkmal der Industriekultur zeichnet sich eine Nachnutzung ab: Die RAG verhandelt derzeit mit einem Investor und hofft, bis Ende des Jahres einen Vertragsabschluss zur Nachnutzung der Halle zu Stande zu bringen. Für die umliegenden, kontaminierten Flächen der ehemaligen Kokerei wird sukzessive ein Sanierungskonzept erarbeitet, das auch die Auflagen des Naturschutzes berücksichtigen muss. Mit konkreten Sanierungsmaßnahmen wird voraussichtlich 2015 begonnen. Fotos, von oben: 1 J. Morlo 2, 3, 4 RAG AG 9 In der anschließenden Diskussionsrunde wurde in erster Linie nach ergänzenden Informationen gefragt. Besondere Bedeutung hatte dabei die Dauer der Sanierungsmaßnahmen, die allerdings derzeit noch nicht abzuschätzen ist. Herr Krumm, Repräsentant Saar der RAG Montan Immobilien GmbH, erläuterte zudem nochmal ausführlich, weshalb für die Sanierungsmaßnahmen naturschutzfachlicher Ausgleich bzw. Kompensation erforderlich ist: Da die kontaminierten Flächen nach jahrelanger Brache teilweise eine ökologisch hochwertige Flora und Fauna aufweisen und die Altlastensanierung nur möglich ist, wenn der Bewuchs entfernt wird, erfolgen durch die Maßnahmen Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes. Diese müssen an gleicher oder anderer Stelle ausgeglichen werden. Zum Teil wird der Ausgleich direkt auf den betroffenen Flächen geleistet. Hier sind die Ausgleichsmaßnahmen, soweit sich die Flächen in den Kernbereichen der LIK:Nord befinden, auf den Pflege- und Entwicklungsplan zum Naturschutzgroßvorhaben abgestimmt. Teilweise müssen die Eingriffe an anderer Stelle, möglichst jedoch im weiteren Umfeld der Maßnahmen, kompensiert werden. Damit bietet sich für Heinitz die Chance, Aufwertungsmaßnahmen im Freiraum mit Kompensationsmaßnahmen für die Altlastensanierung zu verbinden. Fazit XX Die Sanierung der Bergbauflächen ist auf einem guten Weg: In den nächsten Jahren werden zahlreiche Maßnahmen in und um Heinitz durchgeführt. XX Für die durch die Sanierung verursachten Eingriffe in Natur und Landschaft muss teilweise Ausgleich hergestellt werden. Damit werden Kompensationsmaßnahmen erforderlich, die auch für eine Aufwertung der Freiräume im Ortsbereich von Heinitz genutzt werden können. XX Mit der Entlassung aus der Bergaufsicht stehen neue Flächen für Naturentwicklung, Naherholung oder andere Nutzungen zur Verfügung. 10 2.2 Ein regionales Projekt: LIK.Nord Das Naturschutzgroßvorhaben „Landschaft der Industriekultur Nord“ setzt das Potenzial der Industrielandschaft in der Region zwischen Neunkirchen und Illingen in Wert und eröffnet neue Perspektiven für die regionale Entwicklung. Detlef Reinhard, Geschäftsführer der LIK.Nord, stellte die Besonderheiten der Landschaft rund um Heinitz sowie einige geplanten Maßnahmen vor. Heinitz, das ehemalige Zentrum des Bergbaus in Neunkirchen, liegt inmitten eines der wichtigsten Kerngebiete der LIK.Nord – dem Landschaftslabor „Bergbaufolgelandschaft“. Eine außergewöhnliche Libellenvielfalt und eine hohe Bedeutung für Amphibien begründen den besonderen naturschutzfachlichen Wert der Landschaft rund um Heinitz. Vor allem am Schlammweiher Geisheck, im Binsenthal und am Weiher 5 im Weilerbachtal (im Volksmund: das „Biotop“) kommen seltene, teils stark gefährdete Libellen- und Amphibienarten sowie ökologisch hochwertige Quellfluren und Verlandungsbereiche mit seltenen Pflanzenarten vor. Entdeckerpfade erschließen diese Landschaft und dienen der Besucherlenkung: Sie führen die Menschen zu interessanten Orten und sorgen gleichzeitig dafür, dass sensible Bereiche geschont werden. Der Pfad quert die Ortslage von Heinitz und bindet so die Siedlungsbereiche an die Bergbaufolgelandschaft an. Fotos, von oben: G. Süßmilch; H. Müller-Stieß Das Raumkonzept für die LIK.Nord (agl, Scheuvens+Wachten; aus: Pflege- und Entwicklungsplan LIK.Nord, Band 1, S. 102) Reisewege Landschaftslabor Neuerfindung der Bergmannskuh Kleinstrukturierte Agrarlandschaft Entdeckerpfade Illingen Landschaftslabor Vogelzug und wilde Weiden Wemmetsweiler Merchweiler Klimapfad Heiligenwald Landsweiler -Reden Itzenplitz Neunkirchen Altes Hütten-Areal Neunkirchen Zukunftsort Reden Zukunftsort Göttelborn Landschaftslabor Forstwirtschaft und natürliche Prozesse Schiffweiler Quierschied Friedrichsthal Bergbaufolgelandschaft Landschaftslabor Bergbaufolgelandschaft Haldenrundweg Saarkohlenwald 11 Die Diskussion konzentrierte sich auf die Anbindung von Heinitz an die LIK. Nord. Ein Teilnehmer fragte, inwieweit die Gasmaschinenzentrale in das Wegenetz der LIK.Nord eingebunden werden könnte. Es wurde erläutert, dass die Landsweiler-Reden Entdeckerpfade die Zugänglichkeit der Bergbaufolgelandschaft über ein hochwertiges Wegenetz sicherstellen sollen. Sie erschließen dabei auch ehemalige Halde "Die Zwillinge" ! Bergbaustandorte in der Landschaft. Eine Anbindung von industriekulturellen Relikten innerhalb der Siedlungsbereiche ist aus fördertechnischen Gründen Halde Reden im Rahmen des Naturschutzgroßvorhabens nicht möglich. Eine Anbindung der ! Gasmaschinenzentrale an das Wegenetz der LIK.Nord ist daher ein Thema der Stadtentwicklung. ! ! $ $ W 9: Holzsteg über den Heinitzbach f ! Fazit XX Die LIK.Nord bietet die Chance, im Umfeld von Heinitz attraktive LandHalde König ! B 41bzw. zu schafts- und Naturräume zu schaffen sichern. ! W 7: Fußgänger-Hängebrücke zwischen zwei Fingern der Fingerhalde Geisheck $ Fossilienhalde Dechen XX LIK.Nord schafft den Rahmen für ein schlüssiges Gesamtkonzept zur ! Freiraumstruktur und -nutzung in Heinitz. Neunkirchen f ! ! Hoferkopf ! die Anbindung XX Die LIK.Nord erschließt die Bergbaufolgelandschaft; O W 8: Bohlensteg am Weiher 5 ! im Weilerbachtal industriekulturell wichtiger Standorte in den Siedlungsbereichen an das Halde Geisheck Wegenetz der LIK.Nord ist Aufgabe der Stadtentwicklung. Heinitz ! ! ! !!! ! ! ! ! ! ! ! ! $ O W 6: Aussichtsturm am Großen Schlammweiher Geisheck ! $ !! $ Wegeplanung mit Zugängen und Inszenierungen im Landschaftslabor „Bergbaufolgelandschaft“ (Pflege- und Entwicklungsplan LIK.Nord, Band 2, S. 208; Datengrundlage: agl/Büro Drecker 2011) 0 Wegekonzept $ ! ! ! ! ! ! ! ! Wichtige Wegeelemente Meter 1.500 1.000 Bestehendes Wegesystem für die Erholung Mögliche Abkürzung O Infrastruktur zur Besucherlenkung/Akzeptanzsteigerung Landsweiler-Reden ! Landmarke, Aussichtspunkt Eingangssituation f ! Entdeckerpfad 500 Ausgewiesene Wander- und Radwanderwege ! Stilllegung Wege Bachquerung, Brücke Halde "Die Zwillinge" ! ! Halde Reden ! ! $ $ W 9: Holzsteg über den Heinitzbach f ! Halde König ! ! W 7: Fußgänger-Hängebrücke zwischen zwei Fingern der Fingerhalde Geisheck Fossilienhalde Dechen $ B 41 ! ! ! Neunkirchen f ! Hoferkopf O ! ! O ! Halde Geisheck ! !!! ! ! ! ! ! ! ! !! 12 ! $ W 6: Aussichtsturm am Großen Schlammweiher Geisheck Heinitz ! $ $ W 8: Bohlensteg am Weiher 5 im Weilerbachtal 2.3 Siedlung, Verkehr und Infrastruktur Zur Stadtteilentwicklung, Siedlungs- und Nutzungsstruktur sowie zur Versorgungssituation in Heinitz gab Jörg Lauer vom Stadtplanungsamt Neunkirchen einen Überblick. Entwicklung Heinitz hat eine erstaunliche Entwicklung vom Industriestandort zu einem Wohnstandort im Grünen vollzogen. Heute ist der nach Einwohnerzahlen zweitkleinste Stadtteil von Neunkirchen ebenso wie die Gesamtstadt vom demografischen Wandel und sinkenden Einwohnerzahlen betroffen. Von ca. 240 Gebäuden standen bei der Erfassung sieben leer. In den nächsten zehn Jahren ist damit zu rechnen, dass der Anteil leer stehender Häuser deutlich ansteigt, da aufgrund der Altersstruktur der Bewohner ca. 15% des Gebäudebestands auf den Markt kommen werden. Dies stellt die Stadtentwicklungsplanung vor die Frage, wie sich eine sinnvolle Konzentration der Siedlungsentwicklung steuern lässt. Einwohnerzahlen der Neunkircher Stadtteile (Stadt Neunkirchen Stand 31.12.2012) Wiebelskirchen (9173) 20% Wellesweiler (5148) 11% Furpach (4105) 9% Hangard (1865) 4% Heinitz (687) 1% Sinnerthal (567) 1% Münchwies (1219) 3% Ludwigsthal (1222) 3% Kohlhof (1655) 4% Innenstadt (21063) 44% Siedlungs- und Erschließungsstruktur Heinitz hat keine „klassische“ Siedlungsentwicklung im Sinne eines sich um einen historischen Kern ausbreitenden Siedlungskörpers durchlaufen. Vielmehr lagern sich zwei getrennte Siedlungsbereiche an einen durch den Rückbau der Industrieareale entstandenen Grünzug mit eingestreuten Freizeit- und Sportanlagen sowie Restflächen von Industrienutzung an. Damit fehlt ein siedlungsstrukturelles Zentrum und ein funktioneller „Dorf“mittelpunkt. Dies erschwert die Orientierung und Erlebbarkeit des Ortes. Das Ortsbild von Heinitz ist geprägt von historischen, teils sanierten und stark veränderten Bergarbeiterhäusern. Eine Siedlungserweiterung aus den 1960er Jahren ergänzt die alten Siedlungsbereiche entlang der Hauptverkehrsstraßen. Neuere Wohnbebauung ist selten. Die Erschließungsstruktur bietet eine optimale Anbindung an das überörtliche Verkehrsnetz, jedoch wird jeweils nur einer der beiden Siedlungsbereiche erschlossen. Die Verbindung zwischen den Siedlungsteilen ist kaum als solche erlebbar. Auch die Ortseingänge sind kaum erkennbar; die Siedlungsbereiche gehen diffus in den nächsten Ort bzw. die Landschaft über. Die für den gewerblichen Schwerlastverkehr der Bergbauphase konzipierten Straßen erscheinen heute überdimensioniert und werden der innerörtlichen Situation nicht gerecht. 13 Nutzungsstruktur / Versorgung In Heinitz ist deutlich ablesbar, welche Auswirkungen die demografische Entwicklung auf die Versorgungssituation kleiner Ortsteile hat: Die Grundversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist in Heinitz vollständig weggebrochen. Die Grundschule wurde geschlossen; es gibt nur noch einen Kindergarten. Ob die katholische Kirche ihre bestehenden Räumlichkeiten in Heinitz weiterhin nutzen wird, ist noch unklar. Der Kirchturm muss möglicherweise wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Flächennutzung Wohnbaufläche Fläche bes. funktionaler Prägung Industriefläche Der Kindergarten bedarf einer Erweiterung, was am bestehenden Standort aufgrund bergbaubedingter Aufschüttungen nicht möglich ist. Zurzeit werden von Seiten der Stadt verschiedene Optionen geprüft: die Unterbringung in einem bestehenden Gebäude, das entsprechend zu sanieren und umzubauen wäre, oder ein Neubau, für den ein Standort gefunden werden müsste. Auch die Anzahl der Vereine ist deutlich zurückgegangen, wenngleich die Dorfgemeinschaft noch sehr aktiv ist. Solarpark Freizeitanlage Grünfläche Grünland Waldfläche Gehölz Offenlandbrache Offene Halde Die Nutzungsstruktur von Heinitz ist, historisch bedingt, gekennzeichnet durch ein enges Nebeneinander von Industrie und Wohnen. Dies kann Nutzungskonflikte zur Folge haben. Der Rückzug des Bergbaus hat in dieser Hinsicht jedoch zu deutlichen Verbesserungen geführt. Gewässerfläche Fließgewässer Verkehrsinfrastruktur Straßen / Wege Bahnlinien Soziale / Freizeitinfrastruktur # # Dorfgemeinschaftshaus " Kindergarten î Kirche ! " ! K Sportplatz ! Gasthaus ! Freibad r 25 83 T. L2 T. T. H. 4 3 In der Geisheck ehem. Grube Dechen 35 kV T. itzbach T. T. h ac zb init He Heinitzb ach Lagerplatz ! Gasthaus Bergehalde 15 110 kV Kindergarten Heinitz-Dechen Bahn st ra ße ! " ! K els os M ! r Kath.Kirche St.Barbara î e aß ers Str T. c dri le tha hs W eih r e Fri Fbr. ! Fbr. 7 Gasthaus Im Hei ligeng arte Im Heiligengarten T. n ehem.Grube Heinitz tra ße 220kV 9 Im Dörmel T. Kirche weg Bad HeinitzStollen 13 5 ba ch halde 3 tr. hts ac ch dw eg kV 35 ße V Rie tr. hts ac ch k 35 T. Gru be ns tra 4 kV Sportpl. els os M 4 3 Vo n -R tr hals uert zha Hol 4 Weihersbacher Weiher kV tr. S er E L2 83 - rg be 3 rs lv e L28 35 oe nn e -S aß e T. er eil W Fbr. Kirchendick ch ba Tennispl. B 6 St.Mdl. 41 St.Mdl. 11 Auf'm Ried 7 16 A8 AS Neunkirchen-Heinitz kV 4 # # 4 6 20 6 3 AS NeunkirchenSpießen 12 Heinitzer 6 14 12 12 12 Im Kirchendick Weiher 5 Im Heiligengarten Am Rin g Hin tr. h -W ric nc k kV 110 ehem. Schule Schule 10 5 Grube nstraße 3 35 Im aß e Bergehalde T. Lgpl. Ga rt e ns tr Berge- 65 Auf'm Ried Kinderg. " . str al nth se Bin rg Be d pfa ns an m A8 -S 17 Für die Teilnehmenden stellte sich die Frage, wie weitere Bevölkerungs- und Funktionsverluste vermieden werden können. Eine Strategie von Seiten der Stadt in Bezug auf Gebäudeleerstände, Rückbau und Umstrukturierung sowie die Aufwertung von Kindergarten und Freizeitinfrastruktur werden als notwendige Voraussetzung angesehen, um den Ortsteil attraktiv und lebendig zu halten. Dass Heinitz als Wohnstandort durchaus attraktiv ist, zeigt sich in der Ansiedlung einiger junger Familien in jüngster Zeit. Auf gesamtstädtischer Ebene versucht die Stadt Neunkirchen bereits mit einem speziellen Förderprogramm, den Auswirkungen des demografischen Wandels zu begegnen: Junge Familien erhalten beim Kauf und der Sanierung eines alten, leerstehenden Hauses in den geschlossenen Ortslagen der Stadtteile bzw. der Kernstadt Neunkirchen finanzielle Unterstützung. Das Fehlen eines Dorfmittelpunktes wird bestätigt. Seit der Schließung des letzten Geschäfts ist ein wichtiger Treff- und Kommunikationspunkt im Ort verloren gegangen. Als Alternative wird die Einrichtung einer Poststelle vorgeschlagen. Eine Treffpunktfunktion übernimmt zurzeit die ehemalige Grundschule, die von verschiedenen Vereinen und als Heimatstube genutzt wird, allerdings peripher gelegen ist. Wie die Planungen der katholischen Kirche für die Kirche von Heinitz aussehen, ist nicht bekannt. Als besonderen Nachteil empfinden die Teilnehmenden die schlechte Busanbindung nach Neunkirchen und in die Nachbarorte. Zur Lebens- und Wohnqualität tragen aus Sicht der Teilnehmenden vor allem das rege Vereinsleben und die Parkanlagen in der Ortsmitte bei. Auch können die historischen Bergarbeiterhäuser durchaus eine hohe Wohnqualität bieten. Fazit XX Die städtebauliche Struktur von Heinitz ist durch getrennte Siedlungsbereiche und eine fehlende Ortsmitte gekennzeichnet. XX Das Nebeneinander von Industrie und Wohnen, von belasteten und unbelasteten Bereichen führt zu Nutzungskonflikten. XX Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen verzeichnen Substanzund Auslastungsprobleme. XX Bestandserhaltung und sinnvolle Konzentration der Siedlungsentwicklung sollten das stadtentwicklungspolitische Thema der Zukunft sein. XX Stadtentwicklungspolitisches Ziel der Stadt Neunkirchen ist die Stärkung von Heinitz als Wohnstandort. Daher plant die Stadt Investitionen in den Ausbau des Kindergartens, beteiligte sich bei der Rettung des Schwimmbads und prüft eine adäquate Nachnutzung des Sportplatzes. 15 ! ! ! ! !! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! 2.4 Freiräume, Naherholung und Industriekultur ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Heinitz ist heute ein Ort im Grünen, umgeben von Wald und flankiert von den ! ! ! ! Weihern, die Talzügen des Binsenthals und Weilerbachtals mit ihren zahlreichen ! ein beliebtes Naherholungsziel für die Heinitzer sind. Auf den ehemaligen Industrieflächen zwischen den Siedlungsbereichen erstreckt sich ein Grünzug, der im Bereich des hierher versetzten Stollenmundlochs des Heinitzstollens als kleiner Park gestaltet ist. Zusammen mit dem früheren Bergfestplatz, dem Freibad, dem Sportplatz und weiteren Vereinsanlagen bildet er die grüne Mitte von Heinitz. Freibad und Sportplatz sind in ihrem Bestand durch Unternutzung gefährdet. Das Freibad wurde inzwischen durch das Engagement einiger Bürger gerettet. Auch für den Sportplatz zeichnet sich eine weitere Nutzung ab: Der SV Elversberg wird ihn voraussichtlich für seine Jugendabteilung nutzen. Zwei Spielplätze decken die Nachfrage nach Spielflächen für Kleinkinder. Pfade, Rad- und Wanderwege Entdeckerpfade LIK.Nord ! ! ! ! Neunkircher Radrundweg Überregionale Wanderwege ! ! ! Neunweiherweg Heinitz Grubenweg Heinitz / Heinitzweg Art der Freiraumnutzung Weiher Waldfläche / Gehölz Grünland Offenlandbrache / Halde Grünfläche Freizeitanlage (Park-)Platz Eine Vielzahl an Spazier- und Wanderwegen führt durch die Naherholungsgebiete. Der geplante Entdeckerpfad der LIK.Nord wird zudem neue, spannende Orte der Bergbaufolgelandschaft erschließen. Dazu gehören die Halden Geis! ! ! ! ! heck und Deche, von denen sich weite Ausblicke auf Heinitz und die Bergbau! ! ! folgelandschaft der LIK.Nord bieten. ! ! ! ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! Die bergbauliche Tradition geht in Heinitz bis in die Keltenzeit zurück. Die industrielle Vergangenheit ist in Heinitz überall spürbar, denn Heinitz verdankt ! seine Existenz dem Bergbau: Die Siedlung folgte den ersten industriellen Ab! ! bautätigkeiten, die 1847 hier ihren Anfang nahmen und bis in die 1960er Jahre !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !! ! Blauer und Grüner Weiher ! !! !!! ! !! ! !!! ! !! ! ! !! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! !!! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! We iler ! ! ! ! ! ! ! ! ! !! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! bac !!! ! ! ! ! !! ! ! ! ! !! ! !! ! ! ! ! ! ! hta l ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Heinitzer Weiher ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Entdeckerpfad ! !! ! ! ! ! !! ! Stollenmundloch ! ! ! ! ! ! ! ! ! !! !! !!! ! ! !! ! ! ! Freibad ! ! ! ! ! !! !! ! !! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! Weiher und Halde Geisheck ! ! ! !!!! ! ! ! ! ! !! ! ! ! ! Halde Dechen ! Sportplatz ! ! ! ! !! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! 16 ! ! ! ! ! ! ! ! !! ! Binsenthal ! ! ! ! ! ! !! ! den Ort geprägt haben. Heute zeugen zahlreiche Hinterlassenschaften von dieser bergbaulichen Vergangenheit, darunter die verbreiteten Grubenhäuser, die Direktorenvillen, spezifische Infrastrukturen und öffentliche Einrichtungen, aber auch die Weiheranlagen und vieles mehr. Einige industriekulturell bedeutsame Anlagen stehen unter Denkmalschutz: Die Gasmaschinenzentrale und Gasgebläsehalle der Kokerei gelten als bundesweit bedeutsames Beispiel eines Industriebaus vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber auch das Freibad, das als Lehrlingsbad eine soziale Einrichtung des Bergwerks war, sowie das Stollenmundloch des Heinitzstollens von 1847 sind denkmalgeschützt. Die Karte auf der folgenden Doppelseite gibt einen Überblick über die Standorte der Einrichtungen und Gebäude des Bergbaus sowie der assozierten Industrien. Sie zeigt, wie hoch die Dichte der Bergbaurelikte in Heinitz ist. „Heinitz hat sich vom dreckigen Hinterhof zum schönen, grünen Vorgarten der Stadt Neunkirchen entwickelt“, so fasste einer der Teilnehmenden die Aussagen zur Freiraumstruktur zusammen. Einzig die Fußwegeverbindung nach Neunkirchen bedürfe noch einer Aufwertung. Aus Sicht der Heinitzer Bürgerinnen und Bürger ist die Industriekultur ein schwieriges Erbe: Einerseits sind sie stolz auf ihre Bergbauvergangenheit. Damit verbanden sich technische Errungenschaften wie das erste elektrische Licht und die erste Eisenbahn im Saarland, aber auch ein positives Image des Ortes, beispielsweise als Zentrum für Fachkräfte. Andererseits steht der Bergbau für harte Arbeit und bringt durch die hohen Belastungen für Mensch und Umwelt auch negative Auswirkungen auf das Image mit sich. Im Ortsbild von Heinitz ist die historische Vergangenheit heute kaum noch ablesbar. Die Natur hat die Industrieareale zurückerobert, noch nutzbare Gebäude haben vielfach neue Funktionen bekommen. Dennoch finden die Teilnehmenden der Planungswerkstatt es wichtig, die Vergangenheit sichtbar zu machen und auf verbliebene Relikte hinzuweisen. So erschließt die Wegeführung des 12-Weiher-Weges bereits einige industriekulturelle Relikte. Fazit XX Heinitz ist heute ein Ortsteil „im Grünen“. XX Die vorhandene Freizeitinfrastruktur ist in ihrem Bestand durch Unternutzung gefährdet, konnte aber teilweise durch Bürgerengagement und sinnvolle Nachnutzung gerettet werden. Fotos, von oben: 1, 2, 4 agl 3 J. Morlo XX Mit den Themenwegen, insbesondere dem Heinitzer Weiherweg und dem Grubenweg, wurde bereits viel für die Erschließung von Natur und Landschaft sowie der Bergbaurelikte getan. XX Die Bergbauvergangenheit liefert Anknüpfungspunkte, um Identifikation, Orientierung und Gemeinschaftsleben zu fördern. 17 Standorte der Einrichtungen und Gebäude des Bergbaus sowie der assozierten Industrien 1 G 16 Schlafhäuser I, II, III 2Kokereigasmaschinenzentrale 17 Direktorenvillen frz. Zeit 3 Haus des Obersteigers 18Direktorenhäuser 4 Veraltungsgebäude Kokerei 19Grubenhäuser 5 Werkstatt Kokerei Vorhandene Gebäude / Strukturen 6 Preußische Bergarbeiterhäuser 20 Erdmagnetischer Vermessungspunkt Relikt des industrialisierten Bergbaus 7 Preußische Vierfamilienhäuser 8 Ehemaliges Inspektionsgebäude 9 Französische Doppelhausarchitektur Bergbaurelikte ! ! ! 15Casinosaal Heinitzstollen: Stollenmundloch 1847 Vorindustrielles Relikt Ehem. Standort von Bergbaueinrichtungen Lineare Strukturen Ehemalige Grubenbahntrasse Ehemalige elektrische Straßenbahntrasse Ehemaliger Erzstollen Flächenumgriff mit Zeugnissen des Bergbaus Vorindustrielles Pingenfeld Direktorenvillen Bergarbeitersiedlung Riedsiedlung 1950/60er Jahre Bergbaubedingte Weiher 21 ehem. Grundschule, heute Heimatstube 22 Erzgrube Ferdinand 10 Bahnhof Heinitz 23 Keltengrube Flöz Tauenziehn (Rietberg) 11 Park / Bergfestplatz 24Kastanienallee 12 Freibad (ehemaliges Berglehrlingsbad) 25Landabsatzplatz 13Konsum 27 Schacht 3 14Casino 28Hauptwerkstatt 26 Schacht 4 53 35 34 GG 37 38 36 G G 51 33 ! 48 39 G 56 ! 55 G ! ! 52 9 32 47 !! ! ! 6 8 G 7 ! ! ! 44 3 46 5 1 4 49 ! !! ! !! 10 11 12 50 13 1514 ! 40 54 2 G 16 G GG 26 28 27 ! ! 30 18 19 ! 41 20 23 31 G GG 29 ! ! ! ! 17 25 24 ! 21 42 ! 22 18 ! 43 29 Schacht 2 43 Freidelstollen / Brunnenstube 30 Schacht 1 44 Absinkweiher Geisheck 31 Heinitzstollen 1847 (ehem. Standort) 45 Geishecker Weiher 32 Haupthalde Heinitz 47Haldenweiher 33 Binsenthaler Weiher 48 Bergehalde Dechen 34 Grüner Weiher 49Biotop 35 Blauer Weiher 50Staudtweiher 36Nachklärweiher 51 Dechenschächte I, II, III 37 Bahnhof Dechen 52Geisheckschächte 38 Bahnhofswirtschaft „Sahner“ 53 Waldbächer Weiher 39Lehrwerkstatt 54Pumpenweiher 40Pumpenhaus 55Einmannbunker 41 Weihersbacher Weiher („Beamtenweiher“) 56 Betriebssportstätte Bergwerk Heinitz (russisches Kriegsgefangenenlager) 42 Heinitzer Weiher 46 Horn - Forstweiher 19 Stärken Ansiedlung von jungen Familien Binsenthal/ Topstandort/ Libellenarten Grünzug in Ortsmitte Parks und der zentrale Grünzug Infrastruktur für junge Familien wichtig Halden und Weiher Heinitz der grüne Vorgarten der Stadt Neunkirchen Nähe zur Autobahn Potenzial Industriekultur Sanierungsmaßnahmen der RAG Potenzial LIK.Nord – Landschaftslabor Bergbaufolgelandschaft Grundschulgebäude = Heimat für die Vereine, Treffpunkt, Heimatstube Grubenhäuser Atmosphäre/Klima hohe Lebensqualität Ausgeprägtes Vereinsleben Es gibt einen Investor für die Gasmaschinenzentrale Gemeinschaftssinn Gasmaschinenzentrale: bundesweit anerkanntes Denkmal Umnutzungspotenzial der Schule Aktive Dorfgemeinschaft Zusammenarbeit mit Spiesen-Elversberg möglich Schwächen Keine Geschäfte und damit kein Kommunikationsmittelpunkt mehr Nahversorgungsproblem des täglichen Bedarfs Fehlender Ortsmittelpunkt Attraktivitätsverlust durch Schulschließung Altlasten/Kontamination Schlechter Zustand der Straßen Fehlende Beschilderung innerhalb von Heinitz Insellage durch Autobahn und Gewerbegebiete Schlechte Busanbindung 20 Städtebauliche Struktur bietet wenig Orientierung Zwei unzureichend verknüpfte Ortsteile Enges Nebeneinander von Industrie und Wohnen Leerstände an zentraler Stelle 3. Gemeinsam Bilanz ziehen In den Diskussionen kamen immer wieder die positiven und negativen Seiten des Lebens in Heinitz zur Sprache. Zusammen mit den Analyseergebnissen des Stadtentwicklungskonzeptes (Stadt Neunkirchen 2005) wurden die Stärken und Schwächen des Ortsteils auf einem Poster festgehalten. In der Pause wurden die Gespräche darüber fortgesetzt. Zugleich konnten die Teilnehmenden die genannten Aspekte durch Punkten bewerten. Stärken Als besonders positiv empfinden die Beteiligten das ausgeprägte und rege Vereinsleben in ihrem Ortsteil, das den Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft stärkt. Dem kommt entgegen, dass das Grundschulgebäude zurzeit von verschiedenen Vereinen genutzt werden kann und so als Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft dient. Die kleine Heimatstube in einem der Grundschulräume sammelt vor allem bergbaubezogene Relikte, Alltagsgegenstände und Dokumente und fördert so die Identifikation mit dem Ort und seiner Historie. Auch die Naturschätze in der Umgebung, wie die libellenreichen Weiher im Binsenthal, werden sehr geschätzt. Insofern sieht man auch das Potenzial, das die LIK.Nord mit dem Landschaftslabor Bergbaufolgelandschaft bietet. Der Park und zentrale Grünzug zwischen den Siedlungsbereichen werden ebenfalls als Stärke gesehen, da sie zur Qualität des Wohnstandorts beitragen. Die neue Ansiedlung junger Familien sehen die Teilnehmenden als Zeichen, dass der Ortsteil für diese Bevölkerungsgruppe durchaus attraktiv ist. Eine entsprechend ausgerichtete Infrastruktur sei jedoch wichtig. Ein weiterer Pluspunkt ist die hervorragende Anbindung an das überörtliche Verkehrsnetz. Das Potenzial der industriellen Vergangenheit und industriekulturellen Relikte wird dagegen ambivalent für die weitere Siedlungsentwicklung eingeschätzt, wenngleich die Gasmaschinenzentrale als bundesweit bedeutsames Baudenkmal durchaus als stärkender Faktor gewertet wird. Die Aussicht auf einen Investor und eine sinnvolle Nachnutzung für dieses besondere Gebäude werden begrüßt. Insgesamt lässt sich die Haltung der Heinitzer zur Bergbauvergangenheit mit der Aussage eines Teilnehmers zusammenfassen: „Wir machen das Beste daraus.“ Schwächen Das Fehlen eines Geschäftes oder Ladens für die Nahversorgung wird als besonders nachteilig empfunden. Mit der Schließung des letzten Lebensmittelladens ist auch der Kommunikationsmittelpunkt des Ortes weggefallen; das Bäckerauto ist dafür nur ein unzureichender Ersatz. Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs ist somit schwierig geworden, zumal durch die schlechte Busanbindung Versorgungseinrichtungen in Neunkirchen oder anderen Nachbarorten fast ausschließlich per Pkw erreichbar sind. Zu einem weiteren Attraktivitätsverlust hat die Schließung der Grundschule beigetragen. Die Teilnehmenden bestätigen die Analyseergebnisse der Stadtplanung im Hinblick auf den fehlenden Ortsmittelpunkt, das Auseinanderfallen der beiden Ortsteile und die damit verbundene schwierige Orientierung. Zwar gibt es mit der Grundschule einen Standort, der über die Vereinsnutzung eine gewisse Treffpunktfunktion wahrnimmt, aber aufgrund der peripheren Lage für einige Bewohner nur schlecht zu erreichen ist. Altlasten und Kontaminationen des Bergbaus bilden ebenso Hemmnisse für die weitere Entwicklung von Heinitz wie das enge Nebeneinander von Industrie und Wohnen. 21 4. Die zukünftige Entwicklung von Heinitz Aus den Betrachtungen der vier für Heinitz relevanten Themenfelder und aus den Diskussionsbeiträgen ergeben sich Zielsetzungen und Grundsätze für die zukünftige Entwicklung von Heinitz. Zielsetzungen für die zukünftige Entwicklung von Heinitz • Die besonderen Potenziale des Stadtteils und seiner Umgebung besser nutzen! Besondere Potenziale für Heinitz bilden die reiche industrielle Vergangenheit, die industriekulturellen Relikte und die LIK.Nord mit ihrer regionalen Entwicklungsperspektive. • Den Bestand behutsam weiterentwickeln! Dabei sollten vorhandene Qualitäten wie das historische Ortsbild mit den Bergarbeiterhäusern oder der zentrale Grünzug zur Schaffung neuer Qualitäten genutzt werden. • Das Ortsbild aufwerten, Orientierungs- und Identifikationspunkte schaffen! • LIK.Nord und Industriekultur als zentrale Ankerpunkte für eine touristische Entwicklung nutzen! Die Planungen für die LIK.Nord und die industriekulturellen Relikte in Heinitz besitzen ein Potenzial, das über ein lokales Interesse weit hinaus geht und für eine touristische Entwicklung genutzt werden könnte. • Nachbarschaften und Gemeinschaft stärken und damit Lebensqualität sichern! Hier kann auf den bestehenden Strukturen wie dem gut funktionierenden Vereinsleben aufgebaut werden. • Die Sanierung der Bergbauflächen vorantreiben, zukunftsfähige Folgenutzungen finden und Ausgleichsmaßnahmen für eine Aufwertung von Heinitz nutzen! 22 Grundsätze für die zukünftige Entwicklung von Heinitz LIK.Nord In Grundsätzen und einem räumlichen Leitbild werden diese Zielsetzungen konkretisiert und erste Vorschläge zur Umsetzung vorgestellt. In der Diskussion mit den Teilnehmenden kristallisieren sich als Schwerpunkte für die zukünftige Stadtentwicklung die folgenden Punkte heraus: ! ! ! ! ! nthal Binse ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Grüne Mitte ! "Dorf"-Mitte ! Heinitz ! Wei l ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Anknüpfungspunkt für eine funktionelle Mitte könnte die notwendige Erweiterung des Kindergartens sein. Nach Aussagen von Vertretern des Stadtplanungsamtes ist eine multifunktionale Nutzung der Räumlichkeiten des Kindergartens denkbar, so dass dieses Gebäude die Funktion eines Dorfgemeinschaftshauses übernehmen könnte. Weitere Synergieeffekte ergeben sich möglicherweise aus einer zusätzlichen Nutzung als Kirchenraum, falls die katholische Kirche das Kirchengebäude in Heinitz aufgeben würde. Als Standort für einen Neubau steht der Hans-Krämer-Platz zur Diskussion. Aus Sicht der Teilnehmenden ist dieser Standort allen anderen Lösungen vorzuziehen, da hier eine Verzahnung mit der „Grünen Mitte“ an vergleichsweise zentraler Stelle möglich ist. Mit einem Neubau kann die funktionale Ortsmitte auch eine städtebaulich-architektonische Betonung erfahren. Nachteilig ist die Lage an der stark befahrenen Ortsdurchfahrt. Hier müssten verkehrsberuhigende Maßnahmen eine Geschwindigkeitsreduktion und umsichtigeres Fahren fördern. Auch müssen Lösungen für den ruhenden Verkehr gefunden werden. ! ! ! ! ! ! ! Doch das Anliegen der Heinitzer geht darüber hinaus: Wünschenswert sei ein ! ! ! Halde Geisheck ! zentrales Gebäude, das multifunktional genutzt werden kann und insbeson! ! ! ! dere auch für die Aktivitäten der Vereine zur Verfügung steht. Damit könnte ! ! ! ! auch ein funktionaler Mittelpunkt für den Ort geschaffen werden. Eine direkte ! ! ! ! ! Zuordnung zur „Grünen Mitte“ bietet sich an, ist jedoch nicht realisierbar, ! ! ! weil hier der Untergrund durch bergbaubedingte Aufschüttungen instabil !und brandgefährdet und damit für eine Bebauung ungeeignet ist. ! ! ! ! ! ! ! Eine Mitte definieren: Die Schaffung einer stadtstrukturellen und funktionalen Ortsmitte wird als zentrales Handlungsfeld der Stadtentwicklung in Heinitz angesehen. Ausgehend von den bestehenden Anlagen im zentralen Bereich zwischen den beiden Siedlungskörpern – Bergfestplatz, Stollenmundloch, Freibad, Sportplatz – soll eine „Grüne Mitte“ für Heinitz definiert werden, die über ein Freiraumkonzept eine konkrete Ausgestaltung erfahren soll. 23 Eine Klammer schaffen: Mit einem attraktiv gestalteten Fußweg über die bestehende Treppenanlage sollen die beiden Siedlungsbereiche stärker miteinander verknüpft werden. Gleichzeitig schafft diese Klammer eine starke Verbindung zwischen grüner und funktionaler Mitte und bindet die Ortsmitte an die Teilbereiche der Bergbaufolgelandschaft in der LIK.Nord an. Gemeinschaftsprojekte fördern: Ein wichtiges Gemeinschaftsprojekt ist das Dorfgemeinschaftshaus, in dem die Aktivitäten der ortsansässigen Vereine gebündelt werden können und das als Treff- und Kommunikationspunkt im Ortsteil dienen soll. Mit einer multifunktionalen Nutzung des geplanten Kindergartens eröffnen sich hier neue und relativ konkrete Perspektiven. Die Chancen der LIK.Nord nutzen: Über den Entdeckerpfad kann das Naherholungspotenzial der Täler besser genutzt werden. Von Heinitz aus sollten die Anbindungen an den Entdeckerpfad weiter entwickelt werden. Zugleich ist eine bessere Verknüpfung mit dem Alten HüttenAreal in Neunkirchen anzustreben, auch um das Thema Industriekultur ortsübergreifend zusammenzuführen. Orientierung geben: Für eine bessere Orientierung innerhalb und außerhalb un ki rc h en des Siedlungsbereichs können die Halden genutzt werden. Sie stellen Identifikationspunkte dar und bieten Ausblicke über den Ort und seine Umgebung. Um die Haupterschließungsstraßen als Leitlinien zu betonen, reichen kleine gestalterische Eingriffe und eine durchgängige Baumreihe aus. Eine gestalterische Betonung der Ortseingänge signalisiert, dass hier der Siedlungsbereich betreten oder befahren wird. ! AH A Ne LIK.Nord ! ! ! nthal B in s e ! ! ! ! ! ! ! ! ! Grüne Mitte ! ! ! l ! ! "Dorf"-Mitte Heinitz ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! 24 ach ta ! ! ! Wei lerb ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Halde Geisheck ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Halde Dechen LIK.Nord Das „bergmännische“ Ortsbild erhalten: Die gestalterischen Qualitäten der Bergarbeiterhäuser zu erkennen und zu bewahren, erhöht die Attraktivität des Wohnumfeldes, weil damit Identifikationsmöglichkeiten geschaffen werden. Die gemeinsame Erarbeitung einer Ortssatzung oder Charta mit Leitlinien für die gestalterische Aufwertung von historischen Gebäuden kann zur Sensibilisierung im Umgang mit der historischen Bausubstanz beitragen. Bei der Gestaltung der Straßenräume sollte eine Verkehrsberuhigung angestrebt und der ruhende Verkehr geordnet werden. Darüber hinaus sind nach Meinung der Teilnehmenden an der Planungswerkstatt folgende Punkte für die künftige Entwicklung von Heinitz von Belang: • Kreative Lösungen für die Nahversorgung des Ortes finden • Die Busanbindung verbessern • Arbeitsplätze in den Gewerbegebieten sichern 5. Resümee und Ausblick Die Planungswerkstatt bildete den Auftakt für einen langfristigen Stadtentwicklungsprozess zur Sicherung des Wohnstandorts Heinitz. Mit den hier gewonnenen Erkenntnissen, beispielsweise im Hinblick auf das Dorfgemeinschaftshaus, kann von Seiten der Stadt das Projekt weiter vorangetrieben werden. Zukünftig können einzelne Bausteine des räumlichen Leitbildes mittel- bis langfristig umgesetzt werden. Leitziele Eine Mitte definieren: Grüne Mitte: Bergfestplatz, Stollenmundloch, Freibad,... Funktionelle "Dorf"mitte Eine Klammer schaffen Orientierung geben Identifikationspunkte schaffen: ! ! Von den Halden den Ort überblicken ! ! ! ! ! Leitlinien betonen Eingänge markieren Die Chancen der LIK.Nord nutzen An die LIK.Nord und das AHA Neunkirchen anbinden Das Naherholungspotenzial der Täler nutzen Sanierung der Bergbauflächen als Chance nutzen Bestand behutsam entwicklen Sanieren, neu organisieren, neu nutzen Wohnen Gewerbe Solarpark Grünflächen, Gehölz und Waldbereiche Weiher 25 26 Quellen Städtebauliches Entwicklungskonzept für die Kreisstadt Neunkirchen. Teil A: Gesamtstädtische Bestandsaufnahme und Analyse 10/2005. Bearbeitet von isoplan, Institut für Entwicklungsforschung, Wirtschafts- und Sozialplanung GmbH, Saarbrücken-Berlin und Lück+Otto, Architekten und Stadtplaner, Saarbrücken, im Auftrag der Kreisstadt Neunkirchen PEPL LIK.Nord – Pflege- und Entwicklungsplan zum Naturschutzgroßvorhaben Landschaft der Industriekultur Nord. Gutachten erstellt durch agl | Hartz • Saad • Wendl, Saarbrücken, in Kooperation mit externen Beratern. Im Auftrag des Zweckverbands LIK.Nord. Saarbrücken, September 2012 Der Oberbürgermeister der Kreisstadt Neunkirchen (2006): Neunkircher Grubenwege. Zweiter, überarbeiteter Nachdruck im Juli 2006 LKVK – Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen (2008): ATKIS-Daten (Nutzungsstrukturen) Flächennutzungsplan der Kreisstadt Neunkirchen, Stand: 22.08.2013 Bebauungsplan Nr. 44 „Heinitz-Nord“, Stand: 1976 Kartengrundlagen Kartographische Grundlagen sind die ATKIS-Daten (LKVK 2008), die Topographische Karte 1:25.000 sowie die Deutsche Grundkarte 1:5.000. Karten und Fotos, soweit nicht anders benannt: agl Veranstaltungsfotos: agl, Detlef Reinhard 27 28