19.04.2016 - ASAPS-Kongress: Nicht
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19.04.2016 - ASAPS-Kongress: Nicht
Finanzmarktkommentar HealthCare Analyst: Klaus Niedermeier, CEFA, 19. April 2016 ASAPS-Kongress: Nicht-operative Ästhetik auf dem Vormarsch? Nicht-operative ästhetische Verfahren erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – kurze Modeerscheinung oder nachhaltiger Trend? Von heiß bis kalt: Verschiedene technische Ansätze für die Problemzonen Hoher Eigenanteil an den Kosten führt zu zyklischen Umsätzen der Anbieter Starker Anstieg nicht-operativer Schönheitsbehandlungen in den letzten Jahren Über aktuelle Entwicklungen auf dem Markt für Schönheitsbehandlungen wurde Anfang April auf der Konferenz der American Society of Aesthetic Plastic Surgeons (ASAPS) in Las Vegas debattiert. Schönheitsbehandlungen erfreuen sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit und im Jahr 2015 wurden alleine in den USA mehr als 13,5 Mrd. USD für ästhetische Behandlungen ausgegeben, was einem Anstieg von mehr als 10 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch wenn die Industrie mit gezielten Marketingmaßnahmen versucht, neue Kundengruppen zu erschließen, zeigt sich die aktuelle Struktur des Marktes nur wenig verändert: Zwar nimmt die Nachfrage durch Männer absolut zu, doch stellen Frauen nach wie vor mit über 90 % den größten Teil der Patienten. Bei der Verteilung nach Altersgruppen steht besonders die Gruppe der 35- bis 50-Jährigen im Fokus, auf die knapp 40 % aller Behandlungen entfallen. Bei Frauen stehen seit Jahren Brustvergrößerungen auf Platz 1 der Wunschliste. Aber auch „unisex“ Behandlungen der Problemzonen wie Fettabsaugen, Bauchdeckenstraffung und Gewebebehandlungen stehen hoch im Kurs. Zielgruppe vieler Schönheitsoperationen sind Übergewichtige, so dass sich das Angebot derzeit vor allem an die entwickelten Länder wie die USA richtet, in denen die Quote der Übergewichtigen besonders groß ist. Top 5 nicht-operative Schönheitsbehandlungen Entwicklung von Schönheitsbehandlungen 11 2,5 Hyaluronsäure 24,7% 10 9 2,0 Haarentfernung 13,0% 8 7 1,5 6 Botox 49,0% Mikrodermabrasion (Hautabtragung) 6,4% 5 2015 '14 '13 '12 '11 '10 '09 '08 '07 '06 '05 1,0 2004 Hautverjüngung 6,9% operativ (links, in Mio. Behandlungen) nicht-operativ (rechts, in Mio. Behandlungen) Quellen: ASAPS (US-Fallzahlen, 2015) Die hier getroffenen Aussagen beruhen auf Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, aber nicht überprüft haben. Die Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit der gemachten Angaben ist auf grobes Verschulden begrenzt. Nachdruck nur mit Genehmigung. 1/2 Finanzmarktkommentar HealthCare Analyst: Klaus Niedermeier, CEFA, 19. April 2016 Neben diesen „klassischen“ Schönheitsoperationen rücken aber auch zunehmend nicht-operative Behandlungen in den Fokus der Chirurgen, da dieses Segment in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Zu den beliebtesten ästhetischen Behandlungen, die keiner Operation bedürfen, zählen die Behandlung von Falten mit Neurotoxinen („Botox“) oder Hyaluronsäure, die Haarentfernung oder die Hautverjüngung bzw. -abtragung. Zwar wird nach wie vor mehr als die Hälfte aller Umsätze mit operativen Eingriffen erzielt, jedoch ist der Markt für nicht-invasive Behandlungen in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen. Für 2015 zeigt die Datenbank der ASAPS, dass die oben gezeigten Top 5 der nicht-operativen ästhetischen Behandlungen im vergangenen Jahr um 24,2 % gewachsen sind. Demgegenüber steht ein Wachstum von 8,7 % der beliebtesten operativen Behandlungen. Damit setzt sich der Trend der Vorjahre fort, in denen bereits ein stärkeres Wachstum der nicht-operativen Ansätze beobachtet werden konnte. Denn auch über einen längeren Zeitraum (1997-2015) weisen die ASAPS Daten für den amerikanischen Markt hierfür ein deutlich höheres Wachstum (durchschnittlich 16,1 %) als für operative Eingriffe (4,0 %) aus. Viele Problemzonen, viele Behandlungsansätze Ein Grund für den starken Nachfrageanstieg ist sicherlich die Zulassung zahlreicher neuer Behandlungsmethoden in den letzten Jahren. Die Ansätze unterscheiden sich hierbei deutlich, auch wenn das gewünschte Ziel dasselbe ist. Das USUnternehmen Zeltiq beispielsweise nutzt Kryolipolyse (Kühlung), um Fettzellen „wegzufrieren“, während die Konkurrenten Cynosure und Syneron hier auf Laserlipolyse setzen. Thermi, eine Tochterfirma des spanischen Pharmaunternehmens Almirall, verwendet thermische Energie zur Gewebestraffung und Venus Concept vertraut auf Ultraschall. Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass die Geschäftsideen im Bereich der Ästhetik fast so zahlreich sind wie die Problemzonen der Patienten. Auf der ASPAS-Konferenz bemühten sich die einzelnen Anbieter, die Wirkungsweise ihrer Technologie anzupreisen und mit Studienergebnissen zu untermauern, und die Vorzüge nicht-operativer Behandlungen im Allgemeinen (weitgehend schmerzfrei, kaum Erholungszeiten, in der Regel preiswerter) in den Fokus zu rücken. In puncto Wirksamkeit ist sich die Fachwelt jedoch nicht immer einig. Genauso ist sich die Ärzteschaft vielfach uneins, ob sie die neuen Behandlungsmethoden in ihr Angebot aufnehmen oder sich auf die klassische Schönheitschirurgie konzentrieren soll. Hoher Eigenanteil = hohe Konjunkturabhängigkeit Häufig sind ästhetische Maßnahmen nicht zwingend medizinisch notwendig, sondern geschehen auf Patientenwunsch. Dementsprechend leisten die Krankenkassen in den meisten Fällen keine Zuzahlung, so dass die Behandlungen aus der eigenen Tasche finanziert werden müssen. Diese Struktur erzeugt eine für den Gesundheits-Sektor ungewöhnlich hohe Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage, da Behandlungen vielfach verschoben werden, wenn die wahrgenommene wirtschaftliche Situation zu unsicher ist. Die obige Grafik zeigt deshalb auch, dass die Ästhetik-Industrie in der Finanzkrise einen deutlichen Rückgang hinnehmen musste. Ähnliche Verläufe lassen sich auch für andere Bereiche der Medizintechnik beobachten, in denen der Eigenanteil hoch und die Behandlung nicht zwingend notwendig ist, beziehungsweise substituiert werden kann. Ein anderes Beispiel hierfür sind Dentalimplantate. Die hier getroffenen Aussagen beruhen auf Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, aber nicht überprüft haben. Die Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit der gemachten Angaben ist auf grobes Verschulden begrenzt. Nachdruck nur mit Genehmigung. 2/2