branchenbericht_technische Textilien
Transcription
branchenbericht_technische Textilien
Technische Textilien Branchenbericht – Corporate Sector Report Die Bank an Ihrer Seite Erläuterungen und Abkürzungen AVK Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe BdEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BIP Bruttoinlandsprodukt CAGR Compound Aggregate Growth Rate, durchschnittliche Wachstumsrate CFK Carbonfaserverstärkte Kunststoffe CIRFS Comité International de la Rayonne et des Fibres Synthétiques, European Man-Made Fibres Association GTM Gesamtverband Textil & Mode IVGT Industrieverband Veredelung – Garne – Gewebe – Technische Textilien VDMA Verbund Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VIK Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft Dieser Bericht wurde im August 2014 abgeschlossen. Technische Textilien 04 Management Summary 04 SWOT Technische Textilien 05 Die Branche im Überblick 05 Konjunkturelle Entwicklung 05 Spürbare zyklische Einflüsse in strukturell wachsenden Segmenten 06 Profil der Branche 06 Vielzahl sehr unterschiedlicher Anwendungsgebiete 06 Verwendungsgebiete technischer Textilien sind ausgesprochen vielfältig 07 Vliesstoffe und Composites werden gemeinhin ebenfalls zu den technischen Textilien gezählt 07 Weltmarkt für technische Textilien im weiteren Sinne 08 Weltweit ist der Markt für technische Textilien in den letzten Jahren stark gewachsen 08 Vliesstoffe waren in Europa und auch weltweit das wachstumsstärkste Segment 09 Der europäische Composites-Markt hat sich in den letzten Jahren nur seitwärts entwickelt, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden 09 Die deutschen Hersteller technischer Textilien sind technologisch weltweit führend 10 Nachfrage 10 Der Fahrzeugbau ist immer noch der bedeutendste Abnehmerbereich technischer Textilien 11 Globale Wachstumsperspektiven technischer Textilien 11 Bei Vliesstoffen dominiert der Hygienebereich die Nachfrage 12 Globales Wachstum bei Composites 13 Angebot 13 Weltweites Angebot: auch 2014 Produktionsanstieg in Industrieländern 14 In der Vliesstoffherstellung haben Spunbond- und Carded–Technologien fortlaufend an Bedeutung gewonnen 15 Glasfasern sind immer noch der mit Abstand bedeutendste Rohstoff bei der Herstellung von Composites 15 Kosten 17 Die Energiepreise werden zunehmend zum Standortnachteil der deutschen Produzenten 18 Ertragslage 19 Ertragslage stark schwankend, aber insgesamt zufriedenstellend 19 Hersteller technischer Textilien in Deutschland 19 Hersteller von Vliesstoffen in Deutschland 17 Langfristige Trends 22 Erfolgs- und Risikofaktoren 22 Erfolgsfaktoren 24 Risikofaktoren 27 Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen 27 Glossar 4 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Management Summary Wenngleich der globale Markt für technische Textilien starken konjunkturellen Schwankungen unterliegt, so war, ist und bleibt dieser dennoch ein Wachstumsmarkt. Abgesehen von den bekannten Megatrends wie wachsende Weltbevölkerung, Urbanisierung und zunehmender Umweltschutz wird das Marktwachstum hauptsächlich von der ständigen Eroberung neuer Anwendungsgebiete sowie der Entwicklung neuer Herstellungsverfahren getrieben. Die Geschäftsmodelle der deutschen Hersteller sind vor diesem Hintergrund noch mehr als in anderen Produktionsländern das Ergebnis eines erfolgreichen Strukturwandels von Produzenten herkömmlicher, traditioneller Textilien hin zu hoch technisierten und spezialisierten Herstellern qualitativ hochwertiger technischer Textilprodukte. Im Ergebnis entstand daraus eine weiterhin sehr mittelständisch geprägte, heterogene und oft immer noch sehr unterschätzte Branche mit einer Vielzahl von Nischenplayern, die auch in Zukunft von hoher Innovationsgeschwindigkeit und strukturellem Wandel geprägt sein wird. In Sachen Innovationsgeschwindigkeit sieht man sich in Deutschland – auch dank der guten Vernetzung mit der weltweit einmaligen deutschen Forschungslandschaft – an der Spitze der globalen Entwicklung, während man bei Produktion und Absatz von Standard- und Massenprodukten meist gar nicht erst versucht, mit den sehr viel größeren und teilweise kostenbegünstigten Herstellern aus Schwellenländern wie China oder Indien mitzuhalten. Gleichwohl gewinnen gerade die Schwellenländer für die deutschen Hersteller technologisch anspruchsvoller Produkte einerseits als Absatzmärkte rasant an Bedeutung. Andererseits unternehmen die Hersteller in diesen Ländern aber auch enorme Anstrengungen, in die qualitativ anspruchsvollen Produktbereiche vorzudringen. SWOT Technische Textilien Stärken / Strengths Schwächen / Weaknesses • Großes Wachstumspotenzial, insbesondere in höher entwickel- • Ausgeprägt zyklische Branchenentwicklung wegen starker kon- ten Produktbereichen • Globale Technologieführerschaft • Hohe Innovationskraft, starke Vernetzung mit der wissenschaftlichen Forschung • Hoher Spezialisierungsgrad • Hohe Produktqualitäts- und Umweltstandards junktureller Einflüsse • Hohe Anlagenintensität und Fixkostenbelastung, vergleichsweise hohe Break Even-Punkte • Überdurchschnittlich hohe Energie- und sonstige Kosten in Deutschland (z.B. Personal) • Steigende Importabhängigkeit bei Fasern Chancen / Opportunities Risiken / Threats • Entwicklung neuer Produkte und Herstellungsverfahren • Konjunkturelle Einbrüche in wichtigen Abnehmerbereichen • Eroberung neuer Anwendungsbereiche • Teilweise stark schwankende Rohstoff-(Faser-)preise und Roh- • Eroberung neuer Märkte, insbesondere in Schwellenländern • Entwicklung und Export starker Marken • Umfangreiche Standardisierungs-/Normungsaktivitäten stoff-(Faser-)verfügbarkeit • Technischer Fortschritt von (potenziellen) Wettbewerbern, v. a. in Schwellenländern • Abwandern von Know-how Stärken und Schwächen beziehen sich auf die aktuelle Situation, während Chancen und Risiken sich auf erwartete Entwicklungen beziehen. 5 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Die Branche im Überblick Konjunkturelle Entwicklung Spürbare zyklische Einflüsse in strukturell wachsenden Segmenten Chance: Wirtschaftliche Erholung in europäischen Peripherieländern und konjunkturelle Belebung in Schwellenländern Risiko: Erneute Verschärfung der EU-Schuldenkrise und konjunkturelle Abkühlung in Schwellenländern, Eskalation der Ukraine-Krise Der europäische Sektor der technischen Textilien (incl. Vliesstoffe und textilverstärkten Faserverbundstoffen, auch Composites genannt) ist gemessen an seiner Produktion von 2007 bis 2013 etwas stärker als das BIP gewachsen. Allerdings wurden in den Krisenjahren 2008 und 2009 konjunkturelle Spürbare konjunkturelle Einflüsse bei langfristig betrachtet deutlichem Wachstum Einflüsse deutlich sichtbar, die in allen drei Subsegmenten zu starken Produktionsrückgängen geführt haben. Maßgeblich dafür dürfte in erster Linie der konjunkturelle Einbruch in Europa als Folge der europäischen Schuldenkrise sowie die globale wirtschaftliche Abkühlung gewesen sein. Starke konjun ktu relle Einflüsse Entwicklung der Produktion in Europa indexiert, 2007=0 % 20 Die Entwicklung des BIP prägt in hohem Maße die Sektorentwicklung 10 0 -10 -20 -30 -40 2007 200 8 2009 Technische Te xtilien 2010 2011 Vliesstoffe 2012 2013 2014 Composites Quellen: Edana, AVK, Euratex, eigene Schätzungen Getragen wurde das Wachstum in Europa auch von dem Subsegment Vliesstoffe, dessen Produktion in Europa seit 2007 um mehr als 11% gestiegen ist. Für das laufende Jahr gehen wir hier von einer weiteren moderaten Produktionssteigerung um 2% aus. Im Segment der übrigen technischen Texti- Technische Textilien und Vliesstoffe sind die Träger des Wachstums lien waren bis 2011 noch deutlichere Anstiege zu verzeichnen. Sie dürften in beiden Segmenten in hohem Maße von der Nachfrage in den Bereichen Bau und Fahrzeugbau getrieben gewesen sein und fielen 2012 folglich wieder zurück. Insgesamt erwarten wir für das Segment der technischen Textilien kurz- bis mittelfristig eine leichte Wachstumsbeschleunigung; im laufenden Jahr dürfte sich der Produktionsindex erneut um 2% erhöhen. Bei dieser Einschätzung haben wir allerdings unterstellt, dass die aktuelle politische Krise in der Ukraine keine weitergehenden wirtschaftlichen Auswirkungen haben wird. Gegebenenfalls dürfte sich insbesondere der bislang deutlich gestiegene Export nach Russland zumindest spürbar abflachen. Demgegenüber hat das Segment Composites sein hohes Niveau aus dem Jahr 2007 auch jetzt noch nicht wieder erreicht. Mehr noch als bei den übrigen technischen Textilien dürfte auch hierbei die Entwicklung im Bau und Fahrzeugbau und dabei insbesondere in den Subsegmenten Premiumfahrzeuge und LKW jene gewesen sein, in denen Leichtbauteile eine besonders große Rolle spielen und die bereits 2008 deutlich rückläufig waren. Auch bei Composites gehen wir für 2014 von weiteren Lediglich das Segment Composites hat sein Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht 6 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT moderaten Steigerungen in Europa aus, die angesichts der fortschreitenden Erholung in den genannten Abnehmerbereichen sogar höher ausfallen könnte als bei den übrigen technischen Textilien. Profil der Branche Vielzahl sehr unterschiedlicher Anwendungsgebiete Technische Textilien werden überwiegend nach funktionalen Anforderungen für industrielle bzw. gewerbliche Zwecke produziert Für die Zwecke dieses Berichts definieren wir technische Textilien als alle textilbasierten Produkte, die in erster Linie wegen ihrer funktionalen Eigenschaften überwiegend für gewerbliche bzw. industrielle Produkte und Zwecke und nicht wegen ästhetischer Eigenschaften überwiegend für Konsumprodukte bzw. -zwecke verwendet werden. Nach dieser Definition zählen zu den technischen Textilien auch Taue, Seile, Planen, Kordprodukte (insbes. für Reifen) oder Textilprodukte für Funktions- oder Schutzbekleidung. Weltweit scheint sich die systematische Darstellung der Messe Frankfurt durchgesetzt zu haben, die 12 Anwendungsbereiche technischer Textilien definiert hat. Verwendungsgebiete technischer Textilien sind ausgesprochen vielfältig Subsektor Vielzahl unterschiedlicher Einsatzgebiete Anwendungsgebiete Produktbeispiele Weltweiter Umsatzanteil 2010 in % Agrotech Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Fischerei Pflanzenschutz- und Unkrautvliese, BiogasMembranen, Fangnetze, Seile 7 Buildtech Hoch-, Tiefbau, Sanierung Isolierstoffe, Membranen, Bewehrungsmaterialien, Taue, Seile 7 Clothtech Schuh- und Bekleidungsindustrie Füll-/Innenstoffe, Einlagen, Klima-, Nässeschutzmembranen 6 Geotech Geotextilien, Garten-, Landschafts-, Straßen-, Deponie-, Deichbau Dränage-, Trennschichten, Filter-, Erosionsschutzstoffe, Bewehrungen 1 Hometech Möbelindustrie, Innenausstattung Möbelbezüge, Füllstoffe, Decken-, Wandund Bodenbeläge 7 Indutech Filtration, sonstige Produkte Förderbänder, Trennstoffe/Filter, Taue, Seile, Trageschlaufen 17 Medtech Hygiene- und sonstige Medizinprodukte Verbandmaterialien, Prothesen, Orthesen, Wundapplikationen, Implantate (künstliche Gefäße, Bänder, Herniennetze) 7 Mobiltech Fahrzeugbau Reifenkord, Sitzbezüge, Airbags, Sicherheitsgurte, Innenauskleidung 23 Oekotech Umweltschutz Schadstofffilter, Schutzvliese 1 Packtech Verpackungsmittel Säcke, Tüten, Planen, Bigbags 5 Protech Personen- und Sachschutz (Gebäude, Fahrzeuge) Sicherheits-/Schutzbekleidung, Klima-/ Feuerschutzstoffe, Ballistikschutz 5 Sporttech Komponenten von Sport- und Freizeitprodukten, -bekleidung Zeltplanen, Rucksäcke, Schlafsäcke, Segeltuch, Leichtbaumaterialien 15 Quelle und Copyright: Techtextil, Messe Frankfurt Exhibitions Breite der Einsatzgebiete und Produktionsverfahren schafft Vielzahl an Nischenmärkten Neben den vielfältigen Einsatzbereichen technischer Textilien trägt auch die Vielzahl unterschiedlicher textiler Herstellungsprozesse dazu bei, dass der Gesamtmarkt technischer Textilien aus einer Vielzahl unterschiedlicher Nischen besteht. 7 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Viele Materialien und Verfahren bei der Herstellung technischer Textilien Metalle Stahl MATERIALIEN Mineralien Glas, Basalt, Keramik Synthetische Polymere PES, PA, PAN, PP etc. Naturfasern Baumwolle, Wolle, Jute, Seide Regener. Fasern Viskose, Acetate, PLA FILAMENT Draht Monofilament Multifilament Band STAPEL Kabel Öffnen Pulpe Heißluftgezogen Spinnvlies Texturieren Kardieren Gebundene Vliesstoffe Spinnen Vermaschen, Thermisch, Chemisch, Vernadelt, Hydrodynamisch Ring, Rotor, Friktion, Kern/Mant el, Luft Vorzüge Zwirnen Legen, Tafeln, Flechten Tau, Kordel PRODUKTE Knoten Netz Weben (schmal / breit) Wirken / Stricken Veredelung Beschichtung, Laminieren Enderzeugnisse z. B. Taschen, Gürtel Faden Band, Lunte Tuften Wattierung (Faserfüllstoffe) Quelle: GTM Vliesstoffe und Composites werden gemeinhin ebenfalls zu den technischen Textilien gezählt Von den „konventionellen“ Web-, Wirk-, Strick-, Flecht-, Gelege- und Stickprodukten der technischen Textilien abzugrenzen sind die Segmente Vliesstoffe und Composites, die im weiteren Sinne Vielzahl verschiedener Verfahren zur Herstellung von Vliesstoffen ebenfalls zu den technischen Textilien gezählt werden. Im Gegensatz zu Geweben, Gewirken oder Gestricken wird die sogenannte textile Fläche bei Vliesstoffen nicht durch Weben oder Flechten von Garnen, sondern durch ein wirres oder kardiertes Gelege von Fasern (Vliesbildung) gebildet, die durch eine Vielzahl verschiedener, teilweise miteinander kombinierbarer Verfahren zu textilen Flächen verfestigt werden können. Die englische Bezeichnung Nonwovens grenzt Vliesstoffe vielleicht sogar besser von den anderen textilen Produkten ab. Demgegenüber handelt es sich bei Composites um Leichtbauverbunde bestehend aus einer textilen Verstärkungsstruktur (weit überwiegend Glas-, aber zunehmend auch Carbon-, Aramid- oder Basaltfasern), die in einen Matrixwerkstoff (vielfach ein duroplastisches Harz) eingebettet ist. Soweit es sich um vorimprägnierte Strukturen handelt, spricht man von sogenannten Prepregs, die meist als Rollenware hergestellt und durch verschiedene Verfahren zu mehrlagigen Strukturen konfektioniert werden können. Darüber hinaus unterscheidet man unter Stabilitätsaspekten noch zwischen sogenannten Low- und High-Performance-Composites. Der Grad der Festigkeit wird maßgeblich durch die Länge der Faser mitbestimmt. Bei Low-Performance-Composites kommen daher nur Kurzfasern zum Einsatz, während die Herstellung von High-Performance-Composites auf der Verwendung von Lang- oder Endlosfasern basiert. Weltmarkt für technische Textilien im weiteren Sinne 2011 Technische Textilien Mio. t % Mrd. $ % 25,0 61 133 52 Vliesstoffe 7,6 19 26 10 Composites 8,0 20 94 38 40,6 100 253 100 Gesamt Quelle: Gherzi Composites sind textilverstärkte Verbundstoffe, die meist auf Basis von Glasfasern, zunehmend aber auch von Carbonfasern erstellt werden 8 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Weltweit ist der Markt für technische Textilien in den letzten Jahren stark gewachsen Starkes strukturelles Wachstum, aber spürbare zyklische Einflüsse Die weltweite Bedeutung technischer Textilien wird gemeinhin deutlich unterschätzt. Nach diversen unterschiedlichen Schätzungen belief sich das Weltmarktvolumen technischer Textilien ohne Vliesund Verbundstoffe 2012 auf ca. 22 Mio. t bzw. 133 Mrd. $. Inklusive Vliesstoffe und Composites beläuft sich das Weltmarktvolumen sogar auf über 250 Mrd. $ bzw. 40 Mio. t. Nach Faserverbrauch in t betrug der Anteil technischer Textilien etwas mehr als 25% der gesamten weltweiten Textilproduktion. In der letzten Dekade ist der weltweite Umsatz mit technischen Textilien i.e.S. (ohne Vliesstoffe und Composites) um mehr als 30% gewachsen. Kontinuierliches globales Wachs tum Weltmarktentwicklung technischer Textilien Mio. t Mrd. $ 35 180 160 30 140 25 Bis 2018 voraussichtlich 160 Mrd. $ Marktvolumen weltweit 120 20 100 15 80 60 10 40 5 20 0 0 1995 2000 2005 2010 2011 2012 Produk tion 2013 20 18* Umsatz Quellen: Gherzi, *Commerzbank Prognose Asien mit China an der Spitze dominiert mengenbezogen den Weltmarkt für technische Textilien, wertmäßig betrachtet relativiert sich das Bild zugunsten der entwickelten Märkte und Hersteller Regional und mengenmäßig (Produktion in t) betrachtet dominiert mittlerweile der asiatische Markt mit China und Indien an der Spitze, vor allem dank seines überproportional hohen Anteils in den Bereichen Clothtech, Packtech und Sporttech, die allerdings tendenziell noch mehr als die anderen Anwendungsbereiche Commodity-Charakter aufweisen dürften. So beträgt beispielsweise der Produktionsanteil von Packtech in Indien noch deutlich über 30%, während er global nur 5% ausmacht. Wertmäßig betrachtet dürfte sich das Bild für die entwickelten Regionen daher deutlich günstiger darstellen. Au f China und In dien entfäll t beinahe die Hälfte der glob alen Produktion Weltmarktanteile bei technischen Textilien 2011 EU 16% Übrige Welt 17% China ist bei technischen Textilien mittlerweile der klare Weltmarktführer vor Indien Amerikas 19% Indien 18% China 30% Quellen: CIRFS, Edana 9 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Vliesstoffe waren in Europa und auch weltweit das wachstumsstärkste Segment Noch stärker als bei den sonstigen technischen Textilien war das Wachstum bei Vliesstoffen; Produktion und Umsatz haben sich in der Dekade vor 2012 mehr als verdoppelt. China hat auch bei Vliesstoffen mit einem mengenbezogenen Weltmarktanteil von 28% die USA als Weltmarktführer 2013 bereits abgelöst. Weltmarkt für Vliesstoffe - Produktion Weltmarkt für Vli esstoffe - Umsatz Mio. t 0,8 10 Mrd. $ Afr ika /Na host 9 0,7 8 0,5 7 2,0 1,9 6 0 ,3 5 1 ,6 4 3 0,2 0,3 0,2 1,2 2 1 0 0 ,3 1 ,4 0 ,9 0,8 0,4 1 ,1 2002 2007 0,5 1,5 0,6 1,6 1,1 1,2 2,2 2,4 2012 2013 China ist auch bei Vliesstoffen der Weltmarktführer 2,0 0,8 1,9 Europa Lateina merika 1,7 42,1 Nordame rik a 3,2 2017 Asien 15,1 C hi na 2002 30,6 33,3 2012 2013 20,9 2007 2017 Quellen: Edana, eigene Schätzungen Der europäische Composites-Markt hat sich in den letzten Jahren nur seitwärts entwickelt, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden Bei Composites ergibt sich ein sehr differenziertes Bild, das letztlich die wirtschaftliche Erholung in Europa und der Welt widerspiegelt. Während die deutschen Produzenten ihre Produktion nach den Die deutschen CompositesProduzenten haben in den letzten Jahren Marktanteile gewonnen Einbrüchen in 2008 und 2009 kontinuierlich steigern konnten, ging die Produktion in den letzten beiden Jahren vor allem in Spanien und Frankreich wieder zurück. Auch bei Composites ist Deutschland der Führer im europäischen Markt, der derzeit etwa ein Viertel des Weltmarktvolumens ausmacht. Bemerkenswert ist dabei, dass die angrenzende Türkei oder auch Saudi-Arabien – getrieben von der großen Nachfrage im Bau- bzw. Tank- und Rohrleitungsbau – jeweils für sich betrachtet mittlerweile ein größeres Produktionsvolumen darstellen als jedes andere europäische Land. Eu ropäische Composites-Produktion Mio. t 1200 800 400 0 111,0 114,0 103,0 175,0 13 1,0 153,0 96,0 98,0 161,0 21 7,0 200,0 160,0 152,0 18 8,0 13 0,0 126,0 134,0 140,0 10 6,0 12 2,0 87,0 11 8,0 2009 Deutschland Quelle: AVK 10 6,0 15 4,0 165,0 152,0 146,0 11 6,0 122,0 117,0 112,0 16 1,0 172,0 182,0 192,0 2010 2011 2012 2013 Fra nk reich Ita lie n UK/Irla nd Spa nien Osteuropa R estl. Eur opa Auch bei Composites sind die deutschen Hersteller mittlerweile Marktführer 10 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Die deutschen Hersteller technischer Textilien sind technologisch weltweit führend Technische Textilien sind eine der innovativsten Branchen der deutschen Wirtschaft Laut ZEW erzielt die deutsche Branche 2012 mehr als 19% ihres Umsatzes mit Produkten, die jünger als 3 Jahre sind. Sie liegt damit an 5. Position hinter Fahrzeugbau, Elektroindustrie, Informations- und Kommunikationstechnik und Maschinenbau. Zu der hohen Innovationskraft tragen auch die 16 deutschen Textilforschungsinstitute maßgeblich bei, die als Innovationsnetzwerk seit mehr als 60 Jahren eng mit der noch sehr mittelständisch strukturierten Branche verzahnt sind. Die Exportquote der deutschen Hersteller technischer Textilien lag 2013 bei über 62%, die der Vliesstoffhersteller bei knapp 58%. Insgesamt zählt die deutsche Branche rd. 600 Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten. Die meisten dieser Unternehmen dürften ihren Ursprung und ihre technologische Basis in der Herstellung herkömmlicher Textilien haben; insofern ist die deutsche Branche technischer Textilien auch ein Zeugnis eines bemerkenswerten, zukunftsgerichteten Strukturwandels. Der Anteil der technischen Textilien an der gesamten Textilproduktion wächst kontinuierlich Nach Angaben des Fachverbandes IVGT belief sich der Umsatz der deutschen Hersteller technischer Textilien 2013 auf rund 6 Mrd. €. Damit erreichen die technischen Textilien in Deutschland einen Anteil von knapp 50% der gesamten Textilproduktion; in Europa liegt er bei ca. 30%. Gleichzeitig ist die deutsche Branche der klare Marktführer in Europa (vor Frankreich mit rd. 4 Mrd. € Umsatz) und – gemessen an ihrer Innovationskraft – auch weltweit. Grundsätzlich ist allerdings auch anzumerken, dass deutsche Hersteller gerade im Vliesstoffbereich, aber auch in anderen Segmenten, bereits in hohem Maße im Ausland für ausländische Märkte produzieren. Diese Umsätze gehen an den nationalen Statistiken vorbei, so dass die tatsächlichen Umsätze der deutschen Unternehmen noch sehr viel höher sein dürften. Nachfrage Chance: Schwellenländer mit überproportionaler Nachfragezunahme Risiko: Konjunkturelle Nachfrageschwankungen, insbesondere in den Abnehmerbereichen Bau und Fahrzeugbau Der Fahrzeugbau ist immer noch der bedeutendste Abnehmerbereich technischer Textilien Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen ist der Sektor technische Textilien überdurchschnittlich gewachsen Die globalen Wachstumsraten für technische Textilien i.e.S. waren im Vergleich zu anderen Sektoren überdurchschnittlich hoch, in ihren einzelnen Anwendungsgebieten aufgrund verschiedener treibender Faktoren aber durchaus unterschiedlich. Ein wesentlicher Grund dafür ist der hohe Innovationsgrad und die daraus resultierende permanente Eroberung neuer Anwendungsbereiche. Derzeit dominieren immer noch die Anwendungsbereiche Mobiltech (Fahrzeugbau), Indutech (u.a. Fahrzeugbau, Sport- und Freizeitbereich sind immer noch die bedeutendsten Absatzgebiete, Umwelt- und Bautechnik aber mit den höchsten Wachstumsraten Filtration) und Sporttech. Andere, teilweise sehr viel jüngere Produktgruppen wie Oekotech oder Geotech holen aber deutlich auf. Mobiltech ist gleichzeitig der Anwendungsbereich, in dem das Mengenwachstum das Umsatzwachstum am stärksten überstieg; damit ist belegt, dass der enorme Preis- und Wettbewerbsdruck im Fahrzeugbau den Bereich der technischen Textilien nicht ausspart. Gemessen am durchschnittlichen Absatzpreis je Tonne gehört der Bereich Mobiltech zusammen mit Sporttech und Protech aber dennoch zu den Bereichen mit der höchsten Wertschöpfung. Dagegen ist die Wertschöpfung bei Packtech, Geotech und Hometech auffällig gering. 11 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Globale Wachstumsperspektiven technischer Textilien Subsektor Agrotech Buildtech Weltmarktanteil in %, 2010 Durchschnittspreis je t 2010 in T$ CAGR 00–05 in % CAGR CAGR CAGR 05–10 11–13e 14–18f in % In % In % 8,0 7,0 8,4 3,2 0,9 3,5 3,8 4,0 3,0 Wachstum Weltbevölkerung, steigender Nahrungsmittelbedarf, Erschließung neuer Anbauflächen, Steigerung der Effizienz 11,0 7,0 3,6 4,5 4,7 4,6 4,7 2,5 5,0 Global stark zunehmende Urbanisierung, Ersatz konventioneller Baustoffe, Wärmedämmung, Sanierung bestehender Bauwerke 5,0 2,7 3,0 2,9 3,2 2,9 4,9 5,0 4,9 5,0 3,4 2,7 2,5 2,7 2,7 6,6 3,7 4,8 4,0 4,8 3,51 4,8 4,9 4,4 4,3 8,8 2,8 0,9 3,0 1,3 3,5 6,7 5,9 6,5 5,6 1,8 3,3 4,2 3,5 4,2 20,2 3,3 2,6 3,6 2,8 13,8 3,2 3,0 3,4 3,2 5,0 4,5 Steigende Ausgaben für Sport- und Freizeitprodukte, insbes. in Schwellenländern 5,3 3,4 3,0 3,6 3,2 2,5 3,0 Permanente Eroberung neuer Anwendunsgbereiche Clothtech 7,0 6,0 Globales Wachstum, Bekleidungsproduktion und steigender Anteil Funktionskleidung 3,0 3,5 Geotech 2,0 1,0 Global stark zunehmende Urbanisierung, Infrastrukturprojekte in Schwellenländern 4,0 5,5 Hometech 12,0 7,0 Steigende Ausgaben für Wohnen in Schwellenländern 2,0 3,5 Indutech 14,0 17,0 Global steigende Industrieproduktion und deren Komplexität 3,0 4,5 Medtech 10,0 7,0 3,5 4,0 Mobiltech 14,0 23,0 2,0 1,0 Ausbau Gesundheitsversorgung in Schwellenländern, demographische Entwicklung, Nano-, Bio-, Oberflächentechnologie Gewichtsreduzierung, wachsende Fahrzeugproduktion 2,0 5,0 Oekotech Steigende Umweltbelastungen und -standards, Nachhaltigkeitsstreben 5,5 6,5 Packtech Stetig zunehmender Welthandel 15,0 5,0 1,5 1,5 Protech 1,0 5,0 Sich ständig verschärfende Sicherheitsstandards und -bedürfnisse 2,5 3,5 Sporttech 6,0 15,0 Gesamt Wachstumstreiber 100 100 Nach Produktion in t, nach Umsatz in US$ Quelle: in Zusammenarbeit mit IVGT und Messe Frankfurt entwickelte Schätzungen und Prognosen, Copyright: Techtextil, Messe Frankfurt Exhibitions Bei Vliesstoffen dominiert der Hygienebereich die Nachfrage Hygieneprodukte wie Windeln, Kosmetiktücher etc. sind das immer noch mit Abstand bedeutendste Anwendungsgebiet von Vliesstoffen, gefolgt von Bauprodukten und Wischtüchern. Dabei liegen die Vorzüge von Vliesstoffen neben der im Vergleich zu anderen Produktarten besseren Kosteneffizienz vor allem in der Feuchtigkeitsabsorption, einer doppelten Feuchtigkeitsbarriere sowie u. a. in ihrer Weichheit, Dehnbarkeit und Elastizität oder auch Atmungsaktivität. Bei Vliesstoffen ist der Hygienebereich immer noch das bedeutendste Anwendungsgebiet 12 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Der H ygienebereich ist im mer noch der bedeu tendste Ab nehmerbereich Weltmarktanteile bei Vliesstoffen 2012 nac h t So nstiges 12% Schuhe/Bekleidung 3% Medizin 3% Filtration 4% Vielzahl an Abnehmerbereichen bei Vliesstoffen Hygiene 32% Fahrzeugbau 5% Möbelindustrie 5% Bau 20% Wischtücher 16% Quelle: Edana Bau und Fahrzeugbau prägen die Entwicklung bei Faserverbundwerkstoffen Composites mit vielen vorteilhaften Eigenschaften und hoher Innovationsgeschwindigkeit Bei den textilen bzw. textilverstärkten Verbundstoffen (Composites) dominiert demgegenüber mengenbezogen der Baubereich vor Fahrzeugbau/Transport, dem Maschinenbau und Elektro/Elektronik; die höchsten Wachstumsraten hatten demgegenüber aber die noch vergleichsweise kleinen Abnehmerbereiche Windkraft und Luftfahrt. Die Vorzüge der textilen Verbundstoffe liegen vor allem in der Gewichtsersparnis bei gleichzeitig guten Zugfestigkeits- und Biegeeigenschaften und sowie höchster Korrosionsbeständigkeit. Darüber hinaus können elektrische und Wärmeleitfähigkeit eine Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund ist gerade bei Composites mit einer anhaltend hohen Innovationsgeschwindigkeit zu rechnen. Globales Wachstum bei Composites Abnehmersektor, Mio. t Weltmarktanteil in % 2010 CAGR 05– 10 in % Bau 31 4,4 Fahrzeugbau, Transport 19 4,9 Elektro, Elektronik 16 5,4 Rohrleitungs- und Behälterbau 12 5,2 Konsumgüter, u. a. Sportgeräte 6 3,2 Schiffsbau 6 2,2 Windenergie 3 10,1 Luftfahrt 1 8,9 Sonstige 6 3,8 Gesamt 100 4,4 Quellen: Gherzi, eigene Schätzungen Die Wachstumsprognosen für den gesamten Sektor dürften mittelfristig zwischen 3% und 8% liegen Die Wachstumsprognosen sind unverändert günstig und schwanken für den gesamten Sektor der technischen Textilien mittelfristig zwischen 3 und 8% p. a.; für die Subsektoren Nonwovens und Composites (bei letzteren prognostiziert der VDMA in einer Studie von Roland Berger 7 % jährliches Umsatzwachstum bis 2020 für hochfeste Composites) liegen sie insgesamt sogar am oberen Ende dieser Skala und für Teilbereiche wie etwa den Carbonfaserleichtbau sogar deutlich darüber. Insbesondere bei CFK findet dieses Wachstum allerdings volumenmäßig in der Nische statt, getrieben von den Segmenten Automotive (+ 14 % p. a.) und Windkraft (+ 20 % p. a.) Maschinen-/Anlagenbau (+ 14 % p. a.) und Luft-/Raumfahrt (+ 12 % p. a.). Buildtech und Geotech mit den besten Wachstumsaussichten; Oekotech wird als Nische rasant an Gewicht gewinnen Die besten Wachstumsaussichten technischer Textilien werden für die nächsten 10 Jahre nach Meinung von Branchenexperten von IVGT, Messe Frankfurt und Commerzbank in den Anwendungsbereichen Build-, Geo-, Mobil- und Medtech gesehen; außerdem sollte das bislang noch als 13 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 reine Nische wahrgenommene Anwendungsgebiet Oekotech rasch an Gewicht gewinnen. Wichtigster Träger des Wachstums ist mehr oder weniger in allen Szenarien die hohe Innovationskraft und die daraus resultierende Eroberung neuer Anwendungsgebiete. Regional betrachtet werden dem asiatischen Absatzmarkt mit China an der Spitze, gefolgt von Indien und den anderen Schwellenländern (v. a. Russland, Afrika), die besten Aussichten einge- China und andere Schwellenländer mit den besten Wachstumsaussichten räumt. Angebot Weltweites Angebot: auch 2014 Produktionsanstieg in Industrieländern Chance: Breiter Raum für Innovationen, sowohl bei Produkten als auch bei Verfahren Risiko: Technologisch verfehlte Investitionen Der Faserverbrauch bei technischen Textilien hat sich analog des Marktwachstums deutlich erhöht, wobei der Anteil der Chemiefasern im Zeitablauf stärker zugenommen hat und mehr als 80% beträgt. Die Strukturen im Faserverbrauch haben sich in den letzten Jahren deutlich verschoben Diese Entwicklung wird sich mittelfristig fortsetzen. Im Detail stellte sich der Faserverbrauch wie folgt dar: Weltweiter Faserverbrauch bei technischen Textilien nach Fas erarten 2010 - Chemiefasern überwiegen deutlich Glas 15% Sonstige 1% Polyester 2 5% High Performance Fasern 5% Spezialvarianten herkömml. Fasern 25% Bereits hoher Anteil von Spezialund High Performance Fasern Jute, etc. 14 % Baumwolle 7% Polyamide 7% Sonst. cellulosische Viskose 3% 3% Polyolefin 25% Herkömmliche Fasern 70% Quelle: CIRFS Insbesondere in Europa, aber auch in der übrigen Welt hat die Branche nicht nur eine Vielzahl neuer Anwendungsbereiche wie Medizin, Luftfahrt oder Umwelt, sondern sich neben eher traditionellen Produktionstechnologien wie Weben, Stricken oder Flechten zunehmend auch die neueren Technologien wie etwa die Verbund- und Vliesstofftechnik erobert. Dies gilt in besonderer Weise für die deutsche Branche, die in dieser Hinsicht in den zurückliegenden Dekaden bereits einen bemerkenswerten Strukturwandel vollzogen hat und auch in der Zukunft zu den Innovationsführern zählen wird. Diese Veränderungen kommen auch in der Entwicklung der Faserverarbeitungsarten zum Ausdruck. Auch so gesehen hat der Vliesstoffbereich rasant an Gewicht gewonnen und wird dies zumindest mittelfristig auch weiter tun. Entwicklung der Produktionsverfahren treibt die Zahl der Einsatzgebiete technischer Textilien 14 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Der Anteil h erkömmlicher Verarbeitungsverfahren nimm t ab Faserverabeitung bei technischen Textilien in Europa in Mio. t (o. Glasfasern) 3000 2500 Vliesstoffverarbeitung mit dem höchsten Anteil der Faserverarbeitung in Europa 2000 1500 1000 500 0 2000 2005 2006 Ga rn (Weben, Stric ken, Flechten etc.) 2007 2008 Unspun 2009 2010 Vl iesstoffe Quelle: CIRFS In der Vliesstoffherstellung haben Spunbond- und Carded-Technologien permanent an Bedeutung gewonnen Spunbond- und Carded-Verfahren vor allem mit Vorteilen bei Gewicht und Herstellungskosten Insbesondere die Spunbond-Verfahren (s. Glossar) setzen sich bei der Nonwovens-Produktion zunehmend gegenüber anderen Verfahren durch. Die Vorteile gegenüber anderen Verfahren liegen hauptsächlich in günstigeren Festigkeits-/Gewichtsrelationen, höherem Reiss-, Schneide-, Knitter- und Faltenwiderstand sowie hohem Porengehalt und damit günstigeren Wasserabsorptionseigenschaften. Die Haupteinsatzgebiete liegen in den Bereichen Bau, Fahrzeugbau, Hygiene und Medizin. Die Spunbond-Verfahren werden immer häufiger in Verbindung mit Meltblown-Technologien (s. Glossar) eingesetzt. Meltblown-Verfahren erzeugen zwar vergleichsweise weniger feste, dafür aber in der Regel mehrschichtige, weiche und durch die Erzeugung von Mikrofasern oberflächengrößere Strukturen mit entsprechend guten Isolier- und Filtereigenschaften. In Verbindung mit Spunbond-Verfahren erreicht man darüber hinaus u. a. eine bessere Sperre gegenüber Flüssigkeiten, insbesondere Körperflüssigkeiten, sowie sonstigen Partikeln, z. B. in der Filtertechnik. Ähnlich stark wie Spunbond-Verfahren nehmen unvermindert auch Carded- Technologien (s. Glossar) weiter zu. Wetlaid-Verfahren mit Kostennachteilen, Airlaid mit Qualitätsschwankungen Im Vergleich dazu ist die Bedeutung von Wetlaid- (im Grunde ein modifiziertes Papierherstellungsverfahren, bei dem die Fasern eingeschlämmt werden; s. Glossar) und Airlaid-Verfahren eher begrenzt. Beide Verfahren sind deutlich aufwändiger. Wetlaid-Verfahren ermöglichen die Einarbeitung von chemischen Bindemitteln oder Partikeln bzw. die Verarbeitung von kleineren oder brüchigeren Fasern und werden u. a. bei der Herstellung von medizinischer Schutzkleidung, Bett-/ Tischwäsche oder Wandverkleidungen angewendet. Airlaid-Verfahren (Gelegebildung unter Einsatz von Luftstrom; s. Glossar) haben ihre Vorteile in der Kombination verschiedener Faserarten oder in der Möglichkeit, dreidimensionale Strukturen zu erzeugen, haben ihre Grenzen aber vor allem in einer größeren Fehlerbzw. Ausschußquote; sie finden u. a. bei der Herstellung von Füllstoffen oder Filtermedien Anwendung. 15 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 G lo ba le E nt wic k lung de r V lie s s t o f f pro duk t io ns v e rf a hre n M io t 5 4 Spunbond- und Carded-Verfahren nehmen deutlich zu 4 3 3 2 2 1 1 0 2002 Spunbond 2007 Car ded 2012 Air laid Wet laid Quelle: Gherzi, Commerzbank Schätzungen Glasfasern sind immer noch der mit Abstand bedeutendste Rohstoff bei der Herstellung von Composites Über 95% aller verwendeten Fasern bei der Herstellung von textilverstärkten Verbundwerkstoffen sind immer noch Glasfasern (sog. AR-Glas, s. Glossar). Danach kommen Aramid- (s. Glossar) Karbonund Basaltfasern sowie Spezialglasfasern für besondere Anforderungen. Zu einem sehr kleinen, aber steigenden Teil werden insbesondere im Premiumfahrzeugbau auch Naturfasern wie Flachs oder Hanf für die Herstellung von Verbundwerkstoffen verwendet. Die Herstellung erfolgt teilweise ganz ähnlich den Verfahren der übrigen Textilindustrie. Filamente (Endlosfasern) werden zu Bündeln oder Strängen (sog. Rovings) geformt, aus denen dann, meist durch Weben oder Flechten, textile Flächen (sog. Preforms) gebildet werden. Zunehmend werden bei der textilen Flächenbildung aber auch textile Gelegeverfahren eingesetzt (sog. Non Crimp Fabrics, s. Glossar), die gegenüber herkömmlichen Web- und Flechttechniken Schnelligkeits- und teilweise Festigkeitsvorteile haben. Daneben erfolgt die Herstellung aber auch direkt vom Roving. So werden bei- Neben traditionellen Web- und Flechttechniken kommen bei der Composites-Herstellung zunehmend auch Gelegetechniken, sog. Non Crimp Fabrics, zum Einsatz spielsweise bei der sogenannten Pultrusion die Fasern direkt, endlos in ein Bauteil eingebracht. Bei anderen Verfahren, etwa dem Faserspritzen oder der SMC Technologie werden die Fasern als geschnittene Fasern verwendet. Daneben ist auch der Einsatz von Kurzglasfasern sehr weit verbreitet. Prepregs (mit Kunstharz vorimprägnierte Faserstrukturen) sind bei der Composites-Herstellung ein Zwischenprodukt, das auf Rollen geliefert und in mehreren Schritten , durch Nähen oder thermotechnische Prozesse zu mehrlagigen Verbundwerkstoffen verarbeitet wird. Allein der weltweite Markt für Prepregs ist in den letzten Jahren recht schnell auf ein Niveau von mehr als 3 Mrd. $ im Jahr 2013 gewachsen. Kosten Chance: Fortschritte in den Verfahrenstechniken Risiko: Steigende Energie- und Rohstoffkosten Die Kostenstrukturen werden immer noch weit überwiegend von den Rohstoffkosten geprägt. Der Anteil der Energiekosten nimmt allerdings spürbar zu. Der Markt für sogenannte Prepregs wächst stark 16 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Kostenstruktur der deutschen Produzen ten 2011 Herstellung von Vliesstoffen 0,6% 3,7% Herstellung von techn. Textilien 10,3% 18% 2,1% Materialkosten überwiegen 1% 2% 2% 18,6% 60,1% 22% 5 2% 4,6% 3% Material Energie Personal Mieten, Pachten Abschreibungen Fremdkapitalzinsen Sons tige Quelle: GTM Eine langfristig spürbare Verknappung von Chemie- und Baumwollfasern könnte zu einem verstärkten Einsatz von Viskose führen Die Preise für Chemiefasern sind in den letzten beiden Jahren zwar deutlich gesunken, nachdem sie seit 2010 und 2011 kräftig gestiegen waren. Sie liegen aber immer noch weit über dem Niveau des Jahres 2005. Im Verlauf sehr ähnlich, aber noch viel ausgeprägter, war die Entwicklung bei Baumwolle. In naher Zukunft ist mit einem moderaten Anstieg der Preise sowohl bei Chemiefasern als auch bei Baumwolle zu rechnen. Mit Blick auf die begrenzten Anbauflächen bei Baumwolle bzw. die steigenden Energie- und Ölpreise bei gleichzeitig rasant wachsender Weltbevölkerung gibt es allerdings auch vereinzelt Stimmen, die eine zunehmende Verknappung von Chemie- und Baumwollfasern vorhersagen und daher langfristig von stark steigenden Chemie- und Baumwollpreisen ausgehen. C he m ie f a s e rpre is e a uf im m e r no c h ho he m N iv e a u, P re is s c hwa nk unge n be i B a um wo lle e xt re m Entwicklung der wichtigsten Faserpreise indexiert, 2005=0 % 25 160 20 140 15 120 100 10 80 5 60 0 40 -5 20 -10 0 2005 2006 2007 2008 Glasf asern *auf €-Basis Composites haben gegenüber Stahl und anderen Werkstoffen zwar deutliche Gewichts- und Festigkeitsvorteile, aber immer noch erhebliche Kostennachteile 2009 Chemief asern 2010 2011 2012 2013 Baumwolle (recht e Skala) Quelle: Stat. Bundesamt, VCI, Bloomberg Anders die Entwicklung bei Glasfasern; die Entwicklung zeigt zwar ähnliche zyklische Ausschläge. In der Tendenz sind die Einfuhrpreise aber zumindest nicht gestiegen. Damit dürfte sich die Entwicklung auf dem europäischen Composites-Markt auch in der Entwicklung der Glasfaserpreise widerspiegeln. Für die Zukunft gehen wir allerdings auch bei Glasfasern von moderat steigenden Preisen aus, wenngleich im Composites-Bereich der Anteil von Karbonfasern gegenüber Glasfasern überproportional wachsen dürfte; maßgeblich dafür sind die deutlichen Gewichts- und Festigkeitsvorteile von Karbonfasern bei allerdings immer noch erheblichen Kostennachteilen. Insofern wird die Entwicklung auf dem Composites-Markt insgesamt, aber insbesondere auch bei Karbon, maßgeblich von den Abnehmerbereichen mit dies betreffend besonders hohen Anforderungen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Premi- 17 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 umfahrzeugbereich sowie der Windenergie u. ä. getrieben werden. Ähnlich wie bei Chemiefasern ist die Lieferantenseite bei Glas- und Carbonfasern global bereits stark konsolidiert. Faser/Material Einheit Glas (E-Glas) Aramid Karbon Dichte g/cm3 2,48– 2,55 1,43– 1,47 1,8 Stahl (Flach) 7,8 Festigkeit MPa 2200 3600 4800 370 Kosten €/kg 1,2 20– 25 14– 35 0,45 Quelle: Gherzi Die Energiepreise werden zunehmend zum Standortnachteil der deutschen Produzenten Die Stromkosten der deutschen Industrie sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und werden dies in Anbetracht der aktuellen energiepolitischen Diskussion wohl auch weiterhin tun. Dabei sind die Energiekosten der deutschen Produzenten bereits heute nicht nur im globalen Vergleich, sondern auch im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn deutlich höher. In dustriestromp reise, indexiert Entwicklung der Strompreise für die Industrie in Deutschland Jahresverbrauch 160 bis 20.00 0 MWh, Index 1998=100 160 120 Mrd. $ 90 120 2,0 15,0 23,0 3 9,0 41,0 60,0 72,00 60 1 00 80 78,0 7 6,0 78,0 59,0 30 40 9 8,0 94,0 93,0 9 5,0 96,0 84,0 76,00 74,0 48,0 61,0 78 69 48 0 i a n d a ich ni en l ien la n rk e l and land or e hi n il ie U SA re C ra s a Ita inn T ü sc h u ss d k n k Sp ü t B F a R S u Fr De 0 1998 2009 2010 20 11 2012 2013 2 014 Er zeugung, Transport, Vertrieb Quelle: BdEW Steuern u. Abgaben Quelle: VIK, Stahltag 2011 Nimmt man die Arbeitskosten der gesamten deutschen Textilindustrie zum Maßstab, von der bereits nach den Angaben des Stat. Bundesamtes mehr als 50% auf Vliesstoffe und technische Textilien entfallen, so sind die Arbeitskosten in Deutschland in den letzten Jahren dank maßvoller Tarifabschlüsse nur moderat gestiegen. Im europäischen Vergleich liegt man dies betreffend im Mittelfeld. Arb eitskosten in der deutsch en Texti lindustrie Arbeitskosten im Ländervergleich T€ je Beschäftigter €/h 42,0 40,1 38,8 43,5 4 5,0 36,0 35,0 34,5 34,0 33,0 3 2,5 32,0 32,0 30 3 ,0 09 20 2 0 01 11 20 Quelle: GTM, eigene Schätzung 12 20 e 13 20 a e n d n h d n h ie ic ic nd de an lan al i e hin C em we Belg er la nk re er re c hl i nn It h s t än t F d a c s r e u S D i Ö F N De k ar 18 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Ertragslage Chance: Erschließung weiterer Anwendungsgebiete Risiko: Nachfrageeinbrüche in den wesentlichen Abnehmerbereichen Keine verlässlichen Daten zur Ertragslage der Branche Aussagefähige Kennziffern zur Ertragslage lassen sich aus verschiedenen Gründen (unpräzise Branchenzuordnungen der Unternehmen, häufig gemischte, nicht ausschließlich auf technische Textilien fokussierte Aktivitäten) nur schwer generieren. Dennoch lassen die verfügbaren Informationen eine Reihe aussagefähiger Rückschlüsse zu. Bei wirtschaftlicher Belebung sollten die deutschen Hersteller technischer Textilien überdurchschnittlich partizipieren Die Umsätze der deutschen Produzenten hatten sich in den Jahren 2010 und 2011 von den massiven Einbrüchen im Krisenjahr 2009 wieder gut erholt, ehe 2012 erneut Rückgänge zu verzeichnen waren. Danach lagen die Werte wieder in etwa auf dem Niveau des Jahres 2007. Seitdem ist eher eine Seitwärtsentwicklung zu beobachten, die sich im laufenden Jahr noch fortsetzen dürfte. Sofern sich die Weltwirtschaft insgesamt und insbesondere auch die Wirtschaft in den europäischen Peripheriestaaten in dem zu erwartenden Maß erholt, sollte die deutsche Branche daran mittelfristig überdurchschnittlich partizipieren. Wir prognostizieren für den €-Raum ein Wachstum von +1,0% in 2014 und von 1,2% in 2015. Um s a t ze nt wic k lung in D e ut s c hla nd inde xie rt , 2 0 0 7 = 0 Umsätze der deutschen Vliesstoffhersteller wieder leicht über Vorkrisenniveau, die der übrigen technischen Textilien aber deutlich darüber % 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 2007 2008 2009 Vliesst of f e 2010 2011 2012 2013 Technische Text ilien Quelle: GTM, Stat. Bundesamt, eigene Schätzungen Vliesstoffe mit deutlich günstigerer Margenentwicklung als übrige technische Textilien Allgemein sehen sich Hersteller von Technischen Textilien wie auch andere Zulieferindustrien einem hohen Preisdruck ausgesetzt, der sich ausgehend von den Herstellern der Endprodukte bzw. dem Groß-/Einzelhandel durch die gesamte Wertschöpfungskette zieht. Exemplarisch hierfür sind der Bereich Automotive oder Discounter von Verbraucherprodukten. Allein gemessen an der Entwicklung der Erzeugerpreise im Vergleich zum Chemiefaserpreis dürften sich die Margen bei der Herstellung von technischen Textilien in Deutschland 2010 und 2011 deutlich verengt haben; die Chemiefaserpreise stiegen deutlich stärker als die Erzeugerpreise. Seitdem ist wieder eine Erweiterung der Rohmargen zu beobachten. Demgegenüber spricht die Entwicklung der entsprechenden Indizes bei Vliesstoffen bis 2012 für vergleichsweise stabile Margen, die sich im letzten und im laufenden Jahr aber spürbar ausgeweitet haben bzw. weiter ausweiten könnten. 19 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Erzeuger- und Chemiefaserpreis entwickelten sich sehr unterschied lich Wer te indexier t, 2007=0 20 15 10 5 0 -5 20 07 2008 2009 2010 2011 Erzeuger preis Technisc he Textilien 2012 2013 Er zeuger pr eis Vlie sstoffe 2014* Chemiefa serpreis Quelle: Stat. Bundesamt , *Commerzbank Prognosen Ertragslage stark schwankend, aber insgesamt zufriedenstellend Offensichtlich ist der Chemiefaserpreis als Materialkostenfaktor nur bedingt maßgeblich. Bei technischen Textilien standen den Umsatzsteigerungen von 2010 bis 2012 insgesamt deutliche Margenverengungen gegenüber. Im vergangenen Jahr dürften sich die Ertragsmargen bei knapp behaupteten Technische Textilien mit starkem Umsatzwachstum nach der Krise, aber verengten Margen Umsätzen aber wieder leicht ausgeweitet haben. Insgesamt, d.h. über einen Konjunkturzyklus betrachtet, bewegt sich die Ertragsentwicklung der Branche zwar auf einem zufriedenstellenden Niveau; allerdings ist die Situation innerhalb der Branche sehr unterschiedlich. Hersteller technischer Textilien in Deutschland 2009 2010 2011 2012 2013* Wareneinsatz/Umsatz In % 48,2 52,3 53,1 54,6 53,5 Ebitda/Umsatz 3,2 9,9 11,5 8,0 8,5 Ebit/Umsatz 0,4 7,6 9,4 5,9 6,5 Quelle: Feri, *Commerzbank Schätzungen Bei den Vliesstoffherstellern fiel die Umsatzerholung von dem Krisenjahr 2009, in dem die deutsche Branche auch insgesamt in die Verlustzone abrutschte, nicht ganz so eindrucksvoll aus wie bei den deutschen Herstellern von technischen Textilien. Auch gegenüber den anderen europäischen Deutsche Vliesstoffhersteller haben sich von der Krise offenbar langsamer erholt als ihre europäischen Wettbewerber Vliesstoffproduzenten fiel man demnach ab. Gemessen an den Ertragsmargen war das Ertragsniveau über den Konjunkturzyklus betrachtet auch niedriger als bei den Herstellern technischer Textilien. Hersteller von Vliesstoffen in Deutschland In % Wareneinsatz/Umsatz Ebitda/Umsatz Ebit/Umsatz 2009 2010 2011 2012 2013* 54 58,9 61,8 62,5 62 4,1 7,2 7,3 5,3 5 – 1,7 2,9 3,1 1,5 1,2 Quelle: Feri, *Commerzbank Schätzungen Für die Hersteller von Composites lagen uns dagegen keine Ziffern vor. Nach Maßgabe aller verfügbaren Informationen gehen wir hier von einer zumindest im Vergleich zur Herstellung technischer Textilien etwas schwächeren Ertragslage aus. In dieser Einschätzung spiegelt sich auch, dass sich das Segment teilweise noch im Pionierstadium seines Lebenszyklus befindet. Die Ertragslage dürfte sich aber ggf. in Zukunft durch die Entwicklung von Großserien- und Massenproduktionsverfahren und die damit mögliche Realisierung von Skaleneffekten überdurchschnittlich verbessern. Die Ertragspotenziale bei Composites werden sich erst in Zukunft durch Entwicklung von Großserien- und Massenproduktionsverfahren voll entwickeln 20 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Langfristige Trends Neue Anwendungsgebiete Neue Forschungsgebiete als Quelle neuer textilbasierter Produkte Technische Textilien haben bereits in den vergangenen Jahren eine Vielzahl neuer Anwendungsgebiete erobert und herkömmliche Materialien ersetzt. Beispiele unter unüberschaubar vielen sind textile Bewehrungsmaterialien für den Betonbau als Ersatz von Baustahlmatten, textile Verbundwerkstoffe als Ersatz für Stahlblech im Fahrzeugbau oder auch textilbasierte Prothesen oder künstliche Arterien in der Medizintechnik als Ersatz entsprechender Kunststoffprodukte. In Zukunft könnte sich diese Entwicklung sogar noch beschleunigen, weil sie durch eine ganze Reihe von neuen Forschungsgebieten getragen wird. Bionik bietet enorme Potenziale hinsichtlich Konstruktionsprinzipien, Materialeinsatz und Energieeffizienz • Eines der betrachteten Forschungsfelder ist die sogenannte Bionik. Die Nutzung von Prinzipien und Wirkmechanismen der Natur ist noch eine vergleichsweise junge Wissenschaft, die aber enorme Potenziale hinsichtlich Konstruktionsprinzipien, Materialeinsatz und Energieeffizienz bietet. Mit Blick auf Faser- bzw. textile Strukturen zählen zu diesen neuen Einsatz- und Anwendungsgebieten z.B. selbstreinigende Oberflächen, textile Abdichtungen, Porenstrukturen, Haftoberflächen, Leichtbaukomponenten etc. Produkte wie der Nebelfänger zur Wassergewinnung aus der Luft sind industriell umsetzungsreif. Photovoltaik auf textilen Oberflächen ist bereits heute Stand der Technik • Ein besonders relevantes, benachbartes Forschungsgebiet ist die Energieerzeugung und Speicherung mit Fasern. Photovoltaik auf textilen Oberflächen ist bereits Stand der Technik, erste photovoltaische Fasern mit geringem Wirkungsgrad im Labor verfügbar. Auch an der Realisierung von Photosynthese auf Basis textiler Flächen wird intensiv gearbeitet. Textile Fassaden- und Dachflächen als regenerative Quellen zur Erzeugung von Energie oder Trinkwasser sind keine Utopie. Darüber hinaus überzeugen derartige Produkte, da weitgehend auf natürlichen Rohstoffen basierend, meist auch unter Nachhaltigkeitsaspekten. Die Nano-Technologie erlaubt die Übertragung einer Reihe unterschiedlicher Funktionalitäten auf textile Strukturen • Ein weiteres wichtiges Forschungs- und Entwicklungsgebiet ist die Nano-Technologie. Generell lassen sich durch nanostrukturierte Oberflächen eine Reihe unterschiedlicher Funktionalitäten auf textile Strukturen übertragen. Insbesondere Schmutz- oder Wasserabweisung – bekannt aus der Natur als Lotus-Effekt – standen dabei bislang im Vordergrund der Entwicklung. Damit können textile Strukturen aber auch mit einer Reihe weiterer Eigenschaften wie Wasch- und Abriebfestigkeit, Gleitfähigkeit, elektrische Leitfähigkeit oder magnetische Abschirmbarkeit, katalytische Selbstreinigung, spezielle Filtrations- und Bindungseigenschaften (z.B. als chemische Katalysatoren), gesteuerte Abgabe von Inhaltsstoffen wie Arzneien etc. ausgerüstet werden. Gegenstand der Forschung und Entwicklung sind nicht nur die Beschichtung oder anderweitige Veredlung textiler Produkte, sondern auch die Entwicklung gänzlich neuer textiler Produkte und Anwendungen. Die wichtigsten Anwendungsgebiete sind derzeit die Bereiche Filtration, Medizin und Schutztextilien. Die Integration von Mikroelektronik und Sensorik in die Textilherstellung wird häufig unter dem Begriff „Smart Textiles“ zusammengefasst • Die Integration mikroelektronischer und sensorischer Forschungs- und Entwicklungsergebnisse in die Textilherstellung dürfte ebenfalls ein großes Feld neuer Produkte und Anwendungsgebiete darstellen, die häufig unter dem Begriff „Smart Textiles“ zusammengefasst werden. Erste Entwicklungsstufe war die reine Integration von mikroelektronischen oder sensorischen Bauteilen und Instrumenten in textile Produkte. Aktuelle Arbeiten gehen nun dahin, entweder die Fasern selbst oder Beschichtungen mit elektrischer Leitfähigkeit oder sensorischen Eigenschaften auszustatten, um textile Elektroden oder „gedruckte“ Elektronik zu ermöglichen. Die primären Anwendungsgebiete für derartige Produkte dürften u. a. die Bereiche Medizin (incl. des Pflegebereichs), der Schutzbereich, der Sport- und Freizeitbereich und - vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung des Themas Elektromobilität – insbesondere der Fahrzeugleichtbau sein. Wohl erst in einigen Jahren könnten auch vollkommen neue textile Produkte wie textile Displays, Textilien mit Farbwechselund Selbstreinigungsfunktion, energiespeichernde Flächen, selbstheilende Strukturen oder reaktive Schutztextilien entstehen. | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 • Dreidimensionale, textile Strukturen wie Abstandsgewirke, -gestricke, -gewebe oder auch Geflechte sind vielleicht schon keine völlig neue Technologie mehr bei der Herstellung technischer Textilien, aber immer noch eine sehr junge. Insbesondere in der Vliesstoffproduktion hat sich in jüngster Zeit durch die Entwicklung und Einführung von Abstandstechnologien aber eine Vielzahl neuer Anwendungsbereiche eröffnet. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Medizin und Filtertechnik. Durch 21 Die Entwicklung und Einführung von 3D-Textilstrukturen hat bereits insbesondere in der Vliesstoffproduktion eine Vielzahl neuer Anwendungsgebiete eröffnet. die Mehrschichtigkeit oder Porigkeit textiler 3D-Strukturen generierten Gradientenstrukturen ergeben sich z.B. Vorteile bei der Züchtung und Entwicklung von Zellstrukturen oder bei der Abscheideeffizienz von Partikeln. Bei der Herstellung von Preforms für Verbundwerkstoffe wird mit dreidimensionalen Sticktechniken experimentiert. Neue Herstellungsverfahren Bei der Entwicklung neuer Herstellungsverfahren spielen die o. g. Forschungs- und Entwicklungsgebiete im Grunde eine ebenso bedeutende Rolle. Darüber hinaus gibt es allerdings auch unter diesem Aspekt noch eine Vielzahl anderer Weiterentwicklungen, deren Tempo sich permanent zu beschleunigen scheint. • Dazu zählt im weiteren Sinne auch die Biotechnologie, z.B. eine Herstellung von Fasern allein mit Hilfe von Bakterien, Pilzen oder auf biobasierten Rohstoffen, ohne Einsatz von Erdöl oder sonstigen begrenzt verfügbaren Ressourcen. Massenproduktionsverfahren auf Basis derartiger Technologien würden insbesondere auch unter Nachhaltigkeitsaspekten eine große Bedeutung erlangen. Poly- Die Faserproduktion auf Basis von Bakterien, Pilzen oder Milchsäure wäre insbesondere unter Nachhaltigkeitsaspekten von großer Bedeutung milchsäure ist bereits industriell verfügbar, Spinnenseide noch im Forschungsstadium. • Ähnliches gilt für biologisch reine sogenannte Chitosan-Garne. Das gesponnene Naturmaterial aus modifizierten Panzern von Krebstieren ist absolut biokompatibel, baut sich im Körper vollständig ab und verspricht vielfältige biomedizinische Problemlösungen. Chitin als Ausgangsbasis für chemisch Ähnliches gilt für Chitosan-Garne hochwertigeres Chitosan ist wie Cellulose einer der reichlich vorhandenen Naturstoffe. Er fällt z.B. bei der Krabbenverarbeitung an. Mittlerweile gibt es erste Forschungsergebnisse, das Biopolymer zu verspinnen und daraus Flächengebilde herzustellen. Hochreine Biogarne finden etwa in der Regenerationsmedizin Einsatz. • Bei der Veredlung oder Bearbeitung von Textilien, Vliesen oder sonstigen Verbünden auf Polymerbasis wird z.B. auch am Einsatz von Plasma-Technologien geforscht. Plasma ist ein ionisiertes Gas, das durch seine geladenen Teilchen eine hohe Reaktivität besitzt. Zur Ausrüstung und Veredlung Auch die Plasma-Technologie hat ihre Vorteile vor allem in ihrer Umweltfreundlichkeit und Ressourceneffizienz technischer Textilien wird entweder in entsprechenden Kammern Niederdruckplasma eingesetzt, wie man es z.B. aus der Neonröhre kennt. Andere Anwendungen finden im Atmosphärendruckplasma bei Luft oder auch Reaktivgasen statt. Damit lassen sich polymere Textiloberflächen unter Einsatz geringster Mengen chemischer oder sonstiger Einsatzstoffe modifizieren, indem man sie für kurze Zeit dem Plasma aussetzt. Einer der größten Vorteile der Plasma-Technologie wird daher – neben ihrer Ressourceneffizienz bei ausreichend großen Produktionsvolumina – auch in ihrer Umweltfreundlichkeit gesehen. Darüber hinaus liegen die Vorzüge in der Optimierung der Oberflächeneigenschaften ohne Veränderung der Volumencharakteristika sowie ihrer Anwendbarkeit auf alle vakuumgeeigneten Substrate. • Bei der Herstellung von Composites kommen zunehmend neben duroplastischen auch thermoplastische Matrixmaterialien zum Einsatz, die wiederum mit verschiedenen Verfahren laminiert bzw. Bei der Herstellung von Composites kommen zunehmend Thermoplaste zum Einsatz verschweißt werden können. Eine der jüngsten Schweißtechniken ist dabei das Ultraschallschweißen. Großer Vorteil ist die meist deutlich geringere Prozessdauer bei der Herstellung der textilverstärkten Verbünde. Thermoplaste werden darüber hinaus auch bereits als Beschichtungsmaterialien eingesetzt. Thermoplaste bilden schon heute eine sehr bedeutende Werkstoffgruppe. In Europa werden schätzungsweise weit über 1 Mio. Tonnen kurzfaserverstärkte Thermoplaste hergestellt. • Die Digitaldrucktechnik hat sich in den letzten 5 Jahren revolutioniert und industrietaugliche Produktionsgeschwindigkeiten erreicht. Durch die enorme Variabilität kann ihr Einsatz auf Vliesstoffen, Geweben oder auch Teppichen zu völlig neuen Möglichkeiten hinsichtlich Dekor und optischer Gestaltung führen. Das Gesamtproduktionsvolumen von bedruckten Textilien liegt derzeit bei ca. 25-30 Mrd. qm p. a.. Davon entfallen rund 98% auf den klassischen Textildruck (Siebdruck). Nur ca. Die Digitaldrucktechniken eröffnen gerade im Vliesstoffbereich völlig neue Möglichkeiten 22 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT 2% der Textilien werden digital bedruckt. Für den Digitaldruck wird prognostiziert, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre der Anteil der digital bedruckten Textilien weltweit von 2% auf 15% steigt. Eine verschärfte Umweltgesetzgebung erfordert neue Produktionsverfahren • Die sich weiter verschärfende Umweltgesetzgebung wird zur Folge haben, dass bestimmte Flammschutzmittel in der Textilveredlung, wie etwa auf Basis von Brom, in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen. Als Ersatz für den Einsatz von Flammschutzmitteln dienen heute bereits in einigen Fällen inhärent flammgeschützte Fasern (Polyester und Viskose) oder schwer entflammbare Fasern (Aramide, PBI, Glas etc.). Der Ersatz dieser Fasern wird insbesondere bei technischen Textilien weiter zunehmen. Beispiele sind Fasermischungen aus Wolle in Verbindung mit einer neuartigen Viskosefaser sowie Aramid- und Polyamidfasern unter Verwendung patentierter Technologie. Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Ausrüster Die Zusammenarbeit von Herstellern und Ausrüstern stärkt beiderseits die Wettbewerbsposition Ein Großteil der Innovationsdynamik bei technischen Textilien ist sicherlich deren Ausrüstern zuzuschreiben, was letztlich auch ein wesentlicher Treiber für die auf der Ausrüsterseite in den letzten Jahren zu beobachtende Konsolidierung gewesen sein dürfte. Dabei stand neben völlig neuen Techniken auch stets die Steigerung von Arbeitsgeschwindigkeit und Energieeffizienz im Vordergrund. Letzten Endes liefern die Ausrüster aber nur die Ausgangstechnologie, die von den Herstellern entsprechend so einzusetzen bzw. zu modifizieren ist, dass in Produkteigenschaften und –qualität weitestmögliche Alleinstellungsmerkmale erreicht werden. Denn gerade die deutschen Hersteller dürften bei austauschbaren Massenprodukten mit asiatischen Herstellern unter Kostenaspekten kaum konkurrieren können. Vor diesem Hintergrund dürfte sich die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Ausrüstern zunehmend enger gestalten. Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Endkunden Dies dürfte in ähnlicher Weise auch für die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Endkunden Gleiches gilt für Hersteller und Endkunden gelten. Wie bereits in der Automobilindustrie weitgehend zu beobachten, dürften die Hersteller technischer Textilien auch für andere Abnehmerbereiche zunehmend zu sogenannten Systemlieferanten bzw. vom Hersteller zum Problemlöser werden. Gerade auch für SME liegen darin erhebliche Chancen. Erfolgs- und Risikofaktoren Erfolgsfaktoren Technologieführerschaft Die Innovationsgeschwindigkeit der Branche hat sich stetig erhöht Die Innovationsgeschwindigkeit hat sich im Sektor der technischen Textilien in den letzten Jahren ständig erhöht. Gerade für die deutschen, aber auch für die übrigen europäischen Hersteller wird es in Zukunft noch mehr darauf ankommen, dabei an der Spitze der Entwicklung zu sein, um sich dem aggressiven Preiswettbewerb vornehmlich asiatischer Massenproduzenten soweit wie möglich zu entziehen. Gleiches gilt für ihre Ausrüster, mit denen die Zusammenarbeit noch weiter optimiert werden dürfte. Auch die in Europa und besonders Deutschland einzigartige Forschungslandschaft mit ihren 16 Forschungsinstituten ist dabei ein wichtiger, oft unterschätzter Faktor, insbesondere auch, damit die zahlreichen deutschen mittelständischen Unternehmen, die teilweise erstaunliche eigene Entwicklungsansätze liefern, an der Entwicklung der Branche partizipieren können. Untermauert wird die Technologieführerschaft der deutschen Branche in vielen Bereichen auch durch die vielfältigen Aktivitäten bei Standardisierung und Normung, die letztlich auch vor Plagiaten und Kopien schützen. Energie- und Rohstoffeffizienz Effizienzaspekte gewinnen zunehmend an Bedeutung Vor dem Hintergrund stetig steigender Energiekosten sind gerade beim Thema Energieeffizienz die Anstrengungen zunehmend lohnenswert geworden. Dabei geht es u. a. sowohl um den optimalen Energiemix (Strom, Gas, etc) zur Erhöhung des Wirkungsgrads als auch um Themen wie Kraft-WärmeKopplung, Blockheizkraftwerke oder auch um Einsparungen bei Trockenverfahren etc. Gerade in der 23 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Vliesstoffherstellung, aber auch in anderen Segmenten, dürften dies betreffend noch erhebliche Potenziale schlummern, denen sich die Forschungsarbeiten mit Blick auf wasserarme Produktions- und Veredlungsverfahren (z.B. Plasma, Minimalbeschichtung) zuwenden. Beim Thema Rohstoffeffizienz geht es demgegenüber um die Optimierung des Fasermix unter Kosten-/Nutzenaspekten, um Rohstoffeinsparungen durch präzisere Herstellungsverfahren, beispielsweise Dies gilt ebenso für das Thema Rohstoffeffizienz bei der Spinnvliesherstellung, oder auch um Rückgewinnung von Faserüberschüssen etc. Auch hier sind die Ausrüster ein wesentlicher Träger des Fortschritts. Nachhaltigkeitsstrategien Das Thema Nachhaltigkeit ist gerade für die Hersteller technischer Textilien mehr als ein gesellschaftlicher Trend. Vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen ist das Thema Nachhaltigkeit letztlich auch ein Effizienzthema. Derzeit stehen dabei u. a. folgende Aspekte im Vordergrund. Insbesondere bei der Herstellung von Verbrauchsprodukten bzw. Produkten des regelmäßigen Bedarfs rückt – auch durch die „ Neuordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallrechts vom November Beim Thema Nachhaltigkeit dürften vor allem recyclingfähige Produkte im Vordergrund stehen 2011“ – das Thema „Post Consumer Abfallrecycling“ zunehmend in den Vordergrund. Dabei wird die Berücksichtigung von Aspekten der Recyclingfähigkeit bereits beim Produktdesign und der Herstellung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dies bedeutet vor allem die Erhöhung der Anteile der stofflichen Verwertung sowie die Entwicklung wirtschaftlicher Recyclingverfahren und -produkte, insbesondere auch für die vergleichsweise neuen Primärproduktbereiche wie Verbundwerkstoffe, Produkte aus hochfesten Chemiefasern oder Smart Textiles. Ein zentrales Thema der wissenschaftlichen Forschung zum Thema Nachhaltigkeit bei Textilien sind die sogenannten Bio-Kunststoffe oder biologisch abbaubare Polymere (s. o.). Textilfasern auf Ba- Biologisch abbaubare Fasern und Produkte sind einstweilen noch ein Zukunftsthema sis von Milchsäure werden bereits heute produziert. Andere Biopolymere wie Chitosan haben über den Nachhaltigkeitsaspekt hinaus auch den Vorteil, dass sie antibakteriell und antiallergen sind. Zwar befindet man sich dies betreffend noch im reinen Forschungsstadium; ein Durchbruch bei der Herstellung von Fasern und Textilien auf dieser Basis könnte ggf. erhebliche Veränderungen von Produkten und Verfahren bedeuten. Bis auf absehbare Zeit dürfte aber für den gesamten Sektor Polyester seinen Marktanteil am Faserverbrauch eher noch ausbauen, wenngleich auch der Anteil von Viskose auch unter Nachhaltigkeitsaspekten noch steigen könnte. Letzten Endes wird aber sowohl auf der Seite der Faserhersteller als auch der Faserverarbeiter an Nachhaltigkeitsstrategien im Sinne von Gewichtsreduzierung, verbesserte Haltbarkeit etc. gearbeitet. Ein großes Potenzial für Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit dürfte auch noch in der Veredelung liegen; neue Beschichtungsverfahren (u. a. Magnetron-Sputtern, Bestrahlungspolymerisation, Digitalbeschichtungen, Plasmaveredelung), die frei von Trocken- oder Verdampfungsvorgängen bzw. Lösungsmitteln sind, sind beispielweise bereits heute in der Erprobung. Entwicklung von Massen-/Serienproduktionstechnologien, insbesondere auch im Composites-Segment Dies gilt insbesondere für die carbonfaserbasierten Werkstoffe. Dazu bedarf es mittelfristig wohl auch der Entwicklung alternativer Ausgangsmaterialien für die derzeit auch unter Kostenaspekten nur begrenzt einsetzbaren Carbonfasern. Dabei könnten nicht zuletzt unter Nachhaltigkeitsaspekten vor allem Biopolymere bzw. Polymere aus biogenen Ausgangsstoffen als Kohlenstoffquellen in den Vor- Die Entwicklung von neuen Ausgangsstoffen ist eine Schlüsselfrage für die Entwicklung carbonbasierter Werkstoffe dergrund rücken, die zudem wie bei der Bioethanolgewinnung bzw. in der Celluloseindustrie preiswert gewonnen werden könnten. Weltweit wird derzeit in dieser Richtung intensiv geforscht und auch in Deutschland entstehen eigens spezialisierte Kompetenzzentren wie in Denkendorf. Großserienproduktion und anschließendes Recycling werden forschungsseitig gemeinsam betrachtet, um die besonderen Herausforderungen bei der Konstruktion, Herstellung und Wiederverwendung multimaterialer Verbünde zu lösen. Ähnliche Hürden bei der Entwicklung von der Kleinserien- zur Großserien- oder Massenproduktion dürften aber auch noch in anderen Nischenmärkten der technischen Textilien bestehen. Die Entwicklung von Großserienproduktions- und Recyclingverfahren werden forschungsseitig zunehmend gemeinsam betrachtet 24 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Marke Marke ist nicht selten ein besserer Know How-Schutz als Patente Markenbildung und Markenpflege werden auch im Bereich der technischen Textilien immer bedeutender. Gehörten auf diesem Gebiet insbesondere die Faserhersteller zu den Pionieren, so sind mittlerweile auch in den nachgelagerten Prozessstufen eine Reihe von Marken entstanden. Neben Vorteilen wie Kommunikation der Produkteigenschaften, Erhöhung des Produktimages, Steigerung des Bekanntheitsgrades etc. erreicht man gerade auch in Entwicklungs- oder Schwellenmärkten mit der Markenbildung oft einen besseren Know How- Schutz als mit Patenteintragungen. Internationalisierung Die Erschließung von Auslandsmärkten ist auch für Nischenplayer ein Muss Nahezu alle Megatrends der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Infrastrukturbedarf, Umweltschutz etc. betreffen in allererster Linie die Entwicklungsund Schwellenländer. Damit liegen auch die größten Wachstumspotenziale der deutschen und europäischen Hersteller primär in diesen Märkten. Die Erschließung dieser und anderer ausländischer Märkte ist daher einer der zentralen Erfolgsfaktoren. Die technologisch führenden deutschen und europäischen Hersteller hochwertiger Produkte haben trotz der an sich oft hohen Bedeutung außereuropäischer Hersteller, die aber meist weniger hochwertige Massenware liefern, auch als mittelständisches Unternehmen gute Chancen. Risikofaktoren Neue Technologien Die teilweise rasante Entwicklung neuer Technologien ist für herkömmliche Verfahren ein zunehmendes Risiko Die rasante Entwicklung neuer Technologien und Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der technischen Textilien ist natürlich in erster Linie eine große Chance, birgt andererseits aber auch das Risiko, von anderen technologischen Entwicklungen überholt zu werden. Permanente Weiterentwicklung von Produkten und Verfahren ist daher ein Muss. Mangelnder Know How-Schutz Patentverletzungen sind oft kaum einklagbar Die Gefahr, technologisch kopiert zu werden, ist vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern besonders groß. Gleichzeitig bieten Patente dies betreffend nur einen begrenzten Schutz, da teilweise die Rechtsgrundlagen nur begrenzt gegeben und die Durchsetzung von Ansprüchen aus Patentverletzungen oft sehr langwierig sind. Verfügbarkeit von Chemiefasern Starke Importabhängigkeit von asiatischen Chemiefaserherstellern Die europäische Chemiefaserbasis ist aufgrund des globalen Wettbewerbs und im Zuge eines Konsolidierungsprozesses, der teilweise auch von ausländischen Übernahmen geprägt war, insgesamt stark geschrumpft. Während europäische Chemiefaserhersteller ihr Produktportfolio verstärkt auf das profitablere Spezialitätengeschäft ausrichten, wird der Massenmarkt mit Standardfasern in der EU mittlerweile zu großen Teilen von Importen aus Drittstaaten abgedeckt, allem voran aus Asien. Dadurch kann in der EU eine Vielzahl bestimmter Chemiefasern mittlerweile nicht immer in bedarfsgerechten Qualitäten, Mengen bzw. zu konkurrenzfähigen Preisen bezogen werden. Für Hersteller technischer Textilien, deren Erzeugnisse höchst unterschiedliche qualitative bzw. technische Anforderungen an Chemiefasern stellen, ist die tendenziell wachsende Importabhängigkeit zumindest unter industriestrategischen Gesichtspunkten und mit Blick auf ihre langfristige Innovationsfähigkeit daher eher kritisch zu sehen. Handelspolitische Schutzmaßnahmen, wie sie von der EU in Form von Antidumpingzöllen in der Vergangenheit gegen Einfuhren bestimmter Chemiefasern und Drittstaaten angewendet wurden, dürften keine adäquate Lösung für diese Entwicklung darstellen. Letztendlich könnten sie Herstellern technischer Textilien mehr geschadet haben, als dass sie die europäische Chemiefaserbasis stärken konnten. 25 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Verfügbarkeit von Farb- und Textilhilfsmitteln Im Rahmen der REACh-Verordnung (s. Glossar) wird verlangt, dass alle Chemikalien, mit denen in Europa umgegangen wird, registriert werden müssen, sofern die Mengen 1t/p. a. übersteigen. Insbesondere bei den kleinvolumigen Stoffen besteht das Risiko, dass durch die hohen Registrierungskosten REACh schränkt die Verwendung von Farb- und Hilfsmitteln stark ein einzelne Textilhilfs- und -farbmittel in Europa nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Die Folgen wären Produktionsverlagerungen und ein Verlust an Innovationsfähigkeit. Präferenzielle Ursprungsregeln Durch die fortschreitende Spezialisierung der Hersteller technischer Textilien auf spezifische Anwendungsbereiche, Produktionsstufen und -technologien ist eine starke Fragmentierung der textilen Wertschöpfungsketten zu beobachten. Gleichzeitig sind diese von einem sehr hohen Internationalisierungsgrad geprägt. In diesem Zusammenhang hat die Nutzung von Handelspräferenzen (Zollbegüns- Die Nutzung von Handelspräferenzen hat große Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Branche tigungen) in den grenzüberschreitenden Lieferketten hohe Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die EU hat zwar mittlerweile eine Vielzahl von Präferenzabkommen mit Drittstaaten geschlossen, allerdings sind sie bis heute von sehr restriktiven Ursprungsregeln geprägt. Da diese den technologischen Fortschritt in Bezug auf innovative Produktionsverfahren und Erzeugnisse, sich verändernde Marktstrukturen sowie die begrenzte Verfügbarkeit bestimmter Vormaterialien in der EU nicht berücksichtigen, erschweren sie es Herstellern technischer Textilien - trotz hoher lokaler Wertschöpfung - den notwendigen Präferenzurspung für ihre Erzeugnisse zu begründen. Aufgrund der mangelnden Einheitlichkeit und Komplexität der heutigen Ursprungsregeln ist die Anwendung von Handelspräferenzen zudem mit einem erheblichen administrativen Aufwand verbunden. Beides wirkt sich nachteilig für die Unternehmen und auf ihre Partizipationsmöglichkeit an Freihandelsabkommen aus. Bei der notwendigen Modernisierung der Ursprungsregeln in Richtung einfacher und liberaler Regeln, welche Hersteller technischer Textilien in ihrer globalen Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig fördern würden, ist daher der europäische Gesetzgeber gefragt. Rohstoffpreisschwankungen Die Preise für die verschiedenen Chemiefasern und mehr noch die Preise für Baumwolle haben in den letzten Jahren erheblich geschwankt und dürften nicht ohne Auswirkungen auf die Margen und Ertragslage der Branche geblieben sein. Im Vergleich dazu blieben die Preise für Glasfasern ver- Kunstfaser- und vor allem die Baumwollpreise haben in den letzten Jahren erheblich geschwankt gleichsweise stabil. Die Möglichkeiten, diese Risiken durch entsprechende Sicherungsinstrumente zu begrenzen, werden nach unseren Beobachtungen noch eher spärlich genutzt. Kapazitätsauslastung bei schwankender Auftragslage Die Entwicklung der vergangenen Dekade hat gezeigt, dass mehr oder weniger der gesamte Sektor spürbaren konjunkturellen Schwankungen unterliegt. Andererseits zeichnet sich die Branche durch eine überdurchschnittliche Kapital- und Anlagenintensität und damit eine latent hohe Unterschiedliche Abnehmerindustrien vermindern konjunkturelle Schwankungen in der Auftragslage Fixkostenbelastung aus. Die vorhandenen Kapazitäten auch in konjunkturell schwierigen Zeiten auszulasten, ist daher eine große strategische Herausforderung. In diesem Zusammenhang hat sich z.B. die Erschließung konjunkturell möglichst wenig miteinander korrelierter Abnehmerbereiche als vorteilhaft erwiesen. Abwandern von Know How Die Veränderungen der internationalen Märkte und Verlagerung von Produktions- und Entwicklungskapazität in Niedriglohnländer insbesondere in Asien, zieht gut ausgebildete Fachleute aus Deutschland ab. Durch Firmenübernahmen wandert darüber hinaus bei Textilmaschinenherstellern in den letzten 5 Jahren Know-How aus Deutschland ab. Um diesem Trend zu begegnen wagen mehr und mehr Textilhersteller den Schritt, die eigene Erfahrung und das fachliche Wissen in Maschinenmodifikationen und sogar Neuentwicklungen umzusetzen. Die Hersteller versuchen die Abwanderung von Textilmaschinen-Know How durch eigene Weiterentwicklungen von Equipment abzufedern Schwankungen in der Auftragslage 26 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen Handelshemmnisse lien stellt dies eine kritische Entwicklung dar, der in der Handelpoli- Während im internationalen Warenverkehr die Bedeutung von Zöl- tik der EU zunehmende Beachtung geschenkt werden sollte. len und sonstigen Einfuhrabgaben im Zuge weltweit fortschreiten- Umweltschutz der Handelsliberalisierungen tendenziell abnimmt, spielen nichtta- Insbesondere die nationale sowie die internationale Stoffpolitik wird rifäre Handelshemmnisse eine immer größere Rolle. Insbesondere erhebliche Auswirkungen auf die Verfahren und Prozesse in der technische Textilien können – je nach Anwendungsbereich – einer Textilveredlung haben. Die Umweltgesetzgebung wird dazu führen, Vielfalt von technischen Normen und Standards unterliegen, die dass Stoffe wie z.B. Formaldehyd nur noch eingeschränkt für be- vom Gesetzgeber oder Kunden gefordert werden und meist auf- stimmte Prozesse und Verfahren zur Verfügung stehen. wendige Test- und Zertifizierungsverfahren nach sich ziehen. Da Zölle immer weniger zum Schutz der eigenen Märkte herangezogen werden können, ist eine weltweite Zunahme nichttarifärer Handelshemmnisse sowohl in den Industriestaaten, als auch in Entwicklungs- und Schwellenländern zu beobachten. Mit Blick auf die hochgradige Exportorientierung von Herstellern technischer Texti- In diesem Zusammenhang ist auch das Ziel der ECHA (European Chemical Agency) zu sehen, bis zum Jahr 2020 die Kandidatenliste der relevanten besorgniserregenden Stoffe zu ergänzen bzw. erweitern. Die Folge könnten Stoffverluste sein. Zudem werden neue Anstrengungen unternommen, um neue Textilhilfsmittel und Ausrüstungsverfahren zu entwickeln. Das Ergebnis sind neue umweltfreundliche Produkte, die weltweit Standards setzen können. Glossar Fachbegriffe und Abkürzungen (gem. IVGT) Carbonfasern (auch Kohlenstofffasern) Mit Hilfe spezieller technischer Verfahren wird Kohlenstoff in feinsten Airlaid-Verfahren Fäden angeordnet. Die dadurch entstehenden Fasern haben u.a. eine Airlaid zählt zu den “Trockenvliesprozessen”. Wichtigstes Alleinstel- sehr hohe Zugfestigkeit, sind elektrisch leitfähig, beständig gegen lungsmerkmal des Airlaid-Verfahrens ist die Verarbeitung von Kurz- Chemikalien und Temperatur und sind einfach zu verarbeiten (ähn- fasern mit Längen ab 1 mm. Das Grundprinzip besteht darin, dass die lich wie Glasfasern Kurzfasern in einem Luftstrom abgelegt und zu einem Vlies gefertigt werden. Carded-Verfahren In einem kontinuierlichen Prozess werden die Grundfasern kardiert Aramidfasern (= gekämmt), parallel ausgerichtet und zu einem Vlies vernadelt. Die Fasern zeichnen sich u. a. durch eine sehr hohe Festigkeit, hohe Bruchdehnung sowie Beständigkeit gegenüber Säuren und Laugen aus. Sie sind darüber hinaus sehr hitze- und feuerbeständig. Aramidfasern schmelzen bei hohen Temperaturen nicht, sondern beginnen ab etwa 400° C zu verkohlen. Basaltfasern Bei 1.450° C geschmolzen, können aus dem natürlichen Basalt Filamentfasern erzeugt werden, die als Grundlage für unterschiedlichste textiltechnologische Prozesse dienen und damit Basis für verschiedenste Anwendungen bilden. Bionik Grenzgebiet von Physik, Technik und Biologie, in dem Strukturen und Funktionsweisen lebender Systeme erforscht und für technische Konstruktionen verwertet werden. CFK Carbonfaser-Kunststoff, kurz CFK, ist ein Faserverbundwerkstoff, der durch Einbettung von Kohlenstofffasern in Epoxidharze hergestellt wird. Composites (engl. Bezeichnung für Verbundwerkstoff) Als Verbundwerkstoffe bezeichnet man Werkstoffe aus mindestens zwei Komponenten, die nebeneinander vorliegen, also nicht ineinander gelöst sind und deren Eigenschaften zu einem Werkstoff mit hoher Festigkeit und Steifigkeit vereint sind. Faserspritzen Bei dem Verfahren werden gleichzeitig Glasfaserstücke und Imprägnierharz in eine Form eingebracht. Im Faserspritzverfahren werden z.B. Bootsteile aus GFK hergestellt. Gelege Ein Gelege ist eine spezielle textile Flächenstruktur, die unter anderem zur Verstärkung in Faserverbundwerkstoffen eingesetzt wird. Im 27 | Branchenbericht | Technische Textilien – BGS 333 Gegensatz zu Geweben sind Gelege wesentlich besser drapierbar und Prepregs (vorimprägnierte Fasern) haben im Verbund bessere mechanische Eigenschaften, da die Fa- Prepreg bezeichnet ein Halbzeug, bestehend aus Endlosfasern und sern in gestreckter Form vorliegen und die Ausrichtung der Fasern einer ungehärteten duroplastischen Kunststoffmatrix, welches im speziell für den jeweiligen Anwendungsfall definiert werden kann. Leichtbau Verwendung findet. GFK Pultrusion Glasfaserverstärkter Kunststoff, kurz GFK, ist ein Faser-Kunststoff- Das Strangziehverfahren (Pultrusionsverfahren) ist eine Methode zur Verbund aus einem Kunststoff und Glasfasern. Herstellung faserverstärkter Kunststoffprofile in einem kontinuierli- Glasfasern chen Ablauf. Eine Glasfaser ist eine aus Glas bestehende lange dünne Faser. Bei REACh der Herstellung werden aus einer Glasschmelze dünne Fäden gezo- = Registration, Evaluation, Authorisation of Chemicals (Registrierung, gen und zu einer Vielzahl von Endprodukten weiterverarbeitet. Cha- Bewertung und Zulassung von Chemikalien). Die REACh-Verordnung rakteristische Eigenschaften sind u. a. hohe Zugfestigkeit und chemi- regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit sche und thermische Beständigkeit. Industriechemikalien. Am 1. Juni 2007 ist das europaweit geltende Meltblown-Technik Chemikalienrecht in Kraft getreten. Nach dem Schmelzspinnverfahren werden die ersponnenen Filamen- Rovings te direkt nach dem Verlassen der Spinndüsen und der Verstre- Rovings sind Bündel von endlosen, unverdrehten, gestreckten Fasern ckungseinheit wirr abgelegt und verfestigt. Werden die Filamente (Filamente), die häufig in der Fertigung von Faserverbundwerkstoffen extrem durch einen Druckluftstrom verstreckt, nennt man das Pro- und besonders von Faser-Kunststoff-Verbunden eingesetzt werden. dukt "Meltblown". Werden Einzelfilamente aus Glas, Aramid oder Kohlenstoff ohne Dre- Nano-Technologie „Nanotechnologie beschreibt die Untersuchung, Anwendung und Herstellung von Strukturen, molekularen Materialien und Systemen hung zusammengefasst, spricht man zuerst von einem glatten Filamentgarn und ab einer gewissen Stärke (Feinheit > 68 tex) von einem Roving. mit einer Dimension oder Fertigungstoleranz typischerweise unter- SMC Technologie (Sheet Molding Compound) halb von 100 Nanometern. Allein aus der Nanoskaligkeit der System- SMC-Harzmatten, bestehend aus duroplastischen Harzen und Glasfa- komponenten resultieren dabei neue Funktionalitäten und Eigen- sern, werden in Presswerkzeugen zu technisch anspruchsvollen Bau- schaften zur Verbesserung bestehender oder Entwicklung neuer teilen verarbeitet. Produkte und Anwendungsoptionen“ (Definition des BMBF). Spunbond-Verfahren (Spinnvlies-Verfahren) Non Crimp Fabrics (NCF) Nach dem Schmelzspinnverfahren werden die ersponnenen Filamen- NCF ist der englische Fachausdruck für Gelege im Bereich von Fa- te direkt nach dem Verlassen der Spinndüsen und der Verstre- serverbundwerkstoffen. ckungseinheit wirr abgelegt und verfestigt. Bei nach diesem Verfah- Die Fasern sind nicht miteinander verwoben, sondern sind jeweils ren hergestellten Vliesstoffen spricht man von "Spunbond". schichtweise gelegt, wobei sie mit Hilfe eines Fadens zusammengehalten werden. Gelege haben gegenüber Geweben bessere mechanische Eigenschaften. Wetlaid-Verfahren Bei der Vliesstoffherstellung im Nassvliesverfahren werden die Fasern zusammen mit Wasser zu einer Suspension gemischt. Die Mi- Non woven fabrics (nicht gewebte Textilien) schung wird auf ein Sieb verbracht und die vollständige Trocknung Non woven fabrics sind textile Flächengebilde, die weder durch Ver- erfolgt durch das Führen der Vliesbahn über beheizte Trommeln. weben noch durch Maschenbildung von Fäden entstehen und Verbundstoffe genannt werden. Textile Verbundstoffe sind z.B. Filze und Vliesstoffe. Vlies Ein Vlies besteht aus losem, wirr zusammenliegendem Fasermaterial, welches noch nicht miteinander verbunden ist. Um ein Vlies für wei- Plasma-Technologie tere Anwendungen benutzen zu können, muss es verfestigt werden. Oberflächenbehandlung mittels Plasma (ionisiertes Gas, dem die tex- Erst ein verfestigtes Vlies ist als Vliesstoff zu bezeichnen. Für die Ver- tilen Strukturen in einer Kammer ausgesetzt werden) festigung können verschiedene Methoden angewandt werden. Polymilchsäure Vliesstoffe Polymilchsäuren oder auch Polylactide (kurz PLA) sind biologisch Oberbegriff für textile Flächengebilde, die nicht durch Weben oder abbaubare Polymere aus Milchsäure. Polylactid-Kunststoffe sind bio- Wirken (= Maschenbildung) entstehen, sondern aus wild durcheinan- kompatibel. derliegenden, synthetischen Fasern gebildet werden. 28 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Commerzbank Research Diese Ausarbeitung wurde von der Commerzbank AG, Frankfurt am Main, bzw. Außerhalb Deutschlands ist Folgendes zu beachten: den in der Ausarbeitung genannten Konzerngesellschaften („Commerzbank”) Großbritannien: Dieses Dokument wurde von der Commerzbank AG, Filiale erstellt und herausgegeben. Diese Ausarbeitung richtet sich an den professio- London, herausgegeben oder für eine Herausgabe in Großbritannien genehmigt. nellen und institutionellen Kunden. Die Commerzbank AG, Filiale London, ist von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) amtlich zugelassen und unterliegt nur in be- Der Ausarbeitung liegen Daten bzw. Informationen zu Grunde, die die Commerzbank für verlässlich hält. Für die Richtigkeit bzw. Genauigkeit der Daten übernimmt die Commerzbank jedoch keine Gewähr. Die Ausarbeitung ist weder ein Angebot, noch eine Aufforderung, noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Derivaten etc., und sollte weder in ihrer Gesamtheit noch in Auszügen als Informationsgrundlage in Verbindung mit einem Vertragsabschluss oder einer wie auch immer gearteten Verpflichtung verwendet werden. Sie dient ausschließlich der Information. Die hierin enthaltenen Einschätzungen entsprechen unserer bestmöglichen Beurteilung zum jeweiligen Zeitpunkt, können sich jedoch – ohne Mitteilung hierüber – ändern. schränktem Umfang der Regulierung durch die Financial Conduct Authority and Prudential Regulation Authority. Einzelheiten über den Umfang der Genehmigung und der Regulierung durch die Financial Conduct Authority and Prudential Regulation Authority erhalten Sie auf Anfrage. Diese Ausarbeitung richtet sich ausschließlich an „Eligible Counterparties“ und „Professional Clients“. Sie richtet sich nicht an „Retail Clients“. Ausschließlich „Eligible Counterparties“ und „Professional Clients“ ist es gestattet, die Informationen in dieser Ausarbeitung zu lesen oder sich auf diese zu beziehen. Commerzbank AG, Filiale London bietet nicht Handel, Beratung oder andere Anlagedienstleistungen für „Retail Clients“ an. Die Commerzbank behält sich vor, diese Ausarbeitung bereits vor deren Veröffentlichung bzw. Kenntnisnahme durch den Kunden geschäftlich zu nutzen, d. h. Vereinigte Staaten von Amerika: Die Commerz Markets LLC („Commerz Mar- u. a. Eigengeschäfte auf deren Grundlage zu tätigen. Die Commerzbank ist bei kets“), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Commerzbank AG und in Geschäftsaktivitäten nicht an die durch die Ausarbeitung mitgeteilte Einschät- den USA registrierter Broker-Dealer, hat die Verantwortung für die Verteilung zung gebunden. Gegenstand der Ausarbeitung können auch Wertpapiere, Deri- dieses Dokuments in den USA unter Einhaltung der gültigen Bestimmungen über- vate etc. von Emittenten sein, mit denen die Commerzbank in Kundenbeziehun- nommen. Commerz Markets ist Mitglied der FINRA und SIPC. gen steht. ©2014 Die Commerzbank übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Kosten, Diese Ausarbeitung oder Teile von ihr dürfen ohne Erlaubnis der Commerzbank Verluste oder Schäden, die aus oder in Verbindung mit der Verwendung dieser weder reproduziert noch weitergegeben werden. Ausarbeitung oder eines Teiles davon entstehen. Commerzbank AG 60261 Frankfurt am Main Group Risk Controlling & Capital Management Bereichsleitung Risk Control & Resources Mgmt.: Oliver Ewald Leitung Industries Research: Dr. Carola Hunger-Siegler (069) 136-80414 (069) 136-22447 Group Credit Risk Management Industry Head: Christian Kistner Leitung Consumer Products & Textiles: Jörn Hinz Autor: Jürgen Grebe (069) 136-85033 (069) 136-84491 (069) 136-86412 E-Mail: branchenanalyse@commerzbank.com www.commerzbank.de/branchen 80680373