Wanderer, kommst du nach Spa
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Wanderer, kommst du nach Spa
Wanderer, kommst du nach Spa... aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Wanderer, kommst du nach Spa... ist eine Erzählung von Heinrich Böll über ein Erlebnis eines Schwerverletzten im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde erstmals 1950 veröffentlicht (Frankfurter Hefte 5, 1950, Heft 11, S. 1176–1181) und gehört heute zu den bekanntesten Kurzgeschichten des Autors bzw. der Trümmerliteratur überhaupt. Der Ich-Erzähler befindet sich zu Beginn der Kurzgeschichte in einem Krankenwagen und wird durch eine zum Teil schon brennende Stadt transportiert, die er nicht identifizieren kann. Ebenso wie über die zurückgelegte Strecke ist er sich auch über die Zeit, die die Fahrt in Anspruch genommen hat, unklar. Er wird vor einem provisorischen Lazarett, das in einer Schule eingerichtet worden ist, ausgeladen und hineingetragen. Den Weg durch die Gänge und Treppenhäuser verfolgt er, auf der Trage liegend, in allen Details; er kommt ihm merkwürdig bekannt vor, doch schiebt er dieses Wiedererkennen zunächst auf seine Schmerzen und sein Fieber. Auch kommt ihm der Gedanke, dass vielleicht alle Schulen genau gleich ausgestattet sein könnten und es insofern nicht verwunderlich sei, dass er jedes Bild und jedes Türschild zu kennen glaubt. Im Zeichensaal, wo er auf den Arzt warten muss, vergewissert er sich: Er befindet sich tatsächlich in Bendorf, seiner Heimatstadt, aber auch jetzt noch hat er keine volle Gewissheit darüber, dass er sich ausgerechnet in dem nach Friedrich dem Großen benannten Gymnasium befindet, in dem er acht Jahre seiner Schulzeit verbracht hat. Neben dieser Frage drängt sich eine zweite auf: Was für eine Verwundung er eigentlich erlitten hat. Die Erkenntnisse brechen schließlich fast zeitgleich über ihn herein: An der Tafel befindet sich noch, von seiner eigenen Hand und zum Ärger des Zeichenlehrers damals - vor drei Monaten zu groß geschrieben, das verstümmelte Zitat Wanderer, kommst du nach Spa. Kaum hat er dies gesehen und damit Gewissheit über seinen Aufenthaltsort, wird er sich auch über seine eigene Situation klar: Er hat keine Arme mehr und nur noch ein Bein. Der Feuerwehrmann, der ihn bis zum Eintreffen des Arztes betreut hat, ist der alte Hausmeister seiner Schule, bei dem man in den großen Pausen seine Milch getrunken hat, und mit „Milch“, sagte ich leise... bricht denn auch die Erzählung ab. Der Protagonist ist, kaum in den Krieg hinausgezogen, nicht nur an die Stätten seiner Kindheit zurückgekehrt, sondern auch zu dem Zustand eines hilflosen Säuglings (er selbst vergleicht sein Spiegelbild in einer Glühbirne gar mit einem Embryo). Obwohl die Erzählung in der ersten Person und in der Vergangenheit geschrieben ist, darf man daran zweifeln, dass der Erzähler die Verwundung überleben wird. Der Titel zitiert eins der bekanntesten Distichen des griechischen Altertums, von Simonides von Keos (in Schillers Übersetzung): „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“ Dies soll auf dem Gedenkstein für die Spartaner, die sich 480 v.Chr. bei der Verteidigung der Thermopylen gegen die Perser bis auf den letzten Mann aufopferten, gestanden haben. Der Satz rühmte also ursprünglich den Tod fürs Vaterland in einem Verteidigungskrieg. Solch ein Motto ist im Zeichenunterricht des Protagonisten nicht von ungefähr für die Schreibübungen ausgewählt worden, sondern zur Vorbereitung der jungen Männer auf den Tod im Krieg. Wie das Zitat, so zeugt auch die gesamte Ausstattung der Schule davon, dass das Bildungsziel dieses humanistischen Gymnasiums nicht mehr rein „humanistisch“ gewesen sein kann. Neben den bewährten Schulrequisiten wie Parthenonfries und Dornauszieher erkennt der Verwundete auch ein Bild, das das Kolonialleben in Togo darstellt, wieder, und zwischen den Abbildern der antiken Philosophen sind auch Beispiele für die nationalsozialistische Rassenideologie an den Wänden der Schule zu finden. Die Schrift an der Tafel, die den Erzähler zu der lange zurückgehaltenen Erkenntnis führt, dass er an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt ist und dass sein Schicksal wohl auch besiegelt ist, lässt sich auch mit der Flammenschrift, die das Ende Babylons ankündigte, dem Menetekel, in Verbindung bringen.