Das anDere griecHenLanD

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Das anDere griecHenLanD
Das ander e Gr iechenland
16. August bis 9. November 2014
H e r b e rt L i s t
(Hamburg 1903–1975 München)
Geboren am 7. Oktober 1903 in Hamburg als Sohn eines Kaffeeimporteurs.
1921 Kaufmannslehre in Heidelberg, Studium von Kunst- und Literaturgeschichte. Nach Abschluss der Lehre Eintritt in die väterliche Firma List & Heineken. 1924–1928 Ausgedehnte Geschäftsreisen nach Brasilien, Guatemala,
Costa Rica und in die USA. Erste Fotografien. 1928–1935 Prokurist, dann Leiter und Teilhaber im Familienunternehmen. Andreas Feiniger weist List in die
Fotografie ein. Er hat Kontakte zu Erika und Klaus Mann, Gustaf Gründgens und
Stephen Spender. 1935 Weggang aus Hamburg nach Paris und London. Etabliert
sich als Gesellschafts- und Modefotograf. Veröffentlichungen in Vogue, Life und
Harper’s Bazaar. 1936–1941 Lebt in Athen, dann Rückkehr nach Deutschland,
um einer Internierung in Griechenland zu entgehen. Lässt sich in München
nieder, darf aber als »Nichtarier« nicht offiziell arbeiten. Dennoch 1943 Reise
nach Athen, 1944 nach Paris. 1944 Zum Wehrdienst eingezogen und im norwegischen Bergen stationiert. Nach Kriegsende fotografiert List das zerstörte
München und arbeitet als Bildberichterstatter für die amerikanische Militärregierung. Publikationen seiner Architekturaufnahmen, Stillleben und Porträts
in der deutschsprachigen, amerikanischen Wochenzeitschrift Heute. Anfang
der 1950er Jahre Reisen nach Spanien, Griechenland und Italien. Dort erste
Aufnahmen mit der Kleinbildkamera Leica. List porträtiert befreundete Künstler, Schriftsteller und Musiker, darunter Picasso, Morandi, Marlene Dietrich,
Anna Magnani, André Gide, Colette und Igor Strawinsky. 1953 erscheint Licht
über Hellas, 1955 der Rom-Bildband. Um 1960 Zusammenarbeit mit Vittorio
de Sica, gemeinsamer Band über Neapel. 1964 David-Octavius-Hill-Medaille
der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. In der Folge einige Auftragsarbeiten
für die Zeitschrift DU, doch in den Fokus rückt das Sammeln italienischer
Zeichnungen vom 16. bis 18. Jahrhundert (heute Staatliche Graphische Sammlung München). Am 4. April 1975 stirbt List in München.
Wa lt e r H e g e
(Naumburg 1893–1955 Weimar)
Geboren am 12. November 1893 in Naumburg als Sohn eines Glasers. Lehre
als Dekorationsmaler. Erste fotografische Versuche. 1918–1920 Lernt Porträtfotografie bei Hugo Erfurth in Dresden. 1921 Eröffnung eines eigenen Ateliers
in Naumburg. 1925 Bildband mit Aufnahmen vom Naumburger Dom und
dessen Skulpturen (Deutscher Kunstverlag, Text: Wilhelm Pinder). Ab 1921
Studium der Landschaftsmalerei an der Staatlichen Hochschule für bildende
Kunst in Weimar, ab 1925 Meisterschüler bei Hugo Gugg. 1928/1929 Im
Auftrag des Amerikaners Phelps Stokes Reise nach Athen, nimmt Skulpturen
im Nationalmuseum und im Akropolismuseum auf. Es entstehen mehr als
1000 Fotografien der Bauten auf der Akropolis. 1930 Publikation Die Akropolis
mit einer Auswahl der in Athen gemachten Aufnahmen (Text: Gerhart Rodenwaldt). 1930–1935 Leiter der Fotografie-Klasse an der Staatlichen Hochschule
für bildende Kunst Weimar. 1935 Auftrag des Deutschen Kunstverlages und
des Nationalen Olympischen Komitees zu Aufnahmen in Olympia, das Buch
erscheint 1936. 1941 Griechische Tempel (Deutscher Kunstverlag, Text: Gerhart
Rodenwaldt). In den 1930er Jahren weiterhin Aufnahmen mittelalterlicher
Architektur, Arbeit an einem Buch über die Würzburger Residenz, fotografiert
Barockkirchen in Bayern und Schwaben. Außerdem zahlreiche Filme, u. a.
Dokumentarfilme über wilde Vögel, Werke Tilman Riemenschneiders, über
den Bamberger Dom, Die Bauten Hitlers, Steinmetz am Werk (im Auftrag von
Albert Speer). 1944/1945 Aufnahmen der bombengefährdeten Fresken in der
Münchner Residenz in Farbe. Nach 1945 lebt Hege in Braunschweig, Gelsenkirchen-Buer, Karlsruhe; er hält Vorträge, schreibt Artikel und gibt Kurse, in denen er sich mit Farbfotografie und Architekturaufnahmen befasst. 1955 erhält er
die David-Octavius-Hill-Medaille der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. Am
29. Oktober 1955 stirbt Hege in Weimar. 1956 erscheint posthum der Band
Akropolis (Deutscher Kunstverlag, Text: Gerhart Rodenwaldt).
Herbert List
Apollontempel in
Altkorinth, 1953,
Herbert List Estate,
Hamburg
Walter Hege
Kopf der Apollonstatue vom
Westgiebel des Zeustempels
in Olympia, um 1935,
Stadtmuseum Naumburg
B e g l e i t p ro g r a mm
F ü h ru n g e n
Samstag, 23. August, 16 Uhr und Samstag, 4. Oktober, 16 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Dr. Julia M. Nauhaus, anschließend
Vorführung des Films von Reiner Holzemer Herbert List. Der Fotograf der
magischen Stille (im Auftrag des Bayerischen Rundfunks und von
ARTE, 1999, 45 Min.)
Ko n z e r t
Sonntag, 14. September, 18 Uhr
Amour fou
Gedichte von Maria Polidouri (1902 –1930) und Kostas Karyotakis (1896 –1928)
in Kompositionen von Jannis Zotos
Jannis Zotos, Gesang, Gitarre / Michael Rodach, Gitarre / Dalai Theofilopoulou, Violoncello / Thanassis Zotos, Percussion, Gesang / H. D. Lorenz, Bass
Vo r t r ag
Donnerstag, 25. September, 18.30 Uhr
Frauen für den Staat.
Die Korenhalle des Erechtheion auf der Athener Akropolis
Prof. Dr. Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung der
Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Donnerstag, 23. Oktober, 18.30 Uhr
»Idealisierung und Verdammnis« Zur Geschichte von Abguss-Sammlungen
antiker Skulpturen in der Neuzeit
PD Dr. Lorenz Winkler-Horacek, Kurator der Abguss-Sammlung Antiker
Plastik, Berlin
Samstag, 8. November, 16 Uhr
Griechische Antike und photographische Inszenierung
Dr. Matthias Harder, Photohistoriker und Kurator, Berlin
Herzlicher Dank an die Leihgeber
Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie
Herbert List Estate, Hamburg
Stadtmuseum Naumburg
© VG Bild-Kunst Bonn 2014 für Walter Hege; Münchner Stadtmuseum,
Sammlung Fotografie, Archiv List/Herbert List Estate, Hamburg;
Lindenau-Museum Altenburg
L I N D E N AU - M U S E U M A LT E N B U RG
Gabelentzstraße 5 | 04600 Altenburg/Thür.
Fotografien von Her bert List (1903–1975)
und Walter Hege (1893–1955)
in Korrespondenz zu Gipsabgüssen
antiker Plastik
L IN D ENA U - M U SE U M A L TENB U RG
TitelAbbildungen
Herbert List
Torso des Ophelius Ferus, Insel Delos,
1937, Münchner Stadtmuseum
Walter Hege
Kopf einer Kore vom
Erechtheion auf der
Akropolis, 1928/29,
Münchner Stadtmuseum
Walter Hege
Das Erechtheion auf der
Akropolis in Athen, um
1929, Stadtmuseum
Naumburg
Herbert List
Torso einer Gewandstatue
mit dem Apollontempel in
Altkorinth, 1937,
Münchner Stadtmuseum
Kore, Abguss des Originals vom Erechtheion auf
der Akropolis in Athen,
um 410 v. Chr., Original:
Athen, Akropolismuseum
Tel.: 03447 / 89 55 3
Öffnungszeiten:
info@lindenau-museum.de Dienstag bis Freitag: 12 –18 Uhr
www.lindenau-museum.de Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 –18 Uhr
Das Lindenau-Museum wurde 2001 in das Blaubuch der 23 national bedeutsamen
Kulturinstitutionen im Osten Deutschlands aufgenommen und ist seit 2002 Mitglied der Konferenz nationaler Kultureinrichtungen. www.konferenz-kultur.de
Änderungen vorbehalten.
Die Ausstellung zeigt etwa 100 Schwarz-Weiß-Fotografien von
Herbert List und Walter Hege, den bedeutendsten deutschen
Griechenland-Fotografen des 20. Jahrhunderts. Die Aufnahmen
stammen aus den 1930er Jahren, mit wenigen Ausnahmen aus
den frühen 1950er Jahren. Sie zeigen die unterschiedlichen Auffassungen beider Fotografen: Walter Hege bot mit seinen systematischen Fototouren dem Betrachter virtuelle Rundgänge durch
die antiken Ruinenstätten. Herbert List, der »Flaneur mit der
Kamera«, komponierte Stillleben, bezog das Magische und Surreale ein und inszenierte das Phänomen des griechischen Lichts.
Beide fotografierten auch antike Reliefs, beispielsweise den
Parthenonfries, und Plastiken.
List und Hege führen uns an die berühmten antiken Stätten wie
Delphi, Korinth, nach Olympia und auf die Akropolis, aber auch
nach Sounion und auf die Insel Delos.
Walter Hege nahm die Tempel auf der Akropolis auf, aber auch
berühmte griechische Plastiken wie den Wagenlenker von Delphi, den Hermes des Praxiteles in Olympia oder den Kalbträger,
ein um 580 v. Chr. entstandenes Weihgeschenk von der Akropolis. Bevor Hege nach Athen reiste, studierte er Aufnahmewinkel
und Entfernung anhand der Gipsabgüsse in Berlin. Herbert List
hatte eine Vorliebe für Torsi und inszenierte männliche Körper
wie Skulpturen und umgekehrt. Die Fotografien werden mit
Gipsabgüssen von Skulpturen und Reliefs aus der Museumssammlung kombiniert.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den Aufnahmen von
Herbert List. Neben Ansichten der Akropolis, des Erechtheions
und des Parthenon finden sich Sonnenuntergänge, Stillleben, Tavernen am Strand, aber auch seine surrealistischen Fotografien
sind einbezogen. Zehn Fotografien entstammen der Serie Der
Geist des Lykabettos. Ausgestellt sind zudem List-Ikonen wie das
Goldfischglas in Santorin, der Oktopus in Korfu oder die Gläser
auf einem Tisch unterhalb des Poseidontempels in Sounion.
Von einigen Negativen, die sich im List-Archiv des Münchner
Stadtmuseums befinden, wurden vom Herbert List Estate, Hamburg, eigens für die Ausstellung Neuabzüge hergestellt. Die Schau
konnte zudem um wichtige Aufnahmen Walter Heges aus dem
Stadtmuseum Naumburg ergänzt werden.
Der Vergleich der Aufnahmen beider Fotografen von denselben
Tempeln oder Orten erscheint ebenso reizvoll wie deren Kombination mit den Gipsabgüssen, die Bernhard August von Lindenau
zusammentrug. Seine Kollektion, im ersten Sammlungskatalog
von 1848 an die erste Stelle gesetzt, umfasste etwa 150 Abgüsse
von kanonischen Meisterwerken der Plastik: von Kunstwerken
aus Assyrien über die griechische Antike und italienische Renaissance bis hin zum Klassizismus. Für die Ausstellung verlassen
zwölf große Abgüsse ihren angestammten Platz in der Dauerausstellung und werden im Sonderausstellungsbereich zwischen
den Fotografien aufgestellt. Hinzu kommen zwei Plastiken und
mehrere Reliefs aus dem Depot.
Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Herbert List und Walter
Hege entführen den Betrachter in ein stilles, magisches Griechenland fern von touristischen Klischees. Sie zeigen beeindruckende
Zeugnisse der antiken Kunst und feiern die Schönheit Griechenlands.
Ihre Kombination mit ausgewählten Gipsabgüssen schafft neue
Perspektiven auf Abgüsse wie auf Fotografien.
Der Geist des Lykabettos XIII, Athen,
1937, Herbert List Estate, Hamburg
Walter HEGE
Kap Sounion mit der Ruine des
Poseidontempels, 1929/35,
Stadtmuseum Naumburg
Kalbträger, Abguss des
Marmor-Originals, um 580 v. Chr.,
Weihgeschenk des Rhombos auf
der Akropolis in Athen, Original:
Athen, Akropolismuseum
Walter Hege
Kalbträger, Marmor, um 580 v. Chr.,
Athen, Akropolismuseum,
undatierte Aufnahme,
Münchener Stadtmuseum
Detail aus dem Fries an der Westfront
der Cella vom Parthenon, Athen,
undatierte Aufnahme,
Münchner Stadtmuseum
Herbert List
Zeichen der Winde, Piräus, 1938,
Münchner Stadtmuseum
Herbert List
Kopf des Wagenlenkers,
Delphi, 1937,
Herbert List Estate, Hamburg
Taverne unterhalb des Poseidontempels
in Sounion,
Münchner Stadtmuseum
Wagenlenker, Abguss nach der
Bronzestatue von einem Viergespann
des Apolloheiligtums in Delphi,
479 v. Chr., Original: Delphi, Museum