Volltanken nach jedem Flug – ist das sinnvoll?
Transcription
Volltanken nach jedem Flug – ist das sinnvoll?
■ PRO & KONTRA Volltanken nach jedem Flug – ist das sinnvoll? Volle Tanks sind beruhigend – so hat man am meisten Optionen. Oder ist das Gegenteil richtig? Was ist mit der Zuladung? Warum durch unnötigen Ballast die Performance verschlechtern? D Pro: Kontra: »Bleibt mir weg mit Eurer EffizienzIdeologie!« »Teilbetankung eröffnet eine Menge Vorteile« E ass Flugzeuge wegen Spritmangels notlanden müssen, obs gibt einen Spruch unter Flugzeugkonstrukteuren: Wenn Du wohl sie ihre maximale Endurance noch nicht ausgeflogen in einem Kleinflugzeug gleichzeitig alle Sitze und die Tanks haben, ist blamabel. Weil sowas ganz einfach vermeidbar füllen kannst, dann sind die Tanks zu klein. Dahinter steckt ist: durch Volltanken. Wenn ich in meinem gesamten Fliegerleeine wichtige Erkenntnis: Bei den meisten unserer Flugzeuge sind ben nur ein einziges Mal eine Notlandung verhindere, indem ich Leistung und Zuladung knapp – und deshalb ist Treibstoff die stets volltanke, ist das höher zu bewerten als alle Nachteile voller entscheidende Spielmasse, um die Zuladung innerhalb legaler und Tanks. Doch von welchen Nachteilen sprechen wir eigentlich? sicherer Grenzen zu halten. Ein Beispiel: Mit vier Erwachsenen Schlechtere Performance und verminderte Zuladung fallen an Bord der gängigen Cessna oder Piper führen volle Tanks in bei meiner Art der Fliegerei kaum ins Gewicht. Meistens bin ich der Regel zu gefährlicher und illegaler Überladung. Betankung mit meiner Cessna 172 alleine oder zu zweit unterwegs – wie die entsprechend der geplanten Flugdauer löst das Problem: Für einen Mehrzahl aller E-Klasse-Piloten mit ihren Viersitzern. Da komme einstündigen Trip genügt Sprit für zwei Stunden. Im anderen ich bei vollen Tanks nie an die Grenzen von Weight and Balance. Extrem fliegt ein Pilot alleine vielleicht gerne fünf Stunden Entscheidend aber ist für mich: Volltanken senkt die flugbenon-stop. Die Zuladung ist dann kein Problem. Diese »missionstriebstechnische Komplexität. Als Freizeitpilot, der nicht jedes spezifische« Betankung erhöht sogar oft die Leistung, weil kein Wochenende in die Luft kommt, kann ich Stress und Risiken auch überflüssiger Ballast mitgeschleppt wird. dadurch senken, dass ich die Fliegerei so unkompliziert wie mögWenn Vereine oder Vercharterer aber die Regel aufstellen, nach lich gestalte. Kein komplexes Flugzeug, kein IFR, keine schwierig jedem Flug vollzutanken, dann gibt es diesen Spielraum nicht. Die zu bedienende Ausrüstung, keine Flüge bei grenzwertigem Wetter. Volltank-Vorschrift zwingt Piloten dazu, unsicher und illegal zu Ohnehin komme ich immer wieder in Situationen, in denen ich handeln, wenn sie Fluggäste mitnehmen wollen. lieber weniger als noch mehr gefordert wäre. Auf jede zusätzliche Schon richtig: Die meisten Flugzeugmuster machen es dem Anforderung verzichte ich gern. Deshalb möchte ich auch beim Piloten »ab Werk« nicht leicht, die Treibstoffmenge in den Tanks Spritmanagement die Komplexität so gering halten wie möglich. exakt zu messen. Die Anzeigen kann man vergessen. Aber die Das geht durch Volltanken. Ich will unterwegs nicht darüber Herstellung geeichter Peilstäbe für die Messung vor dem Start ist nachdenken müssen, wie genau meine Tankanzeigen sind. Volleinfach – und ein erheblicher Sicherheitsgewinn. tanken heißt in meinem Fall: drei Stunden Flugzeit bei 75 Prozent Keines der gängigen Argumente gegen Teilbetankung zieht: Leistung plus eine halbe Stunde Reserve. Basta. Piloten wären nicht fähig, den Treibstoffvorrat sauber zu Das mag man für undifferenziert oder unprofessionell halten. managen, man müsse ihnen deshalb aus Sicherheitsgründen so Stimmt: Ich bin kein Profi. Ich muss nicht nach Optimierung streviel Reserve wie möglich mitgeben ... Und sie überladen fliegen ben wie ein Airline-Pilot. Bleibt mir weg mit Eurer Effizienz-Ideolassen? Was können solche »Piloten« sonst noch alles nicht? logie! Ich kann es mir leisten, ein bisschen »unnötigen« Ballast Gummitanks würden ohne Sprit austrocknen ... Vielleicht. durch die Gegend zu fliegen, wenn ich dadurch eine Fehlerquelle Wenn ein Flugzeug richtig lange mit leeren Tanks steht. ausschalte. Und falls ein Mal in zehn Jahren der Fall eintreten sollUnd dann ist da noch das alte Märchen vom Kondenswasser, te, dass ich wegen voller Tanks weniger Passagiere als gewünscht das sich angeblich in der Luft im halbvollen Tank bildet. Wer den mitnehmen kann oder ein Zielflugplatz möglichen Feuchtigkeitsgehalt eines Luftausscheidet, weil der Wiederstart dort nur volumens von vielleicht 100 Litern berechSchreiben Sie uns Ihre Meinung mit sehr geringer Zuladung möglich ist, net, kommt schnell darauf, dass selbst bei zu diesem Thema: dann verzichte ich eben auf mein Vorhaben. Temperaturstürzen von Tropen auf Arktis in Redaktion fliegermagazin Schließlich zwingt mich niemand zur bestjeder Nacht kaum nennenswerte WasserTroplowitzstraße 5, 22529 Hamburg möglichen Ausnutzung meines Flugzeugs mengen entstehen können. Wasser im Tank E-Mail: redaktion@fliegermagazin.de und meiner fliegerischen Möglichkeiten. kommt aus der Tankstelle oder vom Parken Oder besuchen Sie unsere Website und Ich fliege ja zum Spaß. im Regen mit defekten Deckeldichtungen. reden Sie dort unter »Pro & Kontra« mit: www.fliegermagazin.de Henry Schulz, 52, ist Privatpilot mit Thomas Borchert, 47, ist Privatpilot und PPL-A sowie UL-Flieger. Chefredakteur des fliegermagazins. Ein Meinungsbild zum Pro-&-Kontra-Thema dieser Ausgabe veröffentlichen wir im 38 www.fliegermagazin.de 4/2009 übernächsten fliegermagazin. Leserresonanz zu Pro & Kontra aus Heft 2/09 FIS: eine willkommene Hilfe Radarüberwachung und Verkehrsinfor- mationen sind nützlich. Die meisten Piloten schätzen den Flight Information Service Der VFR-Flieger benötigt den Flight Information Service in erster Linie, um den Status von HX-Lufträumen wie zum Beispiel Flugbeschränkungsgebieten oder Kontrollzonen zu erfragen. Bei Nur den Transponder auf 7000 zu marginalen Wetterbedingungen schalten ist zu wenig, man sollte können auch Verkehrshinweise sich auch melden. Dafür bekommt vom FIS hilfreich sein. Es muss man auch Verkehrsinformatiodem Pilot aber klar sein, dass dies nen. Es genügt zu sagen, wer und keine Verkehrskontrolle ist. Au- wo man ist und wohin man will. ßerdem kann FIS nur auf Verkehr Auch wenn man am Funk Fehhinweisen, der auch auf dem Ra- ler macht oder nicht so versiert darschirm erscheint. Aufmerksa- ist – deshalb wird einem nicht me Luftraumbeobachtung ist also gleich der Kopf abgerissen oder Meldung nach Braunschweig gein jedem Fall angebracht. Oft hat man aber den Eindruck, macht. Die FIS-Kameraden sind dass sich VFR-Piloten völlig un- ganz locker, und man hat, wenn’s nötig nur deshalb beim FIS mel- mal eng werden sollte, einen Helden, damit sie quatschen und sich fer zur Seite, der nicht lange wiedabei wichtig vorkommen kön- so, weshalb, warum fragt, sondern nen. Wie anders ist es zu erklären, rasch und effektiv handelt. Peter Weigl, per E-Mail dass die Leute bei bestem Wetter und Sichten von 200 Kilometern Auch wenn das VerkehrsaufkomVerkehrshinweise einholen? Viel wichtiger als sich bei jedem men hoch war, bekamen wir – für VFR-Flug bei FIS zu melden, ist den Fall, dass es brenzlig werden es, den Transponder gewissenhaft könnte – bisher immer einen auf Mode A/C/S 7000 zu schalten, Hinweis, und der FIS-Lotse erund zwar auch unterhalb 5000 höhte damit unsere Sicherheit. Fuß MSL beziehungsweise 3500 Wie selbstverständlich wurden Fuß GND, und auf der zustän- auch Wetter- und Flugplaninfos digen FIS-Frequenz mitzuhören. weitergegeben und bei anrüDurch das Mode-S-Signal hat FIS ckenden Fronten ein Air-to-airmein Rufzeichen auf dem Schirm Gespräch mit anderen Piloten und kann mich bei dringendem ermöglicht. Piloten müssen viel Handlungsbedarf ansprechen. Geld in zusätzliche technische SiWürde jeder VFR-Flieger bei je- cherheit investieren (ELT, ModeS-Transponder, dem Flug mit FIS Schwimmwesten, Kontakt aufnehmen, würde der Welches Pro-&-Kontra- Rettungssysteme Flight Informati- Thema interessiert Sie? etc.); dann sollte Teilen Sie uns Ihre der Griff zur Taste on Service wegen Vorschläge mit! Sie können eigentlich selbstÜberlastung zuauch selbst Position verständlich sein, sammenbrechen. beziehen, wenn Ihr Thema wenn die SituatiEmil Hofmann, dran ist. Schreiben Sie on es erfordert. Flugleiter/ uns eine E-Mail an: Dorothea und BfL und SprechRüdiger Drews, funklehrer, redaktion@fliegermagazin.de oder per Post an: per E-Mail per E-Mail Redaktion fliegermagazin Troplowitzstraße 5 22529 Hamburg