Programm 2003
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Programm 2003
Rüttihubeliade Kammermusikfest 26. bis 30. Dezember 2003 International tätige Musiker haben einen hektischen Alltag: Hier ein Konzert mit Orchester, dort ein Recital, dann wieder Kammermusik. Oft wird man mit Stücken und Leuten zusammengewürfelt mit denen man sich zwar professionell auseinandersetzt, zu denen man aber nicht immer eine tiefere Beziehung entwickeln kann. Die Rüttihubeliade entstand aus dem Wunsch, einmal nicht zusammengewürfelt zu werden, sondern mit Freunden zusammenzusein und - sozusagen auf der gleichen Wellenlänge - das zu spielen, wozu man Lust hat. Wir erhoffen uns dabei für uns und das Publikum viele bleibende Eindrücke und Momente. Es ist gelungen einige international anerkannte junge Musiker für diese Idee zu begeistern. Boris Yoffe ist unser Composer in residence, es werden in jedem Konzert Stücke von ihm aufgeführt. Für die Kinder haben wir uns einige Konzertprogramme ausgedacht. Da erzählen die Musiker gleich im Konzert über die Stücke. Im allerletzten Konzert gibt's nur lauter Überraschungen und ein paar Stunden zuvor spielen wir das "Märchen" von Boris Yoffe für die Kinder, wo es auch einen Schauspieler gibt. Wir sind der Stiftung Rüttihubelbad und deren Ressortleiter Kultur Bart van Doorn sehr dankbar, dass sie sich für diese Idee ebenfalls begeistern liessen und uns einen schönen Rahmen zur Verfügung stellen. Mit lieben Grüssen und besten Wünschen für Festtage und Neujahr Patricia Kopatchinskaja N.B. Für die erkrankte Pianistin Mihaela Ursuleasa springen der junger russische Pianist aus Berlin Konstantin Lifschitz und der Brasilianer Ricardo Castro- Die „Einfache Sonate“ für Bratsche und Klavier, die ich 1991 schrieb, ist für mich ein wichtiger Wendepunkt: Hier habe ich die musikalische Form als selbstständiges Ausdrucksmittel zum ersten Mal richtig verstanden, mit anderen Worten, dass der Inhalt des musikalischen Textes aus der Spannung zwischen Form und Material entsteht. Die „Rede“ und das „Essay“ haben, so wie die „Gedichte“, mit literarischen Gattungen zu tun. In einem „Essay“, das in seiner Form dem freien Fluss des Denkens nahe kommt, verschmelzen das Poetische und das Philosophische. In der „Rede“ hat man einen fruchtbaren Widerspruch zwischen lyrischer und subjektiver Art der Besetzung und der Aussage– und öffentlichem Charakter der Gattung. Boris Yoffe Formbildung nach Beethoven ausdrücken. Die Textur des Stückes zeigt den Willen zur formalen Einheit, wie er für das Spätwerk Schumanns typisch ist. Zwar tragen die 4 Sätze des Streichquartettes in A-dur keine Namen, doch erinnern sie uns an einzelne lyrische Szenen oder Miniaturen. Das Scherzo erscheint in Variationen, dieses ist in der gesamten Musikgeschichte äusserst selten. Das wohl epischste und monumentalste Werk Schumanns ist sein Klavierquintett. Das liegt an dem langsamen Satz, der den Focus des Stückes bildet und wie ein Magnet die anderen Sätzen anzieht. So tritt das Quartett in der glorreichen Reihe der Es-dur Kompositionen ein, deren langsamer Satz ein c-moll Trauermarsch ist. Mozart möchte ich mit Sokrates vergleichen, denn bei beiden ist das einzige Interesse der Mensch. Musikalische Charakterzüge, die die Ästhetik verschiedener Komponisten unterschiedlich prägen, finden bei Mozart zu einer eigenartigen paradoxen Einheit zusammen, gleichsam der menschlichen Persönlichkeit. Es ist nicht neu, dass Tonarten bei Mozart eine eigene Semantik besitzen. Es-dur und A-dur, dem C-dur gleich weit entfernt, erscheinen als Tonarten dem Lichte verwandt, wobei ich mit Es-Dur eher das dunklere Licht einer Abdndstimmung assoziiere. Das Klarinettenquintett in A-dur ist durchdrungen von hellem Morgenlicht. A-dur ist bei Mozart die Tonart für breit angelegte, liedhafte Melodien, wie z.B. das Nebenthema im 1. Satz des A-dur Klavierkonzertes KV 488, das Nebenthema aus dem Finale der Sonate für Geige und Klavier in A-dur KV 526 und das Nebenthema des ersten Satzes der Prager Symphonie. Eines der schönsten Beispiele ist das Nebenthema des 1. Satzes des Klarinettenquintetts . Das Streichquintett in D-dur gehört zu den letzten Werken Mozarts, die durch eine enorme Intensität, so wie die Durchsichtigkeit der Strukturen gekennzeichnet sind. In der geringen Anzahl von Tönen erhält jeder Ton ein besonderes Gewicht. Das Quartettbuch ist ein Werk, an dem ich seit 1995 arbeite, und welches aus mehr als 1000 kurzen Stücken für Streichquartett besteht, die für mich in ihrer Form Gedichte sind. In Konzerten werden die Stücke in freier Wahl und Reihenfolge gespielt. Patricia Kopatchinskaja, Violine, künstlerische Koordination Patricia Kopatchinskaja wurde in Moldova geboren, dem weinbauenden Land zwischen Rumänien und der Ukraine. Beide Eltern sind Musiker. Studium der Violine und der Komposition in Wien und Bern. Im Jahr 2000 erster Preis im Internationalen Henryk SzeryngWettbewerb in Mexico. Im Jahr 2001 Trägerin des hochdotierten "International Credit Suisse Group Young Artist Award". Im September dieses Jahres Debut mit den Wiener Philharmonikern bei den Luzerner Festwochen. Im Winter 2002-03 führten sie elf Rezitale in der Serie "Rising Stars" mit Christopher Hinterhuber in die grössten Konzertsäle (Musikverein Wien, Mozarteum Salzburg, Concertgebouw Amsterdam, Société Philharmonique de Bruxelles, Kölner Philharmonie, Symphony Hall Birmingham, Wigmore Hall London, Athens Concert Hall, Baden-Baden, Konserthuset Stockholm und Carnegie Hall New York). Meist wurde ein neues Stück aus dem betreffenden Land aufgeführt oder sogar uraufgeführt, denn Patricia Kopatchinskajas spezielles Interesse gilt neuer Musik. Viele Komponisten schrieben ihr Stücke: Jorge Sanchez Chiong, Patrick De Clerck, Violeta Dinescu, Michalis Economou, Viktor Ekimowsky, Dror Feiler, Takuya Imahori, Daisy Jopling, Faradj Karajew, Ludwig Nussbichler, Kumiko Omura, Ivan Sokolov, Boris Yoffe, Otto Zykan. Sie komponierte gelegentlich selber und improvisiert gerne performances in ungewöhnlichem Rahmen, z.B. Kunstausstellungen. In CDAufnahmen setzte sie sich für Stücke der Zeitgenossen Johanna Doderer, Dmitri Smirnov und Nikolai Korndorf ein. Sie spielt u.a. mit Werner Bärtschi, Paul Gulda, Hiroaki Ooi, Henri Sigfridsson, Mihaela Ursuleasa, Ivan Sokolov. Mit dem SoloCellisten des Concentus Musicus Herwig Tachezi spielt sie Duos. Patricia Kopatchinskaja war Solistin u.a. mit Wiener Philharmonikern, Wiener Kammerorchester, Wiener Kammerphilharmonie, Jenaer Philharmonie, Würzburger Philharmoniker, Berner Symphonieorchester, Berner Kammerorchester, Ensemble Phoenix Basel, Slovenischer Philharmonie, Orquesta del estado Mexico mit Dirigenten wie Enrique Batiz, Andrey Boreyko, Leon Botstein, Valentin Doni, Jürg Henneberger, Eli Jaffé, Mariss Jansons, Marc Kissoczy, Daniel Klajner, Uros Lajovic, Kirill Petrenko, Claudius Traunfellner, Tibor Varga. Fast unzählig sind die Einladungen an Festivals, um nur wenige zu nennen: Luzerner Musikfestwochen, Davos Festival, Wiener Festwochen, Wiener Hörgänge, Styriarte, Carinthischer Sommer, Heidelberger Frühling, West Cork Chamber Music Festival in Irland, Moscow Forum for contemporary music, Musikalischer Frühling St. Petersburg. Konzertreisen führten sie wiederholt nach Nord- und Mittelamerika, nach Südamerika und durch ganz West- und Osteuropa bis nach Russland, die Türkei und Armenien. Im Jahr 2003 spielte sie mit dem American Symphony Orchestra unter Leon Botstein im New Yorker Lincoln Center und mit den Hamburger Symphonikern unter Andrey Boreyko, 2004 stehen die Salzburger Festspiele und eine Japan-Tournée mit dem NHK Symphony Orchestra auf dem Programm. In der Interpretation sucht Patricia Kopatchinskaja die persönliche und emotionale Identifikation mit dem Werk. Den Komponisten respektierend will sie Musik aus dem Moment entstehen lassen - Beethoven z.B. so angriffig wie vor zweihundert Jahren. Auch neue Musik soll als unmittelbares sinnliches Erlebnis packen. Kritiker sprachen von "kompromissloser Leidenschaft", ja sogar "einer neuen musikalischen Generation", während andere eine Tendenz "zu Übertreibung" oder "zum Schockieren des Publikums" bemängelten. Aber Patricia Kopatchinskaja lehnt eine Unterscheidung von "richtiger" und "falscher" Interpretation ab, solang Musik nur voll Leben und Überzeugung ist. Das Forellenquintett repräsentiert zusammen mit dem Streichquartett g-moll, „Der Tod und das Mädchen“, „Fantasie C-Dur“ und „Wanderer Fantasie“, die besondere Art einer grossen Form, welche für Schubert charakteristisch ist: Eines seiner Lieder wird als Grundlage für eine Reihe von nachfolgenden virtuosen Variationen. Um den so entstandenen Satz gruppieren sich dann die anderen Sätze. Das Lied „die Forelle“ wurde im näheren Freundeskreis Schuberts zum Freiheitssymbol. Bis heute hat das Forellenquintett seinen liebevollen Charakter ungezwungener Freude bewahrt und widersteht durch seine ganz eigene Privatsphäre jeglicher Politik. Bruckner, der bescheidenste Mensch, dachte, dass er wie ein Geselle die Form der 9. Symphonie des Meisters Beethoven wiederholte. In Wirklichkeit schuf er einen völlig neuen Typ des Musiktextes, der von Klassik und Romantik gleich entfernt liegt. Dieses Modell wiederholt sich in allen seinen Symphonien. Mir scheint, dass diese Form weder einer Erzählung ähnlich ist, noch einem Gedicht, sondern mit einem mystischen Aufgang vergleichbar ist. Die Themen unterscheiden sich grundsätzlich, wie die verschiedenen Aspekte Gottes. Der Zuhörer wechselt von der Betrachtung einer Ebene sprunghaft in eine andere. Die Entwicklung des klassischen Sonatenzyklus geschah in zwei Richtungen: Entweder lösen sich die 4 Sätze in einem Satz auf, oder anstelle von 4 monumentalen Sätzen entsteht eine Reihe von Miniaturen, in denen einzelne Ereignisse aus dem Strom herausgerissen werden, so dass dieser Strom im nachhinein in unserer Wahrnehmung wieder hergestellt wird. Beide Traditionen blieben lebendig bis heute. Urvater der Miniaturen-Tradition war Schumann. Wie in einem Liederzyklus sehen wir einzelne Szenen in der chronologischen Reihenfolge; die Geschichte wird erzählt von einer Episode zur anderen. Eine Einheit entsteht aus verschiedenen festgelegten Gestalten, die einander ergänzen. Die Sätze seiner Grosswerke wie Symphonien, Sonaten etc. verhalten sich ähnlich der Miniaturen. Unser Programm umfasst alle unterschiedlichen Formbildungen bei Schumann. In den „Märchenerzählungen“, einem typischen Miniaturzyklus, stehen die Märchen für die besondere Art der Formbildung Schumann‘ scher Gestaltung, während die Erzählungen die klassische romantische Art der Boris Yoffe (Composer in Residence) über das Festivalprogramm Künstlerische Einheit, deren Teile logisch aufeinander bezogen werden können; die bewusste Eingliederung einzelner Sätze in ein übergeordnetes Konzept; Zeit, die sich entsprechend unserer alltäglichen Zeit, horizontal in eine Richtung bewegt; die romanhafte Art einer Entwicklung, die eine exponierte Ausgangslage logisch fortführt und eine folgerichtige Auflösung findet.,zusammengefasst: die ästhetische Darstellung des Entwicklungsprinzips, - bei Beethoven werden diese Elemente auf ideale Weise verarbeitet und somit bestimmend für die musikalische Wahrnehmung der nachfolgenden Generationen von Zuhörern und Komponisten, hinein bis in die heutige Zeit. Eine Ausnahme bilden jedoch Schubert und Bruckner, die, obwohl grosse Verehrer Beethovens, eine eigene Weltanschauung anders darstellten, von Zeitgenossen tunlichst kritisiert. Auch in unseren pluralistischen Epoche, die „anders“ nicht gleichsetzt mit „falsch“ und „schlecht“, überzeugt ihre Musik nicht jeden Musikliebhaber. Wer inmitten des „Beethoven‘schen“ Entwicklungsprinzips aufwuchs, mag die Musik Schuberts als statisch, gleichsam auf der Stelle tretend, empfinden. An dieser Stelle sollte man sich mit der ganz eigenartigen Schubert‘schen Ästhetik befassen. Während sich bei Beethoven die Ereignisse chronologisch entwickeln und in einen Schluss münden, der auch das Ende des Stückes bedeutet (oftmals mit Abschiedsgruss). So befindet sich der Zuhörer am Ende eines Schubertschen Werkes am Ausgangspunkt. Schuberts Musik ist „subdominantisch“, was eine Bewegung in das Innerste impliziert, wohingegen die dominantische Vorherrschaft bei Beethoven die Bewegung nach vorne erzwingt. Bei Schubert ist der Aktionsraum die Psyche; die Einheit einer Komposition ist garantiert subjektive Intuition und nicht eine abstrakte objektive Logik. Schuberts Musik zieht eine formale Einheit in Zweifel. Man könnte ihn als einen Mitbegründer der existentialistischen Ästhetik bezeichnen. Im Forellenquintett nehmen wir nicht, wie in späteren Werken, die Loslösung vom Leben in die Einsamkeit wahr, sondern eine intuitive, liebevolle Verschmelzung mit dem Leben, ohne den Versuch einer Erklärung. Mir scheint, eine mögliche sinngebende Erklärung zur Form Schubertschen Musik finden wir in der formalen Anlage eines Gedichtes. Boris Yoffe, Viola, Composer in Residence Boris Yoffe wurde 1968 in St.Petersburg geboren. Dort studierte er Violine und Komposition. Im Jahr 1990 emigrierte er nach Israel, wo er seine musikalischen Studien fortsetzte. Seit 1997 lebt er in Karlsruhe und schloss dort sein künstlerisches Aufbaustudium bei Wolfgang Rihm ab. Mehrere musikalische „Gedichte“ aus seinem metaphysischen „Quartettbuch“ wurden bereits aufgenommen und in Deutschland, in der Schweiz, in Russland und in Israel aufgeführt. Über sein künstlerisches Selbstverständnis schreibt Boris Yoffe: „ ich glaube, dass ein echter, gelungener künstlerischer Text ein solcher ist, der seinem Wahrnehmendem eine praktische , lebendige Auseinandersetzung mit der für ihn allgemeine metaphysische Problematik (…Einheit und Unendlichkeit, Liebe und Schmerz, Idee und Materie) ist, ermöglicht. Ich denke, dass diese Art von Erlebnis gemeint ist, wenn wir von ästhetischem Erleben sprechen. Als Leser, Zuhörer und Zuschauer habe ich vielen Künstlern solche Art von Erleben zu verdanken. Als Komponist möchte ich dieses Erleben ermöglichen“ Ivan Sokolov , Klavier Ivan Sokolov wurde 19960 in Moskau geboren. Klavierunterricht bei Nikolaj Stanischewsky, Nathan Fischman, und später bei Irina Naumova an der Gnesin Musikschule. 1978 bis 1983 studierte er am Moskauer Tschajkowsky Konservatorium: Klavier bei Lew Naumow und Komposition bei Nikolaj Sideljnikov. Ivan Sokolov ist einerseits Komponist. von Kammermusik und Orchesterwerken. Neben zahlreichen Kompositionen spielt er vielfach Uraufführungen russischer Komponisten, so z.B. das Konzert von Denisow bei den luzerner Festwochen 1993, die 3.Symphonie von N.Korndorf in Frankfurt und Werke von V.Silvestrov. 1995 spielte er das gesamte Klavierwerk von Ustwoljskaja auf CD ein. 1996 eine CD Produktion mit dem russisch-deutschen Komponistenquartett bei Leo records in London. Ivan Sokolov ist Mitglied des russischen Komponistenverband und Mitbegründer des Moskauer Musikfestivals Alternativa. Roman Spitzer, Violine Roman Spitzer wurde 1969 in St. Petersburg geboren. Mit sechs Jahren nahm er das Violinenstudium bei Prof. S. Zabejinsky auf und fuhr damit bei Prof. V. Mazel an der „St. Petersburg Rimski-Korsakow Musikhochschule" fort. Zu dieser Zeit gewann er verschiedene Jugendwettbewerbe und trat als Solist mit dem Kammerorchester der Musikhochschule in St. Petersburg sowie im Ausland auf. Nach der Immigration nach Israel im Jahre 1990 studierte Roman Spitzer an der Tel Aviv Musikakademie bei Prof. G. Levertoff (Viola). Während dieser Zeit gewann er einige Preise in Israel. Als Mitglied des neuen Tel Aviv Streichquartetts gab er in Israel viele Konzerte. Seit 1995 spielt er im Israelischen Philharmonieorchester als Stimmführer unter dem Dirigenten Zubin Mehta. Sol Gabetta, Violoncello 1981 in Argentinien geboren. Im Alter von 10 Jahren gewann sie bereits ihren ersten Wettbewerb in Argentinien. Seither war sie Preisträgerin zahlreicher bedeutender internationaler Wettbewerbe, u.a. beim Radio Suisse Romande in Genf, und bei den Wettbewerben in Lausanne, Rom, in Chile, in Paris, beim Tschaikowsky Wettbewerb in Moskau und beim ARD Wettbewerb in München (3. Preis) Als Solistin trat sie u.a. mit der Kremerata Béaltica unter Gidon Kremer, mit dem Philharmonischen Orchester von Buenos Aires, mit dem Sinfonie Orchester Basel und dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks auf. Recitals gibt sie u.a. mit Gérard Wyss. Von 1994 - 2001 studierte sie bei Ivan Moniguetti in Basel und schloss mit dem Solistendiplom ab. Seit 2000 hat sie ein Stipendium von „Natexis“ und setzt sie ihre Studien bei David Geringas in Berlin fort. 2001 gewann sie den 1. Preis der Credit Suisse und gab ihr Debüt beim Lucerne Festival. In der Saison 2002/2003 ist sie Solistin u.a. des Wiener Kammerorchesters und des Sinfonieorchesters St. Petersburg. Sol Gabetta spielt ein Instrument von J.P. Vuillaume, das ihr grosszügigerweise durch ein Stipendium der Crossair zur Verfügung gestellt wurde. Ludwig van BEETHOVEN,: Die Kreutzer-Sonate Die sogenannte Kreutzer-Sonate wurde 1803 ursprünglich für George Bridgetower (1779-1860) geschrieben, ein polnisch-westindischer Mulatte, akrobatischer Violinvirtuose und Frauenheld. Er erhielt die Noten am Tag vor der Uraufführung, die mit Beethoven am Klavier in Schuppanzigh's Augarten-Pavillion stattfand. Im Publikum Erzherzog Rudolf, die Prinzen Lichnowsky und Lobkowitz. Im ersten Satz leitet nach der langsamen Einleitung ein brilliant-arpeggierendes Klaviersolo zum raschen Teil über. In der Wiederholung spielte Bridgetower dieses auf der Geige ex tempore mit, worauf Beethoven unterbrach, aufstand, Bridgetower entzückt in seine Arme schloss mit dem Ausruf "Noch einmal, mein lieber Bursch" um dann weiterzuspielen. Nach der Aufführung, die angeblich nur Gelächter hervorgerufen haben soll, schrieb Beethoven seinem Partner die Widmung: "Sonata per un mulatto lunattico" aufs Manuskript. Nur Stunden später geriet er beim Wein in Streit wegen einer abschätzigen Bemerkung Bridgetowers bezüglich einer Frau. Im Zorn entzog Beethoven ihm Widmung und Manuskript - trotz dessen Entschuldigungen und inständigen Bitten - und übertrug sie dem Violinvirtuosen Rodolphe Kreutzer (1766-1831), der das Stück jedoch als unspielbar ablehnte... P.S. Nach allen Quellen war Beethoven impulsiv, unberechenbar, launisch, mal enthusiastisch, dann wieder unhöflich und schroff , ruinierte mit seinem gewalttätigen Spiel in manchen Konzerten einen Flügel..., und er war sehr einsam, oft verzweifelt. Wenn Interpretation adaequat und "historisch richtig" sein soll, - muss man nicht seine Impulsivität, seine Schroffheit, seine Verzweiflung spüren, sein Gehen an die äussersten Grenzen?... L.F. derlichkeit des Landes verwiesen. Im Exil schrieb er wöchentlich in seiner „Deutschen Chronik“ freimütige Beiträge zu Musik und Literatur, sowie Polemiken gegen Kirche und Absolutismus, gegen inkompetente Regenten und Kleinstaaterei. Er propagierte Grundrechte, Nationalstaat und die GenieAesthetik von Sturm und Drang. 1777 wurde er auf Anordnung des Herzogs mit einer tückischen List über die Grenze nach Württemberg gelockt und als gefährliches Subjekt zwecks gewaltsamer Umerziehung eingesperrt. Zuerst konnte er seine Gedichte nur durch ein Mauerloch einem Mitgefangenen diktieren und dann aus dem Gefängnis herausschmuggeln lassen. Jahre später durfte er Gedichte auch aufschreiben und nach Zensur weitergeben. Erst zehn Jahre später freigelassen starb er schon 1791. Das Forellengedicht beschreibt eigentlich Schubarts eigenes Schicksal, aber verschlüsselt. Zur noch besseren Täuschung der Zensur hatte das Gedicht noch eine vierte Strophe, welche unerfahrene Mädchen davor warnt, sich von falschherzigen Verführern angeln zu lassen. Den Zeitgenossen jedoch war der autobiographisch-politische Gehalt klar. Und Schubert, der später, aber im ähnlich repressiven Metternich’schen Staat lebte, vertonte auch nur die ersten drei Liedstrophen und dies in einer musikalischen Form, die ein Anhängen der tarnenden letzten Strophe gar nicht erlaubt. Auch im Variationensatz des sogenannten Forellenquintetts kann man das Gedicht anklingen hören: Das Thema als friedliche Natur. In der ersten Variation das Spiel der Wellen. In der zweiten das Spiel der Forelle. In Variation drei spielen Cello und Kontrabass das Thema piano (!), übertönt von im forte wirbelnden Arpeggien des Klaviers - wirbelt hier der Fischer verstohlen das Bächlein auf, der Forelle die Sicht trübend? Die vierte Variation fortissimo, höchste Erregung, dann Ersterben – kämpft und verendet hier die Forelle an der Angel? Dann das traurig klagende Cello der fünften Variation, eine der überhaupt rührendsten Celloparts der Kammermusik – wohl die Trauer über den Verlust von Freiheit und Leben. Zuletzt als doch heiterer Abschluss die Erinnerung, was die Forelle war und sein könnte. Wenn Schuberts Zeitgenossen das Stück politisch verstehen konnten, so können wir heute darin auch eine Klage über den stückweisen Verlust von Natur und Kreatur hören. L.F. Stephan Siegenthaler, Klarinette Geboren 1957 in Biel (Schweiz). 1975 einjähriger Stipendien-Aufenthalt in den USA mit Schwerpunkt Musik. 1976-1980 Studium am Konservatorium Bern, Hauptfach Klarinette (Lehrer: Kurt Weber). Nach dem Lehrdiplom 1980-1981 Studien bei Prof. Jost Michaels an der Nordwestdeutschen Musikakademie in Detmold. 1984-1986 Studium bei Thomas Friedli am Konservatorium Genf. 1980 1. Preis am Kammermusikwettbewerb des Migros-Genossenschaftsbundes. 1982 Stipendienpreis des Migros-Genossenschaftsbundes. 1985 Preisträger am Internationalen Wettbewerb für Bläserkammermusik in Martigny. Zahlreiche Auftritte als Solist und vor allem als Kammermusiker (u.a. an den Internationalen Luzerner Musikfestwochen). Spielt mit namhaften Musikern zusammen: dem Stamitz-Quartett Prag, dem Arriaga-Quartett Belgien, dem Geiger Hansheinz Schneeberger, den Klarinettisten Dirk Altmann, Fabio DiCasola u.a.m. Radio- und Fernsehaufnahmen im In- und Ausland. Uraufführungen von Kammermusikwerken von Albert Moeschinger, Kolja Lessing, Franz Furrer, Klaus Huber, Heinz Holliger u.a.m. 1990-1995 Soloklarinettist des Bieler Sinfonieorchesters. Ab 1995 Mitbegründer und Generaldirektor einer medizintechnischen Firma. Sommer 2002 Verkauf dieser Firma an einen internationalen Grosskonzern. Rückkehr zur Musik. Konstantin Lifschitz, Klavier Eine neue, junge Pianistengeneration kündigt sich an: die 20- bis 30jährigen. Angeführt von der Ausnahmebegabung Jewgenij Kissin verschaffen sie sich in letzter Zeit auch international immer mehr Gehör. Ob Anna Gourari, Gianluca Cascioli oder Till Fellner, um nur einige zu nennen, sie alle sind keine typischen Wunderkinder, die sich womöglich früh verbraucht und verschliessen haben. Sie sind solide ausgebildet, haben Zeit gehabt zu reifen als Persönlichkeiten wie als Künstler. Technisch perfekt, intelligent, neugierig und wach machen sie sich daran, die auf sie zukommende Klavierliteratur zu entdecken und sich zu erspielen. Auch wenn die meisten sich noch in konventionellen Repertoiregefilden befinden, Klassik, Romantik und Spätromantik sich in die Finger prägen, so haben sie doch das 20. Jahrhundert als die Epoche, an deren Ende sie ihre Karrieren starten, nicht vergessen. Die meisten von ihnen – je nach Temperament – glänzen abseits selten begangener Pfade neben den Standardkomponisten mit den Kompositionen unseres Jahrhunderts. Einer dieser neuen Generation ist der 26 Jahre alte Russe Konstantin Lifschitz. Auch wenn er sich noch nicht einem breiteren Kreis bekannt gemacht hat, Eingeweihten und Klavierexperten ist der Name schon länger ein Begriff. In seiner Heimat gar zählt Konstantin Lifschitz zu den umschwärmten Publikumslieblingen, deren Konzerte ungeduldig erwartet werden und die mühelos auch die großen Säle zu füllen wissen. Geboren wurde Konstantin Lifschitz am 10. Dezember 1976 in einer musikalischen Familie. Seine Mutter ist eine gefragte Klavierlehrerin, die früh die Ausnahmebegabung ihres Kindes erkannte, der Vater, von Beruf Ingenieur, ist ein großer Musikliebhaber. Ein Flügel war also vorhanden und so konnte es nicht ausbleiben, dass der Drang des kleinen Kindes hin zum Klavier erkannt und früh nach Kräften gefördert wurde. Konstantin Lifschitz spielte ganz nach seinem Gehör und improvisierte stundenlang mit völliger Hingabe. Musik schien das einzige zu sein, was ihn interessierte. Das ist noch heute so. Obwohl Lifschitz ein ganz normaler junger Mann ist, das Klavier bleibt sein Lebensinhalt. Manchmal geht er ins Kino, aber etwa Pop-Musik interessiert ihn überhaupt nicht. “Meine Zeit ist mir dafür zu kostbar”, sagt er ganz unumwunden. Tagebuch eingetragen hatte, nämlich dass ihr Mann Stücke für Klavier, Klarinette und Viola vollendet hat, die "sich höchst romantisch ausnehmen." Stephan Siegenthaler Zum Variationensatz in Schuberts Forellenquintett Schubert hat zu einigen seiner Lieder auch instrumentale Variationensätze geschrieben, einer findet sich auch im Forellenquintett. Der Liedtext ist ja bekannt: In einem Bächlein helle Da schoss in froher Eil Die launische Forelle Vorüber wie ein Pfeil Ich stand an dem Gestade Und schaut in süsser Ruh Des muntern Fisches Bade Im klaren Bächlein zu. Ein Fischer mit der Rute Wohl an dem Ufer stand Und sah’s mit kaltem Blute Wie sich das Fischlein wand. Solang dem Wasser Helle So dacht ich nicht gebricht So fängt er die Forelle Mit seiner Angel nicht. Doch plötzlich war dem Diebe Die Zeit zu lang. Er macht Das Bächlein tückisch trübe, Und eh ich es gedacht – So zuckte seine Rute, Das Fischlein zappelt dran Und ich mit regem Blute Sah die Betrogne an. Weniger bekannt ist Entstehung dieses Gedichtes: Der Dichter und Organist Christian Friedrich Daniel Schubart schrieb es 1782 in der Württembergischen Festung Hohenasperg, wo er seit schon über fünf Jahren in einem Turm in Einzelhaft sass. Anfangs war er dort mit Sprech- und Schreibverbot belegt und wurde häufig geprügelt. Der Grund: Geboren 1739 war er ab 1769 Organist im Württembergischen Ludwigsburg wurde dort aber wegen kirchenfeindlicher Gesinnung und Lie- Klarinette und für Stadler komponiert hatte, da Stadler auf einer seiner Reisen wahrscheinlich in Deutschland einen Koffer voller Manuskripte von Mozart verpfändet hatte, um seine finanzielle Situation aufzubessern... Stephan Siegenthaler Schumann Märchenerzählungen für Klarinette, Viola und Klavier, op. 132 Lebhaft, nicht zu schnell Lebhaft und sehr markiert Ruhiges Tempo, mit zartem Ausdruck Lebhaft, sehr markiert Schumann am hatte am 9. Oktober die Komposition der Märchenerzählungen op. 132 begonnen und sie bereits am 11. Oktober vollendete. Er widmete das Werk dem jungen Komponisten und Dirigenten Albert Dietrich (1829-1908). Das Widmungsexemplar trägt die - sieben Tage vor dem Selbstmordversuch niedergeschriebene - bewegende Aufschrift: An Albert Dietrich / zu langer Erinnerung. / Düsseldorf am 20. Februar 1853 [richtig: 1854] / (einem guten Tage) . Klar, dass der Titel des Werks spekulieren lässt. Am weitesten daneben wohl etwa so: „The mood of enchantment spills over into Schumann's Märchenerzählungen, a work of the world of childhood, full of whimsical tenderness. One can hear handsome princes romancing beautiful princesses; gallant soldiers marching to war and, perhaps the child falling asleep as the stories end“ (Ian Lace, seit kurzem pensionierter Musikkritiker. Anm.: Uebersetzen ins Deutsch lohnt sich nicht). Wenn man die Musik wirklich hört, so stellt sich wohl kaum die Frage, welches Märchen oder welches Märchen-Szenario sich Schumann vorgestellt hat. Die Märchenerzählungen sind ein Ausbruch ins Phantastische und Skurrile, ins Verträumte und Verdrängte, zum Abgrund und zum Himmel. Diese Stimmungen zwingt uns Schumann auch mit seinen gegen den Strich gehenden Tempoanweisungen auf. Am besten stellt man sich vor, was Clara Schumann am 11.10.1853 in ihr Seinen Eltern wurde schnell bewusst, dass aus dem kindlichen Spaß Ernst werden musste, dass Konstantin Lifschitz einzigartige musikalische Begabung zeigte, und so schickten sie ihn in die Vorbereitungsklasse der berühmten, weit über Russland hinaus bekannten Gnessin-Musikschule in Moskau, wo er bei Tatjana Zelikman, einer der berühmtesten Klavierlehrerinnen Russlands, studierte. Bereits mit fünf Jahren trat Konstantin Lifschitz erstmals öffentlich auf und gewann sofort sein Publikum – nicht nur in seinem Heimatland Russland, sondern auch in den Musikzentren der ganzen Welt. Niemals war für ihn dieses frühe Konzertieren Drill, immer nur Spaß und Freude. Er liebte seine öffentlichen Auftritte, fieberte ihnen förmlich entgegen. Nie gab es bisher Krisen oder pubertäre Einbrüche, das Klavier und die Musik bestimmen sein Leben, und er möchte es nicht anders. Inzwischen ist die Familie über die Welt zerstreut. Seine Eltern leben in Amerika, er selbst pendelt zwischen Russland, Deutschland und Amerika. Zwischendurch war er ein Jahr in London, wo er an der Royal Academy of Music in London studierte. Für ihn eine wunderbare Gelegenheit, Kenntnisse zu vertiefen und seinen Horizont zu erweitern. Unterschiede zwischen europäischen und russischen Klaviertraditionen sieht er wenige, zumal er selbst bei Schülern von Neuhaus studierte, der wiederum lange Zeit in Deutschland studiert hatte. So ist ihm die russische Literatur ebenso vertraut wie die europäische. Chopin und Mozart, besonders aber auch Ravel und Debussy beschäftigen ihn in letzter Zeit. Und dann ist da noch die Musik von Johann Sebastian Bach. Zu ihr kehrt Konstantin Lifschitz, wie viele seiner großen und berühmten Kollegen, immer wieder zurück. Sie ist ihm Anfang aller Klavierkunst. “Das ist so einfach und streng gebaut, so überlegt und doch so natürlich, mit immer neuen Geheimnissen.” Konstantin Lifschitz’ Interpretationen sind vom Geist unserer heutigen Zeit durchdrungen, man spürt den Einfluss der Ära, in der der große Glenn Gould lebte, den Einfluss eines Pianisten, der den Klavierwerken Bachs neues Leben einhauchte und einen neuen, unendlich reizvollen Aufführungsstil schuf. Lifschitz hat den großen Geist Goulds zwar studiert, imitiert ihn aber nicht einfach. Indem ein junger Musiker derartige Anregungen auf sich wirken läßt, wird seine eigene musikalische Persönlichkeit nicht etwa geschmälert, sondern im Gegenteil gestärkt. Er ist vielleicht der erste junge Pianist, der uns mit seinen Interpretationen den Weg in das 21. Jahrhundert weist. Für seine Aufnahme der Bachschen Goldberg-Variationen (DENON) erhielt er im Mai 1995 den Echo Klassik Schallplattenpreis als bester Nachwuchskünstler. Das viele Üben und die ständig steigende Zahl von Konzerten in immer mehr Ländern machen es für Konstantin Lifschitz immer schwieriger, andere Pianistenkollegen zu hören, von ihnen zu lernen. “Das ist schade, wenn ich ins Konzert gehe, dann meist nur zu meinen eigenen. Aber so wie ich die Aufnahmen von Arthur Schnabel oder von Sergej Rachmaninow studiere und vergleiche, so höre ich auch gerne anderen zu, versuche zu erfahren, wie sie bestimmte Probleme lösen, mit Schwierigkeiten umgehen. Ich will ja niemanden kopieren, aber ich will lernen, immerzu.” Konstantin Lifschitz hat Klavierabende und Orchesterkonzerte in allen fünf Kontinenten gespielt. Versucht man seinen schnellen Erfolg zu erklären, so kann man bald feststellen, dass Konstantin Lifschitz nicht nur ein junger Virtuose ist, der keinerlei technische Schwierigkeiten kennt und der durch sein brillantes Spiel zu fesseln vermag; als intelligenter, ernsthafter Musiker mit einem wachen Geist gelingt es ihm mühelos, in die Welt der jeweiligen Komponisten vorzudringen. Darüberhinaus besitzt er neben einer reichen Klangpalette auch die langsam aussterbende Kunst des “Singens”, des melodisch Sich-selbst-Vergessens, scheinbar die Dimensionen des Zeit sprengenden Hörens in sein Instrument hinein – eben jene, immer seltener werdende Kunst des persönlichen Ausdrucks. on einen Studienaufenthalt in den USA. 1945-47 lebte er in New York und arbeitete insbesondere mit Aaron Copland. Bald wurde er auf beiden Seiten des Atlantiks berühmt und erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge. Ab 1948 gründete und leitete er das Konservatorium in La Plata, 1953 erhielt er die Professur für Komposition am Nationalen Konservatorium in Buenos Aires. 1962 gründete er ein Institut zur Förderung junger südamerikanischer Komponisten. Sein bekanntester Schüler sollte Astor Piazzolla werden. 1968 unterrichtete er am Dartmouth College (New Hampshire, USA) und ab 1970 lebte er in Genf wo er 1971 die inzwischen berühmte Cellistin Aurora Natola heiratete, für die er 1979 auch eine Sonate und 1981 sein zweites Cellokonzert schrieb. Sein Oeuvre umfasst viele Instrumentalwerke (3 Streichquartette, Konzerte für Klavier, Geige, Cello, Harfe und Oboe) und Vokalmusik (Kantaten, drei Opern). Ginastera gilt in Nord- und Südamerika als wichtige Figur. In Europa hat sein Ruf darunter gelitten, dass er sich nicht der Diktatur der im Westeuropa der Nachkriegszeit herrschenden seriellen Kompositionsmoden unterzog, sondern den Wurzeln in der argentinischen Volksmusik treu blieb, mit ihren obessiven Rhythmen und ihren rauhen oder magisch meditativen Klängen. In seiner Musik erkennt man eine südamerikanische Parallele zum ebenfalls in der Folklore wurzelnden Werk von Bartok oder de Falla, aber auch Einflüsse von Stravinsky. L.F. Mozart Klarinettenquintett A-Dur KV 581 für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Violoncello Allegro – Larghetto – Menuetto – Allegretto con variazioni „ach, wenn wir nur auch clarinetti hätten!..“ ein inzwischen oft zitierter Seufzer Mozarts in seinem Brief an seinen Vater am 3. Dezember 1778. Dieser Wunsch ging für Mozart denn auch in Erfüllung, zumal er sich 1783 in Wien mit Anton Stadler befreundete, einem der wohl besten Klarinettisten seiner Zeit. Für ihn schrieb Mozart im Dezember 1789 das Klarinettenquintett KV 581, Mozart selbst nannte es hernach gelegentlich „des Stadlers Quintett“. Mozart und Stadler gehörten derselben Freimaurer-Loge an und verkehrten in freundlichstem Einvernehmen. Dies obwohl Stadler Mozart immer wieder ausnutzte, indem er bei Mozart wiederholt Werke bestellte, ohne diese zu bezahlen. Schliesslich wissen wir nicht genau, wie viel Mozart für die der helle Erinnerungen über „Mondscheinsonate“, ruhig und ausgeglichen versinkt die Musik in die Ewigkeit (Ivan Sokolov). Galina Ustwolskaja: Trio für Klarinette, Violine und Klavier, 1949 In diesem Werk ist der Stil der Komponistin entstanden so, wie wir in jetzt kennen: Asketische Linien, ernste menschliche Aussage, unglaubliche Expressivität, dynamische Kontraste – dieser hier erstmals sichtbare Stil blieb unverändert bis zum letzten Werk von G.Ustwolskaja. Die Klarinette spielt in diesem Trio die Hauptrolle. Sie ist lyrische Personage, und sie beginnt das Stück mit der Melodie, wo einige Initialen des Lehrers von G.Ustwolskaja – D.Schostakovitch – erscheinen: H-D-Es-C. Die Geige hat die Rolle des „alter ego“. Dem sehr dramatischen ersten Satz folgt der zweite Satz „Dolce“. Diese Lyrik ist unglaublich rein und schüchtern, an einige Werke von Morton Feldman erinnernd, die aber damals noch nicht entstanden waren. Das Finale – „Energico“ – beginnt mit dem Thema, das Schostakowitsch in seinem 5.Streichquartett, in der Michelangelo -Suite und in der Bratschensonate benutzt hat. Die energische Entwicklung kommt zur Koda, wo im Klavier mehrere Schläge im tiefsten Register zu hören sind. Dieser Schluss wurde erst später dazugefügt (Ivan Sokolov). Alberto Ginastera: Pampeana Nr. 2, op. 21 Ginasteras Pampeana Nr. 2, op. 21 für Violoncello und Klavier ist ein passendes Stück für unsere junge argentinische Cellistin, denn es wurde 1950 für ein Preisträgerkonzert der Wagner-Gesellschaft in Buenos Aires geschrieben und Preisträgerin und erste Interpretin war Ginasteras zukünftige Frau , die schöne Aurora Natola. Das Werk ist eine Rhapsodie, die ohne Verwendung von folkloristischen Themen die Weite und den ewigen Rhythmus der Pampa aufklingen lässt, jener riesigen zentralen argentinischen Ebene, in welcher sich Rinderherden und Gauchos tummeln. Ginastera hat die Thematik der Pampa auch in einem Stück für Violine und Klavier und in einem Orchesterwerk verwendet (Pampeana Nr. 1 und 3). Alberto Ginastera (1916-1983) wurde in Buenos Aires in eine Familie italienischer und katalanischer Abstammung geboren. Nach dem Musikstudium in seiner Heimatstadt machte er 1937 frühes Aufsehen mit dem Ballet "Panambi", welches im Theatro Colon uraufgeführt wurde. Schon im Jahr danach erhielt er einen Lehrauftrag für Komposition am Nationalen Konservatroum in Buenos Aires. 1942 ermöglichte ihm die Guggenheim Foundati- Ricardo Castro, Klavier Ricardo Castro ist der bisher einzige aus Südamerika stammende Gewinner des Internationalen Klavierwettbewerbs von Leeds. Nach diesem Erfolg wurde er von vielen renommierten Orchestern als Gastsolist verpflichtet ( City of Birmingham, BBC Symphony, English Chamber, Tokyo Philharmonic, Tonhalle -Orchester und Züricher Kammerorchester, Orchestre de la Suisse Romande ) und trat in zahlreichen bekannten Konzertsälen der Welt auf ( Queen Elisabeth Hall, Barbican Center, Wigmore Hall, Herkulessaal, Victoria Hall, Salzburger Festspielhaus ). Freitag, 26.Dezember 16.00 Uhr Kinderkonzert mit Kommentaren Otto ZYKAN: „Das mit der Stimme“ (2002). für Violine solo Anatoly LJADOW Musikschnupftabakdose Jacques IBERT: “Le petit âne blanc” Violine und Klavier Ivan SOKOLOV: “13 Stücke” für Solo-Klavier Eric SATIE: "Fantaisie musculaire" für Violine und Klavier Michel VAN DER AA (*1970): Double für Violine und Klavier Franz Ignaz v. BIBER: “Sonata representativa” Violine und Klavier (Allegro Die Nachtigal - Der Cu Cu - Der Fresch - Adagio - Die Henne und der Hahn Presto - Die Vachtel - Die Katz - Musqetir Marsch) Ausführende: Patricia Kopatchinskaja und Ivan Sokolov 18.00 Uhr Abendessen mit dem Publikum am Festivaltisch Sergej Rachmaninow (1873-1943) Sonate für Violoncello und Klavier Die Sonate für Cello und Klavier in g-moll wurde im Sommer 1901 komponiert. In diesem Jahr hat Rachmaninow an seinen berühmten Klavierkonzert gearbeitet. Man spürt sofort die Verwandtschaft der beiden Werke. Die Entwicklungslinie der Dramaturgie geht von Finsternis zum Licht. Die Sonate hat vier Sätze. Cello wird vor allem als Gesangsinstrument präsentiert. Das Klavier hat einen virtuosen Part mit prägnanter Rhythmik. Der erster Satz beginnt mit dem wichtigen Akkordenmotiv, das eine grosse Rolle in der Sonate spielt. Das „Scherzo“ ist unruhig und schnell. In der Mitte klingt ein poetisches Lied. Im „Andante“ hören wir eine breite Melodie, die für Rachmaninow so typisch ist. Später verwandelt sie sich in die leidenschaftliche Deklamation. Das majestätische Finale vereinigt pathetische Rhythmik des Klaviers mit singenden Melodien vom Cello. Die spannende Entwicklung löst sich im leisen, friedlichen Schluss. Die Sonate hat eine echt symphonische Grösse und zeigt uns die beste Seiten von Rachmaninow (Aus O. Sokolova: "Sergej Rachmaninow"). 19.30 Abendkonzert J.S. BACH: Präludien und Fugen aus „das Wohltemperierte Klavier“ Bände I-II Fis-Dur G-Dur As-Dur A-Dur Wolfgang Amadeus MOZART: Klarinettenquintett in A-Dur KV 581 Allegro, Larghetto, Menuetto-TrioI-Trio II, Allegretto con Vriazioni. p-a-u-s-e Boris YOFFE: „Rede“ Trio für Klarinette, Viola und Klavier Franz SCHUBERT „Forellenquintett“ in A-Dur, Op.post 114 D667 Ausführende: Konstantin Lifschitz, Patricia Kopatchinskaja, Daniel Kobyljansky, Boris Yoffe, Roman Spitzer, Sol Gabetta, Ivan Sokolov Dmitri Schostakovitsch (1906-1975) Sonate für Bratsche und Klavier Op.147 Dimitri Schostakovitschs Violasonate op. 147 ist F. Druginin gewidmet. Sie wurde wenige Wochen vor seinem Tod am 9. August 1975 im Krankenhaus komponiert und ist das letzte Werk des Komponisten. Im ersten Satz, de n Schostakovitsch „Novella“ nennen wollte, kämpfen zwei Kräfte miteinander, - Hoffnungslosigkeit und dramatische Entwicklung . Am Anfang der Kadenz der Bratsche erscheint ein Zitat aus dem Finale des „Trio“ von Galina Ustwolskaja. Der Satz endet düster. Für das „Scherzo“ hat Schostakovitsch Material aus seiner Oper „Die Spieler“ benutzt, die er im Jahre 1942 angefangen aber nicht zu Ende gebracht hatte. Die Musik ist voll von tragischem Sarkasmus. In der Mitte aber erklingt ein helles Thema aus einem Jugendwerk , der Suite Op.5 für zwei Klaviere. Im Schlusssatz, den der Komponist zuerst Beethoven widmen wollte, hören wir ein Zitat aus der „Mondscheinsonate“. Dann aber kommen Zitate aus allen fünfzehn Symphonien von Schostakovitsch in chronologischer Reihenfolge. Durch diesen Überblick gleicht die Musik der „Lied von der Erde“ von Gustav Maler. Nach der Kadenz der Bratsche hören wir wie- Dienstag 30. Dezember Samstag, 27.Dezember 16.30 Kinderkonzert Boris YOFFE: "MÄRCHEN" Kinder-Oper bearbeitet für Klavier, Klarinette, 2 Violinen, 2 Viola, Kontrabass und Sprecher 18.00 Uhr Abendessen mit dem Publikum am Festivaltisch 16.00 Nachmittagskonzert Franz SCHUBERT „Arpeggione“ Sonate für Violoncello und Klavier Johann Sebastian BACH: Präludium und Fuge Band I , VIII BWV 853 (bearbeitet für Klavier und Cello von Zoltan Kodaly) Boris YOFFE: „Aria“ für Streich-Trio Peteris VASKS: „Das Buch“ (dolcissimo) für Cello solo Alberto GINASTERA: „Pampeana“ Nr. 2 für Violoncello und Klavier Ausführende: Sol Gabetta, Ricardo Castro, Daniel Kobyljansky, Roman Spitzer 19.30 Abschluss- und Überraschungskonzert 18.00 Uhr Abendessen mit dem Publikum am Festivaltisch 19.30 Abendkonzert Boris YOFFE: „Einfache Sonate“ für Viola und Klavier L.v.BEETHOVEN: Kreutzersonate Op. 47 (1802-03) Adagio Sostenuto Andante con Variatzioni Presto Pause Dimitri SCHOSTAKOWITCH: Sonate für Viola und Klavier Op.147 Moderato Allegretto Adagio Pause Robert SCHUMANN: Klavierquintett Op 44 Allegro brillante In Modo d‘una Marcia (un poco largamente), Scherzo (molto vivace) Allegro, ma non troppo Ausführende: Konstantin Lifschitz, Patricia Kopatchinskaja, Daniel Kobyliansky, Boris Yoffe, Roman Spitzer, Sol Gabetta, Ivan Sokolov Sonntag 28. Dezember 16.00 Nachmittagskonzert Montag 29. Dezember 18.00 Uhr Abendessen mit dem Publikum am Festivaltisch Boris YOFFE: Aus dem Quartett-Buch Anton BRUCKNER: Streichquintett F-Dur Gemässigt Scherzo (schnell) Adagio Finale (lebhaft) Boris: YOFFE: Aus dem Quartett-Buch 19.30 Abendkonzert Bela BARTOK: „Kontraste“ Trio für Violine, Klarinette und Klavier Verbunkos Piheno Sebes Boris YOFFE: „Sechs Entwürfe für die Sonate von Vinteul“ für Violine solo 18.00 Uhr Abendessen mit dem Publikum am Festivaltisch Johann Sebastian BACH: Partita für Solo Violine Boris YOFFE: „Essay“ für Violine und Klavier 19.30 Abendkonzert Pause Boris YOFFE: 3 Uraufführungen aus dem "Quartettbuch“ Robert SCHUMANN: Märchen-Erzählungen Op.132 für Viola, Klarinette, Klavier Robert SCHUMANN: Streichquartett Op.41 Nr.3 A-Dur Andante espressivo Allegro molto moderato Assai Agitato Adagio molto Finale Allegro molto vivace Pause Wolfgang Amedeus Mozart: Streichquintett D-Dur KV 593 Larghetto Allegro Adagio Menuetto Allegretto Allegro Ausführende: Daniel Kobyljansky, Patricia Kopatchinskaja, Boris Yoffe, Roman Spitzer, Sol Gabetta Galina USTWOLSKAJA: Trio für Klarinette, Violine und Klavier Espressivo Dolce Energico Ausführende: Stephan Siegenthaler, Daniel Kobyljansky, Patricia Kopatchinskaja, Ivan Sokolov .