scinexx | Proteine halten Synapsen fit: Verkannte Eiweiße steuern
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scinexx | Proteine halten Synapsen fit: Verkannte Eiweiße steuern Signalübertragung in Nervenzell-Netzwerken Freitag, 14.12.2007 Proteine halten Synapsen fit Verkannte Eiweiße steuern Signalübertragung in Nervenzell- Suche >> Netzwerken Proteine, die bisher nur für ihre Rolle bei der langsamen Ausschüttung von Hormonen bekannt waren, steuern auch die schnelle Informationsweiterleitung in Nervenzell-Netzwerken des Gehirns: Dies haben jetzt deutsche Wissenschaftler in einer neuen Studie herausgefunden über die sie in der aktuewllen Ausgabe der Fachzeitschrift Cell berichten. Danach sorgen die so genannten CAPS-Proteine dafür, dass immer genug sofort einsetzbare Vesikel an einer Synapse vorhanden sind, die chemische Botenstoffe für die Kommunikation zwischen Nervenzellen enthalten. Die Signalübertragung innerhalb von Nervenzell-Netzwerken erfolgt an spezialisierten Zell-Zell-Kontakten, den Synapsen. Wird eine sendende Nervenzelle erregt, so schüttet sie Botenstoffe, so genannte Neurotransmitter aus. Diese werden aus kleinen, von Membranen umhüllten Bläschen, den Nervenzelle synaptischen Vesikeln, freigesetzt, © NIH gelangen dann zur Empfängerzelle und beeinflussen deren Aktivitätszustand. Die Freisetzung der Botenstoffe erfolgt durch Verschmelzen der Vesikel mit der Zellmembran, ein Prozess, der das Zusammenspiel verschiedener Proteine erfordert. Vesikel ist nicht gleich Vesikel Ein Blick durch das Mikroskop offenbart, dass es unterschiedliche Populationen von Vesikeln gibt: Vesikel mit einem gewissen Abstand zur Plasmamembran bilden einen Reserve-Pool. Bei Bedarf können sie aktiv zur Plasmamembran überführt und dort verankert werden. Doch noch können sie nicht mit der Plasmamembran fusionieren, dazu müssen sie http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=7410&datum=2007-11-19 (1 von 4)14.12.2007 16:39:30 Premiumbereich Login Benutzer Kennwort Newsletter Bestellen Sie jetzt den kostenlosen Newsletter! Diaschauen zum Thema Gliazellen Gehirnforschung scinexx | Proteine halten Synapsen fit: Verkannte Eiweiße steuern Signalübertragung in Nervenzell-Netzwerken erst fusionsfähig gemacht werden. Den entsprechenden biochemischen Prozess bezeichnen die Wissenschaftler als „Priming". Erst diese vorbereiteten Vesikel bilden den so genannten „Release Ready Pool", sind also akut freisetzbar. Wären diese nicht vorhanden, würde die Signalübertragung zwischen Nervenzellen schnell ermüden. Besonders Prozesse, die von einer schnellen Informationsvermittlung abhängen, kämen zum Erliegen, und lebenswichtige Fähigkeiten wie etwa das Sehen oder die schnelle Ortung einer Schallquelle wären unmöglich. Eigentlich galt der „Priming"-Prozess als aufgeklärt. Übersehene Proteine Doch tatsächlich haben die Wissenschaftler dabei bislang eine bestimmte Sorte Proteine übersehen, wie Nils Brose und seine Mitarbeiter Wolf Jockusch und JeongSeop Rhee vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen herausfanden. Die Neurowissenschaftler hatten genetisch veränderte Mäuse erzeugt, denen alle bekannten CAPS-Gene fehlen, und mussten zu ihrer eigenen Überraschung feststellen, dass die entsprechenden Proteine für das „Priming" synaptischer Vesikel absolut notwendig sind. „Ohne CAPS-Proteine gibt es keine akut freisetzbaren Vesikel in Nervenzellen und die Signalübertragung kommt zum Stillstand", sagt Brose. Und sein koreanischer Kollege JeongSeop Rhee gibt zu: „Niemand hatte die CAPS-Proteine als Regulatoren der synaptischen Transmitterfreisetzung auf der Rechnung, auch wir nicht. Es galt vielmehr als sicher, dass diese Proteine mit der eigentlichen Synapsenfunktion nichts zu tun haben." Vesikelzahl bestimmt Zuverlässigkeit Bei der Entdeckung der Göttinger Nervenzellen Neurowissenschaftler handelt es sich nicht © MPI für experimentelle bloß um ein akademisches Problem von Medizin Grundlagenforschern, denn „die Zahl der akut freisetzbaren Vesikel einer Synapse entscheidet über deren Zuverlässigkeit", so Jockusch. Gibt es zu wenige akut freisetzbare Vesikel und werden diese zudem noch zu langsam nachgeliefert, ermüdet die entsprechende Synapse bei dauerhafter Belastung sehr schnell. Wird im Gegensatz dazu zu schnell zu viel Botenstoff freigesetzt, so kann das verheerende Folgen haben, eine davon sind Epilepsien. http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=7410&datum=2007-11-19 (2 von 4)14.12.2007 16:39:30 Dossiers zum Thema Gehirnforschung Dem menschlichen Denken auf der Spur Elektrische Synapsen „Aschenputtel“ unter den Zellkontakten „Der kleine Unterschied“ im menschlichen Gehirn Wie Östrogen und Co. die kognitiven Leistungen beeinflussen Der Kitt denkt mit Geheimnisvolle Gliazellen im Gehirn Die Macht der Hormone Alleskönner, Jungbrunnen und Liebestrank? Arzneimittelforschung Mit Hightech auf der Suche nach Naturwirkstoffen Rätsel Hirnschwund Auf der Suche nach den Ursachen von Alzheimer und Parkinson scinexx | Proteine halten Synapsen fit: Verkannte Eiweiße steuern Signalübertragung in Nervenzell-Netzwerken Aus diesem Grund interessieren sich inzwischen auch Pharmaunternehmen für synaptische Regulatorproteine wie CAPS. „Sollte es gelingen", so Brose, "die Aktivität dieser Proteine pharmakologisch zu regulieren, wovon wir ausgehen, dann wären ganz neue EpilepsieTherapien möglich, die viele der Nebenwirkungen umgehen, unter denen aktuelle Therapieverfahren leiden." (MPG, 19.11.2007 - DLO) Artikel drucken Nach verwandten Themen suchen: Synapse, Nervenzelle, Vesikel, Botenstoffe, Proteine, Eiweiße, Priming Weitere News zum Thema Wie Hirnlawinen entstehen (26.11.2007) Forscher untersuchen Gehirn an der Grenze zum Chaos Neuronen in 3D (13.11.2007) Wissenschaftler rekonstruieren dreidimensionale Struktur von Nervenzellen Mini-Scharnier beeinflusst Hirnfunktion (09.11.2007) Feinmechanik von Glutamatrezeptoren im Gehirn aufgeklärt Neuronen: Erst hören dann senden (31.10.2007) Neu gebildete Gehirnzellen müssen erst „erzogen“ werden Alzheimer: Eiweiß-Klumpen legen ATP-Maschine lahm (02.10.2007) Wissenschaftler identifizieren eine Ursache der Krankheit News des Tages Weltklimarat: Zeit für Zweifel ist vorbei Chemische Übergriffe im Material-Sandwich Ameisen: Zubrot aus dem eigenen Darm Proteine halten Synapsen fit Druckanstieg am Meeresboden enthüllt Tsunamis Eiweiß verringert Alzheimer-Plaques Bakterien verantwortlich für Fischgeruch IPCC: Keine Obergrenze für Meeresspiegelanstieg IPCC-Bericht: Ein Weckruf an die Politik Bücher zum Thema Der Beobachter im Gehirn Essays zur Hirnforschung von Wolf Singer Eine kurze Reise durch Geist und Gehirn von Vilaynur S. Ramachandran Medizin für das Gehirn Hrsg. Spektrum der Wissenschaft Feuerwerk der Hormone Warum Liebe blind macht und Schmerzen weh tun müssen von Marco Rauland http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=7410&datum=2007-11-19 (3 von 4)14.12.2007 16:39:30 scinexx | Proteine halten Synapsen fit: Verkannte Eiweiße steuern Signalübertragung in Nervenzell-Netzwerken Gott-Gen und Großmutter neuron Geschichten von Gehirnforschung und Gesellschaft von Manfred Spitzer Lernen Gehirnforschung und die Schule des Lebens von Manfred Spitzer Top-Clicks der Woche 1. Höllen-Mikrobe als Treibhausgas-Fresser 2. Schmelzwasser löste Klimaabkühlung aus 3. Tiefsee: Wimmelndes Leben auch an kalten Quellen 4. Megakurzschlüsse auf ultrakaltem Zwergenstern 5. Roter Sonnenuntergang auf extrasolarem Planeten Copyright (c) 1998 - 2007 scinexx Springer-Verlag, Heidelberg - MMCD NEW MEDIA, Düsseldorf http://www.scinexx.de/index.php?cmd=wissen_details&id=7410&datum=2007-11-19 (4 von 4)14.12.2007 16:39:30