Griechische Komoedie - Öffentlichkeitsarbeit und

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Griechische Komoedie - Öffentlichkeitsarbeit und
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Kommentare zur griechischen Komödie
Forschungsprojekt und Wissenschaftsblog
Forscher der Universität Freiburg schließen eine Lücke in der Bildungsgeschichte: Ein Großteil der
antiken griechischen Literatur existiert bisher nur in Fragmenten. Nach und nach werden diese nun in
Ausgaben und Kommentaren erschlossen. In einem Blog präsentieren die beteiligten Altphilologen
ihre neuesten Ergebnisse.
Viele Geschichten ranken sich um verlorene Texte. Am bekanntesten ist durch Umberto Ecos Roman Der
Name der Rose der Verlust des zweiten Buchs der Poetik des Aristoteles, in dem die Komödie behandelt
wurde.
Fragment und Komödie
Besonders in dieser zentralen Gattung der Weltliteratur, der Komödie, sind die Verluste gravierend: Erhalten
sind elf Komödien des Aristophanes (ca. 450-385 v. Chr.) sowie ein komplettes Stück des Menander (342290 v. Chr.), dazu kommen tausende mehr oder weniger umfangreicher Fragmente und Zeugnisse, die bis
heute nicht umfassend erschlossen sind, vor allem nicht in deutschen Übersetzungen vorliegen. Die
wissenschaftliche Aufarbeitung der Dokumente wird ein neues Licht auf die Geschichte der griechischen
Literatur der Antike werfen.
Langfristiges Forschungsvorhaben
Das im Rahmen des Akademieprogramms geförderte Projekt „Kommentierung der Fragmente der
griechischen Komödie“ läuft über eine Dauer von 15 Jahren. Es hat seine Heimat an der Universität Freiburg
unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Zimmermann und wird von der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften betreut. Da die Arbeit mit Fragmenten unter methodischen und philologischen
Gesichtspunkten äußerst anspruchsvoll ist, eignet sich dieses Gebiet in besonderer Weise zur Ausbildung
von angehenden Philologinnen und Philologen. Von Anfang an werden Studierende in die Arbeit
eingebunden. Da das Projekt mit zwei Promotionsstellen ausgestattet ist, ist es ein exzellentes Instrument der
Nachwuchsförderung.
Blog: Erläuterungen zum aktuellen Forschungsstand
Die an dem Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden ihre Ergebnisse in einem
Blog auf www.surprising-science.de, dem Wissenschaftskommunikationsportal der Universität Freiburg,
zusammenfassen und dort gleichzeitig auch für Laien erklären.
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Ehebruch und Kohlrezepte: Die Fragmente des Alkaios
Ein pöbelnder Göttervater Zeus, Szenen aus einer Ehe, der Minotauros als Stadtbewohner und
Kochrezepte: Die Fragmente des Komödiendichters Alkaios liefern vielseitige Einblicke in
Alltagsleben, Kultur und Mythologie im klassischen Griechenland. Dr. Christian Orth vom Freiburger
Forschungsprojekt erläutert, was es in den antiken Werken zu entdecken gibt.
Alkaios ist einer der vielen griechischen Komödiendichter neben Aristophanes und Menander, die
wissenschaftlich erst ansatzweise erschlossen sind und nun im – an der Universität Freiburg laufenden Projekt zur „Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie“ umfassend untersucht werden. Aus
dem Leben und Schaffen des Atheners Alkaios - nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Lyriker Alkaios
von Mytilene - ist nicht viel überliefert: Angeblich verfasste er zehn Komödien, von acht sind die Titel bekannt.
40 Zitate aus seinen Werken haben sich erhalten, bei sechs davon ist allerdings nicht klar, ob nicht doch eher
der Lyriker gemeint ist.
Gesichert ist hingegen, dass eine Komödie von Alkaios im Jahr 388 v. Chr. aufgeführt wurde: Der
Komödiendichter trat mit seiner „Pasiphae“ im Rahmen eines Wettstreits gegen vier Konkurrenten an,
darunter auch Aristophanes mit dem noch heute erhaltenen „Plutos“ („Der Reichtum“). Wie der Wettkampf
ausging, ist leider nicht überliefert.
Mythologie und Erotik: Inhalte und literarische Einordnung der Werke von Alkaios
Alkaios ist einer der spätesten Dichter der „Alten Komödie“, der ersten der drei Phasen, in die schon in der
Antike die Geschichte dieser Gattung eingeteilt wurde. Nach Titeln wie „Ganymedes“, „Endymion“, „Kallisto“
und „Pasiphae“ zu urteilen, hatte er eine besondere Vorliebe für mythologische Stoffe, besonders
Liebschaften zwischen Menschen und Göttern - oder sogar, wie im Fall der „Pasiphae“, der Königin von
Kreta, die sich in einen Stier verliebte, Tieren.
Allerdings verlegte er die Handlung gern in die athenische Alltagswelt, und die Götter und Helden werden
wenig heroisch gezeichnet: Beim Hochzeitszug von Zeus und Hera im „Hieros gamos“ („Heilige Hochzeit“,
benannt nach einem athenischen Fest) kam – wie in Athen üblich – ein einfacher Ochsenkarren zum Einsatz.
Eines der Fragmente aus dem „Ganymedes“ enthält Pöbeleien von Göttervater Zeus gegen den hinkenden
Hephaistos, weil der Mundschenk ihn nicht schnell genug bediente.
Um Ehebruch ging es in einer weiteren Komödie, den „Adelphai moicheuomenai“ („Die verführten
Schwestern“). Für die Athener des 5. und 4. Jh. v. Chr. galt als „moicheia“ (Ehebruch) übrigens jedes
Liebesverhältnis eines Mannes mit einer Frau, die eigentlich einem anderen „gehörte“. Ob der „Ehebrecher“
selbst verheiratet war, spielte dagegen keine Rolle.
Mosaiksteinchen: Die griechischen Komödien als wissenschaftliche Quellen
Wie Aristophanes und etwa hundert Jahre später Menander schrieb auch Alkaios seine Komödien für die
Wettbewerbe an zwei Dionysos-Festen in Athen, den Lenäen und den Großen Dionysien, und brachte sie im
Dionysostheater unterhalb der Akropolis zur Aufführung. Der Dichter war dabei gleichzeitig auch der
Regisseur seiner Stücke. Der ständige Wettstreit unter den Dichtern führte dazu, dass jeder von ihnen im
Bemühen, das Publikum gleichzeitig zu überraschen und doch seine Erwartungen nicht zu enttäuschen, in
kleinen Schritten zu der Veränderung der Gattung beitrug.
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Dass sich diese Entwicklung für die Komödie noch besser nachverfolgen lässt als für jede andere Gattung der
griechischen Antike, liegt an der großen Zahl von Dichtern, von denen sich Fragmente erhalten haben. Jedes
einzelne davon ist ein Mosaiksteinchen, das zum Verständnis nicht nur der Gattungsgeschichte, sondern
auch vieler anderer Aspekte der griechischen Antike beitragen kann. Sie sind damit eine unschätzbare Quelle
für die Wissenschaft.
Und in jedem dieser Fragmente ist zugleich auch ein kurzer Augenblick einer Theateraufführung aus dem
antiken Griechenland konserviert. Allerdings sind dabei viele für die Aufführung relevante Aspekte wie die
Gestaltung der Bühne, die Kostüme, die Musik, die Gesten der Schauspieler und sogar die Identität der
sprechenden Figuren in den meisten Fällen verlorengegangen und müssen – soweit überhaupt noch möglich
– erst mühsam aus den Texten wieder erschlossen werden.
Ein Gastmahl unter Philologen: Entstehung der Fragmente
Die Einordnung der meisten antiken griechischen Komödien ist erst ansatzweise geschehen. Doch
wie sind die Texte, mit denen die Freiburger Wissenschaftler arbeiten, eigentlich entstanden? Dr.
Christian Orth beschreibt den Entstehungsprozess dieser Fragmente.
Die Überlieferungsprozesse, an deren Ende die uns erhaltenen Fragmente stehen, lassen sich nur teilweise
rekonstruieren. Alles beginnt mit dem originalen Exemplar des Dichters, das zusammen mit ersten
Abschriften für die Uraufführung der Komödie bestimmt war. Was mit den Handschriften danach geschah, ist
unbekannt: Blieben sie im Besitz des Dichters und der an der Aufführung beteiligten Personen? Wurden sie
für Wiederaufführungen in attischen Gemeinden oder auch außerhalb Attikas eingesetzt oder weiter
vervielfältigt? Oder konnte Zeitgenossen von erfolgreichen Stücken auch Exemplare bei einem der
Buchhändler am Rand der Agora, dem zentralen Versammlungs- und Marktplatz Athens, erwerben? Klar ist
nur, dass noch Jahrzehnte und Jahrhunderte später zahlreiche Stücke in Abschriften vorhanden waren und in
Bibliotheken aufbewahrt wurden: Ptolemaios I., der von 323 bis 282 vor Christus über Ägypten herrschte,
gründete die Bibliothek in Alexandria, um die gesamte griechische Literatur zu sammeln.
Von der Buchrolle zum Fragment
In Alexandria setzte eine umfassende Arbeit der Katalogisierung sowie der lexikographischen Erfassung und
Kommentierung ein. Die Gelehrten in der Bibliothek haben offenbar einen großen Teil der Komödien
durchgearbeitet und dabei bemerkenswerte oder erklärungsbedürftige Wörter herausgeschrieben und
diskutiert. Eine Folge dieser Arbeit ist, dass sich noch in spätantiken und byzantinischen Kommentaren und
Lexika immer wieder Zitate aus verlorenen Komödien finden. Die Autoren dieser erhaltenen Werke haben die
Zitate jedoch fast immer aus zweiter, dritter oder vierter Hand übernommen, und die originalen Komödien
nicht mehr selbst gelesen. Hinzu kommt, dass Lexika und Kommentare oft nicht genau abgeschrieben,
sondern je nach Bedarf verkürzt oder auch aus anderen Quellen erweitert wurden. So ergibt sich eine oft
recht verwirrende lange Überlieferungskette, von der wir nur die Endprodukte kennen. Auch die
Komödienzitate selbst sind nicht selten fehlerhaft überliefert. Aber noch immer lassen sich aus diesen Zitaten
in mühevoller Kleinarbeit faszinierende Erkenntnisse über einzelne Komödiendichter, die Entwicklung der
griechischen Komödie und viele Aspekte des griechischen Alltags gewinnen.
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Ein Gastmahl unter Philologen
Eine besonders wichtige Quelle für Komödienfragmente sind die Ende des 2. Jahrhunderts nach Christus
entstandenen Deipnosophisten („Gastmahlsophisten“) des Athenaios von Naukratis (Ägypten). In 15 Bänden
wird erzählt, wie sich eine Gruppe Gelehrter zu einem opulenten Festmahl trifft und für jedes einzelne der
aufgetischten Gerichte nach Belegen in der klassischen attischen Literatur sucht und diese dann ausführlich
präsentiert. Das ist ein Grund dafür, dass besonders viele Fragmente der griechischen Komödiendichter mit
Essen und Trinken zu tun haben. Auch wenn dieses Thema sicherlich schon in den Komödien selbst eine
wichtige Rolle spielte, ergibt sich durch die Überlieferung dennoch ein etwas einseitiges Bild. Umso wichtiger
sind die vielen nicht-kulinarischen Informationen, die man aus den bei Athenaios erhaltenen Fragmenten
ganz nebenbei auch gewinnt.
Moderne Papyrusfunde
Die Überlieferung der Fragmente der griechischen Komödie ist die Geschichte einer immer weiter
fortschreitenden Verkürzung eines früher einmal äußerst umfangreichen Materials. In seltenen Fällen jedoch
lässt sich dieser Prozess rückgängig machen: wenn im ägyptischen Wüstensand oder im Füllmaterial einer
Mumie Reste von Buchrollen auftauchen, die den Text einer vollständigen griechischen Komödie enthielten.
So wurden seit Beginn des 20. Jahrhunderts große Teile von mehreren Komödien des bedeutenden Dichters
Menander, der zwischen dem vierten und dritten Jahrhundert vor Christus lebte, wieder entdeckt. Sein Werk
war zuvor nur aus kurzen Zitaten, antiken Urteilen und freien lateinischen Nachdichtungen bekannt gewesen.
Auch wenn durch die Papyrusfunde immer noch neue Fragmente hinzukommen, ist die Sammlung des
erhaltenen Materials weitgehend abgeschlossen: Die maßgebliche Ausgabe der Poetae Comici Graeci (8
Bände, 1983-2001) umfasst heute alle Fragmente der griechischen Komödiendichter mit Ausnahme der auf
Papyrus überlieferten Stücke von Menander. Zurzeit sind in der Freiburger Forschungsgruppe Kommentare
zu Alkaios, Aristomenes und Telekleides in Vorbereitung – über die ersten Ergebnisse über die Werke des
Komödiendichters Alkaios hat Christian Orth in diesem Blog bereits berichtet.
Kontakt
Surprising Science
Annette K.- Persch
Redaktion und Projektkoordination
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungsmanagement
Tel. 0761 / 203 - 8909
annette.persch@pr.uni-freiburg.de II www.surprising-science.de