N Traceability-Management
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N Traceability-Management
RISIKEN MANAGEN Produktrückrufe minimieren Ursachen rasch lokalisieren Das Traceability-System wird individuell auf die Bedürfnisse und Anforderungen einzelner Branchen abgestimmt. Bei auftretenden Qualitätsproblemen steht für den Traceability-Anwender dabei die Beantwortung der folgenden Fragen durch die IBS-Lösung im Vordergrund: ■ Welche Materialien und Halbfabrikate wurden eingesetzt? ■ Welche Chargen und Seriennummern wurden verbaut? ■ Welche Vorgabe- und Einstellparameter wurden verwendet? ■ Welche Arbeitsabläufe und Maschinen wurden zur Herstellung eingesetzt? ■ Welche Prozessprobleme traten auf und wurden wie gelöst? ■ Welche relevanten Parameter wurden zur Variantenbildung eingestellt? ■ Welche Qualität wurde erreicht? Durch die Beantwortung dieser Fragen können Fehlerursachen schnell lokalisiert und effektive Massnahmen zur Vorbeugung ergriffen werden. Durch gezielte Ursachenanalyse können Fehler zusätzlich auch für die Zukunft nachhaltig ausgeschlossen werden – was wiederum eine Senkung der Produktionskosten zur Folge hat. Traceability-Management Von Stefan Ströder N eben der Automobilindustrie wird auch in anderen Branchen wie in der Medizintechnik oder der Elektronikindustrie der Ruf nach Traceability lauter. Hauptgründe für diese Entwicklung sind Vorgaben des Gesetzgebers, der bei der Produktherstellung die strikte Einhaltung bestimmter gesetzlicher Standards und Normen vorsieht. Der Nachweis der Einhaltung wird durch den Einsatz einer Traceability-Lösung dokumentiert und beständig erbracht. Weitere Beweggründe für die Einführung eines TraceabilitySystems sind die damit verbundenen Möglichkeiten zur Kosteneinsparung. So führt zum Beispiel eine genaue Identifikation und anschliessende Korrektur des Produktionsprozesses zu einer Verringerung von Produktrückrufen. Stefan Ströder, IBS AG, Rathausstrasse 56, D-56203 Höhr-Grenzhausen, Tel. +49 (0)2624 9180-0, stefan.stroeder@ibs-ag.de, www.ibs-ag.de MQ Management und Qualität 5/2008 Das Problem im Detail Immer kürzere Produktlebenszyklen und Entwicklungszeiten infolge verschärften Wettbewerbs erhöhen das Risiko von Markteinführungen der Produkte. Eine zunehmende Teilevielfalt und eine Komplexität in den Abläufen durch Mehr-Marken- und MehrProdukt-Strategien erschweren Qualitätssicherung und Kontrollen. Hinzu kommt eine Reduzierung der eigenen Fertigungstiefe, womit automatisch eine Erhöhung der Zahl der Lieferanten einhergeht. Vollständige Dokumentation Genau an dieser Stelle setzt das Traceability-Management an: Voraussetzung für die Traceability ist eine durchgängige Dokumentation des Produktlebenszyklus sowie sämtlicher Fertigungschargen durch Zulieferer und Hersteller. Beim Hersteller müssen mindestens die als kritisch erachteten Rohstoffe, Chargen und Produkte eine eindeutige Kennzeichnung erhalten, die auf alle relevanten Produktions- und Kundeninformationen referenziert und mit der im gesamten Fertigungsprozess und darüber hinaus eine eindeutige Identifizierung möglich ist. Dementsprechend sind Identtechniken unverzichtbar für ein wirksames Traceability-Management. Auf diese Weise kann exakt festgehalten werden, welche Teile oder Stoffe bei der Herstellung des Endproduktes verarbeitet worden sind. Da durch Traceability der gesamte Fertigungsverlauf – vom Warenein- bis zum Warenausgang – mit sämtlichen Prozessschritten und den jeweils angefallenen Qualitäts- und Prozessdaten dokumentiert wird, ist eine Eingrenzung fehlerhafter Produkte jederzeit auf Knopfdruck möglich. ▼ Produktrückrufe verursachen für Unternehmen immer wieder schwere wirtschaftliche Schäden – wegen der Kosten und dem mit der Rückrufaktion verbundenen Imageschaden. Durch ein konsequentes Qualitätsmanagement in Verbindung mit der IBS-Traceability-Lösung können Produktrückrufe erfolgreich gemanagt und die Gefahr für Rückrufe deutlich verringert werden. Der ideale Workflow Grafik 1 Ziel internes oder externes Problem Sofortmassnahmen einleiten! involvierte Bestellungen, Linien, Kunden finden Ursache finden verantwortlichen Prozess finden beteiligte Produkte finden Fehlerursache abstellen 23 RISIKEN MANAGEN Eine lohnende Investition Die Tatsache, dass fehlerhafte Bauteile schnell identifiziert und einem ganz speziellen Verursacher in der Lieferkette zugeordnet werden können, führt darüber hinaus zur Abwehr ungerechtfertigter Schadensersatzansprüche. Auch damit gehen zum Teil erhebliche Kosteneinsparungseffekte einher. Rückrufkosten werden drastisch gesenkt, da Produktrückrufe gezielt erfolgen. Mehr Transparenz in den Versorgungsund Produktionsketten optimiert Rückrufproblematik Rückrufproblematik in der Automobilindustrie Transparenzverlust in der Automotive Supply-Chain 1. Rang 2. Rang 3. Rang Durch Traceability kann das Kostenrisiko bei Rückrufaktionen deutlich gesenkt werden. MQ sprach darüber mit Torsten Schulz, Leiter Produktmanagement bei der IBS AG in Höhr-Grenzhausen. Herr Schulz, was genau versteht man eigentlich unter Traceability? Traceability heisst Rückverfolgbarkeit und bedeutet, dass jederzeit festgestellt werden kann, an welchem Ort und durch wen oder was ein Produkt entwickelt, hergestellt, verarbeitet, gelagert, transportiert, verbraucht oder entsorgt wurde. Traceability ermöglicht also die vollständige Transparenz hinsichtlich der Prozess-, Qualitäts- und Produktdaten über die Prozesskette. 24 1. Rang OEM Lückenlose Transparenz Für welche Bereiche ist Traceability besonders relevant? Ein hochentwickeltes Traceability-Management wird in der Luftfahrtindustrie bereits seit 30 Jahren eingesetzt. Dadurch kann die Einhaltung sämtlicher luftfahrtrechtlicher Bestimmungen, Normen und Anforderungen an den Produktionsprozess im Flugzeugbau lückenlos nachgewiesen werden. Aus ähnlichen Beweg- Grafik 1 gründen setzen sich TraceabilityManagement-Lösungen auch in der Automobil- und Elektroindustrie sowie im Bereich der Medizintechnik durch. Da durch Traceability zudem fehlerhafte Produkte stark eingegrenzt werden, wird unter dem Gesichtspunkt der Kosteneinsparung die Einführung früher oder später in allen Industriebereichen Einzug halten. Händler/Werkstatt LogistikDienstleister Kunde Woran liegt es, dass das Risiko von Rückrufaktionen stetig zunimmt? Der konstant härter werdende globale Wettbewerb führt in den meisten Branchen dazu, dass sich die Hersteller derzeit mit immer neuen Produkt-Offensiven überbieten. Gleichzeitig werden aber die Entwicklungszeiten – bei abnehmender eigener Fertigungstiefe – für neue Produkte immer kürzer. Dies führt unweigerlich zu einer Risikosteigerung, da die Absicherungsphasen im Produktionsprozess stark verkürzt und global verteilt werden. Eine besondere Herausforderung für Traceability bieten dabei unter anderem die Elektroniksysteme in Fahrzeugen, das heisst die Kompatibilität von Software- und Hardwareständen im Zusammenspiel. Hilft Traceability auch bei der Produkthaftung? Traceability ermöglicht dem Hersteller eine komplette Rückverfolgung auch im Sinne der Produkthaftung. Der Hersteller hat sicherzustellen und alles dafür zu tun, dass sein Produkt fehlerfrei ausgeliefert wird. Die durch Traceability ermittelten Daten sind auch vor Gericht als Beweismittel ein wesentlicher Bestandteil. ferner die Güter- und Transportströme, reduziert die Lagerbestände und verbessert die Ersatzteil- und Kreislauflogistik. Ausblick: Trotz aller Vorsichtsmassnahmen und dem ausgeklügelsten Qualitätsmanagement werden sich Rückrufe niemals völlig vermeiden lassen. Aber mit einem effektiven Traceability-Management, das gezielte Produktrückrufe ermöglicht, erreichen Unternehmen eine deutliche Reduzierung ihres Kosten■ risikos. Wie hoch ist das Kostensenkungspotenzial? Laut einer McKinsey-Studie für die Automobilindustrie um bis zu 50 Prozent. Kundenbeispiele zeigen, dass man auf bis zu 8 Prozent der betroffenen Produkte fehlerhafte Kürzungen eingrenzen konnte. Wie kommt dieser beachtliche Wert zustande? Fehlerhafte Komponenten oder Baugruppen können bis auf Lieferscheinebene, das heisst bis auf das gefertigte Fahrzeug respektive die Fahrzeugidentnummer zurückverfolgt werden. Ein Rückruf und die damit verbundene Nachbesserung beschränkt sich deshalb auf wenige Fahrzeuge. Rückrufaktionen ganzer Fahrzeug-Serien und die damit verbundenen Rückruf- und Untersuchungs-Kosten werden dadurch hinfällig. Auch für stille Rückrufaktionen können somit die Investitionen stark gesenkt werden. Herr Schulz, ich danke Ihnen für das Gespräch. Das Gespräch führte Kerstin Hessler, Fachjournalistin, c/o Redaktion Management und Qualität, CH-3013 Bern MQ Management und Qualität 5/2008