Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen

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Dipl.-Sozialarbeiter Dennis Kemper
Die Bedeutung rechtsextremer Musik
innerhalb der politischen Sozialisation Jugendlicher
Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Vorliegend die ursprünglich als Diplomarbeit vorgelegte Schrift.
Sämtliche Informationen entsprechen dem Stand von März 2009.
2
3 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Inhaltsverzeichnis
Einleitung.............................................................................................................. 06
1.
Terminologie des Rechtsextremismus................................................................ 08
1.1
Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus, Neonazismus, „Neue Rechte“....... 09
1.2
Fremdenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit, Xenophobie............................ 14
1.3
Rasse, Rassismus................................................................................................... 16
1.4
Antijudaismus, Antisemitismus, Antizionismus................................................. 18
1.5
Geschichtsrevisionismus, Revanchismus............................................................ 21
2.
Politische Sozialisation und Musik……….......................................................... 24
2.1
Die Bedeutung von Jugendkulturen.................................................................... 26
2.2
Bedeutung und Größe der rechtsextremen Musikszene................................... 29
2.3
Erreichbarkeit rechtsextremer Musik…............................................................ 31
2.4
Die Schulhof-CDs der NPD.................................................................................. 34
2.5
Rechtsextreme Musik als Erlebniswelt............................................................... 38
3.
Für Rechtsextreme relevante Szenen.................................................................. 40
3.1
Die Skinhead-Szene............................................................................................... 41
3.1.1 Selbst- und Werteverständnis in der Skinhead-Jugendkultur......................... 42
3.1.2 Historischer Wandel der Skinhead-Szene.......................................................... 44
3.2
Die Black-Metal-Szene und ihre Subszenen....................................................... 47
3.2.1 Selbst- und Werteverständnis in der Black-Metal-Szene................................. 48
3.2.2 Entstehung des National Socialist Black Metal.................................................. 50
3.3
Neofolk und Gothic............................................................................................... 52
3.3.1 Selbst- und Werteverständnis im Neofolk und Gothic ..................................... 53
3.3.2
„Neue Rechte“ und der Neofolk......................................................................... 54
3.4
Liedermacher und Partyschlager........................................................................ 56
3.5
Hardcore und Hatecore........................................................................................ 58
3.6
Viking-Rock........................................................................................................... 60
3.7
Hip-Hop und Techno................................................................................. ........... 61
3.8
Zwischen den politischen und jugendkulturellen Szenen................................. 62
4.
Agitationsfelder rechtsextremer Musik.............................................................. 64
4.1
Aufbau, Erhalt und Festigung von Feindbildern............................................... 65
4.2
Selbstdarstellung: Skinheads, Mobilisierung und Aktivierung........................ 87
4.3
Selbstdarstellung als Täter und Opfer................................................................ 100
4.4
Antisemitismus als Verbindungsglied aller Szenen........................................... 115
4.5
Verherrlichung und Verharmlosung des Nationalsozialismus......................... 124
4.6
Mythologie zwischen Neofolk und NS-Black Metall.......................................... 132
4.7
Weitere Themen.................................................................................................... 141
4
5 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen 5.
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen....................................................... 152
5.1
Sinn und Zweck von Verboten............................................................................. 154
5.2
Weiterführende Gedanken................................................................................... 155
Schlusswort............................................................................................................ 156
Anhänge:
ANHANG I:
Abkürzungsverzeichnis................................................................... 160
ANHANG II:
Literaturverzeichnis......................................................................... 162
ANHANG III:
Internet-Quellenverzeichnis............................................................ 166
ANHANG IV:
Vollständige Texte aller verwendeten Musikbeispiele................... 168
Digitale Anhänge (auf beigelegter DVD-ROM):
ANHANG V:
Alle verwendeten Musikbeispiele als MP3.
ANHANG VI:
Kopie aller verwendeten Internetdokumente
ANHANG VII:
Verwendete Literatur im PDF-Format, wenn verfügbar
ANHANG VIII:
Zusätzliche Literatur und Informationsmaterial
Einleitung
Das Thema Rechtsextremismus ist und bleibt aktuell. Die Zahl der rechtsextremen
Straftaten wird im Jahr 2008 vermutlich die bisherige Höchstmarke des Jahres 2006
deutlich überschreiten1 und in Dresden fand jüngst die größte rechtsextreme
Demonstration seit Gründung der Bundesrepublik statt.2 Auch in NordrheinWestfalen gab es mit Dortmund (06.09.2008), Köln (19.-21.09.2008) und Bochum
(25.10.2008) gleich drei große Demonstrationen mit bundesweiter, im Fall Köln sogar
europaweiter Mobilisierung innerhalb von nur zwei Monaten. Während dabei in Köln
und Bochum die Gegendemonstranten deutlich überwogen, war gerade die
Demonstration in Dortmund ernüchternd. Mit 1200 rechtsextremen Demonstranten
war dies die größte rechtsextreme Demonstration im dritten Quartal 2008.3 Von der
sonst gewohnten zahlenmäßig deutlichen Überlegenheit der Gegendemonstranten
war hier nur wenig zu sehen.
Das Problem besteht also weiterhin – und auch wenn nach jeder Großdemonstration
ebenso wie nach dem Angriff auf den Passauer Polizeichef Mannichl nach einem
NPD-Verbot gerufen wird, kann dies nicht als „Lösung“ betrachtet werden, da sich
das Problem des Rechtsextremismus auf diesem Weg alleine kaum bekämpfen,
sondern nur auf den Untergrund und die anderen rechtsextremen Parteien verlagern
lässt. Was sind also die Alternativen oder zusätzlichen Maßnahmen, nachhaltig
gegen den Rechtsextremismus vorzugehen?
Ausgangspunkt jeder Arbeit gegen Rechtsextremismus muss die Vermittlung von
Informationen sein. Ohne das Wissen, warum rechtsextreme Musikszenen für
Jugendliche und junge Erwachsene so verlockend sind, ist eine Arbeit mit jungen
Rechtsextremisten kaum oder nur unter erheblich erschwerten Bedingungen möglich.
Dabei muss immer bedacht werden, dass auch der Rechtsextreme im Kern ein
denkender Mensch ist. Es muss also ergründet werden, warum diese Menschen die
subjektive Entscheidung treffen, sich in einer Szene zu bewegen, die sich gegen die
universellen Menschenrechte und gegen das Demokratieprinzip stellt.
1
2
3
vgl. http://npd-blog.info/2009/02/17/rechtsextreme-straftaten-auf-rekordniveau/
vgl. http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/rekord-aufmarsch-an-neonazis/
vgl. http://npd-blog.info/2008/11/13/drittes-quartal-08-21-offentliche-veranstaltungen-von-rechtsextremen/
6
7 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Bei aller berechtigten Verurteilung rechtsextremer Denkmuster darf das Verstehen
nicht vergessen werden. Dabei meint „verstehen“ keinesfalls, Verständnis für den
Rechtsextremismus aufzuwenden, sondern die Beweggründe der Jugendlichen und
jungen Erwachsenen logisch und emotional nachvollziehen zu können. Was bietet
die rechtsextreme Szene dem Jugendlichen, dass er die negativen Folgen – häufig
z.B. eine starke gesellschaftliche Ausgrenzung – in Kauf nimmt?
Diese Arbeit soll einen grundlegenden Einblick in die Wirkungsweise des Rechtsrock
bieten, wobei „Rechtsrock“ sämtliche Musik mit rechtsextremem Inhalt – unabhängig
vom Musikstil – meint. Darüber hinaus möchte ich die Themen, welche in diesem
Bereich aktuell sind – und somit einen Spiegel der Lebenswelt ihrer Hörer –
darstellen. Zur Vermeidung von Doppeldeutigkeiten und Ungenauigkeiten wird der
erste Teil dabei die Terminologie des Rechtsextremismus unter wissenschaftlicher
Betrachtung darstellen.
Der zweite Teil der Arbeit wird sich mit dem Thema der politischen Sozialisation
durch Musik beschäftigen und erläutern, wie wichtig Musik als Bestandteil der
Jugendkulturen ist, um rechtsextremes Gedankengut in den Jugendszenen zu
verbreiten.
Der dritte Teil wird einen kurzen Überblick über die verschiedenen, besonders vom
Rechtsextremismus betroffenen Jugendszenen geben und die Geschichte der
Verbreitung
des
Rechtsextremismus
in
diesen
Szenen
darstellen.
Das
Hauptaugenmerk wird hier auf Gemeinsamkeiten der Jugendkulturen mit dem
Rechtsextremismus liegen, um so darzustellen, anhand welcher Ansatzpunkte sich
rechtsextremes Gedankengut dort verbreiten konnte.
Der vierte Teil wird exemplarisch zentrale Themen des Rechtsrock beleuchten und
dabei neben den Inhalten auch einige bedeutende Rechtsrock-Bands vorstellen.
Im letzten Teil folgt eine kritische Reflexion der gegenwärtigen Rechtsrockszene und
es werden einige Probleme aufgezeigt und Lösungen angesprochen.
1. Terminologie des Rechtsextremismus
In der Terminologie des Rechtsextremismus gibt es eine Vielzahl von Begriffen, die
bei der wissenschaftlichen Behandlung des Themenbereichs rechtsextremer Musik
relevant sind und keinesfalls leichtfertig verwendet werden sollten. Leider zeigt die
Erfahrung mit den Medien, dass hier häufig Begriffe wie „Rechtsextremismus“ und
„Rechtsradikalismus“ synonym verwendet werden. Auch scheuen sich die Medien
häufig, Rassismus als solchen zu bezeichnen und greifen auf sprachliche
Konstruktionen wie „Fremdenfeindlichkeit“ zurück. Vor der Beschäftigung mit den
Inhalten des eigentlichen Themas ist es daher wichtig, die Begrifflichkeiten genau zu
definieren und im Rahmen dieser Arbeit konsequent zu benutzen.
Dabei gilt es zu bedenken, dass sich im Laufe der Zeit auch innerhalb der
Sozialwissenschaften verschiedene Definitionen entwickelt haben, die sich häufig
leicht unterscheiden. Ich werde hier festlegen, welche Begriffe ich zur Beschreibung
nutze und auf welche Begriffe ich begründet verzichten werde.
Zuerst werden die übergeordneten Begriffe Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus,
Neonazismus und die „Neue Rechte“ definiert, darauf folgen die die Bestandteile
dieser
Ideologien,
Geschichtsrevisionismus.
wie
etwa
Rassismus,
Antisemitismus
und
8
9 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen 1.1 Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus, Neonazismus, „Neue Rechte“
Die Definition des Begriffs des Rechtsextremismus war immer eine Herausforderung
im Bereich der Rechtsextremismusforschung. Während die Medien die Begriffe
Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus meist synonym betrachten und der
Verfassungsschutz eine recht vereinfachte, aber gut zur Klassifikation geeignete
Unterscheidung zwischen Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus verwendet, ist
im Bereich der Soziologie viel getan worden, um eine möglichst differenzierte und
wissenschaftlich exakte Beschreibung des Rechtsextremismus-Begriffes zu liefern.
Der Verfassungsschutz greift bei seiner Definition des Begriffes aber durchaus auf
die Ergebnisse der Soziologie zurück, so benennt der Verfassungsschutz
Rechtsextremismus als ein durch „nationalistische und rassistische Anschauungen“
geprägtes Weltbild, in welchem die „Auffassung vorherrscht, die Zugehörigkeit zu
einer Ethnie, Nation oder Rasse entscheide über den Wert eines Menschen“, womit
der Verfassungsschutz die Begriffe des Kulturchauvinismus, Nationalismus und
Rassismus abdeckt, daher die Überbewertung der eigenen und Abwertung fremder
Kulturen,
Nationen
oder
Abstammungen
als
zentralen
Aspekt
des
Rechtsextremismus betrachtet. Darüber hinaus sieht der Verfassungsschutz im
Eintreten für einen starken, autoritären, bis hin zu totalitären Staat sowie in dem
Glauben,
in
einer
ethnisch
homogenen
Volksgemeinschaft
seien
die
Kontrollelemente der Demokratie nicht notwendig, wesentliche Aspekte der
rechtsextremen
Ideologie.
Des
Weiteren
hält
der
Verfassungsschutz
Rechtsextremismus für ein ideologisch uneinheitliches Gefüge mit häufig diffusen,
von Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft geprägten Weltbildern.4 Der
Verfassungsschutz grenzt Rechtsextremismus von Rechtsradikalismus klar ab, da er
unter
Radikalismus
Bestrebungen
versteht,
welche
die
Gesellschaft
zwar
grundlegend ändern wollen, sich dabei jedoch nicht gegen den Kernbestand der
freiheitlich-demokratischen Grundordnung richten.5 Dennoch weise ich darauf hin,
dass die Grenzen zwischen Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus fließend
sind und Rechtsradikale – wie etwa die „Bürgerbewegung pro Köln“ oder die
Republikaner – häufig eher aus taktischen Gründen leicht gemäßigt auftreten.
4
5
vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): „Verfassungsschutzbericht 2007“, Berlin 2008, s. 46-47
vgl. http://www.verfassungsschutz.de/de/FAQ/
Zu
der
vom
Verfassungsschutz
geschützten
freiheitlich-demokratischen
Grundordnung zählen insbesondere die vom Bundesverfassungsgericht in den
Verbotsverfahren gegen die „Kommunistische Partei Deutschlands“ (KPD) und die
„Sozialistische Reichspartei“ (SRP) definierten Grundsätze. Diese umfassen vor
allem die Achtung der universellen Menschenwürde, die Volkssouveränität – daher
den Grundsatz, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht, die Gewaltenteilung, die
Begrenzung der Macht der Regierung durch eine Kontrolle durch die Volksvertretung,
die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, die Unabhängigkeit der Gerichte sowie das
Mehrparteienprinzip, die Chancengleichheit aller politischen Parteien und das Recht
zur Bildung einer politischen Opposition zur Vermeidung einer Scheindemokratie. 6
Während für den Verfassungsschutz nur rechtsextreme Bestrebungen – also
Handlungen – relevant sind, sind für den Bereich der Sozialwissenschaften vor allem
rechtsextreme Einstellungen entscheidend.7 Der Kern dieser Einstellungen deckt sich
mit den vom Verfassungsschutz genannten ideologischen Bestandteilen. Die
Hauptmerkmale rechtsextremer Einstellungen sind dabei laut Heitmeyer:
a) Die Überbewertung der eigenen Volks-, Rassen- oder Kulturzugehörigkeit mit
meist einhergehender Abwertung anderer Nationen, Rassen oder Ethnien. Der Kern
ist
die
unterschiedliche
Bewertung,
daher
der
direkte
Widerspruch
zum
demokratischen Egalitätsprinzip, welche schnell in Nationalismus, Rassismus oder
Kulturchauvinismus gipfelt. Daraus folgt das Denken, fremde und somit schlechtere
Einflüsse anderer „Rassen“, Völker oder Kulturen seien schädlich für das eigene
Volk, die eigene „Rasse“ oder die eigene Kultur, weshalb Multikulturalismus
prinzipiell abgelehnt und durch das Konzept der homogenen Volksgemeinschaft
ersetzt wird. Dieser Ansatz der strikten Trennung der Völker wird auch im
rechtsradikalen Spektrum (z.B. der Republikaner) mit der Forderung nach dem von
Charles De Gaulle geprägten Begriff des „Europas der Vaterländer“ unterstrichen.8
Diese Forderung folgt demselben Ethnopluralismus wie die Forderung „Deutschland
den Deutschen“. 9
6
7
8
9
vgl. Hans-Gerd Jaschke: „Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“, Wiesbaden 2001 (2. Auflage), s.25
vgl. Richard Stöss: „Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland“, Opladen 1989, s.37
vgl. Bundesparteiprogramm der Republikaner, s. 10-16
Online: http://www.rep.de/upload/CMS/Die_Republikaner/pdf/programm_pdf_neu.pdf
vgl. Wilhelm Heitmeyer u.a.: „Die Bielefelder Rechtsextremismus-Studie“, Weinheim 1993 (2. Auflage), s.13
10
11 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Daraus
gehen
auch
die
„soziale,
ökonomische,
kulturelle
und
rechtliche
Ungleichbehandlungen“ hervor, welche auf die Ausgrenzung fremder Gruppen aus
dem
deutschen
Volk
hinauslaufen
und
implizieren,
die
Probleme
der
gesellschaftlichen Realität lägen in der Anwesenheit des „Fremden“ begründet.
b) Gewaltbereitschaft in vier Ausprägungen, wobei die leichteste Ausprägung die
Überzeugung darstellt, Gewalt sei etwas völlig natürliches und somit nicht
vermeidbar. Die zweite Ausprägung wäre die Billigung von Gewalt, welche durch
Dritte ausgeübt wird – so in etwa die Rechtfertigung von Gewalt gegen Migranten,
indem diesen unterstellt wird, sie seien ja sicherlich Drogendealer oder Kriminelle
gewesen. Hierzu gehört auch die „Billigung repressiver Staatsgewalt“ wie z.B. die
Forderung nach der Todesstrafe für Kinderschänder oder nach der Errichtung von
Arbeitslagern.
Die
dritte
Abstufung
ist
die
Bereitschaft
zur
eigenen
Gewaltanwendung, welche andeutet, dass die Akzeptanz der Gewalt so weit
fortgeschritten ist, dass Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung wahrgenommen wird,
Anwendung von Gewalt dementsprechend „Normal“ ist. Die vierte Abstufung ist die
Ausführung von Gewalt, daher die konkrete Gewalttätigkeit.
Dieses Denken führt dazu, dass Diskurse auf der Ebene der Gewaltlosigkeit als
sinnlos wahrgenommen werden und Gewalt im Alltag nahezu überlebensnotwendig
sei. Darüber hinaus werden alternative Lösungsstrategien von sozialen und
politischen Konflikten abgelehnt und autoritäre bis totalitäre Umgangsformen
bevorzugt. Einher geht häufig ein Hang zum Militarismus.
Wilhelm Heitmeyer geht davon aus, dass beim zusammenfließen beider Elemente –
der Ungleichheitsideologie und der Gewaltbereitschaft – von rechtsextremistischen
Orientierungen und Handlungsweisen zu sprechen sei. 10
Heitmeyer beschränkt die Definition des Rechtsextremismus recht stark, indem er vor
allem diese beiden Ebenen nennt. Andere sozialwissenschaftliche Ansätze sind hier
differenzierter. Richard Stöss z.B. sieht rechtsextreme Einstellungen – wie auch der
Verfassungsschutz – als ideologisch uneinheitliches Gefüge, bestehend aus einer
großen Zahl von Elementen mit wechselnder Bedeutungsstärke. 11
10
11
vgl. ebd. s.14
vgl. Richard Stöss: „Rechtsextremismus im vereinten Deutschland“, Berlin 2000, s.20ff
Bei Stöss sind vor allem ein übersteigerter Nationalismus, die Ablehnung der
universellen Freiheits- und Gleichheitsrechte, die Ablehnung der parlamentarischen
Demokratie sowie die Überbetonung der Gemeinschaft zum Nachteil der
Individualität, daher die Forderung nach einer Volksgemeinschaft, elementare
Bestandteile rechtsextremen Denkens.12 Neben den in den folgenden Kapiteln
behandelten Aspekten sind – auch in Bezug auf rechtsextreme Musik – alle Aspekte
des Chauvinismus, daher die Überlegenheitsideologie bezogen auf u.a. Rasse,
Nation, Ökonomie, Moral und Geschlecht (=Sexismus), relevant.
Ein anderer wesentlicher Aspekt ist der Sozialdarwinismus. Er begründet das Recht
des Stärkeren als Naturgesetz analog zur „natürlichen Auslese“ im Sinne von
Charles Darwins Theorien. In schwacher Ausprägung wird das vermeintlich
Schwache abgelehnt, in stärkerer Ausprägung führt das sozialdarwinistische Denken
zur Ausgrenzung vermeintlich „Schwacher“ aus der „Volksgemeinschaft“. In der
stärksten Ausprägung kommt es durch das biologisch-rassistische Denken, welches
dem Sozialdarwinismus zu Grunde liegt, zu offener Feindschaft bis hin zum Kampf
gegen das Schwache und damit einhergehender Negierung des Existenzrechtes von
Obdachlosen oder Menschen mit Behinderung zum Schutz der Volksgemeinschaft
vor schwächenden Einflüssen („Rassenhygiene“ gegen „Volksschädlinge“). 13
Eng mit dem Sozialdarwinismus verbunden ist die von Richard Stöss genannte
„Bereitschaft zur freiwilligen Unterwerfung unter Stärkere bzw. unter nicht
legitimierter Anm. gemeint ist demokratisch legitimierter Herrschaft und die Neigung
zur Beherrschung Schwächerer“.14 Diese Akzeptanz autoritärer Systeme ist ebenfalls
im rechtsextremen Denken stark verbreitet. Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass Rechtsextremismus ein Überbegriff ist, der viele verschiedene Aspekte
beinhaltet.
Bei Neonazismus handelt es sich um eine spezielle Form des Rechtsextremismus,
welche unmittelbar am Nationalsozialismus anknüpft, diesen als Vorbild für den
Aufbau eines neuen Systems sieht und dabei von Menschen betrieben wird, welche
keinen direkten Kontakt mit dem alten Nationalsozialismus mehr haben. 15
12
13
14
15
vgl. Richard Stöss: „Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland“, Opladen 1989, s.19
vgl. Christian Geulen: „Geschichte des Rassismus“, München 2007, s.98
zitiert nach: Richard Stöss: „Rechtsextremismus im vereinten Deutschland“, Berlin 2000, s.25
12
13 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Während der Rechtsradikalismus als abgeschwächte Version des Begriffs des
Rechtsextremismus alle politischen Positionen rechts der CDU bezeichnet16, ist die
„Neue Rechte“ etwas klarer definierbar17. Sie kann als intellektueller Teil des
Spektrums vom rechten Rand der CDU (in etwa das neurechte, CDU-nahe
Studienzentrum Weikersheim) bis zum organisierten Rechtsextremismus definiert
werden und bildet somit eine Brücke zwischen rechtskonservativen Rand und
Rechtsextremismus. Wolfgang Gessenharter spricht hier von einer Scharnierfunktion,
da die „Neue Rechte“ die beiden Elemente „demokratischer Konservativismus“ und
„Rechtsextremismus“ zwar gleichzeitig trennt, sie aber
auch scharnierartig
„beweglich verbindet“. 18
Als Merkmale der „Neuen Rechten“ nennt Thomas Pfeiffer neben dem intellektuellen
Anspruch die langfristige Prägung gesellschaftlicher Diskurse sowie das Wirken über
den „rechten Rand“ der Gesellschaft hinaus. So will die „Neue Rechte“ nicht – wie
häufig im Rechtsextremismus – über kurzfristigen Aktionismus tätig sein, sondern
strebt einen schleichenden Prozess an, der schließlich zur Meinungsführerschaft
auch in der konservativen Mitte der Gesellschaft führen soll. Diese „Erosion der
Abgrenzung“ soll die Barrieren zwischen dem rechtsextremen und konservativen
Spektrum sprengen und somit rechtsradikale bis rechtsextreme Einstellungen
salonfähig machen. 19
Ein maßgeblicher Unterschied zwischen dem Neonazismus (und auch Teilen des
Rechtsextremismus) und der „Neuen Rechten“ ist die strikte Ablehnung der
nationalsozialistischen Ideologie. Sie bezieht sich auf die Vor-Nationalsozialistische
„Konservative Revolution“ mit Vordenkern wie Carl Schmitt, blendet dabei aber aus,
dass weite Teile der Ideologie der Nationalsozialisten sich ebenfalls auf die
„Konservative Revolution“ beziehen. Einen offenen Führerkult sucht man in der
„Neuen Rechten“ vergebens20, stattdessen kommen zum Teil „moderne“ Elemente
wie eine zum Sozialdarwinismus überzogene Wirtschaftsliberalität hinzu. 21
16
17
18
19
20
21
vgl. Hans-Gerd Jaschke: „Politischer Extremismus“, Wiesbaden 2006, s. 17
Anmerkung: In der Nachkriegszeit wurden die neugegründeten rechtsextremen Parteien ebenfalls als „Neue Rechte“
bezeichnet. Diese Bezeichnung hat in der heutigen Zeit keine Relevanz mehr und ist ausdrücklich nicht gemeint.
vgl. Thomas Pfeiffer: „Avantgarde und Brücke“ in Wolfgang Gessenharter / Thomas Pfeiffer (Hrsg.): „Die Neue
Rechte - eine Gefahr für die Demokratie“, Wiesbaden 2004; s.53
vgl. ebd. s. 53ff
vgl. Wolfgang Gessenharter: „Im Spannungsfeld“ in Wolfgang Gessenharter / Thomas Pfeiffer (Hrsg.): „Die Neue
vgl. ebd. s. 44; den Artikel, über den Wolfgang Gessenharter hier schreibt, finden Sie auch Online im Archiv der
„Jungen Freiheit“: http://www.jf-archiv.de/online-archiv/file.asp?Folder=03&File=403yy60.htm&STR1=
sozialstaat%20abbauen&STR2=&STR3=&STR4=
1.2
Fremdenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit, Xenophobie
Wie bereits erwähnt ist die Ablehnung des „Fremden“ ein Kernbestandteil
rechtsextremer Weltbilder. Mit den drei Begriffen Fremdenfeindlichkeit, Xenophobie
und Ausländerfeindlichkeit verhält es sich dabei ähnlich, wie mit Rechtsextremismus
und Rechtsradikalismus – mehr noch, häufig wird Fremdenfeindlichkeit, welche nur
einen, wenn auch wesentlichen, Aspekt des Rechtsextremismus bildet, als Synonym
für diesen verwendet und von „fremdenfeindlichen Übergriffen“ gesprochen. 22
In diesem Punkt folge ich der Kritik des Journalisten Patrick Gensing, der den
Münchener U-Bahn-Angriff durch die aus Griechenland und der Türkei stammenden
Täter auf einen deutschen Rentner provokant als „fremdenfeindlichen Übergriff“
bezeichnet, da dieser Übergriff dem für die Täter Fremden galt. Daran zeigt sich das
Problem des Begriffs der Fremdenfeindlichkeit: Er betrachtet das „Fremde“ zugleich
aus der Sicht des Täters als auch aus der Sicht der Gesellschaft. Stimmt das Bild
des „Fremden“ der Gesellschaft mit jenem des Täters überein, ist es ein
„fremdenfeindlicher Übergriff“, ist das Ziel dem Täter zwar Fremd, entspricht aber
dem Selbstbild der Gesellschaft, wird von konservativen Vertretern eine andere
Kategorie gefordert („deutschenfeindliche Gewalt“), was bereits wieder eine
Ungleichbehandlung bedeutet, welche im politischen Diskurs gefordert wird, um so
eine Gefahr durch eine vermeintliche „Überfremdung“ zu zeichnen.23 Rechtsradikale
Vertreter wie die „Bürgerbewegung pro Köln“ und rechtsextreme Parteien wie die
NPD oder DVU versuchen anhand solcher Vorlagen aus den Reihen der CDU eine
„Ausländerfrage“ zu konstruieren, die sich neben der Angst vor kriminellen Migranten
auch durch die Angst vor dem Verlust der kulturellen Identität („Leitkultur“ und
„Überfremdung“), des Wohlstandes („Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“)
und sogar der Frauen definiert („Ausländer nehmen uns die Frauen weg“).
Zudem impliziert der Begriff „Fremdenfeindlichkeit“ – vor allem, wenn er wie in dem
Bericht der SZ22 auf deutsche Staatsbürger („Deutsch-Türken“) angewendet wird –
die „Fremdartigkeit“ von Migranten, wodurch dieser Aspekt in den Vordergrund
gestellt und zum Teil von den Lesern als Rechtfertigung aufgefasst werden kann.
22
23
Bericht der SZ über einen „fremdenfeindlichen Übergriff“: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/218/435964/text/
Artikel von Patrick Gensing: http://npd-blog.info/2007/12/29/was-ist-ein-fremdenfeindlicher-ubergriff/
14
15 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Hans-Gerd Jaschke sieht in dem Begriff der Fremdenfeindlichkeit die Ablösung des
alten Begriffs Ausländerfeindlichkeit, welcher – zu Recht – kaum mehr verwendet
wird, da er nicht nur das Fremde impliziert, sondern eine andere Staatsangehörigkeit.
Da die meisten Konflikte jedoch völlig unabhängig von der Nationalität stattfinden
(der rechtsextreme Schläger fragt in der Regel nicht nach dem Ausweis, bevor er
zuschlägt, sondern orientiert sich an Hautfarbe, Kultur u.ä.) ist der Begriff
Ausländerfeindlichkeit klar unzeitgemäß, auch wenn es weiterhin nicht ungewöhnlich
ist, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Volksmund trotz Besitz des
deutschen Passes als „Ausländer“ bezeichnet werden.24 Auf der anderen Seite
werden Ausländer aus Skandinavien, Holland und Großbritannien, die tatsächlich
solche sind, von dieser Ausländerfeindlichkeit häufig nicht eingeschlossen, weshalb
der Begriff in beide Richtungen unscharf ist und nicht nur das falsche Bild erzeugt,
jeder Migrant sei Ausländer, sondern auch Teile der tatsächlichen Ausländer
ausklammert. Wissenschaftlich ist der Begriff Ausländerfeindlichkeit daher wegen
seiner Unschärfe zu meiden. 25
Aber auch der Begriff der Fremdenfeindlichkeit bleibt ungenau, da Fremdheit letztlich
ein soziales Konstrukt ist, welches frei definierbar ist. Was Fremd ist, mag sich von
Region zu Region oder mit der Zeit ändern. Der Begriff impliziert jedoch, die Abwehr
des Fremden sei eine geradezu natürliche Reaktion und Fremdheit sei etwas
„naturgegebenes“ – die Nähe zum Begriff „Überfremdung“ ist ebenfalls ein negativer
Aspekt.26 Auch Angriffe auf Homosexuelle könnten als Fremdenfeindlich bezeichnet
werden - hier wird allerdings eher der Begriff der Heterophobie benutzt.
Heterophobie jedoch deutet – ebenso wie das als Synonym für Fremdenfeindlichkeit
verwendete Wort „Xenophobie“ – eine Angst an, da es wörtlich übersetzt die „Angst
vor dem Anderen“ (Heterophobie)27 bzw. die Angst vor dem Fremden (Xenophobie)
wäre. Hier wird der Schluss impliziert, Angst führe nahezu zwangsläufig zu Gewalt –
und rechtfertige diese vielleicht sogar noch. Statt Fremdenfeindlichkeit oder
Xenophobie werde ich den Begriff der Feindbilder (Migranten, Andersdenkende,
Homosexuelle u.a.) verwenden, da dieser Begriff verdeutlicht, dass es sich um
willkürlich konstruierte und instrumentalisierte Feinde handelt.
24
25
26
27
vgl. Christoph Butterwegge: „Entschuldigungen oder Erklärungen für Rechtsextremismus, Rassismus
und Gewalt“ in Butterwegge / Lohmann (Hrsg.): „Jugend, Rechtsextremismus und Gewalt“, Opladen 2001, s. 15
vgl. u.a. Wilhelm Heitmeyer: „Deutsche Zustände. Folge 1“, Frankfurt a.M. 2002, s. 20
1.3
Rasse, Rassismus
Der Begriff der Rasse tauchte erstmals vermehrt im 15ten Jahrhundert in Spanien
auf und wurde genutzt, um die besondere Hochwertigkeit von Pferden, aber auch
Adelsfamilien durch langjährige gezielte Auswahl der
Fortpflanzungspartner
herauszustellen. Diese Bedeutung ist bis heute in der Nutz- und Haustierzucht
(Katzenrassen, Hunderassen, Pferderassen) völlig normal und auch die Zoologie
verwendete den Begriff lange Zeit zur Klassifizierung von Lebewesen. Auch heute
spricht man noch von rassigen (meist südländischen) Frauen, rassigen Weinen oder
rassigen Sportwagen. Der Begriff „Rasse“ wurde, wie man an diesen Beispielen
sieht, nicht von der Biologie auf den Menschen übertragen – die Klassifizierung von
Lebewesen begann erst wesentlich später – sondern er hat von der ursprünglichen
Verwendung in der (In)Zucht den Weg in die Biologie gefunden.
Bis zum 18ten Jahrhundert wurde mit dem Begriff der Rasse, abgeleitet vom
arabischen <raz> (Kopf, Anführer, Ursprung) und vermutlich in Spanien vermischt mit
dem lateinischen <radix> (Wurzel) jede erdenkliche Gemeinsamkeit willkürlich
definiert. So wurden „Familien, lokale, regionale und kontinentale Bevölkerungen, die
Menschheit
als
Ganzes,
Nationen,
Völker
und
Staaten,
Kulturen,
Religionsgemeinschaften und ethnische Gruppen, aber auch Klassen, Schichten und
Eliten, sowie Männer, Frauen oder Homosexuelle“28 jeweils bereits als Rasse
bezeichnet. Diese Vielseitigkeit des Begriffs hat sicherlich Anteil an seinem Erfolg
und seiner Durchsetzungsfähigkeit im Laufe der Geschichte, zeugt aber auch von der
fehlenden Wissenschaftlichkeit dieses Begriffs.
Zum Erfolg des Rassenbegriffs beigetragen hat auch, dass er nie nur eine
„diffamierende Fremdbezeichnung“ war, sondern stets auch eine Selbstbezeichnung.
Angefangen vom spanischen Hochadel, der sich vom Volk abheben wollte, über die
durch lange Zucht
geschaffenen Pferderassen, die sich
vom „Ackergaul“
unterscheiden sollten, bis hin zur ersten stark negativen, auf eine ganze Volksgruppe
bezogene Verwendung, welche sich gegen die Juden richtete. Hier ist die
Geburtsstunde des Begriffs des „Rassismus“ zu sehen, obwohl das, was wir als
Rassismus bezeichnen, bereits zuvor stattfand. 29
28
29
zitiert nach Christian Geulen: „Geschichte des Rassismus“, München 2007, s.15
vgl. ebd. s. 13-16
16
17 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Auch Hans-Gerd Jaschke nennt Rassismus einen Begriff, der sich durch „moralische
Eindeutigkeit, Kampfrhetorik und eine besonders große Beliebigkeit“30 auszeichnet,
da der Begriff Rasse nicht klar zu definieren ist. Auch im Rechtsrock, welcher Thema
dieser Arbeit ist, zeigt sich beispielsweise die Uneinheitlichkeit des Empfindens von
Rassen, wenn auf der einen Seite eine polnische Division des Neonazi-Netzwerks
„Blood & Honour“ mit einer sehr aktiven polnischen Szene existiert, auf der anderen
Seite Michael Regener von der deutschen Vorzeige-Neonazi-Band Landser singt:
„Wenn ich das seh‘, werd ich echt sauer.
Polacken-Lümmel schreien “White Power”.
Oh, wie ich dieses scheiß Volk hasse.
Seit wann gehör’n Polacken, zur arischen Rasse?!“
31
Während sich viele Polen selbst als „weiße Europäer“ der „arischen Rasse“
zugehörig fühlen und keinen Widerspruch darin sehen, sich mit „White Power“-Rufen
in einer neonazistischen Umgebung zu bewegen, zählen Landser – ebenso wie viele
andere neonazistische Bands – prinzipiell alle Polen zu den Slawen und somit zu
den „Untermenschen“, was auf die neonazistische Prägung dieser Bands verweist.
Der amerikanische, für seinen Rassismus bekannte Ku-Klux-Klan
hingegen hat
weniger Probleme mit Polen, da dort die Rasse vor allem über die Hautfarbe definiert
wird.
Obwohl es so gesehen keine klar eingrenzbaren Rassen gibt, welche ein Rassismus
treffen könnte, gibt es dennoch viele Menschen, die sich auf solche meist völlig
willkürlichen Einteilungssysteme berufen und sich auch selbst „Rassisten“ nennen.
Rassismus bezeichnet daher primär die Verknüpfung von unterstellten Attributen mit
äußeren Markmalen eines Menschen, also etwa das Vorurteil, ein Mensch mit
schwarzer Hautfarbe sei von Natur aus weniger Intelligent als ein Mensch mit weißer
Hautfarbe oder ein „Türke“ sei weniger Intelligent als ein „Deutscher“ und rechtfertigt
somit die „Ungleichverteilung sozialer Ressourcen und politischer Rechte“ und
versucht,
die
universellen
Menschenrechte
durch
die
Legitimierung
gesellschaftlichen Hierarchie zu negieren. 32
30
31
32
zitiert nach Christian Geulen: „Geschichte des Rassismus“, München 2007, s.15
Siehe auch Kapitel 4.1. Der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 41 zu finden.
zitiert nach Christoph Butterwegge: „Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt“, Darmstadt 1996, s. 123
einer
1.4
Antijudaismus, Antisemitismus, Antizionismus
Die Geschichte der Judenfeindlichkeit beginnt bereits mit dem Fall des Staates Juda
und der darauf folgenden jüdischen Diaspora im Jahre 586 v. Chr. Die vertriebenen
Juden hielten an den Sitten und Gebräuchen ihres Glaubens fest und standen damit
häufig in Konkurrenz zu den jeweiligen hegemonialen Kulturen. Auch wollten die
Juden Jerusalem nicht aufgeben und revoltierten mehrfach gegen die römische
Besatzung, was im Jahr 135 v. Chr. zum vollständigen Ansiedlungsverbot für Juden
in Jerusalem führte. 33
In Ägypten waren die Konflikte noch größer. Die erste griechische Übersetzung des
Alten Testaments um das Jahr 250 v. Chr. erregte großes Aufsehen, da die dort
dargestellte Exoduserzählung nicht der ägyptischen Staatsraison entsprach. Die
Konsequenz war eine starke Verleumdung des jüdischen Volkes durch die gebildete
ägyptische Oberschicht. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung wurde den Juden
auch als Volk bereits unterstellt, sie seien minderwertig, würden Seuchen verbreiten
und barbarische Rituale (gemeint war die bis dato unbekannte Beschneidung)
betreiben. Diese bereits im Kern rassistischen Vorurteile verbreiteten sich später
auch nach Rom und so letztlich über weite Teile Europas.34 Konkrete Gewalt gegen
die jüdischen Gemeinden war zu dieser Zeit aber noch die Ausnahme.
Das aufkeimende Christentum in Rom trug wesentlich dazu bei, die antijüdischen
Stimmungen zu verstärken. Einerseits wollten sich die Christen, die zu dieser Zeit
eher eine jüdische Sekte denn eine große Religion waren, von den Juden
distanzieren, um nicht auch von den Vorwürfen betroffen zu werden, andererseits
sahen sie aus theologischer Sicht die Juden als Mörder Jesu Christi. Als im
römischen Reich das Christentum an Macht gewann und schließlich im Jahre 380 zur
Staatsreligion wurde verschärfte sich die vormals eher politisch geprägte
Judenfeindlichkeit zu einem religiösen Antijudaismus. Zu den bisherigen Vorurteilen
kamen nun auch die Ritualmordlegenden, die Geschichten von Brunnenvergiftungen
und der Vorwurf, die Juden würden bewusst Seuchen wie die Pest verbreiten. Das
Resultat waren letztlich auch unzählige Pogrome (z.B. 1349). 35
33
34
35
vgl. Christian Geulen: „Geschichte des Rassismus“, München 2007, s.24-25
vgl. Werner Bergmann: „Geschichte des Antisemitismus”, München 2006, s. 9ff
vgl. Wolfgang Benz: „Was ist Antisemitismus“; Bonn 2008, s.65ff
18
19 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen „Die Geburt des <modernen Antisemitismus> vollzog sich vor allem in Deutschland“,
konstatiert der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz in seinem Buch „Was ist
Antisemitismus“. Besonders im letzten Drittel des 19ten Jahrhunderts wurden die
Juden als Ursprung allen Weltübels bezeichnet und der Begriff der „Judenfrage“
wurde ein feststehender Begriff, verbunden mit der Forderung nach einer „Lösung“
dieses „Problems“ 36
Christian Geulen bezeichnet den „in den 1870er Jahren von deutschen Antisemiten
geprägten Begriff“ des Antisemitismus als eine „Weltanschauung, die in der
Unterscheidung und im Kampf zwischen dem <Arischen> und dem <Semitischen>
die Grundlage einer jeden Kulturbewegung sah“. Geulen geht davon aus, dass die
Sonderstellung der Juden als „etablierte Außenseiter“ einen Riss in den damals
vorherrschenden Rassenideologien darstellte, da sie zwar auf der einen Seite ihr
Besonderes – ihre Bräuche, Sitten und Rituale – behielten, auf der anderen Seite
aber dennoch recht gut in das Gemeinschaftsleben der Deutschen integriert waren.
Auch führt er an, dass in der Zeit der Industrialisierung viele neue Probleme
auftauchten, die über die verstärkte Konstruktion des ohnehin schon verbreiteten
Feindbildes der Juden erklärt wurden. 37
Beflügelt durch die Theorien einer überlegenen „arischen Rasse“, die erstmals von
Arthur de Gobineau in den 1850er Jahren in Frankreich Verbreitung fanden, wurde
versucht, die Juden als Abkömmlinge der biblischen Israelis und somit als Teil der
„semitischen Rasse“ zu definieren, wobei derlei Rassentheorien willkürlich und
wissenschaftlich nicht haltbar sind. Damit gelang der Umschwung von der vormals
von Kultur und Spracherwerb abhängigen Volkszugehörigkeit zu einer durch die
Abstammung, die „Rasse“, definierten. Hätte ein Jude vormals noch durch die
Konvertierung zum Christentum und das Ablegen der Bräuche zum deutschen Volk
gehören können, wurde diese Möglichkeit durch den Paradigmenwechsel der
Volksdefinition von Kultur zu Rasse verunmöglicht. Gobineau ging zudem davon aus,
dass ein Volk „degeneriere“, wenn „die hauptsächlich an seinem Aufbau beteiligte
Rasse ihre Blutreinheit“ verlieren würde 38
36
37
38
vgl. Wolfgang Benz: „Was ist Antisemitismus“; Bonn 2008, s. 83
vgl. Christian Geulen: „Geschichte des Rassismus“, München 2007, s.86ff
zitiert nach Marcel Atze: „Unser Hitler. Der Hitlermythos im Spiegel der deutschsprachigen Literatur nach 1945“,
Göttingen 2003, s.144
Besonders die als Fälschung entlarvten „Protokolle der Weisen von Zion“ aus den
ersten Jahren des 20sten Jahrhunderts wurden in den 20er Jahren – stark
unterstützt u.a. von Alfred Rosenberg – von den Nationalsozialisten verwendet, um
über die Konstruktion einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung Angst zu
schüren. Die „Protokolle der Weisen von Zion“ waren im Ursprung russisch, ihre
starke weltweite Verbreitung zeugt ebenso von ihrer Bedeutung wie die Tatsache,
dass sie bis heute Rechtsextremen ebenso wie der Hamas als Argumentationsbasis
dienen. 39
Der rassistisch geprägte Antisemitismus kann als Wegbereiter des deutschen
Nationalsozialismus betrachtet werden, da er eines seiner bedeutendsten Merkmale
vor allem in der politischen Propaganda darstellte. Der Antisemitismus während des
Nationalsozialismus ist maßgeblich für die industrielle Vernichtung von sechs
Millionen Juden verantwortlich. Nach dem Krieg richtete sich der Antisemitismus zum
Teil neu aus, in dem verstärkt versucht wurde, den Holocaust zu leugnen oder zu
legitimieren und den Juden selbst die Schuld am Holocaust gegeben wird – z.B. auf
Grundlage der Argumentation der „Protokolle der Weisen von Zion“. Eine weitere
Neuausrichtung ist im so genannten Antizionismus zu sehen, welcher unterschiedlich
definiert wird. Zionismus bezeichnet die „politisch-religiöse Bewegung mit dem Ziel,
einen jüdischen Nationalstaat in Palästina zu errichten“40 Als Antizionismus lassen
sich somit nicht nur alle Bestrebungen bezeichnen, welche dem Staat Israel das
Existenzrecht verwehren, sondern auch all jene, welche die nationalstaatliche
Ausrichtung des Staates Israel ablehnen. Hier ist anzumerken, dass derartige
Bestrebungen aus unterschiedlichsten Motiven verfolgt werden und nicht nur im
rechtsextremen Spektrum der Politik zu finden sind. Antizionismus ist sowohl bei
linken Juden (z.B. Michel Warschawski) als auch beim antiimperialistisch geprägten
Teil der linken Szene vorhanden.41 Antizionismus, der das Existenzrecht Israels
generell ablehnt, ist zumeist im rechtsextremen Spektrum zu finden.
Im Bereich der rechtsextremen Musik ist der Antijudaismus nur zum Teil im Black
Metal, Antisemitismus sowie Antizionismus in fast allen Spielarten relevant. 42
39
40
41
42
Für nähere Informationen siehe Wolfgang Benz: „Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen
Weltverschwörung“, München 2007
zitiert nach Klaus Schubert / Martina Klein: „Das Politiklexikon“, Bonn 2003 (3. Auflage), s. 323
Michel Warschawski zum Antizionismus: http://www.vsp-vernetzt.de/soz/02090h.htm
Nähere Ausführungen finden Sie in Kapitel 4.3 dieser Arbeit.
20
21 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen 1.5
Die
Geschichtsrevisionismus, Revanchismus
Verbrechen
des
nationalsozialistischen
Deutschlands
sind
bis
heute
unübertroffenen. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist es ein starkes Bestreben
einiger Anhänger rechtsextremer Ideologien, die Schuld an diesen Verbrechen zu
widerlegen oder zumindest zu relativieren. Dies ist nachvollziehbar, denn der tief im
kollektiven Bewusstsein verwurzelte Schatten dieser Verbrechen ist eine wichtige
Warnung vor dem Wiedererstarken nationalsozialistischer Politik.
Kernthemen der Geschichtsrevisionisten sind vor allem zwei Bereiche – die
Relativierung der deutschen Schuld am Ausbruch des zweiten Weltkrieges und die
Widerlegung oder Rechtfertigung der industriellen Massenvernichtung der Juden.
Dazu bedienen sich die Revisionisten zum Teil pseudowissenschaftlicher Methoden,
welche auf den ersten Blick wissenschaftlich wirken sollten, jedoch keiner
Überprüfung standhalten.43 Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Leuchter-Report
des amerikanischen Revisionisten Fred Leuchter, welcher 1988 als Gutachter in
einem kanadischen Prozess für den Holocaustleugner Ernst Zündel auftrat und zu
beweisen versuchte, dass es keine Gaskammern in den Konzentrationslagern der
Nationalsozialisten gegeben haben könne. Der Report wurde ebenso wie die
mündlichen Aussagen des Gutachters Fred Leuchter vor Gericht als unglaubwürdig
abgewiesen, da der Richter an der Befähigung des wissenschaftlich äußerst
fragwürdig vorgehenden und formell nicht qualifizierten Leuchter zweifelte. 44
Neben der Leugnung ist auch die Relativierung des Holocaust nicht selten – so in
etwa, wenn mit Verweis auf die „Protokolle der Weisen von Zion“ die Vernichtung der
Juden als „Selbstverteidigung des deutschen Volkes vor dem Weltjudentum“
gerechtfertigt
wird.
Ein
anderer
beliebter
Fall
ist
die
Rechtfertigung
der
Novemberpogrome in Folge der Reichspogromnacht als Vergeltung für das Attentat
des polnischen Juden Hershel Grynszpans auf den deutschen Diplomaten und
Nationalsozialisten Ernst Eduard vom Rath im Jahre 1938 in Paris. Bereits die
Nationalsozialisten nutzten dies als Vorwand für ihre Propaganda.
43
44
vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz: „Rechtsextremistischer Revisionismus“, Köln 2001, s. 1ff
vgl. Jürgen Zarusky: „Leugnung des Holocaust. Die antisemitische Strategie nach Ausschwitz“ in: Mitteilungsblatt der
BPjS anlässlich der Jahrestagung vom 8/9 November 1999, s.12 . Online: http://www.bundespruefstelle.de/bmfsfj/
generator/bpjm/redaktion/PDF-Anlagen/bpjs-aktuell-jahrestagung-99-sonderheft-antisemitismus-bis-xenophobie
Anm: Die Verbreitung des Leuchter-Reports ist als Volksverhetzung verboten, im Internet ist er dennoch zu finden. In
englischer Sprache ist er etwa auf der Zündelseite (www.zundelsite.org) zu sehen.
Zur Relativierung des Holocaust gehört auch die von Rechtsextremen häufig
betriebene Diffamierung der Erinnerungskultur an die Shoa als „Holocaust-Industrie“
sowie der häufig darin steckende Vorwurf, die Juden würden den Holocaust nutzen,
um Profit daraus zu schlagen. 45
Der andere Hauptansatzpunkt, die Relativierung der deutschen Schuld am Ausbruch
des zweiten Weltkrieges, wird unter anderem durch das Buch „1939 - Der Krieg, der
viele Väter hatte“ von Gerd Schultze-Rhondorf deutlich, welches getrost als
„Standardwerk“ in Kreisen der Neuen Rechten bezeichnet werden kann. SchultzeRhondorf attestiert Hitler bis 1939 keinen Krieg gewollt zu haben und gibt in seinem
Buch gleich sechs anderen Staaten die Mitschuld am Überfall Polens durch die
Nationalsozialisten. Schultze-Rhondorf schrieb auch mehrere Beiträge für die „Junge
Freiheit“, welche als Sprachrohr der „Neuen Rechten“ gilt. 46
Nahe am Revisionismus steht auch die so genannte Täter-Opfer-Umkehr. Diese
bezeichnet die sowohl von Rechtsextremen, als auch sehr stark von der „Neuen
Rechten“
betriebene
Kriegsverbrechen
Taktik
gegen
mit
dem
Deutschland
Ziel,
die
durch
deutschen
häufige
Nennung
von
Kriegsverbrechen
zu
relativieren. Dabei werden regelmäßig die Zahlen der deutschen Opfer überhöht
dargestellt. Besonders häufig wird diese Taktik in Bezug auf die Bombardierung
Dresdens angewendet, wenn Rechtsextreme zum einen die Opferzahlen anzweifeln
und weit höhere Zahlen verbreiten und zum anderen durch Begriffe wie „BombenHolocaust von Dresden“ eine sprachliche Gleichsetzung vornehmen, um die
Besonderheit des Holocausts durch inflationären Sprachgebrauch zu minimieren und
dem Begriff so die Eindeutigkeit zu nehmen – wieder mit dem Ziel, sich von der
eigenen Schuld zu befreien oder die Schwere der Schuld zu reduzieren.47 Dieselbe
Taktik wird betrieben, wenn Rechtsextreme die Zahlen der im Zuge der Vertreibung
aus den Ostgebieten getöteten Menschen und vergewaltigten Frauen deutlich
überhöht darstellen und instrumentalisieren, um den Polen bis heute Vorwürfe zu
machen und die Herausgabe der Ostgebiete fordern. 48
45
46
47
48
vgl. Wolfgang Benz: „Was ist Antisemitismus“; Bonn 2008, s. 137ff
vgl. Wolfgang Gessenharter: „Im Spannungsfeld“ in Wolfgang Gessenharter / Thomas Pfeiffer (Hrsg.): „Die Neue
vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): „Verfassungsschutzbericht 2005“, Berlin 2006, s. 52
Opferzahlen des Historikers Ingo Haar: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/563831/
Opferzahlen des Bundes der Vertriebenen: http://www.bund-der-vertriebenen.de/presse/index.php3?id=496
22
23 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die
Verharmlosung
des
Nationalsozialismus
kommt
außerdem
durch
die
Überbewertung vermeintlich positiver Aspekte zum Tragen. Dazu gab es immer viele
Beispiele, einige davon greift Klaus-Peter Hufer in seinem Buch „Argumente am
Stammtisch“ auf. Klassisch ist dabei neben „Hitler hat die Autobahnen gebaut“ vor
allem die Meinung, im Nationalsozialismus hätte man wenigstens ohne Angst auf die
Straße gehen können und es hätte Arbeit für alle gegeben.49 Am 6. September 2007
erweiterte Eva Herman diese „Argumente“ mit ihrer unbedachten Äußerung, das
positive Familienbild, welches es während des Nationalsozialismus noch gegeben
hätte, sei durch die 68er zerstört worden.50 Behauptungen wie diese relativieren die
Verbrechen des Nationalsozialismus, da sie positiven Verknüpfungen zu der Zeit des
Nationalsozialismus eröffnen und damit die Möglichkeit bieten, die Vernichtung der
Juden als einen Aspekt von vielen zu deuten. Das berechtigte negative Bild über den
Nationalsozialismus wird auf diese Weise entschärft.
Eva Herman distanzierte sich unmittelbar nach der Äußerung ihrer unkritischen
Betrachtung des nationalsozialistischen Familienbildes von „jedem Radikalismus“,
womit der nächste relevante Punkt hergeleitet ist.
Sie setzt Rechts- und
Linksradikalismus gleich und läuft damit Gefahr, durch die Gleichsetzung den
Rechtsextremismus moralisch aufzuwerten. Auch wenn der Linksextremismus
sicherlich ebenfalls eine Gefahr darstellt, muss weiterhin zwischen Linksextremisten,
die
Autos
anzünden
Rechtsextremisten,
und
welche
auf
einer
koordiniert
Demonstration
Menschen
Steine
werfen,
und
angreifen
und
über
Brandanschläge in Solingen oder Ausschreitungen wie in Rostock-Lichtenhagen
innerhalb der letzten Jahre eine erhebliche Zahl an Todesfällen zu verantworten
haben,
unterschieden
werden.
Die
„Junge
Freiheit“
verfolgt
die
Gleichsetzungsstrategie konsequent, indem sie mit dem „Blick nach Links“ die
Initiative „Blick nach Rechts“ kopiert. 51
Der Begriff des Revanchismus besitzt ebenfalls eine Nähe zum Revisionismus und
ist eine „politische Einstellung, deren Ziel die Vergeltung für politische oder
militärische Niederlagen und/oder die Rückgewinnung verlorener Staatsgebiete
beziehungsweise die Annullierung aufgezwungener Verträge ist.“ 52
49
50
51
52
vgl. Klaus-Peter Hufer: „Argumente am Stammtisch“, Schwalbach am Taunus 2007 (3. Auflage), s. 134
Audiomitschnitt der Buchpräsentation vom 06.09.2007: http://www.duesseldorf-blog.de/audio/Eva_Herman.mp3
„Blick nach Links“ der „Jungen Freiheit“: http://www.jungefreiheit.de/Blick-nach-links.173.0.html
Definition nach Meyers Lexikon Online: http://lexikon.meyers.de/wissen/Revanchismus; seit 23.03.09 eingestellt
2.
Politische Sozialisation und Musik
Für die meisten Menschen ist Musik ein einfaches Konsumgut. Dabei wird die
psychologische Wirkung von Musik häufig nicht wahrgenommen. Werbejingles sind
ein Beispiel dafür, wie die Industrie Musik bewusst nutzt, um eine Botschaft zu
transportieren und auf das Verhalten der Hörer Einfluss zu nehmen. 53
Wichtiger sind jedoch die auf ähnliche Weise wirkenden Protestlieder. In den späten
60ern waren es vor allem die linken Liedermacher, die mit Musik gegen den
Vietnamkrieg protestierten. Auch in den erstarkenden Bürgerrechtsbewegungen
wurde das Lied immer stärker genutzt, um die eigenen Standpunkte auszudrücken.
Die Ziele waren damals bereits vielfältig: neben der medienwirksamen Präsentation
des eigenen Standpunktes sollten über die Lieder auch Menschen motiviert werden,
sich dem Protest anzuschließen. 54
Protestlieder haben sich zu jeder Zeit gegen die herrschenden Autoritäten gewandt.
Seien es die Lieder der Burschenschaften zum Hambacher Fest55,
das
„Moorsoldatenlied“ als Protestsong der politischen Gefangenen aus dem KZ
Börgermoor oder eben besagte Liedermacher in ihrem Protest gegen Kriegspolitik
oder – wie Wolf Biermann in der DDR – gegen das bestehende System.
Unter diesem Gesichtspunkt ist der Rechtsrock das konsequente Aufgreifen einer
alten, aber ohne Zweifel erfolgreich bewährten Idee, wenngleich die Intention des
Rechtsrock in eine ganz andere Richtung zielt, als die der Bürgerrechtsbewegungen.
In der neueren Zeit sind Politik und Musik stärker denn je verzahnt. Doch ab wann ist
Musik politisch? Ute Canaris nennt als Kriterien u.a. eine „politische Absicht der
Produzenten“. Sie muss anhand von Komposition, Interpretation oder Präsentation
erkennbar und ästhetisch umgesetzt sein und es muss eine „Erkennbarkeit und
Aufnahmebereitschaft bei den Rezipienten“ vorliegen. 56
53
54
55
56
vgl. hierzu: http://www.werbepsychologie-online.de/html/musik.html
vgl. Ute Canaris: „Musik // Politik. Texte und Projekte“, Bochum 2005, s.21ff
vgl. Harald Lönnecker: „Unzufriedenheit mit den bestehenden Regierungen unter dem Volke zu verbreiten“. Politische
Lieder der Burschenschaften aus der Zeit zwischen 1820 und 1850, in: Max Matter, Nils Grosch (Hrsg.):“ Lied und
populäre Kultur. Song and Popular Culture“, Münster (u.a.) 2004, s. 85ff
vgl. Ute Canaris: „Musik // Politik. Texte und Projekte“, Bochum 2005, s.29
24
25 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Dass diese Punkte beim Rechtsrock nicht nur zutreffen, sondern geradezu im
Mittelpunkt stehen, ist unumstritten. Eine politische Absicht ist anhand der Tatsache,
dass mit Thorsten Heise und Jens Pühse selbst Mitglieder des Bundesvorstandes
der NPD als Produzenten auftreten57 kaum abzustreiten. Die Betreiber der Labels im
Rechtsrock sind in der Regel fest in der Szene verwurzelt, häufig sind es sogar
Mitglieder dienstälterer Bands, die Labels eröffnen (z.B. „Noie Werte“ oder „Sleipnir“).
Die Erkennbarkeit der politischen Botschaft ist unterschiedlich ausgeprägt. Während
in manchen Bereichen nur eine politische Botschaft impliziert wird, genügen
Veröffentlichungen aus dem rechtsextremen Teil der Skinhead-Szene (meist „White
Noise“) regelmäßig den Ansprüchen für eine Indizierung aufgrund akuter
Jugendgefährdung oder sogar der Beschlagnahmung aufgrund von Verstößen gegen
die Strafgesetze, in etwa Volksverhetzung (§130 StGB) oder die Verwendung von
Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (§86a StGB). 58
So viel zur Musik – doch was ist Sozialisation? Hurrelmann definiert „Sozialisation als
produktive Verarbeitung der Realität“ und gibt sie so als interaktiven Prozess
zwischen Individuum und Gesellschaft zu verstehen. Sozialisation beschreibt daher –
kurz gefasst – die Persönlichkeitsentwicklung abhängig von (nach Durkheim) oder im
interaktiven Prozess mit (nach Hurrelmann) der Gesellschaft. 59
Die politische Sozialisation fängt dabei häufig bereits im Elternhaus an, jedoch stellt
das Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) fest, dass vor allem in
von Armut betroffenen Familien das politische Engagement und somit auch – aller
Voraussicht nach – der Grad an politischer Sozialisation niedriger ausfällt. Michael
Fichtner, Richard Stöss und Bodo Zeuner geben in ihrer quantitativen Studie zum
Thema „Gewerkschaften und Rechtsextremismus“ an, dass „Befragte, die der
Unterschicht
zuzuordnen
sind“
Rechtsextremismus“ darstellen.
60
„sich
generell
als
weitaus
anfälliger
für
Daraus lässt sich schließen, dass gerade von
Armut betroffene Jugendliche für bewusste politische Sozialisation in den
Jugendkulturen anfällig sind, was wiederum in Hinblick auf die SkinheadJugendkultur (siehe Abschnitt 3.1) die schnelle Politisierung erklärt.
57
58
59
60
Näheres über Thorsten Heise und Jens Pühse erfahren Sie in Kapitel 2.4.
vgl. Statistiken der BPjM: http://www.bundespruefstelle.de/bmfsfj/generator/bpjm/Jugendmedienschutz/statistik
vgl. Klaus Hurrelmann: „Einführung in die Sozialisationstheorie“, 9. Auflage, Weinheim 2006, s.11ff
vgl. Präsentation des ISG zu Armut und pol. Engagement: http://www.fes.de/integration/pdf/070330_Engels.pdf
vgl. Michael Fichtner, Richard Stöss, Bodo Zeuner: „Gewerkschaften und Rechtsextremismis“ in Christoph
Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsb.); „Rechtspopulismus, Arbeitswelt und Armut“, Opladen 2008, s.259
2.1
Bedeutung von Jugendkulturen
Einzig durch das Hören eines Liedes werden Werte und Normen noch nicht in einem
relevanten Maße vermittelt. Die tragende Rolle bekommt Musik vor allem dadurch,
dass sie als integraler Bestandteil der Jugendkulturen gilt. Wirft man einen Blick auf
die momentan bei Jugendlichen beliebten Jugendkulturen, stellt man fest, dass zu
jeder Szene eine eigene Musik gehört. Von der Musik ist abhängig, in welchen
Lokalitäten sich Jugendliche treffen, welche Veranstaltungen besucht werden und
letztlich sogar, welche Feindbilder gepflegt werden.
Von einer Jugendkultur spricht man, wenn es sich um eine altershomogene Gruppe
junger Menschen handelt, welche für Jugendliche typische, gemeinsame Aktivitäten
ausübt. Dabei bildet die Clique die örtliche Bezugsgruppe, zu der man persönlichen
Kontakt hat, wohingegen eine Szene eine überregionale – je nach Ausprägung auch
bundesweite oder auch weltweite Bewegung ist. „Zu einer Szene gehört man, indem
man sich szenetypisch benimmt, kleidet, die dort übliche Musik hört oder die
gängigen Drogen nimmt“ fasst Michael Kohlstruck zusammen. 61
Die Bedeutung von Jugendkulturen lässt sich vor allem über das Bedürfnis
Jugendlicher erklären, sich von ihren Eltern abzulösen und zu selbstständigen
Persönlichkeiten zu werden. Daraus entwickelt sich eine „Offenheit für Veränderung,
Kompensation und Neuschöpfung“.62 Während der Adoleszenz verlieren die Eltern
also ihre Funktion als primäres Vorbild und die Gruppe der Gleichaltrigen kann an
diese Stelle treten. Der Jugendliche will nicht mehr seinen Eltern imponieren, indem
er ihr Verhalten zu imitieren versucht, sondern seiner Peergroup.
Wie viele Jugendkulturen es gibt ist dabei eine Frage der Definition und
Differenzierung. Unterschiedliche Ansätze unterscheiden zwischen 12 bis 400
Jugendkulturen.63 Zur Verdeutlichung führe ich den Rechtsextremismus als Jugendkultur an. Man könnte ihn zu einer sehr heterogenen Jugendkultur zusammenfassen,
welche nur einen Minimalkonsens, das rechtsextreme Gedankengut sowie die
Teilnahme an gemeinsamen, rechtsextremen Veranstaltungen, teilt.
61
62
63
zitiert nach Michael Kohlstruck: „Rechtsextreme Jugendkultur und Gewalt“, Berlin 2002, s.75
vgl. auch die Definition von Ronald Hitzler: http://www.hitzler-soziologie.de/szeneforschung.htm
zitiert nach Vera King: “Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz“, Wiesbaden 2002, s.35
vgl. Michael Kohlstruck: „Rechtsextreme Jugendkultur und Gewalt“, Berlin 2002, s.77
26
27 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Man
könnte
jedoch
ebenso
gut
zwischen
„Autonomen
Nationalisten“,
„Traditionalisten“, „rechtsextremen Skinheads“ und „nationalsozialistisch geprägten
Black-Metallern“ unterteilen, da alle diese als eigene Jugendkulturen nochmal eigene
Verhaltensweisen, einen eigenen Dresscode, eine eigene Musik und auch eigene
Veranstaltungen haben. Je nach Betonung der verschiedenen Merkmale können
also unterschiedlich starke Differenzierungen vorgenommen werden. Ein zentrales
Merkmal von Jugendkulturen ist dabei die identitätsstiftende Wirkung, daher das
Gefühl, zu einer Gruppe von gleich oder zumindest ähnlich eingestellten Menschen
zu
gehören
sowie
die
„Verhinderung,
Kompensation
oder
Reduktion
von
Orientierungsunsicherheiten“64, daher das Füllen der Leere nach der Ablösung von
der identitätsstiftenden Orientierung an den Eltern.
Hier möchte ich insbesondere auf den Zusammenhang zwischen der Überhöhung
der eigenen Gruppenzugehörigkeit und der Entstehung von Feindbildern hinweisen.
Egal welche Jugendkultur man betrachtet – Feindbilder existieren fast immer und
werden auch durch die Musik transportiert. Sie können innerhalb der eigenen Szene,
in einer anderen Szene oder ganz außerhalb des Bereichs der Jugendkulturen
liegen. Als Beispiel für szeneinterne Feindbilder kann die amerikanische Rapszene
(Eastcoast vs. Westcoast) ebenso wie die Hooliganszene gelten. Feindbilder in
anderen Szenen sind geradezu klassisch – so hegt fast jede Szene Vorbehalte
gegenüber einer anderen. Punks gegen „Popper“, Metaller gegen Hip-Hopper,
Rocker gegen Technohörer, Skinheads gegen Hippies, Black Metaller gegen alle.
Auch Feindbilder außerhalb der Jugendkulturen sind häufig anzutreffen und fast
ausschließlich politischer Natur. So hetzt die Rechtsrock-Szene natürlich gegen
Ausländer, während der Punk gegen „das System“, „den Kapitalismus“ oder „die
Konsumgesellschaft“ agitiert. Vergleichbar hierzu ist auch die Patriotismus /
Nationalismus-Debatte – wer sein eigenes Land zu sehr „liebt“ läuft Gefahr, in jedem
„Anderssein“ eine Gefahr für sein geliebtes Land zu sehen, welches er erhalten will.65
Feindbilder entstehen so häufig auf Grundlage der Angst vor Veränderung (z.B. die
Vorbehalte der traditionellen Metaller gegen den „New Metal“) und Angst vor dem
Fremden – beides ist auch bei jugendkulturellen Feindbildern zu beobachten. 66
64
65
66
zitiert nach Stefan Borrmann: „Soziale Arbeit mit rechten Jugendlichen“, Wiesbaden 2005, s. 47
vgl. Eckhard Jesse: „Funktionen und Strukturen von Feindbildern im politischen Extremismus“ in Bundesministerium
des Inneren (Hrsg): „Feindbilder und Radikalisierungsprozesse“, Berlin 2005 (2. Auflage), s. 19
Als Ausnahme hierzu wird der Techno dargestellt, der sich darüber definierte, keine Feindbilder zu haben. Mit der
Entwicklung des Hardcore-Techno und Gabba hat sich dies jedoch auch relativiert. Vgl. hierzu Wilfried Ferchhoff:
„Jugend und Jugendkulturen im 21. Jahrhundert“, Wiesbaden 2007, s. 210
Natürlich ist die Ausprägung von Feindbildern innerhalb nicht-extremistischer
Jugendkulturen
wesentlich
geringer
als
z.B.
in
den
rechtsextremen
oder
linksextremen Jugendkulturen, welche sich in großem Maße über ihre Feindbilder
identifizieren. Daraus darf man jedoch nicht den Schluss ziehen, dass Feindbilder nur
im Extremismus ein Problem darstellen, da gerade diese „Normalität“ von
Feindbildern
in
nicht-extremen
Jugendkulturen
ein
Einfallstor
für
den
Rechtsextremismus bietet. Auf der anderen Seite schützen sich antifaschistische
Jugendkulturen auch durch ganz klare Feindbilder vor eben diesen. Hier steckt das
Feindbild, der Faschismus, bereits in der Eigenbezeichnung der Jugendkultur und
verdeutlicht die Wichtigkeit der identitätsstiftenden Funktion des Feindbildes
„Faschismus“. Auch hier führt die m.E. durchaus berechtigte Existenz des
Feindbildes bisweilen zu Überreaktionen wie Selbstjustiz gegen alles Rechtsextreme,
zum Teil allerdings auch gegen Rechtsradikales und deutlich Konservatives.
Feindbilder als Bestandteil von Jugendkulturen – unabhängig davon, ob es sich um
rechte, linke oder unpolitische Jugendkulturen handelt – sind daher prinzipiell kritisch
zu betrachten, aber auch nicht zu dämonisieren, da innerhalb der Jugendkulturen ein
„schwarz-weiß-denken“ recht normal ist und alleine noch keinen Grund zur Besorgnis
darstellen sollte.
Festzuhalten gilt, dass Jugendkulturen eine starke Bedeutung für die Sozialistation
eines Menschen haben, da sie viele Werte vermitteln, welche in Elternhaus und
Schule nicht vermittelt werden und diese so ergänzen.67 Auch die NPD weiß und
verdeutlicht dies z.B. durch die Schulhof-CDs oder eigene Schüler- und
Jugendzeitungen.68 Gerade aktionsorientierte Jugendkulturen, welche nach wie vor –
wenn auch nicht mehr in so starkem Maß – von männlichen Jugendlichen dominiert
werden, kommen durch ihr Bedürfnis nach Überwindung der alltäglichen Langeweile
schnell in die Nähe verbotener Aktionsformen wie Grafitti, aber eben auch
Gewalttätigkeit
und
Rechtsextremismus.
Der
Reiz
des
Verbotenen
ist
in
aktionsorientierten Jugendkulturen am stärksten. 69
67
68
69
vgl. Dieter Baake: „Jugend und Jugendkulturen. Darstellung und Deutung“, Weinheim 2007 (5. Auflage), s. 274ff
Eine Schülerzeitung mit einer Auflage von 20.000 Stück (Eigenangabe) verteilen NPD und JN in Sachsen-Anhalt
unter dem Titel „Jugend Rebelliert“. Pressemitteilung zum Projekt u.a. hier: http://pressemitteilung.ws/node/120057
Zu Jugendzeitungen vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2007, Berlin 2008, s.92ff
vgl. Michael Kohlstruck: „Rechtsextreme Jugendkultur und Gewalt“, Berlin 2002, s.78
28
Bedeutung und Größe der rechtsextremen Musikszene
"Die Musik bildet das Tor, durch das junge Menschen gelockt werden sollen (…) Musik ist ein wesentlicher identitätsstiftender Faktor der rechten Szene. Durch die Produktion und den Vertrieb von Tonträgern mit rechtsextremistischer Musik werden jährlich mehrere Millionen Euro umgesetzt" 70 Am 4. März 2009 kam es zu einer der bisher größten Razzien gegen die
rechtsextreme Musikszene in Deutschland. Dabei wurden 200 Objekte durchsucht
und mehr als 45.000 rechtsextreme CDs beschlagnahmt sowie 170 Computer und 70
Waffen sichergestellt.71 Diese Zahlen bezeugen eindrucksvoll, dass das im Jahre
2000 erlassene Vereinsverbot gegen das neonazistische Musiknetzwerk „Blood &
Honour“ und dessen Jugendabteilung „White Youth“ die Strukturen zwar kurzfristig
zerschlagen konnte, langfristig jedoch nahezu wirkungslos blieb, da sich entweder
neue Strukturen gebildet haben72 oder die alten Strukturen fortgeführt werden.73
Darüber hinaus bezogen diese Razzien sich lediglich auf ein einziges rechtsextremes
Musiknetzwerk um die bereits 2007 durchsuchte Online-Versteigerungsplattform
„Mein Auktionshaus“, dessen ausgewertete Daten die Razzien erst ermöglichten.74
Es war damit zwar ein bundesweites Netzwerk, aber nur ein Bruchteil der gesamten
bundesweiten rechtsextremen Musikszene.
Der Verfassungsschutz weist für 2007 64 rechtsextreme Musikveranstaltungen, 23
rechtsextreme Liederabende und 146 aktive rechtsextreme Bands, von denen rund
30 bereits seit deutlich über zehn Jahren aktiv sind, aus. Der Verfassungsschutz
zählte zudem 26 rechtsextreme Liedermacher, 83 rechtsextreme Musikvertriebe und
39 Musik- oder Textillabels.75 Des Weiteren attestiert der Verfassungsschutz der
rechtsextremen Musik eine „herausragende Bedeutung“ für „die Entwicklung und den
Bestand der gewaltbereiten rechtsextremen Szene“. 76
70
71
72
73
74
75
76
Zitat des für die Durchsuchungen verantwortlichen Oberstaatsanwaltes Siegfried Mahler, Quelle wie 71
Artikel auf dem Onlineangebot des norddeutschen Rundfunks: http://www1.ndr.de/nachrichten/razzia122.html
vgl. Antifaschistisches Infoblatt Februar 2006: http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/71/10.pdf
Mitteilung des deutschen Bundestags: In sieben Bundesländern waren Ende 2007 Verfahren wegen der Fortführung
der verbotenen Organisation Blood & Honour anhängig: http://www.bundestag.de/aktuell/hib/2007/2007_247/10.html
vgl. auch Michael Kraske / Christian Werner: „…und morgen das ganze Land“, Bonn 2007, s.170ff
vgl. neben Quelle 71 auch Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2007, Berlin 2008,
s.106 sowie ergänzend den Beitrag des Journalisten Patrick Gensing auf dem NPD-Blog:
http://npd-blog.info/2009/03/04/millionen-geschaft-rechtsrock-bundesweite-razzia-in-wohnungen-und-laden/
vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2007, Berlin 2008 s. 101-105
zitiert nach ebd. s. 100
Einen kleinen Einblick darein, wie viel Entwicklungspotential die aktuelle Jugend dem
rechtsextremen Musikmarkt noch bietet, zeigt eine am 17. März 2009 von Christian
Pfeiffer und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble vorgestellte Studie des
Kriminologischen Instituts Niedersachsen und des Bundesministeriums des Inneren.
Die Studie mit 44.610 Schülern ist repräsentativ und zeigt einen leichten Rückgang
der Gewalt unter Jugendlichen an, warnt jedoch ausdrücklich vor einem Anstieg von
rechtsextremen und rechtsradikalen Einstellungsmustern bei den Jugendlichen. Der
Fragebogen bot unter anderen folgendes Item:
„Ich habe Musik mindestens einer der folgenden Gruppen gehört: Endstufe,
Nordwind, Kraftschlag, Störkraft, Landser.“
Bei diesem Item gaben 6,9% der Schüler an, „oft“ oder „sehr oft“ in den letzten zwölf
Monaten Musik dieser einschlägigen Bands gehört zu haben, während weitere
15,1% „selten“ oder „manchmal“ angaben. Damit haben 22% der Schüler – und somit
zumindest jeder fünfte – in den letzten zwölf Monaten Kontakt mit dem Medium klar
rechtsextremer Musik gehabt. 77
Dabei ist zu bedenken, dass sich dieses Item nur auf fünf Bands beschränkte. Ich
vermute, eine offenere Fragestellung hätte zu vielen Unklarheiten geführt, jedoch
muss bedacht werden, dass die hier genannten Bands nur einen – wenn auch
großen – Teil der rechtsextremen Musikszenen abbilden. Alle Bands entsprechen
dem gängigen Skinhead-Rock, weder Liedermacher, noch NS-Black-Metal, noch NSHardcore oder deutlich rechtsgerichtete Neofolk-Projekte tauchen auf, obwohl vor
allem Black Metal und Neofolk-Hörer häufig den Kontakt zu den hier genannten
Skinhead-Bands meiden und eine völlig eigene Szene darstellen, von dieser Frage
daher keineswegs angesprochen werden.
Ich gebe daher zu bedenken, dass die Zahl der akut gefährdeten Jugendlichen
deutlich über den 6,9% liegen wird, die Zahl der gefährdeten Jugendlichen insgesamt
weit über den 22% liegen wird.
77
zitiert nach Dirk Baier, Christian Pfeiffer, Julia Simonson, Susann Rabold: „Jugendliche in Deutschland als Opfer und
Täter von Gewalt. Erster Forschungsbericht zum gemeinsamen Forschungsprojekt des Bundesministeriums des
Inneren und des KFN”, Hannover 2009, s. 118. Online verfügbar: http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb107.pdf
30
Erreichbarkeit rechtsextremer Musik
Musik ist für die Entwicklung vieler Jugendlicher zum Rechtsextremismus also
wichtig - doch wie kommen die Jugendlichen an die Musik? Bis zu den ersten
Internet-Tauschbörsen und Web 2.0-Anwendungen zum direkten Download war dies
eigentlich nur über den persönlichen Kontakt möglich – Musikkassetten wurden auf
dem Schulhof ausgetauscht oder vom großen Bruder kopiert.78 Auch die damals
schon aktiven Versandhändler waren nur nutzbar, wenn man zumindest einen
Katalog besaß. Die Verbreitung der Musik war somit starken Einschränkungen
unterworfen – was aber keinesfalls dazu führte, dass sich Alben von regionalen
Bands nicht sehr stark verbreiteten. Die überregional bekannten Bands wie „Kraft
durch Froide“ (1983-87), „Noie Werte“ (seit 1987), „Landser“ (1992-2002),
„Kraftschlag“ (seit 1989), „Radikahl“ (damals „Giftgas“; ab 1989), „Störkraft“ (1987 bis
Mitte `90) und „Endstufe“ (seit 1981) sowie des Liedermachers „Frank Rennicke“
(mind. seit 1987), waren auch damals schon zum Teil bundesweit bekannt.79 Vor
allem die britische Band Skrewdriver erlangte als „ausländische“ Band aufgrund ihrer
immensen Bedeutung für die Rechtsrock-Szene auch in Deutschland hohe
Beachtung. 80
Das Internet betreffend waren die „Ewiggestrigen“ stets am Puls der Zeit. Bereits
1983 nutzten rund 1000 Extremisten aus dem Umfeld des Ku-Klux-Klans in den USA
das Internet zur Kommunikation, was bei der jüdischen „Anti-Defamation-League“
bereits 1985 zu Besorgnis führte.81 Mit „Stormfront“ ging 1995 die erste
rechtsextreme Website online, mit „Stormfront for Kids“ folgte alsbald eine Website,
die sich speziell an Kinder und Jugendliche wandte und ein rechtsextremes Weltbild
„kindgerecht“ zu vermitteln versuchte.82 Im Verfassungsschutzbericht 2007 wird das
Internet für Rechtsextremisten als „eine bedeutende Plattform, um ihre Ideologie zu
verbreiten sowie Anhänger und neue Sympathisanten zu mobilisieren und zu
werben“ bezeichnet. Die Zahl rechtsextremer Internetpräsenzen in Deutschland wird
auf etwa 1000 beziffert. 83
78
79
80
81
82
83
vgl. Henning Flad: „Zur Ökonomie der rechtsextremen Szene – Die Bedeutung des Handels mit Musik“ in Andreas
Klärner / Michael Kohlstruck: „Moderner Rechtsextremismus in Deutschland“, Bonn 2006, s.106
vgl. Thomas Grumke / Bernd Wagner: “Handbuch Rechtsradikalismus. Personen – Organisationen – Netzwerke vom
Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft“, Opladen 2002, s.466-477
vgl. Christian Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 23-25
vgl. Thomas Pfeiffer: “Uraltes Denken in High-Tech-Medien” in Stefan Glaser / Thomas Pfeiffer: “Erlebniswelt
Rechtsextremismus. Menschenverachtung mit Unterhaltungswert“, Schwalbach am Taunus 2007, s.87-88
vgl. Rainer Fromm / Barbara Kernbach: „Rechtsextremismus im Internet“, München 2001, s.29
vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2007, Berlin 2008, s. 53
Genauer als der Verfassungsschutz beziffert jugendschutz.net das Problem des
Rechtsextremismus im Internet. Im Bericht 2007 des durch die Bundeszentrale für
politische Bildung geförderten Projektes „Hass im Internet wirksam bekämpfen.
Rechtsextremismus im Internet“ zählt jugendschutz.net 1635 rechtsextremer
Webseiten und meldet zudem 690 rechtsextreme Videos in Web 2.0-Anwendungen
sowie 166 rechtsextreme Verkaufsplattformen. Außerdem berichtet jugendschutz.net
von einer steigenden Konstanz des Webangebotes der rechtsextremen Musikszene
sowie der Parteien. 84
Bei dieser Aufgeschlossenheit gegenüber dem Medium Internet wundert es nicht,
dass rechtsextreme Musik nach Schaffung der technischen Möglichkeiten in großer
Zahl über das Internet verbreitet wurde. Als erstes erschienen Webseiten von
Versandhändlern, die nun jedem Jugendlichen mit Internetzugang die Bestellung
rechtsextremer Musik ermöglichten. Als wenige Jahre später die ersten kostenlosen
und
somit
meist
anonymen
Filehosting-Anbieter
erschienen,
stieg
der
Verbreitungsgrad rechtsextremer Musik stark an.85 Als mit Napster im Jahr 1998 die
erste kostenlose und vollständig unkontrollierte Filesharing-Software für Musik zur
Verfügung stand, erkannten Rechtsextreme schnell die Möglichkeit, dieses Medium
für ihre Zwecke zu nutzen. Die Anonymität des Internets führte vor allem dazu, dass
die verbotene Musik, welche nicht über Versandhändler bestellt werden konnte, auf
diesem Wege ihre Verbreitung fand. Auch heute ist das Angebot an rechtsextremer
Musik gerade im eDonkey-Netzwerk enorm. So ergab die Suche nach MP3-Dateien
unter dem Titel „Landser“ am 25. Februar 2009 413 Treffer, von denen etwa die
Hälfte der Band Landser zuzuordnen ist, die andere Hälfte anderen RechtsrockBands, welche vom hohen Bekanntheitsgrad Landsers profitieren wollen. Neben
nahezu allen Songs sind auch die einzelnen Alben der Band Landser verfügbar.
Andere stark genutzte Schlüsselbegriffe sind RAC und Rechtsrock. Neben Musik
sind auch Propagandafilme wie „Der ewige Jude“ (1940) stark verbreitet. „Der ewige
Jude“ ist in deutsch, russisch, englisch und spanisch mit jeweils mindestens 10
Quellen verfügbar. Auch im Torrent-Netzwerk findet sich „Der ewige Jude“ in Deutsch
mit englischen Untertiteln und einer Verbreitung von 22 Quellen (Seeders). 86
84
85
86
vgl. http://www.jugendschutz.net/pdf/Projektbericht_2007.pdf
vgl. Michael Wörner-Schappert: “Was macht Hass-Seiten attraktiv?” in Stefan Glaser / Thomas Pfeiffer: “Erlebniswelt
Rechtsextremismus. Menschenverachtung mit Unterhaltungswert“, Schwalbach am Taunus 2007, s.103
http://thepiratebay.org/torrent/3327787/Der_Ewige_Jude_-_The_Eternal_Jew_-_1940_-_(English_subs)
32
33 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Der nächste Schritt nach den Tauschbörsen war der Boom der Web 2.0Anwendungen. Die Videoplattform YouTube wurde immer wieder für die Verbreitung
rechtsextremer Musik – meist in Kombination mit selbst erstellten Videoclips oder
hinterlegt mit einem rechtsextremen Bild – genutzt. Auch heute (25.02. 2009) finden
sich bei YouTube Songs von beschlagnahmten Alben wie in etwa der rassistische
Song „Er ist ein Mohr“ von den Zillertaler Türkenjägern. 87
Das Problem liegt dabei in der Struktur der Web 2.0-Anwendungen. Da bei YouTube
vor der Veröffentlichung eines Videos keine Prüfung der Inhalte stattfindet und
YouTube in der Vergangenheit auch bei Abmahnungen durch jugendschutz.net eher
wenig kooperationsbereit war, was die Löschung von gemeldeten Inhalten betrifft,
verbleiben rechtsextreme Inhalte häufig Wochen oder Monate im Netz.88 Das
Löschverhalten hat sich zwar zum Positiven gewendet, rechtsextreme Videos finden
sich dennoch zu jeder Zeit in nicht unbeträchtlicher Zahl auf YouTube.
Der auch außerhalb der rechtsextremen Szene sehr bekannte Song „Alibaba“ der
Band „Standarte“ ist beispielsweise (wie häufig unter falschem Titel) seit dem 25.
Dezember 2008 online, obwohl der gesamte Song eindeutig rechtsextrem ist und
den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt. 89
Ähnlich wenig Kooperationsbereitschaft zeigte die vom amerikanischen CBS
gehostete Seite last.fm, welche ihren Firmensitz in Großbritannien hat. Die
international unterschiedlich bewertete Verbotslage rechtsextremer Musik führte zu
juristischen Blockaden, die eine Strafverfolgung kaum ermöglichten.90 Bei last.fm
fand sich bis vor kurzem fast alles, was der rechtsextreme Musikkonsument
begehrte, doch seit kurzem bekommen Nutzer aus Deutschland bei einschlägig
bekannten Bands wie Landser oder Kraftschlag nur noch eine Seite mit der Meldung,
der Inhalt verstoße gegen den Jugendschutz und sei daher nicht mehr aus
Deutschland erreichbar.91 Andere einschlägige Bands sind jedoch weiterhin
verfügbar, z.B. Endstufe, Faustrecht oder Saccara. 92
87
88
89
90
91
92
http://www.youtube.com/watch?v=joCsEQdtksY; bei Überprüfung der Quelle am 25. März nicht mehr verfügbar
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,502093,00.html
http://www.youtube.com/watch?v=lF8kwVeRktQ; bei Überprüfung der Quelle am 25. März nicht mehr verfügbar
Siehe auch Kapitel 4.1 .Der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 76 zu finden.
http://www.stern.de/computer-technik/internet/:Online-Community-Last.fm-Brauner-Musikantenstadl/651561.html
http://www.last.fm/music/Landser / http://www.last.fm/music/Kraftschlag
http://www.last.fm/music/Endstufe / http://www.last.fm/music/Faustrecht / http://www.last.fm/music/Saccara
2.4
Die Schulhof-CDs der Kameradschaften und der NPD
Auch bei der Schulhof-CD spielte und spielt das Internet als Verbreitungsmedium
eine extrem große Rolle. Als die Verteilung der ersten Schulhof-CD mit dem Titel
„Anpassung ist Feigheit – Lieder aus dem Untergrund“ im Juli 2004 durch die „Aufmerksamkeit und gute Zusammenarbeit von Polizei und Verfassungsschutz
verhindert werden“93 konnte, wurden kurzerhand Flyer mit der Internet-Adresse zum
Download der CD verteilt und es wurde über nächtliche Plakatier- und Sprayaktionen
in der Nähe von Schulhöfen auf die Internetadresse hingewiesen. Diese erste CD
enthielt Titel von einschlägigen Bands wie „Noie Werte“, „Aryan Brotherhood“,
„Stahlgewitter“, „Halgadom“ und „Hauptkampflinie“ („HKL“) und wurde wegen des
„Verdachts der schweren Jugendgefährdung“ bundesweit beschlagnahmt. Die
Auflage betrug 50.000 Stück, sicherstellen konnte man bisher aber lediglich 4.200.
Die Website war bis zum 06.04.2006 – also nahezu zwei Jahre lang - verfügbar, bis
die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien sie mit der Entscheidung Nr.
5391 indizierte. 94
Einer der Beteiligten an der ersten Schulhof-CD war der damals freie – also nicht in
Parteistrukturen gebundene – Nationalist Thorsten Heise. Heise betreibt den WB
Versand sowie das Label W&B Records, zu dem auch die Band HKL gute Verbindungen hat. Sein Label sowie die Kontakte, die er noch aus seiner Zeit als Veranstalter von Rechtsrock-Konzerten hatte, manifestierten sich im Entstehen der ersten
Schulhof-CD.95 Im September 2004 – nur zwei Monate nach Veröffentlichung der
ersten Schulhof-CD – trat Thorsten Heise der NPD bei. Die NPD verfügte nun mit
Heises „W&B Records“ und dem mittlerweile in den „Deutsche Stimme Verlag“
integrierten Rechtsrock-Label „Pühse Records“ des NPD-Parteivorstandsmitgliedes
Jens Pühse über mindestens zwei Labels. Interessant wird der Beitritt Heises zur
NPD vor allem in Anbetracht des Erscheinungsdatums der zweiten Schulhof-CD.
Bereits für die Landtagswahl in Sachsen – ebenfalls im September 2004 – veröffentlichte die NPD die CD: „Schnauze Voll? Wahltag ist Zahltag!“, welche keine deutlich
jugendgefährdenden Titel enthielt und somit nicht beschlagnahmt werden konnte. 96
93
94
95
96
zitiert nach Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): „Verfassungsschutzbericht 2004“, Berlin 2005, s. 7
vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz: „Rechtsextremistische Musik“, Berlin 2007, s.8
vgl. http://www.turnitdown.de/212.html
vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz: „Rechtsextremistische Musik“, Berlin 2007, s.9
34
35 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Diese zweite Schulhof-CD sprach bewusst Jungwähler an und enthielt neben
Interpreten von NPD-nahen Labels auch die Bands Sleipnir und Sturmwehr, welche
bereits in der Vergangenheit mit der NPD kooperierten und auf NPD-Veranstaltungen
wie dem „Deutsche Stimme Pressefest“ auftraten. Auch enthielt die CD gleich drei
Titel des „nationalen Barden“ und NPD-Mitglieds Frank Rennicke (siehe Kapitel 3.4)
sowie einen Titel von „Lunikoff“. Hinter dem Pseudonym „Lunikoff“ steckt Michael
Regener. Er ist der Sänger der als kriminelle Vereinigung verbotenen RechtsrockBand Landser, die durch ihre neonazistischen Texte als wohl bekannteste deutsche
Rechtsrock-Band gelten kann, von der alle Alben indiziert sind, gegen einige auch
ein Verbreitungsverbot vorliegt.
Vergleicht man die erste und die zweite Schulhof-CD fällt auf, dass sich die
Interpreten stark unterscheiden. Konstant dabei sind lediglich HKL und Noie Werte,
hinzugekommen sind eben jene NPD-nahen Bands. Hier zeigt sich meines
Erachtens, dass viele rechtsextreme Labels aus dem Bereich der „Freien
Kameradschaften“, welche an der ersten Schulhof-CD beteiligt waren, sich nicht für
die NPD instrumentalisieren lassen wollten.
Der chronologische Zusammenhang zwischen der Veröffentlichung der ersten
Schulhof-CD (Juli 04), dem Beitritt Heises zur NPD (Sep. 04) und der
Veröffentlichung der zweiten Schulhof-CD unter dem Banner der NPD (ebenfalls
Sep. 04) unter Teilnahme der W&B-nahen Band HKL spricht dafür, dass Thorsten
Heise neben Jens Pühse einer der Hauptinitiatoren der NPD-Schulhof-CD war.
Die Auflage der zweiten Schulhof-CD war mit 25.000 Stück recht niedrig angelegt,
verdeutlicht jedoch den Testcharakter dieser neuen Wahlwerbemaßnahme.97 Da die
NPD in Sachsen bei den männlichen Jungwählern auf 20%98 der Stimmen kam und
somit bei diesen die zweitstärkste Partei nach der CDU (31,4%) wurde muss man die
Jungwähleroffensive der NPD zumindest als besorgniserregenden Erfolg betrachten.
Die CD wurde ebenfalls vor der Landtagswahl 2005 in Schleswig-Holstein verteilt, wo
die NPD ihr Ergebnis zwar von 1,0% im Jahr 2000 auf 1,9% nahezu verdoppeln
konnte, aber noch weit von den 9,2% in Sachsen entfernt ist. 99
97
98
99
Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): „Verfassungsschutzbericht 2005“, Berlin 2006, s. 52
http://www.statistik.sachsen.de/wahlen-LT/lw04/rws_lw04_1.htm
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/landtagswahl2005.html
Nach diesen von der NPD offenbar als Erfolg bewerteten Probeläufen folgte eine
weitere Schulhof-CD – diesmal zur bundesweiten Verteilung im BundestagsWahlkampf 2005 mit einer Auflage von 250.000 Stück. Die CD trug den Titel „Hier
kommt der Schrecken aller linken Spießer und Pauker“ und zeigte auf dem Cover
einen Rucksack mit rechtsextremen Aufnähern („Gegen Chaoten“; Schwarz-WeißRote Flagge mit eisernem Kreuz), Buttons („White Power“, „1945“) und Sprüchen
(„Deutschland zuerst“, „Lieber ungezogen als umerzogen“, „Mir stinken die Linken“,
„Wählen, was den Bonzen am meisten wehtut: NPD“). Im Gegensatz zur zweiten CD,
welche ein einfaches zweifarbiges Cover hatte, ist diese CD völlig auf das Klischee
des rebellischen Schülers angepasst. Die Zielgruppe der Jungwähler ist hier bereits
durch die professionelle Gestaltung des Covers verdeutlicht. Wie die erste SchulhofCD ist „Rebellion“ das herausstechende Merkmal.100 2006 wurde die CD für die
Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern mit einem blau gefärbtem Cover neu
aufgelegt. Fünf der 14 Songs wurden entfernt, sieben neue kamen hinzu – die
Spielzeit verlängerte sich von etwa 56 auf 71 Minuten. 101
Neben diesen beiden großen Aktionen gab es noch einzelne kleinere, regional
verteilte Schulhof-CDs mit Auflagen im vierstelligen Bereich. So verteilte die NPD
Mittelfranken 2007 die kostenlose Schulhof-CD „Rebellion im Klassenzimmer –
gegen Umerziehung und Multikulti“102. Der bayerische Landesverband der NPDJugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) verteilte 2006 die kostenlose CD
„Rock gegen Oben“103 und der NPD Kreisverband Erfurt verteilte im Dezember 2007
eine CD mit dem Titel „Musik für Deutschland“104. Die Titel all dieser Projekte sind
größtenteils deckungsgleich mit denen der beiden großen NPD Schulhof-CDs.
Alle Schulhof-CDs der NPD enthalten neben der Musik auch ein Booklet mit einem
Comic sowie einen Gutschein für die Anforderung von weiterem Informationsmaterial
sowie der Möglichkeit zum direkten Parteibeitritt.
100
101
102
103
104
Die Arbeitsstelle Neonazismus der FH Düsseldorf hat in ihrer „Argumentationshilfe gegen die Schulhof-CD der NPD“
bereits eine Analyse dieser CD erstellt:
http://www.arbeitsstelle-neonazismus.de/news/36_Argumente-gegen-NPD-CD2.pdf
Der Verein „Argumente und Kultur gegen Rechts e.V.“ hat eine „Argumentationshilfe gegen die Neuauflage der
Schulhof-CD der NPD“
http://www.netz-gegen-nazis.de/files/argumente-gegen-npd-cd-2006.pdf
http://www.npd-mittelfranken.de/musik.htm
http://www.jn-buvo.de/index.php?Itemid=31&id=119&option=com_content&task=view
http://www.jnerfurt.de/index.php?ID=80&anfang=0&jn=aktuelles
36
37 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Alle Schulhof-CDs sind im Internet verfügbar. Während die erste, bundesweit
beschlagnahmte CD „Anpassung ist Feigheit – Lieder auf dem Untergrund“ nur über
Tauschbörsen (wie etwa eDonkey) verfügbar ist und die Schwelle zum Download
entsprecht hoch liegt, stellt die NPD die zweite und dritte CD sowie die Neuauflage
der dritten CD auf ihrem Medienserver zum Download bereit.105 Hier können selbst
mit dem PC kaum vertraute Nutzer sich die CD ganz unkompliziert und vor allem
legal innerhalb weniger Minuten herunter laden. Hier können auch die Texte zu den
Songs heruntergeladen werden. Die NPD Mittelfranken bietet ihre Version der
Schulhof-CD samt Texten ebenfalls zum Download an. 106
Neben den Schulhof-CDs der NPD kam im Jahr 2007 auch aus dem Bereich der
„Freien Kräfte“ eine weitere Schulhof-CD unter dem Titel „60 Minuten Musik gegen
60 Jahre Umerziehung“ heraus. Der Titel deutet bereits die neonazistische Prägung
der CD an, da die letzten 60 Jahre Demokratie als „Umerziehung“ diffamiert werden,
welche man mit Hilfe der Musik bekämpfen möchte. Folgerichtig wurde die CD
wegen des den Holocaust leugnenden Songs „Du denkst“ der Band „Stahlgewitter“
bundesweit beschlagnahmt107 und tritt somit die Nachfolge der „Anpassung ist
Feigheit“ aus dem Jahr 2004 an. Besonders an dieser CD ist, dass sie nicht von
einer Partei als Wahlwerbung, sondern maßgeblich von dem Label „PC Records“ zur
Kundengewinnung produziert wurde. Dies ändert nichts an dem Ziel, mit der Musik
Jugendliche für rechtsextreme Musik und somit letztlich für den Rechtsextremismus
zu begeistern, verdeutlicht jedoch den kommerziellen Aspekt rechtsextremer Musik.
PC Records ist eines der aktivsten deutschen Rechtsrock-Labels und war bereits an
dem Sponsoring für die erste Schulhof-CD beteiligt.108 Auf dieser CD befinden sich
bis auf vier Ausnahmen andere Interpreten als auf den Schulhof-CDs der NPD, da
auf dieser CD verstärkt Bands des Labels „PC Records“ vertreten sind, um den
Werbezweck zu erreichen. Die Auflage wird vom LKA Sachsen auf etwa 5000 zur
bundesweiten Verteilung geschätzt. 500 Exemplare konnten vom LKA Sachsen
beschlagnahmt werden. 109
105
106
107
108
109
http://medien.npd.de/; zur Zeit in Überarbeitung
http://www.npd-mittelfranken.de/musik.htm
http://technolex-anwaelte.de/user_data/OLG-Bamberg-3-Ss-112-08.pdf
http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/pc-records-chemnitz-sachsen
http://www.polizei.sachsen.de/lka/3506.htm
2.5
Rechtsextreme Musik als Erlebniswelt
Während bei den Schulhof-CDs bereits klar wird, wie stark die rechte Szene mit dem
Reiz des Verbotenen spielt, wird dies bei rechtsextremen Konzerten noch deutlicher.
Martin
Kaufmann
vom
Verfassungsschutz
Thüringen
konstatiert,
dass
die
Rechtsrock-Szene flächendeckend dazu übergegangen ist, Organisation und
Durchführung von Konzerten in einem konspirativen Rahmen durchzuführen.
Damit verbunden ist zwar die Erschwernis, neues Publikum anzusprechen, aber
auch der Vorteil, dass bereits die Anreise zu einer erlebnisreichen Schnitzeljagd wird,
dessen Ziel die Teilnehmenden selbst nicht kennen. Sie bekommen über eine SMS
Bescheid, wann sie an einem Ort sein sollen, an dem sie teilweise über mehrere
Zwischenstationen „sortiert“ werden, um suspekte Teilnehmende – und somit die
Verfolgungsbehörden – abzublocken.110 Diese Maßnahmen schweißen diejenigen,
die dann am Konzertort ankommen, zusammen. Sie fühlen sich als etwas
Besonderes, als Angehörige des auserwählten, harten Kernes. Es ist zugleich Ehre
und Anerkennung, zum Konzert gelassen zu werden. Die Dichte des Erlebnisses
wird dadurch wesentlich erhöht, da die Teilnehmenden immer damit rechnen
müssen, dass die Polizei den Konzertort findet und das Konzert abbricht. 111
Rechtsextremisten ist dieser Reiz des Verbotenen durchaus bewusst, ebenso wie sie
genau wissen, dass Parteiprogramme nur wenig Anziehungskraft auf Jungwähler
ausüben. Die Verknüpfung von „Erlebnis“ und „Wahlwerbung“ ist daher nicht neu. Ian
Stuart Donaldson, der wohl wichtigste Aktivist der Frühzeit des Rechtsrock, drückte
es in den 1980er Jahren so aus: „Viele finden Politik, parteipolitisch gesehen,
langweilig. … Es ist doch viel angenehmer, mit anderen ein Konzert zu besuchen
und Spaß zu haben, als in eine politische Versammlung zu gehen.“112. Thomas
Pfeiffer fasst dies zusammen und nennt Freizeitwert, Lebensgefühl und politische
Botschaften als die wesentlichen Elemente der rechtsextremen Erlebniswelt, die mit
Musik, Zeltlagern und politischen Aktionismus am Beispiel von Demonstrationen
versucht, Jugendlichen den Rechtsextremismus nahe zu bringen. 113
110
111
112
113
vgl. Martin Kaufmann: „Rechtsextremistische Musik in Thüringen – Lage und Tendenzen“ in Thüringer Landesamt für
Verfassungsschutz: „Noten des Hasses“, Erfurt 2005,s. 38-39
Vgl. auch Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport: „Neonazistische Kameradschaften –
Rechtsextremistische Skinheads – Rechtsextremistische Musik“, Hannover 2007, s. 52
Ein Bericht von Spiegel TV zeigt den Ablauf eines klandestin organisierten Rechtsrock-Konzertes
Online hier verfügbar: http://dailymotion.virgilio.it/video/x2jnd1_spiegel-tv-doku-blood-honour-alias_events
vgl. Thomas Pfeiffer: “Menschenverachtung mit Unterhaltungswert” in Stefan Glaser / Thomas Pfeiffer: “Erlebniswelt
Rechtsextremismus. Menschenverachtung mit Unterhaltungswert“, Schwalbach am Taunus 2007, s.45
ebd. s. 39-50
38
39 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen 3.
Für Rechtsextreme relevante Szenen
Es gibt eine Vielzahl von Musikszenen, in denen sich rechtsextreme Abteilungen
gebildet haben. Von diesen erfährt die klassische Skinhead-Rock-Szene die größte
mediale, aber auch publizistische Aufmerksamkeit. Leider wurden vor allem in der
Vergangenheit durch die Fixierung auf die rechtsextremen Teile der Skinhead-Szene
andere stark gefährdete Bereiche vernachlässigt.
So wächst seit der Mitte der 90er Jahre auch die Bedeutung des so genannten
National Socialist Black Metal (NSBM), also der neonazistischen Strömung im Black
Metal, beständig weiter. 114
Darüber hinaus befindet sich ein Teil der Dark Wave-Szene – allem voran der so
genannte Neofolk – bereits seit den 80er-Jahren im Visier rechtsextremer
Bestrebungen und Denkweisen. Als intellektuelle Avantgarde des rechtsextremen
Musikspektrums wird versucht, auch weiter in Teile der Gothic-Szene vorzudringen
und rechtsextremes Gedankengut dort verstärkt salonfähig zu machen. 115
Etwas unbekannter hingegen sind der mit der germanischen Mythologie verbundene
Vikingrock und der aus dem Punkrock entstandene Hardcore. Hierbei handelt es sich
mehr um Ausprägungen einer Musikrichtung als um eigenständige Szenen, wobei
die Abgrenzung hier nur sehr schwer vorzunehmen ist. Ein Nischendasein fristen
hingegen rechtsextreme Einflüsse im Hiphop oder im Techno.
Neben diesen jugendkulturellen Musikszenen gibt es in Deutschland noch eine
Vielzahl rechtsextremer Liedermacher116. Keiner Szene zuzuordnen sind die
Musikprojekte, welche deutsche Schlager mit rassistischen Texten belegen und
somit die Popularität der bekannten Melodien zu nutzen ersuchen. Die Zillertaler
Türkenjäger sind dabei wohl das bekannteste Projekt. 117
114
115
116
117
vgl. Rainer Fromm: „Schwarze Geister, Neue Nazis“, München 2008, s.54
vgl. ebenda, s.37ff
vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2007, Berlin 2008, s. 103ff
vgl. Christian Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 60
40
Die Skinhead-Szene
Die Skinhead-Szene ist die älteste unter den modernen Jugendkulturen, in denen
rechtsextremes Gedankengut einen großen Einfluss bis hin zur Meinungsführerschaft
übernehmen konnte118. Der Ansatzpunkt hier muss es letztlich sein, sichtbar und
nachvollziehbar zu machen, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte.
In ihren Anfängen zum Ende der 60er Jahre war die Skinhead-Kultur verhältnismäßig
unpolitisch. Wie fast jede Jugendszene war die Abgrenzung vom Mainstream – in
diesem Fall die Abgrenzung von den „68er Hippies“ – ursächlich für die Entstehung
einer Gegenkultur. Die scharfe Abgrenzung der Skinheads von den „Langhaarigen“
wurde letztlich nicht nur über die Frisur, sondern auch über den gesamten Habitus
zur Schau gestellt. Dem Pazifismus der Hippies wurde ein Männlichkeitsideal
entgegengesetzt, in dem vor allem Stärke zählte, dem studentisch-politischen
Engagement wurde ein Desinteresse bis hin zur kompletten Ablehnung der Politik
entgegengesetzt und gegenüber dem Internationalismus der Hippies stand der Stolz
auf die eigene Herkunft aus der englischen Arbeiterschaft, durchaus auch verbunden
mit einem starken Patriotismus, welcher über die häufige Verwendung von EnglandFlaggen in der Skinhead-Szene unterstrichen wird. 119
Klaus Farin und Eberhard Seidel-Pielen teilen diese Theorie nicht und sehen das
Entstehen der Skinheads in den britischen Straßenkämpfen zwischen den
Jugendkulturen der Mods und der Rocker in den Jahren 1963 und 1964 begründet,
die dazu geführt hätten, dass es bereits 1968 „in jeder Straße der innerstädtischen
Viertel von Liverpool, Glasgow, London oder Birmingham eine Skinheadgang“
gab.120 Meiner Einschätzung nach hatte beides – sowohl die profan-territorialen
Konflikte der Jugendgangs als auch die Wandlung des politischen Klimas – einen
deutlichen Einfluss auf die Entstehung und Verbreitung der Skinhead-Jugendkultur.
Bereits bei dieser Betrachtung aus der Anfangszeit der Skinhead-Bewegung wird die
Nähe zu rechtsextremen Orientierungen deutlich, wenngleich die Szene zu dieser
Zeit keinesfalls allgemein als rechtsextrem bezeichnet werden kann.
118
119
120
vgl. Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz: Rechtsextremistische Skinheads, Mainz 2006, s.14
vgl. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen: Skinheads und Rechtsextremismus, Düsseldorf 2001, s. 6
vgl. Klaus Farin, Eberhard Seidel: „Skinheads“, München 1993, s. 26ff
3.1.1 Selbst- und Werteverständnis in der Skinhead-Jugendkultur
Neben der bloßen Abgrenzung gegenüber der damaligen Hippiebewegung verstand
sich die Skinhead-Szene als Arbeiterbewegung mit dazugehörigem, übersteigerten
Arbeiterethos. Im Mittelpunkt dessen stand die Gemeinschaft und somit die
Identifikation als Skinhead. Äußeres Anzeichen waren vor allem die schweren
Arbeitsschuhe oder Stiefel sowie robuste Kleidung.
Musikalisch stand für sie vor allem die Musik der jamaikanischen Einwanderer –
früher Reggae und Ska – im Mittelpunkt. Auch gehörten viele schwarze Briten dem
frühen Stadium der Skinhead-Bewegung an und wurden von den „weißen
Skinheads“ größtenteils als gleichwertige Angehörige der britischen Arbeiterschicht
akzeptiert. Die soziale Herkunft war wichtiger als die biologische.
Es wirkt dagegen widersprüchlich, dass bereits zu dieser Zeit Gewalt gegen
Homosexuelle und Einwanderer aus anderen Staaten des britischen Commonwealth
durch Skinheads verübt wurde. Bereits hier wurden Feindbilder definiert, auf welchen
die spätere Einflussnahme der Politik aufbauen konnte. 121
Die hier zu Tage getretene Gewaltbereitschaft, welche immer schon zum Ethos der
martialisch anmutenden Skinheads gehörte, bot dem Rechtsextremismus ebenso
Ansatzpunkte wie das noch diffuse, patriotische Weltbild, in dem Jamaikaner als
Briten akzeptiert wurden, Inder oder Pakistanis allerdings ein Feindbild darstellten.
Die Überbetonung von konservativen Werten wie Ehre und vor allem Treue – wieder
im konkreten Gegensatz zu den Hippies, denen diese konservativen Werte eher
suspekt waren – führten zu einem sehr stark ausgeprägten Gruppengefühl innerhalb
der Skinhead-Cliquen. Verbunden mit diesem starken Gruppenzusammenhalt war
auch eine starke Solidarität – man half sich gegenseitig. Diese Solidarität wurde
allerdings auch erwartet, was wiederum zu einem starken Anpassungsdruck
innerhalb der Clique führte.
121
122
122
vgl. Klaus Wahl (Hrsg.): „Skinheads, Neonazis, Mitläufer“, Opladen 2003, s. 44ff
42
43 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Der Anpassungsdruck beschränkt sich dabei nicht nur auf konkretes Handeln,
sondern letztlich auch auf den moralischen Zuspruch innerhalb der Gruppe. Diese
„Kameradschaft“, welche es seit Anbeginn der Skinheadbewegung gab, ist ein
zentraler Ansatzpunkt rechtsextremer Gleichschaltung, da sie zugleich die interne
Gruppenstruktur festigt, als auch externe Einflüsse minimiert, da die Skinheads als
Bezugsgruppe zum Maß aller Dinge wurden, wohingegen der – möglicherweise auch
korrigierende – Einfluss der Gesellschaft zurückging.123 Die Kameradschaft in den
Skinheadcliquen wurde auch Ersatz für die durch Migration hinschmelzende,
gesellschaftliche Homogenität. 124
Dennoch definierten sich die Skinheads – ebenso wie die Rocker – bei allem Ernst
ihrer männerdominierten, martialischen Erlebniswelt als spaß- und erlebnisorientiert.
Neben der Gewalttätigkeit – die zweifelsohne dem Erlebnissektor zuzuschreiben ist –
hat daher auch Alkohol in nahezu allen Skinheadgruppen einen hohen Stellenwert.
Die
Mischung
aus
dem
allgegenwärtigen
Element
des
Kampfes,
der
bedingungslosen Kameradschaft mitsamt Abkapslung von der Gesellschaft, dem
Bezug zur Tradition, zu alten Werten und letztlich auch der durchaus deutlich
vorhandene Patriotismus, aus Angst davor, die nationale Identität im Zeitalter der
Migration zu verlieren, war für die Skinhead-Szene fatal. Die schon früh von einigen
Mitgliedern in die Szene getragenen rechtsextremen Meinungen konnten sich auf
diesem Nährboden schnell ausbreiten und sich über weite Teile der Szene
verbreiten. Insbesondere in Ostdeutschland war die Skinhead-Szene auch eine klare
Opposition zur damaligen DDR, die sich selbst als „links“ und „antifaschistisch“
definierte und auf rechtsextreme Skinheads mit stark repressiven Maßnahmen
reagierte.125 Hier erscheint es logisch, dass sich die Jugendkultur der Skinheads in
ihrem Widerstand gegen die vermeintlich linke DDR deutlich rechts einordnete. 126
Wie man sehen kann, waren viele Elemente des Rechtsextremismus bereits in der
Szene verankert, bevor es überhaupt Versuche der Unterwandung von Rechts
gegeben hat.
123
124
125
126
vgl. hierzu auch die Abschnitte 4.1 (Kameradschaft) und 4.6 (Vereinnahmung der Skinhead-Szene)
vgl. Klaus Farin, Eberhard Seidel: „Skinheads“, München 1993, s. 25-26
vgl. Klaus Farin, Eberhard Seidel: „Skinheads“, München 1993, s. 110-114
vgl. dazu die Analyse des Songs „Verkauft und Verraten“ der Band Landser in Abschnitt 4.2
3.1.2 Historischer Wandel der Skinhead-Szene
Die zentrale Frage lautet: Wie konnte ein großer Teil der Skinhead-Szene in den
80er-Jahren so schnell politisch besetzt werden? Wie im letzten Abschnitt angemerkt
gab es zahlreiche Punkte in der Skinhead-Szene, an denen rechtextreme Agitation
ansetzen konnte. Dies waren im speziellen das Männlichkeitsideal, die vorhandenen
Feindbilder samt dazugehöriger Gewaltbereitschaft, der vorhandene Nationalstolz
und
vor
allem
die
scharfe
Abgrenzung
der
Skinhead-Kultur
von
den
gesellschaftlichen Idealen.
Als wichtigste Person bei der Transformation der Skinheadszene kann ohne Zweifel
der Brite Ian Stuart Donaldson („Ian Stuart“) genannt werden. Die von ihm 1977
gegründete Band Skrewdriver hat bis 1982 zwar keine explizit rechtsextremen Inhalte
mit ihrer Musik transportiert, galt aber bereits nach dem Beitritt Ian Stuarts im Jahr
1979 zur National Front (NF), der damals bedeutendsten rechtsextremen Partei
Großbritanniens, als „parteinahe Band“.
Als Skrewdriver 1983 die EP mit dem bezeichnenden Titel „White Power“
veröffentlichten und 1984 die CD „Hail the new dawn“ nachreichten war der moderne
Rechtsrock geboren. Zwar gab es auch vorher schon vereinzelt den Versuch,
rechtsextreme Inhalte musikalisch zu verarbeiten, aber hier wurde – nicht zuletzt
über das Marketing des deutschen Labels Rock-o-Rama – erstmals ein solcher
Versuch im großen Rahmen auch kommerziell erfolgreich.
127
Skrewdriver betätigten sich ab 1982 auch auf den „Rock against Communism“Konzerten (RAC), bei denen bereits die politische Sozialisation von Skinheads- und
Hooligans bezweckt wurde. RAC kopierte das bereits in den 70er-Jahren erprobte
Konzept der von den Antifaschisten organisierten „Rock against Racism“-Konzerte
(RAR). 128
RAC ist bis heute ein wichtiges Schlagwort für rechtsextreme Musik, sowohl bei
rechtsextremen Versandhändlern129, als auch in Online-Tauschbörsen.
127
128
129
vgl. Christian Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 23ff
vgl. http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/rac-rock-against-communism
Viele rechtsextreme Versandhändler nutzen „RAC“ als Kategorie vor allem für die rechtsextreme Skinhead-Musik –
zum Teil in Abgrenzung zu den Liedermachern. Z.B. http://www.pc-records.de/ o. http://www.germaniaversand.de/
44
45 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Nachdem Ian Stuart sich 1987 mit der NF zerstritt und aus dieser austrat gründete er
zusammen mit dem britischen Neonazi Nick Crane das Musiknetzwerk „Blood &
Honour“130, welches die rechtsextreme und vor allem rassistische Ideologie des RAC
nun parteiunabhängig verbreiten sollte. Zusammen mit diesem Wechsel der
Organisationsform von der Partei zur Untergrundorganisation erfolgte auch ein
leichter Ideologiewechsel weg vom übertrieben Nationalismus und Rassismus der
NF, hin zu einem stark an Adolf Hitler orientierten Neonazismus. Das Hakenkreuz
war ebenso wie die im Stil des Hakenkreuzes gezeichnete Triskele, welche wie ein
dreiarmiges Hakenkreuz anmutet, ein zentrales Symbol für die Bewegung. 131
Kurze Zeit nach „Skrewdriver“ in Großbritannien entwickelten sich mit „Cotzbrocken“
und den „Böhsen Onkelz“ auch in Deutschland erste diffus rechtsextreme SkinheadBands. Gegen 1982 forderten Cotzbrocken auf ihrem Tonträger „jedem das seine“
klar ein Bündnis zwischen „RAF“ und „dem rechten Kern“, damit in Deutschland der
„Terrorstern“ aufgehe. 132 Die Böhsen Onkelz sangen indes:
„Türkenpack, Türkenpack, raus aus uns’rem Land,
geht zurück nach Ankara, denn ihr macht mich krank
Nadelstreifenanzug, Plastiktütenträger,
Altkleidersammler und Bazillenträger“ 133
Dieser Song war an Deutlichkeit kaum zu überbieten und legte so den Grundstein zur
Entstehung des Rechtsrock in seiner heutigen Form und den Kultstatus der Böhsen
Onkelz in der rechtsextremen Szene der 80er Jahre. Schnell gründete sich eine
Reihe Bands, die ähnliche Inhalte verbreiteten, wie etwa „Endstufe“ und „Kraft durch
Froide“134 Die „Böhsen Onkelz“ distanzierten sich in den Folgejahren mit kleinen
Schritten vom Rechtsextremismus, wobei sie in den frühen Jahren noch deutlich
patriotisch blieben135 und 1985 nochmals einen „Rückfall“ in den Rechtsextremismus
hatten, indem sie vor überwiegend rechtsextremen Publikum
130
131
132
133
134
135
deutsch: „Blut und Ehre“; Losung und Grußformel der Hitlerjugend, Gravur im Fährtenmesser der HJ
ebd. s. 27; der Albumtitel „Jedem das Seine“ ist ein Bezug auf das Tor zum KZ Buchenwald
Das Stück „Türkenfotze“ wurde wie das ebenso dem Rechtsextremismus zuzuordnende Stück „Deutschland den
Deutschen“ nie offiziell veröffentlicht. Es findet sich allerdings auf vielen Bootlegs (von Fans mitgeschnittenen
Konzertaufhahmen) aus der frühen Zeit der Band und ist bis heute in Internet-Tauschbörsen erhältlich.
Der vollständige Text ist im Anhang unter der Nummer 12 zu sehen.
vgl. Toralf Staud: „Moderne Nazis“, Köln 2007 (vierte Auflage), s. 160ff und Henning Flad: „Trotz Verbot nicht tot“ in
Christian Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 92. Ich folge der Interpretation von Henning
Flad in Bezug auf den „Kraft durch Froide“-Song „Prollpower“, welcher in beiden Büchern unterschiedlich gedeutet
wird.
vgl. den Song „Deutschland“ aus dem 1984er Album „Der nette Mann“
den Song „Deutschland“ sangen, wobei sie in der letzten Zeile aus dem ursprünglich
patriotischen „Schwarz-Rot-Gold wir steh’n zu dir“ ein deutlich rechtsextremes
„Schwarz-Weiß-Rot wir steh’n zu dir“ machten. Das Bekenntnis zu den Farben des
vordemokratischen Deutschlands führte im Publikum zu zahlreichen „Sieg Heil“Rufen, welche von der Band auch erwidert wurden.136 Erst in den Folgejahren
distanzierte man sich zuerst von rechtsextremer Gewalt und schließlich auch von
Rechtsextremismus.
Über das deutsche Label Rock-o-Rama, bei dem sowohl die Böhsen Onkelz (bis
1985) als auch Skrewdriver unter Vertrag standen, kam das Musiknetzwerk Blood &
Honour sehr früh auch nach Deutschland. Die deutsche Division von „Blood &
Honour“ wurde im September 2000 verboten, als Nachfolge gilt „Division 28“, wobei
die 28 als Code für „Blood&Honour“ steht. 137
Die mediale Berichterstattung über den rechtsextremen Teil der Skinhead-Szene
sorgte schnell dafür, dass „Skinhead“ zu einem Synonym für rechtsextreme
Gewalttäter wurde. Dies trug ebenfalls einen Teil dazu bei, den Rechtsextremismus
in der Szene zu verwurzeln, da durch diese Vereinfachung viele Prozesse in Gang
gesetzt wurden. Häufig unberücksichtigt bleibt, dass die Stigmatisierung aller
Skinheads zu Rechtsextremen ein Rollenangebot darstellt, welches viele Skinheads,
die durch ihre Erscheinung ohnehin provozieren wollten, dankbar annahmen. 138
Hinzu kommt, dass viele derjenigen, die sich nicht als rechtsextrem empfanden, die
Szene verlassen haben, auf der anderen Seite aber viele rechtsextreme Jugendliche
neu zu der Szene stießen. Der Anteil der Rechtsextremen wuchs so beständig
weiter. Andere Skinheads, die sich nicht als rechtsextrem empfanden, die Szene
deshalb aber nicht verlassen wollten, versuchten, offen Stellung gegen die rechten
Skinheads zu beziehen. So entstanden u.a. die Redskins (linke Skinheads), RASHSkins (Red and Anarchist Skinheads; linke Anarchisten) und SHARP-Skins
(Skinheads against racial prejudice; Skinheads gegen rassistische Vorurteile).
Andere versuchten, bewusst politisch neutral zu verbleiben. (Oi!-Skins) 139
136
137
138
139
vgl. Antifaschistisches Infoblatt Februar 2006: http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/archiv/71/10.pdf
zu den Gefahren von Stigmatisierung siehe
Erving Goffman: Stigma: über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität, Frankfurt 2003
zu detaillierten Informationen über die einzelnen Richtungen innerhalb der Skinheadbewegung siehe auch
Klaus Farin (Hrsg.): "Skinhead - A Way of Life- Eine Jugendbewegung stellt sich selbst dar.", Bad Tölz 1999
46
Die Black-Metal-Szene und ihre Subszenen
Im Vergleich zur Skinhead-Szene ist der Black Metal recht jung, wenngleich erste
Entwicklungen in diesem Bereich bereits in den frühen 80ern entstanden und die
Vorläufer bis in die 70er hinein ragen. So versuchten bereits Hardrock-Bands wie
AC/DC oder frühe Heavy Metal Bands wie Black Sabbath mit Anspielungen auf den
„Highway to Hell“ oder durch eine möglichst böse Bühnenshow zu provozieren,
indem sie ein Bekenntnis zum „Bösen“ inszenierten. 140
Als erste Black-Metal-Band gilt hingegen Venom, welche mit ihrem Album „Black
Metal“ zugleich als Namensgeber fungierten. Mit Songtiteln wie „Burned Alive“
(Lebendig verbrannt), „Raise the Dead“ (Belebt die Toten), „Leave me in Hell“ (Lass
mich in der Hölle), „Sacrifice“ (Opferung), „Heaven’s on Fire“ (Der Himmel brennt)
sowie “Don’t Burn the Witch” (Verbrennt die Hexe nicht) machten sie deutlich, worum
es ihnen ging: Die reine Provokation, das gesamte Album durchgängig. Heute sind
derartige Titel auch außerhalb des Black Metal recht gewöhnlich, fast harmlos, im
Kontext zur damaligen Zeit – das Album wurde 1982 veröffentlicht – war diese Art
der Provokation allerdings neu. Neu war vor allem auch die Art der Produktion,
welche selbst für damalige Verhältnisse recht unscharf war und dazu führte, dass die
Musik noch mehr nach „Untergrund“ klang. Dennoch – oder vielleicht gerade
deswegen – wurde das Album ein großer Erfolg. 141
Wie so häufig in den Musikszenen versuchten andere Bands, den Stil nicht nur zu
imitieren, sondern weiter zu entwickeln. Im Fall Black Metal bedeutete dies letztlich
auch die Steigerung des Härtegrades der Musik sowie der Texte. Die Band „Bathory“
beispielsweise zeichnete ihre Musik in einer noch roheren Qualität auf, um so den
Black Metal möglichst weit von der kommerziellen Musik zu entfernen. Aus dem bei
Venom noch als solchen zu erkennenden Gesang wurde bei „Bathory“ ab 1983/84
ein krächzendes, aggressives Schreien. Black Metal sollte nicht „schön“ klingen,
sondern provozieren. „Bathory“ und „Mayhem“ sind Beispiele für die Entstehungszeit
des Black Metal, während später Bands wie „Dimmu Borgir“ und „Cradle of Filth“ die
Szene in eine kommerzielle und eine Untergrund-Szene spalteten.
140
141
vgl. Rainer Fromm: „Genese der Black-Metal-Subkultur und des Neosatanismus in der Rockmusik“ in BPjM Aktuell
Ausgabe 4/2003, s. 7
Vgl. auch Christian Dornbusch / Jan Peter Killguss: “Unheilige Allianzen“, Hamburg/München 2005, s. 17-18
vgl. Rainer Fromm: „Schwarze Geister, Neue Nazis“, München 2008, s. 51
3.2.1 Selbst- und Werteverständnis in der Black-Metal-Szene
Während die frühen Skinheads mit dem Ska eine recht zahme Musik hörten und ihre
Aggressionen vor allem auf der Straße auslebten, verhielt es sich mit dem Black
Metal zu Beginn anders. Die Provokation des Black Metal bestand vor allem darin,
sich konsequent und eindeutig gegen alle geltenden Werte der Gesellschaft zu
stellen. Im Mittelpunkt stand zuerst das Christentum, welches konsequent verspottet
wurde. Als Gegenpol zum Christentum wurde der Satanismus aufgebaut – zu Beginn
von Venom als bloße Provokation, später jedoch wesentlich stärker auf der
philosophischen Ebene nach Anton Szandor LaVey oder Aleister Crowley. 142
In Jugendkulturen, die sich vor allem über die Provokation definieren, ist eine
Steigerung der Provokation die logische Konsequenz. Stark kommerzielle Bands wie
Cradle of Filth orientierten sich an deutlich erotischen Anleihen, wodurch die Nähe
des symphonischen Black Metals zur Jugendkultur der Gothics erklärt werden kann.
So gehörten bei Cradle of Filth Lieder über Vampire und Succubi (weibliche
mythologische
Dämonen
mit
ausgeprägtem
Sexualtrieb),
also
über
jene
Verbindungen des „Bösen“ mit dem verklärt „Romantischen“ ebenso zum Repertoire
wie der nicht unumstrittene Song „Krieg Kindersoldaten“143, in welchem die Band zu
Beginn die Rede Hitlers vom 1. September 1939 einspielt.144 Dies kann jedoch kaum
als Bekenntnis zum Nationalsozialismus gewertet werden, sondern muss im Kontext
zum Drang nach Provokation gesehen werden. Andere Black Metal Bands wie die
thüringischen „Eisregen“ (bis zum Album „Krebskolonie“, danach „Dark Metal“)
provozierten über ein extremes Maß an Gewalt und Morbidität. So besingen sie auf
ihrem ersten Album „Zerfall“ vor allem die Pest und das massenweise Sterben sowie
die Verachtung des Christentums.145 Auch die Misanthropie war ein starkes, immer
wiederkehrendes Element146 In einem späteren Lied schockierten sie, in dem sie
beschreiben, wie Prostituierte in einem großen Mixer zu Schweinefutter verarbeitet
werden.147 Die extreme Gewalt führte letztlich auch zur Indizierung dreier Alben.
142
143
144
145
146
147
vgl. Rainer Fromm: „Schwarze Geister, Neue Nazis“, München 2008, s. 54ff
Cradle of Filth: „Krieg Kindersoldaten“ aus dem Album „The Evil’s Bitter Sweet“
Im Song als Original der Hitler-Rede zu hören: „Polen hat heute nacht zum erstenmal auf unserem eigenen
Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“
Nach 1:13 Spielzeit folgt: „Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!“ Es folgen weitere Einspielungen von
Reden aus der Zeit des Nationalsozialismus
dies trifft auf alle Songs des Albums „Zerfall“ der Band Eisregen zu. Die Songs 1-4 behandeln speziell die Pest.
z.B. Eisregen: „Feindbild: Mensch“ aus dem Album „Leichenlager“
Eisregen: „Futter für die Schweine“ aus dem auf Liste B (Verbreitungsverbot) indizierten Album „Krebskolonie“
48
49 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen In der Black Metal Szene kamen auch andere Themen hinzu, die zum Teil auch neue
Genres gründeten. So führten starke Einflüsse der nordischen Geschichte und
Mythologie zur Gründung des Viking-Metal148, starke Einflüsse der heidnischen
Religion und Kultur zur Gründung des Pagan-Metal. Beide Musikstile wurden
größtenteils von Black-Metal-Bands gegründet und hatten – wie auch der Black Metal
selbst – das Christentum zum zentralen Feindbild. Das Feindbild Christentum wurde
hier jedoch nicht mehr – wie noch von Venom – aus reiner Provokation und ohne
ideologische Unterfütterung betrieben149, sondern beruhte bereits auf dem
Selbstverständnis als Träger einer alten Kultur, welche von der „Moderne“ in Form
des Christentums besiegt wurde und nun wieder erstarken müsse. Texte des Viking
und auch Pagan Metal bezogen sich dabei vor allem auf folgende Bereiche:
a) Die „Ahnenverehrung“ mit meist völlig übertriebener Glorifizierung der Geschichte
und verbunden mit einem ahistorischen Bild der damaligen Lebensverhältnisse
b) Die Verehrung von „Krieg“ und „Schlachten“
c) Der Kampf gegen das Christentum als „Mörder“ der eigenen kulturellen Herkunft
d) die Rückkehr zu einer alten Werteordnung, in der die „Ehre“ vor allem im Kampf zu
erlangen ist und der Kampf letztlich über den Wert eines Mannes entscheidet 150
Verbindet man nun die „Negierung aller Normen“, daher das Bestreben, eine
feindliche Opposition gegen die Normen und Werte der Gesellschaft aufzubauen,
welche den Black-Metal auszeichnet, mit dem völkischen Weltbildes des PaganMetals und dem auf Kampf abgestimmten Weltbild des Viking-Metal erhält man eine
gefährliche
Mischung
martialisch-maskuliner
Elemente,
die
eine
starke
Artverwandtschaft zum Rechtsextremismus aufweist.
Erschwerend kommt hinzu, dass viele Black Metal Bands leichtfertig mit der
Symbolik der extrem Rechten umgehen – beispielsweise die schwedische BlackMetal-Band Marduk.151 Diese Art der Provokation baut ebenfalls eine Brücke
zwischen der extremen Rechten und dem Black Metal auf.
148
149
150
151
nicht zu verwechseln mit dem Viking Rock. Sehen sie dazu Kapitel 3.5
Venom haben nach eigener Angabe keinerlei Kenntnisse vom Satanismus als Philosophie, weshalb hier keine
Ideologisierung abseits der Provokation und der „Faszination des Bösen“ gesehen werden kann.
vgl. Christian Dornbusch / Hans Peter Killguss: „Unheilige Allianzen“, Hamburg/Münster 2005, s.109ff
Marduk sind generell bekannt für einen extremen Militarismus, v.a. auf dem Album „Panzer Division Marduk“. Der
Titelsong richtet sich gegen das Christentum und stellt die Band als „Panzer Division Marduk“ dar, die „für Satan“
kämpft. Die Tatsache, dass die schwedische Band hier den deutschen Terminus „Panzerdivision“ für sich in Anspruch
nimmt kann als klarer Bezug auf den Nationalsozialismus als „ultimatives Böse“ gedeutet werden. Dies erscheint
logisch, da der Nationalsozialismus in seiner Bösartigkeit eine Steigerung des Satanismus darstellt.
3.2.2 Entstehung des National Socialist Black Metal (NSBM)
Betrachtet man die Entwicklung des Black-, Viking-, und Pagan-Metal fallen bereits
einige Gemeinsamkeiten mit rechtsextremen Denkmustern auf, aber auch einige
Widersprüche. Diese Kombination von Gemeinsamkeiten und Widersprüchen ist
bezeichnend für den NSBM und setzt sich von der Musik bis zur Akzeptanz in der
rechtsextremen Szene durch, die bei weitem noch nicht vollständig gegeben ist. So
erscheint es logisch, dass zwischen dem „traditionell geprägten“ Skinhead oder
Liedermacher und dem langhaarigen, stark jugendkulturell geprägten NS-Black
Metaller doch einige Barrieren stehen. Nichtsdestotrotz treten auch auf NPDVeranstaltungen NSBM Bands auf – wie etwa „Projekt Vril“ auf dem von der JN
organisierten „Rock für Deutschland“-Festival in Gera. Insgesamt ist zu beobachten,
dass die rechtsextreme Szene zum Teil gezielt den Black Metal unterwandert, indem
bekannte Rechtsrock-Bands über Nebenprojekte im Bereich des Black Metal hier ein
Angebot schaffen. 152
Ansatzpunkte für eine Unterwanderung finden sich genügend. Vor allem der starke,
völkische Aspekt des Pagan- und zum Teil auch des Viking-Metal liefert den idealen
Nährboden für nationalistisch-völkische und rassistische Anschauungen. Das
vorhandene Feindbild des Christentums – meist einschließlich des Judentums –
bietet eine ausreichende Projektionsfläche für antimoderne Haltungen und
Antisemitismus. Der starke Bezug auf die Vorfahren – oft auch allgemein auf „die
Germanen“ – fördert dies weiter. Dazu kommen der hohe Stellenwert des „Kampfes“
sowie starke (sozial)darwinistische Ansichten über das „Recht des Stärkeren“.
Das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin (Apabiz) hält „einen
Großteil der heidnischen Metal-Bands für problematisch, da sie antiemanzipatorische
und tendenziell völkische Inhalte vertreten“ und bezieht sich dabei nur auf nicht
explizit rechtsextreme Pagan-Metal-Bands, welche auf dem „Paganfest“ in Berlin
auftraten. Weiter heißt es, dass die dort praktizierte Form der „Ablehnung des
Christentums und seiner Wurzeln, des Judentums, natürlich ein Einfallstor für
antisemitische Inhalte“ sei. 153
152
153
Sehen Sie dazu Abschnitt 3.8 dieser Arbeit.
zitiert nach http://www.apabiz.de/publikation/pressemitteilungen/030408_PM_Paganfest_2008.htm
50
51 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Als Vorreiter des NSBM gilt vor allem Kristian Vikernes, welcher seinen Vornamen in
Varg (Wolf) änderte, da er die Verbindung zum „Christentum“ durch seinen
Vornahmen „nicht aushalten konnte“.154 Vikernes wurde 1993 wegen des Mordes an
einem Bandkollegen und der vollendeten Brandstiftung an drei Kirchen verhaftet. In
der Black Metal Szene wurde er daraufhin kontrovers diskutiert, da ein Teil der
Szene in der Durchführung der Kirchenbrandstiftungen die konsequente Umsetzung
seiner musikalischen Positionen sah und sie gerade die Übertretung der Gesetze bis
zur Selbstaufopferung fasziniere, während viele andere Black Metaller sich von
diesen Taten klar distanzierten und ihn als „Spinner“ darstellten.155 Während seiner
Haftstrafe, also nachdem große Teile der Szene ihn heldengleich verehrten, steigerte
er seine Ideologien immer weiter und widmete sich vor allem heidnischen Schriften,
über die er während seiner Haftzeit auch vier Bücher schrieb. Mit dem germanischen
Heidentum einher gingen ein starkes Rassendenken, Antisemitismus und seine
deutliche Befürwortung des Pan-Nationalismus, einer (natur)religiösen und deutlich
völkisch geprägten Form des Ethnopluralismus. Daraus entwickelte sich ein
gefestigtes Weltbild, welches in all seinen Bestandteilen eindeutig rechtsextrem ist.
Vikernes gründete zudem die „Allgermanische Heidnische Front“, welche ebenfalls
eine rechtsextreme, völkisch-nationalistische Organisation ist. 156
Neben der norwegischen ist vor allem die deutsche NSBM-Szene sehr aktiv. Die
deutsche NSBM-Band „Absurd“ teilt eine ähnliche Geschichte wie Varg Vikernes. In
den Medien wurden sie bekannt durch den „Satansmord von Sondershausen“, bei
dem sie 1992 gemeinschaftlich einen Mitschüler töteten. Auch die Mitglieder von
Absurd
kamen
vor
allem
während
ihrer
Haftstrafen
zum
rechtsextremen
Gedankengut. Ebenso wurden Absurd erst wegen ihrer Taten zum Kult in der NSBMSzene. 157 Neben Absurd sind noch die Bands Magog und Totenburg relevant.
Wie die rechtsextreme Skinhead-Szene verfügt auch die NSBM-Szene über eigene
Fanzines, z.B. das „Iut de Asken“ aus Essen mit einer deutlich vierstelligen Auflage,
in dem u.a. Varg Vikernes Aufsätze über das Heidentum verbreitet. 158
154
155
156
157
158
vgl. Interview in Ausgabe 28 des Black Metal Magazins „Terrorizer“ (engl.): Online auf einer Fanseite des Projektes
„Burzum“ abrufbar: http://www.burzum.com/burzum/library/interviews/terrorizer/
vgl. Johannes Lohmann / Hans Wanders: „Evolas Jünger und Odins Krieger“ in Christian Dornbusch / Jan Raabe
(Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 297
vgl. Christian Dornbusch / Hans Peter Killguss: „Unheilige Allianzen“, Hamburg/Münster 2005, s.36ff
Zur Verbindung von Heidentum und Rechtsextremismus vgl. Magitta-Sybille Fahr: „Spirit of 88“, Erfurt 2005, s-8-12
vgl. ebd. s53ff
vgl. Agentur für soziale Perspektiven e.V. (Hrsg): „Das Versteckspiel“, Berlin 2007, s. 34
vgl. auch die Selbstdarstellung des „Iut de Asken“ auf der eigenen Internetseite: http://www.iut-de-asken.de/
3.3
Neofolk und Gothic
Als weitere Szene, in der rechtsextreme Vertreter sehr aktiv sind, ist der Neofolk zu
nennen. Der Neofolk ist wie auch der Gothic aus dem Punk hervorgegangen und teilt
mit diesem vor allem seine starke Ästhetisierung. „Die Provokation der Schwarzen ist
nicht politischer, sondern ästhetischer Natur.“159 schreibt Klaus Farin über die GothicSzene, und trifft damit eine Aussage, die auf den Neofolk nur sehr bedingt zutrifft,
aber auch auf die Gothic-Szene bezogen Fragen aufwirft.
Die Abgrenzung über das äußere Erscheinungsbild ist in jeder Szene fester
Bestandteil ihres Selbstbildes. Ästhetik und Politik sind dabei jedoch keine
Gegensätze, sondern können sogar eine Einheit bilden. Denn kann man die Ästhetik
des Dritten Reichen im allgemeinen oder von Leni Riefenstahl im speziellen von den
dahinter steckenden, politischen Motiven trennen – oder jene Militär-Ästhetik, welche
so typisch für den leicht verdaulichen US-Actionfilm ist, der die Geschichten vom
strahlenden Helden in Flecktarn erzählt? Ästhetik spielt bei der Vermittlung von
politischen Botschaften eine entscheidende Rolle – doch während der Gothic diese
Kommunikationsmöglichkeit der Ästhetik größtenteils nur zum Selbstzweck nutzt,
wird die Ästhetik im Neofolk zum maßgeblichen Instrument zur Vermittlung politischer
Botschaften. 160
Insbesondere die antimoderne Ästhetik spielt im Neofolk eine große Rolle. Das
Tragen von möglichst altmodischen, aber auch modernen Uniformen ist ebenso wie
die Faszination für Kriege und Schlachten ein deutliches Zeichen des Militarismus in
der Neofolk-Szene, die häufige Nutzung von germanischen Runen und Symbolen –
u.a. auch jene, die im Nationalsozialismus deutlich missbraucht wurden – ist ebenso
wie die inhaltlich häufig anzutreffenden Bezüge auf die heidnische Mythologie und
Esoterik ein Zeichen für die neuheidnische Ausrichtung des Neofolk. Auch
literarische und philosophische Themen sind im Neofolk sehr beliebt.
Musikalisch dominieren einfache akustische Gitarren, tiefe Trommeln und ein tiefer
Gesang, häufig kommen elektronische Einflüsse aus dem Industrial hinzu.
159
160
zitiert nach Klaus Farin: „Jugendkulturen in Deutschland. 1990 – 2005.“, Bonn 2006, s. 32
vgl. Jan Raabe / Andreas Speit: „L’art du mal – vom Antibürgerlichen Gestus zur faschistischen Ästhetik“ in Andreas
Speit (Hrsg): „Ästhetische Mobilmachung“, Münster 2002, s. 110
52
53 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen 3.3.1 Selbst- und Werteverständnis im Neofolk und Gothic
Den Neofolk verbindet mit dem Gothic, dass viele seiner Anhänger sich über einen
ausgeprägten Individualismus identifizieren, was in vielen Fällen dazu führt, dass sie
sich stark egozentrisch als intellektuelle Avantgarde präsentieren. Elitarismus und
Antiegalitarismus sind die logische Konsequenz in einer Kultur, die so viel Wert auf
Individualität legt, dass Gleichheit stets vermieden wird.161 Die gesamte Kultur steht
daher konträr zu der profanen Skinheadkultur, die sich eben nicht als etwas
„Besonderes“, sondern als einfache Arbeiterkinder auffassen, wilden Pogo tanzen
und Bier trinken. Während sich die Gothics jedoch lieber mit Adelstiteln schmücken –
die unzähligen Ladys, Lords, Countesses und Queen lassen sich kaum zählen – und
sich gerne prunkvoll-aristokratisch kleiden, überwiegen im Neofolk pragmatische
Kleidung und kurze Haare ebenso wie die bereits angesprochene Militärkleidung.
„Against the modern World“ ist ein Kernthema. Während einige Gothics dies mit stark
an das Mittelalter angelehnten Kleidungsstilen und ihrem Hang zur Aristokratie
verdeutlichen, bedient sich Neofolk zudem auch verstärkt der ersten Hälfte des
20sten Jahrhunderts, sowohl ästhetisch als auch thematisch. 162
Anhänger des Gothic allgemein und Anhänger des Neofolk im speziellen sind häufig
in Bezug auf Religionen und Geschichte recht interessiert, was in Kombination mit
ihrer Ablehnung des gesellschaftlichen Mainstreams und der damit einhergehenden
kritischen Denkweisen dazu führt, dass sich Verschwörungstheorien leicht verbreiten
können. So hat sich die rechtsextreme „Verlag und Agentur Werner Symanek“
(VAWS) neben Musik und Kleidung für die Gothic-Szene auch auf Bücher mit dem
Schwerpunkt der Verschwörungstheorien spezialisiert. 163
Wie in vielen anderen alternativen Jugendkulturen ist der Anteil an Migranten in der
Gothic-Szene ausgesprochen niedrig.164 Neofolk ist vor allem in Großbritannien und
Deutschland verbreitet – aus diesen beiden Ländern stammt der Großteil der Bands.
161
162
163
164
Rechte - eine Gefahr für die Demokratie“, Wiesbaden 2004; s.67-68
vgl. Thomas Grumke / Bernd Wagner: “Handbuch Rechtsradikalismus. Personen – Organisationen – Netzwerke vom
Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft“, Opladen 2002, s. 456
vgl. Ronald Hitzler, Thomas Bucher, Arne Niedenbacher: „Leben in Szenen“, Wiesbaden 2005, s.72
3.3.2 Die „Neue Rechte“ und der Neofolk
Der Neofolk startete bereits unter einem denkbar ungünstigen Stern, da mit „Death in
June“ (u.a. Douglas Pearce und Tony Wakeford) und „Sol Invictus“ (Tony Wakeford)
bereits zwei deutlich rechtsradikale Bands als seine Begründer gelten. Pearce und
Wakeford spielten zuvor in der britischen Punkband „Crisis“, die selbst weit links im
politischen Spektrum einzuordnen war. In einem Interview erklärt Douglas Pearce
den politischen Positionswechsel von Tony Wakeford und sich selbst damit, dass er,
aus einem sehr linken Hintergrund kommend, gesehen hätte, wie skrupellos und
verlogen die linke Szene sei, weshalb er nichts mehr mit ihr zu tun haben wolle. 165
„Death in June“ und „Sol Invictus“ sind bis heute die bekanntesten Vertreter des
Neofolk, wobei sich der Name der Band „Sol Invictus“ bereits auf das 1934
erschienene Buch „Revolte gegen die Moderne“ des italienischen Faschisten Julius
Evola bezieht, ebenso der gleichnamige Song „Against the modern World“ des
gleichnamigen, ersten Albums von „Sol Invictus“.166 Tony Wakeford war zu dieser
Zeit Mitglied der rechtsextremen „National Front“, welche bereits in Bezug auf die
Skinhead-Szene mit Ian Stuart Donaldson eine
Szeneikone in ihren Reihen hatte. Als Logo der
Band „Death in June“ dient bis heute ein
Totenkopf in der Stilistik des SS-Todenkopfes,
die
Band
spielte
zudem
stark
mit
klar
rechtsextremen Symbolen, wie etwa dem
Hakenkreuz. Dies wird z.B. durch das Cover
der 1994er CD „Sun Dogs“ deutlich (Abbildung
rechts). Das Weltbild von Douglas Pearce und
Tony Wakeford ist nur schwer zu fassen, jedoch kann kaum bestritten werden, dass
es eine deutliche Nähe zum u.a. durch den italienischen Faschisten Julius Evola
geprägten Bereich der „Neuen Rechten“ hat. Es ist zudem deutlich antimodern und
antiimperialistisch und bedient sich einer militaristischen Ästhetik und vielen
Symbolen des Nationalsozialismus. 167
165
166
167
das Interview stammt von der DVD „Behind the Mask“ der Band „Death in June“ und ist auch Online auf der
Homepage der Band zu sehen (engl., ab Minute 1:40): http://www.deathinjune.net/disco/dij-behindthemask.htm
vgl. Online-Angebot der brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung:
http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/rechtsrock4.htm
54
55 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen An dem Rechtsextremismus zuzuordnenden deutschsprachigen Projekten mit Nähe
zum Neofolk sind vor allem “Der Blutharsch” und „Allerseelen“ aus Österreich sowie
„Forthcoming Fire“, „Von Thronstahl“, „Turbund Sturmwerk“ und „Halgadom“ aus
Deutschland zu nennen. Außerdem ist anzumerken, dass es viele Verknüpfungen
von Neofolk-Bands, die stets jede Nähe zum Rechtsextremismus dementieren, und
klar rechtsextremen Projekten oder Labels (wie etwa VAWS) gibt. 168
„When all around is equal, every Mask is seen“169 singt der englische
Rechtsextremist Ian Read von der Neofolk-Band Fire+Ice in seinem Song “Call up
the four winds”. Dies ist Bezeichnend für die Ablehnung der Egalität, die in der
Neofolk-Szene vorherrscht. Zugleich jedoch herrscht gerade im Neofolk – im Gothic
eher weniger – ein klarer Ethnopluralismus mit dem Bestreben, eine kulturelle
Homogenität herzustellen, vor. Dieses Denken folgt exakt dem Prinzip einer kulturell
homogenen „Volksgemeinschaft“ in einem durch Hierarchien geprägten Staat, an
dem jeder entsprechend seiner Befähigungen seinen Platz hat. Bereits hier wird
deutlich, wie nah explizit der Neofolk, aber eben auch Teile der Gothic-Szene dem
Rechtsextremismus sind. Thomas Pfeiffer vom Verfassungsschutz NRW berichtet,
dass die „Neue Rechte“ die Gothics bereits in den 1990er Jahren als „mögliche
Zielgruppe“ entdeckte, da sie „eine andere Sprache als die Moderne“ sprächen und
Träger einer „im besten Fall reaktionären Ästhetik und Lebensauffassung“ seien.
170
Obwohl sich ein Teil der Gothic-Szene mit Initiativen wie „Grufties gegen Rechts“
gegen die Unterwanderung zur Wehr setzt, verhält sich ein großer Teil der Szene
eher passiv. 171
Die oben bereits erwähnte VAWS ist vor allem in Hinblick auf den Neofolk sehr aktiv.
So verkauft sie Merchandise von klar rechtsextremen Neofolk-Projekten wie „Von
Thronstahl“ und „Forthcoming Fire“172 und veröffentlicht mit dem „Leni Riefenstahl
Sampler“ ein klares Bild ihrer politischen Einstellungen. Leni Riefenstahls Ästhetik,
aber auch ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus ist durchaus als Spiegelbild der
Neofolk-Szene zu betrachten.
168
169
170
171
172
vgl. Artikel der „Jungen Welt“ vom 9.12.1996: http://www.diss-duisburg.de/Internetbibliothek/Artikel/Riefenstahl.htm
Fire+Ice: „Call up the four winds“ vom Album „Seasons of Ice”; zu Ian Reads politischen Einstellungen siehe u.a.
http://www.aktiv-gegen-rechts.net/news9.html und http://www.heimdallr.ezwww.ch/Interviews/2001/fire.html
vgl. zudem wie die „Junge Freiheit“ den Neofolk sieht: http://www.jungefreiheit.de/Archiv.364.0.html
vgl. Jugendszenen.com – Das Portal zur Szenenforschung des Lehrstuhls für allgemeine Soziologie der TU
Dortmund: http://www.jugendszenen.com/Gothic/Relations.html
VAWS-Online-Shop: http://www.vaws.de/pi-1210806262.htm?categoryId=44
3.4
Liedermacher und Partyschlager
Während die meisten Musikstile ursprünglich der Unterhaltung und Entspannung
dienten, war für Liedermacher seit jeher eher der Inhalt der Musik relevant.
Begründet werden kann dies vor allem damit, dass die minimalistische Nutzung von
Instrumenten – häufig z.B. nur einer Gitarre als Begleitung – den Fokus auf den
Inhalt legte. Liedermacher wurden nicht nur wegen schöner Melodien gehört –
wenngleich eine schöne Melodie vieles zum Erfolg beitrug – sondern auch wegen
den Inhalten dessen, was sie sangen. 173
Politische Liedermacher waren dabei traditionell immer eher im linken Spektrum der
Politiklandschaft verortet. Während Franz-Josef Degenhardt zu einer der lautesten
Stimmen der 68er-Bewegung avancierte, waren es im amerikanischen Raum die
Singer-Songwriter wie Bob Dylan, Pete Seeger und Woody Guthrie, die an der
Speerspitze der Bürgerrechtsbewegung standen und das Lied so zur „Waffe“ gegen
Krieg, Rassismus und strukturelle Gewalt nutzten. In der DDR waren es
Liedermacher wie Wolf Biermann, die gegen das System sangen und so zum Symbol
einer Bewegung, aber auch zum Feindbild eines Regimes wurden.
Nachdem sich im Bereich der Skinhead-Musik die ersten rechtsextremen Projekte
etablieren konnten, griff dieses Konzept auch auf die Liedermacher über.
Frank
Rennicke (Jahrgang 1964) war 1989 Jugendführer der rechtsextremen WikingJugend und Mitglied der NPD174, als er mit „Protestnoten für Deutschland“ sein erstes
Album als Liedermacher veröffentlicht.
Heute ist Rennicke der bekannteste rechtsextreme Liedermacher und sein Name ist
tief in der rechtextremen Szene verwurzelt. Er tritt vor allem auf NPDVeranstaltungen wie Landesparteitagen oder dem „Pressefest der Deutsche
Stimme“, dem Festival zur Parteizeitung der NPD, auf. 175
173
174
175
vgl. Ute Canaris: „Musik // Politik. Texte und Projekte“, Bochum 2005, s.21
vgl. Margitta Fahr: „Frank Rennicke – der Nationale Barde“ in PopScriptum 5 – Rechte Musik, s. 116ff
Online: http://www2.hu-berlin.de/fpm/popscrip/themen/pst05/pst05070.htm
vgl. Andrea Röpke / Andreas Speit (Hrsg.): “Neonazis in Nadelstreifen”, Berlin 2008, s.158-160
56
57 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Neben Frank Rennicke zählt der Verfassungsschutzbericht 2007 noch 25 weitere
Liedermacher.176 Die Bekanntesten von ihnen sind das Ehepaar Michael Müller
(Landtagskandidat für die NPD Niedersachsen) und Annett Müller geb. Moeck sowie
das NPD-Bundesvorstandsmitglied Jörg Hähnel. Bereits hier wird deutlich, dass im
Bereich der Liedermacher der Übergang von Politik und Musik fließend ist, da eben
diese NPD-eigenen Liedermacher zu den mit Abstand aktivsten gehören. 177
Inhaltlich sind die Themen rechtsextremer Liedermacher breit gefächert. Die
musikalisch sanfte Präsentation der Inhalte wird jedoch sehr häufig durch Texte
kompensiert, die an Eindeutigkeit kaum zu übertreffen sind. So etwa bei dem Projekt
„Arische Jugend“, bei dem offene Volksverhetzung und sogar ein direkter Bezug zur
Skinheadszene zum Repertoire gehören. Dies wiederum verdeutlicht eine Aussage
des Innenministeriums NRW: „Rechtsextremistische Balladensänger werden in der
Szene immer beliebter“178 Laut Verfassungsschutzbericht 2007 hat die Bedeutung
von rechtsextremen Liedermachern als Begleitprogramm zu Veranstaltungen –
speziell der NPD – erneut zugenommen179, was in Anbetracht der vielen NPDeigenen und NPD-nahen Liedermacher nicht verwundert. Darin steckt eine
wesentliche Erkenntnis: rechtsextremistische Liedermacher sind nicht nur bei den
alten Herren, sondern auch in vielen rechtsextremen Jugendkulturen beliebt. Selbst
bei den stark auf Jugendlichkeit getrimmten autonomen Nationalisten gehören
Liedermacher – wenn auch mit für Jugendliche üblicheren Texten – zum
Rahmenprogramm ihrer Veranstaltungen. 180
Auch auf allen von der NPD herausgegebenen Schulhof-CDs befinden sich mehrere
Stücke von Liedermachern, was wiederum verdeutlicht, dass die organisierte
rechtsextreme Politik in Form der NPD auch bei der Werbung explizit um junges
Publikum Liedermacher für erfolgversprechend hält. Bis zu einem Drittel der Songs
auf den Schulhof-CDs sind Liedermachern zuzurechnen, darunter Stücke von Frank
Rennicke sowie Michael und Annett Müller, zudem nur von einer akustischen Gitarre
begleiteten Stücken von „Funkenflug“, „Schlachthaus“ und „Sleipnir“, deren Sänger
Marco Laszcz auch als „nationaler Liedermacher“ auftritt.
176
177
178
179
180
vgl. ebd. s. 158ff
Innenministerium des Landes NRW (Hrsg.): „Musik – Mode – Markenzeichen“, Düsseldorf 2008 (5. Auflage), s. 65
z.B. berichten die „Autonomen Nationalisten Ahlen“ in ihrem Jahresrückblick 2008 von mehreren durch Liedermacher
begleiteten Veranstaltungen: http://www.widerstand.info/4288/autonome-nationalisten-ahlen-jahresrueckblick/
3.5
Hardcore und Hatecore
Während der Punk – beflügelt durch Bands wie „Sex Pistols“ und „Ramones“ –
immer populärer und schließlich auch zum gesellschaftlichen Trend wurde gab es vor
allem im Bereich des Streetpunk viele Bands, denen die Abgrenzung des Streetpunk
vom Kommerzpunk nicht ausreichte. Manche wechselten – wie oben erwähnt – in die
Skinhead-Szene, welche dadurch in den späten 70ern nochmals aufblühte, andere
Bands begründeten eine eigene Jugendkultur: den Hardcore. Der Hardcore bewegte
sich „im Spannungsfeld von Punk und Hard Rock bzw. Heavy Metal“181, kombinierte
somit die Schnelligkeit und Härte der damals aufkommenden Metal-Bands mit den
Charakteristika des Punk, also in der Regel einer die Gesellschaft ablehnenden
Haltung und im Verhältnis zum Metal einfachen Musikstrukturen. Während immer
mehr Kinder aus der Mittelschicht den Trends folgend in den Punk strömten, wollte
der „harte Kern“ des Punks sich durch einen auch stärker ausgeprägten
Männlichkeitskult analog zur Skinhead-Szene absetzen.
Der Hatecore ist wiederum eine Weiterentwicklung des Hardcore, welcher in den
USA entstand und die Gesellschaft nicht wie der Punk nur ablehnte, sondern mit
deutlichen Botschaften den Hass auf die sozialen Missstände in den USA
ausdrückte. 182
Hard- und Hatecore teilen in ihrem Selbstverständnis viele Merkmale mit der
Skinhead-Szene, da es sich ebenfalls um eine männlich dominierte Szene mit
entsprechendem Hang zu Aggressivität handelt, welche in einer zur Schau gestellten
Härte den Selbstbeweis sucht. Wie auch in der Skinheadszene existierten im
Hardcore bereits früh Feindbilder. Bereits eher unpolitische Hardcore-Bands wie
„Agnostic Front“ drückten in Songs, aber auch in Interviews, ihre Abneigung gegen
Homosexuelle aus. Dies erscheint in einem logischen Zusammenhang, da
Homosexualität die zur Schau getragene Männlichkeit in der Skinhead- und
Hardcore-Szene in Frage stellt. Heterosexualität ist dabei als „Basis der
Geschlechterordnung“ eine klare Norm, wohingegen Homosexualität als Angriff auf
diese Norm wahrgenommen wird. 183
181
182
183
vgl. Dietmar Elflein: „Willkommen im Dschungel – Glam, Hardcore und Metal in Los Angeles“ in Dietrich Helms /
Thomas Phelps: „Sound and the City. Populäre Musik im urbanen Kontext“, Bielefeld 2007, s. 125
vgl. Rainer Fromm: „We Play NS-Hardcore“ in BPjM-Aktuell Ausgabe 1/08, s. 12ff
vgl. Michael Meuser: „Geschlecht und Männlichkeit“, Wiesbaden 2006, s.104
58
59 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Neben dieser Gemeinsamkeit mit der Skinhead-Szene gibt es auch Unterschiede.
Vor allem mit dem Hardcore der 80er Jahre ist die Straight Edge-Bewegung
maßgeblich verbunden. Diese propagierte die völlige Selbstdisziplin in Form von
Enthaltsamkeit vor Drogen (einschließlich Alkohol, Nikotin und teilweise auch
Koffein), Fleisch (daher Vegetarismus, zum Teil Veganismus) oder Sexualität
außerhalb fester Beziehungen.
Kritisch ist dabei die hohe Ideologisierung des Straight Edge Hardcore. Diese bot
Platz für den Selbstaufopferungsgedanken im Rechtsextremismus, in dem erwartet
wird, für eine als gerecht empfundene Sache persönliche Einbußen hinzunehmen.
Auch verstand sich Straight Edge Hardcore als Reaktion auf die im damaligen Punk
normale „Selbstzerstörung“ durch „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ und setzte dem einen
Gedanken der „Reinheit“ entgegen, was im NS-Hardcore auf den gesamten
„Volkskörper“ erweitert wird. Schnell kamen zu dem gefassten Wertekanon des
Straight Edge weitere, meist recht konservative, zum Teil auch religiöse Werte hinzu.
Es bildeten sich Bands, die stark gegen die Abtreibung agitierten und solche, die
stark gegen Homosexuelle hetzten und letztlich alles bekämpften, was ihrem Denken
nicht entsprach.184 Gerade im Hatecore als Steigerung des Hardcore traten die
Feindbilder noch deutlicher zum Vorschein.
Rechtsextreme Hard- und Hatecore-Bands sind vor allem bei den „Autonomen
Nationalisten“ beliebt, da der NS-Hardcore im Gegensatz zur Skinhead-Szene über
ein relativ normales jugendkulturelles Erscheinungsbild verfügt.185 Die starken
rechtsextremen Bemühungen, den Begriff des „Hardcore“ politisch zu besetzen und
die Szene auf diesem Weg ähnlich der Skinhead-Szene zu vereinnahmen, werden
auch dadurch deutlich, dass sich Timo Schubert – Schlagzeuger der rechtsextremen
Band „Agitator“, den Begriff Hardcore im Januar 2009 markenrechtlich schützen
ließ.186 Der Kampf um den Hardcore geht damit in die nächste Runde. Zuvor wurde
von Anhängern des Hardcore mit der Aktion „Good Night White Pride“ versucht, der
Unterwanderung durch Rechtsextremisten ein klares Zeichen entgegen zu setzen
(ähnlich wie die SHARP-Skins es versuchten). Die rechtsextreme Bewegung kopierte
das Design und änderte den Slogan zu „Good Night Left Side“.
184
185
186
vgl. Frederik Maybaum: „And let me live poison free. Zum Verhältnis von Jugendkultur und Reinheitsvorstellungen...“
in Ute Luig, Jochen Seebode (Hrsg.): „Ethnologie der Jugend“, 2. Auflage, Münster 2003, s. 295ff
vgl. Rainer Fromm: „We Play NS-Hardcore“ in BPjM-Aktuell Ausgabe 1/08, s. 19
Bericht der TAZ: http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/hardcore-begriff-ist-jetzt-rechte-marke/
3.6
Viking-Rock
Viking Rock ähnelt von seiner Ideologie dem Viking Metal sehr stark. Inhaltlich steht
die nordische Mythologie im Vordergrund. Heidentum, die Ablehnung des
Christentums und eine große Portion Stolz auf das eigene Land und die eigene
Geschichte werden propagiert. Ebenso wie im Viking Metal wird dabei historisch
ausgesprochen ungenau vorgegangen – statt einer realistischen Darstellung steht
die Glorifizierung der Ahnen im Vordergrund. Die ideologischen Einfallstore für
rechtsextremes Denken sind daher auch identisch.
Im Gegensatz zum Viking Metal, der seine Wurzeln im Black Metal hat, liegen die
musikalischen Wurzeln des Viking Rock in der Rockmusik und – wie bei so vielen
von
Rechtsextremismus
betroffenen
Musikstilen
–
im
Punk(rock).
Diese
Unterscheidung ist wichtig, da der Viking Metal durch das musikalische Extrem des
Metal und dem häufigen Mix aus klarem und für Black Metal typischen schreiendem
Gesang nicht kompatibel zur Masse der möglichen Interessenten an der Ideologie ist,
der Viking Rock allerdings durchaus auch musikalisch ein breites Publikum erreicht.
Dies beweisen vor allem die Schweden von „Ultima Thule“, die mit ihrem 1993er
Album „För fädernes landet“ (dt. „Für das Vaterland“)187 bis auf Platz 2 der
schwedischen Charts vorrückten und ganze 16 Wochen in den Charts waren. 188
„Ultima Thule“, benannt nach „nördlichsten Punkt der Welt“ gemäß dem ThuleMythos, kann dabei als die schwedische Version der „Böhsen Onkelz“ betrachtet
werden. Es handelt sich um eine national erfolgreiche Band, gegen die erhebliche
Rechtsextremismus-Vorwürfe vorliegen, da sie – zumindest in der Vergangenheit –
häufig auf klar rechtsextremen Skinhead-Konzerten auftraten und zudem stark
patriotische Einstellungen vertreten. In Deutschland wurden die Alben über das
rechtsextremes Label DIM Records verkauft.
Deutsche Bands, die am Erfolg Ultima Thules anzuknüpfen versuchen, sind
„Nordwind“189 und „Kraftheim“ 190
187
188
189
190
vgl. Auszug aus den schwedischen Charts: http://www.swedishcharts.com/search.asp?cat=a&search=ultima+thule
vgl. Agentur für soziale Perspektiven e.V. (Hrsg.): „Das Versteckspiel“, Berlin 2007, s. 29
60
Hip-Hop und Techno
Hip-Hop und Techno fristen eher ein Nischendasein im Rechtsextremismus. In
beiden Bereichen ist jedoch eine Gemeinsamkeit zu beobachten, welche sich durch
fast alle vom Rechtsextremismus betroffenen Szenen zieht:
Die jeweils besonders extreme Spielart einer Musik ist in der Regel am stärksten
betroffen. Im Techno ist dies der Bereich Gabba ebenso wie der Hardcore-Techno,
wobei Hardcore hier – ebenso wie beim oben erwähnten Hardcore-Punk – eine
Steigerung der Härte der Musik meint. Hier gibt es mit Projekten wie „DJ Adolf“ zwar
auch Interpreten, aber diesen fehlt – im Gegensatz zu rechtsextremen Jugendkulturen – die Bühne, da es hier keinerlei Strukturen zur Organisation von Konzerten
gibt und die ideologisch offene Anhängerschaft solcher Projekte eher klein ist.
In der Gabba-Szene hingegen gibt es rechtsextremes Personenpotential, welches
sich von der „Härte“ der Musik angezogen fühlt, die Szene allgemein sieht sich
jedoch als völlig unpolitisch, weshalb politischen Interpreten jede Basis für einen
Erfolg fehlen würde. Außerdem widerspricht der in dieser Szene übliche
Drogenkonsum dem häufig in der rechtsextremen Szene vorhandenen Feindbild der
„Drogendealer“. 191
In Bezug auf den Hip-Hop befindet sich die rechtsextreme Szene noch im Aufbau
eigener Projekte. Auch hier gilt, dass die härteste Form der Hip-Hop-Kultur, der
Battle-Rap, daher der Kampf mit möglichst aggressiver Rhetorik, für den Rechtsextremismus relevant ist. So versuchte z.B. die Dessauer Hip-Hop Crew „Dissau
Crime“ 2005 mit ihrem Album „Zyklon D – Frontalangriff“ durch die Verwendung von
Homosexuellen und Juden als Feindbilder wesentliche Tabus zu brechen, um einen
neuen „Härtegrad“ zu erreichen.192 Auch im populären Bereich gab es im selben Jahr
eine lange öffentliche Diskussion um das Label „Aggro Berlin“ allgemein und den
Rapper Fler im speziellen193, wenngleich hier auch wieder eher die Provokation im
Vordergrund stand. Die rechtsextreme Szene jedenfalls scheint durchaus am HipHop interessiert zu sein, wie ein Bericht der „Jungle World“ zeigt. 194
191
192
193
194
vgl. Agentur für soziale Perspektiven e.V. (Hrsg.): „Das Versteckspiel“, Berlin 2007, s. 30
vgl. Bericht aus dem Apabiz-Projekt „Turn it Down“: http://www.turnitdown.de/342.html?&type=98
vgl. Artikel der „Süddeutschen Zeitung“: http://www.sueddeutsche.de/kultur/855/406632/text/
vgl. Artikel der „Jungle World“: http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_2002/15/11a.htm
3.8
Zwischen den politischen und jugendkulturellen Szenen
Besonders auffällig ist, dass die meisten extrem rechten Projekte aus vormals eher
linken Jugendkulturen entsprangen und häufig die Abgrenzung zu diesen zum Ziel
hatten, wozu sie sich dem anderen Extrem zuwandten. So kommen die späteren
Skinhead-Szenenbands wie die „Böhsen Onkels“ und „Skrewdriver“ ebenso wie
Neofolk-Begründer „Death in June“ und „Sol Invictus“ als auch die Ikonen des NS
Hardcore/Hatecore allesamt aus dem (Street)Punk. Die Gründe für diese
Entwicklung werden dabei meist in einer Enttäuschung von der linken Szene (z.B. bei
den Neofolk-Bands) gesehen. Andere Bands gehörten vormals dem eher
unpolitischen Bereich der Punkszene an und kamen über die Distanzierung von der
sich entwickelnden linken Politisierung der Szene zum rechten Gedankengut.
Diese Entwicklungen in den Musikszenen sind deshalb besonders relevant, weil
ähnliche Entwicklungen auch in anderen politischen Bereichen bestehen – wie etwa
der vom RAF-Terroristen zum zwischenzeitlichen Anwalt der NPD gewandelte – und
für die nächsten Jahre vermutlich wegen des wiederholten Leugnen des Holocausts
im Strafvollzug sitzende195 – Horst Mahler, welcher der wohl deutlichste Fall ist.
196
Ein anderes Beispiel ist der „Beinahe-Bundespräsidentschafts-Kandidat“ von NPD
und DVU, Bernd Rabehl197, welcher in den 60ern zu den stärksten Mitstreitern Rudi
Dutschkes gehörte und heute wenig Berührungsängste mit der NPD hat.
Eine
weitere
Auffälligkeit,
welche
auf
eine
gezielte
Unterwanderung
von
Jugendkulturen durch Rechtsextreme hindeutet, ist die Tatsache, dass viele
Skinhead-Rechtsrock-Bands über Nebenprojekte in andere Bereiche einsteigen. So
ist Frank Krämer von „Stahlgewitter“ auch beim Neofolk-Projekt „Halgadom“ vertreten
und wird dabei auch von einem Mitglied der NSBM-Band Absurd unterstützt,
während Jan-Peter Kerstin von der Rechtsrock-Band „Bloodrevange“ sowohl als
Liedermacher Solo (unter dem Namen „Jan Peter“) als auch mit einem Projekt mit
Nähe zum Black Metal („Projekt Vril“) aktiv ist. Derlei Überschneidungen häufen sich
vor allem in den letzten Jahren, was ich als verstärkte Vernetzung der verschiedenen
Szenen deute.
195
196
197
vgl. Artikel der Welt: http://www.welt.de/welt_print/article3275372/Sechs-Jahre-Haft-fuer-Horst-Mahler.html
zu Horst Mahler allgemein: vgl. Thomas Grumke / Bernd Wagner: “Handbuch Rechtsradikalismus. Personen –
Organisationen – Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft“, Opladen 2002, s. 278
zu Bernd Rabehl vgl. Artikel des Spiegel: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,357397,00.html
62
63 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die Schilderungen der letzten Kapitel sollen vor allem eines verdeutlichen: Die
Prozesse der Pluralisierung rechtsextremer Jugendszenen führen dazu, dass man
rechtsextreme
Jugendliche
nicht
mehr
ohne
weiteres
an
ihrem
äußeren
Erscheinungsbild erkennen kann.198 Während es in den vergangenen Jahrzehnten
genügte, den rechtsextremen Skinhead als Prototypen des rechtsextremen
Jugendlichen zu kennen – vielleicht noch ergänzt durch den intellektuellen
Braunhemd-Träger mit Seitenscheitel und SS-Mantel – ist es heute notwendig, einen
genaueren Blick auf die Jugendkulturen zu werfen.
Anhand von Bandshirts, Symbolen und letztlich auch der Rhetorik lassen sich
rechtsextreme Jugendliche auch heute noch identifizieren, wenngleich gerade im
Bereich der so genannten „Autonomen Nationalisten“ (AN) die Unterscheidung
zwischen „Links“ und „Rechts“ erschwert wird, da sowohl Linke als auch Rechte
„Autonome“ einen ähnlichen Kleidungsstil pflegen, ähnliche Musik hören, ähnliche
Inhalte vertreten (Antiimerpialismus, Antikapitalismus) und ähnliche Ausdrucksformen
praktizieren (z.B. Banner im Grafitti-Stil). Während das Bundesamt für Verfassungsschutz die AN im Mai 2007 noch als isolierte, „militante Randerscheinung“ der
rechtsextremen Szene bezeichnet199, spricht der Verfassungsschutzbericht 2007 von
einer gesteigerten Reputation und damit einhergehender Akzeptanz der AN
innerhalb
der
rechtsextremen
Szene200
und
berichtet
auch,
dass
das
Erscheinungsbild sich seit 2006 sehr stark vom rechtsextremen Skinhead zur
modernen Jugendkultur entwickelt. 201 Ich sehe hier die Entwicklung, dass die AN die
alten „Skinhead-Kameradschaften“ auf lange Sicht in ihrer Bedeutung für die
gewaltbereite, rechtsextreme Szene überholen werden. Schon heute fällt auf, dass
die AN in aller Regel sowohl durch die professionellere Mediennutzung (vor allem in
Bezug auf das Internet), als auch durch die (Mit)Gestaltung von rechtsextremen
Demonstrationen immer stärker in Erscheinung treten und den Diskurs im
Rechtsextremismus verstärkt mitprägen.
Das Album „Mein Schalke“ des Stahlgewitter-Nebenprojektes „Ruhr-GE-beat“ zeigt
auch, dass Hooligans und Fußballfans weiterhin Zielgruppe gezielter musikalischer
Unterwandung seitens der extremen Rechten sind.
198
199
200
201
vgl. Bundeszentrale für politische Bildung: http://www.bpb.de/themen/38I41B,0,Rechtsextreme_Jugendkulturen.html
vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz: „Autonome Nationalisten“, Köln 2007, s. 2
vgl. Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2007, Berlin 2008, s. 61-63
vgl. ebd. s. 48
4.
Agitationsfelder rechtsextremer Musik
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln der Fokus auf den einzelnen Szenen lag
und somit die Entwicklung dieser Szenen im Mittelpunkt stand, wird nun ein Blick auf
die Produkte des Wandels der einzelnen Szenen geworfen. Dabei muss angemerkt
werden, dass viele Bands ihre Texte nicht abdrucken, weshalb es nötig ist, die Texte
selbst aus dem Gehörten niederzuschreiben.
Da rechtsextreme Musik häufig nicht um einen klaren Gesang bemüht ist lassen sich
Fehler oder mehrfache Deutungsmöglichkeiten nur schwer vermeiden. Besonders im
Bereich des NSBM ist vieles ohne langjährige Gewöhnung an die rauen bis
kreischenden Gesangsstile kaum zu verstehen. Bei der Auswahl der Beispiele werde
ich mich daher auf diejenigen beschränken, die samt ausgedrucktem Text (Booklet)
vorliegen
oder
die
ich
niederzuschreiben
in
der
Lage
bin.
Bei
selbst
niedergeschriebenen Texten werde ich Stellen, die nicht eindeutig erkennbar sind,
daher gesondert kennzeichnen. Die vollständigen Texte aller verwendeten
Musikbeispiele sind nummeriert im Anhang III zu finden, alle verwendeten Songs
sind zudem auf der beigelegten CD zu finden.
Insgesamt hat die Spannweite an Themen im Rechtsrock seit den 90ern deutlich
zugenommen. Mittlerweile gibt es zu jedem Thema, in dem sich rechtsextreme
engagieren, eigene Songs. Es gibt kaum Betätigungsfelder oder politische Positionen
des modernen Rechtsextremismus, die nicht auch bereits musikalisch dargestellt
wurden.
Das
geht
von
Geschichtsrevisionismus,
bloßen
von
Hetzparolen
antisemitischer
gegen
Ausländer
Kapitalismuskritik
bis
zum
bis
zu
gesellschaftspolitischen Themen wie den Umgang mit Kinderschändern, von der
Überwachung durch den Verfassungsschutz bis zu den für die neonazistische Szene
üblichen Vernichtungsphantasien. Die Texte im Rechtsrock zeigen anschaulich,
inwieweit die Ideologie, welche meist außerhalb der Musikszene entwickelt wird, in
die konkrete Jugendkultur vorgedrungen ist. Dem Rechtsrock kommt hier auch eine
unmittelbare Multiplikatorenrolle zu, da er die trockenen Ideologien in leicht
verdaulicher Form an das Massenpublikum weitergibt. 202
202
vgl. Henning Flad: „Trotz Verbot nicht tot. Ideologiereproduktion in den Songs der extremen Rechten“ in Christian
Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 91-92
64
Aufbau, Erhalt und Festigung von Feindbildern
Feindbilder sind ein starkes – wenn nicht das stärkste – Motiv der rechtsextreme
Musik. Folglich verfügt die Rechtsrock-Szene über eine Fülle von Feindbildern,
darunter
„Juden“,
„Zigeuner“,
„Homosexuelle“,
„Ausländer“
„Demokraten“,
„Drogendealer“, „Linke“, „Politbonzen“, „Kinderschänder“ und viele weitere.
Die Forderung nach der „Todesstrafe für Kinderschänder“ ist in der rechtsextremen
Szene spätestens seit den Demonstrationen und Mahnwachen der NPD ein festes
Thema geworden.203 Das Kalkül dahinter ist ebenso erschreckend wie einfach: Die
NPD weiß, dass diese extreme Forderung auch in der Mitte der Gesellschaft – und
das nicht nur in konservativen Kreisen – Erfolg verspricht. Die Forderung nach der
Todesstrafe ist zudem als Angriff auf den deutschen Rechtsstaat insgesamt zu
werten – auch hier wird das Ziel verfolgt, Grenzen abzubauen. Während hierzulande
so ziemlich jeder Demokrat die Todesstrafe ablehnt, führt die emotionale Aufladung
des Themas dazu, dass der Kinderschänder als größere Gefahr als die Todesstrafe
wahrgenommen wird. Es wird bewusst eine Gefahr aufgebaut, um vor dem
Hintergrund dieser Gefahr einen Abbau des Rechtsstaates rational erscheinen zu
lassen und zu rechtfertigen. Dieses Feindbild erfüllt daher mehrere Funktionen.
Bereits
1996
hat
die
Band
Störkraft
einen
Song
gegen
Kinderschänder
veröffentlicht204, 1999 erschien von der eher unbedeutenden Band „Aufmarsch“
sogar ein ganzes Album unter dem Titel „Kinderschänder“. Im gleichnamigen Song
singen sie:
„Ein Riesenhaufen Abschaum im Land. Eure Abartigkeit haben wir schon erkannt. Anwälte labern von Therapie, doch wirklich heilen kann man die Typen nie. Einen auf krank machen sie vor Gericht und später in der Zelle – das Lächeln im Gesicht! Sie labern von Resozialisierung und von psychisch geheilt, und dann lasst ihr sie wieder los – auf die Menschheit“ 205 203
204
205
Beispielhaft für eine Vielzahl anderer Veranstaltungen:
Mahnwache in Kleve 2007: http://www.npd.de/index.php?sek=0&pfad_id=9&cmsint_id=1&detail=1036
Kampagne der NPD Weimar 2005/6: http://www.npd-weimar.de/index.php?ID=72&anfang=140&npd=aktuelles
Bericht der Rheinischen Post zu einer frühen rechtsextremen Demonstration (2003): http://www.rp-online.de
/public/article/panorama/deutschland/25829/Rechtsextreme-fordern-Todesstrafe-fuer-Kinderschaender.html
Störkraft: „Alptraummann“ aus dem Album „Gib niemals auf“
Aufmarsch; „Kinderschänder“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 10 zu finden.
In dem Song wird deutlich, dass Aufmarsch eine für die Rechtsextremen typische
Position annehmen: Kinderschänder seien „abartig“ und zugleich unheilbar sowie
nicht resozialisierbar. Mehr noch, ihnen wird angelastet, vor Gericht „auf krank zu
machen“ und die psychische Krankheit lediglich zur Haftvermeidung zu spielen.
2001 sang die in der rechtsextremen Szene ebenfalls einen Kultstatus genießende
Band
„Saccara“
um
den
Sänger
Daniel
Giese
(„Gigi
und
die
Braunen
Stadtmusikanten“, „Stahlgewitter“):
„Diese dekadente Zeit, sie hat auch dich verdreht, du bist so ein perverses Schwein, das auf Kinder steht. (…) Die Strafen die sind lächerlich, vielleicht brauchst du ńen Strick, keinen Psychologen mehr, sondern die Kugel ins Genick! Du bist nicht einmal die Kugel wert, Kinderschänder, du verlangst Beweise? Du bist nicht einmal die Kugel wert, du bist Abschaum, ein Stück Scheiße! Eine Kugel in dein krankes Hirn, die kostet zwar nicht viel, doch bist du 20 Pfennig wert? Denn du bist Pädophil!“ 206 Interessant ist an diesem Song vor allem die Tatsache, dass Daniel Giese die Schuld
vor allem der „dekadenten Zeit“ gibt, in der wir leben würden, da diese den
angesprochenen Kinderschänder „verdreht“ hätte. Der Song richtet sich somit nicht
nur direkt gegen Kinderschänder, sondern indirekt auch gegen die gesamte
Demokratie nach dem Dritten Reich, auf die sich die „dekadente Zeit“ bezieht. Darin
steckt letztlich auch der Lösungsvorschlag für die – um im rechtsextremen Terminus
zu bleiben – „Kinderschänderfrage“.
Das Thema Kinderschänder wurde seither in vielen Rechtsrock-Songs verarbeitet,
was die Relevanz des Themas für die rechtsextreme Szene verdeutlicht. In einem
Song der Band „Schutt & Asche“ heißt es beispielsweise:
„Keine Gnade für Kinderschänder (…)Du hast kein‘ Hauch von Mitleid verdient, mit der Todesstrafe wärest du richtig bedient!“ 207 206
207
Saccara – „Die Kugel nicht wert“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 61 zu finden.
Schutt & Asche: „Keine Gnade“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 62 zu finden.
66
67 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die Band „Nordfront“, welche auch auf der ersten, beschlagnahmten Schulhof-CD mit
dem Titel „Die Zeitbombe tickt“ vertreten war, hat gleich zwei Songs gegen
Kinderschänder. Im Song „Kinderschänder“ heißt es vergleichsweise harmlos:
„Er nahm ihre Kindheit, er hat sie verdorben und nur deshalb, ist sie gestorben. Sie konnte es nicht mehr ertragen, denn keinem konnte sie noch vertrauen. Durch dieses Schwein war ihr Leben verbaut, sie wollte nicht mehr leben.“ 208 Der Song „Warum“ hingegen beinhaltet auch wieder die übliche Parole:
„Als perverses Schwein wurdest du geboren, und in diesem Leben hast du verloren! Drum fordern wir für alle Länder, Todesstrafe für Kinderschänder Für eure Taten sollt ihr büßen, ihr sollt euer Leben nie wieder genießen. Die Erfahrung zeigt, dass Therapien nichts nützen, nur euer Tod kann Kinder schützen!“ 209
Nordfront decken damit die gesamte Bandbreite von einer emotionalen Erzählung
einer Vergewaltigung („Kinderschänder“) bis zur typischen Forderung nach der
„Todesstrafe“ ab.
Typisch für die rechtsextreme Szene ist das Denken, ein Problem – in diesem Fall
das Problem der Kinderschänder – nur durch die Tötung dieser lösen zu können. Die
Erkenntnis, dass Therapien bei Triebtätern umstritten sind, führt hier unmittelbar zur
Aberkennung des Existenzrechtes, letztlich wird selbst der Versuch der Therapie
abgelehnt, da diese ja generell „nichts nützen“ würden.
Die emotionale Ebene der Thematik kommt jedoch in der bisher beleuchteten eher
aggressiven Musik kaum zur Geltung. Ergänzend muss also noch ein anderer Ansatz
Erwähnung finden: Liedermacher und Balladen.
Einige Beispiele, die auf
unterschiedliche, aber ähnliche Weise funktionieren, möchte ich dazu anführen.
208
209
Nordfront; „Kinderschänder“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 55 zu finden.
Nordfront; „Warum“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 56 zu finden.
Ein Beispiel sind „Faktor Widerstand“ mit einem Song, der sich auch auf der
Neuauflage der zweiten Schulhof-CD der NPD („Der Schrecken aller linken Spießer“)
befindet. Faktor Widerstand – dahinter verbirgt sich die Liedermacherin Annett Müller
(geb. Moeck; NPD-Mitglied) und die Musiker der Band „Noie Werte“. Noie Werte sind
seit 1987 aktiv und gelten als eine der wichtigsten Bands der deutschen RechtsrockSzene. 210
„Leuchtende Kinderaugen, ein Lachen das nur du vollbringst. Kuschelmomente, Lieder die nur du so singst. … Und plötzlich Schmerz in mir, das ich glaub, mein Herz zerspringt. Eine totale Leere, keiner mehr da, der deine Lieder singt. … Dann im Gerichtssaal ich in deine kalten Augen seh‘, Und dein hämisches Grinsen tut mir doppelt so weh. … Dein Doktor schreibt, dir ging es nicht gut. Du musst nur in eine Klinik und in mir kalte Wut. Ist das Gerechtigkeit für das Leben von meinem Sohn? Ich schrei den Richter an, hey war‘s das denn wirklich schon? … Ich geb euch Mitschuld ihr Psychologen, Richter, ihr die Obrigkeit. Greift doch viel härter durch, denn es ist an der Zeit.“ 211 Im Song Julien versetzt sich die Sängerin Annett in die Rolle einer Mutter, die ihr
Kind an einen Kindermörder verloren hat. Die erste Minute des Songs nutzt sie, um
die „heile Welt“ darzustellen, welche Ausgangslage für den Song ist. In den nächsten
zwei Minuten schildert sie den Schmerz des Verlusts und in der zweiten Hälfte des
knapp fünfminütigen Songs folgt die Anklage des Täters, aber auch der gesamten
Gesellschaft sowie der Appell, endlich „viel härter durchzugreifen“, da es nun „an der
Zeit sei“. Der Song spricht sowohl textlich als auch musikalisch eine ganz andere
Sprache als die sonst häufig verwendeten „Todesstrafe für Kinderschänder“-Parolen.
Der Song spricht den Zuhörer unmittelbar auf der emotionalen Ebene an, die Musik
untermalt zudem die Stimmung. Die ersten Minuten ist sie langsam und vermittelt
durch akustische Gitarren eine eher düstere Atmosphäre, zur Mitte hin kommen
elektrische Gitarren hinzu und die Musik wird wesentlich aggressiver.
210
211
Faktor Widerstand: „Julien“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 17 zu finden.
68
69 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen „Faktor Widerstand“ haben mit den Songs „Kinderschänder“ ebenfalls eine reine
Hass-Hymne, deren zentrale Aussage mit dem Refrain lautet: „Wir hassen
Kinderschänder“. Darüber hinaus haben sie einen dritten Song, der zwei zentrale
Botschaften rechtsextremer Musik verbindet:
„Man hörte von draußen ängstlich Wimmernde schreien und man brachte fünf kleine Seelen herein. Dann knallte man sie mit den Rücken auf den angefrorenen Tisch, ein Bolschewik schrie, seht her das Fleisch ist frisch. Sie bettelten um Gnade, um einen raschen Tod, sie schrien den Namen ihrer Mütter in ihrer Todesnot. In ihrer Todesnot. Man hat noch nie einen Menschen verzweifelter schreien hören, wie diese Mädchen in dieser Nacht, wie dieses Kind. Man hat sie geschändet, verstümmelt, missbraucht. Zu zigtausenden… Mit über 2000 Mädchen wurde das bei Neustettin gemacht. Wurde das gemacht. Eure Herzen aus Stein, euch interessiert das heute nicht. Keiner will‘s gesehen oder gewusst haben, in den Geschichtsbüchern findet‘s man heut nicht.“ 212 Hier wird das Feindbild des „Kinderschänders“ auf die gesamte Rote Armee
projiziert, der „Bolschewik“ wird mit dem „Kinderschänder“ gleichgesetzt. Die
Vertreibung der Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg wird so als zentrales
Verbrechen dargestellt und der Satz, man hätte „noch nie einen Menschen
verzweifelter schreien hören“ ist in Anbetracht der Kriegsverbrechen seitens der
Deutschen ein Hohn für alle im KZ gestorbenen – unter denen letztlich auch nicht
wenige Kinder waren. Der Song zeigt, wie sich Geschichtsrevisionismus – in diesem
Fall die einseitige Betrachtung von Ursache und Wirkung in Bezug auf die
Vertreibungen der Deutschen – und Feindbilder in der Musik verbinden lassen, um
sowohl die deutschen Kriegsverbrechen zu relativieren, indem die anderen Nationen
als noch schlimmer dargestellt werden, als auch aktuelle Feindbilder zu pflegen.
212
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Julfeuer“, welches völlig auf rechtsextreme
Anleihen verzichtet und sich mit einer noch harmloseren Melodie und noch
emotionalerem Gesang auszeichnet. Im Song „Was hat er getan“ singen sie:
„Sie war grade zehn und lang ist es her. Wann es begann das wusste sie nicht mehr. Sie fühlte die Ohnmacht, fühlte die Pein. Sie war ganz allein. Sie durfte nix sagen, es war ja geheim. Und wenn er ihr weh tat, durfte sie auch nicht schrein. Sie konnt‘ nicht mehr schlafen. Sie sah ihn auf ihr und seine Gier. … Sie weinte nur leise wenn er wieder verschwand. Warum macht er das, war was sie nicht verstand. Alles fing an als wär es ein Spiel. Doch was ist das Ziel? Er roch nach Bier als er nachhause kam. Mutti war grade auf die Arbeit gefahren. Er kam auf die Treppe hinauf zu ihr: "Ich spiel jetzt mit dir." … Sie wollte nicht mehr leiden, keine Schmerzen mehr. Sie fühlte sich hilflos und Tränenleer. Mutti hat ihr von den Engeln erzählt, die keiner quält. Erst wenn man stirbt kann man ein Engel sein. und auf den Rücken wachsen dann Flügelein. Sie saß nun ganz oben auf der Fensterbank "Nie wieder spielen" rief sie, als sie sprang.“ 213 Der Song spricht den Rezipienten ebenfalls ausschließlich auf der emotionalen
Ebene an – kein Appell wird ausgesprochen, wenngleich der Inhalt des Songs
natürlich dennoch einen Appell enthält. Der Song ist bekannt geworden, da er mit
einem Video unterlegt auf YouTube und anderen Videoportalen abrufbar ist. Dort
erreichte das Video in drei Monaten fast 10000 Aufrufe, was für den Song einer
derart unbekannten Band respektabel ist. Das Video besteht aus verschiedenen
Bildern, die grob drei Kategorien zuzuordnen sind: Bilder von Tätern, Bilder, die
Emotionen wecken sollen (u.a. Opfer, Ausdruck von Trauer) und die Kernbotschaft:
„Todesstrafe für Kinderschänder“ 214
213
214
Julfeuer: „Was hat er getan?“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 28 zu finden.
Der Clip auf war unter anderem auf YouTube erreichbar:
http://www.youtube.com/watch?v=xBpjl_XZ0Co; am 25.03.09 nicht mehr online erreichbar.
70
71 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen In eine ähnliche Kerbe schlägt der Song „Schlaflos“ der Gruppe „Odem“, welcher aus
einem Duett zwischen Sänger und Sängerin besteht und durchaus massentaugliche
Rockmelodien verwendet. 215
Wie sehr das Thema in der rechten Szene
verankert ist zeigen darüber hinaus die
Tatsache, dass die rechtsextreme Musikszene
unter dem Titel „Nationale gegen
Kinderschänder. Warum wollt ihr nicht
kapieren?“ eine „Solidaritäts-CD“ veröffentlicht
hat (Abbildung Rechts), deren Erlös der Initiative
„Nationale gegen Kinderschänder“ zu Gute
kommen soll, welche von dem Geld u.a.
rechtsextreme Demonstrationen organisiert. 216
Jan Buschbohm vom „Violence Prevention Network e.V.“ geht in einem Beitrag für
die brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung sogar davon aus, dass
„grob geschätzt jede dritte Rechtsrockveröffentlichung die Thematik“ Kinderschänder
behandle.
217
Auch anhand der Schulhof-CDs lässt sich die Bedeutung des Themas
ablesen, da bereits auf der ersten Schulhof-CD der NPD („Schnauze Voll – Wahltag
ist Zahltag“) ein Song gegen Kinderschänder enthalten war. Der Song kommt von der
Band „Nordwind“, heißt „Seelenloser Ort“ und begründet Kindermorde und
Schändungen damit, dass „in einem Land ohne jedes Ideal … das Abnormale schon
längst normal“ sei. Auf der Neuauflage der zweiten Schulhof-CD findet sich hingegen
der Song „Julien“ von „Faktor Widerstand“ (siehe oben). Somit ist das Thema auch
hier stark repräsentiert.
Neben den genannten Songs existieren weitere u.a. von „Reichswehr“, „Die Weissen
Riesen“, „Hauptkampflinie“, „Der Schwarze Orden“, „Wotan“ und vielen weitere.
215
216
217
218
218
Odem: „Schlaflos“ aus dem Album „Aus dem Nichts“; YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=jki8q_XybeQ
http://www.wotan-versand.de/wotan-soli-samplerwarum-wollt-nicht-kapieren-p-3408-1.html
http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/kinderschaendung.htm
Reichswehr: „Kinderschänder“ aus dem Album „Kaiserreichstreue“
Die Weissen Riesen: „Todesstrafe“ aus dem Album „Todesstrafe“
Hauptkampflinie: „Wer bringt sie an den Galgen“ aus dem Album „Der unbekannte Soldat“
Der Schwarze Orden: „Todesstrafe“ aus dem Album „Todesstrafe“
Wotan: „Kindermörder“ aus dem Album „Die letzten Helden“
Festzuhalten ist also, dass Kinderschänder in der Kategorie der Feindbilder dem
„Ausländer“ oder dem „Juden“ in nichts nachstehen. Im Gegenteil: durch die – wie
Jan Buschbohm es nannte – „moralische Eindeutigkeit“ des Kindesmissbrauchs
lassen sich die eigenen Taten leicht in ein besseres Licht rücken.
219
Während sich
der Rechtsextreme immer noch verteidigen muss, wenn er gegen „Ausländer“,
„Juden“ oder „Schwule“ hetzt, kann er das Hetzen gegen Kinderschänder mit
Leichtigkeit rechtfertigen und damit sogar noch Zustimmung sammeln.
In
Bezug
auf
„Ausländer“,
wie
Rechtsextreme
jene
Menschen
mit
Migrationshintergrund unabhängig ihrer Nationalität nennen, die nicht in ihr Bild einer
„Volksgemeinschaft“ passen, verfährt man ähnlich. So ist es eine gemeinsame Linie
der rechtsextremen Politik und der Musik, dass über die stete Wiederholung von
Vorurteilen auch hier eine moralische Eindeutigkeit erreicht werden soll.
Ein Beispiel dafür ist der Song „Kanakenstaat“ der Band „Gestapo“, welche sich
durch den Albumtitel „Heil dem Führer“ klar neonazistisch positioniert:
„Das Deutschland von früher, das gibt es nicht mehr, Kanaken kommen von überall her. Wehrt Euch endlich, sonst ist es zu spät, wir verlieren unsere völkische Identität. Refrain: Und aus der Masse hallt es mit Applaus: Deutschland den Deutschen – Ausländer raus! … Ihr untermenschlicher Lebensstil, der ist uns Deutschen schon längst zu viel. Denn ob Kebab, Kreuzberg oder Moschee, deutsche Kultur ist lang ade. … Die multi‐kriminelle Unterwelt, wird beherrscht von dem Kanaken‐Geld. Und das Ende von der Geschicht‘, den deutschen Politiker, den stört das nicht. “ 220 219
220
http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/kinderschaendung.htm
Gestapo: „Kanakenstaat“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 21 zu finden.
72
73 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Der Song liefert einen großen Teil der Bandbreite von Meinungen, welche
regelmäßig über Migranten und die multikulturelle Gesellschaft von Seiten der
Rechtsextremen verbreitet werden und gibt zugleich einen Einblick in die
rechtsextreme Rhetorik. Zu Beginn wird ganz klar die Angst vor dem Identitätsverlust
beschworen. Im Weltbild vieler Rechtsextremer strömen „Kanaken“ von „überall her“,
um uns Deutschen unsere „völkische Identität“ zu stehlen. Im Wort „völkisch“ steckt
dabei wieder ein weiterer Kern – es geht der Band „Gestapo“ nicht um die „Nation“,
sondern um das Volk – der Begriff der „völkischen Identität“ ist unmittelbar mit
Rassendenken verbunden.
Der Refrain des Songs spiegelt hingegen ein anderes wesentliches Merkmal dar,
welches immer wieder in der rechtsextremen Rhetorik zu finden ist: der
unerschütterliche Glaube, man spräche für die „schweigende Mehrheit“ der
Deutschen. Oder um es mit dem noch amtierenden Parteivorsitzenden der NPD zu
sagen: „Wir brauchen Wählerstimmen, wir repräsentieren die schweigende Mehrheit
und wollen in die Mitte des Volkes“ 221
Es folgen weitere neonazistische Anleihen („untermenschlicher Lebensstil“) sowie die
sehr interessante Auflistung „Kebab, Kreuzberg oder Moschee“. Berlin-Kreuzberg als
Stadtteil mit hohem Migrantenanteil wird in dieser Aufzählung des „Kulturfremden“
zwischen Kebab und Moschee genannt, womit der Eindruck erweckt werden soll,
Kreuzberg sei schon lange verloren – ebenso, wie es laut „Gestapo“ das
„Deutschland von früher“ nicht mehr gäbe. Welches Deutschland von früher die Band
damit meint kann anhand ihrer neonazistischen Prägung erschlossen werden.
Ein weiteres Beispiel für rechtsextreme Alltagsrhetorik ist das Wort „Multikriminell“ als
Kofferwort aus „Multikulturell“ und „Kriminell“, in dem je nach Deutung zwei
Meinungen transportiert werden können. Erstens das Vorurteil, Ausländer seien
überdurchschnittlich kriminell222, zweitens die Meinung, Multikulturalität sei als
„Völkermord am deutschen Volk“ generell kriminell, welche häufig in dem Satz
"Multikulti ist Völkermord“ verbreitet wird und während der Demonstration vom
25.10.2008 in Bochum zu der Beschlagnahmung eines Transparentes führte. 223
221
222
223
Artikel aus der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“: http://www.deutsche-stimme.de/ds/?p=95
Pressemitteilung der NPD: http://www.npd.net/index.php?sek=0&pfad_id=9&cmsint_id=1&detail=144
Artikel der westfälischen Rundschau zur rechtsextremen Demonstration vom 25.10. 2008 in Bochum:
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/bochum/2008/10/25/news-85984485/detail.html
In diesem Absatz zielt „Multikriminell“ in Verbindung mit der „Unterwelt“, welche vom
„Kanaken-Geld“ beherrscht werde, natürlich auf das Vorurteil ab, Migranten seien
generell kriminell oder neigen zumindest verstärkt zur Kriminalität. Als letztes folgt
der fast obligatorische Vorwurf, die – um in der rechtsextremen Rhetorik zu bleiben –
„Systemparteien“ täten zu wenig gegen diese „Bedrohung“. Letztlich lässt sich der
Refrain auch als Appell deuten, selbst tätig zu werden, um den „Applaus“ der
„Masse“ zu gewinnen. Der Song spricht bereits eine klare Sprache – vor allem wegen
des
neonazistischen
Vokabulars
(„untermenschlich“)
und
der
beleidigenden
Geringschätzung von Migranten („Kanaken“), ist aber im Vergleich zu anderen noch
harmlos.
Wesentlich deutlicher wird das rechtsextreme Projekt „Standarte“, welches eigentlich
recht unbedeutend ist, wäre nicht einer ihrer Songs bis weit über die Grenzen der
rechtsextremen Szene bekannt geworden. Standarte bezeichnen ihre eigene Musik
als „White Techno“ oder „White Beat“224 und produzieren mit ihrer Mischung aus
Techno und Synthie-Pop eine für die rechtsextreme Szene untypische Musik. In dem
Song „Alibaba“ des indizierten Albums „Deutschland den Deutschen“ singen sie:
Ich stehe auf der Straße und hab meine Augen auf Ich warte aufn Türken, denn dem hau ich eine drauf Und wenn ich einmal dran bin, dann tret ich auch noch rein Ist ja nur ein Türke, ein altes Kümmelschwein Refrain 2x: Türke Türke, Was hast du getan? Türke Türke, warum machen du mich an? Sie fressen ständig Knoblauch und stinken wie ne Sau Sie kommen hier nach Deutschland und leben hier für lau Sie bauen hier nur Scheiße und machen hier nur Dreck Man muss sie einfach töten, alles andere hat kein Zweck … Steckt sie in den Kerker oder schickt sie ins KZ Von mir aus in die Wüste, aber schickt sie endlich weg Tötet ihre Kinder, schändet ihre Frauen Vernichtet ihre Rasse und lehrt ihnen das Grauen … 224
Beide Bezeichnungen sind auch Namen ihrer Alben.
74
75 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Siehst du einen Türken in einer Straßenbahn schaut er dich irgendwie provozierend an dann stehst du einfach auf und haust ihm eine rein Du ziehst dein Messer und stichst 17mal hinein … Triffst du mal `nen Türken mit einer deutschen Frau dann ist es Rassenschande und das weißt du genau Drum wartest du nur auf ihn an irgendeiner Ecke und schneid ihm seinen Schwanz ab auf das er dann verrecke“ 225 Der fast neunminütige Song enthält insgesamt 9 Absätze mit jeweils deutlich
rechtsextremen, teilweise deutlich strafrechtlich relevanten Inhalten. Aufgrund des
Refrains, welcher weit über die rechtsextreme Szene hinaus bekannt ist, und der für
den Rechtsextremismus untypischen Musik wird der Song häufig für einen Scherz
oder eine Parodie gehalten. Die Inhalte sind allerdings kaum als lustig zu
bezeichnen, da auch dieser Song ganz klar neonazistisch geprägt ist. Er propagiert
Gewalt gegen Türken und unterstellt ihnen Sozialleistungsmissbrauch sowie
Kriminalität („bauen hier nur Scheiße“). Als Lösung sehen sie Kerker, den Tod oder
das KZ, im letzten Absatz wird auch empfohlen, sie „wie damals“ „in den Zug zu
stecken“, was ebenfalls die Deportation in ein Konzentrationslager meint. Der Song
ruft ein halbes Dutzend Mal zum Mord und etwa gleich häufig zur Körperverletzung,
Folter oder Verstümmlung auf und macht auch vor der Tötung von Kindern und der
Vergewaltigung von Frauen nicht halt. Das wirft natürlich nun die Frage auf, ob der
Mord an Kindern (siehe oben) nur das grausamste aller Verbrechen ist, wenn er an
„deutschen Kindern“ verübt wird, da das Töten von nicht-deutschen Kindern (im
Sinne der „Volksgemeinschaft“) in nicht wenigen rechtsextremen Songs gefordert
wird.
Auch das klassische Rassendenken findet in diesem Machwerk seinen Platz, so wird
eine deutsch-türkische Beziehung mit dem Begriff Rassenschande tituliert, wie es
Roland Freisler zu Zeiten der Nürnberger Rassengesetze nicht anders getan hätte.
225
Standarte: „Alibaba“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 76 zu finden.
Türken sind allgemein ein beliebtes Feindbild in der rechtsextremen Szene. Das
Projekt „Zillertaler Türkenjäger“ verarbeitet den Hass auf die Türken in der
Coverversion des Trinkliedes „Kreuzberger Nächte“ wie folgt:
„Ich gehe hier durch Kreuzberg in Berlin und kann nur Zecken und Alibanden sehen, ich weiß nicht mehr wie lang ich das ertrag, weil ich weder Türken noch Autonome mag. Doch plötzlich kommen zwei Zecken auf mich zu, zwei Tritte in die Schnauze, dann ist Ruh. Sie liegen da in ihrem eigenen Blut, ich muss euch sagen dieser Anblick tut mir gut. Kreuzberger Nächte sind lang, Kreuzberger Nächte sind lang. Erst fang' se ganz langsam an, aber dann sind die Zecken dran. Jetzt fragt mich so' n Kanak "Wie bist du drauf", ich sag "Hey Türke, ich räum in Deutschland auf", da zieht er gleich sein langes Messer raus und schreit "Scheiß Deutscher, mit dir gleich isses aus". Mit dem Messer fuchtelnd geht er auf mich los, ich frag mich nur was will der Scheißer bloß. Ich streck ihn nieder mit einem einz'gen Schuss, das war's mit ihm, oh ist das ein Genuss.“ 226 Auch aus diesem Song spricht der grenzenlose Hass gegenüber Türken sowie auch
Linken („Zecken“). Wie fast immer im Umgang mit Feindbildern ist Gewalt die einzig
mögliche Lösung gegen die hier dargestellte Bedrohung, welche – natürlich – von
„den anderen“ ausgeht. Das Verprügeln von Linken und das Erschießen von Türken
ist dem Song zufolge ein „Genuss“, der Anblick eine Wohltat. Auch hier wird eine
Gefahr durch „Banden“ – und in einem späteren Absatz „randalierende Banden“
gezeichnet, ebenso wie der Türke natürlich ein Messer hat, welches er auch zieht.
226
Zillertaler Türkenjäger: „Kreuzberger Nächte“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 91 zu finden.
76
77 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Aus dem eigentlichen Trinklied wird eines Hymne der Gewalt, in welcher „Kreuzberg“
wie in vielen anderen Songs auch als Symbol für Überfremdung im Allgemeinen
steht. Neben diesem Song und „Kanakenstaat“ von Gestapo wird das Thema
Kreuzberg z.B. auch im Song „Schwarze Division“ der Gruppe „Stahlgewitter“
angesprochen:
„Eine türkische Stadt auf deutschem Boden, Millionen Fremde, die sich hier austoben. Wie soll ich das denn meinen Kindern erklären, dass wir Deutschen so blöd sind und uns selber zerstören. Multi‐Kulti Terror, Kriminalität, eine sterbende Stadt, es ist schon fast zu spät. Meint Ihr nicht auch, dass es langsam reicht, macht ganz Kreuzberg dem Erdboden gleich. … Deutschland bezahlt den eigenen Untergang, ich kann es nicht glauben, sind wir wirklich so krank? Dem Krebsgeschwür haben wir Einlass gewährt, und die Natter am eigenen Busen genährt. Wir sind die Zeugen der schrecklichsten Zeit, Deutschlands allergrößte Erbärmlichkeit. Wir brauchen sie wieder, das ist kein Witz, die Jungs in Schwarz mit dem doppelten Blitz. “ 227 Auch dieser Song verfährt nach demselben Muster – Angst vor Überfremdung und
Kriminalität wird geschürt und die Forderung, dem mit Gewallt ein Ende zu setzen,
folgt. Die „schwarze Division“ mit dem „doppelten Blitz“ meint eine neue SS, welche
hier gefordert wird. Kreuzberg wird als „türkische Stadt“ dargestellt und die Türken
als „Krebsgeschwür“ bezeichnet, mit dem „wir Deutschen“ uns selbst zerstören
würden. Wie so häufig ist auch hier Wohlstandschauvinismus enthalten, da den
türkischen Migranten vorgeworfen wird, eine „Natter“ am „Busen“ des deutschen
Wohlstandes zu sein.
227
Stahlgewitter: „Schwarze Division“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 71 zu finden.
Die Haltung, Kreuzberg sei „eine türkische Stadt auf deutschem Boden“ ist jedoch
nicht nur in rechtsextremen Kreisen weit verbreitet. So warb die Junge Union zur
Bundestagswahl 1998 bereits mit dem Spruch „Deutschland muss in Kreuzberg
wieder erkennbar werden“228, ebenso wie Hans-Georg Lorenz (SPD) 1998 davor
warnte, dass Migranten aus Kreuzberg Klein-Istanbul machen würden.229 Die
rechtsextreme Musikszene greift zwar primär den Diskurs der rechtsextremen
Ideologen auf, wie Henning Flad anmerkt228, nimmt jedoch auch den allgemeinen
gesellschaftlichen Diskurs dankbar auf. So wundert es nicht weiter, dass die Band
„Stahlgewitter“ etwa ein Jahr nach der Leitkultur-Debatte sang:
„Muslime, Mullahs, Muezzin, es tönt vom Minarett, Sie preisen und sie künden den Propheten Mohammed Ist das die neue Leitkultur, um unser Volk zu spalten, Für uns gibt's nur das eine: deutsche Kultur erhalten“
Dieser Botschaft würden sich Teile der CDU und JU, allen voran Ronald Pofalla und
Phillip Mißfelder, vermutlich kompromisslos anschließen. Feindbilder – z.B. der die
deutsche Kulturhegemonie zerstörende Migrant – werden auch auf diesem Wege im
politischen Diskurs verbreitet und finden darüber Einzug in den Rechtsrock.
Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren Feindbild, welches große Teile der
konservativen Mitte mit dem rechten Rand teilen: „Zecken“, „Punks“, „Kommunisten“,
kurz alles was sich gemeinhin als „Linke“ bezeichnen lässt. Rechtsextreme Musik
gegen Kommunisten hat dabei eine lange Tradition und kann bis zum „Horst Wessel
Lied“
und
anderen
Kampflieder
der
Nationalsozialisten aus dem Ende der zwanziger
Jahre zurückverfolgt werden. Das Horst Wessel
Lied wurde auch mehrfach von rechtsextremen
Bands genutzt, u.a. von der Band Nahkampf
(auch vertreten auf der zweiten Schulhof-CD der
NPD),
welche
das
„a“
in
ihrem
Logo
passenderweise durch ein dem SA-Abzeichen
ähnelndes Symbol darstellt (Abbildung rechts).
228
229
vgl. Henning Flad: „Trotz Verbot nicht tot. Ideologiereproduktion in den Songs der extremen Rechten“ in Christian
Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 91-92
Artikel der Jungle World vom 22. Juli 1998: http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/30/04b.htm
78
79 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Wie auch im Original singen „Nahkampf“ noch nach damals über 70 Jahren:
„Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen! SA marschiert mit ruhig festem Schritt Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen, marschier‘n im Geist In unser’n Reihen mit.“ 230 Der Ausdruck „Rotfront“ findet seither konstant Verwendung. Landser sprechen hier
beispielsweise eine recht deutliche Sprache:
„Überall, wohin ich seh‘ – Seilschaften der SED In den Aufsichtsräten hocken wiedermal die roten Socken Schlagt sie tot, schlagt sie tot, macht die Kommunisten nieder! Schlagt sie tot, schlagt sie tot, Schlagt die Kommunisten tot! Mit einem Grinsen im Gesicht, verlassen Mauermörder das Gericht Sie schützten doch nur ihre DDR, von den Opfern spricht keiner mehr … Rotfront verrecke! In Deutschland gibt es eine neue Pest – Linke Liste PDS Alle wissen, was früher war, Stasi‐Gysi war der Notar“ 231 Der Song zeigt erneut, wie die Rechtsextremen zwei verschiedene Ziele in einem
Song kombinieren. In dieser sehr einfach gestrickten und somit festzelttauglichen,
antilinken Hass-Hymne versuchen sie – ähnlich wie im Fall der Kinderschänder –
durch die moralische Eindeutigkeit der Verbrechen der SED die eigenen Verbrechen
in den Hintergrund zu rücken – und, ähnlich wie Faktor Widerstand es mit den
Themen „Kinderschänder“ und „Vertreibungen“ taten, versuchen auch Landser hier,
die Verbrechen einer Gruppe einer gesamten politischen Orientierung anzulasten.
Landser stellen die PDS und letztlich auch alle Kommunisten in eine Reihe mit den
„Mauermördern“ und versuchen, diese in – ebenfalls ein beliebter Begriff in der
rechtsextremen Rhetorik – Sippenhaft zu nehmen. Gleichzeitig bedienen Landser
das Feindbild des Kommunismus, welches im rechtsextremen Weltbild letztlich alles
„Linke“ einschließt.
230
231
Nahkampf: „Horst-Wessel-Lied“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 52 zu finden.
Das Horst-Wessel-Lied wurde u.a. auch vertont von: „Gaszimmer“ auf dem Album „Dominazione di eternità“, „Death
in June“ auf dem Album „Brown Book“ und „Siegesfahne“ auf dem Album „Er ist kein Mensch“.
Landser: „Schlagt sie tot“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 44 zu finden.
Dieser für rechtsextreme Verhältnisse cleveren Taktik von Landser lassen sich eine
Unzahl von Songs gegenüber stellen, welche den „Punk“, den „Kommunisten“ oder
die „Zecke“ auf unterstem Niveau beleidigen. So zum Beispiel die „Weissen Wölfe“ in
ihrem Song „Schmuddel-Punk“:
„Bunt gefärbtes Haar, das find‘st du wunderbar, dass man über dich lacht, das merkst du nicht, im Dreck fühlst du dich wohl mit Drogen und Alkohol, dass du zum kotzen bist sag ich dir ins Gesicht … Asozial und dumm, rennst du auf Demos rum, Steine schmeißen, ja das mach dir Spaß, die Antifa ist dein Verein, der Verstand ist ziemlich klein, deine grenzenlose Dummheit weckt unseren Hass … Arbeit kennst du nicht, das Sozi zahlt für dich, du bist der größte Abschaum den man je sah, wenn´s dir nicht gefällt, dann sag mir was dich hier noch hält, dann pack deine Koffer und geh nach Afrika“ 232 Interessant ist an diesem Song vor allem, dass die Vorwürfe gegenüber den Punks
jenen gegenüber Ausländern exakt gleichen. Beide Gruppen sind im rechtsextremen
Konsens drogensüchtig, asozial, dumm, gewalttätig, kriminell und arbeitsunwillig.
Selbst die Forderungen sind gleich – sie sollen Deutschland verlassen, sonst müsse
man sie halt – quasi aus „Notwehr“233 – „totschlagen“.
Wie man an den Beispielen sieht funktionieren viele Feindbilder auf die gleiche
Weise. Ein weiteres Feindbild, auf das diese Logik zutrifft, sind die Roma – oder
„Zigeuner“, um im rechtsextremen Terminus zu verweilen. Exemplarisch dafür ist der
Song „Zigeunerpack“ der Band Landser:
„In der Oder und in der Neiße, Nacht für Nacht die gleiche Scheiße. Im kalten Wasser, Zigeunergewühl, das watet ans Ufer und stammelt Asyl. Zigeunerpack, jagt sie alle weg. ich hasse diesen Dreck. … 232
233
Weisse Wölfe: „Schmuddel-Punk“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 85 zu finden.
Notwehr war auch der Name einer rechtsextremen Band aus NRW, welche in den 90ern sehr aktiv.
80
81 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Herhören Leute, man höre und staune, Zigeuner bedeutet “ziehende Gauner”. Sinti und Roma, wie sie sich nennen, in der Nacht klauen und am Tag pennen. … In jeder Ecke Zigeunervetteln, die im Dreck hocken und um Geld betteln. Rotzt Du in die Fresse ihnen, kriegen sie das, was sie verdienen. … Ein uferloses Verbrecherheer fällt wie die Heuschrecken über uns her, stoppen wir nicht bald ihren Lauf, fressen sie am Ende uns alle auf“ 234 Auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild. Das Feindbild wird als asozial, kriminell und
arbeitsunwillig beschrieben – wie so häufig in Verbindung mit einer apokalyptischen
Vision, um Ängste zu schüren. Weniger mit Ängsten, aber dafür umso mehr mit
klassischen Vorurteilen arbeiten die „Zillertaler Türkenjäger“ in ihrem Song „Er ist ein
Mohr (Käpt’n Mola)“:
„Mola hat sich nie für eine Arbeit interessiert, aber 93 da ist es passiert. Viva suchte für die Quote ‚n kleines Negerlein, und der kleine Mola kam herein. Er sieht wie ein Affe aus und hat ihm Kopf nur Stroh. Eigentlich gehört der Bastard in den Zoo. Sein Gehirn ist erbsengroß und er ist obendrein nur ein dummes schwarzes Negerlein. Er ist ein Mohr, ein Mohr, ein Mohr und muss verschwinden. Mag er hier geboren sein, bleibt er doch ein Negerlein. Er ist ein Mohr, ein Mohr, ein Mohr und muss verschwinden. Die Bananen und die Kokosnüsse warten schon auf Dich, Deutschland braucht Dich nicht. Jeden Tag auf Viva kann man den Idioten seh'n, sein albernes Gebrabbel kann kein Mensch versteh'n. Wie ein wilder Affe springt er rum im Studio, aber Affen gibt‘s genug im Zoo. “ 235 Der Song bestätigt alle typischen rassistischen Vorurteile. Menschen mit schwarzer
Hautfarbe werden als „Affen“ dargestellt, welche „in den Zoo“ gehörten und
234
235
Landser: „Zigeunerpack“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 49 zu finden.
Zillertaler Türkenjäger: „Er ist ein Mohr“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 90 zu finden.
intellektuell gerade gut genug seien, um Bananen und Kokosnüsse zu pflücken. Eine
ähnliche Darstellung pflegen auch Landser in dem auch über die rechtsextreme
Szene hinaus bekannten „Reichskoloniallied“:
„Früher bestand ganz Afrika fast nur aus Kolonien Da herrschte Recht und Ordnung, kein Schwarzer musste fliehen Da gab's Arbeit für alle und genug zu fressen Verdammt lange ist es her und lang ist es vergessen Heut schlägt der Massai auf den Bantu ein und der Hutu den Kaffa tot überall herrscht Bürgerkrieg, Wohnungs‐ und Hungersnot! Weil sie keine Lösung finden holen sie alle hier zu uns In Einbäumen und Flößen diese schwarzen Hinz und Kunz Und mit traurigen Augen schaut Bimbo und auch Nobi Und es hallt ein Ruf von Windhuk bis Nairobi Wenn durch die Savanne die Gazellen ziehen Afrika braucht wieder Kolonien, Afrika braucht deutsche Kolonien! Früher war Südafrika ein wundervolles Land heut steh‘n dort unsere weißen Brüder mit dem Rücken an der Wand Ein Affe namens Mandela wird Affenpräsident und bekommt von der scheiß UNO alberne Orden umgehängt Und Makake und Mandrill haben jetzt dort freie Wahlen Und den Kandidaten holen in der Nacht die Kannibalen Und mit traurigen Augen schaut Bimbo und auch Nobi Und es hallt ein Ruf von Biktum bis Nairobi Wenn durch die Savanne Mugabes Killer ziehen Afrika braucht wieder Kolonien, Afrika braucht deutsche Kolonien! Was meint ihr wie sich die dummen Schwarzen freuen Wenn wir brave Deutsche sie ordentlich betreuen Wir bringen ihnen bei was sie lang vergessen Ihre Blöße zu bedecken und nicht einander aufzufressen 82
83 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Und von Togo bis Ostafrika, Südwest und Kamerun Herrscht wieder deutsche Pünktlichkeit, es gibt genug zu tun Und lauter als das Rauschen des Viktoriafalles Singen dann dankbare Schwarze "Deutschland über alles“ Und mit glücklichen Augen schaut Bimbo auch Nobi Es hallt frohes Negerlachen von Windhuk bis Nairobi Wenn durch die Savanne unsere Schutztruppen ziehen Afrika hat wieder Kolonien, Afrika hat deutsche Kolonien!“ 236 Bei dem Song zeigt neben dem typischen „Schlagt sie Tot!“ und „Jagd sie weg!“ noch
eine dritte Handlungsalternative, welche eher selten im deutschen Rechtsrock zu
finden ist: Unterwerfung oder Sklaverei. Auch hier wird das Feindbild beibehalten,
indem den schwarzen Afrikanern generell unterstellt wird, sie seien „dumm“,
bräuchten „Betreuung“ und seien Makaken und Mandrillen – also Affen. Zudem nutzt
der Song das alte Vorurteil, in Afrika sei Kannibalismus nahezu alltäglich. Der Song
erfüllt dabei auch noch eine andere Funktion: Er relativiert die deutsche Geschichte
der Kolonialisierung Afrikas, indem Landser die deutschen Kolonien als „Heilsbringer“
darstellen, welche ja nur für „Recht und Ordnung“ sorgen würden, indem sie z.B.
Robert Mugabes „Killer“, welche durch die Savanne ziehen würden, Einhalt gebieten.
Dabei ignorieren sie – vermutlich wissentlich – dass die heutigen Konflikte in Afrika,
welche sie mit „Bürgerkrieg und Hungersnot“ darstellen, zumindest zu großen Teilen
durch die Kolonialisierung überhaupt erst entstanden sind. Welchen Wert die
Emanzipation aus der Apartheit für Landser hat zeigt die Tatsache, dass sie Nelson
Mandela als „Affen“ und den Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen als
„albernen Orden“ bezeichnen.
Interessant an dem Song ist der durchaus vorhandene inhaltliche Anspruch, welcher
für die Rechtsrockszene eher untypisch ist. Es ist fraglich, ob der übliche Rezipient
des Liedes die afrikanischen Ethnien (Massai, Bantu, Hutu, Kaffa) kennt oder weiß,
dass Makaken und Mandrills afrikanische Affenarten sind.
236
Landser: „Reichskoloniallied“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 43 zu finden.
Der Song veranschaulicht vor allem eine Funktion von Feindbildern: die Aufwertung
der eigenen Fraktion („Rasse“) durch die Abwertung einer Anderen. Hier wird die
klare Hierarchie zwischen Herrenmenschen und Sklaven dargestellt.
Ein weiteres klassisches Feindbild der Rechtsextremen sind Homosexuelle. Dabei
fällt auf, dass es nur wenige Songs gibt, die sich ausschließlich diesem Feindbild
zuwenden, das Feindbild der „Schwulen“ jedoch in vielen Songs nebenbei
transportiert wird. So singen die „Soldiers of Freedom“: 237
„Die PDS im Bundestag, Homos haben Sex im Fernsehen. Dass Du auf alte Werte setzt, kann hier niemand versteh'n. Die schwarz‐weiß‐rote Fahne weht uns stolz voran. Alte deutsche Farben, auf die jeder stolz sein kann. Ja der nationale Widerstand, wir alle sind dabei, machen unser Deutschland wieder zeckenfrei.
Drogendealer auf den Straßen, am Morgen schallt es vom Minarett. Und in den Schulen, da wirst Du gepolt, wie man Dich gerne hätt'. … Jeder Spaß wird uns verboten, der Verfassungsschutz ist da recht scharf. Bevor Du hier den Schritt tust, frag die da oben lieber ob Du's darfst. “ 238 Der Song beinhaltet erneut eine Aufzählung aller Feindbilder, die explizit gegen die
„alten Werte“ verstoßen, womit neben der „Zecke“ in Form der PDS, Homosexuellen
und Drogendealern auch Muslime gemeint sind. Das Feindbild der Homosexualität
scheint daher in der Tat auf den Verstoß gegen die konservative Werteordnung
zurückzuführen sein, da allgemein keine Gründe angeführt werden, weshalb
Homosexuelle – wie Landser singen – auf ihren „ schwarzen Listen“ stehen. 239
Während also das Feindbild der „Ausländer/Schwarzen/Zigeuner“ noch mit von ihnen
angeblich ausgehender Kriminalität, Arbeitsunwilligkeit und natürlich Verunreinigung
des „deutschen Volkes“ („Rassenschande“) begründet werden, entfallen solche
Gründe bei den Vorurteilen gegenüber Homosexuellen völlig.
237
238
239
„Soldiers of Freedom“ ist ein Projekt unter der Beteiligung von zwei Mitgliedern der Gruppe „Kraftschlag“, welches
unter anderem auch Rechtsrock in der englischen Sprache produziert. Vgl. Anfrage an das österreichische Parlament:
http://www.parlament.gv.at/PG/DE/XXII/J/J_03813/fnameorig_055643.html
Soldiers of Freedom: „Alte deutsche Farben“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 70 zu finden.
z.B. in Landser: „Arische Kämpfer“ vom Album „Das Reich kommt wieder“
84
85 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Der Mangel an Gründen – welche bei Kinderschändern leicht zu finden sind und bei
den anderen Feindbildern zumindest konstruiert werden können – ist vermutlich auch
die Ursache dafür, warum es außer einigen wenigen reinen Hass-Songs keine Lieder
nur über Homosexuelle gibt, sie aber in keiner Aufzählung der Feinde fehlen dürfen.
Ein Beispiel für einen reinen Hetz-Song gegen Homosexuelle bieten die Zillertaler
Türkenjäger:
„An alle Homos hier im Land, da hilft auch kein Gezeter, denn ihr wisst, wir kriegen euch früher oder später. Wir stürmen eure Tuntenbars und bringen euch zur Strecke, wir säubern unser schönes Land, Du schwule Sau verrecke! Was Aids noch nicht hinweg gerafft, dem nehmen wir uns an, weil kein Normaler hier im Land die Brut ertragen kann. In Deutschland darf es keinen Platz für Abnormale geben und kleine Tunte siehst Du uns dann renne um Dein Leben. “ 240 Hier wird auch wieder deutlich: Der einzige Grund, der für den Hass gegen
Homosexuelle aufgefahren wird, ist, dass es „für Abnormale“ „keinen Platz“ in
Deutschland gäbe. So kreativ die Rechtsextremen bei der Konstruktion ihrer
Feindbilder sonst sind – was zum Teil bis zu Verschwörungstheorien führt – finden
sie keinerlei Grund – außer dem Festhalten an „alten Werten“ – gegen Homosexuelle
vorzugehen. Stattdessen verfolgen sie auch explizit eine Gleichstellungstaktik, indem
sie bei Aufzählungen „Homosexuelle“ und „Kinderschänder“ gerne unmittelbar
nacheinander aufzählen oder beide als „Perverse“ zusammenfassen. Auch die NPD
Kassel
nutzt
diese
Strategie
anlässlich
eines
Treffens
der
Bundesarbeitsgemeinschaft „Queer“ der Partei „Die LINKE“241, indem sie auf ihrer
Homepage mit dem Bild „Todesstrafe für Kinderschänder“ gegen das Treffen der
BAG Queer agitiert und Verbindungen zwischen Pädophilen und der BAG Queer
konstruiert.
242
Diese Strategie ist daher nicht nur in der Musik, sondern auch in der
Politik ausgesprochen beliebt, z.B. auch, indem die gesamte Partei „Die Linke“ als
„gewaltbereite Linksextremisten“ dargestellt wird. 243
240
241
242
243
Zillertaler Türkenjäger: „Eiermann“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 89 zu finden.
Die „BAG Queer“ hat die „Gleichstellung von Menschen aller Identitäten, sexueller Orientierungen und Lebensweisen“
zum Ziel: zitiert nach http://archiv.linkspartei-hamburg.de/ag-queer/Grundsatzpapier_der_BAG_queer.pdf
vgl. NPD Kassel: http://www.npd-kassel.de/netzseiten/index.php?option=com_content&task=view&id=261
Die NPD Kassel präsentiert das Logo der Partei „Die LINKE“ in Verbindung mit einem vermummten Antifaschisten.
vgl. NPD Kassel: http://www.npd-kassel.de/netzseiten/index.php?option=com_content&task=view&id=256
Nur wenig besser begründen können die Rechtsextremen ihren Hass auf „das
System“. Vor allem der Hass auf die Demokratie und die Demokraten ist ein immer
wiederkehrendes Thema. So singen die „Soldiers of Freedom“ in ihrem oben bereits
erwähnten Song weiter:
„Was wollt ihr uns denn noch verbieten außer ein paar Zahlen und was weiß ich? Der Grund eurer Angst, der ist uns klar, ja ihr seid so lächerlich. Lang geht das nicht mehr so weiter, irgendwann da steh'n wir auf und geben euch Demokratoren mächtig mal was drauf.“ 244 Demokraten als Feindbilder werden hier damit begründet, dass sie Verbote
aussprechen, die gezielt gegen die Rechtsextremen gerichtet sind. Damit liegt ein
klarer Interessenkonflikt vor, auf den mit Feindschaft reagiert wird. Das Kofferwort
„Demokratoren“ als Kombination von Demokraten und Diktatoren deutet an, dass das
Konzept der „wehrhaften Demokratie“ von den „Soldiers of Freedom“ nicht akzeptiert
wird, da sie darin eine Diktatur sehen. Darin enthalten ist wie so häufig die
Selbstdarstellung als Opfer. 245
Abschließend lässt sich zu den Feindbildern festhalten, dass gleiche Verhaltensweisen, je nachdem, ob sie von der eigenen Fraktion oder einer – aus Sicht der
Rechtsextremen – fremden Fraktion ausgeführt werden, völlig unterschiedlich
behandelt werden. Zum Beispiel scheint es für die rechtsextreme Szene kein Konflikt
zu sein, dass auf der einen Seite zu Gewalt gegenüber Feindbildern aufgerufen wird,
auf der anderen Seite aber den Feindbildern selbst ein Hang zur Gewalt attestiert
wird (z.B. den Türken). Ebenso wird an der einen Stelle pauschal gegen
Kindermörder gehetzt, während in zahlreichen anderen Songs zum Töten ganzer
„Rassen“ – zum Teil explizit einschließlich der Kinder – aufgefordert wird.
Man kann davon ausgehen, dass sich rechtsextreme Jugendliche aus diesem weiten
Fundus an Meinungen letztlich diejenigen heraussuchen, welche sie nutzen können,
um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Feindbilder sind in der rechtsextremen Szene so
zentral, dass es so gut wie kein Album ohne sie gibt. Auch in den nun folgenden
Abschnitten werden immer wieder weitere Feindbilder auftauchen. 246
244
245
246
Soldiers of Freedom: „Alte deutsche Farben“; der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 70 zu finden.
siehe dazu Abschnitt 4.2 über die Selbstdarstellung in der rechtsextremen Musik. Zum Thema „Antidemokratie“ siehe
auch Abschnitt 4.7
unter anderem „Aussteiger“ (Abschnitt 4.2), Zensurbehörden (Abschnitt 4.3) und natürlich Juden (Abschnitt 4.4)
86
Selbstdarstellung: Skinheads, Mobilisierung und Aktivierung
Neben den Feindbildern ist natürlich auch das Selbstbild ausgesprochen relevant.
Die rechtsextreme Szene ist in ihrer Selbstdarstellung recht heterogen – was in
Anbetracht des hohen Stellenwertes von Homogenität in rechtsextremen Weltbildern
überrascht, seine Begründung allerdings vor allem in dem Bestreben der Infiltration
möglichst vieler verschiedener, jugendkultureller Szenen hat. Natürlich stellen sich
die unterschiedlichen Szenen stark unterschiedlich dar, worin die Gefahr liegt, dass
eben auch unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden können. Es ist nicht
nur der – verhältnismäßig ungebildete – Skinhead, der „deutsche Arbeiter“, sondern
es sind viele verschiedene Strömungen. In diesem Abschnitt sollen jedoch die
Skinheads als noch bedeutendste Szene im Vordergrund stehen.
Beginnen werde ich mit der großen Gruppe von Songs, welche sich der Darstellung
der „wahren Skinheads“ aus Sicht der Rechtsextremen widmen. Inhalt dieser Songs
ist die Vereinnahmung der gesamten Skinhead-Szene durch die stete Darstellung
des rechtsextremen Skinheads oder gar den Kampf gegen nicht-rechtsextreme
Skinheads
Wer „echte Skinheads“ laut der rechtsextremen Szene sind, besingen z.B.
„Kommando Freisler“ im Song „Echte Skinheads“:
„Echte Skinheads sind kahlgeschoren. Echte Skinheads sind in Deutschland geboren. Echte Skinheads sind weiß und stolz. Echte Skins sind hart wie Eichenholz. … Vaterlandsliebe ist des Skinheads Pflicht. Ausländerfreunde haben Skinheads nicht. Das Adolf‐Hitler‐Bild das hängt an des Skinheads Wand. Sein Geist marschiert mit uns fürs Vaterland.“ 247 Derartige Songs sind in der rechtsextremen Szene stark verbreitet. Sie greifen das
von den Medien vermittelte Bild, jeder Skinhead sei ein rechtsextremer Gewalttäter,
auf, und nutzen es für die Manifestierung eben dieser Ansicht. Während Kommando
Freisler nicht ein Wort über „falsche Skinheads“ in diesem Song verlieren, ist dies der
Inhalt des Songs „Döner Skins“ der Band „Landser“:
247
Kommando Freisler: „Echte Skinheads“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 30 zu finden.
„Mit SHARP‐ Aufnähern an den Jacken, stehen sie am Imbiss vom Kanacken. Die versifften Domestos‐Hose, vollgekotzt mit Knoblauchsoße. … Gegen Rassismus woll’n sie sein. Lassen sich mit Zecken ein. Und die letzten Gewissensbisse, spülen sie runter mit Hansa‐Pisse. … Jedes mal hörst du sie schreien vom „Spirit of ‘69″ Es gibt was Besseres, dass weiß ich. Das ist der Geist von ‘33.“ 248 Landser beziehen sich in diesem Song direkt auf die nicht rechtsextremen Skinheads
und verschmähen diese als „Dönerskins“. SHARP steht dabei für „Skinheads against
racial prejudice“ (dt. Skinheads gegen rassistische Vorurteile), also für den Teil der
Skinhead-Szene, der sich der steigenden Verbreitung des Rechtsextremismus
entgegen stellt.249 „Spirit of `69“ ist eine Phrase, welche die Besinnung auf die
Wurzeln der Skinhead-Bewegung meint, also auf jene Zeit, zu der „Skinhead“ noch
nicht – wie heute häufig – Synonym für „gewaltbereite Rechtsextreme“ stand.250 Dem
stellen Landser den „Geist von ´33“ – dem Jahr der Machtergreifung der NSDAP
unter Adolf Hitler – gegenüber. Landser nutzen den Song nebenbei auch, um – wie
in fast jedem Landser-Song – Feindbilder aufzugreifen. In diesem Fall sowohl
Antifaschisten, Linke/Punks als auch Ausländer.
Auch Kraftschlag finden klare Worte dafür, wer Skinhead ist und wer nicht. Im Song
Skinhead singen sie im Refrain immer wieder, was die Aufgabe der Skinheads ist:
„Skinhead, Skinhead heißt die Devise für die Vernichtung der Ausländerkrise. Skinhead, Skinhead heißt die Devise für die Vernichtung der Ausländerkrise.“ 251 Im Song SHARP verdeutlichen „Kraftschlag“ ihre Position:
„Du denkst, du bist der wahre Skinhead im "Spirit of 69". Du hast 25 Jahre verschlafen ‐ Du und dein Verein. Was weißt du schon von Härte, von Straßenkampf und Knast. Geh nach Hause zu deiner beschissenen Mama ‐ Denn du hast den Zug verpasst. 248
249
250
251
Landser: „Dönerskins“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 38 zu finden.
vgl. Klaus Farin, Eberhard Seidel: „Skinheads“, München 1993, s. 118
vgl. ebd. s. 237
Kraftschlag: „Skinhead“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 34 zu finden.
88
89 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Ihr seid ein Haufen Scheiße mit kurzen Haaren und was Skinhead heutzutage bedeutet werdet ihr nie erfahren. Ihr seid für uns nicht mehr als nur ein Spritzer Dreck. Der Scheißefleck an unseren Stiefeln ‐ wisch und weg. Treffen wir dich auf der Straße ‐pisst du dir die Hosen voll und fängst du dir dann eine ein ‐ fragst du noch, was das soll. Ihr haltet euch für Saubermänner ‐ Doch die SHARP.‐Szene ist verschmutzt. Ihr denkt vielleicht ihr seid 'ne tolle Bewegung und werdet von der Antifa benutzt.“ 252 Für Kraftschlag scheint der Fall also klar zu sein – der Skinhead als Patentrezept zur
Lösung der „Ausländerkrise“ sei die Weiterentwicklung des „Spirit of ´69“ – und wer
weiterhin an diesem festhalte habe die vergangenen 25 Jahre verschlafen. Das die
„Ausländerkrise“ natürlich nur durch eine „Vernichtung“ zu lösen ist versteht sich im
rechtsextremen Denken von selbst.
Kraftschlag bauen den rechtsextremen Skinhead hier auch als einzigen „richtigen“
Kämpfer auf, vor dem alle Anderen Angst hätten. Auch die Unterstellung, die
SHARP-Skins ließen sich von der Antifa benutzen, ist in Anbetracht der Tatsache,
dass die NPD die rechtsextremen Skinheads für ihren „Kampf um die Straßen“
regelmäßig benutzt, während sie sich im Parlament von ihnen distanziert, eher ein
mäßiges Argument und verdeutlicht die Einseitigkeit des Blickwinkels, den
Kraftschlag auf die Skinheadszene haben. Songs wie dieser dienen letztlich der
Festigung der eigenen Identität durch einen Angriff auf die Andersdenkenden. Neben
den genannten Beispielen existieren noch viele weitere. Beispielsweise von HKL
oder Commando Pernod. 253
Noch dreister ist die Band ADF. Der Name steht in der rechtsextremen Szene für
„Auf den Führer“ und verdeutlicht bereits die neonazistische Prägung der Band. Mit
ihrem Song Skinhead covern sie den Song „Hier kommt Alex“ von den Toten Hosen
und singen dazu:
252
253
Kraftschlag: „SHARP“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 33 zu finden.
Hauptkampflinie (HKL): „Liberaler Skinhead“ aus dem Album „Völkermordzentrale“
Commando Pernod: „Skinhead bist du nicht!“ aus dem Album „Steh auf!“
„In einem Land, in dem man nur noch lebt, für Asylanten zur Arbeit geht, ist die einzige Abwechslung, die es noch gibt, das allabendliche Partyglück. Jeder Punk lebt wie ein Uhrwerk, von einem Idioten programmiert, es gibt keinen der sich dagegen wert, nur ein paar Skins, die sind frustriert. Wenn am Himmel die Sonne untergeht, dann beginnt für uns Jungs der Tag, in Kampfverbänden sammeln wir uns und machen auf euch Rote jagt. … Gegen euch und eure Ordnung, gegen Schranken, euer scheiß System und die deutschen Skinheads erwachen, werden geschlossen auf der Straße stehen. Ein Mob aus Hass und Stahl, wie die Welt zuvor noch nie gesehen und die Hafenstraße wird brennen und nun endlich untergehen.“ 254 Auch ADF fassen alle „deutschen Skinheads“ zusammen und bauen einen Gegenpol
dazu auf – die „Punks“, welche – aus einem nicht genannten Grund – offenbar eine
Gefahr für die Skinheads darstellen, so dass sie sie bekämpfen müssen. Der Song
zeigt sehr anschaulich wie diffus die rechtsextremen Feindbilder konstruiert sind. Der
Song richtet sich ausschließlich gegen „Punks“, „Rote“ und „die Rotfront“ und rückt
ausgerechnet diese Gruppe in die Nähe einer „Ordnung“ und eines „scheiß
Systems“, obwohl der Kampf gegen „das System“ letztlich einer der wenigen Punkte
ist, den Links- und Rechtsextreme teilen. ADF implizieren zudem, dass Skinheads,
die
nicht
gegen
Punks
kämpfen,
„erwachen“
müssten,
was
wieder
die
Vereinnahmung der Skinheads durch den Rechtsextremismus andeutet.
Musikalisch wesentlich sanfter – lediglich durch eine akustische Gitarre begleitet –
kommt das Liedermacher-Projekt „Arische Jugend“ daher. Im Gewand eines
Volksliedes präsentieren sie in ihrem Song „Endlösung“ den Skinhead als Prototypen
des arischen Kämpfers:
„Ein Skin geht durch den Wald, ein Skin geht durch den Wald, ein Skin geht durch den deutschen Wald, dort macht er alle Juden kalt, ein Skin geht durch den Wald. Als Arier geboren, zum Stolz sein auserkoren, hält er die Fahne hoch empor, der er einst die Treue schwor. Der er einst Treue schwor. 254
ADF: „Skinhead“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 05 zu finden.
90
91 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Jud Süß schaufelt sein Grab, dann knallt der Skin ihn ab. Das soll ihm eine Lehre sein, er wird die Lügen ´mer raus schrei‘n, denn tot ist nun das Judenschwein. … So wird’s wohl ewig sein, die Heimat nie mehr rein. Doch wir scheißen auf die Ewigkeit, es zähl‘n die Taten dieser Zeit, wir steh’n zum Kampf bereit.“ 255 Der Song erfüllt klar den Tatbestand der Volksverhetzung und zeigt anschaulich,
dass gerade die sanfte musikalische Untermalung häufig durch umso härtere Texte
kompensiert wird, um das Zielpublikum anzusprechen. Auch dieser Song sieht den
„Skin“ (als Kurzform für Skinhead) als gewaltbereiten Rechtsextremen und verschärft
so das durch alle musikalischen Sparten hindurch getragene Bild.
Häufig wird über die Abbildungen auf den
Plattencovern eine lange Ahnenreihe vom
Wikinger über den Landser, Wehrmachtsoder
SS-Soldaten
bis
zum
Skinhead
angedeutet. So zum Beispiel von der von
1986 bis 1996 aktiven britischen Band „No
Remorse“ für ihr Album „This time the
World“. (Abbildung Rechts)
Auch
dies
ist
ein
Versuch
der
Vereinnahmung der Skinheads seitens der
rechtsextremen Szene.
Weitere typische Skinheadhymnen, welche die gesamte Skinheadbewegung für die
rechtsextreme Szene vereinnahmen, existieren u.a. von den Bands „Entwarnung“,
„Freikorps“, „Kroizfoier“, „Nordfront“, „Oidoxie“ und „Störkraft“256 – die Liste ließe sich
nahezu endlos fortsetzen. Jede bekanntere Skinhead-Band hat eine SkinheadHymne, häufig sogar mehrere.
255
256
Arische Jugend: „Endlösung“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 07 zu finden.
Entwarnung: „Skinheadstolz“ aus dem Album „Klänge der Bewegung“
Freikorps: „Arische Skinheads“ und „Deutsche Skinheads“ aus dem Album „Es lebe Deutschland“
Kroizfoier: „Skinheads Europas“ aus dem Album „Ziel erkannt“
Nordfront: „Skinhead“ aus dem Album „Werft sie raus!“
Oidoxie: „Skinhead Stolz“ aus dem Album „Kann denn Glatze Sünde sein“
Störkraft: „Skinhead“ aus dem Album „Das waren noch Zeiten“
Ziel dieser Vereinnahmungsversuche der Skinhead-Jugendkultur ist die Schaffung
einer rechtsextremen Hegemonie innerhalb der Skinhead-Jugendkultur, daher das
Bestreben, eine Meinungsführerschaft herzustellen, indem die eigene Position als die
Richtige und alle anderen als falsch definiert werden. Um dieses Ziel zu erreichen
wird neben der bloßen Darstellung des rechtsextremen Teils der Skinhead-Szene
auch versucht, bisher unentschlossene Jugendliche für die rechtsextreme Seite zu
gewinnen. Zu diesem Zweck singt das „Kraftschlag“-Projekt „Kraftschlag Solo“:
„Kannst du nein sagen, versuch es mal, kannst du sehen wie wir sind? Kannst du stolz seien, dann zeig uns oder geht’s mit dem Wind? Kannst du treu seien? Beweis es und schließ dich uns an! Kannst du hassen? Dann tu es! Bist du Schaf oder Mann? … Brauchst du Hoffnung? Die ham wir, es wird bald besser sein! Suchst du Glauben? Wir nehmen dir deinen Heiligenschein. Suchst du Freunde? Das sind wir, ja wir stehen Mann für Mann! Suchst du Ärger? Den ham wir auch, dann und wann! … Willst du Musik, ja dann hör zu, mach deine Ohren richtig auf! Wir spielen Rechtsrock vom Feinsten, ja wir ham einen Lauf! Unsere Feste, das glaub‘ mir sind die Besten der Welt! Unsere Partys sind Wahnsinn, auch ohne viel Geld! … Nun komm und sei endlich dabei! Nun komm und mach dich endlich frei! Jetzt komm und reich uns die Hand! Sei stolz und glaub an dein Land!“ 257 „Kraftschlag Solo“ präsentieren in diesem Song die Skinhead-Szene auf eine für eine
bestimmte Gruppe von Jugendlichen sehr ansprechende Weise. Die Kernelemente
„Stolz“, „Treue“ und „Hass“ werden direkt im ersten Absatz zum Ausdruck gebracht.
Die Frage „Bist du Schaf oder Mann“ auf die Zeile „Kannst du hassen?“ impliziert
recht deutlich, dass der Mangel an „Hass“ mit Feigheit gleichgesetzt wird. Hass ist
für „Kraftschlag Solo“ bei der Aufzählung der Werte im ersten Absatz ein Synonym
für Mut und Männlichkeit. Der erste Absatz entspricht so grob der häufigen
Selbstdarstellung der Skinhead-Szene.
257
Kraftschlag Solo: „Komm, schließ dich uns an“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 35 zu finden.
92
93 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Der zweite Absatz spricht den Rezipienten des Songs an. Mit den vier Fragen nach
„Hoffnung“, „Glauben“, „Freunden“, und „Ärger“ sprechen „Kraftschlag Solo“ vier
Reizfaktoren an, welche die rechtsextreme Skinhead-Szene anbietet. Der Aspekt
„Hoffnung“ deutet an, dass sich speziell an „Verlierer der Gesellschaft“ gewandt wird,
eben an jene, die mit dem jetzigen System unzufrieden sind und dies ändern wollen.
Die Antwort auf diese Frage bringt zur Geltung, dass die rechtsextreme Bewegung
ihren Anhängern eben diese „Hoffnung“ vermittelt, indem sie verspricht, dass es
„bald besser sein“ wird. Der Aspekt des Glaubens meint vermutlich eher den
Glauben an das „deutsche Volk“ und die „nationale Opposition“, vielleicht auch den
Glauben in die eigene Stärke. Die Antwort verdeutlicht jedenfalls, dass es sich nicht
um Glauben im theologischen Sinn handelt, denn im Gegensatz zu den drei anderen
Sätzen, in denen etwas „gegeben“ wird, wird der „Heiligenschein“, der vermutlich für
die Anpassung an die Gesellschaft steht, weg genommen, da er als Last definiert
wird. Der Bedarf an Freunden, den „Kraftschlag Solo“ mit diesem Song ihren Hörern
unterstellt, deckt sich mit dem in der rechtsextremen Szene hochgehaltenen
Kameradschaftsbegriff. Die Frage nach dem Ärger ist ebenfalls für das Weltbild der
erlebnisorientierten Skinhead-Cliquen bezeichnend. Hier wollen „Kraftschlag Solo“
das Bedürfnis nach Erlebnis mit „Ärger“ befriedigen.
Im dritten Absatz wird der Erlebnischarakter der Skinhead-Cliquen noch näher
definiert. Musik wird als fester Bestandteil gesehen, die eigenen Feste als „die besten
der Welt“. Der letzte Satz spricht dabei explizit nochmal an, dass all diese
„Erlebnisse“, welche die Skinhead-Clique laut „Kraftschlag Solo“ bietet, „auch ohne
viel Geld“ verfügbar seien. Dies verrät ebenfalls etwas über die Zielgruppe des
Songs im Speziellen und der Skinhead-Szene im Allgemeinen, welche in der Regel
nicht durch übermäßigen Wohlstand definiert wird, sondern sich als „deutsche
Arbeiterjugend“ versteht. Zwischen jedem Absatz folgt der Aufruf, endlich „dabei“ zu
sein und sich „frei“ zu machen. Natürlich wird dies durch die Aufforderung des
„Stolzes“ auf und des „Glaubens“ an das eigene Land ergänzt.
Während bei „Kraftschlag Solo“ der Spaßcharakter der Szene im Vordergrund steht,
betonen
Kreuzfeuer
(ehemals
Kroizfoier;
unterstützt
durch
Mitglieder
unbekannteren Black Metal-Band Engrave258) vor allem den Aspekt des Kampfes:
258
Christian Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 444
der
„Nun sitzt du ganz allein hier rum siehst die Gesetzesschranken, schlägst täglich dich mit Lügen rum der Hass quält die Gedanken für dich gibt's nur das eine und nichts hält dich noch auf dein Weg führt über Steine doch das nimmst du in Kauf. Komm zu uns Kamerad, wenn du Deutschland liebst denn wir sind die Macht die Vergeltung übt. Komm zu uns Kamerad, wenn du Deutschland liebst denn wir sind die Kraft die niemals vergibt. … Du hast auch einen guten Grund und der ist dir genug der ganze rote Megaschund, der lebt nur vom Betrug die Roten hatten die Mauer gebaut viele Deutsche sind gefallen das halbe Land habt ihr versaut mein Hass der gilt euch allen.“ 259 Der Stil dieses Kreuzfeuer-Songs liegt – der Zusammensetzung der Band folgend –
eher im Bereich des aggressiven Metal, so verfügt der Song sogar über ein längeres
Gitarrensolo, was für Punk und den typischen Skinhead-Rock eher unüblich ist. Das
Projekt
Kreuzfeuer
aus
den
Jahren
1996-2000
zeigt
bereits,
dass
die
augenscheinlichen Differenzen zwischen Black Metal und Skinhead-Rock nicht so
groß sind, wie häufig angenommen wird.
Inhaltlich ist der Text geradezu klassisch für eine Skinhead-Band. „Kreuzfeuer“
stellen die rechtsextreme Szene als Gegenspieler allen Linken dar. Sie zeichnen das
Bild einer von „roten“ „Lügen“ beherrschten Gesellschaft, der sich die rechtsextreme
Szene entgegen stellt, und verweisen zur Begründung auf den Bau der „Mauer“ und
die Opfer der Mauerschützen. Dazu stellen sie sich als „Macht“ und „Kraft“ dar, die
„Vergeltung übt“, „niemals vergibt“ und für ihre „Feinde“ nur „Hass“ übrig hat. Damit
stellen sie den Aspekt des Kampfes nochmals besonders in den Vordergrund.
Der Song ist ein Beispiel für die Konstruktion eines Selbst- und Fremdbildes zum
Zweck der Werbung für die eigene Seite bei gleichzeitigem Aufbau eines
Feindbildes. Im Zentrum steht dabei die Aussage: „Komm zu uns“, der obligatorische
Bezug zum Patriotismus ist wie fast immer vorhanden.
259
Kreuzfeuer: „Komm zu uns“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 36 zu finden.
94
95 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Reine Anwerbesongs wie diese sind auch vielfältig. Etwas anders, ohne direkten
Appell, arbeitet der Song „Wunderbare Jahre“ von „Sleipnir“:
„Die ersten Biere in jungen Jahren, ich denke gern an die alte Zeit. Unsere Eltern waren immer meckern, denn wir waren meisten breit. Die ersten Schnäpse am Tresen, die ersten Frauen und Hauereien. Die ersten Narben und gebrochenen Nasen, in dieser Zeit will ich wieder sein. Kennst du noch die alte Kneipe, in der wir immer waren. Kennst du noch die alten Lieder die wir gesungen haben. Wunderbare Jahre, ich denke gern an diese Zeit. Wunderbare Jahre, wir waren Jung wir waren frei. Wunderbare Jahre, wunderbare Jahre. Das erste Bild auf dem Oberarm, den ersten Stress mit der Bullerei. Mit "Martens" stolz durch die Straßen gegangen, wir jung, wir waren frei. Auf Partys waren wir nie gerne gesehen, wir waren halt frech wie Rotz. Das Bier hab ich ständig ausgesoffen und den Teppich voll gekotzt.“ 260
Der Song, in dem diese drei Absätze über sechs Minuten in wechselnder
Geschwindigkeit zum Teil mehrfach wiederholt werden, stellt die Skinhead-Zeit des
Sängers der Band Sleipnir – Marco Laszcz – dar, was unter anderem durch die
Erwähnung der „Martens“ als Kurzform von „Doc Martens“ deutlich wird. „Doc
Martens“ sind eine bei den Skinheads sehr beliebten Stiefelmarke. Der Song
beinhaltet die Glorifizierung von Alkohol, Kameradschaft (ständiges „wir“), Gewalt
(„gebrochene Nase“) und Rebellion gegen das System („Stress mit der Bullerei“)
unter dem sich immer wiederholten Titel „Wunderbare Jahre“. Konkrete Anlehnungen
an Patriotismus fehlen hier – lediglich die „alten Lieder“ könnten als Anspielung auf
nationalistisches Gedankengut gedeutet werden, ansonsten beinhaltet der Song
lediglich die für rechtsextreme Cliquen übliche Selbstdarstellung.
Zur Selbstdarstellung gehören auch Songs, die sich gegen diejenigen richten, die der
rechtsextremen Szene den Rücken zugewandt haben. Ein Beispiel dafür stammt
von den „Weissen Wölfen“:
260
Sleipnir: „Wunderbare Jahre“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 68 zu finden.
„Einst warń wir gute Freunde, wir hatten sehr viel Spaß, wir waren stets zusammen und leerten so manches Glas, sowohl in Freude und auch Trauer, du warst immer für mich da, ich denke oft an diese Zeit zurück, denn sie war so wunderbar Doch dann missbrauchtest du mein Vertrauen, das war ein schwerer Schlag, doch du lachtest bloß, nie bereutest du deine Tat, was ist aus uns´rer Freundschaft geworden? Denk an die alte Zeit mit all dem Spaß, und sag mir:"Wie ist es heute? Aus starker Freundschaft wurde tiefster Hass … Dein Handeln werd ich nie vergessen, ich kann dich verstehń, doch einst wirst du vor mir niederknien und um Gnade flehń, du bist der Abschaum, du dreckiges Verräterschwein! Doch merk dir eins, du dumme Sau: Zu falschen Freunden sage ich nein!“ 261 Songs gegen Aussteiger dienen im Rechtsrock sowohl der Werbung für die eigene
Sache, indem die Zeit vor dem „Verrat“ extrem positiv dargestellt wird, als auch der
Befriedigung von Feindbildern. Das aufgebaute Feindbild des „Aussteigers“ hat dabei
vor allem eine präventive Funktion, um weitere Aussteiger zu verhindern. Die
„Weissen Wölfe“ beschreiben das Zerbrechen von Freundschaften und die drohende
Rache. Prinzipiell wird ein Ausstieg aus der rechtsextremen Szene als „Verrat“ und –
wie auch in diesem Song – als persönlicher Angriff (Missbrauch von Vertrauen, ein
„schwerer Schlag“) aufgefasst. Auch hier wird die Phase vor dem Ausstieg vor allem
über „viel Spaß“ und Alkoholkonsum („leerten so manches Glas“) glorifiziert.
Die Band „Reichswehr“ rechnet ebenfalls mit „Verrätern“ in ihren eigenen Reihen ab:
„Wir waren mehr als nur die besten Freunde. Jetzt sind wir umso bessere Feinde. … Verraten hast du deine alten Ideale. Nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Verraten hast du wofür jeder von uns steht, deshalb gehst du auch allein diesen Weg. … Freundschaft auf ewig hast auch du geschworen. Treue und Stolz sind bei dir ausgestorben. … 261
Weisse Wölfe: „Falsche Freunde“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 82 zu finden.
96
97 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Für die Frauen hast du die Kameradschaft vergessen. Das ist nur ein Beispiel, das zeigt’s am Besten.“ 262 Die Ähnlichkeit zum Song der „Weissen Wölfe“ ist deutlich. Auch hier wird die
ehemalige Freundschaft der alten Zeit positiv hervorgehoben und durch „Feindschaft“
ersetzt. Die Zeile „deshalb gehst du auch allein diesen Weg“ hat dabei eine
besondere Bedeutung, da „Freunde“ zu finden eines der Hauptargumente im
Selbstbild der Skinhead-Szene ist. Die Drohung ist daher recht simpel: Wer
rechtsextremer Skinhead wurde, um Freunde – Kameraden – zu finden, wird diese
beim Ausstieg verlieren.
Auch die Band Oidoxie sieht dies ähnlich:
„Wir hatten uns ewige Verbundenheit geschworen, doch Du hast Dein Gesicht verloren! Du hast uns und Dich belogen, hast uns verraten und betrogen! Kamerad, was ist aus Dir geworden? Wer hat Dich bloß so verdorben? Was ist mit Deinem Leben, unserem Kult? Nur Du allein trägst dafür die Schuld Du Verräter! Ich weiß, die Zeit ist hart, doch Du verfielst der fremden Saat! Du drehst uns den Rücken zu, ich kann Dein Gejammer nicht mehr hören. … So wie früher wird es nie wieder sein! Du hast uns betrogen, Du Verräterschwein!“ 263 Das Schema solcher Songs scheint immer recht ähnlich zu sein. Wer sich von der
Szene abwendet, „trägt die Schuld“ am „Verrat“ an der Bewegung, oder wie es hier
heißt, dem „Kult“. Der Ausstieg wird als „Lüge“ und „Betrug“ an der Bewegung, aber
auch am eigenen „Leben“, gesehen und ein Verzeihen gibt es bei Oidoxie – wie bei
so vielen Songs dieser Art – nicht.
262
263
Reichswehr: „Verräter II“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 59 zu finden.
Oidoxie: „Was ist aus dir geworden?“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 57 zu finden.
Der Umgang mit prominenten Aussteigern ist dabei ähnlich. Seit die Böhsen Onkelz
sich stärker von der Skinhead-Szene distanzierten und später an Konzerten gegen
rechte Gewalt teilnahmen wurden sie innerhalb der Rechtsrock-Szene von Helden zu
Feindbildern degradiert.
So singen die „Zillertaler Türkenjäger“ in ihrem Cover des Songs „1001 Nacht“:
„Ich wollte mir bloß den Abend vertreiben, ich hatte nichts vor und rief Stephan an. Ich war Onkelz Fan und wollt es auch bleiben, ich dachte nicht im Traum, dass was passieren kann. … 1000mal berührt, Stephan Weidner hat mich verführt. 1001 Nacht und er hat schlapp gemacht. Dann kam er zurück in Stöckel und Strapse und hatte dazu ein rosa Röckchen an. … Er geilte sich auf an Kinderpornos, er grunzte und schnaufte und schrie wie ein Schwein. Es half alles nichts, es wollt nicht gelingen, sein schrumpeliger Pimmel, der blieb streichholzklein. Das war ihm jetzt peinlich, er fing an zu weinen. Unter Tränen gestand er: „Ich bin impotent“. Ich bringe es höchstens im Stall mit den Schweinen. Das ist unser Stephan, wie ihn keiner kennt.“ 264 Der Song greift auf primitive Weise Stephan Weidner, den maßgeblichen Kopf hinter
den „Böhsen Onkelz“, an. Er arbeitet dabei mit allen Unterstellungen, die der Bereich
der Sexualität hergibt – von Homosexualität über Travestie über Pädophilie und
Impotenz bis hin zur Sodomie. Der Refrain verdeutlicht dabei meines Erachtens die
Bedeutung der Böhsen Onkelz für den frühen Rechtsrock, da sie in der Tat manchen
zum Rechtsrock verführt haben und als Vorbild dienten. Der Ausstieg wird als
„schlapp machen“ bezeichnet.
264
Zillertaler Türkenjäger: „1001 Nacht“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 88 zu finden.
98
99 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Ebenfalls deutlich gegen die Onkelz wendet sich der Song „KPS“ der Band Landser,
in dem sie neben den „Böhsen Onkelz“ auch Udo Lindenberg, „Die Ärzte“, „Die Toten
Hosen“, „Die Prinzen“ und Marius Müller Westernhagen angreifen:
„Böhse Onkelz ihr ward' mal geil doch dann wolltet Ihr Geld verdienen und machtet zum bösen Spiel ganz einfach die guten Minen. Kennt ihr noch eure alten Lieder, hören wollt ihr sie nicht, denn das Signum des Verrats265 steht Euch mitten im Gesicht. Wir kotzen, wir pissen, wir scheißen auf euch und noch viel mehr. Wir kotzen, wir pissen, wir scheißen auf euch und spucken noch hinterher.“ 266 In diesem Song wird den „Böhsen Onkelz“ der Wille nach kommerziellem Erfolg
vorgeworfen, da dieser zum „Verrat“ geführt hätte. Insgesamt finden sich in der
rechtsextremen Szene eine Unzahl von Songs gegen die „Böhsen Onkelz“, was
wiederum verdeutlicht, dass die Band in der organisierten rechtsextremen Szene
eher gemieden wird, wohingegen sie für viele Jugendliche aufgrund ihres bis heute
ambivalenten Rufs weiterhin „Einstiegsdroge“ sind.
Songs mit dem Ziel der Bewerbung der eigenen Jugendkultur lassen sich grob in
zwei Ausprägungen sortieren. Dabei stehen Songs, welche die rechtsextreme
Bewegung als reine Spaßkultur sehen, jenen entgegen, die vor allem den politischen
Aspekt und den „Kampf“ um das „Vaterland“ in den Vordergrund stellen.
Songs mit dem Thema der Bewerbung der rechtsextremen Skinhead-Bewegung oder
der Verurteilung von Aussteigern lassen sich bei fast jeder Band finden, so in etwa
weitere bei Oidoxie, Einherjer (aus dem Raum Lübeck267), Hauptkampflinie (HKL),
Noie Werte, Störkraft, Straftat, Agitator, Faustrecht und vielen mehr. 268
265
266
267
268
„Signum des Verrats“ war ein Song der „Böhsen Onkelz“ auf dem 1985er-Album „Böse Menschen – Böse Lieder“ und
beinhaltet die Zeilen: „Das Signum des Verrats steht dir im Gesicht. Für Geld verrätst du Freunde – deine Worte sind
nichts wert. Die Seite die du wähltest, die war verkehrt“, welche hier von Landser gegen die „Böhsen Onkelz“
verwendet wird. 1985 waren die Böhsen Onkelz noch integraler Bestandteil der rechtsextremen Skinheadszene.
Landser: „K.P.S.“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 39 zu finden.
Gemeint ist die rechtsextreme Skinhead-Band Einherjer aus dem Raum Lübeck. Vgl. Innenministerium des Landes
Schleswig-Holstein: „Verfassungsschutzbericht 2007“, Kiel 2008, s. 27. Nicht gemeint ist ausdrücklich die wesentlich
bekanntere, unpolitische Viking-Metal-Band „Einherjer“ aus Norwegen.
Oidoxie: „Bleib Treu!“ aus dem Album „Kann denn Glatze Sünde sein“
Einherjer: „Freund oder Feind“ aus dem Album „Auf in den Krieg“
Hauptkampflinie: „Komm zu uns“ aus dem Album „Bis zur Revolution“
Noie Werte: „Wo blieb all der Stolz“ aus dem Album „Sohn aus Heldenland“
Störkraft: „Unter Froinden“ aus dem Album „Mann für Mann“
Straftat: „Abrechnung“ aus dem Album „Hail C18“
Agitator: „Aussteiger“ auf dem Album „Die Straßen Frei“
Faustrecht: „Niemals Verrat“ aus dem Album „Blut, Schweiß und Tränen“
4.3
Selbstdarstellung als Täter und Opfer
Die Selbstdarstellung der rechtsextremen Szene geht aber noch weiter. Während die
Selbstdarstellung in Bezug auf Kameradschaft, Spaßkultur und Patriotismus quer
durch alle Bands ähnlich ist, ist die Darstellung der eigenen Szene – insbesondere in
Bezug auf Gewalt – verschieden. Die Fraktionen gehen hier von der Befürwortung
von Terrorismus über die Glorifizierung von Gewaltanwendung über die Toleranz von
Gewalt bis zur – seltenen – Ablehnung von bestimmten Gewaltarten.
Die Befürwortung terroristischer Handlungen wird insbesondere an Songs deutlich,
welche die Neonazi-Terrororganisation Combat 18 verehren. Die 18 steht hier als
Zahlencode für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets und meint „Adolf
Hitler“, frei übersetzt wäre „Combat 18“ daher die „Kampfgruppe Adolf Hitler“.
Combat 18 gilt als militante und paramilitärische Abteilung von „Blood & Honour“.269
Selbsternannte Mitglieder von „Combat 18“ werben mit der Nutzung von
Paketbomben (z.B. „C18 Parcel Service“270). „Combat 18“ hat durch die starke
Verwendung auf Kleidungsstücken und in der Musik Symbolcharakter für
rechtsgerichteten Terrorismus und wird genau in dieser Form verwandt, wenn
beispielsweise „Straftat“ singen:
„Freedom fighters in the darkness ‐ with pride and loyalty. … With blood, pride and honour ‐ together in one team. We fight the fucking system ‐ with blood, pride and honour. Hail C18 All our hate is for ZOG ‐ We know that we are the stronger. We will not give up the fight ‐ we’ll be the fools no longer” 271 Hier werden rechtsextreme Terroristen zu “Freiheitskämpfern” ernannt, welche mit
ihrem Blut, Stolz und Ehre das System – welches mit ZOG bezeichnet wird –
bekämpfen. ZOG steht dabei für „Zionist Occupied Goverment“ (Zionistisch besetzte
Regierung) und deutet an, das Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg eine
„Judenrepublik“ sei, wie Udo Pastörs es in seiner Aschermittwochsrede272 nannte.
ZOG impliziert die im Rechtsextremismus verbreitete „jüdische Weltverschwörung“.
269
270
271
272
vgl. Thomas Pfeiffer: „Eine Schnellstraße zum Volk“ in Thomas Greven, Thomas Grumke (Hrsg.): „Globalisierter
Rechtsextremismus. Die extremistische Rechte in der Ära der Globalisierung“, Wiesbaden 2006, s. 174ff
z.B. in beachtlicher Auswahl hier zu kaufen: http://www.hatestore.de/shop2/de/dept_55.html
Straftat: „Hail C18“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 77 zu finden.
vgl. http://www.welt.de/politik/article3373305/Ermittlungen-gegen-NPD-Fraktionschef-Pastoers.html
100
101 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Nicht wenige deutlich werden die „Weissen Wölfe“ in ihrem Song „Hail C18“:
„Everywhere you go the same problems you can see. But there is one thing, that’s fighting to break free. Hail C18, you know what I mean. Hail, hail, hail, the terrormachine. Hail, hail, hail, combat 18. The end is coming now for the traitors of our race. Scum you should better run if you see the hate in our face. … Combat 18 brings death to ZOG!” 273 Gleicher Titel, nahezu gleicher Inhalt. Deutlicher wird hier jedoch der terroristische
Aspekt, da nicht nur Hass, sondern eine direkte Todesdrohung ausgesprochen wird.
Interessant ist hier auch die Internationalität der deutschen Rechtsrock-Szene, da
sowohl „Straftat“ als auch die „Weissen Wölfe“ ihre Hommage an C18 in englischer
Sprache vortragen, was wohl darin begründet liegt, dass C18 – wie der englische
Name andeutet – aus Großbritannien stammt.
Die nächste Abstufung ist die Glorifizierung der Gewaltanwendung, welche im
Abschnitt 4.1 meines Erachtens zur Genüge zur Geltung kommt, da kaum ein Song
gegen ein Feindbild ohne den Aufruf zur Gewalt oder der Glorifizierung dieser
auskommt. Gleiches gilt für die Akzeptanz von Gewalt.
Interessant ist vielmehr die Haltung einiger weniger Bands, welche sich gegen
Gewalt in bestimmten Situationen aussprechen. Ein Beispiel dafür sind „Sleipnir“,
welche in ihrem Song „Wunderbare Jahre“ sowie in vielen anderen Songs die Gewalt
recht positiv darstellen, sich aber in bestimmten Fällen von Gewalt distanzieren:
„Manchmal frage ich mich was geht in euren Köpfen nur so vor? Seit ihr wirklich zu blöde oder kommt mir das nur so vor? Ihr habt euch sinnlos betrunken und danach Blut geleckt. Ihr habt einen alten Mann erschlagen am Straßenrand liegt er da im Dreck! 273
Weisse Wölfe: „Hail C18“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 83 zu finden.
Einfach totgetreten das fiel euch nicht sehr schwer. Ihn beklaut und verhöhnt keine Chance sich zu wehren! Alles scheißegal es war ja für das Vaterland, doch Du schadest uns nur hast Du es noch nicht erkannt? Alles scheiß egal es war ja für das Vaterland, ist sinnlose Gewalt alles was Du kannst? … Ihr redet den ganzen Tag nur Scheiße ohne Halt und ohne Sinn. Ihr meint ihr wäret die Größten und wir halten den Kopf für euch hin. Jetzt ist es wieder mal so weit, ihr habt es wieder mal geschafft. Denkt doch nach bevor ihr handelt hat man euch das nicht beigebracht?“ 274
In ihrem Song „Alles für das Vaterland?!?“ gehen „Sleipnir“ recht hart mit Kameraden
ins Gericht, die „sinnlose Gewalt“ ausüben. Der Song offenbart das Kalkül, welches
„Sleipnir“ als verhältnismäßig politische Band, deren Sänger auch als Liedermacher
aktiv ist, an den Tag legen. „Sleipnir“ lehnen Gewalt nicht ab, weil sie einfach „falsch“
sein könnte, sondern schlicht und ergreifend, weil es schlecht für die Außenwirkung
der rechtsextremen Bewegung ist, wenn rechtsextreme Schläger ohne Ehre alte
Männer „erschlagen“ oder „Scheiße“ reden.
Bei Songs wie diesem – die es sonst vor allem im Bereich der Liedermacher gibt –
wird deutlich, dass Musik auch als Werkzeug zur Disziplinierung der rechtsextremen
Szene genutzt wird, indem unerwünschtes Verhalten angeprangert und erwünschtes
Verhalten positiv dargestellt wird. Die Musik gibt den rechtsextremen Rezipienten so
vor, wie sie sich verhalten sollen, um Wohlgefallen zu finden.
Die Besorgnis der Band „Sleipnir“ führt nah an den nächsten Punkt der
Selbstdarstellung,
welchem
sich
die
rechtsextreme
Szene
bedient:
die
Selbstdarstellung als Opfer von „Medienhetze“, Zensur und Verfassungsschutz.
Songs, die sich prinzipiell gegen die Medien richten, sind dabei vielfältig. Als Beispiel,
um bei „Sleipnir“ zu bleiben, nehme ich den Song „Journalist“:
274
Sleipnir: „Alles für das Vaterland?!?“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 63 zu finden.
102
103 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen „Er ist ein Geschwür in unserem Land und wird hier staatlich anerkannt ein Genie der Lügen weißt du wer das ist? Titelseiten, Überschrift, überall verbreitet er sein Gift, denn er weiß, dass dieses Volk jede Lüge frisst. Weißt du wen ich meine, weißt du wer das ist? Du weißt schon wen ich meine ich mein den Journalist! … Nichts und niemand wird er verschonen, die Gier nach dem großen Geld treibt ihn an. … Und hat er erst mal angefangen, gibt es nichts was ihn noch bremsen kann. Leichen pflastern seinen Weg, er ist der Gott der Sensation Ihr die Jünger die ihn belohnen, weil ihr die Wahrheit nicht seht! Glaubt nie seinen Lügen, glaubt nie der Überschrift Glaubt nie ein Wort vom Journalist!“ 275
Die Einstellung, welche „Sleipnir“ hier vertritt, ist ebenso gewöhnlich für die politische
Rechtsextreme wie für die rechtsextreme Musikszene. Journalisten sind ein
„Geschwür“, der Hinweis auf eine vermeintliche „staatliche Anerkennung“ deutet an,
dass „Sleipnir“ die unabhängigen Medien nicht als solche sehen, sondern als
Vasallen des Staates darstellen, welche aus „Gier nach dem großen Geld“ „Lügen“
verbreiten. Der Song versucht, den über den Rechtsextremismus negativ
berichtenden Journalisten die Glaubwürdigkeit zu entziehen, indem ihnen unterstellt
wird, sie seien nur auf Geld aus und würden im Auftrag des Staates handeln.
Konkretisiert wird dies unter anderem von dem HKL-Nebenprojekt „Panzerfaust“ in
ihrer Skinhead-Hymne „An die Macht“:
„Die Armee der schwarzen Stiefel, die Arme tätowiert. Kämpfe werden stets gewonnen, kahl rasiert, diskriminiert. Wir machen Front gegen das Böse, es gibt kein Müll, es gibt kein Dreck. Hey Spitzel Presse, halt die Fresse! Unqualifiziert allemal, wer sind stolz und radikal.“ 276 275
276
Sleipnir: „Jounalist“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 66 zu finden.
Panzerfaust: „An die Macht“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 58 zu finden.
Auch dieser Song verdeutlich einen häufigen Aspekt im Rechsrock der letzten Jahre:
das Selbstbild als Opfer. „Panzerfast“ beklagen sich, sei werden diskriminiert, und
brüsten sich damit, „gegen das Böse“ Front zu machen. Dabei fällt der Vorwurf an die
„Spitzel-Presse“, da diese offenbar die Einteilung von „Gut“ und „Böse“ der Band
„Panzerfaust“ nicht teilt.
Bestärkt fühlen sich die Rechtsextremen durch Skandale wie im Fall des ertrunkenen Jungen in einem Freibad in Sebnitz277 oder dem Fall der „Rebecca aus
Mittweida“278. Fälle wie diese, in denen Rechtsextreme vorschnell als Täter von der
Presse vorgezeigt wurden, sich schließlich aber als unschuldig herausstellten,
werden von der extremen Rechten bewusst ausgeschlachtet, um der Presse eine
generelle „Hetze“ gegen rechts vorzuwerfen. Zum Fall der Rebecca aus Mittweida
existiert ein Song der Band „Priorität 18“, der zugleich auch die „Hetzjagd von
Mügeln“279 als Presselüge darstellt.280 Zum Fall von Sebnitz existieren bereits
mehrere Songs, da der Fall spektakulärer war und letztlich auch schon weiter
zurückliegt. Einer dieser Songs kommt von der Band „Stahlgewitter“:
„Ein Tag wie jeder and‘re, rechter Terror beherrschte die Stadt und laut Frau Abdullah marschierten SS‐Trupps in der Nacht. Auch Zuchtanstalten für Arier gab es dort behauptete sie und so kam was kommen musste 1997 im Juni. … Viele böse Skinheads und die Sonne lacht, sie haben wieder mal ein Kleinkind umgebracht. 50 Neonazis und ihr Badeerlebnis. Die Presse lügt, die Presse lügt, die Presse lügt, die Presse lügt!“ 281 Die Schilderungen der Mutter des verstorbenen Jungen werden absolut übertrieben
dargestellt und anhand des Falls wird der Presse unterstellt, bewusst zu lügen. Das
unprofessionelle Verhalten der Presse entwickelt sich über solche Fehlrecherchen
schnell zu einem Propagandawerkzeug der extrem Rechten. Auch die NSBM-Band
Asatru, die sich dem Subgenre des Pagan-Metal verschrieben hat, hat einen Song
über dieses Thema geschrieben. Dort heißt es:
277
278
279
280
281
Artikel im Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/politik/art771,2265939
Artikel der Welt: http://www.welt.de/vermischtes/article2454423/Rebecca-K-erst-Heldin-jetzt-Angeklagte.html
Artikel des Spiegel: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,500964,00.html
Priorität 18: „Lügenpresse“ aus dem Album „Demo 2008“
Stahlgewitter: „Sommer in Sebnitz“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 72 zu finden.
104
105 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen „Achtundachtzig Grad und schwarze Sonne satt, im Bad von Sebnitz, wo es keiner gesehen hat. Doch einen Zeugen, den gab es wohl doch, es wiedermal nach einer Schlagzeile roch. Das waren Nazis, das waren die Nazis, die bösen Nazis. Das waren die Nazis Und wie der Lauf der Dinge ist, das Vorurteil die Wahrheit frisst. Wenn´s brennt, hört man die Leute schreien, dass können nur die gewesen sein.“ 282 Dieser Song ist ob seiner „weltlichen Thematik“ recht ungewöhnlich für den
rechtsextremen Pagan-Metal. Die Band Asatru verfolgt jedoch eine ähnliche
Strategie, wie sie bereits die Band „Kreuzfeuer“ verfolgte. Über die Mischung von
typischen Pagan-Metal-Themen – Esoterik, Mystik, Germanentum – und weltlichen,
rechtsextremen Themen, wie hier das Thema „Sebnitz“, soll die rechtsextreme
Ideologie auch in Szenen einfließen, die eigentlich kein explizites Interesse an
politischen Themen haben. 283
Nur einen kurzen Einzug findet Sebnitz in den Song „Demokratendiktatur“ der Band
„Sturm 18“, welcher primär die Demokratie angreift:
„Man glaubt es kaum was diese Pressefutzis mal wieder erzählten. Im Freibad von Sebnitz 50 Glatzen ein Kind totquälten. Riesengroß ihre Anteilnahme, denn Geld regiert die Welt, denn der Pressealltag ist hart, doch euer Lügenauschwitz zerfällt. … So mancher Kamerad inhaftiert mit Paragraph 86a. Doch die wahren Volksverräter das seit ihr das ist wohl jedem klar. Ihr manipuliert das deutsche Volk, hetzt es gegen sich selbst auf damit es sich hasst und selbst zerstört, dafür nehmt ihr alles in Kauf.“ 282
283
284
Asatru: „Nazis“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 09 zu finden.
Mehr zu den Inhalten des NSBM und des rechtsextremen Pagan- und Vikingmetal finden sie in Abschnitt 4.5 und 4.6
Sturm 18: „Demokratendiktatur“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 78 zu finden.
Auch „Sturm
18“ greifen Sebnitz auf und nutzen den Todesfall, um der Presse
Vorwürfe zu machen. Brisant ist dabei vor allem die Formulierung „Lügenauschwitz“,
da diese unabwendbar an den revisionistischen Begriff der „Auschwitzlüge“ erinnert
und als Versuch, den Holocaust zu leugnen, gewertet werden muss.
„Sturm 18“ gehen aber noch weiter, indem sie sich nicht nur als Opfer der Presse
sehen, sondern auch als Opfer der „wehrhaften Demokratie“. Wie so viele Bands
agitieren sie gegen den §86a StGB, welcher die Verwendung von Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen unter Strafe stellt, worunter auch Tonträger als
„Schrift“ gemäß §11 Abs. 3 StGB zählen. Die Selbstdarstellung als Opfer einer
vermeintlichen Zensur gehört auch zu den für den Rechtsrock üblichen Themen. Die
Band Deutsch-Stolz-Treu (DST) singt dazu:
„Wiedermal ein Skin vor Gericht, ein Patriot, ein Nationalist. Ein Deutscher wollte seine Meinung sagen, oder hat die falsche Kleidung getragen. Er zeigte seine Fahne, ein Tattoo, trotz der Anklage steht er dazu. Die Zionisten in der Regierung wollen nur das Eine ‐ unsre Zerstörung. Ihr Zauberwort heißt 86a, doch eines ist sicher, es kommt unser Tag! Die Listen der Verbote sind ellenlang, alles was mal gut war ist schlecht, macht krank Unsre Großväter trugen ihre Zeichen, brauchten nichts verstecken wie unser gleichen. Selbst die Lieder dieser schönen Zeit darf man nicht mehr singen, das geht zu weit. … Die Zionisten an den Gerichten, im Namen des Volkes wollen sie uns richten. Doch wir sind das Volk, werden uns erheben, unsre Kinder werden eine bessere Zeit erleben. Wir werden uns befreien von der Tyrannei, Tod dem ZOG ‐ Deutschland wird frei.“ 285 285
Deutsch-Stolz-Treu: „86a“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 16 zu finden.
106
107 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Was „Sturm 18“ nur implizieren („ihr manipuliert das deutsche Volk“) sprechen
„Deutsch-Stolz-Treu“ offen aus. Es scheint, dass wann immer es im Rechtsrock
gegen die Presse oder die Zensur geht, die jüdische Verschwörung im Hintergrund
vermutet wird. Entweder wird dies durch „Geld“ oder eine „manipulierende Macht“
impliziert, oder wie bei „DST“ direkt ausgesprochen. Der Ausdruck „ZOG“ kommt in
vielen derartigen Songs vor, ebenso wie Anspielungen einer geheimen Macht, die
„das deutsche Volk“ „manipuliert“, „gegen sich aufhetzt“ oder über es „richtet“. Die
Darstellung dabei ist immer die Selbe: die „unschuldigen Nationalen“ werden durch
die jüdisch unterwanderte Presse oder Justiz kriminalisiert. Ein Schuldbewusstsein
ist
hier
nicht
zu
erwarten,
da
die
Verschwörungstheorie
der
Jüdischen
Unterwanderung als Sündenbock genutzt wird.
Das Projekt „Wölfe Solo“ des Sängers der „Weissen Wölfe“ schließt sich dem an:
„Sie verbieten unsere Lieder ohne jeglichen Beweis, denn das Böse hat einen Namen, der Nazirechtsrock heißt. Sie beschützen unsere Jugend vor dem was die Wahrheit spricht, unsere Worte sprechen Klartext, der jede Lüge bricht.“ 286
Wie so häufig wird angeklagt, dass der Rechtsrock als „Böse“ verboten wird. Die
Phrase „ohne jeden Beweis“ impliziert eine mangelnde Legitimation seitens der
BPjM, kann aber auch auf die Verbote aufgrund der Leugnung des Holocaust
gedeutet werden, womit hier eine recht typische Beweislastumkehr vorläge, indem
die Beweise für den Holocaust nicht anerkannt und neue gefordert werden. Wie so
häufig stellt die Band die im Rechtsrock vermittelten Botschaften als „Wahrheit“ dar,
welche mit Hilfe von „Verboten“ unterdrückt würde, um die „Lüge“ aufrecht zu
erhalten. Der Versuch, sich selbst in der Opferrolle darzustellen, treibt mitunter
merkwürdige Blüten. So singen „Hauptkampflinie“ („HKL“) in ihrem Song „86a“:
„Wir leben in einem Land wie es kein zweites gibt. Patrioten und Nationalisten sind hier nicht beliebt. Parteien werden verboten, Konzerte gesprengt, Partys zerschlagen, Verbote verhängt. Mit Kanonen auf Spatzen schießen, ja das habt ihr gelernt, 286
Wölfe Solo: „BPjM“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 87 zu finden.
doch bald kommt unsre Stunde dann werdet ihr entfernt. Noch habt ihr Spitzeldienste, noch werdet ihr beschützt, doch gegen echten Widerstand hat das noch nie genützt. Eins dürft ihr nicht vergessen wenn ihr uns wie Tiere jagt, auf wehrlose einprügelt, unsere Frauen zusammenschlagt. Wir werden nichts verzeihen, kein einziges Stück. Alles was ihr uns jetzt antut kriegt ihr tausendfach zurück!“ 287 Im ersten Absatz das übliche – die Darstellung der rechtsextremen Musikszene als
Opfer staatlicher Unterdrückung. Im zweiten Absatz die Drohung der Rache, im
dritten Absatz tritt schließlich an die Stelle der „jüdischen Unterwanderung“ die
Unterstellung, die Behörden würden die Rechtsextremen „wie Tiere jagen“ und ihre
„Frauen zusammenschlagen“. Es folgt eine weitere Rachedrohung. Songs wie diese
existieren zu Hauf, so etwa auch der Song „Strafgesetzbuch“ der Band
„Nahkampf“288 oder der Song „Sie fürchten unser Wort“ der Band „Stahlgewitter“:
„Durch ihre Maulkorb‐Paragraphen machen sie uns vogelfrei, ja das sind die Gesinnungsväter der Gedankenpolizei. Doch nur die Lüge braucht Gesetzesschutz, Wahrheit steht von alleine und ihre ganzen Lügen haben sehr, sehr kurze Beine. Sie verfolgen uns bis an jeden Ort, denn sie fürchten uns und unser freies Wort. … Dass sie uns täglich überwachen stört uns lange schon nicht mehr, denn nichts auf dieser Welt fürchten sie so sehr. Einfach alles zu verbieten, ist die einfachste Methode, denn wer keine Argumente hat, dem bleiben nur Verbote.“ 289 Auch Stahlgewitter stellen sich als Opfer dar. Wichtiger jedoch ist die immer häufiger
anzutreffende Strategie, sich als moralisch und geistig überlegen darzustellen, indem
behauptet wird, die Verbote seien darin begründet, dass man sonst gegen die
Argumente der Rechtsextremen nicht ankäme.
287
288
289
Hauptkampflinie (HKL): „86a“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 24 zu finden.
Nahkampf: „Strafgesetzbuch“ auf dem Album „Nahkampf / Kolovrat“
Stahlgewitter: „Sie fürchten unser Wort“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 73 zu finden.
108
109 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die Band Stahlgewitter um den Neonazi Daniel Giese ist was derartige Taktiken
angeht wohl bekannt. Eine ähnliche Argumentationslinie nutzen sie auch in ihrem
sehr bekannten Song „V-Mann“:
“Ein Judenfriedhof wurde wieder mal beschmiert und Galinskis Grab ist explodiert. Obwohl man den Friedhof Tag und Nacht bewacht, da fragt man sich wer das wohl macht. Ich weiß schon vorher wo und was passiert, ich hab es selber alles arrangiert. Wenn Asylantenheime brennen, kann ich sofort die Täter nennen. Ich hab sie selber angeworben und dann jahrelang verdorben. Doch ihre Gruppe war schon lang durchsetzt, ich hab sie selber alle aufgehetzt. … Ich observiere dich, beschaffe Information, lese deine Post und hänge im Telefon. Auch wenn du mich nicht siehst, ich bin überall dabei und alles von dir kommt in die Kartei. So läuft das Spiel, das ist nicht neu, nur meinem V‐Mann Führer bin ich treu. Ich bin ein Schnüffler, Gedankenvergifter, krimineller, geistiger Brandstifter. Ich bin ein Spalter und Gerüchtestreuer, wo's brennt gieß ich noch Öl aufs Feuer. Und wenn es dann so richtig brennt, ja dann freut sich der Geheimagent. Ich bin der V‐Mann. Der Mann der alles kann. Steck Asylantenheime an, schmier Hakenkreuze an die Wand und kann sonst noch allerhand. Nationale Bürger zieh ich in den Schmutz, für den Verfassungsschutz! Lehnt das alles ab, lasst euch nicht darauf ein, traut niemals diesem komischen Verein. Lasst euch nicht verleiten zu einer Straftat und hütet euch vor schändlichem Verrat. Denn der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“ 290 In diesem Song nutzen „Stahlgewitter“ die V-Leute des Verfassungsschutzes dafür,
jede Schuld von sich und anderen „nationalen Bürgern“ weisen zu können.
Geschändete Judenfriedhöfe und brennende Asylantenheime werden als Taten von
„V-Leuten“ bezeichnet, um auf diesem Weg dem Staat die Schuld geben zu können. 290
Stahlgewitter: „V-Mann“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 74 zu finden.
„Stahlgewitter“ zeichnen hier das in Deutschland weit verbreitete, allerdings
unzutreffende Bild des „Geheimagenten“, der die rechtsextreme Szene unterwandert.
Dazu unterstellen sie im letzten Abschnitt dem Verfassungsschutz, mit Hilfe solcher
„Geheimagenten“ Rechtsextreme zu „Straftaten“ zu „verleiten“. Dieses Bild bietet den
Rechtsextremen die Möglichkeit, erneut die Verantwortung für ihr eigenes Handeln
auf
andere
abzustreifen
–
nicht
der
normale
„nationale
Bürger“
zündet
Asylantenheime an, sondern der vom Verfassungsschutz „verdorbene“ und
„aufgehetzte“ Rechtsextreme. Die Schuld trägt in dieser Logik der Staat.
Zwar ist es durchaus ein Problem, dass V-Leute an führenden Positionen in
rechtsextremen Organisationen tätig sind – letztlich scheiterte auch das NPDVerbotsverfahren an eben diesen V-Leuten – doch muss man sich hier bewusst sein,
dass
diese
V-Leute
keine
Geheimagenten
sind,
sondern
ganz
normale
Rechtsextreme, die für Geld Informationen von fragwürdigem Wert an den
Verfassungsschutz verkaufen.291 Die Praxis der V-Männer ist daher meines
Erachtens mit Recht in der öffentlichen Kritik, kann aber nicht für rechtsextreme
Straftaten verantwortlich gemacht werden.
Natürlich gibt es auch aus den Reihen der Liedermacher unzählige Songs gegen die
Zensur. So singt Frank Rennicke z.B.:
Wir leben nun mal in der wunderbaren BRD hier ist alles frei, doch längst nicht mehr o.k.! Da gibt es zum Schutz der Jugend eine Bundesprüfstell' die mauschelt vor sich hin und fühlt sich ziemlich hell! 292 Der Song ist über sechs Minuten lang und nutzt jede Gelegenheit, die
Bundesrepublik
Deutschland
anzugreifen.
Enthalten
ist
der
Vorwurf
der
verkommenden Moral, weil Pornographie und andere ähnlich „unmoralische“ Dinge
erlaubt seien, wohingegen Bücher und Lieder verboten seien. Rennicke nutzt – wenn
auch musikalisch anders verpackt, dieselben Argumentationslinien. Durch den
Verweis auf etwas vermeintlich Schlimmeres wird das eigene Tun gerechtfertigt.
291
292
vgl. Kirsten Schmalenbach: „Administrativer Verfassungsschutz: Bürger unter Beobachtung“ in Markus Thiel (Hrsg.):
„Wehrhafte Demokratie. Beiträge über die Regelungen zum Schutze der freiheitlichen demokratischen
Grundordnung“, Tübingen 2003, s. 439ff
Aufgrund des ungewöhnlich langen Textes verweise ich gesondert auf den vollständigen Text im Anhang.
Frank Rennicke: „Das Indizierungslied“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 19 zu finden.
110
111 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Songs mit dem Thema der Selbstdarstellung als Opfer von Zensur, staatlicher
Willkür, Verboten und dem Verfassungsschutz stellen einen weiteren Schwerpunkt
des Rechtsrock dar. Da jede bekanntere Band über solche Lieder verfügt, kann man
sie zum festen Kanon innerhalb der rechtsextremen Musikszene rechnen.
Ebenfalls der Selbstdarstellung zuzuordnen sind die in den letzten Jahren vermehrt
zu beobachtenden Songs, in denen sich die rechtsextremen Bands als „Rebellen“ zu
identifizieren versuchen. Insbesondere seit den Schulhof-CDs scheint dies logisch zu
sein, da diese über das Kernmotiv des Rebellen bereits versuchte, Jugendliche zu
mobilisieren. Dieser Wandel im vermittelten Selbstbild – vom gewalttätigen Skinhead
zum ehrenhaften Freiheitskämpfer – wird letztlich meines Erachtens auch mit dem
Auftauchen der Autonomen Nationalisten zu tun haben. Das Ziel solcher Songs ist
es, das jugendkulturell recht positiv besetze Motiv des Rebellen für die rechtsextreme
Szene zu gewinnen. Im Song „Rebell“ sangen Landser bereits 1998:
„Ich war ein Rebell in Schottlands Freiheitskrieg. Mit William Wallace von Sieg zu Sieg.… Ich war ein Sargent und ein General Lee. In des Südens feldgrauer Kavallerie. … Ich war ein Werwolf, dem Schatten gleich. In den letzten Tagen vom Großdeutschen Reich. Ihr mit den weißen Fahnen, seit auf der Hut. … Ich war ein Aufständischer in der Ukraine. Der Roten Armee, der machten wir Beine.… Ich war am 17. Juni dabei. Gegen Sowjetpanzer und Volkspolizei. Der Molotov‐Cocktail, der brannte so gut. Ich war ein Rebell, für die Freiheit floss mein Blut. Ich bin ein Rebell und ich werde es bleiben. Ich lass mich aus meinem Land nicht vertreiben. Zur Hölle mit der Verräterbrut.“ 293 293
Landser: „Rebell“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 42 zu finden.
Landser fallen textlich – wie bereits beim „Reichskoloniallied“ – durch besondere
Tiefe auf – im Verhältnis zu anderen Rechtsrock-Bands. Der gesamte Song läuft
darauf hinaus, den „nationalen Widerstand“ von heute mit Widerstandshandlungen
der Geschichte gleichzusetzen. Zuerst folgt der Vergleich mit dem schottischen
Freiheitskrieg, in dem William Wallace für die Unabhängigkeit Schottlands gegen die
britische Besatzung kämpfte. Der Vergleich zu Heute kann in dem „Kampf um
nationale Selbstbestimmtheit gegen ZOG“ gesehen werden.
Im zweiten Absatz folgt der Vergleich mit dem amerikanischen Bürgerkrieg. Landser
platzieren sich hier auf der Seite von General Lee und den Südstaaten. Dies
verwundert nicht weiter, da Landser mehrere Songs über den Ku-Klux-Klan
veröffentlicht haben und eindeutig eine Position für die Sklaverei beziehen. Das
Adjektiv „feldgrau“ vor der Kavallerie muss als Anspielung auf das „feldgraue
Ehrenkleid“ verstanden werden, welches Landser auf demselben Album auch
während des Songs „Polacken-Tango“294 besingen, verstanden werden, wenngleich
die Uniformen der Südstaaten tatsächlich ebenfalls grau waren.
Der dritte Absatz zeigt endgültig die neonazistische Prägung des Songs. Er bezieht
sich auf die so genannten „Werwolf-Gruppen“, die als Partisanen ab 1944 im von den
Alliierten besetzten Gebiet den Widerstand durch Attentate, Anschläge und Sabotage
ausführen sollten.295 Im nächsten Absatz des chronologisch aufgebauten Songs
bezieht sich auf die Nachkriegsrebellionen in der Ukraine, welche sich gegen die
sowjetische Besatzung richteten, darauf folgt die Identifikation mit den „Rebellen“ des
Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953. Jede dieser Identifikationen stellt ein
Ziel rechtsextremer Rebellion dar – für den Nationalstaat, für die Apartheid oder
Sklaverei, gegen die Alliierten im zweiten Weltkrieg bzw. für das nationalsozialistische Deutschland und letztlich gegen jede Form von Kommunismus oder
linkem Denken im Allgemeinen. Landser kreieren hier geschickt eine „Ahnenreihe
rechter Rebellion“, wobei sie berechtigte Rebellionen – wie etwa die Aufstände vom
17. Juni – missbrauchen, und mit dem „Werwolf“ eine nationalsozialistische Rebellion
glorifizieren. Besonders brisant ist auch, dass dieser Song (vom bundesweit
beschlagnahmten Album „Deutsche Wut“) von der Band „Hauptkampflinie“ gecovert
wurde und in dieser Version auf der ersten Schulhof CD enthalten war.
294
295
Landser: „Polacken-Tango“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 41 zu finden.
vgl. Werner Nemitz: „Kriegsende eines HJ-Volkssturmsoldaten", Waldbronn 2000, s. 62ff
112
113 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Landser stellen sich allgemein gerne als Rebellen dar. So auch im Song „Verkauft
und Verraten“
„Ich seh‘ noch die Zäune, seh‘ noch die Mauern Seh‘ noch die Scharfschützen auf den Wachtürmen lauern Seh‘ noch jene Herren in Schlips und Kragen Spür ihre Schläge, hör ihre Fragen … Die damals regierten sind schon wieder die Herren Die damals rebellierten wird man wieder einsperren Und dafür sind wir auf die Straße gegangen Mitgegangen, Mitgefangen, Mitgehangen … Verkauft und verraten von den Demokraten Verkauft und verraten von den Scheißdemokraten“ 296
Im Song Verkauft und Verraten schildern Landser ihre „Rebellion“ gegen die DDR
und stellen die aktuelle bundesdeutsche Regierung mit jener der DDR gleich. Die
Prognose, bald wieder eingesperrt zu werden, erfüllte sich einige Jahre nach
Veröffentlichung dieses Songs tatsächlich für Michael Regener, den Sänger der
Band Landser. Über die Gleichstellung von DDR und Bundesrepublik Deutschland
und die Selbststilisierung zum Opfer beider Systeme greifen „Landser“ hier sowohl
die aus ihrer Sicht eingeschränkte Meinungsfreiheit an, als auch das System als
solches. In dieselbe Kerbe schlägt auch der Song „Europa, Jugend, Revolution“ des
mit der Band „Noie Werte“ verbundenen Projektes „Carpe Diem“. Der Song ist an
Position eins der ersten Schulhof-CD der NPD:
„Ich schließe meine Augen und lass die Gedanken ziehen, und denk an das Erbe Europas und was uns davon blieb, den Traum von Frieden und Einigkeit unter einer Flagge gebracht, doch darauf die falschen Zeichen und dahinter die falsche Macht. Einer Macht der das Geld gehört, seit viel zu langer zeit eine Macht die Konflikte schürt – gemeinsam machen wir uns frei. Europa – Jugend – Revolution. Europa – Jugend – Revolution 296
Landser: „Verkauft und Verraten“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 46 zu finden.
Für Profit und ihren Herrschaftsplan haben sie die Völker verkauft, unsere Väter aufeinander losgehetzt und ihre Loyalität missbraucht, Hinter Humanität und Scheinmoral verstecken sie ihr wahres Gesicht, doch wir sehen wer hinter den Kulissen steht; ihr führt uns nicht mehr hinters Licht. Wir brechen die Barrieren dieser versteckten Tyrannei und die ketten aller Bruderkriege; gemeinsam machen wir uns frei Europa – Jugend – Revolution. Europa – Jugend – Revolution Wir öffnen unsere Augen für eine Zeit in der uns nichts mehr trennt, wir Völker Europas schreien´s heraus: die Parole dieses Kontinents Europa – Jugend – Revolution. Europa – Jugend – Revolution Globalisierung, Kapital, Multikultur, Werteverfall, Liberalismus, neue Weltordnung, Kriege für den Frieden, Zerstörung aller völkischen Prinzipien und dem Naturgesetz, doch ich steh im Geiste, der sich diesem widersetzt. Ein lauter ruf hallt durch jede Nation, Europas Jugend schreit nach: Revolution!“ 297 Der Song demonstriert anschaulich, warum das Image des Rebellen oder
Revolutionären im Rechtsextremismus so beliebt ist. Zu jeder Rebellion gehört ein
Feindbild, dem man sich widersetzt. So lässt sich die Imagepflege als „Rebell für die
gute Sache“ mit jedem erdenklichen Feindbild verbinden. Rebellion gegen den
Werteverfall (Frank Rennicke), Rebellion gegen die Demokratie oder das System
insgesamt (Landser), Rebellion gegen Multikulturalität oder wie hier: Rebellion gegen
die jüdische Weltverschwörung. Carpe Diem sehen in der europäischen Union ein
Werkzeug einer „falschen Macht“, der „das Geld gehöre“, die „Konflikte schüre“ und
für ihren „Profit“ und ihre „Herrschaft“ „die Völker verkaufe“
und in einem
„Bruderkrieg“ gegeneinander aufhetzt, womit der Erste und Zweite Weltkrieg gemeint
sein
dürften.
Dieses
Bild
ist
klassisch
für
die
Theorien
der
jüdischen
Weltverschwörung. Nebenbei lasten Carpe Diem alle „Probleme“ der Globalisierung
– also Werteverfall, Kriege, De-Nationalisierung – dieser „Neuen Weltordnung“ an,
wobei der Begriff „Neue Weltordnung“ oder „New World Order“ eine klare Referenz
zu Verschwörungstheorien und Geheimgesellschaften darstellen.
297
Carpe Diem: „Europa – Jugend – Revolution“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 13 zu finden.
114
Antisemitismus als Verbindungsglied aller Szenen
Wie man am Beispiel „Carpe Diem“ sehen kann, ist Antisemitismus weiterhin eines
der stärksten Themen der extremen Rechten – sowohl politisch, in etwa bei Udo
Pastörs Rede zur „Judenrepublik“ oder Horst Mahlers jüngsten Auftritten vor Gericht,
als auch musikalisch. Antisemitischer Rechtsrock lässt sich dabei in drei
unterschiedliche Themengebiete unterteilen:
a) Verschwörungstheorien
b) Verbreitung von Vorurteile, Lügen und Unterstellungen
c) Vernichtungsfantasien, Todesdrohungen, Verherrlichung des Holocaust
Das Merkmal Antisemitismus zieht sich dabei durch alle musikalischen Genres des
Rechtsrock. Das Liedermacher-Projekt „Arische Jugend“ singt auf dem Album mit
dem bezeichnenden Titel „Juda Raus!“:
„Unter dem Davidstern im fernen Israel wo der Jude seine Heimat fand raubt und mordet er wieder mal gern gierigen Blicks aufs Palästinenserland Unter dem Davidstern mordet er gern, unter dem Davidstern raubt er gern, unter dem Davidstern lügt er gern doch unterm Hakenkreuz im Fackelschein wird er bald eine stinkende Leiche sein“ 298 Der Song erfüllt gleich mehrere klassisch antisemitische Funktionen. Der erste Satz
deutet an, dass „der Jude“ mit „Israel“ gleichzusetzen ist, daher jeder Jude auf der
Welt für die Politik Israels in Haftung genommen werden kann. Im zweiten Satz
kommt eine einseitige und undifferenzierte Betrachtung des Nahost-Konfliktes hinzu,
in der alleine Israel die Schuld am Konflikt gegeben wird, da „der Jude“ eben
„mordet“ und nach dem Palästinenserland „giert“. Im Refrain befriedigen „Arische
Jugend“ neben dem Vorwurf von Raub und Mord auch das klassische Ressentiment,
„der Jude“ würde gerne lügen. Das gesamte Album „Juda Raus!“ enthält
entsprechend dem Titel antisemitische Lieder, wobei jede Zielgruppe solcher Lieder
befriedigt wird. Im ersten Song greifen sie gezielt den damals noch lebenden Simon
Wiesenthal an und praktizieren hier eine Täter-Opfer-Umkehr, indem sie Simon
298
Arische Jugend: „Unter dem Davidstern“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 08 zu finden.
Wiesenthal als „Täter“ darstellen, der „auf der Suche nach den Mördern seiner
einstigen Brüdern“ „tückisch durch unser Land“ schleiche und mit seiner „Judenmiliz“
„tausende Kameraden“ verrate. Im Song „Weisser Jäger“ hetzen sie vor allem gegen
„Juden“ und „Neger“, indem sie immer wiederholen: „Ich hasse Juden, Juden, Juden,
ich hasse Neger, Neger, Neger“. Darauf folgt im Song „Es weht die alte Flagge“ die
Zeile: „Das knistern der Flammen wenn wieder Synagogen brennen und faule
Judenbengel im Geldrausch ihren eigenen Tod verpennen“. Der Song „Frohes Fest“
handelt von der Reichspogromnacht und verherrlicht diese als „Frohes Fest“, im
„Paul Spiegel Song“ greifen sie den damals noch lebenden Vorsitzenden des
Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, an und drohen auch ihm mit
dem Tod.299 „Arische Jugend“ decken damit ein großes Spektrum an Vorurteilen,
Lügen und Unterstellungen sowie an Vernichtungsfantasien, Todesdrohungen und
der Verherrlichung des Holocaust ab.
Als Mitglied des Bundesvorstandes der NPD und Landesvorsitzender der Berliner
NPD muss Jörg Hähnel seinen Antisemitismus etwas besser verdecken. Er singt:
„Wir wissen die Feinde betrogen uns alle mit teuflischer List. Sie haben so lange gelogen, dass Lüge heut Rechtsnorm ist. Refrain: Verweht euer elendes Lügen, mit dem ihr Deutschland verschreckt, wir werden die Erde bald pflügen, die eure Gräber bedeckt. Wir wollen nicht länger verzagen in Ketten, von Feigheit gebannt. Wir wollen die Feinde verjagen. Wir schaffen ein freies Land. … Wir werden die Knechtschaft beenden, wir werden die Heimat befrei‘n. Wir wollen mit eigenen Händen die Rächer der Väter sein. Man wird uns die Freiheit nicht schenken, wir fürchten nicht Terror noch Trug. Wir rüsten und handeln und denken und wissen seit langem genug.“ 300 „Sie haben so lange gelogen, dass Lüge heute Rechtsnorm ist“ bezieht sich
eindeutig auf den §130 Abs. 3 StGB, welcher das Leugnen des Holocausts, der hier
299
300
Arische Jugend: „Hallo Mr. Wiesenthal“ aus dem Album „Juda Raus!“
Arische Jugend: „Weisser Jäger“ aus dem Album „Juda Raus!“
Arische Jugend: „Es weht die alte Flagge“ aus dem Album „Juda Raus!“
Arische Jugend: „Frohes Fest“ aus dem Album „Juda Raus!“
Arische Jugend: „Paul Spiegel Song“ aus dem Album „Juda Raus!“
Jörg Hähnel: „Der Kämpfer ums Ganze“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 27 zu finden.
116
117 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen indirekt als Lüge bezeichnet wird, unter Strafe stellt. Die Unterstellung von „List“ und
„Lüge“ gehört zu den typischsten Merkmalen von Antisemitismus. Der gesamte Song
pendelt zwischen der Förderung von Vorurteilen und dem Implizieren einer
Verschwörung, welche „Knechtschaft“ für die Deutschen bedeute und vor der „die
Heimat befreit“ werden müsse. Im letzten Absatz ruft Hähnel zum Widerstand auf,
indem er auffordert, zu „rüsten und zu handeln“, was auch als Aufruf zum
bewaffneten Widerstand interpretiert werden kann. Die Beispiele „Arische Jugend“
und „Jörg Hähnel“ zeigen, dass es im Bereich der Liedermacher deutliche
Unterschiede in der Offenheit der Aussprache gibt. Während „Arische Jugend“ offen
gegen das Strafrecht verstößt (und folglich ein bundesweites Verbreitungsverbot
vorliegt), versucht Jörg Hähnel, dieselben Inhalte – einschließlich der Todesdrohung
(„wir werden die Erde bald pflügen, die eure Gräber bedeckt“) – so weit zu
verschleiern und mehrdeutig auslegbar zu machen, dass ihm keine Volksverhetzung
nachgewiesen werden kann.
Diese Abstufungen sind im NS-Black Metal eher unüblich. So covert die Band
Vikingblood das „Landser“-Stück „Volk ans Gewehr“ und ändert den Refrain zu:
„Volk ans Gewehr gegen Zions Heer. Volk ans Gewehr gegen Zions Heer.“ 301
Auch hier ein offener Gewaltaufruf. Diesmal gegen „Zions Heer“, womit in der
rechtsextremen Ideologie jeder einzelne Jude – und vermutlich auch ihre
Unterstützer – gemein sein dürften. Keinen Hehl aus ihrer Bewunderung und
Befürwortung der Vernichtung der Juden macht das französische Ein-Mann-BlackMetal-Projekt „Ad Hominem“. Im Song „Auschwitz Rules“ auf dem Album „Planet
ZOG – The End“ heißt es:
„Crowded like animals ‐ you’re the waste of existence! Doomed to ignorance ‐ you’ll disappear in shame and pain! The spectre of Auschwitz is hauting your minds it didn’t forgot you were born to suffer and we, ruling over your insipid lives! We’ll raise our weapons and you will return to the past!” 301
Vikingblood: „Volk ans Gewehr“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 79 zu finden.
Das „Original“ der Band „Landser“ wird in Kapitel 4.5 behandelt.
The proof of your decay, Auschwitz didn’t go away You will know the agony of your carnal hypocrisy! Burn in the flames of hatred, be forgotten in the sphere of silence Forever now you will be nothing but an empty page of history! Auschwitz rules over the torah! Auschwitz rules over the koran! Auschwitz rules over the bible! Auschwitz rules over you bastards!” 302 Der Titel des Albums „Planet ZOG“ zeugt bereits von der antisemitischen Prägung.
Die Juden werden hier als „Abfall der Existenz“ bezeichnet, der in „Schande und
Schmerz“ verschwinden wird. Die Juden seien „geboren um zu leiden“, während „wir“
(aus Sicht der Band) zum „Herrschen“ über die „faden Leben“ geboren seien. Die
Juden sollen in den „Flammen des Hasses“ verbrennen und dann in der „Sphäre der
Stille“ vergessen werden, bis sie nur noch eine „leere Seite“ im Buch der Geschichte
seien. Zum Schluss drückt „Ad Hominem“ über die Reihenfolge der Nennung von
Juden (Tora), Moslems (Koran) und Christen (Bibel) und der Sammelbezeichnung
als „Bastarde“ die typische Black-Metal-Haltung aus, gegen alle monotheistischen
Religionen zu sein.
Ansonsten kommt das Feindbild „Juden“ häufig in Verbindung mit dem Feindbild
„Christen“ vor. So bei der rechtsextremistischen Band „Absurd“:
„Widerstehend der Ärzte Kunst, nutzend jetzt der Stunde Gunst Was da atmet muss nun sterben, dass die Welt gereinigt werde! Mordend Juden und Christenheit, lüstern, voller Grausamkeit Massengräber füllen sich, holde Pest, wir grüßen dich!“ 303 Absurd liefern mit dem Pesttanz einen klassischen Black-Metal-Song, der in dieser
Form auch von einer nicht rechtsextremistischen Band stammen könnte. Der Tod
von Juden und Christen wird als „Reinigung“ der Welt empfunden, wobei vor allem
die Terminologie auf rechtsextremes Denken hindeuten. Dadurch, dass Juden und
302
303
Ad Hominem: „Auschwitz Rules“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 04 zu finden.
Absurd: „Pesttanz“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 02 zu finden.
118
119 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Christen als Einheit genannt werden, fällt es schwer, einen konkreten Vorwurf des
Antisemitismus zu begründen, da eher ein gegen alle monotheistischen Religionen
gerichteter Antitheismus vorliegt, dessen Teilmenge auch ein Antijudaismus ist. Es
geht im Black Metal allgemein also nicht um einen Antisemitismus gegen die Juden
als konstruierte „Rasse“, sondern um einen Antijudaismus gegen die Juden als
Religion. Im NS-Black-Metal, zu dem auch Absurd zählen, verschwimmt diese
Grenze allerdings häufig, da auf dem Antijudaismus ein Antisemitismus aufgebaut
wird. So in etwa bei „Ad Hominem“, da der Albentitel „Planet ZOG“ eben auch die
antisemitischen Verschwörungstheorien der „zionistisch besetzten Regierungen“
aufgreift, als auch z.B. bei der Band „Kristallnacht“, welche über ihren Namen bereits
einen Bezug zum Antisemitismus der Nationalsozialisten herstellt:
„Jews have perverted our bodies and spirits for too long enslavement led us to decadence but beasts of prey with pride in their hearts will spill inferior blood to bring forth our splendor. Death is calling in the name of Aryan Rebirth Jewish Oppressors will fall as victims thus hierarchy rest This night we will celebrate our triumph Earth is scorched, purification has finally come. A will to create, a will to rule I will reverse the Jewish values Freedom, Equality, Fraternity Will be a part of a forgotten history Burning all traces from our enemies To glorify ourselves and erase their moral Loyalty I have sworn And excellence I am now longing for!” 304 Dieser Song der Band “Kristallnacht” offenbart viele klassische Elemente eines
rechtsextremen Weltbildes. Am offensichtlichsten ist dabei, dass bei der Band
Kristallnacht der Antijudaismus durch einen ganz klaren Antisemitismus ersetzt
304
Kristallnacht: „Kristallnacht“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 37 zu finden.
wurde, da hier keinesfalls mehr die Religion gemeint ist, sondern ein konkreter Bezug
auf die jüdischen Verschwörungstheorien genommen wird (sie haben uns
„pervertiert“ und „versklavt“) und die „Wiedergeburt des Arischen“ dem „Jüdischen“
entgegengesetzt wird. Außerdem beziehen sie sich durch den Namen der Band –
welcher auch gleichzeitig der Name des Songs ist – auf die Reichspogromnacht. Im
vorletzten Absatz wird die für den Black Metal typische Negierung aller Normen,
welche im normalen Black Metal die Werte und Normen der Gesellschaft meint, ganz
deutlich auf die Juden bezogen. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“, die
klassischen Werte der Demokratie, werden als „jüdische Werte“ bezeichnet, womit
die Band auch gleichzeitig die Behauptung aufstellt, die Demokratie sei ein jüdisches
Werkzeug zur Beherrschung der Welt. Passend zur Negierung der Werte der
Demokratie passt der letzte Absatz, welcher der Demokratie ein – wie der Titel des
Albums, „Of Elitism and War“, bereits andeutet – klar elitäres Weltbild entgegen setzt.
Antisemitische Songs von Liedermachern und Black Metallern unterscheiden sich in
ihrer Lyrik vor allem dadurch, dass die Liedermacher ein recht klares Feindbild „des
Juden“ definieren und häufig indirekte Anspielungen tätigen, wohingegen das
Feindbild im Black Metal häufig zwischen einem allgemeinen Antitheismus und
einem klaren Antisemitismus verschwimmt.
Im klassischen Rock und Metal gibt es auch die verschiedensten Ausprägungen des
Antisemitismus. Deutliche Töne sprechen zum Beispiel die „Weissen Wöfe“:
„Und haben wir die alleinige Führung, dann weinen viele, doch nicht vor Rührung. Für unser Fest ist nichts zu teuer, 10.000 Juden für ein Freudenfeuer. Ihr tut unsrer Ehre weh, unsre Antwort Zyklon B.“ 305
Dieser Song trifft den typischen Vernichtungswahn gegen das konstruierte Feindbild
des Juden recht deutlich – ein neuer Holocaust wird herbeigesehnt, das Töten und
Verbrennen von Juden wird als „Freudenfeuer“ angesehen. Songs wie dieser werden
natürlich recht bald nach Veröffentlichung verboten und Strafprozesse eingeleitet –
leider jedoch häufig ohne Erfolg, wie auch in diesem Fall. 306
305
306
Weisse Wölfe: „Unsre Antwort“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 86 zu finden.
siehe zum Prozess gegen die Band „Weisse Wölfe“ folgenden Artikel der „Westfälischen Rundschau“:
http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/dortmund/2007/11/7/news-3220820/detail.html
120
121 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiele von Antisemitismus im klassischen Rock und Metal sind darüber hinaus
schon einige gebracht worden. Hier sind neben Vernichtungsfantasien vor allem die
Verschwörungstheorien relevant, wie z.B. bei oben gezeigtem Song „Europa –
Jugend – Revolution“ von „Carpe Diem“.
Im Neofolk ist die Beweisführung schwieriger, weil es nur wenige eindeutige Songs
gibt. Häufig wird ein vorhandener Antisemitismus nur vorsichtig impliziert, zumeist in
dem Versuch, den Holocaust zu leugnen. So etwa das deutlich rechtsextreme Projekt
„Von Thronstahl“ in dem Song „Schuld tötet“. Der Song, welcher starke IndustrialElemente beinhaltet, besteht aus mehreren gesprochenen Texten. Unter anderen:
„Schuld begründet Herrschaft und sie tötet. Schuld verbiegt, Schuld verheert, Schuld tötet. Die Verteufelung ganzer Jahrgänge von Vätern in einem einzigen summarischen Hexenprozess, stellt sich im Lichte dessen, was sie an psycho‐sozialen Verwerfungen angerichtet hat, als ein monströses Kriegsverbrechen heraus, mit dem sich die ärztliche Wissenschaft, im Rahmen der modernen Vaterforschung, jetzt endlich zu beschäftigen beginnt. Nach dem Krieg wird unserer Heimat brennen. Nach dem Krieg wird man uns Mörder nennen. Nach dem Krieg holen wir die Toten heim. Nach dem Krieg werden wir Verlierer sein.“ 307
Dieser „Song“ impliziert lediglich typische Elemente des Antisemitismus. In etwa
jenes, dass die Juden uns dadurch „beherrschen“ würden, dass sie uns „Schuld“
anerziehen. Was genau die „Schuld tötet“ spricht die Band nicht aus, wobei die
Sprache im letzten Absatz („unsere Heimat“; „wird man uns“, „holen wir“, „werden
wir“) darauf hindeutet, dass die Band das „deutschen Volk“ als Gesamtes meint.
Daraus
lässt
sich
erneut
die
antisemitische
Theorie
der
„jüdischen
Weltverschwörung“ mit dem Ziel, die „freien Völker“ zu unterdrücken, ableiten. Die
rechtsextreme Ausrichtung der Band „Von Thronstahl“ lässt sich in jedem Fall daraus
ableiten, dass sie die Nürnberger Prozesse als „Hexenprozesse“ und „monströses
Kriegsverbrechen“ bezeichnen, um die eigene Schuld zu relativieren. Der
verhältnismäßig
hohe
inhaltliche
Anspruch
(„psycho-soziale
Verwerfungen“,
„Vaterforschung“) ist bezeichnend für das elitäre Denken im Neofolk.
307
Von Thronstahl: „Schuld Tötet“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 80 zu finden.
Im NS-Hardcore (NSHC) findet man hingegen wieder allzu deutliche Worte.
Besonders bekannt sind hier die „Blue Eyed Devils“:
„So now it’s early in the Second World War Arise the question of the Jewish hordes For years they invaded and raped your land Too much power in the Zionists hand Time for a plan that is bold and brave That’ll send every foe to his grave Rid the Reich of all its pollution To the Jewish question it is the Final Solution Too many problems, too many lies Too much of what you despise Implement the only plan Eradicate the so called chosen man” 308 Die “Blue Eyed Devils” kombinieren die Merkmale der jüdischen Weltverschwörung
mit
Vernichtungsfantasien.
Sie
stellen
die
Judenverfolgung
unter
den
Nationalsozialisten als Selbstverteidigung dar, weil „zu viel Macht in den Händen
Zions“ läge und die „jüdischen Horden“ in das deutsche Land „einmarschiert“ seien
und es „geschändet“ hätten. Die Juden seien daher „Verschmutzung“, die aus dem
„Reich“ entfernt werden müsse. Die „Endlösung“ – so der Titel des Stücks (engl.
Final Solution) –
ist die „Auslöschung“ des „auserwählten Mannes“, womit das
jüdische Volk gemeint ist.
Nahezu das Maximum an Menschenverachtung legen „Kommando Freisler“ in ihrem
Song „In Belsen“ an den Tag. Zur Melodie der „Vogelhochzeit“ singen sie:
„In Belsen, in Belsen da hängn se an den Hälsen. In Buchenwald, in Buchenwald da machen wir die Juden kalt. In Majdanek, in Majdanek da machen wir aus Juden Speck. Aus Judenhaut, aus Judenhaut da wird der Lampenschirm gebaut. In Ausschwitz weiß ein jedes Kind das Juden nur zum Heizen sind. 308
Blue Eyed Devils: „Final Solution“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 11 zu finden.
Noch deutlicher wird die NSHC-Band „Ethnic Cleansing“ mit dem Song „Pile of dead Jews“ des Albums „Hail AIDS“.
122
123 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Der Rabbi dieses alte Schwein der kommt dann in den Ofen rein. Und hat er dort genug geschmort dann fliegt er durch den Schornstein fort. In Dachau weiß ein jeder Mann wie man die Juden töten kann. Und die Moral von der Geschicht: wer Jud ist überlebt das nicht.“ 309 Jede Zeile wir von dem für die Vogelhochzeit bekannten „Fidirallala“ begleitet. Der
Song ist das klassische Beispiel für die größtmöglichen Vernichtungsfantasien. In
einem anderen Song desselben Albums singen sie zur Melodie von Jonathan
Richmans „I’m a little dinosaur“:
„Du bist ein kleines Judenschwein! Nur ein kleines Judenschwein. Du bist ein kleines Judenschwein! Und niemand hier hat dich gern. Mit deinen Ohren groß wie Segeln. Der Riesennase im Gesicht. Dein Hut bedeckter Wasserschädel. Jude dich verkennt man nicht. Doch du solltest besser fliehn wenn die braunen durch die Straßen ziehn. Denn in Deutschland weiß ein jedes Kind. Dass Juden nur zum heizen sind.“ 310 Hier fallen sowohl die rassistisch geprägten, biologisch begründeten Merkmale auf,
die „Kommando Freisler“ den Juden andichten, als auch der Vernichtungswahn, der
bereits im Song „In Belsen“ zur Schau gestellt wurde. „Kommando Freisler“ stehen
ihrem Vorbild, dem Präsidenten des Volksgerichtshofes während der NS-Zeit, Roland
Freisler, in nichts nach, wenn es um plumpen antisemitischen Verfolgungswahn geht. Wie man sehen kann ist Antisemitismus in all seinen Formen maßgeblich in allen
Spielarten des Rechtsrock, unabhängig ihrer musikalischen Einordnung, vertreten. Er
ist eine der Konstanten rechtsextremer Musik.
Eng mit dem Antisemitismus verbunden ist dabei auch die Leugnung oder
Relativierung deutscher Kriegsverbrechen im Sinne des Geschichtsrevisionsmus.
Dieser hat seine schwerpunktmäßige Ausprägung bei den Liedermachern, wird aber
auch in anderen Bereichen praktiziert. Lediglich im NSBM wird Holocaustleugnung
nur sehr selten betrieben, da man sich lieber mit dem Holocaust brüstet.
309
310
Kommando Freisler: „In Belsen“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 31 zu finden.
Kommando Freisler: „Judenschwein“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 32 zu finden.
4.5
Verherrlichung und Verharmlosung des Nationalsozialismus
Wie bereits beim Thema Antisemitismus bei „Von Thronstahl“ festgestellt verstecken
sich auch „Death in June“ hinter künstlerischer Mehrdeutigkeit. So singen sie in ihrem
Song „Rose Clouds of Holocaust“:
“Rose clouds of holocaust ‐ Rose clouds of lies Rose clouds of bitter ‐ bitter, bitter lies And, when the angels of ignorance fall down from your eyes Rose clouds of holocaust ‐ Rose clouds of lies. Rose clouds of twilight truth. … And, when the ashes of life fall down from the skies Rose clouds of holocaust ‐ Rose clouds of lies.” 311
Das Album “Rose Clouds of Holocaust” wurde vor allem wegen diesem Song im Jahr
2005 von der BPjM indiziert, obwohl es zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre alt
war. Die BPjM sieht in diesem Song – wie ich finde zurecht – eine Gleichsetzung
zwischen dem „Holocaust“ („Rose Clouds of Holocaust“) und einer Lüge („Rose
Clouds of Lies“). Der Song impliziere laut BPjM über diese Gleichsetzung des
Holocausts mit einer Lüge und dem Begriff der „zwielichtigen Wahrheit“ („twilight
truth“), dass die Band „Death in June“ den Holocaust als Lüge entlarven wolle.312
Dieser Einschätzung schließe ich mich an.
Eine
deutlichere
Holocaust-Leugnung
kommt
ausgerechnet
von
der
Band
„Kommando Freisler“. Auf demselben Album, auf dem auch die Songs „In Belsen“
und „Judenschwein“ befinden, ist auch der Song „Giftgas“. In diesem singen sie zur
Melodie von Mike Krügers „Der Nippel“:
„Ich war mal in der Schule, da fing der Ärger an. Ich lernte ne Geschichte da glaubte ich gar nicht dran. Von 6 Millionen Toten, dass hat mich damals schon gestört. Denn so ne miese Scheiße hatte ich noch nie gehört. 311
312
Death in June: „Rose Clouds of Holocaust“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 15 zu finden.
vgl. Artikel der „Jungle World“ vom 03.05.2006: http://www.hagalil.com/archiv/2006/05/death-in-june.htm
124
125 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Ja man muss zuerst dass Giftgas in die Kammer füllen. Und um dass ganze einen schicken Schleier hüllen. Mit ner Brause und nem Abfluss, wie ne Dusche sieht dass aus. Und fertig ist der Holocaust. … Sie nahmen ne Menge Leichen, klebten dran nen gelben Stern. Das warn zwar keine Juden aber diese Info ist intern. Davon machten sie dann Fotos und schickten sie in die ganze Welt. Der deutsche war der böse, der Ami war der Held. … Den Holocaust gabs nie, dass weiß ich heut genau. Drum erzähl ich es auch jedem, jedem Mann und jeder Frau. Die Geschichte wird sich ändern, ja das glaub ich gewiss. Und dann ist endlich Schluss mit dem Beschiss. Ja man muss die Stirne bieten dieser Lügenbrut. Und für die Wahrheit kämpfen, wenns sein muss bis aufs Blut. Und wenn es dann vollbracht, ist unser Volk endlich frei. Und Schluss mit der Judentyrannei.“ 313 „Kommando Freisler“ leugnen hier ohne jeden Zweifel den Holocaust. Im Refrain
stellen sie die „Kreation der Holocaust-Lüge“ dar, welche sie im späteren Absatz
noch weiter erläutern. Bezeichnend für die Rechtsrock-Szene, aber auch für die
politische Rechte, ist hier die Ambivalenz zwischen Holocaust-Leugnung oder
Holocaust-Glorifizierung. Der Song „Das Giftgas“, der den Holocaust leugnet,
befindet sich auf dem Album „Geheime Reichssache“ zwischen einem Cover des
Songs „Im Wagen vor mir“, in dem die Band dem Zentralrat der Juden in
Deutschland droht und von der Vernichtung aller Juden auf der Welt träumt, und dem
oben zitierten Song „In Belsen“, in dem sie die Tötung der Juden in den
Konzentrationslagern
glorifizieren.
Bezüglich
des
Holocaust
sind
in
rechtsextremen Szene vor allem drei Meinungen vertreten:
a) Den Holocaust hat es nie gegeben (z.B. „Rose Clouds of Holocaust“)
b) Den Holocaust hat es nie gegeben, es sollte ihn aber geben („Das Giftgas“)
c) Den Holocaust hat es gegeben, und das ist auch gut so („In Belsen“; NSBM)
313
Kommando Freisler: „Das Giftgas“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 29 zu finden.
der
Zu allen drei Aspekten gibt es etliche Beispiele – und es ist auch nicht selten, dass
eine Band – wie auch Kommando Freisler – auf demselben Album erst den
Holocaust leugnet, dann herbeisehnt und schließlich sogar glorifiziert.
Neben dem häufig vorkommenden Leugnen des Holocaust werden noch
verschiedene andere Methoden genutzt, die deutsche Schuld zu relativieren oder
ganz zu leugnen. So singen Landser z.B. in ihrem weit über die rechtsextreme Szene
hinaus bekannten Song „Sturmführer“:
„Neulich hab ich auf dem Dachboden ne Kiste entdeckt Die hat mein Großvater ‘45 da versteckt Drin warn all die schönen Sachen aus der guten alten Zeit und obendrauf lag Opas Uniform bereit Opa war Sturmführer bei der SS, Opa war Sturmführer bei der SS Opa war Sturmführer bei der SS, Sturmführer, Sturmführer bei der SS Bei ner Panzerdivision war Opa einst dabei Mann, ham die aufgeräumt in der Russerei kein Politikommissar kam ihnen davon Denn für Bolschewiken gab es kein Pardon … Drum freuts mich heut auch jeden Tag enorm Seh ich meines Großvaters alte Uniform dann seh ich auf der Mütze den Totenschädel blitzen und weiß dass all die Schweine bald schon wieder flitzen Denn der Enkel wird Sturmführer bei der SS“ 314 Dieser Song zeigt die Verherrlichung der SS als tapfer kämpfende Truppe. Die Zeit
des zweiten Weltkriegs wird als „gute alte Zeit“ bezeichnet, welche Michael Regener
als „Enkel“ offenbar wiederholen möchte. Die Rolle der SS – vor allem die der
Totenkopfbrigaden, auf welche mit dem blitzenden Totenschädel auf der Mütze
angespielt wird – bei den Kriegsverbrechen, wie etwa der Bewachung von
Konzentrationslagern, wird völlig ausgeblendet.
314
Landser: „Sturmführer“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 45 zu finden.
126
127 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Eine ähnlich unreflektierte Sicht verbreiten „Landser“ auch über die Wehrmacht. Im
Song „Volk ans Gewehr“ – welcher leicht geändert von der NSBM-Band Vikingblood
gecovert wurde (siehe oben) – singen sie:
„Ein grüner Hügel, darauf ganz schlicht glänzen viele weiße Kreuze im Sonnenlicht Kaum jemand der hier Blumen bringt, nirgendwo ein Trauermarsch erklingt Geh durch die Reihen, lies die Namen, wer sie waren und woher sie kamen Der jüngste war erst 17 Jahre alt. Ein weißes Kreuz in diesem Kreuzenwald! Und heut beleidigt man ihre Namen. Reemtsma und Heer die sauberen Herren Wir müssen uns dagegen wehren, denn unsere Toten die können sich nicht wehren! Volk ans Gewehr gegen Reemtsma und Heer Volk ans Gewehr gegen Reemtsma und Heer Gefälschte Bilder, getürkte Texte, Ohne Zeit und ohne Ort Die ganze Welt entlarvt die Lügen, doch die Lügner, sie fahren fort! … In tausend Jahren deutscher Geschichte hat es so ein unrecht noch nicht gegeben! Millionen Tote, tapfere Soldaten und die zwei Schweine sind am leben!“ 315
Der Song richtet sich gegen die von Jan Philipp Reemtsma maßgeblich organisierte
und unter inhaltlicher Gesamtleitung von Hannes Heer erstellte erste Wehrmachtsausstellung Mitte bis Ende der 90er Jahre. Landser verweisen im ersten Teil auf die
getöteten Wehrmachtssoldaten und stellen sie so als Opfer dar, unter anderem durch
Hinweis auf das jugendliche Alter des jüngsten Gefallenen.
Reemtsma und Heer hingegen werden als Täter dargestellt, welche die Ehre der
gefallenen Wehrmachtssoldaten mit „gefälschten Bildern“ und „getürkten Texten“
angreifen würden. Die einzige Lösung für dieses Problem ist – wie so häufig im
Rechtsrock – die Gewalt. Der letzte Absatz ist dabei die denkbar größte Täter-OpferUmkehr, indem diese „Tat“ von Reemtsma und Heer als größtes Unrecht der über
tausend jährigen Geschichte der Deutschen bezeichnet wird. Damit wird diese Tat
als Schlimmer als der Holocaust und alle andere Kriegsverbrechens der Nationalsozialisten gewertet.
315
Landser: „Volk ans Gewehr“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 47 zu finden.
Noch offener Neonazistisch sind die „Weissen Wölfe“ mit einem ihrer bekanntesten
Songs:
„Im Bombenhagel an der vordersten Front hielten eisern dem Feinde sie stand. Kämpften bis zum bitteren Ende für Führer, Volk und Vaterland. Refrain; im Hintergrund ein sich immer wiederholendes „Sieg Heil“: Ruhm und Ehre der Waffen SS, die besten Soldaten der Welt. Sie kämpften für die wahren Werte, nicht für Reichtum oder Geld. Ruhm und Ehre der Waffen SS, in stiller Trauer woll’n wir ihrer gedenken. Ihre Treue soll uns ein Vorbild sein bei unserm Handeln und Denken. Sieg Heil! Viele Kämpfer gaben ihr Leben auf dem Schlachtfeld der Ehre hin, doch im Kampf gegen die rote Gefahr machte selbst das Sterben einen Sinn. … Heute lügt man Tag ein, Tag aus. Mörder und Verbrechen seien sie gewesen, doch wer die Ehre toter Helden beschmutzt soll in der Hölle verwesen. Sieg Heil, Sieg Heil, Sieg Heil der Waffen SS! 4x“ 316 Diese Art der offensiven Glorifizierung der Waffen SS mitsamt Nutzung
nationalsozialistischer Parolen bedarf keiner weiteren Kommentierung. In dieselbe
Kerbe der Relativierung der Rolle deutscher Soldaten im zweiten Weltkrieg schlagen
die weiterhin stark verbreiteten Soldatenlieder aus der Zeit des Nationalsozialismus.
So sind mehrere Sampler mit verschiedenen Soldatenliedern – von „SS marschiert
im Feindesland“ über das von Norbert Schultze vertonte Lied „Panzer rollen in Afrika
vor“ über Hans Baumanns „Es zittern die morschen Knochen“ bis hin zur Ottokar
Kernstocks „Hakenkreuzlied“ – im Internet ohne Probleme erhältlich.
All diese Lieder sind unter dem Suchwort „Soldatenlieder“ schnell zu finden und
erfreuen sich offensichtlich in der rechtsextremen Szene einer gewissen Beliebtheit.
Es kommt auch nicht selten vor, dass eine Rechtsrock-Band diese Lieder neu
auflegt. 317
316
317
Weisse Wölfe: „Ruhm und Ehre“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 84 zu finden.
Eine Liste vieler durch Rechtsrock-Bands neu vertonter Soldatenlieder findet sich im größten deutschsprachigen
Onlineforum des Rechtsextremen: Thiazi.net. Auffällig ist die große Zahl an NSBM-Bands, welche Soldatenlieder neu
aufnehmen. http://forum.thiazi.net/showthread.php?t=137664
128
129 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die
übermäßig
positive
Darstellung
der
Rolle
des
nationalsozialistischen
Deutschlands und seiner Armee wird häufig durch die übermäßig negative
Darstellung der Rolle der Alliierten ergänzt. Während die von den Deutschen
begangenen Kriegsverbrechen ignoriert oder geleugnet werden, wird man seitens
der Rechtsrockbands nicht müde, den Alliierten ihre Kriegsverbrechen immer wieder
vorzuhalten. Besonders hervorgetan hat sie dabei die Band „Sleipnir“, welche 1996
gleich ein ganzes Liedermacher-Album unter dem Titel „Kriegsverbrechen“
veröffentlichte. Im ersten Song fragen „Sleipnir“ mit der Melodie von „Blowin‘ in the
Wind“ (Bob Dylan):
„Warum werden meine Freunde gejagt und inhaftiert? Warum werden sie in diesem Staat isoliert? Warum dürfen wir nicht denken wie wir geboren sind? Nur weil wir stolz auf unsere Herkunft sind? Warum soll ich sühnen für Taten die ich nie begann? Warum macht ihr mich mit euren Lügen krank? Warum darf ich nicht stolz sein auf mein Heimatland? Habt ihr kein Herz, habt ihr kein Verstand? Wie lange wollt ihr noch bei diesem Unrecht zu sehen? Ich kann eure Willkür nicht verstehen! Wie lange soll unser Volk noch den armen Sklaven spielen? Wie lange noch am Boden knien?“ 318 Dieser erste Song ist für die Konzeption des gesamten Albums bezeichnend, da
„Sleipnir“ hier meines Erachtens ihre Intention offenlegen, warum sie ein Album zu
dem Thema „Kriegsverbrechen“ veröffentlichen, und dabei die Kriegsverbrechen
einzig auf die Alliierten beziehen. Die typischen antisemitischen Ressentiments –
„Lügen“, über die wir „versklavt“ werden – stecken ebenso in dem Song wie das
Aufbegehren gegen die „Zensur“ sowie ein starker Patriotismus. Das Ziel ist dabei
deutlich: Sleipnir wollen Deutschland aus der „Täterrolle“ des zweiten Weltkrieges
befreien, indem sie es als „Opfer“ darstellen. Die in den folgenden Songs
aufgezählten Kriegsverbrechen der Alliierten sollen so den „Spieß herumdrehen“, die
Alliierten als Täter und die Deutschen als Opfer darstellen.
318
Sleipnir: „Die Antwort fliegt mit dem Wind“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 65 zu finden.
Das Album behandelt unter andere die Vertreibung der Deutschen aus den
Ostgebieten, die „Zerstörung“ der deutschen „Heimat“ und „Werte“, die „Knechtung“
der Deutschen durch vermeintliche „Lügen“ sowie den Song „Bomber über Dresden“,
in dem es zu einer extrem melancholischen Melodie heißt:
„Bomber über Dresden ‐ sie kamen in der Nacht! Bomber über Dresden ‐ den Tod im Bombenschacht! Bomber über Dresden ‐ sie brachten euch den Tod! Bomber über Dresden ‐ sie brachten euch Elend und Not! Brennende Häuser und schreiende Kinder Durch Bomber über Dresden ‐ und sie kamen immer wieder!“ 319
Die Instrumentalisierung der Bombardierung Dresdens durch die extrem Rechte wird
seither
regelmäßig
betrieben,
um
durch
den
Hinweis
auf
die
britischen
Kriegsverbrechen und das durch sie ausgelöste Leid den Zusammenhang zwischen
Ursache und Wirkung verschwimmen und Deutschland so als Opfer der britischen
Kriegsführung darstellen zu lassen.
Gerade die Themen „Vertreibung“ und „Kriegsverbrechen“ sind auch bei den
rechtsextremen
Liedermachern
sehr
beliebt.
Frank
Rennicke
versetzt
sich
beispielsweise in seiner sehr auf Rührseligkeit getrimmten Ballade „Mein Vaterhaus“
in die Lage eines vertriebenen Kindes, um so Emotionen zu schüren:
Dort, am fernen Wolgastrome steht mein deutsches Vaterhaus, wo als Kind ich einst gewohnet, geh'n jetzt Fremde ein und aus. Meine Wiege stand geborgen in dem Haus am Wolgastrand. Mutter trug allein die Sorgen, seitdem Vater war verbannt. Jede Stube, jedes Guckloch in dem Haus war mir bekannt. Auf dem Hof durch manches Schlupfloch bin ich oftmals durchgerannt. … Doch dann kam der Tag des Jammers und man trieb vom Haus uns fort. Jede Wand, in Stub' und Kammer küsst ich weinend, ohne Wort. Als wir aus dem Tore zogen schaut ich mich noch einmal um. Hob ein Stein vom Heimatboden, presste ihn an meinen Mund, 319
Sleipnir: „Bomber über Dresden“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 64 zu finden.
130
131 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen traurig gingen wir die Straßen unsrer Heimatstadt entlang. Wo wir Sonntagabend saßen ‐ feierlich beim Glockenklang. … Stromwärts ging dann unsre Reise auf dem Wolgafluss hinaus. Traurig klang die alte Weise: „Grüß noch mal mein Vaterhaus!" Weit verbannt in Taigawäldern, hinter Stacheldraht und Zaun, wenn ich hungrig eingeschlafen ‐ sah ich dieses Haus im Traum. Und ich kann es nicht vergessen, dieses Haus am Wolgastrand, wo die Väter einst gesessen und bebauten dieses Land. … Schuldlos wurden wir vertrieben ‐ Viele mussten untergehn! Wer am Leben ward' geblieben, wollt' zu Fuß nach Deutschland gehen, nach Deutschland gehen.“ 320 Ähnlich der Bombardierung Dresdens missbraucht Frank Rennicke das Thema der
Vertreibungen, um mittels einer möglichst emotionalen Schilderung – in diesem Fall
als Kind – Anklagen zu erheben. Wie auch bei der Bombardierung Dresdens werden
die Vertriebenen hier in eine absolute Opferrolle gedrängt, womit der geschichtliche
Kontext
wie
etwa
die
Begründung
der
Vertreibungen
ausgeblendet
wird.
Zweifelsohne waren die Vertreibungen wie auch die Bombardierung Dresdens
Kriegsverbrechen, die Schuldzuweisung dient in dieser Form jedoch ausschließlich
dazu, einen Revanchismus zu schüren. Die starken Verweise darauf, dass es um
das „deutsche Vaterhaus“, um „Heimatboden“ und „Heimatstadt“ geht, zeugen
davon, dass mit diesem Song auch weiterhin die Forderung nach der „Rückgabe“ der
Ostgebiete verbunden ist.
Songs, welche „die Anderen“ anklagen, um sich selbst rein zu waschen, gibt es
natürlich auch im typischen Rock- und Metal-Bereich, allerdings nicht wie bei den
Liedermachern verbunden mit den Emotionen von Trauer, sondern mit Hass. Häufig
gehen diese Lieder in die Theorien der „Jüdischen Weltverschwörung“ über, um bis
heute noch das „deutsche Volk“ als Opfer und die Siegermächte – hinter denen sich
in dieser Logik „die Juden“ verbergen – als Täter darstellen zu können.
320
Frank Rennicke: „Mein Vaterhaus“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 20 zu finden.
4.6
Mythologie zwischen Neofolk und NS-Black Metallern
Neben dem Antisemitismus ist auch der starke Bezug zur nordischen Mythologie ein
gemeinsames Merkmal aller Ausprägungen des Rechtsrock. Am stärksten ist die
Ausprägung beim NSBM, da dieser – wie der gesamte Black Metal – stark vom
skandinavischen Raum beeinflusst ist. Die Bezüge zur nordischen Mythologie bei
typischen Skinhead-Bands wie
„Noie Werte“ dürften dagegen darin begründet
liegen, dass auch die Nationalsozialisten sich sehr stark an der nordischen
Mythologie bedient haben und diese daher auch auf den keinesfalls esoterischen
Skinhead eine gewisse Faszination ausübt. Die Faszination für Naturreligionen im
Neofolk entstammt dagegen zu großen Teilen aus der Ablehnung des Christentums
und der Ablehnung der Moderne, zu deren Wegbereitern die monotheistischen
Religionen häufig gezählt werden. Hier ist sehr gut zu sehen, dass die Gründe,
warum Bezüge zur nordischen Mythologie existieren, ganz verschieden sind, die
nordische
Mythologie
daher
eine
zentrale
Brücke
zur
Verbindung
recht
unterschiedlicher Jugendkulturen darstellt.
Fast nur Bezüge zur Mythologie finden sich bei Absurd. So singen sie im Song
„Werwolf“:
„Wenn der Vollmond scheint in finstrer Nacht hör ich wie die Wälder klingen. Wenn der Tod über den Gräbern wacht, hör ich die Nachtgeschöpfe schon singen! Niemand weiß wer ich wirklich bin. Niemand hält das Böse auf. Niemand weiß, dass ich ein Werwolf bin und das Grauen nimmt seinen Lauf! Blut und Tote über all dem Land. Keine weiße Macht kann mich bezwingen. Eine schwarze Klauenpfote formt sich aus meiner Hand. Ihr könnt meinem Blutdurst nicht entrinnen! Ich stille meine Gier mit Menschenfleisch mit Zyklon B, mit Gift und Blut. Willst du mich, so komm in mein Reich. Deine Eingeweide schmecken sicher gut! Im Wald hört niemand der Opfer Schrei. Wieder ist die grausge Tat vollbracht. Des Toten letzte Worte waren: "Gott steh mir bei" und der Vollmond scheint in blutiger Nacht!“ 321 321
Absurd: „Werwolf“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 03 zu finden.
132
133 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen In diesem Song sagen Absurd weit mehr aus, als es auf dem ersten Blick erscheint.
Wie im Black Metal allgemein üblich identifiziert sich die Band mit dem „Bösen“, in
diesem Beispiel einem Werwolf. Ein Zusammenhang zwischen dem Werwolf-Mythos
und der Werwolf-Partisanengruppen zum Ende des zweiten Weltkriegs, welche vor
allem in der Nacht und aus der Bevölkerung heraus aktiv gewesen sein sollen kann
in diesem Song gesehen werden, wenngleich nicht mit Sicherheit gesagt werden
kann, ob dies von der Band beabsichtigt ist. Da sie in diesem Song jedoch explizit
„Zyklon B“ nennen, welches erst in den 1920er Jahren entwickelt wurde, ist davon
auszugehen, dass das „Werwolfs-Gleichnis“ der Band Absurd gezielt auf die Zeit des
Nationalsozialismus anspielt. Der letzte Absatz („Tod im Wald“) kann auch als
Verherrlichung der Tötung von Sandro Beyer („Satansmord von Sondershausen“)
durch die Band Absurd verstanden werden, wie es z.B. der ARD in der Sendung „Die
großen Kriminalfälle“ am 05.02.2001 tat. 322
„Absurd“ verknüpfen allgemein gerne die nordische Mythologie mit der Zeit des
Nationalsozialismus. So auch im Song „Germanien über alles“:
„Ein Adler auf dem schwarzen Schild, das Schwert fest in der Hand, steht ein jeder von uns Kriegern stolz, für unser Heimatland. Ein feurig dräuend Sonnenrad weist den Weg uns in die Schlacht, die Raben eilen uns voraus durch die dunkle Heidennacht. In den Divisionen "Wiking" und "Nordland" waren geeint, uns're Ahnen unerschütterlich, für das Reich gegen den Feind. Ihre Ehre die hieß Treue, in den Adern floss ein Blut und ihr Heldentum soll leiten uns und stets härten unsren Mut. Großgermanien seit Äonen schon, von Ost bis Engeland, von der Arktis, vom Eismeer, bis zum südlichen Alpenrand. Eine einig Volk, ein Glaube an uralte Heidenmacht, an die Raben, an den Hammer, an den Sieg in jeder Schlacht! Ein Volk ‐ ein Glaube ‐ uraltes Heidentum, Germanien über alles ‐ für alle Zeiten nun! Germanien über alles! 322
vgl. Archiv des ARD: http://www.daserste.de/kriminalfaelle/sendung_dyn~uid,yn00k40zs44n4ndqqbza6yjc~cm.asp
Der Artikel nennt den Song – vermutlich in reißerischer Absicht – „Tod im Wald“. Der Titel lautet allerdings „Werwolf“.
Ein Blut fließt in unseren Adern, unverfremdet und rein, uns're Freundschaft, uns're Bruderschaft soll von ew'ger Dauer sein. Allvater wacht und waltet in Asgard über uns all, finden wir den Tod im Kampfe, tragen die Walküren uns nach Walhall! Donner brüllt wild über uns, gleich den Ahnen stürmen wir. Für die Heimat, für die Bruderschaft, für die Treue ‐ unsere Zier. Mit Runenzauber neu gestärkt stehen wir im Weltenbrand, und das Feindheer, das den Krieg erklärt, wird zerschlagen mit starker Hand. Hat der Grund das Blut getrunken erst und der Rauch hat sich gelegt, strahlt das Heimatland in neuem Glanz, ist der Feind hinfort gefegt. Ein Heil dem Sieg, dem kalten Stahl, Germaniens edler Wehr, auf ewig steht in Bruderschaft unser großgermanisches Heer!“ 323
Absurd vermischen hier das, was sie für das Germanentum halten, mit klar dem
Nationalsozialismus zugehörigen Elementen. So stellen sie „stolze Krieger“ mit
„Schwert“ und „Schild“ dar, welche von einem Hakenkreuz („Sonnenrad“) in die
Schlacht geführt werden. Im zweiten Absatz nutzen sie den leicht abgeänderten
Wahlspruch der SS und beziehen diesen auf die Germanen („Ihre Ehre die hieß
Treue“; original: „Meine Ehre heißt Treue“). Auch beziehen sie sich ausdrücklich auf
ein „unverfremdetes und reines“ Blut, welches in den Adern der Germanen floss, was
eine klare Anlehnung an die nationalsozialistische Rassenideologie ist. Auch spielen
sie im zweiten Absatz auf die Größe des „germanischen Reiches“ an und zeigen so,
dass sie die heutigen Grenzen nicht anerkennen. Im letzten Absatz lehnen sie sich
mit „ein Heil dem Sieg“ noch an den Hitlergruß an. Dem Song liegt eine klare Blut
und Boden-Mentalität zugrunde, welche in ein mythologisches Gewand gehüllt ist.
Kampf und Krieg sind Kernelemente des Songs. In jedem Absatz ist von Schlacht,
Kampf oder Krieg die Rede. Ebenso enthält jeder Absatz Anleihen an die
germanische Mythologie, vom „Sonnenrad“ als Vorgänger des Hakenkreuzes, von
der „Heidennacht“ und der „Heidenmacht“ bis hin zu „Runenzauber“ und „Asgard“,
den Walküren und Walhalla.
323
Absurd: „Germanien über Alles“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 01 zu finden.
134
135 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Das Element der nordischen Mythologie ist bei vielen NSBM-Bands vertreten. So
singen „Totenburg“ von „Wotans Zorn“, die NS-Viking-Metaller „Asatru“ sind „auf der
Suche nach Thule“ und Magog besingen das „Kingdom of Odin“. Es gibt allerdings
auch NSBM-Bands, welche sich von dieser „Wurzel“ des skandinavischen Black
Metals befreit haben und vor allem Vernichtungsphantasien verbreiten. So zum
Beispiel „Kristallnacht“ oder „Ad Hominem“.
Skinhead-Bands wie „Noie Werte“ benutzen die Mythologie wie folgt:
„Ein Wikinger stirbt, sein Schwert in der Hand Er weiß genau, er kommt nach Heldenland! Er wird von den Walküren nach Walhalla gebracht Er war sehr tapfer, als er fiel in der Schlacht! Er war der Sohn aus Heldenland der niemals Feigheit hat gekannt Er sah die Zeichen am Horizont für seine Tapferkeit wird er jetzt belohnt! Jetzt speist er mit den Göttern an der Tafel der Sieger Dort sehen sie sich wieder, die tapfersten Krieger! Im Land der Götter, auch Asgard genannt, inmitten der Welt, im Heldenland!“ 324 Der Wikinger wird zum Vorbild erhoben, an dem sich die heutige Generation
„germanischer Kämpfer“ orientieren soll. Die Botschaft ist klar: „Sei Tapfer – und
stirbst du für dein Land, wird’s danach erst richtig schön“ – eine Logik, welche schon
bei christlichen Kreuzfahrern und islamistischen Terroristen funktioniert hat. Die Tiefe
der Mythologie ist hier wesentlich niedriger als bei Absurd. Während Absurd primär
über die germanische Mythologie singen und die Mythologie als Ganzes nutzen, um
Verknüpfungen zum Nationalsozialismus herzustellen, suchen „Noie Werte“ nur ganz
bestimmte Elemente in der Mythologie, um diese zu missbrauchen. Die Sage vom
tapferen Wikinger, der stolz und tapfer kämpft, um – im Kampf gefallen – von den
Walküren in das Reich der Götter getragen zu werden, bietet sich hier natürlich an.
Kampf ist auch hier – wie schon bei Absurd – das beherrschende Element.
324
Noie Werte: „Sohn aus Heldenland“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 54 zu finden.
Viele klassische Rechtsrock-Bands sind auch nach Figuren aus der nordischen
Mythologie benannt. Beispiele dafür sind „Utgard“, „Wotan“, die deutschen „Einherjer“
oder eben die mehrfach bereits zitierten Sleipnir, benannt nach Odins achtbeinigem
Pferd. All diese Bands nutzen trotz ihrer mythologischen Namen nur selten – einige
nie – mythologische Elemente in ihren Songs. Einer der wenigen Songs mit
mythologischem Bezug von Sleipnir ist „Odin statt Jesus“:
„Sie verbrannten Menschen mit Leib und Seele. Sie hatten Spaß daran alles zu quälen. Sie töteten und kannten kein Erbarmen. Sie töteten und alles in Gottes Namen. Refrain 5x: Odin statt Jesus. Und Heute schwelgen sie in Glanz und Glamour, unsere treuen Kirchenmänner. Doch nein wir brauchen keine falschen Propheten. Wir brauchen keinen Jesus und kein Kreuz zum beten.“ 325 Der Song ist ein Beispiel dafür, wie die alte Mythologie genutzt wird, das Feindbild
des Christentums abzuschaffen und zu ersetzen. Ein tatsächlich mythologischer
Inhalt jedoch wird in diesem Song kaum vermittelt – lediglich der bei rechtsextremen
mittlerweile recht beliebte Spruch „Odin statt Jesus“ und der letzte Satz in der letzten
Zeile deuten darauf hin, dass es tatsächlich um den Aufbau einer „Ersatzreligion“ für
das Christentum geht. Ähnlich wie Sleipnirs „Odin statt Jesus“, jedoch mit stärkerem
mythologischen Bezug ist der Song „Walvater Wotan“ von Landser aufgebaut:
„Wir wollen euren Jesus nicht ‐ das alte Judenschwein. Denn zu Kreuze kriechen kann nichts für Arier sein. Die Bibel und das Kruzifix ‐ die soll der Geier holen. wir wollen eure Pfaffen nicht und euren Schweinepapst aus Polen Walvater Wotan soll unser Herrgott sein! Walvater Wotan wird Germanien befrei'n! Einst gab es die Inquisition, ist doch allen wohlbekannt. Deutsche Frauen als Hexen zu tausenden verbrannt. 325
Sleipnir: „Odin statt Jesus“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 67 zu finden.
136
137 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Doch heut' da macht ihr auf menschlich und wollt den Frieden schaffen. Ich sprühs an jede Kirchentür ‐ "Frieden schaffen, ohne Pfaffen!" … Odins Raben wachen und sehen eure Taten. Und seine Wölfe kriegen demnächst manch fetten Braten. Ein Blitz aus Donars Hammer schlägt in der Kirche ein. Nun bet' zu deinem Judengott ‐ er hört dich nicht, du Christenschwein“ 326 Auch Landser verehren in diesem Song Odin offenbar vor allem deshalb, weil er sich
gegen das Christentum instrumentalisieren lässt. Wie im NSBM auch wird Jesus und
mit ihm das gesamte Christentum als Abkömmling der Juden abgelehnt, zudem
projizieren Landser ihren Hass auf die Polen („Polacken-Tango“) auf den damals
amtierenden Papst Johannes Paul II. Wie Michael Regener zum deutschen Papst
Benedikt XIV. steht wäre in Anbetracht der Skandale um die Pius-Bruderschaft und
die beim rechtsextremen Aula-Verlag veröffentlichten Schriften durchaus interessant,
kann aber nur gemutmaßt werden. Mythologisch tiefer geht der Song „Lenker der
Schlachten“, ebenfalls von Landser:
„Er trägt einen wollenen Mantel, hat ein achtbeiniges Ross Er reitet durch die Finsternis, der mächtigste Asensproß Voraus fliegen zwei Raben, die künden ihm von der Welt Voraus rasen zwei Wölfe, die zerreißen was sich entgegenstellt Herr der Magie und der Runen, Führer der wilden Jagd Wotan, Lenker der Schlachten, Heil dir! Germanenland du liegst am Boden, getreten und geschmäht Wenn auch deine Feinde lachen, es ist noch nicht zu spät Noch gibt es Arier, die zu den alten Göttern steh‘n Wir werden siegen oder nach Walhalla geh‘n … Walvater hilf deinen Deutschen, dem Volk ohne Raum Lass sie endlich erwachen aus diesem Albtraum Doch sollten wir verlieren war der Kampf auch noch so lang Dann soll der Erdball zittern bei unserem Untergang.“ 327 326
327
Landser: „Walvater Wotan“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 48 zu finden.
Landser: „Lenker der Schlachten“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 40 zu finden.
Zusammenfassend lässt sich zu beiden Songs sagen, dass Landser verhältnismäßig
viele Details der nordischen Mythologie einfließen lassen. So erwähnen sie stets
Odins Raben („Hugin“ und „Munin“) sowie seine Wölfe („Geri“ und „Freki“) als auch
sein achtbeiniges Pferd („Sleipnir“),
zudem erwähnen sie wie auch Absurd die
Elemente „Magie“ und „Runen“. Donar ist ein anderer Name für Thor, „Donars
Hammer“ bezieht sich daher auf den Thorshammer, welcher in der rechtsextremen
Szene auch gerne als Accessoire getragen wird (z.B. an einer Halskette). Auch
Walhalla als Zielort der gefallenen Helden taucht auf.
Interessanter ist jedoch, dass Landser Odin als Schutzgott der Deutschen sehen
(„Walvater hilf deinen Deutschen“). Dies ist innerhalb der rechtsextremen Logik
normal, da die Deutschen als „Arier“ zu ihren „alten Göttern“ zurückkehren sollen.
Man stellt sich also nicht nur biologisch („Arier“) sondern auch kulturell in das Erbe
Nordeuropas, was die Beliebtheit von Skandinaviern im Rechtsextremismus erklärt.
Im Neofolk sind Rückgriffe auf die Mythologie ähnlich gewöhnlich wie im Black Metal,
gehen allerdings inhaltlich noch wesentlich tiefer, da ihnen eine esoterische Weltsicht
zugrunde liegt. Als Beispiel führe ich „Halgadom“ an, bei der Frank Krämer von
„Stahlgewitter“ und Sebastian Schauseil von der NSBM-Band Absurd spielen: 328
„Wenn Sonnenräder leuchten, in strahlend heller Pracht. Der Wille in uns allen, aufs Neue nun entfacht. Wenn Sonnenmenschen schreiten, alles bebt bei unserem Schritt, denn wir erkennen heute, auf uns ruht Allvaters Blick. Als Freie wir geboren, erkennen wir was Recht. Götterglanz in unseren Augen, woll'n Herr sein, niemals Knecht. Das Schicksal ist uns Bruder und Schwester auch zugleich. Und soll'n wir einst vergehen, so stirbt mit uns das Reich. Manch Blut wird weich und geht verloren, doch unseres wir bewahren. Trotzend all dem Niedergang, wir schworen es den Ahnen. Wir sind sie und sie sind wir, durch Kraft der blut'gen Banden. Wie einst die Götter werden wir auf Erden wandeln.“ 329 328
329
Halgadom: „Wenn Sonnenräder leuchten“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 23 zu finden.
138
139 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Im Duett mit männlicher und weiblicher Stimme gesungen und mit folkloristischen
Instrumenten begleitet kommt der Song recht harmlos daher. Betrachtet man den
Text allerdings genauer fällt auf, dass hier erneut vom Auferstehen des deutschen
Reiches gesungen wird. Das „Sonnenrad“ ist auch hier ein Synonym für das
Hakenkreuz, der „Sonnenmensch“ dem entsprechend der dem Hakenkreuz
angehörige „Übermensch“, der „Arier“, bei dessen Schritt „alles bebt“. Auch bei
Halgadom steht das deutsche Volk unter dem Schutz des Allvaters Odin, dessen
Blick auf den „Sonnenmenschen“ ruht.
Der zweite Abschnitt impliziert wieder, wir würden frei geboren, dann aber
geknechtet. Sollte der „Sonnenmensch“, also die arische Rasse, vergehen, stirbt mit
ihr „das Reich“. Um dies zu verhindern, wollen Halgadom das Blut „bewahren“, weil
es sonst „weich werde“ und „verloren ginge“ und so den „Niedergang“ bedeute.
Wie so häufig im Neofolk ist der Inhalt sehr kryptisch, weshalb dies natürlich nur
meine Interpretation ist, wenngleich ich diese für sehr wahrscheinlich halte. Ebenfalls
von Halgadom kommt folgender Song:
„Aus trüben Menschenwassern, aus Sümpfen der lahmenden Zeit. Als süßer Tod uns umarmte, verdammt zum letzten Geleit! Aus dem Meer der Toten erhebt sich ein Wille, ein Glaube, ein Ruf Ich weihe mein Schwert dem Gotte, der von uns löst den Fluch! Als Heimdalls Söhne stehen wir, auf unserer Heimaterde Und bitte um die Götterkraft, und unser Ahnenerbe! Der Nacht der Dunklen steht's zum Trotz, die Fackel heb' empor Als Feuerglanz uns angestrahlt, Allvater uns erkor! So wie wir im Kreise stehn' vereint durch unseren Willen Erklingt ein Ruf von Norden her, lasst uns die Kriegslust stillen! Denn wachsen wird bald starkes Blut, mit festem Geist und Glaube Und Hoffnung uns beflügeln wird, erheb Dich aus dem Staube!“ 330 330
Halgadom: „Neuer Adel“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 22 zu finden.
Der Song, welcher musikalisch ganz anders als der vorherige aufgebaut ist und eher
dem Bereich Pagan Metal zuzuordnen ist, zeigt weitere mythologische Elemente,
welche von der rechtsextremen Szene genutzt werden, um ihre Botschaft zu
verschleiern.
Der erste Abschnitt spiegelt das elitäre Selbstverständnis und die Rassenideologie
wider. „Heimdalls Söhne“ – gemeint sind vermutlich Arier, da Heimdall auch der
nordische Schutzgott des Lebens ist – sind gefangen in einem Fluch von „trüben
Menschenwassern“, welche uns als „süßer Tod umarmen“. Gemeint ist meines
Erachtens mit ziemlicher Sicherheit die Vermischung der „Rassen“. Der hochwertige
„Arier“ ist umschlossen von minderwertigen, trüben „Menschenwassern“, die ihn
umarmen und so in den Tod geleiten.
Im zweiten Absatz bittet die Band um die „Götterkraft“ Odins, der uns – da sind sich
alle Bands einig – erkoren hat. Der letzte Absatz wird verhältnismäßig deutlich.
Wieder im Bündnis mit dem arischen „Norden“ muss die Kriegslust gestillt werden,
damit ein „starkes Blut wachsen“ kann, wodurch zuerst die Hoffnung erwächst, bis
sich dann die arische oder nordische Nation erneut erheben kann.
Wie man an diesen Beispielen sehen kann, ist viel Interpretation nötig, um die Texte
der klar rechtsextremen Bands verstehen zu können. Die Bands lassen sich bewusst
diese künstlerische Freiheit, da die Alben auf diesem Wege nur sehr schwer indiziert
werden können und der Rechtsrock mittlerweile ein durchaus lohnenswertes
Geschäft geworden ist. Die Mehrdeutigkeit der Texte ermöglicht es den Bands
zudem, nicht rechtsextremes Publikum anzusprechen, da sich die Texte von
rechtsextremen Neofolk- oder Pagan-Metal-Bands nur in Nuancen von denen nicht
extremistischer Bands unterscheiden.
Neben den bisher ausführlich besprochenen Kernthemen der Feindbilder und der
Selbstdarstellung sowie der Verherrlichung des Nationalsozialismus und der
nordischen Mythologie gibt es noch diverse Themen, die ebenfalls eine große Rolle
spielen. Einige davon werde ich nun vorstellen.
140
Sonstige Themen:
Rassismus und Patriotismus sind zwei immer wiederkehrende Elemente, welche
bereits durch die Namen vieler Bands und Alben zum Ausdruck gebracht werden. So
gibt es neben dem bereits mehrfach erwähnten Liedermacherprojekt „Arische
Jugend“ auch Bands mit den Namen „Angry Aryans“, „Aryan Blood“, „Aryan
Brotherhood“, „Arisches Blut“, „Arische Kämpfer“, „White Aryan Rebels“ und viele
weitere. Dem entsprechend gibt es auch viele Songs, die auf die arische Herkunft
anspielen oder sie zumindest erwähnen. Einige davon wurden hier auch bereits
vorgestellt.
Im Bezug auf den Patriotismus verhält es sich ähnlich. Neben „Deutsch-Stolz-Treu“
gibt es die „Deutschen Patrioten“ aus Sachsen-Anhalt, die „Deutsche Säuferfront“,
„Division Germania“ und viele weitere. Der Patriotismus ist jedoch – und das
unterscheidet den deutschen Rechtsrock z.B. vom britischen – stets auf einer
völkischen Ebene, gemeint ist das „deutsche Volk“ oder das „deutsche Reich“ –
niemals die „Bundesrepublik Deutschland“, welche häufig Ziel von Spott ist. Um
diese Art des Patriotismus überhaupt rechtfertigen zu können, benötigt die
Rechtsrockszene die Feindbilder der Juden, welche die Regierung unterwandern,
oder – noch plumper – der Politiker, die sich gegen das Volk richten, dessen
„schweigende Mehrheit“ der Rechtsrock zu vertreten behauptet.
Ein häufiges Schema in Rechtsrock-Songs ist daher der Ausruf „Deutschland
erwache“, der impliziert, das „Deutsche Volk“ würde schlafen und müsse nun
erwachen, um wieder zu „alter Stärke“ zurück zu kehren. Eng damit verbunden ist die
„Volkstümelei“ in der „neuen Volksmusik“ – dem Neofolk. So singen „Darkwood“
beispielsweise:
„Wo ist noch das Rauschen der Wälder – von fremden Klängen ganz rein? Wo hört man das Raunen der Quelle – ist Leben mehr Sein als Schein? In diesem Land. In diesem Land … In die Einsamkeit wir entrinnen. Entfliehen der Märkte Geschrei Entfliehen der Geißel der Mauer. Denn hier ‐ nur da sind wir frei In diesem Land. In diesem Land Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Die Scheite sind nun entzündet. Gefährten stehen im Kreis Es wehet der Atem des Feuers. Und Herzen brennen so heiß … Wir leben unter der Sonne. Wir liegen hier einsam im Feld Wir ziehen mit loderndem Herzen durch eine flammende Welt … Doch gibt es dies Land nur im Geiste doch stehen wir wachsam bereit Am Feuer erklingen die Lieder für eine bessere Zeit“ 331 Das Lied, welches musikalisch – passend zum Titel „Lied am Feuer“ – als reines
Lagerfeuerlied
gelten
kann,
verarbeitet
zwischen
den
Zeilen
typisch
rechtsextremistische Inhalte, jedoch wie immer mit einer Mehrdeutigkeit versehen.
So ist im ersten Absatz nicht klar, ob die „von fremden Klängen reinen“ Wälder eine
Analogie zur „Überfremdung“ des deutschen Landes sind, oder ob es sich dabei
lediglich um einen antimodernen Ansatz des Naturschutzes handelt. „Ist Leben mehr
Sein als Schein?“ kann ebenso zweideutig interpretiert werden. Man könnte hier –
wie so oft – die antisemitischen Verschwörungstheorien meinen, möglich wäre aber
auch die Interpretation, dass der „Deutsche“ heute in einer Scheinwelt der Moderne
lebe, welche von seinen „Ursprüngen“ (seiner „Quelle“) weit entfernt läge. Hier wäre
der Ansatz eine Rückkehr zum Heidentum und zu einer Zeit, als das „deutsche Land“
noch „rein“ war, gegeben. Der melancholische Refrain („In diesem Land“) soll
vermutlich die Sehnsucht nach Veränderung zurück zum vermeintlichen „Ursprung“
wecken.
Im zweiten Absatz steckt meines Erachtens die starke Ablehnung der Moderne und
vor allem der Globalisierung. Derartige Positionen sind in den letzten Jahren
vermehrt festzustellen, wobei hinter „Kapitalismus“ und der Globalisierung stets
jüdische Interessen vermutet werden, welche die anderen Völker auf diese Weise
unterjochen und durch die Vermischung der „Rassen“ ihre „Volkssubstanz“ zersetzen
würden. Die nächsten beiden Absätze wecken Widerstand gegen die Moderne,
wobei der letzte Absatz verdeutlicht, dass „dieses Land“ aus dem Refrain noch nicht
existiert, man jedoch „wachsam bereit stünde“. Bis dahin erklängen am „Feuer die
Lieder“ wie dieses, für eine „bessere Zeit“, was eine kämpferische Haltung offenbart.
331
Darkwood: „Lied am Feuer“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 14 zu finden.
142
143 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die Ablehnung der Moderne umschließt letztlich die Ablehnung der Demokratie, des
Kapitalismus, der Egalität, der Liberalität und der Globalisierung. Antidemokratische
Songs wie etwa der bereits vorgestellte Song „Demokratendiktatur“ von „Sturm 18“
gibt es häufig, immer mit der Aussage, die Einschränkung der Meinungsfreiheit der
„schweigenden Mehrheit“ des deutschen Volkes sei keine Demokratie. Das
Wahlrecht für Migranten wird regelmäßig als Anzeichen dafür gesehen, es gäbe
keine Demokratie.
Antikapitalismus geht häufig mit einer starken Ablehnung des gesamtes „Westens“,
vor allem aber der USA, einher. So etwa beim Song „Death of the West“ des
britischen Neofolk-Projektes von „Sol Invictus“:
„They're making the last film. They say it's the best We all helped make it. It's called the Death of the West The kids from Fame will be there. Free Coca‐Cola for you And Eurodisney is here. Just for me and you The Death of the West. The Death of the West … A star has risen in our northern sky and on that star we have been crucified They wrap chains of gold around this world. We are ruled by those who lie“332 Der Song zeigt die Ablehnung der Moderne und vor allem des Westens. Der
amerikanische Film ist der „Tod des Westens“ und als solcher Sinnbild für die
Zerstörung der europäischen Kulturen. Als Anzeichen dafür wird Coca Cola und
Euro-Disneyland gedeutet.
Der letzte Absatz ist dabei besonders kritisch. Er spielt meines Erachtens auf die im
Rechtsextremismus immer wieder genannte „Herkunft der europäischen Völker“ im
Norden Europas an und verurteilt die Christianisierung („on that star we have been
crucified“). Tony Wakeford sieht daher einen amerikanischen „Kulturimperialismus“
als Fortsetzung des christlichen Kulturimperialismus. Der letzte Satz kann wieder als
Antisemitismus gedeutet werden, da die „Ketten aus Gold“ („chains of gold“) ebenso
wie der Vorwurf, wir würden von „denen“ regiert werden, die „Lügen“, klar
antisemitische Ressentiments ansprechen. („Versklavung“ durch „Geld“ und „Lügen“)
332
Sol Invictus: „Death to the West“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 69 zu finden.
Aber auch dies ist natürlich nur eine Deutungsmöglichkeit, da sich Tony Wakeford
ebenso wie Douglas Pearce und fast alle anderen Akteure des Neofolk hinter
Mehrdeutigkeiten verstecken und das offene Wort meiden.
Die Ablehnung der Egalität ist ebenfalls vor allem im Neofolk zu finden. Die Band
„Von Thronstahl“ singt in ihrem stark durch den Industrial geprägten Song:
„Überall, wo eines Menschen Seele sich aalt und wohlfühlt, im Nebeneinander und Miteinander, umgeben von rechts und von links, eingelullt, eingehüllt in die Masse, dort wird in ihm langsam ein Hass wach. Ein Hass gegen alles Große, Edle, Erhabene und Schöne. Und eine ungeheure Liebe zum Gewöhnlichen, Blassen und Banalen. Das Gottmenschentum ‐ Wider die Masse! … Bloße Macht, ohne Inhaltsbezug, ist dumpf und lose, übrigens gerade im Demokratismus... In dieser Scheinfreiheit. Wo die Masse waltet, da herrscht die dumpfeste Sinnlosigkeit! Die Macht, der geifernde Anspruch... Die Macht, der geifernde Anspruch... Die Macht, der geifernde Anspruch aus der bestialischen Tiefe! Humanisierung ‐ in Wahrheit Bestialisierung. Solidarisierung ‐ in Wahrheit die entgeistete, wesenlose Gleichmacherei. Und Demokratisierung dann in Wahrheit die Entfesselung der in sich ungeistigen Masse. Die Macht der Unzuständigen. Die Entfesselung der Zahl gegen den Geist.“ 333 „Von Thronstahl“ bedienen sich hier Friedrich Nietzsches Nachlass, um ein extremes
Ausmaß an Sozialdarwinismus zu rechtfertigen. Sie zeichnen ein Bild davon, wie der
oder das „Großartige“ in der „Masse“ untergehe, weil diese nur Ihresgleichen möge
und alles „Große, Edle, Erhabene und Schöne“ hasse.
Einzige Überlebenschance des „Gottmenschen“ sei nun, gegen die Masse zu sein.
Macht, welche durch die Masse legitimiert ist – wie etwa die Demokratie – wird
folglich als „Scheinfreiheit“ abgelehnt, da sie ohnehin nur zur „dumpfsten
Sinnlosigkeit“ führe. Der Versuch, einen sozialen Ausgleich zwischen Starken und
333
Von Thronstahl: „Wider die Masse“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 81 zu finden.
144
145 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Schwachen zu schaffen, wird als „wesenlose Gleichmacherei“ ebenso abgelehnt.
Dies ist ein typisches Beispiel für das Elitendenken in der „schwarzen Szene“ und für
Aspekte, welche dieses Elitendenken mit dem Rechtsextremismus verbinden.
Sozialdarwinismus, Demokratiefeindlichkeit, Antiegalität. Im Prinzip von „Volk und
Führer“ wollen sie „Führer“ sein, in der Analogie zum Dritten Reich ist der esoterischdenkende Neofolker und Black Metaller die SS, während der saufende und
prügelnde Skinhead die SA darstellt. Ein weiterer Baustein der Ablehnung der
Moderne ist die Ablehnung der Globalisierung. Dazu singt die Band „Noie Werte“:
„Sitzt auch du zuhause und dein Job ist weg? Eben mal abserviert wie der letzte Dreck? Wie der letzte Dreck! Man braucht dich nicht, gibt dir einen Tritt, wegrationalisiert für noch mehr Profit. Für noch mehr Profit! Dein Arbeitsplatz in einem anderen Land und Du stehst auf der Straße, aus dem Leben verbannt. Aus dem Leben verbannt! Es stellt sich die Frage: Was wird morgen sein? Doch mein Freund hör gut zu, du bist nicht allein. Du bist nicht allein! So wie dir geht es Tausenden in dieser Zeit und der Ruf nach Revolte der macht sich breit. Und es hallt durch die Gassen an jedem Ort: Hey! Hey! Hey! Wir stehen im Antiglobalisierungskampf, Antiglobalisierungskampf! Wir stehen im Antiglobalisierungskampf und er fordert von dir deinen Widerstand. Nun ist es Zeit für dich zu protestieren, sonst bleibt’s dabei, du wirst immer verlieren. Du wirst immer verlieren! Denke selber nach, wer Schuld daran ist. Einen gerechten Kapitalismus den gibt es nicht. Den gibt es nicht!“ 334
Mit diesem Appell gegen die Globalisierung stellen sich „Noie Werte“, deren Sänger
Steffen Hammer Rechtsanwalt ist, als Anwalt des „kleinen Mannes“ dar. Als Grund
für Arbeitslosigkeit wird die Globalisierung genannt, durch welche die Arbeitsplätze
ins Ausland verlegt würden und der Deutsche darunter leiden müsse. Diesen
konstruierten Sachverhalt nutzen „Noie Werte“, um zum Protest aufzurufen.
334
Noie Werte: „Antiglobalisierung“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 53 zu finden.
Dabei verschweigen sie natürlich, dass Deutschland zu den Profiteuren der
Globalisierung
gehört
und
betrachten
den
gesamten
Themenkomplex
der
Globalisierung in der für die Rechtsextremen üblichen Schwarz-Weiß-Logik.
Während „linke Globalisierungsgegner“ meist nicht gegen den Prozess des
Zusammenwachsens der Welt selbst sind, sondern gegen die Macht, welche
Großkonzerne im Zuge der Globalisierung zu ihrem Vorteil nutzen, ist das Ziel des
Antiglobalisierungssongs von „Noie Werte“ tatsächlich die Globalisierung selbst, mit
dem Ziel der „Nationalisierung“ als Gegenentwurf. „Denke selber nach, wer Schuld
dran ist“ kann in diesem Zusammenhang wieder als verdeckter Antisemitismus
gedeutet werden, da hinter dem „Kapitalismus“ in aller Regel „der Jude“ steckt.
Ein weiteres Beispiel dafür ist Jan-Peter Kerstin (u.a. „Bloodrevenge“, „Projekt Vril“),
der unter dem Namen „Jan Peter“ auch als Liedermacher auftritt. Sein Album
„Menschlichkeit Entartet - Gerechtigkeit Bankrott“ deutet bereits im Titel an, in welche
Richtung es zielt. Interessant dabei ist, dass er während des gesamten Albums
typische Themen linker Politik aufgreift und auch die musikalische Umsetzung eher
links anmutet. Es folgt ein antikapitalistischer Song:
„Im Zwielicht der Propaganda ein Feindbild erschaffen. Auf dem Weg zur Machtausdehnung einer globalen Zwingherrschaft. Über die Kanäle in die Köpfe aller Generationen. Umerziehung – Sklavenzucht – Geistige Haft! Die Diktatur des Kapitals kennt keine Freiheit!!! Die Diktatur des Kapitals kennt keine Freiheit!!! Brot und Spiele als Ablenkung für die Völker und die Ostküste beherrscht alle Bühnen dieser Welt. Da ist kein Krieg unnötig und auch kein zweites Pearl Harbour, denn das Banken‐Imperium will Geld.“ 335 Von der „Demokratendiktatur“ zur „Diktatur des Kapitals“. Wüsste man nicht, dass
sich hinter Jan-Peter ein bekennender Rechtsextremist und Antisemit versteckt,
könnte man die vielen antisemitischen Anleihen, mit denen diese „Kapitalismuskritik“
daherkommt, schnell übersehen.
335
Jan-Peter: „Im Zwielicht der Propaganda“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 26 zu finden.
146
147 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die Vorwürfe, welche hier dem „Kapitalismus“ gemacht werden, sind letztlich
allesamt antisemitisch geprägt. Dabei nutzt „Jan-Peter“ vor allem wieder die Theorie
der jüdischen Weltverschwörung, welche eine „globale Zwingherrschaft“ zum Ziel
hat. Besonders deutlich wird dies anhand des in der rechtsextremen Szene häufig
verwendeten Codes „die Ostküste“, welcher das vermeintlich von „den Juden“
beherrschte Finanzzentrum der USA meint. Der hinter Antiamerikanismus versteckte
Antisemitismus
versucht,
eine
Brücke
zwischen
Linken
und
Rechten
Globalisierungsgegnern zu schlagen, da die Aussage, der Kapitalismus führe Krieg
wegen des Geldes und bedeute generell keine Freiheit, in beiden politischen
Spektren viele Anhänger hat. Wenn man die Musik lediglich hört, ohne dabei die
Texte zu lesen, fallen die vielen rechtsextremen Elemente kaum auf.
Ein anderes eher linkes Thema, dem „Jan-Peter“ sich bedient, um den Kapitalismus
als Feindbild aufzubauen, ist die der Naturschutz. Dazu sing er:
„Der globale Zerfall rückt näher im Zuge Eurer Gewinnmaximierung und ihr interveniert wohl nur zum Schein… Unsere Welt kann kaum noch atmen als Folge Eurer scheiß Globalisierung, zählt Eure Tage – es könnten Eure letzten sein! Rodet die Wälder, verseucht die Seen verpestet die Luft ‐ Ihr werdet`s schon sehń. Vernichtet Leben, beutet aus, schöpft selbstsüchtig alle Ressourcen aus. Klont Euch Menschen, züchtet Euch Vieh. Glaubt mir, vergeben wird sie Euch nie. Zerstört nur weiter, wo Ihr könnt, bis ihr merkt, dass Euch die Zeit davon rennt. Egoistisches Fortschrittsdenken , das den Gegenschlag Mutter Erdes nach sich zieht. Denn Euer sogenannter Fortschritt führt nur durch die Hintertür und in Anbetracht dieser Tatsache ist der Mensch nur ein verachtenswertes Krebsgeschwür“ 336 Einen Song wie diesen erwartet man in der Regel nicht, wenn man von Rechtsrock
spricht, da er in exakt dieser Form auch aus dem linken Spektrum kommen könnte.
Die Darstellung als „soziales Gewissen“ – sei es wie „Noie Werte“ im Kampf für den
„Kleinen Mann“, oder wie der vermeintliche Umweltschutzaktivist „Jan-Peter“ – ist ein
Thema, welches meiner Einschätzung nach die Gefahr birgt, die Grenzen zwischen
Links und Rechts zu verwischen.
336
Jan-Peter: „Der letzte Countdown“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 25 zu finden.
Auch den „sozialen Themen“ zuzuordnen ist der Themenkomplex „Alkohol und
Drogen“. Während ersteres in der rechtsextremen Szene häufig verehrt und als ganz
normal angesehen wird (wie z.B. im bereits vorgestellten Song „Wunderbare Jahre“
von „Sleipnir“) werden Drogen deutlich abgelehnt und „Drogendealer“ zum Feindbild
erklärt. Dies ist insbesondere im NSHC relevant, wird jedoch ebenfalls häufig von
Skinhead-Rockbands und seltener von Liedermachern thematisiert.
All diese sozialen Themen werden von der Band „Lokis Horden“ besungen, welche
eine der wenigen Skinhead-Bands mit weiblichem Gesang darstellen 337:
„Ich möchte dir eine Geschichte erzählen, von dem Land in dem wir leben. Einst war es wunderschön, doch es ist am untergehen. Wir brauchen eine starke Hand, die uns lenkt mit Verstand. Die uns den Weg weist jeden Tag ein Stück, immer weiter vorwärts und nicht mehr zurück. Wo ich hinseh ist Gewalt, sie macht sich in den Straßen breit. Drogendealer an jeder Ecke, auf das er selber dran verrecke. … Freunde auf offener Straße abgestochen, ich spür mein Herz immer stärker pochen. Selbst die Natur haben wir zerstört, ihren traurigen Schrei haben wir nicht gehört. … Wär es doch wieder mehr wie früher, doch das ist lange her. Eine Zukunft für uns gibt es nicht mehr, wenn wir ab jetzt kämpfen vielleicht. Wacht auf. Seid bereit!“ 338 Drogendealer, Straßengewalt, Umweltzerstörung – „Lokis Helden“ spielen, wie es
dem rechtsextremen Frauenbild entspricht – das soziale Gewissen der Bewegung.
Da sie sich jedoch selbst als „Skinhead-Band“ definieren und auch aus dieser Szene
kommen, darf natürlich die Kampfansage für eine bessere Zukunft nicht fehlen.
Während die Liedermacherinnen das klassische Frauenbild in der rechtsextremen
Szene klar bestätigen (in etwa „Annett“ mit ihrem Album „Eine Mutter klagt an“),
versuchen sich die wenigen weiblich besetzten Skinhead-Bands wie „Lokis Horden“
sich zum Teil zumindest etwas zu emanzipieren:
337
338
Die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung zählt nur insgesamt drei Skinhead-Bands mit weiblicher
Beteiligung, die jeweils nur ein Album veröffentlichten: http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/frau4.htm
Lokis Horden: „Eine starke Hand“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 50 zu finden.
148
149 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen „Ich habe kurze blonde Haare, klar dass ich gern Perrys trage. Ich hab einen Skinhead der zu mir steht, und mit mir alle Wege geht. Ich weiß genau was ich will, halt nicht die Schnauze und bin still. Denn mein Leben hat einen Sinn, weil ich ein deutsches Renee bin. Ich spüre den Zusammenhalt, saufen gehört zum Lebensinhalt. Diskutieren bis in den Morgen, mit wahren Freunden hat man keine Sorgen. … Wir stehen zu dem was wir sagen, und werden niemals Freunde verraten. Uns verbindet ein starkes Band, ewig treu Hand in Hand. … Renees lasst euch nicht unterkriegen, wir können sie alle besiegen. Auf das Gerede dummer Weiber geben wir nichts, wir lachen ihnen ins Gesicht.“ 339 Hier kommt zum Ausdruck, dass die Sängerin von „Lokis Horden“ sich klar als
„Renee“, also weiblichen Skinhead, definiert. Mit „Perrys“ meint sie die Marke „Fred
Perry“, welche von rechtsextremen Skinheads auch heute noch gerne getragen wird,
obwohl die Marke selbst nicht aus dem rechtsextremen Spektrum kommt. „Lokis
Horden“ bringen zum Ausdruck, dass auch für Frauen „saufen zum Lebensinhalt
gehört“, dass auch Frauen „niemals Freunde verraten“ und zudem „ewig treu“ sind.
Dennoch – oder gerade deswegen – bleiben weiblich besetzte Skinhead-Bands die
Ausnahme. Interessant ist dabei auch, wie die Männer es sehen, wenn Frauen in ihre
Domäne vordringen und von ihrer Rolle als „Begleiterin“ abweichen. Ein Beispiel ist
der Song „Wehrsporttussi“ der Band Agitator:
„Ich kannte mal ein Mädel, wie eine Warze so beliebt Doch sie nutzt zu allem Übel, ihre Führungsqualität! Ihre Einheit ist gefürchtet, keine ist so gut trainiert, keine ist so gut gerüstet, falls einmal was passiert! Das ist die süße Puppe von der Wehrsporttruppe, sie war stark emanzipiert Das ist die süße Puppe von der Wehrsporttruppe, die keine Schlacht verliert! 80 Meilen durch die Wüste, mit 60 Kilo Marschgepäck, kein Tropfen Wasser für die Mannschaft, wer zu schwach ist der verreckt! 339
Lokis Horden: „Renee“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 51 zu finden.
Vier Wochen Biwak in der Arktis, ohne Schlafsack, ohne Zelt Zu Fressen gab's nur Fisch und Eisbär, sie ist ne Frau von Welt! … Sie kriecht durch Schützengräben, durch Schlamm und Stacheldraht Eine menschliche Kampfmaschine, ein Zerstörungsapparat! Sie schießt wie keiner mit Gewehren, kämpft mit dem Bajonett Viele haben es versucht, doch keiner kriegt sie je ins Bett!“ 340 Auffällig ist die starke Sexualisierung der weiblichen Kameraden. Der Titel des Songs
lautet „Wehrsporttussi“ und ist damit bereits recht abwertend. Die „süße Puppe“
(auch das eine abwertende Formulierung) ist beliebt „wie eine Warze“ und nutzt „zu
allem Übel“ ihre Führungsqualität, weil sie „stark emanzipiert“ sei. Zwar gestehen
„Agitator“ der Frau also zu, das „Soldatenhandwerk“ bis zur Perfektion zu
beherrschen, deuten aber mehrfach an, dass sie dadurch ihre Rolle als Frau völlig
verliert, da sie auch „keiner je ins Bett kriege“. Das Resultat: Emanzipierte „nationale“
Frauen sind keine Frauen, sondern „Kampfmaschinen“ oder „Zerstörungsapparate“.
„Agitator“ implizieren eine Unvereinbarkeit der Frauenrolle mit der Rolle der
kämpfenden Rechtsextremistin.
Zuletzt noch ein Beispiel zum immer häufiger vorkommenden Versuch, andere
Zielgruppen mittels der Musik zu erschließen und so für rechtsextremes
Gedankengut zu gewinnen. Als Beispiel nenne ich das Projekt „Ruhr-GE-Beat“, (nicht
zu verwechseln mit dem „Rock-Orchester Ruhrgebeat“) welches ein Nebenprojekt
des Sängers der Band „Sturmwehr“ ist. Sie singen:
„In dieser Stadt bin ich geboren. Gelsenkirchen mitten im Revier Im Land der tausend Feuer. Hier bei dir – mein Schalke 04 Hier bin ich geboren. Hier mitten im Revier Hier fühle ich mich wohl. Hier bei dir – mein Schalke 04 Zwischen Rhein und Ruhr, Freude und Schmerz. Dort schlägt unser blau‐weißes Herz Als Schalker wirst du geboren. Hab mein Herz an dich verloren“ 341
340
341
Agitator: „Wehrsporttussi“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 06 zu finden.
Ruhr-GE-Beat: „Hier bin ich geboren“, der vollständige Text ist im Anhang IV unter der Nummer 60 zu finden.
150
151 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Der Song ist – wie fast alle Fußball-Fanhymnen – recht simpel strukturiert.
Musikalisch zwischen Schlager und Liedermacher verortet unterscheidet er sich
weder von der instrumentalen Ausrichtung, noch vom Text, in starkem Maße von
normalen „Fan-Songs“. Problematisch ist hier meines Erachtens die totale
Überbewertung des Fußballvereins, welche jedoch ebenfalls „normal“ bei vielen
Fußballfans ist. Diese Überhöhung des eigenen Vereins führt jedoch schnell zu Hass
auf andere Vereine – im Fall Schalke wäre dies der BVB – welcher sich regelmäßig
in körperlichen Auseinandersetzungen oder Sachbeschädigungen entlädt.
Vergleicht man die hier wirkenden Mechanismen mit jenen des Patriotismus fällt die
gefährliche Nähe zum Rechtsextremismus auf. Bezöge man die identischen Texte
des gesamten Albums „Mein Schalke“ nicht auf Schalke, sondern auf Deutschland
(„Mein Deutschland“), ließen sich daraus zahlreiche kritische Haltungen ablesen.
Besonders Zeilen wie „als Schalker wirst du geboren“ sind hier analog zur völkischnationalistischen Parole „als Deutscher wirst du geboren“, welche Migration und den
Erwerb von Staatsbürgerschaften für Migranten prinzipiell verunmöglicht und die
eigene biologische Herkunft in den Vordergrund stellt.
Hier muss man immer bedenken, dass einige Bands seit über 25 Jahren Musik
machen, dem entsprechend über die Fertigkeiten verfügen, neue Musikstile zu
erlernen und so in neue Szenen vorzudringen. Dies geschieht häufig über
Nebenprojekte wie „Halgadom“, um in andere Musikszenen (hier: Neofolk und Viking
Metal) vorzudringen, aber auch über Nebenprojekte wie „Ruhr-GE-Beat“, um in nicht
unmittelbar mit einem Musikstil verbundene Szenen, wie etwa die Fan-Szene,
einzudringen.
Besonders kritisch ist, dass viele Schalke-Fans die Hintergründe des Albums „Mein
Schalke“
nicht
kennen,
daher
zum
einen
durch
den
Kauf
unwissentlich
Rechtsextreme unterstützen, zum anderen – wenn sie irgendwann die Hintergründe
erfahren – bereits eine Sympathie für das Album entwickelt haben könnten. Am
effektivsten wäre die Unterwanderung durch Rechtsextreme, wenn die Bands sich
erst eine Fanbasis aufbauen könnten und sich dann outen, wie dies im Black Metal
z.B. bei „Varg Vikernes“ der Fall war. Dies kann nur durch konsequente Beobachtung
der rechtsextremen Musikszene verhindert werden.
5.
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Die Analyse der Themenfelder des Rechtsrock kann natürlich unmöglich vollständig
sein, sondern nur die größten Themenbereiche abdecken. Datengrundlage der
Analyse waren 512 Rechtsrock-Alben von insgesamt 232 verschiedenen Interpreten,
44 Sampler – also CDs mit Songs von unterschiedlichen Interpreten – sowie 73
einzelne Songs.
Mein Eindruck von der rechtsextremen Musikszene ist der, dass es sich um eine
hochgradig vernetzte Szene handelt, in der personelle Überschneidungen zwischen
verschiedenen Projekten ganz normal sind. Ein Beispiel:
Michael Müller ist Liedermacher. Mit seiner Frau, der ebenfalls eigenständigen
Liedermacherin Annett, bildet er das Duo „Faktor Deutschland“. Annett wiederum
lässt sich von der Band „Noie Werte“ unterstützen, das Projekt heißt „Faktor
Widerstand“. Der Sänger von „Noie Werte“ ist ebenfalls als Liedermacher tätig, ein
Bandkollege wechselte von „Noie Werte“ zu „Carpe Diem“, von denen ein Mitglied
wiederum bei der Band „Odem“ mitspielt. Zwei Mitglieder von „Odem“ bilden das
Liedermacher-Duo „Minnesang“… Derartige Listen von Verknüpfungen sind keine
Seltenheit und deuten an, dass die Akteure der Szene über ein stabiles
Kommunikationsnetzwerk verfügen.
Thematisch betrachtet kommen Liebe und Zuneigung zu Personen selten im
Rechtsrock vor. Stattdessen wird die Liebe zu politischen Symbolen in den
Vordergrund gestellt, wie etwa die Liebe zum personifizierten „Deutschland“ oder
zum „deutschen Volk“ oder gar der „arischen Rasse“, im NSBM oder Neofolk auch zu
den „Ahnen“. Auch die Zuneigung zu den gefallenen Soldaten aus den Weltkriegen
oder zu gestorbenen Kameraden – wie etwa Ian Stuart Donaldson oder Rudolf Hess
– kommt sehr häufig vor. All dies sind jedoch Symbolfiguren. Ähnlich sieht es aus,
wenn Annett im Song „Julien“ die Liebe zu ihrem fiktiven, getöteten Sohn darstellt –
auch hier wird die Liebe zu einer Symbolfigur lediglich als Werkzeug genutzt, um
Hass – in diesem Fall auf „Kinderschänder“ – zu schüren.
152
153 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Das Themenangebot im Rechtsrock hat sich die letzten Jahre erheblich vergrößert.
Handelte der typische Skinhead-Rock der 80er zum größten Teil von Sauf- und
Prügelliedern, ist heute zu beobachten, dass selbst traditionelle Themen der politisch
Linken adaptiert werden, um in leicht abgeänderter Fassung als rechtsextreme
Propaganda im Rechtsrock Anwendung zu finden.
Kernthemen des Rechtsrock sind heute unter anderem:
• ein übersteigerter Patriotismus
• ein starker Bezug zum Heidentum
• die Ablehnung des Christentums
• Antisemitismus in allen erdenklichen Ausprägungen
• die Verherrlichung des Nationalsozialismus
• die Vermittlung von Feindbildern
• die Besetzung sozialer Themen
• die Ablehnung der Demokratie
• ein stark ausgeprägtes Rassendenken
• eine antimoderne Haltung
• die Mobilisierung weiterer Mitglieder
• der Aufbau von Einfluss in fremden Szenen
• ein Führer-Volk-Prinzip zwischen Antiindividualismus und Antiegalität
• die Nordische Mythologie als „Vorbild“ eine Gesellschaft
Je nach musikalischem Genre sind die verschiedenen Themen dabei unterschiedlich
präsent. Das Problem sehe ich in Zukunft in einer noch stärkeren Ausdifferenzierung
innerhalb der rechtsextremen Szene. Desto mehr die rechtsextreme Szene „normale“
Themen bedient, desto größer ist die Gefahr, dass sie auch außerhalb ihrer
Strukturen die Musik als Werbemittel einsetzen kann.
5.1
Sinn und Zweck von Verboten
Die am häufigsten praktizierte Gegenmaßnahme gegen rechtsextreme Musik ist die
Indizierung durch die BPjM, wobei eine Indizierung lediglich bedeutet, dass die CDs
wegen jugendgefährdender Wirkung nicht öffentlich beworben oder an Minderjährige
verkauft werden dürfen
342
. Sollte die Verwirklichung eines Straftatbestandes
vorliegen, kann die Staatsanwaltschaft – häufig durch die BPjM informiert – vor
Gericht eine bundesweite Beschlagnahme erwirken, wodurch das Medium einem
generellen Verbreitungsverbot unterliegt.
Die Frage ist jedoch, welche Vor- und vor allem Nachteile diese Art des
Jugendschutzes hat. Da ich im Rahmen dieser Arbeit auch viel Zeit und
Anstrengungen
in
die
Beschaffung
von
jugendgefährdender
und
einem
Verbreitungsverbot unterliegender Musik investiert habe, kann ich mit Sicherheit
sagen, dass ein Grundsatz im Internet zutrifft: Verbotene Früchte schmecken am
besten. Bundesweit beschlagnahmte Alben sind mit am weitesten verbreitet –
indizierte Alben sind ebenso stark verbreitet. Mehr noch – es existieren auch Listen,
welche alle indizierten und beschlagnahmten Titel beinhalten, und so speziell zur
Bewerbung dieser genutzt werden.
343
Indizierte Musik wird daher zum Kultobjekt
innerhalb der Szene, wodurch sich ihr Verbreitungsgrad steigert und der Reiz des
Verbotenen sie noch verlockender macht.
Aus diesem Blickwinkel könnte man sagen, Indizierungen seien Zwecklos, doch gilt
es zu bedenken: Indizierungen setzen Grenzen. Aber sie ersetzen keine
gesellschaftlichen Diskussionen. Man darf nicht annehmen, das Problem der
rechtsextremen Musik sei durch Verbote alleine zu bekämpfen. Lediglich kann man
durch sie verhindern, dass Jugendliche durch öffentliche Werbung auf rechtsextreme
Musik aufmerksam gemacht werden, und so den Wirkungsradius der Musik
außerhalb der rechtsextremen Szene etwas einengen. Wer diese Musik jedoch
bekommen will, der schafft dies in aller Regel auch.
342
343
vgl. Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien: http://www.bundespruefstelle.de/bmfsfj/generator/bpjm/
Jugendmedienschutz/Rechtsfolgen/indizierung-traegermedien.html
vgl. http://forum.thiazi.net/showpost.php?p=774396&postcount=6
154
Weiterführende Gedanken
Wenn Verbote also nur sehr bedingt wirken stellt sich die Frage, wie mit dem
Problem „Rechtsrock“ umgegangen werden sollte. Ein Ansatz ist der Aufbau eines
breiten Gegenangebotes, was beim Thema der Schulhof-CD explizit versucht wurde.
Der rechtsextremen Schulhof-CD wurde eine linke Schulhof-CD entgegengestellt,
welche im Tausch für eine Schulhof-CD der NPD erhältlich war. Der Erfolg derartiger
Aktionen ist natürlich nur schwer einzuschätzen, da auf der einen Seite Jugendliche
dazu motiviert werden, die Schulhof-CD der NPD anzunehmen, dies aber auf der
anderen Seite in einem Prozess der Auseinandersetzung und Ablehnung dieser CD
geschieht, wenn sie lediglich zum Umtauschen angenommen wird.
Insgesamt halte ich es für wichtiger, dass die Akteure im politischen Diskurs die
Auswirkungen ihres Handelns hinterfragen und in diesem Sinne bedachter handeln.
Wenn hohe Politiker aus der CDU – wie etwa Roland Koch – im Wahlkampf gegen
das Kopftuch, gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und gegen „kriminelle Ausländer“ hetzen, kann es uns nicht verwundern, dass rechtsextreme Bands mit exakt
diesen Inhalten weiter in die Mitte der Gesellschaft vordringen und die Rezipienten
dieser Musik sich bestärkt fühlen, die Inhalte der Musik auch in die Tat umzusetzen.
Das gleiche gilt für das Thema der „Leitkultur“, welches Ronald Pofalla im Dezember
2008 noch als Wahlkampf-Thema für das Wahljahr 2009 ins Spiel brachte.
Was bei der Betrachtung der Entwicklungen der verschiedenen Jugendkulturen zum
Rechtsextremismus auffällig war ist, dass häufig alte Provokationen gegen den
Rechtsextremismus ausgetauscht wurden. Es liegt meines Erachtens in der Natur
der
Jugendkulturen
abseits
des
Mainstreams,
gesellschaftliche
Grenzen
durchbrechen zu wollen. Provokation ist meines Erachtens ein fester Bestandteil des
Prozesses des Erwachsenwerdens. Hier kommen wir in der liberalen Gesellschaft,
welche ich ganz klar befürworte, zu einem Dilemma, da viele alte Provokationen ihre
Wirkung verloren haben. Mit „Satanismus“ und der Ablehnung des Christentums ist
heute kaum mehr Provokation möglich – ebenso wenig mit dem Punk. Diese meines
Erachtens positive Wendung zu einer offenen Gesellschaft birgt das Problem, dass
Rechtsextremismus zur einzigen wirklichen Provokation wird, da sie der einzige Teil
ist, der im gesellschaftlichen Konsens überall abgelehnt wird.
Schlusswort
Diese Arbeit ist das Resultat langer Recherchen auf vielen verschiedenen Ebenen.
Dazu zählt die profane Erfahrung in Bezug auf Jugendkulturen ebenso wie die
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fachliteratur, im besonderen Maße aber
auch die Auseinandersetzung mit der Musik der rechtsextremen Szene. Nachdem ich
die letzten Monate kaum etwas anderes als „Rechtsrock“ in all seinen Ausprägungen
gehört habe, muss ich Christian Dornbusch und Jan Raabe eindeutig recht geben,
wenn sie dazu ermahnen, Rechtsrock nicht nur – wie es häufig getan wird – als
„schlechte Musik“, die von „politischen Wirrköpfen“ gespielt wird, wahrzunehmen.344
Dies geschieht meines Erachtens oft, weil Pädagogen die Musik aus ihrem
Standpunkt heraus betrachten und bei der Bewertung von Musik völlig andere
Kriterien nutzen, als dies Jugendliche tun.
Ein Beispiel ist der NSBM. Auch der nicht rechtsextreme Black Metal hat eine große
Fangemeinde, obwohl er keinesfalls bemüht ist, möglichst „schön zu klingen“ – viel
mehr würden die meisten Menschen, welche nicht aus der Metal-Szene kommen,
den Black Metal als „Lärm“ bezeichnen. Doch für einen an den Black Metal
gewöhnten Hörer klingt der NSBM keinesfalls schlecht – er klingt genau so, wie er
sich „gute Musik“ vorstellt. Roh und aggressiv. 345
Ähnliches gilt auch für die typischen Rechtsrock-Bands aus der Skinhead-Szene. Ich
war selbst erstaunt, wie viele der Melodien der an Metal erinnernden Musik sich
einprägen, geradezu Ohrwürmer erzeugen, wenn man sie einige Male in Folge hört,
um die Texte niederzuschreiben. Als jemand, der selbst noch nah an der Jugend
steht, kann ich daher nur davor warnen, das Problem des Rechtsrock zu relativieren.
Häufig entscheidet das Image einer Band stärker darüber, ob die Musik positiv oder
negativ bewertet wird, als beispielsweise die konkrete musikalische Struktur.
344
345
Christian Dornbusch / Jan Raabe (Hrsg.): „RechtsRock“, Münster 2002, s. 311
Im Videoportal YouTube lässt sich anhand der Kommentare zum Teil beobachten, wie Musik von Jugendlichen
aufgenommen wird. Hier z.B. die Musik der NSBM-Band Absurd: http://www.youtube.com/watch?v=8ouUMeiyTeY
Hier sind alle Meinungen vertreten: (alle Fehler im Original)
User „Re4ly“ schreibt:
„einfach assoziale rechte drecksmusik“
User „PainMetalLivestyle“ schreibt:
„Ich mags. Auch wenn ich sehr linksd bin mag ich Absurd. Obwohl es Rechte
leute sind. Ich mag das Lied sehr gerne ^_____^“
User „DrumMaster242“ schreibt:
„Ist doch scheissegal was sie sind, wenn sie gute Musik machen und rechts
sind heißt das doch nicht dass die Musik automatisch scheisse sein müsste.“
User „Sauschkin“ schreibt:
„is wahr. Ist eig n intressantes phänomen das rechtsrock oder metal, welcher
von rechtsradikalen gemacht wurde so bestialisch gut is“
156
157 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Bei der Internet-Recherche ist zudem aufgefallen, dass unverfänglichere RechtsrockZitate häufig als Signatur in Online-Foren genutzt werden, u.a. in Fußball- oder
Autotuner-Foren, aber auch in anderen insbesondere männerdominierten Bereichen.
In dieser Funktion bieten sie als verdeckte Codes anderen Diskussionsteilnehmern
die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu erkennen, während, „Uneingeweihte“ sich nichts
bei der Signatur denken.
Eine andere Beobachtung während der Recherchen war, dass das DownloadAngebot für Rechtsrock im Internet annähernd unendlich groß ist. Dabei werden
auch heute noch alle in Kapitel 2.5 genannten Methoden verwendet. Das eDonkeyNetzwerk ist ebenso wie das Torrent-Netzwerk völlig unkontrolliert, weshalb sich hier
vor allem die illegalen und die erfolgreichen legalen Alben schnell verbreiten. Aber
auch ohne derartige Programme installieren zu müssen kann man im Netz schnell an
Rechtsrock gelangen. So bietet der Blog „We want war“ zurzeit 1633 rechtsextreme
Alben an, welche über die Server verschiedener Filehosting-Anbieter bereitgestellt
werden. Alleine heute – am 24.03.2009 – kamen 30 Alben hinzu, darunter auch
jeweils eins von „Oidoxie“, „Sleipnir“ und „Absurd“ sowie ein Sampler von „Blood &
Honour“. Alleine im März wurden hier 548 Alben veröffentlicht, im Februar 670 und
im Januar 380.
346
Eine Beobachtung des auf der Seite angebrachten
„Besucherzählers“ ergab, dass zwischen dem 21. März und dem 24. März 2009
alleine über 8.000 Nutzer die Seite betreten haben.
Anhand solcher Projekte lässt sich abschätzen, dass der Verbreitungsgrad
rechtsextremer Musik in Zukunft nicht sinken wird, da davon ausgegangen werden
muss, dass die Rechtsextremen das Medium Musik weiterhin für die Anwerbung von
Jugendlichen nutzen werden.
346
Weblog „We Want War“ mit umfangreichem Rechtsrock-Downloads: http://www.wewantwar.blogspot.com/
158
159 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
ANHANG I: Abkürzungsverzeichnis
18 / AH
Adolf Hitler (erster und achter Buchstabe des Alphabets)
28 / BH
Blood & Honour (zweiter und achter Buchstabe des Alphabets)
88 / HH
Heil Hitler (zweimal der achte Buchstabe des Alphabets)
ADF
Auf den Führer
AN
Autonome Nationalisten
Antifa
Antifaschismus / Antifaschistische Gruppen
B&H
Blood & Honour
BAG
Bundesarbeitsgemeinschaft (der Partei Die LINKE.)
BPB
Bundeszentrale für politische Bildung
BPjS
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften
BPjM
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien
BVB
Ballspielverein Borussia
C18
Combat18
CBS
Columbia Broadcasting System (amerik. Hörfunk- und Fernsehsender)
CD
Compact Disc
CD-ROM
Compact Disc – Read Only Memory
CDU
Christlich Demokratische Union Deutschlands
Demo
Demonstration
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DJ
Disc Jockey
DST
Deutsch-Stolz-Treu (Neonazistische Band)
DVD
Digital Versatile Disc
DVU
Deutsche Volksunion
e.V.
Eingetragener Verein
EP
„Extended Play“. Eine längere „Single“ bzw. ein kurzes Album
Gestapo
Geheime Staatspolizei
HKL
Hauptkampflinie
Hrsg.
Herausgeber
JU
Junge Union (Jugendverband der CDU)
JN
Jungen Nationaldemokraten (Jugendverband der NPD)
KDF
Kraft durch Froide (Neonazistische Skinhead-Band)
160
161 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen KFN
Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
KPD
Kommunistische Partei Deutschlands
KZ
Konzentrationslager
m.E.
meines Erachtens
NF
National Front
NPD
Nationaldemokratische Partei Deutschlands
NRW
Nordrhein-Westfalen
NSBM
National Socialist Black Metal
NSHC
National Socialist Hardcore
NSDAP
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
PC
Political Correctness
PDF
Portable Document Format
PDS
Partei des demokratischen Sozialismus
RAC
Rock against Communism
RAR
Rock against Racism
RASH
Red and Anarchist Skinheads
REP
Die Republikaner
SHARP
Skinheads against racial prejudice
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SRP
Sozialistische Reichspartei
SA
Sturmabteilung (der NSDAP)
SED
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
Skin
Kurzform für „Skinhead“
Sozi
Kurzform für „Sozialamt“
SS
Schutzstaffel
Stasi
Staatssicherheit
StGB
Strafgesetzbuch
USA
United States of America
V-Mann
Vertrauens- oder Verbindungsperson des Verfassungsschutzes
VAWS
Verlag und Agentur Werner Symanek
vgl.
vergleiche
z.B.
zum Beispiel
ZOG
Zionist Occupied Goverment
ANHANG II: Literaturverzeichnis
Agentur für soziale Perspektiven e.V. (Hrsg): „Das Versteckspiel“, Berlin (2007)
Marcel ATZE: „Unser Hitler. Der Hitlermythos im Spiegel der deutschsprachigen
Literatur nach 1945“, Göttingen (2003)
Dieter BAAKE: „Jugend und Jugendkulturen. Darstellung und Deutung“, 5. Auflage,
Weinheim (2007)
Dirk BAIER / Christian PFEIFFER / Julia SIMONSON / Susann RABOLD:
„Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt. Erster
Forschungsbericht zum gemeinsamen Forschungsprojekt des Bundesministeriums
des Inneren und des KFN”, Hannover (2009)
Wolfgang BENZ: „Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der
jüdischen Weltverschwörung“, München (2007)
Wolfgang BENZ: „Was ist Antisemitismus?“, Bonn (2008)
Werner BERGMANN: „Geschichte des Antisemitismus”, München (2006)
Stefan BORRMANN: “Soziale Arbeit mit rechten Jugendcliquen”, Wiesbaden (2005)
Bundesamt für Verfassungsschutz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Autonome
Nationalisten. Eine militante Randerscheinung“, Köln (2007)
Bundesamt für Verfassungsschutz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
„Rechtsextremistische Musik“, Köln (2007)
Bundesamt für Verfassungsschutz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
„Rechtsextremistischer Revisionismus“, Köln (2001)
Bundesministerium des Inneren, Referat P II 1: „Feindbilder und
Radikalisierungsprozesse. Elemente und Instrumente im politischen Extremismus“, 2.
Auflage, Berlin (2005)
Bundesministerium des Inneren, Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.):
„Verfassungsschutzbericht 2004“, Berlin (2005) Bundesministerium des Inneren, Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.):
„Verfassungsschutzbericht 2005“, Berlin (2006) Bundesministerium des Inneren, Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.):
„Verfassungsschutzbericht 2007“, Berlin (2008)
162
163 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften: „Amtliches Mitteilungsblatt.
Sonderausgabe zur Jahrestagung vom 9. und 10. November 1999 in Marburg.“,
Bonn (1999)
Christoph BUTTERWEGGE / Gudrun HENTGES (Hrsg.); „Rechtspopulismus,
Arbeitswelt und Armut. Befunde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“,
Opladen (2008)
Christoph BUTTERWEGGE / Georg LOHMANN (Hrsg.): „Jugend,
Rechtsextremismus und Gewalt“, Opladen (2001)
Christoph BUTTERWEGGE: „Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt“,
Darmstadt (1996)
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Christian DORNBUSCH / Hans Peter KILLGUSS: „Unheilige Allianzen“,
Hamburg/Münster (2005)
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Gegenstrategien”, Münster (2002)
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selbst dar", Bad Tölz (1999)
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Rainer FROMM: „Schwarze Geister, Neue Nazis. Jugendliche im Visier totalitärer
Bewegungen“, München (2008)
Rainer FROMM / Barbara KERNBACH: „Rechtsextremismus im Internet. Die neue
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Christian GEULEN: „Geschichte des Rassismus“, München (2007)
Wolfgang GESSENHARTER / Thomas PFEIFFER (Hrsg.): „Die neue Rechte – eine
Gefahr für die Demokratie?“, Wiesbaden (2004)
Stefan GLASER / Thomas PFEIFFER (Hrsg.): „Erlebniswelt Rechtsextremismus.
Menschenverachtung mit Unterhaltungswert. Hintergründe – Methoden – Praxis der
Prävention“, Schwalbach am Taunus (2007)
Erving GOFFMAN: „Stigma – über Techniken der Bewältigung beschädigter
Identität“, Frankfurt (2003)
Thomas GREVEN / Thomas GRUMKE (Hrsg.): „Globalisierter Rechtsextremismus.
Die extremistische Rechte in der Ära der Globalisierung“, Wiesbaden (2006)
Thomas GRUMKE / Bernd WAGNER (Hrsg.): „Handbuch Rechtsradikalismus.
Personen – Organisationen – Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der
Gesellschaft“, Opladen (2002)
Wilhelm HEITMEYER: „Deutsche Zustände. Folge 1“, Frankfurt am Main (2002)
Wilhelm HEITMEYER u.a.: „Die Bielefelder Rechtsextremismus-Studie. Erste
Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation männlicher Jugendlicher“, 2.
Auflage, Weinheim (1993)
Ronald HITZLER / Thomas BUCHER / Arne NIEDENBACHER: „Leben in Szenen.
Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute“, 2. aktualisierte Auflage,
Wiesbaden (2005)
Klaus-Peter HUFER: „Argumente am Stammtisch. Erfolgreich gegen Parolen,
Palaver und Populismus“, 3. Auflage, Schwalbach am Taunus (2007)
Klaus HURRELMANN: „Einführung in die Sozialisationstheorie“, 9. Auflage,
Weinheim (2006)
Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Abteilung Verfassungsschutz
(Hrsg.): „Musik, Mode, Markenzeichen. Rechtsextremismus bei Jugendlichen“, 5.
Auflage, Düsseldorf (2008)
Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein: „Verfassungsschutzbericht
2007“, Kiel (2008)
Hans-Gerd JASCHKE: „Politischer Extremismus“, Wiesbaden (2006)
Hans-Gerd JASCHKE: „Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit“, 2. Auflage,
Wiesbaden (2001)
Vera KING: „Die Entstehung des Neuen in der Adoleszenz. Individuation,
Generativität und Geschlecht in modernisierten Gesellschaften“, Wiesbaden (2002)
Andreas KLÄRNER / Michael KOHLSTRUCK: „Moderner Rechtsextremismus in
Deutschland“, Bonn (2006)
164
165 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Michael KOHLSTRUCK: „Rechtsextreme Jugendkultur und Gewalt. Eine
Herausforderung für die pädagogische Praxis“, Berlin (2002)
Michael KRASKE / Christian WERNER: „…und morgen das ganze Land. Neue
Nazis, „befreite Zonen“ und die tägliche Angst – ein Insiderbericht“, Bonn (2007)
Ute LUIG / Jochen SEEBODE (Hrsg.): „Ethnologie der Jugend. soziale Praxis,
moralische Diskurse und inszenierte Körperlichkeit“, 2. Auflage, Münster 2003
Max MATTER / Nils GROSCH (Hrsg.):“ Lied und populäre Kultur. Song and Popular
Culture“, Münster u.a. (2004)
Michael MEUSER: „Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und
kulturelle Deutungsmuster“, 2. überarbeitete und akt. Auflage Wiesbaden (2006)
Ministerium des Inneren und für Sport Rheinland-Pfalz (Hrsg.):
“Rechtsextremistische Skinheads”, Mainz (2006)
Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport, Abteilung Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.): „Neonazistische Kameradschaften,
Rechtsextremistische Skinheads, Rechtsextremistische Musik“, Hannover (2007)
Andreas SPEIT (Hrsg.): „Ästhetische Mobilmachung“, Münster (2002)
Andrea RÖPKE / Andreas SPEIT (Hrsg.): „Neonazis in Nadelstreifen. Die NPD auf
dem Weg in die Mitte der Gesellschaft“, Berlin (2008)
Klaus SCHUBERT / Martina KLEIN: „Das Politiklexikon“, 3. aktualisierte Auflage,
Bonn (2003)
Toralf STAUD: „Moderne Nazis. Die neuen Rechten und der Aufstieg der NPD“, 4.
Auflage, Köln (2007)
Richard STÖSS: „Die extreme Rechte in der Bundesrepublik. Entwicklungen,
Ursachen, Gegenmaßnahmen“, Opladen (1989)
Richard STÖSS: „Rechtsextremismus im vereinten Deutschland“, Berlin (2000)
Markus THIEL (Hrsg.): „Wehrhafte Demokratie. Beiträge über die Regelungen zum
Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung“, Tübingen (2003) Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und
Berichtswesen (Hrsg.): „Noten des Hasses. Rechtsextremistische Musik als
Kommunikations- und Propagandainstrument“, Erfurt (2005)
Klaus WAHL (Hrsg.): „Skinheads, Neonazis, Mitläufer. Täterstudien und Prävention“,
Opladen (2003)
Anhang III: Verwendete Internetquellen
Alle Internetquellen sind auf dem Stand des 25. März 2009.
Rechtsextreme und Rechtsradikale Webseiten als Primärquellen
Burzum (NSBM-Band; engl.)
http://www.burzum.com/
Death in June (Homepage)
http://www.deathinjune.net/
Deutsche Stimme (NPD-Parteiorgan)
http://www.deutsche-stimme.de/
Die Republikaner (Bundespartei)
http://www.rep.de/
Hatestore (Rechtsextremer Online-Versandhandel)
http://www.hatestore.de/
Iut de Asken (NSBM-Fanzine)
http://www.iut-de-asken.de/
Junge Freiheit
http://www.jungefreiheit.de/
Junge Nationaldemokraten Bundesverband
http://www.jn-buvo.de
Junge Nationaldemokraten Erfurt
http://www.jnerfurt.de/
Medienserver der NPD
http://medien.npd.de/
NPD Kreisverband Mittelfranken
http://www.npd-mittelfranken.de/
NPD Kreisverband Weimar
http://www.npd-weimar.de/
NPD Kreisverband Kassel
http://www.npd-kassel.de/
Thiazi (rechtsextremes Online-Forum)
http://forum.thiazi.net/
Verlag und Agentur Werner Symanek (VAWS)
http://www.vaws.de/
We Want War (Weblog)
http://www.wewantwar.blogspot.com/
Wotan-Versand
http://www.wotan-versand.de/
Zentrale Seite des „Nationalen Widerstands“
http://www.widerstand.info
Zundelsite - Seite des Holocaustleugners Zündel
http://www.zundelsite.org/
Journalistische Quellen:
Der Spiegel Online
http://www.spiegel.de/
Der Stern Online
http://www.stern.de/
Deutschlandfunk Online
http://www.dradio.de/dlf/
Der Tagesspiegel
http://www.tagesspiegel.de/
Die Tageszeitung Online
http://www.taz.de/
Norddeutscher Rundfunk Online
http://www1.ndr.de/
Rheinische Post Online
http://www.rp-online.de/
Süddeutsche Zeitung Online
http://www.sueddeutsche.de/
Webservice für Pressemitteilungen
http://pressemitteilung.ws/
Welt Online
http://www.welt.de/
Internetportal der WAZ-Mediengruppe
http://www.derwesten.de/
166
167 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Öffentliche Einrichtungen des Bundes oder der Länder:
Bundesamt für Verfassungsschutz
http://www.verfassungsschutz.de/
Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien
http://www.bundespruefstelle.de/
Bundeszentrale für politische Bildung:
http://www.bpb.de/
Brandenburgische Zentrale für politische Bildung:
http://www.politische-bildung-brandenburg.de
Deutscher Bundestag
http://www.bundestag.de/
Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
http://www.diss-duisburg.de/
Jugendschutz.net
http://www.jugendschutz.net/
Jugendszenen.com – Projekt der TU Dortmund
http://www.jugendszenen.com/
Landtag Schleswig-Holstein
http://www.landtag.ltsh.de/
Lehrstuhl für Soziologie an der TU Dortmund
http://www.hitzler-soziologie.de/
Lehrstuhl für populäre Musik an der HU Berlin
http://www2.hu-berlin.de/fpm/
Statistisches Landesamt Sachsen
http://www.statistik.sachsen.de/
Initiativen und Arbeitsstellen gegen Rechtsextremismus:
Antifaschistisches Infoblatt
http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/
Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum
http://www.apabiz.de/
Arbeitsstelle Neonazismus an der FH Düsseldorf
http://www.arbeitsstelle-neonazismus.de/
Netz gegen Nazis
http://www.netz-gegen-nazis.de/
NPD-Blog
http://npd-blog.info/
Projekt „Aktiv gegen Rechts“
http://www.aktiv-gegen-rechts.net/
Turn it Down
http://www.turnitdown.de/
Sonstiges:
Bund der Vertriebenen
http://www.bund-der-vertriebenen.de/
Die LINKE Hamburg (Archiv)
http://archiv.linkspartei-hamburg.de/
Düsseldorf Blog
http://www.duesseldorf-blog.de/
Friedrich Ebert Stiftung
http://www.fes.de/
Heimdallr (Neofolk-Online-Magazin)
http://www.heimdallr.ezwww.ch/
Last.fm
http://www.last.fm/
Meyers Lexikon Online
http://lexikon.meyers.de/
Österreichisches Parlament
http://www.parlament.gv.at/
Schwedische Charts
http://www.swedishcharts.com/
The Pirate Bay (Torrentseite)
http://thepiratebay.org/
Verein für solidarische Perspektiven
http://www.vsp-vernetzt.de/
Werbepsychologie Online
http://www.werbepsychologie-online.de/
YouTube
http://www.youtube.com/
Anhang IV: Verwendete Rechtsrock-Titel
Beispiel Interpret
Titel
Album
Seite
01
Absurd
Germanien über alles
Asgardsrei
170
02
Absurd
Pesttanz
Facta Loquuntur
171
03
Absurd
Werwolf
Der fünfzehnjährige Krieg
172
04
Ad Hominem
Auschwitz Rules
Planet ZOG – The End
173
05
ADF
Skinhead
Nur für Euch
174
06
Agitator
Wehrsporttussi
Die Straßen Frei
175
07
Arische Jugend
Endlösung
Juda Raus!
176
08
Arische Jugend
Unter dem Davidstern
Jada Raus!
177
09
Asatru
Nazis
Asatru
178
10
Aufmarsch
Kinderschänder
Kinderschänder
179
11
Blue Eyed Devils
Final Solution
Murder Squad
180
12
Böhse Onkelz
Türkenfotze / Türken raus
n/a
13
Carpe Diem
Europa–Jugend–Revolution Carpe Diem 2006
182
14
Darkwood
Lied am Feuer
Nordwendfeuer
183
15
Death in June
Rose Clouds of Holocaust
Rose Clouds of Holocaust
184
16
Deutsch-Stolz-Treu (DST)
86a
Deutsches Volk erwache
185
17
Faktor Widerstand
Julien
Wir sind dabei
186
18
Faktor Widerstand
Tote Zeugen im Wind
Wir sind dabei
187
19
Frank Rennicke
Das Indizierungslied
Trotz Alledem
188
20
Frank Rennicke
Mein Vaterhaus
Lieder gegen die Zensur (Sehnsucht)
190
21
Gestapo
Kanakenstaat
Heil dem Führer
191
22
Halgadom
Neuer Adel
Sturmwoge
192
23
Halgadom
Wenn Sonnenräder Leuchten Sein und Werden
193
24
Hauptkampflinie (HKL)
86a
Live in Dortmund
194
25
Jan-Peter
Der letzte Countdown
Menschlichkeit entartet – Gerechtigkeit Bankrott 195
26
Jan-Peter
Im Zwielicht der Propaganda Menschlichkeit entartet – Gerechtigkeit Bankrott 196
181
27
Jörg Hähnel
Der Kampf ums Ganze
Da heißt es stehn ganz unverzagt
197
28
Julfeuer
Was hat er getan?
Deutschland Steh auf (Sampler)
198
29
Kommando Freisler
Das Giftgas
Geheime Reichssache
199
30
Kommando Freisler
Echte Skinheads
Geheime Reichssache
201
31
Kommando Freisler
In Belsen
Geheime Reichssache
202
32
Kommando Freisler
Judenschwein
Geheime Reichssache
203
33
Kraftschlag
S.H.A.R.P.
Festung Europa
204
34
Kraftschlag
Skinhead
Trotz Verbot nicht Tot
205
35
Kraftschlag Solo
Komm, schließ dich uns an
Weisse Musik II
206
36
Kreuzfeuer
Komm zu uns
Zurück um zu verletzen
207
37
Kristallnacht
Kristallnacht
Of Elitism and War
208
38
Landser
Döner-Skins
Deutsche Wut – Rock gegen Oben
209
39
Landser
K.P.S.
Republik der Strolche
210
40
Landser
Lenker der Schlachten
Ran an den Feind
211
41
Landser
Polacken-Tango
212
42
Landser
Rebell
213
43
Landser
Reichskoloniallied
Ran an den Feind
214
44
Landser
Schlagt sie tot
Das Reich kommt wieder
215
168
169 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel Interpret
Titel
Album
Seite
45
Sturmführer
216
Landser
46
Landser
Verkauft und Verraten
217
47
Landser
Volk ans Gewehr
Ran an den Feind
218
48
Landser
Walvater Wotan
Das Reich kommt wieder
219
49
Landser
Zigeunerpack
220
50
Lokis Horden
Eine starke Hand
Eine starke Hand
221
51
Lokis Horden
Rennees
Eine starke Hand
222
52
Nahkampf
Horst-Wessel-Lied
Kämpfen wir wie sie
223
53
Noie Werte
Antiglobalisierung
Zwanzig
224
54
Noie Werte
Sohn aus Heldenland
Sohn aus Heldenland
225
55
Nordfront
Kinderschänder
Werft sie raus!
226
56
Nordfront
Warum?
Argonnenwald
227
57
Oidoxie
Was ist aus dir geworden?
Kann denn Glatze Sünde sein
228
58
Panzerfaust
An die Macht
Herz des Reiches
229
59
Reichswehr
Verräter II
Irgendwann einmal
230
60
Ruhr-GE-Beat
Hier bin ich geboren
Mein Schalke
231
61
Saccara
Die Kugel nicht wert
Weltvergifter
232
62
Schutt & Asche
Keine Gnade
Alles in Schutt & Asche
233
63
Sleipnir
Alles für das Vaterland?!?
Ein Teil von mir
234
64
Sleipnir
Bomber über Dresden
Kriegsverbrechen
235
65
Sleipnir
Die Antwort fliegt m.d. Wind Kriegsverbrechen
236
66
Sleipnir
Jounalist
Exitus (bis ganz Europa fällt)
237
67
Sleipnir
Odin statt Jesus
Wunderbare Jahre
238
68
Sleipnir
Wunderbare Jahre
Wunderbare Jahre
239
69
Sol Invictus
Death to the West
Death to the West
240
70
Soldiers of Freedom
Alte Deutsche Farben
White Rock rockst he World
241
71
Stahlgewitter
Schwarze Division
Germania
242
72
Stahlgewitter
Sommer in Sebnitz
Politischer Soldat
243
73
Stahlgewitter
Sie fürchten unser Wort
Politischer Soldat
244
74
Stahlgewitter
V-Mann
Politischer Soldat
245
75
Stahlgewitter
Zurück zu unsren Traditionen Politischer Soldat
246
76
Standarte
Alibaba
Deutschland den Deutschen
247
77
Straftat
Hail C18
Hail C18
249
78
Sturm 18
Demokratendiktatur
Komm zu uns
250
79
Vikingblood
Volk ans Gewehr
Blutes Klagen
251
80
Von Thronstahl
Schuld tötet
Bellum, Sacrum Bellum!?
252
81
Von Thronstahl
Wider die Masse
Leni Riefenstahl Tribute II (VAWS-Sampler)
253
82
Weisse Wölfe
Falsche Freunde
Jahrzehnte der Dekadenz
254
83
Weisse Wölfe
Hail C18
Weisse Wut
255
84
Weisse Wölfe
Ruhm und Ehre
Weisse Wut
256
85
Weisse Wölfe
Schmuddel-Punk
Jahrzehnte der Dekadenz
257
86
Weisse Wölfe
Unsere Antwort
Weisse Wut
258
87
Wölfe Solo
BPjM
Die Würfel sind gefallen
259
88
Zillertaler Türkenjäger
1001 Nacht
12 doitsche Stimmungshits
260
89
Eiermann
261
90
Er ist ein Mohr (Käpt’n Mola) 12 doitsche Stimmungshits
262
91
Kreuzberger Nächte
263
Beispiel‐Nr.: 01 Band: Absurd Album: Asgardsrei Titel: Germanien über alles Titelnummer: 07 Länge: 10:13 Ein Adler auf dem schwarzen Schild, das Schwert fest in der Hand, steht ein jeder von uns Kriegern stolz, für unser Heimatland. Ein feurig dräuend Sonnenrad weist den Weg uns in die Schlacht, die Raben eilen uns voraus durch die dunkle Heidennacht. In den Divisionen "Wiking" und "Nordland" waren geeint, uns're Ahnen unerschütterlich, für das Reich gegen den Feind. Ihre Ehre die hieß Treue, in den Adern floss ein Blut und ihr Heldentum soll leiten uns und stets härten unsren Mut. Großgermanien seit Äonen schon, von Ost bis Engeland, von der Arktis, vom Eismeer, bis zum südlichen Alpenrand. Eine einig Volk, ein Glaube an uralte Heidenmacht, an die Raben, an den Hammer, an den Sieg in jeder Schlacht! Ein Volk ‐ ein Glaube ‐ uraltes Heidentum, Germanien über alles ‐ für alle Zeiten nun! Germanien über alles! Ein Blut fließt in unseren Adern, unverfremdet und rein, uns're Freundschaft, uns're Bruderschaft soll von ew'ger Dauer sein. Allvater wacht und waltet in Asgard über uns all, finden wir den Tod im Kampfe, tragen die Walküren uns nach Walhall! Donner brüllt wild über uns, gleich den Ahnen stürmen wir. Für die Heimat, für die Bruderschaft, für die Treue ‐ unsere Zier. Mit Runenzauber neu gestärkt stehen wir im Weltenbrand, und das Feindheer, das den Krieg erklärt, wird zerschlagen mit starker Hand. Hat der Grund das Blut getrunken erst und der Rauch hat sich gelegt, strahlt das Heimatland in neuem Glanz, ist der Feind hinfortgefegt. Ein Heil dem Sieg, dem kalten Stahl, Germaniens edler Wehr, auf ewig steht in Bruderschaft unser großgermanisches Heer! Ein Volk ‐ ein Glaube ‐ uraltes Heidentum, Germanien über alles ‐ für alle Zeiten nun! Germanien über alles! Ja! Norsk Arsik World is coming. In Ewig. Hail! 170
171 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 02 Band: Absurd Album: Facta Loquuntur Titel: Pesttanz Titelnummer: 03 Länge: 2:45 Widerstehend der Ärzte Kunst, nutzend jetzt der Stunde Gunst Was da atmet muss nun sterben, dass die Welt gereinigt werde! Mordend Juden und Christenheit, lüstern, voller Grausamkeit Massengräber füllen sich, holde Pest, wir grüßen dich! Refrain: Und in toter Augen Glanz tanzen wir den Totentanz Massengräber füllen sich… Holde Pest, wir grüßen dich! Schwarzer Tod, willkommner Gast, nimm, die du erkoren hast. Unheilbar, dem Grab geweiht, wird der Mensch vom Leben befreit! Sieh, wir danken feiernd dir, tanzen auf den Gräbern hier. Sterbende, sie quälen sich, holde Pest, wir grüßen dich! Refrain 3x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 03 Band: Absurd Album: Der fünfzehnjährige Krieg Titel: Werwolf Titelnummer: 08 Länge: 2:35 Wenn der Vollmond scheint in finstrer Nacht hör ich wie die Wälder klingen. Wenn der Tod, über den Gräbern wacht, hör ich die Nachtgeschöpfe schon singen! Niemand weiß wer ich wirklich bin. Niemand hält das Böse auf. Niemand weiß, dass ich ein Werwolf bin und das Grauen nimmt seinen Lauf! Blut und Tote über all dem Land. Keine weiße Macht kann mich bezwingen. Eine schwarze Klauenpfote formt sich aus meiner Hand. Ihr könnt meinem Blutdurst nicht entrinnen! Ich stille meine Gier mit Menschenfleisch mit Zyklon B, mit Gift und Blut. Willst du mich, so komm in mein Reich. Deine Eingeweide schmecken sicher gut! Im Wald hört niemand der Opfer Schrei. Wieder ist die grausge Tat vollbracht. Des Toten letzte Worte waren: "Gott steh mir bei" und der Vollmond scheint in blutiger Nacht! 172
173 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 04 Ad Hominem Planet ZOG – The Ende Auschwitz Rules 03 2:42 Crowded like animals ‐ you’re the waste of existence! Doomed to ignorance ‐ you’ll disappear in shame and pain! The spectre of Auschwitz is hauting your minds it didn’t forgot you were born to suffer and we, ruling over your insipid lives! We’ll raise our weapons and you will return to the past! The proof of your decay, Auschwitz didn’t go away You will know the agony of your carnal hypocrisy! Burn in the flames of hatred, be forgotten in the sphere of silence Forever now you will be nothing but an empty page of history! Auschwitz rules over the torah! Auschwitz rules over the coran! Auschwitz rules over the bible! Auschwitz rules over you bastards! Auschwitz rules, Auschwitz rules, Auschwitz rules, Auschwitz rules Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 05 Band: ADF Album: Nur für Euch Titel: Skinhead Titelnummer: 06 Länge: 4:16 In einem Land, in dem man nur noch lebt, für Asylanten zur Arbeit geht. Ist die einzige Abwechslung, die es noch gibt, das allabendliche Partyglück. Jeder Punk lebt wie ein Uhrwerk, von einem Idioten programmiert, es gibt keinen der sich dagegen wert, nur ein paar Skins, die sind frustriert. Wenn am Himmel die Sonne untergeht, dann beginnt für uns Jungs der Tag, in Kampfverbänden sammeln wir uns und machen auf euch Rote jagt. Refrain: Hey, hey, hey, hier komm‘ Skinheads, Skinheads, Skinheads, die Straße frei für unsre Keilerei, heyheyhey, hier komm‘ Skinheads, Skinheads, Skinheads, die Straße frei für ein kleines bißchen Keilerei! Auf dem Feldzug gegen die Rotfront und die scheinbar bessere Welt, lernen wir schon die Zerstörung ‐ hahaha, den Haß und die Brutalität. Erst wenn wir unsre Opfer leiden sehn, spüren wir Befriedigung, es gibt nichts was uns jetzt noch aufhält, Kampf bis der letzte von uns fällt. 2x Refrain Gegen euch und eure Ordnung, gegen Schranken, euer scheiß System und die deutschen Skinheads erwachen, werden geschlossen auf der Straße stehen. Ein Mob aus Haß und Stahl, wie die Welt zuvor noch nie gesehen und die Hafenstraße wird brennen und nun endlich untergehen. He, he, he, ihr seid Linke, Linke, Linke, nur noch Abschaum, traurig anzuschauen, he, he, he, ihr seid Linke, Linke, Linke, nur noch Abschaum, traurig anzuschauen. 174
175 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 06 Band: Agitator Album: Die Straßen Frei Titel: Wehrsporttussi Titelnummer: 09 Länge: 3:33 Ich kannte mal ein Mädel, wie eine Warze so beliebt Doch sie nutzt zu aller Übel, ihre Führungsqualität! Ihre Einheit ist gefürchtet, keine ist so gut trainiert, keine ist so gut gerüstet, falls einmal was passiert! Refrain: Das ist die süße Puppe von der Wehrsporttruppe, sie war stark emanzipiert Das ist die süße Puppe von der Wehrsporttruppe, die keine Schlacht verliert! 80 Meilen durch die Wüste, mit 60 Kilo Marschgepäck, kein Tropfen Wasser für die Mannschaft, wer zu schwach istder verreckt! Vier Wochen Biwak in der Arktis, ohne Schlafsack, ohne Zelt Zu Fressen gab's nur Fisch und Eisbär, sie ist ne Frau von Welt! Refrain 2x Sie kriecht durch Schützengräben, durch Schlamm und Stacheldraht Eine menschliche Kampfmaschine, ein Zerstörungsapparat! Sie schießt wie keiner mit Gewehren, kämpft mit dem Bajonett Viele haben es versucht, doch keiner kriegt sie ins Bett! Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 07 Band: Arische Jugend Album: Juda Raus! Titel: Endlösung Titelnummer: 11 Länge: 1:32 Ein Skin geht durch den Wald, ein Skin geht durch den Wald, ein Skin geht durch den deutschen Wald, dort macht er alle Juden kalt, ein Skin geht durch den Wald. Als Arier geboren, zum Stolz sein auserkoren, hält er die Fahne hoch empor, der er einst die Treue schwor. Der er einst Treue schwor. Jud Süß schaufelt sein Grab, dann knallt der Skin ihn ab. Das soll ihm eine Lehre sein, er wird die Lügen ´mer raus schrei‘n, denn tot ist nun das Judenschwein. Doch kann der Skin nicht ruh’n, es gibt noch viel zu tun. Denn da steht schon das nächste Pack, es ist die Armee des Kanak‘, auch ihm geht’s an den Sack. So wird’s wohl ewig sein, die Heimat nie mehr rein. Doch wir scheißen auf die Ewigkeit, es zählen die Taten dieser Zeit, wir steh’n zum Kampf bereit. 176
177 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 08 Band: Arische Jugend Album: Juda Raus! Titel: Unter dem Davidstern Titelnummer: 02 Länge: 2:36 Unter dem Davidstern im fernen Israel wo der Jude seine Heimat fand raubt und mordet er wieder mal gern gierigen Blicks aufs Palästinenserland Refrain: Unter dem Davidstern mordet er gern, unter dem Davidstern raubt er gern, unter dem Davidstern lügt er gern doch unterm Hakenkreuz im Fackelschein wird er bald eine stinkende Leiche sein In Deutschland unter ihrem Chef Spiegel berät schon seit Jahren ihr Zentralrat wie man das Reich denn noch mehr knechten könne und wie umzusetzen diesen Wunsch in die Tat Juden der Welt kommt zurück ins Reich denn diesmal werden eure Lügen wahr wir sind schon fleißig am Aufbau von Auschwitz, Buchenwald und Triblinka Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 09 Band: Asatru Album: Asatru Titel: Nazis Titelnummer: 04 Länge: 2:37 Der Täter, der war schon erkannt, da hatte es noch nicht gebrannt. Und als die erste Flamme zuckte, man schon in der Zeitung druckte. Das waren Nazis, das waren die Nazis, die bösen Nazis. Das waren die Nazis Den Grund zu suchen, war keiner bereit, der Täter war ja da, man sparte sich die Zeit. Die Welt in Ordnung und schön wie nie, und wenn mal was passiert, dann waren es halt... Nazis, das waren die Nazis, die bösen Nazis. Das waren die Nazis Achtundachtzig Grad und Schwarze Sonne satt, im Bad von Sebnitz, wo es keiner gesehen hat. Doch einen Zeugen, den gab es wohl doch, es wiedermal nach einer Schlagzeile roch. Das waren Nazis, das waren die Nazis, die bösen Nazis. Das waren die Nazis Und wie der Lauf der Dinge ist, das Vorurteil die Wahrheit frisst. Wenn´s brennt, hört man die Leute schreien, dass können nur die gewesen sein. Das waren Nazis, das waren die Nazis, die bösen Nazis. Das waren die Nazis 178
179 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 10 Band: Aufmarsch Album: Kinderschänder Titel: Titelnummer: Länge: Ein kleines Mädchen auf der Straße spielt, es ist fröhlich und glücklich, es das Leben liebt, doch dort im Dunkel eine finstere Gestalt, es ist zu spät! Es wird kalt. Mit gierigen Blicken geht er auf sie zu, er hat es vollbracht. Er hat eine junge Seele um ihr Leben gebracht. Doch wie viel Leid er damit angerichtet, was er tat, war ihm nicht klar. Ein Kinderschänder ohne Skrupel, sein Hirn ist leer und Gedanken sind rar. Kinderschänder, ihr seid das Letzte! Für euch gelten bald andere Gesetze. Lebenslänglich ist für euch noch zu wenig. Denn nach 15 Jahren geht ihr wieder auf die Jagd. Ein Riesenhaufen Abschaum im Land. Eure Abartigkeit haben wir schon erkannt. Anwälte labern von Therapie doch wirklich heilen kann man die Typen nie. Einen auf krank machen sie vor Gericht und später in der Zelle – das Lächeln im Gesicht! Sie labern von Resozialisierung und von psychisch geheilt, und dann lasst ihr sie wieder los – auf die Menschheit. Doch all dies werden wir nicht zulassen, auf immer und ewig euch Kinderschänder hassen! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 11 Band: Blue Eyed Devils Album: Murder Squad Titel: The Final Solution Titelnummer: 02 Länge: 2:55 So now it’s early in the Second World War Arise the question of the Jewish hordes For years they invaded and raped your land Too much power in the Zionists hand Time for a plan that is bold and brave That’ll send every foe to his grave Rid the Reich of all its pollution To the Jewish question it is the Final Solution Refrain: Too many problems, too many lies Too much of what you despise Implement the only plan Eradicate the so called chosen man During German nights and days Adolf Eichmann would lead the way For the cause of White salvation Victory, for our race and nation The plan has started, no turning back From the entire world, you’re under attack A New World Order for the Aryan man Regain control of the European lands Refrain The Final Solution! The Final Solution! The Final Solution! White revolution! You knew what must be done If the war was to be won Only a few could really see You would set our race free From our mortal enemies Sieg Heil! 180
181 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 12 Band: Böhse Onkelz Titel: Türken raus / Türkenfotze Länge: 3:17 Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, alle Türken müssen raus! Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wegrasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze! Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wegrasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze! Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze nicht rasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze! Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wasweißich, Türkenfotze lachen, Türkenfotze! Refrain: Türkenpack, Türkenpack, raus aus unserm Land! Geht zurück nach Ankara, denn Ihr macht mich krank! Nadelstreifenanzug, Plastiktütenträger, Altkleidersammler und Bazillenträger! Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wegrasiert, Türken raus, Türken raus, alle Türken müssen raus. Türken raus, Alle raus, Türken raus, Alle raus, Türken raus, Alle raus, alle Türken müssen raus. Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wegrasiert, Türken raus, Türken raus, Türken raus. Türkenpack, Türkenpack, raus, raus, raus Türken raus, Türken raus, Türken raus Refrain Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze ! Türken raus, Türken raus, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wegrasiert, Türkenfotze ! Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze wegrasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze ! Türkenpack, Türkenpack, Türken raus, Türken raus, Türkenpack, Türken raus, Türken raus ! Refrain Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze unrasiert, Türkenfotze ! Türkenfotze, Türkenfotze, Türkenfotze, Türkenfotze, Türkenfotze ! Türkenfotze raus, Türkenfotze, Türkenfotze, raus du alte Schlampe! Türkenfotze, Türkenfotze, raus, raus, raus ! Türkenfotze ! Refrain Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus ! Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, Türken raus, alle Türken müssen raus. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 13 Band: Carpe Diem Album: Carpe Diem 2006 (zuvor auf der Schulhof‐CD „Schnauze Voll?“ veröffentlicht) Titel: Europa – Jugend – Revolution Titelnummer: 01 Länge: 5:26 Ich schließe meine Augen und lass die Gedanken ziehen, und denk an das Erbe Europas und was uns davon blieb, den Traum von Frieden und Einigkeit unter einer Flagge gebracht, doch darauf die falschen Zeichen und dahinter die falsche Macht. Einer Macht der das Geld gehört, seit viel zu langer zeit eine Macht die Konflikte schürt – gemeinsam machen wir uns frei Refrain: Europa – Jugend – Revolution Europa – Jugend – Revolution für Profit und ihren Herrschaftsplan haben sie die Völker verkauft, unsere Väter aufeinander losgehetzt und ihre Loyalität missbraucht, Hinter Humanität und Scheinmoral verstecken sie ihr wahres Gesicht, doch wir sehen wer hinter den Kulissen steht; ihr führt uns nicht mehr hinters Licht. Wir brechen die Barrieren dieser versteckten Tyrannei und die ketten aller Bruderkriege; gemeinsam machen wir uns frei Refrain Wir öffnen unsere Augen für eine Zeit in der uns nichts mehr trennt, wir Völker Europas schreien´s heraus: die Parole dieses Kontinents Refrain Globalisierung, Kapital, Multikultur, Werteverfall, Liberalismus, neue Weltordnung, Kriege für den Frieden, Zerstörung aller völkischen Prinzipien und dem Naturgesetz, doch ich steh im Geiste, der sich diesem widersetzt. Ein lauter ruf hallt durch jede Nation, Europas Jugend schreit nach: Revolution! Revolution! Revolution! Revolution! Revolution! Refrain 2x 182
183 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 14 Band: Darkwood Album: Nordwendfeuer Titel: Lied am Feuer Titelnummer: 02 Länge: 4:09 Wo ist noch das Rauschen der Wälder Von fremden Klängen ganz rein? Wo hört man das Raunen der Quelle Ist Leben mehr Sein als Schein? Refrain: In diesem Land In diesem Land Wir wissen uns unter Sternen Wir liegen hier einsam im Feld Was kümmert uns Gestern und Morgen? Wir haben weder Gut noch Geld Refrain In die Einsamkeit wir entrinnen Entfliehen der Märkte Geschrei Entfliehen der Geißel der Mauer Denn hier ‐ nur da sind wir frei Refrain Die Scheite sind nun entzündet Gefährten stehen im Kreis Es wehet der Atem des Feuers Und Herzen brennen so heiß Wir leben unter der Sonne Wir liegen hier einsam im Feld Wir ziehen mit loderndem Herzen Durch eine flammende Welt Refrain Noch gibt es dies Land nur im Geiste Doch stehen wir wachsam bereit Am Feuer erklingen die Lieder Für eine bessere Zeit Refrain Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 15 Death in June Rose Clouds of Holocaust Rose Clouds of Holocaust 09 3:17 Rose clouds of holocaust Rose clouds of lies Rose clouds of bitter Bitter, bitter lies And, when the angels of ignorance Fall down from your eyes Rose clouds of holocaust Rose clouds of lies Rose clouds of twilight truth Rose clouds of night Rose clouds of harvested Love, all alight When the ashes of life Fall down from the skies Rose clouds of holocaust Rose clouds of lies And festivals end As festivals must From the hooded crows of Rome To the falcons of Zagreb Oh, mother victim of Jesus Lie down in Sydney's dust For, festivals end As festivals must Rose clouds of holocaust Rose clouds of lies Rose clouds of bitter Bitter, bitter lies And, when the angels of ignorance Fall down from our eyes Rose clouds of holocaust Rose clouds of lies Refrain 6x Rose clouds of holocaust Rose clouds of lies 184
185 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 16 Band: Deutsch‐Stolz‐Treu (DST) Album: Deutsches Volk Erwache Titel: 86a Titelnummer: 03 Länge: 4:11 Wiedermal ein Skin vor Gericht, ein Patriot, ein Nationalist. Ein Deutscher wollte seine Meinung sagen, oder hat die falsche Kleidung getragen. Er zeigte seine Fahne, ein Tattoo, trotz der Anklage steht er dazu. Refrain Die Zionisten in der Regierung wollen nur das Eine ‐ unsre Zerstörung. Ihr Zauberwort heißt 86a, doch eines ist sicher, es kommt unser Tag! Die Listen der Verbote sind ellenlang, alles was mal gut war ist schlecht, macht krank Unsre Großväter trugen ihre Zeichen, brauchten nichts verstecken wie unser Gleichen. Selbst die Lieder dieser schönen Zeit darf man nicht mehr singen, das geht zu weit. Refrain Die Zionisten an den Gerichten, im Namen des Volkes wollen sie uns richten. Doch wir sind das Volk, werden uns erheben, unsre Kinder werden eine bessere Zeit erleben. Wir werden uns befreien von der Tyrannei, Tod dem ZOG ‐ Deutschland wird frei. Refrain Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 17 Faktor Widerstand Wir sind dabei Tote Zeugen im Wind 09 4:29 Man hörte von draußen ängstlich Wimmernde schreien und man brachte fünf kleine Seelen herein. Dann knallte man sie mit den Rücken auf den angefrorenen Tisch, ein Bolschewik schrie, seht her das Fleisch ist frisch. Sie bettelten um Gnade, um einen raschen Tod, sie schrien den Namen ihrer Mütter in ihrer Todesnot. In ihrer Todesnot. Refrain: Man hat noch nie einen Menschen verzweifelter schein hören, wie diese Mädchen in dieser Nacht, wie dieses Kind. Man hat sie geschändet, verstümmelt, missbraucht. Zu zigtausenden und ihre Asche im Wind. Und ihre Asche im Wind. Und immer und immer wieder wurden Mädchen hereingebracht, dieser Horror dauerte die ganze gottverdammte Nacht. Oder ob man der einen in den Unterleib schoss oder sie eiskalt mit Benzin übergoss. Sie wurden vergewaltigt von über 20 Mann, man fragt sich noch heut, wie das so ein kleiner Körper nur aushalten kann. Wie er es aushalten kann? Refrain Doch das allerschlimmste war, keiner verlor bei der Schändung die Besinnung. Bei vollem Bewusstsein erlebten die Mädchen ihre sogenannte Befreiung. Und das Blut durchtränkte den eisigen Boden. Mit über 2000 Mädchen wurde das bei Neustettin gemacht. Wurde das gemacht. Refrain Eure Herzen aus Stein, euch interessiert das heute nicht. Keiner will‘s gesehen oder gewusst haben, in den Geschichtsbüchern findet‘s man heut nicht. Warum hat man das getan, wieso und warum? Warum hat man das getan, warum und wieso? Warum und wieso? Refrain 186
187 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 18 Band: Faktor Widerstand Album: Wir sind dabei Titel: Julien Titelnummer: 06 Länge: 4:59 Ich sing ein Lied für Julien, nur für dich allein. Ich sing ein Lied für Julien, um ganz nah bei dir zu sein. Leuchtende Kinderaugen, ein Lachen das nur du vollbringst. Kuschelmomente, Lieder die nur du so singst. Jeden Morgen kommst du zu mir ins Bett. Jeden Abend die gleiche Geschichte, die dich zur Ruhe kommen lässt. Und plötzlich Schmerz in mir, das ich glaub, mein Herz zerspringt. Eine totale Leere, keiner mehr da, der deine Lieder singt. Dein leeres Zimmer, dein Bett gemacht. Ich hab dich verloren, man hat dich umgebracht. Ein lauter Schrei in die Stille, verstehen werd ich es nie. Ein tiefer Schmerz in mir und verursacht durch ihn. Komm gib mir meinen Julien, komm gib ihn mir zurück. Ich kann nicht leben ohne ihn, ich glaub ich werd verrückt. Dann im Gerichtssaal ich in deine kalten Augen seh‘, Und dein hämisches Grinsen tut mir doppelt so weh. Was hat mein Julien, was hat er dir getan? Dass du ihn getötet hast in deinem kranken Wahn. Als nach Tagen das Urteil verkündet, Stille im Saal. Das alles durchzustehen, für mich eine einzige Qual. Dein Doktor schreibt, dir ging es nicht gut. Du musst nur in eine Klinik und in mir kalte Wut. Ist das Gerechtigkeit für das Leben von meinem Sohn? Ich schrei den Richter an, hey war‘s das denn wirklich schon? Ich wünsch dir die Hölle auf Erden schrie ich, dann still. Das ist es, was ich für solche Typen will. Ich sing ein Lied für Julien, Stuart, Sonja, Tom und Aik. Ein Lied für Dennis und Ulrike, denn es ist an der Zeit. Ich geb euch Mitschuld ihr Psychologen, Richter, ihr die Obrigkeit. Greift doch viel härter durch, denn es ist an der Zeit. Ich sing ein Lied für Julien, nur für dich allein. Ich sing ein Lied für Julien, um ganz nah bei dir zu sein. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 19 Band: Frank Rennicke Album: Trotz Alledem Titel: Das Indizierungslied Titelnummer: 07 Länge: 6:18 Im „Freiesten Rechtsstaat", der uns je beschert, ist alles erlaubt, fast nichts wird verwehrt. Und sind die Programme in all den Fernsehglotzen, der Stumpfsinn der Presse rundum auch zum Kotzen! Hier kann jeder seinen Unsinn verbreiten niemand ist da, wird dagegen einschreiten. Ob nackte Busen, ob Knacke‐, Schwabbelpo gewiss denken Minister, das macht die Jugend froh! Refrain Wir leben nun mal in der wunderbaren BRD hier ist alles frei, doch längst nicht mehr o.k.! Da gibt es zum Schutz der Jugend eine Bundesprüfstell' die mauschelt vor sich hin und fühlt sich ziemlich hell! Das Gewerbe, meint der Gesetzgeber, ist frei, darum sind die vom ältesten auch sehr schnell dabei. Ob Horror, ob Porno, das ist doch einerlei – der Mensch, der ist mündig ‐ drum zeigt man alles frei! Zensur, sagt das Gesetz, sie wird nicht geübt – bei uns kann jeder, vom Staate ungetrübt, frei seine Meinung bilden aus allen Sachen, damit ganz Bestimmte wieder richtig Kasse machen! Refrain Den Staat stört es nicht, daß vielerlei Mist, sowie Schund und Unrat darunter wohl ist. Es stört ihn auch wenig, wenn linke Banausen, des deutschen Volkes Würde schamlos zerzausen. Wen kümmert es schon, wenn in allen Zeitungsläden, auf allen TVs Sex und Crime sind zugegen?! Der Schutz der Jugend ist dann einerlei man sagt, dass dies der Preis der Freiheit sei! Refrain Nur etliche Bücher sind ganz ungeniert, dem Leser entzogen, man sagt hier „indiziert". Das heißt nicht „verboten", und ist doch ziemlich gleich, von Flensburg bis Passau im ach so freien „Reich". Erscheint mal irgendwo ein aufrechtes Buch, das trifft es sehr schnell dann trifft es sehr schnell des Zensors Fluch. 'Ne Behörde stellt 'nen Antrag ‐ so einfach geht das hier 188
189 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen dann tagt das Gremium ‐ alles and're ist Papier! Refrain Autor und Verlag können's drehen wie sie wollen, ihr Buch ist ganz einfach im Handel „verschollen". Ab 18 noch käuflich, doch nur unterm Ladentisch – ein Hinweis ist verboten ‐ alles and're findet sich. Und weist mal ein Buchhändler ‐ noch nicht ganz „in", in seinem Prospekt auf ein solches Buch hin, dann packt ihn der Staatsanwalt ruck‐zuck am Kragen denn was hier indiziert ist, darf der Händler nicht sagen! Refrain Und wenn hier ein Sänger aus voller Brust singt, was ihm hierzulande ‐ und auch anderen stinkt, bekommt er knallhart ein Auftrittsverbot – und lebt er vom Singen ‐ gerät er halt in Not! CDs und Kassetten, die Arbeit von Jahren, sind Müll durch das Bonner Indizierungsverfahren. Rechtsstaat, Rechtsstaat, wie bist du wundervoll – keiner kann hier hören, was er nicht hören soll! Refrain Zum „Freiesten Rechtsstaat" hat man dies' erklärt, doch der hat's nicht gerne, wenn der Bürger erfährt, daß das Gebilde vom Parteienstaat ‐ die Demokratie kaum zur Grundlage hat! Sie schimpfen auf die Nazis und was die wohl mal taten, und wollen den Rechtsstaat lange schon verraten. Sie klagen an den einen Bücherbrand – heute indiziert man halt im bundesdeutschen Land! Refrain Und doch bricht die Wahrheit überall ihre Bahn – aufrechte Menschen klagen diese Heuchler an. Trotz Indizierung wird Freiheit wieder sein In Deutschland freies Wort ‐ Inquisation über Bord! Wir lieben nun mal dieses wunderschöne deutsche Land und räumen es bald auf, mit Herz und mit Verstand! Bald dient die Bundesprüfstelle wieder guten Zweck – denn dann bin ich dort Chef ‐ und der Schreck ist dann weg! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 20 Band: Frank Rennicke Album: Lieder gegen die Zensur (Sehnsucht) Titel: Mein Vaterhaus Titelnummer: 02 Länge: 3:56 Dort, am fernen Wolgastrome steht mein deutsches Vaterhaus, wo als Kind ich einst gewohnet, geh'n jetzt Fremde ein und aus. Meine Wiege stand geborgen in dem Haus am Wolgastrand. Mutter trug allein die Sorgen, seitdem Vater war verbannt. Jede Stube, jedes Guckloch in dem Haus war mir bekannt. Auf dem Hof durch manches Schlupfloch bin ich oftmals durchgerannt. Refrain: Es rauscht und strömt in Russlands Weiten, Russland du hast viel gesehn. Uns Wolgadeutsche ließ man schreiten und wortlos dann untergehn. Doch dann kam der Tag des Jammers und man trieb vom Haus uns fort. Jede Wand, in Stub' und Kammer küsst ich weinend, ohne Wort. Als wir aus dem Tore zogen schaut ich mich noch einmal um. Hob ein Stein vom Heimatboden, presste ihn an meinen Mund, traurig gingen wir die Straßen unsrer Heimatstadt entlang. Wo wir Sonntagabend saßen ‐ feierlich beim Glockenklang. Refrain Stromwärts ging dann unsre Reise auf dem Wolgafluß hinaus. Traurig klang die alte Weise: „Grüß noch mal mein Vaterhaus!" Weit verbannt in Taigawäldern, hinter Stacheldraht und Zaun, wenn ich hungrig eingeschlafen ‐ sah ich dieses Haus im Traum. Und ich kann es nicht vergessen, dieses Haus am Wolgastrand, wo die Väter einst gesessen und bebauten dieses Land.... Refrain Schuldlos wurden wir vertrieben ‐ Viele mussten untergehn! Wer am Leben ward' geblieben wollt' zu Fuß nach Deutschland gehen, nach Deutschland gehen. 190
191 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 21 Band: Gestapo Album: Heil dem Führer Titel: Kanakenstaat Titelnummer: 06 Länge: 3:22 Das Deutschland von früher, das gibt es nicht mehr, Kanaken kommen von überall her. Wehrt Euch endlich, sonst ist es zu spät, wir verlieren unsere völkische Identität. Refrain 2x Und aus der Masse hallt es mit Applaus: Deutschland den Deutschen – Ausländer raus! Ob Gastarbeiter, Aussiedler und Asylant, wie sie sich reinschmuggeln ist uninteressant. Ihr untermenschlicher Lebensstil, der ist uns Deutschen schon längst zu viel. Denn ob Kebab, Kreuzberg oder Moschee, deutsche Kultur ist lang ade. Refrain 2x Die multi‐kriminelle Unterwelt, wird beherrscht von dem Kanaken‐Geld. Und das Ende von der Geschicht‘, den deutschen Politiker, den stört das nicht. Refrain 4x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 22 Band: Halgadom Album: Sein und werden Titel: Neuer Adel Titelnummer: 02 Länge: 4:28 Aus trüben Menschenwassern, aus Sümpfen der lahmenden Zeit. Als süßer Tod uns umarmte, verdammt zum letzten Geleit! Aus dem Meer der Toten erhebt sich ein Wille, ein Glaube, ein Ruf Ich weihe mein Schwert dem Gotte, der von uns löst den Fluch! Als Heimdalls Söhne stehen wir, auf unserer Heimaterde Und bitte um die Götterkraft, und unser Ahnenerbe! Der Nacht der Dunklen steht's zum Trotz, die Fackel heb' empor Als Feuerglanz uns angestrahlt, Allvater uns erkor! So wie wir im Kreise stehn' vereint durch unseren Willen Erklingt ein Ruf von Norden her, lasst uns die Kriegslust stillen! Denn wachsen wird bald starkes Blut, mit festem Geist und Glaube Und Hoffnung uns beflügeln wird, erheb Dich aus dem Staube! Als Heimdalls Söhne stehen wir, auf unserer Heimaterde Und bitte um die Götterkraft, und unser Ahnenerbe! Der Nacht der Dunklen steht's zum Trotz, die Fackel heb' empor Als Feuerglanz uns angestrahlt, Allvater uns erkor! 192
193 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 23 Band: Halgadom Album: Sein und werden Titel: Wenn Sonnenräder Leuchten Titelnummer: 02 Länge: 6:19 Wenn Sonnenräder leuchten, in strahlend heller Pracht. Der Wille in uns allen, aufs Neue nun entfacht. Wenn Sonnenmenschen schreiten, alles bebt bei unserem Schritt, denn wir erkennen heute, auf uns ruht Allvaters Blick. Als Freie wir geboren, erkennen wir was Recht. Götterglanz in unseren Augen, woll'n Herr sein, niemals Knecht. Das Schicksal ist uns Bruder und Schwester auch zugleich. Und soll'n wir einst vergehen, so stirbt mit uns das Reich. Manch Blut wird weich und geht verloren, doch unseres wir bewahren. Trotzend all dem Niedergang, wir schworen es den Ahnen. Wir sind sie und sie sind wir, durch Kraft der blut'gen Banden. Wie einst die Götter werden wir auf Erden wandeln. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 24 Band: Hauptkampflinie (HKL) Album: Live in Dortmund Titel: 86a Titelnummer: 04 Länge: 3:46 Wir leben in einem Land wie es kein zweites gibt. Patrioten und Nationalisten sind hier nicht beliebt. Parteien werden verboten, Konzerte gesprengt, Partys zerschlagen, Verbote verhängt. Mit Kanonen auf Spatzen schießen, ja das habt ihr gelernt, doch bald kommt unsre Stunde dann werdet ihr entfernt. Noch habt ihr Spitzeldienste, noch werdet ihr beschützt, doch gegen echten Widerstand hat das noch nie genützt. Refrain Es lebe dieser Staat, jeder noch so beschissene Paragraph. Doch wir sind immer noch da, trotz 86a. Wer zwischen allen Fronten in der Hauptkampflinie steht der wird sehr schnell erfahren was für ein rauer Wind dort weht. Egal was man auch macht, es ist ganz einerlei. Die Grünen sind immer dabei. Refrain Eins dürft ihr nicht vergessen wenn ihr uns wie Tiere jagt, auf wehrlose einprügelt, unsere Frauen zusammenschlagt. Wir werden nichts verzeihen, kein einziges Stück. Alles was ihr uns jetzt antut kriegt ihr tausendfach zurück! Refrain 2x 194
195 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 25 Band: Jan‐Peter Album: Menschlichkeit Entartet – Gerechtigkeit Bankrott Titel: Der letzte Countdown Titelnummer: 05 Länge: 2:36 Der letzte Countdown läuft und nun dürft Ihr spekulieren, wie viel Zeit uns wohl noch verbleiben wird. Es bestehen kaum noch Chancen irgendwas zu kompensieren. Haltet Euch bereit, wenn Mutter Erde Eure Taten reflektiert. Refrain: Rodet die Wälder, verseucht die Seen verpestet die Luft ‐ Ihr werdet`s schon sehń. Vernichtet Leben, beutet aus, schöpft selbstsüchtig alle Ressourcen aus. Klont Euch Menschen, züchtet Euch Vieh. Glaubt mir, vergeben wird sie Euch nie. Zerstört nur weiter, wo Ihr könnt, bis ihr merkt, dass Euch die Zeit davon rennt. Der globale Zerfall rückt näher im Zuge Eurer Gewinnmaximierung und ihr interveniert wohl nur zum Schein… Unsere Welt kann kaum noch atmen als Folge Eurer scheiß Globalisierung, zählt Eure Tage – es könnten Eure letzten sein! Refrain Egoistisches Fortschritts‐Denken , das den Gegenschlag Mutter Erdes nach sich zieht. Denn Euer sogenannter Fortschritt führt nur durch die Hintertür und in Anbetracht dieser Tatsache ist der Mensch nur ein verachtenswertes Krebsgeschwür. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 26 Band: Jan‐Peter Album: Menschlichkeit Entartet – Gerechtigkeit Bankrott Titel: Im Zwielicht der Propaganda Titelnummer: 04 Länge: 2:50 Im Zwielicht der Propaganda ein Feindbild erschaffen. Auf dem Weg zur Machtausdehnung einer globalen Zwingherrschaft. Über die Kanäle in die Köpfe aller Generationen. Umerziehung – Sklavenzucht – Geistige Haft! Refrain: Die Diktatur des Kapitals kennt keine Freiheit!!! Die Diktatur des Kapitals kennt keine Freiheit!!! Brot und Spiele als Ablenkung für die Völker und die Ostküste beherrscht alle Bühnen dieser Welt. Da ist kein Krieg unnötig und auch kein zweites Perl Harbour, denn das Banken‐Imperium will Geld. Refrain Globalisierung ist der Mantel der Monopolisten, im diktatorischen Staaten‐Einverleibungs‐Wahn. Das alte Spiel funktioniert heute so gut wie eh und je, Ihre letzte Barriere ist nun nur noch der Islam. Refrain 196
197 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 27 Jörg Hähnel Da heißt es stehn ganz unverzagt Der Kämpfer ums Ganze 07 2:54 Wir wissen die Feinde betrogen uns alle mit teuflischer List. Sie haben so lange gelogen, dass Lüge heut Rechtsnorm ist. Refrain: Verweht euer elendes Lügen, mit dem ihr Deutschland verschreckt, wir werden die Erde bald pflügen, die eure Gräber bedeckt. Wir wollen nicht länger verzagen in Ketten, von Feigheit gebannt. Wir wollen die Feinde verjagen. Wir schaffen ein freies Land. Refrain Wir werden die Knechtschaft beenden, wir werden die Heimat befrei‘n. Wir wollen mit eigenen Händen die Rächer der Väter sein. Refrain Man wird uns die Freiheit nicht schenken, wir fürchten nicht Terror noch Trug. Wir rüsten und handeln und denken und wissen seit langem genug. Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 28 Julfeuer Deutschland Steh auf! (Sampler) Was hat er getan? 04 6:12 Sie war grade zehn und lang ist es her. Wann es begann das wusste sie nicht mehr. Sie fühlte die Ohnmacht, fühlte die Pein. Sie war ganz allein. Sie durfte nix sagen, es war ja geheim. Und wenn er ihr weh tat, durfte sie auch nicht schrein. Sie konnt nicht mehr schlafen. Sie sah ihn auf ihr und seine Gier. Refrain 4x Was hat er getan, was hat er getan? was hat er getan! Sie weinte nur leise wenn er wieder verschwand. Warum macht er das, war was sie nie verstand. Alles fing an als wär es ein Spiel. Doch was ist das Ziel? Er roch nach Bier als er nachhause kam. Mutti war grade auf die Arbeit gefahren. Er kam auf die Treppe hinauf zu ihr. "Ich spiel jetzt mit dir." Refrain 8x Sie wollte nicht mehr leiden, keine Schmerzen mehr. Sie fühlte sich hilflos und Tränenleer. Mutti hat ihr von den Engeln erzählt, die keiner quäl. Erst wenn man stirbt kann man ein Engel sein. und auf den Rücken wachsen dann Flügelein. Sie saß nun ganz oben auf der Fensterbank "Nie wieder spielen" rief sie, als sie sprang. Refrain 4x
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199 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 29 Band: Kommando Freisler Album: Geheime Reichssache Titel: Das Giftgas Titelnummer: 06 Länge: 4:45 Ich war mal in der Schule, da fing der Ärger an. Ich lernte ne Geschichte da glaubte ich gar nicht dran. Von 6 Millionen Toten, dass hat mich damals schon gestört. Denn so ne miese Scheiße hatte ich noch nie gehört. Refrain Ja man muss zuerst dass Giftgas in die Kammer füllen. Und um dass ganze einen schicken Schleier hüllen. Mit ner Brause und nem Abfluss, wie ne Dusche sieht dass aus. Und fertig ist der Holocaust. Das ich daran nie geglaubt hab, das ist ja wohl ganz klar. Sowas hört man ja sonst nur aufm türkischen Basar. Ich fragte meinen Lehrer, wie sterben 6 Millionen Mann? Er holt nochmal tief Luft dann fing er an: Refrain Man sagt so tausend Tage dauerte es wohl. Täglich 6000 Tote dank Giftgas Monopol. Dass war ne Menge Leichen, die mussten alle weg. Drum machten sie aus Juden damals Speck. Refrain Dann fing ich an zu forschen, dafür kam ich vor Gericht. Und später ins Gefängnis, doch das störte mich nicht. Ich enttarnte wie sies machten, diese Lügen zu kreieren. Dafür musste ich nur die Lager inspizieren. Refrain Sie bauten viele Öfen doch nach dem Kriege erst. Verrieten unsre Väter zum Willen des Kommerz. Spuckten auf die Gräber mit Soldatengebein. Polierten ihren Heiligenschein. Refrain Sie nahmen ne Menge Leichen, klebten dran nen gelben Stern. Das warn zwar keine Juden aber diese Info ist intern. Davon machten sie dann Fotos und schickten sie in die ganze Welt. Der deutsche war der böse, der Ami war der Held. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Refrain Den Holocaust gabs nie, dass weiß ich heut genau. Drum erzähl ich es auch jedem, jedem Mann und jeder Frau. Die Geschichte wird sich ändern, ja das glaub ich gewiss. Und dann ist endlich Schluss mit dem Beschiss. Ja man muss die Stirne bieten dieser Lügenbrut. Und für die Wahrheit kämpfen, wenns sein muss bis aufs Blut. Und wenn es dann vollbracht, ist unser Volk endlich frei. Und Schluss mit der Judentyrannei. 200
201 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 30 Band: Kommando Freisler Album: Geheime Reichssache Titel: Echte Skinheads Titelnummer: 19 Länge: 3:11 Echte Skinheads sind kahlgeschoren. Echte Skinheads sind in Deutschland geboren. Echte Skinheads sind weiß und stolz. Echte Skins sind hart wie Eichenholz. Echte Skinheads die geh‘n zum Fußball und singen im Suff dann radikale Lieder. Echte Skinheads lieben deutsche Frauen und wollen ständig nur die Punks verhauen. Refrain 2x: Durstige Skinheads so wie wir. Durstige Skinheads trinken deutsches Bier. Echte Skinheads wollen nur das eine. Sie wollen den Renees zwischen ihre Beine. Echte Skinheads geh‘n auf Konzerte. Und sie hoffen ständig auf alte Werte. Refrain 3x Vaterlandsliebe ist des Skinheads Pflicht. Ausländerfreunde haben Skinheads nicht. Das Adolf‐Hitler‐Bild das hängt an des Skinheads Wand. Sein Geist marschiert mit uns fürs Vaterland. Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 31 Band: Kommando Freisler Album: Geheime Reichssache Titel: In Belsen Titelnummer: 07 Länge: 1:32 In Belsen, in Belsen da hängn se an den Hälsen. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. In Buchenwald, in Buchenwald da machen wir die Juden kalt. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. In Majdanek, in Majdanek da machen wir aus Juden Speck. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. Aus Judenhaut, aus Judenhaut da wird der Lampenschirm gebaut. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. In Ausschwitz weiß ein jedes Kind das Juden nur zum Heizen sind. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. Der Rabbi dieses alte Schwein der kommt dann in den Ofen rein. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. Und hat er dort genug geschmort dann fliegt er durch den Schornstein fort. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. In Dachau weiß ein jeder Mann wie man die Juden töten kann. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. Und die Moral von der Geschicht: wer Jud ist überlebt das nicht. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala. 202
203 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 32 Band: Kommando Freisler Album: Geheime Reichssache Titel: Judenschwein Titelnummer: 07 Länge: 2:03 Refrain 2x: Du bist ein kleines Judenschwein! Nur ein kleines Judenschwein. Du bist ein kleines Judenschwein! Und niemand hier hat dich gern. Wo immer du auftauchst was du auch machst. Ständig wirst du ausgelacht. Verarscht, verspottet und angespuckt. Und mit Kopf ins Klo getunkt. Es ist ja völlig klar. Denn keiner mag diese Judenschar. Sie machen sich breit in unserm Land. Und nehmen völlig überhand. Refrain Mit deinen Ohren groß wie Segeln. Der Riesennase im Gesicht. Dein Hut bedeckter Wasserschädel. Jude dich verkennt man nicht. Doch du solltest besser fliehn wenn die braunen durch die Straßen ziehn. Denn in Deutschland weiß ein jedes Kind. Dass Juden nur zum heizen sind. Du bist ein kleines Judenschwein! Nur ein kleines Judenschwein. Du bist ein kleines Judenschwein! Und niemand hier hat dich gern. Die Ölvorräte fehlen bald. Dann wirds in der Bude kalt. Aber Leute hört gut her. Juden gibts wie Sand am Meer. Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 33 Band: Kraftschlag Album: Festung Europa Titel: S.H.A.R.P. Titelnummer: 02 Länge: 3:25 Nie war es so einfach heute, Skinhead zu sein und du hältst dich wohl noch für den Größten. Du kleines verlogenes Schwein. Was soll dir auch schon groß passieren? Mit deinem S.H.A.R.P.‐Aufnäher denn wird es ernst spielst du ganz einfach den 180 Grad‐Umdreher. Du denkst, du bist der wahre Skinhead im "Spirit of 69". Du hast 25 Jahre verschlafen ‐ Du und dein Verein. Was weißt du schon von Härte, von Strassenkampf und Knast. Geh nach Hause zu deiner beschissenen Mama ‐ Denn du hast den Zug verpasst. Refrain: Ihr seid ein Haufen Scheiße mit kurzen Haaren und was Skinhead heutzutage bedeutet werdet ihr nie erfahren. Ihr seid für uns nicht mehr ‐ Als nur ein Spritzer Dreck. Der Scheißefleck an unseren Stiefeln ‐ Wisch und Weg. Treffen wir dich auf der Straße ‐pisst du dir die Hosen voll und fängst du dir dann eine ein ‐ fragst du noch, was das soll. Ihr haltet euch für Saubermänner ‐ Doch die S.H.A.R.P.‐Szene ist verschmutzt. Ihr denkt vielleicht ihr seid 'ne tolle Bewegung und werdet von der Antifa benutzt. Wenn du Ska‐ und Reggae‐Music so gerne hörst. Dann verpiss dich nach Jamaika ‐ Wo du uns nicht störst. Lass dir deine Haare wachsen ‐ und häng' die Stiefel an die Wand. Denn es gibt kein‘ Platz für Kommiglatzen ‐ In Deutschland. Refrain 2x 204
205 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 34 Band: Kraftschlag Album: Trotz Verbot nicht tot Titel: Skinhead Titelnummer: 08 Länge: 2:23 Die deutsche Jugend im Zeichen der Gewalt, ohne Tugenden und stets die Faust geballt. Die Jacken voller Waffen und Stiefel mit Stahl, so ziehen wir durch die Straßen und die Köpfe sind kahl. Refrain 2x: Skinhead, Skinhead heißt die Devise für die Vernichtung der Ausländerkrise. Viele Volksverräter mussten schon sterben, doch sie werden das Land immer weiter verderben. Unsere Gesichter sind voller Hass, doch die Gewalt, die macht uns Spaß. Refrain 2x Das Deutsche Reich steht auf unserem Plane und ein altes Symbol kommt wieder auf die Fahne. Dann ist es erreicht, dann werden wir sehen, nur so kann Deutschland weiter bestehen. Dann ist es erreicht, dann werden wir sehen, nur so kann Deutschland weiter bestehen. Refrain 2x Ausländer raus! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 35 Band: Kraftschlag Solo Album: Weisse Musik II Titel: Komm, schließ dich uns an Titelnummer: 10 Länge: 4:03 Kannst du nein sagen, versuch es mal, kannst du sehen wie wir sind? Kannst du stolz seien, dann zeig uns oder geht’s mit dem Wind? Kannst du treu seien? Beweis es und schließ dich uns an! Kannst du hassen? Dann tu es! Bist du Schaaf oder Mann? Dann komm und sei endlich dabei, dann komm und mach dich endlich frei! Braust du Hoffnung! Die ham wir, es wird bald besser sein! Suchst du Glauben? Wir nehmen dir deinen Heiligenschein. Suchst du Freunde? Das sind wir, ja wir stehen Mann für Mann! Suchst du Ärger? Den ham wir auch, dann und wann! Nun komm und sei endlich dabei! Nun komm und mach dich endlich frei! Willst du Musik, ja dann hör zu, mach deine Ohren richtig auf! Wir spielen Rechtsrock vom Feinsten, ja wir ham einen Lauf! Unsere Feste, das glaub‘ mir sind die Besten der Welt! Unsere Partys sind Wahnsinn, auch ohne viel Geld! Nun komm und sei endlich dabei! Nun komm und mach dich endlich frei! Jetzt komm und reich uns die Hand! Sei stolz und glaub an dein Land! Kannst du nein sagen, versuch es mal, kannst du sehen wie wir sind? Kannst du stolz seien, dann zeig uns oder geht’s du mit dem Wind? Kannst du treu seien? Beweis es und schließ dich uns an! Kannst du hassen? Dann tu‘s auch! Bist du Schaaf oder Mann? Dann komm und sei endlich dabei, dann komm und mach dich endlich frei! Braust du Hoffnung! Die ham wir, es wird bald besser sein! So zu glauben, wir nehmen dir deinen Heiligenschein. Suchst du Freunde? Das sind wir, ja wir stehen Mann für Mann! Suchst du Ärger? Den ham wir auch, dann und wann! Nun komm und sei endlich dabei! Nun komm und mach dich endlich frei! Jetzt komm und reich uns die Hand! 206
207 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 36 Kreuzfeuer Zurück um zu verletzen Komm zu uns 06 5:48 Nun sitzt du ganz allein hier rum siehst die Gesetzesschranken, schlägst täglich dich mit Lügen rum der Hass quält die Gedanken für dich gibt's nur das eine und nichts hält dich noch auf dein Weg führt über Steine doch das nimmst du in Kauf. Refrain Komm zu uns Kamerad, wenn du Deutschland liebst denn wir sind die Macht die Vergeltung übt. Komm zu uns Kamerad, wenn du Deutschland liebst denn wir sind die Kraft die niemals vergibt. Komm zu uns Kamerad, wenn du Deutschland liebst denn wir sind die Macht die Vergeltung übt. Komm zu uns Kamerad, wenn du Deutschland liebst denn wir sind die Macht die Vergeltung übt. Du hast auch einen guten Grund und der ist dir genug der ganze rote Megaschund, der lebt nur vom Betrug die Roten hatten die Mauer gebaut viele Deutsche sind gefallen das halbe Land habt ihr versaut mein Hass der gilt euch allen. Refrain Ihr habt mit euren Siegen in der ganzen Welt geprahlt die Zeitung voller Lügen und das Volk hat nur bezahlt ihr lebt wie reiche Fürsten das eigne Volk geknechtet nach Rache wird es dürsten dann werdet ihr geächtet. Refrain Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 37 Band: Kristallnacht Album: Of Elitism and War Titel: Kristallnacht Titelnummer: 11 Länge: 3:03 Jews have perverted our bodies and spirits for too long enslavement led us to decadence but beasts of prey with pride in their hearts will spill inferior blood to bring forth our splendor. Refrain Death is calling in the name of Aryan Rebirth Jewish Oppressors will fall as victims thus hierarchy rest This night we will celebrate our triumph Earth is scorched, purification has finally come. A will to create, A will to rule I will reverse the Jewish values Freedom, Equality, Fraternity Will be a part of a forgotten history Burning all traces from our enemies To glorify ourselves and erase their moral Loyalty I have sworn And excellence I am now longing for! Refrain 208
209 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 38 Band: Landser Album: Deutsche Wut (auch bekannt als „Rock gegen Oben“) Titel: Döner‐Skins Titelnummer: 11 Länge: 1:45 Oi Oi! Mit SHARP‐ Aufnähern an den Jacken, stehen sie am Imbiss vom Kanacken. Die versifften Domestos‐Hose, vollgekotzt mit Knoblauchsoße. Sie sind die Döner Skins… Döner Skin Jaja die Döner Skins… Döner Skins Gegen Rassismus woll’n sie sein. Lassen sich mit Zecken ein. Und die letzten Gewissensbisse, spülen sie runter mit Hansa‐Pisse. Sie sind die Döner Skins… Döner Skin Jaja die Döner Skins… Döner Skins Jedes mal hörst du sie schreien: vom „Spirit of ‘69″ Es gibt was Besseres, dass weiß ich. Das ist der Geist von ‘33. Und ihr seid Döner Skins… Döner Skins Jaja scheiß Döner‐Skins, Döner‐Skins Döner Döner Döner Döner Döner‐Skin Döner Döner Döner Döner Döner‐Skin Döner Döner Döner Döner Döner‐Skin Döner‐Skins, Döner‐Skins Döner‐Skins, Döner‐Skins Döner‐Skins, Döner‐Skins, Döner‐Skins Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 39 Band: Landser Album: Republik der Strolche Titel: K.P.S. Titelnummer: 08 Länge: 3:03 Ärzte, Prinzen, Tote Hosen machen jede Scheiße mit egal welcher Wind grad' weht mit dem Strom schwimmen sie Hit auf Hit. Ich seh die Bande kleiner Heuchler in der Lichetrkette steh'n. Wohin soll'n auch so kleine Lichter sonst am Wochenende geh'n? Refrain Wir kotzen, wir pissen, wir scheißen auf euch und noch viel mehr. Wir kotzen, wir pissen, wir scheißen auf euch und spucken noch hinterher. Der Lindenberg will Nazis jagen mein Gott, ham' wir eine Angst. Abends auf der Zeckenschlampe steht ihm nicht mal mehr der Schwanz. Udo ist kein Panik‐Panther höchstens eine Sumpfohreule und wenn uns ihr Gekreische nervt dann gibt's was mit der Baseball‐Keule. Refrain Böhse Onkelz ihr ward' mal geil doch dann wolltet Ihr Geld verdienen und machtet zum bösen Spiel ganz einfach die guten Minen. Kennt ihr noch eure alten Lieder, hören wollt ihr sie nicht, denn das Signum des Verrats steht Euch mitten im Gesicht. Refrain 2x Kotzen, pissen, scheißen! Kotzen, pissen, scheißen! Wersternhagen ist feige, Landser ist Gold! 210
211 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 40 Band: Landser Album: Ran an den Feind Titel: Lenker der Schlachten Titelnummer: 16 Länge: 6:05 Er trägt einen wollenen Mantel, hat ein achtbeiniges Ross Er reitet durch die Finsternis, der mächtigste Asensproß Voraus fliegen zwei Raben, die künden ihm von der Welt Voraus rasen zwei Wölfe, die zerreißen was sich entgegenstellt Refrain 2x: Herr der Magie und der Runen, Führer der wilden Jagd Wotan, Lenker der Schlachten, Heil dir! Germanenland du liegst am Boden, getreten und geschmäht Wenn auch deine Feinde lachen, es ist noch nicht zu spät Noch gibt es Arier, die zu den alten Göttern steh‘n Wir werden siegen oder nach Walhalla geh‘n 2x Refrain Walvater hilf deinen Deutschen, dem Volk ohne Raum Lass sie endlich erwachen aus diesem Albtraum Doch sollten wir verlieren war der Kampf auch noch so lang Dann soll der Erdball zittern bei unserem Untergang 2x Refrain Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 41 Band: Landser Album: Deutsche Wut (auch bekannt als „Rock gegen Oben“) Titel: Polacken‐Tango Titelnummer: 05 Länge: 4:22 Das Intro des Songs bildet ein Gespräch zwischen einem Deutschen Soldaten und einem Polen Strenge, deutsche Stimme: Lass die Pfoten oben sonst knallt‘s! Waffe wird durchgeladen Du sollst die Wahrheit sagen. Wo ist die Munition her! Stimme mit polnischem Akzent: „Ich hab die Wahrheit gesagt. Deutsche Soldaten machen Eisenbahnpatroullie durch Wald. Munition ist zu schwer, bleibt immer hier. Mich interessiert nicht. Strenge, deutsche Stimme: Du lügst du Polacke. Wenn ich das seh‘, werd ich echt sauer. Polacken Lümmel schreien “White Power”. Oh, wie ich dieses scheiß Volk hasse. Seit wann gehör’n Polacken, zur arischen Rasse?! Refrain: Wenn bei Danzig die Polenflotte im Meer versinkt und das Deutschlandlied auf der Marienburg erklingt. Dann zieht die Wehrmacht mit ihren Panzern in Breslau ein und dann kehrt Deutschlands Osten endlich wieder heim. Wisst ihr noch, im letzten Krieg?! In 18 Tagen haben wir sie besiegt. Sie schreien in einer Woche wären sie in Berlin. Als Kriegsgefangene kamen sie noch schneller hin. 2x Refrain ‘45 haben sie uns unser Land genommen, lassen seit dem Haus und Hof verkommen. Denn tief im Inneren ahnen sie’s die ganze Zeit. Wir kommen wieder im feldgrauen Ehrenkleid. 3x Refrain 212
213 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 42 Band: Landser Album: Deutsche Wut (auch bekannt als „Rock gegen Oben“) Titel: Rebell Titelnummer: 13 Länge: 4:01 Ich war ein Rebell in Schottlands Freiheitskrieg. Mit William Wallace von Sieg zu Sieg. Selbst auf der Folterbank sank mir nicht der Mut. Ich war ein Rebell, für die Freiheit floss mein Blut. Ich war ein Sargent und ein General Lee. In des Südens feldgrauer Kavallerie. In den Sümpfen Louisianas in der Fieberglut. Ich war ein Rebell, für die Freiheit floss mein Blut. Ich war ein Werwolf, dem Schatten gleich. In den letzten Tagen vom Großdeutschen Reich. Ihr mit den weißen Fahnen, seit auf der Hut. Hier kommt Rebell und gleich fließt euer Blut. Ich war ein Aufständischer in der Ukraine. Der Roten Armee, der machten wir Beine. Rasend vor Hass und ohnmächtiger Wut. Hier kommt ein Rebell und gleich fließt euer Blut. Ich war am 17. Juni dabei. Gegen Sowjetpanzer und Volkspolizei. Der Molotov‐Cocktail, der brannte so gut. Ich war ein Rebell, für die Freiheit floss mein Blut. Ich bin ein Rebell und ich werde es bleiben. Ich lass mich aus meinem Land nicht vertreiben. Zur Hölle mit der Verräterbrut. Ich bin ein Rebell, für die Freiheit kocht mein Blut. Ja ich bin ein Rebell, für die Freiheit kocht mein Blut. Ich bin ein Rebell, für die Freiheit fließt einst mein Blut. Hey Griff, this song is for you brother. 88 Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 43 Band: Landser Album: Ran an den Feind Titel: Reichskoloniallied Titelnummer: 05 Länge: 2:53 Früher bestand ganz Afrika fast nur aus Kolonien Da herrschte Recht und Ordnung, kein Schwarzer musste fliehen Da gab's Arbeit für alle und genug zu fressen Verdammt lange ist es her und lang ist es vergessen Heut schlägt der Massai auf den Bantu ein und der Hutu den Kaffa tot überall herrscht Bürgerkrieg, Wohnungs‐ und Hungersnot! Weil sie keine Lösung finden holen sie alle hier zu uns In Einbäumen und Flößen diese schwarzen Hinz und Kunz Und mit traurigen Augen schaut Bimbo und auch Nobi Und es hallt ein Ruf von Windhuk bis Nairobi Wenn durch die Savanne die Gazellen ziehen Afrika braucht wieder Kolonien, Afrika braucht deutsche Kolonien! Früher war Südafrika ein wundervolles Land heut steh‘n dort unsere weißen Brüder mit dem Rücken an der Wand Ein Affe namens Mandela wird Affenpräsident und bekommt von der scheiß UNO alberne Orden umgehängt Und Makake und Mandrill haben jetzt dort freie Wahlen Und den Kandidaten holen in der Nacht die Kannibalen Und mit traurigen Augen schaut Bimbo und auch Nobi Und es hallt ein Ruf von Biktum bis Nairobi Wenn durch die Savanne Mugabes Killer ziehen Afrika braucht wieder Kolonien, Afrika braucht deutsche Kolonien! Was meint ihr wie sich die dummen Schwarzen freuen Wenn wir brave Deutsche sie ordentlich betreuen Wir bringen ihnen bei was sie lang vergessen Ihre Blöße zu bedecken und nicht einander aufzufressen Und von Togo bis Ostafrika, Südwest und Kamerun Herrscht wieder deutsche Pünktlichkeit, es gibt genug zu tun Und lauter als das Rauschen des Viktoriafalles Singen dann dankbare Schwarze "Deutschland über alles“ Und mit glücklichen Augen schaut Bimbo auch Nobi Es hallt frohes Negerlachen von Biktum bis Nairobi Wenn durch die Savanne unsere Schutztruppen ziehen Afrika hat wieder Kolonien, Afrika hat deutsche Kolonien! 214
215 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 44 Band: Landser Album: Das Reich kommt wieder Titel: Schlagt sie Tot Titelnummer: 05 Länge: 2:42 Überall, wohin ich seh‘, Seilschaften der SED In den Aufsichtsräten hocken, wiedermal die roten Socken Refrain: Schlagt sie tot, schlagt sie tot macht die Kommunisten nieder! Schlagt sie tot, schlagt sie tot Schlagt die Kommunisten tot! Mit einem Grinsen im Gesicht Verlassen Mauermörder das Gericht Sie schützen doch nur ihre DDR Von den Opfern spricht keiner mehr Refrain Rotfront verrecke! In Deutschland gibt es eine neue Pest Linke Liste PDS Alle wissen, was früher war Stasi‐Gysi war der Notar Refrain 3x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 45 Band: Landser Album: Deutsche Wut (auch bekannt als „Rock gegen Oben“) Titel: Sturmführer Titelnummer: 03 Länge: 1:35 Neulich hab ich auf dem Dachboden ne Kiste entdeckt Die hat mein Großvater ‘45 da versteckt Drin warn all die schönen Sachen aus der guten alten Zeit und obendrauf lag Opas Uniform bereit Refrain: Opa war Sturmführer bei der SS Opa war Sturmführer bei der SS Opa war Sturmführer bei der SS Sturmführer, Sturmführer bei der SS Bei ner Panzerdivision war Opa einst dabei Mann, ham die aufgeräumt in der Russerei kein Politikommissar kam ihnen davon Denn für Bolschewiken gab es kein Pardon Refrain Drum freuts mich heut auch jeden Tag enorm Seh ich meines Großvaters alte Uniform dann seh ich auf der Mütze den Totenschädel blitzen und weiß dass all die Schweine bald schon wieder flitzen Denn der Enkel wird Sturmführer bei der SS Denn der Enkel wird Sturmführer bei der SS Denn der Enkel wird Sturmführer bei der SS Sturmführer, Sturmführer bei der SS Refrain 216
217 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 46 Band: Landser Album: Deutsche Wut (auch bekannt als „Rock gegen Oben“) Titel: Verraten und Verkauft Titelnummer: 07 Länge: 3:14 Ich seh‘ noch die Zäune, seh‘ noch die Mauern Seh‘ noch die Scharfschützen auf den Wachtürmen lauern Seh‘ noch jene Herren in Schlips und Kragen Spür ihre Schläge, hör ihre Fragen Ja dann, ja dann kam auf einmal die Wende und all das Unrecht war angelblich zu Ende Und dafür sind wir auf die Straße gegangen Mitgegangen, Mitgefangen, Mitgehangen War das ein Jubeln und Fahnen schwingen Ein sich Umarmen und Lieder singen Doch die Zeit der Freude sie war bald herum und man sah sich in dieser BRD um Deutsche Einheit für Türken und Neger Uns nennt man nur noch hirnlose Schläger Und dafür sind wir auf die Straße gegangen Mitgegangen, Mitgefangen, Mitgehangen Die Maske fällt, Träume zerrinnen Groß angelegte Lauschangriffe beginnen Zwar darf man auch weiter seine Meinung frei sagen Aber alles, bitte schön, im demokratischen Rahmen Die damals regierten sind schon wieder die Herren Die damals rebellierten wird man wieder einsperren Und dafür sind wir auf die Straße gegangen Mitgegangen, Mitgefangen, Mitgehangen Verkauft und verraten von den Demokraten Verkauft und verraten von den Demokraten Verkauft und verraten von den Demokraten Verkauft und verraten von den Scheißdemokraten Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 47 Band: Landser Album: Ran an den Feind Titel: Volk ans Gewehr Titelnummer: 10 Länge: 2:50 Ein grüner Hügel, darauf ganz schlicht glänzen viele weiße Kreuze im Sonnenlicht Kaum jemand der hier Blumen bringt Nirgendwo ein Trauermarsch erklingt Geh durch die Reihen, lies die Namen Wer sie waren und woher sie kamen Der jüngste war erst 17 Jahre alt Ein weißes Kreuz in diesem Kreuzenwald! Und heut beleidigt man ihre Namen Reemtsma und Heer die sauberen Herren Wir müssen uns dagegen wehren Denn unsere Toten die können sich nicht wehren! Refrain 2x: Volk ans Gewehr gegen Reemtsma und Heer Gefälschte Bilder, getürkte Texte, Ohne Zeit und ohne Ort Die ganze Welt entlarvt die lügen Doch die Lügner, sie fahren fort! 2x Refrain In tausend Jahren deutscher Geschichte Hat es so ein unrecht noch nicht gegeben! Millionen Tote, tapfere Soldaten Und die zwei Schweine sind am leben! 2x Refrain 218
219 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 48 Band: Landser Album: Das Reich kommt wieder Titel: Walvater Wotan Titelnummer: 01 Länge: 2:56 Heil, Heil, Heil! Wir wollen euren Jesus nicht ‐ das alte Judenschwein. Denn zu Kreuze kriechen kann nichts für Arier sein. Die Bibel und das Kruzifix ‐ die soll der Geier holen. wir wollen eure Pfaffen nicht und euren Schweinepapst aus Polen Refrain: Walvater Wotan soll unser Herrgott sein! Walvater Wotan wird Germanien befrei'n! Einst gab es die Inquisition, ist doch allen wohlbekannt. Deutsche Frauen als Hexen zu tausenden verbrannt. Doch heut' da macht ihr auf menschlich und wollt den Frieden schaffen. Ich sprühs an jede Kirchentür ‐ "Frieden schaffen, ohne Pfaffen!" Refrain Odins Raben wachen und sehen eure Taten. Und seine Wölfe kriegen demnächst manch fetten Braten. Ein Blitz aus Donars Hammer schlägt in der Kirche ein. Nun bet' zu deinem Judengott ‐ er hört dich nicht, du Christenschwein Refrain Odin! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 49 Band: Landser Album: Deutsche Wut (auch bekannt als „Rock gegen Oben“) Titel: Zigeunerpack Titelnummer: 02 Länge: 2:26 In der Oder und in der Neiße, Nacht für Nacht die gleiche Scheiße. Im kalten Wasser, Zigeunergewühl, das watet ans Ufer und stammelt Asyl. 2x Refrain: Zigeunerpack, jagt sie alle weg. ich hasse diesen Dreck. Herhören Leute, man höre und staune, Zigeuner bedeutet “ziehende Gauner”. Sinti und Roma, wie sie sich nennen, in der Nacht klauen und am Tag pennen. 2x Refrain In jeder Ecke Zigeunervetteln, die im Dreck hocken und um Geld betteln. Rotzt Du in die Fresse ihnen, kriegen sie das, was sie verdienen. 2x Refrain Ein uferloses Verbrecherherr fällt wie die Heuschrecken über uns her, stoppen wir nicht bald ihren Lauf, fressen sie am Ende uns alle auf 4x Refrain 220
221 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 50 Band: Lokis Horden Album: Eine starke Hand Titel: Eine starke Hand Titelnummer: 02 Länge: 5:27 Ich möchte dir eine Geschichte erzählen, von dem Land in dem wir leben. Einst war es wunderschön, doch es ist am untergehen. Refrain: Wir brauchen eine starke Hand, die uns lenkt mit Verstand. Die uns den Weg weisst jeden Tag ein Stück, immer weiter vorwärts und nicht mehr zurück. Wo ich hinseh ist Gewalt, sie macht sich in den Straßen breit. Drogendealer an jeder Ecke, auf das er selber dran verrecke. Refrain Freunde auf offener Straße abgestochen, ich spür mein Herz immer stärker pochen. Selbst die Natur haben wir zerstört, ihren traurigen Schrei haben wir nicht gehört. Refrain Wär es doch wieder mehr wie früher, doch das ist lange her. Eine Zukunft für uns gibt es nicht mehr, wenn wir ab jetzt kämpfen vielleicht. Wacht auf. Seid bereit! Refrain 2x Nicht mehr zurück. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 51 Band: Lokis Horden Album: Eine starke Hand Titel: Renees Titelnummer: 04 Länge: 5:27 Ich habe kurze blonde Haare, klar das ich gern Perrys trage. Ich hab ein Skinhead der zu mir steht und mit mir alle Wege geht. Refrain: Ich weiß genau was ich will, halt nicht die Schnauze und bin still. Denn mein Leben hat einen Sinn, weil ich ein deutsches Renee bin. Ich spüre den Zusammenhalt, saufen gehört zum Lebensinhalt. Diskutieren bis in den Morgen, mit wahren Freunden hat man keine Sorgen. Refrain Wir stehen zu dem was wir sagen, und werden niemals Freunde verraten. Uns verbindet ein starkes Band, ewig Treu Hand in Hand. Refrain Renees lasst euch nicht unterkriegen, wir können sie alle besiegen. Auf das Gerede dummer Weiber geben wir nichts, wir lachen ihnen ins Gesicht. Refrain Renees für Deutschland! 222
223 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 52 Band: Nahkampf Album: Kämpfen wir wie sie Titel: Horst Wessel Lied Titelnummer: 05 Länge: 3:24 Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen! SA marschiert mit ruhig festem Schritt Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen, Marschier‘n im Geist In unser’n Reihen mit. Die Straße frei den braunen Bataillonen Die Straße frei dem Sturmabteilungsmann! Es schau’n aufs Hakenkreuz voll Hoffnung schon Millionen Der Tag für Freiheit und für Brot bricht an. Zum letzten Mal wird nun Appell geblasen! Zum Kampfe steh’n wir alle schon bereit! Schon flattern Hitlerfahnen über allen Straßen Die Knechtschaft dauert nur noch kurze Zeit! Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen! SA marschiert mit ruhig festem Schritt Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen, Marschier‘n im Geist In unser’n Reihen mit. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 53 Band: Noie Werte Album: Zwanzig Titel: Antiglobalisierung Titelnummer: 02 Länge: 4:36 Sitzt auch du zuhause und dein Job ist weg? Eben mal abserviert wie der letzte Dreck? Wie der letzte Dreck! Man braucht dich nicht, gibt dir einen Tritt, wegrationalisiert für noch mehr Profit. Für noch mehr Profit! Dein Arbeitsplatz in einem anderen Land und Du stehst auf der Straße, aus dem Leben verbannt. Aus dem Leben verbannt! Es stellt sich die Frage: Was wird morgen sein? Doch mein Freund hör gut zu, du bist nicht allein. Du bist nicht allein! Refrain: So wie dir geht es Tausenden in dieser Zeit und der Ruf nach Revolte der macht sich breit. Und es hallt durch die Gassen an jedem Ort: Hey! Hey! Hey! Wir stehen im Antiglobalisierungskampf, Antiglobalisierungskampf! Wir stehen im Antiglobalisierungskampf und er fordert von dir deinen Widerstand. Nun ist es Zeit für dich zu protestieren, sonst bleibt’s dabei, du wirst immer verlieren. Du wirst immer verlieren! Denke selber nach, wer Schuld daran ist. Einen gerechten Kapitalismus den gibt es nicht. Den gibt es nicht! Refrain 2x Sitzt auch du zuhause und dein Job ist Weg? Eben mal abserviert wie der letzte Dreck? Wie der letzte Dreck! Es stellt sich die Frage: Was wird morgen sein? Doch mein Freund hör gut zu, du bist nicht allein. Du bist nicht allein! Refrain 224
225 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 54 Band: Noie Werte Album: Sohn aus Heldenland Titel: Sohn aus Heldenland Titelnummer: 05 Länge: 5:03 Ein Wikinger stirbt, sein Schwert in der Hand Er weiß genau, er kommt nach Heldenland! Er wird von den Walküren nach Walhalla gebracht Er war sehr tapfer, als er fiel in der Schlacht! Refrain 2x Er war der Sohn aus Heldenland der niemals Feigheit hat gekannt Er sah die Zeichen am Horizont für seine Tapferkeit wird er jetzt belohnt! Jetzt speist er mit den Göttern an der Tafel der Sieger Dort sehen sie sich wieder, die tapfersten Krieger! Im Land der Götter, auch Asgard genannt, inmitten der Welt, im Heldenland! Refrain 2x Der Weg ist zu Ende‐Ein Wikingerleben! Für ihn gab es nicht mehr, nicht mehr zu erstreben! Er hat seinen Platz, er hat ihn verdient‐ Ein ewiges Leben hat er jetzt ohnehin! Ohnehin! Ohnehin! Refrain 2x Ein Wikinger stirbt, sein Schwert in der Hand Er weiß genau, er kommt nach Heldenland Er wird von den Walküren nach Walhalla gebracht Er war sehr tapfer, als er fiel in der Schlacht! Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 55 Band: Nordfront Album: Argonnerwald Titel: Warum Titelnummer: 07 Länge: 3:57 „Es geschieht in mancher dunklen Nacht, wieder wird ein Mädchen um den Schlaf gebracht. Die Mutter sie ist nicht zuhaus‘, da zieht Papa die Tochter aus. Sie ist schwach kann sich nicht wehren, sie wird gezwungen mit ihm zu verkehren. Nur ihre Schreie hallen durch die Nacht, sie weiss nicht warum er das mit ihr macht. Refrain: Als perverses Schwein wurdest du geboren, und in diesem Leben hast du verloren! Drum fordern wir für alle Länder, Todesstrafe für Kinderschänder Für eure Taten sollt ihr büßen, ihr sollt euer Leben nie wieder genießen. Die Erfahrung zeigt, dass Therapien nichts nützen, nur euer Tod kann Kinder schützen! Das Kind hört Schritte und die Tür geht auf, und wieder legt Papa sich auf die Tochter drauf. Sie wünscht sich sie wär nie geboren, sie fühlt sich allein, sie fühlt sich verloren. Für sie ist es die größte Qual, doch er sagt, das macht jeder, dass ist ganz normal. So lässt sie es über sich ergehen, aber trotzdem kann sie es nicht verstehen. Refrain 226
227 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 56 Band: Nordfront Album: Werft sie raus! Titel: Kinderschänder Titelnummer: 09 Länge: 4:13 Sie war noch jung, sie war noch ein Kind, da hat der alte Mann ihr Leben zerstört. Sie wusste nicht warum es mit ihr geschieht. An einen Freund schrieb sie, was sie ihm nie verriet. Sie hatte Angst, sie kam nie mehr zur Ruh‘, nur ihr Teddy hörte ihr immer zu. Refrain: Er hat sie geschändet, Abend für Abend, er hat sie gequält Nacht für Nacht . Er nahm ihre Kindheit, er hat sie verdorben und nur deshalb, ist sie gestorben. Sie konnte es nicht mehr ertragen, denn keinem hat sie noch vertraut. Durch dieses Schwein war ihr Leben verbaut, Sie wollte nicht mehr leben, ihr Geist war wie blind man fand sie totgeschlagen, doch sie war noch ein Kind. Refrain 3x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 57 Band: Oidoxie Album: Kann denn Glatze Sünde sein Titel: Was ist aus dir geworden? Titelnummer: 12 Länge: 3:12 Wir hatten uns ewige Verbundenheit geschworen, doch Du hast Dein Gesicht verloren! Du hast uns und Dich belogen, hast uns verraten und betrogen! Refrain Kamerad, was ist aus Dir geworden? Wer hat Dich bloß so verdorben? Was ist mit Deinem Leben, unserem Kult? Nur Du allein trägst dafür die Schuld Du Verräter! Ich weiß, die Zeit ist hart, doch Du verfielst der fremden Saat! Du drehst uns den Rücken zu, ich kann Dein Gejammer nicht mehr hören. Gib endlich Ruh! Refrain So wie früher wird es nie wieder sein! Du hast uns betrogen, Du Verräterschwein! Ich kann nicht glauben, was geschehen ist! Lass mich bloß in Ruhe und laber keinen Mist! Du Verräter! Refrain 2x Du Verräter! Du Verräter! Du dreckiger Verräter! 228
229 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 58 Band: Panzerfaust Album: Herz des Reiches Titel: An die Macht Titelnummer: 02 Länge: 4:13 Die Armee der schwarzen Stiefel, die Arme tätowiert. Kämpfe werden stets gewonnen, kahl rasiert, diskriminiert. Wir machen Front gegen das Böse, es gibt kein Müll, es gibt kein Dreck. Hey Spitzel Presse, halt die Fresse! Unqualifiziert allemal, wer sind stolz und radikal. Refrain Gebt den Skinheads das Kommando, sie berechen nicht, was sie tun. Die Welt gehört in Skinhead Hände, den Bonzen ein Ende, sie werden in Grund und Boden gelacht ‐ Skinhead an die Macht! Sie hassen rote Anarchisten, lieben Deutschland, Vaterland. Denn ihre Rechte, ihre Pflichten, ungebeugte Kraft, weißer Stolz. Refrain Die Armee der schwarzen Stiefel, die Arme tätowiert. Kämpfe werden stets gewonnen, kahl rasiert, diskriminiert. Refrain Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 59 Reichswehr Irgendwann einmal Verräter II 09 3:09 Wir waren mehr als nur die besten Freunde. Jetzt sind wir umso bessere Feinde. Du gehst deiner Wege, nicht wie vorher weiter. Wir spielen weiter, weiter als Reichswehr. Durch die Bewährung wurde vereint, was zusammen gehört und ausgesiebt wurde, was eh nur stört. Verraten hast du deine alten Ideale. Nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Verraten hast du, wofür jeder von uns steht, deshalb gehst du auch alleine diesen Weg. Refrain Ab nach Utgard, du mieser Verräter. Zu Loki und dem ewigen Flammenmeer. Ewiges Feuer und ewige Qualen, denn für deinen Verrat sollst du bezahlen. Freundschaft auf ewig hast auch du geschworen. Treue und Stolz sind bei dir ausgestorben. Läufst jetzt rum wie so’n Gabber, doch wir bleiben noch ne Weile länger da. Vielleicht nicht für immer, das mag wohl sein, doch immer treu und nicht nur zum Schein. Was du getan hast, darüber werde ich nicht singen. Außer Ärger würde das nichts bringen. Meinen Zorn werde ich an dir nicht verschwenden. Du sollst nur über deinen Verrat nachdenken. Refrain Dieses Lied werd ich nur dir widmen. Verzeihen werd ich nicht, da kannst du noch so oft bitten. Im Mittelpunkt wolltest du ja immer stehen. Jetzt bist du es wieder, dass kannst du ja hören und sehen. Mir ist es zu doof, der alten Zeit nachzuheulen, denn dann würde ich meine Zeit vergeuden. Für die Frauen hast du die Kameradschaft vergessen. Das ist nur ein Beispiel, das zeigt’s am Besten. Mach was du willst, nur geh mir aus den Augen, denn deinen Worten kann man nie wieder glauben. Refrain 2x 230
231 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 60 Band: Ruhr‐GE‐Beat Album: Mein Schalke Titel: Hier bin ich geboren Titelnummer: 05 Länge: 4:35 In dieser Stadt bin ich geboren Gelsenkirchen mitten im Revier Im Land der tausend Feuer Hier bei dir – mein Schalke 04 Refrain 2x Hier bin ich geboren Hier mitten im Revier Hier fühle ich mich wohl Hier bei dir – mein Schalke 04 Zwischen Rhein und Ruhr, Freude und Schmerz Dort schlägt unser blau‐weißes Herz Als Schalker wirst du geboren Hab mein Herz an dich verloren Refrain 4x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 61 Band: Saccara Album: Weltvergifter Titel: Die Kugel nicht wert Titelnummer: 02 Länge: 4:41 Diese dekadente Zeit, sie hat auch dich verdreht, du bist so ein perverses Schwein, das auf Kinder steht. Durch die Hölle schickst du sie, die Kinder deiner Wahl, mit deiner kranken Fantasie bleibt ein Leben voller Qual Refrain: Du bist nicht einmal die Kugel wert Kinderschänder, du verlangst beweise du bist nicht einmal die Kugel wert du bist Abschaum, ein Stück scheiße! Die Strafen die sind Lächerlich, vielleicht brauchst du ńen Strick, keinen Psychologen mehr sondern die Kugel ins Genick! Refrain Eine Kugel in dein krankes Hirn, die kostet zwar nicht viel, doch bist DU 20 Pfennig wert? denn du bist Pädophil Refrain Selbstjustiz die gibt‘s nicht mehr sonst hängst du am nächsten Ast, denn Gnade hast DU NICHT verdient, verdammter Päderast Refrain 232
233 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 62 Band: Schutt & Asche Album: Alles in Schutt und Asche Titel: Keine Gnade Titelnummer: 06 Länge: 5:50 Chaostage in unserem Land, da gibt man den kleinen Finger – ihr nehmt die ganze Hand, wir hör‘n bloß Idioten ohne Verstand, wir woll‘n euch hier nicht raus aus unserm Land!!! Mit bunten Haaren und völlig verdreckt. Eines ist sicher ‐ ihr müsst hier weg! Drogensüchtig und nur Randale, doch ich schwöre euch: Wir kriegen euch alle! 2x Refrain: Keine Gnade für Kinderschänder, keine Gnade für Drogenhändler, keine Gnade für rote Terroristen, keine Gnade für Anarchisten! Keine Gnade, Keine Gnade! Du hast kein Hauch von Mitleid verdient, mit der Todesstrafe wärest du richtig bedient! Hast ja auch kein Mitleid mit kleiner Kinder Tränen! Kinderschänder HAU AB sonst werd ich dir dein Leben nehmen! Dein Freund und Helfer in Uniform, doch eure Meinung ist nicht ganz Konform, ihr wisst doch gar nicht wovon ihr sprecht, denn ihr seid die ‐ die die Freiheit brecht! 4x Refrain Keine Gnade! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 63 Band: Sleipnir Album: Ein Teil von Mir Titel: Alles für das Vaterland?!? Titelnummer: 11 Länge: 4:18 Manchmal frage ich mich was geht in euren Köpfen nur so vor? Seit ihr wirklich zu blöde oder kommt mir das nur so vor? Ihr habt euch sinnlos betrunken und danach Blut geleckt. Ihr habt einen alten Mann erschlagen am Straßenrand liegt er da im Dreck! Einfach totgetreten das viel euch nicht sehr schwer. Ihn beklaut und verhöhnt keine Chance sich zu wehren! Refrain Alles scheiß egal es war ja für das Vaterland, doch Du schadest uns nur hast Du es noch nicht erkannt? Alles scheiß egal es war ja für das Vaterland, ist sinnlose Gewalt alles was Du kannst? Manchmal frage ich mich was geht in euren Köpfen nur so vor? Seit ihr wirklich zu blöde oder kommt mir das nur so vor? Ihr redet den ganzen Tag nur Scheiße ohne Halt und ohne Sinn. Ihr meint ihr wäret die Größten und wir halten den Kopf für euch hin. Jetzt ist es wieder mal so weit, ihr habt es wieder mal geschafft. Denkt doch nach bevor ihr handelt hat man euch das nicht beigebracht? Refrain 4x 234
235 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 64 Band: Sleipnir Album: Kriegsverbrechen Titel: Bomber über Dresden Titelnummer: 09 Länge: 4:05 Bomber über Dresden Sie kamen in der Nacht! Bomber über Dresden Den Tod im Bombenschacht! Bomber über Dresden Sie brachten euch den Tod! Bomber über Dresden Sie brachten euch Elend und Not! Brennende Häuser und schreiende Kinder Durch Bomber über Dresden und sie kamen immer wieder! Bomber über Dresden Sie brachten euch den Tod! Bomber über Dresden Sie brachten euch Elend und Not Bomber über Dresden Sie kamen in der Nacht! Bomber über Dresden Den Tod im Bombenschacht! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 65 Band: Sleipnir Album: Kriegsverbrechen Titel: Die Antwort fliegt mit dem Wind Titelnummer: 01 Länge: 2:53 Warum werden meine Freunde gejagt und inhaftiert? Warum werden sie in diesem Staat isoliert? Warum dürfen wir nicht denken wie wir geboren sind? Nur weil wir stolz auf unsere Herkunft sind? Refrain: Ja die Antwort mein Freund, ja sie fliegt mit dem Wind! Ja die Antwort, ja sie fliegt mit dem Wind! Warum soll ich sühnen für Taten die ich nie begann? Warum macht ihr mich mit euren Lügen krank? Warum darf ich nicht stolz sein auf mein Heimatland? Habt ihr kein Herz, habt ihr kein Verstand? Refrain 2x Wie lange wollt ihr noch bei diesem Unrecht zu sehen? Ich kann eure Willkür nicht verstehen! Wie lange soll unser Volk noch den armen Sklaven spielen? Wie lange noch am Boden knien? Refrain 2x 236
237 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 66 Band: Sleipnir Album: Exitus (bis ganz Europa fällt) Titel: Journalist Titelnummer: 04 Länge: 2:58 Er ist ein Geschwür in unserem Land und wird hier staatlich anerkannt ein Genie der Lügen weißt du wer das ist? Titelseiten, Überschrift, überall verbreitet er sein Gift, denn er weiß, dass dieses Volk jede Lüge frisst. Refrain Weißt du wen ich meine, weißt du wer das ist? Du weißt schon wen ich meine ich mein den Journalist! Jahrelang hat er es studiert, das hat ihn immer interessiert Er tut, was er am besten kann, Tragödien und Sensation Nichts und niemand wird er verschonen, die Gier nach dem großen Geld treibt ihn an. Refrain Und hat er erst mal angefangen, gibt es nichts was ihn noch bremsen kann. Leichen pflastern seinen Weg, er ist der Gott der Sensation Ihr die Jünger die ihn belohnen, weil ihr die Wahrheit nicht seht! Glaubt nie seinen Lügen, glaubt nie der Überschrift Glaubt nie ein Wort vom Journalist! Glaubt nie seinen Lügen, glaubt nie der Überschrift Glaubt nie ein Wort vom Journalist! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 67 Band: Sleipnir Album: Wunderbare Jahre Titel: Odin statt Jesus Titelnummer: 05 Länge: 3:30 Sie verbrannten Menschen mit Leib und Seele. Sie hatten Spaß daran alles zu quälen. Sie töteten und kannten kein Erbarmen. Sie töteten und alles in Gottes Namen. Refrain Odin statt Jesus. Odin statt Jesus. Odin statt Jesus. Odin statt Jesus. Odin statt Jesus. Und Heute schwelgen sie in Glanz und Glamour, unsere treuen Kirchenmänner. Doch nein wir brauchen keine falschen Propheten. Wir brauchen keinen Jesus und kein Kreuz zum beten. Refrain 3x 238
239 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 68 Band: Sleipnir Album: Wunderbare Jahre Titel: Wunderbare Jahre Titelnummer: 13 Länge: 6:00 Refrain A Die ersten Biere in jungen Jahren, ich denke gern an die alte Zeit. Unsere Eltern waren immer meckern, denn wir waren meisten breit. Die ersten Schnäpse am Tresen, die ersten Frauen und Hauereien. Die ersten Narben und gebrochenen Nasen, in dieser Zeit will ich wieder sein. Refrain B Kennst du noch die alte Kneipe, in der wir immer waren. Kennst du noch die alten Lieder die wir gesungen haben. Wunderbare Jahre, ich denke gern an diese Zeit. Wunderbare Jahre, wir waren Jung wir waren frei. Wunderbare Jahre, wunderbare Jahre. Refrain C Das erste Bild auf dem Oberarm, den ersten Stress mit der Bullerei. Mit "Martens" stolz durch die Straßen gegangen, wir jung, wir waren frei. Auf Partys waren wir nie gerne gesehen, wir waren halt frech wie Rotz. Das Bier hab ich ständig ausgesoffen und den Teppich voll gekotzt. Refrain B 2x Refrain A Refrain B Refrain C Refrain B 2x Wunderbare Jahre, wunderbare Jahre, wunderbare Jahre, wunderbare Jahre, wunderbare Jahre, wunderbare Jahre. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 69 Band: Sol Invictus Album: Death of the West Titel: Death of the West Titelnummer: 06 Länge: 2:10 They're making the last film They say it's the best We all helped make it It's called the Death of the West The kids from Fame will be there Free Coca‐Cola for you And Eurodisney is here Just for me and you The Death of the West The Death of the West The Death of the West The Death of the West They're making the last film They say it's the best We all helped make it It's called the Death of the West A star has risen in our northern sky And on that star we have been crucified They wrap chains of gold around this world We are ruled by those who lie The Death of the West The Death of the West The Death of the West The Death of the West The Death of the West 240
241 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 70 Band: Soldiers of Freedom Album: White Rock rockst he World Titel: Alte Deutsche Farben Titelnummer: 03 Länge: 4:48 Alle sind nur gegen Dich, ja jeder denkt nur an sein Geld. Und Du musst einfach zuschau'n, wie hier alles um Dich herum zerfällt. Die PDS im Bundestag, Homos haben Sex im Fernsehen. Dass Du auf alte Werte setzt, kann hier niemand versteh'n. Refrain: Die schwarz‐weiß‐rote Fahne weht uns stolz voran. Alte deutsche Farben, auf die jeder stolz sein kann. Ja der nationale Widerstand, wir alle sind dabei, machen unser Deutschland wieder zeckenfrei. Drogendealer auf den Straßen, am Morgen schallt es vom Minarett. Und in den Schulen, da wirst Du gepolt, wie man Dich gerne hätt'. Linke ziehen durch die Städte, gegen Rechts wird demonstriert, doch Du ballst nur Deine Faust und kämpfst, damit hier was passiert. Refrain Deutschland ist der Zahlemann, ja die Welt lebt nur von unserem Geld. Bei Unsereins wird abkassiert, dass man sich grad so über Wasser hält. Jeder Spaß wird uns verboten, der Verfassungsschutz ist da recht scharf. Bevor Du hier den Schritt tust, frag die da oben lieber ob Du's darfst. Refrain Was wollt ihr uns denn noch verbieten außer ein paar Zahlen und was weiß ich? Der Grund eurer Angst, der ist uns klar, ja ihr seid so lächerlich. Lang geht das nicht mehr so weiter, irgendwann da steh'n wir auf und geben euch Demokratoren mächtig mal was drauf. Refrain 3x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 71 Stahlgewitter Germania Schwarze Division 01 5:25 Eine türkische Stadt auf deutschem Boden, Millionen Fremde, die sich hier austoben. Wie soll ich das denn meinen Kindern erklären, dass wir Deutschen so blöd sind und uns selber zerstören. Multi‐Kulti Terror, Kriminalität, eine sterbende Stadt, es ist schon fast zu spät. Meint Ihr nicht auch, dass es langsam reicht, macht ganz Kreuzberg dem Erdboden gleich. Refrain: Eine Division nach Kreuzberg, eine Division in Schwarz. Keine Gnade mehr für Kreuzberg, keine Gnade, eine Division, und das war's. Deutschland bezahlt den eigenen Untergang, ich kann es nicht glauben, sind wir wirklich so krank? Dem Krebsgeschwür haben wir Einlass gewährt, und die Natter am eigenen Busen genährt. Wir sind die Zeugen der schrecklichsten Zeit, Deutschlands allergrößte Erbärmlichkeit. Wir brauchen sie wieder, das ist kein Witz, die Jungs in Schwarz mit dem doppelten Blitz. Refrain 3x Keine Gnade mehr für Kreuzberg, keine Gnade… Keine Gnade mehr für Kreuzberg Keine Gnade mehr für Kreuzberg, keine Gnade… Keine Gnade mehr für Kreuzberg
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243 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 72 Band: Stahlgewitter Album: Politischer Soldat Titel: Sommer in Sebnitz Titelnummer: 04 Länge: 5:00 Ein Tag wie jeder and‘re, rechter Terror beherrschte die Stadt und laut Frau Abdullah marschierten SS‐Trupps in der Nacht. Auch Zuchtanstalten für Arier gab es dort behauptete sie und so kam was kommen musste 1997 im Juni. Refrain Viele böse Skinheads und die Sonne lacht, sie haben wieder mal ein Kleinkind umgebracht. 50 Neonazis und ihr Badeerlebnis, die Presse lügt und es ist Sommer in Sebnitz. Eine Horde übelster Rassisten ist ins Spaßbad einmarschiert, mit Runen und mit Hakenkreuzen vollkommen tätowiert. Dann haben sie den kleinen Joseph verprügelt und ertränkt, sie sind wie wild auf ihm rumgesprungen und dann ham sie ihn versenkt. Refrain Wir danken der Bild für diese wundervollen Lügen, ein jeder konnte sehn, wie hier die Medien betrügen. Doch es dauerte nicht lang, der Fall nahm die gerechte Wandlung und Frau Kantelberg‐Abdullah musste schnellstens in psychiatrische Behandlung. Natürlich konnten sie den Mord ganz öffentlich begehen, ein paar Hundert Badegäste aber keiner hat's gesehen. Doch eins ihr Presselügner, das habt ihr glatt vergessen, warum ham sie ihn nicht noch gegrillt und danach aufgefressen. Refrain Viele böse Skinheads und die Sonne lacht, sie haben wieder mal ein Kleinkind umgebracht. 50 Neonazis und ihr Badeerlebnis. Die Presse lügt, die Presse lügt, die Presse lügt, die Presse lügt! Einspielung eines Absatzes des Liedes „Pack die Badehose ein“, gesungen von Kindern: Ei wir tummeln uns im Wasser, wie die Fischlein, das ist fein und nur deine kleine Schwester, ach, die traut sich nicht hinein. Pack die Badehose ein, nimm dein klein Schwesterlein, denn um Acht müssen wir Zuhause sein. Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 73 Band: Stahlgewitter Album: Politischer Soldat Titel: Sie fürchten unser Wort Titelnummer: 09 Länge: 3:25 Durch ihre Maulkorb‐Paragraphen machen sie uns vogelfrei, ja das sind die Gesinnungsväter der Gedankenpolizei. Doch nur die Lüge braucht Gesetzes Schutz, Wahrheit steht von alleine und ihre ganzen Lügen haben sehr, sehr kurze Beine. Refrain Sie verfolgen uns bis an jeden Ort, denn sie fürchten uns und unser freies Wort. Sie verfolgen uns bis an jeden Ort, denn sie fürchten uns und unser freies Wort. Auch nennen sie uns ewig gestrig aber das ist uns egal, denn besser als die Kriecher sind wir nämlich allemal. Und sie sagen wir wären Neonazis und vom Hass gesteuert, doch dann bin ich lieber Neo als wie sie total bescheuert. Refrain Dass sie uns täglich überwachen stört uns lange schon nicht mehr, denn nichts auf dieser Welt fürchten sie so sehr. Einfach alles zu verbieten, ist die einfachste Methode, denn wer keine Argumente hat, dem bleiben nur Verbote. Refrain 244
245 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 74 Band: Stahlgewitter Album: Politischer Soldat Titel: V‐Mann Titelnummer: 04 Länge: 4:54 Refrain: Ich bin der V‐Mann, der Mann der alles kann, steck Asylantenheime an, schmier Hakenkreuze an die Wand und kann sonst noch allerhand. Verbreite Hass und Gewalt, zieh alles in den Schmutz! Ein Judenfriedhof wurde wieder mal beschmiert und Galinskis Grab ist explodiert. Obwohl man den Friedhof Tag und Nacht bewacht, da fragt man sich wer das wohl macht. Ich weiß schon vorher wo und was passiert, ich hab es selber alles arrangiert. Wenn Asylantenheime brennen, kann ich sofort die Täter nennen. Ich hab sie selber angeworben und dann jahrelang verdorben. Doch ihre Gruppe war schon lang durchsetzt, ich hab sie selber alle aufgehetzt. 2xRefrain Nationale Bürger zieh ich in den Schmutz, für den Verfassungsschutz! Ich observiere dich, beschaffe Information, lese deine Post und hänge im Telefon. Auch wenn du mich nicht siehst, ich bin überall dabei und alles von dir kommt in die Kartei. So läuft das Spiel, das ist nicht neu, nur meinem V‐Mann Führer bin ich treu. Ich bin ein Schnüffler, Gedankenvergifter, krimineller, geistiger Brandstifter. Ich bin ein Spalter und Gerüchtestreuer, wo's brennt gieß ich noch Öl aufs Feuer. Und wenn es dann so richtig brennt, ja dann freut sich der Geheimagent. 2xRefrain Nationale Bürger zieh ich in den Schmutz, für den Verfassungsschutz! Lehnt das alles ab, lasst euch nicht darauf ein, traut niemals diesem komischen Verein. Lasst euch nicht verleiten zu einer Straftat und hütet euch vor schändlichem Verrat. Denn der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant. Es ist der V‐Mann, der Mann der alles kann, steckt Asylantenheime an, schmiert Hakenkreuze an die Wand und kann sonst noch allerhand. Es ist der V‐Mann, der Mann der alles kann, steckt Asylantenheime an, schmiert Hakenkreuze an die Wand und kann sonst noch allerhand. Nationale Bürger zieht er in den Schmutz! Schmutz! Schmutz! Schmutz! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 75 Band: Stahlgewitter Album: Politischer Soldat Titel: Zurück zu unseren Traditionen Titelnummer: 03 Länge: 3:32 Aufrecht schreiten, ehrlich streiten, Artrecht leben, vorwärts streben, Mutig wagen, nie verzagen, Feind dem Bösen und dem Schein. Das heißt wahrhaft völkisch sein Ich will, dass meine Kinder mit Ihresgleichen spielen, Ohne diese Gestalten, die schon im Kindergarten dealen Überall gibt es Verbrecher und perverse Geisteskranke Und fragt ihr mich nach Multikulti, meine Antwort ist "Nein Danke" Refrain: Ich will, dass Deutsche unter Deutschen wohnen, Zurück zu unseren Traditionen Ich fühl mich nur wohl wo Deutsche wohnen, Zurück zu unseren Traditionen Zurück, zurück, zurück, zurück, Zurück zu unseren Traditionen! Ich bin stolz auf meine weiße Haut und wisst ihr, was ich hasse: Eine bunte Republik und die völlig verdummte Masse Ich mag sie nicht, die Süssmuth, und ihre Überfremdungskommission, Ich bin und bleib Inländerfreund und ich liebe die Nation Refrain Muslime, Mullahs, Muezzin, es tönt vom Minarett, Sie preisen und sie künden den Propheten Mohammed Ist das die neue Leitkultur, um unser Volk zu spalten, Für uns gibt's nur das eine: deutsche Kultur erhalten Refrain Zurück zu unseren Traditionen, wie einst zuvor Generationen. Zurück zu unseren Traditionen wie einst zuvor Generationen. 246
247 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 76 Band: Standarte Album: Deutschland den Deutschen Titel: Alibaba Titelnummer: 9 Länge: 8:56 minuten Ich stehe auf der Straße und hab meine Augen auf Ich warte aufn Türken, denn dem hau ich eine Drauf Und wenn ich einmal dran bin, dann tret ich auch noch rein Ist ja nur ein Türke, ein altes Kümmelschwein Refrain 2x: Türke Türke, Was hast du getan? Türke Türke, warum machen du mich an? Sie fressen ständig Knoblauch und stinken wie ne sau Sie kommen hier nach Deutschland und leben hier für Lau Sie bauen hier nur scheiße und machen hier nur Dreck Man muss sie einfach töten, alles andere hat kein Zweck Refrain 2x Steckt sie in den Kerker oder schickt sie ins KZ Von mir aus in die Wüste, aber schickt sie endlich weg Tötet ihre Kinder, schändet ihre Frauen Vernichtet ihre Rasse und lehrt ihnen das grauen Refrain 2x Hast du ńe große Eiche in deinem Garten stehen Dann will ich einen Türke daran hängen sehen Hast du in deinem Keller ne große Folterbank dann schnapp dir einen Türken und mach ihn wieder schlank Refrain 2x Siehst du einen Türken in einer Straßenbahn schaut er dich irgendwie provozierend an dann stehst du einfach auf und haust ihm eine rein Du ziehst dein Messer und stichst 17mal hinein Refrain 2x Sitz du mal im Kino und kannst den Film nicht sehen dann wird so ein Türke vor deinen Augen stehen Du packst ihn an den Haaren und verprügelst ihn schmeißt ihn auf die Straße denn nur dort gehört er hin Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Triffst du mal nen Türken mit einer Deutschen Frau dann ist es Rassenschande und das weißt du genau Drum wartest du nur auf ihn an irgendeiner Ecke und schneid ihm seinen Schwanz ab auf das er dann verrecke Refrain 2x Denkt ihr so wie ich könnt ihr es nur verstehen könnt ihr es nicht ertragen tausend Türken hier zu sehen Dann macht doch endlich Schluss ihr seid doch wohl genug Macht es so wie damals und steckt sie in den Zug Refrain 2x Zwei nicht verständliche Zeilen, die vermutlich eine Fremdsprache darstellen sollen Kanake malachei, geh‘ zurück in die Türkei Refrain 2x 248
249 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 77 Band: Straftat Album: Hail C18 Titel: Hail C18 Titelnummer: 08 Länge: 2:42 Freedom fighters in the darkness with pride and loyalty. The white resistance ‐ fight the enemy Refrain With blood, pride and honour. Together in one Team. We fight the fucking system. With blood, pride and honour – Hail C18 All our hate is for ZOG. We know that we are the stronger. We will not give up the fight. We’ll be the fools no longer Refrain Nationlism is in our mind. Pride in our face. One blood, one fight. There is no disgrace Refrain 2x Hail C18, Hail C18 Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 78 Band: Sturm 18 Album: Komm zu uns Titel: Demokratendiktatur Titelnummer: 10 Länge: 3:34 Man glaubt es kaum was diese Pressefutzis mal wieder erzählten. Im Freibad von Sebnitz 50 Glatzen ein Kind totquälten. Riesengroß ihre Anteilnahme, denn Geld regiert die Welt, denn der Pressealltag ist hart, doch euer Lügenauschwitz zerfällt. Refrain Des Volkes Widerstand wird hier zur Pflicht, Gnade für euch gibt es nicht. Demokratendiktatur. Bestechung, Lügen, Polizeistaat pur, der Diener fremder Interessen, verblendete Deutsche die alles fressen. Drum Volk wach auf! Volksverräter raus! Volksverräter raus! So mancher Kamerad inhaftiert mit Paragraph 86a. Doch die wahren Volksverräter das seit ihr das ist wohl jedem klar. Ihr manipuliert das deutsche Volk, hetzt es gegen sich selbst auf damit es sich hasst und selbst zerstört, dafür nehmt ihr alles in Kauf. Refrain 2x Der Zweck heiligt die Mittel, egal ob es der Wahrheit entspricht, so hetzt man gegen alles nationale, doch einst sitzen wir vor Gericht und dann Gnade euch Gott! Refrain Schmeißt diese Bande aus Deutschland raus! 250
251 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 79 Band: Vikingblood Album: Blutes Klagen Titel: Volk ans Gewehr (Landser‐Cover) Titelnummer: 02 Länge: 2:06 Ein grüner Hügel, darauf ganz schlicht, glänzen viele weiße Kreuze im Sonnenlicht. Kaum jemand der hier Blumen bringt, nirgendwo ein Trauermarsch erklingt. Geh durch die Reihen, lies die Namen, wer sie waren und woher sie kamen. Der Jüngste war erst 17 Jahre alt, ein weißes Kreuz in diesem Kreuzenwald! Und heut beleidigt man ihre Namen, Zions Heer die sauberen Herren. Wir müssen uns dagegen wehren, denn unsere Toten die können sich nicht mehr wehren! Refrain: Volk ans Gewehr gegen Zions Heer. Volk ans Gewehr gegen Zions Heer. Gefälschte Bilder, getürkte Texte, ohne Zeit und ohne Ort. Die ganze Welt entlarvt die Lügen, doch die Lügner, sie fahren fort! Refrain In tausend Jahren deutscher Geschichte, hat es so ein Unrecht noch nicht gegeben! Millionen Tote, tapfere Soldaten und diese Schweine sind am Leben! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: Band: Album: Titel: Titelnummer: Länge: 80 Von Thronstahl Bellum, Sacrum Bellum!? Schuld tötet 11 4:59 Schuld tötet. Schuld tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... Schuld tötet. Schuld tötet. Schuld tötet. Schuld tötet. Schuld tötet. Schuld tötet. Schuld tötet. Schuld tötet. Tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... Tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... tötet... Ohne Relativierung ist Vergangenheitsbewältigung nicht möglich. Ohne Relativierung ist Vergangenheitsbewältigung nicht möglich. Ohne Relativierung ist Vergangenheitsbewältigung nicht möglich. Vergangenheit bewältigen heißt heute die Bewältigung und das ist doch immer auch die Überwindung, des Vergangenen mit allen Mitteln zu unterbinden und nicht hinter sich zu bringen. Schuld begründet Herrschaft und sie tötet. Schuld verbiegt, Schuld verhert, Schuld tötet. Die Verteufelung ganzer Jahrgänge von Vätern in einem einzigen summarischen Hexenprozess, stellt sich im Lichte dessen, was sie an psycho‐sozialen Verwerfungen angerichtet hat, als ein monströses Kriegsverbrechen raus, mit dem sich die ärztliche Wissenschaft, im Rahmen der modernen Vaterforschung, jetzt endlich zu beschäftigen beginnt. Nach dem Krieg wird unserer Heimat brennen. Nach dem Krieg wird man uns Mörder nennen. Nach dem Krieg holen wir die Toten heim. Nach dem Krieg werden wir Verlierer sein. 252
253 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 81 Band: Von Thronstahl Album: Leni Riefenstahl Tribute II (VAWS‐Sampler) Titel: Wider die Masse Titelnummer: 08 Länge: 4:59 Überall, wo eines Menschen Seele sich aalt und wohlfühlt, im Nebeneinander und Miteinander, umgeben von rechts und von links, eingelullt, eingehüllt in die Masse, dort wird in ihm langsam ein Hass wach. Ein Hass gegen alles Große, Edle, Erhabene und Schöne. Und eine ungeheure Liebe zum Gewöhnlichen, Blassen und Banalen. Refrain Das Gottmenschentum ‐ Wider die Masse! Das Gottmenschentum ‐ Wider die Masse! Das Gottmenschentum ‐ Wider die Masse! Wider die Masse! Wider die Masse! Das Gottmenschentum ‐ Wider die Masse! Das Gottmenschentum ‐ Wider die Masse! Das Gottmenschentum ‐ Wider die Masse! Wider die Masse! Wider die Masse! Ich sage es ihnen! Auch an dich gehen diese Worte! Denn nur der je Einzelne ist in Wirklichkeit Mensch und die Menschheit wird nur dort real, wo der je Einzelne denkt, fühlt, sich entscheidet, leidet und seine Erfahrungen hat. Im Einzelnen allein ereignet sich Schicksal. Im Einzelnen ereignet sich Volk. Refrain Dies Wort gilt diesem geistesfinsteren, vergötzten Heute. Diesem Irrsinn der Zeitgemäßheit. "Es ist zuwenig Schicksal in euren Augen!", ruft Nietzsche im Zarathustra den jungen Menschen zu. Bloße Macht, ohne Inhaltsbezug, ist dumpf und lose, übrigens gerade im Demokratismus... In dieser Scheinfreiheit. Wo die Masse waltet, da herrscht die dumpfeste Sinnlosigkeit! Die Macht, der geifernde Anspruch... Die Macht, der geifernde Anspruch... Die Macht, der geifernde Anspruch aus der bestialischen Tiefe! Humanisierung ‐ in Wahrheit Bestialisierung. Solidarisierung ‐ in Wahrheit die entgeistete, wesenlose Gleichmacherei. Und Demokratisierung dann in Wahrheit die Entfesselung der in sich ungeistigen Masse. Die Macht der Unzuständigen. Die Entfesselung der Zahl gegen den Geist. Refrain Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 82 Band: Weisse Wölfe Album: Jahrzehnte der Dekadenz Titel: Falsche Freunde Titelnummer: 03 Länge: 5:33 Einst warń wir gute Freunde, wir hatten sehr viel Spaß, wir waren stets zusammen und leerten so manches Glas, sowohl in Freude und auch Trauer, du warst immer für mich da, ich denke oft an diese Zeit zurück, denn sie war so wunderbar Doch dann missbrauchtest du mein Vertrauen, das war ein schwerer Schlag, doch du lachtest bloß, nie bereutest du deine Tat, was ist aus uns´rer Freundschaft geworden? Denk an die alte Zeit mit all dem Spaß,und sag mir:"Wie ist es heute?"Aus starker Freundschaft wurde tiefster Hass Refrain 2x: Pass bloß auf, sonst platzt mir Kragen, ich kann dein Gesicht nicht länger ertragen, Geh mir aus den Auge, scher dich weg! Für mich bist du der letzte Dreck, der letzte Dreck, der letzte Dreck Dein Handeln werd ich nie vergessen,ich kann dich verstehń, doch einst wirst du vor mir niederknien und um Gnade flehń, du bist der Abschaum, du dreckiges Verräterschwein! Doch merk dir eins, du dumme Sau: Zu falschen Freunden sage ich: NEIN! Refrain 254
255 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 83 Band: Weisse Wölfe Album: Weisse Wut Titel: Hail C18 Titelnummer: 11 Länge: 2:35 Everywhere you go the same problems you can see. But there is one thing, that’s fighting to break free. Refrain Hail C18, you know what I mean. Hail, hail, hail, the terrormachine. Hail, hail, hail, combat 18. The end is coming now for the traitors of our race. Scum you should better run if you see the hate in our face. Refrain White men fight with us. We ain’t take it anymore. Death to ZOG is our battlecry in our racial holy war. Refrain Death, death, death to ZOG! Death, death, death to ZOG! Death, death, death to ZOG! Combat 18 brings death to ZOG! Refrain Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 84 Band: Weisse Wölfe Album: Weisse Wut Titel: Ruhm und Ehre Titelnummer: 04 Länge: 4:55 Im Bombenhagel an der vordersten Front hielten eisern dem Feinde sie stand. Kämpften bis zum bitteren Ende für Führer, Volk und Vaterland. Refrain; im Hintergrund ein sich immer wiederholendes „Sieg Heil“: Ruhm und Ehre der Waffen SS, die besten Soldaten der Welt. Sie kämpften für die wahren Werte, nicht für Reichtum oder Geld. Ruhm und Ehre der Waffen SS, in stiller Trauer woll’n wir ihrer gedenken. Ihre Treue soll uns ein Vorbild sein bei unserm Handeln und Denken. Sieg Heil! Viele Kämpfer gaben ihr Leben auf dem Schlachtfeld der Ehre hin, doch im Kampf gegen die rote Gefahr machte selbst das Sterben einen Sinn. 2x Refrain; im Hintergrund ein sich immer wiederholendes „Sieg Heil“ Heute lügt man Tag ein, Tag aus. Mörder und Verbrechen seien sie gewesen, doch wer die Ehre toter Helden beschmutzt soll in der Hölle verwesen. Refrain; im Hintergrund ein sich immer wiederholendes „Sieg Heil“ Sieg Heil, Sieg Heil, Sieg Heil der Waffen SS! Sieg Heil, Sieg Heil, Sieg Heil der Waffen SS! Sieg Heil, Sieg Heil, Sieg Heil der Waffen SS! Sieg Heil, Sieg Heil, Sieg Heil der Waffen SS! 256
257 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 85 Band: Weisse Wölfe Album: Jahrzehnte der Dekadenz Titel: Schmuddel‐Punk Titelnummer: 10 Länge: 2:44 Bunt gefärbtes Haar, das find‘st du wunderbar, dass man über dich lacht, das merkst du nicht, im Dreck fühlst du dich wohl mit Drogen und Alkohol, das du zum kotzen bist sag ich dir ins Gesicht Refrain: Wenn ich dich seh‘, krieg ich die Wut, bei deinem Anblick werde ich krank, Ich mag dich einfach nicht, drum sei stets auf der Hut, du mieser Schmuddelpunk, Schmuddelpunk Asozial und dumm, rennst du auf Demos rum, Steine schmeißen, ja das mach dir Spaß, die Antifa ist dein Verein, der Verstand ist ziemlich klein, deine grenzenlose Dummheit weckt unseren Hass Refrain Arbeit kennst du nicht, das Sozi zahlt für dich, du bist der größte Abschaum den man je sah, wenn´s dir nicht gefällt, dann sag mir was dich hier noch hält, dann Pack deine Koffer und geh nach Afrika Refrain Du bist Asozial, du kannst uns mal!!! Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 86 Band: Weisse Wölfe Album: Weisse Wut Titel: Unsere Antwort Titelnummer: 10 Länge: 5:05 Die miesesten Gammler, dreckigsten Schuschen, wollen nicht ackern, die wollen nicht kuschen. Es gibt nur ńe Lösung für diese Figuren: Ins Arbeitslager, da müssen sie spuren. Refrain 2x: Ihr tut unsrer Ehre weh, unsre Antwort Zyklon B. Schau Dich nur um in diesem Land, Kommunisten reichen sich die Hand. Deutsche, die auf der Straße krepieren und Kanaken frei in Solingen marschieren. Refrain 2x Wartet ihr Brüder, wir kommen wieder und schlagen das rote Gesindel hernieder. Wartet ihr Brüder, jetzt kommt die Rache, Juda verrecke und Deutschland erwache. Refrain 2x Und haben wir die alleinige Führung, dann weinen viele, doch nicht vor Rührung. Für unser Fest ist nichts zu teuer, 10.000 Juden für ein Freudenfeuer. Refrain 2x Unsre Antwort Zyklon B! Unsre Antwort Zyklon B! Unsre Antwort Zyklon B! 258
259 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 87 Band: Wölfe Solo Album: Die Würfel sind gefallen Titel: BPjM Titelnummer: 04 Länge: 4:16 Sie verbieten unsere Lieder ohne jeglichen Beweis, denn das Böse hat einen Namen, der Nazirechtsrock heißt. Sie beschützen unsere Jugend vor dem was die Wahrheit spricht, unsere Worte sprechen Klartext, der jede Lüge bricht. Refrain Wir rocken bis die Schwarte kracht, ja das wäre doch gelacht! Bis das letzte Lied erklingt ‐ der Widerstand singt! Wir sind hier, wir sind da, das ist der Beweis, auf zur neuen Sparte‐ die weißer Rechtsrock heißt. Sie wollen uns vernichten, das ist uns klar, denn an diesem einen Punkt, sind sie verwundbar. Sie erfinden Paragraphen und bringen es auf Papier, doch wir sind nicht tot zu kriegen, wir sind und bleiben hier! Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 88 Band: Zillertaler Türkenjäger Album: 12 doitsche Stimmungshits Titel: 1001 Nacht Titelnummer: 06 Länge: 3:47 Ich wollte mir bloß den Abend vertreiben, ich hatte nichts vor und rief Stefan an. Ich war Onkelz Fan und wollt es auch bleiben, ich dachte nicht im Traum, dass was passieren kann. Ich fuhr zu ihm hin, er stand unter der Dusche. Er machte die Tür auf und war splitternackt. Er ging auf mich zu und bekam einen Ständer und dann hat er mir an die Eier gepackt, an die Eier gepackt. Refrain: 1000mal berührt, Stefan Weidner hat mich verführt. 1001 Nacht und er hat schlapp gemacht. Er kniete sich hin und fing an zu blasen und hat mir vor Geilheit die Eier geleckt, was war eigentlich los, ich konnt‘ es nicht fassen und dann hat er ihn mir hinten rein gesteckt. Er hat mich gefesselt und angekettet und ging dann ins Zimmer nach nebenan. Dann kam er zurück in Stöckel und Strapse und hatte dazu ein rosa Röckchen an, ein rosa Röckchen an. Refrain Er geilte sich auf an Kinderpornos, er grunzte und schnaufte und schrie wie ein Schwein. Es half alles nichts, es wollt nicht gelingen, sein schrumpeliger Pimmel, der blieb streichholzklein. Das war ihm jetzt peinlich, er fing an zu weinen. Unter Tränen gestand er, ich bin impotent. Ich bringe es höchstens im Stall mit den Schweinen. Das ist unser Stefan, wie ihn keiner kennt, wie ihn keiner kennt. 2x Refrain Gesprochen: Ich wusste doch schon immer, dass mit dem was nicht stimmt. Wo er neulich das neugeborene Ferkel im Bett hatte. 260
261 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 89 Band: Zillertaler Türkenjäger Album: 12 doitsche Stimmungshits Titel: Eiermann Titelnummer: 12 Länge: 3:39 Refrain: Klingeling, klingeling, hier kommt der Eiermann. Klingeling, alle Abnormalen sind jetzt dran. Bei allen Schwulen in der Stadt und auf dem Land sind wir als Eiermann und Eiermann bekannt. Klingeling, klingeling, hier kommt der Eiermann. Klingeling, alle Abnormalen sind jetzt dran. Und jede schwule Drecksau, die uns jemals sah, hat keine Eier mehr und das ist wunderbar. Hat keine Eier mehr und das ist wunderbar. An alle Homos hier im Land, da hilft auch kein Gezeter, denn ihr wisst, wir kriegen euch früher oder später. Wir stürmen eure Tuntenbars und bringen euch zur Strecke, wir säubern unser schönes Land, Du schwule Sau verrecke! Refrain Was Aids noch nicht hinweg gerafft, dem nehmen wir uns an, weil kein Normaler hier im Land die Brut ertragen kann. In Deutschland darf es keinen Platz für Abnormale geben und kleine Tunte siehst Du uns dann renne um Dein Leben. "Hau ab Du!" Refrain 2x Die Bedeutung rechtsextremer Musik innerhalb der politischen Sozialisation von Jugendlichen
Beispiel‐Nr.: 90 Band: Zillertaler Türkenjäger Album: 12 doitsche Stimmungshits Titel: Er ist ein Mohr (Käpt’n Mola) Titelnummer: 07 Länge: 3:11 Er ist ein Mohr, ein Mohr, ein Mohr und muss verschwinden. Die Bananen und die Kokosnüsse warten schon auf Dich, Deutschland braucht Dich nicht. Mola hat sich nie für eine Arbeit interessiert, aber 93 da ist es passiert. Viva suchte für die Quote ‚n kleines Negerlein, und der kleine Mola kam herein. Er sieht wie ein Affe aus und hat ihm Kopf nur Stroh. Eigentlich gehört der Bastard in den Zoo. Sein Gehirn ist erbsengroß und er ist obendrein nur ein dummes schwarzes Negerlein. Refrain: Er ist ein Mohr, ein Mohr, ein Mohr und muss verschwinden. Mag er hier geboren sein, bleibt er doch ein Negerlein. Er ist ein Mohr, ein Mohr, ein Mohr und muss verschwinden. Die Bananen und die Kokosnüsse warten schon auf Dich, Deutschland braucht Dich nicht. Jeden Tag auf Viva kann man den Idioten seh'n, sein albernes Gebrabbel kann kein Mensch versteh'n. Wie ein wilder Affe springt er rum im Studio, aber Affen gibt‘s genug im Zoo. Sowas wie Talent und Können, nein das hat er nicht. Nichts als pure Blödheit steht ihm im Gesicht. Mola, pack die Koffer und dann ab im Sauseschritt, nimm White Nigger Bokelberg gleich mit. Refrain 262
263 Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen Sozialisation von Jugendlichen Beispiel‐Nr.: 91 Band: Zillertaler Türkenjäger Album: 12 doitsche Stimmungshits Titel: Kreuzberger Nächte Titelnummer: 04 Länge: 3:23 Ich gehe hier durch Kreuzberg in Berlin und kann nur Zecken und Alibanden sehen, ich weiß nicht mehr wie lang ich das ertrag, weil ich weder Türken noch Autonome mag. Doch plötzlich kommen zwei Zecken auf mich zu, zwei Tritte in die Schnauze, dann ist Ruh. Sie liegen da in ihrem eigenen Blut, ich muss euch sagen dieser Anblick tut mir gut. Kreuzberger Nächte sind lang, Kreuzberger Nächte sind lang. Erst fang' se ganz langsam an, aber dann sind die Zecken dran. Jetzt fragt mich so' n Kanak "Wie bist du drauf", ich sag "Hey Türke, ich räum in Deutschland auf", da zieht er gleich sein langes Messer raus und schreit "Scheiß Deutscher, mit dir gleich isses jetzt aus". Mit dem Messer fuchtelnd geht er auf mich los, ich frag mich nur was will der Scheißer bloß. Ich streck ihn nieder mit einem einz'gen Schuss, das war's mit ihm, oh ist das ein Genuss. Kreuzberger Nächte sind lang, Kreuzberger Nächte sind lang. Erst fang' se ganz langsam an, aber dann sind die Alis dran. Auf dem Nachhauseweg, da ist es dann passiert. Ich seh‘ ne Türkenbande, die da randaliert. Ein Passalake hat mich jetzt wohl geseh'n, nun wird es knapp, sonst ist's um mich gescheh'n. Doch Rettung naht, das wird auch langsam Zeit, ein Trupp von Skinheads steht zum Kampf bereit. Sie hau'n die ganzen Alis kurz und klein, so ist es richtig, so muss es immer sein. Kreuzberger Nächte sind lang, Kreuzberger Nächte sind lang. Erst fang' se ganz langsam an, aber dann sind die Alis dran. Kreuzberger Nächte sind lang, Kreuzberger Nächte sind lang. Erst fang' se ganz langsam an, aber dann sind die Kommis dran. Kreuzberger Nächte sind lang, Kreuzberger Nächte sind lang. Erst fang' se ganz langsam an, aber dann sind die Zecken dran.

Methoden und Inhalte rechtsextremer Musik zur politischen

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