2009-Weissmueller
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2009-Weissmueller
Erfahrungsbericht Sonja Weißmüller Pharmaziepraktikum an der University of Florida in Gainesville (Mai – November 2009) Allgemeines: Ich wollte schon während meines Studiums immer Auslandserfahrungen sammeln. Leider ist dies im Studiengang Pharmazie nicht so einfach und ich entschied mich stattdessen die erste Hälfte meines Praktischen Jahres im englischsprachigen Ausland zu absolvieren. Ich persönlich hatte den Kontakt zur University of Florida (UF) über Frau Dr. Butterweck erhalten, die dort den Lehrstuhl Pharmazeutische Biologie leitet. Sie ist ebenso wie der Chairman des Deparments, Dr. Derendorf, deutsch, wodurch sich die Kommunikation sehr erleichterte. Da beide Apotheker sind und schon seit einigen Jahren immer wieder Studenten ihr PJ an der UF machen, ist die Anerkennung in Deutschland auch kein Problem. Vorbereitung: Nachdem ich den ersten E-Mail Kontakt mit Frau Dr. Butterweck hergestellt hatte, war alles sehr einfach. Sie benötigte nur ein paar grundlegende Unterlagen, wie z.B. Lebenslauf in Englisch, Kopie des zweiten Staatsexamenzeugnisses und Empfehlungsschreiben eines Hochschulprofessors. Nur kurze Zeit später, als ich diese Unterlagen an die UF geschickt hatte, erhielt ich einen Brief mit Informationen, die ich zur weiteren Vorbereitung benötigte. Da ein Aufenthalt in den USA mit einem Touristenvisum nur für bis zu 90 Tagen möglich ist, war es erforderlich eine Art „Arbeitsvisum“ zu beantragen, in meinem Fall ein J1 Visum. Die Beantragung ist sehr zeitaufwendig und man sollte deswegen früh genug damit anfangen. Auf der Homepage der amerikanischen Botschaft erfährt man alles über die Anforderungen und auch wie man sich einen Interviewtermin machen kann. Zu diesem Termin in der Botschaft muss man dann folgende Unterlagen mitbringen: - Formular DS-2019 Formular DS-156 Formular DS-157 (nur für Männer) Formular DS-158 Zahlungsbeleg für Sevis-Gebühr Gültigen Reisepass Foto (Fotoläden wissen i.d.R. bescheid welches Format) Frankierter Rückumschlag für die Zusendung des Visums Die unterschiedlichen Formulare findet man alle als Download auf der Homepage, bis auf das DS-2019. Dieses erhält man von der UF, die zusätzlich zu Zeugnis und Lebenslauf noch einen Beleg über ausreichendes Vermögen für den Aufenthalt des Praktikums benötigt. Ich hatte mir einen Interviewtermin bei der Botschaft in München organisiert und dieser verlief absolut problemlos. Das Visum und die übrigen Unterlagen, die ich zur Überprüfung dort lassen musste, wurden mir innerhalb weniger Tage zugeschickt. Sehr zu empfehlen ist es, sich ein Konto bei der Deutschen Bank zu besorgen. Dies sollte man nach Möglichkeit machen, solange man noch Student ist, da dann die Kontoführung kostenlos ist. Die Deutsche Bank hat eine Kooperation mit der Bank of America und man kann somit an allen Bankautomaten dieser Bank gebührenfrei Geld abheben. Wichtig und auch von der UF verlangt, ist eine Auslandskrankenversicherung. Ich habe diese bei der Allianz abgeschlossen. Gut daran ist, dass man diese Versicherung tageweise abschließen kann und nicht nur monateweise - so kann man dann auch mit den Flugzeiten etwas variieren. Leider hatte ich kein Flugticket mit Option auf kostenlose Umbuchung des Rückfluges. Dies könnte man eventuell beachten, was natürlich eine größere Spontanität ermöglicht. Als Wohnungsmöglichkeit würde ich den Sunbay-Apartment-Komplex sehr empfehlen. Hierbei handelt es sich um 2-Zimmer-Apartments, auf Wunsch auch möbliert. Die Miete wird mittels einer Money-Order bezahlt, was einem Scheck sehr ähnlich kommt. Besitzt man ein Konto bei der Bank of Amerika, kann man eben auch ganz einfach mit normalem Scheck bezahlen. Die Miete belief sich auf 350$. Meiner Meinung nach liegt Sunbay sehr günstig: für schnelle Besorgungen ist ganz in der Nähe ein Supermarkt (WinnDixie) und die Uni liegt ungefähr 15 Gehminuten – mit dem Rad 5 Minuten – entfernt. Wenn man in Gainesville angekommen ist, kümmern sich normalerweise PJ’ler vom Vorjahr um die Neuankömmlinge. Man wird dann auch zum International Center gebracht, bei dem man sich registrieren lässt und dort auch seinen „Studentenausweis“ bekommt. Mit diesem kann man kostenlos das Bussystem nutzen, bekommt Ermäßigungen im Kino usw. Praktikum: Das Department of Pharmaceutics ist auf dem Universitätsgelände im Shands Hospital untergebracht. Da ich direkt mit Frau Dr. Butterweck Kontakt hatte, war für mich auch klar, dass ich in der Pharmazeutischen Biologie mein Praktikum absolvieren werde. Im Labor, in dem ich 5 Monate gearbeitet hatte, durfte ich internationale Kollegen aus Indien, China, Amerika, Schweiz, Österreich und Deutschland kennen lernen. Die Laborsprache war natürlich Englisch. Um die Arbeitsmethoden und Umgangsformen mit den verschieden Geräten im Labor zu erlernen, durfte ich anfangs bei den verschiedenen Projekten meiner Laborkollegen mithelfen, die mich auch bereitwillig über ihre jeweilige Arbeit informierten. Nachdem ich mich mit den Arbeitsweisen vertraut gemacht hatte, übergab Frau Dr. Butterweck einer anderen deutschen Praktikantin und mir die Verantwortung für ein eigenes Projekt auf dem Gebiet der in-vivo Versuche. Unsere Aufgabe war es die blutzuckersenkende Wirkung von verschieden gewonnen Extrakten einer Stammpflanze zu untersuchen. Die Durchführung des Versuches konzentrierte sich auf die Messung des Blutzuckerspiegels nach per oraler Dosierung des jeweiligen Extraktes. Bei der ersten Versuchsreihe wurde zusätzlich Glucose verabreicht und der Blutzuckerwert nach den Zeitintervallen 0, 15, 30, 60 und 120 Minuten mit Hilfe eines normalen Messgerätes für Diabetiker ermittelt. Bei der zweiten Versuchsreihe (Basalreihe) wurde ohne zusätzlicher Glucose nach 0, 30, 60, 120 und 180 Minuten gemessen. Als Referenzsubstanz wählten wir ein in Deutschland zugelassenes orales Antidiabetikum, Glibenclamid, mit angepasster Dosis. Ebenso wurde auch nur allein das Suspensionsmittel des Extraktes, zweiprozentiger Ethanol, getestet. Anschließend wurde das Plasma durch Zentrifugation gewonnen und eingefroren, so dass später damit ELISA-Tests durchgeführt werden konnten. Mit Hilfe des Programms GraphPad wurden die ermittelten Messreihen zur Dokumentation graphisch ausgewertet. Wir hatten die Möglichkeit die Versuche komplett eigenständig zu planen und durchzuführen, wobei uns bei Fragen Frau Dr. Butterweck immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Die letzen 4 Wochen besuchte ich unter anderem die PharmakotherapieVorlesung von Dr. Doering, durch den ich ebenso Kontakt zu einigen seiner Studenten erhalten habe. Mit meinen neuen Kommilitonen erarbeitete ich anhand von simulierten Krankheitsfällen theoretische Grundlagen für die Vorlesungen und erhielt vertiefte Einblicke in das Pharmaziestudium in Amerika. Weiterhin wurde es mir ermöglicht in verschiedenen ambulanten Kliniken das Arbeitsfeld eines amerikanischen Apothekers zu beobachten. Freizeitgestaltung: Florida hat natürlich eine Menge zu bieten. In knapp 2 Stunden erreicht man von Gainesville aus den Atlantik und ebenso auch den Golf von Mexiko. Miami liegt ca. 5 Stunden entfernt und ist auf jeden Fall mal ein Wochenendausflug wert. In Miami würde ich das Clay Hotel empfehlen. Dieses liegt direkt am Ocean Drive und ist wirklich günstig! Auf jeden Fall rate ich jedem Key West zu besuchen und dort auch ein paar Tage zu bleiben. Es gibt dort eine Jugendherberge, so dass man kostengünstig übernachten kann. Da Gainesville eine Studentenstadt ist, wird natürlich viel geboten. Es gibt viele nette Kneipen und kleine Cafes Downtown und auch Midtown. Basketball und vor allem Football sind unglaublich wichtig! Sobald ein Footballspiel ist, sind ungefähr 3mal so viele Menschen in der Stadt. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man auf jeden Fall zu einem Spiel gehen! Florida hat unglaublich viele Freizeitparks, welche man auch nutzen sollte. Wenn man den Führerschein in Amerika macht, ist man automatisch Florida Resident und man kann einige Vergünstigungen in Anspruch nehmen. Meine Mitbewohnerin und ich haben uns zusammen ein Auto gekauft. Durch den Führerschein – der auch nur 27$ gekostet hat – war die Versicherung bei Progressiv recht günstig. Ohne Auto wäre einiges schwieriger gewesen! Größere Einkäufe oder eben auch Ausflüge an den Strand oder in Freizeitparks waren so viel einfacher! Wir haben unser Auto von den PJ’ler vor uns abgekauft. Deswegen wäre es auf jeden Fall gut, schon mal zu versuchen, Kontakt zu diesen zu bekommen. Alle Floridianer, die ich kennen gelernt habe, waren unglaublich nett und hilfsbereit. Das halbe Jahr ist viel zu schnell vergangen! Abschließend kann ich sagen, dass es für mich eine sehr gute Erfahrung war zu sehen, wie man in anderen Ländern arbeitet. Ebenso die Möglichkeit viele verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennenzulernen, empfand ich als große Bereicherung. Man lernt vor allem viel über deren Heimat und die dortige Kultur. Meine Erfahrungen waren zum größten Teil positiv und ich kann es nur jedem weiterempfehlen, sich für eine Stelle an der University of Florida zu bewerben. Wichtige Adressen - University of Florida, Pharmaceutics Department : http://www.cop.ufl.edu/departments/PC/ Auslandskrankenversicherung: http://www.allianz.de/ Sunisland Apartment Anlagen http://www.sunisland.info/ Visa-Informationen amerikanische Botschaft http://german.germany.usembassy.gov/germany-ger/visa/ Hiermit erkläre ich mein Einverständnis, dass sich Interessenten für gleichartige Projekte mit Fragen unter folgender Kontaktadresse an mich wenden können: sonja_weissmueller@web.de