Neue Zuger Zeitung

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Neue Zuger Zeitung
Datum: 20.01.2016
Neue Zuger Zeitung
6304 Zug
041/ 725 44 55
www.zugerzeitung.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 17'398
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 038.010
Abo-Nr.: 38010
Seite: 8
Fläche: 77'807 mm²
Hier geht wirklich die Sonne auf
ZUG Im Kunsthaus ist derzeit in der Ausstellung «Charaktere» eine sehenswerte Bilderreihe zu bestaunen.
Gemalt hat sie der Zuger Künstler Jean-Frederic Schnyder - ein Magier der Farben und Formen.
Noch bis 21. Februar im Kunsthaus zu sehen:
die «Panorama»-Serie von Jean-Frederic Schnyder.
eine vertikale Schweissnaht ter der Serie unterstreichen -, hat Schny- kunsthistorisch fest zuordnen», erklärt
brennt sich die im Zugersee der diese Ehrfurcht vor der schönen Matthias Haldemann, Direktor des Zuger
widerspiegelnde Sonne schon Natur nicht in Gefühlsduselei umgeKunsthauses. «Man weiss nie genau, was
fast brutal ins Auge des Betrachters ein. münzt, sondern in ein Panoptikum an
man sieht, mal fesseln die subtilen FarbObwohl die Formate der 27 Bilder um- Stilen verwandelt. Man könnte fast glaufassenden Serie von Jean-Frhl6ric ben, der Zuger Maler und Konzept- reize und wechselnden Lichtstimmun-
die mit lockerem Pinsel eingefangen
Schnyder klein sind, wirken die zwi- künstler habe in seinen 27 Bildern gen,
sind,
dann wirkt das Ganze wieder wie
einmal kurz die Kunstgeschichte Revue
schen Juni und Dezember 1996 gemal- passieren lassen - so virtuos variiert er eine Parodie auf Turner, Monet, Hodler
ten Sonnenaufgänge des 70-jährigen sein Sonnenaufgangssujet mit realisti- und die Sonntagsmaler.»
Künstlers, die derzeit im Zuger Kunst- schen, impressionistischen, expressio- Wobei Haldemann noch auf andere
haus ausgestellt sind, wie grosses Kino. nistischen und abstrakten Pinselstri- interessante Facetten in Schnyders «Pa-
Hollywood im Kleinen. Dabei ist keine chen. Auf dem letzten, pastos gefurchten
seiner Impressionen kitschig - auch Bild meint man fast, Willem de Kooning
wenn Schnyder mit dieser Wahrneh- habe die Sonne am Zugersee aufgehen
mung spielt. Doch selbst die naturalis- sehen - als kosmisches Auge.
tischen Spielarten seiner zarten Morgen-
norama»-Werkgruppe hinweist, die sich
als Leihgabe des Kantons Zug in der
Sammlung des Kunsthauses befindet.
«Wir sehen im konstanten Blick auf die
untergehende Sonne kein festes Gegen-
Doch Schnyder, dieser Magier der
röte atmen unterm Strich die Demut Farben und Formen und gleichzeitig sehr über, sondern eine zeiträumliche Verdes staunenden Künstlers. Apropos. In öffentlichkeitsscheue Autodidakt, lässt änderung», sagt Haldemann. Mit der
den stets hälftig-horizontal komponier- sich nicht festlegen. «Man kann diese wandernden Sonne habe nämlich auch
der Maler entlang des Seeufers mitwanten Bildausschnitten - die den Charak- Sonnenaufgänge weder stilistisch noch
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Argus Ref.: 60351211
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dem müssen, um sie über den langen
Zeitraum eines halben Jahres im Bildausschnitt zu halten. Für dieses eigenwillige Anti-Panorama gebe es also weder
den richtigen Ort noch den richtigen
Zeitpunkt und auch keinen richtigen Stil.
Haldemann: «Schnyders endlose Malerei
über Malerei ist offen, faszinierend, hu-
morvoll und ernst, ebenso einfach wie
komplex.» Für den Betrachter der Serie
geht in vielfacher Hinsicht die Sonne auf.
Der Zuger Künstler ist aber auch
sonst ein regelrechter Tausendsassa der
Kunstszene. Nicht nur, weil der gebürtige Basler schon zweimal an der Docu-
menta teilgenommen hat. In früheren
Werken hat der in einem Berner Waisenhaus Aufgewachsene etwa sonnendurchflutete, bukolische Impressionen gemalt in denen wie dahingeschmolzen wirken-
de Autos sich im Stau durch schöne
Landschaften quälen. Beissende Ironien
auf den Zivilisationshorror. Sein mehrere Meter langer Leporello zur «Zuger- und
Baarerstrasse» (2001) lässt einen fotografisch die architektonischen Brüche
und Häuserfluchten an Zugs urbaner
Magistrale eindrucksvoll nachspüren.
WOLFGANG HOLZ
wolfgang holz@zugerzegung ch
HINWEIS
Mit «Hingeschaut!» gehen wir wöchentlich mehr
oder weniger auffälligen Details mit kulturellem
Hintergrund im Kanton Zug nach. Frühere Beiträge
finden Sie unter www.zugerzeitung.ch/hingeschaut
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