Karlstad University, 2015 - AAA
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Karlstad University, 2015 - AAA
Erfahrungsbericht Name: L e n a S c h a d o c k Studiengang und -fach: Master Medien und Kommunikation Austauschjahr: SS 2015 Gastuniversität: Universität Karlstad Stadt: Karlstad Land: Schweden Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Ich hatte großes Glück und habe für das Auslandssemester während meines Masterstudiums (Medien und Kommunikation) meine Erstwahl Karlstad bekommen. Ich hatte schon vorher nur Gutes über dieses sonnige und schnuckelige Städtchen im Süd-Westen Schwedens gehört und kann vorweg schicken, dass mein Aufenthalt dort definitiv zu den besten Erlebnissen meines Lebens gehört. Ankunft Vor meiner Ankunft in Schweden wurde ich bereits sehr gut durch die Universität Karlstad und studentische Betreuer (Hosts) informiert. Es gab mehrere Facebook-Gruppen, in denen sich die Studenten bereits vor ihrer Ankunft austauschen konnten und in denen alle möglichen Fragen gestellt werden konnten. Seit März 2014 bietet der Flughafen Frankfurt Flüge direkt nach Karlstad an, ein Angebot, das ich gleich wahrgenommen habe. Vom Flughafen aus kann man sich ein spezielles Taxi bestellen (mehr Informationen unter http://ksdarprt.se/en/before-you-trip/to-and-from-theairport/), welches einen für nach schwedischen Verhältnissen wenig Geld (SEK 72, ca. 8 €) in die Innenstadt oder nach Wunsch auch direkt zur Universität (von dort ist es nicht weit zu den studentischen Wohnheimen auf dem Campus Futurum) fährt. Der Flughafen befindet sich etwas außerhalb von Karlstad und ist nicht durch öffentliche Verkehrsmittel angebunden. Ich wurde in der Innenstadt von einer meiner Hosts abgeholt. Sie hatte auch bereits für mich die Schlüssel zu meinem Zimmer von der Wohnungsgesellschaft KBAB abgeholt. So konnte ich direkt eine Busfahrkarte kaufen und die Busverbindung Campus Futurum – Innenstadt kennenlernen. Später wurde mir von meiner Host eine kleine Campusführung gegeben und am Abend fand auch gleich eine erste kleine „Kennenlernparty“ statt. Das war natürlich super, so konnte ich direkt Kontakte knüpfen. Ich bin etwa 1 ½ Wochen vor Semesterstart angekommen, da in der Woche vor dem Semesterstart von IESK (International and Exchange Students Karlstad) eine Introduction Week veranstaltet wird, in der sehr hilfreiche und nützliche Informationen zur schwedischen Kultur, der Stadt und der Uni gegeben werden und bei der wir natürlich ebenfalls die anderen Austausch-Studenten kennenlernen konnten. Man muss also überhaupt keine Angst haben, das Semester alleine zu verbringen – ich habe noch nie so viele liebe und aufgeschlossene Menschen auf einmal kennengelernt und konnte viele neue Freundschaften mit nach Hause nehmen, die schon in der Introduction Week ihren Anfang gefunden haben . Unterbringung Wie praktisch alle Erasmus-Studenten habe auch ich bei der von der Universität vorgeschlagenen und bereits erwähnten Wohnungsgesellschaft KBAB ein Zimmer in einem Wohnheim gemietet. Die Wohnheime befinden sich alle auf dem sogenannten „Campus Futurum“, der ca. 10-15 Gehminuten von der Universität entfernt liegt. Bei den Zimmern kann man sich für drei Größen bewerben, je nach Größe variiert dann die Höhe der Miete. Wie die Zimmer „verlost“ werden, weiß ich leider nicht. Ich hatte mich sehr zeitig für ein kleines Zimmer beworben, letztlich dann aber ein mittelgroßes Zimmer zugeteilt bekommen. Das fand ich dann aber ziemlich gut, da es schön geräumig war. Super ist außerdem, dass man sein eigenes Bad im Zimmer integriert hat. Die Miete für das mittlere Zimmer betrug SEK 3688, also je nach Kurs zwischen 380 und 400 €. Die Küche/das Wohnzimmer wird mit den anderen Flurbewohnern geteilt und immer im untersten Stock eines Wohnheimsgebäudes gibt es einen Waschraum. Die Zimmer für Austauschstudenten sind möbliert, allerdings kann die Möblierung von Zimmer zu Zimmer stark variieren. Standard ist aber ein Bett, Schreibtisch, Stuhl und zwei Schränke. Wichtig zu beachten ist allerdings, dass es keine Bettdecken, Kissen und Überzüge gibt – diese müssen entweder selbst mitgebracht oder gekauft werden oder sie werden teilweise auch durch andere Erasmus-Studenten weitergegeben. Eine Internetverbindung ist in den Zimmern vorhanden und die Kosten in der Miete integriert, allerdings hat jedes Zimmer eine eigene LAN-Buche. Man benötigt entweder ein LAN-Kabel um seine Geräte direkt an der Buchse anzuschließen oder einen Router, auf dem man sein eigenes WLAN einrichtet. Es gibt kein Wohnheim-W-LAN für alle! Uni Die Universität besteht aus sehr modernen Gebäuden und ebenso modernem Equipment. Ich persönlich habe mich in der schönen und modernen Bibliothek sehr wohl gefühlt und bin wie die meisten Studenten oft dorthin zum Lernen und für Gruppenarbeiten gegangen. Es gibt auch mehrere Cafés und eine Art Mensa, die gleicht aber eher einem kleinen Restaurant. Die Qualität von Essen und Getränken ist durchweg gut. Vor allem der Kaffee ist hervorragend! Es gibt aber auch an mehreren Stellen Kühlschränke und Mikrowellen um selbst mitgebrachtes Essen zu verstauen und zu erwärmen. Das ist sehr praktisch, wenn man mal länger an der Uni ist, da die Preise auch an der Uni relativ hoch sind. Das Semester an der Uni besteht aus zwei Hälften und je nach Art des Kurses kann dieser sich nur auf eine der beiden Hälften beschränken oder aber über das gesamte Semester erstrecken. In jedem Fall gibt es tendenziell wenige Präsenzstunden in der Woche, dafür muss sehr viel in Eigen- und Gruppenarbeiten geleistet werden. Was meine Kurse und das für mich vorhandene Kursangebot angeht, so gab es hier im Vorfeld einige Probleme, weil ich mich im Master befand und für den Zeitraum meines Aufenthalts alle Masterkurse in meinem Fach kurzfristig von der Universität Karlstad abgesagt wurden. Ich habe dann BachelorKurse besuchen müssen, die aber ein gutes Niveau hatten und ziemlich arbeitsintensiv waren. Es musste reichlich Literatur erarbeitet werden und es gab mehrere GruppenPräsentationen, Klausuren und zusätzlich noch schriftliche Abschlussarbeiten. Alle Kurse für Erasmus-Studenten fanden auf Englisch statt. Die Kurse werden aber nicht nur von Erasmus-Studenten besucht, bei meinen Kursen nahmen auch immer etwa zur Hälfte schwedische Studenten teil. Besonders positiv überrascht hat mich die Kommunikation mit Dozenten und anderen Universitätsangestellten. Die Universitätsangestellten vermitteln das Gefühl, dass sie ihre Studenten mögen und arbeiten ihnen wirklich entgegen. Bei Fragen und Problemen kann man sich jederzeit an die Dozenten oder andere Anlaufstellen wenden, wird ernstgenommen und bekommt schnell Hilfe. Leben auf dem Campus Das Leben auf dem Campus besteht vor allem aus vielen sozialen Aktivitäten. Allen voran „fika“ – das schwedische „Kaffee und Kuchen“, was von den Schweden richtig zelebriert wird. Man trifft sich fast täglich mindestens eine Stunde lang mit seinen Freunden auf einen Kaffee und eine Zimtschnecke (kanelbulle) und hält ein Pläuschchen. Außerdem wird zusammen gekocht, man unternimmt gemeinsame Landes- und Städtetrips und besucht verschiedene Veranstaltungen. An den Wochenenden werden zudem immer viele Partys veranstaltet. Besonders schön ist auch der Wald direkt hinter den Wohnheimen, in dem wir oft bis zum nahegelegenen See Alstern spazieren gegangen sind. Lebenshaltungskosten und Einkaufsmöglichkeiten Leben in Schweden ist sehr teuer! Insbesondere für Lebensmittel, Alkohol und manche Freizeitaktivitäten (z.B. Clubs, Kino) muss doppelt bis dreimal so viel Budget eingeplant werden wie in Deutschland. Reisen ist wiederum vergleichsweise billig – man kann sehr günstig mit dem Bus oder auch dem Zug reisen, vor allem unter 25 Jahren. Auch mit gültigem Studentenausweis bekommt man genauso viele Vergünstigungen. Die Supermärkte in Schweden haben täglich (auch sonntags) und manche sogar immer bis 22 Uhr geöffnet. Die Studenten kaufen vorwiegend bei ICA (größtes Sortiment), Coop oder Lidl ein, die alle entweder zu Fuß oder auch recht schnell mit dem Bus vom Campus aus zu erreichen sind. Sprachniveau und Sprachkurse Es ist nicht notwendig Schwedisch zu lernen, um in Schweden kommunizieren zu können. Die Schweden sprechen alle hervorragend Englisch und erwarten auch nicht, dass man mit ihnen Schwedisch spricht. Ich habe trotzdem einen Sprachkurs in der Uni belegt und kann diesen sehr empfehlen, weil die Sprache einfach total süß ist und es natürlich immer ein Vorteil im Alltag ist, wenn man zumindest ein paar Basics der Landessprache kann. Kulturschock/ kulturelle Eigenheiten Von einem Kulturschock kann ich nicht berichten. Mir persönlich hat die schwedische Kultur sehr gut gefallen! Den Schweden ist Gleichberechtigung, Konsens und Genderneutralität sehr wichtig, was schon damit anfängt, dass es keine nach Geschlechtern getrennten Toiletten gibt. Besonders in der Uni fällt auf, dass sehr niedrige Hierarchien herrschen. Dozenten und Studenten interagieren gleichberechtigt, die Lehre und der Austausch waren dadurch viel effektiver und direkter als ich es von Deutschland gewöhnt bin. Insgesamt haben die Schweden auf mich entspannt, zurückhaltend, freundlich und sehr offen gewirkt. Allerdings sind Schweden auch eher konfliktscheu. Sollte es in der Küche beispielsweise mal zu dreckig werden, dann werden in der Regel freundliche Zettelchen geschrieben, die an das Aufräumen erinnern und man spricht niemanden direkt darauf an. Ziemlich anders als in Deutschland ist die Art wie Schweden feiern! Alkohol wird trotz der hohen Preise in beeindruckenden Mengen konsumiert und aus den zurückhaltenden Schweden werden lautstarke Partytiere. Da muss man selbst aber nicht mitmachen, integriert wird man auch so. Klima/Wetter Schweden ist ein unglaublich schönes Land, mit atemberaubender Natur und vor allem viel Wasser und Felsen. Aber es ist kalt und immer windig! Mein Aufenthalt ging von Januar bis Ende Juni und als ich im Januar ankam herrschten -11 Grad (es ging auch noch bis -16 runter!) und es gab massenhaft Schnee und unter dem Schnee eine Eisschicht. Beim Laufen musste man wirklich vorsichtig sein, denn da regelmäßig Neuschnee fällt, streuen die pragmatischen Schweden einfach nirgendwo – lohnt sich ja nicht . Das war mal eine ganz neue Erfahrung. Den Straßenverkehr stört das Wetter übrigens gar nicht, die Schweden fahren einfach immer. Ab Ende März/Anfang April wurde der Schnee dann aber immer weniger und die Temperaturen stiegen auf 10 Grad Plus an. Es gab dann sehr häufig schöne sonnige Tage, aber bis zu meiner Abreise Ende Juni waren es bis auf wenige Ausnahmen höchstens 15-16 Grad. Wet- terfeste Kleidung ist also unbedingt notwendig. Auch weil das Wetter extrem wechselhaft ist, an einem Tag scheint die Sonne, am nächsten gibt es wieder Schnee und darauf folgt Regen. Trotzdem war ich sehr oft draußen unterwegs und es gab viele Picknicks und Grillabende. Man muss sich nur wärmer anziehen als in Deutschland ;). Stadt, Umgebung, Freizeitmöglichkeiten Karlstad hat eine süße kleine Innenstadt mit vielen Cafés, Bars und Geschäften zum Shoppen. Am hübschen Flussufer kann man entlang spazieren und sobald es wärmer wird auf dem Fluss Kanu fahren. Es gibt außerdem 4 Clubs, die von Studenten besonders donnerstags besucht werden, denn Donnerstag gibt es in den meisten Clubs verbilligten oder freien Eintritt für Studenten. Ansonsten gibt es ab und zu auch Konzerte. Die Nähe der Stadt zu Stockholm, Göteborg und Norwegen (insbesondere Oslo) ist ein großer Vorteil. Aber auch Malmö, Lund, Uppsala und Kopenhagen sind nicht allzu weit entfernt und können per Zug, Bus, oder mit dem Auto (hier lohnt es sich in einer Gruppe ein Auto zu mieten) leicht erreicht werden. Das schwedische Zugunternehmen (www.sj.se) bietet praktisch täglich Sparpreise für einzelne Fahrten an, wodurch diese sehr gut erschwinglich und häufig sogar günstiger als Busfahrten sind. Wenn man möchte, kann man also einiges an Skandinavien auf seinen Reisen mitnehmen ;). Schlusswort Ich kann Karlstad als Studienort und das Land Schweden für ein Auslandssemsemester definitiv empfehlen! Wenn ihr die Chance bekommt, dort hingehen zu dürfen, nehmt sie wahr. Ich konnte so viele schöne und interessante Erfahrungen machen wie selten anderswo, sowohl kulturell, mit meinen Mitmenschen als auch an der Universität.