Tonarchitektur Folder - atelier

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Tonarchitektur Folder - atelier
www.echo.non.at
47 | Sommer 05
€ 3,-
Foto: Petra Rautenstrauch
Zivildienst oder Bûndesheer?
VOM GAST ZUM
STÅATSDIENER
Klenk - Falter Artikêl
KLISCHËE & WIRKLICHKEIT
Novarock Revïew
PARTY FRÖM DUSK
TILL DOWN
À la Brunnenmãrkt
STRËET FASHION
EDITÓRIAL + ÍNHALT
Der Verein Fröschelgasse ist eine Initiative, die bis vor kurzem noch niemand
von uns gekannt hat. Dieser Verein hat uns kontaktiert und mitgeteilt, dass sie
ihr diesjähriges Benefiz Festival Echo widmen möchten, da sie unsere Probleme kennen und sich solidarisieren wollen. Jedes Jahr organisiert Fröschelgasse eine große Outdoorveranstaltung und spendet die Einnahmen an andere
Vereine, die sie schätzen. Diese Leute sind nicht parteipolitisch, sondern einfach nur junge Menschen, die sich für konkrete Vorhaben einsetzen.
Bei der Veranstaltung sahen wir über tausend Besucher: jung, alt, StudentInnen, AkademikerInnen, Kinder - eine beeindruckende Menge aus allen
Schichten - und angenehme Gesichter feiern, damit Vereine wie der unsrige
weiter bestehen sollen.
Es war für uns sehr motivierend und notwendig solch eine Solidaritätsaktion
zu erleben. Das Schönste war, dass ein etwa acht- neunjähriges Kind den ganzen Abend Spenden für Echo gesammelt und versucht hat, auch uns mit wenigen Informationen etwas über Echo zu erzählen, um dadurch eine Spende
bekommen zu können.
Wir alle haben das Gefühl, dass unser Engagement nicht umsonst ist, sehr
genossen. Danke Verein Fröschelgasse!
Sehr viele Menschen von unterschiedlichen Schichten und Bildungsebenen
finden es wichtig und notwendig, dass solche Plattformen wie Echo weiter
bestehen können. Gerade jetzt, wo über so genannte „Parallelgesellschaften“
oder „Ghettobildungen“ der MigrantInnen diskutiert wird und Zwangsheiraten
oder Ehrenmorde in den Medien immer öfters in die Schlagzeilen kommen, ist
die Existenz solcher Initiativen als gelungenes Integrationsbeispiel und positives Signal für die Gesellschaft sehr wichtig. Davon sind wir überzeugt.
Unsere Schwerpunktartikel in dieser Ausgabe beschäftigen sich mit einem Thema, das den Staat und das Individuum in einem mehr oder minder gezwungenen Verhältnis darstellt. Der Dienst für das „Vaterland“ und die Widersprüche
im Begriff der „Neuen Heimat“ sind der Nährboden für die Spannung, die dieses Thema beinhaltet.
Informativ und kritisch sind auch weitere Berichte, wie „Halbes Leben – Minderheitenleben“, der sich anhand eines Films mit dem Status von Homosexuellen
in Istanbul beschäftigt, und „Klischee und Wirklichkeit“, der den Zwiespalt zwischen objektivem Journalismus und politischem Manifest verdeutlicht.
ÍNHALT
VOM GAST ZUM STAATSDIENER
Ich diene meiner zweiten Heimat Österreich
Zivildienst oder Bundesheer
Vom Gast zum Staatsdiener
[04-05]
[06]
[07]
THEMA
Klenks Falter Artikel
Lebenskonzepte
Minderheitenleben “Halbes Leben”
[08-09]
[20]
[22-23]
MUSIK
Novarock Review
CD Tipps
Wiesen Eine lange Freundschaft
[12]
[13]
[14]
FILM
Emir Kusturica und sein neuer Film
FAQ Ein Exilkärntner kennt den Weg
Filmvorstellungen
[24]
[24]
[25]
RUBRIKEN
Literatur Marica Bodrozic
Veranstaltungstipps
Fashion á la Brunnenmarkt
Aktuelles
Kunstportal
Vorbild
Elektronische Medien
Summer News & Guilty Pleasures
Echomics
[11]
[13]
[16-19]
[10]
[26-27]
[28]
[29]
[29-30]
[31]
Wir hoffen wieder einige für Sie interessante Themen angesprochen zu haben
und wünschen allen unseren Lesern einen schönen Sommer!
Foto: Petra Rautenstrauch
ETWAS SCHÖNES FÜR DEN SOMMER...
SCHWERPUÑKT fiTAATSDIENST
Die Redaktion
IMPRËSSUM
MedieninhaberIn, HerausgeberIn, HerstellerIn, VerlegerIn: Verein ECHO zur Unterstützung Jugendlicher, Gumpendorferstraße 73/1/7, 1060 Wien, Tel: 01-58 56 857, Fax: 01-58 56 857-99,
ecHomepage: www.echo.non.at; e-mail: echo.redaktion@non.at
Editor: Bülent Öztoplu
Verantwortlich für die Produktion: Özden Öksüz
MitarbeiterInnen: Eser Akbaba, Elke Bitter, Ani Degirmencioglu, Ewa Dziedzic, Christina Greunz, Ani Gülgün Mayr, Alexander Lass, Phillip Ogunfojuri, Özden Öksüz, Albert Ranner, Suna Rassoulian, Nadja Rizkalla, Güney
Saritas, Larissa Starch, Jánez Verdianz
Fotos: Petra Rautenstrauch, Elke Bitter, Jánez Verdianz
Art Direction, Grafik und Echomics: Levent Tarhan, www.atelier-lev.com
Anzeigen, Aboservice: Nadja Rizkalla, E-Mail: echo.abo@non.at
Druck: Druckerei Jentzsch, www.jentzsch.at
Echo bedankt sich für zugesandte Artikel und Fotos. Namentlich gekennzeichnete Texte müssen nicht unbedingt unserer Auffassung entsprechen.
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verheiratet bin und zwei Töchter im
Alter von drei und fünf Jahren habe.
Wenn man das Bundesheer macht, hat
man viel zu wenig Zeit für die Familie.“ Der 1976 in Yozgat in der Türkei geborene Fatih stammt aus einem
Land, in dem Wehrpflicht besteht.
Nachdem er nach Österreich gekommen war, machte er eine Lehre als
Maler und Anstreicher. Während dem
Gespräch betont er immer wieder den
Ausdruck „zweite Heimat“. „Österreich
ist meine zweite Heimat. Mein Vater
hat dreizehn Jahre lang hier gearbeitet. Wenn ich in Österreich lebe, wa-
haben mich auch moralisch unterstützt. Ich habe dort gelernt, wie man
mit den älteren und kranken Leuten
umgeht. Als Botendienst habe ich
Patienten zum Röntgen und zum Labor
gebracht. Mit den Patienten bin ich zur
Bank oder einkaufen gegangen.“
Auf die Frage, für welches Land er sich
im Fall eines Krieges entscheiden würde, antwortet Fatih mit gemischten
Gefühlen: „Halb für Österreich, halb für
die Türkei. (Lachen) … Weil ich bis zu
meinem 14. Lebensjahr in der Türkei
aufgewachsen bin, glaube ich, dass ich
mich eher für die Türkei entscheiden
würde. Obwohl ich österreichischer
Staatsbürger bin. Österreich ist meine
zweite Heimat, aber meine erste
Heimat ist halt die Heimat.“
Wenn es so ist, wieso hast du deinen
Militärdienst nicht in der Türkei
gemacht?
„Ich wurde schon von den türkischen
Behörden einberufen, bevor ich die
österreichische Staatbürgerschaft
hatte. Die meisten, die im Ausland
leben, kaufen sich frei. Das habe ich
auch gemacht. Wegen meiner Arbeit,
der Familie usw. wollte ich nicht.“
Fatih Alpaydin. Fotos: Phillip Ogunfojuri
Nach den Militärputschen von 1960
und 1971 wollten die Machthaber in
meinem Heimatland Türkei unbedingt
beweisen, dass aller guten Dinge drei
sind. Deswegen hörten wir am 12.
September 1980 im Radio, dass die
Regierung zum dritten Mal vom Militär abgelöst wurde und die Politiker
auf Urlaub in die Gefängnisse geschickt wurden.
Als kleines Mädchen habe ich nicht
nur die Angst verbreitenden Schritte
der Militärstiefel gehört, sondern
auch mit Puppen gespielt. Deswegen
kann ich nicht so richtig einschätzen,
wie hilfreich Waffen bei der Bestärkung des männlichen Stolzes sein
können. Aber wenn ich daran denke,
wie die Eltern ihre Söhne mit Davul
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der Welt. Mit 11 Millionen US-Dollar
zu spielen, die weltweite
liegt es beim Waffenimport 2000Spielzeugproduktion hat trotzdem
2004 sogar an der ersten Stelle. Die
zugenommen. Der größte Teil des
Türkei liegt hinter China an der fünfSpielzeugs wird derzeit in China proten und Österreich an der neunten
duziert. Die chinesischen Exporte
Stelle. Was den Export betrifft, so ist
beliefen sich im Jahr 2001 auf 8,7
Österreich nach Russland, den USA,
Milliarden Euro. Im gleichen Jahr wur-
Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ukraine und Schweiz im Zeitraum 2000-2004 an der achten Stelle.
In einer Welt voll von Waffen ist Fatih
Alpaydin einer von denen, der mit
Waffen kaum in Berührung gekommen
ist. Einmal in seinem Leben habe er
ein Jagdgewehr seines Vaters in der
Hand gehalten. Ende Mai dieses Jahres
ging Fatihs Zivildienst zu Ende. Er, der
seit 1989 in Österreich lebt, erzählt
mit Begeisterung von seinen Erfahrungen während des Zivildienstes im
Geriatriezentrum in Liesing. Wer es in
Österreich aus Gewissensgründen ablehnt, Waffengewalt gegen Menschen
anzuwenden, kann statt des Wehrdienstes Zivildienst leisten. Fatih
nimmt dieses Recht in Anspruch: „Ich
habe mich für den Zivildienst entschieden und zwar aus dem Grund, weil ich
rum soll ich nicht die Staatsbürgerschaft annehmen. Seit sechs Jahren
habe ich nun die österreichische
Staatsbürgerschaft. Wegen der Vorteile
wie z.B. Arbeitserlaubnis, Aufenthaltsgenehmigung habe ich die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen.“ Als ein eingebürgerter Österreicher leistete Fatih seinen zwölfmonatigen Präsenzdienst als Zivildiener und
ist sehr zufrieden damit, denn „der
Militärdienst in der Türkei dauert länger und ist viel strenger als in Österreich. Finanziell wird man auch nicht
so wie in Österreich unterstützt. Die
Schwestern und das Pflegepersonal
haben sich zum Beispiel sehr um uns,
die Zivildiener, gekümmert. Jeder ist
uns entgegen gekommen. Sie haben
nicht nur meine Kultur in Bezug auf
Religion und Essen beachtet, sondern
Die eingebürgerten Österreicher bevorzugen im Rahmen ihrer Pflichten
gegenüber dem Staat den Zivildienst.
Nach Selim Kacar, Bereichsleiter der
Zivildienstverwaltungsgesellschaft,
wollen die neu Eingebürgerten wegen dem relativ hohen Alter und der
Familie ihren Präsenzdienst als Zivildiener ableisten. “Die meisten von
ihnen wünschen sich, ihren Dienst im
Rettungswesen zu leisten. Ihre
Deutschkenntnisse sind aber nicht
ausreichend, um in diesem Bereich zu
arbeiten”, sagt Kacar und betont,
dass die meisten von ihnen im Fall
einer Einsetzung im Bereich der
Behinderten- oder Altersbetreuungssparte wegen Berührungs ängsten
bzw. Unwissenheit Schwierigkeiten
haben.
Kacar macht darauf aufmerksam, dass
die Anzahl der Zivildiener immer größer geworden ist, weil es mehr Interessierte und mehr Plätze gibt.
Nach seinen Angaben wurden alleine
2004 10.500 Personen dem Zivildienst zugewiesen und in 1.200 Einrichtungen – darunter Krankenhäuser,
Rettungseinrichtungen, Justizanstalten
– Zivildiener beschäftigt. Im Jahr 2002
leisteten etwa 7400 Zivildiener in 707
Einrichtungen ihren Dienst.
Im Zusammenhang mit dem Zivildienst macht Kacar den Unterschied
zwischen den ländlichen und städtischen Gebieten deutlich: „In Wien ist
es sicher kein Unterschied, ob man
seine staatsbürgerliche Pflicht im
Bundesheer oder als Zivildiener
gemacht hat. Es gibt aber diverse
Bundesländer und ländliche Regionen, wo Zivildiener immer noch
schief angeschaut werden, weil sie
den Zivildienst abgeleistet haben.
Ihrer Meinung nach ist Zivildiener
gleich Drückeberger: der oder der hat
sich vor dem Wehrdienst gedrückt.“
Der 19-jährige Agry Zarza ist keiner von
den „Drückebergern“ und leistet seinen
Wehrdienst in der Martin-Kaserne in
Eisenstadt ab. Seine Entscheidung fiel
auf das Bundesheer, “weil zwölf Monate
einfach zu lange wären, da sind die acht
Monate beim Bundesheer wesentlich
vorteilhafter. Ich halte eigentlich auch
nichts von der Pflege alter Menschen.
Für mich wäre ein ganzes Jahr lang nicht
zum Aushalten gewesen.“ Bis zu seinem
Medizinstudium muss er während des
Militärdienstes als Kraftfahrer arbeiten:
„Ich bringe Personen oder militärische
Güter von einem zum anderen Ort. Da
hab ich eigentlich sehr viel Glück
gehabt, denn es gibt wesentlich schlimmere Sachen wie Jäger, Panzerabwehr
oder Aufklärer. Momentan war der
Assistenzeinsatz das Schlimmste bisher.
Wir waren an der burgenländisch-ungarischen Grenze in Deutschkreutz und
mussten die Grenze sichern mit folgenden Dienstzeiten: 72 Stunden Dienst 24 Stunden frei. Wenn man das zwei
Monate lang macht, kann das schon
sehr an die Substanz gehen. Es war zwar
sicher eine Erfahrung wert, allerdings ist
es wirklich sehr anstrengend.“
Nehmen wir an, es kommt zu
einem Krieg zwischen Österreich
und Iran. Für welches Land würdest
du kämpfen?
„Ich wüsste es nicht. Ich würde
mich, glaub ich, aus dem Krieg raushalten und versuchen unterzutauchen. Denn Iran ist meine Heimat,
aus dem Land komm ich her, dessen
Sprache spreche ich. Aber Österreich
hat mich nie wirklich arg enttäuscht, hat meine Eltern aufgenommen, mir gute schulische
Möglichkeiten ermöglicht. Also
Agry, hast du während dem
Wehrdienst je das Gefühl gehabt, dass
du zu dieser Gesellschaft nicht dazu
gehörst, oder hast du dich je wie ein
Fremder gefühlt und nicht wie ein
österreichischer Staatsbürger?
„Da gíbt’s gemischte Gefühle. Ich
muss hier das Kaderpersonal wirklich loben, in ihren Augen ist jeder,
der den österreichischen Adler
trägt, auch ein österreichischer
Staatsbürger. Also ich hab mit den
Kaderleuten – das sind die, die das
hauptberuflich machen – nie ein
Problem gehabt. Das sind eher einige wenige Rekruten, die mit dem
nicht einverstanden sind, dass die
Ex-Ausländer zum Bundesheer dürfen. Die geben dann verschiedenste
Sprüche von sich wie: ‚In meinen
Augen sind das keine Österreicher.’
So geht es auch vielen Kosovo-Albanern, Serben und Türken. Aber das
Bundesheer ist nichts für Weicheier,
dort machst du dir nicht mit großen
Reden, sondern mit großen Taten
Freunde, und da sind es meistens
wir, die bei einem Marsch am längsten durchhalten ohne zu meckern,
die auf der Grenze mit halb geladener Waffe nicht gleich ins
Schwitzen kommen.“
Agry Zarza. Foto: Privat
könnte ich es meine neue Heimat
nennen. Ich glaub, es hat viel damit
zu tun, dass ich Iran noch nie gesehen hab. Vielleicht wäre es dann
eine andere Sache, wenn ich dort
zur Welt gekommen wäre, aber so
ist es nun mal, viele mögen mich
vielleicht jetzt als Feigling betrachten. Ich wüsste es aber wirklich
nicht, auf welcher Seite ich kämpfen würde.“
Vielleicht geht es in Wirklichkeit überhaupt nicht darum, sich für ein Land
zu entscheiden, sondern nur sich zugehörig zu fühlen, ohne zu verurteilen
und verurteilt zu werden.
1
www.oeko-fair.de/oekofair.php/cat/349 - 24k
Vgl. www.diepresse.at
3
Vgl. www.zivireform.at/Texte/Impulser/
Troescher_Gastkommentar.htm
2
5
SCHWERPUÑKT fiTAATSDIENST
SCHWERPUÑKT fiTAATSDIENST
ZIVILDIENST ÓDER
BUNDESHEER?
„Die Frage kann ich leicht beantworten. Ich bin gegen Gewalt und gegen
Krieg. Das war der einzige Grund”,
erklärt Ekrem Imamoglu. Seit Februar
2005 ist er in der Werkstätte RudolfVirchow Straße für Jugend am Werk
tätig. Er ist mit drei Jahren aus der
Türkei gekommen, ist also in Österreich aufgewachsen. Nach dem Abschluss einer Lehre als technischer
Zeichner hat er sich für den Zivildienst
entschieden. „Weil eine Waffe halte
ich nicht gerne in der Hand. Ich habe
das früher einmal probiert, aber nur
zum Spaß und um zu sehen, wie sich
das so anfühlt. Und das hat auf mich
so bösartig gewirkt.”
Im Rahmen des Zivildienstes wird die
Domäne „Pflege- und Reproduktionsarbeit”, wenn auch kurzfristig, den
Männern überlassen. Freiwillig –
Phillip Ogunfojuri.
Zwangsweise. John Paul Nalog ist ein
weiterer junger Mann, der sich für
Behinderte bei Jugend am Werk einsetzt. Seine Eltern stammen aus den
Philippinen, er selber ist in Wien geboren. Er hat sich für den Zivildienst
entschieden, weil er dadurch weiterhin bei seinen Eltern sein kann.
Außerdem plant er im Herbst eine
Abendschule zu besuchen. Das lässt
sich gut kombinieren mit seinen
Arbeitszeiten. Das einzige, worüber
sich John Paul beschweren kann, ist
das Gehalt: „Aber was soll´s, so steht
es im Gesetz und wir als Laien können das nicht ändern.” Unser HausZivildiener bei ECHO, Phillip Ogunfojuri, ist 19 Jahre jung und schon seit
Februar bei uns in der Redaktion tätig.
Er hat sich nach seiner HTL-Ausbildung
gleich für den Zivildienst angemeldet.
Wieso nicht Bundesheer? „Ganz ehrlich? Ich war zu faul fürs Bundesheer
und ich bin der unsportlichste Mensch
auf der Welt.” Und, dass er „etwas
Sinnvolles, etwas Gescheites” tun
wollte, das hat ihn zum ECHO geführt.
„Ich bin frei und kann kreativ und
selbständig arbeiten. Ich habe zum
Beispiel hier im Echo eine Rubrik. Und
die ist mit mir quasi eingeflossen in
die Echo-Zeitschrift.” Diese Rubrik
nennt sich Elektronische Medien
John Paul Nalog.
Frisch aus der Schule, hat Phillip das
selbständige Arbeiten gut getan. „Das
werde ich auch später brauchen, denke
ich mal.” Und andere Erfahrungen,
„z. B. wie man den türkischen Tee
kocht” wird er auch in das richtige Leben da draußen mitnehmen können.
Phillip ist übrigens der Einzige aus seinem Freundeskreis, der im Zivildienst
ist. Die anderen wollten sich die vier
extra Monate nicht antun. Seine Eltern,
die aus Nigeria stammen, hat Phillips
Entscheidung aber eher beruhigt. „Sie
waren sichtlich erleichtert, weil ja ...
Man kennt ja die ganzen Geschichten,
die ganzen rassistischen Geschichten
aus dem Bundesheer.”
Dass sie ausländischer Herkunft sind,
bekommen weder Phillip noch John
Paul während ihrer Zivildienstzeit zu
spüren. Nur Ekrem meint: „Manchen
gefallen meine Einstellungen nicht,
weil wir, sozusagen, von der Religion
her andere Sitten haben, und eine
andere Mentalität. Aber sonst sind sie
sehr neugierig und wollen einfach
mehr wissen von mir und meinem
Heimatland.”
Ekrem Imamoglu.
Fotos: Petra Rautenstrauch
6
(s. S. 29) und ist seit der letzten Echo
Ausgabe ein Fixbestandteil der
Zeitschrift.
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Welche Kriterien bestehen für die
Aufnahme als Rekrut in das Bundesheer? Wie viele Präsenzdiener gibt es
schon in Österreich? Wie ist die
Stimmung innerhalb der Gruppe?
Auf der Homepage des Verteidigungsministeriums steht bei den Anforderungen: der Rekrut muss im Besitz der
österreichischen Staatsbürgerschaft,
mindestens im 18. Lebensjahr und
gesund sein. Alle weitere Fragen werden in dieser Geschichte gelöst werden:
„Für mich war es ein langer Entscheidungsprozess, wo ich meinen Militärdienst absolviere”, sagt der baldige
Atomphysiker Dobo (Name der Red.
bekannt) im Gespräch mit dem ECHO.
Er bittet um diese Bezeichnung, weil
er nicht will, dass seine Verwandten
von seiner Entscheidung, den Dienst
in Österreich zu absolvieren, aus der
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Die Eltern leben hier. Die Hälfte der
Familie ist aber in der Türkei. Der
Vater hat ihm von seinen schlechten
Erfahrungen erzählt, die er in der
Türkei während seiner Militärzeit vor
Jahren hat machen müssen. Eine
Alternative zum Militärdienst gibt es
dort bis heute nicht. Auch in seiner
nächsten Umgebung gibt es wenige,
die sich für die pazifistischere Variante
des „Heimatdienstes” entscheiden.
Weder in seiner Familie, noch unter
seinen türkischen Freunden. „Wenn
sie hören, dass ich Zivildiener bin,
fangen sie damit an, dass ich ein
Weichei bin, dass ich kein Mann bin,
weil ich nicht zum Bundesheer gegangen bin. Da sage ich einfach nichts,
denn ich brauche nichts zu sagen.
Meine Männlichkeit muss ich nicht
beweisen, indem ich eine Waffe in
der Hand halte.” Nur darüber, dass
er erst nach sechs Monaten einen Anspruch auf Urlaub hat und bis dahin
der Sommer vorbei ist, kann sich
Ekrem ärgern. „Ich würde noch gern
im Sommer in die Türkei zu meinen
Verwandten fahren.”
VOM GAST ZUM
Zeitung erfahren. „Es dauert lange, meinen Familienbaum zu erklären. Mein
Vater kommt aus Serbien. Meine Mutter
ist im serbischen Teil des Kosovos aufgewachsen. Ich bin in Kroatien geboren
und habe ein Jahr in Bosnien verbracht.
Meine Geschwister sind noch bunter
zusammengewürfelt. Ich glaube, Probleme zu haben, mich definieren zu können. Meine Eltern und alle nahen Verwandten, in jeder südosteuropäischen
Familie gibt es viele Mitglieder, bezeichnen sich als Serben. Ich bin aber mehr
als 15 Jahre hier und habe meine ganze
Entwicklung zu einem Erwachsenen in
Österreich, natürlich mit der „balkanesischen” Subkultur, erlebt. Noch vor zwei
Jahren wollte ich nach meinem Physikstudium nach Serbien, um dort meinen
Militärdienst zu absolvieren. Aber die
korrupte Politik und nicht zu wissen, ob
man von einem ehemaligen Kriegsver-
brecher ausgebildet und beeinflusst
wird, hat mich überzeugt, meinen Präsenzdienst hier zu erfüllen. Meine Verwandten haben sich immer etwas anderes vorgestellt und deswegen wird es
ein mittleres Erdbeben geben, wenn ich
meine Entscheidung in ein paar Monaten kundtun werde”, erzählt Dobo.
Oberst Alexander Barthou, der Leiter
der Pressestelle des Militärkommandos
Oberösterreichs, erklärt weiter:„ Es ist
schwierig für viele Söhne aus Migrationsehen, allen Erwartungen der Eltern
gerecht zu werden. Viele Familien sind
sehr traditionell und mit ihrem gebürtigen Heimatland noch enger verbunden,
als die letzten beiden Generationen. Für
einen Türken und Serben ist es mehrheitlich ein „Muss” den Dienst mit der
Waffe erfüllt zu haben. Das ist ein wichtiger Schritt zur Mannswerdung. Da
Österreich im Prinzip ein bunt
zusammengewürfeltes Völkchen ist (das beste Beispiel ist
das Telefonbuchverzeichnis),
gab es bisher keine größeren
Probleme. Wie in einer „Multikultifussballmannschaft” gibt
es ein paar Reibereien, aber
das verbessert nachhaltig das
gesamte Klima. Wir haben in
den vergangenen Monaten
ganz andere Probleme gehabt
und es werden noch viele
weitere ins Haus kommen. In
den letzten Wochen sind viele
Kasernen geschlossen worden.
Viele Arbeitsplätze innerhalb
des Bundesheers sind gefährdet. Da ist es egal, ob man
aus einer Migrationfamilie
kommt oder aus Österreich,
momentan rennen wir alle um unser
„Leiberl”, damit wir unseren Dienst an
der österreichischen Gesellschaft leisten
können. Wir müssen auch viele Probleme innerhalb des Ausbildungskonzeptes lösen und verändern, damit
nicht weitere schreckliche Fehler und
Missbräuche in der Rekrutenausbildung
passieren.”
Dobo wird in seiner Seele nie einer
Nation angehören, weil er bis heute
noch nicht weiß, welche Staatsangehörigkeit die Bessere ist. „Wo man lebt
und wo sich der menschliche Charakter
entfalten kann, dort ist für mich Heimat
und das könnte auch der Mond sein”,
sagt der baldige Rekrut abschließend.
Wie man sieht ist es irrelevant, ob man
aus einer Migrationsfamilie, oder aus
einer österreichischen Familie kommt:
Österreich ist ein Land/Staat aus mehreren unterschiedlichen Volksgruppen,
die sich vom Arlberg bis in die pannonische Tiefebene ziehen. Dazwischen
gibt es Freunde, die aus der ganzen
Welt aufgrund unterschiedlichster Ziele,
Hintergründe oder Probleme nach
Österreich kommen.
Konflikte und Spannungen gibt es natürlich, wenn Rekruten aus unterschiedlichen sozialen Hintergründen
kommen. Diese Umstände wird es aber
so lange geben, wie die Menschheit
besteht. Dies ist eine leider nicht rosige, aber nüchterne und ordentliche
Einstufung der Gesamtsituation im
Heereswesen. Nichtsdestoweniger gibt
es wie überall Hoffnung auf Besserung.
Denn der Glaube an Hoffnung stirbt
zuletzt oder nie.
7
THEMA KLENK ARTIKEL
THEMA KLENK ARTIKEL
KLISCHËE UND WIRKLICHKEIT
Johann Pfützner betreibt eine kleiRassismus
ne Pension im zwölften Bezirk.
in den Medie
n – oft
Mit „Schwarzen” kennt er sich
diskutiert u
nd seine
aus. „Das sind alles Drogendealer,
Existenz in Fr
age gestellt.
die verkaufen Gift an unsere Kinder”,
Immer wied
er praktizier
t und
erklärt Pfützner, während er den
selten ernst
genommen.
Doch wo
Kaffee für seine Gäste einschenkt.
beginnt seri
öse Berichte
rstattung
Herr Pfützner muss es wissen, ist er
und wo läuft
sie Gefahr m
doch informiert und liest täglich
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lich gesprochen, will er auch gar nicht,
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denn „man weiß ja, dass die kein
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Deutsch können.” Negative Berichterstattung, Schlagzeilen in denen insbesondere Schwarzafrikaner als Sinnbild
der Drogenmafia dargestellt werden, das
kommt in Österreichs Medienlandschaft
oft vor und wird sich auch in Zukunft
kaum ändern. Einerseits weil es traurige
Realität ist, dass auch schwarze
Menschen mit Drogen dealen, andererseits eignen sich gerade jene Migranten,
mit denen ein Land wenig Erfahrung hat,
besonders gut als neue Sündenböcke für
soziale Probleme. So werden neue
Stereotypen gebildet. Waren es früher,
türkische oder kroatische Einwanderer,
die als „böser Ausländer” den Österreichern die Arbeitsplätze strittig machten,
so ist es heute der „schwarze Dealer aus
Afrika” der ins mediale Kreuzfeuer gerät.
„Über Afrika wird immer schlecht berich-
tet, es ist einfach schwarze Menschen als
Kriminelle und Ausnützer des Wohlfahrtsstaates darzustellen. Die Farbe schwarz
ist einfach negativ besetzt”, sagt Beatrice
Achaleke von der Schwarzen Frauen
Community für Selbsthilfe und Frieden
(SFC).
„Ich würde mir wünschen mehr positive
Bilder über schwarze Einwanderer in den
Medien zu sehen. Was ich fordere, ist
eine objektive und differenzierte
Berichterstattung, denn es gibt sehr
wesentliche Beiträge von schwarzen
Menschen in Österreich, über die nie
berichtet wird. Das sollte auch mal zum
Thema in den Redaktionen gemacht
Florian Klenk. Foto: Privat
8
werden.” Positive Bilder zu bringen, das ist nicht immer leicht in
Zeiten einer Berichterstattung
nach dem Motto „only bad news
are good news”. Dabei spielt auch
die Hautfarbe der erzählten
Schicksale keine Rolle. Denn was
Realität ist, ist nicht immer schön zu
schreiben.
DROGEN IM VOTIVPARK
Florian Klenk ist Journalist bei
der Stadtzeitung Falter. Ihm
wird auf Grund seines
Artikels „Im Verlorenen
Paradies” (Falter 03/05)
latenter Rassismus vorgeworfen. Eine Anschuldigung, die tief
sitzt, vor allem deshalb, da sich Klenk
selbst keineswegs
als Rassist versteht. Klenks
Artikel beschreibt die Verhaftung von
afrikanischen
Drogendealern
im Votivpark.
Unschön beschrieben, mit
Details, die
nicht gerade
ein positives
Bild von
schwarzen
Menschen in
Österreich
transportieren.
Eine Reportage,
die wütend
macht. Wütend auf
Drogendealer und
wütend auf die hiesige Asylpolitik, die
durch ihr restriktives
Arbeitsrecht für Einwanderer geradezu
um kriminelle Antworten bettelt. Also
ein neues Phänomen
in Österreich oder doch
ein alt Bekanntes? Einwanderer die extrem
arm sind und die, die
Flucht in die Kriminalität als einzige Chance
zum Überleben sehen.
Oder Menschen, die in
ein fremdes Land
kommen und sich
durch den Verkauf
von Drogen den „goldenen Westen” herbei
holen. Schwierig ist es,
bei solchen Einblicken
in sogenannte „Alltagsgeschichten” zu
entscheiden was
Realität ist und
was nicht.
Klenks Reportage ist ein gutes Beispiel
für eine Gradwanderung im Journalismus. Eine Gradwanderung zwischen Gut
und Böse, die sich vor allem bei heiklen
Themen wie beispielsweise
Drogenverkauf oder Asylpolitik ergibt.
Da ist es oft nicht einfach an Themen
heran zu treten ohne in den Verruf zu
kommen, sozial verwerfliche oder gar
rassistische Duftnoten zu versprühen.
Einerseits ist es wichtig Klischeebilder
und Stigmatisierungen, die eine Gruppe
in der Gesellschaft bereits hat, nicht
noch weiter zu forcieren. Andererseits
sollte man sich die Frage stellen, ob es
nicht gerade die Aufgabe eines Journalisten ist, soziale „hot spots” zu beschreiben und sei es die Verhaftung von
afrikanischen Drogendealern im Votivpark. Wie schwierig ist es ein Abbild
der Realität wiederzugeben ohne sich
zwischen Klischee und Wirklichkeit zu
verlieren oder sich einschlägig positionieren zu müssen? „Die Wahrheit muss
zumutbar sein”, sagt Florian Klenk über
seinen Artikel. „Eine funktionierende
multikulturelle Gesellschaft setzt voraus,
dass das Recht sowohl gegenüber Einwanderern, aber auch von Einwanderern eingehalten wird. Nicht jeder,
der einen dealenden Afrikaner kritisiert,
ist deshalb Rassist. Nicht jeder, der
einen Polizisten kritisiert, ist ein Polizeifeind.”
RASSISMEN
IN DEN MEDIEN
Zugegeben „Im Verlorenen Paradies”
ist ein Text der durchaus falsch interpretiert werden kann und vor allem das
Defizit hat, nicht darauf hinzuweisen,
warum gerade schwarze Migranten mit
Drogen dealen. Ein Defizit, das auch Di-
Tutu Bukasa, Menschenrechtsaktivist
und Journalist, kritisiert. „Wenn man
über solche Themen schreibt, sollte
man sich ansehen, weshalb gedealt
wird. Sicher ist zum einen Teil die
Asylpolitik schuld, aber die Frage ist
auch, warum Menschen Drogen kaufen.
Das wurde in diesem Artikel nicht
behandelt.”
Was so alles in den Medien nicht behandelt wird, davon kann Bukasa ein
Lied singen. Ist doch sein Fall nur
begrenzt in der österreichischen
Medienlandschaft aufgetaucht. Bukasa
öffentlich wird. Eine Diskussion, die
scheinbar keinen Anfang und kein Ende
findet. Reicht sie doch von dem Vorwurf
der alltäglichen Verwendung von
Rassismen in den Medien bis hin zur
Frage, was überhaupt berichtenswert
ist. Der Fall Bukasa war es anscheinend
nicht. Was jedoch „Bukasa” und die
„Klenk Affäre” letztendlich gemeinsam
haben, ist, dass sie etwas losgetreten
haben, das bisher kaum diskutiert worden ist: Eine Debatte über Rassismus in
den Medien und welchen Stellenwert
ethnische Gruppen bei der
ist Anfang April auf Grund seiner Hautfarbe von jugendlichen Skinheads am
Naschmarkt krankenhausreif geschlagen
worden. Stiefmütterliche Behandlung
erfuhr er, vor allem durch die österreichischen Tageszeitungen.
Nur wenige berichteten,
die Auflagenstärksten
blieben stumm.
Aufmerksamkeit
für seine Geschichte und
über das was
passiert war,
konnte sich
Bukasa nur
eingeschränkt
verschaffen.
Der große
Skandal, der
sein Fall eigentlich war, wurde
jedoch nicht in
angemessener
Tragweite publiziert.
Die mangelhafte
Berichterstattung löste jedoch
eine interne Diskussion zwischen
einzelnen Medien aus, warum man
gerade bei Fällen, wo schwarze
Menschen Opfer von gewalttätigen
Ausschreitungen sind, nur zaghaft
Berichterstattung haben. Eine Debatte,
die einen Schritt in die richtige Richtung
weist: „Die Wahrheit muss zumutbar
sein”, sagt
Beatrice Achaleke
Foto: Echo
Florian Klenk
über seinen Artikel. Die Wahrheit muss
aber auch diskutierbar sein und genau
das ist nun passiert.
9
AKTUELLES
LITERATÜR
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ÖH-WAHLEN
Grafik: APA
Die ÖH wird auch in den kommenden
zwei Jahren eine starke Interessenvertretung für die Studierenden in Österreich sein. „Die Studierenden haben
Ministerin Gehrer einen Strich durch die
Rechnung gemacht und dafür gesorgt,
dass die ÖH auch in Zukunft unbequem
und kritisch sein wird”, erklärt Barbara
Wittinger (GRAS) aus dem
Vorsitzteam der ÖH und
fügt hinzu: „Wir sehen die
Arbeit der letzten zwei
Jahre bestätigt und freuen
uns sehr über das Vertrauen der Studierenden. Gerade in naher Zukunft stehen wichtige bildungspolitische Diskussionen an, in
denen eine starke Stimme für die
Studierenden nicht fehlen darf”
Quelle: ÖH
ASYLGESETZ: ANALYSE
Die UNHCR-Analyse des Fremdenpakets laut Ministerratsbeschluss vom
10. Mai zeigt: Wichtige Sicherheitslücken gerade für verfolgte Menschen
wurden gegenüber dem Begutachtungsentwurf repariert. Aber andere
Punkte des Zweitentwurfs entsprechen noch nicht den internationalen
Standards. Besondere Sorgen machen
der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen zwei Pläne: Erstens,
dass man Asylsuchende reihenweise
zu bürokratischen Zwecken in Schubhaft sperren will – die so genannten
Dublin-Fälle. Ganz besonders bedauerlich: Auch traumatisierte Menschen,
deren Trauma oft genau auf Hafterfahrung beruht, können so in
Schubhaft kommen.
Zweiter Sorgenpunkt: Persönliche
Daten von Asylsuchenden können an
die Behörden in deren Herkunftsländern übermittelt werden. Das geht aus
UNHCR-Sicht zu weit, denn es kann die
Asylwerber und deren Familien im
Herkunftsland gefährden. Dies könnte
so genannte Nachfluchtsgründe schaffen, also ursprünglich nicht verfolgte
Menschen Verfolgung fürchten lassen.
Der Zweitentwurf sollte also auch noch
einmal im Sinne des Flüchtlingsschutzes repariert werden.
Quelle: UNHCR
IMAMENKONFERENZ
Am 24. April 2005 fand die erste Imamenkonferenz in Wien statt. Dabei ging
es vor allem um eine „Standortbestimmung” des Islam in Österreich. Landesweit gibt es laut Omar Al Rawi, dem
Integrationsbeauftragen der Islamischen
Glaubensgemeinschaft (IG) in Österreich,
derzeit rund 150 Imame. Als geistliche
Instanz sind Imame für die religiöse
Betreuung zuständig. Ein Imam leitet
Gottesdienste, hält die Predigt beim
Freitagsgebet und darf die Glaubenslehre vermitteln. Auch seelsorgerische
Betreuung gehört zu seinen Aufgaben.
Gegenüber Ö1 sagte Kampl: „Ich war
1945 noch ein Kind und habe das miterlebt. Die Mutter war verstorben, wir
waren fünf Kinder. Man hat den Vater
weggeholt.” Ob sein Vater bei der
NSDAP gewesen sei? – Kampl: „Ja bittschön, das waren ja über 99 Prozent.”
Auch Graf Gudenus, ebenfalls Bundesrat, teilte nach seinem Holocaust Sager vor zehn Jahren, wegen dem er als
freiheitlicher Nationalratsabgeordneter
zurückgetreten war, noch einen im
ORF aus. Im „Report” meinte er, man
solle „nicht Tabus aufstellen, sondern
man soll physikalisch und wissenschaftlich prüfen.”
Kampl kündigt an, über den Rücktritt
noch einmal nachzudenken. Er ist verbittert über den amtierenden Bundesratspräsidenten Georg Pehm (SP).
Dieser hatte auf die Aussagen von
Kampl und Gudenus, der eine wissenschaftliche Untersuchung zu den Gaskammern in den Konzentrationslagern
Quelle: ORF Religion
der Nazis gefordert hatte, reagiert.
Pehm: „Die Bundesräte Siegfried
Kampl und John Gudenus haben Aussagen getätigt, die zutiefst betroffen
machen”. Derartige
Aufregung um den Kärntner
Aussagen seien
Bundesrat Siegfried Kampl:
„absolut inakzeptaAuf eine dringliche Anfrage
bel und beschädigen
zum Thema Rehabilitierung
das Ansehen des
von NS-Opfern nannte der
Bundesrates”.
zum BZÖ gewechselte FreiKampls Antwort an
heitliche, WehrmachtsdePehm: „So möchte
serteure „zum Teil Kameraich mich nicht von
denmörder”. In Interviews
Siegfried
der Politik verabbekräftigte er seine AussaKampl
Foto: Kärntner Gemeindebund
schieden. Pehm hat
gen. Man müsse sehen,
sich derart daneben„mit welchen Menschen
benommen und prowir es zu tun haben”, so
vokant verhalten, dass ich mein
Kampl. Diese „Mörder” seien „keine
Mandat nicht zur Verfügung stelle.”
Einzelfälle”, sondern „katastrophale
Zustände” gewesen.
Quellen: ORF; derStandard.at, derKurier.at
Der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung in Österreich hat sich
zuletzt mehr als verdoppelt. Er stieg
von zwei Prozent im Jahr 1991 auf 4,2
Prozent im Jahr 2001 an. Ergebnisse der
Konferenz unter: www.derislam.at
Ob am 16. oder am 23. Oktober –
fix ist, dass in Wien gewählt wird und
wir WienerInnen können
uns hoffentlich auf
einen anregenden
Wahlkampf gefasst
Von
machen. Die WahlAni DegirWienerInnen ohne
mencioglu
Wahlrecht dürfen
dabei zuschauen und
hoffen auf einen affirmativeren Zugang, vor
allem was die Immigration anbelangt.
Wie soll Wien denn sonst eine
Weltstadt werden?
10
3. 10. - START DER VERHANDLUNGEN EU-TÜRKEI
Während diese Zeilen entstehen, denken in Brüssel die Staats- und Regierungschefs der EU laut darüber nach,
wie es weitergehen soll. Zum Thema
Erweiterung gibt es eine der stärksten
Kontroversen. Gleichzeitig empfängt der
türkische Premier Erdogan anlässlich
des EU-Gipfels alle EU-BotschafterInnen
in Ankara, um sich von ihnen anzuhören, warum die Türkei so agiert, als ob
sie das Interesse an der EU verloren
hätte. Sind dies alles nur Tricks, wie wir
sie aus dem türkischen Bazar kennen?
GEMMI-GESELLSCHAFT FÜR MENSCHENRECHTE VON MARGINALISIERTEN U. IMMIGRANTINNEN 1000 JAHRE HAFT
Unter dem Namen „Operation Spring” fanden am 27.05.1999 österreichweit rassistische Razzien, mit dem Ziel, einen vermeintlichen Drogenring zu zerschlagen (Drogenparanoia!), statt. An die 100 Personen wurden verhaftet, zum Großteil Asylwerber aus Nigeria. Unter rechtlich äußerst fragwürdigen Vorgangsweisen und Beweisführungen
wurde wieder eine Gruppe MigrantInnen langfristig kriminalisiert und stigmatisiert. Die GEMMI beobachtete die Verfahren der „Operation Spring” von Anfang an und stellt
nun die Resultate und Berichte in diesem Buch vor, welches am 4. Juni im Amerlinghaus samt Performance präsentiert wurde.
Übrigens wurde zum Thema passend der Dokumentarfilmthriller „Operation Spring” bei der Diagonale 05 uraufgeführt.
HARUKI MURAKAMI TONY TAKITANI
Ohne Mutter aufgewachsen, die nach seiner Geburt stirbt, und mit einem Vater, der mehr Zeit mit seiner Jazz-Band und Frauen verlebt, verbringt Tony Takitani eine einsame
Kindheit. Auch sein amerikanischer Vorname und sein gewelltes Haar isolieren ihn von seinen Mitmenschen. Sein selbst genügsames Leben verändert sich jedoch, als er sich
in eine jüngere Frau verliebt und die Geschichte ihren dramatischen Lauf nimmt. Die Furcht vor Verlust und Einsamkeit ist ständig präsent.
Die Bücher des japanischen Kult-Autors Haruki Murakami sind auf der ganzen Welt Bestseller, doch „Tony Takitani” ist die erste Verfilmung einer Erzählung von ihm. Etwa zur
gleichen Zeit, in der das Buch im DuMont Literatur und Kunst Verlag erscheint (Anfang Juni bis Mitte Juli), startet der gleichnamige Film in den österreichischen Kinos.
FALL KAMPL & GUDENUS
WAS KÔMMT!
WAHL FINDET STADT
BUCHVØRSTELLUNGEN Von Larissa Starch
Geben sich die Verhandlungspartner als
uninteressiert, nur um dann das Meiste
rauszuholen? Der 3. Oktober, ein Montag, ist jedenfalls in vielen Kalendern
schon dunkelrot markiert: Die Verhandlungen beginnen und bis dahin wird es
ein heißer Sommer.
G-8 GIPFEL: SCHULDEN
WERDEN GESTRICHEN!
18 Länder – davon 14 in Afrika und 4 in
Lateinamerika – haben sich im Rahmen
der Initiative für die hochverschuldeten
armen Länder (HIPC) für einen
Schuldenerlass seitens der
G8-Staaten qualifiziert. HIPC sichert solchen Ländern Hilfe zu, wenn sie sich zu
Reformen zur Förderung von Demokratie und Marktwirtschaft verpflichten.
Der unmittelbar spürbare Finanzvorteil
für die Dritte Welt lässt jedoch auf sich
warten, denn Schuldentilgung und
Zinsen erstrecken sich auf einen
Zeitraum von 40 Jahren. Der G-8 Gipfel
findet vom 6. bis 8. Juli im schottischen
Gleneagles statt.
dalmåtinisches
jung
talent
„Der Spieler der inneren Stunde” ist ihr
erster Roman, der teils autobiographisch ist,
wobei sie jedoch darauf hinweist, dass Erinnerungen trügen können. Thema ist Entwurzelung, die keinen Anfang und kein
Ende kennt. Bekannt wurde die junge
Autorin bereits mit ihrem hochgelobten
Erzählband „Tito ist tot”, der 24 Erzählungen
beinhaltet und 2002 erschien.
Marica Bodrozic, die 1973 in Dalmatien
geboren wurde, wuchs in der Herzegowina
auf und verbrachte ihre Kindheit bei ihrem
Großvater in einem dalmatinischen Dorf. Zu
dieser Zeit waren ihre Eltern schon in
Deutschland. Drei Jahre nach Titos Tod verließ auch sie als Zehnjährige ihre Heimat,
um ihren Eltern zu folgen. In Frankfurt am
Main machte sie eine BuchhändlerInnenlehre und holte das Abitur nach, um anschließend Kulturanthropologie und Slawistik
zu studieren. Da sie sich ganz dem Schreiben widmen wollte, brach sie dieses Studium jedoch ab. Ihre ersten literarischen
Arbeiten wurden sowohl in der FAZ, als
auch in der Zeitschrift Manuskripte veröf
Die junge un
d doch
bereits bekan
nte Autorin
Marica Bodro
zic ist derzeit
auf „Lesung
s-Tour” mit
ihrem neues
ten Werk. A
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27. Juni besu
chte sie das
Literaturhau
s Wien. Von
Larissa Starc
h
fentlicht. Im Sommer 2001 erhielt sie das HermannLenz-Stipendium, 2002 folgte der
Heimito-von-Doderer-Förderpreis. Den Adelbert-vonChamisso-Preis bekam sie 2003 überreicht.
Sie beschäftigt sich intensiv mit Literatur aus ExJugoslawien und veröffentlicht zu diesem Thema Texte
in diversen Zeitungen und Zeitschriften. Ihre Literatur
verfasst sie voller Erzählkraft, die gänzlich ohne
Verklärung auskommt.
Als freie Autorin lebt die talentierte Marica Bodrozic zur
Zeit in Berlin.
11
MUSIK
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vollbringen
Wir Sind Helden eine wahre
Heldentat und
machen dem
Niederschlag klar,
dass wir und nicht
er „gekommen um
zu bleiben” sind.
Audioslave, die
auch erstmals Songs
aus dem Rage Against The Machine und
Soundgarden Repertoire zum Besten
geben, rocken was das
Zeug hält und System
Of A Down laden als
letzter Act des Tages
zum ekstatischen
Headbangen ein.
Der erste (und wie sich
später herausstellte
anstrengendste Tag) des
Nova Rock war vorbei!
The Pro
digy
Die Vorfreude war groß.
Bands wie And You Will Know Us By
The Trail Of Dead, Beatsteaks, Wir sind
Helden, Audioslave und System Of A
Down geben ihre Oldies und Goldies
zum Besten. Und das alles schon am
ersten des vier Tage umfassenden
Festivals, das im burgenländischen
Nickelsdorf auf den Pannonia Fields im
Zeitraum vom 9.–12. Juni abgehalten
wurde.
Aber erstens kommt es anders und
zweitens als man denkt. Vollbepackt
mit allem, was man für ein gemütliches Beisammensein nach großartigen
Liveauftritten so braucht, fährt man nun
aus der jeweiligen Landeshauptstadt
mit den Shuttlebussen Richtung Zelten
unter freiem Himmel, Zipfer aus der
Dose und zig Bands am laufenden
Band. Angekommen offenbart ein Blick
auf die dicke Wolkendecke über uns:
Das Wetter spielt wohl nicht ganz mit.
Was solls! Ein bisschen Regen hat noch
keinem geschadet! Hätte man allerdings gewusst, dass zwei Stunden
nachdem Eighties Matchbox B-Line
Disaster das Nova Rock eröffneten, vernünftige Fortbewegung nur mit Gummistiefeln möglich war, hätte man sich
lieber mit dem Aufbau des eigenen
Zeltes beschäftigt als dem Abbau der
12
Bühne durch Trail
Of Dead zu fröhnen.
szene-n
k .at
Letztendlich ist man doch
froh dem energiegeladenen Auftritt der vier
Texaner beigewohnt zu
haben und macht sich
schnell auf, das Zelt
noch vor dem ersten
Regenguss aufzustellen. Im Hintergrund
dröhnt Team Sleep
(Nebenprojekt des
Novaro
Deftones-Shouters
ck
Chino Moreno) und
nach Moneybrother
und La Vela Puerca
ist der Erdboden
durch die niederprasselnden
Regenmassen
die reinste
Schlammgrube.
Zum Glück
steht das Zelt
schon. „Scheiß auf Regen” erklärt
Arnim Teutoburg von den Beatsteaks.
Na gut, der ist jetzt auch nicht mehr
Mit Core (Ex Paradise Now!) wurde
das Problem, als ich einen Blick auf
dann der zweite Tag eingeläutet. Als
meine, um einen 5 cm Erdreichabsatz
nach Madsen, Mudvayne, The (Intergewachsenen, Schuhe werfe. Danach
national) Noise Conspiracy und Mando
Diao dann Weezer „Island in the sun”
anstimmen ist die Welt wieder in Ordnung. Vergessen der ganze Schlamm
und die nassen Füße. Sogar die Sonne
schaut mal vorbei. Als Nächstes steht
Marilyn Manson auf der Bühne, der
beweist, dass man auch in knapp
einer Stunde die Leute zum Rock
bekehren kann.
cd-tîpps
von Albert Ranner
SYSTEM OF A DOWN – MEZMERIZE (SONY BMG)
System Of A Down sind verärgert. Verärgert über die Kriegspolitik von einem
gewissen George W. Bush, der sich Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
nennt. Auf ihrem bereits vierten Studioalbum wollen sie ihren Zorn über weltpolitische Ereignisse verdoppeln, der schon immer Motor für die vier Kalifornier war und
veröffentlichen nun „Mezmerize“ und
ein halbes Jahr später „Hypnotize“.
Tracks wie „B.Y.O.B.“ oder „Cigaro“
manifestieren deutlich, dass der Band,
vor allem in Amerika, zur Zeit so einiges
gegen den Strich geht. Schnelle Rhythmen
paaren sich mit eingängigen Melodien und
verschmelzen mit armenischer Folklore zu
Klangcollagen, die niemals überladen wirken.
Wenn Aggression doch immer so schön wäre.
Was das noch toppen kann? Natürlich!
„Die beste Band der Welt” – Die Ärzte!
In über zweieinhalb Stunden wurde
jedem Fan und Nicht-Fan eine Stadionstimmung vermittelt, die seinesgleichen
sucht. Unter den jüngeren Semestern
auf dem Festival sowieso das beste
Konzert, nicht nur weil es Zugaben anhand von entblößten weiblichen Oberweiten gab.
Mit Exilia, Schandmaul, The Hellacopters,
The Dissociatives, Reel Big Fish, In Extremo und Soulfly ging es dann am
dritten Tag weiter. Tarja Turunen, Frontfrau von Nightwish, betörte uns anschließend mit ihrem sirenenartigen Gesang, der von knackigen Metalriffs
begleitet wurde, nur um das Publikum
für die Rock-Rave-Veteranen The
Prodigy anzuheizen.
20 Minuten über dem Zeitplan, aber
dafür umso energiegeladener verkündet Keeti Palmer aka Maxim Reality
„Fuck ‘em and their law”. Eine Show
der Superlative hat begonnen. Keith
Flint sonnt sich im roten Spot und sieht
mit herausgestreckter Zunge aus wie
die Reinkarnation Luzifers. Dicke Nebelschwaden und eine Epileptiker-Lichtshow machen Lust auf mehr. Leider ist
schon nach neunzig Minuten der Auftritt vorbei. Trotzdem zufrieden kehrt
man in das Zelt zurück und träumt
davon, was der letzte Tag noch so alles
bringen mag.
Vier Stunden später als üblich, da nur
mehr drei Bands vor uns liegen bis
Green Day den krönenden Abschluss
geben, treten 3 Feet Smaller das Erbe
Prodigys an und eröffnen den letzten
Tag. Dass der Mensch im Hasenkostüm,
der nach Boysetsfire und Millencolin
gerade die Bühne betreten hat die
letzte Band ankündigt kann noch keiner so richtig fassen. Zwei Stunden
lang zeigen die „American Idiots”, dass
sie zurecht den diesjährigen Grammy
abgestaubt haben. Auf dem Weg zum
Zelt grölen einige „We survived the
Nova Rock!”
WIR SIND HELDEN – VON HIER AN BLIND (EMI)
Deutlich ruhiger, verträumter und vor allem nachdenklicher
geben sich die Helden auf ihrem zweiten Longplayer. Wo man in
„Die Reklamation“ noch über Worte wie „Drachentöterhose“ stolperte
und schmunzelte, wird man in „Von hier an blind“ mit Sinnfragen über
zwischenmenschliche Beziehungen („Echolot“, „Geht auseinander“), Sittenverfall („Zieh dir was an“) und solche über die Band selber („Zuhälter“) konfrontiert. Dabei geht trotz der ernsten Hintergründe der Heldenschmäh nicht verloren,
was man schon anhand der ersten Single „Gekommen um zu bleiben“ feststellen konnte.
Somit haben die Helden das gefürchtete zweite Album souverän über die Bühne gebracht
und damit die Szene um ein weiteres musikalisches Schmuckstück erweitert.
LIMP BIZKIT – THE UNQUESTIONABLE TRUTH: PART 1 (UNIVERSAL MUSIC)
„Tell ´em how to sell it“ erklärt Fred Durst am Beginn von „The Propaganda“, dem ersten Track auf Limp Bizkits fünfter Scheibe
(wenn man vom Remixaufguss „New Old Songs“ absieht). Gute Verkaufszahlen wären für die 5 Mannen ein Segen, da der
Megaflop des Vorgängers „Results May Vary“ noch nicht überwunden ist und anscheinend mit dem Release zweier EPs statt
einem ganzen Album kompensiert werden soll. Die knappe halbe Stunde der ersten EP bietet nicht wirklich Neues. Teilweise
fragt man sich, ob man nicht „Three Dollar Bill Y´all“ in Händen hält, mit dem Limp Bizkit auf die Welt losgelassen wurden. Zu
eintönig und geradlinig gebärden sich die 7 Songs und hinterlassen den negativen Beigeschmack den Vollpreis eines ganzen
Albums dafür gezahlt zu haben. Nur für Fans!
CORE – HALFPLUGGED (MONKEY MUSIC)
In den neunziger Jahren waren sie zu viert und unter dem Namen Paradise Now! bekannt. Anfang 2002 als Core auferstanden
und auf drei Mitglieder geschrumpft, veröffentlichen sie mit „Halfplugged“ eine mehr als außergewöhnliche Platte. Nachdem sie
Ende 2004 in der Kunsthalle Wien einige Songs des Debüts und neue Tracks in ungewohnt reduzierter Instrumentalisierung zum
Besten gaben, war die Nachfrage groß. Mit überragendem Erfolg fand ein zweites Konzert statt. Ein Album musste her, das die
Atmosphäre der beiden Gigs perfekt einfangen konnte. Und hier ist es! Core haben es geschafft Intensität und Emotion einzufangen
und aufzunehmen. Jeder Track ist einzigartig und versprüht Leben. Wenn man bei einem oder beiden Auftritten dabei war, wird
man sich hier wie zu Hause fühlen. Großartig!
Ja, und geil wars!
13
VERANSTALTUNGEN
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Foto: wiesen.at
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Österreich ist nicht das größte mitteleuropäische Land. Es hat aber eine
sehr stark ausgeprägte Musikfestivalveranlagung. In den vergangenen
Jahren sind Großkonzertveranstaltungen wie sprichwörtlich genommen
Pilze aus dem Boden geschossen – mit
mittelmäßigem Erfolg und kurzfristiger
Lebensdauer. Das sei hier dahingestellt
und kein anderer Konzertveranstalter
ist damit angesprochen. Aber eine
Tatsache sei herausgestrichen: die Besucher wissen
durch die langjährige Erfahrung und wegen der sehr
breit angelegten Genre- &
Musikmixtur was sie an
Wiesen haben.
Österreich, speziell der
Osten des Landes, ist die
Tür zu den neuen EU Ländern. Deswegen gibt es
rund um Wiesen neue Festivals, die auf Kunden aus den
reicher werdenden Staaten hoffen. Viele leiwande und angesagte
Bands, in kurzer Zeit und zu sehr speziellen Preisen, bringen manchmal nicht
den erhofften Erfolg. Wiesen hat da
mehr Zeit, weil sie knapp drei Monate
eine dauerhafte Bühne und ein eigenes
Areal ihr Eigen nennen können. Wiesen
ist für viele Besucher, die manchmal
aus drei Generationen gleichzeitig
bestehen, ein Ort geworden, an dem
man wirklich dem Alltäglichen entfliehen kann. Das Forestglade ist ein Muss.
Das Jazzfest erfolgt seit fast 30 Jahren
und ist der Hauptgrund des Bestehens.
Das TWO Days Aweek ist eine neuere
wås & wô
07.07. - 09.07. | In the Heat of Our Own Picture – Eine Performance | Kosmos Theater | € 8/12
07.07. - 09.07. | Wallace Roney | Birdland | 21 Uhr | € 25,07.07. | Liquidio | Chelsea | 21 Uhr | € 10/12,07.07. - 09.07. | Jazz Fest Wien 2005 - Danny Moss & Jeanie Lambe | Birdland | 21 Uhr
08.07. | Thievery Corporation | Rathaus Wien| 23:30 Uhr
Erfindung, aber eine schöne Abrundung
eines langen Sommer und ebenso ein
Muss. Wer neben genialen Konzerten
auch noch Erdbeerwein mag und gerne
im Schlamm spielt, findet in Wiesen
sein Dorado. Auf einen coolen Sommer
im Burgenland!
Genauer Überblick über alles
Wichtige unter: www.wiesen.at
08.07. | Gernot & Niavarani – „Gefühlsecht“ | Kabarett Simpl | 20 Uhr
08.07. | Nuke Festival – Lauryn Hill, Kosheen, Mia uvm. | Pielachtal (NÖ) | € 45,-
Jamiroquai
09.07. | Gernot & Niavarani – „Gefühlsecht“ | 20 Uhr
09.07. | Nuke Festival – Jamiroquai, Adam Green, Saul Williams uvm. | Pielachtal (NÖ) | € 45,10.07. | Nuke Festival – Coldplay, Richard Ashcroft & Velojet | Pielachtal (NÖ) | € 45,-
PROGRAMMHIGHLIGHTS
vom 15.7 bis 17.7.05 Garbage, Adam Green, Mando
11.07. | New York Ska Jazz Ensemble (US) + Tokyo Ska Paradise Orchestra (JAP) | Arena | 20 Uhr | € 16/17/19,-
Diao, Fettes Brot, Fantomas, Tocotronic etc.
vom 22.7 bis 24.7.05 Deladap, Gustav, Rebekka Bakken,
The Cat Empire, Maceo Parker etc.
12.07. - 16.07. | Jazz Fest Wien 2005 – Bob Barnard | Jazzland | 21 Uhr
12.07. - 16.07. | Michael Mittermaier – Paranoid | Gasometer | 20 Uhr | € 28/35,-
vom 31.8 bis 2.9.05 Nick Cave and The Bad Seeds,
Kettcar, Queen of The Stone Age, NOFX, Korn
12.07. | Trio Mocotó | Birdland | 21 Uhr | € 20,Rebekka Bakken
12.07. | Tito & Tarantula | Szene Wien | 20 Uhr | € 21,80,12.07. | Sage Francis | Arena | 20 Uhr
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Elektricity is
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Verd
London Elektricity sind Tony Colman
(Vocals, Keys), Landslide (Live Sample
Triggering), Andy Waterworth (Double
Bass), Lianne Carroll (Vocals, Rhodes),
The Jungle Drummer (Drums) und MC
Wrec (Vocals). Zusammen bilden sie
eine Formation die Drum ’n Bass live
spielt, ohne dabei eine einzige Note
sequenced wiederzugeben – unter
Dancemusic Acts heutzutage ein ziemlich seltener Fall.
Und wie hört sich das an? Bereits das
letzte von Mastermind Tony Colman
komponierte und produzierte, sowie
mit den jeweils eingespielten Instrumenten zum Leben erweckte Album
14
lÏve ELEKTRICITY!
„Billion Dollar Gravy“ begeisterte die
Zuhörer mit einer organischen Fusion
aus Jazz, Funk, Soundtrack-Musik und
D&B. Weiche Flächen bestehend aus
Streichern, Vocals oder Blasinstru menten ergänzen sich da mit treibenden Break beats und verschmelzen zu einem Gesamtsound, der den
Zuhörer daheim genauso anspricht,
wie die tanzwütige Menge in prall
gefüllten Clubs. Auf der dazugehörigen weltweiten Albumtour lösten
London Elektricity wahre Begeisterungsstürme aus und wer beim letztjährigen
Auftritt im Porgy&Bess dabei war, kann
das sicher nur bestätigen.
Tony Colman arbeitet mit der ganzen
Band nun schon seit einem Jahr an der
neuen LP „Power Ballads“ und unzählige nächtliche Songwriting Sessions haben es trotz Dauertouring ermöglich,
dass das neue Album ab September in
den Läden steht.
13.07. | Trio Mocotó | Birdland | 21 Uhr | € 20,15.07. - 17.07. | Forrestglade Festival – Adam Green, Tocotronic, Mando Diao uvm. | Zipferzone Wiesen | € 39,- /Tag
22.07. | Jazzfest Wiesen – Trio Exklusiv, Boisin Murphy, Rebekka Bakken | Zipferzone Wiesen | € 45,23.07. | Jazzfest Wiesen – The Cat Empire, Deodato, Omara Portuondo uvm. | Zipferzone Wiesen | € 45,24.07. | Jazzfest Wiesen – Maceo Parker, Soulsurvivors & Les McCann, Steps Ahead uvm. | Zipferzone Wiesen | € 45,28.07. | Calexico | Arena | 19 Uhr | € 20/21/23,-
Guru
29.07. - 07.08. | Afrika Tage Wien | Floridsdorfer Brücke/Donauinsel | € 13,60,05.08. | Guru of Gangstarr & Jazzmatazz feat. Solar & Doo Wop | Wuk | 21 Uhr | € 18/20,05.08. - 08.08. | Urban Art Forms Festival – Djs: Roni Size, Adam F, Bad Company, DJ Hell uvm. | Zipferzone Wiesen | € 35,19.08. | London Elektricity Live! | Porgy&Bess | 21 Uhr
Foto: Hospital Records
Die dazugehörige Tour hat bereits begonnen und am 9. August ist es dann
auch in Wien soweit: London Elektricity
treten mit ihrer neuen Show live im
Porgy&Bess auf.
Hingehn, abtanzen oder einfach nur
gute Musik genießen.
Facts:
London Elektricity live
Date: 19. 8. 05
Location: Porgy&Bess
Vvk: ab Mitte Juli
bei wienextra
www.hospitalrecords.com
www.porgy.at
31.08. | Two Days a Week Festival – Nick Cave & The Bad Seeds, Dresden Dolls uvm. | Zipferzone Wiesen | € 50,31.08. | No Use For A Name | Arena | 20 Uhr
01.09. | Two Days a Week Festival – Queens Of The Stone Age, NOFX uvm. | Zipferzone Wiesen | € 39,02.09. | Two Days a Week Festival – Korn, Bad Religion uvm. | Zipferzone Wiesen | € 39,-
Bad Religion
16.09. | Jamie Lidell | Künstlerhauspassage | 22 Uhr
25.09 - 26.09. | David Copperfield | Stadthalle | 19:30 Uhr | € 49/64/75,-
15
FAfiHION
FAfiHION
Fotos Petra Rautenstrauch
STREET FÄSHION
À LA BRUNNENMARKT
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THEMA LEBEÑSKONZEPTE
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Leben eigenständig organisieren muss.
ICH HASSE DICH, VERLASS´ MICH NICHT...
Einerseits gibt es eine Menge Singles,
die sich sehr wohl dabei fühlen und
auch dazu stehen. Dann gibt es jede
Menge Paare, die aus irgendwelchen
Abhängigkeiten – sei es finanziell,
sexuell oder einfach aus Angst nicht
alleine zu sein – zusammen sind.
Diese lassen sich wiederum unterglie-
Fotos: Ewa Dziedzic
dern in Paare, die einfach nur unglücklich sind und Paare, wo einer/beide
sich einen anderen Partner suchen.
Kann es in der heutigen Zeit noch
„den Richtigen”/„die Richtige” geben?
Oder passiert es einfach im Laufe der
Zeit, dass man/frau sich so aneinander
gewöhnt, dass man/frau sich nicht
mehr vorstellen kann, mit jemand
anderem „glücklicher” zu werden?
Was wird heute in Beziehungen für
wichtig erklärt, welche Perspektiven
eröffnen sich und welche Probleme
werfen die neuen Formen der
Beziehungsführung auf?
Zwischen wirtschaftlichem Wachstum,
wohlfahrtstaatlicher Sicherheit, (Aus-)
Bildungs- und Arbeitsplatzperspektiven,
20
WENN DU LIEBST, VERZICHTEST DU SOGAR AUF
RELIGION …
Babsi kommt aus Polen. Manuel aus
einem Dorf in Niederösterreich. Babsi
kam mit 2 Jahren nach Österreich und
lernte Manuel schon in der Volkschule
kennen. Die beiden werden demnächst 18 und sind seit fast einem Jahr
zusammen. Auf dem ersten Blick eine
nicht ungewöhnliche Bekanntschaft.
Doch die beiden wollen mehr: am
liebsten eine Hochzeit, ein Haus, einen
Hund und 2 bis 3 Kinder. Sie hatten
und haben einen gemeinsamen Freundeskreis, für Babsi war Manuel der
erste den sie küsste und der erste mit
dem sie schlief. Und mit dem sie ihr
Leben lang schlafen möchte. Über Sex
reden sie nämlich offen und glauben
deswegen nicht, dass sich ein heimliches Verlangen nach anderen Erfahrungen einschleichen könnte. Und
Treue ist sehr wichtig: die körperliche
Nähe dient der Vertiefung der Beziehung, und Fremdgehen kommt für sie
nicht in Frage: damit würden sie den
anderen nur verletzen, und da Liebe
für sie Vertrauen und Respekt bedeutet, sprechen sie lieber miteinander.
Doch Überraschungen sind immer gut:
in jeder neuen Situation lernen sie
sich neu kennen. Sie empfinden sich
selbst als eine Art Team, als Freunde,
und glauben, dass sie sich trotz des
jungen Alters „gefunden” haben. Wie
ihrer Meinung nach jede/r einen
Menschen fürs Leben finden kann: es
scheitert nur an der Kompromisslosigkeit und den zu großen Erwartungen bei vielen Menschen – zu sehr
auf eigene Wunschträume fixiert zu
sein, als dass man/frau sich auf ande-
re einlassen könnte. Dazu kommt die
Angst vor dem verletzt werden, die
auch Babsi und Manuel nicht unbekannt ist. Denn beiden ist bewusst,
dass ihr völliges Aufeinanderbeziehen
auch das Risiko birgt zu verlernen das
eigene Leben ohne den anderen zu
meistern. Auf die Frage, warum Heiraten, antworten sie pragmatisch:
“Heirat bedeutet Ehe, Ehe bedeutet
Bund fürs Leben, einen Schritt weiter
in der Beziehung, eine Symbolik der
Zweisamkeit und keine Fessel.” Die
Entscheidung für das Gemeinsame
wird gegenwärtig durch konkrete
Pläne für die Zukunft untermauert: es
gibt ein „wir”, das sich ergänzt, respektiert und gegenseitig unterstützt.
Und Streit? Den gab es und gibt es.
Aber es gab und gibt auch die Kommunikation. Und Manuel lernt auch
immer mehr auf Polnisch zu kommunizieren: die anfängliche, durch Gruppenzwang entstandene und nicht
überdachte negative Einstellung wurde
zugunsten einer Bereicherung durch
andere „Länder und Sitten” ersetzt.
Das einzige Problem war anfangs das
Verstehen der Sprache. Aber verstehen
tut man/frau am Ende den Menschen,
und wenn man/frau liebt, spielt
Religion, Sprache, Herkunft, Kultur etc.
keine Rolle mehr.
UND WAS IST EIN BINATIONALES PAAR WIRKLICH ?
Veena wurde in New York geboren.
Ihre Eltern kamen schon 1970 aus
Indien in die USA: die multikulturelle
Stadt New York erfüllte für sie die Vorrausetzungen, sich als Familie zwischen
Latinos, Afrikanern, Menschen aus Jamaika und dem arabischem Raum wohl
zu fühlen. Das war auch der Grund,
warum Veena sich erst später als unterschiedlich wahrgenommen hatte. Ihren
Mann lernte Veena an der Universität
kennen. Er kam damals von Wien nach
New York und sie lernten sich über gemeinsame Bekannte kennen. Es war
jedoch für beide nicht einfach eine Beziehung aufzubauen, schon deswegen,
weil Veena erneut mit Selbstzweifel
aufgrund ihrer Herkunft konfrontiert
wurde: befreiend war für sie das Gefühl
zwischen den österreichischen Freunden ihres Mannes als Amerikanerin zu
gelten, so wie es eine Erleichterung für
sie war, nicht nach ihrer familiären Herkunft gefragt zu werden.
In Wien wandelte sich aber ihre Wahrnehmung diesbezüglich, weil sie als
Paar auch anders wahrgenommen wurden: und zwar in erster Linie als ein
binationales Paar. Durch die Präsenz
von anderen binationalen Paaren, bei
denen meist der Altersunterschied 20
Jahre beträgt, fühlt sich auch Veena in
ein gängiges Klischee gedrängt: das
des Älteren (österreichischen) Mannes
mit einer jungen (exotischen) ausländischen Frau.
Viele Probleme schienen schon in der
New Yorker Zeit für sie leichter mit
Drogen zu bewältigen zu sein: Um
Freunde, Familie und sich schließlich
gegenseitig nicht zu verlieren, entschloss sich Veena einen Entzug zu
machen. Sie trennten sich und ihr Mann
ging nach Österreich zurück. Nach zwei
Jahren getrennter Rehabilitation wurde
New York für Veena ohne ihren Mann
zu groß: das Wechseln der Umgebung
und vor allem der Wunsch mit ihrem
Mann zusammen zu sein veranlassten
sie nach Österreich zu kommen. Die
Sehnsucht wurde dadurch zwar gestillt,
sie empfindet Wien aber noch nach 5
Jahren als fremd und hat hier außer
ihrem Mann wenig gefunden, an dem
sie festhalten könnte. Doch Wien hat
für sie die Symbolik eines Neuanfangs:
Veena und ihr Mann lernen sich selbst
neu kennen und entwickeln sich weiter.
Die Möglichkeit Englisch zu unterrichten
half Veena auch, sich mehr in die Gesellschaft hier einzugliedern. Ihr Mann,
der eigentlich von hier stammt, fühlt
sich wie Veena als würde er in zwei
Welten leben: sie hat sich noch nicht,
und er hier nicht wieder finden können.
Das wird aber durch die Tatsache erleichtert, dass sie sich gegenseitig
gefunden haben.
Schwerpunkte der
Tätigkeit der MA 17
Seit 1. Juli 2004 gibt es in Wien die Magistratsabteilung 17 für
Integrations- und Diversitätsangelegenheiten. Diversität als Querschnittsmaterie
wird zum Leitthema für die Stadtverwaltung, mit dem sich diese in Zukunft intensiv beschäftigen wird. Die MA 17 fungiert als „Verbindungsfachabteilung“ zwischen NGOs einerseits und dem Magistrat andererseits und unterstützt mit ihrem
Know-how die anderen Magistratsabteilungen.
Diversität
Integrations- und diversitätsrelevante
Aspekte des Zusammenlebens werden in
der MA 17 in vier Kernbereichen erfasst:
Niederlassungsbegleitung und Bildung,
Gesundheit und Soziales, Kinder und
Jugend, Wohnen und Infrastruktur. Die
Aufgabe der MA 17 ist es, das Konzept
einer gelebten „Diversität“ im Rahmen
des Wiener Magistrats, aber auch in
Richtung anderer Teilöffentlichkeiten zu
verwirklichen.
Stadtteilarbeit
Zwei Schwerpunktzentren sowie Regionalstellen in einigen Bezirken sind „vor
Ort“ tätig. Zu deren Aufgaben gehört
unter anderem die Vernetzung relevanter
Bezirkseinrichtungen mit ZuwanderInnenvereinen, das Fördern und Verbessern der Nachbarschaftsbeziehungen
zwischen ZuwanderInnen und Einheimischen. Im Bereich der Stadtteilarbeit
gibt es eine enge Zusammenarbeit mit
der MA 55 (Bürgerdienst).
Förderung
Vereine, Initiativen und Verbände, die im
Bereich der Integration in Wien tätig
sind, können sich an die MA 17 wenden,
wenn sie finanzielle und fachliche
Unterstützung brauchen. Die MA 17
unterstützt sowohl Spracherwerbsmaßnahmen als auch andere integrationsrelevante Projekte.
Kontakt – Förderanträge – Formulare – Infos:
Magistratsabteilung 17 – Integrations- und Diversitätsangelegenheiten
1080 Wien, Friedrich-Schmidt-Platz 3
Tel.: 01/4000/81510, Fax.: 01/4000/99/81520
post@m17.magwien.gv.at
www.integration.wien.at
THEMA MINDERHEITENLÊBEN
THEMA MINDERHEITENLÊBEN
Von
Ani D
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Fotos: DV8 Film
Heutzutage hat das türkische Kino
einen inflationären Auftritt in den
Wiener Kinos. In letzter Zeit gab es
zwei Filme, die sich hauptsächlich in
Istanbul abspielen „Zimt und Koriander“- eine englische Produktion mit
hauptsächlich griechischen SchauspielerInnen – und „Halbes Leben“ –
eine deutsche Produktion.
Die Handlungen von beiden Filmen
spielen sich hauptsächlich in Istanbul
ab. Der erstere wirft einen nostalgischmelancholischen und deswegen auch
leicht verklärenden Blick auf Istanbul.
Der letztere bietet dafür eine unverschönernde Perspektive an, zum Teil
auch aufgrund der Kameraführung und
den Begrenzungen eines AmateurDaseins. Der erstere erzählt ein Stück
schmerzvolle Zeitgeschichte – die
Griechen betreffend. Der letztere zeitgenössische Verhältnisse, die die
Existenz von Schwulen in Istanbul mit
sich trägt. Der erstere vergibt Istanbul
den Titel „die schönste Stadt der Welt“.
Der letztere nicht.
Beide Filme bergen, wenn sie irgendwann in Istanbul selbst gezeigt werden
würden, Potential für Kontroversen.
Es ist letzterer Film, worauf ich hier eher
eingehen möchte.
22
„Halbes Leben“ hatte im Rahmen der
„Identities 2005 – Queer Film Festival“
Weltpremiere im Filmcasino. Der Film
hat eine Berufung, und zwar darzustellen, wie es um die Homosexuellen in
der heutigen Türkei bestellt ist. Dabei
liegt der Fokus hauptsächlich auf den
männlichen Geschlechtsgenossen. Es
kommen großteils zwei mutige Schwule
zu Wort. Schwule, wie wir sie auch hier,
in Europa, auf der Straße treffen würden
und wo sie als solche vielleicht auch
einfacher zu erkennen sind. Das Leben
als Lesbin, also als Frau und noch dazu
als schwule Frau, beklagt die einzige
lesbische Protagonistin (mehr dazu im
Interview auf der nächsten Seite). Ihr
harter Lebenskampf kann eventuell nur
dadurch relativiert werden, dass es in
der heutigen Türkei Frauen gibt, die
selbst Schwierigkeiten damit haben,
ihren Eltern zu gestehen, dass sie einen
festen Freund haben.
Im Laufe des Films kommt das gepixelte Bild eines beleibten Mannes mit
Schnurbart ins Bild. Einer, von dem man
weniger annehmen würde, er sei
schwul. Er ist verheiratet und habe eine
Tochter, erzählt er im O-Ton. Und gerade
er offenbart dann die verschwiegene
türkische Realität darüber, wie viele
Männer es heute in der Türkei gibt, die
es ihm gleichtun, weil sie ihre geschlechtlichen Vorlieben nicht offen ausleben könnten.
Neben diesen beiden „Geschlechtern“
kommt auch eine Transsexuelle zu Wort,
die ganz alleine die Realität über ihre
Gender-Genossinnen in der Türkei vertritt. Sie (er hat sich operieren lassen)
wurde aufgrund ihres Geschlechts jeder
Arbeitsmöglichkeit beraubt. Sie wurde
so lange entlassen, bis sie sich am Ende
für Prostitution entschieden hat.
Der Film zeigt auch, wovon in der aktuellen türkischen Wirklichkeit nicht nur
Homosexuelle betroffen sind: Die Polizeigewalt. Nicht nur Bilder der physischen Gewalt werden hier durch die
Aufnahmen offen gelegt, sondern auch
wie während einer friedlichen Kundgebung über Homosexualität die
Plakate von den Polizisten im Kofferraum des Polizeiautos verstaut werden
und die Demokratie somit bis auf weiteres aufgehoben ist.
Istanbul gilt in Augen von vielen
TürkInnen als eine kosmopolitische
Metropole und auch darüber hört man
im Film. Normalerweise beschwert man
sich aber in so einer großen Millionenstadt eher über Anonymität. Dass Istanbul ganz unbeachtet seiner Größe,
gleichzeitig eine aus vielen kleinen
Dörfern zusammengesetzte Stadt ist,
beweisen die Aussagen der Protagonisten. Beide schwulen Männer haben
nicht nur vor den Reaktionen vonseiten
ihrer engsten Verwandtschaft Angst,
sondern auch vor dem, was die aus
dem jeweils bewohnten Viertel dazu
sagen würden.
Was ich an dem Film als eine verpasste Gelegenheit sehe, ist, dass die
Chance nicht aufgegriffen wurde, die
türkische Doppelmoral auch hinsichtlich der Toleranz ihrer Berühmtheiten
gegenüber aufzuzeigen. Zum Beispiel,
als Tarkan vor ein paar Jahren in einem New Yorker (?) Nachtclub mit
einem Mann in „unanständigen“ Posen „erwischt“ wurde, nahm das zwar
auf den Titelseiten türkischer Zeitungen seinen prominenten Platz ein,
löste aber nicht mehr Verwunderung
aus, als die Korruptionsskandale
irgendeines Politikers.
Wieso die deutschen Teile vom Film
keine Untertiteln enthalten, lautete eine
Frage vom Publikum im Anschluss zum
Film. Ob man nicht irgendwann vorhätte, den Film auch in der Türkei zu zeigen? Das sei ausgeschlossen, erwiderten
die FilmemacherInnen Claudia Laszczak
und Kay Wishöth, denn ihre
SchauspielerInnen hatten nur unter dieser Bedingung zugestimmt, bei dem
Projekt mitzuwirken.
www.halbesleben.de
Für mehr Info über die Lebensbedingungen von Schwulen in Istanbul:
www.lambdaistanbul.org
Wien wird für mich immer einen besonderen Platz einnehmen, denn das
war meine erste Reise ins Ausland – ein
Lebenstraum für mich. Eine sehr schöne
Stadt. Vor allem hat mich die Architektur sehr beeindruckt und mich stellenweise sogar an Istanbul erinnert. In den
vier Tagen, die ich in Wien verbracht
habe, war ich unter den Schwulen nur
im Rahmen des Festivals. Mein Eindruck
hören und niemand sehen. Die Homosexuellen bei uns ziehen sich aus
Angst vor den Reaktionen ihrer Nächsten umso mehr zurück, können nicht
aktiv sein. Ich bin z.B. auch so: Weil
ich Angst habe vor meiner Familie,
kann ich mich bei den homosexuellen
Institutionen nicht genügend einbringen. Manche Freunde haben sogar ein
Problem damit, wenn sie schwule Lokale betreten. Um es zusammenzufassen: Schwule in der Türkei können
sich aus Angst nicht organisieren. In
Europa ist es anders. Da kommen sie
zusammen und so sind sie auch lauter. Da spielt vielleicht auch ihre
stische Musik, ständig Menschen im
Bild, von denen man sieht, sie sind
aus dem Osten eingewandert und
leben außerhalb des sozialen und kulturellen Rahmens, den die Stadt
anbietet. Frauen mit Kopftuch... ein
Bild, so, als ob in der Türkei neben
den Homosexuellen nur noch diese
Menschen existieren würden. Die
Seite von Istanbul, die Europa sozial
und kulturell einfängt, die habe ich im
Film nicht gefunden. In Istanbul findet
im Hintergrund des Stadtbildes sehr
viel statt. Und das was sie gezeigt
haben war nur ein ganz bestimmter
Ausschnitt.
Generation. Falls es im Film mehr
Platz gegeben hätte für die Stimme
der heutigen türkischen, nicht homosexuellen Jugend, wenn man sie
über ihre Meinung über Homosexualität fragen würde, was glaubst
du, würde herauskommen? Wie viel
Verständnis hat die türkische
Jugend für Homosexualität?
Wenn man im Film nicht nur streng
nach muslimischen Regeln lebende
Menschen gezeigt hätte, wenn man
auch die Jugend und ihre Meinung
herangezogen hätte, wäre der Film
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Foto: DV8 Film
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MINDERHEITENLEBEN
Was sind deine Eindrücke von Wien?
Hast du die Schwulenszene da erleben können? Was sind die Unterschiede und Ähnlichkeiten zu
Istanbul?
ist, dass die Schwulen in Wien in einer
entspannteren Atmosphäre leben, als
wir in der Türkei und das sieht man
ihnen auch an.
Schwule in Österreich sind auch
Diskriminierungen ausgesetzt und
beanspruchen mehr Rechte für sich.
Diese Diskriminierungen betreffen
hauptsächlich rechtliche Sachverhalte, wie Partnerschaft oder Kinder.
Wie fühlst du dich dabei, wenn du
diese Situation mit der euren in der
Türkei vergleichst?
Homosexualität wird überall diskriminiert. Insofern ist Europa da keine
Ausnahme. Dennoch denke ich, dass es
den Leuten dort besser geht als bei uns
in der Türkei, denn immerhin können
sie sich hörbar machen und sie bemühen sich auch in die Richtung. Wir tun
das zwar auch, aber uns will niemand
Mentalität, geprägt durch ihre
Religion und Kultur, eine Rolle. Denn
die Türkei, auch wenn sie kein rückständiges Land ist, ist ein muslimisches Land und nach dem Islam ist
Homosexualität streng verboten und
eine Sünde.
Wie hast du den Film gefunden?
Wenn du den Film drehen würdest,
was würdest du anders machen?
Den Film fand ich zum Teil nicht ausreichend. Die positivste Kritik, die ich
da ausüben kann, ist, dass er gezeigt
hat, dass es in der Türkei Homosexuelle gibt und versucht hat, ihre Lage
und den Kampf, den sie führen, den
Menschen in Europa vorzustellen. Die
Bilder aber haben mir nicht gefallen,
obwohl der Film in Istanbul gedreht
wurde – die größte und wichtigste
türkische Metropole. Ständig orientali-
Zur Gänze
verstecken wir
Homosexuellen uns
auch wieder nicht. Über die
Lokale, wo wir ein- und ausgehen,
über diese findet man im Film viel zu
wenig. Ich würde Räumlichkeiten zeigen mit entspannten, jungen
Menschen, ich würde mit ihnen auch
reden. Auch die Jugend wurde nicht
gezeigt. Nur wir haben über uns
erzählt, über unsere Probleme und
der Rest hat mit Istanbul wenig zu
tun. Das hat mir nicht gefallen.
Du und auch andere Homosexuelle
im Film beschweren sich über den
Druck vonseiten der Gesellschaft,
vonseiten den Familien. Im Allgemeinen also vonseiten der älteren
ver ausgefallen. Natürlich lebt die türkische Gesellschaft und auch unsere
Familien nach einer patriarchalischen
Ordnung. Und diese hat einen strengeren Blick gegenüber Homosexualität. Aber die Jugend ist offener.
Schließlich sehen und erleben sie
auch viel mehr als ihre Familien oder
die durchschnittliche türkische Gesellschaft. Und wenn wir manchmal auch
Reaktionen vonseiten der Jugend ausgesetzt sind, fallen sie eher milde
aus. Wir haben das Glück, dass die
neue Generation toleranter und weitsichtiger ist. Immerhin haben sie ein
Potential zum Respektieren.
23
FILM
FILM
FILMVØRSTELLUNGEN Von Albert Ranner
THE WOODSMAN
DIE SCHÖNHEIT UND DIE FRAGE DER
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Am wohl bekanntesten und erfolgreichsten Filmemacher aus Ex-Jugoslawien
scheiden sich oft die Geister: Kusturica
zeigt schreckliche Umstände auf ironische und humoristische Art (die Geschichte Jugoslawiens von Beginn bis
zum Krieg an Hand einer Männerfreundschaft) und schuf sich damit etliche Erzfeinde unter den Volksgruppen
des ehemaligen Titoreiches. Er habe
seine eigene Nationalität verraten und
bezeichnet sich selber als Serbe, wobei
er keiner ist wegen seines Vornamens
oder so. Aber da kennt sich wirklich
keiner richtig aus..
Kusturica kommt aus Bosnien, wo er als
Kind einer Mischehe aufwuchs. Er hat
sich schon Jahre vor Ausbruch des Balkankrieges ins Ausland verabschiedet
und machte eine bemerkenswerte
Karriere. In seinem ersten Spielfilm
„Papa ist auf Dienstreise” prangerte er
das Denunziantentum unter Tito an.
Dafür gewann Kusturica die Goldene
Palme, den Hauptpreis des wichtigsten
Filmfestivals von Cannes. Für seinen
Antikriegsfilm „Underground” wurde er
wieder mit den höchsten Ehren der
Filmfestivals ausgezeichnet. Kusturica
kann aber auch etwas anderes, außer
unübersehbare Missstände einer Gesellschaft aufzeigen: seine Filme quellen
über vor religiöser Symbolik und surrealen Bildern, die geradewegs den
Gemälden von Marc Chagall entflohen
zu sein scheinen. In seinem wohl persönlichsten Werk „Zeit der Zigeuner”
hat der Filmemacher einen oftmals
wieder zitierten Satz ausgesprochen:
„Ich glaube, dass die Menschen an
etwas glauben müssen.” In diesem Film
zeigt Kusturica das schwierige Leben
und erwachsen werden des Zigeunerjungen Perhans. Ein wunderbares Filmzitat ist: “Ein Zigeuner ohne Träume ist
wie eine Kirche ohne Dach”. Der bissig
auftretende, aber sehr nachdenklich
wirkende Filmemacher hat es in seinen
unterschiedlichsten Werken immer wieder geschafft, den tristen Alltag seiner
Charakterdarsteller auf ernste, humoristische und leicht überzeichnete Art
und Weise für den Zuschauer menschlich nachempfinden zu lassen. Seit fast
20 Jahren spielt Kusturica in der kosmo-
“Was war die schlimmste Tat deines Lebens?” entgegnet Walter (Kevin Bacon) auf die Frage von Vicki (Kyra Sedgwick), was er
denn für ein düsteres Geheimnis hätte, weil er immer so schweigsam ist. Als sie ihm sagt, dass es das schlimmste gewesen wäre
mit dem Freund ihrer Freundin geschlafen zu haben, erklärt Walter minderjährige Mädchen missbraucht zu haben.
Mit ihrem Debüt wagt sich Nicole Kassell an ein heikles Thema. Sie erzählt die Geschichte des Pädophilen Walter, der nach 12
Jahren im Gefängnis versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen. Er findet Arbeit in einem Sägewerk und freundet sich mit der
Staplerfahrerin Vicki an. Diese bricht den Kontakt allerdings ab, als sie von seiner Vergangenheit erfährt.
Mary-Kay (Eve), die Sekretärin des Sägewerks, stellt Nachforschungen über ihn an und wird in einer Polizei-Watchlist für
Kindesmissbraucher fündig. Da sie der Meinung ist, dass „die Menschen ein Recht haben die Wahrheit zu erfahren“, versucht sie
seine Taten publik zu machen.
Foto: www.lifeisamiracle-themovie.com
politischen und sehr schwer zu beschreibenden Balkan-Punk-Band „No
Smoking Orchestra” den Bass. Diese
Band hat eine Fangemeinde über den
ganzen Erdball und der Inhalt ihrer
Lieder handelt um noch mehr Schnaps,
Pivos und harte Männerfreundschaften
bis die Polizei wieder kommt.
Seine Band und seine fast 30-jährige
Filmemacherzeit hat er in seinem lang
erwartenden Film „Das Leben ist ein
Wunder” verarbeitet und mit eingebracht. Der Direktor der Viennale Hans
Hurch findet, dass im Film sogar für
Kusturica zu viel Kusturica in 154 Minuten Produktion steckt und hat ihn daher
zur letzten Viennale nicht zugelassen.
Was erwartet den Zuschauer? Ein tragischer Held, der sich in den Wirren des
blutigen Balkankrieges für seine neue
gewonnene Liebe oder gegen den
eigenen Sohn entscheiden muss. Der
Film bietet einen Streifzug durch die
Unmenschlichkeit, durch die Trauer und
Auch Sgt. Lucas (Mos Def), der bei seinen jüngsten Ermittlungen einem Pädophilen auf der Spur ist, sieht in Walter den gesuchten
Verbrecher und somit einen rückfälligen Triebtäter.
Absurdität des Krieges, die Freunde binnen Minuten zu Todfeinden macht,
meistens ungewollt. Kusturica hätte
es auch kürzer zeigen können, aber
Kusturica mag es ein wenig länger.
Dafür entschädigt die Filmmusik für
manche Stellen.
Nachdem Emir Kusturica den Jury-Vorsitz
in Cannes inne hatte und seine Band
eine ausgedehnte Worldtournee hinter
sich brachte, beschäftigt er sich nun mit
den Vorbereitungen für einen Dokumentarfilm über den Fußballgott Diego
Maradonna. Maradonna passt gut in die
Liga von Kusturicas tragischen Helden.
Außerdem eröffnet er bald eine Künstlersiedlung, namens Küstendorf, südlich
von Serbien, wo über alles diskutiert,
reflektiert und analysiert werden kann,
was die Menschheit kaputt macht.
Sicher einen Besuch wert.
Kevin Bacon mimt den um Eingliederung in die Gesellschaft ringenden Pädophilen, der bei seinen Mitmenschen auf Unverständnis
und Ablehnung stößt, überzeugend. Die übrigen Darsteller stehen ihm in nichts nach und machen „The Woodsman“ somit zu
einem bedrückendem Sozialdrama mit herausragenden schauspielerischen Leistungen.
Wer meint der Film sei ein Versuch Pädophilie zu verharmlosen oder gar die Taten eines Kindesmissbrauchers gut zu heißen, der
ist hier am Holzweg. Ob Walter es schafft, den Schatten seiner Vergangenheit abzulegen, ist im Kino Ihres Vertrauens ersichtlich.
BATMAN BEGINS
Acht Jahre ist es her seit „Batman & Robin“ unter der Regie von Joel Schumacher über die Leinwände geflattert ist. Batman Begins
ist allerdings nicht einfach eine weitere Episode in der Geschichte des Comichelden, sondern der Anfang vom beflügelten
Beschützer Gotham Citys. Der junge Bruce Wayne (Christian Bale) gibt sich die Schuld am Tod seiner Eltern und verlässt seine
Heimatstadt. Nach langjähriger Reise sucht ihn Henri Ducard (Liam Neeson) auf, der erklärt Bruce’s Trauer über den Verlust der
Eltern lindern zu können. Diese Linderung endet mit der Ausbildung in einem tibetischen Tempel zu einem Krieger der „League of
Shadows“, die mit äußerst brutalen Methoden ihre Macht behaupten.
Er kehrt dem Geheimbund jedoch den Rücken zu und lässt sich vom treuen Butler Alfred Pennyworth (Michael Caine) zurück nach
Gotham City fliegen. Dort hat sich einiges verändert. Als er seine Jugendliebe Rachel Dawes (Katie Holmes) wiedersieht, merkt er,
dass er nicht mehr der Alte ist.
Bruce beschließt etwas Sinnvolleres zu tun, als das Millionenerbe seiner Eltern zu verwalten bzw. auszugeben. Und das gerade im
richtigen Moment, denn Gotham City droht das Böse in Form von „Scarecrow“ (Cillian Murphy), der mit seinem „Angstgas“ den
Bewohnern das Fürchten lehrt, heimzusuchen.
Batman ist geboren.
Mehr Infos unter
www.kustu.com
Christopher Nolan (Memento, Insomnia) ist mit „Batman Begins“ eine düstere und rundum stimmige Vorgeschichte um den dunklen Rächer gelungen. Durch virtuose Schnittfolgen, einer gelungenen musikalischen Untermalung und erstklassigem Schauspiel
wird der Film zu einem sehenswerten Ereignis.
Einziger Kritikpunkt: Katie Holmes kauft man die angehende Staatsanwältin nicht immer ab, doch wer sich von dieser Kleinigkeit
nicht abschrecken lässt, den erwartet großes Kino mit einem charismatischen Hauptdarsteller.
EIN EXILKÄRNTNËR KENNT DEN WEG …
von Alexander Lass
Der junge Filmemacher Stefan
Hafner zeigt in einer sehr authentischen Dokumentation,
warum in Kärnten unter vielen
Leuten bis heute noch ein
geistiger Abwehrkampf gegen
alles nicht Kärntnerische vorherrscht. Aktuelle Beispiele
wie die Verhinderung der
Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln, wo es nach
Gesetz angebracht wäre,
geben zu denken. Hafner
will dazu beitragen, alte
Vorurteile auf beiden
Seiten ein wenig aufzuweichen und dem Zuschauer
das Gefühl zu geben, dass
in Kärnten mehr als nur
24
eine Villacher Fasching und „Lei Lei”
Stimmung herrscht. Filme wie F.A.Q
geben Hoffnung, dass Personen wie
(noch) Bundesrat Kampl irgendwann
keinen Nährboden mehr für ihre
Nazigeschichtsgerüchte haben. Hafner
gibt dem Seher ein Bild, was die
Kärntner Bevölkerung mit den
Begriffen Identität, Heimat und
Zugehörigkeit eigentlich verbindet.
Volksgruppen sprechen, gibt es ein
Miteinander? Wie sehen die „Deutschkärntner” ihre Slowenen, wo trennen
sich die Welten? Und wie sieht man
die slowenische Minderheit in Slowenien? Was wird in den Köpfen der
Kärntner passieren, wenn die Grenzen
der beiden Länder, jetzt, nach dem EU
Beitritt Sloweniens, durchlässiger werden?
Und was bedeuten diese Begriffe für
einen Kärntner Slowenen? Wie sehen
sich die Kärntner Slowenen wirklich,
als Österreicher, als Slowenen? Und
wie definiert sich ein Windischer? Was
macht einen „Deutschkärntner” aus?
Kann man in Kärnten überhaupt von
einem Zusammenleben der beiden
Sicher ist es noch ein langer Weg, bis
endlich eine gewisse Ruhe im südlichsten Bundesland aufkommt. Wer etwas
lernen und gleichzeitig lachen will, ist
bei diesem Film richtig gut aufgehoben.
OLD MEN IN NEW CARS
Harald (Kim Bodnia) hat Schulden bei der Balkanmafia und die muss er natürlich zurückzahlen. Mit Zinsen versteht sich. Dabei ist
er gerade aus dem Gefängnis gekommen und würde lieber an etwas anderes denken müssen, als an die Beschaffung der geborgten Moneten. Hinzu kommt noch, dass sein Ziehvater Monk (Jens Okking) ohne teure Lebertransplantation nicht mehr lange unter
den Lebenden weilen wird und vorher noch seinen leiblichen Sohn zu Gesicht bekommen will, der ausgerechnet in einem schwedischen Hochsicherheitsgefängnis seine Strafe absitzt. In einer spektakulären Befreiungsaktion wird der fünffache Frauenmörder
Ludvig (Torkel Petersson) zwar vor mehreren Jahren in seiner Zelle bewahrt, aber eine Erleichterung für Harald und seine zwei
Kumpels Peter (Tomas Villum Jensen) und Martin (Nikolaj Lie Kaas) ist er keinesfalls. Nicht nur, dass er sich nicht zurückhalten
kann weibliche Wesen um die Ecke zu bringen, versucht er auch noch ständig abzuhauen und das macht ihn zu keinem angenehmen Zeitgenossen.
Beim Versuch das Geld durch einen (mehr als missglückten) Bankraub zu erlangen wird die suizidgefährdete Mille (Iben Hjelje) als
Geisel genommen und damit fängt die Geschichte erst richtig an.
„Old Men In New Cars“ ist die Vorgeschichte zu „In China Essen Sie Hunde“, das vielerorts als das schwedische „Pulp Fiction“
gehandelt wurde und einen beachtlichen Erfolg verbuchen konnte. „Political Correctness“ ist für den ehemaligen Stuntman und
Regisseur Lasse Spang Olsen ein Fremdwort und somit bekommt Einwanderergehilfe Vuk (Brian Patersson) auch diesmal wieder
sein Fett ab. An „In China Essen Sie Hunde“ kommt der Streifen zwar nicht heran, gute Unterhaltung ist aber allemal garantiert.
Mehr Infos unter
www.meter.at
25
KUNSTPÔRTAL
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www.brainkebab.com
www.artistan.net
Kontakt:
ufuk@brainkebab.com
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VORBILD
ELEKTRÖNISCHE MEDIEN / SUMMER NÈWS
MAYBE IN A FEW YEARS!?
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Gespräch.
mit einer Kamera Experimente starten.
Nach der AHS hat Arash mit dem Medizinstudium begonnen, welches er
aber nach gut zwei Jahren abgebro-
Obwohl seine Eltern nicht wirklich mit
seiner Entscheidung einverstanden
waren, hat er sich für seine Leidenschaft entschieden. „Man muss
Träumen nachgehen und wenn sie
scheitern, dann muss man neuen
nachgehen”, erzählt er und fügt hinzu:
„Besser man verliert zwei Jahre, als
im Nachhinein etwas zu bereuen.”
Die Wahl seines Berufes ist vielleicht
auch auf seine Kindheit im Iran zurückzuführen. Früher war Arash einmal die
Woche im Kino um die neuesten Filme
zu sehen. Später hat er seine ganzen
Ersparnisse für „Watchmans” ausgegeben, um heimlich fernsehen zu können. In Isfahan hat der heute 33 jährige Regisseur nur 3 Jahre die Volksschule besucht. An seine Kindheit denkt er
gerne zurück, da er in einer Großfamilie aufgewachsen ist und dort im
Grunde eine schöne Zeit verbracht hat.
Kurz nach der Revolution im Iran ist
die Familie Riahi 1983 nach Österreich
geflüchtet. Mit kurdischen Schleppern
sind sie über Van (Türkei) nach Istanbul emigriert. Aufgrund eines Verwandten ist Arash dann gemeinsam
mit seiner Familie nach Österreich
gekommen, mit der Absicht nach
Frankreich auszuwandern. Wie viele
andere Flüchtlinge blieb auch Familie
Riahi letztendlich in Österreich und
gründete hier ein neues Leben.
Über das Filme machen in Wirklichkeit
hat Arash nie nachgedacht. Vielmehr
ist das Ganze durch „Zufall” passiert.
Auch die Filmakademie hat er nie
besucht.
Nach seiner Tätigkeit beim ORF als
freier Mitarbeiter folgte die Arbeit als
Regisseur und Autor in der ORF Kunststücke Redaktion. Aufgrund seines
Theaterwissenschaftsstudiums absolvierte Arash im Jahr 2000 ein zwei
jähriges Projektstudium „Film und
Geisteswissenschaften“, wobei es vielmehr um Filmtheorie ging. Nicht nur
durch Kurse und Bücher, sondern auch
durch diverse Fernsehbeiträge hat der
junge Regisseur viel Erfahrung gesammelt und damit auch sein Geld verdient. „Man weiß nie wie viel Talent
man hat – man muss eben vieles ausprobieren. Wenn man etwas wirklich
will, dann macht man das auch!”
Letztes Jahr im November erschien
dann nach drei Jahren Arbeit endlich
seine erste Kinodokumentation. Für
28
Fotos: Privat
Bereits im Gymnasium hat Arash, ehemals persischer Flüchtling, gemeinsam
mit seinem Schulfreund Geza Horvat
einen Kurzfilm names „Der Junge und
die seltsame Wirklichkeit”gedreht,
wofür er gleich den ersten Preis der
Wiener Jugendfilmtage erhielt. Eben in
dieser Schule, genauer gesagt in der
Schottenbastei, hatte er damals als
Freifach Medienkunde gewählt. Die
Schüler konnten Dank ihrem Professor
chen hat, um sich ganz seinem
Element zu widmen – der Filmbranche.
diese Doku hat er sowohl Regie
geführt, als auch das Skript geschrieben. „Viele Leute versuchen einen
auch abzuwimmeln – da muss man
hartnäckig sein, aber man muss auch
ein bisschen Glück haben.”
Auf die Frage, wieso man die ganzen
Strapazen auf sich nimmt, gibt es für
Arash nur eine Antwort: „Es ist eine
Liebe, die zu einer Besessenheit
wird.”
In seiner Filmproduktionsfirma wird an
den kommerziellen Projekten im Team
gearbeitet. Zusätzlich hat jeder sein
eigenes Projekt, an dem er eigenständig tätig ist. Arashs Projekt ist eine
Dokumentation über seine Familie, an
der er mittlerweile seit 15 Jahren
arbeitet und die am 11. September
erstmals auf ARTE ausgestrahlt wird.
Tja und was wäre ein Regisseur ohne
seine Idole und Lieblingsfilme...?
Hier sind Arash’ persönliche Top 3:
Filme:
1. Eine Frau ist eine Frau
2. Natural Born Killers
3. Der Kameramann
Regisseure:
1. Woody Allen
2. Lars von Trier
3. Jean-Luc Godard
Und zu guter Letzt noch einige Awards,
die Arash für seine Werke erhalten hat:
1992: 1. Preis der Wiener Jugendfilmtage für den Kurzfilm: „Der
Junge und die seltsame
Wirklichkeit” gemeinsam mit Geza
Horvat
Im Jahre 1979 revolutionierte Sony das
Musikgeschäft mit
Von
einem der ersten porAlexander
tablen Musikplayer: dem
Lass
Walkman. Ab diesem
Zeitpunkt konnte jeder
seine Lieblingslieder auf
Band spielen und überall mit
hinnehmen. 2005 sieht die Welt ein
wenig anders aus: So wie einst The
Buggles mit „Video killed the Radiostar“
das Ende des Hörrundfunks prophezeit
haben, müssten sie heute den Text auf
„MP3 killed the Radiostar“ ändern.
Die drei gängigsten Arten digitale
Musik im MP3 Format immer bei sich
zu haben sind CD, Flash (Speicherchip
bzw. Karten) oder ein Festplatten
Player. Natürlich hat jede dieser
Formen ihre Vor- und Nachteile. Der altbewährte CD-Player, der optional mit
MP3/WMA-Disks gefüttert werden
kann, ist nicht besonders resistent
gegen Erschütterungen, was man von
den Flash oder Festplatten Playern
nicht behaupten kann. Flash Player (in
der Regel USB Sticks) sind mit einigen
Ausnahmen hingegen recht speicherarm, dafür aber günstig. Festplatten
Player haben keine der oben genannten Nachteile, sind aber erst ab einer
Preisklasse von ca. 200 € zu erwerben.
Je nach Bedürfnissen empfiehlt sich
also ein anderes System: Wer sich
nicht von seinen geliebten
Silberscheiben trennen will und hin
Musikportale, iTunes
von Apple, existieren noch
viele andere Anbieter im Netz
wie z.B. msnMusic vom
Erzrivalen Microsoft oder mycokemusic.at vom Softdrink Produzenten Coca
Cola. Im Kampf um den besten Musicstore ist iTunes aber klarer Sieger. Mit
einer gigantischen Auswahl an Songs
und Alben, einem benutzerfreundlichen
Interface und der durchaus fairen Preispolitik (99cent pro Song und 9,99 € pro
Album) lässt Apple die Konkurrenz
glatt hinter sich. Es geht aber noch
günstiger, genauer genommen gratis:
Im Internet existieren viele Seiten die
Titel von
Künstlern, egal ob
etabliert oder
nicht, zum freien
Download zur
Verfügung stellt
(siehe Info Kästchen).
Die Tracks sind im
Großen und Ganzen
überraschend gut, und
für jeden Geschmack ist
etwas dabei. Außerdem
bekommt man bei diesen Portalen fast
alles, was man von kommerziellen
Anbietern kennt: Biographien,
Konzerttermine und manchmal auch
Musicvideos.
Eigentlich war es nur eine Frage der
Zeit, bis sich das Musikbusiness endlich in diese Richtung entwickelt hat,
bleibt zu hoffen, dass die Filmindustrie sich ein Beispiel daran nimmt.
Angeblich arbeiten schon zahlreiche
Firmen an benutzerfreundlichen
Online Movie Stores.
EINIGE LINKS ZU FREIEN MUSIKPORTALEN:
www.Download.com Ein amerikanisches Musikportal mit Künstlern aus aller Welt
www.ic-musicmedia.com Sehr großes Angebot von jungen, internationalen Künstler
www.track4.de Großteils Künstler aus deutschsprachigen Gebieten
www.purevolume.com Viele Newcomer, großteils aus den USA
einem Rumänienprojekt des Vereins
Eltern für Kinder und dem Verein ECHO
gespendet.
2002: Silberne Venus für den besten
österreichischen Kino-Werbespot
„Alphaville Videostore” gemeinsam
mit Raphael Barth & Geza Horvat
2004: Silver Plaque Award für
den besten Dokumentarfilm
„Die Souvenirs des Herrn X” beim
40. Chicago International Film
Festival
und wieder
Aussetzer
verkraften
kann, greift
zum CDPlayer, wer
es möglichst
klein und leicht
haben möchte
zum Flash Player
und Musik
Junkies, die ihre
ganze Sammlung
immer bei sich haben
wollen, besorgen sich einen
Festplatten Player. Nun stellt sich die
Frage: Woher bekomme ich meine
Musik? Und wie tief muss ich in die
Tasche greifen?
Man kann einfach zum Plattendealer
seines Vertrauens gehen und sich die
Musik ganz „altmodisch“ besorgen,
oder man lädt sie sich aber bei einem
der zahlreichen Online Musikportale
runter. Dabei hat man die Qual der
Wahl: Neben dem Pionier der
SUMMER @ FRÖSCHELGASSE!
2001: Preis Innovatives Kino
Diagonale 2001 für Medienarbeit
vom Verein „Echo” unter anderem
für die Dokumentation „Hier sind
wir” von Arash & Geza
Goldene Venus für den besten österreichischen Werbespot 2001 („Uboot
- meaning of life”) gemeinsam mit
Raphael Barth & Geza Horvat
2003: Lobende Erwähnung beim
Carl Mayer Drehbuchwettbewerb
Diagonale 2003 für das Drehbuch
von „Für einen Augenblick, Freiheit”
Foto: A
pple Co
mputer,
Inc.
Creative
Technolo
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Kameras, Filmbänder, Fernseher, DVDAnlagen und diverse nostalgische Geräte – eben alles was zu einer Filmproduktionsfirma dazugehört – findet man
in der „Golden Girls Filmproduktion”.
KILLED THE RADIOSTAR!
Foto: i-R
iver Ge
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MP3
AND THE OSCAR GOES TO... ARASH –
Fotos: Fröschelgasse
Fröschelgasse ist einerseits eine Gasse,
andererseits eine Idee, an der nun
schon seit mehr als sechs Jahren gearbeitet wird. Der 2002 gegründete Verein Fröschelgasse organisiert einmal
jährlich zum Sommerbeginn ein Event
der besonderen Art: Summerrise. Dieses
Jahr wurde der komplette Reinerlös
Irgendwann Anfang 2001 beschloss
eine Gruppe junger Menschen, der seit
1999 von aufgeschlossenen Sieveringern Räumlichkeiten in der Fröschelgasse zur Verfügung gestellt werden,
einem traurigen Umstand etwas entgegensetzen zu wollen: Wien hat zwar
viele Veranstaltungen zu bieten, OpenAir-Festivals finden aber praktisch nur
außerhalb Wiens statt. Also wurde der
Versuch gestartet, ein „normales“ Stück
Wien für zwei Tage in ein Festivalgelände
zu verwandeln. Ein Saal wurde zu
einem Dancefloor für stimmungsvolle
Konzerte und der Garten zu einer
Erlebnislandschaft für Jung und Alt. Es
funktionierte! Schon im ersten Jahr
kamen mehr Besucherinnen und
Besucher als erwartet und von da an
war klar: das Summerrise soll es wieder geben!
2005 fand dieses Event zum fünften
Mal statt, es spielten insgesamt schon
mehr als 20 Bands und Djs und mittlerweile kommen jährlich weit mehr als
1000 Besuchende. Das Festival hat sich
als eine kleine Plattform für verschiedenste junge Künstlerinnen und Künstler etabliert, durch deren Unterstützung
das Summerrise durch neue Gedanken,
Ideen und Perfomances jedes Jahr ein
wenig anders aussieht.
Seit 2004 kommt der Reinerlös zur
Gänze karitativen Zwecken zu Gute und
dabei ist es das Ziel, nicht
nur zu spenden, sondern
auch Kontakte zu den
jeweiligen Organisationen herzustellen, da dem
Verein eine Vernetzung von
Jugendkultur und
wohltätigen
Organisationen
ein besonderes
Anliegen ist.
Wir bedanken uns herzlich
für die großzügige Spende
von, bei diesem schönen Event
dabei gewesen sein zu dürfen und freuen uns bereits jetzt auf den nächsten
Sommerbeginn @ Fröschelgasse.
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SUMMER NÈWS + GUILTY PLEÃSURES
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freiem himmel
In Wien hat sich in den vergangenen
Jahren ein richtiger Trend zu Freiluftkinoveranstaltungen entwickelt. Auf
vielen Plätzen, meistens in der Nähe
des duftenden Augartens, kann frau/
man ein Kinoerlebnis nachholen,
das in den anderen Jahreszeiten nicht
erlebt werden kann. Viele aktuelle
Movies, gewürzt mit Klassikern der
Filmographie werden in den unter-
Foto: www.kinountersternen.at
schiedlichsten gastronomischen und
kulturellen Eigenschaften der jeweiligen Länder/Regionen/Kontinente verbunden und so entsteht ein absolut
abgerundeter Kinoabend unter dem
freien Himmel.
Unter Sternen sitzen, sich
Frankensteins Monster oder einen
aktuellen Film reinziehen, Mojitos
schlürfen, Essen, Heuschrecken lauschen – und das alles fußfrei – ergibt
für jeden im Sommer zu Hause
Gebliebenen einen versöhnlichen
Ausgleich zu Urlauben. Wer es nicht
glaubt, sollte es unbedingt ausprobieren, anstatt vor der Glotze noch mehr
zu ermatten.
Die unterschiedlichen Sommerprogrammkinos laufen in den
meisten Fällen von Anfang Juli
bis Ende August. Infos unter:
www.sommerkinos.at
www.arena.co.at
www.cityplexx.at
www.filmarchiv.at
www.filmcasino.at
www.kinountersternen.at
www.krieau.com/kino
www.moviemento.at
www.volxkino.at
echomics
von Levent Tarhan
www.atelier-lev.com
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de Karikatu
LITERATUR
auf höchstem niveau
„Denise”
hieß die
Droge, von
der ich so bald
nicht mehr loskam.
Und für Gruselfans „Mystery Denise”.
Einmal diese Teenyversion all der
„Romana”, „Baccara”, „Laura” – und
wie sie alle heißen – Schundromane
gelesen und ihr sofort verfallen. Keine
Frage wenn ich im Geschäft von meiner
Mutter vor die Wahl gestellt wurde:
„Süßes oder Heftl?” – letztendlich hab
ich ohnehin beides gekriegt.
Schule, Freunde, erste Liebe,
Strandpartys und das ganze Drumherum.
Oder eben das gleiche gespickt mit
Hexen, Dämonen, Geistern, Flüchen,
Magie, ... einmal im Monat gab’s zusätzlich als Zuckerl ein „Happy Denise”, in
dem sowohl eine Liebes- als auch eine
Gruselgeschichte inklusive etlichen „lustigen” Rätseln in der Mitte enthalten war.
Ich war immer leicht entzugserscheinungsgeplagt, wenn noch keine neue
Ausgabe erhältlich war. So schnell die
Sucht jedoch begonnen hatte, endete sie
auch wieder – nachdem ich eine mittel-
große Schachtel der dünnen Heftchen
beisammen hatte (mittlerweile am
Dachboden verstaut).
Meine Ausrede? Ähm.. tja, Leseratten
haben’s schwer, die müssen nehmen,
was ihnen unter die Finger oder besser
Augen kommt. Fürs Foto wieder ein
paar Exemplare hervorgekramt, erinnere
ich mich wieder an die Zeit, in der ich
der Anziehungskraft nicht widerstehen
konnte. Jetzt ist diese Gefahr allerdings
gering, die Altersklasse vorbei und obendrein stellte ich bei meiner Recherche
SOMMERSONNESOMMERHITS
Der Sommer ist da, aber ich habe
schlechte Nachrichten: die Sommerhits
sind im Anmarsch! Schlimme Texte,
gepaart mit noch schlimmerer Musik
und einer aufgesetzten Party Stimmung
sorgen in der Musikindustrie jeden
Sommer für Millionen Umsätze und bei
mir und vielen anderen Menschen für
blankes Entsetzen.
Einer der ersten Sommerhits, der von
mir bewusst wahrgenommen wurde,
30
war von Inner Circle: Sweat. Im
Sommercamp wurde mir dann erklärt,
weshalb ich den Song nicht in
Gegenwart von Mädchen singen sollte
– ich zitiere: „A la la la la long, ..Girl, I
want to make you sweat”.
Der Sommer 1996 war der Macarena
Sommer! Wie alle anderen hab auch
ich versucht den Macarena zu lernen vergebens! Ab 2002 begann dann die
Welle unglaublich nerviger Songs wie
Im Bett, in d
er
Schule, im B
us, im Garten, ... überal
l hab ich’s g
etan
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r, dass ständ
neuer Stoff
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hermusste. D
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die man über
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jeden Monat
neu!
Von Larissa
Starch
fest, dass es diese
Lektüre längst nicht mehr gibt. Was für
ein literarischer Verlust!!!
Von Phillip
Ogunfojuri
Las Ketchups „Ketchup Song”(Asereje),
aber nichts toppte das Jahr 2004: Mit
gleich vier Versionen von „Dragostea
din Tei”, „Fuck it” und vielem mehr war
dieser Sommer das non-plus-ultra für
die Freunde des schlechten
Geschmacks.
Abzuwarten ist was der bzw. die
Sommerhits 2005 werden. Ich habe
nichts gegen rein stimmungserzeugende Songs, aber bei singenden
Klingelton
Küken oder Dj
Ötzi’s Burger Dance hört sich der Spaß
auf. Die Briten haben ja schon mit dem
Crazy Frog und seiner Interpretation des
Titeltracks von Beverly Hills Cop den
ersten Impuls der Schlecht-Song Front
erhalten (Nr. 1 in den UK Charts!).
Bleibt nur zu hoffen, dass der restliche Kontinent wenigstens davon verschont bleibt..
31
www.wienerlinien.at
Die Stadt gehört Dir.