Einsatz auf den Weltmeeren

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Einsatz auf den Weltmeeren
02 | Juni – August 2010
speZial Rainbow Warrior
Einsatz auf den
Weltmeeren
www.greenpeace.at
Liebe Leserinnen
und Leser
Drei Schiffsgenerationen
im Einsatz für
Umwelt und Frieden
Kein Schiff wird für den Hafen gebaut, und so könnte „act“ das Motto aller Greenpeace-Schiffe sein. Doch ein Name steht wie kein anderer für den Einsatz für Umwelt und Frieden: Rainbow Warrior. Untrennbar ist er mit den größten Erfolgen in
der Geschichte von Greenpeace verbunden – und mit den schlimmsten Stunden.
inhalt
Der Anschlag auf die Rainbow Warrior Interview mit Crew-Mitglied Bunny
McDiarmid 09 Fahrten und Aktionen: Eine Chronik und sieben Erlebnisberichte 10 Kampagnen und Erfolge 16 Schiff der Zukunft: die Rainbow Warrior III 18 Rätsel: Was wissen Sie über die Greenpeace-Flaggschiffe? 20 Essay: Warum die
Meere Hilfe brauchen 21 So können Sie aktiv werden 22 Impressum 22
04 02 | 03 act [mai 2010]
Titel: Marco Care/GP; Fotos: Louisa Hennessy, Ingrid Frankhauser/GP; Illustrationen: Carsten Raffel
Diese ereigneten sich vor 25 Jahren: Am 10. Juli 1985 lag die Rainbow Warrior im
Hafen von Auckland in Neuseeland, als kurz vor Mitternacht zwei Minen an der
Bordwand explodierten. Das Greenpeace-Flaggschiff sank binnen Minuten; der
Fotograf Fernando Pereira ertrank. Der Terrorakt war ebenso feige wie dilettantisch, und schnell war klar, wer dahintersteckte: französische Agenten, die
verhindern sollten, dass die Rainbow Warrior Frankreichs Atomtestprogramm auf
Moruroa stört. Das Protokoll des Skandals liest sich wie ein Krimi – ab Seite 4.
Das legendäre erste Greenpeace-Kampagnenschiff
Rainbow Warrior war von 1978
bis zum Bombenanschlag im
Juli 1985 im Einsatz.
Die weltweite Empörung über den Anschlag löste eine Welle der Solidarität mit
der damals noch jungen Umweltorganisation aus. Frankreich musste schließlich
acht Millionen Dollar Entschädigung zahlen. Mit dem Geld kaufte Greenpeace
einen alten Trawler und baute ihn um: 1989 stach die Rainbow Warrior II in See.
Ihre Einsätze – gegen Walfänger, Piratenfischer und Urwaldzerstörer, für saubere
Energien, Meeresschutzgebiete und Klimaschutz – sind dramatisch, bewegend,
manchmal auch lustig und immer wieder von Erfolgen gekrönt. Lesen Sie die
Schilderungen der Menschen, die sie hautnah erlebt haben – ab Seite 10.
Nun sind auch die Tage der Rainbow Warrior II gezählt, denn das Schiff ist in
die Jahre gekommen. Aber es erhält eine zukunftsweisende Nachfolgerin: Als
hochmodernes Segelschiff, das neuen Anforderungen und höchsten ökologischen
Ansprüchen gerecht wird, läuft Ende 2011 die Rainbow Warrior III vom Stapel.
Getreu dem Motto: Volle Kraft voraus für eine grüne Zukunft – act!
Seit 1989 ist die Rainbow Warrior II, ein umgebauter Nordsee­
trawler, für Greenpeace auf
den Weltmeeren unterwegs.
Antje Helms Kampagnenleiterin Meere
Aktiv Meer Tun! Werden Sie Meerespate!
Unsere Vision einer besseren Zukunft ist nur so stark wie die Menschen, die hinter uns
stehen! Informationen zum Thema Aktivsein mit und bei Greenpeace und eine Möglichkeit,
unsere Meereskampagne direkt zu unterstützen, finden Sie auf den Seiten 22 und 23!
Wollen Sie mitverfolgen, wo unsere Schiffe gerade sind? Im Internet finden Sie
Live-Webcams, Videos und viele Fotos: www.greenpeace.at/flotte
2011 wird die Rainbow
Warrior III vom Stapel laufen
– ein hochmodernes Segelschiff, dessen Segelfläche
dreimal größer sein wird als bei
seiner Vorgängerin.
Reise ohne
wiederkehr
Am 10. Juli 1985 verüben Taucher des französischen Geheimdienstes in Neuseeland einen heimtückischen Anschlag
auf das Greenpeace-Flaggschiff Rainbow Warrior. Das Protokoll eines wahren Agententhrillers.
Fotos: Roger Grace/GP, Keith Scott/GP
Vor 25 Jahren starb Fernando Pereira
in der sinkenden Rainbow Warrior.
Heute ist das Wrack des Schiffes ein künstliches Riff – und wimmelt von Leben.
04 | 05 act [mai 2010]
März 1985 – Es herrscht freudige Spannung an Bord
der Rainbow Warrior, als sie von Jacksonville in Florida aus
in See sticht. Die 27 Besatzungsmitglieder wollen zuerst
die Insel Rongelap im Pazifik anlaufen. Deren 300 Bewohner haben um Hilfe gebeten. Sie leiden unter den Folgen
der US-Atomtests zwischen 1946 und 1958 auf dem benachbarten Bikini-Atoll. Ihre Heimat ist strahlenverseucht.
Die Rainbow Warrior wird sie auf die Insel Mejato bringen.
Danach hat das 44 Meter lange Flaggschiff der Greenpeace-Flotte eine weitere Mission: Von Mejato aus soll es,
nach einem Stopp in Neuseeland, zum Moruroa-Atoll aufbrechen, um dort französische Atomtests zu stören.
„Regenbogen-Kämpfer“ sollten nach einer Prophezeiung der Cree-Indianer die Erde vor einem ökologischen
Inferno retten – und die Rainbow Warrior hat ihrem Namen schon bei vielen Aktionen Ehre gemacht. Mehr als
100.000 Dollar hat die Umweltorganisation vor der Pazifik-Fahrt in ihr Schiff investiert. Neue Großsegel zieren
die Masten, den Bug ein Regenbogen. Zudem gibt es jetzt
ein modernes Funk- und Radarsystem. Und die Maschinen sind generalüberholt.
März 1985 – Admiral Henri Fages, der Kommandeur
des französischen Atomtestzentrums im Pazifik, hat schon
zu Beginn des Jahres von der bevorstehenden GreenpeaceProtestfahrt nach Moruroa Wind bekommen. Besorgt
wendet er sich an Verteidigungsminister Charles Hernu:
Die Regierung möge geeignete Strategien entwickeln, um
Störungen zu verhindern. Am 19. März erhält der Chef des
Auslandsgeheimdienstes Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE), Pierre Lacoste, aus dem Büro des
Ministers die Weisung, die Rainbow Warrior zu stoppen.
Zudem soll er seine Agenten auf Greenpeace ansetzen.
April/Mai 1985 – Am 23. April betritt eine Frau mit
kurzem Haar die neuseeländische Greenpeace-Zentrale in
Auckland und bietet ihre Hilfe an. In der Geschäftsstelle
ist man auf Freiwillige angewiesen. Also verschickt Frédérique Bonlieu, wie sie sich nennt, Infoblätter, sortiert Fernschreiben und nimmt Anrufe entgegen. Schon bald ist sie
in fast alle Details der Rainbow Warrior-Aktion eingeweiht.
Jede Information, die sie aufschnappt, leitet die 33-Jährige
sofort nach Paris weiter. Denn Frédérique Bonlieu heißt in
Wirklichkeit Christine Cabon und steht auf der Gehaltsliste des französischen Nachrichtendienstes.
Die „Grande Nation“ fühlt sich durch Greenpeace nicht
zum ersten Mal herausgefordert. Schon 1972 und 1973 war
David McTaggart für die Umweltschützer nach Moruroa
gesegelt, um Atomtests zu verhindern. Soldaten enterten
seine Jacht Vega und schlugen ihn so brutal zusammen,
dass er fast ein Auge verlor. Doch Fotos von dem Überfall
führten zu internationalen Protesten gegen die arrogante
Atommacht und ihre Tests im Pazifik. Greenpeace dagegen, vorher kaum bekannt, erntete weltweite Sympathie.
Cabons Geheimdossiers über eine erneute Fahrt von
Greenpeace ins Sperrgebiet bestärken die DGSE, zur Attacke überzugehen. Bald steht der Plan für die Operation
„Satanique“. Die Rainbow Warrior soll durch zwei Haft-
Ein mannsgroßes Loch klafft
in der Bordwand der Rainbow
Warrior – an dieser Stelle
detonierte die größere der
beiden Haftminen, die Kampf­
schwimmer am Rumpf des
Schiffes befestigt hatten
(oben). Inzwischen sind
die Reste des legendären
Greenpeace-Schiffs zu einem
artenreichen Biotop geworden
(links).
minen lahmgelegt werden. Eine erste Detonation soll die
Crew zur Flucht von Bord zwingen, bevor die zweite Bombe
das Schiff irreparabel beschädigt. Kampfschwimmer der
DGSE sollen die Aktion planen und ausführen.
Juni 1985 – Die heiße Phase der Operation beginnt mit
dem Aufmarsch der französischen Agenten. Am 22. Juni
geht die Elf-Meter-Jacht „Ouvéa“ in Neuseeland vor Anker.
Sie hat Sprengstoff, Tauchausrüstungen und ein Schlauchboot an Bord. Zur gleichen Zeit landen Alain Mafart und
Dominique Prieur in Auckland, getarnt als Schweizer Ehepaar Alain und Sophie Turenge. Einen Tag später trifft auch
Jean Louis Dormand in der größten neuseeländischen
Stadt ein. Sein wirklicher Name: Louis-Pierre Dillais;
Oberstleutnant der DGSE und „Satanique“-Koordinator.
Mit den Kampftauchern Alain Tonel und Jacques Camurier
ist das zwölfköpfige Kommando am 7.Juli komplett.
7. Juli 1985 – Nur Stunden später läuft auch die Rainbow Warrior, von Segel- und Motorbooten geleitet, im Hafen von Auckland ein. Hunderte Neuseeländer bejubeln
die Ankunft des Friedensschiffes.
Juli 1985 – Bei den französischen Geheimdienstlern
kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen.
„Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion gegen eine pazifistische und gewaltfreie Organisation durchführen wollte“, erinnert sich die Agentin zehn Jahre später.
Die Haftminen verfügen über enorme Sprengkraft. Gleich
zwei davon zu zünden, erhöhe „das Risiko, dass Menschen
an Bord verletzt werden“, gibt einer der Geheimdienstler
zu bedenken. „Das wurde von oben so angeordnet“, werden die Agenten von ihren Vorgesetzten abgefertigt.
10. Juli 1985 – Der Mond taucht den Hafen von Auckland in helles Licht. Es ist Abend, kurz vor halb neun. Zwei
Männer vertäuen ein Schlauchboot mit Außenborder in
der Nähe des Greenpeace-Schiffes. Nach Journalisten-Recherchen handelt es sich um Jacques Camurier und Alain
Tonel. Sie schlüpfen in ihre Taucheranzüge, legen ihre Sauerstoffflaschen an und drücken sich die Atemmasken ins
Gesicht. Dann tauchen sie in Richtung der Rainbow Warrior.
Ein Mann schwimmt zur Schiffsschraube und befestigt
die kleinere der beiden Haftminen an der Propellerwelle.
Der andere heftet die zweite, etwa zehn Kilo schwere Bombe an die Außenwand des Maschinenraums. Nachdem die
Zeitzünder eingestellt sind, gleiten die Taucher zurück
zum Schlauchboot. Sie ziehen es an den Strand. Dann verschwinden sie mit einem an der Küs­tenstraße geparkten
Transporter, den Mafart und Prieur besorgt haben.
10. Juli 1985 – Die Messe der Rainbow Warrior ist an
diesem Abend weniger voll als üblich. Die meisten sind
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Grosses Geheimnis bedeutet „Moruroa“ in der Sprache der Maohi, der Ureinwohner von
Französisch-Polynesien. Ein zynischer Zufall. Denn tatsächlich umgibt ein großes Ge­
heimnis – genauer: eine große Geheimniskrämerei – das gleichnamige Südseeatoll, das
Frankreich 30 Jahre lang für Atomtests nutzte. Zwischen 1966 und 1974 zündete die
„Grande Nation“ hier überirdisch 46 Nuklearsprengkörper. Auf internationalen Druck wur­
den weitere 147 Tests zwischen 1975 und 1996 unter die Erde verlegt.
Ohne jede Aufklärung oder Schutz vor Strahlenschäden arbeiteten tausende Poly­
nesier jahrzehntelang als Atom-Tagelöhner auf dem Atoll. Während französische Militärs
und Experten das Gebiet nach Tests nur in Schutzanzügen betraten, bargen die Arbeiter
mit bloßen Händen Trümmer und tote Fische an den Stränden. Opfer dieser Praxis wurden
Berichten zufolge in Blechsärgen ausgeflogen. Viele Überlebende leiden an Leukämie
oder Schilddrüsenkrebs. Lange kämpften Betroffene erfolglos für die Anerkennung von
Krebsleiden und Geburtsfehlern als Folgen der Atomtests. Erst seit Anfang 2010 können
Veteranen sowie Betroffene in Polynesien und Algerien Schadenersatz beantragen.
Der Südpazifik war mit rund 300 Atom- und Wasserstoffbombentests eines der am
stärksten betroffenen Gebiete der Welt. Zwischen 1946 und 1958 testeten die USA nörd­
lich von Moruroa auf den Atollen Bikini und Eniwetok 66 Kernwaffen. 1954 stieg dort der
Atompilz der Wasserstoffbombe „Bravo“ in den Himmel – die größte je von den USA durch­
geführte oberirdische Nuklearexplosion, tausendmal stärker als die Hiroshima-Bombe.
Millionen Tonnen Wasser, Gestein, Korallen und Sand wurden bis zu 30 Kilometer hoch in
die Atmosphäre geschleudert und regneten als radioaktiver Fallout auf die Region nieder.
Hunderte Insulaner wurden verstrahlt.
Die schlimmsten Folgen hatte der Test auf der Südseeinsel Rongelap, wo Berichten
zufolge vielen Bewohnern die Haare ausfielen und einige rasch starben. Wer überlebte,
diente Forschern als Versuchskaninchen – als „die beste verfügbare Datenquelle zum
Transfer von Plutonium“ innerhalb eines „biologischen Systems“, wie 1977 das US-En­
ergieministerium schrieb. Erkrankungen wie Leukämie, Leber- und Schilddrüsenkrebs
häuften sich. Frauen brachten „Quallenbabys“ zur Welt: Säuglinge ohne Knochen und mit
transparenter Haut, durch die man ihre Gehirne betrachten und Herzen schlagen sehen
konnte, ehe sie qualvoll starben. 1978 wurde den Bewohner verboten, Früchte von ihrer
Insel zu essen. Lange
baten die Insulaner vergeblich um ihre Evakuierung. 1985 wurden sie
MARSHALLINSELN
schließlich vom Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior umgesiedelt.
Seit am 16. Juli 1945 in New
Mexico der erste Atomtest stattfand, haben allein die
Frz.-Polynesien
fünf offiziellen Atomwaffenstaaten USA, Russland (UdSSR), Frankreich, Großbritannien und
China 2045 Tests durchgeführt - darunter 528 oberirdische. Die „Internationalen Ärzte zur
Verhinderung des Atomkriegs“ (IPPNW) schätzen die Zahl tödlicher Krebserkrankungen
durch solche Tests weltweit auf 430.000 Fälle.
Inzwischen wurden die meisten Tests durch Computersimulationen ersetzt. Das
weltweite Versuchsverbot, dasNEUSEELAND
von den USA zwar eingehalten, aber nie ratifiziert wurde,
steht jedoch auf tönernen Füßen. In den Jahren 2006 und 2009 zündete Nordkorea die
AUSTRALIEN
vorerst
letzten nuklearen Sprengsätze.
Rongelap
1000 km
Bikini
Eniwetok
SAMOA
FIDSCHI
Auckland
Moruroa
Karte: Carsten Raffel; Fotos: John Miller/GP, GP, Franck Perry/Getty Images,Le Bot Alain/laif
Atomtests: Rüsten ohne Rücksicht
zu einem Treffen mit Greenpeacern aus Australien, Neuseeland, Kanada und den USA gefahren. Nur ein Dutzend
Crew-Mitglieder ist an Bord geblieben. Ein Teil liegt schon
in den Kojen. Die anderen lassen den Geburtstag von
Kampagnenleiter Steve Sawyer ausklingen, der ebenfalls
am Treffen teilnimmt. Auch der portugiesische Fotograf
Fernando Pereira feiert mit. Er selbst hat erst kurz zuvor
seinen 36. Geburtstag begossen.
Um 23.38 Uhr zündet die erste Bombe. Der Schlag
erschüttert die Schiffsmesse, die Männer werden aus ihren Sitzen geschleudert, das Schiff schwankt bedrohlich.
„Das war im Maschinenraum“, schreit Davy Edward. Sofort hastet der Bordingenieur los, um den Schaden festzustellen. Der Anblick macht ihn fassungslos. Durch ein
garagentorgroßes Loch in der Schiffswand schießt Wasser
ins Innere. Binnen Sekunden neigt sich das stolze Schiff
zur Seite. „Alles von Bord“, befiehlt Kapitän Pete Willcox.
Der Schweizer Schiffsarzt Andy Biedermann kontrolliert
geistesgegenwärtig alle Kabinen. Aus einer befreit er Margret Mills. Die Schiffsköchin ist orientierungslos, da sie
im Chaos ihre Brille nicht finden kann.
„Sie sinkt, sie sinkt“, schreit Pereira und spurtet in seine Kabine, um die Kameraausrüstung zu retten. In diesem Moment detoniert die zweite Sprengladung. In Panik
springt die Crew auf den Anleger. Nur Pereira nicht. Das
steigende Wasser versperrt ihm den Weg. Minuten später
füllen sich seine Lungen mit Wasser. Der zweifache Vater
ertrinkt im Bauch des sinkenden Schiffes. Am nächsten
Tag bergen Polizeitaucher den Toten. Seine Beine haben
sich in den Gurten einer Kameratasche verheddert.
11. Juli 1985 – Um kurz nach ein Uhr nachts wird
Steve Sawyer ans Telefon geholt. Als er die Stimme seiner
Mitarbeiterin Elaine Shaw hört, weiß er: Etwas Furchtbares
ist geschehen. Er rast mit anderen Greenpeacern nach Auck­
land, ins Polizeirevier, wo die überlebenden Besatzungsmitglieder verhört werden. Um zwei Uhr neuseeländischer
Zeit trifft in allen Büros der Umweltorganisation ein Telex
ein: „Vor zwei Stunden Rainbow Warrior nach zwei Explosionen im Hafen Auckland Neuseeland gesunken. Vermutlich Sabotage. Ein Crew-Mitglied vermisst.“ Am Morgen titelt der Auckland Star: „Sabotage, says Greenpeace.“
11./12. Juli 1985 – Die Nachricht von der tödlichen
Explosion löst in Neuseeland Entsetzen aus. Nie zuvor war
das Land mit einer Terroraktion konfrontiert. Die Polizei
gründet eine Sonderkommission mit rund 100 Beamten.
Schon nach Stunden stößt sie auf eine heiße Spur: Nachtwächter eines Bootsclubs haben durch ihre Ferngläser
zwei Männer beobachtet, die aus einem Schlauchboot Gegenstände in einen Lieferwagen umladen. Da sie vermuten,
es handele sich um Diebe, die Jachten ausgeraubt haben,
notieren sie das Kennzeichen: LB 8945. Der Wagen ist auf
einen Autoverleih in der Nähe des Flughafens zugelassen.
Dort erfahren die Ermittler, dass der Transporter von einem
Schweizer Ehepaar namens Turenge angemietet ist. Sie legen sich auf die Lauer. Als das Paar den Wagen am Morgen
des 12. Juli zurückgeben will, klicken die Handschellen.
Den anderen an der Opera­tion beteilig­ten Geheimdienstlern gelingt es abzutauchen: Vermutlich werden sie vom
französischen U-Boot „Rubis“ an Bord genommen.
Fernando Pereira, Fotograf
aus Portugal (oben), stirbt im
Rumpf der Rainbow Warrior. Zu
schnell sinkt sie nach den De­
tonationen an ihrem Liegeplatz
im Hafen von Auckland auf den
Grund. Frank­reichs Verteidi­
gungsminister Charles Hernu
und Geheimdienstchef Pierre
Lacoste (ganz unten) müssen
später zurücktreten – dabei
hatte Präsident Mitterand dem
Terrorakt offenbar zugestimmt.
„Das ganze land
war geschockt“
Bunny McDiarmid, 53, gehörte zur Crew, als die Rainbow Warrior versenkt wurde.
Heute leitet sie das Greenpeace-Büro Neuseeland.
lange Beweisaufnahme und die Enthüllung französischer
Geheimdienstmethoden um jeden Preis verhindern und
setzt Neuseeland unter Druck, das auf Agrarexporte angewiesen ist. Es kommt zum Deal zwischen Verteidigung
und Staatsanwaltschaft: Zum Prozessauftakt bekennen
sich die Agenten des Totschlags und der Sachbeschädigung für schuldig. Nach nur 34 Minuten endet die Verhandlung. Drei Wochen später werden Mafart und Prieur
zu einer Gefängnisstrafe von je zehn Jahren verurteilt.
Die Pässe der vermeintlichen Eheleute erweisen sich
als falsch. Doch sie geben ihre Identität nicht preis. Erst
ein Telefonat, das „Sophie Turenge“ vom Hotel aus geführt
hat, bringt die Sonderkommission auf die Fährte. Der Verbindungsnachweis spuckt eine Pariser Nummer aus, die
die Ermittler nicht zuordnen können. Das französische
Innenministerium, das über die Verstrickungen der eigenen Regierung in den Anschlag nichts weiß, gibt bereitwillig Amtshilfe: Es handelt sich um eine streng geheime
Kontaktnummer des französischen Geheimdienstes.
Juli – September 1985 – Paris dementiert zunächst, mit
dem Sabotageakt zu tun zu haben. Dann wird enthüllt, dass
französische Agenten verwickelt waren. Präsident François
Mitterrand muss eine Untersuchungskommission einsetzen. Zwei Wochen später folgt ein Teilgeständnis: Zwar
habe der DGSE Greenpeace ausspioniert, an der tödlichen
Aktion sei er aber nicht beteiligt gewesen. Doch Polizei,
Journalisten und Greenpeace bringen täglich neue Fakten
ans Licht. Am 17. September schreibt die Tageszeitung Le
Monde, es sei „erwiesen, dass Geheimdienstchef Lacoste
und Verteidigungsminister Hernu von dem Attentat informiert worden waren, es vermutlich sogar selber angeordnet“ hätten. 48 Stunden später müssen sie zurücktreten.
François Mitterrand gerät immer tiefer in den Strudel der
Affäre, hält sich aber im Amt. Am 22. September gesteht
Premierminister Laurent Fabius ein, was sich nicht länger
leugnen lässt: „Agenten unseres Geheimdienstes haben
dieses Schiff versenkt. Sie handelten befehlsgemäß.“
November 1985 – In Auckland beginnt vor Journalisten
aus der ganzen Welt der Prozess gegen Mafart und Prieur.
Die Staatsanwälte haben mehr als 100 Zeugen geladen,
um die Schuld der Angeklagten zu beweisen. Doch hinter
den Kulissen glühen die Drähte. Paris will eine wochen-
08 | 09 act [mai 2010]
Vor 25 Jahren war Bunny
McDiarmid „Mädchen für alles“
auf der Rainbow Warrior – als
einzige Neuseeländerin in
der Crew (Foto unten: Dritte
von rechts). Als die Minen
explodierten, war sie nicht an
Bord – sie besuchte Freunde
an Land. Nach dem Attentat
blieb sie Greenpeace treu: Sie
koordinierte die Zusammenarbeit im Südpazifik, baute das
Büro auf Fidschi auf und
war internationale Campaigne­rin
gegen Atomtests und
Treibnetze. Inzwischen steht
sie an der Spitze von Greenpeace Neuseeland.
Juli 1986 – „Personen, die in dieses Land kommen, um
terroristische Aktivitäten zu entfalten, können nicht erwarten, einen Kurzurlaub auf Kosten unserer Regierung zu
verbringen, um dann als Helden heimzukehren“, hieß es
im Urteil. Aber nach der Drohung aus Paris, per Veto die
Einfuhr von neuseeländischer Butter und Lammfleisch in
die Europäische Gemeinschaft zu blockieren, kommt es zu
einem Arrangement: Nach acht Monaten werden Mafart
und Prieur aus dem Aucklander Gefängnis in eine französische Militärbasis auf dem Pazifikatoll Hao verlegt, die sie
drei Jahre lang nicht verlassen dürfen. Doch bald sind die
Spione zurück in Frankreich. Mafarts Magenbeschwerden
seien auf dem Atoll nicht zu behandeln. Und für Dominique Prieur hat der neue französische Premier Jacques
Chirac einen Tipp, als er sie besucht: „Madame, wir brauchen einen Grund, um sie in einer Notaktion zurückholen
zu können. Ein freudiges Ereignis zum Beispiel.“ Die Agentin versteht. Prieur, deren Mann zuvor zum Leiter der Militärbasis auf dem Atoll ernannt worden war, wird schwanger. Im Juni 1988 darf sie nach Frankreich ausreisen.
1987 – 1995 – Bei ihrer Ankunft in Paris werden
Prieur und Mafart gefeiert, wenig später befördert und in
den 90er-Jahren sogar mit einem Verdienstorden dekoriert. Louis-Pierre Dillais, der den Einsatz vor Ort geleitet
hatte und dafür nie belangt wurde, wird 1993 Geheimdienstkoordinator und Berater des Verteidigungsministers.
8,16 Millionen Euro Schadenersatz zahlt Frankreich
nach einem Schiedsgerichtsverfahren an Greenpeace.
Auch die Familie Fernando Pereiras und der Staat Neuseeland werden abgefunden. Greenpeace steckt das Geld
in ein neues Flaggschiff: die Rainbow Warrior II. Der französische Terroranschlag bringt der Umweltorganisation
weltweit Sympathien, neue Mitglieder und Spenden ein.
Am Ende der Affäre bleiben offene Fragen: Wer hat den
Befehl zur Versenkung gegeben? Und wie tief war Präsident François Mitterrand verstrickt? Späte Antworten
liefert der Ex-Geheimdienstchef Pierre Lacoste in seinen
1997 erschienen Erinnerungen: Er sei am 15. Mai 1985
von Mitterrand empfangen worden und habe ihn detailliert über die geplante Aktion informiert, schreibt Lacoste. An diesem Tag habe der Präsident seine Zustimmung
Marco CARINI
zum Bombenattentat erteilt. Stimmt es, dass die Regierung der Besatzung – quasi
als Entschädigung – ein Bleiberecht eingeräumt hat? –
Nein, aber trotzdem sind viele von uns geblieben. Wir haben einen wunderschönen Platz zum Leben gefunden: die
kleinen Insel Waiheke. In nur 30 Minuten ist man mit
der Fähre in Auckland, der größten Stadt Neuseelands. So
lässt sich das Beste beider Welten verbinden.
Wie lebt ihr da? – Auf Waiheke Island wohnen rund
10.000 Menschen, viele davon sind Künstler. Ich lebe auf
einem 200 Hektar großen Stück Land, das sich 15 Familien
teilen. Uns alle verbindet ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Größe finde ich ideal. Die Gemeinschaft
ist klein genug, damit sich alle aufgehoben fühlen, aber
so groß, dass jeder auch ein bisschen Privatleben hat.
Wie wichtig sind Umweltthemen für die Neuseeländer? – Im Moment haben wir eine rechte Regierung, die
den Ruf der grünen Insel in Misskredit bringt. Für uns ist
es zwar leichter, Kampagnen zu machen, aber schwerer,
sie zu gewinnen.
Fotos: Brian Latham/GP, Bas Beentjes/GP,GP
Zwei Jahre nach dem Attentat
wird die zerstörte Rainbow
Warrior zu den Cavalli Islands
an der Nordspitze Neusee­
lands geschleppt und in einer
feierlichen Maori-Zeremonie
versenkt. Biologen dokumen­
tieren seitdem die Besiedlung
durch Korallen, Schwämme,
See­anemonen und Fische.
Nicht nur für Meereslebewesen
ist das künstliche Riff attraktiv
– sondern auch für Taucher
(siehe Foto Seite 4).
Neuseeländer haben das Attentat auf die Rainbow Warrior
empfunden, als wären sie selbst getroffen worden. Monate­
lang las man in den Zeitungen nichts anderes. Unsere
kleine Polizeieinheit ermittelte in dem Fall. Und obwohl
sie oft behindert statt unterstützt worden ist, gelang es ihr,
den französischen Verteidigungsminister zum Rücktritt
zu zwingen. Das war ein großer Triumph für unser Land.
Die ganze Geschichte schweißte die Neuseeländer eng
mit Greenpeace zusammen.
Was kommt dir heute in den Sinn, wenn du dich an das
Attentat von 1985 erinnerst? – Dass es Staatsterrorismus
war und dass die Verbrecher nicht dafür zur Verantwortung gezogen wurden. Dass ein friedlicher Aktivist dabei
sein Leben verloren hat. Und dass uns der Anschlag gezeigt hat, wie weit die Atommächte gehen würden. Wenn
die Franzosen tatsächlich geglaubt haben, uns mit so einer feigen Aktion stoppen zu können, haben sie den Spirit
von Greenpeace nicht verstanden.
Wie haben die Medien und die Menschen auf das Attentat reagiert? – Ganz Neuseeland war geschockt. Keiner
konnte glauben, dass Frankreich dahinter steckte. Die
Welches Erlebnis an Bord der Rainbow Warrior hat
dich am meisten beeindruckt? – Die Evakuierung der
Bevölkerung vom Rongelap-Atoll. Seit den US-Atomtests
in den 50er-Jahren waren die Menschen dort radioaktiver
Strahlung ausgesetzt. Wir haben alle Inselbewohner mit
der Rainbow Warrior auf einer Nachbarinsel in Sicherheit
gebracht. Diese bewegende Geschichte war meine erste
Aktion für Greenpeace. Bis heute fühlen wir uns mit diesen Menschen sehr verbunden.
Woher nimmst du die Kraft für dein Engagement? – Ich
tanke auf, wenn ich mit meiner Familie und meinen Freun­
den auf Waiheke Island zusammen bin. Unser schönes
Land bietet soviel Natur, darin kannst du dich leicht verlieren. Außerdem gibt es auf der Welt viele Menschen, die
immer wieder gute Ideen haben, wie man etwas ändern
Interview: ANDREA HÖSCH
kann – das inspiriert uns alle.
Erlebnisberichte von Besatzungsmitgliedern
und Greenpeace-Aktivisten
Aktion auf den
sieben Weltmeeren
Die Chronik der ersten und der zweiten Rainbow Warrior steckt voller dramatischer und bewegender
Momente. Greenpeacer erzählen von ihren Erlebnissen an Bord der legendären Schiffe.
1978 London [1] – Am 15. Mai passiert das umgebaute
und neu gestrichene Fischereiforschungsschiff Sir William
Hardy die Tower Bridge und startet unter dem neuen Namen Rainbow Warrior seine Jungfernfahrt.
1979 Atlantik [2] – Einsatz gegen das britische Schiff
Gem, das auf hoher See 5000 Fässer mit radioaktivem Müll
verklappt. Eines der 300-Kilo-Fässer kracht auf ein Greenpeace-Schlauchboot und verfehlt die Crew nur knapp.
1979 Island [3] – Protestaktionen gegen Walfang: Als
die Rainbow Warrior in isländische Gewässer einfährt,
feuern Walfänger fünf Harpunen knapp über die Köpfe
der Crew hinweg. In Island werden die Greenpeacer wider­
rechtlich festgenommen und Ausrüstung beschlagnahmt.
[a] Derek Nicholls, 59,
ist Kapitän der Rainbow Warrior. Der Neuseeländer fährt seit Jahrzehnten zur See – anfangs
als Fischer auf seinem eigenen Boot, dann als Kapitän auf Fähren und Yachten. Zu Greenpeace
stößt er 1990. Das einzige, was er an seinem Job nicht mag, ist, dass er jedes Jahr sechs Monate
lang nicht bei seiner Familie ist. Trotzdem kann er sich nicht vorstellen, etwas anderes zu tun.
„Die Bilder von unserem Einsatz nach dem Tsunami 2004 in Indonesien werden mir immer im
Gedächtnis bleiben. Zufällig waren wir in Singapur, als die Provinz Aceh auf Sumatra verwüstet
wurde, und so konnten wir als eine der ersten gemeinnützigen Organisationen am Ort des
Geschehens sein. Sechs Wochen lang fuhren wir Sumatras Küste auf und ab und brachten
Hilfsgüter in die am schlimmsten betroffenen Regionen. Den Anblick und den Geruch all der
Leichen werde ich nie vergessen. Aber besonders haben mich die Überlebenden beeindruckt.
In Malahyati, dem ersten Hafen auf der Hilfstour, musste ich das Schiff zwischen gesunkenen
Booten hindurchmanövrieren und an einem schwer beschädigten Kai anlegen. Es gab keinerlei
Infrastruktur mehr, aber der Hafenmeister stand da und begrüßte uns. Wir erfuhren, dass er
seine ganze Familie verloren hatte. Er war in einer Art Schockzustand, aber trotzdem half er uns
mit allen Formalitäten und fuhr uns zu verschiedenen Regierungsbüros. Während unserer Zeit
in Aceh haben wir immer wieder diese selbstlose Tapferkeit, Freundlichkeit und Charakterstärke erlebt. Geschieht dies mit den Menschen im Angesicht der Katastrophe?“
1980 Cherbourg/Frankreich [4] – Während des Protests gegen die Entladung von japanischem Atommüll,
der in La Hague wiederaufbereitet werden soll, rammt ein
französisches Marineschiff die Rainbow Warrior.
Im Juni 2005 behindern Greenpeace-Schlauchboote in der Tasmansichen See einen Tiefseetrawler beim Ausbringen der Netze.
10 | 11 act [mai 2010]
Fotos: Malcolm Pullman/GP, Marriner Ferrero/GP, Dimitri Sharomov/GP, Kurt Prinz/GP
1980 El Ferrol/Spanien [5] – Im Juni wird die Rain-
bow Warrior nach Protesten gegen spanische Walfänger
beschlagnahmt. Antriebsteile werden entfernt. Fünf Monate lang wird das Schiff im Militärhafen El Ferrol festgehalten. In einer November-Nacht bringen – vorgeblich betrunkene – Greenpeacer heimlich Ersatzteile an Bord und
entkommen mit dem provisorisch flottgemachten Schiff
auf die britische Kanalinsel Guernsey.
[1]
[b] Ina Vallant, 21,
studiert Umwelt- und Bio-Ressourcen-Management in Wien. Seit drei Jahren ist sie ehrenamtliche Greenpeace-Aktivistin – pro Jahr ist sie bei bis zu 30 Aktionen im In- und Ausland dabei.
„Ich war im Dezember beim Klimagipfel in Kopenhagen. Ehrlich gesagt war es für mich eine
der düstersten Zeiten bei Greenpeace: Erst wurde die Aktion abgesagt, bei der ich mitmachen
sollte, und dann endete die Konferenz total enttäuschend. Aber es gab auch Höhepunkte – die
riesige Demo oder die Aktion der Greenpeacer, die in Abendkleidung bei der Gala im Königshaus
Banner mit unserer Botschaft entrollten. Als wir am letzten Tag zum Greenpeace-Lager im Hafen
kamen, sahen wir die grünen Masten eines Schiffes, dass ich nur von Bildern kannte. Es war so
etwas wie ein Kindheitstraum, einmal die echte Rainbow Warrior zu sehen – allein der Anblick
ließ mein Herz wieder höher schlagen! Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, das Schiff näher
kennenzulernen. Wenn man an Bord kommt, spürt man regelrecht seinen Spirit und wie viel
Greenpeace-Geschichte darin steckt. Aktionsfotos und Geschenke aus aller Welt schmücken
die Wände. Die Crew begrüßte uns, als wären wir schon lange ein Teil der Familie. Wenn man
sieht, wie viele Erfolge mit dem Schiff schon erzielt wurden, wird klar, dass es immer noch Hoffnung auf Veränderung gibt – trotz Rückschlägen wie in Kopenhagen. Nicht umsonst heißt es:
You can never sink a Rainbow. Und so blieb das Schiff erstmal dort – um bis zur Freilassung der
bei der Gala inhaftierten Aktivisten Druck auszuüben und um zu zeigen, dass wir nicht aufgeben.“
[c] Hettie Geenen, 49,
fährt jedes Jahr drei Monate als Steuerfrau auf der Rainbow Warrior. Wenn sie nicht auf See ist,
stellt die Niederländerin in Amsterdam die Greenpeace-Schiffscrews zusammen, arbeitet als
Tischlerin und studiert nebenbei.
[6]
[8]
Sankt-Lorenz-Golf/Kanada [6] – Auf dem
Weg zu einer Aktion gegen das Abschlachten von BabySattelrobben muss sich die Rainbow Warrior zwei Wochen
lang durchs Packeis kämpfen. Die Aktivisten färben das
Fell von Babyrobben mit grüner Farbe ein, um es kommerziell wertlos zu machen – und werden verhaftet. An
Bord der Rainbow Warrior ist auch die Schauspielerin
Brigitte Bardot.
1983 Lorino/Sowjetunion [7] – Die Besatzung der
Rainbow Warrior filmt illegale Aktivitäten einer WalfangStation. Jährlich werden hunderte kalifornische Grauwale
illegal getötet. Soldaten nehmen sieben Crewmitglieder
fest und halten sie fünf Tage lang fest, aber der Film ist bereits an Bord der Rainbow Warrior, die entkommen kann.
1985
Rongelap/Marshall Islands [8] – Evakuierung der radioaktiv verseuchten Pazifik-Insel Rongelap.
Greenpeace reagiert mit der Aktion auf ein Hilfegesuch
der Bewohner, die unter den Folgen eines US-Wasserstoffbombentests im Jahr 1954 leiden – viele von ihnen
sind an Krebs oder Leukämie erkrankt, Kinder werden
mit Missbildungen geboren. Die Rainbow Warrior bringt
in drei Touren alle 320 Inselbewohner sowie 100 Tonnen
Baumaterial auf die benachbarte Insel Mejato.
1985 Auckland/Neuseeland [9] – In der Nacht vom
10. auf den 11. Juli verüben Agenten des französischen
Geheimdiensts einen Bombenanschlag auf das Greenpeace-Flaggschiff. Die Rainbow Warrior sinkt im Hafen
von Auckland, der Fotograf Fernando Pereira stirbt.
12 | 13 act [mai 2010]
1989 Hamburg/Deutschland [10] – Der alte Nordseetrawler Grampian Fame wird auf einer Hamburger Werft
verlängert und mit einem modernen Segel-Motor-Antrieb
ausgerüstet. Stapellauf der Rainbow Warrior II am 10. Juli.
1990
Great Barrier Island/Neuseeland [11] –
Erster Einsatz der Rainbow Warrior II: Im Pazifik spürt
sie Treibnetzfischer auf und blockiert ein Tankschiff der
Fischereiflotte bei Great Barrier Island.
1992 Rio de Janeiro/Brasilien [12] – Die Rainbow
Warrior II zeigt beim Erdgipfel in Rio Flagge, es folgen
Aktionen gegen Urwaldzerstörung am Amazonas.
1995 Moruroa/Südsee [13] – Die Rainbow Warrior II
segelt an der Spitze einer großen Protestflotte gegen die
von Frankreich angekündigte Wiederaufnahme der Atomwaffentests. Am 9. Juli wird sie von einem Boot der französischen Marine gerammt und unter Einsatz von Tränengas geentert. Im September dringt die reparierte Rainbow
Warrior erneut in die Zwölf-Meilen-Zone von Moruroa ein
– und wird wieder gestürmt (Foto). Die Brutalität der Franzosen hat beinahe schon Tradition: Nach den Angriffen
Karte: Carsten Raffel; Fotos: Pierre Gleizes/GP, Fernando Pereira/GP, Steve Morgan/GP, GP, Teresa Novotny/GP
1982
„Auf meiner ersten Fahrt mit der Rainbow Warrior, während der Toxic-Free-Asia-Tour, ist etwas
sehr Trauriges passiert. Damals, im März 2000, gab es eine Greenpeace-Aktion in Manila auf
den Philippinen – Pete Willcox, der Kapitän der Rainbow Warrior, fuhr mit einem Gabelstapler
einen mit Erde gefüllten Container quer durch die Stadt und stellte ihn vor der US-Botschaft ab.
Der Hintergrund: Der Inhalt war mit Schwermetallen und anderen Giften verseucht und stammte
von einer ehemaligen US-Airbase – wir wollten die USA dazu zu bringen, das Gebiet zu reinigen.
Zu diesem Zeitpunkt litten bereits viele Menschen an Krebs und anderen Krankheiten. Einmal
luden wir alle betroffenen Kinder ein, die Rainbow Warrior zu besuchen. Wir fuhren mit ihnen
im Hafen Schlauchboot und bereiteten ihnen einen richtig schönen Tag. Eins der Mädchen hieß
Crizel, es war erst sechs Jahre alt und hatte Leukämie. Crizel wurde auf dem Luftwaffenstützpunkt geboren, ihre Gemeinde war dorthin umgesiedelt worden, nachdem beim Ausbruch des
Vulkans Pinatubo ihre Häuser zerstört worden waren. Weil sie von dem Besuch auf dem Schiff
schon lange vorher wusste, hatte Crizel ein Bild von der Rainbow Warrior gemalt – es war so
schön, dass Greenpeace ein Poster damit bedruckte. Crizels Krankheit war nach Einschätzung
ihres Arztes bereits im Endstadium, aber er hatte sie ermutigt, dennoch das Schiff zu besuchen. Nachmittags sagte sie, sie fühle sich nicht wohl. Unsere Krankenschwester brachte sie
in ein Bett an Bord, zufällig war es meins. Crizel starb noch bevor ein Arzt eintraf.
Ich habe mich bei Greenpeace beworben, weil ich etwas tun wollte, das wirklich wichtig ist.
Von diesem Tag an wusste ich, dass ich bei Greenpeace richtig bin.“
[d] Simon Karl, 23,
hat bei Greenpeace Österreich eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht und
studiert inzwischen Agrarwissenschaften in Wien. Ab und zu ist er aber weiterhin bei Greenpeace-Aktio­nen dabei.
[12]
„Ich war 2006 bei einer Fahrt zur internationalen Tunfisch-Konferenz in Dubrovnik als Hilfskoch
an Bord. Du sitzt vorm Bullauge, schnippelst Möhren, alles schaukelt und draußen zieht die
kroatische Küste vorbei – für ein Landei wie mich war das fantastisch. Wir haben jeden Tag
ein Frühstücksbuffet und zwei warme Mahlzeiten für mindestens 20 Leute zubereitet, wenn
Gäste an Bord waren auch mal für doppelt so viele. Es gab immer ein vegetarisches Gericht und
meistens eins mit Fleisch. Der Schiffskoch war Metal-Fan, aber wir haben uns musikalisch in
der Mitte getroffen. Er hat mir vertraut und ließ mich am Ende sogar eine Lammkeule zerlegen,
das war cool. Lustig fand ich die Einkaufstouren an Land, bei denen wir natürlich möglichst
viele frische Sachen besorgt haben. Mit dem Einkauf haben wir den Kleinbus randvoll beladen,
sodass wir kaum noch Platz zum Sitzen hatten. Zu meinem Job gehörte auch der Abwasch – ich
stand abends oft noch in der Kombüse, wenn alle anderen schon Feierabend hatten. Aber es
sind immer wieder Leute gekommen, um mitzuhelfen – die Krankenschwester, die Kampaignerin und einmal sogar die zweite Offizierin.“
auf David McTaggart und seine Jacht Vega in den 70er-Jahren und dem Bombenanschlag auf die Rainbow Warrior
ist dies das abschließende Kapitel einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung. Denn bald darauf werden die
Atomtests eingestellt.
[f] Dr. Roger Grace, 65,
ist in seiner Heimat Neuseeland ein bekannter Meeresbiologe und Unterwasserfotograf. Greenpeace engagierte ihn vor knapp 20 Jahren zur ersten Kampagne der Rainbow Warrior II. Seitdem
ist er immer wieder auf den Weltmeeren für den Umweltschutz im Einsatz.
1998 Nicaragua [14] – Nach dem Hurrikan Mitch beteiligt sich die Rainbow Warrior II an einer humanitären
Aktion und verteilt Hilfsgüter.
2003 Valencia/Spanien [15] – Bei einer friedlichen
„Im Januar 1991 war ich bei einer Kampagne in der Tasmanischen See erstmals an Bord der
Rainbow Warrior, um Unterwasserfotos zu machen. Es ging um die Fischerei mit Treibnetzen,
in denen sich zahllose Tiere verfangen und die deshalb auch Wände des Todes genannt werden.
Mein Job war es, Bonito-Tunfische im Treibnetz eines Trawlers aus Taiwan zu fotografieren
– unter uns lagen 3000 Meter Wasser! Wir hatten gerade einen 50 Meter langen Abschnitt
untersucht und schwammen zum Schlauchboot zurück, da entdeckten wir einen drei Meter
langen Weißspitzen-Hochseehai, der sich wild im Netz hin und her warf. Widerstrebend entschieden wir uns dagegen, ihn zu befreien – diese Hai-Art ist durch Hochseefischer besonders
bedroht, aber für Menschen auch besonders gefährlich. Am nächsten Morgen konnten wir doch
noch einen richtig großen Fisch befreien: Ein riesiger Mondfisch hatte sich im Netz verfangen.
Der Videofilmer Peter Scoones und ich arbeiteten zusammen, um die Freilassung zu filmen. Ich
schnitt mit einer Schere Teile des Netzes weg – dann verschwand der Mondfisch in der Tiefe.“
Aktion gegen Urwaldzerstörung in Afrika entern spanische
Sicherheitskräfte die Rainbow Warrior II und setzen sie
wochenlang fest. Die völlig überhöhte Kautions­forderung
wird erst nach weltweiten Protesten gemindert. Der Willkürakt ist offenbar die „Rache“ für eine vorangegangene
Aktion gegen den Irakkrieg und das US-Kriegsschiff Cape
Horn vor dem spanischen Marinestützpunkt Rota.
2003
Mumbai/Indien [16] – Im Dezember hält die Polizei die Rainbow Warrior II im Hafen von Mumbai fest.
Das Schiff hatte zuvor in indischen Gewässern Schrottschiffe aufgespürt, die unter katastrophalen Bedingungen
am Strand von Alang abgewrackt werden.
2005 Aceh/Indonesien [17] – Nach dem verheerenden
Tsunami transportiert die Rainbow Warrior II 450 Tonnen
Lebensmittel und Hilfsgüter nach Aceh (Nordsumatra).
2006 Libanon [18] – Noch während der Bombardierung des Libanon durch israelische Flugzeuge transportiert die Rainbow Warrior II für Ärzte ohne Grenzen Hilfsgüter von Zypern nach Beirut.
2006 Marseille/Frankreich [19] – Am 23. August
[e] Alessandro Gianní, 49,
ist promovierter Evolutionsbiologie. 1993 kam er das erste Mal zu Greenpeace, von 2000 bis
2005 arbeitete er als Experte für das Umweltministerium in Rom. Dann kehrte er zu Greenpeace
zurück, inzwischen ist er im italienischen Büro Kampagnendirektor.
„Manchmal hilft auch Greenpeace-Kampaignern nur das Glück. Im Juli 2009 waren wir mit
der Rainbow Warrior in der Straße von Sizilien unterwegs, um die Unterwasserwelt in dieser
sensiblen Region zu erkunden, die sich gut als Meeresschutzgebiet eignen würde. Außerdem
wollten wir Piratenfischer aufspüren, aber es war schon spät in der Saison und wir hatten die
Hoffnung beinahe aufgegeben, noch welche anzutreffen. Eines Abends gab es ein Unwetter,
wir suchten uns einen windgeschützten Ankerplatz bei Pantelleria, einer Insel zwischen Tunesien und Sizilien. Am nächsten Morgen war es immer noch sehr windig, und so wollten wir die
Zeit für einen Tauchgang am Ankerplatz nutzen. Ich hatte schon meinen Neoprenanzug an – da
fiel mir ein seltsamer Fischkutter auf, der ganz in der Nähe wie wir auf besseres Wetter wartete.
Durchs Fernglas konnte ich erkennen, dass er sehr viele Netze an Bord hatte, und so beschlossen wir, uns die Sache genauer anzusehen. Als wir mit dem Schlauchboot näher kamen, ergriff
die „Federica II“ prompt die Flucht. Wir alarmierten die Hafenbehörde und folgten dem Kutter
mit der Rainbow Warrior in einer dramatischen Jagd, bis ein Boot der Küstenwache ihn stellte
– es zeigte sich, dass unser Fund ein Volltreffer war. Im Hafen konnten wir die Inspektion mit
ansehen: An Bord befanden sich illegale Treibnetze, insgesamt 15 Kilometer lang, eine Langleinen-Ausrüstung, für die der Kutter gar keine Lizenz besaß – und darüber hinaus 16 Schwertfische und 14 Tunfische – viele so klein, dass sie gar nicht hätten gefangen werden dürfen.“
14 | 15 act [mai 2010]
umzingeln Tunfischfänger die Rainbow Warrior II vor der
Hafeneinfahrt. Kapitän Mike Fincken notiert: „23 sehr
große, sehr moderne und sehr wütende Fischerboote umzingeln uns, mit auf uns weisendem Bug. Von oben muss
es aussehen wie ein maritimes Mandala.“ Am nächsten
Tag bedrohen und entern Fischer die Rainbow Warrior II.
Schließlich schleppt die französische Marine das Greenpeace-Schiff aufs Meer.
2011 Bremen/Deutschland [20] –
Stapellauf der
Rainbow Warrior III. Fahrtziel: eine bessere Welt.
Fotos: Steve Morgan/GP, Jiri Rezac/GP, Daniel Beltrá/GP, Christian Aslund/GP, Roger Grace/GP, privat, Angelique van der Lugt/GP
[13]
[15]
[g] Manuel Pinto, 45,
gelernter Elektrotechniker, ist seit 1991 bei Greenpeace. Der Holländer mit portugiesischen
Wurzeln fuhr einige Jahre regelmäßig auf der Rainbow Warrior, baute dann das Greenpeace-Büro
am Amazonas mit auf und organisiert seit 2005 bei Greenpeace in Amsterdam die Schiffseinsätze.
[17]
[19]
„Ich erinnere mich gern an eine Aktion bei den Protesten gegen die Atombombentests auf
Moruroa. Präsident Chirac hatte im Juni 1995, zehn Jahre nach dem Anschlag auf die Rainbow
Warrior, die Wiederaufnahme des französischen Testprogramms verkündet – damals hagelte es
weltweit Proteste. Die Rainbow Warrior II segelte im Juli an der Spitze einer riesigen Friedensflotte Richtung Moruroa, wurde aber von der französischen Marine gerammt und geentert. Im
September hatten wir das wieder freigegebene Schiff repariert und der erste Atomtest stand
unmittelbar bevor. Wir wollten mit einer neuen Mannschaft einen zweiten Anlauf nehmen – aber
wie sollten wir verhindern, dass die Franzosen das Schiff wieder unter ihre Kontrolle bringen,
bevor wir am Ziel sind? Im Maschinenraum fand ich Joysticks, Relais und gerade genug Kabel,
um eine ziemlich lustige Idee umzusetzen. Als wir Kurs auf Moruroa nahmen, versteckte sich Jon
Castle, der Käptn, im Krähennest auf dem Schiffsmast und steuerte das Schiff von dort mit dem
Joystick. Noch bevor wir in der Zwölf-Meilen-Zone waren, wurde es gestürmt. Wir hatten das
Ruderhaus verbarrikadiert: Um hineinzukommen, mussten die Soldaten die Scheiben einschlagen, unter die wir Bilder von Chirac geklebt hatten. Auf der Brücke stand – mit Gasmaske, denn
bei der ersten Stürmung wurde Tränengas eingesetzt – der zweite Kapitän Derek Nicholls. Sie
nahmen ihn fest und versuchten das Schiff zu stoppen – doch es fuhr wie von Geisterhand geführt weiter. Schließlich schafften sie es aber doch noch: Sie schnitten mit einem Trennschleifer
ein Loch in die Stahlwand, gelangten so in den Maschinenraum und stoppten das Schiff. Nur Jon
Castle haben sie nicht gefunden – er blieb 30 Stunden oben und kam schließlich selber runter.“
Kampagnen, Erfolge –
und was noch zu tun ist...
Walfang
Klimawandel und Energy (R)evolution
Urwälder und Palmöl
Meeresverschmutzung, Atom- und Giftmüll
Fischerei und Meeresschutzgebiete
Atomwaffentests
Aktionen: Für viele ist es das Greenpeace-Thema
schlechthin. Tatsächlich führt ihr erster Einsatz die
Rainbow Warrior 1978 nach Island, wo Walfänger
Jagd auf bedrohte Finnwale machen. Greenpeacer
manövrieren ihre Schlauchboote zwischen Jäger
und Beute und behindern so das Abschießen der
Harpunen – eine Strategie, die sich bewährt. Es
folgen Aktionen gegen spanische und russische
Walfänger. Spätere Anti-Walfang-Einsätze gegen
japanische Walfänger im Südpolarmeer übernehmen die eisgängigen Greenpeace-Schiffe Arctic
Sunrise und Esperanza.
Aktionen: Der Kampf gegen den Klimawandel,
die größte Bedrohung des Lebens auf der Erde,
ist vielfältig: Greenpeace dokumentiert die Folgen der Erderwärmung, informiert die Menschen, fordert die größten Klimasünder heraus
und zeigt Alternativen auf. Die Rainbow Warrior
II ist immer wieder dabei: 2005 unternimmt sie
eine zehnwöchige Energy-(R)evolution-Tour in
Asien, im Oktober 2008 blockiert sie in England den Kohle­hafen Kings­north, wo der Energiekonzern Eon zwei riesige Kraftwerksblöcke
plant, Ende 2009 zeigt sie beim Klimagipfel in
Kopenhagen Flagge. Zudem fährt im Sommer
2010 die Esperanza wie im Vorjahr in die Arktis,
um die Folgen des Klimawandels zu erforschen.
Aktionen: Vom Meer aus protestiert die Rainbow Warrior immer wieder gegen Umweltverbrechen an Land – wie die Zerstörung der
letzten Urwälder. Sie informiert vor Ort über
die Folgen der Entwaldung und prangert den
Handel mit Tropenholz oder anderen „Urwaldprodukten“ an. So blockiert das Schiff im November 2007 in Indonesien drei Tage lang einen Tanker, der 33.000 Tonnen Palmöl geladen
hat. Durch die Greenpeace-Kampagne und das
große Medienecho wird vielen Menschen das
Palmöl-Problem vor Augen geführt: Die Rodung
und Trockenlegung der indonesischen Urwälder für den Plantagenanbau von Ölpalmen setzt
enorme CO2-Mengen frei, zerstört den Lebensraum unzähliger Tiere wie der vom Aussterben
bedrohten Orang-Utans und geht mit massiven
Menschenrechtsverletzungen einher. Palmöl steckt in zahlreichen Alltagsprodukten wie
Süßigkeiten, Fertiggerichten, Kosmetika oder
Waschmitteln und wird zunehmend als AgroKraftstoff eingesetzt.
Aktionen: Zahlreiche Protestaktionen der Rainbow Warrior und der Rainbow Warrior II richteten sich gegen die Verklappung von Atommüll
und Giftmüll in den Ozeanen oder gegen Verschmutzungen durch Öl- und Gasförderung.
1995 besetzen Greenpeace-Aktivisten in der
Nordsee die Öllagerplattform Brent Spar und
verhindern deren absichtliche Versenkung.
Aktionen: Der Kampf gegen zerstörerische
Fangmethoden und illegale Fischerei gehört zu
den Kernthemen von Greenpeace. So protestiert
die Rainbow Warrior II im Jahr 1991 im Pazifik
gegen Treibnetz-Fischerei, dokumentiert 2004
in der Tasmanischen See die verheerenden
Folgen der Grundschleppnetzfischerei in der
Tiefsee und verfolgt 2006 im Mittelmeer Piratenfischer. 2009 ist das Schiff vor Norwegen
unterwegs, um für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten zu werben – hier werden artenreiche Kaltwasserkorallenriffe durch Grundschleppnetze verwüstet.
Aktionen: Der Widerstand gegen Atomwaffentests führt in den 70er-Jahren zur Greenpeace-Gründung – und 1985 zum tragischsten
Ereignis in der Geschichte der Umweltorganisation. Auf der alten Rainbow Warrior wird gerade eine Protestfahrt zum Moruroa-Atoll vorbereitet, als französische Agenten im Hafen von
Auckland in Neuseeland einen Bombenanschlag
verüben. Das Nachfolgeschiff, die Rainbow Warrior II, führt 1995 die Friedensflotte im Protest
gegen die Wiederaufnahme der französischen
Atomtests aus Moruroa an und wird zweimal
von der französischen Marine geentert.
Erfolge: Die Konzerne Unilever und Kraft kündigen auf Druck von Greenpeace die Verträge mit
dem größten indonesischen Plantagenbetreiber
Sinar Mas. Nach zwei Monaten GreenpeaceKampagne will nun auch der Lebensmittelriese
Nestlé auf Palmöl und Zellstoff aus Regenwaldzerstörung verzichten. Hunderttausende Konsumenten halfen dabei mit ihrem Protest.
Was noch passieren muss: Es gibt noch viel
zu tun, denn die Meere fungieren de facto noch
immer als riesige Müllkippen: Küstengewässer
ersticken infolge der Überdüngung, selbst in
der Mitte der Ozeane haben sich gigantische
Plastikstrudel gebildet. Und die Umweltkatastrophe nach dem Untergang der Ölplattform
Deepwater Horizon im Golf von Mexiko veranschaulicht dramatisch die Risiken von Ölbohrungen in der Tiefsee – auch sie müssen gestoppt werden.
Erfolge: Hochsee-Treibnetze werden 1992
durch eine UN-Resolution weltweit verboten.
Nach 15 Jahren Greenpeace-Kampagne gilt ein
Treibnetzverbot ab 2008 endlich auch in allen
EU-Gewässern. Doch illegal wird weitergeplün­
dert: Regelmäßig überführt Greenpeace auf
Patrouillenfahrten in Mittelmeer und Pazifik illegale Treibnetz- und Tunfischfänger. Wichtige
Verbündete im Kampf gegen die Ausbeutung
der Meere sind die Konsumenten: Mit dem
Green­peace-Fischratgeber können sie beim Einkauf „rote“ Fische meiden und Druck auf den
Handel ausüben. Viele Supermärkte haben ihre
Verantwortung erkannt und Fischarten wie Hai,
Rotbarsch oder Tiefseefische ausgelistet.
Erfolge: Die Bilder von der brutalen Stürmung der Rainbow Warrior II führen zehn Jahre
nach dem Bombenanschlag zu einer weltweiten
Welle der Solidarisierung mit Greenpeace. Die
Empörung über das Atomprogramm zwingt
Frankreich schließlich zum vorzeitigen Ende
der Testreihe im Jahr 1996. Im November des
Jahres stimmt die UN-Vollversammlung einem
umfassenden Atomwaffenteststopp-Vertrag zu.
Was noch passieren muss: Seit Jahren ignorieren Japan, Norwegen und Island das Moratorium oder gehen unter dem Vorwand des „wissenschaftlichen Walfangs“ auf Jagd. Und nun
plant die IWC sogar offizielle Fangquoten für
diese drei Länder – ihre Dreistigkeit würde so
auch noch belohnt. Greenpeace kämpft gegen
die Aufweichung des Moratoriums. Darüber
hinaus fordert Greenpeace die Freilassung der
beiden japanischen Aktivisten, die in Tokio vor
Gericht stehen, weil sie die Unterschlagung und
Korruption in der Walfangindustrie aufgedeckt
haben. In dem politisch motivierten Prozess
drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft.
Online-Protest:
www.greenpeace.at/wale
16 | 17 act [mai 2010]
Erfolge: Die viel beachtete Greenpeace-Studie
Energy (R)evolution weist den Weg, wie mit Erneuerbaren Energien und mehr Effizienz die
CO2-Emissionen bis 2050 weltweit halbiert werden können. Und der Greenpeace-Widerstand
gegen das Kingsnorth-Kraftwerk schlägt hohe
Wellen: Bei der Gerichtsverhandlung gegen
Schornsteinbesetzer sagt unter anderem der
weltberühmte Nasa-Klimaforscher James Hansen als Zeuge aus. Eon legt schließlich die Kraftwerkspläne auf Eis, und Großbritannien richtet
seine Klima- und Energiepolitik neu aus.
Was noch passieren muss: Nach der gescheiterten Konferenz von Kopenhagen ist klar: Der
Kampf gegen den Klimawandel bleibt eine zen­
trale Herausforderung für Greenpeace. Die Nut­
zung fossiler Brennstoffe wie Öl, Kohle und
Erdgas muss möglichst rasch gestoppt werden –
und saubere Alternativen konsequent gefördert.
Mitmachen beim Klimaschutz:
1000000taten.greenpeace.at
Was noch passieren muss: Greenpeace wird
nun genau verfolgen, ob Nestlé sein Versprechen auch umsetzt – und zukünftig in KitkatRiegeln kein Palmöl mehr verarbeitet. Greenpeace kämpft weltweit für den Erhalt der letzten
Urwaldgebiete unserer Erde.
Aktuelle Informationen:
www.greenpeace.at/nestle
Illustrationen: Carsten Raffel
Erfolge: Die Bilder von den Greenpeace-Aktivisten in Schlauchbooten, die unter Einsatz
ihres Lebens Wale vor der Harpune retten, gehen um Welt – und tragen maßgeblich dazu
bei, dass immer mehr Länder den Walfang
ablehnen. 1986 beschließt die Internationale
Walfangkommission (IWC) ein Moratorium,
das den kommerziellen Walfang verbietet; 1994
ruft sie das – von Greenpeace geforderte – Walschutzgebiet im Südpolarmeer aus.
Erfolge: Infolge der Greenpeace-Kampagnen
beschließen 1983 die Vertragsstaaten der London-Konvention ein Moratorium für die Atommüllverklappung im Meer, zehn Jahre später
folgt ein endgültiges und weltweites Verbot der
Verklappung radioaktiver sowie industrieller
Abfälle. 1998 – nur wenige Jahre nach den Auseinandersetzungen um die Brent Spar – verbietet die OSPAR-Konvention die Entsorgung von
Ölförderinstallationen im Nordatlantik. Außerdem stimmt sie dem Greenpeace-Vorschlag zu,
die Einleitung radioaktiver und giftiger Stoffe
von Land schrittweise zu beenden.
Aktuelle Informationen:
www.greenpeace.at/oelpest
Was noch passieren muss: Die Ozeane brauchen Erholung. Greenpeace fordert ein welt­
weites Netzwerk von fischereifreien Meeresschutzgebieten auf 40 Prozent der Ozeanfläche.
Wo Fischfang erlaubt ist, muss er nachhaltig
und sozial gerecht sein – er darf weder Unmengen von „Beifang“ verschwenden noch Entwicklungsländer ihrer Lebensgrundlage berauben.
Tipps für den Fischeinkauf:
marktcheck.greenpeace.at/fisch
Was noch passieren muss: Solange zivile
Atomtechnologie weiterverbreitet wird und die
Atomwaffenstaaten ihre Arsenale nicht umfassend abrüsten, ist die atomare Gefahr nicht gebannt – und es werden weitere Staaten nach der
Bombe greifen. Dem Atomwaffenteststopp-Vertrag verweigern Indien, Pakistan und Nordkorea bis heute die Unterschrift; die USA, China,
Iran und Israel, haben ihn noch immer nicht
ratifiziert.
Informationen zur Atom-Kampagne:
www.greenpeace.at/atom
Ein segelschiff Für
die Zukunft
DER ANTRIEB
Mit 1290 Quadratmetern Fläche ist die Segelfläche der Rainbow Warrior
III fast dreimal so groß wie die ihrer Vorgängerin. Bei schwachem Wind
werden Dieselmotoren eingesetzt. Sie bringen das Schiff auf eine
Geschwindigkeit von 15 Knoten (28 km/h). Alternativ erzeugt ein elektrisches Antriebssystem mit einem Einsatz von nur 300 Kilowatt eine
Geschwindigkeit von 10 Knoten. Die Motorenwärme wird auch für die
Warmwasserbereitung und das Vorglühen des Motors verwendet.
Das Design
Das Design der Rainbow Warrior III
wurde an der Technischen Universität Delft bei Den Haag im Windkanal
getestet. Durch die daraus resultierende optimale Rumpfform und die
guten Eigenschaften als Segler hat
sie einen sehr geringen Dieselverbrauch. Das Schiff wird vom Germanischen Lloyd (GL) in den höchsten
Schiffsstandards zertifiziert und
freiwillig unter der Klassifizierung
„Green Ship“ mit „Green Passport“
eingetragen. Es entspricht somit
den höchsten Umweltstandards.
Die 57,92 Meter lange Rainbow
Warrior III wird in den Niederlanden
als Jacht registriert. Ihr Bau kostet
23 Millionen Euro.
DER RUMPF
Die Rainbow Warrior III verfügt über einen Stahlrumpf. Stahl ist robuster
und an entlegenen Orten leichter zu reparieren als Aluminium, das ebenfalls zur Diskussion stand. Der Rumpf ist mit umweltfreundlicher Farbe
gestrichen. Bis zu 59 Kubikmeter leicht verschmutztes oder vorbehandeltes Abwasser können an Bord gelagert werden.
18 | 19 act [mai 2010]
Herr von Eitzen, als „Operation Director“ koordinieren
Sie den Neubau der Rainbow Warrior III. Warum benötigt
Greenpeace ein neues Schiff? – Greenpeace-Schiffe wie
die Rainbow Warrior operieren weltweit, dokumentieren
Umweltzerstörung und erzeugen durch Aktio­nen globale
Öffentlichkeit. Die Rainbow Warrior II ist bereits 52 Jahre
alt und hat ihr Lebensende erreicht. Sie hat der Organisation gute Dienste erwiesen – war aber nie als Segelschiff
konzipiert. Es wurde Zeit, ein kampagnentaugliches
Schiff zu bauen, in das unsere gesammelten Erfahrungen
aus den letzten 30 Jahren seit dem Umbau der ersten
Rainbow Warrior einfließen. Als Hauptantrieb wird die
Rainbow Warrior III die allermeiste Zeit den Wind nutzen
und keine fossilen Treibstoffe. Sie wird 2011 zum 40. Geburtstag von Greenpeace vom Stapel laufen.
Illustration: Dykstra & Partners/GP; Foto: Claudia Kamergorodski
Die Ausstattung
Die Rainbow Warrior III ist mit
einem Hubschrauberdeck,
zwei Festrumpfschlauchbooten (RIBs) sowie mit kleineren
Booten ausgestattet. Hinter
der Brücke befindet sich ein
großer Kampagnenraum mit
Präsentationswand. Ein Konferenzraum im Schiffsheck bietet
darüber hinaus 50 Personen
Platz. Das Schiff verfügt über
einen Breitband-Internetzugang, Video- und Fotoausrüs­
tungen und einen Funkraum,
der aus Gründen der Sicherheit
mit Stahlwänden und -tür
ausgestattet ist. Es gibt einen
Salon, eine Mannschaftsmesse, Kombüse, Notgenerator,
Trockenlager, Wäscherei und
Sanitätsraum.
Ulrich von Eitzen organisiert den Bau des neuen Greenpeace-Flaggschiffs Rainbow Warrior III
Wäre es nicht günstiger gewesen, die noch verkehrstüchtige Rainbow Warrior II zu modernisieren? – Der
Rumpf des Schiffes war jahrzehntelang den Kräften der
Natur ausgesetzt und die Instandhaltung wird zunehmend komplexer und kostenintensiver. Zudem haben
sich in den letzten Jahrzehnten, seit dem Bau der Rainbow
Warrior II, Gesetze, Bauvorschriften, Ausrüstungsstandards und Technologien verändert. Greenpeace wollte ein
zeitgemäßes Schiff bauen, dessen ökologischer Fußabdruck so klein wie möglich ist.
Wie unterscheidet sich die Rainbow Warrior III von
normalen Motorseglern ihrer Klasse? – Damit möglichst
wenig Maschinenkraft mit fossilen Brennstoffen eingesetzt wird und das Schiff seine Eigenschaften optimal
nutzt, wurde das Design des Schiffes an der TU Delft in
den Niederlanden im Windkanal getestet. Die Rainbow
Warrior III hat mit 1290 Quadratmetern dreimal so viel
maximale Segelfläche wie ihre Vorgängerin. Die Antriebstechnik entspricht selbstverständlich den neuesten Anforderungen der internationalen Schifffahrtsorganisationen.
Warum wurde zum Bau des Rumpfs Stahl benutzt und
nicht das leichtere Aluminium? – Eine von Greenpeace in
Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass beide Materialien sich auf den ökologischen Fußabdruck des Schiffes
kaum auswirken. Ein Rumpf aus Aluminium wäre aufwendiger und teurer zu bauen und auch zu reparieren.
Die Robustheit von Stahl dagegen kommt unserer Art von
Einsätzen entgegen.
Für welche Art von Einsätzen ist die Rainbow Warrior
III konzipiert? – Das Schiff soll weltweit in allen Mee­ren
für alle Kampagnen eingesetzt werden – außer im Eis.
Dafür hat Greenpeace-Schiffe wie die Arctic Sunrise und
die Esperanza vorgesehen. Die Rainbow Warrior III ist ein
modernes Kampagnenschiff, das mit einem Hubschrauberlandeplatz und natürlich mit den neuesten Kommunikationstechnologien ausgestattet ist – aber sie bleibt ein
Arbeitsschiff ohne den Komfort einer Jacht. Seine Kampagnen und Aktionen wird Greenpeace von diesem Schiff
in Echtzeit in Schrift und Bild kommunizieren können.
Die entsprechende Technik haben wir übrigens auch auf
den anderen Schiffen installiert.
Containerriesen von 300 Meter Länge werden innerhalb eines einzigen Jahres gebaut. Die Bauzeit für die 58
Meter lange Rainbow Warrior III beträgt dagegen rund
eineinhalb Jahre. Warum? – Oft werden ganze Baureihen
von Containerschiffen nach einem und demselben Standard erstellt. Bei der Rainbow Warrior III handelt es sich
um die Einzelanfertigung eines Spezialschiffes, dessen
Konstruktion komplex und aufwendig ist. Das braucht
eben seine Zeit, führt aber auch zu guten Ergebnissen.
Interview: Vito Avantario
taten. Damit unser Traum vom „grünsten“ Vorzeigeschiff
der Welt Realität werden kann, sind wir auf Ihre Spende
angewiesen: spenden@greenpeace.at
Ulrich von Eitzen, 52, Wirtschaftsingenieur und Nautiker
mit Kapitänspatent, ist seit
2004 „Operation Director“ bei
Greenpeace International in
Amsterdam.
auf einen Blick
Länge: 57,92 Meter
Breite: 11,30 Meter
Tiefgang: 5 Meter
Höhe: 50,50 Meter
Segel: 5 Segel mit insgesamt
1290 Quadratmetern Fläche
Motor: 10 Knoten bei nur 300
Kilowatt Verbrauch
Schlafplätze: maximal 32
Personen
CO2-Emission/Jahr: maximal
769 Tonnen
essay Wissenschaftler und Umweltschützer müssen beim Schutz der Ozeane an einem
Strang ziehen, fordert der Wiener Meeresbiologe Michael Stachowitsch.
Die Meere brauchen
Schutzgebiete
Die Weltmeere sind in „Seenot“. Zu den klassischen
Bedrohungen durch Ölförderung, Schwermetalle, Radioaktivität und chlorierte Kohlenwasserstoffe kommen immer neue, globale Gefahren: die Versauerung der Meere,
Klimaveränderungen, der steigende Meeresspiegel. Die
Zahl der „toten Zonen“ am Meeresboden, in denen durch
Überdüngung und Sauerstoffmangel jegliches höheres
Leben ausgelöscht ist, ist in den letzten Jahren auf nahezu 400 gestiegen. Flache Küs­tengewässer werden mit
Bodenschleppnetzen wie Äcker durchgepflügt, die Bodentierwelt zermalmt und entwurzelt. Und das darüber stehende Wasser wird mit riesigen, erschreckend effizienten
Netzen und Langleinen leergefischt– unterstützt durch
modernste Satelliten- und Echolottechnologie.
Den Zustand der Ozeane spiegelt auch die Meeresforschung wieder, in der sich heute nahezu die Hälfte aller
wissenschaftlichen Arbeiten mit der Dokumentation von
Ökosystemschäden und Lösungsvorschlägen zu deren Minimierung beschäftigt. Gleich ob es um Lebensräume wie
Korallenriffe, Mangroven, Seegraswiesen oder die Tiefsee
geht, um Tiergruppen wie Meeresschildkröten, Wale, Haie
oder Tunfische – nichts scheinen wir richtig zu machen.
Wie konnte es – in der Zeitspanne eines einzigen Menschenlebens – so weit kommen? Vereinfacht gesagt, ist jede
Form von Verschmutzung letztendlich Meeresverschmutzung. Somit ist jede einzelne Person angesprochen, jede
einzelne aufgefordert nachzudenken und zu handeln.
Philosophisch betrachtet stellen sich drei Fragen: Was
können wir wissen, was sollen wir tun und was dürfen
„Jede Form der Verschmutzung
ist letztendlich
Meeresverschmutzung.“
20 | 21 act [mai 2010]
wir hoffen? Nun, die erste Frage ist fest in den Wissenschaften verankert: Immer bessere Unterwasserausrüs­
tungen, Instrumente und Messmethoden zeigen, dass es
– wie bereits auf dem Lande – auch im Meer bald kaum
noch natürliche Lebensräume geben wird. So suchen wir
jetzt schon krampfhaft nach intakten Korallenriffen, damit wir in Zukunft noch Leitbilder haben, an denen wir
den Grad der Zerstörung messen und Ziele für Restaurierungsmaßnahmen angeben können.
Die zweite Frage – „was sollen wir tun?“ – geht schon
über die Wissenschaft hinaus. Sie kann die Probleme
analysieren und Lösungen vorschlagen – um diese aufzugreifen und in die Tat umzusetzen, sind jedoch andere
gefragt. Gerade die Umweltschutz­organisationen stellen
unentbehrliche Verbindungsglieder zu den Entscheidungsträgern dar. Sie können weit mehr Druck ausüben
als die einzelne Person, der einzelne Forscher oder seine
wissenschaftliche Institution.
Da die Probleme global sind, dürfen Forschung und
Umweltschutz nicht an Landesgrenzen halt machen. Dies
erfordert Organisationen, die lokal wie internatio­nal handeln können, auch vor Ort. Im Meer bedeutet das, mit
einem Schiff an neuralgische Punkte zu segeln. Somit ist
für einen Meeresforscher jeder Stapellauf im Dienste der
Wissenschaft und auch im Dienste des Meeresschutzes zu
begrüßen.
Nun zur dritten Frage: „Was dürfen wir hoffen?“ Ermutigend ist die Entwicklung nicht – die Zahl der Bedrohungen unserer Meere steigt, anstatt zu sinken. Um den
Trend umzukehren, bedarf es der Bemühungen schlagkräftiger Organisationen und des verantwortungsvollen
Einzelnen. Notwendig sind ganzheitliche Lösungsansätze
wie die Einrichtung von Meeresschutzgebieten, in denen
zum Beispiel nicht gefischt werden darf. Nur solche Ansätze, welche die mosaikartig ineinandergeflochtenen Lebensräume schützen, können die ökologische Funktionsfähigkeit der Weltmeere erhalten. Nur funktionierende
Meeresökosysteme können das leisten, was wir dringend
benötigen. Zu diesen sogenannten „ecosystem services“
zählen ein langfristiger Beitrag zur Welternährung und
nicht zuletzt saubere Urlaubsorte mit hohem Erholungswert. Meeresschutz ist Selbstschutz.
Rätsel: wissen Testen
und gewinnen
Fotos: privat, Christian Aslund/GP
Dr. Michael Stachowitsch
lehrt und forscht im
Department für Meeresbiologie der Universität
Wien. Er vertritt Öster­
reich bei den Konferenzen
der Internationalen
Walfangkommission.
r
k
p
Woher stammt der Name Rainbow Warrior?
Online-Abstimmung der Greenpeace-Förderer
von einem Regenbogen, der das Schiff bei seiner
Jungfernfahrt begleitete
aus einer Weissagung der Cree-Indianer
n
e
t
Welche Originalteile der Rainbow Warrior befinden sich an Bord des Nachfolgeschiffes Rainbow Warrior II?
Mast, Segel und Takelage
Schiffsglocke, Steuer und Kompass
Anker, Seilwinde und Kran
e
l
a
Von welcher Stadt aus startete die Rainbow Warrior
1978 als Greenpeace-Flaggschiff?
London
Auckland
Amsterdam
b
h
Ii
Welches Maskottchen ziert die Rainbow Warrior II?
das bronzefarbene Seepferdchen „Sally“
die bläulich schillernde Meerjungfrau „Mary“
der holzgeschnitzte Delfin „Dave“
o
i
r
Am 10. Juli 1985 verübten französische Geheimdienst­
agenten einen Anschlag auf die Rainbow Warrior.
Wurden sie zur Verantwortung gezogen?
Nein, ihre Identität ist noch immer ungeklärt
Sie leben bis heute unbehelligt im Untergrund
Zwar wurden sie zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt,
kamen aber schon nach wenigen Monaten wieder frei und wurden in Frankreich wie Helden gefeiert
o
r
e
Wie lange dauert das maschinelle Auftakeln aller Segel?
5 Minuten
10 Minuten
20 Minuten
a
s
w
Was hat sonst kein Schiff dieser Größe?
bordeigene Entsalzungsanlage
Müllverbrennungsanlage
Hubschrauberlandeplatz
Schreiben Sie das lösungswort auf eine Karte und schicken Sie sie an folgende Adresse:
Greenpeace CEE, Fernkorngasse 10, 1100 Wien, Stichwort: Rainbow Warrior. Sie können das Lösungswort auch auf der Karte
auf Seite 23 angeben oder per E-Mail: service@greenpeace.at an uns schicken. Viel Glück!
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so geben wir sensiblen oder einzigartigen Lebensräumen eine Chance zur
Erholung und schützen sie vor der Zerstörung. Dadurch können wir das
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gefährdeten Arten sichern. Und auch eine sozial gerechte und nachhaltige
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