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WT150bHauzer_Mise en page 1 29/10/2015 12:26 Page 1 BESCHICHTEN Technologie von IHI Hauzer Techno Coating B.V. Trends in der Werkzeugbeschichtungstechnologie Die Hauptgründe für die Beschichtung professioneller Schneid- und Formwerkzeuge ist die Verbesserung der Lebensdauer der Werkzeuge. In diesem Artikel liefert das WerkzeugProduktteam von Hauzer, Michiel Eerden und Gabriela Negrea, einige Erkenntnisse über die aktuellen Trends, die die Entwicklung von Werkzeugbeschichtungstechnologien beeinflussen. Michiel Eerden und Gabriela Negrea. ie Erzielung einer verbesserten Lebensdauer von beschichteten Werkzeugen erfordert je nach Beanspruchung des Werkzeugs eine Verbesserung mehrerer Funktionalitäten. Härte, Temperaturbeständigkeit und der Kontakt zwischen Werkzeug und Material, das zerspant oder umgeformt werden muss, sind dabei zu beachten. In manchen Fällen erreichen beschichtete Werkzeuge heutzutage eine zehnmal längere Lebensdauer als unbeschichtete Werkzeuge. D Leichtmetallen Ein wichtiger Trend ist das zerspanen von Leichtmetallen. In der Automobilindustrie werden leichte Materialien gewählt, da diese zu weniger Kraftstoffverbrauch und geringeren CO2-Emissionen führen. Folglich gewinnen Leichtmetalle wie Aluminium, Magnesium und kohlenfaserverstärkte Kunststoffe (CFK) an Bedeutung. Neben der Gewichtsersparnis haben diese Materialien eines gemeinsam: Sie haben die Tendenz, am Werkzeug zu haften, was zu einer kürzeren Lebensdauer des Schneidwerkzeugs führt. Die Entwicklung von diamantähnlichen Kohlenstoffbeschichtungen (DLCSchichten) führte zur Vermeidung des Anhaftens auf diesen Schneidwerkzeugen. Insbesondere werden tetraedisch amorpher Kohlenstoffbeschichtungen (ta-C), einer wasserstofffreien DLC1 ● Werkzeug Technik 150b ● 30 Oktober 2015 Schicht mit geringem Reibungskoeffizient, eingesetzt. Übertragung tribologischer Bauteilschichtanwendungen auf Werkzeuge Der Einsatz von DLC-Schichten ist ein praktisches Beispiel für die Übertragung einer Technologie, die aus der Bauteilbeschichtung stammt und in der Werkzeugbeschichtung eingesetzt wurde. Bei tribologischen Anwendungen werden wasserstofffreie, diamantähnliche Kohlenstoffbeschichtungen verwendet, um Verschleiß und Reibung zu verringern. In der Werkzeugbranche haben sich taC-Beschichtungen für das zerspanen WT150bHauzer_Mise en page 1 29/10/2015 12:26 Page 2 BESCHICHTEN leichter Metalle und kohlefaserverstärkter Kunststoffe als extrem geeignet erwiesen. Da diese Materialien dazu tendieren, am Werkzeug zu haften, kann durch eine ta-C Beschichtung die Lebensdauer erheblich verbessert werden. Mit 0,5 µm Schichtdicke sind diese Schichten zur Zerspanung von Leichtmetallen jedoch wesentlich dünner als üblich eingesetzte Werkzeugschichten. Die Schichten werden mittels runden Arcverdampfern erzeugt, womit eine gute Schichthaftung sichergestellt wird. Kosteneffizienz In allen Branchen ist Kosteneffizienz ein treibender Faktor, der immer berücksichtigt werden muss. Auch die Werkzeugbranche ist hier keine Ausnahme. Die Schicht bildet ein wesentlicher Beitrag für die Funktion des Werkzeugs. Da die Beschichtung erst am Ende der Produktionslinie ausgeführt wird ist eine zuverlässige Produktion der Schichten von großer Bedeutung für die Herstellung, obwohl die Beschichtungskosten nur ein geringer Teil der Gesamtkosten eines Werkzeugs bilden. Mit der Entwicklung der neuen Lichtbogentechnologie CARC+ für Nitridbeschichtungen in der Flexicoat ®850Anlage realisierte Hauzer die Senkung der Betriebskosten auf ein nie zuvor erreichtes Niveau. CARC+ zeichnet sich durch kurze Chargenzeiten, hohe Targetausnutzung und glatte Oberflächen, die nur minimale Nachbehandlung erfordern, aus. CARC+ ist inzwischen eine bewährte Technologie für Nitridbeschichtungen. Ein Beispiel ist die AlCrNBeschichtung für Wälzfräser, welche bei der Fertigung von Zahnrädern eingesetzt werden. Nachhaltigkeit Das Bewusstsein für nachhaltige Produktionsmethoden hat sich auch in der Werkzeugbranche und verwandten Gebieten in der gesamten Lieferkette immer mehr etabliert. Wichtige Faktoren sind hier die zukünftige Verfügbarkeit von Rohmaterialien, Energiebedarf, Einsatz erneuerbarer Energien, Giftigkeit der Materialien und Recycling in biologischen oder industriellen Kreisläufen. In der Werkzeugbranche finden sich einige Antworten auf diese Herausforderungen in höher Geschwindigkeit und höherem Vorschub. Beschichtete Werkzeuge ermöglichen dies und führen so neben niedriger Zerspanungskosten zu einem geringeren Zeit und Energiebedarf. Das Zerspanvolumen pro Minute ist entscheidend. Die Hauzer Flexicoat ®850 mit CARC+ -Technologie ermöglicht hohe Zerspanungsleistung, womit diese Technologie einen signifikanten Beitrag leistet. Ein weiterer Trend, der von Nachhaltigkeit sowie der Kosteneffizienz angetrieben wird, ist die Minimierung des Kühlmitteleinsatzes. Temperaturbeständigkeit Die Trends in der Werkzeugbranche stehen miteinander in Verbindung. Kosteneffizienz und Umweltbewusstsein führen zur Verwendung von weniger Kühlflüssigkeiten, was wiederum zu höheren Temperaturen beim Zerspanen führt. Die Industrie antwortet darauf mit dem Einsatz neuer Substratmaterialien und Beschichtungen mit höherer Temperaturbeständigkeit. Werkstückmaterialien wie Titan- und Nickel-Legierungen sind wegen ihrer Härte und Tendenz zu haften schwer zu zerspanen. Hier liefern ta-C-Beschichtungen keine Lösung, da die maximale Betriebstemperatur bei ca. Abbildung 1: Verbesserte Fräslänge von Titan mit TiAlN Beschichtung. WT150bHauzer_Mise en page 1 29/10/2015 12:26 Page 3 BESCHICHTEN 500 °C liegt. CARC+-Nitridbeschichtungen sind in diesem Fall besser geeignet. Die Betriebstemperaturen solcher Nitridbeschichtungen liegen bei bis zu 1100 °C oder gar 1500 °C. Es wurde eine anwendungsorientierte Entwicklung durchgeführt, um die mit CARC+-Technologie hergestellten Beschichtungen, an spezifische Anwendungen, wie zum Beispiel Hochgeschwindigkeitsfräsen und Schruppschlichten, anzupassen. Für das Zerspanen von Titan liefern TiAlNBeschichtungen ausgezeichnete Ergebnisse, wie in Abbildung 1 dargestellt. Durch die Entwicklung Silizium-haltiger Nanokomposite ist Hauzer in der Lage Beschichtungen auf spezielle Anwendungen anzupassen. Übersicht der Temperaturbereiche von Werkzeugbeschichtungen In Abbildung 2 wird ein Überblick gegeben über Beschichtungen für Werkzeuge und die Bereiche der Einsatztemperaturen. Diese Werkzeugbeschichtungen werden mit konventionellen runden oder rechteckigen Lichtbogenkathoden, CARC+, DMS, T-Mode hergestellt. Die Wahl der Beschichtungstechnologie hängt von der Anwendung und den funktionellen Anforderungen an die Beschichtung ab. Die Prozesstemperaturen werden auf einen Wert unter der maximal möglichen Produkttemperatur eingestellt. sowie die Notwendigkeit hoher Temperaturbeständigkeit, beeinflussen die Entwicklung von Werkzeugbeschichtungen ebenso wie das Vorantreiben von Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit. Hauzer ist überzeugt, dass durch die Zusammenführung von Werkzeugproduktions- und Anwendungswissen wie Geometrie, Substratmaterialien und Schneidmaterialien mit Kompetenzen in den Bereichen Beschichtungstechnologie, Beschichtungen und der Herstellung von Anlagen mit geringen Gesamtbetriebskosten große Fortschritte erzielt werden können. Das Ergebnis werden innovative, hochfunktionale und kostengünstige Beschichtungen sein. Möchten Sie Aluminiumoxid-Beschichtungen Eine weitere Möglichkeit, eine hohe Temperaturbeständigkeit zu erreichen, ist die Verwendung von Aluminiumoxid (Al 2O 3)-Beschichtungen. Die größte Herausforderung bei der Verwendung von Oxidschichten ist die Kontrolle des Sputter-Prozesses. Al2O3-Beschichtungen werden durch Sputtern eines Aluminium Targets in einer Argon (Ar)-und Sauerstoff (O2)-Atmosphäre hergestellt. Bei Verwendung einer Single-MagnetronKathode während des Beschichtungsprozesses wird der Anodenbereich rund um die Kathode mit der Zeit isolierend, was zu einem instabilen Kathodenverhalten führt. Um dieses Problem zu bewältigen, hat sich Hauzer für die Dual Magnetron Sputtering (DMS)-Technologie entschieden. Bei dieser Technologie werden zwei Magnetron-Sputtering-Kathoden auf entgegengesetzten Seiten des PVD-Systems mit einer Wechselstromquelle betrieben. Liegt eine Elektrode auf negativem Potenzial, fungiert die gegenüberliegende Elektrode effektiv als Anode. Durch Bombardierung mit Argonionen wird die isolierende Schicht wechselseitig abgetragen und so ein stabiler Prozess gewährleistet. Die bewährte T-ModeTechnologie von Hauzer behandelt eine weitere Herausforderung von Al 2O 3Beschichtungen: eine ausgewogene Sauerstoffströmung. Um starken Sauerstoffschwankungen entgegen zu wirken, wird an beiden Kathoden durch eine schnelle Regelung der Sauerstofffluss kontrolliert und so verhindert, dass die Sputtertargets oxidieren. Abbildung 2: Überblick über Werkzeugbeschichtungen und ihre maximalen Temperaturen. Zusammenfassung Die Trends in der Werkzeugbranche hängen eng mit den Trends in den jeweiligen Märkten, wie zum Beispiel der Automobilindustrie zusammen. Der Einsatz leichter und hochfester Materialien, Ihre eigenen Herausforderungen auf diesem Gebiet besprechen, wenden Sie sich bitte an Michiel Eerden unter +31 77 355 9704 oder meerden@hauzer.nl (150b15-??) Abbildung 3: Werkzeuge während des Produktionsprozesses in einer Vakuumkammer mit Plasma. 3 ● Werkzeug Technik 150b ● 20 Oktober 2015