Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
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Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung
TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Motivation • bisher: Beschreibung von Datensätzen = beobachteten Merkmalsausprägungen • Frage: Sind Schlußfolgerungen aus diesen Beobachtungen möglich? • Antwort: Ja, aber diese gelten nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit“ ” (Details in Kapitel 3). • jetzt: mehr über Wahrscheinlichkeiten Dr. Karsten Webel 71 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.1: Zufallsexperiment, Elementarereignis, Ergebnismenge & Ereignis Ein Vorgang, • der mehrere, sich gegenseitig ausschließende mögliche Ausgänge besitzt, • dessen Ausgang nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden kann und • der unter identischen Rahmenbedingungen beliebig oft wiederholt werden kann, heißt Zufallsexperiment. Dr. Karsten Webel 72 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.1: Zufallsexperiment, Elementarereignis, Ergebnismenge & Ereignis (Fortsetzung) Die n möglichen Ausgänge ω1, ω2, . . . , ωn eines Zufallsexperiments heißen Elementarereignisse. Die Menge Ω = {ω1, ω2, . . . , ωn} aller Elementarereignisse heißt Ergebnismenge. Teilmengen A, B ⊆ Ω der Ergebnismenge heißen Ereignisse. Dr. Karsten Webel 73 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.2: Augenzahl beim einmaligen Würfeln Ergebnismenge Ω Elementarereignisse Ereignis A gerade Zahl“ ” Ereignis B ungerade Zahl“ ” Ereignis C Primzahl“ ” Ereignis D Zahl größer 3“ ” Dr. Karsten Webel {1, 2, 3, 4, 5, 6} {1}, {2}, {3}, {4}, {5}, {6} {2, 4, 6} {1, 3, 5} {1, 2, 3, 5} {4, 5, 6} 74 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.3: Investitionsprojekt (alte Klausuraufgabe) Ein Investitionsprojekt ist in Gefahr, wenn es während der Bauphase zu viel regnet oder der Dollarkurs steigt. Dabei ist P (zu viel Regen) = 10% und P (Dollar steigt) = 40%. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist das Investitionsprojekt in Gefahr? Dr. Karsten Webel 75 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.4: Schnitt-, Vereinigungs- & Differenzmenge, disjunkt, Komplementärereignis Für zwei Ereignisse A, B ⊆ Ω heißt die Menge aller Elementarereignisse, die • sowohl in A als auch in B liegen, Schnittmenge von A und B (kurz: A ∩ B), • in A oder in B liegen, Vereinigungsmenge von A und B (kurz A ∪ B), • in A, aber nicht in B liegen, Differenzmenge von A und B (kurz A \ B). Dr. Karsten Webel 76 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.4: Schnitt-, Vereinigungs- & Differenzmenge, disjunkt, Komplementärereignis (Fortsetzung) Zwei Ereignisse A und B heißen disjunkt, wenn ihre Schnittmenge die leere Menge ist, d. h. wenn gilt A ∩ B = ∅. Die Menge Ā, die alle Elementarereignisse enthält, die nicht in A liegen, heißt Komplementärereignis zu A. Dr. Karsten Webel 77 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Venn-Diagramm: A ∩ B Ω B A Dr. Karsten Webel 78 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Venn-Diagramm: A ∪ B Ω B A Dr. Karsten Webel 79 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Venn-Diagramm: A \ B Ω B A Dr. Karsten Webel 80 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Venn-Diagramm: A Ω A Dr. Karsten Webel 81 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Venn-Diagramm: disjunkte Ereignisse A und B Ω B A Dr. Karsten Webel 82 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.6: Augenzahlen beim zweimaligen Würfeln Ω = {(1, 1), (1, 2), (1, 3), (1, 4), (1, 5), (1, 6), (2, 1), (2, 2), (2, 3), (2, 4), (2, 5), (2, 6), (3, 1), (3, 2), (3, 3), (3, 4), (3, 5), (3, 6), (4, 1), (4, 2), (4, 3), (4, 4), (4, 5), (4, 6), (5, 1), (5, 2), (5, 3), (5, 4), (5, 5), (5, 6), (6, 1), (6, 2), (6, 3), (6, 4), (6, 5), (6, 6)} = {1, 2, 3, 4, 5, 6} ⊗ {1, 2, 3, 4, 5, 6} | Ω | = 36 = 62 Dr. Karsten Webel 83 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Satz 2.7: Wird ein Zufallsexperiment mit K Elementarereignissen n-mal wiederholt, so besitzt das zusammengesetzte Zufallsexperiment K n Elementarereignisse. Dr. Karsten Webel 84 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung P. S. de Laplace (1749 – 1827) Dr. Karsten Webel A. N. Kolmogoroff (1903 – 1987) 85 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Satz 2.8: Bei einem Laplace-Experiment ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses A ⊆ Ω gegeben durch P (A) = = Dr. Karsten Webel |A| |Ω| Anzahl der für A günstigen Elementarereignisse . Anzahl aller möglichen Elementarereignisse 86 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel 2.9: zweimaliges Würfeln Ereignis |·| P (·) verbal mengentheoretisch gleiche Augenzahlen {(1, 1), (2, 2), . . . , (6, 6)} 6 6/36 Augensumme gleich 10 {(4, 6), (5, 5), (6, 4)} 3 3/36 keine 6 {(1, 1), (1, 2), (1, 3), . . . , (5, 5)} 25 25/36 nur ungerade Zahlen {(1, 1), (1, 3), (1, 5), . . . , (5, 5)} 9 9/36 gerade Zahl im 1. Wurf {(2, 1), (2, 2), (2, 3), . . . , (6, 6)} 18 18/36 gerade Zahl im 2. Wurf {(1, 2), (1, 4), (1, 6), . . . , (6, 6)} 18 18/36 Dr. Karsten Webel 87 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.10: Wahrscheinlichkeitsmaß Eine Abbildung P : Ω → [0, 1], die allen Ereignissen A ⊆ Ω eines Zufallsexperiments eine Zahl P (A) zuordnet und die die Kolmogoroff’schen Axiome • 0 ≤ P (A) ≤ 1 für alle A ⊆ Ω, • P (Ω) = 1 und • P (A ∪ B) = P (A) + P (B) für alle A, B ⊆ Ω mit A ∩ B = ∅ erfüllt, heißt Wahrscheinlichkeitsmaß. Dr. Karsten Webel 88 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung 6 2. Wurf 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 1. Wurf Dr. Karsten Webel 89 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Venn-Diagramm: bedingte Wahrscheinlichkeit Ω B A Dr. Karsten Webel 90 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.12: bedingte Wahrscheinlichkeit Für ein Ereignis A gelte P (A) > 0. Für ein Ereignis B heißt dann P (A ∩ B) P (B | A) = P (A) bedingte Wahrscheinlichkeit von B gegeben A. Dr. Karsten Webel 91 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Definition 2.14: stochastische Unabhängigkeit Gilt für zwei Ereignisse A und B mit P (A) > 0 und P (B) > 0 P (A | B) = P (A) und P (B | A) = P (B), so heißen diese stochastisch unabhängig. Dr. Karsten Webel 92 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Exkurs: bedingte Wahrscheinlichkeiten in der Presse Führerscheine fast nur von Männern kassiert (dpa-Meldung) Die Männer sind nach wie vor die bösen Buben“ am Lenkrad: Die im vorigen Jahr ” in Deutschland entzogenen 156.000 Führerscheine und fast 103.000 Fahrverbote trafen zu über 90 vH die Männer. Das geht aus einer Statistik des KraftfahrtBundesamtes in Flensburg hervor. 1991 wurde dagegen nur 9,2 vH der Frauen der Führerschein entzogen, 9,6 vH erhielten ein Fahrverbot. Dr. Karsten Webel 93 TU Dortmund Wintersemester 2008/2009 – Statistik für Ökonomen Kapitel 2 – Wahrscheinlichkeitsrechnung Exkurs: bedingte Wahrscheinlichkeiten in der Presse (Fortsetzung) Schäferhund besonders bissig (US-Studie) Vorsicht, Schäferhund-Besitzer! Eine US-Studie fand heraus: Am häufigsten werden Schäferhund-Herrchen von ihren Tieren gebissen. Dann folgen ChowChows und Collies. Die friedlichsten Hunde sind Pudel und Golden Retriever. Hunde, die in einem Haushalt mit Kindern leben, beißen eher zu als Hunde von Singles. Dr. Karsten Webel 94