Exoten: Welche Märkte die Schwellenländer von
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Exoten: Welche Märkte die Schwellenländer von
Exoten: Welche Märkte die Schwellenländer von Morgen sind Dank wachsender Mittelschicht und starker Rohstoffexporte stehen Frontier Markets heute da, wo die Schwellenländer vor zehn Jahren waren – mit entsprechendem Renditepotenzial für Aktienfonds-Anleger. Aber ein Investment ist nicht ohne Tücken. Schon Dschingis Khan war ein alter Haudegen. Und seine Landsleute stehen ihm heute anscheinend in nichts nach. Seit Ringen in der Mongolei zum Volkssport geworden ist, meidet Stefan Böttcher Kneipenbesuche. Denn jede zufällige Rempelei wird dort gerne mal als Kampfaufforderung verstanden. Und der Manager des Magna New Frontiers Fonds will sich nicht prügeln. Er ist regelmäßig vor Ort, um sich Unternehmen in dem aufstrebenden Land anzuschauen. Die Mongolei liegt in einer Sandwich- Position zwischen China und Russland und ist ein Vorratsspeicher: Kohle, Kupfer, Gold, Eisenerz und andere Rohstoffe wecken den Bedarf der großen Nachbarländer. >> Vergrößern „Die Mongolei profitiert sehr stark vom Boom in China“, so Böttcher. Beispiel Infrastruktur: In der Mongolei gibt es nur eine einzige Eisenbahnlinie. Um besseren Zugang zu den Rohstoffen zu bekommen, investiert China massiv ins mongolische Verkehrsnetz. 2010 haben chinesische Firmen gut eine Milliarde US-Dollar dorthin gepumpt. 2011 lag das Wirtschaftswachstum der Mongolei bei 17,3 Prozent, die Aktienkurse zeigen seit Jahren vor allem in eine Richtung: nach oben. Über zehn Jahre schaffte der MSE Top 20 ein Plus von über 1.100 Prozent. Die Mongolei gehört für Stefan Böttcher deshalb zu den spannendsten Frontier Markets. Die Schwellenländer von morgen Der englische Begriff für Grenzmärkte beschreibt Länder, die heute da stehen, wo Schwellenländer wie China und Brasilien vor 15 Jahren waren. Mit dem gleichen wirtschaftlichen Potenzial. „Frontier Markets zeichnen sich durch ein kräftiges Bevölkerungswachstum mit zunehmender Mittelklasse aus“, sagt Rudolf Apenbrink, Chef von HSBC Global Asset Management für die Region Europa, Naher Osten und Afrika. Im Idealfall kommt es zu einer Aufwärtsspirale: Die Leute haben mehr Einkommen, der Binnenkonsum wächst, die ausländischen Investitionen steigen, und Infrastruktur-Engpässe werden beseitigt. Dann geht das Ganze wieder von vorn los. Welches Land tatsächlich mal zu einem Schwellenland aufsteigen wird, lässt sich dabei nicht ohne Weiteres sagen. Denn die Märkte sind sehr unterschiedlich. So gehören mit Katar und Kuwait Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen ebenso dazu wie die armen afrikanischen Staaten Simbabwe oder Kenia. Oft sind Öl und Rohstoffe Treiber der Wirtschaft (Golfstaaten, Mongolei), unterstützt von einem sich entwickelnden Telekommunikationssystem (Pakistan) oder dem Verkauf von Konsumgütern (Nigeria). >> Vergrößern DAS INVESTMENT hat die Fondsmanager der Frontier-Market-Fonds nach ihren Lieblingsländern unter den Grenzmärkten gefragt. Dazu zählen Nigeria (Börsenentwicklung über zehn Jahre: minus 8,2 Prozent), Mongolei (plus 1.103 Prozent), Kasachstan (plus 684 Prozent), Saudi-Arabien (plus 90 Prozent) und Rumänien (plus 227 Prozent). Kaum Gleichlauf mit Rest der Welt Neben den wirtschaftlichen Chancen sind die Frontier Markets für Investoren aus einem anderen Grund interessant: Sie zeigen einen eher schwachen Gleichlauf mit den Börsen der entwickelten Welt auf der einen und den Emerging Markets auf der anderen Seite. So liegt der Korrelationswert von Nigeria zu den Emerging Markets bei 0,29 Prozent, zu den Industriestaaten bei 0,30 Prozent. Für Slowenien liegen die Werte bei 0,00 und -0,05 Prozent. Eine Korrelation von 1 bedeutet den perfekten Gleichlauf: Märkte fallen und steigen eins zu eins miteinander. Zwei Umstände sind dafür verantwortlich: „Die meisten börsennotierten Unternehmen der Frontier Markets konzentrieren sich auf den lokalen Bedarf“, sagt Zin Bekkali, Geschäftsführer von Silk Invest. „Zweitens sind diese Märkte bei internationalen Investoren stark unterrepräsentiert. Nur 0,2 Prozent weltweiter Fondsanteile sind hier angelegt.“ Entscheidend für die Entwicklung eines Grenzmarkts und zugleich der größtmögliche Bremsklotz ist die Politik. Beispiel Ägypten. Der Sturz des Mubarak-Regimes und Straßenkämpfe stürzen das Land Anfang 2011 ins Chaos, Ende Januar wird der Handel an der ägyptischen Börse nach Verlusten von 17 Prozent innerhalb von zwei Tagen ausgesetzt. Der arabische Frühling verdeutlicht eines der größten Risiken für Investoren: „Die Liquidität stellt ein Problem dar. Es kann schwierig werden, Anlagen schnell zu kaufen oder zu verkaufen“, sagt Mark Mobius, Manager des Templeton Frontier Markets Fonds. >> Vergrößern Oft gibt es auch Beschränkungen für ausländische Investoren. In Nigeria brauchen Anleger etwa ein lokales Handelskonto. Angola, zweitgrößter Ölproduzent Afrikas mit einer Wirtschaftskraft von 100 Milliarden Dollar, hat gar keine Börse. Saudi-Arabien lässt keine Direktinvestments von ausländischen Anlegern zu. In Ruanda sind Handels- und Abwicklungssysteme noch nicht wirklich ausgereift – Börsenkurse werden noch auf Schultafeln festgestellt. Fondsmanager müssen vor Ort sein An interessanten Geschichten aus diesen Ländern mangelt es also nicht: „2008 unterhielt ich mich mit dem Finanzchef eines Unternehmens über die Bilanzen“, so Andrew Brudenell, Manager des HSBC GIF Frontier Markets. „Gegen Ende des Gesprächs fand ich heraus, dass er sich die ganze Zeit auf Daten aus dem Jahr 2005 bezog. Neuere Zahlen hatte er seitdem nicht gesehen.“ Direkt in diese Länder einzusteigen ist in vielen Fällen schwierig und nur etwas für absolute Kenner. „Ich finde es sehr, sehr wichtig, dass ein Fondsmanager die Systematiken dieser Märkte kennt, die Probleme bei der Investierbarkeit. Nur wer viel unterwegs ist, kennt die Chancen aus der zweiten und dritten Reihe der Unternehmen“, sagt Gottfried Urban. Der Geschäftsführer des Vermögensverwalters Neue Vermögen favorisiert dabei auch Manager, die ihr Können schon bei den Emerging Markets gezeigt haben. Beides trifft auf die von ihm empfohlenen Manager Mark Mobius und Stefan Böttcher zu. Sie sind wahre Experten, wenn es um exotische Märkte geht. Beide haben einen ähnlichen Investmentstil: Sie sind Stockpicker. „Besonders attraktiv sind für uns unterbewertete Firmen, die einzigartige und konkurrenzfähige Produkte bieten und zuverlässig solide Dividenden ausschütten“, so Mobius. Aus welchem Land das Unternehmen kommt, ist erst einmal zweitrangig. Das sieht auch Böttcher so. Nur, wenn wie in Argentinien die politische Situation zu riskant ist, winkt der Manager ab. Breit gestreut ist Pflicht Beide Fondsmanager achten auf eine breite Streuung der Länder und Sektoren. Bei Mobius hat Nigeria mit 11,4 Prozent den höchsten Anteil am Portfolio, gefolgt von Ländern wie Kasachstan (10 Prozent) und Vietnam (7,9 Prozent). Böttcher setzt unter anderem auf Rumänien (16 Prozent) und Kasachstan (15 Prozent), die Mongolei (9,0 Prozent) und Nigeria (7,0 Prozent). Diversifikation ist auch ein Grund, weshalb Urban Indexfonds meidet – sie haben oft einen Schwerpunkt in den Golfstaaten. Chancen sieht er aber eher in Ländern wie Rumänien. „Die sind günstiger bewertet“, sagt er. Das durchschnittliche KGV für den rumänischen Leitindex BET liegt bei 6,8 (der Wert für den Dax liegt bei 13,3). Auch Simone Müller-Esche ist die Streuung eines Fonds wichtig. Die Managerin des M.E.T. Dachfonds Privat- Mandat (WKN: A0R DGE) setzt Grenzmarkt- Fonds seit 2009 als Portfoliobeimischung ein und sieht Länder wie Katar, Nigeria und Pakistan vorn. Neben dem Templeton-Fonds greift das Potenzial dieser Länder ihrer Ansicht nach der Schroder ISF Frontier Markets Equity am besten auf. So stellt Katar mit 21,1 Prozent die größte Länderposition, Nigeria schafft mit 7,8 Prozent den 4., Pakistan (4,5 Prozent) den 6. Platz. >> Vergrößern Dieser Artikel erschien am 30.05.2012 unter folgendem Link: http://www.dasinvestment.com/exoten-welche-maerkte-die-schwellenlaender-von-morgen-sind/ Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)