DR. JEKYLL AND MR. HYDE Eine Novelle von Robert Louis

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DR. JEKYLL AND MR. HYDE Eine Novelle von Robert Louis
DR. JEKYLL AND MR. HYDE
Eine Novelle von Robert Louis Stevenson
Künstlerische DIPLOMARBEIT
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Institut11 Bühnengestaltung
O. Univ. Prof. Hans Schavernoch
Betreuerin: O. Univ. Prof. Dr. phil. Evelyn Deutsch- Schreiner
Manuela Marl
Matrikelnummer: 0873107
ABSTRAKT
Das Thema meiner Diplomarbeit ist die berühmte Novelle von Robert Louis Stevenson, „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“, aus dem
Jahre 1886.
Meine Bühnenfassung dieser Novelle handelt von einem Doktor, dem es durch wissenschaftliche Versuche gelingt, den bösen
Teil seiner Seele, in Form einer zweiten Person, von sich abzuspalten. Er bemüht sich, sein Doppelleben geheim zu halten.
Doch als die Verbrechen des Bösen immer schlimmer werden, entscheidet sich der gute Teil, sich selbst zu töten, um seine
zwei ICH´s zu stoppen. Mein Bühnenbild stellt diesen inneren Konflikt der Seele dar.
Die Veränderungen innerhalb meiner Bühnenkonstruktion zeigen den Prozess des Aufbrechens einer verschlossenen Seele,
bis hin, zur totalen Enthüllung.
Mein Bühnenbild visualisiert das „Schlachtfeld Seele“ von Dr. Jekyll and Mr. Hyde.
ABSTRACT
The theme of the work of my diploma is the famous novel written by Robert Louis Stevenson in the year 1886, „Dr. Jekyll and
Mr. Hyde“.
My stage version of this story tells from Dr. Jekyll who has succeeded in separating the bad part of his soul by scientific
experiments. The bad part becomes an own person, Mr. Hyde. Dr. Jekyll tries to keep secret his existence in two bodies. But
when the crimes of the dark part get worse and worse, the good part decides to kill himself for stopping his two selves.
My stage building represents this internal conflict of the soul.
The changes of my stage design show the process of the opening of a closed soul up to the total revelation.
My stage building visualizes the “battle field soul” of Dr. Jekyll and Mr. Hyde.
INHALTSVERZEICHNIS
Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde
6
Inhalt der Erzählung
6
Die Entwicklung der Geschichte von damals bis heute
7
Kurzbiografie über Robert Louis Stevenson
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Interpretationen
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Die ersten Arbeitsschritte
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Meine Interpretation SCHLACHTFELD SEELE
15
Meine ersten Assoziationen für die Bühne
17
Die Bühnenfassung
18
Gründe für das Schreiben einer eigenen Rohfassung
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Meine Rohfassung, „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ als Theaterstück
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Das Bühnenkonzept
53
Mein Ziel – Die visuelle Darstellung der Seele
53
Vom geschlossenen Objekt zum offenen Raum
53
Das „Öffnen“ des Bühnenbildes gezeigt anhand von Modellbaufotos
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Veränderung von Raum, Farbe und Form
71
Licht und Tonkonzept
72
Über das Betreten, Verlassen und Verstecken von und auf der Bühne
73
Kostüm
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Szenario
78
Technische Daten
83
Szenario der Schiebewände
83
Pläne
92
Kosten
93
Bibliographie
95
Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Inhalt der Erzählung
Die Geschichte beginnt mit dem Bericht einer Begebenheit, bei der ein gewisser Mr. Hyde durch äußerst rüdes Verhalten auffällt.
Erzählt wird diese Szene von Mr. Gabriel Utterson, der eine gute Freundschaft mit Dr. Jekyll führt. Hier, wie im größten Teil der
Erzählung, geht es darum, die Identität eines den Einzelerzählern unbekannten, allgemein verhassten, letzten Endes aber
unbeschreibbaren jungen Mannes zu bestimmen, der als Edward Hyde bekannt ist und der offensichtlich zu Dr. Jekyll eine enge
Beziehung pflegt, so eng sogar, dass Dr. Jekyll ihn zum Erben seines nicht unbeträchtlichen Vermögens bestimmt hat. Besorgt um
den guten Ruf des Doktors, bemühen sich seine Freunde (neben Utterson besonders der frühere Studienkollege Dr. Hastie Lanyon),
diesen Mr. Hyde kennenzulernen. Ihre Begegnungen mit Hyde werden besonders unangenehm beschrieben. Hyde wird als
missgestaltet, hässlich, affenartig und gar satanisch dargestellt, seine unerklärte Beziehung zu Jekyll treibt die Freunde zu
verschiedenen Spekulationen, die aber niemals deutlich ausgesprochen werden, wie überhaupt die Freundesgruppe sich als
verschwiegene Gemeinschaft von unverheiratet gebliebenen älteren Gentlemen darstellt. Man vermutet, Hyde sei Frucht einer
Jugendsünde oder gar Objekt oder Mitwisser einer sexuellen Devianz des hochrespektablen Bürgers Jekyll. Wie auch immer, wird in
beiden Fällen Erpressung als treibende Kraft hinter der engen Beziehung von Jekyll zu Hyde vermutet.
Die Situation verkompliziert sich, als Mr. Hyde beim Mord an einem hochgeachteten Parlamentsmitglied beobachtet wird und
daraufhin anscheinend untertaucht. Die Anstrengungen ihn zu schnappen, werden allerseits verstärkt, führen zunächst aber zu
keinem Ergebnis, bis sich Mr. Hyde in einer Notsituation Dr. Lanyon offenbart. Vor den Augen des Arztes nimmt er ein Elixier zu sich,
das ihn in Dr. Jekyll verwandelt. Lanyon lebt nach dieser Offenbarung nur noch wenige Tage. Sein Augenzeugenbericht gelangt in
Form eines Briefes an Gabriel Utterson, der dieses wiederrum erst nach dem Tod von Dr. Jekyll öffnet. Erst im letzten Drittel der
Erzählung werden nun die seltsamen Begebenheiten und die Unerklärlichkeiten des ersten Teils aufgeklärt. Vor allem das als letztes
6
Kapitel angehängte Memorandum Dr. Jekylls soll Licht in das Geschehen bringen und erklären, was eigentlich nicht vorstellbar ist:
dass Dr. Jekyll und Mr. Hyde ein und dieselbe Person sind. Diese Persönlichkeitsspaltung, von Dr. Jekyll in langjähriger Forschung
durch chemische Substanzen herbeigeführt, wird in einer Ich–Erzählung als Lösung eines anthropologischen Grundproblems
dargestellt: „dass der Mensch in Wirklichkeit nicht einer ist, sondern zwei“. Der Versuch der experimentellen Abtrennung des ›internen
Anderen‹ muss schließlich für gescheitert erklärt werden, Dr. Jekyll bleibt nichts anderes, als die Welt durch Selbstmord von diesem
Übel wieder zu befreien.
Die Entwicklung der Geschichte von Damals bis Heute
Im Oktober 1885 erträumte Robert Louis Stevenson die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Er schrieb sie damals des Öfteren
um und verbrannte sogar die erste Fassung, da sie seiner Frau Fanny, missfiel.
Die Geschichte ist eine Parabel über die Doppelnatur des Menschen, die zum Doppelleben führt und somit zur Doppelmoral. Der
Literaturwissenschaftler Michael Maar beschreibt die Geschichte als eine klassische Teufelserzählung: Dr. Jekyll ist nicht Gut,
sondern Normal. Nur so kann sich daraus eine Gestalt wie Hyde entwickeln. Hyde ist böse, Jekyll kristallisiert dieses Böse aus sich
heraus und dieses rein kristallisierte Böse ist der Teufel.
Zur gleichen Zeit mit Stevensons Novelle schrieb Friedrich Nietzsche sein Buch „ Jenseits von Gut und Böse“. Ein Philosoph und ein
Schriftsteller denken zur gleichen Zeit über das Gleiche nach: Über die Überwindung der konventionellen Moral. Nietzsches Buch war
allerdings bei Weitem nicht so erfolgreich als Stevensons, dieser verkaufte in den ersten sechs Monaten bereits 14.000 Exemplare.
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Am 9. Mai 1887 wurde die Geschichte zum ersten Mal als Theaterstück im Boston Museum USA aufgeführt. Richard Mensfield war in
der Doppelrolle zu sehen. Für die Verwandlungsszene benötigte er keine Schminke und erlangte die Verwandlung rein durch sein
Schauspiel. So tourte er die nächsten zwanzig Jahre damit durch die USA und Großbritannien.
1908 wurde die Geschichte zum ersten Mal verfilmt. Diese Version ist leider verschollen, doch bereits 1912 erschien die nächste
Verfilmung. Dieser Einakter basierte auf der Theaterinszenierung von Mensfield. Allerdings wurden für Jekyll und Hyde zwei
Schauspieler eingesetzt. Der Film setzte auf plakative Gegensätze zwischen Gut und Böse. Die Verwandlungsszene stand im
Mittelpunkt, nach der Überblendung übernahm der 2. Schauspieler die Rolle des Bösartigen Hyde.
1913 wurde Jekyll und Hyde mit King Baggot in der Doppelrolle gedreht.
1914: Otto Rank, ein Schüler Siegmund Freuds schrieb in seinem Buch „Der Doppelgänger“ von der Besonderheit, der Kinotechnik,
seelisches Geschehen zu veranschaulichen.
Ernst Ludwig Kirchner beschäftigte sich in seiner Holzschnittserie „Begegnungen mit dem Schatten“, mit der Geschichte eines
Mannes, der seinen Schatten verkaufte. Kirchner verarbeitete damit seine Angst vor dem Verlust seiner eigenen Identität. 1915 kam
er als unfreiwillig Freiwilliger in die Arme und erlitt einen Nervenzusammenbruch.
Im ersten Weltkrieg kam die Schattenseite der Menschheit an die Oberfläche: 1920 entstand der Film „Das Kabinett des Dr. Caligari“,
hier wurde die deutsche Psyche nach außen gekehrt, der sogenannte Kadarismus wurde zum Lebensgefühl einer Welt, die aus den
Fugen geraten ist.
Ein halbes Jahr später, am 16. August 1920, kam Murnaus „Januskopf“ in die Kinos. Davon existiert heute nur noch das Drehbuch. In
Murnaus Version entwickelte sich aus vielen Hydes ein Grauenvoller. Der ursprüngliche Titel war „Schrecken“.
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1920: Hollywood drehte zwei Filme über die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die Version mit Sheldon Lewis verlegte die
Handlung in die Gegenwart und von London nach Amerika. Die Verwandlung wurde mühelos mit einem Filmschnitt bewerkstelligt.
In der Version mit John Barrymore verzichtete dieser auf Schnitt und Make-up, mit vollem Körpereinsatz gelang ihm eine herrliche
Darstellung der gespaltenen Persönlichkeit des unglücklichen Doktors.
Michael Maar erklärt den damaligen Boom der Geschichte anhand von zwei Phänomenen:
Die sinnliche Freude an der Verwandlung (die Begeisterung für die Rückverwandlung zum Affen)
Die Tatsache, dass das Zivilisierte dem Barbarischen so nahe liegt
1925 erlangte der Stummfilm seinen Höhepunkt. In der Parodie „Dr. Pyckle and Mr. Pride” sah man, wie Stan Laurel das Schauspiel
von John Barrymore aufs Korn nahm.
Von 1913 – 1928 befasste sich Karl Gustav Jung in „ Das rote Buch“ mit dem Thema des Unbewussten. Sein Fazit: die Abspaltung
des Schattens, verhindert die Entwicklung zur Ganzheit.
1931: Für die beliebte Spiegelszene, in der sich Jekyll bei der Verwandlung selbst beobachtet, bekam Fredric March in diesem Jahr
einen Oskar. Obwohl es in Stevensons Erzählung keine Frauen gab, halfen hier obszöne Frauenbilder bei der Verwandlung.
Der Film kam wegen der Nationalsozialisten nicht mehr nach Deutschland. Die Deutschen hielten sich für „Saubermänner“, aber
andere erkannten gerade in Ihnen "Hyde“, wie zum Beispiel Sebastian Haffner, in seiner 1940 in London erschienenen
Deutschlandstudie „Germany Jekyll and Hyde“.
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1941 kam die Geschichte mit Spencer Tracy als Jekyll in die Kinos. Frauenfiguren bestimmten das Begehren des Doktors. Als Hyde in
den Spiegel schaute, hatte das Böse keine äußerlichen Merkmale mehr, was diesen Hyde nicht weniger unheimlich machte. Thomas
Mann sah damals den Film und schrieb darüber in seinem Tagebuch: „Nicht einwandfrei, aber ergreifend als moralische Tragödie…“.
1959: Dr. Jekyll und Mr. Hyde kehrten nach Deutschland zurück. Die Version von Jean Renoir trug den Titel: „Das Testament des Dr.
Cordelier“. Der Film war eine Übertragung der Erzählung nach Paris in eine moderne Arztpraxis, aber auch eine Rückkehr zu
Stevensons Vorlage. Ein begnadeter Pantomime übernahm die Doppelrolle und erst am Schluss wurde klar, dass Dr. Cordelier und
Monsieur Opale dieselbe Person waren. Die Kamera weidete sich förmlich am Anblick des Bösen und die Szenen ähnelten heutigen,
stummen Bildern von Überwachungskameras.
Stevensons Erzählung gab es nun auch schon lange als Comic. Jedes Jahr erschienen Jekyll und Hyde neu in der Popkultur. Bereits
aus dem Jahre 1947 stammte die Zeichentrickversion „Dr. Jekyll and Mr. Mouse“.
Als strenger Kritiker Stevensons erwies sich Vladimir Nabokov (Autor von Lolita). Nabokov, ein Literaturprofessor aus in den USA,
widmete Jekyll und Hyde eine Vorlesung. Er verehrte Stevenson zwar, bezeichnete es aber als kleinen künstlerischen Mangel, dass
Stevenson nicht erklärte, was nun genau die Beweggründe in Jekylls Vergangenheit waren, oder Auslöser war, für das unbändige
Verlangen nach Verwandlung. Michael Maar meinte dazu, dass aber genau diese Leerstelle die Geschichte attraktiv für die Zukunft
macht.
1963 sah man, im Vorgriff auf eine Zeit die noch kommen sollte, Jerry Lewis in der Rolle des verrückten Professors, schusselig mit
bunten Farben und Drogen hantieren.
In den 70er Jahren folgte Jekyll dem Zeitgeist und wurde zur Frau, zur bitterbösen Schwester Hyde.
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Der Jekyll und Hyde der 80er Jahre, war glatt und makellos. Ein Wallstreet – Yuppie als „American Psycho“, wie schon der Titel des
skandalumwobenen Romans von Bret Easton Ellis verriet.
Eine BBC Serie galt ebenfalls als Erweiterung von Stevensons Geschichte. In der Serie ging es um einen Familienvater, welcher sich
ab und zu in Hyde verwandelte. Pointe der Geschichte: Dieser Hyde wird nicht sterben, das Böse bleibt unbesiegbar.
Weltweit gibt es an die 100 Verfilmungen von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
Im 19. Jhd. geschrieben, ist die Erzählung auch noch im 21. Jhd. brandaktuell.
An dem einem Tag, im Dezember 1894 ging Stevenson die Kellertreppe herauf und war gerade dabei eine Flasche Burgunder zu
öffnen, als er seiner Frau zurief:“ Was ist mit mir los? Was für ein seltsames Gefühl, hat sich mein Gesicht verändert?“ Er brach
zusammen, Schlaganfall, zwei Stunden später war er tot.
HAT SICH MEIN GESICHT VERÄNDERT?
Es entsteht eine rätselhafte Verbindung zwischen der letzten Szene im Leben Stevensons und den verhängnisvollen Verwandlungen
in seinem wunderbaren Buch.
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Kurzbiografie über Robert Louis Stevenson
1850 Am 13. November wird Robert Lewis Balfour Stevenson in Edinburgh, Schottland, geboren.
1852 Seine Eltern engagieren die Kinderpflegerin Alison Cummingham, genannt „Cummy“, deren strenger Calvinismus und deren
Schauergeschichten Stevenson ängstigen und nachhaltig prägen.
1867 In diesem Sommer pachtet sein Vater einen Landsitz in der Nähe von Edinburgh, während der kommenden Jahre bewohnt
Robert diesen häufig alleine.
1871 Er bricht sein Ingenieurstudium ab und will Schriftsteller werden, doch der Vater besteht darauf, dass Robert Jura studiert.
1875 lernt Stevenson den Autor W. E. Henley kennen, mit dem er im Lauf der Jahre mehrere literarische Projekte entwickelt. Im Juli
besteht er die juristische Abschlussprüfung.
1876 Stevenson verliebt sich in Frankreich in die zehn Jahre ältere, verheiratete Amerikanerin Fanny Osbourne. Er lebt mit Fanny in
Paris zusammen. In den folgenden Jahren erscheinen seine Erzählungen „A Lodging for the Night“ und „Travels with a Donkey in the
Cévennes“.
1880 heiratet er Fanny.
1881 Stevenson hält sich mit seiner Frau, dem Stiefsohn und seinen Eltern in den schottischen Highlands auf, dort entstehen die
ersten sechzehn Kapitel von „Treasure Island“.
1883 erscheint dann die Buchausgabe von „Treasure Island“ (die Schatzinsel), und macht Stevenson mit einem Schlag berühmt.
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1885 Stevenson lebt nun mit seiner Familie in Bournemouth. Er schreibt: „A Child´s Garden of Verses“, „More Arabian Nights: The
Dynamiter“, und „Prince Otto“.
1886 “The Strange Case of Dr. Jekyll and M. Hyde“ entsteht, und wird wiederum ein großer Erfolg.
1887 stirbt Stevensons Vater. In den folgenden Jahren reist Stevenson samt seiner Familie die USA, die Südsee und Honolulu.
Abenteuerromane entstehen.
1890 lässt Stevenson auf Samoa das Haus ˃Vailima˂ erbauen.
1893 ist sein Haus fertiggestellt, in Samoa bricht der Bürgerkrieg aus.
1894 bricht Stevenson im November die Arbeit an „St. Ives“ zugunsten von „Weir of Hermiston2 ab, beide Romane erscheinen später
unvollendet. Am 3. Dezember, im Alter von 44 Jahren, stirbt Stevenson an einem Gehirnschlag.
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Interpretation zu „Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“
Die Anschauungsweise des Memorandums Dr. Jekylls, in der letzten Szene. Interpretiert von Susanne Scholz:
Die verschachtelte Erzählsituation mit einem zunächst auktorialen Erzähler, der dann von den Ich – Form verfassten Darstellungen
Lanyons und schließlich Jekylls selbst abgelöst wird, betont zunächst die Außenperspektive auf Hyde. Hier wird in den verschiedenen,
scheiternden Versuchen, ihn zu beschreiben, die absolute Abhängigkeit jeglichen Erzählvorgangs von der Wahrnehmung der Erzähler
vorgeführt: niemand kann Hyde wirklich beschreiben, die herangezogenen Beschreibungsmuster des Atavismus und der moralischen
bzw. städtischen Degeneration liegen ausschließlich im Auge des Betrachters. Der Verdacht der subjektiven Perspektivierung fällt
somit auch auf Jekylls posthumen Bericht, der so gesehen ebenfalls als radikal unzuverlässig angesehen werden muss. Auch die
kulturell so wirkmächtige „Erklärung der Persönlichkeitsspaltung in einen guten, moralisch und sozial angepassten und einen bösen
bzw. animalisch – triebhaften Anteil muss so einer Revision unterzogen werden.
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Die ersten Arbeitsschritte
Meine Interpretation SCHLACHTFELD SEELE
Die Seele dient als Plattform für den Krieg: Gut und Böse haben beide die Berechtigung in Ihrer Seele gleichermaßen zu existieren.
Dennoch kämpfen sie um den Platz darin. Der menschliche Körper spielt hierbei keine große Rolle, er ist wiederum lediglich die
Plattform für die Seele und durch ihn, wird der seelische Krieg irdisch zur Schau gestellt. Das heißt: die entweder fröhliche Miene,
oder das abgründige Antlitz eines Monsters, welches wir Menschen zu Gesicht bekommen, stellt das äußerliche Ergebnis dieses
inneren Krieges dar.
In der Geschichte um Dr. Jekyll und Mr. Hyde ist dieser Verlauf des seelischen Konflikts, also der Kampf zwischen dem guten Teil
Jekyll und dem bösen Teil Hyde, in vier Phasen zu beobachten:
Phase 1: es gelingt eine gut funktionierende Kombination aus beiden Teilen. Gleichberechtigt kommen sie, abwechselnder Weise
seelisch zum Zug und dürfen sich irdisch ausleben. Fakt ist, dass das Böse, da es ja böse ist, mehr Gier nach dem Leben entwickelt
und sich nicht mehr mit der Hälfte zufrieden gibt. Die seelische Situation spitzt sich zu und die nächste Phase beginnt.
Phase 2: Der gute Teil, da er ja gut ist, merkt, dass das Böse sich ausbreitet und befürchtet eine daraus erfolgende Eskalation.
Deshalb sieht sich der gute Teil gezwungen, dagegen anzukämpfen. Da dieser Krieg, äußerlich, auf irdischem Boden von statten
geht, gelingt dem Guten Anfangs auch sein Vorhaben das Böse in seine Schranken zu weisen, da das Gute auf dem irdischen Terrain
mehr offizielle Macht besitzt und sich im Unterschied zum Bösen, legal ausleben darf. Doch es unterschätzt die Kraft des Bösen, und
die Situation kippt in:
Phase 3: Aufgrund der erzwungenen Pause konnte das Böse seine Kraft wahren und ist nun bereit zu explodieren.
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Phase 4: Das Gute hat im Gegenteil zum Bösen den Vorteil von Intelligenz gesteuert zu sein und nicht von Trieben. Die einzige
Möglichkeit die irdische Welt vor dem Bösen zu bewahren ist, das Böse zu eliminieren. Da aber Gut und Böse in derselben Seele
existieren, nimmt das Gute, das eigene Dahinschwinden in Kauf und tötet den Menschen, somit also die Plattform für die Seele. Auf
dem Kriegsschauplatz Seele hat nun keiner mehr Boden, auf dem er leben kann, keiner hat gesiegt.
Knapp erklärt, zeigt das Stück einen Menschen, der aufgrund einer psychischen Krankheit, verrückt wird und stirbt.
Im Stück wird diese Entwicklung anhand des Konsums von Drogen erklärt. Ich bin der Meinung, dass Drogen lediglich ein
unterstützendes Mittel zum Verstärken dieses seelischen Konflikts sind, aber für die daraus resultierenden Geschehnisse nicht
dringlich notwendig sind.
Nehmen wir als Beispiel einen liebenden Vater, den netten Nachbarn von Nebenan, der keiner Fliege etwas zu Leide tut. Nach der
Scheidung von seiner Frau hat dieser Angst, seine Kinder zu verlieren, ein Schalter kippt und er tötet seine Kinder im Affekt. In diesem
Fall ist die Angst ein völlig egoistisches Gefühl. Es ist nicht das Gute in ihm, das Angst hat, sondern der Böse Teil. So ist es auch das
Böse in ihm, welches von Trieben gesteuert handelt, um die Situation zu ändern.
Demnach bin auch ich, wie Jekyll in der Geschichte, der Meinung, dass der Mensch eigentlich Zwei ist und nicht Einer, unsere äußere
Hülle, das ˃Kostüm Mensch˂, macht es nur so schwer dies zu erkennen.
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Meine ersten Assoziationen für die Bühne
Als ich im Sommer 2012 das erste Mal den „seltsamen Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ gelesen habe, stach mir besonders das Wort
Tür ins Auge, welches, auffallend oft darin vorkommt. Auch in meinen ersten visuellen Vorstellungen sah ich in einem fiktiven,
nebelumwobenen Raum, diese großen, schweren englischen Türen stehen.
So stand schnell für mich fest, dass mein Bühnenbild aus Türen bestehen sollte.
Ein weiteres wesentliches Ziel war es, einen mechanisch funktionierenden Bühnenaufbau zu entwickeln. Meiner Meinung nach sind
Projektionen zwar ein gutes unterstützendes Mittel um schöne Bilder entstehen zu lassen, sollten aber nur in Kombination mit festen
Objekten auf der Bühne zu finden sein, und nicht das wesentliche Grundelement in einem Bühnenbild ausmachen.
Im „traditionellen“ Sinne also, sollte sich, der Raum an sich ändern. Eben nicht nur die optische Illusion einer Veränderung durch
Computerentwickelter Bilder vorgetäuscht werden.
Anhand dieser Zwei, von mir selbst bestimmten Vorgaben wollte ich mich an die Arbeit der Konzeptentwicklung machen. Schnell
merkte ich im Laufe meiner Recherchen, dass es keine, meiner Vorstellung entsprechende Theaterversion von Dr. Jekyll und Mr.
Hyde gab. Ich entschloss mich dazu, eine eigene Rohfassung zu schreiben.
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Die Bühnenfassung
Gründe für das Schreiben einer eigenen Rohfassung
Mein Hauptanliegen bestand darin, das Original, die Novelle von Robert Louis Stevenson aus dem Jahre 1886, so identisch wie
möglich auf die Bühne zu bringen.
Dabei hatte ich zwei Hauptanliegen: zum einen seine Sprache und zum anderen die Stimmung welche Stevenson in seinem Buch
erzeugt zu transportieren.
Zur SPRACHE: seinen Text wollte ich so gut wie möglich verwerten. Ich achtete darauf, alle direkten Aussagen original
wiederzugeben. Andere Teile, die erzählt werden, ließ ich auf der Bühne passieren. (siehe Regieanweisung)
Ich bemühte ich mich, so wenige Textpassagen wie nötig zu streichen:
Ich teilte das Buch in zwanzig einzelne Szenen, danach war es am schwierigsten, die Reihenfolge dieser, getreu dem Ablauf im Buch,
wiederzugeben, und zwar so, dass sie in meiner Bühnenbildidee Platz finden konnten.
Es wäre vermutlich leichter gewesen, den Ablauf zu ändern, das habe ich jedoch bewusst nicht gemacht, da ich den
Spannungsaufbau von Stevenson sehr schätze. Den dramatischen Aufbau würde ich wie folgt beschreiben:
Die Handlung beginnt mit einem Kriminalfall, den es sich lohnt zu lösen. Durch immer mehr auftretende Ungereimtheiten baut sich
langsam Spannung auf und beim Betrachter entsteht ein gewolltes Gefühl der Verwirrung. Zum Höhepunkt kommt es in den Szenen
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15 bis Szene 17, als Poole Utterson holt, um mit ihm in das Arbeitszimmer einzudringen um seinen Herrn zu retten. Dieser
Höhepunkt, kurz vor Ende des Stückes, ist so gut platziert. Denn danach kann durch den finalen Monolog von Jekyll/Hyde und die
daraus erfolgende Auflösung der Geschichte, wieder langsam Ruhe in die Gemüter der Zuschauer einkehren.
Die STIMMUNG: Rede ich von der Stimmung im Stück, dann meine ich damit dieses typisch englische, trockene Flair, welches die
Geschichte umgibt. Ich schätze an Stevensons Novelle diese von edlen Männern dominierte Welt. Die höfliche englische Art,
Mordfälle mittels Debatten zwischen Freunden zu klären, etwa so, wie in einem Edgar- Wallace- Krimi.
In mehreren Verfilmungen des Buches habe ich enorme Abschweifungen bezüglich der Handlung bemerkt. Dies hat unweigerlich zur
Folge, dass Stevensons Stimmung verfälscht wird. Eine Sache, die es für mich zu vermeiden galt!
Dazu sollte die Veränderung in meinem Bühnenbau beitragen. Die optische Spannung wird durch die anfangs in kleinem Maß
erscheinende und dann immer wiederkehrende Abstraktion erzeugt. Bis hin zum Ende, wenn diese Abstraktion durch immer mehr
bunte Türen und Türchen in Wahnsinn ausartet.
Auch das Licht und der Ton spielen eine große Rolle, durch einzelne Geräusche versuche ich den Stimmungsaufbau ebenfalls zu
unterstreichen. Ein Beispiel: die erste Szene wird anfangs von beruhigendem Vogelgezwitscher begleitet, es zeugt, wenn auch nur
unterbewusst, von einer heilen, unnahbaren Welt. Hingegen in Szene Vierzehn, bevor Jekyll erstmals aus dem neu im Hintergrund
erscheinenden Türchen blickt, wird die Stimmung durch unheimliches Geschrei von Krähen gedämpft. Dieses Gekrächze steht für ein
schlechtes Omen. Unbehagen liegt in der Luft, es wird etwas passieren…
Bei meinen Regieanweisungen beschreibe ich vor allem die Gestik. Ich achte auf die englische Haltung und darauf, dass jede Person
im Stück ihren eigenen Charakter erhält. Utterson bleibt bis knapp vor Schluss seinem Realismus treu. Durch seine starke Haltung
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(Szene 16, wie ein Fels in der Brandung) und die Art wie er mit Poole spricht, will er vermitteln, dass, sollte sich Pooles Version als
Mumpitz herausstellen, er das von Anfang an wusste. Poole hingegen würde seinem Butler- Dasein gerne treu bleiben; kann gegen
seine Panik allerdings nicht ankämpfen und gibt spätestens ab dem Moment in dem er nachts bei Utterson stürmisch an der Tür
läutet, seinen Diener- Gehorsam auf und wird zu einem Gleichgesinnten Uttersons. Er spricht laut und hysterisch, schreit sogar, um
Glaubwürdigkeit zu erringen.
Wesentlich ist das Ende des Stückes. Während des finalen Monologs beginnt sich der Betrachter auf seinem neu gewonnenen
Wissen auszuruhen: die Freundschaften sind zerbrochen und zwei der Protagonisten (Lanyon und Utterson) sterben.
Aber durch genau diesen Monolog und das somit erneute Erscheinen von Jekyll/ Hyde stellt sich zuletzt wieder die Frage, ob er/es
nun tatsächlich gestorben ist.
Nach dem Schreiben dieser Fassung, las ich den Text in realem Tempo und spielte die Geschehnisse grob mit. Dabei kam ich auf
eine gesamte Spieldauer von circa 1 Stunde und 46 Minuten.
Wichtig ist, dass es sich hierbei um eine ungestrichene Rohfassung handelt, auf die die dramaturgische Einrichtung noch folgt. Die
Regieanweisungen und der gesprochene Text sind lediglich ein Angebot von mir und auch meine Bühne ist so konzipiert, dass sie
variabel einsetzbar ist.
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Meine Rohfassung „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ als Theaterstück
ROBERT LOUIS STEVENSON
DR JEKYLL UND MR HYDE
Geschrieben 1886
BÜHNENFASSUNG 2013
Von
Manuela Marl
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PERSONEN
DR. HENRY JEKYLL
ein gutherziger, erfolgreicher Arzt
MR. EDWARD HYDE
Jekylls Furcht einflößender Freund
MR. GABRIEL JOHN UTTERSON
ein Rechtsanwalt mit trockener Art, aber gutem Herz
DR. HASTIE LANYON
Kollege und alter Studienfreund von Jekyll
MR. RICHARD ENFIELD
ein Gentlemen und Cousin von Mr. Utterson
MR. POOL
Jekylls treuer Butler
JEKYLLS BELEGSCHAFT
die Hausangestellten
SIR DANVERS CAREW
ein hochangesehenes Parlamentsmitglied
MR. GUEST
Angestellter in Uttersons Anwaltskanzlei
INSPEKTOR NEWCOMEN
Polizeiinspektor
EIN MÄDCHEN + Passanten
für 1. Szene
ANGABEN ZUM FARBSYSTEM
Schwarz kursiv = Regieanweisung
Rot kursiv
= Veränderung im Bühnenbau
Blau kursiv
= Angaben zur Lichtstimmung
Grün kursiv
= Ton, auftretende Geräusche
Violett kursiv = Kostüm
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Erste Szene
In einem gehobenen Stadtteil von London.
Auf der Bühne stehen nebeneinander drei große Eingangstüren. Links Tür 1, rechts Tür 3, in der Mitte befindet sich Tür Nummer 2:
sie ist die größte und prächtigste von den dreien. Die Türen stehen im leeren Raum, vor ihnen verläuft eine Art Weg oder abstrakter
Gehsteig, dieser mündet rechts in den Bühnenausgang. Alles wirkt sehr nobel und klar und ist in gedämpften Farben gehalten.
Die Bühne ist hell erleuchtet; Vogelgezwitscher ist zu hören. Zwei gut gekleidete Männer treten auf. Sie spazieren eine Weile den
Gehsteig auf und ab. Währenddessen verwandelt sich die mittlere Tür in eine bunte, asymmetrische Kellertür.
Die Herren bleiben vor dieser Türe stehen.
ENFIELD. Ist Dir jemals diese Tür aufgefallen?
Ich verbinde mit ihr eine sehr merkwürdige Geschichte.
UTTERSON. Tatsächlich?
ENFIELD. Also das war so: ich war auf dem Heimweg ungefähr um drei Uhr an einem finsteren Wintermorgen. Plötzlich sah ich zwei
Gestalten: die eine eines Mannes, der strammen Schrittes ostwärts stampfte, die andere ein Mädchen von vielleicht acht oder zehn
Jahren, das, so schnell es konnte, die Straße hinunterrannte.
Während Enfield spricht, treten die Personen wie in seiner Erzählung auf. Zum einen das Mädchen und dann der Mann. Er trägt einen
weiten, bunt gefleckten Mantel. Die weite Kapuze hat er tief in sein Gesicht gezogen, sodass dieses unerkannt bleibt. Die beiden
spielen vor den Augen der Männer die folgende Szene – wie in einem realen Tagtraum.
ENFIELD. Nun, Sir, wie sich denken lässt, stießen die beiden zusammen; und dann kam der grässliche Teil der Angelegenheit; denn
der Mann trampelte in Seelenruhe über den Leib des Mädchens hinweg und ließ es schreiend auf dem Boden liegen. Das hört sich
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vielleicht nicht sehr dramatisch an, aber es war ein scheußlicher Anblick,- als wäre er kein Mensch, sondern irgend so ein verfluchter
Moloch.
Ich schnappte mir den feinen Herrn. Er blieb absolut kühl und leistete keinen Wiederstand, warf mir aber einen Blick von solcher
Hässlichkeit zu, dass mir der Schweiß in Strömen ausbrach. Um das Kind hatte sich schon eine wütende Menschenansammlung
gebildet; und nachdem wir ihn ja nicht einfach umbringen konnten, taten wir das nächstbeste: wir sagten dem Mann, wir würden aus
dieser Geschichte einen solchen Skandal machen, dass sein Name in ganz London zum Himmel stänke. Wir versprachen ihm, wenn
er irgendwelche Freunde oder auch nur den geringsten Ruf hätte, würde er beides verlieren.
Während Enfield spricht, mischt er sich in das Geschehen und hält den Mann fest. Die anderen Protagonisten spielen derweil stumm
weiter. Sie fuchteln wie wild mit den Händen und schütteln und schubsen den Mann.
Tja, wir trieben ihn auf hundert Pfund für die Familie des Kindes hoch; es war klar, dass er nicht gerne nachgab, aber schließlich
schlug er ein. Als nächstes galt es, an das Geld zu kommen und wohin, glauben Sie, führte er uns, wenn nicht hierher zu dieser Tür?
– Wo er blitzschnell einen Schlüssel zuckte, hineinging und sogleich mit einem Scheck wieder herauskam, ausgestellt auf die CouttsBank, zahlbar an Überbringer und unterschrieben mit einem Namen, den ich nicht nennen kann, obwohl er eine der Pointen meiner
Geschichte ist, aber so viel wenigstens: es war ein überaus bekannter und oft gedruckter Name. Der Betrag war ordentlich, aber die
Unterschrift wäre mehr wert gewesen, wenn sie nur echt gewesen wäre. Ich erlaubte mir, den feinen Herrn darauf hinzuweisen, dass
die ganze Sache etwas merkwürdig wirkte und dass ein Mann im wirklichen Leben nicht um vier Uhr morgens durch eine Kellertür
geht und mit dem Scheck eines anderen wieder herauskommt.
Aber er blieb ganz lässig und grinste hämisch. Er versprach mir, mit mir zu warten, bis die Banken öffnen, um den Scheck selbst
einzulösen. So verbrachten wir die Nacht in meiner Kanzlei und am nächsten Tag gingen wir gemeinsam zur Bank. Ich händigte den
Scheck selbst aus und sagte, ich hätte allen Grund zu der Annahme, dass er gefälscht sei. Weit gefehlt. Der Scheck war echt.
Stumm verlassen die anderen Personen die Bühne. Der unheimliche Mann durch die Kellertüre; die restlichen Passanten schleifen
das Mädchen rechts über den Ausgang davon. Utterson und Enfield bleiben auf der Straße stehen.
UTTERSON. Pff
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ENFIELD. Ich sehe, dass Du mit mir einer Meinung bist; ja, es ist eine üble Geschichte, denn mein Mann war ein Bursche, mit dem
unmöglich jemand etwas zu tun haben konnte, ein wirklich abscheulicher Typ, während der Aussteller des Schecks der Anstand selbst
ist, eine Berühmtheit obendrein!
Erpressung, vermute ich; ein ehrlicher Mann, der einen Haufen Geld für irgendwelche Jugendstreiche zahlt.“ Haus der Erpressung“
nenne ich folglich dieses Gebäude mit der Tür.
UTTERSON. Und Du weißt nicht, ob der Aussteller des Schecks hier lebt?
ENFIELD. Ein ziemlich unpassender Ort, findest Du nicht?
UTTERSON. Es gibt noch etwas, was ich Dich fragen möchte: ich möchte Dich nach dem Namen des Mannes fragen, der das Kind
umgerannt hat.
ENFIELD. Nun, ich sehe nicht, welchen Schaden das anrichten sollte. Es war ein Mann namens Hyde.
UTTERSON. Hm, wie muss ich mir diesen Mann vorstellen?
ENFIELD. Er ist nicht leicht zu beschreiben. Irgendetwas an seiner Erscheinung ist nicht normal, etwas unangenehmes, etwas
geradezu Widerwärtiges. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, gegen den ich so eine Abneigung hatte, und doch kann ich nicht
sagen warum. Er ist ein Mann von ungewöhnlichem Äußeren, und doch kann ich nichts Besonderes an ihm anführen. Nein, mein
Lieber; ich kann ihn nicht beschreiben. Und es liegt nicht daran, dass ich ihn nicht in Erinnerung hätte; denn ich beteuere, er steht mir
in diesem Augenblick vor Augen.
UTTERSON. Bist Du Dir sicher, dass er einen Schlüssel benutzte?
ENFIELD.(vor Überraschung außer sich) Mein Lieber…
UTTERSON. Ja, ich weiß, dass es merkwürdig klingen muss. Tatsache ist, wenn ich Dich nicht nach dem Namen der anderen Person
frage, dann deshalb, weil ich denke, ihn schon zu kennen.
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ENFIELD. (missmutig) Du hättest mich ruhig warnen können, ich schäme mich für meine Geschwätzigkeit. Lass uns nie wieder davon
sprechen.
UTTERSON. Von ganzem Herzen. Darauf schlage ich ein, Richard.
Die Männer verabschieden sich voneinander. Enfield geht rechts über die Bühne ab, Utterson schließt die 1.Türe links auf und tritt ein.
Zweite Szene
Während das `Tageslicht` auf der Bühne gedimmt wird, erstrahlt nun hinter der 1. Tür Licht. Utterson ist zu sehen. Es ist sein Haus.
Es gibt einen Stuhl und mehrere Würfel. Diese sind zu einem Regal zusammengestellt. All dies ist in klaren Formen und Farben
gehalten, passend zu dem noblen Stadtteil. Auf einem der Würfel ist groß TESTAMENTE zu lesen. Utterson nimmt den Würfel und
beginnt nervös die darin sortierten Dokumente zu durchstöbern.
UTTERSON. Jekyll,….Jekyll, Jekyll…
Endlich wird er fündig, er zieht ein Formular aus der Truhe und beginnt laut zu lesen:
UTTERSON. „Ich, Henry Jekyll, Doktor der Medizin, Doktor des Zivilrechts, Doktor der Rechte, Mitglied der Royal Society gebe hiermit
bekannt, dass im Falle meines Verschwindens oder unangekündigter Abwesenheit für einen Zeitraum von mehr als drei
Kalendermonaten, meine gesamten Besitztümer in die Hände meines Freundes und Wohltäters Edward Hyde übergehen sollen…“
Fassungslos lässt sich Utterson in den Stuhl zurück fallen.
UTTERSON. Ich dachte es sei eine Verrücktheit….. und jetzt beginne ich zu fürchten, dass es sich um eine Schande handelt.
Nach einem kurzen Moment der Besinnung schlüpft Utterson in seinen Überzieher und verlässt das Haus. Er geht den Gehsteig
entlang bis zur 3. Türe. Das Haus seines guten Freundes Dr. Hastie Lanyon. Er läutet, (dabei drückt er nicht wirklich einen Knopf,
aber das Geräusch einer Türklingel ist laut zu vernehmen, dies funktioniert bei jeder Türe gleich) die Tür öffnet sich.
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Dritte Szene
Hinter der 3. Türe befinden sich mehrere Würfel in verschiedenen Größen. Einer dient als Tisch, die anderen als Sitzgelegenheiten.
Lanyon steht mit offenen Armen und erfreut, nach so langer Zeit einen so alten Freund wieder zu sehen, da, und bittet Utterson
sogleich zu sich herein um sich zu setzen.
UTTERSON. Lanyon, ich nehme an, du und ich, wir müssen die beiden ältesten Freunde von Henry Jekyll sein?
LANYON. Ich wünschte, seine Freunde wären jünger; aber ich nehme an, das sind wir. Aber was heißt das schon? Ich sehe ihn ja
kaum noch.
UTTERSON. Wirklich. Ich dachte, ihr hättet gemeinsame Interessen, die euch verbinden.
LANYON. Hatten wir auch. Aber es ist mehr als zehn Jahre her, dass Henry Jekyll mir zu abstrus wurde. Er begann, auf Abwege zu
geraten, auf geistige Abwege; und obwohl ich, an ihm und um der alten Zeiten willen, wie man so sagt, immer noch Anteil nehme,
sehe ich seit geraumer Zeit extrem wenig von dem Mann.
Ein solch unwissenschaftlicher Mumpitz (ein spontaner Temperamentsausbruch überfällt Lanyon) hätte selbst Damon und Phinitas
einander entfremdet!
UTTERSON. Ist dir je ein Schützling von ihm begegnet – ein gewisser Hyde?
LANYON Hyde? Nein. Nie von ihm gehört. Seit meinen alten Tagen nicht.
Utterson verabschiedet sich und geht zurück zur 1. Tür, dort macht er Licht und lässt sich auf seinem Stuhl nieder. Die restliche Bühne
wird beinahe dunkel, nur der Gehsteig ist schwach bläulich beleuchtet
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Vierte Szene
Donnerwetter und Regen sind zu hören, eine stürmische Nacht.
Die 1. Tür zu Utterson steht offen und gewährt Einblick. Utterson ist bereits in seinem Stuhl eingenickt und schläft sehr unruhig. Der
Donner wird immer lauter
Er wälzt sich wie wild in seinen Träumen hin und her. Im Hintergrund werden Projektionen von hässlichen Fratzen und Gestalten
gezeigt. Verzerrte Schreie sind zu hören. Dies geht 2 bis 3 Minuten so, dann verstummt das Unwetter langsam und die Fratzen
verschwinden.
Fünfte Szene
Utterson erwacht. Er wirkt erschlagen und muss sich erst finden. Als er sich gesammelt hat, geht er außer Haus und begibt sich zu der
geheimnisvollen Kellertüre (Tür 2). Von weitem ist noch immer Donner zu hören, als würde das Gewitter abziehen. Sichtlich wartend
positioniert sich Utterson gegenüber der 2. Tür auf dem Gehsteig. Plötzlich erscheint ein Mann an der rechten Seite der Bühne. Er
steuert direkt auf die Tür zu, die Kapuze weit in das Gesicht gezogen scheint es sich um Mr. Hyde zu handeln. Utterson tritt hervor
und berührt ihn an der Schulter.
UTTERSON. Mr. Hyde, nehme ich an?
HYDE. (anfangs leicht erschreckt, dann gelassen) Das ist mein Name. Was wünschen Sie?
UTTERSON. Ich sehe, dass Sie hineingehen; ich bin ein alter Freund von Dr. Jekyll – Mr. Utterson. Sie müssen meinen Namen schon
gehört haben; und nachdem ich Sie hier praktischerweise treffe, dachte ich, Sie würden mich vielleicht hineinbitten.
HYDE. Sie werden Dr. Jekyll nicht antreffen; er ist außer Haus. Woher kennen Sie mich?
(währenddessen sperrt er die Türe auf)
UTTERSON. Würden Sie ihrerseits mir einen Gefallen tun?
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HYDE. Mit Vergnügen. Um was geht es?
UTTERSON. Zeigen Sie mir kurz ihr Gesicht!
Zögerlich wendet Hyde Utterson sein Gesicht zu. Sie blickten sich eine Weile starr an.
UTTERSON. Jetzt werde ich Sie wiedererkennen. …das könnte noch nützlich werden.
HYDE. Ja. Und jetzt… woher kennen Sie mich?
UTTERSON. Von einer Beschreibung.
HYDE. Wessen Beschreibung?
UTTERSON. Wir haben gemeinsame Freunde.
HYDE. Gemeinsame Freunde? (etwas heiser) Welche denn?
UTTERSON. Jekyll, zum Beispiel
HYDE. (erbost) Kein Sterbenswörtchen hat er Ihnen von mir erzählt! Ich hätte nicht gedacht, dass Sie lügen würden!!
UTTERSON. Kommen Sie, das ist keine angemessene Sprache.
Hyde stößt ein wildes Gelächter aus, und im nächsten Moment verschwindet er blitzartig in dem Haus.
Utterson bleibt verdutzt vor der Türe stehen, er wendet ihr den Rücken zu und beginnt laut zu denken:
UTTERSON. Du meine Güte, der Mann wirkt kaum wie ein Mensch! Eher wie ein Troglodyt, ein Höhlenbewohner! Oder ist es einfach
die Ausstrahlung einer verdorbenen Seele, die aus ihrer irdischen Hülle dringt und diese verunstaltet? O mein armer, alter Henry
Jekyll, wenn ich je Satans Zeichen auf einem Gesicht gesehen habe, dann auf dem deines neuen Freundes.
Während Utterson mit Blick in den Zuschauerraum entgeistert spricht, verwandelt sich die Kellertür im Hintergrund zurück in die
schöne, noble Herrenhaustüre. Es wird Tag.
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Sechste Szene
Utterson dreht sich um und geh zielstrebig,, nicht erschrocken von der Verwandlung zu der feinen Tür. Er klopft an. Poole, Jekylls
Diener öffnet.
UTTERSON. Ist Dr. Jekyll zu Hause, Poole?
POOLE. Ich werde nachsehen, Mr. Utterson. Möchten Sie hier warten Sir (er deutet auf die Sitzecke im Eingangsbereich), oder soll
ich Ihnen im Speisezimmer Licht machen?
UTTERSON. Nein, hier, danke sehr.
Hinter der Sitzecke, welche ebenfalls aus einer Würfelkonstruktion besteht, befindet sich eine weitere Tür , die der Kellertüre des
unheimlichen Hauses verblüffend ähnlich sieht, Poole geht hinein.
Nervös und unruhig wartet Utterson und zeigt beinahe Erleichterung, als Poole zurückkommt, um zu verkünden, dass Dr. Jekyll
ausgegangen ist.
UTTERSON. Ich sah Mr. Hyde durch diese Türe gehen. (dabei betrachtet er die feine Eingangstür- darf für Zuschauer verwirrend
sein) Ist das so in Ordnung, wenn Dr. Jekyll nicht zu Hause ist?
POOLE. Absolut in Ordnung, Mr. Utterson, Sir. Mr. Hyde hat einen Schlüssel.
UTTERSON.(nachdenklich) Ihr Herr scheint großes Vertrauen in diesen jungen Mann zu setzen…
POOLE. Ja, Sir, das tut er, in der Tat. Wir haben alle Anweisung, ihm zu gehorchen.
UTTERSON. Ich glaube nicht, dass ich Mr. Hyde jemals zuvor hier begegnet bin?
POOLE. Oje, nein, Sir. Er speist nie hier. Tatsächlich sehen wir ihn kaum.
UTTERSON. Nun, gute Nacht, Poole.
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POOLE. Gute Nacht, Mr. Utterson.
Unzufrieden geht Utterson nach Hause. In seinem Stuhl kreisen wieder seine Gedanken:
UTTERSON. Wenn man sich diesen Herrn Hyde einmal genauer anschauen würde, müsste er seine eigenen Geheimnisse haben:
finstere Geheimnisse, nach seinem Anblick zu urteilen, Geheimnisse, die schlimmsten im Vergleich mit denen des armen Jekyll, ein
einziger Sonnenschein wären. So jedenfalls kann es nicht weitergehen. Es läuft mir kalt den Rücken herunter bei der Vorstellung, wie
sich diese Kreatur einem Dieb gleich an Harrys Bett stiehlt – der arme Harry! Und welche Gefahr! Wenn dieser Hyde etwas von der
Existenz des Testaments ahnt, wird er womöglich ungeduldig werden und erben wollen! Ja, ich muss mich tüchtig ins Zeug legen –
wenn Jekyll mich nur lässt…. Wenn Jekyll mich nur lässt.
Auf der Bühne wird es dunkel. - BLACK
Siebte Szene
Ein neuer Tag. Die Pforten zu Dr Jekylls Haus sind weit geöffnet. Dahinter in strahlendem Licht der Eingangsbereich. Mehrere Herren,
sehr vergnügt und gerade im Begriff zu gehen bedankten sich bei Dr Jekyll für die Einladung und den netten Abend. Alle gehen über
den Gehsteig zum rechten Ausgang, nur Utterson bleibt im Hintergrund, als wolle er um jeden Preis bleiben, und verabschiedet mit Dr
Jekyll die Gehenden um sich sogleich wieder auf den Würfel zu setzen.
UTTERSON. Ich habe auf eine Gelegenheit gewartet, um mit dir zu sprechen… (zögerlich) .. Du erinnerst dich noch an dein
Testament?
JEKYLL. (mit gespielt fröhlicher Miene) Mein armer Utterson,.. du bist in diesem Fall um deinen Klienten nicht zu beneiden. Noch nie
habe ich einen Menschen so verstört gesehen, wie du es durch mein Testament warst; einmal abgesehen von diesem engstirnigen
Pedanten Lanyon angesichts meiner wissenschaftlichen Irrlehren, wie er sie nennt. Oh, ich weiß das er ein netter Kerl ist – du
brauchst nicht die Stirn zu runzeln – ein famoser Kerl, und ich habe immer vor, ihn öfter zu sehen; aber ein engstirniger Pedant trotz
alledem; ein ahnungsloser, himmelschreiender Pedant. Nie hat mich jemand mehr enttäuscht als Lanyon.
UTTERSON. (weiter auf das Testament pochend) Du weißt, dass ich es nie gebilligt habe…
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JEKYLL. Mein Testament? Ja, zweifellos weiß ich das…Du hast es mir schließlich gesagt. (etwas spitz)
UTTERSON. Nun, ich sage es dir erneut. Ich habe etwas über den jungen Hyde erfahren!
JEKYLL (erbleicht und plötzlich streng) Ich lege keinen Wert darauf, mehr zu hören. Dies ist eine Angelegenheit, die wir beide auf sich
beruhen lassen wollten, wie ich dachte!
UTTERSON. Was ich gehört habe ist entsetzlich!
JEKYLL. Es kann nicht das Geringste ändern! Du verstehst die Situation nicht, in der ich mich befinde. Ich bin in einer unangenehmen
Lage, Utterson; meine Position ist eine sehr merkwürdige – eine sehr merkwürdige. Es ist eine dieser Angelegenheiten, die nicht
dadurch besser werden, dass man über sie spricht.
UTTERSON. Jekyll! Du kennst mich: ich bin jemand, dem du vertrauen kannst. Rede es dir in Vertrauen von der Seele; und ich bin
sicher, dass ich dich da rausholen kann.
JEKYLL. Mein allerbester Utterson, das ist sehr gut von dir, und mir fehlen die Worte, um dir zu danken; ich würde dir mehr als
irgendeinem anderen Menschen trauen; aber es ist wirklich nicht wie du denkst; so schlimm ist es nun auch wieder nicht; und nur, um
dein gutes Herz zu beruhigen, will ich dir eines sagen: im selben Moment, in dem ich es beschließe, bin ich Mr Hyde los. Darauf gebe
ich dir meine Hand; und ich danke dir wieder und wieder; und ich will nur eine Kleinigkeit hinzufügen, Utterson, von der ich sicher bin,
dass du sie mir nicht übel nimmst: dies ist eine Privatangelegenheit, und ich bitte dich darum, sie auf sich beruhen zu lassen.
UTTERSON. (Nachdenklich ins Leere starrend) Ich zweifle nicht, dass du absolut recht hast. (unzufrieden wirkend steht er auf)
JEKYLL. Nun gut, aber da wir diese Geschichte einmal angeschnitten haben, und zum letzten Mal, wie ich hoffe…möchte ich, dass dir
ein Punkt klar ist. Ich habe wirklich sehr großes Interesse an dem armen Hyde. Ich weiß das du ihn gesehen hast; er hat es mir
erzählt; und ich fürchte, er war unverschämt. Aber ich nehme wirklich großen Anteil an diesem jungen Mann. Und wenn ich einmal
dahin bin, Utterson, dann wünsche ich, dass du mir versprichst, nachsichtig mit ihm zu sein und ihm zu seinem Recht zu verhelfen. Ich
glaube, du würdest es tun, wenn du alles wüsstest; und mir fiele ein Stein vom Herzen wenn du es versprächest.
UTTERSON. Ich kann nicht so tun, als würde ich ihn jemals mögen.
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JEKYLL. Das verlange ich auch gar nicht. Ich bitte nur um Gerechtigkeit;(seinen Arm um Utterson legend) ich bitte nur darum, dass du
ihm meinetwillen hilfst, wenn ich nicht mehr unter uns weile.
UTTERSON (seufzend) Nun gut,…versprochen.
BLACK
Achte Szene
Nachts. Der Gehsteig ist beleuchtet. Im Hintergrund hat sich die Tür 2 wieder in die seltsame Kellertür verwandelt.
Von links tritt ein älterer gut gekleideter Mann auf, er wirkt suchend, als sehe er sich nach Türnummern um. Von rechts kommt Hyde,
in der Hand einen schweren Spazierstock – schnellen Schrittes.
Der Herr spricht Hyde an, es scheint, als wolle Es sich lediglich nach dem Weg erkundigen.
Hyde fängt an wie wild mit seinem Stock zu fuchteln, er dreht völlig durch, schreit! Der Herr tritt erschrocken zurück. Hyde geht auf ihn
los, schmeißt ihn zu Boden und tritt auf ihn ein.
Wie ein Wahnsinniger schlägt er mit dem Stock auf sein Opfer, bis der Stock zerbricht und der alte Herr sich nicht mehr rührt.
Hyde öffnet die Kellertür und verschwindet dahinter.
Das Opfer bleibt leblos am Gehsteig liegen. Kurz danach hört man Sirenen und ein Polizist kommt von rechts. Er stellt den Tod fest,
sichert die Stockhälfte in einer durchsichtigen Tüte und durchsucht die Leiche. Er findet einen Brief und liest:
INSPEKTOR NEWCOMEN. Zu Handen Mr. Utterson….
Suchend geht der Inspektor die Türen ab, und läutet schließlich an der 1. Türe. Utterson öffnet. Der Inspektor zeigt ihm den Brief und
berichtet ihm von dem Geschehnis.
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UTTERSON. Ich werde mich nicht äußern, bis ich die Leiche gesehen habe, es könnte sich um eine überaus ernste Angelegenheit
handeln. Seien Sie so freundlich zu warten, während ich mich ankleide.
Utterson streift sich seinen Überzieher um und folgt dem Inspektor hinaus zum Gehsteig.
UTTERSON. Ja, ich erkenne ihn. Ich muss zu meinem Bedauern sagen, dass es sich um Sir Danvers Carew handelt.
INSPEKTOR NEWCOMEN. Großer Gott! Ist es denn die Möglichkeit! Das wird ein Aufsehen erregen! Vielleicht können sie uns helfen,
den Mann zu finden…
Der Inspektor zeigt Utterson die Stockhälfte.
Utterson erstarrt kurz, wendet sich von dem Inspektor ab und sagt mehr zu sich selbst:
Ich erkenne in ihm den Spazierstock, welchen ich selbst vor Jahren Jekyll geschenkt habe!
UTTERSON. (wieder zum Inspektor) Wenn Sie mich begleiten wollen, dann glaube ich, dass ich sie zu seinem Haus bringen kann!
Gemeinsam laufen sie zur Kellertüre. Es benötigt etwas Gewalt, bis der Inspektor sie öffnen kann. Dahinter eröffnet sich ihnen ein Bild
der Verwüstung. Unter einem Haufen diverser Papiere findet sich ein halb verbranntes grünes Scheckheft und auch die andere Hälfte
des Stockes. Nur von Hyde fehlt jede Spur.
UTTERSON. Sie können sich darauf verlassen, Sir. Ich habe ihn in der Hand. Er muss den Kopf verloren haben, sonst hätte er nie
den Stock zurückgelassen und vor allem das Scheckheft nicht verbrannt. Warum auch, am Geld hängt doch sein Leben!
Die Bühne wird dunkel – BLACK
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Neunte Szene
Ein neuer Tag. Die mittlere Tür ist wieder die von Dr. Jekyll. Utterson steht davor und klingelt energisch! Poole öffnet und führt ihn
sogleich ein, er öffnet die Türe hinter der Sitzecke, die der Kellertüre so ähnlich sieht, dahinter Jekyll auf einem Hocker – er sieht
todkrank aus. Um ihn herum am Boden und in Regalen Papieranhäufungen und jede Menge Reagenzgläser mit buntem, flüssigen
Inhalt.
UTTERSON. Nun aber…hast du schon gehört, was passiert ist?
JEKYLL. Sie haben es auf dem Platz ausgerufen. Ich habe es in meinem Speisezimmer gehört.
UTTERSON. Ein Wort nur, Carew war mein Klient, du bist es ebenfalls, und ich möchte wissen woran ich bin. Du bist nicht so verrückt
gewesen diesen Kerl zu verstecken?
JEKYLL. Utterson, ich schwöre bei Gott, dass ich ihn nie wieder zu Gesicht bekommen werde. Ich gebe dir mein Ehrenwort, das ich in
dieser Welt mit ihm abgeschlossen habe! Es ist alles aus. Und tatsächlich will er meine Hilfe gar nicht; du kennst ihn nicht, wie ich ihn
kenne; er ist in Sicherheit, er ist durchaus in Sicherheit; merk dir meine Worte, man wird nie wieder von ihm hören!
UTTERSON. (bedrückt, die fieberhafte Art seines Freundes gefällt ihm nicht) Du scheinst dir in Bezug auf ihn ziemlich sicher zu sein,
und um deinetwillen hoffe ich, dass du Recht hast. Käme es zu einem Prozess, könnte dein Name mit hineingezogen werden.
JEKYLL. Ich bin mir absolut sicher im Bezug auf ihn, ich habe Gründe für meine Gewissheit, die ich niemanden mitteilen kann. Aber
es gibt eine Sache, in der du mir einen Rat geben kannst. Ich habe – ich habe einen Brief erhalten; und ich weiß einfach nicht, ob ich
ihn der Polizei zeigen soll oder nicht. Ich würde es gerne dir überlassen, Utterson; du würdest eine kluge Entscheidung treffen.
UTTERSON. Ich nehme an, du befürchtest, der Brief würde dazu führen, dass man Hyde findet?
JEKYLL. Nein. Ich kann nicht behaupten, dass es mich interessiert, was aus Hyde wird; mit ihm hab ich abgeschlossen. Ich denke an
mein eigenes Ansehen.
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UTTERSON (erleichtert) Gut. Lass mich den Brief sehen.
JEKYLL. Hier. (gibt Utterson den Brief) Darin steht, äußerst knapp, dass ich, sein treuer Wohltäter, dessen tausend Großzügigkeiten
er lange Zeit so unwürdig vergolten hätte, mich nicht um seine Sicherheit fürchten müsse, dass er selbst über Mittel verfüge, welche
ihm sicher zu seiner Flucht verhelfen. Unterzeichnet von Edward Hyde.
UTTERSON (irritiert durch die seltsam steife Handschrift) Hast du den Umschlag?
JEKYLL. Ich habe ihn verbrannt, bevor ich darüber nachdachte, was ich tue. Er hatte aber keinen Poststempel. Der Brief wurde
abgegeben.
UTTERSON. Soll ich ihn behalten und eine Nacht darüber schlafen?
JEKYLL. Ich möchte, dass du ganz für mich entscheidest. Ich habe jegliches Vertrauen in mich selbst verloren.
UTTERSON. Nun gut. Ein Wort aber noch: es war Hyde, der dir die Bedingungen deines Testaments im Fall des Verschwindens
diktiert hat?
Der Doktor scheint von einem Schwächeanfall gepackt; er kneift den Mund zu und nickt.
UTTERSON. Ich wusste es. Er wollte dich umbringen. Du bist gerade noch so davon gekommen.
JEKYLL. Ich bin noch etwas viel Wichtigeres, ich bin eines Besseren belehrt worden – o Gott, Utterson, und was für eine Lektion ich
erteilt bekommen habe!
Auf dem Weg nach draußen stoppt der Anwalt kurz, um ein paar Worte mit Poole zu wechseln:
UTTERSON. Übrigens, heute wurde ein Brief abgegeben: wie sah denn der Bote aus?
POOLE. Sir, Ich bin mir sicher, dass bis auf die Post nichts gekommen ist, und die bestand nur aus Drucksachen…Utterson geht nun
mit einem wieder unbefriedigten Gefühl nach Hause.
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Zehnte Szene
Kaum ist Utterson durch Tür 1 getreten und hat seinen Mantel abgelegt, ruft er nach seinem Kanzleiangestellten Mr Guest. Dieser
kommt sogleich aus den hinteren Räumlichkeiten.
UTTERSON. Mr Guest, meine beste Kanzleikraft!
GUEST. Mr Utterson, Sir!
UTTERSON. Das ist eine traurige Geschichte mit Sir Denvers..
GUEST. Ja, Sir. Allerdings. Sie hat große öffentliche Anteilnahme ausgelöst, der Mörder muss verrückt gewesen sein.
UTTERSON. Ich würde gerne Ihre Meinung dazu hören, Ich habe hier ein Dokument aus der Hand des Mörders, das sollte unter uns
bleiben, denn ich weiß kaum, was ich damit anfangen soll. Doch Sie sind ein großer Kenner und Beurteiler von Handschriften, also
hier: das Autograph eines Mörders.
Utterson überreicht Guest den Brief. Dieser bückt sich sogleich mit glänzenden Augen und voll Neugier über das Dokument.
GUEST. Eine merkwürdige Handschrift…
UTTERSON (der derweil seine Post öffnet) Und nach allem, was man hört, ein sehr merkwürdiger Verfasser.
GUEST. Kommt das von Doktor Jekyll, Sir? (er deutet auf einen der Briefe, welche Utterson gerade öffnet) Etwas Privates, Mr
Utterson?
UTTERSON Nein, nein. Nur eine Einladung zum Dinner. Warum? Möchten Sie sie sehen?
GUEST. (nimmt die Einladung) Einen Moment. Danke Ihnen, Sir. (er hält die beiden Schriftstücke nebeneinander und vergleicht sie
eifrig, schließlich gibt er beide zurück) Danke Sir, ein sehr interessantes Autograph.
Nach einen kurzen, beherrschten Pause platzt es aus Utterson heraus:
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UTTERSON. Warum haben sie die beiden verglichen, Guest!
GUEST. Nun Sir, es besteht eine ziemlich seltsame Ähnlichkeit; die beiden Handschriften sind in vielerlei Hinsicht identisch: nur
unterschiedlich geneigt.
UTTERSON. Ziemlich kurios. Ich würde dieses Briefchen nirgendwo erwähnen, wissen Sie.
GUEST. Ich verstehe.
Kaum war Utterson wieder alleine, verschließt er das Briefchen in seinem Safe. Er setzt sich in seinen Stuhl und denkt nach:
UTTERSON. Was denn,.. Henry Jekyll fälscht für einen Mörder!
Elfte Szene
Ein neuer Tag! Die Bühne ist hell erleuchtet. Die Tür zu Dr Jekyll weit geöffnet. Jekyll tritt mit einem freudigen Gesicht aus der Türe
und begrüßt seine Freunde die von allen Seiten kommen und in sein Haus spazieren. Es ist eine ausgelassene Stimmung. Fröhliche
Musik tritt aus dem Hause Jekyll. Vor der Tür, auf dem Gehsteig stehen Utterson und Lanyon bei einem guten Gläschen Wein.
UTTERSON.LANYON. Auf Dr. Jekyll!
LANYON. (zu Utterson, mit Blick ins Haus zu Jekyll) Er ist wieder so unbeschwert und verbringt auch wieder viel Zeit im Freien!
UTTERSON. Ja, eine große Last scheint von ihm abgefallen zu sein. Er ist wieder unser vertrauter Freund von Früher. Sein Gesicht
scheint sich schier zu öffnen und aufzuhellen!
(Während des Gesprächs tanzt Poole mit geschwungenen Hüften und einer Flasche Wein aus dem Haus um die Gläser neu
aufzufüllen)
UTTERSON. Es tut gut wenn man spürt wie der Frieden wieder einkehrt. Selbst der Tod von Sir Danvers ist mit dem Verschwinden
von Mr Hyde mehr als vergolten.
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LANYON. (lächelt gutgesinnt und hebt sein Glas) auf Dr. Jekyll!
UTTERSON. LANYON. Auf Dr Jekyll!
Langsam findet der Tag sein Ende, das Licht geht aus. Nur die Musik ist noch ein wenig länger zu vernehmen.
Zwölfte Szene
Wieder ein neuer Tag. Alles scheint wie zuvor. Die Bühne ist hell erleuchtet. Utterson geht in guter Laune aus seinem Haus zu Jekylls
Haus. Dort erschreckt er beinah als er sieht dass die Tür verschlossen ist. Er klopft. Poole öffnet, und bevor Utterson zu Wort kommt
sagt
POOLE (traurig) Der Doktor ist häuslich. (und verschließt sogleich die Tür wieder)
Utterson kann seinen Ohren nicht trauen, nervös geht er den Gehsteig auf und ab. Kurze Zeit später unternimmt er einen neuen
Anlauf zu Jekylls Tür, wird dort aber mit denselben Worten von Poole abgewiesen.
Dieser Vorgang wiederholt sich einige Male, bis Utterson beschließt, bei Ihrem gemeinsamen Freund Lanyon zu läuten, um von ihm
Auskunft über Jekylls plötzliches Verhalten zu bekommen. Er läutet und erschreckt sogleich ihm die Tür geöffnet wird. Vor ihm steht
Lanyon – blass, eigefallen und vom Tode gezeichnet. Schwach bittet dieser ihn hinein. Sie setzen sich.
UTTERSON. Guter Lanyon, was ist bloß mit dir geschehen?
LANYON. Ich habe einen Schock erlebt. …Von dem ich mich nicht mehr erholen werde. Es ist eine Frage von Wochen. Nun, das
Leben war angenehm; ich habe es genossen; ja mein Lieber, ich habe durchaus gern gelebt. Manchmal denke ich, wenn wir alles
wüssten, wären wir glücklicher, abtreten zu dürfen.
UTTERSON. (Lanyons Rede beinahe ignorierend) Auch Jekyll ist krank! Hast du ihn gesehen?
In Lanyons gerade eben noch schwachen Gesichtszügen entwickelte sich binnen Sekunden eine verhärtende Stärke, er hebt zitternd
aber willensstark die Hand und sagt:
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LANYON. Ich wünsche nichts mehr von Dr Jekyll zu sehen oder zu hören! Ich bin durchaus fertig mit diesem Menschen; und ich bitte
dich, mir jegliche Anspielung auf jemanden, der für mich tot ist, zu ersparen!
UTTERSON. Na, na, na. …Kann ich nicht irgendetwas tun? Wir drei sind uralte Freunde, wir werden nicht lange genug leben um
Neue zu gewinnen.
LANYON. Man kann nichts tun. Frag ihn selbst.
UTTERSON. Er will mich nicht sehen.
LANYON. Das überrascht mich nicht, eines Tages, Utterson, wenn ich tot bin, wirst du vielleicht erfahren, was Recht und was Unrecht
in dieser Sache ist. Ich kann es dir nicht sagen. Wenn du mit mir über andere Dinge sprechen magst, dann bleib um Himmels Willen
und tu es; wenn du aber von diesem verfluchten Thema nicht lassen kannst, dann geh, in Gottes Namen, denn ich ertrage es nicht!
Utterson springt auf und verlässt stürmisch das Haus. Kaum bei sich zuhause angekommen verfasst er einen Brief den er sogleich
unter Jekyll Haustüre hindurch schiebt.
Er wartet auf dem Gehsteig, kurz darauf kommt ein anderer Brief zurück heraus. Utterson öffnet ihn hektisch und liest; teilweise
genervt:
UTTERSON. (laut) Das Zerwürfnis mit Lanyon war unheilbar….. Ich gebe ihm nicht die Schuld daran…… lass mich meiner dunklen
Wege gehen…..
Utterson läuft zurück in sein Haus um gleich noch einen Brief zu schreiben, er schiebt ihn wieder unter Jekylls Tür und erhält nach
kurzem warten eine Antwort.
UTTERSON. (genervt und verwirrt) … du darfst an unserer Freundschaft nicht zweifeln….auch wenn dir meine Tür so oft
verschlossen bleibt…. Ich habe mir eine Strafe eingehandelt…. Die ich nicht beim Namen nennen kann….
Und während Utterson so liest und dahinschlendert und sich nachdenklich an der eigenen Haustüre lehnt, wird er, von einem
Geräusch aus seinen Gedanken gerissen. Das Geräusch kommt von Dr Lanyons Haustüre. Er blickt hinüber und sieht wie ein großer
dunkler Sarg aus dem Haus getragen wird. Lanyon ist tot.
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Die Bestatter tragen den Sarg den Gehsteig entlang zum linken Abgang, dabei kommen sie direkt an Utterson vorbei, welcher noch
immer geschockt an seiner Haustür lehnt und den Sarg anstarrt.
Bevor sie endgültig mit Lanyons Leichnahm im Bühnenabgang verschwinden, drückt einer der Bestatter Utterson noch einen
versiegelten Brief in die Hand. Dann gehen sie ab. Utterson bleibt verdutzt stehen.
Dreizehnte Szene
Sobald der Trauerzug weg ist, geht Utterson in sein Haus um den Brief zu öffnen. Er nimmt ihn und liest:
UTTERSON (langsam) Privat! Ausschließlich für die Hände von J. G. Utterson bestimmt, und im Falle seines Vorversterbens
ungelesen zu zerstören! Unterschrieben von… Dr Hastie Lanyon…
Utterson wird ganz bleich, öffnet aber trotz der Angst das Kuvert, um darin lediglich ein weiteres Kuvert zu finden:
UTTERSON. (laut) Darf nicht vor dem Tod oder dem Verschwinden von Dr Henry Jekyll geöffnet werden!
Utterson wirft den Brief hektisch zur Seite, um ihn dann mit einer gewissen Neugierde nochmals in die Hand zu nehmen. Er scheint
kurz zu Überlegen… doch Berufsehre und Treue zu seinem verstorbenen Freund sind zwingende Verpflichtungen. Und so legt er den
Brief in seinen Safe.
BLACK
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Vierzehnte Szene
Ein neuer Tag. Die Türen glänzen im Sonnenlicht. Nur die 2. Tür – Jekylls Tür, hatte sich wieder zu der Kellertüre verwandelt.
Oberhalb der Türe, etwas weiter hinten ist ein Fenster, es schien dort zu schweben und man sieht es zum ersten Mal. Das Schreien
von Krähen ist zu hören! Utterson kommt aus seinem Haus, beinahe zeitgleich trifft Enfield von der linken Bühnenseite aus kommend
ein. Sie begrüßen sich freundschaftlich, und beginnen auf dem Gehsteig auf und ab zu schlendern.
ENFIELD. Tja, diese Geschichte ist wenigstens abgeschlossen. Von Mr. Hyde werden wir nichts mehr sehen.
UTTERSON. Ich hoffe nicht. Hab ich dir je erzählt, dass ich ihn einmal gesehen habe und so abgestoßen von ihm war wie du?
ENFIELD. Das eine ging nicht ohne das andere…
Plötzlich öffnete sich das Fenster im Hintergrund, und eine Gestalt erscheint.
UTTERSON. Wie! Jekyll!! Ich hoffe es geht dir besser!
Die Gestalt am Fenster ist tatsächlich Henry Jekyll
JEKYLL. (schwach; bemüht laut zu sprechen) Mir geht es sehr elend, Utterson… sehr elend. Es wird nicht lange so bleiben, Gott sei
Dank.
UTTERSON. (ruft) Du bist zu viel im Haus. Du solltest draußen sein und den Kreislauf in Schwung bringen wie Mr Enfield und ich.
Übrigens, das ist mein Cousin – Mr Enfield – Dr Jekyll. Komm; hole deinen Hut und drehe eine kurze Runde mit uns!
JEKYLL. Du bist zu gutmütig. Ich hätte große Lust; aber Nein. Nein, nein, es ist ganz unmöglich; ich wage es nicht. Aber wahrlich,
Utterson, ich freue mich sehr dich zu sehen; das ist wirklich ein großes Vergnügen; Ich würde dich und Mr Enfield hochbitten, aber es
ist wirklich alles zu sehr in Unordnung.
UTTERSON. Na schön, dann wird es das Beste sein, wenn wir hier unten bleiben und uns von hier aus mit dir unterhalten.
JEKYLL. Das ist genau das, was ich gerade vorschlagen wollte…
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Aber Jekylls Worte sind kaum ausgesprochen, als das Lächeln in seinem Gesicht durch einen Ausdruck von so erbärmlicher Angst
und Verzweiflung ersetzt wird, das den beiden Gentleman unten am Gehsteig das Blut in den Adern gefriert. Sie sehen dies nur einen
flüchtigen Blick lang, denn das Fenster wird sofort geschlossen. Wortlos gehen sie weiter.
Utterson schüttelt nur noch ungläubig den Kopf. Vor Uttersons Haustüre bleiben sie stehen.
UTTERSON. Gott sei uns gnädig, Gott sei uns gnädig.
Enfield nickt nur sehr ernst mit dem Kopf und geht schweigend rechts ab.
Fünfzehnte Szene
Nachts. Die Straße ist dunkel und nur schwach beleuchtet. Von weitem ist Donner zu hören und der Wind braust laut durch die Gasse.
Plötzlich geht die Kellertüre auf und Poole stürmt heraus.( darf für Zuschauer verwirrend sein) Er hat alle Mühe sie bei dem Wind
wieder zu verschließen. Unüblich eines Bediensteten tritt er in seinem Schlafrock auf den Gehsteig. Diesen hält er vorne zusammen,
aus Angst ihn bei dem Wind zu verlieren. Mühsam kämpft er sich vor bis zu Uttersons Türe. Er klopft wild dagegen. Hinter der Tür wird
Licht Utterson öffnet:
UTTERSON. Du meine Güte, Poole, was bringt Sie denn hierher? (Pause, dann laut gegen den Wind geschrien) Was macht ihnen zu
schaffen? Ist der Doktor krank?
POOLE. Mr. Utterson, da stimmt etwas nicht..
Utterson zerrt Poole in sein Haus. Trotz der geöffneten Türe verstummen Donner und Wind sobald beide Herren über der Schwelle
den „Raum“ betreten haben.
UTTERSON. Setzen sie sich. (er schenkt Wein ein) Jetzt beruhigen sie sich erst einmal und sagen mir rundheraus, was sie wollen.
POOLE. Sie kennen die Gepflogenheiten des Doktors, und wie er sich einschließt. Also er hat sich wieder in seinem Arbeitszimmer
eingeschlossen; und es gefällt mir nicht, Sir – ich möchte tot umfallen, wenn es mir gefällt. Mr Utterson, Sir, ich habe Angst.
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UTTERSON. Jetzt aber, guter Mann, seien Sie deutlicher. Wovor haben Sie Angst?
POOLE. Ich habe seit ungefähr einer Woche Angst….(lauter werdend; die Stimme kippt) und ich ertrage es nicht mehr! (Pause, dann
leise) Ich ertrage es nicht mehr.
UTTERSON. Kommen Sie, ich sehe doch, dass Sie einen guten Grund haben, Poole; ich sehe, das etwas ernsthaft nicht in Ordnung
ist. Versuchen Sie mir zu sagen, was es ist.
POOLE. (mit heiserer Stimme) Ich glaube, dass ein Verbrechen geschehen ist.
UTTERSON. Ein Verbrechen! Was für ein Verbrechen? (durchaus gereizt) Wovon redet der Mensch?
POOLE. Das wage ich nicht zu sagen, Sir. Aber würden Sie mit mir mitkommen und es sich selbst ansehen?
Mr Utterson nimmt sogleich seinen Überzieher und die beiden Herren laufen in die stürmische Nacht hinaus.
Sechzehnte Szene
Vor der 2. Tür beziehungsweise dieser immer noch seltsamen Kellertür bleiben beide im Wind stehen.
POOLE (laut) Tja Sir, hier wären wir, und gebe Gott, dass nichts Unrechtes vorgefallen ist!
UTTERSON. Amen, Poole.
Poole öffnet die Türe. Vor Ihnen, in dem hellen Vorraum steht um die Sitzecke herum die gesamten Belegschaft des Hauses. Utterson
und Poole treten ein. Der Wind verstummt wieder.
UTTERSON. Was denn? Was denn? Ihr seid alle hier? Sehr unkorrekt, sehr unziemlich; euer Herr wäre alles andere als erfreut!
POOLE. Sie haben alle Angst.
Stille. Plötzlich bricht eines der Zimmermädchen in lautes Weinen aus.
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POOLE. (vor Anspannung heftig) Halt den Mund! Und jetzt gehen wir der Sache augenblicklich auf den Grund. Mr Utterson, bitte
folgen Sie mir. (er geht zu der Arbeitszimmertür – die, die der Kellertür so verblüffend ähnlich sieht; alle Bediensteten stellen sich an
die Seite) Also Sir, Seien Sie so leise wie möglich. Ich möchte, dass Sie lauschen können, ohne Selbst gehört zu werden. Und Sir,
sollte er Sie etwa hineinbitten, dann gehen Sie nicht!
Poole klopft an die Tür.
POOLE. Mr Utterson, Sir, wünscht Sie zu sprechen!
Eine Simme antwortet von Innen:
STIMME (klagend) Bestellen Sie ihm, dass ich niemanden sehen kann.
POOLE (beinahe triumphierend) Danke, Sir.
Die Männer gehen zurück in den Vorraum.
POOLE. Sir, war das die Stimme Meines Herren?
UTTERSON. Sie scheint sehr verändert..
POOLE. Verändert? Durchaus, ja ich glaube wohl. Bin ich seit zwanzig Jahren im Haus dieses Mannes, um mich in seiner Stimme zu
täuschen? Nein, Sir; mein Herr ist beseitigt worden; er wurde beseitigt, als wir ihn nach Gott schreien hörten! Und wer statt ihm da
drinnen ist, und warum es da bleibt, das weiß der Himmel, Mr Utterson!
UTTERSON. Das ist eine höchst merkwürdige Geschichte, Poole; das ist eine ziemlich irre Geschichte, guter Mann….Angenommen
es wäre so, wie sie annehmen, Dr Jekyll wäre – nun, ermordet worden, was könnte den Mörder veranlassen, hierzubleiben? Das
passt hinten und vorne nicht zusammen; es ergibt keinen Sinn!
POOLE. Nun gut, Mr Utterson, Die ganze letzte Woche müssen Sie wissen, hat er, oder es, oder was immer es ist, das in diesem
Kabinett lebt, Tag und Nacht nach einer gewissen Arzenei geschrien und nie das gekriegt was es wollte. Er war es manchmal
gewöhnt, der Herr, meine ich-, seine Bestellungen auf ein Blatt Papier zu schreiben und es hier auf den Boden zu werfen. Wir hatten
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nichts sonst in der vergangenen Woche; nichts als Papiere und eine verschlossene Tür. Verstehen Sie, Sir, Jedes Mal wenn ich mit
dem Zeug heimkehrte, folgte ein weiteres Papier, das mich anwies, es zurückzubringen und umzutauschen, weil es nicht rein war!
UTTERSON. Haben Sie irgendeines dieser Papiere?
Poole greift in seine Taschen und holt unzählige kleine, teilweise zerknüllte Papierstücke hervor. Utterson betrachtet einige genauer.
UTTERSON. Dies ist unzweifelhaft die Handschrift des Doktors, meinen Sie nicht?
POOLE. (beleidigt) Es sieht danach aus, dächte ich. (und dann in einem hysterischen Tonfall) Aber wen interessiert die Handschrift!
Ich habe ihn gesehen!! (eines der noch immer am Rand stehenden Zimmermädchen fällt ohnmächtig zu Boden)
UTTERSON. Ihn gesehen? Und?
POOLE. Das ist es ja gerade! Es war so (sich wieder etwas beruhigend) Ich kam hier herein, Er war anscheinend herausgeschlüpft,
vielleicht um etwas zu suchen…Wie auch immer, es schaute auf, als ich herein kam, stieß eine Art Schrei aus und flitzte wieder in
sein Kabinett. Wenn es mein Herr war, warum schrie es auf wie eine Ratte und rannte weg?
UTTERSON. Es sind zwar merkwürdige Umstände, aber so langsam geht mir ein Licht auf, Poole! Ihr Herr hat sich eine ansteckende
Krankheit zugezogen! Die den Leidenden gleichermaßen quält wie entstellt. Daher auch die Veränderung der Stimme und die Arznei !
Ja, eine schreckliche Vorstellung, aber alles hängt plausibel miteinander zusammen und erspart uns jede maßlose Beunruhigung.
POOLE (sichtlich am Ende) Sir! Dieses Ding war nicht mein Herr! Und das ist die Wahrheit, mein Herr! Mein Herr ist eine adrette,
vornehme Gestalt von einem Mann, dies war ein Monster!
Dieses Ding war nie und Nimmer Dr Jekyll! – Gott weiß was es war, aber es war niemals Dr Jekyll; und ich glaube von ganzen Herzen
das ein Mord geschehen ist! (die Dienerschaft nickt bestätigend)
UTTERSON. Poole, wenn sie so etwas sagen wird es zu meiner Pflicht, für Gewissheit zu sorgen! So sehr mich diese Zettel verwirren,
welche zu beweisen zu scheinen, dass mein guter Freund noch lebt, werde ich diese Tür aufbrechen!
POOLE. Das ist ein Wort, Sir! (die Dienerschaft bewegt sich wieder, alle sind nervös)
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UTTERSON. Und nun? Wer wird es tun?
Alle starren mit großen Augen auf Utterson
POOLE. (unverzagt) Na Sie und ich, Sir. Ich nehme die Axt und sie können den Schurhaken nehmen! (motiviert greift Poole seitlich
der Tür nach den Gegenständen)
UTTERSON. Ist Ihnen klar, Poole, das Sie und ich uns in eine Lage begeben, die nicht ganz ungefährlich ist?
POOLE. Allerdings, Sir!
UTTERSON. Dann sollten wir auch ehrlich miteinander sein. Wir beide denken mehr als wir gesagt haben… Diese Gestalt, die Sie da
gesehen haben, Poole.. haben Sie sie erkannt? Meinen sie, es könnte Hyde gewesen sein? (ein Aufschrei in der Dienerschaft)
POOLE. Nun ja, das ich das nicht beschwören möchte.. aber eigentlich.. doch ja, ich glaube, er war es! Wissen Sie es hatte dieselbe
schräge Gangart und denselben Geruch! Und ja, Hyde hatte ja noch den Schlüssel! Den Schlüssel zur Tür! Und wie es ins
Arbeitszimmer flitze, oh, ich weiß das das kein Beweis ist, aber der Mensch hat seine Gefühle, und ich gebe ihnen mein Wort, so wahr
mir Gott helfe, es war Mr Hyde!!
UTTERSON. Ja,ja Poole. Meine Befürchtungen gehen in dieselbe Richtung. Ich glaube, ja ich glaube, der arme Henry würde getötet!
Weiters glaube ich, sein Mörder hält sich noch immer in diesem Zimmer versteckt. Nun, die Rache soll unser sein! Belegschaft!
In einem Satz, dennoch nicht mutiger, schreiten alle Diener weiter vor, zu Utterson und Poole.
UTTERSON, Reißt euch zusammen. Mir ist klar dass diese Ungewissheit bei uns allen an den Nerven zerrt, aber wir wollen dem ein
Ende setzen! Poole, Sie bleiben hier bei mir, der Rest geht vor die Tür und schiebt Wache. Es könnte sein, dass er versucht zu
flüchten.
Alle gehen auf ihre Posten, draußen hat sich der Wind beruhigt. Die Diener stellen sich links und rechts neben der Eingangstüre auf
und heben die Hände als wollten sie etwas fangen…
Die Bühne wird kurz dunkel.
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Siebzehnte Szene
Alles wie zuvor. Utterson und Poole lauern vor der Arbeitszimmertür und lauschen, Schritte sind zu hören
POOLE. So marschiert es den ganzen Tag.
UTTERSON. (interessiert nickend) Und es ist nie etwas anderes zu hören?
POOLE. (nickt) Einmal…Einmal hörte ich es weinen!
UTTERSON. (entsetzt mit hoher Stimme) Weinen??
POOLE. Ja, weinen wie eine Frau.. oder eine verlorene Seele.
Utterson schluckt, und fasst mit seinen Händen fester um den Schurhaken.
UTTERSON (sehr laut) Jekyll!! Ich verlange dich zu sehen. (nichts geschieht) Ich warne dich. Wir haben Verdacht geschöpft und ich
will und werde dich sehen! So oder so, wenn es sein muss, dann mit Gewalt!!
(draußen versucht eines der Dienstmädchen aus Angst zu flüchten, sie wird aber von Ihren Kollegen festgehalten und wieder auf
Position gestellt)
STIMME. Utterson, um Gottes Willen, hab Erbarmen!
UTTERSON. Ahh, das ist nicht Jekylls Stimme – es ist Hydes! Poole brechen Sie die Tür auf!
Poole holt weit mit der Axt aus und versetzt der Tür einen heftigen Schlag, diese springt mit einem Satz weit auf.
Erschrocken von dem eigens erzeugten Lärm und der darauffolgenden Stille, treten die Herren einen Schritt zurück. Im Kabinett wird
es hell, und auch die restliche Rückwand, hinauf bis zu der Decke ( der gesamte Guckkasten) erhellt sich, unzählige kleine, bunte, in
ihrer Form abstrakten Türen und Türchen erscheinen an der Wand.
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In der Mitte des Kabinetts, liegt, auf den Rücken gedreht, ein Mann in seinen letzten Zuckungen. Sie heben die Kapuze an – es ist
Hyde!
Achtzehnte Szene
UTTERSON. Wir sind zu spät gekommen! Zu spät für jede Rettung und zu spät für jede Strafe. Hyde ist tot; und uns bleibt jetzt nur
noch, den Leichnam Ihres Herrn zu finden.
Alle machen sich an die Suche. Selbst die Türen und Türchen (welche von der Hinterbühne begehbar sind) werden durchforstet.
Immer wieder öffnete sich eine dieser, und ein Diener blickt heraus , um ein lautes „Hier, Nichts“ zu verkünden.
Utterson und Poole machten sich daran, das Arbeitszimmer weiter zu durchforsten. Sie durchstöberten alles. Utterson schiebt den
großen Spiegel beiseite und wunderte sich.
UTTERSON. Was konnte Jekyll nur mit ihm wollen?
POOLE. Das ist eine gute Frage..
Hierauf wenden sie sich den herumliegenden Papieren zu.
POOLE. (zu Utterson) Hier, Sir! Ein Brief, von Jekyll für Sie!
Utterson nimmt den Brief und öffnet ihn.
UTTERSON. (laut) …Sein letzter Wille….Todesfall.. sowie im Fall des Verschwindens… (Utterson liest mehr schnell, über das ihm, so
wie er denkt, bereits bekannte Dokument, bis er förmlich aufschreit) Schenkungsurkunde.. für… Gabriel John Utterson!!
Erstaunt schaut er zu Poole.
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UTTERSON. Mir dreht sich der Kopf. All die Tage war dieses Dokument in Hydes Besitz! Er hatte keinen Grund mich ins Herz zu
schließen; er muss vor Wut darüber, in der Erbschaft von einem anderen ersetzt worden zu sein, gekocht haben! Und trotzdem hat er
dieses Dokument nicht zerstört?!
Hastig greift Utterson nach den anderen Formularen in dem Umschlag.
UTTERSON. (laut, verzweifelt aber auch hoffnungsvoll) Oooh Poole! Er war heute noch am Leben, und in diesem Zimmer! In so
kurzer Zeit kann man Ihn nicht beseitigt haben! Er muss noch am Leben sein, Er muss geflohen sein! Oh wir müssen vorsichtig sein!
POOLE. Warum lesen sie nicht, Sir?
UTTERSON. Weil ich Angst habe. Gebe Gott das es keinen Grund dafür gibt; Also. (er liest) Mein lieber Utterson,- wenn Dir dies in
die Hände fällt, werde ich verschwunden sein, unter Umständen, die vorauszusehen, mir nicht gegeben sind, doch mein Instinkt sagt
mir, dass mein Ende nicht mehr lange auf sich warten lässt. So lies denn als Erstes den Bericht, den Lanyon Dir anvertraute , wie er
mich warnte, und wenn du dann noch mehr hören willst, greif zur Beichte Deines Unwürdigen und unglücklichen Freunds, Henry
Jekyll.
Poole reicht Utterson die letzte, runtergefallene Einlage. Der Anwalt steckt alle Dokumente in seine Tasche und geht zur Tür, er dreht
sich nochmals um:
UTTERSON. Poole – Ich würde nichts von diesem Schriftstück erwähnen. Wenn Ihr Herr geflohen oder tot ist, können wir vielleicht
wenigstens sein Ansehen retten; Ich muss nun schnell nach Hause gehen, um diese Papiere in Ruhe zu lesen, in denen die Rätsel
seine Auflösung finden sollten!
Utterson eilt heim. Die Bühne wird völlig dunkel.
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Neunzehnte Szene
Die Bühne ist hell erleuchtet. Alle vorherigen, bis auf Utterson mit den Dokumenten, sind weg, ansonsten ist alles wie zuvor, nur
Uttersons Tür ist nun komplett geöffnet.
Utterson tritt vor den Gehsteig, holt Lanyons Bericht heraus, und beginnt zu lesen. Währenddessen er dies zum Publikum gerichtet
tut, spielt stumm hinter ihm die gelesene Handlung.
UTTERSON liest: Am 9. Januar erhielt ich mit der Abendpost einen eingeschriebenen Brief von meinem Kollegen und alten
Schulkameraden Henry Jekyll, der Brief ging so:
Lanyon liest im HG ebenfalls stumm einen (den beschriebenen) Brief.
UTTERSON: Mein lieber Lanyon; mein Leben, meine Ehre, mein Verstand hängen von deiner Gnade ab; wenn Du mich heute Nacht
im Stich lässt, dann bin ich verloren. Ich möchte, dass du alle anderen Verabredungen für heute Abend verschiebst und mit diesem
Brief in der Hand als Anleitung direkt zu mir nach Hause gehst…
Lanyon begibt sich im Hintergrund zu Jekylls Haus.
Poole, mein Butler, ist instruiert; er wird auf deine Ankunft warten. Dann sollst Du alleine in mein Kabinett gehen; Du sollst aus der
Vitrine, auf der linken Seite die vierte Schublade herausziehen. Sie enthält einige Pulver, eine Phiole und ein broschiertes Buch. (alles
passiert so wie beschrieben) Ich bitte dich diese Schublade, samt ihrem Inhalt mit zu dir zu nehmen. Um Mitternacht wird dann ein
Mann zu Dir kommen, und ich bitte Dich, ihm die Schublade samt Inhalt zu geben. Sei mir zu Diensten, mein lieber Lanyon, und rette
Deinen Freund Henry Jekyll
(Utterson lässt verdutzt den Brief sinken; er dreht sich um und blickt nun, selbst wie ein Zuschauer, auf die Szene die im Hintergrund
weiterläuft. Ein lauter Glockenschlag ist zu hören – Mitternacht!)
Ein Mann kommt zu Lanyons Haustür, Laynon erblickt ihn sofort.
LANYON. (misstrauisch, gegenüber dieser schrecklichen Erscheinung) Hat Dr. Jekyll Sie geschickt?
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DER MANN. (hektisch und Lanyon Frage völlig ignorierend) Haben Sie es? Haben Sie es??
LANYON. Kommen Sie, Sir. (Ihn skeptisch im Auge behaltend und den Stuhl anbietend) Sie vergessen, dass ich noch nicht das
Vergnügen Ihrer Bekanntschaft gemacht habe. Setzen Sie sich bitte
DER MANN. (sich nicht setzend aber gefasster im Ton) Ich bitte um Verzeihung, Dr Lanyon; Was Sie sagen ist nur zu berechtigt; Und
meine Ungeduld war schneller als meine Höflichkeit. Ich bin hier auf Veranlassung Ihres Kollegen, Dr Henry Jekyll, in einer
geschäftlichen Angelegenheit ( er zuckt seltsam zusammen, versucht sich zu beherrschen) und ich dachte,.. ich dachte ( er fasst sich
an den Hals wird nervös und lauter) ich dachte, eine Schublade!
LANYON. (holt sich heimlich seinen Colt und stellt die Schublade auf den Tisch) Da ist sie, Sir.
(Der Mann stürzt zur Schublade, kniet vor ihr nieder und fasst sich an die Brust, als wäre er dem Erstickungstode nahe)
LANYON. Beruhigen Sie sich!
DER MANN. Haben Sie einen Messzylinder? (mehr fordernd als fragend)
(Lanyon überreicht ihm einen solchen. Der Mann reißt den Messbecher an sich und beginnt sofort die in der Schublade befindlichen
Pulver und Tinkturen darin zu vermischen)
DER MANN. (riecht an dem Becher) Und nun,.. Werden Sie vernünftig sein, Oder hat Sie die Gier der Neugier zu sehr im Griff ? ..
Überlegen Sie bevor Sie antworten, denn es soll so geschehen, wie Sie entscheiden. Möchten sie der bleiben, der Sie sind, weder
reicher noch weiser als zuvor, oder aber werden sich, wenn Sie so wollen, neue Wissensgebiete und neue Wege zu Ruhm und Macht
vor Ihnen auftun. Hier, in diesem Zimmer, jetzt sofort! Vor ihrem Auge ein Wunder, welches Satan in seiner Ungläubigkeit wanken
lassen würde!
LANYON. (ungläubig, von oben herab) Sir; Sie sprechen in Rätseln und werden vielleicht nicht überrascht sein, wenn Gläubigkeit
nicht der stärkste Eindruck ist, den ihre Worte bei mir hinterlassen…dennoch bin ich nun zu weit einen absurden Weg mitgegangen,
als dass ich jetzt aufhören könnte, bevor ich das Ende sehe.
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DER MANN. Nun gut, Lanyon, (den Becher theatralisch übertrieben an seinen Mund führend) Was nun folgt, geschieht unter dem
Siegel unserer ärztlichen Schweigepflicht. Sie, (böse) der Sie so lange an den beschränktesten und materialistischsten Ansichten
festgehalten haben, der Sie jene verspottet haben, die Ihnen voraus waren – sehen Sie! (er trinkt!)
(ein Schrei folgt, der Mann torkelt, bricht zu Boden, fasst sich an die Brust krümmt sich wieder zusammen. Er wimmert, dann schnaubt
er stark; Immer noch unter seiner großen Kapuze verdeckt greift er nach ihr und reißt sie zurück, sodass sein ganzes Antlitz zur
Erscheinung tritt)
LANYON. (außer sich vor Entsetzen) Oh Gott, O Gott!! Jekyll!!!
(vor Lanyons Füßen, immer noch am Boden, kniet Henry Jekyll. Er schnauft noch, grinst aber – mit einer Furchteinflößend
Überlegenheit im Ausdruck. Lanyon bricht in seinem Stuhl zusammen, und auch Utterson, der noch immer vom Gehsteig aus die
Szene entgeistert verfolgt hat sinkt zu Boden und lässt den Brief fallen)
Zwanzigste Szene
(Lanyon liegt immer noch in seinem Stuhl und hat Schwierigkeiten zu atmen, Jekyll, diesen ignorierend, steht auf und verlässt mit
guter Miene das Haus.
Utterson, der sich gerade wieder gefasst hat, greift hektisch zu dem letzten Brief im Kuvert. Zeitgleich er stumm zu lesen beginnt,
beginnt Jekyll, welcher nun an seiner eigenen Haustüre (Tür 2) angekommen ist und diese öffnet, zu sprechen. Tore und Türchen im
Hintergrund erscheinen wieder.
JEKYLL. (laut) Ich wurde als Erbe eines stattlichen Vermögens geboren, war von Natur aus fleißig und sah mich in jeder Hinsicht
einer ehrenvollen und bedeutsamen Zukunft versichert. Tatsächlich aber, rührte in mir ein gewisser Hang zu unwürdigen Vergnügen.
Da sich dies nur schwer mit meinem eigentlichen Leben vereinbaren lies, kam es, dass ich meine Vergnügungen geheim hielt.
(Während er spricht, stolziert er durch sein Kabinett; In weiterer Folge geht er während seiner Erzählung in den HG um zeitweise
durch Türchen und Tore zu blicken; er wirkt dabei selbstgefällig und absolut von sich überzeugt; seine Freunde liegen derweil noch in
derselben Haltung da und scheinen zu sterben)
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Ich war nun an der tiefgreifenden Zwiespältigkeit meines Lebens gewöhnt. Fühlte ich mich in meiner Rolle als großer Wohltäter und
berühmter Arzt sehr wohl, so wäre es mir aber im Traum nicht eingefallen mich meiner dunklen Seite zu entledigen. Ich liebte beides!
Mit beiden meiner Seiten war es mir völlig ernst; ich war absolut ich selbst wenn ich all meine Zurückhaltung ablegte und Schande
über mich brachte, als wenn ich am Tage ordentlich an der Linderung von Sorgen und Leid meiner Patienten arbeitete. Nun schürte
die Doppelnatur in mir tiefere Gräben als bei den meisten anderen Menschen und ich begann tiefgründig und hartnäckig über diese
unbarmherzigen Gesetze des Lebens nachzudenken. Ich kam zu dem für mich plausiblen Schluss: dass der Mensch in Wirklichkeit
nicht einer ist, sondern zwei! (dabei aus den verschiedenen Türchen blickend, teilweise seltsam das Gesicht verziehend)
Wenn jeder dieser Teile, sagte ich mir, gesondert untergebracht werden könnte, dann wäre meine Seele befreit! Der Ungerechte
könnte seinen Weg gehen und wäre von den hohen Ansprüchen seines aufrechten Zwillings befreit! So begann ich, immer Nachts,
dieses Thema an meinem Labortisch zu beleuchten. Ich fand heraus, dass bestimmte Wirkstoffe die Kraft haben die fleischliche Hülle
zu trennen! Es gelang mir, eine Droge zu entwickeln die dem Bösen in mir ein eigenes Gesicht verlieh. Ich zögerte lange, bevor ich
diese Theorie praktisch auf die Probe stellte. Mir war wohl bewusst, dass ich meinen Tod riskierte! Aber die Versuchung, so eine
einzigartige und tiefgreifende Entdeckung zu machen, besiegte meine Ängste.
Ich mischte die Elemente zusammen und trank sie mit all meinem Mut. Rasende stechende Schmerzen waren die Folge wurden
gleich darauf aber von einem berauschendem Gefühl der Unbekümmertheit übertrumpft. Etwas unbeschreiblich neues, süßes
überkam mich.Ich wusste sofort, dass ich nun zehnmal so verrucht geworden war und mich zum Sklaven allen Bösen gemacht hatte.
Ich eilte zu dem Spiegel in meinem Kabinett, eigens deshalb hatte ich diesen hier positioniert; Und als ich endlich davor stand,
eröffnete sich zum ersten Mal vor meinen Augen, die Gestalt von Edward Hyde!
Trotz der grässlichen Erscheinung, empfand ich keine Abscheu, eher eine innige Freude, ihn willkommen zu heißen! Auch dies war
ich selbst! Aber um der anderen Leute willen legte ich mir einen, eigens für Hyde, weiten, mit einer großen Kapuze versehenen Mantel
zu! In derselben Nacht stand noch das zweite, entscheidende Experiment aus. Die Rückverwandlung. Ich trank das Gegenmittel und
fand mich mit ebenso großer Freude, im Charakter wie auch dem äußeren von Henry Jekyll wieder. Es war vollbracht! Als Jekyll
kündigte ich meinen Bediensteten an, dass ein gewisser Mr. Hyde von nun an in meinem Haus alle Befugnisse und Freiheiten
genießen sollte. In weiterer Folge setzte ich jenes Testament auf, gegen das du so viele Einwände hattest. (Belehrend auf Utterson
blickend)
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Immer schon haben Menschen Auftragsmörder angeheuert um sich selbst zu schützen und ihren Ruf zu wahren. Ich war der erste,
der beides zum Vergnügen tat!
Jekyll stand zuweilen entsetzt vor den taten Hydes, ja, er bemühte sich sogar, wo es ging, dass von Hyde angerichtete Unheil, wieder
gut zu machen.. und so blieb sein Gewissen betäubt! Dies ging solange gut bis ich eines Morgens in meinem Bett erwachte. War ich
doch ganz sicher, als Jekyll ins Bett gegangen zu sein, erwachte ich zu meinem Erschrecken in der Früh als Edward Hyde, und das
Blut in mir schien mächtiger zu zirkulieren als zuvor bei Jekyll. Die Drogen hatten nicht gleichmäßig gewirkt und ich sah der Gefahr
voraus, sollte dies so weitergehen, dass meine Natur dauerhaft aus dem Gleichgewicht geraten könnte. Ich begann ernsthafter über
meine Doppelnatur nachzudenken, mir wurde deutlich, ich musste mich wieder zwischen beiden entscheiden. Würde ich mich auf
Jekylls Seite schlagen, hieß es, all den schönen Genüssen zu entsagen. Auf Hydes Seite wiederrum erwartete mich ein Leben in
Verachtung ohne Freunde.
Ich gab dem Doktor den Vorzug, Zwei Monate lang blieb ich diesem Entschluss treu, lebte streng, aber mit gutem Gewissen. Doch in
einer Stunde der moralischen Schwäche überkam es mich und ich mischte und schluckte wieder die Tinktur. Dadurch fand ich meine
Strafe. Mein Teufel war lange Zeit eingesperrt gewesen; brüllend kam er aus dem Käfig! Es war der Abend, an dem ich auf der Straße
auf Sir Danvers traf. Verzückt vor Freude richtete ich den widerstandslosen Körper übel zu und kostete jeden Schlag aus. Wie ein
krankes Kind, welches ein Spielzeug zerstört.
Hyde war von nun an unmöglich geworden. Als Jekyll betete ich mit gestreckten Händen zum Himmel, vor allem dann, wenn ich
wieder das Tier in mir knurren hörte! Ich beschloss, durch mein künftiges Verhalten, für meine Vergangenheit zu büßen. Als Dr Jekyll
gab ich bei mir zu Hause große Feste für Freunde und spendete reichlich an die Armen. Doch das Gleichgewicht meiner Seele war
zerstört.
So kam es, dass ich eines sonnigen Tages des Weges spazierte; das Tier in mir leckte sich die Lippen vor Erinnerungen. Und just
überfiel mich ein Schwächeanfall, eine schreckliche Übelkeit und Schaudern. All das ließ nach, und plötzlich blickte ich durch die
Augen von Edward Hyde! Eine Verwandlung! Ohne es zu wollen stand ich nun da, am hellem Tage in einer Gestalt, die nach dem Fall
Denvers in ganz London gehasst und gejagt war! Wie sollte ich nun an meiner Tinktur kommen, war diese doch in der Vitrine meines
Kabinetts! Ich sah, dass ich mich fremder Hilfe bedienen musste, und dachte an Lanyon.
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Hyde in Lebensgefahr war ein neues Geschöpf für mich, ich hielt meine Wut und große Willenskraft in Zaum und verfasste zwei
Briefe. Einen an Lanyon, den anderen an Poole und steckte sie unter den Türen durch. Versteckt vor Lanyons Haus wartete ich bis
Mitternacht. Nach der Verwandlung vor Lanyons Augen, war es nicht länger die Angst vorm Galgen, es war der Horror, Hyde zu sein,
der mich zermarterte. Lanyon, mein guter Freund starb kurze Zeit später. Ich hasste und fürchtete den Gedanken an die Bestie in mir.
Von nun an überkam mich zu jeder Tages und Nachtzeit dieser vorwarnende Schauer. Ging ich als Jekyll schlafen, war es stets Hyde,
als der ich erwachte! Von nun an schloss ich mich nur mehr in mein Kabinett. Für Jekyll ging es ums schiere Überleben. Ich ließ
meine Tinktur auffrischen, und in einem Moment von Jekyll, schrieb ich dir diese Zeilen ( auf den Brief zeigend, welchen Utterson
sterbend hält) Ich wusste genau, würde ich mich mit diesem letzten Trank wieder in diese verhasste Person verwandeln, würde ich
bebend und weinend in meinem Stuhl sitzen. Im Zimmer auf und ab gehen. Doch ich wusste nicht, wird Hyde gelyncht von der
Gesellschaft sterben, oder wird er den Mut haben, sich selbst im letzten Augenblick zu erlösen?
(Jekyll bzw. Hyde schließt das letzte Türchen, Lanyon stirbt und auch Utterson kippt um und hört auf zu atmen. BLACK)
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Das Bühnenkonzept
Mein Ziel
Ziel ist es, Die Seele bzw. das Seelenleben von Dr. Jekyll und Mr. Hyde anhand meines Bühnenbildes optisch darzustellen:
Zu Beginn des Stücks sieht man auf der Bühne das Bild einer verschlossenen Seele, dieses Bild wird durch eine geschlossene
Wandkonstruktion dargestellt. Im Laufe des Stücks öffnet sich diese Konstruktion anhand von verschiebbaren Wänden immer mehr
und der Blick des Betrachters gewinnt an Raumtiefe. Dieser Effekt stellt das Eindringen in die Psyche von Dr. Jekyll und Mr. Hyde dar.
Der Prozess des Öffnens läuft das ganze Stück hindurch, bis zum Schlussbild wenn sich das Bühnenbild vollständig verändert hat,
sprich, dass tiefste Seelenleben zur Gänze freigelegt ist.
Vom geschlossenen Objekt zum offenen Raum
Die Bühne besteht aus drei, hintereinander in die Raumtiefe aufgebaute Ebenen.
Die erste Ebene, das erste ersichtliche Bild für den Betrachter, ist die vorderste Wandkonstruktion bestehend aus 16 Schiebetüren.
Diese Schiebetüren, stellen die drei Eingangstüren zu den Freunden Utterson, Jekyll und Lanyon dar. Wobei sich der mittlere
Bereich, welcher Jekylls Tür darstellt, zusätzlich in eine Kellertür verwandeln kann.
Direkt hinter diesen schiebbaren Eingängen, sie werden optisch durch Stufen unterstützt, befindet sich Mobiliar – bewegliche
Einrichtungsgegenstände in vereinfachter Form.
Ebene Zwei, welche unmittelbar hinter dem Mobiliar von Ebene 1 liegt, wird ebenfalls durch eine Stufenerhöhung betont. Ebene zwei
stellt die Labor-Tür Jekylls dar. Diese Ebene zieht sich nicht wie Ebene 1 über die gesamte Breite der Bühne, sondern befindet sich
lediglich im mittleren Bereich, hinter der Eingangstür und dem Mobiliar Jekylls, und besteht aus vier, wesentlich schmaleren
Schiebewänden als in Ebene 1. Hinter dieser Labor-Tür findet sich wiederrum Mobiliar.
Ebenen drei befindet sich hinter dem Montagehallentor des György- Ligeti- Saals. Es handelt sich hierbei um eine Tor-hohe
Wandkonstruktion in der sich sechs weitere, schiebbare Türen befinden.
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Direkt vor der gesamten Bühnenkonstruktion ist am Boden, über die gesamte Saalbreite verlaufend, ein abstrakter Gehsteig
angedeutet. Er hat keine Erhebung und liegt flach, wie eine Matte am Saalboden auf.
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Das „Öffnen“ des Bühnenbildes gezeigt anhand von Modellbaufotos:
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60
61
62
63
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67
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Veränderung von Raum, Farbe und Form
Raum:
Ebene 1 erstreckt sich über die gesamte Breite der Bühne. Die 16 Schiebetüren, werden innerhalb von vier, hintereinanderliegenden
Schienen, per Hand geschoben. Zu Beginn des Stückes sind alle diese Schiebetüren so gestellt, dass sie eine geschlossene
Fassadenkonstruktion zeigen. Durch das abwechselnde Öffnen und Schließen der Eingangstüren, beginnt sprichwörtlich „die Fassade
zu bröckeln“. Die vier Schiebewände der Ebene 2, verlaufen auf zwei hintereinanderliegenden Schienen in denen sich jeweils zwei
Wände befinden. Wichtig für die Ebenen 1 und 2 sind die „Stützpfeiler“. Diese fest verankerten, vertikalen Holzplatten, dienen neben
dem Stützen der Konstruktion auch dem Verdecken der Schiebewände. Wenn also in der Schlussszene alle Eingangstüren offen sind,
und die Seele somit freigelegt ist stehen die 16 Schiebewände, verteilt auf den 4 Schienen hinter den 4 Pfeilern. Da die Pfeiler
dieselbe Breite haben wie die Schiebewände kommt es teilweise zu Einschränkungen in der Sicht des Betrachters aus dem
Zuschauerraum. Dieser Effekt ist beabsichtigt und dient der optischen Darstellung der Seele, die sich anhand ihrer Konstruktion
dagegen wehrt, freigelegt zu werden. Die kurzen Momente des „Nicht-Sehens“, sollen die Neugierde wecken und den natürlichen
Voyeurismus des Menschen fördern.
Das Montagehallentor ist zu Beginn geschlossen, die erste Sicht auf Ebenen 3 erhält man, wenn sich das Montagehallentor gegen
Mitte des Stückes ein wenig öffnet. Dabei wird die oberste der sechs Türen freigelegt. Kurz vor dem Schlussmonolog öffnet sich das
Tor vollständig und alle sechs Türen sind zu sehen – das Geheimnis um die Seele des Doktors ist nun offenbart. Die sechs Türen
werden ebenfalls durch eine horizontale Schiebevorrichtung geöffnet, dieses besteht pro Türe jeweils nur aus einer Schiene mit einer
Schiebewand.
Farbe:
Die Fassadenkonstruktion mit den Stufen, also das Anfangsbild, ist komplett Aubergine- färbig und verwächst so optisch, völlig mit
den Aubergine-färbigen Wänden des György-Ligeti-Saals. Aubergine ist in meinem Konzept als Null-Farbe zu verstehen. Also eine
unbunte Farbe, die weder positiv noch negativ, sondern Neutral ist. Dadurch, dass die Fassade die gleiche Farbe wie der Saal besitzt,
scheint die Fassade im Saal zu Verschwinden und erreicht somit ihre gewünschte Unauffälligkeit. Der Betrachter ahnt noch nicht,
welch untergründiges Geheimnis diese Seele verbirgt.
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Die erste „bunte“ Farbe, zeigt sich anhand der violetten Kellertüre, diese Tür wird in den ersten Akten abwechselnd gezeigt oder
versteckt und erzeugt durch die „neue“ Farbe beim Betrachter Neugier, auf das, was noch kommen mag.
Durch das abwechselnde Öffnen der 3 Eingangstüren, werden die Einrichtungsgegenstände sichtbar. Diese sind Anfangs ebenfalls
Aubergine- färbig, lassen sich aber per Hand drehen und werden, dadurch dass ihre Rückseiten bunte Farben wie Rot, Gelb, Violett,
Rosa oder Orange aufweisen, im Laufe des Stückes immer bunter.
Das stätige Bunter werden der Bühne, also der Seele, stellt optisch die Vielseitigkeit dieser dar und die Tatsache, dass sich dahinter
doch mehr verbirgt, als Anfangs vermutet.
Ebene 2 glänzt durch einen kräftigen Pink Ton und ist somit die Erweiterung des dagegen eher schlichten Violett der Kellertüre.
Anhand von Ebene 3 werden alle Farben der Bühne nochmals gespiegelt. Da die Türen auf Ebene 3 bunt durchscheinend sind
werden sie von hinten beleuchtet und die Farbigkeit kommt noch intensiver zur Geltung. Auffällig ist, dass Rot, Rosa und Violett- Töne
in meinem Bühnenbild dominieren. Diese stehen als Erweiterung für die Null Farbe Aubergine und sind, wie ich finde, eher feminine
Farben und somit ein schöner Kontrast zu der kühlen Männerwelt Stevensons.
Form:
Nicht nur der Rhythmus der Farben soll die Raumentwicklung unterstützen, sondern auch die Form der einzelnen Objekte ist für mein
Konzept von wesentlicher Bedeutung. Zu Beginn wird dem Betrachter ein Bild aus ausschließlich rechteckigen Formen gezeigt.
Dieses Bild, wird zum ersten Mal mit dem Erscheinen der Kellertüre gebrochen. Die Kellertür besteht zwar auch aus vier rechteckigen
Schiebewänden, ist aber in asymmetrischer Form aufgemalt. Aufgemalt nur deshalb, weil sich diese gemalte Form in Ebene 2 – der
Labor-Tür, wiederfindet. Die Labor-Tür unterstreicht die gemalte Form der Kellertür dadurch, dass die Silhouette selbst die
Asymmetrie der Türe ausmacht. In Ebene 3 finden sich keine rechtwinkeligen Formen mehr, alle Türen sind verzerrt und stellen das
verzerrte Seelenleben von Dr. Jekyll und Mr. Hyde dar.
Licht und Ton Konzept
Für die Ausleuchtung der Szenen habe ich keine konkreten Ideen vorgegeben. Ich habe lediglich ein paar Anregungen, wie die
Beleuchtung sein könnte. Bei den Nachtszenen bzw. den Nachtszenen am Gehsteig würde ich es schön finden, wenn dieser von
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einer seitlich angebrachten Lichtquelle gestreift wird oder ein indirektes Licht, den Schein einer Straßenlaterne imitiert. Weiters stelle
ich mir noch vor, dass sich die Wohnungen der Freunde einzeln ausleuchten lassen. Hierbei gäbe es aufgrund des Mobiliars auch
viele indirekte Beleuchtungsmöglichkeiten. Dabei stelle ich mir, im Kontrast zu dieser abstrakten und dadurch sehr kühl wirkenden
Welt, ein warmes, gemütliches Wohnzimmerlicht vor. Nehmen wir Szene 15 als Beispiel: wenn Poole in der kalten, windigen und vor
allem dunklen Nacht vor Uttersons Tür steht und läutet, öffnet sich die Tür und Poole wird, neben Utterson, von einem einladenden,
warmen Licht empfangen.
Anhand dieses Szenenbeispiels will ich direkt zum Thema Ton übergehen, denn sobald Poole über Uttersons Türschwelle tritt und in
der warm ausgeleuchteten Wohnung steht, soll der Wind im Hintergrund verstummen. Generell würde ich mir wünschen, dass die
unheimliche Entwicklung des Stückes durch Geräusche unterstützt wird. Hören wir in den ersten Szenen noch das friedliche
Gezwitscher von Vögeln und klassische Musik aus Jekylls Wohnung, vernehmen wir mit der Zeit immer öfters Donner, das Brausen
von Wind und angsteinflößendes Krächzen von Krähen. Eventuell könnte Jekyll/Hydes Schlussmonolog von schrillem Punkrock
begleitet werden und danach könnte das Stück laut, mit dieser Musik enden. Meine Ideen, in welchen Szenen Geräusche zu
vernehmen sind, lassen sich in meinem Szenario nachlesen.
Über das Betreten, Verlassen und Verstecken, von und auf der Bühne
Mittels der Schiebewände, denke ich, wäre es möglich, dass sich alle Schauspieler über das gesamte Stück, auf der Bühne aufhalten.
Dennoch habe ich, mit drei Ausgängen, genug Möglichkeiten zum Verlassen der Bühne geschaffen. Der erste Ausgang befindet sich
rechts vor der Bühne und schließt direkt an den Gehsteig an. Hinter der Fassade von Ebene 1, im Raumabschnitt von Ebene 2,
befindet sich auf der rechten Seite der Zweite Ausgang. Die Türen links und rechts neben dem Montagehallentor, lassen sich leider
erst beim Öffnen des Tores benützen. Auf Ebene 3, stellt die unterste, zentrale Tür die Möglichkeit dar, dass die Bediensteten in
Szene 18, wenn sie Jekyll suchen und später auch Jekyll selbst, direkt von der Bühne aus, hinter Ebene 3 gelangen. Allgemein will ich
nicht zu viele Vorgaben festlegen und das Benützen der Bühnenausgänge frei einem Regisseur überlassen.
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Kostüm
Bei meinen Kostümentwürfen habe ich mich bei der Form, von der Herrenmode der Zeit, als das Stück geschrieben wurde, inspirieren
lassen.
Bereits in meinen allerersten Vorstellungen, sah ich die feinen Herren mit Zylindern am Kopf. Bei der Farbe der Kostüme war ich
anfangs unschlüssig, wollte ich doch keine „bunten“ Elemente zu Beginn des Stückes auf der Bühne sehen. Schwarz, oder meine Null
Farbe Aubergine, wären von der Bühnenkonstruktion schier verschlungen worden. So, entschied ich mich, alle Protagonisten im
Kontrast zu Aubergine zu kleiden. Dabei entstanden verschiedene Grünabstufungen.
Nur Hyde, welcher in meiner Vorstellung von demselben Mann gespielt wird wie Jekyll, trägt von Beginn an einen knallbunten Mantel,
dessen Farben das offene Seelenleben wiederspiegeln. Eine weite Kapuze verhüllt sein Gesicht. Darunter trägt er den Doktormantel
von Jekyll. Dieser Mantel verweist mit seiner mintgrünen Farbigkeit darauf, dass Jekyll sich der Gesellschaft optisch anzupassen
versucht, besitzt aber schon erste bunte Elemente.
Bei den Materialien der Kostüme ist alles erlaubt was edel und kostbar wirkt aber nicht gezwungen teuer sein muss. Bei der Suche
nach grünen Stoffen empfehle ich spezielle Sekond Hand Läden für Stoffe aufzusuchen, da diese meist ein großes Sortiment haben
und preisgünstig sind.
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Szenario
SZENE
KURZBESCHREIBUNG DER SZENE
VERÄNDERUNG DER BÜHNE
LICHT UND TON
KOSTÜM/
MASKE
ANGEBOT FÜR
REGIE
Szene 1
Enfield berichtet bei einem Spaziergang
Utterson von einem unheimlichen Vorfall, bei
dem ein gewisser Mr. Hyde beinah ein kleines
Mädchen zertrampelte
Alle Türen sind geschlossen. Zu sehen sind: Uttersons Tür
(UT), Jekylls Tür (JT), Lanyons Tür (LT) und die Verdeck
Türen (V), später in der Szene verwandelt sich JT in die
Kellertür (KT).
Auf der Bühne ist es
Taghell und
Vogelgezwitscher ist zu
hören.
Alle in ihrem
Grundkostüm.
Jekyll/Hyde tritt
in seinem Hyde
Kostüm in
Erscheinung.
Der Gehsteig dient
dem Spaziergang,
die Szene um Hyde
wird vor den Augen
der Gentlemen
stumm abgespielt.
Szene 2
Utterson stöbert in seinem Büro
Anwaltsdokumente durch und findet heraus,
dass sein guter Freund Dr. Jekyll, all sein
Vermögen im Falle seines Absterbens oder
Verschwindens, an Mr. Hyde vererben
möchte.
UT wird geöffnet, man erlangt Einblick in Uttersons
Wohnung. Später wird LT geöffnet.
Szene 3
Utterson geht besorgt zu seinem Freund Dr.
Lanyon. Dieser ist ebenfalls ein langjähriger
Freund von Jekyll, kann aber Utterson bei der
Frage nach Mr. Hyde auch nicht weiterhelfen.
Niemand kennt diesen bösen Hyde.
Utterson ist auf dem Stuhl in seiner Wohnung
eingeschlafen und wälzt sich wild umher. Er
hat Albträume.
Zu Beginn ist LT noch von Szene 2 geöffnet, Sie wird später
geschlossen und UT öffnet sich.
Hinter UT strahlt
gemütliches
Wohnzimmerlicht, der
Rest der Bühne ist
schwach beleuchtet. Das
läuten einer Türklingel ist
zu hören.
Gleich wie Szene 2,
Gehsteiglicht wird
bläulich.
Szene 5
Utterson fängt in der Nacht Mr. Hyde ab, um
zu erfahren was das für ein Mensch ist. Zu
seinem Erschrecken stellt er fest, dass sein
Freund Jekyll unmöglich etwas mit dieser
grauenvollen Person zu tun haben kann.
Zu Beginn ist alles geschlossen. KT ist noch aus Szene 1 zu
sehen, verwandelt sich dann aber in JT.
Szene 6
Utterson geht zu Jekyll, trifft aber dort nur
Jekylls Butler Poole an. Von ihm erfährt er,
dass Jekyll der gesamten Belegschaft die
Anweisung gab, Mr. Hyde in seinem Haus frei
ein und aus gehen zu lassen.
JT bleibt sichtbar und wird von Poole geöffnet und
geschlossen.
Szene 4
UT offen.
78
Man hört immer lauter
werdenden Donner,
Wind und Regen. Schreie
sind zu hören, später
verstummt das Unwetter
wieder.
Das Gewitter zieht ab.
Der Gehsteig ist schwach
beleuchtet. Gegen Ende
der Szene, zeitgleich mit
der Türverwandlung
erstrahlt die gesamte
Bühne wieder in hellem
Tageslicht.
Zuerst Tageslicht, dann
BLACK.
Utterson schläft auf
einem Sessel
(zusammengestelltes
Mobiliar) in seiner
Wohnung.
Utterson wartet am
Gehsteig auf Hyde,
dieser kommt durch
die rechte Saaltür
auf die Bühne.
Jekyll/Hyde im
Jekyll Kostüm.
Während der
Verwandlung von KT
zu JT (Szene 5 bis 6)
bleibt Utterson am
Gehsteig mit dem
Szene 7
Szene 8
Szene 9
Szene 10
Szene 11
Jekyll lädt mehrere Freunde zu sich ein. Als
sich die Gelegenheit ergibt, fragt Utterson
bezüglich des seltsamen Testaments und
wegen Hyde nach. Jekyll möchte nicht
darüber sprechen, versichert seinem Freund
aber, dass alles so in Ordnung ist, wie es ist.
Hyde ermordet den ParlamentsAbgeordneten Sir Danvers Carew. Utterson
findet anhand eines abgebrochenen
Spazierstocks heraus, dass der Mörder Hyde
sein muss, doch dieser ist unauffindbar.
JT ist offen.
Utterson geht zu Jekyll. Dieser schwört ihm
mit Hyde nichts mehr zu tun zu haben und
zeigt ihm sogar einen Brief, indem Hyde
seinem Wohltäter dankt und versichert, ihn in
Ruhe zu lassen.
Utterson lässt dieses Dokument in seinem
Büro, von seinem Mitarbeiter, einem großen
Kenner und Beurteiler von Handschriften,
lesen. Dieser ist sich sicher, dass der Brief von
Jekyll selbst geschrieben wurde. Utterson
kommt zum Schluss, dass sein Freund Jekyll
für einen Mörder fälscht.
KT verwandelt sich wieder in JT. JT ist komplett geöffnet
und auf Ebene 2 öffnet sich zusätzlich die Labortür. Dort
sind die ersten Möbel auf mit ihrer bunten Fläche sichtbar.
Alles ist Taghell.
Das Läuten der Türklingel
ist zu hören wenn
Utterson vor JT steht.
JT und Labortür schließen sich. UT wird geöffnet.
Hinter UT sind nun ebenfalls die ersten Möbelstücke auf
ihre bunte Seite gedreht. Von nun an werden Szene für
Szene immer mehr Möbel bunt!
Taghell, hinter UT Licht.
Einige Zeit ist vergangen, Jekyll lädt wieder zu
einer Feier. Er wirkt gelöst und glücklich. Von
Hyde hat niemand mehr etwas gehört, die
Freunde freuen sich , dass es Jekyll wieder so
gut geht.
JT ist weit geöffnet, die dahinterliegende Labortür ist
geschlossen.
Der Bereich um JT ist
bunt beleuchtet, aus dem
Hause Jekylls tritt
fröhliche Musik. Am
Schluss der Szene wird
das Licht sanft gedimmt
und die Musik verstummt
JT verwandelt sich wieder in KT.
79
Aus dem Black von Szene
6 wird wieder ein heller
Tag. Die Wohnung von J.
ist glanzvoll
ausgeleuchtet.
Später Black.
Nachtstimmung.
Lediglich der Gehsteig ist
beleuchtet. Hinter der KT
ist grelles Licht.
BLACK
Rücken zur Tür
gekehrt stehen, und
ist, wenn er sich der
Tür wieder
zuwendet, nicht
erschrocken von der
Verwandlung.
Die Freunde stehen
im Eingangs Bereich
vor JT, sie gehen
über die rechte
Saaltür ab.
Jekyll/Hyde im
Hyde Kostüm.
Die Mord Szene
passiert am
Gehsteig. Während
der Szene müsste
hinter KT die
„Verwüstung“
vorbereitet werden.
Jekyll/Hyde im
Jekyll Kostüm.
Der Büromitarbeiter
von Utterson, tritt
(beabsichtigt
überraschend fürs
Publikum) aus dem
Hintergrund aus
Uttersons Wohnung
hervor. So, als wäre
er dort schon immer
gestanden.
Die Szene spielt sich
mehr auf den
Treppen zu JT ab als
in J. Wohnung.
langsam.
Szene 12
An einem neuen Tag will Utterson wieder
Jekyll besuchen, dieser lässt jedoch keinen zu
sich. Als Utterson bei seinem Freund Lanyon
um Rat fragen will, empfängt ihn dieser in
sehr schlechtem gesundheitlichem Zustand
und will nie mehr über Jekyll sprechen. Kurz
darauf stirbt Lanyon, er lässt Utterson noch
einen Brief zukommen.
Alle Türen sind geschlossen. Abwechselnder Weise öffnen
sich JT und UT. Am Schluss der Szene ist wieder ein
geschlossenes Bild zu sehen.
Wieder ein sonniger Tag,
leichtes brausen von
Wind ist zu hören.
Szene 13
Utterson öffnet den Brief von Lanyon, darin
steht lediglich, dass Utterson den Brief erst
nach den Verschwinden oder Ableben Jekylls
lesen darf. Utterson liest den Brief nicht, er ist
verzweifelt.
Utterson und Enfield gehen Spazieren. An
einem Fenster oberhalb von Jekylls Türe
sehen sie Jekyll. Er sieht schwach und
verändert aus, ist aber freundlich und
unterhält sich mit den beiden Gentlemen.
Plötzlich verzieht er seltsam sein Gesicht und
verschwindet schnell im Haus. Utterson und
Enfield sind schockiert von diesem Anblick
und kehren traurig heim.
Poole läutet in einer stürmischen Nacht
Utterson aus dem Haus. Er ist völlig aufgelöst
und bittet Utterson mit ihm in Jekylls Haus zu
kommen. Denn irgendetwas ist mit dem
Doktor geschehen.
UT ist offen.
Gleich wie in Szene 12,
später BLACK.
JT hat sich wieder in KT verwandelt. Das Montagehallentor
hat sich ein Stück weit geöffnet, so, dass von Ebene 3, das
oberste Fenster sichtbar wird.
Mystisches Licht, man
hört das unheimliche
krähen von Raben.
KT und UT werden abwechselnd geöffnet und geschlossen.
Im Hause Jekyll ist bereits die gesamte
Belegschaft vor Jekylls Labor Tür versammelt.
Durch die Tür hört man seltsame Geräusche
und leises wimmern. Poole vermutet, dass
Jekyll ermordet wurde und sich der Mörder
noch im Labor aufhält. Utterson denkt sofort
KT bzw. JT sind komplett geöffnet.
Nachtszene. Nur der
Gehsteig ist beleuchtet.
Man hört von weitem
Donner und der Wind
braust durch die Gasse.
Kaum tritt Poole in die
wohnliche Stube von
Utterson, verstummen
die Geräusche.
Alles ist dunkel, nur das
Haus Jekylls ist
beleuchtet. Gruselige
Nachtstimmung. Am
Ende der Szene – BLACK.
Szene 14
Szene 15
Szene 16
80
Lanyon ist fahl,
kränklich,
geschminkt
Die Bestatter tragen
den Sarg Lanyons
aus dessen
Wohnung, tragen
ihn einmal den
Gehsteig entlang zu
Uttersons Wohnung,
wenden dann
wieder und
verlassen die Bühne
über den rechten
Ausgang.
Utterson liest laut
den Brief vor.
Jekyll/Hyde im
Jekyll Kostüm.
Jekyll sieht krank
und eingefallen
aus.
Utterson und Enfield
stehen am Gehsteig
wenn sie mit Jekyll
sprechen.
Poole kämpft
sichtlich gegen den
Wind an.
Die bis hier eher
unscheinbare
Belegschaft Jekylls
zeigt Emotionen und
wird für die
Dramatik der Szene
Szene 17
Szene 18
Szene 19
Szene 20
an Hyde und sie beschließen die Tür
aufzubrechen.
Utterson und Poole brechen die Labor Tür auf,
dahinter finden sie den toten Hyde.
wichtig.
Die Labortür wird geöffnet, auch das Montagehallentor
öffnet sich und Ebene 3 ist vollständig zu sehen. Alle
verbliebenen Möbel sollten nun ihre bunte Seite zeigen.
Szene 16 läuft weiter,
aber mittlerweile ist die
Bühne in Morgenlicht
getaucht. Die
Scheinwerfer hinter
Ebene 3 gehen an.
Alle suchen das Haus ab, um nun auch den
Leichnam Jekylls zu finden. Sie finden einen
Brief, der von Jekyll an Utterson gerichtet ist.
In dem Brief vermacht Jekyll sein Vermögen
Utterson. Der Brief wurde gerade eben
ausgestellt und lässt Utterson hoffen, dass
Jekyll nur geflohen, aber nicht tot sei.
Utterson läuft heim, um auch die anderen
Teile des Briefes zu lesen.
Utterson liest zuerst den Brief, den ihm
Lanyon hinterlassen hat. In dem Brief erzählt
Lanyon von der Begebenheit, als sich vor
seinen Augen, ein gewisser Mr. Hyde durch
eine Drogentinktur in Jekyll verwandelt hat.
Lanyon war immer gegen die Versuche seines
Kollegen Jekyll und das Hantieren mit Drogen
immer ein großes Streit Thema unter den
Freunden.
Szene 18 ist gleich wie Szene 17, Ebene 3 wird von hinten
durch die Protagonisten bespielt.
Gleich wie Szene 17, am
Ende BLACK.
UT öffnet sich zum ersten Mal komplett, d.h. Alle vier
Schiebetüren (V3, UT, UT, V1) werden hinter die
Stützpfeiler geschoben. LT ist „normalweit“ geöffnet.
Utterson liest nun Jekylls Brief. In dem erklärt
Jekyll wie er in diese missliche Lage
gekommen ist und wie es ihm in der Zeit als
gespaltene Persönlichkeit in zwei Körpern
ergangen ist. Alles wird aufgeklärt. Jekyll
musste zugunsten der Gesellschaft Hyde, also
auch sich, töten.
LT öffnet sich nun ebenfalls komplett. Die 16 Schiebetüren
von Ebene 1, Die 4 Schiebewände von Ebene 2 und das
Montagehallentor mit Sicht auf Ebene 3 sind vollständig
geöffnet!
81
Jekyll/Hyde im
Hyde Kostüm.
Fahles Gesicht –
er ist Tod.
Der Übergang von
Szene 16 zu 17
scheint während des
kurzen Black
stillzustehen und
läuft danach
fließend weiter.
Für die Suche soll
nicht nur Ebene 3,
sondern die gesamte
Bühne
eingenommen
werden.
Alles ist beleuchtet.
Jekyll/Hyde zu
Beginn im Hyde
Kostüm,
verwandelt sich
dann auf der
Bühne in Jekyll.
Bunte Lichter kommen
aus allen Ecken der
Bühne. Lichterchaos.
Anfangs vernimmt man
leise Punkrock Musik,
könnte auch Metallpunk
oder Mosh-core sein…
irgendetwas Wildes mit
dem das Stück lautstark
ausklingt.
Jekyll/Hyde im
Jekyll Kostüm,
trägt den Mantel
Hydes offen
darüber.
Utterson wird zum
Erzähler der
Geschichte.Während
er am Gehsteig zum
Publikum gerichtet
die Briefe vorliest,
werden hinter ihm
auf der Bühne die
gelesenen Zeilen
gespielt.
Durch das
Erscheinen von
Jekyll wird der Tod
Hydes, wieder
rätselhaft. Durch das
Verschwinden von
Jekyll und Hyde
durch das Türchen in
Ebene 3 entstehen
beim Publikum, dass
gerade dachte das
Stück zu verstehen,
erneut Fragen.
82
Technische Daten
Szenario der Schiebewände
Dieses Szenario zeigt im Grundriss den Schiebeverlauf der Türen. Die schwarzen Elemente stellen in der Zeichnung die Stützpfeiler
dar. Die Schiebetüren und das Montagehallentor sind Aubergine-färbig. Ebene 3, die Ebene mit den 6 Fenstern ist nur zart
eingezeichnet, da sie für dieses Szenario nicht relevant ist.
In Szene 1 stehen die Türen in ihrer Anfangsposition und sind zusätzlich beschriftet:
JT1, JT2, JT3, JT4 = Jekylls Tür; KT1, KT2, KT3, KT4 = Kellertür; UT, UT= Uttersons Tür; LT, LT = Lanyons Tür; V1, V2, V3, V4 =
Verdeck Türen.
In diesem Szenario ist, zugunsten der Veranschaulichung, die Stärke der Türen und Pfeiler nicht getreu dem Maßstab.
Die Eingangstüren UT, JT und LT sind
geschlossen. Die Verdeck Türen sorgen
dafür, dass die gesamte Ebene 1
geschlossen ist.
Szene 1
83
Szene 1
In der ersten Szene gibt es bereits die
erste Verwandlung, indem JT zu KT wird.
Szene 2
Zu Beginn von Szene 2 wird UT geöffnet
und der Betrachter erhält Einblick in
Uttersons Wohnung,…
Szene 2
… später wird LT geöffnet.
84
Szene 3
LT ist noch aus Szene 2 geöffnet, schließt
sich dann und UT öffnet sich wieder.
Szene 4
UT offen.
Szene 5
Alles ist geschlossen und KT ist zu sehen…
85
Szene 5
…KT verwandelt sich in JT.
Szene 6
JT wird abwechselnd geöffnet und
geschlossen.
Szene 7
JT ist offen.
86
Szene 8
JT verwandelt sich wieder in KT.
Szene 9
KT verwandelt sich wieder zurück in JT,
dann…
Szene 9
…öffnen sich JT und KT, der Betrachter
erhält freie sich auf Ebene 2, hier ist die
Labortür ebenfalls geöffnet.
87
Szene 10
JT und Labortür schließen sich, UT wird
geöffnet.
Szene 11
JT und KT sind wieder beide offen, die
Labortür ist geschlossen.
Szene 12
Die gesamte Fassade ist geschlossen. UT
und JT öffnen sich abwechselnd, am Ende
sind wieder alle Türen zu.
88
Szene 13
UT ist offen.
Szene 14
JT verwandelt sich in KT. Das
Montagehallentor öffnet sich, dass
oberste Fenster von Ebene 3 wird
sichtbar.
Szene 15
KT und UT werden abwechselnd geöffnet
und geschlossen.
89
Szene 16
KT und JT sind komplett geöffnet.
Szene 17
Die Labortür und das Montagehallentor
öffnen sich ganz, so werden alle Türen von
Ebene 3 sichtbar.
Szene 18
In dieser Szene bleibt alles wie in Szene
17. Die Türen von Ebene 3 werden von
hinten bespielt.
90
Szene 19
UT öffnet sich bis zur Gänze, LT ist noch
nicht vollständig geöffnet.
Szene 20
Mit dem Öffnen von LT sind nun alle
Türen komplett aufgeschoben und somit
ist die Geschichte der Seele auch visuell
entschlüsselt.
91
Pläne
Grundriss, Aufriss und Seitenriss meines Bühnenbildes im György- Ligeti- Saal sind in digitaler Form auf den hinten beigelegten CDs
in dwg- Datei und step- Datei (3- D Format) zu sehen.
92
Kostenvoranschlag
Die gesamte Bühnenkonstruktion trägt eine hochglänzende, glatte, Aubergine-färbige Oberfläche, gleich den originalen
Wandelementen des György –Ligeti-Saals. Die Schiebetüren aus Ebene 3 bestehen aus einem durchscheinenden aber bunten
Material.
HOLZ - Die Ebenen 1, 2 und 3 sind Holzkonstruktionen. Speziell für die Schiebewände würden sich Leichtbauplatten bzw.
Großformatplatten eignen. Die AERO Slide Platten und die Door & Table – Board Großformatplatten von Erwin Krüger KG sind ideal
geeignet für Hochglanzoberflächen und benötigen vor dem Lackieren keine aufwändige Grundierung. Da die Frachtkosten aus
Deutschland sehr kostspielig wären, bietet sich an, die Platten bei dem Österreichischen Händler Wallner Holz Handel / St. Pölten zu
bestellen.
SCHIENEN - Die Laufschienen für die Schiebetüren erhält man bei Steinrueck. Die Artikelnummer der, für dieses Bühnenbild
benötigten Schiene lautet: 47140646. Eine Schiene ist 6m lang. Für Jekyll and Hyde werden ca. 80 Laufmeter benötigt. Für das
Zusammenfügen der Schienen benötigt man Schienenverbinder.
LACKIERUNG – Die Leichtbauplatten sollten hochglänzend in Aubergine lackiert werden. Bei der Malerei Horst Matlschweiger kosten
8 – 10 m² Lackierung ca. 32 Euro (Materialkosten).
PLEXIGLAS – Meinen Recherchen zufolge, würde ich für 1 m² Polycarbonatplatten mit einer Stärke von mind. 5 mm mit ca. 100€
rechnen. 3mm starke Platten sind wesentlich billiger, es sollte aber zuvor getestet werden ob diese Stärke bei der Größe der Türen
von Ebene 3 ausreichend ist.
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45m² Aero Slide Platten
80m² Door & Table Board
80 Lm Schienen
Schienenverbinder
Lackierung
Plexiglas
Nebenkosten
Kostüm
Gesamtsumme
800€
1.000€
500€
100€
1.000€
2.000€
1.500€
2.000€
8.900€
(Alle Preise wurden aufgerundet und sind somit Zirka- Angaben)
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Bibliographie
JEKYLL UND HYDE- DAS ANDERE IN UNS
DOKUMENTATION VON ARTEM DEMENOK; EINE PRODUKTION VON SÜDWESTRUNDFUNK IN ZUSAMMENARBEIT MIT ARTE
2011
Verwendet für den Teil: „Die Entwicklung der Geschichte“.
DIE NOVELLE VON ROBERT LOUIS STEVENSON: – DR. JEKYLL UND MR. HYDE, FRANKFURT AM MAIN, S. FISCHER VERLAG
GMBH, 2010
Verwendet für:
 Inhalt der Erzählung
 Kurzbiografie über Robert Louis Stevenson
 Interpretation von Susanne Scholz
DR JEKYLL AND MR HYDE – DIE LEGENDE IST ZURÜCK Film von John Carl Buechler, USA 2006
DR JEKYLL AND MR HYDE Film von Adolph Zukor, USA 1920
FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, ON COUCH WITH JEKYLL AND HYDE- EINE PSYCHOANALYTISCHE INTERPRETATION DES
DOPPELGÄNGERMOTIVS von Lodovicco Pizzarri, Berlin 2000 (www.hausarbeiten.de)
Verwendet für Recherchen
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