Predigt am 22.11.2008 - Moment der Besinnung
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Predigt am 22.11.2008 - Moment der Besinnung
Ein Stück vom Himmel „Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet“ – so singt Herbert Grönemeyer in seiner Ballade „Der Weg“. Darin besingt er liebevoll die Eigenschaften seiner Frau: „deine sanftmütige Güte, dein unbändiger Stolz, dein sicherer Gang“. Der Tod seiner Frau ließ ihn verstummen. Jahrelang zog er sich zurück, bis er dann vier Jahre später diese Ballade veröffentlichte. Sie beschreibt seinen persönlichen Weg durch Abschied und Schmerz, Hilflosigkeit und Einsamkeit: „Das Leben ist nicht fair“. Am Ende aber hat ihn sein Weg durch die Trauer ins Leben zurückgeführt: „Ich gehe nicht weg, hab meine Frist verlängert.“ Und auf diesem Weg nimmt er seine Liebe mit: „Ich habe dich sicher in meiner Seele, ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt“. Er weiß: „Es war ein Stück vom Himmel, dass es dich gibt“. Mich rührt diese Ballade an. Worte und Musik passen zusammen. Auch die Erfahrung, die darin zum Ausdruck kommt, ist stimmig. Grönemeyer weiß, wovon er singt. Es geht um Liebe und Tod und um den Weg durch die Trauer in das Leben zurück. Lebenserfahrung in Wort und Musik. Das gilt auch für Johannes Brahms. Sein „Deutsches Requiem“ ist wohl durch den tragischen Tod seines Freundes Robert Schumann befördert worden. Sehr viele Menschen haben das Requiem am vergangenen Wochenende in zwei eindrücklichen Aufführungen in der St. Wilhadi-Kirche gehört. „Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen.“ Dramatisch werden diese Worte durch Chor und Orchester, besonders durch die tiefen Männerstimmen und die Pauken eingehämmert: „Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen“ (1. Petrus 1, 24). Doch dann wechselt die Stimmung. Triumphierende Trompeten klingen und hohe Stimmen singen: „Die Erlösten des Herrn werden wieder kommen … Freude und ewige Wonne werden sie ergreifen und Schmerz und Seufzen wird weg müssen“ (Jesaja 35, 10). Wie auf einem Weg führt Brahms die Zuhörenden durch das Requiem hindurch. Er lässt sie die Ernsthaftigkeit des Todes ebenso spüren wie die Wirklichkeit des Trostes. Dazu hat er intensiv in der Bibel gelesen und die Texte selbst zusammengestellt. Dieser persönliche Umgang mit der Bibel überzeugt und macht deren Aussagen glaubhaft: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben“ (Offenbarung 14, 13). Morgen ist Toten- und Ewigkeitssonntag. Viele haben auch im vergangenen Jahr einen lieben Menschen verloren. Ihnen wünsche ich, dass die Worte der Bibel Sie erreichen und Sie trösten auf Ihrem Weg durch die Trauer zum Leben. Ihr Dr. Thomas Kück Superintendent in Stade