Stellvertreter der Natur: Die Verwendung von Symbolarten in
Transcription
Stellvertreter der Natur: Die Verwendung von Symbolarten in
Lizentiatsarbeit Stellvertreter der Natur: Die Verwendung von Symbolarten in der Naturschutzplanung Frühling 2008 Eingereicht von: Claudia Keller Giessliweg 60 4057 Basel Referent: Prof. Dr. phil. Peter Nagel Institutsvorsteher Institut Natur, Landschafts- und Umweltschutz, Universität Basel Korreferent: Robert Alistair Home Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, Birmensdorf Zusammenfassung Ein erklärtes Ziel heutiger Umwelt- und Naturschutzorganisationen ist die Verhinderung des weltweiten Artensterbens und die Errichtung von Schutzgebieten. Häufig werden Stellvertreterarten verwendet, um solche Schutzflächen auszuweisen. Hinter diesem Begriff verbergen sich dabei unterschiedliche Ansätze und Konzepte, die je nach Autor verschieden definiert und bewertet werden. In dieser Arbeit wird versucht, anhand der Fachliteratur eine möglichst klare Abgrenzung der Begriffe “Indikatorart“, “Schirmart“, “Schlusssteinart“, “Brennpunktart“ sowie “Symbolart“ zu gewinnen. Es werden dabei Anwendung, Vor- und Nachteile dieser Konzepte diskutiert. Den Symbolarten, als Sympathieträger von Umweltschutzprogrammen, kommt dabei eine besondere Gewichtung bei. Neben dem Anwendungsbereich, Auswahlkriterien und Eignung des Konzeptes wird durch Interviewaussagen sechzehn Natur- und Tierschutzorganisationen aufgezeigt, wie das Symbolartenkonzept konkret umgesetzt wird. Es zeigt sich, dass die heute verwendeten Symbolarten erfolgreich als Werbemittel eingesetzt werden. Der Hauptkritikpunkt lautet aber dass sie sich vielfach nicht eignen, um ökologische Ziele zu erreichen. Da es wohl kaum eine einzelne Art gibt, die sowohl ökologische wie auch strategische Funktionen erfüllen kann, sollte die Wahl einer Stellvertreterart immer in Hinblick auf die gewünschte Funktion erfolgen. Abstract Among the aims of environmental organizations is to preserve threatened species and establish protected areas. Surrogate species are frequently used to encourage the creation of such protected areas and this term encompasses various approaches and concepts that are variably defined and evaluated. In this paper the terms “indicator species”, “umbrella species”, “keystone species”, “focal species”, and “flagship species” are clearly defined. The uses, advantages, and disadvantages of these concepts are discussed with emphasis on the use of flagship species as charismatic ambassadors of environmental programs. An attempt was made to identify the criteria for selection of species and the application and applicability of the concept. Representatives of 16 environmental organizations and animal rights groups were interviewed to determine how the flagship species concept is applied in practice. The results show that flagship species are strategically, and successfully, used to gain financial support and membership for environmental organizations, however, the main criticism of the concept is that they are often inappropriate for reaching ecological goals. As it is probably an impossible challenge to find single species that fulfil both strategic and ecological functions, surrogate species should be selected with the allocated function in mind. Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die mir bei der Realisierung dieser Arbeit geholfen haben. - An erster Stelle danke ich Prof. Dr. phil. P. Nagel, Institutsvorsteher des Institutes für Natur, Landschaft- und Umweltschutz der Universität Basel für die Betreuung der Lizentiatsarbeit und die zahlreichen hilfreichen Hinweise - Ein ganz grosser Dank gebührt meinem Betreuer an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf, Robert Home, der massgeblich an der Themenfindung der Arbeit beteiligt war und mir unzählige Ratschläge und Tipps gegeben hat - Ein grosser Dank geht an Dr. Marcel Hunziker, Leiter der Forschungsgruppe Sozialwissenschaftliche Landschaftsforschung an der WSL, für seine Hilfe und die Durchführung des Probeinterviews - Weiter möchte ich allen meinen Interviewpartnern danken, die sich oftmals spontan bereit erklärt haben, mir einige Fragen zum Logo ihrer Organisation zu beantworten - Einen Dank spreche ich der WSL aus für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes und der Freischaltung auf die Datenbanken, aus denen ich einen grossen Teil meiner Literatur bezogen habe - Meiner Mutter danke ich für das sorgfältige Korrekturlesen - Mein Bruder stellte mir freundlicherweise seine Wohnung zur Verfügung und half mir bei der formalen Gestaltung der Arbeit - Und nicht zuletzt danke ich meinen Eltern für die Unterstützung während der letzten fünf Jahren, ohne die mein Studium gar nicht möglich gewesen wäre. Lizentiatsarbeit Stellverterter der Natur Claudia Keller Inhaltsverzeichnis 1. Problemstellung und Ziele der Arbeit.................................... 7 2. Definitionen .............................................................................. 9 2.1 Stellvertreterarten (Surrogate species) ............................................ 9 2.2 Indikatorarten (indicator species).................................................... 9 2.3 Schirmarten (umbrella species)...................................................... 10 2.4 Schlusssteinarten (keystone species) .............................................. 11 2.5 Brennpunktarten (focal species)..................................................... 12 2.6 Symbolarten (flagship-species) ....................................................... 13 3. Methodisches Vorgehen .........................................................17 3.1 Empirische Sozialforschungen ....................................................... 17 3.1.1 Quantitative Sozialforschung ..................................................................... 17 3.1.2 Qualitative Sozialforschung........................................................................ 17 3.2 Interviews ........................................................................................ 18 3.2.1 Standardisierte (strukturierte) Interviews................................................. 18 3.2.2 Nicht-standardisierte (unstrukturierte) Interviews................................... 19 3.2.2.1 Leitfadeninterviews................................................................................ 19 3.2.2.2 Das Experteninterview ........................................................................... 19 3.3 Interviewdesign ............................................................................... 20 3.3.1 Methodenwahl............................................................................................. 20 3.3.2 Stichprobenauswahl.................................................................................... 21 3.3.3 Internationale Organisationen ................................................................... 22 3.3.3.1 World Wide Fund for Nature (WWF)..................................................... 22 3.3.3.2 Schweizer Vogelschutz SVS/ BirdLife Schweiz ..................................... 23 3.3.3.3 VIER PFOTEN ...................................................................................... 24 3.3.3.4 Fondation Franz Weber (FFW)............................................................... 24 3.3.3.5 Greenpeace ............................................................................................ 25 3.3.4 Nationale Organisationen ........................................................................... 25 3.3.4.1 Pro Natura.............................................................................................. 26 3.3.4.2 Schweizer Tierschutz STS...................................................................... 26 3.3.4.3 Schweizer Jugendtierschutz SJT............................................................. 27 3.3.4.4 Karch Schweiz ....................................................................................... 27 3.3.4.5 Zoo Zürich ............................................................................................. 27 3.3.5 Regionale Organisationen........................................................................... 28 3.3.5.1 Sektion BirdLife: Berner Vogelschutz BVS ........................................... 29 3.3.5.2 Sektion Birdlife: Zürcher Vogelschutz ZVS ........................................... 29 1 Lizentiatsarbeit Stellverterter der Natur Claudia Keller 3.3.5.3 Sektion Pro Natura: Pro Natura Thurgau ................................................ 29 3.3.5.4 Natrix (Jugendgruppe Pro Natura und SVS) ........................................... 30 3.3.5.5 Tierschutz beider Basel .......................................................................... 30 3.3.5.6 Tierschutz Region Thun ......................................................................... 31 4. Beurteilung der Stellvertreterartenkonzepte........................32 4.1 Effizienz der Stellvertreterartenkonzepte ..................................... 32 4.2 Beurteilung des Indikatorartenkonzeptes ..................................... 33 4.2.1 Bioindikatoren ............................................................................................ 33 4.2.2 Populationsindikatoren............................................................................... 35 4.2.3 Biodiversitätsindikatoren ........................................................................... 36 4.3 Beurteilung des Schirmartenkonzeptes ......................................... 37 4.4 Beurteilung des Schlusssteinartenkonzeptes ................................. 38 4.5 Beurteilung des Brennpunktartenkonzeptes ................................. 42 5. Resultate I: Verwendung von Symbolarten ..........................45 5.1. Literaturauswertung...................................................................... 45 5.1.1 Symbolarten im Naturschutz...................................................................... 45 5.1.1.1 Ocean’s 10 ............................................................................................. 47 5.1.1.2 Hallo Biber ............................................................................................ 48 5.1.2 Art des Jahres ............................................................................................. 48 5.1.2.1 Art des Jahres in Deutschland................................................................. 48 5.1.2.2 Art des Jahres in der Schweiz................................................................. 51 5.1.3 Symbolarten im Tourismus ........................................................................ 52 5.1.4 Symbolarten in Zoos ................................................................................... 52 5.1.4.1 Knut....................................................................................................... 53 5.1.4.2 Flocke .................................................................................................... 53 5.1.5 Symbolarten in der Werbung..................................................................... 56 5.2 Ergebnisse der Interviews............................................................... 58 5.2.1 Organisationen mit Tierlogo ...................................................................... 58 5.2.1.1 Anwendung....................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.2.1.2 Logowechsel ..................................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.2.2 Organisationen ohne Tierlogo ................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 5.3 Zwischenfazit................................................................................... 60 6. Resultate II: Wahl der Symbolarten .....................................61 6.1. Literaturauswertung...................................................................... 61 6.1.1 Eigenschaften von Symbolarten ................................................................. 61 6.1.2 Präferenz für grosse Säugetierarten .......................................................... 62 6.1.3 Präferenzen unterschiedlicher Kulturen ................................................... 64 6.1.4 Bestimmung von Präferenzen anhand der Eventualwertung ................... 65 2 Lizentiatsarbeit Stellverterter der Natur Claudia Keller 6.1.5 Potential kleiner Arten ............................................................................... 67 6.1.5.1 Das Kindchenschema ............................................................................. 68 6.1.6 Abneigungen ............................................................................................... 69 6.1.6.1 Warnarten .............................................................................................. 70 6.1.7 Pflanzen als Symbolarten ........................................................................... 71 6.2 Ergebnisse der Interview ................................................................ 73 6.2.1 Organisationen mit Tierlogo ...................................................................... 73 6.2.1.1 Wahl der Symbolarten............................................................................ 73 6.2.1.2 Bevorzugte Eigenschaften von Symbolarten...... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.2.1.3 Ungeeignete Symbolarten ................. Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.2.2 Organisationen ohne Tierlogo ................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 6.3 Zwischenfazit................................................................................... 79 7. Resultate III: Argumente für und gegen das Symbolartenkonzept...................................................................80 7.1 Literaturauswertung....................................................................... 80 7.1.1 Argumente für das Symbolartenkonzept................................................... 80 7.1.1.1 Aussagekraft von Bildern....................................................................... 80 7.1.1.2 Ökotourismus......................................................................................... 81 7.1.1.3 Finanzieller Ertrag.................................................................................. 82 7.1.1.4 Ökologische Funktionen von Symbolarten ............................................. 83 7.1.1.5 Beispiele erfolgreicher Symbolarten....................................................... 86 7.1.2 Argumente gegen das Symbolartenkonzept............................................... 91 7.1.2.1 Konflikte mit der lokalen Bevölkerung................................................... 91 7.1.2.2 Ökotourismus......................................................................................... 93 7.1.2.3 Gegenteilige Effekte............................................................................... 93 7.1.2.4 Naturschutztechnische Gründe ............................................................... 94 7.1.2.5 Ökologische Funktionen von Symbolarten ............................................. 95 7.2 Ergebnisse der Interviews............................................................. 100 7.2.1 Organisationen mit Tierlogo .................................................................... 100 7.2.1.1 Erfolgreiche (Tier)logos....................................................................... 100 7.2.1.2 Nachteile eines Logos ....................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 7.2.2 Organisationen ohne Tierlogo ................... Fehler! Textmarke nicht definiert. 7.3 Zwischenfazit................................................................................. 102 8. „Praktische“ Umsetzung der Resultate: Projekt BiodiverCity..............................................................................103 8.1 Ziele des Projektes „BiodiverCity“ .............................................. 103 3 Lizentiatsarbeit Stellverterter der Natur Claudia Keller 8.2 Wahl einer städtischen Symbolart ............................................... 104 8.2.1 Pflanzen..................................................................................................... 104 8.2.1.1 Pflanzen in der Stadt ............................................................................ 104 8.2.1.2 Eigenschaften von Pflanzen in einer Stadt ............................................ 105 8.2.1.3 Mögliche Wahl einer pflanzlichen Symbolart....................................... 107 8.2.2 Tiere........................................................................................................... 108 8.2.2.1 Tiere in der Stadt.................................................................................. 108 8.2.2.2 Eigenschaften von Tieren in der Stadt .................................................. 108 8.2.2.3 Mögliche Wahl einer tierischen Symbolart ........................................... 109 9. Ausblick und Fazit................................................................114 10. Literaturverzeichnis ...........................................................118 Anhang I: Fragebogen..............................................................137 Anhang II: Natur des Jahres in Deutschland 1980- 2008 ......138 Anhang III: Verzeichnis aller in der Arbeit erwähnten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten............................................................142 4 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Tabellenverzeichnis Tab. 1: Unterschiede zwischen einzelnen Stellvertreterarten............................................................................15 Tab. 2: Funktionen der verschiedenen Stellvertreterarten.................................................................................16 Tab. 3: Vergleich zwischen quantitativer und qualitativer Sozialforschung....................................................18 Tab. 4: Vergleich zwischen quantitativen und qualitativen Interviews............................................................20 Tab. 5: Effizienz 53 Studien mit Stellvertreterarten ..........................................................................................33 Tab. 6: Klassifikation von Schlüsselartentypen .................................................................................................39 Tab. 7: Kurzdefinition der Stellvertreterarten ....................................................................................................44 Tab. 8: Die Symbolarten des WWFs...................................................................................................................46 Tab. 9: Vogel des Jahres 1971-1979 (Deutschland) ..........................................................................................49 Tab. 10: Vogel und Tier des Jahres (Schweiz)...................................................................................................51 Tab. 11: Zahlungsbereitschaft amerikanischer Bürger für ausgewählte Arten ................................................66 Tab. 12: Antworten der lokalen Bevölkerung in Brasilien vor und nach dem Projekt....................................89 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Die Entwicklung des WWF-Logos........................................................................................................22 Abb. 2: Logo BirdLife international ...................................................................................................................23 Abb. 3: Logo BirdLife Schweiz ..........................................................................................................................23 Abb. 4: Logo Vier Pfoten ....................................................................................................................................24 Abb. 5: Logo FFW ...............................................................................................................................................24 Abb. 6: Logo Greenpeace ....................................................................................................................................25 Abb. 7: Logo Pro natura.......................................................................................................................................26 Abb. 8: Logo Schweizer Tierschutz ..................................................................................................................26 Abb. 9: Logo Schweizer ......................................................................................................................................27 Abb. 10: Logo karch ............................................................................................................................................27 Abb. 11: Logo Zoo Zürich...................................................................................................................................27 Abb. 12: Logo Berner Vogelschutz ....................................................................................................................29 Abb. 13: Logo Zürcher Vogelschutz...................................................................................................................29 Abb. 14: Pro natura Thurgau ...............................................................................................................................29 Abb. 15: Logo Natrix ...........................................................................................................................................30 Abb. 16+17: Ehemaliges Logo Basler Tierschutzverein und heutiges Logo Tierschutz beider Basel...........30 Abb. 18-20: Ehemalige Logos des Tierschutzvereins Thun..............................................................................31 Abb. 21: Logo Tierschutz Region Thun .............................................................................................................31 Abb. 22: Logo Hallo Biber ..................................................................................................................................48 Abb. 23: Knut .......................................................................................................................................................53 Abb. 24: Flocke ....................................................................................................................................................53 Abb. 25: Logo Ferrari ..........................................................................................................................................57 Abb. 26: Logo Obi ...............................................................................................................................................57 Abb. 27: Logo Puma ............................................................................................................................................57 Abb. 28: Logo Lufthansa .....................................................................................................................................57 Abb. 29: Logo Lacoste.........................................................................................................................................57 Abb. 30: Logo Milka............................................................................................................................................57 Abb. 31: Logo Pelikan .........................................................................................................................................57 Abb. 32: Das Kindchenschema ...........................................................................................................................68 Abb. 33: Grosser Panda .......................................................................................................................................86 Abb. 34: Löwe ......................................................................................................................................................87 Abb. 35 : Elefant ..................................................................................................................................................87 Abb. 36: Afrikanischer Büffel.............................................................................................................................87 Abb. 37: Leopard..................................................................................................................................................87 Abb. 38: Spitzmaulnashorn .................................................................................................................................87 Abb. 39: Breitmaulnashorn.................................................................................................................................87 Abb. 40: Bengaltiger ............................................................................................................................................88 5 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Abb. 41: Spinnenaffe ...........................................................................................................................................88 Abb. 42: Aloatra Halbmaki..................................................................................................................................88 Abb. 43: Gorilla....................................................................................................................................................90 Abb. 44: Flughund................................................................................................................................................90 Abb. 45: Chile-Kolibri .........................................................................................................................................91 Abb. 46: Delfin.....................................................................................................................................................91 Abb. 47: Gewöhnliche Vogelmiere...................................................................................................................108 Abb. 48: Taubenkropf- Leimkraut ....................................................................................................................108 Abb. 49: Der Hausrotschwanz...........................................................................................................................112 Abb. 50: Der Mauersegler .................................................................................................................................112 Abb. 51: Die Rauchschwalbe ............................................................................................................................113 Abb. 52: Die Mehlschwalbe ..............................................................................................................................113 Abb. 53: Der Haussperling ................................................................................................................................113 Abb. 54: Eichhörnchen ......................................................................................................................................113 Abb. 55: Igel .......................................................................................................................................................113 6 1. Problemstellung und Ziele der Arbeit Der Naturschutz hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Als neue multidisziplinäre Wissenschaft entstand die Naturschutzbiologie, die die gesamte Bandbreite der biologischen Diversität dokumentiert, den menschliche Einfluss auf Arten, Gemeinschaften und Ökosysteme untersucht sowie praktischen Ansätze entwickeln will, um das Artensterben zu verhindern, um die genetische Diversität innerhalb einer Art zu erhalten und um die biologische Gemeinschaften und ihre Ökosystemfunktionen zu schützen. Ihr liegen dabei bestimmte ethische Prinzipien zugrunde: - Die Diversität der Arten und biologischen Gemeinschaften sollen erhalten bleiben. - Das endgültige Aussterben von Populationen und Arten soll verhindert werden. - Die ökologische Komplexität soll erhalten bleiben. - Die Evolution soll weitergehen - Die biologische Diversität hat einen intrinsischen Wert Durch den Einbezug zahlreicher Fachgebiete werden unter anderem Strategien zum Schutz seltener Arten bestimmt, Naturreservate ausgeschieden oder Umweltschutzanliegen mit den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung in Einklang gebracht (PRIMACK 2006). Als weiterer bedeutender Forschungsbereich entstand die Biogeographie, die sich mit der räumlichen und zeitlichen Analyse und der Erklärung von Verteilungsmustern beschäftigt. Die Pflanzen und Tiere dienen dabei als Informationsträger, um Fragen nach der Interaktionen zwischen den Arten und dem Einfluss des Menschen beantworten zu können. Ein wichtiger Faktor stellt die zeitliche Perspektive dar, es wird nicht nur die Zeit seit der Entstehung des Menschen, sondern auch die Jahrmillionen zuvor in die Untersuchungen einbezogen. Die Biogeographie umfasst somit Teilbereiche der Biologie, der Geographie, der Geologie, der Paläontologie und der Ökologie (COX & MOORE 2005). Im Verlaufe der letzten Jahrzehnten entstanden unzählige Organisationen und Vereine, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die ökologische Vielfalt zu erhalten und das Artensterben zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Da es aber nicht möglich ist, die gesamte Erde unter Naturschutz zu stellen und von fremden Einflüssen fernzuhalten, werden zunehmend Schutzgebiete errichtet. Dabei stellt sich die Frage, wie diese ausgewählt werden sollten, um eine möglichst grosse Biodiversität, sowohl in Bezug auf Flora und Fauna wie auch landschaftlich, abzudecken. Häufig werden dabei sogenannte Stellvertreterarten eingesetzt, die helfen sollen, möglichst vielen Arten Schutz zu bieten. Hinter dem Begriff Stellvertreterart verbergen sich dabei die unterschiedlichsten Konzepte und Ansätze, die nicht unumstritten sind. Dies rührt sicher auch daher, dass die einzelnen Begriffe oftmals nicht klar abgegrenzt, vermischt und unterschiedliche Bewertungskriterien angewandt werden. Ziel dieser Arbeit ist eine Auswertung der Literatur, um eine möglichst genaue Abgrenzung einiger dieser Konzepte zu erreichen. Es werden die Begriffe „Indikatorart“, „Schirmart“, „Schlusssteinart“, „Brennpunktart“ berücksichtigt, mit speziellen Fokus auf den Begriff „Symbolart“. Während bei den anderen Konzepten nur ein kurzer Überblick über die verschiedenen Definitionen, Anwendungen sowie Vor- und Nachteile gegeben werden soll, wird das „Symbolartenkonzept“ vertiefter behandelt. Anhand der drei Hypothesen H1: Symbolarten werden von Naturschutzorganisationen eingesetzt, um öffentliches Interesse und (finanzielle) Unterstützung für ein Projekt zu gewinnen H2: Jede Symbolart ist charismatisch, hat einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad bei der Bevölkerung und repräsentiert etwas H3: Symbolarten schaffen eine erhöhte Bereitschaft gegenüber Naturschutzthemen. Viele Symbolarten werden aber nicht zielgerecht ausgesucht und eingesetzt wird erläutert, wie und wo Symbolarten eingesetzt werden, worauf die Auswahlkriterien beruhen und was für und gegen die Anwendung des Konzeptes spricht. Interviewaussagen einiger ausgewählter Natur- und Tierschutzorganisationen sollen zeigen, wie Symbolarten ausgesucht und verwendet und ob die Ziele erreicht werden. In einem letzten Teil werden im Rahmen des Nationalfondsprojekt „BiodiverCity“ Überlegungen angestellt, ob und welche Symbolart(en) sich für die Stadtökologie eignen könnte(n). 8 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 2. Definitionen 2.1 Stellvertreterarten (Surrogate species) Stellvertreterarten werden als abgekürztes Verfahren verwendet, um Umweltschutzprobleme anzugehen. Durch ihren Einsatz können Zeit, Geld und benötigte Datenmenge gespart werden. Sie lassen sich in unterschiedliche Kategorien teilen; so geben sie als Indikatorart das Wirkungsausmass des menschlichen Einflusses auf die Umwelt an oder spüren Populationsveränderungen anderer Arten auf; helfen als Schirmart beim Auffinden von Gebieten hoher Biodiversität oder wecken in einem sozialpolitischen Kontext als Symbolart das Interesse der Bevölkerung (CARO & O’DOHERTY 1999: 806). Die einzelnen Kategorien werden jedoch nicht immer klar voneinander getrennt und je nach Autor auch unterschiedlich definiert. 2.2 Indikatorarten (indicator species) In der Biologie ist ein Indikator allgemein eine oder mehrere ausgewählte Variable(n), die durch ihre Kondition, Verhalten oder An/Abwesenheit etwas aussagt oder anzeigt (SPELLERBERG 2005). Indikatoren lassen sich auf Arten-, Landschafts- und Ökosystemebene finden. Unabhängig von der Ebene ist ein Indikator ein Element, ein Prozess oder eine Eigenschaft des Ökosystems, das aus irgendwelchen Gründen (logistisch, finanziell, technologisch) nicht in einer direkteren Weise gemessen werden kann (CARIGNAN & VILLARD 2002: 49). Im Folgenden werden nur Indikatoren auf der Artebene, die Indikatorarten, berücksichtigt. LANDRES ET AL. (1988: 317) definieren eine Indikatorart als „ein Organismus, dessen Eigenschaften (z.B. Vorkommen, Populationsdichte, Verteilung, Fortpflanzungserfolg) als Hinweise für andere Arten oder Umweltbedingungen gebraucht werden, deren Ermittlung sonst zu schwierig, unbequem oder zu teuer ist.“ Weitere Definitionen lauten: 1) Arten, von deren Präsenz und Fluktuationen man glaubt (oder hofft), dass sie die Präsenz und Fluktuationen von anderen Arten oder chemische und/oder physikalische Veränderungen in der Umwelt anzeigen (SIMBERLOFF 1998: 248). 9 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 2) Arten, die die Qualität und Veränderungen in den Umweltbedingungen sowie Aspekte der Gemeinschaftszusammensetzung reflektieren. Veränderungen in der Verteilung, Abundanz und demographische Eigenschaften in Arten wie Amphibien, Weichtiere, Vögel, Pilze oder Korallen können drohende ungünstige Veränderungen in einem Ökosystem anzeigen (SAMWAYS ET AL. 1995: 487). 3) Arten, die als Ersatz für die grössere Gemeinschaft dienen. Es müssen geeignete Habitaten für Arten, die empfindlich auf Habitatsfragmentierung, Verschmutzung oder andere Stressfaktore reagieren, geschaffen und deren Populationen überwacht werden (MEFFE & CARROLL 1997: 395). 2.3 Schirmarten (umbrella species) Autoren wie EISENBERG (1980) oder EAST (1981) entwickelten die Basisidee des Schirmartenkonzeptes, ohne jedoch den Begriff „umbrella species“ zu verwenden. FRANKEL & SOULÉ (1981) waren unter den ersten Autoren, die den Begriff „umbrella“ einführten, um anzudeuten, dass Schutzmassnahmen für die grössten Arten auch anderen Arten Schutz verleihen kann. Während Autoren wie PETERSON (1988) vor allem die theoretische Grundlage des Konzeptes beschrieben, erfolgte in den 1990-igern Jahren zunehmend eine kritische Bewertung von möglichen Schirmarten (z.B. LAUNER & MURPHY 1994; BERGER 1997). Die Grundannahme lautet dabei, dass der Schutz von Arten mit grossen Revieren automatisch den Schutz anderer Arten (sogenannten Hintergrundarten) mit sich zieht: 1) Arten, die grosse, relativ natürliche oder naturnahe Habitate verlangen, um eine lebensfähige Population erhalten zu können (MEFFE & CARROLL 1997: 69). 2) Arten, deren Reviere gross genug und deren Habitatsansprüche hoch genug sind, dass eine Reihe weiterer Arten geschützt werden, wenn ein genügend grosses Gebiet für ihren Schutz errichtet wird (SAMWAYS ET AL. 1995: 490). 3) Arten mit solch hohen Habitatsansprüchen und so grossen Reviergrössen, dass ihr Schutz automatisch den Schutz vieler anderer Arten einschliesst. Im Gegensatz zu Indikatorarten geben sie eher die Art und die Grösse des zu schützenden Gebietes als dessen Lage an (CARO & O’DOHERTY 1999: 809). 10 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 2.4 Schlusssteinarten (keystone species) Der Begriff „keystone species“ geht auf PAINE (1969) zurück, der feststellte, dass durch die Entfernung des dominanten Ockerseestern (Pisaster ochraceus)1 aus einem Ökosystem ein Wechsel in der Populationsdichte und Artzusammensetzung erfolgt, der sich durch das Entfernen anderer Konsumenten nicht in denselbem Ausmass vollzieht (PAINE 1969). Als weiteres Beispiel führte er die starke Dezimierung der Korallen im Great Barrier Reef durch den Dornenkronenseestern Acanthaster planci auf. PAINE (1969) vermutete, dass vor dem grossen Massentourismus sowohl der Seestern wie auch sein Räuber, das Tritonshorn (Charonia ssp.) nur einen kleinen Teil des Ökosystems bildeten. Durch den Tourismus wurde das Tritonshorn stark dezimiert, so dass der Seestern zur dominanten Art werden konnte und sich die Struktur des Riffs änderte. In beiden Systemen wurden also die Artzusammensetzung und das physische Aussehen durch die Aktivitäten einer einzigen nativen Art, die am oberen Ende des Nahrungsnetzes steht, stark verändert. PAINE (1969) bezeichnete diese Populationen daher als „keystone species“ der Gemeinschaftsstruktur; die Integrität der Gemeinschaft und ihr unverändertes Fortbestehen, also die Stabilität, werden durch die Aktivität und Abundanz dieser Arten bestimmt. KRATOCHWIL & SCHWABE (2001) vergleichen solche Arten mit dem letzten Stein, der in die Mitte des Steinbogens gesetzt wird und ihm Halt verleiht. So wie die Wegnahme dieses Steines in einem Zusammenbruch des Bogens resultiert, so hat auch das Fehlen dieser Art bedeutende Änderungen in den funktionalen Eigenschaften des ökologischen Systems zur Folge, daher bezeichnen die Autoren sie als Schlusssteinart. Die ursprüngliche Beschränkung auf Spitzenprädatoren (als am Ende der Nahrungskette stehend) wurde mit der Zeit allgemein auf Arten, die eine funktionell wichtige Rolle in einem Ökosystem ausüben, etwa als Beute oder durch grossräumige Habitatsveränderungen, ausgeweitet. So lauten denn die heutigen Definitionen einer Schlusssteinart: 1 Alle erwähnten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten werden in Anhang III alphabetisch geordnet mit deutschen und wissenschaftlichem Namen aufgeführt. 11 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 1) Eine Art, die Einfluss auf viele andere hat, meistens weit über das hinaus, was sich aufgrund ihrer Biomasse oder Abundanz erwarten lässt (SIMBERLOFF 1998: 254). 2) Eine Art, deren Einflüsse auf die Gemeinschaft oder das Ökosystem gross und höher ist, als ihre relative Abundanz erwarten lässt. Diese Definition ist unabhängig von dem trophischen Level, der Art des Einflusses, der Natur des Ökosystems oder der Gemeinschaft. Diese Arten werden meistens erst entdeckt, wenn sie aus einem Ökosystem entfernt werden oder verschwinden (CHAPIN ET AL. 1995: 290). Vielfach wird der Begriff „keystone species“ mit Schlüsselart übersetzt. Dieser Begriff umfasst jedoch die eigentlichen Schlusssteinarten wie auch Schlüsseldominanten - Arten, die zwar auch einen grossen totalen Einfluss haben, aber nicht disproportional gross zu ihrer Biomasse. Schlüsseldominanten sind zumeist Pflanzenarten wie beispielsweise Schilf (Phragmites australis), Rotbuche (Fagus sylvatica), Heidekraut (Calluna vulgaris) oder riffbildende Korallen, die oftmals monodominante Bestände bilden und das Ökosystem auch physiognomisch bestimmen (KRATOCHWIL & SCHWABE 2001). CARO & O’DOHERTY (1999) zählen Schlusssteinarten nicht zu den Stellvertreterarten, da sie „nicht als abgekürztes Verfahren gebraucht werden, um Strukturen und Prozesse im Umweltschutz zu beschreiben und bisher noch nie erfolgreich als Stellvertreterarten angewandt worden sind. Sie können aber bei deren Auswahl helfen.“ Für die Autoren ist es „ein ökologisches Konzept, das gebraucht wird, um eine Art zu beschreiben, deren Einfluss auf die Gemeinschaft oder das Ökosystem ungleich gross im Vergleich zu ihrer Abundanz ist (CARO & O’DOHERTY 1999: 806).“2 2.5 Brennpunktarten (focal species) Eine der unklarsten Definitionen ist diejenige der Brennpunktarten (focal species). Das Konzept von LAMBECK (1997) baut auf dem Schirmansatz auf durch die Annahme, dass gezielt ausgesuchte Brennpunktarten einen Schutzschirm für andere Arten liefern. Einige Autoren wie KING & BEAZLEY (2005) verwenden den Begriff als Synonym für Stellvertreterarten (surrogate species). ARMSTRONG (2002) unterscheidet jedoch klar 2 Da aber die meisten anderen Autoren die Schlusssteinarten zu den Stellvertreterarten zählen, werden sie hier weiterhin zu den Stellvertreterarten gezählt. 12 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller zwischen „focal“ als etwas, das im Zentrum der Aktivität oder des Interessens steht und „surrogate“ als Ersatz für etwas. Der Begriff „focal species“ findet dann seine Anwendung, wenn der Fokus auf eine Gruppe von Arten gerichtet ist. Der Begriff „surrogate species“ ist hier nicht korrekt, da damit suggeriert wird, dass die Arten bloss als Stellvertreter dienen und nicht selber von Interessen sind. Nur wenn eine Art in diesem Sinne gebraucht wird, als Ersatz für den Erhalt grössere Datenmenge, ist dieser Begriff korrekt. Bei vielen Autoren fehlt der Begriff Brennpunktarten vollständig. 2.6 Symbolarten (flagship-species)3 Als „flagship“ wird im Oxford Dictionary ein Schiff bezeichnet, das die Admiralsfahne trägt und als Zentrum, Versammlungspunkt und Kommandozentrale für die anderen Schiffe einer Flotte dient. Diese Bedeutung des Fokussierens und Kommandierens war der Ursprung des Symbolartenkonzepts, das erstmals Mitte der 1980er- Jahren von Naturschützern in Verbindung mit dem erfolgreichen Programm zur Statusaufwertung der brasilianischen Goldgelben Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) angewandt wurde. In Afrika wurde mit dem Konzept auf die Not des afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) und des Spitzmaul- und Breitmaulnashorns (Diceros bicornis; Ceratotherium simum) hingewiesen. Primaten dienten als Aushängeschild für die Schutzmassnahmen, die zur Erhaltung der tropischen Regenwälder getroffen wurden und standen schliesslich repräsentativ für das ganze Biom. Man erkannte, dass charismatische, grosse Wirbeltiere das beste Mittel sind, um Naturschutzthemen einer breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Der ursprüngliche Gebrauch von Symbolarten hatte also vielmehr eine strategische als eine ökologische oder biologische Bedeutung (vgl. Tab. 2). Diese geriet jedoch immer mehr in den Hintergrund, der Begriff Symbolart wurde immer breiter aufgefasst. 3 MEYER-CORDS & BOYE (1999) schlagen als Übersetzung- VIP-Arten vor, wobei die Abkürzung für „Very Important to Protect“ oder „Valuable for the Information of the Public“ stehen kann und die wichtige Stellung dieser Arten für die Öffentlichkeit deutlich macht. Da meines Erachtens dadurch nur ein englischer Begriff durch einen anderen englischen Begriff ersetzt wird, wird Symbolart als Übersetzungsmöglichkeit verwendet. 13 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Neben den strategischen Funktionen wurden den einzelnen Arten gleichzeitig auch ökologische Eigenschaften zugewiesen (LEADER- WILLIAMS & DUBLIN 2000). So definieren SAMWAYS ET AL. (1995: 491) Symbolart als „ bekannte, charismatische Art, die als Symbol und Fokuspunkt dient, um das Naturschutzbewusstsein zu erhöhen. Auf grosser Ebene umfasst dies etwa Panda, Nashorn, Elefanten, Raubkatzen, Primaten; auf kleiner Ebene Orchideen, Kaktusse und einige Invertebraten wie Schmetterlinge oder Stabinsekten. Einige Arten können auch als Schirm- oder Indikatorart dienen, und stellen auch eine sichtbare Erinnerung an den Prozess eines spezifischen Naturschutzprogramms dar.“ Noch klarer tritt bei MEFFE & CARROLL (1997: 83) diese Durchmischung zu Tage: „Vögel und grosse Säugetiere sind sichtbare, dominante Bestandteile unserer natürlichen Umwelt. Da sie mehr Sympathien als etwa Pflanzen oder Insekten wecken, ziehen sie auch mehr finanzielle Unterstützung an und dienen so, unter dem „Schirm“ ihrer hohen Habitatsanforderungen, dem Schutz von Habitaten und anderen Arten.“ Die fehlende Trennung der Begriffe vollzieht sich dabei auf drei Ebenen: Im grossen Massstab wird angenommen, dass die geographische Verbreitung einer Symbolart diejenige vieler anderer Arten abdeckt, obwohl das nie explizit bewiesen wurde. Im mittleren Massstab kann ihre Präsenz ein Zeichen für das Vorkommen von anderen Arten sein, was vielfach aber sehr fragwürdig erscheint. Im kleinen, ökologischen Massstab werden Symbolarten gebraucht, um kleinere Reservate anzulegen: die lokale Bevölkerung registriert das Vorkommen einer charismatischen Art in einem Gebiet, dieses Gebiet wird bekannt und schliesslich zu einem Schutzgebiet (CARO ET AL. 2004). Diese Vermischung von strategischen und ökologischen Funktionen zieht sich durch einen grossen Teil der Literatur. Ausnahmen bilden da etwa Autoren wie NENTWIG ET AL. (2004: 372-73): „Flaggschiffarten sind für den Naturschutz besonders wichtige Arten von hohem Prestige- oder Öffentlichkeitswert. Arten wie der Grosse Panda, Riesenotter, Wale, Tiger, Elefanten, Nashörner, Menschenaffen, Steinadler, Bartgeier, Enziane oder Orchideen sind einem breiten Publikum bekannt. Diese Arten sind oftmals emotions- und konfliktbeladen, lassen sich werbewirksam einsetzen und eignen sich auch sehr gut zur Durchsetzung politischer Massnahmen und für eine Erfolgskontrolle. Grundsätzlich haben sie einen hohen Raumbedarf, sodass grosse Gebiete unter Schutz gestellt werden müssen(...).“ WALPOLE & LEADER-WILLIAMS (2002: 543) stellen klar: „(...)Einige Arten 14 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller dienen zugleich auch als Schirmarten, definitionsgemäss müssen sie aber keine ökologischen Funktionen besitzen, sondern „nur“ beliebt sein. Da sie eher eine strategische sozioökonomische als eine ökologische Funktion haben, konkurrenzieren sie andere Naturschutzziele nicht, sondern ergänzen sie vielmehr.“ Die Definitionen für Schirm- und Schlusssteinarten umfassen rein ökologische Funktionen. Indikatore haben ökologische und strategische Ziele, abhängig davon, ob sie die Artenzusammensetzung oder die Umweltveränderungen anzeigen sollen. Die Definition für Symbolarten hingegen umfasst rein strategische Ziele (Tab. 2), daher gibt es auch weniger klare Eigenschaftskriterien (Tab. 1) (LEADER-WILLIAMS & DUBLIN 2000). Tab. 1: Unterschiede zwischen einzelnen Stellvertreterarten Repräsentiert andere Arten Einzelarten oder Gruppe von Arten Bekannte Biologie Gut zu beobachten/fangen Körpergrösse Generationszeit Metabolismusrate Reviergrösse Sesshaft oder Wanderverhalten Besondere trophische Stufe Grosse Populationsgrösse Weite geographische Verbreitung Habitatsspezialisten Anfällig für menschliche Störung Geringe Variabilität (nach CARO & O’DOHERTY 1999) Bioindikator Nicht nötig Populationsindikator Ja Biodiversitätsindikator Ja Schirmart Symbolart Ja Meistens Einzel oder Gruppe Ja Einzel Gruppe Einzel Einzel Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Nicht nötig Nein Klein Kurz Hoch Mittelgross Sesshaft Irrelevant Kurz Irrelevant Irrelevant Sesshaft Irrelevant Irrelevant Irrelevant Irrelevant Beides Gross Lang Irrelevant Gross Wandern Gross Lang Irrelevant Irrelevant Beides Ja Eventuell Nein Nein Nein Wahrschein lich Ja Wahrscheinlich Irrelevant Eventuell Nein Ja Ja Eventuell Ja Nein Wahrschein lich Ja Nicht nötig Ja Ja Ja Irrelevant Nicht nötig Nicht nötig Ja Ja Ja Irrelevant Irrelevant und Irrelevant 15 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Tab. 2: Funktionen der verschiedenen Stellvertreterarten (Quelle: Leader-Williams & Dublin 2000: 59) Ökologische Funktion Indikatorart I Symbolart Strategische Funktion Reflektiert GemeinschaftsZusammensetzung Indikatorart II Schirmart Schlusssteinart Ökologische und strategische Funktion Reflektiert Umweltveränderungen Schützt andere Arten Wichtige Rolle im Ökosystem Soll Bewusstsein, Massnahmen und (Geld)mittel erhöhen 16 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3. Methodisches Vorgehen 3.1 Empirische Sozialforschungen In der qualitativen Sozialforschung wird zwischen quantitativen und qualitativen Methoden unterschieden. Die jeweilige Wahl der Methode hängt dabei von der Fragestellung und dem Erkenntnisinteresse ab. 3.1.1 Quantitative Sozialforschung Quantitative Methoden messen systematisch mittels Befragungen, Beobachtungen, Experimenten und Inhaltsanalysen zählbare Eigenschaften und werten diese aus. Für die Überprüfung von theoretischen Aussagen werden Hypothesen gebildet, die einen empirischen Bezug haben und falsifizierbar sein müssen. Von den allgemeinen Vorstellungen werden Rückschlüsse auf Einzelfälle gezogen (Deduktion) (MAYER 2006). Vorteile ergeben sich aus der billigen Auswertung, da die vorhandenen Ergebnisse nur einer einzigen statistischen Analyse und Interpretation unterzogen werden. Zudem lassen sich mit den Ergebnissen statistische Tests durchführen, Hypothesen prüfen und die Signifikanz berechnen. Kritiker wie LAMNEK (1988) meinen, dass sich die quantitativen Methoden zu wenig auf die Befragten einstellen. Soziale Tatsachen können nicht vordergründig objektiv beurteilt werden, sondern sind je nach Situation anders zu interpretieren. Jeder Befragte bekommt zwar die gleichen Fragen gestellt, es ist aber nicht gesichert, dass diese auch gleich interpretiert werden. Da nur gemessen wird, was vorgängig festgelegt wurde, kommt es zu einer selektiven Wahrnehmung. Das Aufstellen der Hypothesen vor der Untersuchung kann dem Befragten eine Meinung suggerieren oder aufzwingen, die dieser nicht teilt. Zudem entsteht durch die grosse Stichprobenmenge vielfach hoher Sach- und Personalaufwand. 3.1.2 Qualitative Sozialforschung Die Nachvollziehbarkeit bildet in der qualitativen Sozialforschung ein zentrales Qualitätskriterium. Es wird ein induktives Verfahren angewandt; durch die Analyse von Einzelfällen werden Verallgemeinerungen abgeleitet, eine Theorie generiert. Die qualitative Sozialforschung wird bei Daten angewandt, die sich nicht einfach durch quantitativ-empirische Verfahren beschreiben oder erklären lassen. 17 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Kritiker der qualitativen Sozialforschung wie STEINKE (1999) bemängeln die Subjektivität und Willkürlichkeit der erhobenen Daten und der daraus gezogenen Analyseergebnisse und Interpretationen. Zudem kann aufgrund des grossen Aufwandes, der beispielsweise bei der Durchführung von qualitativen Interviews betrieben werden muss, nur mit wenigen Fallbeispielen gearbeitet werden, was zu keinen repräsentativen Ergebnissen führen kann. Ganz allgemein werden Gütekriterien und Qualitätsstandards der empirischen Sozialforschung, so etwa Objektivität, Reliabilität und Validität, nicht erfüllt. Tabellarisch seinen hier die wichtigsten Unterschiede zwischen quantitativer und qualitativer Sozialforschung aufgeführt: Tab. 3: Vergleich zwischen quantitativer und qualitativer Sozialforschung (Quelle: nach LAMNEK 1988, S. 228) Quantitative Sozialforschung Erklären Theorieprüfend Deduktiv Objektiv Geschlossen Prädetermination des Forschers Distanz Statisch Starres Vorgehen Partikularistisch Zufallsstichprobe Datennähe Hohes Messniveau Qualitative Sozialforschung Verstehen Theorieentwickelnd Induktiv Subjektiv Offen Relevanzsystem der Betroffenen Identifikation Dynamisch-prozesshaft Flexibles Vorgehen Holistisch Theoretical sampling Datenferne Niedriges Messniveau 3.2 Interviews Auch bei den Interviews treten gewisse Unterschiede zwischen quantitativer und qualitativer Forschung auf. So werden in der quantitativen Forschung eher standardisierte Verfahren, in der qualitativen Forschung nicht-standardisierte Verfahren verwendet. 3.2.1 Standardisierte (strukturierte) Interviews Standardisierte (strukturierte) Interviews sind in ihrer Form fest vorgegeben, die Fragen werden in der immer gleichen Form, ohne Abweichungen, gestellt. Der Befragte hat keine Antwortfreiheiten, da der Forscher ein fertiges theoretisches Konzept vorlegt. Die Vorteile liegen in der schnelleren Erhebung und Analyse der Antworten, der besseren 18 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Vergleichbarkeit der Antworten, der höheren Zuverlässigkeit und der Reduktion von Fehlern durch die Fragen. Andererseits ist die Breite und Tiefe der gegebenen Informationen beschränkt. Zudem entsprechen die vorgegebenen Antworten häufig nicht den Antworten des Befragten (LAMNEK 1989). 3.2.2 Nicht-standardisierte (unstrukturierte) Interviews Nicht-standardisierte (unstrukturierte) Interviews lassen dem Befragten viele Antwortmöglichkeiten offen, durch die flexiblere Durchführung kann der Forscher das Interview seinem Gesprächspartner anpassen. Zu den nicht-standardisierten Interviews zählen unter anderem die qualitativen Interviews. Deren Charakteristiken sind offene Fragen, die nicht im vorab formuliert sind, keine feste Anordnung der Fragen, Zurückhaltung des Interviewers sowie hohe Antwortfreiheit des Befragten, wodurch sich in der Regel auch eine längere Interviewdauer ergibt (LAMNEK 1989). Es wird dabei zwischen Leitfadeninterviews und Erzählungen als Interviewform unterschieden. Das narrative Interview, bei dem der Befragte zu einem bestimmten Sachverhalt erzählt, gilt als „Prototyp“ des qualitativen Interviews (FLICK 2005). 3.2.2.1 Leitfadeninterviews Dem Leitfadeninterview dient ein Leitfaden mit offen formulierten Fragen als Orientierung und beugt dem Übersehen von wesentlichen Aspekten vor. Durch die vorherige Bearbeitung des Themas eignet sich der Forscher ein gewisses Grundwissen an, so dass die Gefahr des Ausschweifens vermindert wird. Dadurch wird die Vergleichbarkeit der Daten erhöht und diese gewinnen durch die Fragen eine gewisse Struktur. Die offene Strukturierung erlaubt es dem Interviewer, vor Ort zu entscheiden, welche Fragen er in welcher Reihenfolge stellen möchte, welche er auslässt und wo er nachhakt. Dies bedingt einen guten Überblick über den Gesprächsverlauf und eine Sensibilität für den konkreten Interviewverlauf (MAYER 2006). Leitfadeninterviews können auf verschiede Weisen durchgeführt werden, zu den häufigsten Methoden gehört dabei das Experteninterview. 3.2.2.2 Das Experteninterview Mit Hilfe des Experteninterviews kann in der Anfangsphase einer Untersuchung eine grosse Datenmenge innert kurzer Zeit gesammelt werden. Zudem kann das 19 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Experteninterview eine Abkürzung aufwändiger Beobachtungen darstellen; der Experte ersetzt als Stellvertreter eine Vielzahl von Akteuren. Weiter kann die befragte Person den Forscher auf weitere relevante Personen verweisen (BOGNER & MENZ 2005). Der Befragte ist dabei weniger als Person denn als Experte für ein bestimmtes Handlungsfeld von Bedeutung; er wird nicht als Einzelfall, sondern als Repräsentant einer Gruppe angesehen. Dies schränkt die Bandbreite der Informationen ein, weshalb dem Leitfaden eine starke Steuerungsfunktion für den Ausschluss irrelevanter Themen zukommt (FLICK 2005). Probleme können entstehen, wenn die befragte Person gar kein Experte für das Thema ist; wenn der Experte mehr über sein Arbeitsfeld als über das eigentliche Thema spricht oder sich nicht auf den Frage-Antwort-Dialog einlässt, sondern einen Vortrag hält, der am Thema vorbeizielt (MEUSER & NAGEL 2005). Folgend ist ein Vergleich von quantitativ und qualitativ durchgeführter Interviews aufgezeigt: Tab. 4: Vergleich zwischen quantitativen und qualitativen Interviews (Quelle: nach LAMNEk 1989, S. 37) Dimension der Differenzierung Intention des Interviews Standardisierung Struktur des zu Befragenden Form der Kommunikation Stil der Kommunikation Art der Fragen Kommunikationsmedium bei mündlichen Interviews Quantitatives Interview ermittelnd (halb)-standardisiert Einzelinterview, Gruppen Mündlich und schriftlich Neutral Meist geschlossen Persönlich, telefonisch Qualitatives Interview vermittelnd Nicht-standardisiert Einzelinterview, Gruppen Mündlich Weich Offen Persönlich 3.3 Interviewdesign 3.3.1 Methodenwahl In dieser Arbeit werden aus folgenden Gründen qualitative Interviews durchgeführt: - Die Studie ist explorativ ausgerichtet. Es könnten Zusammenhänge vorliegen, die durch quantitative Instrumente nicht erfasst werden. Auf der anderen Seite könnten durch eine quantitative Methode Aspekte eingeführt werden, die irrelevant sind und unwichtige Resultate liefern. 20 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller - Für den zu untersuchenden Sachverhalt eignen sich eher offene als geschlossene Fragen, da subjektive Angaben, die Meinungen und Ansichten der Befragten, nicht objektive Angaben, von Interesse sind. - Die gewünschten Daten sind nicht zählbar oder kategorisierbar, somit nicht quantitativ erfassbar. - Es werden Experten angefragt, die nicht die breite Masse repräsentieren sollen, sondern die ein gewisses nötiges Vorwissen besitzen. - Es wird ein induktives Verfahren angewandt, das heisst, durch die Analyse von Einzelfällen wird versucht, eine Theorie zu bilden. - Aus Zeitgründen kann nur mit einem kleinen Stichprobenumfang gearbeitet werden. 3.3.2 Stichprobenauswahl Es wurden Organisationen ausgewählt, die auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene tätig sind. Primär wurden Umweltschutzorganisationen berücksichtigt, zudem einige wenige Tierschutzorganisationen, die gezielte Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Da der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Verwendung von Symbolarten liegt, wurden hauptsächlich Organisationen mit einer (oder mehreren) Tierart(en) in ihrem Logo befragt. Zur Ergänzung wurden zwei Organisationen ohne Tierlogo befragt (Anhang I). Alle angefragten Organisationen haben sich sofort bereit erklärt, einige Fragen zu beantworten, bei einer Organisation habe ich allerdings trotz mehrmaligen Nachfragen keine Antwort auf die geschickten Fragen erhalten. In sieben Fällen wurden die Fragen schriftlich beantwortet, wobei die Antworten teilweise sehr ausführlich, manchmal aber auch sehr knapp ausfielen. In einigen Fällen erfolgten Nachfragen. Mit den übrigen Organisationen (neun) wurde ein Interview durchgeführt, das zwischen fünfzehn Minuten und einer Stunde dauerte. Die Ansprechpersonen waren entweder Medienverantwortliche, der Präsident oder ein anderes Vorstandsmitglied der Organisation, das vielfach bei der Wahl des Logos beteiligt gewesen war. 21 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.3 Internationale Organisationen Die Auswahl deckt einen grossen Teil der international tätigen Organisationen ab, die einen Sitz in der Schweiz haben. Es sind dies Organisationen, die der Autorin selber und vermutlich auch einem grossen Teil der Bevölkerung bekannt sind. Vier haben ein Tierlogo, zwei keines. 3.3.3.1 World Wide Fund for Nature (WWF) Der World Wide Fund for Nature (WWF) ist laut eigenen Angaben heute eine der grössten und Abb. 1: Die Entwicklung des WWF-Logos (Quelle: WIKIPEDIA 2008) bekanntesten unabhängigen Naturschutzorganisation. Sie wurde am 11. September 1961 – damals noch unter dem Namen World Wildlife Fund - gegründet mit dem Ziel, öffentliches Bewusstsein für den Naturschutz zu wecken, Gelder zu sammeln und in Zusammenarbeit mit Regierungen Verträge für den Naturschutz zu verabschieden. 1986 änderte die Organisation ihren Namen in World Wide Fund for Nature, um ihrem erweiterten Naturschutzkonzept Rechnung zu tragen (*WWF 2004)4. Besondere Schwerpunkte liegen auf den Themen Klima, Wald, Wasser, Meere sowie dem Artenschutz (Erhaltung der Artenvielfalt, Schaffung von weltweiten Schutzgebiete sowie Verhinderung der Wilderei und des illegalen Handel mit bedrohten Arten) (*WWF 2008a). Dabei werden zwar viele Arten weltweit geschützt, aber einen speziellen Fokus legt die Organisation auf ihre Symbolarten Grosser Panda, Tiger, gefährdete Wale und Delphine, Nashörner, Elefanten, Meeresschildkröten sowie grosse Affen. Diese Arten brauchen nicht nur spezifische Massnahmen und speziellen Schutz für ihr Überleben, sondern können auch als Schutzschirm für andere Arten dienen (*WWF 2008b). Der WWF Schweiz besteht aus 23 kantonalen Sektionen, die Projekte durchführen, Öffentlichkeit- und Bildungsarbeit leisten sowie Exkursionen, Vorträge und Veranstaltungen anbieten (*WWF 2008c). Neben den allgemeinen Themen wird ein besonderes Augenmerk auf den Schutz der Alpen gelegt, die dank den verschiedenen Habitatstypen die höchste Artenvielfalt Europas aufweisen (*WWF 2008d). 4 Die Internetquellen sind im Text mit * gekennzeichnet und im Literaturverzeichnis getrennt aufgeführt 22 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.3.2 Schweizer Vogelschutz SVS/ BirdLife Schweiz Abb. 2: Logo BirdLife international (Quelle: „Birdlife international 2008) Abb. 3: Logo BirdLife Schweiz (Quelle: BirdLife Schweiz 2008) BirdLife ist als globale Partnerschaft von Umweltschutzorganisationen in über hundert Ländern und Territorien weltweit tätig. Schwerpunkte der Schutzbestrebungen bilden dabei gefährdete und bedrohte Vogelarten, die als Zeichen für die Abnahme der allgemeinen Biodiversität sowie einer nichtnachhaltigen Nutzung der Ressourcen angesehen werden. Ziel ist die Verhinderung ihres Aussterbens sowie die Erhaltung und Verbesserung der Schutzbestimmungen. Der Schutz der Habitate soll dabei nicht nur den Vogelarten, sondern einer breiten Biodiversität sowie dem Menschen zugute kommen. Um die Menschen zu einem nachhaltigen Nutzen der Ressourcen anzuhalten, werden die Aktionen und Bemühungen der Organisation bewusst an Medien, NGOs, intergouvernale Körperschaften oder an die Öffentlichkeit vermittelt (*BIRDLIFE INTERNATIONAL 2006). Der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz besteht aus mehreren hundert lokalen, kantonalen und regionalen Unterorganisationen. Hauptaufgaben sind die Erhaltung und Wiederherstellung von Habitaten und Schutzgebieten, Durchführung von Aktionsplänen, Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Informationsvermittlung. Daneben engagiert sich die Organisation auch in internationalen Projekten. Um die Öffentlichkeit zu erreichen, werden Prospekte, praktische Leitführer und vier Zeitschriften publiziert und spezielle Programme für die Jugendlichen entwickelt. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen werden Aktionspläne für diejenigen Arten ausgearbeitet, für die die Schweiz die höchste Verantwortung trägt. Im Programm „Artenförderung Vögel Schweiz“ werden für 50 Arten gezielte Förderungsmassnahmen geplant. Im Bereich des Habitatsschutzes liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den alpinen Regionen, Waldgebieten und Lebensräumen im Kulturland (*SVS 2008). 23 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.3.3 VIER PFOTEN Anlass zur Gründung von VIER PFOTEN im Jahre 1988 waren die erschreckenden Zustände in österreichischen Nerzfarmen. Innert kürzester Zeit wurde VIER PFOTEN zur grössten und einflussreichsten Tierschutzorganisation Österreichs (*VIER PFOTEN 2008a). Abb. 4: Logo Vier Pfoten (Quelle: VIER PFOTEN 2008) Die Organisation versteht sich selber als Interessensvertreter der Tiere und will ihnen zu ihrem Recht verhelfen. Dies aus der Überzeugung heraus, dass jedes Lebewesen ein Recht auf respektvolle Behandlung und ein würdiges Dasein hat. Die Organisation versucht, Verbesserungen auf gesetzlicher Ebene durchzusetzen und betreibt dazu direkte Aktionen, Lobbying auf nationaler und internationaler Ebene sowie Öffentlichkeitsarbeit in der Bevölkerung, um einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft herbeizuführen (VIER PFOTEN 2008b). In der Schweiz wurde 2000 eine eigenständige VIER PFOTEN-Stiftung mit Sitz in Zürich gegründet (*VIER PFOTEN 2008a). 3.3.3.4 Fondation Franz Weber (FFW) Ausgangspunkt für die Gründung der FFW waren die Pläne, in Surlej am Silvaplanersee eine Stadt für mehrere Tausend Einwohner zu bauen. Franz Weber wehrte sich erfolgreich gegen diese Absichten und was als einmalige Aktion geplant war, wurde zu Abb. 5: Logo FFW (Quelle: FFW 2008) einem lebenslangen Engagement. Heute ist die FFW als gemeinnützige Institution auf der ganzen Welt zum Schutz der Natur und Tierwelt tätig. Sie führt zahlreiche Aktionen durch und besitzt zwei grosse Wildreservate in Australien und Afrika. Ihr Leitgedanke dabei ist, dass auch die Tiere als Teil der Schöpfung ein Anrecht auf Leben haben und einen Wert und Würde besitzen, die der Mensch nicht missachten darf. Daher soll durch die Aktionen die Verantwortung der Menschen für die Natur geweckt werden. Die Organisation wendet sich dabei mit Hilfe der Medien, Filmen, Flugblättern sowie einer eigenen Zeitung an die Öffentlichkeit (*FFW 2008). 24 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.3.5 Greenpeace Am 15. September 1971 protestierte eine kleine Aktivistengruppe Abb. 6: Logo Greenpeace (Quelle: GREENPEACE 2008) gegen amerikanische Atomversuche auf Amchitka, einer kleinen Insel vor der Westküste Alaskas, indem sie versuchte, mit einem Boot auf die Insel zu gelangen. Das Ziel wurde zwar nicht erreicht, aber dafür wurde die breite Öffentlichkeit auf die Gruppe aufmerksam. 1972 erfolgte die Gründung der «Greenpeace Foundation» in Vancouver. Auch in den folgenden Jahren blieb der Kampf gegen Atomversuche ein zentrales Anliegen der Organisation. Dazu kamen im Laufe der Zeit die Themen Klima, Gentechnik, Meerschutz, Energie, Chemie und Wald. 1974 erfolgte die erste Artenschutzkampagne (Wale), 1987 wurde in der Antarktis die erste nichtstaatliche Forschungsstation aufgebaut. Heute ist die Organisation in 40 Ländern tätig, wobei sie laut Selbstdarstellung Umweltprobleme aufzeigt und Lösungen für eine ökologische und friedliche Zukunft sucht. Die Kampagnen werden dabei global koordiniert, international vernetz und national umgesetzt. Dazu gehören auch eine umsichtige Lobbyarbeit in der Politik und Industrie sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch gezielte Informationen (*GREENPEACE 2008). 3.3.4 Nationale Organisationen In der Schweiz existieren eine Vielzahl an national tätigen Natur- und Tierschutzorganisationen. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, dass die Organisation der Autorin bekannt ist und ein ansprechendes, nicht alltägliches Tierlogo besitzt. Ausnahme bildet der Zoo Zürich, der sich stark für den Umweltschutz einsetzt (z.B. Masoala-Halle), aber kein Tierlogo benutzt. 25 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.4.1 Pro Natura Pro Natura wurde 1909 gegründet und besteht heute neben dem Zentralverband aus 22 kantonalen Sektionen, die durch ihre gemeinsamen Leitideen, ihre Zusammenarbeit und das identische Erscheinungsbild Abb. 7: Logo Pro natura (Quelle: PRO NATURA 2008) miteinander verbunden sind. Die Organisation versucht, die Natur zu verstehen und nimmt engagiert Stellung für sie. Ihre Ziele sind dabei die Sicherung gefährdeter Lebensräume und Arten, Erhöhung des Naturanteiles in Landwirtschaftsflächen, Wäldern und Siedlungen, mehr Wildnis und ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Dazu arbeitet sie in den vier Hauptbereichen praktischer Naturschutz, Naturschutz- und Umweltschutzpolitik, Natur- und Umweltbildung sowie Öffentlichkeitsarbeit, um möglichst viele Menschen für die Umsetzung ihrer Ziele zu sensibilisieren und sie als Verbündete zu gewinnen (*PRO NATURA 2008). 3.3.4.2 Schweizer Tierschutz STS 1861 wurde der Schweizer Tierschutz STS gegründet (damals unter dem Namen «Schweizerischer Centralverein zum Schutz der Tiere») und ist somit nach eigenen Aussagen Abb. 8: Logo Schweizer Tierschutz (Quelle: Schweizer Tierschutz 2008) die älteste Schweiz. national Fast alle tätige Tierschutzorganisation Kantone sowie das der Fürstentum Liechtenstein besitzen eigene Sektionen. Die Organisation ist Mitglied der Welttierschutzgesellschaft “World Society for the Protection of Animals“ (WSPA) und gehört der EuroGroup, die Vereinigung der grossen nationalen Tierschutzorganisationen Europas und offizielle “Tierlobby“ bei der EU, an. Mit permanenter Aufklärung und Hilfe vor Ort, gezielten Aktionen und politischer Arbeit wird versucht, Tieren ein Recht auf Würde und tiergerechtem Dasein zu gewähren (*STS 2008). 26 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.4.3 Schweizer Jugendtierschutz SJT Ziel des Schweizer Jugend-Tierschutzes ist die Förderung des Tierschutzgedankens und der Naturliebe unter den Jugendlichen aus Abb. 9: Logo Schweizer Jugendtierschutz (Quelle: SJT 2008) der ganzen Schweiz. Dies soll durch geeignete Informationen, Durchführung von Veranstaltungen - etwa die seit 1953 bestehenden Jugendlager im Engadin - Gründung und Förderung lokaler Jugend- Tierschutzgruppen sowie Zusammenarbeit mit anderen Organisationen erreicht werden (*SJT 2008). 3.3.4.4 Karch Schweiz Karch unterstützt Aktivitäten, die der Erforschung und dem Schutz einheimischer Amphibien und Reptilien dienen, um für sie Abb. 10: Logo karch (Quelle: KARCH 2008a) verbesserte Lebens- und Schutzbedingungen zu erreichen. Eine der Hauptaufgaben der Organisation sind Bestandesaufnahmen, um besonders artenreiche oder bedeutende Amphibien- und Reptilienlebensräume erhalten zu können. Die Organisation dient als Auskunfts- und Dokumentationsstelle für nationale, kantonale und kommunale Ämter, für Naturschutzorganisationen und für Privatpersonen. Um Amphibien und Reptilien einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, werden Merkblätter, Broschüren sowie andere Publikationen zu den einzelnen Arten vertrieben. Durch die Teilnahme an internationalen Kongressen und die Zusammenarbeit mit schweizerischen Universitäten wird der Kontakt zu Wissenschaft und Forschung hergestellt (*KARCH 2008). 3.3.4.5 Zoo Zürich 1925 gründeten Zoo-Begeisterte die Tiergarten-Gesellschaft in Zürich mit dem Ziel, einen Zoo zu schaffen. 1928 erfolgte der Spatenstich für den Zoo, der ein Jahr später eröffnet Abb. 11: Logo Zoo Zürich (Quelle ZOO ZÜRICH 2008) wurde. Der Zürcher Zoo will als Botschafter zwischen Mensch, Tier und Natur dienen. Indem der Zoo auf attraktive und erlebnisreiche Art breite Bevölkerungskreise anspricht, soll zum nachhaltigen Fortbestand der biologischen Vielfalt beigetragen werden. Der Zoo unterstützt und betreut Programme zur 27 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Arterhaltung und Lebensraumsicherung; weckt und fördert das Interesse der Öffentlichkeit und der Wirtschaft für den Zoo durch den aktiven Einbezug in die Erlebniswelt der Tiere, und motiviert für die Umsetzung von Naturschutzanliegen (*ZOO ZÜRICH 2008a). Im Sinne der gemeinsamen Welt-Zoo-Naturschutzstrategie sieht sich der Zoo als Naturschutzzentrum. Daher wurde 1996 mit der Regierung Madagaskars ein Vertrag unterzeichnet, der den Regenwald auf der Halbinsel Masoala erhalten soll. 2003 folgte die Eröffnung der Masoala-Halle im Zoo Zürich, die das Ökosystem Regenwald nachempfindet und als attraktives Naturerlebnis die Besucher für die Schätze und Wunder der Tierwelt und Natur begeistern und informieren soll. Die Besucher werden angeregt werden, selber einen direkten Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Ziel ist, dass die Halle durch direkte Beiträge einen Drittel der Kosten trägt, die für die langfristige Erhaltung des Parks auf Madagaskar nötig sind. Ein sanfter Tourismus soll Geld für die Region generieren, so dass dem Park auch ein ökonomischer Wert zukommt. Für die benachbarten Dörfer werden kleine Entwicklungsprojekte durchgeführt; diese sind als Gegenleistung an der Verantwortung für den Park beteiligt (*ZOO ZÜRICH 2008b). 3.3.5 Regionale Organisationen BirdLife und pro natura haben je eigene kantonale Vertreter, und es gibt über sechzig regionale Tierschutzorganisationen. Es galt, eine angebrachte Auswahl zu treffen: - Die Sektion pro natura Thurgau besitzt für ihren Naturschutzpark ein eigenständiges Logo. - Bei den Sektionen BirdLife erfolgte die Wahl aus praktischen Gründen (Reiseweg) zudem sind die ausgewählten Vogelarten kontrastreich (Raubvogel-Watvogel). - Bei den Tierschutzorganisationen wurde darauf geachtet, dass sie erstens ein Tierlogo besitzen und zweitens auch Öffentlichkeitsarbeit betreiben. 28 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.5.1 Sektion BirdLife: Berner Vogelschutz BVS Der Berner Vogelschutz BVS wurde 1989 als kantonaler Vogelund Naturschutzverband gegründet. Ziele sind der Schutz, die Pflege und die Erweiterung der natürlichen Lebensgrundlage von Abb. 12: Logo Berner Vogelschutz (Quelle: BVS 2008) Menschen, Tieren und Pflanzen, sowie die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt im Kanton Bern. Dies soll durch die Zusammenarbeit mit den anderen Sektionen, Vermittlung von direkten und ursprünglichen Naturerlebnissen mittels Kursen, Vorträgen und Exkursionen, Öffentlichkeitsarbeit sowie Durchführung von Werbe- und Finanzbeschaffungsaktionen erreicht werden (*BVS 2008). 3.3.5.2 Sektion Birdlife: Zürcher Vogelschutz ZVS Der ZVS wurde 1928 gegründet und umfasst heute 112 in den Gemeinden tätige Natur- und Vogelschutzvereine. Seine Aufgaben sind der Arten-, Biotop- und Landschaftsschutz im ganzen Kanton, Abb. 13: Logo Zürcher Vogelschutz (Quelle: ZVS 2008) mit besonderem Schwerpunkt auf den Vogelschutz. Dazu pflegt er Kontakte mit Behörden, zielverwandten Organisationen und lokalen Vereinen. Um die Anliegen der Öffentlichkeit bekannt zu machen, wurde schon 1940 ein Werbeausschuss gegründet und die Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut. Dazu zählen unter anderem die Abgabe von allgemeinen Publikationen über den Vogel- und Naturschutz und die Durchführung von Exkursionen (*ZVS 2008). 3.3.5.3 Sektion Pro Natura: Pro Natura Thurgau Pro Natura Thurgau nimmt laut Selbstdarstellung aktiv bei Abstimmungen teil, wirkt bei Planungen, lanciert Abb. 14: Pro natura Thurgau (Quelle: Pro natura THURGAU 2008) Petitionen und Aktionen - immer mit dem Ziel, die Natur zu schützen. Dabei wird mehr auf Gespräche als auf Konfrontationen gesetzt, es soll durch Fachwissen überzeugt werden. Die Sektion Thurgau besitzt 32, 5 Hektaren Boden, weitere 113 ha werden durch sie betreut oder sind vertraglich für den Naturschutz gesichert. Diese Gebiete sind sehr vielfältig, umfassen Mager- und Riedwiesen, Moore, Weiher, Wälder und Kiesgruben. 29 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Zu den Schutzgebieten zählt auch der Naturgarten, der dank vielfältigen Strukturen einen grossen Artenreichtum an einheimischen Pflanzen und Tieren aufweist (*PRO NATURA THURGAU 2008). 3.3.5.4 Natrix (Jugendgruppe Pro Natura und SVS) Die Jugendgruppe Natrix entstand aus dem Zusammenschluss der Ala-Jugendgruppe und der Pro Natura Jugendgruppe und ist heute eine Sektion des Schweizer Vogelschutzes SVS und Abb. 15: Logo Natrix (Quelle: NATRIX 2008) Pro Natura. Durch Exkursionen in der ganzen Schweiz sowie Naturschutzeinsätze sollen Kinder und Jugendliche gemeinsam und mit Spass die Natur kennenlernen und schützen (*NATRIX 2008). 3.3.5.5 Tierschutz beider Basel Schon 1849 wurde in Basel eine „Commission zur Abhilfe Thierquälerei“ gegründet, die von die Grundlage für den 1897 gegründeten Basler Tierschutzverein bildete. 1998 erfolgte der Zusammenschluss mit dem Abb. 16+17: Ehemaliges Logo Basler Tierschutzverein (Abb. li) und heutiges Logo Tierschutz beider Basel (Abb. re) (Quelle: TIERSCHUTZ BEIDER BASEL 2008) Tierschutzverein heutigen Baselland Tierschutz beider zum Basel. Hauptaufgabe der Organisation ist ihrer Aussagen nach der Schutz von Tieren, wobei ein besonderes Gewicht auf Heimtiere gelegt wird. Mit gezielten Aktionen und Informationen wird die Öffentlichkeit für die Anliegen sensibilisiert. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Kindern und Jugendlichen, deren Netzwerk schon 1934 aufgebaut wurde. Seit 1995 besteht ein eigener Jugendtierschutz-club. Durch gemeinsame Erlebnisse, wie zum Beispiel Ausflüge auf einen Bauernhof oder Mithilfe im Tierheim, sollen die Kinder Tiere und deren Bedürfnisse besser kennen lernen. Zudem werden so gleichzeitig umweltbewusstes Handeln und Sozialkompetenz gefördert (*TIERSCHUTZ BEIDER BASEL 2008). 30 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3.3.5.6 Tierschutz Region Thun Abb. 18-20: Ehemalige Logos des Tierschutzvereins Thun 1887 gründete eine Gruppe Idealisten den Tierschutzverein Region Thun. Heute besitzt der Verein Auffangstationen für Katzen, Hunde und weitere Kleintiere sowie Pflegestationen für Igel und Vögel. Der Abb. 21: Logo Tierschutz Region Thun (Quelle: Tierschutz Region Thun 2008) Verein setzt sich für eine artgerechte Haltung von Nutzund Heimtieren ein und will durch Veranstaltungen und Medieninformationen die Leute aufklären, beraten und dadurch für die Bedürfnisse der Tiere sensibilisieren. Auch hier ist die Jugendarbeit ein wichtiges Thema, so wurden früher an alle Schulkinder Tierschutzkalender verteilt, heute existiert eine eigene Jugendtierschutzgruppe (*TIERSCHUTZ REGION THUN 2008). 31 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 4. Beurteilung der Stellvertreterartenkonzepte 4.1 Effizienz der Stellvertreterartenkonzepte ANDELMAN UND FAGAN (2000) kritisieren, dass die Wahl von Stellvertreterarten oftmals ad hoc, ohne grössere Voruntersuchungen, erfolgt und dass die der Wahl unterliegenden Annahmen implizit, nicht explizit sind. In ihrer Untersuchung verglichen sie in drei Gebieten die Anzahl Arten („Hintergrundarten“), die durch den Schutz von Symbol-, Schirmarten oder Biodiversitätsindikatoren mitgeschützt werden, sowie die dazu benötigte Fläche. Die Auswertung ergab, dass eine Gruppe zehn oder zwanzig zufällig ausgewählter Arten nicht schlechter oder sogar besser abschneidet als die anderen Schemen. So decken zwar einige Stellvertreterarten bis zu 94% der Hintergrundarten ab, beanspruchen dafür aber mindestens 70% der Flächen. Werden nur einige wenige Flächen geschützt, nimmt die Anzahl Hintergrundarten stark ab. Dies lässt vermuten, dass eine grosse Flächenzahl geschützt werden muss, um viele Tiere abzudecken, was mit hohen Kosten verbunden ist. Die Autoren folgern aus ihren Ergebnissen, dass die heutigen Kenntnisse der Überlappungsmuster zwischen den einzelnen Arten nicht geeignet sind, um effiziente Stellvertreterarten auszuwählen. FAVREAU ET AL. (2006) kommen nach der Durchsicht von 53 Studien zum Schluss, dass sich kaum allgemein gültige Regeln über die Wirksamkeit des Stellvertreterartenkonzeptes aufstellen lassen. Wie die Resultate zeigen (Tab. 5) kann der Ansatz - sinnvoll und korrekt angewendet - durchaus gebraucht werden, um aufgrund von wenigen ausgesuchten Arten Schutzgebiete für einen breiteren Biodiversitätsschutz zu errichten. Die effizientesten Resultate liefert jedoch vielfach eine Kombination von Konzepten. So kann eine Art zwar ein guter Indikator für einige Arten und Taxa sein, für andere aber wiederum überhaupt nicht. Zudem können die Resultate einer Studie nicht auf andere zeitliche, räumliche oder taxonomische Skalen, Ökosystemtypen oder Umweltbedingungen übertragen werden. Es besteht die Gefahr, dass durch diesen Ansatz seltene, gefährdete oder endemische Arten nicht geschützt werden, da das Habitat für die Stellvertreterart nicht alle Habitatskomponenten der zu schützenden Art umfasst. Andere Gründe für die fehlende Wirksamkeit können die ungenügende Habitatsüberlappung, die 32 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller fehlende Habitatsspezifität, Effekte der Topographie, Umweltveränderungen, Konflikte mit menschlichen Werten und unterschiedliches Artverhalten sein. Tab. 5: Effizienz 53 Studien mit Stellvertreterarten Symbolart 3 Anzahl Studien Hintergrundarten überleben Akzeptable Anzahl von Arten, 2 die durch Stellvertreterarten repräsentiert werden Stellvertreterart ist besser als 2 zufällig ausgewählte Arten Wirksam Teilweise wirksam Nicht wirksam 3 (Quelle: FAVREAU ET AL. 2006: 3953) Brennpunktart Indikatorart 3 32 3 1 2 29 Schlüsselart 15 2 12 Gesamt 53 2 46 5 1 8 13 17 2 5 6 4 19 25 9 4.2 Beurteilung des Indikatorartenkonzeptes Der Begriff Indikatorart ist sehr komplex und vielfältig, wobei vielfach keine klare Unterscheidung vorgenommen und nicht genau definiert wird, was unter Indikatorart verstanden wird. Von den vielen Kategorien seien hier nur drei aufgeführt. 4.2.1 Bioindikatoren Im weitesten Sinne zählen alle Organismen, die für Raumanalyse und Raumbewertung einsetzbar sind, zu den Bioindikatoren, da sie dazu beitragen, strukturelle wie funktionale Eigenschaften ihrer Ökosysteme zu erkennen, zu beschreiben und zu verstehen. Bioindikatoren werden schon lange zur Erkennung und mengenmässigen Erfassung von Umweltfaktoren verwendet, da die Struktur, Funktion und Dynamik der Ökosysteme als Grundlage wie auch als Information in den Lebenserscheinungen der Tiere vorhanden sind, so dass das Vorkommen und die Häufigkeit einzelner Arten Rückschlüsse auf herrschende Umweltfaktoren zulassen. Bioindikatoren können die Wirkungen von Umweltparametern oder ökosystemrelevanten Anreicherungen von Substanzen anzeigen und die Wirkung von Schadstoffe unter den aktuellen klimatischen Bedingungen abschätzen. Der Einsatz von Bioindikatoren sollte dabei nicht als Ersatz von genauen messtechnischen Methoden angesehen werden, sondern als Ergänzung (NAGEL 1999). Die Vorteile bei der Verwendung eines Bioindikators liegen darin, dass vielfach eine gleich effiziente Messung der 33 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Belastungssituation eines oder mehrerer Schadstoffe auf anderem Weg nicht möglich oder sehr kompliziert ist. Zudem liefert ein Bioindikator unmittelbare Informationen über die Wirkung von Schadstoffen auf lebende Organismen (PLACHTER 1991). Dabei muss aber beachtet werden, dass im Umweltbereich nicht nur einzelne Faktoren wirken, sondern ein System komplexen, vielfach vernetzten und mannigfachen Beeinflussungen unterworfenen ist (BICK 1982). Im Prinzip ist jede Tierart für eine Raumanalyse verwendbar, in der Realität schränken allerdings methodische Schwierigkeiten die Wahl stark ein, so dass nur wenige Arten tatsächlich verwendet werden. Meistens wird nicht nur eine einzelne Art eingesetzt, sondern mehrere Arten, die sich in ihren Indikatoreneigenschaften gegenseitig ergänzen. Die Eigenschaften, die einen guten Bioindikator kennzeichnen, sind stark von der Zielindikation abhängig. Für die Indikatorart sollten umfassende biologische, ökologische und biogeographische Informationen vorhanden sein. Weiter müssen die Arten schnell und ohne grossen Aufwand repräsentativ und reproduzierbar für das entsprechende Gebiet erfassbar sein. Zudem sollten sie eine weite Verbreitung in hohen Dichten und einen hohen Informationsgehalt aufweisen, ökologische Schlüsselfunktionen innehaben oder mehr oder weniger stark auf spezifische Belastungsfaktoren reagieren (NAGEL 1999). Vielfach werden Wirbeltiere nicht als gute Bioindikatoren angesehen, da sie relativ langlebend sind, tiefe Populationszuwachsraten, lange Generationszeiten und vergleichsweise geringe Habitatsspezifität aufweisen, was Untersuchungen sehr zeit- und kostenintensiv macht. Da Invertebraten aufgrund ihrer geringeren Mobilität sensibler auf die Fragmentierung auf räumlicher Skala reagieren, gelten sie als die besseren Indikatoren für Umweltbedingungen. Allgemein wird am Konzept kritisiert, dass es auf mangelnder empirischer Basis beruht. Erstbeobachtungen von Zeigerorganismen basieren oftmals auf Zufälligkeiten. Prozesse laufen in unterschiedlichen Zeitskalen ab, so verändern sich beispielsweise die Parameter, die die Saprobie eines Gewässers bestimmen, schneller als die Organismen, die diesen Wechsel anzeigen sollen. Zudem sind alle ökologischen Systeme einmalig, daher können keine Verallgemeinerungen von lokal gültigen Beobachtungen erfolgen (BÖRING & WIGLEB 1990). Erhöhte Schadstoffwerte können aus deren Fähigkeit, im Ökosystem zu wandern, resultieren, 34 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller stehen somit nicht direkt mit der Schadstoffkonzentration in der Umgebung in Verbindung (LANDRES ET AL. 1988). Zudem können biotische und abiotische Faktore, etwa Temperatur, pH-Wert, Alter, Geschlecht oder Körperfette die Aufnahmerate beeinflussen. Schliesslich führte die Verfeinerung der Messtechnik dazu, dass chemische Parameter heute leichter, schneller und mit einheitlicheren Methoden messbar sind (BRÖRING & WIEGLEB 1990). Andererseits weisen Untersuchungen zur Bioakkumulation einige Vorteile gegenüber chemischen Messungen auf. So finden sich höhere Konzentrationen in den Tieren, daher sind sie leichter und billiger zu analysieren. Zudem sind sie weniger Schwankungen unterworfen und Verschmutzungen können direkt gemessen werden, ohne Umweg über Metallspeziierung zu nehmen (SPELLERBERG 2005). 4.2.2 Populationsindikatoren Als Populationsindikator wird eine Art bezeichnet, die als Indikator für Populationsänderungen anderer Arten und als Gradmesser der Habitatsqualität für andere Mitglieder ihrer Gilde dient. Günstige Eigenschaften sind dabei grosse Populationsgrössen, eine schnelle Reproduktionsrate und Sensibilität gegenüber menschlichen Störungen. Die Art sollte kein Wanderverhalten aufzeigen und eine spezifische Nahrungsnische besetzen, zudem sollte sie leicht beobachtbar sein (CARO & O’DOHERTY 1999). Es gibt kaum Beweise, dass eine Art als Indikator für Populationsschwankungen anderer Arten dienen kann. Jede Art besetzt eine unterschiedliche ökologische Nische und weist ein spezifisches Futter- und Brutverhalten sowie unterschiedliche Habitatsanforderungen auf, so dass sich kaum perfekte Übereinstimmungen zweier Arten finden lassen. Ausserdem regiert jede Art auf unterschiedliche Weise und unterschiedlich schnell auf Störungen. Selbst innerhalb der gleichen Gilde gibt es keine Garantie, dass sich Habitatseignung oder der Populationsstatus einer Art mit anderen Arten decken, was die Extrapolation von einer Art auf die andere erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht. Schliesslich beeinflussen viele Faktoren, die nicht mit der Habitatsqualität in Verbindung stehen, etwa Räuber, Populationsschwankungen Krankheiten einzelner Arten. oder Somit Wetterbedingungen, besteht eine die grosse 35 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Wahrscheinlichkeit, dass sich Populationsänderungen unterschiedlicher Arten nicht auf gleiche Weise vollziehen (LANDRES ET AL. 1988). 4.2.3 Biodiversitätsindikatoren Anstatt die gesamte Arten- oder Familienzahl in einem Gebiet zu erfassen, wird die Artenzahl in einer gut bekannten taxonomischen Gruppe als Stellvertreter für die Artenzahl einer weniger gut untersuchten Gruppe verwendet. Es wird also angenommen, dass der Artenreichtum eines Taxon mit der Artenzahl eines anderen Taxon korreliert. Dafür eignen sich nur eine kleine Anzahl Arten, die leicht beobacht- oder zählbar sind, eine grosse geographische Verteilung und eine hohe Habitatstreue haben. Am geeignesten erscheint der Gebrauch mehrerer Arten, wobei diese Gruppe eine gewisse Diversität innerhalb oder über taxonomische Grenzen hinweg aufweisen sollte (Caro & O’DOHERTY 1999). Das Potential einzelner Arten, als Indikatoren für das Vorkommen anderer Arten zu dienen, ist sehr umstritten. Eine positive Korrelation wurde zwischen dem Artenreichtum von Spechten (Picidae) und der Anzahl anderer Vogelgemeinschaften, die mit Waldhabitaten verbunden sind, gefunden. Die Resultate von BECCALONI & GASTON (1995) lassen vermuten, dass sich das Artentotal einer Schmetterlingsgruppe als Indikator für totalen Artenreichtum aller anderen Schmetterlinge in einem Gebiet verwenden lässt. Meistens aber wurde eher die Ineffizienz als der Erfolg von (angeblichen) Biodiversitätsindikatoren aufgezeigt (siehe etwa bei KREMEN (1992)). Viele Autoren wie LANDRES ET AL. (1988) bezweifeln, dass es überhaupt eine Art gibt, die als Indikator für eine breitere Biodiversität dienen kann, da keine zwei Arten die gleiche ökologische Nische bewohnen. Es scheint, dass der Reichtum einer Gruppe zwar das Vorkommen von phylogenetisch und ökologisch verwandten Gruppen, die das gleiche generelle Habitat bewohnen anzeigen kann, nicht aber den Artenreichtum anderer Taxa (BECCALONI & GASTON 1995). 36 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 4.3 Beurteilung des Schirmartenkonzeptes Die Grundidee des Schirmartenkonzeptes besteht darin, dass allein durch die Konzentration auf eine Art effizient andere Arten (sog. Hintergrundarten) mitgeschützt werden können. Ursprünglich bezog sich der Ansatz auf die minimalen Gebietsanforderungen einer Art mit grossen Revieren, mit dem Gedanken, dass solche Gebiete eine grosse Zahl anderer Arten beherbergen (ROBERGE & ANGELSTAM 2004). Die meisten vorgeschlagenen Schirmarten sind grosse Säugetiere, vielfach Raubtiere, mit grossen Revieren, die eine grosse geographische Verbreitung aufweisen. Ob aber ein Raubtier eine geeignete Schirmart ist, hängt von den biogeographischen Eigenschaften der Region ab und wie stark die Habitate mit Zentren grosser Biodiversität übereinstimmen. Vielfach sind Raubtiere Habitatsgeneralisten und nicht primär an Orten mit hohen Biodiversitätswerten zu finden. Eine Schirmart muss eine langfristig überlebensfähige Populationsgrösse aufweisen, also eine gewisse Grösse haben. Seltene und gefährdete Arten eignen sich weniger gut, da ihre Verbreitung oftmals zu stark beschränkt ist, um lebensfähige Populationen anderer Arten abzudecken. Zudem resultiert die Seltenheit nicht immer aus Umweltfaktoren, die kontrolliert werden könnten (BERGER 1997). Die Umsetzung des Konzeptes ist mit einigen Problemen behaftet, da vielfältige demographische und ökologische Faktoren beachtet werden müssen, um eine lebensfähige Population erhalten zu können. So müssen die jährlichen Wanderbewegungen, Brutplätze und Mortalitätswahrscheinlichkeit ausserhalb des Schutzgebietes der Hintergrundart bekannt sein. Da viele Arten unterschiedliche Gebietsanforderungen im Laufe eines Jahres besitzen, müssen sich aussagekräftige Untersuchungen über mehrere Jahreszeiten und einige Jahre hin erstrecken. Dies bedarf aufwändiger Untersuchungen und widerspricht der Absicht des Konzeptes, eine Verkürzung für die Datensammlung anderer Arten zu sein (CARO 2003). Zudem zweifeln viele Studien die Wirksamkeit des Konzeptes an. ROBERGE & ANGELSTAM (2004) untersuchten 110 Studien zum Schirmartenkonzept. Die Resultate zeigen, dass eine Art allein nicht den Schutz aller Arten garantieren kann, da einige Arten 37 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller von ökologischen Faktoren limitiert werden, die für die Schirmart nicht relevant sind. Gerade seltene oder gefährdete Arten werden oftmals nicht geschützt, da diese spezifische oder kleine Areale besetzen (ENTWISTLE & STEPHENSON 2000). Vielfach wurde jedoch in diesen Studien der Begriff Schirmart mit Biodiversitätsindikator (Vgl. 4.2.1) gleichgesetzt. Beide Konzepte wollen zwar andere Arten mitschützen, aber die biologischen Attribute der verwendeten Arten unterscheiden sich (Tab.1); zudem werden Schirmarten eher auf lokaler Ebene verwendet, währenddem das Biodiversitätskonzept biogeographisch strukturiert ist und auf grösserer Ebene zur Anwendung kommt. Die Studien eruieren also vielfach, wie viele andere Arten in einem bestimmten Gebiet mit-vorkommen, anstatt zu untersuchen, wie viele andere Arten durch die Erhaltung der Schirmart mitgeschützt werden. Zudem basieren die allermeisten Schlussfolgerungen auf hypothetischen Reservaten oder Schutznetzwerken und zeigen nicht, ob die Umsetzung in die reale Welt die gleichen Resultate liefern würde (CARO 2003). Diese „Verfälschung“ des Konzeptes wird von CARO (2003) stark kritisiert. Für ihn ist der Ansatz durchaus geeignet, um auf kleinerer Skala Areale auszuscheiden, die durch den Schutz einer Schirmart andere Arten längerfristig erhalten. Allerdings betont auch CARO (2003), dass eine einzelne Art kaum die gesamte Biodiversität schützen kann. Heute wird von manchen Autoren gefordert, dass der Schirmartenansatz nicht auf den Arealanforderungen einer Art beschränkt bleibt, sondern dass andere Landschaftsattribute wie Habitatsverbindung, das Vorkommen von verschiedenen Ökosystemprozessen oder die Verteilung von knappen Ressourcen mitberücksichtigt werden. Sie gehen davon aus, dass etwa Landschaften, die für eine Art genügend vernetzt sind, auch funktionell für andere Arten sind (ROBERGE & ANGELSTAM 2004). 4.4 Beurteilung des Schlusssteinartenkonzeptes In allen grösseren weltweiten Ökosystemen werden Schlusssteinarten vermutet. Der Einfluss erfolgt dabei nicht nur durch das Fressen anderer Arten, sondern auch durch Interaktionen und Prozesse wie Konkurrenz, Mutualismus, Verbreitung, Bestäubung, Krankheit oder Habitatsumwandlung (POWER ET AL. 1996) (Tab. 6). 38 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Tab. 6: Klassifikation von Schlüsselartentypen (Quelle: Bond 1993: 239, KRATOCHWIL & SCHWABE 2001: 456) Typ Räuber Herbivoren Pathogene/Parasiten Konkurrenten Mutualisten Bodenbewegende Tiere Dammbauer Prozessoren im System Auf extreme abiotische Agentien reagierenden Organismen Hauptsächlicher Effekt Unterdrücken von Konkurrenten Selektiver Frass, Förderung und Unterdrückung von Arten Unterdrücken von Konkurrenten, Herbivoren, Räuber Unterdrücken von Konkurrenten Effektive Reproduktion und Ausbreitung Veränderung der Erdoberfläche, Verlagerung von Bodenmaterial Veränderung der Gewässerdynamik Veränderung im Nährstofftransfer Physisch-geographische Faktoren wie Wind, Feuer, Forst, die das Absterben von Organismen verursachen Beispiele Otter, Seeigel, Tang, Samenfresser Elefanten, Ratten, Elch, Biber Tsetse-Fliege 1) Sukzessives Ersetzen 2) Unkrautartiges Gewächs, das langlebende Arten hindert Tannenhäher, Bestäuber Kaninchen, Taschenratten, Termiten, Flusspferd Biber Stickstoff-Fixierer, Mykorrhizaorganismen, Zersetzer „Wegbereiter“ nach abiotischen Störungen wie feuerresistente Arten 1) Räuber können nicht nur direkt, sondern auch durch die Dichtekontrolle ökologisch wichtiger Beutearten Schlusssteinfunktionen übernehmen. Seeotter (Enhydra lutris) spielen in felsigen Gezeitenhabitaten eine wichtige Rolle, da sie die Seeigelpopulation regulieren. Ohne die Räuber kommt es zu einer Zunahme der Seeigelpopulationen, die den Seetang abgrasen, so dass schliesslich eine öde Artgemeinschaft aus einem Pflaster verkrusteter Korallenalgen und Seeigeln entsteht. Durch die Abwesenheit des Otters kommt es zur Veränderung eines gesamten Ökosystems, die mit dem Verlust von Habitaten, Primär- und Sekundärproduktion einhergeht (LUBCHENCO ET AL. 1995). Bei Fehlen von Grossraubtieren kann es zu einer starken Zunahme der Beutetierpopulationen kommen, was zur Ausbreitung von Krankheiten und Missbildungen führt. Der Lebensraum wird überweidet, der Jungwuchs der Bäume 39 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller fällt aus und die Krautschicht wird zerstört, was in Erosionsschäden resultieren kann (NENTWIG ET AL. 2004). 2) Beute: Eine Beuteart, die ihre Abundanz trotz ihrer Feinde konstant halten kann, trägt zur Erhaltung der Räuberart bei und reduziert die Dichte anderer Beutearten. Das Verschwinden der Art kann die Diversität erhöhen, aber auch reduzieren, falls der Räuber nun auf ein breiteres Nahrungsspektrum ausweicht (MILLS ET AL. 1993). 3) Mutualisten: Einige Arten spielen eine wichtige Rolle für die Bestäubung oder Samenverbreitung einiger Pflanzenarten, die im Gegenzug andere Nahrungsnetze unterstützen. 4) Wirte: Wenn diese Mutualisten wiederum von ökologisch wichtigen Pflanzenarten abhängig sind, dann haben auch diese Schlüsselfunktionen inne. Dies ist etwa der Fall, wenn Pflanzen in Zeiten von Knappheit blühen oder Früchte tragen. So sind Palmnüsse, Feigen und Nektar wichtige Nahrungsbestandteile für Primaten, Eichhörnchen, Nagetiere und Vögel, die wiederum als Bestäuber und Samenverbreiter eine wichtige Rolle spielen (MILLS ET AL. 1993). 5) Ökosystemingenieure: Die Aktivitäten vieler Tiere können Habitatselemente in einer Landschaft so verändern, dass damit das Überleben von vielen anderen Arten tangiert wird. Die Tunnel von Bodenumwandlern wie Erdmännchen oder Blattschneiderameisen leiten Wasser durch Hügelböschungen; Dachshügel bewahren die Diversität in der Prärieflora (POWER ET AL. 1996). 6) Prozessoren im System: Die Dungkäfer machen zwar nur einen Bruchteil der Gesamtbiomasse in tropischen Wäldern aus, spielen aber als Destruenten eine wichtige Rolle im System. Sie graben Extremente und Aas als Nahrung für ihre Larven ein; die durch die Zersetzung frei gewordenen Nährstoffe sind nun für Pflanzen verfügbar. Gleichzeitig werden Samen vergraben, was die Ausbreitung erleichtert und Parasiten beseitigt. 7) Schliesslich sei noch der Begriff Schlüsselressourcen erwähnt, welche für das Überleben von Arten wichtig sein können, z.B. alte Bäume, die als Nist- und Überwinterungsmöglichkeit für Spechte, Bienen und andere Arten dienen, Salzlecken, Mineralteiche oder Austiefungen in Flüssen, die Zufluchtsorte für Fische oder Wassertränke in Trockenzeiten darstellen. Auch wenn solche Schlüsselressourcen 40 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller oftmals nur einen kleinen Teil eines Gebietes ausmachen, können sie entscheidend sein für den Bestand vieler Tierpopulationen (PRIMACK 2006). Obwohl viele Schlusssteinarten eher am Ende der Nahrungsspitze stehen, da Spitzenprädatoren einen hohen Pro-Kopf-Einfluss und geringe kollektive Biomasse aufweisen, muss dies nicht zwangsläufig der Fall sein. Cyanobakterien und endolithische Flechten etwa fixieren Stickstoff und bilden die Nahrungsgrundlage für Schnecken, deren Abweidung zum Zerfall von Steinen führt und so zur Bodenbildung beiträgt (POWER ET AL. 1996). Es wird vermutet, dass Schlusssteinarten stark kontextabhängig wirken, dass sie also nicht jederzeit und überall dominante Kontrollmechanismen übernehmen. Ein Organismus verhält sich je nach Umweltverhältnissen unterschiedlich, so spielt der Seestern Piaster eine wichtige Rolle in wellenexponierten, felsigen Landzungen, nicht aber in geschützteren Habitaten. Der Einfluss einer Art hängt somit nicht nur von ihren Eigenschaften ab, sondern auch vom Verhalten der Arten, mit denen sie interagiert und den sie umgebenden Umweltbedingungen. Auch hier finden sich Kritikpunkte am Konzept. - Veränderungen in einem Ökosystem werden aufgrund geringer Kenntnisse über die Strukturen und Dynamiken von natürlichen Ökosystemen kaum verstanden. Nicht immer ist ersichtlich, ob gewisse Prozesse nur durch eine einzige Schlusssteinart oder aber durch eine Gruppe von Arten mit ähnlichen Effekten erhalten werden; der relative Einfluss einer einzelnen Art ist somit unklar. - Es kann Jahrzehnte dauern, bis der Einfluss durch die Entfernung einer Art sichtbar wird (POWER ET AL. 1996). - Es ergeben sich Probleme bei der Identifizierung einer Schlusssteinart, da nicht bekannt ist, ob alle Ökosysteme über eine solche verfügen und die Wichtigkeit einer Art und ihre Effekte auf das Ökosystem schwer zu messen sind. Es stellt sich die Frage, wie viele Arten eines Ökosystems mit der Art verlinkt sein müssen, damit diese als Schlusssteinart zählen kann. Zudem wird es immer Arten geben, die in keiner Beziehung zu der Schlusssteinart stehen (BOND 1993). 41 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller SIMBERLOFF (1998) sieht aber auch die Vorteile des Ansatzes. Da dieser sich auf das Verstehen der den Funktionen und Strukturen eines Ökosystems unterliegenden Mechanismen konzentriert, stellt er einen neuen Weg für die Problemlösung dar. Das Verstehen der Kontextabhängigkeit einiger Arten führt zu einem besseren Verständnis eines Systems. Vertiefte Kenntnisse darüber, wie Schlusssteinarten andere beeinflussen, liefern Ansatzpunkte für wirksamere Naturschutzmassnahmen, auch wenn sich erweisen sollte, dass sie in vielen Fällen nicht als Mittelpunkt einer Schutzstrategie dienen können oder dass in einigen Ökosystemen solche Arten überhaupt fehlen. Zudem vermeidet der Ansatz Mehrdeutigkeiten, da unpräzise Begriffe wie Ökosystemgesundheit, -management oder Nachhaltigkeit vermieden werden. 4.5 Beurteilung des Brennpunktartenkonzeptes Das Brennpunktartenkonzept weist zwar Ähnlichkeiten mit dem Schirmartenansatz auf, die beiden Ansätze unterschieden sich jedoch in zwei wesentlichen Punkten. Erstens werden die Brennpunktarten auf der Basis von Gefährdungsfaktoren ausgewählt und zweitens umfasst der Ansatz eine Reihe von Arten, nicht nur eine Einzelart (LINDENMAYER ET AL. 2002). Ziel ist, Schutzgebiete auf der Basis der Bedürfnisse einiger weniger Arten auszuweisen. Der Fokus wird dabei auf grosse Raubtiere, besonders Spitzenprädatore, gelegt, da diese die höchsten Habitatsansprüche aufweisen. Dazu müssen zuerst die Prozesse eruiert werden, die für den Artenverlust verantwortlich sind. Arten, die ähnlichen Gefahren ausgesetzt sind, werden in einer Gruppe zusammengefasst und die sensibelste Art als sog. „Brennpunktart“ (Focalspecies) für diese Gefahr ausgewählt. Zudem wird diejenige Art ausgewählt, die die höchsten Ansprüche bezüglich Areal-, Ressourcen-, Verbreitung- oder Prozessbegrenzung aufweist. Die Anforderungen dieser Arten definieren die minimalen Anforderungen, die erfüllt sein müssen, um die Bedürfnisse der ganzen Biota abzudecken (LAMBECK 1997). Dieser Ansatz wurde durch LINDENMAYER ET AL. (2002) stark kritisiert. Ihrer Meinung nach ist schon die theoretische Basis problematisch, da bisherige taxonbasierte Ansätze beschränkten Erfolg aufgewiesen haben. Die zugrunde liegende Annahme, dass die Reaktion einer Art exemplarisch für andere Arten steht, ist nicht 42 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung zulässig, da sich die Effekte Claudia Keller von Landschaftsveränderungen und Habitatsfragmentierungen unterschiedlich auf verschiedene Arten auswirken können. Viele Studien zur Effizienz von Indikator-, Schlussstein- oder Symbolarten zeigten keinen besseren Habitatsschutz oder eine höhere Artendichte auf. Weiter sind die Ursachen, die zur Abnahme einer Art führen, schwierig zu bestimmen; und falls sie bestimmt werden können, stellt sich immer noch die Frage, welches die sensibelsten Arten sind. Da viele taxonomische Gruppen noch nicht ausreichend bekannt sind, besteht die Gefahr, dass die gefährdetsten Arten oftmals unterrepräsentiert sind. Ebenso ergeben sich Schwierigkeiten in der Auswahl der stärksten Verteilungs-, Ressourcen-, Prozess- und Areal- limitierten Arten. Die grosse Artenzahl und die unzähligen Prozessinteraktionen erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit, die falsche Art zu wählen oder einen Prozess zu übersehen. Schliesslich kann sich herausstellen, dass - wenn alle diese Probleme umgangen werden könnten - praktisch alle Taxa potentielle Brennpunktarten sind. Ein solches Ergebnis würde den Ansatz unbrauchbar machen (LINDENMAYER ET AL. 2002). LAMBECK (2002) verteidigt seinen Ansatz gegenüber diesen Kritikpunkten. Sein Hauptargument lautet, dass die meisten Kritikpunkte nicht nur seinen Ansatz betreffen und somit alle Konzepte in Frage gestellt werden müssten und dass alle Methoden ihre Grenzen aufweisen. Eine ähnliche Idee wie den Brennpunktarten liegt dem Zielartenkonzept zugrunde, das besonders in Deutschland in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Das zielartenorientierete Monitoring dient der Bewertung von Lebensraumqualitäten und deren langfristigen Veränderungen, der Erfolgskontrolle von Lebensräumen und der Darstellung von Naturschutzergebnissen in der Öffentlichkeit. Durch Zielarten kann unter Vorgabe minimalgrosser überlebensfähiger Populationen – der notwendige Flächenbedarf auf lokaler oder regionaler Ebene festgelegt werden, so dass die Habitatund Ökotonvielfalt der Landschaft als Existenzgrundlage weiter Teile der Flora und Fauna gewährleistet bleibt. Die gewählte Zielarten sollten also als Schutzschirm für andere Arten dienen, in ihren Lebensgemeinschaften zentrale Funktionen ausüben (Schlüsselarten), die Erkennung und Bewertung von Umweltfaktoren ermöglichen 43 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller (Indikatorarten), in der Praxis schnell und einfach anwendbar sein, sowie in der Öffentlichkeit Beachtung finden (Symbolarten) (HANDKE & HELLBERG 2007). Im Folgenden nochmals eine kurze Übersicht der in diesem Kapitel vorgestellten Konzepte: Tabelle 7: Kurzdefinition der Stellvertreterarten Deutscher Begriff Stellvertreterart a) Bioindikator b) Populationsindikator c) Biodiversitätsindikator Schirmart Schlusssteinart Brennpunktart Englischer Begriff Surrogate species Definition Auswahl von Arten, die für Umweltschutzzwecke eingesetzt werden Health indicatores, Arten, die sensibel auf Stressfaktoren in der bioindicators Umwelt reagieren Population/ Guild Arten, die die Dynamik oder indicators Anwesenheit/Abwesenheit von anderen Arten reflektieren Biodiversity Arten oder taxonomische Gruppen, die Areale indicators hohen Artenreichtums anderer taxonomischer Gruppen repräsentieren Umbrella species Arten mit grossen Arealanforderungen. Schutz dieser Arten soll automatisch andere Arten schützen Keystone species Arten, die einen zu ihrer Abundanz oder Biomasse disproportional grossen Effekt in einem Ökosystem besitzen Focal species Gruppe von Arten, die zum Erreichen von Naturschutzzielen eingesetzt werden 44 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 5. Resultate I: Verwendung von Symbolarten H1: Symbolarten werden von Naturschutzorganisationen eingesetzt, um öffentliches Interesse und (finanzielle) Unterstützung für ihre Projekte zu gewinnen Wie unter 2.6 dargestellt, bezeichnet eine Symbolart eine Art, die für Schutz in einem generellen oder regionalen Sinn steht oder für diesen wirbt. Es ist häufig ein grosses Wirbeltier, das dazu dienen kann, ein Naturschutzprogramm zu verankern, da es Interesse weckt und manchmal zum Symbol und zur Führungsfigur eines ganzen Umweltschutzprogramms wird (SIMBERLOFF 1998: 247). Symbolarten werden vor allem von Naturschutz- und Tierschutzorganisationen eingesetzt, finden aber auch in anderen Bereichen Verwendung. 5.1. Literaturauswertung 5.1.1 Symbolarten im Naturschutz Trotz vielen Kritikpunkten verwenden auch heute noch viele Naturschutzorganisationen Symbolarten. Nicht wenige haben ein charismatisches Tier in ihrem Logo, das nicht nur ein bestimmtes Naturschutzziel repräsentieren soll, sondern symbolhaft für die ganze Organisation steht. Andere verwenden für ihre jeweiligen Kampagnen charismatische Arten, die das Schutzziel repräsentieren sollen. Für viele Organisationen bildet(e) der Schutz „ihrer“ Symbolart einen zentralen Standpunkt in ihren Programmen. Dieser Fokus auf den Artenschutz liefert den Naturschutzorganisationen zwei wichtige Vorteile. Erstens ist es dadurch einfacher, der Öffentlichkeit eine solche Organisation als eine spezialisierte, zusammenhängende Organisation zu präsentieren. Zweitens ergeben sich weniger intellektuelle Hindernisse im Rahmen geeigneter Spendenaufrufaktionen. Die Aufmerksamkeit wird auf eine einzige Art statt auf ein vages und schwer verständliches Konzept des Artenreichtums oder der genetischen Vielfalt gelenkt. Die Leute können ihre Unterstützung an einem realen Subjekt aufhängen und sich konkret etwas unter Naturschutz vorstellen. Dabei gilt vielfach: je einfache rund simpler die Botschaft, desto höher fällt die Spendenbereitschaft aus (LEADER-WILLLIAMS & DUBLIN 2000). 45 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Als Beispiel sei der WWF aufgeführt, der seit seinen Anfängen stark mit Einzelarten arbeitet und für seine Schwerpunktthemen jeweils spezifische Symbolarten wählt (Tab. 8; Vgl. 3.3.3.1). Die Organisation versucht, auf einfache und ansprechende Weise ihre komplexen Programmen einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen. Zu diesem Zweck werden gewisse Symbolarten bestimmt als „Arten, deren Schutz als Katalysator für breitere Schutzbemühungen dient, oder die als Instrument für die Erlangung eines spezifischen Naturschutzzieles dienen“ (LEADER- WILLIAMS & DUBLIN 2000: 79). Einige dieser Arten werden aufgrund ihrer biologischen oder wissenschaftlichen Bedeutung, andere aufgrund ihrer strategischen Wichtigkeit für einen breit basierten Flächenschutz gewählt. Die meisten dieser Arten sind gefährdet, entweder direkt durch Wilderei und Ausbeutung oder aber durch den Habitatsverlust. Der Grosse Panda (Ailuropoda melanoleuca) repräsentiert als Symbol für weltweite Umweltschutzbemühen den traditionellen artbezogenen Ansatz und wird heute noch – zusammen mit anderen Arten wie Tiger, Jaguar, Nashorn oder Delfin - bewusst für Spendeaktionen eingesetzt (LEADER- WILLIAMS & DUBLIN 2000). So etwa können Spender eine Natuschutzurkunde erwerben. Deren Erlös kommen einem bestimmten Schwerpunktthema zugute (Tab. 8). Um aber breitere Naturschutzziele zu erreichen, wird gleichzeitig auch dem Personen-, Habitats- und Ökosystemmanagement eine wichtige Bedeutung beigemessen. Tab. 8: Die Symbolarten des WWFs Themengebiet Wald Meer Gewässer Alpen Artenschutz Klima (Quelle: WWF 2008: 36) Symbolart Jaguar Delfin Fischotter Wolf Elefant, Tiger Eisbär Im Folgenden soll nun an zwei Beispielen gezeigt werden, wie stark Symbolarten ganze Umweltschutzprogramme leiten und bestimmen können. 46 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 5.1.1.1 Ocean’s 10 Obwohl die Meere zu den gefährdesten Ökosystemen weltweit gehören, erhalten sie immer noch relativ wenig Aufmerksamkeit. So sind etwa 43% des Landes auf Hongkong unter Schutz gestellt, aber weniger als 2% des Meeres. Um Umweltschutzthemen wie Umweltdegradation, nicht nachhaltiges Jagen oder Verschmutzungen der Öffentlichkeit in Hongkong zu vermitteln, wählte der WWF Honkong zehn lokale, repräsentative Meeresarten aus (Ocean’s 10), basierend auf Kriterien wie Schutzstatus, Habitatsrepräsentation, Verschiedenheit und Biodiversitätsindikatoren. Um zu zeigen, dass Hongkong eine reiche Biodiversität aufweist, wählte man dabei keine klassischen Symbolarten, sondern eher unbekannte Arten, die eine grosse Habitatsvielfalt auf Hongkong repräsentieren: Koralle (Platygyra carnosus), chinesischer weisser Delphin (Sousa chinensis chinensis), chinesischer Bahaba (Bahaba taipingensis), Suppenschildkröte (Chelonia mydas), brauner Zackenbarsch (Epinephelus akaara), Pfeilschwanzkrebs (Carcinoscorpius rotundicauda), Gelbfisch (Larimichthys polyactis), Schlammspringer (Boleophthalmus pectinirostris) Seeigel (Anthocidaris crassispina) und Seegras (Zostera japonica) (*WWF HONG KONG 2006). Um diese Arten der Bevölkerung vorzustellen, wurden während drei Jahren vielfältige Aktionen wie Fallstudien, Ausstellungen, Websites, Theaterproduktionen, Wettbewerbe oder Schulungsprogramme durchgeführt. Übergeordnetes Ziel der Aktionen war, durch den Einsatz der zehn marinen Symbolarten die intrinsischen, ästhetischen, ökonomischen, und ökologischen Werte der Arten auf Hongkong aufzuzeigen, diese zu erhalten und wenn möglich ihre Abundanz zu steigern. Zudem hoffte man, nicht nur Unterstützung für den Schutz des Meeres in unmittelbarer Nähe, sondern für weltweite Meeresschutzbestimmungen zu erhalten. Die Kampagne verlief sehr erfolgreich: - Die im Januar 2006 aufgeschaltete Website zählte bis Ende September 2007 340.000 Besucher - über 2000 Beträge wurden in einem Multimedia-Wettbewerb eingereicht - Der Wahlaufruf für die bevorzugte Symbolart erhielt von Juni bis Mitte September 2007 über 6.000 Stimmen (*WWF 2008e). 47 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 5.1.1.2 Hallo Biber Wegen seines Felles, des Bibergeiles (Sekret) und des Fleisches wurde der Biber sehr stark gejagt und schliesslich im 19. Jh. in der Schweiz ausgerottet. Abb. 22: Logo Hallo Biber (Quelle: HALLO BIBER 2008) 1958 wurden die ersten Biber erfolgreich wiederausgesetzt, weitere Aussetzungen folgten, so dass heute etwa 400 Biber in der Schweiz leben, allerdings in kleinen, voneinander isolierten Gruppen, es findet kein Austausch statt. Dies wäre aber für ein längerfristiges Überleben entscheidend (*WWF 2008f). 1996 lancierte Pro Natura Baselland die 10 Jahres- Aktion „Hallo Biber“ mit dem Ziel, dass bis 2010 die ersten Biber von sich aus in die Region Basel zurückkehren. Es werden keine Biber ausgesetzt, sondern versucht, künstliche Hindernisse passierbar machen, Lebensraum für die Biber vorzubereiten und in der Bevölkerung Sympathien für den Biber zu gewinnen. Die Aktion erzwingt nichts, Behörden, die Wirtschaft, zielverwandte Organisationen sowie Einzelpersonen sollen dazu bewegt werden, freiwillig Massnahmen für eine erfolgreiche Rückkehr des Bibers zu treffen. Der winkende Biber im Logo symbolisiert dabei die Wärme, Freundlichkeit, Sympathie, Originalität und Kreativität der Aktion. Zugleich kommuniziert die Aktion laut Durchführer Grundwerte wie Sympathie, Freundlichkeit, Offenheit für Ideen, Anliegen, Hilfe sowie Kompetenz (*PRO NATURA BASELLAND 2008). Der Biber ist aber nicht nur ein Sympathieträger, sondern auch ökologisch von Bedeutung, da er seine Umgebung aktiv mitgestaltet (Vgl.7.1.1.4), zudem ist er ein Indikator für eine intakte Natur. Wo Biber zu Hause sind, ist auch Natur weitgehend intakt. 2007 wurde „Hallo Biber“ im Rahmen der Kampagne „Befreit unsere Flüsse“ auf die ganze Schweiz ausgeweitet (*PRO NATURA 2008b). 5.1.2 Art des Jahres 5.1.2.1 Art des Jahres in Deutschland Auf nationaler oder regionaler Ebene können durch Symbolarten als „Tier, Vogel oder Pflanze des Jahres“ bestimmte Programme einem breiten Publikum vermittelt werden, wodurch letztlich ganze Lebensräume in den Genuss eines Schutzstatus kommen (NENTWIG ET AL. 372-373). 48 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller In Deutschland bestimmen der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) schon seit 1971 einen „Vogel des Jahres“ (Tab. 9). Fast alle der ausgewählten Arten sind in ihrem Vorkommen stark zurückgegangen, so dass sie nun stark bedroht oder sogar auf der Roten Liste der vom Aussterben gefährdeten Arten stehen. Daneben haben einige Arten noch wichtige Repräsentations- oder Indikatorfunktionen. So repräsentiert der Wendehals eine offene, mit Einzelbäumen, Feldgehölzen und Hecken bestandene, strukturreiche Landschaft, der Pirol Auenwälder und das Rebhuhn arten- und strukturreiche Feldfluren sowie Brachflächen. Der Schwarzspecht steht stellvertretend für seltene Höhlenbrüter, da er als Pionier vielen anderen Höhlenbrütern den Wald und das Altholz erschliesst. Der Neuntöter wurde zum Symbol für Heckenbrüter, der Rotmilan ist eine Charakterart für heimische Laubwälder (*NABU 2008). Tab. 9: Vogel des Jahres 1971-1979 (Deutschland) (Quelle: *NABU 2008) Jahr 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 Vogelart Wanderfalke Steinkauz Eisvogel Mehlschwalbe Goldregenpfeifer Wiedehopf Schleiereule Kranich Rauchschwalbe Auch die Bestandeszahlen (noch) weit verbreiteter Arten gehen kontinuierlich zurück, etwa bei Haussperling oder der Saatkrähe, die in einigen Bundesländern sogar unter Schutz gestellt ist. Daher sollen auch solche Arten auf den Naturschutz aufmerksam machen; so ist das Rotkehlchen „als absoluter Sympathieträger prädestiniert für den Titel „Vogel des Jahres“, um Schritte zum dauerhaften Schutz und zur nachhaltigen Verbesserung von seinen Lebensräumen einzuleiten“ (*NABU 1992). Vielfach hat die Wahl solcher Arten des Jahres umfassende Schutzstrategien ausgelöst, was sich bei vielen Arten positiv ausgewirkt hat; so konnten sich beispielsweise die Bestände von Kranich, Weissstorch oder Uhu erholen. Viele Arten sind aber immer noch stark bedroht und sehr selten (*NABU 2008). Ab 1984 wurde die „Vogel des Jahres-Liste“ auch auf andere schützenswerte Arten und Lebensräume ausgedehnt, wobei im Laufe der Jahre immer wieder neue Kategorien dazukamen (Anhang II). 49 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Auch hier wurden vielfach gefährdete Arten oder solche von ökologischer Bedeutung gewählt: - Die Silberweide bietet Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tiere, es finden sich bis zu 40 Insektenarten an einem einzigen Baum. Die hohlen Stämme gewähren kleinen Säugetieren Unterschlupf, Vögel nisten in Baumhöhlen und in der Krone (KRAUSE & WOLF 1999). - Als die Rosskastanie zum Baum des Jahres (2005) bestimmt wurde, herrschte akut das Problem der Kastanienminiermotte (NATUR UND LANDSCHAFT 2005). - Die Schwarz-Pappel steht auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten (NATUR UND LANDSCHAFT 2006). - Durch die Wahl des Grossen Klappertopfes soll für den Erhalt von Wirtschaftsgrünland im Allgemeinen und für die wechselfeuchten, nährstoffarmen Wiesenflächen im Speziellen geworben werben (NATUR UND LANDSCHAFT 2005). - Marienkäfer bringen als Blattlausfresser grossen Nutzen (NATUR UND LANDSCHAFT 2006). - Die Bachforellen sind ein Indikator für klare, kalte und sauerstoffreiche Fliessgewässer und Seen (NATUR UND LANDSCHAFT 2005). - Viele Flechtenarten dienen als wichtige Bioindikatoren (Vgl. 4.2.1), beispielsweise die Carpatflechte, die empfindlich auf klimatologische Veränderungen sowie Luftverschmutzung reagiert. Zudem soll durch die Flechtenwahl auf eine kaum beachtete Pflanzengruppe aufmerksam gemacht werden (NATUR UND LANDSCHAFT 2006). - Auch Biotope sind teilweise gefährdet, etwa Viehweiden, ein vom Menschen und seinen Haustieren geprägtes Zivilisationsprodukt, das durch Nutzungsaufgabe und Nutzungsintensivierung bedroht ist (NATUR UND LANDSCHAFT 2004). - Die Wahl der Böden soll auf die Bedeutung, aber auch die Risiken falscher Nutzung und Notwendigkeit des Schutzes hinweisen (NATUR UND LANDSCHAFT 2005). Manche der ausgewählten Arten sind nicht bedroht oder gefährdet, sondern sollen durch ihre Wahl einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden und für den 50 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Naturschutz im Allgemeinen werben. Dies gilt besonders für kaum bekannte Gruppen wie Weichtiere, Wirbellose oder Flechten und Moose. So lautet denn auch das Vorwort in NATUR UND LANDSCHAFT 2004: „Auch für dieses Jahr wurden wieder in gewohnter Fülle Objekte ausgewählt, die nahezu alle mit ihrer Schönheit, Einmaligkeit oder Gefährdung auf die Notwendigkeit von Schutz und Erhaltung aufmerksam machen sollen.“ 2007 wurde sogar erstmals durch die Deutsche Gesellschaft für Protozoologie DGP ein „Einzeller des Jahres“ ausgewählt, um auf diese grosse Organismusgruppe hinzuweisen, die zwar von blossem Auge nicht sichtbar, aber für das Ökosystem von grosser Bedeutung ist. So produzieren grüne Einzeller in den Meeren mehr Sauerstoff als alle Landpflanzen; manche Einzeller gefährden Menschen und Tiere als Parasiten. Das Pantoffeltierchen (Paramecium) wurde ausgewählt, weil es einer der bekanntesten Einzeller ist, intensiv untersucht wurde und auch eine Rolle bei der Bewertung der Gewässergüte spielt (*GOERTZ 2007). 5.1.2.2 Art des Jahres in der Schweiz In der Schweiz gibt es keine so umfassende „Art des Jahres-Liste“, aber einige Organisationen bestimmen selber eine Art des Jahres, so etwa der Schweizer Vogelschutz SVS (Vogel des Jahres) oder Pro Natura (Tier des Jahres) (Tab. 10). Tab. 10: Vogel und Tier des Jahres (Schweiz) (Quelle: *SVS 2008; *PRO NATURA 2008) Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Vogel Kuckuck Goldammer Distelfink Rauchschwalbe Mauersegler Eisvogel Wendehals Turmfalke Tier Biber Laubfrosch Luchs Steinadler Waldameise Schwalbenschwanz Feldhase Zauneidechse Steinbock Äsche Prachtlibelle Auch hier werden meistens Arten ausgewählt, die in ihren Beständen gefährdet oder am Abnehmen sind, meistens aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraumes. Durch die Wahl sollen die Leute auf die Gefahr aufmerksam gemacht und für Schutzmassnahmen gewonnen werden. 51 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 5.1.3 Symbolarten im Tourismus Als Werbeträger einer Region spielen die Symbolarten auch im Ökotourismus eine wichtige Rolle, indem Leute angezogen werden sollen, die Geld in die Region bringen. Der Ökotourismus ist eine Tourismusform mit geringen Naturbeeinträchtigungen, die zur Erhaltung von Arten und Habitaten beiträgt; entweder direkt durch einen Beitrag für den Naturschutz (etwa Eintrittsgelder, Unterkunft) und/oder indirekt durch die Generierung von genügend Einkommen für die lokale Bevölkerung, so dass diese ihre Umgebung wertschätzt und somit als eine Quelle des Einkommens schützt (GOODWIN 1996). Werden die Massnahmen von der Bevölkerung nicht akzeptiert, kommt es häufiger zu deren Missachtung. Die Rücksichtsnahme führt zu einer langfristigen Erhaltung der touristischen Attraktivität (GÖSSLING 1999), und durch das Naturerlebnis wird das Bewusstsein der Besucher für den Naturschutz geschärft, so dass diese eher bereit sind, Umweltschutzorganisationen zu unterstützen. Hauptgewinn eines nachhaltigen Ökotourismusprojekts ist in den meisten Fällen eine gestiegene Anzahl an Schutzflächen oder ein besserer Schutz der bestehenden Flächen, da mehr Geld zur Verfügung steht und ein grösseres Interesse am Schutz vorhanden ist. Dies kann die Attraktivität einer Region stark erhöhen, wodurch neue Besuchergruppen gewonnen werden. Der Ökotourismus ist aber nicht nur für die betreffende Region von Bedeutung, sondern ist für viele Entwicklungsländer zu einer der Haupteinnahmequellen geworden. Ein positives Beispiel für ein erfolgreiches Ökotourismusprojekt findet sich in Costa Rica, wo es gelungen ist, sowohl die ökologische Nachhaltigkeit wie auch die finanzielle Stabilität beizubehalten (AYLWARD ET AL. 1996). 5.1.4 Symbolarten in Zoos Auch viele zoologische Gärten konzentrieren sich in ihren Aufzuchtsprogrammen auf Symbolarten. Da sie meistens nur über limitierte Ressourcen verfügen, versuchen sie, mit den Symbolarten das Interesse der Leute zu wecken und Geld zu erhalten, das für den Schutz weiterer Arten oder ganzer Lebensräume eingesetzt werden kann. Dies ist bisweilen sinnvoller und effizienter, als einzelne gefährdete Arten zu schützen. Berühmte Symboltiere in Zoos sind die zwei Eisbärenbabys „Knut“ im Berliner Zoo und „Flocke“ im Nürnberger Zoo. 52 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 5.1.4.1 Knut Knut wurde zusammen mit seinem Bruder von der Mutter verstossen, und nach dem Tod eines Babys, entschloss man sich zur Flaschenaufzucht. Dies löste einen riesigen Medienrummel und einen Besucheransturm auf den Zoo aus, jeder wollte das kleine, kuschelige Bärchen sehen. Knut bescherte dem Zoo etwa acht Millionen Franken, der Abb. 23: Knut grösste Teil resultierte aus den über eine halbe Million (Quelle: RBB ONLINE 2008) zusätzlichen Besuchern. Dazu kamen Lizenzgebühren, der Verkauf von Merchandising-Produkten und Umsatzbeteiligungen an Knut-Produkten (BAZ 2007). Dabei wurde alles vermarktet, was sich vermarkten lässt: T-Shirts, Bettwäsche, Plüschtiere, Gummibärchen – es wurde sogar ein eigenes Lied komponiert und einen Film gedreht. Knut sollte aber nicht nur Mehreinnahmen generieren, sondern auch für den Umweltschutz werben. Bundesumweltminister So Sigmar erklärte ihn Gabriel, sein zum Patenonkel, der deutsche Maskottchen der Bonner Artenschutzkonferenz im Mai 2007. Knut sollte ein Bannerträger im Kampf gegen den Klimawandel werden (NZZ 2007). 5.1.4.2 Flocke Auch das Schicksal von Flocke berührte die Leute. Nachdem die erste Eisbärenmutter ihre beiden Jungtiere gefressen hatte - ein Verhalten, das in der Natur nicht selten ist, wenn die Mütter ihren Jungen Abb. 24: Flocke (Quelle: NÜRNBERG ONLINE 2008) keine Überlebenschancen geben - und die zweite Mutter ihr Junges aus der Wurfhöhle geschleppt hatte, entschloss man sich zur Trennung. Auch in Nürnberg werden 200.000-300.000 zusätzliche Eintritte erwartet (WITTWER 2008). Für die bis zu 25.000 Besuchern täglich hat sich Nürnberg auch entsprechend vorbereitet und mit zusätzlichen Kassenhäuschen, Toiletten, Personal, Parkplätzen und einem Shuttleservice vorgesorgt. Sogar eine Pressesprecherin wurde eingestellt. Die Besucher werden bereits am Eingang auf einem festgelegten Weg zum Eisbärengehege geführt. Dort wurde eine Stehtribüne für 500 bis 53 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 600 Personen aufgebaut, die etappenweise für 15 Minuten Flocke live sehen dürfen. Zudem wurden zwei Monitore und eine Grossleinwand eingerichtet, so dass die Besucher das Tier auch zu sehen bekommen, wenn es sich in der Höhle aufhält. Denn trotz allem Rummel will man den Eisbären wie ein normales Zootier halten. Flocke soll aber gleichzeitig auch die Besucher über den Klimawandel aufklären, der die Eisbären besonders betrifft. Aber auch hier kommt man um die Vermarktung nicht herum: Es gibt Plüschbären, Brettund Kartenspiele, T-Shirts, Tassen und sogar eine Flocke-Biografie. Ein Plakat, das Flocke mit dem Spruch „Knut war gestern, heute ist Flocke“ zeigt, soll das Selbstbewusstsein der Stadt Nürnberg verdeutlichen und in erster Linie die Aufmerksamkeit auf Flocke lenken. Allerdings melden sich auch kritische Stimmen, die die (vermeintliche) Herabsetzung von Knut anprangern. Nürnberg verliere an Sympathie und betreibe Negativwerbung (*PORTAL GMX NET 2008). Auch sonst wird diese Inszenierung kritisiert und als reine Werbeaktion des Zoos angesehen. Man hätte der Natur freien Lauf lassen und sich nicht einmischen sollen. Aufgrund der menschlichen Aufzucht erhalten die Tiere keine Gelegenheit, sich die nötige Erfahrung durch das Beobachten von Artgenossen zu sammeln. Zudem sind es gar keine richtigen Tiere mehr, da sie sich nicht an die Gesellschaft der Artgenossen gewöhnen konnten. Sie werden später Mühe haben, sich von ihren Pflegern zu trennen. Auch die gewünschte Verknüpfung mit Umweltschutzthemen gelinge nicht (NZZ 2007). Gegen diese Vorwürfe wehrt sich der Nürnberger Zoodirektor Dag Encke: - Der Zoo ist fast verpflichtet, Flocke als Chance zu begreifen, auch wirtschaftlich, schliesslich ist auch ein nicht gewinnorientierter Betrieb daran interessiert, möglichst kostendeckend zu sein und die Steuerzahler weniger zu belasten. Zudem ist man sich sehr wohl bewusst, dass solche Werbeträger nur einen kurzfristigen Gewinn generieren, die langfristige Stabilität woanders herkommen muss. Die Herausforderung eines Zoo ist es, die Chancen auf Mehreinnahmen zu nutzen, ohne jedoch seine Idee – eine glaubwürdige Marketing-Organisation für Lebensraumschutz zu sein - zu verraten. - Man hat Flocke nicht von ihrer Mutter getrennt, weil man in die Natur eingreifen wollte, sondern weil sich die Mutter seltsam verhielt: Mit dem Verschleppen aus der Wurfhöhle signalisierte sie, dass sie die Aufzucht in der Höhle als beendet ansah. Sie frass das 54 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Kleine nicht direkt, sondern suchte eine Alternative für die ihr nicht mehr sicher erscheinenden Wurfhöhle. Es entstand nun ein Gewissenskonflikt: Entweder trennte man das Jungtier von seiner Mutter, oder man gab es der Mutter zurück, die es mit Sicherheit aufgefressen hätte. Man hätte sich auch ohne öffentliches Interesse für eine Trennung entschieden (WITTWER 2008). - Eisbären sind noch nicht kritisch vom Aussterben bedroht, aber als Tierart durch das Verschwinden des Lebensraumes gefährdet. Deshalb ist es auch nicht das Ziel, Eisbären in Zoos auf eine Auswilderung und Wiederansiedlung vorzubereiten. Eisbären werden primär in Zoos gehalten, weil die Menschen sie mögen. Solche Arten sind die „Flaggschiffarten“ eines Zoos, durch die den Menschen komplexe Zusammenhängen dargestellt werden sollte. Dabei muss die Art nicht selber gefährdet sein, aber ein relevantes Thema vertreten und Aussagen vermitteln, die Leute zum Denken und Handeln motivieren können. Dies erfolgt nur durch Interesse, das über Sympathie, Mitleid, über starke Gefühle geweckt wird (*NÜRNBERG ONLINE 2008). - Wenn sich die Menschen mehr durch ein kleines Eisbärenmädchen ansprechen lassen als durch eine drohende Klimaerwärmung, die den Meeresspiegel zum Steigen bringt und somit Tausende von Menschen gefährdet, muss man sich das zu Nutzen machen (WITTWER 2008). Menschen, die sich vor Spinnen fürchten, können nicht dazu motiviert werden, Spinnen zu schützen (*NÜRNBERG ONLINE 2008), aber wer beim Anblick des Bärenbabys auf der Internetseite dahinschmilzt, ist vielleicht auch bereit, etwas über die Erderwärmung am Nordpol zu lesen. Auf der Homepage sollten Leser Handlungsanweisungen finden, wie sie zu einem besseren Klima beitragen können, welche Gütesiegel berücksichtigt werden sollten oder wie man das Haus besser isoliert (WITTWER 2008). Man muss den Menschen deutlich machen, dass die grösste Liebeserklärung, die man einem kleinen Eisbär machen kann, ein Beitrag zum Klimaschutz ist. Es gibt keine Art, für die man durch sein eigenes persönliches Handeln mehr tun kann als für den Eisbären. Jedes gesparte Kilo CO2 verlängert das Überleben der Eisbären in der Arktis (*NÜRNBERG ONLINE 2008). Wenn Leute diese Ideen positiv aufnehmen, ist der Eisbär sein Geld wert. - Auch Nürnberg sucht Paten, aber es kommt nur eine Person in Frage, die auch ohne Flocke mit Naturschutz in Verbindung gebracht wird. 55 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller - Flocke ist kein Botschafter für Plüschtiere und soll es auch nicht werden; Zootiere müssen Botschafter ihrer Lebensräume sein. Aber nur wenn ein Zoo seine Botschaft glaubwürdig kommuniziert, können die Menschen für eine Problematik sensibilisiert und zum Handeln motiviert werden. Daher wurde ein Leitbild, mit dem Eisbärenmädchen als Botschafter für den Klimawandel, erstellt. Wer eine Lizenz will, muss nachweisen, dass er nachhaltig fabriziert und keine Artikel aus Tropenholz oder sonstiger nicht-nachhaltiger Produktion auf den Markt bringt. Für jede Produktgruppe wird ein entsprechendes Gütesiegel vorausgesetzt (WITTWER 2008). Von den mehr als 400 Interessenten erhielten nur 20 Firmen einen Lizenzvertrag (*PORTAL GMX NET 2008). - Tierärzte prognostizieren, dass die Bären sich ganz normal entwickeln werden (NZZ AM SONNTAG 2007). 5.1.5 Symbolarten in der Werbung Schlüsselreize werden auch in der Werbung gezielt eingesetzt, um bei den Konsumenten Glücksgefühle auszulösen und sie zum Kauf zu animieren (*MATZNER 2001). Tiere dienten in der Werbung schon lange als aufmerksamstarke Sympathieträger. Tiere mit einer gewissen Symbolik - etwa der Löwe für Ruhm und Stärke - sollen diese auf das Produkt oder die Marke übertragen. Dabei findet ein Imagetransfer statt; der Käufer soll sich mit den Eigenschaften des Produktes oder mit dem Gefühl, das es hervorruft, identifizieren. Diese Verknüpfung gelingt zuweilen auch bei naturfernen Produkten wie Autos: wer ein starkes Auto fährt – symbolisiert durch einen Tiger - fühlt sich selber auch stark. In einigen Fällen werden die Tiere zu unverwechselbaren „inneren Markenbildern“, ihr Anblick assoziiert man automatisch mit der Firma des Produktes. Dies gelingt nicht nur charismatischen Arten, so zeigte das Beispiel von „Lurchi“, wie ein eher unsympathisches Tier zum Sympathieträger werden kann. Andere Beispiele für solche Logotiere sind etwa Pferd (Ferrari), Biber (OBI), Puma (Puma), Krokodil (Lacoste), Pelikan (Pelikan), Kuh (Milka), Kranich (Lufthansa). 56 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Abb. 25: Logo Ferrari (Quelle: WIKIPEDIA 2008) Abb. 26: Logo Obi (Quelle: BAUHAUS 2008) Abb. 29: Logo Lacoste (Quelle: WIKIPEDIA 2008) Claudia Keller Abb. 27: Logo Puma (QUELLE: WIKIPEDIA 2008) Abb. 30: Logo Milka (Quelle: KRAFTFOOD 2008) Abb. 28: Logo Lufthansa (Quelle: WIKIPEDIA 2008) Abb. 31: Logo Pelikan (Quelle: PELIKAN.COM 2008) Manchmal kommt es auch zu einer gegenseitigen Nutzensbeziehung: Die Tiere verschaffen der Firma Bekanntheitsgrad und somit Umsatz; diese wiederum engagiert sich im Natur- und Umweltschutz. So etwa unterstützt die Lufthansa ein Kranichschutzzentrum; Jack Wolfskin Wolfsforscher in Rumänien und Werner & Merz als Produzenten von „Erdal“ und „Marke Frosch“ Froschutzprojekte (RASPER 2007). Auch andere Firmen unterstützten Naturschutzprogramme als verkaufsförderndes Instrument, um Marktanteile zu gewinnen. Die Konsumenten kaufen ein Produkt und unterstützen - meist ohne (erkennbare) Mehrkosten - Naturschutzanliegen. Als Beispiele seien erwähnt: - Ein deutscher Mineralwasser-Hersteller lancierte 1984 eine Werbekampagne „Rettet die Störche“. Die Konsumenten wurden aufgefordert, die Aluminium-Verschlüsse nicht mehr in den Abfall zu werfen, sondern zurückzubringen. Durch dieses RecyclingVerfahren sollten jährlich ca. 100.000 DM gespart werden, die für ein Schutzprogramm verwendet wurden. -1981 wurden auf Zucker-Päckchen fünfzehn in ihrem Lebensraum bedrohten Vogelarten aufgedruckt. - Eine Süsswarenfirma warb mit dem Pandabär des WWF und mit den Packungen beiliegenden Sammelbildern über geschützte Tiere als aller Welt für ihre Haselnussschnitten. 57 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller - Verschiedene Firmen druckten Werbeslogans auf ihre Plastik-Einkaufstüten (HEINZMANN 1985). - Sogar ExxonMobil, eine Firma, die nicht in Verbindung mit Umweltschutz gebracht wird, unterstützt Tigerprojekte. Dieses Engagement ist allerdings nicht unumstritten, da das Geld aus dem exzessiven Abbau nicht erneuerbaren Ressourcen stammt und zudem die investierten Summen einen minimalen Bruchteil der jährlichen Einnahmen darstellen (RASPER 2007). Auch sonst ist vielfach nicht klar, ob wirklich der Natur geholfen, oder nur Umsatz einer Firma gesteigert wird (HEINZMANN 1985). 5.2 Ergebnisse der Interviews5 5.2.1 Organisationen mit Tierlogo Viele Umweltschutz- oder Tierschutzorganisationen in der Schweiz verwenden eine Tierart in ihrem Logo. Ein Logo wurde von allen Interviewpartnern als wichtiges Element einer Organisation angesehen, vielfach ist dessen Schaffung eine der ersten Handlungen beim Aufbau einer neuen Organisation oder Sektion. Es sollte als Erkennungszeichen dienen und aufzeigen, was für eine Organisation dahinter steht und wo die Schwerpunkte liegen. Damit eine Identifizierung stattfinden kann, muss das Logo einen auf den ersten Blick ersichtlichen Bezug zur Organisation haben. Im Idealfall sollte das Logo so mit der Organisation in Verbindung gebracht werden, dass dem Betrachter, wenn er nur das Logo sieht, automatisch der Name der Organisation einfällt. Einige Organisationen haben neben dem eigentlichen Logo für gewisse Projekte noch spezielle Logos. Dabei handelt es sich meistens um grössere Projekte, die eine breitere Öffentlichkeit ansprechen sollen und nicht nur von regionalen oder kantonalen Interessen sind. 5 Bei Kap. 5.2, 6.2, 7.2 muss die subjektive Wahl der Organisationen beachtet werden. Es wird ihre Meinung wiedergegeben; es könnte sein, dass die Resultate bei der Wahl anderer Organisationen anders lauten würden. 58 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 5.2.1.1 Anwendung Die Anwendung des Logos erfolgt fast überall gleich. Es wird auf sämtliche Publikationen und Drucksachen abgedruckt, auf dem Briefpapier, Broschüren, Magazinen, Mittelungsblättern, Merkblättern. Weiter taucht es im Internet auf und bei allen durchgeführten Anlässen. Auch auf Kleidungsstücken wird das Logo teilweise abgebildet, so etwa auf Mützen oder Jacken. Falls die Organisation eigene Fahrzeuge besitzt, ziert es auch diese. Grössere Organisationen besitzen ein eigenes Handbuch, das die Verwendung klar aufführt (Platzierung, Schriftgrösse, Farbe), damit der Auftritt einheitlich wirkt. Vielfach ist das Logo ein „stiller Begleiter“, ist immer anwesend, ohne dass speziell Bezug darauf genommen. 5.2.1.2 Logowechsel Ein Logo ist dabei keine fixe Vorgabe, fast alle Organisationen haben ihr Logo im Laufe der Jahre graphisch verändert oder sogar komplett geändert. In einem Fall wurde der alte Schriftzug mit einer Symbolart ergänzt. Während eine komplette Veränderung von vielen – ausser bei einem gleichzeitigen Namenswechsel - als heikel oder sogar kontraproduktiv angesehen wird, scheint eine langsame, kaum merkbare Veränderung nicht störend und sinnvoll zu sein. Dennoch verliefen alle Wechsel, auch grössere, problemlos und eher stillschweigend. 5.2.2 Organisationen ohne Tierlogo Zwar sind Symbolarten ein wichtiges Mittel, um die Leute anzusprechen, aber auch ohne solche charismatische Tierart kann man die Bevölkerung erreichen und einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen. So schreiben heute viele Schüler (in Anlehnung an den Zoo Zürich) Zoo mit h. Dies wird durch gezielte Kampagneaktionen in den Medien, Plakaten, umsichtige Lobbyarbeit bei Akteuren der Politik und Industrie und Information der Öffentlichkeit erreicht. Auch diese Organisationen betonen, dass das Logo die Identität des Unternehmens/einer Organisation darstellt und daher eine klare Botschaft an die Öffentlichkeit tragen muss, um von dieser richtig wahrgenommen zu werden und sich einzuprägen. Ein Logo gehört 59 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller zu allem, was den Leuten bekannt gemacht wird und in ihren Köpfen präsent sein soll, sobald sie es sehen. 5.3 Zwischenfazit Viele Umwelt- oder Naturschutzorganisationen verwenden eine Symbolart in ihrem Logo und in ihren Werbekampagnen, um die Leute für Naturschutzthemen zu sensibilisieren und zum Spenden zu animieren. Die Symbolart sollte die Organisation repräsentieren, eine Identifikation schaffen und eine Verbindung zu den Leuten herstellen. Daher werden sie überall, wo die Organisation mit der Öffentlichkeit in Berührung kommt, eingesetzt. Somit kann die Hypothese (H1) bestätigt werden. Auch in Zoos werden manchmal Symbolarten verwendet, um die Leute zu einem Besuch zu animieren und gleichzeitig auf den Umweltschutz hinzuweisen. Dies gelingt jedoch nicht immer und die eigentliche Botschaft geht unter. In der Tourismusbranche werden Symbolarten verwendet, um die Leute für einen Besuch in einer Region oder einem Land zu animieren. In der Werbung schliesslich sollen die Symbolarten eine gewisse Eigenschaft des Produktes symbolisieren und die Leute vom Kauf überzeugen. Wenn dabei die Natur unterstützt wird, ist es sicher ein gutes Mittel, um die Leute anzusprechen; in der Realität besteht jedoch vielfach die Gefahr, dass nur der Gewinn eines Unternehmens gesteigert wird und das eigentliche Ziel vergessen geht. 60 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 6. Resultate II: Wahl der Symbolarten H2: Jede Symbolart ist charismatisch, hat einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad bei der Bevölkerung und repräsentiert etwas 6.1. Literaturauswertung 6.1.1 Eigenschaften von Symbolarten Da Symbolarten - im Gegensatz etwa zu Schirm- oder Schlüsselarten - keine ökologischen Eigenschaften erfüllen müssen, gibt es auch keine klar definierten Kriterien für ihre Auswahl. Einzige Bedingung ist, dass sie die Leute ansprechen und von etwas überzeugen oder zu etwas ermutigen können. ENTWISTLE & DUNSTORE (2000) sind der Meinung, dass sich grundsätzlich (fast) alle Arten als Symbolart verkauft lassen, wenn das richtige „Werbemittel“ an das entsprechende Publikum gerichtet wird. Dennoch lassen sich gewisse Eigenschaften eruieren, die einige Tierarten geeigneter erscheinen lassen als andere. 1) Das wichtigste Kriterium ist die Fähigkeit, bei einer breiten Bevölkerung positive Emotionen auszulösen. Als Schlüsselreiz wirkt dabei Menschenähnlichkeit, sei dies der aufrechte Gang des Pinguins, der sprechende Papagei oder die Treue des Hundes (ORGELDINGER 2005). Besonders bei Kindern ist das Aussehen ein wichtiger Faktor, ein Tier muss für sie „schön“ oder „liebenswert“ sein. Weitere Faktoren, die Vorlieben positiv beeinflussen, sind Grösse, entwickelte Intelligenz, eine komplexe soziale Organisation sowie ökonomische, kulturelle oder religiöse Werte (DIETZ ET AL. 1994). Auch die Hautbeschaffenheit und Fortbewegungsweise spielen eine Rolle. Generell werden grosse attraktive Arten mit aufrechter Haltung, die laufen, rennen oder fliegen kriechenden, gleitenden oder Untergrund lebenden Arten vorgezogen (KELLERT 1996). 2) Ein Grossteil der Symbolarten ist endemisch, selten und/oder gefährdet. Dies liefert weitere Argumente für Schutzbemühungen; das Wissen, dass die Art vom Aussterben bedroht ist, kann die Leute motivieren, zu ihrem Schutz beizutragen. Viele seltene Tiere kommen nur in einigen wenigen Gebieten hoher ökologischer Qualität vor, daher können sie gut zur Bestimmung geeigneter Schutzgebiete dienen. Durch die beschränkte geographische Verbreitung bilden sie eine wichtige Grundlage für die 61 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Erforschung der Biodiversitätsverteilung. Oftmals sind seltene Arten auf seltene Ressourcen angewiesen und sagen daher viel über die Populations-RessourcenDynamiken aus. Häufig wird auch argumentiert, dass Schutzmassnahmen für eine gefährdete Art auch anderen Arten zugute kommt, da anzunehmen ist, dass zusätzliche Arten von der gleichen Gefahr betroffen sind (BRIGHT & MORRIS 2000). Die Wahl einer stark gefährdeten Art als Symbolart hat aber auch Nachteile. Zwar erhalten sie oftmals grösseres Medien- und Publikumsinteressen, aber der hohe finanzielle, schützerische und genetische Wert jedes überlebenden Individuums begünstigt ein Konzept, das auf den Schutz eines Individuums anstatt auf ganze Populationen oder Artgemeinschaften ausgerichtet ist. Zudem besteht die Gefahr, dass die Art ausgestorben ist, bevor grössere Ziele wie etwa Flächenschutz erreicht worden sind. Daher sollte die Symbolart eine stabile Individuenzahl besitzen, um die Art über eine gewisse Zeitspanne erhalten zu können (DIETZ ET AL. 1994). 3) Weiter sollten Symbolarten leicht erkennbar sein; besonders für Tourismusprojekte ist es wichtig, dass die Tiere relativ gut sichtbar sind, also nicht zu klein oder nachtaktiv. 4) Manchmal haben Symbolarten auch eine wichtige kommerzielle Bedeutung, so etwa Kabeljau (Gadus morhua) oder Atlantischer Lachs (Salmo salar) (KING & BEAZLEY 2005). 6.1.2 Präferenz für grosse Säugetierarten Die meisten Symbolarten sind entweder Vogel- oder Säugetierarten. Obwohl sie nur einen relativ kleinen Teil aller geschätzten Arten ausmachen, geniessen sie einen ungleich höheren Beliebtheits- und Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung als etwa Insekten oder Amphibien. Auch unter den Wissenschaftlern genossen sie (und geniessen teilweise immer noch) hohe Priorität, erst seit einigen Jahren wird vermehrte Aufmerksamkeit auf andere Taxa gelegt. Daher erstaunt es auch nicht, dass ein Grossteil der Säugetier- und Vogelarten sehr gut untersucht sind und es – im Vergleich zu anderen Taxa - nur noch wenige Neuentdeckungen gibt. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass diese Taxa verhältnismässig wenig Arten umfassen. Aber auch bei den Säugetieren beschränkt sich der Fokus in der Regel auf ein paar wenige Arten. Dies sind meistens gross und charismatisch, wie Raubtiere, grosse Primaten, Elefanten oder Huftiere, die sofort erkenn- und identifizierbar sind. 62 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Deren Grösse und Kraft imponieren den Leuten. Ihre Körpergrösse, verbunden mit kleineren Populationsgrössen, niedrigeren Reproduktionsraten und die grossen Habitatsanforderungen setzen sie auch einer grösseren Gefahr des Aussterbens aus. Diese Gefährdung und ihr offensichtlicher Einfluss auf Habitate und Ökosysteme rechtfertigt für viele die ihnen zugeteilte Aufmerksamkeit (ENTWISTLE & STEPHENSON 2000). Dabei ist zu beachten, dass es selbst innerhalb einer Klasse oder Ordnung unterschiedliche Präferenzen gibt. Dies wird etwa durch eine Studie von AMORI & GIPPOLITI (2000) belegt, in der die Autoren vier wichtige internationale Umweltschutzzeitschriften auf die erwähnten Säugetierarten hin untersuchten. Es zeigt sich, dass einige Ordnungen disproportional mehr Aufmerksamkeit im Verhältnis zur absoluten Artenzahl und dem Anteil gefährdeter Arten erhielten. Besonders Raubtiere, Paarhufer und Primaten machten einen grossen Teil der Artikel aus, wohingegen Ordnungen wie Beutelmulle (Notoryctidae), Spitzhörnchen (Scandentia), Beutelratten (Didelphimordia) oder Riesengleiter (Dermoptera) in keinem Artikel spezifisch behandelt wurden. In vielen Ordnungen wurden zudem Arten berücksichtigt, die nicht als gefährdet gelten. So wurden der Bär, Wolf und Otter in 36% der Artikel über Raubtiere behandelt. Dies könnte damit zusammenhängen, dass diese Arten in vielen Ländern immer noch hohe nationale Priorität geniessen. Andererseits wurden viele gefährdete Arten wie der Lippen- oder Brillenbär (Melursus ursinus; Tremarctos ornatus) nicht behandelt. Zudem zeigte sich eine Präferenz für die nearktische und palearktische Region, obwohl dies weder die artenreichste Regionen noch diejenigen mit dem höchsten Anteil gefährdeter oder endemischer Arten sind. Dies könnte mit der grösseren Ressourcenverfügbarkeit und grösserer Zahl an Forschern zusammenhängen. Diese Unterschiede innerhalb einer Ordnung zeigen sich auch bei den Primaten. Während es durch jahrelange Kampagnen gelungen ist, das schlechte Image von Gorillas als Bestie zu ändern, sind Gibbons immer noch wenig beliebt. Aufgrund der geringen Körpergrösse, der langen Arme und ihrer Lebensweise in unzugänglichen Baumwipfeln der Regenwälder werden sie von vielen Leuten nicht zu den Menschenaffen gezählt. Der Vietnamkrieg und die politische Instabilität in einigen Staaten Südostasiens haben dazu 63 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller beigetragen, dass sich nur wenige Forscher näher mit ihnen befassten, sie erhielten also kaum Aufmerksamkeit (ORGELDINGER 2005). 6.1.3 Präferenzen unterschiedlicher Kulturen Bei der Wahl einer Symbolart sollte auch immer das Umfeld berücksichtigt werden, da sich die Präferenzen je nach Region stark unterscheiden. So bevorzugen englische Kinder fremde Arten, die Kraft und Wildnis verkörpern, etwa Tiger, Löwe oder Primaten. Kinder in Tansania hingegen, die in unmittelbarer Nähe von Naturschutzgebieten leben, sehen diese Tiere eher als Gefahr an. Ihre Lieblingstiere sind vor dem Hintergrund der Attraktivität, Fleischqualität und Einkommensgenerierung Zebra, Giraffe, Elefant oder Büffel (BOWEN-JONES & ENTWISTLE 2004). Symbolarten sollten nicht nur Touristen und Spender in westlichen Ländern ansprechen, sondern auch der lokalen Bevölkerung direkte Erfahrung bieten, an die sie die Naturschutzziele festmachen kann. Dabei muss das Interesse für eine Art in wirkungsvolles Handeln umgesetzt werden (DIETZ ET AL. 1994). Damit eine Art erfolgreich als Symbolart auf lokaler Ebene wirkt, erarbeiteten BOWEN-JONES & ENTWISTLE (2002) zehn Kriterien: 1) Geographische Verteilung: Die Art muss im Gebiet vorkommen, typisch für lokal wichtige Gebiete sein. Endemische Arten oder Arten mit beschränkter Verbreitung können ein Symbol für ein regionales, ethnisches oder nationales Zusammengehörigkeitsgefühl sein. 2) Schutzstatus: Viele Symbolarten sind meistens vom Aussterben bedroht, aber verbreitete lokale Kenntnisse häufiger Arten können manchmal effizienter sein als kaum auffindbare Arten. 3) Ökologische Rolle: In Anlehnung an das Schirm- und Schlusssteinartenkonzept, können ökologisch wichtige Arten helfen, den Leute den Wert von scheinbar unwichtigen Arten zu erklären. 4) Erkennung: Die Art sollte bekannt und gut erkennbar sein. 5) Bestehende Verwendung: Arten, die bereits als Symbol von anderen Organisationen oder Produkte dienen, sollten nur dann verwendet werden, wenn es zu keiner Verwechslung der Botschaft kommt und eine klare Trennung gemacht werden kann. 64 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Andererseits kann ein mehrfacher Gebrauch einer Art durch unterschiedliche Organisationen die Schutzbotschaft verstärken. 6) Charisma: Dies ist eine subjektive Eigenschaft, auch scheinbar uncharismatische Symbolarten können als effiziente Symbolarten wirken. Dies ist besonders in Regionen der Fall, wo klassische Arten fehlen, die Arten in einem engen kulturellen Bezug zur lokalen Bevölkerung stehen oder einen praktischen Wert haben. So wurde die stark gefährdete, endemische Skinkart (Eumeces longirostris) auf Bermudas zu einem Kultobjekt; eine örtliche Getränkefirma benutzte sie als Logo auf ihren Dosen. Auch Fledermäuse sind wichtige Symbolarten in Gegenden, wo eine starke kulturelle Beziehung besteht oder wo sie einen wichtigen Teil der Nahrung ausmachen. 7) Kulturelle Wichtigkeit: Die Beziehung zu Folklore oder Kunst, als Nahrung oder Werkzeug sollte beachtet werden. 8) Positive Assoziationen: Diese sind meistens wirksamer als negative Assoziationen. 9) Traditionelles Wissen: Dies liefert dem Forscher nicht nur wichtige Informationen, sondern kann auch als Basis für eine Aufklärungskampagne dienen. 10) Geläufige Namen: nur (lokale) Namen ohne negative Konnotationen sollten verwendet werden. 6.1.4 Bestimmung von Präferenzen anhand der Eventualwertung Eine Methode, um die Präferenzen der Leute zu ermitteln, ist die Eventualwertung. Durch die Festlegung eines hypothetischen Marktes, bei dem die Leute ein Geldangebot für verschiedene Güter festlegen müssen, kann der ökonomische Wert von nichtmarktwertlichen Gütern wie etwa ökologischen Ressourcen erfasst werden. Häufig wird diese Methode verwendet, um die Zahlungsbereitschaft für den Schutz einer Tierart oder eines Ökosystems zu ermitteln. Die zugeteilten Werte variieren dabei mit den Präferenzen der Person, der Kultur, den ethnischen Werten und der Weltansicht. Zudem spielen auch das Einkommen und das Vermögen eine gewisse Rolle (PERRINGS 1995). LOOMIS & WHITE (1996) werteten 20 Studien aus, die die Zahlungsbereitschaft von amerikanischen Bürgern für den Schutz von 18 gefährdeten oder bedrohten Tieren massen. Es zeigte sich, dass die Zahlungsbereitschaft für marine Säugetiere und für Vögel höher ausfiel als für andere Arten wie terrestrische Säugetiere, Fische oder Reptilien. Die Resultate schwankten aber nicht nur zwischen den Arten, sondern auch 65 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller innerhalb der Art selbst zum Teil beträchtlich, wobei aber die unterschiedlichen Zahlungsformen und Frageformen der Studien zu berücksichtigen sind (Tab. 11). Tab. 11: Zahlungsbereitschaft amerikanischer Bürger für ausgewählte Arten (Quelle: LOOMIS & WHITE 1996: 199) Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Fleckenkauz Strix occidentalis Regenbogenforelle Grizzlybär Oncorhynchus mykiss Ursus arctos horribilis Schreikranich Grus americana Kokardenspecht Flussotter Grauwal Weisskopf-Seeadler 10 Picoides borealis Enhydra lutris 17 Eschrichtius robustus Haliaeetus leucocephalus 15 15 33 33 13 29 26 24 Dickhornschaf Ovis canadensis 12 30 21 Atlantischer Lachs _ 7 8 8 8 _6 Salmo salar Ptychocheilus oregonensis Luxilus chrysocephalus Meeresschildkröte Cheloniidae Auch WHITE (1997) verwendeten die Eventualwertung, um den relativen ET AL. Tiefster Höchster Durchschnitt Wert (in $) Wert aller Studien 44 95 70 31 88 63 46 35 6 13 ökonomischen Wert des Otters (lutra lutra) und der Schermaus (Arvicola terrestris), zwei Arten, die ähnliche Habitate bewohnen und durch Habitatsfragmentierung, veränderungen und Verschmutzung bedroht sind, zu erfassen. Die Ergebnisse ergaben, dass die Leute durchschnittlich mehr für den Schutz des Otters als der Schermaus zu zahlen bereit sind. Die Autoren machten zwei mögliche Ursachen dafür aus: Erstens den unterschiedlichen Status der nationalen Populationen dieser beiden Arten. Die Otter sind trotz steigender Populationsdichte immer noch relativ selten, wohingegen die Schermaus trotz Populationsabnahme immer noch weit verbreitet ist. Die Leute scheinen also die 6 Deutscher Name nicht bekannt 66 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Seltenheit als wichtiger anzusehen als die tatsächliche Zu- oder Abnahme einer Art. Der zweite Grund betrifft die unterschiedliche öffentliche Wahrnehmung der beiden Arten. Der Otter ist den meisten Leuten bekannt und eine Symbolart für den Naturschutz. Die Schermaus hingegen ist weit weniger bekannt. Die Bereitschaft, für den Schutz beider Arten zusammen zu zahlen, war signifikant kleiner als die kumulierten Werte der beiden Arten, was vermuten lässt, dass die Zahlungsbereitschaft mehr symbolischen Charakter hat und die Leute ihre Entscheidung eher auf die Präsenz der Symbolart per se als auf quantitative Einschätzung von Seltenheit oder Gefährdung basierten. Einige Forscher lehnen die Eventualwetung als Wertungsmethoden ab. Ihrer Meinung nach können und sollen keine Kosten-Nutzen-Analysen für die Ermittlung des Existenzwertes gemacht werden. Vielfach hat eine Art für die Bevölkerung eine wichtige Bedeutung, ohne dass sie für deren Schutz zahlen wollen (STEVENS ET AL. 1991). 6.1.5 Potential kleiner Arten Seltener werden kleinere Säugetierarten als Symbolarten eingesetzt, obwohl sie etwa 75% der Säugetiere ausmachen. Zwar ist man sich der ökologisch wichtigen Rolle von kleinen Säugetieren, sei es als Bestäuber, Samenverbreiter oder als Beute, bewusst, doch oftmals sind sie aufgrund ihrer Grösse, Färbung oder Nachtaktivität unscheinbar. Ihre (angenommenen) dichten Populationsgrössen, kleineren Habitatsanforderungen und hohe Reproduktionsraten lassen sie weniger anfällig für das Aussterben erscheinen. Dies wird jedoch durch die Tatsache widerlegt, dass 70% der bedrohten und 78% der stark gefährdeten Säugetierarten weniger als ein Kilogramm wiegen und etwa Dreiviertel aller in den letzten vierhundert Jahren ausgestorbenen Säugetieren kleinere Arten waren (ENTWISTLE & STEPHENSON 2000). Dabei haben auch sie Eigenschaften, die sie zu geeigneten Symbolarten machen. Währenddem bei grösseren Arten die Grösse und Kraft die Leute emotional anspricht, lösen kleinere Arten mit ihrer Niedlichkeit, der scheinbarer Wehrlosigkeit und Verletzbarkeit in vielen Menschen einen Beschützer- und Fürsorgeinstinkt aus. 67 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 6.1.5.1 Das Kindchenschema Der vom Verhaltensforscher Konrad Lorenz geprägte Begriff des Kindchenschemas (Abb. 28) bezeichnet einen der wichtigsten Schlüsselreize des Menschen. Dabei löst ein Kleinkindgesicht Zuwendung, Besänftigung und Pflegeinstinkte aus. Typische Eigenschaften sind: - ein verhältnismässig grosser Kopf - eine stark gewölbte und grosse Stirn - grosse bis unter die Mitte des Gesamtschädels liegende Augen - relativ grössere Augen und Pupillen - relativ längere Wimpern - kleine Stupsnase - Augen, Nase und Kinn sind tiefer positioniert und in engerem Abstand zueinander -runde, vorspringende Pausbacken - vollere und rötlichere Lippen - die Haut ist unbeharrter, glatter, zarter und heller als bei den Erwachsenen (*UNIREGENSBURG 2003). Diese Eigenschaften sind bei etwa einjährigen Kindern am ausgeprägtesten. Sie erwecken Aufmerksamkeit und helfen dem Kleinkind, in einer gefährlichen Umgebung zu überleben. Viele der oben genannten Eigenschaften finden sich nicht nur bei Menschenbabys, sondern bei den meisten Jungen Abb. 32: Das Kindchenschema (Quelle: LYCOSIQ 2008) von Säugetieren und sind somit ein Hinweis, dass die Neotenie - die Physiognomie des Kindchenschemas – evolutiv bedingt ist, um eine geschützte Aufzucht zu gewährleisten, da dadurch die Bindung der Eltern zum Kind gestärkt wird. Das Kindchenschema schützt das Tierbaby vor den scharfen Zähnen der Artgenossen und wirkt bei den erwachsenen Tieren aggressionshemmend. Dabei beschränken sich die kindlichen Signale nicht nur auf das babyhafte Gesicht, so betteln Vogelküken mit weit aufgerissenen Schnäbeln und Piepslauten um Futter, andere Tiere wie Frischlinge tragen eine Jungtracht (*WELT DER 68 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller WUNDER 2001). Dieser Schutz wirkt allerdings nicht immer; übernimmt ein Löwenmännchen ein neues Rudel, tötet es alle Jungen seines Vorgängers und zeugt dann eigenen Nachwuchs. Häufig verliert sich das Kindchenschema im Laufe der Entwicklung, aber es gibt auch Tiere, die auch als ausgewachsene Tiere noch kindliche Züge tragen. Nun sollten sie aber nicht mehr Beschützerinstinkte auslösen, sondern sind für das Überleben der Art von Vorteil, spielen womöglich auch bei der Partnerwahl eine Rolle. Auch bei vielen Menschen wirkt das Kindchenschema, nicht nur bei Menschenbabys, sondern auch bei Jungtieren anderer Säugetierarten, deren Gesichtszüge ein Bedürfnis der Zuneigung und des Beschützerinstinktes hervorrufen. Dazu gehören etwa ein rundlicher Kopf, eine hohe und vorgewölbte Stirn, ein flauschiges Fell oder eine tollpatschige Gangart. Allgemein gilt, je mehr ein Tier im Körperbau dem Mensch ähnelt, desto eher empfindet er es als niedlich (*MATZNER 2001). 6.1.6 Abneigungen Während bei vielen Wirbeltieren das Kindchenschema weit verbreitet ist, fehlt es bei den meisten Invertebraten. Obwohl sie wichtige Funktionen in einem Ökosystem innehaben etwa als Bestäuber oder Samenverbreiter, als Basis für die Energie- und Nahrungspyramide oder die Erhaltung der Bodenqualität – haben sie ein schlechtes Image, ausser einigen Ausnahmen wie Schmetterlinge oder Bienen, die ein ansprechendes Äusseres haben oder instrumentellen Wert besitzen. Viele Leute fürchten sich vor Invertebraten und befürworten daher eher ihre Vernichtung als ihren Schutz. So machen der starre Blick, die kriechende Bewegungen und extreme Giftigkeit einiger Arten die Schlangen seit jeher zum Symbol des Bösen, der Hinterlist und der Sünde. Es herrscht die weit verbreitete Annahme, dass Invertebraten dem menschlichen physischen und materiellen Wohlbefinden schaden, sie werden als Krankheitserreger und –überträger angesehen. Viele Leute gestehen ihnen kein mentales Leben, Gefühle oder intellektuelles Bewusstsein zu - alles Eigenschaften, die für den Menschen wichtig sind. Das Anderssein der Invertebraten befremdet die Menschen, die eine Vorliebe für ähnliche Wesen (Säugetiere) haben. Zudem suggeriert die grosse Anzahl die Unwichtigkeit als 69 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Individuum. Schliesslich können sie trotz allen Mitteln nicht durch den Menschen kontrolliert oder beherrscht werden. Daher lassen sich kleine, räuberische Arten, die schlecht sichtbar und kaum bekannt sind, den Menschen Angst einflössen, dem Eigentum Schaden zufügen, sich kriechend oder gleitend bewegen oder dunkle, feuchte Orte bewohnen, schlecht als Sympathieträger für Umweltschutzbelangen einsetzen (KELLERT 1996). Diese Antipathien können allerdings auch als Warnung eingesetzt werden. 6.1.6.1 Warnarten Obwohl sich keine allgemein gültigen Kriterien bestimmen lassen, scheinen einige Arten Eigenschaften zu besitzen, die sie zu geeigneteren Symbolarten machen als andere. Vielfach sind es eher kleinere Tiere, besonders Amphibien oder Reptilien, die die Leute mehr abschrecken als ansprechen. Doch vielleicht können auch solche ungeliebten Arten im Naturschutz als „Warnarten“ nützlich sein. Als Neobiota werden allgemein gebietsfremde Arten bezeichnet, die nach 1500 in einen Lebensraum eingebracht wurden und sich dort nun wildlebend etabliert haben. Breiten sich nun eine solche Art so stark und so rasch aus, dass sie andere charakteristische Arten verdrängt, spricht man von einer invasiven Art. In der Schweiz sind zurzeit über 575 gebietsfremde Arten bekannt, von denen aber nur etwa 10% als invasiv gelten. Die Schweiz ist aufgrund verschiedener internationaler Abkommen wie der Biodiversitätskonvention von Rio (CBD) verpflichtet, Massnahmen gegen solche invasive Arten zu treffen. In der Schweiz werden invasive Arten, die eine Gefahr für die Biodiversität, Gesundheit und/oder Ökonomie eine Gefahr darstellen, in Schwarze Listen geführt, um das ihr Vorkommen und ihre Ausbreitung zu verhindern. Zurzeit betrifft das rund 40 Pflanzen, wie etwa das Aufrechte Traubenkraut Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia), der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), die Kanadische Goldrute (Solidago canadiensis) oder das drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera). Zu den invasiven Tierarten zählt man unter anderem die Rostgans (Tadorna ferrugine), die Körbchenmuschel (Corbicula sp) oder gewisse Schmuckschildkröten. Invasive Neophyten, die im benachbarten Ausland schon Schäden verursachen und möglicherweise auch in der Schweiz zu einer Gefahr werden, sind auf der sogenannten Watch-Liste aufgeführt (BAFU 2008). 70 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Das Vorkommen solcher Neonbiota ist aus ökologischer Sicht negativ, da meistens die einheimische Flora und Fauna verdrängt wird. Fremde Pflanzen bieten oftmals viel weniger Tierarten eine Lebensgrundlage als einheimische Arten, manche sind sogar schädlich, indem sie direkt toxisch wirken – etwa die Silber- Linde für Hummeln- oder aber die Entwicklung von Nachkommen verhindern. So sind viele einheimische Insektenlarven nicht auf die dicke Epidermis einiger ausländischer Pflanzenarten eingestellt (WITTIG 1991). Es sind also Indikatoren für einen unerwünschten Zustand und sollten bekämpft werden. Besonders bei Tierarten wie Schildkröten oder Waschbären in Deutschland (die das Ökosystem gefährden) scheint dies aber schwierig, da sich viele Leute gegen Eindämmungsversuche wehren, da sie den Arten gewisse Sympathien entgegenbringen. Dies ist auch bei einigen einheimischen Arten der Fall, die zu einer Plage werden, etwa herumstreunenden Hunde, Katzen oder Tauben. Regulierungsmassnahmen stossen meistens auf heftige Kritik. Solche Arten eignen sich also kaum als Warnart, um die Leute auf einen schlechten ökologischen Zustand hinzuweisen. Viele erkennen zwar das Problem, aber lehnen aktive Massnahmen ab, ausser sie sind selber betroffen. Eine Warnart sollte also keine positiven Gefühle auslösen und abschreckend wirken, um die Leute zum Handeln zu bewegen. Dazu eignen sich in erster Linie kleinere, eher unbekannte, furchteinflössende Arten, etwa Bakterien im Trinkwasser oder Salmonellen in verdorbenen Eierspeisen. Deuten Bakterien im Trinkwasser auf eine schlechte Wasserqualität hin, sind die Leute vielleicht eher bereit, die Gewässer zu schützen, als wenn man ihnen sagt, dass das Vorkommen von Köcherfliegen auf einen guten Gewässerzustand hinweist. Solche positiven Indikatoren sind zwar nützliche Hilfsmittel zur Bestimmung der Gewässergüte, eignen sich aber kaum, um die Leute zum Handeln zu bewegen. 6.1.7 Pflanzen als Symbolarten Das Potential von Pflanzen als mögliche Symbolarten wurde bisher kaum untersucht. Es lassen sich aber doch einige Beispiele finden: - In Mexikos Hochland wurde eine virusresistente Maisart entdeckt, die vielleicht einen wichtigen Beitrag für die menschliche Ernährung leisten kann. Das für diese Pflanzenart 71 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller errichtete Schutzgebiet beherbergt noch eine Reihe weiterer, zum Teil endemische, Tier- und Pflanzenarten (ILTIS 1988). - FARJON ET AL. (2004) diskutierten das Potential zur Symbolart dreier Koniferenarten in Japan, um für den lokalen Waldschutz zu werben. Die drei Arten (Pinus krempfii, Taiwania cryptomerioides, Xanthocyparis vietnamensis) weisen viele der von BOWENJONES & ENTWISTLE (2004) (Vgl. 6.1.3) diskutierten Eigenschaften auf, sind zudem durch taxonomische und evolutive Besonderheiten von wissenschaftlichem Wert. - Auch Grenadillholz (Dalbergia melanoxylon) erfüllt viele dieser Kriterien. Zudem lassen es noch drei weitere Eigenschaften als geeignete Symbolart erscheinen: Die Verwendung für Musikinstrumente, der Status als Nationalbaum von Tansania und die kulturelle Wichtigkeit, sowie der hohe ökonomische Wert erhöhen das politische und öffentliche Interesse und erleichtern die Spendengewinnung. Da das Holz vorwiegend im Miombo-Waldgebiet, einem artenreichen Ökosystem wächst, kommt sein Schutz noch einer Vielzahl anderer Arten zugute (BALL 2004). - Der Kapokbaum (Ceiba pentandra) auf Belize spielt eine wichtige Rolle in der Religion und Kultur der Maya- Gemeinschaften, da geglaubt wird, dass der Baum durch seine tiefen Wurzeln die reale Welt mit der Unter- oder spirituellen Welt verbindet. Zugleich dienen die Äste den Göttern als Sitz, um die Menschen zu beobachten. Er kann also eine gute Symbolart sein, um den Wald zu schützen. Der ebenfalls verwendete Jaguar löst in der lokalen Bevölkerung eher gemischte Gefühle aus, da er eine Bedrohung für ihre Herden ist (Bowen-JONES UND ENTWISTLE 2002). In Zukunft sollte ein stärkerer Schwerpunkt auf Pflanzen gelegt werden, da sie sich vielfach besser als Tiere eignen, um eine breitere Biodiversität abzudecken. So ergab die Studie von RYTI (1992) auf Inseln im Golf von Kalifornien und in Canyons in San Diego County, dass die Vogelreservate 45- 78% der anderen Taxa umfassten, diejenigen der Pflanzen nahezu alle Wirbeltiere. Diese Resultate können jedoch nicht auf Invertebraten übertragen werden. 72 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 6.2 Ergebnisse der Interview 6.2.1 Organisationen mit Tierlogo 6.2.1.1 Wahl der Symbolarten Die konkrete Wahl und die graphische Gestaltung geschahen bei den jeweiligen Organisationen auf ganz unterschiedliche Weise. Häufig war es der Präsident oder ein anderes Vorstandsmitglied, der einen Vorschlag machte, der dann meistens im Vorstand besprochen wurde. Manchmal war diese Person auch für die graphische Umsetzung verantwortlich; häufiger jedoch wurde diese Aufgabe einem professionellen Graphiker übergeben. Manchmal besass der Graphiker die Freiheit, das Logo nach seinem Gutdünken zu gestalten, es gab keine Vorgaben, weder zur Form, Farbe noch gewählter Tierart(en). In einem Fall schrieb man einen Wettbewerb aus, eine verbandsinterne Jury wählte darauf den Sieger aus. 6.2.1.2 Bevorzugte Eigenschaften von Symbolarten Die Umfrage bei den Organisationen ergab, dass bei der Wahl der Symbolart unterschiedliche Kriterien ausschlaggebend waren. Manchmal war die Wahl eher zufällig, man verwendete eine alte Vorlage ohne sich grosse Gedanken darüber zu machen. Auch das Logo des WWF entstand eher zufällig; ein Gründungsmitglied zeichnete nach Vorlagen eines Freundes Illustrationen des Pandabären „Chi-Chi“, der kurz zuvor im Londoner Zoo eingetroffen war. Sein harmloses Aussehen und die starke Gefährdung machten den Panda zu einem perfekten Logotier. Vielfach wurden Arten gewählt, die zur Gründungszeit im Zentrum der Schutzbemühungen standen, etwa das Wiedereinführungsprogramm für Steinböcke, der Kampf gegen Pelztierzuchten und die Tötung von Robbenbabies oder die Unterschutzstellung von Watvögeln. In einigen Fällen ist heute der Schwerpunkt verlagert worden, da es der Art wieder einigermassen gut geht und sie nicht mehr spezifische Schutzmassnahmen braucht. Bei neueren Logos wurde vermehrt darauf geachtet, dass die Art eine gewisse Symbolik hat und eine breite Bevölkerungsschicht anspricht. Dies war auch der Hauptgrund für einen Logowechsel; das alte Logo war nicht mehr zeitgemäss, veraltet, sprach die Leute nicht mehr an. Zum Teil hatte man auch das Gefühl, das alte Logo passe nicht mehr zu 73 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller der Organisation, da sich der Schwerpunkt verlagert hatte oder sich kein Bezug zum Verein mehr herstellen liess. Die Antworten auf die Frage nach Auswahlkriterien einer Symbolart deckten sich vielfach. 1) Als wichtigstes Kriterium wurde von allen Organisationen eine innere Verbindung genannt; das Logo muss auf die Organisation zugeschnitten sein. Es muss also die Essenz, das Wesentliche umgesetzt werden. Dabei spielen die gewünschten Eigenschaften, die man dem Produkt oder der Organisation zusprechen will, eine entscheidende Rolle. Sollte die Geschwindigkeit betont werden, eignen sich Arten wie Gepard oder Puma. Ein Bär wiederum symbolisiert Kraft, Stärke und Bodenständigkeit, ein Adler Kraft und Freiheit. Vielfach sind dabei Logos, die „aus dem Bauch heraus“ entworfen werden, besser als solche, die zwar graphisch perfekt gestaltet sind, aber keinen Bezug zum Produkt oder der Organisation herstellen lassen. 2) Einige Organisationen achten auch auf ökologische Eigenschaften, die eine Art als Indikator oder als geschützte Art besitzt. So ist der Turmfalke eine Indikatorart, die den Zustand der Landschaft anzeigt. Auch der Raubwürger ist ein Indikator für eine gesunde Landschaft, da er sehr habitatsspezifisch und auf kleinstrukturierte Areale angewiesen ist. Zudem übt er eine gewisse Schirmfunktion aus, in seinem Habitat kommen noch viele andere Arten vor. Ganz allgemein werden Vögel als gute Indikatoren für intakte Lebensräume und Lebensraumaufwertungen angesehen. 3) Bedrohte Arten wie der Panda eignen sich gut, um an das Gewissen der Leute zu appellieren. 4) Die gewählte Art muss eine gewisse Akzeptanz bei der Bevölkerung besitzen, die Leute positiv emotional ansprechen, durch ihre Farben oder Formen auffallen oder das Kindchenschema aufweisen, also in irgendeiner Form „herzig“ sein. Dies sind vielfach (Jung)tiere mit einem runden Köpfchen, runden Augen. Pelzige oder behaarte Tiere eignen sich besonders gut, da sie Kindheitserinnerungen auslösen, als man sich mit einem Plüschtier ins Bett kuschelte. Es können teilweise aber auch Arten sein, die sich in Realität kaum als Kuscheltiere eignen, etwa Raubtiere, der Igel oder gewisse Greifvogelarten. 74 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Die Art darf also keine negativen Gefühle auslösen, etwa als Nahrungskonkurrenz (Beispielsweise als Fischfresser) oder als giftige Art. Mäuse weisen zwar vielfach Züge des Kindchenschemas auf, sind aber bei vielen (erwachsenen) Leuten nicht beliebt. 5) Vielfach wurden auch die Symbolik oder bestimmte Eigenschaften einer Art betont. Viele Leute assoziieren mit einem Steinbock eine intakte Berglandschaft und eine gewisse Freiheit. Seine imposante Erscheinung vermittelt Stärke. Eulen wird die Fähigkeit zugeschrieben, in die Zukunft zu sehen und kommende Ereignisse vorauszusagen - eine Eigenschaft allerdings, die in der Natur- und Tierschutzarbeit vielfach wohl eher Wunschdenken als Realität sein dürfte. Auch die geringe Kenntnisnahme durch die Bevölkerung - trotz ziemlicher Verbreitung und auffälligem Aussehen - hat einen gewissen Symbolcharakter. Die abgebildeten Tiere können auch allgemein für die drei Lebensräume Erde, Wasser, Luft stehen. 6) Als weiteres wichtiges Kriterium wurde von vielen Organisationen der Bekanntheitsgrad einer Art genannt. Die Art muss im Bewusstsein der Bevölkerung präsent sein, man sollte nicht Aufklärungsarbeit leisten müssen oder wollen. Dazu eignen sich Arten, die in der Region oder im Land und nicht zu selten vorkommen, an denen die Hilfe sichtbar gemacht werden kann, und die Leute sehen, was ihre Unterstützung bewirkt. Eine Ausnahme bildet der WWF, dem es gelungen ist, eine vorher wohl eher unbekannte Art durch das Logo einer breiten Bevölkerungsschicht bekannt zu machen. Bei der Gründung von pro natura 1909 zierte ein Bär das Logo. Da aber die Bären seit 1904 in der Schweiz ausgerottet und somit nicht mehr in der freien Wildbahn zu sehen waren, eignete er sich nicht besonders gut als Logotier. Der Steinbock hingegen war dank dem Wiedereinbürgerungsprogramm seit 1906 wieder im Kommen und diente zudem als Symbol für den neu ausgewiesenen Nationalpark. Als Wappentier des Kantons Graubünden hat er einen weiteren Bekanntheits- und Sympathiebonus. Bei international tätigen Organisationen ist das Kriterium der Bekanntheit schwerer zu erfüllen, da es kaum eine Art gibt, die weltweit zu finden ist und auch einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt. Zudem sind solche Arten kaum gefährdet. Daher weicht man vielfach auf eine Art aus, die eine besondere Bedeutung für die Organisation besitzt. 75 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 7) Eine wichtige Rolle spielt zudem das Zielpublikum. Sollen vor allem Jugendliche und Kinder angesprochen werden wie beim JST oder Natrix, muss man verstärkt auf das Kindchenschema achten. Ökologische Zusammenhänge werden erst in einem gewissen Alter begriffen. Bei einem erwachsenen Zielpublikum hingegen kann der ökologische Aspekt höher gewichtet werden; Erwachsene können in der Regel schnell einen Zusammenhang zwischen dem Eisbären und der Klimaveränderung herstellen. 8) Für viele Organisationen ist auch eine gewisse Einzigartigkeit, Exklusivität wichtig, damit es nicht zu Verwechslungen kommt und eine Identifikation stattfinden kann. Es gibt allerdings Arten, die immer wieder verwendet werden. So sind Hunde und Katzen beliebte Logotiere für Tierschutzorganisationen, auch Eulen werden mehrfach verwendet. Bei den vielen kantonalen und regionalen Vogelschutzvereinen sind Überschneidungen kaum zu vermeiden; zudem der Laie nur wenige Arten auseinander halten kann und schnell einmal die spezifischen Arten in denselben Topf wirft und einfach als „Vogel“ bezeichnet. Hier ist die graphische Umsetzung besonders wichtig. Dabei spielen die Augen eine wichtige Rolle, die vielfach entweder stark vergrössert oder farblich hervorgehoben werden. Bei regionalen Organisationen ist die Abgrenzung einfacher, da schon eine Kantonsgrenze als Trennlinie wirkt. 9) Die graphische Umsetzbarkeit war ein häufig genanntes Kriterium, das Logo sollte gut graphisch zu gestalten sein und auch als schwarz-weiss Druck eine Strahlkraft haben. 10) Damit eine Identifikation erfolgen kann, darf das Logo nicht zu abstrakt sein, sondern muss einfach, ansprechend und eine klare Botschaft liefern. Das Logo muss auf den ersten Blick erkennbar sein, damit der Betrachter sofort einen Bezug herstellen kann. 11) Das Logo muss zeitgemäss sein, darf nicht verstaubt oder veraltet wirken. Am besten eignen sich zeitlose Logos, da eine Bindung nur langsam wächst. Nach Ansicht der befragten Organisationen verwirrt ein häufiger Namens- oder Logowechsel nur und erschwert das Ziel. Auch wenn sich der Schwerpunkt verlagert hat, ist es vielfach besser, das „falsche“ Logo beizubehalten, als ein neues zu kreieren. Kleine, langsame Veränderung oder ein anderer Schriftzug hingegen fallen nicht ins Gewicht. 76 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 6.2.1.3 Ungeeignete Symbolarten Nicht geeignet als Symbolarten sind nach der Meinung der Organisationen Arten, die entweder durch ihr Aussehen (spitze Nase, „böse“ Augen, Hörner, Stacheln, spitzer Schnabel) oder ihr Verhalten (Giftigkeit, Räuber) bei vielen Menschen Angst, Furcht oder Abneigung auslösen. Als denkbar ungeeignet werden fast immer Spinnen gesehen, die keine (angeblichen) positiven Eigenschaften besitzen und auf viele Menschen abschreckend wirken. Zudem sind sie meistens nicht gefährdet und brauchen keine besonderen Schutzbemühungen. Dieser Aussage ist jedoch entgegen zu halten, dass in Deutschland seit 2000 durch die Arachnologische Gesellschaft (AraGes) eine „Spinne des Jahres“ bestimmt wird (Vgl. Anhang II). Die im Jahre 2000 bestimmte Wasserspinne (Argyroneta aquatica) ist aufgrund der abnehmenden Wasserqualität stark gefährdet. Auch Schlangen eignen sich eher weniger gut als Symbolart, da der Mensch eine Abneigung gegen kriechende, Tiere zu haben scheint (Vgl. 6.1.5) Eine Ausnahme bildet die Äskulapnatter (Zamenis longissimus), die bei den Griechen dem Gott der Heilkunde, Äskulap, geweiht war und noch heute als Symbol der Apotheker und Mediziner dient. Es wurde aber vielfach betont, dass dies subjektive Kriterien sind und diese Angst und Abneigungen stark durch die Erziehung geprägt sind. Für einige der Befragten eignen sich je nach Zielpublikum und Organisation durchaus auch Taxa, die normalerweise nicht sehr beliebt sind, als Symbolart. Hier ist aber die Darstellungsform besonders wichtig, die Tierart darf nicht furchterregend abgebildet werden. Aus diesem Gesichtspunkt heraus kann man praktisch jede Tierart zu einer Symbolart machen, wenn diese im Mittelpunkt eines Schutzprojektes steht. Auch Pflanzen können sich viele der Befragten als gute Logos denken, wenn sie durch ihre Farbe oder Form die Leute ansprechen oder eine gewisse Symbolik besitzen, etwa als Heilpflanze. Bei Tierschutzorganisationen sind Pflanzen aber weniger geeignet, da sie nicht explizit zum Schutzprogramm gehören. Im Allgemeinen werden aber schon eher „klassische“ Tiere als geeignetere Symbolarten angesehen. 77 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 6.2.2 Organisationen ohne Tierlogo Auch bei Organisationen ohne Symbolart erfolgte die Wahl des Logos unterschiedlich, entweder aus der Organisation selber heraus oder durch ein Marketingunternehmen. Die Begründung, wieso man keine Tierart ausgewählt hat, sind ähnlich: Die behandelten Themen sind breit gefächert, beziehen sich nicht nur direkt auf den Naturschutz, daher wäre ein Tier nicht ganz zutreffend. Auch der Zoo arbeitet mit vielen Tierarten, wobei sich die Zusammensetzung laufend ändert, so dass jedes Mal auch ein Logowechsel erfolgen müsste. Der Entscheid, keine Tierart zu wählen, wurde bewusst getroffen, daher könnte man sich auch keine Tierart als Logo vorstellen. Als geeignete Symboltiere werden auch von diesen Organisationen Arten angesehen, die alle (oder viele) der gewünschten Eigenschaften einer Organisation symbolisieren. Die Art muss einen positiven hohen Bekanntheitsgrad haben, dies sind meistens (junge) Säugetiere, die dem Kindchenschema entsprechen. Dem widersprechen allerdings Umfragen, die zeigen, dass bei den Zoobesuchern Tiger, Elefanten und Pinguine am beliebtesten sind. Diese beeindrucken vor allem durch ihre Grösse, Schönheit oder Exklusivität. Dass gerade Säugetiere die Leute so ansprechen, hängt vielleicht damit zusammen, dass der Mensch selber ein Säuger ist. Zudem muss das Logo gut graphisch umgesetzt sein, so dass es nicht erklärungsbedürftig, sondern selbstsprechend ist. Auch weniger ansprechende Arten können gute Symboltiere sein, wenn man sich im Voraus bewusst macht, welche Botschaft man mit dem Logo vermitteln möchte, welche Wirkung erzielt werden soll. Allerdings werden Arten, die kaum bekannt, zu exotisch sind, nicht als geeignet angesehen. 78 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 6.3 Zwischenfazit Das wichtigste Kriterium bei der Wahl einer Symbolart ist ihre Eigenschaft, die Leute anzusprechen, in ihnen positive Emotionen auszulösen und einen Bezug zu der Organisation aufweisen. Am weitaus häufigsten werden dabei Säugetierarten verwendet, auch Vögel sind beliebte Motive. Dies hängt sicher damit zusammen, dass die Menschen seit jeher ein besonderes Interesse an diesen Taxa hatte, sei es als Nahrungsressource, Arbeitskraft oder aus einem Annehmlichkeitswert heraus. Grosse (Raub)tiere imponieren dabei durch ihre Kraft, Grösse oder Würde, während kleinere Arten aufgrund des Kindchenschemas die Leute anzusprechen vermögen. Die Präferenzen können dabei je nach Region unterschiedlich ausfallen, daher ist der lokale Kontext ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl. Allgemein scheinen Reptilien, Amphibien oder Insekten weniger geeignet zu sein, da sie in vielen Leuten eher ablehnende Haltungen oder sogar Furcht auslösen. Diese können aber eventuell als Warnarten eingesetzt werden, um die Leute aufzuschrecken und dadurch zum Handeln auffordern. Diese Vorlieben und Antipathien zeigen sich auch aus den Antworten der befragten Organisationen heraus. Geeignete Symbolarten repräsentieren ihrer Meinung nach die Organisation, lösen positive Emotionen aus, haben eine (lokale) Bekanntheit und sind gut graphisch umzusetzen. Aufgrund dieser Aussagen und den Literaturangaben kann die Hypothese (H2) bestätigt werden. 79 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 7. Resultate III: Argumente für und gegen das Symbolartenkonzept H3: Symbolarten schaffen eine erhöhte Bereitschaft gegenüber Naturschutzthemen. Viele Symbolarten werden aber nicht zielgerecht ausgesucht und eingesetzt Wie die Verwendung anderer Stellvertreterarten ist auch die Effizienz von Symbolarten nicht unumstritten (Vgl. Kap. 4). Folgend sollen nun einige Pro- und Kontraargumente sowie deren Begründungen und einige Beispiele, die die Aussagen unterlegen, aufgeführt werden. 7.1 Literaturauswertung 7.1.1 Argumente für das Symbolartenkonzept 7.1.1.1 Aussagekraft von Bildern Um die Leute ansprechen zu können, ist es wichtig, sie emotional zu berühren. Dies gilt nicht nur für die Werbung, die ja versucht, die Leute von der Qualität eines Produktes oder einer Marke zu überzeugen und sie zum Kauf zu animieren. Auch für Naturschutzorganisationen ist es wichtig, die Leute auf emotionaler Ebene für (finanzielle) Unterstützung zu gewinnen. Die Auslösung solcher Emotionen gelingt primär über Bilder, die der verbalen Information überlegen sind. Bildinformationen werden fast automatisch, ohne grössere gedankliche Anstrengungen aufgenommen. Zudem werden sie in Sekundenschnelle als Einheit erfasst und dadurch auch schneller verarbeitet. Vielfach stellen Bilder auch eine Verkürzung dar; ein Bild drückt auf einfache Weise aus, was sonst manchmal kaum oder nur umständlich beschrieben werden kann. Dadurch entstehen auch weniger intellektuelle Hindernisse: Jeder Mensch versteht die Bilder, auch wenn er nicht lesen kann oder eine andere Sprache spricht (KROEBERRIEL 1993). Durch Tierbilder können also ohne grössere Erläuterungen die Not und Bedrohung der Natur aufgezeigt werden. Symbolarten sprechen die Leute durch ihre Grösse oder ihrer Niedlichkeit emotional an und appellieren an ihr Gewissen. 80 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Charismatische Tiere eignen sich besonders gut als Brennpunkt von Spenden- und Werbeaktionen, da viele von ihnen seit jeher eine wichtige kulturelle Bedeutung besitzen und in einigen Kulturen sogar vergöttert wurden. Neben dem Verbrauchswert als Nahrungsgrundlage und Ressourcenlieferant wird ihnen auch ein intrinsischer Wert zugestanden: sie haben für die meisten Leute eine Daseinsberechtigung und gehören zu ihrer Umwelt. Der Verlust dieser Tiere trifft die Leute mehr als Habitatsverlust - etwa die Abholzung des Regenwaldes - auch wenn dieser als Lebensgrundlage für die Tiere die eigentliche Gefahr repräsentiert (ENTWISTLE ET AL. 2000). 7.1.1.2 Ökotourismus Im Bereich Ökotourismus sind Symbolarten sehr wichtig, da sie als Werbeträger für eine Region dienen. Dadurch steigen die Möglichkeiten und die Bekanntheit von Naturschutzprojekten. Das Geld, das die Touristen ausgeben, kann für weitere Schutzgebiete verwendet werden. Zudem kann der Tourismus lokale Unterstützung für den Naturschutz generieren. In Gegenden, wo ein Konfliktpotential der Symbolart (etwa Tiger oder Elefant) besteht, können die Einnahmen die Kosten des Zusammenlebens ausgleichen (WALPOLE & LEADER-WILLIAMS 2002). Dabei spielt die Wahl der Art eine entscheidende Rolle. Einige Symbolarten können so attraktiv sein, dass sie negative Faktoren aufheben. Dies ist zum Beispiel in Ruanda der Fall, wo der Gorillatourismus trotz unstabiler politischer Situation genügend Besucher anzieht. Es wird geschätzt, dass die Gorillas für 75% des Einkommens in der Tourismusbranche verantwortlich sind. Auch auf die Nachhaltigkeit eines Ökotourismusprojektes wirkt sich die Wahl der Symbolart aus. So untersuchte KRÜGER (2005) 251 Fallstudien über Ökotourismusprojekte auf die Fragen hin, ob sie als nachhaltig bezeichnet werden und welche Faktoren dafür verantwortlich sind. Unter anderem wurde auch die Art der Symbolart berücksichtigt. Diese wurden in acht Kategorien eingeteilt: 1) keine Art, 2) Fische, 3) Reptilien, 4) Vögel, 5) charismatische Vögel (Pinguin, Albatros, Raubvögel, Papageien), 6) Säugetiere, 7) charismatische Säugetiere (Primaten, Bär, Wolf, Känguru, Kuala) und 8) weltweite Symbolarten (Menschenaffen, grosse behaarte Raubtiere, Elefant, Nashorn, Wale). 27% der Studien fokussierten auf eine weltweite Symbolart, 26% auf eine Vogelart und 12% wiesen keine Symbolart auf. Projekte mit keiner 81 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Symbolart oder Säugetieren wurden in 34.6% bzw. 50% der Fälle als nachhaltig beurteilt, Projekte mit charismatischen Vogelarten in 80%, mit charismatischen Säugetieren in 81.3% und mit weltweiten Symbolarten in 72.2% der Fälle. Die Wahl der Symbolart hat also einen signifikanten Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Projektes. Wie wichtig eine Symbolart für eine einzelne Region sein kann, zeigen folgende Beispiele: - der Leopard beschert dem Londolozi- Naturreservat in Südafrika jährlich 50.000 Dollar (SERGIO ET AL. 2006). - Während sonst eher kulturelle Gründe für den Besuch Indonesiens ausschlaggebend sind, bildet der Komodowaran (Varanus komodoensis) - eine endemische Art im Komodo Nationalpark und in Flores (Südostindonesien) - den Hauptreisegrund für Touristen in diese sonst eher unbekannte Gegend Indonesiens. 1995/96 gaben die Touristen über eine Million US-Dollar aus, sicherten über 600 Arbeitsplätze und generierten für über 30% der lokalen Bevölkerung einen direkten Nutzen. Der Tourismus hebt die negativen Effekte auf, die sich durch das Zusammenleben mit dem Waran als Raubtier ergeben können, so dass die Bevölkerung dem Nationalpark gegenüber positiv eingestellt ist und den lokalen Naturschutz unterstützt. Der Park schützt dabei nicht nur den Waran, sondern auch eine breitere Biodiversität (WALPOLE & LEADER-WILLIAMS 2002). 7.1.1.3 Finanzieller Ertrag Durch die Verwendung von Symbolarten kann oftmals mehr Geld für den Naturschutz generiert werden, als durch die offiziellen Aktionspläne vorgesehen ist. Dies belegen zahlreiche Studien, die durch eine Eventualwertung die Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung zum Schutze einer Tierart ermittelten (Vgl. 6.1.3). Besonders Symbolarten weisen eine hohe öffentliche Unterstützung auf. Dies lässt vermuten, dass die öffentliche Wahrnehmung ebenso wichtig wie Seltenheit oder der Grad der Gefährdung sein kann, um den relativen ökonomischen Wert einer Art zu bestimmen (WHITE ET AL. 1997). 82 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 7.1.1.4 Ökologische Funktionen von Symbolarten Symbolarten haben manchmal nicht nur eine strategische Bedeutung, sondern können auch ökologische Funktionen übernehmen. SERGIO ET AL. (2006) verglichen die Biodiversität in Bruthabitaten von sechs räuberischen Eulenarten mit unterschiedlichen Nahrungs- und Habitatspräferenzen mit jener in drei Kontrollgebieten. Die Biodiversität wurde durch die Abundanz und gleichmässige Verteilung von Vögeln, Schmetterlingen und drei weiteren Arten gemessen. Die Resultate wiesen in Gebieten mit den Spitzenprädatoren eine grössere Anzahl (gefährdeter) Arten und eine höhere Dichte an Individuen auf als die Kontrollflächen. Zudem fanden sich in den Brutgebieten der Eulen einige Arten, die durch die Kontrollgebiete nicht abgedeckt wurden. Eine weitere Untersuchung zeigte, dass Netzwerke geschützter Orte effizienter sind, wenn sie auf Basis von Spitzenprädatoren als auf der Basis von tieferen trophischen Artenlevels ausgewählt werden, da eine höhere Biodiversitätsabdeckung mit weniger Habitaten erreicht wurde. Da die Studie tag- und nachtaktive Arten in unterschiedlichen Habitaten und mit unterschiedlichen Fressgewohnheiten berücksichtigte, vermuten die Autoren, dass die gefundenen Muster nicht einfach ein lokales Phänomen oder Zufall sind. Diese Verknüpfung von Spitzenprädatoren mit Orten hoher Biodiversität wird durch die Autoren mehrfach begründet: - Räuber suchen solche Orte bevorzugt auf, da ihr Vorkommen, ihre Dichte und Produktivität oftmals von der Produktivität des ganzen Ökosystems abhängig ist. - Spitzenprädatoren sind häufig auch Schlüsselarten, deren Einfluss durch das ganze Ökosystem fliesst und schliesslich die gesamte Gemeinschaftsstruktur tangiert, was einen positiven Einfluss auf die Artenzahl ausübt. - Aufgrund ihrer grossen Habitatsgrösse wirken sie vielfach als Schutzschirm für Arten mit kleineren Habitatsansprüchen. - Räuber reagieren häufig sensibel auf Umweltveränderungen wie Verschmutzungen; ihre Anwesenheit dient als Indikator für ein gesundes Ökosystem. - Sie bevorzugen häufig Areale mit hoher topographischer Komplexität, was oftmals auch mit höherer Biodiversität verbunden ist. 83 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller - Ihre Nahrung besteht aus einigen wenigen Hauptbeutearten und einer grösseren Anzahl niederer Beutearten. Eine Gemeinschaft, die sich aus vielen Beutearten zusammensetzt, erlaubt in Mangelzeiten den Beutewechsel. Da jede dieser Beuteart selbst von einer komplexen Beziehung aus biotischen und abiotischen Bedingungen abhängig ist, weist das Vorkommen von Räuberarten auf die Präsenz solcher Beziehungen hin. - Räuberarten können Nischen für andere Arten schaffen, indem sie deren Feinde oder Konkurrenten selektionieren. - Schliesslich stellen sie direkte Ressourcen für andere Arten dar, etwa als Aas. Die Autoren schliessen daraus, dass Naturprogramme, die auf Spitzenprädatoren basieren, dazu eingesetzt werden können, um einer breiteren Biodiversität Nutzen zu bringen, zumindest in einigen Regionen. Der Biber (Castor fiber) ist ein bedeutender Ökosystemingenieur. Um an die jungen Triebe und Zweige zu gelangen, fällt er Bäume. Zugleich benutzt er das gefällte Holz als Baumaterial für die Errichtung von Dämmen oder Bauten. Die Biberdämme können bis zu 100 Meter lang sein und dienen dazu, das Wasser so zu stauen, dass der Eingang des Biberbaus unter Wasser zu liegen kommt. Die Bautätigkeit des Bibers kann eine Flusslandschaft entscheidend beeinflussen. So kann es zu einer Zunahme an höheren Wasserpflanzen und ihre Konsumenten oder von herboviren Tierarten wie pflanzenfressenden Entenarten kommen. Allgemein kommt es zu einer Veränderung der Nahrungsnetze, typische Fliessgewässerarten gehen verloren und organische Sedimente werden akkumuliert (KRATOCHWIL &SCHWABE 2001). Die Unterminienung des Uferbereichs, die möglichen Überstauungen und Überflutungen können hohe Verluste verursachen, so dass der Biber nicht von allen gerne gesehen ist. CARO (2003) beschäftigte sich mit der Frage, ob klassische Symbolarten als Schirmart dienen können. Der Autor machte dies zwar mehr in einem allgemeinen Sinn – er fragt, ob das Konzept an und für sich überhaupt nützlich ist - da er sich aber auf Daten aus Nationalparks in Ostafrika mit hoher Anzahl an Symbolarten stützt, wird diese Studie hier erwähnt. Diese ostafrikanischen Reservate wurden vielfach aufgrund des Vorkommens grosser Säugetierarten errichtet, dies geschah jedoch meistens nicht aus 84 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller ökologischen Gründen, sondern um Jägern eine erfolgreiche Jagd bieten zu können. So wurden unwissentlich grosse Areale geschützt, die eine Anzahl grosser Arten wie Löwen, Elefanten oder Leoparden erhalten können. Die Untersuchung zeigt, dass Populationen dieser Säugetierarten sowie von Hintergrundarten in der Regel immer noch zahlreich vorhanden sind. Eine Ausnahme bildet das Nashorn, dessen Populationen aufgrund der Bejagung stark dezimiert wurden. Andere Ausnahmen sind auf Faktoren wie Habitatsveränderungen oder Krankheiten zurückzuführen, stehen also nicht direkt mit der Verwendung von Schirmarten in Verbindung und hätten wohl auch durch die Verwendung eines anderen Instrumentes nicht abgewendet werden können. Weiter untersuchte CARO (2003), ob die Arten ausserhalb eines Parks in einer geringeren Abundanz vorkommen als innerhalb, was als Erfolgsbeweis für das Schirmartenkonzept gilt. Die Resultate belegen, dass grosse und mittelgrosse Säugetierhintergrundarten ausserhalb des Parks in einer signifikant geringeren oder ähnlicher Menge vorkommen wie innerhalb, aber in keinem Fall in höherer Dichte. Kleinere Säugetierarten, Nager und Insektivoren hingegen wiesen eine grössere Dichte ausserhalb der Schutzgebiete auf. Dies könnte damit zusammenhangen, dass für sie die Nahrungsverfügbarkeit ausserhalb, in der Nähe von Menschensiedlungen, grösser ist. CARO (2003) kommt zum Schluss, dass das Konzept trotz konzeptuellen Schwierigkeiten ein geeignetes Mittel ist, um Reservate auszuscheiden, zumindest in Ostafrika. Dies ist zu grossen Teilen darauf zurückzuführen, dass die Schirmarten weite Habitatsanforderungen besitzen und daher die Schutzgebiete grossflächig angelegt werden, und somit automatisch eine grössere Zahl an Tieren umfassen. Da aber nicht alle Taxa gleichermassen davon profitieren, ist es wichtig, vor der Verwendung des Konzeptes vorauszusagen, welche Arten wahrscheinlich mitgeschützt werden und weshalb. Endemische Taxa können dazu dienen, genetisch reiche Gebiete zu bestimmen, zudem haben einige Arten eine wichtige Bedeutung für den Ökotourismus etwa Kagu (Rhynochetos jubatus), Kiwi (Apteryx australis), Chilenische Wachsglocke (Lapageria rosea) (HAWKSWORTH & KALLIN-ARROYO 1995) . Eine Untersuchung von THIRGOOD ET AL. (1991) lässt eine hohe Korrelation zwischen den Endemic Bird Areas (EBAs, Vgl.8.2.2 ) und den Endemismenzentren anderer Taxa feststellen. Allerdings finden sich 85 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller auch viele Abweichungen, so sind 19 EBAs sehr wichtig für gebietslimitierte Vogelarten aber weniger wichtig für andere Taxa; umgekehrt sind 33 Gebiete für andere Taxa wichtig, nicht aber für Vögel. Zudem fehlen für viele Regionen gesicherte Kenntnisse über die Endemismusverteilung. 7.1.1.5 Beispiele erfolgreicher Symbolarten 1) Eine der berühmtesten Symbolart ist das Symbol des WWFs, der Grosse Panda. Kein anderes Tier erhält so viel Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit, Naturschutzorganisationen und Regierungen wie er (ZHI ET AL. 2000). Während die anderen Symbolarten oftmals für eine spezifische Region oder ein Ökosystem stehen, repräsentiert der Panda den weltweiten Natur- und Tierschutz, also nicht nur die Bambuswälder in China, Abb. 33: Grosser Panda (Quelle: WWF 2008) sondern sämtliche schützenswerte Biome der Welt, von Wüsten über Regenwälder bis hin zu den Ozeanen. Eine solche gesamthafte Repräsentation ist (bisher) keiner anderen Tierart gelungen. Dafür sind sicherlich seine typischen Eigenschaften verantwortlich: grosses Säugetier, selten und gefährdet. Zudem entspricht er mit der rundlichen Gestalt, dem grossen Kopf, den runden Augen und der Tollpatschigkeit vollkommen dem Kindchenschema. Der Panda spielt eine grosse Rolle im Umweltbewusstsein der chinesischen Bevölkerung. Als weltweit bekanntes Nationalsymbol ist er ein gutes Medium, um Umweltbotschaften zu übermitteln, nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei den Politikern und Geldgebern. Die internationale Aufmerksamkeit, die der Panda geniesst, sichert die Umsetzung von Schutz- und Erhaltungsmassnahmen besser ab (ZHI ET AL. 2000). Eine Untersuchung in China zeigt, dass der Panda nicht nur ein mögliches, sondern ein nötiges Instrument für den Naturschutz ist. In einer Evaluationswertung wurden drei Szenarien vorgestellt, durch die die minimale Zahl von 500 Pandabären, die für das Überleben einer Population nötig ist (Minimum Viable Population MVP), erhalten werden kann. Die Resultate zeigten eine steigende Zahlungsbereitschaft, je mehr Platz 86 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller den Tieren zur Verfügung gestellt wird. Wenn aber das Überleben der Tiere nicht garantiert ist, sinkt die Zahlungsbereitschaft stark ab. Die Studie zeigt auch, dass durch eine reine ex-situ Erhaltung ein grosses Potential der Pandas verloren geht, da die qualitativen Werte (Verbesserung des Lebensraumes) fast drei Viertel des Geldangebotes ausmachen (KONTELEON & SWANSON 2003). 2) Die „Big five“ Südafrikas – Löwe (Panthera leo), Leopard (Panthera pardus), Büffel (Syncerus caffer), Elefant, Nashorn (Spitzmaul- und Breitmaulnashorn) - sollten ursprünglich weder als Symbole noch als Biodiversitätsindikatoren, sondern primär als grosse Jagdtiere dienen. Dank ihrer Präsenz in den Reisebroschüren zählen sie aber heute de facto zu den wichtigsten und berühmtesten Symbolarten in vielen Ländern Südafrikas. Viele Touristen besuchen hauptsächlich ihretwegen die Nationalparks. Somit tragen sie wesentlich zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage eines Landes bei (WILLIAMS ET AL. 2000). Auch diese Arten haben typische Eigenschaften: es sind grosse Säugetiere, die zwar nicht dem Kindchenschema entsprechen, aber durch ihre Grösse, Würde und Kraft beeindrucken. Abb. 34: Löwe (Quelle: NATUR-LEXIKON 2008) Abb. 35 : Elefant (Quelle: NATURFOTO 2008) Abb. 36: Afrikanischer Büffel (Quelle: NATURFOTO 2008) Abb. 37: Leopard (Quelle: KATZENFOTO 2008) Abb. 38: Spitzmaulnashorn (Quelle: TIERENZYKLOPÄDIE 2002) Abb. 39: Breitmaulnashorn (Quelle: TIERENZYKLOPÄDIE 2002) 87 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 3) Als eine Bestandesaufnahme ergab, dass der Bengaltiger von Aussterben bedroht war, wurde in Indien 1973 das Projekt Tiger gestartet. Dieses Projekt trug entscheidend dazu bei, den indischen Nationalparks Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung zu sichern und stoppte den Rückgang der Tiger (PRIMACK 2006). Abb. 40: Bengaltiger (Quelle: NATURFOTO-ONLINE 2008) 4) Der Spinnenaffe (Brachyteles arachnoides) ist eine wichtige Symbolart für das atlantische Waldgebiet in Brasilien. Es ist nicht nur die grösste Affenart in der neuen Welt, sondern auch das grösste endemische brasilianische Säugetier. 1981 wurde eine SpinnenaffeKampagne lanciert, die unter anderem Lesungen, Abb. 41: Spinnenaffe (Quelle: BRASIL-TREFF 2008) Entwicklung von Museumsausstellungen sowie die Verteilung von T-Shirts, Postern, Klebern und Erziehungsmaterial umfasste. Ein speziell gedrehter Film wurde unzählige Male im Fernsehen gezeigt und der Affe zierte sogar den Umschlag des Telefonbuches und zwei Briefmarken. Durch dieses Programm erhielt man grosse mediale Aufmerksamkeit und der Spinnenaffe wurde zum Symbol für den Schutz der atlantischen Wälder und für die gesamte brasilianische Umweltschutzbewegung (MITTERMEIER 1986). 5) Lemuren (Lemuridae) waren der Fokus von zahlreichen Studien, dadurch wurde die internationale Aufmerksamkeit auf das Wildleben von Madagaskar gerichtet. In Untersuchungen manchen Fällen zur Schaffung führten solche von neuen Schutzgebieten, die nicht nur den Lemuren zugute kamen. Durch den ständigen Aufenthalt von Abb. 42: Aloatra Halbmaki (Quelle: ZOO ZÜRICH TIERLEXIKON 2008) Forschern in den Wäldern ging die Wilderei stark zurück. Als Hauptattraktion für die Touristen haben sie zudem eine wichtige Rolle für die wachsende Tourismusindustrie. Um das lokale Bewusstsein der Einzigartigkeit und Gefährdung der Region des 88 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Alaotra-Sees in Madagaskar zu steigern und Initiativen zu starten, die die langfristige Produktivität des Ökosystems und die Erhaltung der Biodiversität förderten, wurden Mitte der 1990-er Jahre rund um den See Poster mit dem Abbild des Alaotra Halbmaki (Hapalemur griseus alaotrensis), einer der gefährdesten Lemurenarten in Madagaskar, verteilt. Da die Region ein wichtiges ökonomisches Zentrum für Fischerei und die Reisproduktion ist, war der Dialog mit der lokalen Bevölkerung zentraler Bestandteil der Aktion. Untersuchungen zeigten zwei Jahre später eine deutliche Bewusstseinsteigerung. Der Halbmaki erhielt eine kulturelle und symbolische Wichtigkeit und wurde zu einem Symbol für Feuchtgebiete. Sein Schutz hat daher auch positive Auswirkungen auf den Biodiversitätsschutz der ganzen Region (DURBIN 1999). 6) Auf der Basis eines strategischen Planes, der an die lokalen Bedürfnisse angepasst war und die verfügbaren Ressourcen berücksichtigte, wurden in Brasilien sieben Schritte für den Schutz dreier Unterarten der Löwenäffchen (Leontopithecus chrysomelas, L. rosalia, L. chrysopygus) erarbeitet und gleichzeitig eine Aufklärungskampagne bei der lokalen Bevölkerung durchgeführt. Die Idee dahinter war nicht primär (ausländische) finanzielle Unterstützung für die Schutzbemühungen zu gewinnen, sondern die lokale Bevölkerung für den Schutz der gefährdeten Art und Umweltanliegen im Allgemeinen zu sensibilisieren. Die Resultate zeigten nicht nur eine markante Zunahme der geschützten Waldfläche, sondern auch eine grosse Bewusstseinsveränderung in der lokalen Bevölkerung (DIETZ ET AL.1994) (Tab. 12). Tab. 12: Antworten der lokalen Bevölkerung in Brasilien vor und nach dem Projekt (nach DIETZ ET AL. S. 44) Frage (Foto): Wie heisst dieses Tier? Wie leben Löwenäffchen? Sind Löwenäffchen wichtig oder nutzbringend? Was würden Sie mit einem kleinen Vogel machen, den Sie im Wald finden? Was würden Sie mit einer Schlange machen, die Sie im Wald finden? Antwort vor dem Projekt 59% richtig 24% richtig 77% „Weiss nicht“ 14% „Ja“ 55% „Nach Hause nehmen“ 44% „Alleine lassen“ Antwort nach dem Projekt 79% richtig 55% richtig 22% „Weiss nicht“ 62% „Ja“ 29% „Nach Hause nehmen“ 69% „Alleine lassen“ 73% „Töten“ 25% „Alleine lassen“ 55% „Töten“ 32% „Alleine lassen“ 89 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 7) In Aceh (Sumatra) wurde der Elefant verwendet, um den Schutz von Hochlandhabitaten zu fördern. Die Tiere mit hoher historischer, religiöser und kultureller Bedeutung wurden eingesetzt, um illegale Holzfäller aufzuspüren oder wilde Elefanten, die die Getreidefelder plünderten, zu vertreiben. Durch die Betonung der kulturellen Wichtigkeit konnte die rassische Trennung überwunden und die westliche Bevölkerung angesprochen werden (BOWEN-JONES & ENTWISTLE 2002). 8) Noch bis vor wenigen Jahren galten Gorillas als aggressive, hässliche und gefährliche Tiere. Wale galten als billiges Nahrungsmittel und ihre Bejagung als mutiges Abenteuer. Doch durch mehrjährige Kampagnen schafften es Naturschutzorganisationen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, diese und andere Arten zu Symbolen werden zu lassen. So etwa generierte Anfang der 70-er Jahre ein Abb. 43: Gorilla (Quelle: WIKIPEDIA 2008) Spendenaufruf in einer britischen Zeitung mehrere Tausend Pfund für den Schutz der Gorillas (BURTON 2007). 9) Der Flughund auf Pemba, Tansania (Pteropus voeltzkowi) erfuhr aufgrund von Habitatsverlust und Bejagung eine starke Populationsabnahme. Ein Projekt sollte das Bewusstsein der Leute für Gefahr erhöhen und die Bejagung regulieren. Gleichzeitig wurde der Flughund als Symbol für den breiteren Habitatschutz auf der Insel verwendet. Die Bevölkerung hat im Allgemeinen positive Assoziationen zu der Art, da sie als Nahrungsmittel dient, zudem trug der Endemismusstatus zu einem Nationalstolz bei. Es wurden eine Reihe Abb. 44: Flughund (Quelle: ARKIVE 2008) Schutzmechanismen für natürliche und halbnatürliche Gebiete entwickelt, die nicht nur dem Flughund zugute kamen (BOWEN- JONES & ENTWISTLE 2002). 90 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 10) Im Omora ethnobotanischen Park auf dem Kap Horn wurden als Schutzstrategie zehn Prinzipien erarbeitet, die die soziale, kulturelle und biologische Dimension berücksichtigten, darunter die Wahl des Chile-Kolibris (Sephanoides sephanoides) als Symbolart. Dies half, einige soziokulturellen Vorurteile gegenüber der indigenen Bevölkerung auszuräumen und sie aktiv in das Programm einzubeziehen. In ihrer Kultur wird der Abb. 45: Chile-Kolibri (Quelle: AVES DE CHILE 2008) Kolibri zugleich als Vogel und als kleine Person angesehen, der sowohl die ökologische wie auch die soziale Ordnung aufrechterhält (ROZZI ET AL. 2006). 11) Delphine (Delphinidae) sind die wichtigsten Sympathiewerber für den weltweiten Meeresschutz, aber auch einige Walarten wie Schwertwale (Orcinus orca) oder Glattwale (Balaenidae) und Meeresschildkröten (Cheloniidae) geniessen einen hohen Beliebtheitsgrad. Abb. 46: Delfin (Quelle: Oceancare 2008) Dies verdeutlicht die Wichtigkeit von Symbolarten, um der Öffentlichkeit Informationen zu vermitteln und dadurch (finanzielle) Unterstützung für den Schutz von Artgemeinschaften und Ökosystemen zu erhalten, aber auch ihre Fähigkeit, Schutz für weitere Arten zu generieren. 7.1.2 Argumente gegen das Symbolartenkonzept Auf der anderen Seite finden sich auch viele Kritikpunkte des Ansatzes: 7.1.2.1 Konflikte mit der lokalen Bevölkerung Die Spendeaktionen sind in den meisten Fällen für Industrieländer angelegt. Die verwendeten Symbolarten sind dabei Tiere, die von der dortigen Bevölkerung kaum je in freier Wildbahn beobachtet worden sind. Die Tiere vermitteln eine Sehnsucht nach Wildnis, Abenteuer und Freiheit und da sie keine direkte Gefahr darstellen, ist ihr Schutz unbedenklich und wünschenswert. Für die lokale Bevölkerung hingegen, die in der 91 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Nachbarschaft der Schutzgebiete lebt, stellen diese Arten oftmals eine Gefahr und eine Konkurrenz um Ressourcen dar. Durch das Reissen von Herdetieren oder der Zerstörung von Feldern und Plantagen können hohe Schäden entstehen oder gar die Lebensgrundlage bedroht sein (LEADER-WILLIAMS & DUBLIN 2000). In Südindien sterben jedes Jahr mindestens fünfzig Menschen durch Elefantenangriffe (VENKATARAMAN Durch ein Jagdverbot gehen wichtige Ressourcen verloren, die ET AL. 2002). Errichtung von Schutzgebieten schränkt zudem das Sammeln von Früchten oder Samen ein. Die Verantwortung für die Bewirtschaftung der Ressourcen wird oftmals von der lokalen Gemeinschaft weg einer Zentralregierung an einem entfernten Ort übertragen. Die lokale Bevölkerung muss also die Hauptlast für die entgangenen ökonomischen Möglichkeiten tragen, ohne eine angemessene Entschädigung zu erhalten. Diese negativen Aspekte bewirken, dass die lokale Bevölkerung nicht selten Schutzmassnahmen gegenüber negativ eingestellt ist und diese ablehnt. Es kann zur Umgehung von Bestimmungen oder sogar Wilderei kommen, wodurch die Schutzbemühungen ineffizient werden (PERRINGS 1995). Dies gilt nicht nur in Entwicklungsländern, so ist etwa auch in Skandinavien die Verwendung von Raubtieren als Symbolart mit Problemen verbunden. Betrachtet man die geringe Dichte und grosse Reviergrösse von Bär, Luchs oder Wolf, so gibt es kaum wenn überhaupt - genügend geschützte oder unberührte Flächen, um überlebensfähige Populationen dieser Arten erhalten zu können. Die Schutzbemühungen stellen also vielmehr eine Integration in eine mensch-dominierte, vielfältig genutzte Landschaft dar. Dort kommt es immer wieder zu Konflikten mit dem Menschen, besonders mit Schafund Rentierzüchtern, die grosse Verluste ihrer Herden hinnehmen müssen. Dies bewirkt eine negative Haltung gegenüber diesen Tieren, die sich allgemein gegen alle Naturschutzbemühungen richten kann. Unter diesen Gesichtspunkten erscheint es nicht sinnvoll, eine solche Art als Symbolart zu verwenden. Diese Raubtiere können andererseits aber als Symbolart für die Förderung von Korridoren und anderen Verbindungen zwischen den einzelnen Habitaten dienen, da sie – aufgrund ihrer Reviergrösse - besonders von der Fragmentierung der Lebensräume durch Barrieren wie Autobahnen oder Siedlungen betroffen sind (LINNELL ET AL. 2000). 92 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Auch in England wird der Einsatz von Kegelrobben (Halichoerus grypus) als Symbolart nicht von allen gerne gesehen. Sie werden von der Fischereiindustrie in England als Hindernis und als Konkurrent angesehen, da sie die gefangenen Fische von den Netzen fressen und so einen Ertragsverlust herbeiführen. Auf der anderen Seite wurden die Robben in den letzten Jahren ein wichtiges Standbein der lokalen Tourismusindustrie, da immer mehr Leute die Tiere auf dem offenen Meer sehen wollen (BOSETTI & PEARCE 2003). 7.1.2.2 Ökotourismus Gegner des Ökotourismus argumentieren, dass jeglicher Tourismus, auch der Ökotourismus, schädlich für die Natur ist (Allerdings zerstört er die Lebensräume nicht aktiv, ist daher weniger schädlich als etwa Holzeinschlag und Bergbau) (PRIMACK 2006). Die Einnahmen sind oftmals zu gering, um die Natur auf einer breiteten Ebene schützen zu können, auch die Investitionen in die Infrastruktur werden kaum gedeckt. So wurde etwa 1991 vorausgesagt, dass der Ökotourismus auf Madagaskar bis ins Jahr 2000 den grössten Teil der Kosten für die Erhaltung der Schutzgebiete decken würde. Dies stellte sich als zu optimistisch heraus, da die Besucherzahlen sanken und die Verwaltungskosten für das Reservat sehr hoch sind (DURBIN & RATRIMOARISAONA 1996). Auch der Nutzen für die lokale Bevölkerung ist oftmals gering, da durch die beschränkte Besucherzahl nicht so viele Arbeitsplätze geschaffen (BOONZAIER 1996) oder die Führer nicht vor Ort rekrutiert werden (DURBIN & RATRIMOARISAONA 1996). Zudem fehlt vielen Gebieten eine geeignete Symbolart, um so einen Ökotourismus aufbauen zu können (WALPOLE & LEADER- WILLIAMS 2002). Schliesslich besteht die Gefahr, dass den Touristen eine heile Phantasiewelt vorgespielt wird, statt die schwerwiegenden sozialen Probleme und Belastung der Umwelt aufzuzeigen, die zur Bedrohung der Biodiversität führen (PRIMACK 2006). 7.1.2.3 Gegenteilige Effekte 1) Schutzbestimmungen können zur Überpopulationen einer Art führen, da kaum natürliche Feinde vorhanden sind. Dies wirkt sich längerfristig schädlich auf das Ökosystem aus. So verändern grosse Elefantenpopulationen die Landschaft einschneidend, meistens ersichtlich in reduziertem Baumwuchs. Dadurch gehen 93 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller potentielle Futter- und Schlafplätze verloren, etwa für Fledermäuse. Auch die Übergrasung durch grosse Huftiere kann negative Effekte für kleinere Säugetierarten haben (ENTWISTLE & STEPHENSON 2000). 2) 1992 deklarierte der damalige indonesische Präsident M. Suharto den Java-Adler (Spizaetus bartelsi) offiziell zum nationalen seltenen Tier. Aufgrund des gestiegenen öffentlichen Bewusstseins des Natur- und Ressourcenschutzes wurde dieser vorher kaum bekannte Vogel zum charismatischen Schwerpunkt des Vogelschutzes auf Java. Das Bild des Vogels erschien nun auf Plakaten, Briefmarken oder Telefonbüchern. Diese Bekanntheit führte aber auch dazu, dass die Preise für gefangene Exemplare auf dem Schwarzmarkt anstiegen. Es bestand somit die Gefahr, dass beim Versuch, den javenischen Regenwald zu schützen, die Symbolart selbst in Gefahr geriet (VAN BAKEN ET AL. 2000). 3) Oftmals sind nur wenige unberührte Gebiete vorhanden, die eine überlebensfähige Population erhalten können. Die vorhandenen Schutzstrategien basieren daher vielmehr auf der Integration in eine mensch-dominierte Landschaft, wo es zu Konflikten und polarisierenden Standpunkten kommt, was zur Ablehnung und Umgehung von Schutzbestimmungen führen kann (LINNELL ET AL. 2000). 7.1.2.4 Naturschutztechnische Gründe 1) Der Schutz von grossen Säugetieren ist in vielen Fällen komplex, politisch schwierig und sehr teuer (SERGIO ET AL. 2006). 2) Durch die Konzentration auf einige wenige, gewinnbringende Arten besteht die Gefahr, dass weniger charismatische - aber nicht minder schutzbedürftige - Arten kaum oder nur geringfügige Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung erhalten (ENTWISTLE & STEPHENSON 2000). 3) Es existieren viele Gebiete, in denen keine Symbolarten erhalten werden können, die aber eine reiche, schützenswerte Biodiversität aufweisen. Diese können durch den alleinigen Fokus auf charismatische Tiere vergessen gehen (LINNELL ET AL. 2000). 4) Das Sammeln von Spendengeldern für einen breiteren Biodiversitätsschutz durch den Einsatz einer einzigen Art kann die Glaubwürdigkeit einer Organisation untergraben, wenn für den Geldgeber nicht klar ersichtlich ist, wie die Gelder verwendet werden (ENTWISTLE & DUNSTORE 2000). 94 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 5) Der (angebliche) Erfolg des Konzeptes animiert viele Organisationen zur Nachahmung. Dies führt zu Doppelspurigkeiten, Überschneidungen von Aktivitäten oder sogar Widersprüchen in den Anstrengungen. Viele gewonnene Mittel werden zudem falsch für Administrationskosten eingesetzt (BURTON 2007). 6) Der Einsatz von Symbolarten lässt Schutzkonzepte auf unwissenschaftlicher Grundlage entstehen. Nicht selten werden solche Kampagnen auf der Basis der Popularität und dem Charisma einer Art, anstatt auf wissenschaftlichen und objektiven Grundlagen, gebildet (ENTWISTLE & STEPHENSON 2000). Zum sofortigen Schutz einer Art werden häufig ex-situ –Programme (Vgl. 8.1.2.2) durchgeführt, die nur dieser Art zugute kommen. Die Beliebtheit einer Art wird so zu einem Ersatz anstatt einem Instrument des Naturschutzes (KONTELEON & SWANSON 2003). 7) Der Schutz von Symbolarten kann eine unrealistische Perspektive des Naturschutzes zeigen. Oftmals werden in der Realität Lösungen für Probleme gesucht, die wenig mit den Zielarten oder deren Habitaten zu tun haben (ENTWISTLE ET AL. 2000). 8) Da immer eine schöne, perfekte Natur präsentiert wird, die in Wirklichkeit selten so anzutreffen ist, kann die echte Natur weniger schützenswert erscheinen. Die Reizüberflutung durch aufregende, atemberaubende Bilder kann den Sinn für das Echte, vielleicht etwas Kompliziertere, betäuben (RASPER 2007). 7.1.2.5 Ökologische Funktionen von Symbolarten Im Gegensatz zu SERGIO ET AL. (2006) und CARO (2003) befinden viele Autoren, dass die Effizienz der meisten Symbolarten als Schirm- oder Indikatorart nicht bewiesen oder sogar widerlegt wurde. 1) So etwa untersuchten WILLIAMS ET AL. (2000) ob die grossen Säugetiere Schwarzafrikas wirklich als Schirmart dienen können, wie oft als Argument für ihren besonderen Schutz angegeben wird. Dazu wurden Gebiete auf der Basis fünf unterschiedlicher Artenzusammensetzungen ausgewählt: a) Symbolarten (Gorilla, Bonobo (Pan paniscus), Schimpanse (Pan troglodytes), afrikanischer Elefant, Breitmaul- und Spitzmaulnashorn), b) die „Big five“, c) zufällig ausgewählte Arten (Bulldoggfledermaus (Chaerephon bemmeleni), Somalia-Zwergrennmaus (Microdillus peeli), afrikanische Buschratte (Aethomys stannarius), Zwergsumpfhuhn (Porzana pusilla), Schleiereule (Tyto alba), Maskenpirol (Oriolus larvatus), d) die fünf 95 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Ordnungen der grossen Säugetiere (224 Arten aus den Ordnungen Herrentiere (Primaten), Raubtiere (Carnivora), Rüsseltiere (Proboscidea), Unpaarhufer (Perissodactyla), Paarhufer (Artiodactyla)) und e) alle 2678 aufgezeichneten Säugetier- und Brutvogelarten. Die Resultate zeigen, dass sich die Symbolarten oder die „Big five“ nicht besser (aber auch nicht schlechter) als sechs zufällig ausgewählten Arten eignen, um die Diversität der Säugetiere und Vögel zu repräsentieren. 2) BIFOLCHI & LODÉ (2005) untersuchten mit Hilfe des europäischen Otters (lutra lutra) die Tauglichkeit des Schirmartenkonzeptes. Durch die weite Verbreitung der Subfamilien mit zahlreichen Gattungen und Arten, mässiger Seltenheit und Sensitivität gegenüber menschlichen Störungen eignet sich der Otter gut als mögliche Schirmart. In Gebieten mit Otterpopulationen wurde über einen Zeitraum von zehn Jahren die Artenvielfalt von Vögeln, Lurchtieren und Schnecken untersucht und mit ökologisch ähnlich gestalteten Gebieten ohne Ottervorkommen verglichen. Die Resultate zeigen, dass zwar die Vogeldiversität über zehn Jahre gestiegen ist, aber es konnten zwischen Gebieten mit und ohne Otter keine grossen Unterschiede festgestellt werden, ausser bei Wasservögeln. Der Anstieg des Artenreichtums ist daher wohl eher auf eine allgemein verbesserte Habitatsqualität als auf die Anwesenheit des Otters zurückzuführen. 3) In einer weiteren Studie von CARO ET AL. (2004) wurde untersucht, ob und in welchem Masse typische Symbolarten andere Arten repräsentieren. Dazu verglichen die Autoren die Habitate des mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii) und Jaguar (Panthera onca) mit denjenigen des Nabelschweines (Dicotyles pecari) und des Geoffroy-Klammeraffes (Ateles geoffroyi) im neotropischen Regenwald auf Belize in Bezug auf die Artenvielfalt und Abundanz der fünf taxonomischen Gruppen Frösche, Fledermäuse, terrestrische Säugetiere, kletternde Säugetiere und Vögel. Die Resultate zeigen, dass kein Gebiet, das aufgrund von Symbolarten ausgesucht worden war, mehr Arten aufweist als andere Gebiete. Die Abweichungen liessen sich alle durch andere Gegebenheiten erklären. 4) BERGER (1997) untersuchte, wie gut sich das Spitzmaulnashorn als Schirmart eignet. Dazu berechnete er über einen Zeitraum von drei Jahren, wie häufig eine Population von 50, 100 und 250 Tieren der sechs Arten Zebra (Equus zebra), Springbock 96 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung (Antidorcas marsupiallis), Strauss (Struthio Claudia Keller camelus), Kudu (Tragelaphus strepsiceros), Oryx (Oryx gazella) und Giraffe (Giraffa camelopardalis) in einer Arealgrösse vorkommt, die 28 Nashörner erhalten kann. Die Resultate zeigten, dass nur der Springbock mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit in einer Population von 250 Tieren vorkommt. Die Giraffe hingegen erreichte nur in 33% der Fälle eine Populationsgrösse von 50 Tieren. Nashörner weisen zwar Anforderungen wie grosse Körper- und Reviergrösse auf, da aber das individuelle Weidegebiet nicht ausreicht, um die saisonale Wanderung anderer Arten abzudecken, eignen sie sich nicht als Symbolart. 5) Da Enten Symbol- und Schirmarteneigenschaften wie relativ grosse Körper- und Reviergrössen (im Vergleich zu vielen Singvögeln), eine gut bekannte Biologie und niedrige Nestdichten haben, untersuchten KOPER & SCHMIEGELOW (2006), ob sie sich in der trockenen Mischgrasprärie als Stellvertreterarten für den Schutz von Sing- und Watvögel eignen. Die Autoren fanden aber wenige Gemeinsamkeiten zwischen der Habitatsverwendung von 120 Enten-, Singvogel- und Watvogelarten. Enten reagierten nicht sensibler auf Gebietseigenschaften als die anderen untersuchten Arten. Obwohl zwischen diesen Gilden ökologische Ähnlichkeiten bestehen, glichen sich die Habitatsanforderungen mehr innerhalb einer Art als zwischen den Arten. 6) Raubtiere eignen sich in Skandinavien schlecht als Symbolarten (vgl. 7.1.2.1), aber auch ihre Fähigkeiten als Schirmart sind begrenzt. Der Schutz eines Raubtieres bedarf häufig bloss einer Beutebasis und Schutz ihrer Habitate. Da sich die Beutetiere (Huftiere) sehr gut an eine durch den Mensch veränderte Landschaft anpassen können, werden so meistens halb-natürliche, nicht unberührte, Gebiete geschützt. Viele (gefährdete) Arten aber haben sehr spezifische Habitatsanforderungen bezüglich Mikroklima, Feuerregime oder Substratverfügbarkeit, die in solch halb- natürlichen Gebieten nicht gegeben sind (LINNELL ET AL. 2000). Die Begründungen, weshalb Symbolarten sich schlecht eignen, um eine breitere Biodiversität zu schützen, sind vielfältig: 1) Die höchste biologische Vielfalt findet sich in sogennanten hotspots. Dies sind Gebiete, die mindestens 1.500 Gefässpflanzen als endemisch aufweisen und über 70% 97 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller ihrer ursprünglichen Fläche verloren haben. Heute zählt man weltweit 34 Hotspots, die nach dem Verlust von 86% ihrer Fläche anstelle der ursprünglichen 15.7% nur noch 2.3% der Erdoberfläche bedecken. Mindestens 150.000 Pflanzen, die Hälfte aller bekannten Arten finden sich in einem dieser Gebiete, 79.3% der Säugetiere (33.2% endemisch), 83% der Vögel (35.1%), 74.6% der Amphibien (56.1%), 70.3% der Reptilien (45.3%) und 55% der Süsswasserfische (29%) (*CONSERVATION INTERNATIONAL 2007). Doch gerade in solchen Gebieten finden sich sehr wenige Symbolarten. 2) Die Annahme, dass Gebiete mit hohem Artenreichtum auch viele endemische, also besonders schützenswerte Arten, beherbergen, stimmt oft nicht mit der Realität überein, vielfach werden durch Netzwerke, die auf dem Artenreichtum eines Taxon basieren, viele endemische oder gefährdete Arten nicht geschützt. So zeigt die Studie von PRENDERGAST ET AL. (1993) in England kaum eine Übereinstimmung zwischen den Zentren hohen Artenreichtums und Endemismus fünf untersuchter Taxa (Vögel, Schmetterlinge, Libellen, Lebermoose, Wasserpflanzen). Die Studie von KERR (1997) in Nordamerika an Säugetieren, einem Bienengeschlecht (Lasioglossum), einer Mottenunterfamilie (Plusiinae) und Ritterfalter (Papilionidae) zeigt zwar eine gute Kongruenz innerhalb eines Taxon auf, nicht aber zwischen den einzelnen Taxa. 3) Auch die umgekehrte Annahme, dass Zentren mit gefährdeten oder endemischen Arten einen generell hohen Artenreichtum aufweisen, stimmt nicht immer. Auf grösserer räumlichen Skala und für Ökosysteme wie tropische Wälder oder Korallenriffe stimmen die Endemismuszentren und das Artenverteilungsmuster zwar vielfach überein, aber auf kleinerer Skala und in ariden Ökosystemen gibt es einen hohen Endemismusreichtum, aber nur wenige Arten. BONN ET AL. (2002) untersuchten, wie gut Netzwerke für gefährdete oder endemische Vogelarten andere Vogelarten repräsentieren. Es zeigte sich, dass solche Netzwerke zwar vielfach einen grösseren Artenreichtum aufweisen als zufällig ausgewählte Gebiete, aber viele Arten unterrepräsentiert sind. Dies resultiert vielleicht daraus, dass endemische oder gefährdete Arten zu spezifischen Habitatstypen tendieren. Zudem sind Endemismus und Artenreichtum durch unterschiedliche Prozesse bedingt (RICKLEFS 1995). 98 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 4) In vielen isolierten Biotopen wie gewisse ozeanische Inseln, Höhlen und tropische Berggipfel, stimmen die Endemismusmuster vieler Taxon überein, aber in den übrigen Gebieten scheint dies nicht der Fall zu sein, da dem Endemismus vielfältige und komplexe Ursachen, etwa geographische Isolierung, historische Prozesse, heutige ökologische Faktore oder angeborene biologische Eigenschaften der Taxa unterliegen (COWLING 1995). 5) Symbolarten nehmen oftmals andere ökologischen Nischen ein als viele der anderen im Gebiet vorkommenden Arten. Durch den Schutz ihrer Nischen werden daher nicht automatisch andere Arten geschützt. Einige Autoren zweifeln überhaupt, ob es irgendeine Art gibt, die einen grösseren Anteil der Biodiversität repräsentieren kann, da fast alle Arten in einem Ökosystem spezifische Habitatsansprüche aufweisen (CARO ET AL. 2004). 6) Auf den ersten Blick decken die klassischen Symbolarten vielfältige Habitatstypen ab, aber es kommt häufig zu einer Überlappung der Habitatsanforderungen. Es besteht somit die Gefahr, dass durch die alleinige Konzentration auf das Vorkommen der Arten ähnliche Habitate geschützt und eine Reihe anderer Habitate mit einer reichen Artenvielfalt nicht abgedeckt werden. Auch die „big five“ eignen sich schlecht für eine Habitatsauswahl, da eine Tendenz besteht, vorwiegend Savannengebiete zu schützen (WILLIAMS ET AL. 2000). 7) Um als effektiver Schutz für andere Arten dienen zu können, muss eine Art eine grosse Persistenzwahrscheinlichkeit aufweisen. Gerade gefährdete Arten, und somit viele Symbolarten, weisen diese Eigenschaft nicht auf (BERGER 1997). Bei diesem letzten Kritikpunkt (6.4.2.5) muss beachtet werden, dass hier eine Vermischung von rein strategischen mit ökologischen Funktionen – und somit unterschiedlichen Konzepten - erfolgt. Der Kritikpunkt mag zwar dazu dienen, für eine Neuorientierung des Symbolartenkonzeptes zu argumentieren, nicht aber, um das Konzept an und für sich zu verwerfen. 99 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 7.2 Ergebnisse der Interviews 7.2.1 Organisationen mit Tierlogo 7.2.1.1 Erfolgreiche (Tier)logos Ein Logo hat dann seine Wirkung erreicht, wenn auf Anhieb eine Assoziation erfolgt, das Unternehmen rasch und richtig erfasst wird. Wenn es sich dabei um eine Tierschutzorganisation handelt, kann ein Tierlogo durchaus die richtige Wahl sein. Sobald aber die Themenschwerpunkte und Ziele differenzierter sind, sollte man auf symbolische, graphische oder Text-Logos ausweichen. Dabei zeigt sich, dass der Erfolg eines Logos nicht so sehr von der gewählten Art abhängig ist, sondern vielmehr von der richtigen Anwendung. So finden auch Logos Anklang, die im Widerspruch zum Namen der Organisation stehen oder eine Art darstellen, deren Schutz nicht (mehr) Priorität hat. Dies lässt sich damit erklären, dass den meisten Leute die eigentliche Namensbedeutung nicht klar ist und sie sich nicht viele Gedanken über die dargestellte Tierart machen; ein Tier steht einfach für eine Tier- oder Naturschutzorganisation. Bei grösseren Organisationen werden marktwirtschaftliche Studien durchgeführt, um den Bekanntheitsgrad zu ermitteln. Dies geschieht entweder ungestützt, indem die Leute aufgefordert werden, irgendwelche Organisation zu nennen, oder gestützt, wobei die Leute nach der Bekanntheit eines Logos befragt werden. Die Umfragen zeigen gute Ergebnisse, vor allem bei gestützten Umfragen weisen die Organisationen einen hohen Bekanntheitsgrad von bis zu 95% auf. Bei kleineren Organisationen werden zwar keine solchen Befragungen durchgeführt, aber es wird vermutet, dass die Organisation einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Meistens hat man aus der Bevölkerung und den Medien sehr gute Reaktionen auf das Logo erhalten, was für das Logo spricht. Daher sind alle befragten Organisationen sehr zufrieden mit ihrer Symbolart und glauben, dass sie die Leute ansprechen können. Alle würden nochmals das gleiche Logo wählen. Es zeigt sich, dass bei Spendenaufrufen für eine charismatische Art mehr Geld fliesst als für unbekanntere Arten oder abstrakte Themen wie Klimaschutz. 100 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Fast alle Organisationen könnten sich ein anderes Logo vorstellen, aber niemand erwägt ernsthaft einen Wechsel. Eine Änderung wäre vielfach kontraproduktiv, da sich die Leute an etwas Neues gewöhnen müssten und wieder eine innere Verbindung hergestellt werden muss, zudem lässt sich kaum ein Logo finden, das alle Themenbereiche einer Organisation umfasst. Schliesslich ist ein solcher Wechsel mit hohen Kosten verbunden; das benötigte Geld würde anderen Projekten fehlen. Als andere mögliche Symboltiere wurden häufig Arten genannt, die in enger Beziehung zum jetzigen Logo stehen oder auf die (momentan) ein besonderer Schwerpunkt gelegt wird. Wie wichtig eine gute graphische Darstellung ist, zeigt ein Beispiel aus China, wo ein Professor für Kunst aufgefordert wurde, etwas gegen die brutalen Zustände in den Pelztierfarmen zu unternehmen. Innert kürzester Zeit gingen über 3000 Zeichnungen von Studenten ein, worauf nun eine Organisation gegründet wird. Hier hat man es über das Bildhafte, Gestalterische geschafft, die Leute zu sensibilisieren und wachzurütteln. Auch in der Schweiz ist es gelungen, die Leute zu sensibilisieren und Protestbriefe an Modehäuser zu schreiben, um den Pelzhandel einzustellen. Dies zeigte gute Erfolge, viele Modehäuser führen keine Pelze mehr oder haben ihr Sortiment stark abgebaut. 7.2.1.2 Nachteile eines Logos Nachteile bei der Verwendung einer Symbolart ergeben sich höchstens, wenn kein innerer Zusammenhalt besteht und keine Identifikation stattfinden kann oder wenn das gewählte Sujet einen Imageverlust erleidet. Auch die Wahl eines „falschen“ Logos sieht man nicht als problematisch an, da die Leute dies häufig nicht hinterfragen. Einzig die Fixierung auf Vögel wird manchmal als zu einengend empfunden, da man sich auf lokaler Ebene auch um andere Arten wie Amphibien, Reptilien, Schmetterlinge oder Kleinsäuger kümmert. Vielfach ist das Logo aber kein aktuelles Thema und niemand spricht darüber. 101 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 7.2.2 Organisationen ohne Tierlogo Auch die Organisationen ohne Symbolart erreichen einen hohen Bekanntheitsgrad und erwägen daher keinen Wechsel ihres Logos. Auch für sie muss ein erfolgreiches Logo in erster Linie die Organisation und dessen Botschaft repräsentieren. 7.3 Zwischenfazit Die Nützlichkeit und Effizienz des Symbolartenkonzepts ist sehr umstritten. So gibt es viele Beispiele, in denen es einer Organisation gelungen ist, durch die Konzentration auf eine Art oder eine Artengruppe die Leute anzusprechen, sie zum Handeln zu motivieren und ein höheres Umweltbewusstsein zu schaffen. Auch im Ökotourismus scheinen Symbolarten eine wichtige Rolle zu spielen. Auf der anderen Seite finden sich auch viele Kritiker des Konzeptes. Ein Kritikpunkt richtet sich gegen die Tatsache, dass bei der Wahl einer Symbolart vielfach die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung ausser Acht gelassen wurden und diese nun die Konsequenzen tragen muss ohne grossen Nutzen zu haben. Der Ökotourismus bringt oftmals den lokalen Gemeinschaften nicht den erwünschten Gewinn. Hauptkritikpunkt ist jedoch, dass sich das Vorkommen von Symbolarten in den meisten Fällen schlecht eignet, um Schutzgebiete auszuweisen, da in ihren Habitaten nicht eine signifikant höhere Artenzahl anzutreffen ist als in anderen Gebieten. Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich, etwa die spezifischen Habitatsanforderungen vieler Symbolarten oder geringe Habitatsvielfalt. Dabei muss aber beachtet werden, dass hier zwei verschiedene Konzepte vermischt werden (Schirm- und Symbolarten); die Kritik richtet sich also gegen die fehlenden ökologischen Eigenschaften, nicht gegen die strategischen. Die angefragten Organisationen zeigten sich alle sehr zufrieden mit ihrem Logo und erwägen keinen Wechsel. Ihr Ziel - von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden und Unterstützung zu gewinnen - scheint mit Hilfe der Symbolart erreicht worden zu sein. Auch Hypothese drei (H3) kann somit bestätigt werden. 102 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung 8. „Praktische“ BiodiverCity Umsetzung Claudia Keller der Resultate: Projekt 8.1 Ziele des Projektes „BiodiverCity“ Das Projekt BiodiverCity will die Zusammenhänge zwischen urbaner Biodiversität, bebauter Umwelt und der Wahrnehmung durch die Einwohner sowie die ökologischen Prozesse und sozio-ökonomische Faktoren, die die Natur und Biodiversität im menschdominierten städtischen Umfeld beeinflussen, verstehen. Mit den Resultaten sollen Massnahmen erarbeitet werden, die dazu beitragen, die Biodiversität in Wohnsiedlungen und deren Akzeptanz in der Bevölkerung zu verbessern. Dies vor dem Hintergrund, dass immer mehr Menschen in Städten wohnen und diese eine überraschende Naturvielfalt aufweisen. Die Forschung ist in vier Module aufgeteilt: 1) Mit historischen und aktuellen Informationen wird das Potenzial von Biodiversität in Wohnsiedlungen evaluiert. 2) Zur Einschätzung des ökologischen Wertes von städtischen Lebensräumen werden in drei Schweizer Städten systematisch Daten zur Biodiversität gesammelt. 3) Mittels Befragungen wird die Haltung der Bewohner gegenüber grünen Siedlungsräumen erfasst. 4) Synthese und praktische Umsetzung, um die städtische Biodiversität sowie die Akzeptanz der Bevölkerung zu erhöhen (*BONTADINA 2006). Für diese Arbeit ist besonders das zweite Modul des Projektes BiodiverCity von Bedeutung, die Abschätzung des ökologischen Wertes von städtischen Lebensräumen durch das systematische Sammeln von Daten. Unter anderem soll untersucht werden, ob es Indikator- oder Symbolarten gibt, die die urbane Biodiversität repräsentieren und ob diese Arten (falls vorhanden) relevant und/oder attraktiv für die Bewohner sind. 103 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 8.2 Wahl einer städtischen Symbolart Die Resultate der Arbeit zeigen, dass sich keine Regeln für die Bestimmung einer Symbolart aufstellen lassen und die Wahl jeweils kontextabhängig ist. Dies lässt vermuten, dass sich auch keine allgemeine Symbolart für Städte findet, da jede Stadt eine andere Struktur, ein anderes Klima aufweist und die Einwohner unterschiedliche Mentalitäten und Gefühle besitzen. Aus den Resultaten des Kap. 6 lässt sich ableiten: - die Art sollte den Leuten bekannt sein - sie sollte nicht zu häufig vorkommen - sie darf nicht abschreckend wirken durch Dornen, Stacheln, Giftigkeit - es sollte einheimische Arten sein - sie muss entweder ökologische oder als besonders schützenswerte oder ansprechende Art strategische Funktionen besitzen. Idealerweise erfüllt eine Art beide Kriterien, was bei einer städtischen Symbolart eher schwierig sein dürfte. Daher muss im Voraus festgelegt werden, was für eine Botschaft die gewählte Art vermitteln und wer damit angesprochen werden soll. 8.2.1 Pflanzen 8.2.1.1 Pflanzen in der Stadt Pflanzen erfüllen vielfältige Funktionen in einer Stadt: - Ökosystemare Funktionen: vegetationsbedeckte Flächen sind an heissen Tagen aufgrund der Transpiration kühler und wirken als Wasserspeicher. Die Vegetation agiert als Staubfilter, bietet zudem Nahrung, Brut- und Schlafplätze für unzählige Tierarten. - Indikatorfunktionen: Vor allem Flechten werden zur Bioindikation von Luftverschmutzung, besonders der SO2- Belastung, verwendet. Neben sichtbaren Phänomenen wie Vorkommen, Frequenz, Deckung, Stetigkeit und Vitalität werden auch biochemische Kriterien wie pH-Wert, Leitfähigkeit oder Chlorophyllgehalt beigezogen. Auch Moose werden als Indikator für Luftverunreinigungen verwendet, da aber für sie die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle spielt, sind sie weniger gut geeignet. Sie sind besser zur akkumulierten Indikation von Schwermetallen und Kohlenwasserstoffen 104 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller einsetzbar. Auch höhere Pflanzen können zur Bioindikation eingesetzt werden. Die Kartierung des Vorkommens und der Schädigung bestimmter angepflanzter Arten dient zur Erkennung von Immissionsbelastungen. Laubbäume werden als Akkumulationsindikatoren für Schwermetalle verwendet. Frühere Blüten- und Blattentfaltung deutet auf die erhöhte Stadttemperatur hin. Viele Pflanzen eignen sich als Zeiger für den Nährstoffgehalt, insbesondere den Stickstoff des Bodens und die Bodenreaktion, so dass sich durch das Vorkommen gewisser Zeigerarten gute Rückschlüsse auf die entsprechenden bodenchemischen Verhältnisse ziehen lassen. - Soziale und pädagogische Funktionen: Vegetationsbedeckte Flächen haben einen hohen Freizeit-, Erholungs- und Erlebniswert, steigern die Vielfalt der Stadt und verschönern sie. Die Pflanzen und Vegetation steigern die Lebensqualität und erhöhen dadurch die Bewohnbarkeit der Stadt (WITTIG 1991). - Naturschutztechnische Funktionen: Pflanzen sind selbst ein direktes Objekt des Schutzes und bilden eine Lebensgrundlage für die zu schützende Tierwelt. Sie mildern die durch die städtische Nutzung herbeigeführten Störungen des Naturhaushaltes ab, verbessern also den Naturhaushalt der Stadt. 8.2.1.2 Eigenschaften von Pflanzen in einer Stadt Je nach dem, wie gut sich eine Art an die speziellen Stadteigenschaften anpassen kann, wird sie als urbanophob oder urbanophil bezeichnet. - Urbanophobe Arten sind auf oligo- bis mesotrophe, unverschmutzte Gewässer, unverbaute Gewässerränder, Feuchtgebiete, mässig nährstoffreiche Kalkböden oder magere Böden angewiesen oder reagieren empfindlich auf mechanische Störungen wie Tritt oder Überschüttung. Dies sind vor allem Orchideen (Orcidaceae), die meisten Enziangewächse (Gentianaceae) und Liliengewächse (Liliaceae), sowie viele Sauergräser (Cyperaceen). - Mässig urbanophobe Arten haben ihren Verbreitungsschwerpunkt im ausserstädtischen Bereich, sind aber auch im engeren Stadtgebiet anzutreffen, etwa das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), der gefleckte Aronstab (Arum maculatum) oder der Feld- Mannstreu (Eryngium campestre). 105 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller - Urbanoneutrale Arten sind vielfach Ubiquisten wie der Breitwegerich (Plantago major), der Vogelknöterich (Polygonum aviculare) oder die Salweide (Salix caprea). - Mässig urbanophile Arten kommen verbreitet innerhalb des bebauten Gebietes vor, ohne im Umland vollständig zu fehlen, beispielsweise die Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) oder die Kanadische Goldrute (Solidago canadiensis). - Extrem urbanophile Arten sind auf bestimmte, stadttypische Standortfaktoren wie hoher Störungsgrad oder warmtrockenes Klima angewiesen und fassen deshalb nicht im ausserstädtischen Bereich Fuss. Dazu zählen die Mäusegerste (Hordeum murinum), die Ungarische Wegrauke (Sisymbrium altissimum) oder die Sand-Schaumkresse (Cardaminopsis arenosa). Eine städtische Charakterart muss mit den stadttypischen Standorteigenschaften zurechtkommen. Sie sollte also nicht auf hohe Luftfeuchtigkeit oder regelmässige und reichliche Wasserversorgung angewiesen sowie störungsresistent sein. Vorteilhaft sind daher Biegsamkeit, Trittresistenz, Regenerationsfähigkeit, Schnellwüchsigkeit, Produktion möglichst vieler Samen, Fähigkeit, Störzeiten unbeschädigt zu überstehen. Auch schnelle Neubesiedlung, Wind- und Klebverbreitung, grosse Langlebigkeit der Samen oder diskontinuierliche Keimung sind gute Anpassungseigenschaften, Weniger geeignet sind säureliebende und stickstoffmeidende Arten und solche mit komplizierten Bestäubungsmechanismen. Arten, die viele dieser Eigenschaften erfüllen, sind beispielsweise Beifuss (Artemisia vulgaris), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) oder Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media), die auch in der Kulturlandschaft ausserhalb der Stadt weit verbreitet sind, also Kulturbegleiter und Ubiquisten, nicht Stadtpflanzen im engeren Sinn (urbanophile Arten) sind. Die am besten an das Stadtleben angepassten und deshalb häufigsten Arten sind also nicht gleichzeitig die Charakterarten einer Stadt. Der Vergleich der städtischen Charakterarten mit den häufigsten Arten zeigt unter anderem, dass bei letzteren indigene Arten gegenüber Archaeophyten und Neophyten überwiegen (60:30:10), bei den urbanophilen Arten dieses Verhältnis gerade umgekehrt ist (15:20:65 bei überregionaler Betrachtung; 5:15:80 bei regionaler Betrachtung) (WITTIG 1991). 106 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 8.2.1.3 Mögliche Wahl einer pflanzlichen Symbolart Es ist schwierig, eine geeignete Symbolpflanze für eine Stadt zu finden. Ökosystemare Funktionen wie Klimaregulation können nicht einer spezifischen Pflanzenart zugewiesen werden, sondern werden von der Vegetation allgemein erfüllt. Es gibt zwar Arten, die heute fast weltweit vorkommen, wie etwa Breitwegerich, das Niederliegende Mastkraut (Sagina procumbens) oder das Silbermoos (Bryum argenteum) und deshalb als Symbolart für einen grossen Teil der Städte stehen könnten, doch sind dies eher unscheinbare Arten, die kaum vermögen, die Leute anzusprechen. Auch andere häufig in Europa vorkommenden Arten sind eher unauffällig (zum Beispiel Gewöhnliches Hirteltäschel (Capsella bursa-pastoris) oder Vogelknöterich) oder werden als Unkraut angesehen (etwa Löwenzahn (Taraxacum officinale)). Als häufige Arten sind sie nicht vom Aussterben bedroht und daher nicht schutzbedürftig. Zudem sind die am häufigsten vorkommenden Arten nicht zwangsläufig die Charakterarten einer Stadt. Auch bei den Charakterarten ist es schwer, eine Symbolart zu wählen, da dies häufig Neophyten sind – so Graukresse (Berteroa incana), Schmalblättriger Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia) oder Gemeine Nachtkerze - oder als krautige Arten wie FärberWau (Reseda luteola) oder als Süssgräser wie Dach-Trespe (Bromus tectorum) oder Kleines Liebesgras (Eragrostis minor) die Leute nicht ansprechen. Da viele Charakterarten stark wärmeliebend sind, kann zudem ihre Verbreitung von Jahr zu Jahr stark variieren; in kalten Wintern sterben viele Pflanzen ab. Arten, die die Leute durch ihr Aussehen ansprechen wie Rosen oder Tulpen sind vorwiegend Zierpflanzen und nur in Gärten oder Blumenbeeten zu finden, kommen also nicht natürlicherweise in einer Stadt vor. Seltene und damit schützenswerte Arten wie viele Orchideenarten haben meistens spezifische Standortanforderungen und sind urbanophob. Eine mögliche Symbolart könnten die häufig vorkommende Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media) oder das urbanophile Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) darstellen. Beide Arten sind einer breiten Bevölkerung bekannt und fallen aufgrund ihren Blüten auch optisch auf, zumindest während ihrer Blütenzeit. 107 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Abb. 47: Gewöhnliche Vogelmiere (Quelle: WIKIPEDIA 2008) Claudia Keller Abb. 48: Taubenkropf- Leimkraut (Quelle: WIKIPEDIA 2008) 8.2.2 Tiere 8.2.2.1 Tiere in der Stadt Zwar ist die Biomasse von Tieren in einer Stadt kleiner als von Pflanzen, die Artenzahl ist aber wesentlich grösser. Sie finden in der Stadt sichere Nist- und Ruheplätze, ein breites Nahrungsangebot und Schutz vor natürlichen Feinden. Der Einfluss der Fauna auf den Menschen ist sehr vielfältig: - Bodenbiologische Bedeutung (vor allem Regenwürmer, Asseln, Doppelfüsser) durch Beseitigung organischer Abfälle, Erhöhung der Regenrationsfähigkeit von Rasenflächen und Nahrung für Vögel und Säugetiere - Blütenbestäuber - Bioindikation (aktiv und passiv) - Parasitoide und Prädatoren von „Schadinsekten“ an Nutzpflanzen - Beeinflussung der psychischen Gesundheit durch Beobachtung und Begegnung - Schädlinge an Vorräten und Material - Überträger und Erreger von Krankheiten - Produzenten von Abfällen (Hunde, Tauben) (KLAUSNITZER 1993) 8.2.2.2 Eigenschaften von Tieren in der Stadt Bei vielen Tiergruppen nimmt die Artenzahl gegen die Stadtmitte hin ab. Während im unmittelbaren Zentrumsgebiet mit hohem Anteil verbauter Flächen nur einige wenige Arten wie ehemalige Felsenbrüter (Dohle (Corvus monedula), Turmfalke (Falco tinnunculus), Mauersegler (Apus apus), Stadttaube (Columba livia forma domestica), Haussperling (Passer domesticus)), Wanderratte (Rattus norvegicus), Hausmaus (Mus 108 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller musculus), Fledermäuse und verwilderte Hauskatzen und –hunden regelmässig anzutreffen sind, beherbergen Kleingärten in der Peripherie eine grosse Artenvielfalt, da sie die Grundbedürfnisse vieler Arten wie Nahrung, Schutz, Wasser, Nist- und Ruheplätze abdecken. Bei der Auswahl von Gartenpflanzen wird meistens auf Reichhaltigkeit und Langlebigkeit grossen Wert legt, daher sind viele Insekten, die nach Pollen und Nektar suchen, anzutreffen. Diese wiederum bilden die Nahrungsgrundlage für viele ortsansässige insektenfressenden Vögel wie Singdrossel (Turdus philomelos) oder Amsel (Turdus merula). Auch Samenfresser wie Grünfink (Carduelis chloris), Haussperling, Ringeltaube (Columba palumbus) und Allesfresser wie Star (Sturnus vulgaris), Elster (Pica pica) sowie viele Schmetterlinge besuchen Gärten (GILBERT 1989). 8.2.2.3 Mögliche Wahl einer tierischen Symbolart Die wenigen Tierarten, die in einer Stadt eine ökologische Funktion ausüben, wie etwa der Regenwurm und verschiedene Destruenten vermögen die Leute kaum anzusprechen. Die Symbolart hat daher eher strategische Bedeutung: sie soll die Leute für die nähere Natur sensibilisieren und zu deren Schutz anregen. Säugetiere Zu den Eigenschaften, die eine Art in einer Stadt begünstigen, zählen unmittelbare Zugehörigkeit zur Anthropobiozönose, Nutzung von anthropogenen Nahrungsressourcen, ursprüngliche Felsbewohnern oder Verhaltensänderungen, wie etwa die Einschränkung der Fluchtdistanz bei Eichhörnchen und Wildkaninchen oder die Ausbildung einer sozialen Gruppenstruktur (Fuchs) (KLAUSNITZER 1993). - Der Igel findet in Kleingärten, Parkanlagen und Hausgärten ein grosses Angebot an schützenden Verstecken, sichere Plätze für Aufzucht der Jungtiere und Winterschlafplätze (GILBERT 1989). Als Insektenfresser kann er auch als Indikator für einen guten ökologischen Zustand der Gärten dienen, zudem ist er bei der Bevölkerung sehr beliebt und weit bekannt. - Als typisches Waldtier sind Eichhörnchen zunehmend auch in Städten anzutreffen. Es ist eine der wenigen städtischen Säugetierarten, die tagaktiv ist. 109 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller - Marderarten wie Iltisse, Wiesel oder Steinmarder entsprechen zwar vielfach dem Kindchenschema, werden zudem als Schädlingsvertilger (Nagetiere) und Pelzlieferanten geschätzt, sind aber trotzdem nicht sehr beliebt. - Auch Hausratte (Rattus rattus), Wanderratte (Rattus norvegicus) und Hausmaus (Mus domesticus) sind bei den meisten Leuten eher unbeliebt. - Der Fuchs ist heute dank seiner Anpassungsfähigkeit in vielen Städten anzutreffen, wo er sich von Säugern, Vögeln, Insekten, Schnecken und Abfallresten ernährt (GILBERT 1989). Einerseits ist er durch seine (angebliche) Schläue bekannt, allerdings wird er auch als Jäger kleinerer Haustierarten gefürchtet. - Städte bieten Fledermäusen durch Dachböden, Fensterläden, Mauerspalten, Kellern oder Baumhöhlen grosses Angebot an Sommerquartieren, Wochenstuben und Winterquartieren. Da viele Arten bedroht oder gefährdet sind - meistens aufgrund des Habitatsverlustes – deutet ihr Vorkommen auf ein intaktes Habitat hin. Häufig zu sehen sind Breitflügelfledermaus (Eptescius serotinus), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Braunes Langohr (Pleocotus auritus) Als nachtaktive Tiere haben sie jedoch in der breiten Bevölkerung schon lange ein eher negatives Ansehen. Vögel In vielen Städten ist eine reiche Avifauna zu finden. Dabei unterscheidet man zwischen verstädterten, verstädternden und neutralen Arten. - Verstädterte Arten brüten fast ausschliesslich innerhalb von Siedlungen, Bruten in anderen Habitaten sind sehr selten. Dazu zählen etwa Dohle, Stadttaube, Türkentaube (Streptopelia decaocto), Rauch- und Mehlschwalbe (Hirundo rustica; Delichon urbica), Mauersegler, Haussperling, Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) oder Schleiereule (Tyto alba). - Bei den verstädternden Arten ist der Grad der Urbanisierung von der Ressourcenverfügbarkeit abhängig. Arten wie Blau- und Kohlmeise (Cyanistes caeruleus; Parus major), Amsel, Star, Buchfink (Fringilla coelebs), Elster, Rotkehlchen, Bachstelze (Motacilla alba), Buntspecht (Dendrocopos major), Stockente 110 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller (Anas platyrhynchos) oder Höckerschwan (Cygnus olor) brüten auch ausserhalb der Stadt in grossen Dichten. - Zu den neutralen Arten zählen Baumpieper (Anthus trivialis) oder Grauammer (Emberiza calamba). - Falls die Biologie genügend bekannt ist, sind Greifvögel als Indikatoren nutzbar. Turmfalken und Bussarde halten sich bevorzugt an mäusereichen Stellen auf; durch den der Bruterfolg von Arten wie der Schleiereule gewinnt man Aufschluss über Schwankungen in den Beutepopulationen. Auch als Akkumulationsindikatoren können Greifvögel dienen, ist doch ihr Rückgang teilweise auf Anwendung von Chemikalien zurückzuführen (ELLENBERG 1981). Amphibien und Reptilien - Amphibien sind in einer Stadt eher benachteiligt, da meistens nicht genügend Feuchtbiotope vorhanden, die Ufer ungünstig gestaltet sind und das Wasser stark eutrophiert ist. Auch der Einsatz von Pestiziden, die hohe Anzahl Wasservögel und der Strassenverkehr wirkt sich dezimierend auf Amphibien aus. - Auch Reptilien meiden in der Regel die Städte (KLAUSNITZER 1993). Eine Ausnahme bilden Blindschleichen (Angius fragilis), die häufig städtische Parks und Gärten bewohnen, da sie ziemlich anspruchslos sind und ein breites Substratspektrum ertragen (KARCH 2008b). Aber da sie aufgrund ihres Aussehens und Fortbewegung von vielen Menschen irrtümlicherweise zu den Schlangen gezählt werden, vermögen sie kaum die Leute anzusprechen (Vgl. 6.1.5). Invertebraten - Schmetterlinge (Lepidoptera) sind einige der wenigen Invertebraten, die durch ihr Äusseres die Leute anzusprechen vermögen. Dank ihrer starken Standorttreue und Pflanzenbindung eignen sie sich als gute Indikatoren, zudem haben sie als Bestäuber wichtige ökologische Funktionen inne. Die in einer Stadt vorkommenden Futterpflanzen sind aber vielfach stickstoffliebende Arten wie Brennnesseln oder Neophyten; also eher Indikatoren eines schlechten ökologischen Zustandes. Zudem 111 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller wird der Schmetterlingsreichtum durch die Gestaltung von Parks und Gärten „künstlich“ beeinflusst. Die erfolgreichsten Symbolarten sind vielfach Säugetiere oder Vögel (Vgl. 6.1.1.; 6.1.2). Es ist aber nicht einfach, eine geeignete Symbolart für eine Stadt zu finden. Bei den Säugetieren dominieren meist omnivore Arten, die nacht- oder dämmerungsaktiv sind, was viele Leute abschreckt. Eine Ausnahme bildet der Igel, der bei der Bevölkerung sehr beliebt ist, auch wenn er nachtaktiv ist. Trotz seinen Stacheln entspricht er dank seinen kleinen Augen und dem watschligen Gang dem Kindchenschema, zudem ist er einfach grafisch darstellbar. Auch Eichhörnchen sind bei der Bevölkerung bekannt und beliebt und deshalb als Symbolart denkbar. Tauben leben in (fast) allen Grossstädten Europas, Asien, Amerikas, in einigen Städten wie Venedig gehören sie zum Stadtbild. Somit könnten sie als Symbolart von Städten dienen. Aber als potentielle Krankheitsüberträger sind sie nicht bei allen beliebt, zudem verursacht ihr Kot grosse Schäden an Bauwerken und Denkmälern. Auch der Buntspecht kann durch seine Löcher an wärmegedämmten Fassaden grosse Schäden verursachen. Dunkle, an Krähen erinnernde Arten wie Amsel oder Dohlen sprechen die Leute weniger an. Als mögliche Symbolart eignen sich daher Arten wie Mehl- und Rauchschwalbe, Mauersegler, Hausperling oder Hausrotschwanz, die typische Stadtbewohner sind und kaum Schäden anrichten. Abb. 49: Der Hausrotschwanz (Quelle: VALSER 2008) Abb. 50: Der Mauersegler (Quelle: LIMBRUNNER 2008) 112 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Abb. 51: Die Rauchschwalbe (Quelle: LUGRIN 2008) Abb. 54: Eichhörnchen (Quelle: WALZ 2008) Abb. 52: Die Mehlschwalbe (Quelle: LNVL 2008) Claudia Keller Abb. 53: Der Haussperling (Quelle: LUTHY 2008) Abb. 55: Igel (Quelle: IZZ 2008) 113 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 9. Ausblick und Fazit Angesicht der kritischen Stimmen stellt sich die Frage, wie und ob Stellvertreterarten insbesondere Symbolarten - auch in Zukunft verwendet werden sollten und welche Rolle der klassische Artenschutz im heutigen Naturschutzverständnis noch spielt. Das Ziel von klassischen Artenschutzprogrammen ist die Entwicklung von wissenschaftlich fundierten Methoden, Verfahren und Problemlösungen für einen präventiven, umfassenden Artenschutz (BLAB 1979). Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Schutzbemühungen für seltene oder gefährdete Arten, die auf den durch die IUCN veröffentlichten sogenannten Roten Listen in fünf Kategorien aufgeführt werden. Der Schutz einer Art erfolgt entweder in- situ oder ex-situ. In-situ Massnahmen umfassen alle Schutzbemühungen, die versuchen, eine Art in ihrem angestammten Lebensraum zu erhalten. Ein wichtiges Instrument sind Jagd- und Handelsverbote wie die im Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES- Convention of International Trade) geregelten Handelsbestimmungen und -verbote sowie verschiedene weitere Schutzabkommen wie IWC (International Whaling Commission) oder CMS (Convention on Migratory Species). Der Ex-situ-Schutz umfasst alle Massnahmen, die eine Art ausserhalb ihres ursprünglichen Habitates erhält. Die geläufigsten Methoden sind Zoos, Zuchtbücher, botanische Gärten und Samenbanken (PRIMACK 2006). Der Artenschutz erlaubt eine Konzentration auf die am stärksten gefährdeten oder die wichtigsten Arten eines Ökosystems. Zudem kann so eher das Interesse der Bevölkerung gewonnen werden (JOHNSON ET AL. 1995). Einige Arten wie Davidshirsch (Elaphurus davidianus) oder Przewalski-Pferd (Equus ferus przewalskii), die in der Wildnis ausgestorben sind, haben nur dank Zuchtprogrammen in Gefangenschaft überlebt. Als klassisches Beispiel für eine gelungene Wiedereinführung dient die Arabische Oryx (Oryx leucoryx). Einzelarten bleiben auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil von Naturschutzprogrammen, schon deshalb, da es Arten gibt, die nur dank spezifischen Massnahmen überleben. Aber eine grosse Anzahl bisher nicht bekannter Arten bleiben bei einem reinen Artenschutz unberücksichtigt. Zudem erfolgen konkrete Massnahmen 114 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller manchmal erst, wenn eine Art gefährdet und es zu spät oder zu kostenintensiv ist, eine breite genetische Vielfalt zu schützen (JOHNSON ET AL. 1995). Einzelartenschutz sollte daher nur beschränkt eingesetzt werden, um der Art wieder Lebensbedingungen im Gesamtsystem zu verschaffen (KAULE 1986). Der Fokus sollte sich in Zukunft nicht nur auf den Schutz gefährdeter oder seltener Arten, sondern auf einen gesamtheitlichen Ökosystemschutz richten. Dies aus der Überlegung heraus, dass eine Art auf Dauer nur in ihrer natürlichen Umgebung erhalten bleiben kann, wo sie in Wechselwirkungen zu anderen Arten und den abiotischen Umweltfaktoren steht und den Prozess der evolutionären Anpassung an eine sich veränderte Umwelt fortsetzen kann. Der Schutz einer Art sollte sich also primär auf den Schutz der Lebensräume stützen (PLACHTER 1991). Damit werden auch zahlreiche niedere Organismen wie Photosynthese produzierende Pflanzen eingeschlossen, die wichtige Ökosystemfunktionen ausüben, von denen das ganze System abhängig ist (FRANKLIN 1993). Der Ökosystemschutz erfolgt in erster Linie durch die Ausweisung von Schutzgebieten, die sich je nach Grösse, Schutzgrad oder Zuständigkeit in unterschiedliche Kategorien wie Biosphärenreservat, Nationalpark, Naturschutzgebiet, Naturpark einteilen lassen (NENTWIG ET AL. 2004). Wie im Artenschutz gibt es auch für den Schutz von Lebensräumen internationale Konventionen. Dazu zählen etwa die Ramsar-Konvention (zum Schutz von Feuchtgebieten), die Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (Convention Concerning the Protection of the World Cultural and Natural Heritage) (PRIMACK 2006) oder das von der EU lancierte Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000, das die Schutzbestimmungen für Lebensräume und Arten der 1992 beschlossenen FFH (Flora-Fauna-Habitate)- Richtlinien umsetzen will (NENTWIG ET AL. 2004). 2003 wies das IUCN 104.791 geschützte Gebiete aus, die 18 Mio km2 Land und 2 Mio km2 Wasser bedecken (12.5% der Erdoberfläche) (PRIMACK 2006). Durch den Schutz repräsentativer Ökosysteme wird ein grosser Teil der Arten und ihrer genetischen Vielfalt geschützt, auch von nicht gefährdeten Arten, was die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass diese in Zukunft besonderer Schutzmassnahmen bedürfen (HUNTER 1991). Zudem ist die 115 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Erhaltung ökologischer Prozesse wie Nahrungskreislauf, Klima- oder Wasserregulation entscheidend für das Überleben der meisten Arten. Durch den Schutz von Ökosystem werden auch weitere Nutzen wie Grundwasserschutz oder Attraktivität für den Tourismus geschützt. Schliesslich wird die Biodiversität über eine breite Bandbreite an Gebieten und geographischen Regionen geschützt, was besonders bei geringen Kenntnissen über die Verbreitung und Gefährdung einer Art von Vorteil ist (JOHNSON ET AL. 1995). Eine der Kritikpunkte am Konzept ist die Frage, was als „natürliches“ Ökosystem oder Schutzgebiet angesehen wird. Alle Ökosysteme sind in unterschiedlichem Ausmass durch den Menschen beeinflusst und verändert worden, es gibt keine vollständig natürliche, ungestörte Ökosysteme mehr. Andererseits gibt es auch Landschaften, die nur durch menschliche Pflegemassnahmen erhalten werden können, etwa Heidelandschaften und Trockenrasenstandorte, die eine extensive Beweidung zur Verhinderung der Verbuschung benötigen (NENTWIG ET AL. 2004). So stellt sich die Frage nach dem Referenzpunkt: soll der heutige Zustand erhalten werden oder derjenige vor zehn, fünfzig oder hundert Jahren? (HEYWOOD ET AL. 1995). Weiter hat die auf der Inseltheorie von MAC ARTHUR & WILSON (1967) basierenden Arten-Flächen-Beziehung in der Forschung eine grosse Diskussion nach der richtigen Form und Grösse eines Schutzgebietes ausgelöst. Die Antwort auf die Frage, ob es besser ist, ein grosses oder mehrere kleine Flächen (SLOSS-Single Large Or Severeral Small) zu schützen, ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab wie den Unterschieden zwischen der Aussterbewahrscheinlichkeit von grossen und kleinen Populationen, der Anzahl Populationen, der Korrelation von jährlichen Fluktuationen, der Umgebung der Populationen oder der Wahrscheinlichkeit der Wiederbesiedlung einer Stelle nach lokalem Aussterben (CAUGHLEY 1996). Vielfach enthalten die Schutzgebiete die spezifischen Ressourcen nicht, die nötig sind, um eine geschützte Art zu erhalten. Zudem werden ökologische Leistungen zwar durch Ökosysteme erbracht, doch spielen einzelne Arten oftmals eine zentrale Rolle in der Bereitstellung dieser Leistungen (MCNEELY 2000). Schliesslich empfindet die Bevölkerung grössere emotionale Verbundenheit mit einer Art als mit abstrakten Ökosystembegriffen. Gerade Arten, die durch ihre Grösse und Kraft beeindrucken, oder aber Züge des 116 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller „Kindchenschemas“ tragen, vermögen bei den Leuten positive Emotionen hervorzurufen. Solche Symbolarten können somit von Naturschutzorganisationen eingesetzt werden, um die Leute von Naturschutzzielen zu überzeugen und Spendengelder zu erhalten. Obwohl die Literaturauswertung wie auch die Aussagen der befragten Organisationen belegen, dass sich Symbolarten durchaus eignen, um eine breite Bevölkerung anzusprechen und einer Organisation sowie deren Projekten Bekanntheit zu verschaffen, finden sich dennoch viele Kritiker des Symbolartenkonzeptes. Dies liegt vielfach daran, dass nicht die strategischen Funktionen einer Symbolart bewertet werden, sondern deren ökologisches Potential, als Indikator-, Schirm-, oder Schlusssteinart einer breiten Biodiversität Schutz zu gewähren, es kommt also zu einer Durchmischung der einzelnen Begriffe. Die meisten „klassischen“ Symbolarten schneiden bei dieser Bewertung nicht sehr gut ab, da durch ihren Schutz oftmals nicht bedeutend mehr Arten geschützt werden als durch den Schutz einer beliebigen anderen Art. Allerdings zeigt der Blick in die Literatur, dass auch die anderen Stellvertreterartenkonzepte mit Problemen behaftet sind und ihre Befürworter und Kritiker haben. Daher müssen in Zukunft unterschiedliche Ansätze, die sich auf mehrere Arten, mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Funktionen stützen, beigezogen werden, um breite Umweltschutzziele zu erreichen. Wie der Versuch, eine Symbolart für ein städtisches System zu finden, zeigt, gibt es wohl kaum eine Art, die sowohl von grosser ökologischer Bedeutung ist als auch viele Leute anzusprechen vermag und in keiner Bevölkerungsgruppe negative Gefühle oder Antipathien auslöst. Die konkrete Wahl einer Stellvertreterart sollte daher immer mit Hinblick auf die gewünschte Funktion erfolgen. 117 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller 10. Literaturverzeichnis Bücher, Zeitschriften AMORI, G.; GIPPOLITI, S. (2000): What do mammalogists want to save? Ten years of mammalian conservation biology. Biodiversity and Conservation 9: 785-793. ANDELMAN, S.J.; FAGAN, W. F. (2000): Umbrellas and flagships: Efficient conservation surrogates or expensive mistakes? PNAS 97 (11): 5954-5959. ARMSTRONG, D. (2002): Focal and surrogate species: getting the language right. Conservation Biology 16 (2): 285-286. AYLWARD, B.; ALLEN, K.; ECHEVERRIA, J.; TOSI, J. (1996): Sustainable ecotourism in Costa Rica: the Monteverde Cloud Forest Preserve. Biodiversity and Conservation 5: 315-343. BALL, S.M.J. (2004): Stocks and exploitation of East Africa blackwood Dalbergia melanoxylon: a flagship species for Tanzania’s miombo woodlands? Oryx 38 (3): 266272. BAZ (2007): Knut rentiert. 11. 06. 2007, S. 2. BEAZLEY, K.; CARDINAL, N. (2004): a systematic approach for selecting focal species for conservation in the forests of Nova Scotia and Maine. Environmental Conservation 31 (2): 91-101. BECCALONI, G.W.; GASTON, K.J. (1995): Predicting the species richness of neotropical forest butterflies: Ithominae (Lepidoptera: Nymphalidae) as indicators. Biological Conservation 71: 77-86. BERGER, J. (1997): Population constraints associated with the use of Black Rhinos as an umbrella species for desert herbivores. Conservation Biology 11 (1): 69-78. Bick, H. (1982): Bioindikation und Umweltschutz. Dechenaia, Beiheft 26: 2-5. BIFOLCHI, A.; LODÉ. T. (2005): Efficiency of conservation shortcuts: An investigation with otters as umbrella species. Biological Conservation 126: 523-527. BLAB, J. (1979): Rahmen und Ziele eines Artenschutzprogrammes. Natur und Landschaft 54 (12): 411-416. BOGNER, A.; MENZ, W. (2005): Expertenwissen und Forschungspraxis: die modernisierungstheoretische und die methodische Debatte um die Experten. Zur Einführung in ein unübersichtliches Problemfeld. In: Bogner, A.; Littig, B.; Menz, W.: Das Experteninterview. Theorie, Methode, Anwendung. 2. Auflage, Wiesbaden, 7-30. 118 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller BOND, W.J. (1993): Keystone Species. In: Schulze, E.-D.; Mooney, H.A. (eds.): Biodiversity and Ecosystem Function. Heidelberg, 237-253. BONN, A.; RODRIGUES, A.S.L.; GASTON, K.J. (2002): Threatened and endemic species: are they good indicators of patterns of biodiversity on a national scale? Ecology Letters 5 (6): 733-741. BOONZAIER, E. (1996): Local responses to conservation in the Richtersveld National Park, South Africa. Biodiversity and Conservation 5: 307-314. BOSETTI, V.; PEARCE, D. (2003): A study of environmental conflict: the economic value of Grey Seals in southwest England. Biodiversity and Conservation 12: 2361-2392. BOWEN-JONES, E.; ENTWISTLE, A. (2002): Identifiying appropriate flagship species: the importance of culture and local contexts. Oryx 36 (2): 189-195. BRIGHT, P.W.; MORRIS, P.A. (2000): Rare mammals, research and realpolitik: priorities for biodiversity and ecology? In: Entwistle, A.C.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the Panda had its day? Cambridge, 141-155. BRÖRING, U.; WIEGLEB, G. (1990): Wissenschaftlicher Naturschutz oder ökologische Grundlagenforschung? Natur und Landschaft 65 (6): 283-292. CARIGNAN, V.; VILLARD, M.-A. (2002): Selecting indicator species to monitor ecological integrity: a review. Environmental Monitoring and Assessment 78: 45-61. CARO, T.M. (2003): Umbrella species: critique and lessons from East Africa. Animal Conservation 6: 171-181. CARO, T.; ENGILIS, A.; GARDNER, T. (2004): Preliminary assessment of the flagship species concept at a small scale. Animal Conservation 7: 63-70. CARO, T.M.; O’DOHERTY, G. (1999): On the use of surrogate species in conservation biology. Conservation Biology 13 (4): 805-814. CAUGHLEY, G.; GUNN, A. (1996): Conservation Biology in Theory and Practice. Oxford, 459 p. CHAPIN, F.S.; LUBCHENCO, H.L.; REYNOLDS, H.L. (1995): Biodiversity effects on patterns and processes of communities and ecosystems. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 289-301. COWLING, R.M. (1995): Endemism and biodiversity. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 174-191. 119 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller COX, C.B.; MOORE, P.D. (2005): Biogeography: an ecological and evolutionary approach. 7. Aufl., UK, 428 S. DIETZ, J.M.; DIETZ, L.A.; NAGAGATA, E.Y. (1994): The effective use of flagship species for conservation of biodiversity: the example of lion tamarins in Brazil. In: Olney, P.J.S.; Mace, G.M.; Feistner, A.T.C.: Creative Conservation. Interactive management of wild and captive animals. London, 32-49. DURBIN, J.C. (1999): Lemurs as flagships for conservation in Madagaskar. In: Rakotosamimanana, B.; Rasamimanana, H.(eds.): New directions in lemur studies. New York, 269-281. DURBIN, J.; RATRIMOARISAONA, S.-N. (1996): Can tourism make a major contribution to the conservation of protected areas in Madagascar? Biodiversity and Conservation 5: 345-353. EAST, R. (1981): Species-area curves and populations of large mammals in African savanna reserves. Biological conservation 21: 111-126. EISENBERG, J.F. (1980): The density and biomass of tropical mammals. In: Soulé, M.E.; Wilcox, B.A.: Conservation Biology. An evolutionary-ecological perspective. Massachusetts, 35-55. ELLENBERG, H. (1981): Was ist ein Bioindikator? – Sind Greifvögel Bioindikatoren? Ökologie der Vögel 3, Sonderheft: 83-99. ENTWISTLE, A. C.; DUNSTONE, N. (2000): Future priorities for mammalian conservation. In: Entwistle, A.C.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the Panda had its day? Cambridge, 369-387. ENTWISTLE, A.C.; STEPHENSON, P.J. (2000): Small mammals and the conservation agenda. In: Entwistle, A.C.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the Panda had its day? Cambridge, 119-139. ENTWISTLE, A.C.; MICKLEBURGH, S.; DUNSTONE, N. (2000): Mammal conservation: current contexts and opportunities. In: Entwistle, A.C.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the Panda had its day? Cambridge, 1-7. HEINZMANN, R. (1985): Naturschutz in der Konsumwerbung. Beispiele aus BadenWürttemberg. Natur und Landschaft 60 (10): 413-415. FARJON, A.; THOMAS, P.; DUC TO LUU, N. (2004): Conifer conservation in Vietnam: three potential flagship species. Oryx 38 (3): 257-265. 120 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller FAVREAU, J. M., DREW, C.A.; HESS, G. R.; RUBINO, M. J.; KOCH, F.H.; ESCHELBACH, K.A. (2006): Recommendations for assessing the effectiveness of surrogate species approaches. Biodiversity and Conservation 15: 3949-3969. FLICK, U. (2005): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg, 446 p. FLEISHMAN, E.; MURPHY, D.D.; BRUSSARD, P.F. (2000): A new method for selection of umbrella species for conservation planning. Ecological Applications 10 (2): 569-579. FRANKEL, O.H.; SOULÉ, M.E. (1981): Conservation and evolution. Cambridge, 327p. FRANKLIN, J.F. (1993): Preserving biodiversity: species, ecosystems or landscapes? Ecological Applications 3 (2): 202-205. GILBERT, O.L. (1989): Städtische Ökosysteme. Radebeul, 247 p. GOODWIN, H. (1996): In pursuit of ecotourism. Biodiversity and Conservation 5: 277291. GROOMBRIDGE, B. (ed.) (1992): Global Biodiversity. Status of the Earth‘s Living Resources. London, 585 p. HANDKE, K.; HELLBERG, F. (2007): Entwicklung eines Zielartenkonzeptes für Bremen als Grundlage für ein Naturschutzmonitoring. Vorgehensweise, Ergebnis und Anwendung. Naturschutz und Landschaftsplanung 39 (2): 37-46. HEINZMANN, R. (1985): Naturschutz in der Konsumwerbung. Beispiele aus BadenWürttemberg. Natur und Landschaft 60 (10): 413-415. HEYWOOD, V.H.; BASTE, I.; GARDNER, K.A. (1995): Introduction. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 1-19. HUNTER, M-L. JR. (1991): Coping with ignorance the coarse-filter strategy for maintaining biodiversity. In: Kohm, K.A.: Balancing on the brink of extinction. The endangered species act ad lessons for the future. Washington, 266-281. ILTIS, H.H. (1988): Glückliche Zufälle bei der Erforschung biologischer Vielfalt. Oder: Wozu sind unkrautähnliche Tomaten gut? In: Wilson, E. O. (Hrg.): Ende der biologischen Vielfalt? Der Verlust an Arten, Genen und Lebensräumen und die Chance für eine Umkehr. Heidelberg, Berlin, New York, 119-127. JOHNSON, N. (1995): Defining priotities for conservation and sustainable use. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 932943. 121 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller KAULE, G. (1986): Arten- und Biotopschutz. Stuttgart, 461 p. KELLERT, S. (1996): The value of life. Biological Diversity and human society. Washington, 263 p. KERR, J.T. (1997): Species richness, endemism, and the choice of areas for conservation. Conservation Biology 11 (5): 1094-1100. KING, M.C; BEAZLEY, K.F. (2005): Selecting focal species for marine protected area network planning in the Scotia-Fundy region of Atlantic Canada. Aquatic conservation: marine and freshwater ecosystems 15: 367-385. KIRBY, K.J. (1996): Conservation of habitats. In: Spellerberg, I.F. (ed.): Conservation Biology. London, 141-153. KLAUSNITZER, B. (1993): Ökologie der Grosstadtfauna. 2., bearbeitete Auflage. Jena, 454 p. KONTELEON, A.; SWANSON, T. (2003): The willingness to pay for property rights for the Giant Panda: Can a charismatic species be an instrument for nature conservation? Land Economics 79 (4): 483-499. KOPER, N.; SCHMIEGELOW, F.K.A. (2006): Effects of habitat management for ducks on target and nontarget species. The Journal of Wildlife Management 70 (3): 823-834. KRATOCHWIL, A.; SCHWABE, A. (2001): Ökologie der Lebensgemeinschaften. Stuttgart, 756 p. KRAUSE, A.; WOLF, G. (1999): Die Silberweide (Salix alba) –Baum des Jahres 1999. Natur und Landschaft 74 (10): 443. KREMEN, C. (1992): Assessing the Indicator properties of species assemblage for natural areas monitoring. Ecological Applications 2 (2): 203-217. KROEBER-RIEL, W. (1993): Strategie und Technik der Werbung. Stuttgart, Berlin, Köln, 218 p. KRÜGER, O. (2005): The role of ecotourism in conservation: panacea or Pandora’s box? Biodiversity and Conservation 14: 579-600. LAUNER, A. E.; MURPHY, D.D. (1994): Umbrella species and the conservation of habitat fragments: a case of a threatened butterfly and a vanishing grassland ecosystem. Biological Conservation 69: 145-153. LAMBECK, R.J: (2002): Focal species and restoration ecology: response to Lindenmayer et al. Conservation Biology 16 (2): 549-551. 122 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller LAMBECK, R.J. (1997): Focal species: a multi-species umbrella for nature conservation. Conservation Biology 11 (49): 849-856. LAMNEK, S. (1989): Qualitative Sozialforschung. Bd. 2: Methoden und Techniken. München, 420 p. LAMNEK, S. (1988): Qualitative Sozialforschung. Bd.1: Methodologie. München, 289 p. LANDRES, P.B.; VERNER, J.; THOMAS, J. W. (1988): Ecological uses of vertebrate indicator species: a critique. Conservation Biology 2 (4): 316-328. LEADER-WILLIAMS, N.; DUBLIN, H. T. (2000): Charismatic megafauna as “flagship species”. In: Entwistle, A.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the panda has its day? Cambridge, 53-81. LEADER-WILLIAMS, N.; HARRISON, J.; GREEN, M.J.B. (1990): Designing protected areas to conserve natural resources. Science Progress 74: 189-204. LINDENMAYER, D.B.; MANNING, A.D.; SMITH, P.L.; POSSINGHAM, H. P.; FISCHER, J.; NCCARTHY, M.A. (2002): The focal-species approach and landscape restoration: a critique. Conservation Biology 16 (2): 338-345. LINNELL, J.D.C.; SWENSON, J. E.; ANDERSEN, R. (2000): Conservation of biodiversity in Scandinavian boreal forests: large carnivores as flagships, umbrellas, indicators, or keystones? Biodiversity and Conservation 9: 857-868. LOOMIS, J.B.; WHITE, D.S. (1996): Economic benefits of rare and endangered species: summary and meta-analysis. Ecological Economics 18: 197-206. MAC ARTHUR, R:H.; WILSON, E.O (1967): The Theory of Island Biogeography. Priceton, New Jersey, 203 p. MAYER, H. O.: (2006): Interview und schriftliche Befragung. Entwicklung, Durchführung und Auswertung. München, Wien, 186 p. MCNEELY, J.A. (2000): Practical approaches for including mammals in biodiversity conservation. In: Entwistle, A.C.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the Panda had its day? Cambridge, 355-367. MEFFE, G.K.; CAROLL, C. R. Edition. Massachusetts, 729p. ET AL. (1997): Principles of conservation biology. Second MEUSER, M., NAGEL, U. (2005): Experteninterviews- vielfach erprobt, wenig bedacht. Ein Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner, A.; Littig, B.; Menz, W.: Das Experteninterview. Theorie, Methode, Anwendung. 2. Auflage, Wiesbaden, 71-93. 123 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller MEYER-CORDS, C.; BOYE, P. (1999): Schlüssel-, Ziel-, Charakterarten. Zur Klärung einiger Begriffe im Naturschutz. Natur und Landschaft 74 (3): 99-101. MILLS, L.S.; SOULÉ, M.E.; DOAK, D.F. (1993): The keystone-species concept in ecology and conservation. BioScience 43: 219-224. MITTERMEIER, R.A. (1986): Primate Conservation priorities in the neotropical region. In: Benirschke, K. (ed.): Primates. The road to self-sustaining populations. New York, 221240. LUBCHENCO, J.; ALLISON, G.W.; NAVARRETE, S.A.; MENGE, B.A.; CASTILLA, J.C.; DEFEO, O.; FOLKE, C.; KUSSAKIN, T.; NORTON, T.; WOOD, A.M.(1995): Costal systems. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 370-381. MORRIS, D.J. (1969): An analysis of animal popularity. International Zoo Yearbook 2: 60-61. NAGEL, P. (1999): Biogeographische Raumanalyse und Raumbewertung mit Tieren. In: Scheider-Sliwa, R.; Schaub, D., Gerold, G. (Hrsg.): Angewandte Landschaftsökologie – Grundlagen und Methoden. Berlin, Heidelberg, New York, 397-425. NATUR UND LANDSCHAFT (2006): Naturobjekte des Jahres 2006. Natur und Landschaft 81 (2): 98-99. NATUR UND LANDSCHAFT (2005): Naturobjekte des Jahres 2005. Natur und Landschaft 80 (1): 28-29 NATUR UND LANDSCHAFT (2004): Naturobjekte des Jahres 2004. Natur und Landschaft 79 (1): 34-35. NENTWIG, W.; BACHER, S.; BEIERKUNLEIN, C.; BRANDL, R.; GRABHERR, G. (2004): Ökologie. Heidelberg, 466 p. NZZ (2007): „Knut tut gut“. 24./25. 03. 2007, S.15. ORGELDINGER, M. (2005): Gibbons- die vergessenen Menschenaffen. Biologie unserer Zeit 35 (1): 16-17. PAINE, R.T. (1969): A note on trophic complexity and community stability. The American Naturalist 103 (929): 91-93. PERRINGS, C. (1995): The economic value of biodiversity. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 823-914. 124 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller PETERSON, R.O. (1988): The pit or the pendulum: issues in large carnivore management in natural ecosystems. In: Agee, J.K.; Johnson, D.R. (eds.): Ecosystem management for parks and wilderness. Seattle, 105-117. PIECHOCKI, R. (2007): Genese der Schutzbegriffe. 6.- Artenschutz. Natur und Landschaft 82 (6): 286-287. PLACHTER, H. (1991): Naturschutz. Stuttgart, 463 p. POWER, M.E.; TILMAN, D.; ESTES, J.A.; MENGE, B.A.; BOND, W.J.; MILLS, L.S.; DAILY, G.; CASTILLA, J.C.; LUBCHENCO, J.; PAINE, R.T. (1996): Challenges in the quest for keystones. BioScience 46 (8): 609-620. PRENDERGAST, J.R.; QUINN, R.M.; LAWTON, J.H.; EVERSHAM, B.C.; GIBBONS, D.W. (1993): Rare species, the coincidence of diversity hotspots and conservation strategies. Nature 365: 335-337. PRESSEY, R.L. (1994): Ad hoc reservations: Forward or backward Stepps in developing representative reserve systems? Conservation biology 8 (3): 662-668. PRIMACK, R.B. (2006): Essentials of conservation biology. Fourth Ed., Massachussets, 585 p. RASPER, M. (2007): Geborgtes Image. Wenn der Kranich abhebt....natur+kosmos 03: 2632. RICKLEFS, R.E. (1995): The distribution of biodiversity. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 139-173. ROBERGE, J.-M.; ANGELSTAM, P. (2004): Usefulness of the umbrella species concept as a conservation tool. Conservation Biology 18 (1): 76-85. RYTI, R. T. (1992): Effect of the focal taxon on the selection of nature reserves. Ecological Applications 2 (4): 404-410. SAMWAYS, M.J.; STORK, N.E.; CRACRAFT, J.; EELEY, H.A.C.; FOSTER, M.; LUND, G.; HILTON-TAYLOR, C. (1995): Scales, planning and approaches to inventoring ans monitoring. In: Heywood, V.H.; Watson, R.T. (eds.): Global Biodiversity Assessment. Cambridge, 475-517. SERGIO, F., NEWTON, I.; MARCHESI, L.; PEDRINI, P. (2006): Ecologically justified charisma: preservation of top predators delivers biodiversity conservation. Journal of Applied Ecology 43: 1049-1055. SIMBERLOFF, D. (1998): Flagship, umbrellas, and keystones: is single-species management passé in the landscape era? Biological Conservation 83 (3): 247-257. 125 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller SPELLERBERG, I. (2005): Monitoring Ecological Change. New York, 391 p. STEINKE, I. (1999): Kriterien qualitativer Sozialforschung. Ansätze zur Bewertung qualitativ-empirischer Sozialforschung. Weinheim, München, 288 p. STEVENS, T.H.; ECHECERRIA, J.; GLAS, R.J.; HAGER, T.; MORE, T.A. (1991): Measuring the existence value of wildlife: What do CVM estimates really show? Land Economics 67(4): 390-400. THIRGOOD, S.J.; HEATH, M.F.(1994): Global patterns of endemism and the conservation of biodiversity. In: Forey, P.L.; Humphries, C.J.; Vane-Wright, R.I. (eds.): Systematics and conservation evaluation. New York, 207- 227. VAN BALEN, S.; NIJMAN, V.; PRINS H.H.T. (2000): The Javan hawk-eagle: misconceptions about rareness and threat. Biological Conservation 96 (3): 297-304. VENKATARAMAN, A.B: KUMAR, N.V.; VARMA, S.; SUKUMAR, R. (2002): Conservation of a flagship species: Prioritizing Asian elephant (Elephas maximus) conservation units in southern India. Current Science 82 (8): 1022-1033. WALPOLE, M.J.; LEADER-WILLIAMS, N. (2002): Tourism and flagship species in conservation. Biodiversity and conservation 11: 543-547. WHITE, P.C.L.; GREGORY, K.W.; LINDLEY, P.J.; RICHARDS, G. (1997): Economic values of threatened mammals in Britain: A case study of the otter Lutra lutra and the water vole Arvicola terrestris. Biological Conservation 82 (3): 345-354. WILLIAMS, P.H.; BURGESS, N.D.; RAHBEK, C. (2000): Flagship species, ecological complementarity and conserving the diversity of mammals and birds in sub-Saharan Africa. Animal Conservation 3: 249-260. WITTIG, R. (1991): Ökologie der Grossstadtfauna. Stuttgart, 261 p. WITTWER, J. (2008): „Flocke ist kein Botschafter für Plüschtiere“ Tages-Anzeiger, 29. 01. 2008, S. 10. WORLEY, D. (1996): Ex situ conservation. In: Spellerberg, I.F. (ed.): Conservation biology. London, 186-202. ZHI, L.; WENSHI, P; XIAOJIAN, Z.; DAJUN, W.; HAO, W. (2000): What has the panda taught us? In: Entwistle, A.C.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the Panda had its day? Cambridge, 326-334. 126 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Internetquellen (Im Text mit * bezeichnet) BAFU (2008): Zustandsbericht invasiver Arten. URL: http://www.bafu.admin.ch/umwelt/status/03983/index.html?lang=de [Stand: 16.4.2008] BERNER VOGELSCHUTZ BVS (2008): Ziele. URL: http://www.birdlife.ch/bvs/ [Stand: 22.4. 2008] BIRDLIFE INTERNATIONAL (2006): Our vision. URL: http://www.birdlife.org/worldwide/vision/index.html [Stand: 9.3.2008] BONTADINA, F. (2006): BiodiverCity- Ecological and social value of urban nature: tools to identify, maintain and improve biodiversity and its acceptance in urban areas. URL: http://www.biodivercity.ch/ [Stand: 16.4.2008] BURTON, J. (2007): Do Gorillas help conservation? URL: http://www.worldlandtrust.org/news/gorillas.htm [Stand: 23.4.2008] CONSERVATION INTERNATIONAL (2007): Biodiversity Hotspots URL: http://www.biodiversityhotspots.org/xp/Hotspots/hotspotsScience/Pages/default.aspx [Stand: 10.4.2008] FONDATION FRANZ WEBER (2008): Philosophie. URL: http://www.ffw.ch/content/view/6/44/lang,de_DE/ [Stand: 27.3.2008] GOERTZ, H.-D. (2007): Paramecium- Einzeller des Jahres 2007 URL: http://www.protozoologie.de/dgp/Einzeller_des_Jahres/Index.html [Stand: 10.4.2008] GREENPEACE (2008): Radikal, gewaltfrei, international. URL: http://www.greenpeace.ch/de/ueber-uns/ [Stand: 9.3.2008] IUCN (2008): About IUCN. URL: http://cms.iucn.org/about/index.cfm [Stand: 16.4.2008] KARCH (2008a): Aufgaben/Zweckartikel. URL: http://www.karch.ch/karch/d/org/zweck/zweckfs2.html [Stand: 9.3.2008] KARCH (2008b): Blindschleiche. URL: http://www.karch.ch/karch/d/rep/af/afco.html [Stand: 22.5. 2008] MATZNER, N. (2001): Kindchenschema- Schutz gegen Raubtierzähne. URL: http://www.weltderwunder.de/wdw/Mensch/Verhalten/Kindchenschema/SchutzgegenRau btierzaehne/index.html [Stand: 10.4.2008] 127 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller NABU (2008): Von den 70igern bis heute. Alle Jahresvögel im Überblick. URL: http://www.nabu.de/m01/m01_05/#jahresvoegel [Stand: 23.4.2008] NABU (1997): Der Buntspecht. Vogel des Jahres 1997. URL: http://www.nabu.de/m01/m01_05/03782.html [Stand: 22.4. 2008] NABU (1992): Das Rotkehlchen. Vogel des Jahres 1992. URL: http://www.nabu.de/m01/m01_05/03780.html [Stand: 22.4. 2008] NABU (1974): Mehlschwalbe. Vogel des Jahres 1974. URL: http://www.nabu.de/m01/m01_05/03775.html [Stand: 22.5. 2008] NATRIX (2008): Kurzbeschreibung. URL: http://www.natrix-jugendgruppe.ch/kurzbeschreibung.htm [Stand: 22.4.2008] NÜRNBERG ONLINE (2008): Eisbär Flocke: Viel Wind um einen kleinen Eisbären. URL: http://www.nuernberg.de/internet/eisbaer/aktuell_15890.html [Stand: 22.4. 2008] PORTAL GMX NETZWERK (2008): Eisbärin Flocke vor Live-Auftritt. URL: http://portal.gmx.net/de/themen/lifestyle/leben/gesellschaft/5668458-Eisbaerin-Flockevor-Live-Auftritt,articleset=5236172,page=1.html [Stand: 22.4.2008] PRO NATURA (2008a): Mehr Natur- überall! URL: http://www.pronatura.ch/content/index.php?lang=1&mz=2 [Stand: 9.3.2008] PRO NATURA (2008b): Willkommen bei Hallo Biber! URL: http://www.pronatura.ch/hallobiber/ [Stand: 15.5. 2008] Pro natura Baselland (2008): Hallo Biber! Eine 10-Jahres-Aktion von Pro natura Baselland. URL: http://www.hallobiber.ch/Pages/Portrait.html [Stand: 15.5. 2008] PRO NATURA THURGAU (2008): Portrait. URL: http://www.pronatura.ch/tg/portrait/index.php [Stand: 27.3.2008] ROZZI, R.; MASSARDO, F.; ANDERSON, C.B.; HEIDINGER, K,: SILANDER, J.A. JR. (2006): Ten principles for biocultural conservation at the southern tip of Americas; the approach of the Omoro ethnobotanical park. Ecology and Society 11 (1): 43. Online: URL: http://www.ecologyandsociety.org/vol11/iss1/art43/ [Stand: 22. 4. 2008] SCHWEIZER JUGENDTIERSCHUTZ SJT (2008): Der Schweizer Jugendtierschutz SJT. URL: http://www.sjt.ch/index.php [Stand: 9.3.2008] SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS (2008): Der Schweizer Tierschutz STS. URL: http://www.schweizertierschutz.ch/ [Stand: 9.3.2008] SVS (2008): Kampagnen und Projekte. URL: 128 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller http://www.birdlife.ch/d/projekte.html [Stand: 9.3.2008] TIERSCHUTZ BEIDER BASEL (2008): Über uns- Wer sind wir? URL: http://www.tbb.ch/tbb_ueberuns_wersindwir.cfm [Stand: 27.3.2008] TIERSCHUTZ REGION THUN (2008): Unser Verein. URL: http://www.tierschutz-region-thun.ch/index1.html [Stand: 27.3.2008] UNI REGENSBURG (2003): Kindchenschema. URL: http://www.uniregensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_II/Psychologie/Psy_II/beautycheck/kindchenschema /kindchenschema.htm [Stand: 10.4.2008] VIER PFOTEN (2008a): Vier Pfoten feiert 20. Geburtstag! URL: http://www.vierpfoten.org/website/output.php?id=1116&language=2 [Stand: 9.3.2008] VIER PFOTEN (2008b): Unsere Vision. URL: http://www.vierpfoten.org/website/output.php?id=1101&language=2 [Stand: 9.3.2008] WELT ONLINE (2008): Verhaltensbiologie: Niedlich ist, was uns ähnelt. URL: http://www.welt.de/wissenschaft/article913063/Niedlich_ist_was_uns_aehnelt.html [Stand: 10.4.2008] WWF (2008a): In diesen Themenbereichen engagiert sich der WWF. URL: http://www.wwf.ch/de/derwwf/themen/index.cfm [Stand: 9.3.2008] WWF (2008b): Endangered species. URL: http://www.worldwildlife.org/endangered/ [Stand: 9.3.2008] WWF (2008c): Wo wir arbeiten. URL: https://www.wwf.ch/de/derwwf/wowirarbeiten/ch/index.cfm [Stand: 9.3.2008] WWF (2008d): Alpen. URL: https://www.wwf.ch/de/derwwf/themen/alpen/index.cfm [Stand: 9.3.2008] WWF (2008e): Ocean’s 10. URL: http://www.panda.org/about_wwf/where_we_work/asia_pacific/where/china/index.cfm?u ProjectID=HK0022 [Stand: 15.5.2008] WWF (2008f): Biber. URL: http://www.wwf.ch/de/derwwf/themen/artenschutz/tiereineuropa/biber/index.cfm [Stand: 15.5.2008] WWF HONG KONG (2006): Resources. URL: http://www.wwf.org.hk/oceans10/eng/resource/resources.php [Stand: 22.4. 2008] 129 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller WWF (2004): Mit Konfrontation und Dialog zu wirksamen Lösungen. URL: http://www.wwf.ch/de/derwwf/ueberwwf/organisation/geschichte/index.cfm [Stand: 9.3.2008] ZEHLIUS-ECKERT (2001): Möglichkeiten und Grenzen der repräsentativen Auswahl von Arten im Naturschutz. Dissertation. München, 313 S. Online verfügbar: URL: http://tumb1.biblio.tu-muenchen.de/publ/diss/ww/2001/zehlius-eckert.pdf [Stand: 22.4.2008] ZOO ZÜRICH (2008a): Leitbild. URL: http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d297/f298.cfm [Stand: 9.3.2008] ZOO ZÜRICH (2008b): Ziel des Masoala Regenwaldes im Zoo Zürich. URL: http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d1/d69/f216.cfm [Stand: 9.3.2008] ZÜRCHER VOGELSCHUTZ ZVS (2008): Portrait. URL http://www.zvs.ch/portrait/index.htm [Stand: 27.3.2008] Tabellenverzeichnis Tab. 1: Unterschiede zwischen einzelnen Stellvertreterarten CARO, T.M.; O’DOHERTY, G. (1999): On the use of surrogate species in conservation biology. Conservation Biology 13 (4): 805-814. Tab. 2: Funktionen der verschiedenen Stellvertreterarten LEADER-WILLIAMS, N.; DUBLIN, H. T. (2000): Charismatic megafauna as “flagship species”. In: Entwistle, A.; Dunstone, N. (eds.): Priorities for the conservation of mammalian diversity. Has the panda has its day? Cambridge, 53-81. Tab. 3: Vergleich zwischen quantitativer und qualitativer Sozialforschung LAMNEK, S. (1988): Qualitative Sozialforschung. Bd.1: Methodologie. München und Weinheim, 289 p. Tab. 4: Unterschiede zwischen quantitativen und qualitativen Interviews LAMNEK, S. (1989): Qualitative Sozialforschung. Bd. 2: Methoden und Techniken. München, 420 p. Tab. 5: Effizienz 53 Studien mit Stellvertreterarten FAVREAU, J. M., DREW, C.A.; HESS, G. R.; RUBINO, M. J.; KOCH, F.H.; ESCHELBACH, K.A. (2006): Recommendations for assessing the effectiveness of surrogate species approaches. Biodiversity and Conservation 15: 3949-3969. 130 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Tab. 6.: Klassifikation von Schlüsselartentypen BOND, W.J. (1993): Keystone Species. In: Schulze, E.-D.; Mooney, H.A. (eds.): Biodiversity and Ecosystem Function. Heidelberg, 237-253./ KRATOCHWIL, A.; SCHWABE, A. (2001): Ökologie der Lebensgemeinschaften. Stuttgart, 756 p. Tab. 7: Kurzdefinition der Stellvertreterarten Tab. 8: Die Symbolarten des WWF WWF (2008): So macht Schenken noch mehr Freude. WWF-Magazin 1. Tab. 9: Vogel des Jahres 1971-1979 (Deutschland) NABU (2008a): Von den 70igern bis heute. Alle Jahresvögel im Überblick. URL: http://www.nabu.de/m01/m01_05/#jahresvoegel [Stand: 23.4.2008] Tab. 10: Vogel und Tier des Jahres (Schweiz) PRO NATURA (2008): Tier des Jahres. URL: http://www.pronatura.ch/content/index.php?lang=1&mz=15 [Stand: 28.3. 2008]/ SVS (2008): Vogel des Jahres. URL: http://www.birdlife.ch/d/projekte_vdj_08.html [Stand: 28.3. 2008] Tab. 11: Zahlungsbereitschaft für einzelne Arten LOOMIS, J.B.; WHITE, D.S. (1996): Economic benefits of rare and endangered species: summary and meta-analysis. Ecological Economics 18: 197-206. Tab. 12: Antwort der lokalen Bevölkerung in Brasilien vor und nach dem Projekt DIETZ, J.M.; DIETZ, L.A.; NAGAGATA, E.Y. (1994): The effective use of flagship species for conservation of biodiversity: the example of lion tamarins in Brazil. In: Olney, P.J.S.; Mace, G.M.; Feistner, A.T.C.: Creative Conservation. Interactive management of wild and captive animals. London, 32-49. Tab. I-IV: Natur des Jahres in Deutschland 1980-2008 NABU (2008b): Natur des Jahres im Überblick. URL: http://www.nabu.de/m05/m05_10/ WIKIPEDIA (2008): Natur des Jahres. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Natur_des_Jahres [Stand: 23.4.2008] Abbildungsverzeichnis Titelblatt: Pandabär Fu Long im Tiergarten Schönbrunn. TIERGARTEN SCHÖNBRUNN (2008): Alles über das Pandababy Fu Long. URL: http://www.zoovienna.at/ [Stand: 2.6.2008] Abb. 1: Logo WWF WIKIPEDIA (2008): WWF. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/WWF [Stand: 16.4.2008] 131 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Abb. 2: Logo BirdLife International BIRDLIFE INTERNATIONAL (2008): Birdlife Internationl. URL: http://www.birdlife.ch/d/verband_birdlifeinter.html [Stand: 23.4.2008] Abb. 3: Logo BirdLife Schweiz NATRIX (2008): Natrix Jugendgruppe. URL: http://www.natrix-jugendgruppe.ch [Stand: 23.4.2008] Abb. 4: Logo VIER PFOTEN VIER PFOTEN (2008): Vier Pfoten Schweiz. URL: http://www.vier-pfoten.ch/website/output.php [Stand: 23.4.2008] Abb. 5: Logo FFW FFW (2008): Fondation Franz Weber. URL: http://www.ffw.ch/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 6: Logo Greenpeace GREENPEACE (2008): Greenpeace. URL: http://www.greenpeace.ch/de/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 7: Logo Pro natura PRO NATURA (2008): Willkommen. URL: http://www.pronatura.ch/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 8: Logo Schweizer Tierschutz SCHWEIZER TIERSCHUTZ (2008): Schweizer Tierschutz. URL: http://www.tierschutz.com/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 9: Logo Schweizer Jugendtierschutz SCHWEIZER JUGENDTIERSCHUTZ (2008): Herzlich willkommen auf der Homepage des SJT! URL: http://www.sjt.ch/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 10: Logo karch KARCH (2008): Willkommen. URL: http://www.karch.ch/karch/index2.html [Stand: 23.4.2008] Abb. 11: Logo Zoo Zürich ZOO ZÜRICH (2008): News. URL: http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d297/f298.cfm [Stand: 23.4.2008] Abb. 12: Logo Berner Vogelschutz BERNER VOGELSCHUTZ BVS (2008): Ziele. URL: http://www.birdlife.ch/bvs/ [Stand: 23.4.2008] 132 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Abb. 13: Logo Zürcher Vogelschutz ZÜRCHER VOGELSCHUTZ (2008): Zürcher Vogelschutz. Verband der Naturschutzvereine in der Gemeinde. URL: http://www.zvs.ch/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 14: Logo Pro natura Thurgau PRO NATURA THURGAU (2008): Portrait. URL: http://www.pronatura.ch/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 15: Logo Natrix NATRIX (2008): Natrix Jugendgruppe. URL: http://www.natrix-jugendgruppe.ch/ [Stand: 23.4.2008] Abb. 16+17: Ehemaliges Logo des Basler Tierschutzvereins und heutiges Logo Tierschutz beider Basel TIERSCHUTZ BEIDER BASEL (2008): Herzlich willkommen auf der Homepage des Tierschutz beider Basel. URL: http://www.tbb.ch/tbb.cfm [Stand: 23.4.2008] Abb. 18-20: Ehemalige Logos des Tierschutzes Region Thun Abb. 21: Logo Tierschutz Region Thun TIERSCHUTZ REGION THUN (2008): Tierschutz Region Thun. URL: http://www.tierschutz-region-thun.ch/index1.html [Stand: 23.4.2008] Abb. 22: Logo Hallo Biber Pro natura (2008): Hallo Biber! Eine 10-Jahres-Aktion von pro natura Baselland. URL: http://www.hallobiber.ch/ [Stand: 27.5.2008] Abb. 23: Knut RUNDFUNK BERLIN- BRANDENBURG (2008): Knut der Eisbär. URL: http://www.rbb-online.de/knut/ [Stand: 16.4.2008] Abb. 24: Flocke NÜRNBERG ONLINE (2008): Eisbär Flocke. Viel Wirbel um einen kleinen Eisbären. URL: http://www.nuernberg.de/internet/eisbaer/ [Stand: 16.4.2008] Abb. 25: Logo Ferrari WIKIPEDIA (2008): Ferrari. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Ferrari [Stand: 22.4.2008] Abb. 26: Logo OBI BAUIDEE (2008): Lassen Sie sich für Ihr Bauvorhaben inspirieren. URL: www.hw-bauidee.de [Stand: 22.4.2008] Abb. 27: Logo Puma WIKIPEDIA (2008): Puma AG. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Puma_AG [Stand: 23.4.2008] 133 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Abb. 28: Logo Lufthansa WIKIPEDIA (2008): Lufthansa. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Lufthansa [Stand: 22.4.2008] Abb. 29: Logo Lacoste WIKIPEDIA (2008): Lacoste. URL: http://en.wikipedia.org/wiki/Lacoste [Stand: 22.4.2008] Abb. 30: Logo Milka KRAFT FOODS (2008): Willkommen in der Milka Welt. URL: http://www.kraftfoods.ch/kraft/page?siteid=kraftprd&locale=chde1&PagecRef=2401&Mid=2401 [Stand: 30.4.2008] Abb. 31: Logo Pelikan PELIKAN.COM: Willkommen bei Pelikan. URL: http://www.pelikan.com/pulse/Pulsar/de_CH.CMS.displayCMS.9777./willkommen-beipelikan [Stand: 23.4.2008] Abb. 32: Das Kindchenschema LYCOSIQ: (2008): Wie funktioniert das Kindchen- Schema? URL: http://iq.lycos.de/qa/show/472680/Wie+funktioniert+das+Kindchen-Schema%3F/ [Stand: 22.4.2008] Abb. 33: Grosser Panda WWF (2008): Der grosse Panda. Nur Schutz der Bambuswälder kann sein Überleben sichern. URL: http://www.wwf.ch/de/derwwf/themen/artenschutz/tiereweltweit/panda/index.cfm [Stand: 16.4.2008] Abb. 34: Löwe NATUR-LEXIKON.COM (2008): Säugetiere. URL: http://www.ausgabe.natur-lexikon.com/Saeugetier.php [Stand: 30.4.2008] Abb. 35: Elefant NATURFOTO-CZ (2008): Säugetiere. URL: http://www.naturfoto-cz.de/saugetiere/andere-saugetiere.html %5BStand: 30.4.2008%5D Abb. 36: Büffel NATURFOTO-CZ (2008): Huftiere. URL: http://www.naturfoto-cz.de/saugetiere/huftiere.html [Stand: 30.4.2008] Abb. 37: Leopard KATZENFOTO.DE (2008): Leopard. URL: http://www.katzenfoto.de/wildkatzen/leopard/leopard.html [Stand: 30.4.2008] 134 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Abb. 38: Spitzmaulnashorn TIERENZYKLOPÄDIE (2002): Spitzmaulnashorn. URL: http://www.tierenzyklopaedie.de/tiere/spmnash.html [Stand: 30.4.2008] Abb. 39: Breitmaulnashorn TIERENZYKLOPÄDIE (2002): Breitmaulnashorn. URL: http://www.tierenzyklopaedie.de/tiere/breitmaulnashorn.html: [Stand: 30.4.2008] Abb. 40: Bengaltiger NATURFOTO-ONLINE (2008): Bengaltiger. URL: http://www.naturfoto-online.de/bengaltiger-fotos-1.htm [Stand: 30.4.2008] Abb. 41: Spinnenaffe BRASILTREFF (2008): Spinnenaffe. URL: http://www.brasil-treff.com/home/brasilien/Tiere/affe.php [Stand: 30.4.2008] Abb. 42: Aloatra Halbmaki ZOO ZÜRICH-TIERLEXIKON (2008): Halbmaki. URL: http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d3/d294/f1454.cfm?id=71 [Stand: 30.4. 2008] Abb. 43: Gorilla WIKIPEDIA (2008): Gorilla. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Gorillas [Stand: 30.4.2008] Abb. 44: Pemba-Flughund ARKIVE (2008): Pemba flying fox (Pteropus voeltzkowi). URL: http://www.arkive.org/species/GES/mammals/Pteropus_voeltzkowi/ [Stand: 30.4.2008] Abb. 45: Chile-Kolibri AVES DE CHILE (2008): Picaflor. URL: http://www.avesdechile.cl/038.htm [Stand: 30.4.2008] Abb. 46: Delfin OCEANSCARE (2008): Delfin. URL: www.oceancare.org [Stand: 30.4.2008] Abb. 47: Gewöhnliche Vogelmiere WIKIPEDIA (2008): Gewöhnliche Vogelmiere. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnliche_Vogelmiere [Stand: 26.5.2008] Abb. 48: Taubenkropf-Leimkraut WIKIPEDIA (2008): Taubenkropf-Leimkraut. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Silene_vulgaris [Stand: 26.5.2008] 135 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Abb. 49: Der Hausrotschwanz VALSER, B. (2008): Hausrotschwanz. URL: http://www.vogelwarte.ch/home.php?lang=d&cap=voegel&file=detail.php&WArtNumm er=4060 [Stand: 26.5.2008] Abb. 50: Der Mauersegler NABU/LIMBRUNNER, A. (2003): Der Mauersegler – Vogel des Jahres 2003. URL: http://www.nabu.de/m01/m01_05/00699.html [Stand: 26.5.2008] Abb. 51: Die Rauchschwalbe LUGRIN, B. (2008): Rauchschwalbe. URL: http://www.vogelwarte.ch/home.php?lang=d&cap=voegel&file=detail.php&WArtNumm er=3610 [Stand: 26.5.2008] Abb. 52: Die Mehlschwalbe LNVL (2008): Mehlschwalbe. URL: http://www.luxnatur.lu/luxnatur/lnbro007.htm [Stand: 26.5.2008] Abb. 53: Der Haussperling LUTHY, J.-P. (2008): Haussperling. URL: http://www.vogelwarte.ch/home.php?lang=d&cap=voegel&file=detail.php&WArtNumm er=4060 [Stand: 26.5.2008] Abb. 54: Eichhörnchen WALZ, U. (2008): Eichhörnchen (Sciruis vulgaris). URL: http://www.izz.ch/home.asp [Stand: 26.5.2008] Abb. 55: Igel IZZ- IGELZENTRUM ZÜRICH (2008). URL: http://www.izz.ch/home.asp [Stand: 26.5.2008] 136 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Anhang I: Fragebogen Fragen an die Organisationen mit Tier im Logo 1) Wieso wurde gerade diese Art als Logo ausgewählt? 2) Was waren die Kriterien? 3) Wer hat die Tierart im Logo ausgewählt? Wann war das? 4) Hat das Logo seither eine Änderung/einen Wechsel erfahren? 5) Könnte man sich auch eine andere Art vorstellen? Wenn ja, welche? 6) Wie und wo wird das Logo eingesetzt? 6) Ist das Ziel erreicht worden? 7) Wie wird/wurde dies gemessen? 8) Würden Sie heute noch die gleiche Art wählen? 9) Was braucht es, damit eine Art erfolgreich als Sympathieträger wirkt? 10) Könnten auch weniger ansprechende Arten oder Pflanzen diese Funktionen übernehmen? 11) Können durch die Verwendung eines Logos auch Nachteile entstehen? Fragen an die Organisationen ohne Tier im Logo 1) Viele Umweltschutzorganisationen benutzen eine charismatische Tierart als „Blickfang“. Ihre Organisation hat kein solches Logotier. Wie machen Sie die Leute auf sich aufmerksam? 2) Wie haben Sie ihr Logo ausgewählt (wer, warum)? Wann war das? 3) Wieso haben Sie keine Tierart im Logo? 4) War das ein bewusster Entscheid? 5) Könnten Sie sich vorstellen, ein Tierlogo zu benutzen? Wenn ja, welche Art? 6) Was sehen Sie allgemein als ein geeignetes Logo für eine Umweltschutzorganisation an? Warum? 7) Was braucht es, damit eine Art erfolgreich als Sympathieträger (flagship) wirkt? 8) Könnten auch weniger ansprechende Arten (z.B. Reptilien, Amphibien) oder Pflanzen diese Funktionen übernehmen? 9) Worin liegen die Vorteile/Nachteile in der Verwendung eines (Tier)Logos? 137 Anhang II: Natur des Jahres in Deutschland 1980-2000 Tab. I: Natur des Jahres 1980- 2008 Blume Lungen-Enzian Gelbe Narzisse Rotes Waldvögelein 1983 1984 1985 1986 1987 Vogel Birkhuhn Schwarzspecht Grosser Brachvogel Uferschwalbe Weissstorch Neuntöter Saatkrähe Braunkehlchen 1988 Wendehals Drachenwurz 1989 1990 1991 1992 Teichrohrsänger Pirol Rebhuhn Rotkehlchen 1980 1981 1982 1993 1994 Wilde Tulpe Sommer- Adonisröschen Wald-Akalei Arnika Stranddistel Karthäuser- Nelke Berg- Sandglöckchen Rosmarinheide Rundblättriger Sonnentau Flussregenpfeifer Schachbrettblume Weissstorch Breitblättriges Knabenkraut Fisch Haustier Bachschmerle Bitterling Schneider Europäischer Schlammspeitzger Bach-/ Flussneunauge Groppe Bachforelle Elritze Atlantischer Lachs Kärtner Brillenschaf Dorsch Nase 1995 Nachtigall Trollblume Eur. Aal 1996 1997 1998 Kiebitz Buntspecht Feldlerche Küchenschelle Silberdistel Krebsschere Meeresforelle Äsche Strömer 138 Biotop Baum Murnau Werdenfelser Schwäbisch Hällisches Schwein Schlewsiger Halbblut Obstwiese Waldschaf Angler Sattelschwein Rhönschaf Hinderwälder Rind Waldrand Röhricht Magerrasen Quelle Stieleiche Rotbuche Sommerlinde Bergulme Thüringer Waldziege Westfälischer Totleger/ Diepholzer Gans/ Pommerente Buntes Bentheimer Schwein Schlewsiger Kaltblut Rotes Hohenvieh Weisse gehörnte Feldholzinsel Wegrand Speierling Eibe Buchenwald Spitzahorn Bach Bach Obstwiese Hainbuche Vogelbeere Wildbirne 1999 2000 2001 Goldammer Tormilan Haubentaucher Sumpfdotterblume Purpurblaue Steinsame Blut- Storchenschnabel Nordseeschnäppel Lachs Stör 2002 2003 2004 Haussperling Mauersegler Zaunkönig Hain- Veilchen Konrade Alpenglöckchen Quappe Barbe Maifisch 2005 2006 2007 Uhu Kleiber Turmfalke Grosser Klappertopf Wiesenschaumkraut Bach- Nelkenwurz Bachforelle Koppe Schleie 2008 Kuckuck Nickende Distel Bitterling Tab. II: Fortsetzung Tab. I Orchidee 1989 Breitblättriges Knabenkraut 1990 PyramidenHundswurz 1991 Kleines Knabenkraut 1992 Grosses Zweiblatt 1993 139 HelmKnabenkraut Landschaft Bodensee Heilpflanze Neusiedler See Weissdorn Region EifelArdennen Region EifelArdennen Odermündung Spitzwegerich Heidschnacke/ Deutscher Hirtenhund Wollschwein Rottaler Pferd Bayrische Landgans/ Bergischer Kräher/ Bergisches Schlotterlamm/ Krüper Angler Rind Haus- und Hofhund Lautstetterner Pferd/ Dunkle Biene Bentheimer Landschaf Deutsches Sattelschwein Murnau- Werdenfelser Rind Bronzepute (Wild)Tier Wildkatze Pilz Obstwiese Fluss Fluss Silberweide Sandbirke Esche Garten Garten Viehweide Wacholder Schwarzerle Weisstanne Viehweide Rosskastanie Schwarz- Pappel Wald- Kiefer Walnuss Insekt Gemüse 1994 1995 1996 SumpfOdermündung Glanzkraut Bienen- Ragwurz Alpenregion Rothirsch Echtes Apollofalter Johanniskraut Grosse Brennnessel Feldhamster Eichenrotkappe Zunderschwamm 2001 2002 Gelber Frauenschuh WanzenKnabenkraut SumpfStendelwurz BocksRiemenzunge Rotes Waldvögelein Herbst- Drehähre Vogel- Nestwurz 2003 Fliegen- Ragwurz Lebuser Land Mistel 2004 Grüne Hohlzunge Lebuser Land 2005 2006 Brandknabenkraut Breitblättriger Stendelwurz Schwarzes Kohlröschen Übersehenes Knabenkraut Jura Jura Schafgarbe/ Siebenschläfer Tausendgüldenkraut Lein Braunbär Melisse Seehund Donaudelta Duftveilchen Elch Gemeine Florfliege Königsfliegenpilz Goldglänzender Rosenkäfer Mäandertrüffel Plattbauchlibelle Orangenfuchsiger Zitronenfalter Raukopf Papageigrüner Feldgrille Saftling Hausschwamm HainSchwebfliege Wetterstern Steinhummel Ästiger SiebenpunktStachelbart Marienkäfer Puppenkernkeule Ritterwanze Donaudelta Melisse Wisent Bronzeröhrling 1997 1998 1999 2000 2007 2008 140 Alpenregion Huflattich Maas Maas Böhmerwald/ Sumava Böhmerwald/ Sumava Altes Flandern Altes Flandern Habichtspilz AckerSchachtelhalm Salbei Alpensteinbock Frauentäubling Unke Purpurleistling Königskerze Fischotter Satansröhrling Rosmarin Äskulapnatter Thymian Echte Kamille Feldhase Rothirsch Wolf Krainer Widderchen Puffbohne Gartensalat Gartenmelde Tomate Flaschenkürbis Kartoffel Körnerbohne Zichorie Kopfkohl Gartensalat Tab. III: Fortsetzung Tab. I 2000 2001 2002 Staude Fetthenne Glockenblume Astern Flusslandschaft Spinne Gotleuba Gotleuba Wespenspinne Ilz List- Spinne 2003 Salbei Ilz 2004 Wirbellose Kellerassel Bachflohkrebs Arzneipflanze Grosse Zitterspinne Steinkriecher Stechender Mäusedorn Artischocke Storchenschnabel Havel Grüne Huschspinne Regenwurm Pfefferminze 2005 2006 Windröschen Phlox Havel Schwarza Gartenkürbis Echter Thymian 2007 2008 Ehrenpreis Sonnenbraut Schwarza Nette Zebraspringspinne Veränderliche Krabbenspinne Sand- Wolfsspinne Grosse Winkelspinne Blutegel Gerandeter Saftkugler Echter Hopfen Gewöhnliche Rosskastanie Weichtier Schmetterling Bauchige Windelschnecke Gemeine Kahnschnecke Tigerschnegel Flussmuschel Graubindiger Mohrenfalter Waldteufel Aurorafalter Schwalbenschwanz Maskenschnecke Landkärtchenfalter Mäuseöhrchen Argusbläuling Tab. IV: Fortsetzung Tab. I 2003 2004 2005 2006 2007 2008 141 Wasserpflanze Krebsschere Südlicher Wasserschlauch Vielstachelige Armleuchteralge Seekanne Grosses Nixenkraut Flechte Gemeiner Schwimmfarn Wolfsflechte Moos Giftpflanze Boden Gewöhnliche Gelbflechte Grubige Bartflechte Silber-Birnmoos Eisenhut Schwarzerde Caperatflechte Isländisches Moos Pfaffenhütchen Roter Fingerhut Fahlerde Podsol Waldeidechse Knoblauchkröte Herkulesstaude Braunerde Laubfrosch Quellmoos PolsterKissenmoos Hübsches Goldhaarmoos Reptil/Lurch Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Claudia Keller Anhang III: Verzeichnis aller in der Arbeit erwähnten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten 1. Tierarten Deutscher Name Afrikanische Buschratte Aloatra Halbmaki Alpensteinbock Amsel Apollofalter Argusbläuling Äsche Askulapnatter Atlantischer Lachs Aurorafalter Bachflohkrebs Bachforelle Bachneunauge Bachschmerle Barbe Bartgeier Bauchige Windelschnecke Baumpieper Beutelmullen Beutelratten Biber Bienen Birkhuhn Bitterling Blaumeise Blindschleiche Blutegel Bonobo Braunbär Brauner Zackenbarsch Braunes Langohr Braunkehlchen Breitflügelfledermaus Breitmaulnashorn Brillenbär Bronzepute Buchfink Büffel Wissenschaftlicher Name Aethomys stannarius Hapalemur griseus alaotrensis Capra ibex Turdus merula Parnassius apollo Plebeius argus Thymallus thymallus Zamenis longissimus Salmo salar Anthocharis cardamines Riculogammarus pulex Salmo trutta f.fario Lampetra planeri Barbatula barbatula Barbus barbus Gypaetus barbatus Vertigo moulinsiana Anthus trivialis Notoryctidae Didelphimordia Castor fiber Apiformes Lyrurus tetrix Rhodeus amarus Cyanistes caeruleus Anguis fragilis Hirundinea Pan paniscus Ursus arctos Epinephelus akaara Pleocotus auritus Saxicola rubetra Eptescius serotinus Ceratotherium simum Tremarctos ornatus Meleagris gallopavo f.domestica Fringilla coelebs Syncerus caffer 142 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Buntspecht Chile-Kolibri Chinesischer Bahaba Chinesischer weisser Delfin Delfine Dickhornschaf Distelfink Dohle Dornenseestern Eichhörnchen Eisbär Eisvogel Elch Elefant Elster Eltritze Erdmännchen Esparsetten-Widderchen Europäische Äsche Europäischer Aal Europäischer Laubfrosch Europäischer Schlammspeitzger Europäischer Stör Feldgrille Feldhamster Feldhase Feldlerche Fischotter Fleckenkauz Fledermaus Flussneunauge Flussotter Flusspferd Flussregenpfeifer Flussuferwolfspinne Fuchs Galagos Gelbfisch Gemeine Florfliege Gemeine Flussmuschel Gemeine Kahnschnecke Geoffrey-Klammeraffe Gerandeter Saftkugler Giraffe Goldammer Claudia Keller Dendrocopus major Sephanoides sephanoides Bahaba taipingensis Sousa chinensis chinensis Delphinidae Ovis canadensis Carduelis carduelis Corvus monedula Acanthaster planci Sciurus vulgaris Ursus maritimus Alcedo atthis Alces alces Loxodonta africana Pica pica Phonixus phonixus Suricata suricatta Zygaena carnniolica Thymallus thymallus Anguilla anguilla Hyla arborea Misgurnus fossilis Acipenser sturio Gryllus campestris Cricetus cricetus Lepus europaeus Alauda arvensis Lutra lutra Strix occidentalis Chaerephon bemmeleni Lampetra fluviatilis Enhydra lutris Hippopotamus amphibius Charadrius dubius Arctosa cinerea Vulpes vulpes Galagidae Larimichthys polyacti Chrysoperla carnea Unio crassus Theodoxus fluviatilis Ateles geoffroyi Glomerida Giraffa camelopardalis Emberiza citrinella 143 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Goldgelbes Löwenäffchen Goldglänzender Rosenkäfer Goldkopflöwenäffchen Goldregenpfeifer Gorilla Grauammer Graubindiger Mohrenfalter Grauwal Grizzlybär Groppe Grosse Zitterspinne Grosser Brachvogel Grosser Panda Grüne Huschspinne Grünfink Hainschwebfliege Haubentaucher Hausmaus Hausratte Hausrotschwanz Haussperling Höckerschwan Hund Igel Iltis Jaguar Java-Adler Kabeljau Kagu Kärtner Brilleschaf Kegelrobbe Kellerassel Kiebitz Kiwi Kleiber Knoblauchkröte Köcherfliegen Kohlmeise Komodowaran Körbchenmuschel Kranich Krokodile Kuckuck Lachs Landkärtchen Claudia Keller Leontopithecus rosalia Cetonia aurata Leontopithecus chrysomelas Pluvualis apricaria Gorilla gorilla Emberiza calamba Erebia aetiops Eschrichtius robustus Ursus arctos horribilis Cottus gobio Pholcus phalangiodes Numenius arquata Ailuropoda melanoleuca Micrommata virescens Carduelis chloris Episyrphus balteatus Podiceps cristatus Mus musculus Rattus rattus Phoenicurus ochruros Psser domesticus Cygnus olor Canis lupus familiaris Erinaceus europaeus Mustela putorius Panthera onca Spizaetus bartelsi Gadus morhua Rhynochetos jubatus Ovis aries f. aries Halichoerus grypus Porcellio scaber Vanellus vanellus Apteryx australis Sitta europaea Pelobates fuscus Trichoptera Parus majo Varanus komodoensis Corbicula sp. Grus grus Crocodilia Cuculus canorus Salmo salar Araschnia levana 144 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Laubfrosch Leopard Lippenbär Listspinne Löwe Luchs Maifisch Maskenpirol Maskenschnecke Mauersegler Mäuseöhrchen Meeresschildkröten Meerforelle Meerotter Mehlschwalbe Murnau Werdenfelser Nabelschwein Nachtigall Nase Neuntöter Nordseeschnäppel Ockerbindiger Samtfalter Ockerseestern Pelikane Pemba-Flughund Pfeilschwanzkrebs Pferd Pirol Plattbauchlibelle Prachtlibelle Puma Quappe Raubwürger Rauchschwalbe Rebhuhn Regenwurm Riesengleiter Riesenotter Ringeltaube Ritterwanze Rostgans Rotkehlchen Rotmilan Rotsteisslöwenäffchen Rotwild Claudia Keller Hyla arborea Panthera pardus Melursus ursinus Pisaura mirabilis Panthera leo Lynx lynx Alosa alosa Oriolus larvatus Isognomostoma isognomostomos Apus apus Myosotella myosotis Cheloniidae Salmo trutta trutta Enhydra lutris Delichon urbica Bos prigmigenius f. taurus Dicotyles pecari Luscinia megarhynchos Chondrostoma nasus Lanius collurio Coregonus oxyrhynchus Hipparchia semele Pisaster ochraceus Pelecanidae Pteropus voeltzkowi Carcinoscorpius rotundicauda Equus ferus caballus Oriolus oriolus Libellula depressa Calopteryx splendens splendens Puma concolor Lota lota Lanius excubitor Hirundo rustica Perdix perdix Lumbricus terrestris Dermoptera Pteronura brasiliensis Columba palumbus Lygaeus equestris Tadorna ferrugine Erithacus rubecula Milvus milvus Leontopithecus chrysopygus Cervus elaphus 145 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Saatkrähe Schermaus Schimpanse Schlammspringer Schlangen Schleie Schleiereule Schnecken Schneider Schreikranich Schwalbenschwanz Schwarzspecht Schwertwal Seehund Seeigel Seeigel Siebenpunkt- Marienkäfer Siebenschläfer Singdrossel Skink Somalia-Zwergrennmaus Spechte Spinnenaffe Spitzhörnchen Spitzmaulnashorn Stadttaube Star Steinadler Steinbock Steinhummel Steinkauz Steinkriecher Sternkoralle Stinktiere Stockente Strömer Suppenschildkröte Tannenhäher Tapir Taschenratte Teichrohrsänger Termiten Tiger Tigerschnegel Tritonshorn Claudia Keller Corvus frugilegus Arvicola terrestris Pan troglodytes Boleophthalmus pectinirostris Serpentes Tinca tinca Tyto alba Gastropoda Alburnoides bipunctatus Grus americana Papilio machaon Dryocopus martius Orcinus orca Phoca vitulina Echinoidea Anthocidaris crassispina Coccinella septempunctata Glis glis Turdus philomelos Eumeces longirostris Microdillus peeli Picidae Brachyteles arachnoides Scandentia Diceros bicornis Columba livia forma domestica Sturnus vulgaris Aquila chrysaetos Capra ibex Bombus lapidarius Athene noctua Lithobiidae Diploria sp Mephitidae Anas platyrhynchos Leuciscus Souffia Chelonia mydas Nucifraga caryocatactes Tapirus bairdii Geomyidae Acrocephalus scirpaceus Isoptera Panthera tigris Limax maximus Charonia ssp. 146 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Tsetse-Fliege Türkentaube Turmfalke Uferschwalbe Uhu Unke Veränderliche Krabbenspinne Waldameise Waldeidechse Wale Wanderfalke Wanderratte Wasserspinne Weisser Glanzschuss Weisskopf-Seeadler Weissstorch Wendehals Wespenspinne Wiedehopf Wiesel Wildkatze Winkelspinne Wisent Wolf Zauneidechse Zaunkönig Zebra Zebraspringspinne Zitronenfalter Zwergfledermaus Zwergsumpfhuhn Claudia Keller Glossina spec. Streptopelia decaocto Falco tinnunculus Riparia riparia Bubo bubo Bombina Misumenta vatia Formica rufa Zootoca vivipara Cetaceae Falco peregrinus Rattus norvegicus Argyroneta aquatica Luxilus chrysocephalus Haliaeetus leucocephalus Ciconia ciconia Jynx torquilla Argiope bruennichi Upupa epops Mustela erminea Felis silvestris Tegenaria atrica Bison bonasus Canis lupus Lacerta agilis Troglodytes troglodytes Equus quagga Salticus scenicus Gonepteryx rhamni Pipistrellus pipistrellus Porzana pusilla Luxilus chrysocephalus Ptychocheilus oregonensis 2. Pflanzenarten Deutscher Name Acker-Schachtelhalm Alpenglöckchen Arnika Artischocke Astern Aufrechte Traubenkraut Ambrosia Bach-Nelkenwurz Berg-Sandglöckchen Wissenschaftlicher Name Equisetum arvense Soldanella alpina Arnica montana Cynara scolymus Aster Ambrosia artemisiifolia Geum rivale Jasione montana 147 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Bergulme Bienen-Ragwurz Blauer Eisenhut Blutroter Storchenschnabel Bocks-Riemenzunge Brand-Knabenkraut Breitblättrige Stendelwurz Breitblättriges Knabenkraut Breitwegerich Buchweizen Buschwindröschen Caperatflechte Chilenische Wachsglocke Dach-Trespe Drachenwurz Drüsiges Springkraut Duftveilchen Eberesche Echte Kamille Echte Küchenschelle Echte Walnuss Echter Ehrenpreis Echter Hausschwamm Echter Hopfen Echter Lavendel Echter Thymian Echtes Johanniskraut Esche Europäische Eibe Europäische Seekanne Färber-Wau Feigen Feld-Mannstreu Fetthenne Flammenblume Flaschenkürbis Fliegen-Ragwurz Gartenkürbis Gartenmelde Gartensalat Gefleckte Aronstab Gelbe Narzisse Gelber Frauenschuh Gemeine Nachtkerze Gemeine Schafgarbe Claudia Keller Ulmus glabra Ophrys apifera Aconitum napellus Geranium sanguineum Himantoglossum hircinum Orchis ustulata Epipactis helleborine Dactylorhiza majalis Plantago major Fagopyrum esculentum Anemone nemorosa Flavoparmelia caperata Lapageria rosea Bromus tectorum Calla palustris Impatiens glandulifera Viola odorata Sorbus aucuparia Matricaria recutita/chamomilla Pulsatilla vulgaris Juglans regia Veronica officinalis Serpula lacrymans Humulus lupulus Lavandula angustifolia Thymus vulgaris Hxpericum perforatum Fraxinus excelsior Taxus baccata Nymphoides peltata Reseda luteola Ficus spp. Eryngium campestre Sedum Phlox Lagenaria siceraria Ophrys insectifera Cucurbita pepo Atriplex hortensis Lactuca sativa Arum maculatum Narcissus pseudonarcissus Cypripedium calceolus Oenothera biennis Achillea millefolium 148 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Gemeiner Schwimmfarn Gewöhnliche Gelbflechte Gewöhnliche Rosskastanie Gewöhnliche Vogelmiere Gewöhnliches Hirteltäschel Gewöhnliches Kohlröschen Glockenblume Graukresse Grenadillholz Grosse Brennnessel Grosser Klappertopf Grosses Nixenkraut Grosses Zweiblatt Grubige Bartflechte Grüne Hohlzunge Hainbuche Hainveilchen Heidekraut Helm-Knabenkraut Herbst-Drehwurz Herkulesstaude Hübsches Goldhaarmoos Huflattich Isländisches Moos Kanadische Goldrute Kapokbaum Karthäuser-Nelke Kartoffel Kleines Knabenkraut Kleines Liebesgras Knoblauch Königskerze Kopfkohl Körnerbohne Kornrade Krebsschere Lein Löwenzahn Lungen-Enzian Mais Mäusegerste Mistel Nickende Distel Niederliegendes Mastkraut Pfaffenhütchen Claudia Keller Salvinia natans Xanthoria parietina Aesculus hippocastanum Stellaria media Capsella bursa-pastoris Nigritella nigra subsp. rhellicani Campanula Berteroa incana Dalbergia melanoxylon Urtica dioica Rhinanthus angustifolius Najas marina Listera ovata Usnea hirta Coeloglossum viride Carpinus betulus Viola riviniana Calluna vulgaris Orchis militaris Spiranthes spiralis Heracleum mantegazzianum Orthotrichum pulchellum Tussilago farfara Cetraria islandica Solidago canadiensis Ceiba pentandra Dianthus carthusianom Solanum tuberosum Orchis morio Eragrostis minor Allium sativum Verbascum spec. Brassica oleracea Phaseolus vulgaris Agrostemma githago Stratiotes aloides Linum usitatissimum Taraxacum officinale Gentiana pneumonanthe Zea diploperennis Hordeum murinum Viscum album Carduus nutans Sagina procumbens Eunymus europaeus 149 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Pfefferminze Polster-Kissenmoos Puffbohne Purpurblaue Steinsame Pyramiden-Hundswurz Quellmoos Riesenbärenklau Rosmarin Rosmarinheide Rotbuche Roter Fingerhut Rotes Waldvögelein Rundblättriger Sonnentau Salbei Salweide Sandbirke Sand-Schaumkresse Schachbrettblume Schilf Schmalblättriger Doppelsame Schwarzerle Schwarzpappel Seegras Silber-Birnmoos Silberdistel Silbermoos Silberweide Sommer-Adonisröschen Sommerlinde Sonnenbraut Speierling Spitzahorn Spitzwegerich Stechender Mäusedorn Stieleiche Storchenschnabel Stranddistel Südlicher Wasserschlauch Sumpfdotterblume Sumpf-Glanzkraut Sumpf-Sendelwurz Taubenkropf-Leimkraut Tausendgüldenkraut Thymian Tomate Claudia Keller Mentha x piperita Grimmia pulvinata Vicia faba Lithospermum purpurocaeruleum Anacamptis pyramidalis Fontanalis antipyretica Heracleum mantegazzianum Rosmarinus officinalis Andromeda polifolia Fagus sylvatica Digitalis purpurea Cephalanthera rubra Drosera rotundifolia Salvia spec. Salix caprea Betula pendula Roth Cardaminopsis arenosa Fritillaria meleagris Phragmites australis Diplotaxis tenuifolia Alnus glutinosa Populus nigra. Zostera japonica Byrum argenteum Carlina acaulis Bryum argenteum Salix alba Adonis aestivalis Tilia platyphyllos Helenium Sorbus domestica Acer platanoides Plantago lanceolata Ruscus aculeatus Quercus robur Geranium Eryngium maritimum Utriculatria australis Caltha palustris Liparis loeseli Epipactis palustris Silene vulgaris Centaurium erythraea Thymus officinalis Lycopersicon esculentum 150 Lizentiatsarbeit Symbolarten in der Naturschutzplanung Trollblume Übersehenes Knabenkraut Ungarische Wegrauke Vielstachlige Armleuchteralge Vogelknöterich Vogel-Nestwurz Wacholder Wald-Akalei Waldkiefer Wanzen-Knabankraut Weissdorn Weisstanne Wiesenschaumkraut Wildbirne Wilde Tulpe Windröschen Wolfsflechte Zichorie Zitronenmelisse Zitronenmelisse Claudia Keller Trollius europaeus Dactylorhiza praetermissa Sysymbrium altissimum Chara polyacantha Polygonum aviculare Neottia nidus-avis Juniperus communis Aquilegia vulgaris Pinus sylvestris Orchis coriophora Crataegus spec. Abies alba Cardamine pratensis Pyrus pyraster Tulipa sylvestris Anemone Letharia vulpina Cichorium Melissa officinalis Melissa officinalis Pinus krempfii Taiwania cryptomerioides Xanthocyparis vietnamensis 3. Pilze Deutscher Name Ästiger Stachelbart Bronzeröhrling Echter Hausschwamm Eichenrotkappe Frauentäubling Habichtspilz Königsfliegenpilz Mäandertrüffel Orangefuchsiger Raukopf Papageigrüner Saftling Puppenkernkeule Purpurleistling Satansröhrling Wetterstern Zunderschwamm Wissenschaftlicher Name Hericium coralloides Boletus aureus Serpula lacrymans Leccinum quercinum Russula cyanoxantha Sarcodon imbricatus Amanita regalis Choiromxces maeandriformis Cortinarius orellanus Hygrocybe psittacina Cordyceps militaris Gomphus clavatus Boletus satanus Astraeus hygrometricus Fomes fomentarius 151