Holz gibt den Ton an

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Holz gibt den Ton an
11.2012
November
ISSN 0944-5749
12,80 =C
Unternehmermagazin für Holzbau und Ausbau
mikado web award
Holz im Netz
Reitinternat
Holz sattelt auf
Friedhofscafé
Holz trauert mit
Bauphysik
Holz gibt den Ton an
Organ von
Europäische
Vereinigung des Holzbaus
mikado-web-award 2012 – Freuen Sie sich auf
die besten Holzbau-Sites und tolle Gewinne!
Editorial
Christoph Maria Dauner,
Chefredakteur mikado
Erfolg geht online
Die Website ist das Aushängeschild Ihres Betriebes. Aber wird Ihre Seite auch gut
besucht? Erhalten Sie Anfragen über das Internet? Wird Ihre Seite angezeigt, wenn
jemand bei Google nach Zimmerern sucht? Inzwischen sind zwar die meisten Zimmerer
im Internet vertreten, aber nur für die wenigsten hat das spürbar mehr Aufträge
gebracht. Warum? Weil die Kunden oft gar nicht wissen, dass
es Ihre Website gibt. Das lässt sich ändern: Zusammen mit dem
Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks
liefert mikado kompakt und komfortabel alle relevanten Punkte
direkt auf Ihren Schreibtisch.
Im mikado Online-Seminar zeigt Ihnen Daniel Dirkes,
Marketingexperte und mikado-Autor, wie Sie das Internet
Mitmachen und abräumen:
Beim mikado-web-award 2012
gibt’s drei iPads zu gewinnen!
www.mikado-online.de
erfolgreich zur Kundengewinnung nutzen. Er sagt Ihnen live
und direkt, wie Sie Kunden über Google auf Ihre Website
bringen, bei Google-Anzeigen bares Geld sparen, Facebook-Anfragen generieren und
wie eine Website heute aussehen muss, damit Interessenten zu Kunden werden.
Wie eine attraktive Website für Zimmerer aussehen soll, können Sie auch dieses
Jahr wieder beim mikado-web-award ganz leicht dokumentieren: Wählen Sie unter
www.mikado-online.de die beste Seite des Holzbaus 2012 – einfach auf Ihren Favoriten
klicken, voten – und eines von drei aktuellen Apple iPads abräumen. Viel Erfolg!
Ihr
www.mikado-online.de
3
Holz kann sich hören lassen
Vor allem beim Brandschutz sollten die Fachplaner
schon in einer frühen Projektphase mitwirken. Denn
Holz ist und bleibt leicht brennbar. Holzoberflächen
haben aber noch eine andere Eigenschaft: Sie geben
Konzertsälen eine gute Raumakustik. Holz kann sich also
nicht nur sehen, sondern auch hören lassen. Seite 12
Fermacell GmbH
Hanspeter Schiess Fotografie, CH-Trogen
mikado 11.2012 Inhalt
Junges Leben unter altem Gebälk
Der Abriss der Mühle Spiegelberg in Neustadt (Dosse)
stand bereits zur Diskussion – doch seit Beginn des
neuen Schuljahres geht es in der Mühle in Brandenburg wieder lebhaft zu, denn der Bauherr ließ das alte
Industriedenkmal zum Wohnheim des Reitinternates
Prinz-von-Homburg-Schule umbauen.
Seite 32
Thema des Monats: Bauphysik
Management
12 | Raumakustik
Gebäude, in denen Musik gespielt wird, brauchen
eine weit über das Normale hinausgehende
Schalldämmung, damit die Klangqualität stimmt.
40 | Software
Software übernimmt die Auftragsabwicklung im
Holzbau.
22 | Einfamilienhaus
Wenn sich eine Pianistin ein Haus baut, muss auch
der Bauakustiker ran.
Architektur
26 | Membrandach
Eine lichtdurchlässige Membran überspannt eine
Holzkonstruktion zwischen zwei Lagerhallen.
Besonders spannend war der Brandschutzaspekt.
44 | Dreifamilienhaus
Ein etwas anderes Passivhaus für drei Familien.
Produkt und Praxis
54 | Akku-Schlagbohrschrauber
Handmaschinen müssen zuverlässig sein.
Sanierung und Ausbau
32 | Wohnheim
Ein historisches Mühlengebäude wird zu einem
Wohnheim für Schüler eines Reitinternats.
Holzhäuser
58 | Gebäudeaussteifung
Praxislösungen für Wand- und Deckenscheiben.
Details im Griff
Zimmermeisterdach
37 | Holzfassaden
Holzfassaden sind beliebt, aber ein Brandrisiko bei
Mehrgeschossern. Doch das lässt sich reduzieren.
4
mikado 11.2012
64 | Walmdach
Traumdach fürs Traumhaus.
Arnold Ritter, Foto Focus Fotodesign
Aus dem Weinberg gewachsen
Ein Zimmerer baut für seine Familie,
die Mutter und die Schwester ein
Passivhaus. Der intensive Dialog zwischen Bauherr und Architekt sowie
die malerische Hanglage prägten die
Entwurfsphase.
Seite 44
Titel:
Hanspeter
Schiess;
Fermacell GmbH;
Birgida Gonzàles
Ein Magazin der
WEKA MEDIA
GmbH & Co. KG
66 | Praxistipp
Dampfsperre mit Schlaufen richtig verlegen
Fortbildung
70 | 18. Internationales Holzbau-Forum (IHF)
Die Holzbaubranche trifft sich wieder in Garmisch.
Holzwelten
74 | Friedhofscafé
Die Stadt Düren baut einen Treffpunkt für Trauernde.
Rubriken
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Editorial
Kurz und bündig
Ihr gutes Recht
Büro kompakt
Verband aktuell
Tipps und Termine
Produkte
Branchenführer
Unternehmen
Inserenten
Vorschau/Impressum
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mikado mit der freundlichen unterstützung der Leistungsgemeinschaft EigenheimModernisierung EINER. ALLES. SAuBER. (E.A.S.). Mitmachen und gewinnen!
E
in Web-Auftritt ist inzwischen
weit mehr als die Visitenkarte
des Unternehmens: Eine regelrechte
Bewerbungsmappe ist daraus geworden. Facebook, Twitter & Co. bringen
zusätzliche Aspekte mit ein, wollen
eine ganze Lebenswelt im Netz abbilden. Welche Firma löst diese Herausforderungen besonders gut? Worauf
legen Zimmerer besonderen Wert?
mikado hat für Sie in diesem Booklet
Internetseiten aus der Holzbaubranche zusammengestellt, die diese Aufgaben besonders gut lösen.
Schauen Sie sich die Kandidaten
an und wählen Sie Ihren Favoriten.
Die Internetseite mit den meisten
Stimmen erhält von der Redaktion
den mikado-web-award 2012.
6
Die Wahl läuft so:
▸ Unter allen Homepages, die wir
Ihnen in diesem Booklet vorstellen, finden Sie Ihren persönlichen Favoriten
▸ Sie senden Ihre Entscheidung an
die Redaktion
▸ Die Homepage mit den meisten
Stimmen gewinnt den mikadoweb-award 2012
▸ Jeder Einsender, der den mikadoweb-award-Gewinner gewählt
hat, kann gewinnen
Die meisten dieser Webites machen
übrigens auch auf den so angesagten
Tablets eine gute Figur. Besonders
scharf stellt die Infos das Display des
neuen Apple iPad dar. Damit Sie sich
davon selbst ein Bild machen können,
mikado 11.2012
verlost mikado dieses Jahr drei aktuelle iPads, mit freundlicher Unterstützung der Leistungsgemeinschaft
EINER.ALLES.SAUBER. (E.A.S.).
Wichtig: Jeder Teilnehmer kann
nur EINE Homepage vorschlagen.
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nach den Kriterien Design, Nutzen,
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Jeder kann mitmachen und Preise gewinnen – bis auf alle Mitarbeiter der WEKA MEDIA GmbH & Co.
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7
kurz & bündig
mikado-Interview
„Das Internet ist für das Handwerk sehr wichtig!“
Internet und Social Media erweitern die Marketingmöglichkeiten,
verändern das Nutzerverhalten – und stellen Unternehmer
vor die große Frage, was denn das nun für sie bedeutet. mikado
unterhielt sich darüber mit Daniel Dirkes, Inhaber von Artland
Marketing, einer auf Handwerksbetriebe spezialisierten Agentur.
mikado: Herr Dirkes, wie wichtig
ist denn heute das Internet für einen Handwerksbetrieb?
Daniel Dirkes: Sehr wichtig. Zur
Verdeutlichung eine aktuelle
Zahl: 85 Prozent aller Kunden
suchen im Internet nach einem
Handwerksbetrieb. Daraus folgen zwei Dinge: Ein Handwerksbetrieb braucht eine eigene Website. und die muss über Google
leicht auffindbar sein, sonst nützt
sie nichts.
Es gibt im Internet ja auch die
klassischen Branchenverzeichnisse, wo sich ein Handwerksbetrieb eintragen lassen kann.
Ja, die erfreuen sich noch einer
gewissen Beliebtheit, allerdings
ist die klar rückläufig. Die Kunden
erwarten heute einfach mehr als
nur einen Namen, eine Adresse
und eine Telefonnummer.
Muss eine Handwerker-Website
gut gestaltet sein?
Selbstverständlich, die Qualität
der Website ist ganz entscheidend
für den unternehmenserfolg. Die
Nutzer schließen unbewusst von
aber. Klassische Werbung über
die Tageszeitung kostet 3- bis
7-mal so viel, weil da die Streuverluste sehr hoch sind.
Wie wichtig sind inzwischen die
Social Media?
Die spielen im Handwerksbereich noch keine große Rolle –
Twitter gar nicht, Facebook schon
etwas mehr, ist aber schwer umzusetzen. Der größte Fehler: zu
versuchen, direkt Werbung für
winnung aus. Da ist Facebook ein
sehr gutes Medium.
Die klassische Website ist also
immer noch das effektivste Marketingwerkzeug?
Ja, das ist sie. Aber wie gesagt:
Der suchende Kunde muss sie
über Google finden, sonst nützt
sie nichts. Bei einer Suchbegriffeingabe sollte der Betrieb relativ weit oben stehen. Bezahlte
Anzeigen bei Google, sog. „Ad-
„Der größte Fehler: direkt Werbung für sich machen.
Das ist unter den Facebook-Nutzern verpönt.“
der Qualität der Website auf die
Qualität der Handwerksleistung
– auch wenn eigentlich klar ist,
dass der Handwerker kein Webdesigner ist. Deshalb ist hier ein
hohes Maß an Professionalität
unverzichtbar. Bevor ein Handwerker eine schlechte Website
ins Internet stellt, sollte er besser darauf verzichten. Die Ausgaben für eine Website lohnen sich
sich zu machen. Das ist unter den
Facebook-Nutzern verpönt. Die
wollen unterhaltung und Information. Mit Facebook Aufträge zu
akquirieren erfordert viel Wissen
und Fingerspitzengefühl. Da rate
ich eher ab, weil Aufwand und
Nutzen in keinem vernünftigen
Verhältnis zueinander stehen.
Anders sieht es jedoch bei der
Mitarbeiter- und Nachwuchsge-
Words“, sind eine gute Möglichkeit – aber in den letzten zwei
Jahren recht teuer geworden.
Eine Suchmaschinen-Optimierung ist zwar etwas mühseliger,
lohnt sich aber mittelfristig.
Welche Bedeutung haben denn
die mobilen Geräte?
Momentan gehen 5 bis 10 Prozent aller Nutzer mit mobilen
Architekturwettbewerb
Bauherren wählen Holz
ie Leser des Bauherrenmagazins „house and more“
haben entschieden: Sieger des diesjährigen VeluxArchitekturwettbewerbs ist mit 29,1 Prozent der über
21 500 abgegebenen Stimmen: der Kirchenneubau in
Platendorf. Das Gebäude beindruckt mit einer ungewöhnlichen Lichtstimmung: Das Dach besteht aus einer
massiven Brettstapelplatte, die sich im Bereich des Gottesdienstsaals zu einer Satteldachform auffaltet. Die schräg
gefalteten Platten enthalten acht lamellenähnliche, lichtdurchlässige Zonen, hinter denen Dachfenster in der Oberseite der Platte sitzen. Das durch die Lichtschlitze einfallende Tageslicht erzeugt eine sakrale Atmosphäre.
www.velux.de → Suchbegriff: „Architekten-Wettbewerb 2012“
8
mikado 11.2012
VELux DEuTSCHLAND
D
kurz & bündig
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GifÔ$K`ggjqli;€ddle^`dN\Y
Geräten ins Internet. 90 bis
95 Prozent aller Nutzer verwenden also immer einen PC. Deshalb lohnt es sich für Handwerksbetriebe noch nicht, gezielt
in Richtung „mobile Geräte“ zu
investieren.
Was bedeutet „investieren“?
Ich meine damit, die eigene
Website anzupassen bzw. eine
Variante für die mobilen Geräte ins Netz zu stellen. Gerade bei Handys ist der Bildschirm
deutlich kleiner als am PC. Klassische, den PC-Bildschirm füllende Websites sind da schwer
zu lesen. Wer diese Zielgruppe
bedienen will, muss eine deutlich abgespeckte und an die eingeschränkten Möglichkeiten angepasste Website anbieten, sonst
erzeugt er bei den Nutzern nur
Verärgerung. Solch eine mobiloptimierte Website läuft dann
parallel zur klassischen, PC-orientierten Website. Durch eine
automatische Abfrage beim Aufruf wird der Nutzer auf die für
ihn richtige Variante weitergeleitet. Aber wie gesagt: Momen-
▴▴Daniel Dirkes rät von Aktivitäten
bei Facebook ab und empfiehlt
eine professionell gemachte Website
tan ist diese Investition für einen
Handwerksbetrieb etwas übertrieben. In drei Jahren sieht das
aber wahrscheinlich schon ganz
anders aus.
Herr Dirkes, herzlichen Dank für
das interessante Gespräch.
Mehr zu diesen Themen können
Interessierte in Daniel Dirkes
Online-Seminar „So gewinnen
Sie mehr Kunden über das Inter­
net“ erfahren: www.mikadoonline.de/online-seminare
Merkblatt
Licht im Regel-Wirrwar
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D
er Eurocode 5 ist da und mit ihm neue Berechnungsvorschriften für Tragfähigkeitsnachweise bei Holzgebäuden und Holzbrücken. Einen Wegweiser durch den
Dschungel der Produktnormen bietet die Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. mit einem 16-seitigen Merkblatt. Das enthält die bei Eurocode-5-Nachweisen anzusetzenden Rechenwerte für geklebte Holzbauprodukte wie Brettschichtholz, Balkenschichtholz oder Brettsperrholz, aber
auch für Vollholz und keilgezinktes Vollholz, beigesteuert von der Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollholz e.V. Das Merkblatt ist von den Webseiten der
Herausgeber kostenfrei downloadbar und wird künftig
immer wieder aktualisiert.
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kurz & bündig
Schweiz
Gold für Holz-Stein-Verbund
D
as „BärenWaldhaus“ im Berner Tierpark Dälhölzli
gewann den schweizerischen Holzwettbewerb „Prix Lignum 2012“. Das Bauwerk thematisiert den Wald als Lebensraum der Bären, aber auch die urtümliche Kraft dieser Tiere.
Die Wände bestehen dementsprechend aus Massivholz und
Naturstein, die zusammen ein ungewöhnliches Trockenmauerwerk bilden. Energieeffizienz war hier natürlich kein Thema.
Das Gebäude soll die Tiere nur vor Wind, Regen und extremer Kälte schützen. Das vorwiegend verwendete Holz ist
Tanne. Der „Prix Lignum“ zeichnet nicht nur Holzbauten aus,
sondern generell den innovativen und kreativen Einsatz von
Holz, z.B. bei Möbeln und künstlerischen Objekten.
www.prixlignum.ch
Fassadenpreis
PREISTRäGER DEuTSCHER FASSADENPREIS 2012, BRILLux GMBH & CO. KG, MÜNSTER
Lärche begeistert Jury
▴ Mit kunterbuntem Gesicht zeigt sich die Kindertagesstätte in Dresden
D
ie in Holzrahmenbauweise errichtete Kindertagesstätte
in der Dresdner Comeniusstraße gewann beim Deutschen
Fassadenpreis 2012 in der Kategorie „Öffentliche Gebäude“ den
2. Preis. Verkleidet ist der quadratische Baukörper mit senkrecht angebrachtem, unbehandeltem Lärchenholz, das im Lauf
der Jahre immer mehr vergrauen wird. Die großen Holzflächen
werden kontrastierend ergänzt durch bunte Farben – vor allem Gelb-, Grün- und Magentatöne – in den markanten Einschnitten, bei den Fensterelementen und bei den textilen Sonnenschutzsegeln und -jalousien. Der sensible und kindgerechte
Umgang mit Material und Farben überzeugte die Jury dieses
Wettbewerbs. Sie lobte die damit verbundene starke Identität
des Gebäudes. Geplant wurde es vom Dresdner Büro „Stellwerk
Architekten“. Der Wettbewerb wird seit 21 Jahren von einem
www.fassadenpreis.de
großen Farbenhersteller ausgelobt.
10
mikado 11.2012
RALPH HuT, ZÜRICH/PRIx LIGNuM 2012
kurz & bündig
▴ Der kreativste Holzbau der Schweiz ist 2012 ein Bären-Wohnhaus
WBS 140 DIE ABBUNDMASCHINE
FÜR DEN ZIMMERMANN
Produktdesign
Holz klingt gut
ölzerne Kopfhörer hat Griffin Technology entwickelt:
die „WoodTones“. Hergestellt sind
sie aus Abfällen von Holz aus
nachhaltigem Anbau. Poliert und
seidenglatt stellen sie ein schickes
Accessoire für trend- und umweltbewusste Musikliebhaber dar.
Laut Hersteller akzentuiert das hölzerne Gehäuse Gesang und Bass und verstärkt
die Klangfülle. Musikliebhaber können somit bei niedrigerer Lautstärke als sonst notwendig das gleiche
Klangerlebnis genießen. Der Klangkörper aus Holz
ist mit einem 8 mm Neodymium-Treiber ausgestattet. Zudem besitzen die leichten und schmalen Kopfhörer weiche Silikonaufsätze in drei Größen, die Ermüdungserscheinungen beim Hören verhindern. Um
die Kopfhörer unterwegs zu schützen, wird ein Aufbewahrungsbeutel aus Hanffasern mitgeliefert.
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11
P1
Projekt 1
Thema des Monats Bauphysik
Musikhaus in Röthis
Der örtliche Musikverein brauchte einen neuen Probenraum.
Es entstand ein aufsehenerregender Holzbau.
Probengebäude: Balsam für Augen und Ohren
12
Steckbrief
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Interview: „Holz eignet sich für Musik hervorragend“
18
Fazit: Ein optisches und akustisches Meisterwerk
20
12
mikado 11.2012
www.mikado-online.de
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P 1
Thema des Monats Bauphysik
Probengebäude
Balsam für Augen und Ohren
Gebäude, in denen Musik gespielt wird, brauchen nicht nur eine
weit über das Normale hinausgehende Schalldämmung, sondern
auch besondere Maßnahmen, damit die Klangqualität der Räume stimmt.
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mikado 11.2012
Thema des Monats Bauphysik
◂◂Bei Blasmusik
braucht jeder
Musiker mindestens 10 m³,
sonst klingt es
übel. Für
eine Kapelle mit
50 Musikern
muss der Probenraum deshalb groß sein
▸▸Die senkrechten
Lamellen
vor den wandgroßen
Fenstern sorgen
für eine
poetische
Lichtstimmung
D
ie 2000 Einwohner zählende
Gemeinde Röthis im vorarlbergischen Rheintal sorgte im Jahr 2010
durch die Eröffnung ihres schmucken
„Musikhauses“ für Furore. Bei dem
Namen denkt man zunächst an einen
großen Konzertsaal, doch tatsächlich
handelt es sich „nur“ um ein Gebäude
zum Proben, also ohne Platz für Publikum. Nutzer ist der örtliche „Musikverein Harmonie“, dessen Prunkstück
eine große Blaskapelle ist. Gerade deren rund 50 Musiker brauchen ausreichend Platz. Und Platz bedeutet hier
nicht nur eine ausreichende Grundfläche für jeden Musiker, sondern
auch ausreichend Raumvolumen für
die Musik, damit die sich richtig entfalten kann und gut klingt.
www.mikado-online.de
Architekturjuwel belebt die
Ortsmitte
Den Architekturwettbewerb hatte
Ende 2007 das Bregenzer Büro „Cukrowicz Nachbaur Architekten“ mit
einem strengen Entwurf gewonnen,
der sich jedoch subtil in den dörflichen Kontext einpasst. Den fast würfelförmigen Baukörper positionierten
sie nicht direkt an der Straße, sondern
setzten ihn etwas zurück, sodass vor
ihm ein öffentlicher Platz entstehen
konnte. Den belebt ein schickes Café
im Erdgeschoss, das sich zu ihm mit
einer gebäudebreiten und raumhohen
Fensterfront öffnet. Über ihr sitzt eine
fast doppelt so hohe, geschlossene,
komplett mit Lärchenholz-Schindeln
verkleidete Wand. Diese für moderne Architektur typische Geste verleiht dem Gebäude Prägnanz und
eine starke Präsenz.
Die ortstypische Fassadenbekleidung, die Maßstäblichkeit sowie die
Nähe zweier großer alter Bäume und
eines alten Bauernhauses lassen das
Bauwerk trotz seiner modernen Formensprache nicht als „implantierten Fremdkörper“ wirken, sondern
binden ihn in das dörfliche Ensemble ein. „Das Raumprogramm war
eigentlich etwas zu groß für dieses
Grundstück“, erklärt Andreas Cukrowicz. „Wir haben deshalb die sichtbare Baumasse reduziert, indem wir
einige Proberäume ins Untergeschoss
gelegt haben. Dabei konnten wir den
15
P 1
Thema des Monats Bauphysik
Schnitt
Probenraum
Café
Probenraum
▸▸Die Anmutung
des Musikhauses ist zwar
entschieden
modern, trotzdem
fügt es sich mit
seiner an die
lokale Bautradition
anknüpfende
Holzfassade gut ins
Dorfbild ein
Obergeschoss
Probenraum
natürlichen Geländesprung nutzen,
um sie zu belichten.“
Das Untergeschoss ist komplett
in Stahlbeton ausgeführt. Die Decken
zwischen Unter- und Erdgeschoss sowie Erd- und Obergeschoss sind
aus schallschutztechnischen Gründen ebenfalls in Stahlbeton ausgeführt worden. Die sichtbare Gebäudehülle inklusive Dach besteht jedoch aus einer reinen Holzkonstruktion in Elementbauweise mit inneren und äußeren Vorsatzschalen.
Die inneren Vorsatzschalen in den
Probenräumen sind für deren akustische Qualität von maßgeblicher
Bedeutung.
Erdgeschoss
Gem.Raum
Café
Musik erfordert ungewöhnliche
Lösungen
Im Obergeschoss befindet sich der
große Probenraum für die Blaskapelle. In einer Nebenraumzone wurden noch ein kleiner Abstellraum
und das Treppenhaus organisiert. Der
Gemeinschaftsraum zum gemütlichen Zusammensitzen und die WCs
sind ein Geschoss tiefer in der CaféEbene untergebracht.
Oben, im großen Probenraum, sind
die gegenüberliegenden Seitenwände raumhoch verglast. Die Fensterelemente werden außen von vertikal angebrachten, starren Lamellen
Blasmusik ist in!
Die Zeiten, als Blasmusik für verstaubten Traditionalismus und kleinbürgerliche Biederkeit stand,
sind vorbei. Heute gilt sie geradezu als Inbegriff
schräg-cooler Partystimmung – und das nicht
nur auf dem Münchener Oktoberfest. Im oberösterreichischen Ort lockte das 2012 zum zweiten
Mal ausgetragene „Woodstock der Blasmusik“
an vier Tagen 15 000 Besucher an. Die 42 Bands
spielten Walzer, Polka, Landler, Brass, Jazz, Rap
und Hip-Hop – eine fröhliche Gegenkultur zum
kommerziellen Mainstream der Musikindustrie.
Probenraum
Probenraum
16
Cukrowicz Nachbaur Architekten, A-Bregenz
Untergeschoss
www.woodstockderblasmusik.at
mikado 11.2012
Steckbrief
Thema des Monats Bauphysik
Bauprojekt:
Musikhaus Röthis
aus Lärchenholz überdeckt. Sie sind
ein ortstypisches Holzbauelement,
das bei Bauernhäusern traditionell
zur Belüftung der Heustadel eingesetzt wird. Beim Musikhaus haben
die Lamellen zum einen die Funktion eines Sonnen- und Sichtschutzes, der das Licht „filtert“ und innen für nuancenreiche Schattenspiele
sorgt, zum anderen sind sie außen
ein wichtiges Gestaltungselement,
das die geometrische Baukörperform betont.
Im Untergeschoss befinden sich
zwei weitere Probenräume und die
Technikräume. Zur Gebäudebeheizung dient Fernwärme in Kombination mit Erdwärme. Zudem wurde
eine kontrollierte Be- und Entlüftung
mit Wärmerückgewinnung integriert.
Durch die gute Wärmedämmung ist
der Heizenergiebedarf mit 26 kWh/
(m²a) aber ohnehin gering.
liegenden „schallharten“ Glasoberflächen kommt, und reflektiert den
Schall vermehrt auf die schallabsorbierenden Wände. Das reduziert die
Nachhallzeit und störende akustische
Phänomene wie die sog. „FlatterEchos“. Sichtbar ist die ungewöhnliche Fensteranordnung nur von innen – außen sorgen die Lamellen für
eine beruhigend gleichförmige Fassadenfläche. Als zusätzlicher Sonnenschutz sind zwischen Fensterebene und Lamellen textile Rollos
eingebaut.
Positive Resonanz – national und
international
Das Gebäude begeistert die Fachwelt. 2011 gewann es den „Vorarlberger Holzbaupreis“ in der Kategorie „Mischbauweise“. Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Das
harmonische Ersetzen und Weiterbauen im Bestand zeugt von einer
sicheren Hand der Architekten. Im
Obergeschoss steckt das Juwel der
Meisterarbeit. Die raumakustischen
Elemente sind gekonnt in die Konstruktion integriert. Die Ausführung
zeugt von hoher Professionalität
und erlesenem Handwerk.“ Der Siegeszug ging weiter: 2012 wurde das
Musikhaus mit dem „International
Architecture Award“ des „Chicago
Athenaeum Museum of Architecture
and Design“ ausgezeichnet.
Spezielle Maßnahmen für gute
Akustik
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Jörg Pfäffinger, Volkertshausen /
Günther Hartmann, Kissing ▪
Gemeinde Röthis
A-6832 Röthis
www.roethis.at
Nutzer:
Musikverein Harmonie Röthis
www.mv-roethis.at
Wettbewerb: Juli 2007
Planung:
Januar 2008 bis Dezember 2009
Bauzeit:
Februar 2009 bis April 2010
Konstruktion:
Mischbauweise
Stahlbeton/Holzrahmenbau
Wärmeenergiebedarf: 26 kWh/(m²a)
Bebaute Fläche: 191 m²
Bruttogeschossfläche: 532 m²
Nutzfläche: 425 m²
Umbauter Raum: 2214 m³
Baukosten: 980 000 Euro netto
Architektur:
Cukrowicz Nachbaur Architekten
A-6900 Bregenz
www.cn-architekten.com
Fachplanung Schallschutz und
Akustik:
Spektrum – Zentrum für Umwelttechnik & -management
A-6850 Dornbirn
www.spektrum.co.at
Fachplanung Tragwerk:
Merz Kley Partner
A-6850 Dornbirn
www.mkp-ing.com
Realisierung Holzbau:
Nesensohn Holzbau
A-6830 Rankweil
www.nesensohn-holzbau.at
▸▸Wenn am
Abend die Blaskapelle übt,
erstrahlt der große
Probenraum
weithin sichtbar
in einem
von den Lamellen
kunstvoll
gefilterten Licht
Hanspeter Schiess Fotografie, CH-Trogen
Im Gebäudeinneren sind alle Wandkonstruktionen und die Deckenuntersichten mit furnierten Holzwerkstoffplatten verkleidet. Für die
Probenräume kamen gelochte Platten
mit unterschiedlichen Lochgrößen
zum Einsatz. Die gelochten Platten,
die nicht zu starr sein dürfen, sind in
Kombination mit einem innen aufkaschierten Akustikvlies, einer Hohlraumdämmung aus Schafwolle und
dem rund 10 cm tiefen Hohlraum der
Vorsatzschale für die Absorption des
Schalls verantwortlich.
Im über 1 m hohen Dachaufbau
kommen die tiefen Hohlräume zwischen den Balken der Akustik des
großen Probenraums zugute: Mehrere Helmholtz-Resonatoren ließen
sich hier unsichtbar integrieren und
die Absorption der Basstöne verbesserte sich deutlich.
Die 1,20 m breiten und 4,00 m
hohen Fensterelemente hinter dem
„Lamellenfilter“ sind leicht schräg
und versetzt eingebaut – alle im gleichen Winkel. Das hatte keine gestalterischen Gründe, sondern akustische. Es verhindert, dass es zum
Phänomen der „stehenden Schallwellen“ zwischen den gegenüber-
Bauherr:
17
Thema des Monats Bauphysik
P 1
Raumakustik
„Holz eignet sich für Musik hervorragend“
Bei Konzertsälen, aber auch bei Probenräumen darf die Raumakustik nicht dem
Zufall überlassen bleiben. Ein Fachmann muss sie exakt planen, sonst sind die
Räume kaum brauchbar. DI Dr. Karl Torghele ist einer. mikado unterhielt sich mit ihm.
D
I Dr. Karl Torghele ist Physiker,
Sachverständiger für Bauakustik und Inhaber des im vorarlbergischen Dornbirn ansässigen Ingenieurbüros „Spektrum – Zentrum für Umwelttechnik und -management“,
das beim Musikhaus in Röthis unter
anderem für die Raumakustik verantwortlich war. Des Weiteren ist Torghele Präsident des Österreichischen
Instituts für Baubiologie und Bauökologie (IBO), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Donau-Universität Krems und Lektor an der
Kunstuniversität Linz.
mikado: Herr Dr. Torghele, wie weit
beeinflusst die Raumakustik bei einem
Musikhaus wie dem in Röthis den
Gebäudeentwurf?
Dr. Karl Torghele: Die Raumakustik hat immer einen großen Einfluss: auf die Raumproportionen,
auf das Raumvolumen und natürlich auf die Raumoberflächen. Alles
muss stimmen, wenn Musik gespielt
wird. Überall im Raum soll die glei-
Spektrum
◂◂War mit seinem
Ingenieurbüro
beim Musikhaus
in Röthis für
die Raumakustik
zuständig:
DI Dr. Karl Torghele
beim Gebäudeentwurf nicht. Der
Raum muss genau auf das zugeschnitten sein, was in ihm stattfinden soll. Chormusik hat z. B. ganz
andere Bedürfnisse als Blasmusik.
Darauf gehen wir immer genau ein
und optimieren einen Raum für seinen jeweiligen Zweck.
Wie groß muss das Raumvolumen sein,
damit die Musik gut klingt?
Blasmusik hat einen hohen Schalldruckpegel. Deshalb muss das
Raumvolumen pro Spieler mindestens 10 m³ groß sein. Auch bei Konzertsälen ist ein ausreichendes Volumen von besonderer Bedeutung,
damit sich der Klang im Raum ausbilden kann, bevor er im Publikumsbereich „geschluckt“ wird. Aber auch
bei Probenräumen ist bewusst darauf
zu achten. Da eine Blaskapelle ja aus
fast 50 Musikern besteht, brauchen
die insgesamt ein Raumvolumen von
500 m³ oder mehr, sonst kann sich
der Klang des Orchesters nicht ausbilden und es fehlt der Gesamteindruck,
den jeder Musiker braucht, um sein
eigenes Spiel anzupassen.
Was ist bei den Oberflächen der Räume
wichtig?
In Röthis waren zwei Dinge wichtig: Zum einen haben wir die Fenster
nicht genau parallel zur Wandachse
eingebaut, sondern leicht schräg –
„Mit Holz lässt sich die ganze Anforderungsbreite
von Absorption bis Reflexion gut umsetzen.“
che Klangqualität herrschen. Gerade bei einem Probenraum ist es aber
besonders wichtig, dass der Dirigent
exakt hören kann, welcher Musiker
wie spielt und wo noch „Optimierungsbedarf“ ist. Das kann er nur,
wenn der Raum für die entsprechende Musik ausgelegt ist. Ist das nicht
der Fall, hat er ein großes Problem.
Ein paar grobe Faustregeln genügen
Welche Raumproportionen sind gut?
Und welche sind schlecht?
Das Verhältnis von Länge, Breite
und Höhe darf nicht ganzzahlig sein.
Ein Würfel wäre also ganz schlecht,
ebenso Räume mit Verhältnissen von
2:1 oder 3:1. Die gilt es unbedingt zu
vermeiden. Sonst kommt es zur Überlagerung von Frequenzen – und das
hört sich furchtbar an.
18
mikado 11.2012
ein Beitrag zur Herstellung eines diffusen und gleichmäßigen Schallfelds.
Zum anderen haben wir die Raumoberflächen genau auf die akustischen Bedürfnisse der Blasmusik
ausgerichtet. Für jede Art von Musik, die in einem Raum gespielt wird,
muss deren Nachhallzeit stimmen,
um eine optimale Klangqualität erreichen zu können. Bei Chormusik
Jörg Pfäffinger, D-Volkertshausen
Was sind Helmholtz-Resonatoren?
Ein Helmholtz-Resonator ist ein
Hohlkörper mit Öffnungsschlitz, der
je nach der Größe seines Volumens
sowie der Größe und Form seiner
Öffnung bestimmte Frequenzen verstärkt oder dämpft. Bei Blasmusik
sollten die tiefen Frequenzen gedämpft werden. Deshalb integrierten
wir im großen Probenraum in Röthis
fünf nicht ganz 2 m lange Elemente
in die Deckenabschlusskante. An den
Raumkanten erzielen sie die beste
Wirkung. Der Volksmund spricht hier
übrigens von „Bassfallen“. Es genügt,
einige an den richtigen Stellen anzubringen. Das wirkt sich dann gleich
auf den ganzen Raum aus.
▴▴Im großen
Probenraum sind
die Fenster
leicht schräg eingebaut und
die Decke ist mit
gelochten
Holzwerkstoffplatten verkleidet
Sind die Absorptionseigenschaften der
Oberflächen überall gleich?
Nein, dies variiert je nach Position
im Raum. An der Decke ist die Absorption stark, an den Wänden eher
schwach. Besonders hinter dem Dirigentenpult ist eine breitbandige,
hoch schallabsorbierende Fläche erforderlich, damit der Dirigent die Musik optimal hören kann. Damit wird
praktisch im Probenraum eine Situation simuliert, die dem Konzert vergleichbar ist.
Gibt es Holzarten, die sich besonders
gut für Musik eignen?
Grundsätzlich kann dies nicht so einfach beantwortet werden. Wichtig
ist allerdings, dass die Holzqualitäten hochwertig sind und das Holz
Lässt sich sagen, dass Holz generell für
Musik hervorragend geeignet ist?
Ja, das kann man sagen. Mit Holz lässt
sich die ganze Breite an Anforderungen von Absorption bis Reflexion gut
Dachaufbau über großem Probenraum
80 mm Kies
12 mm Bituminöse Abdichtung
50 – 170 mm Steinwolle-Dämmplatten
mit 2 % Gefälle
80 mm Steinwolle-Dämmplatten
– Dampfsperre
20 mm 3-Schicht-Platten
32 mm Bretterschalung
560 mm Brettschichtholz-Balken
dazwischen
100 mm Mineralfaserdämmung
auf 20 mm 3-Schicht-Platte
sowie 5 Helmholtz-Resonatoren
45 mm Holzlattung
40 mm Holzlattung
dazwischen 40 mm Schafwolle
– Vlies, schwarz
15 mm furnierte Holzwerkstoffplatten,
gelocht, unsichtbar auf
Unterkonstruktion montiert
www.mikado-online.de
umsetzen. Seine Schwingungseigenschaften sind gut berechenbar und
damit auch gut planbar. Verschiedene Holzarten und Materialdicken erlauben ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Das wird
nochmals erweitert durch Platten mit
verschiedenen Lochungen und durch
Schalungen mit verschieden breiten
Schlitzen. Das richtig aufeinander
abzustimmen braucht eine detaillierte Fachplanung.
Außenwandaufbau im Obergeschoss
15 mm furnierte Holzwerkstoffplatten,
unsichtbar auf
Unterkonstruktion montiert
– Vlies
185 mm Holzunterkonstruktion
dazwischen 40 mm Schafwolle
und 145 mm Luftraum
20 mm 3-Schicht-Platten
– Dampfbremse
180 mm Steher-Riegelkonstruktion
dazwischen 2 × 90 mm Steinwolle
50 mm Weichfaserplatte
30 mm Hinterlüftungslattung
24 mm Rauspundschalung
31 mm Schindeln, Lärche, gespalten,
abgefast, dreilagig
Cukrowicz Nachbaur Architekten, A-Bregenz
sind das so 1,0 bis 1,2 Sekunden, bei
Blasmusik 0,6 bis 0,7 Sekunden, also
nur rund die Hälfte. Das lässt sich
durch eine entsprechende Behandlung der Oberflächen erreichen, sodass sie den Schall mehr oder weniger absorbieren oder reflektieren. In
Röthis haben wir an der Decke und
an den Wänden spezielle Sperrholzplatten mit unterschiedlicher Akustiklochung eingesetzt – eine preiswerte und flexible Lösung. Je nach
Größe und Anzahl der Löcher sowie
der Gestaltung der Unterkonstruktion lässt sich die Nachhallzeit auf die
Nutzungsansprüche optimieren. Und
da in der Blasmusik tiefe Frequenzen
dominieren, haben wir auch Helmholtz-Resonatoren eingesetzt.
19
P 1
Thema des Monats Bauphysik
Adolf Loos: Das Mysterium der Akustik
Auf die Frage, ob man akustisch gute Säle nachbauen solle, gab im Jahr 1912 der berühmte
Wiener Architekt Adolf Loos (1870 – 1933) eine ungewöhnliche Antwort: „Man hat diese Versuche schon gemacht. In Manchester wurde der berühmte Bremer Konzertsaal genau kopiert,
der als der bestakustische berühmt ist – mit negativem Erfolg. Aber bisher war jeder neue
Saal akustisch schlecht. Manche erinnern sich an die Eröffnung der Wiener Hofoper. Man
klagte damals, dass es mit der Wiener Gesangskunst durch das unakustische Haus für immer
vorbei sei. Und heute gilt die Oper als das Muster eines akustischen Theaters. Haben sich
unsere Ohren geändert? Nein, das Material, aus dem der Saal besteht, hat sich geändert. Das
Material hat durch vierzig Jahre immer gute Musik eingesogen und wurde mit den Klängen
imprägniert. Das sind mysteriöse molekulare Veränderungen, die wir bisher nur am Holz der
Geige beobachten konnten. Um einen Raum akustisch zu machen, muss man also darin
Musik machen? Nein, das genügt nicht. Gute Musik muss man drinnen machen. Denn die
Seelen der Menschen kann man wohl betrügen, aber nicht die Seele des Materials.“
Der berühmte Wiener Architekt Adolf
Loos behauptete vor 100 Jahren, dass
Holz gute Musik einsaugt, sich im Lauf
der Jahrzehnte molekular verändert und
die Musik dann noch besser klingt.
Das kann ich jetzt so nicht bestätigen. Die akustische Eigenschaft
würde sich allerdings hörbar verändern, wenn das Holz mit der Zeit
feuchter oder trockener wird. Das
ist heute aber durch die technische
gleichmäßig gewachsen ist. Je nach
Anwendungsfall kommen schwerere
oder leichtere Holzarten zum Einsatz.
Für Plattenabsorber ist z. B. wichtig,
dass die Holzwerkstoffplatten eher
dünn bleiben und die Unterkonstruktion eine nicht zu starke Aussteifung
verursacht. In diesem Sinne ist also
die Wahl der Holzart stets an die Nutzungsanforderung und die gewählte
Konstruktion zu knüpfen.
Projekt 1
Fazit
Durch das subtile Einfügen in den
dörflichen Kontext und den gekonnten
Umgang mit dem Baustoff Holz entwickelte sich aus der einfachen Bauaufgabe „Probengebäude für den
Musikverein“ ein attraktiver Ortsmittelpunkt. Außen sorgt eine große
Schindelfassade in Kombination mit
Lamellen vor den großen Fenstern für
ein Anknüpfen an die regionale Bautradition, innen Holzwerkstoffplatten
für eine optimale Raumakustik. Für
akustisch anspruchsvolle Räume ist
Holz zwar grundsätzlich gut geeignet,
doch erst ein Fachplaner kann sein
Potenzial zur Entfaltung bringen.
20
Hanspeter schiess fotografie, Ch-trogen
Ein optisches und akustisches
Meisterwerk.
mikado 11.2012
Vortrocknung so gut wie ausgeschlossen, da exakt steuerbar. Schon
aus ästhetischen Gründen muss das
Holz in der späteren Feuchte eingebaut werden, sonst quillt es oder bekommt Risse.
Neben einer guten Akustik brauchen
Proben- und Konzertsäle ja auch einen
sehr guten Schallschutz. Wie haben Sie
den in Röthis erreicht?
Die Geschossdecken zwischen den
Nutzungszonen sind in Stahlbeton
mit schwimmendem Estrich ausgeführt. Von besonderer Bedeutung
waren die Schallschutzqualitäten
der Fenster, damit die Nachbarn
durch die abendlichen Proben nicht
gestört werden. Die Grundrisse sowie die Qualität der Wände und
Türen wurden auf die hohen Anforderungen und den Schalldruckpegel
abgestimmt. Im Holzbau bedeutet das
immer: mehrschalige Konstruktionen. Auf diese Weise lässt sich auch
im Holzbau ein hoher Schallschutz
sicherstellen.
Herr Dr. Torghele, herzlichen Dank für
das interessante Gespräch.
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Thema des Monats Bauphysik
P 2
Das Treppenhaus
ist offen
gestaltet. Die
Galerie
bringt viel Licht in
den Raum
22
mikado 11.2012
Thema des Monats Bauphysik
Einfamilienhaus
Split-Level mit Klangkörper
Wenn eine Pianistin ein Haus baut, ist das nicht nur eine Aufgabe für ein
Architektenteam, sondern auch für den Bauakustiker.
W
ohnen und Arbeiten unter einem Dach ist eine bekannte Konstellation. Doch wenn die
Wirkungsstätte kein Schreibtisch,
sondern ein Klavier ist, steigen die
Anforderungen an die bauliche Ausführung und den Schallschutz erheblich. Hinzu kamen beim Bauprojekt
in Wetter an der Ruhr die Vorgaben des Baugrunds: Die Bauherren
hatten ein Hanggrundstück mit zwei
Metern Gefälle von der Straße zum
Garten hin ausgewählt. Diese Gegebenheiten mussten mit dem Bebauungsplan, dem Wunsch nach einem
Haus für eine Familie mit bis zu drei
Kindern und einem vorgegebenen
Kostenrahmen in Einklang gebracht
werden.
Während ein Großteil des Hauses in bewährter Holzrahmenbauweise gefertigt werden konnte, mussten
die Planer besonderes Augenmerk
auf die Ausführung des Musikraums
richten. Der Raum sollte der Pianistin zum einen für Proben dienen,
zum anderen auch zu Unterrichtszwecken genutzt werden. Deshalb
war eine gute Schalldämmung unumgänglich.
Raum im Raum
Der Musikraum liegt im Eingangsbereich an einer Hausecke und ist mit
einem Pultdach versehen. Das verringerte die abzukoppelnden Zonen. Der
Akustiker löste seine Aufgabe, indem
er einen „Raum im Raum“ plante, den
Musikraum also durch schallentkoppelte Wände von den anderen Räumen trennte.
Der Bodenaufbau stellte keine
besonderen Anforderungen und bot
ausreichenden Schallschutz, denn
der schwimmende Estrich fungiert
www.mikado-online.de
▴▴Der Wohnbereich liegt eine
halbe Etage
tiefer als der
Eingang.
Durch die Hanglage kann
der Garten ebenerdig
betreten werden
als Vorsatzschale und bietet somit die
nötige akustische Abkopplung.
Eine schwere, dicht schließende
Tür, ähnlich einer Hauseingangstür,
unterbindet durch ihre hoch schalldämmende Wirkung die Schallübertragung in das offene Treppenhaus.
Bei der Auswahl der Tür achteten die
Planer auch darauf, die Schalldämmung nicht zu übertreiben, da eine
zu schwere Tür zwar eine stärkere
Dämmung, aber auch eine schlechtere Handhabung zur Folge gehabt
hätte.
Rundum abgekoppelt
Um die Schallübertragung über die
Innenwände zu reduzieren, sind sie
doppelschalig ausgeführt. Zwischen
beiden Schalen aus Holzständerwerk
mit Gipskartonbeplankung befinden
sich Mineralfaserdämmstoffplatten.
Zwei getrennt ausgeführte Ständerwerke unterbinden die Schallübertragung.
Ähnlich verhält es sich im Bereich der Außenwände. In Verlängerung der Innenwände befinden sich
an den Außenwänden zwei getrennte Ständerwerke. Sie verhindern die
Schallübertragung vom „Raum im
Raum“ zu den Außenwänden der umliegenden Räume. Sichtbar ist von
dieser Konstruktion nur eine Gebäudetrennfuge. Um die Schallübertragung über die Decke des Raums zu
reduzieren, war kein großer Aufwand
nötig, da sich in diesem Bereich das
Pultdach befindet. Der Akustiker riet
zur „Decken- und Dachkonstruktion
mit dichter Ausführung“.
Berichte der Hausherren belegen, dass das Schallschutzkonzept
23
P 2 Steckbrief
Thema des Monats Bauphysik
Bauvorhaben:
Einfamilienhaus in
D-58300 Wetter an der Ruhr
Bauweise:
Holzrahmenbauweise mit
verputzter Holzweichfaserplatte
(Hauptbaukörper) sowie
hinterlüfteter Lärchenholzfassade
(straßenseitiger Vorbau)
Energiestandard: KfW 55
Grundriss Untergeschoss
Abst.
Grundriss Obergeschoss
Arbeiten
Kochen
Eingang
September 2010
bis April 2011
Umbauter Raum:
Luftraum
Ankleide
Musik
Kind 1
Essen
Bauzeit:
Nutzfläche: 244,3 m²
Bad
Flur
Wohnen
Kind 2
Schlafen
897,5 m³
Planer/Architekt:
Jonas Puschmann
D-45665 Recklinghausen
www.puschmannarchitektur.de
(Leistungsphasen 2 – 5)
und
Susanne Wilden
D-44795 Bochum
(Leistungsphasen 1, 6 – 8)
aufgegangen ist: Selbst nächtliches
Klavierspielen habe bisher noch nicht
zu Protesten geführt …
Statik:
Ingenieurbüro Lederhose,
Wittler & Partner
D-44139 Dortmund
www.lederhose-wittler.de
Optimale Raumakustik
Holzbauer:
Lemm & Overberg
D-44894 Bochum
www.lemmoverberg.de
Akustik:
Ingenieurbüro Schön
D-44807 Bochum
www.ing-schoen.de
Energieberater:
Ingenieur- und
Sachverständigenbüro
Dr. Jörg Albert
D-47169 Duisburg
www.die-energieberater.de
▾ Durch das
versetzte
Satteldach bleibt
Platz für
ein Fensterband,
das viel
Licht ins Haus
bringt
Auf den Akustiker wartete im Innenraum noch eine weitere Aufgabe: Der Musikraum sollte eine möglichst gute Raumakustik haben. Die
Leichtbauweise der Wände mit einem hohen Anteil an Gipskarton, der
wie ein Plattenabsorber wirkt, hätte für ein verzerrtes Klangbild und
eine zu lange Nachhallzeit gesorgt.
Zudem wären die tiefen Frequenzen
geschluckt, die hohen übermäßig reflektiert worden.
Nach genauen Berechnungen wurden zusätzliche Absorber aus Faserdämmstoff mit Vliesbespannung eingebracht, um die starke Reflexion zu
verringern. Um die tiefen Frequenzen
nicht zu stark zu schlucken, wurde
die Wand zwischen Eingangsbereich
und Musikraum als massives Mauerwerk errichtet.
Gelungene Teamarbeit
Das Haus selber besteht aus mehreren versetzten Ebenen im Split-Level. Von außen betrachtet teilt sich
der Baukörper in zwei unterschiedlich hohe, gegeneinander verschobene Elemente. Beide Teile sind mit einem Pultdach versehen, beide Dächer
24
mikado 11.2012
gemeinsam ergeben ein versetztes
Satteldach. Zur Straßenseite steht ein
eingeschossiger Vorbau mit Lärchenholzverschalung. An ihn schließt, optisch inkludiert, eine Garage an. Der
hintere Teil überragt den Vorbau um
eine halbe Geschosshöhe und ist zur
Straße hin mit einem langen Fensterband ausgestattet. Die Außenwände
sind weiß verputzt, an der Gartenund Süd-West-Seite wird die Lärchenholzverschalung zwischen den
Fenstern wieder aufgenommen.
Viel Licht und Weite
Man betritt das Haus durch den Eingangsbereich im Vorbau. Von hier aus
kann man rechter Hand direkt den Pianoraum betreten. Linker Hand des
Eingangs befinden sich ein WC und
ein Abstellraum. An den Eingangsbereich schließen sich zwei Treppenläufe an, die ins Obergeschoss und in
einen tiefer liegenden Teil des Erdgeschosses führen.
In diesem gibt es ein zweites Arbeitszimmer. Auch die offen gestalteten Bereiche Kochen, Essen und
Wohnen sind hier untergebracht.
Große, bodentiefe Fensterflächen öffnen den Raum zum Garten und geben ihm Licht und Weite. Viel Licht
gelangt auch durch die offene Galerie
im Obergeschoss. Zum einen fällt es
durch das offen gestaltete Treppenhaus, das von den straßenseitigen
Thema des Monats Bauphysik
Fensterbändern profitiert. Zum anderen wurden zur Gartenseite in Obergeschosshöhe Fenster eingebaut. Diesen könnte in einigen Jahren noch
einmal eine besondere Bedeutung zukommen.
Vom Wohnbereich aus betritt man
auch den Garten, der auf demselben Niveau liegt. Die starke Hanglage
wurde so kreativ genutzt und die bewegten Erdmassen kostengünstig auf
ein Minimum reduziert. Eine Winkelstützwand am unteren Ende des
Grundstücks ermöglicht trotz Hanglage einen annähernd geraden Nutzgarten.
Wohnen auf vier Niveaus
Nur vier Stufen trennen den Wohnbereich vom Keller. Dieser erstreckt
sich unter dem straßenseitigen Bauteil inklusive der Garage. Hier sind
Lagerflächen, Vorratsräume, eine
Sauna und die Haustechnik untergebracht.
Das Obergeschoss hingegen liegt
von hier aus gesehen drei Niveaus höher und lagert sich über den gesamten
Wohnbereich. Optisch verbunden ist
es mit ihm durch die offene Galerie. Auf dieser Ebene befinden sich
zwei Kinder- und ein Schlafzimmer
mit Ankleide, außerdem ein Bad und
ein separates WC. Das Obergeschoss
kann bei Bedarf erweitert werden,
denn die Bauherren wünschten eine
Option auf ein drittes Kinderzimmer.
Die Planer griffen zu einem simplen Trick: Ein weiteres Zimmer kann
durch Einziehen einer Zwischendecke im Galeriebereich entstehen. Die
Statik ist schon darauf ausgerichtet
und mögliche Anschlüsse sind vorgesehen. Nun erklären sich auch die
bereits angesprochenen Fenster in
diesem Bereich: Sollte hier ein weiteres Zimmer geschaffen werden, bleibt
die Außenhaut davon völlig unberührt, genügend Licht ist bereits gewährleistet.
sich nicht nur optisch, sondern auch
konstruktiv voneinander ab. Hinter
den verputzten Außenwänden verbergen sich eine Holzweichfaserplatte, ein Konstruktionsvollholz mit Zellulose, OSB- und Gipskartonplatten.
Die hinterlüftete Lärchenholzverschalung verbirgt eine Lattung und
DWD-Platten. Dahinter befinden sich
Ständerwerk, OSB- und GK-Platten.
Die Auswahl der Haustechnik beruht auf geringen Betriebskosten und
den Kriterien: bewährt, bezahlbar,
zukunftssicher. Nach Abwägung aller
gängigen Haustechnik-Kombinationen fiel die Wahl auf die Komponenten Gas-Brennwerttechnik, Warmwasserkollektoren mit Pufferspeicher
für Trinkwasser und Heizung und
eine zentrale Lüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung. Der geringe
Wärmebedarf des im KfW-55-Standard erbauten Gebäudes wird so umweltschonend und kostengünstig gedeckt. Sollten Strom und Gas einmal
ausfallen, kann das Haus mit einem
zentralen Kaminofen im Wohnraum
noch immer ausreichend temperiert
Christina Vogt, Gladbeck ▪
werden.
Bauweise und Haustechnik
haben sich bewährt
Das Gebäude wurde in Holzrahmenbauweise mit massiver Teilunterkellerung gefertigt. Die Fassaden setzen
Projekt 2
Fazit
Martin Schmidt, Borken
Guter Schallschutz
dank „Raum im Raum“
www.mikado-online.de
Die Wände im Musikraum sind doppelwandig und schallentkoppelt, der
schwimmende Estrich fungiert als
Vorsatzschale, die schwere Zimmertür schließt dicht. Im Innern sollte der
Musikraum eine gute Raumakustik
bieten. Leichtbauwände mit Gipskartonplatten führen zu einem verzerrten
Klangbild mit zu langer Nachhallzeit.
Zudem schlucken sie tiefe Frequenzen
und reflektieren hohe Frequenzen
übermäßig. Um die Reflexion zu verringern, bauten die Holzbauer Absorber aus Faserdämmstoff mit Vliesbespannung. Um die tiefen Frequenzen
nicht zu stark zu schlucken, besteht
die Wand zwischen Eingangsbereich
und Musikraum aus Mauerwerk.
25
P3
Projekt 3
Thema des Monats Bauphysik
Überdachung mit Membrandach
Holztragwerk, Brandschutzkonzept und Erfahrungsbericht einer
Lückenüberdachung mit Membrandach aus dem Jahr 2006.
Membrandach
26
Steckbrief
29
Holztragwerk
30
Erfahrungsbericht
31
Fazit
31
26
mikado 11.2012
STEPHAN HOLZBAU GmbH
Elegante Dachlösung inmitten von
Industrie: Eine Membran aus Polyester­
gewebe überspannt eine BS-HolzKonstruktion. Wichtigstes Kriterium war
die Vermeidung von Brandüberschlag
27
P 3
Thema des Monats Bauphysik
Membrandach
Lückenschließer mit Lichtdurchlass
Eine Dachkonstruktion aus Holz sollte die Lücke zwischen zwei Lagerhallen
schließen. Taghell wollte man den neuen Zufahrtsbereich, also überspannt eine lichtdurchlässige Membran die Konstruktion. Besonders spannend war der Brandschutz.
D
Kenntnissen konnten die Architekten jedoch alle Nachweise liefern und
plausibel darlegen.
Membrandach im Brandschutzkonzept günstig bewertet
Weil die Lückenüberdachung die bestehenden Lagerhallen verbindet, gilt
sie als integrierter Gebäudebestandteil. Das hatte zur Folge, dass das
Brandschutzkonzept einerseits einen
Rauchabzug forderte und andererseits eine Dachdeckung, die einen
Brandüberschlag verhindern kann.
Die Branddirektion ließ zunächst nur zwei Möglichkeiten zu:
eine Überdachung mit angrenzender Brandwand, was hohe Kosten
und eine starke Einschränkung der
Transportwege bedeutet hätte, oder
eine „Brandschneise“ von mindestens 10 m Breite zu lassen, das heißt
oben offen, also ohne Dach.
Beides kam für die Architekten
nicht in Frage. Sie suchten weiter
◂▾ Über die
gesamte Länge
der BS-HolzBogenoberseiten
aufgebrachte
Klemmschienen
ermöglichen
das Einspannen
der Membran
Zeltbau Ingenieurbüro Fuchslocher
as 1968 gegründete Industriehobelwerk Pinus Holzimport
GmbH aus Karlsruhe benötigte eine
etwa 70 m lange Lückenüberdachung
zwischen zwei bestehenden Lagerhallen. Die Anlieferung und der Abtransport von Holzprodukten aller
Art sollten zukünftig im Trockenen
stattfinden.
Aus Gründen der Arbeitssicherheit sollte der Zufahrtsbereich außerdem ausschließlich mit Tageslicht
auskommen. Zusätzliche künstliche
Beleuchtung führt erfahrungsgemäß
häufig zur Blendung und dadurch
zu Unfällen mit schnell fahrenden
Gabelstaplern. Eine Situation, die in
diesem Bereich vorliegt.
Die Wahl fiel auf ein Brett­
schicht(BS-)Holz-Tragwerk in Kombination mit einer transluzenten Membran. Da der betreffende Bereich eine
Brandschneise darstellt, schien eine
Überdachung hier zunächst unerfüllbar. Mit den entsprechenden bauphysikalischen und materialtechnischen
28
mikado 11.2012
nach einer Alternative, die beide Forderungen erfüllt. Sie fanden die Lösung in der Membran: Die Schweißnähte des Membrandaches lösen sich
ab 200 °C, sodass sich die Dachfläche unter einem Brandherd sofort
öffnen würde und Brandgase und
Rauch entweichen könnten. Ein direkter Rauchabzug war damit im
Brandfall an jeder Stelle der Überdachung gewährleistet. Die Konstruktion samt „Dachüberstand“ setzt
außerdem so auf den Unterzügen auf,
dass sie rundum offen ist. Auch hier
kann Rauch entweichen.
Ein weiteres Plus: Membrandächer aus PVC-beschichtetem Polyestergewebe verhalten sich im Brandfall günstig. Sie sind nach DIN 4102
als B1 (schwer entflammbar) klassifiziert und brennen nur unter direkter Feuereinwirkung. Sobald die
Feuerquelle verlischt, hört auch das
Material auf zu brennen. Ein Brandüberschlag kann damit ausgeschlossen werden.
Steckbrief
Thema des Monats Bauphysik
Bauvorhaben:
Zeltbau Ingenieurbüro Fuchslocher
◂◂Ein Feld wird
überdacht:
Alle vier Ränder
der noch
locker auf den
Stahlrohrbögen liegenden
Membran
werden an den
Klemmschienen befestigt
Holztragwerk mit
aufgeständertem Membrandach
Das Haupttragwerk der rund 68 m
langen Dachkonstruktion bilden BS-Holz-Bogenbinder (b/h =
20 cm × 40 – 100 cm) im Abstand von
7,55 m. Sie stützen sich auf Randunterzügen aus BS-Holz auf, die den
Konturen der bestehenden Hallen folgen. Die auskragenden Binderenden
sind über Stahlteile gabelgelagert an
sie angeschlossen.
Da sich die Auflagerabstände ständig ändern, ist jeder Bogen ein Unikat. Zwar sind die Radien immer
gleich, doch Länge und Höhe der
Bögen variieren aufgrund der immer schmaler werdenden Lücke – der
Einfahrtsbereich ist etwa 20 m breit
und verengt sich nach hinten auf
rund 10 m.
Diagonalverstrebungen und Pfetten sind so zwischen den Bogenbindern angeordnet, dass sie liegende fachwerkartige Träger bilden. Sie
steifen die Dachkonstruktion aus und
sichern die BS-Holz-Bögen – indem
sie in der oberen Querschnittshälfte angeschlossen sind – gleichzeitig
auch gegen Kippen. Einige Verbände in Dachebene müssen außerdem
die als Pendelstützen ausgeführten
Stahlbetonstützen halten und sind
daher zum Teil direkt an den Unterzügen angeschlossen.
Als Dachhaut fungiert eine Membran aus Polyestergewebe, die über
gebogene Stahlrohrprofile gespannt
www.mikado-online.de
Für die Berechnung und Planung des
Membrandaches wurde ein Spezialbüro für Zeltbau beauftragt. Als
Werkstoff wählte es ein PVC-beschichtetes Polyestergewebe, ein sehr
häufig verwendetes Material im textilen Bauen. Da der E-Modul des Materials für die Tragwerksplanung bekannt sein muss, dieser jedoch bei
jeder hergestellten Gewebe-Charge
anders ausfällt, war es unerlässlich,
zuerst die Charge auszuwählen und
dann den chargenspezifischen E-Modul entweder durch Biaxialtests oder
aus Erfahrungswerten zu ermitteln.
Die gewählte Gewebe-Charge musste außerdem für das gesamte Dach
ausreichen, da verschiedene Chargen
nicht gemischt werden dürfen.
Die Transluzenz der Membran
liegt bei etwa 15 % (7000 bis 8000
Lux). Unter dem Dach ist es demnach
Ingenieur-Holzbau
Bauzeit:
Juni bis September 2006
Baujahr:
2006
Baukosten:
ca. 200 000 Euro (Netto)
Bauherr:
PINUS Holzimport GmbH
Karlsruhe KG
D-76189 Karlsruhe
www.pinus.de
und auf den Binderoberseiten und
Dachrändern mit Klemmschienen fixiert ist. So ergibt sich eine reizvoll
gewellte Dachlandschaft.
Das Membrandach ist konzipiert
als eigenständige, in sich stabile
Konstruktion aus Stahlrohrbögen
mit Zugstäben und der Membran. Es
setzt direkt auf den BS-Holz-Bogenbindern auf – quasi als zweite Konstruktionsebene. Bis zu vier Stahlrohrbögen spannen pro Feld von Binder
zu Binder.
Diese „Dacheindeckung“ ist im
Vergleich zu jeder anderen auch die
leichteste. Damit beeinflusste sie die
Dimensionierung der Tragwerksquerschnitte positiv.
E-Modul des Gewebes hängt
von der Charge ab
Bauweise:
Architektur:
archis Architekten +
Ingenieure GmbH
D-76133 Karlsruhe
www.archis.de
Tragwerksplanung und Holzbau:
Stephan Holzbau GmbH
D-74405 Gaildorf
Blockverleimung zwingt zu
www.stephan-holz.de
kompletter Vorfertigung
Tragwerksplanung Membran:
Zeltbau
Eine Besonderheit des Bauwerks: Die
Ingenieurbüro Fuchslocher
Fahrbahnplatte
und die Hauptträger
D-78464 Konstanz
sindwww.zeltbau-fuchslocher.de
blockverleimt. Bei einer Länge
von
28,64 m und einer Breite von
Lieferung Membran:
3,95 m
warLeichtbauten
das eine große
Avarus
GmbHherstellungstechnische
Herausforderung,
D-78464 Konstanz
zumal
eine Blockverleimung in ei
www.avarus.de
▸▸Detail
Verbandsanschluss und
Detail
Binderanschluss/
Gabellagerung
Zeltbau Ingenieurbüro Fuchslocher
Gegen diese Argumente hatte die
Brandbehörde nach längerem Abwägen nichts einzuwenden und stimmte
der Konstruktion am Ende zu.
Lückenüberdachung
Industriehobelwerk
PINUS Holzimport GmbH
in Karlsruhe
29
Thema des Monats Bauphysik
STEPHAN HOLZBAU GmbH
P 3
wunschgemäß taghell. Zum Vergleich: In Krankenhäusern sind im
Operationssaal 1000 Lux gefordert.
Damit das Polyestergewebe gegen
UV-Strahlung – und infolgedessen
gegen Materialversprödung – besser
geschützt ist, erhielt es eine beidseitige PVC-Beschichtung sowie einen
Oberflächenschutz aus Acryllack.
Vierseitiges Einspannen der
Membran mit Klemmschienen
Die Membran wurde nach Aufmaß
des Bestandes und auf Grundlage der
Planunterlagen im Werk vorkonfektioniert und montagefertig auf die
▴▴Das Dach stützt
sich zum Teil
auf als Pendelstützen ausgeführten Stahlbetonstützen ab
Baustelle geliefert. Das Dach wurde feldweise, von BS-Holz-Binder zu
BS-Holz-Binder, gedeckt. Dazu legten die Monteure die Membran über
die Stahlrohrbögen und spannten die
Ränder wie in einen Rahmen an den
Dachkanten und Binderoberseiten in
spezielle Klemmschienen ein.
Die teleskopartig ausgeführten
Stahlrohrbögen sind während der
Montage des Membrandaches noch
nicht „ausgefahren“, sodass das Polyestergewebe locker darüber liegt.
Erst zum Schluss wurden die Bögen
über Hydraulikpressen nach oben gedrückt, sodass der vergrößerte Bogenradius die Membran spannt. So
STEPHAN HOLZBAU GmbH
◂◂Isometrie der
Lückenüberdachung mit
Bogenbindern und
Verstrebungen im
Dachrandbereich als
liegende
Fachwerke
30
mikado 11.2012
ergibt sich die Wellenform der Dachlandschaft.
Die Vorspannkräfte aus der Membran werden über die Stahlrohrbögen
in die Zugstäbe eingeleitet und von
diesen aufgenommen. Die Membranspannung hält nun auch die Stahlrohrbögen in Position.
Durch das Herunterspannen der
Membran auf die BS-Holz-Bögen
entstehen außerdem definierte „Rinnen“ zur Dachentwässerung. Sich
sammelndes Wasser wird über Dachrinnen und Rohrstücke an den Versätzen auf die Bestandsdächer abgeleitet. Von hier aus wird es planmäßig
nach unten in die Kanalisation geführt.
Materialkombination hielt, was
sie versprach
Auch nach sechs Jahren Standzeit ist
die Dachkonstruktion heute noch so
schön wie am ersten Tag. Sie ist nach
wie vor ein Blickfang. Auch ihre Qualitäten in Sachen Helligkeit und Praxistauglichkeit haben sich bei allen
Witterungslagen bewährt.
Das liegt zum einen an dem
schmutzabweisenden Verhalten und
der guten Selbstreinigungskraft des
Materials, zum anderen liegt es an der
hohen UV-Durchlässigkeit und -Stabilität des Membranwerkstoffes.
Letzteres bringt eine Lebensdauer
der Dachkonstruktion von mehreren Jahrzehnten mit sich, ohne nennenswerte Änderungen im mechanischen Verhalten oder optischen
Erscheinungsbild.
Zeltbau Ingenieurbüro Fuchslocher
Thema des Monats Bauphysik
So war es bisher nicht erforderlich,
die Dachhaut zu reinigen, obwohl
durch den nahe gelegenen Rheinhafen durchaus viel verschmutzte Luft
über das Dach weht.
Das Tageslicht beleuchtet durch
die Membran hindurch den gesamten Zufahrtsbereich gleichmäßig hell,
selbst bei trübem Wetter.
Die Grundausleuchtung ist also
immer sehr gut – ein angenehmer
Zusatznutzen bei Membrandächern,
der hier die gesuchte Lösung der Bauaufgabe war.
▴▸ Die Stahlrohrbögen
erzeugen die
Wellenform
des Membrandaches.
Durch Herunterspannen der
Membran auf die
BS-HolzBögen entstehen
definierte
„Rinnen“ zur
Entwässerung
Man könnte sich zuletzt fragen, ob
Feuchtigkeit in Form von Kondensat auf der Unterseite der Membran
entsteht und was mit der Holzkonstruktion geschieht, wenn es zu den
Klemmschienen hin abläuft. Das Problem stellt sich jedoch gar nicht: Bei
einem PVC-beschichteten Polyestergewebe gibt es keine Temperaturdifferenz zwischen Außen- und Innenseite, wenn das Wetter kurzfristig von
warm auf kalt wechselt oder tagsüber
sehr viel höhere Temperaturen herrschen als nachts. Dementsprechend
ist das Holztragwerk so unversehrt
wie am Anfang. Abgesehen davon ist
die Holzkonstruktion samt Membran
als Überdachung im Außenraum immer luftumspült. Feuchtigkeit würde
also jederzeit wieder abtrocknen.
Im Hinblick auf die Arbeitssicherheit lässt sich ein weiterer Vorteil anführen: Im Vergleich zu jeder anderen
Dachdeckung geht das Verletzungsrisiko für Personen im Schadensfall
gegen null.
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag,
Karlsruhe ▪
Projekt 3
Fazit
Zeltbau Ingenieurbüro Fuchslocher
Aufgabe elegant gelöst
www.mikado-online.de
Bei diesem Bauvorhaben ist es den
Architekten zu verdanken, dass sie
sich von den Brandschutzanforderungen nicht haben abschrecken lassen, eine andere machbare Konstruktion zu suchen. Die Lückenüberdachung ist ein Glücksfall für die Pinus
Holzimport GmbH und eine Augenweide für den, der sie betrachtet. Dass
sie aber vor allem das bietet, was sie
sollte, zeigt, dass es sich lohnt, auch
gegen Widerstände weiter zu denken.
Sonst hätten wir auf diese Wellen verzichten müssen, die seit Jahren in
einem Karlsruher Industriegebiet ein
leuchtendes Beispiel guter Architektur
abgeben. Eleganter hätte man das
Dach nicht lösen können.
31
Sanierung und Ausbau
Fermacell GmbH
Aufstockung mit
Kunstgriff:
Eine Holzkonstruktion in
der vierten Etage
wurde von der
Vorsatzschale zur
Außenwand
32
mikado 11.2012
Sanierung und Ausbau
Wohnheim
Im Galopp zum Niedrigenergiestandard
Erst mahlen, dann wohnen: Der Umbau eines historischen Mühlengebäudes zu
einem Wohnheim für Schüler eines Reitinternats in Brandenburg
zeigte vor allem eines: Ökologisch und nachhaltig Sanieren muss nicht immer teuer sein.
er Abriss des Objektes stand bereits zur Diskussion – doch seit
Beginn des neuen Schuljahres geht
es in der Mühle Spiegelberg in Neustadt (Dosse) wieder lebhaft zu. Das
alte Industriedenkmal ließ der Bauherr zum Wohnheim des Reitinternates Prinz-von-Homburg-Schule
umbauen. Rund 80 Schülerinnen und
Schüler aus allen Bundesländern sowie aus dem Ausland sind hier untergebracht. Die räumliche Nähe zu
Schule und Gestüt kombiniert mit
kurzen Wegen effektives Lernen und
Arbeiten.
Historischer Ausdruck mit viel
Charme
Der fast 20-jährige Leerstand hatte deutliche Spuren in der Bausubstanz hinterlassen. Die konstruktiven
Teile waren teilweise so stark geschädigt, dass zwischenzeitlich nicht
sicher war, ob das Objekt erhalten
werden konnte. Bauherr und Planer realisierten schließlich ein Konzept, bei dem die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner im Vordergrund
standen. Zusätzlich mussten die Planer die Anforderungen des Denkmalschutzes berücksichtigen. Der Sanierungsplan machte es möglich, dass
der historische Ausdruck des Gebäudes erhalten blieb.
Altes gibt weiterhin den Ton an
Die beauftragten Architekten Sonja
Bayer und Reinhard Bühlmeyer vom
Berliner Architektenbüro Bühlmeyer
gingen in Absprache mit dem Denkmalamt vor. „Die Philosophie des Büros ist, vorhandene historische Substanz und die neue Nutzung zu einer
www.mikado-online.de
Einheit zu verschmelzen“, erklärt Bayer. „Alt und Neu bleiben erkennbar,
Zeitspuren sind sichtbar und verweisen auf die Geschichte.“ Dabei untersuchten die Architekten die vorhandene Bausubstanz: „Wenn sich dabei
herausstellt, dass Schäden vorhanden
sind, dann wird der betreffende Balken oder die entsprechende Stütze
ausgewechselt. Manchmal auch nur
Teile davon.“ Allerdings: „Elemente,
die wir hinzufügen, formulieren wir
auch modern, sodass sie gleich als
neu erkennbar sind.“ Aber schon allein aus Kostengründen, betont Bayer, würden sie einen historischen
Bau niemals entkernen. So ist es auch
im vorliegenden Fall gelungen, die
Sanierung inklusive der Inneneinrichtung im Rahmen des knappen
Budgets durchzuführen.
Wandseite mit 2 × 12,5 mm dicken
Gipsfaser-Platten beplankt wurden.
Die Dämmung im Wandhohlraum erfolgte aus Brandschutzgründen mit
50 mm Mineralwolle, die eine Rohdichte von 50 kg/m³ aufweist. Entstanden ist damit eine schlanke Konstruktion mit einer Dicke von 100 mm.
Das entspricht einer feuerbeständigen Ausführung in der Brandschutzklasse F90-A. Im Schallschutz erreichen die Wände einen Rw,R-Wert von
50 dB. Das geringe Gewicht von ca.
64 kg/m² ist speziell für Sanierungsvorhaben mit wenig tragfähigen Decken interessant.
Mit Zwiebelschichten gut
gedämmt
▾▾Der fast
20-jährige Leerstand hat
deutliche Spuren
in der Bausubstanz
hinterlassen
Schlank macht warm
Die vorgefundene historische Bausubstanz der unteren Ebenen blieb
so weit wie möglich erhalten. Um
den Bau an die Erfordernisse modernen Wohnens anzupassen, bekam das alte Ziegelmauerwerk
eine innenseitige Vorsatzschale aus
2 × 12,5 mm dicken Fermacell Gipsfaser-Platten, die die Holzbauer auf
einer Metallunterkonstruktion befestigten. Die Dämmung im Wandhohlraum besteht aus Zelluloseflocken. In Kombination mit einer
Dampfbremse entstand so eine diffusionsoffene Konstruktion.
Abgesehen von zwei aussteifenden Wänden gab es ursprünglich in
der alten Mühle keine Zwischenwände oder Raumunterteilungen. Die
räumliche Unterteilung gelang durch
nichttragende Montagewände, die je
Eine doppelte Beplankung im Deckenbereich konnte die Vorgaben zum
vorbeugenden Brandschutz erfüllen.
Die 12,5 mm dicken Gipsfaser-Platten
machten eine hochfeuerhemmende
Architekturbüro Bühlmeyer
D
33
Architekturbüro Bühlmeyer
▸▸So weit wie
möglich wurde
der alte
Gebäudezustand
erhalten und
nicht entkernt
Ausführung in der Brandschutzklasse F60-B möglich.
Oberseitig versahen die Handwerker die Deckenkonstruktion im
Obergeschoss auf der Schalung mit
Estrich-Elementen. Die Architekten
setzten hier ein insgesamt 30 mm dickes Element mit Holzfaserdämmung
ein. Dabei sind zwei 10 mm dicke
Gipsfaser-Platten miteinander verbunden und unterseitig mit einer
ebenfalls 10 mm dicken Holzfaserplatte zur Trittschalldämmung kaschiert. Ein 50 mm breiter Stufenfalz
machte die Verlegung einfach. Bei
der Verarbeitung trugen die Handwerker Estrichkleber auf den Falz auf
und setzten dann das nächste Element darauf. Mit der anschließenden
Verschraubung entstand eine stabile
Verbindung, die nach wenigen Stunden voll belastbar war.
Sämtliche Nassbereiche statteten die
Monteure mit bodengleichen Duschen
aus. Der Ausbau erfolgte mit wasserfesten, zementgebundenen Leichtbeton-Bauplatten. „Wir wollten hier
ganz auf Nummer sicher gehen“, erklärt Bühlmeyer. „Erfahrungsgemäß
duschen Jugendliche in der Altersklasse zwischen 12 und 19 Jahren
sehr häufig und sehr ausgiebig. Hier
wollten wir kein Risiko eingehen und
haben uns für einen Baustoff entschieden, der wasserfest ist.“ Für den
Wandbereich setzten die Trockenbauer wasserresistente LeichtbetonBauplatten ein. Spezielle Materialeigenschaften ermöglichten eine
Verarbeitung der Wandplatten in den
erforderlichen Feuchtigkeits-Beanspruchungs-Klassen.
Von der Spiegelmanufaktur zum Reiterwohnheim
AATMCL@RBGHMD
Das vermutlich um 1890 errichtete rote Backsteingebäude mit innen liegendem Holzbau hat eine Grundfläche von ca. 32 m × 12 m und ist ein typisches
Mühlengebäude der Gründerzeit. Als höchstes Gebäude auf dem Spiegelberg ist die alte Mühle mit ihren vier Geschossen weithin sichtbar. Sie
geht zurück auf eine Spiegelmanufaktur, die hier in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts Spiegel produzierte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Umbau zu einer Mahlmühle, später wurde das Gebäude
unter wechselnden Besitzern als Dampf- und Wassermühle betrieben.
Noch heute befinden sich mehrere große Antriebswellen im Erdgeschoss.
Es folgte bis Anfang der 1990er-Jahre eine Nutzung als Lagergebäude.
Seitdem stand das Gebäude leer. 2006 erwarb das Amt Neustadt (Dosse) das
Gebäude mit dem Ziel, die Internatskapazitäten zu erweitern. Zuvor hatte
der Sanierungsträger, die Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft
mbH (BSG), die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens geprüft. 2008 begann der
Umbau der historischen Mühle zum Wohnheim für Reitschüler.
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L@RBGHMDEŘQ@KKD
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34
Feuchtigkeit hat Hausverbot
www.homburgschule.de
mikado 11.2012
Sanierung und Ausbau
Auch für den Boden verwendeten
die Handwerker zementgebundene
Estrichelemente. Estrichelement und
Wandplatten verfügen über eine Sandwichstruktur und sind beidseitig mit
einem alkaliresistenten Glasfasergewebe armiert. Die Platten sind diffusionsfähig (Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl von µ = 56), schimmelpilzresistent und vor allem widerstandsfähig gegen Wasser. Eine große
Stabilität ermöglicht belastbare Konstruktionen, die einen guten Untergrund für Fliesen bildeten und zudem
kratz- und schlagresistent sind. Hinzu
kommen gute Schalldämmwerte:
Die Platten erreichen für die Wände
bereits bei einlagiger Beplankung
www.mikado-online.de
und entsprechender Hohlraumdämmung Rw,R-Werte von 47 dB, bei zweilagiger Verarbeitung von 55 dB.
Eins draufgesetzt schafft Raum
Während in den unteren Ebenen der
Mühle die vorgefundene historische
Bausubstanz so weit wie möglich erhalten blieb, wurde das Gebäude im
vierten Obergeschoss aufgestockt.
„Wir haben hier eine zusätzliche Ebene eingefügt“, erklärt die Architektin, „um die vorgesehenen 80 Schüler
unterbringen zu können und um die
Forderung nach zusätzlichen Fluchtwegen zu erfüllen.“ Die Aufstockung
sei laut Bayer problemlos möglich
▸▸Sämtliche
Nassbereiche
statteten
die Monteure mit
bodengleichen
Duschen aus
Fermacell GmbH
Fermacell GmbH
◂◂Die Architekten
betteten die
Innenausstattung
in ein umfassendes Farbkonzept ein
gewesen, da das Dach wegen seines
schlechten Zustandes ohnehin sanierungsbedürftig war.
Die Aufstockung und die damit
verbundene geringfügige Anhebung
des Daches erfolgte mit einem kleinen Kunstgriff: Das Architektenteam
stellte in die vierte Etage eine Holzkonstruktion hinein, die zunächst als
Vorsatzschale mit einer doppelten
Lage aus 12,5 mm Gipsfaser-Platten
und Zelluloseflocken für die Dämmung der Außenwand sorgte. Die
Holzbauer führten die Konstruktion
hinter der Fassade hoch, die Vorsatzschale wurde damit zur Außenwand.
Im Ergebnis erscheint das neue Geschoss wie ein Staffelgeschoss.
35
Sanierung und Ausbau
Sanierung und Ausbau
Steckbrief
Bauvorhaben:
Sanierung und Umnutzung
einer denkmalgeschützten
Mühle am Spiegelberg
D-16845 Neustadt (Dosse)
Nutzung:
Fermacell GmbH
◂◂Auch in der
Mensa des
Reiterinternates
trifft Neues
auf Altes
Wohngebäude für Schüler
einer Reitschule
Umbauter Raum:
7572,11 m³
Bauherr:
Amt Neustadt Dosse
D-16845 Neustadt
Platte hat’s in sich
Die Material- und Verarbeitungseigenschaften der Platten halfen bei
der Realisierung des ökologischen
Konzepts der Architekten. Da die
Gipsfaser-Platten dem Holz sehr ähnlich sind, waren sie eine gute Ergänzung zur Holzunterkonstruktion
im Dachgeschoss. „Der Baustoff bietet Vorteile aufgrund seiner einheitlich durchgängigen Materialstruktur und verfügt über ein geringeres
Quell- und Schwindverhalten“, sagte
Bühlmeyer. Weitere Vorteile sieht der
Architekt aber auch in der Faserarmierung: „Die Platten werden dadurch sehr fest und sind so besonders
36
für Einsatzbereiche geeignet, in denen hohe Ansprüche an die Belastbarkeit gestellt werden.“
Investor/Sanierungsträger:
Alles neu und doch gespart
Trockenbau:
Mit den eingesetzten Materialien
konnten bei der Sanierung des
denkmalgeschützten Gebäudes ökologische Anforderungen der Nachhaltigkeit realisiert werden. Die Mühle erreicht mit der Kombination aus
Gipsfaser-Platten und Solarthermie
einen Niedrigenergiestandard gemäß
der gültigen EnEV. Die Baukosten lagen dabei inklusive Ausstattung mit
1248 Euro netto weit unter NeubauRita Jacobs, Düsseldorf ▪
Niveau. mikado 11.2012
BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft mbH
D-14467 Potsdam Fermacell GmbH
47259 Duisburg
www.fermacell.de
Planung:
Sonja Bayer und
Reinhard Bühlmeyer
Architekturbüro Bühlmeyer
D-10961 Berlin
Verarbeiter:
Spoma
Parkett und Ausbau GmbH
D-19412 Zahrensdorf
www.spoma.de
Details im Griff November 2012
Holzfassaden
Mehrgeschosser brauchen Brandsperren
Holzfassaden sind beliebt, aber bei Mehrgeschossern ein Brandrisiko. Das lässt sich aber durch entsprechende bauliche Maßnahmen
so weit reduzieren, dass die Genehmigungsbehörden zufrieden sind.
vom Baurecht bedeuten nur zusätzliche Brandschutzmaßnahmen, die
die erhöhte Gefahr kompensieren.
Schadensursachen
Feuer kann sich bei nichttragenden
Holzfassaden auf dreierlei Weise ausbreiten:
▸ vom Gebäudeinneren nach außen
▸ über die Hinterlüftungsebene
nach oben
▸ auf der Oberfläche nach oben
Schadensvermeidung beim
Raumabschluss
Objekte
Fassaden aus naturbelassenem Holz
erfreuen sich seit einigen Jahren
auch in Innenstadtgebieten mit hoher und dichter Bebauung zunehmender Beliebtheit. Sie bringen einen
„Hauch“ Wärme und Geborgenheit in
die „steinerne“ Stadt. Und sie zeugen vom Umweltbewusstsein der Bewohner.
Schadensbild
Allerdings: Holzfassaden sind trotz
Baurechtsreformen, die den Bau
mehrgeschossiger Holzbauten erleichtern, „normal entflammbar“. Bei
einem Gebäudebrand könnte sich das
Feuer über sie ausbreiten. Deshalb
sind sie bei höheren Gebäuden prinzipiell nicht zulässig. Möglich sind
sie aber trotzdem: Abweichungen
www.mikado-online.de
▴ Holzfassaden
bringen
Wärme und
Geborgenheit in
die Stadt
Nach der Musterbauordnung (MBO)
§ 28 (2) Satz 1 sind „nichttragende
Außenwände und nichttragende Teile
tragender Außenwände … aus brennbaren Baustoffen zulässig, wenn sie
als raumabschließende Bauteile feuerhemmend sind“.
Der Nachweis, dass die Außenwand aus Holzbaustoffen feuerhemmend (F30-B) ist, lässt sich wie folgt
führen:
Auf einen Blick
Objekte
Mehrgeschossige Wohnhäuser
(Gebäudeklasse 5) mit Holzfassade
Schadensbilder
Brandausbreitung über die
Holzfassade
Schadensursachen
▸ Normalentflammbare
Holzoberflächen
▸ Offener Hinterlüftungsspalt
Schadensvermeidung
Brandschutztechnisch sichere
Planung und Ausführung
mit Brandsperren, Brandschürzen
und Verblockungen
▸ Geregelte Bauarten: Die Außenwände sind entsprechend der
DIN 4102 Teil 4 Tabelle 51 oder
52 erstellt und der Hersteller hat
dazu eine Übereinstimmungserklärung ausgestellt.
▸ Ungeregelte Bauarten: „Bauarten zur Errichtung von nichttragenden Außenwänden, an
die Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer … gestellt
werden“ sind in der Bauregelliste A Teil 3 laufende Nr. 2.3
geregelt. Dort sind Bauarten
aufgeführt, die von Technischen
Baubestimmungen (hier DIN
4102 Teil 4) wesentlich abweichen oder für die es solche Bestimmungen nicht gibt.
Die Feuerwiderstandsklasse F30-B
einer von der DIN 4102 Teil 4 abweichenden nichttragenden Außenwand
ist durch einen Verwendbarkeitsnachweis (allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis – abP) zu bestätigen. Den Verwendbarkeitsnachweis
sollte der Auftragnehmer spätestens vor Auftragsvergabe vorlegen.
Bei der Bauausführung (Verwendung) auf der Baustelle (Verwendungsort) muss er vorliegen. Die
darin aufgeführten Festlegungen hinsichtlich der Verwendung
einzelner Baustoffe und Bauteile
sind bei der Erstellung der Bauart zu
beachten.
Schadensvermeidung bei der
Hinterlüftung
Das Risiko einer Brandweiterleitung
steigt von kompakten, einschaligen
Fassaden hin zu belüfteten oder hinterlüfteten Fassadensystemen. Die
37
Details im Griff November 2012
Holzfassade: typischer Wandaufbau
Außenwandkonstruktion
uK
Außenwand
AS HL AD
TL
AS
HL
AD
TL
KT
BP
uK
38
KL
BP
Außenwandschalung
Hinterlüftung
Außendämmung
Trägerlattung
Konterlattung
Beplankung
unterkonstruktion
BP
Die Anlage 2.6/11 fordert unter
Punkt 4.1, dass „in jedem zweiten
Geschoss … horizontale Brandsperren im Hinterlüftungsspalt anzuordnen“ sind. Die Forderung „in jedem
zweiten Geschoss“ geht darauf zurück, dass bei einem Vollbrand in
einem Raum mit Fensteröffnung
eine Brandweiterleitung zum darüber liegenden Geschoss baulich
kaum zu verhindern ist. Zu verhindern ist jedoch eine unkontrollierte Ausbreitung des Brandes über die
Fassade. Und die Rettungskräfte der
Feuerwehr müssen die Möglichkeit
haben, den Brand innerhalb eines
eingegrenzten Fassadenbereichs zu
löschen.
Für hinterlüftete Fassaden aus
nichtbrennbaren Baustoffen (z. B.
Naturstein oder Metall) gibt es verschiedene Brandsperren (Lochbleche,
aufschäumendes Material), die sich
in der Regel auch für den Hinterlüftungsspalt von Holzfassaden einsetzen lassen.
Unter bestimmten Voraussetzungen können hier auch – abweichend
von der Anlage 2.6/11, die nichtbrennbare Materialien vorschreibt –
Verblockungen aus Holz verwendet
werden. In diesen Fällen müssen die
„allgemeinen Anforderungen“ des
Brandschutzes „mit einer anderen
Lösung in gleichem Maße … erfüllt
werden“ (MBO § 3 (3) Satz 3).
Brandsperre für
Hinterlüftungsspalt
und Oberfläche
Tragende Wandkonstruktion
F30-B nach DIN 4102-4: 1977-09
Brandsperre bei übereinander
liegenden öffnungen – Trennung
der Luftschicht in Form einer
Brandschürze
Blechstärke > 1 mm
Brandsperre im Hinterlüftungsspalt aus Lochblech
Tragende Wandkonstruktion
F30-B nach DIN 4102-4: 1977-09
Brandsperre im Hinterlüftungsspalt
aus aufschäumendem Material
Tragende Wandkonstruktion
F30-B nach DIN 4102-4: 1977-09
REINHARD EBERL-PACAN ARCHITEKTEN + INGENIEuRE BRANDSCHuTZ
Luftzirkulation in den von außen
nicht sichtbaren Lufträumen zwischen den Fassadenschichten (Hinterlüftungsspalt) ergibt einen Kamineffekt. Ein sog. „Entstehungsbrand“
in diesem Spalt breitet sich schnell
aus und kann sich – von außen nicht
sichtbar – zu einem „Vollbrand“ entwickeln, der dann von der Feuerwehr nur noch sehr schwer zu löschen ist.
Aus diesem Grund schreibt die
MBO in ihrem § 28 (4) vor, dass
„bei Außenwandkonstruktionen mit
geschossübergreifenden Hohl- oder
Lufträumen wie Doppelfassaden
und hinterlüfteten Außenwandbekleidungen … gegen die Brandausbreitung besondere Vorkehrungen zu
treffen“ sind.
Einzelheiten zu den „besonderen Vorkehrungen“ vorgehängter
hinterlüfteter Fassaden sind der im
Juni 2010 erschienenen DIN 185161 Anlage 2.6/11 zu entnehmen.
Diese Technische Baubestimmung
ist unter der laufenden Nr. 2.6.5 in
die Muster-Liste der Technischen
Baubestimmungen, Fassung Dezember 2011, aufgenommen und seit
Mitte Juli 2012 in den meisten Bundesländern umgesetzt.
Schadensvermeidung bei
Oberflächen
Bei Fassaden mit Oberflächen aus
normalentflammbaren Baustoffen
(Holzfassaden) kann sich der Brand
auch über die Fassadenoberfläche
unkontrolliert ausbreiten. Die MBO
fordert in ihrem § 28 (1) daher, „Außenwände und Außenwandteile wie
Brüstungen und Schürzen … so auszubilden, dass eine Brandausbreitung
auf und in diesen Bauteilen ausreichend lang begrenzt ist“.
Die Brandsperren innerhalb des
Hinterlüftungsspalts sind hier durch
weitere „Vorkehrungen“ zu ergänzen, die zusätzlich die Brandausbreitung auf der Oberfläche der Fassade begrenzen. Soweit die Brandausbreitung nicht durch konsequenten
mikado 11.2012
Versatz der Fenster in den einzelnen
Geschossen oder ggf. durch Streifen aus nichtbrennbaren Materialien begrenzt wird, werden in der Regel „Brandschürzen“ eingebaut, die
mindestens 15 mm über die Oberfläche hinausragen.
Dipl.-Ing. Architekt Reinhard
Eberl-Pacan, Berlin ▪
Management Ihr gutes Recht
Weihnachten
Fest der Liebe birgt Tücken
Viele Betriebe nutzen Weihnachten, um sich bei ihren Mitarbeitern mit einer
Feier und mit Weihnachtsgeld zu bedanken. Doch was ist, wenn die Finanzen
das nicht mehr zulassen? Und was, wenn sich ein Mitarbeiter auf der Feier verletzt?
A
uch Weihnachten, das Fest des
Friedens und der Besinnlichkeit, kann Ursache von Ärger und
Rechtsstreit sein. Damit das nicht
passiert, sollten sich Unternehmer
klar darüber sein, was das Arbeitsrecht zu Weihnachtsgeld, Arbeitszeiten und Weihnachtsfeier sagt.
dann hat das für den Arbeitgeber
auch in den Folgejahren verpflichtenden Charakter. Er kann das Weihnachtsgeld dann nicht spontan kürzen oder gar einstellen.
Aus diesem Grund gewähren viele Betriebe das Weihnachtsgeld nur
noch unter dem Vorbehalt der Frei-
Urlaubsjahres festgelegt sein, damit
die Arbeitnehmer Planungssicherheit haben.
Weihnachtsfeiern
„Dreimal Weihnachtsgeld ohne Vorbehalt in derselben
Höhe hat für Arbeitgeber verpflichtenden Charakter.“
Weihnachtsgeld
Für viele Arbeitnehmer ist das Weihnachtsgeld ein fester Bestandteil ihres Einkommens – zugleich kann es
jedoch gerade für kleinere und mittelständische Arbeitgeber in manchen Jahren eine finanzielle Herausforderung sein. Darf diese Leistung
dann in Zeiten von Auftragsmangel
oder ausstehenden Rechnungen gekürzt oder gar komplett gestrichen
werden?
Einen gesetzlichen Anspruch auf
Weihnachtsgeld gibt es zwar grundsätzlich nicht. Wenn die Zahlung dieser sog. „Sonderzuwendung“ aber im
Tarif- oder Arbeitsvertrag oder einer Betriebsvereinbarung festgelegt
ist, dann hat der Arbeitnehmer einen Anspruch darauf. Eine Streichung ist nicht von heute auf morgen möglich.
Ohne genauere Regelung besteht
nur im Fall der sog. „betrieblichen
Übung“ ein Anspruch auf das weihnachtliche Zusatzentgelt. Das bedeutet: Erhält ein Arbeitnehmer ohne
einschränkende Erklärung drei Mal
ohne Vorbehalt eine Weihnachtsgratifikation in jeweils derselben Höhe,
www.mikado-online.de
willigkeit, der sich auf die Zahlung
als solche, auf die Höhe oder auf die
Erfüllung bestimmter Bedingungen
beziehen kann. Wichtig: Die entsprechende Klausel muss eindeutig formuliert sein, sonst ist sie unwirksam,
sagte das Bundesarbeitsgericht in einem Urteil (Az. 10 AZR 671/09).
Feiertage, Arbeitstage,
Urlaubstage
Der erste und zweite Weihnachtsfeiertag sowie Neujahr sind gesetzliche
Feiertage. Laut Arbeitszeitgesetz dürfen Arbeitnehmer – mit Ausnahmen
in wenigen Branchen – an diesen Tagen nicht beschäftigt werden (ArbZG
§ 9). Anders sieht es am Heiligabend
und an Silvester aus: Fallen die auf
einen Wochentag, wird grundsätzlich zu den üblichen Zeiten gearbeitet. Häufig regeln aber Betriebsvereinbarungen, dass ein Unternehmen
an diesen Tagen bereits um 13 Uhr
schließt.
Schließt ein Unternehmen über
den Jahreswechsel, dann sollte der
Betriebsurlaub nur einen Teil des
Jahresurlaubs der Mitarbeiter umfassen und bereits zu Beginn des
Eine Weihnachtsfeier ist meist eine
gute Gelegenheit, das vergangene Jahr gemeinsam zu beschließen.
Doch nicht immer passt die Feier zur
Auftragslage. Egal, ob es sich bei
der Feier um ein gemeinsames Plätzchenessen oder ein größeres Event
handelt: Ein Rechtsanspruch auf die
Durchführung seitens der Mitarbeiter besteht nicht.
Findet aber eine Weihnachtsfeier
statt: Wer haftet bei einem Unfall,
z. B. wenn ein Mitarbeiter beim Tanzen umknickt? Der Versicherungsschutz hängt von der Art der Feier
ab: Bei einer offiziellen Betriebsfeier gilt für die Angestellten der gesetzliche Unfallschutz – während der
Feier und auch bei der direkten Hinund Rückfahrt. Dazu muss die Unternehmensleitung aber alle Mitarbeiter
einladen und die Anwesenheit eines
Vorgesetzten ist Pflicht. Organisieren
aber die Mitarbeiter selbst etwas, z. B.
einen Ausflug auf den Weihnachtsmarkt, greift nur ein privater Unfall▪
schutz.
Autorin
Anne Kronzucker ist Rechtsanwältin und seit 2003 für die
D.A.S. Rechtsschutzversicherung
im Marketing tätig.
www.das-rechtsportal.de
39
Management
Software
Flexibel und planungssicher
Die Software von WGsystem kann die gesamte Auftragsabwicklung abdecken,
die in einem Holzbaubetrieb anfällt. Außerdem verspricht sie Komfort und Zeitersparnis.
Zimmermeister Michael Schmid hat sie im Einsatz.
40
mikado 11.2012
▴▴Michael Schmid
(links) und
Sebastian Stoll
(rechts)
besprechen ihre
Kalkulationsgrundlagen
Management
S
eit einiger Zeit bietet Zimmermeister Michael Schmid seinen Kunden einen ganz besonderen Service: Haben die Bauherren
zusätzliche Wünsche beim geplanten Neu- oder Umbau, erhalten sie
per Knopfdruck eine fotorealistische
Vorstellung von den baulichen Änderungen. Die finanziellen Auswirkungen gibt es in Euro und Cent direkt dazu.
Möglich macht das das neue ERPSystem WGsystem, dessen Vorteile
der Zimmereibetrieb in TuttlingenMöhringen für sich nutzt.
Unternehmensressourcen
besser planen
Enterprise-Resource-Planning (ERP)
bzw. Unternehmensressourcenplanung bezeichnet laut Wikipedia die
unternehmerische Aufgabe, die in einem Unternehmen vorhandenen Ressourcen (Kapital, Betriebsmittel oder
Personal) möglichst effizient für den
betrieblichen Ablauf einzusetzen und
somit die Steuerung von Geschäftsprozessen zu optimieren. Ein ERPSystem ist eine komplexe Anwendungssoftware zur Unterstützung der
Ressourcenplanung eines gesamten
Unternehmens.
Von A bis Z
WGsystem ist ein System, das die gesamte Auftragsabwicklung abdeckt –
vom ersten Entwurf über Kalkulation,
Angebot, Zeiterfassung bis hin zur
Rechnungserstellung und Nachkalkulation. Entstanden aus über zwanzig Jahren praktischer Erfahrung
im Holzbau, verspricht das System
in Verbindung mit den gewohnten
CAD-Systemen einen hohen Komfort in der Auftragsabwicklung und
Zeitersparnis.
Dreißig Prozent
mehr Produktivität
„Wir haben bisher noch nicht alle
Möglichkeiten ausgeschöpft und
füllen das System nach und nach
mit den entsprechenden Informationen“, sagt Michael Schmid. Aber
wenn erst einmal alles im Kasten ist,
www.mikado-online.de
▴▴Übersichtliche
Darstellung
der einzelnen
Gewerke
dann rechnet der Zimmermeister und
Gebäudeenergieberater bei Neubauten mit einer Steigerung der Produktivität, insbesondere in der Administration, von 30 Prozent.
Auf der Baustelle selbst bringt die
Software keinen nennenswerten Gewinn. Umso mehr geht der Blick auf
die internen Abläufe und vor allem
den Dienst am Kunden. „Wenn ein
Bauherr früher etwas an den Plänen
ändern wollte, dann haben wir uns
erst einmal hingesetzt und bei jeder
noch so kleinen Korrektur mindestens einen Tag gerechnet“, erzählt
Schmid. Im schlimmsten Fall war der
gesamte Aufwand vergebens, weil
die Bauherren beispielsweise die damit einhergehende Steigerung der
Baukosten nicht tragen konnten oder
wollten oder aber die optischen Änderungen dann doch nicht so spannend fanden.
Heute sei es egal, ob der NeubauKunde sein Haus einen Meter breiter
oder schmaler haben wolle. Alle Daten sind im System hinterlegt „und
wir müssen die Massen nicht mehr
neu rechnen. Sie laufen ja alle automatisch mit und schon erhalten wir
den neuen schlüsselfertigen Preis.“
Sicherheit für den Hersteller
Die Planungssicherheit gilt für alle
Beteiligten. „Denn im Angebot wird
nur ausgewiesen, was ich auch tatsächlich gezeichnet habe“, sagt
Der Zimmereibetrieb Schmid
Michael Schmid ist mit seinem Zimmereibetrieb Schmid in TuttlingenMöhringen ansässig. Der 43-jährige Zimmermeister und GebäudeEnergieberater gründete das Unternehmen 1996 und beschäftigt zwölf
Mitarbeiter. 2,5 Stellen entfallen auf das Büro. Das Unternehmen begleitet
Bauherren beim Bau ihres Holzhauses, auf Wunsch vom Baugesuch bis
hin zum Einzug. Pergolen, Carports, Balkone und Dachaufbauten gehören
ebenso zum festen Angebot. Im Mittelpunkt der Arbeit steht jedoch die
energetische Sanierung von Fassaden und Dächern – bevorzugt mit ökologischen Baustoffen. Michael Schmid belässt es aber nicht bei der energetischen Berechnung, Planung und handwerklichen Umsetzung. Vielmehr
schließt sein Service auch die Beratung hinsichtlich von Fördermitteln und
zinsverbilligten Krediten mit ein.
www.schmid-zimmerei.de
41
Management
vielfältigen Möglichkeiten der neuen
Software die Administration und das
Management in unserem Betrieb auf
ein neues Niveau gehoben haben.“
Die Software im Überblick
◂◂Automatisch
generierter
Angebotsreport
Michael Schmid. Das heißt, das mühselige Diskutieren im Sinne von „ich
habe gedacht, das ist auch dabei“ ist
vom Tisch.
Schmid freut sich über die neu
gewonnene Flexibilität mit WGsystem. Gerade in Zeiten, in denen Angebote immer rascher erstellt und
auch schon wieder geändert werden müssen. Aber er verhehlt auch
nicht, dass insbesondere das Einpflegen von Stammdaten zunächst mit
einem nicht unerheblichen personellen Aufwand verbunden ist: „Wie bei
jedem anderen Systemwechsel muss
man erst einmal Zeit und Geld investieren, ehe man den Nutzen daraus ziehen kann. Aber der Aufwand
lohnt sich für uns allemal.“
Gute Vergleichsmöglichkeit
Weitere Vorteile sieht der Experte bei
der energetischen Sanierung von Dächern und Fassaden: „Gerade bei artgleichen Häusern liefert uns die neue
Software sehr gute Vergleiche.“ Wenn
also bereits zehn bis zwanzig Satteldächer in vergleichbarer Art und Weise gemacht wurden, sucht das System
bei einem neuen Projekt sofort alle
Leistungsnummern wie zum Beispiel
Quadratmeter, Arbeitszeit oder sogar
die Anzahl der verwendeten Latten.
Schon haben Schmid und sein Zimmergeselle Sebastian Stoll, der halbtags in der Arbeitsvorbereitung tätig
ist, den direkten Vergleich zu anderen
Projekten. So sind sie in der Lage, zügig das neue Projekt zu planen und
zu kalkulieren.
Logischer Aufbau
Wie gesagt, Michael Schmid hat noch
nicht den gesamten Prozessablauf
von WGsystem in Gang gebracht.
Aber für ihn gibt es nach den vielen
positiven Erfahrungen keinen Weg
zurück. Denn bei allen Herausforderungen in der Anfangsphase ist es für
ihn unbestritten, „dass wir mit den
Das Unternehmen hinter WGsystem
Die WGsystem wurde 2007 in Ottobeuren gegründet. Sie ist ein Tochterunternehmen der Wölfle & Glöckler Fertig- und Holzbau GmbH, die aus
einem Zimmereibetrieb hervorgegangen ist und seit 1990 maßgeschneiderte Ein- und Mehrfamilienhäuser plant und produziert. Mit WGsystem
bieten Manfred Wölfle und Anton Glöckler ein völlig neues ERP-System
für den Holzbau, in das mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Bau von
qualitativ hochwertigen Holzhäusern eingeflossen sind.
www.wgsystem.de
42
mikado 11.2012
▴▴Nachkalkulationsauswertung
mit Ausgabe der
Kalkulationsdifferenzen
▾▾WGsystem
deckt für die
Auftragsabwicklung den
kompletten
Prozessablauf ab
Die Software deckt elf Bereiche ab:
▸▸ Verwaltung Adressen: z. B. von
Kunden, Interessenten und Lieferanten
▸▸ Verwaltung Bauvorhaben: auf
Kunden bezogene Aufträge
▸▸ Verwaltung Stammdaten: z. B.
Material, Artikel und Lohnanteil
▸▸ Kalkulation: Angebote, Ausschreibungen, Bestellungen
▸▸ CAD-Schnittstellen: Integration
von SEMA, hsbCAD, cadwork
▸▸ Zeiterfassung: Arbeitsstunden
leistungsbezogen
▸▸ Rechnungsmodul: Erstellen und
Verwalten von Abschlagszahlungen, Schlussrechnungen und
Zahlungseingängen
▸▸ Verwaltung Dokumente: Angebote, Bestellungen und Rechnungen werden automatisch übernommen
▸▸ Nachkalkulation: Vergleich der
Daten aus der Kalkulation mit
dem tatsächlichen Aufwand
▸▸ Währungen: Erstellen von Reports in beliebigen Währungen
▸▸ Netzwerk und Mehrbenutzer:
zentrale Erfassung von Daten an
mehreren Arbeitsplätzen
Jürgen Klaus, Sigmaringen ▪
Management Büro kompakt
Kundenbindung
Frohe Weihnachten!
Jetzt an die Weihnachtspost denken: Mit individuellen Ideen können Sie
den Weihnachtsgruß als Wertschätzung für Kunden und Partner nutzen.
Foto: Junghee Choi, iStockphoto.com ı Schrift: Helle Bro Clemmensen, iStockphoto.com
◂◂Besondere
Karten
für besondere
Kunden:
Auch die
Weihnachtspost ist
Marketing
gewinnbringenden. In den ein, zwei
Sätzen sollten Sie Bezug auf das gemeinsame Geschäft und seine Bedeutung nehmen. Wie umfangreich Sie
den Adressatenkreis fassen, ist sicher
eine Frage der Zeit, die Sie dafür investieren wollen.
Finger weg von
hochgestochenen Zitaten
Gerade zu Weihnachten haben hochgestochene Zitate von berühmten
Persönlichkeiten Konjunktur. Wenn
Ihnen an einem Zitat liegt, dann sollte es zumindest einen direkten Bezug zum Jahr oder zum Unternehmen haben.
I
mmer im Herbst taucht die Frage
auf: Wie schreibe ich Weihnachtsgrüße? Allzu oft verstreichen Marketingchancen ungenutzt, weil Grußkarten zum Jahresende gedankenlos
verschickt werden, sagt Kommunikationsspezialist Peter Flume. Wichtige
Kunden und Geschäftspartner müssen individuell behandelt werden. So
erfahren sie die notwendige Wertschätzung, sagt der Nürtinger Rhetoriktrainer. Seine Tipps:
Weihnachtskarten drucken
Lassen Sie eine individuelle Karte für
Ihren Betrieb gestalten und drucken.
Das zeigt Ihren Adressaten, dass die
Weihnachtsgrüße keine obligatorische Pflichtübung sind, sondern dass
Sie sich Gedanken gemacht haben. In
der Druckerei sollte das Firmenlogo
und ein kurzer Text mit Weihnachtsund Neujahrswünschen eingedruckt
werden. Vermeiden Sie Formulierungen wie „alle Jahre wieder“. Ein kurzer Jahresrückblick ist gut, aber es
www.mikado-online.de
tut auch ein „Schönes Weihnachtsfest
für Sie, Ihre Mitarbeiter und Familien
und ein erfolgreiches Jahr 2013“. Bei
der Weihnachtspost geht es um Kundenbindung, deshalb ist es wichtig,
dass die Karte hochwertig ist.
Persönlich werden
Alle Karten sollten persönlich unterschrieben sein. Das muss nicht immer
der Chef selbst machen. Wenn Verkäufer oder andere Mitarbeiter einen engeren Draht zum Kunden haben, können sie der richtige Absender
sein. Anonyme Karten gehen unter.
Oder noch schlimmer: Sie werfen ein
schlechtes Licht auf Ihren Betrieb.
Besondere Kunden
individuell grüßen
Für besondere Kunden und Partner
sollten Sie einen individuellen Zweizeiler schreiben. Das ist besonders
wichtig bei langjährigen Geschäftsbeziehungen oder bei besonders
Karten Anfang Dezember
verschicken
Wo es notwendig erscheint, kann der
Weihnachtsgruß dazu genutzt werden, telefonischen Kontakt aufzunehmen. Erhält der Chef Karten von
Partnern und Lieferanten, sollte er
mit seinen Mitarbeitern klären, ob
es noch offene Themen gibt.
Der Weihnachtsgruß kann ein eleganter und entspannter Gesprächseinstieg sein, um Probleme zu klären, die noch in 2012 erledigt werden
müssen.
Weihnachtskarten allen
Mitarbeitern zugänglich machen
Schreibt ein Partner generell an die
Firma, dann sollte diese Karte auch
allen Mitarbeitern zugänglich sein.
Am besten liegen die Karten am Empfang, an dem alle vorbeigehen. Aber:
Das Besondere sollte durch ansprechende Gestaltung deutlich werden.
Weitere Informationen
unter www.rhetoflu.com ▪
43
Architektur
44
mikado 11.2012
Architektur
Architektur
er elterliche Bauernhof war
baufällig geworden und
auch nicht mehr zeitgemäß. Ein neues Wohnhaus sollte ihn
ersetzen, in dem neben der Familie
des Bauherrn auch die Mutter und
die Schwester eine eigene Wohnung
haben. Passivhausstandard sollte es
erreichen. Und bauen wollte es der
Bauherr selbst – schließlich ist er
von Beruf Zimmerer und hatte vorher schon mehrgeschossige Wohngebäude errichtet. Der Entwurfsprozess war deshalb ungewöhnlich:
zum einen geprägt von einem intensiven Dialog zwischen Bauherr und
Architekt, zum anderen durch die
malerische Hanglandschaft.
Die Weinberge ziehen sich längs
des Westhanges vom Eisacktal
bei Brixen nach Norden. Natursteinmauern entschärfen die Neigung des
Geländes und bieten den Weinreben
eine flachere Grundlage. Damit war
der erste Impuls für den Eingriff gesetzt: Aus diesem Hang heraus sollte
das neue Haus entstehen und die bestehende Morphologie und die vom
Ort gegebenen Materialien aufgreifen und für ein zeitgenössisches
Bauwerk kreativ interpretieren.
Aufgegriffen und neu interpretiert
wurde auch der Bautyp des Hofs. Es
zeigte sich, dass er hervorragend
dafür geeignet ist, eine sozialräumliche Beziehung zwischen den separat wohnenden Familienmitgliedern
entstehen zu lassen.
Die Form des Gebäudekomplexes,
die Grundrisse, die Dachausrichtung, das Energiekonzept und die
Baumaterialien ergaben sich fast
wie von selbst aus den Vorgaben.
Die drei Wohnungen gruppieren sich
U-förmig um einen gemeinsamen
Innenhof. Große Fenster fördern
den Kontakt zwischen den Familien,
bieten aber auch Ausblicke in die
reizvolle Umgebung.
Der Gebäudekomplex wurde nicht
gegen, sondern mit der Landschaft
gebaut. Darüber hinaus bleibt die
Belastung der Umwelt gering. Eine
gute Dämmung sorgt für Passivhausstandard. Der restliche Energiebedarf wird mit den Holzabfällen
der Zimmerei des Bauherrn und mit
▪
einer Solaranlage gedeckt.
www.mikado-online.de
45
Architektur
Der hintere
Erdgeschossbereich
ist in den
Hang eingegraben
46
mikado 11.2012
„Die Grundrisse,
das Energiekonzept
und die Baumaterialien ergaben
sich fast wie
von selbst aus den
Vorgaben.“
Architektur
Architektur
Detailskizze Traufkante
Die Gebäudeteile
bilden ein
u, das sich zum
Tal hin öffnet
Weinbergtypische
Natursteinmauern verbinden
das Haus
mit der Landschaft
www.mikado-online.de
47
Architektur
Obergeschoss
WC
Küche
Zimmer
Wohnen
Bad
Zimmer Zimmer
Erdgeschoss
Schrankraum
Zimmer
Zimmer
Eingang
Woh. OG
WC
WC
Zimmer
Bad
Windfang
Büro
Küche
Abst.
Zimmer
Wohnen
Bad
Wohnen/
Essen
Zimmer Zimmer
Der Blickkontakt
zwischen
den Wohnungen
stärkt die
familiäre Bindung
Steckbrief
Bauprojekt:
Neubau mit drei Wohnungen
I-39040 Vahrn-Neustift
Bauherren:
Andreas, Brigitte
und Josefine Brunner
Bauweise:
Holzrahmenbau
Bauzeit:
Untergeschoss
Februar 2010
bis Dezember 2011
Wärmeenergiebedarf:
8 kWh/(m²a)
Nettowohnflächen:
Wohnung 1: 210 m²
Lüftung
Keller Keller
Wohnung 2: 93 m²
Wohnung 3: 126 m²
Kubatur:
Werkstatt
Oberirdisch: 1541 m³
unterirdisch: 2313 m³
Architektur:
Garage
Pellets
Heizung
Norbert Dalsass –
ARCH panta rei
I-39042 Brixen
www.norbertdalsass.it
Holzbauunternehmen:
Brunner Andreas KG
I-39040 Vahrn
48
mikado 11.2012
Architektur
Auch innen taucht
das typische
Landschaftselement
auf: eine
Natursteinmauer
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49
Fortbildung
Tipps und Termine
Kassel
Seddin
Einstieg in die Thermographie
Schäden an Holzkonstruktionen
Die zweitägige Schulung
beinhaltet Vorträge, Diskussionen und praktische
Übungen zum Thema
Thermographie. Schwerpunkte sind neben dem
Markt, der Technik und
der Handhabung von
Wärmebildkameras die
Baustoffkunde und Bauphysik. Die Teilnehmer erfahren Nützliches über die Vor- und Nachteile verschiedener Dämmmaterialien, auch die korrekte Auswertung der Aufnahmen mit der zugehörigen Software wird besprochen. Empfehlungen zur Kundenansprache runden die Veranstaltung ab.
Veranstaltungsort: Kassel
Termin: 22.–23. November 2012
Teilnahmegebühr: 420 Euro
Infos: www.zub-kassel.de → Weiterbildung
Um Holzprodukte, Regelwerke, Holzkonstruktionen, Schadensursachen, Schadensbeispiele und Schadensbeurteilungen dreht sich
das Seminar des Sachverständigenverbands Mitte. Ergänzend
gibt es Kurzvorträge über Schäden an Nagelplattenbinderkonstruktionen und Schäden an Beschichtungen.
Veranstaltungsort: Seddin ı Termin: 16. November 2012
Teilnahmegebühr: 190 Euro ı Infos: www.svmev.de
Springe
Passivhaus-Projektierung
Referent Dipl.-Ing. Friedemann Stelzer
informiert die Teilnehmer über die Besonderheiten energieeffizienter Gebäudeplanung anhand der Vorgaben des
Passivhaus-Institutes und über die bauund haustechnischen Einflussfaktoren,
die bei der Konzeption eines Passivhauses eine große Rolle spielen. In dem Seminar lernen Teilnehmer zudem den
Umgang mit dem Planungstool Passivhaus-Projektierungs-Paket (PHPP) 2012.
Veranstaltungsort: Springe
Termin: 14. – 15. November 2012
Teilnahmegebühr: 465 Euro
Infos: www.e-u-z.de
LIGNOConsult
Fachgesellschaf t für Beratung, Information und Innovation im Holzbau
50
mikado 11.2012
Leipzig
Messe Denkmal 2012
Zentrales Fachthema der Ausstellung und des Fachprogramms ist diesmal Holz. Es
geht dabei um Themen wie
den historischen Holzbau, die
energetische Sanierung von Fachwerkhäusern, Holzschutz,
Holzverarbeitung, Holzbeschichtung und Holzfenster. Das Forum
„Holz in der Denkmalpflege“ bietet an allen drei Messetagen
hochkarätige Fachvorträge. Der „Internationale Umgebindekongress“ beleuchtet diesen speziellen Haustyp.
Veranstaltungsort: Leipzig ı Termin: 22.–24. November 2012
Teilnahmegebühr: 16 Euro ı Infos: www.denkmal-leipzig.de
Berlin
Experten-Tage
Die Veranstaltung widmet sich dem Thema „Energieeffizienz
und Altbau“. Schwerpunkte sind: Wärmedämmverbundsysteme,
Praxisberichte von Modellprojekten und Energienutzungspläne.
Workshops und Exkursionen runden die Veranstaltung ab.
Veranstaltungsort: Berlin
Termin: 16.–17. November 2012
Teilnahmegebühr: 95 Euro (1 Tag) ı 175 Euro (2 Tage)
Infos: www.bakaberlin.de
Produkte
Multifräse
Drei Varianten für alle Fälle
3d-cad/cam für den holzsystembau
Gute Gründe für hsbCAD:
佀 Technologieführung auf AutoCAD®-Basis
佀 Durchgängige und intelligente 3D-Gesamtlösung
佀 Intuitives Konstruieren erzeugt zuverlässige Ergebnisse
佀 Produktivitätssteigerung mittels Durchgängigkeit und Parametrik
Die Multifräse „MF 26 cc“ von Maffel stellt eine Alternative
zur Oberfräse und Kreissäge im Holz- und Trockenbau dar.
Der Hersteller bietet die Fräse in drei Varianten an. Gemeinsam haben sie einen 1400 W starken CUprex Compact Motor. Die „MF 26 cc“ eignet sich bei Ausklinkungen, Längsnuten, Quernuten für Stellbretter oder einer V-Nut-Fräsung. Bei
der Variante „MF 26 cc/400“ ist die Multifräse fest mit einer
Schiene verbunden. Die Handmaschine ermöglicht Nutfräsungen in Massivholz von 26 mm Tiefe und 25 mm Breite.
Die Variante „MF 26 cc AF-MAX“ ist bei Fräsbearbeitung der
Kanten und dem Zuschnitt von Alu-Verbundplatten für den
Fassaden- und Innenausbau einsetzbar.
佀 Fehlervermeidung durch Dynamisches Verhalten der Bauteile
佀 Effizienz durch individuelle Anpassung
佀 Einsatzbereiche und Lösungen für:
(QWZXUI
$UFKLWHNWXU
=LPPHUHL
+RO]EDX
,QJõ+RO]EDX
2EMHNWEDX
*HZHUEHEDX
)HUWLJKDXV
'DFKGHFNHU
+DOOHQEDX
%ORFNKDXVEDX
%6+
/HLPKRO]
%UHWWVSHUUKRO]
&/7©./+©;õ/$0
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Telefon 0 74 23/81 20 ı www.mafell.de
Dachpappnagler
Mehr Halt mit Rundkopfnägeln
Der Dachpappnagler „IM45CW“
von Paslode sorgt für die Befestigung von Dachpappe, Dachbahnen und Bitumenschindeln. Das
Impulse-Nagelgerät kann laut
Hersteller Rundkopfnägel von
22 bis 45 mm verarbeiten –
mit einer Ladekapazität von
125 Nägeln. Vorteile des Handgerätes sind eine einstellbare
Eintreibtiefe für ein gutes
Nagelbild, ein schlauchloses
Arbeiten und eine großflächige Sicherungsnase für ein sauberes Aufsetzen des Geräts.
Handwerker können die Maschine für kleine Flächen bis
zu 200 m² sowie Reparaturarbeiten einsetzen.
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Telefon 05 11/42 04 0 ı www.itw-befestigungssysteme.de
Besuchen Sie uns auf folgenden Messen und Veranstaltungen:
佀䢢䢢18. Internationales Holzbau-Forum 2012 (IHF 2012), Garmisch,
5. bis 7. 12. 2012
佀䢢BAU 2013, München, 14. bis 19. 1. 2013
佀䢢Ligna, Hannover, 6. bis 10. 5. 2013
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+pTTW\[a
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+pTTZ[VMM
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ORIGINAL
EICHEN-HOLZNÄGEL
EICHEN-RUNDSTÄBE
Auf den Nagel kommt es
an, wenn es die optimale
Verbindung sein soll!
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O[[W!^^^;Y\YUP[-YPLKYKL
52
Keine mühsame Einzelanfertigung.
Wir fertigen in Serie in verschiedenen
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Eichenholz.
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mikado 11.2012
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9HUWULHE
5HSDUDWXUHQ
6FKlUIGLHQVW
+pTTZ[VMM
ILMLZ[PNLY=;
(<-/63A
Erlus bietet jetzt die „Universal Sturmklammer II“ an. Sie ist
aus 2,2 mm federhartem Edelstahl gefertigt und wird für 3 cm
× 5 cm sowie für 4 cm × 6 cm Lattenstärken angeboten. Das
Besondere: Mit nur einer Klammer können zwei Dachziegel
befestigt werden. Für eine einfache Verarbeitung der Klammer brachte der Hersteller im
Kopf- und Seitenfalz Kerben
bzw. Einhängevertiefungen
ein. Mit der Klammer kann
zudem laut Hersteller bei
hohen und flachen Pultdächern der Verklammerungsgrad vermindert werden. Das
bedeutet für die Verarbeiter,
dass sie nur noch jeden zweiten oder dritten Ziegel klammern müssen.
Schneefangsystem
Hier stoppt der Schnee
Die Otto Lehmann GmbH hat ein individuell ausbaubares
Schneefangsystem im Hinblick auf erhöhte Sicherheitsaspekte im Lieferprogramm. Das System aus Stahl zeichnet
sich laut Hersteller durch eine einfache und optimale Montage aus. Entwickelt wurden verschiedene Grundsysteme
als Basis. Dabei bieten aufeinander abgestimmte Komponenten aus Träger- und Rückhaltesystemen Flexibilität für
verschiedene Einsatzmöglichkeiten und dazu auch optisch
ansprechende Lösungen. Auf
der Homepage kann im Menüpunkt „Serviceportal“ durch
Eingabekriterien in wenigen
Schritten eine Schneelastberechnung durchgeführt und
für unterschiedliche Regionen
das richtige Schneeschutzsystem ausgewählt werden.
Otto Lehmann GmbH
D-93073 Neutraubling
Telefon 0 94 01/78 60
www.otto-lehmann-gmbh.de
Produkte
Hohlfalzziegel
Geschwungenes Farbspektrum
Ein Hohlfalzziegel erweitert das Programm der
Dachziegelwerke Nelskamp: Der „H 15“ ist laut
Hersteller der erste Hohlfalzziegel im Kleinformat.
Der Tonziegel wird in den Farbnuancen „Naturrot“ und „Naturrot schwach reduziert“ sowie „gedämpft“ und „Graphitschwarz gefärbt“ angeboten.
Engobiert ist er zusätzlich in „Rot“, „Altfarben“ und
„Schieferschwarz“ erhältlich. Mit seinen Kopf- und
hochliegenden Längsfalzen ist der Ziegel bei einer
Regeldachneigung von 22 Grad regensicher und
gut geeignet für geschwungene Dachflächen.
Dachziegelwerke Nelskamp GmbH
D-46514 Schermbeck ı Telefon 0 28 53/91 30 0
www.nelskamp.de
Hohlfalzziegel
Verschiebespiel
3URIL'lPPXQJDXVQDWUOLFKHQ+RO]IDVHUQ
.52127+(50ÀH[VFKW]WYRU+LW]H.lOWHXQG/lUP
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H
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H
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H
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HU
FKEHVV
R
Q
W
]
W
MH
Braas erweitert sein Sortiment
mit dem Dachziegel „Achat
12V“. Der Hersteller hat den
Nachfolgerziegel des „Achat
12“ mit einer „VTechnologie“
erweitert. Das vertikale Verschiebespiel von 30 mm soll
die Dacheindeckung erleichtern. Die Kopf- und Seitenverfalzung ermöglicht zudem eine Regeldachneigung
von 16° und garantiert laut
Hersteller eine hohe Regensicherheit. Die rechtwinklige
Form erleichtert Dachhandwerkern das Eindecken und
sorgt für eine gleichmäßige
Optik. Eine Verstärkungsrippe auf der Dachpfannenrückseite sorgt für zusätzliche Stabilität. Der Ziegel ist ab 2013
erhältlich.
Monier Braas GmbH
D-61440 Oberursel
Telefon 0 61 71/61 01 4
www.braas.de
www.mikado-online.de
+DUDOG6DXWHU=LPPHUHUPHLVWHU
XQG.52127+(50$QZHQGXQJVWHFKQLNHU
'DFK
:DQG
'HFNH
ZZZNURQRSO\FRP
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53
Produkt & Praxis
Akku-Schlagbohrschrauber
Vierzehn Stufen wohldosierte Kraft
DeWalt
Beim Zusammenbau eines Holzhauses wird viel geschraubt. Dabei müssen
die Handmaschinen zuverlässig und leistungsstark sein. Und gut handhabbar.
Da sind Akku-Geräte im Vorteil – wenn der Akku eine lange Laufzeit ermöglicht.
S
eit nunmehr 13 Jahren hat sich
die Firma HolzVogel aus dem
fränkischen Obertheres dem Bau von
Holzhäusern in ökologischer Bauweise verschrieben. Unter Leitung der
beiden Geschäftsführer Wolfgang
Vogel und Joachim Scheidlein planen, fertigen und montieren 20 Mitarbeiter die Häuser in Holzrahmenoder Massivholzbauweise. „Der Trend
geht ganz klar zum Passivhaus“, sagt
Scheidlein. „Da wird es irgendwann
wohl nichts anderes mehr geben.“
Verarbeitet wird dabei ausschließlich getrocknetes Holz, vor allem
Fichte und Lärche, bei dem auf eine
Imprägnierung verzichtet werden
kann. Im Portfolio hat HolzVogel
neben Wohnhäusern auch Gewerbebauten, kümmert sich um
An- und Umbau und führt Sanierungen aus. Um ein Holzrahmenbau-
54
Einfamilienhaus in seiner eigenen
Werkstatt zu fertigen, benötigt das
Unternehmen rund zwei Wochen, für
den Aufbau eine weitere Woche –
bzw. drei, wenn auch Dach und Fenster im Auftrag enthalten sind.
Zwei Gänge zur Wahl
Sowohl bei der Fertigung als auch
bei Montage und Innenausbau fallen jede Menge Schraubarbeiten an.
Da kabelgebundene Werkzeuge bei
der Montage wenig praktikabel sind,
setzt HolzVogel auf Akku-Geräte von
DeWalt. „Wir haben früher schon mit
Elu gearbeitet, dann mit DeWalt weitergemacht – und sind dabei geblieben, da Preis, Leistung und Service
stimmen“, meint Scheidlein. Deshalb
hat er sich kürzlich auch für die neueste Gerätegeneration mit Schiebe-
mikado 11.2012
◂◂Mithilfe von
14 Drehmomentstufen lässt
sich die Kraft
des Schlagbohrschraubers
DCD785L2 exakt
dosieren
▴▴„Man kann den
ganzen Tag
mit einem Akku
durcharbeiten“,
freut sich
Achim Schmidt
Akkus entschieden, darunter das
Modell DCD785L2, ein ZweigangSchlagbohrschrauber mit 18 Volt.
Der kam auch bei der Montage
eines Holzrahmenwohnhauses in
Bamberg zum Einsatz und wurde
von HolzVogel-Mitarbeiter Achim
Schmidt und seinem Team im Dauereinsatz getestet. Sein Fazit: „Der
hat brutal viel Kraft beim Schrauben in Holz, auch schon im Anlauf.“ Gerade der erste Gang bietet
erhebliche Drehmomente und ist damit ideal für Anwendungen, bei denen es weniger auf Drehzahl, sondern mehr auf Kraft ankommt, wie
beispielsweise schwere Schraubarbeiten oder das Bohren in Holz mit
großen Durchmessern.
Da der Schlagbohrschrauber über
14 Drehmomentstufen verfügt, lässt
sich seine Kraft ganz exakt dosieren.
Produkt & Praxis
Für die meisten Arbeiten, die Schmidt
und seine Kollegen an diesem Tag
ausführen, nutzen sie den zweiten
Gang, der sie mit einem ausgewogenen Verhältnis von Drehzahl und
Drehmoment überzeugte. Mit einer
Schlagzahl von bis zu 34 000 U/min
stellt auch das Setzen von Ankern
oder Dübeln zur Befestigung von
Holzelementen kein Problem dar.
Hohe Akkuleistung
Sehr zufrieden sind die Montageprofis auch mit der Akku-Kapazität des DCD785L2. „Da kann man
schon mal den ganzen Tag mit einem Akku durcharbeiten und muss
nicht dauernd wechseln und nachladen“, freut sich Schmidt. „Und wenn
doch einmal besonders umfangreiche
Schraubarbeiten anfallen, hat man
einen zweiten Akku im Lieferumfang
und kann mit diesem sofort weitermachen.“
Als vorteilhaft empfindet Schmidt,
dass die Kraft des Schraubers auch
bei niedriger Akku-Kapazität nicht
nachlässt: „Mit diesem Gerät kann
ich tatsächlich bis zum Ende schrauben, ohne mich anstrengen zu müssen.“ Und da bei HolzVogel nicht nur
ein Akku-Schrauber im Einsatz ist,
sondern verschiedene Modelle, profitieren die Mitarbeiter von einem
weiteren Vorteil: Die Li-Ion-Akkus
aller XR-Geräte passen in jedes Gerät
derselben Voltklasse und lassen sich
von einem System-Schnellladegerät
laden, ganz egal, ob sie eine AkkuKapazität von 1,5 Ah, 3 Ah oder seit
Neuestem 4 Ah haben.
„Die Kompatibilität des Systems
erlaubt uns noch flexibleres Arbeiten, da wir stets ausreichend Akkus
zur Verfügung haben“, meint Scheidlein. „Außerdem können wir ergänzend Geräte auch ohne Akkus und
Ladegerät kaufen und so unsere Be▪
triebskosten senken.“
Produkt in Kürze
Produkt:
Zweigang-AkkuSchlagbohrschrauber DCD785L2
Akku-Typ:
Li-Ion-Schiebe-Akku 18 V/3 Ah
Abgabeleistung: 350 Watt
Leerlaufdrehzahl:
0–600; 0–2000 min-1
Leerlaufschlagzahl:
0–10 200; 0–34 000 min-1
Maximaler Bohrdurchmesser:
▸▸ in Holz: 38 mm
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Holzhäuser
Gebäudeaussteifung
Scheiben halten Stand
Brennpunkt Wand- und Deckenscheiben: Prof. Dr. François Colling zeigt Fehler aus
der Baupraxis und präsentiert Lösungen sowie Grundlagen. Außerdem stellt er
wichtige Änderungen und Neuerungen vor, die sich mit den neuen Eurocodes ergeben.
Randrippen
◂◂Bild 1:
Holztafel per
Definition
Beplankung
Verbindungsmittel
G
rundlagen der Gebäudeaussteifung nach den neueren Normenwerken DIN 1052 (Ausgabe
2004/2008) und Eurocode 5 (EC 5,
Ausgabe 2010):
Definition Tafel
Die neuen Normenwerke sprechen
im Zusammenhang mit der Aussteifung von Gebäuden nur noch von
Holztafeln. Sie bestehen laut Definition aus
▸▸ einem Rahmen (Randrippen),
▸▸ einer ein- oder beidseitigen
Beplankung,
▸▸ die über Verbindungsmittel
mit den Rippen befestigt wird
(siehe Bild 1).
Das jedoch sollte durch die Forderung von Mindest-Plattendicken vermieden werden. Daher wurde dieser
Ansatz in den neuen Normenwerken
fallen gelassen und durch die sog.
„Schubfeldtheorie“ für ideelle Scheiben ersetzt.
Für den Fall eines Holztafelelementes kann unter folgenden Bedingungen eine ideelle Scheibe angenommen werden:
▸▸ Alle Ränder sind durch Rippen
(Randrippen) unterstützt.
▸▸ Die Kräfte, die in Ebene der
Holztafel wirken, werden entlang
von sog. „Verteilern“ (Rand- oder
Innenrippen, Latten) kontinuierlich in die Beplankung eingeleitet.
▸▸ Beplankung und Rippen sind
über Verbindungsmittel kontinuierlich miteinander verbunden.
▸▸ Damit wird der Verbund Rippe–
Beplankung durch einen kontinuierlichen Schubfluss entlang
der Rippen beansprucht (sv,0: siehe nächsten Abschnitt).
▸▸ Die Beplankung beult nicht aus.
Weiterhin gelten folgende Voraussetzungen für die Anwendbarkeit der
Schubfeldtheorie:
▸▸ Rippen und Beplankung sind im
Verhältnis zu den Verbindungsmitteln sehr steif. Voraussetzung:
Plastifizierung der Verbindungsmittel.
▸▸ Die Traglast wird durch die Tragfähigkeit der Verbindungen bestimmt. Die Randrippen und Beplankung bleiben „intakt“.
Abweichungen von diesen Randbedingungen bzw. Voraussetzungen
für eine ideelle Scheibe sind nur unter Einhaltung bestimmter Randbedingungen erlaubt.
Die Schubfeldtheorie geht somit
von einer kontinuierlichen Beanspruchung des Verbundes Beplankung–
Rippen aus. Konzentrierte Lasteinleitungen sind damit nicht erfasst.
Schubfluss
Bei der Bemessung von Scheiben unterscheidet man zwischen zwei Beanspruchungen:
▸▸ sv,0: Schubfluss parallel zu den
(Rand-)Rippen (= ideelle Scheibenbeanspruchung)
▸▸ sv,90: Schubfluss rechtwinklig zu
den (Rand-)Rippen (= „Störbeanspruchung“)
Bild 2 zeigt die beiden Beanspruchungen.
Unter Einhaltung bestimmter
Randbedingungen darf bei der Bemessung der Einfluss von sv,90 vernachlässigt werden.
Schubfeldtheorie
Tabelle 1: Aufnehmbarer Schubfluss fv,0,d in [kN] pro laufenden [m] Wandlänge
Der in der „alten“ DIN 1052 (Ausgabe 1988) enthaltene Ansatz mit
Nachweis einer Zug-Diagonalen war
mechanisch nicht zutreffend. Eine
Zugdiagonale kann sich nur einstellen, wenn die Beplankung ausbeult.
58
mikado 11.2012
Material Beplankung
Nägel (d ≈ 3 mm)
Abstand aV = 100 m
Klammern (d ≈ 2 mm)
Abstand aV = 100 m
OSB-Platten
5–6 kN/m
6–7 kN/m
3-Schicht-Platten
3,5–4,5 kN/m
5–6 kN/m
Holzhäuser
Wandtafeln
Wird bei einer Wandtafel die horizontale Kraft H über die Kopfrippe eingeleitet, so verhält sich eine
Wandscheibe wie eine ideelle Scheibe. Voraussetzung ist allerdings, dass
die abhebende Kraft über den Stiel
(Randrippe) verankert wird (siehe
auch Abschnitt „Verankerungen).
Bild 3 zeigt eine Wandtafel unter
horizontaler Belastung.
Der Schubfluss ist an allen Randrippen gleich groß und beträgt:
Für diesen Schubfluss sind die Verbindungsmittel zu bemessen.
Rippe
Rippe
Sv,0
▸▸Bild 2:
Schubfluss sv,0
(links)
und sv,90 (rechts)
▸▸Bild 3:
Schubfluss in der
Beplankung
und Normalkräfte
in den
Rippen eines
Wandelementes
Sv,90
Beplankung
Beplankung
H
H
Sv,0
Sv,0
h
Sv,0
Deckentafeln
Bei Deckentafeln ist zu unterscheiden zwischen „stehenden“ Rippen
und „liegenden“ Rippen. Die jeweiligen Schubflüsse sind in Bild 4 dargestellt.
Der umlaufend konstante Schubfluss sv,0 in den Randrippen beträgt:
Für diesen Schubfluss sind erneut
die Verbindungsmittel zu bemessen.
Die Beplankungen sind auch mit
den Innenrippen schubfest zu verbinden.
Schubtragfähigkeit
Bei ausreichend „starken“ Beplankungen (z. B. OSB-, Span- oder Dreischichtplatten) werden bei der Bemessung von Holztafeln immer die
Verbindungsmittel maßgebend. Die
Tabelle 1 zeigt die Größenordnungen für den aufnehmbaren Schubfluss fv,0,d.
Bemessung von Holztafeln
Der Beitrag geht nicht im Detail auf
die Bemessung von Scheiben in Holztafelbauart ein. Dabei hilft die Literatur weiter, z.B. „Aussteifung von
Gebäuden in Holztafelbauart“ von
F. Colling. Prinzipiell ist folgender
Nachweis zu führen:
www.mikado-online.de
Sv,0
H
l
V
▸▸Bild 4:
Der Schubfluss
zwischen
Beplankung und
Rippen/Gurten
links: „stehende“
Rippen
rechts: „liegende“
Rippen
Achtung: Hier tritt
zusätzlich sv,90 auf
Sv,0
V
Sv,0
Sv,0
V
Sv,0
Sv,0
Sv,0
H
V
V
h
Sv,0
Sv,0
Sv,0
Sv,0
Sv,0
V
Sv,90
V
Sv,0
V
▸▸Bild 5:
Horizontale Stöße
bei Wandtafeln.
links: vertikale
Verlegung der
Platten
rechts: horizontale
Verlegung
der Platten
(unzulässig bei
zwei
horizontalen
Stößen)
59
Holzhäuser
Folgende Punkte werden in der Praxis bei der Ausbildung von Wandscheiben leider immer wieder falsch
gemacht:
Horizontale Stöße
Die Raumhöhen von Gebäuden sind
häufig größer als 2,50 m. Somit fällt
auch bei „stehender“ Verlegung der
Platten ein horizontaler Beplankungsstoß an. Bei „liegender“ Verlegung der Beplankung tritt meist
mehr als ein horizontaler Stoß auf
(Bild 5).
Ohne genaueren Nachweis darf
die Beplankung von Wandtafeln
horizontal maximal einmal gestoßen sein.
Die Plattenränder müssen schubsteif verbunden sein. Nicht unterstützte bzw. nicht schubfest verbundene
Plattenränder, sog. „freie Stöße“ (in
Bild 6 dargestellt), sind bei Wandscheiben grundsätzlich unzulässig.
In der Praxis werden diese Regeln
leider häufig missachtet.
Öffnungen
Öffnungen in Wandtafeln dürfen
bei der Bemessung unberücksichtigt bleiben, sofern sie eine gewisse Größe nicht überschreiten. Bild 7
zeigt die zulässigen Öffnungen nach
DIN 1052.
Bei Anordnung einer größeren Anzahl von Hohlraumdosen oder von
Einblasöffnungen für ZelluloseDämmstoffe werden die Grenzwerte von ∑li ≤ 0,1 · l bzw. ∑hi ≤ 0,1 · h
in der Praxis häufig überschritten
(siehe auch Bild 8).
Die dadurch verursachte Schwächung ist bei der Bemessung zu berücksichtigen. Da der Tragwerksplaner über geplante Öffnungen nur in
Ausnahmefällen informiert ist, werden diese in der Bemessung in der
Regel nicht berücksichtigt.
60
Die Schwelle einer Wandscheibe wird
üblicherweise mittels Winkel oder
Dübel mit dem Untergrund verbunden. Diese können die auftretenden
horizontalen Kräfte weiterleiten.
Winkel oder Dübel sind aber nicht
dafür geeignet, die abhebenden Kräfte sicher in den Untergrund weiterzuleiten.
Für eine zuverlässige Wandverankerung gilt folgender Grundsatz:
„Der Stiel muss verankert werden.“
Bild 9 zeigt, dass bei Verankerung
der Schwelle die Beplankung „abheben“ kann (z. B. durch Ausreißen der
Verbindungsmittel).
Für die Aufnahme der abhebenden Kräfte gibt es mittlerweile eine
Vielzahl von Produkten mit bauaufsichtlicher Zulassung, bei denen der
Stiel verankert wird (siehe dazu z. B.
Bild 10).
Colling
Problemfall Wandscheiben
Verankerungen
▴▴Bild 6:
Unzulässiger,
nicht
unterstützter
(= freier)
Plattenstoß in
Wänden
Exzentrizitäten
Bei der Berechnung von Wandscheibenkräften wird die einwirkende
Kraft meist proportional zu den jeweiligen Wandlängen verteilt.
Etwaige Exzentrizitäten im Grundriss und des Windangriffes werden
vernachlässigt. Doch das ist nicht immer zutreffend bzw. zulässig, wie die
Berechnungen anhand eines einfachen Beispiels zeigen (Tabelle 2).
Aus dieser Tabelle ist Folgendes
zu erkennen:
▸▸ Bereits eine geringe geometrische
Exzentrizität des Wandscheibenschwerpunktes im Grundriss von
± 0,1 · B führt zu einer Unterschätzung der Wandscheibenkräfte von etwa 20 % (Fall 2).
▸▸ Die nach DIN 1055-4 anzusetzende Exzentrizität der Windkraft von ± 0,1 · B führt zu einer
Unterschätzung der Wandscheibenkräfte von mehr als 15 %
(Fall 3).
▸▸ Ist sowohl eine geometrische Exzentrizität als auch eine Exzentrizität des Windes gegeben, so
werden die Wandscheibenkräfte
um etwa 40 % unterschätzt.
Die Vernachlässigung gegebener
Exzentrizitäten kann somit selbst bei
geringen geometrischen Exzentrizitäten zu einer Unterschätzung der
◂◂Bild 7:
Wandtafel mit
Öffnungen
≤ 200 mm
≤ 200 mm
??
≤ 280 mm
Schubfeld
h
≤ 0,1 · h
Riss
??
≤ 0,1 · l
l
mikado 11.2012
▸▸Bild 8:
Öffnungen in
Wandscheiben
Steinmetz
sv,0,d ≤ fv,0,d
mit sv,0,d = Bemessungswert des
auftretenden Schubflusses
fv,0,d = Bemessungswert des aufnehmbaren Schubflusses
Holzhäuser
www.mikado-online.de
▸▸Bild 9:
„Abheben“ der
Beplankung
bei Verankerung
der Schwelle
▸▸ Bild 10:
Zugverankerung
mit bauaufsichtlicher
Zulassung
Colling
Wandscheibenkräfte von etwa 40 %
führen.
Aus diesem Grund sollte die üblicherweise vorgenommene Aufteilung
der Windkräfte auf die Wandscheiben proportional zu deren Wandlängen nur bei Gebäuden mit sehr
geringen Exzentrizitäten angewendet werden.
Auf die anzusetzende Exzentrizität der Windkraft geht der Beitrag
auf Seite 63 ein.
Bei energetisch optimierten Gebäuden, bei denen z. B. eine Außenwand vollständig verglast ist, ist stets
eine größere Exzentrizität gegeben,
die in jedem Fall zu berücksichtigen ist.
Die rechnerische Berücksichtigung
von Exzentrizitäten beschreibt die
Fachliteratur, z.B. „Aussteifung von
Gebäuden in Holztafelbauart“ von
F. Colling. Eine EDV-gestützte Möglichkeit für die Berücksichtigung von
Exzentrizitäten bei der Berechnung
der Wandscheibenkräfte und für
die Bemessung der Wandtafeln ist
z. B. mit der Software HoB.Ex erhältlich. Die Bemessungshilfen auf
Excel-Basis beinhalten Module zur
Gebäudeaussteifung. Weitere Infos
unter www.hobex.net.
Deckentafeln
Auch bei Dach- und Deckentafeln
gilt der Grundsatz, dass umlaufende
Gurte (Rippen) vorhanden sein müssen, die den Schubfluss aus der Beplankung aufnehmen können. Die
61
Holzhäuser
◂◂Bild 11: Fehlende
Randgurte
bei Deckenscheibe
Verbinder
max. 2 freie
Plattenstöße
h ≥ l/4
▸▸Bild 12:
Randbedingungen
für freie Stöße
bei Deckentafeln
fehlender Randgurt
Gurte sollten durchgehen, d. h. nicht
gestoßen sein. Sind Stöße der Gurte nicht zu vermeiden, so sind diese
für eine erhöhte Kraft statisch nachzuweisen. Bild 11 zeigt ein Beispiel,
bei dem kein umlaufender Gurt vorhanden ist.
l ≤ 12,5 m
l ≤ 12,5 m
Dreischichtplatte als aussteifendes
Element aufgenagelt werden. Randgurte zwischen den Verbindern zur
Aufnahme und Weiterleitung der
Scheibenkräfte in den Dreischichtplatten waren nicht vorgesehen.
Diese Ausführung stellt in zweierlei Hinsicht einen Mangel dar:
▸▸ Zum einen werden die Deckenscheibenkräfte aus der Dreischichtplatte nicht kontinuierlich, sondern punktuell über die
Verbinder an die Wände abgetragen.
▸▸ Zum anderen waren die Verbinder nicht für die Abtragung von
Deckenscheibenkräften zugelassen (Zulassung nur für vertikale
Lastabtragung).
Umlaufende und
durchgehende Gurte
Dargestellt ist ein Gebäude, das in
„Balloonframing“-Bauweise errichtet wird. Die Deckenbalken werden mittels Stahlblech-Formteilen
(T-Verbinder) an die Wände angeschlossen (eingeschlitzte Bleche in
den Deckenbalken). Auf den dargestellten Deckenbalken sollte eine
Als Sanierungsmaßnahme mussten nachträglich umlaufende Randgurte angeordnet werden, die in den
Fußbodenaufbau integriert wurden.
Bei der Verlegung von Holzwerkstoffplatten auf die Deckenbalken
sind Plattenstöße rechtwinklig zu den
Deckenbalken kaum zu vermeiden.
Freie Stöße
Die Plattenstöße werden meist nicht
unterstützt oder schubfest verbunden
und gelten daher als „freie“ Stöße.
Bei Deckenscheiben sind freie Stöße im Gegensatz zu den Wandscheiben zwar zulässig, allerdings nur
unter folgenden Randbedingungen
(Bild 12):
Tabelle 2: Veränderung von Wandscheibenkräften bei Exzentrizitäten
Aufteilung der
Wandkräfte
Fall 1
Fall 2
Fall 3
25 kN
Fall 4
25 kN
S
S
1
1
25 kN
25 kN
0,1 · B
0,1 · B
S
1
0,1 · B
2
S
1
2
0,1 · B
2
2
Keine Exzentrizität
Geometrische Exzentrizität:
eG = 0,1 · B
Exzentrizität der Windkraft:
eW = 0,1 · B
Exzentrizität aus Geometrie
+ Wind: eG + eW
Wand 1
Wand 2
Wand 1
Wand 2
Wand 1
Wand 2
Wand 1
Wand 2
Proportional zur
Wandlänge
12,5
12,5
15
10
12,5
12,5
15
10
Unter Berücksichtigung der
Exzentrizitäten
12,5
12,5
13,03
11,97
10,44
14,56
11,05
13,95
Differenz
0 %
0 %
– 13,1 %
+ 19,7 %
– 16,5 %
+16,5 %
– 26,3 %
+ 39,5 %
62
mikado 11.2012
Holzhäuser
BG
Verteiler
0,1 · BG
0,4 · wd
V
ungünstig
▸▸ max. zwei freie Stöße
übereinander
oder
▸▸ Stützweite der Deckenscheibe
≤ 12,5 m
Werden diese Randbedingungen
nicht eingehalten, ist entweder ein
genauerer Nachweis zu führen oder
es sind Teilscheiben auszubilden, wobei jede dieser Teilscheiben die an
Holztafeln gestellten Anforderungen erfüllen muss (z. B. umlaufende,
durchgehende Gurte).
Öffnungen
Öffnungen in Deckenscheiben sind
unvermeidlich (z. B. bei Treppen).
Doch die Öffnungen bewirken erhöhte Schubbeanspruchungen in den
angrenzenden Bereichen, da sie den
Schubfluss aus der Öffnung mit übernehmen müssen.
Dieser Schubfluss (jeweils in Richtung der Öffnungsränder) muss dabei
über sog. „Verteiler“ in die benachbarten Bereiche eingeleitet werden
(Bild 13).
Die Größe dieser Beanspruchung
der benachbarten Bereiche ist dabei abhängig von der Lage der Öffnung:
Liegt die Öffnung im Bereich großer Querkräfte (und damit auch hoher Schubflüsse), werden die Nachbarbereiche stärker beansprucht, als
wenn die Öffnung im Bereich geringer Querkräfte liegt.
In Bild 13 ist die Thematik schematisch dargestellt.
Solche Verteiler werden in der Praxis leider häufig weder bemessennoch angeordnet.
www.mikado-online.de
Zeichnungen: Colling
Wd,voll
1,6 · wd
günstig
Änderungen durch die europäische Normung (Eurocodes)
Hinsichtlich der Bemessung der
Rippen, Beplankungen und Verbindungsmittel hat sich durch die Einführung der Euroccodes nichts Wesentliches geändert:
▸▸ Das Konzept der Teilsicherheitsbeiwerte ist identisch mit dem
der DIN 1055-100.
▸▸ Die Nachweise für die Rippen,
Beplankungen und Verbindungsmittel sind weitgehend identisch
mit denen der DIN 1052:2008.
Im Prinzip gibt es nur zwei erwähnenswerte Änderungen:
◂◂Bild 13:
Öffnung im
Bereich
großer Querkräfte
(links) und
geringer Querkräfte (rechts)
▴▴Bild 14:
Exzentrische
Windbelastung nach
DIN 1055-4
Neue KLED für Wind
Der Nationale Anhang zum EC 5 definiert für Wind eine neue Klasse der
Lasteinwirkungsdauer (KLED):
Wind: KLED = kurz/sehr kurz (bisher: kurz).
Bei der Bemessung darf bei einer
Lastkombination mit Wind mit einem
mittleren kmod aus KLED = kurz und
▾▾Bild 15:
Exzentrische
Windbelastung
nach EC 1-1-4
BG
w*d ≈ 0,7·wd
0,075 · BG
W*d ≈ 0,7·wd,voll
Geringere Exzentrizität
des Windes
Nach DIN 1055-4, Abschnitt 9.1(4)
sind für die Gesamtwindkräfte folgende Exzentrizitäten anzusetzen:
eW = 0,1 · BG bzw.
e = 0,1 · TG mit
BG = Breite des Gebäudes und
TG = Tiefe des Gebäudes.
Das entspricht einer trapezförmigen Belastung, wie sie in Bild 14 dargestellt ist. Nach EC 1-1-4 braucht
bei schrägem Windangriff nicht die
gesamte Windlast angesetzt werden,
sondern nur etwa 70 %. Die zugehörige Winddruckverteilung führt bei
üblichen Gebäuden weiterhin zu einer geringeren Exzentrizität:
eW = 0,075 · BG bzw.
e = 0,075 · TG
Die zugehörige Windbeanspruchung zeigt Bild 15. Die Regelung
ist deutlich weniger „streng“ als die
bisherige nach DIN 1055-4 und führt
dazu, dass der Fall „Windlast mit
Exzentrizität“ kaum mehr maßgebend wird. Selbst bei Gebäuden mit
größeren geometrischen Exzentrizitäten wird der Lastfall „Volllast mit
Berücksichtigung der geometrischen
Exzentrizitäten“ maßgebend.
Prof. Dr.-Ing. François Colling, Augsburg ▪
w*d
0,55 · w*d
KLED = sehr kurz gerechnet werden.
Das entspricht einer Erhöhung der
„zulässigen“ Beanspruchungen von
etwa 10 % gegenüber dem Stand der
DIN 1052:2008.
1,45 · w*d
Buchtipp: „Aussteifung von
Gebäuden in Holztafelbauart“ von
F. Colling, www.ib-holzbau.de
63
Zimmermeisterdach Walmdach
▴▴Traditionelle
Biberschwanzziegeldeckung in
trendigem Farbton
bei einem
Einfamilienhaus
in Wertingen
Walmdach
Filmreife Dachkulisse
Traumdach fürs Traumhaus: Zimmermeister Karl Oberlander aus Grundremmingen
realisierte für seine Bauherren in Wertingen ein vollkeramisches Dach aus
engobierten Biberschwanzziegeln und Originalzubehör in der Farbe Schieferton.
M
it ihrem Versandhaus erfüllen
die Bauherren die Träume von
Hobbybastlern. Jetzt hat sich die Unternehmerfamilie selbst einen Traum
erfüllt: In ihrer Heimatstadt Wertingen bezog sie ein repräsentatives Einfamilienhaus mit Walmdach.
Dass das neue Dach mit Biberschwanzziegeln eingedeckt werden
sollte, stand für die Bauherren von
vornherein fest. Zum einen sind Biber
in dieser Region die traditionelle Art
der Deckung, zum anderen eignen
sie sich durch ihre schlichte, unaufdringliche und zeitlose Form besonders gut für die Gestaltung klassischer Dächer.
64
Schiefer trifft Keramik
Bei der Farbauswahl folgten die Bauherren allerdings nicht den regionalen Vorlieben, denn sie entschieden
sich nicht für ein naturrotes Dach,
sondern setzten auf dunkle Dacheleganz in Schieferton engobiert. Die
veredelte Oberfläche des engobierten Tondachziegels gibt Algen und
Moos wenig Raum. Sie soll zuverlässig schützen und die langfristige
Dachsicherheit erhöhen.
Das neue Wohnhaus ist ein doppelter Winkelbau mit Walmdach,
das eine durchschnittliche Dachneigung von knapp 50° hat. Sieben
mikado 11.2012
Walmdachgauben und der Firstverlauf auf drei Ebenen sorgen für eine
starke Gliederung der insgesamt
500 m² umfassenden Dachfläche.
Vollkeramisch gestaltet
Die Ausführung der Zimmermannsund Dachdeckerarbeiten übernahm
die Zimmerei Oberlander aus Grundremmingen. Zimmermeister Karl
Oberlander und seine Mitarbeiter
errichteten den Dachstuhl, der mit
seinem Firstverlauf, dem Dachflächenfenster und den individuell gezimmerten Walmdachgauben eine
handwerklich interessante Aufgabe
Zimmermeisterdach Walmdach
◂◂Eine handwerklich
interessante
Aufgabe.
Der Dachstuhl mit
seinem
Firstverlauf, dem
Dachflächenfenster …
bot. Auf die Schalung über der Dämmung verlegten sie die Unterspannund Unterdeckbahn namens „Duo“
von Creaton. Sie eignet sich für hinterlüftete und diffusionsoffene Dachaufbauten, dank der einfachen Verlegung mit Selbstklebestreifen aber
auch für Konstruktionen mit der Anforderung Winddichtigkeit gemäß
Energieeinsparverordnung (EnEV).
Darauf kamen dann Lattung und
Konterlattung. An der Traufe begann das Team Oberlander in Doppeldeckung mit der Verlegung der
Biberschwanzziegel im Rundschnitt.
Die Handwerker sicherten die Ziegel
gemäß der Einstufung in Windlastzone 2 mit den zur Lattung passenden Biberklammern gegen Sturm. In
der letzten Reihe vor dem First kamen Firstanschluss-Lüfterziegel zum
Einsatz. Sie sorgen, dem Regelwerk
des Deutschen Dachdeckerhandwerks entsprechend, für die bauphysikalisch sinnvolle Hinterlüftung der
obersten Witterungsschutzebene. Die
Firstziegel sind mit Firstklammern
gesichert. An den Schnittstellen von
▴▴Klassische Zimmermannsarbeit:
Dachstuhl mit Walmdachgauben
www.mikado-online.de
First- und Walmgraten kamen keramische Walmkappen zum Einsatz.
So bildet das ganze Dach eine vollkeramische Lösung. Selbst beim Anschluss des Dunstrohrs handelt es
sich um eine keramische Dunstrohrhaube.
Sichere Dachdurchdringungen
Das Dunstrohr ist wie jede Durchdringung des Dachschichtenpakets
ein kritisches Detail mit erhöhtem
Leckagerisiko. Zimmermeister Karl
Oberlander löste das Problem mit einem Adapter-Set. Das Zubehörsystem erfordert wenige Handgriffe und
sorgt für ein hohes Maß an Ausführungssicherheit. Der Anschluss
an das Unterdach erfolgte über einen festen Anschlussflansch. Dank
des verschiebbaren Flanschs mit einer PE-Folie zum Anschluss an die
Dampfsperrbahn deckte der flexible Adapter die Dachaufbauhöhe von
20 cm ab. „Anders als früher müssen
wir nicht mühsam ein rundes Rohr
abkleben“, sagt Karl Oberlander, „die
▴▴Keramik mit System: Unter der Dunstrohrhaube
verbirgt sich ein Adapter-Set
creaton
▸▸… und
den individuell
gezimmerten
Walmdachgauben
Folienanschlüsse werden durch gerade Klebestreifen wie den Nahtklebestreifen NKS hergestellt. Das ist wesentlich einfacher und sicherer.“
Schneefanggitter im System
Bei einer Höhe von 421 m über NN
und der Lage unweit des Alpenvorlandes sind die Winter hierzulande
relativ schneereich. Schneefanggitter zum Schutz gegen Dachlawinen
sind daher Standard. Der Bauherr
entschied sich für Systemzubehör
aus einer Hand: Es besteht aus einem Grundelement aus Aluminium
in Biberform mit einer Schneefanggitterstütze. Das Element wird auf
der Traglatte und über eine Verbindungslasche an der darüber liegenden
Dachlatte angeschraubt. Grundelement, Gitterstütze und Schneefanggitter von Creaton sind im Farbton
der im Schieferton engobierten keramischen Dachelemente lackiert.
Dieses Dach ist für die ausführende
Baufirma, den Zimmereibetrieb und
den Hersteller eine echte Referenz.
Rainer Balkenhol, Wertingen ▪
▴▴Schutz vor Schneelawinen bieten die
Schneefanggitter
65
Zimmermeisterdach Praxistipp, Teil 1
Praxistipp, Teil 1
Schlaufe um Schlaufe
Bei einer Sanierung kommen meist Dämmsysteme auf dem Sparren
zum Einsatz. Der Verarbeiter kann bei der Verlegung der Dampfsperre
wählen zwischen einer Kombination mit Zwischensparrendämmung und
der Aufdachdämmung.
66
mikado 11.2012
Zimmermeisterdach Praxistipp, Teil 1
D
ie geltende Energieeinsparverordnung (EnEV) fordert bei der
dämmtechnischen Ertüchtigung eines Bestandsdaches große Dämmstoffdicken. Für eine zukunftsfähige
Dachrenovierung reichen die vorgefundenen Sparrenstärken häufig nicht aus, um mit Zwischensparrendämmungen die geforderten
Dämmwerte zu erzielen. Die Kombination mit Unterdachdämmungen
unterhalb der Luft-/Dampfsperre begrenzt die Forderung, nur max. 20 %
des Dämmwertes ohne bauphysikalische Berechnung unterhalb einer
dampfsperrenden Bauteilschicht anzuordnen. Zudem reduzieren größere Dämmstoffdicken unterhalb der
Sparrenebene den Dachinnenraum.
Mit Dämmsystemen auf dem Sparren ergibt sich eine vollflächige Ebene
ohne Wärmebrücken. Doch auch die
www.mikado-online.de
Kombination von Zwischensparrendämmungen und Aufdachdämmsystemen ist eine wichtige Option. Dabei hat der Verarbeiter hat die Wahl
zwischen zwei Arten der Dampfsperrverlegung: entweder in Kombination
mit Zwischensparrendämmung oder
als Aufdachdämmung. Der erste Teil
des Praxistipps zeigt die Möglichkeiten einer geschlauften Verlegung der
Dampfsperre. Praxistipp 2 im nächsten Heft beschreibt die Verlegung einer funktionsgerechten Dampfsperre
oberhalb des Sparrens.
Dampfsperren geschlauft
verlegen
Bei der geschlauften Verlegung der
Dampfsperre bleibt die bestehende
Innenausbauschicht des bewohnten Dachraums erhalten, weil eine
▾▾Die Verlegung in
der geschlauften
Variante
über den Sparren
ist auch in der
Verlegerichtung
längs zum
Sparren möglich
entsprechende Luftsperre, z. B. Klöber WallintT3, mit einem sd-Wert
von 3 m (diffusionsäquivalente Luftschichtdicke), über den Sparren geschlauft verlegt wird. Die Dampfsperre verfügt über ein ausreichendes
Austrocknungspotenzial, insbesondere auch bei Umkehrdiffusion. Die
Sparrenoberseite liegt nach der Verlegung des Aufdachdämmsystems im
warmen Bereich.
Bei kritischen Wetterlagen kann in
Abschnitten von zwei bis drei Sparrenfeldern das Altdach abgenommen
werden. Lässt es das Wetter zu, dann
sind natürlich auch größere Flächen
möglich. Die Verlegung der Luftsperre parallel zur Sparrenrichtung
von First zur Traufe beschleunigt die
Verlegezeiten und reduziert kritische
Nahtverbindungen über den Sparren.
Sollte der Untergrund nicht frei von
67
Zimmermeisterdach Praxistipp, Teil 1
◂◂ Eine trittfeste
Estrich- oder
Schalldämmmatte
gleicht
unregelmäßigkeiten aus
dem untergrund
aus
◂ Spalierlatten
verhindern die
Hinterströmung
Durchstoßungspunkten und Nägeln
sein, empfiehlt sich der Einbau einer
trittfesten Estrich- oder Schalldämmmatte zum Ausgleich.
Die Befestigung der Luftsperre erfolgt auf einem Sparren, während
die Bahn spannungsfrei in die richtige Position, also ohne Hohlkehle am
Sparren, gebracht wird. Spalierlatten – entlang der Sparren befestigt –
vermeiden eine Hinterströmung. Die
Bahn liegt dann sicher am Sparren
an. Als Befestigung haben sich Streifen aus Hartfaserplatten bewährt.
Ein systemgerechtes und für die
Außenanwendung geeignetes Klebeband (z. B. Permo TR) schließt die
Überlappungsbereiche luftdicht. So
entstehen zwischen den Sparren
Wannen, in die die Handwerker die
Wärmedämmung einbringen können. Die Luftsperrbahn wird an allen angrenzenden und aufgehenden
Bauteilen mit einem pastösen KlebDichtstoff (z. B. Klöber Pasto) luftdicht angeschlossen. Gegebenenfalls
kann der Verarbeiter die Luftsperrbahn auch mit einem Rippenstreckmetall einputzen.
Handwerkliches Geschick gefragt
Die schlaufenförmige Verlegung hat
den Vorteil, dass die Taupunktlage
unkritisch ist, da der Hauptanteil
der Wärmedämmung oberhalb der
Dampfsperre verlegt ist. Allerdings
weist sie gegenüber der Variante
Sicherer durch den Dämmstoff
Der Dämmstoffdurchgang „Venduct“ für Modernisierung eignet sich für raumseitig unzugängliche Anschlüsse bestehender
Lüftungsleitungen. Mithilfe des Click-Drehmechanismus sind Oberund unterteil einfach zu montieren. Die Dämmhülse hat einen
Anschlusstopf mit Flexschlauch zum Anschluss an die bestehende
Steigleitung.
Nach dem Eindecken des Daches bestimmt der Dachhandwerker
die Position der Durchdringung und schneidet das Loch für das
HT-Rohr aus der Dämmung heraus. Auf der unterseite der Dämmung kann der Verarbeiter dann den Anschlusstopf fixieren und
die Hülse durch die Dämmung daraufstecken. Danach wird das
Oberteil mit dem Flansch befestigt und auf der Oberseite der Dämmung aufgeklebt. So entsteht eine regensichere und winddichte
Verbindung der Durchdringung. Nun kann der Monteur das flexible
Anschlussrohr an die Venduct-Durchgangspfanne anschließen.
68
mikado 11.2012
▴ Der Dachhandwerker
kann die Lüftungsleitung
in der Dämmstoffebene
mit dem Venduct-Dämmstoffdurchgang bei
Bedarf auch verziehen
KLöBER
▸ Dabei haben
sich Latten aus
Hartfaser bewährt
„Dampfsperrverlegung zwischen den
Dämmschichten“ Nachteile auf: Der
zeitliche Verlegeaufwand ist höher
und die Erstellung der luftdichten
Ebene erfordert viel handwerkliches
Geschick und Erfahrung.
Dämmen im System
Dämmstoffkonzepte wie z. B. die Klöber „Thermo-Line“ kombinieren geringe Konstruktionshöhen mit abgestimmten Zubehörlösungen: Das
Aufdach-/Fassaden-Dämmelement
wird oberhalb der Sparrenebene verlegt. Die geschlossenzellige Struktur des Resol-Schaums misst gute
Lambda-Werte. Vorteilhaft wirkt die
hohe Dampfdurchlässigkeit des Dämmelements: Feuchtigkeit kann aus
der Dachkonstruktion diffundieren,
das beugt Schimmelbildung vor. Die
Dämmstoffe im System bieten mit
WLS 022 einen hohen Dämmungwert
bei geringer Plattendicke. Bei einer
Einsatzdicke von 12 cm ergibt das einen U-Wert von 0,173 W/(m²K).
Die aufkaschierte, behelfsdeckungsfähige UDB-A-Unterdeckbahn
mit Doppelselbstklebestreifen wird
winddicht verklebt und gilt in Verbindung mit Klebe-Dichtmitteln als
naht-/perforationsgesicherte Unterdeckung der Klasse 3.
Hanns-Christoph Zebe, Kaiserslautern ▪
Der nächste Praxistipp beschreibt
die Verlegung einer Dampfsperre
oberhalb des Sparrens.
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Fortbildung
18. Internationales Holzbau-Forum (IHF)
Der Blick in die Zukunft zeigt Holz
Vom 5. bis 7. Dezember 2012 lädt das Internationale Holzbau-Forum nach
Garmisch-Partenkirchen ein. Das Kongresszentrum dient auch
diesmal wieder als Plattform für eine weitreichende Themenpalette.
mikado
◂◂Auch dieses
Jahr gibt es
wieder viel zu
sehen:
Über 90 Aussteller
erwarten
die Besucher
D
as 18. Internationale HolzbauForum (IHF) befasst sich mit der
Zukunft: Energiewende, verdichtetes
Bauen, flexible Produktionen, hoher
Vorfertigungsgrad und Umweltpolitik stellen für den Holzbau zukünftige
Herausforderungen dar. Die Teilnehmer erwarten hierzu zehn Vorträge
und zwei Diskussionsrunden.
Holzhausbau-Forum zum Thema
„Wachstum nach innen“ und das
Verbindungstechnik-Forum zum
Thema „Schrauben und Kleben im
Holzbau“.
Holzbauforschung gibt dieses
Jahr den Ton an
Der letzte Veranstaltungstag ist in drei
parallele Blöcke zur Holzkonstruktion aufgeteilt. Block A präsentiert das
„Gastland Chile“, Block B „Brücken“
und Block C „Zukunft Bau: Mehrwerte durch industriell vorgefertigte
Gebäudehüllen“. Den Abschluss bildet dann am frühen Nachmittag der
Epilog zum Thema „Globalisierung
und regionale Identität“. Vorgestellt
werden kürzlich realisierte Beispiele
aus Australien und Japan sowie prämierte Objekte des internationalen
skandinavischen Architekturpreises
„The Spirit of Nature“. Die Objekte
demonstrieren Tendenzen, die in
Bezug auf Konstruktion, Nutzen und
Gestaltung auch für Mitteleuropa
interessant sein könnten.
jj ▪
IHF im Überblick
Termin:
Eröffnet wird das IHF am Mittwoch,
dem 5. Dezember 2012, um 8:30 Uhr
mit der Auftaktveranstaltung zum
Thema „Nachhaltigkeit aus Sicht der
Länder/Gemeinden/Investoren – Wohnungsbau im internationalen Blickfeld“. Am Nachmittag folgen vier zeitgleich durchgeführten Prolog-Blöcke:
das Architektur-Forum zum Thema
„Vielfalt in der Holzarchitektur“, das
Fertigbau-Forum zum Thema „Die
zukünftige Rolle des Hausbaus in der
dezentralen Energieversorgung“, das
Der Donnerstag eröffnet mit dem
Themenblock „Holzumfeld: Was
bringt uns die Zukunft?“, fährt fort
mit „Holztragwerke: Objekte mit
Ausstrahlung“. Anschließend folgen
zwei parallele Blöcke. Der erste der
beiden Blöcke präsentiert „Neue
Prozesse im Holzbau“. Der zweite
Block „Forschung rund um den Holzbau“ bietet einen Überblick über
europäische Forschungsprogramme
und laufende Forschungsprojekte.
Der Veranstaltungstag klingt aus mit
Ehrungen und dem großen gemeinsamen Abend. Den kulinarischen
Schwerpunkt setzt in diesem Jahr
Chile, das Gastland.
70
mikado 11.2012
Vielfältig – verdichtet –
zukunftsfähig
Chile, Japan, Australien und
Skandinavien
Mittwoch, 5. Dezember,
bis Freitag, 7. Dezember 2012
Tagungsort:
Kongresszentrum
Garmisch-Partenkirchen
www.gapa.de/kongresszentrum
Teilnahmegebühr:
▸▸ Mittwoch: 195 Euro
▸▸ Donnerstag und Freitag:
530 Euro
▸▸ Mittwoch bis Freitag:
650 Euro
Anmeldeschluss:
23. November 2012
Anmeldung:
www.forum-holzbau.com
Unternehmen
&OKUSSIERT
AUFMESSBAREN
%RFOLG
!KTIONSANGEBTFOàRTDEN-ARKTFàHRER
▴ Der umzug ist vollendet: F.O.S. hat seinen Stammsitz von
Altena-Dahle nach Hemer verlegt
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RTVON
DDED&AN#ASEIM7E
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Die Friedrich Ossenberg-Schule GmbH + Co. KG weihte ihr neues
Werk am 22. September 2012 ein. Das Unternehmen brauchte
mehr Platz und siedelte deshalb den gesamten Betrieb von Altena-Dahle nach Hemer um. Der Neubau besteht aus einem Verwaltungsgebäude, einer 1600 m² großen Produktionshalle und
einem 15 m hohen Hochregallager mit 2900 Stellplätzen.
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Friedrich Ossenberg-Schule GmbH + Co. KG
D-58675 Hemer ı www.fos.de
Wir geben Holz eine neue Dimension
BS-Holzbauteile für den Ingenieurholzbau
▴ Ludwig Schaffer, Werksleiter Simbach, Tony Robson, CEO, David
Ducarme und Remco Teulings (v.l.n.r.) freuen sich, die Anlage zur
Konfektionierung von Holzwolle-Produkten in Betrieb zu nehmen
Heraklith
Wolle mit Farbakzenten
Am 21. September 2012 fiel am Hauptsitz der Knauf Insulation
GmbH der Startschuss für die neue Anlage zur Konfektionierung von Heraklith Holzwolle-Produkten. Die Maschine
kann Holzwolle-Leichtbauplatten sowie MehrschichtDämmplatten vollautomatisch zuschneiden. „Mit der neuen
Anlage können wir noch flexibler auf Kundenwünsche
eingehen und insbesondere die Einfärbung der Produkte noch
besser umsetzen”, erklärt Markus Niermann, Vorsitzender
der Geschäftsführung der Knauf Insulation GmbH.
Knauf Insulation GmbH ı D-84359 Simbach am Inn
www.knaufinsulation.de
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71
Unternehmen
Egger
Sauerland wächst weiter
Egger baut ein neues Forum in Brilon. Im Besucherzentrum
will das Unternehmen seine komplette Produktpalette präsentieren. Außerdem bietet der Neubau im Sauerland Raum für
Begegnung und Besprechungen. Ein gläserner Gang verbindet
die bestehenden Verwaltungsgebäude mit dem neuen Forum.
Im Erdgeschoss befinden sich Konferenz- und Schulungsräume
für Gruppen mit bis zu 60 Personen. Die Fertigstellung ist bis
Anfang 2013 geplant.
▴▴Der Vorstandsvorsitzende Dr. Bertram Kandziora in der Produktion
in Waiblingen, wo der neue Gesteinschneider GS 461 gefertigt wird
EGGER Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co. KG
D-59929 Brilon ı www.egger.com
Stihl
Da klingelt die Kasse
In den ersten acht Monaten von 2012 hat die Stihl Unternehmensgruppe ihren Umsatz um 7,9 Prozent auf 1968
Mio. Euro gesteigert. Grund für die positive Geschäftsentwicklung seien – trotz schwächelnder Weltkonjunktur und
Euro-Schuldenkrise –Investitionen von mehreren Hundert
Mio. Euro in die Produktentwicklung. Als zweiten Erfolgsfaktor nannte das Familienunternehmen das weltweite
Fertigungs- und Vertriebsnetz.
ANDREAS STIHL AG & Co. KG ı D-71336 Waiblingen ı www.stihl.de
Sema
Technik schafft’s auf’s Podest
Die europaweite Präsentation zur Markteinführung
der Sema-Version 12 ist zu Ende gegangen. Nach der
letzten Veranstaltung in der Firmenzentrale in Wildpoldsried fand die Verlosung der Gewinnspielpreise statt.
Das Unternehmen verloste Geräte aus der Welt der Technik: Ein 60” 3D-Plasma-Fernseher von LG (1. Preis), ein
Ultrabook von Asus (2. Platz) und ein iPad3 (3. Platz)
SEMA GmbH ı D-87499 Wildpoldsried ı www.sema-soft.de
▴▴Für den ersten Platz verloste das Unternehmen einen
60” 3D-Plasma-Fernseher
72
mikado 11.2012
▴▴Das Forum bietet ab kommendem Jahr eine Ausstellungsfläche im
Erdgeschoss von ca. 600 m² und eine Nutzfläche von 3100 m²
Hagebau
Hinter die Fassade schauen
Die hagebau Vertriebssysteme
Holzbau Fachhandel und Dach
+ Fassade Fachhandel bieten
Zimmerern weitere Möglichkeiten im Bereich vorgehängte
hinterlüftete Fassaden (VHF).
Mit der Kampagne „Ran an
die Fassade“ stellen die Handelsstandorte den Handwerkern eine Visualisierungssoftware zur Verfügung. Mit der
3D-Visualisierungssoftware
„hageVision“ kann ein Foto
des Gebäudes hochgeladen werden und die Fassade und das
Dach lassen sich per Mausklick
verändern. Vorteil für den Bauherrn: er kann bei der Gestaltung mitwirken und sieht das
Ergebnis auf dem Bildschirm.
hagebau Handelsgesellschaft für
Baustoffe mbH & Co. KG
D-29614 Soltau
www.hagebau.com
▴▴Aus Alt mach Neu: Mit der Visualisierungssoftware „hageVision“
lassen sich Fassade und Dach inklusive aller Bauelemente auf dem
Bildschirm nach Belieben gestalten
Unternehmen
Fischer
Höhenluft schnuppern
Fischer machte die Sanierung der Stuttgarter Hütte
in den Lechtaler Alpen mit seinem Schraubensortiment möglich. Auf 2310 m Höhe war der Umbau
der Stuttgarter Hütte eine technische Herausforderung. „Das gesamte Material konnte nur mit
Hubschraubern und der Material-Seilbahn transportiert werden“, berichtet Florian Beiser, Pächter
der Hütte. Das Gebäude ist ein beliebter Übernachtungsort bei Wanderern, entsprach aber bis
zum Umbau nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen. Das Zeitfenster für die Sanierung war
allerdings eng. „Für den Umbau hatten wir nur die
Sommermonate“, betont der Hüttenwirt. Mit vorgefertigten Massivholzelementen und der leichten
Verarbeitung der Schrauben konnte das knappe
Zeitfenster eingehalten werden.
▴ Ein Hubschrauber lieferte einen großen Teil des
75 t schweren Materials an
fischerwerke GmbH & Co. KG
D-72178 Waldachtal ı www.fischer.de
Inthermo
Dämmen für jedes Wetter
Die Inthermo-Verarbeiterschulung in Langenau
Anfang August verzeichnete 50 Teilnehmer
aus 40 Handwerksbetrieben. Der Tag drehte
sich um die zulassungs-, norm- und regelkonforme Ausführung von Bauteilanschlüssen
bei der Wärmedämmverbundsystem(WDVS)Montage. Das Unternehmen informierte die Teilnehmer über die Sockelausbildung, den Fenstereinbau, das Setzen von Unterfensterbänken
sowie die korrekte Ausbildung von Fassadendurchdringungen.
▴ Vorstandsvorsitzender uwe Emmer überreichte
Geschenke an langjährige Mitarbeiter
INTHERMO GmbH
D-64372 Ober-Ramstadt ı www.inthermo.de
www.mikado-online.de
Athmer, Arnsberg
55
B
BlowerDoor, Springe
Boll, Steinen
68
52
D
69
52
52
G
Gutex, Waldshut
35
H
HN-Solar, Kumhausen
HSB, Kaufbeuren
Hundegger, Hawangen
52
51
34
I
ITW, Hemmingen
10
K
Kronoply, Heiligengrabe
53
L
Lachner, Bad Feilnbach
Layher, ulm
LignoConsult
M
69
69
50
Massiv-Holz-Mauer, Pfronten
MH Massivholz, Altenstadt
Monier, Oberursel
Moser, Salach
N
Nelskamp, Schermbeck
36
73
u4
69
61
P
Uwe Emmer, Vorstandsvorsitzender der Dietrich’s
AG, freute sich über zahlreiche Jubilare: „Eine
Firmenzugehörigkeit von 10, 15 oder gar
20 Jahren und mehr ist für die sich schnell
verändernde Software-Branche eher unüblich – umso mehr freuen wir uns, langjährige
Kolleginnen und Kollegen für diese Loyalität
zu ehren“, erklärte er. Die Ehrung bildete den
Abschluss der Feierlichkeiten zum 30-jährigen
Unternehmensbestehen.
Dietrich’s Datenverarbeitung
für Handel und Produktion AG
D-85579 Neubiberg/München
www.dietrichs.com
A
Decker, Morbach
Dieckmann, Melle
Dölker, Horb
Dietrich’s
Lang dabei zahlt sich aus
Inserenten
Poppensiecker &
Derix,Westerkappeln-Velpe
R
Roto, Bad Mergentheim
S
Schaffitzel, Schwäbisch Hall
Saint-Gobain, Frankfurt
Saint-Gobain Isover,
Ludwigshafen
Seppele, A-Feistritz
▴ Worauf Verarbeiter bei der Dämmung zu achten
haben, vermittelten den Schulungsteilnehmern
Lars Esser (links) als Leiter Technik zusammen mit
Sebastian Schmucker (rechts), Technischer Berater
T
Trurnit. Altena
W
Weihele, Görisried
Weinmann, St.Johann
71
5
50
21
9
69
52
69
11
73
Holzwelten Friedhofscafé
Wohin nach einer Beerdigung oder einem Grabbesuch? Düren ließ
dafür auf seinem Ostfriedhof ein Café errichten. Das musste
sich gut einfügen und innen eine angemessene Atmosphäre bieten.
74
mikado 11.2012
Holzwelten Friedhofscafé
F
riedhöfe sind Orte des Abschieds. Nach einer Beerdigung oder einem Grabbesuch
wollen sich die Trauernden zusammensetzen, um sich auszutauschen –
erst recht, wenn sie sich lange nicht
mehr gesehen haben. Normalerweise gehen sie dazu in Friedhofsnähe
in eine Gaststätte. Im Ostfriedhof der
nordrhein-westfälischen Stadt Düren ging das eines Tages nicht mehr,
weil die einzige Gaststätte schloss.
Die Friedhofsverwaltung fand eine
ungewöhnliche Lösung: Sie ließ auf
dem Friedhof selbst ein Café errichten. Platz dafür bot eine Wiese im
zentralen Eingangsbereich der Anlage, mit Blick auf mächtige Platanen, die das Gelände säumen und
ihm einen parkähnlichen Charakter
verleihen. In diese Umgebung sollte
sich der Neubau möglichst harmonisch einfügen.
Unaufdringlich, aber trotzdem
ausdrucksstark
„Als wir den Planungsauftrag erhielten, haben wir uns die Frage gestellt,
wie ein markanter und trotzdem zurückhaltender, einfacher Raum aussehen könnte, einer, der die Menschen, die dort einkehren, nicht von
ihrer Trauerarbeit ablenkt“, erzählt
Björn Martenson, Partner im Büro
„Amunt Architekten“. Die Antwort:
ein Monolith, ein hölzerner Quader
mit großen Glasflächen. Die Holzoberflächen erhielten eine Lasur. Den
Farbton – „Champagner“ – ließen die
Planer extra mischen, damit die Außenhaut den Schuppen der Platanenstämme ähnelt. Der Boden des Cafés
besteht aus einer schlichten Stahlbetonplatte. In sie wurde während
des Betoniervorgangs Alpendolomit
eingestreut, der nach dem Abschleifen eine lebendige, terrazzoähnliche
Anmutung entfaltet. Unter der Betonplatte befindet sich eine Wärmedämmung.
Insgesamt finden in dem Café bis
zu 80 Personen Platz. Türen finden
sich in dem Bauwerk so gut wie keine. Auch keine Faltwände. Ein zentraler Flur erschließt drei Gastbereiche an drei der vier Gebäudeecken.
Die Küche sowie zwei WCs sind als
Raumkörper ausgebildet und so in
www.mikado-online.de
75
Holzwelten Friedhofscafé
der quadratischen Grundfläche platziert, dass ein komplexes, spannendes Raumgefüge entsteht. Sie strukturieren den Grundriss, ohne die drei
Gastbereiche gegeneinander abzuriegeln. Um ihnen eine jeweils eigene
Identität zu geben, erhielten sie unterschiedliche Raumhöhen und Dachkonstruktionen: ein Tonnendach, ein
Zeltdach und ein Pultdach. Von außen ist die vielfältige Formenlandschaft nur an der Glasfassade wahrnehmbar, weil eine hohe Attika die
Sicht auf die Dachflächen verhindert.
Sie sorgt dafür, dass nicht zu viel Unruhe entsteht und der Baukörper als
geschlossene Einheit wirkt.
Im Inneren verlaufen hinter den
Decken- und Außenwandverkleidungen alle Leitungen, Kabel und Kanäle,
von der Elektrik über die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung bis
zum Warmwasser. Lediglich die Heizung hat einen Patz an der Fassade
erhalten: Konvektoren reihen sich
entlang der Glasfronten auf. Für die
ungewöhnliche Atmosphäre sorgen
neben den Raumformen die grau lasierten Holzoberflächen.
nach innen abgeschrägtes Pultdach
ausgeführt ist und mit einer Rinne
in die Mitte des Gebäudes entwässert. An diesem Trägerrost sind Furnierschichtholz-Platten als Fassadentafeln abgehängt. Sie bilden den oberen Abschluss der großen Fassade.
Die mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung ausgeführte Fensterfront sitzt
wiederum auf der am Rand hochgezogenen Stahlbetonplatte wie auf einem Tablett mit erhöhtem Rand.
◂◂Den Gastraum
mit Tonnendach trennt ein
freistehender,
flurseitig
erschlossener
Nebenraum
vom …
▴▴… Gastraum
mit Zeltdach ab
Grundriss
Konstruktionsvollholz und
Furnierschichtholz
76
Amunt Architekten
Ein Trägerrost auf Basis einer Rippenkonstruktion aus KVH mit dazwischengesetzten Balken formt das den
Quader beschirmende Dach, das als
mikado 11.2012
Bei Tag verschränkt sich das
Grün mit dem Pavillon, indem es
sich in der Glasfassade spiegelt. Um
die Trauergäste vor neugierigen Blicken zu schützen, besitzen die Scheiben einen hohen Reflexionsgrad. Bei
Dunkelheit allerdings wird die Fassade transparent und der Innenraum
sichtbar. Lediglich der Fassadenabschnitt bei der Küche besitzt eine
geschlossene Außenhaut: 60 mm
dicke Furnierschichtholzplatten bekleiden 80/200 mm dicke Furnierschichtholzrippen bzw. Massivholzrippen, deren Zwischenräume mit
Mineralwolle gedämmt sind. Zum
Innenraum hin schließt sich eine
Dampfsperre an, dahinter folgt die
Installationsebene mit zementgebundenen Faserplatten.
95 mm dicke Brettsperrholzwände
untergliedern die Innenräume und
wirken dabei wie Schotten, die der
Dachkonstruktion als Auflager dienen. Sie sind nur geschliffen und lasiert, um einen archaischen Eindruck
zu erwecken. „Gleichzeitig brachte
diese Konstruktion bei dem vorliegenden engen Budget einen weiteren
Vorteil mit sich, nämlich den, dass
der Rohbau bereits den Ausbau beinhaltet“, erläutert der Architekt. „Und
nicht zuletzt kostet jede weitere Ausbauebene Platz, den wir nicht hatten.
So aber wirkt der Raum trotz knapper Grundfläche großzügig.“
Brigida González
Holzwelten Friedhofscafé
▴▴Den Erschließungsflur
belichtet
ein leicht geneigtes Glasdach
Sichtbares Brettsperrholz spart
Zeit, Geld und Platz
Aufgrund der monolithischen Bauweise, die weitgehend ohne Verkleidungen auskommt, verlief der
Bauablauf extrem zügig. Das gesamte Gebäude besteht aus 25 Elementen, die von dem beauftragten Holzbauunternehmen im Werk
mit allen Falzen sowie mit Bohrungen und Fräsungen für die Elektroinstallation vorgefertigt wurden.
▸▸Zum Gastraum mit
Pultdach orientiert
sich der
Tresen der Küche
Nach dem Einbringen des Ortbetons
der Bodenplatte konnte der Holzbau sofort beginnen. „Innerhalb einer Woche waren die Bauteile verschraubt“, erinnert sich Martenson.
„Im Anschluss wurde nur noch die
Balkenlage montiert und schließlich
die Dachdeckung – ein Foliendach
aus einer Kunstkautschukbahn – aufgebracht.“ Da der Rohbau schon der
Ausbau ist, war das Gebäude dann
sehr schnell fertig. Das kam bei den
Bauherren gut an. „Nur an den Spalten, die nun entstehen, weil das Holz
im Innenraum trocknet, scheiden sich
die Geister“, lächelt der Planer. „Die
einen finden es zu urtümlich, die anderen einfach archaisch schön.“
Christine Ryll, München ▪
Steckbrief
Bauprojekt:
Friedhofscafé
D-52351 Düren
Bauherr:
Dürener Service Betrieb
D-52349 Düren
http://dn-sb.de
Dachlandschaft und Innenräume
Bauweise:
Holzrahmenbau
und Brettsperrholz
Bauzeit:
Februar 2010 bis März 2011
Baukosten: 350 000 Euro
Nutzfläche: 124 m²
Architektur:
Amunt Architekten Martenson
und Nagel Theissen
D-52066 Aachen /
D-70372 Stuttgart
www.amunt.info
Amunt Architekten
Holzbau:
www.mikado-online.de
Mandelartz Schreinerwerkstätte
D-52349 Düren
www.thomas-mandelartz.com
77
Vorschau mikado 12.2012 erscheint am 4. Dezember 2012
Hannsjörg Pohlmeyer
Thema des Monats
Internationaler Holzbau
Nicht nur in den deutschsprachigen Ländern boomt der Holzbau, sondern auch anderswo. In Frankreich hat der ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy gar ein Gesetz zur Förderung
des Holzbaus erlassen. Für deutsches Know-how ist das
bei der Planung und bei der Realisierung ein interessanter
Markt. Umgekehrt ist aber z.B. für die waldreichen baltischen
Staaten die Holzverarbeitung eine Schlüsselindustrie. Und so
wollen sie den mitteleuropäischen Markt erschließen.
Velux
Architektur
Schulzentrum in Paris
Im Pariser Stadtteil Nanterre entstand das Schulzentrum Lucie Aubrac. Vom Sozialwohnungsbau
seiner Umgebung setzt es sich deutlich ab. Seine
Fassade besteht aus Kiefernholzlatten und fasst alle
Baukörper zu einer Einheit zusammen. Der unterschiedliche Zuschnitt und Abstand der Latten sorgt
für ein „schwingendes“ Erscheidungsbild.
David Boureau
Außerdem
mikadoplus –
Gestaltung für
Nichtgestalter
Holzwelten
Berghütte auf dem Montblanc
Die neue Berghütte des französischen Alpenvereins
unterhalb des Montblanc-Gipfels ist energieautark
und bietet 120 Gästen Platz. Die markante Verkleidung besteht aus rostfreien Stahlplatten. Der
Bau war schwierig, denn die einzige Möglichkeit,
Materialien und Menschen zur Baustelle in 3800 m
Höhe zu transportieren, war ein Helikopter.
Impressum
Offizielles Organ von Holzbau Deutschland
Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen
Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, Offizielles Organ der
Europäischen Vereinigung des Holzbaus (E.V.H.), Luxemburg
Verlag:
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG
Römerstraße 4
86438 Kissing
Telefon +49 82 33.23-0
www.weka.de ı www.mikado-online.de
Herausgeber:
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG
Geschäftsführer:
Stephan Behrens ı Michael Bruns ı Werner Pehland
Verlagsleiter Zeitschriften Bauhandwerk:
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Chefredakteur:
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Christoph.Dauner@weka.de
Redaktion:
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Claudia.Jamnitzky@weka.de
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Jessica.Jahn@weka.de
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78
Redaktionsbeirat:
Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı
RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı
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mikado 11.2012
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Druck:
Firmengruppe APPL ı sellier druck GmbH
Angerstraße 54 ı 85354 Freising
ISSN
0944-5749
Erscheinungsweise:
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und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher
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gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine
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www.huettemann.de • Mayer Bauzentrum GmbH & Co. KG; 85055 Ingolstadt; www.bauzentrum-mayer.de • Leyendecker HolzLand GmbH & Co. KG; 54294 Trier; www.leyendecker.de •
Melle Dachbaustoffe GmbH; 37520 Osterode; www.melle.de • Heinrich und Henry Luhmann GmbH; 29223 Celle ; www.luhmann.info • Baustoff Mill GmbH; 97833 Frammersbach; www.
baustoffe-mill.de • Neubauer GmbH; 12107 Berlin; www.neubauer.de • HFM Nordholz Handelsgesellschaft; 13158 Berlin-Pankow; www.nordholz-berlin.de • H. Strupp GmbH & Co. KG;
36041 Fulda; www.holz-strupp.de • Rentsch Holzhandels-GmbH; 01237 Dresden; www.holz-rentsch.de • Holz-Zentrum Theile GmbH; 04910 Elsterwerda; www.holz-zentrum-theile.de
• Willi Schorisch GmbH & Co. KG; 25746 Heide-Wesseln; www.holz-schorisch.de • Holz-Tusche GmbH & Co. KG; 34431 Marsberg; www.holztusche.de • Holzhandlung Wider GmbH & Co.
KG; 70499 Stuttgart-Weilimdorf; www.holz-wider.de • WHG-Ahmerkamp GmbH & Co. KG; 48231 Warendorf; www.whg.de • C. J. Wigger KG Baustoffe-Fliesen; 24582 Wattenbek; www.
cjwigger.de • Wurzbacher GmbH; 08529 Plauen; www.wurzbacher.de
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Verband aktuell
Bundeskongress 2013
Im Mai nach Freiburg!
In der südbadischen Stadt Freiburg findet der nächste Bundeskongress
der deutschen Zimmerer und Dachdecker statt – vom 2. bis 4. Mai 2013.
Er beginnt mit einer großen öffentlichen Kundgebung auf dem Rathausplatz.
attraktiven Festabend, der ausgiebig Gelegenheit zur Unterhaltung und zum gegenseitigen
Austausch bietet. Einen Höhepunkt für die Innungsobermeister und Ehrenamtsträger der
Innungen stellt am Vormittag
des 4. Mai 2013 der 18. Deutsche Obermeistertag mit vielen Informationen zu aktuellen
Themen und Verbandsprojekten dar.
Holzbauer und Dachdecker
seit 2007 gemeinsam
▴▴Der Bundeskongress gastiert 2013 im Konzerthaus Freiburg
er Bundeskongress mit
Deutschem Holzbautag
und Zentralverbandstag des
Dachdeckerhandwerks, der im
kommenden Jahr vom 2. bis
4. Mai 2013 in der südbadischen
Stadt Freiburg stattfindet, bietet
dem deutschen Zimmererhandwerk und dem Dachdeckerhandwerk Gelegenheit, Flagge zu zeigen und ihre Leistungsfähigkeit
öffentlich zu demonstrieren.
Großkundgebung auf dem
Rathausplatz
So ist zum Auftakt der Veranstaltung am Nachmittag des
2. Mai eine große Kundgebung
auf dem Freiburger Rathausplatz vorgesehen. Dabei werden
unter anderem örtliche Kindergärten von den Zimmerern und
Dachdeckern beschenkt. Im Anschluss richtet die Stadt Freiburg
einen Empfang aus. Später erwartet die Teilnehmer ein Begrüßungsabend in der Freiburger Innenstadt.
Gregor Gierden, Freiburg ▪
Weitere Infos und Anmeldung
ab Mitte November 2012 unter:
www.bundes-kongress.de
Eineinhalb Tage Vorträge im
Konzerthaus
Nach der offiziellen Eröffnung
des Bundeskongresses am Vormittag des 3. Mai können die
Zimmerer und Dachdecker im
Freiburger Konzerthaus über
eineinhalb Tage das umfangreiche Vortragsprogramm nutzen. Im Themenbereich Technik
stehen Seminare zu aktuellen Fachthemen auf dem Programm. Parallel wird es erstmals
eine durchgehende Seminarreihe geben, die sich schwerpunktmäßig an Unternehmerfrauen richtet.
Der zweite Kongresstag
wird abgerundet durch einen
Holzbau Baden
D
Veranstalter des Bundeskongresses sind „Holzbau Deutschland –
Bund Deutscher Zimmermeister
im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes“ sowie der
„Zentralverband des Deutschen
Dachdeckerhandwerks“ (ZVDH).
Die beiden Spitzenverbände
führen den Bundeskongress seit
2007 alle zwei Jahre gemeinsam
durch. In den dazwischen liegenden Jahren gibt es regelmäßig den Deutschen Holzbautag
im Rahmen der großen Fachmesse „Dach+Holz International“, die das nächste Mal vom
18. bis 21. Februar 2014 in Köln
stattfindet.
Das jährliche bundesweite
Treffen des organisierten Zimmererhandwerks hat eine lange
Tradition. Jahrzehntelang trug
der Event den Namen „Bundestagung“, bevor er in „Deutscher
Holzbautag“ umbenannt wurde.
Der erste „Deutsche Holzbautag“
wurde 1978 veranstaltet – ebenfalls in Freiburg.
▴▴Auf dem Freiburger Rathausplatz findet eine große öffentliche
Kundgebung des Zimmerer- und Dachdeckerhandwerks statt
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
I
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen
Leistungspartner von Holzbau Deutschland
Fit für einen großen Zukunftsmarkt
und im Frühjahr 2013 gibt es
wieder Schulungstermine in
Kassel und in Biberach.
Kassel
D
ie Hälfte ihres Umsatzes
generieren die deutschen
Holzbauunternehmen inzwischen durch das Bauen im Bestand mit Modernisierungs- und
Sanierungsmaßnahmen. Die
diesbezügliche Nachfrage wird
hier stabil bleiben oder sogar
ansteigen. Denn die Haus- und
Wohnungseigentümer achten
zunehmend auf die Energiekosten. Zudem ist die Energieeinsparung der Dreh- und Angelpunkt der politisch wie gesellschaftlich gewollten Energiewende und ein wichtiger Beitrag
zum Klimaschutz.
Es gibt gute Gründe für ein
Holzbauunternehmen, Spezialist auf dem Gebiet der Dämmtechnik zu werden, denn das
ist ein großer Zukunftsmarkt.
Mit seinen Leistungspartnern
schuf Holzbau Deutschland vor
fünf Jahren das Qualitätssiegel „Fachbetrieb Dämmtechnik“ mit Schulungen für Unternehmer und Mitarbeiter. Über
135 Holzbaubetriebe dürfen inzwischen die Wort-Bild-Marke „Fachbetrieb Dämmtechnik,
Holzbau, Ausbau & Modernisierung“ tragen und für ihr Marketing nutzen. Im Herbst 2012
Fachkraft Dämmtechnik
(Gesellenschulung)
15. – 17. November 2012
14. – 16. März 2013
24. – 26. Januar 2013
Fachbetrieb Dämmtechnik
(Unternehmerschulung)
Block 1: 8. – 9. Februar 2013
Block 2: 15. – 16. Februar 2013
Biberach
Fachkraft Dämmtechnik
(Gesellenschulung)
17. – 19. Dezember 2012
4. – 6. März 2012
Fachbetrieb Dämmtechnik
Teil 1 Gebäudeenergieberater
(Unternehmerschulung)
Block 1: 10. – 12. Januar 2013
Block 2: 17. – 19. Januar 2013
Block 3: 24. – 26. Januar 2013
Ausbildungsunterlagen
Schiften lernen leicht gemacht
D
ie Ausbildungsunterlage
„Schiften nach der Flächenmethode“ erschien 2012 in
zweiter Auflage. Das Buch wird
von Holzbau Deutschland herausgegeben und ist eine Einführung in die Königsdisziplin
des Zimmerhandwerks. Es richtet sich an angehende Zimmerer und überbetriebliche Ausbildungsstätten. Bereits im Jahr
1998 war die erste Auflage erschienen. In der zweiten Auflage
wurden die typischen Aufgaben
II
um ausführliche Erklärungen
mit zeichnerischen Darstellungen erweitert. Die Lösungswege sind detailliert dokumentiert
und verständlich erklärt.
Die Autoren des Buches –
Heinz Bächle, Manfred Euchner, Peter Kübler, Elmar Mette, Roland Schumacher und
Hans Wittmann – sind bzw.
waren zum Teil aktiv im Arbeitskreis Wettbewerbsaufgaben
von Holzbau Deutschland.
Der erstellt einmal jährlich die
mikado 11.2012
Aufgaben für die Berufswettbewerbe der Zimmerer von der
Kammerebene bis zum Bundesleistungswettbewerb. Ziel ist es,
deutschlandweit ein ähnliches
Niveau bei den Abschlussarbeiten der Gesellen zu erreichen.
Handwerkskammern können
die Aufgaben beim ZDB, Elke
Mewes, Telefon 0 30/20 314-513,
mewes@zdb.de anfordern. Das
Buch lässt sich über die Internetseite www.baufachmedien.de
bestellen.
▪
Bei der Unternehmerschulung
wird das technische Grundwissen aufgefrischt, um schon bei
der Planung der Baumaßnahmen bauphysikalische Schäden
zu vermeiden. Zudem erhöht
sich die Beratungskompetenz
des Unternehmers, was sich
positiv auf das Gesamtimage
auswirkt. Die Gesellenschulung
verbessert die Kompetenz der
Mitarbeiter bei der Ausführung
von Modernisierungsarbeiten
und verhindert Fehler bei der
Anwendung der sehr komplexen Dämmmaterialien.
Die detaillierten Voraussetzungen für das Führen der
Wort-Bild-Marke „Fachbetrieb
Dämmtechnik, Holzbau, Ausbau & Modernisierung“ sind auf
www.holzbau-deutschland-leistungspartner.de unter „Weiterbildung“ zu finden. Anmeldungen zu den Schulungen:
www.azh-holzbau.de
▪
VERBAND AKTUELL VERBäNDE & VEREINIGuNGEN
Leistungspartner von Holzbau Deutschland
Edition zur Auftragsakquise
Holzbau Deutschland verschickte im Oktober die mikado-Edition „Bildung braucht
Holz“ an seine Mitgliedsunternehmen. Denn sie ist bei den vielen anstehenden
Neubauten von Kindertagesstätten ein überzeugendes Argument für die Holzbauweise.
Vorzugspreis für
Verbandsmitglieder
A
b dem 1. Juli 2013 soll
jedes Kind ab dem Alter
von einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte
haben. Rechtsanspruch bedeutet: Die Eltern können die Städte und Gemeinden auf Schadenersatz verklagen, wenn sie
keinen Betreuungsplatz erhalten. Deshalb stehen Städte und
Gemeinden momentan unter
großem Zeitdruck. Um für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz anbieten zu können, müssen die
nächsten Jahre noch rund eine
Viertelmillion Betreuungsplätze eingerichtet werden. Das bedeutet: Kindertagesstätten sind
eine der ganz großen und dringenden Bauaufgaben.
Große Chance für
Holzbauunternehmen
Der Bau von neuen und die
Erweiterung von bestehenden
Kindertagesstätten sind eine
große Chance für den Holzbau,
denn der ist schnell, hochwertig, gesund und kindgerecht!
Das ist auch eine große Chance
für jeden Holzbauunternehmer,
um mehr Markt zu machen!
Mit der mikado-Edition „Bildung braucht Holz“ stellen die
Leistungspartner von Holzbau
Deutschland ein überzeugendes
Argument und wirksames Instrument für das eigene Firmenmarketing zur Verfügung.
Jedes Mitgliedsunternehmen der Verbandsorganisation hat im Oktober 2012 eine
Ausgabe der mikado-Edition
mit einem Anschreiben der
Leistungspartner von Holzbau
Deutschland zugesandt bekommen. Die Edition soll dazu dienen, Stadt- und Gemeinderäte,
Bauämter und sonstige potenzielle Bauherren gezielt auf
das Leistungsvermögen und
die Vorteile der Holzbauweise
hinzuweisen.
Das Heft präsentiert eine Auswahl vorbildlicher Bauprojekte
der letzten Jahre: neun Kindertagesstätten, zwei Schulneubauten, eine Schulsanierung,
ein Seminarhaus und eine Erwachsenenbildungsstätte. Alle
Baubeispiele demonstrieren die
vielfältige Einsetzbarkeit von
Holz und überzeugen durch
ihre konstruktive und ästhetische Qualität.
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
„Aus diesem Grund konnten
wir unsere Leistungspartner
nach Sichtung der sehr gelungenen mikado-Edition davon
überzeugen, eine Sonderauflage zu initiieren“, erklärt Ullrich
Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland und Sprecher
des Holzbaus im Beirat der Leistungspartner. Jeder Betrieb bekam ein Exemplar direkt zugesandt, weitere Exemplare
können zu einem Vorzugspreis
von nur 4,78 Euro pro Heft zzgl.
Versand erworben werden. Die
Auflage ist begrenzt. Das Bestellformular steht auf der Website www.holzbau-deutschlandleistungspartner.de bereit.
Der Zeitpunkt für diese Aktion könnte nicht besser sein,
denn in der politischen Diskussion taucht das Thema „Schaffung von Kindertagesstätten“
regelmäßig auf. So forderte
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder jüngst, dass schon
im Jahr 2013 rund 160 000 Betreuungsplätze entstehen müssen, um die vorgegebenen Ziele
zu erreichen.
„Das sind beste Voraussetzungen, um den Holzbau bei
den kommunalen Entscheidungsträgern zu positionieren“, betont Matthias Krauss,
Vorstandsvorsitzender der Mafell AG und Sprecher der Industrie im Beirat der Leistungspartner von Holzbau Deutschland.
„Wir wünschen den Holzbaubetrieben viel Erfolg beim Generieren von mehr Markt!“ ▪
III
Verband aktuell Verbände & Vereinigungen
Europäische Vereinigung des Holzbaus (EVH)
Wachstum nach innen
Beim Internationalen Holzbau-Forum (IHF) in Garmisch ist die Europäische
Vereinigung des Holzbaus (EVH) auch 2012 wieder mit einem eigenen Prolog
vertreten. „Wachstum nach innen – Siedlungsverdichtung mit Holz“ lautet sein Thema.
D
er gesellschaftlichen Wandel erfordert neuen Wohnraum. Doch gerade im städtischen Umfeld ist der dafür
notwendige Platz kaum vorhanden. Hier sind Lösungen
erforderlich, die den Flächenverbrauch minimieren. Die Holzbauweise ist dafür ideal, weil
sie z.B. bei Aufstockungen oder
Dachausbauten geringe Lasten
in den Bestand einträgt sowie
durch die schnelle und trockene
Bauweise die Belastung für die
Nachbarn in Grenzen hält.
Urbaner Holzbau ist das
große Zukunftsthema
Interessante Lösungsbeispiele
stellt die Europäische Vereinigung des Holzbaus (EVH) auf
dem Prolog III des Internationalen Holzbau-Forums (IHF) in
Garmisch vor. Er trägt den Titel
„Wachstum nach innen – Siedlungsverdichtung mit Holz“ und
findet am Mittwoch, den 5. Dezember 2012, von 13:50 bis
18:15 Uhr statt.
Die Vorträge zeigen die Möglichkeiten des verdichteten Bauens mit Holz in Städten sowohl
beim Neubau als auch beim
Bauen im Bestand. Hans-Otto
Kraus, Geschäftsführer der
Wohnungsgesellschaft „GWG
München“, berichtet über seine
Wohnanlagenmodernisierung
in München-Sendling (mikado
berichtete darüber bereits
ausführlich in der Ausgabe
9.2012). Weitere Referenten
präsentieren Projekte in der
Schweiz, in Österreich und
Finnland. Ergänzend zu diesen
IV
Praxisbeispielen wird der politische Rahmen für ein „Europa
auf dem Weg zu energieneutralen Gebäuden“ beleuchtet.
Lobbyarbeit in Brüssel als
künftige Hauptaufgabe
Die EVH entwickelt sich immer
mehr zu einer repräsentativen
europäischen Branchenorganisation. Vor allem die Lobbyarbeit in Brüssel möchte sie
die nächsten Jahre intensivieren. Dazu passte sie ihre Organisationsstruktur, Beitragsordnung und Satzung an die
neuen Herausforderungen an.
Außerdem schuf sie drei ständige Kommissionen: für Technik,
Bildung und Kommunikation.
Das Ziel der Kommission
Technik ist die strategische Normenkoordination für mehr Praxisgerechtigkeit und zum Abbau
von Markthemmnissen. Experten sollen künftig in wichtige
Gremien für Holzbau, Schallschutz, Brandschutz und Nachhaltigkeit geschickt werden.
Zu den Aufgaben der anderen Kommissionen zählen u.a.
die Validierung der Bildungssysteme und Ausbildungsgänge,
die übergeordnete Organisation
des Europäischen Berufswettbewerbs, die Berichterstattung an
die Fachmedien und Trägerverbände sowie die Durchführung
europäischer Projekte.
Französischer Verband
tritt der EVH bei
Gegründet wurde die EVH im
Jahr 1989 von den Zimmererund Holzbauverbänden aus
mikado 11.2012
Deutschland, Luxemburg, Österreich und Südtirol. Inzwischen
vertritt sie die Interessen von
über 22 000 europäischen Unternehmen des Zimmerer- und
Holzbaugewerbes mit 120 000
Beschäftigten, davon 11 500 in
der Ausbildung. Die betrieblichen Leistungen der Unternehmen belaufen sich auf nahezu
13,8 Mrd. Euro.
„Mit einem insgesamt positiven Ausblick kann der Holzbau
auf die kommenden Jahre schauen“, betont Georg König, Präsident der EVH. „Energieeinsparung und Nachhaltigkeit bringt
der Baustoff Holz von Natur aus
mit. Holz ist der Werkstoff des
21. Jahrhunderts. Der Holzbau
bietet Lösungen für die gegenwärtigen Aufgabenstellungen,
die sich aus der Umwelt- und
Energiepolitik, aber auch aus
dem gesellschaftlichen Wandel
ergeben.“
Mit dem Beitritt der französischen Holzbauer in diesem Jahr
ist die EVH ihrem Ziel, eine repräsentative europäische Branchenorganisation zu werden,
einen großen Schritt näher gekommen.
Helmut Bächle, München ▪
IHF-Prolog III am 5. Dezember 2012
13:50 – 14:00 Uhr
Begrüßung
Georg König (EVH-Präsident), D-Erlangen
14:00 – 14:35 Uhr
Smart Density – Verdichtetes Bauen mit Holz
Prof. Dr. Peter Schwer, CH-Luzern
14:35 – 15:10 Uhr
Europa auf dem Weg zu energieneutralen Gebäuden
Petra Alten, D-Berlin
15:10 – 15:45 Uhr
Wooden Urban Villages
Dr. Kimmo Kuismanen, FI-Oulu
16:15 – 16:50 Uhr
Nachverdichtung der Kernstadt –
Elementbauweise im DG-Ausbau von Gründerzeitgebäuden
Peter Krabbe / Rainer Scheidle, A-Wien
16:50 – 17:25 Uhr
Erfahrungen mit Holzbaulösungen im
kommunalen Wohnungsbau
Hans-Otto Kraus, D-München
17:25 – 18:00 Uhr
Urbane Aufstockung in Zürich – Brown Land Densification
Yves Schihin, CH-Zürich
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks
Beruflich fit durch Online-Seminare
eminare
Online-S chwissen
hes Fa
Praxisna
Seit Oktober 2012 bietet der Landesinnungsverband des Bayerischen
Zimmererhandwerks seinen Mitgliedsunternehmen eine neue und bequeme Form
der beruflichen Weiterbildung an: einstündige Online-Seminare zu Hause am PC.
Izvorinka Jankovic, iStockphoto.com
Thema 2: Die neue
DIN 68800 richtig umsetzen
O
nline-Seminare vermitteln
praxisnahes Fachwissen zu
wichtigen aktuellen Themen live
über das Internet. Die Teilnehmer erhalten direkt an ihrem
Schreibtisch von Experten geballtes Fachwissen und kompetente Antworten auf Fragen.
Da jedes Seminar nur 60 Minuten dauert, lässt sich diese
Form der Weiterbildung meist
auch bei ziemlich vollen Terminkalendern noch irgendwie
unterbringen.
Einloggen, zusehen,
zuhören, fragen
Über einen Link, den jeder angemeldete Teilnehmer vorab erhält,
loggt er sich bei Veranstaltungsbeginn ein. Er sieht dann den
Referenten und seine Präsentationsfolien auf seinem Monitor
und hört dessen Vortrag über die
PC-Lautsprecher. Dabei kann er
per Chat jederzeit Fragen stellen, die der Referent entweder
direkt in der Veranstaltung oder
anschließend per E-Mail beantwortet. Ergänzend gibt es umfassende Teilnehmerunterlagen
zum Download.
Thema 1: Kundengewinnung
via Internet
Um die eigene Website, um
Google sowie um Facebook &
Co. dreht sich das erste Seminar.
Die Website ist eigentlich eines
der Aushängeschilder eines Betriebes. Aber ist sie auch gut besucht? Und vor allem: Kommen
darüber Anfragen? Wird sie angezeigt, wenn jemand bei Google nach Zimmerern sucht? Oft
wissen potenzielle Kunden gar
nicht, dass es die Website gibt.
Das Seminar zeigt, wie sich das
Internet erfolgreich zur Kundengewinnung nutzen lässt –
von der Gestaltung der eigenen
Website über die Suchfunktion
bei Google bis zu kostengünstigen Anzeigen bei Google und
den Auftritt bei Facebook und
anderen sozialen Netzwerken.
Alle Teile der Normenreihe
DIN 68800 „Holzschutz“ wurden komplett überarbeitet. Daraus ergeben sich zahlreiche
Änderungen für die tägliche Arbeit, die spätestens 2013 in allen
Bundesländern verpflichtend in
Kraft treten. Die Neufassung der
Norm ändert viele bestehende
Regelungen und macht für viele Arbeiten genaue Vorgaben.
Das Seminar zeigt, wie sich die
Normen in der Praxis anwenden
und Reklamationen vermeiden
lassen. Es beantwortet Fragen
wie: Was hat es mit den neuen Gebrauchsklassen auf sich?
Welche Maßnahmen sind jetzt
bei Transport, Lagerung, Einbau und Montage zu beachten?
Wann lässt sich ohne chemischen Holzschutz Pilz- und Insektenbefall verhindern? Welche Regelungen muss ich bei
der Sanierung befallener Holzbauteile beachten?
Thema 3: Auswirkungen der
neuen EnEV
Mit der Novelle der Energieeinsparverordnung (EnEV) entstehen neue Aufgaben und
Pflichten für alle Zimmerer, die
im Rahmen der Errichtung, Sanierung oder der energetischen
Bewertung von Gebäuden tätig
sind. Das Seminar präsentiert
den aktuellen Stand des Verordnungsgebungsverfahrens und
zeigt, was voraussichtlich im
Jahr 2013 in Kraft tritt: erhöhte Anforderungen an den Primärenergiebedarf, an die Transmissionswärmeverluste und an
verschiedene Bauteile. Es erläutert, was die aktualisierten Berechnungsverfahren wie die DIN
V 18599 für die Praxis bedeuten und wie die vereinfachten
Nachweisverfahren funktionieren sowie unter welchen Voraussetzungen sie angewendet
werden dürfen.
Unterricht von 10 bis 11 Uhr
Die genauen Termine der nächsten einstündigen Online-Seminare (Beginn jeweils 10 Uhr)
und das Anmeldeformular finden Interessierte unter der Adresse www.mikado-online.de/
online-seminare. Für alle Mitglieder des Landesinnungsverbandes des Bayerischen Zimmererhandwerks beträgt die
Teilnahmegebühr 78 Euro. ▪
Die nächsten Termine
Dienstag, 13.11.2012, 10 – 11 Uhr
So setzen Sie die EnEV 2012 in die Praxis um!
Dienstag, 27.11.2012, 10 – 11 Uhr
So setzen Sie die neue DIN 68800 in die Praxis um!
Dienstag, 11.12.2012, 10 – 11 Uhr
So gewinnen Sie Kunden über das Internet!
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
V
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
▴▴Mit Prestigebauten wie dem Technikmuseum „Phaeno“ will Wolfsburg sein Image verbessern. Sein eigentliches Problem ist jedoch die fehlende Urbanität
Verband Niedersächsischer Zimmermeister (VNZ)
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Die Autostadt Wolfsburg war am 31. August und 1. September 2012
Austragungsort des 59. VNZ-Verbandstages. Der Ort war gut gewählt,
denn er zeigte die Zukunft des Holzbaus: die Nachverdichtung unserer Städte.
N
ach den beschaulichen
Austragungsorten der letzten Jahre – Stade, Cloppenburg
und Soltau mit ihren FachwerkAltstädten – bot Wolfsburg das
volle Kontrastprogramm. 1938
von den Nazis als Industriestandort gegründet, fehlt der
Stadt sehr viel von dem, was
eine Stadt eigentlich ausmacht:
Dichte, Nutzungsvielfalt und
Ortsidentität. Kurz: Urbanität.
Wolfsburg steht symptomatisch
für den großen Irrtum der Stadtplaner von den 1920er- bis zu
den 1980er-Jahren: Sie waren
Impressionen der Stadtführung
VI
mikado 11.2012
stadtkritisch eingestellt und so
entstanden zwangsläufig unstädtische Siedlungen – nicht
nur in Wolfsburg, sondern in
ganz Deutschland. Der Umbauprozess, der solch unwirtlichen
Orten ein urbanes Flair verleiht,
wird Jahrzehnte dauern.
Durchstarten beginnt
im Kopf
„Erfolg hat der“, sagte Motivationstrainer Antony Fedrigotti, „der zum richtigen Zeitpunkt
am richtigen Ort ist!“ In seinem
einstündigen Vortrag betonte
er, dass ein Unternehmer eine
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
Vision über die Zukunft seiner
Branche braucht. Nur so kann er
sein Handeln auf ein Ziel ausrichten. Heutige Probleme soll
er als große Chance betrachten. Somit war Wolfsburg als
Austragungsort des VNZ-Verbandstages trefflich gewählt:
ein schauriger Ort zwar, heute,
aber ein Ort der großen Chancen
für morgen. Fassadenmodernisierungen, Aufstockungen und
Ergänzungsbauten sind künftig die großen Bauaufgaben.
Und Holz ist hierfür der ideale Baustoff, da es die Umfeldstörungen und die Bauzeit im
Vergleich zum Nassbau erheblich reduziert.
Nicht-hinterlüftete
Flachdächer
ins Gebäudeinnere entweichen,
wenn dort die Luftfeuchtigkeit
entsprechend niedrig ist. In
Leipzig gab es dazu umfangreiche Freilandversuche mit unterschiedlichen Dachaufbauten.
Wie sich mithilfe der Forschung dann ein innovatives
Holzbauprojekt realisieren ließ,
zeigte Al Samarraie an einem
spektakulären Beispiel: der neuen Halle der SMA Solar Technology bei Kassel, ein 25 000 m²
großes Industriegebäude in
Holzbauweise mit hocheffizientem Energiestandard, fertiggestellt im Jahr 2011. Die 576
neben der Baustelle vorgefertigten Dachelemente besaßen Breiten bis 7,50 m und Längen bis
15,50 m. Der Blower-Door-Test
brachte trotz der zahlreichen
Stoßfugen ein überraschend gutes Ergebnis – bei einem Raumvolumen von 224 000 m³. Bis
Ende 2013 untersucht nun die
TU München das Verhalten der
Flachdachkonstruktion wissenschaftlich. Die Fachwelt wartet
gespannt auf die Ergebnisse.
Holzbalkenköpfe
im Mauerwerk
Über den Stand der Technik bei
Holzbalkendecken in Mauerwerksbauten berichtete der Bauphysiker Robert Borsch-Laaks.
Er beschrieb die Gefahren und
deren doch recht geringes Risiko: Pilze wachsen erst bei hoher
Feuchte und hoher Temperatur –
und erst nach rund 40 Tagen.
Normale Dampfdiffusion ist in
der Regel kein Problem. Nur in
schlecht belüfteten Bädern kann
sie so hoch sein, dass sie eins
wird. Gefahr droht mehr von
außen: Mangelhafter Schlagregenschutz, z. B. durch zu geringen Dachüberstand und kaputten Putz, kann zu dauerhaft
durchfeuchtetem Mauerwerk
führen. Dann wird es kritisch.
Ansonsten eher nicht. BorschLaaks Fazit: „Sie können beruhigt nach Hause fahren. Alles
halb so wild!“
Nach Hause ging es aber für
die über 200 Teilnehmer nach
seinem Vortrag noch nicht. Nach
der unvergesslichen Stadtführung am Nachmittag klang die
zweitägige Veranstaltung mit
einem wie immer perfekt gestalteten Festabend mit Galabüfett,
Tanz und Showprogramm aus.
Der nächste VNZ-Verbandstag
findet am 23. und 24. August
2013 in Hannover statt. gh ▪
Weitere Fotos stehen
auf www.mikado-online.de
in der Bildergalerie.
mikado
Über die richtige Ausführung
anspruchsvoller Flachdachkonstruktionen informierte der Bauökologe Ahmed Al Samarraie.
Bis vor wenigen Jahren mussten Flachdächer zweischalig mit
Hinterlüftung ausgeführt sein,
was einen hohen konstruktiven
Aufwand und gestalterische
Probleme mit sich brachte. Erst
im Jahr 2007 begannen wissenschaftliche Untersuchungen zu
nicht-hinterlüfteten Flachdächern als Vorbereitung für eine
neue Norm. Wichtig war dabei
vor allem das Langzeitverhalten feuchtevariabler Dampfbremsen. Bei ihnen kann in
die Dachkonstruktion eingedrungene Feuchtigkeit wieder
▸▸Astrid Rehmet (Mitte), seit 1997
Obermeisterin von Südniedersachsen, und Christian Sebastian
(links), seit 1997 Obermeister
von Gifhorn/Wittingen-Wolfsburg,
erhielten vom VNZ-Vorsitzenden
Karl Hoffmeister (rechts) für
ihr vorbildliches Engagement und
ihre zahlreichen Verdienste
die Silberne Ehrennadel verliehen
Organ von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister
VII
Verband aktuell Aus den Landesverbänden
proHolz Bayern
„Magischer Wald“ klärt auf
Über 370 000 Menschen besuchten in München das Zentral-Landwirtschaftsfest
(ZLF). Unter den 650 Ausstellern war auch proHolz Bayern mit einem ungewöhnlichen
Pavillon, entworfen von Studenten, gebaut von Zimmerer-Azubis.
Miteinander. Durch die intelligente Verknüpfung aller beteiligten Kräfte wird Holz der
Motor für die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft der
kurzen Wege“, betonte Kirst.
Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner sieht
darin ein Zukunftsthema. Beim
Richtfest stellte er fest: „Die
Bevölkerung schätzt den Wald
nicht nur wegen seiner Schutzund Erholungsfunktion, sondern
auch, weil der Rohstoff Holz so
vielfältig verwendbar ist. Regionale Produkte treten wieder in
den Vordergrund.“
Nach dem Ende des ZLF ist für
den Pavillon noch lange nicht
Schluss. Er wurde zwar demontiert, im kommenden Jahr will
ihn proHolz Bayern aber anlässlich des Jubiläums „300 Jahre
Nachhaltigkeit in der deutschen
Forstwirtschaft“ an prominenten Stellen wieder aufbauen.
▴▴Auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) stand der Pavillon, um zu
betonen: Holz kommt nicht aus dem Regal, sondern aus dem Wald.
Und der muss bewirtschaftet und geerntet werden wie ein Getreidefeld
er Ausstellungspavillon
von proHolz Bayern sorgte
auf dem 125. Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF), das vom 22. bis
30. September auf der Münchner Theresienwiese parallel zum
Oktoberfest stattfand, für Aufsehen. Sein „magischer Wald“
wurde erzeugt von nur wenigen Bäumen im komplett verspiegelten Innenhof des Holzbaus. „Wir wollten dem Wald
ein Gesicht geben und ihn mit
all seinen Aufgaben für die Gesellschaft zeigen”, erklärt Alexander Kirst, stellvertretender
Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Zimmererhandwerks
und Vorsitzender von proHolz
Bayern. „Ich denke, das ist uns
mit diesem beeindruckenden Pavillon auch gelungen.“
VIII
Holzerzeugung
und Holznutzung
In dem Bauwerk treffen Holzverwendung und -erzeugung
aufeinander: Eine außen deutlich sichtbare Holzkonstruktion umschließt den Wald im
Inneren. „Der proHolz-Bayern-Pavillon steht für Gedeihfähigkeit und ein gedeihliches
▸▸Bayerns Landwirtschaftsminister
Helmut Brunner (Mitte) mit
den Studenten, einem ZimmererAzubi (kniend) sowie (stehend,
v.l.n.r.) dem proHolz-BayernVorsitzenden Alexander Kirst,
Architekturprofessor Florian Nagler,
proHolz-Bayern-Geschäftsführer
Dr. Jürgen Bauer, Cluster-Sprecher
Prof. Dr. Dr. Gerd Wegener
und Obermeister Josef Lechner
mikado 11.2012
mikado
D
Studenten und Azubis
üben Bauteam
Entworfen wurde das eindrucksvolle Gebäude von Studenten
der TU München, erbaut dann
zusammen mit Azubis der Berufsschule Traunstein bei Holzbau Lechner in Tittmoning.
Das hatte auch einen „pädagogischen“ Hintergrund: Der
Holzbau braucht gut funktionierende Bauteams aus Architekten, Bauingenieuren und Zimmerern. Diese Berufe dürfen
nicht erst wie bisher üblich nach
Werkplanung, Ausschreibung,
Angebot und Vergabe zusammenfinden, sondern müssen vor
und während der Werkplanung
gemeinsam ästhetisch und konstruktiv sinnvolle Lösungen entwickeln. Das übten die Nachwuchskräfte der drei Berufe bei
der Realisierung des Pavillons
schon einmal intensiv – und es
gh ▪
klappte hervorragend.