Abnehmen – aber wie? - Bayerischer Rundfunk

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Abnehmen – aber wie? - Bayerischer Rundfunk
Gesundheitsgespräch
Abnehmen - aber wie?
Sendedatum:
14.05.2016
Experten:
Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Internistin und Ernährungsmedizinerin,
Universitätsklinik Erlangen
Prof. Dr. Christoph Klotter, Psychologe und Ernährungsexperte an der
Hochschule Fulda
Autoren: Beate Beheim-Schwarzbach, Klaus Schneider
Schön sein, heißt schlank sein, vermutlich deswegen tauchen regelmäßig
vermeintlich neue Tipps auf, wie man das am einfachsten und schnellsten
schafft. Leider erweisen sich aber viele Erfolgsversprechen in der Praxis als
nicht einhaltbar. Denn am Anfang einer Diät ist die Motivation noch groß,
doch im Verlauf lässt sie nach. Isst man nach der Hungerperiode wieder
mehr, sind die Pfunde schnell wieder auf den Rippen und ohne dauerhafte
Ernährungsumstellung bleibt der Erfolg aus. Abzunehmen sollten vor allem
Menschen mit Übergewicht in Erwägung ziehen, denn auf diese Weise
können sie eine ganze Reihe von Folgeerkrankungen vermeiden.
Der Text beruht auf Interviews mit Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Internistin und
Ernährungsmedizinerin am Universitätsklinik Erlangen und Prof. Dr. Christoph
Klotter, Psychologe und Ernährungsexperte an der Hochschule Fulda.
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Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich!
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Übergewicht - Wann wird es medizinisch bedenklich?
Unabhängig vom gängigen Schönheitsideal haben Wissenschaftler in eigenen
Leitlinien festgelegt, wann man von Übergewicht spricht, wann von Adipositas
und wann von einem metabolischen Syndrom.
Während sich einerseits viele Mädchen und Jungen die Pfunde systematisch
so herunterhungern, dass sie krank werden, schrumpft andererseits laut
Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes (1999-2009) die Anzahl der
Personen mit Normalgewicht. Eindeutig zugenommen hat im Gegenzug der
Anteil der Bevölkerung mit Adipositas (schweres Übergewicht). Weitgehend
konstant geblieben ist dagegen der Anteil der Personen mit Übergewicht.
Auch wenn nicht bei jedem Patienten der Body Mass Index (BMI) als
Richtschnur herangezogen werden kann, weil beispielsweise muskulöse
Menschen, die viel Krafttraining machen, durch ihre Muskelmasse auch
entsprechend Gewicht auf die Waage bringen können, entscheiden
mittlerweile doch die meisten Mediziner an Hand des BMIs, ob jemand
Übergewicht hat oder nicht. Der BMI berechnet sich nach Körpergewicht
(Kilogramm) dividiert durch Körpergröße (Meter) im Quadrat.
Beispiel:
83 kg : 1,88 x 1,88m = 23,48 (d.h. ca. 23,5)
Die Leitlinie der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAAG) unterteilt:
Personen mit Normalgewicht: BMI zwischen 18,5 und 24,9
Übergewichtige: BMI zwischen 25 und 29,9
Adipositas: BMI ≥ 30
„Wer übergewichtig ist und gleichzeitig eine Erkrankung hat, die dadurch
bedingt ist, wie z.B. Diabetes mellitus oder Bluthochdruck, sollte aus
medizinischer Sicht abnehmen. Wer dagegen adipös ist, auch wenn er
scheinbar gesund ist, muss abnehmen.“ Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Internistin
und Ernährungsmedizinerin, Universitätsklinik Erlangen.
Bauchfett
Wichtig aus medizinischer Sicht ist auch die Fettverteilung, denn besonders
nachteilig wirkt sich das Fett im Oberbauchraum und an den inneren Organen
(viszerales Fett) aus, denn das kann den Stoffwechsel von Fetten und
Kohlenhydraten beeinflussen, so dass z.B. Diabetes entsteht. Außerdem kann
sich dieses viszerale Fett negativ auf das Immunsystem auswirken, was zu
chronischen Entzündungsreaktionen führen kann, die Tumorerkrankungen
begünstigen.
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Tipp:
Ein erhöhtes Risiko haben Frauen mit einem Taillenumfang über 88 cm und
Männer über 102 cm.
Folgekrankheiten
Wer Adipositas hat, belastet sein Organe und Organsysteme, darüber hinaus
haben Betroffene ein hohes Risiko für Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre
Erkrankungen. Sie riskieren, ausgeprägte Rückenprobleme zu bekommen,
Gelenkstörungen und eine Fettleber. Das gilt auch für adipöse Kinder und
Jugendliche, deren Anzahl in den letzten zwanzig Jahren gestiegen ist.
Metabolisches Syndrom
Weltweit gibt es dafür verschiedene Definitionen, als wichtigster Faktor
jedoch gilt das Übergewicht bzw. Adipositas. International gebräuchlich sind
vor allem folgende Risikofaktoren:
Taillenumfang: Männer ≥ 94 bzw. > 102 cm, Frauen ≥ 80 bzw. > 88 cm
Triglyceride (Blutfette): ≥ 150 mg/dl
HDL-Cholesterin: Männer < 40 mg/dl, Frauen < 50 mg/dl
Blutdruck: ≥ 130/85 mmHg
Nüchternblutzucker: ≥ 100 mg/dL
„Für den Begriff Fettleibigkeit gibt es keine eigene medizinische Definition,
der Begriff ist vielmehr ein Synonym für Adipositas und umschreibt, dass
eine überhöhte Fettmasse im Körper vorliegt, die zu Gesundheitsrisiken
führt.“ Prof. Dr. Yurdagül Zopf.
Gesellschaftliche Kosten
Laut Deutscher Adipositas Gesellschaft sind Übergewicht und Adipositas mit
hohen gesellschaftlichen Kosten verbunden, die jährlichen Ausgaben für die
Behandlung von Folgeerkrankungen liegen in einer Höhe von ca. 15 Mrd. €.
Dazu kommen Kosten für die Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit bzw.
vorzeitiger Erwerbsunfähigkeit.
Abnehmen - Mehr als eine optische Veränderung
Wer abnimmt, muss nicht nur weniger Pfunde schleppen und gerät nicht mehr
so schneller außer Puste. Auch viele Erkrankungen verschwinden. Deutliches
Übergewicht zieht den ganzen Körper in Mitleidenschaft. Nimmt man ab und
ändert seinen Lebensstil, kann man damit sehr viele Erkrankungen wie z.B. an
den Gefäßen, Herz-Kreislauf und Gelenken positiv beeinflussen. Außerdem gilt:
Wenn sich Übergewichtige regelmäßig ausdauernd bewegen, bauen sie
Fettmasse ab und Muskelmasse auf.
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Nehmen Übergewichtige ab und bewegen sich regelmäßig und ausdauernd,
dann verringern sie ihr Risiko für Typ-2-Diabetes und koronare
Herzerkrankungen. Der Stoffwechsel verbessert sich, Blutzucker- und die
Entzündungswerte sinken und die Insulin-Sensitivität der Organe nimmt wieder
zu. Auch Muskeln und Gelenke profitieren.
"Es geht darum, sich viel zu bewegen und die Einstellung zur Ernährung
systematisch zu verändern. Dann nehmen Patienten ab, der Jo-Jo-Effekt
kommt nicht zum Tragen." Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Internistin und
Ernährungsmedizinerin, Universitätsklinik Erlangen.
Tipp: Schon regelmäßige körperliche Aktivität von einer halben Stunde pro
Tag, fünfmal in der Woche, kann sich positiv auswirken.
Gewicht reduzieren
Die Interdisziplinäre Leitlinie zur Prävention und Therapie der Adipositas der
Deutschen Adipositas Gesellschaft empfiehlt eine so genannte Reduktionskost,
mit der täglich ca. 500 kcal weniger Energie aufgenommen wird, als der Körper
benötigt. Das kann auf verschiedene Art und Weise passieren:
•
•
•
Reduktion des Fettverzehrs
Reduktion des Kohlenhydratverzehrs
Reduktion des Fett- und Kohlenhydratverzehrs
Heilfasten und Co.
Die Kalorienmenge deutlich zu reduzieren, empfiehlt sich nur für schwer
übergewichtige, adipöse Patienten und zwar als Einstieg in eine
Ernährungsumstellung. Sinnvoller für alle, die abnehmen wollen, ist
systematisch Kalorien zu reduzieren. Abzulehnen ist, regelmäßige Hungertage
einzulegen oder Intervallfasten, denn dies birgt gesundheitliche Risiken und
man läuft Gefahr, anschließend womöglich umso mehr zu futtern.
Mediterrane Kost
Besonders gut zum Abnehmen eignet sich eine Umstellung der Ernährung auf
die Mittelmeerküche, die aus viel Obst und frischen Gemüsen (zum Beispiel
Tomaten, Auberginen, Paprika, Zucchini) besteht, aus magerem Fleisch, viel
Fisch und Meeresfrüchten. Außerdem spielen in der mediterranen Kost
Olivenöl, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Kräuter und Gewürze eine Rolle sowie
(Vollkorn-)Nudeln und Brot, Kartoffeln und Reis. Die Mittelmeerküche enthält
viele Ballaststoffe, wenig Fett und wenig sogenannte einfache Kohlenhydrate
(Zucker). Allerdings sollte man sie wirklich einhalten und nicht verfälschen.
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Essensrituale
Wer seine Ernährungsgewohnheiten verändern möchte, kann auch darauf
achten, ausschließlich in Ruhe und im Sitzen am Esstisch zu essen. Wer
dagegen schnell, nebenbei und unkontrolliert isst, bei dem stellt sich der
Sättigungseffekt nicht oder kaum ein. Außerdem hat man keinen Überblick
darüber, was man isst. Für Menschen, die lange oder Schicht arbeiten, ist das
allerdings im Alltag schwierig.
Tipp: Krankenkasse fragen
Viele Krankenkassen fördern Programme zum Abnehmen, in denen Menschen
mit Übergewicht begleitet und über Monate geschult werden. Oft gibt es auch
einen finanziellen Zuschuss. Es lohnt sich nachzufragen.
Gesunde Ernährung – Informationen beschaffen
Sich mit dem Thema Ernährung auseinanderzusetzen und sich zu informieren,
ist der erste Schritt, um die Gewohnheiten zu verändern. Sich also zu fragen:
Welche Nahrungsmittel sind wirklich gesund und welche nicht? Was passiert im
Körper, wenn man so weitermacht, wie bisher?
Wer begreift, was er seinem Körper mit den vielen Kalorien zumutet und
welches Risiko er damit eingeht, Folgekrankheiten zu bekommen, ist eher
bereit, die Ernährung umzustellen.
"Ich habe einige Patienten, die verwundert waren, wie das Essen trotzdem
schmecken kann und dass Fett nicht unbedingt als Geschmacksträger ständig
vorhanden sein muss." Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Internistin und
Ernährungsmedizinerin, Universitätsklinik Erlangen.
Eltern und Kinder
Oft zeigt sich, dass Eltern die ungesunde Ernährung ihren Kindern vormachen
und die sich anschließend genauso ernähren. In solchen Familien liegt
Übergewicht scheinbar in den Genen, in Wirklichkeit handelt es sich aber eine
antrainierte Essgewohnheit. Die kann man verändern. Untersuchungen zeigen,
dass Kinder einer Schule, die anstelle von Apfelsaftschorle nur Wasser zu
trinken bekamen, in relativ kurzer Zeit deutlich abgenommen haben.
Smoothies
Sie gelten als gesund und zeitgemäß und sind doch oft Kalorienbomben. Denn
wer sich ein Smoothie aus zehn Äpfeln und fünf Orangen zubereitet, nimmt
dadurch enorm viel Fruchtzucker zu sich. Den kann der Körper gar nicht
verstoffwechseln und lagert ihn deswegen für schlechte Zeiten als Fettdepot an.
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Probiotische Getränke
Ähnlich verhält es sich bei Yoghurt-Drinks aus dem Kühlregal, die bei vielen
Menschen hohes Ansehen genießen, da sie glauben, damit bestimmte Kulturen
aufzunehmen, die gut tun. Solche probiotischen Getränke enthalten in der
Regel sehr viel Zucker, suggerieren jedoch einen gesunden Effekt.
Wurst
Wer dreimal am Tag Wurst isst, egal ob Wiener Würstchen, Salami oder
Leberkäse, nimmt nicht ab, denn viele Wurstsorten enthalten große
Fettmengen. Davon sollte man nur ab und zu essen und nicht täglich, denn Fett
ist sehr kaloriendicht und führt zu Übergewicht.
Saisonal und regional
Wer sich gesund ernähren will, kann auf eine gesunde Mischung aus Vitaminen
und Spurenelementen achten, und die enthalten vor allem auch
Nahrungsmittel, die Zeit hatten, zu reifen und alle Nährstoffe zu entwickeln.
Obst und Gemüse, das um die halbe Welt gereist ist, bevor es bei uns auf dem
Tisch landet, wird dagegen unreif geerntet, damit es die Reise übersteht.
"Schaffen es übergewichtige und adipöse Patienten abzunehmen, bessert sich
das Körpergefühl und die Fitness. Dies kann Patienten motivieren, dauerhaft
einen gesunden Lebensstil zu pflegen." Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Internistin und
Ernährungsmedizinerin, Universitätsklinik Erlangen.
Richtig abnehmen – Wenn Diät nicht hilft, was dann?
Es gibt tausende von Diäten. Kein Jahr, in dem nicht neue Ratgeber
versprechen, die einzige wahre und ganz leicht umzusetzende Lösung für alle
Probleme durch überflüssige Pfunde gefunden zu haben. Und doch: Am Ende
schlägt die Waage wieder aus.
Diäten sind Ausnahmezustände. Man unterwirft sich für einen gewissen
Zeitraum einem Lebensstil, der nicht der ist, den man gewohnt ist. Es mag sein,
dass in dieser Zeit eine Gewichtsabnahme stattfindet. Ein vielversprechender
Erfolg! Doch mit Beendigung der Diät kehrt man in der Regel zu seinem
üblichen Essensstil zurück. Das führt meist zum Gegenteil von dem, was man
ursprünglich im Sinn hatte.
Jojo-Effekt
Wer versucht, mit Diäten Gewicht zu reduzieren, hat kaum eine Chance dazu.
Von 100 Menschen, die eine Gewichtsabnahme durchführen, können sich 90
bis 95 Personen glücklich schätzen, wenn sie nach drei Jahren das gleiche
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Gewicht haben wie zu Beginn der Intervention. Anders gesagt: Wer eine Diät
macht, muss damit rechnen, aufgrund der Diät früher oder später mehr auf die
Waage zu bringen, als davor. Langfristig Gewicht abnehmen können nur fünf
Prozent.
„Langfristig etwas zu verändern ist nur einer Minderheit möglich, was aber
auch daran liegt, dass es falsch angegangen wird.“ Prof. Dr. Christoph Klotter,
Ernährungspsychologe.
Abnahme ist möglich. Das Schwierige ist jedoch das Aufrechterhalten des
Gewichts.
Belohnung durch Essen – eine Falle!
Das limbische System - jene Einheit im Gehirn, die unsere Emotionen und
unser Triebverhalten steuert - verlangt nach Belohnung. Der Mensch belohnt
sich oft und gerne mit Essen. Bei einer Diät verweigern wir uns selbst die
Belohnung. Das limbische System sagt dann: Wenn ich nicht mit Essen belohnt
werde, muss ich mit etwas anderem belohnt werden.
„Das limbische System ist gnadenlos! Das heißt, wer Gewicht reduziert, muss
sein Belohnungssystem ändern.“ Prof. Dr. Christoph Klotter,
Ernährungspsychologe
Alternative Belohnung
Wenn das Essen nicht mehr als Belohnung herhalten darf, müssen wir also
sehen: Wie können wir uns belohnen, wenn wir weniger essen?
Was macht mir Freude?
Jeder muss herausfinden, was ihm oder ihr Spaß macht und dann das Essen
dadurch ersetzen. Hier kann es helfen, sich an früher zu erinnern. Denn im
Laufe des Erwerbslebens wird die Arbeit - oder auch die Kinderbetreuung - sehr
dominant. Die Freizeitaktivität hingegen – all das, was früher einmal Spaß
gemacht hat – stellt man zurück oder vergisst es ganz.
"Wir müssen eine Work-Life-Balance finden und das Feld der Freizeitaktivitäten
zurückerobern, damit wir dort die Belohnung finden, die wir mittlerweile nur
durchs Essen bekommen haben. Für viele Menschen ist das Essen die
einfachste Form der Belohnung, immer verfügbar, nicht kompliziert, es ist ein
Griff in den Kühlschrank. Und genau das müssen wir ersetzen durch andere
Formen der Belohnung, die wir früher gehabt haben." Prof. Christoph Klotter,
Ernährungspsychologe
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Essen als Ritual
Das heißt nicht, dass Essen keinen hohen Stellenwert mehr haben dürfte – im
Gegenteil. Essen sollte ritualisiert werden. Essen als Nebenbei-Beschäftigung
darf dann in der Form nicht mehr stattfinden: kein Essen vor dem Fernseher,
kein Essen ‚to go’. Das Essen sollte ein Ritus werden, das wieder einen hohen
Stellenwert im Leben bekommt.
Psychisch satt werden
Selber zu kochen wäre auch eine Möglichkeit, das Essen zu ritualisieren – auch
und vor allem zu zweit! Wer selbst kocht, hat zum einen die Chance, ein
gesundes Essen zuzubereiten, zum anderen kann der Vorgang des Kochens
zum gemeinsam erlebten Ritual werden und damit schon zur Belohnung.
„Das Gemeinsame ist extrem wichtig, damit wir sozusagen auch psychisch satt
werden. Überspitzt formuliert: Der einsame Fresser vor dem Fernseher wird
überhaupt nicht satt. Er kann Chips essen, Gummibärchen, was auch immer –
er wird nie richtig satt und isst deshalb zu viel. Aber wenn ich das Essen
kultiviere, wenn ich es mit anderen einnehme, wenn ich ein schönes Gespräch
habe, werde ich auch psychisch satt.“ Prof. Dr. Christoph Klotter,
Ernährungspsychologe
Faktor Zeit
Nicht jeder hat tatsächlich die Zeit zum Kochen, weil beispielsweise zwei oder
mehr Jobs gleichzeitig gar nicht genug Luft dazu lassen. Dann ist das Ritual
beeinträchtigt oder nicht mehr möglich. Viele Menschen jedoch sagen ‚Ich habe
keine Zeit zum Kochen’ und sehen am Abend dann stundenlang fern. Hier
sollte jeder ehrlich zu sich sein.
Struktur in Familien
Geregelte Essenszeiten in Familien sind extrem wichtig. Studien zeigen: Wenn
die Familie zusammen frühstückt, ist das Kind konzentrierter, lernt besser in der
Schule, ist weniger anfällig für Essstörungen und hat ein deutlich geringeres
Risiko, später Diabetes oder Adipositas zu bekommen.
„Gemeinsames Essen - zum Beispiel das Frühstück – ist extrem
gesundheitsförderlich. Es geht auch darum, den Tag gemeinsam zu beginnen
im Rahmen der Familie.“ Prof. Dr. Christoph Klotter, Ernährungspsychologe
Bariatrische Operationen
Adipösen oder Menschen mit metabolischem Syndrom, die bereits Probleme
mit ihrer Gesundheit haben, kann möglicherweise eine sogenannte bariatrische
Operation weiterhelfen – also ein Magenband, ein Magen-Bypass oder eine
Magenverkleinerung. Hierbei handelt es sich allerdings um einen
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schwerwiegenden, oft irreversiblen Eingriff. Um einen solchen Eingriff
vornehmen lassen zu können, müssen Patienten massiv adipös sein und sich
zuvor intensiven Beratungsgesprächen unterziehen.
Bariatrische Operationen - Gewichtsabnahme durch Magenverkleinerung
Experte: Prof. Dr. Johannes Schmidt, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses
Landshut-Achdorf
Autor: André Vinzce
Extremes Übergewicht, besser gesagt Adipositas oder Fettleibigkeit, lässt sich
nur mit Kaloriensparen und Bewegung kaum bekämpfen. Eine
Magenverkleinerung ist oft die letzte Chance für Betroffene abzunehmen. Um
den Magen zu verkleinern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche
Methode für eine OP in Frage kommt wird im Wesentlichen von dem Alter und
der Lebensweise des Patienten bestimmt.
Für die Magenverkleinerung gibt es verschiedene Methoden. Seit mehr als 30
Jahren führen Chirurgen die Magen-Bypass-Operation aus. Bald darauf
entwickelten Mediziner die Methode mit dem Magenband. Inzwischen besteht
auch die Möglichkeit, einen Großteil des Verdauungsorgans endgültig
abzuschneiden. Als nichtchirurgische Maßnahme zur Reduzierung der
Magenkapazität steht schließlich der Magenballon zur Verfügung.
„Reine Magenverkleinerung gibt es nur durch Schlauchbildung und
Magenbypass. Der Schlauchmagen wird deswegen bevorzugt, weil das mit
dem geringsten Risiko verbunden ist. Beim Bypass wird ein Teil des
Dünndarms ausgeschaltet, und dadurch wird die Nahrung letztlich langsamer
aufgenommen und es kann eine Mangelerscheinung entstehen.“ Prof. Dr.
Johannes Schmidt, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Landshut-Achdorf
Bariatrische Operationen: Schlauchmagen, Magenband, Bypass
Restriktive Techniken verringern das Fassungsvermögen des Magens, der sich
schneller füllt. Dadurch fühlt sich der Patient früher satt und nimmt weniger
Nahrung zu sich. Zu diesen Methoden gehören der Schlauchmagen und das
Magenband. Bypass-Techniken umgehen einen Teil des Verdauungstraktes.
Auf diese Weise schränken sie die Nährstoffaufnahme ein.
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Schlauchmagen
Bei der Schlauchmagen-Operation entfernt der Chirurg einen Teil des Organs.
Somit entsteht ein kleinerer Magen, der dann die Form eines Schlauches hat.
Da der Teil des Magens entfernt wird, der das Hungerhormon Ghrelin bildet,
fühlt sich der Patient schneller satt. Allerdings muss er nach der Operation in
der Regel zusätzliches Vitamin B12 zu sich nehmen, da durch die
Verkleinerung des Magens nicht mehr genug Substanz zur Aufnahme von
Vitamin B12 aus der Nahrung gebildet wird.
Magenband
Bei einem Magenband bleibt das Verdauungsorgan komplett erhalten. Der
Chirurg bindet einen Teil des oberen Magens ab. Zum ausgedehnten Rest
bleibt nur ein schmaler Durchgang. Dieser „Vormagen“ leistet dann die
Verdauungsarbeit und bestimmt vor allem, wie viel Nahrung satt macht. Der
größte Vorteil des Magenbands ist, dass der Chirurg es wieder entfernen kann.
Bypass
Bei diesem Eingriff handelt es sich um eine große Operation mit zahlreichen
Darmnähten. Zuerst wird der Magen verkleinert und anschließend mit einer
tiefer liegenden Dünndarmschlinge vernäht. Dies sorgt dafür, dass der Körper
durch den kürzeren Darm weniger Kohlenhydrate aufnehmen kann und der
Zwölffingerdarm ausgeschaltet ist. Der Eingriff begrenzt nicht nur die Aufnahme
der Nahrung sondern auch die Verwertung der darin enthaltenen Nährstoffe. So
können nach der Operation Nährstoffmangelsyndrome auftreten. Der Patient
muss meist lebenslang ergänzend Vitamine, Spurenelemente und Eiweiß zu
sich nehmen.
Biliopankreatische Teilung
Dieser operative Eingriff ist die massivste, aber auch wirkungsvollste Methode
für einen erheblichen Gewichtsverlust bei Fettleibigkeit. Die biliopankreatische
Teilung entspricht in etwa einer verschärften Version der MagenbypassOperation. Allerdings wird der Restmagen, anders als beim Magenbypass,
entfernt.
„Die meisten Adipositaschirurgen präferieren mittlerweile für alle Situationen
den Schlauch, wenn man aber damit nicht klarkommt, ersetzt man den
Schlauch mit Bypass, was ohne Probleme geht.“ Prof. Dr. Johannes Schmidt,
Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Landshut-Achdorf
Nichtoperative Maßnahme: Magenballon
Schluckballon
Dabei schluckt der Patient eine kleine, ungefähr drei Zentimeter lange ovale
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Kapsel mit einem Schlauch, über welchen dann der Arzt ungefähr 250 Milliliter
eines ungiftigen Edelgases in den Ballon einfüllt. Danach kann der Schlauch
entfernt werden. Oft werden auch zwei Schluckballons im Magen platziert, weil
das die Form des Magens, die einer Bohne ähnelt, besser ausfüllt.
Magenspiegelungsballon
Dieser wird im Rahmen einer Magenspiegelung mit Hilfe eines speziellen
Instruments, einem Gastroskop, in den Magen eingebracht. Sobald sich der
Ballon im Magen befindet, wird er über das Gastroskop mit Kochsalzlösung
gefüllt. Da der Magen dadurch immer reichlich voll ist, kann der Patient nur
kleine Mengen essen und nimmt ab.
Nachteile des Magenballons
Nach einigen Monaten muss jedoch der Ballon entfernt werden, weil das
Material durch die Magensäure porös wird. Der Ballon eignet sich daher nicht
als Dauertherapie. Patienten mit einem Magenballon haben ein erhöhtes Risiko
für Magengeschwüre.
Komplikationen der Magenverkleinerung
Komplikationen können bei der Operation vor allem durch das Übergewicht und
die Begleiterkrankungen des Patienten entstehen. Direkt nach dem Eingriff
können wie bei jeder Operation Schmerzen, Blutungen,
Wundheilungsstörungen und Infektionen auftreten.
Risiken
Der chirurgische Eingriff wegen Fettleibigkeit gilt als das letzte Mittel für eine
Gewichtsabnahme. Alle Verfahren der Magenverkleinerung mit Ausnahme des
Magenballons werden in Vollnarkose durchgeführt. Während des Eingriffs kann
es zu Blutungen, Blutergüssen und zu Infektionen kommen. Auch Schmerzen
und Gefühlsstörungen im Operationsgebiet können auftreten. Wie nach jeder
Operation, ist auch nach einer Magenverkleinerung die Bildung von
Blutgerinnseln oder sogar deren Verschleppung nicht auszuschließen. Gelangt
ein solches Blutgerinnsel in die Lunge besteht sogar Lebensgefahr.
„Das Hauptproblem dieser Eingriffe ist der Bruch der Naht. Dann geht die
Flüssigkeit vom Magen bzw. von der Speiseröhre direkt in den Bauchraum. So
können Entzündungen auftreten, es kann schlecht abheilen, der Patient kann
schwer septisch werden. Solche Komplikationen treten höchstens in 0,1 bis 0,5
Prozent der Fälle auf.“ Prof. Dr. Johannes Schmidt, Ärztlicher Direktor des
Krankenhauses Landshut-Achdorf
Nachsorge
Zur Nachsorge und Langzeittherapie gehört eine psychologische und
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ernährungspsychologische Beratung. In Adipositaszentren erfahren die
operationswilligen Patienten eine Rundumbetreuung, die schon vor dem
eigentlichen Eingriff beginnt und lange danach anhält.
Langzeittherapie
Die Ergebnisse des Gewichtsverlustes nach der Operation sind sehr
unterschiedlich. Die Gewichtsreduktion kann bei motivierten Patienten bei bis
zu 70 Prozent des Übergewichts innerhalb der ersten zwei Jahre liegen.
Mediziner, Psychologen und Ernährungsberater sorgen neben den Chirurgen
dafür, dass die aufwendige Operation auch langfristig erfolgreich ist.
In den meisten Fällen schließt die Magenverkleinerung mit der Straffung
schlaffer Hautschürzen ab. Die stark gedehnte und ausgeleierte Haut bildet sich
nur wenig zurück, wenn das darunterliegende Fett schmilzt. In den tiefen Falten
entstehen auch leicht Infektionen und Ekzeme. Dann sind die plastischen
Chirurgen gefragt, die Hautlappen zu entfernen.
Zahlt die Krankenkasse?
Eine Magenverkleinerung gehört nicht zu den normalen Leistungen der
gesetzlichen Krankenkassen. Die Finanzierung durch die Krankenkasse kann
aber im Einzelfall mit Erfolg beantragt werden. Zur Voraussetzung gehört die
Teilnahme an einem multimodalen Therapiekonzept, wie es die meisten
Adipositaszentren anbieten. Daran sind Psychologen, Internisten,
Adipositaschirurgen, Ernährungsberater und Bewegungstherapeuten beteiligt.
„Wenn die Patienten die von den Adipositaszentren angebotenen Kurse
gemacht haben und beweisen, dass sie ihre Lebensgewohnheiten geändert
haben, dann muss man das der Krankenkasse mit einem Gutachten des
Adipositaszentrums mitteilen. Dann werden die Kosten auch übernommen,
aber es ist ein genehmigungspflichtiges Verfahren.“ Prof. Dr. Johannes
Schmidt, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Landshut-Achdorf
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