Wie wir morgen essen werden
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Wie wir morgen essen werden
trend update 022 014 www.trend-update.de Für Zukunftsdenker und innovative Gestalter Wie wir morgen essen werden Flexitarier, Foodkuratoren und andere Ernährungstrends der kommenden Jahre Future Spot Mobile Parks für Baku World Wide Webbies Mesh-Netze statt grenzenloser Transparenz Beau-Tech Schöner werden als das Ideal e i S n e h c s . t h Tau c i s n r e F n e g e g k c Tunnelbli eb dantri ative Allra ® . Der innov quattro llen. r Welt von e d in ren Mode n e e it m e m w o 0 lk 6 il W ber 1 3 und in ü uattro. im Audi Q .audi.de/q w w w r e t Mehr un 4– 4,7; ; außerorts 6, rts 10,2–6,2 ro ne in 7. : 13 km 0 niert 179– rauch in l/10 g/km: kombi Kraftstoffverb missionen in -E CO 2; 2 5, 7– kombiniert 7, 02 2014 inhalt inspirations Graft: Biologisch abbaubares Essbesteck der chinesischen Designerin Qiyun Deng. www.cargocollective.com/qiyun 4 RADAR Das Magazin in TREND UPDATE: Sprechende Fenster, bionische Ampeln, automatische Schulbücher, intelligente Schreibtische, Instagram-Guides, Termine, Teleporter, Frage des Monats „Wie werden wir in Zukunft wohnen?“, horxkolumne Die „Digitale Revision“ 24 REPORT World Wide Webbies Gegen grenzenlose Transparenz: Die begrenzten MeshNetzwerke kommen TITEL Wie wir morgen essen werden 28 PORTRÄT Markus Steinhauser Gründer der Testbirds: Wie Software durch die Weisheit der vielen verbessert wird 10 Nichts ist einfacher als essen. Und kaum etwas ist komplizierter: Ist Fleisch noch okay? Darf man altes Essen weitergeben? Müssen wir Bier-Sommeliers werden? Unsere Trends geben die Richtung für die Branche und den Einzelnen vor 32 PORTFOLIO Evas Erben Südtirol: Wo aus dem Apfel ein globales Trendprodukt wird 12 Die wichtigsten Trends: Sensual Food, Flexitarier und Küchenchefs, Curated Food, New Gardening und Re-use Food – auf was wir uns einstellen müssen 19 Interview Hanni Rützler Die Foodexpertin plädiert für mehr Experimentierfreude beim Essen 38 BRANCHENCHECK Der Beau-Tech-Trend Technologie macht ideale Schönheit zum käuflichen Element des Selbstdesigns 20 Schnelles Wissen Shoppen an der Bushaltestelle, Fleisch aus dem Internet und Kochen aus dem „Sackerl“ rubriken 22 FUTURE SPOT Mobile Parks für Baku in Aserbaidschan 30 INFORAMA Was uns in Zukunft positiv überraschen wird, zeigt unsere Umfrage zu den Y-Events 44 FUTURE BUSINESS Energiedrachen, Bike-Airbags, Mitfahrzentrale für Dinge. Start-ups öffnen neue Märkte 46 IMPULS Bücher, Web & App Von der Abundanz bis zur konkreten Poesie 47 IMPRESSUM 50 FRAGEBOGEN 10 Fragen zur Zukunft an die Politikwissenschaftlerin Rita Trattnigg zukunftsinstitut 41 Tourismus-Report 2014, weitere neue Studien 43 Abo-Bestellfax 48 Work – die Methoden des Zukunftsinstituts: Gotcha! 49 Index: Verortung der Beiträge im Megatrend-System Foto: Qiyun Deng/ECAL; ZVG Editorial Der neue Look In dieser Ausgabe dreht sich vieles um Ästhetik. Zunächst um unsere eigene. Mit dem Relaunch unseres Magazins schlagen wir nach zweieinhalb erfolgreichen Jahren ein ganz neues Kapitel auf. Wir wollen damit unsere wesentliche Leistung noch deutlicher machen: Bilder zu erzeugen von dem, was die Zukunft bringt. Das hieß für uns: noch mehr Optik, Einordnung und Fokus auf Treiber und Wirkungen von Veränderung. Ästhetik spielt auch eine große Rolle im Titelthema, das sich um die Trends in der Foodbranche dreht, sowie ganz wörtlich, wenn es um den Look unseres eigenen Körpers und der Veränderungen daran durch Schönheitstechnologie geht. Aber natürlich liefern wir darüber hinaus noch jede Menge weiterer Trends aus allen Bereichen der Welt im Wandel. Alles fließt – und daher freuen wir uns auf Ihr Feedback zum neuen Heft. chefredaktion@zukunftsinstitut.de Thomas Huber Chefredakteur www.trend-update.de 3 radar Menschen, Trends, Produkte Mehr als nur Spielzeug Roboter zum Wischen und Mähen erobern den Haushalt Natürlich: Zeit wird knapper und immer mehr Menschen wollen sich nicht mehr mit Dingen beschäftigen, die sie auch delegieren können. Besonders beliebt sind Rasenmäher, die selbstständig das Grün im Garten rasieren. 2007 wurden europaweit erst 27.000 Stück verkauft, heute sind es weit über 100.000. Aber auch Roboter, die im Haushalt zur Hand 4 TREND UPDATE 02 2014 gehen, sind ein Renner. Das Unternehmen Hobot aus Taiwan hat neben einem Bodenwischer einen Roboter zum Fensterputzen im Programm („Winbot 68“). Marktfüher ist aber der US-Hersteller iRobot. Das 1990 gegründete Unternehmen stellte ursprünglich Industrieroboter her, doch der Erfolg des Staubsaugerersatzes „Roomba“ rückt den Privatkunden in den Fokus. 2006 kam „Scooba“ auf den Markt, der auch nass wischen kann, durch seine runde Form aber keine Zimmerecken erreicht. Damit ist nun Schluss: Nachfolger „Braava“ ist zum Glück eckig und verfügt über „Indoor GPS“. Da bleibt kein Winkel trocken. www.irobot.com Megatrend New Work news DAS BIONISCHE AMPELSYSTEM Wenn zwei Gruppen von Ameisen an einer Kreuzung aufeinandertreffen, wartet die kleinere Gruppe, bis die größere vorüber ist. Würde man dieses System auf den städtischen Autoverkehr übertragen, könnte man die Zeit, die Pendler während der Rushhour im Stau verbringen, um 40 bis 60 Prozent reduzieren. Das ist das Ergebnis einer Studie unter Leitung von Ozan Tonguz, Professor an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh und Chef der Firma Virtual Traffic Lights LLC. Dafür müssten Autos mit Sensoren ausgestattet sein, die die Größe der „gegnerischen“ Gruppe erfassen kann. Die notwendigen Algorithmen existieren, fehlt nur noch der Segen des Verkehrs ministeriums. www.cmu.edu/cttec Megatrend Urbanisierung FINDING THE FUTURE Zwei Hinter räder kommen im Frühjahr 2014 auf den Markt, die im Handumdrehen aus jedem Fahrrad ein E-Bike werden lassen: www.flykly.com und www.superpedestrian.com 50 Prozent der Abonennten des Videoportals HULU streamten im letzten Jahr Filme ausschließlich über mobile Endgeräte. Google besitzt über 160.000 Kilometer Faserkabel rund um die Welt. Auch Facebook, Microsoft und Amazon investieren zunehmend in InternetInfrastruktur. Fotos: flickr_MIKI_Yoshihito_SAKURAKO, Getty Images/iStockphoto, Michael D Spencer, PR The 555 Conference heißt die neue Eventreihe von TEDGründer Richard Saul Wurman. Thema: Finding the future first. www.555conference.com Stararchitekt Sir Norman Foster hat mit SkyCycle ein 220 Kilometer langes Fahrradnetz durch London entworfen. Ein Sender schickt Schall wellen über eine Zugscheibe in den Kopf des Reisenden SPRECHENDES FENSTER Erschöpft lehnen Sie Ihren Kopf ans Fenster eines Zugabteils – und plötzlich hören Sie eine Stimme in Ihrem Kopf! Sie preist die neue MobileApp des Bezahlsenders Sky. Erschrocken fahren Sie hoch, und die Stimme verstummt. Erst als Sie Ihren Kopf wieder ans Fenster lehnen, erklingt sie wieder. Was sich anhört wie der Beginn einer „Akte X“Folge, ist in Wirklich keit der Testlauf einer Werbekampagne von BBDO Deutschland, der in München und Aachen stattfand. Ein kleines, verstecktes Gerät sendet Schallwellen über das Fenster, die ähnlich wie bei Hörgeräten oder Google Glass über die Schä delknochen zum Gehörgang geleitet werden. Die Reaktionen der Testpersonen: überrascht, aber auch verärgert. Ob die neue Werbetechnik tatsächlich zum Einsatz kommt, ist noch nicht entschieden. Einsetzbar wäre das „sprechende Fenster“ auch für Musik, Wetternachrichten oder aktuelle Zuginformationen. www.bbdo.de Megatrend Konnektivität 23 Millionen USDollar hat die Venture CapitalFirma AndreessenHorowitz im Dezember in die And roidDistribution CyanogenMod investiert, die bereits auf mehr als zehn Millionen Geräten läuft. 3DDruckservice Shapeways druckt jetzt auch Haustürschlüssel. 80 Prozent aller Staatsoberhäupte und Führungskräfte nutzen laut eines Reports von Digital Policy Council angeblich Twitter. Zwei ehemalige Mitarbeiter von Pixar Animation Studios, Brad West und Brand Andalman, lassen mit ihrer App „Vellum“ die DIYBuchproduktion zum Kinderspiel werden: 180g.co/vellum www.trend-update.de 5 ONLINE KAUFEN, OFFLINE ABHOLEN In einer Auftragsstudie des OnlineHändlers eBay spielt „Click and Collect“ eine entscheidende Rolle. Hierbei recherchiert der Kunde nicht nur online, sondern schließt im Internet bereits den Kaufvorgang ab. Doch das Produkt wird nicht, wie üblich, per Post an seine Adresse geliefert, sondern der Kunde holt es im Geschäft ab. Die eBayStudie „Die Zukunft des Handels“ wurde mit Jens Krüger, Managing Director bei TNS Infratest, Prof. Dr. Gerrit Heine mann von der Hochschule Nieder rhein, sowie Thomas Bendig vom Fraunhofer Verbund für Informations und Kommunikationstechnologie durchgeführt. Ein Ergebnis der Studie ist, dass „Click and Collect“ nach Ansicht von 88 Prozent der Verbrau cher in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. Natürlich bietet eBay den „Click and Collect“ auch schon an, wenn bisher auch nur in Großbritannien. www.ebay.com Megatrend Konnektivität Shut up and eat Im New Yorker Restaurant „Eat“ spricht man nicht mit vollem Mund Viele Menschen mögen die hektische und laute Großstadt, doch gleichzeitig ist die Suche nach Rückzugsorten präsenter denn je. Um auch Essen wirklich in Ruhe genießen zu können, gibt es im New Yorker Stadtteil Brooklyn das „Eat“. Vor allem an Sonntagen veranstaltet das Restaurant sogenannte „silent meals“, bei denen während des Essens nicht gesprochen werden darf. Das Motto „shut up and eat“ hat das Restaurant zu einem der angesagtesten Lokale der Stadt gemacht. Die Nachfrage nach ein wenig Ruhe und bewusstem Genießen im Getümmel der Millionenstadt ist enorm, Tische müssen im „Eat“ Wochen im Voraus reserviert werden. Wer es trotz Redeverbot nicht schafft, die Klappe zu halten oder aufs Smartphone zu verzichten, wird mitsamt Menü kurzerhand vor die Tür gesetzt. http://eatgreenpoint.com Megatrend Urbanisierung Der Schulbuch-o-mat ist mehr als ein Schulbuch in digitaler Form. Gemäß dem Trend zur „Open Education“ handelt es sich dabei nicht bloß um digitalisierte Lerninhalte, die wie die Schulbücher bisher von einer festen Redaktion zentral erstellt werden, auch der Entstehungsprozess ist „offen“. Ähnlich wie das crowdbasierte OnlineLexikon Wikipe dia werden die SchulbuchomatBü cher von einem UserSchwarm dezentral zusammen getragen. Bisher gibt es allerdings erst ein einziges „automatisches“ Schul buch, das pünktlich zum Schuljahres beginn 2013/2014 erschien: Biologie für die 7. und 8. Klasse. www.schulbuch-o-mat.de Megatrend Neues Lernen 6 TREND UPDATE 02 2014 Fotos: Dylan Latime, schulbuchomat DAS AUTOMATISCHE SCHULBUCH radar WER HÖREN WILL, WILL FÜHLEN WARE PER TELEPORTER Der französische Shopping-Club Vente-Privée kündigt an, bis zum Ende dieses Jahrhunderts seine Waren via Teleporter auszuliefern. Der Beamer soll in Zukunft den Paketboten überflüssig machen. Auch wenn dieses angeblich geheime Forschungsprojekt des Unternehmens in einem Labor in der Schweiz nur ein PRGag ist, so ist es doch ein guter: Nach keiner Innovation werden Zukunftsforscher häufiger gefragt als nach dem Teleporter. www.vente-privee.com www.youtube.com/watch?v=ntGcI6dtTd0 Individualisierung Megatrend Feel the Sound: Klang als Körpererlebnis Das Phänomen ist von sehr lauten Rockkonzerten bekannt: Geräusche hört man nicht nur, man kann sie auch fühlen. Dieses Phänomen konnten Computerspiele nicht simulieren – bis jetzt. „Woojer“ nennt sich ein neues AugmentedReality Gadget in der Größe einer Streich holzschachtel, das beim Spielen (oder Musikhören) am Körper getra gen wird. Es verwandelt die Schall wellen aus dem Spiel in diejenigen Vibrationen, die man fühlen würde, wenn die Geräusche „echt“ wären. Das Gerät soll im Mai 2014 auf den Markt kommen und um die 100 USDollar kosten. get.woojer.com Megatrend Individualisierung RUNDRUF Wie werden wir in Zukunft wohnen? Fotos: venteprivee.com, Marie Staggat, Francesca Lotti, ZVG (4), PR Hybride Raumzonen und modulare Möbel – TREND UPDATE befragt prominente Gestalter, wie das Wohnen im Morgen aussehen wird Michael Michalsky Designer Arne Stamer Vertriebsleiter System 180 Immer mehr Menschen werden in Städten leben. Ein urbanes Nomadentum hat sich entwickelt. Es gibt einen permanenten Bewegungsstrom. Dementsprechend sind Wohnkonzepte und Möbel gefragt, die sich dem Wechsel anpassen. Von der zunehmenden Mobilität werden künftig immer mehr Möbel inspiriert sein. Den Trend hin zu modularen Einrichtungsgegenständen bemerken wir verstärkt seit zwei Jahren. Durch Modularität lässt sich eine wunderbare Kundenbindung erzeugen. Agnieszka Brzostek Designerin, Concept Design Matteo Thun Architekt Lange Zeit haben wir uns mit einem Überfluss an Dingen umgeben. Künftig allerdings wird mehr denn je das Credo von Mies van der Rohe maßgebend sein: „less is more“. Bei vielen unserer Projekte, bei denen das Klima es zulässt, wird innen zu außen – wird der Außenraum Teil des Lebensraumes. Die Natur wird Teil des Lebensraumes. Corinna Kretschmar-Joehnk Innenarchitektin, JOIDesign Wolfram Putz Architekt, Gründungspartner GRAFTArchitekten Meine Zukunftsvision: Räume werden sich nach unseren Bedürfnissen richten. Wände schieben sich weg. Düfte und Farben stellen sich auf meine Stimmung ein. Die Heizung wird hochgefahren, Licht wird gedämpft. Durch Technologie wird sehr viel möglich sein. Hybride Raumzonen haben keine klaren Grenzen mehr. Die Küche soll nicht mehr aussehen wie eine Küche, zugleich überlegt man sich, ob man noch ein Wohnzimmer braucht. Was sich bei Early Adoptern beobachten lässt, wird im Mainstream ankommen. www.trendupdate.de 7 radar reminder Australien aus erster Hand mit dem Concierge Programm DIE WICHTIGSTEN TREND-TERMINE IM FEBRUAR UND MÄRZ 5. 2. Karlsruhe CLOUDZONE Im Mittelpunkt des 6. Trendkongresses net economy stehen die Themen Cyberkriminalität und Produktpiraterie. www.cloudzone-karlsruhe.de 17. – 21. 2. Hamburg SOCIAL MEDIA WEEK socialmediaweek.org/ hamburg/ 7. – 16. 3. Austin/Texas SXSW South by Southwest war ursprünglich eine der größten Musikmessen der Welt. Seit einigen Jahren wird der Mix aus Festival und Konferenz durch die Themen Film und interaktive Medien ergänzt. This City, My Way Instagram-Tipps für junge Aussie-Touristen Das Concierge-Programm der Hotelkette Marriott Australia richtet sich an junge Reisende. „This City, My Way“ hat acht Teenager engagiert, die in den Hotels in Sydney, Melbourne, Brisbane und an der Gold Coast logieren und ständig neue Lieblingsplätze und Sightseeingvorschläge des jeweiligen Ortes auf Instagram posten. Das können Skateparks oder Surfspots sein, aber auch das persönliche Lieblingscafé oder ein Ausgehtipp für den Abend. Die Teen-Concierges können für Rückfragen mithilfe des Messengers Kik direkt angeschrieben werden und fungieren so als Insider, die von Jugendlichen ohne Probleme kontaktiert werden können. thiscitymyway.com.au Megatrend Individualisierung DER SMARTE SCHREIBTISCH www.sxsw.com 17 .– 21. 3. Vancouver/Kanada TED-CONFERENCE Die Mutter aller Ideen konferenzen wird 30 Jahre alt. Diese Mischung aus Unterhaltung und Weiter bildung ist zu einem globalen Konferenzge schäft geworden. Zum runden Geburtstag werden die prominentesten Redner der letzten Jahr zehnte angekündigt. conferences.ted.com/ TED2014/ 8 TREND UPDATE 02 2014 Der Kinetic Desk bringt Bewegung ins Büro Die US-Firma Stir hat den Kinetic Desk vorgestellt. Dieser Schreibtisch verfügt nicht nur über Motorik, sondern auch über Sensorik – das heißt, er merkt, wenn sich der Benutzer längere Zeit nicht bewegt hat, und erhöht sich dann kaum merklich um wenige Zentimeter. Auf diese Weise zwingt der Tisch den Sitzenden aufzustehen. Die „Whisper Breath“Funktion schafft die Bewe gung des Tisches, ausgerichtet nach dem Ein und Ausatmen des Nutzers. Gesundheit am Arbeitsplatz wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen, und die Büromöbelbranche reagiert auf den Trend. www.stirworks.com Megatrend New Work Fotos: Getty Images/iStockphoto (3), www.stirworks.com „The future of now – always on, always connected“ lautet das zentrale Thema der 14. Social Media Week, die mit über 160 kosten losen Veranstaltungen zum zweiten Mal in Hamburg stattfindet. horxkolumne Die „Digitale Revision“ Foto: Klaus Vyhnalek, Illustration: Benedikt Rugar Zukunftsforscher Matthias Horx über die zunehmende Abwehrreaktion gegen den allgegenwärtigen Zwang der Vernetztheit Matthias Horx ist Gründer des Zukunftsinstituts und Herausgeber des TREND UPDATE Vor fünf Jahren prognostizierten wir einen Trend wie blasphemische Nörgelei: „Digitaler Backlash“, Internet-Skepsis und Offline-Sehnsucht. Jetzt ist sie da, die „Digitale Revision“. Facebookzahlen gehen zurück. Menschen überprüfen ihr Amazon-Abo und Smartphone-Verhalten. Beliebteste Zeitgeist-Worte sind nicht mehr „Vernetzung“ und „Echtzeit“, sondern „Achtsamkeit“ und „Entschleunigung“. Wir reiben uns die Augen: Sind Apple, Google, Facebook keine Welt-Erlöser, sondern die skrupellosen Monopolisten von morgen? Mit der NSA hat das nur am Rande zu tun. Es geht um das Wesen der Digitalität. Henryk M. Broder beschrieb das Internet so: „Einerseits Tummelplatz für Exhibitionisten und Voyeure, andererseits ein Raum der Diskretion. Man kann alles mit allen teilen – ohne sich zu kennen.“ Weil das leibhaftige Gegenüber nicht mehr existiert, kann man jeden konsequenzlos beleidigen. Die Folge ist der Shitstorm, zu dem öffentliche Debatten verkommen. Digitale Demokratie? Die Piraten führen vor, wie eine ständige „liquid democracy“ aussehen würde: Alle quatschen durcheinander und meinen, etwas meinen zu müssen, jeder am Rande des narzisstischen Zusammenbruchs. Auch das Kern-Versprechen, Freisetzung von Kreativität, kann das Internet nicht wirklich liefern. David Brooks: „Das Problem mit dem gesteigerten Tempo der Information ist, dass es die Kreativität unterminiert. Kreativität ist das, was nebenbei passiert. Digitale Technologien zwingen uns zu ständigen Reaktionen, einem ewigen Kreislauf von Content, der uns immer im Kreis herumfahren lässt.“ Der Publizist Evgeny Morozov brachte es in seinem erfolgreichen Buch „To save everything, click here“ auf den Punkt: Grundhaltung des Digitalzeitalters sei Solutionismus, vulgo „Verbesserungswahn“. Man sucht verzweifelt nach Problemen, die man mit digitalen Mitteln lösen muss. Aber diese Probleme sind entweder tief im Menschlichen „hardwired“; sie zu lösen würde uns keinen Gefallen tun. Oder sie sind so marginal, dass man mit Kanonen auf Spatzen schießt. Ineffizienz, Ambivalenz und Undurchsichtigkeit – alles, was das revolutionäre Internet bekämpfen will – sind „Tugenden in Verkleidung“. Morozov fragt in humanistischer Skepsis: Cui bono? Es ist absehbar, das Google Glass zum Stalingrad der digitalen Revolution werden kann: Eine „solutionistische“ Technik, die spaltet, ungeheure negative Emotionen provoziert. Werden wir uns von den Verführungen des Digitalen abwenden und reumütig zum „meatspace“ zurückkehren, dem Raum fleischlicher Analogität? Ach was! Technologien entwickeln ihren Wert durch Kämpfe und Krisen, durch humane Adaptionen. So geht Zukunft: Vermeintliche Revolutionen transformieren sich in humane Evolutionen. Durch die segensreiche Kraft des Zweifels. www.trend-update.de 9 Einfach nur eine Karotte? Oder „True Food“, wie es die besten Küchenchefs der New Nordic Cuisine auf den Tisch bringen? 10 TREND UPDATE 02 2014 Food-Trends titel Wie wir morgen essen werden Nichts ist einfacher und komplizierter zugleich: Essen. Rund um das Thema „Food“ sind Trends permanent in schneller Bewegung. Wir haben die wichtigsten Veränderungen und ihre Auswirkungen auf Märkte und Branchen zusammengestellt Von HANNI RÜTZLER und THOMAS HUBER Foto: plainpicture/zero-creatives/AvR A m Ende seines Lebens hat der Deutsche 46 Schweine und fast 1.000 Hühner aufgegessen – von anderem Getier ganz abgesehen. Das klingt roh und barbarisch. Und tatsächlich: Essen ist ein absolutes Grundbedürfnis, zu finden auf der ersten Stufe der berühmten Maslow’schen Bedürfnispyramide. Die Trends rund um die Nahrung zeigen aber auch, wie komplex Kultur, Themen und Märkte mittlerweile funktionieren. Denn kaum etwas ist zugleich so grundlegend und problematisch wie das Essen: Immer mehr Menschen werden real oder gefühlt krank davon, haben Angst davor, essen zu wenig oder zu viel, glauben an die Verschwörung der Industrie, sie zu vergiften. Das Essen verliert seine Selbstverständlichkeit. Wie also wird sich unser Essverhalten in den kommenden Jahren verändern? Was werden die Menschen essen, was werden sie weglassen, was werden sie vom Essen erwarten, was über das bloße Sattwerden hinausgeht? Und wie wird das die dazugehörigen Branchen verändern? Zentraler Treiber der Essentrends ist der Megatrend Individualisierung. Er erzeugt einen überkomplizierten, hyperfragmentierten Food-Markt und betrifft darüber Bereiche von der Gastronomie über den Tourismus bis zur Sport-, Bekleidungs- und Gesundheitsindustrie. Individualität bedeutet die Freiheit zur Wahl. Selbstbestimmt zu entscheiden, wie und wo man lebt, welchen Beruf man ergreift, welche Form der Sexualität praktiziert wird und natürlich auch was, wann, wie und wo gegessen wird. Individualisierung ist der Prozess, den Freiheitsraum und die Möglichkeiten für den Einzelnen auszuweiten. Wenn „Sinn zunehmend zur Privatsache wird“, wie es der Medienphilosoph Norbert Bolz ausdrückt, verändert das somit auch unser Verhältnis zum Essen. Nahrung wird zunehmend zum Instrument auf der Suche nach dem Selbst, zum Tool der Selbstverwirklichung, der Selbsterfahrung und der Selbstdarstellung, ein hochemotionales allgegenwärtiges Thema – selbst für die, die kaum mehr wirklich essen. Essen wird als Mittel zur Selbstbeschränkung, der Persönlichkeitserweiterung, der Communitybildung, der Weltverbesserung oder der Provokation eingesetzt. Lebensmittel, aber auch selbst zusammengestellte Ernährungsphilosophien werden immer mehr zur Ausdrucksform der Persönlichkeit. Was man isst, sagt künftig genauso viel über den Menschen aus wie das, was man nicht – mehr – isst. www.trend-update.de 11 1 FLEXITARIER Immer mehr Menschen lassen das „Hauptelement“ weg: Fleisch. Zumindest, wenn die physiologische und moralische Qualität fehlt Ein Schlagwort wird zum Trend – und viele folgen ihm, auch ohne es zu wissen: Flexitarier. Die Mehrheit der Deutschen (52 %) isst laut einer Forsa-Studie an drei oder mehr Tagen pro Woche kein Fleisch. In Deutschland und Österreich hat sich der Fleischkonsum nach jahrzehntelangem Anstieg – wenn auch auf immer noch hohem Niveau – stabilisiert. In den USA geht er nach den jüngsten Statistiken des U.S. Department of Agriculture sogar seit drei Jahren deutlich zurück. Das mag auch ökonomische Gründe haben, die kulturellen sind aber deutlicher. Viele Menschen haben erkannt, dass sie sich in Zukunft anders, das heißt nachhaltiger, ökologischer, respektvoller und gesünder ernähren müssen. Sie suchen ein persönliches Gleichgewicht zwischen Verantwortung für die eigene Gesundheit, Tierliebe und dem Appetit auf Fleisch. Richtig essen – ideologiefrei! Die demografische Entwicklung mit den Megatrends Gesundheit, Female Shift und Neo-Ökologie sind die treibenden Kräfte, die den Wandel zu einem neuen Esstyp voranbringen. Damit ermöglicht der Flexitarier-Trend auch eine Abrüstung im ideologischen Kampf um „richtiges“ Essen, der sich zwischen Vegetariern und Immer-Fleischessern in den letzten Jahren hochgeschaukelt hatte. Denn für den „fleischessenden Vegetarier“ bedeutet seltener Fleisch zu essen keinen Verzicht. Im Gegenteil: Als „sehr maßvoller, auf Tierschutz bedachter und sehr qualitätsbewusster Fleischesser“ (so die Defini tion des Branchendienstes aid) verbindet er Genuss mit Welt- und Selbstverantwortung. Auf diese Weise kann Fleischverzehr wieder zu etwas Besonderem werden, das man mit Genuss statt schlechtem Gewissen zelebriert. Das US-Marktforschungsinstitut Packaged Facts erklärt in seinem aktuellen Culinary Trend Mapping Report vor allem College-Studenten zu den Trendprotagonisten, die dieses Essverhalten auch als Erwachsene fortführen werden. In der Gastronomie kommt man diesem neuen Esstypus mehr und mehr entgegen. Lebensmittelindustrie und Handel setzen jedoch erst vereinzelt auf diesen Trend. Die Compass Group, das weltweit größte Cateringunternehmen, startete im Jahr 2010 eine „Be a Flexitarian“-Initiative in Amerika. In Deutschland und Österreich ist es beispielsweise der Bio-Anbieter Denn’s, der auf seiner Website mit „5 guten Gründen, denn’s Flexitarier zu werden“ wirbt (www.denns.at/28208_denns_Flexitarier.html). 12 TREND UPDATE 02 2014 1.094 TIERE AUF DEM TELLER So viele Tiere verzehrt ein Deutscher durchschnittlich im Lauf seines Nahrungslebens 4 Rinder 4 Schafe 12 Gänse 37 Enten 46 Schweine 46 Puten 945 Hühner trendprognose flexitarier 1. Fleisch wird immer mehr zum Problemthema: Skandale und Nachhaltigkeitsaspekte steigern die Zahl der Flexitarier 2. Alternativen zum herkömmlichen Fleischgericht öffnen neue Wege in Gastronomie, Handel und Lebensmittelindustrie 3. Teilzeitvegetarier machen aus dem Hart-Vegetarismus einen Markt mit ähnlichen Dimensionen wie „bio“. Food-Trends titel 2 SENSUAL FOOD Die Aufwertung von Geschmack eröffnet gewaltiges „Upselling“Potenzial: vom Lagenkaffee über Himalajasalz bis zum Sommelierbier Das „Restaurant der Zukunft“ steht in der Mensa der niederländischen Universität Wageningen. Dort werden im praktischen Alltag der Studenten laufend verschiedene Ess-Techniken untersucht: Wie kauen wir? Wann schlucken wir? Und was macht das mit dem Geschmackserlebnis? Prof. van der Bilt, Leiter der Untersuchung, ist überzeugt: Unsere „oral processing habits“ sind einzigartig wie unser Fingerabdruck. Was wir schmecken, entscheidet sich ganz individuell in unserem Mundraum. Die Erkenntnis, dass jeder alle Dinge anders schmeckt, noch dazu abhängig von welcher Situation, wurde maßgeblich vorangetrieben durch die Genussforschung, angefangen bei Klassikern wie Wein oder Spirituosen. Nun erreicht sie die Branche im ganz großen Stil und eröffnet unzählige neue Felder. Grafik: Fleischatlas/Christoph Almasy Der Geschmack ist individuell – die neue Sprache dazu wird zum entscheidenden Vermittlungsinstrument Geschmack wird zur Orientierung im Lebensmittelüberfluss bei zunehmender Individualisierung immer wichtiger. Das Sehen, ehemals „höchster“ und nach wie vor mächtigster Sinn, bekommt Konkurrenz. „Niedere“ Nahsinne wie Riechen und Schmecken werden, gestützt durch Forschung und Wissenschaft, wichtiger. Dies geht einher mit der Verfeinerung und Weiterentwicklung einer Genusssprache, die uns hilft, sensorische Eindrücke besser zu verbalisieren und ins Bewusstsein zu holen. Erst damit gewinnt der individuelle Geschmack Macht über die Gewohnheit und kann somit unsere Konsumentscheidungen gezielt beeinflussen und verändern. Schokolade erfindet sich neu Interessanterweise waren es die nicht per se als gesund wahrgenommenen Lebensmittel, die es als Erste geschafft haben, sich diese Erkenntnis zunutze zu machen und sich so neu zu erfinden. Produzenten von Genussmitteln wie Schokolade, Kaffee und Wein setzen schon länger auf differenzierte Geschmackswahrnehmung – mit dem expliziten Ziel, die Genussambivalenz zu reduzieren. An der Schokolade lässt sich die neue Macht des Geschmacks erläutern: 1850 kommt die erste Schokolade in festem Zustand auf den Markt und erobert in den nächsten Jahrzehnten als Milchschokolade Herz und Gaumen der Konsumenten. Im Diskurs um gesunde Ernährung geriet sie in Misskredit: schmeckt gut, ist aber ungesund. 140 Jahre später kommt es zur Rückbesinnung auf das geschmacksgebende Ausgangsprodukt: die Kakaobohne. Nach und nach wurden alle übrigen Zutaten wie Zucker, Milchpulver, Nüsse etc. reduziert oder ganz weggelassen. In einem zweiten Schritt wurde die Vielfalt an verschiedenen Kakaobohnenarten und deren Herkunft thematisiert (www.winterfeldt-schokoladen.de). Und Hand in Hand damit wurde der Fokus gezielt auf den Gehalt gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe (Flavonoide und Antioxidantien) gelenkt sowie auf die Versprachlichung der Geschmackseindrücke, die das bewusste Erschmecken erleichtert und fördert. Und siehe da: Eine solche Schokolade wird nicht mehr primär als ungesundes Genussmittel wahrgenommen, das – auch aus schlechtem Gewissen – schnell hinuntergeschlungen wird, sondern als „Sensual Food“, dessen bewusste Verkostung als sinnliches Erlebnis erfahren wird, bei dem es vielfältige Geschmacksnuancen zu entdecken und – unterstützt durch Degustationsvorschläge – zu „besprechen“ gibt. trendprognose sensual food 1. Schmecken wird über Qualität stärker thematisiert. Hersteller brauchen hierzu neue Beschreibungskriterien 2. Genuss als modernes Essprinzip eröffnet Potenziale für fast alle Lebensmittel, muss künftig aber auch überprüfbar und begründet sein 3. Lernen lässt sich von Vorreitern wie Wein, Kaffee und Schokolade www.trend-update.de 13 titel Food-Trends 3 CURATED FOOD Im Umgang mit Nahrung zählt künftig nur noch die richtige Auswahl. Wer weiter auf Überfluss setzt, geht unter Märkte sind in unserer Überflussgesellschaft endgültig zum Komplexitätsproblem geworden. Es gibt alles – und von allem zu viel. Der Stress steigt. Noch mehr Wahlmöglichkeiten schaffen nicht mehr Konsum, sondern erzeugen Desorientierung und Verdruss. Dabei sucht der Konsument ja „einfach nur“ nach dem Produkt, das genau zu ihm passt, ihm schmeckt, moralisch vertretbar ist und ihn gesund erhält, wenn nicht macht. Enorme Herausforderungen für die Märkte von morgen. Beispiel gesundes Essen: Konsumenten verstehen Gesundheit immer weniger als Schicksal, sondern übernehmen Eigenverantwortung dafür. Das verändert den Blick auf Lebensmittel und Produzenten. Hier droht ein ähnliches Dilemma wie beim „Greenwashing“: Wenn glückliche Weidekühe auf der Verpackung zu sehen sind, der Hersteller aber nicht garantieren kann, dass die gesamte Milch auch von Weidekühen stammt, fühlen sich zwei von drei Verbrauchern getäuscht (Agrifood Consulting, Universität Göttingen; November 2011). Auch beim „Healthwashing“ erwartet der Konsument nicht nur Marketingkonzepte, sondern ein klares Gesundheitsprofil. Die neue „Gesundheitsbehauptungs-“ oder HealthClaims-Verordnung (www.efsa.europa.eu/de/nda/ ndaclaims.htm) legt zwar Spielregeln für Nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben bei Lebensmitteln fest, hilft aber den Kunden kaum, Komplexität zu reduzieren. zwei Restaurants in Kalifornien sind weitere 250 geplant. Das Fast-Casual-Restaurantkonzept setzt konsequent auf Gesundheit, Nachhaltigkeit und regionale Produkte. Es verzichtet auf Butter, Fruktose und Herausgebackenes. Die Kalorienanzahl pro Gericht ist auf maximal 600 festgelegt. Listen und Kriterien für den Einkauf sind derart lang, dass für europäische Verhältnisse das Motto „eat good, feel good, do good“ vielleicht etwas zu streng ausgelegt scheint. Leichter und humorvoller serviert Whole Foods Market Inc., der weltweit größte Betreiber einer BioSupermarktkette, sein Healthy-Eating-Konzept (www.wholefoodsmarket.com/healthy-eating) in den USA und Großbritannien. Die Website bietet den „Erdlingen“ kleine appetitlichen Happen, alles in kleinen Dosen, leicht und geschmackvoll. Jederzeit kann man bei Bedarf tiefer einsteigen – Stichwort „learn more“. Dies funktioniert inzwischen in mehr als 300 Filialen. Spezifische Vorauswahl und bedarfsgerechte Information Für die Produzenten heißt das nicht zwingend, weniger anzubieten, sondern bedürfnisgerechter. Was die Kunden brauchen, ist ein Gesundheitskurator – jemand, der ihren ernährungsphysiologischen Bedarf kennt, auf Portionsgröße herunterrechnet und das jeweilige Erreichen der empfohlenen Tageszufuhr bestimmter Nährstoffe (Guideline Daily Amounts – GDA) in Prozenten festhält. Jemanden, der weiß, wer sie sind, was sie brauchen und in welche Richtung sie sich verändern wollen. Das Online-Shoppingportal Life:Curated macht das „kuratierte Leben“ zum Geschäftsmodell (www.lifecurated.com/homegoods). Seiten mit Kochrezepten für „Curated Food“ entstehen. Das konsequenteste Curating-Konzept für Food bietet das Restaurant LYFE – Love your food everyday (www.lyfekitchen.com) von Mike Roberts, Ex-Geschäftsführer von McDonald’s und Art Smith, ehemals Chefkoch von Oprah Winfrey. Zu den 14 TREND UPDATE 02 2014 trendprognose curated food 1. Vorauswahl wird zur zentralen Fähigkeit des erfolgreichen Lebensmittelhandels 2. Fülle wird zur Gefahr – Konzentration des Angebots auf die richtigen Produkte erzeugt Vertrauen beim Kunden 3. Food-Kuratoren werden zu Vorreitern eines neuen Paradigmas in der Lebensmittelbranche. Sie bestimmen die künftigen Esswelten maßgeblich mit 4 NEW GARDENING Selbst gepflückt und selbst gezogen: Der Wunsch nach Transparenz und Mitmach-Authentik erobert Städte, Dächer und Restaurants Im Urbanismus gilt „Urban Farming“ als das nächste große Ding. Ziel ist eine Stadt, die sich selbst ernährt. Das zeigt sich an vielen Stellen: Zunächst wurde der Schrebergarten wiederentdeckt. Nun wird der Dachgarten zum kollektiven Steckenpferd. Im urbanen Raum entstehen gemeinschaftliche Gartenprojekte wie der Berliner „Prinzessinnengarten“ oder die „City Farm Schönbrunn“ in Wien. In Hochhäusern gedeihen riesige Themengärten. Bei der Eroberung des öffentlichen Raums steht „Guerilla Gardening“ als Trend neben Interventionen wie Flashmobs oder „Guerilla Knitting“. Gärtnern wird so zur coolen Betätigung urbaner Hipster. Was man aus dem Selbstgezogenen zaubern kann, zeigt Österreichs Starkoch Heinz Reitbauer: Gemüse wird Kunst Fotos: Steirereck Frischgemüse aus dem Hochhaus Klimaforscher und Stadtplaner rufen das „Urban Farming“ schon zur Landwirtschaft der Zukunft aus. Statt Lebensmittel über lange Wege zu transportieren, sollten die Städter sie selbst vor Ort erzeugen. Ingenieure arbeiten an Visionen für die vertikale urbane Farm. Ein Gebäude mit 30 Geschossen könnte 50.000 Menschen mit Gemüse, Früchten, Eiern, Fisch und Hühnerfleisch versorgen. Im kleinen Stil wird dies von Bürgerinitiativen in San Francisco und New York umgesetzt, die mitten in der Stadt in Hinterhöfen und Baulücken, auf Dachterrassen und Balkonen Obst- und Gemüseanbau betreiben. Urban Farming vereint mehrere Wünsche: Sehnsucht nach der Natur und dem Ursprünglichen, nach authentischen, lokalen Nahrungsmitteln mit dem diffusen Bedürfnis, autark zu sein, angesichts von Wirtschafts- und Lebensmittelkrisen Versorgung selbst sichern zu können. Von den Küchen, Dachgärten, Balkonen und gemüsebepflanzten Baulücken verbreitet sich das „Neue Grün“ auch wieder mehr und mehr in unsere Bade-, Schlaf- und Arbeitszimmer. Sie werden integrativer Teil einer „Healthy Living“-Architektur. Und in der Gastronomie wird es sogar üppig auf den Tellern inszeniert: Ein Radieschen im Kressebeet verweist auf seine Herkunft und weckt beim Essen Assoziationen zum Selber-Ernten; ein Gericht aus Kräutern, Blüten und Beeren erinnert an einen Sommerspaziergang, und ein Pilzgericht fungiert als Herbstbote. Die Inszenierung am Teller ist nicht nur Schmuck, sie ist Design und damit eine Sprache, die alle intuitiv verstehen. Sie veranschaulicht Paradiesverheißung und Konsum, und dass sich Chlorophilie, die unbedingte Liebe zu Pflanzen, nicht länger nur in individuell, sondern längst in kollektiven Handlungen äußert. trendprognose new gardening 1. Gesundheit und Neo-Ökologie: Gleich zwei mächtige Megatrends schieben das Urban Gardening an 2. Städte sollen sich selbst ernähren: Die neue Landwirtschaft wächst in der Stadt 3. Stadtbewohner eröffnen einen riesigen Markt für wohnungstaugliche Landwirtschaft und Gartenbau www.trend-update.de 15 titel Food-Trends 5 KÜCHENCHEFS Der Küchenchef wird zum Role Model. Die Leidenschaft für das Elementare macht ihn zum Rockstar der Lebensenergie In Zukunft reicht es für anspruchsvolle Gastronomie nicht mehr, einfach die Emotionen der Menschen zu reizen, sind die doch großteils schon hoffnungslos überreizt. Es geht um Größers. Darum, über sinnliche Verführung Sinn zu manifestieren, Zusammenhänge klarzumachen, Geschichte zu erzählen. Eine enorme Aufgabe, denn das bedeutet, die eigentliche Basis eines Gerichts, einer Küchenphilosophie, eines Restaurants, eines Hotels sichtbar und spürbar zu machen und ihre tiefere Bedeutung zu vermitteln. Wer heute als Küchenchef der Zukunft plant, muss lernen, sich selbst als Vorhaben, als Unternehmen, als gestaltende Kraft zu inszenieren. Verkürzt: Die Herkunft der Produkte, ihre Qualität, Zubereitung und Inszenierung müssen die Seele des Kochs und des Unternehmens offenbaren. Und den Menschen ehrlich entgegentreten. Denn ein Grundbedürfnis der Gäste von morgen ist besonders beim Essen echtes Verstehen und intuitives Vertrauen – ohne sich durch Zertifikate und Beschreibungen wühlen zu müssen. Sinn als Basis neuer Inszenierungen Doch wie kommuniziert man die eine Küchenphilosophie? Allein durch den Geschmack und das passende Spiel der Konsistenzen? Nein, das Erlebnis wird zunehmend als umfassend verstanden, von den Konsumenten, aber auch von den Köchen: „Auch der Duft muss zum Raum passen! Er ist Teil der Ausstattung wie Lampen, Blumen oder Möbel.“ In seinem Buch „See What I’m Saying“ nennt der amerikanische Psychologe Lawrence D. Rosenblum das den „Cross-Sensory-Effekt“. Es geht um eine bewusste Abstimmung aller in einem Raum befindlichen Komponenten. Dieses Arrangement soll alle fünf Sinne gleichermaßen berühren und zu einem überzeugenden Gesamteindruck aller Sinneswahrnehmungen führen. Der Cross-Sensory-Effekt beschreibt Konzepte, die ganzheitlich gedacht werden. Alle Details werden so orchestriert, dass sie als sinnliche Wahrnehmung des Gastes in dessen Bewusstsein oder Unterbewusstsein für eine bestimmte Stimmung sorgen. Denn es sind ausschließlich diese Cross-Sensory-Effekte, die für Erinnerung sorgen. Ereignisse oder Momente, die nicht mehrere Sinne aktivieren und Emotionen hervorrufen, erlangen nach neuesten Forschungen niemals den Zutritt zu unserem Langzeitgedächtnis. 16 TREND UPDATE 02 2014 Mit dem Wandel des Verständnisses von Essen und Kochen nimmt auch das Menü beziehungsweise seine Präsentation auf dem Teller eine neue, umfangreichere Rolle ein. Durch die gekonnte und meisterliche Inszenierung eines Gerichts werden intensive Verknüpfungen zwischen dem Ausgangsprodukt, dem Koch und dem Gast hergestellt. Küchenchefs nutzen das Design, um die Geschichte hinter dem Produkt und der Zubereitung zu erläutern. Die Inszenierung auf dem Teller ist bei den innovativen Chefs schon lange keine austauschbare Aufhübschung mehr. Wer Design als bloßen Schmuck versteht, katapultiert sich selbst ins letzte Jahrhundert. Es geht darum, Design als intuitiv verständliche Sprache zu verstehen und in der Kommunikation mit dem Gast gezielt zu verwenden. Innovative Küchenchefs müssen heutzutage sinnhafte Erlebnisse erzeugen, Werte für das Langzeitgedächtnis trendprognose küchenchefs 1. Küchenchefs sind die Supermodels der 2010er-Jahre. Sie weisen den Weg zu verantwortungsvollem Umgang mit Körper, Nahrungsmitteln und Umwelt 2. Holistische Konzepte für alle Sinne werden die Top-Gastronomie der kommenden Jahre prägen 3. Food-Design wird als Faktor immer größere Bedeutung erlangen DIE AKTUELLEN KÜCHENPHILOSOPHIEN UND IHRE PROTAGONISTEN Die Analyse von über 100 Top-Restaurants ordnet die Küchenphilosophien der Chefs in vier Dimensionen entlang der Achsen Modern–Retro und Reduktion–Kombination. Darin spiegeln sich die aktuellen Entwicklungen in der avancierten Gastronomie MODERN ohne Kompromisse Science strenge Konzepte progressiv Klaus Erfort unkonventionell Daniel Patterson Kontraste Ryan Clift Michael Hoffmann revolutionär Yotam Ottolenghi PURE Pascal Barbot reduce to the max Brent Savage balanced REDUKTION Enrique Olvera saisonal Mix & Match Bertrand Grébaut Entertainment simple pleasure Reinheit Tim Raue Hans Välimäki KOMBINATION Show Helena Rizzo & regional Daniel Redondo Inszenierung Spiel Davide Scabin Erfahrung meisterhaft Claude Bose Gesamtkunstwerk Roca-Brüder Jan Hurtigkarl & Humor Kim Agersten Storys ART Marcus Lindner crafted Richard Ekkebus Quelle: Zukunftsinstitut / futurefoodstudio 2013 RETRO Grant Achatz Jannis Brevet Sinne ursprünglich Alvin Leung Spaß Sven Elverfeld Rasmus Kofoed natürlich AUTHENTIC Cornelia Poletto EXPERIMENT Bart De Pooter Perfektion Eneko Atxa back to the roots Peter Gilmore Neuinterpretation Design Emotionen Ramon Freixas Tanja Grandits Faktoren der Küchenphilosophien Spitzenköche titel Food-Trends 6 RE-USE FOOD Ein Umdenken setzt ein. Sharing heißt beim Thema Food: neue Kreisläufe eröffnen für das, was derzeit noch in den Müll wandert Über Nachhaltigkeit lässt sich gut streiten. Doch die Idee ist längst Teil des kollektiven Bewusstseins. Getrieben von den Megatrends Individualisierung und Neo-Ökologie sind in den letzten Jahren viele Interpretationen sozialverträglicher und umweltbewusster Lebensstile entstanden. Die Ernährung ist dabei ein wesentliches Puzzlestück des nachhaltigen Lebensstils. Der Kopf ist grüner als der Bauch „Save Food“ ist die Devise: Der sorgsame Umgang mit Nahrung, die Vermeidung von Abfällen. Dies ist im Alltag oft nicht leicht – für viele Konsumenten ist es schon Chuzpe, nicht alles, was gerade das „Mindesthaltbarkeitsdatum“ überschritten hat, sofort wegzuwerfen. Unsere Lebensgestaltung ist paradox: Einerseits gilt es, weniger Ressourcen zu verbrauchen und den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Auf der anderen Seite stehen der Wunsch nach Sicherheit und eine Wirtschaft, die Konsum über alles stellt. Dies zu lösen wird für die Lebensmittelbranche zur zentralen Herausforderung. Dass Wissen nicht sofort Handlung folgt ist lange erlernten Einkaufsmustern geschuldet. Muster des „guten Einkaufs“ sind längst nicht so etabliert wie die Suche nach dem besten Preis. Eine Chance für Handel und Hersteller! Für die kommenden Jahre werden sich neue Verhaltensregeln auch im Shopping durchsetzen. „Cradle to Cradle“ lautet ein zukunftsweisendes Designkonzept. Inspiriert durch die Natur, in der es keine Probleme mit Abfall gibt, geht es um die Entwicklung hochprofitabler Produkte, deren Bestandteile in biologischen und technischen Kreisläufen zirkulieren und so positive Effekte für Umwelt und Gesundheit erzeugen: kompostierbare Materialien zu verwenden und gebrauchte Materialien in Kreisläufen weiter zu nutzen. Das Nachfragepotenzial für Re-use- und Recycel-Konzepte ist enorm (www.reusemarketplace.org). Das ist bisweilen provokant. Ein Bäcker aus Hilden macht aus der Überproduktion eine Tugend: Statt zuviel gebackene Brote – 20 Prozent mehr Brot, als tatsächlich gekauft wird, muss derzeit gebacken werden, damit die Regale bis Ladenschluss voll sind – einfach wegzuwerfen, beheizt er damit seine Öfen. Das spart Gas, die CO2-Bilanz verbessert sich, die Betriebskosten der Öfen sanken um die Hälfte (www.ihr-bäcker-schüren.de). Für die nachhaltige Zukunft sind Kreativität und Ideenreichtum gefragt – und Mut, neue Wege zu gehen. An der Fachhochschule Wiener 18 TREND UPDATE 02 2014 Neustadt dient Altbrot als Ausgangsmaterial für Verpackungen (www.josephinum.at). Übrigens: Verfütterung von Speiseresten an Tiere, jahrhundertelang Tradition, machen gesetzliche Auflagen heute praktisch unmöglich, ebenso die Weitergabe an Bedürftige oder Hilfsorganisationen. Kompostierung – also Recycling – ist oft die einzige sinnvolle Lösung. Oder man nimmt Re-use wörtlich. Der Ernährungswissenschaftler Timo Schmitt leitet für die Berliner Tafel entsprechende Kochkurse, der österreichische Drei-HaubenKoch Tom Riederer hat damit seinen ganz besonderen Ruf erkocht: Er rettet Wurstreste, Gemüseschalen und Kerngehäuse vor dem Abfall und macht die Sparkochkunst modern. Sein kulinarisches Statement gegen die Wegwerfgesellschaft („Nur der Idiot wirft’s weg“) in Buchform zeigt, wie man aus Apfelschalen, altem Brot oder Schinken- und Weinresten ein Menü zaubert. Tipps für Re-using in der Küche geben weltweit Websites. Eine kanadische (www.bigoven.com/recipes/leftover) bietet einen Restküchenservice: Für übrig gebliebene Zutaten findet ein Klick das passende Rezept. Sharing auch für Lebensmittel zu nutzen versucht foodsharing.de: Privatpersonen, Händler und Produzenten können, überschüssige Lebensmittel kostenlos anbieten oder abholen. Grundidee: Menschen in der Nachbarschaft teilen Essen, geben – etwa vor dem Urlaub – überschüssige Nahrungsmittel ab oder verabreden sich zum gemeinsamen Kochen, um Ressourcen zu sparen. trendprognose re-use food 1. Save Food – nach Wasser- und Energiesparen kommt gedankenvoller Umgang mit Nahrungsmitteln als nächste Sparwelle 2. Verwertung wird für Industrie und Handel zum neuen Nachhaltigkeitsbeweis 3. Cradle to Cradle wird zum neuen Paradigma einer „müllfreien“ Gesellschaft Interview titel Hanni Rützler ist Ernährungs wissenschaftlerin und Foodtrend expertin. 2005 gründete sie das futurefoodstudio in Wien. Die international anerkannte Food expertin ist Mitglied in zahlreichen Gremien der Ernährungsbranche Liegt die Food-Zukunft also in Technologienahrung? Bei uns eher nicht. Zumindest nicht in den nächsten 20 Jahren. Innovation heißt in Europa eher „neue alte Identität“. Der Däne René Redzepi ist ein Star, weil er grundlegende Dinge neu interpretiert. Einer seiner „Signature Dishes“ ist ein Spiegelei. „BEIM ESSEN SIND WIR ZU KONSERVATIV“ Food-Spezialistin Hanni Rützler über nordische Küche, künstliche Burger und vertrauensbildende Food-Konzepte Foto: Dietmar Schobel Frau Rützler, Sie loben die stilbildende Kraft der New Nordic Cuisine. Was macht sie so anders? Hanni Rützler: Sie hat sich selbst neu erfunden und ist erfrischend kreativ. Sie lebt einen multidisziplinären Prozess: Historiker, Ethnologen, Biologen, Designer, Physiker, Landwirte, Köche gingen gemeinsam auf die Suche nach ihren Wurzeln, und zwar über die Landesgrenzen hinweg. Am Ende stand ein Manifest – puristisch, scharf, klar und sehr profimäßig. Klingt im Bezug auf Essen eher kalt … aber sehr lebendig. Die nordische Küche scheut sich nicht vor Experimenten, auch das macht sie so innovativ. Im deutschsprachigen Kulturraum sind wir beim Essen eher technologiefeindlich und rückwärtsorientiert. Regionalität wird bei uns konservativ interpretiert und hat wenig mit dem Alltag zu tun. Was passieren kann, wenn man Kulinarik mit Naturwissenschaft verbindet, hat Ferran Adriá gezeigt: Er hat das Essen in die Neuzeit geführt. Indem er seine Lebensmittel stilistisch reduziert, ihnen die Form oder die Konsistenz nimmt, eröffnet er ganz neue Wahrnehmungsfelder für den Esser. Haben Sie deswegen kürzlich den ersten In-Vitro-Burger probiert? Ja, ich war neugierig, wie er schmecken würde. Der In-Vitro-Burger besteht ja aus Rindermuskelzellen, die vom Tier stammen, aber außerhalb des Tiers, im Labor gezüchtet wurden. Das ist kulturell nicht leicht zu vermitteln. Dennoch schmeckt es nach Fleisch und gar nicht so schlecht. Klingt unspektakulär Ja, aber das Konzept macht den Unterschied: Sie bekommen rohe Eier, wilde Kräuter und Heuöl, einen Teller voller Heu, darunter eine heiße Eisenplatte. Wenn sie das Ei selbst zubereiten, fühlt sich das an, als hätten sie das Ei höchstpersönlich aus den Hühnerstall geholt. Redzepi macht den Esser zum Entdecker, zum Jäger und Sammler. Das vergisst man nie mehr – Neo-Nature und Globalisierung in maximaler Mischung. Man kann aber nicht immer in der Sterneküche dinieren Stimmt, aber man kann sich überall inspirieren lassen. In einem Supermarkt in Bangkok kaufen Sie frische Produkte, Fisch oder Gemüse, und sagen an der Kasse, wie Sie das zubereitet haben wollen. Dann fahren Sie weiter zur Kochtheke und einer der vielen Köche bereitet vor Ihren Augen etwas aus Ihren Einkäufen zu. Diese Kombination von Handel und Garküche löst jedes Vertrauensproblem. Oder das Kaufhaus Stockmann in Helsinki: Dort definiert man Regionalität so, dass jede Woche ein anderer lokaler Bäcker die Theke des Supermarktes mit seinem Brot betreibt. Unmittelbarkeit, Sichtbarkeit, Vertrauen sind gerade beim Essen ein Riesenthema. Jeder Skandal ist für die Branche lebensbedrohlich. www.trend-update.de 19 titel Schnelles Wissen Shoppen an der Bushaltestelle Ideen, Konzepte und Tipps rund um die neuesten Trends der Food- und Gastronomiebranche Über die unzähligen Einkaufshilfen per Smartphone kann man bald genauso den Überblick verlieren wie über das Sortiment eines Supermarktes. Angeboten werden entsprechende Apps sowohl von Lebensmittelunternehmen als auch von NGOs und Verbraucherschutzorganisationen. Manche dieser Einkaufshilfen sind speziell für umweltbewusste Kunden entwickelt, etwa EcoChallenge oder der mobile Einkaufsratgeber des WWF. Andere – wie etwa Barcoo – bieten umfassende Produktinformationen über Herkunft bis Gesundheitsverträglichkeit, Preisvergleiche und Testberichte. www.eco-challenge.eu www.fischratgeber.wwf.de www.barcoo.com/de OTTO-GOURMET ONLINE ORDERN, WAS MAN OFFLINE GAR NICHT BEKOMMT Kochen aus dem „Sackerl“ Lieferservices mit Rezepten „Was koche ich heute? Und welche Zutaten brauche ich dafür? Und wo bekomme ich sie her?“ Dass viele gestresste, aber kochaffine Zeitgenossen des leidigen Nachdenkens überdrüssig sind und sich den Frust ersparen wollen, abends im Supermarkt nur noch Reste frischen Gemüses vorzufinden, belegt der Boom, den spezielle Lieferservices in den letzten Jahren verzeichnen. Allein in Wien bieten mehrere Unternehmen ihre Dienste an: Neben Kochabo gibt es in Wien derzeit unter anderem HelloFresh und Dein Einkaufssackerl, die – je nach Wahl – für einen oder mehrere Tage in der Woche Rezepte samt Zutaten liefern. Selbst einkaufen, ohne sich den Kopf übers Rezept zu zerbrechen, kann man im Geschäft Feinkoch im sechsten Wiener Gemeindebezirk: Hier werden die Zutaten und Rezepte für verschiedene wechselnde Gerichte angeboten. Die Zeit fürs Einkaufen muss man sich aber trotzdem nehmen. www.kochabo.at, www.hellofresh.at, www.einkaufssackerl.at MISS KO FUSION BEIM KONZEPT UND DESIGN 20 TREND UPDATE 02 2014 GOOD.IS FOOD-HACKING Tokio meets Paris: Die Speisen des neuen japanisch-französischen Dining-out-Hotspots in Paris sind genauso vielfältig, eklektisch und intensiv wie das von dem Film „Blade Runner“ inspirierte Neo-AsianDesign der futuristischen Inneneinrichtung. Good.is versteht sich als offener Sammelplatz von Ideen, Projekten und Inspirationen. Zum Thema Essen gibt es hier erfrischend andere Lösungsansätze, z. B. allgemeines Kühlschrank-Management oder fünf verschiedene Zubereitungsarten für ein Ausgangsprodukt. www.miss-ko.com www.good.is Die Skepsis vieler Konsumenten beim Online-Einkauf von Frischeprodukten hört dort auf, wo Anbieter Produkte liefern können, die in dieser PremiumQualität sonst kaum oder nur mit langen Anfahrtswegen zu bekommen sind. So hat sich zum Beispiel Otto-Gourmet bei seiner Zielgruppe als vertrauenswürdiger Internet-Lieferant von exklusiven Fleischprodukten etabliert. Auch regionale Spezialitäten und Raritäten, die man bislang nur als kulinarische Urlaubs- oder Ausflugssouvenirs mit nach Hause nehmen konnte, können auf immer zahlreicheren Websites online bestellt werden. www.genussregion-shop.at www.otto-gourmet.de Fotos: flickr_Barcoo, HelloFresh, Ruhl Studios/Otto-Gourmet EINKAUFS-APPS ÖKO-SHOPPEN MIT DEM SMARTPHONE EAT SMARTER – MAGAZIN, WEBSITE UND APP PROFESSIONELLES KNOW-HOW ZUR GESUNDEN ERNÄHRUNG Restaurant Relæ Die Suche nach dem reinen Geschmack Fotos: © Per-Anders Jörgensen (3), Eat Smarter, Tesco Christian Puglisi stammt aus Italien und lebt seit 1989 in Dänemark. Nach seiner Kochausbildung, u. a. in Paris („Taillevent“), Spanien („El Bulli“) und im „Noma“, eröffnete er gemeinsam mit Kim Rossen sein erstes Restaurant in Kopenhagen; eine Fine-Dining-Brasserie mit toller Küche in einer coolen Atmosphäre. Die puristischen Gerichte bestehen durchweg aus maximal drei bis vier Ausgangsprodukten. www.restaurant-relae.dk OTTOLENGHI CASUAL TRUE FOOD Yotam Ottolenghi hat die Herzen der Londoner nicht nur mit seinen kulinarischen Kolumnen im „Guardian“ erobert, sondern auch mit seinem Restaurant-Take-awayImperium. Die Philosophie ist klar: einfach, mediterran und mit kleinen Überraschungen. www.ottolenghi.co.uk DRIVE-THRU ON-PLUS OFFLINE Drive-thru-Konzepte verbinden Online-Shopping mit Selbstabholung. Mit Multifrais hat Auchan ein solches Konzept entwickelt, und eine findige Variante bietet der belgische Lieferservice Cardrops: Er liefert die Waren in den Kofferraum parkender Autos. Mit Eat-Smarter startete 2010 eines der professionellsten Projekte der internetbasierten Einkaufs-, Koch- und Ernährungsberatung. Neben der übersichtlich gestalteten Website und einer 2012 gelaunchten App erscheint sechsmal im Jahr auch ein Print-Magazin. Das neue Portal für gesunde Ernährung finanziert sich über Werbung und Lizenzgeschäfte. Die über 2000 Rezepte bestechen durch ästhetisch ansprechende Fotos und gute Schritt-fürSchritt-Erklärungen; eine übersichtliche Menüführung geleitet zu zahlreichen fachlich fundierten und für Laien verständlich formulierten Stichworten, in denen wichtige Information gebündelt vermittelt werden. www.eatsmarter.de SCREEN-SHOPPING DER VIRTUELLE SUPERMARKT AN DER HALTESTELLE Im April 2011 hat der südkoreanische Tesco-Ableger Homeplus in einer U-Bahnstation in Seoul den weltweit ersten virtuellen Supermarkt eröffnet. Auf dem Weg von oder zur Arbeit können Smartphone-User den Barcode oder QR-Code der gewünschten Lebensmittel, die in Originalgröße auf einer Screenwall zu sehen sind, abfotografieren und ihren Einkauf so elektronisch erledigen. Die Produkte werden den Kunden noch am selben Tag nach Hause geliefert. In Seoul hat dieses Konzept voll eingeschlagen. Die dafür benötigte Smartphone-App wurde bislang über eine Million Mal heruntergeladen. Mittlerweile hat Homeplus auch an über 20 Bushaltestellen entsprechende Screens aufgestellt – an einer Stelle, wo Lebensmittel in Deutschland und Österreich bloß in Leuchtreklamekästen beworben werden. www.auchandrive.fr www.cardrops.com www.trend-update.de 21 Urbanisierung und Mobilität lassen sich bisweilen auch mit geringen Mitteln anders gestalten 22 TREND UPDATE 02 2014 Die Welt von morgen future spot Baku, Aserbaidschan 40° 23.122’ 49° 50.212’ Foto: YARAT, Kathy Konkle/Getty Images Mobile Parks Wenn der Flaneur nicht zum Park kommt, kommt der Park zum Flaneur Das mittig platzierte Fahrrad mit dem Metallrahmen, dessen Flächen mit Gras bedeckt sind, wurde schon 2007 von dem Designstudio Rebar entwickelt. 2013 wurde die Idee zum mobilen „Miniaturpark“ weitergedacht, der aus einer ganzen Flotte dieser Fahrräder besteht. Diese mobilen Parks haben als Teil der „Participate“-Ausstellung Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans, im Sturm erobert. Überall, wo die Fahrräder anhielten, entstand unmittelbar eine öffentliche Mikro-Grünfläche. Mikro-Park-Besucher legten auf den mobilen Grünflächen eine kleine PicknickPause ein und entspannten sich in der Sonne. Dieses „menschenkraftbetriebene Raumverteilungssystem“ soll das Fahrradfahren in Aserbaidschan attraktiver machen und zudem soziale Teilhabe und ein besseres Verhältnis zur Natur fördern. rebargroup.org/parkcycle-swarm www.trend-update.de 23 Projekt Loon: Ein Testballon ermittelt die Windrichtung für den Start des Google-Loon-Wetterballons. Sie sollen das Internet in die entlegensten Winkel der Erde bringen (siehe Kasten nächste Seite) report WORLD WIDE WEBBIES Freiheit statt Abschottung: Die große Stärke des Internets liegt auch künftig in der globalen Vernetzung Doch kleine, dezentrale Netzwerke werden die digitale Welt erweitern und bereichern Das Web wird „World Wide“ bleiben, muss aber neue Ansätze bieten, um das Vertrauen der User zurückzugewinnen Von CHRISTIAN RAUCH i Foto: Google n den Anfängen der Digitalisierung der Wirtschaft reichte es, ein Blackberry zu besitzen, um sicher zu sein, dass nicht mitgelesen wurde, was man an Nachrichten über sein Smartphone (das damals noch PDA hieß) versendete und empfing. Blackberry sorgt über eine besondere Verschlüsselung des gesamten Datenverkehrs, der über ein eigenes Netzwerk übertragen wird, für extrem hohen Datenschutz. Der auf allen Geräten vorinstallierte Blackberry Messenger, ein proprietäres Instant-Messaging-Programm, stellte noch bis vor Kurzem Chat-Verbindungen über das geschlossene Blackberry-Netzwerk her, auf das dritte Hersteller oder Apps keinen Zugriff hatten. Es waren unter anderem diese Sicherheitsvorteile, die das Blackberry lange Zeit zum Smartphone der Businessclass machte. Heute ist jedem klar: Das reicht bei Weitem nicht mehr aus. Kommt bald das EWW, das Euro Wide Web? Spätestens seit den Enthüllungen des NSA-Whistleblowers Edward Snowden ist klar, dass es einer weiteren Regulierung des Netzes und einer Neujustierung im Verhältnis von Staat, Bürgern und Unternehmen bedarf. Als einen nächsten Schritt brachte René Obermann daher kürzlich die Einführung eines „Schengen-Routings“ ins Gespräch: Wenn Sender und Empfänger, so der ehemalige Telekom-Chef, sich innerhalb des SchengenRaums befinden, sollten Daten nicht unnötig über Amerika oder Asien geleitet werden. Was in den USA längst gängige Praxis ist, soll so auch in Europa Wirklichkeit werden. Dadurch könnte nicht nur die Überwachung durch Geheimdienste eingedämmt werden, es ließe sich durch ein Europanet vor allem ein Einfallstor für Industriespionage schließen. Selbstkritisch überdenkt die Telekom nun ihre restriktive Haltung beim Peering, dem direkten Zusammenschalten von Netzen unterschiedlicher Provider, und verfolgt inzwischen sogar Pläne für ein nationales Internet. In Absprache mit anderen Netzbetreibern will die Telekom künftig Daten, die Nutzer in Deutschland austauschen, nicht mehr übers Ausland leiten. www.trend-update.de 25 report Vor dem Hintergrund eines solchen Deutschlandnetzes wurde jetzt von GMX, T-Online und Web.de die „E-Mail made in Germany“ eingeführt, die seit Anfang diesen Jahres durch eine verschlüsselte Übertragung und Datenverarbeitung innerhalb Deutschland besonders sicher sein soll. Auf der jährlichen Fachkonferenz des Chaos Computer Clubs (CCC) Ende Dezember in Hamburg wurde die Initiative zwar als unzureichend kritisiert, prinzipiell aber begrüßt auch Europas größte Hackervereinigung den späten Entschluss der E-MailAnbieter. CCC-Sprecher Frank Rieger fordert ausdrücklich „dem amerikanischen Pol einen europäischen gegenüberzustellen. Beispielsweise durch regionale, nationale, europäische Angebote, um“, wie Rieger betont, „langfristig eine Technologiesouveränität herzustellen.“ Die Vernetzung der Welt Denn längst nicht nur unsere Kommunikation, sondern sämtliche Systeme hängen am Internet: Energienetze, Mobilität (Fahrerassistenz, teilautonome Fahrzeuge), Logistik (Paket-Drohnen), technische Anlagen, Gebäudekomplexe (Smart Buildings), der Handel, die Gesundheitsversorgung (E-Health), Nachrichtendienste, Finanzsysteme – all das ist von einer zunehmenden Digitalisierung gekennzeichnet und würde ohne sie nicht mehr funktionieren. Mit diesem strukturellen Wandel verändert sich auch die Gefahrenlage. Cyber-Anschläge sind in der Einschätzung der mehr als 1.000 Experten, die das World Economic Forum im Rahmen seiner Studie „Globale Risiken 2013“ befragte, die technologische Bedrohung, die in den nächsten zehn Jahren am wahrscheinlichsten eintreten wird. Das Versagen kritischer Systeme im Bereich der Netzwerke und Informationsinfrastrukturen wiederum wird als das technologische Risiko eingestuft, das im Falle eines Eintretens die gravierendsten Auswirkungen haben wird. Brauchen wir also in Zukunft mehrere, voneinander getrennte „Internetze“, um die Sicherheit kritischer Infrastrukturen zu gewährleisten? Die Antwort ist Nein. „Geschlossene Netzwerke für sensible Systeme und kritische Infrastrukturen helfen kaum weiter, denn sie funktionieren nie vollständig autark. Sie brauchen notwendigerweise Verbindungen zu anderen Systemen“, sagt Klaus Rodewig vom TÜV TRUST IT, Mitglied im Expertenkreis Cyber-Sicherheit des Bundesamts für 26 TREND UPDATE 02 2014 WORLD WIDE WEBBIES Beispiele für eine alternative Vernetzung der Welt Access per Luftballon Google will mithilfe einer Ballonflotte das Internet in abgelegene Gegenden der Erde bringen, die bisher keinen, nur unzureichenden oder sehr kostspieligen Zugang zum World Wide Web haben. Mit seinem Projekt Loon setzt Google auf Mesh-Netzwerke. Dabei handelt es sich um untereinander vernetzte, modifizierte Wetterballons, die Bereiche am Boden mit schnellem, günstigem Internet versorgen – laut Google mit mindestens UMTS-Geschwindigkeit. Die Hightech-Ballons fliegen in etwa 20 Kilometern Höhe in der Stratosphäre. Um die fliegenden Hotspots auf Position zu halten, bedient man sich unterschiedlicher Luftströmungen. www.google.com/loon Community Wireless Networks Freifunk beispielsweise forciert über MeshNetzwerke in Deutschland und Österreich die Verbreitung freier Funknetze. Nutzer stellen ihre Router, auf denen eine spezielle Freifunk-Firmware installiert ist, anderen Anwendern für den Datentransfer zur Verfügung. Selbst Chat- oder Telefonie-Dienste und nicht zuletzt ein Internetzugang kann so ermöglicht werden. Auf ähnliche Art baut Funkfeuer in Österreich ein nicht reguliertes, dezentrales Parallelnetz auf. Datenpakete werden nicht mehr zentral über einen Provider, sondern über modifizierte WLAN-Antennen direkt von Knotenpunkt zu Knotenpunkt verschickt – dynamisch, extrem zuverlässig, verschlüsselbar und unabhängig von großen Internetkonzernen. In Wien sind bereits über 200 Hausdächer mit mehr als 600 Knoten vernetzt. www.freifunk.net www.funkfeuer.at E-Mail made in Germany und Mesh-Netze werden übergroße Offenheit einschränken Google Loon: Die Wetterballons bringen UMTS-Bandbreiten in ländliche Regionen und navigieren über Luftströmungen Parallelnetz aus dem Koffer Das Open Technology Institute der New America Foundation entwickelt in einem mit zwei Millionen Dollar geförderten Projekt eine neue Internettechnologie. Mit dem Commotion Construction Kit soll eine alternative Infrastruktur aufgebaut werden, ein paralleles Kommunikationsnetzwerk, das die Zivilgesellschaft in die Lage versetzt, die Internetzensur zu umgehen. Modifizierte WLANAntennen, Speichersticks, Apps und eine einfache Anleitung – fertig ist das „Internet in a suitcase“. Dazu wird auf billige, weitverbreitete Hardware zurückgegriffen. Die Open-Source-Software funktioniert auf verschiedenen Endgeräten, die zur physischen Infrastruktur werden: Handys, Laptops, WLAN-Router und Hotspots. oti.newamerica.net Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Seiner Überzeugung nach ist eine technische Trennung oder Abschottung weder praktikabel noch wirtschaftlich. Die Lösung liegt also weniger in konkurrierenden Schattennetzen als vielmehr darin, innerhalb bestehender Strukturen zusätzliche, sich ergänzende Optionen zu schaffen, die Sicherheit und Innovationsfähigkeit gleichermaßen steigern. Mesh-Netzwerke als Ergänzung Als Alternative zum Internet – zumindest aber als Ergänzung – werden sogenannte Mesh-Netzwerke gehandelt. Sie können ganz ohne Anschluss ans Internet aufgebaut werden – oder Teil des Internets sein. Dazu wird kostengünstige Hardware mit einer einfachen Software vernetzt – kabelgebunden oder drahtlos. Das wohl bislang größte und älteste Mesh-Netzwerk, das Athens Wireless Metropolitan Network, wurde 2002 von Bewohnern der griechischen Hauptstadt initiiert, die frustriert waren vom langsamen Breitbandausbau. Es ermöglicht teilweise eine Datenübertragung von über 100 Megabyte pro Sekunde. Solche sogenannten „World Wide Webbies“, von Nutzern betriebene, dezentrale Netzwerke, werden das Internet zwar nie komplett ersetzen. Doch zum einen wirkt das Mesh-Networking der Zentralisierung des Internets entgegen, denn durch die Konsolidierung von Internetanbietern kontrollieren immer weniger Konzerne immer größere Teile des Web-Traffics. Zum anderen kann das Netz so auch in entlegene Teile der Welt oder Katastrophengebiete gebracht werden. Prognose Fotos: Google, gallery.funfeuer.at Saubere Leitungen Die Telekom will Geschäftskunden künftig eine sogenannte Clean Pipe anbieten. Entwickelt wurde die „saubere Leitung“ zusammen mit dem Netzwerkausrüster Lancom. Die notwendigen sensiblen Komponenten vom Internet-Router bis zum Cloud Computing stammen von deutschen Anbietern, die nicht mit ausländischen Geheimdiensten kooperieren. So will man sicherstellen, dass die verwendeten Technologien keine Hintertüren haben, die von Hackern genutzt werden könnten. Derzeit wird die Clean Pipe von Pilotkunden getestet. Offizielle Markteinführung ist zur Cebit 2014 geplant. www.telekom.de Wenn es um die Zukunft der Netze geht, ist höhere Sicherheit absolut wichtig. Doch um das Vertrauen der User zurückzugewinnen, sind auch innovative technologische und wirtschaftlich effiziente Lösungen gefragt. Neue Mechanismen und zukunftsweisende Strategien der Vernetzung (s. Kasten mit Beispielen zu World Wide Webbies) zielen eben nicht auf Abschottung, Isolation und Zentralisierung. Gerade die extrem hohe architektonische Flexibilität des Internets als dezentrales Netzwerk ist sein großer Vorteil. Mehr Sicherheit durch Beschränkungen in der Offenheit oder eine zunehmende Fragmentierung der Netze erkaufen zu wollen, würde zulasten eines integeren und leistungsstarken, agilen Netzes gehen. Doch darauf wird es in Zukunft mehr denn je ankommen. www.trend-update.de 27 porträt „Unser Anspruch ist es, den kompletten Bevölkerungsquerschnitt auf der Plattform zu haben“ Der Gründer Markus Steinhauser formt mit seinen Kollegen eine Plattform, auf der Software durch die „Weisheit der vielen“ getestet wird. Ein innovativer Shareconomy-Ansatz Von ANJA KIRIG P DER GRÜNDER Der 27-jährige Medienund Kommunikationswissenschaftler Markus Steinhauser gründete 2011 mit zwei Freunden Testbirds, wo er für PR- und Marketing zuständig ist 28 TREND UPDATE 02 2014 lötzlich war im Herbst 2011 ein Kunde da, und dann ging alles ganz schnell. Stück für Stück entstanden die Wortspiele, die heute als Branding fungieren: die Tester sind die Birds, die Projektmanager heißen Birdmaster, die Plattform ist das Nest. „Testbirds ist ein gewachsenes Produkt“, sagt Markus Steinhauser, einer der drei Gründer des Münchner Start-ups. Eigentlich war der Start des Unternehmens für Mitte 2012 geplant, doch dann kam alles anders. Und das ist vielleicht das Programmatische für die Testbirds: Viabilität. „Wir planen zwar schon, aber der grundsätzliche Ansatz ist nicht, sich langfristig Dinge zu überlegen, sondern die Möglichkeit zu haben, kurz und schnell etwas auszuprobieren“, so Steinhauser. Das Start-up verfolgt nicht dogmatisch eine Linie, sondern wächst mit dem Markt und seinen Anforderungen. So wird Kundenfeedback eingeholt und umgesetzt, wodurch zum Beispiel ein USP des Unternehmens entstand: Bug Approval. Das Tool lässt auf unterschiedlichen Endgeräten oder Betriebssystemen individuell auftretende Fehler schneller erkennen. Seit Dezember 2011 testet das Unternehmen Apps für Smartphones, Foto: PR, Screenshot: PR Tablets und Web-Anwendungen. Die Testbirds-Gründer haben zu diesem Zweck eine Crowd-Testing-Plattform aufgebaut, die realitätsgerechtes Testen von Software durch Endkunden ermöglicht. Das Feedback der Tester, der „Birds“, ist das Rohmaterial. Diese Testergebnisse werden analysiert und Handlungsempfehlungen für den Kunden daraus abgeleitet. Die Büroräume sind seriös, sehr aufgeräumt, wirken als Kontrast zu dem eher lässigen Outfit des 27-jährigen Unternehmers. Doch der gediegene Schein des Ambientes ist nur die eine Seite, denn dieses Büro ist eine WG: Die Räume werden seit jeher mit zwei weiteren Unternehmen geteilt. Und auch künftig, wenn im Januar neue Büros bezogen werden, bleibt man zusammen. Der bereits zweite Umzug des Trios. Die erste Zeit finanzierten sich die Jungunternehmer über ein Gründerstipendium, im Sommer 2013 akquirierten sie einen Investor, der eine siebenstellige Summe in das Start-up steckte. Davon kann nun das rund 25-köpfige Team finanziert werden. Steinhauser, der für die Unternehmenskommunikation zuständig ist, betont, wie wichtig ihm die Mitarbeiter seien, aber auch wie schwierig es ist, als Berufsanfänger ein Team zu führen. Das große „Asset“ dieser crowdbasierten Firma sind jedoch die Birds, die Tester. Markus Steinhauser brachte seine Social-Media-Affinität zu den Testbirds mit. Dennoch sieht er im Social Network noch Optimierungsbedarf. Für 2014 steht an, die Birds besser ans Unternehmen zu binden und zu vernetzen. Derzeit können die Birds bereits Erfahrungspunkte sammeln, zum „Bird of the month“ werden oder auch mal einen Gastbeitrag für das firmeneigene Blog verfassen. Hier kann sich Steinhauser noch mehr Aktivität vorstellen. Gelegentlich gäbe es auch „physischen“ Kontakt, wenn Birds auf Messen oder in die Münchner Büroräume eingeladen werden. Steinhauser möchte die Tester zusätzlich zum finanziellen Anreiz motivieren Denn es macht Arbeit, ein Testbird zu sein. Es ist „kein Job, den man mal in 15 Minuten machen kann“. Wer viel testet, verdient vielleicht ein paar Hundert Euro im Monat. DAS PROJEKT Die Datenbank an Birds wächst monatlich um 1.000 bis 2.000 Tester. Insgesamt gibt es international derzeit rund 20.000 Birds. Kunden könnten ganz spezifische Tester anfordern – nach Alter, Geschlecht, Wohnort oder Endgerät. „Unser Anspruch ist es, den kompletten Bevölkerungsquerschnitt auf der Plattform zu haben“. Seit September 2013 gibt es ein Testbird-Franchise in Ungarn. Steinhauser lacht, das sei „typisch Testbirds – nicht geplant“. Man hatte sich auf der Messe Communication World in München spontan kennengelernt. Sein alter Schulfreund Philipp Benkler hatte Steinhauser vor drei Jahren mit ins Gründerteam geholt. Steinhauser, damals freier Journalist bei einer Tageszeitung in seiner Heimatstadt Gaggenau, war zunächst überrascht. Er hatte sich nie vorstellen können, „in dieser Richtung etwas zu machen“. Doch er ließ sich schnell von der Idee begeistern, die sein alter AbiturKollege mit seinem Kommilitonen Georg Hansbauer entwickelt hatte. Steinhauser packte seine Sachen und zog zu den beiden Jungs nach München. Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler erklärt, dass Benkler und Hansbauer, die beide den Studiengang Finanz- und Informationsmanagement absolviert haben, ihn gerade aufgrund seines anderen beruflichen Hintergrunds dazugeholt hatten. Das sei sowieso ein entscheidender Punkt, fügt Steinhauser mit seinem zurückhaltenden Lachen hinzu – die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe der drei Gründer. Aber auch dass alle drei persönlich etwas anderes einbringen würden in das junge Unternehmen. Testen im Schwarm: 2011 war es in Europa noch unbekannt, Software von InternetUsern testen zu lassen. Marktanalysen ergaben ein Potenzial von über 400 Millionen Euro. Im Herbst entstand die Plattform, Tester wurden rekrutiert – die Testbirds waren geboren. Heut zählen Unternehmen wie die Deutsche Post, Allianz oder Süddeutsche Zeitung zu den Kunden. www.testbirds.de www.trend-update.de 29 inforama Fakten auf einen Blick An welche Zukunft wir glauben Wir stellten neun Best-Case-Szenarien zur Wahl Wird alles übel enden? Ist unser Wohlstand nichts als ein flüchtiger Moment im Meer von Chaos? Sind Kriege Katastrophen und ökologische Zusammenbrüche unvermeidbar? Oder gibt es doch Lösungen für Probleme, die unlösbar erscheinen? Dieser Frage ging das Zukunftsinstitut im aktuellen Trend-Report nach und stellte neun positive Szenarien öffentlich zur Wahl (siehe rechts). Welche Weltprobleme halten die Deutschen für lösbar? Was würden sie sich am meisten wünschen und was hätte den größten Einfluss auf die Erde? Wie so oft zeigt sich, dass das sehnlichst Erwünschte nicht das ist, was die Mehrheit erwartet, und bestätigt den Grundansatz des Reports. Denn: Was könnte uns in unserem angstbetonten Erwartungshorizont mehr überraschen als das Gelingen, an das wir so gar nicht glauben mögen? Y-Events nennen wir jene Ereignisse oder Szenarien – in Anspielung auf die „X-Events“ des Systemforschers John Casti, den großen Katastrophen, die die Zivilisation beenden könnten. Y heißt: Etwas wird überraschenderweise besser. Kann die Zukunftsforschung überhaupt eine relevante Antwort auf diese Ängste geben? Ja, sie kann. Seit vielen Jahren schon gibt es in der Prognostik eine WorstCase-Forschung, die sich mit Risiken, Naturkatastrophen und Zivilisationsbrüchen auseinandersetzt. Im Trend-Report ändern wir die Blickwinkel radikal. Unsere Y-Events sind die BestCase-Szenarien der Zukunft. 30 TREND UPDATE 02 2014 Peak Stuff Das Ende der Verschwendungswirtschaft und wie wir lernen, den Materialverbrauch zu zügeln. Das Wort „Müll“ wird zu einem Relikt aus alten Zeiten. WellbeingGesellschaft Der Wertewandel der Arbeits- und Lebenskulturen macht Eigenverantwortung für berufliche, gesundheitliche und familiäre Entwicklung zum Eckpfeiler der Gesellschaft. Grüner EnergieÜberfluss Erneuerbare Energien produzieren Wärme und Strom im Übermaß und werden dabei so günstig wie nie. Das Ende des Hungers Die Problematik der ungerechten Umverteilungspolitik wird gelöst, Armut und Not werden besiegt. Über welches Y-Event wird viel zu wenig diskutiert? Das Ende des Hungers 137 Peak Stuff 122 Neuropa 2030 81 Peace Age 75 Wellbeing-Gesellschaft 65 Der meiste Mensch 57 Grüner Energie-Überfluss 34 Der Millennium-Boom 33 Der moderierte Klimawandel 23 Welches Y-Event halten Sie für am wahrscheinlichsten? Wellbeing-Gesellschaft 136 Der meiste Mensch 118 Grüner Energie-Überfluss 105 Der moderierte Klimawandel 88 Peak Stuff 64 Neuropa 2030 46 Der Millennium-Boom 45 Das Ende des Hungers Peace Age 19 6 Peace Age Seit einigen Jahren sind Kriege, Gewalt und Kriminalität rückläufig – dieser Trend wird sich in Zukunft fortsetzen. 2045 beginnt eine globale Friedensära. Der moderierte Klimawandel Der Klimawandel ist zwar ein Prozess, der den Planeten verändert, aber ihn keineswegs zerstört. Die Menschen stellen sich auf ihn ein, die Katastrophe bleibt aus. Der meiste Mensch Das unkontrollierbare Bevölkerungswachstum findet nicht statt. Die weltweite Bevölkerung wächst erst auf ca. 9,2 Milliarden. Danach schrumpft die Zahl der Menschen schließlich. Neuropa 2030 Europa wird zum globalen Epizentrum. Nicht China oder die USA – der alte Kontinent Europa wird zum ökonomisch-kulturellen Vorbild, zur sanften Supermacht. Der MillenniumBoom Goldene Jahre weltweiten Wirtschaftswachstums. Bis 2040 hält eine immense, globale Wachstumsphase an, vor allem Afrika erlebt einen Wirtschaftsboom. Welches Y-Event wird den größten Einfluss auf die Menschheit haben? Das Ende des Hungers 152 Peace Age 120 Der moderierte Klimawandel 82 Der meiste Mensch 71 Der Millennium-Boom 56 Peak Stuff 50 Grüner Energie-Überfluss 43 Wellbeing-Gesellschaft Neuropa 2030 41 12 Welches Y-Event wünschen Sie sich persönlich am meisten? Das Ende des Hungers 180 Peace Age 168 Illustrationen: Larissa Mantel Wellbeing-Gesellschaft 79 Peak Stuff 49 Grüner Energie-Überfluss Y-Events 43 Neuropa 2030 41 Der moderierte Klimawandel 40 Der Millennium-Boom Der meiste Mensch Trend-Report 2014 Die positiven Überraschungen unserer Zukunft Herausgeber: Matthias Horx & Harry Gatterer 17 10 Teilnehmerzahl: 627; Stand: 23.12.2013 Trend-Report 2014, Dezember 2013 140 Seiten 125,00 € zzgl. 7 % MwSt. www.trend-update.de 31 Evas Erben Eine Fotoreportage von MARIO WEZEL Südtirol ist das größte Obstanbaugebiet Europas, 950.000 Tonnen werden jährlich geerntet – über 100 Kilometer reichen die vier Meter hohen Plantagen. Neo-ökologischer Konsum und internationale Food-Trends fördern stets neue Apfelsorten, die Anbaumethoden sind Ergebnis der Hightech-Forschung: Äpfel sind ein Trendprodukt der globalen Ernährungsbranche 32 TREND UPDATE 02 2014 portfolio Links: Am Abend des 16. Juli dreht ein Feldarbeiter im schweren schwarzen Regenmantel die Bewässerungsanlage ab. Äpfel brauchen viel Wasser, um in der gewünschten Geschwindigkeit zu wachsen. Im trockenen Südtiroler Sommer wird besonders regelmäßig gewässert Rechts: In der Obstgenossenschaft Texel werden die Äpfel gewaschen. Zuvor wird jeder vom Computer 36-mal vermessen, um die Größe und Qualität zu prüfen. Denn werden sie in Kategorien eingeteilt, die den Preis der Äpfel bestimmen www.trend-update.de 33 Links: Pressekonferenz zur Einweihung des neuen Hochregallagers der Obstgenossenschaft Texel in Naturns. Das hochmoderne Warenhaus wird vorgestellt Rechts: Der Golden Delicious ist das Aushängeschild der Südtiroler Apfelwirtschaft. Insgesamt werden rund eine Million Tonnen Äpfel im Vinschgau jedes Jahr produziert 34 TREND UPDATE 02 2014 portfolio www.trend-update.de 35 Links: Ein Mitarbeiter der Obstgenossenschaft GEOS lädt Äpfel von schlechter Qualität auf einen Lastwagen. Äpfel mit Druckstellen werden zu Saft verarbeitet Rechts: Blick aus der Vinschger Bahn, die im regelmäßigen Takt von Meran gen Westen fährt. Entlang der Strecke schlängeln sich über Kilometer die Apfelplantagen. Kaum eine freie Stelle ist auszumachen 36 TREND UPDATE 02 2014 portfolio Mario Wezel ist freier Fotograf in Hannover. In der Schulzeit arbeitete er als freier Mitarbeiter der Lokalzeitung in Nürtingen. Er studiert Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der FH Hannover. In seinen freien Arbeiten befasst er sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen, deren Ursachen und Auswirkungen sowie ökologischen Themen in Europa www.trend-update.de 37 Die chemische Struktur eines Botulinumtoxin-Moleküls in 3-D. Vereinfacht ausgedrückt: So sieht Botox aus 38 TREND UPDATE 02 2014 Schönheit branchencheck SANFTER, SCHNELLER, SCHÖNER Allein in Deutschland ist die Zahl schönheitsoperativer Eingriffe auf über 400.000 im Jahr gestiegen. Ein globaler Blick auf die Beautymedizin: von Hightech-Lasern bis Preventive Botox Von JANA EHRET Foto: commons.wikimedia.org/wiki/File:Botulinum_toxin_3BTA.png e inst galt das Färben der Haare sowie das Rasieren der Beine als Tabu, heute gibt es kaum noch Frauen, die es nicht tun. Ähnlich verhält es sich in der Schönheitschirurgie. In Deutschland kann sich bereits jede sechste Frau vorstellen, sich unters Messer zu legen. Und auch immer mehr Männer sind schönheitschirurgischen Eingriffen nicht abgeneigt. Tägliche Trainingseinheiten und eine bewusste Ernährung tragen zwar zu einem veränderten Körpergefühl bei, stoppen jedoch nicht den Alterungsprozess. In unserer Always-on-Gesellschaft gehen Leistungsfähigkeit und Erfolg oftmals mit einem schönen Körper einher. Wer erfolgreich sein will, muss stets präsent und attraktiv sein – getreu dem Motto: „Look great!“ Dabei geht es nicht um die Erfüllung eines Schönheitsideals, sondern darum, den Körper zu optimieren und störende Äußerlichkeiten zu beseitigen. Innovative Technologien und neue Verfahren machen Eingriffe zunehmend sanfter und liefern dabei beeindruckende Ergebnisse. Vorbei sind die Zeiten, als Eingriffe bereits von Weitem erkennbar waren, künstlich aussahen und Patienten mit langen Wundheilungsphasen rechnen mussten. Bei minimalinvasiven Eingriffen werden große Schnitte vermieden und die Patienten können direkt nach dem Eingriff nach Hause gehen. Bei Gesichts-Korrekturen treten anstelle aufwendiger Faceliftings Unterspritzungen mit Fillern wie Hyaluronsäure und Behandlungen mit Botulinumtoxin. Ziel ist der sogenannte Nude-Look, ein möglichst – idealisiertes – natürliches Aussehen. Sanfte Technik gegen Falten Um Patienten bei minimalinvasiven Eingriffen Angst und Schmerzen zu nehmen, setzt zum Beispiel die plastische Chirurgin Dr. Katrin Dreissigacker aus Köln auf stumpfe Kanülen bei der Faltenauffüllung. Die sogenannte „pix’L Kanüle“ lässt sich besser durch einzelne Fasern bewegen und verletzt weniger Gewebe (www.katrin-dreissigacker. com/technologie-und-produkte/die-pixl-nadel.html). Großes Potenzial für eine neue Hautverjüngungsmethode weist auch der Picosecond-Laser auf. Bei der Anwendung des zur Entfernung von Tattoos und Permanet-Make-up entwickelten Gerätes werden Lichtimpulse auf einzelne Pigmente gegeben. Diese zerreißen und werden vom Körper abgebaut – in Pikosekunden, was dem Tausendstel einer Nanosekunde entspricht. Risiken einer Verbrennung oder Narben können weitestgehend ausgeschlossen werden (www.laser2000.co.uk/lasers.php?Category=10). Neben einem makellosen Gesicht ist die Sehnsucht nach einer schlanken und definierten Silhouette groß. Entsprechend entwickeln sich zunehmend neue www.trend-update.de 39 branchencheck Schönheit KLEINES LEXIKON der ästhetischen Chirurgie Botox Der Name Botulinumtoxin bedeutet so viel wie „Wurstgift“ (lat. „botulus“ für Wurst und „toxin“ für Gift). Die Bezeichnung entstand 1820, als Menschen nach dem Verzehr verdorbener (Wurst-)Konserven starben. Das Botulinumtoxin ist ein Gift aus bakteriell erzeugtem Eiweiß. Das zuständige Bakterium bevorzugt nichtsaure, extrem sauerstoffarme Milieubedingungen, was das die Brücke zu den vakuumverpackten Konserven schlagen würde. Seit den 1980ern wird es stark verdünnt in der Medizin (seit 1992 auch in der ästhetischen Chirurgie) verwendet. Es hemmt die Signalübertragung zwischen Nervenzellen und Muskeln. Ferner hilft es bei Migräne, starkem Schwitzen oder neurologischen Bewegungsstörungen. Eine Überdosierung führt zu Muskellähmung und im schlimmsten Fall zum Stillstand der Lungenfunktion. 40 TREND UPDATE 02 2014 Hyaluronsäure Das Hyaluronan leitet sich vom griechischen „hyalos“ (durchsichtiger Stein) ab und ist als Glykosaminoglykan (eine Kette von Bausteinen aus glukoseähnlichen Zuckern) ein wesentlicher Bestandteil des Bindegewebes. Es ist an der Zellmigration und -proliferation sowie bei der Tumorentstehung beteiligt. In der ästhetischen Medizin wird es hauptsächlich zur Unterspritzung von Falten und Lippen, zur Hautauffrischung sowie zum Aufbau von Gesichtskonturen eingesetzt. Kollagen Der Begriff kommt aus dem Griechischen und heißt übersetzt „Leim erzeugend“. Der Name leitet sich von seiner ursprünglichen Nutzung als Knochenleim im Holzhandwerk ab. Mit 30 Prozent ist das Kollagen das anteilig am häufigsten vorkommende Protein im menschlichen Körper. Als Strukturprotein ist es ein wesentlicher organischer Bestandteil des Bindegewebes und der Haut. Als Wirkstoff wird es bereits seit vielen Jahren als Anti-Aging-Mittel in der Kosmetikbranche verwendet. Body-Forming-Methoden. Wo früher Silikonkissen in Brust – oder Gesäß – wortwörtlich „gestopft“ wurden, gilt es heute auf die individuellen körperlichen Voraussetzungen einzugehen. Benötigte Schnitte werden kleiner, und körpereigene Fettzellen, die sich körperlichen Veränderungen natürlich anpassen, durch Implantate ersetzt. Auch zur klassischen Fettabsaugung gibt es eine Alternative: die Zerstörung von Fettpölsterchen durch Kälte. Bei der sogenannten Kryolipolyse, wird überflüssiges Körperfett über eine Stunde kontrolliert mit Kälte behandelt. Fettzellen kristallisieren und sterben binnen acht Wochen ab – ohne chirurgischen Eingriff (www.coolsculpting.com). Fußballtrainer Jürgen Klopp (Dortmund) machte Haartransplantationen bei Männern zum schönheitschirurgischen Trend. Bei dem Eingriff kommt die „Follicular Unit Extraction“ (FUE-Methode) zum Einsatz. Dabei werden mit einem speziellen Extraktionsgerät einzelne Haarfollikeleinheiten von kleinstmöglichen Haargruppen (bis vier Haare) entnommen und transplantiert. Da die Behandlung mit einem Hohlnadel-Instrument erfolgt, bleiben statt Narben nur unauffällige rötliche Punkte auf der Kopfhaut zurück (www.haartransplantationkosten.info). Beauty Gangnam Style Schönheitsideale variieren weltweit: Das westliche Aussehen hat gerade im asiatischen Raum eine gewisse Vorbildfunktion. Hier zählt die plastische Lidkorrektur bei Frauen wie auch Männern zu den beliebtesten Operationen: Augen werden größer, runder und dem westlichen Standard angepasst. Zu einem Zentrum für schönheitschirurgische Eingriffe hat sich Südkorea entwickelt. Die Zahl der Schönheitstouristen hat sich seit 2009 verfünffacht und alleine 2012 rund 453 Millionen US-Dollar eingebracht. In Seoul gibt es ganze Straßenzüge nur mit schönheitschirurgischen Praxen sowie Agenturen, die sich auf den Schönheitstourismus spezialisiert haben. Neben den Gästen aus aller Welt sind es die Südkoreaner selbst, die sich unters Messer legen – 13 pro 1.000 Einwohner, ein weltweiter Rekord! Bereits ab rund 12.000 Euro lässt sich ein All-inclusiveSchönheits-Paket mit Flughafen-Abholservice, Hotelunterkunft und Eingriff in der Schönheitsklinik buchen (kpsurgery.co). Während man hierzulande Unsummen für gerade Zähne ausgibt, ist es in Japan chic, schiefe Zähne zu haben. Für den sogenannten „Yaeba-Look“ lassen japanische Frauen aller Altersgruppen die beiden oberen Vorderzähne operativ krümmen und abschleifen. Alternativ können auch „nur“ permanente „Doppelzähne“ an die eigenen Zähne angesteckt werden. Ziel ist es, möglichst kindlich-unschuldig auszusehen. Ein Look, den gerade japanische Männer als sehr attraktiv empfinden (www.digitaljournal.com/article/342611). zukunftsinstitut NEU STUD E IE TOURISMUS-REPORT 2014 Traveltrends für die Reise von morgen Wer künftig wann, wie und wohin verreist und was das für den Tourismus bedeutet Die Reiseindustrie ist wie kaum eine andere Sparte von permanenten Veränderungen geprägt. Der Tourismus ist zu einer der größten Branchen der Erde geworden. Er formt ganze Landstriche um und verändert Gesellschaften in schnellem Tempo. Längst macht die Masse Individualurlaub. Alternativurlaub und Pauschalreise sind kein Widerspruch mehr, von Städten erwartet der Reisende nachhaltige Erholung, von ländlichen Regionen ausgefeilte Mobilitätskonzepte, Orte sind sowieso nur noch sekundär das Ziel der Reise, und irgendwie ist es zu Hause doch am schönsten. trends Shareconomy Hyperlocal Greeneverywhere Chinatur Big Data Erfahren Sie, wie sich diese Widersprüche auflösen lassen und welche Strategien die Reiseindustrie anwenden muss, um mit dem gesellschaftlichen Wandel Schritt zu halten. fokus standorte To be – to stay – to go: Marketing neu gedacht Nische statt Masse? Die Beziehung zwischen Standort und Unterkunft Dezember 2013 112 Seiten 125,00 Euro * Mobilität: das Paradox von schnell und langsam Bestellmöglichkeit und weitere Informationen unter: www.zukunftsinstitut.de/ tourismusreport AKTUELLE STUDIEN DES ZUKUNFTSINSTITUTS Die Zukunft der Umwelt Auf dem Weg zur Green Economy Die neuen Trendsetter 20 Nischen, die den Konsum von morgen prägen Die Zukunft der Sicherheit Sicherheit und Risiko in der Welt von morgen Oktober 2013 122 Seiten 140,00 Euro * September 2013 92 Seiten 150,00 Euro * September 2013 118 Seiten 140,00 Euro * * Alle Preise verstehen sich zzgl. 7 % MwSt. Alle Studien, Bestell möglichkeit sowie weitere Informationen unter: www.zukunftsinstitut.de/ studien branchencheck Schönheit 2013 wurden in Europa rund 869,4 Millionen Euro mit Schönheits-OPs umgesetzt. Deutsche Frauen sind bei einem schönheitschirurgischen Eingriff im Schnitt 41 Jahre alt und bereit, zwischen 330 Euro (Faltenbehandlung) und 6.000 Euro (Brustvergrößerung) zu zahlen. Zu den häufigsten Eingriffen bei Frauen zählten 2013: Brustvergrößerung: 22 % Augenlidstraffung: 15,7 % Fettabsaugung: 13,1 % Bei deutschen Männern standen 2013 Liposuktionen: 18,7 %, Lidstraffungen: 14,5 % sowie Schweißdrüsenbehandlungen: 11,9 % ganz hoch im Kurs. 1,3 % von 138.500 ästhetischplastischen Eingriffen werden an Patienten unter 18 Jahren vorgenommen. Die ästhetisch-plastische Chirurgie organisiert sich in zwei Facharztverbänden, der Vereinigung der deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) und der Deutschen Gesellschaft für ÄsthetischPlastische Chirurgie (DGÄPC). Auf jeden Facharzt kommen im Schnitt 503 Eingriffe. Quellen: myBody.de, DGÄPC-Magazin 2013/14, ReportsnReports Young and beautiful? Täglich lächeln uns in der Werbung scheinbar makellose Menschen an. Für Jugendliche erfüllen gerade solche Bilder eine Vorbildfunktion. Die Diskrepanz zum eigenen Körper kann dabei in der Pubertät zu ernst zu nehmenden Störungen der Körperwahrnehmung führen, die nicht selten psychologisch betreut und therapiert werden müssen. Um dieser Dysmorphophobie entgegenzuwirken, planen Union und SPD ein Verbot für schönheitschirurgische Eingriffe bei Minderjährigen. Prävention ist gut, tatsächlich setzen Eingriffe aber eher später ein: 18bis 23-jährige Frauen stellen neuerdings die größte Gruppe an Patientinnen. Auf ihrer Wunschliste stehen laut Deutscher Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie Brustvergrößerungen (knapp 35 %), gefolgt von Nasenkorrekturen (12 %). Darüber hinaus nehmen Behandlungen mit Botulinumtoxin bei Jüngeren zu. In den USA ist „Preventive Botox“ bereits üblich und immer mehr junge deutsche Frauen in den 20ern neigen ebenfalls dazu, sich so früh wie möglich Falten mit dem Nervengift zu unterspritzen. „Botox kann durchaus präventiv wirken. Wenn ein Muskel des Körpers lange genug gelähmt ist, verlernt das Gehirn ihn zu benutzen“, sagt die Berliner Dermatologin Maja Hofmann. Aber: Der teure Eingriff muss alle drei Monate erneuert werden, und es besteht die Gefahr, dass Patientinnen immun gegen das Nervengift werden. In der Neurologie, wo Botulinumtoxin in höherer Dosierung gegen Spasmen eingesetzt wird, wurde ein solcher Wirkverlust bereits beobachtet. Fazit Auch wenn Schönheit angeblich im Auge des Betrachters liegt, boomt das Geschäft mit ihr. 2012 stieg die Zahl schönheitschirurgischer Eingriffe um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr – Tendenz steigend. Eingriffe werden dank neuer Technologien zunehmend sanfter und schneller. Und auch wenn ein Eingriff für viele Patienten eine Steigerung des Selbstwertgefühls bedeutet, bleibt ein Restrisiko. Komplikationen, falsche Dosierungen oder allergische Reaktionen können nie ausgeschlossen werden. Jedes Facelift, jedes Filling bleibt ein Eingriff am eigenen Körper. Mit Individualisierung und Gesundheit stehen dieser Entwicklung zumindest in der westlichen Welt zwei mächtige Megatrends entgegen. Auf lange Sicht also werden es wieder die Schönheitsideale sein, die sich der Realität anpassen müssen – und nicht umgekehrt. Quellen: Brust, Ohren und Co. Was Teenis beim Beauty-Doc machen lassen: www.berliner-kurier.de; Lee, Heesu: Perfecting the Facelift, Gangnam Style: Bloomberg Businessweek, 10/2013.; Madame Beauty, Ausgabe 1/2014.; Kullmann, Kerstin: Jünger alt aussehen: Der Spiegel, Nr. 1/30.12.13. 42 TREND UPDATE 02 2014 Foto: Getty Images/iStockphoto ZAHLEN UND FAKTEN zum Geschäft mit der Schönheit abonnement Der Zukunft einen Schritt voraus Ja, ich möchte das TREND UPDATE im Abonnement beziehen: trend update trend update 02 2014 www.trend-update.de Für Zukunftsdenker und innovative Gestalter print+ test Jahresabo für 179,– Euro 3 Monate testen für 39,90 Euro zzgl. 7 % MwSt. ** zzgl. 7 % MwSt. * WIE WIR MORGEN ESSEN WERDEN • versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands/ zzgl. 15,- Euro Versandkosten ins Ausland • alle digitalen Ausgaben kostenlos (für iOS & Android) • Chart-Service: Trendstatistiken, Prognosen und Übersichten zur direkten Verwendung • Zugang zu allen Online-Artikeln und zum Online-Archiv mit Suchfunktion Wie wir morgen essen werden Flexitarier, Foodkuratoren und andere Ernährungstrends der kommenden Jahre 02 2014 Future Spot Mobile Parks für Baku World Wide Webbies Mesh-Netze statt grenzenloser Transparenz NEU • Das Angebot umfasst die gleichen Leistungen wie das „Print+“-Abo, die Sie für 3 Monate uneingeschränkt testen können student online Jahresabo für 79,– Euro Beau-Tech Schöner werden als das Ideal tu 01 Titel_fin.indd 1 inkl. 19 % MwSt. (66,39 netto) * online 13.01.14 09:33 • Das Angebot umfasst die gleichen Leistungen wie das „Online“-Abo • Voraussetzung: gültige Immatrikulationsbescheinigung. Bitte schicken Sie diese in Ergänzung Ihrer Bestellung sowie bei Fortbestehen des Abos zukünftig jährlich unaufgefordert an Anna Kunz: a.kunz@zukunftsinstitut.de. Ohne gültigen Nachweis wird der Vollpreis berechnet Jahresabo für 149,– Euro zzgl. 19 % MwSt. * • alle digitalen Ausgaben kostenlos (für iOS & Android) • Chart-Service: Trendstatistiken, Prognosen und Übersichten zur direkten Verwendung • Zugang zu allen Online-Artikeln und zum Online-Archiv mit Suchfunktion Online bestellen unter www.trend-update.de Fax-Antwort an Fax +49 (0) 69 264 84 89 - 20 Firma Abteilung Vorname Name Straße PLZ/Ort Telefon Fax E-Mail USt.-ID bei EU-Lieferung Ort, Datum * 10 Ausgaben pro Jahr. Das Abonnement verlängert sich um 1 Jahr, wenn es nicht bis 6 Wochen vor Ablauf des Bezugszeitraumes schriftlich gekündigt wird. ** Wenn Sie nicht spätestens nach Erhalt der zweiten Ausgabe kündigen, erhalten Sie TREND UPDATE auch Titel Land Unterschrift weiterhin für zzt. jährlich nur 179,- EUR zzgl. MwSt inkl. Versand innerhalb Deutschlands, der Versandkostenanteil für das Ausland beträgt 15,- Euro (TREND UPDATE erscheint zzt. 10 x im Jahr). Dieses Angebot gilt nur, solange der Vorrat reicht. Ersatzlieferung vorbehalten. Die Freischaltung für den OnlineZugriff erfolgt innerhalb von 24 Stunden, nicht am Wochenende. In dringenden Fällen rufen Sie bitte unter +49 (0)69 264 84 89 - 0 an. Sie haben ein Widerrufsrecht von 2 Wochen nach Erhalt der ersten Ausgabe. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs in Schriftform an: Zukunftsinstitut GmbH, Stichwort „Widerruf“, Kaiserstr. 53, D-60329 Frankfurt, Fax +49 (0)69 264 84 89 - 20 future business Neue Start-Ups Yep! USA GEGEN DIE VEREINSAMUNG Checkrobin Österreich MITFAHR GELEGENHEIT DER DINGE Eis essen, spazieren gehen, ein Konzert besuchen – mit Yep! soll sich schnell jemand finden lassen, mit dem solche Aktivitäten zusammen unternommen werden können. Das von zwei Russen auf amerikanischem Boden gegründete Start-up bewegt sich mit der App „letsyep“ am Rande des Onlinedating-Marktes. Doch die App zielt nicht auf das klassische Dating, vielmehr soll die Nachfrage nach Vernetzung und Freundschaften in anonymen Großstädten befriedigt werden. Die Nutzer teilen Details über sich mit, ähnlich wie in einem LinkedIn-Profil. Die App fordert dazu auf, eine Aktivität zu wählen, die dann 30 Minuten lang für andere Nutzer zu sehen ist. Durch das begrenzte Zeitfenster soll gewährleistet werden, dass sich Aktivitäten und Treffen schnell realisieren lassen. Die Gründer des Start-ups haben in die App aber auch die Möglichkeit eingebaut, das Anliegen 24 Stunden aktiv zu lassen. Dafür zahlt der Nutzer 99 Dollar-Cents. www.letsyep.com Schon viele Jahre nutzen sie vor allem Studenten als günstige Alternative zu Bahn und Flug – die Mitfahrgelegenheit. Und seit Nachhaltigkeit und Sharing auch in der breiteren Öffentlichkeit diskutiert werden, boomen Mitfahr-Portale geradezu. Ein österreichisches Start-up sieht in der Mitfahrgelegenheit noch mehr Potenzial, nämlich für den Transport von Dingen. Checkrobin.com ist eine neue Onlineplattform, auf der sich Privatpersonen miteinander vernetzen können, um leere Kofferräume zu füllen. Über das Portal oder die App geben Fahrer an, welche Strecken sie wann fahren. Menschen, die Dinge versenden wollen, geben dies ebenfalls mit Start- und Zieladresse, Datum und Größe der Sendung an. Alle passenden Fahrer werden daraufhin angezeigt und können kontaktiert werden. Checkrobin.com sieht in der Idee eine perfekte Win-win-Situation: Der Sender kommt um aufwendiges Verpacken, Anstellen und lange Zustellzeiten herum, der Empfänger weiß genau, wann das Paket ankommt, und der Fahrer bekommt einen Fahrtkostenzuschuss für eine Strecke, die er sowieso gefahren wäre. CO2-Einsparung und Umweltschonung sind ein Zusatzbonus bei der Idee hinter diesem Start-up. www.checkrobin.com 44 TREND UPDATE 02 2014 Enerkite Deutschland FRISCHER WIND FÜR DIE ENERGIEWENDE TellSpec Kanada VOLLKOMMENE LEBENSMITTEL TRANSPARENZ Hövding Schweden Fotos: TellSpec, Hövding, Enerkite, Screenshot: Yep! UNSICHTBARER FAHRRADHELM Das Start-up Enerkite aus Berlin hat vor, die Stromerzeugung aus Wind zu revolutionieren. Statt Windrädern kommen bei Enerkite Flugdrachen zum Einsatz. Der automatisierte Enerkite-Drachen fliegt in 300 Metern Höhe eine Acht in der Luft und ist dabei durch ein Seil mit einem Generator verbunden, der durch die Wendungen angetrieben wird. In dieser Höhe wehen starke, beständige Winde, sodass kontinuierlich Strom entsteht. Ein Luftfahrtingenieur und ein Drachendesigner haben die Technik hinter dieser Idee entwickelt. Bislang fliegen die Drachen im Testmodus, schon jetzt lässt sich aber eine Verdopplung des Jahresertrags zu konventionellen Windrädern voraussagen. Beim Material sollen 95-prozentige Einsparungen möglich sein, der CO2-Fußabruck ließe sich um 75 Prozent verringern. Die Drachen haben neben geringerem Kosteneinsatz den Vorteil hoher Flexibilität und liefern auch im Binnenland noch zuverlässig Strom. Gefördert wird das Projekt von der brandenburgischen Investitionsbank mit 500.000 Euro, Gespräche mit anderen Investoren gibt es ebenfalls. Die Prototyp-Entwicklung soll 2014 abgeschlossen werden. 2015 könnten die Drachen bereits als kommerzielles Produkt erhältlich sein. Nicht nur ästhetisch sind Fahrradhelme ja kein wirkliches Highlight, auch von der Anwendung sind sie durchaus unpraktisch: Im Winter zu kalt, im Sommer zu warm und der sichere Tod jeder Frisur. Während es hierzulande noch keine Helmpflicht gibt, wächst mit der Zahl der Radfahrer auch der Wunsch nach Sicherheit auf dem Bike. In Schweden wurde jetzt ein quasi unsichtbarer Helm entwickelt, der wie ein Airbag funktioniert. Der rund 400 Euro teure „Hövding“ wird wie ein Schal um den Hals getragen, löst sich im Falle eines Unfalls aus und breitet sich blitzschnell um den Kopf aus. Der Helm ist nicht nur einer der Bequemsten, Schicksten, sondern auch einer der Sichersten auf dem Markt. Der „Schal“ ist in verschiedenen Farben erhältlich und lässt sich mit zusätzlichen Bezügen dem jeweiligen Outfit anpassen. www.hovding.com TellSpec ist ein futuristisch anmutendes Biotech-Produkt, das mehr Transparenz für Verbraucher bieten will. Das kleine Gerät ist ein sogenanntes Spektrometer, mit dem sich Inhaltsstoffe analysieren lassen. Konkret funktioniert das folgendermaßen: Ein Laser im TellSpec-Gerät wird auf ein Objekt gerichtet, woraufhin Photonen zurückgesandt und aufgrund der Wellenlänge die chemischen Komponenten ermittelt werden. Diese Daten sendet das Gerät dann an eine gekoppelte Smartphone-App. So können Allergiker genau nachprüfen, ob in ihrem Essen auch wirklich keine Allergene vorhanden sind. Auch Diabetikern hilft TellSpec, da es scannen kann, wie viel Kalorien, Fett und Zucker enthalten sind. Im Endeffekt hilft das Gerät all jenen, die den Angaben auf der Packung nicht trauen, sondern selbst herausfinden wollen, welche Inhaltsstoffe in ihrem Essen wirklich vorhanden sind. Das Gerät soll dieses Jahr im August für 320 US-Dollar auf den Markt kommen. Die Erwartung geht allerdings dahin, dass ein TellSpec in ein paar Jahren für nunmehr 50 US-Dollar erhältlich sein soll. www.tellspec.com www.enerkite.de www.trend-update.de 45 impuls Die Redaktion empfiehlt BÜCHER NEUSTART FÜR DIE WELT Warum die Zukunft besser wird, als wir glauben Nicht kreativ zu sein ist keine Option! Andreas Reckwitz zeigt in diesem scharfsinnigen und anspruchsvollen Buch, wie Kreativität vom Alleinstellungsmerkmal einer Subkultur zum gesamtgesellschaftlichen Imperativ der Gegenwart wurde. Passend zum Eintritt in die Welt der kreativen Klasse. Die Erfindung der Kreativität Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung. Andreas Reckwitz, Suhrkamp Verlag, Berlin 2012 46 TREND UPDATE 02 2014 ermuntert zu mehr Innovation, mehr Kontakten und besseren Umsetzungen. Durch Überfülle an Geld etwa sehen die Autoren eine internationale Schicht von Technophilantropen entstehen, mit Personen wie Bill Gates oder Warren Buffett, auf der anderen Seite der Skala aber auch die neue Macht der „aufstrebenden Milliarde“, dem Teil der Menschheit, der durch solche Innovationen in den kommenden Jahren aus bitterster Armut in bescheidenen Wohlstand aufsteigt. Durch Überfülle an Zugang entsteht eine Schicht von Do-it-yourselfInnovatoren, die nicht wartet, bis Unternehmen oder Institutionen Ideen aufgreifen, sondern die Dinge selbst in die Hand nimmt. Zahlreiche Statistiken untermauern die Fortschritte, die weltweit bereits erzielt wurden. Der unbedingte Glaube an technologische Lösungen verwundert nicht, wenn man weiß, dass Diamandis ein gutes Dutzend Hightech- und Raumfahrtunternehmen gegründet hat und Vorsitzender der X PRIZE Foundation ist, die solche Ideen international prämiert. Die 380 Seiten lesen sich flüssig und liefern viele Inspirationen, das Themenpaar von Technik und Zukunft auf eine neue Art zu THOMAS HUBER betrachten. Die Zukunft ist eine Statistik. Das Thema Big Data hat mit der NSA inzwischen jedes Wohnzimmer der Erde erreicht. Wie sich aus Datenspuren errechnet, was wir als Nächstes tun, zeigen die Autoren an diesem kontroversen Thema in vielen Aspekten sehr nachvollziebar auf. Big Data Die Revolution, die unser Leben verändern wird. Kenneth Cukier und Viktor Mayer-Schönberger, Redline Verlag, München 2013 Der kommende Mensch als biologisch-technische Lebensform beschäftigt Kurzweil schon länger. In diesem Buch nimmt er sich vor, in einem Reverse-Engineering-Ansatz den Geist über seine biologischen Bestandteile zu erklären und sorgt damit seit Erscheinen für lebhafte Diskussionen in der Zukunftsforschung. How to create a Mind The secrets of human thought revealed. Ray Kurzweil, Viking Adult, New York 2012 Fotos: PR (4) Abundance The future is better than you think. Peter H. Diamandis, Steven Kotler, Free Press, 2012 In diesem optimistischen Blick auf die Zukunft definieren die Autoren Überfluss neu. Denn, so das Grundargument, aus den Entwicklungen der Technologie wird in den kommenden Jahrzehnten eine Fülle, eine Abundanz, entstehen, die das gesamte Leben auf der Erde im positiven Sinn neu gestaltet. Bisher waren die Individuen in der Menschheitsgeschichte zum allergrößten Teil ihrer persönlichen Zeit damit beschäftigt, sich um ihr Überleben zu kümmern. Sie standen auf der bekannten Pyramide des Psychologen Abraham Maslow ziemlich weit unten. Dank der enormen Potenziale, die durch die technologischen Entwicklungen entstehen, werden sie künftig zunehmend Zeit haben, sich um Gesunderhaltung, richtige Ernährung, Selfness und Teilhabe zu kümmern, und an die Spitze der Pyramide rücken. An einer ganzen Reihe von Themen – Wasser, Ernährung, Bildung, Energie, Freiheit – zeigen die Autoren, wie Technik Abläufe, Produktionsprozesse, Zugang und Nutzung vereinfacht und so den Menschen neue Chancen eröffnet, teilzuhaben und mitzugestalten. Überfluss führt an dieser Stelle, so die Autoren, nicht zur Verschwendung, sondern WEB & APP impressum Herausgeber: Matthias Horx Chefredakteur: Thomas Huber (v.i.S.d.P.) Redaktionelle Beratung (INSPIRING NETWORK, im Folgenden I.N.): Andreas Möller, Lucas Koch Art Direktion (I.N.): Janine Sack Redaktion: Cornelia Kelber Autoren: Jana Ehret, Christiane Friedemann, Matthias Horx, Thomas Huber, Cornelia Kelber, Anja Kirig, Vusala Malikova, Mark Morrison, Christian Rauch, Hanni Rützler, Janine Seitz, Sarah Volk Grafik (I.N.): Mirko Merkel Redaktionsmanagement (I.N.): Marta Braun Schlussredaktion (I.N.): Anke Taubitz Der bewegte Gomringer Interaktive Webdoku über den „Vater der konkreten Poesie“ Fotos: ZVG, PR (2), Getty Images/iStockphoto (2) Den Dichter Eugen Gomringer kennt man aus dem Deutschunterricht: Er ist ein bedeutender Nachkriegspoet und gilt als „Vater der konkreten Poesie“. 1925 geboren, fasst der Poet selbst zwar keinen Computer an, hat aber eine der schönsten Homepages aller lebenden deutschen Dichter. Auf www.agomringerz.de erfährt der Besucher Biografisches, indem er ein Wort – irgendein Wort – in die Suchfunktion eingibt. Aus den Buchstaben dieses Wortes ergeben sich die Anfangsbuchstaben eines Stichwortes, das das Thema eines kurzen Web-Videos darstellt. Enthält das gesuchte Wort also zum Beispiel den Buchstaben „C“, erscheint das Video zum Thema „Computer“, in dem man von der Frau des Dichters erfährt, dass Eugen Gomringer einen solchen nicht bedienen kann. Mit ein wenig Glück ist auch die ein oder andere Gedicht-Performance dabei. www.agomringerz.de SPRINGPAD DIE APP FÜR LEBENDIGE INHALTE LAST MESSAGE DIE APP FÜR LEERE AKKUS Springpad ist ein digitales Skizzenbuch. Allerdings sichert es Daten nicht nur im augenblicklichen Zustand, sondern aktualisiert sie auch. Speichert der Nutzer zum Beispiel einen Kinofilm, den er sehen will, zeigt Springpad nach Jahren nicht die Webseite des Kinos, wo der Film damals lief, sondern einen Online-Store, wo man den Film jetzt als DVD kaufen kann. Bei Rezepten erstellt die App eine Einkaufsliste der Zutaten. So wandelt Springpad Inhalte in nutzvolle Tipps, Hinweise und To-Dos. springpad.com/about Immer wieder dasselbe Problem: Der Akku des Handys zeigt nur noch wenige Prozent an. Anrufe sind überhaupt nicht mehr machbar, und beim Tippen der SMS, mit der man mitteilen will, dass man gleich nicht mehr erreichbar ist, wird mitten im Schreiben der Bildschirm schwarz. Die App „Last Message“ schafft es zwar nicht, das Handy wieder aufzuladen, doch immerhin lässt sich mit der App einstellen, wer ab welchem Akkustand automatisch mit einer SMS, E-Mail, FacebookNachricht oder Tweet über die bevorstehende Nicht-Erreichbarkeit benachrichtigt wird. Damit das Gegenüber nicht endlos ins Nirwana des toten Akkus postet. play.google.com/store/apps/ details?id=it.fatbrain.lastmessage Anzeigen: INSPIRING NETWORK Media Sales, Executive Sales Director: Wencke von der Heydt Sales Director: Natalie Domagalski, Tel.: +49 (0)40 209 33 08 47, E-Mail: n.domagalski@inspiring-network.com Anzeigenabwicklung: Claudia Meier, Tel.: +49 (0)40 209 33 08 51, E-Mail: c.meier@inspiring-network.com, Fax für Auftragserteilung: +49 (0)40 42 93 5309 Verlag: Zukunftsinstitut GmbH, Geschäftsführung: Harry Gatterer, Christiane Friedemann, Thomas Huber, Andreas Steinle und INSPIRING NETWORK GmbH & Co KG, Geschäftsführung: Dr. Katarzyna Mol-Wolf, Anke Rippert Repro/Herstellung: Peter Becker GmbH, Medienproduktionen, Delpstraße 15, 97084 Würzburg Druck: NEEF + STUMME premium printing GmbH & Co KG, Schillerstraße 2, 29378 Wittingen Jahresabonnement: 179,– Euro zzgl. 7 % MwSt. Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands, 15,- Euro Versandkosten ins Ausland.10 Ausgaben im Jahr (nicht im Januar und Juli) Abomarketing (I.N.): Nicola Nawrotzki (Ltg.), Anna Stankusch Verwaltung Abonnements: Anna Kunz Zukunftsinstitut GmbH – Internationale Gesellschaft für Zukunfts- und Trendberatung Kaiserstr. 53, 60329 Frankfurt Tel.: +49 (0)69 264 84 89 - 0 Fax: +49 (0)69 264 84 89 - 20 E-Mail: info@zukunftsinstitut.de Als Abonnent des TREND UPDATE haben Sie folgende Vorteile: alle digitalen Ausgaben kostenlos (für iOS & Android); Chart-Service: Trendstatistiken, Prognosen und Übersichten zur direkten Verwendung; Zugang zu allen Online-Artikeln und zum Online-Archiv mit Suchfunktion. Besuchen Sie dazu die Website www.trend-update.de/passwort. Bitte fordern Sie Ihr Passwort an, indem Sie Ihre bei uns hinterlegte E-MailAdresse dort eintragen. Dann können Sie sich mit Ihrer E-Mail-Adresse und dem Passwort für den Abonnentenbereich einloggen und unsere neuen Services nutzen. Falls keine E-Mail-Adresse bei uns hinterlegt ist oder Sie diese nicht mehr wissen, schreiben Sie eine E-Mail an Anna Kunz (a.kunz@zukunftsinstitut.de). Bitte nennen Sie Firma und Ansprechpartner, auf den das Abonnement bestellt ist, und hinterlassen Sie die E-MailAdresse, mit der der Login zum Abonnentenbereich erfolgen soll. © Zukunftsinstitut GmbH Januar 2014, alle Rechte vorbehalten www.zukunftsinstitut.de www.trend-update.de 47 work Die Methoden des Zukunftsinstituts POSITIONSBESTIMMUNG Gotcha! Angriffs- und Abwehrstrategien entwickeln WORK:Die Methoden des Zukunftsinstituts – Positionsbestimmung Entwickeln einer Angriffs- oder Verteidigungsstrategie GOTCHA! 1 Wählen Sie Ihren größten Mein „altes“ Unternehmen: Konkurrenten als neuen Arbeitgeber. In Ihrem neuen Unternehmen: Stellen Sie sich dafür vor, Sie wären zu einem ihrer größten, global operierenden Konkurrenten abgewandert, um dort eine Angriffsstrategie zu entwickeln, die der „alten“ Firma viele Marktanteile abnimmt. Überlegen Sie aus dieser Perspektive: Welche Schwächen hat Ihr „altes“ Unternehmen? Listen Sie die fünf Unternehmensbereiche, bei denen Sie denken, dass Ihre „alte“ Firma objektiv unterlegen sein könnte. Das Ziel Mit dieser Methode können Sie Ihr Unternehmen im globalen Wettbewerb stärken, indem Sie sich selbst und Ihre Mitarbeiter in Konkurrenzunternehmen „eindenken“. Diese aktive Partizipation motiviert die Mitarbeiter und schafft eine kollegiale und zielstrebige Arbeitsatmosphäre. www.trend-update.de Jeder hat mal einen Tag, an dem er das eigene Unternehmen verflucht. Heute dürfen Sie diesen Gedanken einmal genüsslich weiterspinnen – natürlich nur zum Nutzen Ihres Unternehmens: Stellen Sie sich vor, Sie wären zu einem Ihrer größten Konkurrenten abgewandert. Nun haben Sie die Chance, Ihrer alten (also derzeitigen) Firma „eins auszuwischen“. Denn ab sofort sind Sie dafür verantwortlich, eine Angriffsstrategie zu entwickeln, die der „alten“ Firma viele Marktanteile abnimmt. Schwächen des „alten“ Unternehmens 1. 2. 3. 48 TREND UPDATE 02 2014 Stärken des „neuen“ Unternehmens 1. 2. 3. 4. 5. Hatten Sie Erfolg? Konnten Sie Marktanteile gewinnen? Attacke 1: PRODUKTE Attacke 3: MARKETING Welche Marketingstrategie würde besonders verheerend wirken? Welche Innovationen wären möglich? Welche neuen Qualitäten/Qualifikationen können Sie einsetzen? Wen könnten Sie womit abwerben? Attacke 2: KUNDEN Attacke 5: UNTERNEHMENSSTRATEGIE Welche Neukunden können Sie gewinnen? ! Next Steps... Attacke 4: PERSONEN Definieren Sie neue Geschäftsfelder! Die Herausforderung Die Megatrends „New Work“ und „Globalisierung“ stehen bei der „Gotcha!“-Methode im Fokus. Zahlreiche ehemalige Schwellenländer sind zu Wirtschaftsgiganten geworden und die Machtverschiebungen in Richtung Asien und die enorme Mobilität von Mitarbeitern und Waren bereiten den Weg in eine Globalkultur. Firmen werden so immer stärker zu Flexibilität, permanenter Innovation gedrängt. Gleichzeitig befindet sich unsere Gesellschaft im Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft, somit rücken die Service-, Informations- und Kreativarbeiter ins Zentrum des Wirtschaftens. Die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen immer mehr. Als kreative Arbeiter werden wir zunehmend selbstständig – auch wenn wir fest angestellt sind – und binden uns immer kurzfristiger an Arbeitgeber. Die Motivation der eigenen Mitarbeiter ist im Zuge dieser Entwicklungen die entscheidende Grundlage, wenn es darum geht, im globalen Wettbewerb nicht zurückzufallen. Doch genau um diesen Worst-Case soll es nun gehen: Wir wollen Sie in die Lage versetzen, dem eigenen Unternehmen zu schaden – um natürlich am Ende Ihrem Unternehmen zu nutzen. Mein „neues“ Unternehmen: Nun geht es darum, in die Offensive zu gehen. Wie können Sie die Stärken der „neuen“ Firma nutzen, um Ihrer „alten“ Firma maximale Marktanteile abzunehmen? Zielen Sie dabei besonders auf die Schwächen ab! Es geht darum, eine radikal bessere Strategie zu entwickeln als Ihre alte Firma. Überlegen Sie hierzu, auf welche Stärken Ihres neuen Arbeitgebers Sie besonders setzen sollten, und notieren Sie diese 5 Stärken. 5. Definieren Sie die Ziele Ihrer Angriffe. So könnte die erste Attacke z.B. auf die Produkte abzielen, gefolgt von einer Attacke auf die Kunden, das Marketing, den Personalbereich und die Unternehmensstrategie. Dann kehren Sie jetzt wieder zurück zu Ihrem Unternehmen. Fragen Sie sich: Wie könnten Sie die gefährlichsten Angriffsstrategien abwehren? Welche proaktiven Maßnahmen könnten Sie vor einem solchen – immer möglichen – Angriff schützen? Überlegen Sie: 4. 3 Starten Sie den Angriff: ? 2 Mehr zu Methoden und Workshops finden Sie unter: www.zukunftsinstitut.de Nutzen Sie das Potenzial dieser Methode und teilen Sie diese mit Ihren Arbeitskolle gen. Laden Sie sich dafür das Worksheet zur Methode unter folgendem Link herunter: futureworks.eu/workzine/gotcha GUTE STIMMUNG 87 % der deutschen Fach- und Führungskräfte motiviert ein kollegiales, angenehmes Arbeitsumfeld INDEX DIE 11 MEGATRENDS Step 1 Stellen Sie sich dafür vor, Sie wären zu einem Ihrer größten, global operierenden Konkurrenten abgewandert, um dort eine Angriffsstrategie zu entwickeln, die der „alten“ Firma viele Markt anteile abnimmt. Überlegen Sie aus dieser Perspektive: Welche Schwächen hat Ihr „altes“ Unternehmen? Listen Sie die fünf Unterneh mensbereiche, bei denen Sie denken, dass Ihre „alte“ Firma objektiv unterlegen sein könnte. Step 2 Nun geht es darum, in die Offensive zu gehen. Wie können Sie die Stärken der „neuen“ Firma nutzen, um Ihrer „alten“ Firma maximale Marktanteile abzunehmen? Zielen Sie dabei besonders auf die Schwächen ab! Es gilt eine radikal bessere Strategie zu entwickeln als Ihre alte Firma. Überlegen Sie hierzu, auf welche Stärken Ihres neuen Arbeitgebers Sie besonders setzen sollten und notieren Sie diese fünf Stärken. Step 3 Definieren Sie die Ziele Ihrer Angriffe. So könnte die erste Attacke z. B. auf die Produkte abzielen, gefolgt von einer Attacke auf die Kunden, das Marketing, den Personalbereich und die Unternehmensstrategie. Das Zukunftsinstitut arbeitet mit 11 Megatrends. Sie haben weitreichende Wirkung auf alle gesell schaftlichen Bereiche. Zur besseren Verortung binden wir alle Phänomene in unserem Heft an die dahinterliegenden Megatrends an – diesen Bezug finden Sie im unten stehenden Index. Mehr über Megatrends und ihre Wirkungen finden Sie unter: www.trend-update.de/inforama/megatrend-map Individualisierung Der Einzelne wird zum Maßstab von Gesellschaft, Politik und Ökonomie Seite 7, 8, 13, 14, 16, 38 Female Shift Veränderte weibliche Rollenbilder krempeln die Gesellschaften um Seite 30, 38, 45 Silver Society Alterung, demografischer Wandel und der Abschied vom Jugendkult Seite 30, 38 Neues Lernen Bildung wird zur zentralen Ressource der kommenden Generationen Seite 6, 46 New Work Der tiefgreifende Wandel der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert Seite 4, 8 Methodenhistorie Bei der vorgestellten Methode „Gotcha!“ handelt es sich um eine Weiterentwicklung von „Business Wargaming“. Wir haben das Prinzip des Eindenkens in die Konkurrenz übernommen, aber als konkrete Herausforderung die Auswirkungen der Megatrends „Globalisierung“ und „New Work“ hinzugefügt. Was können Sie in diesem Zusammenhang schon heute von der globalen Konkurrenz lernen und wie können Sie den neuen Ansprüchen Ihrer jetzigen und zukünftigen Mitarbeiter genügen? Mehr lesen: Mit Business Wargaming am Markt bestehen. Strategische Kriegsführung für Manager. Ben Gilad, Markus Götz Junginger, Redline Verlag, 2010 Gesundheit Von der Genesung zum aktiven Management der Lebensenergie Seite 38 Neo-Ökologie Das neue Paradigma im Umgang mit Ressourcen, Rohstoffen, Materialien Seite 12, 15, 18, 23, 30, 32, 45 Konnektivität Digitalisierung als maßgeblicher Treiber der techni schen Entwicklung Seite 5, 6, 9, 20, 21, 24, 28, 44 Globalisierung Weltweite Zusammenhänge und ihre lokalen Auswirkungen Seite 8, 24 Urbanisierung Weltweit wird die Stadt zum natürlichen Lebensraum des Menschen Seite 5, 6, 7 Mobilität In Bewegung zu sein ist das Lebenselixier moderner Gesellschaften Seite 8, 20, 23, 44, 45 www.trend-update.de 49 fragebogen Kluge Köpfe Wie sieht unsere Zukunft aus? 10 Fragen an prominente Forscher und Denker 1 Welcher Trend wird die Zukunft viel stärker prägen, als wir denken? Wir werden uns viel stärker unserer Rolle als GestalterInnen bewusst werden und mit innovativen Methoden gemeinsam politisch tätig sein. Diesen kulturellen Wandel hin zur „Mitmach-Zukunft 2.0“ bezeichne ich als „Re-Souveränisierung“. 2 Was ist Ihrer Meinung nach ein überschätzter Trend? Überschätzt werden Lösungsansätze, die auf dem End-of-PipeDenken basieren: Probleme erst im Nachhinein in den Griff zu bekommen, statt bei deren Grundlagen zu beginnen. 3 Was wird in unserer Gesellschaft in 20 Jahren anders sein? Wir werden die derzeitigen Paradigmen und Grundannahmen wie etwa das BIP-zentrierte Wirtschaftswachstum hinterfragen, indem wir grundlegende Ansätze wie Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität in den Blick nehmen. 4 In welcher Form beeinflussen Trends Ihre Arbeit? Trends können beim Erkennen von Strömungen eine wichtige Rolle spielen. Wie wollen wir als Gesellschaft sein? Wie gelingt ein gutes und zukunftsfähiges Leben für alle? Dr. Rita Trattnigg ist eine österreichische Politikwissenschaftlerin und Expertin für Zukunftsfähigkeit. Aktuelle Publikation: „Zukunftsfähigkeit ist eine Frage der Kultur“, Oekom Verlag, München 2013. www.kultureller-wandel.at 5 Wann hat Sie ein Trend zum letzten Mal so richtig überrascht? Überrascht hat mich, wie schnell bei jungen Menschen das Handy dem Auto den Status-Rang abgelaufen hat. 6 Welche Prognose der vergangenen Jahre lag am meisten daneben? Sämtliche Prognosen und Argumentationen, die von sogenannten Alternativlosigkeiten ausgehen. 7 Wer ist Ihr Lieblingsdenker zum Thema Zukunft? Heinz von Foerster und seine „Teil-der-Welt-Haltung“. 8 Welche Innovation wünschen Sie sich? Ich wünsche mir, dass soziale Innovationen ebensolche Wertschätzung erfahren wie technologische Innovationen. Es gilt, das Potenzial der gegenseitigen „Ergänzung“ zu erkennen. 10 Was gibt Ihnen Anlass zur Hoffnung? Hoffnung geben die unzähligen aufkeimenden Pionier-Projekte, wo Menschen versuchen, mit Zukunftsherausforderungen selbstorganisiert umgehen. Außerdem die Rückmeldungen aus meiner Erfahrung mit partizipativen Zukunftsgestaltungsprozessen wie: „Wir waren uns gar nicht bewusst, welches Lösungspotenzial in uns schlummert.“ 50 TREND UPDATE 02 2014 Foto: Thomas Haderlapp 9 Was treibt Sie zur Verzweiflung? Verzweiflung treibt mich zur Verzweiflung, weil sie das Denken in Alternativen lähmt. 0 % Soja Entdecken Sie unsere pflanzliche Vielfalt! Leicht geröstete, mediterrane Mandeln, knackige Haselnüsse, bester Qualitätsreis und wertvoller Hafer bilden die Basis unserer neuen köstlichen sojafreien Drinks. Vermischt mit frischem Quellwasser bieten sie ein ganz besonderes Geschmackserlebnis. Reis Original Haselnuss Original Mandel Original Mandel Ungesüßt Hafer Original Leicht-süßlicher Genuss Fein-nussiger Genuss Fein-sanfter Genuss Purer Genuss Mild-getreidiger Genuss Ohne Zuckerzusatz – enthält von Natur aus Zucker Fettarm Gute Vitamin-B12-Quelle Gute Vitamin-E-Quelle Arm an gesättigten Fettsäuren Frei von gesättigten Fettsäuren www.alpro.com • www.facebook.com /Alpro Kalorienarm: nur 13 kcal pro 100 ml Frei von gesättigten Fettsäuren Reich an Ballaststoffen Ohne Zuckerzusatz – enthält von Natur aus Zucker Younes Allaki Projektmanager vernetztes Auto Bonn wir investieren fÜr sie in das netz der zukunft Immer mehr Fahrzeuge werden von uns mit WLAN ausgestattet. So können Fahrer wie Mitreisende auch im Auto jederzeit alle Möglichkeiten des Internets nutzen. Mehr über das vernetzte Auto erfahren Sie unter www.telekom.com/netz-der-zukunft