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Im Oktober 2012 beging die Zeitschrift WeltTrends ihren 20. Jahrestag. Die vorliegende Broschüre hält in Wort und Bild den Moment des Festaktes fest. Zugleich wird in den Beiträgen von Gründern und Redakteuren über diesen Tag hinaus geblickt, sowohl in die Geschichte als auch in die Zukunft. In dem Bewusstsein einer erfolgreichen Bilanz stellt sich die Zeitschrift auch den Herausforderungen im 3. Jahrzehnt ihres Bestehens. ISBN 978-3-941-880-49-8 www.welttrends.de „Den Geist der Epoche bezeugen …“ 20 Jahre WeltTrends – Zeitschrift für internationale Politik Herausgegeben von Raimund Krämer und Lutz Kleinwächter Raimund Krämer / Lutz Kleinwächter (Hrsg.) „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Raimund Krämer / Lutz Kleinwächter (Hrsg.) „Den Geist der Epoche bezeugen…“ 20 Jahre WeltTrends – Zeitschrift für internationale Politik Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar. WeltTrends, Potsdam 2012 www.welttrends.de WeltTrends c/o Universität Potsdam August-Bebel-Straße 89 D-14482 Potsdam Tel. +49 (0) 331 977 -4540, Fax -4696 E-Mail: verlag@welttrends.de Raimund Krämer / Lutz Kleinwächter (Hrsg.): „Den Geist der Epoche bezeugen …“ 20 Jahre WeltTrends – Zeitschrift für internationale Politik Produktionsleitung: Tim Haberstroh Satz: Tim Haberstroh Druck: solid earth, Berlin Das Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. © WeltTrends, Potsdam 2012 ISBN 978-3-941-880-49-8 Preis: 6,50 Euro bestellung@welttrends.de www.welttrends.de Inhalt Vorbemerkungen7 WeltTrends 20 – Der Festakt Begrüßungsworte von Raimund Krämer 11 Begrüßungsworte von Andrzej Sakson 15 Stolz zurückschauen und einen Blick in die Zukunft wagen Festvortrag von Claus Montag 18 WeltTrends – Das Projekt Ein deutsch-polnisches Erfolgsprojekt von Jochen Franzke 31 Ein alternatives Diskursprojekt von Erhard Crome 34 Ein Projekt der etwas anderen Art von Lutz Kleinwächter 39 WeltTrends – Festgaben Gottes Zahl toppen! von Azadeh Zamirirad 49 Wer hätte das damals gedacht? von Heike Winter-Hamerla 50 20 versus 13 von Heike Imhof-Rudolph 52 WeltTrends wittert von Christoph Sebastian Widdau 54 Von Potsdam aus den Trends der Welt nachspüren von Gerry Woop 55 WeltTrends im Wandel von Kai Kleinwächter 58 Aus dem Archiv Editorial aus Heft 1 (September 1993) 65 Editorial aus Heft 86 (September/Oktober 2012) 68 Vorbemerkungen Am 10. Oktober 2012 fand im Hörsaal 2 der Universität Potsdam (Campus Griebnitzsee) eine Festveranstaltung anlässlich des 20jährigen Bestehens der Zeitschrift WeltTrends statt. Unserer Einladung waren Mitglieder des Vereins WeltTrends, Autoren, langjährige Abonnenten, Politiker, Freunde und Familienangehörige sowie weitere Gäste gefolgt. In seinem Festvortrag schlug Claus Montag, Mitbegründer der Zeitschrift, den Bogen von den Umbrüchen am Ende des 20. Jahrhunderts, in denen auch WeltTrends entstanden war, zu den aktuellen Problemlagen in der internationalen Politik, denen sich die Zeitschrift weiterhin stellen wird. Der Vortrag des Doyen der Redaktion war uns unmittelbarer Anlass für diese Publikation. Hinzu kamen die kurzen Ansprachen zu Beginn und zum Abschluss des Festaktes, der mit der Enthüllung des „neuen WT-Globus“ endete. Darüber hinaus sollte die kleine Publikation genutzt werden, um Raum für Erinnerungen zu schaffen. Beim konkreten Ausfüllen dieses Raumes durch „Gründungsväter“ bemerkten wir die bereits bei uns entstandenen Lücken. Zugleich waren die nächsten Generationen eingeladen, ihre Sichten auf die Zeitschrift generell und dieses Jubiläum speziell zu formulieren. Dem wurden zwei Editoriale beigefügt: das „Gründungsdokument“ vom September 1993 und das „Jubiläumseditorial“, mit denen noch einmal der Bogen vom Beginn zum Heute gespannt wird. Dem Reden folgte das Feiern. Während des Empfangs wurden nicht nur Trinksprüche (in deutscher und polnischer Sprache) auf die „nächsten 100 Jahre“ der Zeitschrift ausgesprochen, sondern es bot sich auch die Gelegenheit, im Gespräch mit den Gästen Erinnerungen auszutauschen oder Termine für neue Projekte zu vereinbaren. An dieser Stelle möchte ich jenen danken, die zum Erfolg des Festaktes beitrugen: Karin Baumann, Stefan Gebauer und Peter Rau für die exzellente Organisation; Tim Haberstroh und Kathrin 8 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Windhorst für die punktgenaue Herstellung der PR-Materialien; Daniel Klaucke, der die Fotos schoss, und nochmals Tim Haberstroh für die sich anschließende zügige Produktion dieser Publikation. Entstanden ist, so die Hoffnung der Herausgeber, eine Broschüre, die in Wort und Zahl (und auch Bild) den Moment des Festaktes festhält sowie zugleich über diesen Tag hinaus den Blick für das Geschaffene öffnet und damit das Selbstbewusstsein, sich künftigen Herausforderungen zu stellen, stärkt. Raimund Krämer Potsdam, im November 2012 WeltTrends 20 – Der Festakt Begrüßungsworte von Prof. Dr. Raimund Krämer, Mitbegründer und Chefredakteur der Zeitschrift Sehr geehrte Frau Ministerin Tack, Sehr geehrte Damen und Herren, liebe WeltTrends-Freunde, ich darf Sie im Namen des Vorstandes des WeltTrends-Vereins und der Redaktion der Zeitschrift WeltTrends sehr herzlich zu diesem Festakt anlässlich des 20. Jahrestages der Zeitschrift WeltTrends hier an der Universität Potsdam begrüßen. Die Zeit rast dahin, tempus fugit sagten die alten Römer, und in vielen Sprachen, zumindest in den wenigen, deren ich mächtig bin, gibt es dieses Wort, und jeder hier über 30 weiß, wovon ich rede. Deshalb bedürfen wir von Zeit zu Zeit eines Haltepunktes, ob auf der Spitze eines Berges oder der Mitte eines Sees, von dem aus wir zurück- und auch ein wenig nach vorn blicken können. Jubiläen gehören auch zu diesen Momenten des Innehaltens, des nostalgischen Erinnerns und melancholischen Bedauerns, des SichStolz-an-die-Brust-Klopfens und des Kraft-Schöpfens, letztlich um sich zu bedenken und sich so seiner in der Schwebe des Lebens zu 12 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ vergewissern. Dabei können auch wir Menschen der Moderne, oder gar Post-Moderne, die wir uns so rational dünken, uns nicht der Magie der Zahlen entziehen, ja, wir suchen sie, um Halt zu finden, denn sie sind die ursprüngliche Substanz des Universums, so im Hinduismus. Die „runden Geburtstage“ werden besonders auffällig gefeiert, wobei offen ist, was hier rund ist: die 1, das Beginnende, die 2, die Wechsel und Polarität bedeutet, die 3 in ihren Variationen, sie steht für das Vollkommene, die 7 als Zahl der Totalität … und auch die 10, die Dekade, die als Zahl für Kosmos und Schöpfung steht, und dies in vielen Kulturen, ob in der chinesischen, der christlichen, der hinduistischen oder der jüdischen. Nachdem wir im September 1993 das erste Heft herausgebracht hatten, suchten wir alle Kräfte zusammen, um auch ein zweites zu produzieren, ein sehr innovatives, wie ich noch heute meine: Chaos Europa! Beim 3., aber auch beim 7. Heft waren wir zwar schon guter Dinge, aber zum Jubilieren war uns doch noch nicht zumute. Aber nach 9 Jahren mit 33 Heften – Sie spüren die geballte Zahlenmagie?! – drängte sich der Gedanke geradezu zwanghaft auf, die erste Dekade mit einem annus jubilaeus, einem Jubeljahr, also einem Jubiläum, zu beschließen. Nach dem dies allgemein bejaht wurde, diskutierten und stritten wir über die Zählweise und entschieden mit einem Basta, dass 2002 das 10. Jahr der Zeitschrift sein soll. (Das war noch vor dem Basta Gerhard Schröders!) In dieser Logik wurde das Jahr 2012 – trotz mancher Kritik an der Zählweise – zum 20. Jahrestag erklärt, ein Jubiläum, das wir in diesen drei (tollen?) Tagen begehen: mit dem heutigen Festakt und der außenpolitischen Fachkonferenz, diese in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, morgen und übermorgen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Begrüßung soll und wird nicht zum Grundsatzreferat ausarten, zumal wir mit Claus Montag einen exzellenten Festredner gewinnen konnten, auf dessen Vortrag ich – und sicher auch Sie – sich freuen. Jedoch gestatten Sie mir als Chefredakteur ein paar Worte zur Zeitschrift; konkret geht WeltTrends 20 – Der Festakt Unter den Gästen: Ministerin Anita Tack, Dr. Wolfram Adolphi, Dr. Detlef Nakath es mir um das Spannungsfeld von Veränderung und Kontinuität, zumal das oben zitierte lateinische Sprichwort ja noch einen 2. Teil hat: Tempus fugit, amor manet – die Zeit vergeht, die Liebe bleibt … Ich möchte – natürlich der Trinität verpflichtet – zunächst drei Veränderungen anführen: Verändert hat sich die Zeitschrift von der akademisch orientierten und fußnotenbeschwerten Vierteljahresschrift zum informativen und (hoffentlich) leserfreundlichen außenpolitischen Journal, das nun alle zwei Monate (pünktlich) erscheint. Verändert hat sich der bildungspolitisch orientierte Verein in Richtung Verlag, dessen Flaggschiff die Zeitschrift ist und bleibt. Aber eine Flotte besteht aus mehr, aus Transportern, Hilfsschiffen, Kreuzern, Minenräumer, U-Booten … und so hat WeltTrends mittlerweile sechs Reihen und eine weitere Zeitschrift, die Berliner Debatte Initial, im Programm … wobei ich hier keine Zuordnung der Reihen zu den verschiedenen Schiffstypen vornehmen werde. Verändert hat sich die personelle Zusammensetzung; Aus acht Gründern, alle männlich und mittlerweile 20 Jahre älter und weißer, wurden gut zwei Dutzend Mitarbeiter, von Redakteuren über Büroleiter und Lektorin bis Fotograf, von Setzerin über Produktionsleiter und Pressesprecher bis zu den Machern der (neuen) Homepage, dem Verlinker im Internet und der Versenderin all un- 13 14 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ serer Produkte, die dabei schon von ihrer siebenjährigen Enkelin unterstützt wird (nachmittags und in den Ferien). WeltTrends ist weiblicher und jünger geworden, und es besteht die reale Chance, dass das Projekt über die Gründergeneration hinaus bestehen wird … zumindest arbeiten wir daran hart. Und was ist geblieben? Was hat sich im Fluss der Veränderungen gehalten? - Die Herausforderung im Sinne Walter Benjamins mit unserer Zeitschrift die Epoche, vor allem deren internationale Dimensionen, zu bezeugen, und dies alle zwei Monate auf 144 Seiten in fehlerfreier Sprache und ansehnlicher Gestaltung. - Die Hoffnung, dass deutsche und internationale Autoren weiterhin die Zeitschrift als eine Plattform für ihre Debatten ansehen und sich das Interesse der Leserschaft an der Zeitschrift fortsetzt, was sich nicht nur, aber auch in stetig steigenden Verkaufszahlen widerspiegeln möge. - Die Gewissheit, dafür personell, mit außerordentlich engagierten Mitarbeitern, und auch materiell gut aufgestellt zu sein, und damit auch im 3. Jahrzehnt selbstbewusst in die wissenschaftlichen und politischen Arenen hierzulande zu springen, wenn man uns zuruft: Hic rhodus, hic salta! Zum Schluss breche ich doch noch mit der Santa Trinidad und führe eine weitere, eine vierte Kontinuität an, die war, ist und bleibt: das enge Verhältnis zu Polen, zu unseren polnischen Freunden aus Posen. WeltTrends ist ein originäres deutsch-polnisches Produkt. Lieber Andrzej, lieber Bogdan, wir freuen uns, dass Ihr nun seit 20 Jahren dabei seid, Ihr wart bei den ersten Überlegungen dabei, habt allen Unkenrufen zum Trotz mitbegründet, standet in den ersten Jahren, bei rauer See hierzulande, uns stets zu Seite. So konnten wir auch Kurs halten und Amerika erreichen. Einen Wandel gab es auch hier: Aus Kollegen wurden Freunde! Serdecznie dziekujie! Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, ich freue mich, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind und übergebe nun das Wort an den Mitbegründer der Zeitschrift, meinen Kollegen und Freund Andrzej Sakson – Danke! Begrüßungsworte von Prof. Dr. Andrzej Sakson, Mitbegründer und Redakteur der Zeitschrift Liebe Freunde der Zeitschrift WeltTrends, Im Jahr 1975 lebte ich als Student in Amsterdam. Ich wohnte unter einem Dach zusammen mit einem Geigen- und Gitarrenbauer. Er war ein Doktor der Philosophie und dazu auch noch Astrologe. Eines Tages fragte er mich, ob er mir mein Horoskop anfertigen solle. Ich habe (natürlich) zugestimmt. Er versicherte mir, es sei eine ganz seriöse Sache und stellte mir verschiedene Fragen, u. a. nach Geburtsdatum, Geburtsort, ja selbst nach der Geburtsstunde. Er kam zu dem Ergebnis: Du bist in einer glücklichen Sternenkonstellation geboren. Heute kann ich sagen: Er hatte Recht! Das bestätigte sich nicht nur, aber auch darin, dass ich am 1. Mai 1992 Jochen Franzke traf. Es war im Europa-Haus am Bethaniendamm im tiefsten Berlin-Kreuzberg (SO-36). Eine wissenschaftliche Konferenz unter dem Titel „Eine steckengebliebene Revolution? Politische Handlungsfähigkeit, wirtschaftliche Strukturreform und gesellschaftliche Stabilität in Zentral- und Osteuropa“ wurde ver- 16 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ anstaltet. Die Türen des Europa-Hauses waren geschlossen, denn draußen tobte „eine Schlacht“ zwischen Autonomen und der Polizei. In dieser wahrlich europäischen Atmosphäre wurde eine Idee geboren, nämlich die, ein deutsch-polnisches wissenschaftliches Projekt in Form einer Zeitschrift auf die Beine zu stellen. Es hat dann auch einen Namen bekommen: WeltTrends. Nach 20 Jahren muss man konstatieren: Die Zeitschrift WeltTrends ist eine Erfolgsgeschichte. Sie gehört in der Zwischenzeit zu den wichtigsten politikwissenschaftlichen Zeitschriften. Sie ist nicht nur die einzige deutsch-polnische Zeitschrift im Bereich der Politikwissenschaft. Wahr ist auch, dass die Zeitschrift nicht in dieser Form entstanden wäre und bis heute existieren würde, wenn es nicht das enge freundschaftliche Verhältnis zwischen deutschen und polnischen Kolleginnen und Kollegen geben würde. WeltTrends trug von Anfang an zur Versöhnung und Verständigung zwischen Polen und Deutschen bei. Wir wollten ein neues Kapitel aufschlagen und Kontakte zu den Menschen im Interesse eines vereinten Europas herstellen. Inzwischen kann man feststellen, dass die aktuellen Beziehungen zwischen beiden Ländern fast konfliktfrei verlaufen. Sie sind so stabil, dass sie einen Streit oder eine Auseinandersetzung ohne Probleme überstehen. Endlich ist das polnische Verhältnis frei von historischer und hysterischer Neurose. Meiner Einschätzung nach wird der Pawlowsche Reflex zwischen Polen und Deutschen schwächer, sodass die Traumata der einen nicht mehr wie früher sofort auf der anderen Seite der Grenze ein Echo auslösen. Es ist vielleicht etwas langweilig, aber ich deute es eher als ein Zeichen für Normalität, die ja in unserem Verhältnis letztlich nichts Normales ist. Aber natürlich sind Selbstzufriedenheit, Routine und Gleichgültigkeit auch ein Gefahr, die wir nicht unterschätzen sollten. Politiker werden nicht müde zu sagen, dass die deutsch-polnischen Beziehungen niemals besser waren als gegenwärtig. Dies ist wahr. Unsere Redaktionsphilosophie verstehe ich als Distanz zur Aktualität des Tages bei Wahrung der Sensibilität für die Themen un- WeltTrends 20 – Der Festakt serer Zeit. Unser demokratisches Normensystem vereint sowohl christliche Werte, antitotalitäre Haltungen und die Verteidigung der Menschenrechte als auch fundamentale Werte der europäischen Kultur, die auf der Tradition der griechisch-römischen und judaistischen Welt aufgebaut wurden; es geht uns um Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. 20 Jahre nach der Gründung unserer Zeitschrift ist heute deutlich zu spüren, dass die europäischen Nationen erneut vor einer grundsätzlichen Entscheidung stehen. Welchen Weg schlagen sie ein? Rückzug ins Vertraute, womit auch verbunden wäre, (kulturelle) Grenzen deutlicher zu ziehen, wegzuschauen von der Not anderer Völker, eher kurzfristig zu kalkulieren? Oder gibt es doch noch visionäres Denken, das bedeutet, nicht umzukehren, sondern den europäischen Weg weiterzugehen, nach einer besseren Form der Zusammenarbeit von Nationalstaaten zu suchen und somit die europäischen Interessen gemeinsam zu koordinieren und umzusetzen? Die Krise der Eurozone verlangt einen weitsichtigen Blick in die Zukunft Europas: Sollen es die Vereinigten Staaten von Europa werden oder doch nur ein „weicher“ gemeinsamer Markt? Die Debatte dieser Fragen werden wir in unserer Zeitschrift fortführen. Dafür wünsche ich WeltTrends viel Erfolg und rufe „sto lat!“, „hundert Jahre!“. Vielen Dank! Meine Damen und Herren, damit sind die Begrüßungen zu Ende. Ich möchte nun das Wort an Prof. Claus Montag, ebenfalls Mitbegründer der Zeitschrift und ein enger Freund der Polen, übergeben, der den Vortrag zu unserem Festakt halten wird; bitte, Claus! 17 Stolz zurückschauen und einen Blick in die Zukunft wagen Festvortrag von Prof. Dr. Claus Montag, Mitbegründer und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Zeitschrift Sehr geehrte Damen und Herren, liebe WeltTrends-Freunde, In den letzten 20 Jahren waren wir Zeugen großer Weltveränderungen; positiver und auch negativer. Viele Ereignisse sind in unserer Erinnerung verblasst, Konturen von Weltentwicklungen werden in diesem Zeitraum unscharf und bedürfen einer geistigen Klärung und Aufbereitung. Und zugleich wächst in Zeiten großer gesellschaftlicher Wandlungen das Bedürfnis, Vorstellungen von zukünftigen Entwicklungen zu erhalten. Prognostisches Denken ist gefragt. Dem stellte sich WeltTrends. Hier galten unverkennbar die Überlegungen des französischen Historikers Ernest Legouvé, der hinsichtlich zeitgeschichtlicher Prozesse sagte: „Wer die verschlungenen Wege des Lebens kennt, kann von der Zukunft nicht überrascht werden.“ Nach 20 Jahren soll der Anfang nicht vergessen sein. Als wir acht Gründungsmitglieder – das waren Erhard Crome, Jochen Franzke, Bogdan Koszel, Raimund Krämer, Andrzej Sakson, Lutz Schrader, Wolfram Wallraf und Claus Montag – 1993 nach intensiven Debatten und Abwägungen die Zeitschrift WeltTrends aus der Taufe hoben, da war nicht sicher, wie sich solch ein Publikationsprojekt in unsicheren Zeiten umsetzen lässt. Es gehörte Mut dazu und vor allem die Überzeugung, dass die wissenschaftliche Kompetenz, internationale Entwicklungen zu WeltTrends 20 – Der Festakt untersuchen, die im Babelsberger Institut für Internationale Beziehungen entstanden war, auch unter den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen nach 1990 weiterhin zur Analyse der Welt vorhanden ist und gleichberechtigt an den Diskursen beteiligt werden kann. Das betraf sowohl die Initiatoren des Projekts als auch die Autoren jener Zeit, die die Startjahre produktiv mitgestalteten. Zudem kamen die Erfahrungen, die wir zwischen 1991 und 1993 im Politischen Club Potsdam als Diskussionsforum zu Fragen der internationalen Politik gesammelt hatten. Während die linksrheinischen Hochschulreformer die Abwicklung im Wissenschaftsbereich der internationalen Studien rigoros zum Abschluss brachten, zeigte der Politische Club das Gegenstück zu wissenschaftlicher Ausgrenzung: Es konnte ein produktives akademisches Leben mit Experten, Vertretern der Öffentlichkeit und der Diplomatie aus ganz Deutschland entwickelt werden. Die Zusammenarbeit war fair und partnerschaftlich. Beteiligt waren u. a. die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik und die Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung sowie zahlreiche ausländische Wissenschaftler. Die Ergebnisse dieser Tätigkeit des Clubs fanden in den „Potsdamer Blättern“ ihren Niederschlag. Sie waren ein hervorragendes Startkapital für unser Projekt. Zusammen mit unseren polnischen Partnern in Poznań waren 1993 die Überzeugung und der Wille vorhanden, mit einer Zeitschrift eine offene und kritische Debatte zu internationalen Fragen zu ermöglichen, die zugleich pluralistisch gestaltet ist. Damit schloss WeltTrends parteipolitische Einseitigkeit und Bindung aus und bot vielen Autoren mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen eine Plattform zum Meinungsaustausch. Blickt man auf die Liste der Autoren in den zurückliegenden 20 Jahren, so kann man auch unter diesem Aspekt von einem Welttrend sprechen. Aus allen Teilen der Welt kamen die Autorinnen und Autoren und zeigen damit ihr persönliches Interesse am Geist und an den Buchstaben dieser Zeitschrift. WeltTrends war von Beginn an darauf ausgerichtet, die Vielfalt der internationalen Entwicklungen und ihre oft schwer durchschaubaren Hintergründe dem Leser nahezubringen, also kein Fachjournal für eng begrenzte theoretische Betrachtungen einer Wissenschaftsdisziplin zu sein. Die Orientierung auf das Sichtbarmachen von Trends 19 20 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ im internationalen Leben sollte immer zwei Aspekte miteinander verzahnen: Eindringen in die Realitäten internationaler Politik mit wissenschaftlicher Kompetenz und die Schaffung von Vorstellungen über die Perspektiven einer Problemsituation. Prognosen waren und sind gefragt, auch wenn das reale Leben öfter als gewünscht zu geistigen Kurskorrekturen zwingt. WeltTrends wirkt heute in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem das Verhältnis von Wissenschaft und Politik, insbesondere zu internationalen Fragen, nicht sehr hoch entwickelt ist. Manche Einrichtungen in unserer Gesellschaft sind auf diesem Gebiet oft beratungsresistent. Welche Rolle kann bzw. soll WeltTrends in diesem verbesserungsbedürftigen Verhältnis von Wissenschaft und Politik spielen? Unsere Zeitschrift ist ein Wissens- und Ideenpool, gespeist von nationalen und internationalen Experten, der die öffentliche Meinung und die Öffentlichkeit zu Vorgängen im internationalen Leben zu beeinflussen in der Lage ist. Und eine informierte Öffentlichkeit ist ein Faktor, den außenpolitische Entscheidungsträger nicht übersehen (können). Nicht nur durch die analytischen Beiträge, sondern auch durch Forumdebatten und Interviews zu brisanten Themen und mit Vertretern verschiedener politischer Richtungen aus dem parlamentarischen Leben hat WeltTrends die öffentliche Meinung hierzulande in internationalen Fragen angesprochen; ja ich möchte sogar sagen: in einem gewissem Maße auch mitgeprägt. Wer tiefere Einblicke in die äußerst widersprüchlichen internationalen Prozesse der zurückliegenden 20 Jahre gewinnen will, dem bieten die 87 Ausgaben von WeltTrends mit den unterschiedlichen Themen, einzelnen Analysen und Debatten hervorragende Denkanstöße. Die erste Ausgabe von WeltTrends im Jahre 1993 hatte als Thema die „Neue Weltordnung“. Das war ein wahrlich gewichtiger Einstieg in die laufenden Debatten über die Frage, ob die Bipolarität des Kalten Krieges von demokratisch geprägten Weltstrukturen oder von einer „Pax Americana“ abgelöst wird. Nach 20 Jahren steht diese Thematik wieder, oder sollte ich sagen immer noch, auf der politischen Tagesordnung und damit auch auf der unserer Zeitschrift. Zieht man die gefährlichen globalen Krisen der Gegenwart in Betracht, so kann man nicht darüber hinwegsehen, dass zwei WeltTrends 20 – Der Festakt Jahrzehnte nach dem Ende des Kalten Krieges verstrichen sind, die für die Gestaltung einer wahrhaft neuen Weltordnung nicht oder nur ansatzweise genutzt wurden. Es sind vor allem zwei große gesellschaftliche Phänomene, die, wie der britische Historiker Paul Kennedy in einem Essay feststellte, im Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert die internationalen Prozesse prägten und auch in den vielen Beiträgen in WeltTrends reflektiert werden. Erstens sind es die in sehr kurzer Zeit schnell angewachsenen gesellschaftlichen Wandlungsprozesse – regional und global. Das sind, um nur einige zu nennen, die Auswirkungen der Globalisierung von Wirtschaft und technologischer Entwicklung, die Transformation der Gesellschaften in den ehemals sozialistischen Ländern und die jüngsten Rebellionen in der arabischen Welt, die weltweite Bevölkerungsexplosion und die widersprüchlichen Existenzbedingungen der Völker in den Ländern des Südens, die Zuspitzung der wirtschaftlichen und sozialen Krisensymptome in den Zentren und in der Peripherie des Weltkapitalismus. Die entscheidende Wandlung im weltpolitischen Koordinatensystem ist der Aufstieg neuer Mächte und der Widerstand gegen Hegemonie und alle Formen imperialer Machtpolitik. Die Reaktionen auf zahlreiche dieser Wandlungen haben die Weltgemeinschaft in eine gefährliche Existenzlage gedrängt. Und das führt zum zweiten Phänomen unserer Zeit: die Rückkehr bzw. das Wiedererstarken militärischer Gewalt im internationalen Leben. In WeltTrends wurde die Debatte zu diesem Problem intensiv geführt. Wir diskutierten die zwei völkerrechtswidrigen Interventionskriege der USA im Irak und Afghanistan zur Aufrechterhaltung ihrer globalen Vorherrschaftsinteressen – Kriege, die länger dauerten als das militärische Abenteuer in Vietnam – und die Einbindung der Bündnispartner der NATO in die global ausgerichtete Gewaltpolitik. Zu dem Phänomen militärischer Gewalt gehörten im zurückliegenden Jahrzehnt mehr als 30 Bürgerkriege und Kriege; diese vorrangig in Regionen des Südens und in sogenannten gescheiterten Staaten. Wo die ökonomische Globalisierung durch die Entstaatlichungsprozesse behindert wird, scheuen die großen kapitalistischen Mächte nicht davor zurück, über direkte und indirekte Interventionen ihre wirtschaftlichen Interessen abzusichern: 21 22 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ militärische Gewalt in den Peripheriezonen des westlichen Systems. In WeltTrends wurde sichtbar gemacht, auf welchen Wegen die großen Mächte bestrebt sind, ihren Zugang zu Energieträgern und Rohstoffen abzusichern. So werden bis in unsere Tage politische Regimewechsel in dem Maße unterstützt, wie sie langfristig den Ressourcenhunger befriedigen. Für diese Krisen- und Interventionspolitik vollzieht sich die Umstrukturierung der militärischen Apparate zu hochflexiblen Hightech-Eingreiftruppen, die auch in der EU ein größeres Gewicht erfährt. Von Bedeutung war und ist, dass in WeltTrends eine sehr breite und konstruktive Debatte über die Rolle Deutschlands und der deutschen Außenpolitik im Übergang zum 21. Jahrhundert initiiert und geführt wurde. Hier konnte WeltTrends Autoren aus dem In- und Ausland zur Diskussion ermuntern. Dabei war gewinnbringend, dass Politiker und Parlamentarier an diesen Debatten teilnahmen. Nun ist es kein Geheimnis, dass das WeltTrends-Team keine Schwierigkeiten hat, neue Themen ausfindig zu machen, mit denen unser Journal am Beginn des dritten Jahrzehnts seines Bestehens in den Debatten über internationale Politik wirkungsvoll eingreifen kann. Blicken wir auf die Vielzahl der Trends, die im internationalen Leben wirksam sind, so werden auch in der ersten Phase des 21. Jahrhunderts drei von ihnen eine besondere Aufmerksamkeit verlangen. Da sind zuerst die größer gewordenen globalen Gefährdungen. Obwohl der Globalisierungsschub des zurückliegenden Jahrzehnts auf vielen Gebieten für die menschlichen Existenzbedingungen Fortschritte brachten und neue Chancen eröffneten, ist das globale Gefahrenpotenzial schneller angewachsen. Lassen sie mich einige dieser Gefahren hier kurz skizzieren: - Der Klimawandel und Umweltgefahren wachsen schnell an und stellen eine substanzielle Gefährdung des menschlichen Lebens überhaupt dar. Dem Klimawandel effektiv entgegenzuwirken ist der internationalen Staatengemeinschaft bisher nicht gelungen. In der globalen Klimapolitik herrscht weitgehend Stillstand. - Die Verteilungs- und Armutskrise hat trotz Teilfortschritten in einigen Regionen des Südens neue Dimensionen angenommen. WeltTrends 20 – Der Festakt Weitgesteckte Ziele der UNO konnten nicht realisiert werden. Die Zahl der Hungernden ist heute in einigen Entwicklungsländern größer als vor zehn Jahren. Das politische Desinteresse an dieser humanitären Katastrophe hält leider an. - Die Gefahr der Ausbreitung von Atomwaffen wird größer. Es wächst die Zahl an Staaten, die in der Entwicklung atomarer Fähigkeiten ihre Sicherheit suchen. Neue und gefährliche Krisensituationen entstehen in verschiedenen Weltregionen. Rüstungskontrolle und Abrüstung sind in der Weltpolitik, von einigen Ausnahmen abgesehen, verlorengegangen, ein weltweiter Aufrüstungsprozess ist im Gange, an dem drei Weltpole, die USA, China und Russland, besonders beteiligt sind. - Zugleich stehen wir am Beginn des Zeitalters des „anonymen Krieges“. Die Büchse der Pandora ist geöffnet für einen Krieg autonomer Roboter. Das Wettrüsten für die Drohnentechnologie hat in 50 Ländern begonnen und Rüstungskontrolle wird für diese neuen Technologien wie für den Cyberkrieg in einer Staatenwelt der Multipolarität immer schwieriger. - In der weltweiten Finanzkrise erzeugt das Fehlen einer wirksamen Kontrolle des internationalen Finanzkapitals und der Finanzmärkte eine Aushöhlung demokratischer Gesellschaftsstrukturen und der Volkssouveränität. Politik beugt sich in vielen Ländern dem Interessendruck des Finanzkapitals. 23 24 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ - Verheerende Wirkungen auf das internationale Leben würde eine Zuspitzung des Kulturkampfes zwischen islamistischen Fundamentalisten und den westlich-kapitalistischen Gesellschaften auslösen. Die islamische Welt mit dem größten globalen Armutspotenzial ist für die militanten Fundamentalisten der geeignete Resonanzboden für die Konfliktverschärfung gegenüber dem kapitalistischen Weltsystem und besonders gegenüber dem Hauptfeind der Fundamentalisten, den USA. Noch ist nicht erkennbar, ob Toleranzpolitik als Antwort auf Konfliktverschärfung weltweit in der Lage ist, das anwachsende Gefahrenpotenzial dieser Art zu bannen. Immer stärkere internationale Zustimmung findet darum die Tatsache, dass keine der globalen Gefahren und Herausforderungen durch Konfrontation oder durch militärische Gewalt zu lösen sind. Wenn nicht Chaos und Regellosigkeit in den internationalen Beziehungen um sich greifen sollen, dann ist globale Kooperation auf der Grundlage von Gleichberechtigung und Ebenbürtigkeit der Völker, Staaten und Regionen das Schlüsselproblem des 21. Jahrhunderts. Doch unübersehbar ist, dass diese notwendige Weltkooperation unzulänglich, äußerst fragil und teilweise auf dem Rückzug ist. Da ergibt sich für alle Politikanalysten die Frage, ob Formen von „Global Governance“ unter einer zunehmend multipolar strukturierten Welt eher erreichbar sind als unter den Pressionen aggressiver Vorherrschaftsbestrebungen. Und da sind wir an einem zweiten zentralen Punkt künftiger Diskurse über Weltordnungsperspektiven. Die starken tektonischen Aufbrüche zwischen den Hauptmächten auf wirtschaftlichem, finanz- und währungspolitischem Gebiet forcieren die Konsolidierung von multipolaren Strukturen. Es vollziehen sich Anpassungszwänge an die neuen globalen Machtverschiebungen mit Gewinnen und Verlusten. Aber bis dato hat das internationale System noch kein neues Gleichgewicht gefunden. Die künftige Rolle der neuen ökonomischen Weltmächte ist nicht bestimm- oder erkennbar. Auch kleinere Mächte mit ihren Ressourcen verlangen Einflusserweiterung. Kürzlich wagte das Institut für Sicherheitsstudien der EU in Paris einen Blick in die Zukunft, in die Folgen der neuen Machtreali- WeltTrends 20 – Der Festakt täten. Wenn auch sehr grobmaschig, gehen die Prognosen in folgende Richtung: - Die Welt wird multipolar sein, jedoch zugleich von der Wiederkehr der Großmachtpolitik, d. h. von den Machtrivalitäten zwischen den globalen Polen gekennzeichnet sein. - Globales Regieren über internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen wird bei den neuen globalen Machtstrukturen großen Belastungen ausgesetzt, also immer weniger effektiv sein. - Die Fähigkeit des alten Westens, also der USA und der EU, die internationale Agenda zu prägen und die internationale Politik nachhaltig zu beeinflussen, wird abnehmen, der Widerstand gegenüber dem Westen im Rahmen von Gegenkoalitionen durch eine wachsende Zahl von Akteuren, die sich auf eigene Machtressourcen stützen, wird größer. Das bedeutet auch Abnahme des Interesses an westlich geprägter „Global Governance“. - Kein Staat im multipolaren System wird künftig die Regeln von Weltpolitik und Weltwirtschaft so beeinflussen können, wie die USA dies nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnten. Obwohl die USA heute ressourcen- und einflussmäßig an Grenzen für die Fortsetzung ihrer Weltmachtrolle auf dem bisherigen Niveau stoßen und trotz Strategieanpassung nicht mehr die Kraft aufbringen, die wichtigsten internationalen Akteure zu kontrollieren, werden sie auch unter stärker ausgeprägten multipolaren Tendenzen für einen überblickbaren Zeitraum eine dominierende Kraft im internationalen Staatensystem sein. Das Rivalitätspotenzial zwischen den Machtpolen ist sehr komplexer Natur und es ist noch offen, ob die politische Klasse der USA die Rolle als Primus inter pares akzeptieren wird. Jedenfalls sind die Rufe aus dem konservativen Lager nach der „Wiederherstellung des amerikanischen Jahrhunderts“, also nach Vorherrschaft, kein Hinweis, dass man Gleichberechtigung in einem multipolaren Staatensystem akzeptieren werde. Ein drittes Schlüsselthema wird außenpolitische Analytiker und so auch unser Journal in besonders starkem Maße am Beginn des 21. Jahrhunderts zu beschäftigen haben: Welche Stellung nimmt 25 26 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Europa (das bezieht sich auf die EU) in einem multipolaren Staatensystem ein? Wie kann sich Europa als fünfter Machtpol neben den USA, China, Russland und Japan perspektivisch behaupten? Europa agiert in einer Welt, die in wachsendem Maße von Volkswirtschaften dominiert wird, die erheblich größer sind als selbst die größte europäische. Kein europäisches Land besitzt allein die Kraft, um im Konkurrenzkampf mit starken und aufstrebenden Weltregionen zu bestehen. Das Interesse einflussreicher politischer und wirtschaftlicher Eliten tendiert daher immer stärker in Richtung einer vertieften europäischen Integration, um die Handlungsfähigkeit im globalen Rahmen vergrößern bzw. sichern zu können. Konturen für einen europäischen Bundesstaat oder, wie EU-Kommissionspräsident Barroso es bezeichnete, einer Föderation von Nationalstaaten mit geteilter Souveränität der Mitglieder stehen zur Debatte. Die Auseinandersetzungen über das Pro und Contra einer solchen Entwicklung sind in vollem Gange. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Euro- und Staatsschuldenkrise drängen das Finanzkapital, die Großindustrie und die mächtigsten wirtschaftlichen Interessengruppen auf Lösungswege, die die neoliberalen und sozialfeindlichen Grundstrukturen der EU auch in einem ausgeweiteten supranationalen Machtgebilde wirksam erhalten. Es ist bei den sehr kontrovers geführten Debatten innerhalb und außerhalb Europas nicht sicher, mit welchen realen Konsequenzen der Weg über eine Wirtschafts-, Währungs- und Bankenunion zu einem europäischen Bundesstaat verbunden ist. Für die außenpolitischen Diskurse entstehen schon jetzt vor den Europawahlen von 2014 vielfältige Prognosebedürfnisse. Dazu gehören solche Fragen wie: - Sollen Souveränitätsrechte weiter auf die europäische Ebene verlagert werden und welche nationalen Widerstände sind zu erwarten? - Kann eine vergrößerte und verselbstständigte Exekutivgewalt in Brüssel zu einer weiteren Enteignung des demokratischen Souveräns und zu einer Aushöhlung von Demokratie führen? - Wird es Machtverschiebungen zwischen Kerneuropa und der europäischen Peripherie geben, die zugleich nationalistische Tendenzen stärker werden lassen? WeltTrends 20 – Der Festakt - Welche Bedeutung hat die Herausbildung eines europäischen Bundesstaates für die globalen wirtschaftlichen Konkurrenzpositionen Deutschlands? Unübersehbar ist, dass die politische Klasse die wirtschaftlichen Hegemoniepositionen Deutschlands auf dem Wege der erweiterten Integrationsprozesse politisch Europa-kompatibel machen will. Um die Furcht anderer Europäer vor den Folgen einer deutschen Dominanz nicht größer werden zu lassen, sei der Ausweg, wie in einem Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kürzlich festgestellt wurde, „weiterhin ein in Europa integriertes Deutschland – mit allen Konsequenzen“. Damit hofft man, die Wiederkehr der „deutschen Frage“ im europäischen Staatensystem des 21. Jahrhunderts verhindern zu können. Die EU oder ein möglicherweise größeres europäisches Machtgebilde werden aufgrund historischer Erfahrungen und ihrer inneren Verfasstheit strukturell nicht zu imperialem Handeln ähnlich der USA in der Lage sein. Wenn auch keine Entwicklung zu einer Weltmacht kurzfristig denkbar ist, so werden in der multipolaren Welt der Konkurrenz und Rivalität die geopolitischen Eigeninteressen anwachsen. Das betrifft besonders die Haltung zu den großen Mächten, zu den Lösungswegen bei regionalen Konflikten und zu den Perspektiven für die europäische Sicherheit. Noch können die USA über das NATO-System entscheidende sicherheitspolitische Handlungsebenen auch der EU durch ihre Vormachtposition im transatlantischen Verhältnis beeinflussen. Doch werden die Interessendivergenzen zwischen den USA und den europäischen Bündnispartnern besonders hinsichtlich der globalen Sicherheit größer. Eine größere Eigenständigkeit der EU auf außen- und sicherheitspolitischem Gebiet, die sich nur äußerst langsam und widerspruchsvoll herausbildet, setzt eine Neujustierung der europäisch-amerikanischen Bündnisbeziehungen voraus. „Ohne einen unabhängigen Pfeiler und ein europäisches Widerlager ist“, wie der Kölner Politologe Werner Link einmal feststellte, „eine stabile transatlantischen Brücke undenkbar“. Wie viel Gegenmacht notwendig ist, um zu verhindern, dass die europäischen NATO-Staaten als globalpolitische Hilfstruppe der USA benutzt werden, bleibt für die 27 28 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ nächsten Jahre eine schwer zu beantwortende Frage. Andererseits werden die gemeinsamen Ressourcenvernetzungen auf wirtschaftlichem, technologischem und finanzpolitischem Gebiet zwischen der EU und den USA, die entscheidendes Gewicht in den globalen Entwicklungen haben, keine Verminderung erfahren. Das sind einige der großen Themen des neuen, des 21. Jahrhunderts, die den Diskursen über die internationale Politik eine besondere Dynamik verleihen werden. WeltTrends wird mit seinen vielen Autoren im In- und Ausland an diesen Debatten teilnehmen. Wir haben, nochmal bezugnehmend auf den Gedanken von Ernest Legouvé, in den letzten 20 Jahren viel von den verschlungenen Wegen des Lebens verdeutlichen können. So werden wir auch wenig überrascht die Auseinandersetzungen mit dem Zukünftigen und meist noch Unbekannten im internationalen Leben angehen können. Als national und international anerkanntes außenpolitisches Journal hat WeltTrends nach 20 Jahren die Erfahrungen, die Kompentenz und den Willen, um mit den vielen Freunden, die auch hier versammelt sind, selbstbewusst ins dritte Jahrzehnt unseres Wirkens eintreten zu können. WeltTrends – Das Projekt Ein deutsch-polnisches Erfolgsprojekt von Prof. Dr. Jochen Franzke, Mitbegründer und stellv. Chefredakteur Der Erfolg unserer Zeitschrift WeltTrends hat natürlich viele Väter. Vor allem haben sich einige Strukturentscheidungen der Anfangszeit als goldrichtig erwiesen. Da ist vor allem die strikte Ehrenamtlichkeit der Redakteure, die die Finanzierbarkeit eines solchen publizistischen Projekts sichert. Da ist weiter die Staatsferne, die uns unabhängig von wechselnden politischen Mehrheiten und daraus resultierenden Haushaltsentscheidungen (sprich Kürzungen) macht. Und da ist schließlich der spezifische deutsch-polnische Charakter unseres Projektes. Bereits an der konzeptionellen Erarbeitung der späteren Zeitschrift waren mit Andrzej Sakson und später auch Bogdan Koszel zwei polnische Kollegen beteiligt. Das ursprünglich deutsche Projekt wurde so zu einem deutsch-polnischen, wofür sich neben mir vor allem Erhard Crome stark gemacht hatte. Wir spürten damals – wie später im Editorial des Heftes 1 vom September 1993 vermerkt – dass „neue Diskusnetze“ nötig waren, um die wissenschaftlichen Debatten in Deutschland und Polen besser zu verknüpfen und neuen Ideen aus Mittel- und Osteuropa einen Zugang zu den deutschen und westlichen politikwissenschaftlichen Debatten zu ermöglichen. Dazu hat WeltTrends – bei aller Bescheidenheit – einen außerordentlichen Beitrag geleistet. Es gibt heute in unseren beiden Ländern kein vergleichbares deutschpolnisches politikwissenschaftliches Journal, welches den entsprechenden Diskurs mit Kollegen aus Polen sowie anderen mittel- und osteuropäischen Staaten pflegt wie WeltTrends. Dies ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale und zugleich eines unserer Erfolgsrezepte. 32 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Versuchen wir die Bilanz kurz zu quantifizieren: Organisatorisch wird WeltTrends von Anfang an durch die gemeinsame Herausgeberschaft durch den Verein WeltTrends e. V. und das Westinstitut in Poznań geprägt. Mittlerweile hat sich auch eine enge Kooperation mit der Fakultät für Politische Wissenschaften und Journalismus der Adam Mickiewicz-Universität Poznań entwickelt. Bogdan Koszel und Andrzej Sakson gehörten von Anfang an der Redaktion an. Außerdem wirkten im internationalen Beirat unseres Journals immer polnische Mitglieder mit, aktuell sind es fünf. Auch inhaltlich ist die deutsch-polnische Bilanz beeindruckend: Bislang publizierten 45 polnische Autoren in WeltTrends – mit Artikeln, Rezensionen, Konferenz- und Literaturberichten, Kommentaren und Interviews. Mit 69 Artikeln griffen 38 Autoren aus Polen in unsere Debatten ein, lieferten originale und originelle Sichten von unserem östlichen Nachbarn. Hinzu kamen 27 Rezensionen von 12 Autoren, 18 Konferenzberichte von 16 Autoren, 2 Kommentare, zwei Literaturberichte und ein Interview. Keine andere mit WeltTrends vergleichbare deutsche politikwissenschaftliche Zeitschrift kann eine solche Bilanz aufweisen. Die Beiträge aus Polen haben den wissenschaftlichen Diskurs in unserer Zeitschrift befruchtet, unsere Auseinandersetzung mit dem akademischen Mainstream in Deutschland gestützt und das kritische, links-liberale intellektuelle Profil unserer Zeitschrift mitgeprägt. Verdienstvoll ist auch, dass in WeltTrends sowohl bekannte polnische Wissenschaftler und Außenpolitiker wie Wladyslaw Bartoszewski und Mieczyslaw Tomala zu Worte kamen als auch viele Nachwuchswissenschaftler eine Plattform fanden, die mittlerweile eine wissenschaftliche Karriere gemacht haben, wie Pawel Karolewski. Der bisherige inhaltliche Höhepunkt unserer deutsch-polnischen Kooperation war der Themenschwerpunkt „Polen regiert Europa“ im Heft 78. Dieser hat sowohl in Polen als auch in Deutschland für Aufsehen gesorgt und die entsprechende Debatte bereichert. Wichtig ist auch: Mehr als 165 Beiträge in WeltTrends (darunter 93 Artikel) befassten sich in den vergangenen 20 Jahren unmittelbar mit unserem Nachbarland Polen, mit seiner Außen- und In- WeltTrends – Das Projekt nenpolitik, dem Verhältnis zur EU, mit seiner Geschichte, seiner Wirtschaft und seiner politischen Kultur. Zu diesen Themen schrieben im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Autoren aus Deutschland, Polen, Russland und Litauen. Wer sich heute in Deutschland mit diesen Themen befasst, kommt nicht umhin, bei WeltTrends nachzuschlagen. Damit haben wir einen wichtigen Beitrag geleistet, dieses wichtige Thema dauerhaft in der politikwissenschaftlichen Agenda in Deutschland zu verankern. Dies ist bis heute keine Selbstverständlichkeit. Die Rolle von WeltTrends im deutsch-polnischen politikwissenschaftlichen Netzwerk geht jedoch über die Zeitschrift hinaus. In Kooperation mit dem Westinstitut und der Adam-MickiewiczUniversität haben wir seit 1993 eine Vielzahl von Konferenzen, Workshops und studentischen Diskussionsrunden organisiert. Bisheriger Höhepunkt war die 3. polnisch-deutsche Tagung zum Thema „Die Europäische Union. Wege aus der Krise. Polnische und deutsche Standpunkte“, die im Mai 2012 unter Mitwirkung unserer Zeitschrift in Poznań stattfand. Aus diesen zusätzlichen Aktivitäten ist eine Reihe von Publikationen in den verschiedenen WT-Reihen entstanden. Dazu gehören drei Potsdamer Textbücher, zwei Ausgaben der WT-Thesis und drei WeltTrends-Papiere. Bei diesen Aktivitäten wurden wir vom Büro Warschau der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der BerlinBrandenburgischen Auslandsgesellschaft tatkräftig unterstützt. Natürlich sind nicht alle Träume des Jahres 1993 Realität geworden. Eine polnisch-sprachige WeltTrends-Ausgabe, über die wir anfangs nachgedacht hatten, ist leider nicht zustande gekommen. Dennoch bin ich optimistisch, dass das Engagement der heutigen und künftigen Mitstreiter unseres wissenschaftlichen Projektes und sozialen Netzwerkes anhalten wird. 33 Ein alternatives Diskursprojekt von Dr. habil. Erhard Crome, Mitbegründer und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Zeitschrift Etliche Kolleginnen und Kollegen, die am Institut für Internationale Beziehungen der DDR in Potsdam-Babelsberg und in der Wende-Zeit am Fachbereich Politikwissenschaft der neu gegründeten Hochschule für Recht und Verwaltung Potsdam gearbeitet hatten und dann Ende 1990 von der Abwicklung ostdeutscher Sozial- und Geisteswissenschaft betroffen waren, hatten sich Anfang 1991 dazu verstanden, sich auch außeruniversitär weiterhin mit internationaler Politik zu befassen. Zu diesem Zwecke wurde in einer Gaststätte in Klein-Glienicke, jenseits der Glienicker Lanke, aber mit Blick auf den Park Babelsberg, der Verein „Politischer Club Potsdam e. V.“ (PCP) gegründet. Er sollte sich mit internationaler Politik, der Geschichte der DDRAußenpolitik sowie sozialtheoretischen Fragen befassen und überparteilich orientiert sein. Den Gründungsvorsitz hatten Jochen Franzke als 1. Vorsitzender und ich als 2. Vorsitzender übernommen. Zu den Themen der ersten öffentlichen Veranstaltungen gehörten die deutsche Außenpolitik nach der Vereinigung, der Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende der DDR. Hier hatten wir auch den Versuch gemacht, die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Verhältnisse in der DDR zu thematisieren. Dazu diente insbesondere eine Veranstaltungsreihe zum Thema: „Wirklichkeiten in der DDR“, in der u. a. mitdiskutierten: Peter Ruben, der in den 1980er Jahren mit einem Verbot zu publizieren und öffentlich aufzutreten belegt war, Wolfgang Templin, der zur vormaligen Bürgerrechtsbewegung in der DDR gehört hatte, und Rolf Reißig, der als Mitarbeiter der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED an WeltTrends – Das Projekt der Ausarbeitung des SED-SPD-Papiers „Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit“ 1987 beteiligt war. Ein weiteres wichtiges Thema war der neu aufkommende Nationalismus in Osteuropa und sein Vergleich mit dem Nationalismus in Westeuropa. Die Ergebnisse wurden veröffentlicht, als „graue Literatur“ in Gestalt von Mitteilungen des PCP (die nicht nur für die Mitglieder gedacht waren, sondern auch an Bibliotheken und Institutionen verschickt wurden) und als erstes Buch des PCP zum Thema Nationalismus im Berliner Debatte Wissenschaftsverlag. Die Zeitschrift Berliner Debatte Initial veröffentlichte in jedem Jahrgang Anfang der 1990er Jahre ein Heft zu außenpolitischen Themen, das wesentlich durch Mitglieder des PCP getragen wurde. Nach zwei Jahren hatte sich die Situation in gewissem Maße verändert. Einige Kollegen hatten mittelfristige Anstellungsverträge an der Universität Potsdam und konnten sich auch hauptberuflich weiter mit internationaler Politik beschäftigen, die Publikationen des PCP fanden öffentliches Interesse, blieben als „graue Literatur“ aber von drittrangiger Bedeutung, und die Konsolidierung von Berliner Debatte Initial bot eine existierende verlegerische Plattform, den Versuch einer neuen außenpolitischen Zeitschrift zu wagen. Dies alles gehörte zu dem Rahmen, die Gründung von WeltTrends zu versuchen. Dazu wurden zunächst unterschiedliche Überlegungen angestellt und Sondierungen unternommen. Raimund Krämer und Wolfram Wallraf waren der Meinung, dass angesichts der Zustände der „Berliner Republik“ und der traditionellen Verortung der vorhandenen außenpolitischen Zeitschriften im Linksrheinischen und im außenpolitischen Establishment der alten BRD eine außenpolitische Zeitschrift, die aus dem Berlin-Brandenburgischen kommt, angezeigt wäre. Darüber sprachen sie mit Bernhard Muszynski, einem der westdeutschen Kollegen, die bereits 1990 an die Hochschule für Recht und Verwaltung gekommen waren – und historisch zu früh gekommen waren, weil sie zwar zu den „Pionieren“ der deutschen Vereinigung gehörten, von den neuen Herren aber bei der Verteilung z. B. der neuen ordentlichen Professuren nicht berücksichtigt wurden. Muszynski allerdings riet ab, ein solches Projekt sei am deutschen Zeitschriftenmarkt nicht zu platzieren. 35 36 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Jochen Franzke und ich waren nach den Erfahrungen mit der Herausgabe der PCP-Mitteilungen und des ersten Buches bei Berliner Debatte der Auffassung, dass die eigenen intellektuellen Kapazitäten des Vereins die Grundlage für eine außenpolitische Redaktion bieten könnten. Das wurde von Burkhard von Watzdorf unterstützt, der aktiv im Verein mitarbeitete und das Dokumentationszentrum des IIB zu internationalen Themen geleitet hatte, das wiederum von der Universität Potsdam übernommen worden war, sodass auch Kapazitäten der Sammlung von Informationen zur internationalen Politik weiter zur Verfügung standen. Jochen Franzke und ich befassten uns inhaltlich weiter mit Osteuropa und hatten Andrzej Sakson und Bogdan Koszel vom polnischen Westinstitut in Posen auf verschiedenen Konferenzen getroffen. 1993 verständigten wir uns, gemeinsam zu sondieren, ob die neue Zeitschrift als deutsch-polnisches Projekt realisiert werden kann. Parallel dazu hatte ich den Auftrag zu prüfen, ob die Herausgabe der Zeitschrift unter dem Dach des Berliner Debatte Wissenschaftsverlages möglich ist. Berliner Debatte Initial war gerade das Beispiel, dass es durchaus möglich war, eine neue, vom Osten her gemachte Zeitschrift am deutschen Markt zu etablieren. Jochen Franzke übernahm es, mit der ebenfalls noch im Aufbau befindlichen Landeszentrale für politische Bildung, die von Hans Misselwitz geleitet wurde, zu besprechen, Hefte der Zeitschrift in ihre Liste der im Land Brandenburg zu verbreitenden Publikationen aufzunehmen. Der Ankauf der ersten Nummern von WeltTrends durch die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung bot die Möglichkeit, die Herstellungskosten der Gesamtauflage zu decken, ohne Berliner Debatte in seinen ebenfalls prekären finanziellen Möglichkeiten überzustrapazieren. In diesem Sinne war Hans Misselwitz, wenn nicht ein Gründungsvater, so doch ein „Gründungspate“ von WeltTrends. Dann wurde innerhalb weniger Wochen alles zusammengebunden. Berliner Debatte übernahm die Verlagstätigkeit, die Landeszentrale realisierte die Übernahme von Heften. Als Kern der Redaktion agierten deutscherseits zunächst Jochen Franzke, Raimund Krämer, Claus Montag, Lutz Schrader und Wolfram Wallraf. Die Gespräche, wie denn das alles praktisch zu bewerkstelligen sei, fanden am Tisch bei Burkhard von Watzdorf statt, ich war für die verlegerische Seite verantwortlich (und wollte nicht Redakteur sein, weil ich bereits Re- WeltTrends – Das Projekt daktionsmitglied von Berliner Debatte Initial war). Parallel dazu wurden die Verabredungen mit der polnischen Seite getroffen: Bogdan Koszel und Andrzej Sakson wurden Redakteure von polnischer Seite und die Direktorin des West-Instituts, Anna Wolff-Poweska, schrieb für das erste Heft einen Originalbeitrag. Die gegenseitigen Verabredungen wurden in vertragliche Verpflichtungen zwischen dem PCP, dem West-Institut und Berliner Debatte umgesetzt. Alle Redakteure bzw. Beteiligten bemühten sich um den Inhalt des ersten Heftes. Lange Zeit wurde über den Titel der Zeitschrift debattiert, bis schließlich klar wurde: „WeltTrends“ – omen est nomen – ist unschlagbar. Teil des Konzepts war, dass jedes Heft einen inhaltlichen Schwerpunkt haben und eine ISBN für den Buchhandel erhalten sollte. Institutioneller Herausgeber – neben dem West-Institut – war der PCP, Verantwortlicher Redakteur demzufolge Jochen Franzke als Vereinsvorsitzender. Das erste Heft befasste sich im Schwerpunkt kritisch mit dem Thema: „Neue Weltordnung“, was ein Slogan war, den USA-Präsident George Bush (sen.) in die Welt gesetzt hatte, um die Weltpolitik gemäß US-Interessen neu zu ordnen. Autoren kamen aus den USA, Japan und Finnland, aus Deutschland Reinhard Meyers. Damit war bereits mit dem Schwerpunkt klar gemacht, dass WeltTrends eine Weltsicht und keine enge „Ost-Sicht“ haben sollte, und auch deutsche Autoren der „etablierten“ Zunft gewollt waren. Dieter Segert, damals Professor an der Berliner Humboldt-Universität, steuerte einen Text zum politikwissenschaftlichen Vergleich zwischen den politischen Parteien in Polen und Ostdeutschland bei, Bogdan Koszel einen Beitrag zur deutschen Außenpolitik und Claus Montag eine Analyse zur Außenpolitik der Clinton-Administration (die damals noch neu war). Raimund Krämer und ich lieferten einen analytischen Rückblick auf die Außenpolitik der DDR. Das, so meinten wir, war WeltTrends seinen Lesern schuldig und sollte zudem signalisieren, dass die Bearbeitung dieses Feldes Gegenstand der Debatten in der Zeitschrift sein sollte. Den Entwurf für das Editorial des ersten Heftes, das die Redaktion insgesamt lange diskutierte und als Kollektivum verantwortete, schrieb Raimund Krämer. Der schöne Eingangssatz, der später immer wieder zitiert wurde, lautete: „Krisenzeiten sind Gründerzeiten.“ Er 37 38 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ bezog sich nicht nur darauf, dass damals gerade wieder Krisenzeiten anbrachen, darunter die erste Vereinigungskrise des neuen Deutschlands, und die Keynes’sche Faustregel gelten sollte, antizyklisch zu agieren, sondern auch auf den zitierten Einwand, dass es ohnehin nicht auf Dauer funktionieren würde mit einer neuen, einer solchen Zeitschrift. Der Satz war – von heute aus, ehrlich betrachtet – aber auch „Pfeifen im Walde“. Wir waren fest entschlossen, das hinzukriegen, hatten aber keine Sicherheit, dass es klappt. Auch der Satz im Selbstverständnis: „Es geht uns nicht um ein vordergründig politisches Journal mit engen Parteipräferenzen, sondern um ein wissenschaftliches, das der intellektuellen, d. h. kritischen Debatte verpflichtet ist“, wurde mit dem Nachsatz versehen: „Damit gehen wir bewusst das Risiko ein, möglicherweise den Kreis unserer Leser einzuengen und damit unsere bescheidene finanzielle Basis weiter zu schmälern.“ Das war sehr selbstbewusst gesagt und gemeint; wir wussten aus den Erfahrungen mit dem PCP, dass die Diskursstrukturen im öffentlichen Raum viel stärker parteipolitisch vermachtet waren, als man den Ossis im Wonnefrühling 1990 vorgegaukelt hatte, und wir wussten auch von Berliner Debatte Initial bereits seit Gründung, dass es immer wieder die perfide Frage geben werde, ob wir nicht doch heimliche Finanzierungen aus irgendwelchen Reptilienfonds unterschlagenen SED-Vermögens hätten. Wir hatten nicht und hatten nie. WeltTrends musste sich immer selber tragen. Und hat sich getragen. Bald nach der ersten Gründungsphase wandelten sich die Umstände. Der PCP benannte sich um in „WeltTrends e. V.“, um den Namen der Zeitschrift auch in den Vereinsnamen zu übernehmen, und konzentrierte sich auf das „Kerngeschäft“: Förderverein für die Zeitschrift zu sein. Die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung stellte den regelmäßigen Abkauf von Heften ein, um nicht in den Verdacht einer publizistischen Vereinseitigung zu geraten. Da trugen aber die Abonnenten-Zahlen bereits in erheblichem Maße die Produktionskosten. Lange Zeit wirkten die Synergieeffekte mit Berliner Debatte, doch der Wissenschaftsverlag musste in den 2000er Jahren seine Tätigkeit herunterfahren und der WeltTrends e. V., nun unter dem Vorsitz von Lutz Kleinwächter, auch als Verlag agieren. Im Jahre 1995 übernahm Raimund Krämer die Verantwortung für die Redaktion der Zeitschrift. Das Ergebnis der Geschichte können wir jetzt feiern. Ein Projekt der etwas anderen Art von Prof. Dr. Lutz Kleinwächter, Vorsitzender des WeltTrends e.V. Unsere Zeitschrift und der Verein „WeltTrends“ sind aus den Turbulenzen der deutschen Einheit hervorgegangen. Nach ein paar Monaten Besinnung und konzeptioneller Arbeit wurde Anfang Februar 1991 der „Politische Club Potsdam e. V.“ gegründet. Der Verein verstand sich von Anbeginn als „Diskussionsforum neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse vor allem der Politikwissenschaft, darunter der internationalen Beziehungen“1. Im Jahr darauf entstanden Konzepte zur Etablierung einer ostdeutschen Zeitschrift für Außenpolitik. Heute, nach 20 Jahren, ist WeltTrends eine der führenden deutschen Fachzeitschriften zur Außenpolitik und den internationalen Beziehungen. Schaut man zurück, so sind für den Erfolg der Zeitschrift und des Vereins die Aktivitäten folgender Personen hervorzuheben: da sind die Gründer der Zeitschrift Erhard Crome, Jochen Franzke, Raimund Krämer, Claus Montag, Lutz Schrader, Wolfram Wallraf und unsere polnischen Freunde Bogdan Koszel und Andrzej Sakson. Mit Blick auf die zwei Jahrzehnte sind unbedingt zu nennen: Burkhard 1 Satzung des Politischen Clubs Potsdam e.V., Beschluss der Gründungsversammlung, am 6. Februar 1991, § 2. Zwei Jahre Politischer Club Potsdam e.V., Zwischenbilanz und Ausblick, Potsdam 1993. 40 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ von Watzdorf, Rico Janke, Heike Imhof-Rudolph, Kilian Kindelberger, Frank König, Christian Boulanger und Ines Friedrich. Redakteure, die uns intellektuell wesentlich vorangebracht und über Jahre die Redaktionsarbeit der Zeitschrift mitgestaltet haben. Nach zwei erfolgreichen Jahrzehnten ist es durchaus angebracht, Rückblick zu halten, nachzudenken, zu feiern und Ausblick zu geben. Das Gesamtprojekt „WeltTrends“ entwickelte sich in vier Phasen: 1. Orientierung (1991-1992) Nach „Abwicklung“ des Fachbereiches Politikwissenschaft der Hochschule für Recht und Verwaltung zum 1. Januar 1991 beschlossen ehemalige Angehörige des Instituts für Internationale Beziehungen der DDR, sich weiterhin mit Außenpolitik zu beschäftigen. Am 6. Februar 1991 gründeten sie den „Politischen Club Potsdam e. V.“. Unmittelbar danach wurden Workshops organisiert und mit der Schriftenreihe Potsdamer Blätter die Publikationstätigkeit aufgenommen. Der ersten Schrift „Der Golfkrieg – Konsequenzen für die Welt und für uns selbst“ folgten weitere zu Reformen in der Sowjetunion, zu Europäischen Visionen, zur europäischen und deutschen Migrationspolitik (4 Hefte 1991/92). Es wurde schnell klar: Wir brauchen eine „ordentliche“ außenpolitische Zeitschrift. Auf der Mitgliederversammlung am 24. Februar 1992 wurde der Vorschlag unterbreitet „eine ostdeutsche Vierteljahresschrift für deutsche und internationale Politik herauszugeben“. Schon im April d. J. lag ein erstes „Exposé“ vor. Aber es sollte noch über ein Jahr dauern, Konzeptvarianten wurden abgestimmt, die finanziellen und materiellen Voraussetzungen geschaffen, bis das erste WeltTrends-Heft dann als deutsch-polnisches Projekt publiziert wurde. Hier ist die besondere Rolle von Jochen Franzke als Spiritus Rector von WeltTrends zu erwähnen. Er war der Initiator des Gesamtprojektes als 1. Vorsitzender und Verantwortlicher, schon im Politischen Club, dann im WeltTrends-Verein und in der Redaktion. Über zehn Jahre leitete er die Vereinsarbeit konzeptionell und organisatorisch. Besonders kümmert er sich um die Osteuropa-Komponente unserer Zeitschrift. Ohne ihn wäre WeltTrends als Zeitschrift WeltTrends – Das Projekt und Verein nicht denkbar. In diesem Zusammenhang sind ebenso die nachhaltigen Aktivitäten von Raimund Krämer hervorzuheben, als verantwortlicher Redakteur, späterer Chefredakteur, als kreativer Kopf und ungeduldiger Gestalter der Zeitschrift seit 1995. Beide sind nun schon ein Drittel ihrer Lebenszeit mit WeltTrends befasst. Ein bemerkenswert erfolgreiches Team. 2. Gründung, Entwicklung und Stabilisierung (1993-2002) Die Mitglieder des Politischen Clubs Potsdam fassten am 31. März 1993 den Beschluss zur Herausgabe einer neuen außenpolitischen Zeitschrift WeltTrends und nahmen ein entsprechendes Redaktionsstatut an.2 Im September d. J. wurde die Nummer 1 der Zeitschrift zum Thema „Neue Weltordnung“ publiziert. Es ging der Redaktion um „ein anderes deutsches Journal [...] der kritischen Debatte verpflichtet [...] Die bisherige Debatte in diesem Land erscheint uns defizitär. Sie thematisch und regional zu erweitern, um sie produktiver zu machen, ist unser vornehmstes Anliegen.“ Das Konzept des Politischen Clubs Potsdam hatte sich 1993/94 positiv erschöpft. Oder wie in einem Papier zu lesen ist, man „möchte diese Aufgabe auch persönlich nicht missen. Eine derjenigen Strukturen, die [...] in den Jahren des Umbruchs vor der Verblödung gerettet haben“. Am 7. Dezember 1994 erfolgte die Umbenennung in WeltTrends e. V. mit dem Hauptzweck der „Herausgabe und Förderung der deutsch-polnischen Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien WeltTrends“3. Die folgenden Jahre waren anstrengend. Die redaktionellen Herausforderungen – auf der Grundlage einer ehrenamtlichen, endgeldlosen Tätigkeit –, eine über Jahre äußerst schmale finanzielle Basis, das schwierige wirtschaftliche Umfeld, die zunehmende Konkurrenz und die berufliche Neuorientierung vieler Vereinsmitglieder, gaben Anlass, ließen aber wenig Zeit für Lamento. Es galt, sich durchzusetzen. Und wir haben es geschafft. 2 3 Dokumente: „WeltTrends, Zeitschrift für internationale und vergleichende Studien“ vom 31.3.1993; Redaktionsstatut der Zeitschrift „WeltTrends“ vom 22.3.1993; Beschluss der 3. Ordentlichen Mitgliederversammlung des PCP e. V. vom 31.3.1993. Satzung des Vereins WeltTrends e. V., Beschluss der Mitgliederversammlung vom 7. Dezember 1994. 41 42 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Es gelang dem WeltTrends-Team Jahr um Jahr, vier inhaltsvolle Zeitschriften zu publizieren und zunehmend an der Diskussion um die Außenpolitik der Berliner Republik teilzunehmen. Als sehr hilfreich erwies sich in der Anfangsphase die finanzielle Förderung durch die Landeszentrale für politische Bildung (Leiter Hans Misselwitz), und über ein Jahrzehnt (bis 2003) die Übernahme der Verlagstätigkeit durch die Berliner Debatte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die außerordentlich produktive Rolle von Erhard Crome. Im bewussten Verzicht auf eine Position bei WeltTrends war und ist er seit der Gründung hochaktiv für die Zeitschrift und den Verein tätig: als 2. Vorsitzender und Impulsgeber, als Beiratsmitglied, als multipler Autor, als Ratgeber und Unterstützer sowie hilfreicher Netzwerker. Anfang Februar 1996 konstituierte sich in Potsdam der erste Wissenschaftliche Beirat von WeltTrends, dem renommierte Persönlichkeiten aus Deutschland und Polen angehörten. Seine Gründung und Aktivitäten waren wichtig für die Verankerung von WeltTrends in der deutschen Wissenschaftslandschaft. Im Auftrag von WeltTrends e. V. wird seit 1998 die Reihe der Potsdamer Textbücher von Erhard Crome, Jochen Franzke und Raimund Krämer herausgegeben. Mittlerweile sind 14 Bücher erschienen und zwei weitere in der Produktion. Von besonderer Bedeutung ist davon – und für WeltTrends sowohl inhaltlich bereichernd und auch finanziell stabilisierend – das im Jahr 2000 publizierte PTB 4 von Juan J. Linz, „Totalitäre und autoritäre Regime“, ein Klassiker der Politikwissenschaft. 3. Neuaufstellung (2003-2006) Ausgehend von einer detaillierten Konkurrenzanalyse entwickelten der Vorstand und die Redaktion ein neues Marketingkonzept. Es schloss den Beginn der Neugestaltung des Layouts und der Werbestrategie ein. Teilfunktionen wurde professionalisiert und die Grafiker Sebastian Parson und Dieter Raupach wurden in die Neugestaltung der Zeitschrift inklusive der Werbung einbezogen. Gemeinsam mit der Otto Brenner Stiftung der IG Metall wurde ein Heft zur „Europäischen Arbeitspolitik“ publiziert. WeltTrends – Das Projekt Die größere Komplexität der Arbeitsaufgaben erforderte eine Reorganisation und Straffung der Arbeitsabläufe in der Redaktion. Eingeführt wurden die Funktionen des Chefredakteurs, des Stellvertretenden Chefredakteurs sowie Verantwortliche für Produktion und für Marketing. Auch inhaltlich begannen wir die Publikationspalette von WeltTrends zu erweitern. Auf einer der Bahnfahrten zur Strategieberatung nach Posen entwickelten wir das Grundkonzept für die Erstellung von WT-Lehrtexten. Die Reihe erscheint seit 2005 unter der Verantwortung von Raimund Krämer und umfasst mittlerweile 20 Publikationen. 4. Wachstum (2007-2012) In intensiven Diskussionen reifte 2006/07 die Idee einer „zweiten Ausbaustufe“ von WeltTrends. „Kern der Überlegungen war es, unsere Vierteljahresschrift von 192 Seiten in eine zweimonatliche Zeitschrift von 144 Seiten umzuwandeln. Inhaltlich geht es darum, WeltTrends von einer akademischen Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien stärker zu einem außenpolitischen Journal mit wissenschaftlicher Grundlage zu entwickeln. Dieses soll auf solider fachlicher Basis streitbar und zeitnah in die außenpolitischen Debatten hierzulande eingreifen.“4 Dem folgten ein entsprechender Beschluss der Mitgliederversammlung und eine äußerst aktive Arbeitsphase; regelmäßige Konferenzen für die Endredaktion der Zeitschrift wurden eingeführt und ab 2008 die Anzahl der WeltTrends-Hefte auf sechs pro Jahr erweitert. Insgesamt wurde damit eine sehr kreative, ertragreiche Phase angeschoben. Hervorragend gemanagt, unter Einbeziehung unserer jungen Redakteure, Doktoranden und Mitarbeiter, erweiterten wir die Publikationsbreite und führten neue WeltTrends-Reihen ein: 2007 WeltTrends Papiere (Hrsg. Azadeh Zamirirad); 2008 WeltTrends Thesis (Hrsg. Jochen Franzke); 2009 Horizonte 21 (Hrsg. Lutz Mez, FU Berlin und Lutz Kleinwächter); 2011 WeltTrends Spezial (Hrsg. Heike Winter-Hamerla). 4 Kleinwächter, Lutz / Krämer, Raimund: Überlegungen zur weiteren Entwicklung unserer Zeitschrift WeltTrends, Juni 2007. 43 44 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Ein hervorragender Schritt zur Steigerung der Effektivität unserer Redaktionsarbeit war im Herbst 2007 die Einführung eines „Büroleiters“. Mit außerordentlichem Engagement arbeiteten Kai Kleinwächter, Christoph Widdau und gegenwärtig Stefan Gebauer. Durch ihre Aktivitäten war und ist es uns möglich, die enormen zusätzlichen Herausforderungen zu meistern. Durch die Ausweitung der Publikationstätigkeit agiert WeltTrends zunehmend als Verlag und weitet die Möglichkeiten mit den Kooperationspartnern aus. Seit 2011 geben die Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft und europe direct die Reihe Europa Spezial bei uns heraus. 2012 folgte der entwicklungspolitische Verbund VENROB mit den ersten beiden Ausgaben der Reihe Forum Entwicklungspolitik Brandenburg. Seit diesem Jahr haben wir auch die Produktion des renommierten sozial- und geisteswissenschaftlichen Journals Berliner Debatte Initial übernommen. Leider brachten Gespräche über eine Print-Ausgabe von Das Blättchen keinen Erfolg. Es war eine gewaltige Arbeit und ein großer Erfolg. Mein herzlicher Dank geht an alle Mitarbeiter. Dank an Claus Montag, von Anbeginn dabei, ein „Fels in der Brandung“, oftmals das gelassene Korrektiv und sichere Orientierung; Dank an Frau Baumann, die Seele unseres Redaktionsbüros; Dank für ihre exakte Satz-Arbeit an Elke Stange, Martin Meyerhoff, Enrico Wagner und Rico Janke; Dank an die akribischen Lektorinnen Anna Charlotte Thode, Angela C. Unkrüer und Gudrun Richter; Dank an die mahnenden Schatzmeister Uwe Rechlin und Rico Janke, die uns den Rücken beim Finanzamt freihielten; Dank an Hubert Thielicke und Marcel Bethan für ihre engagierte Presse- und Öffentlichkeit; an die Produktionsleiter Tim Haberstroh, Kai Kleinwächter und Rico Janke und an unseren Bildredakteur Daniel Klaucke; Mein Dank geht auch an die vielen Praktikanten, die bei WeltTrends tätig waren. Es ist uns in der Redaktion und im Verein gelungen, eine drei Generationen übergreifende Zusammenarbeit und produktive Atmosphäre zu schaffen. Es gibt viel voneinander zu lernen in dieser schnell umbrechenden Zeit. WeltTrends – Das Projekt Initiative, Tatkraft und Dynamik der Gründer und der größer werdenden Redaktion wurden ab und an noch übertroffen vom individuellen Selbstbewusstsein einzelner. Das gestaltete die Zusammenarbeit nicht immer einfach und führte manches Mal zu befreienden, aber auch schmerzlichen Trennungen. Dennoch, es gab immer jenen „sozialen Kitt [...], der verhinderte, dass notwendige Auseinandersetzungen und unnötige Spannungen zum tödlichen Sprengsatz für das Projekt insgesamt wurden“. Die Erarbeitung des Buches „Die Babelsberger Diplomatenschule“ (2006 bis 2009) führte zu einer bemerkenswerten Aktivierung unserer Vereinsmitglieder, von der wir deutlich profitierten. Über 20 Wissenschaftler und Diplomaten des früheren Instituts für Internationale Beziehungen konnten wir als Autoren gewinnen. Es gelang, der üblichen Geschichtsfälschung nach der deutschen Einheit eine sachliche Bestandsaufnahme bzw. wie André Brie formulierte „für eine breitere Leserschaft, die sich die DDR nicht von Leuten erzählen lassen will, die wie Karl May über die Indianer schreiben, ohne je da gewesen zu sein, eine lohnenswerte Lektüre“5. Herzlichen Dank an unsere früheren Professoren, Kollegen, Dozenten und Lehrer des IIB. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Kombination von Print- und Online-Publikationen, die Entwicklung der Homepage als Kommunikations- und Verkaufsplattform sowie die umfassende OnlineVernetzung, zu einem Schwerpunkt unserer Aktivitäten entwickelt. Mit unseren Webmastern Ina Wiesner, Georg Zoller, Danny Nehls, Sascha Krämer und nun schon nachhaltig und über drei Jahre Heiko Ritter waren wir immer auf der Höhe der Zeit. Nach der Neugestaltung der Homepage 2011/12 stehen aber – wie es dieses Medium so an sich hat – schon wieder neue Aufgaben an. WeltTrends ist auch eine soziale Angelegenheit. Die Gemeinschaft, das Feiern ist auch eine Fassette. Die Endredaktionen mit rustikalem Essen und gutem Wein sowie nach den Redaktionssitzungen die Einkehr in die Bahnhofskneipe Albers in Griebnitzsee sind nach 5 Brie, André: Die Babelsberger Diplomatenschule – und ihre Abwicklung, Kompetenz und Ignoranz, Neues Deutschland, 13.8.2009. 45 46 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ intensiver Arbeit beliebte Entspannung. Höhepunkte sind die Sommerfeste im Garten der BBAG. Dieses alljährliche Ereignis im Vereinsleben hat in den letzten Jahren durch die Live-Musik noch an Attraktivität gewonnen. Veränderungen stehen an. Die Redaktion wird bei laufendem Publikationsprozess den Standort wechseln. Die Redaktionsarbeit sowie die Kommunikation sind teilweise neu zu gestalten und zu qualifizieren. Das Verhältnis von Print- und Online-Publikationen befindet sich in gravierender Veränderung. Es bleit spannend bei WeltTrends. Wir greifen ein in die außenpolitische Diskussion, wir regen an und auf – das wollen und werden wir auch in Zukunft noch stärker tun. Mein Dank geht an die ganze „WeltTrendsGemeinschaft“, an die Redaktion, die Vereinsmitglieder, den Vorstand und an alle Unterstützer und Helfer. Es ist auch angebracht, Symbole zu schaffen. Marken zu entwickeln, die sogenannte „Corporate Identity“, die Unternehmenskultur und das Image zu prägen. Wir denken global, wir publizieren weltweit, unsere Autoren und v. a. unsere Leserschaft sind international. Deshalb gönnen wir uns ein kleines „Welt-Geschenk“ zu unserem Geburtstag, zum 20. Geburtstag von WeltTrends ... WeltTrends – Festgaben Gottes Zahl toppen! Zum 20. Jubiläum von WeltTrends von Azadeh Zamirirad, Redakteurin der Zeitschrift Wie viele Züge braucht man maximal, um Rubiks bunten Zauberwürfel aus jeder erdenklichen Position in seine Grundstellung zu drehen? Bei 43 Trillionen Anordnungsmöglichkeiten der Steine eine schier unlösbare Rechenaufgabe. Die als „Gottes Zahl“ getaufte Antwort war eine der meistgesuchten Ziffernfolgen, bis man sie dank Hochleistungsrechnern endlich ertappte: Gottes Zahl – man staune – lautet 20! Was dem Kubus des Rubik bereits zum Optimum gereicht, ist für den Globus von WeltTrends nur ein Abschnitt: Bei 20 ist noch lange kein Halt – so der Anspruch, das Ideal und auch die Perspektive. Denn längst hat die Gründergeneration ihren Kreis erweitert und viele neue, vor allem junge, Gesichter an sich binden können. Es ist (noch) lauter und lebhafter geworden in den Redaktionsräumen, seit ich sie das erste Mal betrat. Unverändert blieb dagegen eine leidenschaftliche Debattenkultur, die mich schon damals fasziniert hat. Sich am Konferenztisch Gehör zu verschaffen, braucht manches Mal Geduld; doch es lohnt sich, denn mitmischen dürfen hier alle – von den Praktikanten bis zu den Redakteuren. Dies ist der entscheidende Vorzug des WeltTrends-Projektes; die Möglichkeit für den wissenschaftlichen Nachwuchs, sich in vielfältiger Weise eigenverantwortlich einzubringen. Dort, wo nunmehr ein Rubikswürfel den Schreibtisch schmückt, saß ich vor acht Jahren als Praktikantin – heute ist es mein Büro. Hier schrieb ich als Studentin meine ersten Texte, moderierte meine ersten Konferenzen und vertrat die Zeitschrift im Ausland. 50 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Wer sich bei WeltTrends engagiert, der wird gefordert. An Anregungen und Angeboten mangelt es nicht. Das motiviert und mehr noch, es bindet. Schließlich hat sich WeltTrends in zwanzig Jahren zu mehr als einem rein akademischen Projekt entwickelt. Es ist ein sozialer Raum entstanden, in dem man sich gerne aufhält, weil es auch abseits des redaktionellen Alltags viel auszutauschen und noch mehr zu lachen gibt. Solange dies anhält, stehen uns noch viele Jubiläen bevor. Nun gilt es, Gottes Zahl zu toppen! Wer hätte das damals gedacht? von Heike Winter-Hamerla, Redakteurin der Zeitschrift Mit Festschriften ist das so eine Sache: Strittig ist zum einen, ab welchem Lebensjahrzehnt des Gewürdigten eine solche Publikation überhaupt angebracht ist. Dann stellt sich die Frage, ob Festschriften per definitionem ausschließlich Persönlichkeiten gewidmet sein sollten. Wenn Ersteres mit einem hohen Lebensalter und Letzteres mit einem Ja beantwortet wird, werden mit der vorliegenden Schrift gleich beide Konventionen gebrochen: Hier soll eine gerade einmal Zwanzigjährige geehrt werden, die so ganz und gar nicht aus Fleisch und Blut ist, sondern rein materiell aus Pflanzenfasern, aus Papier besteht. Die WeltTrends, erstmals erschienen im dritten Jahr der 1990er, beschließen 2012 ihren zwanzigsten Jahrgang. Wer hätte das damals, 1993, gedacht? WeltTrends – Festgaben Damals, als der Vertrag von Maastricht über die Europäische Union in Kraft trat. Der Kalte Krieg war praktisch gerade erst laut polternd durch die Tür verschwunden, da spazierte die europäische Einheit herein, die sich schon lange vorsichtig herangeschlichen hatte. Sie kam, um zu bleiben – heute haben wir mit ihr unsere liebe Not. Wer hätte das damals gedacht? Damals, als Helmut Kohl und Boris Jelzin anlässlich des 50. Jahrestages der Beendigung der Schlacht von Stalingrad zur Versöhnung ihrer beiden Völker aufriefen. In Russland fanden in diesem Jahr die ersten demokratischen Wahlen statt und in Deutschland war man eifrig mit der praktischen Umsetzung der Wiedervereinigung zugange. Von der Wiege bis zur Bahre – Formulare, Formulare. Und die Bürokratie erschien auch nach dem Rausch dieses historischen Ereignisses wie ein böser Kater, den man jedoch nicht mit einem in starkem Kaffee schwimmenden Rollmops vertreiben konnte. Man musste sich den Aufgaben stellen. Damit auch alle Formulare ihren Weg finden konnten, wurde erst einmal ein neues Postleitzahlensystem eingeführt. Und während die einen in Potsdam mit der Gründung der WeltTrends beschäftigt waren, einigten sich, ebenfalls in dieser geschichtsträchtigen Stadt, die Ministerpräsidenten der Bundesländer auf den Solidarpakt zur Finanzierung der deutschen Einheit. Trotzdem sind „Ost“ und „West“ noch immer nicht auf einem gemeinsamen Niveau angelangt. Wer hätte das damals gedacht? Damals, als auf der anderen Seite des Atlantiks Bill Clinton als 42. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wurde. Nach den Regierungsjahren von George Bush sen. wurde der „Putting-peoplefirst“-Mann sogar mit J. F. K. verglichen. Ähnlich wie sein ebenfalls demokratischer Kollege und seinerseits Nachfolger von George Bush jr. heute, Barack Obama, der erste afroamerikanische USPräsident überhaupt. Nun konnte er auch noch „Four more years“ zwitschern. Wer hätte das damals gedacht? Damals, als mit dem Kinostreifen „Jurassic Park“ von Steven Spielberg neue Maßstäbe in der cineastischen Tricktechnik gesetzt wurden. Im Film hockten Wissenschaftler so lange auf Dinosauriereiern herum, bis doch tatsächlich endlich die Brut ausschlüpfte, sich 51 52 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ dann aber unvorhergesehenerweise über seine Mütter und Väter her machte. Auch im realen Leben brüteten brandenburgische Akademiker. Allerdings über einer Idee, die schließlich in einem Projekt mündete, das bis heute viele Wandlungen durchlaufen, dennoch erfolgreich Bestand und ihre Gründer bisher nicht verspeist hat: die WeltTrends. Wer hätte das damals gedacht? 20 versus 13 Eine persönliche Erfolgsgeschichte von Heike Imhof-Rudolph, Redakteurin der Zeitschrift Was für WeltTrends die 20 ist, ist für mich die 13. Neben vielen Variablen gibt es seit 13 Jahren eine Konstante in meinem Leben: die Arbeit bei WeltTrends. Mal mehr, mal weniger intensiv, abhängig von den Variablen, aber immer in ungebrochener Treue zum Genre, Sujet und zur Mannschaft. Unterwegs auf leichtem Fuß und ideologisch unbelastet, trat ich ein in den transformationsgebeutelten Männerzirkel und reklamierte für mich die Doppelquote: Frau und aus dem „Westen“. Beides gab’s vorher nicht. „Wohlfahrtsstaaten im Vergleich“ lautete das Schwerpunktthema von Heft Nr. 24, dem ich meinen Beitrag zur „Rentenversicherung in Singapur“ beisteuern durfte. Essenz meiner Arbeit, die im Rahmen eines Transformationsprojektes zu einer Zeit entstand, als die Universität Potsdam sich noch damit schmückte, einen Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft, Schwerpunkt Ostasien, anzubieten. Es waren nicht die Weitsichtigen, die diesen Lehrstuhl zu Fall brachten! WeltTrends – Festgaben „Was bringt denn das?“, ist die regelmäßig wiederkehrende Frage des Mannes an meiner Seite. „Wie kannst du nur so viel Zeit in etwas investieren, für das du nicht bezahlt wirst?“, geht es weiter. Welch’ profane Frage! Wenn man, wie ich als „Osianer“, von einer Universität kommt (FU Berlin), deren Politologen an dem „Zuallem-fähig-zu-nichts-zu-gebrauchen“-Syndrom leiden, nimmt es nicht Wunder, dass die Gebrauchsanweisung für die Praxis Vielseitigkeit propagiert (Taxifahren ist eher die männliche Domäne). In Kauf genommene Zwangspausen, um den Nachwuchs ins frühkindliche Leben zu begleiten (wer soll es denn sonst tun?), bringen Abwechslung ins politische Bewusstsein, allerdings vorerst begrenzt auf Krabbelradius. Naturgemäß geht es mit Schulpolitik weiter und anschließend – wenn man nicht unversehens in der Kommunalpolitik landet – zurück auf Los. Dreimal gewürfelt und schon sitze ich jeden zweiten Dienstag zur Redaktionssitzung in den Stuben von WeltTrends. Überflüssig, auf etwas zu rekurrieren, was nicht mehr existiert. Umso mehr Betonung auf das, was sich gehalten hat. Und was Zukunft hat! Was Modellcharakter hat in einer Zeit, die auf kurzfristige Erfolge programmiert ist und dabei das Wesentliche außer Acht lässt: Unabhängiges, wissenschaftlich kritisches Denken. Wir greifen aktuelle außenpolitische Debatten auf, forcieren und kommentieren sie. Wir suchen den unverstellten Blick auf aktuelles Zeitgeschehen. Wir halten Rückschau und überlegen, was die Vergangenheit uns lehrt. Dabei nehmen wir kein Blatt vor dem Mund, dienern uns keiner parteipolitischen Richtung an und scheuen uns nicht, den Finger in die Wunde zu drücken, auch wenn‘s manchmal weh tut. Zum Generalisten gereift, bereue ich nichts! Die Vielseitigkeit dieses Faches hat mich angezogen und nicht mehr losgelassen. Bei WeltTrends habe ich eine politische Heimat gefunden, nicht immer konform, aber immer streitbar. Und ich habe noch etwas gefunden, was nicht mit Geld bezahlbar ist: Freundschaft, Kollegialität und die erfrischende Zusammenarbeit mit jungen Menschen, die den Wert einer Sache nicht nur über den Preis definieren. Das ist der Kitt, der aus einer Variablen eine Konstante macht! 53 54 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ WeltTrends wittert Sätze zum 20. in naheliegender Fassung von Christoph Sebastian Widdau, Redakteur der Zeitschrift Warum wittern Sie dauernd irgendwo eine Verschwörung?“, fragten 1993 sogenannte Jungredakteure des Spiegel dessen Gründer Rudolf Augstein. Eine pointierte Antwort folgte auf dem Fuße: „Ich wittere Politik.“ Lange her ist es nicht (den Zeitmaßstab der Welthistorie anlegend), dass dieser Dialog geführt worden ist: Er fiel zufällig in das Jahr, in dem die erste Ausgabe der WeltTrends erschien – eine witternde Nachgeborene, deren Eltern – allesamt Väter, aber in bester Absicht – nicht an das damals diagnostizierte Ende der Geschichte glaubten. Tatsächlich dauert Politik an: Ihre Spuren im bisweilen wenig feinen Bodeneinsatz zu lesen, ihre List und ihre Tücke zu ermitteln, in Unabhängigkeit ihre internationalen Dimensionen auszumessen – Anforderungen eines Freiwilligenberufs, der nicht des Brotes oder des Kirschweines wegen ausgeübt wird, sondern vor allem aus Berufung (unprätentiös zu lesen). Trends und Trendwenden, Ordnung global und Chaos global, werden möglichst ohne begrifflichen Mode- und Abkürzungswahn in der Publikation aus Potsdam und Poznań auf den Punkt gebracht – eine PPP eigener, kritischer Art. Richtig wittern – ein Prinzip, das über der Eingangstür der Redaktionsräume stehen dürfte und wie das berühmte „Erkenne dich selbst“ als beständiger Aufruf zu verstehen WeltTrends – Festgaben ist (während andere bloß „richtig twittern“, vielleicht sogar in der Kneipe „Zum ewigen Frieden“). Ein „Eigen-Sinn“ für die Zusammenhänge ist in der Nachrichtenschwemme zu bewahren: Dies ist ein möglicher Nachsatz des Türspruchs. Nachrichten bzw. „Nach-richten“ – das „In-der-Welt-Seiende“ ist fachkundig zu ordnen und bewertend einzuordnen, im souveränen Anteilnehmen: Dies ist ein möglicher Folgenachsatz des Türspruches (damit es insgesamt auch drei sind). Dass nach dem Wittern und im Richten nicht jedes Wort sitzen kann, dies sei nicht verschwiegen; dennoch bleibt – ohne Abstriche fachkundig, natürlich, mit fremdsprachlicher Expertise, selbstverständlich – angesichts des Jubiläums nur selbstgewiss und ohne faule Autorität eines Dictionnaire auszurufen: Schapeau, WeltTrends! Von Potsdam aus den Trends der Welt nachspüren von Gerry Woop, Redakteur der Zeitschrift Die Gründer von WeltTrends haben sich einen anspruchsvollen Namen für die Zeitschrift aus Potsdam ausgedacht. Der Anspruch hatte seine Wurzel in einer Zeit, die dem gesellschaftlichen Umbruch in (Ost-)Deutschland folgte. Mit dem Fall der Mauer und dem Zusammenbruch des realsozialistischen Staatensystems war eine welthistorische Zäsur verbunden, die neue Welttrends mit sich bringen musste. Diesen nachzugehen, war Profession und Hobby der Gründerväter (Später gesellten sich zum Glück mehr und mehr Frauen zum Team). Aus dem Forschungs- und Lehrbetrieb zur internationalen Politik, aus der Diplomatenschule der DDR kamen die ersten 55 56 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ Zeitschriftenmacher. Die Zeitschrift diente als Reflexionsrahmen für die Erfahrungen und ihre Umwälzung hin zu den Bedingungen der neuen Zeit. Die neue Zeit bedeutete mehr freien Diskurs im öffentlichen Raum und die Debatte im gesamtdeutschen Rahmen, was Autoren, Sichtweisen und auch Fixpunkt der Außenpolitik betraf. Letzteres war und bleibt ein immer wiederkehrender Schwerpunkt der WT-Debatten, deutsche Außenpolitik nach dem Ende der bipolaren Welt. Was bedeutet das, was ist an Erfahrungen und Bindungen bedenkenswert, was heißt neue außenpolitische Souveränität oder Kultur der Zurückhaltung aktuell? Die Anbindung an die Universität Potsdam war historischer Zufall und eine günstige Rahmenbedingung zugleich. Sie schaffte gute Kooperationsbeziehungen, nutzte die Reputation der Universität und bedeutete eine Anbindung an den Wissenschaftsbetrieb der neuen Landeshauptstadt. WeltTrends hat Wissenschaftsanspruch, bezieht die meisten Autoren aus diesem Spektrum und ist bei vielen Stichworten mit wachsendem Bestand empfehlenswerte Lektüre zu aktuellen Themen der internationalen Politik, aber auch zu grundlegenden Fragen der Lehre mit Praxisbezug. Zugleich werden jene angesprochen, die sich für die große Welt allgemein interessieren. Im Vergleich zur Zeitschrift „Internationale Politik“ oder zu anderen, in größeren Abständen erscheinenden Zeitschriften zeichnet sich WeltTrends durch eine gute Mischung aus Wissenschaft und Praxis aus. Die sehr langen und für manche Leser trockenen Texte aus den ersten Jahren sind lesbaren Analysen zur Zeit gewichen. Die Theorie bleibt, aber heute etwas mehr im Hintergrund und zugunsten erfrischender Lektüre zu internationaler Politik, zu regionalen Entwicklungen oder zu Ländervergleichen. Genau das lädt zum Dialog über deutsche Außenpolitik ein und darum geht es der Redaktion. WeltTrends kommt aus dem Osten, aus Brandenburg, und ist ein deutsch-polnisches Projekt. Diese WeltTrends – Festgaben Spezifik bringt aus eigener Erfahrung eine besondere Affinität für gesellschaftliche Transformationen mit sich; das führt zu einem verstehenden Blick auf das östliche Europa. Es sind viele polnische, aber auch russische, ungarische oder tschechische Sichten, die durch WeltTrends in Deutschland veröffentlicht werden. Und es sind Themen der besonderen Beziehungen Deutschlands oder der EU in Richtung Osten, ins Baltikum und nach Russland. Dabei werden durchaus verschiedene und so auch sehr kritische Bewertungen geschrieben. Die eingeworbenen oder angenommenen Texte sollen neben bestimmten formalen Ansprüchen immer auch die Vielfalt von Perspektiven zeigen. Mit dem Streitplatz oder dem Forum sind sogar eigene Rahmen entstanden, die zu kontroverser Debatte einladen. Dabei bleibt es ein Ideal, sowohl die analytischen und empirischen Ergebnisse als auch erkennbar die eigenen Werturteile zu präsentieren. WeltTrends hat sich selbst als linksliberale Zeitschrift mit Schwerpunkt auf internationale Politik verortet. Das liberale Moment bedeutet vor allem, die Freiheit des Diskurses und den Streit der Argumente einzufordern. Das setzt die Breite der Autorenmeinungen voraus und zeigt sich im politischen Raum durch Autoren aller Bundestagsfraktionen, verschiedener Konfliktseiten aus der Nahostregion oder zwischen Luxemburg- und AdenauerStiftung. Das eher linke Moment kommt in der Gesamtmischung, in der Themenauswahl, in den Kommentaren zum Ausdruck, auch im Bemühen, friedliche Lösungen für die Konflikte dieser Welt zu präferieren und Kriegsargumentationen keinen Platz zu geben und seien sie noch so scheinbar realistisch oder zwangsläufig. Gerade hat WeltTrends sich der Weltordnung des 21. Jahrhunderts gewidmet. Damit schließt die Redaktion an die erste Ausgabe aus dem Jahre 1993 an. Wie sich die Zeit verändert hat, zeigt sich nicht nur beim Blick durch die Inhaltsverzeichnisse der über 80 Hefte, sondern besonders im Vergleich der beiden Haltepunkte der Geschichte. Damals war die bipolare Welt in Unordnung geraten und die internationale Staatengemeinschaft hat heute noch mit den mehr oder minder erfolgreichen Versuchen der Neuordnung oder der Neuorientierung zu tun, um Konflikte einzuhegen und die globalen Herausforderungen kooperativ (da ist wieder so ein links- 57 58 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ liberales wertorientiertes Wort) zu bewältigen. Nach einer Friedensdividende laufen die Rüstungen und ihre Exporte leider wieder auf Hochtouren. BRIC ist das neue Wort zur Beschreibung der multipolaren Welt geworden, die UNO-Reform kommt nicht über – sicher nicht unwichtige – innere Veränderungen hinaus und bleibt so einflussreich wie es die einflussreichen Staaten ihr zugestehen. Gerade wurde in den USA entschieden, dass aus einer Episode die Ära Obama wird, wobei die Probleme und zugleich weitere Macht des Hegemons USA exemplarisch in seiner Politik zu erkennen sind. China bekommt einen neuen ersten Mann, den noch niemand mit seinen Ansichten kennt. Die EU ringt mit sich und ihrer Währung, Russlands Modernisierung geht politisch mit autoritären Strukturen einher, der Islam sucht seine politische Positionierung, Nigeria wird von religiösen Auseinandersetzungen erschüttert, die Millennium Goals werden sehr differenziert abgerechnet werden, der „gerechte Krieg“ scheint in den Diskursen um Libyen und Syrien zurückzukehren. Die Liste ließe sich fortsetzen. Es ist eine Liste von Herausforderungen an Außenpolitik, die interdependent geworden ist und neben der Staatenwelt auch die Gesellschaftswelt zu berücksichtigen hat. Es sind spannende Themen für eine Zeitschrift zur internationalen Politik. Hier steht Deutschland als wichtiger Akteur für sich und mit der Europäischen Union in Verantwortung. WeltTrends wird in diesem Sinne weiter mitdiskutieren und damit intellektuell und politisch mitmischen. WeltTrends im Wandel von Kai Kleinwächter, redaktioneller Mitarbeiter Intensiven Kontakt zu WeltTrends erhielt ich im Rahmen meines zweimonatigen Praktikums im Jahre 2005. Damals begann WeltTrends zu expandieren – steigende Auflagen, zahlreiche Publikationen in verschiedenen Reihen und Ausweitung der Kooperationen. Nach meinem Einsatz als Praktikant blieb ich WeltTrends verbun- WeltTrends – Festgaben den. 2007 übernahm ich die neu geschaffene Stelle eines Büroleiters, deren konkrete Ausgestaltung noch anstand, und war bis 2009 als solcher im Haus 5 im Park Babelsberg tätig. Es begann eine aufregende Zeit, in der vier Projekte umgesetzt wurden: Erstens entwickelte WeltTrends in dieser Zeit ein vollkommen neues Design der Zeitschrift. Zugleich wurde die Seitenzahl verringert (von ungefähr 192 auf exakt 144), der Artikelumfang begrenzt und neue Rubriken wie Glosse, Porträt, Statistik geschaffen. Ebenfalls kamen nun Fotos und andere Bildelemente ins Heft und eine Ausweitung auf sechs Ausgaben pro Jahr erfolgte. Zweitens erstellten wir im Frühjahr 2008 eine völlig neue Homepage. Die ursprüngliche Version war aus der Arbeit mehrerer Programmierer zu unterschiedlichen Zeiten hervorgegangen und im Design als auch in der inneren Struktur widersprüchlich. Die Neugestaltung der Zeitschrift in diese Struktur einzupassen erwies sich als unmöglich. Parallel zum Internetauftritt erneuerten wir die gesamte Computerhardware und -software und schufen mehrere „Arbeitsplätze“. Drittens starteten in diesem Zeitraum drei zusätzliche Reihen mit eigenen Herausgebern – WeltTrends Papiere (Azadeh Zamirirad), WeltTrends Thesis (Jochen Franzke) und Horizonte 21 (Lutz Mez / Lutz Kleinwächter). Viertens veränderten sich die Beziehungen zum Universitätsserlag. Die Strategievorstellungen waren unterschiedlich: Der Universitätsverlag Potsdam setzt erfolgreich und so umfassend wie kaum ein anderer deutscher Universitätsverlag auf eine Online-Verbreitung seiner Publikationen. Diese sind meist kostenlos (open-access) über viele Portale und Datenbanken verfügbar. Die Kooperation mit einer gedruckten Zeitschrift, die 59 60 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ sich marktwirtschaftlich tragen muss, stieß hier an Grenzen. Mit der Neugestaltung der Kooperation übernahm WeltTrends den Vertrieb selbst. Das bedeutete einen erheblichen zusätzlichen (finanziellen und organisatorischen) Aufwand. Die unterschiedlichen Projekte verliefen erfolgreich – WeltTrends überwand die Hürden und steht heute besser denn je da. Das war auch mit dem Einstieg neuer Kräfte, z. B. für den Vertrieb und als Webmaster, in das WeltTrends-Projekt verbunden. Dazu kamen 14 Praktikanten allein in dieser Zeit, die ich als Büroleiter betreute. Alle haben sehr engagiert mitgearbeitet. Ohne den großen Einsatz der Praktikanten, weit über die vereinbarten drei Tage pro Woche hinaus, wäre diese Zeit des Umbruchs nicht so positiv für WeltTrends verlaufen. Die Praktika waren und sind eine wichtige Quellen für neue Mitstreiter – über diesen Weg fanden zu uns nicht nur Enrico Wagner und ich (wir absolvierten zur selben Zeit das Praktikum), sondern auch Angela Unkrüer (heute Mitarbeiterin Literaturteil), Christoph Widdau (Redakteur), Heike Winter-Hamerla (Redakteurin), Marcel Bethan (Öffentlichkeitsarbeit), Tim Haberstroh (Produktionsleiter) sowie Stefan Gebauer (Büroleiter). Mit der Stelle eines Büroleiters gab es einen Sprung in der Entwicklung der Zeitschrift. Vor allem gab es nun eine Koordinierung für die sehr vielfältigen Arbeiten. Interessanterweise weckte die neue Struktur auch viele Ideen – nützliche, aber auch kuriose (z. B. für die Pflege der Grünpflanzen). Der Alltag korrigierte manches. Obwohl WeltTrends sich bemüht, den jungen Leuten durch Projektmittel „Gehälter“ zu zahlen, bleiben die Möglichkeiten hier begrenzt. Es stehen weiterhin die engen sozialen Bindungen und die ehrenamtliche Tätigkeit in diesem Projekt im Vordergrund. In meinen vier Jahren als Büro- und danach als Produktionsleiter hat sich WeltTrends sehr rasant entwickelt. Entsprechend konnte auch ich viel mitnehmen, z. B. Erfahrungen bei der Organisation von Projekten, der Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern oder bei der Erstellung von Publikationen. In dieser Zeit konnte WeltTrends – Festgaben ich mich ausprobieren – Fehler machen. Es war eine schöne, aber auch anstrengende Zeit. Ich erfuhr, wie viel Kraft in solchen Projekten steckt und dass man die Fragen nach den eigenen Reserven, seinen Zielen und, so hart wie es klingt, auch dem eigenen Nutzen ehrlich beantworten muss. An dieser Stelle möchte ich meinen Nachfolgern Christoph Widdau als Büroleiter und Tim Haberstroh als Produktionsleiter danken. Sie haben meine Arbeit sehr erfolgreich weitergeführt. Sich von Aufgaben zu trennen, sich neue Ziele zu setzen und auch die andere Arbeitsweise sowie die neuen Ideen der Nachfolger zu akzeptieren, das war eine wertvolle Erfahrung für mich. WeltTrends existiert seit 20 Jahren und wandelt sich ständig. Neue Herausforderungen stehen an. Wir gestalten den Wandel. Auf die nächsten 20 Jahre! 61 Aus dem Archiv Editorial aus Heft 1 (September 1993) Krisenzeiten sind Gründerzeiten. Was belegt mehr diesen klassischen Satz der Volkswirtschaftslehre als die Entscheidung, mit einer neuen Zeitschrift für internationale Politik auf dem doch so übersättigten Medienmarkt zu erscheinen? Dies in einer Zeit, da Hochschulbibliotheken sich angesichts gekürzter Budgets von liebgewonnenen Wissenschaftsjournalen trennen, wirtschaftliche Zwänge interessierte Leser vor neuen Abonnements schrecken und Studenten ihren Lektürehunger über Kopierer sättigen. Und dies in einem Land, in dem das bisherige Zeitschriftenangebot zu diesen Fragen – teils sehr nahe am Feuer der Macht, teils mit recht vertrocknetem Ernst, teils mit betagter linker Kritik – insgesamt doch ausreichend scheint. Auf jeden Fall genügend, so die herrschenden Diskursverwalter, um die verschiedenen Zirkel mit Redebühnen und Kommunikationskanälen zu versorgen. Was also soll diese Hybris ostdeutscher Politologen nach Abwicklung und Warteschleifen? Wir haben uns gemeinsam mit polnischen Freunden zu diesem Sprung in die Arena der wissenschaftlichen Debatte erst nach langer Diskussion entschlossen. Argumente gegen das Projekt waren Legion, die favorisierenden in der Zahl geringer, aber letztlich gewichtiger und deshalb ausschlaggebend. Polnische Partner mit gleichartigen Problemhaushalten und festem Willen, in die europäische Debatte einzugreifen, stärkten unsere Gewißheit und das Potential für die neue Zeitschrift. Nicht unerheblich war für uns auch das neue Gefühl, bar jeglicher administrativer Bevormundung ein solches Projekt zu wagen. Fluchtpunkt all unserer Überlegungen bildete der Umbruch der bisherigen internationalen Realität. Aus vermeintlich festen Strukturen internationaler Ordnung wurde ein Puzzle fragmentierter Ereignisse und sich widersprechender Linien. Das Pendel der Weltpolitik schlägt in Richtung Chaos, so das Londoner Institut für Strategische Studien in seinem jüngsten Bericht zur Weltlage. Großmächte taumeln am Rande des Abgrunds. Konflikte erhalten 66 „Den Geist der Epoche bezeugen …“ wieder eine blutrote Färbung. Millionen von Menschen sind unterwegs auf großen Märschen, getrieben von dem Wunsch nach einem Leben in sozialer, rechtlicher und politischer Würde. Traditionelle Staatskonzepte scheinen erschöpft darniederzuliegen, wenn die Kapazität zur Lösung transnationaler Probleme, wie das der Umweltzerstörung, schwindet oder Staatlichkeit, wie in Somalia, zerfällt. Autoritäre Strukturen treten immer öfter wieder an die Stelle der Vision von der Civil Society. Und auch manch Vergangenes, das bereits in der Ablage abschließender historischer Wertung schien, bedarf nach diesen Umbrüchen einer erneuten Betrachtung. Diese Welttrends zu analysieren, reicht es nicht aus, auf Konzepte zurückzugreifen, die sich in der Vergangenheit mehr oder weniger bewährt haben. Der Umbruch der internationalen Ordnung braucht neue Sichten. Die zu befördern, bedarf es aber auch neuer Diskursnetze, die West und Ost im vereinigten Deutschland erfassen. Diskursnetze, die Ideen aus Mittel- und Osteuropa ebenso aufnehmen wie aus Fernost oder dem schon fast vergessenen Süden. Die bisherige Debatte in diesem Land erscheint uns defizitär. Sie thematisch und regional zu erweitern, um sie produktiver zu machen, ist unser vornehmstes Anliegen. Nummer 1 von „WeltTrends“ versucht dies sowohl durch Themen als auch Autoren deutlich zu machen. Das schlägt sich auch in der personellen Zusammensetzung der Redaktion nieder, der neben deutschen gleichfalls polnische Kollegen des Instytut Zachodni Poznàn angehören. Wie ist nun unser Verständnis von dieser Zeitschrift? - Es geht uns nicht um ein ostdeutsches Journal, sondern um ein anderes deutsches, das die heute vorhandene thematische Breite und regionale Vielfalt der Debatte zu internationalen Fragen annähernd widerspiegelt und das in der direkten Kooperation mit östlichen Nachbarn der nicht wegzuleugnenden Tatsache Rechnung tragen will, daß deren Probleme die Europas und damit auch die unsrigen sind. Aus dem Archiv - Es geht uns nicht um ein vordergründig politisches Journal mit engen Parteipräferenzen, sondern um ein wissenschaftliches, das der intellektuellen, d. h. kritischen Debatte verpflichtet ist. - Damit gehen wir bewußt das Risiko ein, möglicherweise den Kreis unserer Leser einzuengen und damit unsere bescheidene finanzielle Basis weiter zu schmälern. - Es geht uns nicht um ein allgemein politikwissenschaftliches Journal, sondern um eines, das sich der Diskussion zur internationalen Politik und zu komparativen, vergleichenden Problemen besonders öffnet. Damit ist ein Rahmen abgesteckt, der im kommenden Jahr mit vier Heften gefüllt werden soll. Zu den Themen werden 1994 die Brüche in Europa, Gewalt, Migrationsströme und Umweltfragen in den internationalen Beziehungen sowie die Konsequenzen imperialer Zerfallsprozesse gehören. Die Debatte zu Themen dieses Heftes, insbesondere zur Diskussion einer „neuen Weltordnung“ und zur Außenpolitik der DDR, soll fortgesetzt werden. „WeltTrends“ ist offen. Für Beiträge, für Kritiken, für Anregungen und für materielle Unterstützung. „WeltTrends“ ist sicherlich auch offen, was die Zukunft des Projekts betrifft. Wenn uns nun der kritische und zugleich geneigte Leser ein aufmunterndes „Hic rhodus, hic salta“ zuruft, so werden wir uns den rauen Stürmen akademischer und marktwirtschaftlicher Konkurrenz stellen und den Sprung wagen. Potsdam, im September 1993 Die Redaktion 67 Editorial aus Heft 86 (September/Oktober 2012) Auch wir können uns der Magie der Zahlen nicht entziehen. Die 20 wurde zum Jubiläum bestimmt, obwohl ihr keine (bedeutende) Zauberkraft zugesprochen wird. Der Dekade als Zahl des Kosmos schon eher, und es ist mittlerweile die zweite, die diese Zeitschrift vollendet. Der Magie steht – ebenfalls in Zahlen – das Reale gegenüber: 87 Ausgaben, in denen 1.260 Autorinnen und Autoren in 2.300 Artikeln, Rezensionen und Konferenzberichten über 104 Länder und die Probleme der Welt geschrieben haben: von A wie Abrüstung bis Z wie Zentralasien, und dazwischen immer wieder D wie Deutschland und dessen Außenpolitik. Aus den acht Gründern von 1993 wurden im Verlaufe der Zeit zwei Dutzend Mitstreiter. Zwar alterte in den vergangenen 20 Jahren jeder für sich, die Redaktion aber verjüngte sich und wurde weiblicher. Magie und Reales: Magischen Realismus nennt man das in Lateinamerika, und auch uns blinzelt er beim Bilanzieren zu. Für Walter Benjamin war die Bestimmung einer Zeitschrift, den Geist ihrer Epoche zu bekunden. Dem haben wir uns gestellt. Mit kritischem Intellekt und geistiger (wie auch finanzieller) Autonomie diskutieren wir seit zwei Jahrzehnten internationale Politik: dies oft quer zu akademischem Mainstream und politischen Ämtern. Im September 1993 begründeten wir die Fachzeitschrift mit dem Anspruch, „ein anderes deutsches Journal“ zu sein, „das die thematische Breite und regionale Vielfalt der Debatten zu internationalen Fragen annähernd widerspiegelt“. Zusammen mit polnischen Freunden stellten wir „uns den rauen Stürmen akademischer und wirtschaftlicher Konkurrenz“ und wagten den Sprung. So formulierten wir es im ersten Heft. Zu jenem Zeitpunkt war nicht klar, ob es überhaupt ein zweites geben würde; 2008 kam dann der Umbau zu einem lesefreundlichen Journal für internationale Fragen, das seitdem zweimonatlich erscheint. Die Nr. 1 hatte jene „Neue Weltordnung“ zum Thema, die auf den Ruinen des Kalten Krieges verkündet wurde. Das wird in diesem Aus dem Archiv Heft thematisch aufgenommen und mit 2.0 digitalisiert. Damit bricht zugleich die dritte Dekade der Zeitschrift an – womit der WeltTrends-Zauber weitergehen kann. Potsdam, im September 2012 Dr. Raimund Krämer, Chefredakteur 69 20 Jahre Hamid Abdollahyan | Behrooz Abdolvand | Johanna Abel | Simone Abendschön | Rudolf Adam | Matthias Adolf | Arun Agrawal | Martin Agüera | Gülten Akkoc | Janika Albers | Jürgen Albers | Ettore Albert | Holger Albrecht | Sonja Albrecht | Richard Albrecht | Wilma-Ruth Albrecht | Corina Alt | Roswitha Amels | Corina Anderl | Beate Andrees | Antonio Inacio Andrioli | Franz Ansprenger | David Aphrasidze | Osmo Apunen | Clive Archer | Mark Arenhövel | Sascha Arnautovic | Melanie Arndt | Hans Arnold | Christian Aspalter | Uri Avnery | Seda Aydin | Fatih Aydin | Dario Azzellini | Daniel Bach | Alexander Bachem | Klaus Bachmann | Alejandro Bachmann | Mehri Bahar | Egon Bahr | Pal Bakka | Eric J. Ballbach | Claudia Bandholtz | André Bank | Roland Banken | Tim Banning | Enrique Banus | Jan Barcz | Wladyslaw Bartoszewski | Matthias Basedau | Dietmar Bastian | Wolfgang Bator | Iris Bauer | Arnd Bauerkämper | Helga Baumgarten | Marieluise Beck | Michael Becker | Martin Becker | Patricia M. T. Becker | Angelika Beer | Thomas Behm | Alexej Behnisch | Hartmut Behr | Günter C. Behrmann | Christoph Beier | Hector Bejar | Alexis Below | Petra Bendel | Andrea Berg | Thomas Berger | Sven Olaf Berggötz | Frans Berkhout | Leonor Abujatum Berndt | Andreas Berns | Ulrich Best | Marcel Bethan | Anika Bethan | Ulrike Bey | Andrea Beyer | Axel Biallas | Jakob Biazza | Martina Bielawski | Dieter Bingen | Sergej V. Birukov | Andreas Bittner | Jan Bittner | Yves Bizeul | Stephen Blank | Zbigniew Blok | Harald Bluhm | Franziska Blum | Marcin M. Bobrowski | Siegfried Bock | Andreas Bock | Stephan Böckenförde | Judit Bodnar | Andreas Boeckh | Henning Boekle | Wiebeke Böge | Ewald Böhlke | Florian Böller | Patrick Bond | Julia Bonstein | Franziska Bopp | Ulrike Borchardt | Hans Born | Ekkehard Bornträger | Alexander Börsch | Eberhard Bort | David Bosold | Christina Boswell | Alice Bota | Jan H. Böttger | Katrin Böttger | Tareq Bouchuiguir | Christian Boulanger | Heike Brabandt | Alexander Brand | Hans Günter Brauch | Thorsten Braun | Claudia von Braunmühl | Werner Brecht | Jörg Brechtefeld | Ingmar Bredies | Wilfried von Bredow | Neil Brenner | Marten Breuer | Heinz Brill | Martina Brockmeier | Magnus C. M. Brod | Johannes Bronisch | Malte Brosig | Lars Brozus | Christian Bruder | Klaus Brummer | Stefan Brüne | Sebastian Bruns | Michael Brzoska | Detlef Buch | Michal Buchowski | Milena Büchs | Hubertus Buchstein | Jörg Buhse | Inge Buisson | Alexander Bultmann | Andreas Bummel | Tobias Bunde | Piotr Buras | Holger Burmeister | Christoph Busch | Sabine Busse | Baris Caliskan | Francesco Calogero | Edwina S. Campbell | Yunxia Cao | Ulrike Capdepón | Sandra Carreras | Sandra Cartes | Anthony Carty | Jose Luis de Castro Ruano | Ana Esther Ceceña | David Chandler | Deng Chao | Houchang E. Chehabi | Youk Chhang | Chmura | Sungbok Cho | Olivia Christmann | Marek A. Cichocki | Stefan Collet | Stephen Collins | Ian Connor | Burkhard Conrad | John Crabtree | Stuart Croft | Aurel Croissant | Erhard Crome | Hans-Christian Crueger | Laszlo Csaba | Paolo Cuttitta | Ernst-Otto Czempiel | Antoni Czubinski | Gianni D`Amato | Jochen Dankert | Wolfgang F. Danspeckgruber | Anna Daun | Philip H.J. Davies | Tobias Debiel | Dustin Dehez | Dustin Dehéz | Klaus Deimer | Claire Demesmay | Birgül DemirtasCoskun | Tobias Denskus | René Denzer | Claudia Derichs | Ole Diehl | Sandra Diekhoff | Irene Diekmann | Christiane Dienel | Wolfgang Dietrich | Gregor Dilger | Dörte Dinger | Denise Dittrich | Anna Dmitrieva | Roland Döhrn | Ines Dombrowsky | Herbert Döring | Matthias Dornfeldt | Irina Dorogavtseva | Jörn Dosch | Denis Drechsler | Roland Drubig | Florent Duplouy | Daria W. Dylla | Sebastian Eckardt | Frank Eckardt | Julia Eckert | Franz Eder | Hans-Georg Ehrhart | Uschi Eid | Monika Eigmüller | Mohamed El-Azzazi | Nagla El-Dandoush | Andrea Ellner | Hartmut Elsenhans | Alexander Engels | Sebastian Enskat | Philipp Erbe | Christoph Erbslöh | Günes Ergin | Wilhelm Ersil | Tino Erstling | Reynaldo Escobar | Marcus von Essen | Harald Etzbach | A. Erhardt Ewert | Anne Faber | Thomas Faist | Ali Fathollah-Nejad | Jörg Faust | Jörg Fehlandt | Helmut Fehr | Fabian Fehrle | Thomas Feldhoff | Eva Feldmann | Enrico Fels | Yale H. Ferguson | Helmut Fessen | Bartlomiej M. Fetras | Radoslaw Fiedler | Thomas Fischer | Karl Fischer | Severin Fischer | Heiner Flassbeck | Kate Fleet | Daniel Flemes | Anne Foith | Sarah Forberger | Randall Caroline Forsberg | Martin Fräder | Maria Framke | Cornelia Frank | Ulrich Franke | Jo- chen Franzke | Katrin Frauenkron | Arina Freitag | Marcus Freitag | Ines Friedrich | Jörg Friedrichs | Cornelius Friesendorf | Hans-Jürgen Frieß | Stefan Fritsch | Jörg Frohberg | Manuel Frölich | Susanne FrölichSteffen | Mervin Frost | Ruth Fuchs | Thomas Fues | Harald Fuhr | Dieter Fürst | Robert Furtak | Daniel Fuß | Hannes Gabriel | Philipp Gabriel | Janita Gall | Stefan Gänzle | Sven Bernhard Gareis | Adèle Garnier | Wolfgang Gaul | Thomas Gebhardt | Wolfgang Gehrcke | Anna Geis | Paul Georg Geiß | Savas Genc | Katrin Gerber | Volker Gerhardt | Sebastian Gerhardt | Jan Germann | Claus Giering | Hans Joachim Gießmann | Adolfo Gilly | Francois Gipouloux | Anja Gladkich | Gerd-Joachim Glaeßner | Krzysztof Glass | Nils Petter Gleditsch | Brendan Gleeson | Frank Glienicke | B. Glock | Eduard Gloeckner | Katharina Gnath | Catherine Goetze | Bülent Gökay | Blatt Gold | Marian Golka | Theresa Golka | Luis E. González | Gerardo González Núñez | David S. G. Goodman | Yvonne Göpfert | Eugeniusz Gorski | Manfred Görtemaker | Jörn Gottwald | Roland Götz | Catherine Götze | Sabine Grabowski | Charles Grant | Silja Graupe | Ivan Grdesic | Harald Grethe | Sonja Grimm | Jonathan Grix | Radoslaw Grodzki | Sven Gronau | Ines Große | Annette Groth | Jan Grotmann-Höfling | Olaf Gründel | Sieglinde Gstöhl | Xuewu Gu | Markus Brach von Gumppenberg | Klaus-Uwe Gunold | Thomas Günther | Gregor Gysi | Hanns Haas | Friedrich Christian K. Haas | Michael Haas | Marcel de Haas | Annegret Haase | Tim Haberstroh | Max Haerder | Christoph Haferburg | Kai Hafez | Parissa Haghirian | Simone Hain | Uwe Halbach | Christian von Haldenwang | Ben Hall | David Hamilton | Daniel Hamilton | Vladimir Handl | Werner Hänisch | Gerd Hankel | Stephen E. Hanson | Andreas Haratsch | Astrid Harnisch | Johannes Harnischfeger | Evelyn Hartig | Thorsten Hasche | Pierre Hassner | Michael von Hauff | Constanze Haug | Thomas Heberer | Rüdiger Hecht | Nina Heckmann | Klaus-Jürgen Hedrich | René Heilig | Bernhard Heimann | Andreas Heinemann-Grüder | Hans-Joachim Heintze | Wolfgang S. Heinz | Johannes Heisig | Marcus Held | Linda Helfrich | Gunther Hellmann | Sergej Henke | René Henn | Melanie Henneberger | Michael Hennes | D. Gert Hensel | Stephan Hensell | Karl-Martin Hentschel | Helga Herberg | Andreas Herberg-Rothe | Hinrich M. Herkewitz | Elke Herrfahrdt-Pähle | Johannes Herrmann | Carsten Herrmann-Pillath | Robert Hettlage | Pete Heuer | Robert Heuser | Ulrich van der Heyden | Jan Gerrit Heyen | Sonja Heyer | Roland Hiemann | Peter Hilger | Karl Hinrichs | Jochen Hippler | Alfred Hirsch | Franz-Karl Hitze | Nguyen Thi Phuong Hoa | Martin Hoch | Brian Hocking | Axel von Hoerschelmann | Frank Hoferick | Benjamin-Immanuel Hoff | Arthur Hoffmann | Dirk Hofmann | Andreas Hofmann | Kathi Höhendinger | Armin Höland | Andreas Holtz | Klaus Hölzle | Birgit Homburger | Christoph Hönnige | Liviu Horovitz | Wolfgang Horsch | Alexander Höse | Henk van Houtum | Werner Hoyer | Axel Hülsemeyer | Elvin Hülser | Rainer Hülsse | Hartwig Hummel | Thomas Hummitzsch | Walter Hundt | Beate Ihme-Tuchel | Hartmut Ihne | Peter Imbusch | Heike Imhof-Rudolph | Mirela Isic | Sabine Jaberg | Natalia Jackowska | Hanns-Dieter Jacobsen | Hans-Adolf Jacobsen | Wolfgang Jaedicke | Hans-Martin Jaeger | Thomas Jäger | Helio Jaguaribe | Sabine Jakobi | Helge Jani | Halina Janicka | Rico Janke | Stanislaw Jankowiak | Christoph Jansen | Alastair Jardine | Jolanta Jasina | Zbigniew Jasina | Charlie Jeffery | Anne Jenichen | Ralf Jeremias | Cui Jianjun | Jutta Joachim | Lars Johannsen | Merten Johnson | Knud Erik Jorgensen | Mirjana Jozic | Andrea Jung | Nina Jungcurt | Jasna Jurisic | Christopher Kaan | Robert Kaaßmann | Tomas Kafka | Martin Kahl | Markus Kaim | Viktoria Kaina | Lena Kaiser | Stanislaw Kaj | Piotr Kalka | Kristian Kaltschew | Cristóbal Rovira Kaltwasser | Ewald Kandziora | Bettina Kanke | A. Kapphan | Matthias Z. Karadi | Cemal Karakas | Michael Karlsson | Ireneusz Pawel Karolewski | Anna Karweta | Botagoz Kassymbekova | Christos Katsioulis | Bernd Kaufmann | Sylvia-Yvonne Kaufmann | Philipp Kauppert | Imke Keil | Lajos Keresztes | Norbert Kersting | Sebastian G. Kessing | Oliver Keßler | Romin Khan | Jurate Kiaupiene | Olgierd Kiec | Daniela Kietz | Samuel S. Kim | Kilian Kindelberger | Hala Kindelberger | Ian King | Attila Kiraly | Laszlo J. Kiss | Florian Kitt | Jadwiga Kiwerska | Benjamin Kleemann | Heinz Kleger | Eckart Klein | Peter Klein | Lars Klein | Nadia Klein | Axel Klein | Lutz Kleinwächter | Kai Kleinwächter | Stephan Klingebiel | Konrad Klingenburg | Anne Klinnert | HansUlrich Klose | Thomas Kluge | Sascha Kneip | Wilhelm Knelangen | Marianne Kneuer | Michele Knodt | Sebastian Knoppik | Alexander Henning Knoth | Jannis Koasidis | Jan Koehler | Beate Kohler-Koch | Oleg A. 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Vasquez | Daniel Villanueva | Ramunas Vilpisauskas | Vladdo | Dirk Vogelskamp | Bernhard Voget | Dieter Vogl | Karsten D. Voigt | Helmut Volger | Gernot Volger | Jochen Volk | Christian Völkel | Krister Volkmann | Ludger Volmer | Peter von der Eltz | Anna von Oettingen | Judith Vorrath | Matthieu Voss | Christian Wagner | Helmut Wagner | Mathias Wagner | Enrico Wagner | S. Wahi | Anja Waldraff | Sophie Waldschmidt | Dariusz Waldzinski | Heiko Walkenhorst | Immanuel Wallerstein | Wolfram Wallraf | Norbert Walter | Elizabeth Ward | Laurent Warlouzet | Toshio Watanabe | Burkhard von Watzdorf | Sven Weber | Jürgen Weber | Pierre-Frédéric Weber | Heidi Wedel | Birgit Wehrhöfer | Pan Wei | Thilo Weichert | Diethelm Weidemann | Werner Weidenfeld | Brigitte Weiffen | Andrej Weigel | Michael Weigl | Ann-Sophie Weihe | Herribert Weiland | Laurence Weinbaum | Michael Weinrich | Thomas Weiss | Kathrin Weiß | Norman Weiß | Gert Weisskirchen | Christoph Weller | Thomas Wencker | Andreas Wendlberger | Agnieszka Wenninger | Sebastian Werle | Sascha Werthes | Nikolaus Werz | Wolfgang Wessels | Bettina Westle | Christine Wetzel | Johannes Wetzinger | Thorsten Wetzling | Christoph Sebastian Widdau | Jörg Wiebach | Jan Wielgohs | Sebastian Wienges | Ina Wiesner | Beata Wilga | Cornelia Wilkens | Manuel B. Wilmanns | Willy Wimmer | Michael Windfuhr | Birgit Winkel | Rainer Winkler | Heinz-Dieter Winter | Heike Winter | Christian Wipperfürth | Adriane Wipperling | Wolfgang Wippermann | Lucas Wirl | Klaus Wittmann | Rudolf Woderich | Roland Wöhrle-Chon | Alexander Wolf | Anna Wolff-Poweska | Sabina Wölkner | Gerry Woop | Renate Wünsche | Maximilian Würdig | Frank Wurft | Andreas Wust | Gerrit Wustmann | Patricia Wyzogrodzk | Ippei Yamazawa | Fan Yang | Zuhal Yesilyurt Gündüz | Marcin Zaborowski | Georgios Zafiris | Azadeh Zamirirad | Michael Zantke | Wolfgang Zapf | Uta Zapf | Jaime Jaldín Zárate | Raul Zelik | Thomas Zelt | Stanislaw Zerko | Cora Zeugmann | Junhua Zhang | Qiuxia Zhu | Aram Ziai | Matthias Zimmer | Raina Zimmering | Moshe Zimmermann | Markus Zöckler | Christoph Zürcher | Susanne Zwingel | Benjamin Zyla | 87 Ausgaben 104 Länder unter die Lupe genommen 1.260 Autorinnen und Autoren aus der ganzen Welt 2.300 Artikel, Rezensionen, Konferenzberichte, Interviews • 20. Jahr Wse l t end • 12 CHF Nr. 74 September/Oktober 2010 T r e nW d se l Woh beim er kom Zeit mt es, ung dass W IS t SN el : 09 Nr. 75 November t 44 T de s. nd re tt el .w w w w e s.d nd tre elt .w hr • 19 hr Ja 8. •1 20 10 ar ar/ Fe b nu Ja der in an Jap 0 s7 nd Tre W elt 80 ds Wel tTre n ru 11 20 5/ e astr op h Kat Ernä r Ir an de ln Bro de s 84 Wel tTre nd nds 75 WeltTre WeltTrends 74 nds 83 WeltTre . Ja . 3/ 20 Zu ku nft ern förd Wir hrun g ga Exit Afg rant ie hanista rt? n Vergessene Konflikte 12 • ezember Novemb er/D 2/ 2012 rder usfo Hera s 76 nd tTre Wel nd s.d e s 72 w.w eltt re ww nd tTre Wel er de Bü rg em Fr e Brüche Arabisch 19 11 • . Jahr hr . Ja 1/ 20 n rasie Eu ung /Ju 10 ni 20 • 18 en Tr 09 20 ruar ar/F eb Janu t Ko n 64 Nr. 64 dWs el d er us as ther dK flik ds F le na th us kas au w Wel tTre n CH Po Zlieti it ks c h nd Tre W elt • 12 Mai 11 l 20 Ap ri z/ är M 77 Nr. ds r if Sy mpt tf om Ab ch e ei ür as ne Ka r Kr in raba iens Ab hr isen te Fü ch sp Ja nf :G regi rn 8. esch altung on Inte Tage •1 at icht Krie ress e un io 2010 g en de dG n sW Staa esch ust a le este t in icht ug Pe ns Ze Po en trits ite li/A n de ch Ju li t :H erau r Glo ik Bron ba sfor Urb lis isła de an wG M rung ierung e u erem Wel Ba en Un ltiku Inte lkan ek tBlic ga gra lt ag im ti k nh Nati risc i Ka Po rträ pe Tü on he nad on Ch t an Ko Ba rkisch alitä s Do a ge h t p En h ? c in pe ra eA Oba tw a in In ickl mas EU s K ust die l an un W -M ra m on e Her n gspo ilitä flik lier Ze ltBli Kli au r im lit sfor it t De en ck Tsch ik ve Bü w rsus deru ch ad er Do r Au end Terr ng & Ta fs es e im or gu Eg tan ng yp d vo Na Fo en h tN ru WM ee n 14 en O Re m alld if ste a P 32 fü Afg ßb n h rd ha Fu 3 Bü ie anis ra die Üb s7 oh ta Da che nd erg n ? nd sA r& au re ab Ta rik m e? ltT g tu daf we nd ung ww. W Sü wel die en ttr Ve en ds.d rg an e ge nh eit s7 7 li k er rg Bü uk 20 10 12 t 20 us Ka ar Aug de ro ru li/ m •1 en o /F eb Ju Fre hr Ja 9. 11 20 Eu 2/ 50 ar 85 9, nu Nr. a ti Ja io Tr 70 dosli t ik e nna le P rn Nr. at r in te ds rn fü en te lt Tr an Tr We t t f ü r in e l r if t hr . Ja nf Ir nd La e – ätz en ns ili e as Geg r Ko er Br 44 Im -8 T r Ka 10 uk 1, e n au as (2 s 01 d s riva us br wir 1) od lisie 77 ts rend elt es reic chaf . Ei 8 Eu htum tliche en n ge dies W ro El rU ie fähr un e Re nter iten, erw we Die lic gion d au et en rd he hn slän tw tio eit e Gew Rolle so isch s Gem ickl disc nsd ern n Fre inst de au er alt un isch he Ka m d r ab e g, ch Vi b ie n be M de ra el Re In grün ythe il un o ssou falt, nach ku atte zu esse bach d ko tere ltu n . D ft p de , Ru Bü ssen rcen san Ka un n– nf n, re o ie ssla rg lik le na da ll s Abc d Le mac -de ce tträ s si nd da . Vo gil mis ern d ge n ha ch s ht nd ?U nd ch ge es t n sien re Ze tig die Polit so en B Au da nse ich it s ik , di . D wo g e Th un st nk ürg en un fü re e em ra e ch lich ers d de d N Au diine r Au lie hl g hrt die en ri ft un e en dies to utsc agor eo fs No Be n ü d ny kie gra Inte ren Ra es he b rd tan Hef d hm urb ispie er afr Inte an ren ist Ba fisc grates. en ane r-a le h ein ika. n h ly . ze To . Die rain als si Die un e n d le – re eren Ze bis Re ra pa och ite nz n Au gio nw nara ge bil aissl na en bis kom de l w öse de ch n m r ie en en glo und im ;u P N m ba ög ahe rote nd l. zw lich n st e ar O e Ko sten marnse .W ir qu en - el ch de nd it s s. el Ze nd Wd s W re 1 tt od ite Br Se ed ? el en 0 u ne .w Tr 11 :1 17 de o yo w t 2 s. at d n3 / 6.1 nd pa s tt? hri smu li rtsc Fo bera k d li ti un Neo poli ng s al nu s de Sozi tie? n ra Ord seit ke se ok n n lo Je ue li nd em Ne sterd er La d u M ht n alia ac ure om M ck Sp in S en Bli ns r elt ró ktu lgeri n W f Pe rre at A Grü Au otrsko rsta t-R Ku tie n Ro Re tz k in ti pla s eit poli d pa Str ßen en ro Tr Au e Eu e lt se iert W en aly reg F ng re An h C H de gu len Ja Ta Po • 12 nds. & ro re 20 er Eu eltt ch 50 .w Bü 9, ww re nd Ja de w tt re e re nd s.d nd s. de Wh w nds We l t af ch ds un itié re w el ltt ? .0 12 w .w we r ltt e rt D Le Tr w. e lt t e s.d ng g a ra n ti ts en um oc 2012 63 te/D er 19 en Hiv von 63 um inter/ rag de 19 rt Dok W er Ve aité w.w ww we ltt re w w w.welttrends.de e Tr e ä h ru U4 w w w. w w w. we ww w en s .d end E rn s nd g ist an re a nh Ex it Af gh an eltT im pe Ko h Vergessene Konflikte W Kl a c na Br üc he 4_ sU a f r ik ! da Sü t ab b he he g nd e lt ru n re Tr Ar ab isc e o rd u sf H e ra e n si E u ra lt eltT en lt W d se Tr e n d W es W Tr lt d se W en Tr ts ruar /Feb uar Jan 09 • 17 20 t 8 Euro en m el 2012 s ts en bH ocum Gm /D te te fo en en 86 um um ße agne ts.in ok en Dok D Stra llem um lag tion fer / A oc Ver ak ndor n te-d Red otte Bon en D 129 okum 53 w.d ww : 09 März/April Nr. 83 We l t Tr e n d u oc 2012 te/D mne aulle r en to G ue um bst/Aues de dena A Dok Her Charl rad Kon W s 75 r F ’am s g zu de l er tra eg ssi Ver W oie v Do e- s e em la f d ur ei ysé ier ysé Au S Dr n El oss l’El d e de is d er Tro aité üb r eT rl su W IS SN (2010) 8 Euro • 12 CHF Januar -8 /Dezember lese Den Krieg 10 r e n saub die Fing Pol itik 2010 er er 1, um Afgh ion ale Zeitschr if t für inter nationale Politik (2 n d 10 Ze its chr bleiben ? nat anis 01 loren – 20 tan hat int er ni 0) s if t für fürer einm der Wes /Ju twied 70 k dem s hr if ten veral. Die int er nat Mai li titsc Land am Frage Tr e n d Zei 72 Po des Abzu ion ale Hindukus W e l t 8101, (2012) 83 Nr. und siche gs aus Die al e ch best ZPo rheitspol immt die io n k le Zu ISSN: 0944eiliti 40 bewaffnete Konflikte itische tsscch außenWashingt Su kunft tz rn at toben derzeit in der h Agenda, on D.C. te stä che, brau F en nur ri f ten nich Welt. Über einige ands in wissen wir wenig; über CH andere Er und tte ch t t r Aufst in terte Inter nur in Nr. tlu Berlin. • 12 t am fü Eu n. sc Wr Krieg in Somalia 84 Ziel ist, tiv Jahr II des Mee ropa Mit hließ Ener vention t fü d Euro Mai/Ju gie wissen die gesc Gaddafi itä sich Pu ahlein te 9,50 möglichs Ex r ve , No mode ung . lassen: h ri f wir nichts. Wenn Bilder ausbleiben oder ni 20 n nach heiZu pe Sri Lankas „Siegfrieden“ k rfü t n rn rdafr rnsteund t lv sc „Exit Libye Al glim pe rtis ling? 10 . 12 ge s pflich Afghanis gle un e up at io De W im so größ e. Au n wi ika, r enden s im Früh H Zeliitti die Zahl der Toten zur Routine wird, dann schwintan“ – en rfass t 20 ai-Gr ich d e für ohne Sü En shalb Tschad: Krieg Ende ter sg r zu n al aber wie?Terrorismu us Ira P o vo-det das politische Interesse. Und die Sh EinstiegS ärte ao ig ein Er eb über dame Te twick ar angh rs ssen e Po gien e sic dö aut ww n ta ein ohne Phar org : D oin den gAuss geli le Aug lun be rik ch lIm Die öffentliche Intere w. Kämpfe Kaschmirs ThemaStrate un he und werd ho a, nolog g neiten Was bro li/ eg tiegn 8 Eu Ägypten wint tie wi re n a„Jasmin-Re DieWahrnehmung selektiert gnadenlos. he Ru an er a ware sche Ju gt li en mit oder En Erdg en au s M sslan ie un uer r int uns Alge d error- diskutieren ersh Demokra Z e li ti k ro isie ng Russi An ergie as rien ti-Tnpol auße elt lehrt ErdöA erna ch Gewalt in Tschetschenien begann a ti aß es che d Kenner all.co 73 d Islam und op Frühling. • 12 it s s est n d ve prod unse an und staDer m Jahr itische USA rt fgun tioanist der Regi es rke l-Afgh de r D po rso m na Nr. re ie rnArabische . Eine WelVor eine China Afgh dieExperten ch a CH Spirit ? on und rgunuzen re Ak gio dem o n Pa hdaEr l an an-Komp au , je be m nds si sienteder 10 rd egie die Ausg Zü nisdg de do ute g für ing ghai anisrun F Ra chen ri ft er tang. t mit tivitä nalerStrat dlex tio Re 20 analysieren T r e 11) 76 r nurtnern. Komplex ild n“ in Tune in He angslage Blick fürtaasden nd Sitz ten V un um ch Shanstratdie aufgebro en Thema Im lag Fried roh P lutio ausgewiesene Experten n e rde d en Bu -il g ut r am Streitplatz einig ie es t d (20 ro n Vo e wurd n Welt , er sfoegie l des und anal e un in n im Abzu fü m en lich g Ka r allberlle on. In tn tegchnach Kim Jong De im te füZeit te ärch tio ion ysieren d in v W e 0944-8101 Herau Sie n: klar, präz em a no . OspPlan r in die Regi le st eut Mittle atfünf an- d Na von korea nach Krä e w OKa versiegel schwelenden Konflikten. p mpit K Abzu inrmUrsachen Deutsche Interessen im wohlges Zu rsschla mren log b ische ib ise Nord el,inte Nr. re gseit Hupo f um der Mitte ri ftProtests erfasste tä nd . MOs iscahem n t r und mit echsW ik ku kunft ISSN: greg n F etzte un ft te Reich Ir ee a Na mew 80 h si t im rk n dem Mut erh ngerti e hie - hru CH Regi Poin nt an ie ng . e sorg itten n Panz ras sc c des ern d Se die le Interessen der Köche an den Krirn tierung. se ttelm Eimit Rüstu vo vediskutieren Se oun hStreitplat De en . zur . • 12 ogen sich rz un „n rt Europa n. d Me ng ntas ? ptem s Mi o liit s ae a ti rz Gloin zu n, d z ih wirr Analy ro ula ba au mark regie ug ba, ler ie wir eu e Faundchschärfen m für da en? nsch ZP e renLändern vollzen Demonstrationen cht senherden Megword Analyse be unsere Wahrnehmung Vo ie nb e Däne 8 Eu o tt Deut e n ch ion it rh m Ag r/O io na Mäerkt is e u sche de ar le Jah Un Papie he rarsek enrec S Zaessed si errei Inter wurd n ktob de an Notwendigkeit An hte Stadeben en.un le m öhe seitdem Mexikos Erdölgewerkschaft hl n ch trate fürikso die un Lösungen. dauerhafter au tor r, vo er n azehn ichts-deren er Ihre n. d Sic cúWas ist Alt Zeitu z, die nafr ung? od r St f 20 P lzt. n de ehr g t d Bilan Iran ng brau de eib io he an D gewa 11 de Pa m d ie Zeitu ie nm sch e tä rtr rheit C Z e o li ti t r platt Foru r Fa ie er a erste ng brau rD cht Ge Analyseern ot “ us Erfolilige, Foru m. 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En Ihr ganz s up hs n rie sch mie is auf ta n tw Pla hä ne – Euro h lic ältni Gr a u e Wi e ist Clar s papolitik te dsiant spez he terloo e n 72 Atom re Bl Fazit zieltanis ntio hen Verh Kirgisista Unab ue ielle der ren s clchen üchern ein utung, dieShanghai-En hEin r 403 oc e in en s Prob ltT T r (2010) Ne e aftlic as Wa 105_11FA_Ext_M n im Umb finden! rn h biolog 46_ hr itWe lem. lobb kade Niede C ätz n, partn rv sch F alys fg ersch WiH re We tsb ruch Nationen Bede was Bücher & Tagungen auer_ Obam Krieg am der at ische it O_ Jah An rgan 200x2 . Ja neue m A Inte arabischen n CH l t -8101, y na en einzu en Z e schich gische We 20 Horn von ngen 97_d.inddenhe Ziele Waff lttre ag arf io Wel 20 e en Ost WeltB g? ch ate ru euelnd Afrika • 12 nds die W e : 0944 nh sch Tagu Vergang 1 en! Im _14 er- e str tBlic Fu n a 12 • sich Fo wand ro pe lick wie en n ntur er & 7x2 Eu ku die Ko eist Die ss ISSN 10. Vor d er k k se so Büch ro shim ht ko 8 Eu ind Bücher und 20le re ch Ddie den tz an d O eltm Imagprozes & Tagu g nic Isra pa ne 1 Jo Amt tBlic k na Wahle 4/ a b-N seel d UN pla Inte ngen Nach Po s bislan uppe Das iti el u de Wel r.: 28 e all-W en s eit n: Me da Neu r Gr den un Wei s En ßb 6-1 tpol tiv pa li t ni sind xiko Wahle China Str tsch Keine 56 ergi nken Fu er de s d in ga e ch ro USA Wel u . 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W anal ng au nich e k, - m aly elttre 12 CH äzed und hs W SN: 09 en or te fS t? op om Au Fr li ti efßde land ppe t nds.d F se tw s Pr ib an ch IS hli p o in K n k an e ylle tsch -Gru fel al da kre sc be en l ge ge Deu xgh ip - ai d Tö ich ss t?“ ch fe ag un E W nn re un n. 9, 50 an sG Wel elt - im itik na Gip ach te Shn ies rt se ww Eu eh die rn Kl re r In B N e ie e t ol m e e ro li w.we ATO p eim rl er d ck si geone e tp • Ab lock ve is t K ly EU lttre 12 CH igel W regi eD r -R te b k n in na 85 -R nd uss neft „W F er er ien tig pie s a li ti zeig rete s ü s.d e M ht, rn h a o k fe e lan e e ac ste s nd aglc ieilsc es P efte ap nk htp ren eit die Frso d: g fe Da m d ko H A Tre oke den lle htre tor Sch für ge s Kli ar. Ne lt en o s B zu e g e a R k se üch g r am als n w W sa rd ie Nic Fa so r d nze der D es C en er er wu hts kt d n fü Nil han eal en ach & . ue ? 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Zugleich wird in den Beiträgen von Gründern und Redakteuren über diesen Tag hinaus geblickt, sowohl in die Geschichte als auch in die Zukunft. In dem Bewusstsein einer erfolgreichen Bilanz stellt sich die Zeitschrift auch den Herausforderungen im 3. Jahrzehnt ihres Bestehens. ISBN 978-3-941-880-49-8 www.welttrends.de „Den Geist der Epoche bezeugen …“ 20 Jahre WeltTrends – Zeitschrift für internationale Politik Herausgegeben von Raimund Krämer und Lutz Kleinwächter