Intermediate M i Macroeconomics
Transcription
Intermediate M i Macroeconomics
Uni Basel Intermediate M Macroeconomics i Attilio Zanetti - Frühlingssemester 2011 Teil I Allgemeine Einführung Kapitel 1 Organisatorisches und die Themen der Vorlesung Kapitel 2 The Great Recession: von der Subprime‐Krise zur Schuldenproblematik Kapitel 1 Organisatorisches Organisatorisches und die Themen der Vorlesung 1 Die Vorlesung findet jeweils Montags, 14:15‐17:30 Uhr statt. 14:15 bis 15.45 15 Min Pause 16:00 bis 17:30 Fü Für Fragen stehe ich während der Pause und nach der F h i h äh d d P d hd Vorlesung zur Verfügung. Ausserhalb der Vorlesung: email: attilio.zanetti@snb.ch Besprechungen müssen vereinbart werden. Intermediate Macro - Uni Basel 4 Die Vorlesung wird von Übungen durch dem Assistent begleitet. Wöchentliche Sprechstunde nach der ersten Übungsstunde. Der betreuende Assistent dieser Vorlesung ist Matthias Gubler. Email Adresse: matthias.gubler@unibas.ch Alle wichtige Informationen sind auf der Homepage der Vorlesung verfügbar. Intermediate Macro - Uni Basel 5 http://wwz.unibas.ch/wirtschaftstheorie/lehre/fs‐11/vwl‐4/abteilung/witheo/ Sie finden dort viele nützliche Informationen: Vorlesungsplan Folien Reader und PDF‐Files der relevanten Artikel Verschiedene Dossiers zu aktuellen Themen Podcasts und Videos zu makroökon. Themen Links zu einigen interessanten Websites Links zu makroökonomischen Daten Übungen mit Lösungen Beispiele von Prüfungsfragen Intermediate Macro - Uni Basel 6 2 Literatur Wir werden das Buch von Abel/Bernanke/Croushore verwenden: Macroeconomics, 6th edition, 2007. Zumindest einer dieser Namen sollte Ihnen bekannt vorkommen... Andrew B. Abel, Wharton School of the University of Pennsylvania Ben S. Bernanke, vorher an der Princeton University, danach Chairman of the President's Council of Economic Advisers. Seit Februar 2006 Chairman des Federal Reserve Dean Croushore, Robins School of Business, University of Richmond Intermediate Macro - Uni Basel 7 Ich werde mich hauptsächlich an ABC halten, jedoch nicht strikt 1:1 dem Buch folgen . Es existieren weitere bekannte Lehrbücher in die Sie bei Interesse ebenfalls einen Blick werfen können. Zusätzlich zum Lehrbuch werde ich mich auch auf spezifische Kapitel anderer Lehrbücher, grundlegende theoretische und empirische Forschungsarbeiten, sowie Presseartikel beziehen. Intermediate Macro - Uni Basel 8 Weitere Lehrbücher Ebenfalls zu empfehlen ist: F. Mishkin, Money, Banking and Financial Markets, Addison Wesley. Intermediate Macro - Uni Basel 9 3 Weitere Lehrbücher N.G. Mankiw, Macroeconomics, Worth Publishers. R.E.A. Farmer, Macroeconomics,Thomson. J.B. DeLong & M. Olney, Macroeconomics, Mcgraw‐Hill. R.J. Barro, Macroeconomics: A modern approach, Thomson. Intermediate Macro - Uni Basel 10 Zusätzliche Literatur Alle Dokumente werden als PDF Files auf der Homepage verfügbar sein. Wir werden zwischen Pflicht‐ (= prüfungsrelevant) und empfohlener Zusatzlektüre unterscheiden. Current issues und darüber hinaus: Informiert sein! Versuchen die Links zwischen behandeltem Stoff und den aktuellen Debatten zu sehen! Intermediate Macro - Uni Basel 11 Weiteres Material Podcasting Videos Podcasting: Cochrane on ‘The Financial Crisis’ Die entsprechenden Files oder Links finden Sie auf der Website des Kurses. Intermediate Macro - Uni Basel 12 4 Legende zu den Folien Technische Notizen (TBOX) Bezug zur Realität The subprime crisis You have probably heard of the so called subprime crises which burst during the summer in US and rapidly deployed its effects in Europe as well. It is a very good example of how important the connection between financial markets and the macroenconomy is. What happened? Step 1: For a long period of time time, US interest rates were low. This was meant to favor the economy’s expansion. One of the channel through which this occurs is housing investment. Intermediate Macro - Uni Basel 84 Wichtige Konzepte Intermediate Macro - Uni Basel 13 Arbeit mit Daten Um die Konzepte zu verdeutlichen, werde ich versuchen diese im Verlauf auch immer wieder mit Beispielen zu illustrieren. Sie werden solche auch in den Büchern antreffen, diese beziehen sich jedoch mehrheitlich auf die USA. In dieser Vorlesung werde ich den Fokus auf das Schweizerische Wirtschaftsgeschehen legen. Ziel 1: Ich möchte Sie mit dem Umgang mit Daten im Allgemeinen vertraut machen: Verwendung von Datenbanken, Datentransformation, etc. Ziel 2: Sie lernen Excel (und evtl. E‐Views) zu verwenden Intermediate Macro - Uni Basel 14 Grundsätzliches zur Prüfung Die Prüfung findet im Juni in schriftlicher Form statt. Sie besteht zu einem Grossteil aus Multiple‐Choice Fragen aber nicht ausschliesslich. Keine Hilfsmittel Prüfungsstoff: Vorlesungen Übungen relevante Kapitel im Lehrbuch Pflichtlektüren (siehe Homepage) Sie können schon jetzt mit Sicherheit mit Prüfungsfragen aus den Übungen und der Literatur rechnen! Intermediate Macro - Uni Basel 15 5 Die Themen der Makroökonomie und unser Programm Eine erste Definition: Die Makroökonomie ist die Analyse der Struktur, der Mechanismen und der Leistung von Volkswirtschaften sowie der wirtschaftspolitischen Massnahmen welche die Wirtschaftsleistung beeinflussen welche die Wirtschaftsleistung beeinflussen. Zentrale Fragestellungen und Schwerpunkte: Langfristiges Wachstum Konjunkturzyklen, inkl. Arbeitslosigkeit und Inflation und makroökonomische Wirtschaftspolitik Intermediate Macro - Uni Basel 16 Schwerpunkt: Langfristiges Wirtschaftswachstum Schweizerisches Wirtschaftswachstum: BIP pro Kopf 1913 ‐ 2006 zu Preisen von 2000 Real GDP per capita 70000 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 2003 1998 1993 1988 1983 1978 1973 1968 1963 1958 1953 1948 1943 1938 1933 1928 1923 1918 1913 Das Trendwachstum kann sich von Periode zu Periode ändern Intermediate Macro - Uni Basel 17 Quelle: Barro, Kapitel 3 Intermediate Macro - Uni Basel 18 6 Quelle: Barro, Kapitel 3 Das Trendwachstum kann sich von Region zu Region stark unterscheiden Intermediate Macro - Uni Basel 19 Wirtschaft C wächst über 20 Jahre 3 Prozentpunkte pro Jahr stärker als E (5% und 2%) 100 100 Welt BIP = 200 149 265 Welt BIP = 414 Intermediate Macro - Uni Basel 20 Weltwirtschaft : grosse Unterschiede in den Wachstumsaussichten Somit verändert sich: Intermediate Macro - Uni Basel der relative Wohlstand der Bevölkerungen die relative ‚Macht‘ der Ländern 21 7 Intermediate Macro - Uni Basel Die G7 Welt: Die G20 Welt: 22 Intermediate Macro - Uni Basel 23 Fragen bezüglich des langfristigen Wachstums: Welches sind die Faktoren die einige Länder über Perioden wie bspw. 1960 ‐ 2000 schneller, andere wiederum langsamer wachsen liessen? Was können politische Entscheidungsträger unternehmen um die BIP/Kopf ‐ Wachstumsrate zu erhöhen? Was beeinflusst die Entwicklung der Produktionsfaktoren? Y = A*F(K,N) Intermediate Macro - Uni Basel Kapital Arbeit Gesamtfaktorproduktivität 24 8 Schwerpunkt: Konjunkturzyklen Unter Konjunkturzyklen versteht man kurzfristige Kontraktionen und Expansionen der ökonomischen Aktivität Eine rückläufige Phase nennt man Rezession Eine ansteigende Phase nennt man Expansion Warum kümmert uns diese schwankende ökonomische Aktivität? Wegen der Auswirkungen auf die Wohlfahrt! Sämtliche gesamtwirtschaftliche Grössen sind von Konjunkturzyklen betroffen: Gewinne, Löhne, verfügbares Einkommen, Zinssätze, Beschäftigung, Konsumentenpreise, Aktienkurse, Immobilienpreise,… Wir kommen in detaillierterer Form auf diese Fragestellungen zurück. Intermediate Macro - Uni Basel Ein kurzer Blick was unter Fluktuationen zu verstehen ist: Diese Grafik zeigt das BIP Wachstum der Schweiz Intermediate Macro - Uni Basel 25 26 Hier zwei Indikatoren zum verarbeitenden Industriesektor der Schweiz Intermediate Macro - Uni Basel 27 9 Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit: tritt auf wenn Personen grundsätzlich für Arbeit verfügbar sind, diese auch aktiv suchen, jedoch keinen Job finden können Arbeitslosigkeit wird zum einen durch konjunkturelle Schwankungen (Rezessionen erhöhen die Arbeitslosenquote) zum anderen durch strukturelle Faktoren verursacht Warum ist die Arbeitslosigkeit ein so zentrales Thema? Für die meisten Leute stellt die Arbeit eine zentrale Komponente ihres Lebens dar: Arbeitseinkommen wird zur eigenen sowie auch familiären Versorgung benötigt Die Arbeit ist ein Teil jeder individuellen Identität Sich ausweitende Arbeitslosigkeit hat einerseits direkte Konsequenzen für die Betroffenen und schafft andererseits viel Unsicherheit für den restlichen Teil der Bevölkerung Aufgrund dieser Faktoren kann die Arbeitslosigkeit signifikante politische Auswirkungen haben Intermediate Macro - Uni Basel 28 Arbeitslosenquote in den USA, 1890‐2005 Quelle: ABC Intermediate Macro - Uni Basel 29 Arbeitslosigkeit nach der Krise Intermediate Macro - Uni Basel Source: FT, 16.02.201130 10 Inflation Inflation hat mehrere negative Effekte Preise müssen Informationen enthalten, um die optimale Allokation der Ressourcen auf Mikroebene zu erleichtern Inflation beeinträchtigt das Wachstum Soziale Aspekte: Einkommens‐ und Vermögensseffekte Glaubwürdigkeit, Erwartungen und sacrifice ratio Aus diesen Gründen ist die Inflation, genauso wie die Arbeitslosigkeit, ein gefährliches „Monster“ Intermediate Macro - Uni Basel 31 Der negative Einfluss der Inflation auf das Wachstum: Evidenz Durchschnittliche jährliche Inflationsrate und durchschnittl. BIP‐ Wachstum pro Kopf, 1965‐90, 82 Länder. Klarer negativer, jedoch nicht zwingend linearer, Zusammenhang erkennbar Quelle: Haslag, J.H., (1997), Output, Growth, Welfare and Inflation: A Survey, Fed of Dallas Economic Review, second Quarter. Intermediate Macro - Uni Basel 32 Soziale Aspekte: Evidenz http://www.fao.org/worldfoodsituation/FoodPricesIndex/en/ 33 11 http://edition.cnn.com/2011/WORLD/europe/02/03/world.food.prices.rise/index.html Intermediate Macro - Uni Basel 34 Makro‐Politik Fiskalpolitik: Staatsausgaben und Besteuerung Wie sollte die Staatsrechnung aussehen? Wie hoch ist eine vernünftige oder optimale Verschuldung? Soll die Fiskalpolitik auf den Konjunkturzyklus Einfluss nehmen? Was ist mit nachhaltigem langfristigen Wachstum? Wie sieht eine optimale Besteuerung aus? Variablen: G, T, Tr Intermediate Macro - Uni Basel 35 Ab 2008: sehr intensive Debatte über die Rolle der Fiskalpolitik zur Bekämpfung der Rezession: Welche Massnahmen? In welchem Ausmass? Mit welchen Folgen für die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen? International Finance, Vol. 12, Spring 2009 Heute wird vor allem über die nötigen Korrekturen diskutiert: Intermediate Macro - Uni Basel (IMF, Fiscal Monitor, Nov 2010) 36 12 Geldpolitik: Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um das Management der Menge und Kosten des Geldes. Was sind die Ziele der Geldpolitik? Wie sieht die optimale institutionelle Ausgestaltung aus? Wie soll die Geldpolitik implementiert werden? Wie soll die Geldpolitik implementiert werden? Wie wird die Geldmenge tatsächlich geregelt? Intermediate Macro - Uni Basel 37 Kapitel 2 The Great Recession: von der Subprime‐Krise zur Schuldenproblematik <<These are historic moments for the world economy.>> Martin Wolf, Financial Times, Dec. 11th 2007 <<Today, it is impossible to rule out a lost decade for the world economy. This has to be prevented. Posterity will not forgive leaders who fail to rise to this great challenge.>> Martin Wolf, Financial Times, Feb. 18th 2009 <<As the crisis intensified with the collapse of Lehman Brothers, authorities implemented an escalating series of emergency measures (…) These were essentially emergency room treatments, which meant that consideration of any side effects would have to wait.>> BIS, 80th Annual Report, 2010 Übersicht des Kapitels 2.1 Die Immobilienblase und ihre Mechanismen 2.2 Die Vernetzung der Finanzmärkte 2.3 Reaktionen auf dem Geldmarkt 2 3 R kti fd G ld kt 2.4 Realwirtschaftliche Konsequenzen 2.5 Wirtschaftpolitische Massnahmen 2.6 Wo stehen wir heute? Intermediate Macro - Uni Basel 39 13 US Immobilienmarktblase Platzen der Blase Komplexe Finanzmarktturbulenzen Schwierigkeiten für Finanzinstitute Beschränkte Kreditvergabe Beschränkte Kreditvergabe Vertrauensverlust Realwirtschaftliche Folgen in einzelnen Ländern Eine globale Rezession Wirtschaftpolitische Reaktionen und neue Herausforderungen Intermediate Macro - Uni Basel 40 Zu diesem Thema: Podcasting: Cochrane on ‘The Financial Crisis’ Podcasting: Kling on ‘Credit Default Swaps …’ Podcasting: Acemoglu on ‘The Financial Crisis’ Podcasting: Munger on ‘The Middlemen’ Podcasting: Shiller on ‘Housing and bubbles’ Podcasting: Higgs on ‘The Great Depression’ Podcasting: Kling on ‘Freddie, Fannie and the US housing market’ Podcasting: Fazzari on ‘Keynesian economics’ Podcasting: Fazzari on ‘Stimulus and Keynes’ Intermediate Macro - Uni Basel 41 2.1 Die Immobilienkrise und ihre Mechanismen Schritt 1 ‐ Entstehung der Blase: die Rolle der Geldpolitik Die Zinssätze in den USA waren über einen längeren Zeitraum tief. Die Idee hierbei war die Stützung des Wirtschafts‐ wachstums. Einer der entsprechenden Wirkungskanäle besteht bspw. aus den Bauinvestitionen. Taylor (2008): US Geldpolitik war zu locker Zinsen waren zu tief Über einen zu langen Zeitraum Intermediate Macro - Uni Basel 42 14 Mit der Reduktion der Leitzinsen sind auch die Hypothekarzinssätze gesunken Mit dem tieferen Preis stieg die Nachfrage nach Hypothekarkrediten Taylor (2008): ‘So there is clearly evidence that there were monetary excesses during the period leading up to the housing boom… (there is) empirical evidence that the unusually low interest rate policy was a Intermediate Macro - Uni Baselfactor in the housing boom.’ 43 Geldpolitik war gemäss Taylor (2008) auch in anderen Ländern zu locker, wie beispielsweise Irland und Spanien … … welche ebenfalls von einer Immobilienblase betroffen sind. Intermediate Macro - Uni Basel 44 Schritt 1 ‐ Entstehung der Blase: die Rolle der internationalen Kapitalströme und der Risikounterschätzung Sehr hohe Sparquoten in den emerging markets (insbesondere China) haben grosse Kapitalströme in die USA begünstigt; Das grosse Kapitalangebot hat die Zinsen unter Druck gesetzt; tiefe Zinsen haben ein search for yield ausgelöst; um eine bessere Rendite zu erzielen, waren Anleger bereit grössere Risiken in Kauf zu nehmen. ö Ri ik i K f h Aufgrund der stabilen Inflationserwartungen waren die Investoren überzeugt, dass die Zinsen noch lange tief bleiben werden; great moderation hat zu einer allgemeinen Unterschätzung der Risiken geführt. Intermediate Macro - Uni Basel 45 15 Quelle: Blanchard and Milesi‐Feretti (2010) Intermediate Macro - Uni Basel 46 Schritt 1 ‐ Entstehung der Blase: die Rolle der Kreditbedingungen Wie wurde die Blase finanziert? Mehrheitlich durch Hypothekarkredite, da die meisten Leute, was nicht weiter erstaunlich ist, nicht über genügend Eigenmittel verfügten. Permanent steigende Preise? Wenn der Preis steigt, dann ist auch eine hohe Verschuldung unproblematisch: Über die Zeit wird sich die Last der Verschuldung automatisch reduzieren. Seitens der Banken führte diese Überlegung zu einer Seitens der Banken führte diese Überlegung zu einer Lockerung der Kreditbedingungen (Ellis, 2008). Prüfung der Kreditwürdigkeit der Kunden wurde substantiell gelockert – steigende Hauspreise wurden als Garantie betrachtet. 100% Kredit. Später wurden in vielen Fällen die Schulden der Besitzer grösser als der Wert ihrer Häuser. Neue Marktsegmente (subprime und Alt‐A) gewannen an Bedeutung. Intermediate Macro - Uni Basel 47 Tiefe Zinsen haben Hypotheken mit variablen Zinsbedingungen attraktiver gemacht (ARM, Adjustable‐Rate Mortgages). Sonderbedingungen: 3 – 4 Prozentpunkte Rabatt und keine Zurückzahlung in der ersten Phase. US Mortgage Rates 10 10 8 8 6 6 4 4 2 2 Apr-91 Apr-92 Apr-93 Apr-94 Apr-95 Apr-96 Apr-97 Apr-98 Apr-99 Apr-00 Apr-01 Apr-02 Apr-03 Apr-04 Apr-05 Apr-06 Apr-07 15 YR FRM 30 YR FRM TREAS 1Y ARM Seitens der Haushalte entstand die falsche Auffassung, dass sich somit jeder ein Haus leisten könne, auch ohne die entsprechenden Eigenmittel und mit einem tiefen Einkommen. Intermediate Macro - Uni Basel 48 16 Schritt 1 ‐ Entstehen der Blase: Verbriefung Hypotheken: Das klassische Finanzierungsmodell Üblicherweise wurden Hypothekarkredite von lokalen Banken vergeben, welche stärker in den Hypothekarmarkt involviert sind als die grösseren Universalbanken. einen direkten Kontakt mit den Kunden und dem lokalen Markt haben. die Risiken jeweils in ihren Bilanzen tragen, was zu einer sorgfältigen Prüfung der Kreditwürdigkeit der Kunden führt. Verbriefung (securitization) von Hypothekarkrediten In der jüngsten Zeit haben Finanzinnovationen dazu geführt, dass sich, insbesondere in den USA, die Art und Weise der Finanzierung der Hypothekarkredite geändert hat. Intermediate Macro - Uni Basel 49 Unter dem Begriff Verbriefung versteht man das Bündeln von Vermögenswerten (bspw. Forderungen), um dann die Ausgabe von Wertpapieren zu ermöglichen, welche durch solche Pakete aus Aktiva abgesichert sind. Mortgage‐backed securities (MBS) sind eine Form solcher gesicherter Wertpapiere, wobei die Sicherheit hierbei aus einzelnen Hypotheken oder Hypothekenpaketen besteht. Das Bündeln der Vermögenswerte beinhaltet auch deren Das Bündeln der Vermögenswerte beinhaltet auch deren Verkauf über eine Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle, SPV), welche unter Umständen dann in den Bilanzen der ursprünglichen Hypothekargläubiger nicht mehr auftaucht. Die Hypothekargläubiger, dh. die Banken, bedienen die Wertpapiere weiterhin durch die Zins‐ und Tilgungszahlungen aus den Hypotheken Intermediate Macro - Uni Basel 50 Quelle: Adrian and Shin (2008) Intermediate Macro - Uni Basel 51 17 Diese Innovation birgt einen grossen Vorteil: Durch die Verbriefung können auch kleinere Banken ihren Kunden den Zugang zum breiten Kapitalmarkt ermöglichen. Die verfügbaren Ressourcen für Hypothekarkredite werden umfangreicher, da die Kapitalmärkte mehr Mittel bereitstellen können. Der wachsende Wettbewerb erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für die Kunden, Kredite zu tieferen Hypothekarzinsen zu erhalten. Es können sich mehr Leute den Kauf eines Hauses leisten. Intermediate Macro - Uni Basel 52 Es bleibt jedoch ein ziemlich grosses ABER Indem das Risiko an breitere Märkte weiterverkauft wird, verteilen sich die Risiken. Banken können Anreize haben, Hypothekarkredite zu gewähren, während jemand anderes die entsprechenden Risiken trägt. Oder wie es die Financial Times formuliert: “... Securitisation led to bad credit standards because banks didn didn’tt have skin in the in the game... game “ Weiter haben Banken den Anreiz kurzfristig Kredite aufzunehmen und langfristig zu gewähren, was zu einem Missverhältnis zwischen Vermögenswerten und Wertpapieren führt. Intermediate Macro - Uni Basel 53 Schritt 2 – Die Blase platzt: Überangebot drückt Preise nach unten. Rege Bautätigkeit hat zu einem Überangebot auf dem Immobilienmarkt geführt: es wurden mehr Häuser gebaut als die US Bevölkerung brauchte. Ellis (2008): Dies war schon vor Beginn der subprime‐Krise zu erkennen: die Leerwohnungsquote hatte sich zwischen 1996 und 2006 verdoppelt. Quelle: Ellis (2008) Intermediate Macro - Uni Basel 54 18 Robert Shiller‘s housing price index: Intermediate Macro - Uni Basel http://www.econ.yale.edu/~shiller/data.htm 55 Schritt 2 – Die Blase platzt: Eine restriktivere US‐Geldpolitik führt zu höheren Kurzfristzinssätzen und somit auch zu höheren Hypothekarzinsen. Liquidität verteuert sich für die Banken neue Kredite werden kostspieliger und daher weniger gewährt, was wiederum das Wachstum dämpft. Dies entspricht genau den Absichten der Zentralbank. Die Kosten ausstehender Hypotheken für US‐Haushalte sind ebenfalls angestiegen b f ll i Die Schuldenlast wurde grösser Im Falle von ARM‐ Kredite wirkte sich der Schock besonders heftig aus All dies geschieht in einem ansonsten bereits rückläufigen Marktumfeld. Makroökonomie - Uni Basel 56 Speziell im Subprime‐Segment stieg die Anzahl der Haushalte, welche ihre Schulden nicht mehr begleichen konnten, dramatisch an. Quelle: Kiff and Mills (2007) Intermediate Macro - Uni Basel 57 19 Foreclosure signs, like this one east of San Diego, are becoming more common as data showed a higher default rate on subprime mortgages taken out in 2007 than those in 2005 and 2006. Source: NYT. Der Markt der entsprechenden Wertpapiere brach zusammen, was den Hypothekenkreditbanken die Finanzierung ihrer Aktivitäten erschwerte. Zusätzlich verloren Investoren (speziell die Investmentbanken) mit solchen Wertpapieren in ihren Portfolios eine Menge Geld. Da niemand genau wusste, wie schwerwiegend die Probleme wirklich waren, verbreitete sich die Unsicherheit mit grosser Geschwindigkeit über den gesamten Geldmarkt. Intermediate Macro - Uni Basel 58 20