Wenn der Paketfahrer gar nicht klingelt

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Wenn der Paketfahrer gar nicht klingelt
18 Düsseldorfer Nachrichten
Wieder Tribüne
für Behinderte
beim Zoch
ROSENMONTAG Am
Graf-Adolf-Platz
stehen 170 Plätze
zur Verfügung.
Zum dritten Mal baut die AOK
für den Rosenmontagszug am
Graf-Adolf-Platz eine Tribüne
für Rollstuhlfahrer, sehbehinderte Menschen und Familien
mit schwerkranken Kindern.
170 Zuschauer haben dort Platz.
„Die Tribüne steht logistisch
sehr günstig“, sagt Angelika Witte, deren sehbehinderter Sohn
Jannis wieder auf der Bühne sitzen wird. Finanziert wird die Aktion aus Goldspenden der Zahnklinik. „Die Kosten belaufen sich
auf etwa 10 000 Euro“, sagt AOKRegionaldirektor Jürgen Vogt.
„Die größten Einzelposten sind
Tribüne, Toiletten, Security.“
Außerdem versorgt die AOK die
Zuschauer mit Suppen, Kaffee,
Tee und Kuchen. Im Vorjahr hatte der ehemalige Sportreporter
Manfred Breuckmann den Zoch
kommentiert. Seinen Job übernimmt jetzt Frank Breuers, der
auch für Sehbehinderte die Spiele von Fortuna Düsseldorf kommentiert.
Derzeit gibt es allerdings
noch organisatorische Probleme: Der ursprünglich vorgesehene Bühnenbauer hat kein Material mehr und muss nun kurzfristig überlegen, wo er noch
eine Tribüne beschaffen kann.
Die Veranstalter sind aber zuversichtlich.
akrü
Taschendiebin
festgenommen
Eine Taschendiebin (25) wurde
am Mittwoch von Zeugen auf frischer Tat beobachtet und festgenommen. Laut Polizei hatte die
Frau in der Bahn der Linie 704
kurz vor der Haltestelle „Pempelforter Straße“ einem 70-jährigen gehbehinderten Fahrgast
die Geldbörse gestohlen. Als sie
an der Haltestelle aussteigen
wollte, stellten sich drei Zeugen
der Diebin in den Weg. Sie ließ
die Börse fallen und sich ohne
Widerstand festnehmen.
Orden der
Kakaju bleiben
verschollen
Vom Umtausch ausgeschlossen?
Nein, im Gegenteil, der Umtausch ist sogar vorgesehen,
denn die Orden, die Thomas
Puppe, Präsident der Kakaju, bei
seinen Sitzungen überreicht,
sind nur Ersatzorden aus Resin.
Dabei hat der Verein in dieser
Session einen besonders schönen Orden, den man auch aufstellen kann und in dem eine
kleine Uhr verarbeitet ist. „Das
ist aber genau das Problem“,
meint Lieferant Wolfram Schäfer. „Das ist sehr aufwendig und
hat leider mehr Zeit in Anspruch
genommen als geplant. Das ist
auch das erste Mal, dass mir dies
passiert. Aber ich bin optimistisch, dass die Lieferung aus China in dieser Woche eintrifft.“
In der vorigen Woche kamen
50 Stück an, doch leider ohne
Uhr und so hat Schäfer kleine
Uhren besorgen müssen und sie
in Handarbeit eingesetzt. „Vielleicht wurde das Schiff mit den
Orden ja auch unterwegs geentert“, unkt Thomas Puppe. „Es
wäre trotzdem schön, wenn wir
demnächst unsere Originalorden verleihen können.“
akrü
WZ FREITAG, 23. JANUAR 2015
A
Wenn der Paketfahrer gar nicht klingelt
ZUSTELLUNG Immer
KOMMENTAR
wieder beschweren
sich Empfänger.
Kritiker finden, dass
der Druck auf die
Fahrer zu hoch ist.
Von René Schleucher
Die Bedingungen
stimmen nicht
Man darf viel Verständnis
haben für die Situation der
Paketboten. Der Druck, dem sie
ausgesetzt sind, ist immens –
die Zeitvorgaben oft sehr eng,
die Kunden vielfach ungeduldig. Und wer mag schon mit
großen Postautos durch die
enge City kurven? Der Job
klingt nach Dauerstress.
Trotzdem kann es nicht sein,
dass in oberen Etagen nur noch
zufällig ausgeliefert wird. Da
sind die Zustell-Unternehmen
gefragt. Sie müssen die Rahmenbedingungen schaffen,
dass die Fahrer ihre Arbeit auch
vernünftig erledigen können.
Von Volker Eckert
Die Lieferautos von DHL, Hermes und Co, sie breiten sich immer mehr im Stadtbild aus –
denn immer mehr Pakete werden in Düsseldorf wie anderswo
ausgeliefert. Doch auf den weiten Wegen, die viele Sendungen
zurücklegen, sind es oft die
letzten Meter, die zum Problem
werden. Immer wieder beschweren sich Kunden über
nicht oder schlecht zugestellte
Pakete. Einen persönlichen Erfahrungsbericht lesen Sie unten. Aber was sind die Hintergründe?
Thema des Tages
Paketdienst-Ärger
Beschwerden richten die Kunden offenbar vor allem an die
Firmen selber, aber auch bei der
Verbraucherzentrale kommen
manche an, sagt Corinna Reisewitz: „Leute beschweren sich,
dass Pakete an die Filiale zurückgehen, aber kein Zettel eingeworfen wird, der darüber informiert.“ Auch der Vorwurf,
dass man zu Hause war, aber
der Paketbote nicht versuchte,
das Päckchen abzugeben, komme hin und wieder vor.
Die Zusteller sind angehalten, wenige Pakete am Abend in
der Filiale abzugeben. Dazu machen die Firmen Auflagen, um
Erene.schleucher@wz.de
Der Idealfall: Der Zusteller trifft die Empfängerin zu Hause an und bringt das Päckchen nach oben an die Wohnungstür –
allerdings funktioniert das nicht immer reibungslos.
Foto: Stephanie Pilick/dpa
Mehrarbeit zu verhindern. Wie
die aussehen, dazu macht DHL
auf Anfrage der WZ aber keine
Angaben. Andererseits stehen
die Fahrer unter Zeitdruck.
Meiden manche deswegen Kunden in oberen Geschossen?
Verdi kritisiert, dass zu viele
befristet eingestellt würden
Erst vor kurzem hat die Stiftung
Warentest die Paketdienste einem ausführlichen Test unterzogen und die Zustellung als
Hauptproblem ausgemacht. Im
Test landeten zweimal Zettel im
Briefkasten, obwohl die Adres-
saten zu Hause waren (GLS und
UPS).
Uwe Speckenwirth von der
Gewerkschaft Verdi wundert es
nicht, wenn er von Problemen
hört: „Der Bereich boomt, die
Fahrer stehen unter Druck.“
Viele Sendungen, viel Gewicht,
das Manövrieren im Großstadtverkehr seien Gründe. Manche
Firmen würden ihre Fahrer in
Regress nehmen, wenn sie
Blechschäden
verursachten
oder vergessen, eine Nachnahme zu kassieren. Zum Teil würden die Firmen auch mit sehr
vielen befristet Angestellten ar-
beiten, weshalb immer wieder
Kollegen neu eingearbeitet
werden müssten.
Was die erfolgreiche Zustellung anbetrifft, nimmt der Verdi-Mann die Fahrer aber ein
Stück weit in Schutz: „Das können sie nur bedingt beeinflussen.“ Die vielen Singles in der
Großstadt seien oft tagsüber
schwer anzutreffen.
Die Firmen würden aber Statistik für jeden Fahrer führen.
Zudem sei es für die eine ungeliebte Formalität, wenn sie Pakete wieder in die Filiale zurückbringen müssten.
■
HINTERGRUND
KONKURRENZ Neben der Post-
Tochter DHL, die mit Abstand
Marktführer ist, tummeln sich
Mitbewerber auf dem Markt wie
Hermes, GLS, DPD oder UPS. Die
Bedingungen für die Fahrer sind
unterschiedlich, zum Teil arbeiten
die Firmen mit Subunternehmern.
ALTERNATIVEN DHL bietet Paketstationen und Spätzustellung für
Menschen, die tagsüber selten zu
Hause sind. Wie stark diese
Dienste in Düsseldorf genutzt
werden, sagte das Unternehmen
auf WZ-Anfrage aber nicht.
Kein Willkommen in Etage fünf: Die Post will nicht hoch hinaus
ERFAHRUNGSBERICHT
Drei Fälle, ein
Ergebnis: Die Boten
schaffen es nicht bis
ins Dachgeschoss.
Von René Schleucher
Seit einem Jahr wohne ich nun
schon in Etage fünf, direkt unterm Dach. Klingt unkomfortabel für die Postboten – ist es
aber nicht, denn es gibt einen
Aufzug. Trotzdem lehrt die Erfahrung seit dem letzten Umzug (damals Etage zwei ohne
Lift): Paketlieferanten wollen
offenbar nicht hoch hinaus.
Dauert wohl zu lange. Sehr zu
meinem Leidwesen. Hier drei
exemplarische Fälle aus der
Carlstadt, alle selbst erlebt –
und übrigens alle mit DHL.
Fall 1: Postmann klingelt, ich
warte an der offenen Türe und
höre, dass der Mann in den dritten Stock fährt, dort ein anderes Paket abliefert – und dann
den Nachbarn fragt, ob er auch
mein Paket annehmen könnte.
Nachdem der Nachbar dies verneint, nimmt er das Päckchen
wieder mit. Später liegt eine
Karte im Briefkasten, ich wäre
nicht anzutreffen gewesen.
Fall 2: Ich erwarte eine dringende Sendung, sehe vom Fenster
aus den Paketwagen. Nun warte
ich auf das Klingeln, aber es
passiert – nichts.
Nach 20 Minuten
Wartezeit – immer
noch
nichts.
Ich
gehe runter
und
finde
wieder die
berüchtigte
Karte im Briefkasten.
Der Wagen vor der Tür ist
weg, ich halte Ausschau – und
erspähe ihn hinten am Carlsplatz. Ich laufe rüber, finde den
Postboten beim Erdbeerenkauf.
Warum er nicht geklingelt hat?
Habe er sehr wohl, behauptet er
dreist und schämt sich gar
nicht. Immerhin gibt er mir
auf Verlangen noch das
Paket aus dem
Wagen.
Fall 3: Beginnt wie Fall 2. Diesmal
aber finde ich den Postmann
(freilich ein anderer Kollege als
im vorigen Beispiel) in der
Nachbarstraße. Auf die Ansprache, warum er denn nicht klingele, meint er bloß: „Ja, warten
Sie eine Minute, ich komme
gleich und gebe Ihnen ihr Paket.“ Danach warte ich geschlagene 30 Minuten am Wagen,
bis er gemütlich zurück geschlendert kommt.
Online-Umfrage: Welche
Erfahrungen haben Sie mit der
Paketzustellung gemacht?
Ewz-duesseldorf.de
Das Apollo wird zum Platz der orientalischen Gaukler
PREMIERE Die Königsstadt Marokko steht im Mittelpunkt der neuen Varieté-Show „1001 Nacht in Marrakesch“.
Von Jürgen Heimann
Nur wer die Fähigkeit besitzt, genau hinzuschauen, kann die
Wirklichkeit von der Illusion
trennen. Eine Weisheit, die der
türkische Moderator Oguz Engin
während der Pressepremiere
„1001 Nacht in Marrakesch“ im
Apollo-Theater seinen Gästen
mit auf den Weg gab. Doch für
die meisten wohl blieb sie nur
ein ehrgeiziges Unterfangen:
Der Schleier der orientalischen
Magie blieb ungelüftet – und damit der Zauber einer fremden
Welt erhalten.
Ein Zauber, der sich im neuen
Apollo-Programm weniger in
atemberaubender Artistik entlädt denn in bunter Vielfalt und
gauklerischer Experimentierfreudigkeit wie auf dem Djamaa
al Fna, dem Platz der Märchenerzähler in der Königsstadt Marokkos. Zu einem Höhepunkt des
Abends wird so eine Marmorstatue, die auf der Bühne zum Leben erwacht. Ein zweiter Kopf
erwächst aus der dämonischen
Gestalt. Dessen Lippen liebkosen
die Wangen des Originals – oder
ist dieses Haupt die Fälschung?
Verwirrend, unheimlich, die
überarbeitete Nummer „La Statue aux deux têtes“ von Sofiane
Aberkane aus Algerien.
Ein poetisches Märchen wird
in Pudersand gezeichnet
Ein romantisches Liebesmärchen zeichnet Svetlana Gonacharenko aus Kiew auf eine Glasplatte. Jede ihrer künstlerischen
Streichbewegungen wird per
Großleinwand übertragen, doch
wie bei einer Fata Morgana überleben die einzelnen Pudersandgebilde nur wenige Sekunden.
Eine ähnlich kurze Haltbarkeit
haben die Schwarzlichtbilder
von Omar Pasha, nur ist deren
Entstehung bereits eine Illusion.
So wandern Flammen von einer
Kerze zur nächsten, Köpfe
schweben in der Finsternis – und
verschwinden dann in der Dunkelheit.
Viele Tore zur anderen Welt
werden an diesem Abend aufgestoßen durch die Märchen aus
1001 Nacht. Mit akrobatischen
Einlagen runden Erna Sommer
(Luftakrobatik), die Gruppe Nafsi
African, Ornella Marana (Antipoden) sowie Zaida Liazeed und
Francisco Arano (Handstand & Aus dem Körper einer Marmorstatue wird eine lebensechte Figur mit zwei Köpfen, die miteinander in Verbindung treten: Sofiane Aberkane gehört zu den HöhePole) das Programm ab.
Ewww.apollo-variete.com
punkten des Abends.
Foto: Apollo-Varieté