Ankerpunkte der Nachhaltigkeit
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Ankerpunkte der Nachhaltigkeit
Ankerpunkte der Nachhaltigkeit Update September 2011 Internationale Zertifizierung nach BREEAM, LEED® und DGNB 2 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 Internationale Zertifizierung nach BREEAM, LEED und DGNB Energiewende, Atomausstieg, Klimagesetzgebung – Nachhaltigkeit wandelt sich vom Trendthema zum Inbegriff struktureller Änderungen. Die Immobilienwirtschaft hat in der Nachhaltigkeitszertifizierung einen möglichen Ansatz gefunden sich diesen Änderungen gegenüber zu positionieren. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, liegen die „Ankerpunkte“ hiermit nach 2007 und 2009 in dritter Auflage vor. Somit geben wir Ihnen einen aktuellen Überblick über die Hintergründe, Marktentwicklungen und -aussichten internationaler Zertifizierung nach BREEAM, LEED und DGNB. • • • • • • • Zunehmende Relevanz von Nachhaltigkeitszertifikaten für den Immobilienmarkt LEED, BREEAM und DGNB bestimmende Systeme BREEAM bietet detaillierte und aktuelle Betrachtung der Umweltperformance von Gebäuden LEED bietet universell anwendbare und einfache Systematik DGNB integriert funktionale und Prozessqualitäten und weist Standortbewertung aus Internationale Absprachen zur Vergleichbarkeit der Systeme Bestandsbewertung im Fokus Bemühungen zur Senkung von Treibhausgasemissionen bei Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden wurden bereits in ordnungspolitischen Maßnahmenkatalogen gebündelt1. Das weiter gefasste Themenspektrum der Nachhaltigkeit hingegen bleibt sowohl vom Gesetzgeber als auch den Akteuren des gewerblichen Immobilienmarktes bislang unzureichend abgedeckt. Doch sorgte gerade die nachhaltige Gesamtbetrachtung für spürbare Resonanz am Markt. Auch wenn Energieeffizienz und Klimaverträglichkeit durchaus wichtige Teilbereiche abdecken, erkennt der Markt im ungleich weiteren Spektrum gesamtnachhaltiger Qualitäten erhebliche Potenziale zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Beim Werben um Nutzer und Investoren kann Nachhaltigkeit als ein in seiner Bedeutung stark in den Vordergrund tretendes Alleinstellungsmerkmal zurückgegriffen werden. Umfragen verweisen entsprechend darauf, dass eine deutliche Mehrheit von Entscheidungsträgern in den Immobilienbranchen Nachhaltigkeit als geschäftsrelevant einstuft (s. Grafik S. 3). An einigen US-amerikanischen Teilmärkten konnten direkte wirtschaftliche Vorteile nachhaltiger Immobilien bereits empirisch nachgewiesen werden. Dabei wurden erhöhte Miet- und Kaufpreisaufschläge nachhaltiger Objekte gegenüber lokalen Vergleichsgruppen aus konventionellen (d.h. nicht zertifizierten) Objekten ermittelt (siehe Tabelle unten). Entgegen dieser Erfolge herrscht unter der breiten Masse der Marktakteure jedoch nach wie vor beobachtende Zurückhaltung. Zwar wird die strategische Bedeutung der Nachhaltigkeit von vielen erkannt, doch operative Schritte zu deren operativen Umsetzung werden schlussendlich nicht vollzogen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. • Nachhaltigkeit ist ein komplexes Konzept (Integ- Outperformance zertifizierter vs. nicht-zertifizierter Objekte* Studie Mietaufschläge Kaufpreisaufschläge Fürst, McAllister2 11,8 % 11,4 % Wiley, Benefield, Johnson3 18,2-18,8 % 129 $/sqf Miller, Spivey, Florance4 64 % Eichholz, Kock, Quigley5 * Ökonomische Wertsteigerung nach CoStar Auswertungen Quellen: siehe Fußnoten 2-5 1 Energieeinsparverordnung (EnEV) in ihren Versionen 2007 und 2009, Erneuerbare Energien Wärme Gesetzt (EEWärmeG), Erneuerbare Energien Gesetz, Gesetz zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung, etc. 36 % 6-9 % 16 % 2 Franz Fuerst, Patrick McAllister, Green Noise or Green Value?, Henley Business School, University of Reading, Juni 2008 3 Jonathan A Wiley, Justin Benefield, Ken Jonson, Green Design and the Market for Commercial Office Space, Journal of Real Estate Finance and Economics, November 2008 4 Norm Miller, Jay Spivey, Andrew Florance, Does Green Pay Off?, Burnham-Moores Center for Real Estate, University of San Diego, Februar 2008 5 Piet Eichholtz, Nils Kok, John M. Quigley, Doing Well by Doing Good? – Green Office Buildings, University of California, Berkeley, April 2008 3 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 • • • • • ration von Ökonomie, Ökologie und Sozialverträglichkeit), dass sich nur unter Aufwand in die tradierten Praktiken des Immobiliengeschäfts integrieren lässt. Unterschiedliche Geschäftsinteressen (Investition, Bestandhaltung, Transaktion, Vermietung, etc.) benötigen differenzierte Ansätze um Nachhaltigkeitsqualitäten profitabel einzubringen. Nachhaltigkeitsqualitäten müssen zudem unter Berücksichtigung lokaler Marktverhältnisse und Gesetzgebung zur Wertermittlung des Einzelobjektes analysiert werden. Chancen und Risiken nachhaltiger Immobilieninvestitionen lassen sich noch nicht eindeutig ausmachen. Bewertungsstandards zur Identifizierung nachhaltiger Qualitäten haben sich bei Neubau bewährt, während deren Etablierung für die Bestandsbewertung noch aussteht. Wachsende Internationalisierung erfordert eine bislang nur bedingt mögliche länderübergreifende Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsperformance von Objekten und Portfolien. Um diesen strittigen Punkten beizukommen, werden seit einiger Zeit Systeme zur Erfassung, Analyse und Bewertung nachhaltiger Objektqualitäten angeboten. Ihre Anwendung soll in der Widergabe einer verlässlichen Produktkennzeichnung, eines Gütesiegels, für nachhaltige Gewerbeimmobilien münden. Grundlegende Idee dabei ist, anhand definierter Kriterienkataloge die ökologische, soziale und ökonomische Performance einer Immobilie zu messen, eine Endbenotung zu ermitteln und den Prozess mit der Verleihung eines Zertifikats, Labels oder einer Plakette in Gold, Silber, Bronze, o.ä. abzuschließen. Die Qualitätskennzeichnung mündet schließlich in einem Ranking und bietet somit Chancen für eine entsprechende Marktpositionierung von nachhaltigen Immobilien und Portfolien. Die Frage ob die jetzige Generation von Nachhaltigkeitszertifikaten dieser Funktion gerecht wird, soll im Folgenden anhand der für den hiesigen Markt bedeutendsten Nachhaltigkeitszertifikate, BREEAM, LEED und DGNB, behandelt werden. Nach Porträtierung der jeweiligen Struktur und Anwendungsmöglichkeiten, wird ein Blick auf die Vorund Nachteile der Systeme geworfen. Ein Ausblick auf die nahe Zukunft der Systeme rundet das vorliegende Papier ab. Geschäftsrelevanz nachhaltiger Immobilien 4 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 Portrait BREEAM Die erstmalig 1990 lancierte Building Research Establishment-Environmental Assessment Method (BREEAM) wurde mit dem Ziel entwickelt, Marktteilnehmern alternative Wege aufzuzeigen, wie nachteilige Effekte auf die lokale und globale Umwelt reduziert und zugleich gesundheitsförderliche Qualitäten und Komfort von Gebäuden gesteigert werden können. BREEAM gründet auf einer Sammlung von „best practices“ und erhebt den Anspruch, die Nachfrage nach „Green Buildings“ zu stimulieren, indem es Nutzern und Besitzern Wahlmöglichkeiten vor dem Hintergrund einer differenziert dargestellten Nachhaltigkeits-Performance aufzeigt. Hintergrund BREEAM dient neben der Erfassung der Nachhaltigkeit von Immobilien der ökologischen Qualitätssicherung. Es gilt als Schlüsselinstrument in der britischen Bau- und Immobilienindustrie, weshalb das Ranking System insbesondere im Vereinigten Königreich und einer Reihe von Commonwealth Staaten Marktakzeptanz genießt. Die meisten angloamerikanischen Systeme sind Abwandlung des Britischen BREEAM Systems, das dank seiner Vorreiterrolle als „Urmutter“ dieser Zertifizierungssysteme gilt. Die Britische Bewertungsmethode hat sich seit Mitte der 1990er Jahre und nach erfolgreicher Zertifizierung von gut 4.000 Gewerbe-immobilien auf den Britischen Inseln und weiteren 60 Zertifizierungen und 200 Registrierungen in Europa (ex UK; siehe Grafik Seite 6) einen soliden Namen in der Nachhaltigkeitsszene auf den britischen und internationalen Immobilienmärkten gemacht. Das Label wirbt zudem damit, dass insgesamt bereits über 200.000 Gebäude zertifiziert wurden, was maßgeblich auf die große Zahl zertifizierter Wohnimmobilien in Großbritannien und Nordirland rückzuführen ist. Anders als vereinzelt kolportiert, wurde BREEAM von den Britischen Baubehörden bislang nicht als autorisiertes Bewertungsinstrument bei der Vergabe von Bauvorhaben anerkannt. Seit seiner Gründung in 1926 durchlief das für das System verantwortliche Building Research Establishment (BRE) unter wechselnden Namen Stationen als Regierungsbehörde u.a. zur Qualitätssicherung von Konstruktionen, zum Brand- und Umweltschutz sowie zur energetischen Optimierung öffentlicher Einrichtungen. Die 1997 privatisierte und vornehmlich von der britischen Bauindustrie finanzierte BRE gilt als deren Interessensvertretung zu Fragen der Energieeffizienz und ökologischen Nachhaltigkeit. Scoring System BREEAM basiert auf einem Scoring-Modell, wobei Punkte (Credits) bei Erfüllung von Umwelt-, Gesundheits- und Managementkriterien vergeben werden. Um Basispunkte (Assessment Credits) zu erhalten, müssen bestimmte Zielwerte erreicht, eine vorgeschriebene Performance erzielt oder geforderte Leitlinien in folgenden Kriterienhauptgruppen (Categories) umgesetzt werden: BREEAM Hauptkriteriengruppen/Prozentuale Gewichtung* Management 12 % Gesundheit & Komfort 15 % Energie 19 % Transport 8 % Wasser 6 % (Bau-)Materialien 12,5 % Flächennutzung 7,5 % Grundstücksökologie 10 % Verschmutzung 10 % * BREEAM (Europe) Hauptkriteriengruppen, prozentuale Gewichtung bei Neubau und Sanierungen Quelle: nach BRE Anschließend werden den Kriterienhauptgruppen Noten vergeben (Category Scores) und unter Berücksichtigung der Umweltrelevanz prozentual zueinander ins Verhältnis gesetzt (Environmental Weighting). Das aggregierte Gesamtergebnis führt schließlich zur Zertifizierung, das in den Klassen „Pass“ bis „Outstanding“ vergeben wird. Die Ermittlung der Umweltrelevanz ist das Ergebnis jährlicher Umfragen unter Vertretern verschiedenster Branchen und Interessengruppen (bspw. Regierungsbeamte, staatlichen Forschungseinrichtungen, örtlichen Behörden, Bauindustrien, Investoren, Umweltverbände, unabhängige Wissenschaftler, etc.). Das Verfahren soll gewähr- 5 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 Ausblick – BREEAM Die Parteinahme des International Council of Shopping Centers zugunsten der BRE Methode, der Zusammenschluss zahlreicher Projektentwickler aus dem Retail- und Logisitkbereich zu einer Task Force für die Erarbeitung europäischer BREEAM Standards, das Engagement des Holländischen Green Buidling Councils (Lancierung BREEAM NL) sowie die Gründung einer BREEAM International Sustainability Alliance (ISA) geben Hinweise zur künftigen Ausrichtung des BRE außerhalb der Britischen Inseln. Die ISA unterhält einen Pool zur Sammlung von Objekt- und Porfoliodaten (9 Schlüsselindikatoren) zur Erfassung und Bewertung der Nachhaltigkeitsperformance der Immobilien ihrer Mitglieder. Bei der Auswertung beteiligen sich zudem Universitäten und Forschungsinstitute. Ein erstmaliger Report dieser Analysen wird auf der Expo Real 2011 in München vorgestellt. leisten, die Einflüsse von Gebäuden auf ihre Umwelt nach aktuellem Know-how und Stand der Technik darstellbar zu machen. Die seit August 2008 angebotene internationale Fassung des Systems (BREEAM International) wird dem Markt in zwei Varianten – BREEAM Europe und BREEAM Gulf (Naher Osten) angeboten. Diese sind bislang für die Zertifizierung von Neubauten (jünger als 2 Jahre) bzw. grundlegenden Sanierungen für Einzelhandels-, Büro- und Industriebauten während Planung und Bau (Design Stage) sowie bei Inbetriebnahme (Post-Construction Stage) einsetzbar. Mit BREEAM In-Use International soll dem Markt eine international anwendbare Version für die Bestandsbewertung angeboten werden. In Holland ist die Angleichung, insbesondere der meteorologischen Parameter bereits erfolgt. Europaweit ist mit einer marktgängigen Version ab Ende 2011 zu rechnen. Um die Interessen unterschiedlicher Nutzergruppen bedienen zu können, werden verschiedene BREEAM Applikationen bspw. für Bürogebäude, Industriebauten, Einzelhandel, Schulen, etc. angeboten. All diese Gebäudetypen und Nutzungsarten können durch folgende vier Subsysteme erfasst und zertifiziert werden. BREEAM Systemapplikationen für gewerblichen Hochbau BREEAM System Zielobjekte Zertifizierung Design & Procurement Neubauprojekte/grundlegende Sanierung als Bewertung von Entwurfs- und Bauphasen Post Construction Review Neubauprojekte/grundlegende Sanierung als Nachprüfung bei abgeschlossener Entwurfs- und Bauphase (seit August 2008 für alle Maßnahmen verpflichtend) Tenant Fit-Out Neubauprojekte/grundlegende Sanierung von Gebäuden im Falle vorab bekannter Endnutzer; andernfalls Zertifizierung der Allgemeinflächen und Technischen Gebäudeausrüstung Management & Operation Vermietete Bestandsobjekte (inkl. Lebenszyklusanalyse) Quelle: nach BRE zur Bewertung von Gebäudebetrieb, -management und –wartung; Objekt mind. 12 Monaten vermietet und im Betrieb Erwähnenswert ist auch die Sonderbewertung der Filialen von Toyota, welche auf das besondere Interesse des Unternehmens hinweist, sich mittels nachhaltigen Engagements auch über ihr Kerngeschäft am Markt zu positionieren. 6 6 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 BREEAM in Europa/ex UK (zertifizierte/registrierte Objekte) Quelle: nach BRE, 03/2011 BREEAM Vorteile Nachteile erfolgreiche Behauptung und Erprobung des Systems seit 1990 hohe Systemkomplexität regelmäßige, Systemimmanente Rücksprache mit staatlichen Institutionen und verschiedenen Akteuren der Immobilienwirtschaft (environmental weighting) hoher administrativer Aufwand bei Datenerhebung und Analyse fortlaufende, Konsensbasierte Aktualisierung begrenzte Anwendbarkeit auf größere Immobilienbestände / Portfolios differenzierte Darstellung der Umweltperformance von Objekten durch komplexe Kriterienvergabe und -gewichtung begrenzte Deduktion von ‚lessons learnt‘ einer Gebäudezertifizierung auf die nächste, daher hoher zeitlicher und finanzieller Aufwand bei Zertifizierung großer Immobilienbestände strenge Bewertung zur Sicherung der qualitativen Güte möglicher Verlust des einmal erreichten Standards durch fortschreibende Aktualisierung nötige Einschaltung externer Auditoren („third-party-assessment“) Ausbildung zum BRE Assessor: Zeit – schriftliche Nachbereitung 3-6 Monate, Kosten – ca. 2.300 Euro 7 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 Portrait LEED LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) wurde 1998 vom US Green Building Council (USGBC) entworfen und steht dem Markt seit April 2009 in überarbeiteter Form (LEED v3) zur Verfügung. Der USGBC entwarf das Bewertungssystem mit dem Ziel eines ökologisch und sozial verantwortungsvollen Entwurfs, Baus und Betriebs von Gebäuden und Städten zur Erhöhung einer gesunden und nachhaltigen Lebensqualität, welche die natürliche Umwelt schützt. LEED ist das erste US Amerikanische Rating System, das sich zu einer umfassenden Bewertung von Energie- und Wasserverbräuchen, Anbindung an die lokale Infrastruktur (Verkehrsanbindung, Abfall-/Abwasser Entsorgung), Ressourcenschutz, Flächenverbrauch und Raumluftqualitäten gewerblich genutzter Immobilien anbietet. Hintergrund Zwischen 1994 und 2009 wurde das System von einem einfachen Standard für Neubauten zu einem komplexen Bewertungsverfahren ausgebaut, dass in einer Reihe von Anwendungsmodulen für den gesamten Lebenszyklus von Immobilien (Entwurf, Bau, Betrieb und Rückbau) angeboten wird. Obschon von der Bundesregierung in Washington nie offiziell anerkannt, hat LEED sich in 45 Bundesstaaten und 442 Städten und Gemeinden de facto als Marktstandard zur Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Gewerbeimmobilien, öffentlicher Liegenschaften und hochwertigem Wohnraum durchgesetzt. Auch 14 Bundesbehörden nutzen die Bewertungsmethode für ihre Belange. Der USGBC ist in den USA durch 79 regionale Niederlassungen (sog. Chapters) vertreten. Mittlerweile ist das System auch international etabliert und wird weltweit von über 166.399 Auditoren (LEED Accredited Professionals) umgesetzt. Der Erfolg von LEED manifestierte sich erstmalig zwischen Anfang 2006 und Mitte 2009, in denen über die Hälfte aller Zertifizierungen seit Bestehen des Systems durchgeführt wurde. Seither hat das Label einen regen Zulauf erfahren. Im Juni 2011 waren über 23.000 Gewerbeimmobilien am USGBC zur Zertifizierung gemeldet. Bislang wurden weltweit 8.579 Objekte (Europa 98, Deutschland 14, siehe Graphik Seite 9) mit einer Plakette des USGBC versehen. Obschon die Bestandsbewertung hiervon nur rund 6 % ausmacht, ist die LEED Version Existing Buildings: Operations & Maintenance (LEED EBOM) am Markt zunehmend gefragt. Der Trend zur Bestandszertifizierung spiegelt das Interesse von Bestandshaltern und Asset Managern wieder, die hoffen über Bestandszertifizierung Wertsicherung und künftige Vermarktbarkeit zu begünstigen. Bedeutenden Zuspruch erhält die Bewertungs- methode seitens gewerblicher Großmieter, internationaler Immobilieninvestoren und weltweit aktiver Entwicklungsgesellschafen. Sie alle schätzen LEED als leicht verständliches, preiswertes und weltweit anerkanntes Instrument zur Bewertung von Nachhaltigkeitsqualitäten. Der USGBC gründete sich 1993 aus dem Natural Resources Defense Council (NRDC), einer NonProfit-Vereinigung aus Behörden, Universitäten, Nicht-Regierungsorganisationen, Architekten, Immobilienberatern und der Bauwirtschaft und zählt heute über 20.000 Mitglieder (zum Vergleich 2007: 12.500 Mitglieder). Das Scoring System Vergleichbar mit BREEAM ist auch die LEED-Zertifizierung das Ergebnis eines Scoring-Prozesses, wobei durch Erfüllung vorgegebener Kriterien und Erzielen definierter Benchmarks Punkte (Credits) erworben werden. Durch Summierung der erzielten Credits, wird ein Gesamtergebnis ermittelt, welches entsprechend erreichter Punktzahl zum 7 „Regional Priority Credits“ beziehen sich auf die lokale Umweltperformance von Objekten. Sie sind derzeit nur bei Objektzertifizierung in den USA zu erreichen, d.h. sie können bei der Zertifizierung in hiesigen Märkten nicht geltend gemacht werden. LEED – Hauptkriteriengruppen/Prozentuale Gewichtung* NC/CS EBOM CI 25 % 24 % 19 % 9 % 13 % 10 % Energieeffizienz und Atmosphärenschutz (Reduktion von Emissionen) 34 % 32 % 34 % Schonender Material- und Ressourceneinsatz 12 % 9 % 13 % Verbesserung der Raumluftqualität 11 % 14 % 16 % Nachhaltige Wahl und Bewirtschaftung von Baustelle und Baugrund effizienter Wasserverbrauch Innovation in Entwurf und Umsetzung [Regionale Überperformance7] 5 % 6 % 6 % [4 %] [4 %] [4 %] * LEED Hauptkriteriengruppen, prozentuale Gewichtung bei LEED für Neu-(NC), Roh-(CS) und Bestandsbauten (EBOM) sowie gewerblichen Innenausbau (CI) Quelle: nach USGBC 8 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 Ausblick – LEED Seit Mitte 2006 erfreut sich der USGC eines bemerkenswerten Zulaufs. Zahlreiche internationale Großkonzerne beschlossen seither die Projektierung oder Sanierung ihrer Niederlassungen nach dem US Standard. Trotz dieses Erfolgs wurde begründete Kritik am System geäußert. Die überarbeitete Version LEED v3 (seit April 2009) geht hierauf durch eine differenziertere Bewertung der energetischen Performance ein. Lokale Klima- und Umweltfaktoren wurden dabei bislang nur in sämtlichen US Bundesstaaten, seit wenigen Monaten aber auch weltweit mit in die Nachhaltigkeitsbewertung einfließen (Regional Priority Credits). Die Zusammenarbeit des USGBC mit anderen Green Building Councils verweist darauf, dass künftige LEED Versionen weltweit einheitliche Parameter zur Erfassung von Lebenszyklus-Kosten und CO2 Emissionen beinhalten werden. Zertifikat in den Klassen „Certified“ (niedrigste) bis „Platinum“ (höchste Auszeichnung) vergeben wird. Zur Erlangung einer solchen Zertifizierung müssen in den Hauptkategorien bestimmte Grundvoraussetzungen (prerequisites) erfüllt werden. Entsprechend BREEAM wird auch LEED in verschiedenen Applikationen angeboten. Alle derzei- tig bedeutenden LEED Systeme (siehe Tabelle unten) gründen ihre jeweilige Bewertung stets auf folgenden 6 Hauptkriteriengruppen, die sich entspr. der Systemapplikation unterschiedlich stark in der Gesamtbewertung niederschlagen. Die Systeme unterscheiden sich dabei jedoch in der Anzahl und Gewichtung der unter diesen Hauptgruppen zusammengefassten Kriterien. LEED Systemapplikationen für gewerblichen Hochbau LEED System Zielobjekte Zertifizierung New Construction (NC) Neubauprojekte/grundlegende Sanierung von grundlegenden Baumaßnahmen an der Gebäudesubstanz, und Technischen Gebäudeausstattung; geeignet während Entwurfs- und Bauphasen bei Spekulationsobjekten sowie Eigennutz Core & Shell (CS) Neubauprojekte als Tool für Architekten, Baufirmen, Projektmanager die zwar Kontrolle über Entwurfs- und Erstellungsphasen, nicht aber über die spätere Ausstattung zur Nutzung haben. Existing Buildings: Operations & Maintenance (EBOM) Bestandsimmobilien von geringeren Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen mit Fokus auf betriebliche Optimierung, insb. durch Bewertung von Gebäudebetrieb, -management und –wartung Commercial Interiors (CI) Einzelflächen einzelner Bestands- oder Mietflächen Quelle: nach USGBC 9 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 LEED in Europa (zertifizierte/registrierte Objekte) 114 BE Belgien MT Malta 80 BG Bulgarien NO Norwegen DK Dänemark AT Österreich 70 DE Deutschland PL Polen EE Estland PT Portugal FI Finnland RO Rumänien FR Frankreich RU Russland GR Griechenland SE Schweden 40 UK Großbritannien SK Slovakei NL Holland SI Slowenien 30 IE Irland ES Spanien 60 50 IL 20 10 0 Israel CZ Tschechische Rep. IT Italien TR Türkei LU Luxembourg HU Ungarn Registrierungen BE BG DK DE EE FI FR GR UK NL IE IL IT LU MT NO AT PL PT RO RU SE SK SI ES CZ TR HU Zertifikate Quelle: nach GBCI, 07/2011 LEED Vorteile Nachteile transparentes, überschaubares Scoring Modell Eintrittsbarrieren (Benchmarks) bei Priorität absoluter Standards über relative Verbesserungen der Performance 70 Anwendbarkeit auf große Immobilienbestände, dabei Schaffung von Vergleichbarkeiten 60 mögliche Selbst-Zertifizierung und somit Sammlung von hauseigenen Erfahrungen für künftige Bewertung 50 schnelle und preiswerte Umsetzung bei Bewertung größerer Bestände 40 durch eigene Bewertungs-Teams Belgien FI Finnland FR Frankreich eingeschränkte Berücksichtigung rechtlicher, klimatischer und NL Holland bei bereits geographischer Besonderheiten vor Ort; gute Endergebnisse IE Irland vorhandenen hohen Standards vor Ort (bspw. Deutschland) bedingt IT Italien fragliche Akzeptanz LU Luxembourg unregelmäßige, nicht Systemimmanente Aktualisierungen Flexibilität bei Sammlung von Credits zum Erreichen eines gewünschten 30 Gesamtergebnisses große internationale Akzeptanz, internationales Branding 20 Stufenweise Ausbildung über LEED Green Associate (LEED GA) zum LEED Accredited Professional (LEED AP): Zeit – freie Terminierung (online-basierte Prüfung), Kosten – LEED GA: 235 USD, 10 LEED AP: 435 USD (inkl. Ausbilungsmaterial); nachteilig: seit Juni 2009 stufenweise Einführung obligatorischer Fortbildungskurse zum Erhalt 0 LEED AP Status (Credit Maintenance Program); des BE DE FI FR NL IE IT LU AT PL PT BE mögliche Verbesserung des Gesamtergebnisses trotz möglicher DE Deutschland Umgehung ökologisch nachhaltiger Maßnahmen AT Österreich PL PT Polen Portugal RU SE Russland Schweden ES Spanien CZ TR Tschechische Republik Türkei HU Ungarn Registrierungen RU SE ES CZ TR HU Zertifikate 10 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 Portrait DGNB Seit ihrer Gründung im Juni 2007 hat es sich die Deutsche Gesellschaft Nachhaltiges Bauen (DGNB) zur Aufgabe gemacht, Inhalte und Lösungsansätze für eine umwelt- und ressourcenschonende sowie wirtschaftlich rentable Planung, Ausführung und Nutzung von Lebensräumen aufzuzeigen. Neben ökologischen und ökonomischen Qualitäten sollen zudem Gesundheit, Komfort und Leistungsfähigkeit der Nutzer, d.h. soziale Qualitäten gefördert werden. Zur Erreichung dieser Ziele bietet die DGNB seit Anfang 2009 das Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen an. Hintergrund Das Deutsche Gütesiegel konnte sich innerhalb weniger Monate als das führende nationale System für die Bewertung nachhaltiger Qualitäten im Hochbau etablieren. Die breite Marktakzeptanz wurde nicht zuletzt durch das entschiedene Auftreten der freiwirtschaftlichen DGNB Mitglieder beschleunigt. Seither wurden 62 Neubauten (wovon 41 Büro- und 18 Industrie- und Handelimmobilien) nach dem DGNB Standard zertifiziert. 146 weitere Objekte befinden sich derzeit (07/2011) im Zertifizierungsprozess und streben ein Zertifikat, bzw. Vorzertifikat in Gold, Silber oder Bronze an (siehe Grafik Seite 11). Dem Deutschen Gütesiegel eilt der Nimbus deutscher Ingenieurskunst voraus. Seine Systematik bietet insb. Architekten und ausführenden Unternehmen eine Plattform ihr Können unter Beweis zu stellen. Dies trifft vornehmlich bei Erstellung und Sanierung zu. Weniger ausgeprägt ist die DGNB Bewertungsmethode in Hinblick auf die Bestandsperformance. Erste Pilotzertifizierungen wurden zwar auch an Bestandsbauten durchgeführt. Doch der Schwerpunkt des DGNB Systems liegt deutlich auf Seiten der Erstellung und Projektplanerischen Qualitäten. Die Gründung der DGNB geht vornehmlich auf die Initiative von Ingenieuren und Architekten zurück. DGNB – Hauptkriteriengruppen* ökonomische Qualität 22,5 % ökologische Qualität 22,5 % soziale Qualität 22,5 % technische Qualität 22,5 % Prozessqualität 10 % Standortqualität N/A * DGNB Hauptkriteriengruppen, prozentuale Gewichtung bei LEED für Neu-(NC), Roh-(CS) und Bestandsbauten(EBOM) sowie gewerblichen Innenausbau (CI). Quelle: nach USGBC Vergleichbar BRE und USGBC gilt auch die DGNB somit als Interessensvereinigung von Unternehmen und Verbänden die vorrangig in der Planung und Erstellung heimisch sind. Doch hat sich die Mitgliederstruktur durch Eintritt u.a. von Finanzdienstleistern, Investoren, Makler- und Beraterfirmen sowie Körperschaften der öffentlichen Hand in den vergangenen Monaten deutlich erweitert. Die Gesellschaft zählte im August 2009 über 660 Mitglieder. Scoring System Wie die anderen Systeme basiert auch die DGNB Zertifizierung auf einer Scoring-Systematik. In diesem Fall umfasst der Bewertungskatalog rund 50 Kriterien, die in 5 Hauptgruppen unterteilt werden. Hinzu treten 6 Kriterien zur Standortbewertung, die jedoch nicht in das Endergebnis einfließen, sondern separat ausgewiesen werden. DGNB Systemvarianten • Neubau Büro/Verwaltung • Bestand Büro/Verwaltung • Neubau Bildungsbauten • Neubau Handelsbauten • Neubau Industriebauten • Neubau Wohnen • Neubau Hotels • Stadtquartiere • Neubau Mischgenutzte Gebäude Ein maßgeblicher Unterschied zwischen dem Deutschen Gütesiegel und den angloamerikanischen Konkurrenten besteht in der Erweiterung der Bewertungsmatrix um ökonomische, technische, Prozess- und Standortqualitäten, welche über die britischen und amerikanischen „Green Building“-Standards hinausgeht. Technische und Prozessqualitäten gelten hierbei als Quer- 11 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 Ausblick – DGNB Dank Kooperationsabkommen zwischen der DGNB und lokalen Partnerorganisationen ist das DGNB Siegel in 18 Ländern erhältlich. Ersten Zertifizierungen in Österreich und Luxemburg, starkem Interesse seitens DGNB Mitgliedern am Export ihrer Ingenieur- und Architektenleistung und grundsätzlicher Eignung des Systems für den Auslandseinsatz, steht eine starke internationale Präsenz des Deutschen Gütesiegels zügig zu erwarten. In Deutschland wird eine vermehrte Anwendung des Gütesiegels bei Bauprojekten und Sanierungsmaßnahmen bei öffentlichen Liegenschaften ihre Wirkung auf dem Immobilienmarkt nicht verfehlen. Auf Dauer kritischer gestaltet sich die Einstellung der deutschen Wohnungswirtschaft zum Thema Zertifizierung, da dort erhebliche soziale und politische Aspekte berücksichtigt werden müssen. Aufgrund der Dominanz der Baubranche in der DGNB wird sich die künftige Bestandsbewertung wie bereits bei den Neubauversionen stark an Materialität und Prozessen festmachen. Mit einer differenzierten Bewertung von Asset-, Propertyund Facilitymanagement Qualitäten ist im Rahmen der DGNB Bewertung nur bedingt zu rechnen. schnittsfunktionen, die in die Nachhaltigkeitsbewertung der drei Hauptgruppen – Ökonomie, Ökologie und Soziales hineinwirken. Durch Integration von Lebenszykluskostenanalyse, Ökobilanzierung von Baustoffen und Prozessen, Analyse werterhaltender Qualitäten (bspw. Raumflexibilität, Drittverwendungsmöglichkeit) und explizite Ausweisung von Standortqualitäten, erfährt das System zwar einerseits eine höhere Komplexität als seine angloamerikanische Konkurrenz. Doch viele DGNB Kriterien greifen auf etablierte deutsche (DIN) und europäische (CEN) Qualitäts- und Prozessnormen zurück. Aufgrund dieser Verankerung fungiert der DGNB-Zertifizierungsprozess neben der Erfassung der Nachhaltigkeitsperformance zudem als Qualitätssicherung bei Planung, Bau und Bewirtschaftung von Gebäuden. In diesem Zusammenhang spielt DGNB Systematik auch die Vorzertifizierung eine bedeutende Rolle. Als Absichtserklärung des Bauherrn eine bestimmte Güteklasse für das Objekt erreichen zu wollen, dient das Vorzertifikat Planern und ausführenden Unternehmern als Bemessungsgrundlage für die umzusetzende Qualität. Seit Mitte 2009 wird das Deutsche Gütesiegel im Ausland als „Direktzertifizierung“, d.h. unter Verwendung deutscher Normen oder unter Anpassung an die jeweiligen länderspezifischen Bauvorschriften und Standards angewendet. Im letzteren Fall erfolgt die Dokumentation auf Basis der im jeweiligen Land erforderlichen Daten. Im Vergleich zu BREEAM und LEED verfügt das deutsche Siegel über systemische Fähigkeiten sich zügig und preisgünstig im ausländischen Immobilienmarkt anwenden zu lassen. 12 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 DGNB Vorteile Nachteile Systemrückgriff auf etablierte Planungs- und Bauvorschriften/Normen geringe internationale Marktdurchdringung neben Nachhaltigkeitsbewertung somit zugleich Qualitätsüberwachung während Planungs- und Erstellungsphase nur für Büro-/Verwaltungsneubau vorhanden zunehmende Anerkennung durch staatliche Stellen (Bau-, Planungs-, Umweltämter) Systemapplikationen für Bestand, Einzelhandel, Industrie- und Wohnbauten erst in Aufbau oder Pilotierungsphase Integration ökonomischer (Lebenszyklusanalyse, Werterhalt) sowie technischer, Prozess- und Standortqualitäten (letztere separat ausgewiesen) Keine Systemapplikation für Bewertungen größerer Immobilienbestände / Portfolios Grundlegende Eignung der Bewertungssystematik für den Auslandseinsatz nötige Einschaltung externer Auditoren (Ingenieure, Architekten, etc.) Ausbildung zum DGNB Auditor: Zeit – mind. 100h Präsenz, direkte Akkreditierung nur für Ingenieure, Architekten, Energieberater, u.ä.mit mind. 4 Jahren Berufserfahrung; Kosten – zw. 3.700 Euro (Mitglied) und 6.300 Euro (Nicht-Mitglied) DGNB in Deutschland, Big 7 Standorte Quelle: nach DGNB: 07/2011 13 Ankerpunkte der Nachhaltigkeit • 2011 BEURTEILUNG UND AUSBLICK Dank Etablierung der Zertifizierungssysteme wurde die Komplexität der Nachhaltigkeit erstmalig für die Interessen der Immobilienwirtschaft umsetzbar, kommunizierbar und marktrelevant. BREEAM, LEED und DGNB greifen dabei auf Scoring-Modelle unter Nutzung definierter Kriterienkatalog, Punktvergabe und aggregierter Endbenotung zurück. Sie streben danach sowohl internationalen (grenzübergreifende Vergleichbarkeit) als auch lokalen Erfordernissen (Marktgeschehen, Gesetzgebung) zu entsprechen. Methodische und inhaltliche Differenzen werden durch internationale Absprachen und Weiterentwicklung von Systemvarianten verringert. Aufgrund ihrer systemischen und inhaltlichen Verwandtschaft versuchen sich die Systeme durch Ansprache unterschiedlicher Kundengruppen gegeneinander abzugrenzen. Differenzen sind daher neben dem Aufbau und Inhalt der Systeme in der Marktpositionierung der Systeme zu finden. So empfiehlt sich bspw. BREEAM Entwicklern und Betreibern von Shopping Centern und Mischnutzimmobilien, während LEED Firmen mit großem ökologischem Fußabdruck (Energie-, Chemie-, Transportunternehmen, etc.) und starkem sozialen Durchgriff (Banken, Versicherungen, etc.) als geeignetes Mittel im Rahmen der ethischen Unternehmensführung angeboten wird8. Das Deutsche Gütesiegel wiederum profiliert sich als Garant für hochwertige Qualität bei Planung und Erstellung. In kommenden Monaten werden sich die Systeme in Form weiterer Systemvarianten und adjustierten Bewertungsschemata der Frage der Bestandsbewertung (nachhaltiges Property/Facility Management, Green Procurement, Betriebskonzepte, etc.) annehmen. Mit BREEAM InUse und LEED EBOM ist eine erste Generation derartiger Systemapplikationen zur Verfügung gestellt worden. Die DGNB lieferte kürzlich eine Bestandsvariante nach. Während sich, je nach Standort, Nachhaltigkeitszertifizierung im als Standard durchsetzte, ist diese Entwicklung bei der Bestandsbewertung nicht ohne weiteres anzunehmen. Dennoch wird die Hinwendung zur Bestandsproblematik deutliche Konsequenzen nach sich ziehen: • Die Bestandsbewertung wird zu einer verstärkten Konkurrenz der Systeme führen. • Sofern sich diese Instrumente am Markt durchsetzen, werden sich insb. institutionelle Investoren, Bestandshalter (bspw. Immobilienfonds) und Assetmanager intensiver mit der Nachhaltigkeitsbewertung auseinandersetzen. • BRE, USGBC und DGNB werden durch die Bestandsbewertung eine erweiterte Rolle in der Immobilienwirtschaft einnehmen, die sich durch künftige Überarbeitung der Systeme auch in deren Qualität widerspiegeln wird. Durch die Bestandsbewertung werden Nachhaltigkeitszertifikate ihrer Funktion als Orientierungshilfe und Ankerpunkt auf den sich rasch ändernden Immobilienmärkten künftig gerecht werden. 8 Piet Eichholtz, Nils Kok, John M. Quigley, Why Companies Rent Green: CSR and the Role of Real Estate, Maastricht/NL, Berkeley/ Ca, Januar 2009 Ausblick Zertifizierung In kommenden Monaten werden sich die Systeme in Form weiterer Systemvarianten und adjustierten Bewertungsschemata der Frage der Bestandsbewertung (nachhaltiges Property/Facility Management, Green Procurement, Betriebskonzepte, etc.) annehmen. Mit BREEAM Management & Operation und LEED EBOM wird eine derzeit noch wenig ausgereifte Generation derartiger Systemapplikationen zur Verfügung gestellt. Der Aufbau eines DGNB Systems für Bestandsbauten ist in Bearbeitung. Die Hinwendung zur Bestandsproblematik wird folgende Konsequenzen nach sich ziehen: • Die Zertifizierungssysteme werden im Zuge der Erarbeitung marktfähiger Instrumente zur Bestandsbewertung in eine verstärkte Konkurrenz zueinander treten. • Sobald diese Instrumente sich am Markt durchsetzen, werden sich insb. institutionelle Investoren, Bestandshalter und Immobilienfonds intensiver mit der Nachhaltigkeitsbewertung auseinandersetzen. • BRE, USGBC und DGNB werden durch die Bestandsbewertung eine erweiterte Rolle in der Immobilienwirtschaft einnehmen, die sich durch künftige Überarbeitung der Systeme auch in deren Qualität widerspiegeln wird. Durch die Bestandsbewertung werden Nachhaltigkeitszertifikate ihrer Funktion als Orientierungshilfe und Ankerpunkt auf den sich rasch ändernden Immobilienmärkten künftig gerecht werden. Kontakt Ingo Weiss MRICS Regional Director Real Estate Advisory Services Berlin tel +49 (0) 30 203980 116 ingo.weiss@eu.jll.com Martin Hofmann National Director Real Estate Advisory Services München tel +49 (0) 89 290088 37 martin.hofmann@eu.jll.com Copyright © JONES LANG LASALLE GmbH, 2012. Dieser Bericht wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt und basiert auf Informationen aus Quellen, die wir für zuverlässig erachten, aber für deren Genauigkeit, Vollständigkeit und Richtigkeit wir keine Haftung übernehmen. Die enthaltenen Meinungen stellen unsere Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichtes dar und können sich ohne Vorankündigung ändern. Historische Entwicklungen sind kein Indiz für zukünftige Ergebnisse. Dieser Bericht ist nicht für den Vertrieb oder die Empfehlung zum Kauf oder Verkauf einer bestimmten Finanzanlage bestimmt. Die in diesem Bericht zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Empfehlungen berücksichtigen nicht individuelle Kundensituationen, -ziele oder -bedürfnisse und sind nicht für die Empfehlung einzelner Wertpapiere, Finanzanlagen oder Strategien einzelner Kunden bestimmt. Der Empfänger dieses Berichtes muss seine eigenen unabhängigen Entscheidungen hinsichtlich einzelner Wertpapiere oder Finanzanlagen treffen. Jones Lang LaSalle übernimmt keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden, die aus Ungenauigkeiten, Unvollständigkeiten oder Fehlern in diesem Bericht entstehen. Tajo Friedemann Senior Consultant Real Estate Advisory Services Frankfurt tel +49 (0) 69 2003 1337 tajo.friedemann@eu.jll.com www.joneslanglasalle.de QR-Code-Reader kostenlos downloaden: http://i-nigma.mobi