Sexappeal braucht die Musik
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Sexappeal braucht die Musik
Freitag/Samstag, 5./6. Jänner 2007 VO R A R L B E RG E R KULTUR /D6 NAC H R I C H T E N VN-INTERVIEW: Suzie Lucas ist Leadsängerin der Vorarlberger Frauenband Malema Sexappeal braucht die Musik BLICKPUNKT Eichinger hat geheiratet. Der deutsche Regisseur Bernd Eichinger hat seine Lebensgefährtin Katja Hofmann, wie gestern bekannt wurde, eine Woche vor Weihnachten geheiratet. ■ Der Rock schlingert bei Malema nicht um die Beine, sondern liegt in der Musik. VERONIKA FEHLE veronika.fehle@vn.vol.at, 72/501-139 VN: Sechs Frauen finden ger b e rrgt e n arl Vo r h r i c h Nac UR KULT Auf der Bücherseite finden Sie heute Krimis und Thriller mit Gänsehautfaktor C13 „Die Fackel“ ist online Wien. Die 922 Nummern und rund 22.500 Seiten der vom österreichischen Schriftsteller Karl Kraus 1899 gegründeten Zeitschrift „Die Fackel“ sind ab sofort im Internet abrufbar. „Die Fackel“ wurde bis Februar 1936 veröffentlicht. www. aac.ac.at/fackel Eco ist nicht schreibfaul Rom. Der italienische Schriftsteller Umberto Eco („Der Name der Rose“) hat auch mit 75 Jahren noch einen Schreibzwang. Er werde sich nicht zurückziehen, so Eco. „Wenn man wie ich seit Jahrzehnten schreibt, wird man irgendwann Gefangener dieser Situation, die man herbeigeführt hat und der man nicht mehr entkommen kann.“ Schlingensief talkt. (Foto: APA) Der Talk geht noch weiter Berlin. Unter dem Motto „Schluss mit der Gesellschaftskritik“ lädt der Regisseur Christoph Schlingensief am 15. Januar zu einem mehrtägigen TalkshowMarathon in die Berliner Akademie der Künste. Dabei sollen sich „Parlamentsdebatten endlich mit daily talks vereinen oder ,Germanys next Topmodel‘ das ,Wort zum Sonntag‘ sprechen“, so Schlingensief. Junge Autoren in Vorarlberg sich ja nicht einfach so zu einer Damenband zusammen. Wie fing das Bandprojekt Malema an. Als Garagenband oder doch auf die ausgeklügelt weibliche Art? Lucas: Lisa, unsere Querflötistin, inserierte in der Zeitung und suchte Leute für eine Band. Es meldeten sich hauptsächlich Männer, die noch ganz andere Wünsche außer Musik hatten, und so kam die Idee zur Gründung einer Frauenband. Am Anfang kam es noch häufig zum Wechsel der Musikerinnen, eine Nachbesetzung wurde mit Hilfe der Musikschulen gut bewältigt. Schließlich passte alles: Die jetzige Formation besteht schon seit 11 Jahren! VN: Als Damenband, eckt man im Vorarlberger Musikgeschäft an oder besitzt man Sonderstatus? Lucas: Natürlich besitzt man als Damenband einen Sonderstatus, da es ja wenige reine Frauenbands gibt. Einige Veranstalter und Musiker sind gleich Feuer und Flamme und die anderen rümpfen zuerst ein bisschen die Nase. Haben sie uns aber einmal gehört, kommt doch meistens ein gewisser Respekt und Interesse rüber. Wir „verkaufen“ uns aber nicht als Frauen, sondern wollen als Musikerinnen überzeugen. Das Publikum soll sich nicht darüber freuen, Die Damen bitte vortreten Schwarzach (VN) Auf die Weihnachtsgeschichten folgten die Silvestergeschichten. Diese Woche stellen sich zwei weitere Vorarlberger Jungautorinnen auf der Feuilletonseite der „VN“ mit ihren Neujahrsgeschichten literarisch vor. Der Feldkircherin Livia Neutsch, geboren 1985, liebt nicht nur das Wort, sondern auch die Musik. Ist sie doch seit ihrem neunten Lebensjahr begeisterte Klavierspielerin. Beim Wettbewerb „Prima la Musica“ belegte sie mehrmals den ersten Platz. Neutsch, die seit 2004 Jus und Germanistik an der Universität Wien studiert, wirkte unter anderem bei den KON:TUR Kulturprojekten „Hostel Screen“ und „Seppls Schicksal“ mit. Livia Neutschs Neujahrsgeschichte „Nicht zu fassen, diese Vorsätze“, parodiert den silvesterbedingten menschlichen Besserungswillen. Eigeninitiative Rebekka von der Thannen wurde 1987 in Dornbirn geboren und erkannte bereits mit 14 Jahren, dass nicht nur in der Literatur Eigeninitiative gefragt ist. Also publizierte die 14-jährige Rebekka von der Thannen ihr erstes Buch „Flickwerk“ schlichtweg im Eigenverlag. Rebekka von der Thannen besucht derzeit die HLW Riedenburg in Bregenz und macht sich mit ihrer Geschichte „Frohes neues Jahr“ für kommende Glücksfälle bereit. ger b e rrgt e n arl Vo r h r i c h Nac UR KULT Die Neujahrsgeschichten der beiden Autorinnen finden Sie auf der Feuilletonseite D4 dass da sechs Frauen auf der Bühne stehen, sondern über die Musik. VN: Versteht sich Malema als geballte Frauenpower? Als Musterbeispiel, dass das Matriarchat doch nicht so schlecht funktionieren würde? Lucas: Es macht Spaß mit Frauen Musik zu machen, was leider immer noch eine Seltenheit ist, vor allem was Instrumentalistinnen angeht. Es geht darum, ein Hobby gemeinsam auszuüben, die Lust am Musizieren. Natürlich wissen wir auch, dass es eine Besonderheit ist, eine Frauenband zu sein und das über so lange Zeit, aber als Beispiel für ein funktionierendes Matriarchat gelten wir nicht, das funktioniert ja sowieso schon, nur weiß es fast niemand. VN: Meist bleibt den Frauen in Bands die Wahl zwischen Leadsängerin oder Background. Warum gibt es kein Mittelmaß? (Foto: Malema) Lucas: Der Platz für Leadund Backgroundsängerinnen ist schon lange ein anerkannter Platz für uns Frauen. Wenn es aber um die instrumentalen Plätze auf der Bühne geht, ist es für Frauen immer noch schwierig, anzukommen. Vor allem in der Popmusik sieht man immer nur herumtanzende Püppchen, die mehr oder weniger gut singen können und somit wird dieses Sängerinnen-Bild noch mehr unbewusst geprägt. oft in die Girl-Group-Kiste gedrängt. Wie sieht das bei Malema aus? Lucas: Wir sind sechs Frauen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren, womit sich ein Vergleich mit Girl-Groups erübrigt. Im Gegensatz zu den heutigen Gruppen, die oft von „Band-Machern“ nach Äußerlichkeiten zusammengestellt werden, haben wir uns als Musikerinnen zusammen gefunden, die alle Individualistinnen sind. VN: Wie entsteht ein typi- VN: Was will Malema, heute scher Malema-Song? Lucas: Wir hören Songs an, die eventuell für Malema in Frage kämen. Gemeinsam erstellen wir eine Bewertungsliste und entscheiden uns dann für die nächsten Lieder, die wir ins Repertoire aufnehmen. Danach organisieren wir Text und Noten, würzen das Ganze mit eigenen Ideen und fertig sind die Malema-Songs. und in Zukunft? Lucas: Malema hat Freude an der Musik und möchte diese Freude an das Publikum weitergeben. Gerne sind wir auch ein Beispiel für Frauenpower. VN: Bands mit starkem weiblichem Anteil werden Die Band Malema ist heute, 20.30 Uhr, in der Harder Kulturwerksatt Kammgarn zu hören. mehrwissen.vol.at## Kulturwerkstatt Kammgarn. Wer im Jänner sonst noch auf der Bühne der Harder Kammgarn steht. „Ich schreibe mit meinem Körper“ ■ Die Galerie allerArt eröffnet das Jahr mit dem Themenschwerpunkt Bild /Wort. Livia Neutsch und Rebekka von der Thannen stel(Foto: Neutsch/ von der Thannen) len sich literarisch vor. Malema schaffen es, dass schließlich selbst Zweifler Feuer und Flamme sind. ARIANE GRABHER Bludenz (VN) Im Zweifelsfall haben uns die Engländer sprachlich etwas voraus. Wo effizient zwischen „Colour“ und „Paint“ unterschieden wird, bedient man sich im deutschen Sprachraum ganz allgemein des Begriffs der „Farbe“. Das sorgt für Verwicklungen, wie sie den Farbkringeln auf den Werken von Barbara Höller, derzeit in der Bludenzer Galerie allerArt, nicht unähnlich sind. Farbinjektionen Die sind beides und sind es doch nicht – Material und Farbe, Bild und Objekt, Malerei und Schrift. Denn Malen hat bei Barbara Höller mit Schreiben zu tun, wenn Acrylfarbe mittels einer Spritze aufge- tragen wird. Dabei rinnt der Farbstrahl aus der gleichmäßig über den Bildträger bewegten Spritze durch die Luft. Jede noch so kleine Bewegung sorgt für Abweichung und der Farbfaden kringelt sich. Diese Schnörkel erinnern zwar nur entfernt an Buchstaben, doch ist es die fortlaufende lineare Bewegung, der Fluss der Farbe, der die Künstlerin immer wieder dezidiert auf den Begriff des Schreibens zurückkommen lässt. „Ich schreibe mit dem Körper und mit der Luft“, sagt Barbara Höller. Zeit wird in Es reizt mich, mit etwas zu arbeiten, das eigentlich keine Farbe ist. BARBARA HÖLLER einer Linie ablesbar und wie immer geht es der Malerin, die vor einem stark konzeptionellen Hintergrund agiert, auch um die Ordnung der Der gekringelte Farbfaden erinnert bei Barbara Höllers Arbeiten an (Foto: Grabher) die Zeichen einer Schrift. Dinge. So entsteht jede Arbeit aus einem System von selbst gesetzten Spielregeln heraus, die den Handlungsrahmen der Künstlerin einschränken, im Endprodukt aber eine Vielzahl von Möglichkeiten zu sehen und zu denken anlegen. Es sind die Dualitäten die die Künstlerin interessieren, die Gegensätze und Gleichzeitigkeiten. Die ewige Suppe ZUR PERSON Barbara Höller Die Malerin Barbara Höller stellt in der Bludenzer Galerie allerArt aus Geboren: 1959 in Wien Ausbildung: Hochschule für angewandte Kunst in Wien Laufbahn: Ausstellungen u. a. in Wien, Graz, Klosterneuburg Auszeichnungen: u. a. Anerkennungspreis des Landes NÖ Wohnort: Wien Dazu zählt in den neueren Arbeiten auch die verstärkte Hinwendung zu Grau, das Farbe und Nicht-Farbe zugleich ist. „Es reizt mich als Malerin mit etwas zu arbeiten, das eigentlich keine Farbe ist“, kommentiert Barbara Höller ihre „Malerei ohne Farbe“. Während in den mehrteiligen Wandarbeiten nur die Kanten mit der Farbspritze behandelt werden oder die Farbmodulation im Träger selbst stattfindet, fordern die Tafelbilder das Auge mit fast unmerklichen Farbverläufen heraus. Diese allmählichen Übergänge entstehen durch das Wegnehmen und wieder Dazugeben von jeweils gleichen Mengen grauer oder weißer Farbe in einem quasi geschlossenen Kreislauf. Was kann das Auge erkennen? Nähe und Distanz beantwortet sich die Frage über die Bewegung vor den Objekten und die Suche nach dem Betrachterstandpunkt im Raum. Dass die Werke jenseits dieser analytischen Bildentstehung, auch eine poetische oder gar humorvolle Komponente haben, darauf verweisen Titel wie „Die ewige Suppe“. Die Ausstellung in der Remise Bludenz, ist bis zum 11. Februar zu besichtigen, Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag 15–18, Donnerstag 16–20 Uhr.