Über 300 000-mal wächst er in Hamburg – betrachten wir den Baum
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Über 300 000-mal wächst er in Hamburg – betrachten wir den Baum
SONNABEND / SONNTAG, 13. / 14. AUGUST 2011 32 2011 Unterwegs: Zehn Ausflüge in die blühende Heide › Stadtgespräch: Dora Heldt › Titel-Thema: 20 Hamburger Bäume mit Geschichte Rezept: Frittiertes Soja-Hähnchen › Gestern & Heute: Botanischer Garten seit 1821 › Markenmacher: Baumschule Lorenz von Ehren Grüner Freund Über 300 000-mal wächst er in Hamburg – betrachten wir den Baum deshalb als selbstverständlich? MATTHIAS IKEN schaut genau hin U nglaubliche Geständnisse hören wir dieser Tage: Es gibt Menschen, die weiterhin die Atomkraft befürworten, noch immer auf den Sommer 2011 hoffen oder unverzagt an die Meisterschaft des HSV glauben. Jeder hat eben so seine Macken. Ich bekenne: Ich mag einen Schlager der Hamburgerin Doris Treitz, besser bekannt als Alexandra, aus dem Jahr 1968. Ich mag den Schlager „Mein Freund der Baum ist tot“. Ich fand das Lied schon als Sechsjähriger zum Heulen, weil es so schrecklich schön war. Als Dreikäsehoch mag man geschmacklich wenig gefestigt sein, aber man entwickelt früh ein untrügliches Gespür für Wahrheit. Dieses Lied ist wahr. Es erzählt von einem Baum, dem „alten Freund aus Kindertagen“, der für einen Neubau weichen muss. Da sang diese rauchige Stimme: „Als kleines Mädchen kam ich schon zu dir mit all den Kindersorgen, ich fühlte mich bei dir geborgen, und aller Kummer flog davon.“ Erwachsene mögen das kitschig finden, Heranwachsende fühlen es. Als ich den Alexandra-Song entdeckte, hatte es mir ein Baum ganz besonders angetan – in unserem Nachbardorf stand eine „1000-jährige Eiche“. Allein sein Alter, wenn auch um einige Jahrhunderte frisiert, schickte meine Phantasie auf eine Zeitreise, doch noch beeindruckender war seine Größe. Dieser Baum war einfach nicht zu fassen – gleich fünf meiner Klassenkameraden waren in Kindertagen vonnöten, den Baum zu umarmen. 1980 brachte ein Sturm der Eiche den Tod, geblieben ist ein Caspar-David-Friedrich-artiger Torso. Bäume rühren uns an – weil sie Leben verströmen und dabei unaufdringlich bleiben, weil sie fest verwurzelt sind und sich doch täglich wandeln, weil sie stumm sind und ihre Jahresringe zugleich Geschichte erzählen. „Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen“, hat Hermann Hesse einst geschrieben. In jedes Menschen Leben stehen Bäume am Wegesrand, die für ihn immer etwas Besonderes bleiben. Ich erinnere mich an eine Eiche, die am Rande unseres Spielplatzes stand – während uns der städtische Spielplatz mit seinen Schaukeln, Karussells und pädagogischen Sandkästen rasch langweilig wurde, war das Gehölz dahinter ein echter Platz zum Spielen. Hier lagen die besten Unterschlupfe zum Verstecken, hier lagerten wir als Räuber und Gendarmen, hier tauchten wir ab, tauchten ein in eine fremde Zauberwelt. Der höchste Baum des Hains war eben jene Eiche, Königin der Bäume und die Herausforderung für uns Jungs. Wer dabei sein wollte, musste den Baum erklimmen. Während sich die Sportler in katzenartiger Gewandtheit an einem der Äste hochzogen, um dann den Stamm empor zu klettern, mühten sich die Nichtsportler mehr oder minder kläglich ab. Wer scheiterte, konnte weder auf Verständnis noch ein Antidiskriminierungsgesetz hoffen. Es galt das Leistungsprinzip: entweder rauf – oder raus. Dementsprechend groß war der Ehrgeiz auch für wenig Leibesgeübte, die ersten eineinhalb Meter ohne Kletterhilfe zu überwinden. Ich musste verdammt lange üben, aber selten bin ich so stolz gewesen wie in dem Moment, als ich endlich in der Krone saß. Jahre später, dem Kurze-Hosen-Alter langsam entwachsen, stand ein anderer Baum am Rande des Lebensweges. Wenn sich zwei schüchterne Jugendliche ihrer Liebe versichern wollten, benötigten sie ein Taschenmesser und einen Baum: In den Jahren vor Facebook ging es diskreter zu – wer den Nachnamen als zweites Initial mit in die Rinde ritzte, galt schon als geschwätzig. Das größere Problem als die Holzschnitzkunst blieb, die Angebetete überhaupt zu einem Spaziergang auf den alten Stadtwall zu überreden – dorthin, wo schon unsere Väter mit dem Messer Rinden malträtiert hatten. Wie wild schlug das Herz, wie feucht waren die Hände, wie stotternd stellten wir die erste Frage: „Wollen wir ein Eis essen gehen?“ Es kam ein Eis, der erste Kuss, die erste Liebe. Behütet vom Naturdenkmal: „Stadt im Wald“ wird Hamburg von seinen ausländischen Gästen auch genannt FOTO: PLAIN PICTURE/JOHNER Geblieben sind von alledem nur zwei Buchstaben, verwittert, verwachsen, in einer Buche am Wall. Ich hoffe, der Baum hat mir verziehen. Liebe darf das. Zumal statistisch gesehen für jeden Deutschen in Wäldern und Auen, Gärten und Parks, auf Wiesen und Feldern 85 Bäume bereitstehen, insgesamt – so lauten Schätzungen – wachsen in der Bundesrepublik sieben Milliarden Bäume. Was wäre Deutschland ohne sie? Schon der römische Geschichtsschreiber Tacitus sprach recht abfällig vom Waldvolk im Norden. Die Christianisierung dieses Waldreichs ist ohne einen Baum schwer vorstellbar, war es doch der Missionar Bonifatius, der eine heilige Donar-Eiche fällte, um die Überlegenheit des Christentums über die Götzen der Germanen zu demonstrieren. Die deutschen Dichter und Denker sind nicht nur auf Wald gedruckt, sondern äußern sich mit Vorliebe auch über ihn. Es zieht sich ein grüner Faden durch die Kulturgeschichte; die deutsche Romantik, die deutsche Mythologie, die deutschen Märchen, auch die deutschen Debatten sind im Wald zu Hause – von der Nibelungensage über Hänsel und Gretel bis zum Freischütz, von Hermann dem Cherusker über den Wandervogel bis zur sehr deutschen Waldsterben-Hysterie. Weil wir vom Wald nicht genug bekommen können, holen wir uns ihn zu Weihnachten als Tannenbaum gar ins Haus. Jeder Baum, den wir in Gärten und an Straßen pflanzen, schenkt uns ein kleines Stück Wildnis. Stetig tun wir es der knienden Frau auf dem seligen 50-PfennigStück gleich, jüngst in Hamburg mit der verbindenden Aktion „Mein Baum, meine Stadt“. Hamburg wird grüner, noch grüner. Es gab schon Ausländer, die Hamburg den Namen „Stadt im Wald“ verliehen haben, weil die Metropole aus der Luft so zugewachsen erscheint. Auch ich habe in meinem Leben einige Bäume gepflanzt, den letzten erst vor wenigen Wochen. Freunde überreichten mir zum Einzug ins neue Heim eine Checkliste, auf der zwei Punkte bereits abgehakt waren. Nach Sohn und Haus folgte dann die dritte „Großtat“, die der Volksmund nach alter Tradition verlangt. Der geschenkte Kirschbaum wurde noch in der Nacht eingepflanzt. Ich bin mir sicher, Alexandra hätte sich gefreut. S. 4 / 5 – Mächtig und prächtig, mit Geschichte und Charakter: die 20 schönsten Hamburger Bäume II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011 Mareike Fell FOTO: THOMAS LEIDIG FOTO: SD-SERVICES.DE Ab in die Heide KARTE: GRAFIKANSTALT Trommelfest: Beim Drachenbootfestival geht es Schlag auf Schlag Buchholz Hanstedt 7 Naturschutzpark Lüneburger Heide Schneverdingen 2 3 4 8 5 Undeloh Die 36-jährige Schauspielerin stellt fest, wie wenig sie braucht zum Glück: etwas Latte und die Lieben 250 Jesteburg 75 Salzhausen 5 km 209 Lüneburg 10 Egestorf 9 7 Amelinghausen 3 209 Bispingen Mein perfekter Sonntag 4 4 1 Bad Bevensen 6 Soltau 71 6.30 Uhr Ich stehe nicht auf – damit ist der Sonntag schon perfekt! Denn dieses Wochenende sind Oma und Opa zu Besuch! Ich drehe mich also wieder um … 9.30 Uhr Ich wache endgültig auf – nicht vom „Maaama!“, sondern dem Kaffeeduft am Bett. Herrlich! Die Kinder sind mit den Großeltern beim Entenfüttern. Wir wissen kaum, was wir mit der Zeit machen sollen: Schwimmen? Wellness? Shoppen in Ottensen, das wär’s! Ich liebe diesen Stadtteil mit all seinen Lädchen und Cafés! Aber heute ist zum Glück Sonntag. 11 Uhr Elmar und ich sitzen mit den Füßen im Sand und Zeitungen in der Hand bei der Strandperle – Ruhe. Ein Latte Macchiato, Bilder gucken in den bunten Blättchen – herrlich! Für dicke Bücher fehlt mir meistens die Zeit – es sei denn, es sind Drehbücher. 13 Uhr Auf der Suche nach einem Kuchen wollen wir „was Neues“ ausprobieren – und landen wie immer im „Sha“ in Ottensen. Was soll’s! Einfach lecker da … 15 Uhr Freunde von uns sind im „Sha“ aufgetaucht! Nun können vor allem wir Mädels noch mal ausgiebig klönen. Eine andere Qualität von Gespräch, deren Kunst sich den Männern einfach nicht erschließt … Telefonat mit Oma: Sie schippert mit Opa und den Kindern auf der HVV-Fähre über die Elbe! Etwas, das ich vor den Kindern auch gerne mal gemacht habe. 18.30 Uhr Abendbrot. Die Kinder erzählen aufgeregt von ihrem Tag, und an einem perfekten Sonntag ist das InsBett-Bringen ein Kinderspiel. Im Dunkeln darf Carlotta noch drei Stichworte nennen, zu denen ich eine Geschichte erfinde – ein großer Spaß! 20.15 Uhr Wenn ich am nächsten Tag drehe, überfällt mich spätestens jetzt eine schöne Mischung aus Neugier und Aufregung und ich gehe noch einmal über den Text, überlege mir das eine oder andere und kriege so eine kribbelige Vorfreude. Aber heute ist Ruhe und Elmar und ich gucken noch – ja, ja – den „Tatort“! Ich stelle fest, dass ich zu einem perfekten Sonntag gar nicht viel brauche: Eine erholsame Nacht, hier und da einen Kaffee und meine Lieben drum rum. Ein gutes Zeichen, finde ich. Die e groß )h5 ,00(5 ,1 -($16 11. und 12. Mai 2012 20 Uhr CCH, Saal 2 Karten € 44,13 bis € 75,88 Karten gibt es in allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops (zzgl. Bearbeitungsgebühr) Hamburger AbendblattTicket-Hotline 040/30 30 98 98 (zzgl. Versandkosten) Mo.–Fr. 8–19 Uhr, Sa. 8–13 Uhr Uelzen 10 AUSFLÜGE Königinnen, Gräber und Gelehrte TEXT: KIRSTEN RICK STADTLEBEN Die Heide blüht – was die Region südlich von Hamburg mit Lampionumzügen und Krönung der neuen Heidekönigin traditionell feiert. Zudem laden uralte Totenstätten, Tier- und Barfußparks zu einem ursprünglichen Wochenende ein Die Drachen sind los! Die Lüneburger Heide genoss nicht immer den allerbesten Ruf: „Der Boden … ist eine ungeheure Sandwüste, die von Natur aus ganz nackt ist oder Heidekraut oder dürre stechende Halme hervorbringt“, schreib ein Reisender 1804. Überbeanspruchung durch Ackerbau und Heidschnucken hatten die Wälder verdrängt und Platz geschaffen für das Heidekraut, das in diesen Tagen blüht und einem purpurnen Wellenmeer gleicht. Romantische Dichter und Maler entdeckten die reizvolle Einsamkeit – und heute pilgern jährlich vier Millionen Besucher in die Region mit ihren mehr als tausend steinzeitlichen Hügelgräbern, dem 1130 km2 großen Naturpark, dem Naturschutzgebiet mit seltenen Tieren wie Birkhuhn und Schwarzstorch sowie dem Wildpark. Am Ufer feiern über 30 000 Fans, während Hunderte Ruderer in ihren Langbooten das Wasser peitschen: Das „Internationale Drachenbootfestival Hamburg“ bringt an diesem Wochenende die Binnenalster und die Stimmung zum Überschäumen T TIPPS & TERMINE TEXT: FRIEDERIKE ULRICH rommelschläge schallen durch die Luft. Lange Boote durchpflügen das Wasser, an ihren Bugspitzen prächtige Drachenköpfe, goldfarben, mit roten und grünen Verzierungen. Dicht an dicht sitzen die Ruderer in den Booten, stechen im Takt ihre kurzen Paddel ins Wasser und lassen die Gischt spritzen. „Enter the Dragon“, bezwinge den Drachen, heißt es an diesem Wochenende, wenn auf der Binnenalster das Internationale Drachenbootfestival ausgetragen wird. Bereits zum achten Mal veranstaltet das Drachenboot Zentrum Hamburg das bunte Spektakel im Herzen der Hansestadt. Erwartet werden über 30000 Fans, die vom Ufer aus verfolgen, wie sich rund 1000 Teilnehmer in 20-köpfigen Teams ins Zeug legen. 250 Meter gilt es zurückzulegen – zunächst in Qualifizierungsläufen, später im Wettstreit, der in diversen Rennklassen ausgetragen wird. Und damit die Zuschauer im Trubel den Überblick behalten, wird alles vom Wasser aus kommentiert und moderiert. „Die Binnenalster ist eine tolle Arena“, sagt Jan Biedler vom Drachenboot Zentrum. Das Rennen wird auf sechs Bahnen zwischen Alsterpavillon und Lombardsbrücke ausgetragen. Die Atmosphäre ist fröhlich, denn viele Teams kommen verkleidet – das chi- nesische etwa trägt stets silberne Perücken. Drachenbootrennen hat wenig vom üblichen „höher, schneller, weiter“ – ist aber dennoch „ein Mannschaftssport, der Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt“, wie Biedler sagt. Besetzt wiege das 250 Kilogramm schwere Drachenboot schon mal zwei Tonnen. „Das wird nur dann richtig schnell, wenn alle im selben Rhythmus paddeln“, erklärt Biedler, selber Wassersportler. Der auch Schlag genannte Takt wird von den beiden Ruderern in der ersten Reihe vorgegeben. Der Trommler nimmt ihn auf – sozusagen als Übersetzer für die anderen 18 Paddler. Oft sind es Firmen, die den Drachenboot-Sport als Teambuilding-Maßnahme aufgreifen. Und so sind beim Festival nicht nur Nationalmannschaften, Vereine und Privatpaddler am Start, sondern auch Unternehmen wie Hapag Lloyd, die HHLA oder die Reederei Cosco – selbst der Hamburger Senat präsentiert sich dieses Jahr mit zwei Mannschaften. Natürlich besteht das Drachenboot Festival nicht nur aus Wettkampf, es wird auch gefeiert. Tagsüber gibt es ein Rahmenprogramm, entlang des Neuen Jungfernstiegs sind Stände aufgebaut. Nach der Siegerehrung am Sonnabend steigt abends in der Zeltstadt neben der Lombardsbrücke die große AfterraceParty – bevor die Paddler bei den Finalrennen am Sonntag die Alster erneut zum Schäumen bringen. 1 62. HEIDEBLÜTENFEST AMELINGHAUSEN Die Mitglieder des Männerchors wählten bei einem Sängerfest 1949 die erste Heidekönigin – so entstand das Heideblütenfest, das heute neun Tage lang gefeiert wird. „Der See brennt“ heißt der Auftakt mit Feuerwerk, es folgen kulturelle und musikalische Veranstaltungen, bis am Sonntag die neue Heidekönigin gewählt wird, begleitet vom großen Festumzug. » 13.–21.8.2011, 21385 Amelinghausen, Tel. 04132/92 09 43, www.heidebluetenfest.com 2 HEIDEBLÜTENFEST SCHNEVERDINGEN Mit einem Dämmerschoppen in der Rathauspassage beginnen die Festtage, zu denen 40 000 Gäste erwartet werden. Höhepunkte: das Festspiel „Das Wirtshaus im Spessart“ (Fr), die Krönung der Heidekönigin und der Lampionumzug (Sa) sowie der Große Festumzug (So). » 25.–28.8.2011, Freilichtbühne, Höpental, 29640 Schneverdingen, www.heidebluetenfest.de Service » Internationales Drachenbootfestival auf der Binnenalster, 13. August, 9 – 18 Uhr: Qualifikationsläufe und Vorläufe in allen Klassen, Langstrecke. Ab 19 Uhr Afterrace-Party; 14. August, 9 – 17 Uhr: Hoffnungs-, Zwischen- und Finalläufe; www.enter-dragon.de DER GRÜNE PUNKT Steinzeit-Werkstatt, mobiles Experimentierlabor, Naturerfahrungsspiele, Eiscreme und Bio-Bratwurst machen das Sommerfest am Duvenstedter Brook von NABU und NAJU zu einem Vergnügen für die ganze Familie: 14.8., 10–17 Uhr, Naturschutz-Infohaus, Duvenstedter Triftweg 140. KULTUR ERLEBEN K 5 BARFUSSPARK EGESTORF In Norddeutschlands größtem Naturerlebnispark bleibt kein Fuß trocken: Schuhe und Strümpfe müssen draußen bleiben, man läuft durch Wasser und Schlamm, über Steine, Mulch, Lehm, Holz, Moor und sogar Glas. Baumtelefon, Riechkästen und Kriechtunnel runden die sinnliche Erlebnis ab. » Ahornweg 9, 21272 Egestorf, Tel. 04175/1423, tägl. 9–18 Uhr, Eintritt: 4 Euro, www.barfusspark-egestorf.de 7 HEIDE-ERLEBNISZENTRUM UNDELOH Warum kann man im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide nicht alles sich selbst überlassen? Wie sieht ein Hügelgrab von innen aus? Antworten gibt’s im Erlebniszentrum, dem „Schlüssel zur Heide“. » Wilseder Str. 23, 21274 Undeloh, Tel. 04189/81 86 48, tägl. 10–17 Uhr, www.heide-erlebniszentrum.de Warte, bis es dunkel ist: Londons neue Pop-Diva Anna Calvi zelebriert auf Kampnagel die Schönheit des Morbiden Dunkle Stimme und düstere Sounds: Anna Calvi gilt schon jetzt als die Amy Winehouse für Akademiker und Nachtgewächse FOTO: PICTURE-ALLIANCE/ABACA ampnagel gilt schon seit langem nicht mehr nur als Hort hehrer Avantgarde aus Performance und Tanz. Auch die Musik ist hier zu Hause. Natürlich nicht irgendein Geschrammel. Hierher kommen erlesene Stilkönner, Grenzgänger und Künstler, die sich in besonderer Weise, gerne mit Orchester, inszenieren. Klangliche Opulenz verbreitet auch die britische Songschreiberin Anna Calvi. Derzeit verzaubert sie Zuhörer weltweit mit ihrer waidwunden dunklen Stimme, einer schwülen Rockgitarre und Liedern ihres schlicht „Anna Calvi“ betitelten Debütalbums, die direkt aus einer schwefeldurchtränkten Blues-Hölle zu stammen scheinen. Am heiligen Sonntag bringt Anna Calvi sie beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel zu Gehör. Ihr Auftritt als Einheizerin bei Grindermann, der Nebenband von Nick Cave, vor einigen Monaten im Docks war bereits vielversprechend. In nachtblaues Licht getaucht, besang sie „The Devil“ und ließ dabei in ihren Akkordfolgen keinen Zweifel, dass sie dem Ungeheuerlichen direkt ins Auge geschaut hat. Oder sie säuselte gefühlte einhundert Mal mit lasziver Zunge „Oh my love“ und streichelte ihr Instrument dabei wie beim Flamenco. Gerne trägt sie Bolero-Jäckchen und legt dazu flammend roten Lippenstift auf. Kein Zweifel, Anna Calvi ist weniger auf der lichten Seite des Lebens zu Hause. Eher ist sie 4 ISERHATSCHE Das Heidekastell ist ein Hingucker: Aus dem 23 Hektar großen Landschaftspark und der 1913 erbauten Jagdvilla hat Uwe Schulz-Ebschbach ein gewaltiges Gesamtkunstwerk geschaffen. Das Kuriosum fasziniert mit dem „Montagnetto“, einem ökologischen Multifunktionsbau mit Burgfassade, barockem Eisenpark, Glasbläserei und der weltgrößten Bier & Phillumenie-Sammlung. » Nöllestr. 40, 29646 Bispingen, Tel. 05194/1206, 10–18 Uhr, Eintritt: 12 Euro, www.iserhatsche.de 6 GREIFVOGELGEHEGE BISPINGEN Auge in Auge mit Adler & Co.: Mit Liebe und Humor stellt Frau Steinmann-Lange 40 Vögel bei der 90-minütigen Führung vor. » An der B209, Kilometerstein 29,1, 29646 Bispingen, Tel. 05194/7888, tägl. 15 Uhr (bis 30.9.), www.greifvogel-gehege.de Engel aus der Blues-Hölle TEXT: ANNETTE STIEKELE 3 WILSEDE UND DER WILSEDER BERG 169,2 Meter hoch über der Heide: Vom Wilseder Berg hat man einen wunderbaren Blick – zur Blütezeit ein Traum. Daneben liegt das beschauliche Museumsdorf Wilsede, das nur zu Fuß, mit dem Rad oder der Kutsche erreichbar ist. Im Heimatmuseum „Dat ole Huus“ gibt’s Einblicke in das Leben der Heidebauern um 1900, in der „Milchhalle“ deftige Heidschnucken-Gerichte und selbstgebackenen Buchweizen- und Apfelkuchen. » Dat ole Huus, Wilsede 9b, 29646 Bispingen, Tel. 05198 / 98 70 30, tägl. 10 – 16 Uhr, 3 Euro eine Drama-Queen, deren Texte über die Desaster des Lebens nach einer Aura von Zigarettenqualm und Finsternis und dosiertem Schmutz verlangen. Kritiker rühmen sie als größte Neurosenritterin seit PJ Harvey und loben ihren Mut zum Gitarrensolo. Unter Rock-Göttinnen eine absolute Rarität. Calvi, Londonerin mit italienischen Wurzeln, erlernte zuerst das Violinenspiel, mit 13 Jahren entdeckte sie die Gitarre, später studierte sie Musik. Django Reinhardt und Jimi Hendrix nennt sie als Einflüsse. Gelegentlich recycelt sie in ihren Konzerten auch Edith-Piafund Elvis-Hits. Ihr Album hat sie ausschließlich mit dem Drummer Daniel Maiden-Wood und der MultiInstrumentalistin Mally Harpaz eingespielt. Produziert hat Rob Ellis, der schon PJ Harveys Klangfolgen veredelte. „Ich mag Geheimnisse und Musik, die nicht alles preisgibt“, sagt Anna Calvi. Das gefiel auch ihrem ersten Gönner Brian Eno, der sie auf Youtube entdeckte, zum Lunch einlud und die Karriere anschob. Ihr Spiel changiert zwischen Ennio Morricones Westernmusik und dem Minimalismus eines Ry Cooder. Wenn sie in „Love Won’t Be Leaving“ von Gesichtern singt, die sie verfolgen, wähnt man sich bei den morbiden Frauen der DavidLynch-Serie „Twin Peaks“, den sich im Wind biegenden Douglastannen und den bedrohlichen Geistern. Wo zwischen Natur und Zwischenwelt eine fiebrige Leidenschaft lodert. Das Inszenierte, Künstliche, bei Anna Calvi wirkt es echt. Und ganz schön cool. 8 WILDPARK LÜNEBURGER HEIDE Elche, Bären und auch ein Tiger-Paar: Auf dem hügeligen Gelände des Wildparks leben mehr als 1000 Tiere. In den großen Freigehegen lässt sich das Damwild aus der Hand füttern. » Am Wildpark, 21271 Nindorf-Hanstedt, Tel. 04184/893 90, 8–19 Uhr, Eintritt: 9 Euro, www.wild-park.de 9 ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM / OLDENDORFER TOTENSTATT „Wohnungen für die Ewigkeit – 5700 Jahre Oldendorfer Totenstatt“ heißt die Ausstellung, in der das Archäologische Museum über Grabfunde und die Großsteingräber informiert, die rund 1,5 Kilometer von der Ortsmitte entfernt liegen. » Amelinghausener Str. 16b, 21385 Oldendorf/Luhe, Di–Sa 10–12 u. 14–17 Uhr, So u. feiertags 10 – 16 Uhr, Familienkarte 5 Euro, www.oldendorf-luhe.de/museum 10 EUROPAMEISTERSCHAFT DER VIELSEITIGKEITSREITER In Luhmühlen werden Ross und Reiter gefordert: Die EM der Vielseitigkeitsreiter verlangt bei der Dressur, beim Springen und im Gelände Ausdauer und Geschicklichkeit. » Turniergelände Luhmühlen, Turnierplatz 1, 21376 Salzhausen, 25.–28.8.2011, Karten: 6 – 35 Euro, Ticket-Tel. 04172 / 98 77 71, www.luhmuehlen.de Schnuckelig: Kastell Iserhatsche in der Lüneburger Heide FOTOS: ISTOCKPHOTO, PR Service » Anna Calvi beim Internationalen Sommerfestival Hamburg 2011, So, 14.8., 20 Uhr, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestr. 20 – 24, Karten: 20 – 23 Euro, über Tel. 27 09 49 49 oder www.kampnagel.de III Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011 › STADTGESPRÄCH Kirsten Rick trifft Dora Heldt Ein offenes Buch Hausbesuch bei der Star-Autorin: ein Gespräch über Sylt, die typische Hanseatin und geleaste Porsche L FOTO: THOMAS LEIDIG asst euch mal nicht so hängen“, muntert Dora Heldt ihre Balkonpflanzen auf. Barfuß führt sie durch ihr neues Heim auf der Uhlenhorst, die Innenausstattung haargenau wie in der Musterwohnung des Möbelhändlers vorgefunden, schnell und entschlossen ausgewählt. „Wollen Sie sich das nicht noch mal überlegen?“, fragte der Verkäufer. „Nö, wieso? Ich finde das alles schön.“ Aus dem Altbau in St. Georg musste sie ausziehen, weil das Haus saniert wurde. Als der Handwerker fachmännisch urteilte: „Das ist aber auch ’ne Bruchbude“, war sie leicht beleidigt. „Das war doch mein Zuhause.“ Doch nun genießt sie die neuen, hellen Räume. Im Winter sah das noch ganz anders aus: „Da standen nur ein ganz kleiner Bagger und zwei ältere Herren auf dem leeren Grundstück. Ich dachte, das wird nie was.“ Man ahnt es schon: Dora Heldt ist nicht der geduldige Typ, sondern direkt und geradeheraus. Dora Heldt heißt im echten Leben Bärbel Schmidt, das Pseudonym hat sie sich von ihrer Großmutter geliehen. Bärbel Schmidt arbeitet seit etwa 30 Jahren in der Buchbranche, zuerst als Händlerin, seit 1992 als Verlagsvertreterin. Das bedeutet, mehrere Monate des Jahres viel unterweg zu sein – und Zeiten, in denen man fast nur zu Hause ist. Mit Anfang 40 begann sie mit dem Schreiben, um ihren freien Tagen Struktur zu geben und nicht aus Verlegenheit Fenster zu putzen oder schon mittags vier Folgen „Bonanza“ im Fernsehen zu gucken. „Du wirst doch für diese Albernheit nicht den Job aufgeben!“, war der Kommentar ihres Vaters, Vorbild der Hauptfigur in ihrem größten Erfolg „Urlaub mit Papa“. Die Eltern leben auf Sylt, dort ist sie auch geboren. Die Insel ist ihre Heimat, ihr liebster Ort – wenn die Hamburger keine Ferien haben. MAGAZIN: Sie sind gerade auf die Uhlenhorst in eine schicke Neubauwohnung gezogen, schon eingelebt? DORA HELDT: Noch nicht so richtig. Ich habe ja keine Zeit! MAGAZIN: Als Verlagsvertreterin und Bestseller-Autorin sind Sie viel unterwegs. HELDT: Ja, und es läuft zu viel parallel. Ich hätte gerne pro Tag nur einen Job. Ich aber habe drei Jobs! MAGAZIN: Drei? HELDT: Einmal die Vertreterreise. Dazu schreibe ich noch eine Weihnachtsgeschichte. Und dann kann ich bei meiner Vertretertour noch eine Lesung haben. So komme ich als Verlagsfrau Bärbel Schmidt ins Hotel rein und als Schriftstellerin Dora Heldt wieder raus … MAGAZIN: Wie verwandelt sich Bärbel Schmidt in Dora Heldt? HELDT: Mit Make-up … Also, das geht so: Ich dusche, ich ziehe mir komplett was anderes an und ich schminke mich richtig. Und statt eines Laptops nehme ich eine kleine Handtasche mit – und die Bücher. MAGAZIN: Dora Heldt ist eine Art Maske? HELDT: Naja, abends, wenn man den ganzen Tag gear- Barfuß und aufgeschlossen: Dora Heldt alias Bärbel Schmidt, 49, in ihrer neuen Wohnung auf der Uhlenhorst beitet hat, kommt man ja doch etwas abgewrackt an. Mit 30 war das noch anders, da war ich immer kernfrisch. Das ist vorbei. Und bei einer Lesung muss ich das Gefühl haben: Ich bin jetzt komplett neu. Und die Leute zahlen Eintritt. Die müssen schon das Gefühl haben, man hat echt was für die getan, auch bevor man aufkreuzt. Das gehört sich so. Und auch nicht in dem Tempo zu lesen, in dem ich normalerweise rede. MAGAZIN: Man kommt sich ja beim Vorlesen … HELDT: … auch immer leicht doof vor. Aber das hat mir meine Sprech-Trainerin genommen. Sie liest auch viel selber aus meinen Büchern vor und dann denke ich: Ach, das ist ja eigentlich ein super Text. MAGAZIN: Vorlesen lernen ist also eine eigene Kunstform, die man weiter üben muss? HELDT: Klar, normalerweise schlucke ich auch mal Silben runter oder sage: „Tach! – Schön’n gud’n Tach!“ MAGAZIN: Das passt doch! HELDT: Ja, wenn Papa das im Buch sagt, aber nicht, wenn Dora Heldt die Leute begrüßt. MAGAZIN: Haben Sie beim Schreiben jemanden im Kopf ? HELDT: Ich muss über die Sachen selber lachen können. Beim nächsten Buch ist es noch ein bisschen extremer. Das geht ja übers 50-werden. Ich werde am 10. November 50 und finde das ja wirklich grauenhaft. Das Buch kommt im Oktober. Ich habe versucht, mir damit eine Beruhigung zu schreiben: Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, eigentlich ist es total komisch … MAGAZIN: Warum finden Sie die 50 so schlimm? HELDT: Es ist über die Hälfte. Bei 30 habe ich gedacht, ich habe noch 100 Jahre Zeit. Jetzt ist es der erste Geburtstag, wo sich sowohl Körper als auch Kopf verändern. Ich habe im Moment ein Problem mit meinem linken Knie, denn auch das Knie ist 50 Jahre alt und kommt nicht mehr gut die Treppe hoch. Dann diese ganzen Geschichten mit den Wechseljahren, das ist ja nur theoretisch komisch. Man sitzt beim Kunden, bekommt plötzlich einen mörderischen Schweißausbruch und denkt: Hoffentlich sieht das keiner! Dann sehe ich meine Oma vor mir, die mit einem Tuch wedelt oder mit Servietten fummelt. Und das macht man dann plötzlich selber. Mit Speisekarten fächeln – das fand ich früher immer entsetzlich! MAGAZIN: Sind Frauen über 50 anders? HELDT: Ich kann nur sagen, wie es mir geht: Ich bin in vielen Bereichen gelassener als vor zehn Jahren. Auf der anderen Seite bin ich ungeduldiger geworden. Ein ganz banales Beispiel, ich mag keine Gespräche mehr führen wie: „Du kümmerst dich gar nicht mehr um mich!“ Das hat Christel Rode schon in der Grundschulklasse zu mir gesagt. HELDT: Sylt ist für die Hamburger wichtiger. Sylt braucht nicht unbedingt Millionen Hamburger Besucher. MAGAZIN: Dass es in den Sommerferien knallvoll ist, kann man erwarten, wann sind Sie am liebsten dort? HELDT: Mai und September. Dann sind auch andere Leute da. Du hast ja im Sommer auch viele Leute, die dann gerne mal mit dem geleasten Porsche hochfahren und den Polohemdkragen hochklappen … MAGAZIN: Was machen die Sylter im Winter? HELDT: Sie atmen auf. Und man kann auf Sylt mitten auf der Straße spazieren oder Fahrrad fahren. MAGAZIN: Man ist im Einklang mit der Natur. HELDT: Im Winter ist es um fünf dunkel. Dann machst du irgendwas für dich. Hier in der Stadt ist im Winter bis zwölf überall Licht. Auf Sylt gehe ich im Winter um zehn ins Bett. Man hat einen natürlichen Rhythmus. Es geht nicht mehr um dich. MAGAZIN: Worum geht es dann? HELDT: Ich bin auf Sylt geboren – Hausgeburt. Meine Mutter, hochschwanger, hat damals gesagt: „Ich glaube, es geht los.“ Meine Oma hat die Hebamme angerufen und gesagt: „Es geht los!“ Da sagt die Hebamme: „Quatsch, wir haben doch erst um halb sieben Hochwasser.“ Selbst Kinder halten sich daran: Fünf nach halb sieben war ich da. Kinder kommen bei auflaufendem Wasser, bei Hochwasser sind sie da. Wenn man sich da bei ablaufendem Wasser meldet, das ist Anstellerei, kann doch nicht sein. Das finde ich toll. MAGAZIN: Die Natur kümmert sich. HELDT: Genau. Und ich kann gucken, wie ich das so hinkriege, muss aber die Entscheidung nicht treffen. Ebbe und Flut sind immer sechs Stunden. MAGAZIN: Auf dem Festland muss bei Ihnen sonst immer alles zack, zack gehen? HELDT: Ich bin eher ungeduldig. Ich fahre ja jeden Tag auf der Autobahn, und ich gehöre auch zu den Leuten, die laut pöbeln – bei geschlossenem Fenster. MAGAZIN: Nicht gerade hanseatisch. Wie würden Sie eine typische Hamburger Frauenfigur beschreiben? HELDT: Eine sympathische oder eine unsympathische? MAGAZIN: Sie können auch gerne zwei beschreiben. HELDT: Also, für mich gibt es da so eine Frauenfigur, ich lasse jetzt mal offen, ob sympathisch oder unsympathisch – 1,70 Meter groß, 53 Kilo, blonde Haare mit Strähnen, kurz über die Schulter, leicht gestuft. Weiße Hüftjeans, Größe 27, braune Stiefel, auch im Sommer. Auf dem Weg vom Isemarkt in die Eppendorfer Altbauwohnung holt sie noch das Kind ab, von der schwedischen Sprachförderung. Und einen Hund hat sie: Golden Retriever. MAGAZIN: Gibt es noch mehr, was Sie heute nicht mehr ertragen wollen? HELDT: Gezicke um nichts. Machtspielchen. Manipulationen. Ich möchte, dass man sagt, was man will. Man kann ja oder nein sagen, und dann darüber reden. MAGAZIN: Und ihr Mann hat eine heimliche Geliebte? HELDT: Nee, das war sie ja, bevor sie seine zweite Gattin wurde. Er ist Steuerberater oder Anwalt oder Apotheker, die verdienen auch ganz gut. MAGAZIN: Sie sind Sylterin, die in Hamburg lebt. Ist eigentlich Hamburg für Sylt wichtiger oder umgekehrt? MAGAZIN: Und Sie lassen jetzt mal offen, ob das eine sympathische oder unsympathische Figur ist? Beim Schreiben denke ich immer: Du bist so patent! Du hast ja für alles eine Lösung! Im echten Leben habe ich das nicht. HELDT: Ganz offen! Die Frau kann ja auch wahnsinnig nett sein. MAGAZIN: Sie hat ja auch noch kein Wort gesagt. HELDT: Gar nichts. Okay, sie trägt Stiefel im Sommer und fährt mit einem schwarzen Touareg unterm Hintern durch Hamburg. MAGAZIN: Ganz sicher hat sie ihre Gründe. HELDT: Ja! „Schatz, ich fühle mich einfach so unsicher in meinem Seat …“ Genau. MAGAZIN: Gibt es einen Gegenentwurf ? HELDT: Ja, das sind so ältere Damen, um die 65, mit onduliertem Haar und Perlenkette. Die Männer waren Lotsen. Und sie haben ihre drei Kinder großgezogen, die sind alle was geworden: „Gott sei Dank! Bei dem Lütten habe ich nicht gedacht, dass das noch mal was wird!“ Hier in Uhlenhorst, Barmbek, Wandsbek wohnen sie seit 60 Jahren, haben ihr Haus, die Kinder sind groß, sie gehen immer noch auf den selben Wochenmarkt und gehen „konditorn“. MAGAZIN: Ein schönes Wort! HELDT: Ja, ein tolles Wort! Das ist so ein bestimmter Typ, dieser Heidi-Kabel-Verschnitt. Davon gibt es ganz viele. Sie kannten diese Stadt schon, als noch keine Yuppies in St. Georg rumliefen, als es noch keine HafenCity gab, auch keine Elbphilharmonie. Schauspielhaus und Oper hätten gereicht. So. Normal bleiben in einer Stadt, die so explodiert wie Hamburg im Moment. Die ihre Normalität verteidigen, ihren alten Freundeskreis haben. Das ist so etwas Gerades. So etwas gibt es nur im Norden. MAGAZIN: Überraschen Sie sich beim Schreiben selber? HELDT: Ja, beim Schreiben denke ich immer: Du bist so patent! Du hast ja für alles eine Lösung! Im echten Leben nicht. Ich glaube, ich erkläre mir beim Schreiben manchmal selber die Welt. MAGAZIN: Loriot ist Ihr Vorbild … HELDT: … nein, das ist mein Gott! Ein Vorbild nimmt man sich, wenn man glaubt, man kommt da ran. Loriot ist für mich uneinholbar. Ich versuche nicht, wie Loriot zu schreiben. Das geht gar nicht. Aber ich schreibe so lange an einer Szene, bis ich selber darüber lachen kann. MAGAZIN: Sie treffen diesen Ton in Ihren Büchern selber sehr gut. HELDT: Loriot ist ja Preuße, und ich komme auch aus einem preußischen Haushalt. Loriot ist jemand, mit dem ich gerne mal essen gegangen wäre. Und ich glaube, ich hätte nichts sagen können. Umpf. Loriot ist da! Ich hätte kein Wort herausbekommen. Kurz-Biografie » Dora Heldt alias Bärbel Schmidt, geboren am 10.11.1961 auf Sylt, wird demnächst 50 – genau wie die Hauptfigur in ihrem neuen Buch „Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt“, das im Oktober erscheint. Der gelernten Buchhändlerin und Verlagsvertreterin gelang 2006 mit der Trennungsgeschichte „Ausgeliebt“ der Sprung auf die Bestsellerlisten. Ihr Durchbruch wurde „Urlaub mit Papa“ (2008) mit über 600 000 verkauften Exemplaren, ein Familienroman mit herrlich trockenem Humor. Es folgten „Tante Inge haut ab“ und „Kein Wort zu Papa“, in denen man die Figuren wiedertrifft. Dora Heldt liest am 1.9. auf ihrer Heimatinsel Sylt im Kaamp-Hüs, Hauptstr. 12, 25999 Sylt, 20.30 Uhr, Vorverkauf: 15 Euro. Und am 23.9. in Hamburg beim Harbourfront Festival im Theater Kehrwieder, Kehrwieder 6, 20 Uhr, Eintritt: 15 Euro. IV › THEMA DER WOCHE Stammbäume Sie sind die wahre High Society Hamburgs: die größten und ältesten, mächtigsten und prächtigsten der 243 000 Straßen- und 60 000 Parkpersönlichkeiten unserer Stadt. 20 BÄUME MIT CHARAKTER stellen sich vor – und laden zum Besuch im Grünen ein Kletterbaum für Kinder & Kobolde Art: Sal-Weide (Salix caprea, auch bekannt als: Palm-Weide, Kätzchen-Weide) Alter: ca. 60 Jahre Areal: bedeckt eine Fläche von 200 m2 Ort: HH-Marmstorf, Verlängerung der Straße Elfenwiese (links am Wegesrand) REDAKTION: JULIA MARTEN, SEBASTIAN MARTINEZ, KIRSTEN RICK, HARALD VIETH Kalifornischer Riese Verwundete Pappel Art: Pappel (Populus) Alter: 180 – 220 Jahre Umfang: 7,5 Meter Ort: Wandse-Brücke / Holzmühlenstraße Holländischer Freund Die dickste Eiche Art: Haager Ulme (Ulmus pumila „Den Haag“) Alter: rund 55 Jahre Umfang: knapp 4 Meter Ort: Altona, vor dem Haus Schomburgstr. 35 Bei dieser holländischen Züchtung handelt es sich um einen Hybrid aus Feld-, Bergulme und Sibirischer Ulme. Ziel der niederländischen Gärtner war es vor 75 Jahren, eine Ulme zu züchten, die Verkehrsbelastung, hohe Grundwasserstände, das schwierige Stadtklima aushalten und dazu noch schön anzusehen sein sollte. Die Häuser auf der Schomburgstraße wurden 1955 auf Trümmergrundstücken gebaut – was auch als das Geburtsjahr dieses Baumes gelten kann. Dank seiner ausnehmend schönen Krone und imposanten Gestalt wurde dieses Exemplar 2007 zur „Ulme des Jahres“ ernannt. Art: Stiel-Eiche (Quercus robur) Alter: rund 450 Jahre Umfang: über 8 Meter Ort: Niendorf Markt, Garstedter Weg 9 FOTOS: JOHANN BALLERSTEDT, ANDREAS LAIBLE, THOMAS LEIDIG, GORDON MACKENTHUN, HARALD VIETH Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011 Im Sommer sind die umherfliegenden weißen Flocken – im Volksmund auch „Sommerschnee“ genannt – ein sicheres Indiz, dass hier in Wandsbek eine Pappel stehen muss. Ein mächtiger Ast fehlt dieser „dicksten“ Pappel (7,5 Meter Stammumfang) der Stadt – der untere Teil offenbart die frische Wunde des Baumes, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts am Eingang der beliebten „Neuen Badeanstalt“ an der Wandse als „großer Baum“ von Chronisten vermerkt wurde. Als Badestelle war der Ort schon seit 1843 bekannt. Art: Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) Alter: 130 Jahre Umfang: 5,5 Meter Ort: Großhansdorf, Wöhrendamm 13 Dieser ungewöhnlich gewachsene Baum wäre bei einem Schönheitswettbewerb zweifelsohne chancenlos. Aber durch seine zahlreichen Stämme und Äste, die sich kreuz und quer in alle Richtungen ausstrecken, fällt er allen Spaziergängern sofort ins Auge. Die Kinder nutzen diesen skurril anmutenden ÄsteDschungel, der immerhin etwa 200 Quadratmeter bedeckt, nur zu gern als Kletterparadies. Einzelne Stämme liegen auf dem sumpfigen Erdboden auf, haben dort gewurzelt und ihrerseits neue Baumpflanzen entstehen lassen. In dem Buch „Hamburger Sehenswürdigkeiten: Bäume“ (Vieth-Verlag, 2010, 207 Seiten) kommt die Marmsdorfer Sal-Weide selber zu Wort: „Bin ich ein alter, krummer Baum? Vielleicht. Den Joggern und Radfahrern, die an mir vorbeihasten, scheine ich ziemlich gleichgültig zu sein. Aber die Mütter mit ihren Kindern bleiben bei mir stehen. Die Kinder sind meine Freunde, und ich bin ihr Freund. Auf sie übe ich eine starke Anziehungskraft aus. Und ich verrate ihnen nur hinter vorgehaltenen Blättern: Ich bin ein Märchenbaum! Nachts, wenn hier kein Mensch mehr vorbeigeht, dann kommen aus den Sträuchern und aus dem Röhricht hinter mir die Nymphen und Kobolde hervor und setzen sich auf meine Äste und auf dem Feld gegenüber tanzen die Elfen. Deshalb heißen die Straßen in meiner Umgebung doch Nymphenweg, Koboldweg und Elfenwiese …“ Inmitten einer ruhigen Wohnstraße in Großhansdorf überragt ein Baumgigant alle Gewächse. Ein ortsansässiger Kapitän hatte 1880 einen aus Nordamerika mitgebrachten Sämling eines Mammutbaums gepflanzt, der heute nicht nur eine Attraktion für die Gemeinde ist, sondern auch ein „Naturdenkmal“, das besonderen Schutz erhält: Er darf weder gefällt noch beschädigt werden. Zwar steht er auf einem Privatgrundstück, doch vor dem Eingang befindet sich eine Informationstafel über die Mammutbäume, die in ihrer kalifornischen Heimat in 4000 Lebensjahren bis zu 100 Meter hoch wachsen können … Am Rand des Parkplatzes der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Niendorf, die in der ehemaligen Lippertschen Villa residiert, ist der dickste Stamm der Stadt hinter dichten Efeu-Ranken dennoch bestens zu erkennen. Über acht Meter misst der Umfang dieser kraftstrotzenden Eiche, die auf dem Gebiet des ehemaligen Hofes Nr. 6 steht, der 1550 erstmals erwähnt wurde. Danach gab es 42 Besitzerwechsel. Letzter Privateigentümer war der Stifter Alwin Lippert (1846–1902), nach dem der gegenüberliegende Weg benannt wurde. Besuch aus Asien Art: Japanischer Schnurbaum (Sophora japonica) Alter: ca. 140 Jahre Umfang: 5,5 Meter Ort: US-Generalkonsulat, Alsterufer 27 / 28 Klopstock-Linde Migges skurriles Vermächtnis Summende Augenweide Art: Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) Alter: ca. 70 Jahre Umfang: 2,5 Meter Ort: Schlump, gegenüber Grindelalle 188 Die eindrucksvolle Krone dieses Trompetenbaums misst im Durchmesser knapp 20 Meter. Insbesondere zur Blütezeit im Juni ist der Baum ein Blickfang – auch für die Passagiere des an ihm vorbeifahrenden Metrobusses 5. Jede einzelne glocken- oder trompetenförmige Blüte ist mit purpurfarbenen Flecken und zwei gelben Streifen gezeichnet. Bienen und Hummeln schätzen das. Im Herbst hängen am Baum bis zu 40 cm lange brechbohnenähnliche, leicht giftige Früchte. Art: Wein(blatt)-Ahorn (Acer circinatum) Alter: ca. 80 Jahre Ort: Reemtsma-Park, südlich vom Teich In Reemtsmas Auftrag wurde 1930 der berühmte Gartenarchitekt Leberecht Migge mit der Neugestaltung des bereits 1865 vom Senat angelegten Landschaftsgartens in Othmarschen beauftragt. Dem populären Architekten („Keine feine Bildung ohne Knigge, kein guter Garten ohne Migge“) ist wohl auch ein besonderes Baum-Exponat zu verdanken. Denn der Weinahorn fällt durch seine ungewöhnliche Position auf: Zahlreiche armdicke Äste und Wurzelausläufer kriechen über den Boden. Besonders schön: die dekorative Herbstfärbung in Gelb, Orange, Rot. Art: Linde (Tilia) Alter: 270 – 300 Jahre Umfang: 3 Meter Ort: Ottensen, Christianskirche, Klopstockplatz Rund um die bis 1738 erbaute und nach dem dänischen Landsherrn König Christian VI. benannte Christianskirche wurde 1759 ein Friedhof eingerichtet. Sein bekanntestes Grab gehört dem Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724– 1803), der zu Lebzeiten ganz Deutschland begeisterte. Er hatte bereits 1759 seine Grabstätte für 21 Mark erworben und wollte dort unter der Linde „wo wir länger nicht träumen“ für ewig ruhen. Die Klopstock-Linde ist nicht nur unübersehbares Wahrzeichen dieses Friedhofs, sondern bereits auf dem 1871 für Ottensen geschaffenen Stadtwappen verewigt. Tibarger Doppeleiche Zum Fressen schön Art: Stiel-Eiche (Quercus robur) Alter: 120 Jahre Ort: Niendorf, Tibarg 52, an der Ecke vom Biergarten des Restaurants „Porto Marina“ Art: Esskastanie (Castanea sativa) Alter: 180 – 200 Jahre Umfang: 3 und 3,5 Meter Ort: Jenischpark, 40 m nordöstlich vom Jenischhaus gegenüber dem Barlach-Museum Zwei junge Eichenbäume wurden hier 1898 dicht nebeneinander gepflanzt und an einer Stammstelle so eng zusammengebunden, dass sie im Lauf der Jahre zusammenwuchsen. Die Doppeleiche stellt ein Symbol für die Erhebung der Schleswig-Holsteiner gegen die Dänen-Herrschaft im Jahr 1848 dar. Ein Stamm verkörpert Schleswig, der andere symbolisiert Holstein. Mit der Pflanzung wurde die 50-jährige Wiederkehr der Erhebung gefeiert. „Up ewig ungedeelt“ steht auf dem Gedenkstein direkt vor der Eiche. Auffällig ist die Esskastanie vor allem durch die Teilung dicht über der Erde in zwei Einzelstämme, die jeweils über drei Meter dick sind. Ein Ast muss bereits mit einer Eisenstange (s. Foto) gestützt werden. Es ist zu vermuten, dass dieses – besonders im goldenen Herbst-Ornat – prächtige Exemplar seiner Gattung vom Unternehmer James Godfrey Booth Anfang des 19. Jahrhunderts oder etwas später anläßlich des Baus des Jenischhauses im Jahr 1833 gepflanzt wurde. Und im Herbst kann man unter ihm wieder – leider meist leere – Maronen aufsammeln. Die Heimat des Baumes, der auch Honigbaum oder Perlschnurbaum genannt wird, ist nicht Japan, sondern China und Korea. Als Straßenbäume sind nur wenige Exemplare in Hamburg registriert. Hervorstechend sind seine hübsch gefiederten Blätter und im August/September die weißen Schmetterlingsblüten in 15–25cm langen Rispen. Dieser mächtige Schnurbaum wurde wohl 1882/83 gepflanzt, als die Villen Alsterufer 27 und 28 nach den Plänen des bekannten Architekten Martin Haller erbaut wurden, die seit dem Vereinigungs-Umbau im Jahr 1951 als „Weißes Haus an der Alster“ das Generalkonsulat der USA beherbergen. Maiboomsche Liebesbuche Art: Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea) Alter: ca. 100 Jahre Umfang: 3,50 m Ort: Eckgrundstück Eilenau 20 / Ecke Lessingstraße Auf einem gut einsehbaren Eckgrundstück in Hohenfelde macht ein stattlich gewachsener Baum mit seinem rötlichen Blätterwerk auf sich aufmerksam: die „Maiboomsche Liebesbuche“. Und nur Blutbuchen – auch Purpurbuchen genannt – tragen rote Blätter. Das verdanken sie dem Fehlen eines Enzyms, das die eigentlich nur in der Epidermis junger Blätter vorkommenden Anthocyane (Pflanzenfarbstoffe) abbaut. Die gemeine Rotbuche hat dagegen grüne Blätter. Diese rund 100 Jahre alte Blutbuche besticht nicht nur wegen ihrer Schönheit. Sie steht zudem im Mittelpunkt einer Legende: Während der napoleonischen Besatzung Hamburgs Anfang des 19. Jahrhunderts und insbesondere aufgrund der in dieser Zeit verhängten Kontinentalsperre drohte dem Hamburger Kaufmannshaus Maiboom der Ruin. Zu dieser Zeit verliebte sich der Kaufmannssohn Clemens Maiboom unsterblich in Clothilde, die Tochter eines französischen Gesandten. So ist es nachzulesen in dem Historien-Roman „Die Tochter des französischen Gesandten“ von Thomas Einfeldt (Piper Verlag, 512 Seiten, 2004). In Erinnerung an jene besondere Liebesbeziehung soll diese Blutbuche gepflanzt worden sein. Weitere Einzelheiten erfährt man auf einer am Zaun angebrachten Informationstafel. Dort können auch persönliche Liebeswünsche eingetragen werden. Ob die dann in Erfüllung gehen – das sei dahingestellt. Nienstedtener Top-Model Art: Bergahorn (Acer pseudoplatanus) Alter: 200 – 220 Jahre Umfang: 6,5 Meter Ort: Höhe Elbchaussee 499, Nienstedtener Hirschpark, am östlichen Ende der Lindenallee Wahrscheinlich hat der hanseatische Kaufmann Jean Cesar IV. Godeffroy, der 1786 die Besitzung des damals größten Landguts der Gegend erworben hatte, auf dem Areal des heutigen Hirschparks den Baum gepflanzt. Ist Hamburgs über 200 Jahre alter Bergahorn auch der schönste Baum der Stadt? Die Frage kann ohne Erröten bejaht werden, wenn von sehr alten Bäumen die Rede ist. Hat man im Hirschpark den mächtigen Säulengang der engen und schönen Lindenallee passiert und betritt die Parkwiese, kann man ihn nicht mehr verfehlen. Auf dem östlichen Areal der Parkwiese thront der Bergahorn, der von einer niedrigen kreisförmigen Eisenmarkierung eingegrenzt wird. Es ist sein gleichmäßiger Wuchs, die gewaltige Krone, die wie eine schön geformte Halbkugel erscheint. Von der Ferne betrachtet mag dieser Baum manche Betrachter auch an einen Pilz erinnern. Tritt man näher heran, wird der Stamm zum Blickfang: wenige Meter über der Erde entfalten sich die einzelnen starken Äste wie ein gewaltiger Blumenstrauß. Besonders im Herbst verwöhnt der Baum die Besucher mit dem kräftigen Farbenspiel seiner Blätter. Dem Bergahorn gegenüber befindet sich das Damwildgehege, in dessen unmittelbarer Umgebung weitere bemerkenswerte Bäume, z.B. alte Eichen, anzutreffen sind. Und für die standesgemäße Rast im Hirschpark ist dank des heimeligen „Witthüs“ (www.witthues.com) auch gesorgt. Älteste Ulme Hamburgs Apfelbaum als Plantage Verkehrsresistente Kastanie Tausendjährige Eibe Weißer Blütenzauber Art: Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) Alter: ca. 160 Jahre Umfang: 4,5 Meter Ort: Lombardsbrücke / Ferdinandstor Auf der Verkehrsinsel der Lombardsbrücke stadteinwärts und gegenüber der Galerie der Gegenwart steht eine mächtige Rosskastanie, deren Stamm sich nach 2,5 Metern in sieben Stämmlinge gabelt. Dieser 160-jährige Baumveteran mit einem Kronendurchmesser von knapp 25 Metern hat eine Tapferkeitsmedaille für seine Standhaftigkeit verdient, wird er doch vielspurig von allen Seiten rund um die Uhr vom Verkehr umtost. Die stets im Oktober zu Tausenden fallenden Kastanien dieses Baumes sind bei Fußgängern, Fahrrad- und Autofahrern gleichermaßen gefürchtet. Davor auf dem Bild zu sehen ist ein blühender Trompetenbaum. Art: Taschentuchbaum (Davidia involucrata) Alter: ca. 25 Jahre Ort: Planten un Blomen, Alter Botanischer Garten, 50 m nach Eingang U-Stephansplatz Eigentlich ist das Hamburger Klima für diesen spektakulären Exoten aus der chinesischen Provinz Sichuan zu kalt und unwirtlich. Aber der Taschentuchbaum – auch Taubenbaum genannt –, der im Winter eher einen kläglichen Eindruck vermittelt, wird im Mai eines jeden Jahres wieder zum Star. Zur Blütezeit verdecken die wunderbaren weißen Blüten und sein Laub barmherzig den tristen Stamm. Der volkstümliche Name Taschentuchbaum geht auf die auffälligen weißen herunterhängenden Blüten zurück, die das Bild eines über und über mit weißen Taschentüchern behängten Baumes vermitteln. Art: Spindelbaum (als Pfropfunterlage) Alter: 25 Jahre Ort: Norderstedt , Gorch-Fock-Weg 11 Ein Norderstedter Reihenhausgarten ist Standort für zwei ganz außergewöhnliche Apfelplantagen in Miniaturform. Günter Ansorge (Foto o.r.) hat auf zwei niedrigen Bäumen (Roter Gravensteiner und Roter Finkenwerder Herbstprinz als „Spindelbäume“) mehr als 100 unterschiedliche alte und neue Apfelsorten gezüchtet. Damit ist für ihn von Juli bis November die kontinuierliche Apfelernte diverser Geschmacksrichtungen gewährleistet. 1985 begann der ehemalige Lehrer die ersten Sorten auf zwei Spindelbäume zu pfropfen: „Da ich auf meinem Grundstück nur Platz für wenige Obst-Bäume habe, kam ich auf die Idee, mehrere Sorten auf einem Baum zu züchten“, erklärt Ansorge sein geniales Konzept. Ältester Ginkgo im Norden Art: Birke (Betula) in Stiel-Eiche (Quercus robur) Alter: ca. 90 Jahre Ort: Jenischpark, 100 m vom Ausgang Holztwiete Art: Ginkgo (Ginkgo biloba) Alter: ca. 200 Jahre Umfang: 3,5 Meter Ort: Jenischpark, Arboretum im Nordteil, 100 m vom Eingang Hochrad an einer Weggabelung In die breite Stammöffnung dieser Stiel-Eiche im Jenischpark muss vor rund 90 Jahren ein Birkensamen geweht sein, der dort einen idealen Nährboden fand und Wurzeln schlug. Ein Park-Gärtner hatte dieses „Naturwunder“ bereits 1926 notiert. Und das „Hamburger Tageblatt“ vermerkte mit einer Zeichnung in einem 1942 zusammengestellten Büchlein das „Baumkuriosum vom Jenischpark“. Heute ist die aus dem Eicheninneren dem Licht entgegenstrebende Birke eines der beliebtesten Fotomotive der Park-Besucher. Karl Baedeker kürte 1962 den Baum als „größten und schönsten Ginkgo Deutschlands“. Und auch wenn Stürme ihm zugesetzt haben, diese Baumart ist mit 150 Millionen Jahren die älteste auf Erden bekannte – und auch eine besonders robuste. So ist er in Manhattan (New York) der meist gepflanzte Baum. Der Autor Hans Leip („Lili Marleen“) schrieb 1938 „Der Ginkgobaum“, eine Liebesgeschichte zwischen einer deutschen Studentin und einem japanischen Arzt, die genau unter diesem Baum im Jenischpark beginnt. Innige Liebe ungleicher Bäume Art: Eibe (Taxus) Alter: 850 – 1000 Jahre Umfang: ca. 3 Meter Ort: HH-Neuland – Neuländer Elbdeich 198, Bushaltestelle „Alte Schule“ (Linie 149) Mit Superlativen soll man vorsichtig sein, aber dieser vitale Baumgreis wird von Experten auf 800 bis über 1000 Jahre geschätzt. Wahrscheinlich stammt diese Eibe aus der Zeit der ersten Elb-Eindeichungen im 12. Jahrhundert. Der urige Veteran wurde 1936 zum „Naturdenkmal“ („ein König unter den Eibenfürsten“) erklärt und 1970 saniert. Die noch intakten Stammteile wurden mit einer Innenkonstruktion stabilisiert, so dass von der Eibe nur noch der äußere Rindenteil steht. Da die nährstoff- und wasserleitenden Teile (Kambium, Bast, Rinde) unbeschädigt sind, kann der Baum lange weiterleben. Art: Flatterulme (Ulmus laevis, auch: Flatterrüster) Alter: 450 Jahre Umfang: ca. 6 Meter Ort: Hamburg-Moorwerder – Stillhorner Hauptdeich, Moorwerder Westerdeich Dieses mehrstämmige Riesenexemplar einer Flatterulme befindet sich im 100 Hektar großen Naturschutzgebiet Heuckenlock, einem der letzten Tide-Auenwälder Europas und mit mehr als 700 verschiedenen Pflanzenarten das artenreichste Naturschutzgebiet der Metropolregion, das sich auf 300 bis 400 Meter Breite über eine Länge von rund drei Kilometern am Nordufer der Süderelbe erstreckt. Die rund 450 Jahre alten Flatterulme wächst am großen Priel, ungefähr auf der Höhe, wo der Moorwerder Westerdeich an den Süderdeich stößt. Der Baum ist nicht nur Hamburgs älteste Ulme, sondern zählt auch zu den zehn Bäumen, die die meisten Jahresringe aufweisen. Baumschule TERMINE BAUMFÜHRUNGEN Harald Vieth, 73, (Foto rechts), Baumexperte und Buchautor („Hamburger Sehenswürdigkeiten: Bäume“, Vieth Verlag, 2011, s. Seite VIII: „Made in Hamburg“) organisiert bis Mitte Oktober drei spannende und lehrreiche Baumführungen, die jeweils ca. 1,5 Stunden dauern und kostenfrei sind. » Park am Weiher: 7. September, 18 Uhr, Treffpunkt: vor der Nabu-Geschäftsstelle in der Osterstr. 58 » Alter Botanischer Garten: 5. Oktober, 17.30 Uhr, Treffpunkt: vorm Haupteingang Stephansplatz gegenüber der ehem. Post » Stadtpark: 12. Oktober, 18 Uhr, Treffpunkt: U-Bahn Saarlandstraße, unten » Planetarium: 28. Oktober, 19.30 Uhr, Harald Vieth hält einen Sondervortrag mit dem Titel „Interessante Hamburger Bäume“. Dabei werden Fotos und Geschichten zu zahlreichen Hamburger Bäumen vorgestellt. Weitere Infos: www.viethverlag.de AKTION „MEIN BAUM – MEINE STADT“ Mit der Aktion will Hamburg versuchen, die rund 2500 Lücken zu schließen, die zuletzt durch das Fällen kranker und brüchiger Bäume an den Straßen entstanden sind. 2011 Bäume finanziert die Stadt im Umwelthauptstadtjahr selbst, für jeden weiteren Baum können die Hamburger spenden. Jeder so viel, wie er möchte. 1000 Euro kostet ein Straßenbaum im Schnitt. Sind 500 Euro an Spenden für einen Baum an einem bestimmten Standort eingegangen, legt die Umweltbehörde die fehlenden 500 Euro drauf und lässt den Baum im Herbst einpflanzen. Unterstützt und begleitet wird die Aktion von der Loki Schmidt Stiftung, der Hamburger Volksbank und dem Abendblatt. Bis 9. August konnten bereits 284 Bäume neu gepflanzt werden. Nach Beendigung der Aktion werden die Namen aller Spender veröffentlicht » Spendenbaum wählen: alle Pflanzorte (und die Standort-Zahlen) stehen in den Listen aller Hamburger Volksbankfilialen und auf: www.meinbaum-meinestadt.de » Spenden an: Loki Schmidt Stiftung: Mein Baum – Meine Stadt, Kontonummer: 201103, BLZ: 201 900 03 (Hamburger Volksbank), als Verwendungszweck bitte die Baumstandort-Zahl angeben. » Aktiv werden: Nabu-Baumschutzgruppe, Tel. 697 08 90, www.hamburg.nabu.de V IV › THEMA DER WOCHE Stammbäume Sie sind die wahre High Society Hamburgs: die größten und ältesten, mächtigsten und prächtigsten der 243 000 Straßen- und 60 000 Parkpersönlichkeiten unserer Stadt. 20 BÄUME MIT CHARAKTER stellen sich vor – und laden zum Besuch im Grünen ein Kletterbaum für Kinder & Kobolde Art: Sal-Weide (Salix caprea, auch bekannt als: Palm-Weide, Kätzchen-Weide) Alter: ca. 60 Jahre Areal: bedeckt eine Fläche von 200 m2 Ort: HH-Marmstorf, Verlängerung der Straße Elfenwiese (links am Wegesrand) REDAKTION: JULIA MARTEN, SEBASTIAN MARTINEZ, KIRSTEN RICK, HARALD VIETH Kalifornischer Riese Verwundete Pappel Art: Pappel (Populus) Alter: 180 – 220 Jahre Umfang: 7,5 Meter Ort: Wandse-Brücke / Holzmühlenstraße Holländischer Freund Die dickste Eiche Art: Haager Ulme (Ulmus pumila „Den Haag“) Alter: rund 55 Jahre Umfang: knapp 4 Meter Ort: Altona, vor dem Haus Schomburgstr. 35 Bei dieser holländischen Züchtung handelt es sich um einen Hybrid aus Feld-, Bergulme und Sibirischer Ulme. Ziel der niederländischen Gärtner war es vor 75 Jahren, eine Ulme zu züchten, die Verkehrsbelastung, hohe Grundwasserstände, das schwierige Stadtklima aushalten und dazu noch schön anzusehen sein sollte. Die Häuser auf der Schomburgstraße wurden 1955 auf Trümmergrundstücken gebaut – was auch als das Geburtsjahr dieses Baumes gelten kann. Dank seiner ausnehmend schönen Krone und imposanten Gestalt wurde dieses Exemplar 2007 zur „Ulme des Jahres“ ernannt. Art: Stiel-Eiche (Quercus robur) Alter: rund 450 Jahre Umfang: über 8 Meter Ort: Niendorf Markt, Garstedter Weg 9 FOTOS: JOHANN BALLERSTEDT, ANDREAS LAIBLE, THOMAS LEIDIG, GORDON MACKENTHUN, HARALD VIETH Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011 Im Sommer sind die umherfliegenden weißen Flocken – im Volksmund auch „Sommerschnee“ genannt – ein sicheres Indiz, dass hier in Wandsbek eine Pappel stehen muss. Ein mächtiger Ast fehlt dieser „dicksten“ Pappel (7,5 Meter Stammumfang) der Stadt – der untere Teil offenbart die frische Wunde des Baumes, der bereits Ende des 19. Jahrhunderts am Eingang der beliebten „Neuen Badeanstalt“ an der Wandse als „großer Baum“ von Chronisten vermerkt wurde. Als Badestelle war der Ort schon seit 1843 bekannt. Art: Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) Alter: 130 Jahre Umfang: 5,5 Meter Ort: Großhansdorf, Wöhrendamm 13 Dieser ungewöhnlich gewachsene Baum wäre bei einem Schönheitswettbewerb zweifelsohne chancenlos. Aber durch seine zahlreichen Stämme und Äste, die sich kreuz und quer in alle Richtungen ausstrecken, fällt er allen Spaziergängern sofort ins Auge. Die Kinder nutzen diesen skurril anmutenden ÄsteDschungel, der immerhin etwa 200 Quadratmeter bedeckt, nur zu gern als Kletterparadies. Einzelne Stämme liegen auf dem sumpfigen Erdboden auf, haben dort gewurzelt und ihrerseits neue Baumpflanzen entstehen lassen. In dem Buch „Hamburger Sehenswürdigkeiten: Bäume“ (Vieth-Verlag, 2010, 207 Seiten) kommt die Marmsdorfer Sal-Weide selber zu Wort: „Bin ich ein alter, krummer Baum? Vielleicht. Den Joggern und Radfahrern, die an mir vorbeihasten, scheine ich ziemlich gleichgültig zu sein. Aber die Mütter mit ihren Kindern bleiben bei mir stehen. Die Kinder sind meine Freunde, und ich bin ihr Freund. Auf sie übe ich eine starke Anziehungskraft aus. Und ich verrate ihnen nur hinter vorgehaltenen Blättern: Ich bin ein Märchenbaum! Nachts, wenn hier kein Mensch mehr vorbeigeht, dann kommen aus den Sträuchern und aus dem Röhricht hinter mir die Nymphen und Kobolde hervor und setzen sich auf meine Äste und auf dem Feld gegenüber tanzen die Elfen. Deshalb heißen die Straßen in meiner Umgebung doch Nymphenweg, Koboldweg und Elfenwiese …“ Inmitten einer ruhigen Wohnstraße in Großhansdorf überragt ein Baumgigant alle Gewächse. Ein ortsansässiger Kapitän hatte 1880 einen aus Nordamerika mitgebrachten Sämling eines Mammutbaums gepflanzt, der heute nicht nur eine Attraktion für die Gemeinde ist, sondern auch ein „Naturdenkmal“, das besonderen Schutz erhält: Er darf weder gefällt noch beschädigt werden. Zwar steht er auf einem Privatgrundstück, doch vor dem Eingang befindet sich eine Informationstafel über die Mammutbäume, die in ihrer kalifornischen Heimat in 4000 Lebensjahren bis zu 100 Meter hoch wachsen können … Am Rand des Parkplatzes der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Niendorf, die in der ehemaligen Lippertschen Villa residiert, ist der dickste Stamm der Stadt hinter dichten Efeu-Ranken dennoch bestens zu erkennen. Über acht Meter misst der Umfang dieser kraftstrotzenden Eiche, die auf dem Gebiet des ehemaligen Hofes Nr. 6 steht, der 1550 erstmals erwähnt wurde. Danach gab es 42 Besitzerwechsel. Letzter Privateigentümer war der Stifter Alwin Lippert (1846–1902), nach dem der gegenüberliegende Weg benannt wurde. Besuch aus Asien Art: Japanischer Schnurbaum (Sophora japonica) Alter: ca. 140 Jahre Umfang: 5,5 Meter Ort: US-Generalkonsulat, Alsterufer 27 / 28 Klopstock-Linde Migges skurriles Vermächtnis Summende Augenweide Art: Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) Alter: ca. 70 Jahre Umfang: 2,5 Meter Ort: Schlump, gegenüber Grindelalle 188 Die eindrucksvolle Krone dieses Trompetenbaums misst im Durchmesser knapp 20 Meter. Insbesondere zur Blütezeit im Juni ist der Baum ein Blickfang – auch für die Passagiere des an ihm vorbeifahrenden Metrobusses 5. Jede einzelne glocken- oder trompetenförmige Blüte ist mit purpurfarbenen Flecken und zwei gelben Streifen gezeichnet. Bienen und Hummeln schätzen das. Im Herbst hängen am Baum bis zu 40 cm lange brechbohnenähnliche, leicht giftige Früchte. Art: Wein(blatt)-Ahorn (Acer circinatum) Alter: ca. 80 Jahre Ort: Reemtsma-Park, südlich vom Teich In Reemtsmas Auftrag wurde 1930 der berühmte Gartenarchitekt Leberecht Migge mit der Neugestaltung des bereits 1865 vom Senat angelegten Landschaftsgartens in Othmarschen beauftragt. Dem populären Architekten („Keine feine Bildung ohne Knigge, kein guter Garten ohne Migge“) ist wohl auch ein besonderes Baum-Exponat zu verdanken. Denn der Weinahorn fällt durch seine ungewöhnliche Position auf: Zahlreiche armdicke Äste und Wurzelausläufer kriechen über den Boden. Besonders schön: die dekorative Herbstfärbung in Gelb, Orange, Rot. Art: Linde (Tilia) Alter: 270 – 300 Jahre Umfang: 3 Meter Ort: Ottensen, Christianskirche, Klopstockplatz Rund um die bis 1738 erbaute und nach dem dänischen Landsherrn König Christian VI. benannte Christianskirche wurde 1759 ein Friedhof eingerichtet. Sein bekanntestes Grab gehört dem Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724– 1803), der zu Lebzeiten ganz Deutschland begeisterte. Er hatte bereits 1759 seine Grabstätte für 21 Mark erworben und wollte dort unter der Linde „wo wir länger nicht träumen“ für ewig ruhen. Die Klopstock-Linde ist nicht nur unübersehbares Wahrzeichen dieses Friedhofs, sondern bereits auf dem 1871 für Ottensen geschaffenen Stadtwappen verewigt. Tibarger Doppeleiche Zum Fressen schön Art: Stiel-Eiche (Quercus robur) Alter: 120 Jahre Ort: Niendorf, Tibarg 52, an der Ecke vom Biergarten des Restaurants „Porto Marina“ Art: Esskastanie (Castanea sativa) Alter: 180 – 200 Jahre Umfang: 3 und 3,5 Meter Ort: Jenischpark, 40 m nordöstlich vom Jenischhaus gegenüber dem Barlach-Museum Zwei junge Eichenbäume wurden hier 1898 dicht nebeneinander gepflanzt und an einer Stammstelle so eng zusammengebunden, dass sie im Lauf der Jahre zusammenwuchsen. Die Doppeleiche stellt ein Symbol für die Erhebung der Schleswig-Holsteiner gegen die Dänen-Herrschaft im Jahr 1848 dar. Ein Stamm verkörpert Schleswig, der andere symbolisiert Holstein. Mit der Pflanzung wurde die 50-jährige Wiederkehr der Erhebung gefeiert. „Up ewig ungedeelt“ steht auf dem Gedenkstein direkt vor der Eiche. Auffällig ist die Esskastanie vor allem durch die Teilung dicht über der Erde in zwei Einzelstämme, die jeweils über drei Meter dick sind. Ein Ast muss bereits mit einer Eisenstange (s. Foto) gestützt werden. Es ist zu vermuten, dass dieses – besonders im goldenen Herbst-Ornat – prächtige Exemplar seiner Gattung vom Unternehmer James Godfrey Booth Anfang des 19. Jahrhunderts oder etwas später anläßlich des Baus des Jenischhauses im Jahr 1833 gepflanzt wurde. Und im Herbst kann man unter ihm wieder – leider meist leere – Maronen aufsammeln. Die Heimat des Baumes, der auch Honigbaum oder Perlschnurbaum genannt wird, ist nicht Japan, sondern China und Korea. Als Straßenbäume sind nur wenige Exemplare in Hamburg registriert. Hervorstechend sind seine hübsch gefiederten Blätter und im August/September die weißen Schmetterlingsblüten in 15–25cm langen Rispen. Dieser mächtige Schnurbaum wurde wohl 1882/83 gepflanzt, als die Villen Alsterufer 27 und 28 nach den Plänen des bekannten Architekten Martin Haller erbaut wurden, die seit dem Vereinigungs-Umbau im Jahr 1951 als „Weißes Haus an der Alster“ das Generalkonsulat der USA beherbergen. Maiboomsche Liebesbuche Art: Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea) Alter: ca. 100 Jahre Umfang: 3,50 m Ort: Eckgrundstück Eilenau 20 / Ecke Lessingstraße Auf einem gut einsehbaren Eckgrundstück in Hohenfelde macht ein stattlich gewachsener Baum mit seinem rötlichen Blätterwerk auf sich aufmerksam: die „Maiboomsche Liebesbuche“. Und nur Blutbuchen – auch Purpurbuchen genannt – tragen rote Blätter. Das verdanken sie dem Fehlen eines Enzyms, das die eigentlich nur in der Epidermis junger Blätter vorkommenden Anthocyane (Pflanzenfarbstoffe) abbaut. Die gemeine Rotbuche hat dagegen grüne Blätter. Diese rund 100 Jahre alte Blutbuche besticht nicht nur wegen ihrer Schönheit. Sie steht zudem im Mittelpunkt einer Legende: Während der napoleonischen Besatzung Hamburgs Anfang des 19. Jahrhunderts und insbesondere aufgrund der in dieser Zeit verhängten Kontinentalsperre drohte dem Hamburger Kaufmannshaus Maiboom der Ruin. Zu dieser Zeit verliebte sich der Kaufmannssohn Clemens Maiboom unsterblich in Clothilde, die Tochter eines französischen Gesandten. So ist es nachzulesen in dem Historien-Roman „Die Tochter des französischen Gesandten“ von Thomas Einfeldt (Piper Verlag, 512 Seiten, 2004). In Erinnerung an jene besondere Liebesbeziehung soll diese Blutbuche gepflanzt worden sein. Weitere Einzelheiten erfährt man auf einer am Zaun angebrachten Informationstafel. Dort können auch persönliche Liebeswünsche eingetragen werden. Ob die dann in Erfüllung gehen – das sei dahingestellt. Nienstedtener Top-Model Art: Bergahorn (Acer pseudoplatanus) Alter: 200 – 220 Jahre Umfang: 6,5 Meter Ort: Höhe Elbchaussee 499, Nienstedtener Hirschpark, am östlichen Ende der Lindenallee Wahrscheinlich hat der hanseatische Kaufmann Jean Cesar IV. Godeffroy, der 1786 die Besitzung des damals größten Landguts der Gegend erworben hatte, auf dem Areal des heutigen Hirschparks den Baum gepflanzt. Ist Hamburgs über 200 Jahre alter Bergahorn auch der schönste Baum der Stadt? Die Frage kann ohne Erröten bejaht werden, wenn von sehr alten Bäumen die Rede ist. Hat man im Hirschpark den mächtigen Säulengang der engen und schönen Lindenallee passiert und betritt die Parkwiese, kann man ihn nicht mehr verfehlen. Auf dem östlichen Areal der Parkwiese thront der Bergahorn, der von einer niedrigen kreisförmigen Eisenmarkierung eingegrenzt wird. Es ist sein gleichmäßiger Wuchs, die gewaltige Krone, die wie eine schön geformte Halbkugel erscheint. Von der Ferne betrachtet mag dieser Baum manche Betrachter auch an einen Pilz erinnern. Tritt man näher heran, wird der Stamm zum Blickfang: wenige Meter über der Erde entfalten sich die einzelnen starken Äste wie ein gewaltiger Blumenstrauß. Besonders im Herbst verwöhnt der Baum die Besucher mit dem kräftigen Farbenspiel seiner Blätter. Dem Bergahorn gegenüber befindet sich das Damwildgehege, in dessen unmittelbarer Umgebung weitere bemerkenswerte Bäume, z.B. alte Eichen, anzutreffen sind. Und für die standesgemäße Rast im Hirschpark ist dank des heimeligen „Witthüs“ (www.witthues.com) auch gesorgt. Älteste Ulme Hamburgs Apfelbaum als Plantage Verkehrsresistente Kastanie Tausendjährige Eibe Weißer Blütenzauber Art: Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) Alter: ca. 160 Jahre Umfang: 4,5 Meter Ort: Lombardsbrücke / Ferdinandstor Auf der Verkehrsinsel der Lombardsbrücke stadteinwärts und gegenüber der Galerie der Gegenwart steht eine mächtige Rosskastanie, deren Stamm sich nach 2,5 Metern in sieben Stämmlinge gabelt. Dieser 160-jährige Baumveteran mit einem Kronendurchmesser von knapp 25 Metern hat eine Tapferkeitsmedaille für seine Standhaftigkeit verdient, wird er doch vielspurig von allen Seiten rund um die Uhr vom Verkehr umtost. Die stets im Oktober zu Tausenden fallenden Kastanien dieses Baumes sind bei Fußgängern, Fahrrad- und Autofahrern gleichermaßen gefürchtet. Davor auf dem Bild zu sehen ist ein blühender Trompetenbaum. Art: Taschentuchbaum (Davidia involucrata) Alter: ca. 25 Jahre Ort: Planten un Blomen, Alter Botanischer Garten, 50 m nach Eingang U-Stephansplatz Eigentlich ist das Hamburger Klima für diesen spektakulären Exoten aus der chinesischen Provinz Sichuan zu kalt und unwirtlich. Aber der Taschentuchbaum – auch Taubenbaum genannt –, der im Winter eher einen kläglichen Eindruck vermittelt, wird im Mai eines jeden Jahres wieder zum Star. Zur Blütezeit verdecken die wunderbaren weißen Blüten und sein Laub barmherzig den tristen Stamm. Der volkstümliche Name Taschentuchbaum geht auf die auffälligen weißen herunterhängenden Blüten zurück, die das Bild eines über und über mit weißen Taschentüchern behängten Baumes vermitteln. Art: Spindelbaum (als Pfropfunterlage) Alter: 25 Jahre Ort: Norderstedt , Gorch-Fock-Weg 11 Ein Norderstedter Reihenhausgarten ist Standort für zwei ganz außergewöhnliche Apfelplantagen in Miniaturform. Günter Ansorge (Foto o.r.) hat auf zwei niedrigen Bäumen (Roter Gravensteiner und Roter Finkenwerder Herbstprinz als „Spindelbäume“) mehr als 100 unterschiedliche alte und neue Apfelsorten gezüchtet. Damit ist für ihn von Juli bis November die kontinuierliche Apfelernte diverser Geschmacksrichtungen gewährleistet. 1985 begann der ehemalige Lehrer die ersten Sorten auf zwei Spindelbäume zu pfropfen: „Da ich auf meinem Grundstück nur Platz für wenige Obst-Bäume habe, kam ich auf die Idee, mehrere Sorten auf einem Baum zu züchten“, erklärt Ansorge sein geniales Konzept. Ältester Ginkgo im Norden Art: Birke (Betula) in Stiel-Eiche (Quercus robur) Alter: ca. 90 Jahre Ort: Jenischpark, 100 m vom Ausgang Holztwiete Art: Ginkgo (Ginkgo biloba) Alter: ca. 200 Jahre Umfang: 3,5 Meter Ort: Jenischpark, Arboretum im Nordteil, 100 m vom Eingang Hochrad an einer Weggabelung In die breite Stammöffnung dieser Stiel-Eiche im Jenischpark muss vor rund 90 Jahren ein Birkensamen geweht sein, der dort einen idealen Nährboden fand und Wurzeln schlug. Ein Park-Gärtner hatte dieses „Naturwunder“ bereits 1926 notiert. Und das „Hamburger Tageblatt“ vermerkte mit einer Zeichnung in einem 1942 zusammengestellten Büchlein das „Baumkuriosum vom Jenischpark“. Heute ist die aus dem Eicheninneren dem Licht entgegenstrebende Birke eines der beliebtesten Fotomotive der Park-Besucher. Karl Baedeker kürte 1962 den Baum als „größten und schönsten Ginkgo Deutschlands“. Und auch wenn Stürme ihm zugesetzt haben, diese Baumart ist mit 150 Millionen Jahren die älteste auf Erden bekannte – und auch eine besonders robuste. So ist er in Manhattan (New York) der meist gepflanzte Baum. Der Autor Hans Leip („Lili Marleen“) schrieb 1938 „Der Ginkgobaum“, eine Liebesgeschichte zwischen einer deutschen Studentin und einem japanischen Arzt, die genau unter diesem Baum im Jenischpark beginnt. Innige Liebe ungleicher Bäume Art: Eibe (Taxus) Alter: 850 – 1000 Jahre Umfang: ca. 3 Meter Ort: HH-Neuland – Neuländer Elbdeich 198, Bushaltestelle „Alte Schule“ (Linie 149) Mit Superlativen soll man vorsichtig sein, aber dieser vitale Baumgreis wird von Experten auf 800 bis über 1000 Jahre geschätzt. Wahrscheinlich stammt diese Eibe aus der Zeit der ersten Elb-Eindeichungen im 12. Jahrhundert. Der urige Veteran wurde 1936 zum „Naturdenkmal“ („ein König unter den Eibenfürsten“) erklärt und 1970 saniert. Die noch intakten Stammteile wurden mit einer Innenkonstruktion stabilisiert, so dass von der Eibe nur noch der äußere Rindenteil steht. Da die nährstoff- und wasserleitenden Teile (Kambium, Bast, Rinde) unbeschädigt sind, kann der Baum lange weiterleben. Art: Flatterulme (Ulmus laevis, auch: Flatterrüster) Alter: 450 Jahre Umfang: ca. 6 Meter Ort: Hamburg-Moorwerder – Stillhorner Hauptdeich, Moorwerder Westerdeich Dieses mehrstämmige Riesenexemplar einer Flatterulme befindet sich im 100 Hektar großen Naturschutzgebiet Heuckenlock, einem der letzten Tide-Auenwälder Europas und mit mehr als 700 verschiedenen Pflanzenarten das artenreichste Naturschutzgebiet der Metropolregion, das sich auf 300 bis 400 Meter Breite über eine Länge von rund drei Kilometern am Nordufer der Süderelbe erstreckt. Die rund 450 Jahre alten Flatterulme wächst am großen Priel, ungefähr auf der Höhe, wo der Moorwerder Westerdeich an den Süderdeich stößt. Der Baum ist nicht nur Hamburgs älteste Ulme, sondern zählt auch zu den zehn Bäumen, die die meisten Jahresringe aufweisen. Baumschule TERMINE BAUMFÜHRUNGEN Harald Vieth, 73, (Foto rechts), Baumexperte und Buchautor („Hamburger Sehenswürdigkeiten: Bäume“, Vieth Verlag, 2011, s. Seite VIII: „Made in Hamburg“) organisiert bis Mitte Oktober drei spannende und lehrreiche Baumführungen, die jeweils ca. 1,5 Stunden dauern und kostenfrei sind. » Park am Weiher: 7. September, 18 Uhr, Treffpunkt: vor der Nabu-Geschäftsstelle in der Osterstr. 58 » Alter Botanischer Garten: 5. Oktober, 17.30 Uhr, Treffpunkt: vorm Haupteingang Stephansplatz gegenüber der ehem. Post » Stadtpark: 12. Oktober, 18 Uhr, Treffpunkt: U-Bahn Saarlandstraße, unten » Planetarium: 28. Oktober, 19.30 Uhr, Harald Vieth hält einen Sondervortrag mit dem Titel „Interessante Hamburger Bäume“. Dabei werden Fotos und Geschichten zu zahlreichen Hamburger Bäumen vorgestellt. Weitere Infos: www.viethverlag.de AKTION „MEIN BAUM – MEINE STADT“ Mit der Aktion will Hamburg versuchen, die rund 2500 Lücken zu schließen, die zuletzt durch das Fällen kranker und brüchiger Bäume an den Straßen entstanden sind. 2011 Bäume finanziert die Stadt im Umwelthauptstadtjahr selbst, für jeden weiteren Baum können die Hamburger spenden. Jeder so viel, wie er möchte. 1000 Euro kostet ein Straßenbaum im Schnitt. Sind 500 Euro an Spenden für einen Baum an einem bestimmten Standort eingegangen, legt die Umweltbehörde die fehlenden 500 Euro drauf und lässt den Baum im Herbst einpflanzen. Unterstützt und begleitet wird die Aktion von der Loki Schmidt Stiftung, der Hamburger Volksbank und dem Abendblatt. Bis 9. August konnten bereits 284 Bäume neu gepflanzt werden. Nach Beendigung der Aktion werden die Namen aller Spender veröffentlicht » Spendenbaum wählen: alle Pflanzorte (und die Standort-Zahlen) stehen in den Listen aller Hamburger Volksbankfilialen und auf: www.meinbaum-meinestadt.de » Spenden an: Loki Schmidt Stiftung: Mein Baum – Meine Stadt, Kontonummer: 201103, BLZ: 201 900 03 (Hamburger Volksbank), als Verwendungszweck bitte die Baumstandort-Zahl angeben. » Aktiv werden: Nabu-Baumschutzgruppe, Tel. 697 08 90, www.hamburg.nabu.de V VI › BROT & SPIELE Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011 Samurai-Sudoku 7 2 5 4 3 2 5 7 8 5 4 6 8 5 1 9 4 1 7 LOKAL-TERMIN Genuss ohne Grenzen 8 1 1 2 3 1 2 5 7 1 9 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je 2 3 8 5 9 1 FOTO: GRAFIKANSTALT 41 42 45 46 49 50 28 35 2 4 5 9 9 7 8 9 4 7 1 3 9 1 3 9 10 11 12 29 5 1 13 14 36 30 37 38 43 7 2 15 31 39 40 44 47 51 48 52 Waagerecht: 1 Balsam für die Seelen von besseren Kehlen (Mz.). 10 Das Raubtier zählt Kredithaie und Blutsauger zu seinen Freunden. 16 Ist sie gelungen, erweist sie sich als entwicklungsfähig. 17 Es muss an der Wurzel gefasst werden. 18 Eine Blumenfülle als dünnes Gewebe. 19 Straßen befahrende Untugend. 20 Ein Krustentier fehlt uns hier. 21 Auf Französisch gehört sie zu den Spielleuten. 22 Papierdeutscher Veranschlagungsbegriff. 23 Alias „Land des ruhigen Morgens“. 24 Ein Weißer und ein Blauer bringen viel Wasser. 26 ... und Trug. 27 Sie wurde mit Wiedenbrück zusammengeschlossen. 30 Was hat ein Kommando zum Kläffen mit dem Telefon zu tun? 32 Alias Bouillon und Fond, auch als Würfel zu haben. 35 Er war der Sage nach Chef von Elis. 39 Reduzierte Soforthilfeabgabe. 41 Standpunkte für Burgfräuleins mit Weitblick. 43 Eine Sitzung auf übersinnlicher Ebene. 44 Klausel im Gerangel um Seetransportkosten (Abk.). 45 Reichen Sie bitte von rechts ein Kurzangebot ein. 46 Einst eine mit edlem Gemüt. 47 Bloßer Schein in Bangkok. 48 Der Lichtkreis umgibt Sonne und Mond. 49 Das (einzige) Adjektiv ge nau zwischen den Extremen. 50 Kurze Umsetzung. 51 Gilt unter den Franzosen als Königin. 52 Zeus und Heras Gemeinschaftsprodukt. Senkrecht: 1 Das ist nie geschlossen. 2 Ist es so, geht nichts mehr. 3 Kleine Tierchen bauen so etwas im tropischen Meer. 4 Zwei gibt es mindestens in jedem Fußballspiel. 5 Eine handwarme, kurze Interessengemeinschaft. 6 Die Frucht, die so ist, wie sie heißt. 7 Maßnahme, durch die Wassermänner ihr Gesicht wahren. 8 Das Herz einer Brieftaube (Abk.). 9 Besser eine ziehen als eine sein! 10 Mehrere Kammern für häufig nur einen Schatz. 11 Das bringt Sie vielleicht auf die Palme. 12 Mit einem Wort: „Sauerstoff zum Leben brauchend“. 13 Borstentiere mit Holzgewächs. 14 Aus ihm entsteht, rückblickend betrachtet, das Dasein! 15 Ihr begegnen wir im Gospelsang und Wagnerklang. 25 Die Friedliche unter den Slawinnen. 26 Er dichtete in Österreich bis 1844 und war doch kein Klempner. 28 Die Krempe unterscheidet sie von Mützen. 29 Ferdinand hat diesen französischen Ort ins Herz geschlossen. 31 So ein Geck! 32 Verweisvariante im prägnantesten Behördendeutsch. 33 Ai, ai, was fault denn da? 34 Faradayscher Käfig mittelalterlicher Gedankenblitze. 36 Gekoste Gabriele. 37 In den Bergen hat nicht nur ein Fluss diesen Namen. 38 Kain und Abel hatten noch einen Bruder. 40 „Bad news are good news.“ Aber nicht für diesen Propheten! 42 Sieht man an jedem Fahrzeug, das aus Neumünster kommt. Auflösungen: 7 9 1 3 8 4 5 6 2 6 5 4 1 7 2 8 9 3 2 8 3 6 5 9 1 4 7 4 6 8 7 2 3 9 1 5 3 2 5 9 1 6 7 8 4 8 6 9 1 2 7 4 3 5 9 1 7 5 4 8 3 2 6 5 7 2 8 6 1 4 3 9 1 6 8 2 5 7 8 6 1 3 4 9 8 4 9 2 3 7 6 5 1 2 7 3 4 9 8 7 3 2 5 6 1 1 3 6 4 9 5 2 7 8 4 9 5 1 3 6 4 5 9 2 7 8 3 2 4 7 8 6 5 1 9 1 6 5 9 4 2 7 8 3 8 9 7 5 3 1 6 2 4 3 5 9 8 1 6 7 4 2 8 1 9 3 6 5 1 4 9 8 7 2 2 1 7 3 4 9 5 8 6 3 2 7 9 4 1 7 8 2 5 6 3 4 6 8 2 5 7 9 1 3 6 5 4 8 7 2 6 5 3 9 1 4 2 3 4 9 7 1 6 5 8 5 7 4 6 3 1 8 2 9 7 8 6 4 2 5 1 3 9 6 9 2 7 8 4 1 3 5 1 5 9 3 6 8 2 4 7 1 8 3 9 2 5 6 7 4 4 9 7 2 1 6 3 8 5 9 3 1 5 7 2 4 6 8 6 2 8 5 3 7 4 9 1 7 2 6 4 9 8 3 5 1 5 1 3 8 9 4 7 2 6 8 4 5 1 6 3 2 9 7 Tel. 53 00 88 76, Mo – Fr 12 – 15 u. 18 – 23, Sa / So 16 – 23 Uhr 34 7 4 2 3 8 5 1 9 6 Tel. 0172 / 176 06 44, Mo – Fr 12 – 23, Sa 17 – 23 Uhr 33 3 1 5 9 4 6 7 8 2 » ECHTASIEN, Alsterdorfer Str. 85, 32 27 5 8 1 6 7 3 9 2 4 » TAPARIA EMILIA, Emilienstr. 22–24, 26 9 7 4 2 1 8 6 5 3 Der Schriftzug lässt mehr an eine Spielhalle auf dem Kiez denken als an sehr gutes Sushi. Doch das gibt es hier, akkurat und originell zubereitet von Santosh Lama, der in Steffen Hensslers „Ono“ für den Fisch zuständig war, aber auch Fleisch und scharfe Suppen. Im Eröffnungsmonat spendieren die Inhaber allen Gästen, die mindestens zu viert kommen, eine Flasche Wein. 25 6 2 3 5 9 4 8 1 7 5 x in Hamburg, z. B.: Barmbeker Str. 156 - 160 Hamburg-Winterhude www.cardinahlcaffe.de Tel 040 / 480 960 - 38 Echtasien Hesham El Sayed El Tahlawy und Stefanie Doss interpretieren Tapas orientalisch-mediterran – und zwar sehr gekonnt: Hesham, in Alexandria geboren, hat ein Faible für Gewürze. Mittags bereitet er Ziegenkäse-Ecken mit karamellisierten Birnen oder Zitronenhuhn zu, abends Lamm-DattelHäppchen. Dazu gibt’s Kaffee aus Wien, Wein aus Navarra, Bier aus Barcelona. 24 Irgendwo in Hamburg: Wallringtunnel Große Auswahl & Preisgarantie erstklassiger Kundendienst Gewerbevermietung Service Taparia Emilia 9 23 E L S A L A F F E Cardinahl Caffè – das Fachgeschäft für Espresso- und Kaffeeautomaten. RESTAURANT 8 22 N E B E L H I O B Mehr als Kaffee. RESTAURANT 7 21 E B E R E S C H E Essen und ausgehen 6 20 A E R O B S E T H 4 Öl bis 170 Grad erhitzen und darin die Hähnchenschenkel frittieren. 5 19 Y U K K A A C H E 3 Das Kartoffelmehl hinzugeben und es noch weiter in das Fleisch einmassieren. 9 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 × 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … 18 H E R Z D I N A N 2 In einer Schüssel alle Zutaten – bis auf das Kartoffelmehl – miteinander vermischen. Die diversen Zutaten sollten gut in das Hähnchenfleisch einmassiert werden. 6 4 3 7 6 8 17 N I E T E G A B I 1 Die Hähnchenschenkel in Würfel (ca. 5 cm × 5 cm) schneiden, anschließend salzen und pfeffern. 7 9 6 Nicht rein und schnell wieder raus – sondern eintauchen, sich auf eine mystische Reise begeben, mit der Hoffnung: Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Das signalisiert über den Einfahrten der leuchtend orangerote Schriftzug, der sich auf die Lage des Tunnels entlang der alten Wallanlagen bezieht, die hier bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Stadt begrenzten. Eigentlich habe er dem Tunnel nur einen Namen geben wollen, sagt der 1965 in Hamburg geborene Künstler Pfelder. Aber seit 2003 macht er die Autofahrer zu Pilgernden. 16 E F T A H U E T E Für 4 Personen: 1 kg Hähnchenschenkel 10 g geriebener Knoblauch 10 g Honig 30 ml Sojasauce 30 ml Sesamöl 1 Ei 60 g Kartoffelmehl 4 N A S S R A S U R In Sojasauce mariniertes frittiertes Hähnchen 3 O R A N G E N M S REZEPT VON TOSHIHARU MINAMI 2 I G L A U H E L M 12 – 15 und 18 – 22.30 Uhr, So Ruhetag, www.zipang.de 1 T O R E L E N A U » Zipang, Eppendorfer Weg 171, Tel. 43 28 00 32, Mo–Sa 1 3 1 4 4 5 Für scharfe Denker A T O L L U N A U Küchenchef Toshiharu Minami, 40, stammt aus dem japanischen Kobe und steht bereits seit mehr als 22 Jahren am Herd und Sushi-Tresen. In seiner Heimat sammelte er einige Jahre lang Praxis und beschloss dann, seinen Horizont zu erweitern. Minami ging nach Deutschland, wo er in bekannten Lokalen wie der japanischen Restaurantkette „Daitokai“ zu seinem Stil fand. Dabei kombiniert er traditionelle japanische Küche mit modernen Einflüssen aus ganz Europa – und kreiert dabei neue Gerichte, die zugleich überraschend sind und innovativ. 7 4 9 7 Irgendwo in Hamburg. Nur wo? V O L L I R I N A Kurz-Biografie 3 6 einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen O F F E N B Z G L E s ist immer ein gutes Zeichen, wenn man beim Essen in der „Taverne Akropolis“ neben sich auch einige Griechen entdeckt, wenn im französischen Spezialitätenrestaurant auch Franzosen einkehren. Wenn also diejenigen, die aufgrund ihrer Herkunft Kenner sein sollten, es sich bei ihren Landsleuten munden lassen. Japaner sind im „Zipang“ im Generalsviertel stets anzutreffen. Mittags bei gedämpftem Schweinefleisch mit pikanter Sauce oder gebratenen Garnelen, jeweils für acht Euro und einschließlich Miso-Suppe, kleiner Vorspeise sowie Dessert. Und auch am heutigen Abend sitzen hier am Eppendorfer Weg, neben dem laut diskutierenden Paar rechts, viele japanische Gäste. Schön, dass dieser Asiate ohne kitschiges Porzellan und Papierschirme auskommt: „Nouvelle Cuisine Japonaise“ steht groß über dem Eingang, und dem trägt auch das Ambiente Rechnung – dezentes Licht, dunkle Holztische, gold-silbern schimmernde Wände, an denen kunstvolle Schwarz-Weiß-Fotos hängen. Die Tische stehen eng, aber nicht zu eng, was den Blick auf die Teller der Nachbarn erleichtert – und die Auswahl aus der Speisekarte, die naturgemäß mit reichlich Fisch und Sushis bestückt ist. Da Küchenchef Toshiharu Minami seine Kunst als „Fusion Style“ beschreibt, einen Mix aus japanischen, regional-deutschen und europäischen Zutaten, entscheiden wir uns gegen Reisröllchen. Experimentierfreudig fällt die Wahl auf das Menü Wagyu – mit 63,80 Euro das teuerste der Karte. Als Appetitanreger werden uns marinierte Krebse in Seetang gereicht, wobei Letzterer deutlich dominiert. Das Kingfish Carpaccio liegt angenehm weich am Gaumen. Es folgt ein schaumiger Misocreme-Cappuccino mit Garnelenspieß, bei dem Sahne für die Cremigkeit sorgt. Es schmeckt süßlich – ungewohnt, aber überraschend gut und belebend. Das anschließende Sushi mit geröstetem Aal ist vorzüglich. Die gebratenen Jacobsmuscheln wären geschmacklich ein Hauch von Nichts, wären sie nicht, in eine Aubergine gewickelt, mit einer delikatrauchigen Akamiso-Sauce aromatisiert. Höhepunkt des Abends ist jedoch der kurz geräucherte Lachs „Label Rouge“. Die liebenswürdige Bedienung serviert das gute Stück unter einem Glas, das sie vor unseren staunenden Augen hebt und so den Räucherprozess beendet – selbst das Paar nebenan unterbricht kurz seine Diskussion. Das Wagyu-Steak mit dem Namen „Rossini fliegt nach Zipang“ ist schön kross, dabei exakt medium und kommt mit einem Stück Gänsestopfleber. Wagyu ist ein japanisches Rind mit besonders zartem und fein marmoriertem Fleisch – „der absolute Hammer!“, lautet denn auch der Kommentar der Begleitung. Zum Nachtisch gibt es Grüner-Tee-Eis, allerdings mit Mascarpone – und damit süßer als die klassische Variante, die für den europäischen Gaumen doch ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Noch köstlicher ist das Sorbet von saisonalen Früchten, in diesem Fall mit Brombeeren. Das goldene Land – so nannte der venezianische Handelsreisende Marco Polo die ostasiatische Insel Japan Ende des 13. Jahrhunderts. Die verdankt ihren Namen wiederum den chinesischen Nachbarn, die sie „Zipang“ tauften, was so viel wie „Das Reich der aufgehenden Sonne“ bedeutet. Nach den Erzählungen des Marco Polo muss man sich Zipang als mystisches Paradies vorstellen, in dem ein Überfluss an Gold und Silber herrschte. Im Zipang am Eppendorfer Weg fühlt man sich nach dem Sieben-Gänge-Menü wie im Land, in dem Milch und Honig fließen. 2 4 1 2 3 5 2 4 Wo Asien und Europa sich zur „Nouvelle Cuisine Japonaise“ vereinen: das „Zipang“ im Eppendorfer Weg TEXT: GENEVIÈVE WOOD • FOTOS: THOMAS LEIDIG 8 9 6 1 4 1 9 6 3 4 3 2 9 8 3 8 9 1 7 6 9 7 8 3 2 5 6 5 8 1 4 1 5 Das Beste aus zwei Welten: Im Zipang sorgen Sake und FusionKüche für Völkerverständigung 7 2 9 6 8 2 6 9 2 IMPRESSUM Chefredaktion: Lars Haider (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Vera Altrock, Albrecht Barke, Jörg Block, Oliver vom Hofe, Matthias Iken, Hanna Kastendieck, Susanne Klein, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten, Sebastian Martinez, Peter Maus, Joachim Mischke, Katja Möhl, Norman Raap, Kirsten Rick, Jürgen Senkpiel, Annette Stiekele, Friederike Ulrich, Harald Vieth, Geneviève Wood Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg Ausgezeichnet mit fünf „European Newspaper Awards 2010“ VII Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011 › GESTERN & HEUTE 190 JAHRE BOTANISCHER GARTEN Ein Park Volk für das Platane & Blomen: der Baum, die Keimzelle des Botanischen Gartens, blüht immer noch (o.) Mit einer Platane, 1821 gepflanzt, fing alles an: HANNA KASTENDIECK über die Wurzeln von Planten und Blomen E s gibt Tage, da hat Johann Georg Christian Lehmann keine Lust mehr, so weiterzumachen wie bisher. Er hat genug von den vielen Büchern, prall gefüllt mit Tausenden Zeichnungen und Abbildungen exotischer Pflanzen, die er seinen Studenten täglich zeigt. Er ist 26 Jahre alt, wissbegierig und er hat einen Wunsch. Als die Stadt Hamburg den Botaniker 1818 an das Akademische Gymnasium – den Vorläufer der Universität – beruft, beschließt er, alles auf eine Karte zu setzen. Er stellt eine Bedingung: Die Stadt soll ihm unentgeltlich ein Stück Land zur Verfügung stellen, auf dem er einen botanischen Garten anlegen kann. Misteln, Zedern und Orchideen, Palmen und Kakteen will er nach Hamburg holen. Sie sollen Forschungszwecken dienen und die Neugier der Bevölkerung nach den Pflanzen dieser Welt befriedigen. Lehmann hat einen guten Ruf. Er hat Medizin und Philosophie studiert, trägt einen Doktortitel und ist Professor für Physik und Naturgeschichte. Für den Wissenschaftsstandort Hamburg eine Bereicherung, man möchte ihn unbedingt an der Akademie halten. Am 20. Oktober 1821 beschließt die Stadt, ihm ein Stück Land „vor dem Dammthore“ in den Wallanlagen zu geben. Der junge Botaniker lässt keine Zeit verstreichen: Am 6. November 1821 pflanzt er eine ahornblättrige Platane am Eingang Dammtor. Es ist die offizielle Gründung des Botanischen Gartens. Sieben Jahre später wachsen in diesem lebendigen Museum schon an die 7000 Pflanzenarten. Lehmann verpflanzt weitere Bäume seines Privatgartens in St. Georg in den Park. Er lässt wissenschaftliche Samenkataloge anlegen und Kataloge käuflicher Pflanzen, denn obwohl der Garten als wissenschaftliches Institut geführt wird, ist er bis 1864 auch Handelsgärtnerei. Als das zur Finanzierung nicht reicht, wendet er sich an die Hamburger Kaufleute und lockt sie mit der Verheißung: „Wer kann schon absehen, welch ein Nutzen sich daraus ziehen lässt.“ Schon wenige Jahre später hat Lehmann keinen Mangel mehr an exotischen Pflanzen. Sie kommen per Schiff aus aller Herren Länder in den Hamburger Hafen. Zeitgleich wächst das Interesse der Bevölkerung an der Beobachtung von Tieren. Und so wird 1863 auf dem ehemaligen Friedhofsgelände gleich neben dem Botanischen Garten der Zoologische Garten Beete & Blüten: Familienausflug in Planten un Blomen 1960 (l.) FOTOS: JULIA WAGNER, ULLSTEIN BILD Grünpark & Gründer: der alte Botanische Garten um 1900 (gr. Foto); Johann Georg Christian Lehmann, 1792 – 1860 (Bild r.) TIPPS UN TERMINE FOTOS: ULLSTEIN BILD, STAATSARCHIV HAMBURG eröffnet, der hier bis 1930 seinen Sitz hat. Die Platane von Lehmann aber bleibt stehen. Sie überdauert den Ersten Weltkrieg, den Zweiten Weltkrieg, Straßenbau und Luftverschmutzung. „Mit dem Baum hat alles angefangen“, erinnert sich Dieter Hüttenrauch. Damit meint er die Entwicklung der Grünfläche vom Botanischen Garten über den Umbau im Zuge der Gartenschau, die Umbenennung in Planten un Blomen und den Umzug des Botanischen Gartens nach Klein Flottbek im Jahr 1979. Seit 35 Jahren ist Hüttenrauch für den 47 Hektar großen Park zwischen Tiergartenstraße, Dammtorbahnhof und St. Petersburger Straße zuständig. 20 Mitarbeiter kümmern sich um die Pflege der Beete, auf denen Tausende von Sträuchern, Gehölzen und Bäumen wachsen. „Noch vor ein paar Jahren waren wir doppelt so viele hier“, sagt er. „Aber alles, was in Rente geht, wird nicht ersetzt.“ D er 6. Juni 1935: Bürgermeister Carl-Vincent Krogmann ist in seinem Element – stolz verkündet er die Eröffnung des neu gestalteten Parks „Planten un Blomen“ als „Musterbeispiel für die gigantische, um dauerhafte Größe bemühte NS-Kulturpolitik“. „Damit wird der Bedeutung Hamburgs auf dem Gebiete der Gartenkunst, der Blumenzucht und des Planzenhandels besonderer Ausdruck verliehen“, brüllt Krogmann ins Mikrofon. Die Zuhörer applaudieren. Und staunen über das Mega-Projekt, das zur niederdeutschen Gartenschau innerhalb von nur elf Monaten umgesetzt worden ist. Der Hamburger Senat beauftragt im Herbst 1934 den bekannten Gartenarchitekten Karl Plomin mit dem Entwurf der Anlage und übergibt ihm die Betreuung der Arbeiten. Das Areal des neuen Parks reicht vom alten Botanischen Garten, dem früheren Zoologischen Garten bis zu den ehemaligen Friedhöfen. Vier Millionen Reichsmark lässt sich die Stadt ihre neue Grünanlage kosten. Sie soll einerseits die Rückbesinnung auf niederdeutsches Bauerntum fördern, andererseits mit exotischen Gewächsen wie Amazonas-Wasserpflanzen, Orchideen und Kakteen ein Flair der großen weiten Welt aufkommen lassen. Das Großprojekt nutzen die Nationalsozialisten zudem als Propagandamittel. Die Realisierung in ex- Des Rätsels Lösung B K RT S POL I Z ERZ E L S X I R S TU F LOE T E T T I N O L U N GEHE S TREUER N AS T A GES T M I L L ERNTO E U C H G K P MH L Z P Z E W RE F L UMF E L D I HN THAL I A KE L LNER F EH L F ARBE DONA GE MEER UKRA I NE T L L ANO O HAKEN F BOURBON D E S L I SBOA OF F ESCUDO O KRONE R DERR I CK Y TU I DEA I H ALKOR WAN T P L A T T F I S C H E F R E U D T U N B AR U A E H T R I ER R BEBRA U P E T ER L E T S AONE L L EV I T N AU DOKTR I N KAO L I N D S I S A L ABUS I MBE L Z SN M KOP I E C EH W R KE L I M G PEENE Z ENTRAL E BEVOR L T E L E I JOR I NDE MARY K HED I N K MA I N Z ER I T S PUDE L M BEG MAY EN R MUS EN L T KAT AR V M I LBE ARND G EK L AT GEO I D N OP F ER T I F SAEUGER KOBEN R SE L I G E RG N CRE PE A T S T EA I L UNKEN N RADAR E COL E AKT E I TROEDE L O R N GE I GE M P I XE L U GRAUPE P I CKE B MAT T E N SAN I T AER N SANAA P KEH L E V REHP I L Z T P I LOT R S T I H I RT E VERONA T SEOU L D M I M I R A GEB KAR O B I DE T I E F BU T AN P SUDAN W SCHUER F ER ME I L E D F RAGE GAL AX I E C SE P I A G P I QUE L I I L I NON K AR R E E MOR S E L AM W KHME R P M I D A S F ASSUNG V KNAL L E ASEAN J H S B D DANAE S PREE L GEORG I EN S I NA I E SD I U LK S I B E N I K R P F O T E L R E S E T E G L AMP E S M I X E D A R I G W MAURE O F I N I N WE I NGU T O T AB A MA Y AL I G L U T AMA T HUMU S H I ERRO KO S T U T Z E N K A Q T A PASSAU I KEATON A GEBOT HSV S PE I CHERS T ADT M I T E DRAEN N FRE I LOS CHA ENB LOC B I SER MEHRERE R FOL I E K LOCHER PAND I T A HAHN ARON A X A V E R A H AMAM T Z DE S ON Z E ANMERKEN E ARC S A T AU RUP I E MAE L Z ER T F I NE O BERT E I I EBNEN T SCHRUND E AGL T HERME VOYAGER F AL S T AF F D THE A M AD L E R B N SW I N E T A E S T H E T S E R UM S BESAN G SE OBOE MUH EBBE G KERN LOS K NE PER I M NE PAL R HEXEN R BEG I N B F ASE L E I GRANADA A HA F EN D U D I PO L H ROGER Z ADE L N T E T HAN OU T DESSERT G REVUE G BUHNE U M I L ERGEBN I S N EU T ERP E A PAT I N D BE L AG G AS S EN I L ER M A N AM K AR L T PAR I S S A UNRAT N DEKAR R S I E L E R L S P AC E L AB H UG I N R ROH L I NG P ANG E R N BOMB E T S A T Y T GA J US B L A I I N A SAEEN R T APE M T EXE L K RESOLUT T S A P H I R K AME R U N S AG E D E R B Y G AN E L ON L E GHOR N ROMA ZOSS E OS T ENDE ME L ATON I N MAT E LOT S E I L T AN Z „Ick heff mol en Hamborger Veermaster sehn“ – so lautet die Lösung des Sommerrätsels im magazin Nr. 28. Über 1000 Leser nahmen teil. Die 100 Gewinner (s. r.) erhalten tolle Preise. P O T MA L GA trem kurzer Zeit unter Einsatz von 1800 Langzeitarbeitslosen soll die Effizienz der Diktatur vor Augen führen. Und sie schuften im Akkord, sprengen die alten Gräber, schaffen 5400 Kubikmeter Mutterboden und 40 Waggons Stalldünger heran. Sie setzen Hunderttausende Pflanzen, 73000 Stauden, 35000 Nelken, 10000 Gladiolen, 40000 Calluna, 1600 Iris, 276000 Sonnenblumen und 1000 Kakteen. Aber die Jahreszeit ist zu ungünstig, um zur Eröffnung der Niederdeutschen Gartenschau Blütenpracht präsentieren zu können. 1984 erinnert sich der damals 80-jährige Architekt Plomin in einem Interview: „Mit der Vegetation klappte es natürlich nicht so, wie wir das gerne gehabt hätten. Da musste schon ganz schön improvisiert werden. Ich wollte einen Garten für alle Hamburger schaffen und dem Menschen die Pflanze nahebringen.“ Doch das Konzept geht auf: Im ersten Jahr kommen 1,2 Millionen Besucher. Sie ahnen nicht, dass nicht viel später Hunderte KZ-Häftlinge aus Neuengamme hier ihr Leben lassen werden, weil sie im Winter bei eisiger Kälte auf dem Parkgelände Zementsteine herstellen müssen. Und dass dort, wo heute die Messehallen sind, 1941 zwei Zwangsarbeiterlager entstehen, in denen 600 ausländische Rüstungsarbeiter und 900 Zwangsarbeiter untergebracht werden. Ein Stück Geschichte, das eher selten erzählt wird. Vielmehr geht es um die schönen Seiten, die Planten un Blomen der Stadt und seinen Besuchern beschert. 1953 will man sich mit der IGA als ein erfolgreiches, gastfreundliches Deutschland präsentieren. Der Park, den fünf Millionen Besucher stürmen, wird zum Symbol für den Wiederaufbau. Vom Philipsturm hat man einen großartigen Blick auf das Areal. Als einer der Ersten darf Ehrengast Theodor Heuss den Turm besuchen. Der Bundespräsident lehnt ab: „Da lasst mich man nicht rauffahren, nachher komme ich nicht wieder runter.“ Das Protokoll verfrachtet ihn Z C K T QE E I E P I L AT I ON RASUR S PORTK LUB H I L ENE RE F EREE ANREGEN NANU L G SAT AN U I SERE H C I NEAS T I T RASEN M GRUBE TUENCHE BER R Z I TRONEN J E T T E S S P I ER G BAUEN E S I R AL I MENT E Z I BE T T AEG I S I E L L E A T ADE Y BEARN T A BRUENN R GE I ER R X T E P I RAT ER I E S PEER R KANEE L FN L B CK EX D BEGAS N S E I T Z EHOE N KRAUT P P I NT H E I SBE I N L AMOA C H E N L E I N A PO L L S D T A S L R E A K T O R Z G E MM I T ME T EOR I T ANN I E L EDERER L SEM I NAR A U F S GAL I Z I EN R L EHAR L G SURE SUE E B I Z E T R T E L E FONAT CAN BORG I A E KROE T EN L DZ R I F F ZN S BRAUE R G SALBE E AR E S OW I E P A R M A T U R A EEE I BADEN B OE LHAUT R U L F K HE PBURN D SEKT E N M N I E L LO E I S I G MAL ER M L EG I T I M ME T I E I GEN GE T AN L MAT I NEE L I BERO N N I MES E DENAR L N G SENNE L KREON R P I KASS L I E EN E L EONE Y S I KA NU I T LN X TREUE E SE I T E P U LR I TURZ M ATHEN A AUS TR I A RAB E A SEE L E G BAR L ACH KN I EHOSE S I L EN AE T I T P A JODAT N E I PEN N REE L L K Z I E L PUNKT EDEN C S AGAN L S EKUNDA D OAK L AND I I SADAT M SENOR D CE OEHR AM L D I X I E L N E S T OR ABR A S I ON B MAN I E T B L UEMCHEN B ORA D RGOT N J AV A A L AM I N A T OE D T ES T AT DUERRE E O L ASER M ERBEN A NB I SUESS G B L EBUS T P I SA NSE S ANBE I T OB R GEBAE LK T EXAS G Y SEHER D OE KE F I R L DUN R A T E N N T R AW L AN D T ERESA N BEN I N C EMANUE L P BENUE E AD I N T AHASVER T BAHRE A I ND URAN I A R R CAR L A E H R I VER I EUN I ON ENT L ARVEN T EUTONE GER N Z E ME GA T ON N E MAK R E L E E GMON T E C H S E N dennoch in den Fahrstuhl nach oben – mit dem Heuss und Begleitung dann prompt stecken bleiben. Auch 1963 und 1973 wird Planten un Blomen Schauplatz der Internationalen Gartenbau-Ausstellungen (IGA). Die Wasserläufe und der Tropengarten bekommen ein völlig neues Gesicht, das bis heute erhalten blieb. » Planten un Blomen ist ganzjährig geöffnet, bis zum 30.9. von 7 bis 23 Uhr, ab 1.10. bis 20 Uhr. Klosterwall 8 (U Stephansplatz, Messehallen, St. Pauli u. Bahnhof Dammtor; Bushaltestelle Handwerkskammer), Tel. 428 54 47 23. Die nächsten Veranstaltungen: tägl. bis 31.8., 22 Uhr, 1.–30.9., 21 Uhr: Wasserlichtkonzerte auf dem Parksee, www.feuerfeen.de 14.8.: Tango Argentino am Musikpavillon, 15–18 Uhr, 15.–18.8.: Ambrella Figurentheater für Kinder bei der Rollschuhbahn, „Die kleinen Leute von Swabedoo“, 10.30 und 15 Uhr. Weitere Termine unter: http://plantenunblomen.hamburg.de F ür Heiner Baumgarten ist es der schönste Teil, „genauso wie der alte Botanische Garten mit seinen Mittelmeerterrassen“. Er kennt den Park mit Rosen- und Apothekergarten, japanischen Gärten und tropischen Gewächshäusern wie seine Westentasche. Viele Jahre war Baumgarten als Leiter der Abteilung Landschafts- und Grünplanung bei der Behörde dafür zuständig. Jetzt führt der 59-Jährige die Geschäfte der Internationalen Gartenschau im Süden der Stadt. Planten un Blomen ist er treu geblieben. „Weil das ein ganz besonderes Areal ist, ein Aushängeschild für Hamburg.“ Gemeinsam mit Politikern, Landschaftsarchitekten, Messeleuten und anderen Interessierten gründet er 2005 den „Freundeskreis Planten un Blomen“. Sie wollen den Park erhalten und ihn zukunftsfähig vermarkten als Ort der Ruhe und Erholung genauso wie für Veranstaltungen und Unterhaltung. Im Grunde müssen sie nur das Ur-Konzept erhalten und sorgen, dass für die jährlich eine Million Besucher alles so bleibt, wie es ist: Eisbahn, Kindertheater, Spielplatz, Gärten, Wege, Schaugewächshäuser, Mittelmeerterrassen, Wasserkaskaden, Wallgräben. Und der Parksee mit der Wasserlichtorgel. Diese Attraktion entstand im Zuge der IGA 1953. Und sie verwandelt das Areal auch heute noch Abend für Abend in ein fantastisches Wunderland. Ihr Klang ist quer durch den Park zu hören, über den Rosengarten hinweg bis hin zur alten Lehmann’schen Platane. Vorausgesetzt, der Wind steht günstig. Und der Verkehr ist nicht zu laut. (LQOLHIHUXQJHQ IU XQVHUH NRPPHQGH +HUEVWDXNWLRQ DE VRIRUW HUEHWHQ 7HO RGHU LQIR#DXNWLRQVKDXV FLW\QRUGGH HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! Diese 100 Abendblatt-Leser haben nicht nur die 2454 Kästchen unseres großen Sommerrätsels korrekt ausgefüllt, sondern auch bei der Verlosung unter allen richtigen Einsendungen jeweils einen der 100 Preise gewonnen. Die Bücher bzw. Tickets werden ihnen zugesandt. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen herzlichen Dank fürs Mitmachen – und den glücklichen Gewinnern viel Spaß! Karten für AIDA Night of the Proms 2011: Joan Brohse, 25462 Rellingen · Lydia Mulckau, 22301 Hamburg Restaurant-Gutschein vom VLET: Tassilo Braune, 22397 Hamburg · Barbara Günther, 13129 Berlin Karten für das Hansa-Theater: Paula Schmidkunz, 20099 Hamburg · Hartmut Tolksdorf, 21509 Glinde Karten für den Highflyer: Raimund Hanik, 22179 Hamburg · Monika Hein, 20249 Hamburg · Silvia Lipfert, 22045 Hamburg · Ursula Schmalhoff, 20249 Hamburg · Gertrud Treffinger, 20257 Hamburg · Margareta Schulz, 22339 Hamburg Heidi-Kabel-Buch: Ariane Behrend, 22301 Hamburg · Hans-Rüdiger Drögemöller, 21720 Grünendeich · Antje Lembcke, 22359 Hamburg · Katja Timm, 22147 Hamburg Forza St. Pauli: Kai Fricke, 22391 Hamburg ·Anneliese Nernst, 20259 Hamburg · Eberhard Pigorsch, 22301 Hamburg · Jens Wulff, 22043 Hamburg Je ein Buch aus der Hamburger Abendblatt Edition haben gewonnen: Monika Albrecht, 22359 Hamburg · Heike Baumann, 22089 Hamburg · Kurt Bentfeldt, 22087 Hamburg · Annette von Blanc, 22767 Hamburg · Petra Borchardt-Mlynski, 26160 Bad Zwischenahn · Karin Böttcher, 20144 Hamburg · Erika Brandt-Luis, 22455 Hamburg · Almuth Breest, 22397 Hamburg · Marianne Brokjans, 22844 Norderstedt · Angela Buchholz-Swoboda, 21109 Hamburg · Regina Burger, 21465 Reinbek · Jan Carstens, 25469 Halstenbek · Claus-Peter Cramer, 22459 Hamburg · Ursel Damm, 22523 Hamburg · Bernd Degener, 21035 Hamburg · Evelin Detlefs, 22145 Hamburg · Angelika Ebers, 22607 Hamburg · Gisela Ehlberg, 21029 Hamburg · Harald Eisele, 21035 Hamburg · Karin Flinker, 20251 Hamburg · Susanne Fock, 21255 Tostedt · Elisabeth Gärtner, 22299 Hamburg · Gunnar Graf, 22393 Hamburg · Manuela Grimmeiss, 22417 Hamburg · Anke Guderjahn, 22559 Hamburg · Guenter Hagemann, 25451 Quickborn · Emil Hammerer, 21509 Glinde · Karl Hartz, 22529 Hamburg · Gunda Herrmann, 23869 Elmenhorst · Ingrid Hohmann, 22455 Hamburg · Horst Höpke, 22115 Hamburg · Peter Hoppe, 21218 Seevetal · Ulrich Horn, 22399 Hamburg · Michael Jordan, 22844 Norderstedt · Joachim Kalinowski, 22399 Hamburg · Sheena Kaminsky, 22145 Stapelfeld · Rolf Kettler, 22393 Hamburg · Peter Knut, 22145 Hamburg · Friedhelm Kraemer, 22047 Hamburg · Heinrich Kroeger, 22850 Norderstedt · Volker Kuß, 22869 Schenefeld · Hedwig Lukoschik, 22359 Hamburg · Marcus Lüning, 22455 Hamburg · Brigitte Meyer, 24589 Borgdorf/ Seedorf · Dieter Möller, 22145 Hamburg · Birgid MüllerGeorgy, 22926 Ahrensburg · Annemarie Neidlinger, 22119 Hamburg · Julia Nölke, 22967 Tremsbüttel · Christel Peters, 22455 Hamburg · Heinz Peters, 25536 Elmshorn · Sabine Petersen, 22927 Grosshansdorf · Wolfgang Prävk, 22417 Hamburg · Sabine Preuß, 22297 Hamburg · Margrit Rashed, 22395 Hamburg · Ruth Rath, 21031 Hamburg · Helmut Renz, 22850 Norderstedt · Juliane Röttger, 22609 Hamburg · Bruni Rutz, 21423 Winsen · Dieter Schirmer, 25335 Bokholt-Hanredde · Karl-Heinz Schulte-Goerke, 21629 Neu Wulmstorf · Angelika Schuster-Meyer, 22117 Hamburg · Gerhard Schwontkowski, 22149 Hamburg · Sigrid Swienty, 21149 Hamburg · André Stempel, 25335 Elmshorn · Frank Stenzel, 22297 Hamburg · Ingrid Tetzlaff, 21395 Tespe · Hans Thomsen, 22359 Hamburg · Kerstin Tischendorf, 22085 Hamburg · Ingo Tölke, 22763 Hamburg · Erika Tolasch, 21465 Wentorf bei Hamburg · Carola Uphoff, 25373 Ellerhoop · Renate E. Urban, 21029 Hamburg · Rosemarie Vorfahr, 22415 Hamburg · Walter Wellke, 21244 Buchholz · Monika Westphal, 22301 Hamburg · Ute Wiechmann, 22415 Hamburg · Christa Wolff, 21271 Asendorf · Dieter Wolter, 21031 Hamburg · Bärbel Zobel, 21039 Escheburg · Manfred Zöllner, 21629 Neu Wulmstorf VIII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 13. / 14. August 2011 MARKENMACHER In Reih und Glied: Bernhard von Ehren, 39 und Firmenchef in fünfter Generation; unten die Baumschule FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT Ganz alte Schule In Marmstorf bietet die Baumschule Lorenz von Ehren seit 1865 kostbare Sträucher und bis zu 15 Meter hohe Bäume mit Stil D SUSANNE KLEIN, 52, wollte in den 80ern Italienisch lernen – und lebt als Übersetzerin seitdem in Italien und hat zwei Söhne: Jacopo und Nicolò Vor fast dreißig Jahren wollte ich nach der Ausbildung zur Diplombibliothekarin noch kurz Italienisch lernen. Nach dem Kurs an der Universität in Bologna bin ich erst als Deutschlehrerin, dann als Übersetzerin in Modena gelandet. Modena ist nicht Italien, denn den Italiener an sich gibt es gar nicht, es sei denn, beim Fußball oder anderen Sportarten. Dieses Jahr wurden 150 Jahre italienische Einheit gefeiert, aber in erster Linie fühlen sich Italiener als Römer, Venezianer oder Mailänder. Mit Kind und Kanne: Gärtner im Jahr 1902, dank ihrer einzigartigen Pflanzen wurde die Baumschule von Ehren zum Lieferanten der Königshäuser in ganz Europa TEXT: VERA ALTROCK er Mann, der bei den Wörtern Raritäten und Solitäre funkelnde Augen bekommt, ist nicht etwa Juwelier oder Antiquitätenhändler. Und doch hat sein Metier viel mit dem unschätzbaren Wert des Alterns zu tun. Bernhard von Ehren, 39, Geschäftsführer der gleichnamigen, fast 150 Jahre alten Hamburger Baumschule, macht das eigentlich Unmögliche möglich: Er verpflanzt alte Bäume, darunter so besondere Gewächse wie japanischer Ahorn oder Felsenbirne, von Marmstorf in alle Welt. „Wir verkaufen Zeit“, sagt der Chef dazu kurz und bündig, wohl wissend, wie wertvoll dieses Gut ist. „Heute verschicke ich Bäume und Sträucher, die schon mein Vater oder mein Onkel angefangen haben zu züchten.“ Wenn ein Landschaftsarchitekt dann die entsprechenden Gewächse für sein spezielles Konzept findet, sei das jedes Mal ein Glücksmoment. Ob das Hotel Jacob in Nienstedten, der Deutsche Reichstag in Berlin, Euro Disney in Paris oder das Porsche-Werk in Leipzig – wer das Besondere sucht, ist bei Lorenz von Ehren an der richtigen Adresse. Eine Spezialität, die sich schon früh herauskristallisierte: Bereits 1912 lieferte das Familienunternehmen „Bäume mit Charakter“ an die königlichen Höfe von England, Dänemark und Preußen sowie an den Zarenhof in St. Petersburg. Heute beträgt der Exportanteil rund 40 Prozent. „Im Vergleich zu damals hat sich unheimlich viel verändert“, sagt Bernhard von Ehren. „Dank der Technik können wir heute viel mehr bewegen.“ Um die bis zu 15 Meter hohen und zehn Tonnen schweren Solitäre zu transportieren, entwickelte die Firma eigene Spezialmaschinen wie Ballenstecher, Erdbohrer und Hubbühnen, die eine pflanzenschonende Behandlung sicherstellen. Aber auch Hobbygärtner finden auf dem Areal, das etwa so groß ist wie der Hamburger Flughafen, alles, was das Herz begehrt. „Von der Rose bis zur Kornelkirsche“, so von Ehren, der ursprünglich Pilot werden wollte, als 18-Jähriger dann aber doch in die „grüne Branche“ wechselte. „Wir sind die Guten. Mit unseren Produkten sorgen wir für saubere, gesunde Luft“, sagt der 39-Jährige, der seit 2006 das Unternehmen mit 150 Mitarbeitern in fünfter Generation führt. „Die Natur ist einfach das Schönste überhaupt!“ Die zu schützen ist auch sein Anliegen. So wird die Bodenstruktur durch Gründüngung und Beschattung gefördert und mit rund 750 Nistkästen aktiver Vogelschutz betrieben. Und auch der Neubau, der auf einem elf Hektar großen Landschaftsschutzgebiet liegt, fußt auf ein ökologisches Gesamtkonzept mit angeschlossener Wasserreinigung. Dass er damit voll im Nachhaltigkeits-Trend liegt, interessiert Bernhard von Ehren wenig. Fragt man ihn nach aktuellen Garten-Trends, antwortet er zögerlich, dass Pflanzen mit Herbstfärbung gerade sehr angesagt seien. Ebenso Buchsbaum und Bonsai in Teller- oder Schirmschnitt sowie lang blühende Rhododendren und Zieräpfel. Viel wichtiger sei allerdings der individuelle Stil, dass der Garten zum jeweiligen Haus passe. Zahlreiche Privatgärten in Hamburg und Hessen, in der Schweiz und in der Ukraine, die die Firma belieferte, belegen das. Mal spartanisch- schlicht angelegt mit akkurat geschnittenen Bäumen, mal spielerisch-verträumt mit vielen Wasserpflanzen. Etwas bedauerlich findet Bernhard von Ehren, dass er aus Zeitgründen nicht alle Gärten und Landschaften besichtigen kann. „Nur in Ausnahmefällen reise ich an und mache dann Fotos für unsere Kataloge.“ Die dienen dann nicht selten als Anregung für andere Kunden. Wer nicht selbst gestalten will, kann bei der Baumschule Hilfe ordern. „Wir beraten gern selbst oder vermitteln Garten- und Landschaftsarchitekten“, sagt der Mann, der auch in seiner Freizeit nicht vom Grün lassen kann. Seinen Garten in der Nordheide hegt und pflegt er mit Leidenschaft. „Das Gärtnern bringt mir großen Spaß!“ Vor allem eine große deutsche Eiche, ein japanischer Ahorn und kunstvoll geschnittene Eiben liegen ihm am Herzen. So wie die Firma Lorenz von Ehren. „In einem Familienunternehmen zu arbeiten, war nicht immer einfach“, sagt Bernhard von Ehren. „Aber meistens konnte ich eigene Ideen umsetzen. Am wichtigsten ist es, nach vorne zu sehen.“ Kontakt » Baumschule Lorenz von Ehren, Maldfeldstraße 4, 21077 Hamburg, Tel. 76 10 82 20, www.lve.de MISCHKES STADTGEFLÜSTER Einfach zeitlos Heldenhaft Der Schauspiel-Star Peter Jordan, 44, vom Hamburger „Tatort“ liebt alte Symbolik, Vintage-Anzüge und Schuhe für die Ewigkeit Schuhe – eher eine Frage des Stils oder der Bequemlichkeit? Schuhe sollten immer bequem sein. Ich mag die Form und die zeitlose Eleganz, die ein klassischer rahmengenähter Schuh ausstrahlt. Und wenn man ihn wirklich lange tragen will, ist die Qualität des Leders wichtig. Stil beweisen: klassischer Herren-Anzug, gesehen bei Vintage and Rags, Kurze Mühren 6, um 60 Euro Qualität tragen: Budapester Schuhe, gesehen bei Ladage & Oelke, Neuer Wall 11, um 400 Euro FOTOS: ANDREAS LAIBLE, PR Die Wochenvorschau MONTAG VORTRAG: „Das Gold der Notenbank – Funktion und Bedeutung“ erläutert André Bartholomae, Leiter des Zentralbereichs Märkte der Deutschen Bundesbank. WillyBrandt-Str. 73, 18 Uhr. KINO: „Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte“ verzaubert die hoffentlich laue Sommernacht. Zeise Kino Open Air im Innenhof des Altonaer Rathauses, 21 Uhr. DIENSTAG KONZERT: Joe Cocker, singendes Urgestein, versetzt auf der Freilichtbühne im Stadtpark Jung und Alt in Ekstase. 19 Uhr. SHOW: Das Wasserlichtkonzert geht in die nächste Runde – „Tango“ lautet das musikalische Thema des aufwendig arrangierten Kunstwerks. Bis 31.8., Planten un Blomen, 22 Uhr. Ach ja, ewige Diskussionen über alles Mögliche begeistern Italiener immer wieder. Wichtig ist nur, nie zu einem Konsens zu kommen, denn jeder ist im Grunde seines Herzens ein Individualist. Das macht die Italiener eben so sympathisch. Heute denke ich jedoch gerne voll Sehnsucht an Hamburg – und wer weiß, als Rentnerin komme ich ja vielleicht doch noch zurück. ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK Tragen Sie privat das Gleiche wie vor der Kamera? Normalerweise trage ich privat andere Klamotten, aber wenn Kostümbildner für einen schneidern oder Kleidung aussuchen, sind oft Dinge dabei, die mir sehr gut gefallen. Vor allem die Anzüge, die Theater-Schneidereien auf Maß machen. Das kriegen Sie sonst nirgends! Das Zeug von Vintage and Rags ist auch gut beieinander. Da gibt’s alles, was mal in war und bestimmt wiederkommt. N Flagge zeigen: Piratenfahne, Touristik Kontor von Schoenebeck, Bei den St. Pauli Landungsbrücken 4, um 3 Euro eulich, nach der Comic-Verfilmung „Green Lantern“, durchfuhr es mich beim Verlasssen des Kinos, als wäre ich gerade in einen Topf mit Zaubertrank gefallen: Superheld! Hier in Hamburg! Das wär’s! Arbeiten nur nach Bedarf, jede Menge Anerkennung, kurzer Dienstweg, und viel rum kommt man trotzdem. Lokalpatriot, der ich bin, würde ich meine Superkräfte natürlich nur bis zur OrtsschildGrenze einsetzen. Speckgürtler müssen von anderen gerettet werden. Da „Hanseat“ an eine hiesige Kalorienbombe vergeben ist, mit der ich nicht verwechselt werden möchte, wäre mein Künstlername „Der allmächtige Hanseman“. „Hans“ – wie Hulk – für meine Freunde. Auf dem Rathaus-Dach gäbe es einen Signal-Scheinwerfer, dessen Schalter nur der Bürgermeister bedienen darf. Leuchtet das Hanseman-H als Notruf über der Binnenalster muss ich ran. Nütztschanix, wie wir Hanseaten zu sagen pflegen. Genau wie beim Journalistenkollegen Clark „Superman“ Kent wären meine übermenschlichen Fähigkeiten unter einer Tarn-Schicht sympathischer Bescheidenheit verborgen. Hanseman, der Rächer der Genervten, Beschützer des Guten und Wahren. Bei akuter Gefahr würde ich zum Umziehen ins erstbeste unbemannte Redaktions-WC sprinten, um dann – tadaa! – heldenhaft den Kampf gegen alles auf- Die Provinz Modena liegt im Norden in der Poebene, mit ihrem feuchtwarmen, mückenfreundlichen Klima im Sommer und kaltem Nebel im Winter. Allerdings ist man in einer Stunde im Apenningebirge – im Winter zum Skilaufen, im Sommer zur Abkühlung. Auch Adria und Gardasee sind in 90 Minuten erreichbar. Und dann ist Modena natürlich der Geburtsort des Tenors Luciano Pavarotti und von Enzo Ferrari. Eine gute Weingegend ist die Poebene nicht, aber bis vor kurzem kam hier in jeder Familie der selbst abgefüllte Lambrusco auf den Tisch. Aus dem Most wurde dann Essig hergestellt, der jahrelang in einem speziellen Verfahren zum Balsamico eindickte, mittlerweile auch weltweit bekannt. Die Wichtigkeit des Kulinarischen vereint alle Italiener. Die Rezepte waren früher in festen Händen der Hausfrauen: Diese Spezies ist aber auch hier im Aussterben begriffen, und so gibt es eine reiche Auswahl an Restaurants. Mode und gestyltes Aussehen allerdings sind in ganz Italien wichtig. Ein Wort wie „overdressed“ existiert nicht, eine Dame kann nie zu elegant sein. Dies gilt besonders für Schuhe. Schuhe, und zwar gut geputzte, sind ein Muss. MEIN STYLE-TRIO Was empfehlen Sie als gebürtiger Dortmunder als unverzichtbares Hamburg-Souvenir? Die Piratenflagge. Sie gehört zu Hamburg, weil Hamburg eine Hafenstadt ist und sich dieses Symbol durch den FC St. Pauli in die ganze Welt verbreitet hat. Ich würde sie schon fast als heimliches Stadtwappen bezeichnen. Ein Hauch von Freibeutertum. Modena zunehmen, was meiner geliebten Heimatstadt an Katastrophen droht. Mein Kostüm: dunkelblau, das Hanseman-H aus zwei stilisierten Ankern auf der Brust, umrahmt von zwei prächtig polierten Goldknopf-Reihen. Abgerundet wird das Local-Hero-Ensemble durch meine Prinz-HeinrichMütze, aerodynamisch ideal für Kurzstreckenflüge am HVV-Netz entlang. Für den Sommer hätte ich noch eine legere Kombi aus blauem Hemd mit weißem Kragen, lachsrosa Bundfaltenhose und polierten Slippern. Ist es ein Vogel, ist es ein Flugzeug? Nein, es ist: HANSEMAN! Die Realität hatte mich wieder, als der Busfahrer mich für die Heimfahrt nicht hinten einsteigen lassen wollte. Ich gehorchte. Nütztschanix. MADE IN HAMBURG Kolumne » Hier schreiben im wöchentlichen Kronen der Schöpfung: Auf 16 Rundgängen geht es in dem mit 178 Farbfotos bebilderten Buch „Hamburger Sehenswürdigkeiten: Bäume“ zu 70 spannenden Baum-Individuen und anderen skurrilen Gewächsen. Wechsel Maike Schiller – zur Zeit in Babypause und vertreten von der Hamburger Autorin Simone Buchholz – und Joachim Mischke. Harald Vieth, Hamburger Bäume, 19,95 Euro, Tel. 45 21 09, www.viethverlag.de 15. – 21. AUGUST MITTWOCH KONZERT: „Bahnhof Soul, Endstation“ – Jan Delay und seine Band Disko No. 1 nehmen mit bonbonbunter Knallershow und Gaststars Abschied von der Erfolgsplatte. Trabrennbahn Bahrenfeld, 19 Uhr. THEATER: „Die Kunst der Unterhaltung“ führen das Burgtheater Wien, Jan Lauwers & Needcompany beim Internationalen Sommerfestival auf. Kampnagel, 21 Uhr. DONNERSTAG DRINKS: Whisky-Experte Sönke stellt „Lebenswässerchen“ in der Weinbar St. Pauli zur Verkostung vor. Neuer Kamp 19, ab 18 Uhr. KINO: Bei den „Insel-Lichtspielen“ werden frühe Filmschätze aus der Stummfilm-Ära mit Live-Klavierbegleitung gezeigt. FC Porto, Vogelhüttendeich, am Ernst-August-Kanal, 21.30 Uhr. FREITAG SONNABEND THEATER: Mit „Der unheimliche Mönch“ kommt nun schon der neunte Krimi des „Meisters“ Edgar Wallace auf die Bühne des Imperial Theaters. Premiere, 20 Uhr. GENIESSEN: Die „Casa Barilla“ ist ein Pasta-Fest mit Kochkurs, Kinderspaß und dem Kampf um den Titel des Hamburger Pasta-Meisters. Deichtorhallen, 10.30 – 19 Uhr. STADTFEST: Beim „Spektakulum“ rund ums Rathaus Norderstedt wird kräftig gefeiert, mit Bühnenshows, Fahrgeschäften, Vereinsmeile und Spielbuden. Bis 21.8., Fr 16–24, Sa 14–24, So 10–21 Uhr. STRASSENFEST: „Dat Uhlenfest“ feiert mit Kunstmeile, Kindermalwettbewerb, Theater, DesignAusstellung und -verkauf im Hofweg. Sa 11 – 23, So 11 – 21 Uhr. SONNTAG FEST: Swing & Speisen und Gelegenheit zum Austausch mit wohnungslosen Mitbürgern bietet das Fest von Hamburger Michel und Herz As rund ums Gemeindehaus St. Michaelis. Ab 12 Uhr. RADRENNEN: Bei den Vattenfall Cyclassics 2011 werden 22 000 Sportler erwartet. Beginn der Rennen (100/155 km): 7.50–9.20 Uhr, Start und Ziel: Mönckebergstraße.