Forschung, Lehre und Beratung für Europa
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Forschung, Lehre und Beratung für Europa
Center for European Forschung, Lehre und Beratung für Europa Zentrum für Europäische Integrationsforschung 1995 – 2015 Forschung, Lehre und Beratung für Europa Zentrum für Europäische Integrationsforschung 1995 – 2015 Inhalt Vorwort 5 Prof. Dr. Christian Koenig / Prof. Dr. Ludger Kühnhardt I. Europa – Strukturen, Prozesse und Identitäten 9 1. Vertragsreformen 2. Regieren in der EU: Entscheidungs- und Handlungsprozesse 3. Identität und Globalität 13 27 45 II. Europäischer Binnenmarkt 63 1. 2. 3. 4. 5. Wettbewerbs- und Beihilferecht Regulierung der Pharmaindustrie Regulierung der Telekommunikations- und Internetmärkte Regulierung der Energiemärkte Regulierung der Logistikmärkte 67 77 91 106 117 III. Europäische Wirtschafts- und Währungsunion 127 1. Geld- und Fiskalpolitik 2. Wirtschaftspolitik 3. Regional- und Strukturpolitik 131 153 165 IV. Europas globale Rolle 173 1. 2. 3. 4. 5. 177 184 206 218 229 Gemeinsame EU-Außen- und Sicherheitspolitik Erweiterungspolitik Nachbarschaftspolitik EU und die Weltmächte EU und Regionalintegration in aller Welt V. Aus- und Weiterbildung 261 1. Graduiertenausbildung 2. Sommerschulen 265 269 Vorwort Das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Weiterbildungsinstitut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Das ZEI beteiligt sich seit seiner Gründung durch Forschungsarbeiten, Politikberatung, Dialoge zwischen Wissenschaft und Praxis sowie Angebote der Graduiertenausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten an der Lösung bisher unbewältigter Probleme der europäischen Einigung und der Gestaltung der Rolle Europas in der Welt. Das ZEI kann im Mai 2015 auf zwanzig erfolgreiche Jahre seiner Arbeit zurückblicken. Der Bonn-Berlin-Vertrag vom 29. Mai 1994 sah die Errichtung eines „Zentrum für Europäische Integrationsforschung“ (ZEI) als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bonn vor. Am 4. Mai 1995 hat der Senat der Universität Bonn die Einrichtung des ZEI beschlossen. Das Gesamtkonzept wurde in Absprache mit der Bundesregierung und dem Land Nordrhein-Westfalen erstellt. Es basiert auf einem ursprünglichen Vorschlag des Senats der Universität Bonn vom 11. Februar 1993. Der Senatsbeschluss vom 4. Mai 1995 gilt als Gründungsdatum des „Zentrum für Europäische Integrationsforschung“ (ZEI). Gemäß dem Gründungsbeschluss des Senats der Universität Bonn vom 4. Mai 1995 lautet die Aufgabenstellung des ZEI wie folgt: „Das ZEI hat als eine fachund fakultätsübergreifende Einrichtung zum Ziel, Problemfelder politischer, rechtlicher, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Integrationsdisparitäten im regionalen wie gesamteuropäischen Kontext zu untersuchen. Das ZEI betreibt Grundlagenforschung im konzeptionellen Bereich, regt Integrationsforschung an und koordiniert diese Bemühungen innerhalb der Universität sowie nach außen hin. Das ZEI beteiligt sich an der Lösung konkreter Integrationsprobleme und dient zudem der Praxisberatung. Insgesamt versteht sich das ZEI als Plattform zur Diskussion grundsätzlicher Fragen, erarbeitet Konzepte, Hypothesen und Modelle. Als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis konzentriert sich das ZEI in besonderer Weise auch auf das ‚institution and capacity building’ auf dem Gebiet der Integrationsforschung in Europa. Seine so definierte Katalysatorfunktion kann das ZEI nur wahrnehmen durch konsequente Öffnung nach außen, durch Einbezug von Gastwissenschaftlern sowie durch enge Kooperation mit außeruniversitären Institutionen der Integrationsforschung, der Integrationspraxis und der Europäischen Union.“ 5 x x x x x x x x 700 Forschungsprojekte, davon 300 Drittmittelprojekte 640 eigene ZEI Publikationen, dazu unzählige externe Veröffentlichungen 400 Master-Absolventen 100 Doktoranden und Habilitanden 500 Mitarbeiter 200 internationale Gastforscher 32.000 Bücher und 1.500 Zeitschriften in der ZEI Bibliothek 17.000 monatliche Besucher der ZEI Homepage zeugen von der Vielfalt und Ausstrahlung des ZEI in den bisherigen zwei Jahrzehnten seiner Tätigkeit. Seit dem Ende der Bundesfinanzierung 2005 verfügt das ZEI über Mitarbeiter und Sachmittel, die zu annähernd fünfzig Prozent aus Drittmitteln finanziert werden. Die anderen Mittel stammen aus dem Haushalt der Universität Bonn. Die Wissenschaftler des ZEI publizieren Monographien, Beiträge in international verbreiteten, häufig dem peer review-Verfahren folgenden Büchern und Zeitschriften und beteiligen sich am Wissenschaftstransfer in wissenschaftlichen oder praktisch orientierten, dem jeweiligen Publikum angepassten Medien. ZEI Mitarbeiter haben zahllose Pressegespräche geführt, sowohl als Hintergrundgespräch wie auch in Form von Interviews in Presse, Funk und Fernsehen. In großer Zahl haben Wissenschaftler des ZEI öffentliche Vorträge in aller Welt gehalten, in beratenden Funktionen gewirkt, Feldforschungen betrieben oder sich zu Forschungsaufenthalten oder Gastprofessuren im In- und Ausland aufgehalten. Gemäß seinem Auftrag, innovative Angebote im Bereich der Fort- und Weiterbildung bereit zu stellen, führt das ZEI ununterbrochen seit 1998 den international angesehenen, einjährigen Aufbaustudiengang „Master of European Studies. Governance and Regulation“ (MES) mit Dozenten aus ganz Europa durch. Der ZEI-Master bietet herausragende Möglichkeiten für eine europäische Karriere bzw. für eine Karriere mit Bezug zu den europäischen Integrationsentwicklungen. Seit seiner Gründung 1995 hat sich das ZEI als Exzellenzzentrum in Fragen der Europaforschung mit weltweiter Ausstrahlung etabliert. Der Nutzen des ZEI für Wissenschaft, Politikberatung und die öffentliche Erörterung von Fragen der Regionalintegration, auch in globalem vergleichendem Zusammenhang, ist weithin anerkannt. Die Nachfrage nach Forschungsleistung, Weiterbildung und 6 Beratung durch das ZEI und seine Mitarbeiter übersteigt seit Jahren die personellen Kapazitäten des ZEI. Das ZEI wird auch in Zukunft seinen Beitrag zur europäischen Integration leisten. Dieser Band gibt Auskunft über das bisher Geleistete, in einer Auswahl der Forschungen, Publikationen, Beratungen und Ausbildungsaktivitäten des ZEI. Prof. Dr. Christian Koenig, LL.M. ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt ZEI Direktor 7 I. Europa – Strukturen, Prozesse, Identitäten 1. Vertragsreformen 1.1 Der Vertrag von Amsterdam (1997) und der Vertrag von Nizza (2001) 1.2 Europäischer Verfassungskonvent (2001-2003) 1.3 Europäischer Verfassungsvertrag (2003) 1.4 Der Vertrag von Lissabon (2007) 2. Regieren in der EU: Entscheidungs- und Handlungsprozesse 2.1 Entwicklungen in den EU-Institutionen 2.2 Politische Parteien im Prozess der europäischen Integration 2.3 Europas Krisen – Europas Zukunft 3. Identität und Globalität 3.1 Europäische Identität 3.2 Dialog der Kulturen 9 I. Europa – Strukturen, Prozesse, Identitäten Die Europäische Union steht für den Traum des Kontinents nach Frieden, Sicherheit und wirtschaftlichem Wohlstand. Um diesen Traum zu verwirklichen, wurden Verträge unterzeichnet, politische Organe entwickelt und unzählige Diskussionen geführt, an deren Ende Entscheidungen mit Tragweite für unterdessen über 500 Millionen Menschen stehen. Phasen der Stagnation und des Stillstands, aber auch Zeiten, in denen die Integration der Mitgliedsstaaten rasch voranschritt, prägen das Bild der EU. Wie sehen die europäischen Strukturen heute aus, die das Handeln der mittlerweile 28 Mitgliedsstaaten auf europäischer Ebene prägen? Welche Prozesse haben das aktuelle Gesicht der EU geformt? Welche Vorgänge können ihr zukünftiges Antlitz beeinflussen? Und wie stehen ihre Bürger zur Europäischen Union? 11 1. Vertragsreformen Die politischen Entscheidungen in der Europäischen Union beruhen auf Verträgen, in denen die Prozesse der Entscheidungsfindung sowie der Zuständigkeiten zwischen der EU und ihrer Mitgliedsstaaten festgelegt sind. Seit den ersten Gemeinschaftsverträgen (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl – EGKS 1951, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft – EWG und Europäische Atomgemeinschaft – Euratom 1957) wurden die Verträge immer wieder überarbeitet, um die EU wirksamer und transparenter zu gestalten sowie an neue Herausforderungen anzupassen. Am bisherigen Ende eines langjährigen institutionellen Reformationsprozesses in der EU stand der Vertrag von Lissabon („Europäischer Verfassungsvertrag“), der am 1. Dezember 2009 in Kraft trat, um auch mit der gestiegenen Anzahl an Mitgliedsstaaten und neuen Problemstellungen handlungs- und entscheidungsfähig zu bleiben. Damit kam eine Verfassungsreformphase zum Abschluss, die 1992 mit dem Vertrag von Maastricht begonnen hatte. Ihm folgten die Verträge von Amsterdam 1997 und Nizza 2000. Das ZEI begleitete den Prozess der europäischen Verfassungsreform seit dem Beginn der Arbeit des ZEI. 1.1 Der Vertrag von Amsterdam (1997) und der Vertrag von Nizza (2001) x Die Prüfung der Rechte des Europäischen Parlaments gemäß den Bestimmungen des Amsterdamer Vertrages stand im Mittelpunkt des Vortrages „Der Vertrag von Amsterdam und die Herausforderungen für die Europäische Union“ des Präsidenten des Europäischen Parlaments, José Maria Gil-Robles, im Rahmen eines „ZEI-Europaforum“ am 28. Januar 1999. Inmitten der zu diesem Zeitpunkt voll ausgebrochenen Krise der Europäischen Kommission forderte Gil-Robles weitere parlamentarische Kontrollfunktionen für das Europäische Parlament. Darüber hinaus sprach er sich für eine klare Kompetenzverteilung in der Europäischen Union aus. José María Gil-Robles, Der Vertrag von Amsterdam: Herausforderung für die Europäische Union, ZEI Discussion Paper, C37/1999. x Vor dem Hintergrund noch offener institutioneller Fragen im Vorfeld der Erweiterung der EU organisierte das ZEI am 25./26. September 2000, in Zusammenarbeit mit der Europäischen Rechtsakademie (ERA) in Trier, eine internationale Tagung mit Experten aus verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten. Dabei wurden folgende zentrale Themen erörtert: Institutionelle und prozedurale Neuerungen, politischer und juristischer Reformbedarf der EU-Institutionen 13 (Rolle des Europäischen Gerichtshofes), Einfluss des europäischen Integrationsprozesses auf die Mitgliedsstaaten und die Beitrittsländer sowie der Weg zu einem „Europa der Bürger“ (Ansätze und Defizite eines europäischen Volkes, Regieren und Regierung in der EU). In Beiträgen aus der Politik- und Rechtswissenschaft sowie der politischen Praxis in den EU-Institutionen und den Mitglieds- wie Beitrittsländern wurde an die anhaltende Diskussion der Reform der EU-Institutionen angeknüpft und auch die Idee einer Neugestaltung der Verträge in vielen Einzelheiten erörtert. Dabei wurden den Prinzipien des Rechtsstaates, der Demokratie, der Transparenz, der Flexibilität und der Effizienz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. x Im Rahmen eines internationalen Dialogs zwischen Wissenschaft und Politik veranstaltete das ZEI am 25. Februar 2000 in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt in Berlin einen Workshop zur Legitimationsproblematik der EU: „Die Europäische Union auf dem Weg zu einer Union von Staaten und der Bürger: Europäische Integration vor der Herausforderung von Legitimation und Demokratie“. In der kontroversen Diskussion – in Anwesenheit von Abgeordneten aus dem Europaparlament, darunter Daniel Cohn-Bendit, aus dem Bundestag, darunter Werner Hoyer, und aus der französischen Nationalversammlung sowie Vertretern aus der EU-Kommission, der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens – wurde insbesondere auf die strukturellen Hindernisse zur Legitimationsbeschaffung der EU hingewiesen, wie sie sich insbesondere in der Nichtexistenz eines „europäischen Volkes“ (Demos) und im Mangel an europäischer Öffentlichkeit äußern. Als grundsätzliche Lösungsansätze wurden die Erhöhung der Effizienz europäischer Politik (Output-Legitimation) und die Stärkung der demokratischen Legitimation der europäischen Governance (InputLegitimation) erörtert. Ob eine Europäische Verfassung einen Beitrag zur Beseitigung des Demokratiedefizits leisten könnte, blieb umstritten. Dagegen herrschte weitgehend Übereinstimmung über die Notwendigkeit grundsätzlicher Reformen der EU-Institutionen vor der weiteren Erweiterung um Staaten Mittelund Südosteuropas. Es wurde ausführlich die Frage diskutiert, ob das Referenzmodell des Nationalstaates und dessen enge Kategorien nicht überholt seien. Schließlich wurde gefordert, dass grundsätzliche Fragenkomplexe wie Demokratie und Legitimation der EU unbedingt in der europäischen Agenda der nächsten für 2000/2001 vorgesehenen Regierungskonferenz Beachtung finden sollten. x ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und ZEI Mitarbeiter Matthias Pechstein unternahmen in dem 2000 erschienenen Lehrbuch „Die Europäische 14 Union“ eine systematische Behandlung der Unionsarchitektur und der intergouvernementalen Institutionen und Regelungsgegenstände. Ein Schwerpunkt lag auf der Untersuchung der institutionellen Verklammerung von intergouvernementalen Unions- und supranationalen Gemeinschaftspolitiken. Die damit verbundenen Fragen wurzeln zu einem wesentlichen Teil in der durch den Vertrag von Amsterdam fortentwickelten Unterscheidung von Unionsrecht und Gemeinschaftsrecht. Die hieraus folgenden Problemstellungen wurden in dem Lehrbuch einer systematischen rechtlichen Analyse unterzogen. Dabei wurden nicht nur die Unionsarchitektur sowie die ansonsten vielfach vernachlässigten Politikbereiche der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) sowie der Polizeilichen und Justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS) dargestellt, sondern auch die für die Fortentwicklung der Union maßgeblichen Fragestellungen behandelt. Dies betraf insbesondere die Osterweiterung, die Justitiabilität des Unionsrechts und die Problematik des Verfassungsbedarfs beziehungsweise der Verfassungsqualität der rechtlichen Grundordnung der Union. Christian Koenig/Matthias Pechstein, Die Europäische Union. Ein Lehrbuch, Tübingen: Mohr Siebeck, 2000, 340 Seiten. x Das Lehrbuch „Europarecht“ umfasst den den Gesamtbestand des europäischen Integrationsrechts. Behandelt werden insbesondere die Organisation und die Verfahren der Europäischen Gemeinschaften, die Wirtschaftsund Währungsunion, die Sozialunion sowie die Unionsbürgerschaft. Ein besonderes Augenmerk gilt den Grundprinzipien der Europäischen Gemeinschaft. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Darstellung der Grundfreiheiten des EU-Vertrages, die vor dem Hintergrund der Rechtsprechung der Gemeinschaftsgerichte neu bewertet wurden. In den mittlerweile neun Neuauflagen wurden Änderungen in der Rechtssprechung sowie die einschlägige Literatur jeweils grundlegend akualisiert. Christian Koenig/Andreas Haratsch/Matthias Pechstein, Europarecht. Ein Lehrbuch, Tübingen: Mohr Siebeck, 9. Auflage, 2014, 775 Seiten. 1.2 Europäischer Verfassungskonvent (2001-2003) x Als Beitrag des ZEI zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft während des ersten Halbjahres 1999 fand unmittelbar zu ihrem Auftakt am 21. Januar 1999 eine von großem öffentlichen Interesse begleitete internationale Konferenz zur Leitfrage „In welcher Verfassung ist Europa – welche Verfassung für Europa?“ statt. Dabei wurde deutlich, dass Europa an einem entscheidenden Wendepunkt 15 steht. Das Europa, das seine wirtschaftliche Einigung so weit vorangetrieben hat, das „Europa nach dem Euro“, das der französische Minister für europäische Angelegenheiten Pierre Moscovici entwarf, braucht Visionen, die die politische Einigung weitertreiben. Dazu gehört, wie EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD) deutlich machte, die gemeinsame Außenpolitik der Europäischen Union. Dazu gehört aber auch die Legitimation der EU-Politik durch eine regional gegliederte, dem Subsidiaritätsprinzip verpflichtete und damit handlungsfähigere Union, so der Vorsitzende des Europa-Ausschusses des saarländischen Landtages Jo Leinen, und die Stärkung des Europäischen Parlaments im Institutionengefüge der EU, worauf der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament Dr. Hans-Gert Pöttering (CDU) hinwies. 2001 folgte ein weiterer Workshop am ZEI, der sich mit der Verfassungsfrage beschäftigte. Wissenschaftler und Praktiker gingen kritisch der Frage nach der „Europäischen Verfasstheit“ nach, wie sie sich etwa an der Rolle der Institutionen, der europäischen Außenpolitik und in Wertefragen zeigt. Ergebnisse und Analysen beider Workshops flossen in die Publikation „In welcher Verfassung ist Europa – Welche Verfassung für Europa?“ ein. Die Autoren zeigten Handlungsmöglichkeiten der EU auf und entwickelten eine Vision der Zukunft Europas, indem sie insbesondere die Möglichkeiten für eine Europäische Verfassung beleuchteten. Beteiligte Referenten und Autoren waren unter anderem Leo Tindemans, der frühere belgische Ministerpräsident, Bundesaußenminister Joschka Fischer, Pierre Moscovici, französischer Minister für europäische Angelegenheiten, EU Kommissar Günter Verheugen und Verfassungsrichter Prof. Dr. Paul Kirchhof. Frank Ronge (Hrsg.), In welcher Verfassung ist Europa – Welche Verfassung für Europa? Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 15, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2001, 368 Seiten. x Im Blick auf den 50. Jahrestag der Gründung der EWG im Jahre 2007 analysierte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt den enormen Reformbedarf für die Institutionen der EU, der über die Beschlüsse des Gipfeltreffens von Nizza im Dezember 2000 entscheidend hinausging. Vor diesem Hintergrund plädierte er für die Erarbeitung einer europäischen Verfassung. Damit solle der häufig eher unspezifischen Suche nach der Definition einer europäischen Identität Rahmen und Richtung und dem politischen Willen der EU-Mitgliedsländer Orientierung und Perspektive gegeben werden. Es gelte von der Geschichte der USA zu lernen, dass Identität 16 einen politischen Charakter annehmen müsse, wenn sie dauerhaft Wirkung im öffentlichen Raum entfalten wolle. Ludger Kühnhardt, Towards Europe 2007. Identity, Institution-Building and the Constitution of Europe, ZEI Discussion Paper, C85/2001. x Prof. Dr. Dimitris Tsatsos, MdEP, hielt am 19. Juni 2001 einen „Europadialog“ zu dem Thema „Der Vertrag von Nizza und die institutionelle Entwicklung der EU – Bericht aus der Regierungskonferenz 2000 und Ausblicke“. Der Beschluss von Nizza, im Jahr 2004 eine weitere Regierungskonferenz abzuhalten, so Tsatsos, habe der Verfassungsdebatte der Europäischen Union neuen Schub verliehen und verdeutlicht, dass der „PostNizza-Prozess“ auf dem bisher Erreichten aufbauen muss. x Die Beschlüsse des Europäischen Rates von Nizza 2001 setzten die Auseinandersetzung über die künftige Ausgestaltung des europäischen Institutionensystems nachhaltig in Gang. Anders als in Nizza, wo allenfalls institutionelle Teilanpassungen vollzogen wurden, sollte künftig eine Regierungskonferenz oder ein Verfassungskonvent einen gründlichen und umfassenden Verfassungsvertrag entwerfen, unter Umständen im Sinne eines föderalen Ordnungsmodells. Der von Prof. Dr. Peter Cullen, University of Bristol, und ZEI Mitarbeiter Dr. Peter Zervakis erarbeitete Sammelband versuchte, einen konzeptionellen Analyserahmen für die Voraussetzungen eines solchen Reformprogramms interdisziplinär zu entwerfen. Dabei kamen die unterschiedlichen Zielsetzungen in den Mitglieds- und Kandidatenländern zur Sprache. An dem Buch haben Experten aus sechs Ländern mitgearbeitet. Peter J. Cullen/Peter Zervakis (eds.), The Post-Nice Process. Towards a European Constitution? Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 49, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2002, 239 Seiten. x Die Arbeit des Europäischen Verfassungskonvents unter der Leitung des ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing wurde von Seiten der nordrhein-westfälischen Landesregierung durch einen „Expertenrat der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen zur Begleitung des EUKonvents“ unterstützt, in dem Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger Ideen austauschten und konkrete Reformvorschläge entwickelten. In diesen Expertenrat wurde als einer der Vertreter der Europarechtswissenschaft ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig berufen. Einen Schwerpunkt der ZEIArbeit im Konvent bildeten Anstrengungen zur Verbesserung des Rechtsschutzes auf EG-Ebene. Besonderes Augenmerk wurde in diesem 17 Zusammenhang auf eine Verbesserung des Rechtsschutzes im Beihilfenverfahren gelegt. Darüber hinaus wurden auch grundlegende Strukturfragen des EG-Beihilfenrechts behandelt, wie etwa das Konfliktfeld der Regionalförderung. x Um bei der historischen Weichenstellung, die mit der Einsetzung des Europäischen Verfassungskonvents 2001 eingeläutet wurde, mitwirken zu können, hat sich das ZEI 2002 an der Gründung des „European Policy Institutes Network“ (EPIN) beteiligt, eines großangelegten Netzwerkes von europaweit tätigen Forschungsinstituten in der EU. Die regelmäßig in Brüssel stattfindenden EPIN-Meetings zu Themen rund um den Konvent, an denen immer auch zwei Konventsmitglieder zu Gast waren, dienten zwischen 2002 und 2003 nicht nur dazu, Informationen aus erster Hand zu erlangen, sondern auch politikberatend Einfluss zu nehmen. Zugleich garantierte die multinationale Zusammensetzung von EPIN, dass das gegenseitige Verständnis für jeweilige nationale Interessen und Debatten in den Herkunftsländern aller EPIN-Mitglieder geweckt wurde. Seitens des ZEI nahmen ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und ZEI Mitarbeiter Dr. Marcus Höreth regelmäßig and den EPIN-Workshops teil. x Am 13./14. Mai 2003 fand im Rahmen der Kooperation mit EPIN eine Konferenz „Prospect for a European Constitution – Prospects for more Legitimacy?“ am ZEI statt. Praktiker und Experten aus allen Regionen der EU lieferten instruktive Analysen zum aktuellen Stand der Konventsberatungen. Während sich Nikolaus Meyer-Landrut, Sprecher des Konvents, Walpurga Speckbacher, Kabinettchefin des Konventspräsidenten Giscard d’Estaing, und das deutsche Konventsmitglied Peter Altmaier (MdB) naturgemäß eher optimistisch zu den erwarteten Ergebnissen äußerten, waren die EPIN-Experten etwas skeptischer. Dennoch waren auch diese Experten – unter ihnen Kirsty Hughes, Center for European Policy Studies in Brüssel, Carlos Closa, Universität Zaragoza, Christopher Lord, University of Leeds, ZEI Mitarbeiter Dr. Marcus Höreth und ZEI Senior Fellow Uwe Leonardy sowie Franz Eichinger, Generalsekretariat des Rates der Europäischen Union – optimistisch, dass der Europäische Konvent befriedigendere Resultate präsentieren würde als dies früher gewöhnlichen EU-Regierungskonferenzen gelungen ist. Diese Einschätzung konnte sich mit Blick auf den am 20. Juni 2003 letztlich vorgelegten Verfassungsentwurf des Konvents bestätigt sehen. Diverse Positionspapiere wurden von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, den ZEI Mitarbeitern Dr. Marcus Höreth und Dr. Hubert Iral sowie anderen Netzwerkteilnehmern verfasst. 18 x Unter der Leitung von ZEI Mitarbeiter Dr. Peter Zervakis fand am 10./11. April 2003, in Kooperation mit der Europäischen Rechtsakademie (ERA), eine Tagung unter dem Titel „Der Konvent zur Zukunft Europas: Erarbeitung einer Verfassung für die Europäische Union“ statt. Dort wurde eine erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Debatten im Konvent vorgenommen und die Auswirkungen des Verfassungstextes auf das EU-Rechtssystem, die institutionelle Machtverteilung und die zentralen Politikfelder erörtert. Einigkeit herrschte bei allen Referenten darüber, dass die „Konventsmethode“ sich wegen der mehr oder weniger deliberativen Art der öffentlichen Diskussionen im Kreis der Abgeordneten des Europäischen Parlaments, der nationalen Parlamente und der Beauftragten der Regierungen der Mitgliedsstaaten sowie der Kommission und erstmals auch der Vertreter der beitrittswilligen Länder bewährt habe. x Als Ertrag mehrerer ZEI-Verfassungsseminare, die von Dr. Marcus Höreth geleitet wurden, konnte ein weiteres ZEI Discussion Paper veröffentlicht werden. Der in dem Arbeitsprozess des ZEI-Verfassungsseminars entstandene Kommentar legte das Hauptaugenmerk auf die im ersten Teil des Entwurfs enthaltenen Strukturentscheidungen. Ihre Bewertung verstand sich als Beitrag zur Interpretation und Fortschreibung des Verfassungsprozesses. Die Experten des ZEI stellten fest, dass zwar noch eine Reihe von integrationsfreundlichen Klarstellungen wünschenswert wären, der Konvent aber dennoch einige zukunftsweisende Vorschläge unterbreitet habe. ZEI (Hrsg.), Der Verfassungsentwurf des EU-Konvents, ZEI Discussion Paper, C124/2003. 1.3 Europäischer Verfassungsvertrag (2003) x Bei einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union des Deutschen Bundestages zum Stand des EUVerfassungskonvents am 21. Mai 2003 hat ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt dem Deutschen Bundestag die Einsetzung einer EnqueteKommission zu den Folgen der europäischen Verfassungsgebung für das politische System Deutschlands und der Europafähigkeit Deutschlands empfohlen. Kühnhardt regte an, im Bereich der künftigen Gemeinsamen Außenund Sicherheitspolitik der EU einen „Frühwarnmechanismus“ zu installieren, um künftig Krisen innerhalb der EU, wie jene in der Irak-Frage, rechtzeitig zu entschärfen. Er plädierte für die doppelte Legitimierung des künftigen EUAußenministers durch den Europäischen Rat und das Europäische Parlament und empfahl einen Mechanismus für künftige Verfassungsergänzungen auf 19 Basis des Prinzips der qualifizierten Mehrheit im Europäischen Rat. Dadurch werde das föderale Unionsprinzip gestärkt. x Mit der Vorlage des „Verfassungsvertrages für Europa“ manifestierte sich auch für die breitere Öffentlichkeit ein Prozess der Verlagerung des Nationalbewusstseins hin zu einem europäischen Verfassungspatriotismus, argumentierte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt. In einem wissenschaftlichen Aufsatz legte er die Schritte dieses Entwicklungsweges in einer Gesamtschau der letzten fünfzig Jahre anschaulich dar. Ludger Kühnhardt, From National Identity to European Constitutionalism. European Integration: The first fifty years, ZEI Discussion Paper, C141/2004. x Ein multidisziplinäres, aus Politikwissenschaftlern, Juristen und Ökonomen bestehendes Team des Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) legte 2005 eine erste wissenschaftliche Bewertung des Europäischen Verfassungsvertrages vor. Trotz aller Hürden, die der am 29. Oktober 2004 von den Staats- und Regierungschefs in Rom endlich unterzeichnete „Vertrag über eine Verfassung für Europa“ noch zu bewältigen hatte – die EU konnte hinter den wichtigen Reformen, die mit diesem Vertrag beschlossen wurden, nicht zurück bleiben. Die Studie bietet einen systematischen Einblick in den Verfassungsvertrag und seine Strukturentscheidungen. In ihrer Analyse kamen die ZEI Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Verfassung eine wichtige Errungenschaft für die EU darstelle, auch wenn in den instruktiven Einzelbeiträgen bereits jene Schwachstellen aufgezeigt wurden, die in Zukunft zu überarbeiten sein würden. Marcus Höreth/Cordula Janowski/Ludger Kühnhardt (Hrsg.), Die Europäische Verfassung. Analyse und Bewertung ihrer Strukturentscheidungen, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 65, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2005, 301 Seiten. x ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Jürgen Elvert stellte in einer Analyse fest, dass im Laufe der Erweiterung zunehmend der ursprüngliche Grundkonsens der Sechsergemeinschaft in Frage gestellt worden sei, weshalb die Frage nach der finalité politique der Europäischen Union auch weiterhin unbeantwortet bleibe, wobei die vorhandenen Konzepte weiterhin zwischen einem Europa als Freihandelszone und der EU als föderal strukturierter politischer Gemeinschaft oszillieren. Jürgen Elvert, Zur gegenwärtigen Verfassung der Europäischen Union, ZEI Discussion Paper, C148/2005. 20 x Die Ablehnung des Verfassungsvertrages in Referenden in Frankreich und in den Niederlanden im Jahr 2005 leitete turbulente Zeiten für die EU ein. Öffentliche Diskussionen um die Gemeinschaftswährung und das anschließende Scheitern des EU-Gipfels am 16./17. Juni 2005 in Brüssel stürzten die EU endgültig in eine ihrer schwersten Krisen. Der Ratifizierungsprozess zur EUVerfassung wurde in einigen Ländern zunächst ausgesetzt und auch in der schwierigen Frage der EU-Finanzierung konnte keine Einigung erzielt werden. In diesen sehr ereignisreichen Wochen waren die Mitarbeiter des ZEI von den Medien äußerst gefragte Experten. ZEI Master Fellows erarbeiteten eine Analyse, die sich detailliert mit den Reaktionen in allen EU Staaten und in den diversen Fraktionen des Europäischen Parlaments auf die Unterzeichnung der ersten Europäischen Verfassung, die durch die negativen Referenden in Frankreich und in den Niederlanden ausgebrochene Ratifikationskrise und mit den Perspektiven einer Überwindung dieser Krise befasste. Nina Eschke/Thomas Malick (eds.), The European Constitution and its Ratification Crisis – Constitutional Debates in the EU Member States, ZEI Discussion Paper, C156/2006. x Von der deutschen Ratspräsidentschaft, die 2007 mit dem 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge zusammenfiel, wurde erwartet, dass sie den Verfassungsgebungsprozess wieder in Gang setzt. Die am 25. März 2007 verabschiedete „Berliner Erklärung“ zeugte von dem Willen, die EU auf eine erneuerte gemeinsame Grundlage zu stellen. Vor diesem Hintergrund erarbeiteten ZEI Master Fellows mögliche alternative Verfassungstexte. Das 2007 erschienene ZEI Discussion Paper beinhaltete einerseits eine „visionäre“ Verfassung und andererseits einen „realistischen“ Text, der auf dem im Oktober 2004 unterzeichneten Verfassungsdokument fußt. Matthieu Bertrand/Ðor .), Reconstructing Europe. Two Alternative Proposals for a European Constitution, ZEI Discussion Paper, C171/2007. x Wie hat die Europäische Union ihre selbst verordnete „Reflexionsphase“ genutzt, um nach der Ablehnung des EU-Verfassungsvertrages in Frankreich und den Niederlanden im Frühjahr 2005 die Bürger wieder stärker in das europäische Projekt einzubinden und über das Schicksal des Verfassungstextes zu entscheiden? Um diese Frage zu beantworten, wurde in einem Paper von ZEI Master Fellows die offizielle „EU-Reflexionsphase“ zunächst in einen historischen Kontext eingeordnet und der Frage nachgegangen, welche Gründe zu den ablehnenden Referenden geführt haben. Anschließend richtete sich das 21 Augenmerk auf die unterschiedlichen Initiativen der drei zentralen EUInstitutionen Rat, Kommission und Parlament während der „Reflexionsphase“. Ergänzend wurde ein Überblick über die Aktivitäten der Mitgliedsstaaten sowie einiger zentraler EU-Forschungsinstitute gegeben. Anna Niemann/Sonja Ana Luise Schröder/Meredith Catherine Tunick (eds.), Recovering from the Constitutional Failure. An Analysis of the EU Reflection Period, ZEI Discussion Paper, C182/2008. 1.4 Der Vertrag von Lissabon (2007) x Mit dem Vertrag von Lissabon 2007 trat die Europäische Union in eine neue Phase der europäischen Integration ein. Der neue Reformvertrag, der zu weiten Teilen aus dem zurückgewiesenen Entwurf des Verfassungsvertrags stammte, versprach Entscheidungsfindung und Politik in der EU transparenter, effizienter und demokratischer zu machen. In einer ersten wissenschaftlichen Analyse des Vertrags von Lissabon durch ZEI Mitarbeiter nahmen Dr. Marcus Höreth und Jared Sonnicksen einen fokussierten Blick auf die Bestimmungen des Vertrags vor, die am meisten mit der Förderung von Offenheit und Effektivität in der EU befasst sind und reflektierten darüber, ob aufgrund der Kompromisse und ausgehandelten Ausnahmen trotz „neuer und verbesserter“ Regeln am Ende nicht doch alles beim Alten bleibe. Marcus Höreth/Jared Sonnicksen, Making and Breaking Promises. The European Union under the Treaty of Lisbon, ZEI Discussion Paper, C181/2008. x Das bilaterale Forschungsprojekt „Deutschland und Frankreich angesichts der Krise“ wurde zwischen 2008 und 2011 vom Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) und dem Comité d’études des relations francoallemandes (Cerfa) am Institut français des relations interntionales (Ifri) in Paris durchgeführt. Ausgangspunkt des seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der französischen Agence nationale de la recherche finanzierten Projekts bildete die anhaltende Krise der Europäischen Union, die sich einerseits in einer Krise der Erweiterungspolitik aufgrund zunehmender Erweiterungsmüdigkeit und einer Verfassungsgebungskrise aufgrund eines abnehmenden europapolitischen Konsenses andererseits manifestierte. Dem Projekt lag die Annahme zugrunde, dass eine nachhaltige Überwindung dieser Doppelkrise nur auf Basis eines deutsch-französischen Ansatzes gewährleistet werden könne. Das Projekt verfolgte in einer ersten Hälfte zwei Teilziele, nämlich die Ermittlung der gegenwärtigen nationalen Grunddispositionen Deutschlands und 22 Frankreichs vor dem Hintergrund der krisenhaften Entwicklungen mittels einer deutsch-französischen Strukturanalyse sowie die Identifikation und Interpretation der europäischen Strukturen und Handlungsmodi auf Basis der neuen primärrechtlichen Grundlagen (Vertrag von Lissabon). In einer zweiten Projektphase wurden mögliche Ansätze für Krisenüberwindungsstrategien in der EU zu erarbeitet. Dies geschah vor dem Hintergrund möglicher beziehungsweise erwartbarer Entwicklungen der EU in Abhängigkeit zu ihrem Umfeld, so dass das Projekt nach Entwicklungsszenarien Europas in einem mittelfristigen Rahmen von zehn Jahren fragte. Nach Abschluss der primärrechtlichen Reform der EU gelte es, den Rahmen des Vertrags von Lissabon mit zukunftsweisenden politischen Inhalten zu füllen, resümierten die Teilnehmer einer von ZEI und Ifri in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration abgehaltenen Tagung „Die Europäische Union 2020: Entwicklungsperspektiven der Integration“ am 5. Oktober 2009 in Bonn, die von der DFG und der Europäischen Kommission unterstützt wurde. Die Projektkoordinatoren, Dr. Louis-Marie Clouet, Ifri, und Dr. Andreas Marchetti, ZEI, resümierten, dass nur durch ein in der Gesellschaft präsentes Europa mehr Bürgernähe und damit die erforderliche Akzeptanz geschaffen werden könne, die für ein „Europa der Projekte“ erforderlich sei. Die Ergebnisse des Projektes wurden schließlich am 19. Januar 2011 bei der Abschlusstagung „Europa und die Welt 2020: Deutsche und französische Visionen der Zukunft Europas“ im Residence Palace, Centre de Presse International, in Brüssel vorgestellt und diskutiert. Neben politisch Verantwortlichen und Medienvertretern beteiligten sich Vertreter maßgeblicher think tanks (unter anderem Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, Fondation Robert Schuman, Stiftung Wissenschaft und Politik) an der Diskussion der Forschungsergebnisse in Brüssel. Die in Zusammenarbeit mit dem Ifri in Paris edierten Publikationen des Projektes vereinen Sichtweisen aus den Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in interdisziplinärer Perspektive, um den Vertrag umfassend zu würdigen. Claire Demesmay/Andreas Marchetti (eds.), Le Traité de Lisbonne en discussion: quels fondements pour l’Europe?, Note de l’Ifri 60, Paris: Ifri, 2009, 141 Seiten. Andreas Marchetti/ Claire Demesmay (eds.), La France et l’Allemagne face aux crises européennes, Pessac: Presses universitaires de Bordeaux, 2010. 23 Andreas Marchetti/Claire Demesmay (eds.), Der Vertrag von Lissabon: Analyse und Bewertung, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 71, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2010, 289 Seiten. Andreas Marchetti/Louis-Marie Clouet (eds.), Europa und Welt 2020: Entwicklungen und Tendenzen, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 74, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2011: 310 Seiten. Louis-Marie Clouet/Andreas Marchetti (eds.), L’Europe et le monde en 2020, Essai de prospective franco-allemande, Villeneuve d’Ascq: Presses Universitaires de Septentrion, 2011. x Eine Studie von ZEI Mitarbeiter Dr. Georg Kristian Kampfer zeigte Stand und Dynamik der europäischen Integration auf, illustrierte die Neuerungen des Reformvertrags von Lissabon und legte einen analytischen Fokus auf den Schlüsselbereich einer Integration hin zu einem europäischen Bundesstaat und zu einer gemeinsamen Außenpolitik. Mit dem Werk wurden Rückschlüsse aus der jüngeren Geschichte des bundesdeutschen Föderalismus auf die Entwicklung der Europäischen Union gezogen und staatsrechtliche Anforderungen an die Europäische Union von morgen gestellt. Georg Kristian Kampfer, Die Europäische Union auf dem Weg zu einem Bundesstaat? Von der föderalen Struktur der Europäischen Union und der Europäisierung der Außenpolitik, Schriftenreihe des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 73, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2010, 353 Seiten. x Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Lissabon Vertrag vom 30. Juni 2009 vertrat die Auffassung, das Europäische Parlament könne auf Grund seiner Zusammensetzung kein ausreichendes Subjekt demokratischer Legitimation bei der Gründung eines europäischen Bundesstaates sein, und im Falle einer solchen Gründung werde Deutschland sich eine neue Verfassung durch Volksentscheid geben müssen. Ein Aufsatz von ZEI Senior Fellow Uwe Leonardy untersuchte diese Folgerungen, indem er das Verständnis des Gerichts von einem europäischen „Staatenverbund“, von der EU als einer supranationalen Organisation, von den Begriffen der „Verfassungsidentität“ und der „Souveränität“, von den Erfordernissen demokratischer Repräsentation in der EU, von der neuen Kategorisierung der EU-Kompetenzen und von den Notwendigkeiten für ihre Begrenzung analysierte. Im Schlussteil wurden die judiziellen Aussichten für eine europäische Föderation mit dem Ergebnis 24 geprüft, dass solche Möglichkeiten entgegen der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nicht als aussichtslos anzusehen sind. Uwe Leonardy, Is the European Federation a ‘Mission Impossible’? A Critical Analysis of the German Constitutional Court’s Judgment on the Lisbon Treaty, ZEI Discussion Paper, C201/2010. x Die breit angelegte, 2010 erschienene Studie „European Union – The Second Founding. The Changing Rationale Of European Integration“ von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt analysiert den bisherigen fünfzigjährigen Entwicklungsprozess der europäischen Integration und seine weltpolitischen und wissenschaftstheoretischen Zusammenhänge und liefert damit eine Neuinterpretation von den Anfängen der Einigung bis zum Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon 2009. Die Studie geht von der zweifachen These aus, dass sich die EU seit einigen Jahren einer zweiten Gründung unterzieht und sich dabei zugleich die Begründung für die europäische Integration wandelt. Nach der ersten Gründung 1957 erfolgt seit Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre eine stärkere Politisierung der Integration, verbunden mit gesteigertem Interesse der europäischen Bürger (aber auch stärkerer Kritik) an der Integration. Zugleich wandelt sich seit dem Ende des Kalten Krieges und der Überwindung der Teilung Europas die Begründung der Integration: War die europäische Integration in den ersten Jahrzehnten vorrangig eine Angelegenheit der inneren Aussöhnung unter den Staaten und Völkern Europas, so richtet sie sich seit einigen Jahren immer deutlicher aus an der Suche nach einer neuen globalen Rolle Europas im Zeitalter der Globalisierung. Die Studie rekonstruiert die zentralen Weichenstellungen der ersten fünf Jahrzehnte der europäischen Einigung mit einem besonderen Augenmerk auf die Funktion von Krisen, zumal im Lichte des europäischen Verfassungsbildungsprozesses. Ludger Kühnhardt, European Union – The Second Founding. The Changing Rationale of European Integration, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Baden-Baden: Nomos-Verlag 2008, 672 Seiten (zweite, überarbeitete Auflage 2010). 25 Weitere ausgewählte Publikationen Christian Koenig/Andreas Haratsch, Lehrbuch: Einführung in das Europarecht, Tübingen: Mohr Siebeck Verlag, 1996. Ludger Kühnhardt, Die EU vor grossen Reformerfordernissen. Stark befrachtete Agenda der Osterweiterung, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 163, 17. Juli 1998, Seite 4. Peter Zervakis, Das Europäische Parlament und die Parlamente der Mitgliedsstaaten nach dem Vertrag von Amsterdam, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 3, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2000, Seite 765. Ludger Kühnhardt, Gewinnt Europa an Dynamik? Die Europäische Union vor dem Gipfeltreffen in Nizza, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 279, 29. November 2000, Seite 10. Hubert Iral, Wartesaal oder Intensivstation? Zur Lage der EU nach der gescheiterten Regierungskonferenz, ZEI Discussion Paper, C133/2004. Martin Seidel, Die Stellung der Europäischen Zentralbank nach dem Verfassungsvertrag, ZEI Working Paper, B19/2004. Nina Eschke/Thomas Malick (eds.), The European Constitution and its Ratification Crisis. Constitutional Debates in the EU Member States, ZEI Discussion Paper, C156/2006. Andreas Marchetti/Louis-Marie Clouet, Leadership by Credibility-FrancoGerman Visions of the Future of the Union, ZEI Discussion Paper, C205/2011. 26 2. Regieren in der EU: Entscheidungs- und Handlungsprozesse In Brüssel fällt nichts vom Himmel: keine Verordnung, keine Richtlinie, keine Entscheidung, keine Mitteilung, kein Grün- und kein Weißbuch. Alles ist das Ergebnis des EU-spezifischen Willensbildungsprozesses. Dieser Prozess wird durch Verhandlungen gestaltet. Die Grundlage bilden die drei für die Politikgestaltung und Rechtssetzung verantwortlichen Organe, die Europäische Kommission das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union. Daneben machen aber auch nichtstaatliche Akteure sowie beratende Einrichtungen und Agenturen ihren Einfluss geltend. Regieren in der EU ist immer auch ein Wechselspiel zwischen den verschiedenen Politikebenen, beispielsweise bei der Umsetzung der EU-Richtlinien in den Mitgliedsstaaten. Die Rahmenbedingungen, die durch die EU gegeben werden, treffen in den einzelnen Mitgliedsstaaten, und dort wiederum in den einzelnen Regionen, auf unterschiedliche Voraussetzungen. Es bleibt eine dauerhafte Frage, die Übereinstimmungen, Unterschiede oder gar offenen Gegensätze zwischen diesen Ebenen (und auch innerhalb einer Ebene, wie derjenigen des einzelnen EU-Mitgliedsstaates) zu analysieren. 2.1 Entwicklungen in den EU-Institutionen x Herausragender Mittelpunkt der Aktivitäten des ZEI zur „Agenda 2000“ der EU-Strategie für die politischen und fiskalischen Prioritäten zu Beginn des neuen Jahrhunderts war eine zweitägige Konferenz im Mai 1998, die mit einem weit beachteten und von mehreren hundert Zuhörern besuchten ZEI Europaforum des Präsidenten der Europäischen Kommission, Jacques Santer, eröffnet wurde. Am nachfolgenden Tag diskutierten Wissenschaftler, Politiker und Beamte aus mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Reformpaket der Kommission „Agenda 2000“ für die Europäische Union und für Deutschland. Die wissenschftlichen Abhandlungen und politischen Vorträge fanden ihren Niederschlag in einer ZEI Publikation. Peter Wittschorek (Hrsg.), Agenda 2000. Herausforderungen an die Europäische Union und an Deutschland, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 8, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 1999, 403 Seiten. x Zu den Eigentümlichkeiten der europäischen Integration gehört die Entwicklung eines Geflechts von regionalen Integrationsgruppen im Laufe der letzten Jahrzehnte. Diese Gruppen umfassen Mitglieder und Nichtmitglieder der 27 EU (zum Beispiel die Nordische Integration), sowie Teilgruppen der EU (zum Beispiel das Schengen- Abkommen), oder auch die EU als Vertragspartner gemeinsam mit anderen Ländern (zum Beispiel im Mittelmeerraum). Die Vielfältigkeit dieses Geflechts warf die Frage auf, wie die Beziehungen der Integrationsgruppen untereinander geregelt werden sollten und ob sich eine Vertiefung der Integration in der Zukunft eher in kleinen Gruppen vollzieht oder auf der Ebene der EU. Zu diesen Fragen veranstaltete das ZEI am 6./7. November 1998 unter der Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen in Zusammenarbeit mit dem Centre for Economic Policy Studies (CEPR), London, und der Yvrö Jahnsson Stiftung, Helsinki, eine Tagung zu dem Thema „Regionalism in Europe: Geometries and Strategies after 2000“. Prof. Dr. Bruno Frey (Zürich) stellte sein Modell einer Verfassung für Europa vor. In diesem Modell steht es allen Mitgliedsstaaten frei, für bestimmte Bereiche der Wirtschaftspolitik „Integrationsfoci“ zu bilden, das heißt Gruppen, die sich selbst Regeln der Zusammenarbeit definieren und untereinander im Wettbewerb stehen können. Andere Teilnehmer kritisierten, dass eine spontane Bildung von „Foci“ die Integration in anderen Bereichen behindern könne und daher eine Ordnung des Wettbewerbs nötig sei, die die EU insgesamt als Kern des organisierten Europa anerkenne. Ergebnisse dieser Tagung wurden dann 2001 veröffentlicht. Jürgen von Hagen/Mika Widgren (eds.), Regionalism in Europe. Geometries and Strategies after 2000, ZEI Studies in European Economics and Law, Vol. 4, Dordrecht: Kluwer Academic Publisher, 2001, 284 Seiten. x Am 29. April 1999 hielt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement am ZEI einen Vortrag über die wachsende Bedeutung der Regionen in Europa. Dabei wurde deutlich, dass er Nordrhein-Westfalen enger mit den Nachbarländern Belgien, Niederlande und Luxemburg verbunden sieht, als beispielsweise mit anderen entfernter liegenden deutschen Bundesländern. Ministerpräsident Clement forderte, die wirtschaftspolitischen Handlungsspielräume der Regionen und Kommunen auszubauen. Nordrhein-Westfalen trete für eine grenzüberschreitende Harmonisierung der indirekten Steuern und für eine gemeinsame Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik ein, um Bedingungen für einen fairen Wettbewerb in der EU zu schaffen. Die europapolitische Perspektive Nordrhein-Westfalens lasse sich am besten durch Stichworte wie Dezentralisierung, Subsidiarität und Eigenverantwortung umschreiben. Wolfgang Clement, Perspektiven nordrhein-westfälischer Europapolitik, ZEI Discussion Paper, C48/1999. 28 x Der Vorsitz im Rat der Europäischen Union, kurz als Ratspräsidentschaft bezeichnet, rotiert gemäß Art. 16 Abs. 9 EU-Vertrag nach einem gleichberechtigten Turnus zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. Alle sechs Monate wechselt die Ratspräsidentschaft zwischen den EU-Mitgliedsländern nach einer festgelegten Reihenfolge. In Vorträgen und Publikationen des ZEI wurden zwischen 1998 und 2007 unterschiedliche Ratspräsidentschaften begleitet und analysiert. Doug Henderson, The British Presidency of the EU and British European Policy, ZEI Discussion Paper, C7/1998. Dietrich von Kyaw, Prioritäten der deutschen EU Präsidentschaft unter Berücksichtigung des Europäischen Rates in Wien, ZEI Discussion Paper, C33/1999. Günter Verheugen, Germany and the EU Council Presidency. Expectations and reality, ZEI Discussion Paper, C35/1999. Hendrik Voss/Emilie Bailleul, The Belgian Presidency and the post-Nice process after Laeken, ZEI Discussion Paper, C102/2002. José Manuel Martínez Sierra, The Spanish Presidency. Buying more than it can choose? ZEI Discussion Paper, C112/2002. Finn Laursen/Berenice L. Laursen, The Danish Presidency 2002: Completing the Circle from Copenhagen to Copenhagen, ZEI Discussion Paper, C123/2003. Dimitris K. Xenakis/Dimitris N. Chryssochoou, The 2002 Hellenic Presidency of the European Union. Mediterranean Perspectives on the ESDP, ZEI Discussion Paper, C128/2003. Wolfgang Hilz, Deutschlands EU-Ratspräsidentschaft 2007. Integrationspolitische Akzente in schwierigen Zeiten, ZEI Discussion Paper, C164/2006. Andreas Marchetti/Martin Zimmek, Annäherungen an Europa. Beiträge zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007, ZEI Discussion Paper, C175/2007. x Der Premierminister des Großherzogtums Luxemburg, Jean-Claude Juncker, hielt am 26. Oktober 1999 im Rahmen des ZEI Europaforums einen Vortrag über die Rolle der kleinen Staaten in Europa. Juncker sagte, die Union könne aus den Erfahrungen der kleinen Staaten in Europa lernen. Er wies in diesem Zusammenhang insbesondere auf den Grenzverkehr, die grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit und die Währungsunion hin. Premierminister Juncker ging im Verlauf seiner Rede auch auf die Regierungskonferenz 2000 ein und betonte eindringlich, dass der Integrationsprozess nicht nur die großen, sondern auch die kleinen 29 Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft einbinden müsse. Die Union, so warnte Juncker, dürfe nicht zu einer Veranstaltung der Desintegration werden. x Die Lage der Gerichtsbarkeit in der Europäischen Union war Thema eines Symposiums, das das ZEI im November 1999 in Zusammenarbeit mit dem Bonner Zentrum für Europäisches Wirtschaftsrecht (ZEW) veranstaltete. Die Anzahl komplizierter, profunde sachspezifische Kenntnisse erfordernder Verfahren nimmt ständig zu und die dadurch bedingte massive Arbeitsbelastung führt zu einer unerträglichen Verlängerung der Verfahrensdauer. Im Rahmen der Diskussion unter Anwälten und Ministerialbeamten, die in der Vorbereitung oder Führung von Prozessen unmittelbar mit dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) oder dem europäischen Gericht erster Instanz (EuG) zu tun haben, sowie Rechtswissenschaftlern wurde deutlich, dass eine notwendige Reform des gemeinschaftlichen Gerichtssystems mit einer durchgreifenden Zuständigkeitsverlagerung vom EuGH zum EuG einhergehen muss. Die Funktion des EuGH sollte, so herrschte weitgehender Konsens, dabei auf die eines „Verfassungs“gerichts beziehungsweise einer reinen Revisionsinstanz beschränkt werden. Gleichzeitig wurde die Bildung von Spezialkammern beim EuG oder die Schaffung von Fachgerichten etwa für das Kartellrecht für notwendig erachtet. x In einer Grundsatzrede zur „Rolle der Europäischen Union bei der Entwicklung Europas von der Industriegesellschaft zur Wissen- und Informationsgesellschaft“ rückte EU-Kommissarin Viviane Reding, zuständig für die Bereiche Bildung und Kultur, die Bedeutung des Lernens für die zukünftige Entwicklung der europäischen Gesellschaft ins Zentrum. Im Rahmen eines ZEI Europaforum konnten die Zuhörer am 7. März 2001 die Position der EU-Kommissarin in dieser zentralen Frage kennen lernen. Lebenslanges Lernen schaffe das notwendige Fundament für den Übergang zur Informationsgesellschaft. Angesichts der rasanten technologischen Veränderungen sei es unverzichtbar, auch über den schulischen und universitären Bereich hinaus eigene Kenntnisse und Qualifikationen besonders im „neuen Wissen“ kontinuierlich zu aktualisieren. Es sei an der Zeit, junge und fähige Menschen endlich als knappe Ressource zu begreifen. Internetzugänge für alle Schüler und Jugendlichen, umfassende Lehrerfortbildung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowie eine Erweiterung des Angebots europäischer Dienstleistungen im Bildungsbereich seien unverzichtbar, um dem wachsenden Arbeitskräftemangel in vielen Zukunftsbranchen entgegenzuwirken. Der Vertrag von Nizza habe viel bewegt, indem die Annahme der 30 „Sozialagenda Bildung“ als soziales Grundrecht in der künftigen europäischen Gesellschaft als konstitutiv verankert worden sei. Viviane Reding, Die Rolle der EG bei der Entwicklung Europas von der Industriegesellschaft zur Wissens- und Informationsgesellschaft, ZEI Discussion Paper, C84/2001. x Mit dem Erscheinen des so genannten Weißbuchs zum europäischen Regierungshandeln („European Governance“) am 25. Juli 2001 nahm sich die Europäische Kommission viel vor: Sie wollte das Problem der demokratischen Verantwortlichkeit und der Verbesserung des demokratischen Entscheidungsprozesses in der EU angehen. Im Weißbuch zählt die Kommission dazu fünf Prinzipien „guten Regierungshandelns“ auf: Offenheit, Teilhabe, Rechenschaftspflicht, Handlungsfähigkeit und Transparenz. Obwohl ein beachtlicher, wenn auch verspäteter Versuch zur Verbesserung europäischen Regierungshandelns unternommen werde, scheitere das Weißbuch an dem Anspruch, eine substantielle Lösung für den demokratischen Legitimationskonflikt in der Europäischen Union anzubieten. Trotz der genauen Analyse der Quellen wachsender Entfremdung zwischen EU-Politik und EU-Bürger gehe das Dokument nur unzureichend auf die Herausforderungen von Transparenz und Bürgernähe der europäischen Institutionen ein, so der überwiegende Tenor einer Diskussionsveranstaltung, organisiert vom Zentrum für Europäische Integrationsforschung in Zusammenarbeit mit Europa 2020 und der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens am 13. November 2001 in Brüssel. Am Forum nahmen unter anderem teil: Vertreter europäischer Forschungsinstitute und der gegenwärtigen belgischen EU-Präsidentschaft, ein Mitglied des Kabinetts von Kommissionspräsident Romano Prodi sowie Teilnehmer aus den Vertretungen der europäischen Regionen und verschiedener Institutionen in Brüssel, darunter der Abgeordnete des Europäischen Parlaments und frühere französische Europaminister Alain Lamassoure. x In dem von ZEI Mitarbeiter Dr. Marcus Höreth geleiteten und von der Fritz-Thyssen-Stiftung 2002/2003 finanzierten interdisziplinären Projekt „Politische Integration durch Rechtsprechung“ wurde integrationspolitische Rolle des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) im Prozess der politischen Integration Europas vor dem Hintergrund föderaler Vergleichserfahrungen analysiert. Das Projekt untersuchte die Analogisierungsthese, das heißt der EuGH wurde als ein europäisches Verfassungsgericht konzeptualisiert, welches prinzipiell mit Verfassungsgerichten in anderen sich föderal organisierenden Mehrebenensystemen vergleichbar ist. Ziel des Forschungsprojektes war es zu 31 zeigen, dass die Entwicklungstrends im Hinblick auf politische Integration durch Rechtsprechung in den untersuchten Mehrebenensystemen zwar durchaus unterschiedlich weit fortgeschritten sind, gleichwohl aber funktional einem ähnlichen Entwicklungspfad folgen. Während der Projektarbeit wurde ein systematischer Vergleich der Verfassungsgerichtsjudikatur des U.S. Supreme Court, EuGH und BVerfG empirisch durchgeführt. x Erstmals wurde 2002 in den Schriften des ZEI eine wissenschaftliche Würdigung der Außen- und Europapolitik Hans Dietrich Genschers vorgelegt, der den ZEI Beirat von 1999 bis 2004 leitete. In insgesamt 18 Beiträgen beleuchteten namhafte Historiker, Politikwissenschaftler, Publizisten und Diplomaten die Hauptfelder der Außen- und Europapolitik Genschers, der als deutscher Außenminister so lange wie kein anderer Politiker des 20. Jahrhunderts deutsche Außenpolitik geprägt hat. Dabei ging es nicht nur um die Entspannungs-, Ost- und Abrüstungspolitik Genschers, sondern auch um bislang weniger beachtete Aspekte wie etwa seine Politik gegenüber dem südlichen Afrika, sein Konzept interregionaler Kooperation der EG mit anderen Weltregionen oder seine Politik in der Jugoslawienkrise 1991/92. Über die Würdigung der außenpolitischen Lebensleistung Genschers hinaus ist der Band zugleich ein Beitrag zur Analyse der deutschen Außen- und Europapolitik von der Mitte der siebziger Jahre bis zur „großen Wende“, die Genscher als „Außenminister der Einheit“ entscheidend mitgestaltet hat. Hans-Dieter Lucas (Hrsg.), Genscher, Deutschland und Europa. Hans-Dietrich Genscher und die deutsche Außen- und Europapolitik 1974-1992, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 50, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2002, 444 Seiten. x Das Europaministerium in der Staatskanzlei des Landes NordrheinWestfalen bat ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt im Jahr 2006 um die Abfassung eines Gutachtens über die Möglichkeiten einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit zwischen Nordrhein-Westfalen und den BeneluxLändern. Das Gutachten kam in seiner Bestandsaufnahme zu folgendem Schluss: Das bevorstehende Auslaufen des Benelux-Vertrages von 1958 eröffnet die Möglichkeit, eine Erneuerung der intensiven europapolitischen Zusammenarbeit zwischen den ursprünglichen Benelux-Partnern unter Einbeziehung von Nordrhein-Westfalen anzustreben. Ziel sollte es sein, dem weiteren Fortgang der europäischen Integration durch weitsichtig angelegte und kohärent auf die Benelux-NRW-Region konturierte Initiativen vorzuarbeiten. 32 x „50 Argumente für Europa“ – so lautete der Titel eines Diskussionsleitfadens der deutschen Bundesregierung zur Ratspräsidentschaft Deutschlands im ersten Halbjahr 2007. Der Leitfaden wurde vom Auswärtigen Amt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) erarbeitet. Bei der Broschüre handelte es sich um eine Textsammlung, die als Hilfe für all jene gedacht war, die bei politischen Diskussionen mit Fakten überzeugen wollen und dazu Argumentationshilfen suchen. Sie zeigte anhand von nachprüfbaren Fakten auf, welche Vorteile die europäische Integration für die Bürgerinnen und Bürger Europas mit sich bringt. In einer interdizsiplinären Arbeitsgruppe unter der Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig erarbeiteten Dr. Cordula Janowski (CoProjektleiterin), Andreas Marchetti, Ulrike Steiner und Martin Zimmek fünfzig Antworten auf die Frage, welchen Nutzen den Bürgern die Europäische Union heute in ihrem täglichen Leben bringt. Sie zeigten Bereiche, in denen die europäische Integration Ergebnisse hervorgebracht hat, die sich direkt auf das Leben der Menschen auswirken. Einige dieser Ergebnisse, wie das Überqueren von Staatsgrenzen ohne Kontrollen und Schlagbäume innerhalb des SchengenRaums oder das Reisen ohne lästigen und teuren Geldumtausch in der Eurozone, werden zwar mit der europäischen Integration verbunden; sie sind jedoch zugleich selbstverständlich geworden. Andere Vorteile hingegen bringen viele Bürger häufig gar nicht mit der EU in Zusammenhang, so zum Beispiel günstigere Telefontarife und billigere Flüge oder Rechtssicherheit bei Käufen im Internet. Die Sammlung „50 Argumente für Europa“ rief diese Erfolge, die die europäische Integration für ihre Bürger erzielt hat, in Erinnerung, erläuterte Einzelheiten und untermauert alle Angaben in rechts-, wirtschafts- und politikwissenschaftlich fundierter Weise. Sie griff außerdem gelegentlich geäußerte Befürchtungen auf und zeigte, wie die EU die zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – Globalisierung, Migration, innere Sicherheit, internationale Konflikte - bereits heute vorausschauend angeht. Am 6. Dezember 2006 stellte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Berliner Bundeskanzleramt im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung zu den Perspektiven der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007 in Anwesenheit von Vizekanzler Müntefering, Außenminister Steinmeier und Wirtschaftsminister Glos, die Publikation vor und hob die Mitarbeit des ZEI lobend hervor. Der Diskussionsleitfaden sei der zentrale Informationstext der Bundesregierung zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft, sagte die Kanzlerin zu Beginn der vom Fernsehen übertragenen Diskussion im Kabinettssaal, zu der auch ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt gebeten worden war. 33 x Unter dem Motto „Europa gelingt gemeinsam“ übernahm die Bundesrepublik Deutschland von Januar bis Juni 2007 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union. In Koordination mit der Stadt Bonn begleitete das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) die deutsche Ratspräsidentschaft mit einer Vortragsreihe mit renommierten Experten aus Theorie und Praxis. Referenten waren der Historiker Prof. Dr. Franz Knipping, Dr. Thomas Gutschker, Leiter des außenpolitischen Ressorts des „Rheinischer Merkur“ und Autor weit beachteter Analysen zur europäischen und deutschen Politik, Dr. Dirk Rochtus, Vize-Kabinettchef für Außenpolitik des flämischen Außenministers, Dr. Romain Kirt, Conseiller de Gouvernement (Luxemburg) und ehemaliges Kabinettsmitglied des Europäischen Kommissionspräsidenten Jacques Santer sowie Michael Mertes, NRW-Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten. x Aus Anlass der französischen EU-Ratspräsidentschaft 2008 luden die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die DeutschFranzösische Gesellschaft Bonn und Rhein-Sieg, die Europa Union Deutschland (Bonn-Rhein/Sieg) und das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) am 21. Oktober 2008 zu einer deutsch-französischen Podiumsdiskussion in das Haus der Geschichte in Bonn ein. Einig waren sich die Diskutanten über das herausragende Krisenmanagement der französischen Ratspräsidentschaft angesichts des „Nein“ der Iren zum Vertrag von Lissabon sowie des Krieges in Georgien und der Finanzkrise. Ergebnis der knapp zweistündigen Podiumsdiskussion: Die derzeitigen Krisen in der EU sollten als Chance zum Neuanfang genutzt werden. Früher wie heute sei der „deutsch-französische Motor“ für die europäische Integration entscheidend. x Das Ende des Ost-West-Konflikts führte zu einer wahren „StaatenInflation“ in Europa. Von den seit 1990 neu gegründeten 22 Staaten in Europa können die meisten der Kategorie „Kleinstaat“ zugeordnet werden. Europa, das laut OSZE nunmehr aus 53 Staaten besteht, ist innerhalb weniger Jahre zu einem Kleinstaaten-Kontinent par excellence avanciert. Viele dieser neuen – beziehungsweise neu gegründeten – Staaten wollen Mitglied der EU werden. Von den zwölf Beitrittskandidaten der neunziger Jahre waren – nach EUMaßstab – neun Kleinstaaten. Diese Tatsache stellte nicht nur diese Staaten selbst, sondern auch die Organisation, der sie beitreten wollen, vor eine ganze Reihe von Problemen: Dies war der Ausgangspunkt für ein ZEIForschungsprojekt über „Europas Kleinstaaten im 21. Jahrhundert“. Das Forschungsprojekt leistete einen Beitrag zur Förderung des 34 Erfahrungsaustausches zwischen den Kleinstaaten Westeuropas und den nach 1989 in Mittel- und Osteuropa neu gegründeten kleinen Staaten, die auf dem Weg waren Mitglied der EU zu werden. Dabei, so wurde deutlich, könnten die kleinen Beitrittskandidatenländer von den Erfahrungen, die andere Kleinstaaten gemacht haben, profitieren. Ein erster Erfahrungsaustausch hierzu fand am 16./17. März 2000 im Rahmen der von ZEI Senior Fellow Romain Kirt in Luxemburg veranstalteten Konferenz „Europa – ein Kleinstaaten-Kontinent?“ statt. Romain Kirt, Arno Waschkuhn (Hrsg.), Die Rolle der Kleinstaaten in Europa, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 35, BadenBaden: Nomos Verlag, 2001, 304 Seiten. 2.2 Politische Parteien im Prozess der europäischen Integration x Zu einer ergiebigen wissenschaftlichen Kooperation zwischen dem ZEI und dem Jean-Monnet-Lehrstuhl (Prof. Dr. Wolfgang Wessels) der Universität Köln kam es im Kontext einer Studie über die Rolle der nationalen Parlamente im Prozess der europäischen Integration seit dem Vertrag von Maastricht. Ziel des mehrjährigen Forschungsprojektes war es, nach dem Inkrafttreten des Vertrags von Amsterdam, die Rolle der Parlamente in den Mitgliedsstaaten im Mehrebenen-Regierungssystem der Europäischen Union und die interparlamentarische Kooperation zwischen dem Europäischen Parlament und den nationalen Parlamenten zu analysieren. Zu diesem Zweck trafen sich am 07./08. Juli 2000 Experten aus Wissenschaft und Praxis aus allen 15 EUMitgliedsländern sowie Vertreter der EU-Kommission, der nationalen Parlamente und der Medien im Rahmen eines ZEI-Workshops zu einem Meinungsaustausch in der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen in Brüssel. Die Veranstalter bilanzierten die institutionellen und prozeduralen Entwicklungen sowohl in den Mitgliedsstaaten wie auf EU-Ebene. Die Ergebnisse des Workshops mündeten in einen Sammelband, in der die Autoren unter anderem die Möglichkeiten einer effektiven Rückbindung der europäischen Entscheidungszyklen beleuchten. Besonderes Augenmerk richtete das Buch auf die Chancen und Defizite der Europaausschüsse in den Parlamenten der Mitgliedsstaaten. Andreas Maurer/Wolfgang Wessels (eds.), National Parliaments on their Ways to Europe: Losers or Latecomers? Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 44, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2001, 521 Seiten. 35 x Als Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit veröffentlichten Prof. Dr. Wolfgang Wessels und Dr. Andreas Maurer eine weitere Publikation in den Schriften des ZEI, die die Aussagekraft der integrationswissenschaftlichen Ansätze einer marginalen Bedeutung des Parlaments und seiner gewachsenen Rolle als eigenständiger und schlagkräftiger Akteur im institutionellen Gefüge der EU untersucht sowie seine Funktion als Arena, in der die wesentlichen sozioökonomischen Konflikte gespiegelt und in Form parteipolitischer Auseinandersetzung manifestiert werden. Mit der „Politikgestaltungsfunktion“ soll hierbei der Einfluss des Parlaments im EU-Politikzyklus erfasst werden; bei der „Systemgestaltungsfunktion“ wurde geprüft, ob und wie es eine Rolle als Architekt bei der Gestaltung der Verträge übernimmt. Schließlich wurden unter dem Blickwinkel der „Interaktionsfunktion“ die Beziehungen zwischen Abgeordneten, Bürgern und intermediären Gruppierungen untersucht. Andreas Maurer/Wolfgang Wessels, Das Europäische Parlament nach Amsterdam und Nizza: Akteur, Arena oder Alibi, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 38, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2003, 251 Seiten. x Politische Parteien gehören zu den effektivsten Institutionen in den parlamentarischen Systemen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Besonders die „Volksparteien“ aus den relevanten europäischen Parteienfamilien üben beträchtlichen Einfluss aus auf die Entscheidungsbildungsprozesse im Mehrebenen-Regierungssystem der EU. Dieses Phänomen ist ebenso in den sich entwickelnden demokratischen Systemen der osteuropäischen Reformstaaten zu bemerken. Große Parteien, die sich ideologisch am links/rechts-Schema ausrichten, übernehmen dort immer häufiger die Regierungsverantwortung. Das ZEI führte zwischen 2000 und 2002 gemeinsam mit namhaften Forschungsinstituten in Ost- und Westeuropa ein Forschungsprojekt zu diesem Thema durch. Am 2./3. Juni 2000 veranstaltete das ZEI den Workshop „The Impact of the Model of ‘catch-all’-Parties (Volksparteien, major parties) in Selected Memberand Accession States for the Enlargement Process of the EU. Mediating by Cross-Bordering Party Networks?”, auf dem die Forschungsansätze erarbeitet wurden, um so zu neuen Erkenntnissen über die europapolitische Betätigung der Parteien und über ihre transnationalen Initiativen für eine vertiefte und erweiterte Integration zu gelangen. Der interdisziplinäre Workshop „The Constitution of European Political Parties“, den ZEI Mitarbeiter Dr. Peter Zervakis zusammen mit Dr. Karl 36 Magnus Johansson, Södertörns Högskola Stockholm, am 13./14. Oktober 2000 in Stockholm durchführte, beschäftigte sich mit dem Prozess der komplexen Herausbildung europäischer politischer Parteien auf der Ebene der EU. Als Ergebnis der Diskussionen kristallisierte sich heraus, dass die europäischen politischen Parteien bereits einen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der europäischen Politiken ausüben. In einer ZEI Publikation erstellten die beiden Wissenschaftler einen konzeptionellen Analyserahmen für das Wirken von europäischen politischen Parteien. Es wurde sowohl auf die verfassungsrechtlichen und institutionellen Voraussetzungen eingegangen, als auch auf die praktischen Organisationsabläufe in den vier bedeutendsten europäischen Parteien. Die Autoren versuchten, die EU-Integrationsprozesse mit den Ergebnissen der nationalen Parteienforschung zu verbinden sowie ihre jeweiligen Wechselwirkungen im Europäischen Parlament vergleichend zu analysieren. Karl Magnus Johansson/Peter Zervakis (eds.), European Political Parties between Cooperation and Integration, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 33, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2002, 239 Seiten. x Zu einer Bestandsaufnahme der Formierung und Stellung christlich demokratischer Parteien in den Ländern West- und Mitteleuropas „Christliche Demokratie und die Transformationsprozesse in Mittelosteuropa“ stieß das Zentrum für Europäische Integrationsforschung in Verbindung mit der KonradAdenauer-Stiftung und der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Sozialstelle ein Forschungsvorhaben an, in dessen Rahmen Wissenschaftler aus zwölf europäischen Ländern am 8./9. November 2002 in Budapest zusammentrafen. Die Planungen fußten auf einer vorbereitenden Konferenz der beteiligten Institutionen am 6./7. November 2001 am ZEI. Gemeinsam suchte man nach Antworten auf die Herausforderungen der europäischen Transformationsgesellschaften. Der Spannungsbogen zog sich dabei von der historischen Analyse christlich-demokratischer Entwicklungsmuster in den „alten“ Ländern (Frankreich, Belgien Niederlande, Italien, Österreich und Deutschland) bis hin zu den aktuellen Fragen von Entwicklung und Verortung solcher Parteien in den sich rasch verändernden politischen Landschaften Ostmitteleuropas (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien). Die schwierige Situation christlich-demokratischer Parteien in diesen „jungen“ Ländern, in denen (post-) sozialistische, liberale und häufig auch nationalistische Kräfte im Widerstreit liegen, wurde deutlich. Spektakuläre Parteiaustritte führen häufig zu Parteienspaltungen, die das völlige 37 Verschwinden bisher starker Gruppierungen nach sich ziehen können. Ein besonders krasses Beispiel hierfür ist die ehemalige polnische Gewerkschaft olidarität), die in etwa 260 Einzelgruppierungen zerfallen ist. Günter Buchstab/Rudolf Uertz, Christliche Demokratie im zusammenwachsenden Europa. Entwicklung, Programmatik, Perspektiven, KonradAdenauer-Stiftung, Freiburg: Herder-Verlag, 2004, 414 Seiten. 2.3 Europas Krisen – Europas Zukunft x Die Perspektiven der spanischen und deutschen Vorstellungen für die Ausgestaltung der Europäischen Union während der nächsten zehn Jahre standen im Mittelpunkt eines Workshops, den das ZEI zusammen mit der führenden außenpolitischen Zeitschrift Spaniens, Política Exterior, dem außenpolitischen Forschungsinstitut Instituto de Cuestiones Internacionales y Política Exterior (INCIPE) und der Deutschen Botschaft im Oktober 1998 unter der Schirmherrschaft und in Anwesenheit des spanischen Kronprinzen Felipe in Madrid durchführte. Wissenschaftler, Beamte und Politiker beider Länder, darunter EU Kommissar Marcelino Oreja Aguirre, Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen und der Präsident der Generalität von Katalonien Jordi Pujol i Soley, diskutierten die Grundparameter des Entwicklungsweges der Europäischen Union in den nächsten zehn Jahren. Ludger Kühnhardt/Dario Valcárcel (Hrsg.), Spanien und Deutschland als EUPartner, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 11, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 1999, 188 Seiten (Eine spanische Version erschien im Institut INCIPE, El Instituto de Cuestiones Internacionales y Política Exterior). x Zu den konzeptionellen Neuansätzen der Neuordnung Europas nach dem Zerfall des Kommunismus und der Überwindung des Kalten Krieges gehört das „Weimarer Dreieck“, das mit einem Außenministertreffen 1991 in Weimar durch die damaligen Außenminister Frankreichs, Deutschlands und Polens, Roland Dumas, Hans-Dietrich Genscher und Krysztof Skubiczewski initiiert wurde. Vor dem Hintergrund der bisherigen Entwicklung der Arbeit des „Weimarer Dreiecks“ und im Blick auf die Frage nach seinen Perspektiven beschäftigte sich die vom ZEI initiierte Studiengruppe „Weimarer Dreieck“ zwischen 1999 und 2001 mit der Erarbeitung einer Perspektivkonzeption für die Entwicklung der französisch-deutsch-polnischen Beziehungen als künftiger Motor der europäischen Integration. Prof. Dr. Ludger Kühnhardt (ZEI), Prof. Dr. Henri Menudiér (Sorbonne, Paris) und Botschafter Janusz Reiter (Institut für 38 Internationale Beziehungen, Warschau) verfassten ein gemeinsames ZEI Paper, das vor allem die Entwicklung der politischen Institutionen, der außen- und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit sowie die Möglichkeiten einer europäischen Verfassungsordnung, wie sie sich aus den Perspektiven einer polnischen EU-Mitgliedschaft ergeben werden, behandelte. Ein Workshop der Studiengruppe am 7./8. Dezember 2001 in Warschau führte die Perspektiven der deutschen, französischen und polnischen Orientierung für das gemeinsame Europa in einem breiten, fachkundigen Kreis weiter aus. Die Frage nach den Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 auf die zukünftigen Aufgaben Europas standen im Mittelpunkt der Diskussion über die zukünftige Rolle der deutsch-französisch-polnischen Zusammenarbeit. Die Konferenz befasste sich auch mit Fragen der Migrationsproblematik und dem Potenzial der Jugendförderung im Rahmen des „Weimarer Dreieck”. In der Diskussion wurden die Erfordernisse einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik im Lichte der terroristischen Herausforderung analysiert. Ludger Kühnhardt, Henri Menudiér, Janusz Reiter, Das Weimarer Dreieck, ZEI Discussion Paper, C72/2000. x In Zusammenarbeit mit der luxemburgischen Regierungsverwaltung untersuchten Experten verschiedener Wissenschaftsdisziplinen, aber auch der Schweizer Diplomat Dr. Dieter Chenaux-Repond, auf Einladung des ZEI im Jahr 2000 die Bedeutung von Krisen für die Entwicklung der Europäischen Union. Die Geschichte der Europäischen Integration ist zugleich eine Geschichte von Krisen und Erfolgen. Zahlreiche integrationspolitische Fortschritte wären ohne die ihnen vorausgegangenen Spannungen gar nicht möglich gewesen. Insofern sind Krisen also „die großen Einiger“, wie Jean Monnet einmal treffend bemerkt hat. Krisen und insbesondere das Krisenmanagement sind also ein inhärenter Bestandteil der europäischen Integration. Romain Kirt (Hrsg.), Die Europäische Union und ihre Krisen, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 30, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2001, 347 Seiten. x Seit 2002 führt der Historiker und ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Michael Gehler, Universität Hildesheim, umfangreiche Zeitzeugengespräche mit ehemaligen deutschen EU-Kommissaren, die die Europäische Integration aus historischer Erfahrung nahe bringen und epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche darlegen. Daneben werden Persönlichkeit und 39 Politik der Befragten deutlich gemacht. Die Gespräche werden als ZEI Discussion Paper veröffentlicht. Bisher erschienen sind Zeitzeugengespräche mit Hans von der Groeben (C108/2002), Fritz Hellwig (C129/2004), Karl-Heinz Narjes (C135/2004), Peter M. Schmidhuber (C210/2012); Michaele Schreyer (C220/2013), Günter Verheugen (C221/2014) und Monika Wulf-Mathies (C227/2015). Weitere Papiere sind bis 2019 geplant. x Während die positiven Höhepunkte der bisherigen europäischen Integration gut erforscht sind und wichtige Aspekte des Narrativs über die europäische Integrationsentwicklung ausmachen, haben die wichtigsten Krisen des bisherigen Integrationsverlaufs bisher nicht besonders ausführliche Aufmerksamkeit gefunden – vor allem hinsichtlich der Frage nach ihren wesentlichen Folgen. Gemeinsam mit Kollegen des European Studies Centre des St. Antony’s College Oxford (Timothy Garton Ash, Jane Caplan, Jan Zielonka) führte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt im dortigen Hilary Term 2006 eine Seminarreihe zum Thema „European Crises 1945-2005: Challenge and Response in European Integration” durch. Die Reihe führte einige der führenden deutschen Europawissenschaftler aus der Geschichts-, Wirtschafts- und Politikwissenschaft nach Oxford, wo sie die Erträge ihrer Forschung zu ausgewählten zeitgeschichtlichen Aspekten der europäischen Integration präsentierten und zur Diskussion stellten. Damit konnte ein wichtiger Beitrag zur Präsenz deutscher zeitgeschichtsorientierter Wissenschaft in Großbritannien geleistet werden. Während die positiven Höhepunkte der bisherigen europäischen Integration gut erforscht sind und wichtige Aspekte des Narrativs über die europäische Integrationsentwicklung ausmachen, haben die wichtigsten Krisen des bisherigen Integrationsverlaufs nicht besonders ausführliche Aufmerksamkeit gefunden – vor allem hinsichtlich der Frage nach ihren wesentlichen Folgen. Das Seminar und die daraus erwachsene wissenschaftliche Veröffentlichung stellte die Frage nach Funktion und Folgen von Krisen im europäischen Integrationsprozess in den Mittelpunkt der Untersuchungen. Die nur zunächst paradox erscheinende Hypothese fand Bestätigung, der zufolge Krisen in vielen Fällen Motoren des Integrationsfortschritts in Europa gewesen sind. Gefördert wurde dieses Projekt vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Ludger Kühnhardt (ed.), Crises in European Integration. Challenges and Responses, 1945-2005, New York/Oxford: Berghahn Publishers, 2009. 40 x Die allgemeine Zielsetzung der von Prof. Dr. Kühnhardt betreuten Dissertation „Energiepolitik und der europäische Integrationsprozess – EU Energiepolitik von der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis zur Vorstellung der Roadmap 2050“ von Carola Gegenbauer ist die Analyse der Bedingungsfaktoren für die gesamteuropäische Energiepolitik als nächstes „großes“ Integrationsprojekt der Europäischen Union. Hierbei werden generelle Voraussetzungen für ein „großes“ Integrationsprojekt untersucht, sowie beschleunigende Faktoren und Grenzen im Integrationsprozess. Vergleichsweise werden die gemeinsame europäische Agrarpolitik und der interne Markt sowie die Währungsunion herangezogen, um Attribute und Kriterien für ein „großes“ Integrationsprojekt zu ergründen. Im Rahmen der Dissertation wird auch eine umfangreiche geschichtliche Skizzierung der Energiepolitik in Europa erstellt, die Aufschluss geben soll über die wechselnde Motivation der Mitgliedsstaaten zur Kooperation in Energiefragen. Zeitlich eingegrenzt wird diese Analyse von der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (1951) bis hin zur Vorstellung des Energiefahrplans (2011) gehen. Der Abschluss der Dissertation ist für 2016 vorgesehen. x Im Fokus eines seit 2012 laufenden und bis 2019 angelegten Forschungsprojekts des ZEI steht die Frage nach der politischen und rechtlichen Problemlösungsfähigkeit der Europäischen Union. Diesem interdisziplinären Forschungsprojekt, das die seit 2014 laufende Wahlperiode des Europäischen Parlaments und die ebenfalls bis 2019 laufende Amtszeit der EU-Kommission unter Präsident Jean-Claude Juncker begleitet, liegt die Betrachtung der EU als System von „Multi-Level-Governance“ zu Grunde. In diesem System nehmen unterschiedliche Akteure auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichen Motivationen, Interessen und Identitäten am Prozess der europäischen Politikformulierung teil. Auf der Basis seiner bisherigen Forschungsarbeit (insbesondere der umfassenden Begleitung der verschiedenen Prozesse der Vertragsrevision vom Vertrag von Maastricht über den Vertrag über eine Verfassung für Europa bis hin zum Vertrag von Lissabon) analysiert das ZEI einerseits die im heutigen EU-Rechtsrahmen stattfindende Formulierung und Umsetzung strategischer Zielvorgaben und andererseits die Reaktion der EU auf neu entstehende politische Herausforderungen. Mit dem Vertrag von Lissabon – in Kraft seit dem 1. Dezember 2009 – wurden über neunzig Prozent der EU-Gesetzgebung dem ordentlichen Gesetzgebungsverfahren (Art. 294 AEUV) übertragen. Dies bedeutet einerseits einen Gewinn 41 an Mitspracherechten für das Europäische Parlament. Andererseits bleiben jedoch die Mitgliedsstaaten auch weiterhin sowohl durch ihr Stimmrecht auf europäischer Ebene im Rat der Europäischen Union als auch mittels der Umsetzung europäischer Beschlüsse auf nationaler Ebene für den politischen Prozess maßgeblich. An diesen beiden Eckpunkten des Systems von „MultiLevel-Governance“ setzt die Forschungsarbeit des ZEI an. Die Daten und Informationen, die das ZEI aggregiert, sollen sowohl der europäischen Politik als Orientierungshilfe dienen als auch weitere Forschungen anregen. Das ZEI hat hierzu 2012 eine Website freigeschaltet, auf der Quellen, Texte, Daten und Analysen zur Zukunft der Europäischen Union zur Verfügung gestellt werden. Seit 2014 wurde die Website um die Publikation „ZEI-Insights“ erweitert, die das Zusammenspiel der verschiedenen EU-Akteure analysiert und sich kritisch mit den Fortschritten bei der Umsetzung der Kommissionsziele auseinandersetzt. Das Projekt dient als Informationsquelle und liefert Hintergrundinformationen zu den Grundlagen und Entscheidungsabläufen in der Europäischen Union. Auf diese Weise trägt es zu einem besseren Verständnis der Bestimmungsfaktoren europäischer Innenpolitik bei. „ZEI Insights“ bieten Kommentare und kritische Analysen zu Fragen des Regierens und Regulierens im Kontext der zehn Prioritäten der Juncker-Kommission und ihres Zusammenwirkens mit dem Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat. Verfasst werden die „ZEI Insights“ von ZEI Wissenschaftlern, Master of European Studies Fellows und Ehemaligen (Alumni). Projektbegleitend analysiert der „Future of Europe Observer“ (FEO) regelmäßig seit 2012 mit drei Ausgaben pro Jahr die EU-Innenpolitik aus der Sicht der Partner des europäischen Wissenschaftsnetzwerkes sowie von Alumni des ZEI Master of European Studies Program (MES). 2014 wurde der Fokus auf die ZEI Alumni gelegt, die so ihre Erfahrung und ihr Wissen, dass sie in ihren Karrieren im Anschluss an den MES gesammelt haben, vermitteln können. In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft (2014-2019) hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bemerkenswerte Änderungen in der Organisation der Europäischen Kommission eingeführt und für sich und sein Team politische Richtlinien gesetzt, verbunden mit der Verpflichtung, diese auch zu erfüllen. Der erste FEO des Jahres 2015 gibt einen Einblick in die Arbeit von JeanClaude Juncker und zeigt Ziele und Prioritäten der neuen EU-Kommission auf. „ZEI Insights“ und „Future of Europe Observer“ können auf der Homepage des ZEI heruntergeladen werden. 42 Weitere ausgewählte Publikationen Marcus Höreth, Die Europäische Union im Legitimationstrilemma, Zur Rechtfertigung des Regierens jenseits der Staatlichkeit, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 10, Baden-Baden: Nomos- Verlag, 1999, 387 Seiten. Jörg Monar, EU Justice and Home Affairs and the Eastward Enlargement: The Challenge of Diversity and EU Instruments and Strategies, ZEI Discussion Paper C91/2001. Thorsten Faas/Tapio Raunio/Matti Wiberg, The Difference Between Real and Potential Power: Voting Power, Attendance and Cohesion, ZEI Discussion Paper C130/2004. Hubert Iral, Im Spannungsfeld zwischen Normalzustand und Legitimationsfragen. Die Wahlen zum Europäischen Parlament 2004 vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung und des Verfassungsgebungsprozesses, ZEI Discussion Paper C139/2004. Ashkaan Rahimi, The Evolution of EU Asylum Policy, ZEI Discussion Paper C 142/2005. Hansjörg Eiff, Zum Problem des Kosovo-Status, ZEI Discussion Paper, C144/2005. Cordula Janowski, Die nationalen Parlamente und ihre Europa-Gremien Legitimationsgarant der EU?, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 66, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2005, 278 Seiten. Swetlana Pogorelskaja, Die Bedeutung der deutschen parteinahen Stiftungen für die EU-Politik gegenüber den MOE und GUS-Staaten, ZEI Discussion Paper C163/2006. Christina Tings, The new German European Policy – Challenges to Decentralised EU Policy Coordination, ZEI Discussion Paper C166/2006. Wolfram Hilz, Deutschlands EU-Präsidentschaft 2007 – Integrationspolitische Akzente in schwierigen Zeiten, ZEI Discussion Paper C164/2006. Valeria Marziali, Lobbying in Brussels – Interest representation and Need for Information, ZEI Discussion Paper C155/2006. Andreas Marchetti/Martin Zimmek (Hrsg.), Annäherungen an Europa. Beiträge zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2007, ZEI Discussion Paper C175/2007. 43 Frauke Muth, When Sleeping Dogs Wake up. Norway and Justice and Home Affairs in the European Union, ZEI Discussion Paper C172/2007. Klaus-Jörg Heynen, Negotiating EU Law. Particularities and Conclusions, ZEI Discussion Paper C 207/2011. Martin Seidel, Optionen für die europäische Integration, ZEI Discussion Paper C 179/2008. Sonja Schröder, The 2007-2013 European Cohesion Policy. A new Strategic Approach by the Commission? ZEI Discussion Paper C190/2008. Frank Decker/Jared Sonnicksen, The Direct Election of the Commission President. A Presidential Approach to Democratising the European Union, ZEI Discussion Paper C192/2009. Ina Hommers, Die Migrationspolitik der EU. Herausforderung zwischen nationaler Selbstbestimmung und europäischer Konvergenz, ZEI Discussion Paper C196/2009. Ludger Kühnhardt, Regieren in der europäischen Föderation, ZEI Discussion Paper C212/2012. Thorsten Kim Schreiweis, Die Demokratisierung der Europäischen Union, ZEI Discussion Paper C219/2013. Martin Seidel, Die deutsche Europapolitik unter den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts, ZEI Discussion Paper C218/2013. Marc Jan Eumann, Current Challenges in EU Politics. A Perspective from North Rhine-Westphalia, ZEI Discussion Paper C216/2013. Ludger Kühnhardt Die proto-konstitutionelle Etablierung der europäischen Innenpolitik, ZEI Discussion Paper C225/2014. Christina Wunder, Communication and Campaigning in European Citizens‘ Initiatives, ZEI Discussion Paper, C224/2014. 44 3. Identität und Globalität Die 2007 begonnene Finanz- und Wirtschaftskrise hat nicht nur Arbeitsplätze und Vermögen vernichtet sowie die Staatsschulden ansteigen lassen, sondern auch Fragen nach einer gemeinsamen europäischen Identität neue Relevanz verliehen: Gibt es eine gemeinsame Identität der Europäer? Wenn ja, wie sieht diese aus? Und wenn nein, brauchen wir sie überhaupt? Nun sind kollektive Identitäten äußerst diffuse Gebilde. Sie beschreiben eine Zugehörigkeit, von der der Einzelne oft selbst nicht genau weiß, warum man sie fühlt. Entsprechend schwierig ist eine Annäherung an die komplexen Phänomene der europäischen Identität. Aber gerade die Präsenz dieser Fragen in der öffentlichen Debatte signalisiert das Bedürfnis nach Antworten. Europa ist kein einheitlicher, homogener Raum. Vielmehr ist gerade eine große Pluralität der Interessen in Gesellschaften und Staaten kennzeichnend. Worauf wird also der Zusammenhalt der Europäischen Union beruhen? Und wie wird sich das Verhältnis zwischen dem politischen Konstrukt Europa und seinen Bürgern entwickeln? 3.1 Europäische Identität x Der Bau des „gemeinsamen Hauses“ Europa soll sich an Ideen und Zielen, Wünschen und Visionen, Werten und Maßstäben orientieren. Eine einheitliche Währung allein reicht nicht aus, um eine europäische Einigung zu vollenden. Die geschichtliche Identität des Kontinents ist eng mit dem Christentum, aber auch mit dem Judentum und dem Islam verknüpft, darüber hinaus mit bestimmten säkularen Werten, etwa den Menschenrechten. Die Autoren eines von ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Walter Schweidler, Ruhr-Universität Bochum, herausgegebenen ZEI-Sammelbandes, betrachteten interdisziplinär die Wertproblematik unter dem philosophischen Gesichtspunkt der Frage nach Begründung und Richtigkeit von Werten. Gestellt wurden Fragen nach dem Wert der Wissenschaft, nach dem Verhältnis von Wissenschaft, Medizin und Gesellschaft, nach den Folgen der globalen Durchsetzung der Menschenrechte, nach Ideologien vor dem Hintergrund gegenwärtiger Wertsetzungen, nach der gesellschaftlichen Funktion von Werten, nach dem Verhältnis europäischer und nichteuropäischer Werte im Prozess der Globalisierung, sowie nach der menschlichen Selbsterfahrung in der Zeit sich beständig beschleunigender Lebensvorgänge. Walter Schweidler (Hrsg.), Werte im 21. Jahrhundert, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 27, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2001, 292 Seiten. 45 x In einem weiteren Sammelband, herausgegeben von ZEI Mitarbeiter Dr. Ralf Elm, stellten 15 namhafte Europaexperten, Wissenschaftler und Philosophen, darunter Rémi Brague, Wilfried Loth und Walter Brandmüller, die Frage nach der europäischen Identität aus kulturgeschichtlicher und methodischer Perspektive. Im Zentrum steht dabei die Suche nach den Paradigmen europäischer Identität. Im Spannungsfeld von Globalisierung und ihren Erfordernissen auf der einen Seite und Nationalismus und Regionalismus mit tiefverwurzelten Konfliktpotentialen auf der anderen Seite sucht Europa nach einem Weg, die Vielheit von Staaten und Interessen zu einer Einheit zusammenzuführen. Wie der zukünftige Weg zu welcher Gestalt Europas und entsprechender europäischer Identität aussieht, ist noch nicht entschieden. Umso wichtiger ist die kritische Untersuchung der Leitbilder und Paradigmen europäischer Identität, der dabei verwendeten Methoden, Kategorien und Implikationen: Was kann europäische Identität über europäischen Gleichschritt in der Wirtschafts- und Währungsunion sowie über eine gemeinsame Sicherheitspolitik hinaus ausmachen? Europa kann nicht auf eine einheitliche, in sich homogene geistige Substanz zurückgreifen; dafür herrscht eine zu große Pluralität, zudem würde man der geschichtlichen Offenheit nicht gerecht. Europa darf sich freilich auch nicht im Extrem reiner Konstruktionen verlieren, würden auf diese Weise doch die unterschiedlichen Bindungen unterschlagen, damit die Zustimmungs- und Akzeptanzmöglichkeiten von Seiten der Bevölkerung preisgegeben. Ralf Elm (Hrsg.), Europäische Identität: Paradigmen und Methodenfragen, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 43, BadenBaden: Nomos Verlag, 2002, 318 Seiten x Zu den Ausprägungen der europäischen Identität gehört der Europarat. Unter der Leitung von ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Uwe Holtz, langjähriger Abgeordneter des Deutschen Bundestages, führte das ZEI ein Projekt zum Thema „Fünfzig Jahre europäische Einigung: der Europarat“ durchgeführt. Neben einem wissenschaftlichen Seminar nahmen 30 Studenten an einer Exkursion Ende 1999 zum Europarat nach Straßburg teil. In einem Sammelband fand das Projekt seinen Niederschlag. Der Band enthält Beiträge hochrangiger Praktiker, renommierter Wissenschaftler sowie studentischer Nachwuchswissenschaftler, die sich mit der Rolle des Europarates einst und heute beschäftigen und wurde bei einer Buchpräsentation in Straßburg in Anwesenheit des Generalsekretärs des Europarates, Dr. Walter Schwimmer, des Präsidenten 46 der parlamentarischen Versammlung des Europarates, Lord Russel-Johnson sowie des deutschen Botschafters Dr. Johannes Dohmes vorgestellt. Uwe Holtz (Hrsg.), Fünfzig Jahre Europarat, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 17, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2000, 377 Seiten. x Eine Würdigung der Arbeit des Zentrum für Europäische Integrationsforschung zu Fragen der europäischen Identität war die Anfrage des Generalsekretärs des Europarates, Dr. Walter Schwimmer, an ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt in einem kleinen Beraterkreis mitzuarbeiten, der ein mehrjähriges Projekt des Europarates zum Thema „Europäische Identität“ bearbeitete. Nach einem ersten Gedankenaustausch zwischen dem Generalsekretär des Europarates und seinem Beratergremium am 11. Januar 2001 in Paris, folgten zwei Kolloquien in Straßburg. Im Jahr 2003 fand ein weiteres Colloquium in Straßburg statt, dessen zentrales Panel, das sich mit Fragen nach den neuen globalen Herausforderungen für die Menschenrechte und die Demokratie befasste, von ZEI Direktor Prof. Dr. Kühnhardt geleitet wurde. x Die Frage nach der europäischen Identität wird zunehmend politischer. Die Arbeit des europäischen Verfassungskonvents und die zunehmenden Anfragen nach einer globalen Rolle für die EU verknüpften die Identitätsfrage immer erkennbarer mit dem politischen Profil und Willen der Europäischen Union. Wissenschaftliche Forschungen müssen daher vermehrt die Erkenntnisse der Regierungslehre, der internationalen Beziehungen und der politischen Theorie, die nach den Traditionen und Ansprüchen Europas sucht, miteinander verknüpfen. Diese methodische Zusammenschau kennzeichnete eine Publikation von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt im Jahr 2003. Er richtete sein Hauptaugenmerk auf den Verlauf und die Perspektiven des europäischen Integrationsprozesses im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung und plädierte für eine europäische Verfassung. Besondere Bedeutung misst Kühnhardt dem europäisch-amerikanischen Verhältnis zu und schlägt einen neuen Atlantischen Vertrag vor, um den beachtlichen „acquis atlantique“ auf eine neue Basis für die Bewältigung der weltweiten Herausforderungen und Chancen des 21. Jahrhunderts zu stellen. Ludger Kühnhardt, Constituting Europe, Identity, institution-building and search for a global role, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 60, Baden-Baden: Nomos-Verlag 2003, 275 Seiten. 47 x Im Rahmen der Grundthematik, welche kulturellen Bedingungen für das Lernen und die Vermittlung von Bildungsinhalten eine Rolle spielen, wurde bei einem ZEI Workshop im März 1998 die Frage thematisiert, auf welche Weise die bildungspolitischen und bildungstheoretischen Diskussionen in den Transformationsländern Mittelosteuropas Anregung und Maßstab für die entsprechenden Diskussionen in den „etablierten“ bildungspolitischen und bildungstheoretischen Landschaften in der Westhälfte des Kontinents, und vor allem in der Westhälfte Deutschlands, geben können. Namhafte Wissenschaftler, so Prof. Dr. Franz E. Weinert, Direktor des Max-PlanckInstituts für Bildungspsychologie, München, und Prof. Dr. Hans Weiler, Rektor der Viadrina in Frankfurt/Oder, diskutierten im Rahmen dieses Workshops mit den Bildungsministern aus Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Sachsen und Bildungstheoretikern aus Polen und Slowenien. Andreas Beierwaltes (Hrsg.), Lernen für das neue Europa: Bildung zwischen Wertevermittlung und High Tech? Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 2, Baden-Baden: Nomos Verlag, 1998, 152 Seiten. x Die Erfahrungen mit totalitären Herrschaftsformen im 20. Jahrhundert gehören zu den zentralen Referenzpunkten bei der Auseinandersetzung mit Tradition und Zukunft der europäischen Identität. Vom 13. bis 15. Mai 1998 richtete das ZEI zusammen mit der Russischen Akademie der Wissenschaften eine internationale Konferenz zu dem Thema „Russland und Deutschland auf dem Weg zum antitotalitären Konsens – Erfahrungen und Verpflichtungen“ in Moskau aus. Hierbei trafen führende Historiker aus Deutschland (unter anderem Prof. Dr. Karl Dietrich Bracher und Prof. Dr. Hans-Adolf Jacobsen, beide Universität Bonn, Prof. Dr. Klaus-Dietmar Henke, Direktor des Hannah-ArendtInstituts für Totalitarismusforschung, Dresden, Prof. Dr. Eckhard Jesse, Universität Chemnitz), aus Frankreich (Prof. Dr. Nicolas Werth, einer der Herausgeber des „Schwarzbuch des Kommunismus“) und Russland (unter aanderem Prof. Dr. Jakow Drabkin, Akademie der Wissenschaften, Roy Medwedijew, einer der führenden Dissidenten der 70er/80er Jahre, Prof. Dr. Tamara Morschtschakowa, stellvertretende Vorsitzende des russischen Verfassungsgerichtes) zusammen. Besondere Beachtung fand die halbtägige Begegnung der Fachhistoriker mit einem großen Kreis russischer Studenten der Geschichte und des Journalismus, bei der Grundfragen der Auseinandersetzung mit der totalitären Vergangenheit mit Blick auf die Grundlagen des künftigen Demokratieverständnisses in 48 offenherziger Weise erörtert wurden. Die Presse nahm in beiden Ländern lebhaft Kenntnis von dieser Begegnung. Ludger Kühnhardt/Alexander Tschubarjan (Hrsg.), Russland und Deutschland auf dem Weg zum antitotalitären Konsens, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI), Band 7, Baden-Baden: Nomos Verlag, 1999, 243 Seiten (russische Ausgabe 2000). x Im Zusammenhang mit verschiedenen wissenschaftlichen Diskussionsprozessen in Europa, die sich um den 150. Jahrestag der gesamteuropäischen 1848er Revolution bildeten, führten das ZEI, die Ungarische Akademie der Wissenschaften und das ungarische Sándor Petöfi-Literaturmuseum Literaturwissenschaftler und Literaturhistoriker aus Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen und Ungarn am 2. bis 4. April 1998 im Sándor Petöfi-Literaturmuseum, Budapest, zusammen. Ziel war es, auf der Basis kompetenter wissenschaftlicher Referate über den Zusammenhang zwischen europäischer Romantik und nationaler Identität zu reflektieren. Csilla Csorba Erdödy, Europäische Romantik und nationale Identität. Das literarische Erbe von 1848, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 4, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 1999, 174 Seiten. x Zwei deutsch-polnische Symposien widmeten sich am 22. Januar 1999 am ZEI in Bonn und am 17. Mai 1999 an der Katholisch-Theologischen Akademie in Warschau den Herausforderungen, denen sich die Kirche im Prozess der Einigung Europas zu stellen hat. Deutsche und polnische Wissenschaftler untersuchten, wie das Verhältnis der Kirchen zur europäischen Einigung nach dem EU-Vertrag von Amsterdam (1997) mit seiner Kirchenerklärung auszugestalten ist. x Jahrzehntelang von einer willkürlichen Zensur brutal unterdrückt, konnte sich die Literatur Portugals nach der Nelkenrevolution vom April 1974 in neuer Fülle entfalten, sich mit den großen geistesgeschichtlichen Traditionen des Landes kritisch und engagiert auseinandersetzen und Historie und Zeitgeschichte im Hinblick auf jene Kontinuitäten analysieren, die im allgemeinen zu nationaler Mythenbildung und im speziellen zum faschistischen Salazar-Regime geführt hatten. Diesem Aufbruch der portugiesischen Literatur ging das Kolloquium „25 Jahre nachrevolutionäre Literatur in Portugal – Nationale Mythen und kulturelle Identitätssuche“ am 9./10. Juli 1999 am ZEI in Bonn im Gespräch von portugiesischen mit deutschen Literaturwissenschaftlern nach. Das Symposium fand in Kooperation mit dem Romanischen Seminar der 49 Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland statt. x In Zusammenarbeit mit der Britischen Botschaft führte das ZEI am 1. Dezember 2000 in Berlin das Seminar „Multiculturalism and Ethnic Minorities in Europe“ durch. Die Teilnehmer erörterten schwerpunktmäßig, was Regierungen tun können oder sollten, um gegen rassistische Tendenzen vorzugehen und die Integrationsbemühungen zu fördern. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Perspektiven einer gemeinsamen europäischen Einwanderungs- und Integrationspolitik sowie die Ausfüllung des Rahmens einer europäischen Staatsbürgerschaft gelegt. In Vorträgen und Diskussionen wurde ein Bogen von den Restbeständen völkischen Denkens in Deutschland bis zu den Möglichkeiten eines republikanischen Verfassungsverständnisses auf Ebene der EU gespannt. Angesprochen wurden auch die britischen Erfolge mit der größten Ansammlung von ethnischen Minderheiten in Europa, wie sie in London aufzufinden ist, und die slowakischen Erfahrungen mit Dörfern im Osten des Landes, die im 20. Jahrhundert acht Mal die staatliche Zugehörigkeit gewechselt haben. Zwischen britischen und deutschen Teilnehmern herrschte Konsens darüber, dass der nationale Gedanke und das demokratische Prinzip nicht zu sehr auseinander klaffen dürfen, um größere Probleme der Integration zu vermeiden. Dazu sei es notwendig, klassische nationalfixierte Kulturkonzepte zu erweitern. Die Tagung offenbarte aber auch die anhaltenden Probleme und Unwegbarkeiten in der Entwicklung einer konsensualen europäischen Begrifflichkeit bei der Bezeichnung von Ausländern und Migranten. Intensiv wurden die Fragen einer aus ökonomischer Notwendigkeit gebotenen Zuwanderung erörtert. Frank Ronge/Susannah Simon (eds.), Multiculturalism and Ethnic Minorities in Europe, ZEI Discussion Paper, C87/2001. x Nach welchen Ideen, Mustern und Werten vollzieht sich das Zusammenwachsen Europas? Mit dieser Frage beschäftigte sich das ZEI vom 20. bis 22. Januar 2000 auf einem Symposium zum Thema „Christenheit – Europa 2000. Die Zukunft Europas als Aufgabe und Herausforderung für Theologie und Kirchen“. Das Symposium hat deutlich gemacht, dass die Identität Europas eng mit dem Christentum verknüpft ist. In Kooperation mit der Katholisch-Theologischen Fakultät und der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn veranstaltet, hat das Symposium Wege gewiesen, wie die Kirchen sich im kulturellen, im rechtlichen, im sozialethischen, im politischen und im pastoralen Rahmen, vom Glauben geleitet, in den europäischen 50 Integrationsprozess einbringen können. Erzbischof Alfons Nossol aus Oppeln betonte in einem öffentlichen Vortrag im Bonner Münster die Herausforderung: „Es ist kein anderes Ethos und keine andere Religion in Sicht als das Christentum, was eine unberechenbare Moderne vor ihrer Selbstzerstörung zu schützen vermag.“ Dass in diesem Prozess neue ökumenische Wege der Kooperation auf europäischer Ebene gefunden werden müssen, darauf wies der Präsident des Landeskirchenamtes Hannover, Eckhardt von Vietinghoff, hin. Walter Fürst, Martin Honecker (Hrsg.), Christentum – Europa 2000. Die Zukunft Europas als Aufgabe und Herausforderung für Theologie und Kirchen, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 31, BadenBaden: Nomos Verlag, 2001, 222 Seiten. x Auf die Gefahr, dass „Europa nur Form ohne Substanz“ werden könnte, wies der Bischof von Hildesheim und Präsident des Rates der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (ComECE), Josef Homeyer, in einem „ZEI-Europaforum“ zu dem Thema „Die Rolle der Kirchen in Europa“ am 29. Mai 2000 hin. Er betonte die Aufgabe der Kirchen angesichts zunehmender Individualisierung und einer voranschreitenden Geschichtslosigkeit die Fülle menschlicher Existenz zur Geltung bringen zu müssen. Es sei eine Frage der Gerechtigkeit, dass auch auf europäischer Ebene alle am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilhaben könnten. x Die rasch fortschreitende Globalisierung hat tiefgreifende Veränderungen nicht nur der wirtschaftlichen, sondern auch der politischen und sozialen Verhältnisse der ganzen Welt bewirkt. In Europa kam der dynamische Prozess der europäischen Einigung hinzu, der die nationalen Besonderheiten einerseits in den Hintergrund treten ließ, andererseits ihnen jedoch ganz neue Möglichkeiten der Wertung und Profilierung eröffnete. Die menschliche Sprache, unbestritten das wichtigste soziale Kommunikationssystem, war notwendigerweise tiefgreifenden Veränderungen unterworfen. Das Kolloquium „Die europäischen Kleinsprachen am Anfang des 21. Jahrhunderts“, das das ZEI am 16. und 17. Juni 2000 in Kooperation mit dem Sprachlernzentrum, dem Germanistischen Seminar und dem Sprachwissenschaftlichen Institut der Universität Bonn veranstaltete, widmete sich der Frage, welche Auswirkungen der weltweite und insbesondere der innereuropäische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel auf die Lage und den Status der europäischen Sprachen hat. Im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Forschungsansätzen lag der Schwerpunkt auf den sogenannten „Kleineren Sprachen“, im EU-Jargon „Lesser Used Languages“, das heißt Sprachen, deren Sprecherzahl relativ klein ist. Dazu gehören eine 51 ganze Reihe von europäischen Minderheitensprachen, das heißt Sprachen, die nicht erste Verkehrssprache oder offizielle Amtssprache der Staaten sind, in denen sie gesprochen werden. Heinrich P. Kelz, Rudolf Simek, Stefan Zimmer (Hrsg.), Europäische Kleinsprachen. Zu Lage und Status der kleinen Sprachen an der Schwelle zum dritten Jahrtausend, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 45, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2001, 180 Seiten. x Mit der Einwanderung muslimischer Arbeitnehmer und ihrer Familien ist der Islam zu einer dauerhaften Erscheinung innerhalb der religiösen und gesellschaftlichen Landschaft Deutschlands geworden. Diese neue Situation wirft nicht nur Fragen für das Verhältnis der Religionen untereinander, sondern auch für das Zusammenleben ihrer Angehörigen in der Gesellschaft auf. Diesen Fragen kann sich auch die Katholische Kirche nicht entziehen, insofern sie durch ihr Verhalten gegenüber den Muslimen auf diese Prozesse einwirken kann. Dieses Thema hat Thomas Lemmen in einer weit beachteten ZEI Veröffentlichung aufgegriffen. Thomas Lemmen, Muslime in Deutschland. Eine Herausforderung für Kirche und Gesellschaft, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 46, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2001, 325 Seiten. x Grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Wirtschaft und Verwaltung beruht sehr stark auf den Möglichkeiten, dem Geschick und dem Einfühlungsvermögen auf dem Gebiet der interkulturellen Kommunikation. Wo Stereotypen in der Perzeption des Nachbarlandes und seiner Bewohner, Unterschiede in Begrifflichkeit, Werten und Stilen noch im Stande sind, schwerwiegende Missverständnisse heraufzubeschwören, vermögen „Lesehilfen“ für Kulturen und Mentalitäten einen wertvollen Beitrag zu leisten, wenn es darum geht, Wirtschaft und Verwaltung in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu helfen. Dies war der Beweggrund für ein ZEI-Projekt, welches die unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten in den Nachbarländern Nordwest-Kontinentaleuropas beschreiben und vermitteln sollte. Das Projekt „Kulturen, Mentalitäten und Traditionen in Nordwesteuropa: Auswirkungen auf den Stil von Wirtschaft, Verwaltung und Politik“ fand eine positive Resonanz in der Landesregierung von NRW und wurde von der Staatskanzlei NRW gefördert. Ein erster Workshop fand am 15. Dezember 2000 mit wissenschaftlichen Experten aus Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und Frankreich sowie dem Benelux-Koordinator der Landesregierung, Dr. Bernd 52 Müller, sowie ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt statt. Ziel der Projektinitiative war die Erarbeitung eines „Mentalitätenführers“ für die Benelux-Staaten und Nordrhein-Westfalen, der den Charakter eines unterhaltsamen Vademecums haben und interessierten (Geschäfts-) Reisenden als Einführung und Handreichung dienen sollte. Ins Blickfeld sollte nur genommen werden, was für das jeweilige Land prägend ist und welche potentiellen Problemfelder es zu beachten gibt, um so auch Schwellenängste von Beginn an zu beseitigen. Befragungen von Probanden nach einem vorgegebenen Fragebogen und längere, freiere Interviews in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Nordrhein-Westfalen lieferten das Quellenmaterial. Ute Schürings/Georg Michels/Bernd Müller (Hrsg.), Zwischen Pommes und Praline. Mentalitätsunterschiede, Verhandlungs- und Gesprächskultur in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Nordrhein-Westfalen, Münster, 2003, 176 Seiten; zweite Auflage 2004. Das Projekt begleitende Workshops, die die Mentalitäten, Kulturen und Traditionen im Nordwesten Europas in den Mittelpunkt stellten, fanden am 18. Mai und am 20./21. September 2001 am ZEI statt. Die Ministerin für Bundesund Europaangelegenheiten von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, konnte für einen Vortrag am 21. September 2001 gewonnen werden. Jacobus Delwaide, Georg Michels, Bernd Müller (Hrsg.), Die Rheingesellschaft. Mentalitäten, Kulturen und Traditionen im Herzen Europas, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 56, BadenBaden: Nomos Verlag, 2003, 255 Seiten. x Da die europäische Kultur ihre Wurzeln auch in den klassischen Sprachen hat, durften diese im Rahmen des europäischen „Jahres der Sprachen“ (2000) nicht vernachlässigt werden. Aus diesem Grund hat das eine Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission des Vatikan zur Wiederbelebung der Alten Sprachen in Europa initiiert. Zunächst wurden allen in Frage kommenden Europäischen wissenschaftlichen Akademien eine Grunderklärung zur Wiederbelebung der Alten Sprachen zur Unterstützung zugesandt. Anknüpfend an die positiven Rückmeldungen wurde von Prof. Dr. Lutz Käppel, Universität Kiel, in Zusammenarbeit mit dem ZEI das Manifest „Die Wichtigkeit der alten Sprachen Griechisch und Latein“ erarbeitet. In Zusammenarbeit mit dem Vatikan und der Universität Kiel konnte das ZEI an der Bildung eines europäischen Komitees mitwirken. Gewonnen wurden zur wissenschaftlichen Koordination des Projektes Prof. Dr. Peter Parsons (Oxford), Prof. Dr. Tuomo Pekkanen (Helsinki) und Prof. Dr. Antonios Rengakos (Thessaloniki). Als 53 zentrale Botschaft wurde deutlich gemacht, dass das gemeinhin mit den klassischen Sprachen verbundene konservative Image keinesfalls zutrifft. Hervorzuheben sind Nutzen und Bedeutung der klassischen Sprachen auch in der modernen Welt, damit ersichtlich wird, dass Latein und Griechisch nach wie vor ein unverzichtbares Element in der Ausbildung junger Menschen darstellen. Lutz Käppel, Das Modernitätspotential der alten Sprachen und ihre Bedeutung für die Identität Europas, ZEI Discussion Paper, C98/2002. x 2004 verlieh die Europäische Kulturstiftung ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt ihren Europäischen Wissenschaftspreis für seine Verdienste um Forschungsarbeiten und Dialogbeiträge zur europäischen Identität. x Als Antwort auf die sich verändernde soziale und kulturelle Landschaft in der Europäischen Union stand das Jahr 2008 unter dem Motto des Interkulturellen Dialogs. Für diesen thematischen Schwerpunkt gab es zwei Gründe: zum einen die historischen Erweiterungen in den Jahren 2004 und 2007, als zwölf neue Länder der EU beitraten, und zum anderen als Antwort auf die durch andauernde Migrationsströme stetig anwachsenden Einwanderergemeinden in europäischen Städten. Neben der Idee des gegenseitigen Respekts und der Würde des Menschen bildet das Konzept des Interkulturellen Dialogs einen Kernbereich der europäischen Integration. Während des Jahres 2008 wurde der Interkulturelle Dialog durch eine Reihe von Initiativen der EU gefördert, die vor allem die Zivilgesellschaft, aber auch ganz bewusst Lehrer, Betriebe und Religionsvertreter einbeziehen und Themen wie Bildung, Kunst, Migration, Multilinguismus, Religion, Arbeitsstätten und Medien abdecken. Die Idee hinter dem Konzept war es, einen nachhaltigen politischen Prozess in Gang zu setzen, der alle Menschen, die in der EU leben, mit einbezieht. Der verantwortliche EU-Kommissar Ján Figel’ beleuchtete in einem ZEI Discussion Paper Ideen, Hintergründe und Vorgehensweise des Projekts. Ján Figel’, Reflecting on the European Year of Intercultural Dialogue, ZEI Discussion Paper, C187/2008. x Malte Tim Zabel beschäftigt sich in seiner von Prof. Dr. Ludger Kühnhardt betreuten Dissertation zu dem Thema „Die europäische Vertrauensfrage – Ideengeschichtliche Entwicklung, Facetten und Auswirkung des Euroskeptizismus“ mit den Effekten von Euroskeptizismus für den Verlauf der öffentlichen Diskussion über die EU und den tatsächlichen Prozess der europäischen Integration. Seine Hypothese: Fundierter, auf Diskussion ausgerichteter Euroskeptizismus festigt das Denken in europäischen Kategorien und kann für den Integrationsprozess sogar positive Auswirkungen haben. Diese 54 Vermutung basiert auf der Trennung von Begrifflichkeiten. „Euroskeptizismus“ ist in der öffentlichen Diskussion längst zum Synonym für Ablehnung, mitunter gar Anfeindung gegenüber der EU bzw. dem europäischen Gedanken geworden und wird durch populistische Parolen kultiviert. Auf diese Weise verstanden, ist Euroskeptizismus ohne Frage schädlich für den Integrationsprozess. Die Ideengeschichte des philosophischen Skeptizismus besagt hingegen, dass der Ausdruck „Skepsis“ keineswegs überzeugte oder gar verbohrte Ablehnung impliziert. Ein Skeptiker ist vielmehr jemand, der genau abwägt und den Austausch in der Debatte sucht ohne selbst von der Geltungshoheit der eigenen Argumente vollends überzeugt zu sein. Ein solcher, quasi echter Euroskeptiker, wäre – so die zu überprüfende Hypothese – für die politische Diskussionskultur Europas durchaus ein Gewinn. Durch seine Erscheinung würden bestimmte europäische Fragen intensiver diskutiert und abgewogen, sodass europäische Politik letztlich sogar qualitativ hochwertiger sein und am Ende auf einem breiteren Konsens basieren dürfte. Die Dissertation wird 2016 abgeschlossen. x In theoretischer Hinsicht wird die Europäische Union üblicherweise durch das Prisma von Integrationstheorien interpretiert, die ihrerseits den jeweiligen Zustand des Integrationsprozesses widerspiegeln. ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt wirft die darüber hinausgehende Frage auf, ob und inwieweit der Prozess der europäischen Integration nicht begonnen hat, eine genuine politische Philosophie zu generieren, die ihren Ausgangspunkt nicht im klassischen Staatswesen, sondern in der EU selbst nimmt. Er untersucht Beispiele – vom Grundrechtsschutz bis zum Unionsbegriff, aber auch kritische Begriffe wie den des Euroskeptizismus – die darauf schließen lassen, dass die EU selbst zum Referenzpunkt für die Reflexion über das Gemeinwohl geworden ist. Eine politische Philosophie im Kontext der Europäischen Union steht erst am Anfang und lässt Erkenntnisgewinn durch vertiefte wissenschaftliche Forschung erwarten. Ludger Kühnhardt, Gibt es eine politische Philosophie der Europäischen Union? ZEI Discussion Paper, C223/2014. 3.2 Dialog der Kulturen x Der „Dialog der Kulturen“ war ein zentrales Thema des internationalen Kongresses „Weltachsen 2000“, der am 11./12. November 1999 im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn durchgeführt wurde. Der Einladung des Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI), der Stadt Bonn und des Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) zu diesem ersten 55 Kongress in dem historischen Gebäude nach der politischen Nutzung durch den Deutschen Bundestag folgten fast eintausend interessierte Personen, um mit führenden Vertretern verschiedener Kulturkreise aus aller Welt am Übergang zum 21. Jahrhundert zentrale Menschheitsfragen und Perspektiven für die Zukunft zu erörtern. In Plenarsitzungen und Arbeitsgruppen wurden sechs zentrale Bereiche thematisiert: die „Universalität der Menschenrechte“, der „Dialog der Kulturen“, die „globalen Märkte und die Zukunft des Staates“, die „Bedingungen guter Regierungsführung“, das „weltweite Entwicklungsproblem und nachhaltige Entwicklung“ sowie die „Entwicklung der menschlichen Ethik“. Der Nigerianer und Literaturpreisträger Wole Soyinka, einer der herausragenden Intellektuellen Afrikas, brachte dabei zum Ausdruck, dass er den Dialog der Kulturen auch in Zeiten wachsender religiöser und politisch motivierter Feindschaften für gegeben hielte. Um diesen Dialog aber führen zu können, müsse man unterscheiden, ob eine kulturelle Lesart der Macht oder der Freiheit und Würde des Menschen diene. Als Grundlage eines Dialogs der Kulturen müsse anerkannt werden, dass „die Menschheit unterschiedlich sei, aber unteilbar bleibe.“ Auf die Rolle der Ethik auch in einer sich verändernden Welt wies der Begründer der Gewerkschaft Solidarnosc und ehemalige polnische Präsident Lech Walesa hin. Er forderte, nach dem Zusammenbruch der beiden totalitären Ideologien dieses Jahrhunderts, des Nationalsozialismus und des Kommunismus, müsse das kommende Jahrhundert ein „Zeitalter der Solidarität“ sein. Um dies zu ermöglichen, müssten die Vereinten Nationen reformiert und gestärkt werden. Weitere Redner waren unter anderem Olivier Blanchard vom Massachusetts Institute of Technology, der ehemalige Präsident von Costa Rica und Friedensnobelpreisträger, Oscar Arías Sánchez, das Club-of-Rome-Mitglied Karan Singh sowie die Hohe Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Mary Robinson. ZEI (Hrsg.), Weltachsen 2000, ZEI Discussion Paper, C69/2000. x Vor dem Hintergrund der Aufgabe interkultureller Verständigung und internationaler Zusammenarbeit führte das ZEI im Jahr 2001 mit Hilfe von ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Walter Schweidler, Ruhr-Universität Bochum, ein vom DAAD unterstütztes Kooperations-Projekt in Kooperation mit der Nationaluniversität der Mongolei in Ulanbataar durch. Bei einem Workshop in Ulanbataar zur Transformation der Philosophieausbildung an den Hochschulen der Mongolei im Lichte der Pluralität der Denkschulen in der gegenwärtigen westlichen Philosophie und unter Einbezug buddhistischer Philosophie56 traditionen wurde vereinbart das Ethik- und Philosophiestudium von Magisterund Promotionsstudenten der Mongolei entsprechend zeitgemäßen internationalen Standards zu modernisieren. Prof. Dr. Baldandorj Batchuluun, Nationaluniversität Ulanbataar besuchte das ZEI für einen Forschungsaufenthalt. Er übersetzte dabei ein philosophisches Lehrbuch für die Verwendung im Rahmen einer erneuerten Philosophieausbildung in der Mongolei. x Ein zwischen 2003 und 2005 durchgeführtes Projekt des ZEI und der Hermann-und-Marianne-Straniak-Stiftung unter dem Thema „Menschenrechte, Kulturen und Gewalt. Perspektiven einer interkulturellen Ethik“ verfolgte einen über gewohnte Wege der Wissenschaftskooperation hinausgehenden Ansatz: Persönlichkeiten kulturell unterschiedlicher Herkunft analysierten und diskutierten die angesprochenen Felder der Auseinandersetzung um Menschenwürde, Kulturen und Gewalt im interkulturellen Dialog sowohl historisch als auch systematisch. Dass das Zusammentreffen der Kulturen und spezifischer Lebensformen schnell zu kriegerischen Konflikten führt, die in ihrem Ausgang und ihren Folgewirkungen unabsehbar sind, manifestiert sich zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrtausends in dramatischer Weise. Ob dieser spannungsreiche Zustand aber zu friedlichen Kooperationen kultureller Lebensformen transformiert werden kann, hängt jetzt und in Zukunft mehr denn je von der Einsicht wechselseitiger Angewiesenheit der Kulturen, von der Etablierung institutionalisierter Möglichkeiten regionaler Gewalt- und Konfliktentschärfung sowie von einem Dialog der Kulturen ab. Renommierte Geisteswissenschaftler aus Europa und Ostasien reflektierten, angesichts der zeitaktuellen Umstände, ergänzt durch gewichtige Stimmen aus den USA und aus der arabischen Welt, über Grundfragen im Schnittfeld von menschenrechtlichen Begriffen, kulturellen Deutungen und der Gewaltproblematik. Der einzigartige Charakter der aus dem Projekt entstandenen Anthologie besteht in der dialogischen Kommentierung, die jeder Beitrag durch einen Autor aus dem jeweils anderen Kulturraum erfahren hat. Damit leistet dieser Band einen gewichtigen Beitrag zu einem authentischen Dialog der Kulturen. Im Rahmen dieses Projektes führten asiatische und amerikanische Wissenschaftler Forschungsarbeiten als Gäste des ZEI durch. Prof. Dr. Kenichi Mishima von der Universität Osaka in Japan verfasste während seines Aufenthaltes am ZEI einen Aufsatz mit dem Titel „Menschenrechte als Traditionsbruch und Abschied von der Gewalt“. Prof. Dr. Mamoru Takayama selbst arbeitete zum „Begriff des Bösen in Japan“. Prof. Dr. William La Fleur 57 von der University of Pennsylvania beschäftigte sich während seines Aufenthaltes im Rahmen desselben Projektes mit Auswirkungen kultureller Grundhaltungen in konkreten Lebenssituationen in einem Vergleich zwischen östlicher und westlicher Philosophie. Beispielhaft wurde etwa die Diskussion über Gentechnik in einem eigenen Vortrag dargestellt. Ludger Kühnhardt/Mamoru Takayama (Hrsg.), Menschenrechte, Kulturen und Gewalt. Ansätze einer interkulturellen Ethik, in Kooperation mit der Hermann und Marianne Straniak Stiftung, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 64, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2005, 474 Seiten. x Der Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Pöttering, war Ehrengast und Redner einer feierlichen Veranstaltung am 29. Mai 2008 zum Ende des 10. Studienjahres des „Master of European Studies“ (Class of 2008). In seiner Festrede hob er die Bedeutung der Europäischen Union hervor, zum interkulturellen Dialog beizutragen und weltweit als Beispiel regionaler Integration zu dienen. Das ZEI gehe in diesen Bereichen als gutes akademisches Beispiel voran: Sowohl die Forschungsarbeit als auch die internationalen Zusammensetzung der Weiterbildungsprogramme des ZEI spiegele genau diese Anforderungen an die Aufgaben der Europäischen Union wider. Den Fellows der „Class of 2008“ gegenüber äußerte der Parlamentspräsident Zuversicht, nach Abschluss der Masterprogramme sehr gute Chancen auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu haben. Sie gehören einer neuen Generation künftiger europäischer Führungskräfte an oder würden in anderen Kontinenten für die Partnerschaft mit Europa arbeiten. Hans-Gert Poettering, European Union – New Impulses for the Decace Ahead/Europäische Union – Neue Impulse für die kommende Dekade, ZEI Discussion Paper, C185/2008. x Eine Forschungsgruppe unter Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und Prof. Dr. Tilman Mayer, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn, initiierte 2009 das Verbundforschungsprojekt „Die Gestaltung der Globalität“ in Zusammenarbeit mit der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn. Die meisten Fachdisziplinen verhandeln relevante Fragen zu Phänomenen der Globalisierung und/oder einem europawissenschaftlichen Bezug separiert voneinander: Sie erschließen das Einmalige einer Thematik und Konstellation. Eher selten werden in den Geistesund Kulturwissenschaften solche Themen gemeinschaftlich untersucht. Während die europawissenschaftlich interessierten Fächer über ihr 58 Forschungsobjekt Europäische Union ein relativ klares Bild ihres Gegenstandes haben, herrscht über Definition und Reichweite der Globalisierung keineswegs wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Konsens. Im Rahmen der Verbundforschung wurde davon ausgegangen, dass sich der Prozess der Globalisierung unterdessen zu einem Zustand der Globalität verdichtet hat. Damit ist Globalisierung von einem prozesshaften Vorgang zu einem als Strukturelement der heutigen Zeit geworden, wobei eine Bestandsaufnahme der vielschichtigen Aspekte dieses Strukturelements und seiner Auswirkungen in geisteswissenschaftlicher Perspektive bisher fehlt. Das Projekt nahm in regelmäßigen interdisziplinär angelegten Arbeitskolloquien zwischen 2009 und 2013 eine Standortbestimmung im globalen Ideen- und Deutungswettbewerb und eine Überprüfung der Haltbarkeit bis dato formulierter universaler Aussagen bzw. deren Adaption in der globalisierten Welt vor. Aus dem Projekt heraus sind folgende ZEI Discussion Paper unter der Herausgeberschaft von Tilman Mayer und Ludger Kühnhardt entstanden: - Die Gestaltung der Globalität. Neue Anfragen an die Geisteswissenschaften (mit Beiträgen von Wolfram Hogrebe, Volker Ladenthin, Anne-Marie Bonnet, Sabine Sielke, Marion Gymnich, Dieter Sturma und Theo Kobusch), ZEI Discussion Paper, C195/2009. - Die Gestaltung der Globalität. Annäherungen an Begriff, Deutung und Methodik (mit Beiträgen von Markus Gabriel, Volker Ladenthin, Stephan Conermann, Günther Schulz, Wolfgang Kinzig, Xuewu Gu und Ursula von Keitz), ZEI Discussion Paper, C198/2010. - Die Gestaltung der Globalität. Wirkungen der Globalität auf ausgewählte Fächer der Philosophischen Fakultät (mit Beiträgen von Michael Bernsen, Markus Gabriel, Dominik Geppert, Konrad Klaus, Harald Meyer, Barbara Schmidt-Haberkamp und Caja Thimm), ZEI Discussion Paper, C203/2011. - Die Gestaltung der Globalität. Schlüsselwörter der sozialen Ordnung (I) (mit Beiträgen von Ruth Knoblich, Andreas Marchetti, Maximilian Mayer, Robert Meyer und Christian Schwermann), ZEI Discussion Paper C211/2012. - Die Gestaltung der Globalität. Schlüsselwörter der sozialen Ordnung (II) (mit Beiträgen von Mario Anastasiadis, Christian Ewen, Volker Kramarz und Susanne Kretschmer), ZEI Discussion Paper C215/2013. x Vor dem Hintergrund des 200-jährigen Jubiläums der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 2018 entsteht die „Bonner Enzyklopädie der Globalität“. Herausgeber der handbuchartigen Enzyklopädie sind Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und Prof. Dr. Tilman Mayer unter Mitwirkung von Prof. Dr. 59 Stephan Conermann, Prof. Dr. Markus Gabriel, Prof. Dr. Xuewu Gu, Prof. Dr. Marion Gymnich, Prof. Dr. Wolfram Hogrebe, Prof. Dr. Volker Ladenthin, Prof. Dr. Wolfram Kinzig, Prof. Dr. Wolfgang Kubin und Prof. Dr. Günther Schulz. Das umfangreiche Werk bringt Beiträge von über einhundert Professorinnen und Professoren der Bonner Universität zusammen, vorwiegend aus der Philosophischen Fakultät, aber auch aus der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, den beiden Theologischen Fakultäten und der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät. Die ganze Bandbreite der Methoden und Sichtweisen der geistes- und kulturwissenschaftlich arbeitenden Fächer und ihrer Wissenschaftler wird in diesem Werk lebendig. Die „Bonner Enzyklopädie der Globalität“ geht von der These aus, dass der gegenwärtige global turn Europa (wie alle anderen Regionen auch) nicht nur ökonomisch und technisch herausfordert, sondern auch eine geisteswissenschaftliche Rekonstruktion seiner Welt- und Gestaltungsfähigkeit abverlangt. In der „Bonner Enzyklopädie der Globalität“ geht es in erster Linie darum, problemorientiert solche Phänomene zu erfassen, die durch den global turn zu einer Neubestimmung des Begriffsverständnisses führen könnten oder bereits geführt haben. Die Begriffsfelder und Schlüsselbegriffe sowie das Gliederungs- und Interpretationsmuster zur Abfassung jedes der Schlüsselbegriffe wurden in einer Reihe von Arbeitskolloquien erarbeitet und an ausgewählten Schlüsselworten der sozialen Ordnung überprüft. Über einhundert wissenschaftliche Beiträge werden dieses wissenschaftliche Werk zu einem gewichtigen Beitrag der Selbstdarstellung und des Diskursangebots aus der Mitte der Bonner Universität heraus werden lassen. Die „Bonner Enzyklopädie der Globalität“ wird 2016 im VS Springer Wissenschaftsverlag erscheinen, der auch eine Internet-Ausgabe besorgt. Zum Universitätsjubiläum 2018 soll eine englischsprachige Übersetzung der Enzyklopädie erscheinen. Weitere ausgewählte Publikationen Marco Bifulco, In Search of an Identity for Europe, ZEI Discussion Paper, C23/1998 Avi Primor, Der Friedensprozess im Nahen Osten und die Rolle der Europäischen Union, ZEI Discussion Paper, C25/1998. Jürgen Rüttgers, Europa – Erbe und Auftrag, ZEI Discussion Paper, C28/1998. Ludger Kühnhardt: Zukunftsdenker. Bewährte Entwürfe politischer Ordnung für das dritte Jahrtausend, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 3, Baden-Baden, 1999, 374 Seiten. 60 Ludger Kühnhardt, Historia del pensamiento politica: Qué queda?, in: Contribuciones, Buenos Aires, No.3, 2000, Seite 147 ff. Heiko Uecker (Hrsg.), Deutsch-Norwegische Kontraste. Spiegelungen europäischer Mentalitätsgeschichte, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 34, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2001, 151 Seiten. Matthias Pape (Hrsg.), „Österreich – Von der Monarchie zum EU-Partner“, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung“, Band 12, 2000, 288 Seiten. Biomedizin und Menschenwürde, Stellungnahmen von Ulrich Eibach, Santiago Ewig, Sabina Laetitia Kowalewski, Volker Herzog, Gerhard Höver, Thomas Sören und Ludger Kühnhardt, ZEI Discussion Paper, C 97/2001. Gerhard Höver (Hrsg.), Religion und Menschenrechte. Genese und Geltung, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 29, BadenBaden: Nomos Verlag, 2001, 182 Seiten. Ralf Elm/Mamoru Takayama (Hrsg.), Zukünftiges Menschsein: Ethik zwischen Ost und West, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 55, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002, 525 Seiten. Ludger Kühnhardt, Globalizacion y la Integracion Europea, in: Vitral, Nr. 58, 9. Jahr, Pinar del Rio, Kuba, November/Dezember 2003, Seite 46 ff. und unter www.2glauco.it/vitral/vitral58/vitral58.htm. Ludger Kühnhardt, La integracion Europea hoy, in: Archivos del Presente. Revista Latinoamericana de Temas Internacionales, Buenos Aires, 8. Jahrgang, Nr. 31, 2003, Seite 35 ff. und als: Tendencias Actuales dentro de la integracion Europea, in: Universidad Nacional de Asuncion, Asuncion, 2004, Seite 575 ff. Gabor Erdödy, Mitteleuropa. Politische Kultur und europäische Einigung, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 54, BadenBaden: Nomos Verlag, 2003, 153 Seiten. Isolde Burr/Gertrud Gréciano, Europa: Sprache und Recht; La construction européene: aspects linguistiques et juridiques, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 52, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2003, 237 Seiten. Ludger Kühnhardt, Integracion y Intervencion, in: Archivos del Presente, Buenos Aires, Nr.33, 2004, Seite 101 ff. 61 Ludger Kühnhardt, Efectos de una Constitucion para la identidad europea, in: afese, Revista del Servicio Exterior Ecuatoriano, Quito, Nr.41/Juni-Dezember, 2004, Seite 58 ff. Lazaros Miliopoulos, Begriff und Idee der „Atlantischen Zivilisation” in Zeiten transatlantischer Zerreißproben, ZEI Discussion Paper, C188/2008. Jeffrey Herf, The Jewish Enemy. Rethinking Anti-Semitism in the Era of Nazism and in Recent Times, ZEI Discussion Paper, C180/2008. Ludger Kühnhardt, Europa: Innere Verfassung und Wende zur Welt. Standortbestimmung der Europäischen Union, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 72, Baden-Baden, 2010, 359 Seiten. Ludger Kühnhardt, World War I: Lessons Learned and Lessons Threatened, WAI-ZEI Paper, 21/2015. 62 ZEI Auftaktkonferenz zur Zukunft der baltischen Staaten in Europa Dr. Mart Laar, Ministerpräsident von Estland, Dr. Hans-Dietrich Genscher, Bundesaußenminister a.D., Dr. Valdis Birkavs, Außenminister Lettland, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, Dr. Algirdas Saudargas, Außenminister Litauen Markus Meckel, letzter Außenminister der DDR Wolfgang Ischinger, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Nikolaus Meyer-Landruth, AA, Prof. Dr. Ludger Kühnhardt ZEI Konferenz in Moskau – Prof. Dr. Hans-Adolf Jacobsen, Universität Bonn, Prof. Dr. Jakow Drabkin, Russische Akademie der Wissenschaften Valdas Adamkus, Staatspräsident von Litauen, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Günter Verheugen, EU Kommissar, ZEI Fellow Georg Klöcker Jean-Claude Juncker, Premierminister von Luxemburg Ministerpräsident Wolfgang Clement, ZEI Direktoren, Universitätsrektor Prof. Dr. Klaus Borchardt Wolfgang Clement, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ZEI Konferenz in Madrid - Prinz Felipe von Spanien, Prof. Dr. Joachim Krause, Dr. Josef Janning, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Deutsch-portugiesische Konferenz von Literaturwissenschaftlern Funk- und Fernsehinterviews am ZEI Studiengruppe Weimarer Dreieck – Botschafter Janusz Reiter, Prof. Dr. Henri Ménudier, Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Zoran Djindjic, serbischer Oppositionsführer ZEI Seminar in der Bundeswehr-Akademie Strausberg Askar Akajew, Staatspräsident von Kirgistan Workshop am ZEI – Senior Fellow Prof. Dr. Jürgen Elvert, Universität zu Köln Kiro Gligorov, Staatspräsident von Mazedonien, Universitätsrektor Prof. Dr. Klaus Borchardt ZEI Konferenz in Jalta/Livadia Palast – Die euro-atlantische Zukunft der Ukraine ZEI/ZEF Kongress „Weltachsen“ im ehemaligen Deutschen Bundestag – Lech Walesa, Friedensnobelpreisträger ZEI/ZEF Kongress „Weltachsen“ – Gerd Poppe, DDR-Bürgerrechtler, Jan Figl, slowakischer Staatssekretär, ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, Volkmar Köhler, Staatssekretär im Entwicklungsministerium Prof. Dr. Francesco Giavazzi, Bocconi-Universität Mailand, ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen Konferenz am ZEI – Dr. Peter Zervakis, ZEI Fellow, Dr. Paul Salem, Lebanese Center for Policy Studies Feldforschung in Prishtina – Ibrahim Rugova, Präsident des Kosovo, ZEI Fellow Dr. Rafael Biermann Diskussion am ZEI – Uwe Leonardy, ZEI Senior Fellow Außenminister a.D. Dr. Hans-Dietrich Genscher, Prof. Dr. Patrick Masterson, Prof. Dr. Bogdan Bogdanov, Prof. Dr. Andras Inotai, Prof. Dr. Richard Portes, Prof. Dr. Willy Hirdt, ZEI Direktoren Konferenz am ZEI – Bischof Alfons Nossol, Oppeln, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Buchvorstellung am ZEI Dr. Hans-Gert Pöttering, Mitglied des Europäischen Parlaments, Dr. Wolfgang Schäuble, Vorsitzender der CDU, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, Annette Harms-Hunold, Fromm Verlag Viviane Reding, EU Kommissarin Vaira Vike-Freiberga, Staatspräsidentin von Lettland, Botschafter Andris Teikmanis, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Dr. Helmut Kohl, Ehrenbürger Europas, Prorektor Prof. Dr. Matthias Herdegen, Dr. Stefan Fröhlich, ZEI Master-Programm-Koordinator, ZEI Direktoren Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und Prof. Dr. Jürgen von Hagen ZEI Vortrag - Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl ZEI Vortrag in der Universitätsaula – Dr. Helmut Kohl zur Einführung des Euro Hans von der Groeben, ehemaliger EWG-Kommissar, Prof. Dr. Michael Gehler, Universität Innsbruck/ ZEI Senior Fellow, Dr. Georg Michels, ZEI Fellow Vortrag in La Paz - Dr. Antonio Araníbar Quiroga, ehemaliger Außenminister, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Prof. Dr. Wladyslaw Bartoszewski ehemaliger polnischer Außenminister Dr. Karl-Heinz Narjes, ehemaliger EG-Kommissar ZEI Konferenz in Rousse - Europastudien in Südosteuropa Universitätsrektor Prof. Dr. Matthias Winiger, Dr. Cordula Janowski, ZEI-Master-Programm-Koordinatorin, Eduardo Quintana Pacheco, MES Class of 2005, ZEI Direktoren Koenig und von Hagen Guido de Marco, Staatspräsident von Malta ZEI Festvortrag in der Universität Bonn - Guido de Marco, Staatspräsident von Malta, Botschafter William Spiteri ZEI Summer School for Central Asian Diplomats and Graduate Students Dr. Thomas Gutschker, Frankfurter Allgemeine Zeitung ZEI Discussion Paper Regional Integration Observer Exkursion nach Frankfurt - ZEI Master Fellows vor der Europäischen Zentralbank ZEI Alumna Katharina von Schnurbein, Class of 1999, EU Kommissar Vladimir Spidla ZEI Master Fellows, Class of 2007, und ZEI Alumna Katharina von Schnurbein, Class of 1999 Gespräche am ZEI – ZEI Master Fellow Elodie Lafitte und Milos Stanojevic, Class of 2008, mit Dr. Alojz Peterle, ehemaliger slowenischer Ministerpräsident/Mitglied des EU-Verfassungskonvents Exkursion nach Brüssel – ZEI Master Fellows, Class of 2008, vor dem Europäischen Rat Chaminda Hettiarachchi, Teilnehmer der ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration, ZEI-Master-Programm-Koordinatorin Wiebke Drescher Geselliges Beisammensein in Bonn mit Teilnehmern der ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration Konferenz zum Verfassungskonvent ZEI Fellows 2009 ZEI-ECOWAS Summer Academy in Comparative Regional Integration mit Alexander Graf Lambsdorff, Mitglied des Europäischen Parlaments Dr. Michaele Schreyer, ehemalige EU-Kommissarin, ZEI-Master-Programm-Koordinatorin Tabea Leibbrand, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Dr. Olli Rehn, EU Kommissar, ZEI Fellow Dr. Andreas Marchetti, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt ZEI Fellows Class of 2007 ZEI Fellows Class of 2008 Reflexionsgruppe zur Bonner Enzyklopädie der Globalität – Prof. Dr. Wolfgang Kubin, Prof. Dr. Wolfram Kinzig, Prof. Dr. Xuewu Gu, Prof. Dr. Stephan Conermann, Prof. Dr. Tilman Mayer, Ruth Knoblich Musik am ZEI – Bernd Lier Ensemble II. Europäischer Binnenmarkt 1. Wettbewerbs- und Beihilferecht 1.1 Wettbewerbsrecht und Systemwettbewerb 1.2 Beihilferecht 2. Regulierung der Pharmaindustrie 2.1 Wettbewerb und Regulierung 2.2 Patent- und Zulassungsrecht 2.3 Grenzüberschreitender Handel von Arzneimitteln 2.4 Deutsches Gesundheitswesen und EU-Gemeinschaftsrecht 3. Regulierung der Telekommunikations- und Internetmärkte 3.1 Deutsches und europäisches Telekommunikationsrecht 3.2 Der Rundfunksektor 3.3 Die „Neuen Medien“ 3.4 Glücksspielrecht 4. Regulierung der Energiemärkte 4.1 Deutsches und europäisches Energierecht 4.2 Energierecht und Umweltpolitik 5. Regulierung der Logistikmärkte 5.1 Infrastrukturprojekte und Beihilferecht 5.2 Verkehrspolitik und Eisenbahnsektor 5.3 Postsektor 63 II. Europäischer Binnenmarkt Ein Hauptmerkmal der Europäischen Union ist der gemeinsame Binnenmarkt. Ein funktionierender Markt erfordert Regeln, auf die sich die Marktteilnehmer beim Tausch von Gütern und Dienstleistungen verlassen. Um den Wettbewerb innerhalb des Binnenmarktes vor Verfälschungen zu schützen, haben sich die EU und die Mitgliedsstaaten zu einem gemeinsamen Europarecht verpflichtet, das bei Kartellen und der Missbrauchsaufsicht entscheidend ist, wenn der zwischenstaatliche Handel und gemeinschaftsweit bedeutende Wirtschaftsaktivitäten betroffen sind. Die Wissenschaftler des ZEI befassen sich insbesondere mit dem europäischen Wettbewerbsrecht sowie dem Beihilferecht. Konkret wurden und werden das Wettbewerbs- und Beihilferecht zum einen auf die Gesundheitsmärkte, zum anderen auf die Netzwirtschaften, also Telekommunikations-, Energie- und Logistikmärkte, angewandt. Im Bereich der Netzwirtschaften konnte in den vergangenen Jahren eine zunehmende Liberalisierung beobachtet werden, die insbesondere von der EU ausging. Netzwirtschaften erfordern – im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen – eine umfassende Infrastruktur. Neben der rechtlichen Marktöffnung ist ein Zugang zur Infrastruktur zu fairen Bedingungen erforderlich, um Wettbewerb zu ermöglichen. Die regulatorischen Eingriffe werden dabei immer wieder angepasst, was zu einer dynamischen Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen führt. 65 1. Wettbewerbs- und Beihilferecht Das europäische Wettbewerbsrecht verbietet Unternehmen Preisabsprachen oder die Aufteilung von Märkten, den Missbrauch einer dominanten Stellung sowie Fusionen, wenn die Unternehmen dadurch marktbeherrschend würden. Das Monopol eines Unternehmens kann jedoch als mit dem Binnenmarkt vereinbar angesehen werden, wenn besondere Umstände vorliegen – beispielsweise eine kostenintensive Infrastruktur. Das Wettbewerbsrecht ist entscheidend geprägt durch eine weitreichende Fallpraxis der Europäischen Gerichte sowie der Kommission. Das Beihilferecht bezieht sich auf wirtschaftliche Förderungen durch Nationalstaaten. Staatliche Beihilfen sind nach europäischem Recht untersagt, es sei denn sie dienen gemeinsamen Zielen. Die Kontrolle der staatlichen Beihilfen obliegt der EU-Kommission. 1.1 Wettbewerbsrecht und Systemwettbewerb x Zu den Schlagworten der wirtschaftspolitischen Diskussion gehört der Begriff des Systemwettbewerbs, der die Idee umschreibt, dass sich in dem Nebeneinander verschiedener Systeme das jeweils beste bewährt. Das populäre Argument bedarf jedoch einer wissenschaftlichen Untermauerung, da die einfache Analogie von Wettbewerb auf Märkten und Wettbewerb von Systemen nicht greift. Anders als auf Güter- und Faktormärkten gibt es in dem Wettbewerb nationaler wirtschaftspolitischer Systeme weder klare wirtschaftliche oder politische Erfolgsanreize für die Entscheidungsträger, noch wohldefinierte Zu- und Austrittsrechte für die Betroffenen. Vor diesem Hintergrund fand im November 1999 am ZEI ein Workshop über den „Systemwettbewerb zwischen Gebietskörperschaften in der EU“ unter der Leitung der ZEI Direktoren Prof. Dr. Christian Koenig und Prof. Dr. Jürgen von Hagen statt. Die Teilnehmer, Vertreter von Wissenschaft und Praxis, hatten Gelegenheit zur Diskussion eines Referats von Prof. Dr. Wolfgang Kerber, Universität Marburg, und einer kritischen Stellungnahme von Prof. Dr. Christoph Engel, Max-Planck-Projektgruppe „Recht der Gemeinschaftsgüter“. Zu den wichtigen Denkanstößen des Referats von Prof. Dr. Kerber gehörte der Vorschlag, staatliche Beihilfen als standortpolitische „Rabatte“ auf nationale Steuersysteme zu verstehen, die bereits weitgehend durch europäische Richtlinien einander angeglichen seien. In der Diskussion wurde dieser Vorschlag mit dem Hinweis kritisiert, dass ein derartiges Rabattsystem die Transparenz der Steuersysteme untergrabe und zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen großen und kleinen Unternehmen führen werde. 67 x 1999 unterzog das ZEI das Beihilfenrecht aus der Perspektive des mitgliedsstaatlichen Systemwettbewerbs einer Neubewertung. In einer ersten Studie wurden die damaligen rechtspolitischen Reformen und Entwicklungsschritte des Beihilfenrechts daraufhin untersucht, ob sie in die wettbewerbspolitisch richtige Richtung weisen und wie sie zu ergänzen sind. Während einige Verordnungen grundsätzlich zu begrüßen sind, zeigten sich hinsichtlich der Grundkonzeption des EG-Beihilfenrechts schon verschiedene Mängel bei einer Betrachtung aus dem Blickwinkel eines Wettbewerbs zwischen den Unternehmen, das heißt auf den Gütermärkten. So fehlte beispielsweise der konsequente Rückgriff auf das Bedarfsmarktkonzept zur Eingrenzung des relevanten Marktes. Ferner war keine Kontrolle der Gemeinschaftsbeihilfen vorgesehen. Eine Neubewertung der Beihilfenpolitik unter dem Gesichtspunkt des mitgliedstaatlichen Systemwettbewerbs verstärkte die Einschätzung bestehender Konstruktionsdefizite. Christian Koenig/Jürgen Kühling, Reform des EG-Beihilfenrechts aus der Perspektive des mitgliedsstaatlichen Systemwettbewerbs – Zeit für eine Neuausrichtung?, in: Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (EuZW), 17/1999, Seite 517-523. x Eine zweite Studie zum Thema Systemwettbewerb widmete sich der Frage, ob ein europäischer Systemwettbewerb durch die Wahl der Rechtsregeln in einem Binnenmarkt für mitgliedsstaatliche Regulierungen möglich ist. Soll die Europäische Union standortgebundenen Herstellern ohne Sitzverlegung die Wahlfreiheit darüber geben, nach welchen nationalen Standards sie ihre Produkte herstellen? Diese Wahlfreiheit entspräche derjenigen des Verbrauchers, der im europäischen Binnenmarkt zwischen Produkten, die unter unterschiedlichen Produktstandards hergestellt wurden, wählen kann. Rechtswissenschaftliche Forschungsergebnisse des ZEI im Jahr 1999 zeigten auf, dass eine solche Rechtswahlfreiheit durchaus einige Vorteile verspricht – wie etwa die Lösung des Problems der Inländerdiskriminierung. Angesichts der Gefahr eines „race to the bottom“ der Verbraucherschutz- und Umweltstandards dürfte allerdings ein erheblicher gemeinschaftsrechtlicher Harmonisierungsbedarf die Folge sein. Christian Koenig/Jens-Daniel Braun/Ralf Capito, Experimentelle Erweiterung des europäischen Systemwettbewerbs durch Wahl der Rechtsregeln in einem Binnenmarkt für mitgliedstaatliche Regulierungen?, in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 1999, Seite 401-409. 68 x In dem Bestreben, die netzwirtschaftsübergreifende Diskussion zu beleben, wurde im Jahr 2008 in Kooperation des Bundeskartellamts, der Bundesnetzagentur, der Universität Bonn (Prof. Dr. Matthias Herdegen) und des Zentrum für Europäische Integrationsforschung (Prof. Dr. Christian Koenig) das „Bonner Zentrum Wettbewerb und Regulierung“ gegründet. Dabei handelt es sich um ein ins Leben gerufenes Veranstaltungsforum, das die Schnittstellen zwischen sektorspezifischer Regulierung und dem allgemeinen Wettbewerbsrecht anhand aktueller Themen in den Mittelpunkt stellt. Die erste Veranstaltung des Zentrums fand unter reger Beteiligung am 28. Oktober 2008 zum Thema „Nachträgliche Missbrauchskontrolle, Kooperationsverfahren nationaler Regulierungsbehörden und Verschärfung des Unbundlingregimes im Energiesektor“ mit Vertretern des Bundeskartellamts, der Bundesnetzagentur, der Europäischen Kommission und der Praxis statt. x Intensiv hat sich das ZEI 2009 mit dem Begriff „Wettbewerb“ als regulierendes Verwaltungshandeln legitimierendes Leitbild auseinandergesetzt. Vor dem Hintergrund divergierender ökonomischer Wettbewerbskonzepte und wettbewerbs- und regulierungsrechtlicher Rezeption wurden exemplarisch anhand des Telekommunikationsrechts die Anforderungen an die Verwendung des Wettbewerbsbegriffs als Tatbestandsmerkmal untersucht. Dabei wurde herausgearbeitet, dass ein auf dem ökonomischen Konzept des „funktionsfähigen Wettbewerbs“ basierender, auslegungsbedürftiger Wettbewerbsbegriff eher als leitbildausfüllendes, wettbewerbspolitisches Regulierungsziel denn als tatbestandliche Interventionsschwelle dienen kann. Nach dem Ergebnis der Untersuchung wird den regulierungsverwaltungsrechtlichen Anforderungen an ein eingriffslegitimierendes Tatbestandsmerkmal einer konkreten Regulierungsermächtigungsnorm der im Bereich der Telekommunikationsregulierung zur Geltung gelangende, mit der Abwesenheit beträchtlicher Marktmacht deckungsgleiche Begriff des „wirksamen Wettbewerbs“ gerecht. Als Beitrag zum Themenheft des Deutschen Verwaltungsblattes zur Tagung der Deutschen Staatsrechtslehrer 2009 erschien dazu eine rechtswissenschaftliche Abhandlung. Christian Koenig, Herstellung von Wettbewerb als Verwaltungsaufgabe – Der Wettbewerbs-begriff als eingriffslegitimierendes Tatbestandsmerkmal der Regulierungsermächtigungsnorm, in: Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl), 17/2009, Seite 1082–1089. x Das Europäische Wettbewerbsrecht ist entscheidend geprägt durch eine weitreichende Fallpraxis der Europäischen Gerichte sowie der Kommission. In 69 einer Publikation von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und ZEI Mitarbeiterin Dr. Kristina Schreiber werden Kartell und Missbrauchsverbote, die Fusionskontrolle sowie das Beihilfen- und Vergaberechts in einem handhabbaren Umfang dargestellt. Vermittelt wird dem Leser die hinter der umfassenden Fallpraxis liegende Intention der Anwendung des Europäischen Wettbewerbsrechts. Dem Praktiker ebenso wie dem Studenten wird ein Leitfaden für das Europäische Wettbewerbsrecht an die Hand gegeben werden, welcher auch zur Lösung bislang noch nicht entschiedener Sachverhaltskonstellationen befähigt. Die materiell-rechtlichen Ausführungen werden daher ergänzt durch die Darstellung des Verfahrensrechts mit einem Fokus auf die Kommissionsbefugnisse, die Beweislastverteilung und das prozessuale Vorgehen im Fall von Wettbewerbsrechtsverstößen. Nach einer knappen Erläuterung der theoretischen Grundlagen werden diese Ausführungen anhand einer Vielzahl von Anwendungsbeispielen, die der aktuellen Rechtsprechung und Kommissionspraxis entnommen wurden, verdeutlicht. Durch eine Gegenüberstellung der Argumente werden die Gedankengänge der Gerichte, der Kommission und der Adressaten anschaulich und die konkrete Lösung verständlich. Eine englischsprachige Publikation „komplementierte“ das deutschsprachige Lehrbuch, sodass die Thematik auch dem englischsprachigen Raum zugänglich gemacht werden konnte. Christian Koenig/Kristina Schreiber, Europäisches Wettbewerbsrecht, Tübingen: Mohr Siebeck Verlag, 2010, 312 Seiten. Christian Koenig/Kristina Schreiber/Sandra Denis, European Competition Law in a Nutshell: A concise guide, Berlin: Lexxion Verlag, 2011, 233 Seiten. 1.2 Beihilferecht x Die Forschung des ZEI im Beihilfenbereich ist seit 1999 auf die Untersuchung spezifischer Sektoren angelegt – wie beispielsweise den Kulturbereich. Dabei wurde gezielt der Kontakt zu nationalen, regionalen und lokalen Gebietskörperschaften und zur Europäischen Kommission gesucht, die mit der EG-beihilfenrechtlichen Beurteilung von Förderprogrammen oder Einzelmaßnahmen konfrontiert sind, um deren praktische Erfahrung bei der wissenschaftlichen Konzipierung eines adäquaten Beihilfensystems fruchtbar zu machen und im Gegenzug neuere Forschungsergebnisse Entscheidungsträgern zur Verfügung zu stellen. Im Vordergrund stand dabei die Zusammenarbeit mit der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalens, für die ZEI Direktor Prof. Dr. Christian 70 Koenig beratend tätig war. Diese im Jahr 1999 begonnenen Forschungsarbeiten konnten im Jahr 2000 abgeschlossen werden. Christian Koenig/Jürgen Kühling, Mitgliedsstaatliche Kulturförderung und gemeinschaftliche Beihilfenkontrolle durch die EG-Kommission, in: Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (EuZW), 7/2000, Seite 197-204. x Am 13. April 2000 fand am ZEI ein Round-Table Gespräch zwischen Vertretern verschiedener Staatskanzleien sowie der Wissenschaft statt. Diskutiert wurden eine präzisere Aufgabenabgrenzung der Europäischen Union und der Mitgliedsstaaten sowie eine bessere Absicherung der Kompetenzen der Bundesländer (zum Beispiel im Bereich der Daseinsvorsorge). Dabei wurde unter anderem die Formulierung einer „Auslegungsgrenze“ durch einen Negativ-Katalog von „Reservatskompetenzen“ der Mitgliedsstaaten erörtert. x Eng mit der Frage nach neueren Entwicklungen in der Beihilfenpolitik ist das Problem der „Beihilfen an kleine und mittlere Unternehmen“. Grund war, dass eine der ersten Freistellungsverordnungen die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) betraf. Der bisherige KMU-Gemeinschaftsrahmen wurde dadurch abgelöst. Die Forschung der ZEI Mitarbeiter verfolgte ein doppeltes Ziel: Zunächst wurde unter besonderer Berücksichtigung der KMUFreistellungsverordnung analysiert, in welchem Umfang KMU in den Genuss staatlicher Beihilfen gelangen können. Eine Klärung dieser Probleme war von großer Bedeutung, da angesichts der Rückführung der Fördergebietsbevölkerungshöchstgrenzen für Regionalbeihilfen, die seit dem 1. Januar 2000 in Kraft ist, die Relevanz der KMU-Fördermaßnahmen noch zugenommen hat. Daneben wurde exemplarisch anhand der geplanten KMUFreistellungsverordnung das neue Freistellungsrecht untersucht. Der Meinungsaustausch zwischen der Kommission, Beihilfenexperten aus deutschen Ministerien, interessierten Wissenschaftlern und Vertretern sowie Rechtsberatern betroffener Unternehmen wurde im Rahmen eines „ZEIWerkstattgesprächs“ am 15. September 2000 vertieft. Christian Koenig/Jürgen Kühling, Beihilfen an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unter Berücksichtigung der geplanten EG-Verordnung für KMU, in: Deutsches Verwaltungsblatt (DVBl), 14/2000, Seite 1025-1035. x 2000 führten ZEI Mitarbeiter ein Forschungsprojekt zu Beihilfen in den neuen Bundesländern durch. Die ersten Forschungsergebnisse wurden in Form einer Urteilsanmerkung in der „Juristen Zeitung“ (JZ) veröffentlicht. Eng verknüpft mit diesem Forschungsprojekt befasste sich ein weiteres Forschungsprojekt mit dem Spannungsverhältnis zwischen dem EG71 Beihilfenrecht und den nationalen Insolvenzrechtsordnungen. Die Ergebnisse wurden in mehreren Beiträgen in den Fachzeitschriften „Betriebsberater (BB)“ und „Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (ZIP)“ publiziert. Die Forschungsergebnisse flossen zudem in die Beratungstätigkeit unter anderem für das sächsische Wirtschaftsministerium, einen Insolvenzverwalter und den Juristischen Dienst der Europäischen Kommission ein. Die weitere Auseinandersetzung mündete schließlich in die Anfertigung eines Memorandums mit dem Titel „Bestimmung des passivlegitimierten Adressaten einer Beihilfenrückforderung nach der Veräußerung eines begünstigten Unternehmens“, das EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti vorgelegt wurde und maßgeblich zu einer Neubewertung der einschlägigen Kommissionspolitik führte. Christian Koenig/Jürgen Kühling, Anmerkung zum Urteil des EuGH zu den Beihilfen des Freistaats Sachsen, in: Juristen Zeitung (JZ), 2000, Seite 255-258. Christian Koenig, EG-beihilfenrechtliche Rückforderung als Insolvenzauslöser, in: Betriebsberater, in: Betriebsberater (BB), 12/2000, Seite 573-580. Christian Koenig/Nicolai Ritter, Die EG-beihilfenrechtliche Behandlung von Gesellschafterdarlehen, in: Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (ZIP), 18/2000, Seite 769-777. x Die vor allem bei den Forschungsarbeiten zu dem Thema „Daseinsvorsorge“ gesammelten Erfahrungen haben das Bewusstsein dafür geschärft, dass zahlreiche Maßnahmen des mitgliedsstaatlichen Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrechts indirekte beihilfenrelevante Vorteilseffekte zugunsten einzelner Unternehmen oder Produktionszweige erzeugen (zum Beispiel im Bereich der deutschen Bausparförderung durch Wohnungsbauprämien und Arbeitnehmersparzulage). In diesem Zusammenhang gingen die ZEI Mitarbeiter mit dem Forschungsprojekt „Verbrauchervermittelte Beihilfen“ im Jahr 2000 der Frage nach, unter welchen Voraussetzungen staatliche Unterstützungen privater Verbrauchergruppen zugleich als mittelbare, von der EGBeihilfenkontrolle erfasste Beihilfengewährungen aufgefasst werden können. Darüber hinaus wurde eine umfangreiche Untersuchung durchgeführt, welche Fallgruppen mittelbarer Unternehmensbegünstigungen derzeit in Deutschland, aber auch in anderen Mitgliedsstaaten bestehen. x Mitarbeiter der ZEI Forschungsprojektgruppe „Europäisches Wettbewerbsrecht“ unter der Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig widmeten sich 2000 unter anderem der Beratung der Europäischen 72 Kommission in Fragen des EG-Beihilfenrechts sowie deren Vertretung in einem Verfahren vor dem Europäischen Gericht in erster Instanz (EuG). x In Zusammenarbeit mit der Vertretung des Landes Baden-Württemberg fand zu dem Thema „EG-Beihilfenkontrolle und Daseinsvorsorge“ am 19. April 2002 ein Expertensymposium zum Beihilfenrecht statt. Es beschäftigte sich insbesondere mit der Entwicklung der EuGH-Rechtsprechung zu dieser Frage, mit der Fallpraxis der Generaldirektion Wettbewerb und mit dem Spannungsverhältnis von Daseinsvorsorge und Wettbewerb. Außerdem wurde vergleichend die Daseinsvorsorge aus dem Blickwinkel der Praxis der EFTASurveillance Authority dargestellt. ZEI-Mitarbeiter Dr. Jürgen Kühling hielt einen Vortrag zum Thema „Bereiche öffentlicher Daseinsvorsorge. Die Telekommunikationswirtschaft als Paradebeispiel einer Daseinsvorsorge im Wettbewerb“, der auch veröffentlicht wurde. Dieser Beitrag setzt der verbreiteten These „Daseinsvorsorge statt Wettbewerb“, die einen Gegensatz zwischen mitgliedsstaatlichen Zielen der Daseinsvorsorge und dem gemeinschaftsrechtlichen Wettbewerbsprinzip erblicken will, die These „Daseinsvorsorge im Wettbewerb bzw. durch Wettbewerb“ entgegen. Er legt am Beispiel der Telekommunikationswirtschaft dar, wie die Daseinsvorsorge im und durch Wettbewerb erfolgreich funktioniert und zeigt auf, inwiefern diese Ergebnisse auf andere Daseinsvorsorgebereiche übertragbar sind. Jürgen Kühling, Bereiche öffentlicher Daseinsvorsorge in Deutschland: Die Telekommunikationswirtschaft als Paradebeispiel einer Daseinsvorsorge im Wettbewerb, in: Rudolf Hrbek/Martin Nettesheim (Hrsg.), Europäische Union und mitgliedstaatliche Daseinsvorsorge, Schriftenreihe des Europäischen Zentrums für Föderalismus-Forschung Tübingen, Band 25, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002, Seite 138-154. x ZEI-Mitarbeiter Jens-Daniel Braun hielt am 6. Dezember 2002 im Europäischen Parlament anlässlich des für Parlamentsmitglieder der Beitrittsstaaten organisierten Informationsseminars „Die Beihilfenpolitik der Europäischen Gemeinschaften“ einen Vortrag zum Thema „Beihilfenkontrolle in den Beitrittsstaaten“. Der Vortrag beschäftigte sich vor allem mit Fragen der institutionellen Ausgestaltung der Beihilfenkontrolle in den Beitrittsstaaten und etwaigen Folgerungen für die Zukunft der Beihilfenkontrolle in der Europäischen Gemeinschaft. x Im Herbst 2002 erschien die zweite Auflage des Lehrbuchs „EU-/EGProzessrecht“ von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, Prof. Dr. Matthias Pechstein, Viadrina-Universität Frankfurt/Oder, und ZEI Mitarbeiter Claude 73 Sander. Eines der Markenzeichen der Neuauflage ist die ausführliche Behandlung des prozessrechtlichen Konkurrentenschutzes in Beihilfen- und Wettbewerbssachen. Vollständig eingearbeitet wurden auch die durch den Vertrag von Nizza erfolgten Reformen. Diese Arbeit widmet sich nicht nur der systematischen Erschließung des Prozessrechts vor dem Europäischen Gerichtshof und dem Europäischen Gericht erster Instanz. Zentrale Fragestellungen der Bearbeitung bilden die Möglichkeiten und Modelle einer europäischen „Justizreform“ sowie die Einwirkungen des europäischen Gemeinschaftsrechts auf das nationale Verfahrens- und Prozessrecht. Christian Koenig/Matthias Pechstein/Claude Sander, EU-/EG-Prozessrecht, zweite Auflage, Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Verlag, 2002, 557 Seiten. x Im Jahr 2002 erschien die unter dem Titel „EG-Beihilfenrecht“ von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und den ZEI Mitarbeitern Dr. Jürgen Kühling und Nicolai Ritter herausgegebene umfassende Darstellung des europäischen Beihilfenrechts in einer Buchreihe der Zeitschrift „Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht“ (EWS) mit zahlreichen graphischen Darstellungen. Dieses Buch wendet sich vor allem an Rechtsanwender in Gerichten und Behörden und fasst die bisher erzielten Forschungsergebnisse prägnant zusammen. Das Buch erschien 2005 in neuer Auflage. Koenig, Christian/Jürgen Kühling/Nicolai Ritter: EG-Beihilfenrecht, Reihe Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht, zweite Auflage, Heidelberg: Verlag Recht und Wirtschaft GmbH, 2005, 499 Seiten. x ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und ZEI Mitarbeiter Christopher Hasenkamp beschäftigten sich 2009 mit der Weite des Beurteilungsspielraums der Kommission bei komplexen wirtschaftlichen Fragestellungen, welchen diese in ihrer Entscheidungspraxis bei der Anwendung des sogenannten Private Investor Test in Anspruch nimmt. Exemplarisch untersucht wurde dazu die Entscheidung des Gerichts erster Instanz bezüglich der Beurteilung von Umstrukturierungs-beihilfen durch die Kommission in der Rs.T-301/01 (Alitalia gegen Kommission). Christian Koenig/Christopher Hasenkamp, Anmerkung zu Rs.T-301/01, in: European State Aid Law Quarterly EStAL 1/2009, Seite 99–104. x Anfang des Jahres 2011 hat der Bundesgerichtshof (BGH) in zwei Urteilen (sogenannte Flughafen-Urteile), die Durchsetzung des EU-Beihilferechts im Wege des „Private Enforcement“ gestärkt, also der Durchsetzung des EUBeihilferechts vor nationalen Gerichten durch Privatklagen insbesondere von Wettbewerbern von Beihilfeempfängern. Der BGH bestätigte erstmals 74 ausdrücklich, dass den von einer Beihilfe Betroffenen, insbesondere Wettbewerbern eines Beihilfeempfängers, deliktsrechtliche sowie UWGAnsprüche auf Auskunft, Beseitigung (das heißt insbesondere Rückforderung) und Unterlassung sowie Schadensersatz wegen gegen das unionsrechtliche Durchführungsverbot des Art. 108 Abs. 3 S. 3 AEUV verstoßender Beihilfen (zumindest) gegen den Beihilfegeber zustehen. Diese Urteile und ihre Auswirkungen beziehungsweise die aus ihnen zu ziehenden Folgen bildeten einen Schwerpunkt der Forschung. So analysierten ZEI Mitarbeiter unter Bezugnahme auf die sogenannten Flughafen-Urteile des BGH, wie Wettbewerber von Beihilfeempfängern gerichtlich gegen EUbeihilferechtswidrige Quersubventionspraktiken öffentlicher Unternehmen vorgehen können und beschäftigten sich mit der (gestiegenen) Bedeutung der mitgliedstaatlichen Gerichte bei der Durchsetzung des EU-Beihilferechts. Auch widmete man sich dem Spannungsverhältnis zwischen dem EUbeihilferechtlichen Effektivitätsgrundsatz und der mitgliedstaatlichen Verfahrensautonomie, die das Unionsrecht den Mitgliedsstaaten im Bereich der Rückforderung von Beihilfen einräumt sowie der Entgeltumwandlung im kommunalen Bereich. Thomas Ax/Christian Koenig/Matthias Schneider/Carsten Schmidt/Mara Hellstern, Entgeltumwandlung im kommunalen Bereich: Handlungsbedarf nach dem Urteil des EuGH vom 15. Juli 2010-Rs. C-271/08-(ZTR 2010, 590), in: Zeitschrift für Tarifrecht (ZTR), 5/2011, Seite 277-282. x Im Rahmen des Diskurses zu aktuellen EU-beihilferechtlichen Problemen der Infrastrukturförderung hat eine Arbeitsgruppe des ZEI im Juli 2013 eine Abhandlung über die „Wirtschaftliche Kontinuität” bei privatisierungsbedingten Unternehmensspaltungen als EU-beihilfenrechtliches Rückforderungsrisiko verfasst. Wird im Rahmen einer Aufspaltung eines öffentlichen Unternehmens der Betrieb zum Zweck seiner Privatisierung von nicht rentabler Infrastruktur befreit, so verbleiben bei der öffentlichen Unternehmensinfrastruktur regelmäßig „stranded costs“. Diese für den Erwerber des Betriebs befreiende Anlastung von Kapitalkosten bei dem verbleibenden öffentlichen Infrastrukturunternehmen, regelmäßig einer Besitzgesellschaft, kann eine Begünstigung darstellen. Damit kann der Betriebserwerber einem Rückforderungsrisiko aus alten bzw. laufenden Beihilfenverfahren ausgesetzt sein, da das EuG in seiner Rechtsprechung an die „wirtschaftliche Kontinuität“ des Unternehmensbetriebs anknüpft. 75 Weitere ausgewählte Publikationen Christian Koenig/Jens-Daniel Braun/Ralf Capito, Experimentelle Erweiterung des europäischen Systemwettbewerbs durch Wahl der Rechtsregeln in einem Binnenmarkt für mitgliedstaatliche Regulierungen?, in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 1999, Seite 401-409. Christian Koenig/Andreas Haratsch, Europarecht, Lehrbuch, Tübingen: Mohr Siebeck, 2000, 374 Seiten. Christian Koenig, EU-Grundrechtscharta – ein neuer supranationaler Kompetenztitel?, in: Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (EuZW), 14/2000, Seite 417-448. Christian Koenig, EC control of aid granted through State resources, in: European State Aid Law Quarterly (EStAL), 1/2002, Seite 7-18. Jens-Daniel Braun/Moira Kettner, Die Absage des EuGH an eine richterrechtliche Reform des EG-Rechtsschutzsystems – ,Plaumann’ auf immer und ewig?, in: Die Öffentliche Verwaltung (DÖV), 56/2003, Seite 58. Christian Koenig/Matthias Pechstein (Hrsg.), Entscheidungen des EuGH. Studienauswahl, zweite Auflage, Tübingen: Mohr Siebeck, 2003, 556 Seiten. Jürgen Kühling, Grundrechte, in: Armin von Bogdandy/Jürgen Bast (Hrsg.), Europäisches Verfassungsrecht, 2. Auflage, Berlin: Springer Verlag, 2009, Seite 657-704. Christian Koenig/Julia Paul, Neue Entwicklungen zum Beihilfenbegriff, Teil 1 und Teil 2, in: Zeitschrift für Beihilfenrecht (BRZ), 3/2010, Seite 193-199 und 131-139. Christian Koenig/Franziska Schramm, „Wirtschaftliche Kontinuität“ bei privatisierungsbedingten Unternehmensspaltungen als EU-beihilfenrechtliches Rückforderungsrisiko, in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 7/2013, Seite 267-271. Christian Koenig/Franziska Schramm, The Regulation of Airport Charges – Transparency Requirements for the Consultation and Approval of Airport Charges under the EU Directive 2009/12/EC and Section 19b of the German Air Traffic Act, ENLR 3/2014, Seite 220-231. Christian Koenig/Franziska Schramm, Die Regulierung von Flughafenentgelten, N&R, 5/2014, Seite 232-239. 76 2. Regulierung der Pharmaindustrie Über die Binnenmarkts- und Wettbewerbspolitik kann die EU auf nationale Gesundheitssysteme einwirken. Steuernde Eingriffe können beispielsweise über das europäische Arzneimittel- oder Medizinprodukterecht sowie die europäische Forschungspolitik erfolgen. Die Regulierung der Gesundheitsmärkte in Europa stellt Fragen nach dem Einfluss der EU-Grundfreiheiten, des Wettbewerbs- und Kartellrechts und des Vergaberechts auf die verschiedenen Märkte für Gesundheitsleistungen (Vertragsärztliche Leistungen; Heil- und Hilfsmittel; Arzneimittel; etc.). Hinsichtlich der unterschiedlichen Marktfelder sind diverse Regulierungen und Marktzutrittsbarrieren zu beobachten. Während Arzneimittel von der Europäischen Arzneimittel-Agentur europaweit zugelassen werden, war der Markt für Krankenversicherungen lange weitgehend abgeschottet. 2.1 Wettbewerb und Regulierung x Im Oktober 1999 begann unter Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig ein Forschungsprojekt zur EG-rechtlichen Regulierung der „Life Sciences“ unter dem Titel „Europäisches Pharmarecht, Regulierung der Life Sciences“. Im Mittelpunkt des Projekts standen Fragen des gewerblichen Rechtsschutzes im Bereich der Biowissenschaften und Pharmazie sowie des europäischen Wettbewerbs- und Kartellrechts mit Blick auf die Märkte für Arzneimittel. Ergänzt wurden diese Gebiete durch das Recht der Gentechnik und des Embryonenschutzes. Des Weiteren zählten das europäische Zulassungsund Haftungsrecht zum rechtswissenschaftlichen Tätigkeitsfeld des ZEI. Ziel war es, einzelfallbezogen mit Forschungseinrichtungen, Unternehmen aus dem Pharmabereich sowie politischen und staatlichen Institutionen zusammenzuarbeiten. Zentrale Themen der Arbeit waren die EU-rechtliche Beurteilung von therapeutischen Eingriffen in die menschliche Keimbahn, sowie von Klonverfahren unter Verwendung menschlicher Stammzellen. Beide Themen waren Gegenstand der EG-Richtlinie vom 6. Juli 1998 über den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen, welche auch von der Bundesrepublik Deutschland bis zum 30. Juli 2000 umzusetzen war. Insbesondere beteiligte sich die Forschungsprojektgruppe bei der Frage der Patentierbarkeit von künstlichen menschlichen Chromosomen mit EG-rechtlichen Betrachtungen an der aktuellen tagespolitischen Diskussion. Auch der europäische Arzneimittelmarkt im Medium Internet wurde im Hinblick auf seine künftigen Entwicklungen und den bevorstehenden europäischen Neuregelungen einer (wettbewerbsrechtlichen) Untersuchung unterzogen. 77 x Um den aktiven Gedankenaustausch zwischen Krankenkassen, Politik und Wissenschaft zu fördern und so zur Erarbeitung praxisorientierter Lösungen beizutragen, wurde im Jahre 2002 der „Studienkreis Regulierung europäischer Gesundheitsmärkte“ gegründet. Unter anderem beschäftigte sich das Forschungsprojekt mit Fragen im Zusammenhang mit dem sogenannten Bioethik-Übereinkommen. Dieses völkerrechtliche Übereinkommen, das von der Bundesrepublik Deutschland bisher nicht ratifiziert wurde, befasst sich inhaltlich mit vielen Fragen hinsichtlich der Interventionen im Gesundheitsbereich, so zum Beispiel der Forschung am Menschen, der Transplantation sowie dem menschlichen Genom. x Ein Schwerpunkt der rechtswissenschaftlichen Forschung zum “Europäischen Pharmarecht, Regulierung der Life Sciences“ lag im Jahr 2000 in der Anwendung des EG-Wettbewerbsrechts auf wettbewerbsrelevante Vorgänge in den Arzneimittel- und Pharmamärkten. Die Abhandlung „Zur Vereinbarkeit des Festbetragssystems für Arzneimittel mit dem EG-Wettbewerbsrecht“ untersucht am Beispiel der durch die Spitzenverbände der Krankenkassen festgesetzten Festbeträge für Arzneimittel die Zulässigkeit der gegenwärtigen Kostensteuerung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Maßstab ist dabei das EG-Wettbewerbs- und Kartellrecht. ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und ZEI Mitarbeiter Claude Sander gelangten hier zu dem Ergebnis, dass die Festsetzung der Festbeträge durch die Kassenverbände zu einem Ankaufspreiskartell der Krankenkassen führt, da die Kassen den Leistungserbringern – also den Apotheken und arzneimittelherstellenden Unternehmen – infolge des im System der gesetzlichen Krankenversicherungen geltenden Sachleistungsprinzips als Nachfrager gegenüberstehen. Festbeträge wirken mittelbar wie Höchstpreise für die betroffenen Arzneimittelpräparate und beeinträchtigen somit die Preisgestaltungsfreiheit der Arzneimittelhersteller. Aus diesem Grunde gelangte die Analyse zu dem – mittlerweile vom Bundeskartellamt bestätigten – Ergebnis, dass die gegenwärtige gesetzliche Regelung des Festbetragsfestsetzungsverfahrens für Arzneimittel nicht mit Art. 81 EGV vereinbar ist. Christian Koenig/Claude Sander, Zur Vereinbarkeit des Festbetragssystems für Arzneimittel mit dem EG-Wettbewerbsrecht, in: Wirtschaft und Wettbewerb (WuW), 10/2000, Seite 975-987. x Im Jahr 2001 galten die Forschungsaktivitäten der ZEI Mitarbeiter der Anwendung des europäischen Wettbewerbsrechts auf nationale Kostensteuerungsmechanismen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Im 78 Mai 2001 wurde der Einfluss des EG-Wettbewerbsrechts auf diese Steuerungsmechanismen im Rahmen eines Expertengesprächs mit dem Leiter der Grundsatzabteilung im Bundeskartellamt und Vertretern der pharmazeutischen Industrie erörtert. x Im Jahr 2001 mündete die Zusammenarbeit des ZEI mit dem Bundesfachverband der Arzneimittelhersteller (BAH) sowie dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in einer wettbewerbsrechtlichen Analyse der Arzneimittelrichtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen. Es wurde festgehalten, dass Arzneimittelrichtlinien neben Festbeträgen und Negativlisten einen zentralen Kostensteuerungsmechanismus in der gesetzlichen Krankenversicherung darstellen. ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und ZEI Mitarbeiter Claude Sander untersuchten die in den Arzneimittelrichtlinien normierten Verordnungsausschlüsse am Maßstab des gemeinschaftlichen Kartell- und Missbrauchsrechts. Nachdem die Analyse verschiedener Kostensteuerungsmechanismen (Festbeträge, Arzneimittel- Richtlinien) in einem ersten Schritt Konflikte mit dem Wettbewerbsrecht offenlegte, stellte sich nun die Frage, wie eine wettbewerbsrechtskonforme Steuerung der Kostenentwicklung in der gesetzlichen Krankenversicherung künftig gewährleistet werden kann. Dies erforderte die Erarbeitung von Reformmodellen und auch die Einbeziehung neuer Kostensenkungsmöglichkeiten in der gesetzlichen Krankenversicherung (zum Beispiel dem Vertrieb von Arzneimitteln über das Internet). Das zentrale Anliegen lag in der Entwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen für einen sicheren und zugleich kosteneffektiven Arzneimittelvertrieb über das Internet. Christian Koenig/Claude Sander, Die Arzneimittelrichtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen auf dem Prüfstand des EGWettbewerbsrechts, in: Europäisches Arzneimittelrecht, 2/2000, Seite 1-18. x In Zusammenarbeit mit der Betriebskrankenkasse (BKK) Berlin sowie dem BKK Bundesverband fand am 29. April 2003 eine Konferenz des Studienkreises „Regulierung europäischer Gesundheitsmärkte“ zum Thema „Die gesetzlichen Krankenkassen im Wettbewerb“ statt. Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Reformprozesses im Bereich der sozialen Sicherungssysteme war dieses Thema von großer Bedeutung. Zu den Vortragenden und Teilnehmern der Konferenz zählten sowohl Rechtsgelehrte als auch Praktiker aus gesetzlichen und privaten Krankenkassen, Verbänden, Ministerien, Kassenärztlichen Vereinigungen und Gerichten. Die Konferenz war geprägt von spannenden 79 Vorträgen, angeregten Diskussionen sowie der Konfrontation von Politik, Wissenschaft und Praxis. x Das Forschungsprojekt „Regulierung europäischer GesundheitsmärkteEuropäisches Pharmarecht“ setzte sich mit den vertraglichen Gestaltungsmöglichkeiten der Leistungserbringung im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung, insbesondere im Hinblick auf eine Unterstützung der Kostenträger bei der Senkung ihrer Ausgabenlast, auseinander. Am 22. Juli 2003 fand ein Streitgespräch statt, in dessen Mittelpunkt die Internet-Versandapotheke 0800DocMorris stand: „Ist DocMorris wirklich ein Visionär des europäischen Arzneimittel- Binnenmarktes oder nur ein Trittbrettfahrer divergierender mitgliedstaatlicher Regulierungen?“. Bei diesem Streitgespräch wurden Praxis und Wissenschaft zusammengeführt. Die Diskussion befasste sich mit der Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit und der Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen im Falle der Zulassung des grenzüberschreitenden Arzneimittelversandhandels durch Apotheken Im ersten Quartal 2005 stand der Hilfsmittelmarkt und insbesondere die Frage der Ausschreibungspflicht für Selektivverträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern des Hilfsmittelsektors gemäß § 127 Abs. 2 SGBV im Mittelpunkt der Arbeit zum Thema „Regulierung europäischer Gesundheitsmärkte-Europäisches Pharmarecht“. Diese Vorschrift normiert eine Ausschreibungspflicht, ohne jedoch zur Ausgestaltung eines entsprechenden Verfahrens weitere Regelungen zu treffen. Hier stellten sich verschiedene rechtliche Fragen, die auch Gegenstand zahlreicher – teilweise noch rechtshängiger – Gerichtsverfahren mit zum Teil unterschiedlichen Ergebnissen waren: Sind Krankenkassen öffentliche Auftraggeber? Ist das europäische Vergaberecht damit auf deren Beschaffungstätigkeit anwendbar? Kommt es auf diese Einordnung überhaupt an, oder wollte der Gesetzgeber nicht vielmehr ein Vergabeverfahren sui generis schaffen, das sich an den Grundsätzen des „klassischen“ Vergaberechts nur orientiert? Wie ist der Rechtsschutz der Wettbewerber in einem solchen Verfahren ausgestaltet? Das Thema war auch Gegenstand einer umfangreichen Publikation von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und ZEI Mitarbeiterin Daniela Klahn. Christian Koenig/Daniela Klahn, Ausschreibungen im Bereich der Hilfsmittelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung (§ 127 Abs. 2 Seiten 2 SGBV) – Wettbewerbliche Leistungserbringung oder gnadenlose Kostensenkung?, in: Vierteljahreszeitschrift für Sozialrecht (VSSR), 3/2005, Seite 183-210. 80 Am 29. Juni 2009 veranstaltete das ZEI im Rahmen des Projektes auf dem Petersberg eine Konferenz mit dem Titel „Die Regulierung des Wettbewerbs auf den Märkten der gesetzlichen Krankenversicherung mit einem besonderen Blick auf den Arzneimittelmarkt – von der Herstellung bis zur Distribution“. Die Veranstaltung verschaffte dem Fachpublikum in verständlicher Weise einen Einblick in das komplexe System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), inklusive seiner ökonomischen und juristischen Zusammenhänge. Das erste Fachpanel beschäftigte sich mit dem Thema „Die Arzneimittelversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung“ und das zweite Fachpanel hatte den „Apothekenmarkt im Umbruch“ zum Thema. x Im Bereich des EU-Wettbewerbsrechts hat das ZEI im Jahr 2009 angesichts der in diesem Jahr von der EU-Kommission veröffentlichten Sektorenuntersuchung die wettbewerbsrechtlichen Brennpunkte der Arzneimittelmärkte untersucht. Im Fokus stand insbesondere die Analyse der Missbräuchlichkeit bzw. Kartellrechtswidrigkeit von Parallelimportverboten, Patentanmeldungsstrategien, Patentrechtsstreitigkeiten sowie Arzneimittelrabattverträgen. x 2010 hat sich das ZEI intensiv mit der Durchsetzung wettbewerbsrechtlicher Missbrauchsverbote in der Gesetzlichen Krankenversicherung beschäftigt. Der aktuelle Stand unter Berücksichtigung der verfassungsrechtlichen Anforderungen wurde durchleuchtet und Missstände analysiert. Für krankenkassenseitiges Handeln war die Zuständigkeit des Bundesversicherungs-amtes ohne wirksame Ermittlungs- und Sanktionsbefugnisse begründet. Für die Aufsicht über das Handeln der Leistungserbringer war dagegen das Bundeskartellamt zuständig, das deutlich weitreichendere Ermittlungs- und Sanktionsbefugnisse als das Bundesversicherungsamt hat. Geboten schien ein effektiveres Kartellverwaltungsverfahren mit hinreichenden Ermittlungs- und Sanktionsbefugnissen. Die Vorschläge des ZEI zur Verbesserung des Verfahrens fanden sich weitestgehend wieder in dem Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes in der gesetzlichen Krankenversicherung (AMNOG) vom 22. Dezember 2010, das am 1. Januar 2011 in Kraft getreten ist. Christian Koenig/Kristina Schreiber, Durchsetzung der wettbewerblichen Missbrauchsverbote in der GKV – Status quo und verfassungsrechtliche Anforderungen, in: Die Sozialgerichtsbarkeit (SGb), 06/2010, Seite 317-323. x Das ZEI begleitete im Jahr 2010 die Debatte um die Tragweite des EUWettbewerbsrechts für die Arzneimittelversorgung, die infolge des durch die 81 Europäische Kommission im Jahre 2009 vorgelegten Abschlussberichtes ihrer Untersuchung des europäischen Arzneimittelsektors in Gang gekommen war. Das ZEI widmete sich insbesondere der Frage nach der Reichweite der Art. 101 und 102 AEUV für die Einreichung von Patenten durch Arzneimittelhersteller und das Betreiben von Rechtsstreitigkeiten aufgrund angeblicher Patentverletzungen durch die Hersteller von generischen Arzneimitteln. Im Rahmen dieser Arbeit begleitete die Forschungsprojektgruppe das von der Kommission eingeleitete Kartellverfahren gegen Arzneimittelhersteller wissenschaftlich. Die Kommission prüfte in diesen Verfahren, ob die betreffenden Unternehmen durch wettbewerbsbeschränkende Geschäftspraktiken und den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung gegen Art. 101, 102 AEUV verstoßen haben. Ziel der Kommission war – mit Blick auf die Ergebnisse ihrer Sektorenuntersuchung – vor allem, bestimmte einseitige Verhaltensweisen und Vereinbarungen zu untersuchen, die den Markteintritt von Generika im europäischen Wirtschaftsraum behindern (können). 2.2 Patent- und Zulassungsrecht x Im Jahr 2000 befassten sich die Mitarbeiter des ZEI mit der Konkretisierung der Patentverbotstatbestände des Artikels 6 Abs. 2 der EGRichtlinie über den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen vom 6. Juli 1998. Hierzu wurden in der Abhandlung „EG-rechtlicher Schutz biotechnologischer Erfindungen am Beispiel von Klonverfahren an menschlichen Stammzellen“ die Patentverbotstatbestände des Artikels 6 Abs. 2 der EG-Richtlinie 98/44/EG ausführlich kommentiert. Am Beispiel anwendungsorientierter Experimente mit humanen embryonalen Stammzellen wurden weiterhin die Patentverbote für Klonverfahren am Menschen, für die Verwendung menschlicher Embryonen sowie für therapeutische Eingriffe in die menschliche Keimbahn einer Auslegung unterzogen. Mit einer Abhandlung über die „EG-rechtlichen Vorgaben zur Patentierbarkeit gentherapeutischer Verfahren unter Verwendung von künstlichen Chromosomen nach der Richtlinie 98/44/EG“ beteiligte sich das ZEI an der Diskussion um das vom Europäischen Patentamt erteilte Patent auf „Verfahren zur genetischen Manipulation von menschlichen Zellen“ und zeigte die Unzulänglichkeiten der Vorgaben der Biopatent-Richtlinie für eine wirksame Durchsetzung der Patentverbote auf. Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Diskussion veranstaltete das ZEI am 15. Juni 2000 in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) eine interdisziplinäre Expertenkonferenz zu dem Thema „Organe aus dem Reagenzglas auf Grundlage der Stammzellenforschung – eine 82 Herausforderung für die Europäische Gesetzgebung?“. Hochrangige Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik fanden sich am ZEI ein, um Näheres über die gesetzlichen Grundlagen umstrittener biomedizinischer Forschung zu erfahren. So waren sowohl Vertreter namhafter Firmen der Pharmazeutischen Industrie und neuer Biotech-Start-Ups als auch Naturwissenschaftler, Mediziner und Ethiker sowie Bundestagsabgeordnete und Mitglieder der EnquêteKommission „Recht und Ethik in der modernen Medizin“ anwesend. Christian Koenig/Eva-Maria Müller, EG-rechtlicher Schutz biotechnologischer Erfindungen am Beispiel von Klonverfahren an menschlichen Stammzellen, in: Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (EuZW), 22/1999, Seite 681-688. x Im Jahre 2001 wurden die im Zusammenhang mit dem Import embryonaler Stammzellen stehenden rechtlichen Fragen untersucht. Hierbei wurden insbesondere die verfassungsrechtlichen Grenzen für die Forschung sowie Widersprüche zwischen der für inländische und grenzüberschreitende Sachverhalte geltenden Rechtslage erörtert. Im Rahmen dieser Aktivitäten nahm ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig an der vom Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW im August 2001 veranstalteten Konferenz „Perspektiven der Stammzellenforschung“ teil. x Das ZEI befasste sich außerdem mit der Reform der Europäischen Arzneimittelzulassungssysteme. Die von der EU-Kommission geplanten Neuerungen warfen viele rechtliche Fragen auf. Vor diesem Hintergrund untersuchten ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und ZEI Mitarbeiterin Eva-Maria Müller den Vorschlag, Arzneimittelzulassungen unbegrenzt gelten zu lassen und bewerteten ihn im Vergleich zur geltenden Rechtslage. Christian Koenig/Eva-Maria Müller, EG-rechtliche Privilegierung der Hersteller von Arzneimitteln für seltene Krankheiten (Orphan Medicinal Products) durch Einräumung von Alleinvertriebsrechten versus Patentrecht?, in: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Internationaler Teil (GRUR Int.), 2000, Seite 121ff. 2.3 Grenzüberschreitender Handel von Arzneimitteln x Im Jahr 2000 untersuchten ZEI Mitarbeiter die Frage der rechtlichen Zulässigkeit des grenzüberschreitenden Internethandels mit Arzneimitteln. Die Ergebnisse fasst der Artikel „Internet-Handel mit Arzneimitteln zwischen Wettbewerb im EG-Binnenmarkt und nationaler Regulierung“ von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, ZEI Mitarbeiterin Eva-Maria Müller und Kartellrechtler Dr. Armin Trafkowski zusammen. Nach einer Untersuchung der 83 Rechtslage in Deutschland wurden die Auswirkungen der E-CommerceRichtlinie der EG auf die deutsche Regulierung betrachtet. Darauf bauten abschließend die Überlegungen auf, wie zukünftig dem Online-Handel mit Arzneimitteln rechtlich begegnet werden sollte. Christian Koenig/Eva-Maria Müller/Armin Trafkowski, Internet-Handel mit Arzneimitteln und Wettbewerb im EG-Binnenmarkt, in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 3/2000, Seite 97-105. x Im Jahr 2001 setzte das ZEI seine bereits im Vorjahr begonnenen Aktivitäten fort und begleitete aktiv die sich entwickelnde Rechtsprechung. Frage war die Zulässigkeit des grenzüberschreitenden internetgestützten Arzneimittelversandes durch im Herkunftsland zugelassene Apotheken trotz entgegenstehender nationaler Verbote im Einfuhrstaat. Die ZEI Mitarbeiter kamen dabei zu dem Ergebnis, dass die im EG-Vertrag festgelegte Freiheit des grenzüberschreitenden Warenverkehrs einem generellen nationalen Versandverbot für apothekenpflichtige Arzneimittel entgegensteht. Mitgliedsstaatliche Verbote des internetgestützten Arzneimittelbezugs aus Apotheken anderer Mitgliedsstaaten sind vielmehr nur zulässig, wenn im konkreten Fall mit diesem Bezugsweg eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit verbunden ist. Dabei ging es auch um die Frage, ob sich sozialrechtliche Pflichten auf Apotheken in anderen Mitgliedsstaaten erstrecken sowie um die Pflicht der deutschen gesetzlichen Krankenkassen, die Kosten für aus solchen Apotheken bezogene Arzneimittel zu übernehmen. Darüber hinaus wurden heilmittelwerberechtliche Fragen, die sich im Hinblick auf den InternetAuftritt einer Apotheke stellen, ausführlich untersucht. Wichtig war insbesondere, dass Internet-Bestellformulare, die nur die für die Bestellung erforderlichen Informationen enthalten, nicht als verbotene Werbung eingestuft werden dürfen, da ansonsten die Transaktionsform des internetgestützten Arzneimittelbezugs praktisch unmöglich wäre. Dies hätte unter anderem gegen die sogenannte E-Commerce- Richtlinie der EG verstoßen. Bislang waren diese Fragen im Rahmen eines Vorabentscheidungsverfahrens vor dem Europäischen Gerichtshof anhängig. Die Aktivitäten und Ergebnisse des ZEI im Bereich des E-Commerce mit Arzneimitteln waren Gegenstand mehrerer Veröffentlichungen. Im Rahmen eines Memorandums wurden die aktuellen rechtlichen und politischen Probleme den zuständigen Mitgliedern der Europäischen Kommission mitgeteilt. Auf Arbeitsebene erfolgte eine intensive Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit und eine aktive Begleitung der 84 Gesetzgebungsaktivitäten der Bundesregierung. Durch diese Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsministerium konnten auf Arbeitsebene verschiedene Anstöße für die konkrete Gesetzgebungsarbeit gegeben werden. Christian Koenig/Christina Engelmann, E-Commerce mit Arzneimitteln im Europäischen Binnenmarkt und die Freiheit des Warenverkehrs, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht (ZUM), 1/2001, Seite 19-27. x Die von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig übernommene Prozessvertretung der niederländischen Apotheke DocMorris vor dem EuGH im Jahr 2002 brachte die Möglichkeit mit sich, ein anhängiges Vorabentscheidungsverfahren aktiv zu begleiten. Im Rahmen dieses Verfahrens sollte der Europäische Gerichtshof über die Vereinbarkeit eines Arzneimittelversandverbots (§ 43 Abs. 1 Arzneimittelgesetz) sowie über verschiedene Heilmittelwerbeverbote mit dem Gemeinschaftsrecht, insbesondere der Warenverkehrsfreiheit, entscheiden. Eingebunden in diesen Tätigkeitsbereich wurden auch die Studenten des ZEI-Masterstudiengangs. Anhand des praktischen Falls DocMorris konnten sie sich zunächst theoretisch mit verschiedenen Fragen des Gemeinschaftsrechts auseinandersetzen, insbesondere der Grundfreiheiten und des EG-Prozessrechts. Gemeinsam mit ZEI Mitarbeiterinnen der Forschungsgruppe begleiteten sie im Dezember 2002 Prof. Dr. Christian Koenig nach Luxemburg, wo die Rechtsfragen vor dem Plenum der fünfzehn EuGH-Richter erörtert wurden. Die von Prof. Dr. Christian Koenig vor dem EuGH vorgetragenen Ergebnisse wurden von der Generalanwältin Dr. Christine Six-Hackl bestätigt. In ihren im März 2003 abgegebenen Schlussanträgen trug sie – den Argumenten der Forschungsgruppe folgend – vor, dass ein Verbot für den grenzüberschreitenden Versand von in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln nach Deutschland nicht mit der Warenverkehrsfreiheit vereinbar sei. 2.4 Deutsches Gesundheitswesen und EU-Gemeinschaftsrecht x Ein Tätigkeitsschwerpunkt der rechtswissenschaftlichen Forschung des ZEI war im Jahr 2002 die Beschäftigung mit Fragen der Auswirkungen des Gemeinschaftsrechts auf das deutsche Sozialversicherungssystem. Im Rahmen verschiedener Veröffentlichungen wurde erarbeitet, welche Steuerungsmöglichkeiten nach nationalem Recht und Gemeinschaftsrecht den gesetzlichen Krankenkassen zur Verfügung stehen, um den Wettbewerb im Gesundheitswesen zu fördern und so Kosten für die Versicherten einzusparen. Im Zentrum der Erörterung stand hier die rechtliche Zulässigkeit des Einsatzes 85 von Internetplattformen zur Bestellung von medizinischen Hilfsmitteln (Einwegspritzen, Verbandmaterial etc.). Nach Auffassung der ZEI Mitarbeiter ist in Bereichen, in denen aufgrund der sachbezogenen Qualität der Leistungen die persönliche Beziehung der Patienten zu dem jeweiligen Leistungserbringer keine entscheidende Rolle spielt, eine Beschaffung seitens der Krankenkassen via Internetplattform unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Diese Voraussetzungen, zu denen insbesondere das Verbot der Diskriminierung gehört, wurden von den ZEI Mitarbeitern detailliert herausgearbeitet. In diesem Zusammenhang wurde auch die in der Rechtswissenschaft umstrittene Frage der Anwendbarkeit der Regeln des Kartell- und Wettbewerbsrechts auf Handlungen gesetzlicher Krankenkassen untersucht. x Die Vorbereitung des neuen Forschungsprojektes „Vergaberecht“ gab den Anstoß dafür, sich mit den Auswirkungen des europäischen und deutschen Vergaberechts auch im Gesundheitssektor zu beschäftigen. Die Mitarbeiter des ZEI kamen zu dem Ergebnis, dass eine Anwendbarkeit des Vergaberechts im Gesundheitswesen keineswegs von vornherein ausgeschlossen ist. Demzufolge wurde dann für verschiedene Leistungsbereiche der gesetzlichen Krankenversicherung analysiert, in welchen Fällen die zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern geschlossenen Beschaffungsverträge nach EGvergaberechtlichen Vorgaben ausgestaltet werden müssen. x Weiterhin befassten sich die ZEI Mitarbeiter mit den Auswirkungen der Grundfreiheiten des EG-Vertrags auf das System der gesetzlichen Krankenversicherung. Im Rahmen eines Aufsatzes wurde vor dem Hintergrund der jüngsten EuGH-Rechtsprechung erarbeitet, auf welche Weise das deutsche Vertragsarztsystem gemeinschaftsrechtskonform für die Kollegen aus anderen EG-Mitgliedsstaaten geöffnet werden könnte. Christian Koenig/Daniela Beer, Wie wird die Gesetzliche Krankenversicherung in Europa bestehen? Vorgaben des EG-Vertrages für die Struktur der Gesetzlichen Krankenversicherung am Beispiel der vertragsärztlichen Versorgung, in: Zeitschrift für europäisches Sozial- und Arbeitsrecht (ZESAR), 2-3/2002, Seite 54-61. x 2004 standen die Forschungen des ZEI unter dem Eindruck der umfassenden deutschen Gesundheitsreform, die durch das Inkrafttreten des Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung zum 1. Januar des Jahres ihren vorläufigen Abschluss gefunden hatte. Die Arbeit fing damit jedoch erst an: Die Stärkung des Vertragswettbewerbs im System der gesetzlichen Krankenkassen, neue Versorgungsformen, die Möglichkeit der 86 Inanspruchnahme EG-ausländischer Leistungserbringer, neue Formen der vertraglichen Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern untereinander und zwischen den Leistungserbringern und den gesetzlichen Krankenkassen, die Installation von Ausschreibungsverfahren im Sozialrecht, wobei der Blick besonders auf den Parallelen zum (EG)-Vergaberecht lag, die Frage nach dem Umfang der Zulässigkeit des apothekenrechtlichen Mehr- und Fremdbesitzes bis hin zu (EG)-kartellrechtlichen Fragen beim Zusammenschluss mehrerer Leistungserbringer oder zu neuen Problemen im Bereich des Arzneimittelparallelhandels beschäftigten die Mitarbeiter des ZEI. Durch die Gesundheitsreform war ein enormer Beratungsbedarf entstanden, da die Beteiligten im Gesundheitswesen vor vielen neuen rechtlichen Möglichkeiten und Problemen standen. Die ZEI Mitarbeiter unter der Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig begleiteten einen großen Leistungserbringer im Hilfsmittelbereich bei mehreren Schritten seiner Geschäftstätigkeit, vor allem bei der Auseinandersetzung mit dem Problem der sozialrechtlichen Ausschreibungen im Hilfsmittelbereich. Aber auch langjährige Kooperationspartner, wie die niederländische Internetapotheke Doc Morris, sind bei rechtlichen Fragen weiterbegleitet worden. x Das ZEI beschäftigte sich im Jahr 2005 mit der Frage der Unternehmenseigenschaft der Kostenträger der gesetzlichen Krankenversicherung (Krankenkassen) und dem davon abhängigen Problem der Anwendbarkeit der Vorschriften des europäischen Wettbewerbsrechts auf das Handeln der Krankenkassen. Anlass war die Auseinandersetzung mit den Kompetenzen des Gemeinsamen Bundesausschusses (§ 91 SGB V), in dem 18 Krankenkassen eine maßgebliche Rolle spielen und der unter anderem den „Leistungskatalog“ der gesetzlichen Krankenversicherung festlegt und dadurch die Abrechenbarkeit bestimmter Leistungen zu deren Lasten regelt. Der Europäische Gerichtshof hat die Unternehmenseigenschaft der Krankenkassen abgelehnt, wenn sie bestimmte Handlungen vornehmen, nicht aber generell verneint. Von den Krankenkassen selbst wurde das Urteil teilweise als „Freibrief“ für eine endgültige Ausklammerung aus der Anwendbarkeit wettbewerbsrechtlicher Normen verstanden. Im Rahmen der „Bad Orber Gespräche“ am 18. November 2005 in Berlin hat ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig zu diesem Thema einen vielbeachteten Vortrag gehalten. x 2008 lag ein Forschungsschwerpunkt der ZEI Mitarbeiter in der Untersuchung, ob das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot an öffentlichen Apotheken mit den EG-Grundfreiheiten vereinbar ist. Das Fremd- und 87 Mehrbesitzverbot verwehrte insbesondere Kapitalgesellschaften den Zugang zum deutschen Apothekenmarkt und beeinträchtigte so die Niederlassungsfreiheit des EG-Vertrags. Nachdem bereits 2007 die Frage der entsprechenden Auslegung der Niederlassungsfreiheit dem EuGH im Wege des Vorabentscheidungsverfahrens vom VG Saarland vorgelegt worden war, wurden 2008 im Nachgang zur mündlichen Verhandlung die Schlussanträge veröffentlicht. Die Forschungsprojektgruppe begleitete diesen Prozess durch Publikationen und Vorträge. So hielt ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig unter anderem am 2. Oktober 2008 auf der Celesio Legal Conference in Stuttgart einen Vortrag mit dem Titel „Proceedings against the German prohibition for non-pharmacists on owning pharmacies before the European Court of Justice (ECJ)”. x Intensiv haben sich die ZEI Mitarbeiter 2009 mit der Anwendbarkeit des europäischen Vergaberechts auf Leistungen im Gesundheitswesen, insbesondere auf Leistungen nach dem vierten Kapitel des SGB V, auseinandergesetzt. Die Gesundheitsreformen der jüngeren Vergangenheit haben den Anwendungsbereich des europäischen Vergaberechts im Gesundheitswesen erweitert. Die ZEI Mitarbeiter haben sich mit Publikationen und Beratungen aktiv an der Beseitigung der im Hinblick auf die Anwendbarkeit des europäischen Vergaberechts bestehenden Unklarheiten beteiligt. Die Erwerbsmöglichkeit von Hilfsmitteln (zum Beispiel Rollstühle, Krankenbetten) über Internetplattformen wurde aus EU-vergaberechtlicher Sicht analysiert und der bislang kaum geklärten Frage der Schwellenwertberechnung für den Bereich der öffentlichen Beschaffung von Waren vertieft nachgegangen. Christian Koenig/Volker Bache, Neufassung des § 128 SGB V: Verfassungsrechtliche Bewertung im Hinblick auf die sogenannte ‚unzulässige Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern und Vertragsärzten’, in: Medizinprodukte Journal (MPJ), 3/2009, Seite 176-181. x 2010 wurden die mit der öffentlichen Krankenhausfinanzierung verbundenen beihilferechtlichen Fragestellungen intensiv untersucht. Dabei wurde insbesondere die potenziell wettbewerbsverzerrende Wirkung der Übernahme ambulanter medizinischer Versorgungsleistungen durch öffentliche Krankenhäuser gegenüber niedergelassenen Ärzten in Verbindung mit dem praktizierten staatlichen Defizitausgleich für öffentliche Krankenhäuser sowie auf vor- und nachgelagerten Märkten (etwa für medizinische Ausrüstung) problematisiert. Es wurde festgestellt, dass der in Deutschland lediglich öffentlichen Krankenhäusern gewährte staatliche Defizitausgleich weder den Maßstäben der vom EuGH grundlegend in seinem Urteil in der Rechtssache 88 Altmark Trans aufgestellten Grundsätze für die Kompensation für die Erbringung von Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse, noch den Vorgaben der Kommissionsentscheidung 2005/842/EG entspricht. Christian Koenig/Julia Paul, State Aid Screening of Hospital Funding Exemplified by the German Case, in: European State Aid Law Quarterly (EStAL), 4/2010, Seite 755-770. x Der Gesetzgeber überantwortete eine Vielzahl marktordnender Aufgaben den Krankenkassen (zum Beispiel die Festsetzung der Arzneimittelhöchstpreise), die indes selbst als Nachfrager auftreten und insofern bereits vom Gesetzgeber mit erheblicher Nachfragemacht ausgestattet sind. Diese Ausrichtung konnte in den letzten Jahres nicht zu der gewünschten Kostendämpfung führen; vielmehr stiegen beispielsweise die Arzneimittelpreise stetig an. Indes die Notwendigkeit einer Umstrukturierung des Regulierungsregimes der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland in materieller wie institutioneller Hinsicht wohl unbestritten war – auch politisch in Folge der Verankerung im Koalitionsvertrag – war jedoch das „optimale Design“ der neuen GKV-Landschaft umstritten. Das ZEI hat 2010 ein Modell in die Diskussion eingebracht, welches radikalen – verwendet in seiner ursprünglichen Wortbedeutung – Selektivvertragswettbewerb durch ein institutionelles Korsett stützt und so über die Aktivierung funktionsfähiger Marktkräfte eine qualitative wie quantitative Ergebnisoptimierung herbeizuführen fähig ist. Wettbewerbliche Versorgungsausfälle sind durch eine staatliche Universaldiensteregulierung aufzufangen und nicht der Regelung seitens der – marktmächtigen – Nachfrageseite selbst zu überantworten. Christian Koenig/Kristina Schreiber, Das undenkbare Denken: Nur ein staatlich unabhängig regulierter Selektivvertragswettbewerb zieht die GKV aus dem Sumpf des Korporatismus!, in: GesundheitsRecht (GesR), 3/10, Seite 127-130. 89 Weitere ausgewählte Publikationen Christian Koenig/Eva-Maria Müller, 5-Jahre EMEA – Ein Zwischenruf auf die gemeinschaftlichen Zulassungsverfahren für Arzneimittel, in: Pharma Recht (PharmR), 5/2000, Seite 148-159. Christian Koenig/Claude Sander, Staatshaftung und Festbeträge, in: Neue Zeitschrift für Sozialrecht (NZS), 2001, Seite 617-623. Christian Koenig/Christina Engelmann/Ulrike Steiner, Die Budgetierung von Laborleistungen im einheitlichen Bewertungsmaßstab auf dem Prüfstand des EG-Wettbewerbsrechts, in: Neue Zeitschrift für Sozialrecht (NZS), 6/2002, Seite 288-293. Christian Koenig/Eva-Maria Müller, Die EG-rechtliche Zulässigkeit digitaler Bestellformulare einer Pharmacy – die Heilmittelwerbeverbote der § 8 Abs. 1 und § 8 Abs. 2 Alt. 2 HWG auf dem Prüfstand des Europäischen Gemeinschaftsrechts, in: Pharmarecht (PharmR), 1/2002, Seite 5-15. Christian Koenig/Daniela Kahn, Die Umsetzung von Rabattverträgen zwischen Kostenträgern der gesetzlichen Krankenversicherung und pharmazeutischen Herstellern nach § 130a Abs. 8 SGB V, in: GesundheitsRecht (GesR), 11/2005, Seiten 481-489. Christian Koenig/Friederike Meurer, Das Regionalprinzip in der Arzneimittelversorgung von Krankenhäusern auf dem Prüfstand von Gemeinschafts- und Verfassungsrecht, in: GesundheitsRecht (GesR), 3/2005, Seite 103-110. Christian Koenig/Lucyne Ghazarian, The Scope of Global Marketing Authorisations within the EU Legal Framework of Regulatory Data Protection for Reference Medicinal Products, in: Zeitschrift für Stoffrecht (StoffR), 4/2013, Seite 173-180. Christian Koenig/Lucyne Ghazarian, Beihilfenrestitution bei zahlungs- und insolvenzunfähigen Körperschaften, in: Zeitschrift für Beihilferecht (BRZ), 3/2014, Seite 131–138. Christian Koenig/Lucyne Ghazarian, Nachweis und Begründung der Zweckmäßigkeit einer Arzneimitteldosierung im Nachzulassungsverfahren des AMG“, in: Pharmarecht (PharmR), 2014, Seite 181–188. 90 3. Regulierung der Telekommunikations- und Internetmärkte Auf den Telekommunikationsmärkten ist ein zunehmender Einfluss europäischer Regulierungsfunktion festzustellen. Dies zeigt sich in neuen Regeln für alle elektronischen Kommunikationsnetze und -dienste, Zugang zu grundlegenden Diensten (Telefon, Fax, Internetzugang, kostenlose Notrufe) zu erschwinglichen Preisen und dem Abbau der marktbeherrschenden Stellung der ehemaligen nationalen Telekom-Monopolisten. Die Behörden der Mitgliedsstaaten wenden die Vorschriften unabhängig an. Gleichzeitig findet eine Koordination der nationalen Politiken auf EU-Ebene statt. 3.1 Deutsches und europäisches Kommunikationsrecht x Die mit der Öffnung der Telekommunikationsmärkte bewirkten Preisvorteile haben die wettbewerbliche Dynamik auf diesen Märkten auch für die breite Öffentlichkeit greifbar gemacht. Die Europäische Union hat bei den Maßnahmen zur Öffnung der Telekommunikationsmärkte von Beginn an einen zweigleisigen Politikansatz verfolgt. Einerseits wurde die Abschaffung von Monopolrechten und sonstigen besonderen Rechten einzelner Organisationen auf wettbewerbsrechtlicher Kompetenzgrundlage durchgesetzt und die Mitgliedsstaaten wurden gezwungen, die größtenteils noch im staatlichen Monopol geführten Telekommunikationsorganisationen zu privatisieren und anderen Unternehmen den Zutritt zu den Telekommunikations-märkten zu ermöglichen. Andererseits wurde die so bewirkte Beseitigung rechtlicher Marktzutrittsschranken durch ein regulatorisches Instrumentarium ergänzt, welches den offenen Zugang zu Telekommunikationsnetzen aktiv sicherstellen sollte. Diese Regelungen der „Open Network Provision“ (ONP) wurden in einer Übergangsphase vom Monopol- zum Wettbewerbsmarkt für erforderlich gehalten, um die Vorteile der in den Wettbewerb entlassenen Monopolunternehmen zu kompensieren, die oftmals Betreiber der einzigen landesweiten Festnetzinfrastruktur sind und als vertikal integrierte Unternehmen selbst Telekommunikationsdienstleistungen anbieten. Die rechtliche Funktionsweise und das Ineinandergreifen dieser unterschiedlichen Regelungsansätze im Spannungsfeld zwischen Liberalisierung und Regulierung bildete das Oberthema, dem sich das ZEI seit dem Jahr 1999 durch Beiträge zu Einzelfällen anzunähern versucht. Gegenstand der Untersuchungen war dabei nicht nur der Rechtsrahmen der Europäischen Gemeinschaft, sondern auch die mitgliedsstaatliche Umsetzung der EGrechtlichen Vorgaben. Dabei wurde Wert darauf gelegt, nicht nur die 91 spezifischen Auswirkungen auf den Telekommunikationssektor zu berücksichtigen, sondern ebenso die Entwicklung der „Neuen Medien“ mit einzubeziehen. Die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte hat eine Vorbildfunktion für zukünftige Maßnahmen bei der Öffnung von Märkten. Ähnliche Probleme wie im Telekommunikationsbereich stellen sich zum Beispiel auf den Strom- und Gasmärkten, denen ebenfalls eine netzförmige Infrastruktur zugrunde liegt. x Den Auftakt der Fachveranstaltungen des ZEI zum europäischen Kommunikationsrecht bildete die am 28. Januar 2000 zusammen mit dem Centre for International Research on Electronic Communications (CIREC) veranstaltete Konferenz „Innovationsansätze bei der Regulierung transeuropäischer Kommunikationsnetze“, die sich mit den Rechtsfragen der Regulierung von grenzüberschreitenden Kommunikationsinfrastrukturen auseinandersetzte. x Die Revision des rechtlichen Regulierungsrahmens der Telekommunikation – der sogenannten „Regulatory Review 99“ – war Thema einer Expertenkonferenz, welche das ZEI am 30. Mai 2000 zusammen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unter dem Titel „Regulatory Review – Notwendige Schritte zur Weiterentwicklung des europäischen Regulierungsrahmens der Telekommunikation für das 21. Jahrhundert“ in Bonn ausrichtete. An der Konferenz nahmen prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft teil. Die Eröffnungsrede wurde von Dr. Alfred Tacke, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, gehalten. Neben Vertretern der EU-Kommission, der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post sowie des Bundeskartellamts kamen Redner der betroffenen Wirtschaftskreise zu Wort. x Im Jahr 2001 erschien eine von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernd Holznagel, Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht der Universität Münster, verfasste Monographie zum Begriff der „wesentlichen Leistungen“ im Telekommunikationsrecht. Die Autoren setzten sich erstmals mit der Geltung der Essential-facilities-Doktrin im sektorspezifischen Wettbewerbsrecht der Telekommunikation auseinander. Christian Koenig/Bernd Holznagel, Der Begriff der wesentlichen Leistungen nach § 33 TKG, München: Verlag C.H. Beck, 2001, 140 Seiten. 92 x 2002 erstellte das ZEI eine Studie für das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ingo Vogelsang, Inhaber eines Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Boston University, wurde ein Konzept zur Bestimmung des telekommunikationsrechtlichen Begriffs des funktionsfähigen Wettbewerbs erarbeitet. Hierbei wurde nicht nur das geltende deutsche und europäische Recht einer ausführlichen Analyse unterzogen, sondern vor allem auch der neue Rechtsrahmen der Europäischen Union auf dem Gebiet der elektronischen Kommunikation in die Untersuchung einbezogen. Hierauf aufbauend wurden konkrete regulierungsökonomische Vorschläge formuliert, wie im Zuge der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes auf normativer Ebene die Voraussetzungen für die Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs auf den deutschen Telekommunikationsmärkten geschaffen werden können. Christian Koenig/Ingo Vogelsang/Jürgen Kühling/Sascha Loetz/Andreas Neumann, Funktionsfähiger Wettbewerb auf den Telekommunikationsmärkten: Ökonomische und juristische Perspektiven zum Umfang der Regulierung, Schriftenreihe Kommunikation & Recht, Band 16, Heidelberg: Verlag Recht und Wirtschaft, 2002, 255 Seiten. x Am 23. Mai 2002 richtete das ZEI eine Expertenkonferenz zu den Defiziten des Telekommunikationsrechts und Abhilfemöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung der Situation von Internet-Service-Providern aus. Im Rahmen der Veranstaltung wurde das deutsche und europäische Telekommunikationsrecht einer kritischen Würdigung mit Blick auf die regulatorischen Herausforderungen des Internetzeitalters unterzogen. x Der Umsetzung des neuen EG-Rechtsrahmens auf dem Gebiet der elektronischen Kommunikation im Zuge der europäischen Integration widmete sich ein Expertenworkshop, den das ZEI am 20. November 2002 ausrichtete. Dieser ermöglichte einen intensiven Meinungsaustausch zwischen den anwesenden Vertretern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit und der Regulierungsbehörde sowie Teilnehmern aus Wissenschaft und Praxis. x Am 26. Februar 2003 hat das ZEI in Brüssel in Zusammenarbeit mit der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen bei der Europäischen Union eine Veranstaltung zum Thema „Die Umsetzung des neuen TK-Rechtsrahmens – Zwischen europäischer Integration und mitgliedsstaatlichen Besonderheiten“ ausgerichtet. In hochkarätig besetzter Runde wurden Rechtsfragen der Umsetzung des neuen Telekommunikationsrechtsrahmens in nationales Recht 93 mit Vertretern der EG-Kommission, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit sowie mit zahlreichen Teilnehmern aus der Branche diskutiert. x Als erste Veranstaltung dieser Art in Deutschland fand am 9. Mai 2003 am ZEI eine Konferenz zum Thema „Trusted Computing – Neue Herausforderungen für das deutsche und europäische Wirtschaftsrecht“ statt. Die Konferenz wurde in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Microsoft Deutschland und Artikel5.de ausgerichtet. Das Teilnehmerfeld setzte sich aus Branchenvertretern aus dem In- und Ausland, Mitgliedern des Bundeswirtschaftsministeriums und Vertretern des Bundesdatenschutzbeauftragten zusammen. Christian Koenig/Denis O’Sullivan, Is ,Trusted Computing’ an Antitrust Problem? Microsoft et al. under Scrutiny, in: European Competition Law Review (ECLR), 9/2003, Seite 449-457. Christian Koenig/Andreas Neumann,,Trusted Computing’ Initiative und Wettbewerbsrecht – und raus bist du, in: Magazin für professionelle Informationstechnik, 9/2003, Seite 107-109. Christian Koenig/Andreas Neumann, Neue wettbewerbspolitische und rechtliche Entwicklungen zum ‚Trusted Computing‘, Datenschutz und Datensicherheit (DuD), 2004, Seite 555ff. x Die Beratungstätigkeit für das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit bestand im Jahr 2003 insbesondere in der Erstellung zweier Stellungnahmen zu unterschiedlichen Entwicklungsstufen des Telekommunikationsgesetzes (Arbeitsentwurf und Referentenentwurf zum TKG). Daneben wurde die aktive wissenschaftliche Diskussion auch mit Marktteilnehmern im Rahmen von Veranstaltungen und Einzelgesprächen gesucht. Als besonders fruchtbar hat sich dabei auch die Beratung von Branchenverbänden erwiesen. ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig und die ZEI Mitarbeiter Sascha Loetz und Andreas Neumann analysierten in einer Publikation das neue deutsche Telekommunikationsgesetz und verfassten eine detaillierte Ausarbeitung der neuen deutschen Telekommunikationsregulierung Christian Koenig/Sascha Loetz/Andreas Neumann, Die Novellierung des Telekommunikationsgesetzes – Eine Untersuchung zu den Umsetzungsspielräumen des EG-Richtlinienpakets auf dem Gebiet der Telekommunikation und ihrer verfassungsrechtlichen Begrenzung sowie zur Optimierung der Verwaltungsund Rechtsbehelfsverfahren, Münster: Verlag Monsenstein und Vannerdat, 2003, 193 Seiten. 94 x Am 13. Juni 2003 fand in Bonn die ZEI-Konferenz zum Thema „Die Novelle des Telekommunikationsgesetzes – Diskussionen zum Referentenentwurf“ statt. Aufgrund der guten Beteiligung der Ministerialkreise entwickelte sich diese Veranstaltung zu einem äußerst fruchtbaren Fachgespräch, das unmittelbar zwischen den Akteuren des Gesetzgebungsverfahrens, den Unternehmen der TK-Branche und wissenschaftlichen Fachkreisen geführt werden konnte. Die Veranstaltung war Beleg dafür, dass die Wissenschaft nicht nur den fachlichen Rahmen, sondern auch die Plattform für den Meinungsaustausch bieten kann und muss. x Das am ZEI erstellte Studienbuch „Telekommunikationsrecht“ war Ende 2004 die erste Buchpublikation zum neuen Telekommunikationsrecht auf dem deutschsprachigen Büchermarkt. Einzelne Fachpublikationen in Aufsatzform widmeten sich – zumeist anlassbezogenen – einzelnen Detailfragen des neuen Telekommunikationsrechts. Die Themen der Beiträge spiegelten dabei die eingangs erwähnte Grundproblemstellung der praktischen Umsetzung der europarechtlichen Vorgaben für die Märkte der elektronischen Kommunikationsnetze und -dienste wider. Christian Koenig/Sascha Loetz/Andreas Neumann, Telekommunikationsrecht, Betriebs-Berater Studium, Heidelberg: Verlag Recht und Wirtschaft, 2004, 238 Seiten. Christian Koenig/Sascha Loetz, Infrastruktur- und Dienstwettbewerb im EGTelekommunikationsrecht, in: Telekommunikations- & Medienrecht (TKMR), 3/2004, Seite 132-141. x Auch 2004 war das ZEI intensiv in die fachwissenschaftliche und öffentliche Diskussion um die Kodifizierung des Telekommunikationsgesetzes eingebunden. Die Beratungstätigkeit gegenüber öffentlich-rechtlichen Institutionen (unter anderem für das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post) bestand dabei insbesondere aus gutachterlichen Stellungnahmen und sonstigen Beratungstätigkeit zu Einzelproblemen des neuen Rechts, wie zum Beispiel der Marktabgrenzung oder der EG-rechtskonformen Umsetzung des Richtlinienrechts in nationale Gesetze. Daneben wurde der wissenschaftliche Dialog auch mit Marktteilnehmern im Rahmen von Veranstaltungen und Einzelgesprächen aktiv gesucht und durch Vorträge und die Teilnahme an Diskussionsveranstaltungen aktiv ergänzt. x Im November 2004 organisierte das ZEI eine öffentliche Eigenveranstaltung in enger Kooperation mit dem Zentrum für angewandte 95 Rechtswissenschaften der Universität Karlsruhe (Z.A.R.). Mit der Themenstellung „Nach der Novelle ist vor der Novelle“ knüpfte die Konferenz an die Vorjahresveranstaltung zur TKG-Novelle an und war aufgrund der guten Beteiligung aus Verwaltungs- und Wirtschaftskreisen eine sehr erfolgreiche und fruchtbare Veranstaltung. x Die spezifisch telekommunikationsrechtliche Justierung der Zusammenarbeit zwischen europäischer und mitgliedsstaatlicher Ebene evozierte gleichermaßen neue Herausforderungen für die Tätigkeit der mitgliedsstaatlichen Gesetzgeber und damit für die Gewaltenteilung auf mitgliedsstaatlicher Ebene, die bei der Frage, wer auf dieser Ebene über die Ausgestaltung konkreter Regulierungseingriffe letzten Endes entscheidet, von erheblicher praktischer Relevanz gewesen ist. Das ZEI hat sich 2006 publizistisch an der Diskussion über diese grundsätzliche Fragestellung beteiligt, was unter anderem dazu führte, dass die Bundesregierung in ihrer Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates in dem laufenden Gesetzgebungsverfahren ausdrücklich auf eine Veröffentlichung des ZEI Bezug nahm (BTDrs. 16/2581, 41). Zugleich ermöglichte die laufende Befassung mit der mitgliedsstaatlichen Implementierung des europäischen Rechtsrahmens, die Defizite und Anwendungsschwierigkeiten der gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben zu identifizieren und die hieraus gewonnenen Erfahrungen in die öffentliche Diskussion um die Reform dieses Rechtsrahmens einzubringen. Dies geschah namentlich durch eine Stellungnahme zur Überprüfung des Rechtsrahmens der Europäischen Gemeinschaft zur elektronischen Kommunikation als Reaktion auf eine entsprechende öffentliche Aufforderung der Kommission mit dem Titel „Call for Input on the forthcoming Review of the EU Regulatory Framework for Electronic Communications and Services including Review of the Recommendation on Relevant Markets“. Christian Koenig/Andreas Neumann/Marion Senger, Gesetzliche Ausgestaltung des regulierungsbehördlichen Ermessens im Telekommunikationsrecht, in: MultiMedia und Recht (MMR), 6/2006, Seite 365-369. x Unter der Leitung von ZEI Senior Fellow Andreas Neumann wurde im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung des Arbeitskreises „Netzzugang und Entgeltregulierung“ am 12. März 2007 mit Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums, der Bundesnetzagentur, von Telekommunikationsunternehmen und -verbänden sowie Vertretern der Wissenschaft diskutiert. Im Vordergrund standen die höchst umstrittenen Vorhaben der Kommission wie die funktionelle Entflechtung als neuem Regulierungsinstrument, die Schaffung einer 96 europäischen Regulierungsbehörde und die Ausweitung der Kompetenzen der EU-Kommission im Rahmen eines Veto-Rechts auf die Regulierungsinstrumente. Die damit verbundenen Änderungen des kompetenzrechtlichen Gefüges zwischen den Mitgliedsstaaten und der EUKommission sind von erheblicher praktischer Relevanz. Die ZEI Mitarbeiter haben die Vorhaben im Laufe des Jahres intensiv verfolgt und mit Vertretern der nationalen Behörden wie der Bundesnetzagentur und dem Bundeswirtschaftsministerium in Gesprächen weiter vertieft. x 2008 waren ZEI Mitarbeiter mit der Überarbeitung des Werkes „EC Competition and Telecommunications Law“ beschäftigt. Die Neuauflage basiert auf dem erstmals im Jahr 2002 im Kluwer Verlag erschienenen Werk, das von Prof. Dr. Christian Koenig in Zusammenarbeit mit ZEI Senior Fellow Dr. Andreas Bartosch und Jens-Daniel Braun, Richter am Amtsgericht Marburg, erstellt wurde. Für die zweite Auflage konnte ZEI Senior Fellow Marion Romes, LL.M., als weitere Herausgeberin gewonnen werden. Aufgrund des TK-Review 2007 der Europäischen Kommission im Bereich der TK-Wirtschaft wurde das Werk komplett überarbeitet und die Änderungsvorschläge der Europäischen Kommission eingearbeitet. Die Neuauflage beinhaltet eine Analyse des EG-Richtlinienpakets aus dem Jahr 2002 bis heute, sowie einen Überblick der geplanten Reform des europäischen Rechtsrahmens für elektronische Kommunikation. Abgebildet wird in methodisch detaillierter Weise die Balance zwischen sektorspezifischer Regulierung und allgemeinem Wettbewerbsrecht. Insgesamt deckt das Buch sowohl das materielle als auch das institutionelle Recht der gesamten EGTelekommunikationsregulierung ab. Ebenso einbezogen werden das Medienund Kommunikations- sowie das Beihilfenrecht für die fachspezifischen Bereiche. Das Werk erschien im Jahr 2009. Christian Koenig/Andreas Bartosch/Daniel Braun/Marion Romes, EC Competition and Telecommunications Law, ICLS 6, The Netherlands: Kluwer Law International BV, 2009, 728 Seiten. x Staatliche Eingriffe in den Wettbewerb durch Regulierung sollen stets auf das notwendige Maß beschränkt bleiben. Die Regulierungsbehörden in verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten haben erstmals für den Großkundenmarkt für Breitbandzugang (sogenannter „Bitstromzugang“) eine geografische Differenzierung vorgenommen, um die unterschiedliche Ausprägung des Wettbewerbs aufzudecken und entsprechend die Regulierung in wettbewerbsgeprägten Regionen zurückzufahren. Auf Basis eines national einheitlich 97 regulierten Zugangs zur „letzten Meile“ wurde so in Großbritannien für einen großen Teil des Landes die Regulierung von Bitstrom eingeschränkt oder vollständig zurückgefahren. Diesen Ansatz analysiert Prof. Dr. Carl Christian von Weizsäcker, Senior Fellow am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn, in einem ZEI Discussion Paper und überträgt das Konzept auf Deutschland, wo sich die Regulierungsbehörde bereits im Rahmen der Marktuntersuchung diesem Thema genähert hat. Auch für Deutschland sieht er dieses Vorgehen für notwendig und richtig an. Carl Christian von Weizsäcker, Regionalisierung der Regulierung im Bitstromzugangs-Markt?, ZEI Discussion Paper, C189/2008. x Am 13. Januar 2014 veranstaltete das ZEI, gemeinsam mit dem Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster und der E-Plus Gruppe, den 4. Bonner Regulierungstreff, der im Zeichen von Netzneutralität und Datenschutz stand. Im Rahmen dieser Veranstaltung treffen sich unterschiedlichste Akteure der Telekommunikationsbranche (unter anderem Netzbetreiber, Rechtsanwälte und Behördenvertreter) und debattieren über aktuelle telekommunikationsrechtliche Themen. Angesichts der erschütternden Enthüllungen des Ex-Geheimdienstlers Edward Snowden und des geplanten zweiteiligen Gesetzespakets zur Reform des europäischen Telekommunikationsmarktes vom 21. September 2013, das sich die Schaffung eines einheitlichen TK-Binnenmarktes zum Ziel gesetzt hat, stellte sich das zu erörternde Themenfeld nahezu von alleine auf. Mit dem EU-Datenschutzbeauftragten Peter Hustinx folgte auch in diesem Jahr wieder ein hochkarätiger Redner der Einladung der Veranstalter. Sein Impulsstatement mit dem Titel „Der EU-Binnenmarkt-Vorschlag für den elektronischen Kommunikationssektor als Spannungsfeld zwischen Datenschutz, Netzneutralität und wirtschaftlicher Freiheit“ lieferte die Steilvorlage für eine sich anschließende interessante Debatte, deren Gesamtbild – von der Vielfalt der Teilnehmer beflügelt – neben branchenspezifischen und rechtswissenschaftlichen Farben auch über politikwissenschaftliche Pinselstriche verfügte. 3.2 Der Rundfunksektor x Anhand der Ausführungen des EuGH in dem vielbeachteten PreussenElektra-Urteil vom März 2001 zu den Abnahme- und Vergütungspflichten für Ökostrom nach dem damaligen Stromeinspeisungsgesetz konnte in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2001 nachgewiesen werden, dass das System der 98 Rundfunkgebührenfinanzierung nicht als eine staatliche Beihilfe i.S.d. Art. 87 Abs. 1 des EG-Vertrages zu werten ist. Da insoweit die Gebühren der Rundfunkteilnehmer von staatlicher Seite aus nicht an die Rundfunkanstalten übertragen werden, sondern lediglich der Mittelfluss zwischen den Unternehmen und den Verbrauchern hoheitlich reguliert wird, ist das EU-beihilfenrechtliche Tatbestandsmerkmal „aus staatlichen Mitteln“ mangels einer Belastung öffentlicher Haushalte nicht erfüllt. Christian Koenig/Jürgen Kühling, How to cut a long story short: Das PreussenElektra-Urteil des EuGH und die EG-Beihilfenkontrolle über das deutsche Rundfunkgebührensystem, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht (ZUM), 7/2001, Seite 537-546. x 2004 erforschten ZEI Mitarbeiter unter anderem die Förderproblematik im Zusammenhang mit dem neuen digitalen terrestrischen Rundfunk (DVB-T) und veröffentlichten mehrere Aufsätze zu diesem Thema. Christian Koenig/Jürgen Kühling, EG-beihilfenrechtlicher „Switch-Off“ für das digitale terrestrische Fernsehen (DVB-T)?, in: Kommunikation & Recht (K&R), 5/2004, Seite 201-208. Christian Koenig/Jürgen Kühling/Stefan Barudi, Rundfunkstaatsvertragliche Störsignale für das digitale terrestrische Fernsehen DVB-T, in: Zeitschrift für Medien und Kommunikationsrecht (AfP), 3/2004, Seite 215-220. x Einen weiteren Schwerpunkt im Telekommunikationssektor legte das ZEI 2013 auf die rechtliche Bewertung der geplanten legislativen Vorstöße des damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (nunmehr: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) zur Normierung der sogenannten „Netzneutralität“. Unter Wirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler legte das Ministerium den Entwurf einer Netzneutralitätsverordnung vor. Parallel hierzu kursiert gegenwärtig ebenfalls ein EU-Verordnungsentwurf zur Reform des europäischen Telekommunikationsmarkts, der die Netzneutralität festschreibt. Die Forschungsarbeit brachte das Ergebnis, dass einzelne Bestimmungen des nationalen Entwurfs – ein Inkrafttreten dieser Verordnung unterstellt – wegen Verstoßes gegen Art. 80 GG rechtswidrig und damit unwirksam wären. Christian Koenig/Matti Meyer, Bitte keine normativen Schnellschüsse in Sachen Netzneutralität!, in: Computer und Recht (CR), 10/2013, Seite 643-649. Christian Koenig, Zu guter Letzt setzen sich die Irrungen und Wirrungen um die Netzneutralität fort!, in: Zeitschrift für Netzwirtschaft und Recht (N&R), 5/2013, Seite 236. 99 x Ein weiterer Forschungsschwerpunkt des ZEI im Jahr 2013 war die Forschungsarbeit zum Recht der Satellitenkommunikation. Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen stand die Frage, ob TK-Satellitenbetreiber gegen Störungen der ihnen zugewiesenen Orbitalpositionen und Frequenzbereiche Unterlassungsansprüche geltend machen können. Christian Koenig/Martin Busch, Unterlassungsansprüche von TKSatellitenbetreibern gegen Störungen der ihnen zugewiesenen Orbitalpositionen und Frequenzbereiche,, in: Kommunikation & Recht (K&R), 11/2013, Seite 712717. 3.3 Die „Neuen Medien“ x Das Engagement im Bereich der „Neuen Medien“ fand seinen Niederschlag in einem am 12. Juli 2000 am ZEI in Kooperation mit Prof. Dr. Thomas Hoeren und Prof. Dr. Bernd Holznagel (beide Universität Münster) und Prof. Dr. Gerald Spindler (Universität Göttingen) abgehaltenen Workshop zur „Regulierung und Governance des Internets“, zu dem sich neben den Veranstaltern zahlreiche weitere hochrangige Teilnehmer vorwiegend aus dem akademischen Bereich einfanden. Dabei wurden schwerpunktmäßig Fragen der Regulierung und des internationalen Rechts sowie strafrechtliche, datenschutzrechtliche, rundfunk- und telekommunikationsrechtliche Fragen diskutiert. x Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Institut für Kommunikationsdienste (WIK) entstand 2001 eine Studie zu den Internetplattformen in der Unternehmespraxis. Die WIK erstellte zunächst eine genaue Analyse der Charakteristika von Internetplattformen bzw. Marktplätzen und der damit verbundenen Effizienzgewinne, um anschließend wettbewerbspolitische Aspekte der Plattformen zu analysieren. Anhand dieser Erkenntnisse nahm das ZEI eine kartellrechtliche Beurteilung vor, die neben den Problemen der Marktabgrenzung und -beherrschung die spezifischen Wettbewerbsgefährdungen durch B2B-Marktplätze, das Verfahren der kartellrechtlichen Aufsicht über B2B-Plattformen sowie die Probleme der technischen Standardisierung beleuchtet. Christian Koenig/Gabriele Kuhlenkampff/Jürgen Kühling/Sascha Loetz/Hilke Smit, Internetplattformen in der Unternehmenspraxis: Wettbewerbsrecht, Kartellrecht, Ökonomie, Schriftenreihe Kommunikation und Recht, Band 12, Heidelberg: Verlag Recht und Wirtschaft, 2002, 323 Seiten. 100 x Unter der Leitung von ZEI Mitarbeiter Jens-Daniel Braun erarbeitete die Forschungsprojektgruppe „Beihilfen- und Vergaberecht“ des ZEI im Auftrag der EU-Kommission – gemeinsam mit dem Institut für Europäisches Medienrecht (EMR) – eine Studie in englischer Sprache mit dem Titel „Market Definition in the Media Markets“. Die Studie untersuchte anhand der einschlägigen nationalen Vorschriften und der Praxis der zuständigen Behörden, wie in den zehn neuen –zum 1. Mai 2004 beigetretenen – EU-Mitgliedsstaaten die Märkte im Mediensektor (Zeitungen, Film, Fernsehen, Internet etc.) abgegrenzt werden. EMR/ZEI (eds.), Market Definitions in the Media Sector. Comparative Legal Analysis (Cyprus, Czech Republic, Estonia, Hungary, Latvia, Lithuania, Malta, Poland, Slovakia and Slovenia), July 2005. x Gemeinsam mit dem Centre for Economic Policy Research (CEPR/London) und der Universität Toulouse führte das ZEI im Jahr 2006 ein Forschungsprojekt durch, das sich mit Fragen der Marktstruktur und der Regulierung von Medienmärkten in Europa befasste. Das Projekt stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Paul Seabright, Universität Toulouse, und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen. Die Ergebnisse dieses Projekts wurden 2006 veröffentlicht. Jürgen von Hagen/Paul Seabright (eds.), The Economic Regulation of Broadcasting Markets, Cambridge: Cambridge University Press, 2007, 368 Seiten. 3.4 Glücksspielrecht x ZEI Direktor Dr. Christian Koenig und ZEI-Mitarbeiter Jens-Daniel Braun untersuchten im Jahr 2002 anhand des Beispiels des hessischen und des sachsenanhaltinischen Lotterierechts die Auswirkungen der EG-Dienstleistungs- und Kapitalverkehrsfreiheit auf das deutsche Recht. Christian Koenig/Jens-Daniel Braun, „Das Geld muß im Lande bleiben“ – Über die Unvereinbarkeit der Neuregelung des hessischen und des sachsenanhaltinischen Lotterierechts mit der EG-Dienstleistungs- und Kapitalfreiheit, in: Sächsische Verwaltungsblätter, 7/2002, Seite 157-164. x Der Glücksspielsektor ist im Jahr 2009 vermehrt in das Blickfeld der ZEIForschung gerückt. Die Frage der Ausschreibungsbedürftigkeit der Verleihung von Ausschließlichkeitsrechten im deutschen Glücksspielsektor wurde unterstrichen durch die Schlussanträge des Generalanwaltes Bot in den Rechtssachen C-203/08 und C-258/08. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund entsprechender deutscher, beim Gerichtshof anhängiger Vorabentscheidungs101 verfahren wurden die Implikationen der Dienstleistungsfreiheit sowie die Nichtanwendbarkeit der sogenannten In-House-Rechtsprechung auf die Verleihung von Ausschließlichkeitsrechten zum Glücksspielbetrieb nach dem deutschen Glücksspielstaatsvertrag untersucht. Dazu ist als Ergebnis festzuhalten, dass die Dienstleistungsfreiheit eine Konzessionsvergabe im Wege eines transparenten, diskriminierungsfreien und wettbewerbsoffenen Ausschreibungsverfahrens gebietet und bis zur Rücknahme unionsrechtswidrig verliehener Altkonzessionen deutsche Behörden und Gerichte keine auf die fehlende Zulassung gestützten Sanktionen gegen nicht zugelassene Anbieter aus anderen Mitgliedsstaaten erlassen dürfen. x ZEI Mitarbeiter haben sich im Glücksspielsektor intensiv mit der rechtswissenschaftlichen Untersuchung zweier aktueller Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs beschäftigt. Bei der ersten Entscheidung des Gerichtshofs handelt es sich um das Urteil in der Rechtssache C-169/07 vom 10. März 2009 (Hartlauer Handelsgesellschaft mbh/Wiener Landesregierung unter anderen). Die Entscheidung betraf eine österreichische Regelung über Zulassungsvoraussetzungen für selbständige Ambulatorien für Zahnheilkunde und deren Vereinbarkeit mit der Niederlassungsfreiheit von Gesellschaften. Die Relevanz der Entscheidung für den Glücksspielbereich ergab sich daraus, dass sich der Gerichtshof im Rahmen seiner Rechtfertigungsprüfung eingehend mit dem Gebot einer kohärenten und systematischen Schutzzielverfolgung durch nationale Beschränkungs-maßnahmen beschäftigte. Nach diesem Kohärenzgebot ist eine nationale Regelung nur dann geeignet, die Verwirklichung des geltend gemachten Schutzziels zu gewährleisten, wenn sie tatsächlich dem Anliegen gerecht wird, es in kohärenter und systematischer Weise zu erreichen (Rn. 55 der Entscheidung). In Teilen des Schrifttums und in einer Reihe verwaltungsgerichtlicher Entscheidungen wurde bezweifelt, dass das mit den Beschränkungen des GlüStV in Deutschland vorgeblich verfolgte Ziel der Verhinderung und Bekämpfung von Glücksspielsucht – der Rechtsprechung des Gerichtshofs entsprechend – tatsächlich in kohärenter und systematischer Weise verfolgt wird. Denn dem Ausschluss gewerblicher Anbieter von Lotterien und Sportwetten durch die Vorschriften des GlüStV steht eine Zulassung solcher Anbieter im Bereich von Glücksspielen gegenüber, die mit zum Teil deutlich größeren Suchtgefahren als Lotterien und Sportwetten verbunden sind. Vor diesem Hintergrund wurde untersucht, welche Bedeutung und Reichweite der Gerichtshof dem Kohärenzgebot in seiner Hartlauer-Entscheidung unter Berücksichtigung des mitgliedsstaatlichen Ermessens- und Gestaltungsspielraums bei der Bestimmung des von dem jeweiligen Mitgliedsstaat 102 angestrebten Schutzniveaus zumaß und welche Konsequenzen sich hieraus für die Rechtfertigung des Ausschlusses gewerblicher Anbieter von Lotterien und Sportwetten vom deutschen Glücksspielmarkt ergeben. Dabei wurde die mitgliedsstaatliche Untersuchungslast im Hinblick auf das Vorliegen von Gefährdungszusammenhängen als Voraussetzung einer kohärenten Schutzzielverfolgung und Schutzniveaubestimmung betont und auf die diesbezüglichen Feststellungen des von den Bundesländern eingesetzten Fachbeirates Spielsucht Bezug genommen. Christian Koenig, Gemeinschaftsrechtliche Kohärenzanforderungen an mitgliedsstaatliche Beschränkungsmaßnahmen im Glücksspielbereich, in: Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht (ZfWG), 04/2009, Seite 239-234. x Gegenstand der zweiten Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 8. September 2009 war die Frage der Vereinbarkeit der Ausweitung eines einer einzigen Einrichtung übertragenen Rechts zur Veranstaltung und Vermittlung von Lotterien und Wetten in Portugal auf alle elektronischen Kommunikationsmittel mit dem Gemeinschaftsrecht, insbesondere der Dienstleistungsfreiheit. Die rechtswissenschaftliche Untersuchung dieser Entscheidung war von besonderem Interesse, weil das Verfahren gewisse Parallelen zur Rechtslage in Deutschland unter Geltung des GlüStV aufwies und sich deshalb die Frage stellte, ob und in welchem Umfang sich der Entscheidung Anhaltspunkte für die Gemeinschaftsrechtskonformität der deutschen Rechtslage entnehmen lassen würden. In diesem Zusammenhang wurde insbesondere der Frage der Bindungswirkung von Vorabentscheidungs-urteilen des Gerichtshofs nachgegangen. Im Rahmen der Analyse der Entscheidung wurde aufgezeigt, dass der Gerichtshof – in Anknüpfung an seine HartlauerEntscheidung – das Erfordernis und die Prüfung einer kohärenten Schutzzielverfolgung fortschrieb. Christian Koenig/Simon Ciszewski, Die Bedeutung des Urteilstenors und der Urteilsgründe in der Rs. C-42/07 (Liga Portuguesa) für die deutsche Rechtslage im Glücksspielsektor, Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht (ZfWG), 05/2009, Seite 330-332. x Nach den wegweisenden Urteilen vom 8. September 2010 ist das staatliche Monopol auf Sportwetten und Lotterien in Deutschland in seiner konkreten staatsvertraglichen Ausgestaltung als Eingriff in die Dienstleistungsfreiheit (Art. 56 AEUV; ex Art. 49 EG) unionsrechtlich nicht gerechtfertigt. In dem Urteil Winner Wetten GmbH betonte der Gerichtshof, dass die unionsrechtswidrigen 103 monopolbegründenden und sanktionierenden Bestimmungen des GlüStV mit sofortiger Wirkung nicht weiter angewandt werden dürfen. Da die Veranstaltung und die Vermittlung von Glücksspielen nach dem Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) in enger Weise akzessorisch-regulatorisch miteinander verknüpft sind, ergaben sich aus der Unionsrechtswidrigkeit der Veranstaltungsregulierung zwangsläufig ernste Zweifel im Hinblick auf die Anwendbarkeit der vermittlerbezogenen Vorschriften und Auflagen. Denn auch diese bauten auf dem teleologischen Fundament des gesamten GlüStV auf, nämlich auf der Prämisse der regulatorischen Angebotsbeschränkung. Mit dem Fall des staatlichen Monopols war die vorgelagerte „regulatorische Geschäftsgrundlage“ für die nachgelagerten vermittlerbezogenen Vorschriften, Erlaubnisvorbehalte und Auflagen in sich zusammengebrochen. Die Forschungsprojektgruppe „Öffentliches Wettbewerbsrecht“ untersuchte auf dieser Basis exemplarisch die Vermittler-Erlaubnispflicht sowie die „Zweidrittelregelung“. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht veröffentlicht. Christian Koenig/Volker Bache, Zur Anwendbarkeit der vermittlerbezogenen Vorschriften und Auflagen gemäß dem deutschen Glücksspielrecht im Lichte der Urteile des Europäischen Gerichtshofs vom 8. September 2010, in: Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht (ZfWG), 1/2011, Seite 7-13. Weitere ausgewählte Publikationen Christian Koenig/Sascha Loetz, Zur Bedeutung der Essential Facilities-Doktrin für den Zugang zu Netzinfrastrukturen am Beispiel des Europäischen Telekommunikationsrechts, in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 2000, Seite 377-384. Christian Koenig/Jürgen Kühling/ifo-Institut, Liberalisierung der Telekommunikationsordnungen. Ein Rechtsvergleich, Heidelberg: Verlag Recht und Wirtschaft, 2000, 264 Seiten. Christian Koenig/Jürgen Kühling, How to cut a long story short. Das PreußenElektra-Urteil des EuGH und die EG-Beihilfenkontrolle über das deutsche Rundfunkgebührensystem, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht (ZUM), 2001, Seite 537-546. 104 Christian Koenig, Die Versteigerung der UMTS-Lizenzen auf dem Prüfstand des deutschen und europäischen Telekommunikationsrechts, in: Kommunikation und Recht (K&R), 1/2001, Seite 41-55. Peter Dahlke/Andreas Neumann, Regulatorischer Jugendwahn? – Die Behandlung „neuer Märkte“ im TK-Recht, in: MultiMedia und Recht (MMR) 2006, Seite XXII-XXIV. Christian Koenig/Simon Ciszewski, Das Online-Verbot der Veranstaltung und Vermittlung von Glücksspielen im Lichte der Dienstleistungsfreiheit, in: Kommunikation & Recht (K&R), 5/2007, 257-262. Christian Koenig/Marion Senger, Methoden und Maßstäbe der Ex-anteEntgeltregulierung nach dem TKG. Zur Anwendung der Vergleichsmarktmethode im Vorabgenehmigungsverfahren, in: Zeitschrift für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (MMR), 5/2007, Seite 290-294. Christian Koenig/Sascha Loetz/Sonja Fechtner, Do we really need a European agency for market regulation? in: Intereconomics, 4/2008, Seite 226-235. Christian Koenig/Caroline Bovelet-Schober, Sportwetten und Online Glücksspiel nach dem Entwurf des Ersten Glücksspieländerungsstaatsvertrages (GlüÄndStV-E) in der Fassung vom 14. April 2011 auf dem EU-rechtlichen Prüfstand, in: Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht (ZfWG), 4/2011, Seite 236-242. Christian Koenig/Caroline Bovelet-Schober, Zur Anwendbarkeit des Glücksspieländerungsstaatsvertrages (GlüÄndStV), insbesondere des Internetverbotes, auf Online-Games, in: Gewerbearchiv (GewArch), 2/2013, Seiten 59-62. Christian Koenig, Folgerichtigkeit – das Leitmotiv jeder kohärenten Glücksspielregelung...und Rechtsprechung!, ZfWG 2/2014, Editorial. Christian Koenig/Matti Meyer, Online Gambling Provider under the Laws`Scrutiny against Money Laundering-Sec.9c para. 4 GwGErgG as a Federal mean to establish the Residualmonopoly, ZfWG 2/2014, Seite 85-92. Christian Koenig, Zu guter Letzt bleibt der Grat zwischen Erforderlichkeit und hoheitlicher Anmaßung von Regulierung schmal – auch gegenüber Google, N&R 5/2014, letzte Seite. 105 4. Regulierung der Energiemärkte Die EU wirkt auf eine stärkere Zusammenarbeit ihrer Mitgliedsstaaten im Bereich der Energiepolitik hin. Das Ziel der EU-Energiepolitik ist eine sichere und nachhaltige Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen. Dazu gehören die sogenannten „20-20-20-Ziele“ der EU, welche bis 2020 verwirklicht werden sollen: - 20 Prozent weniger EU-Treibhausgasemissionen als 1990, - 20 Prozent mehr Energie in der EU aus erneuerbaren Energiequellen, - 20 Prozent mehr Energieeffizienz in der EU. Angestrebt wird ein europäischer Energiemarkt, auf dem alle Produzenten und Lieferanten im Wettbewerb zueinander stehen. Bisher stehen dem Aufbau grenzüberschreitender Energieunternehmen häufig nationale Regelungen im Weg. Seit 2011 unterstützt die Agentur für Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) die nationalen Behörden auf EU-Ebene und arbeitet an Instrumenten für die Vollendung des europäischen Energiebinnenmarktes. 4.1 Deutsches und europäisches Energierecht x Die Veranstaltung „Wettbewerb oder Service public in der europäischen Energiewirtschaft“, die in Zusammenarbeit mit der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen bei der Europäischen Union am 12. November 2002 in Brüssel stattfand, führte zu der Gründung eines neuen ZEI Forschungsprojektes „Energierecht“. x Die fortschreitende Liberalisierung des Energiemarktes bildete im Jahr 2003 einen Schwerpunkt der Forschungsarbeit, die durch Veranstaltungen, Publikationen und Beratungstätigkeiten die Novellierung des nationalen Energiewirtschaftsgesetzes aktiv begleitete. Notwendig geworden ist sie durch die im Jahr 2003 auf EU-Ebene verabschiedeten Beschleunigungsrichtlinien für Strom und Gas, die hinsichtlich der inhaltlichen Anforderungen ein ehrgeiziges Umsetzungsziel verfolgen. Eine der wesentlichen Neuregelungen durch die Richtlinien lag in der Ausweitung und Verschärfung des bestehenden Unbundling-Regimes: Energieversorgungsunternehmen wurde vorgeschrieben, dass sie ihren Netzbetrieb von den wettbewerblich tätigen Bereichen entflechten müssen. Das neue nationale Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) trat am 13. Juli 2005 in Kraft. Mit diesem Regelungswerk gingen unter anderem die Einrichtung 106 der Bundesnetzagentur und weitgehende Entflechtungs- sowie Entgeltregulierungsanforderungen einher. Im Jahr 2006 wurden erste Anwendungserfahrungen mit dem neuen nationalen Rechtsrahmen gemacht, die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben ist weiter vorangeschritten. Beispielsweise wurden die ersten Entgeltgenehmigungsverfahren vor der Bundesnetzagentur sowie vor den Landesregulierungsbehörden durchgeführt. Hierzu sind bereits einstweilige Beschlüsse durch die zuständigen Gerichte, insbesondere durch das OLG Düsseldorf ergangen. Ende Oktober 2006 sind die auf Grundlage des EnWG ergangenen Grundversorgungs- sowie Netzanschlussverordnungen in Kraft getreten. Derzeit ist eine „Gemeinsame Richtlinie der Regulierungsbehörden des Bundes und der Länder zur Umsetzung der informatorischen Entflechtung nach § 9 EnWG“ in der Diskussion, deren erster Entwurf im November 2006 veröffentlicht wurde. x Von 2003 bis 2007 fanden in Bonn und Berlin in einem jährlichen Turnus „Energiegespräche“ statt, die ein Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis zu sektorspezifischen Fragestellungen zur Verfügung stellten. Der am ZEI gegründete Studienkreis „Regulierung der Netzwirtschaften“ hatte es sich zur Aufgabe gemacht, einen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, sowohl zu Grundproblemen als auch zu sektorspezifischen Fragestellungen des Rechts der Netzwirtschaften, herzustellen. Sprecher des Studienkreises waren ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, ZEI Senior Fellow Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kühling und Dr. Christian Theobald, Rechtsanwalt in Berlin. Die Energiegespräche auf dem Petersberg in Bonn befassten sich mit folgenden Themenbereichen: - „Legal Unbundling“ am 21. Mai 2003 (zugleich die Eröffnungsveranstaltung). - „Entgeltregulierung in der EnWG-Novelle“ am 7. Mai 2004. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden die möglichen Ausgestaltungen der Entgeltregulierung in der Energiewirtschaft aus wissenschaftlicher und praktischer Sicht erörtert. - „Das Verhältnis von nationalen und europäischen Regulierungsbehörden“ am 23. Juni 2005. Die Teilnehmer beschäftigten sich dabei insbesondere mit der Fragestellung nach einer Kooperation oder Zentralisation am Beispiel der Zugangsrechte. - „Unbundling und Anreizregulierung – neuralgische Punkte und praktische Modelle“ am 2. Mai 2006. 107 - „Entwicklungen der Rechtsprechung nach dem EnWG 2005 und der Ruf nach wirksamen Rechtsschutz“ am 20. Juni 2007. Die Energiegespräche im Pressezentrum der Bundesregierung in Berlin beschäftigten sich mit den folgenden Themen: - „Zukünftige Ausgestaltung der Regulierung in der Energiewirtschaft“ am 15. Oktober 2003. Nachdem Deutschland lange Zeit als einziger Mitgliedsstaat die Einrichtung einer Regulierungsbehörde für Energie abgelehnt hatte, war die Einführung einer solchen Instanz nun auch in Deutschland nicht mehr eine Frage des „Ob“, sondern lediglich des „Wie“. Die energiepolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen diskutierten über die Ziele ihrer Fraktionen im Gesetzgebungsprozess zur Verabschiedung der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). - „Verfahrensfragen der Regulierung“ am 27. Oktober 2004. Zu dieser Veranstaltung konnten Referenten sowohl aus der Wissenschaft, als auch aus verschiedenen Praxisbereichen gewonnen werden. - „Das runderneuerte Energiewirtschaftsgesetz – Erste Praxiserfahrungen“ am 23. November 2005 in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen in Berlin. Die Gespräche befassten sich mit den ersten Erfahrungen des novellierten Energiewirtschaftsgesetzes 2005. Vertreter aus Wissenschaft und Praxis diskutierten über das Zusammenspiel von Bundesnetzagentur und Landesregulierungsbehörden. - „Ein Jahr Regulierung Strom und Gas – Rückblick und Ausblick“ am 29. November 2006. - „Die zweite Welle der Energieregulierung: Zwischenbilanz und Ausblick“ am 28. November 2007. Die Gespräche befassten sich schwerpunktmäßig mit der neuen Anreizregulierungsverordnung sowie dem Kraftwerksneubau. x Im Bemühen den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis weiter zu fördern, gründete der Studienkreis „Regulierung und Netzwirtschaft“ den ständigen Arbeitskreis „Netzzugang und Entgeltregulierung“, in dem Vertreter der Energie- und Telekommunikationswirtschaft sowie der Verkehrswirtschaft gemeinsam mit Vertretern der Wissenschaft, der nationalen Regulierungs-, Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden sowie der Europäischen Kommission aktuelle Fragen der Regulierung erörtern konnten. Dieser Arbeitskreis diente als Forum, bestehenden Problemen unkompliziert, unverbindlich und vor allem informell Lösungsansätze zuzuführen. Nicht zuletzt sollte die Gründung des Arbeitskreises den netzwirtschaftsübergreifenden Lernprozess intensivieren. Für den Vorstand des Arbeitskreises konnten Dr. Cara Schwarz-Schilling, 108 Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Robert Klotz, Europäische Kommission, und ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig gewonnen werden. - Die erste Sitzung des Arbeitskreises fand am 6. Mai 2004, dem Vorabend der Petersberg-Konferenz, statt und wurde durch ein „Kick-Off-Statement“ von Prof. Dr. Dr. Franz Jürgen Säcker, Freie Universität Berlin, zum Thema „Kostenbegriffe: Energiewirtschaftlich rationelle Betriebsführung und effiziente Leistungsbereitstellung“ eröffnet. Bereits am 13. September 2004 fand die zweite Sitzung des Arbeitskreises statt. Eröffnet wurde diese durch ein Statement von Prof. Dr. Martin Hellwig, Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, zum Thema „Gemeinkostenzurechnung in den Netzindustrien“. Die dritte Arbeitskreissitzung wurde am 13. Dezember 2004 durch ein Statement von Matthias Kurth, Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, eingeleitet. Im Anschluss an die Eröffnungsstatements wurde auf beiden Arbeitskreissitzungen intensiv und kontrovers diskutiert. 2005 fanden zwei Arbeitskreissitzungen am 25. April und am 7. November statt, die sich mit der bereits vor Inkrafttreten des Energiewirtschaftsgesetzes brisant diskutierten „Anreizregulierung“ beschäftigten. Im Anschluss an die Kurzvorträge der Referenten erfolgte eine gewohnt intensive und kontroverse Diskussion. - Am 27. März 2006 diskutierten Vertreter der Energie-, Telekommunikationsund Verkehrswirtschaft in Bonn gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft, der nationalen Regulierungs-, Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden sowie der Europäischen Institutionen die Problematik langfristiger Gaslieferverträge. Das Impulsstatement hielt Dr. Carsten Becker, Bundeskartellamt, Bonn. - Auf drei Arbeitskreissitzungen im Januar, März und Dezember 2007 diskutierten Vertreter der Energie-, Telekommunikations- und Verkehrswirtschaft gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft, der nationalen Regulierungs-, Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden sowie der Europäischen Kommission aktuelle Fragen der Regulierung. Wiegand Laubenstein, Vorsitzender Richter des 3. Kartellsenats, OLG Düsseldorf, referierte auf der Veranstaltung am 15. Januar 2007 in den Konferenzräumen des ZEI über ausgewählte rechtliche Fragen der Entgeltgenehmigungsverfahren aus Sicht des OLG Düsseldorf. Am 10. Dezember 2007 hielt Dr. Dominik Schnichels, Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission, Brüssel, ein 109 aufschlussreiches Impulsstatement zu den Entflechtungsvorschriften des „Dritten Liberalisierungspakets“. - Am 10. Dezember 2008 diskutierte der Arbeitskreis das Thema „Perspektiven des Glasfaserausbaus vor dem Hintergrund der aktuellen Bankenkrise“. Für das Auftaktstatement konnte Hannes Wittig, Analyst bei JP Morgan Securities, gewonnen werden. x Vor dem Hintergrund der im Jahr 2009 erwarteten Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes zur Regulierung der „Neuen Märkte“ wurde schon 2008 von den ZEI Mitarbeitern analysiert, welche legislative und exekutive Behandlung der „Neuen Märkte“ angezeigt ist. Auch die sektorübergreifende Betrachtung gewann in diesem Zusammenhang an Bedeutung: Während die Problematik der Regulierung neuer Märkte im Telekommunikationsrecht virulent wurde, wurde eine Untersuchung nunmehr auch für die Netzwirtschaften Energie und Eisenbahn angeregt. x Im Bereich der Energieregulierung stand für die Forschungsarbeit des ZEI im Jahr 2010 das Problem der mangelnden Wettbewerbsintensität auf den Stromliefermärkten im Mittelpunkt. Auch Jahre nach der EU-weit eingeführten Liberalisierung war die ursprünglich avisierte Wettbewerbsintensität bei weitem noch nicht erreicht. Insbesondere die „Wechselquote“ bei kleinen Unternehmen und Privathaushalten blieb hinter den Erwartungen zurück. Vor diesem Hintergrund war das von der ZEI Forschungsgruppe in Kooperation mit der Vodafone D2 GmbH entwickelte und in mehreren Publikationen erörterte „Delivery-by-Call“-Modell ein innovatives System für den Vertrieb von Elektrizität, das es Verbrauchern unter Einsatz intelligenter Stromzählertechnik erlaubt, in kürzesten Zeitabständen zwischen unterschiedlichen Angeboten verschiedener Stromanbieter zu wechseln. Hierbei stand die Analyse des europäischen und nationalen Rechtsrahmens für die Verbreitung von – zur tatsächlichen Umsetzung des Modells unabdingbaren – „Smart Metern“ im Mittelpunkt. Die Forschungsarbeit des ZEI konzentrierte sich insbesondere auf die rechtlichen Aspekte der Grund- und Ersatzversorgung mit Elektrizität sowie des (EU–) Verbraucherschutzes. Christian Koenig/Volker Bache/Christopher Hasenkamp, „Delivery-by-Call“ für Stromlieferungen“, in: Netzwirtschaft und Recht (N&R), Beilage 2/2010. Christian Koenig/Volker Bache/Christopher Hasenkamp, Das „Delivery-byCall“-Modell als Katalysator für die Verbreitung von Smart Metering, in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen (ET), 10/2010, Seite 44-47. 110 x Mit dem dritten Binnenmarktpaket wurden am 13. Juli 2009 zwei den Gasund Strombinnenmarkt betreffende Richtlinien verabschiedet, die insbesondere im Bereich der Trennung von Netz und Vertrieb („Unbundling“) weitere Vorstöße beinhalten, Beispielsweise wurde das unter dem Gesichtspunkt der Eigentumsgarantie in Deutschland äußerst kontrovers diskutierte „Ownership Unbundling“ für die Mitgliedsstaaten umsetzungspflichtiges Recht. Zudem wurden durch die Neuregelungen erhebliche Hürden für Investitionen aus Drittländern geschaffen. Daneben enthält das genannte Paket drei Verordnungen, die den grenzüberschreitenden Stromhandel, den Zugang zu den Erdgasfernleitungen sowie die Errichtung einer Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) (neu) regeln. Dadurch soll das Entstehen eines Energiebinnenmarktes gefördert und weiter vorangetrieben werden. Kristina Schreiber, Die Änderungen des Gemeinschaftsrechtsrahmens für den Energiesektor im Überblick: das dritte Legislativpaket, in: Netzwirtschaft und Recht (N&R), 3/2009, Seite 154-158. x EU-Kommissar Günther H. Oettinger sprach auf der Abschlussfeier der beiden ZEI-Studiengänge Master of European Studies (MES) und Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) und forderte in seinem Vortrag am 25. Juni 2010 eine beschleunigte „Europäisierung der Energiepolitik“. Dies sei die entscheidende Antwort auf die Herausforderungen, denen sich Europa in Bezug auf seine zukünftige Energieversorgung gegenübersieht. Das für die Energiepolitik verantwortliche Mitglied der Europäischen Kommission betonte, dass gerade in Zeiten der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise der Zusammenschluss der EU-Mitgliedsländer immer wichtiger werde in allen Fragen, die das Verhältnis Europas zu seiner Außenwelt betreffe. Die Energieversorgung Europas werde nur durch eine gemeinsame Zusammenarbeit und eine schrittweise, aber beschleunigte Europäisierung gesichert werden können. Diesbezüglich sei die schriftliche Fixierung der europäischen Energiepolitik im Lissabon-Vertrag als wichtiger Erfolg und als Voraussetzung der zukünftigen EU-Energieaußenpolitik zu sehen. Günther H. Oettinger, Europeanising EU Energy Policy, ZEI Discussion Paper, C 202/2010. x Im November 2012 erschien die dritte Auflage des Lehrbuchs „Energierecht“ von Christian Koenig, Jürgen Kühling und Winfried Rasbach. Im Rahmen dieses langjähren Gemeinschaftsprojekts wurden für die Neuauflage 111 wesentliche Kapitel durch das ZEI erstellt und überarbeitet. Das Lehrbuch behandelt die Liberalisierung und Regulierung der Energiewirtschaft, die auf eine Annäherung an wettbewerbliche Verhältnisse in diesem Wirtschaftsbereich gerichtet ist. Die Darstellung der Zugangs-, Entgeltund Entflechtungsregulierung als die Zentralelemente zur Förderung von Wettbewerb bilden den Schwerpunkt des Werkes. Querverweise zu den Regulierungsansätzen in den übrigen Netzwirtschaften wurden angebracht, wo dies für das Verständnis hilfreich ist. Neben Hinweisen zu den übrigen Regelungsgehalten des EnWG als zentralem Gesetz für die Energiewirtschaft in Deutschland wird auch das materielle Recht außerhalb des EnWG beleuchtet. Zudem werden das Zusammenspiel und die Kompetenzen der Regulierungsbehörden sowie die prozessuale Ausgestaltung der Energieordnung dargestellt. Eine kurze Einführung, die neben den ökonomischen und technischen Hintergründen auch die Entwicklung des EnWG zusammenfasst, wird wie in den Vorauflagen angesichts des beschränkten Umfangs auf das Notwendigste komprimiert. Sie sollte jenen Lesern den Zugriff erleichtern, die nicht über die entsprechenden technischen und ökonomischen Hintergründe verfügen. Christian Koenig/Jürgen Kühling/Winfried Rasbach, Energierecht, dritte aktualisierte und erweiterte Auflage, Betriebs-Berater Studium, Frankfurt am Main: Verlag Recht und Wirtschaft, 2012, 283 Seiten. x Die zu beobachtenden Rekommunalisierungsabsichten einzelner Gebietskörperschaften in Bezug auf Versorgungs- und Verteilnetze bot der Forschungsprojektgruppe „Regulierung der Netzwirtschaften“ des ZEI im Jahr 2013 Anlass zur kritischen rechtlichen Würdigung. So wurde die geplante öffentliche Gewährträgerhaftung in Berlin am Maßstab des Beihilferechts geprüft. Im Zuge dessen gelangte man zu dem Ergebnis, dass eine öffentliche Gewährträgerhaftung eine genehmigungspflichtige Beihilfe darstellt. Im Falle der Begünstigung von Stadtwerken und Verteilnetzbetreibern durch eine öffentliche Gewährträgerhaftung unter Verstoß gegen das EU-beihilfenrechtliche Durchführungsverbot könnten Wettbewerber, wie private Energieversorgungsunternehmen und Netzbetreiber, gegen den öffentlichen Gewährträger als Beihilfengeber auf Auskunft, Beseitigung (das heißt insbesondere auf Rückforderung der Beihilfe), Unterlassung und Schadensersatz wegen durch die Beihilfen entstandener Schäden klagen. Christian Koenig, Gewährträgerhaftung für eine rekommunalisierte Energieversorgung und den Netzbetrieb? Ein EU-beihilfenrechtliches No-Go!, in: Infrastrukturrecht (IR), 12/2013, Seite 338-342. 112 x Am 22. Januar 2014 hielt ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, einen Vortrag auf der 21. Handelsblatt Jahrestagung der Energiewirtschaft in Berlin. Thema seines Beitrags dieser energiewirtschaftlichen Tagung war das von der Europäischen Kommission betriebene Beihilfeverfahren gegen die Umlagemechanismen zur Teilbefreiung energieintensiver Unternehmen. 4.2 Energierecht und Umweltpolitik x ZEI Senior Fellow Prof. Dr. John Maxwell war einer der Organisatoren des Workshops über „Carbon Flows Between Eastern and Western Europe“, der am 5. und 6. Juli 2001 in Mailand stattfand. Der Workshop wurde gemeinsam vom ZEI und der Stiftung Eni Enrico Mattei veranstaltet. Inhaltlich ging es um Konsequenzen der wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen Ost- und Westeuropa in der Entwicklung und Nutzung von Energieträgern, der Forstwirtschaft und der Klimaentwicklung. Ziel der Veranstaltung, an der neben Wissenschaftlern auch Vertreter der Energiewirtschaft und der Politik teilnahmen, war die Förderung des europäischen Dialogs und die Entwicklung europäischer Initiativen zur Bewältigung der gemeinsamen Herausforderungen im Bereich der Umweltpolitik. Dabei stand nicht zuletzt die Frage einer gemeinsamen Erfüllung des Kyoto-Protokolls im Vordergrund. Die Ergebnisse des Workshops, der erste in einer Serie von Arbeitstreffen zu diesem Thema, wurden in einem Konferenzband veröffentlicht. x Am 23. April 2009 wurde ein weiteres Regelungspaket zu Umweltschutz und nachhaltiger Energienutzung verabschiedet. Insbesondere erwähnenswert ist eine Richtlinie zur Neuregelung des Emissionshandels, die einen unmittelbaren Eintritt in ein System der Vollversteigerung von Emissionszertifikaten für die Energiewirtschaft ab dem 1. Januar 2013 vorsieht. Daneben war auch der Rechtsrahmen für die Einspeisung erneuerbarer Energien sowie für die Abscheidung und geologische Speicherung von CO2 („Carbon Capture and Storage“-CCS) betroffen. Insbesondere diese Technologie ist in Deutschland stets Gegenstand kontroverser politischer Diskussionen gewesen, die durch die konträre Interessenlage von Wirtschaft und (anwohnender) Bevölkerung verschärft wurde. Auf Unionsebene wurden für die Erforschung dieser Technologie beachtliche Geldmittel zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung dieser Richtlinie in deutsches Recht scheiterte im Sommer 2009 überraschend in letzter Sekunde und nahm später einen neuen Anlauf. Die Neuregelung des Emissionshandels hat das Zentrum für Europäische Integrationsforschung im Rahmen eines Aufsatzes auf seine Vereinbarkeit mit Grundrechten begutachtet. 113 Daneben wurde untersucht, welche regulatorischen Rahmenbedingungen erforderlich sind, um einem Versagen des Marktes für Verschmutzungsrechte vorzubeugen. Dazu wurden aus den regulierten Sektoren bekannte Regulierungsinstrumente auf ihre Eignung als flankierende Maßnahmen für den neu entstehenden Versteigerungsmarkt geprüft. Christian Koenig/Lukas Ernst/Christopher Hasenkamp, Gemeinschaftsrechtliche Rahmenbedingungen der Vollversteigerung von Emissionszertifikaten im Energiesektor, in: Recht der Energiewirtschaft (RdE), 3/2009, Seite 73-108. x Nicht zuletzt die folgenschwere Katastrophe von Fukushima hat zu einer grundlegenden Veränderung des Energierechts geführt. Gerade die intendierte Loslösung von der Atomenergie hin zu nachhaltigen Energiequellen bereitet nicht nur praktische Probleme, vielmehr ist auch die rechtliche Implementierung mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Die Europäische Kommission hat hinsichtlich dieser Regelungen zur umlagenfinanzierten Energiewende am 6. März 2013 für die Stromnetzentgelte und am 18. Dezember 2013 für das EEG die beihilferechtlichen Verfahren aufgrund der möglichen Verletzung von Art. 107 AEUV gegen die Bundesrepublik Deutschland eröffnet. Im Rahmen der Untersuchungen und Publikationen der ZEI Forschungsgruppe wurden vor diesen Schritten der Kommission bereits mehrfach die beihilferechtlichen Sollbruchstellen dieser energiepolitischen Umlagemechanismen aufgezeigt und gleichzeitig vor den Folgen der Beihilferechtswidrigkeit der Regelungen gewarnt. Die ZEI Mitarbeiter unterzogen im Jahr 2013 die im Erneuerbaren-EnergieGesetz (EEG) verankerte Befreiung stromintensiver Unternehmen von der EEGUmlage, das Grünstromprivileg und die EEG-Umlage selbst der beihilferechtlichen Prüfung nach Art. 107 AEUV. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass das deutsche EEG genehmigungspflichtige Beihilfen enthält, indem stromintensive Betriebe weitgehend von der Finanzierung des Ausbaus von Solar-, Wind- und Biomasse-Anlagen befreit sind. Auch das Grünstromprivileg und die EEG-Umlage selbst stellten nach ihren Ergebnissen genehmigungspflichtige Beihilfen dar. Insbesondere die intensive Auseinandersetzung mit dem Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im „Fall Ryanair“ (Az.: C-284/12) vom 21. November 2013 hat im Rahmen dieser Erkenntnisse eine besondere Brisanz aufgezeigt: Die Mitgliedsstaaten sind bei Eröffnung eines förmlichen Prüfverfahrens verpflichtet, „alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um die Konsequenzen aus einem eventuellen Verstoß gegen die Pflicht zur Aussetzung der 114 Durchführung dieser Maßnahme zu ziehen“. Die Forschungsarbeit des ZEI führte zu dem Ergebnis, dass das Durchführungsverbot gebietet, dass das noch geltende Umlagen- und Befreiungssystem solange auszusetzen ist, bis es die Kommission nach dessen beihilferechtskonformer Umgestaltung genehmigt. Christian Koenig, Umlagefinanzierte Befreiungen von Elektrizitätsnetzentgelten nun doch auf dem Radarschirm der EU-Beihilfenkontrolle!, in: Netzwirtschaft und Recht (N&R), 1/2013, Seite 55-46. Weitere ausgewählte Publikationen Christian Koenig/Winfried Rasbach, Grundkoordinaten der energiewirtschaftlichen Netznutzungsentgeltregulierung, in: InfrastrukturRecht (IR), 2004, Seite 26-28. Christian Koenig, Effiziente Effizienzmaßstäbe in der energiewirtschaftlichen Netznutzungentgeltregulierung!, in: Wirtschaft und Wettbewerb (WuW), 3/2004, Seite 247. Christian Koenig/Winfried Rasbach, Rechtsfragen zur regulatorischen Ausgestaltung des Netzzugangs bei Erdgas, Stuttgart: Verlag Recht und Wirtschaft, 2004, 100 Seiten. Jürgen Kühling, Sektorspezifische Regulierung in den Netzwirtschaften. Typologie, Wirtschaftsverwaltungsrecht, Wirtschaftsverfassungsrecht, München: C.H. Beck, 2004, 631 Seiten. Christian Koenig/Margret Schellberg, Elektrizitätswirtschaftliche Methodenregulierung – ein Entwurf der Netzentgeltverordnung Strom auf dem Prüfstand, in: Recht der Energiewirtschaft (RdE), 1/2005, Seite 1-6. Christian Koenig/Margret Schellberg/Kristin Spiekermann, Energierechtliche Entflechtungsvorgaben versus gesellschaftsrechtliche Kontrollkompetenzen?, in: Recht der Energiewirtschaft (RdE), 3/2007, Seite 72-76. Christian Koenig/Volker Bache/Ralf Capito/Christopher Hasenkamp,’DC for AC’ ... No Hard-Rock Band, but a New and Unregulated Business Model for Electricity Markets, in: Competition and Regulation in Network Industries (CRNI), 11/2010, Seite 246-264. Christian Koenig/Lukas Ernst, Befreiung stromintensiver Netznutzer gem. § 19 II 2 StromNEV, in: Zeitschrift für das gesamte Recht der Energiewirtschaft (EnWZ), 2/2012, Seite 51-56. 115 Christian Koenig/Lukas Ernst, Befreiung stromintensiver Netznutzer gem. § 19 II 2 StromNEV, in: Zeitschrift für das gesamte Recht der Energiewirtschaft (EnWZ), 2/2012, Seite 51-56. Christian Koenig/Martin Busch, Aktuelle EU-beihilferechtliche und wettbewerbsrechtliche Rahmenbedingungen einer indirekten Förderung des Breitbandausbaus mittels Quersubventionen, Teil 1 und Teil 2, in: Fachzeitschrift für Beihilfenrecht in Europa, Deutschland und Österreich (BRZ), 3/2012, Seite 131-141 und 195-205. Christian Koenig/Lukas Ernst, Grid Fee Exemption under German Energy Law for Large-Scale Energy Consumers – a State Aid Deja Vu?!, in: European State Aid Law Quarterly (EStAL), 1/2013, Seite 37-39. Christian Koenig, Ohne Ausnahme, in: Handelsblatt, Nr. 024, 4.2.2014, Seite 13. Christian Koenig, Zu guter Letzt verbietet die Warenverkehrsfreiheit eine rein inländische Grünstromförderung, in: Netzwirtschaften und Recht (N&R), 3&4/2014, letzte Seite. Christian Koenig, Zu guter Letzt reguliert die Europäische Kommisssion durch ihre Beihilfekontrolle den Umlagen- und Befreiungsirrsinn im EEG, in: Netzwirtschaften und Recht (N&R) 2/2014, letzte Seite. Christian Koenig/Franziska Schramm, Beihilfenrechtliche Bewertung der Stromnetzentgeltbefreiungen nach § 19 Abs. 2 StromNEV (a.F.) und der EEGUmlagemechanismen im Lichte der jüngsten Eröffnungsbeschlüsse der Europäischen Kommission, Tagungsband Bonner Gespräch zum Energierecht, 2014, Seite 22-44. Christian Koenig, Gefährliche Konfrontation. Im Streit um den Ökostrom steigt der Einigungsdruck, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 26.2.2014, Seite 19. Christian Koenig, Ein EEG-Deal mit der EU-Kommission muss gültige Spielregeln beachten, in: Handelsblatt, Gastkommentar, 4.2.2014. 116 5. Regulierung der Logistikmärkte Die Welt ist mobiler geworden und mit ihr Europa. Die Menge der Waren und die Zahl der Personen, die tagtäglich von einem Ort zu einem anderen reisen, haben sich vervielfacht. Ermöglicht wird diese Mobilität unter anderem durch den Eisenbahn- und den Postsektor, aber auch durch zahlreiche staatliche Infrastruktureinrichtungen. Im Eisenbahn- und im Postsektor wurde in den vergangenen Jahren eine größere Liberalisierung angestrebt, die von den Forschern des ZEI verfolgt wurde. Auch die Bereitstellung öffentlicher Infrastrukturen hat sich gewandelt und wird nicht länger allein von staatlicher Seite finanziert und betrieben, sondern zunehmen in Kooperation mit privaten Wirtschaftssubjekten. Diese neuen Kooperationsformen (sogenannte Public Private Partnerships) werfen im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit dem EUBeihilfenrecht eine Fülle neuer Fragen auf. 5.1 Infrastrukturprojekte und Beihilferecht x Ein Forschungsschwerpunkt des ZEI lag im Jahr 2001 auf der Förderung öffentlicher Infrastrukturprojekte, die in dieser Zeit vielerorts ins Visier der Europäischen Kommission gerieten. Ursache hierfür war, dass öffentliche Infrastrukturen nicht mehr ausschließlich in eigener Verantwortung bereitgestellt – in diesem EG-beihilfenrechtlich unbedenklichen Fall ist regelmäßig das Tatbestandsmerkmal der Bestimmtheit nicht erfüllt –, sondern in Kooperation mit privaten Wirtschaftssubjekten finanziert und betrieben wurden. Dabei warfen diese besonders häufig auf kommunaler Ebene eingegangenen Kooperationsformen (sogenannte Public Private Partnerships) eine Fülle neuer Fragen im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit dem EG-Beihilfenrecht auf. Einige von ihnen bildeten bereits den Gegenstand ergangener Kommissionsentscheidungen und sorgten damit in der Praxis für beträchtliche Unsicherheit bei großen Investitionsprojekten. Die ZEI Mitarbeiter konnten diese Fragen nun erstmals umfassend systematisieren und EG-beihilfenrechtskonform lösen. Die gewonnenen Erkenntnisse flossen im gleichen Jahr auch in den Erlass eines einschlägigen Förderprogramms des Landes Baden-Württemberg ein und dienten als Grundlage für die Erarbeitung einer einvernehmlichen Lösung zwischen dem Land und der Europäischen Kommission bei der öffentlichen Mittelzufuhr an ein großes Kooperationsprojekt. Christian Koenig/Jürgen Kühling, EG-beihilfenrechtliche Beurteilung mitgliedsstaatlicher Infrastrukturförderung im Zeichen zunehmender Privatisierung, in: Die öffentliche Verwaltung (DÖV), 21/2001, Seite 881-890. 117 x Angesichts der immer größer werdenden Bedeutung einer EGbeihilfenrechtskonformen Finanzierungspraxis für Infrastrukturen wurde im Jahr 2001 in dem Aufsatz „Funktionen des Bietverfahrens im EG-Beihilfenrecht“, der in der Zeitschrift für Europäisches Wirtschaftsrecht erschien, dargestellt, inwiefern durch die konsequente Anwendung vergaberechtlicher Verfahren der EG-Beihilfentatbestand ausgeschlossen werden kann. Christian Koenig, Funktionen des Bietverfahrens im EG-Beihilfenrecht, in: Zeitschrift für Europäisches Wirtschaftsrecht (EuZW), 24/2001, Seite 741-747. x Ein besonderes Augenmerk der rechtswissenschaftlichen Forschungstätigkeit des ZEI galt 2002 der Förderung öffentlicher Infrastrukturprojekte, die zunehmend ins Visier der EU-Kommission geraten war. Der Grund hierfür lag in dem wegen allseits knapper Finanzmittel zunehmend beliebter werdenden Ansatz, öffentliche Infrastrukturen nicht mehr ausschließlich in eigener Verantwortung bereit zu stellen (in diesem EG-beihilferechtlich unbedenklichen Fall ist regelmäßig das Tatbestandsmerkmal der Bestimmtheit nicht erfüllt), sondern die Infrastruktureinrichtungen in Kooperation mit privaten Wirtschaftssubjekten zu finanzieren und zu betreiben. Diese besonders häufig auf kommunaler Ebene eingegangenen Kooperationsformen warfen eine Fülle neuer Fragen im Hinblick auf ihre Vereinbarkeit mit dem EG-Beihilfenrecht auf. Die gewonnenen Erkenntnisse konnten in diversen Projekten, bei denen ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig beratend tätig war, eingebracht werden. Seine Beratungstätigkeit erstreckte sich bis hin zu der Mitgliedschaft in dem einflussreichen „Academic Advisors group on state aid questions“ der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission. x Während der intensiven Forschungstätigkeit im Bereich der Infrastrukturförderung im Jahr 2002 sind Berührungspunkte des EGBeihilfenrechts mit dem Vergaberecht deutlich geworden. Dies gilt insbesondere für die verfahrensrechtliche Ausgestaltung des den EG-Beihilfentatbestand ausschließenden Bietverfahrens, wobei insoweit eine Konvergenz beider Rechtsgebiete zu beobachten ist. Aus diesem Grund wurde 2002 die „Task Force Vergaberecht“ etabliert. Am 29. Mai 2003 organisierte die „Task Force“ die ZEI-Konferenz „Das Ausschreibungsverfahren bei Infrastrukturprojekten“. Durch die Zusammenführung nationaler und internationaler Experten aus Wissenschaft und Praxis konnte das Thema beleuchtet, analysiert und fruchtbar diskutiert werden. x Im Jahr 2004 wurden die rechtswissenschaftlichen Forschungen des ZEI zu den Themen „Beihilfenrecht“ und „Vergaberecht“ dauerhaft miteinander 118 verbunden. Die im Jahr 2003 aufgenommene Arbeit zum Thema „Vergaberecht“ wurde intensiviert, und die Verknüpfung mit dem „Beihilfenrecht“ ausgebaut. Eines der großen Projekte, in dem sich die Fortentwicklung dieser Arbeit manifestieren konnte, war der im Sommer 2004 veröffentlichte Band „Recht der Infrastrukturförderung“, der von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, ZEIMitarbeiter Dr. Jürgen Kühling und Dr. Christian Theobald, Kanzlei Becker, Büttner, Heldt, herausgegeben wurde und das Beihilfen- und das Vergaberecht im Bereich der Infrastrukturförderung umfangreich behandelte. Christian Koenig/Jürgen Kühling/Christian Theobald, Recht der Infrastrukturförderung, Ein Leitfaden für die Praxis, Frankfurt/Main: Verlag Recht und Wirtschaft, 2004, 486 Seiten. x Das Beihilfen- und Vergaberecht in der Infrastrukturförderung waren Thema der Konferenz auf dem Petersberg/Bonn am 29. November 2004, die in Kooperation mit dem European Law Institute for Public Procurement & Infrastructure (Berlin, Brüssel, Bonn) durchgeführt wurde. Hier fand zwischen den namhaften Teilnehmern und Mitgestaltern aus Deutschland, Brüssel und Luxemburg ein reger Austausch statt. Zahlreiche weitere Vorträge und Moderationen zu dieser Thematik fanden unter anderem in Berlin, Brüssel, Bonn, Köln, Maastricht und München statt; zu nennen seien hier beispielhaft nur der Vorsitz bei der Euroforum-Konferenz zum Beihilfenrecht 2004 in Berlin, die Vorträge bei dem „Advanced Workshop on Policy and Legal Developments in State Aid“ in Maastricht oder die Beihilfentagung in Brüssel. Aus der fortgesetzten Vertiefung des Rechts der Infrastrukturförderungen gingen zudem einige wichtige Publikationen hervor. Christian Koenig/Andreas Haratsch, The Logic of Infrastructure Funding under EC State Aid Control, in: European State Aid Law Quarterly (EStAL), 3/2004, Seite 393-398. Christian Koenig/René Pfromm, Die Förderlogik des EG-beihilfenrechtlichen Ausschreibungsverfahrens bei PPP-Daseinsvorsorgeinfrastrukturen, in: Neue Zeitschrift für Baurecht und Vergaberecht, 7/2004, Seite 375-379. x In Bezug auf beihilfenrechtliche Begünstigungstatbestände bei Infrastrukturprojekten wurde 2010 unter Berücksichtigung der sogenannten Bürgschaftsmitteilung (Mitteilung der Kommission, ABl. EU 2008 Nr. C 155, 10) untersucht, inwiefern die Gewährung einer kommunalen Garantie zur Absicherung der von der von einem privaten Investor gegründeten Projektgesellschaft für die Baufinanzierung aufgenommenen Kredite eine Beihilfe darstellen kann. Diesbezüglich wurde herausgearbeitet, dass mindestens 119 20 Prozent der Eigenkapitalfremdfinanzierung ungesichert durch staatliche Garantien bleiben sollten, um eine beihilfenrelevante Begünstigung sowohl des Kreditnehmers als auch des Kreditgebers auszuschließen. Christian Koenig/Mara Hellstern, Der angemessene Eigenkapitalbeitrag eines Infrastrukturunternehmens als EU-beihilfenrechtliches Sicherheitsnetz gegen Projektversagen, in: InfrastrukturRecht (IR), 12/2010, Seite 345-347. x 2012 beteiligte sich das ZEI an dem Diskurs zu derzeit aktuellen EUbeihilferechtlichen Problemen der Infrastrukturförderung. ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig hielt in diesem Zusammenhang Vorträge im Rahmen der Herbstkonferenz des European „State Aid Law Review Institute“ in Kopenhagen am 30. November 2012 und bei einer Veranstaltung des „Berliner Gesprächskreis zum Europäischen Beihilfenrecht e.V.“ am 7. Dezember 2012. Die Vorträge befassten sich mit aktuellen EU-beihilferechtlichen „Stolpersteinen“ der Infrastrukturförderung, wobei vor allem auf die Konsequenzen des EuGH-Urteils in der Rechtssache DHL-Leipzig/Halle (T443/08 und T-455/08) eingegangen wurde. x Die Klagebefugnis bei wettbewerbsrechtlichen Klagen gegen unionsrechtswidrige Beihilfemaßnahmen war Gegenstand einer Abhandlung im Rahmen der Forschungsarbeit des ZEI im Frühjahr 2012. Nach Urteilen des BGH in den Fällen Flughafen Frankfurt-Hahn und Flughafen Lübeck haben „von der Beihilfe Betroffene“ einen Anspruch gegen den Beihilfegeber auf Auskunft, Beseitigung, Unterlassung und Schadensersatz aus §§ 8, 3, 4 Nr. 11 UWG sowie aus § 823 Abs. 2 BGB jeweils i.V. mit Art. 108 Abs. 3 S. 3 AEUV, wenn eine Beihilfe im Sinne des Art. 107 Abs. 1 AEUV unter Verstoß gegen das beihilferechtliche Durchführungsverbot des Art. 108 Abs. 3 S. 3 AEUV gewährt wurde. ZEI Mitarbeiter analysierten die Auswirkungen der Urteile im Hinblick auf die Frage, wer „von der Beihilfe Betroffener“ ist und damit im Rahmen von wettbewerbs- und deliktsrechtlichen Klagen gegen unionsrechtswidrige Beihilfemaßnahmen vor nationalen Gerichten klagebefugt sowie aktiv legitimiert ist. Christian Koenig/Mara Hellstern, Die Klagebefugnis bei wettbewerbsrechtlichen Klagen gegen unionsrechtswidrige Beihilfemaßnahmen, in: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Internationaler Teil (GRUR Int.), 1/2012, Seite 14-18. x ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig greift 2012 ein – insbesondere im Rahmen gescheiterter kommunaler Großprojekte praxisrelevantes – Spezialproblem auf. Die Auswirkung einer Unwirksamkeit der materiell120 rechtlichen Seite eines Prozessvergleichs wegen Verstoßes EU-rechtlicher Normen wird analysiert. Im Ergebnis kann ein solcher Verstoß zur Unwirksamkeit des Vergleiches führen. Christian Koenig, Prozessvergleiche über EU-beihilferechtlich infizierte Streitgegenstände dürfen nicht geschlossen werden, um komplexen Fragen des EU-Beihilferechts auszuweichen!, in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 12/2012, Seite 1. 5.2 Verkehrspolitik und Eisenbahnsektor In einem Markt von der geographischen Dimension der EU spielt das Verkehrssystem offensichtlich eine zentrale Rolle. Schon früh hat daher die EU eine Verkehrspolitik entwickelt, die einerseits den Wettbewerb auf den Transportmärkten reguliert, andererseits die Herstellung und Nutzung der Verkehrswege in Europa gestaltet. Das Nebeneinander nationaler und europäischer Verkehrspolitiken hat im Laufe der Zeit zu einem wahren Dickicht an Bestimmungen und Maßnahmen geführt, deren Einzelheiten und Ergebnisse kaum noch zu überblicken sind. Unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Frerich, Universität Bonn, erarbeitete ZEI Mitarbeiterin Ellen Troska zusammen mit Dr. Gernot Müller, Universität Bonn, ein „Handbuch der Europäischen Verkehrspolitik“ mit dem Ziel, eine Bestandsaufnahme dieses Politikbereichs zu liefern und damit Überlegungen für seine künftige Entwicklung auf eine solide Basis zu stellen. Johannes Frerich/Gernot Müller, Europäische Verkehrspolitik – Von den Anfängen bis zur Osterweiterung der Europäischen Union, Band 1, Politischökonomische Rahmenbedingungen-Verkehrsinfrastrukturpolitik, erste Auflage, München/Wien: R. Oldenbourg, 2004, 800 Seiten. Johannes Frerich/Gernot Müller, Europäische Verkehrspolitik – Von den Anfängen bis zur Osterweiterung der Europäischen Union, Band 2: Landverkehrspolitik (Straßenverkehr, Binnenschifffahrt, Eisenbahnverkehr), erste Auflage, München/Wien: Oldenbourg, 2004, 800 Seiten. x Das Allgemeine Eisenbahngesetz wurde 2005 in Umsetzung des ersten und zweiten Eisenbahnpaketes auf europäischer Ebene mehrfach geändert. In Anbetracht der auftauchenden Fragen auf diesem – regulierungsrechtlich betrachtet noch „jungen“ – Netzwirtschaftssektor „Eisenbahn“ hat der Studienkreis „Regulierung der Netzwirtschaften“ im Jahr 2006 den Arbeitskreis „Netzzugang in der Eisenbahnwirtschaft“ gegründet, der die besonderen Probleme dieses Sektors begleiten und den Dialog zwischen Wissenschaft und 121 Praxis weiter fördern soll. Den Vorstand des Arbeitskreises bildeten ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, ZEI Mitarbeiterin Margret Schellberg und Horst-Peter Heinrichs, Bundesnetzagentur. Die „Kick-Off“-Sitzung des Arbeitskreises fand am 23. Mai 2006 in den Konferenzräumen des ZEI statt. Als Referentin für das Eingangsstatement zum Thema „Entgeltregulierung“ konnte Dr. Iris Henseler-Unger, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, gewonnen werden. Neben Fragen der Entgeltregulierung wurden im Anschluss an das Eingangsstatement eine Reihe praktischer Probleme rege und kontrovers diskutiert. Auf einer zweiten Sitzung des Arbeitskreises am 16. Oktober 2006 referierte Arnd Schäfer, BAG SPNV e.V., Berlin, zum Thema „Infrastrukturqualität und performance regime“. Vertreter der Eisenbahn-, Energie- und Telekommunikationswirtschaft diskutierten gemeinsam mit Vertretern der Wissenschaft, der nationalen Regulierungs-, Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden sowie der Europäischen Kommission. x Vertreter der Verkehrswirtschaft sowie der Energie- und Telekommunikationswirtschaft diskutierten gemeinsam mit Vertretern der Wissenschaft, der nationalen Regulierungs-, Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden sowie der Europäischen Kommission aktuelle Fragen der Regulierung auf der Arbeitskreissitzung am 25. Juni 2007 im ZEI. Dr. Anselm Grün, Rechtsanwalt der Sozietät Orth Kluth, Berlin, referierte über die Probleme beim Bezug von Bahnstrom. Im Nachgang fand eine rege Diskussion der Teilnehmer mit dem Referenten statt, bei der sich einmal mehr zeigte, dass Bedarf an einem Austausch auf „neutralem Territorium“ besteht. x Im Eisenbahnsektor analysierte das ZEI 2008 insbesondere die Reichweite der Entflechtungsvorgaben, die durch erste gerichtliche Entscheidungen weiter präzisiert wurden. Zudem wurde die im Energierecht vorerst bereits abgeschlossene, im Eisenbahnrecht gerade einsetzende Diskussion um die Einführung einer Anreizregulierung begleitet. Christian Koenig/Kristina Schreiber/Kristin Spiekermann, Defizitäres Entflechtungsregime?, in: Netzwirtschaft & Recht (N&R), 1/2008,: Seite 7-12. 5.3 Postsektor x Zusammen mit dem Wissenschaftlichen Institut für Kommunikationsdienste (WIK) haben Mitarbeiter des ZEI 2004 im Rahmen der rechtswissenschaftlichen Forschungsarbeit eine Studie zu der Reform des Weltpostvereins für das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) angefertigt, die Kernfragen eines maßgeblich von der Bundesrepublik 122 Deutschland veranlassten langwierigen Reformprozesses dieser Sonderorganisation der Vereinten Nationen betrifft, und die in nicht unerheblichem Maße die Belange der Europäischen Gemeinschaft berührt. Die Erarbeitung der Studie wurde von Beratungen und Präsentationen auf Ebene des BMWA, des Weltpostvereins und der Europäischen Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation (CEPT) flankiert. x 2011 hat sich die rechtswissenschaftliche Forschung des ZEI schwerpunktmäßig mit Fragen der postsektorspezifischen Regulierung befasst. Während auf den Märkten für Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen nach der Liberalisierung eine stetig voranschreitende Wettbewerbsentwicklung zu beobachten war, hatte sich auf den Briefmärkten bislang kaum ein selbsttragender Wettbewerb entwickelt. Die stagnierende Entwicklung beruhte insbesondere auch auf rechtlichen Hemmnissen, welche eine Novelle des Postgesetzes erforderlich machen. Die ZEI Mitarbeiter haben dazu im Einzelnen herausgearbeitet, wie den, aufgrund der vertikalen Integration des Marktbeherrschers, bestehenden Missbrauchs- und Verdrängungspotentialen durch Änderungen des bislang unzureichenden Zugangs- und Entgeltregulierungsinstrumentariums begegnet werden kann. Defizite konnten dabei identifiziert werden im Bereich der Umsatzbesteuerung, wo die wettbewerbsverzerrende Wirkung der vormaligen Umsatzsteuerbefreiung zum Teil perpetuiert wurde, im Bereich des Teilleistungs- und Komponentenzugangs, wo trotz bestehender Zugangsverpflichtungen ein großes Behinderungspotenzial sowie ein Umsetzungsdefizit bestanden und lediglich eine ex post-Regulierung durch die Bundesnetzagentur stattfand, sowie im Bereich einer wirksamen Kontrolle einer möglicherweise missbräuchlichen Rabattpolitik des Marktbeherrschers. Die ZEI Forschungsprojektgruppe hat dazu Vorschläge für eine Reform des Postgesetzes erarbeitet und darüber hinaus ein umfassend geändertes Lizenzierungs-, Universaldienstbetrauungs- und -finanzierungsregime skizziert. Dabei wurde netzwirtschaftsübergreifend herausgearbeitet, inwieweit sich Telekommunikationsregulierungsvorschriften (TKG) entsprechend für den Postsektor implementieren lassen würden. Zudem wurde analysiert, welche Grenzen die entgeltbezogenen Missbrauchs- und Diskriminierungsverbote des § 20 Abs. 2 PostG dem Marktbeherrscher bei der Gestaltung seiner Teilleistungsentgelte und Großkundenrabatte bereits jetzt setzen. Christian Koenig/Christopher Hasenkamp/Nils H Kolbe, Die Postrechtsnovelle dieses Mal aber richtig!, in: Netzwirtschaft & Recht (N&R), 1/2011, Seite 20-26. 123 x 2014 erschien ein umfassendes Handbuch zum Postrecht. Dabei werden die §§ 11 bis 18 PostG, einschließlich der Post- Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) und der Post-Dienstleistungsverordnung (PDLV), dargestellt und somit der Universaldienst im Postbereich allumfassend kommentiert. Die Bedeutung dieser postgesetzlichen Normen wird – da deren Anwendung aufgrund der gesetzlichen Exklusivlizenz der Deutschen Post AG, die bis zum 31. Dezember 2007 bestand, ausgeschlossen war – steigen. Das ZEI bezog im Rahmen dieses Projektes Stellung zu Auslegungsfragen, die zwar bislang noch nicht Gegenstand gerichtlicher Entscheidungen waren, dies in Zukunft jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit sein werden. Bei der Auslegung wurden insbesondere die Richtlinie 2008/6/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Februar 2008, Erkenntnisse anderer sektorspezifischer Netzindustrien im Bereich des Universaldienstes sowie regulierungsökonomische Besonderheiten des Postsektors umfassend berücksichtigt. Annegret Groebel/Tobias Katzschmann/Christian Koenig/Nils H. Lemberg, Postrecht – Praxishandbuch für Regulierungsfragen, Frankfurt/Main: Deutscher Fachverlag, Fachmedien Recht, 2014, 782 Seiten. Weitere ausgewählte Publikationen Christian Koenig/Jürgen Kühling, Grundfragen des EG-Beihilfenrechts, in: Neue Juristische Wochenschrift (NJW), München: Verlag C.H. Beck, 2000: 1065. Christian Koenig/Jürgen Kühling, Institutionelle Regulierungsordnung in der Eisenbahn und Energiewirtschaft – sektorspezifische Regulierungsbehörden oder Bundeskartellamt?, in: Wirtschaft und Wettbewerb (WuW), 9/2001, Seite 810-820. Christian Koenig/Jürgen Kühling, Verfahrensvielfalt und Wahl des richtigen Vergabeverfahrens – Fallstricke bei der Ausschreibung von Infrastrukturaufträgen, in: Neue Zeitschrift für Baurecht und Vergaberecht (NZBau), 3/2003, Seite 126-133. Koenig, Christian, InfrastrukturRecht. Energie, Verkehr, Abfall, Wasser, München/Frankfurt: Verlag C.H. Beck, 2004. Christian Koenig, Die EU-Ausschreibungsdoktrin – Ein teurer Wettbewerb für die Infrastrukturnutzer?, in: Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (EuZW), 14/2005, Seite 417-418. 124 Christian Koenig/Gabriele Kulenkampff/Alex Dieke/Tobias Katzschmann/Jürgen Kühling/Sascha Loetz/Andreas Neumann, Reform des Weltpostvereins, Münster: Monsenstein und Vannerdat, 2005. Christian Koenig/Kristin Hentschel, Rahmenverträge über Zugtrassenbandbreiten im neuen Eisenbahnrecht, in: Netzwirtschaften und Recht (N&R), 2/2006, Seite 65-68. Christian Koenig/Kristin Hentschel, Der maßgebliche Zeitpunkt der Berücksichtigung rechtswidriger Beihilfen im Vergabeverfahren. Wettbewerbswidrige Verhandlungsinputs eines Beihilfenempfängers im wettbewerblichen Dialog und im Verhandlungsverfahren, in: Zeitschrift für deutsches und internationales Bau- und Vergaberecht (ZfBR), 8/2006, Seite 758-763. Koenig, Christian/Wetzel, Julia, EG-beihilfenrechtliche Bewertung nachträglicher Änderungen an den Leistungs-/Gegenleistungselementen einer Infrastrukturausschreibung, in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 4/2006, Seite 145-150. Christian Koenig/Margret Schellberg, Strukturvorgaben für die Benutzungsbedingungen für Eisenbahn-Serviceeinrichtungen gem. § 10 I 1 EIBV, in: InfrastrukturRecht (IR), 4/2006, Seite 84-86. Christian Koenig/Margret Schellberg/Kristina Schreiber, UnbundlingRegulierung im Eisenbahnsektor, in: Wirtschaft und Wettbewerb (WuW), 10/2007, Seite 981-994. Koenig, Christian/Hasenkamp, Christopher, „EG-beihilfenrechtskonforme Unternehmensbewertung“, in: DVBl 21, Köln: Wolters Kluwer Deutschland Verlag, 2008: 1340 ff. Christian Koenig/Christopher Hasenkamp, Die Vorgaben des Diskriminierungsverbotes und des Gebotes der Vermeidung von Preis-KostenScheren für die Entgeltgestaltung des Marktbeherrschers im Postsektor, in: Wirtschaft und Wettbewerb (WuW), 6/2011, Seite 601-610. Christian Koenig, Bindung nationaler Gerichte an Kommissionsbeschlüsse zur Eröffnung des förmlichen Beihilfeprüfverfahrens, in: Europäisches Wirtschaftsund Steuerrecht (EWS), 1/2014, Seite 1. Christian Koenig/Beate Förtsch, Gilt die Wende des BGH in seiner EUbeihilfenrechtlichen Nichtigkeitsrechtsprechung auch öffentlichen Garantieübernahmen? in: Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht (EWS), 2/2014, Seite 61-67. 125 Master of European Studies (MES) – Class of 1999 Master of European Studies (MES) – Class of 2000 Master of European Studies (MES) – Class of 2001 Master of European Studies (MES) – Class of 2002 Master of European Studies (MES) – Class of 2003 Master of European Studies (MES) – Class of 2004 Master of European Studies (MES) – Class of 2005 Master of European Studies (MES) – Class of 2006 Master of European Studies (MES) – Class of 2007 ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration 2007 Master of European Studies (MES) – Class of 2008 Master of European Regulation of Network Industries(MERNI) – Class of 2008 ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration 2008 Master of European Studies (MES) – Class of 2009 Master of European Regulation of Network Industries(MERNI) – Class of 2009 ZEI-ECOWAS Academy in Comparative Regional Integration 2009 Master of European Studies (MES) – Class of 2010 Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) – Class of 2010 ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration, 2010 Master of European Studies (MES) – Class of 2011 Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) – Class of 2011 ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration 2011 Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2012 Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2013 Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2014 Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2015 Bildlegenden Master of European Studies (MES) – Class of 1999 Karen Carstens, Stefan Gänzle, Carsten Geburtig, Andreas Thomas Geiger, Berthold Hoffmann, Martin Kagel, Stephan König, Volodymyr Kukhar, Ashley Maxon, Ann Mettler, Jo-Ann Ong, Christiane Schleithoff, Katharina von Schnurbein, Maya Voynova, PD Dr. Stefan Fröhlich, MES-Koordinator Master of European Studies (MES) – Class of 2000 Angela Bajramovic, Mengning Chen-Schwetz, Marta Fiorencis, Maria Gaitandjieva, Alina-Alexandra Georgescu, Jordi Gomez Jimenez, Ermir I. Hajdini, Alexandra Halpern, Heike Hennemann, Virginia Horstmann, Saulius Lukas Kaleda, Toni Luksic, Honor Mahony, Sibel McGee, Holger Moroff, Kirill Osyatinski, Xavier De Polignac, Andrea Powell, Fabian Seiderer, Will F. Stephens, Jadranca Tadic, Anna Titkova, Heiner Walbaum Master of European Studies (MES) – Class of 2001 Ypek Aynuksa, Frederik Becher, Tomislav Belovari, May Brüggemann, Karlo Culo, Michelle Daley, Matthew Downey, Tatjana Filipova, Elisabeth Glas, Sylwia Golonka, Seyda Hanbay, Lars Kindervater, Rolf Peter, Julia Pilgrim, Shamal Ratnayaka, Bernd Schumacher, Karlis Svikis, Alina Tanasescu Master of European Studies (MES) – Class of 2002 Stefan Brost, Viktor Dovhan, Esther Fittinghoff, Johannes Hanfland, David Hartstone, Glori Husi, Samia Kabariti, Maria A. Kapustina, Saban Kardas, Rainer Lückheide, Boris Mesaric, Antonio Milososki, Rebeca Neumann Monteiro, Narcisa Poturak, Dejan Siljanovski, Jan Sötebier, Zeynep Uruk Gülcin, Robert Velikonja, Alena Vysotskaya, Domen Zadravec, Dr. Cordula Janowski, MES-Koordinatorin Master of European Studies (MES) – Class of 2003 Maria Barlou, Markus Brock, Olga Cajide Doval, Marisol Cárcamo Crespo, Susan Lynn Cheyne, Rebecca Anne Clark, Damir Davidovic, Ketil Magnus Dokset, Justin James Earl, Ulrike Ellmann, Oliver Carsten Füg, Sujata Ghorai, Slobodanka Goseva, Iwona Hamulecka, John Earl Hasler, Anton Horshkov, YukiItakura, Julia Keutgen, Martina Kuhlmann, Suyoung Lee, Christine Melchert, Shogo Ohira, Florian Osterloh, Vladimir Pavicevic, Frederick James Pfarrius, Svetoslav Pintev, Rastislav Prokopic, Andreas Seip, Kaoru Shimizu, Ksawery Filip Sommerfeld, Tristan Suffys, Max Wirsching Master of European Studies (MES) – Class of 2004 Christel Bade Rubio, Caroline Blanchard, Pavol Borovsky, Monika Botz, Núria Solana Dalmau, Céline Agnès Domecq, Stephanie Ducreux, Katrin Fuhrmann, Christoph Gammler, Anita Jasnos, Eva Jeslínkóva, Chol Nam Jong, Branislav Karadzic, Serah Kekeç, Linda Kopecká, Gabriel Miedzianowski, Ksenija Milivojevic, Nilufer Mirel, Michael Mizhinski, Vasko Naumovski, Robert Olma, Aurora Quesada Hernández, Ashkaan Rahimi, Ung Chol Ri, Joseph M. Sandor, Ana Sentis-Roqué, Patrick Schäfer, Zsófia Sipos, Bianca Cornelia Sokola, Jobst-C. Wellenkamp, Martin Zimmek, Prof. Dr. Matthias Winiger, Rektor der Universität Bonn, Dr. Hartmut Ihne, ZEF/ZEI Geschäftsführer Master of European Studies (MES) – Class of 2005 Eva Maria Ares Alvarez, Ali Aybey, Annamaria Bonnici, Ayse Celenk, Nickolaos Chasiotis, Gueorgui Dimitrov, Henning Fahland, Anna Karin Hedin, Fabian Kaiser, Susanne Kiefer, Nenad Koprivica, Christian Krappitz, Laetitia Kraus, Kristina Kurze, Kostadin Kus Ivanov, Young Hee Lee, Wei-Chieh Lin, Maria Listrovaia, Marisa Mac Isaac, Alexandra Mihai, Johannes Noack, Zübeyde Öztürk, Aa Plecas, Eduardo Quintana Pacheco, Daniella Schneider, Katherine Simpson, Lubos Slovak, Dane Taleski, Erman Topcu, Christian Weitzel Master of European Studies (MES) – Class of 2006 Anke Barnewold, Marvin Cuschieri, Mladen Dragasevic, Nina Eschke, Manasi Shailaja Gopalakrishnan, Anna von Groote, Anna Holl, Martina Jüttner, Myong Chol Kim, Brenda Kramer, Olga Laletina, Irina Leonenko, Fabian Lohne, Oliver Lorenzen, Thomas Malick, Liesa Naumann, Velyana Nickolova, Elif Özkaragöz, Mariyana Radeva, Song Ho Ryang, Valdet Sadiku, Kristina Saikeviciutè, Onur Saylan, Christiane Sieveking, Arnar Sigurdsson, Inga Skucàitè, Eunsi So, Luca Tagliaferro, Christiana Tings, Zeynep Turhalli, Kalman Varga, Catalina Villegas, Prof. Dr. Wolfgang Löwer, Prorektor der Universität Bonn Master of European Studies (MES) – Class of 2007 Mareike Ahrens, Matthieu Bertrand, Inga Maria Buchkremer, Chi Lun Chung, Elisabeth Cousin, Marie-Pascale Doré, Marie-Thérèse Irmgard Fuchs, Codruta Maria Guran, Katharina Heiß, Radko Hokovsky, Peter Hughes, Stephanie Jensen, Karnchanok Khunmuang, Jens Koslowsky, Göksel Kuslu, Konstantina Lakafosi, Lina Li, Tatjana Manne, Joseph Anthony McHale, Ghislain Nicolas, Anja Petri, Nadja Maria Podzimek, Djordje Popovic, Julija Postolova, Denis Presova, Nadina Roncevic, Türkay Sipahi, Aleksander Trivic Lovcanski, Ioannis Tsantoulis, Dervis Fikret Ünal ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration 2007 Olga Konyo Addo, Florencia Antia, Walter J. Alexander, Tricia Barrow, Tamian Beckford, Yldiz Beighle , Sherwin Bridgewater, Natalia Carrau, Norma Cerrato, Fabiano Corrêa, Alvaro Cuadros, Rizki Damayanti, Jessica Jones, Faith Chimwemwe Kazembe, Phyo Win Latt, Dr. Nelson Magbagbeola, Larona Makgoeng, Stephen Oswald Maluka, Augustine Madigora, Allister Mounsey, Mauren Navarro, Jean Emile Nkiranuye, Gbadebo Odularu, Andrianaivo Régis Rakotomanana, Mercedes Retamoso, Ximena Romero, Beatriz Véliz Argueta, Karma Wangchuck, Ruth Hieronymi, Mitglied des Europäischen Parlaments, Prof. Dr. Matthias Winiger, Rektor der Universität Bonn Master of European Studies (MES) – Class of 2008 Diana Amado, Tobias Buchmann, Aurore Colella, Lili Deyanova, Michaela Dienhart, Hristina Dojcinova, Laura Flamm, Ewelina Gulbinowicz, Soo-Yeon Laura Jin, Niall Judge, Claus Königs, Elodie Lafitte, Anke Müller, Anna Niemann, Deniz Özgür, Cristina-Gabriela Prata, Robert Richter, Claudia Roese, Annette Rothfuß, Sonja Ana Luise Schröder, Fabio Speciale, Milos Stanojevic, Maria Zofia Staszkiewicz, Filip Tosevski, Ana Maria Trias López, Meredith Catherine Tunick, Vladimir Varavkin, Denise von der Osten, Oguzhan Yanarisik, Wan Tung Perlie Yu, Tabea Leibbrand, MES-Koordinatorin Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) – Class of 2008 Sonja Fechtner, Johanna Renee Hermann, Georgios Iliopoulos, Lea Jaletzke, Vasilios Kempapsis, Fabian Kohlhof, Alexandra Kryaneva, Philip Maessoumi, Müge Özercan Pasaoglu, Mehmet Omur Pasaoglu, Maria Serrano Prados, Suobin Wang, Katharina Wenzel, Pinar Yildizhan, Gabriela Zaujecova, Francisco Marcos Zorrilla Mateos ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration 2008 Athanase Atannon, Chrysantus Ayangafac, Michelle Cave, JB Cronje, Antony Dawson D’Silva, Daouda Fall, Liwaaddine Fliss, Luciana Victoria Gil, Alvaro García Otorola, Monica Hangi, Chaminda Hettiarachichi, Ibi Ikpoki, Apronius Mbilinyi, Marcelo Mondelli, Ambassador Onoja, Damián Paikin, Bala Kumar Palaniappan, Milward Tobias, Safari Vincent, Ruilei Xing, María Emilia Yugovich Medina, Wiebke Drescher, Ariane Kösler, Alexander Graf Lambsdorff, Mitglied des Europäischen Parlaments Master of European Studies (MES) – Class of 2009 Genevieve Baer, Hana Balajková, Anina Bubek, David Coelho, Emanuela Dimova, Sebastian Ehreiser, Stefanie Forster, Courtney Foster, Carola Gegenbauer, Erato Georgakopoulou, Karolina Grzyb, Itai Keshet, Emmanuelle Maddocks, Inaki Maillard, Ronan McGee, Adrian Nicolae, Alexandra Pan, Charlotte Poigné, Stefanie Röttger, Dalibor Rogan, Ana-Violeta Sacaliuc, Frank Schiller, Sabine Stang, Daniela Stoycheva, Boyan Tanev, Réka Török, Tammy Tsoi, Ana Iuliana Varvara Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) – Class of 2009 Markus Backes, Wan-Ting Chang, Georg Clemens, Lukas Ernst, Madhab Raj Ghimire, Christopher Hasenkamp, Zakinos Koen, Florian König, Vasileios Ioannis Koukoulkis, Isabel Orland, Manuel Gerardo Orta Nino, Vagia Danai Panaopoulou, Ying Song, Ana Maria Trias Lopez ZEI-ECOWAS Academy in Comparative Regional Integration 2009 Mouhamed Assani, Kalifa Sougue, Bouréhima Ould Aidara, Belarmino Monteiro Silva, Nana Antwiwaa Dodoo, Alpha Yaya Diallo, Vicente Poungoura, Salhatou Amani, Felix Y. Pwol, James Freeman, Kassah Traoré Zouréhatou, Dr. Cheick Abdel Kader Dansoko, Dr. Daouda Fall, Dr. Jonas Dedou P. Hemou, Essien Abel Essien, Gaspard Akou Adjogou, Alexander Graf Lambsdorff, Mitglied des Europäischen Parlaments, Prof. Dr. Matthias Winiger, Rektor der Universität Bonn, Prof. Dr. Paul L. G. Vlek, ZEF Direktor Master of European Studies (MES) – Class of 2010 Adaku Apugo, Johannes Böhmer, Kicheon Choi, Sandra Dennis, Valentina Andreea Dimulescu, Ana Dobrosavljevik, Chiara Donadoni, Burak Erdinç, Alena Falathová, Ana Isabel Ferreira da Silva, Patricia Fontaneda, Martine Fulbert, Enzhe Finaisovna Gareeva, Phillip Green, Juan Carlos Iniesta Corbacho, Margaux Laspeyres, Martin Lerch, Ka Wai David Wilck Leung, Parul Lihla, Susana Lin, Denise Martins Silveira, Christina Osusky, Blanka Regeny, Claudia Rommel, Angélique Solomonides, Lorenzo Torti, Nikola Zivkovic, Günther Oettinger, EU Kommissar, Jürgen Nimptsch, Oberbürgermeister Bundesstadt Bonn, Prof. Dr. Günther Schulz, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) – Class of 2010 Leticia Anoro Falcon, Arman Bekbergenov, Cong “Sharon” Du, Isabelle Grohe, Alper Emre Güler, Cosmas Jacobi, Jian Jiang, Manuel Monteiro, Pablo A. Morales Andrade, Seong-Eun Oh, Yvonne Trauschies, Eveline Visbeck, Cord Wiesner, Axel Voss, Mitglied des Europäischen Parlaments ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration, 2010 Edgar Juan Saucedo Acosta, Pedro Baez, Roshene S. Betton, Corinna Frances Cabanilla, Samantha Chaitram, Martin Aqutime Gnouleleng Edjabou, Atembeshu Miranda Fondem, Daniel Walusako Wycliffee Ghambi, Emmanuel Dieudonné Kam Yogo, María Noel López, Silvana Soledad Loto, Ernesto Orlando Calderón Moscoso, Denise Yoshie Takahashi Obara, Carlos Nahuel Oddone, Daniela Perrotta, Emanuel Porcelli, Rafael Reis, Shakti Prasad Srichandan, Muhammad Ajistra Suleiman Master of European Studies (MES) – Class of 2011 Natan Albahari, Anders Arvidsson, Jan-David Blaese, Orce Bonev, Mila Brnovic, Ianire Cobeaga Belausteguigoitia, Colin Coté, Ahlam Elyassir, Caroline Eriksson, Isabel Fienhold, Nora Fritzsche, Fangfang Gao, Béatrice Geiger, Iwo Hidzow, Desislava Kraleva, Liudmila Myachkova, Joachim T. Nyingo, Elisabeth Reichetseder, Dominique Roch, Tomaš Rovak, Astar Sobol, Katia Taipale, Carina Waidhofer, Theresa Wiesböck, Malte Tim Zabel, Prof. Dr. Ryszard Rapacki, Warsaw School of Economics, Prof. Dr. Jürgen Fohrmann, Rektor der Universität Bonn Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) – Class of 2011 Rajendra Antony, Volker Bache, Jude Callistus Chukwurah, Juan Carlos Iniesta Corbacho, Franz A. Wenzel, Ioanna-Despoina Mersinia, Aminath Shazlee Mohamed ZEI Summer Academy in Comparative Regional Integration 2011 Shreya Pandey, Guy Marcel Nono, Norberto Pontiroli, Michel Ndaykengurukyie, Daniel Yeboah, Zumrad Sagdullaeva, Rafael Antonio Delagado, Lena Le, Mona Greer, Jiuan Zhang, Shirley Medina-Jimenez, María Inés Avelino, Natasha Sune, Carolina Albuquerque, Ricardo Luís Paixao, Aline Muller, Carla Aragao, Valeria Elizabeth Novak, Mariano Nascone, Axel Voss, Mitglied des Europäischen Parlaments Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2012 Muratcan Akel, Deniz Akku, Monica Genoveva Albrecht, Danijar Amat, Hana Bartakova, James Nicholson Bowers, Minkook Choi, Pukhraj Choudhary, Erna Daskewitsch, Olimpia Dumitru, Johann Fehling, Viola Huth, Hivin Jabo, Li Jiang, Nenad Kovacevic, Dorota Kozubovska, Bing Li, Ana Mikacic, Marie Sophie Ruth Quecke, Eduard Rehl, Juliane Roth, Jana Sadirov, Oscar Sandoval, Anna-Lena Schröder, Flandra Syla, Normann Teja Teufel, Pagona Tsormpatzoudi, Marko Vujacic, Sally Watkins, Sarah Jane Wing, Boban Žuni, Marc Jan Eumann, Staatssekretär im Ministerium für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, Wiebke Drescher, MESKoordinatorin Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2013 Walid Barakat, Relja Bozic, Petru Butmalai, Tanguy Danzé, James Dittrich, Grísel Fernández Ángel, Kamo Gabrielyan, Julius Nadeem Gill, Risto Gjorgjiev, Yasen Gyurov, Raija Hawly, Max Jan Kemperink, Erika Ruth Koerner, Khamini Kordes, Maja Kranjc, Emine Bengi Lostar-Özdemir, Valeria Petaeva, Óscar Rodríguez Fernández, Marion Schlotmann, Elvana Tafilaku, Branko Vucinic, Christina Wunder Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2014 Anja Abramovic, Nasima Akaloo, Michael Amoah Awuah, Grigoriani Bougatsa, Kevin Butkovsky, Annabel Ruth Edevbie, Sarah Gansen, Anna Francesca Giachin, Johanna Leufke, Julian Wilhelm Marenbach, Yasemin Mentes, Dragan Momilovi, Thomas Panayotopoulos, Deepak Raj Pandaya, Adam Ryckaert, Robert Stüwe, Tornike Sulaberidze, Kate Tian, Micol Visciano, Mirsad Vitia, Silvia Vlasseva Master of European Studies (Governance and Regulation) – Class of 2015 Hacer Merve Ayvaz, Christina Bonhoff, Federico Bowen, Marina Bulatovic, Lamin Dampha, Seydi Ababacar Diop, Caleb Fagade, Liudmila Fisciuc, Dennis Flück, Maria Kapiniaris, Sabine Klasen, Balázs Kubinszky, Aliaksandra Liakh, Carla Manzanas Parra, Sasa Mester, Carolin Pütz, Hannah Radzko, Matteo Scotto, Guillermo Sulub, Ekaterina Tumanyan, Nikola Veselinovic, JulijaVitanova III. Europäische Wirtschafts- und Währungsunion 1. Geld- und Fiskalpolitik 1.1 Der Weg zum Euro 1.2 Geldpolitik in der Euro-Zone 1.3 Fiskalpolitik 2. Wirtschaftspolitik 2.1 Wettbewerb und wirtschaftliche Konvergenz in der EU 2.2 Arbeitsmarktpolitik 3. Regional- und Strukturpolitik 3.1 Regionale Zusammenarbeit in der EU 3.2 Regionalpolitik im Kontext der EU-Osterweiterung 127 III. Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) Der angestrebte wirtschaftliche Zusammenschluss der EU-Länder ist seit den Römischen Verträgen von 1957 immer weiter vorangeschritten. Heute gründet der Binnenmarkt auf den mit dem Vertrag von Maastricht (1992) eingeleiteten Prozessen, die zur Schaffung der Europäischen Zentralbank (EZB) und ab dem 1. Januar 2002 zur gemeinsamen europäischen Währung – dem Euro – geführt haben. Alle 28 EU-Mitgliedsstaaten sind Teil der Wirtschaftsunion. Stärker durch eine gemeinsame Währung integriert sind davon die 19 Mitglieder, die unterdessen die Euro-Zone bilden. 129 1. Geld- und Fiskalpolitik Im Vertrag von Maastricht wurden 1992 die Grundregeln für die Einführung des Euro festgelegt. Am 1. Januar 1999 wurde der Euro zunächst als „unsichtbare“ Währung zur Kontoführung eingeführt. Das Euro-Bargeld geriet ab dem 1. Januar 2002 in Umlauf. Die Verantwortung für die Geldpolitik teilen sich seit der Einführung des Euro die zu diesem Zweck neu gebildete Europäische Zentralbank (EZB) und die nationalen Zentralbanken der Mitgliedsstaaten. Die Einführung des Euro hat zu einer erheblichen Vertiefung der finanziellen Integration der Volkswirtschaften geführt. Seine bislang größte Krise erlebte der Euro in den Jahren nach der Finanzkrise 2007/2008. Um die gemeinschaftliche Währung zu schützen, wurde während dieser Zeit eine Reihe von Regelungen umgesetzt, welche die Struktur der Europäischen Währungsunion veränderten. Ab 2015 gehören 19 EU-Mitgliedsstaaten der Euro-Zone an. Aufgrund der hohen Staatsschulden einiger EU-Mitgliedsländer wurde im Jahr 2011 der 1997 eingeführte Stabilisierungs- und Wachstumspakt weiterhin reformiert und 2012 um den Fiskalpakt ergänzt. Der Fiskalföderalismus der EU beruht auf intergouvernmentalen Entscheidungsfindungen. Zwar finden Transfers durch Rettungsmechanismen statt, aber im Gegenzug muss sich der Schuldnerstaat strengen Regeln unterwerfen. 1.1 Der Weg zum Euro x Die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungen des ZEI standen ganz erheblich unter dem Einfluss des nahenden Beginns der Europäischen Währungsunion (EWU). Eine erste, kritische Fragestellung lag in dem Problem der Umstellung der nationalen Währungen auf den Euro zu Beginn der Währungsunion. Die vertraglichen Bestimmungen hatten diese Frage nicht hinreichend beantwortet. Ziel des Konversionsverfahrens musste es sein, im Vorlauf der Währungsunion spekulative Wechselkursbewegungen und Krisen möglichst zu vermeiden und gleichzeitig den grundlegenden ökonomischen Bedingungen Rechnung zu tragen. Anfang 1997 erarbeitete ein Team von Ökonomen gemeinsam mit ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen, eine Lösung für dieses Problem. Grundlage dieser Lösung war die Ankündigung der Konversionskurse bereits weit im Vorfeld des Beginns der EWU, um die Erwartungen der Marktteilnehmer hinreichend zu verankern. Die Glaubwürdigkeit dieser Ankündigung sollte auf Basis der ökonomischen Angemessenheit der Kurse und der Elimination jeglichen Spielraums für politische Manipulationen kurz vor dem Start der EWU gesichert 131 werden. Die Erfahrungen des Europäischen Währungssystems hatten hingegen gezeigt, dass enge Wechselkursbänder letztlich destabilisierend wirken, da sie fast risikofreie Spekulation ermöglichen. Der Vorschlag dieses Teams wurde von den Regierungen der EWU Teilnehmerländer im Sommer 1997 aufgegriffen und bildete die Grundlage für das erfolgreiche Konversionsverfahren. Jürgen von Hagen/Charles Wyplosz/David Begg/Francesco Giavazzi, Getting the End-game Right, Monitoring European Integration, Vol. 7, London: Center for Economic Policy Research (CEPR), 1997; übersetzt als „Moneta unica europea“, in: Il Mulino, Bologna, 1997. x Mit dem Beginn der Währungsunion in Europa hat die Europäische Zentralbank die Verantwortung für die Geldpolitik übernommen. Die Erfahrung zeigte, dass eine erfolgreiche Geldpolitik auf dem Vertrauen der Gesellschaften in die Stabilität der Währung beruht und dass eine Zentralbank dieses Vertrauen durch ständige Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern fördern muss. In der neuen Währungsunion war diese Kommunikation zunächst schwierig, da es eine formierte öffentliche Meinung in der Währungsunion nicht gab. Die Zentralbank kann zwar mit der Finanzpresse im Gespräch stehen, deren Aufmerksamkeit liegt aber auf den ganz kurzfristigen Entwicklungen, auf die es für eine erfolgreiche Geldpolitik letztlich nicht ankommt. Angesichts dieser Schwierigkeiten entwickelte das ZEI im Jahr 1998 das Konzept eines EMUMonitors. Federführend hierbei waren ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und Prof. Dr. Manfred Neumann, Universität Bonn. Der EMU Monitor bestand aus einer Gruppe von europäischen Makroökonomen, die zweimal jährlich zur Geldpolitik der EZB öffentlich Stellung bezog. Angesichts der Tatsache, dass es auf europäischer Ebene keine formierte öffentliche Meinung gab, war es Ziel des EMU Monitors, durch seine Stellungnahmen zu einer informierten öffentlichen Debatte über die Geldpolitik beizutragen. Die Stellungsnahmen und Analysen des EMU Monitors wurden in Arbeitspapieren des ZEI und im Internet veröffentlicht. Jürgen von Hagen/Manfred Neumann, Entwurf für eine europäische Geld- und Währungspolitik, in: Kredit und Kapital, Beiheft 14, Berlin: Duncker und Humblot Verlag, 1998. x Zu den wichtigen Grundlagen der Geldpolitik gehört die Stabilität der Geldnachfragefunktion. Dr. Bernd Hayo, Senior Fellow am ZEI, veröffentlichte dazu eine empirische Studie, die erstmals eine Geldnachfragefunktion für die gesamte EWU schätzte. Ein zentrales Ergebnis dieser Studie war, dass die Geldnachfrage hinreichend stabil ist, um eine geldmengenorientierte Geldpolitik 132 zu rechtfertigen. Dies unterstützte die Forderung des „EMU Monitors“ nach einer deutlicheren Ausrichtung der Geldpolitik an dem „monetären Referenzwert“ der EZB. Bernd Hayo, Estimating a European Demand for Money, in: Scottish Journal of Political Economy, 46 (3), Oxford: Blackwell, 1999, 221-244. x Im Rahmen des Forschungsprojektes „Funktionsweise von Transfermechanismen“ befassten sich Wirtschaftswissenschaftler des ZEI mit der Frage, ob eine Währungsunion, wie sie die EU inzwischen verwirklicht hat, ein System von horizontalen und vertikalen Transfers nach dem Muster des deutschen Finanzausgleichs benötigt, um ohne größere Schwankungen von Beschäftigung und Output in den einzelnen Mitgliedsstaaten mit sogenannten asymmetrischen Schocks, also divergierenden zyklischen Entwicklungen umgehen zu können. Bisher fehlte eine empirische Analyse des deutschen Finanzausgleichs aus diesem Blickwinkel, ein Mangel, der umso gravierender war, da das deutsche System häufig als Vorbild für eine europäische Lösung erachtet wurde. ZEI Senior Fellow Ralph Hepp und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen lieferten in einem gemeinsamen Arbeitspaper 2000 eine derartige Analyse. Sie zeigten, dass der deutsche Finanzausgleich kaum als ein Versicherungsmechanismus der Volkswirtschaften der Euro-Länder gegen asymmetrische Schocks erachtet werden kann. Dagegen lieferte der deutsche Finanzausgleich eine perfekte Versicherung der Länderhaushalte. Jürgen von Hagen/Ralf Hepp, Regional Risk Sharing and Redistribution in the German Federation, ZEI Working Paper, B15/2000. x Eine gemeinsame Konferenz des ZEI mit der Europäischen Zentralbank (EZB), der Deutschen Bundesbank und der Spanischen Nationalbank im Herbst 2000 war der Analyse von geldpolitischen Instrumenten der EZB gewidmet. Die Beiträge zu dieser Konferenz behandelten unterschiedliche Aspekte der „Repurchase Operations”, des wichtigsten offenmarktpolitischen Instruments der EZB. Theoretische Beiträge zu dieser Konferenz lieferten Analysen der Auktionsverfahren, die die EZB bei diesen Operationen anwendete. Diese zeigten, dass der von der Zentralbank präferierte Zinstender aus ökonomischer Sicht ineffizient ist. Empirische Untersuchungen, die bei der Konferenz vorgetragen wurden, lieferten erste Ergebnisse zur Funktionsweise des Geldmarkts im Euroraum. Jürgen von Hagen (ed.), Central Bank Operations – Auction Theory and Empirical Evidence, in: Journal of International Money and Finance, Special Issue, Vol 20, No. 6, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, November 2001. 133 x Perspektiven des Fiskalischen Föderalismus standen im Mittelpunkt eines gemeinsamen Forschungsprojekts über „Regional Insurance Mechanisms in the European Monetary Union“ von Prof. Dr. Kenneth Kletzer, University of California at Santa Cruz, und ZEI-Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen. Ihre gemeinsame Arbeit „Monetary Union and Fiscal Federalism“ diskutierte im Jahr 2000 die volkswirtschaftlichen Aspekte eines horizontalen Finanzausgleichs zwischen den Teilnehmerstaaten der Währungsunion. Die Analyse zeigt, dass ein horizontaler Finanzausgleich in der Lage ist, regionale Beschäftigungsschwankungen zu dämpfen. Dennoch bestand die Gefahr, dass ein solcher Mechanismus sich wirtschaftlich schädlich auswirken würde, da er nicht zwischen unterschiedlichen Ursachen von Beschäftigungsschwankungen diskriminieren kann. Die Arbeit entstand als Teil des Forschungsprojekts der UN Universität über die weltwirtschaftliche Bedeutung der EWU und wurde im Rahmen dieses Projekts publiziert. Jürgen von Hagen/Kenneth Kletzer, Monetary Union and Fiscal Federalism, in: Wyplosz, Charles (eds.), The Impact of EMU on Europe and the Developing Countries, Oxford: Oxford University Press, 2001. x Die wissenschaftliche Analyse der Wirksamkeit und Auswirkungen fiskalpolitischer Regeln wie der Defizit- und Verschuldungsgrenzen in der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWU) und fiskalpolitischer Institutionen ist noch recht jung, hat sich aber rasch und dynamisch entwickelt. Arbeiten des ZEI haben dazu erhebliche Impulse geliefert. Zu den bereits im Vorfeld der EWU und seither besonders heftig diskutierten Fragen gehörte die Gestaltung der Fiskalpolitik der Mitgliedsländer in der Währungsunion. Die besonders in Deutschland vorherrschende Sorge, dass die Währungsunion zu mangelhafter fiskalpolitischer Disziplin der Regierungen führen könnte und die dadurch steigende Staatsverschuldung Inflation verursachen würde, führte in der Vorbereitung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWU) zur Aufnahme der „no-bail-out” Klausel (Art. 104b Maastrichter Vertrag) und des „Verfahrens bei übermäßigen Defiziten”. Die darin enthaltenen Bestimmungen zur Sicherung der fiskalischen Disziplin wurden anschließend durch den „Stabilitäts- und Wachstumspakt” noch weiter verstärkt. Eine interdisziplinär zwischen den Politikwissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften angelegte Studie über fiskalpolitische Regeln erstellten ZEI Senior Fellow Dr. Rolf Strauch, Dr. Mark Hallerberg, University of Pittsburgh, und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen im Jahr 2000 im Auftrag des Niederländischen Finanzministeriums. In dieser Studie ging es primär um Verfahren der 134 Implementierung fiskalpolitischer Ziele und Richtwerte in den Mitgliedsstaaten der Währungsunion. Auch diese Studie zeigte deutlich die Unterschiede in der fiskalpolitischen Disziplin zwischen den großen und den kleinen Mitgliedsländern der EWU. Während die kleinen Länder inzwischen detaillierte Regeln erarbeitet und implementiert haben, die die Einhaltung ihrer Stabilitätsprogramme auch in Zeiten schwacher wirtschaftlicher Entwicklung weitgehend sichern, besteht bei den großen Ländern ein deutlicher Mangel an solchen Verfahren. Dies deutete daraufhin, dass die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspaktes in diesen Ländern nicht ausreichend ernst genommen wurden, eine Tendenz, die sich in der mangelhaften fiskalischen Disziplin dieser Länder seit Beginn der Währungsunion niederschlägt. Mark Hallerberg/Rolf Strauch/Jürgen von Hagen, The Design of Fiscal Rules and Forms of Governance in European Union Countries, in: European Journal of Political Economy, Vol. 23, No. 2, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, 2007, 338-359. x Die Bedeutung von Finanzderivativen für die Wirksamkeit und Gestaltung der Geldpolitik war Gegenstand der Untersuchungen von ZEI Junior Fellow Ingo Fender. Er fand anhand theoretischer Analysen heraus, dass die stürmische Entwicklung der Verwendung und des Handels von Finanzderivativen tendenziell die Wirkung geldpolitischer Maßnahmen auf Beschäftigung und reales Güterangebot schwächt. Die geldpolitische Konsequenz ist, dass sich die Zentralbank in dem Umfeld moderner Finanzmärkte stärker auf das mittelfristige Ziel der Preisstabilität konzentrieren sollte. Ingo Fender, Corporate Hedging. The Impact of Financial Derivatives on the Broad Credit Channel of Monetary Policy, BIS Working Paper, No 94, Basel: Bank for International Settlements, 2000. Ingo Fender, The Impact of Corporate Risk Management on Monetary Policy Transmission. Some Empirical Evidence, BIS Working Paper, No 95, Basel: Bank for International Settlements, 2000. x ZEI Senior Fellow Matthias Brückner und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen forschten 2001 in ihrer gemeinsamen Arbeit „Monetary Policy in Unknown Territory: The European Central Bank in the Early Years“ über die Geldpolitik der EZB in den ersten Jahren. Sie analysierten ausführlich die „Zwei-Säulen-Strategie“ der EZB mit dem Ergebnis, dass es sich dabei weder um eine verdeckte Geldmengensteuerung noch um eine verdeckte Ansteuerung einer Inflationsprognose handelte. Letzteres wird unter dem Stichwort „Inflation 135 Targeting“ in der neueren Literatur propagiert und von vielen Seiten als strategische Ausrichtung von der EZB gefordert. Die EZB verfolgte in ihrer Strategie kein Zwischenziel, sondern versuchte, durch geldpolitische Maßnahmen unmittelbar die Inflationsrate zu kontrollieren. Die Autoren kamen abschließend zu dem Schluss, dass die mangelnde Transparenz der Geldpolitik der EZB unter anderem durch institutionelle Faktoren erklärt werden kann: Die fehlende Festlegung auf ein eindeutiges Zwischenziel oder eine geldpolitische Regel stärke die Position des Direktoriums gegenüber den nationalen Zentralbankpräsidenten im EZB-Rat. Angesichts der zu vermutenden Unterschiede in den geldpolitischen Vorstellungen der nationalen Zentralbankpräsidenten mag dies im Ergebnis zu einer konsistenteren Geldpolitik führen. Jürgen von Hagen/Matthias Brückner, Monetary Policy in Unknown Territory. The European Central bank in the Early Years, ZEI Working Paper, B18/2001. x Am 14. Januar 2002 sprach der ehemalige Bundeskanzler und Ehrenbürger Europas Helmut Kohl im Rahmen eines „ZEI-Europaforums“ über das Thema „Der Euro und die Zukunft Europas“. „Ein Stück gelebte Identifikation mit Europa“ – so charakterisierte Helmut Kohl die Einführung des Euro zu Beginn des Jahres der Einführung der gemeinsamen Währung. Allen Unkenrufen zum Trotz bedeutete die reibungslose Einführung der neuen Währung „eine tiefe Zäsur in der europäischen Geschichte“. Die Entscheidung sei definitiv, die europäische Einigung damit „unumkehrbar“. Gerade die Deutschen hätten daran aufgrund unserer geographischen Mittellage in Europa größtes Interesse. Nachdrücklich wies Helmut Kohl die These zurück, mit der Aufgabe der DMark habe er die Wiedervereinigung erkauft. Er erinnerte daran, dass die wesentlichen Entscheidungen zur Währungsunion bereits deutlich vor dem deutschen Einigungsprozess getroffen wurden. Er prognostizierte: „In fünf Jahren wird in London, in zehn Jahren in Zürich mit dem Euro bezahlt“. Helmut Kohl, Der Euro und die Zukunft Europas, ZEI Discussion Paper, C103/2002. 1.2 Geldpolitik in der Euro-Zone x Gemeinsam mit dem Verein „Konstanzer Seminar“ veranstaltete das ZEI unter der wissenschaftlichen Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen jährlich stattfindende „Konstanzer Seminare zur Geldtheorie und Geldpolitik“. Das „Konstanzer Seminar“, das 1970 von Karl Brunner und Alan Meltzer begründet wurde, ist eine der ältesten europäischen Konferenzen zu 136 diesem Thema. Es bietet ein Forum zur Diskussion aktueller Forschungsarbeiten und geldpolitischer Entwicklungen zwischen Wissenschaftlern und Vertretern von Zentralbanken und internationalen Institutionen. Beispielhaft seien erwähnt die Beiträge des 31. Seminars vom 25. bis 28. Oktober 2000, die sich unter anderem mit Fragen der Implementierung der Geldpolitik bei Datenunsicherheit und der Stabilität des internationalen Finanzsystems beschäftigten. Darüber hinaus erläuterte der Chefvolkswirt der Bank von Ungarn die geldpolitische Strategie seiner Zentralbank auf dem Weg Ungarns in die Europäische Union. Vom 14. bis 17. Mai 2002 diskutierten die rund 50 Teilnehmer neue wissenschaftliche Beiträge zur Geldtheorie und Geldpolitik. Dabei standen empirische Untersuchungen im Vordergrund. Erstmals wurden auch Forschungsarbeiten aus den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern präsentiert. Vom 25. bis 28. Mai 2005 trugen international führende Wissenschaftler auf dem Gebiet der monetären Makroökonomik neue Forschungsarbeiten vor. Gastredner der traditionellen Policy-Session war der Gouverneur der Tschechischen National Bank, Dr. Zdenek Tuma. x Auf Einladung des ZEI tagte im Mai 2002 das European Monetary Forum in Cardiff, Wales. Das Forum ist ein Zusammenschluss von führenden europäischen Wirtschaftswissenschaftlern, die auf dem Gebiet der Geldtheorie und Makroökonomik arbeiten. Gastredner des Forums war Sir Alan Walters, langjähriger, führender Berater der englischen Regierung in Währungsfragen. Die Beiträge zu dieser Konferenz wurden in einem Tagungsband veröffentlicht. x Am 21./22. Juni 2002 fand am ZEI die dritte Jahrestagung des Ausschusses für Makroökonomik des „Vereins für Socialpolitik“ statt. Der Ausschuss setzte sich zum Ziel, die makroökonomische Forschung in Deutschland auf internationalem Niveau voranzutreiben und dabei vor allem empirische Forschung zu fördern. Eine Reihe von Beiträgen stellten Analysen der makroökonomischen Entwicklungen in der Europäischen Währungsunion vor. x Am 7./8. Juni 2002 veranstaltete das ZEI gemeinsam mit dem Londoner Centre for Economic Policy Research eine Tagung zum Thema „Empirical Models of the Euro Economy“. Diese Tagung war die erste Veranstaltung, bei der Vertreter großer Wirtschaftsforschungsinstitute sowie der EZB und des IWF Gelegenheit fanden, ihre makroökonomischen Modelle des Euroraums zu vergleichen und Erfahrungen mit der Modellierung auszutauschen. Die Tagung wurde von Prof. Dr. Otmar Issing, Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB), mit einem Referat über die Bedeutung ökonomischer Modelle für die Geldpolitik eröffnet. In den anschließenden Beiträgen diskutierten die Vertreter 137 der wichtigsten Forschungsinstitutionen Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Modellansätze. Grundlage dafür waren Simulationen, die von allen Modellen ausgeführt und dokumentiert wurden. Die Ergebnisse der Tagung wurden in einem Sonderheft der renommierten Zeitschrift „Journal of Economic Modeling“ veröffentlicht. x In einer Studie für das Bundesfinanzministerium „The Transmission of Monetary Policy in the European Monetary Union“, die ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen gemeinsam mit den ZEI Senior Fellows Dr. Boris Hofmann und Prof. Dr. Bernd Hayo sowie Mitarbeitern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin, durchführte, untersuchten die Autoren die Auswirkungen der Geldpolitik der EZB auf die deutsche Volkswirtschaft. Dabei standen besonders die Fragen im Mittelpunkt, ob die Politik der EZB in Deutschland restriktiver wirkt als in anderen Ländern der Währungsunion und ob sich empirisch langfristige Effekte der Geldpolitik auf Beschäftigung und Produktion nachweisen lassen. Die Studie fand weder für die eine noch die andere Frage überzeugende empirische Evidenz. Es gab daher keine Anzeichen, dass das anhaltend langsame Wachstum in Deutschland auf die Geldpolitik zurückzuführen wäre. x In einer gemeinsamen Arbeit zum Thema „Monetary and Fiscal Policy in the European Monetary Union“ beschäftigten sich ZEI Fellow Dr. Matthias Brückner und ZEI-Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen mit den Erfahrungen der Staaten der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion mit dem Stabilitätsund Wachstumspakt. Aufbauend auf Studien von ZEI Fellows Dr. Rolf Strauch und Prof. Dr. Andrew Hughes-Hallett zeigte ihre empirische Analyse, dass eine erfolgreiche Rückführung der Staatsschuldenquote als Voraussetzung der Stabilität der gemeinsamen Währung ein genügend hohes reales Wirtschaftswachstum voraussetzt. EU Staaten, die wie Deutschland in den letzten Jahren kein ausreichendes Trendwachstum mehr erzielten, machten auch keine Fortschritte bei der Lösung des Staatsschuldenproblems. Die empirischen Ergebnisse zeigten, dass ein dauerhaft höheres Wachstum die Rückführung der Abgabenbelastung des Faktors Arbeit erfordert, sowie eine Umschichtung der öffentlichen Ausgaben von Sozialtransfers zu investiven Ausgaben. Eine wesentliche Schwäche des Paktes lag darin, diese Wachstumserfordernisse nicht ausreichend zu betonen und stattdessen wachstumsfeindliche fiskalpolitische Strategien zu begünstigen. Die Ergebnisse dieser Studien stellte Prof. Dr. Jürgen von Hagen bei einer wissenschaftlichen Tagung der Bank von Japan im Juli 138 2002 in Tokyo und bei der Jahrestagung der amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler im Januar 2003 in Washington vor. Jürgen von Hagen/Matthias Brückner, Monetary and Fiscal Policy in EMU. The Experience in the Early Years, in: Monetary and Economic Studies, Tokio: Bank of Japan's Institute for Monetary and Economic Studies (IMES), 2002, 1-31. x ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Junior Fellow Kerstin Bernoth untersuchten 2003 in der gemeinsamen Arbeit „The performance of the Euribor futures market: Efficiency and the impact of ECB policy announcements“ die Transparenz der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Anhand von Zinsfutures prüften sie nach, ob geldpolitische Maßnahmen der EZB von den Finanzmärkten vorhersehbar waren. Die Ergebnisse zeigten, dass der Euro-Geldmarkt informationseffizient sei. In den ersten zwei Jahren hatte die EZB offenbar Probleme, ihre geldpolitischen Maßnahmen effektiv vorhersehbar zu machen. Danach nahm die Evidenz für geldpolitische Überraschungen ab. Jürgen von Hagen/Kerstin Bernoth, The Euribor Futures Market: Efficiency and the Effect of ECB Policy Announcements, in: International Finance, Vol. 7, Issue 1, Blackwell Publishing Ltd., 2004, 1-24. x Gemeinsam mit der Ungarischen Nationalbank veranstaltete das ZEI im Februar 2003 eine Tagung zum Thema „Geld und Währungspolitik der neuen EU-Mitgliedsländer“. Im Kern der Tagung stand die Debatte über die Vor- und Nachteile einer Politik fixer Wechselkurse im Rahmen des EWS-2 für die neuen Mitglieder. Vielfach wurde die Auffassung vertreten, dass die großen Länder in dieser Gruppe besser eine Politik flexibler Kurse kombiniert mit einem öffentlich angekündigten Inflationsziel verfolgen sollten, während die kleinen Länder direkt den Euro einführen sollten. Letzterem steht jedoch die Ansicht der EZB und der Kommission gegenüber, dass alle neuen Mitglieder den formalen Regeln des Maastricht-Vertrags gehorchen müssen. Die Ergebnisse dieser Konferenz, darunter ein Aufsatz von Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Senior Fellow Dr. Jizhong Zhou, wurden veröffentlicht. Jürgen von Hagen/Jizhong Zhou, Exchange rate policies on the last stretch, in: George Szapary/Jürgen von Hagen (eds.), Monetary Strategies for Joining the Euro, Cheltenham: Edward Elgar, 2004, Seite 41-73. x Auf Einladung der Federal Reserve Bank of Cleveland präsentierten ZEIDirektor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Senior Fellow Dr. Boris Hofmann auf einer Konferenz über „Monetary Policy with Low Inflation“ im November 2003 ihre gemeinsame Arbeit über „Monetary Policy Orientations in Times of 139 Low Inflation“. Darin zeigten sie, dass traditionelle geldpolitische Indikatoren in relativ hohen Datenfrequenzen wie die Outputlücke und Geldmengenwachstumsraten unter Bedingungen geringer und stabiler Inflation nur noch geringen Informationswert zur Prognose der Inflation besitzen. Unter diesen Bedingungen ist es wichtig, dass die Zentralbank einen Indikator für den künftigen Inflationstrend zur Verfügung hat. Prof. Dr. von Hagen und Dr. Hofmann entwickelten einen solchen Indikator auf der Grundlage der Quantitätstheorie des Geldes. Prof. Dr. von Hagen trug Versionen dieser Arbeit bei der Tschechischen Nationalbank, in Seminaren an der University of California, Santa Cruz, und in der Türkischen Nationalbank vor. x Mit dem Aussetzen des Defizitverfahrens gegen die Bundesrepublik im Herbst 2003 erreichte die Diskussion um den Stabilitäts- und Wachstumspakt in der Europäischen Währungsunion eine neue Dimension. Eine breite Diskussion um mögliche Reformen des Paktes war in Gang gekommen. Das Spektrum der Argumente reichte dabei von der Forderung nach einer strikten Durchsetzung aller Regeln des Paktes bis zu verschiedenen Anregungen, wie der Pakt „weicher“ gestaltet werden kann. ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen legte gemeinsam mit den Professoren Anne Sibert, London, Andrew Hughes Hallett, Cardiff, Antonio Fatas, Fontainebleau, und ZEI Senior Fellow Rolf Strauch eine Publikation vor, deren Kern der Vorschlag, die fiskalische Disziplin in der EWU durch die Einrichtung eines unabhängigen Stabilitätsrates zu stärken. Der Stabilitätsrat sollte die Aufgabe haben, die langfristige Stabilität der Staatsfinanzen der Mitgliedsstaaten zu überwachen und öffentlich zu kommentieren. Jürgen von Hagen/Anne Siebert/Andrew Hughes/Antonio Fatas/Rolf Strauch, Stability and Growth in Europe: Towards a Better Pact, „Monitoring European Integration“, London: Centre for Economic Policy Studies (CEPR), 2004. x Am 24. Januar 2004 traf sich im ZEI eine Gruppe europäischer Wirtschaftswissenschaftler im Rahmen des „European Monetary Forum“ zum wissenschaftlichen Austausch über aktuelle Forschungsarbeiten zur Geldpolitik im Euroraum. Die Diskussion um die fiskalische Disziplin in der EWU verwies immer wieder auf die Rolle der Finanzmärkte zur Überwachung und Einforderung ausreichender Disziplin. Inwieweit Finanzmärkte das leisten ist empirisch umstritten. ZEI Junior Fellow Kerstin Bernoth, Ludger Schuknecht und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen sind dieser Frage nachgegangen und kommen in ihrer gemeinsamen Publikation zu dem Ergebnis, dass, aufgrund von ökonometrischer Untersuchungen mit neuem Datenmaterial, die 140 Finanzmärkte die Kreditwürdigkeit von Regierungen differenziert betrachten und dies in der Zinsbildung für Staatsschulden berücksichtigen. Der Beginn der EWU hat diese Überwachungsfunktion nicht geschwächt. Kerstin Benroth/Jürgen von Hagen/Ludger Schuknecht, Sovereign risk premia in the European Government bond market, Working Paper Series, No. 369, Frankfurt/M.: European Central Bank, June 2004, 37 Seiten. x In einer gemeinsamen Arbeit mit ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen entwickelte ZEI Junior Fellow Taikuang Ho einen empirischen Indikator für Bankenkrisen, mit dessen Hilfe sich Determinanten solcher Krisen empirisch bestimmen lassen. Das empirische Modell zur Prognose von Bankenkrisen zeigt einen relativ hohen Grad an Vorhersagefähigkeit. Nach diesem Modell trugen institutionelle Faktoren wie eine explizite Depositenversicherung und makroökonomische Faktoren, wie eine starke Überbewertung der Währung und hohe fiskalische Defizite signifikant zur Entstehung von Bankenkrisen bei. Jürgen von Hagen, Tai-kuang Ho, Money Market Pressure and the Determinants of Banking Crises, ZEI Working Paper, B20/2004. x Die fünfte Jahrestagung des Ausschusses für Makroökonomik des Vereins für Socialpolitik, am 24./25. Juni 2005 am ZEI, setzte sich zum Ziel, die makroökonomische Forschung in Deutschland auf internationalem Niveau voranzutreiben und dabei vor allem empirische Forschung zu fördern. Eine Reihe von Beiträgen zu der Gründungstagung stellten Analysen der makroökonomischenEntwicklungen in der Europäischen Währungsunion vor. x In einem empirischen Projekt untersuchten ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und Senior Fellow Prof. Dr. Jizhong Zhou die Determinanten der Wahl eines Wechselkursregimes. Neu an ihrem Modell war die simultane Betrachtung der Wahl eines offiziellen und eines de-facto Regimes. Mit Hilfe eines zwei-Gleichungsmodells zeigten sie, dass diese Wahl eine rekursive Struktur hat, das heißt, die Wahl des offiziellen Regimes beeinflusst die Wahl des de-facto Regimes, aber nicht umgekehrt. Die Publikation „The Determination of Capital Controls: Which Role do Exchange Rate Regimes Play?“ trug im Jahr 2005 zum Verständnis der Beobachtung bei, dass Länder häufig offizielle und de-facto Regime ankündigen, die nicht miteinander kompatibel erscheinen. Jürgen von Hagen/Jizhong Zhou, The Determination of Capital Controls: Which Role do Exchange Rate Regimes Play?, in: Journal of Banking and Finance, 29, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, 2005, Seite 227-248. 141 x Prof. Dr. Jürgen von Hagen arbeitete gemeinsam mit Dr. Valeriya Dinger, Universität Bonn, an einem Projekt, das sich mit der Entwicklung der Banksektoren in den neuen Mitgliedsstaaten der EU befasste. Das Projekt verglich die Rolle der Interbankenmärkte in Ländern mit unterschiedlichen Wettbewerbsformen im Bankensektor. In dem Aufsatz zeigten die beiden Autoren, dass Banken, die stark von der Refinanzierung am Interbankenmarkt abhängig sind, ein besseres Risikoprofil aufweisen, als Banken, die sich stärker durch Nichtbankeneinlagen finanzieren. Dies deutete darauf hin, dass der Interbankenmarkt eine Qualitätskontrolle über Banken ausübt. Jürgen von Hagen/Valeriya Dinger, Banking Sector (Under?) Development in Central and Eastern Europe, ZEI Working Paper, B06/2005. x In der Diskussion um fiskalpolitische Regeln und den Stabilitäts- und Wachstumspakt spielte schon lange die Frage eine Rolle, inwieweit numerische Grenzen für Defizite und Verschuldung die betroffenen Regierungen zur Manipulation ihrer Haushaltsführung veranlassen, um die wahre Neuverschuldung zu verschleiern. Die Erfahrung mit fiskalpolitischen Regeln in den USA zeigte, dass Regierungen dazu neigen, Verschuldungs- und Defizitgrenzen durch die Entwicklung neuer Finanzierungsformen zu unterlaufen, die statistisch nicht von den Grenzen erfasst wurden. ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Junior Fellow Guntram Wolff untersuchten in einer gemeinsamen empirischen Studie, ob sich eine solche Tendenz auch in der europäischen Währungsunion feststellen ließe. Dafür berechneten sie ein statistisches Maß für kreative Buchführung, das auf dem Unterschied zwischen dem Haushaltsdefizit und der ausgewiesenen Zunahme der Staatsverschuldung beruht. Sie zeigten, dass europäische Regierungen seit Beginn der Währungsunion systematisch von kreativer Buchführung Gebrauch machen, wenn sie Gefahr laufen, aufgrund schlechter Einnahmenentwicklung die Kriterien des Stabilitäts- und Wachstumspakts zu verletzen. wurde im Dezember 2006 veröffentlicht. Jürgen von Hagen/Guntram Wolf, What do deficits tell us about debt? Empirical evidence on creative accounting with fiscal rules in the EU, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, Journal of Banking & Finance, Vol. 30, Issue 12, December 2006, Seite 3259–3279. x Bedarf die Währungsunion zur Abwehr von wirtschaftlichen Störungen, die einzelne Länder, aber nicht die Union insgesamt betreffen, eines Transfermechanismus, der Einkommen und Kaufkraft von relativ prosperierenden Mitgliedern in Länder transferiert, die sich in einer relativen 142 Rezessionsphase befinden? Die Forderung nach einem solchen Mechanismus hat in der europäischen Debatte um die Währungsunion eine lange Tradition, die mit dem MacDougall-Report von 1975 begann. Neuere Forschungsarbeiten widerlegten dagegen die grundlegende Behauptung der Befürworter eines Transfermechanismus, dass derartige Mechanismen in allen großen Währungsgebieten existieren und ihre Stabilität sichern. Empirisch zeigte sich, dass Transfermechanismen sehr anfällig sind gegenüber Änderungen im Design und wirtschaftliche Störungen sogar verstärken können. Anhand eines theoretischen Modells wiesen die Forschungsarbeiten nach, dass ein solcher Mechanismus den Bemühungen der gemeinsamen Geldpolitik um eine Stabilisierung der EWU Wirtschaft entgegenstehen kann. In einer Erweiterung dieser Studie untersuchten ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und die EZB Ökonomen Ludger Schuknecht und Guido Wolswijk die Risikoprämien in den Zinssätzen auf Schuldverschreibungen von subnationalen Regierungen. Sie zeigten, dass mit der Einführung der Währungsunion ein signifikanter Anstieg der Risikoprämien für die Länder der Bundesrepublik Deutschland einherging. Diese Länder hatten ähnliche Finanzierungsbedingungen wie zum Beispiel Provinzregierungen in Spanien. Jürgen von Hagen/Ludger Schuknecht/Guido Wolswijk, Government Risk Premiums in the Bond Market: EMU and Canada, in: Working Paper 879, Brüssel: European Central Bank, 2008; European Journal of Political Economy, Vol. 25, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, 2009, Seite 371-384. x Für die Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik sind die Mitgliedsstaaten zuständig. Doch wurden seit der europäischen Schuldenkrise Forderungen nach einer stärkeren Koordinierung der einzelnen Wirtschaftspolitiken auf europäischer Ebene laut. War das wichtigste Element der Europäischen Union, um auf die Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten koordinierend und lenkend einzuwirken, bislang der Stabilitäts- und Wachstumspakt (SWP), wurde er 2013 zum Fiskalpakt fortentwickelt. Der Europäische Fiskalpakt schreibt fest, dass das jährliche Defizit höchstens 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betragen darf. Werden die Defizitgrenzen überschritten, kann die EU-Kommission Sanktionen gegen das entsprechende Land verhängen und Geldstrafen festlegen. Als weiteres Element zur Bekämpfung der Schuldenkrise wurde bereits 2012 der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) geschaffen. Der ESM ist ein dauerhafter Rettungsschirm zur Verhinderung von Staatsbankrotten überschuldeter Euro-Mitgliedsländer. Die Staatsschuldenkrise in der Europäischen Union führte zwischen 2007/2008 und 2014 zu der bisher tiefgreifendsten Integrationskrise. Das umfassende Krisenmanagement führte zu 143 einem Konsens in der Europäischen Union über den systemischen Charakter der Krise, die in den Widersprüchen zwischen einer vergemeinschafteten Währungspolitik und einer nicht vergemeinschafteten Fiskalpolitik gründet. ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt zeichnete in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ die Phasen der Krise nach und analysierte die politischen Implikationen des Krisenmanagements. Ludger Kühnhardt, Die Europa-Rettung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 64, 17. März 2014, Seite 6. 1.3 Fiskalpolitik Am 27./28. Juni 1997 fand eine Tagung zum Thema „Fiscal Institutions and Fiscal Performance” statt, in deren Zentrum die Frage stand, welchen Einfluss die Gestaltung von fiskalpolitischen Institutionen auf das Finanzgebaren von Regierungen hat. Die Tagung wurde in Zusammenarbeit mit dem National Bureau of Economic Research (NBER), Cambridge, Massachusetts, vertreten durch Prof. Dr. James Poterba, durchgeführt. In ihrem einleitenden Referat fassten Alberto Alesina, Harvard University, und Roberto Perotti, Columbia University, die Ergebnisse der neueren, institutionellen Forschung zu diesem Thema zusammen. Sie zeigten, dass Entscheidungsstrukturen im Haushaltsprozess einer Regierung deren fiskalische Disziplin stark beeinflussen. Für die Europäische Union lag hier eine bedeutende Alternative vor zu den numerischen Regeln des Stabilitätspaktes, dessen Durchsetzung in der Zukunft fraglich blieb. Vergleichende Arbeiten aus Lateinamerika (Ernesto Stein, Interamerikanische Entwicklungsbank), Asien und Australien (Sandjay Pradhan, Weltbank) sowie Studien einzelner Länder Europas und Amerikas bestätigten die Ergebnisse dieser Forschung. Die Ergebnisse derTagung sind in einem Band veröffentlicht worden. James Poterba/Jürgen von Hagen (eds.), Fiscal Institutions and Fiscal Performance, Chicago: University of Chicago Press, 1999, 388 Seiten. x Anfang Juli 1998 organisierte ZEI Mitarbeiter Dr. Rolf Strauch, eine Konferenz über „Fiscal Policy and Fiscal Institutions”, bei der Wissenschaftler aus Nordamerika und Europa ihre Arbeiten diskutierten. Diese Konferenz stellte die Bedeutung der politischen Rahmenbedingungen fiskalpolitischer Institutionen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Besondere Beachtung fanden zwei Beiträge über Reformen fiskalpolitischer Institutionen in Belgien von Dr. Georges Stienlet und in Kanada von Prof. Dr. Kenneth McKenzie, die zeigten, auf welche Weise es Regierungen gelingen kann, die Rationalität der 144 Haushaltspolitik zu stärken und dadurch die Neigung zu anhaltenden Defiziten zu verringern. Prof. Dr. Thomas Courchene, Queen’s University, Kanada, diskutierte in seinem Beitrag die fiskalpolitischen Aspekte eines Austritts Quebecs aus dem kanadischen Währungsraum. Prof. Dr. Georg von Fürstenberg, Indiana University, bezog diese Analyse auf die Risiken eines Auseinanderbrechens der Europäischen Währungsunion. Rolf R. Strauch/Jürgen von Hagen, Institutions, Politics and Fiscal Policy, Dordrecht: Kluwer Academic Publishers Group, 2000, 266 Seiten. x Zu den institutionellen Fragen der Entwicklung der Union gehört die Gestaltung der horizontalen und vertikalen Finanzbeziehungen zwischen den Gebietskörperschaften in der Europäischen Union. Dieser Themenkreis wird unter Ökonomen und Politikwissenschaftlern unter dem Stichwort „Fiskalischer Föderalismus“ diskutiert. Am 21./22. Mai 1999 veranstaltete das ZEI gemeinsam mit Prof. Dr. Jorn Rattso, Universität Trondheim, Norwegen, einen Workshop zum Thema „Comparative Analysis of Fiscal Federalism in Europe“, an dem Wirtschafts- und Politikwissenschaftler aus Deutschland, Spanien, Schweden, Dänemark, Italien, den USA und Argentinien sowie Vertreter der Weltbank teilnahmen. Ziel des Workshops war es, auf der Grundlage empirischer Untersuchungen und von Fallstudien aus verschiedenen Ländern, Erfahrungen in Bezug auf die Entwicklung lokaler Gebietskörperschaften zusammenzutragen. Eine zentrale Rolle spielte dabei die Frage, wie der Grad der finanziellen Abhängigkeit lokaler Gebietskörperschaften von der Zentralregierung das Finanzgebahren und das Wachstum lokaler Gebietskörperschaften beeinflusst. Die verschiedenen Arbeiten zeigten, dass ein zu hoher Grad der finanziellen Abhängigkeit die Qualität der lokalen Finanzpolitik mindert. Für die Europäische Union ergab sich daraus die Forderung nach einer ausreichenden finanziellen Unabhängigkeit der lokalen und regionalen Regierungen. x ZEI Mitarbeiter Dr. Matthias Brückner arbeitete im Jahr 1999 an dem Projekt „Kapitalbesteuerung in Europa“. Seine Studie „Capital Taxation and Strategic Delegation“ betrachtet alternative Formen der Steuerharmonisierung und des Steuerwettbewerbs im Rahmen eines Modells der Politischen Ökonomie. Im Kern der Analyse stand das Zusammenspiel zwischen nationalen politischen Prozessen und der Koordination der Kapitalbesteuerung zwischen Nationen. Steuerwettbewerb führt in dieser Betrachtung wie üblich zu Wohlfahrtsverlusten, da er zu niedrige Steuersätze und dadurch zu geringe Leistungen des öffentlichen Sektors bewirkt. Auf nationaler Ebene reagieren die 145 Wähler auf dieses Ergebnis, indem sie Regierungen wählen, die relativ hohe Steuersätze bevorzugen. Die negative Wirkung des Steuerwettbewerbs wird dann durch die – gemessen am eigentlichen Wählerinteresse – zu hohe Besteuerungsneigung der Regierungen korrigiert. Die Studie zeigte weiter, dass der nationale politische Prozess im Fall einer Steuerharmonisierung dazu führt, dass Regierungen mit einer relativ geringen Besteuerungsneigung gewählt werden. Im Endeffekt sind die Steuersätze bei Steuerwettbewerb und Steuerharmonisierung nicht wesentlich voneinander verschieden. Die Untersuchung verdeutlicht, dass makroökonomische Koordinierung in Europa im Zusammenhang mit den nationalen politischen Prozessen betrachtet werden muss. Demokratische Wahlen auf nationaler Ebene bilden ein Korrektiv für unerwünschte langfristige Konsequenzen von Wettbewerb und Harmonisierung. Inwieweit dies auch für die Stabilisierungspolitik gilt, blieb eine offene Forschungsfrage. Matthias Brückner, Strategic Delegation and International Capital Taxation, ZEI Working Paper, B22/2001. x Gemeinsam mit Prof. Dr. Andrew Hughes-Hallett, Strathclyde University, verfassten ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Senior Fellow Dr. Rolf Strauch für die Europäische Kommission eine Studie über die Fiskalpolitik der Staaten der Europäischen Union in den 1990er Jahren. Die Studie bot eine detaillierte Analyse der fiskalpolitischen Strategien und Institutionen in den Mitgliedsstaaten und ihrer Auswirkungen für die Fiskalpolitik auf dem Weg in die Währungsunion. Sie zeigte, in welchem Maße der „Maastricht Prozess“ in den 1990er Jahren zur Stabilisierung der öffentlichen Finanzen in der Europäischen Union beigetragen hat. Die Studie kam zu dem Schluss, dass der Maastricht Prozess die Fiskalpolitik in den kleineren Ländern erheblich diszipliniert hat, während die großen Länder Deutschland, Frankreich und Italien trotz der fiskalpolitischen Regeln des Vertrags erst kurz vor Beginn der Währungsunion das erforderliche Maß an fiskalischer Disziplin erlangten. Jürgen von Hagen/Rolf Strauch/Andrew Hughes-Hallett, Budgetary Consolidation in EMU, Economic Paper, No. 148, European Commission, 03/2001, 139 Seiten. x In Kooperation mit dem schwedischen „Centre for Business and Policy Studies“ (SNS) veranstaltete das ZEI im Oktober 2001 einen Workshop über Probleme des fiskalischen Föderalismus und der Finanzbeziehungen zwischen lokalen Gebietskörperschaften und der Zentralregierung in Schweden. Das Forschungsprojekt sollte Reformvorschläge zur Stärkung der lokalen 146 Selbstverwaltung in Schweden erarbeiten. ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen stellte bei diesem Workshop die erste Fassung einer gemeinsamen Arbeit mit Prof. Dr. Matz Dahlberg, Universität Uppsala, zum Thema „Local government in Sweden: Is there a bail-out problem?“ vor. Jürgen von Hagen/Matz Dahlberg, Swedish Local Government: Is there a Bailout Problem, in Per Molander/Jürgen von Hagen (eds.), Fiscal Federalism in Unitary States, ZEI Studies in European Economics and Law, vol. 6, Kluwer Academic Publishers, 2004, Seite 47-76. x Zu den vordringlichen Aufgaben des Konvents über die Zukunft Europas 2001/2002 gehörte die Reform der Kompetenzverteilung in der Europäischen Union. Im Kern ging es um die Frage, welche wirtschaftspolitischen Aufgaben auf der Ebene der Union erledigt werden müssen und welche in der Zuständigkeit der nationalen Regierungen, der Regionen und der lokalen Gebietskörperschaften liegen sollten. Kritik an der vermeintlichen Tendenz zu großer Zentralisierung der Europäischen Union haben in den letzten Jahren nicht zuletzt die deutschen Bundesländer geübt, die in der Politik der Europäischen Kommission beispielsweise gegenüber Landesbanken und kommunalen Versorgungsbetrieben eine unangemessene Einschränkung ihrer Handlungsfreiheit sehen. Traditionell geht es in der ökonomischen Analyse um Effizienzgesichtspunkte in der Versorgung mit öffentlichen Gütern; erst in den letzten Jahren haben Aspekte der politischen Ökonomie in der Debatte an Gewicht gewonnen. Die neueren Arbeiten zu diesem Thema betonen vor allem die Rolle des Subsidiaritätsprinzips. ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und der französische Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jean Pisani-Ferry, Leiter des Conseil d’Analyse Economique des französischen Ministerpräsidenten, befassten sich in einer gemeinsamen Arbeit mit den Grundsätzen der Kompetenzverteilung in Europa. Sie argumentieren, dass der prozedurale Aspekt der Kompetenzverteilung, das heißt die Gestaltung des Verfahrens zur Änderung der Kompetenzverteilung, wichtiger ist als die Definition eines Kompetenzkatalogs, wie er von den deutschen Ländern gefordert wurde. Jürgen von Hagen/Jean Pisani-Ferry, Pourquoi l’Europe ne ressemble-t-elle pas à ce que voudraient les économistes?, in: Revue Economique, 54, Paris, 2003, Seite 477-488. x Im Zusammenhang mit der Kompetenzverteilung wurde in Deutschland und Frankreich auch besonders die Frage der sogenannten öffentlichen Daseinsvorsorge diskutiert, also die Versorgung der Bevölkerung mit grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser oder Elektrizität. Während die 147 Europäische Kommission auch diese Bereiche dem Wettbewerb öffnen wollte, befürchteten deutsche Kommunen und Länder den Verlust traditioneller Monopolstellungen, die zur Quersubvention anderer öffentlicher Leistungen benutzt werden. Das ZEI veranstaltete zu diesem Thema gemeinsam mit dem Arbeitskreis Europäische Integration e.V. am 13./14. Juni 2002 eine wissenschaftliche Tagung. In mehreren Referaten befassten sich die Sprecher dort mit dem Spannungsfeld von Deregulierung, Wettbewerb und den Interessen lokaler Gebietskörperschaften. x Die Gestaltung eines sich neu herausbildenden Föderalismus in Europa gehörte ebenso zu den dringlichen Themen der aktuellen, wirtschaftspolitischen Diskussion wie die Reform des Föderalismus in der Bundesrepublik. Im Jahr 2003 richtete die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Schwerpunktprogramm „Institutionelle Gestaltung föderaler Systeme: Theoretische und empirische Aspekte“ ein, das von ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen als Sprecher koordiniert und geleitet wurde. Der Forschungsschwerpunkt wurde Anfang 2007 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft evaluiert und für eine weitere Förderungsperiode bis 2010 verlängert. Auf mehreren Seminaren und Workshops im Rahmen des Projektes wurden Fragen und Ergebnisse des Schwerpunktprogrammes vorgestellt und diskutiert. Am 1./2.Oktober 2009 fand die Abschlusskonferenz des Programmes in Heidelberg statt. Am ZEI wurden im Rahmen dieses Schwerpunktprogramms zwei Projekte bearbeitet. ZEI Junior Fellow Daniela Treutlein beschäftigte sich mit der Frage, wie weit die politische Integration in Europa fortgeschritten ist. Ziel ihres Projekts, das gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas König, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaft, Speyer, konzipiert und durchgeführt wurde, war die Entwicklung eines empirischen Maßes für politische Integration in der Europäischen Union. Dieses Maß stützte sich auf den Anteil nationaler Gesetzgebung, der in der Übertragung von EU Recht in nationales Recht besteht. Durch Betrachtung der Entwicklung dieses Maßes über die Zeit und den Vergleich unterschiedlicher Länder sollten Determinanten des Prozesses der politischen Integration empirisch erfasst werden. ZEI Junior Fellow Michael Evers befasste sich in einem zweiten Projekt mit der Makroökonomik des Finanzausgleichs in einem föderalen System. Ziel seiner Forschung war die Entwicklung eines dynamischen, makroökonomischen Modells einer Föderation und Währungsunion, mit dessen Hilfe die wohlfahrtsökonomischen Eigenschaften eines Finanzausgleichssystems analysiert werden können. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, wie eine 148 optimale Gestaltung eines Finanzausgleichs zur makroökonomischen Stabilisierung erreicht werden kann. Die Studie „Federal Fiscal Transfers in Monetary Unions“ wurde 2006 in der Zeitschrift International Tax and Public Finance veröffentlicht. Michael Evers, Fiscal Transfers in Monetary Unions: A NOEM Approach, in: International Tax and Public Finance, Vol. 13, No. 4, Dordrecht: Springer Netherlands, 2006, Seite 463-489. x Im Juni 2003 veranstaltete das ZEI unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Anke Keßler und Prof. Dr. Christoph Lülfesmann, beide Simon Fraser University, Vancouver, einen zweitägigen Workshop zum Thema „Federalism and Decentralization“. Im Mittelpunkt der Konferenz standen Fragen der optimalen Aufgabenteilung in föderalen Systemen. Unter den rund 20 Teilnehmern waren wissenschaftliche Experten aus der Bundesrepublik, den USA, Kanada, Großbritannien und anderen Ländern. x ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig, LL.M., und ZEI Mitarbeiter JensDaniel Braun untersuchten in der Fachzeitschrift „Neue Justiz“ mögliche Rückgriffsansprüche des Bundes bei einer Haftung für Verstöße der Bundesländer gegen Gemeinschaftsrecht – eine Fragestellung, die in der Zwischenzeit nicht nur die sogenannte Föderalismuskommission, sondern auch das Bundesverfassungsgericht beschäftigte. Christian Koenig/Jens-Daniel Braun, Rückgriffsansprüche des Bundes bei einer Haftung für Verstöße der Bundesländer gegen Gemeinschaftsrecht, in: Neue Justiz, 3/04, 58. Jahrgang, Berlin: Nomos, 2004, Seite 97-103. x Durch die Liberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs innerhalb der EU und in vielen Ländern außerhalb Europas haben internationale Kapitalströme in den letzten 20 Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Dabei ging es sowohl innerhalb Europas als auch weltweit häufig um Kapitalströme zwischen Industrieländern und Schwellenländern. ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Senior Fellow Haiping Zhang analysierten die volkswirtschaftliche Bedeutung solcher Kapitalströme. Sie stellten dabei besonders die Konsequenzen unterschiedlicher Entwicklungsstufen der Finanzmärkte in den beteiligten Ländern heraus. Jürgen von Hagen/Haiping Zhang, Financial Liberalization in a Small Open Economy, in: Open Economies Review, 17, 4-5, Berlin/Heidelberg: Springer Verlag, 2006, Seite 373-398. 149 x In einer Studie aus dem Jahr 2006 befasste sich ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen mit der Wirksamkeit von Ausgabenregeln für die Fiskalpolitik. Die Studie zeigte, dass numerische Ausgabenregeln im Gegensatz zu Defizitregeln wirksam sein können. Ihre Wirksamkeit hängt jedoch von dem politischen System eines Landes ab: Regelgebundene Politik funktioniert in Ländern, die typischerweise Mehrparteien-Koalitionsregierungen aufweisen. Sie funktioniert nicht in Ländern, die typischerweise Einparteien-Regierungen aufweisen. Jürgen von Hagen, Fiscal Rules and Fiscal Performance in the EU and Japan, in: Monetary and Economic Studies, 14, Tokio: Bank of Japan’s Institute for Monetary and Economic Studies, 2006, Seite 25-60. x Im Auftrag von „Ernst & Young“, Polen, führten ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Mark Hallerberg eine empirische Untersuchung der Budgetinstitutionen in Polen durch. Sie trugen die Ergebnisse und Reformvorschläge im Rahmen eines Seminars in Warschau vor, zu dessen Teilnehmern zahlreiche Journalisten und Politiker zählten. Jürgen von Hagen/Mark Hallerberg, Budget Processes in Poland: Promoting Fiscal and Economic Stability, Warschau: Ernst and Young Better Government Program, 2006; auch als „Koalicja na rzecz dobrego budzetu“, in: Gazeta Wyborcza, Warschau, 20. Mai 2006 und „Szwedzka lekcja“, in: Newsweek, Polish edition, Warschau, 27. August 2006. x ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen setzte im Jahr 2006 seine Forschung über Budgetinstitutionen gemeinsam mit ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Mark Hallerberg, Emory University, und ZEI Senior Fellow Dr. Rolf Strauch, EZB, fort. In einer empirischen Studie, die bei einer von der Europäischen Kommission im Oktober organisierten Konferenz vorgetragen wurde, zeigten die Autoren die Abhängigkeit der Wahl von Budgetinstitutionen zur Stärkung der fiskalischen Disziplin von den Charakteristika des politischen Systems eines Landes, insbesondere von seinem Wahlsystem und der Intensität des politischen Wettbewerbs, auf. Dies bedeutet, dass die institutionellen Vorgaben des Stabilitäts- und Wachstumspaktes nicht für alle EU-Mitgliedsstaaten angemessen sind. Mark Hallerberg/Rolf Strauch/Jürgen von Hagen, The Design of Fiscal Rules and Forms of Governance in European Union Countries, in: European Journal of Political Economy, Vol. 23, No. 2, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, 2007, Seite 338-359. 150 x Im Auftrag des „Forums of Federations“ in Toronto, eines von den Föderalstaaten der Welt getragenen Forschungsinstituts, erarbeitete ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen gemeinsam mit Prof. Dr. Lars P. Feld, Universität Heidelberg, eine Studie zum Reformbedarf und zu Reformansätzen des Föderalismus in Deutschland. Lars P. Feld/Jürgen von Hagen, Federal Republic of Germany, in: Anwar A. Shah (ed.), The Practice of Fiscal Federalism: Comparative Perspectives, A Global Dialogue on Federalism, 4, Montreal/Kingston: McGill and Queen’s University Press, 2007. x In einem empirischen Projekt untersuchten Dr. Birgit Schmitz, Universität Bonn, Prof. Dr. Alan Ahearne, Bruegel, Brüssel, und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen die empirischen Determinanten von Kapitalströmen innerhalb der Europäischen Union. Sie zeigten, dass die Einführung des Euro zu einer Vertiefung der finanziellen Integration der Volkswirtschaften geführt hat. Prof. Dr. von Hagen trug die Ergebnisse dieser Studie bei einer internationalen Tagung der Europäischen Kommission in Brüssel vor. Jürgen von Hagen/Birgit Schmitz/Alan Ahearne, Current Account Imbalances in the Euro Area, in: Aslund, Anders/Dabrowski, Marek (eds.), Challenges of Globalization, Washington D.C.: Peterson Institute for International Economics, 2008, Seite 41-57. x ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und Dr. Ralph Hepp, Fordham University, New York, erarbeiteten eine empirische Studie über die Umverteilungs- und Versicherungswirkungen des Finanzausgleichs in der Bundesrepublik Deutschland. Die Studie ging insbesondere auf die Folgen der Reform des Finanzausgleichs im Jahr 1995 ein, in der die ostdeutschen Bundesländer in den Finanzausgleich integriert wurden. Sie zeigte, dass der Finanzausgleich vor allem eine fast perfekte Versicherung der Länderhaushalte gegen asymmetrische Schocks darstellt. Besonders die westdeutschen Nehmerländer haben von der Einbeziehung der ostdeutschen Bundesländer profitiert. Das Paper „Fiscal Federalism in Germany: Stabilization & Restribution Before and After Unification“ wurde im April 2012 von der internationalen Zeitschrift für Föderalismus Publius veröffentlicht. 151 Weitere ausgewählte Publikationen Jürgen von Hagen/Ingo Fender, Central Bank Policy in a More Perfect Financial System, ZEI Working Paper, B03/1998. Bernd Hayo, Money-Output Granger Causality Revisited. An Empirical Analysis of EU Countries, ZEI Working Paper, B08/1998. Volker Wieland, Monetary Policy, Parameter Uncertainty, and Optimal Learning, ZEI Working Paper, B09/1999. Kenneth Kletzer/Jürgen von Hagen, Monetary Union and Fiscal Federalism, ZEI Working Paper, B01/2000. Bernd Hayo/Jürgen von Hagen, The Monetary Inflation Potential in the Eurozone, EMU Monitor Background Paper, University of Bonn, 2000. John W. Maxwell/Jürgen von Hagen (eds.), Empirical Aspects of Environmental Policies in Europe, ZEI Studies in European Economics and Law, Vol. 3, Boston/Dordrecht: Kluwer Academic Publishers, 2000. Jürgen von Hagen/C.J. Waller (eds.), Regional Aspects of Monetary Policy in Europe, ZEI Studies in European Economics and Law, Vol. 1, Boston/Dordrecht: Kluwer Academic Publisher, 2000. Jürgen von Hagen/Jizhong Zhou, The Choice of Exchange Rate Regimes: An Empirical Analysis for Transition Economies, ZEI Working Paper, B03/2002. Iulia Traistaru/Guntram Wolff, Regional Specialization and Employment Dynamics in Transition Countries, ZEI Working Paper, B18/2002. Jürgen von Hagen, Fiscal Discipline and Growth in Euroland. Experiences with the Stability and Growth Pact, ZEI Working Paper, B06/2003. Martin Seidel, Die Weisungs- und Herrschaftsmacht der Europäischen Zentralbank im System der Europäischen Zentralbanken – eine rechtliche Analyse, ZEI Working Paper, B11/2003. Guntram Wolff, Fiscal Crises in U.S. Cities: Structural and Non-structural Causes, ZEI Working Paper, B28/2004. Jürgen von Hagen/Haiping Zhang, Financial Openness and Macroeconomic Volatility, ZEI Working Paper, B02/2006. Jürgen von Hagen/Paul Seabright, The Economic Regulation of Broadcasting Markets, Cambridge: Cambridge University Press, 2007. 152 2. Wirtschaftspolitik Für die Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik in der Wirtschafts- und Währungsunion sind die Mitgliedsstaaten zuständig. Doch wurden nicht erst seit Beginn der europäischen Schuldenkrise Forderungen nach einer stärkeren Koordinierung der einzelnen Wirtschaftspolitiken auf europäischer Ebene laut. War das wichtigste Element der EU, um auf die Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten koordinieren und lenkend einzuwirken zuvor der Stabilitätsund Wachstumspakt (SWP), wurde er 2013 zum Fiskalpakt fortentwickelt. 2.1 Wettbewerb und wirtschaftliche Konvergenz in der EU x In der wirtschaftspolitischen Debatte um die institutionelle Entwicklung der EU nahm die Frage nach dem Verhältnis der verschiedenen wirtschaftspolitischen Systeme in den Mitgliedsländern zueinander seit den 1990er Jahren immer breiteren Raum ein. Diese Debatte hat mehrere Facetten: - Ein Teil der Diskussion konzentriert sich auf die Frage, inwieweit die Wirtschaftspolitiken der Mitgliedsländer im Wettbewerb zueinander stehen können oder harmonisiert und koordiniert werden müssen. - Ein zweiter Teil der Diskussion betrachtet die Notwendigkeit eines fiskalischen Verbunds der Mitgliedstaaten der Währungsunion nach dem Muster des deutschen Finanzausgleichs zur Sicherung von Beschäftigungsstabilität in den einzelnen Mitgliedsländern. - Ein dritter Teil befasst sich mit dem Problem des Steuerwettbewerbs in Europa. - In einem vierten Teil schließlich geht es um die Entwicklung der lokalen Gebietskörperschaften in Europa und ihr Verhältnis zu den übergeordneten politischen Ebenen in der Union. Das ZEI führte zwischen 1997 und 2002 ein breit angelegtes Forschungsprogramm durch, das Beiträge zu diesen Forschungsfragen leistete. Die Diskussion um das Verhältnis von Systemwettbewerb vs. Harmonisierung der wirtschaftspolitischen Ansätze und Systeme in der EU betrachtete die Frage, wie unterschiedliche Systeme, darunter die Arbeitsmarktregulierung, in den Mitgliedsstaaten nebeneinander bestehen können. x Im Juli 1997 schufen das ZEI und das Centre d’Etudes Prospectives et d’Informations Internationales (CEPII, Paris) das „Deutsch-Französische Wirtschaftspolitische Forum“ mit dem Ziel, regelmäßige Gespräche über gemeinsame wirtschaftspolitische Belange zwischen den beiden Ländern zu 153 fördern. Teilnehmer waren jeweils etwa 40 Vertreter von Verbänden, Banken, Unternehmen, Gewerkschaften und Ministerien sowie Parlamentarier beider Länder. Das Forum hat Themen der Wechselkurspolitik, der Arbeitsmarktpolitik, Fragen der Steuerharmonisierung und der Koordination der Wirtschaftspolitik erörtert. Die Diskussion zwischen den deutschen und französischen Teilnehmern zeigte, dass auf französischer Seite die Notwendigkeit nach enger wirtschaftspolitischer Koordination für größer erachtet wurde als auf deutscher Seite. Die deutschen Teilnehmer neigten dagegen mehr dem Modell des Wettbewerbs der Systeme zu. Deutsch-Französisches Wirtschaftspolitisches Forum/Forum Economique Franco-Allemand, Employment and EMU, ZEI Working Paper, B/02, 1997. Deutsch-Französisches Wirtschaftspolitisches Forum/Forum Economique Franco-Allemand, The EMU’s Exchange Rate, ZEI Working Paper, B/04, 1998. Deutsch-Französisches Wirtschaftspolitisches Forum/Forum Economique Franco-Allemand, Labour Market & Tax Policy in the EMU, ZEI Working Paper, B/16, 1998. Deutsch-Französisches Wirtschaftspolitisches Forum/Forum Economique Franco-Allemand, Financial Supervision and Policy Coordination in the EMU, ZEI Working Paper, B/011, 1999. Deutsch-Französisches Wirtschaftspolitisches Forum/Forum Economique Franco-Allemand, EMU and Economic Growth in Europe, ZEI Working Paper, B/07, 2000. Deutsch-Französisches Wirtschaftspolitisches Forum/Forum Economique Franco-Allemand, Trade Rules and Global Governance. A Long Term Agenda, ZEI Working Paper, B/05, 2001. x Die Studie „Der Wettbewerb der Rechts- und politischen Systeme in der Europäischen Union“ von ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Martin Seidel kam 1998 zu dem Schluss, dass die Europäische Union eine adäquate Wettbewerbsordnung und geeignete Institutionen benötigt, um sicherzustellen, dass das Nebeneinander verschiedener wirtschaftspolitischer Systeme zu effizienten Ergebnissen führt Martin Seidel, Der Wettbewerb der Rechts- und politischen Systeme in der Europäischen Union, ZEI Policy Paper, B10/1998. x Im April 1998 veranstaltete das ZEI gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi, Mailand, dem Istituto per gli Studi di Politica Internazionale (ISPI), Mailand, und dem Institut für Europäische Politik (IEP), Bonn, ein „Deutsch-Italienisches Wirtschaftspolitisches Kolloquium“. 154 Dabei wurden Aspekte der Globalisierung der europäischen Wirtschaft diskutiert. Am zweiten Tag der Veranstaltung waren mehrere Panels hochrangiger Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter, unter Beteiligung von EU-Kommissar Mario Monti, speziellen Themen der europäischen Wirtschaftspolitik, darunter der Regulierung der Finanzmärkte in Europa, gewidmet. x Wirtschaftspolitische Koordination war ebenfalls das Thema des Workshops „Implementing the European Employment Pact“ am 8. Juli 1999, zu dem das ZEI Vertreter der Finanzministerien aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Finnland sowie Vertreter der Europäischen Zentralbank und der Europäischen Kommission einlud. In seinem Einführungsreferat „Making EMU a Success“, einer Gemeinschaftsarbeit mit Rüdiger Dornbusch, Massachusetts Institute of Technology, betonte Prof. Dr. Pierre Jacquet, L‘Institut français des relations internationales (IFRI), Paris, dass die Europäische Währungsunion in der Zukunft eine gemeinsame, bewusst auf Wachstum ausgelegte Wirtschaftspolitik entwickeln müsse. ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen, diskutierte in seinem Referat alternative Strategien der wirtschaftspolitischen Koordinierung. Er hob hervor, dass die Koordinierung stärker auf die Analyse und Planung von Szenarien abstellen müsse, um gemeinsame Antworten auf wirtschaftliche Schocks und unvorhergesehene Entwicklungen zu erarbeiten. x In einem im März 2001 bei einer Konferenz der Europäischen Kommission vorgetragenen Beitrag über die Herausforderungen an die Wirtschaftspolitik in der Wirtschafts- und Währungsunion zeigten ZEI Mitarbeiterin Susanne Mundschenk und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen, dass die bisherigen Mechanismen und Prozesse zu wenig auf die speziellen Probleme der Währungsunion zugeschnitten sind. Aufgrund ihrer institutionellen Gestaltung war zu vermuten, dass diese Prozesse weitgehend ineffektiv bleiben werden. Dies lag nicht zuletzt an der Beschränkung der Koordination auf den bloßen Austausch von Absichtserklärungen und der mangelnden Möglichkeit zu bindenden Absprachen. Ihre Untersuchung betonte den Unterschied zwischen einer langfristigen und einer kurzfristigen wirtschaftspolitischen Perspektive. Langfristig sind in der Währungsunion Preisniveau und Beschäftigungsniveau voneinander unabhängig. Es besteht keine Notwendigkeit zur Koordination der Wirtschaftspolitik zwischen den Mitgliedsstaaten der EWU und zwischen ihnen und der EZB. Kurzfristig ergeben sich aber aufgrund von Lohn- und Preisrigiditäten Zielkonflikte zwischen einer auf Preisstabilität ausgerichteten 155 Geldpolitik und einer nationalen, auf ein stabiles Beschäftigungsniveau ausgerichteten Finanzpolitik. Die Untersuchung zeigte insbesondere, dass bei einer streng am Ziel der Preisstabilität ausgerichteten Geldpolitik der EZB die nationalen Finanzpolitiken der Mitgliedsländer der Währungsunion in einem Verteilungswettbewerb um ein kurzfristig gegebenes Volumen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage im Euroraum stehen. Dieser Verteilungswettbewerb führt dazu, dass unkoordinierte Wirtschaftspolitik ineffizient ist. Hier wird offenbar, dass die Gestaltung der wirtschaftspolitischen Institutionen in der Währungsunion von dem Paradigma der langen Frist geleitet war, in der Geld- und Fiskalpolitik unabhängig agieren konnten. Susanne Mundschenk/Jürgen von Hagen, The Political Economy of Policy Coordination in EMU, in Swedish Economic Policy Review, No. 8, 2001, Seite 107-137. x Rainer Hertrich, Co-Chief Executive Officer der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS), sprach am 27. Juni 2001 im Rahmen eines „ZEI-Europaforum“ über die Perspektiven des Unternehmens im Rahmen einer integrierten europäischen Beschaffungspolitik: „EADS als Basis für eine integrierte europäische Beschaffungspolitik“. Bei der European Aeronautic Defence and Space Company handelt es sich um den größten Luft- und Raumfahrtkonzern Europas, der aus dem Zusammenschluss der deutschen DASA bzw. DaimlerChrysler Aerospace AG, der französischen Aerospatiale Matra S.A. sowie der spanischen Construcciones Aeronáuticas S.A. (CASA) entstand. Seit Juli 2000 ist das Unternehmen an der Börse notiert. Zu den bedeutendsten Produkten gehörten die Raketensysteme Ariane IV und V, die Flugzeuge der Airbus-Familie, Hubschrauber wie NH 90 und Tiger sowie militärische Transportflugzeuge wie der neu konzipierte europäische Langstreckentransporter A400M. Das Unternehmen war außerdem mit 43 Prozent am Eurofighter sowie mit 46,5 Prozent an Dassault (Mirage) beteiligt. x Gemeinsam mit dem World Economic Forum (Davos) erstellten ZEI Mitarbeiterin Susanne Mundschenk und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen zur Beurteilung des Lissabon Prozesses den „Lisbon Review“, der bei der Europäischen Tagung des World Economic Forum Ende September 2002 in Salzburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der „Lisbon Review“ benutzt Daten aus der Unternehmensbefragung des World Economic Forum. Sie gaben die Einschätzung der Erfolge des Lissabon Prozesses aus der Sicht der Unternehmen wieder. Susanne Mundschenk und Prof. Dr. von Hagen verglichen dabei die EU Staaten mit einer Reihe anderer OECD Länder (USA, Australien, 156 Neuseeland, Schweiz, Norwegen) und den zehn mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern. Die Ergebnisse zeigten, dass die meisten EU Länder deutlich hinter den Vergleichsländern der OECD zurückblieben. Innerhalb der EU lag Finnland konsistent an der Spitze der Beurteilung, während Deutschland und Frankreich im Mittelfeld lagen. Die beiden größten Volkswirtschaften der EU waren demnach mit Abstand nicht mehr die wirtschaftlich und wirtschaftspolitisch führenden Länder der EU. Bedenklich stimmte aber auch das Ergebnis dieser Studie, dass es nur einen schwachen Zusammenhang zwischen dem Wachstumsverhalten einer Volkswirtschaft und seiner Beurteilung im „Lissabon Prozess“ gibt. Dies deutete darauf hin, dass der „Lissabon Prozess“ konzeptionell ungenügend ausgestaltet war. Susanne Mundschenk/Jürgen von Hagen, The Lisbon Review 2002-2003: An Assessment of Policies and Reforms in Europe, Bonn/Genf: Zentrum für Europäische Integrationsforschung /World Economic Forum, 2002. x Die EU hat zur wirtschaftspolitischen Koordination eine Reihe von Mechanismen (wie wirtschaftspolitische Richtlinien, Luxemburg Prozess, Cardiff Prozess und Köln Prozess) geschaffen, die unterschiedliche Aspekte der Wirtschaftspolitik abdecken. Inwieweit diese jedoch in der Lage sind, die grundlegende Aufgabe zu lösen, eine konsistente Wirtschaftspolitik zu liefern, ist umstritten. ZEI Mitarbeiterin Susanne Mundschenk und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen arbeiteten in einem gemeinsamen Projekt an der Analyse der wirtschaftspolitischen Aspekte dieser Frage. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war die Entstehung von wirtschaftspolitischen „Klubgütern“ in der Europäischen Währungsunion. Klubgüter sind wirtschaftspolitische Größen wie der gemeinsame Wechselkurs und die gemeinsame Inflationsrate, an denen alle Teilnehmer der Währungsunion gemeinschaftlich partizipieren. Diese Klubgüter erforderten eine neue Definition wirtschaftspolitischer Verantwortlichkeiten in der Währungsunion. Sie argumentierten, dass die bestehenden Mechanismen zu wenig auf die speziellen Probleme der Währungsunion zugeschnitten seien. Aufgrund ihrer institutionellen Gestaltung sei zu vermuten, dass diese Prozesse weitgehend ineffektiv bleiben werden. Dies lag nicht zuletzt an der Beschränkung der Koordination auf den bloßen Austausch von Absichtserklärungen und der mangelnde Möglichkeit zu bindenden Absprachen. Jürgen von Hagen/Susanne Mundschenk, Fiscal and Monetary Policy Coordination in EMU, in: Journal of International Finance and Economics, 8, Washington D.C., 2003, Seite 279-95 157 x Im März 2003 veranstaltete das ZEI gemeinsam mit dem Centre for Economic Policy Research, London, eine Konferenz zum Thema „Econometric Modeling of the Euro Economy“. In dieser Konferenz standen sektorale Aspekte der Wirtschaft des Euroraums im Mittelpunkt, wie zum Beispiel das Investitions- und das Konsumverhalten. Die Konferenz wurde mit Mitteln der Europäischen Kommission finanziell gefördert. x ZEI Senior Fellow Dr. Iulia Traistaru leitete von 2005 bis 2009 ein Forschungsprojekt über das Wachstumsverhalten und die Determinanten des Wirtschaftswachstums in den Regionen Europas. Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission im Rahmen ihres 6. Rahmenprogramms finanziert. Beteiligt waren neben dem ZEI Universitäten aus verschiedenen Europäischen Ländern sowie aus China. Das Forschungsprojekt „Determinanten der Wachstumserfolge in dynamischen Regionen“ untersuchte die wesentlichen Determinanten der jüngsten Wachstumserfolge in dynamischen Regionen (China, Indien, Südost-Asien, Brasilien, Russland, Zentraleuropa). Der Schwerpunkt lag auf der Analyse der wechselnden komparativen Wettbewerbsvorteile und des Transfers von Wissen bzw. modernen Technologien in einer wissensbasierten Weltwirtschaft. Ziel des Projektes war es, Implikationen für geeignete, wachstumsfördernde Politikmaßnahmen abzuleiten, die in der EU umgesetzt werden können. Dabei wurden insbesondere die folgenden Faktoren berücksichtigt: die Bedeutung von Wissen und Innovation für das ökonomische Wachstum auf der Länder- Regionen- und Firmenebene; die Implikationen von wechselnden komparativen Wettbewerbsvorteilen für die weltweite Einkommensverteilung, Einkommenskonvergenz und Wettbewerbsfähigkeit; der Einfluss von öffentlichen Politikmaßnahmen auf Innovation und Wachstum und die sich daraus ergebenden Optionen für eine erfolgreiche Wachstumspolitik der EU. Das Forschungsprojekt basierte sowohl auf theoretischen als auch empirischen Beiträgen. x Die für 2010 gesetzte Frist für das Ziel der Lissabon-Strategie, die EU zum wettbewerbsfähigsten, dynamischsten und wissensbasiertesten Wirtschaftsraum der Welt zu machen, der fähig ist, dauerhaftes Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, zeigte die Schwächen der EU nur zu deutlich auf. In dem heutigen globalen wirtschaftlichen Umfeld sind Politiker mehr denn je gefordert, Politiken zu entwerfen, die geeignet sind, für wirtschaftliches Wachstum zu sorgen und die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern. ZEI Master Fellow Meredith Tunick regte in dem Zusammenhang ein neues Denken an und argumentierte für 158 eine auf Innovationen beruhende politische Infrastruktur. Sie rief europäische Politiker dazu auf, ein adäquates, wettbewerbsfähiges Umfeld zu schaffen, in dem sich innovatives Handeln am Besten entfalten kann. Dabei nutzte sie grundlegende ordnungspolitische Überlegungen von Schumpeter und Hayek, um ihre wirtschaftspolitische Argumentation zu untermauern. Meredith Tunick: Promoting Innovation in the European Union- On the Development of Sound Competition and Industrial Policies, ZEI Discussion Paper, C 191/2009. 2.2 Arbeitsmarktpolitik Die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik war bis in die 1990er Jahre alleinige Angelegenheit der europäischen Nationalstaaten. Anlässlich des drastischen Anstiegs der Arbeitslosenzahlen Mitte der 1990er Jahre innerhalb der EU startete die EU-Kommission eine Initiative für eine europaweit koordinierte Beschäftigungspolitik. Das Ergebnis war die 1997 ins Leben gerufene Europäische Beschäftigungsstrategie. Diese zielte darauf ab, europaweit mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaffen. Die EU-Länder können im Rahmen der „offenen Methode der Koordinierung“ Informationen austauschen sowie ihre Beschäftigungspolitik diskutieren und koordinieren. Dadurch war ein einheitlicher Analyserahmen entstanden. Die Arbeitsmarktprobleme einzelner EU-Länder sind jedoch strukturell sehr unterschiedlich geblieben. x ZEI Senior Fellow Dr. Stefan Lutz organisierte Anfang 1998 eine Tagung zum Thema „Labor Productivity, Product Quality, and Trade”, bei der namhafte europäische Wirtschaftswissenschaftler die Entwicklung der Europäischen Union als wirtschaftlichen Standort erörterten. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage, inwieweit sich der traditionelle europäische Standortvorteil einer hohen Arbeitsproduktivität durch die Spezialisierung auf Produkte mit hoher Qualität ersetzen lässt. Die Konferenz zeigte, dass die Modelle zur Analyse von Wettbewerb auf qualitätsintensiven Märkten, die erst seit wenigen Jahren entwickelt werden, noch nicht genügend ausgereift sind, um wirtschaftspolitische Schluss-folgerungen zu erlauben. Stefan Lutz/Alessandro Turrini, Skills, Labour Costs, and Vertically Differentiated Industries. A General Equilibrium Analysis, ZEI Working Paper, B26/1999. x Sind Preisstabilität und stabile Beschäftigung wirklich so wichtig, wie Ökonomen gemeinhin behaupten? ZEI Senior Fellow Dr. Robert MacCulloch 159 arbeitete im Jahr 1999 im Rahmen seines Projekts „How Do Macroeconomic Fluctuations Affect Happiness?“ an der Beantwortung dieser Frage. Im Mittelpunkt seines Projekts stand der Einfluss makroökonomischer Entwicklungen auf das Wohlbefinden der Bevölkerung, gemessen anhand von Befragungsdaten. Die empirischen Schätzungen, die Dr. MacCulloch im Rahmen dieses Projekts durchführte, beruhten auf amerikanischen und europäischen Befragungen aus den 1970er bis zu den 1990er Jahren. Sie zeigten, dass die befragten Personen im Durchschnitt bereit wären, für eine Verringerung der Arbeitslosenquote ihres Landes um einen Prozentpunkt einen Betrag von 165 Dollar (in Preisen von 1985) und für eine Verringerung der Inflationsrate ihres Landes um einen Prozentpunkt einen Betrag von 150 Dollar (in Preisen von 1985) zu zahlen. Dies entsprach jeweils etwa zwei Prozent des durchschnittlichen Pro-Kopf Einkommens der Befragten. Dr. MacCullochs Studie wurde im American Economic Review publiziert. x Im Rahmen des Projekts „Flexibility of Labor Markets“ untersuchte ZEI Senior Fellow Dr. Robert MacCulloch den empirischen Zusammenhang zwischen Flexibilität und wichtigen Arbeitsmarktindikatoren wie Arbeitslosenquote, Beschäftigungsquote und Partizipationsrate. Er stützte sich dabei auf ein Maß der Flexibilität, das aus internationalen Befragungsdaten entwickelt wurde und einen internationalen Vergleich der Arbeitsmarktentwicklung zuließ. In einer gemeinsamen Arbeit mit Prof. Dr. Rafael Di Tella, Harvard University, zeigte Dr. MacCulloch, dass der Zusammenhang zwischen Flexibilität und Arbeitslosenquoten nur schwach negativ war. Daten aus den 1980er Jahren ließen den Schluss, eine Flexibilisierung der Arbeitsmärkte trage zur Überwindung der Arbeitslosigkeit bei, nicht zu. Hingegen gab es einen deutlich positiven Zusammenhang zwischen Flexibilität und Beschäftigungsgrad, und dies vor allem in der Beschäftigung von Frauen. Deutlich wurde auch, dass flexible Arbeitsmärkte in der Lage sind, negative Beschäftigungsschocks rascher zu absorbieren. Rafael Di Tella/Robert J. MacCulloch, The Consequences of Labor Market Flexibility, ZEI Working Paper, B02/1999 x In einem weiteren Projekt befasste sich Dr. MacCulloch mit theoretischen und empirischen Determinanten der Arbeitslosenversicherung und der sozialen Sicherung. Vor dem Hintergrund der Absicht der französischen Regierung, die gesetzliche Arbeitszeit in Frankreich auf 35 Stunden zu verkürzen, diskutierte das „Deutsch-Französische Wirtschaftspolitische Forum“ bei seinem Treffen im Juli 1999 in Paris die deutschen Erfahrungen mit der Verkürzung der 160 Arbeitszeit. Prof. Dr. Axel Börsch-Supan, Universität Mannheim, erläuterte in seinem einführenden Referat die Schwierigkeiten einer exakten Messung der Beschäftigungseffekte der Arbeitszeitverkürzung. Aufgrund einer Reihe von Schätzungen kam er zu dem Schluss, dass die Beschäftigungseffekte vermutlich negativ waren. Auf französischer Seite hoffte man dagegen, durch steuerliche und andere Anreize für die Unternehmen positive Beschäftigungseffekte erzielen zu können. x ZEI Senior Fellow Dr. Rolf Strauch und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen befassten sich in einer gemeinsamen Arbeit über die langfristige Entwicklung der deutschen Finanzpolitik mit der Interaktion zwischen Arbeitsmarktentwicklung und der Entwicklung der öffentlichen Finanzen in der Bundesrepublik. Sie zeigten, dass die seit den 70er Jahren zu beobachtende, langfristige Schwächung der öffentlichen Finanzen in Deutschland im Zusammenhang mit einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik steht, die zunehmend die Finanzlage der Rentenversicherung belastete. Dieser Trend hat sich in der Folge der Deutschen Einigung fortgesetzt und noch verstärkt. Dr. Strauch und Prof. Dr. von Hagen argumentierten, dass die Bewältigung der langfristigen Herausforderungen an die Finanzpolitik nur mit einer Reform des deutschen Arbeitsmarkts gelingen kann. Rolf R. Strauch/Jürgen von Hagen, Tumbling Giant. Germany’s Experience with the Maastricht Fiscal Criteria, ZEI Working Paper, B05/1999. x Unter Leitung von Diplom Volkswirtin Susanne Mundschenk erarbeiteten Mitarbeiter des ZEI in den Jahren 2000 und 2001 für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eine Synopsis der Nationalen Aktionspläne der EUMitgliedsstaaten zur Beschäftigungspolitik. Nationale Aktionspläne wurden seit 1998 im Rahmen des Luxemburger Prozesses jährlich erstellt. Ziel des Projektes war die Identifikation einer europäischen Beschäftigungsstrategie aus den nationalen Plänen und die Diskussion von Schlussfolgerungen für die deutsche Beschäftigungspolitik. Im Rahmen des Projektes organisierte das ZEI im Sommer 2000 einen Workshop mit führenden europäischen Arbeitsmarktökonomen. Das Projekt zeigte, dass die Arbeitsmarktprobleme unterschiedlicher EU-Länder strukturell sehr unterschiedlich zu beurteilen sind. Spielen regionale Entwicklungen in einigen Ländern eine große Rolle, so sind es in anderen Ländern eher Probleme unterschiedlicher Altersgruppen, die zu anhaltend hohen Arbeitslosenquoten führen. Diese Heterogenität der Arbeitslosigkeit warf erhebliche Fragen in Bezug auf die Effektivität einer gemeinsamen europäischen Beschäftigungsstrategie auf. Das Projekt zeigte allerdings, dass der Prozess der 161 Formulierung und gemeinsamen Beurteilung der nationalen Beschäftigungspolitiken eine eigene Dynamik entwickelt hatte, die zumindest zu einem einheitlichen Analyserahmen führte. Die Ergebnisse wurden im Jahr 2001 von Susanne Munschenk, in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung in Bonn, unter dem Titel „Auswertung der Nationalen Beschäftigungspolitischen Aktionspläne der anderen EU-Staaten für 1999 und 2000“ publiziert. x Mit arbeitsmarkt- und regionalpolitischen Fragen befasste sich ein von den ZEI Senior Fellow Dr. Iulia Traistaru und Dr. Jan Fidrmuc geleitetes Forschungsprojekt 2001 bis 2004 mit dem Titel „Regional Labor Market Adjustment in the Accession Candidate Countries“. Das Projekt, an dem neben Wissenschaftlern des ZEI auch Forscher aus Wien, London, Budapest, Mannheim, Berlin, Stockholm und Den Haag beteiligt waren, betrachtete die Anpassungsprozesse auf den regionalen Arbeitsmärkten der Beitrittsländer und die Auswirkungen der Arbeitsmarktpolitik. Im Rahmen des Projekts wurden die verschiedenen Anpassungsmechanismen der Arbeitsmärkte – Änderungen in der Partizipation, Lohnentwicklung und Migration – untersucht. Besondere Aufmerksamkeit wurde den Grenzregionen der Beitrittsländer gewidmet. In einem Teilprojekt von Dr. Traistaru ging es vor allem um die Frage der Flexibilität regionaler Arbeitsmärkte in den neuen Mitgliedsstaaten. Die Europäische Zentralbank veröffentlichte die Ergebnisse 2004 unter dem Titel „Macroeconomic Adjustment in the New EU Member States“. x Am 7. und 8. Dezember 2001 fand unter Leitung von Prof. Dr. Monika Merz, Universität Bonn, am ZEI ein internationaler Workshop zum Thema „Interactions between financial markets and labor markets“ statt. Bei dieser Veranstaltung, die international führende Wissenschaftler aus den Bereichen Makroökonomik, Finanz- und Arbeitsmärkte zusammenbrachte, diskutierten die Teilnehmer aktuelle Forschungsergebnisse aus Theorie und Empirie der Finanzund Arbeitsmarktökonomik. Dabei stand die Interaktion zwischen Kapital- und Arbeitsmärkten im Mittelpunkt der Diskussion, so beispielsweise die Rolle der Kapitalmarktstruktur für die Entscheidung von Unternehmen, Arbeiter neu einzustellen bzw. zu entlassen, und die Rolle von Arbeitsmarktfriktionen, Lohnfindungsmechanismen und technologischem Fortschritt für die Unternehmensbewertung. Die Beiträge präsentierten theoretische und empirische Untersuchungen und diskutierten die wirtschaftspolitischen Implikationen rigider Arbeitsmärkte. 162 x Im August 2003 veranstaltete ZEI Senior Fellow Dr. Jan Fidrmuc gemeinsam mit dem William Davidson Institute der University of Michigan eine Konferenz zum Thema „Political Economy of Transition: Job Creation and Job Destruction“, die internationale wissenschaftliche Experten zu Arbeitsmarktfragen in Transformationsländern nach Bonn brachte. x Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Oded Stark, Jerusalem, führte das ZEI ein Forschungsprojekt über die wirtschaftlichen Determinanten internationaler Migration durch. Im Mittelpunkt des Projekts, an dem junge Wissenschaftler aus Europa und den USA beteiligt waren, standen die Ansätze der sogenannten New Economics of Migration, die sich auf bildungs-ökonomische Zusammenhänge konzentrierte. Das Projekt endete mit einer Konferenz in Bonn am 30. September/1. Oktober 2003. x Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit blieb trotz Wirtschafts- und Währungsunion die größte wirtschaftspolitische Herausforderung Europas. Seit einigen Jahren forderten internationale Institutionen wie die OECD ebenso wie zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler und Vertreter der Wirtschaftspresse forderten eine größere Flexibilität der Arbeitsmärkte in Europa, um dem Problem Herr zu werden. Der derzeitige Forschungsstand stützte diese Forderung kaum. Weder theoretische noch empirische Analysen belegten überzeugend, dass Flexibilisierung zum Abbau der Arbeitslosigkeit beiträgt. Hinzu kam, dass der Begriff der Flexibilität in der wirtschaftspolitischen Diskussion mit unterschiedlichen Inhalten belegt wurde. ZEI Senior Fellow Dr. Iulia Traistaru und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen zeigten in einer gemeinsamen Studie 2005, dass die Lohnflexibilität in den neuen Mitgliedstaaten ausreichend groß sei, um eine Mitgliedschaft dieser Länder in der Währungsunion zu ermöglichen. Jürgen von Hagen/Iulia Traistaru, Macroeconomic Adjustment in the New EU Member States, ZEI Working Paper, B01/2005. x In dem Paper „Free Movement of Workers in the EU“ wurden Hintergründe und Geschichte von drei ausgewählten Erweiterungsprozessen untersucht. Wirtschaftliche Begründungen und Rechtfertigungen während der Zeit der Übergangsbestimmungen wurden in Frage gestellt und daraufhin untersucht, wie diese sich praktisch auswirkten. Es wurden Fragen aufgeworfen über die politischen Absichten hinter den Restriktionen der Freiheit der Arbeiter. Das Paper gab Aufschluss über die rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren, die Einfluss auf die mitgliedsstaatliche Entscheidungsfindung bei der 163 Einführung und Durchsetzung von Übergangsbestimmungen im Zuge des Beitritts neuer Mitgliedsstaaten in die EU nehmen. Desislava Kraleva, Free Movement of Workers in the EU. Legal Aspects of the Transitional Arrangements, ZEI Discussion Paper, C217/2013. Weitere ausgewählte Publikationen Jürgen von Hagen, Fiscal Policy and Intranational Risk-Sharing, ZEI Working Paper, B13/1998. Kenneth M. Kletzer, Monetary Union, Asymmetric Productivity Shocks and Fiscal Insurance. An Analytical Discussion of Welfare Issues, ZEI Working Paper, B06/1998. John W. Maxwell/Jürgen von Hagen, Empirical Studies of Environmental Policies in Europe, New York: Springer Science and Business Media, 2000, 217 Seiten. Ingo Fender, Corporate Hedging. The Impact of Financial Derivatives on the Broad Credit Channel of Monetary Policy, BIS Working Paper No 94, Basel: Bank for International Settlements, 2000. Bünger, Klaus, Vorrang für Systemwettbewerb, in: Lüder Gerken/Otto Graf Lambsdorff, Otto (Hrsg.), Ordnungspolitik in der Weltwirtschaft, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2001, Seite 98-104. Jürgen von Hagen/Susanne Mundschenk, The Functioning of Economic Policy Coordination, ZEI Working Paper, B08/2001. Volker Reinthaler/Guntram Wolff, The effectiveness of subsidies revisited: accounting for wage and employment effects in business R&D, ZEI Working Paper, B21/2004. Iulia Traistaru/Guntram Wolff, Guntram, Regional Specialization and Employment Dynamics in Transition Countries, in: Scott Hacker/Börje Johansson, Emerging Market Economies and European Economic Integration, Cheltenham: Edward Elgar, 2004, Seite 134-159. Jürgen von Hagen/Klaus Zimmermann/Michael Burda/Kai Konrad/Friedrich Schneider/Hilmar Schneider/Gert Wagner, Petersberger Erklärung: Anstöße für eine zukunftsgerichtete Arbeitsmarktpolitik, in: Wirtschaftsdienst, 88/12, Kiel, 2008, Seite 814-815. 164 3. Regional- und Strukturpolitik Die Regional- und Strukturpolitik der EU zielt darauf ab, die sozialen, wirtschaftlichen und territorialen Unterschiede der Regionen innerhalb Europas auszugleichen. Die getätigten Investitionen beliefen sich im Zeitraum 20072013 auf 348 Mrd. Euro. Damit stellt die Regionalpolitik den zweitgrößten Posten des EU-Haushalts dar. Sie dient der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, der Förderung des Wirtschaftswachstums, der Verbesserung der Lebensqualität und einer nachhaltigen Entwicklung. Gefördert werden zum einen die am wenigsten wohlhabenden Regionen, deren BIP unter 75 Prozent des Gemeinschaftsdurchschnitts liegt. Zum anderen Gebiete, deren BIP zwar über diesen 75 Prozent liegt, die aber unter besonderen Strukturproblemen leiden. Schließlich bestehen Fördermöglichkeiten für die Zusammenarbeit von Regionen an Binnen- und einigen Außengrenzen der EU-Länder. 3.1 Regionale Zusammenarbeit in der EU x Die EU-Regierungskonferenz 2000 in Nizza hatte weiteren Handlungs- und Entscheidungsbedarf offen gelassen, der zu einem neuen Reformmandat der EU beim Gipfeltreffen in Laeken im Dezember 2001 führte. Für die deutschen Bundesländer war in diesem Prozess entscheidend, wie ihre Kompetenzen in einem künftigen Verfassungsvertrag der EU abgegrenzt und gewährleistet werden. Aus Sicht des ZEI war es erstrebenswert, künftig vermehrt solchen Fragen nachzugehen, die NRW-spezifische Interessen behandeln. Das Arbeitsfeld sollte den Grundsatz der Subsidiarität in einer möglichen europäischen Verfassung umfassen. Entsprechende Gespräche über Kooperationsfelder konnten 2001 von den ZEI Mitarbeitern mit der Ministerin für Europaangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, und ihrem Amtschef, Dr. Georg Kindsmüller, geführt werden. x ZEI Mitarbeiter arbeiteten gemeinsam mit Prof. Dr. Jorn Rattso (Norwegian Technology University) an einem Forschungsprojekt zur Struktur und Entwicklung der lokalen Gebietskörperschaften in europäischen Ländern. Ziel des Projekts war die Entwicklung eines gemeinsamen empirischen Forschungsansatzes, unter dem lokale Gebietskörperschaften in Deutschland, Norwegen, Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik, Italien und Schweden verglichen werden können. Ein erstes Treffen der beteiligten Wissenschaftler aus diesen Ländern fand im Dezember 2000 in Bonn statt. 165 x In einem gemeinsamen Projekt mit der Universität Lille untersuchten ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Etienne Farvacque die Entwicklung der haushaltspolitischen Institutionen auf Gemeindeebene in Deutschland, Frankreich und einigen anderen Ländern. Ziel des Projekts war es, die Effektivität unterschiedlicher Budgetregeln in den Ländern miteinander zu vergleichen. Auf diese Weise sollte gezeigt werden, wie die lokale Ebene zum Ziel der dauerhaften Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen in der Europäischen Währungsunion beiträgt bzw. beitragen kann. Projektmitarbeiter am ZEI war Diplom Volkswirt Dirk Foremny. Jürgen von Hagen/Etienne Farvaque, Les politiques budgétaires nationales en union monétaire, in: Etienne Farvaque/Gael Lagadec (édit.), Intégration Economique Européenne Problèmes et Analyses, Bruxelles: De Boeck Université, 2002. x Am 14. November 2002 führte das ZEI gemeinsam mit der NRWVertretung in Brüssel einen Workshop zum Thema „Europas Regionen im Laeken-Prozess – Mitspieler oder Zuschauer?“ durch. Diskussionsthema war die zukünftige Rolle des Ausschusses der Regionen (AdR) im europäischen Entscheidungssystem, die Ausgestaltung des Subsidiaritätsprinzips sowie der Einfluss der konstitutionellen Regionen im Laeken-Prozess. Entschieden widersprach der ehemalige französische Europaminister Alain Lamassoure der Vorstellung, europäische Verträge oder eine zukünftige europäische Verfassung dürften in die Territorialordnung der Mitgliedsstaaten hineinwirken. Im Ausschuss der Regionen sah er eine offizielle Interessenvertretung der Regionen, die jedoch nicht hinreichend demokratisch legitimiert sei und auch in Zukunft nicht mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden solle. Prof. Dr Jürgen Meyer, Angehöriger der Konvents-Arbeitsgruppe I, „Subsidiaritätsprinzip“, unterstrich die Bedeutung des Grundsatzes und forderte seine Aufnahme in eine zukünftige Verfassungspräambel. Die Überwachung der Achtung des „Subsidiaritätsprinzips“ solle vor Inkrafttreten der jeweiligen Rechtsakte erfolgen, unter frühzeitiger Beteiligung der nationalen Parlamente am Rechtsetzungsverfahren. Der EuGH und keine neue Instanz müsse grundsätzlich die nachträgliche juristische Überwachung übernehmen. Marcus Höreth, When Dreams Come True: The Role of Powerful Regions in Future Europe, ZEI Discussion Paper, C121/2003. x Bedingt durch die fortschreitende politische und wirtschaftliche Integration der Europäischen Union wird der Charakter der innereuropäischen Grenzen wie auch die Zusammenarbeit zwischen den Regionen Europas einem nachhaltigen 166 Wandel unterworfen. Daran wird sich auch künftig wenig ändern. Wie jedoch sieht die zukünftige Zusammenarbeit aus? Dieser Frage ging das ZEI im Jahr 2002 in der Publikation „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Regionen der Europäischen Union“, herausgegeben von ZEI Mitarbeiter Prof. Dr. Xuewu Gu, nach. Aufbauend auf grundlegenden Darstellungen zum rechtlichen Rahmen der regionalen Zusammenarbeit sowie zum allgemeinen Charakter der Grenzen innerhalb der EU bot der Sammelband eine Analyse in ausgewählten Politikfeldern. Untersucht wurden unter anderem Innen- und Rechtspolitik, regionale Strukturpolitik und Umweltschutz. In einem besonderen Teil wurde die Zukunft dieser transregionalen Zusammenarbeit aus der Sicht verschiedener nationaler und europäischer Institutionen beleuchtet. Xuewu Gu (Hrsg.), Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Regionen in Europa, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 39, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002, 219 Seiten. x Als größte politische Region in der EU muss das Land NRW immer mehr seinen Standort im Zuge der Globalisierung und Europäisierung behaupten. Daher gewinnt die grenzüberschreitende Zusammenarbeit für diese Region immer mehr an Bedeutung, was sich in den Förderungsprogrammen der EU zeigt. Das Paper „Netzwerkbildung in der EU als regionale Standortpolitik? Nordrhein-Westfalen und die transnationalen Beziehungen zu Regionen im Benelux-Raum, sowie in mittel- und Osteuropa“ von Nicole Christina Groß beleuchtete im Jahr 2004 beispielhaft die Gründe und Motivationen des Landes NRW für grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Benelux-Raum sowie mit Mittel- und Osteuropa. Nicole Christina Groß, Netzwerkbildung in der EU als regionale Standortpolitik? Nordrhein-Westfalen und die transnationalen Beziehungen zu Regionen im Benelux-Raum sowie in Mittel- und Osteuropa, ZEI Discussion Paper, C134/2004. 3.2 Regionalpolitik im Kontext der EU-Osterweiterung x Zu den wirtschaftspolitischen Herausforderungen des Beitrittsprozesses gehörte auch die Gestaltung der regionalen Entwicklung in den Beitrittsländern. Regionale Arbeitsmärkte und Märkte für Güter und Dienstleistungen müssen in den Beitrittsländern gestärkt werden, um regionale Ungleichgewichte infolge der stärkeren Einbindung der nationalen Wirtschaften in die europäische Wirtschaft zu vermeiden. Zu dieser Aufgabe gehört nicht zuletzt die Stärkung der regionalen Administrationen, um die Beitrittsländer zu befähigen, an den 167 Regionalprogrammen der Europäischen Union zu partizipieren. Vor diesem Hintergrund veranstaltete das ZEI unter der Leitung von ZEI Senior Fellow Dr. Iulia Traistaru am 10./11. Dezember 1999 einen Workshop zum Thema „Regional Development in Europe in the Context of Enlargement and the Agenda 2000.“ Über 40 Teilnehmer aus den Beitrittsländern und Westeuropa diskutierten empirische Befunde der regionalen Entwicklung und der volkswirtschaftlichen Wirkungen der europäischen Regionalpolitik. Ziel des Workshops war nicht zuletzt die Entwicklung einer gemeinsamen Forschungsperspektive, um komparative empirische Arbeiten von Forscherteams aus verschiedenen Ländern zu fördern. x Der Prozess der europäischen Integration führte einerseits zu intensiveren Handelsbeziehungen zwischen den Beitrittsländern und der Union, andererseits aber auch zu einer Veränderung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Regionen der Beitrittsländer bis hin zur Disintegration. Deutlichstes Beispiel dafür ist die Spaltung der ehemaligen CSSR in die Tschechische und die Slowakische Repubik. ZEI Senior Fellow Dr. Jan Fidrmuc beschäftigte sich in einem Forschungsprojekt mit der Dualität dieser Prozesse. In einer gemeinsamen Arbeit mit Dr. Iulius Horvath, Senior Fellow am ZEI, Central European University, Budapest, und Academia Istropolitana Nova, Bratislava, und Jarko Fidrmuc, Österreichische Nationalbank, wurde aufgezeigt, dass sich die Instabilität der Tschechisch-Slowakischen Währungsunion aufgrund der wirtschaftlichen Grunddaten erklären lässt. Jan Fidrmuc/Iulius Horvath/Jarko Fidrmuc, Stability of Monetary Unions. Lessons from the Break Up of Czechoslovakia, in: Journal of Comparative Economics, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, Vol. 27, Issue 4, 1999: Seite 753-781. x Zu den wirtschaftspolitischen Herausforderungen gehörte die Gestaltung der regionalen Entwicklung in den mittelost- und südosteuropäsichen Beitrittsländern. Regionale Arbeitsmärkte und Märkte für Güter und Dienstleistungen müssen in den Beitrittsländern gestärkt werden, um regionale Ungleichgewichte infolge der stärkeren Einbindung der nationalen Wirtschaften in die europäische Wirtschaft zu vermeiden. ZEI Senior Fellow Dr. Iulia Traistaru koordinierte seit 1999 ein Forschungsprogramm über „Europäische Integration, Regionale Entwicklung und Regionalpolitik“. Das Programm umfasste ein Europäisches Netzwerk von Forschern, Forschungsprojekte, Konferenzen und Politikberatung und wurde mit dem Ziel gegründet, die Förderung und Koordination von Forschungsarbeiten zum wirtschaftlichen 168 Strukturwandel auf regionaler Ebene in Europa zu erleichtern. Dabei fanden Aspekte und Konsequenzen der Osterweiterung besondere Beachtung. x Letztlich wird der Erfolg des Erweiterungsprozesses von wirtschaftlichen Entwicklungen bestimmt werden. ZEI Senior Fellow Dr. Bernd Hayo beschäftigte sich 1999 in dem Projekt „Public Attitudes Towards Economic Transition in Eastern Europe“ mit dem Einfluss wirtschaftlicher Größen auf den Grad der Zustimmung zum Integrationsprozess in den Bevölkerungen der Beitrittsländer. Seine Analyse kombiniert Befragungsdaten mit makroökonomischen Variablen, um den Effekt der Wirtschaftsentwicklung auf die öffentliche Meinung zu messen. Er fand heraus, dass Wirtschaftswachstum und Inflation einen signifikanten Einfluss auf die öffentliche Zustimmung zu Wirtschaftsreformen und dem Beitrittsprozess in diesen Ländern haben. Eine stabile Wirtschaftsentwicklung ist notwendig, um die politische Basis für den Reform- und den Beitrittsprozess zu sichern. Bernd Hayo, Public Opinion on Transformation in Eastern Europe, in: F. Columbus (ed.), Central and Eastern Europe in Transition, Vol. 3, New York: Nova Science, 1999: Seite 129-157. x ZEI Senior Fellow Dr. Jan Fidrmuc untersuchte 2000 in dem Projekt „Unemployment and the Dynamics of Political Support for Economic Reforms“ den politischen Prozess der Zustimmung zu wirtschaftlichen Reformen in den Beitrittsländern. Seine theoretische Analyse zeigte, dass Unsicherheit über den Reformerfolg eine zentrale Rolle in der Bestimmung des Grads der allgemeinen Zustimmung spielt. Diese Arbeit bildet den theoretischen Hintergrund zu empirischen Arbeiten, in denen Dr. Fidrmuc den Einfluss ökonomischer Entwicklungen auf die Ergebnisse politischer Wahlen in den Beitrittsländern untersucht. Empirische Ergebnisse für die Tschechische Republik, Ungarn, Polen und die Slowakei haben gezeigt, dass die Wahlerfolge politischer Parteien wesentlich von wirtschaftlichen Entwicklungen abhängen. Jan Fidrmuc, Political Support for Reforms. Economics of Voting in Transition Countries, in: European Economic Review, Vol. 44, Issue 8, Amsterdam/München: Elsevier Verlag, 2000, Seite 1491-1513. x ZEI Mitarbeiter Holger Gleich analysierte 2000 die fiskalpolitischen Institutionen der Beitrittsländer in Mittel- und Osteuropa. Aufbauend auf dem Forschungsansatz und den Arbeiten der Forschungsgruppe „Makroökonomische Politik und Institutionen“ entwickelte er eine Charakterisierung dieser Institutionen und untersuchte ihre Rolle bei der makroökonomischen Stabilisierung und der Erreichung dauerhaft tragbarer öffentlicher Finanzen in 169 den Ländern während der 1990er Jahre. Seine Untersuchungen bestätigten die Bedeutung institutioneller Regeln im Budgetprozess von Regierungen für die fiskalpolitische Disziplin. Eine wichtige Forschungsfrage war dabei die nach den Determinanten institutioneller Entwicklungen. Da die betrachteten Länder zu Beginn des Transformationsprozesses relativ ähnliche Ausgangsbedingungen für die Fiskalpolitik aufwiesen, dann aber deutlich unterschiedliche Wege der institutionellen Entwicklung beschritten haben, wurde analysiert, welche politischen und wirtschaftlichen Faktoren die Entwicklung fiskalpolitischer Institutionen beeinflussen. Ergebnisse der Untersuchung stellten Holger Gleich und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen bei der European Summer Academy des Centre for Economic Policy Research (CEPR) in Amsterdam im August 2000 vor. x In einem gemeinsamen Projekt erarbeiteten die Research Fellows des Centre for Economic Policy Research (London) sowie die Professoren Barry Eichengreen (Berkeley), David Begg (London), Laszlo Halpern (Budapest), Charles Wyplosz (Genf) und ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen Perspektiven für die Gestaltung der Kapitalverkehrsfreiheit für die Beitrittsländer auf dem Weg in die EU. Im Sommer 2000 veranstaltete die Forschungsgruppe gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle eine Tagung zum Thema Währungskrisen und ihre Vermeidung in Transformationsländern. Im Mittelpunkt der Projektarbeit im Jahr 2001 stand die Kombination von Kapitalverkehrs- und Wechselkursregime in der Zeit zwischen dem EU-Beitritt und dem Beitritt zur Währungsunion. Diese Periode ist kritisch, da nach der gängigen Interpretation des EU-Vertrags die neuen Mitglieder freien Kapitalverkehr zulassen und zugleich Mitglieder in dem System mäßig fixer Wechselkurse des EWS-2 sein sollten. Die Forderung des EU-Vertrags führt die neuen Mitglieder in ein währungspolitisches Umfeld, das von hoher Krisenanfälligkeit gekennzeichnet ist. x In dem 2000 von ZEI Senior Fellow Dr. Iulia Traistaru initiierten Forschungsprojekt „European Integration, Regional Specialization, and the Location of Industrial Activity in Accession Countries“, analysierten Wissenschaftler aus Bonn, Amsterdam, Mailand, Tallinn, Budapest, Ljubljana und Bukarest Fragen der regionalen Entwicklung. Das Projekt untersuchte die sich ändernden Muster der regionalen wirtschaftlichen Spezialisierung in den Beitrittsländern und die Entwicklung industrieller Standorte in der Region. Dabei wurden auch regionale Lohndifferentiale betrachtet. Das Projekt sollte 170 identifizieren welchen Einfluss die Instrumente der Europäischen Regionalpolitik auf ungleichgewichtige Entwicklungen nehmen können. Konferenzen im Rahmen des Projekts fanden im Januar 2002 in Bohinj, Slowenien, und vom 9. bis 13. Oktober in Iasi, Rumänien, statt. Zusammen mit einer Reihe von Praktikern aus der Regionalpolitik diskutierten die Wissenschaftler bei beiden Veranstaltungen ihre Ergebnisse sowie aktuelle Fragen der Regionalpolitik in den an dem Projekt beteiligten Ländern. In einem weiteren Projekt arbeiteten Iulia Traistaru/Thiess Büttner, Regional Wage Flexibility. A Comparison of EU Member States and Accession Countries, in: Accession Candidate Countries: A Literature Survey, AccessLab Working Paper 9, Wien: The Austrian Institute for Economic Research, September 2002. x Im Jahr 2000 initiierte das ZEI die Gründung des Forschungsnetzwerks „European Network on Regional Development and Regional Policy“, das mit Mitteln des Bundesministeriums für Forschung und Bildung gefördert wurde. Ziel des Netzwerks war die Förderung und Koordination von Forschungsarbeiten zum wirtschaftlichen Strukturwandel auf regionaler Ebene in Europa. Dabei fanden Aspekte und Konsequenzen der Osterweiterung besondere Beachtung. Rund 50 Wissenschaftler, Praktiker und Vertreter von Forschungs-einrichtungen und statistischen Behörden aus 16 EU- und Beitrittsländern sowie der Weltbank arbeiteten im Rahmen dieses Netzwerks zusammen. Themen waren „Regionale Ungleichheit, Konvergenz und Integration“, „Industrielle Standortentwicklung und Standortwettbewerb“, „Regionale Arbeitsmarktentwicklung“ und „Institutionen und institutionelle Kapazität für Regionalpolitik“. x Im Rahmen des Projekts „The Impact of European Integration and Enlargement on Regional Structural Change and Cohesion“, das ZEI Senior Fellow Dr. Iulia Traistaru leitete, wurden durch Querschnittsanalysen über verschiedene europäische Staaten und Regionen die Effekte wirtschaftlicher Integration auf den Strukturwandel und den sozialen Zusammenhalt in den Regionen untersucht. Strukturwandel wurde dabei vor allem an Indikatoren räumlicher und sektoraler Spezialisierung festgemacht. Iulia Traistaru, European Integration, Regional Specialization and Location of Industrial Activity: A Survey of Theory and Empirical Evidence, in: Iulia Traistaru/Peter Nijkamp/Laura Resmini (eds.), The Economic Geography in EU Accession Countries, Aldershot: Ashgate Publishing Ltd., 2003, Seite 28-45. 171 Weitere ausgewählte Publikationen Christian Weller, The Connection Between More Multinational Banks and Less Real Credit in Transition Economies, ZEI Working Paper, B08/1999. Jürgen von Hagen/Christopher J. Waller, Regional Aspects of Monetary Policy in Europe, New York: Springer Science and Business Media, 2000, 326 Seiten. Jürgen von Hagen/Ralf Hepp, Regional Risk Sharing and Redistribution in the German Federation, ZEI Working Paper, B15/2000. Lucjan Orlowski, A Dynamic Approach to Inflation Targeting in Transition Economies, ZEI Working Paper, B11/2000. Jan Fidrmuc, Migration and Adjustment to Shocks in Transition Economies, ZEI Working Paper, B23/2001. Iulia Traistaru/Guntram B. Wolff, Regional Specialization and Employment Dynamics in Transition Countries, ZEI Working Paper, B18/2002. Iulia Traistaru/Anna Iara, Regional Wage Flexibility in EU Accession Countries, in: Accession Candidate Countries: A Literature Survey, Access Lab Working Paper 9, Wien: The Austrian Insti-tute for Economic Research, September 2002. Iulia Traistaru/Christian Volpe Martincus, Economic Integration and Manufacturing Concentration Patterns: Evidence from Mercosur, ZEI Working Paper, B23/2003. Laura Resmini, Economic Integration and Industry Location in Transition Countries, ZEI Working Paper, B10/2004. Jennifer Pédussel Wu, Measuring and Explaining Levels of Regional Economic Integration, ZEI Working Paper, B12/2004. Nauro Campos/Jan Fidrmuc, Political Economy of Transition and Development, Dordrecht: Kluwer Academic Publisher Groups, 2004, 224 Seiten. John Bradley/George Petrakos/Iulia Traistaru, Integration, Growth, and Cohension in an Enlarged European Union, New York: Springer Science and Business Media, 2004, 348 Seiten. Jürgen von Hagen, Fiscal Policy Challenges for EU Acceding Countries, in: Susan Schadler (ed.), Euro Adoption in Central and Eastern Europe: Opportunities and Challenges, Washington D.C.: IMF, 2005, Seite 259-283. 172 IV. Europas globale Rolle 1. Gemeinsame EU-Außen-und Sicherheitspolitik 1.1 Institutionelle Aspekte 1.2 Neue Herausforderungen 2. Erweiterungspolitik 2.1 Osterweiterung 2.2 Südosteuropa nach den Jugoslawien-Kriegen 2.3 Die EU und die Türkei 3. Nachbarschaftspolitik 3.1 Euro-Mediterrane Partnerschaft 3.2 Östliche Nachbarschaft und Russland 4. EU und die Weltmächte 4.1 Transatlantische Beziehungen 4.2 EU und China 5. EU und Regionalintegration in aller Welt 5.1 Region-Building: Grundlagen 5.2 Afrika 5.3 Lateinamerika und Karibik 5.4 Asien und Ozeanien 5.5 Naher Osten und arabischer Raum 173 IV. Europas globale Rolle Die Außenbeziehungen der Europäischen Union sind ein kompliziertes Geflecht. War die Außenpolitik lange Zeit eine Angelegenheit der Nationalstaaten, werden in den vergangenen Jahren die Bemühungen deutlicher, die verschiedenen Interessen stärker zu koordinieren und sukzessive zu integrieren. Diesem Zweck dienen die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) sowie die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP). Die EU unterhält zu der Mehrheit der Staaten weltweit bilaterale Beziehungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Ländern, die unmittelbar an die EU grenzen. Hier lassen sich zwei unterschiedliche Strategien erkennen: die Beitrittspolitik der EU und die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP). Während die Beitrittspolitik den Beitritt eines Landes zur Europäischen Union begleitet, richtet sich die ENP an unmittelbar an die EU angrenzende Nachbarstaaten und strebt eine Zusammenarbeit ohne Beitrittsperspektive an. Als Grundpfeiler der europäischen Außenbeziehungen sind ganz sicher die transatlantischen Beziehungen anzusehen, unterdessen gefolgt von der Zusammenarbeit mit China. In vielen Regionen der Erde ist die europäische Integration Inspirationsquelle geworden, um eigene Formen des „Region-building“ zu realisieren. 175 1. Gemeinsame EU-Außen- und Sicherheitspolitik Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU umfasst eine Vielzahl von Zielen: Erhalt des Friedens, Festigung der internationalen Sicherheit, Förderung internationaler Zusammenarbeit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Einhaltung von Menschenrechten und Grundfreiheiten. Laut dem Vertrag von Lissabon umfasst die GASP alle Bereiche der Außen- und Sicherheitspolitik. Teil der GASP ist die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP). Die GSVP ermöglicht der EU ein militärisches Eingreifen, wenn diese Maßnahme der Friedenssicherung oder -erhaltung dient. Oft geht es dabei um die Bewältigung aktueller Krisen und Konflikte. Die GASP ist weiterhin nicht vergemeinschaftet, sondern intergouvernmental angelegt. Vereinbarungen werden von den Mitgliedsstaaten im Europäischen Rat getroffen. In der Regel erfolgen die außen- und sicherheitspolitischen Entscheidungen einstimmig. Mit dem Vertrag von Lissabon wurde das Amt des Hohen Vertreters für Außen- und Sicherheitspolitik geschaffen und der Aufbau eines europäischen Dienstes für die Außenbeziehungen (EEAS) begonnen. 1.1 Institutionelle Aspekte Die Entwicklung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik wurde und wird vom ZEI regelmäßig und intensiv mit Vorträgen und in Publikationen begleitet. Die wissenschaftliche Arbeit konzentriert sich auf die institutionelle und konzeptionelle Entwicklung eines globalen Profils der EU im Rahmen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, auf das Verhältnis zur NATO und auf die neue Bedeutung der GASP in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen und des internationalen Terrorismus. x Die Bemühungen um die Entwicklung einer Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU wurden von vielfältigen Vortragsveranstaltungen und Publikationen begleitet. Guido Lenzi, Direktor des WEU Institute for Security Studies, beleuchtete in einem Vortrag am 27. Januar 1998 das Verhältnis WEUNATO-EU. Guido Lenzi, The WEU between NATO and EU, ZEI Discussion Paper, C4/1998. 177 x Wolfgang Ischinger, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, hielt am 21. April 1998 einen Vortrag am ZEI zum Thema „Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik nach Amsterdam – Praxis und Perspektiven“. Wolfgang Ischinger, Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik nach Amsterdam – Praxis und Perspektiven, ZEI Discussion Paper, C14/1998. x Dr. Wim van Eekelen, Präsident Europa-Bewegung/Niederlande, ehemaliger holländischer Verteidigungsminister und Generalsekretär der WEU, hielt am 24. Juni 1998 am ZEI einen Vortrag zum Thema „Perspektiven der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik“. Wim F. van Eekelen, Perspektiven der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU, ZEI Discussion Paper, C21/1998. x In dem von der Fritz Thyssen Stiftung von Oktober 2000 bis März 2003 geförderten Projekt „Die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland im euro-atlantischen Integrationszusammenhang, 1990 –2000“ untersuchte ZEI Mitarbeiter Dr. Franz-Josef Meiers in vier Fallstudien die zentralen Problembereiche, welche die deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik seit der Wiedervereinigung 1990 maßgeblich bestimmen: die Haltung zur europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die Reform der NATO, die Beteiligung der Bundeswehr an militärischen Missionen außerhalb des NATO-Vertragsgebietes und die Reform der Streitkräfte in Interventionsarmeen. Die Analysen verdeutlichten, dass Handlungsmaximen und Prinzipien der Außenpolitik des vereinten Deutschlands auch unter den grundlegend veränderten internationalen Rahmenbedingungen ihre Gültigkeit behalten. Angesichts dieses Befunds stellte sich die Frage, ob das vereinte Deutschland mehr Verantwortung für Frieden und Sicherheit in Europa übernimmt, so wie es von den euro-atlantischen Partnern erwartet wird, auch wenn diese vor allem in der Frage der militärischen Machtanwendung von in der Gesellschaft tiefverwurzelten Präferenzen für kooperative, nicht-militärische Strategien und Instrumente der Konfliktverarbeitung abweichen. Die Projektarbeit ergab, dass man zwischen der politischen und der militärischen Dimension unterscheiden muss: Deutschland übernimmt eine Führungsrolle in Bereichen mit einer nichtmilitärischen Dimension, so in Fragen der Europäisierung und Osterweiterung des Bündnisses sowie bei den politisch-institutionellen Aspekten der Gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GESVP). In militärischen Fragen ist dagegen ein Führungsvermeidungsreflex zu konstatieren: Geht es um die Beteiligung an „out-of-area-Einsätzen“ oder 178 militärisch-operative Aspekte der „neuen NATO“ (Projektionsstreitkräfte) und die operative Ausgestaltung der GSVP (Konvergenzkriterien), präferiert Deutschland eine Sekundärrolle, indem es die historisch bedingte „Kultur der Zurückhaltung“ übt. Franz-Josef Meiers, Zu neuen Ufern? Die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik Deutschland in einer Welt des Wandels 1990-2000, Paderborn: Verlag Schöningh, 2006: 401 Seiten (zugleich Habilitationsschrift). x Franz Eichinger, Direktor im Generalsekretariat des Ministerrates (Brüssel), referierte am 25. Februar 2003 am ZEI über die „Neueren Entwicklungen in der GASP vor dem Hintergrund der Erörterungen des Europäischen Konvents“. x Jörg Reschke, Flottenadmiral a.D. und Präsident von EuroDefense Deutschland hielt am 28. November 2006 einen Vortrag am ZEI zu dem Thema „Die Sicherheitspolitik Europas – Rückblick und Perspektiven“. x Am 9. Juli 2007 organisierte das ZEI eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Amerika Haus Köln. Dr. Richard Weitz vom Hudson Institute in Washington D.C. hielt einen Vortrag zum Thema „The U.S. policy towards Russia“. In seinem Vortrag analysierte Richard Weitz die sicherheitspolitischen Implikationen des amerikanischen Raketenabwehrsystems und stellte die Auswirkungen des Vorhabens auf die amerikanisch-russischen Beziehungen im Detail dar. x Auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung besuchte eine vierköpfige Delegation des Zentralkomitees der Partei der Arbeit aus Nordkorea die Bundesrepublik Deutschland. Die Delegationsteilnehmer wollten sich über Einrichtungen und Ansätze der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik informieren. Neben vielfältigen Gesprächen in Bundesministerien und Stiftungen fand am 12. November 2008 ein Besuch am Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) statt, bei dem ZEI-Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt den Besuchern Grundlagen der Deutschen Außen- und Entwicklungspolitik im Rahmen einer Gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik vermittelte. x Im Rahmen eines Seminars zur politischen Bildung zum Thema „Europäische Politik und Europäische Sicherheit“ besuchte die Europäische Akademie NRW am 7. Dezember 2011 das ZEI und informierte sich über dessen Arbeit. Das Seminar wurde durchgeführt für Bundeswehrsoldaten der Flugabwehrraketengruppe aus Roth in Bayern. ZEI Mitarbeiter Matthias Vogl 179 hielt in diesem Zusammenhang einen Vortrag zum Thema: „Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union“. Es wurde ausführlich auf die geschichtlichen Hintergründe der europäischen Außenpolitik sowie auf deren Inhalte, Instrumente und Institutionen, wie sie sich seit dem Vertrag von Maastricht 1992 entwickelt haben, eingegangen. 1.2 Neue Herausforderungen x Der Mittelmeerraum hat nach dem Ende des Ost-West-Konflikts eine zunehmend stärkere Aufmerksamkeit in der transatlantischen Sicherheitspolitik erfahren. Ethnische Konflikte, Terrorismus, Proliferation von Massenvernichtungswaffen und Bürgerkriegsflüchtlinge sind sicherheitspolitische Bedrohungen und Risiken, welche die südliche Peripherie der EU zu einem der neuen Krisen- und Konfliktherde für die Sicherheit Europas haben werden lassen. Aus der Sicht vieler Beobachter auf beiden Seiten des Atlantiks ist nur die NATO in der Lage, für Sicherheit und Stabilität in dieser Region zu sorgen. Die NATO hat sich bereits frühzeitig dieser Herausforderung angenommen, doch treten bei der Entwicklung einer Mittelmeerpolitik der Allianz zahlreiche Probleme und Friktionen zu Tage. Wie sich dieser Widerspruch erklären lässt, versuchte ZEI Senior Fellow Dr. Carlo Masala in seiner Fallstudie zu zeigen. In seiner Studie standen zwei Fragestellungen im Vordergrund: So ging er zum einen der Frage nach, wie sich die Mittelmeerpolitik der Allianz seit Ende des Ost-West-Konflikts entwickelt hat. Zum anderen untersuchte er, wie sich Anpassungsprozesse in der Allianz theoretisch fassbar machen lassen. Carlo Masala, Den Blick nach Süden? Die NATO im Mittelmeerraum (19902003). Fallstudie zur Anpassung militärischer Allianzen an neue sicherheitspolitische Rahmenbedingungen, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 57, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2003, 316 Seiten. x ZEI-Mitarbeiter Dr. Franz-Josef Meiers führte ein Forschungsprojekt durch zum Thema „Die zweifache Herausforderung des 11. September 2001. Problemwahrnehmungen und Handlungsstrategien Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der USA zum internationalen Terrorismus und der Weitergabe von Massenvernichtungswaffen“. Die Untersuchung konzentrierte sich auf die vier Akteure, die für tiefgreifende transatlantische Differenzen in der Beantwortung des internationalen Terrorismus verantwortlich und für die Bewältigung der neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen im euro180 atlantischen Handlungszusammenhang von zentraler Bedeutung sind: Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA. Die Problemwahrnehmungen und Handlungsstrategien der vier Akteure nach dem „9/11“ wurden anhand von drei Themenbereichen bearbeitet: Die Gemeinsame Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Schatten des IrakKonflikts; die Transformation der Bundeswehr im Lichte der Beschlüsse des NATO Gipfels in Prag im November 2002 sowie des Europäischen Rates vom Dezember 2003 und Juni 2004; die Anpassung der Streitkräfte an die Erfordernisse eines globalen Aufgabenspektrums, technologische Veränderungen („Network Centric Warfare“) und Fragen der Interoperabilität. Die Forschungsergebnisse wurden in diversen Sammelbänden und Fachzeitschriften (Österreichische Militärzeitschrift, Survival) veröffentlicht. x ZEI Mitarbeiter Andreas Marchetti widmete sich in seiner Dissertation den Mechanismen, die zur Schaffung und Weiterentwicklung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) geführt haben. Dabei untersuchte er hauptsächlich die Politiken der hierfür maßgeblichen EU Mitgliedsstaaten, vornehmlich Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens. Die ESVP, deren Entwicklung von der britisch-französischen Übereinkunft in St. Malo Ende 1998 bis zur Einigung auf eine europäische Verfassung im Juni 2004 den Untersuchungsrahmen bildete, stellt nach der Realisierung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion eines der dynamischsten Politikfelder innerhalb der europäischen Integration dar. Seit 1998 baut die EU ihre Kapazitäten zur Krisenprävention und Krisenbewältigung aus. Allerdings ist zu konstatieren, dass die einzelnen nationalstaatlichen Interessen und damit die jeweiligen Zielvorstellungen kaum konvergent sind. So gelingt weitere europäische Integration nur stufenweise. Andreas Marchetti, Die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik: Politikformulierung im Beziehungsdreieck Deutschland– Frankreich– Großbritannien, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 70, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2009, 378 Seiten. x Anlässlich einer Tagung zur deutschen Sicherheitsund Verteidigungspolitik in Lyon, die am 12. November 2009 von der Université Jean Monnet in Saint-Etienne, in Kooperation mit der Friedrich Ebert-Stiftung, dem Goethe Institut Lyon und der Université Cergy-Pontoise, ausgerichtet wurde, referierte ZEI Mitarbeiter Dr. Andreas Marchetti ebenso wie im Rahmen des Deutsch-französischen Zukunftsdialogs der DGAP und des Ifri am 7. November 2009 in Paris zum Thema „Normalisierung trotz Singularität: 181 L’Allemagne schizophrène im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik“. x ZEI Mitarbeiter Thorsten Kim Schreiweis hielt auf Einladung der Konrad Adenauer Stiftung in dem Bildungszentrum Schloss Eichholz am 10. Dezember 2013 einen Vortrag zum Thema „Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Europas Rolle in der Welt“. x Die Dissertation von ZEI-Mitarbeiter Matthias Vogl schildert, wie sich vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Sicherheitsbegriffs das europäische Bild von Afrika aus sicherheitspolitischer Perspektive geändert hat von einer eindimensionalen Machtpolitik hin zu einem aufgeklärten Eigeninteresse. Weitere Analyseschritte beinhalten die Reflektion des sicherheitspolitischen Wandels in den vertraglichen, strategischen und afrikapolitischen Dokumenten der EU und deren Vergleich mit ausgewählten nationalen Dokumenten. Die Studie bricht zudem mit der Gewohnheit europäische Afrikapolitik als einen Baustein der europäischen „GASP“ zu betrachten. Die Studie umfasst den Zeitraum vom Ende des Ost-West-Konfliktes bis zur Verabschiedung der „Gemeinsamen Strategie von EU und Afrikanischer Union“ im Jahr 2007. Matthias Vogl, „Die Entwicklung der Beziehungen zwischen Europa und Afrika vor dem Hintergrund eines wandelnden Sicherheitsbegriffs – Von Machtpolitik zum aufgeklärten Eigeninteresse“, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2015. x Seit dem Vertrag von Lissabon sind alle organisatorischen Voraussetzungen für eine systematische Anwendung der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) geschaffen worden. Die militärischen und zivilen Strukturen, insbesondere Einsatzhauptquartier und gemeinsame Verbandsrahmen, wie das Transportkommando, sind aufgestellt. Bisher ist bei der Krisenbeseitigung allerdings, außerhalb von Bosnien und Mazedonien, in Ablösung zur NATO, nur wenig geschehen. Es ist deshalb schwer, die Weiterentwicklung der gemeinsamen Politik zur Konfliktprävention und Krisenbeherrschung endgültig zu beurteilen. Lothar Rühl, European Foreign and Security Policy since the Lisbon Treaty – From Common to single? ZEI Discussion Paper, C226/2014. 182 Weitere ausgewählte Publikationen Stefan Fröhlich, Der Ausbau der europäischen Verteidigungsidentität zwischen WEU und NATO, ZEI Discussion Paper, C19/1998. Ludger Kühnhardt, Europa in den Kräftefeldern des 21. Jahrhunderts. Grenzen, Aufgaben, Handlungsfähigkeit, ZEI Discussion Paper, C22/1998. Lothar Rühl, Conditions and Options for an Autonomous ,Common European Policy on Security and Defence‘ in and by the European Union in the PostAmsterdam Perspective opened at Cologne in June 1999, ZEI Discussion Paper, C54/1999. Stefan Fröhlich, Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU, in: Das Parlament, 37/10, Berlin: Bundeszentrale für Politische Bildung, September 1999, Seite 8. Marten van Heuven, Where will NATO be ten years from now? ZEI Discussion Paper C67/2000. Franz-Joseph Meiers, Europäische Sicherheits- und Verteidigungsidentität (ESVI) oder Gemeinsame Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GESVP), ZEI Discussion Paper, C 79/2000. Ludger Kühnhardt, The Lakes of Europe, ZEI Discussion Paper, C104/2002. Kühnhardt, Ludger, Die Frage nach der Zukunft der NATO, in: Reinhard C. Meier-Walser (Hrsg.), Die Zukunft der NATO, Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen, 34, München: Oldenbourg Verlag, 2002, Seite 25 ff. Lothar Rühl, Conditions for a European intervention strategy in application of the ESDP and US/NATO crisis management, ZEI Discussion Paper, C138/2004. Peter Hughes, NATO and the EU: Managing the Frozen Conflict. Test Case Afghanistan, ZEI Discussion Paper, C178/2007. Ludger Kühnhardt, Afghanistan: Success and Failure of the past Decade, Transition in Afghanistan: Potential and Constraints und Transformation in Afghanistan: „We” and „they” or „we” and „us”, World Security Network, 2013. Online unter: www.worldsecuritynetwork.com. Lothar Rühl, European Foreign and Security Policy since the Lisbon Treaty – From Common to single?, ZEI Discussion Paper, C 226/2014. 183 2. Erweiterungspolitik Ein starkes außenpolitisches Instrument ist die EU-Erweiterungspolitik. Die Aussicht auf einen möglichen Beitritt hat in zahlreichen europäischen Ländern zu Reformen geführt. Gemessen an der Zahl der Neumitglieder war die sogenannte Osterweiterung in den Jahren 2004 und 2007 die größte Erweiterungsrunde der EU. Diese Erweiterung beeinflusste nicht nur die Beitrittsländer selbst, sondern stellte auch die alten Mitgliedsstaaten und die europäischen Institutionen vor Herausforderungen. Die Türkei ist das Land, das sich schon am längsten um die Aufnahme in die EU bemüht. Bereits 1987 stellte die Türkei einen Antrag auf Mitgliedschaft in der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Zwölf Jahre später wurde ihr die Möglichkeit einer EU-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt. Die Verhandlungen begannen am 3. Oktober 2005, doch haben sie sich seitdem verlangsamt. Über einen Beitritt der Türkei zur EU wurden und werden spannungsreiche Debatten geführt, die unter anderem um die generelle Aufnahmekapazität der EU, geostrategische Vor- und Nachteile, die Situation der Menschenrechte in der Türkei und die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Beitritts kreisen. 2.1 Osterweiterung x ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen erörterte in zwei Publikationen die Gestaltung des Erweiterungsprozesses vor dem Hintergrund der Notwendigkeit des Aufbaus von Glaubwürdigkeit der Reformpolitiken in den Transformationsländern und der Verteilungsprobleme, die die Erweiterung erzeugt. Er argumentierte, dass der Erweiterungsprozess flexibel gestaltet sein müsse, um auf die unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Erfordernisse der Beitrittsländer einzugehen. Jürgen von Hagen, Wirtschaftliche Aspekte der Osterweiterung der EU, in: Thomas König/Elmar Rieger/Hermann Schmidt (Hrsg.), Mannheimer Jahrbuch für Europäische Sozialforschung II, Frankfurt: Campus, 1997, Seite 380-396. Jürgen von Hagen, East Germany: The Economics of Kinship, in: Padma Desai (ed.), Going Global: Transition from Plan to Market in the World Economy, Cambridge, Massachusets: MIT Press, 1998, Seite 173-207. x Wenige Tage vor dem Luxemburger EU-Gipfel vom 12. Dezember 1997 brachte das ZEI im Rahmen einer Konferenz – der ersten großen öffentlichen Veranstaltung des ZEI – führende Politiker der drei baltischen Republiken zusammen, die die Perspektiven ihrer Länder im Blick auf die von ihnen 184 angestrebte Mitgliedschaft in der Europäischen Union darstellten. Estlands ehemaliger Ministerpräsident Mart Laar, Litauens Außenminister Dr. Algirdas Saudargas und Lettlands Außenminister Dr. Valdis Birkavs sprachen zum Thema „Die baltischen Staaten auf dem Weg in die Europäische Union“. Deutschlands früherer Außenminister Hans-Dietrich Genscher hielt ein engagiertes Plädoyer für den raschen EU Beitritt aller drei baltischen Staaten. Die Vorträge des Baltikum-Workshops wurden vom Fernsehsender „Phoenix“ live übertragen. Frank Ronge (Hrsg.), Die baltischen Staaten auf dem Weg in die Europäische Union, ZEI Discussion Paper, C1/1998. x Polens Ministerpräsident, Prof. Dr. Jerzy Buzek, nutzte die Gelegenheit seines Antrittsbesuches in Deutschland im Februar 1998 zu einem vom Fernsehsender „Phoenix“ übertragenen Vortrag zu „Polens Zukunft in einem vereinten Europa“ im Rahmen des „ZEI Europaforums“. Über 300 Teilnehmer folgten der Einladung des ZEI und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Der Ministerpräsident hielt ein engagiertes Plädoyer für eine baldige Aufnahme seines Landes in die EU. Jerzy Buzek, Poland’s Future in a United Europe, ZEI Discussion Paper, C6/1998. x Eine besondere Problematik im Zusammenhang mit den anstehenden Erweiterungsfragen der Europäischen Union bildete die Frage der möglichen Aufnahme der noch immer geteilten Mittelmeerinsel Zypern. Der von ZEI Mitarbeiterin Susanne Baier-Allen koordinierte Workshop „Looking into the Future of Cyprus – EU Relations” brachte namhafte Wissenschaftler der griechischen wie der türkischen Volksgemeinschaft auf Zypern sowie aus Griechenland und der Türkei mit deutschen Wissenschaftlern zusammen. Teilnehmer waren unter anderem Prof. Dr. Lothar Rühl, Universität Köln und ehemaliger Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, sowie Experten der Europäischen Union und der Zypern-Beauftragte der britischen EUPräsidentschaft, Sir David Hannay. Susanne Baier-Allen (ed.), Looking into the future of Cyprus-EU relations, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 5, BadenBaden: Nomos Verlag, 1999, 262 Seiten. x In Fortführung der kontinuierlichen wissenschaftlichen Beschäftigung mit der zukünftigen Integration der baltischen Staaten in die Europäische Union stand ein „ZEI Europaforum“ im November 1998 mit dem Staatspräsidenten Litauens, Dr. Valdas Adamkus. Er erläuterte die Perspektiven und Vorstellungen 185 Litauens auf dem Weg in die europäischen Strukturen, dabei ging er auch auf die Gefahren ein, sollte sich die Mitgliedschaft aller drei baltischen Republiken in die EU ungebührlich lange hinauszögern. Valdas Adamkus, Europe as Unfinished Business: The Role of Lithuania in the 21st Century’s Continent, ZEI Discussion Paper, C30/1999. x Am Center for European Studies der Universität Limerick führte das ZEI, initiiert durch ZEI Senior Fellow Dr. Jürgen Elvert, Universität Kiel, im Oktober 1998 Historiker und Zeitgeschichtler aus jenen neun Ländern zusammen, die nach der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 bis zum Jahr 1995 sukzessive der Europäischen Integrationsgemeinschaft beigetreten waren. Anlässlich des Workshops wurde das Profil eines Forschungsprojektes entworfen, das Wissenschaftler aus den Ländern Dänemark, Irland, Großbritannien, Spanien, Portugal, Griechenland, Finnland, Österreich und Schweden zusammenführte. Dabei ging es vor allem Dingen um die Frage, welche Auswirkungen die bevorstehende Mitgliedschaft in der Europäischen Integrationsgemeinschaft auf die jeweiligen Länder, respektive auf die Einflussund Ausgestaltungsmöglichkeiten der Länder gehabt hatte. Mit diesem Forschungsprojekt wurde die Grundlage für weitere wissenschaftliche Forschungen im Zusammenhang mit den anstehenden Erweiterungen der Europäischen Union gelegt. Jürgen Elvert/Wolfram Kaiser, European Union Enlargement. A Comparative History, (Routledge Advances in European Politics), London: Routledge, 2006, 272 Seiten. x Während der OSZE-Wahlbeobachtermission in der Slowakei in September 1998 nahm mit Dr. Matthias Pape erstmals ein Vertreter des ZEI auf der Basis einer offiziellen Anfrage durch das Auswärtige Amt und die OSZE an einer entsprechenden Maßnahme der OSZE teil, die der Stabilisierung der Demokratisierungsprozesse in den Transformationsländern diente. x Die unmittelbar in den Anfangstagen des ZEI gebildete Forschungsgruppe „Erweiterung der Europäischen Union“ hatte primär die Aufgabe, den Erweiterungsprozess der EU wissenschaftlich zu begleiten und durch praktische Maßnahmen zielgerichtet zu fördern. In diesem Kontext wurden 1999 und 2000 Rahmenvereinbarungen mit den Außenministerien Bulgariens, Lettlands, Litauens, Rumäniens und der Slowakei sowie mit dem Büro für Europäische Integration der Regierung Kroatiens getroffen. Inhalt dieser Vereinbarungen war die Beratung bei der Ausarbeitung beziehungsweise Effektivierung von nationalen Programmen zur Übernahme und Implementierung des 186 gemeinschaftlichen Acquis. Hierzu benannten die Ministerien der damaligen Kandidatenländer hochrangige Mitarbeiter als Kontaktpersonen, die gemeinsam mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern des ZEI länderspezifische Konzepte für den EU-Beitritt ausarbeiteten. Ergänzt wurde diese Beratungsarbeit durch zielorientierte und effiziente Informationsmaßnahmen, die die Bevölkerung in der EU und ihre Entscheidungsträger über die von den Anwärtern auf eine EUMitgliedschaft bislang gemachten Fortschritte und geplanten nächsten Schritte auf dem Weg zur Übernahme und Implementierung des Acquis auf dem Laufenden hielt. So gab das ZEI führenden Vertretern der Kandidatenländer die Möglichkeit, im Rahmen von Vorträgen am ZEI Informationen über den Stand ihrer Beitrittsmaßnahmen einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. In mehreren ZEI Discussion Papern wurden Vorträge und Analysen zum Stand des Beitrittsprozesses veröffentlicht. x ZEI Senior Fellow Kurt Schelter, Minister für Justiz und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg, hielt am 15. Mai 2000 im Rahmen des Abkommens zwischen ZEI und dem litauischen Außenministerium einen Vortrag zum Thema „Die Justiz- und Innenpolitik in einer sich erweiternden Europäischen Union“ in der Law Academy of Lithuania in Vilnius. An der Veranstaltung nahmen neben dem Rektor und zahlreichen Professoren und Studenten der Universität auch Angehörige des Außenministeriums sowie des Justiz- und Innenministeriums teil. Im Rahmen der intensiven und regelmäßigen Beschäftigung mit den baltischen Staaten hat ZEI-Mitarbeiter Georg Klöcker in Zusammenarbeit mit ZEI Senior Fellow EgidijusVareikis einen Sammelband konzipiert, der die zehnjährige Entwicklung der baltischen Staaten seit der Unabhängigkeit 1991 systematisch analysiert. Georg Klöcker (ed.), Ten Years after the Baltic States re-entered the International Stage, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 36, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2001, 256 Seiten. x Ergänzend zu vielfältigen Veranstaltungen sorgte das ZEI durch zielorientierte und effiziente Informationsmaßnahmen dafür, dass die Bevölkerung in der EU und ihre Entscheidungsträger über die von den Anwärtern auf eine EU-Mitgliedschaft bislang gemachten Fortschritte und geplanten nächsten Schritte auf dem Weg zur Übernahme und Implementierung des Acquis auf dem Laufenden gehalten wurden. So hatte das ZEI führenden Vertretern dieser (Bulgarien, Lettland, Litauen, Rumänien und Slowakei sowie Kroatien) und weiterer Länder, die Möglichkeit gegeben, im Rahmen von 187 Vorträgen am ZEI Informationen über den Stand ihrer Beitrittsmaßnahmen an ein großes Fachpublikum sowie über breites Medienecho, teilweise durch Direktübertragung des Fernsehsenders „Phoenix“, auch an die breite deutsche Öffentlichkeit zu vermitteln. In einigen ZEI Discussion Papers wurden die Vorträge und weitere Analysen zum Stand des Beitrittsprozesses veröffentlicht. Markus Wenig (ed.), A Pledge for an Early Opening of EU-Accession Negotiations, ZEI Discussion Paper, C58/1999. x Der Zusammenhang von Reformprozessen, Arbeitsmarktentwicklung und wirtschaftlicher Integration stand im Zentrum eines Workshops über „Trade, Integration, and Labor Markets“, den das ZEI im Februar 1999 in Tartu organisierte. Guiseppe Bertola vom Europäischen Hochschulinstitut Florenz und Torsten Anderson, Universität Aarhus, international führende Wissenschaftler auf diesem Gebiet, hielten Vorlesungen über das Thema des Workshops. Während der Seminarsitzungen trugen die Nachwuchswissenschaftler ihre Arbeiten vor. Neben der wissenschaftlichen Arbeit war es Ziel des Workshops zu Themen der Arbeitsmärkte im Kontext der EU-Erweiterung durch Diskussion und Austausch die Bildung eines europäischen Forschungsnetzwerkes zu fördern. x Wenige Tage nach dem NATO-Gipfeltreffen in Washington D.C., Anfang Mai 1999, und vier Wochen vor dem EU-Gipfeltreffen in Köln veranstaltete das ZEI in Zusammenarbeit mit dem „Programme on the Northern Dimension of the CFSP“ und dem Institut für Europäische Politik (IEP) am 7. Mai 1999 eine Konferenz zum Thema „German and American Policies Towards the Baltic States. The Perspectives of EU and NATO Enlargement“. Der Außenminister Estlands, Toomas Hendrik Ilves, sein lettischer Amtskollege Dr. Valdis Birkavs sowie der stellvertretende litauische Außenminister Dr. Gediminas Serksnys diskutierten mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wolfgang Ischinger, dem Beigeordneten Generalsekretär für Politische Angelegenheiten der NATO, Dr. Klaus-Peter Klaiber und Alexander Vershbow, dem Botschafter der Vereinigten Staaten bei der NATO, sowie mit zahlreichen Wissenschaftlern aus den USA, der Russischen Föderation, Deutschland und aus den drei baltischen Staaten über die verschiedenen Aspekte, Fragen und Perspektiven der EU- und NATO-Erweiterung. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Diskussion über die politische und wirtschaftliche Einbindung der baltischen Staaten in das transatlantische Bündnissystem und die EU. Ferner beschäftigten sich alle Referenten mit der Frage der europäischen Sicherheit und den Implikationen der 188 geopolitischen Lage der baltischen Staaten auf der Schnittstelle zwischen Europa und Russland. Sven Arnswald/Marcus Wenig (Hrsg.), German and American Policies towards the Baltic States. The Perspectives of EU and NATO Enlargement, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 20, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2000, 120 Seiten. x In den Jahren 1999 bis 2002 führte das ZEI ein „Parliament’s Forum on EU Accession“ durch, bei dem Parlamentsvertreter der Kandidatenländer, führende Vertreter der deutschen Politik und namhafte Wissenschaftler zusammentrafen. Am 6./7. April 1999 veranstaltete das Zentrum für Europäische Integrationsforschung erstmals das „Parliament‘s Forum on EU Accession“, um der zentralen Bedeutung der nationalen Parlamente in den neuen Demokratien Mittel- und Osteuropas, Zyperns und Maltas bezüglich des Erweiterungsprozesses der EU Rechnung zu tragen. ZEI Wissenschaftler diskutierten mit den Vorsitzenden der Europa-Ausschüsse der EU-Kandidatenländer, den in Deutschland akkreditierten Botschaftern dieser Länder sowie mit dem für die Erweiterungsverhandlungen zuständigen Generaldirektor der Kommission Nikolaus van der Pas, dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Dr. HansFriedrich von Ploetz, und dem früheren finnischen stellvertretenden Ministerpräsidenten, Pertti Salolainen, der Finnlands Verhandlungsführer bei den EU-Beitrittsverhandlungen war, über die Erfahrungen, Erwartungen und Notwendigkeiten, die der EU-Erweiterungs-prozess impliziert. Am 19./20. Oktober 2000 fand am ZEI das „Parliament’s Forum“ zum zweiten Mal statt. Die bemerkenswerte Offenheit, die das Forum prägte, veranlasste Redner wie Eneko Landaburu, Generaldirektor der GD Erweiterung der EUKommission, und Hans-Ulrich Klose, Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Deutschen Bundestages, sehr pointiert ihre Sicht des Erweiterungsprozesses darzulegen. Dabei sparten sie auch die besonders heiklen Fragen, wie den zeitlichen Horizont der Erweiterung sowie die Beitrittsreife der einzelnen Kandidaten nicht aus. Der zweite Tag diente erneut einem Schwerpunktthema, diesmal der Struktur- und Regionalpolitik der Europäischen Union. Das dritte „Parliament’s Forum on EU Accession“ fand am 22./23. November 2001 statt. Schwerpunktthema dieses Forums war die Entwicklung der öffentlichen Meinung zu Fragen der Erweiterung der EU. Die wirtschaftspolitische Konsequenz aus den Diskussionen war die Erkenntnis, dass der Beitrittsprozess von einer wachstums- und beschäftigungsfreundlichen 189 Politik begleitet werden muss, um nicht politisch in den Beitrittsreferenda oder an einer zu großen öffentlichen Opposition gegen den Beitritt zu scheitern. Zu Fragen der EU-Erweiterung traf man sich am ZEI zu einem vierten „Parliament’s Forum“ am 21./22. November 2002. Redner waren diesmal Dietrich von Kyaw, ehemaliger deutscher Botschafter bei der EU, Peter Altmaier, Bundestagsabgeordneter und Mitglied des EU-Konvents, und Peter Doyle, Direktor der Vertretung der Europäischen Kommission in Irland. Das bewusst vertraulich gehaltene Forum war wieder von bemerkenswerter Offenheit und sehr angeregten Diskussionen geprägt. Der zweite Tag diente den bevorstehenden Ratifikationsverfahren und Referenden in den Mitgliedsstaaten und bei den Beitrittskandidaten. Erstmals präsentierten drei Parlamentarier – Jaroslav Zverina aus der Tschechischen Republik, Alojz Peterle aus Slowenien und Liviu Maior aus Rumänien – ihre Thesen in einem Roundtable. x Die ZEI Mitarbeiter Dr. Iulia Traistaru und Dr. Jan Fidrmuc befassten sich 2000 in einem von der Europäischen Kommission in ihrem 5. Rahmenprogramm finanzierten Forschungsprojekt mit regionalökonomischen Fragen „Regional Labor Market Adjustment in the Accession Candidate Countries“. An diesem Projekt waren auch Forscher aus Wien, London, Budapest, Mannheim, Berlin, Stockholm und Den Haag beteiligt. Im Rahmen des Projektes wurden die verschiedenen Anpassungsmechanismen der Arbeitsmärkte – Änderungen in der Partizipation, Lohnentwicklung und Migration – untersucht. Besondere Aufmerksamkeit wurde den Grenzregionen der Beitrittsländer gewidmet. x Dr. Jan Fidrmuc untersuchte 2000 in seinem Projekt „Unemployment and the Dynamics of Political Support for Economic Reforms“ den politischen Prozess der Zustimmung zu wirtschaftlichen Reformen in den Beitrittsländern. Seine theoretische Analyse zeigte, dass Unsicherheit über den Reformerfolg eine zentrale Rolle in der Bestimmung des Grads der allgemeinen Zustimmung spielt. Diese Studie bildete den theoretischen Hintergrund zu Dr. Fidrmucs empirischen Arbeiten, in denen er den Einfluss ökonomischer Entwicklungen auf die Ergebnisse politischer Wahlen in den Beitrittsländern untersuchte. Empirische Ergebnisse für die Tschechische Republik, Ungarn, Polen und die Slowakei zeigten, dass die Wahlerfolge politischer Parteien wesentlich von wirtschaftlichen Entwicklungen abhängen. x Mit dem Einfluss wirtschaftlicher Größen auf den Grad der Zustimmung zum Integrationsprozess in den Bevölkerungen der Beitrittsländer beschäftigte sich 2000 ZEI Mitarbeiter Dr. Bernd Hayo in dem Projekt „Public Attitudes 190 Towards Economic Transition in Eastern Europe“. Seine Analyse kombinierte Befragungsdaten mit makroökonomischen Variablen, um den Effekt der Wirtschaftsentwicklung auf die öffentliche Meinung zu messen. Er fand heraus, dass Wirtschaftswachstum und Inflation einen signifikanten Einfluss auf die öffentliche Zustimmung zu Wirtschaftsreformen und dem Beitrittsprozess in diesen Ländern haben. Seine Schlussfolgerung lautete, dass eine stabile Wirtschaftsentwicklung notwendig ist, um die politische Basis für den Reformund den Beitrittsprozess zu sichern. x In Kooperation mit dem Industrie-Club e.V. in Düsseldorf fand am 27. Juni 2000 ein „ZEI-Europaforum“ mit dem Minister für Europäische Integration der Republik Kroatien, Ivan Jakovcic, statt. Der Vortrag des Ministers, der sich anschließend vor 80 Vertretern der Industrie und der nordrhein-westfälischen Politik einer öffentlichen Diskussion mit ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt stellte, verdeutlichte die Aufbruchsituation in Kroatien. Deutlich wurde auch das enorme Potenzial des Landes nach dem demokratischen Regierungswechsel zu Beginn des Jahres 2000, ohne die tiefgreifenden anhaltenden Transformationsprobleme zu überspielen. Die Veranstaltung wurde ergänzt durch politische Gespräche von Minister Jakovcic mit der Landesregierung von Nordrhein- Westfalen und rief ein vielfältiges Medienecho hervor. x Wenige Stunden nach Abschluss des Gipfeltreffens des Europäischen Rates in Nizza bewertete der für die EU-Erweiterung zuständige Kommissar Günter Verheugen im Rahmen eines ZEI-Europaforums am 11. Dezember 2000 im ZEI die Ergebnisses des Gipfels. Der Fortschritt sei nicht dramatisch, aber es sei auch kein Stillstand oder Rückschlag eingetreten, so sein Fazit. Zuversichtlich sei er, so Verheugen, weil die Zusage von Helsinki, bis 2002 alle internen Voraussetzungen für die Erweiterung zu schaffen, erfüllt worden sei. Nachdem bereits 1999 in Berlin der finanzielle Rahmen gesetzt und am 08. Dezember die Verhandlungsstrategie verabschiedet worden war, seien in Nizza nun auch die institutionellen Vorkehrungen für die Erweiterung der EU getroffen worden. Die große Auseinandersetzung, die er derzeit sehe und die in Nizza noch keinen Abschluss gefunden habe, gehe um die künftige Konzeption Europas. Während einige Mitgliedsstaaten ein Europa der starken und solidarischen Gemeinschaft wünschten, würden andere offensichtlich eine Rückkehr zu einem „Europa der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit“ bevorzugen. Auf zwei Aspekte legte Verheugen besonderen Wert. Zum einen hätten die Kandidatenländer „ein Recht darauf, dass wir unsere Hausaufgaben machen.“ Lange habe das derzeitige 191 Europa Appelle an die Beitrittskandidaten gerichtet. Nun jedoch müssten die fünfzehn Mitgliedstaaten einen internen Konsens zu den sensibelsten Kapiteln der Verhandlungen finden. Die Beitrittsstrategie vom 8. Dezember bedeute eine wichtige „Selbstverpflichtung“ der Mitgliedsländer. So habe man genaue Termine festgelegt, bis wann zu jedem einzelnen Kapitel der Verhandlungen ein Konsens herzustellen sei. Ziel bleibe es, die Verhandlungen bis 2002 abzuschließen. Die Entscheidung von Nizza, dass die ersten neuen Mitglieder bereits 2004 bei den Wahlen zum Europaparlament vollberechtigt teilnehmen können, begrüßte Verheugen ausdrücklich. x Das ZEI beteiligte sich seit August 2001 an einem Twinning-Projekt mit Rumänien unter Verantwortung des Bundesministeriums der Finanzen. Das Projekt hatte vor allem die Schulung der Beamten aus den rumänischen Wettbewerbsbehörden – dem Wettbewerbsrat und dem Wettbewerbsamt – in Fragen des EG-Beihilfenrechts, aber auch die Beratung des rumänischen Wettbewerbsrates, beim Erlass notwendiger Rechtsakte zum Gegenstand. Hierzu fand im Oktober 2001 ein Arbeitsaufenthalt von ZEI Mitarbeitern in Rumänien statt. Unter maßgeblicher Mitarbeit von Krzysztof Jaros und Karlis Svikis wurde eine auf die speziellen Bedürfnisse der rumänischen Wirtschaft zugeschnittene Abhandlung über das EG-Beihilfenrecht in englischer Sprache verfasst. Dieses Werk wurde ins Rumänische übersetzt und diente künftig als Grundlage für die Ausbildung der Mitarbeiter der rumänischen Wettbewerbsbehörden. Am ZEI fand vom 19. bis 21. November 2001 ein Workshop zum EG-Beihilfenrecht statt, bei dem aktuelle Entwicklungen zwischen hochrangigen Wettbewerbsbeamten aus Rumänien und EGBeihilfenrechtsexperten aus dem Bereich der Wissenschaft, den Ministerien und der anwaltlichen Beratungspraxis erörtert wurden. x Anlässlich einer Kooperationsveranstaltung des ZEI mit dem IndustrieClub Düsseldorf am 15. November 2001 skizzierte die lettische Staatspräsidentin, Prof. Vaira Vike-Freiberga, den Weg ihres Landes nach Europa als mühevoll, aber äußerst erfolgreich. Dies stellten die Wirtschaftszahlen des Landes, insbesondere die des Außenhandelsvolumens, unter Beweis. Vike-Freiberga betonte vor einer großen Zuhörerschaft aus Industrie, Politik und Vertretern der Zivilgesellschaft, dass Europa nach den Anschlägen in New York und Washington vom 11. September 2001, noch enger zusammenrücken müsse, um gemeinsam die neuen Herausforderungen zu meistern. Die baltischen Staaten könnten bei der hierzu notwendigen Annäherung zwischen Europa und Russland einen wertvollen Brückenkopf 192 bilden, der den Prozess der politischen Annäherung hin zur Partnerschaft positiv ergänzen könnte. Vaira Vike-Freiberga, Republik Lettland und das Land Nordrhein-Westfalen – Partner in einem vereinten Europa, ZEI Discussion Paper, C99/2002. x Mit der Intensivierung der Beitrittsverhandlungen und der Klärung der Beitrittsprozeduren ergab sich immer deutlicher die Notwendigkeit für eine systematische Vermittlung des Nutzens und der Chancen der EUOsterweiterung. ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt verfasste für das Auswärtige Amt 2001 eine Broschüre zur Erweiterungsthematik und den innenpolitisch sensibelsten Aspekten. Die Broschüre wurde vom Auswärtigen Amt in mehreren Auflage eingesetzt. Die Europäische Union – Fragen zur Erweiterung. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt und der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, Berlin 2001: 60 Seiten (3. Auflage 2003). x Anfang März 2002 empfing das ZEI eine zwölfköpfige Delegation aus hochrangigen Beamten (Direktoren, Abteilungsleitern und einem Unterstaatssekretär) des mazedonischen Wirtschaftsministeriums, die auf Einladung der Stiftung für internationale rechtliche Zusammenarbeit mehrere Tage in Bonn verweilte. Die ZEI Mitarbeiter Krzysztof Jaros und Nicolai Ritter hielten jeweils einen Vortrag zur Einführung in das EG-Wettbewerbs- und EGBeihilfenrecht. x Gemeinsam mit dem Centre for Economic Policy Research und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit veranstaltete das ZEI am 24. bis 26. Mai 2002 eine Konferenz zum Thema „Political Economy of Transition: Institutions, Politics, and Policy“. Ziel der Konferenz war die Zusammenstellung der Erfahrungen mit dem Transformationsprozess der letzten zehn Jahre. Dabei nahmen die Beiträge bewusst nicht eine länderspezifische Perspektive ein, sondern betrachteten unterschiedliche Felder der Wirtschaftsund Sozialpolitik aus komparativer Sicht. Auf diese Weise gelang es, die Erfahrungen der verschiedenen Länder zu spezifischen Themen zusammenzustellen und zu vergleichen. x Auch nach der Öffnung des Landes 1991 stellte Albanien immer noch einen weitgehend unbekannten Teil Europas dar. In einem Sammelband beleuchteten Autorinnen und Autoren aus den Bereichen Balkanologie, Ethnologie und Geschichtswissenschaften Aspekte des Umwälzungsprozesses, welchem dieses kleine Balkanland nach mehr als 40-jähriger Abschottung 193 ausgesetzt ist. Im Mittelpunkt stand die Suche des heutigen Albanien nach seiner Identität zwischen Ost und West, zwischen Tradition und Moderne, postkommunistischer Angleichung und Bewahrung althergebrachter Strukturen. Dabei kam die Rolle des Islam ebenso zur Sprache wie der Fortbestand patriarchalischer Gesellschaftsmuster, Binnenmigration, Massenauswanderung und die Lage ethnischer Minderheiten. Frank Kressing/Karl Kaser (eds.), Albania – a country in transition. Aspects of changing identities in a South-East European country, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 51, Baden-Baden: Nomos Verlag: 2002, 176 Seiten. x Am 20. Juni 2002 hielt der albanische Präsident Prof. Dr. Rexhep Meidani einen Vortrag im Rahmen des „ZEI-Europaforums“. Präsident Meidani präsentierte zunächst die politisch-philosophischen Leitlinien seiner Politik, um dann seine Sicht der Lage in Albanien und auf dem Balkan insgesamt zu präsentieren. Meidani sah die Region an einem Wendepunkt: Nie zuvor habe man sich in einer so professionellen, produktiven Atmosphäre treffen können. Für alle Staaten der Region sei die euro-atlantische Integration das prioritäre Staatsziel geworden. Aus Präsident Meidanis Sicht sei der Auflösungsprozess Jugoslawiens noch nicht abgeschlossen. Er bezweifelte die Lebensfähigkeit der neuen Union Serbien und Montenegro und rief zu einem Überdenken des Dayton-Abkommens auf. Das Kosovo habe noch einen weiten Weg hin zu einer demokratischen und multi-ethnischen Gesellschaft vor sich. Eine Kantonisierung oder Teilung des Kosovo lehnte er ab. x Der von ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Mladen Stanicic, Direktor des außenpolitischen Instituts IMO in Zagreb, in den Schriften des ZEI herausgegebene Sammelband war ein weiterer Beitrag der kontinuierlichen Politikberatung, die das ZEI im Zusammenwirken mit kroatischen Regierungsstellen und Wissenschaftspartnern zugunsten der Europäisierung dieses Landes betrieb. Seit seiner Unabhängigkeit 1991 hat Kroatien beständig daran gearbeitet, seine „Europatauglichkeit“ unter Beweis zu stellen. Mühevolle innenpolitische Reformprozesse und die komplexen außenpolitischen und regionalpolitischen Umstände haben diesen Weg nicht leicht sein lassen. Renommierte kroatische Wissenschaftler beschreiben in diesem Band die Entwicklungslinien in den wichtigsten Zukunftsfragen ihres Landes. Mladen Stanicic (ed.), Croatia on its way into the EU, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 53, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002, 176 Seiten. 194 x Zum Abschluss der mehrjährigen Beratungs- und Forschungsphase im Zusammenhang mit der EU-Erweiterung fand im Außenministerium der Republik Litauen in Vilnius am 6. März 2003 ein vom ZEI und dem litauischen Außenministerium initiiertes Seminar für führende Mitarbeiter der wichtigsten Regierungsbehörden Litauens statt, bei der es vor allem um die Perspektiven des Verfassungsbildungsprozesses ging. Im Zentrum des Interesses standen die Optionen des Verfassungskonvents und ihre möglichen Folgen. Deutlich wurden die gewachsenen Sensibilitäten der kleineren Staaten und der Bedarf an wissenschaftlich fundierten Argumenten zu den zentralen Fragestellungen des Verfassungsprozesses und den Auswirkungen des Erweiterungsprozesses auf das Regieren in der EU. x Die politische Kultur aller Länder Ost- Mitteleuropas, die als Mitgliedsstaaten aufgenommen wurden, beziehungsweise als Kandidaten für eine EU-Mitgliedschaft anerkannt worden sind, befindet sich seit mehr als einem Jahrzehnt in einer fundamentalen Transformation und Erneuerung. Neben der wirtschaftlichen und der politischen Reform war dies von allergrößter Bedeutung für die künftige innere Substanz der EU-Neumitglieder. Zugleich verlangte der Blick aus der EU, die geistig-kulturellen Entwicklungen in den EU-Kandidatenländern stärker als bisher in Augenschein zu nehmen, um die Perspektiven eines gemeinsamen Europa besser deuten zu können. In der von ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Gabor Erdödy, Eötvös Loránd Universität Budapest, herausgegebenen Publikation befassten sich renommierte Wissenschaftler aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn, Slowenien, Malta, Zypern, aber auch aus Rumänien, Bulgarien und der Türkei mit den politisch-kulturellen Wandlungsprozessen. Sie analysierten Kernfragen der Entwicklung der politischen Kultur in ihrem jeweiligen Heimatland unter der Perspektive einer (späteren) EU-Zugehörigkeit. Gabor Erdödy (Hrsg.), Transformationserfahrungen. Zur Entwicklung der Kultur in den EU-Kandidatenländern, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 32, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2003, 284 Seiten. x Das ZEI unterstützte das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie bei der Durchführung eines von der EU-Kommission im Rahmen des „Transition Facility Programms“ finanzierten Twinning-Projekts in Polen. Das Projekt begann im September 2005 und hatte die Schulung und Beratung "#$%' Konsumentów – UOKiK) sowie sektorspezifischer Regulierungsbehörden zum 195 Ziel. Darüber hinaus lag ein weiterer Schwerpunkt des Projekts bei der Schulung polnischer Richter in der Anwendung gemeinschaftsrechtlicher Wettbewerbsund Beihilfenvorschriften sowie der Organisation von Konferenzen und Symposien. Im Rahmen des Projekts, das während der gesamten Laufzeit bis März 2007 durch ZEI Mitarbeiter Krzysztof Jaros betreut wurde, fanden Diskussionsrunden zu Fragen der sektorspezifischen Regulierung sowie Schulungsveranstaltungen statt, zu deren Gelingen verschiedene Mitarbeiter des ZEI maßgeblich beitrugen. x Ziel eines ZEI Discussion Papers von ZEI Senior Fellow Prof. Dr. Ryszard Rapacki, Warsaw School of Economics, war der analytische Vergleich der Herausforderungen mit denen sich die zehn vormals sozialistischen Länder Zentral- und Osteuropas einerseits, Griechenland, Irland, Portugal und Spanien (GIPS) andererseits, als Nicht-Gründungsmitglieder der Europäischen Union in der Vergangenheit und in der Folge der Finanzkrise 2008/09 konfrontiert sehen. Schwerpunkt des Papers ist der Vergleich des Wirtschaftswachstums unter Berücksichtigung der realen wirtschaftlichen Konvergenz und der Belastbarkeit der betroffenen Staaten gegenüber externen Belastungen und Einflüssen. Die wichtigste dem Text zugrunde liegende Botschaft verfolgt zwei Ziele: Erstens wird dargelegt, dass die Breite und Komplexität der Herausforderungen, die Polen und die anderen zehn Staaten Mitteleuropas zu bewältigen hatten, während sie einen systemischen Wandel durchliefen, weitaus größer waren, als es die vergangenen und insbesondere auch die aktuellen Probleme Griechenlands (und der anderen GIPS-Länder), ausgelöst durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008, sind. Zweitens zeigt der Text auf, dass die weitaus höhere Widerstandsfähigkeit von Polen und den anderen mitteleuropäischen Volkswirtschaften gegenüber der jüngsten Krise, im Verhältnis zu Griechenland und den anderen GIPS, auf ein verhältnismäßig hohes Niveau an institutioneller Entwicklung dieser Länder zur Beitrittszeit und gegenwärtig zurückzuführen ist. Ryszard Rapacki, Poland and Greece – Two Contrasting EU Enlargement Experiences, ZEI Discussion Paper, C213/2012. 196 2.2 Südosteuropa nach den Jugoslawien-Kriegen x Der serbische Oppositionsführer und Philosoph Dr. Zoran Djindjic präsentierte in einem „ZEI Europaforum“ am 12. März 1998 seine Vorstellungen von der künftigen Stellung Serbiens in Europa. Dabei setzte er sich engagiert mit außenpolitischen und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen hinsichtlich der europäischen Gemeinsamkeiten und Widersprüche auseinander. Es wurde deutlich, dass Europa ohne das infolge des Zerfalls von Jugoslawien immer wieder besonders brüskierte Serbien unvollständig bleiben würde. Seine Ausführungen wurden vom Fernsehsender „Phoenix“ life übertragen. Zoran Djindjic, Serbiens Zukunft in Europa, ZEI Discussion Paper, C10/1998. x Im Vorfeld der Beschlüsse, die zur Erarbeitung des Stabilitätspaktes für Südosteuropa geführt haben, organisierten das in Sofia ansässige „Center for Liberal Strategies“ und das ZEI am 11./12. Mai 1999 in der bulgarischen Hauptstadt eine Konferenz mit führenden Vertretern von Forschungsinstituten, Universitäten und Medien aus ganz Südosteuropa. Unter dem Leitmotiv „Facing the Future: The Balkans in the Year 2010“ wurden auf der Konferenz unterschiedliche Szenarien für die politische, wirtschaftliche und strategische Zukunft der Region vorgestellt. Vor über 200 Zuhörern diskutierten die eingeladenen Wissenschaftler, darunter Bulgariens Staatspräsident Petar Stojanow und die Außenministerin Nadeshda Michajlowa sowie der französische Europaabgeordnete Alain Lamassoure ,in aller Offenheit und mit dem Willen, über die aktuelle Krise hinaus nach langfristig realistischen und zugleich dringend gebotenen Perspektiven für die Region zu suchen. Eine besondere Bereicherung erfuhr die Konferenz durch die trotz des KosovoKrieges zustande gekommene Teilnahme serbischer und kosovo-albanischer Wissenschaftler. Ludger Kühnhardt/Ivan Krastev, Europa hört nicht in den Alpen auf. Was ein Stabilitätspakt für den Balkan leisten muss, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr.120, 27. Mai 1999, Seite 15. x Kiro Gligorov, Staatspräsident von Mazedonien, besuchte am 8. Juni 1999 das ZEI und referierte zu dem Thema „The Commitment of the Republic of Macedonia towards Membership in the European Union and NATO”. x Das Ziel der im August 1999 am ZEI gebildeten „Task Force Südosteuropa“ war, im Rahmen der Möglichkeiten und unter Nutzung aller Ressourcen des Instituts einen eigenen Beitrag zur nachhaltigen Stabilisierung der Region nach Ende der vier Kriege im ehemaligen Jugoslawien zu leisten. 197 Das Programm der Task Force wurde geleitet von ZEI Mitarbeiter Dr. Rafael Biermann, der zuvor mehrere Jahre im Planungsstab des Bundesministeriums der Verteidigung tätig war. Die regionalen Projekte der Task Force Südosteuropa orientierten sich in Zielsetzung und Inhalt am „Stabilitätspakt der EU für Südosteuropa“. Zu den Veranstaltungen, die stets in der Region durchgeführt wurden, lud man grundsätzlich Vertreter aus allen Ländern der Region ein. Unter dem Motto „Stabilität durch Bildung“ leistete die „Task Force Südosteuropa“ einen eigenen substantiellen Beitrag zum Stabilitätspakt für Südosteuropa, basierend auf der Erkenntnis, dass Erziehung und Ausbildung zweifelsohne den zentralen Ansatzpunkt für eine umfassende Integration von Südosteuropa in die Europäische Union bilden. Dabei geht es um eine tiefgreifende und grundlegende Transformation der Region, die allzu lange von nationalen Rivalitäten, mangelnder Kooperationsbereitschaft und einer Abkoppelung von den Prozessen im übrigen Europa geprägt war. Im Bereich der Forschung entstanden umfassende und vielfältige Publikationen, wie zum Beispiel über den Konflikt im Kosovo, deutsche Erfahrungen im Konfliktmanagement auf dem Balkan in den 1990er Jahren sowie die europäische Perspektive Kroatiens. Daneben wurde in dieser Zeit der „SOEMonitor“ entwickelt, der vierteljährlich mit Berichten und Analysen über aktuelle politische und wirtschaftliche Entwicklungen in der Region erschien. Er diente dazu, einen ausgewählten Kreis von Südosteuropa-Experten über diese aktuellen Entwicklungen in der Region umfassend und kompetent zu informieren. Regelmäßig hielten sich Wissenschaftler und Politiker aus Mittelost- und Südosteuropa zu Forschungszwecken am ZEI auf. Rafael Biermann (Hrsg.), Deutsche Konfliktbewältigung auf dem Balkan. Erfahrungen und Lehren aus dem Einsatz, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 37, Baden-Baden: Nomos-Verlag, 2002, 376 Seiten. Emil Mintchev, South Eastern Europe at the beginning of the 21st century. New dangers, new strategies, new perspectives, ZEI Discussion Paper, C82/2001. x ZEI Mitarbeiter Dr. Rafael Biermann reichte im Januar 2004 seine Habilitationsschrift unter dem Titel „Die Kosovo-Politik der internationalen Gemeinschaft vor Kriegsausbruch. Dramaturgie und Ursachen einer gescheiterten Konfliktprävention“ in der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn ein. Betreuer waren Prof. Dr. Christian Hacke vom Seminar für Politische Wissenschaft der Universität Bonn und ZEI-Direktor Prof. Dr. 198 Ludger Kühnhardt. In einem einstimmigen Votum wurde das Habilitationsverfahren als bestanden anerkannt. Am 15. Juli 2004 erfolgte die öffentliche Antrittsvorlesung an der Universität Bonn zum Thema „Quo Vadis Europa? Zur Finalität des europäischen Erweiterungsprozesses“. Rafael Biermann, Lehrjahre im Kosovo. Das Scheitern der internationalen Krisenprävention vor Kriegsausbruch, Paderborn: Schöningh, 2006, 664 Seiten. x Ein Herzstück der ZEI-Arbeit in Südosteuropa bildete das „Netzwerk für Europastudien in Südosteuropa“, das aufgrund zahlreicher Anregungen aus der Region, insbesondere der Universität Sofia, im Herbst 1999 von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, Dr. Rafael Biermann und Dr. Emil Mintchev konzipiert wurde. Den Auftakt bildete eine Gründungskonferenz, die das ZEI zusammen mit der Universität Sofia am 28./29. Januar 2000 in Sofia durchführte. Wissenschaftler aus der ganzen Region nahmen an der Auftaktkonferenz teil, bei der ZEI Mitarbeiter Dr. Emil Mintchev als Koordinator des Netzwerkes ernannt wurde. In den Jahren 2000 bis2004 fanden Jahreskonferenzen des Netzwerkes in Cluj, Thessaloniki, Belgrad, Edirne und Rousse statt, um zukünftige Aufgaben des Netzwerkes zu erörtern und die schon erreichten Ziele zu analysieren. In den Gesprächen wurde deutlich, wie groß der Bedarf an kompetenten und substanziellen Europastudiengängen war und das eine Vernetzung die beste Möglichkeit bedeutete „Stabilität durch Bildung“ für die ganze Region konkret und nachhaltig voranzubringen. x Deutlich wurde auch, dass die Verbreitung von Europawissen nicht erst mit der Universitätsausbildung beginnen sollte. Bereits im Schulalter sollten die Jugendlichen der Region mit dem europäischen Wertesystem, den Traditionen und der Gegenwart Europas bekannt werden. Daher wurde die Arbeitsgruppe „Europawissen an die Schulen“ gebildet. Das Netzwerk ging hier zweigleisig vor: Mit der Arbeitsgruppe, die Möglichkeiten und Vermittlung von Europawissen an Schulen eruierte, und mit einem Pilotprojekt mit dem Ziel der Gründung eines internationalen „Zentrums für europäische Lehrerausbildung und Europastudien“ in Zagreb, mit Ausstrahlung auch für den angrenzenden Raum. Die Arbeitsgruppe wurde geleitet von ZEI Mitarbeiter Dr. Emil Mintchev, das Pilotprojekt von Dr. Siegfried Gehrmann (Direktor des Instituts für Globalisierung und Interkulturelles Lernen in Zagreb). ZEI Paper „European Integration and South Eastern Europe” (SEE): Rafael Biermann/Emil Mintchev (eds.), A Core Curriculum for European Studies in South Eastern Europe, SEE 1/2002. Ana Devic, Nationalism, Multiculturalism and Democracy, SEE 2/2002. 199 Nail Alkan, Borders in Europe, SEE 3/2002. Rafael Biermann (ed.), Europe at Schools in South Eastern Europe – Country Profiles, SEE 4/2003. Rafael Biermann (ed.), Europe Schools in Germany, SEE 5/2003. Siegfried Gehrmann, Marianne Krüger-Potratz (eds.), Europe at Schools in South Eastern Europe – Core Curriculum for a Master of European Education, SEE 6/2003. x Ende 2000 initiierte die Hochschulrektorenkonferenz ein Projekt im Rahmen des Stabilitätspaktes für Südosteuropa: das „Bulgarisch-Rumänische Interuniversitäre Europazentrum (BRIE)“. Es leistete an der bisher einzigen Donaubrücke zwischen Rumänien und Bulgarien einen Beitrag zur hochschulpolitischen Zusammenarbeit und einem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung in dem strukturschwachen Grenzgebiet. Gemeinsam mit den Behörden von Rumänien und Bulgarien, dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Hochschulrektorenkonferenz und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung hat das ZEI von Beginn an eine führende Rolle in der Konzeptentwicklung dieses Projektes und seiner Verwirklichung übernommen. BRIE bündelte die Kräfte rumänischer und bulgarischer Hochschulen mit einer aktiven Mitwirkung deutscher Universitäten. Kern war der Aufbau des bis Interuniversitären Europazentrums auf beiden Seiten der Brücke, das seit Oktober 2002 bis heute für Studierende aus allen Ländern Südosteuropas zweijährige Masterkurse für Europa-Studien (Rousse) und Wirtschaftsinformatik (Giurgiu) anbietet. Bulgarische, rumänische und deutsche Lehrkräfte unterrichten dort gemeinsam. Auf rumänischer Seite wird BRIE von der Akademie für Wirtschaftswissenschaften Bukarest, dem Wirtschaftscollege in Giurgiu, auf bulgarischer Seite von der Universität Rousse getragen. Zum Zweck der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes wurde am ZEI von 2003 bis 2005 ein von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gefördertes Koordinationsbüro unter der Leitung von Dr. Emil Mintchev eingerichtet. Neben der Entwicklung des regulären Studienprogramms, der Auswahl und Betreuung der Stipendiaten, dem Aufbau der BRIE Bibliothek, der Organisation einer jährlichen Sommerschule und einer jährlichen wissenschaftlichen Konferenz unterstützte das Koordinationsbüro das Projekt durch die regelmäßige Entsendung von Dozenten einer „Fliegenden Fakultät“ und durch regelmäßige Hertie Vorlesungen, darunter von Walter Schwimmer, dem Generalsekretär des Europarates, Erhard Busek, dem Sonderkoordinator des 200 Stabilitätspaktes für Südosteuropa, und Rita Süßmuth, der Präsidentin des Deutschen Bundestages, die auch als BRIE-Paper in Rousse veröffentlicht werden konnten. Ein Konsortium von deutschen Universitäten (auf dem Gebiet der Europastudien sind dies neben dem ZEI an der Universität Bonn die TU Chemnitz und die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder) begleitete fachlich das Programm, das auf der Basis des vom ZEI entwickelten „Core Curiculum for European Studies in South Eastern Europe“ konzipiert wurde. Walter Schwimmer The Role of the Council of Europe in Building One Europe, BRIE-Paper 1/2004. Erhard Busek, 4th Anniversary of the Stability Pact for South Eastern Europe, BRIE-Paper 2/2004. Emil Mintchev (ed.), The European Perspectives of South Eastern Europe. Documentation of the Network of European Studies in South Eastern Europe, BRIE-Paper 3/2004. x Für die Europastudienprogramme schuf das ZEI zwei Möglichkeiten zusätzlicher Unterstützung der Lehre und Forschung: Zum einen wurden regelmäßig Lehrkräfte im Rahmen der „Fliegenden Fakultät“ des ZEI nach Rousse/Giurgiu, Novi Sad und Podgorica zur Abhaltung von Intensivkursen geschickt und zum anderen startete das ZEI 2002 das Programm „Train the Trainers“, das künftige Lehrkräfte aus allen drei Europazentren für eine eigenständige, gut qualifizierte Lehre vorbereitete. In den Jahren 2001 bis 2004 hat das Netzwerk für Europastudien deutsche Dozenten im Rahmen der „Fliegenden Fakultät“ an Universitäten in der ganzen Region gesandt, um dort mehrtägige Intensivkurse zu Europafragen abzuhalten. ZEI Mitarbeiter hielten regelmäßig Vorlesungen und gaben Seminare. Besonders in den Jahren 2003/2004 organisierte das ZEI die Entsendung deutscher und anderer internationaler Dozenten. x 2003 wurde an der Universität Montenegro der Studiengang „Master of European and South East European Studies“ eröffnet, dessen Entwicklung von ZEI Mitarbeiter Dr. Rafael Biermann auf vielfältige Weise vorangetrieben worden war. Das Lehrprogramm basiert auf dem unter Federführung des ZEI ausgearbeiteten „Core Curriculum for European Studies in South Eastern Europe“. Das ZEI schickte zudem Dozenten aus Deutschland nach Montenegro; regelmäßig nahmen Mitarbeiter des montenegrinischen Außenministeriums am „Master of European Studies“ des ZEI teil. 201 x Friedrich Christian Haas, Communication Information Consulting for Business & Government Relations, berichtete am 20. November 2007 in einer ZEI-DGAP-Veranstaltung über das Thema „Kosovo: 1,5 Millionen Jugendliche ohne Perspektive – Folgen für die Europäische Union”. Die Multidimensionalität der gesellschaftlichen Probleme Kosovos sowie Ansätze zu deren Lösung wurden aufgezeigt. Auch in den nachfolgenden Jahren blieb das ZEI mit dem Kosovo verbunden. So besuchte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt im Dezember 2013 Priština, zu wissenschaftlichen Vorträgen und Gesprächen mit politischen Repräsentanten. 2.3 Die EU und die Türkei x Die Problematik der Beziehungen der Türkei zur EU wurde in zahlreichen Vorträgen am ZEI beleuchtet: Prof. Dr. Hüseyin Bagci, Middle East Technical University, Ankara (1997), „Die Türkei und die Europäische Union“; Michael Lake, Botschafter der EU in der Türkei (1998) „The Future of the EU-TurkeyRelationship”; Dr. Heinz Kramer, Forschungsgruppe EU-Außenbeziehungen der Stiftung Wissenschaft und Politik (2007) „Ohne Atatürk nach Europa? Die Türkei auf dem Weg in die nach-kemalistische Republik“; Prof. Dr. Udo Steinbach, Philipps-Universität Marburg (2008) „Energiepoker am Bosporus – Die Türkei als Scharnier zwischen Europa, dem Kaukasus und Zentralasien“; Brigadegeneral a.D. Eckhard Lisec (2009) „Kann die türkische Armee noch Hüterin des Kemalismus sein?“ (gemeinsam mit der Deutsch-Türkischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik; Dr. Dr. Arndt Künnecke, Dozent an der Okan-Universität Istanbul und Berater sowie Producer des Istanbuler ARD-Studios (2009) „Die deutschen politischen Stiftungen in der Türkei. Aktivitäten und Akzeptanz – eine kritische Bilanz“ (gemeinsam mit der Deutsch-Türkischen Gesellschaft). x Drei Workshops mit namhaften amerikanischen, türkischen und deutschen Wissenschaftlern wurden den „Parameters of Partnership. The US – Turkey – Europe” gewidmet, vom 23. bis 25. Oktober 1997 am American Institute for Contemporary German Studies in Washington D.C., am 4./5. November 1998 am ZEI und am 9./10. Dezember 1999 an der Middle East Tecnical University Ankara. Die Ergebnisse des Bonner Workshops wurden veröffentlicht. Hüseyin Bagci/Jackson Janes/Ludger Kühnhardt (eds.), Parameters of Partnership: The US-Turkey-Europe, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 14, Baden-Baden: Nomos Verlag, 1999, 248 Seiten. 202 x Mit dem Beginn von Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei am 3. Oktober 2005 traten die gegenseitigen Beziehungen in eine neue Phase ein. Das Zentrum für Europäische Integrationsforschung begleitete den Verhandlungsprozess kontinuierlich mit der Publikation des „ZEI EU-Turkey-Monitor“ (2005-2011). Der Monitor entstand in enger Zusammenarbeit mit türkischen Kollegen und wendete sich an Politiker, Wissenschaftler und die interessierte Öffentlichkeit. Herausgegeben wurde er von ZEI Mitarbeiter Dr. Andreas % *+ <$ = =$ >@ =#[+ \Erweiterungskommissar Dr. Olli Rehn würdigte anlässlich eines Besuches am ZEI ausdrücklich die moderierende Funktion des seit Beginn der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei erscheinenden ZEI EU-Turkey-Monitor. Die Verstärkung eines wechselseitigen Bewusstseins und gegenseitigen Verständnisses in diesem und anderen Politikbereichen mit besonderer Außenwirkung sei von wachsender Bedeutung für eine erfolgreiche europäische Politikformulierung. Der EU-Turkey-Monitor beschäftigte sich unter anderem mit folgenden Themen: 2006: Vorstellung des Konzepts der abgestuften Integration sowie der Grundlagen des Screening-Prozesses; Vergleich des Verhandlungsmandats mit der Türkei und desjenigen mit Kroatien; Frage nach der „Aufnahmefähigkeit“ der Union; gegenseitige Wahrnehmung in den Medien und den Bildern des Partners, die beiderseits des Bosporus existieren; erste Analyse des Fortschrittsberichts über die Türkei, den die Kommission am 8. November 2006 vorstellte. 2007: Die neuerlichen Spannungen zwischen der EU und der Türkei nach Aussetzung von acht aus 35 Verhandlungskapiteln durch den Rat im Dezember 2006; die Lage nichtmuslimischer Minderheiten nach dem Besuch des Papstes in der Türkei im Herbst 2006 sowie nach der Ermordung Hrant Dinks im Januar 2007; Überblick über die Inhalte der im ersten Halbjahr 2007 eröffneten Verhandlungen in drei weiteren Kapiteln; Analysen zu der innenpolitischen Situation in der Türkei im Vorfeld der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei. 2008: Analyse der parlamentarischen Debatten zur EU-Beitrittsperspektive der Türkei auf beiden Seiten des Bosporus und zu der aktuellen Verfassungsentwicklung in der Türkei; die „Union für das Mittelmeer“ aus türkischer und europäischer Sicht; Perspektiven eines Stabilitätspakts für den Südkaukasus und die türkische Rolle in der Neuordnung der Region. 203 2009: Fortbestehende Probleme auf dem türkischen Weg in die EU: langsames Reform- und Verhandlungstempo, Zypernfrage, mehrheitliche Ablehnung eines türkischen Beitritts seitens der Mehrheit der EU-Bürger; Analyse der Wahlen 2009 zum Europa-Parlament und die damit verbundenen Fragen zur EUErweiterung mit besonderem Blick auf die Rolle der Türkei; Vertragsreform von Lissabon und ihre Implikationen für die weitere Politikgestaltung. 2010: Erstmals wird der Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ einer türkischen Stadt zuteil. Istanbul teilt sich den Titel mit Pécs in Ungarn und Essen. Autoren aus den drei Städten reflektieren über den Beitrag „ihrer“ Hauptstadt zu interkulturellem Dialog und gegenseitigem Verständnis; Interview mit Mevlüt ]%^%@ _ {$ |> |_ Versammlung des Europarates; Blick in die Zukunft zum fünfjährigen Jubiläum des Beginns der Beitrittsverhandlungen. 2011: Beleuchtung des Wandels im Mittelmeerraum mit den unterschiedlichen Aspekten und Entwicklungsperspektiven der radikalen Umwälzungen in der Region – mit besonderem Fokus auf die EU und die Türkei; Analyse der weitverbreiteten Erweiterungsmüdigkeit innerhalb der Union vor dem Hintergrund der Fragestellung des Nutzens einer türkischen EU-Mitgliedschaft; Wissenschaft und Forschung als positives Beispiel der Integration. Weitere ausgewählte Publikationen Stoyan Stalev Verfassungssysteme im Umbruch. Eine rechtsvergleichende Untersuchung zu Bulgarien, Rumänien und Slowenien, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 6, Baden-Baden: Nomos Verlag, 1999, 139 Seiten. Rafael Biermann, The Stability Pact for South Eastern Europe – potential, problems and perspectives, ZEI Discussion Paper, C56/1999. Ivo Sanader, Croatia’s Course of Action to Achieve EU Membership, ZEI Discussion Paper, C59/1999. Markus Wenig, Die Bürgergesellschaft als ein Motor der europäischen Integration, ZEI Discussion Paper, C71/2000. Gerd Föhrenbach, Die Westbindung der baltischen Staaten. Zur Integration Estlands, Lettlands und Litauens in die bi- und multilateralen europäischen und transatlantischen Sicherheitsstrukturen während der 1990er Jahre, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 23, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2000, 269 Seiten. 204 Jan Figel/Wolfgang Roth (eds.), The Slovak Republic on the Road to EU Membership, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 41, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002, 134 Seiten. Emil Mintchev/Klaus Bünger, A Sustained Economic Revival in Kosovo. Need for a Liberal Concept, ZEI Discussion Paper, C109/2002 (in Zusammenarbeit mit der Friedrich Naumann Stiftung). Rafael Biermann (Hrsg), Deutsche Konfliktbewältigung auf dem Balkan – Erfahrungen und Lehren aus dem Einsatz, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 37, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002, 376 Seiten. Michael Lohmann, Die Türkei im Spannungsfeld zwischen SchwarzmeerKooperation und Europäischer Union, ZEI Discussion Paper, C110/2002. Martin Seidel, Reformzwänge innerhalb der EU angesichts der Osterweiterung, ZEI Working Paper, B22/2003. Iulia Traistaru/Jürgen von Hagen, South-East Europe: Economic Performance, Perspectives, and Policy Challenges, ZEI Working Paper, B16/2003. Mihails Hazan, Commuting in the Baltic States: Patterns, Determinants, and Gains, ZEI Working Paper, B02/2003. Sübidey Togan/Hasan Ersel, Foreign Exchange Regime, the real Exchange Rate and Current Account Sustainability. The Case of Turkey, ZEI Working Paper, B17/2004. Hansjörg Eiff, Zum Problem des Kosovo Status, ZEI Discussion Paper, C144/2005. Erol Esen, Grundzüge der Kommunalverwaltung und die europäische Integration der Türkei, ZEI Discussion Paper, C147/2005. Ludger Kühnhardt (Hrsg.), Erweiterung und Vertiefung. Die Europäische Union im Neubeginn, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 62, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2005, 420 Seiten. Aschot L. Manutscharjan, Der Berg-Karabach-Konflikt Unabhängigkeit des Kosovo, ZEI Discussion Paper, C193/2009. nach der Kühnhardt, Ludger, Europe in Transition. Lessons Learned, in: all-AZIMUTH, A Journal of Foreign Policy and Peace, Center for Foreign Policy and Peace Research, Ankara: Bilkent University, 2011. Online unter: www.foreignpoliyandpeace.org/en/node/112. 205 3. Nachbarschaftspolitik Die Europäische Nachbarschaftspolitik kann den regionalen Einfluss der EU verstärken und soll durch den Export von EU Werten und Normen die Entwicklungen in der EU stabilisieren. Für die Europäische Union ist es von großer Wichtigkeit, dass die Nachbarschaftsländer eine Region von Frieden und Wohlstand darstellen, sowohl aus sozio-ökonomischen als auch aus sicherheitsrelevanten Gründen. Im Gegenzug ist die Partnerschaft für die Nachbarschaftsstaaten ebenfalls sehr wichtig, weil sie externe Hilfe zur Entwicklung ihrer Staaten und einen breiteren Zugang zu den europäischen Märkten ermöglicht. Die Europäische Nachbarschaftspolitik richtet sich an die Nachbarn im Süden und im Osten (Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Moldau und Ukraine), ergänzt durch Beziehungen zu Russland und Belarus. Die seit 2011 ausgebrochenen Unruhen im Süden („Arabischer Frühling“) und seit 2014 im Osten (Ukraine-Konflikt, Krim-Besetzung) haben die Frage nach der grundsätzlichen Ausrichtung der Nachbarschaftspolitik der EU aufgeworfen. 3.1 Euro-Mediterrane Partnerschaft x Die externe Diskussion um Europas Beitrag zum Dialog der Zivilisationen hatte durch den Beginn der „Euro-Mediterranen Partnerschaft“ der EU mit den südlichen Anrainerstaaten des Mittelmeeres – auch Barcelona-Prozess genannt – einen besonderen Fokus gewonnen. Erstmals vollzieht sich damit der Dialog der Zivilisationen im Kontext eines politisch strukturierten Kooperationsansatzes. Die Frage des Dialogs zwischen „dem Westen“ und der Welt des Islam, aber auch zwischen Christentum, Islam und Judentum hat damit einen von den Regierungen der 28 beteiligten Staaten (15 EU-Staaten und 13 Anrainerstaaten des Mittelmeeres) getragenen Rahmen gefunden. Das ZEI konzipierte vor diesem Hintergrund das „Mediterranean Forum“. Das erste Forum wurde am 21. Juni 1999 unter lebhaftem Interesse der am Barcelona-Prozess beteiligten Staaten durchgeführt. Durch diese ZEI-Initiative wurde die Entwicklung des Barcelona-Prozesses im Rahmen periodisch stattfindender Treffen unter der Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und ZEI Senior Fellow Dr. Carlo Masala, Universität zu Köln, begleitet. Zur Auftaktveranstaltung lud das ZEI die Botschafter der Partnerstaaten der EU im Barcelona-Prozess sowie Dr. Christoph Heusgen, Auswärtiges Amt, und Dr. Michael Köhler, EU-Kommission, ein, um zusammen mit Wissenschaftlern der Universitäten Bonn und Köln wenige Tage 206 nach dem Außenministertreffen des „Barcelona-Prozesses“ in Stuttgart über zentrale Aspekte der derzeitigen Entwicklung des Barcelona-Prozesses zu diskutieren und Erfahrungen im Blick auf die Perspektiven des Dialogs der Zivilisationen auszutauschen. x Am 2. April 2001 trafen sich Wissenschaftler und Diplomaten der Mitgliedsstaaten der „Euro-Mediterranen Partnerschaft“ zum „II. Mediterranean Forum“ des ZEI, um über die Zukunft des Barcelona-Prozesses zu beraten. Unterstützt wurde diese Veranstaltung, wie auch die folgenden von der Fritz Thyssen Stiftung. Im Mittelpunkt der Debatten stand die Problematik der unterschiedlichen Interessenlagen, die seitens der EU-Mitgliedsstaaten sowie der Nicht-EU-Mitgliedsstaaten mit der Euro-Mediterranen Partnerschaft verbunden werden, sowie die Abhängigkeit vom Nahost-Friedensprozess. Insbesondere die Beiträge von Prof. Dr. Felix Maier, Mediterranean Academy for Diplomatic Studies, Malta, sowie der Botschafterin Marokkos bei der Europäischen Union, Aicha Belarbi, veranschaulichten sehr klar, welche divergierenden Interessen seitens der Nicht-EU-Barcelona-Partner mit diesem Prozess verknüpft werden. Felix Maier (ed.), Managing asymmetric interdependencies within the EuroMediterranean Partnership, ZEI Discussion Paper, C 101/2002. x Der gemeinsam mit dem Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) veranstaltete und von der VW-Stiftung mitfinanzierte Workshop „Does Cultur Matter?“ zur Rolle des kulturellen Faktors in Politik und im Regierungshandeln der Staaten rund um das Mittelmeer fand in Bonn am 19./20. Juni 2001 statt. In seiner Einführungsrede im Festsaal der Universität Bonn brach der Präsident des Club of Rome und Vertreter der UNESCO, Prinz Hassan von Jordanien, eine Lanze für den Dialog und den Austausch der Kulturen nördlich und südlich des Mittelmeers. Im Anschluss daran setzten sich die Teilnehmer mit den jeweiligen Kulturen zur Erklärung gegenwärtiger Demokratiedefizite auseinander. Regionalexperten versuchten anhand konkreter Fallstudien aus dem Libanon, der Türkei und der arabischen Welt empirisch gesättigte Aussagen zur Bedeutung des kulturellen Faktors in der Politik der südöstlichen MittelmeerAnrainerstaaten zu treffen. Zusammenfassend wurde festgestellt: Trotz mancher kritischer Einwände herrschte weitgehende Übereinstimmung, dass die Kultur als Bestimmungsfaktor des politischen und wirtschaftlichen Staatenlebens ein zentrales Paradigma der akademischen Forschung bleiben werde. Indra de Soysa/Peter Zervakis (eds.), Does Culture Matter? The Relevance of Culture in Politics and Governance in the Euro-Mediterranean Zone, ZEI Discussion Paper, C111/2002. 207 x Zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltete das ZEI 2002 zwei Workshops, die am Anfang eines gemeinsamen Konferenzprojektes zum Mittelmeerraum und zum Euro-Mediterranen Dialog standen. Koordiniert wurde das Projekt von ZEI Senior Fellow Dr. Carlo Masala. Den Auftakt bildete ein Treffen mit hochrangigen Politikern und Wissenschaftlern beider Seiten des Mittelmeerraumes am 10./11. Mai 2002 in Beirut. Unter dem Thema „Der Einfluss der Globalisierung auf die Gesellschaften im arabischen Raum“ wurden Fragen der gesellschaftlichen Veränderung in den Staaten Nordafrikas, des Nahen und Mittleren Ostens sowie der Golfregion debattiert. Die meisten der arabischen Teilnehmer stimmten darin überein, dass die Globalisierung zwar Veränderungen herbeiführt, diese jedoch nicht ausschließlich negativ zu bewerten sind. Globalisierung sei für sie nicht gleichbedeutend mit kultureller Homogenisierung. Es gelte vielmehr, die Chancen der Globalisierung zu ergreifen, ohne die eigenen Wurzeln zu vernachlässigen. Das zweite Treffen des KAS-ZEI-Mittelmeerdialoges fand am 12./13. Juni 2002 in Casablanca statt. Es war den möglichen Auswirkungen des Euro auf die südlichen Volkswirtschaften sowie auf den Handel zwischen Europa und den Mittelmeerländern gewidmet. Ökonomen und Politiker aus über zehn Staaten des Barcelona-Prozesses waren sich einig, dass der Euro nur begrenzte Auswirkungen haben wird. Diese wären aber, wenn sie eintreten würden, durchweg positiv. x Am 6. Dezember 2002 fand das „III. Mediterranean Forum“ am ZEI statt. Es stand unter der Fragestellung „Managing asymmetric interdependencies within the Euro-Mediterranean Partnership – A German Perspective“. Daneben beleuchteten die Teilnehmer aus Politik und Wissenschaft auch die Konsequenzen für den Barcelona-Prozess nach den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA. Carlo Masala (ed.), September 11 and the Future of the Euro-Mediterranean Cooperation, ZEI Discussion Paper, C120/2003. x Das „IV. Mediterranean Forum“ unter dem Titel „Euro-Mediterranean parnership: beyond the Iraq crisis“ fand am 14./15. Oktober 2003 am ZEI statt und war Teil einer auf längere Zeit angelegten Projektzusammenarbeit des ZEI mit der Konrad Adenauer Stiftung und der EuroMediterranean Study Commission (EuroMesCo), der das ZEI angehört. Eine große Anzahl hochrangiger Vertreter aus der Politik und Wissenschaft referierten zu dem den Herausforderungen an den Barcelona-Prozess. Der Staatspräsident von Malta, Dr. Guido de Marco, hielt im Rahmen der Veranstaltung einen vielbesuchten 208 öffentlichen Vortrag im Festsaal der Universität Bonn zum Thema „The Future of Euro-Mediterranean Relations: The Vision of Malta“. Andreas Jacobs (ed.), Euro-Mediterranean Cooperation: Enlarging and Widening the Perspective, ZEI Discussion Paper C131/2004. x Im Rahmen des „Mediterranean Dialogue Programme“ von ZEI und Konrad-Adenauer-Stiftung Brüssel wurden weitere Workshops mit hochrangigen Vertretern aus Politik und Wissenschaft durchgeführt. Am 13./14. Dezember 2003 in Damaskus zum Thema „Challenges and Options for Human Development in the Arab World”, am 18. März 2004 in Brüssel „The European Role in the Reconstruction of Iraq“ und am 14./15. November 2005 in Amman „Chances and Obstacles for Mediterranean Dialogue”. x Eine KSZE-analoge Struktur für die Neuordnung der Beziehungen des Westens mit dem „Greater Middle East“ ist grundsätzlich zwar wünschenswert, aufgrund der gegebenen Realitäten aber kaum möglich, so lautete der Grundtenor des „V. Mediterranean Forum“, das am ZEI am 24./25. Juni 2004 stattfand. Mit dem Thema „Can the CSCE be a role-model to frame the political processes between the Greater Middle East, Europe and the United States?“ versuchte der Workshop die verschiedenen Konzepte zu einer Neuordnung der Beziehungen des Westens zum erweiterten Nahen und Mittleren Osten zu bewerten und eigene Anregungen zu entwickeln. Ausgehend von den Initiativen zur Neugestaltung des Verhältnisses zum „Greater Middle East“, die im Rahmen der Gipfeltreffen der G8, der EU und der USA sowie innerhalb der NATO im Juni diskutiert wurden, erarbeitete der Workshop Analysen und Vorschläge. Das „V. Mediterranean Forum“ fand in Kooperation mit der Konrad-AdenauerStiftung, im Rahmen der Aktivitäten der Euro-Mediterranean Study Commission(Euro Mesco), statt. Hochrangige Diplomaten und renommierte Wissenschaftler, darunter Nabil Alnawwab, UN Wirtschafts- und Sozialauschuss für Westasien, Beirut, Nassif Hitti, Botschafter der Arabischen Liga in Paris, und Ashot Voskanian, Planungsdirektor im Außenministerium von Armenien, stellten in insgesamt vier Modulen ihre Beiträge zur Diskussion, die dann in einer Publikation zusammengefasst wurden. Andreas Marchetti (ed.), The CSCE as a Model to Transform Western Relations with the Greater Middle East, ZEI Discussion Paper C137/2004. x Auch das abschließende „VI. Mediterranean Forum“ am 5./6. September 2005 am ZEI fand in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Euro-Mediterranean Study Commission (EuroMesCo) statt. Der Workshop „Ten Years Euro-Mediterranean Partnership: Defining European Interests for the 209 forthcoming Decade“ mit renommierten Wissenschaftlern aus europäischen Nachbarländern und aus dem südlichen Mittelmeerraum, darunter Dr. Martin Ortega, Institute for Security Studies of the European Union in Paris, Prof. Dr. Stephen Calleya, Direktor der „Mediterranean Academy of Diplomatic Studies, Malta, und Prof. Dr. Jan J. Michalek, Universität Warschau, war sowohl Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre als auch Ausblick auf die Anforderungen der Zukunft. ZEI Mitarbeiter Andreas Marchetti editierte die Beiträge in einem ZEI Discussion Paper. Andreas Marchetti (ed.), Ten Years Euro-Mediterranean Partnership. Defining European Interests for the next Decade, ZEI Discussion Paper, C154/2005. x Eine wohlhabende, demokratische und stabile Mittelmeerregion ist sowohl im Interesse der Europäischen Union (EU) als auch der arabischen Partnerländer im südlichen Mittelmeerraum. Bis heute herrscht Konsens darüber, dass es zur Erreichung dieser Interessen einer umfassenden sozioökonomischen Entwicklung und letztlich einer Demokratisierung der Nachbarländer bedarf. Aber reichen die verfügbaren außenpolitischen Instrumente und Strategien aus, um die gemeinsamen Interessen zusammen mit den arabischen Partnerländern zu verfolgen? Vor diesem Hintergrund analysierte eine Studie von Thomas Demmelhuber, die in den Schriften des ZEI veröffentlicht wurde, die EUMittelmeerpolitik seit 1995 am Fallbeispiel des ägyptischen Reformprozesses und fragte kritisch nach den Ergebnissen der Kooperation. Thomas Demmelhuber, EU-Mittelmeerpolitik und der Reformprozess in Ägypten. Von der Partnerschaft zur Nachbarschaft, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 69, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2009, 343 Seiten. x Seit den 1990er Jahren arbeitet das ZEI eng mit der Mediterranean Academy of Diplomatic Studies Malta (MEDAC) zusammen. Seit 2010 treffen Studenten der MEDAC, zumeist junge arabische Diplomaten, im Rahmen eines Workshops in Bonn mit Studenten des ZEI Master Programms zusammen. Hochrangige Vortragende aus Politik und Wissenschaft sorgen für fruchtbare und anregende Diskussionen unter den Teilnehmern. 2./3.Februar 2010: Workshop zum Thema „The European Union in the Mediterranean“. Dr. Werner Hoyer, Staatsminister im Auswärtigen Amt, unterstrich, dass die institutionelle Diskussion in der EU nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrages zu Ende sei und die EU sich nun strategischen Perspektiven und Aufgaben zuwenden müsse. Mehr als ein Dutzend Studierende der Mediterranean Academy of Diplomatic Studies kamen im Rahmen des 210 Workshops mit den Studierenden des ZEI aus aller Welt sowie den Wissenschaftlern des ZEI zusammen. Im Rahmen eines Planspiels suchten sie gemeinsam nach einer Lösung des Nahost-Konflikts. Eine Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welle diente der Erörterung des EuroArabischen Dialoges. 15. bis 19. Januar 2011: Teil eines intensiven Besuchsprogramms war ein gemeinsamer Workshop „Germany in the EU and the Mediterranean“ am 17. Januar 2011, der Wissenschaftler und Studenten des ZEI sowie ein Dutzend junger Diplomaten aus dem Nahen Osten, dem Kaukasus und aus verschiedenen afrikanischen Ländern, die an der MEDAC studieren, am ZEI zusammenführte. Tunne Kelam, Abgeordneter des Europäischen Parlaments aus Estland, berichtete von den Freiheitserfahrungen seines Volkes. 6. bis 10. Februar 2012: Das Thema des gemeinsamen ZEI-MEDAC-Workshops im Jahr 2012 lautete „Germany, the EU, and the Arab Spring“. Die Studenten der MEDAC wurden begleitet von MEDAC Direktor Prof. Dr. Stephen Calleya und Prof. Dr. Monika Wohlfeld, German Chair in Peace and Conflict Prevention (für den sich ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt über Jahre eingesetzt hatte und der nun vom DAAD gefördert wird). Neben zahlreichen Diskussionsrunden konnten die Studenten auch die Europäische Zentralbank Frankfurt besuchen sowie die UN-Einrichtungen und die Deutsche Welle in Bonn. Dr. Gerhard Sabathil, Direktor im Europäischen Auswärtigen Dienst, erörterte die Politik der EU gegenüber den arabischen Transformationsstaaten. 24./25. April 2013: Der Workshop „Enhacing education in the Arab transformation process“ widmete sich einer Vielzahl wichtiger Themenbereiche. Der Ehrenpräsident der Europäischen Gesellschaft ehemaliger Parlamentarier, Prof. Dr. Uwe Holtz, sprach über die Aktivitäten der elder statesmen in der europäischen Politik, der Stärkung der demokratischen Prozesse in der arabischen Welt auch weiterhin die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen. Weitere Vorträge und Diskussionen befassten sich mit der Wichtigkeit der Bildung, den Problemen der strategischen Ausrichtung der Beziehungen zwischen der EU und dem arabischen Raum, dem Nahostkonflikt, der Rolle der Medien in der Berichterstattung von Konfliktsituationen in der arabischen Welt und Fragen der künftigen Energiesicherheit Europas und der arabischen Nachbarn. 6. bis 8. Mai 2015: Der gemeinsame ZEI-MEDAC-Workshop diskutierte die Anforderungen an eine erneuerte Europäische Nachbarschaftspolitik vor dem Hintergrund der gewachsenen Spannungen in der Region und im Kontext von 211 Migration, Flüchtlingsfragen und Islam-Debatten in der EU. Die Teilnehmer suchten nach Wegen der Gemeinsamkeiten unter schwieriger gewordenen Bedingungen. 3.2 Östliche Nachbarschaft und Russland x Dr. Igor Leshoukov, Universität Sankt Petersburg, verbrachte 1998 einen Forschungsaufenthalt am ZEI. In dieser Zeit entstand ein ZEI Discussion Paper, in dem er die Perspektive Russlands auf den europäischen Einigungsprozess untersuchte. Diese sei von Seiten der Europäer zu selten berücksichtigt worden. Seine Untersuchung diente dem Ziel, die Strategien und Intentionen der russischen Europapolitik verständlich zu machen. Dr. Leshoukov sprach am 8. September 1998 am ZEI zu „Russia’s Perspectives on European Integration“. Igor Leshoukov, Beyond Satisfaction: Russia’s Perspectives on European Integration, ZEI Discussion Paper, C 26/1998. x Im September/Oktober 1998 war Prof. Dr. Fedor Burlatsky, Vorsitzender der Sektion Politische Wissenschaft im Präsidium der Russischen Akademie der Wissenschaft und ehemaliger Duma-Abgeordneter, als Gastforscher am ZEI. Während seines Aufenthaltes traf er im Rahmen einer „adhoc Studiengruppe“ mit namhaften Vertretern aus Wissenschaft, Verwaltung und Politik zusammen, um über die Frage zu diskutieren, auf welche Weise Russland in seinem derzeitigen beschwerlichen Transformationsprozess von den westdeutschen beziehungsweise westeuropäischen Nachkriegserfahrungen Anregungen übernehmen könnte. Die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit am ZEI flossen auch in eine Studie für den russischen Ministerpräsident Primakow ein. Am 20. Oktober 1998 hielt Prof. Burlatsky am ZEI einen Vortrag zum Thema „The Problem of Human Rights in Russia within the European Integration Process”. x In einer Zusammenarbeit des ZEI mit der Vertretung der Europäischen Kommission in der Russischen Föderation fand vom 9. bis 12. September 1999 am ZEI ein Seminar mit dem Zentrum für Integrationsforschung und programme der Staatlichen Universität St. Petersburg statt, das sich mit den Herausforderungen der Einbindung des russischen Nordwestens und den Zielen der „Northern Dimension“-Initiative der Europäischen Union beschäftigte. Hierbei trafen Vertreter aus Russland, der Ukraine, den skandinavischen und den baltischen Staaten sowie Polen, Großbritannien und Deutschland zusammen. x Prof. Dr. Gennadij Fedorow, Staatliche Universität Kaliningrad, und Dr. Viktor Koksharow, Ministerium für Außenwirtschaftsbeziehungen der Region 212 Swerdlowsk, hielten sich im Jahr 1999 zu Forschungsaufenthalten am ZEI auf und beleuchteten mit ihren ZEI Kollegen eingehend die Erkenntnisse über die verschiedenen Rechtsverhältnisse und Arbeitsebenen zwischen Moskau und den einzelnen Regionen. Am 12. Oktober 1999 referierte Dr. Koksharow am ZEI zu dem Thema „Developments within the Russian Federal System: Power Struggle Between Center and Regions“. x Mit den innenpolitischen und -gesellschaftlichen Entwicklungen vor den Wahlgängen Ende 1999 und im Sommer 2000 in der Russischen Föderation, in Weißrussland sowie in der zentralasiatischen Republik Tadschikistan beschäftigte sich eine Projektgruppe des ZEI. In einem umfangreichen Projekt wurden zudem die rechtlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen sowie das Umfeld der Präsidentenwahlen im Januar und der Parlamentswahlen im Oktober in der Republik Kasachstan untersucht. In diesem Rahmen nahm ZEI Mitarbeiter Peter Wittschorek als Langzeitbeobachter an den beiden OSZEWahlbeobachtungsmissionen in Kasachstan teil. Seine Erkenntnisse zeigten die Schwierigkeit der institutionellen Konsolidierung der Transformationsstaaten der GUS sowie die Notwendigkeit eines engen europäischen Engagements in der Region exemplarisch auf. Peter Wittschorek, Präsidentenwahlen in Kasachstan 1999. Erfahrungen einer ungewöhnlichen OSZE-Mission, ZEI Discussion Paper, C38/1999. x Die Entwicklung regionaler Kooperationsformen als einer entscheidenden Stufe zur Schaffung gesamteuropäischer Strukturen stellte einen besonderen Akzent bei der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Entwicklung in den GUS-Staaten dar. Unter anderem wurden zwei Konferenzen vom ZEI durch Kooperationsprojekte und die Mitwirkung von ZEI-Wissenschaftlern unterstützt: Im Vorfeld des Gipfeltreffens der Staatspräsidenten der mitteleuropäischen Staaten beschäftigte sich eine Konferenz des Instituts für Politische Studien der Ivan Franco Universität im westukrainischen Lwiw vom 22. bis 24. April 1999 mit der Frage der ukrainischen Verankerung in Mitteleuropa. Dabei wurde die Entwicklung der ukrainisch-polnischen Beziehungen als besonders erfolgreiche regionale Kooperation herausgestrichen. Auf Einladung des ZEI, des Atlantischen Rats der Ukraine und des American Institute for Contemporary German Studies diskutierten am 28./29. Mai 1999 ukrainische, amerikanische und europäische Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und von den Medien an einem historischen Ort, im Livadia-Palast der Drei-Mächte-Konferenz von Jalta auf der Krim, die Möglichkeiten einer vertieften strategischen Kooperation und einer europäischen Orientierung der 213 Ukraine. Sie zeigten sich einig in der Verantwortung der Ukraine für die Fortsetzung und Vertiefung der institutionellen und rechtlichen Reformen und äußerten sich hoffnungsvoll über die Perspektiven der ukrainisch-atlantischen Partnerschaft. An der Tagung nahmen unter anderem der stellvertretende Außenminister der Ukraine, Yevgen R. Bersheda, der amerikanische Botschafter in Deutschland, John Kornblum, und Bundestagsabgeordnete teil. Jackson Janes/Oleg Kokoshinsky/Peter Wittschorek (eds.), Ukraine, Europe, and the United States. Towards a New Euro-Atlantic Security Architecture, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 22, BadenBaden: Nomos Verlag, 2000, 179 Seiten. x Dr. Swetlana Pogorelskaya, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Westeuropa und USA des INION an der Akademie der Wissenschaften der Russischen Föderation, Moskau, Russland, hielt sich vom 26. Februar 2003 bis zum 30.06.2006 als Gastforscherin am ZEI auf. Sie widmete sich in dieser Zeit ihrem Projekt „Außenpolitische Kulturen der EU-Staaten im Vergleich: Deutschland – Frankreich“ und hielt einen Vortrag zu ihrem Projekt-Thema. Swetlana Pogorelskaja, Die Bedeutung der deutschen parteinahen Stiftungen für die EU-Politik gegenüber den MOE- und GUS-Staaten, ZEI Discussion Paper, C163/2006. x Victor Merten, ehemaliger Polizeioffizier in Kasachstan, sprach am 26. April 2005 im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung des ZEI mit der DGAP zum Thema „Terrorismusbekämpfung. Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit zwischen der Russland und der EU. x Es war die „schwierigste, längste und umfangreichste Wahlbeobachtungsmission der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa)“. So schilderte der Leiter dieser Mission, ZEI Senior Fellow Dr. GeertHinrich Ahrens, die Beobachtung der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2004 und seine Eindrücke während des fünfmonatigen Einsatzes in Kiew. Im Rahmen des ersten ZEI-Europaforums in 2005 berichtete er über den turbulenten Machtwechsel in dem großen, vom westlichen Europa zu wenig beachteten Nachbarland mit einer alten europäischen Tradition. In einem lebhaften, interessanten Vortrag stellte Dr. Ahrens, langjähriger deutscher Diplomat und Botschafter a.D., die politischen und logistischen Herausforderungen dar, mit denen die von ihm geleitete OSZEWahlbeobachtungsmission während der langen Phase der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine fertig werden musste. Das Land wünsche nun die 214 Anbindung an Europa und zugleich die Neudefinition seiner besonderen Position zwischen Russland und dem Westen. Geert-Hinrich Ahrens, Die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine. Die schwierige Mission der OSZE/ODHIR-Wahlbeobachter, ZEI Discussion Paper, C151/2005. x ZEI Mitarbeiter Andreas Marchetti befasste sich 2007 eingehend mit dem Verhältnis Russland – EU. Auf einem Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung über Russland und die Europäische Union auf Schloss Eichholz referierte Marchetti am 13. März 2007 über die Russlandpolitik der EU. Auf Einladung der Russischen Akademie der Wissenschaften nahm Andreas Marchetti dann am 24. März 2007 in Moskau an einer von der Akademie, dem russischen Außenministerium, der Vertretung der Europäischen Kommission in Russland und der Deutschen Botschaft Moskau ausgerichteten Konferenz über „Russia and the EU: Past and Present“ teil. Er sprach dabei über die „European Neighbourhood Policy – Between ‚New Neighbours’ and ‚Near Abroad’“. x Die EU müsse der Kriegsrhetorik in der Kaukasusregion entgegenwirken, indem sie sich für einen friedlichen Wandel einsetzt. Des Weiteren solle in der neu geschaffenen Östlichen Partnerschaft weniger mit den Regierungen, sondern vielmehr mit der Zivilgesellschaft gearbeitet und die Medienfreiheit gefördert werden. Diese Handlungsoptionen schlug Dr. Aschot Manutscharjan, freier Publizist und Sicherheitsexperte, in einem Vortrag im Rahmen eines ZEIEuropadialoges am 12. Mai 2009 vor. In seinen Ausführungen unter dem Thema „Krisenherd Kaukasus: Was kann die EU zur Konfliktlösung beitragen?“ spannte Dr. Manutscharjan einen Bogen vom Ende des Kalten Krieges 1989/90 bis 2009, erläuterte an diversen Beispielen die unterschiedlichen eingefrorenen beispielsweise schwelenden Konflikte im Südkaukasus, betonte die Bedeutung der Region (beispielsweise im Bereich der Energieversorgung) und benannte die Standpunkte der drei großen Akteure zu dem Thema (Russland, EU, USA). In der anschließenden, regen Diskussion wurde insbesondere die Frage diskutiert, ob oder inwieweit sich die EU in die Konflikte einmischen solle. x Mit dem Beginn der „Östlichen Partnerschaft“ der EU entwickelten sich neue Chancen für eine stärkere Entwicklung von Europastudien in Russland im Kontext der gesamteuropäischen Politikprozesse. Diese Einschätzung vermittelten leitende Mitarbeiter des Zentrum für Deutschland- und Europastudien an der Staatlichen Universität von St. Petersburg bei einem Gespräch im Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) am 6. Mai 2009. Die russischen Gäste informierten sich über die Struktur des ZEI, vor 215 allem über seine Weiterbildungsstudien. Sie warben im Gespräch mit ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt für eine Stärkung der Zusammenarbeit und betonten das auch in Russland wachsende Interesse an der vergleichenden Untersuchung von regionalen x Der Untergang der Sowjetunion hatte dramatische Veränderungen in der internationalen Weltordnung zur Folge. In einem ZEI Disucssion Paper untersuchte ZEI Master Fellow * }$ ~ \-RusslandBeziehungen seit dem Ende des Kalten Krieges aus den theoretischen Perspektiven der realistischen, liberalen, supranationalen und intergouvernementalen Denkschule. Dabei argumentierte er, dass verschiedene Ansätze zur Erklärung des Entwicklungsprozesses der Beziehungen herangezogen werden müssten. -Russian Relations: Evolution and Theoretical Assessment, ZEI Discussion Paper, C204/2011. x ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt diskutierte angesichts der 2014 rapide zugenommenen Spannungen an den östlichen und südlichen Rändern der EU die Folgen der Tatsache für die Nachbarschaftspolitik, dass die EU erstmals wieder seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr nur Exporteur von Stabilität, sondern auch Importeur von Instabilität geworden ist. Er plädierte für eine neue EU Sicherheitsstrategie. Ludger Kühnhardt, Neighbors and other realities: The Atlantic civilization and its enemies, ZEI Discussion Paper, C228/2015. Weitere ausgewählte Publikationen John Maxwell/Rafael Reuveny, Free Trade and Arms Races. Some Thoughts Regarding EU-Russian Trade, ZEI Working Paper, B14/1998. Carlo Masala, Die Euro-Mediterrane Partnerschaft, ZEI Discussion Paper, C68/2000. Konstantinos Drakos/Ali Kutan, Regional Effects of Terrorism on Tourism. Evidence from Three Mediterranean Countries, ZEI Working Paper, B26/2001. Bernd Hayo/Ali Kutan, The Impact of News, Oil Prices, and International Spillovers on Russian Financial Markets, ZEI Working Paper, B20/2002. 216 Ludger Kühnhardt, System-opening and Cooperative Transformation of the Greater Middle East. A New Trans-Atlantic Project and a Joint Euro-AtlanticArab Task, EuroMeSCo Paper, No. 26, Lisboa: EuroMeSCo Secretariat, 2003, 19 Seiten. Online unter: www.euromesco.net/euromesco/media/euromescopaper26_kuhnhardt.pdf. Peter Zervakis, The Europeanization of the Cyprus Question: A Model for Conflict Resolution, in: Journal for Cypriot Studies, 22-25, Eastern Mediterranean University, Famagusta, North Cyprus, 2004, Seite 1-33. Tobias Schumacher Die Europäische Union als internationaler Akteur im südlichen Mittelmeerraum. Zum Verhältnis von „Actor Capability“ und EUMittelmeerpolitik, Baden-Baden, Schriften des Zentrums für Europäische Integrationsforschung, Band 63, Nomos Verlag, 2005, 470 Seiten. Andreas Marchetti, The European Neighbourhood Policy – Foreign Policy at the EU´s Periphery, ZEI Disucssion Paper, C158/2006. Thomas Demmelhuber, The Euro-Mediterranean Space as an Imagined (Geo-) political, Economic and Cultural Entity, ZEI Discussion Paper, C159/2006. Dominic Heinz, A Review of EU-Russian Relations. Added Value or Structurally Deficient?, ZEI Discussion Paper, C177/2007. Marvin Andrew Cuschieri, Europe’s Migration Policy Towards the Mediterranean. The Need of Reconstruction of Policy-Making, ZEI Discussion Paper, C168/2007. Thomas Demmelhuber, The European Neighbourhood Policy (ENP) and its Implementation in the Southern Mediterranean. The Case of Egypt, ZEI Discussion Paper, C170/2007. Aschot L. Manutscharjan, Der Berg-Karabach-Konflikt Unabhängigkeit des Kosovo, ZEI Discussion Paper, C193/2009. nach der Wiebke Drescher, The Eastern Partnership and Ukraine. New Label – Old Products?, ZEI Discussion Paper, C194/2009. Ludger Kühnhardt, Eurasian Heartland or Atlantic Civilization: The Ukrainian War of Cultures, Washington: The American Institute for Contemporary German Studies (AICGS), 16. September 2014. Online unter: www.aicgs.org/issue/eurasian-heartland-or-atlantic-civilizationthe-ukrainian-war-of-cultures/. 217 Prof. Dr. Walter Schweidler, Universität Dortmund/ZEI Senior Fellow Dr. Frank Ronge, ZEI Fellow Prof. Dr. Karl Dietrich Bracher, Träger des Pour le Mérite/Universität Bonn Prof. Dr. Hüseyin Bacı, Middle East Technical University Dr. Jacques Santer, Präsident der Europäischen Kommission José María Gil-Robles, Präsident des Europäischen Parlaments Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Pierre Moscovici, französischer Europaminister Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz, Universität Bonn Diskussion am ZEI – Prof. Dr. Jeffrey Herf, University of Maryland, Dr. Volker Steinkamp, Universität Bonn, Marco Bifulco, Katholische Universität Mailand ZEI Fellows Dr. Andreas Beierwaltes, Dr. Matthias Pape Dr. Nadezhda Mihailova, Außenministerin von Bulgarien Hannelore Kraft, Europaministerin von Nordrhein-Westfalen, mit ZEI-Mitarbeitern Prof. Dr. Klaus von Beyme, Universität Heidelberg, Prof. Dr. Jocelyn Cesari, Georgetown University, Dr. Indra de Soysa, Zentrum für Entwicklungsforschung Toomas Ilves, Außenminister von Estland ZEI Tagung in der NRW-Landesvertretung in Brüssel ZEI Tagung im Auswärtigen Amt in Berlin mit Jo Leinen, Mitglied des Europäischen Parlaments, Georg Dick, Leiter des Planungsstabs, Auswärtiges Amt, Daniel Cohn-Bendit, Mitglied des Europäischen Parlaments, ZEI-Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt Dr. Christoph Heusgen, Auswärtiges Amt Dr. Ioannis Kasoulides, Außenminister von Zypern Dr. Romain Kirt, Luxemburgischer Regierungsberater, Dr. Valérie Guérin-Sendelbach, ZEI Fellow Dr. Ljerka Mintas Hodak, kroatische Europaministerin, mit ZEI-Mitarbeitern Prof. Dr. Christian Hacke, Dr. Brigitte Seebacher-Brandt, Prof. Dr. Tilman Mayer, Universität Bonn Iveta Sulca, Außenministerium von Lettland, Dr. Jan-Phillipp Weisswange, ZEI Fellow Jií Gruša, tschechischer Botschafter/Präsident des PEN Club, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt ZEI Workshop zur europäischen Verfassung mit Peter Altmaier, Mitglied des Europäischen Verfassungskonvents Mitarbeiterfeier am ZEI – Ingrid Maldonado, Dr. Xuewu Gu, Dr. Georg Michels, Dr. Franz-Josef Meiers, Janusz Musial, Dr. Emil Mintchev, Jana Puglierin, PD Dr. Ralf Elm, Dr. Rafael Biermann Gespräch mit Studenten des Maxwell European Union Center, Syracuse, USA ZEI Fellow Dr. Emil Mintchev Konferenz zu den transatlantischen Beziehungen mit dem Woodrow Wilson Center Feierliches Abendessen auf dem Petersberg Kirstin Hughes, Center for European Policy Studies, ZEI Fellows Dr. Marcus Höreth, Dr. Hubert Iral, Dr. Carlos Closa, Universität Zaragoza Dr. Amichai Magen, Stanford University, Dr. Ian Lesser, RAND Corporation, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, Dr. Nassif Hitti, Botschafter der Arabischen Liga in Frankreich, Dr. Andreas Jacobs, Konrad Adenauer-Stiftung Dr. Erhard Busek, ehemaliger österreichischer Vizekanzler/Institut für den Donauraum und Mitteleuropa Strategiegespräch von ZEI Wissenschaftlern Mladen Dragasevic, ZEI Class of 2006, Außenministerium von Montenegro ZEI-MEDAC Workshop zu den Euro-Mediterranen Beziehungen mit arabischen Diplomaten Prof. Dr. Stephen Calleya, Mediterranean Academy of Diplomatic Studies, Malta ZEI Master Fellows Class of 2011 im Gespräch mit Dr. Vladimir Pavicevic, Parlamentsabgeordneter aus Serbien, ZEI Class of 2003 Exkursion – Teilnehmer der ZEI Academy in Comparative Regional Integration mit Axel Voss, Mitglied des Europäischen Parlaments, in Brüssel Exkursion – Teilnehmer der ZEI Academy in Comparative Regional Integration bei der Europäischen Kommission in Brüssel Gespräche im Foyer des ZEI Simulationstraining - ZEI Master of European Studies, Class of 2011 ZEI-WAI Studiengruppentreffen in Praia – Matthias Vogl, ZEI Fellow, Prof. Dr. Kocra Lossina Assoua, Prof. Dr. Damien Agbodji, Prof. Dr. Olusegun Omisakin, Prof. Dr. Mama Ouattara, WAI Fellows, Prof. Dr. Klaus Eising, Universität Bochum ZEI Master Fellows Óscar Rodríguez Fernández, Erika Ruth Koerner, Grisel Fernández Ángel, Class of 2013 ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig ZEI Graduiertenausbildung Master in European Studies – Governance and Regulation ZEI Direktoren Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und Prof. Dr. Christian Koenig Diskussion in der Deutschen Welle – Matthias Vogl, ZEI Fellow, Prof. Dr. Djeneba Traore, West Africa Institute (WAI), Peter Hille, Deutsche Welle, Jörg Bartle, Bundeswehr Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung Future of Europe Observer Teambesprechung – ZEI-WAI Forschungskooperation Wissenschaftler-Austausch – Ama Konadu Oppong, West Africa Institute Rike Sohn, ZEI Fellow, Ama Konadu Oppong, West Africa Institute Ralf Meyer, ZEI Administrator Erfahrungsaustausch mit Wissenschaftlern der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften Bibliothek des West Africa Institute, Praia Peter Hustinx, EU-Datenschutzbeauftragter, ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig Studiengruppentreffen ZEI-WAI in Praia – Prof. Dr. Djeneba Traore, West Africa Institute, José Brito, ehemaliger Außenminister der Kapverden, ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt ZEI Class of 2014 mit Dr. h.c. Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments Margot Warzecha, die gute Seele des ZEI ZEI – verankert in der Beethoven-Stadt Bonn ZEI – Institutsgebäude Bonn, Walter-Flex-Strasse 3 4. EU und die Weltmächte Die globalen Ausstrahlungen der Europäischen Union haben noch keineswegs zu einem kohärenten weltpolitischen Engagement der EUgeführt. Kontrovers wird dabei innerhalb Europas immer wieder das Verhältnis von normativer Macht und geopolitisch-militärischer Globalpräsenz der EU diskutiert. Die Anwendungsfehler des weltpolitischen Engagements der EU haben seit den 1990er Jahren exponentiell zugenommen, wobei die bereits seit Beginn der europäischen Integration bestehenden entwicklungspolitischen Kooperationen, vor allem im Kontext der AKP-Ländergruppe (Afrika, Karibik, Pazifik), aber auch in Lateinamerika, stets am unumstrittensten gewesen sind. Im Blick auf die beiden exponiertesten Weltwächter seit dem Ende des Kalten Krieges, die USA und China, unterhält die EU die vielschichtigsten Formen der Zusammenarbeit, die nicht frei von Kontroversen sind, gleichzeitig aber vielfältige Anforderungen an die wissenschaftliche Begleitung durch das ZEI beinhalten. 4.1 Transatlantische Beziehungen Zwischen der USA und der EU bestehen engste politische und wirtschaftliche Verflechtungen. Auf dem jährlich stattfindenden EU-USA-Gipfel treffen sich Vertreter beider Seiten, um über gemeinsame Kooperationen zu beraten. Die ohnehin starken wirtschaftlichen Verflechtungen sollend durch das geplante Transatlantische Freihandelsabkommen vertieft werden. Die transatlantischen Beziehungen sind darüber hinaus in außen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Fragen von Bedeutung. Das Verhältnis beider hat sich seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen 1953 mehrfach gewandelt. Erreichten die transatlantischen Beziehungen mit dem Irak-Krieg 2003 einen Tiefstand, intensivierten sie sich mit dem Amtsantritt Barack Obamas, 2009, wieder. Das ZEI begleitet die transatlantischen Beziehungen in ihren diversen Phasen seit Beginn seiner Tätigkeit. x Vor dem Hintergrund des NATO-Beitritts von Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn und im Kontext der laufenden Forschungsprojekte veranstaltete das ZEI am 4. März 1999 eine Konferenz zum Thema „Die Zukunft der euro-atlantischen Beziehungen“, zu der hochrangige Politik- und Wirtschaftsexperten, Diplomaten und Wissenschaftler aus den USA und Europa zusammenkamen, darunter Botschafter Robert D. Blackwill, Harvard University, Karsten D. Voigt, Koordinator der Deutsch-Amerikanischen Beziehungen im Auswärtigen Amt, und Roland Wegener, stellvertretender Generalsekretär der WEU. Ziel war es, über die außen- und 218 sicherheitspolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte der euroatlantischen Beziehungen sowie über zukünftige Kooperationspotentiale in Anbetracht der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu diskutieren. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Europa neben den USA eine führende außenpolitische Rolle in der Welt übernehmen könnte. Dies würde allerdings voraussetzen, dass die USA auf Teile ihrer außenpolitischen Führungsrolle sowie auf internationale Alleingänge verzichten würde und Europa als gleichberechtigten Partner akzeptieren könnte. Susanne Baier-Allen (ed.), The Future of Euro-Atlantic Relations, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 18, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2000, 226 Seiten. x Prof. Dr. Robert M. Orr Jr., Vice President and Director of Government Relations, Nippon Motorola, Tempel University, Tokyo, sprach am 29. Juni 1999 am ZEI zu den transatlantischen Handelsbeziehungen „Transatlantic Trade Relations: What Europe can learn from American-Japanese Trade Conflicts“. x ZEI Senior Fellow Dr. Thomas Banchoff, Georgetown University, Department. of Government, Washington, D.C., hielt im Verlaufe eines Gastforscheraufenthaltes am ZEI 2000/2001 (Humboldt-Forschungsstipendium) am 5. März 2001 einen Vortrag zum Thema „Die transatlantischen Beziehungen aus der Sicht der neuen Bush-Administration“. x Wie hat sich „9/11“ auf die transatlantischen Beziehungen ausgewirkt? Diesem Thema widmete sich ZEI Mitarbeiter Dr. Franz-Josef Meiers in einem Vortrag am 19. Februar 2002: „Was zählt und wer zählt? Transatlantische Beziehungen nach dem 11. September“ am ZEI. x Dr. Andrew Denison, Direktor Transatlantic Networks, befasste sich in einem ZEI Discussion Paper mit der Situation nach den Anschlägen des 11. September und den daraus entstandenen neuen Festlegungen und Beziehungen zu den befreundeten Partnerstaaten. Andrew B. Denison, Shades of Multilateralism. U.S. Perspectives on Europe’s Role in the War on Terrorism, ZEI Discusion Paper, C 106/2002. x Im Rahmen der Förderinitiative „Dialog Wissenschaft und Praxis“ der Hanns Martin Schleyer-Stiftung veranstaltete das ZEI am 22./23. November 2002 das 9. Europakolloquium in Königswinter. Das Kolloquium stand unter dem Leitthema „Die transatlantischen Beziehungen nach dem 11. September 2001. Herausforderungen und Perspektiven“. Die Ergebnisse des Kolloquiums wurden von drei ausgewiesenen Experten im Bereich der internationalen 219 Sicherheitspolitik, Dr. Andrew B. Denison, Direktor Transatlantic Networks, Staatssekretär a. D. Prof. Dr. Lothar Rühl, Universität zu Köln, und Prof. Dr. Bassam Tibi, Universität Göttingen, in einer Publikation dargelegt. Franz-Josef Meiers (Hrsg.), Die Auswirkungen des 11. September 2001 auf die transatlantischen Beziehungen, ZEI Discussion Paper, C118/2003. x Die Irak-Krise stellte für die transatlantischen Beziehungen eine gravierende Belastung dar. Um angesichts ihrer fortwährenden Bedeutung und weiterer neuer globaler Herausforderungen eine Revitalisierung der amerikanisch-europäischen Beziehungen zu fördern, initiierten das ZEI und das Center for Transatlantic Relations der Johns Hopkins University, Washington D.C., das Kooperationsprojekt „Rethinking the Transatlantic Agenda“. Vertreter führender think-tanks der USA und einer Reihe europäischer Staaten wurden zur Mitarbeit eingeladen. ZEI-Senior Fellow Prof. Dr. Stefan Fröhlich, der seit April 2003 Internationale Beziehungen an der Universität Nürnberg-Erlangen lehrt, konzipierte das Projekt während eines mehrmonatigen Forschungsaufenthaltes am Center for Transatlantic Studies. Im Februar 2003 in Washington sowie im Mai und Oktober 2003 in Bonn konnten ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und der Direktor des Center for Transatlantic Relations, Dr. Dan Hamilton, Wissenschaftler und Politiker aus den Staaten der EU und aus den USA zu Reflexionsgesprächen willkommen heißen. Bis zum Ende des Jahres entstand unter Beteiligung von Vertretern führender europäischer und amerikanischer Forschungsinstitute ein policy-paper, das 2004 der irischen Ratspräsidentschaft vorgelegt wurde, um den Politikprozess im Sinne einer Revitalisierung der transatlantischen Beziehungen zu unterstützen und zu befördern. x Das Woodrow Wilson European Alumni Meeting „The Crisis in the Transatlantic Relations“ führte vom 9. bis 11. September 2004 führende Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft aus ganz Europa und den USA, unter der Leitung von Samuel Wells, Associate Director des renommierten Woodrow Wilson Center for Scholars in Washington, auf Einladung von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt am ZEI zusammen, um gemeinsam über die aktuelle Krise in den transatlantischen Beziehungen zu beraten. Die Themen, derer sich die Konferenz annahm, reichten von gemeinsamen Werten, unterschiedlichen Regierungssystemen, wirtschaftlicher Zusammenarbeit, kulturellen Trends bis hin zu Sicherheitsfragen. Trotz der Bruchstellen und Auseinandersetzungen der letzten Jahre bleiben die transatlantischen Beziehungen weiterhin so wichtig wie eh und je, herrschte Konsens unter den 220 Teilnehmern. Während sich in der Diskussion die Überzeugung herauskristallisierte, dass die gemeinsamen Werte mit dem Ende des Kalten Krieges schwächer konturiert seien, waren die Teilnehmer darüber uneins, inwieweit die Regierungssysteme tatsächlich unterschiedlich seien. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit stellt weiterhin einen Eckstein, aber auch gleichzeitig den am meisten unterschätzten Teil der wechselseitigen Beziehungen dar, wobei gerade die gelegentlichen Handelsstreitigkeiten zwischen den beiden wirtschaftlichen Riesen häufig hochstilisiert werden. Mit Blick auf Europas östliche Nachbarn haben beide Seiten, Europa wie USA, je eigene Vorstellungen von Sicherheit und Stabilität, können ihre Ziele aber nur mittels einer effektiven Zusammenarbeit in einem transatlantischen Rahmen erreichen. Amerika wird weithin als die kulturelle Vorhut in den Beziehungen gesehen, auch wenn diese Ansicht in Europa nicht unwidersprochen ist. Fest steht aber in jedem Falle, dass die beiden kulturellen Sphären aufeinander angewiesen sind. Die strategischen Kulturen Amerikas und Europas sind zwar unterschiedlich, doch muss diese Feststellung dadurch ergänzt werden, dass auch die europäischen Partner untereinander zum Teil sehr unterschiedliche Konzeptionen haben. Der Unterschied ist daher weniger in einem transatlantischen Kontext zu verorten, als vielmehr in einem europäischen. Letzten Endes haben aber sowohl Europa als auch Amerika die gleichen Sicherheitsbedürfnisse, die sie nur gemeinsam sicherstellen können. Höhepunkt der Konferenz war die Möglichkeit, Meinungen und Sichtweisen mit dem ersten slowakischen EU-__@ }@ %%%+ } betonte die Wichtigkeit der transatlantischen Bindung. Samuel Wells/Ludger Kühnhardt (eds.), The Crisis in Transatlantic Relations, ZEI Discussion Paper, C143/2005. x Wie sind die Wegmarken in den deutsch-amerikanischen Beziehungen seit dem 11. September 2001 unter den Bundesregierungen Schröder und Merkel abgesteckt? Was sind die Ursachen für die dramatische Verschlechterung der Beziehungen zwischen Berlin und Washington im Zuge der Irak-Krise? Wie gestalten sich die atmosphärischen Aufhellungen seit dem Regierungswechsel in Berlin im November 2005? Diese Fragen analysierte ZEI Mitarbeiter Dr. FranzJosef Meiers. Franz-Josef Meiers, Zwischen Partnerschaft und Widerspruch – Die deutschamerikanischen Beziehungen seit dem 11. September 2001, ZEI Discussion Paper, C165/2006. 221 x Im Rahmen einer Gastprofessur auf Einladung der Stanford University unterrichtete ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt im dortigen Spring Semester 2004 über „European identity“ und führte ausführliche Fachgespräche mit amerikanischen Wissenschaftlern zu den transatlantischen Beziehungen. Kühnhardt nahm auch in Europa regelmäßig an Veranstaltungen teil, die sich mit den transatlantischen Beziehungen befassen, so unter anderem am 2. Juli 2012 mit einem Impulsreferat zum Thema „60 Years of Transatlantic Relations“ bei der Atlantik-Brücke, Berlin, am 28. Oktober 2013 an einem Transatlantischen Gesprächskreis bei dem Amerikanischen Botschafter in Berlin, und am 9./10. Oktober 2014 mit einem Vortrag zum Thema „Cold War II?“ am Woodrow Wilson European Alumni Meeting in Rom. Nach zwei Forschungsaufenthalten auf Einladung des renommierten Woodrow Wilson International Center for Scholars 2002 und 2011 als Public-Policy Scholar wurde Prof. Dr. Kühnhardt 2013 zum Woodrow Wilson Global Fellow ernannt. x Am 21. November 2014 hatten die Studenten des ZEI Master of European Studies Program (MES) im Rahmen eines ZEI Europa-Dialoges die Möglichkeit zu einer abschließenden lebhaften und engagierten Diskussion über das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) mit Botschafter a.D. J. D. Bindenagel, Henry Kissinger Professor an der Universität Bonn. Das TTIP zwischen der EU und den USA nähert sich langsam einer Einigung. Botschafter Bindenagel verdeutlichte den Studenten, dass die Verhandlungen nicht nur wichtig für die Abschaffung von Zöllen und belastenden Regulierungen sind, sondern auch von strategischer Bedeutung für den Erhalt der aktuellen Position beider Partner in der Welt. Zudem betonte er, dass es für die Verhandlungen notwendig sei, die Öffentlichkeit, Verbraucher, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Arbeit, Landwirte und Unternehmen in einen transparenten Entscheidungsprozess mit einzubeziehen. x Am 9. Februar 2015 konnten die ZEI Master Fellows der „Class of 2015“ im Rahmen der jährlichen Brüssel-Exkursion mit Anthony Gardner, Botschafter der USA bei der EU, ausführlich über die ökonomische und politische Bedeutung der Transatlantik Trade and Investment Partnership (TTIP) diskutieren. 4.2 EU und China Die engen Handelsbeziehungen zwischen der Europäischen Union und China stehen auch im Mittelpunkt der europäischen China-Politik. Das immer dichter 222 werdende Netzwerk von Verbindungen zwischen der EU und China spiegelt sich auch in einer intensiven Wissenschaftskooperation mit dem größten Land Asiens wider. In diesem Rahmen hat das ZEI eine Vielfalt von Kooperationen mit chinesischen Wissenschaftlern realisiert. x Prof. Dr. Jianxion Zhang, Deputy Secretary of the Chinese Society for European Union Studies, hielt im September 1999 während seiner Gastforscherzeit am ZEI einen Vortrag zum Thema „The Relations between China and the European Union after the Kosovo crisis”. x ZEI-Mitarbeiter Dr. Xuewu Gu, der das Europa-Asien-Programm am Zentrum für Europäische Integrationsforschung von 1999-2002 leitete, sprach am 14. Dezember 1999 am ZEI zu dem Thema „Chinas Aufstieg zur Großmacht – eine Herausforderung für Europa?”. Er behandelte darin die Beziehungen zwischen Europa und China und die tatsächliche Stärke der Volksrepublik China. Dr. Gu argumentierte, dass Chinas Aufstieg zur Großmacht für Europa eher Chance als Herausforderung bedeutet. Dr. Gu beteiligte sich aktiv an der öffentlichen Diskussion über den Sinn und Zweck des Ausbaus der Beziehungen Europas zu Asien, referierte auf vielen Veranstaltungen zu dem Thema und publizierte umfangreich. Insbesondere bemühte er sich, die deutsche Öffentlichkeit über die aktuellen Entwicklungen im chinesischen Kulturraum zu informieren und auf die Notwendigkeit der Gestaltung einer Politik des „Wandels durch Handel“ hinzuweisen. x Vom 1. bis 5. Juli 2001 trafen über 40 Wissenschaftler und Politiker aus Europa und China in Chengdu, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan, zu einem wissenschaftlichen Workshop zum Thema „Education and Employment in the Cross-Cultural Context of EU“ zusammen, der vom ZEI und dem Zentrum für Europaforschung der Sichuan Universität gemeinsam organisiert wurde. Finanziert wurde die Veranstaltung durch die Europäische Union im Rahmen des „EU-China Higher Education Programme“, mit dem das ZEI seit 1999 eng kooperiert. Der Workshop verfolgte das Ziel, die europäische Politik und Praxis zur Begegnung der Herausforderungen aus dem Beschäftigungsmarkt in der Globalisierungszeit herauszuarbeiten und nach ihrer Übertragbarkeit in China zu fragen. Die Volksrepublik China ist als multikulturelles Land mit zahlreichen Transformationsproblemen konfrontiert. Die chinesischen Teilnehmer des Workshops waren besonders interessiert zu erfahren, wie die kulturell unterschiedlich geprägten Staaten der Europäischen 223 Union versuchen, das Verhältnis zwischen Ausbildung und Beschäftigung zu gestalten und wie sie ein effizientes Bildungssystem entwickeln. In seinem Vortrag „Transformation Societies and their Educational Systems – East German Experiences in an European Contex“ analysierte Dr. Matthias Rößler, Kultusminister des Freistaates Sachsen, systematisch die Erfahrungen, die die neuen Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland bei der Umgestaltung ihrer Bildungssysteme nach der Wende gesammelt haben. Der Beitrag von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt analysierte über die deutschen Erfahrungen hinaus das Verhältnis zwischen Erziehung und Beschäftigung auf europäischer Ebene. In seinem Vortrag zu dem Thema „Reflections on incentive based reforms in education in Europe“ betonte Kühnhardt die Notwendigkeit in Europa, die Reformen des Bildungssystems leistungsorientiert und ethikverpflichtet durchzuführen. Die Beiträge von Prof. Dr. Duan und Prof. Dr. Li (Zentrum für Europaforschung der Sichuan Universität) zeigten, wie systematisch chinesische Wissenschaftler die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Bildung und Beschäftigung in Europa beobachten. In ihrem gemeinsamen Vortrag „Understanding the European Union´s Potential: The Suggestions from Lisbon Strategy and Stockholm Report to China in the Knowledge-based Economy“ stellten die beiden Wissenschaftler fest, dass die Strategie der Europäischen Union, eine „knowledge-based economy“ bis 2010 zu entwickeln, einen für China interessanten Ansatz darstellt. Insgesamt wurden mehr als 20 Paper von deutschen, französischen und chinesischen Wissenschaftlern und Politikern präsentiert. x In den Jahren 2000 bis 2005 besuchten eine Reihe chinesischer Wissenschaftler das ZEI, um dort ihre Forschungen voranzutreiben. 2000: Prof. Dr. Dai Bingran, Director of the Center of European Studies and Secretary General of the Chinese Society for European Studies, Fudan University, Shanghai, Forschungsprojekt „Europa und Asien: Gegenseitige Perzeptionen und Erwartungen“. März 2001: Prof. Dr. Ding, Dou, EU-China HECP-School of International Studies, Beijing University, Forschungsprojekt: „Comparative Studies on European Integration and Integrative Measures in East Asia“. Juli/August 2001: Prof. Chi-pen Sun, National Chiao Tung University, Division of General Studies, Taiwan, Forschungsprojekt: „Die EU als postnationalstaatliche Handlungseinheit – Vorbild für die Beziehungen zwischen China und Taiwan“. 224 Mai 2002 bis April 2003, Prof. Dr. Shuhui Dong, Nankai University, Forschungsprojekt: „The Euro and its International Economical Implications“. Mai 2002, Prof. Dr. Chuan Feng, Sichuan University, Forschungsprojekt: „What is Man’s Self-Realization“. Mai 2002 bis April 2003, Prof. Shuhui Dong, Nankai University, Forschungsprojekt: „The Euro and it’s international economical implications”. September bis November 2003, Prof. Dr. Wang Guangcheng, Modern Management Center, Shanghai, Forschungsprojekt: „Die neue Unternehmerschicht in den Transformationsländern Mittel- und Osteuropas“ (mit Unterstützung des DAAD). Oktober 2003 bis März 2004, Prof. Yi Hanzhou, Shanghai Institute for European Studies, Forschungsprojekt: „The organizational evolution of the EU”. x Von August 2006 bis September 2007 war das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) Kooperationspartner des EU-China European Studies Centres Programme der Shanghai Academy of Social Sciences in Shanghai. Im Rahmen des von der EU geförderten Projektes „Support to Existing European Studies Centres in the People’s Republic of China (excluding Hong Kong, Macao und Taiwan) erstreckte sich die Kooperation vornehmlich auf den Austausch von Wissenschaftlern, um so das gegenseitige Verständnis und die Fähigkeit miteinander und füreinander zu forschen fester zu implementieren. x Mit dem European Studies Centre der Sichuan University/China war das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) vom 1. November 2006 bis 30. Oktober 2007 als Kooperationspartner für das EU-unterstützte Projekt „Searching for the Core of European Integration: The Historical, Cultural and Religious Impacts on Its Process“ verbunden. Der Austausch von Wissenschaftlern, ein gemeinsamer Workshop sowie diverse Publikationen gehörten zu dem Kooperationsprogramm mit dem European Studies Centre der Universität Sichuan. Auf Einladung von ZEI-Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt widmete sich Prof. Dr. Jian Shi, Vize-Präsident der Universität Sichuan und Direktor des European Studies Centre der Sichuan University, als Gastforscher am ZEI den Forschungen zu dem Projekt „Searching for the Core of European Integration: The Historical, Cultural and Religious Impact on Its Process“. Am 28./29.Mai 2007 fand in Shanghai ein Workshop zu Fragen der europäischen Integration und der europäisch-chinesischen Beziehungen statt. 225 Das ZEI leitete auf Einladung der chinesischen Partner die europäische Delegation, angeführt von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig. Prof. Dr. Xuewu Gu, Ruhr Universität Bochum, Prof. Dr. Michael Gehler, Stiftungsuniversität Hildesheim, Elena Angeleri, Graduate School for International Relations and Economy, Catholic University Milan und Prof. Vittorio Parsi, Catholic University Milan, beteiligten sich an der Konferenz. x Im Zeichen wachsender weltweiter Verflechtungen ergeben sich zunehmende Interessenkonvergenzen zwischen den wichtigsten internationalen Akteuren. Dass sich dies auch im akademischen Bereich widerspiegelt, bezeugte ein Arbeitsbesuch der Professoren Jan Shi, Dan Yi und Zhuyu Li des European Studies Centre der Sichuan University am ZEI am 2. Mai 2011. Die chinesischen Wissenschaftler tauschten sich mit Mitarbeitern des ZEI über laufende sowie geplante Forschungs- und Lehraktivitäten aus. Dabei wurde deutlich, dass aufgrund ähnlich gelagerter Interessenagenden zahlreiche Projekte der beiden Institute bi- oder multilateral erweiterbar sind, woraus Möglichkeiten der vertieften Zusammenarbeit erwachsen könnten. Beide Seiten verständigten sich auf eine Fortführung des bereits etablierten engen Austauschs, um mögliche Synergien zu identifizieren und die Zusammenarbeit zu vertiefen. x Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten „EU-ChinaEuropean Studies Centres Programme“ (ESCP) besuchten 2007 acht chinesische Gastforscher das ZEI. Fünf Gäste kamen von der „Shanghai Academy of Social Sciences“ und forschten zum Thema „Support to Existing European Studies Centres in the People’s Republic of China (excluding Hong Kong, Macao and Taiwan)“. Die drei Gastforscher des „European Studies Centre“ der Sichuan University in Chengdu befassten sich mit den Fragestellungen des Projektes „Searching for the Core of European Integration“. Allen gemein war der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit den ZEI-Mitarbeitern: die zukünftige Entwicklung der Europawissenschaften in China und Fragen der Europäischen Identität. x Dr. Qiang Xin, Associate Professor am Forschungszentrum für Europa und Asien der Pädagogischen Hochschule Peking, verbrachte im Oktober/November 2006 mit Unterstützung des DAAD einen Gastforscheraufenthalt am ZEI. Sie forschte zum Thema „Nationale Politikfelder in Wechselwirkung mit regionaler Integration am Beispiel der Innenpolitik und des Bildungswesens in der EU und Ostasien seit1997”. Sie nahm vom 11. bis 15. Oktober 2006 an einer Konferenz beim Europarat in Strasbourg über „Administrative Cultures in Europe“ teil. Aus den Recherchen ergab sich, dass das Verhältnis zwischen Recht und Kultur 226 sowohl im Prozess der europäischen Integration selbst, als auch im Vergleich mit der Regionalisierungstendenz in Ostasien, als Spannungsfeld zu betrachten ist. Mit diesem Thema beschäftigte sich Frau Dr. Xin dann in der zweiten Etappe ihres Forschungsaufenthaltes, vom 19. Januar bis 28. Februar 2007. Sie konkretisierte ihre Arbeit dabei auf die Arbeitsbereiche Rechtskultur, Migration, Europäische Verwaltung, die Entwicklung eines europäischen Bildungsraums sowie die Innere Sicherheit Europas und Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. x Maximilian Mayer, Ruhr-Universität Bochum, sprach am 9. Oktober 2007 am ZEI zum Thema „Experimentierfeld für Nachhaltigkeit oder ökologische Katastrophe? Chinas ´Ressourcenhunger´ und was er für die Industrienationen bedeutet“. Hierbei handelte sich um eine gemeinsame Veranstaltung mit der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). x Frau Liu Lirong, Ph.D, Associate Professor am Center for European Studies im Institute of International Studies der Universität Fudan, Shanghai, verbrachte vom 1. Juli bis 30. September 2009 mit Förderung des DAAD einen Forschungsaufenthalt am ZEI. In dieser Zeit forschte Frau Lirong zum Thema „Engagement in Afrika: Konkurrenz zwischen China und Europa“. Aufgrund einer bereits publizierten empirischen Arbeit über die wirtschaftliche Entwicklung wurde eine Datenbank erstellt und das Wachstumsmodell Afrikas südlich der Sahara von 1960 bis 2000 im Rahmen einer international vergleichenden Studie entwickelt und analysiert. x Am 16. Oktober 2013 begrüßte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt eine Delegation der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) am ZEI. Unter der Leitung des Direktors des CASS-Büros für wissenschaftliches Forschungsmanagement, Zhu Yuanshou, und des Leiters des Büros für internationale Kooperation an der CASS, Li Te, besuchte die Delegation aus Peking verschiedene deutsche Forschungseinrichtungen und international operierende Institutionen, um sich über Forschungsprogramme in Deutschland zu informieren und auszutauschen. Im Mittelpunkt der anschließenden Diskussion standen insbesondere die Organisation und Finanzierung möglicher Forschungsprogramme sowie Fragen nach dem Qualitätsmanagement. Eine längerfristige Forschungskooperation zwischen CASS und ZEI, beispielsweise durch den Austausch von Gastforschern und gemeinsame Weiterbildungsangebote, wurde von beiden Seiten sehr begrüßt. 227 Weitere ausgewählte Publikationen Ann Mettler, From Junior Partner to Global Player? The New Transatlantic Agenda and Joint Action Plan, ZEI Discussion Paper, C81/2001. Xuewu Gu, China und der Westen. Wo liegen eigentlich die Probleme? in: K.R. Spillmann,/A. Wenger (Hrsg.), Zeitgeschichtliche Hintergründe aktueller Konflikte, Zürich: Forschungsstelle für Sicherheitspolitik, 2001, Seite 143-159. Kühnhardt, Ludger, Globalisation, transatlantic cooperation and democratic values, in: George Bermann/Matthias Herdegen/Peter Lindseth (Hrsg.), Transatlantic Regulatory Cooperation. Legal Problems and Political Prospects, Oxford: Oxford University Press, 2001, Seite 481 ff. Ludger Kühnhardt, Atlantik-Brücke. Fünfzig Jahre deutsch-amerikanische Freundschaft, Berlin, 2002. Ludger Kühnhardt, Contrasting Transatlantic Relations. The EU and the US towards a Common Global Role, SIEPS Paper: 2003/1op, Swedish Institute for European Policy Studies, Stockholm, 2003. Franz-Josef Meiers, Das Verhältnis USA-EU nach Präsidentschaftswahlen, ZEI Discussion Paper, C140/2004. den US- Kühnhardt, Ludger, German-American Relations: What else can go wrong?, in: American Institute for Contemporary German Studies (Hrsg.), Power and Principle. Prospects for Transatlantic Relations, German-American Issues, No. 2, Washington D.C., 2004, Seite 14 ff. Ludger Kühnhardt, Obama and a New Transatlantic Age, in: American Institute for Contemporary German Studies, AICGS Analyses, 21. November 2008. Online unter: www.aicgs.org/analysis/c/kuehnhardt1108.aspx. Lazaros Miliopoulos, Begriff und Idee der ‚Atlantischen Zivilisation’ in Zeiten transatlantischer Zerreißproben, ZEI Discussion Paper, C188/2008. Ludger Kühnhardt, The Atlantic Civilization and Its Enemies. Squeezed between a self-destructive Russia and Arab world, Western nations need to focus on their roots, in: the Globalist, 25. September, 2014. Online unter: www.theglobalist.com/author/lkuhnhardt/. 228 5. EU und Regionalintegration in aller Welt Nach zwei Jahrhunderten des nation-building und state-building ist die Welt in eine Ära des region-building eingetreten. Auf der Suche nach neuen Formen politischer Stabilität, ökonomischer Prosperität und kultureller Kohäsion spielen regionale Verbundsysteme unterdessen weltweit eine bemerkenswerte Rolle. Sowohl in Afrika als auch in Lateinamerika, in der Karibik und in Asien haben sich Staaten in regionalen Verbänden zusammengeschlossen und damit Märkte und Grenzen geöffnet. Nation-building und region-building sollten auf Dauer in eine Balance gebracht werden. 5.1 Region-Building: Grundlagen Die Forschungen des ZEI vergleichen das Phänomen des weltweit anzufindenden region-building: Welche Versuche unternehmen Regionen außerhalb wie innerhalb Europas, um sich auf ökonomischer, politischer, rechtlicher und kultureller Ebene stärker zu integrieren? Die Voraussetzungen der einzelnen Regionen sind dabei genauso verschieden, wie die Wege, die eingeschlagen werden. Inwieweit die EU für diese Regionen als Vorbild dient, hängt nicht zuletzt von der Perzeption Europas von außen ab. Diese Wahrnehmung hat sich angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise nach 2008 zum Teil zu einer kritischen Position gewandelt. x ZEI Mitarbeiterin Cordula Janowski analysierte in einem ZEI Discussion Paper zwei Phänomene von wachsender Bedeutung für die internationalen Beziehungen: Globalisierung und regionale Integration. Regionale Integration erscheint zunehmend als Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung. Dies lenkte den Blick auf die EU als Modell erfolgreicher regionaler Integration. Können andere Regionen dieser Erde von der EU lernen bzw. ist die EU sogar Paradigma für regionale Integration? Die Überlegungen erklären Globalisierung und regionale Integration als einander bedingende Prozesse. Europäische Integration scheint allerdings kaum geeignet als globales Modell oder sogar als Paradigma für andere Regionen zu dienen. Cordula Janowski, Globalization, Regional Integration and the EU – Pleadings for a Broader Perspective, ZEI Discussion Paper, C162/2006. x Ein wissenschaftlicher Ertrag der Summer Academy „Comparative Regional Integration“, die vom 10. bis 22. September 2007 mit Studenten und Postgraduierten aus acht Integrationsgemeinschaften in Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik am ZEI stattfand, ist die Sammlung der 229 Reflexionen der Teilnehmer, die mit einem Vorwort der EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und Europäische Nachbarschaftspolitik, Dr. Benita FerreroWaldner, als ZEI Discussion Paper erschienen sind. Die einzelnen Artikel fassen die unterschiedlichen Blickwinkel auf regionale Integrationsprozesse und die Bedeutung der EU in diesem Zusammenhang zusammen. Das Paper untersucht in globaler Perspektive das Phänomen regionaler Integration, das durch unterschiedliche regionale Mechanismen und Initiativen zunehmend an Relevanz gewinnt. Der Hauptfokus der Publikation liegt auf der Untersuchung gegenwärtiger Entwicklungen: junge Akademiker aus Afrika, Lateinamerika, Asien und dem karibischen Raum äußern ihre jeweilige Sicht von regionaler Integration und erörtern die weiteren Perspektiven. Es werden aber nicht nur die potentiellen Vorteile und Gefahren regionaler Integration behandelt, sondern auch untersucht, inwieweit die Europäische Union beim Aufbau regionaler Mechanismen unterstützend wirken kann. Ariane Kösler/Martin Zimmek (eds.), Global Voices on Regional Integration, ZEI Discussion Paper, C176/2007. x Der regionalen Integration in Afrika, Asien, Lateinamerika, der Karibik und in der pazifischen Inselregion trägt das ZEI seit 2007 mit dem ZEI „Regional Integration Observer“ (RIO) Rechnung, um den Prozess regionaler Vergemeinschaftung beobachtend zu analysieren sowie wichtige Hintergrundinformationen zur Verfügung zu stellen. Der RIO wendet sich sowohl an Politiker und Wissenschaftler als auch an die interessierte Öffentlichkeit und versteht sich als Mittel zur Stärkung des Dialogs und der vertieften Kenntnis von Integrationsprozessen in verschiedenen Weltregionen. 2007: Der Regional Integration Observer widmet sich in seiner ersten Ausgabe der Thematik der weltweiten Proliferation regionaler Integration. Mit einem Leitartikel von ZEI-Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt sowie weiteren Kurzartikeln zu aktuellen Geschehnissen in ASEAN, MERCOSUR und SADC, werden in dieser Ausgabe sowohl theoretische als auch praktische Einblicke in die Welt der regionalen Integration gewährt. 2008: Die regionale Integration in Lateinamerika steht im Vordergrund der Artikel, die sowohl die interne Dimension regionaler Integration in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Infrastruktur analysieren als auch einen Blick auf die bi-regionalen Beziehungen mit der Europäischen Union werfen. Dabei stehen auch die EU-AKP-Beziehungen (Afrika, Karibik, Pazifik) und die damit verbundenen Wirtschaftspartnerschaftsabkommen im Fokus, wobei besonders die westafrikanische Regionalorganisation ECOWAS (Economic Community of 230 West African States) beleuchtet wird. Die weiteren Artikel werden das westafrikanische Regionalparlament, Bewegungsfreiheit in Westafrika und Handelspolitik behandelt. 2009: Der RIO widmet sich verstärkt der Rolle des Rechts in regionalen Integrationsprozessen. Die Artikel befassen sich unter anderem mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Vertrag von Lissabon und die Situation und wachsende Bedeutung regionaler Rechtsinstanzen in anderen Weltregionen. Daneben beschäftigt sich der RIO mit Forschung und Ausbildung im Bereich der vergleichenden regionalen Integration und den grundsätzlichen Herausforderungen in diesem Feld. Beispiele aus verschiedenen Weltregionen werden vorgestellt, wie das „West Africa Institute“ auf den Kapverden und „CARICOM Park“ in Barbados. Ebenfalls beleuchtet werden Kosten und Nutzen regionaler Integration am Golf sowie die Perspektiven für eine Währungsunion, das Engagement der EU und die Außenpolitik des Golfkooperationsrates (GCC). 2010: Die zehnte Ausgabe des RIO wählte die Regionen Asien und Pazifik und Zentralamerika als geographische Schwerpunkte. ASEAN als die bisher ambitionierteste regionale Gruppierung wird eingehend in zwei Artikeln auf seine Zukunftspläne und deren Umsetzbarkeit sowie auch im Vergleich zum Modell der Europäischen Union (EU) untersucht. Der Generalsekretär des Sekretariates des „Pacific Islands Forum“ gab einen Überblick über die dringendsten Probleme bei den pazifischen Integrationsbemühungen und der Generalsekretär des zentralamerikanischen Integrationssystems (SICA) äußerte sich zu aktuellen Entwicklungen. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Sicherheitspolitik im regionalen Kontext. 2011: Der RIO schaut auf verschiedene weltweite Entwicklungen im Bereich der regionalen Wirtschaftsintegration. Auch die Rolle der Arbeitsmobilität und Migration als Indikatoren zur Messung des Grades an regionaler Integration wird analysiert. ZEI-Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen gibt Antworten zu aktuellen Fragen im Kontext von Finanzkrise und Währungsunion. In weiteren Artikeln beschäftigt sich der RIO mit der Thematik von Regulierung und Wettbewerb, den Chancen einer gemeinsamen Wettbewerbspolitik in Südostasien, den Problemen der Wettbewerbsordnung in den Ländern des Mercosur und den Aussichten auf eine verbesserte Wettbewerbspolitik in Nordafrika. Des Weiteren werden 20 Jahre der Integration in der Region Mercosur einer kritischen Bilanz unterzogen und die Rolle der ECOWAS als sicherheitspolitischer Akteur im Zusammenhang mit dem Konflikt in der 231 Elfenbeinküste, die Bedeutung der ECOWAS als so genannter „Building-Block“ im Rahmen der kontinentalen Integrationsbemühungen der Afrikanischen Union und die Zielsetzung der ECOWAS, den Verbund bis 2020 eine „ECOWAS of the People“ umzuwandeln, analysiert. 2012: Der regionale Schwerpunkt liegt auf den Regionen Südliches Afrika und Ostafrika. Die Artikel beschäftigen sich mit unterschiedlichen Facetten und Zukunftsherausforderungen der dortigen regionalen Integrationsprozesse und einem Überblick über die 20-jährige Geschichte der „Southern African Development Community“ (SADC), die sich von einer aus den so genannten „Frontlinienstaaten“ bestehenden anti-Apartheid-Bewegung zu einer der wichtigsten „Regionalen Wirtschaftsgemeinschaften“ (REC) im Kontext des gesamtafrikanischen Integrationsprozesses unter der Ägide der Afrikanischen Union (AU) gewandelt hat. Vor dem Hintergrund der europäischen Krise widmet sich der RIO 2012 ebenfalls der Wahrnehmung Europas jenseits der eigenen Grenzen. 2013: Der RIO gibt einen Überblick über die Strukturen und Ergebnisse der Forschungskooperation zwischen dem ZEI und dem West Africa Institute (WAI). Das Kooperationsprojekt (2012 bis 2016) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es wird eine Bilanz des regionalen Integrationsprozesses in Westafrika angesichts des 20-jährigen Jubiläums des ECOWAS Revised Treaty von 1993 und der bevorstehenden Jahrestag der Gründung der WAEMU 2014 und der ECOWAS 2015 und analysiert die vielfältigen Dimensionen der Beziehungen zwischen Westafrika und Europa gezogen und nach möglichen Erklärungsvariablen für die biregionalen Politikprozesse gesucht. 2014: Detailliert beleuchtet werden die Ergebnisse des EU-Afrika-Gipfels in Brüssel im April diesen Jahres, die Verhandlungen über ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen EU und Westafrika, die Auswirkungen eines möglichen transatlantischen Freihandelsabkommen auf die Handelsbeziehungen zu Drittstaaten in Afrika sowie die jüngsten Entwicklungen in der deutschen Afrikapolitik. 2015: Der ZEI Regional Integration Observer (RIO) widmet sich den politischen Herausforderungen in Westafrika und Europa im Jahr 2015. In Westafrika stehen in diesem Jahr insgesamt sechs Parlaments- bzw. Präsidentschaftswahlen an. Ein Beitrag des RIO beschäftigt sich damit, welche Auswirkungen die Ereignisse in Burkina Faso Ende 2014 auf diese Wahlen in Ländern mit umstrittenen politischen Führungskräften haben könnten. Darüber hinaus 232 wurden im politischen System der ECOWAS dem Regionalparlament im Dezember 2014 mehr Rechte zugestanden. Was dies für die politische Kultur und die Entscheidungsfindungsprozesse auf regionaler Ebene bedeutet, wird ebenfalls beleuchtet. Zusätzlich werden die aktuelle Situation in Mali und die Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologie im Integrationsprozess in Westafrika analysiert. Aus europäischer Perspektive hat sich die neue Kommission Juncker für das Jahr 2015 ein ambitioniertes Arbeitsprogramm vorgenommen, dessen drängendste Fragen und wichtigste Herausforderungen ebenfalls im RIO beleuchtet werden. In den Jahren 2013 bis 2016 begleitet Forschungskooperation als Newsletter. der RIO die ZEI-WAI x Vergemeinschaftungsprozesse in Afrika, Asien, Lateinamerika, der Karibik, und in der pazifischen Inselregion streben mehr als eine rein wirtschaftliche Zusammenarbeit an. Neben verstärkter wirtschaftlicher Kooperation sind auch politische, rechtliche und kulturelle Aspekte wichtige Faktoren und bilden ein Mixtum Compositum regionaler Integrationselemente. Die wissenschaftlichen Beiträge des von den der ZEI Mitarbeitern Ariane Kösler und Martin Zimmek herausgegebenen Sammelbandes mit Beiträgen aus aller Welt betrachtet diese verschiedenen Komponenten sowohl in theoretischer Perspektive als auch policy-orientiert. Sie leistet einen Beitrag zur vergleichenden regionalen Integrationsforschung, indem sie theoretisch – und ergänzt durch praktische Fallbeispiele aus diversen Integrationsverbünden – die wesentlichen Grundzüge regionaler Integration interdisziplinär analysiert. Der Band richtete sich insbesondere an Lehrende wie an Studierende der Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Ariane Kösler/Martin Zimmek (eds.), Elements of Regional Integration. A Multidimensional Approach, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 68, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2008, 278 Seiten. x Auf der Suche nach neuen Formen politischer Stabilität, ökonomischer Prosperität und kultureller Kohäsion spielen regionale Verbundsysteme weltweit eine immer bemerkenswertere Rolle. Während die meisten regionalen Verbundsysteme in der Welt seit einigen Jahren ihre Ambitionen verstärken ist für sie immer wieder die Europäische Union Referenzpunkt oder gar Vorbild. Dieses sind die Kernthesen einer breit angelegten empirischen Studie von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt, die auf mehrjährigen Studien, 233 Feldforschungen und Gesprächen mit Wissenschaftlern aus aller Welt und Politikern der regionalen Kooperationen beruht und 2010 veröffentlicht wurde. Band I bietet einen theoretischen und konzeptuellen Rahmen, um ausgehend von den Erfahrungen mit der europäischen Integration und dem heute erreichten Forschungsstand zu Problemen der Regionalintegration die Frage nach Zielen, Formen, Grenzen und Perspektiven an regionale Integrationssysteme weltweit zu reflektieren. Der Band bietet einen ausführlichen analytisch fundierten Überblick über die wesentlichen regionalen Integrationssysteme in der heutigen Welt: Mercosur, Andengemeinschaft, das System der Zentralamerikanischen Integration, Karibische Gemeinschaft, Afrikanische Union, Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft, Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika, Golf-Kooperationsrat, Südasiatische Kooperationsgemeinschaft, ASEAN, Pacific Island Forum, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Band II dokumentiert erstmals alle relevanten vertraglichen Grundlagen und Dokumente der regionalen Integrationssysteme in der heutigen Welt, wie sie sich seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt haben. Zusammen bieten beide Bände wichtige Grundlagenkenntnisse über weltweite Trends im Zeitalter von globalen Machtverschiebungen und Regionalbildungsprozessen. Ludger Kühnhardt, Region Building, Vol. I: The Global Proliferation of Regional Integration, Oxford/New York: Berghahn Books, 2010, 491 Seiten. Ludger Kühnhardt, Region Building, Vol. II: Regional Integration in the World: Documents, Oxford/New York: Berghahn Books, 2010, 501 Seiten. 5.2. Afrika Regionale Integration wird im afrikanischen Kontext vor allem als ein Mittel zur Überwindung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Schwierigkeiten Afrikas gesehen. Sie zielt darauf ab, den afrikanischen Staaten eine aktivere Teilnahme am Weltgeschehen zu ermöglichen – sowohl auf dem wirtschaftlichen Markt als auch im politischen Handeln. Auf dem afrikanischen Kontinent existieren mehrere regionale Kooperationssysteme, die sich in ihren Ausgangsbedingungen und in ihren Strategien stark unterschieden. Zu den vielversprechendsten gehört die westafrikanische „Economic Community of West African States“ (ECOWAS), mit der sich die Wissenschaftler des ZEI besonders intensiv auseinandersetzen und auch praktisch engagieren. x Seit 2007 steht das ZEI in engem Kontakt mit dem Aufbau des „West Africa Institute“ (WAI), dem ersten Forschungsinstitut zu Fragen regionaler Kooperation und Integration in Afrika, beginnend mit einem ausführlichen 234 Gedankenaustausch von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt mit dem Generalsekretär der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS, Dr. Mohamed Ibn Chambas, 2007 in Abuja. Im Mai 2008 besuchte der Parlamentspräsident der Kapverden, Aristides Lima, mit einer hochrangigen Delegation der Kapverden das ZEI, um über die gemeinsame Entwicklung eines westafrikanischen Instituts für Regionalintegration zu sprechen, dessen Etablierung in Praia die ECOWAS Staatschefs unterdessen beschlossen hatten und in Kooperation mit der UNESCO vorantrieben. Das im Juni 2010 begonnene ZEI/WAI-Kooperationsprojekt steht unter dem Motto „Nachhaltige regionale Integration in Westafrika und Europa“. Es leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung regionaler Integration in Westafrika und deren wissenschaftlicher Analyse. Seit Beginn des Projekts 2010 werden regelmäßig Workshops zweier mit europäischen und afrikanischen Wissenschaftlern besetzten Arbeitsgruppen sowie weitere Austauschmaßnahmen zwischen WAI und ZEI durchgeführt, die der wissenschaftlichen und administrativen Aufbauarbeit am WAI und der Erarbeitung gemeinsamer Forschungsergebnisse dienen. So fand am 25./26. März 2015 das mittlerweile sechste Arbeitsgruppentreffen in Praia, Cabo Verde, statt. Im Gegensatz zu den bisherigen Treffen ging die Veranstaltung geografisch über Westafrika hinaus und bezog auch Akademiker aus allen anderen, sogenannten „Regional Economic Communities“ (RECs) mit ein. Inhaltlich widmete man sich der Fragestellung, wie Forschung über das Phänomen der regionalen Integration über geografische und Disziplingrenzen hinweg besser organisiert werden kann, auch im akademischen Bereich. Um auf der Basis wissensgestützter Analysen weiterhin auf Mängel und Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen zu können, wurde spontan beschlossen, auf die Gründung einer „African Regional Integration Studies Association“ (ARISA) hinzuarbeiten. Eine solche afrikabezogene Vereinigung von Forschern aus dem Bereich der regionalen Integration könnte einen verbesserten Austausch von Forschungsergebnissen, Beratungs- und Informationsdienstleistungen zur Verfügung stellen sowie eventuell auch finanzielle Unterstützung leisten. Die gemeinsam erarbeiteten Forschungsergebnisse werden publiziert und dienen zugleich als methodische Vorarbeit für weitere Forschungsprojekte des West Africa Institute. Drei Themengebiete stehen bis 2016 im Mittelpunkt der bikontinentalen Forschungskooperation: Regionale Integration und Politikformulierungsprozesse, Wirtschaftsintegration und regionaler Handel und institutionelles „capacity development“ für regionale Integration. Am ZEI koordinieren Matthias Vogl, Rike Sohn und Sally Watkins das Projekt. 235 Das WAI ist das erste Institut seiner Art in der gesamten Region und hat zur Aufgabe, den regionalen Integrationsprozess in Westafrika, der sich in den letzten Jahren zu einem immer wichtigeren politischen Faktor entwickelt hat, wissenschaftlich zu analysieren, sowie die dortigen Entscheidungsträger auf dieser Basis konkret in ihren Entscheidungen zu beraten und die Verbreitung von Wissen über regionale Integration in ganz Westafrika zu fördern. Zu Beginn der Projektarbeit haben das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) und das West Africa Institute (WAI) im Jahre 2011 einen „Reader“ zu Fragen nachhaltiger regionaler Integration zusammengestellt. Er umfasst eine Sammlung akademischer Grundlagentexte zu verschiedenen Forschungsfeldern im Bereich der regionalen Integration. Besondere Schwerpunkte wurden in diesem Kontext auf die theoretischen Grundlagen, Probleme der Wirtschaftsintegration und der sicherheitspolitischen Integration sowie auf das Thema Bildung und Wissenstransfer im regionalen Integrationsprozess gelegt. Zwischen 2012 und 2016 wird der am ZEI entwickelte „Regional Integration Observer“ (RIO) als Newsletter der ZEIWAI-Kooperation geführt, herausgegeben von Matthias Vogl und Benjamin Akoutou. Im Hinblick auf die Monitoring-Komponente des Kooperationsprojekts des ZEI und des WAI wurde in Zusammenarbeit mit dem Farafina Institute in Bayreuth ein Fragebogen zu den Herausforderungen, Lehren und Verbesserungsvorschlägen für den regionalen Integrationsprozess in Westafrika entwickelt. Im Mai 2013 wurde der Fragebogen an die Leiter der „National Units“ in den für regionale Integration zuständigen Ministerien der ECOWAS-Länder versandt. Die Erhebung zeigte deutlich, dass die drei Hauptziele des westafrikanischen Integrationsprozesses gleichzeitig dessen wesentliche Herausforderungen darstellen: der Ausbau der Infrastruktur in verschiedenen Sektoren, der Ausbau des intra-regionalen Handels, sowie die Prävention und Lösung von regionalen Konflikten. Neben der wissenschaftlichen Arbeit unterstützt das ZEI das WAI strategischinstitutionell bei der Etablierung seiner Weiterbildungsziele im Bereich der regionalen Integration in Westafrika, beim Aufbau seiner Bibliothek und bei der Ausbildung zukünftiger WAI-Mitarbeiter im Rahmen des ZEI Master of European Studies (MES). Im Juli 2014 unterzeichnete das West Africa Institute (WAI) in Praia einen Kooperationsvertrag mit der Universität der Kap Verden (UNICV), der die Grundlage für die Einrichtung des ersten afrikanischen Studiengangs zu Fragen der afrikanischen Regionalintegration bildet. Das von 236 den WAI-ZEI Koordinatorinnen Sally Watkins (ZEI) und Maria de Fatima Fortes (WAI) erarbeitete, umfassende Gesamtkonzept des Studiengangs wurde nach vielfältigen Diskussionen mit allen Beteiligten von den wissenschaftlichen Gremien der kapverdischen Nationaluniversität beschlossen und wird seither schrittweise realisiert – mit Ausstrahlung auf die ganze Region ECOWAS. Das Forschungs- und Beratungsprojekt des ZEI mit dem WAI wird bis 2016 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert Die WAI-ZEI Forschungskooperation ist zu einem Leuchtturmprojekt geworden, wie es in der 2014 veröffentlichten Afrika-Strategie des BMBF formuliert wurde. Die Analysen und Ergebnisse der gemeinsamen Forschung werden seit dem Jahr als „WAI-ZEI Paper“ veröffentlicht. x Die Frage der afrikanischen Integration, ihre Schwierigkeiten und Strategien und wie die Europäische Union mit den afrikanischen Ländern und Regionalgruppen zusammenwirken kann, um sie in ihrer kontinuierlichen Integration zu unterstützen und zu stärken, thematisierte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt in einem ZEI Discussion Paper. Dabei beleuchtete er auch die Herausforderungen, die sich afrikanischen regionalen Institutionen nach ihren post-kolonialen, auf Staatshoheit basierenden Anfängen stellen ebenso wie die Funktion der subregionalen Organisationen, die Errichtung einer afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft und die Bedeutung von strategischen, politischen Zielen, supranationalen Strukturen und gemeinsamen legislativen Verpflichtungen zur Erweiterung der Regionalintegration. Untersucht wurden zudem die Beziehungen der Europäischen Union zu Afrika im Kontext der biregionalen Wirtschaftspartnerschaftsabkommen. Ludger Kühnhardt, African Regional Integration and the Role of the European Union, ZEI Discussion Paper, C184/2008. x Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe mit der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sprach Peter Croll, Direktor des Internationalen Konversionszentrums Bonn (BICC) am 12. Februar 2008 im ZEI zum Thema „Afrika und die EU: Die Schnittstelle zwischen Migration und (Un)-Sicherheit“ und Dr. Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, am 15. April 2008 über „Europäische Nichtregierungsorganisationen in Krisengebieten Afrikas. Beispiel Sudan“. x ZEI Mitarbeiterin Ariane Kösler thematisierte in einem ZEI Discussion Paper die Ziele, die Geschichte und die institutionelle Struktur der Southern 237 African Development Community (SADC). Darauf aufbauend analysierte sie die Beziehungen zwischen SADC und ihrem größtem Geber, der EU, und zwar mit Blick auf die Auswirkungen auf das gemeinsame Ziel vertiefter Integration in der Region. Während ihre Einschätzung der gegenwärtigen Anstrengungen SADCs vorsichtig optimistisch ausfällt, ist die Bilanz der EU-SADC Beziehungen recht ambivalent hinsichtlich der Beseitigung von Hindernissen regionaler Integration im Südlichen Afrika. In ihrer 2010 veröffentlichten Dissertation widmete sich Ariane Kösler der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (Southern African Development Community, SADC) zwischen 1992 und 2006. Die zentrale Fragstellung dabei war, inwiefern diese Entwicklung mit dem Konzept der Building Blocks aus dem Abuja Treaty und schließlich der Afrikanischen Union in Einklang steht. Ariane Kösler, The Southern African Development Community and its Relations to the European Union. Deepening Integration in Southern Africa?, ZEI Discussion Paper, C169/2007. Ariane Kösler, Politik im afrikanischen Mehrebenensystem – Divergenz und Konvergenz regionaler und subregionaler Integration in Afrika parallelen Integrationsprozessen im südlichen Afrika, Hamburg: Dr. Kovac, Schriften zur Internationalen Politik, Band 29, 2010, 344 Seiten. x Eine hochrangige Delegation von Vertretern der Kommission der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, ECOWAS, mit Sitz in Abuja, Nigeria, besuchte das ZEI vom 14. bis 16. Oktober 2010. Im Rahmen dieses Informationsbesuchs wurden die Herausforderungen regionaler Integration in Westafrika und die Zukunft der regionalen Integrationsbemühungen diskutiert. Angeführt wurde die Gruppe aus Westafrika von der Kommissarin für Finanzen und Innere Verwaltung, Dr. Adahoa Okwuosa, dem Direktor für Strategische Planung, Essien Abel Essien, und dem Direktor für auswärtige Angelegenheiten, Dr. Abdel Fatau Musah. Diskutiert wurde insbesondere über die Frage wie die Haupthindernisse regionaler Integration in Westafrika im Angesicht der aktuellen Herausforderungen von Globalisierung und einer gestiegenen Bedeutung der regionaler Zusammenarbeit überwunden werden können. Dabei waren sich beide Seiten einig, dass es das Ziel sein muss, insbesondere bei der Anwendung von rechtsstaatlichen Prinzipien stärker ergebnisorientiert zu arbeiten und die Agenda jüngerer Regionalorganisationen nicht zu überladen. Zur Weiterentwicklung dieser Organisationen wurde es zudem als notwendig erachtet, die Ausbildung von qualifiziertem Personal im Bereich regionaler 238 Integration außerhalb Europas weiter zu fördern und andererseits die Integrationsprozesse auch vor Ort durch Analyse und Evaluation nachhaltiger zu machen. Die ECOWAS-Delegation sagte dem ZEI vor diesem Hintergrund die volle Unterstützung für dessen Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der vergleichenden Regionalforschung und für dessen Kooperationsprojekt mit dem „West Africa Institute“ (WAI) auf den Kap Verden, dem ersten Think-Tank für regionale Integration in Westafrika, zu. x Den Weg der EU von ursprünglich bevorzugten Handelsbeziehungen zu den AKP-Staaten unter den Lomé-Verträgen zu einem Freihandel mit beidseitigen Verpflichtungen zeigt ZEI Mitarbeiterin Claudia Rommel auf. Derzeit haben Entwicklungsländer die Möglichkeit mit der EU unter dem Allgemeinen Präferenzsystem, welches die ‚Alles außer Waffen‘-Initiative einschließt, oder den Economic Partnership Agreements Handel zu betreiben. Der Unterschied zwischen diesen Systemen und das Interesse der einzelnen Länder Westafrikas wurden dargestellt, wobei deutlich wurde, dass das Level der wirtschaftlichen Integration innerhalb Westafrikas für die Fähigkeit und das Interesse der westafrikanischen Staaten an einem Abkommen von entscheidender Bedeutung ist. Claudia Rommel, Economic Partnership Agreements in the EU’s post-Lomé Trade Regime: Negotiations with West Africa, ZEI Discussion Paper, C214/2012. x Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt während eines Forschungsfreisemesters von Februar bis Juni 2011 am renommierten Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington D.C. stand die konzentrierte Durchdringung der Frage nach dem Verhältnis von Europa und Afrika im Zeichen eines enorm gewachsenen Interesses an der neueren Entwicklung Afrikas in verschiedenen Regionen der Erde. Aufbauend auf intensiven mehrjährigen Feldforschungen und wissenschaftlichen Kooperationen mit afrikanischen Partnerinstitutionen unter Einbezug intensiver Gespräche in allen regionalen Integrationsinstitutionen in Afrika, aber auch mit Afrika-Partnern in der EU, in den USA und China behandelt die Studie die Frage, in welchem globalen Zusammenhang die von der EU und der Afrikanischen Union angestrebte strategische Partnerschaft steht, das heißt auf welche Weise die aktuellen afrikanischen Strategien zur Zukunftsentwicklung des europäischen Nachbarkontinents kompatibel mit – beziehungsweise komplementär zu – den strategischen Überlegungen, Politiken und Zielsetzungen der EU, der US, Chinas und Indiens hinsichtlich der Zukunft 239 Afrikas und der spezifischen Rolle der genannten externen Partner Afrikas in Afrika selbst sind. Die Studie ist eine auch international beachtete Neuinterpretation der Rolle Afrikas in der Weltordnung. Ludger Kühnhardt, Africa Consensus. New Interests, Initiatives and Partners, Washington D.C./Baltimore: Woodrow Wilson Center Press, 2014, 380 Seiten. 5.3 Lateinamerika und Karibik Integration stellt für Staaten Lateinamerikas eine wertvolle Möglichkeit dar, um die eigenen Positionen und Interessen im internationalen System zu stärken. Seit dem Ende der so genannten „verlorenen Dekade“ der 1980er, in denen ökonomische Krisen und autoritäre Systeme jeglichen Integrationsprozess in der Region lähmten, sind seit Beginn der 1990er Jahre die Bemühungen um eine verstärkte Vergemeinschaftung wieder intensiviert worden. Das weitestgehende Integrationsprojekt ist der gemeinsame Markt Südamerikas (MERCOSUR). Daneben nehmen die Andengemeinschaft und das System der Integration der Staaten Zentralamerikas einen wichtigen Stellenwert in der zwischenstaatlichen Kooperation ein. x Die Ansätze regionaler Integration in Lateinamerika orientierten sich vor allem am Vorbild des europäischen Integrationsprozesses. Erster konkreter Schritt der vergleichenden ZEI-Forschung war ein Workshop zum Thema „Die Zukunft des Regionalismus: EU und Mercosur im Vergleich“, zu dem lateinamerikanische Wissenschaftler und ZEI Mitarbeiter am 7. Oktober 1999 am führenden lateinamerikanischen Forschungsinstitut für Regionalbildung, dem Instituto de Integración de América Latina y el Caribe (INTAL) in Buenos Aires zu einem Erfahrungsaustausch zusammen trafen. Ramiro Xavier Vera-Fluixa, Regionalbildungsansätze in Lateinamerika und ihr Vergleich mit der Europäischen Union, ZEI Discussion Paper, C73/2000. x ZEI Mitarbeiter Christian Martincus Volpe untersuchte in seiner Dissertation verschiedene Aspekte des wirtschaftspolitischen Wettbewerbs im Zusammenhang mit der regionalen Integration im Mercosur. Er präsentierte eine umfangreiche empirische Analyse der Effekte der Integration auf die räumliche Verteilung ökonomischer Aktivitäten in der Region und wies darin nach, dass die Integration sowohl die industrielle Spezialisierung einzelner Teilregionen als auch die räumliche Konzentration wichtiger Industrien signifikant geändert hat. Diese räumlichen Effekte implizieren, dass die Regierungen der beteiligten Länder aufgrund der Handelsintegration in intensiverem Wettbewerb zueinander um die Ansiedlung von Industrien stehen. Volpes Analyse wies nach, dass 240 fiskalpolitische Instrumente wie Besteuerung, Subventionen und Infrastrukturvorleistungen die Ergebnisse dieses Wettbewerbs signifikant beeinflussen. Martincus Volpe, Economic Integration, Fiscal Policy, and Location of Economic Activities: The Case of Mercosur, Maastricht/Herzogenrath: Shaker Verlag, 2004, 298 Seiten. x Die Europäische Union intensivierte ab 2003/2004 ihre Beziehungen zu Lateinamerika. In allen drei Integrationsregionen Lateinamerikas (Gemeinsamer Markt des Südens/Mercosur, Andengemeinschaft/CAN, Zentralamerikanisches Integrationssystem/SICA) setzte man vor diesem Hintergrund große Hoffnungen auf eine Verstärkung der Kooperation mit Europa und damit im Bereich der wissenschaftlichen Zusammenarbeit auch mit dem ZEI. Dies war der Eindruck bei einer Reihe von Vorträgen und Konferenzteilnahmen sowie Begegnungen mit hochrangigen Vertretern der Andengemeinschaft, die ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt im März 2004 durch die fünf Länder der Andengemeinschaft führten. Der Generalsekretär der Andengemeinschaft, Allan Wagner, zeigte sich interessiert an einer stärkeren Beachtung der europäischen Integrationserfahrungen, was zu einem längeren Forschungs- und Beratungsaufenthalt von ZEI Mitarbeiter Martin Zimmek im Sekretariat der Andengemeinschaft führte. x In einem ZEI Discussion Paper stellten Christian Arnold und Miguel E. Cárdenas die Regionalisierung als einen idealen Weg zur Kontrolle in einer zunehmend globalisierten Welt dar. Arnold beleuchtete die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der EU und der CAN (Comunidad Andina de Naciones). Nachdem Arnold und Cárdenas die Gründe für die Integration untersucht hatten, verglichen sie beide supranationale Organisationen anhand von drei Referenzpunkten: Souveränität, Sicherheit und Wohlstand. Ergebnis: Es reiche daher nicht aus, die Strukturen der EU einfach zu kopieren, schließlich sind die historischen und geographischen Bedingungen der CAN – ebenso wie die Partizipation von Eliten – zu unterschiedlich von der europäischen Erfahrung. Nur durch die Schaffung eines institutionellen Gefüges, das die Lösung spezifischer Probleme der Anden-Region ermöglicht, kann die CAN Erfolg haben. Christian Arnold/Miguel E. Cárdenas, La experiencia de la Unión Europea y sus anécdotas para la “Comunidad Andina de Naciones” (CAN), ZEI Discussion Paper, C145/2005. x Im Verlaufe einer Studienreise durch die Staaten des „Systems der Zentralamerikanischen Integration“ (SICA) im September 2005 erörterten ZEI 241 Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und ZEI Mitarbeiter Martin Zimmek mit führenden Vertretern der regionalen Integrationsorganisationen der Region die Potentiale von spezifischen Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter der Integrationsorganisationen am ZEI. Sie wurden von den mittelamerikanischen Repräsentanten ausdrücklich gebeten, Initiativen zur Stärkung der Humankapazitäten der lateinamerikanischen Integrationsgemeinschaften zu beginnen. Im Rahmen der Studienreise hielt Kühnhardt Vorträge über den Stand des europäischen Integrationsprozesses an Universitäten in Belize, Guatemala, Nicaragua und Costa Rica. ZEI Mitarbeiter Martin Zimmek argumentierte 2005 in einem ZEI Discussion Paper, dass die Integration für die Andenregion und Mittelamerika eine wertvolle Möglichkeit darstellt, um die eigenen Positionen und Interessen im internationalen System zu stärken. Trotz großer soziokultureller Gemeinsamkeiten konnte bis heute keines der angestrebten Integrationsprojekte in Lateinamerika nachhaltige Erfolge erzielen. Seit dem Ende der so genannten „verlorenen Dekade“ der 1980er, in denen ökonomische Krisen und autoritäre Systeme jeglichen Integrationsprozess in der Region lähmten, sind seit Beginn der 1990er Jahre in der Andenregion und in Mittelamerika die Bemühungen um eine verstärkte Vergemeinschaftung wieder intensiviert worden. Die mangelnde Bereitschaft nationale Kompetenzen an eine überstaatliche Organisation zu übertragen, stellt das größte Hindernis auf dem Weg zu realer Integration in den Gemeinschaften dar. Neben institutionellen Reformen ist in beiden Gemeinschaften die Harmonisierung der noch ausstehenden Zolllinien zur Komplettierung der Zollunion, eine wichtige Aufgabe. Martin Zimmek, Integrationsprozesse in Lateinamerika. Aktuelle Herausforderungen in Mittelamerika und der Andenregion, ZEI Discussion Paper, C153/2005. x Die Beziehungen zwischen der EU und der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) befanden sich 2006/2007 in einer wichtigen Phase der Neuorientierung. Da die geltenden Handelspräferenzen der EU für Produkte aus der Karibik nicht mit den WTO-Regeln vereinbar waren, sollten diese Sonderregelungen bis Ende 2007 durch ein wirtschaftliches Partnerschaftsabkommen (EPA) zwischen CARICOM und der EU ersetzt werden. Die Verhandlungen über die genaue Ausgestaltung der EPA‘s dominierten die Agenda zwischen beiden Regionen. Das ZEI begleitete diesen Prozess und unterhielt Kontakte zu Wissenschaftlern und Praktikern der CARICOMMitgliedsstaaten sowie zu Mitarbeitern der Institutionen der Karibischen 242 Gemeinschaft. Im Rahmen dieser Verbindungen beschäftigte sich das ZEI mit dem Prozess der voranschreitenden Integration innerhalb der CARICOM sowie mit der Beziehung zwischen CARICOM und der EU. Die Europäische Union wird in der CARICOM weithin als Modell für die karibische Integration angesehen. Die Suche nach Vergleichskriterien zwischen der karibischen und der europäischen Integration stieß auf lebhaftes Interesse in den Staaten der CARICOM. Sie war auch für die umfassende Einschätzung der globalen Rolle der EU, namentlich in Bezug auf das normative EU-Ziel der weltweiten Förderung regionaler Integration von Bedeutung. Bei zahlreichen Beratungsgesprächen, die ZEI-Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und ZEI Mitarbeiter Martin Zimmek im September 2006 während ihrer Feldforschungen mit hochrangigen Regierungsvertretern in einigen Mitgliedsstaaten der Caribbean Community (CARICOM), unter anderem mit dem Premierminister von St. Lucia, Dr. Kenneth D. Anthony, und mit Vertretern des CARICOM Generalsekreteriats in Georgetown, mit dem Präsidenten des Caribbean Court of Justice, Michael de la Bastide, mit der Generalsekretärin der Organization of Eastern Caribbean States, Dr. Len Ishmael, mit dem Generalsekretär der Association of Caribbean States, Dr. Rubén Silié Valdez und mit dem Präsidenten der Caribbean Development Bank, Dr. Compton Bourne, geführt haben, wurden aktuelle Fragen zum Verhandlungsprozess über ein EPA zwischen der Europäischen Union und der CARICOM sowie die Bedeutung der EU für die CARICOM erörtert. In Vorträgen vor akademischem, politischem und privatwirtschaftlichem Publikum stellte ZEI Direktor Prof. Dr. Kühnhardt an der University of Guyana, vor dem Lim A Po Institute for Social Studies in Paramaribo und an der University of the West Indies in Port of Spain Kriterien für eine globale Vergleichsanalyse regionaler Integrationsformen zur Diskussion. Die Erkenntnisse der Feldforschung mündeten ein in diverse Publikationen des ZEI und andere externe Veröffentlichungen. Sie dienten zugleich der systematischen Vorbereitung der 2007 erstmals am ZEI stattgefundenen Summer Academy „Comparative Regional Integration“ für Funktionäre der Integrationsgemeinschaften, die mit Unterstützung des DAAD stattfand (siehe Kapitel VI.) x Nach zwölf Jahren der Verhandlungen über den Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und MERCOSUR hatte die globale Finanzkrise neue Bedingungen an deren strategische Allianz gestellt. Prof. Dr. Patricia Luíza Kegel und Prof. Dr. Mohamed Amal von der Universität Blumenau, Brasilien, untersuchten während eines Forschungsaufenthaltes am ZEI 2012 die Auswirkungen sich ändernder globaler Handelsschemata und 243 ausländischer Direktinvestitionen auf die Beziehung zwischen der EU und MERCOSUR mit besonderem Augenmerk auf der Rolle Brasiliens sowie auch auf der Verlagerung von Wirtschaftsmacht in Richtung Südostasien und anderer emporstrebender Volkswirtschaften. Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Paper besagt, dass in beiden regionalen Integrationssystemen Veränderungen, die zu effizienten Verhandlungsprozessen führen, nicht nur eine Veränderung in den Positionen der Handelsverhandlungen bedeuten, sondern vor allem auch eine Veränderung der politischen Sichtweise von strategischen Beziehungen, unter Berücksichtigung der Zusammenführung von gemeinsamen Interessen und Betrachtungsweisen in einer sich im Wandel befindlichen Welt. Patricia Luíza Kegel/Mohamed Amal, MERCOSUR and its Current Relationship to the European Union. Prospects and Challenges in a Changing World, ZEI Discussion Paper, C209/2012. 5.4 Asien und Ozeanien Die Idee stärkerer regionaler Zusammenarbeit breitet sich auch in Asien aus, gleich ob in Südost-, Ost-, Nordost- oder Zentralasien und hinein in den ozeanischen Raum. Jede dieser Regionen stößt auf unterschiedliche Herausforderungen. So stehen für die zentralasiatischen Staaten völlig andere Strategien im Vordergrund als beispielsweise für die südostasiatischen Staaten oder die pazifischen Inselstaaten. Die wirtschaftliche Integration und das Zusammenwachsen der Volkswirtschaften wird durch politische Zusammenarbeit ergänzt. Dieser Prozess findet im Wesentlichen im Rahmen des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN), der South Asian Association of Regional Cooperation (SAARC) und des Pacific Island Forum (PIF) statt. x Von Mitte Dezember 1998 bis Mitte Januar 1999 nahm ZEI Mitarbeiter Peter Wittschorek an der OSZE Wahlbeobachter-Mission in der Republik Kasachstan teil. Wegen der kurzfristigen Vorverlegung der für das Jahr 2000 geplanten Präsidentenwahlen auf den 10. Januar 1999 und der verweigerten Zulassung verschiedener Oppositionskandidaten sandte die OSZE keine Beobachtermission im üblichen Umfang in das zentralasiatische Land. Lediglich eine kleine Gruppe von acht Beratern vertrat die Organisation vier Wochen vor Ort in Almaty, der neuen Hauptstadt Astana sowie in den Regionen und verfasste einen Bericht über den Verlauf der Vorbereitungen und den Wahlgang. Peter Wittschorek, Präsidentenwahlen in Kasachstan 1999. Erfahrungen einer ungewöhnlichen OSZE-Mission, ZEI Discussion Paper, C38/1999. 244 x Zentralasien ist nicht zuletzt aufgrund seiner geopolitischen Lage, seiner ökonomischen Situation und der früheren Zugehörigkeit zur Sowjetunion ein bedeutender Nachbarraum Europas. In dem tiefgreifenden politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Transformationsprozess der seit Anfang der 1990er Jahre unabhängigen Republiken Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan kommt regionalen integrativen Ansätzen und Überlegungen zunehmend ein größerer Stellenwert zu. Von einigen Faktoren wie umstrittenen Grenz- und Minderheitenfragen, Schwierigkeiten bei der Überwindung der ehemals zentralen Steuerung und dem Aufbau neuer Strukturen, dem Schutz gefährdeter Naturräume, der gemeinsamen Nutzung von Energieträgerreserven und verschiedenen außenund geopolitischen Konzepten geht allerdings auch ein beträchtliches Konfliktpotential aus. Dass die europäischen Integrationserfahrungen in mehrfacher Hinsicht ein wichtiges Beispiel zur Überwindung solcher Probleme geben können, war das Fazit eines Dialogforums zum Thema „Integrationsmodelle in Zentralasien und Europa“, das unter konzeptioneller Mitwirkung des ZEI vom 25. bis zum 27. Mai 2000 in der ehemaligen Hauptstadt der Republik Kasachstan, Almaty, stattfand. Die Veranstaltung wurde vom Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) und dem Kasachischen Institut für Strategische Studien beim Präsidenten der Republik Kasachstan (KISS) im Auftrag des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung durchführt. x Zwischen 1999 und 2002 wurde am ZEI ein Forschungsprojekt durchgeführt, das sich mit den europäisch-asiatischen Beziehungen beschäftigte. Hintergrund war die steigende Präsenz der EU in Asien, die sich beispielsweise in der Einrichtung des Asia-Europe-Meeting (ASEM) ausdrückte. Die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen Europas mit dem asiatischen Raum waren infolge neuer strategischer Allianzen, hervorgerufen durch den Zusammenbruch der Sowjetunion, schnell gewachsen. Diese Entwicklung hatte auf asiatischer Seite zu hohen Erwartungen gegenüber Europa, und hier insbesondere gegenüber der Europäischen Union, geführt. Vor diesem Hintergrund wurde am ZEI untersucht, wie Europa in Asien wahrgenommen wird. Ziel war es, die Konsequenzen dieser Wahrnehmung, auch im Hinblick auf die künftige Asienpolitik Europas, zu analysieren. Dr. Xuewu Gu, der am ZEI für das Projekt „Europa und Asien“ verantwortlich zeichnete, konzentrierte seine Forschung auf folgende zwei Aspekte: die Beziehungen zwischen Europa und Asien sowie die Mitwirkung an der 245 Vertiefung des öffentlichen Bewusstseins über die Bedeutung der europäischasiatischen Beziehungen in der Bundesrepublik Deutschland. Angesichts der Tatsache, dass Japan und China bei der Bestimmung der politischen Ordnung in Ostasien und damit bei der Gestaltung der Beziehungen dieser Region zu Europa eine entscheidende Rolle spielen, wurde die Forschung mit besonderer Intensität auf diese zwei Staaten und deren Außenbeziehungen konzentriert. Darüber hinaus beteiligte sich das ZEI aktiv an der öffentlichen Diskussion über den Sinn und Zweck des Ausbaus der Beziehungen Europas zu Asien. Xuewu Gu (ed.), Europe and Asia: Mutual Perceptions and Expectations on the Way to a New Partnership in the twenty-first Century, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Band 40, Baden-Baden: Nomos Verlag, 2002, 219 Seiten. x Die entscheidende Ursache für die sprunghafte Entwicklung der Beziehungen zwischen der EU und der ASEAN liege darin, dass die Beziehungen zwischen den beiden Regionen noch nicht ausreichend institutionalisiert seien. Zu diesem Ergebnis kam Prof. Dr. Jürgen Rüland, Universität Freiburg, in einem ZEI Discussion Paper, dass das niedrige Niveau der Institutionalisierung vor allem darauf zurückzuführte, dass die Entwicklung der bilateralen Beziehungen von 1972 bis 1990 überwiegend durch den „interregionalen“ Ansatz geprägt gewesen sei, der die Beziehungen nur auf inter-governmentaler Ebene balanciere, jedoch keine tiefgreifenden Maßnahmen zum Aufbau von Institutionen erlaube. Das Asia-Europe Meeting (ASEM) stelle zwar einen richtigen „transregionalen“ Ansatz dar, jedoch bedürfe es erheblicher politischer Anstrengungen von beiden Seiten, um die Beziehungen zwischen Europa und Asien zu institutionalisieren und damit zu einer dauerhaften Partnerschaft zu entwickeln. Jürgen Rüland, ASEAN and the European Union: A Bumpy Interregional Relationship, ZEI Discussion Paper, C95/2001. x Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Gründung eines Parlaments der ASEAN-Staaten fand im März 2001 ein Besuch von Vertretern aller Legislativen der ASEAN-Staaten in Brüssel und Bonn statt. Die hochrangige Delegation holte auch die Expertise des ZEI ein. Der Präsident des Parlamentes der Philippinen hatte bei der letzten Interparlamentarischen Versammlung in Bangkok im Oktober 2001 eine Initiative ins Leben gerufen mit dem Ziel, ein gemeinsames Parlament für den ASEAN-Bereich zu gründen. Daraufhin bildete man eine Studiengruppe, um die Ursprünge, Entwicklung, Funktionsabläufe und Arbeitsmethoden des Europäischen Parlaments kennen zu lernen, dem man 246 dabei eine Vorbildfunktion einräumt. Die Parlamentarier, Wissenschaftler und Fachleute aus den Philippinen, aus Laos, Vietnam und Kambodscha, Indonesien, Malaysia, Thailand und Singapur wurden am 14. März 2001 von ZEI Mitarbeiter Dr. Peter Zervakis und einer Arbeitsgruppe am ZEI empfangen. Im Vordergrund der Ausführungen stand die Tauglichkeit des Modells Europäisches Parlament. Die Erkenntnisse des Europa-Besuches der ASEANDelegation wurden auf Grundlage des auch die Expertise des ZEI lobend hervorhebenden Berichts des philippinischen Delegationsleiters, Camilo L. Sabio, auf der folgenden Sitzung der Interparlamentarischen Versammlung der ASEAN im September 2002 in Hanoi offiziell vorgestellt. x Auf Initiative des Auswärtigen Amtes fand am 5. Dezember 2002 am ZEI ein Workshop mit führenden Vertretern zentralasiatischer Regierungsbehörden und Forschungsinstituten sowie ZEI Mitarbeitern statt. x Der Euro: Eine Währung mit Weltgeltung? Wird sich die Euro-Währung gegenüber dem US-Dollar und dem Yen behaupten können? Welche Auswirkungen wird die Geburt der einheitlichen Währung Europas auf die Strukturen und Formen der Weltpolitik haben? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Workshop „Political and Economic Impacts of the Euro“ am 21. August 2002 in Seoul, der vom ZEI, der Korean International Trade Association und der EU Studies Association-Korea gemeinsam organisiert wurde. Der Workshop richtete sich vor allem an koreanische Studenten und Journalisten, aber auch an Ministerialbeamte. Ziel war es, die neue europäische Währung vorzustellen und auf die Auswirkungen auf Wirtschaft und Politik hinzuweisen. An dem Workshop war das ZEI interdisziplinär vertreten: Während sich ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und Dr. Xuewu Gu, Koordinator des Europa-AsienProgramms am ZEI, auf die politischen Auswirkungen des Euro konzentrierten, analysierten ZEI Direktor Prof. Dr. Jürgen von Hagen und die ZEI Mitarbeiter Susanne Mundschenk und Dr. Boris Hofmann die ökonomischen Aspekte. x ZEI Mitarbeiter Michael Evers befasste sich in einem Projekt mit der Makroökonomik des Finanzausgleichs in einem föderalen System. Ziel seiner Arbeit war die Entwicklung eines dynamischen, makroökonomischen Modells einer Föderation und Währungsunion, mit dessen Hilfe die wohlfahrtsökonomischen Eigenschaften eines Finanzausgleichssystems analysiert werden können. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigten, wie eine optimale Gestaltung eines Finanzausgleichs zur makroökonomischen Stabilisierung erreicht werden kann. Evers trug zu diesem Thema bei der Jahrestagung der angesehenen internationalen Forschungsorganisation 247 International Institute of Public Finance im August 2005 in Korea vor. Sein Vortrag wurde mit dem Peggy and Richard Musgrave Award für den besten wissenschaftlichen Beitrag eines Nachwuchswissenschaftlers ausgezeichnet. x Im Rahmen einer Tätigkeit als Berater für Europafragen und Gastprofessor konnte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt zwischen September 2004 und Juli 2005 die Graduate School for International Studies an der Seoul National University beim Aufbau ihres European Studies Programmes unterstützen. Neben ausführlichen Fachberatungen mit den koreanischen Kollegen und der Universitätsführung, aber auch mit Europa- und Integrationsexperten in der koreanischen Regierung konnte Prof. Dr. Kühnhardt graduate students durch auf ihre spezifischen Fragestellungen und Interessenhintergründe zugeschnittenen Lehrveranstaltungen in ihrem Studium der europäischen Integration ausbilden. Dabei war es für die Studenten, die nicht nur aus Korea, sondern auch aus China, den USA und Russland kamen, von besonderem Interesse, die Frage nach den Übertragungsmöglichkeiten der europäischen Integration auf die Konstellation der Staaten und Gesellschaften Ostasiens zu reflektieren. Auch in der koreanischen Regierung stieß diese Frage bei vielfältigen Beratungsgesprächen auf intensives Interesse. Die Seoul National University hat die Erträge der Beratungs- und Lehrtätigkeit von Prof. Kühnhardt in ein Konzept einfließen lassen, das die institutionelle Verankerung von European Studies an der SNU zum Ziel hatte. Die Europäische Kommission hat die finanzielle Förderung dieses Vorhabens über einen Zeitraum von fünf Jahren übernommen. An der Graduate School for International Studies der Seoul National University konnte im April 2006 das „European Studies Center“ in Anwesenheit der EU Kommissarin für Außenbeziehungen, Benita FerreroWaldner, eröffnet werden. x In einem ZEI Discussion Paper beleuchtete Prof. Dr. Ludger Kühnhardt die Schwierigkeiten eines möglichen nordostasiatischen Regionalisierungsprozesses und wies die EU auf die Notwendigkeit hin, eine authentische politische Strategie für die Region zu entwerfen und somit ihrem Anspruch, globaler Partner in Nordost- bzw. Ostasien zu sein, gerecht zu werden. Wesentliche Ursachen für eine momentane „Regionalisierung ohne Regionalismus“ in Nordostasien liegen im gegenseitigen politischen Misstrauen, dem Festhalten an klassischen Prinzipien asiatischer Großmachtpolitik und fundamental verschiedenen politischen Kulturen. Eine Transformation der EU-Politik gegenüber den ASEAN+3 Partnern würde die Erweiterung des außenpolitischen 248 Horizonts der EU fördern und läge darüber hinaus in ihrem inhärenten sicherheitspolitischen Interesse. Ludger Kühnhardt, Northeast Asia. Obstacles to Regional Integration. The interests of the European Union, ZEI Discussion Paper, C152/2005. x 2005 wurde ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt in den neu initiierten Advisory Board für „European Studies in Asia“, der „Asia-Europe Foundation“, mit Sitz in Singapur berufen. Ziel des Beirats ist es, die verschiedenen Bemühungen um Europastudien in Asien besser zu koordinieren und die entsprechenden asiatischen Wissenschaftler in systematischeren Kontakt mit europäischen Wissenschaftlern zu bringen, die den europäischen Integrationsprozess bearbeiten und stärker auch auf vergleichende Aspekte der Regionalbildung hingeführt werden sollen. 2005 hielt Prof. Dr. Kühnhardt in mehreren Ländern des asiatischen Kontinents Vorträge zu europarelevanten Themen, so an der Universität Tokyo zu „Constitution Building in the European Union“, am Taiwan Institute for Foreign Policy und im Taiwanesischen Außenministerium zum Thema „Die aktuelle Verfassungskrise der EU“ und an der Universität Seoul zu „Europäische Identitätsbildung und die Rolle Deutschlands in der EU“. x Im Rahmen einer Studienreise fand am 15. Mai 2006 am ZEI ein eintägiger Workshop mit Studenten der Ateneo Universität, Manila, statt. Die Studenten der Fachrichtung European Studies/German Studies konnten sich dabei aus erster Hand ein Bild von dem institutionellen Gefüge der EU, ihrer Außenpolitik und der weltweiten Weiterverbreitung regionaler Integrationssysteme machen. Dr. Cordula Janowski, Programmleiterin des ZEI-Master of European Studies, gab eine thematische Einführung zur EU und ihrer Bedeutung für den asiatischpazifischen Raum, indem sie insbesondere auf die engen Beziehungen zwischen beiden Regionen hinwies. Die ZEI Mitarbeiter Andreas Marchetti und Martin Zimmek stellten die Grundzüge europäischer Außenpolitik und ihre Entwicklungsperspektiven und die weltweiten Bemühungen zu verstärkter regionaler Integration im Vergleich zur EU dar. In den auf die Impulsreferate folgenden Diskussionen zeigten sich zahlreiche Parallelen zwischen der EU und anderen Integrationsverbünden, gerade auch zwischen EU und ASEAN. Andererseits wurden aber auch strukturelle Unterschiede identifiziert, aufgrund derer eine unmittelbare Übernahme des EU-Konzepts für andere Regionen eher ausscheidet. x ZEI Fellow Tilo Wagner befasste sich zwischen 2006 und 2010 im Rahmen seiner Dissertationsforschung mit europäisch-japanischer Diplomatie nach dem 249 Ende der Epoche des Kalten Krieges. Die Dissertation mit dem Arbeitstitel „Der strategische Aufbau politischer EU-Japan Beziehungen in drei Dimensionen. Studia Diplomatica 1991-2006: Eine Zwischenbilanz mit Ausblick im historischen Kontext“ erforscht die ersten fünfzehn Jahre politischer Interaktion zwischen Brüssel und Tokio und unternimmt den Versuch, durch die Herausarbeitung von drei sogenannten „Dimensionen“ einen systematischstrategischen Ansatz dieses Prozesses zu belegen. Während sich die erste Dimension seit 1991 rein bilateral mit dem Auf- und Ausbau institutioneller Strukturen (Institutionelle Dimension) befasst, stehen in der sich seit 1996 herauskristalisierenden interregionalen EU-Japan Kooperation (Regionale Dimension) das wechselseitige Krisen- und Aufbauengagement Japans auf dem Westbalkan und der EU bezüglich Nordkoreas und Ost Timors im Rahmen des sogenannten „Cross Regional Support“ in der zweiten untersuchten Dimension im Vordergrund. Mit der Milleniumswende entstand, vorangetrieben durch die Terroranschläge in den USA vom September 2001, die dritte Dimension, in der sich die Sicherheitsakteure Brüssel und Tokio im rein multilateralen Kontext (Globale Dimension) in sechs untersuchten bedeutenden Kooperationsfeldern um globalen Frieden und Stabilität bemühen. Tilo Wagner, Europäische Union – Japan. Der strategische Aufbau politischer Beziehungen in drei Dimensionen. Studia Diplomatica 1991-2006: Eine Zwischenbilanz mit Ausblick im historischen Kontext, 2010, 399 Seiten. Online unter: http://hss.ulb.uni-bonn.de/2010/2381/2381.pdf. x Yoola Kim, Graduate School of International Studies der Seoul National University, Seoul, Korea, verbrachte von 2007 bis 2012 einen Gastforscheraufenthalt am ZEI, während dessen sie intensiv an einer geplanten Dissertation zum Thema „Development of European security cooperation from 1945 to 2002: a comparative analysis on Northeast Asia“ arbeitete. x Am 5. April 2007 besuchte eine Delegation der Academy of State of Uzbekistan in Taschkent das ZEI. Dekan Gulamov Rahmat Ahmedovich und Frau Dr. Muattara Rakhimova, Leiterin der Abteilung für internationales Recht und Projektmanagerin für UNDP in Usbekistan, informierten sich über die diversen Tätigkeitsbereiche des ZEI und zeigten großes Interesse vor allem an den politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten des europäischen Einigungsprozesses und am Bereich der Aus- und Weiterbildung. x Vier Wissenschaftler des Korea Institute for National Unification (KINU) besuchten die Bundesrepublik Deutschland, um sich mit deutschen Politikern und Wissenschaftlern über die wichtigsten Aspekte der Wiedervereinigung 250 auszutauschen bzw. die hierbei gemachten Erfahrungen hinsichtlich einer Übertragbarkeit auf die koreanische Situation zu diskutieren sowie sich über die aktuelle Situation in der EU zu informieren. Im Rahmen dieser Informationsreise besuchten die vier Wissenschaftler am 13. August 2008 auch das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI), wo Prof. Kühnhardt sie über den Verlauf und Stand des europäischen Integrationsprozesses unter besonderer Berücksichtigung des Beitritts der osteuropäischen Staaten informierte. x Unter der Leitung von Serik Beimenbetov, dem Verantwortlichen des Programms für Europastudien an der Amerikanischen Universität von Zentralasien in Bischkek, und in Kooperation mit dem DAAD besuchte eine Gruppe von Studenten des kirgisischen Bachelor-Studienganges Europastudien am 27. Oktober 2008 das ZEI, um sich über den Aufbau, die Masterprogramme des ZEI und die Situation in Europa zu informieren. Vertiefende Gespräche, unter anderem mit Prof. Dr. Klaus W. Grewlich, Botschafter a.D. der Bundesrepublik Deutschland in Kirgistan, brachten die einhellige Meinung der Studenten zu Tage, dass ein Hauptaugenmerk der EU-Politik gegenüber Zentralasien in der Verbesserung und Sicherung von Rechtssicherheit liegen sollte. Am 20. Oktober 2011 besuchte eine weitere Studentengruppe des Bachelor-Studienganges Europastudien während eines zwölftägigen Informationsbesuchs in Deutschland das ZEI. Begleitet wurde die Gruppe von Frau Prof. Dr. Jdanova Liubuv. Auch dieser Besuch wurde vom DAAD unterstützt. ZEI Mitarbeiter stellten das ZEI, die Weiterbildungsprogramme und verschiedene Forschungsprojekte des ZEI vor. Als Gast präsentierte Frau Dr. Anna-Katharina Hornidge die vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) entwickelte Zentral-Asien Strategie. x 2010 informierten ZEI Mitarbeiter mehrere asiatische Besuchergruppen über die Grundlagen der Deutschen Außen- und Entwicklungspolitik im Rahmen einer gemeinsamen europäischen Außen- und Sicherheitspolitik, die Beziehungen der EU zu Asien und die Aktivitäten des ZEI im Bereich der vergleichenden Integrationsforschung. So wurden am ZEI unter anderem eine vierköpfige Delegation des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas, postgraduierte Studenten des Institute of European Studies der Nanhua University in Taiwan unter der Leitung von Prof. Dr. Chi-Ming Chung und eine Delegation des Japan Institute of Developing Economies (JETRO) unter Leitung des Generaldirektors, Prof. Dr. Ikuo Kuroiwa empfangen. 251 x Im Februar 2010 führten Shakti Prasad Srichandan vom European Studies Centre der Jawaharlal Nehru Universität Neu Delhi Forschungen zur Migrationsproblematik in Europa an das ZEI. Der indische Wissenschaftler arbeitet an dem renommierten European Studies Centre des Subkontinents an einer Dissertation, die auch komparative Dimensionen zur Problematik der Migration in Südasien umschließt. x Afghanistan ist seit Jahrzehnten eines der fragilsten Länder der Erde: Gleichwohl hat sich das Land vor einigen Jahren der South Asian Association of Regional Cooperation (SAARC) angeschlossen, dem Regionalverbund Südasiens und ist ganz sicher eine Herausforderung für SAARC. Die Analysen von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt über die Lage in Afghanistan, basierend auf einer Fact-finding Mission nach Afghanistan im Juli 2013, auf Einladung der Bundeswehr, wurden vom World Security Network veröffentlicht, dem weltweit größten Internet-basierten Nachrichtendienst zu Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik, dessen Beirat Kühnhardt angehört. Ludger Kühnhardt, Afghanistan: Success and Failure of the past Decade. Online unter: www.worldsecuritynetwork.com/Afghanistan/Kuehnhardt-Prof.Dr.-Ludger/Afghanistan-Success-and-Failure-of-the-past-Decade; Transition in Afghanistan: Potential and Constraints. Online unter: www.worldsecuritynetwork.com/Afghanistan/Kuehnhardt-Prof.-Dr.-Ludger/ Transition-in-Afghanistan-Potential-and-Constraints; Transformation in Afghanistan: „We” and „they” or „we” and „us”? Online unter: www.worldsecuritynetwork.com/Afghanistan/Kuehnhardt-Prof.Dr.-Ludger /Transformation- in-Afghanistan-We-and-they-or-we-and-us-. x Wie nehmen Asiaten die EU wahr? Wird sie überhaupt wahrgenommen? Welche Rolle spielt die EU in den Medien? Werden EU-Themen überhaupt im asiatisch-pazifischen Raum diskutiert? Diese und andere Fragen behandelte Prof. Dr. Martin Holland vom National Centre for Research on Europe (NCRE) der Universität Canterbury in Christchurch, Neuseeland am 25. Oktober 2012 in einem Vortrag am ZEI unter der Überschrift „Asian Perceptions of the postLisbon EU: media reporting and public opinion findings from a seven country study, 2011-12”. Das NCRE führt bereits seit fast zehn Jahren gemeinsam mit zahlreichen universitären Partnern aus dem asiatisch-pazifischen Raum Studien über die Wahrnehmung der EU in der Region durch. Die umfangreiche Forschung basiert auf der Auswertung von Presseartikeln, Online-Umfragen und Experteninterviews und wird insbesondere von der Europäischen Kommission gefördert. Die Ergebnisse weisen unter anderem darauf hin, dass die EU ihrem 252 Anspruch, in den Bereichen Entwicklungspolitik und Umweltpolitik der weltweit führende Akteur und Vorreiter zu sein, aus asiatischer Perspektive nicht gerecht werden kann. Gleichzeitig machte der Vortrag aber auch deutlich, dass die EU in Asien im Wesentlichen als Friedensstifter für Europa wahrgenommen wird. Die Analyse der Sicht Asiens auf Europa wird mittlerweile umgekehrt auch durch die Untersuchung der Perspektiven Europas auf die asiatisch-pazifische Region ergänzt. x Über Europas aktuelle innenpolitische Lage und die Rolle der EU in der Welt diskutierten am 6. Juni 2014 Studenten der School of Public and International Affairs der Azerbaijan Diplomatic Academy (ADA), Baku, während eines Informationsbesuchs am Zentrum für Europäische Intergrationsforschung. ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt und die ZEI Mitarbeiter Rike Sohn, Sally Watkins, Matthias Vogl sowie ZEI Junior Fellow Carola Gegenbauer präsentierten die Arbeit des Instituts und standen für Fragen zur Verfügung. Europas Rolle im Ukraine-Konflikt, die EU-Energiepolitik und die Weiterentwicklung der EU nach den Europawahlen standen im Mittelpunkt der Diskussion. Auch die Frage nach einer weiteren Annährung Aserbaidschans an Europa war für die Gäste von Interesse. Darüber hinaus wurde den Studenten in diesem Rahmen der „Master of European Studies“ des ZEI als Studienmöglichkeit vorgestellt. Der Besuch der Gruppe wurde vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) unterstützt. x Das „Pacific Islands Forum“ (PIF) ist nicht nur der führende regionale Integrationsrahmen in Ozeanien, sondern seine ozeanischen Inselstaaten gehören auch zur Gruppe der AKP-Staaten (Afrika, Karibik, Pazifik), zu denen die EU seit den 1970er Jahren (Lomé Abkommen) besonders priviligierte Beziehungen unterhält. Basierend auf Feldforschungen 2007 und 2015 untersucht ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt die Besonderheiten der ozeanischen Staaten und des „Pacific Islands Forum“ im Lichte der für 2020 anstehenden Neuordnung der EU-Beziehungen zu den 79 AKP-Staaten. Von Juli bis Oktober 2015 folgt er einer Einladung des „National Centre for Research on Europe“ der Canterbury University in Christchurch, um mit neuseeländischen Kollegen Strategien für die Zeit nach dem Auslaufen des Cotonou Abkommens (2020) zu studieren und weiterzuentwickeln. 253 5.5 Naher Osten und arabischer Raum Der Nahe und Mittlere Osten ist ein sehr heterogener Raum, in dem sich die Kräfteverhältnisse seit 1945 mehrfach grundlegend gewandelt haben und dies nicht nur in der Folge der Gründung des Staates Israel. Die jüngsten Umwälzungen in Folge des „Arabischen Frühlings“, des syrischen Bürgerkriegs und dem Erstarken der islamistischen Terrorgruppe IS (Islamischer Staat) zeigen erneut die Fragilität des Staatengefüges. Immer wieder wandelten sich in dieser Region die Machtkonstellationen und Fragen der territorialen Einheit von Staaten wurden neu verhandelt. Große Unterschiede hinsichtlich der wirtschaftlichen und militärischen Stärke bestehen nicht nur zwischen den einzelnen Staaten, auch innerhalb der Staaten differieren die Regionen stark. x Avi Primor, von 1993 bis 1999 Botschafter Israels in Deutschland, sprach am 30. Juni 1998 am ZEI zum Thema „Israels Erwartungen an die künftige außenpolitische Orientierung der Europäischen Union“. Diesen Themenkomplex vertiefte er in einem ZEI Discussion Paper mit Analysen zum Friedensprozess im Nahen Osten. Avi Primor, Der Friedensprozess im Nahen Osten und die Rolle der Europäischen Union, ZEI Discussion Paper, C25/1998. x Im Februar 2003 reiste eine vierköpfige Delegation des ZEI nach Israel, um ein neuartiges Projekt vorzubereiten: eine Europäische Sommeruniversität, die Experten aus Israel und Palästina zusammenbringt. Das Projekt des ZEI und der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), das von ZEIMitarbeiter Dr. Albert R. Njoume Ekango koordiniert wird, verfolgte das Ziel, ein dauerhaftes Forum für den praxisnahen Transfer von Fachwissen in Fragen der Telekommunikationsregulierung und der E-Commerce-Gesetzgebung zwischen Europa und dem Nahen Osten zu schaffen. Kooperationspartner des ZEI waren drei Universitäten aus Israel und den Palästinensischen Gebieten: die Hebräische Universität von Jerusalem, die Universität von Haifa (jeweils israelisch) und die AlQuds-Universität von Jerusalem (palästinensisch). Durch die projektbegleitenden Gesprächsrunden konnten Impulse für eine neue Dialogkultur untereinander auch über das Projekt hinaus entwickelt werden und so ein Beitrag zu einer friedlichen Zusammenarbeit zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten geleistet werden. Die zweiwöchige „European Summer University on Telecommunications Regulation and E-Commerce Legislation“ wurde am 10. August 2003 auf Einladung der Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann mit einem Empfang im Alten Rathaus feierlich eröffnet. Die 38 Teilnehmer, Nachwuchswissenschaftler, Praktiker und 254 Fachleute aus Israel und den Palästinensischen Gebieten, waren von den drei Partneruniversitäten ausgewählt worden. Der erfolgreiche Verlauf und Abschluss der Sommeruniversität am ZEI zeigte, dass die politisch äußerst schwierigen Gesamtverhältnisse im Nahen Osten, insbesondere zwischen Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten, einer konstruktiven und fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Fachleuten auf wissenschaftlichtechnischer Basis nicht im Wege stehen. Eine zweite Sommerakademie 2004 befasste sich mit den israelischen Erfahrungen, während die dritte Sommerakademie 2005 sich im Kern den palästinensischen Erfahrungen widmete. x 2004 referierten drei renommierte Wissenschaftler aus Israel im Rahmen des Forschungsseminars zur Europäischen Wirtschaftspolitik am ZEI: Prof. Ilan Eshe und Prof. Chaim Fersthtman, Tel Aviv University und Prof. Mark Gradstein von der Ben Gurion University. x Am 8. Dezember 2006 fiel die Entscheidung des marokkanischen Wirtschaftsministeriums zugunsten der deutschen Bewerbung für die Durchführung des ersten Twinning- Projekts zum Wettbewerbsrecht. Mit zentraler Hilfe des ZEI unter der Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig führte das Bundeswirtschaftsministerium das Projekt mit einem Gesamtbudget von 1,5 Mio. Euro, von der EU-Kommission finanziert, durch. Das Projekt bezweckte den Aufbau einer marokkanischen Wettbewerbsbehörde sowie vielfältige Unterstützung bei der Ausbildung von Beamten und der Umsetzung einer an den EG-Standards orientierten Gesetzgebung im Bereich des marokkanischen Kartellrechts. Als Langzeitberater, auch vor Ort, fungierte ZEI Mitarbeiter Krzysztof Jaros. Der inhaltliche Input des ZEI im Rahmen der Bewerbung und Projektpräsentation erfolgte unter der Leitung von ZEI Direktor Prof. Dr. Christian Koenig. Das Projekt „Wettbewerb“ diente der Unterstützung Marokkos bei der Umsetzung des im März 2000 in Kraft getretenen Assoziierungsabkommens zwischen der Europäischen Union und dem Königreich Marokko. Das Ziel des Aktionsplans war zugleich das Ziel des Twinning-Projekts: der Aufbau einer funktionstüchtigen Wettbewerbsaufsicht in Marokko. Um die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz der marokkanischen Wirtschaft zu stärken, unterstützte das Twinning-Projekt den marokkanischen Gesetzgeber bei Gesetzesvorhaben und half der marokkanischen Regierung bei der Verbesserung der Zusammenarbeit der verschiedenen Verwaltungseinheiten im Bereich des Kartellrechts. Dazu wurden unter anderem Schulungsmaßnahmen für 255 Kartellbeamte und Richter im Bereich des Wettbewerbsrechts, der Wettbewerbspolitik und zu organisationsrechtlichen Fragen durchgeführt. Das ZEI unterstützte das marokkanische Wirtschaftsministerium in Rabat bei der Errichtung eines Forschungs- und Fortbildungsinstituts auf dem Gebiet des Wettbewerbsrechts. ZEI Senior Fellow Georg Kristian Kampfer arbeitete im marokkanischen Wirtschaftsministerium in Rabat insbesondere an der Errichtung dieses Forschungs- und Fortbildungsinstituts. Durch seine Entsendung 2007/2008 verhalfen die Projektträger dem Projekt zu weitgehender Nachhaltigkeit. Das Institut führt nach Beendigung des Twinning-Projekts begonnene Schulungsmaßnahmen weiter fort, unterstützt die im marokkanischen Wirtschaftsministerium angesiedelte Direktion „Wettbewerb und Preiskontrolle“ bei der Erstellung von Studien und forscht weiter auf dem Gebiet des Wettbewerbsrechts. x Der „Interessen- und Konfliktlage Israel-Arabische Staaten“ und ihrer internationalen Bedeutung widmete sich ein Vortrag von Prof. Dr. Joseph Kostiner, Universität Tel Aviv, am 13. Februar 2007 in einer gemeinsamen Veranstaltung des ZEI und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Besondere Beachtung fanden in den Ausführungen von Prof. Dr. Kostiner die Ursachen und Ziele der Atompolitik Irans sowie die möglichen Konsequenzen dieser für die sicherheitspolitische Lage der gesamten Region so wichtigen Frage. x Am 1. Mai 2007 referierte ZEI Mitarbeiter Andreas Marchetti bei einer Konferenz der Ben-Gurion-University zum Thema „The European Neighbourhood Policy between Inclusion and Exclusion“. Die Konferenz war eine Kooperationsveranstaltung des Centre for the Study of European Politics and Society (Ben-Gurion-University of the Negev) und der Konrad-AdenauerStiftung zum Thema „Reflecting on 50 Years of European Integration“. Noch im selben Monat begleitete ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Dr. Hans-Gert Poettering, als Sonderberater auf einer Reise nach Israel und Palästina. x In einem ZEI Discussion Paper blickt Prof. Dr. Jeffrey Herf, University of Maryland, zurück auf den Antisemitismus des Dritten Reiches und legt dar, warum der Antisemitismus zum Genozid führte und in dieser Zeit auch die Wurzeln für den radikal-islamischen Terrorismus gegenüber Israel von heute zu suchen sind. Jeffrey Herf, Jewish Enemy’. Rethinking Anti-Semitism in the Era of Nazism and in Recent Times, ZEI Discussion Paper, C180/2008. 256 x Am 14. Mai 2008 referierte Jerry Sommer, Friedensforschungsinstitut BICC, über den aktuellen Stand des Atomkonflikts mit Iran („IranAtomkonflikt: Zeit für einen Strategiewechsel – Wege aus der Sackgasse“) und zeigte mögliche Alternativen zu der gegenwärtigen Situation auf. Statt Dämonisierung und Isolierung solle eine Einbindung des Iran geschehen. Verhandlungen ohne Vorbedingungen, Multilateralisierung des Atomprogramms und eindeutige Anreizangebote seitens des Westens seien der einzige Weg, um die moderaten Kräfte im Iran zu stärken und somit eine langfristige und für alle Beteiligten befriedigende Lösung zu finden. x Die unter der Chiffre „Arabischer Frühling“ bezeichneten Umwälzungen, haben immer deutlicher die Probleme und Grenzen der europäischen Nachbarschaftspolitik gegenüber dem südlichen Mittelmeer und die unzulänglichen Konzepte von Kooperation und Integration zu Tage gebracht. Die Jahrestagungen der „Euro Mediterranean Study Commission“ (EuroMeSCo), der das ZEI angehört, standen seither immer deutlicher unter dem Eindruck dieser Fragestellungen. Bei den Jahrestagungen 2011 in Barcelona, 2013 in Paris und 2014 in Tarragona plädierte ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt für eine erweiterte strategische Sichtweise, die die Ziele der mediterranen Kooperationspolitik entschieden deutlicher in alle anderen Politikbereiche einbezieht und bessere Anreize als bisher schaffe, um die arabischen Entwicklungen im Interesse der EU in erfolgreiche Bahnen zu lenken. Ludger Kühnhardt, The Atlantic Civilization and Ist Enemies. Sqeezed between a self-destructive Russia and Arab World, Western Nations need to focus on their roots, the Globalist, 2014. Online unter: www.theglobalist.com/theatlantic-civilization-and-its-enemies/. x Vor dem Hintergrund der aufgewühlten Verhältnisse in der arabischen Welt untersucht das ZEI Discussion Paper von Simon Perger die Perspektiven der regionalen Integration in der arabischen Welt. Basierend auf den methodischen Annahmen des politikwissenschaftlichen Neofunktionalismus fragt Perger nach den antreibenden und den verhindernden Faktoren einer möglichen Regionalintegration in der arabischen Welt, in der bisher vor allem der Golf-Kooperationsrat das Potential eines nachhaltigen region-building gezeigt hat. Simon Perger, Regionale Integration in der arabischen Welt – eine neofunktionalistische Analyse, ZEI Discussion Paper, C222/2014. 257 Weitere ausgewählte Publikationen Ramiro Xavier Vera-Fluixá, Regionalbildungsansätze in Lateinamerika und ihr Vergleich mit der Europäischen Union, ZEI Discussion Paper, C73/2000. Xuewu Gu (Hrsg.), Europa und Asien: Chancen für einen interkulturellen Dialog?, ZEI Discussion Paper, C74/2000. Iulia Traistaru/Martincus Volpe, Economic Integration and Manufacturing Concentration Patterns: Evidence Mercosur, ZEI Working Paper, B23/2003. Ludger Kühnhardt, The Global Proliferation of Regional Integration. European Experience and Worldwide Trends, ZEI Discussion Paper, C136/2004. Andreas Marchetti (ed.), The CSCE as a Model to Transform Western Relations with the Greater Middle East, ZEI Discussion Paper, C137/2004. Klaus W. Grewlich, Pipelines, Drogen, Kampf ums Wasser – greift die EU Zentralasien-Strategie? Neues „Great Game“ von Afghanistan bis zum Kaspischen Meer?, ZEI Discussion Paper, C200/2010. Chibuike Uche, The European Union and Monetary Integration in West Africa, ZEI Discussion Paper, C206/2011. Corsino Tolentino/Matthias Vogl, Sustainable Regional Integration in West Africa/Intégration régionale durable en Afrique de l´Ouest/Integração regional sustentavel na África Ocidental, ZEI Discussion Paper, C208/2011. Ludger Kühnhardt, The Resilience of Arab Monarchy, Policy Review, Hoover Institution, Stanford University, Juni/Juli 2012. Online unter: www.hoover.org/research/resilience-arab-monarchy. Denis Acclassato, Intra West-African Trade, WAI-ZEI Paper, 2/2013. Djénéba Traoré, Will Africa be Left Behind on the Education for All (EFA) Trail? WAI-ZEI Paper, 3/2013. Ludger Kühnhardt, L'Afrique et l'Europe Relations comparées et processus d'intégration régionale conjointe, WAI-ZEI Paper, 4/2013. Rike Sohn/Ama Konadu Oppong (eds.), Regional Trade and Monetary Integration in West Africa and Europe, WAI-ZEI Paper, 6/2013. (ebenfalls in Französisch und Portugiesisch). Diery Seck, Proposed Architecture for an ECOWAS Common Currency Union, WAI-ZEI Paper, 9/2013. 258 Charlotte King and Jon Marks, European-West African Relations in the Field of Energy – Obstacles to a sustainable approach, WAI-ZEI Paper, 11/2014. Jérôme Joubert, Negotiating Service Liberalization at Regional Level – The Case of West Africa/Négocier la libéralisation des services à un niveau régional – Application aux pays de l’Afrique de l’Ouest, WAI-ZEI Paper, 13/2014. Ablam Benjamin Akoutou, Rike Sohn, Matthias Vogl, Daniel Yeboah, Understanding Regional Integration in West Africa – A Multi-Thematic and Comparative Analysis, WAI-ZEI Paper, 17/2014. (ebenfalls in Französisch und Portugiesisch). Quentin de Roquefeuil, EPA negotiations are (almost, finally) over. What next? WAI-ZEI Paper, 19/2014. Sally Brammer/Maria de Fátima Fortes, Master in African Regional Integration, WAI-ZEI Paper, 20/2015. Manuel Guilherme Júnior, Comparison of Regional Economic Communities in Africa – The Case of SADC, WAI-ZEI Paper, 22/2015. Ablam Benjamin Akoutou/Rike Sohn/Matthias Vogl/Daniel Yeboah (eds.), Migration and Civil Society as Development Drivers – A Regional Perspective, WAI-ZEI Paper, 23/2015 (ebenfalls in Französisch und Portugiesisch). 259 V. Aus- und Weiterbildung 1. Graduiertenausbildung 1.1 Master of European Studies Program (MES) 1.2 Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) 1.3 Universitäre Lehre 2. Sommerschulen 2.1 ZEI Summer School in International Macroeconomics, Money and Finance 2.2 Transatlantic Summer Academy 2.3 Europakolloquium 2.4 EU Sommerseminare für Studierende aus Zentralasien 2.5 Summer School on European Telecommunications 2.6 European Summer University on Telecommunications, Law and ECommerce Legislation 2.7 Summer School Tamkang University 2.8 Sommerschule Fiskalischer Föderalismus 2.9 ZEI Academy in Comparative Regional Integration 2.10 ECOWAS-ZEI Academy in Comparative Regional Integration 261 V. Aus- und Weiterbildung Die europäische Integration ist zu einer komplexen Materie geworden, für die traditionelle akademische Lehransätze mit ihren fachdisziplinären Strukturen nicht mehr ausreichen. Die Vorbereitung auf Fach- und Führungspositionen in öffentlichen Institutionen, in der Privatwirtschaft, aber ebenso im Kontext wissenschaftlicher Tätigkeiten verlangt nach innovativen und interdisziplinären Angeboten der Aus- und Weiterbildung, sowohl im postgradualen Kontext als auch im Zuge von beruflichen Fortbildungen (mid-career-training). 263 1. Graduiertenausbildung Neben den ZEI-Direktoren beteiligen sich international angesehene Dozenten und Praktiker an den Ausbildungsprogrammen des ZEI. Angehende Entscheidungsträger vorwiegend aus Europa, aber auch aus anderen Kontinenten, werden optimal auf die Komplexität der europäischen Integration vorbereitet. Im Erfahrungsaustausch mit der EU und durch den Vergleich mit anderen regionalen Zusammenschlüssen auf der Welt gewinnen Nachwuchswissenschaftler und angehende Führungskräfte eine hervorragende Basis für ihre berufliche Entwicklung. Der Wissenstransfer am ZEI ist eng verbunden mit den Forschungen des ZEI. Neben den Forschungen der ZEI Wissenschaftler stärken Gastwissenschaftler regelmäßig die internationale Atmosphäre und die vergleichende Arbeitsweise am ZEI. Die Teilnehmer der ZEI Studienangebote profitieren von diesem Austausch über ihr Studienprogramm hinaus. 1.1 Master of European Studies (MES) Im Mittelpunkt des Profils im Bereich der akademischen Weiterbildung des ZEI steht der englischsprachige „Master of European Studies”, der zum 1. Oktober 1998 begonnen wurde. Der interdisziplinär angelegte, postgraduale Aufbaustudiengang zählt zu den innovativsten und erfolgreichsten seiner Art in Deutschland. Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie und Vertretern von Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt. Ziel ist es, die „Europafähigkeit“ der Absolventen wirtschafts- und politikwissenschaftlicher sowie juristischer Studiengänge durch die Vermittlung weiterer fachlicher Kenntnisse über das grundständige Studium hinaus zu verbessern. Hochrangige Professoren und Praktiker aus dem In- und Ausland bereiten die Teilnehmer für eine nationale oder internationale Laufbahn in der europäischen Administration, der Wirtschaft oder der Politik vor. Im ersten Programmjahr kamen 70 Prozent der Studierenden aus Deutschland, 30 Prozent aus den USA, dem asiatischen Raum und Mittel- und Osteuropa. Im Laufe der Jahre hat sich diese Prozentzahl umgekehrt: Der Anteil der deutschen Studenten liegt weit hinter dem der internationalen Studenten aus mittlerweile 63 verschiedenen Staaten dieser Erde. Alle ZEI-Studierenden (Master-Fellows) verfügen über einen universitären Studienabschluss, vornehmlich der Fächer Rechts-, Wirtschafts- und Politikwissenschaft. Die Aufnahme ist kompetitiv. Der extrem 265 hohe Grad an Internationalität ist eine der zentralen Säulen, auf die sich der „Master of European Studies“ konzeptionell stützt. Neben der weltweiten Herkunft der Studierenden spiegelt sich dies auch in der internationalen Zusammensetzung der Fakultät: die Dozentinnen und Dozenten, die am ZEI unterrichten, stammen aus den unterschiedlichsten EUMitgliedsstaaten. Gemeinsam ist die Unterrichtssprache Englisch, die ein internationales Klima vermittelt und der realen Arbeitssituation gerade in internationalen Organisationen entspricht. Ebenso zentral als Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag ist für das ZEI die praxisnahe und anwendungsbezogene Vermittlung fundierter Fachkenntnisse. Hierzu zählen mehrtägige Exkursionen nach Brüssel (EU-Institutionen), Straßburg (Europarat), Luxemburg (Europäischer Gerichtshof), Frankfurt/M. (Europäische Zentralbank) und Berlin (Deutscher Bundestag, Auswärtiges Amt). Das primäre Karriereziel bei den Studierenden ist ein Einstieg in ein internationales Umfeld: insbesondere bei den Institutionen der Europäischen Union, anderen internationalen Organisationen, nationalen Regierungen, NichtRegierungsorganisationen und global agierenden Wirtschaftsunternehmen. Die konstante Bewerberzahl und die Internationalität des Programms zeigen, dass der ZEI „Master of European Studies“ weit über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus fest etabliert ist. 2003 erhielt der Studiengang von der internationalen Akkreditierungsagentur „FIBAA“ die Akkreditierungsurkunde und trug damit als einziges der vier vom Auswärtigen Amt unterstützten Europa-Programme in Deutschland dieses internationale Gütesiegel. Zum Programmstart des 10. Studienjahres im Oktober 2007 wurde der ZEI Master of European Studies mit der Verabschiedung einer Neufassung der Prüfungsordnung vollständig auf das ECTS- und Leistungspunktesystem nach den Vorgaben der Bologna Reform umgestellt. Dies stellte einen weiteren wichtigen Schritt für die Verankerung des Programms auf dem internationalen Bildungsmarkt dar. Zugleich erfolgte mit dem 10. Studienjahr die Anbindung des MES an die Philosophische Fakultät der Universität Bon, was eine zusätzliche Stärkung des Programms auch an der Universität Bonn bedeutet. Die FIBAA (Foundation for International Business Administration Accreditation) hat im November 2007 das Programm für weitere fünf Jahre re-akkreditiert. Es handelte sich dabei um die erste Re-Akkreditierung eines Master Programms der Universität Bonn. Im Jahr 2013 erfolgte eine erneute Re-Akkreditierung des Programms durch die Agentur AQUIN. 266 7% 8% 4% 12% • Service Sector or Consulting Firms (24 %) 6% • Ministries, Embassies, Parliaments (15 %) 15% • EU Institutions (12 % ) • Companies and Businesses 24% 12% 5% 5% 2% EU Institutions National Ministry, Embassy or Parliament Local and Public Institutions Companies and Business Media and Public Relations Non-Academic Education and Research in the Private Sector (12 % ) International Organizations National Administration Associations and Chambers Services and Consulting Academic Education and Research Viele der unterdessen mehr als vierhundert MES-Absolventen haben seit dem Start des Programms im Studienjahr 1998/199 glänzende Karrierewege in aller Welt beschritten. Einige haben erfolgreich eine politische Karriere gestartet: Vasko Naumovski ist zur Zeit Stellvertretender Premierminister von Mazedonien und verantwortlich für die Europäischen Angelegenheiten; Antonio Milososki war Außenminister von Mazedonien von 2007 bis 2011; Ann Mettler ist derzeit Leiterin des Planungsstabes von EU-Kommissionspräsident JeanClaude Juncker.Das ZEI Master Program bietet den Studenten eine solide und umfassende international und interdisziplinär geprägte Ausbildung, die sie befähigt, nach einem erfolgreichen Abschluss in den unterschiedlichsten Bereichen ein Betätigungsfeld zu finden. Das ZEI verfolgt die Berufswege seiner Absolventen und aktiviert die Alumni auch im Kontext der Forschungsarbeit des ZEI. ZEI Alumni arbeiten in EUInstitutionen (12 Prozent), internationalen Organisationen, NGO’s, in den Ministerien, Parlamenten oder Botschaften ihrer Heimatländer (15 Prozent), im Consulting-Bereich (24 Prozent), aber auch im Feld der Wissenschaft, 267 Forschung und im privaten Management Sektor haben viele der Absolventen ihren Weg gefunden (12 Prozent). Seit Oktober 2013 verfügt der „Master of European Studies“ über eine veränderte inhaltliche Aufstellung. Der thematische Schwerpunkt des Programms wurde neu definiert: Governance and Regulation. Das Programm setzt seither noch stärker auf die Themen, die auf europäischer Ebene an Bedeutung gewonnen haben: Regieren und Regulieren in der EU. Damit reagierte das Programm auf die gestiegene Nachfrage nach diesen Themen auf Seiten möglicher zukünftiger Arbeitgeber und Interessenten sowie den Entwicklungen und Anforderungen auf dem internationalen Arbeitsmarkt. Der Name des Studiengangs wurde erweitert um den Zusatz „European Studies – Governance and Regulation“. Der durch die Philosophische Fakultät der Universität Bonn verliehene Titel „Master of European Studies“ bleibt bestehen. 1.2 Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) Zwischen 2007 und 2013 bot das ZEI den Master of European Regulation of Network Industries (MERNI) an, der seine Absolventen auf Führungspositionen im Bereich europäischer regulierter Netzwirtschaften vorbereitete. Das englischsprachige Programm beleuchtete die Regulierung der Netzwirtschaften und verwandter Wirtschaftszweige auf europäischer Ebene aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Curriculum sah Einführungskurse in juristische und wirtschaftswissenschaftliche Arbeitsweisen vor; aufbauend auf diese wurden die einzelnen Netzwirtschaften, wie Telekommunikation, Energie oder Eisenbahn, mit ihren jeweiligen technischen und regulatorischen Besonderheiten erläutert. Das Programm schloss ab mit dem „Master of Law“ (LL.M.).Der MERNILehrkörper war mit international renommierten Universitätsprofessoren, hochrangigen Wissenschaftlern und erfahrenen Praktikern aus der freien Wirtschaft, aus Behörden und aus Institutionen besetzt. So konnte ein wichtiges Element verwirklicht werden, das das MERNI-Programm ausmachte und es von anderen Studiengängen unterschied: die durchgängige Verbindung von Theorie und Praxis. Dazu trugen nicht zuletzt die Exkursionen bei, die die Studenten nach Brüssel (EU-Kommission, Diskussionen mit Lobbyisten, Besuch einer international agierenden Großkanzlei) oder Mülheim an der Ruhr (Besichtigung eines Energieversorgungsunternehmens im Bereich der Wasserversorgung) führten. 268 Kontinuierlich wurde an der Maximierung des Programms gearbeitet und der interdisziplinäre Charakter weiter gefördert. Das Marketing des Programms wurde stetig ausgebaut. Zudem startete der Aufbau eines Alumni-Portals im Internet, der durch einen Informations- und Datei-Austauschdienst auch die Kommunikation mit den Fakultätsmitgliedern erleichterte. 3. Universitäre Lehre Neben der Durchführung ihrer Forschungsarbeit und der Lehre in den Ausbildungsprogrammen des ZEI beteiligen sich die ZEI Direktoren an der grundständigen Lehre ihrer wissenschaftlichen Fachdisziplinen an der Universität Bonn, ergänzt durch die regelmäßige Betreuung von Examenskandidaten, Doktoranden und Habilitanden. 2. Sommerschulen 2.1 ZEI Summer School in International Macroeconomics, Money and Finance Von 1997 bis 2009 veranstaltete das ZEI regelmäßig eine „ZEI Summer School in International Macroeconomics, Money and Finance“ zu Themen der internationalen Makroökonomik. Die Sommerschule wurde für jeweils 24 Nachwuchswissenschaftler aus Deutschland, Europa und Amerika ausgerichtet. Teilnahmevoraussetzung war der Vortrag einer eigenen Forschungsarbeit. Darüber hinaus nahmen regelmäßig jüngere Mitarbeiter von Zentralbanken und internationalen Organisationen an der Summer School teil. Das Format bestand aus jeweils dreistündigen Vorlesungen und Seminaren. Als Dozenten konnten führende Wissenschaftler für jeweils mehrere Vorlesungen gewonnen werden. Die „ZEI Summer School in International Macroeconomics, Money and Finance“ war ein Beitrag zur Verbesserung der wissenschaftlichen Ausbildung auf einem Gebiet, in dem die deutsche Forschung traditionell im internationalen Vergleich zurückliegt. Der jeweils beste Beitrag eines Nachwuchswissenschaftlers wurde prämiert mit einer Einladung zum „Konstanzer Seminar zur Geldtheorie und Geldpolitik“, einer vielbeachteten, jährlichen Konferenz zu Themen der internationalen Makroökonomik. 2.2 Transatlantic Summer Academy Die „Transatlantic Summer Academy“ (TASA) wurde von 1999 bis 2003 durch das ZEI durchgeführt. Ziel der Akademie war es, das Bewusstsein zukünftiger Entscheidungsträger in Nordamerika und Europa dafür zu schärfen, dass über 269 das Ende des Ost-West-Konflikts hinaus die transatlantischen Beziehungen nach wie vor von zentraler Bedeutung sind. Die überwiegend aus Europa und Nordamerika teilnehmenden Studenten diskutierten über Themen wie „Europe Today: The Evolution of NATO and the Future of Europe“, „Europe Facing the 21st Century. Defining the Central Issues“, „Euro-Atlantic Relations in the 21st Century: The Challenges Ahead”, „Transatlantic Solidarity and Partnership: Common Actions Against Common Threats“ und „Unilateral America, Multilateral Europe? Managing Divergence in Transatlantic Relations“. Das vierwöchige, interdisziplinär angelegte Programm bestand aus Vorträgen, Tutorials, Panel-Diskussionen und Briefings in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Recht, Geschichte und Kultur. Das Programm bot den Teilnehmern die Möglichkeit, mit Experten und Persönlichkeiten aus Regierung, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und den Medien über aktuelle Themen in den euroatlantischen Beziehungen zu diskutieren. Exkursionen nach Straßburg, Berlin und Brüssel waren ebenfalls ein zentraler Bestandteil des Programms. 2.3 Europakolloquium Seit 1997 führt das ZEI das im Rahmen der Förderinitiative „Dialog Wissenschaft und Praxis“ der Hanns Martin Schleyer-Stiftung geförderte „Europakolloquium“ in Münstertal durch. Die Kolloquien in zweijährigem Turnus ermöglichen einen Gedankenaustausch zwischen aktuellen und ehemaligen Doktoranden und Habilitanden von ZEI Direktor Prof. Dr. Ludger Kühnhardt. Die Ergebnisse der Seminare werden jeweils im Rahmen einer ZEIDiscussion Paper Serie veröffentlicht. 2.4 EU-Sommerseminare für Studierende aus Zentralasien Vor allem die außenpolitischen Zielsetzungen der Europäischen Union waren es, die die Seminarteilnehmer an vier vom ZEI durchgeführten „EUSommerseminaren für Studierende aus Zentralasien“ begeisterten. Das Projekt fand im Zeitraum von 2000 bis 2003 in Zusammenarbeit mit dem DAAD am ZEI statt. Es reihte sich in die vielfältigen Bemühungen des ZEI ein, in Partnerländern der EU Multiplikatoren und künftige Ansprechpartner für Deutschland und die EU auszubilden. In einem Zeitraum von jeweils zwei Wochen setzten sich die Studierenden der Internationalen Beziehungen und des Völkerrechts aus sechs zentralasiatischen Ländern mit den politischen, rechtlichen und ökonomischen Grundlagen der EU auseinander. Das Seminar vermittelte Kenntnisse zur Geschichte der Europäischen Integration, ihren Institutionen und den zentralen Politikfeldern, wie vor allem den 270 Wirtschaftsbeziehungen zu Zentralasien. Das „EU Sommerseminar für Studierende aus Zentralasien“ wurde geleitet von ZEI Mitarbeiterin Cordula Janowski. 2.5 Summer School on European Telecommunications 2001 wurde am ZEI die „Summer School on European Telecommunications“ in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunknetzbetreiber VIAG Interkom ausgerichtet. Gut 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Studenten, Referendare sowie junge Berufstätige – wurden in einem einwöchigen Intensivkurs in das nationale und gemeinschaftliche Telekommunikationsrecht eingeführt und hatten die Möglichkeit, ihre Vorkenntnisse zu vertiefen. Dem Grundgedanken folgend, Wissenschaft und Praxis zu verbinden, war die Veranstaltung in zwei große Blöcke unterteilt. Die ersten beiden Tage waren Vorträgen vorbehalten. Während der folgenden Fallstudien-Tage entwickelten die Teilnehmer in Gruppen Lösungsstrategien für telekommunikationsrechtliche Problemstellungen. Neben den Mitarbeitern der ZEI-Forschungsprojektgruppe konnten Vortragende aus der unternehmerischen Praxis, der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, dem Bundeswirtschaftsministerium, dem Bundeskartellamt sowie der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament gewonnen werden. 2.6 European Summer University on Telecommunications, Law and ECommerce Legislation Zwischen 2003 und 2005 führte das ZEI dreimal die „European Summer University on Telecommunications, Law and E-Commerce Legislation“ durch, die für zwei Wochen Experten aus Israel und Palästina zusammenbrachte. Das Gesamtprojekt des ZEI und der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), das von ZEI-Mitarbeiter Dr. iur. Albert R. Njoume Ekango, koordiniert wurde, hatte eine Kooperation mit Einrichtungen im Nahen Osten, insbesondere in Israel und den Palästinensischen Gebieten zum Gegenstand. Vorrangiger Anspruch des Projekts war es, ein dauerhaftes Forum für den praxisnahen Transfer von Fachwissen in Fragen der Telekommunikationsregulierung und E-Commerce-Gesetzgebung zwischen Europa und dem Nahen Osten zu schaffen. 2.7 Summer School Tamkang University In Zusammenarbeit mit dem Graduate Institute of European Studies an der Tamkang-Universität, Taipeh, veranstaltete das Zentrum für Europäische 271 Integrationsforschung (ZEI) vom 16. Juli bis 3. August 2007 eine „Summer School“ zu Fragen der europäischen Integration. Die Referenten widmeten sich sowohl historischen Aspekten des Einigungswerks als auch aktuellen politischen Entwicklungen unter verschiedenen Blickwinkeln, insbesondere der Politikwissenschaft, der Wirtschaftswissenschaft und der Rechtswissenschaft. Ergänzend fanden Exkursionen zum taiwanesischen Außen- und Wirtschaftsministerium statt. Im Außenministerium konnten sich die Teilnehmer mit Botschafter Hsin-ping Hsieh und Referatsleiter Guo-nan Chin Bots von der Abteilung für Europäische Angelegenheiten über europapolitische Themen austauschen. Der Teilnehmerkreis umfasste 108 Studenten und Graduierte. 2.8 Sommerschule Fiskalischer Föderalismus Vom 14. bis 18. Juni 2008 veranstaltete das ZEI eine Summer School zum Thema „Institutionelle Gestaltung föderaler Systeme: Theoretische und empirische Aspekte“ für Nachwuchswissenschaftler. Dozent der Summer School war Prof. Dr. David Wildasin, University of Kentucky, der zu den international bekanntesten Forschern auf dem Gebiet des Fiskalischen Föderalismus zählt. Neben Vorlesungen des Dozenten gab es während der Summer School in zahlreichen Seminaren Gelegenheit, die eigene Forschung vorzustellen und zu diskutieren. 2.9 ZEI Academy in Comparative Regional Integration Auf der Grundlage umfassender Forschungen führte das ZEI 2007 und 2008 sowie 2010 und 2011 Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der vergleichenden Regionalbildung für junge Wissenschaftler aus nichteuropäischen regionalen Integrationssystemen (insbesondere Afrika, Asien, Karibik und Lateinamerika) durch. Die „ZEI Academy in Comparative Regional Integration“ wurde durch den DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert. Die weltweite Entwicklung regionaler Integrationssysteme ist einer der innovativen Aspekte im Zeitalter der Globalisierung. Oftmals gilt die Entwicklung der Europäischen Union als Vorbild für den Aufbau regionaler Integrationssysteme in anderen Teilen der Welt. Von Beginn an setzte sich die „ZEI Academy in Comparative Regional Integration“ mit dieser Thematik auseinander. Die Teilnehmer dieser in Europa einzigartigen Akademie erörterten aktuelle und grundsätzliche Fragen des vergleichenden Regionalismus und die Rolle der EU als Vorbild und Partner für regionale Integration in anderen Weltgegenden mit renommierten Wissenschaftlern und Experten aus 272 Wissenschaft und Praxis. Das Programm enthielt neben Vorlesungen auch zahlreiche Workshops und Gruppendiskussionen sowie eine Simulation europäischer Entscheidungsprozesse. Daneben gab es Exkursionen nach Brüssel mit Besuchen bei der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament sowie nach Frankfurt/M. an den Sitz der Europäischen Zentralbank. Hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft konnten als Gastredner für die Workshops gewonnen werden, so zum Beispiel Dr. HansGert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments, und die Europaabgeordneten Dr. Jorgo Chatzimarkakis und Axel Voss. 2.10 ECOWAS-ZEI Academy in Comparative Regional Integration Anknüpfend an die „ZEI Academy in Comparative Regional Integration“ fand vom 16. bis 28. März 2009 in Zusammenarbeit mit der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) und der GTZ am ZEI eine „ECOWASZEI Academy in Comparative Regional Integration“ statt. Dabei setzte das ZEI seine Arbeit zum „Capacity-Building“ im Bereich der vergleichenden Regionalbildung mit einem speziell auf die westafrikanische Region zugeschnittenen Programm fort. Teilnehmer der Akademie waren die Leiter der so genannten „National Units“ aus 12 von insgesamt 15 Mitgliedsstaaten der ECOWAS und fünf hochrangige Beamte aus der ECOWAS Kommission, dem ECOWAS Parlament und dem ECOWAS Gerichtshof. Die Akademie umfasste auch Besuche bei der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/M. und bei verschiedenen EU Institutionen in Brüssel. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, sich mit europäischen Experten aus Wissenschaft, Politik und Politikberatung auszutauschen und erstmals untereinander ihre Kontakte aufzubauen, die im späteren Arbeitsalltag in Westafrika von Nutzen waren. 273 Impressum: Center for European Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) 2HEINISCHE&RIEDRICH7ILHELMS5NIVERSITÛT"ONN Prof. Dr. Ludger Kühnhardt/Prof. Dr. Christian Koenig Walter-Flex-Straße 3 53113 Bonn www.zei.de "ONNZEI, 2015 ISBN: 978-3-941928-56-5