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Orientierungsspezifische Studie der Cytochrom-c-Oxidase in einer biomimetischen Architektur auf Metalloberflächen Eine kombinierte Untersuchung mit oberflächenverstärkter resonanter Ramanspektroskopie und Elektrochemie Diplomarbeit Markus Alexander Plum Fachbereich Physik Max-Planck-Institut für Polymerforschung Mainz, Mai 2007 Die vorliegende Arbeit wurde am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz unter Anleitung von Prof. Dr. K. Kremer, Prof. Dr. W. Knoll und Dr. R. Naumann in der Zeit von April 2006 bis Mai 2007 angefertigt. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. L. Köpke von der Universität Mainz mitbetreut. INHALTSVERZEICHNIS I Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Motivation 1.1 Atmungskette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Mitochondrale Atmungskette . . . . . . . . . . 1.1.2 Prokaryotische Atmungskette . . . . . . . . . . 1.2 Cytochrom c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Cytochrom-c-Oxidase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1 Struktur der Cytochrom-c-Oxidase . . . . . . . 1.3.2 Katalytischer Zyklus der Cytochrom-c-Oxidase . 1.4 His-Tag-Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Theoretische Grundlagen und Messmethoden 2.1 Oberflächenplasmonenresonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Elektromagnetische Beschreibung von Oberflächenplasmonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Anregung von Oberflächenplasmonen . . . . . . . . . . 2.1.3 Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie . . . . . 2.2 EIS - Elektrochemische Impedanzspektroskopie . . . . . . . . 2.2.1 Messprinzip der Elektrochemischen Impedanzspektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Graphische Darstellungen der Impedanzspektren . . . . 2.2.3 Schaltkreiselemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.4 Einfache Ersatzschaltkreise . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.5 Spezielle Ersatzschaltkreise . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 CV - Cyclovoltammetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Cyclovoltammetrie von gelösten Redoxspezies . . . . . 2.3.2 Cyclovoltammetrie von oberflächengebundenen Redoxspezies . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 IR-Drop Kompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Spektroelektrochemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Potentiostatische Messungen . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Zeitaufgelöste Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Ramanspektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Darstellung des Raman-Effekts über das Energietermschema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.2 Klassische Deutung des Raman-Effekts . . . . . . . . . 2.5.3 Resonanter Raman-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.4 Oberflächenverstärkungseffekt . . . . . . . . . . . . . . 2.5.5 Resonanz Ramanspektroskopie an Metalloporphyrinen 1 1 3 4 5 7 7 11 12 14 17 17 17 22 24 27 27 30 31 33 40 44 47 51 52 54 54 55 56 56 57 60 61 62 INHALTSVERZEICHNIS II 3 Probenherstellung für SPR, EIS und CV 3.1 Herstellung von TSG-Elektroden . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Funktionalisierung der TSG-Elektrode . . . . . . . . . . . . 3.3 Anbindung der Cytochrom-c-Oxidase an die Elektrodenoberfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Cytochrom-c-Oxidase in der up- oder down-Konfiguration . . 3.5 Cytochrom-c-Oxidase N139C . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 . 66 . 68 . 69 . 73 . 75 4 Messaufbau für SPR, EIS und CV 76 5 Messergebnisse und Diskussion (Teil 1) 5.1 Überprüfung des ptBLM-Aufbaus . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Ergebnisse und Diskussion der Oberflächenplasmonenresonanz - Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2 Ergebnisse und Diskussion der elektrochemischen Impedanz-Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration 5.2.1 Ergebnisse und Diskussion der elektrochemischen Impedanz-Spektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Ergebnisse der CV-Messungen . . . . . . . . . . . . . . 5.2.3 Diskussion der CV-Messungen . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Potentialtitration der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration mit und ohne Cytochrom c . . . . . . . . . . . . . . 5.3.1 Ergebnisse und Diskussion der EIS-Potentialtitration . 5.4 Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase in der down-Konfiguration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.1 Ergebnisse und Diskussion der CV-Messungen mit der Mutante N139C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 80 6 Probenherstellung für SERRS 6.1 Herstellung der Silberelektroden . . . . . . . . . . . . 6.2 Polieren der Silber-Elektroden . . . . . . . . . . . . . 6.3 Elektrochemisches Aufrauhen der Silber-Elektroden . 6.4 Funktionalisierung und Proteinanbindung . . . . . . . 6.4.1 Untersuchungen mit Cytochrom c . . . . . . . 6.4.2 Untersuchungen mit der Cytochrom-c-Oxidase 80 82 84 85 87 92 95 95 99 100 . . . . . . 102 . 102 . 103 . 103 . 104 . 104 . 104 7 Messaufbau für SERRS 7.1 Messaufbau für die potentiostatischen Messungen . . . . . . 7.2 Messaufbau für die zeitaufgelösten Messungen . . . . . . . . 7.3 Zelldesign der SERRS-Zelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 . 107 . 108 . 109 . . . . . . . . . . . . . . . . . . INHALTSVERZEICHNIS 7.3.1 7.3.2 III Zelldesign der alten Ramanzelle . . . . . . . . . . . . . 110 Zelldesign der neuen Ramanzelle . . . . . . . . . . . . 112 8 Messergebnisse und Diskussion (Teil 2) 8.1 Oberflächenaufrauhung der Silberelektroden . . . . . . . . . 8.1.1 Durchführung der elektrochemischen Aufrauhung . . 8.1.2 Optimierung der verwendeten Aufrauhungszeiten . . 8.2 SERRS-Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.1 Ergebnisse und Diskussion der SERRS-Messungen mit Cytochrom c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.2 Ergebnisse und Diskussion der SERRS-Messungen mit der Cytochrom-c-Oxidase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 114 114 115 118 . 118 . 123 9 Zusammenfassung und Ausblick 130 9.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 9.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 A Anhang A.1 Datenmessung und Datenauswertung . . . . . . . . . . . . . A.1.1 Messung und Auswertung der SPR-Daten . . . . . . A.1.2 Messung und Auswertung der EIS-Daten . . . . . . . A.1.3 Messung und Auswertung der CV-Daten . . . . . . . A.1.4 Auswertung der SERRS-Daten . . . . . . . . . . . . A.2 Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.2.1 Lösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.2.2 Chemikalien und Materialien . . . . . . . . . . . . . A.2.3 Geräte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.3 Rotations-Raman-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.4 Konstruktionszeichnung der neuen SERRS-Zelle . . . . . . . A.5 Versuchsaufbau für eine RDE-Messung . . . . . . . . . . . . A.6 Polieren und Aufrauhen der Silberelektroden . . . . . . . . . A.6.1 Polieren der Silberelektroden . . . . . . . . . . . . . . A.6.2 Neu entwickelte Poliervorschrift . . . . . . . . . . . . A.6.3 AFM-Bilder der polierten und chemisch aufgerauten Silberelektroden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 . 134 . 134 . 135 . 137 . 139 . 142 . 142 . 143 . 146 . 148 . 149 . 149 . 151 . 151 . 151 . 152 B Glossar 157 Abbildungsverzeichnis 158 Tabellenverzeichnis 163 INHALTSVERZEICHNIS IV Literatur 164 Danksagungen 174 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 1 1 Einleitung und Motivation Ein Membranprotein ist ein in die Lipidschicht einer Biomembran eingelagertes Protein. Diese Proteine können als Transmembranproteine die Lipiddoppelschicht der Zellmembran vollständig durchziehen und eine Art Tunnel bilden, um wichtige Transportfunktionen zu übernehmen. Sie bedingen eine selektive Permeabilität der Zelle und sorgen so für einen Stoffaustausch zwischen Organellen und der Zellaußenwelt. Der Transport kann dabei aktiv, also unter Verbrauch von Energie, oder passiv, ohne Energieverbrauch, erfolgen. Dadurch kann eine Versorgung der Zelle, aber auch die Aufrechterhaltung eines bestimmten Zellmilieus oder eines bestimmten Membranpotentials gewährleistet werden [1]. Eine weitere Funktion von Membranproteinen ist die Katalyse wichtiger biochemischer Reaktionen, zum Beispiel zur Energiegewinnung. Dies ist von großer Bedeutung für die Versorgung und Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen eines Organismus [1]. Detaillierte Untersuchungen zur Funktion und Kinetik dieser wichtigen Proteinklasse sind zur Zeit aufgrund der mangelnden Stabilität der Proteine und der benötigten Membranumgebung nur schwer durchführbar. Die Herstellung von Protein verankerten Lipiddoppelschichtmembranen1 eröffnet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten zur Beobachtung von Membranproteinen. Die ptBLM-Technik ermöglicht ”in-situ” Untersuchungen, die die Verwendung als Modellmembransysteme zur Erforschung grundlegender biophysikalischer Prozesse einschließt. Durch die direkte Verbindung des Membranproteins mit einer Elektrode mit Hilfe der His-Tag-Technologie ist es möglich, potentiostatische Messungen vorzunehmen [2]. Im Folgenden werden das Transmembranprotein Cytochrom-c-Oxidase und sein Substrat Cytochrom c, die in dieser Arbeit untersucht werden, eingeführt und der derzeitige Forschungsstand erläutert. 1.1 Atmungskette Die Hydrolyse der Phosphorsäureanhydrid - Bindung des Adenosintriphosphats (ATP) stellt die wichtigste Energiequelle der endergonischen Abläufe in Zellen aller Organismen dar. In aeroben Organismen, von Bakterien bis hin zu den Säugetieren, werden 90 % des Adenosintriphosphats durch die Atmungskette erzeugt [1]. 1 Eine Protein verankerte Lipiddoppelschichtmembrane wird auch als ptBLM-System (protein tethered bilayer lipid membrane system) bezeichnet. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 2 Abbildung 1.1: Die Atmungskette. Die Atmungskette besteht - wie in Abbildung 1.1 gezeigt2 - aus einer Elektronentransportkette (Komplex I-IV) und einer ATP-Synthase (Komplex V). Die im Zuge des Abbaus von Nährstoffen gebildeten reduzierten Reduktionsäquivalente FADH2 und NADH werden über die Atmungskette reoxidiert. Die Elektronen werden hierbei unter der Bildung von Wasser auf Sauerstoff als terminalen Elektronenakzeptor übertragen. Die große Differenz der Normalpotentiale von NADH/NAD+ (φ = − 0.32 V) zu H2 O/O2 (φ = + 0.81 V) wird genutzt, um die durch die Enzyme der Atmungskette katalysierte Kaskade gekoppelter Redoxreaktionen anzutreiben. Zusammenfassend läuft dabei die exergonische Knallgasreaktion - die Oxidation von Wasserstoff zu Wasser - ab. Nach der chemiosmotischen Theorie dient die bei diesem Prozess freiwerdende Energie primär zum Aufbau eines elektrochemischen Protonengradienten. Dieses elektrochemische Potential wird zur Phosphorylierung von ADP durch die ATP-Synthase genutzt. Das so erhaltene ATP ist die universelle Energiewährung der Zelle [1]. Die Atmungskette läuft bei Eukaryoten in den Mitochondrien und bei Prokaryoten3 im Cytoplasma ab [1]. 2 In dieser Arbeit wurden alle Röntgenstrukturbilder mit dem frei zugänglichen Programm ”Chimera” erstellt. 3 Als Eukaryoten werden alle Lebewesen mit Zellkern zusammengefasst. Prokaryoten dagegen haben keinen Zellkern 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 1.1.1 3 Mitochondrale Atmungskette Ein Mitochondrium enthält neben seiner äußeren Membran, die an den Intermembranraum grenzt, noch eine innere Membran, welche direkten Kontakt zur Matrix hat. Den Raum zwischen diesen beiden Membranen nennt man Intermembranraum [1]. Die Komplexe der eukaryotischen Atmungskette sind, wie in Abbildung 1.2 zu sehen, in der Mitochondrienmembran lokalisiert. Die Atmungskette besteht aus den Enzym-Komplexen I bis V und den Elektronenüberträgern Cytochrom c und Ubichinon, auch Coenzym Q genannt. Die Enzym-Komplexe I bis V sind in der inneren Mitochondrienmembran eingelagert. Das in verschiedenen Stoffwechselwegen gewonnene Reduktionsäquivalent NADH wird an Komplex I (NADH - Ubichinon - Oxidoreduktase) zu NAD+ reoxidiert. Die Elektronen werden daraufhin auf ein in der Membran lösliches Ubichinon (CoQ) übertragen. Ubichinon kann zusätzlich von Komplex II (SuccinatUbichinon - Oxidoreduktase)4 reduziert werden. Ubichinon überträgt die Elektronen wiederum auf Komplex III (Ubichinon - Cytochrom - c - Oxidoreduktase, auch bc1 -Komplex genannt). Dieser Komplex hat die Aufgabe, das wasserlösliche Cytochrom c zu reduzieren, welches als Elektronenmediator zwischen Cytochrom bc1 und Komplex IV (Cytochrom-c-Oxidase) fungiert. Die Cytochrom-c-Oxidase katalysiert die Übertragung der Elektronen auf molekularen Sauerstoff. Der Elektronentransport über die Komplexe I, III und IV ist an eine Translokation von Protonen durch die Membran gekoppelt und trägt somit zum Aufbau eines Protonengradienten und des Membranpotentials bei. Diese bilden gemeinsam den elektrochemischen Potentialgradienten, welcher wiederum gemäß der chemiosmotischen Theorie zur ATP-Synthese aus ADP und Pi (anorganisches Phosphat) genutzt werden kann [1]. 4 Der Komplex II oxidiert FADH2 , welches ebenfalls ein in verschiedenen Stoffwechselwegen gewonnenes Reduktionsäquivalent ist. FADH2 kommt nicht bei allen Lebewesen vor. Dementsprechend fehlt dann dieser Komplex, wie in Abbildung 1.2 zu sehen. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 4 Abbildung 1.2: Die mitochondrale Atmungskette und ihre Lokalisation im Mitochondrium. 1.1.2 Prokaryotische Atmungskette Die Enzyme der Atmungskette sind bei Prokaryoten in der Cytoplasmamembran lokalisiert. Die Untereinheitenstruktur bakterieller Atmungskettenenzyme ist weitaus einfacher als die mitochondrialer Proteine. Aus diesem Grund werden bakterielle Systeme häufig als Untersuchungsmodelle respiratorischer Prozesse herangezogen. Zudem bieten prokaryotische Systeme den Vorteil, dass sie sich einfacher auf genetischer Ebene verändern lassen. Die meisten Bakterien verfügen über weit verzweigte Elektronentransportketten, die ihnen eine Anpassung an unterschiedliche Wachstumsbedingungen ermöglichen. Ein breites Spektrum an terminalen Oxidasen lässt hierbei auf verschiedene aerobe und anaerobe Elektronentransportwege schließen [1]. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 1.2 5 Cytochrom c Cytochrom c gehört zu den bestuntersuchten Cytochromen5 überhaupt. Detaillierte Informationen findet man in [3]. Die Cytochrom c-Strukturen von Rinderherz und Thunfisch wurden bereits in den frühen 70er Jahren mittels Röntgenstrukturanalyse erkundet [4][5]. Im Jahre 1990 gelang Bushnell die Aufklärung der 3D-Struktur von RinderherzCytochrom c mit einer sehr hohen Auflösung [6]. Da der Schwerpunkt dieser Arbeit auf der Cytochrom-c-Oxidase liegt, wird im Folgenden nur auf die Struktur des Cytochrom c eingegangen. Cytochrom c aus Rinderherz (Abbildung 1.3) enthält eine kovalent gebundene Hämgruppe, die über zwei Thioetherbrücken zwischen den Thiolgruppen der Cysteine 14 und 17 und den Vinylgruppen des Porphyrinrings an das Proteinrückgrat gebunden ist (Abbildung 1.3 und 1.4). Wie in Abbildung 1.4 zu sehen, sind die Imidazolgruppe des Histidins 18 und die Aminosäure Methionin 80 die Liganden des Häm-Eisens. Abbildung 1.3: Die Röntgenstruktur des Cytochrom c (Rinderherz) mit Häm - Gruppe. 5 sen. Cytochrome sind Proteine, die eine oder mehrere prosthetische Hämgruppen aufwei- Abbildung 1.4: Die Röntgenstruktur des Cytochrom c (Rinderherz) mit Häm - Gruppe und Liganden. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 6 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 1.3 7 Cytochrom-c-Oxidase Die Cytochrom-c-Oxidase ist, wie oben beschrieben, das terminale Enzym der Atmungskette. Dieses Enzym katalysiert den Transfer von vier Elektronen, die nacheinander von Cytochrom c geliefert werden, zum Sauerstoffmolekül. Die Reduktion des Sauerstoffmoleküls zu Wasser ist mit einer Verschiebung ("Pumpen") von vier Protonen über die innere Mitochondrienmembran verbunden [7]. 1.3.1 Struktur der Cytochrom-c-Oxidase Die atomaren Strukturen der mitochondrialen Cytochrom-c-Oxidase aus Rinderherz [8] und der bakteriellen Cytochrom-c-Oxidase aus Paracoccus denitrificans [9] wurden mittels Röntgenkristallographie bestimmt. Cytochrom-c-Oxidase aus Paracoccus denitrificans besteht - wie in Abbildung 1.5 zu sehen - aus 3 Kernuntereinheiten (I: grün, II: gelb und III: blau) und einer kleinen, nicht konservierten Untereinheit IV unbekannter Funktion (schwarz) [10]. Das Enzym besitzt 4 redox-aktive Metallzentren. Elektronen gelangen von Cytochrom c über das binukleare CuA -Zentrum zum low-spin Häm a und werden von dort zum aktiven Zentrum, bestehend aus high-spin Häm a3 und CuB , transportiert (Abbildung 1.5 und 1.6)6 . High-spin bedeutet hierbei, dass das Zentralion Eisen aufgrund der Hundschen Regel die größtmögliche Zahl ungepaarter d- Elektronen besitzt und mit einer Reihe verschiedener Liganden reagiert. Beim low-spin-Zustand liegt dagegen die geringstmögliche Zahl ungepaarter d-Elektronen vor, so dass eine verminderte Reaktion mit Liganden stattfindet. Basierend auf der Kristallstruktur werden 3 mögliche Protonentransferwege (K-, D- und H-Weg) vorgeschlagen, wobei letzterer zumindest in Prokaryoten funktionell keine Rolle zu spielen scheint. Die Bedeutung der anderen beiden Wege ist durch intensive funktionelle Untersuchungen an Mutanten eindeutig nachgewiesen. Der K-Weg führt über Lys-354 und Thr-351 zur Hydroxyl-Gruppe von Tyr-280 am katalytischen Zentrum7 . Der D-Weg führt über Asp-124 über eine Reihe von Aminosäuren zu Glu-278 (siehe Abbildung 1.7). Von dort ist der weitere Weg der Protonen nicht genau bekannt [11]. 6 Ein Brückenligand dient im Allgemeinen als Verbindungsbrücke zweier Metallzentren in einem Komplex. 7 Im Folgenden wird immer Paracoccus denitrificans Nummerierung verwendet. Abbildung 1.5: Die Röntgenstruktur der Cytochrom-c-Oxidase von Paracoccus denitrificans und ihre redox-aktiven Metallzentren. Das binukleare CuA -Zentrum befindet sich in Untereinheit II (gelb). Die Redoxzentren Häm a, Häm a3 und CuB sind dagegen in Untereinheit I (grün). 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 8 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 9 Abbildung 1.6: Vergrößerung der Cytochrom-c-Oxidase-Redox-Zentren von Paracoccus denitrificans mit den entsprechenden Liganden. Die Seitenketten von Häm a enthalten unter anderem Vinyl Gruppen (-CH=CH2 ), Formyl - Gruppen (-CH=O) und eine Farnesyl - Gruppe (-CHOH(-CH2 CH2 CH=CCH3 )3 -CH3 ). 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 10 Abbildung 1.7: Protonenwege in der Cytochrom-c-Oxidase von Paracoccus denitrificans. Der K-Weg der CcO führt über Lys-354 und Thr-351 zur Hydroxyl-Gruppe von Tyr-280 am katalytischen Zentrum. Der D-Weg führt über Asp-124 über eine Reihe von Aminosäuren zu Glu-278 und von dort aus weiter ins katalytische Zentrum. Die Untereinheiten III und IV wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit weggelassen. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 1.3.2 11 Katalytischer Zyklus der Cytochrom-c-Oxidase Die Cytochrom-c-Oxidase ist eines der am intensivsten untersuchten Membranproteine. Trotzdem wird nach wie vor kontrovers diskutiert, wie viele Protonen an welcher Stelle im Reaktionszyklus gepumpt werden. Die Protonentransportwege sind bis heute noch ungeklärt. Viele verschiedene Modelle wurden hierzu aufgestellt. Abbildung 1.8 zeigt schematisch die Hauptzwischenprodukte bei der katalytischen Sauerstoffreduktion durch die Cytochrom-c-Oxidase nach Michel [12]. Ausgehend vom vollständig oxidierten Zustand O (=oxidized) wird nach Aufnahme des ersten Elektrons der Ein-Elektronen-reduzierte E-Zustand (=electronated) erreicht. Die Zufuhr des zweiten Elektrons führt zur zwei-Elektronen-reduzierten Spezies R (=reduced). Sauerstoff kann nun an das reduzierte Häm a3 binden und das Zwischenprodukt A bilden. Abbildung 1.8: Das Modell des konventionellen katalytischen Cytochrom-cOxidase-Zyklus. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 12 Eine elektronische Umordnung innerhalb des binuklearen Zentrums führt zur Bildung des PM -Zustandes8 . Die Zufuhr des dritten Elektrons liefert über den Pr -Zustand den F-Zustand (=oxoferryl). Dabei wird die O-O-Bindung aufgebrochen und Wasser gebildet. Das führt zu der Translokation von zwei Protonen. Die Aufnahme des vierten Elektrons führt schließlich über den H-Zustand zum vollständig oxidierten Zustand O. Auch hier wird wieder Wasser gebildet. Es gibt eine erneute Translokation von zwei Protonen. Die von der Cytochrom-c-Oxidase katalysierte Reaktion lässt sich dadurch mit Hilfe der folgenden Nettogleichung beschreiben: + 3+ + 4 · Fe2+ cytc + 8 · Hmatrix + O2 → 4 · Fecytc + 2 · H2 O + 4 · H 1.4 His-Tag-Technologie 1988 berichtete Hochuli erstmals von einem kurzkettigen Affinitätspeptid, bestehend aus wahlweise fünf oder sechs Histidinen, dem so genannten ”HisTag” [15]. Mit diesem His-Tag fusionierte Proteine zeigten eine bemerkenswerte Affinität zu Ni2+ -Metall-Chelat- Komplexen, die ebenfalls von Hochuli ein Jahr zuvor entscheidend weiter entwickelt wurden [16]. Der His-Tag kann nach Zugabe einer Nickel-Ionen-Lösung spezifisch an zweiwertige Nickel-Ionen binden. Das Ni2+ -Ion ist in einem oktaedrischen Komplex mit Wassermolekülen gebunden. Diese können durch Histidin verdrängt werden, wodurch ein sehr stabiler Chelat-Komplex entsteht. Die Ni2+ -Ionen können durch Nitrilo-tri-essigsäure-Reste gebunden werden und mit zwei Histidin-Resten des Proteins im Austausch gegen Wasser interagieren. Diese Spezifität gewährleistet, dass das Protein bindet. Dieser His-Tag kann nicht nur für die Aufreinigung, sondern auch für die Immobilisierung von Proteinen auf einer TSP-NTA-codierten Oberfläche genutzt werden (Abbildung 1.9)9 . 8 Dieser Name stammt von der ursprünglichen Annahme, dass das Enzym in dieser Form ein Peroxid (Fe(III)-O-O-Cu2+ ) oder Hydroperoxid (Fe(III)-OOH Cu2+ ) am aktiven Zentrum gebunden hat. In letzter Zeit verdichten sich aber die Hinweise, dass die O-OBindung in dieser Spezies bereits gespalten ist und eine Oxoferryl-Struktur (Fe(IV)=O− 2 HO-Cu2+ ) vorliegt [13][14]. 9 TSP=thiobis propionic acid (Thiobis-Propionsäure) und NTA=nitrilotriacetic acid (Nitrilo-tri-essigsäure) 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 13 Abbildung 1.9: Immobilisierung eines Proteins mit Hilfe der His-TagTechnologie. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 1.5 14 Motivation Membranproteine konnten bisher aufgrund ihrer Komplexität nur in Lösungen oder in vesikulären Systemen studiert werden. Die Untersuchung von Redoxprozessen gelang häufig nur mit Hilfe von Mediatoren. Das Ziel dieser Arbeit ist die nähere Untersuchung der Redoxkaskade eines komplexen Membranproteins - der Cytochrom-c-Oxidase - in einem biomimetischen Membransystem. Hierfür wird das ptBLM-System10 verwendet, mit dessen Hilfe eine Kontrolle über die Orientierung des auf einer Metalloberfläche angebundenen Proteins möglich ist (Abbildung 1.10). Unserer Gruppe stehen zwei Orientierungen zur Verfügung. Dabei ist das Enzym entweder an der Untereinheit I oder an der Untereinheit II mit einem His-Tag manipuliert (Abbildung 1.10). Abbildung 1.10: Die zwei unterschiedlichen Konfigurationsmöglichkeiten der uns zur Verfügung stehenden Cytochrom-c-Oxidase. Der His-Tag und die Verankerung an die Metalloberfläche sind vergrößert dargestellt. Links im Bild: Das Enzym mit HisTag an Untereinheit II (orange). Rechts im Bild: Das Enzym mit His-Tag an Untereinheit I (rot). Die Untereinheiten III und IV sind gelb bzw. schwarz dargestellt. 10 ptBLM: protein tethered bilayer lipid membrane system 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 15 Ein großer Vorteil des ptBLM-Systems besteht darin, definierte elektrische Potentiale an die Oberfläche anzulegen und damit das Protein in einen reduzierten, oxidierten oder einen beliebigen Zwischenzustand zu bringen. Das hierfür mit einem His-Tag manipulierte Enzym verändert dabei weder seine enzymatischen Eigenschaften noch seine Struktur. Das ermöglicht eine ”insitu” Analyse, mit deren Hilfe man quantitative Informationen über Konformationsänderungen und den Ladungstransfer dieses schwer zu studierenden Proteins erhält. Im Rahmen dieser Diplomarbeit sollen drei Membranproteine unter Ausnutzung der ptBLM-Technik durch eine Kombination von spektroskopischen und elektrochemischen Messmethoden erforscht werden: • Erst vor kurzem hat unsere Gruppe die Cytochrom-c-Oxidase mit HisTag an Untereinheit II erfolgreich durch den direkten Elektronentransfer aktiviert. Der Nachweis erfolgte durch Cyclovoltammetrie (CV) und oberflächenverstärkte resonante Ramanspektroskopie (SERRS: Surfaceenhanced-resonance Raman Spectroscopy) [17]. Ein Teil dieser Arbeit besteht in der Fortführung der Untersuchung der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II durch SERRS und durch die zeitaufgelöste oberflächenverstärkte resonante Ramanspektroskopie (TR-SERRS: time-resolved Surface-enhanced-resonance Raman Spectroscopy). Dieses sehr komplizierte Messverfahren erlaubt detaillierte Einblicke in die Kinetik des Enzym-Mechanismus, der bis heute kontrovers diskutiert wird. • Studien an durch Mutation veränderten Enzymen fördern das Verständnis über die verwendeten Ladungstransportwege. Deshalb beschäftigt sich diese Arbeit auch mit einer Mutation der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II (Mutante N139C). • Der Schwerpunkt dieser Arbeit besteht im Studium der Cytochrom-cOxidase mit His-Tag an Untereinheit I. Dieses Enzym hat genau die entgegengesetzte Orientierung auf der Oberfläche wie die Cytochrom-cOxidase mit His-Tag an Untereinheit II (siehe Abbildung 1.10). Es soll überprüft werden, ob sich diese Orientierung auch durch den direkten Elektronentransfer oder/und mit Hilfe des Elektronendonators Cytochrom c aktivieren lässt. Im Falle der erfolgreichen Aktivierung sollen Studien über Elektronentransferprozesse und Protonentranslokationen vorgenommen werden. 1 EINLEITUNG UND MOTIVATION 16 Der ptBLM-Aufbau wird in allen drei Fällen simultan mit Hilfe von Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie (SPR) und elektrochemischer Impedanzspektroskopie (EIS) überwacht. Die Funktionsfähigkeit der Proteine wird mit der elektrochemischen Impedanzspektroskopie, der Cyclovoltammetrie und der oberflächenverstärkten resonanten Ramanspektroskopie beobachtet. Zusätzlich werden in dieser Arbeit die Eigenschaften des natürlichen Substrats (Cytochrom c) sowie dessen Wechselwirkung mit dem Enzym geprüft. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 2 17 Theoretische Grundlagen und Messmethoden In diesem Kapitel werden die Methoden der OberflächenplasmonenresonanzSpektroskopie, der elektrochemischen Impedanzspektroskopie, der Cyclovoltammetrie und der Ramanspektroskopie vorgestellt und ihre theoretischen Grundlagen behandelt. Mit diesen Methoden werden die wichtigsten Eigenschaften der Proben charakterisiert. 2.1 Oberflächenplasmonenresonanz Obwohl sich Oberflächenplasmonen bereits durch die Theorie von Maxwell aus dem Jahr 1873 erklären ließen, wurden sie erst 1957 durch Ritchie theoretisch beschrieben [18]. Die ersten Messungen der Oberflächenplasmonenresonanz (SPR, surface plasmon resonance) wurden 1959 von Turbadar veröffentlicht [19]. 1968 wurde erstmals von Otto und in einer anderen Messanordnung von Kretschmann und Raether die Oberflächenplasmonenresonanz zur Bestimmung des Brechungsindexes verwendet [20][21]. 2.1.1 Elektromagnetische Beschreibung von Oberflächenplasmonen An der Grenzfläche zwischen Metall und Dielektrikum kann es zu kollektiven Oszillationen des quasi-freien Elektronengases im Metall kommen, welche an elektromagnetische Wellen gekoppelt sind. Diese so genannten Oberflächenplasmonen oder auch plasmonischen Oberflächenpolaritoren propagieren entlang der Grenzfläche. Sie werden durch Dissipation ihrer Energie in das Metall stark gedämpft. Diese Dämpfung geschieht in Ausbreitungsrichtung der Oberflächenplasmonen, wobei fast die gesamte Energie in Wärme umgewandelt wird [22][23]. Zur Herleitung der orts- und zeitabhängigen Feldverteilung der Oberflächenplasmonen benötigt man die makroskopischen Maxwellgleichungen in Materie [24]: divD = 4π #ext (2.1) 1 ∂B =0 c ∂t divB = 0 rotE + rotH − 4π 1 ∂D = j c ∂t c ext (2.2) (2.3) (2.4) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 18 Betrachtet man nun ein homogenes isotropes Medium, bei dem sowohl die Ladungs- als auch die Stromdichte Null sind: D = %E H= B µ j ext = 0 #ext = 0 , so vereinfachen sich die Maxwell-Gleichungen zu divE = 0 (2.5) 1 ∂H =0 c ∂t divH = 0 (2.6) rotE + µ (2.7) 1 ∂E =0 (2.8) c ∂t Hierbei sind % = %(ω) und µ = µ(ω) die makroskopischen Responsefunktionen. Die meisten Materialien haben eine Permeabilität von µ ≈ 1 [24]. Unter Annahme von Laserlicht, welches in guter Näherung monochromatisch ist, wird hier dispersionsfrei gerechnet. Im Folgenden wird das magnetische Feld betrachtet. Berechnungen für das elektrische Feld ergeben sich äquivalent. Mit Hilfe von rotrotH = −∆H µ(ω) ≈ 1 rotH − % und Gleichung (2.6) lässt sich Gleichung (2.8) umformen zu: ∆H = % 1 ∂ 2H c2 ∂t2 (2.9) Gesucht wird eine Lösung der Wellengleichung für den monochromatischen Fall. Für die Lösung dieses Problems wählt man den folgenden Ansatz [24]: H(r, t) = H(r) · e(−iωt) (2.10) Setzt man Gleichung (2.10) in (2.9) ein, so erhält man die zeitunabhängige Helmholzgleichung: ω2 (∆ + 2 %) · H(r) = 0 (2.11) c Diese Gleichungen werden durch den Ansatz H(r) = H0 · eikr mit beliebiger Amplitude H0 gelöst [24]. (2.12) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 19 Durch Einsetzen und Ausführen des Laplace-Operators erhält man die folgende Bedingung: ω2% 2 −k + 2 = 0 c c2 k2 c2 k2 = 2 % n Der hier eingeführte Brechungsindex n ist im Allgemeinen komplex: √ n = % = nr + iκ ⇒ ω2 = Wie in [24] beschrieben stellt die Lösung von Gleichung (2.11) eine elliptisch polarisierte Welle dar. Wählt man einen festen Wellenvektor k0 (reell, beliebige Richtung) und eine reelle Amplitude H0 , so erhält man den Spezialfall einer linear polarisierten Welle. Oberflächenplasmonen sind Lösungen an einer Grenzfläche, bei denen das elektromagnetische Feld an der Grenzfläche gebunden ist und an ihr entlangpropagiert. Aus den makroskopischen Maxwellgleichungen kann man die Stetigkeitsbedingungen für die Felder an der Grenzfläche unseres Problems bestimmen und erhält die Bedingung, dass die Vektorkomponenten von E, H und k parallel zur Grenzfläche kontinuierlich von einem ins andere Medium gehen müssen [24]. Trifft nun eine linear polarisierte Welle auf eine Grenzfläche, so müssen die Kontinuitätsbedingungen erfüllt werden. Diese linear polarisierte Welle kann in eine parallel polarisierte (p-polarisierte) und in eine senkrecht polarisierte (s-polarisierte) Welle aufgeteilt werden11 [25]. Die Kontinuitätsbedingungen können für s - und p - Polarisation getrennt betrachtet werden. Jede andere Polarisation ergibt sich als lineare Superposition. Im Folgenden betrachtet man eine Grenzfläche zwischen einem Dielektrikum (1) und einem Metall (2) mit den dazugehörigen Dielektrizitätskonstanten %1 und %2 . Die Grenzfläche soll - wie in Abbildung (2.1) zu sehen ist - in der y-z-Ebene lokalisiert sein und durch die Stelle x = 0 gehen. Man kann zeigen, dass man mit s-polarisiertem Licht12 kein Oberflächenplasmon anregen kann [22]. Aus diesem Grund kann man o.B.d.A. die folgende Annahme für die eintreffende Welle machen: ky1 = ky2 = ky = 0 11 Der Polarisationszustand bezieht sich jeweils auf die Einfallsebene des eingestrahlten Lichts. Bei s-polarisiertem Licht liegt der Vektor E in der Ebene der Grenzfläche. 12 In diesem Fall hat man lediglich eine elektrische Feldkomponente in y-Richtung, also parallel zur Grenzfläche. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 20 Abbildung 2.1: Die Feldverteilung eines Oberflächenplasmons senkrecht zur Grenzfläche. Für p - Polarisation gilt in unserem Fall: und E(r, t) = (Ex , 0, Ez ) H(r, t) = (0, Hy , 0, ) Unser Ansatz (2.12) vereinfacht sich dann zu: H1 (x, z) = H01 · eikx1 · x+ikz1 · z H2 (x, z) = H02 · e−ikx2 · x+ikz2 · z ,x < 0 (2.13) ,x > 0 Durch Einsetzen in Gleichung (2.11) und Ausführen des Laplace-Operators erhält man in beiden Fällen: kx2 + kz2 = Auflösen nach kx liefert: ! ω2 % c2 ω2 % − kz2 c2 Somit erhält man die folgende Feldverteilung in Abhängigkeit von x: ! ω2 ikx1 · x H1 (x) = H01 · e mit kx1 = %1 − kz21 , x < 0 (2.14) c2 ! ω2 −ikx2 · x H2 (x) = H02 · e mit k x2 = %2 − kz22 , x > 0 (2.15) c2 kx = 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 21 Als nächstes soll die Komponente Ez für beide Medien berechnet werden. Dazu kann man Gleichung (2.8) verwenden: rotH(r, t) − 1 ∂E(r, t) ∂ 1 ∂ % =0 ⇒ Hy = % Ez c ∂t ∂x c ∂t Mit Hilfe von Gleichung (2.12) kann man diese Gleichung weiter umformen: ∂ 1 −i c ∂ Hy = iω % Ez ⇒ Ez = Hy ∂x c % ω ∂x Nähert man sich der Stelle x=0 von der Seite des Dielektrikums, so erhält man mit Gleichung (2.14): Ez1 = −i c ikx Hy %1 ω 1 1 Ganz analog erhält man: E z2 = −i c (−i)kx2 Hy2 %1 ω Durch die Kontinuitätsbedingung an der Stelle x = 0 Ez1 = Ez2 Hy1 = Hy2 erhält man die Existenzbedingung für Oberflächenplasmonen: kx1 %1 =− kx2 %2 (2.16) Diese Gleichung kann nur erfüllt werden, wenn die dielektrischen Konstanten %1 und %2 unterschiedliche Vorzeichen haben. Diese Bedingung ist an Grenzflächen zwischen einem Dielektrikum und einem Metall im optischen Frequenzbereich erfüllt [22]. Setzt man nun kx1 und kx2 aus den Gleichungen (2.14) und (2.15) ein und verwendet die Kontinuitätsbedingung kz1 = kz2 = kz , so erhält man: ! ω %1 · %2 kz = · (2.17) c %1 + %2 An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass es sich bei %1 und %2 um frequenzabhängige Funktionen handelt. Aus Gleichung (2.10) folgt unter 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 22 Verwendung von (2.18) die gesamte orts- und zeitabhängige Feldverteilung des magnetischen Feldes in den beiden Medien: H1 (x, z, t) = H01 · ei(kx1 · x+kz · z−ωt) H2 (x, z, t) = H02 · ei(−kx2 · x+kz · z−ωt) mit: kx1 (2.18) ω = c " %21 %1 + %2 k x2 ω = c " %22 %1 + %2 ω kz = · c ! %1 · %2 %1 + %2 Die Eindringtiefen senkrecht zur Grenzfläche, nach denen das Feld in den beiden Medien auf e−1 abgefallen ist, berechnen sich als Kehrwert des jeweiligen kx . Betrachtet man zum Beispiel die magnetische Feldverteilung an einer Luft-Gold-Grenzfläche (%Au = −12,1 + i · 1,3), an der ein Oberflächenplasmon angeregt wird, so erhält man abhängig von der Laserwellenlänge Eindringtiefen von ca. 100 nm bis 500 nm [22] [26]. 2.1.2 Anregung von Oberflächenplasmonen Eine Anregung von Oberflächenplasmonen durch ein einfallendes Photon ist nur möglich, wenn die Impulserhaltung erfüllt ist. Im vorliegenden Fall muss die Wellenvektorkomponente des Photons in Ausbreitungsrichtung kP h,z identisch mit der Wellenzahl des Plasmons kz sein (siehe Abbildung 2.2). Durch den Einfallswinkel θ kann kP h,z verändert werden: kP h,z =| kP h | · sin θ , (2.19) wobei der Betrag des Photon-Wellenvektors mit Hilfe der Maxwellgleichungen gegeben ist durch [24]: | kP h |= ω √ · %D c (2.20) Vergleicht man die Dispersionsrelation des Oberflächenplasmons und die Dispersionsrelation des einfallenden Photons aus den Gleichungen 2.17 und 2.20, wird sofort klar, dass es zu keiner Impulsgleichung kommen kann, da für alle Einfallswinkel gilt: kP h,z < kz (2.21) Um eine Kopplung des einfallenden Photons an das Oberflächenplasmon zu erreichen, muss die Impulskomponente des einfallenden Photons in Ausbreitungsrichtung kP h,z erhöht werden. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 23 Abbildung 2.2: Das Verhältnis von Wellenvektoren eines aus dem Dielektrikum einfallenden Photons und eines Oberflächenplasmons. Hierzu kann man die Methode der Prismenkopplung verwenden, bei der das Licht aus einem höherbrechenden Medium (Prisma) mit dem Dielektrizitätskoeffizienten %p > %D auf die Grenzfläche eingestrahlt wird [22]. Damit kann die Impulserhaltung für genau einen Winkel erfüllt werden und es gilt: ! ω √ ω %D · %M kP h = kz mit kP h = · %p sin θ und kz = · c c %D + %M ! %D · %M 1 ⇒ sin θ = √ · (2.22) %p %D + %M Diese Gleichung lässt sich bei Kenntnis der Dispersionsverläufe des Prismas, des Metalls und des Dielektrikums numerisch lösen. Eine der meist verwendeten Methoden für Prismenkopplung stellt die Kretschmann - Konfiguration in Abbildung (2.3) dar. P-polarisiertes Licht wird aus dem höherbrechenden Medium auf eine ca. 50 nm dicke Metallschicht eingestrahlt. Das durch die Metallschicht tretende evaneszente Feld kann unter geeignetem Einfallswinkel an der gegenüberliegenden Grenzfläche ein Oberflächenplasmon anregen. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 24 Abbildung 2.3: Die Prismenkopplung nach der Kretschmann-Konfiguration. 2.1.3 Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie Die Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie ist ein optisches Messverfahren und erlaubt unter anderem die Detektion ultradünner dielektrischer Schichten von wenigen Nanometern Dicke [22]. Sie beruht auf dem Prinzip, dass Oberflächenplasmonen für eine gegebene Frequenz nur unter bestimmten Einfallswinkeln angeregt werden können. In der Regel wird die winkelabhängige Intensität eines von der Metall-Dielektrikum-Grenzfläche reflektierten, p-polarisierten Laserstrahls verwendet. Der Anregungswinkel des Oberflächenplasmons wird durch die Dissipation13 der Energie in die Metallschicht als Intensitätsminimum erkennbar (siehe Abbildung 2.4). Brechungsindexänderungen im Bereich des evaneszenten Feldes eines Oberflächenplasmons lassen sich als Verschiebung des Anregungswinkels detektieren [21]. Wird eine dünne dielektrische Schicht auf das Metall aufgebracht, so ändert sich - wie in Abbildung 2.4 gezeigt - die Dispersionsrelation. Deshalb kann die Adsorption von dielektrischen, dünnen Schichten an der Metalloberfläche beobachtet werden. 13 Dissipation bezeichnet in der Physik die kontinuierliche Energieumwandlung eines offenen Systems in thermische Energie. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 25 Abbildung 2.4: Links: Änderung der Dispersionsrelation des Oberflächenplasmons durch Anlagerung einer dielektrischen Schicht. Rechts: Resultierende Verschiebung des Anregungswinkels im Winkelspektrum. Die Änderung des Oberflächenplasmons bzw. des Anregungswinkels ist dabei proportional zur Dicke der Schicht und der Differenz der Brechungsindizes der Schicht und des Dielektrikums: ∆θ = θ1 − θ0 ∼ (NSchicht − NDielektrikums ) · d Bei bekanntem Brechungsindex kann somit die geometrische Dicke einer angelagerten Schicht gemessen werden [27]. Zusätzlich hat man die Möglichkeit der zeitaufgelösten Messung von Adsorptionsprozessen an der Oberfläche des Systems. Durch die Wahl eines Einfallswinkels an dem nahezu linearen Bereich der Flanke erreicht man in guter Näherung einen proportionalen Zusammenhang zwischen reflektierter Intensität und Schichtzunahme [28]. Dies ist in Abbildung 2.5 zu sehen. In diesem Fall wurde eine Kinetikmessung eines Adsorptionsprozesses aufgezeichnet. Man erkennt deutlich eine Verschiebung des Anregungswinkels im linken Bild und die zeitliche Auflösung des Adsorptionsprozesses durch die Messung der Intensität bei konstantem Winkel. Des Weiteren ist der Winkel der Totalreflektion θc eingezeichnet. Er tritt in unserem Fall mit nGold < nPrisma auf und es gilt für diesen nach dem Gesetz von Snellius [24]: nGold . Θc = arcsin nPrisma Aus dieser Gleichung wird offensichtlich, dass sich θc im Laufe der Messung nicht verändert. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 26 Abbildung 2.5: Erläuterung der Kinetikmessung. In der vorliegenden Arbeit wird die Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie ausschließlich zur Kontrolle des Architekturaufbaus der ptBLM-Probe genutzt14 . Der schrittweise erfolgende Aufbau des ptBLM-Systems kann dadurch label- und zerstörungsfrei überprüft werden. Zusätzlich wurde mit der oben erwähnten Methode der zeitliche Verlauf des Architekturaufbaus verfolgt. 14 ptBLM steht für Protein verankerte Lipiddoppelschichtmembran (protein-tetheredBilayer-Lipid-Membrane). 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 2.2 27 EIS - Elektrochemische Impedanzspektroskopie Da man mit der SPR-Spektroskopie lediglich adsorbierte Schichtdicken nachweisen kann, wird zur Überprüfung des ptBLM-Aufbaus noch zusätzlich die Impedanzspektroskopie verwendet. Die Impedanzspektroskopie beruht auf der gleichzeitigen Messung der Beeinflussung von Phase und Amplitude einer Wechselspannung durch die Probe. Die resultierende Antwort beinhaltet Informationen über die elektrischen Eigenschaften des Systems, insbesondere an ihren inneren Grenzflächen. Mit diesen Informationen ist es nicht nur möglich den Systemaufbau zu überprüfen, sondern man kann auch die Dynamik bewegter Ladungen berechnen [29]. Obwohl die ersten elektrochemischen Untersuchungen mit Wechselstrom schon Ende des 19. Jahrhunderts z.B. durch Kohlrausch [30] veröffentlicht wurden und das Konzept der elektrischen Impedanz 1884 von Heaviside [31] eingeführt wurde, erlebte die Methode erst mit der rasanten Entwicklung elektronischer Bauteile, insbesondere der Operationsverstärker, den entscheidenden Durchbruch. Moderne Impedanzanalysatoren bieten heutzutage die Möglichkeit Impedanzen im Frequenzbereich von einigen Millihertz bis zu einigen Megahertz zu bestimmen. Traditionell wird die EIS für Korrosionsbeobachtungen, Batterien und elektrolytische Abscheidungen sowie die Charakterisierung von Halbleitern verwendet. In den letzten Jahren fand sie zusätzlich einen weit verbreiteten Einsatz in der Biotechnologie. Ein wesentlicher Vorteil der Methode ist die zerstörungs- und labelfreie Messung mit recht geringem instrumentellen Aufwand. Biologische Systeme können somit in ihrer natürlichen Umgebung untersucht werden. Auf Grund der hohen Empfindlichkeit für Membrandefekte bzw. Veränderungen in der Durchlässigkeit der Membran durch funktionelle Membranproteine ist EIS eine besonders gut geeignete Messmethode, um Aussagen über die Membranqualität und die Funktion von Membranproteinen zu machen. Diese Informationen würde man auf Grund der Auflösungslimitierung nur sehr kompliziert mit optischen Methoden erhalten [32]. 2.2.1 Messprinzip der Elektrochemischen Impedanzspektroskopie Die Impedanzspektroskopie ist eine Erweiterung der Impedanzanalyse. Hierbei wird das zu untersuchende System mit einem elektrischen Signal angeregt15 . Das System wird aus seiner Gleichgewichtslage gebracht und die resultierende Antwort des Systems auf diese Störungen aufgezeichnet. 15 Dafür wird meistens eine sinusförmige Wechselspannung in einem Frequenzbereich von 10−3 bis 106 Hertz verwendet. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 28 Hierzu benötigt man drei Elektroden: • An die Arbeitselektrode wird das Störsignal angelegt. Die Proteine sind direkt mit ihr verbunden. • Die Gegenelektrode wird verwendet um das Antwortsignal aufzuzeichnen. • Die Referenzelektrode wird als Bezugspunkt benötigt, da es nur möglich ist Potentialdifferenzen zu messen. Das absolute Potential einer einzelnen Elektrode ist grundsätzlich nicht experimentell messbar [25]. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der elektrischen Anregung, die man bei der EIS verwenden kann. Die am häufigsten angewendete Störungsart ist die, bei der die Impedanz direkt im Frequenzbereich gemessen wird [29]. Dazu wird dem an der Zelle angelegten Potential eine sinusförmige Wechselspannung E(t) überlagert: E(t) = E0 · sin(ω · t) E0 ist die Amplitude der Wechselspannung und ν ihre Frequenz. Der Zusammenhang zwischen Winkelgeschwindigkeit ω und Frequenz ν ist gegeben durch ω = 2πν. Der resultierende Antwortstrom I(t) ist mit der Phase Φ verschoben und hat eine Amplitude I0 : I(t) = I0 · sin(ω · t + Φ) Mit der letzten Gleichung wurde ein lineares Antwortverhalten des Systems vorausgesetzt16 . Die Amplitude der angelegten Wechselspannung sollte deshalb möglichst klein gewählt werden, da dann die starke Nichtlinearität vernachlässigbar ist. Eine gute Näherung für ein lineares Antwortverhalten erhält man für E0 < 25 mV bei 25◦ C [29]. Der folgende Ausdruck, analog zum Ohmschen Gesetz, erlaubt uns die Impedanz des Systems zu berechnen: Z(t) = sin(ω · t) E0 · sin(ω · t) E(t) = = Z0 I(t) I0 · sin(ω · t + Φ) sin(ω · t + Φ) Mit Hilfe der Relationen [33]: eiΦ = cos Φ + i · sin Φ sin2 Φ + cos2 Φ = 1 tan Φ = sin Φ (2.23) cos Φ kann man die Impedanz als komplexe Funktion darstellen. 16 Bei einem nicht-linearen System würde der Antwortstrom Oberschwingungen der Anregungsfrequenz enthalten und die Auswertung der Informationen deutlich komplizierter machen. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 29 Abbildung 2.6: Die Impedanz in der komplexen Gaußschen Zahlenebene. Die angelegte Spannung und die Stromantwort werden nun komplex beschrieben17 (Abbildung 2.6): E(t) = E0 · eiωt I(t) = I0 · ei(ωt−Φ) Hieraus lässt sich der komplexe Widerstand des betrachteten Systems berechnen: Z= E(t) E0 · eiωt E0 iΦ = = · e =| Z | · eiΦ = Z # + iZ ## i(ωt−Φ) I(t) I0 · e I0 (2.24) Hierbei sind auf Grund der Gleichungen (2.23) der Realteil von Z (Resistanz) und der Imaginärteil von Z (Reaktanz) gegeben durch: Z # ≡ Re(Z) =| Z | · cos(Φ) Z ## ≡ Im(Z) =| Z | · sin(Φ) In Gleichung (2.24) stehen die beiden signifikanten Messgrößen | Z | und Φ. Der Modul | Z | (Betrag der Impedanz) und das Argument φ (Phasenverschiebung) sind mit Hilfe der Gleichungen (2.23) gegeben durch: $ ## % # Z # 2 ## 2 | Z |= (Z ) + (Z ) (2.25) Φ = arctan Z# Man erkennt in Gleichung (2.24), dass die Zeitabhängigkeit der angelegten Spannung bzw. des resultierenden Stroms verschwunden ist. Die Impedanz 17 Die physikalisch sinnvolle Lösung muss natürlich reell sein. Hier wird lediglich die komplexe Darstellung aufgrund der einfachen und eleganten Schreibweise verwendet. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 30 ist somit - vorausgesetzt, das System selbst ist zeitunabhängig - zeitinvariant und (normalerweise) frequenzabhängig. Manchmal ist es auch vorteilhaft Messergebnisse mit Hilfe der Admittanz zu analysieren. Der Zusammenhang zwischen Admittanz Y und Impedanz Z ist gegeben durch: 1 = Y = Y # + iY ## Z Die Admittanz stellt also eine komplexe Leitfähigkeit dar. Den Realteil von Y (Konduktanz) und den Imaginärteil von Y (Suszeptanz) erhält man auf folgende Art: Y = Y # + iY ## = ⇒ Y# = 1 1 Z# iZ ## = # = − Z Z + iZ ## (Z # )2 + (Z ## )2 (Z # )2 + (Z ## )2 Z# (Z # )2 + (Z ## )2 und Y ## = −Z ## (Z # )2 + (Z ## )2 Im Allgemeinen wird die Impedanz über einen bestimmten Frequenzbereich gemessen, d.h. die Anregungsamplitude E0 bleibt gleich, aber die Frequenz ändert sich. Werden nun bei verschiedenen Frequenzen der resultierende Strom I0 und der dazugehörige Phasenwinkel Φ gemessen, so ergibt sich zu jeder Frequenz ein Wertepaar von Z # und Z ## . Die so erhaltenen Messergebnisse werden mit Hilfe von Ersatzschaltkreisen simuliert, in denen die Schaltkreiselemente die mögliche physikalische Situation im System widerspiegeln sollen. Dadurch erhält man die gewünschten Informationen über Widerstände und Kapazitäten des Systems [29]. Im Folgenden werden die wichtigsten Elemente der Ersatzschaltkreise sowie die unterschiedlichen Auftragungsarten der Ergebnisse dargestellt. 2.2.2 Graphische Darstellungen der Impedanzspektren Die Darstellung der Impedanzspektren kann im Bode-Plot, im Nyquist-Plot oder in der frequenzreduzierten Admittanz erfolgen. Welche Informationen man aus den unterschiedlichen Auftragungsarten herauslesen kann, wird in Kapitel 2.2.4 erläutert. Der Bode-Plot ist der wichtigste Plot zur Analyse von Impedanzmessungen und wurde zuerst 1938 von Bode verwendet [34]. Der Vorteil dieser Darstellung ist die Anschaulichkeit des Frequenzverhaltens im untersuchten System. Im Bode-Plot sind der Betrag der Impedanz und die Phasenverschiebung gegen die Frequenz aufgetragen. Die Frequenz wird dabei logarithmisch aufgetragen. Dadurch wird das Verhalten über den großen verwendeten Frequenzbereich anschaulich dargestellt. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 31 Der Impedanz-Plot wurde erstmals 1960 von Sluyther theoretisch und experimentell verwirklicht [35][36]. Hierbei wird die einfachste Auftragungsmöglichkeit gewählt. Der negative Imaginärteil der Impedanz (−Z ## ) wird gegen den Realteil (Z # ) aufgetragen. Diese so genannte Ortskurve wird auch häufig als Nyquist-Plot bezeichnet. Der Gebrauch der Admittanzebene wurde 1969 von Bauerle eingeführt [37]. In der vorliegenden Arbeit wird der frequenzreduzierte Admittanz-Plot verwendet. Die Division der Admittanz durch die Winkelgeschwindigkeit ω liefert die frequenzreduzierte Admittanz Y /ω. Den Graphen erhält man, indem der negative Imaginärteil der frequenzreduzierten Admittanz −Y ## /ω gegen den Realteil Y # /ω aufgetragen wird. 2.2.3 Schaltkreiselemente Im Folgenden werden die drei in der vorliegenden Diplomarbeit verwendeten Schaltkreiselemente Widerstand, Kondensator und konstantes Phasenelement eingeführt. In Abschnitt 2.2.4 wird das Verhalten von Widerstand und Kondensator dann ausführlicher behandelt. Abbildung (2.7) zeigt die Liniendiagramme für Widerstand und Kondensator18 . • Für einen rein ohmschen Widerstand (R) gibt es zwischen Strom und Spannung keine Phasenverschiebung. • Misst man dagegen ein rein kapazitives Element (C) eilt der Strom der Spannung um π/2 voraus. • Die untersuchten Systeme verhalten sich nicht immer ideal. Stattdessen verhalten sie sich wie ein konstantes Phasenelement (CPE). Die Impedanz des CPE- Elements ist wie folgt definiert: ZCP E = A (iω)α Diese Gleichung beschreibt ein rein kapazitives Element für den Fall, dass A = 1/C und α = 1 gilt. Ein rein ohmscher Widerstand wird beschrieben, falls A = R und α = 0 gilt. Für ein CPE-Element gilt 0 < α < 1 und A ist eine frequenz-unabhängige reelle Konstante. Es gibt mehrere Theorien über das nicht-ideale Verhalten der untersuchten Systeme, jedoch wurde bisher keine allgemein akzeptiert. Das Verhalten 18 Induktivitäten spielen in den zu untersuchenden Systemen dieser Diplomarbeit keine maßgebliche Rolle und werden hier nicht behandelt. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 32 des CPE-Elementes wurde zum Beispiel der Inhomogenität der Grenzflächen zugeschrieben. In einer anderen Theorie wird das konstante Phasenelement auch auf die Verteilung, die selbst schon die mikroskopischen Materialeigenschaften aufweist, z. B. durch Ecken, Kanten und Stufen an Grenzflächen zwischen Probe und Kontakt, zurückgeführt [29][38]. Experimentell erhält man für α Werte zwischen 0,5 (für eine ideal poröse Elektrode) und ungefähr 1 (für eine fast perfekte glatte Elektrode). Je näher α bei dem Wert 1 liegt, desto glatter ist die Oberfläche [39]. CPE-Elemente als Ersatzschaltkreiselemente müssen mit Vorsicht verwendet werden, da sie keine physikalische Bedeutung haben und eine allgemein akzeptierte Theorie noch nicht vorliegt. Abbildung 2.7: Strom- und Spannungs-Liniendiagramm für Widerstand und Kondensator. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 2.2.4 33 Einfache Ersatzschaltkreise Ohmscher Widerstand: Abbildung 2.8 zeigt den Nyquist,den Bode- und den frequenreduzierten Admittanz-Plot19 . In diesem Fall handelt es sich um eine Simulationsmessung eines ohmschen Widerstandes (rot: 50 kΩ und blau: 100 kΩ). Mit Hilfe des ohmschen Gesetzes erhält man die Impedanz eines rein ohmschen Widerstandes. Sie besitzt keinen Imaginärteil und ist frequenzunabhängig: ZR = E I ·R = =R I I ⇒ ZR# = R und ZR## = 0 (2.26) Der Nyquist–Plot zeigt also nur einen Wert, der dem des Widerstandes entspricht. Die frequenzreduzierte Admittanz eines reinen Widerstandes kann man mit Hilfe von Gleichung (2.26) berechnen: YR = 1 1 = ZR R ⇒ YR# 1 = ω ω·R und YR## =0 ω Der frequenzreduzierte Admittanz-Plot zeigt demnach eine Gerade parallel zur x-Achse. Über den Bode-Plot erkennt man, dass es sich um ein rein ohmsches System handeln muss. Über den kompletten Frequenzbereich ist die Phasenverschiebung bei beiden Widerständen 0◦ und man erhält für den Betrag der Impedanz den Widerstand R. Mit Hilfe von Gleichung (2.25) lässt sich dieses Verhalten berechnen: $ ## % # Z # 2 ## 2 Φ = arctan =0 | Z |= (Z ) + (Z ) = R Z# 19 Die Daten für diese und auch die folgenden Abbildungen wurden mit der Software ZView simuliert. Die Simulation wurde in dem für uns messbaren Frequenzbereich von 10−3 bis 106 Hertz durchgeführt. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 34 Abbildung 2.8: Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für einen reinen Widerstand (rot: 50 kΩ und blau: 100 kΩ). Kondensator: Die Impedanz eines reinen Kondensators besitzt einen frequenzabhängigen Imaginärteil und keinen Realteil. Dies lässt sich wie folgt berechnen: Mit Hilfe von Q = C · E und der Annahme, dass C zeitinvariant ist, erhält man: E(t) = E0 · eiωt ⇒ Q(t) = Q0 · eiωt Daraus folgt die Impedanz eines rein kapazitiven Elements: ZC = Also erhält man: ZC = −i ω·C ⇒ Q Q E = = I I ·C Q̇ · C ZC# = 0 und (2.27) ZC## = −1 ω·C (2.28) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 35 Der Nyquist-Plot (Abbildung 2.9) zeigt demnach eine Gerade entlang der Y-Achse, welche durch die Stelle Z # = 0 geht. Die frequenzreduzierte Admittanz eines Kondensators kann man mit Hilfe von Gleichung (2.28) berechnen: YC = 1 = iω · C ZC ⇒ YC# =0 ω und YR## =C ω Der frequenzreduzierte Admittanz-Plot kann demnach nur einen Wert - den des untersuchten Kondensators - enthalten. Über den Bode-Plot erkennt man, dass es sich um einen reinen Kondensator handeln muss. Über den kompletten Frequenzbereich ist die Phasenverschiebung bei beiden Messungen 90◦ (siehe Abschnitt 2.2.3). Den Betrag der Impedanz und den Phasenwinkel berechnet man mit (2.25): $ ## % # 1 Z π # 2 ## 2 Φ = arctan | Z |= (Z ) + (Z ) = =− # ωC Z 2 Aus diesem Grund erhält man für die Impedanz in Abhängigkeit von der Frequenz eine Gerade, aus deren Lage auf die Kapazität zurückgeschlossen werden kann. Über den kompletten Frequenzbereich ist die Phasenverschiebung bei beiden Kondensatoren 90◦ . Somit eilt der Strom der Spannung um π/2 voraus (siehe Abbildung 2.7). 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 36 Abbildung 2.9: Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für einen Kondensator (rot: 5µF und blau: 50µF). Parallelschaltung aus Widerstand und Kondensator: Die Impedanz dieser Schaltung berechnet man mit Hilfe der Kirchhoffschen Gesetze [25] und den Gleichungen (2.26) und (2.28) wie folgt: Z= 1 R 1 = + i·ω·C ⇒ # Z = Z ## = 1 − i·ω·C R 1 + ω2 · C 2 R2 1 R 1 R2 + ω2 · C2 = = 1 R 1 R2 + 1+ ω2 ω2 · C2 − i· R · C 2 · R2 −ω · C −R2 · ω · C = 1 1 + ω 2 · C 2 · R2 + ω2 · C 2 R2 1 R2 ω·C + ω2 · C 2 und 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 37 Man kann zeigen, dass Z # und Z ## die Parameterdarstellung eines Kreises mit Radius R/2 und Mittelpunkt (R/2; 0) erfüllen: %2 $ R2 R # Z − + (Z ## )2 = 2 4 (Kreisgleichung aus [33]) Da Z ## ≤ 0, erhält man im Nyquist-Plot in Abbildung 2.10 nur einen Halbkreis. Der Kreis schneidet - für den Fall, dass man über alle Frequenzen misst - die x-Achse an den Stellen Z # = 0 und Z # = R und eignet sich deshalb sehr gut dazu direkt den Widerstand abzulesen. Die frequenzreduzierte Admittanz dieses Schaltkreises kann man wie folgt berechnen: Y = 1 1 = + i·ω·C Z R ⇒ Y# 1 = ω ω·R und Y ## =C ω Demnach erhält man im frequenzreduzierten Admittanz-Plot eine Gerade parallel zur x-Achse, die die y-Achse im Punkt P(0; C) schneidet. Anhand des Bode-Plots erkennt man, dass sich das System bei hohen Frequenzen wie ein Kondensator, bei niedrigen dagegen wie ein Widerstand verhält. Dies lässt sich durch Berechnung des Betrages der Impedanz und des Phasenwinkels mit Hilfe von Gleichung (2.25) bestätigen: "$ %2 $ %2 √ 2 R −R2 · ω · C R + R4 · ω 2 · C 2 + = | Z |= 1 + ω 2 · C 2 · R2 1 + ω 2 · C 2 · R2 1 + ω 2 · C 2 · R2 Φ = arctan & R2 · ω · C − 1+ω 2 · C 2 · R2 R 1+ω 2 · C 2 · R2 ' = arctan(−R · ω · C) Man erhält also folgende Abhängigkeiten: ω→0 ω→∞ ⇒ ⇒ | Z |→ R | Z |→ 1 →0 ω·C und und Φ→0 Φ→− π 2 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 38 Abbildung 2.10: Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für eine Parallelschaltung aus Kondensator und Widerstand. Reihenschaltung aus Widerstand und Kondensator: Abbildung 2.11 zeigt den frequenzreduzierten Admittanz-, den Nyquist- und den Bode-Plot. Die Impedanz dieser Schaltung berechnet man mit Hilfe der Kirchhoffschen Gesetze [25] und den Gleichungen (2.26) und (2.28) wie folgt: Z = ZR + ZC = R + −i ω·C ⇒ und Z# = R Z ## = −1 ω·C Mit Hilfe dieser Gleichung lässt sich das frequenzabhängige Verhalten des Imaginärteils der Impedanz und das frequenzunabhängige Verhalten des Realteils der Impedanz erklären. Die Admittanz berechnet sich zu: 1 R + ω ·i C 1 R 1 ω·C = 2 = 2 + i· 2 Y = = Z R + ω2 ·1 C 2 R + ω2 ·1 C 2 R + ω2 ·1 C 2 R − ω ·i C ⇒ R Y = 2 R + ω2 ·1 C 2 # und ## Y = 1 ω·C R2 + 1 ω2 · C 2 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 39 Man kann zeigen, dass Y # und Y ## die Parameterdarstellung eines Kreises mit Radius C/2 und Mittelpunkt (0; C/2) in der frequenzreduzierten Admittanzebene erfüllen20 . Da Y # /ω ≤ 0, erhält man im frequenzreduzierten Admittanz-Plot einen Halbkreis. Der Kreis schneidet - für den Fall, dass man über alle Frequenzen misst - die y-Achse an den Punkten Y ## /ω = 0 und Y ## /ω = C und eignet sich deshalb sehr gut um direkt die Kapazität abzulesen. Anhand des Bode-Plots erkennt man, dass sich das System bei hohen Frequenzen wie ein Widerstand, bei niedrigen dagegen wie ein Kondensator verhält. Dies lässt sich durch Berechnung des Betrages der Impedanz und des Phasenwinkels mit Hilfe von Gleichung (2.25) bestätigen: " $ %2 ! −1 1 = R2 + 2 2 | Z |= R2 + ω·C ω ·C Φ = arctan $ −1 ω·C R % = arctan Man erhält also die folgenden Abhängigkeiten: ω→0 ⇒ ω→∞ 20 1 ω·C | Z |→ R | Z |→ ⇒ $ −1 ω·C ·R % und Φ→− und Φ→0 π 2 Dies wurde bereits im vorherigen Abschnitt in ganz ähnlicher Form für eine Parallelschaltung aus Widerstand und Kondensator in der Impedanz-Ebene dargestellt. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 40 Abbildung 2.11: Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für eine Reihenschaltung aus Kondensator und Widerstand. 2.2.5 Spezielle Ersatzschaltkreise Ersatzschaltkreis für einen idealen Monolayer: Für einen Monolayer, der an einer Elektrode angebunden ist und sich in einer Flüssigkeit befindet, erhält man einen Ersatzschaltkreis21 wie in Abbildung 2.12. Der Ersatzschaltkreis für den Monolayer besteht aus einem Widerstand und einer Kapazität, welche parallel zueinander geschaltet sind. C steht für die Kapazität des Monolayers. Fließen elektronische Ströme, muss man zusätzlich noch für den Ladungstransfer einen parallel geschalteten Widerstand R2 annehmen. Dieser Schaltkreis wird mit einem weiteren Widerstand in Reihe geschaltet. R1 berücksichtigt den Widerstand der Flüssigkeit und der Kontaktkabel. Wie im vorherigen Abschnitt ausführlich dargestellt, ist es nun möglich, den Betrag der Impedanz, die Admittanz, etc. auszurechnen und damit die unterschiedlichen Plots zu erklären. 21 Widerstände und Kapazität der Schaltkreiselemente wurden in einem ungefähr passenden Größenbereich gewählt [40]. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 41 Abbildung 2.12: Frequenzreduzierter Admittanz-, Bode- und Nyquist-Plot eines idealen Monolayer-Ersatzschaltkreises. Für den hohen Frequenzbereich verhält sich das System wie ein ohmscher Widerstand R1 in Serie mit einem Kondensator C1 . Im niedrigen Frequenzbereich verhält sich das System stattdessen wie eine Reihenschaltung aus R1 und R2 . Für den jeweiligen Frequenzbereich erhält man: ω→∞ ω→0 ⇒ ⇒ | Z |→ Z # = R1 | Z |→ Z # = R1 + R2 und und Φ → 0◦ Φ → 0◦ An dieser Stelle sieht man sehr gut den Vorteil des Nyquist-Plots bzw. des frequenzreduzierten Admittanz-Plots. Mit Hilfe dieser Darstellungen lassen sich die Widerstände bzw. die Kapazität des Systems sehr einfach direkt ablesen. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 42 Ersatzschaltkreis für ein ideales ptBLM-System: Ein ptBLM-System besteht aus einem Monolayer auf einer Elektrode. An diesem Monolayer werden über einen ”His-Tag-Anker” Proteine gebunden. In dieser Arbeit handelt es sich bei den angebundenen Proteinen um Membranproteine. Man simuliert mit Hilfe einer Lipiddoppelschicht eine Proteinmembran, um eine proteingerechte Umgebung herzustellen. Lipiddoppelmembranen besitzen auf Grund ihrer Impermeabilität für Ionen einen hohen Widerstand im MΩBereich. Diese Impermeabilität ist jedoch stark potentialabhängig. Mit Hilfe der Membran ist es somit möglich, Konzentrationsgradienten und damit Potentialdifferenzen aufrecht zu erhalten. Die Membran ist also in der Lage, Ladungen zu separieren, weswegen sie auch kapazitive Eigenschaften besitzt. Aus diesem Grund wird unser Monolayerschaltkreis mit einem parallelen RCGlied erweitert, welches in Reihe geschaltet wird (siehe Abbildung 2.13) [41]. Widerstände und Kapazitäten werden in dieser Simulation in dem jeweils passenden Größenbereich gewählt [42] [40]. Auch hier ist es wiederum möglich, den Kurvenverlauf der einzelnen Auftragungsarten anhand der im vorherigen Abschnitt durchgeführten Prozedur zu erklären. Darauf wird hier jedoch verzichtet und lediglich eine qualitative Beschreibung durchgeführt: Der Nyquist-Plot zeigt, sofern die Zeitkonstanten22 der beiden RC-Glieder weit genug auseinander liegen, zwei Halbkreise. In unserem Fall ist dies nicht so. Die Zeitkonstanten liegen relativ dicht beieinander, weshalb sich die Halbkreise überschneiden. Die Schnittpunkte der Kurve mit der x-Achse ergeben sich additiv aus den Einzelwiderständen des Systems. Der Graph des frequenzreduzierten Admittanz-Plots schneidet die y-Achse an dem Punkt, der für den Wert des kleineren Kondensators C1 steht. Mit abnehmender Frequenz bildet sich dann ein Halbkreis. Dieser steht für den Kondensator mit höherer Kapazität. Im niedrigen Frequenzbereich verhält sich das System stattdessen wie eine Reihenschaltung aus den Widerständen, weshalb der Graph dann in eine Gerade übergeht. 22 Die Zeit, die ein System nach einer Anregung benötigt um wieder in seine Gleichgewichtslage zurückzukehren, bezeichnet man als Relaxationszeit τ = R · C 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 43 Abbildung 2.13: Frequenzreduzierter Admittanz-, Bode- und Nyquist-Plot eines idealen ptBLM-Ersatzschaltkreises. Der Bode-Plot dieser ptBLM-Simulation verhält sich analog zu dem eines Monolayers. Auf Grund des eingefügten RC-Gliedes steigt der Phasenwinkel bei kleineren Frequenzen erneut an. Bei kleiner werdender Frequenz nähert sich der Phasenwinkel (analog zum Monolayer) dem Wert Φ = 0. Der Betrag der Impedanz wird auf Grund der zweiten Zeitkonstante im mittleren 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 44 Frequenzbereich ebenfalls verändert. Man erhält die folgende Abhängigkeit: ω→∞ ω→0 ⇒ ⇒ | Z |→ Z # = R1 und | Z |→ Z # = R1 + R2 + R3 Φ → 0◦ und Φ → 0◦ Die Systeme, die in dieser Diplomarbeit untersucht werden, sind jedoch keine idealen Systeme. Aus diesem Grund müssen die Ersatzschaltkreise den jeweiligen Bedingungen angepasst werden. Dies geschieht zum Beispiel durch den Ersatz eines Schaltkreisgliedes durch ein CPE-Element (Abschnitt 2.2.3). 2.3 CV - Cyclovoltammetrie Mit den bisher vorgestellten Methoden war es möglich, den Aufbau des ptBLM-Systems zu überprüfen. Jedoch sind die Informationen (zum Beispiel über kinetische Parameter unseres Systems), die man mit Hilfe von EIS und SPR erhalten kann, für unserer Zwecke nicht ausreichend. Da es sich bei den in dieser Diplomarbeit untersuchten Proteinen um Redox-Proteine handelt, wird deshalb zur näheren Untersuchung der Proben die Cyclovoltammetrie verwendet. Diese Methode hat sich zur Charakterisierung redoxaktiver Verbindungen etabliert und lässt Rückschlüsse auf den Mechanismus einer elektrochemischen Reaktion zu. Die Cyclovoltammetrie gehört wie die Impedanzspektroskopie zu den elektrochemischen Messmethoden. Bei der Impedanzspektroskopie wurde ein kleines alternierendes Störsignal angelegt und der resultierende Strom gemessen. Bei der Cyclovoltammetrie dagegen werden durch eine Dreiecksspannung Potentiale jenseits des elektrochemischen Gleichgewichts angelegt. Der Arbeitselektrode (siehe Abschnitt 2.2.1) und damit der zu untersuchenden Probe wird ausgehend von einem Anfangspotential ein sich zeitlich linear änderndes Potential aufgeprägt (siehe Abbildung 2.14). Die dabei in der Messzelle vor sich gehenden Prozesse führen zu einem charakteristischen Stromsignal. Der Stromfluss wird, wie in Abbildung 2.14 zu sehen, als Funktion der zwischen Arbeitselektrode und Referenzelektrode angelegten Spannung aufgezeichnet. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 45 Abbildung 2.14: (a) „Dreiecksform“ des angelegten Potentials als Funktion der Zeit. (b) Strom-/Zeit-Kennlinie einer Messlösung, die eine oxidierte und eine reduzierte Form einer Redox-Spezies enthält. (c) Cylovoltammogramm dieser Messlösung. Ea : anodisches Spitzenpotential; Ec : kathodisches Spitzenpotential; E1 und E2 : Umkehrpotentiale; Ia und Ic : anodischer bzw. kathodischer Spitzenstrom. An chemischen Reaktionen sind sehr häufig auch Elektronentransferprozesse oder allgemein Ladungstransferreaktionen beteiligt. Diese Transferreaktionen sind deshalb in der Natur weit verbreitet und seit dem Aufkommen moderner Reaktionstheorien in den 20er und 30er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts Gegenstand vieler experimenteller und theoretischer Arbeiten [43]. Elektronentransferprozesse betrachtete man lange Zeit als rein thermodynamische Phänomene. Die Kinetik von Elektronentransferprozessen blieb dabei nahezu unbekannt. Diese Ansicht änderte sich grundlegend, als klar wurde, dass Elektronentransferprozesse eine endliche Geschwindigkeit aufweisen, deren Betrag von Aktivierungsparametern abhängt [44]. In der Elektrochemie ver- 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 46 schob sich damit allmählich der methodische Schwerpunkt von der statischen zur dynamischen Strommessung. Unter den zahlreichen dynamischen Messmethoden der elektroanalytischen Chemie23 , die in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurden, hat die Cyclovoltammetrie (CV) eine besonders große Popularität erlangt. Zwei Aspekte haben zu dieser Entwicklung wesentlich beigetragen: Die theoretischen Grundlagen der Methode wurden unter anderem von Randles und Sevcik bereits 1948 mathematisch exakt analysiert, so dass alle wichtigen Varianten elektrochemischer Prozesse in ihrer Beziehung zum voltammetrischen Signal quantitativ interpretiert werden können [45] [46]. Moderne numerische Methoden ermöglichen außerdem die Berechnung von Cyclovoltammogrammen für komplexe Elektrodenprozesse [47]. Zusätzlich dient die Cyclovoltammetrie zur Untersuchung potentialabhängiger Phasengrenzflächenreaktionen wie Adsorptionsprozessen [48]. Entscheidend für den Durchbruch der Methode war jedoch die Tatsache, dass man in sehr kurzer Zeit Informationen über die Thermodynamik von Redoxprozessen und die Kinetik von Elektronentransferreaktionen erhalten kann. Zum Beispiel ist es möglich, anhand der Peakpotentiale das so genannte Mittelwertpotential auszurechnen: E1/2 = Epc + Epa 2 Das Mittelwertpotential liegt sehr nahe am thermodynamischen Redox-Potential E0 , welches dadurch schnell geschätzt werden kann. In der vorliegenden Arbeit werden die benötigten kinetischen Daten durch Variation der Spannungsvorschubgeschwindigkeit (Scan-Rate) ν gewonnen: ν = dE/dt (2.29) Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Strömen, faradayische und nicht-faradayische Ströme. Nicht-faradayische Ströme sind von elektrostatischer Natur und in keinster Weise mit einer elektrochemischen Reaktion verbunden. Sie resultieren aus der Reorganisation der Ionen im Elektrolyten nahe der Elektrodengrenzfläche und werden auch kapazitive Ströme Ic genannt. Für einen Spannungsverlauf E = Einit +ν · t, bei konstanter Grenzschichtkapazität Cdl und der Annahme, dass man nur einen Lösungsmittelwiderstand Rs hat, erhält man: IC = 23 ( ) Einit −t/Rs · Cdl ·e + ν · Cdl 1 − e−t/Rs · Cdl Rs (2.30) Hierzu gehört auch die in Abschnitt 2.2 bereits diskutierte elektrochemische Impedanzspektroskopie. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 47 Das bedeutet, der kapazitive Strom nimmt mit zunehmender Spannungsvorschubgeschwindigkeit und zunehmender Grenzschichtkapazität zu. Beim Rücklauf des CV bekommt der zweite Summand ein negatives Vorzeichen, so dass sich Hin- und Rückrichtung des CV nach Abklingen des transienten Anteils um ∆I = 2νCdl unterscheiden [48]. Faradayische Ströme haben ihre Herkunft im heterogenen Ladungstransfer zwischen Elektrode und einer Redoxspezies im Elektrolyt, der immer mit einem chemischen Stoffumsatz verbunden ist. Den quantitativen Zusammenhang liefern die Faradayschen Gesetze [48]. 2.3.1 Cyclovoltammetrie von gelösten Redoxspezies Die einfachste Faradaysche Elektrodenreaktion besteht im heterogenen Ladungstransfer von einer elektroaktiven Spezies (zum Beispiel: Fe) zur Elektrode (zum Beispiel: Ag) oder umgekehrt, bekannt als Ein-Elektronen-Transfer24 . Je nach der Richtung des Ladungstransports unterscheidet man anodische und kathodische Ströme: Ein anodischer Strom fließt, wenn • positive Ladungsträger von der (Arbeits-) Elektrode in eine Redoxspezies im Elektrolyten übergehen. • negative Ladungsträger von der Redoxspezies im Elektrolyten in die Elektrode übergehen. Dieser Vorgang stellt eine Oxidation dar, und die Elektrode wird als Anode bezeichnet. Ein kathodischer Strom fließt, wenn • positive Ladungsträger von der Redoxspezies im Elektrolyten in die Elektrode übertreten. • negative Ladungsträger von der Elektrode in eine Redoxspezies im Elektrolyten übergehen. Jetzt stellt der Vorgang eine Reduktion dar, und die Elektrode wird als Kathode bezeichnet. Die messbare Gesamtstromdichte j setzt sich additiv aus der anodischen und der kathodischen Teilstromdichte zusammen. Im elektrochemischen Gleichgewicht E = E0 laufen beide Teilreaktionen gleich schnell 24 Kompliziertere Mechanismen werden in dem Übersichtsartikel ”Cyclovoltammetrie die Spektroskopie des Elektrochemikers” von Jürgen Heinze oder ausführlicher in den Übersichtswerken von Balzani behandelt [49][50]. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 48 ab und es findet makroskopisch kein Stoffumsatz statt [51]. Nur wenn das Potential an der Elektrode von E0 verschieden ist, kann auch ein Strom fließen. Die Abweichung des Elektrodenpotentials unter Stromfluss von seinem Gleichgewichtspotential bezeichnet man als Überspannung: η = E − E0 (2.31) Zwei Prozesse prägen die Faradaysche Elektrodenreaktion: • der heterogene Ladungstransfer zwischen Elektrode und Lösung • der diffusionsbedingte Massentransport Der heterogene Ladungstransfer an der Phasengrenzfläche Elektrode/Elektrolyt wird durch die Butler-Volmer-Gleichung, die Grundgleichung der elektrochemischen Kinetik, beschrieben [49]: ( ) I = n · F · A · k0 Cox · e−α · n · F · ν/R · T − Cred · e(1−α) · n · F · ν/R · T (2.32) Hierbei ist α der Durchtritts- oder Symmetriefaktor, ν die Überspannung aus Gleichung (2.31), T die Temperatur, R die molare Gaskonstante und F die Faradaykonstante. Des Weiteren steht n für die Anzahl der übertragenen Elektronen und A für die aktive Elektrodenoberfläche. Nach der ButlerVolmer-Gleichung hängt der Strom von den Oberflächenkonzentrationen Cox und Cred der beteiligten Redoxpartner, dem aktuellen Elektrodenpotential E und der Standardgeschwindigskeitkonstanten des heterogenen Durchtritts k0 ab. Aufgrund ihres Konzentrationsunterschieds zur übrigen Lösung führen die potentialabhängigen Oberflächenkonzentrationen zu einem diffusionskontrollierten Massentransport. Die Konzentrationsverteilung in der Diffusionsschicht lässt sich aus dem zweiten Fickschen Gesetz berechnen [49]: ∂ 2 Cox ∂Cox = Dox · ∂t ∂x2 und ∂Cred ∂ 2 Cred = Dred · ∂t ∂x2 (2.33) In dieser Gleichung stehen Dox und Dred für den Diffusionskoeffizienten der oxidierten bzw. reduzierten Redox-Spezies. Allerdings gilt das Ficksche Gesetz nur für eine lineare Diffusion, die jedoch meistens annähernd vorherrscht [49]. Der Konzentrationsgradient an der Elektrodenoberfläche ist dem Ladungsfluss direkt proportional: $ % $ % I ∂Cox ∂Cred j= ∼ −Dox = Dred (2.34) n·F ·A ∂x x=0 ∂x x=0 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 49 Der an der Arbeitselektrode messbare Strom setzt sich aus einem Anteil für den heterogenen Ladungstransfer und einem Anteil für den Massentransport zusammen. Die jeweiligen Anteile hängen mit den Gleichungen (2.32) und (2.34) zusammen [49]. Man unterscheidet nun drei Fälle voneinander: Quasireversibler Fall: In diesem allgemeinen Fall bestimmen sowohl Ladungstransfer als auch Massentransport den messbaren Strom Reversibler Fall: Bei einem reversiblen Prozess ist die Geschwindigkeit des heterogenen Ladungstransfers so groß, dass sich an der Phasengrenzfläche ein thermodynamisches Gleichgewicht einstellt. Die Butler-Volmer-Gleichung vereinfacht sich dadurch zur Nernst-Gleichung. Abbildung 2.14 zeigt ein Cyclovoltammogramm eines reversiblen Redoxsystems, das sowohl die oxidierte Form als auch die reduzierte Form eines Redoxpaares enthält. Das Experiment wird bei einem Potential Einit mit Eup < Einit < Edown gestartet. Läuft die Spannung zuerst in Richtung positiver Potentiale, so wird entsprechend der Nernst-Gleichung: $ % [Cox ] R·T · ln E = E0 + (2.35) n·F [Cred ] die reduzierte Form in die oxidierte Form umgesetzt (R: Gaskonstante, T : Temperatur, F : Faradaykonstante, C: Konzentration, n: Anzahl der Elektronen, E 0 : Standardpotential). Das bedeutet, die Oberflächenkonzentrationen hängen nur noch vom Elektrodenpotential ab und werden nicht mehr durch heterogene kinetische Effekte beeinflusst. Der Strom an der Elektrodenoberfläche wird ausschließlich durch den Massentransport als langsamsten Schritt kontrolliert [49]. Der Verbrauch der Reaktanden an der Elektrodenoberfläche führt zu einem ausgeprägten Konzentrationsgradienten. Dieser Gradient fördert eine schnellere Diffusion der Reaktanden und somit den Strom. Der Potentialscan läuft weiter und der Strom wird zunehmend von der endlichen Diffusionsgeschwindigkeit der Moleküle gehemmt, bis er schließlich ein Maximum erreicht. Beim Maximum am Potential Epc ist die effektive Konzentration der herandiffundierenden Moleküle an der Elektrodenoberfläche identisch mit Null. Jedes herandiffundierte Moleküle wird sofort umgesetzt. Da der Konzentrationsgradient weiter zunimmt, nimmt der Strom I entsprechend der Cotrell-Gleichung √ n·F ·A· D·C (2.36) I= √ √ π· t 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 50 mit t−1/2 ab, bis der Umkehrpunkt Edown erreicht ist. In dieser Gleichung steht A für die elektrochemisch aktive Oberfläche der Elektrode, D und C für den Diffusionskoeffizienten bzw. die Ausgangskonzentration des Substrates [52][53]. Für den Rückweg des Potentialscans gelten obige Ausführungen analog für den Reduktionsvorgang. Ein ideal reversibler Vorgang hat folgende Charakteristika: • k0 > 10−1 cm/s • Der Potentialabstand zwischen den Spitzenwerten ist bei 25◦ C gegeben durch 59 ∆Ep = |Epc − Epa | = mV , n wobei n für die Anzahl der Elektronen steht, die während eines Redoxprozesses umgesetzt werden. • Das Peakpotential ist unabhängig von der Spannungsvorschubgeschwindigkeit. • Die Peakbreite bei halber Peakstromhöhe ist für alle Spannungsvorschubgeschwindigkeiten gleich. Sie entspricht 28 mV pro umgesetztem Elektron. Je höher die Anzahl der Elektronen, die während eines Redoxprozesses umgesetzt werden, desto schmaler wird der Peak. Damit ist es möglich die Anzahl der Elektronen zu bestimmen. • Die Beträge der Peakströme nehmen linear mit der Quadratwurzel der Spannungsvorschubgeschwindigkeit zu. Sie sind durch die RandlesSevcik-Gleichung gegeben: √ I ≈ 2,69 · 105 · n3/2 · A · C · D · ν (2.37) In dieser Gleichung steht I für Ipa bzw. Ipc und n für die Anzahl der Elektronen. C steht für die Konzentration der umgesetzten Redox-Spezies Cox bzw. Cred und D für den jeweiligen Diffusionskoeffizienten [48][49]. Irreversibler Fall: Bei diesem Prozess ist der Ladungstransfer an der Elektrode sehr langsam (k0 < 10−5 cm/s). Abhängig vom Potential hat nur die anodische oder kathodische Durchtrittsreaktion eine messbare Geschwindigkeit [49]. Hierbei wird der Strom also nicht, wie im reversiblen Fall, durch die Diffusion kontrolliert, sondern durch den Ladungstransfer. Beim irreversiblen 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 51 Ladungsübergang wird der Abstand zwischen dem anodischen und dem kathodischen Peakpotential größer. Man benötigt also ein größeres Überpotential um die Redox-Spezies zu reduzieren oder zu oxidieren. Außerdem reduziert sich die Peakhöhe. Total irreversible Systeme zeichnen sich bei Veränderung der Spannungsvorschubgeschwindigkeit durch eine Verschiebung des Peakpotentials aus. Ein weiteres mögliches Kriterium für eine irreversible Reaktion ist das Fehlen des Peaks für die Rückreaktion des Produkts. Das ist die Folge des im Vergleich zum reversiblen System langsameren Elektronentransfers, der bewirkt, dass die umgesetzte Redox-Spezies aus dem Elektrodenbereich herausdiffundiert oder durch Weiterreaktion nicht mehr für die Rückreaktion zur Verfügung steht [48]. 2.3.2 Cyclovoltammetrie von oberflächengebundenen Redoxspezies Bis jetzt wurde in der Diskussion der Cyclovoltammetrie immer davon ausgegangen, dass sich Reaktanden und Produkte frei in Lösung befinden. In diesem Abschnitt soll nun der Fall von oberflächengebundenen Redoxmolekülen dargestellt werden. Hier spielen Diffusionsphänomene keine Rolle mehr. Im idealen Fall ist die Peakseparation identisch mit 0 mV. Die Peakbreite bei halber Peakstromhöhe beträgt bei 25◦ C [48] ∆E = 3,53 R·T = 90,6 mV pro Elektron. n·F (2.38) In Abbildung 2.15 ist ein Cyclovoltammogramm einer ideal reversiblen oberflächengebundenen Redoxspezies schematisch dargestellt. Der Peakstrom hängt in diesem Fall ab von der konstanten Oberflächenbelegung der Redox-Moleküle Γtot = Γox +Γred , der aktiven Elektrodenoberfläche A, der Spannungsvorschubgeschwindigkeit ν, der Faradaykonstanten F , der Gaskonstanten R und der Temperatur T . Wieder spielt die Anzahl der übertragenen Elektronen eine Rolle: I= n2 · F 2 · ν · A · Γtot 4·R·T (2.39) Im Gegensatz zur diffusionskontrollierten reversiblen Umsetzung von gelösten Redoxmolekülen ist der Peakstrom nicht direkt proportional zur Quadratwurzel der Spannungsvorschubgeschwindigkeit (Gleichung 2.37), sondern laut Gleichung 2.39 direkt proportional zu ν [48]. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 52 Abbildung 2.15: Schematisches Cyclovoltammogramm einer ideal oberflächengebundenen Redoxspezies. 2.3.3 IR-Drop Kompensation Wegen der endlichen Leitfähigkeit des Elektrolyten kommt es zu einem Spannungsabfall, den man als IR-Drop bezeichnet. In einem Cyclovoltammogramm macht sich der IR-drop negativ bemerkbar durch eine Vergrößerung der Peakpotentialdifferenz, durch eine Verbreiterung der Peaks und eine Verringerung des Peakstroms. Diese Verzerrung der experimentellen Kurven kann, wie in Abbildung 2.16 zu sehen, drastisch ausfallen. Der Effekt ist umso größer, je größer der Widerstand der Lösung und je größer der Faradaysche Strom ist. Der Faradaysche Strom wiederum steigt mit zunehmender Konzentration des Substrats und zunehmender Spannungsvorschubgeschwindigkeit an. Die wichtigsten Methoden für eine Verkleinerung des IR-Drops sind: • Verringerung des Lösungsmittelwiderstands durch Erhöhung der Leitsalzkonzentration • elektronische Kompensation Auf Grund der Empfindlichkeit unseres ptBLM-Systems25 wurde die elektronische Kompensation zur IR-Drop-Kompensation verwendet. 25 Membranproteine benötigen eine spezielle Umgebung. Sie würden bei hohen Leitsalzkonzentrationen denaturieren. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 53 Bei der elektronischen Kompensation - auch ”positive feedback methode” genannt - wird mit einer Korrekturspannung gearbeitet [54]. Die optimale Höhe dieser Spannung kann durch eine Impedanzmessung (Messung des Lösungsmittelwiderstandes) ermittelt werden. Abbildung 2.16: Cyclovoltammogramm (a) ohne und (b) mit IR-Drop. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 2.4 54 Spektroelektrochemie Mit Hilfe von EIS und CV kann man zwar die Aktivität der oberflächengebundenen Proteine nachweisen und kinetische Parameter ausrechnen, jedoch ist keine detaillierte Spezies-Analyse möglich. Wenn ein Protein zum Beispiel aus mehreren Redoxzentren besteht26 , liefert die Cyclovoltammetrie bzw. die elektrochemische Impedanzspektroskopie einen Stromwert, welcher dann alle anwesenden Prozesse repräsentiert. So erhält man keine direkte Information über die Redoxspezies und deren Redoxzustände. Zudem ist keine Aussage über die strukturellen Veränderungen des Systems möglich. Die Schwingungs-Spektroskopie ist eine wichtige Methode, um Informationen über Schwingungs- und Rotationszustände von Molekülen zu erhalten. Mit diesen Informationen lassen sich Aussagen über den Redox-, Koordinationsund Ligandenzustand von Metallkomplexen machen. Diese Metallkomplexe liegen in allen Hämproteinen vor, wie zum Beispiel beim Cytochrom c oder bei der Cytochrom-c-Oxidase. Durch die Kombination dieser elektrochemischen und spektroskopischen Methoden, kurz durch die ”Spektroelektrochemie”, ist es möglich, redoxbedingte und strukturelle Veränderungen von Proteinen nachzuweisen und zuzuordnen. Die Kombination von elektrochemischen Experimenten mit ”in situ” Spektroskopie wurde in den letzten 25 Jahren mit erhöhter Aufmerksamkeit studiert und die meisten Spektroskopiearten, wie zum Beispiel UV-visible-, Infrarot- und Ramanspektroskopie miteinbezogen. Aufgrund der Kombination zweier völlig verschiedener Messmethoden sind die Experimente meist sehr komplex aufgebaut und man benötigt spezielle Apparaturen. Die größte Schwierigkeit besteht darin, einen experimentellen Aufbau zu konstruieren, der eine hohe Sensitivität für die spektroskopische und elektrochemische Untersuchung aufweist [51]. Man kann zwei Messmethoden, die in dieser Diplomarbeit Verwendung finden, voneinander unterscheiden: 2.4.1 Potentiostatische Messungen Das an der Oberfläche gebundene Protein wird durch eine angelegte konstante Spannung in einen definierten Zustand (reduziert, oxidiert oder ein Zwischenzustand) gezwungen. Daraufhin liefert die Schwingungsspektroskopie die oben erwähnten Informationen. 26 in unserem Fall die vier Redoxzentren der Cytochrom-c-Oxidase 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 2.4.2 55 Zeitaufgelöste Messungen Ein großer Nachteil der schwingungsspektroskopischen Methoden ist der kleine Wirkungsquerschnitt und der damit verbundene Zeitaufwand der Messung. Aus diesem Grund musste ein spezielles Messverfahren für die Zeitauflösung entwickelt werden [55]: Eine Rechteckspannung wird an die Elektrode, an die das Protein gebunden ist, angelegt. Start- und Endpotential (Ei und Ef ) werden so gewählt, dass sich das Protein bei den jeweiligen Potentialen in einem vollkommen oxidierten und vollkommen reduzierten Zustand befindet. Nach einer Verzögerungszeit δ findet eine Schwingungsspektroskopie-Messung im Intervall ∆t statt (Abbildung 2.17). Die Zeitauflösung ist damit durch die Wahl von δ und ∆t begrenzt. Nach dem Messvorgang muss das System wieder in den Ausgangszustand gebracht werden, so dass beim nächsten Messvorgang genau dieselben Voraussetzungen gegeben sind. Man misst also die durchschnittliche Änderung des Systems zwischen t=δ und t=δ+∆t. Die Potentialsprünge werden z mal wiederholt, so dass die tatsächliche Messzeit z · ∆t beträgt. Die Anzahl der Wiederholungen z muss so gewählt werden, dass man ein vernünftiges Signal-Rausch-Verhältnis erhält. Da es in unserem Fall nicht möglich ist den Detektor zu triggern, ist er während der kompletten Messzeit z · Tc aktiv, was leider zu einem verstärkten Hintergundrauschen führt. Abbildung 2.17: Das Prinzip der zeitaufgelösten Messmethode. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 2.5 56 Ramanspektroskopie Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde als Schwingungsspektroskopieart die Ramanspektroskopie gewählt, deren theoretische Grundlagen in diesem Kapitel dargelegt werden sollen. Die Ramanspektroskopie beruht auf der als Raman-Effekt bezeichneten inelastischen Streuung von Licht an Molekülen. Theoretische Grundlagen, unter anderem von Smekal [56], führten 1928 zur Entdeckung des Effektes durch Raman und Krishnan [57]. Nur zwei Jahre später erhielt Raman für seine Entdeckung den Nobelpreis für Physik. 2.5.1 Darstellung des Raman-Effekts über das Energietermschema Eine einfache qualitative Darstellung des Raman-Effekts27 , welche schon wesentliche Züge darlegt, kann mit einem Energietermschema erfolgen. Bestrahlt man ein Molekül mit einem Photon der Energie (E = h · f ), die klein genug ist, um das erste Anregungsniveau nicht zu erreichen28 , wird es vom Grundniveau in ein so genanntes virtuelles Niveau angehoben. Virtuell heißt hier, dass es sich nicht um einen stationären Zustand im quantenmechanischen Sinne handelt. Es wird weder der nächste elektronische Anregungszustand noch ein Vibrationszustand erreicht. Nach der Anregung relaxiert das Molekül unter Emission eines Photons. Hierbei kann man drei Fälle unterscheiden (siehe Abbildung 2.18): Bei der Rayleigh-Streuung (a) wechselwirkt das Molekül mit dem einfallenden Photon und befindet sich anschließend wieder im nicht schwingungsangeregten elektronischen Grundzustand. Die Wellenlängen von einfallender und gestreuter Strahlung sind identisch. Bei der Stokes-Raman-Streuung (b) werden beim Streuprozess Schwingungen im Molekül angeregt. Die gestreute Strahlung ist um den Betrag der zur Schwingungsanregung benötigten Energie ärmer und weist somit eine größere Wellenlänge als die einfallende Strahlung auf. Bei der Anti-Stokes-Raman-Streuung (c) befindet sich das Molekül vor dem Streuprozess in einem schwingungsangeregten Zustand (z.B. v = 1) und relaxiert nach der Wechselwirkung mit dem Photon in einen schwächer angeregten Zustand (z.B. v = 0). Die Energie der Schwingung wird auf das gestreute Photon übertragen, welches dadurch eine höhere Energie und damit eine 27 In dieser Arbeit wird unter Raman-Effekt im Allgemeinen immer der VibrationsRaman-Effekt bezeichnet. Der Rotations-Raman-Effekt wird im Abschnitt A.3 kurz erläutert. 28 Wird das erste Anregungsniveau erreicht, kann das Photon absorbiert werden. Dann treten zusätzliche Effekte auf, wie zum Beispiel Fluoreszenzstrahlung. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 57 kürzere Wellenlänge als das einfallende Photon aufweist. Dieser Streuvorgang tritt üblicherweise mit geringerer Wahrscheinlichkeit als die Stokes-Streuung auf, da er von der Besetzungsdichte des schwingungsangeregten Zustandes abhängt. Die Besetzung folgt der Boltzmann-Verteilung und ist stark temperaturabhängig. Der Quotient aus der Anzahl der Moleküle im Zustand ν = 1 und der Anzahl der Moleküle im Zustand ν = 2 ist gegeben durch: n1 = e−(E1 −E2 )/kB · T n2 Bei Raumtemperatur befinden sich jedoch die meisten Moleküle im Grundzustand. Folglich haben die Stokes-Linien eine höhere Intensität als die AntiStokes-Linien [58]. Abbildung 2.18: Die Energieniveaus bei der elastischen und inelastischen Streuung. 2.5.2 Klassische Deutung des Raman-Effekts Die klassische Deutung des Raman-Effekts basiert auf einem Wellenmodell. Im Feld einer elektromagnetischen Welle oszillieren geladene Teilchen. Bei der Wechselwirkung zwischen dem Molekül und der elektromagnetischen Welle kommt es zu einer periodischen Verschiebung der Elektronen und Protonen aus den Gleichgewichtslagen. Durch das äußere Feld wird daher ein Dipolmoment im Molekül induziert. Dieses Dipolmoment ist proportional zum elektrischen Feld, das das Dipolmoment induziert hat. Der Proportionalitätsfaktor heißt Polarisierbarkeit [24]: µ = α·E 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 58 Das elektrische Feld der elektromagnetischen Welle am Ort des Moleküls verändert sich mit der Zeit: E = E0 cos(2πf0 t) (2.40) Hierbei ist E0 der maximale Wert des elektrischen Feldes, f die Frequenz der Strahlung und t die Zeit. Die klassische Theorie fordert nun eine Abstrahlung mit der Frequenz f . Man nimmt an, dass die Polarisierbarkeit für eine feste Frequenz konstant ist [24]. In Molekülen können jedoch gewisse Rotationen und Vibrationen dafür sorgen, dass sich die Polarisierbarkeit ändert. Zum Beispiel verändert sich die Form eines zweiatomigen Moleküls periodisch durch eine Vibration. Wenn die Elektronenwolke nicht mit diesen Vibrationen konstruktiv interferiert, erhält man eine Veränderung der Polarisierbarkeit. Für sehr kleine Abweichungen kann man die Polarisierbarkeit in einer Taylorreihe entwickeln [58]: α = α0 + ∂α · Q + ... ∂Q (2.41) α0 ist die Polarisierbarkeit im Gleichgewichtszustand. Q steht für die Nor∂α malkoordinaten der Kerne29 und ∂Q ist die Rate, in der die Polarisierbarkeit relativ zu Q im Gleichgewichtszustand verändert wird. α hat nun die Bedeutung eines molekularspezifischen dreidimensionalen Parameters und wird als Polarisationstensor bezeichnet. Bei kleinen Veränderungen kann die Variation der Kernkoordinaten durch eine harmonische Schwingung dargestellt werden: Q = Q0 cos(2πf t) (2.42) Dadurch kann man die Terme höherer Ordnung vernachlässigen. Einsetzen von Gleichung (2.42) in (2.41) liefert: α ≈ α0 + ∂α · Q0 cos(2πf t) ∂Q (2.43) Mit Hilfe von Gleichung (2.40) erhält man damit für das Dipolmoment [58]: µ = αE = α0 E0 cos(2πf0 t) + ∂α · Q0 E0 cos(2πf0 t) cos(2πf t) ∂Q Dies lässt sich unter Verwendung von [33]: 1 cos β cos γ = [cos(β − γ) + cos(β + γ)] 2 29 In dem obigen zweiatomigen Spezialfall wäre Q = r − re . (2.44) 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 59 umschreiben zu: µ = α0 E0 cos(2πf0 t) + ∂α · Q0 E0 [cos(2π(f0 − f )t) + cos(2π(f0 + f )t)] (2.45) ∂Q Die letzte Gleichung zeigt, dass die Streustrahlung drei Anteile mit unterschiedlichen Frequenzen aufweist. Der erste Term beschreibt die RayleighStreuung, der zweite die Stokes-, der dritte die Anti-Stokes-Signale. Der Polarisationstensor ändert sich nicht im Term für die Rayleigh-Streuung, dafür jedoch in den Termen für Stokes- und Anti-Stokes-Linien. Hierdurch zeigt sich die fundamentale Bedingung für das Auftreten der Raman-Streuung. Eine Schwingung ist nur dann raman-aktiv, wenn sich in ihrem Verlauf die Polarisierbarkeit ändert [58]: ∂α *= 0 (2.46) ∂Q Die Intensität eines Raman-Streuvorgangs ist proportional zum Quadrat der mittleren Polarisierbarkeit |α|2 und als Dipolabstrahlung zur vierten Potenz der reziproken Streuwellenlänge [24]: |α|2 · E 2 IR ∼ λ4 Die vorgestellte klassische Theorie der Raman-Streuung ist zwar sehr anschaulich, doch kann sie einige der beobachteten Phänomene bei den RamanExperimenten nicht erklären. Die Theorie wurde im Laufe der Zeit mit den Methoden der Quantenmechanik behandelt. Eine ausführliche Diskussion der quantenmechanischen Beschreibung des Raman-Effekts findet man unter [59]. Diese Theorie erlaubt es bei Molekülen, die sich im Rahmen der Theorie genügend genau beschreiben lassen, die Form der Raman-Spektren recht präzise zu berechnen. Ein großer Nachteil der Ramanspektroskopie ist der extrem kleine Wirkungsquerschnitt des Streuvorgangs, der 12-14 Größenordnungen unter dem Wirkungsquerschnitt der Fluoreszenz liegt. Man erhält Wirkungsquerschnitte von 10−31 bis 10−29 cm2 /Molekül [60]. Durch den kleinen Wirkungsquerschnitt hat man eine extrem kleine Sensitivität. Normalerweise kann man dieses Problem mit hohen Konzentrationen der zu analysierenden Redox-Spezies oder durch die Erhöhung der Laserleistung lösen. Das im Rahmen dieser Diplomarbeit untersuchte System beinhaltet jedoch einen Monolayer von Proteinen, welche auf einer Oberfläche gebunden sind. Dadurch sind sowohl der Konzentration als auch der Laserleistung Grenzen gesetzt. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 60 Aber es tritt noch ein weiteres Problem auf. Die Ramanspektroskopie kann verwendet werden um die verschiedenen chemischen Komponenten einer Substanz zu analysieren, da man sie mit den theoretischen Einzelspektren vergleichen kann. Allerdings handelt es sich bei den hier untersuchten Proteinen um größere komplizierte Moleküle. Die Raman-Spektren wären also extrem kompliziert, da die Proteine aus sehr vielen Moden bestehen, die sich zudem noch überlagern können. Auch wenn nicht alle Übergänge aufgrund der Bedingung (2.46) ”raman-aktiv” sind, wäre eine Auswertung der Spektren fast unmöglich. Um dieses System zu untersuchen benötigt man spezielle Verstärkungsfaktoren, die in den folgenden Kapiteln behandelt werden. 2.5.3 Resonanter Raman-Effekt Der resonante Raman-Effekt wurde erstmalig von Shorygin erwähnt [61], 1961 von Albrecht theoretisch vorhergesagt [62] und konnte 1972 von Spiro an Cytochrom c nachgewiesen werden [63]. Die Intensität des Raman-Effekts ist von der Frequenz des Primärlichtes weitgehend unabhängig, sofern sich seine Quantenenergie von der Anregungsenergie eines elektronischen Übergangs hinreichend stark unterscheidet. Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, endet das Lichtquant der Anregung des Raman-Effekts in einem virtuellen Niveau. Nähert sich nun - wie in Abbildung 2.19 zu sehen - die Energie des Primärlichtes der Anregungsenergie eines ”reellen” elektronischen Übergangs, wird die Raman - Streuwahrscheinlichkeit größer. Eine solche Verstärkung des Raman-Effekts bezeichnet man als resonanten Raman-Effekt. Die Intensität des Raman-Effekts wird durch diesen Effekt um mehrere Größenordnungen verstärkt [64]. Man erreicht Verstärkungen um einen Faktor von 103 bis 106 . Der resonante Raman-Effekt hat eine enorme Bedeutung für die Untersuchung von großen Molekülen. Mit ihm ist es möglich bestimmte schwingungsfähige Teile des Moleküls selektiv voneinander zu untersuchen. Dazu wird die Probe mit Primärlicht angeregt, dessen Frequenz in der Nähe eines reellen Anregungsniveaus der zu untersuchenden Molekülteile liegt. So erhält man ein ”Teil-Raman-Spektrum”, das zu diesen Gruppen gehört, das wesentlich intensiver ist als das Raman-Spektrum der restlichen Molekülteile [65]. Der große Nachteil der resonanten Raman-Spektroskopie ist das erhöhte Auftreten von Fluoreszenz und Photodegradation30 . 30 Bei der direkten Photodegration wird das Licht von der Probe absorbiert, und der so angeregte Molekülteil reagiert unter chemischer Veränderung. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 61 Abbildung 2.19: Erläuterung des resonanten Ramaneffekts. 2.5.4 Oberflächenverstärkungseffekt 1974 wurde von Fleischmann eine außerordentliche Verstärkung von RamanBanden des Pyridins in Gegenwart von Chlorid an einer elektrochemisch aufgerauhten Silberelektrode beschrieben [66]. Bei diesem Oberflächenverstärkungseffekt (SERS: Surface Enhanced Raman-Scattering) kann eine Verstärkung des Streuquerschnitts gegenüber den freien Molekülen um bis zu sechs Größenordnungen auftreten, sofern das Molekül hierbei an der SERSaktiven Metalloberfläche adsorbiert ist. Als Oberflächenmaterial kommen einige Übergangsmetalle in Betracht. Am gebräuchlichsten sind Silber, Gold und Kupfer [67]. Da die Intensität der Raman-Streuung abhängig ist von der Stärke des induzierten Dipols, der seinerseits von der Molekülpolarisierbarkeit und dem lokalen elektrischen Feld bestimmt wird, werden zwei Teileffekte für die enormen Verstärkungen verantwortlich gemacht : • die Verstärkung des lokalen elektrischen Feldes, welches durch den elektrischen Feldvektor des einfallenden und des abgestrahlten Lichtes an der Oberfläche erzeugt wird. Dieser wird CEME (classical electromagnetic enhancement) genannt. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 62 • die Erhöhung der Molekülpolarisierbarkeit a, der sog. chemische Anteil. Die Meinungen über die Wichtigkeit des letzt genannten Effekts sind unterschiedlich. Die Abhängigkeit des CEME-Effekts von der Entfernung d eines Streuzentrums von der Oberfläche konnte ohne Näherungen berechnet werden. Allerdings wird meistens das Ergebnis der dipolaren PlasmonenNäherung für Silberkugeln verwendet [68]. Dabei erhält man eine Abhängigkeit von CEME ∼ [r/(r + d)]12 für Moleküle. Für einen Monolayer, der sich in einem Abstand d von der Silberelektrode befindet, erhält man stattdessen: CEME ∼ [r/(r + d)]10 Demnach nimmt der Effekt sehr schnell ab, je weiter man sich von der Oberfläche entfernt. Des Weiteren tritt SERS-Aktivität dann am stärksten auf, wenn die Metalloberflächen Nanostrukturen im Bereich von 1-100 nm aufweisen [69]. 2.5.5 Resonanz Ramanspektroskopie an Metalloporphyrinen Porphyrine sind unter anderem in häm-basierten Proteinen enthalten, wie im Cytochrom c und in der Cytochrom-c-Oxidase. Sie sind organisch-chemische Farbstoffe und bestehen aus vier Pyrrol-Ringen, die durch vier Methin Gruppen zyklisch miteinander verbunden sind (Abbildung 2.20). Für die Interpretation spektroskopischer und vieler chemischer Phänomene an Porphyrinen ist es notwendig, den Orbitalaufbau und das resultierende elektronische Absorptionsspektrum von Metalloporphyrinen zu verstehen. Die Absorptionseigenschaften von Porphyrinen (z.B.: Cytochrom c in Abbildung 2.21) können mit dem so genannten 4-Orbitalmodell von Gouterman beschrieben werden [70][71]. Das LUMO31 besteht aus einem degenerierten π ∗ -Paar mit einer eg -Symmetrie. Die zwei HOMOs32 , a1u und a2u , haben dagegen fast dasselbe Energieniveau. Das π-Elektronensystem der Metalloporphyrine hat einen sehr geringen HOMO-LUMO-Energieabstand von ca. 2 eV und absorbiert deshalb sehr stark im sichtbaren Bereich [72]. 31 LUMO (Lowest Unoccupied Molecular Orbital) ist das niedrigst besetzte Orbital eines Moleküls. 32 HOMO (Highest Occupied Molecular Orbital) ist das höchste besetzte Orbital eines Moleküls. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 63 Abbildung 2.20: Porphyringerüst eines D4h - Metalloporphyrins mit den Substituenten X und Y. Die zu unterscheidenden Kohlenstoffatome sind mit α, β und m gekennzeichnet. M steht für das zentrale Metallatom und N für ein Stickstoffatom. Auf Grund der ähnlichen Energiedifferenzen von a1u → eg und a2u → eg können beide elektronischen Energieübergänge nicht voneinander unterschieden werden. So addieren sich die Übergangsdipole zu der so genannten BBande, auch Soret-Bande genannt, während sie sich bei der Q0 -Bande gegenseitig auslöschen. Die Qν -Bande hat ihren Ursprung in Vibrationsübergängen (0 → 1), welche durch das Mischen der elektronischen Energieniveaus von Q und B hervorgerufen werden [72]. Es gibt also drei mögliche resonante Anregungswellenlängen. Zum einen kann man eine Resonanz mit der Soret-Bande erzeugen: λex = 413,1 nm % ≈ (1 − 6) · 105 M−1 cm−1 , zum anderen die Q-Bande anregen: λex = 520,8 nm bzw. 530,9 nm % ≈ (1 − 4) · 104 M−1 cm−1 So ist es möglich Vibrationsmoden von unterschiedlicher Symmetrie selektiv zu untersuchen [73][74]. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 64 Abbildung 2.21: Absorptionspektrum von Cytochrom c mit der schematischen Darstellung des 4-Orbital-Modells. In dieser Diplomarbeit wird ein Laser als Primärlichtquelle genutzt. Man verwendet eine Wellenlänge von 413,1 nm um mit dieser Energie die elektronischen Energieniveaus der Häm-Gruppen der Proteine in Resonanz zu bringen. Die Spektren werden in einem Hoch-Frequenzbereich, dem MarkerBanden-Bereich (1250 cm−1 bis 1750 cm−1 ), aufgenommen. Diese Region enthält die so genannten Marker-Banden, die ihren Ursprung in den Porphyrinmoden haben. Die Porphyrinmoden sind sehr sensitiv für Veränderungen des Oxidations-, Spin- und Koordinationszustandes des Eisenatoms in der HämGruppe. Des Weiteren ist es möglich Veränderungen in der näheren Umgebung der Häm-Gruppe zu detektieren. Bei einer Anregung von 413,1 nm werden hauptsächlich die total symmetrischen (A1g )-Moden verstärkt [75]. 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN UND MESSMETHODEN 65 Nach [72] sind die Moden ν2 , ν3 , ν4 , ν10 und ν11 im Marker-Banden-Bereich dominant, wobei die letzten beiden schwächer sind und B1g - Symmetrie aufweisen. Die Benennung der Moden stammt von Kitagawa, der die einzelnen Moden eines NiOEP-Spektrums nummeriert hat [76][77]. Eine vollständige Auflistung aller Moden findet man in [75]. In Abbildung 2.22 sind die dominanten Moden für Metalloporphyrine im Marker-Banden-Bereich dargestellt33 . Bei der Cytochrom-c-Oxidase ist es sogar möglich die Häm a - und die Häm a3 - Gruppe voneinander zu unterscheiden [78] [79] [80]. Abbildung 2.22: Illustration der dominanten Moden für Metalloporphyrine im Marker-Banden-Bereich, bezogen auf Abbildung 2.20. 33 ν2 enthält hauptsächlich ν(Cβ − Cβ )-Moden, ν3 dagegen ν(Cα − Cm )sym , ν4 wiederum ν(P yr.half − ring)sym . ν10 enthält hauptsächlich ν(Cα − Cm )asym -Moden und ν2 dagegen ν(Cβ − Cβ )-Moden. 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 3 66 Probenherstellung für SPR, EIS und CV Dieses Kapitel beschreibt die Konstruktion eines ptBLM-Systems (protein tethered bilayer membrane system) auf einer ultraflachen dünnen Elektrode34 . Als Elektrodenmaterial wird eine TSG-Elektrode (template stripped gold electrode) verwendet. Dies hat mehrere Gründe: Silber hat als Elektrodenmaterial zwar einen höheren Verstärkungsfaktor für Oberflächenplasmonen, jedoch erweist sich die ultraflache Goldschicht als wesentlich stabiler und langlebiger als die von Silber. Zusätzlich hat man bei Gold ein wesentlich größeres Potentialfenster für cyclovoltammetrische Messungen zur Verfügung. Analog zu einer vorausgegangenen Arbeit [42] werden die Proteine auf einer ultraflachen funktionalisierten Goldschicht angebunden. Die Herstellung und die Funktionalisierung einer ultraflachen Goldschicht wird in den folgenden Abschnitten erläutert. Des Weiteren werden die zwei verwendeten His-Tag manipulierten Cytochrom-c-Oxidasen mit ihrer unterschiedlichen Orientierung und die Mutante N139C vorgestellt. 3.1 Herstellung von TSG-Elektroden Die TSG-Elektroden werden wie in [40] beschrieben hergestellt. Hierbei verwendet man Siliziumwafer (26 mm x 45 mm x 0,625 mm), die in einer 78◦ C warmen Lösung (Wasser35 , Wasserstoffperoxid und Ammoniak im Verhältnis 5:1:1) gereinigt werden. Dazu wird ein Magnetrührer verwendet. Nach einer Stunde werden die Siliziumwafer gründlich zuerst mit Wasser und dann mit Ethanol gespült. Nach dem Trocknen der Wafer unter einem Argonstrom werden sie mit einer 50 nm dicken Goldschicht bedampft (Abbildung 3.1). Um ein gleichmäßiges Aufdampfen zu gewährleisten, wird der Probenhalter der Aufdampfanlage, in den die Wafer eingebaut werden, rotiert. Die Aufdampfrate wird kleiner als 0,1 nm/s gehalten. Zusätzlich wird ein Vakuum von p < 5 · 10−6 mbar verwendet. Nach dem Aufdampfen werden die Proben aus dem Probenhalter der Aufdampfmaschine entfernt. Als nächstes werden LaSFN9-Gläser36 mit Hilfe von EPO-TEK 353ND-4 auf 34 Für eine genaue Beschreibung der verwendeten Materialien, Lösungen und Geräte wird auf den Anhang (refmaterial) verwiesen. 35 An dieser und an allen anderen Probenvorbereitungspunkten wurde als Wasserquelle deionisiertes Wasser von einer MilliQ - Reinigungsanlage verwendet. 36 Die LaSFN9-Gläser (26 mm x 76 mm x 1,5 mm) werden zuvor halbiert und unter fließendem Wasser von anhaftenden Glaspartikeln befreit. Gereinigt werden die Objektivträger in einer 2% igen Hellmanex-Lösung, die für 15 Minuten ins Ultraschallbad gestellt wird. Zuletzt werden die Träger gründlich mit Wasser gespült und mit Stickstoffgas getrocknet. 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 67 die Goldschicht geklebt37 . Durch die lange Haltbarkeit der geklebten Wafer kann dieser Vorbereitungsschritt von den folgenden getrennt werden. Abbildung 3.1: Die Herstellung einer TSG-Elektrode. 37 Der Kleber EPO-TEK 353ND-4 wird vor Gebrauch für eine Stunde bei einem Druck von p < 5 · 10−3 mbar evakuiert, um Luftblasen zu entfernen, die bei der SPR-Messung erheblich stören würden. 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 3.2 68 Funktionalisierung der TSG-Elektrode Vor Gebrauch der TSG-Elektrode wird der Silizium-Wafer entfernt (Abbildung 3.1) und für 120 Minuten in eine DTSP-DTP-Lösung in trockenem DMSO gestellt, wobei sich ein Monolayer aus TSP und TP bildet38 . Nach sorgfältigem Spülen mit DMSO, Ethanol und Wasser werden die TSG-Elektroden für 48 Stunden mit Hilfe einer ANTA-Lösung funktionalisiert. Hierbei reagiert das ANTA mit dem TSP zu einem TSP-NTA-Adukt und einem Succimidylring, der nach der Funktionalisierung mit Hilfe von Wasser weggespült wird. Wie in Abbildung 3.2 dargestellt, findet keine Reaktion zwischen ANTA und TP statt. Nur das TSP dient als Basis für den His-Tag-Anker. His-Tag fusionierte Proteine zeigen eine bemerkenswerte Affinität zu Ni2+ Metall-Chelat-Komplexen (Abschnitt 1.4). Zur Bildung dieses Komplexes wird die TSG-Elektrode in eine Nickellösung gestellt (Abbildung 3.3). Nach 30 Minuten werden die Elektroden sorgfältig mit Wasser gereinigt. Abbildung 3.2: Die Funktionalisierung der TSG-Elektrode. 38 TSP steht für thiobis (N-succinimidyl propionate) und TP für thiobis (propionic acid). Die genauen Bezeichnungen der verwendeten Chemikalien befinden sich im Anhang (A.2.2). 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 3.3 69 Anbindung der Cytochrom-c-Oxidase an die Elektrodenoberfläche Die Cytochrom-c-Oxidase besitzt als Membranprotein eine Oberfläche mit hydrophoben und hydrophilen Teilen. Aus diesem Grund wird als Proteinlösungmittel eine DDM-Puffer-Lösung benutzt. Das DDM bildet Mizellen oder bindet direkt an das Protein. So befinden sich die verschiedenen Bereiche des Proteins in einer für sie geeigneten Umgebung. Für die Immobilisierung wird die TSG-Elektrode in eine DDM-Lösung gebracht, in der sich das Protein mit einer Konzentration von 100 nM/L befindet. Dadurch binden die His-Tag fusionierten Proteine an die Ni2+ -MetallChelat-Komplexe. Nach 30 Minuten werden die in dieser Zeit nicht angebundenen Proteine durch den Austausch der vorhanden Lösung mit einer reinen DDM-Lösung entfernt. Abbildung 3.3: Die Herstellung einer ptBLM-Probe. In diesem Fall ist die Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I (rot) verwendet worden. Die Untereinheiten II, III und IV sind in orange, gelb und schwarz dargestellt. Als nächstes wird durch eine Dialyse ein Bilayer gebildet, der als künstliche Proteinmembran fungieren soll. Zuerst wird die DDM-Lösung durch ei- 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 70 ne DDM-Lipidlösung ersetzt und Biobeads hinzugegeben. Diese nehmen das DDM in sich auf und das DDM wird durch Lipid ersetzt. Es bildet sich, wie in Abbildung 3.4 zu sehen, die für das Protein benötigte Membranumgebung. Nach ca. 15 Stunden ist die Dialyse abgeschlossen. Die Zelle wird mit einem PBS-Puffer gespült um die Biobeads mit dem aufgesaugten DDM und dem überschüssigen Lipid zu entfernen. Die Architektur eines ptBLM-Systems, bei dem als Protein die Cytochromc-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I verwendet wurde, ist in Abbildung 3.5 dargestellt [81] [79]. 71 Abbildung 3.4: Die Dialyse. 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 72 Abbildung 3.5: Die Architektur einer ptBLM-Probe, bei der als Protein die Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I verwendet worden ist. Die horizontalen Längenangaben beziehen sich auf den Teil des Enzyms, der aus dem Bilayer in die Lösung weist. Die funktionalisierte Elektrode ist vergrößert abgebildet. 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 3.4 73 Cytochrom-c-Oxidase in der up- oder down-Konfiguration In dieser Diplomarbeit spielen zwei unterschiedlich His-Tag-manipulierte Proteine eine entscheidende Rolle (siehe Abschnitt 1.5). Zur Verfügung stehen die Cytochrom-c-Oxidase von Rhodobacter sphaeroides und die Cytochromc-Oxidase von Paracoccus denitrificans. Röntgenkristallstrukturanalysen zeigen, dass man bei diesen beiden Varianten der Cytochrom-c-Oxidase von einem identischen Elektronen- und Protonenweg ausgehen kann [82] [83] [84]. Ein Vorteil des ptBLM-Systems ist der Submembranraum, der als Reservoir für Ionen dient. Ein weiterer großer Vorteil des ptBLM-Systems ist die strikte Kontrolle über die Orientierung des Proteins, je nachdem, an welcher Stelle sich der His-Tag am Protein befindet [2]: Bei Rhodobacter sphaeroides ist der His-Tag an den C-Terminus von Untereinheit II (orange) angebracht. Dagegen ist bei Paracoccus denitrificans der His-Tag an den C-Terminus von Untereinheit I (rot) befestigt (Abbildung 3.6). Auf diese Art und Weise kann das Enzym in zwei verschiedenen Orientierungen immobilisiert werden. Bei der down-Konfiguration wird die Cytochrom c-Bindungsseite direkt mit der Elektrode verbunden. Die Elektrode ersetzt dabei das in der Natur für die Aktivierung notwendige Cytochrom c. Mit Hilfe von Sauerstoff und Protonen aus der Pufferlösung und den von der Elektrode gelieferten Elektronen wird Wasser gebildet. Die durch diesen Vorgang gewonnene Energie wird für das Pumpen von Protonen in den Raum zwischen Membran und Elektrode verwendet. Bei der up-Konfiguration liegt die Cytochrom c-Bindungsseite der Elektrode gegenüber und zeigt zur Außenseite des ptBLM-Systems. In dieser Konfiguration kann das Enzym durch die Zugabe von Cytochrom c aktiviert werden. In Anwesenheit von Sauerstoff sollte die in der Einleitung beschriebene katalysierte Reaktion stattfinden: + 3+ + 4 · Fe2+ cytc + 8 · Hinnen + O2 → 4 · Fecytc + 2H2 O + 4 · Haußen Abbildung 3.6: Die zwei unterschiedlichen Konfigurationsmöglichkeiten der uns zur Verfügung stehenden Cytochromc-Oxidase. Links im Bild: Das Enzym mit His-Tag an Untereinheit II. Aktivierbar durch direkten Elektronentransfer. Rechts im Bild: Das Enzym mit His-Tag an Untereinheit I. Aktivierbar durch Cytochrom c (grün). Die Untereinheiten III und IV sind gelb bzw. schwarz dargestellt. 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 74 3 PROBENHERSTELLUNG FÜR SPR, EIS UND CV 3.5 75 Cytochrom-c-Oxidase N139C Um die Protonenpfade zu ermitteln werden verschiedene Mutanten verwendet (siehe Abschnitt 1.3.1). Die Cytochrom-c-Oxidase N139C ist eine Mutante mit His-Tag an Untereinheit II. Demnach handelt es sich um eine Mutation der down-Konfiguration. Bei dieser Mutante wird, wie in Abbildung 3.7 zu sehen, die Aminosäure Asp-139 (Asparaginsäure) durch die Aminosäure Cys-139 (Cystein) ersetzt. Durch diese Mutation wird der D-Kanal verändert. Damit soll das Pumpen der Protonen verhindert werden. Das Enzym besitzt jedoch weiterhin eine hohe katalytische Aktivität [85]. Abbildung 3.7: Die Cytochrom-c-Oxidase N139C. Dargestellt sind nur die Untereinheiten I (rot) und II (orange). 4 MESSAUFBAU FÜR SPR, EIS UND CV 4 76 Messaufbau für SPR, EIS und CV Wie bereits in Abschnitt 1.5 erwähnt, wird der Aufbau des ptBLM-Systems simultan mit Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie (SPR-Spektroskopie) und elektrochemischer Impedanzspektroskopie (EIS) untersucht. Dafür benötigt man eine kombinierte Messapparatur (Abbildungen 4.1 und 4.2) [40][86]. Monochromatisches Licht eines He-Ne-Lasers (λ = 632,8 nm) wird mit einem mechanischen Chopper (2) rechteckmoduliert. Die Justage des Laserstrahls erfolgt wie üblich über Irisblenden (1). Mit einem Polarisator (3) wird das Licht p-polarisiert. Die Laserintensität kann über einen zweiten Polarisator (3) variiert werden. Der Laserstrahl fällt auf ein Prisma an dessen Basis mittels Immersionsöl der LaSFN-9-Objektträger der TSG-Elektrode optisch gekoppelt ist39 . Das Prisma, das Immersionsöl und der Objektträger besitzen den gleichen Brechungsindex. Das von der Probe reflektierte Licht wird durch eine Linse mit Brennweite f = 50 mm auf eine Photodiode fokussiert. Das Signal wird mit Hilfe eines Lock-In Verstärkers gemessen und an den PC (PC 1) weitergeleitet. Probe und Detektor sind auf einem Zweikreisgoniometer montiert und werden mit 5-Phasen-Schrittmotoren, deren Steuerung ebenfalls über diesen PC erfolgt, bewegt. Abbildung 4.1: Der Messaufbau für SPR, EIS und CV. 39 Diese Konstruktion wird über einen Reiter zusammengehalten. 4 MESSAUFBAU FÜR SPR, EIS UND CV 77 In Abbildung 4.2 ist das verwendete Zelldesign40 und der Einbau der Zelle in den Reiter zu sehen, welcher wiederum in die Messapparatur eingebaut wird. Die Abdichtung zwischen Glas und Zelle erfolgt über Dichtringe (nicht eingezeichnet), die als Elektrodenbegrenzung dienen. Die Dichtungsringe haben einen Innendurchmesser von 1 cm, so dass man eine Oberfläche von A = π · r2 = 0,785 cm2 zur Verfügung hat. Für die elektrochemischen Messungen (EIS und CV) wird eine Drei - Elektroden - Anordnung verwendet41 . Die aufgedampfte Goldschicht dient als Arbeitselektrode (6). Ein Platindraht (ø = 1 mm, Länge = 5 cm) wird als Gegenelektrode (5) verwendet. Dieser wird mit Hilfe einer Teflonummantelung abgedichtet. Die Referenzelektrode (4) besteht aus einem chlorierten Silberdraht42 , der bis zur Hälfte in ein Glasrohr (Länge = 5 cm) geführt wird43 . Das Glasrohr wird mit 3 molarer Kaliumchlorid-Lösung gefüllt. Es handelt sich also um eine Ag/AgCl,KClkonz. -Referenzelektrode. Diese wird ebenfalls durch eine Teflonummantelung abgedichtet. Mit Hilfe von Ein- (7) und Auslaufkanälen (8) kann die Flüssigkeit in der Zelle auch während einer Messung ausgetauscht oder von Sauerstoff befreit werden. Zum Entfernen des Sauerstoffs wird die Flüssigkeit in ein anderes, mit Sauerstoffzehrsystem44 gefülltes Gefäß geleitet. Zusätzlich wird Argon eingeführt, damit kein Sauerstoff in die Lösung diffundiert. Eine weitere etwas größere Öffnung in der Zelle braucht man, um bei Bedarf Biobeads hinzuzugeben. Diese Öffnung wird - außer für den Fall der Zugabe von Biobeads - mit Hilfe eines Teflon-Stopfens (9) abgedichtet. In Abbildung 4.3 ist die komplette Messzelle mit Halterung (Reiter) sowie mit den Anschlüssen für die Elektroden bzw. mit dem Ein- und Auslass für den Lösungsaustausch zu sehen. Mit einem Autolab-Potentiostaten, den man über einen PC (PC 2) steuert, werden die elektrochemischen Messungen durchgeführt. Die Impedanzspektren nimmt man mit einer Anregungsamplitude von 10mV auf. Mit der Wahl dieser Amplitude wird eine Störung des Systems weitgehend ausgeschlossen (siehe Abschnitt 2.2.1). 40 Die Zelle besteht aus Teflon. Dieses säurebeständige Material lässt sich nach Gebrauch mit Hilfe eines Schwefelsäurebads sehr gut reinigen und wiederverwenden. 41 Da sich der Messaufbau von EIS und der Cyclovoltammetrie (CV) nicht unterscheidet, konnten mit derselben Apparatur auch die CV-Experimente gemacht werden. 42 Der chlorierte Silberdraht wird mit Hilfe einer Galvanisierungseinheit in Kombination mit Silberdraht (ø = 1 mm, Länge = 5 cm) und 0,1 M Kaliumchlorid-Lösung hergestellt. 43 Ein an der Spitze des Glasröhrchens angebrachter kleiner dünner Platindraht (ø = 0,1 mm, Länge = 5 mm) sorgt dafür, dass zwischen dem Elektrodeninneren und der Pufferlösung Ladungsträger diffundieren können. Diese Spezialanfertigung wurde vom hauseigenen Glasbläser hergestellt. 44 Hierbei handelt es sich um eine spezielle Lösung (siehe Anhang A.2.1). 4 MESSAUFBAU FÜR SPR, EIS UND CV 78 Abbildung 4.2: Das Zelldesign der SPR-Zelle und der Einbau in den Reiter. Abbildung 4.3: Komplette Messzelle mit Halterung (Reiter) und den Anschlüssen für die Elektroden bzw. dem Einund Auslass für den Lösungsaustausch. 4 MESSAUFBAU FÜR SPR, EIS UND CV 79 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 5 80 Messergebnisse und Diskussion (Teil 1) 5.1 Überprüfung des ptBLM-Aufbaus In dieser Arbeit wird die Oberflächenplasmonenresonanz - Spektroskopie in Kombination mit der Impedanz - Spektroskopie verwendet. Um die Schichtdickenänderung und die Bestimmung der elektrischen Eigenschaften während des ptBLM-Aufbaus an ein und derselben Probe zu verfolgen, wird im Folgenden die Überprüfung eines ptBLM-Aufbaus gezeigt. Als Beispiel wird die Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I (up-Konfiguration) verwendet. Da die Änderungen bei der Funktionalisierung der Elektrode (siehe Abschnitt 3.2) zu klein sind, wird lediglich die Proteinanbindung und die Dialyse beobachtet. 5.1.1 Ergebnisse und Diskussion der Oberflächenplasmonenresonanz - Spektroskopie Die in Abschnitt 2.1.3 beschriebene Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie kann zur Detektion von Brechungsindexveränderungen verwendet werden. Die aufgenommenen SPR-Spektren sind in Abbildung 5.1 dargestellt. Die Reflektivität wird dabei gegen den Winkel des vom Prisma reflektierten Lichts aufgetragen. Um sicherzustellen, dass die Probe überhaupt ein Plasmon liefert, wird als Test ein Spektrum an Luft (schwarz) aufgenommen. Um einen geeigneten Winkel für die Kinetikmessung zu finden, wird die Zelle mit DDM-Lösung gefüllt und ein weiteres Spektrum (rot) aufgenommen45 . Man erkennt eine positive Verschiebung des Plasmon-Resonanzwinkels aufgrund des erhöhten Brechungsindexes. Für die Kinetikmessung ist ein Winkel von 54,5◦ geeignet. An diesem nahezu linearen Bereich der Flanke erreicht man in guter Näherung einen proportionalen Zusammenhang zwischen reflektierter Intensität und Schichtzunahme (siehe Abschnitt 2.1.3). Vor (Punkt A) und nach (Punkt B) der Proteinanbindung wird die Kinetikmessung unterbrochen und SPR-Spektren aufgenommen (rot bzw. blau). Wenn sich der Proteinlayer anlagert, verschiebt sich der Resonanzwinkel des angeregten Oberflächenplasmons ins Positive. Der Grund hierfür ist der höhere Brechungsindex, den die angelagerte Schicht, im Vergleich zur Lösung, hat. 45 Winkel von mehr als 60◦ können mit der verwendeten Apparatur nicht gemessen werden. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 81 Abbildung 5.1: Kinetikmessung zur Überprüfung des ptBLM-Aufbaus. Die dazugehörigen SPR-Spektren wurden an Luft (schwarz), vor (rot) und nach (blau) der Anbindung, sowie vor (orange) und nach (grün) dem PBS-Spülen aufgenommen. Die Kinetik zeigt die zeitliche Auflösung des Anbindungsprozesses. Die Reflektivität steigt während dieser Zeit. Die Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie ist aber auch zur Überprüfung der Membranbildung geeignet. Nach 30 Minuten (Punkt B) wird die Zelle zuerst mit einer DDM-Lösung und danach mit einer Lipidlösung gespült. Die Reflektivität ändert sich nicht, weil sich der Brechungsindex des verwendeten Lösungsmittels kaum ändert46 . Nach Zugabe der Biobeads setzt die Dialyse ein. Die Kinetik zeigt einen sehr langsamen aber deutlichen Anstieg der Reflektivität, der sich folgendermaßen erklären lässt: Der reine Proteinlayer ist nicht so dicht gepackt wie der Layer, bestehend aus Protein und Membran. In diesem Fall ändert sich nicht die Schichtdicke, 46 DDM- und Lipidlösung unterscheiden sich nur in einer geringen Menge an DiPhyPC. Eine Änderung des Brechungsindex kann deshalb vernachlässigt werden. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 82 sondern der Brechungsindex der bereits angelagerten Schicht. Der Resonanzwinkel des angeregten Oberflächenplasmons verschiebt sich ins Positive. Deshalb steigt die Reflektivität in der Kinetikmessung. Abbildung 5.1 zeigt keinen weiteren Anstieg der Reflektivität am Punkt C. Die Dialyse ist jedoch an diesem Punkt noch nicht abgeschlossen, da ein vorzeitiges Spülen mit PBS in anderen Versuchen eine Denaturierung der Proteine zur Folge hatte. Wahrscheinlich benötigt die Membran zur Stabilisierung und Reorganisation noch zusätzlich Zeit. Aus diesem Grund wird die Zelle - wie in Abschnitt 3.3 beschrieben - erst nach ungefähr 15 Stunden am Punkt D mit PBS gespült. Direkt vor (orange) und nach (grün) der PBS-Spülung wird jeweils ein Spektrum aufgezeichnet. Zwischen den beiden SPR-Spektren stellt man keinen Unterschied fest. Folglich ändert sich auch nicht die Reflektivität in der Kinetikmessung. Allein der Membranaufbau ist für die zweite Reflektivitätsänderung verantwortlich. 5.1.2 Ergebnisse und Diskussion der elektrochemischen ImpedanzSpektroskopie Auch durch die elektrochemische Impedanz-Spektroskopie soll der Aufbau des ptBLM-Systems überprüft werden. Die Messungen erfolgen mit den gleichen Proben, an denen auch mittels SPR der ptBLM-Aufbau beobachtet wird. Dazu wird die Kinetikmessung nicht unterbrochen. Während der EISMessung ist keine Veränderung der Reflektivität in der Kinetikmessung zu erkennen. Eine Störung des Systems durch die gewählte Anregungsamplitude von 10 mV kann somit ausgeschlossen werden (Abschnitt 4). Zur Überprüfung des ptBLM-Aufbaus wird ein Impedanz-Spektrum nach der Proteinanbindung aufgenommen. Außerdem wird die Rekonstitution vor und nach dem PBS-Spülen (Abbildung 5.1, Punkt D) überprüft47 . Der Vergleich der Fitergebnisse für den Widerstand und die Kapazität vor und nach der Dialyse dient zur Kontrolle des Membranaufbaus. Tabelle 5.1 zeigt die Ergebnisse der einzelnen Fits48 : 47 Alle Messungen werden bei einem Potential von 0 mV vs. Ag/AgCl,KClkonz. aufgenommen. Dies entspricht einem Potential von 200 mV vs. NHE (siehe Abschnitt A.1) [87]. Für eine genaue Beschreibung der Datensatzauswertung wird auf den Anhang verwiesen (Abschnitt A.1.2). 48 Aufgrund von Kontaktproblemen und eines Gerätedefekts konnte nicht jede Messung in dem gewünschten Intervall von 50 kHz bis 3 mHz durchgeführt werden. Dieser Umstand erhöht den Fehler bei den entsprechenden Fits. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) nach Anbindung nach Dialyse nach PBS-Spülung R [Ω] 7,6 · 105 ± 1,3 · 105 1,4 · 106 ± 0,4 · 106 1,4 · 106 ± 0,3 · 106 83 C [F] 1,4 · 10 ± 0,2 · 10−5 8,3 · 10−6 ± 0,5 · 10−6 7,3 · 10−6 ± 0,4 · 10−6 −5 Tabelle 5.1: Fit-Ergebnisse der EIS-Messung zur Überprüfung des ptBLM Aufbaus. Abbildung 5.2: Überprüfung des ptBLM-Aufbaus mit Hilfe der EIS. Oben: Bode-Plot. Unten: frequenzreduzierter Admittanz- und Nyquist-Plot. Die Messpunkte sind in dieser Darstellung miteinander verbunden. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 84 Analog zu [42], erhält man nach der Anbindung der Cytochrom-c-Oxidase einen Widerstand von mehreren hundert kΩ und eine Kapazität von einigen µF. Nach der Bildung der Membran steigt der Membranwiderstand und die Kapazität der Membran fällt drastisch ab. Dies stimmt ebenfalls mit den Ergebnissen aus [42] überein. Der Anstieg des Widerstandes lässt sich durch die Bildung der Membran erklären, die eine abdichtende Wirkung hat. Die Kapazität einer dielektrischen Schicht wird durch ihre Dicke und ihre dielektrische Konstante bestimmt. Für reine tBLMs (tethered bilayer lipid membranes), bei denen kein Protein vorhanden ist, erhält man experimentell Widerstandswerte von einigen MΩ · cm2 und Kapazitäten kleiner als 0,5µF/cm2 [88]. Bei der Bildung des Bilayers wird das Wasser (zusammen mit dem Detergenz) in der Proteinumgebung durch das Lipid verdrängt. Die dielektrische Konstante des verwendeten Lipids ist mit % ≈ 2,2 [42] sehr viel kleiner, als die von Wasser (% ≈ 80, [1]) oder die von Proteinmolekülen (% ≈ 20 − 30, [89][90])49 . Deshalb erwartet man einen Abfall der Kapazität. Dies wird durch die Messung bestätigt: Die Kapazität geht nach der Dialyse von C = 14µF/cm2 auf C = 8,3µF/cm2 zurück. Nach der Spülung mit PBS verändert sich der Widerstand der Membran nicht. Lediglich die Kapazität verringert sich um einen geringen Faktor. Dies hängt wahrscheinlich mit einer Reorganisation des Bilayers zusammen. Nach der Spülung mit PBS-Puffer befinden sich keine Biobeads mehr in der Messzelle. Dadurch kann vielleicht ebenfalls eine Veränderung der Kapazität hervorgerufen werden. Die gemessenen Werte stimmen mit [17] überein50 . Deshalb kann man auch im vorliegenden Fall von einer hohen Oberflächenbedeckung der Proteine von über 90 % ausgehen. 5.2 Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase in der upKonfiguration Die Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I (Cytochrom c-Bindungsstelle befindet sich gegenüber der Arbeitselektrode) wird nach der Überprüfung des ptBLM-Aufbaus mit einer Cytochrom c - Lösung aktiviert. 49 Der Wert aus [90] stammt vom Lysozym (ebenfalls ein Enzym) in Lösung und entspricht wahrscheinlich am ehesten dem Dielektrizitätswert der Cytochrom-c-Oxidase. 50 In [17] wurde die Cytochrom-c-Oxidase in der down-Konfiguration (His-Tag an Untereinheit II) für die Konstruktion eines ptBLM-Systems verwendet. Bei dieser Konfiguration ist es möglich mit Hilfe der Cyclovoltammetrie auf eine Protein-Oberflächenbedeckung von über 90 % zurückzuschließen. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 85 Dazu werden bei verschiedenen Cytochrom c-Konzentrationen sowohl Impedanz - Spektren aufgenommen, als auch Untersuchungen mit Hilfe der Cyclovoltammetrie durchgeführt51 . Für die Messungen wird reduziertes Cytochrom c verwendet, um den in der Natur auftretenden Vorgang zu imitieren. Zusätzlich werden cyclovoltammetrische Messungen für den physiologisch weniger interessanten Fall des oxidierten Cytochrom c durchgeführt. 5.2.1 Ergebnisse und Diskussion der elektrochemischen ImpedanzSpektroskopie Zur Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration werden der Lösung verschiedene Cytochrom c Konzentrationen zugesetzt. Die EIS-Spektren werden bei einem Potential von 200 mV vs. NHE als Funktion der Cytochrom c-Konzentration aufgezeichnet. In Abbildung 5.3 sind die Messergebnisse dargestellt. Man erkennt im Nyqist-Plot einen deutlichen Rückgang des Widerstandes bei zunehmender Cytochrom c-Konzentration. Die Kapazität dagegen bleibt unverändert, wie der frequenzreduzierte Admittanz - Plot zeigt. Die EIS-Daten werden, wie in Abschnitt A.1.2 beschrieben, ausgewertet und der Widerstand gegen die Cytochrom c-Konzentration aufgetragen (Abbildung 5.4). Man kann den Abfall des Membranwiderstandes mit einer Exponentialfunktion darstellen. Eine Sättigung wird nicht erreicht, da man bei weiterer Erhöhung der Cytochrom c-Konzentration das ptBLMSystem zerstört52 . Durch die Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase werden Protonen aktiv vom Submembranraum in die Lösung gepumpt. Bedingt durch diesen Protonenstrom wird der Membranwiderstand effektiv verringert53 . Diese Annahme wird bestätigt durch die Tatsache, dass der Effekt durch Zusatz einer 0,6 mM Kaliumcyanid-Lösung54 ausgeschaltet werden kann [42]. 51 Auf eine Fehlerrechnung für die jeweils verwendete Cytochrom c-Konzentration, sowie für die Spannungsvorschubgeschwindigkeit wird im Folgenden verzichtet. Hierfür können keine aussagekräftigen Angaben gemacht werden. 52 Dies liegt vermutlich an der Veränderung des pH-Wertes. Das Cytochrom c aktiviert das Enzym und die Cytochrom-c-Oxidase pumpt Protonen. Dadurch verringert sich der Membranwiderstand. Der verwendete Puffer sorgt für einen annähernd konstanten pHWert während der kompletten Messreihe. Werden jedoch zu viele Protonen gepumpt, so verändert sich der pH-Wert drastisch. Dies verursacht eine Denaturierung der Proteine. 53 Der Rückgang des Membranwiderstandes hängt jedoch noch von anderen Faktoren ab (siehe Abschnitt 5.3.1). 54 Cyanid-Ionen (CN− ) sind Inhibitoren der Cytochrom-c-Oxidase [1]. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 86 Abbildung 5.3: Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase durch reduziertes Cytochrom c. Links oben: Bode-Plot. Unten: Nyquist- und frequenzreduzierter Admittanz-Plot. Die Messpunkte sind in dieser Darstellung miteinander verbunden. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 87 Abbildung 5.4: Widerstand des ptBLM-Systems aufgetragen gegen die Konzentration des reduzierten Cytochrom c. 5.2.2 Ergebnisse der CV-Messungen Die Cytochrom-c-Oxidase benötigt für die enzymatischen Redoxprozesse Sauerstoff. Bei der Cyclovoltammetrie werden deshalb Messungen sowohl mit, als auch ohne Sauerstoff durchgeführt. Ebenso werden Untersuchungen mit reduziertem und oxidiertem Cytochrom c vorgenommen55 . Messungen mit Sauerstoff: Hierzu wird oxidiertes bzw. reduziertes Cytochrom c der gleichen Konzentration (C = 1 mM) zu dem ptBLM-System hinzugegeben. Die Cyclovoltammogramme, gemessen in Abhängigkeit von der Spannungsvorschubgeschwindigkeit (Scan-Rate-Studie) sind in Abbildung 5.5 dargestellt56 . 55 Bei Zugabe von oxidiertem Cytochrom c wird das Startpotential (Einit = 0,5 V) so gewählt, dass das oxidierte Cytochrom c nach dem Start oxidiert bleibt (bis E = 0,7 V), dann reduziert und darauf reoxidiert wird. Gibt man stattdessen reduziertes Cytochrom c hinzu wird das Startpotential (Einit = 0,25 V) so gewählt, dass das reduzierte Cytochrom c nach dem Start reduziert bleibt (bis E = 0,2 V) und dann erst oxidiert wird. 56 Bei der Scan-Raten-Studie mit reduziertem Cytochrom c werden zusätzlich noch Messungen mit 2 mV/s, 5 mV/s, 0,3 V/s, 0,7 V/s, 1 V/s, 2 V/s, 3 V/s, 4 V/s, 5 V/s, 8 V/s, 10 V/s durchgeführt. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 88 Abbildung 5.5: Scan-Raten-Studie (schwarz: 10 mV/s, rot: 50 mV/s, orange: 100 mV/s, blau: 500 mV/s, cyan: 900 mV/s) mit oxidiertem (links) und chemisch reduziertem (rechts) Cytochrom c in Kombination mit der ptBLM immobilisierten Cytochrom-cOxidase in der up-Konfiguration. Für eine Referenzmessung wird eine Lösung mit 1 mM oxidiertem Cytochrom c auf die Oberfläche einer funktionalisierten Elektrode (TP/TSPNickelchelat-NTA-Oberfläche) ohne Cytochrom-c-Oxidase gegeben. Es werden ebenfalls Cyclovoltammogramme in Abhängigkeit von der Spannungsvorschubgeschwindigkeit gemessen.57 . Alle CV-Daten werden - wie im Anhang A.1.3 beschrieben - ausgewertet. Dadurch erhält man für jedes Cyclovoltammogramm eine anodische und eine kathodische Stromdichte (Peakhöhe) mit dem dazugehörigen anodischen bzw. kathodischen Peakpotential (Peakposition). In Abbildung 5.6 sind die kathodischen und anodischen Stromdichten der Cyclovoltammogramme gegen die Wurzel der Spannungsvorschubgeschwindigkeit aufgetragen (Randles–Sevcik Plot). 57 Hierfür werden die folgenden Scan-Raten gewählt: 5 mV/s, 8 mV/s, 10 mV/s, 50 mV/s, 80 mV/s, 0,1 V/s, 0,2 V/s, 0,3 V/s, 0,4 V/s, 0,5 V/s, 0,7 V/s, 0,9 V/s, 1,2 V/s, sowie 3 V/s. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 89 Abbildung 5.6: Der Randles–Sevcik Plot für oxidiertes (grün, schwarz) und reduziertes (rot) Cytochrom c mit (rot, grün) und ohne (schwarz) Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration. Die Daten werden mit Hilfe der Software Origin linear gefittet. Eine Ausnahme hierbei sind die anodischen Stromdichten von reduziertem Cytochrom c in Anwesenheit des Enzyms (rot), die nur bis 1 V/s durch eine Gerade gefittet werden. Ab einer Spannungsvorschubgeschwindigkeit von 1 V/s wird in diesem Fall als Fitfunktion ein exponentieller Abfall gewählt: f (x) = f (x0 ) + A · eR0 · x mit: f (x0 ) = (5,14 ± 0,00) · 10−6 A = (3,00 ± 0,00) · 10−5 µ·A cm2 und µ·A cm2 , R0 = −(0,84 ± 0,00) # s/V . 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 90 Die Fitergebnisse für die linearen Fits (f (x) = bx) befinden sich in der folgenden Tabelle: Cyt cox Cyt cox +CcO Cyt cred +CcO banodisch [A s1/2 V−1/2 cm−2 ] (1,64 ± 0,21) · 10−6 (2,00 ± 0,25) · 10−5 (1,42 ± 0,10) · 10−5 bkathodisch [A s1/2 V−1/2 cm−2 ] −(3,00 ± 0,15) · 10−6 −(3,00 ± 0,12) · 10−5 −(9,90 ± 0,26) · 10−6 Tabelle 5.2: Fit-Ergebnisse des linearen Fits für den Randles–Sevcik Plot. Um die Standard-Geschwindigkeitskonstante k0 des heterogenen ElektronenTransfer-Schrittes zum Cytochrom c zu berechnen, werden die Peakpotentiale als Funktion der Scan-Rate aufgetragen (siehe Abbildung 5.7). Die Spannungsvorschubgeschwindigkeit wird dabei logarithmisch aufgetragen. Geht man zu immer höheren Spannungsvorschubgeschwindigkeiten über, so steigt die Abweichung des reduzierten und oxidierten Peakpotentials vom Standardpotential. Dadurch sind quantitative Aussagen über die Kinetik des Elektronentransfers möglich [91]. Mit Hilfe des speziell für diese Anwendung geschriebenen Programms Jellyfit werden die Daten gefittet. Der Fit dieses so genannten Trumpet-Plots ermittelt nicht nur die Standard-Geschwindigkeitskonstante, sondern auch den Wert des vorherrschenden Standardpotentials E0 [92] [93]. Tabelle 5.3 zeigt die von dem Programm gelieferten Fitergebnisse für eine Raumtemperatur von 20◦ C (T= 293 K). E0 [V] 0.409 k0 [1/s] 73.13 Tabelle 5.3: Fit-Ergebniss des Trumpet-Plots. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 91 Abbildung 5.7: Peakpotentiale als Funktion der Scan-Rate (Trumpet-Plot) des reduzierten Cytochrom c in Kombination mit der upKonfiguration. Messungen ohne Sauerstoff: Abbildung 5.8 zeigt Cyclovoltammogramme, die mit 50 mV/s aufgezeichnet wurden. Als Referenz wird die Cytochromc-Oxidase in einer PBS-Lösung verwendet (schwarz). Nach dem Austausch der PBS-Lösung durch eine 1 mMol Cytochrom c-Lösung (oxidiert und reduziert) werden erneut Cyclovoltammogramme in Abwesenheit von Sauerstoff aufgenommen. Diese werden mit den Cyclovoltammogrammen überlagert, die in Anwesenheit von Sauerstoff aufgenommen worden sind. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 92 Abbildung 5.8: 50 mV/s Cyclovoltammogramm von oxidiertem (links) und reduziertem (rechts) Cytochrom c [1 mMol/l] in Kombination mit der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration (mit und ohne Sauerstoff). 5.2.3 Diskussion der CV-Messungen Cyclovoltammetrische Messungen mit oxidiertem Cytochrom c: Mit der Cytochrom-c-Oxidase und oxidiertem Cytochrom c erhält man bei einer Scan-Rate von 50 mV/s einen Reduktions-Peak. Dieser befindet sich bei 389 mV, gefolgt von einem Reoxidations-Peak bei 468 mV. Damit lässt sich das Standartpotential mit Hilfe des Mittelwertpotentials annähern (Abschnitt 2.3). Aus der Differenz erhält man: E0 ≈ E1/2 = 428 mV Dieses Standardpotential ist um 200 mV höher als das gemessene Standardpotential eines vorgefertigten Cytochrom c-Cytochrom-c-Oxidase-Komplexes, der auf einer mercaptopropanol modifizierten Elektrodenoberfläche adsorbiert [94]. Andererseits stimmt der in der vorliegenden Arbeit gemessene Wert mit dem einer anderen Gruppe überein [95] [96]. Diese Arbeitsgruppe verbindet zuerst einen Bilayer mit einer Goldelektrode und inkorporiert danach das Enzym. Im letztgenannten Fall hat die Cytochrom c-Bindungsseite diesselbe Orientierung wie die Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration. In anderen Arbeitsgruppen befindet sich das Mittelwertpotential von Cytochrom c, angebunden an einer glatten bzw. aufgerauhten Silber-Oberfläche bei E1/2 = 250 mV bzw. E1/2 = 262 mV [97]. Das Mittelwertpotential von Cytochrom c, angebunden an einer 4-mercaptopyridine modifizierten Goldbzw. Silber-Oberfläche, liegt bei E1/2 = 254 mV [98]. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 93 Der Elektronentransfer durch das Enzym könnte eine mögliche Erklärung für diese Verschiebung des Cytochrom c- Redoxpotentials um fast 200 mV sein. Deshalb kann man zu dem Schluss kommen, dass das Cytochrom c an der Cytochrom c-Bindungsseite der Cytochrom-c-Oxidase reduziert und oxidiert wird. Der Elektronen-Transfer geht also durch das Enzym hindurch. Dadurch ist die Tunnel-Barriere mit ungefähr 12 nm (siehe Abbildung 3.5) extrem groß. Der direkte Elektronen-Transfer zwischen der Cytochrom-c-Oxidase und der Elektrode ohne Cytochrom c konnte nicht nachgewiesen werden (Abbildung 5.8), obwohl er auf Grund der kürzeren Tunnel-Barriere wesentlich verständlicher wäre. Cyclovoltamogramme von oxidiertem Cytochrom c mit der Cytochrom-cOxidase in der up-Konfiguration (mit und ohne Sauerstoff gemessen) sind in Abbildung 5.8 zu sehen. In Anwesenheit von Sauerstoff ist ein deutlicher Anstieg der Peakstromdichte (jp,kathodisch = −4, 9 µAcm−2 ) im Vergleich zu der sauerstofffreien Messung (jp,kathodisch = −0, 8 µAcm−2 ) zu sehen. Diesen Effekt kann man als katalytischen Strom interpretieren. Er hat seinen Ursprung in der oft wiederholten Reduktion des Cytochrom c, das mit Sauerstoff immer wieder durch das Enzym katalytisch reoxidiert wird. Diese katalytische Reoxidation kann nur mit Sauerstoff und mit der damit verbundenen Aktivität des Enzyms stattfinden. Der Vor-Peak in Abbildung 5.8 resultiert nach [48] aus der Absorption der reduzierten Spezies des Cytochrom c-Redox-Paars. Abbildung 5.6 zeigt die mit Sauerstoff gemessenen anodischen und kathodischen Stromdichten von oxidiertem Cytochrom c mit und ohne Cytochromc-Oxidase in der up-Konfiguration. Die Stromdichten sind in beiden Fällen linear von der Wurzel der Spannungsvorschubgeschwindigkeit abhängig. Es handelt sich also hierbei um einen diffusionskontrollierten Prozess [48]. In Anwesenheit des Enzyms erkennt man für die kathodischen Ströme eine deutliche Veränderung der Steigung um eine Größenordnung58 . Auch hier ist der katalytische Effekt dafür verantwortlich: Das oxidierte Cytochrom c kann bei entsprechenden Potentialen reduziert werden. Jedoch erhält man in Anwesenheit des Enzyms einen zusätzlichen Strom. Das Cytochrom c bindet an das Enzym an, wird reduziert und wird dann über das Enzym katalytisch reoxidiert. Das oxidierte Cytochrom c wird daraufhin auf Grund des angelegten Potentials wieder reduziert und der Vorgang wiederholt sich. Diese Interpretation ermöglicht es, nicht nur den Anstieg der Stromdichte in Anwesenheit des Enzyms zu erklären, sondern auch den Rückgang der Stromdichte bei den sauerstofffreien Messungen. 58 Das Verhalten der anodischen Ströme wird im nächsten Abschnitt besprochen. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 94 Cyclovoltammetrie mit reduziertem Cytochrom c: Auch hier erkennt man bei der Verwendung von reduziertem Cytochrom c in Kombination mit dem ptBLM-System einen Anstieg der Stromdichte in Gegenwart von Sauerstoff (siehe Abbildung 5.8). Dieser Effekt konnte bei exakt demselben Standartpotential von 430 mV bereits in [99] festgestellt werden. In dieser Referenz beobachtete man jedoch viel geringere Stromdichten. Der Anstieg der anodischen Ströme in Anwesenheit von Sauerstoff wird in [99] der elektrochemischen Oxidation der oxoferryl oder ferredoxyl-Spezies zugeschrieben. Diese Spezies sind Zwischenprodukte des katalytischen Zyklus und befinden sich direkt am katalytischen Zentrum (Häm a3 /CuB ). Dies führt zu dem Schluss, dass es sich auch in diesem Fall um einen katalytischen Strom handelt. Durch das reduzierte Cytochrom c wird die Cytochrom-c-Oxidase aktiviert. Dabei wird Sauerstoff verbraucht und es bilden sich oxyferryl oder ferredoxyl-Spezies, die über die Elektrode zu Sauerstoff regeneriert werden. Durch diesen katalytischen Effekts ist es auch möglich die höheren anodischen Stromdichten in Gegenwart des Enzyms im Randles-Plot (Abbildung 5.6) zu erklären. In diesem Fall zeigt sich kaum ein Unterschied bei Verwendung von reduziertem und oxidiertem Cytochrom. Die Steigung der Geraden für die anodischen Ströme des oxidierten Cytochrom c ohne Enzym, ist dabei um eine Größenordnung kleiner. In allen drei Fällen erhält man eine lineare Abhängigkeit der anodischen und kathodischen Stromdichten von der Wurzel der Spannungsvorschubgeschwindigkeiten. Es handelt sich also um diffusionskontrollierte Prozesse, bei denen jeweils ein reversibler Elektronenaustausch mit Hilfe des Cytochrom c stattfindet. Eine nähere Betrachtung der kathodischen Ströme zeigt Folgendes59 : In Gegenwart des Enzyms erkennt man deutlich kleinere Stromdichten bei Verwendung von reduziertem statt oxidiertem Cytochrom c (Abbildung 5.6). Das reduzierte Cytochrom c versorgt das Enzym mit einem Elektron und wird oxidiert. Durch das negative Potential der Elektrode wird das Cytochrom über das Enzym wieder reduziert und gibt sein Elektron an das Enzym wieder ab. Für den Fall des oxidierten Cytochrom c muss dieses jedoch zuerst reduziert werden, um das Enzym zu aktivieren. Dieser zusätzlich auftretende (faradaischen) Prozess bewirkt eine höhere Stromdichte. Ein weiteres wichtiges Phänomen ist in Abbildung 5.6 zu erkennen. Die anodische Stromdichte ist für den Fall des reduzierten Cytochrom c nur bis ungefähr 1 V/s linear von der Wurzel der Spannungsvorschubgeschwindigkeit abhängig. Danach fällt die Stromdichte exponentiell ab. Dieser Effekt 59 Im vorherigen Abschnitt wurde bereits die unterschiedliche Steigung der Geraden von oxidiertem Cytochrom c mit und ohne Enzym durch einen katalytischen Effekt erklärt. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 95 hängt direkt mit dem Umsatz des Enzyms zusammen. Bei höheren Spannungsvorschubgeschwindigkeiten ist das Enzym nicht mehr in der Lage dem sich schnell ändernden Potential zu folgen. Dabei werden immer weniger reduzierte Cytochrom c-Moleküle regeneriert, was letztendlich zu einem Abfall der Stromdichte führt. Diese Vermutung wird durch den Trumpet-Plot bestätigt, bei dem eine steigende Abweichung des reduzierten und oxidierten Peakpotentials vom Standardpotential bei einer Scan-Rate von 1 V/s zu beobachten ist. Die Auswertung mit dem Programm Jellyfit ergibt für das verwendete System eine Geschwindigkeitskonstante von k0 = 73 s−1 und ein Standardpotential von E0 = 409 mV. Die berechnete Geschwindigkeitskonstante befindet sich in der selben Größenordnung wie die eines Cytochrom c-Cyctochrom-cOxidase-Komplexes (k0 = 20 s−1 ) [94] und das berechnete Standardpotential (E0 = 409 mV) liegt in demselben Bereich wie in [99] (E0 = 430 mV). 5.3 Potentialtitration der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration mit und ohne Cytochrom c Wie in den vorherigen Abschnitten gezeigt, pumpt die Cytochrom-c-Oxidase nach ihrer Aktivierung durch Cytochrom c Protonen. Als Konsequenz des Turnovers60 , sollte sich bei der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration eine positive Potentialdifferenz bilden (bezogen auf die Außenseite gegenüber dem Submembranraum). Messungen des Membranpotentials an Liposomen mit inkorporierter Cytochrom-c-Oxidase (aktiviert durch Cytochrom c) ergeben Werte um die 50 mV [100]. 5.3.1 Ergebnisse und Diskussion der EIS-Potentialtitration Um die Abhängigkeit des ptBLM-Systems vom Potential zu überprüfen werden Impedanz-Spektren bei unterschiedlichen Potentialen aufgenommen. Dazu werden mehrere Messreihen mit unterschiedlichen Cytochrom c - Konzentrationen aufgestellt61 . Der gewählte Potentialbereich liegt dabei zwischen 50 mV und 400 mV. Die Messergebnisse einer dieser Messreihen sind in Abbildung 5.9 dargestellt. Die Auswertung erfolgt analog zu Abschnitt 5.2.1. 60 Als Turnover bezeichnet man den Umsatz eines Produktes oder einer Substanz pro Zeiteinheit. 61 Bei diesem Versuch wurde ausschließlich mit reduziertem Cytochrom c gearbeitet. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 96 Abbildung 5.9: Ergebnisse der Potentialtitration für eine 1, 82 · 10−4 molare Cytochrom c-Lösung. Zur Überprüfen der Messung wird zuerst der Widerstand gegen die Konzentration des Cytochrom c aufgetragen (Abbildung 5.10). Der bereits in Abschnitt 5.2.1 aufgetretene exponentielle Abfall ist wiederzuerkennen. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 97 Abbildung 5.10: Potentialtitration: Auftragung Widerstand gegen Konzentration ergibt bei allen Potentialen den erwarteten exponentiellen Abfall. Die Messpunkte sind in dieser Darstellung miteinander verbunden. Zur Verdeutlichung der Abhängigkeit des ptBLM-Systems vom Potential wird, wie in Abbildung 5.11 zu sehen, der Widerstand gegen das angelegte Potential aufgetragen. Man erkennt einen deutlichen Unterschied zwischen der Messreihe ohne und den Messreihen mit Cytochrom c. Diese komplexen Impedanz-Spektren lassen sich nur qualitativ interpretieren: Membranen sind für bestimmte Ionen permeabel, wie zum Beispiel K+ - und Cl− -Ionen [101]. Die Messreihe ohne Cytochrom c reflektiert den ”passiven” Ionentransfer durch die Membran. Ionen werden dabei durch die Membran transportiert. Dieser Vorgang ist abhängig von den Konzentrationsunterschieden und Potentialdifferenzen zwischen Submembranraum und Membranaußenseite [101]. Wird nun Cytochrom c hinzugegeben, so erhält man zwei zusätzliche Effekte. Einerseits kommt der durch die enzymatischen Redoxprozesse hervorgerufene ”aktive” Protonentransport hinzu. Andererseits spielen nun faradaische Ströme eine Rolle, die ihren Ursprung in der Reduktion und Oxidation des Cytochrom c haben. Das Maximum des passiven Ionentransports bei 300 mV kann man wie folgt erklären. Der passive Transport der Anionen und Kationen bewirkt einen Rückgang des gemessenen Membranwiderstands. Der Widerstand wird maximal, wenn sich ein Gleichgewicht zwischen den Permeabilitäten für Anionen und Kationen einstellt. Bei Potentialen um 0 mV dominiert der passive Ionentransport. Eine Zugabe von Cytochrom c bewirkt keine Veränderung des Membranwiderstands. Der gleiche Effekt deutet sich ansatzweise bei dem Potential von 400 mV an. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 98 In Anwesenheit von Cytochrom c erhält man zwei Maxima: • Das erste Maximum um 170 mV kann mit der Potentialdifferenz zwischen Membranaußenseite und dem Submembranraum zusammenhängen. Bei der hier verwendeten Konfiguration werden Protonen des Submembranraums zur Membranaußenseite transportiert. Dabei entsteht eine Potentialdifferenz von ungefähr 50 mV (siehe oben). Werden die an die Arbeitselektrode angelegten Potentiale negativer, so wird auch das Potential des Submembranraums negativer und der Protonentransport gehemmt. Damit wird der Membranwiderstand vergrößert. Bei Potentialen kleiner als 100 mV ist der passive Ionentransport dominant. Dadurch verkleinert sich der Membranwiderstand, und ein Maximum entsteht. • Das zweite Maximum um 340 mV lässt sich durch das Cytochrom c Standardpotential erklären. Bei diesem Potential sind die faradaischen Ströme im Gleichgewicht, wodurch sich der gemessene Membranwiderstand vergrößert. Abbildung 5.11: Potentialtitration: Auftragung Widerstand gegen Potential. Der mögliche Kurvenverlauf ist in dieser Darstellung integriert. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 5.4 99 Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase in der downKonfiguration In einer vorausgegangen Arbeit konnte bereits der direkte Elektronentransfer der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II (down-Konfiguration) nachgewiesen werden [17]. In dieser Konfiguration ist das Enzym über die Arbeitselektrode aktivierbar. Werden nun Messungen ohne Sauerstoff vorgenommen, verliert die Cytochrom-c-Oxidase ihre katalytische Wirkung. An der Elektrode unterschiedlich angelegten Spannungen zwingen das Enzym in den reduzierten, oxidierten oder einen Zwischenzustand. Mit der Cyclovoltammetrie konnten zwei Peaks ermittelt werden: • Der erste Peak bei E ≈ 422 mV konnte man den Protonen zuordnen, die zuerst in den Submembranraum gepumpt und danach an der Elektrode zu Wasserstoff werden (2H+ → H2 ). • Der zweite Peak bei E ≈ 202 mV hat seinen Ursprung im direkten Elektronentransfer zwischen Enzym und Elektrode (Reduktion der vier Redox-Zentren der Cytochrom-c-Oxidase) [17]. Messungen ohne Sauerstoff zeigten eine starke Verringerung der Stromdichte für den letztgenannten Bereich. Unter anaeroben Bedingungen entfällt das Protonenpumpen. Außerdem konnte man eine direkte Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration in einem Potentialbereich von -600 mV bis +600 mV ausschließen (siehe Abbildung 5.12) [17]. Im Folgenden wird die Mutanten N139C zur Konstruktion eines ptBLMSystem verwendet und mit cyclovoltammetrischen Messungen untersucht. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 100 Abbildung 5.12: Cyclovoltammogramme (Scan-Rate von 10 mV/s) von der Cytochrom-c-Oxidase in der down-Konfiguration mit (rot) und ohne Sauerstoff (schwarz) und von der Cytochrom-cOxidase in der up-Konfiguration (blau). 5.4.1 Ergebnisse und Diskussion der CV-Messungen mit der Mutante N139C Abbildung 5.13 zeigt Cyclovoltamogramme der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II mit und ohne Mutation. Dabei werden Messungen, sowohl unter aeroben als auch unter anaeroben Bedingungen vorgenommen. Man erkennt, dass das Austauschen von nur einer einzigen Aminosäure drastische Folgen hat. Nach [85] werden bei der Mutante in Anwesenheit von Sauerstoff keine Protonen gepumpt. Statt der beiden Peaks, die man beim Wild-Typ (mit His-Tag) erhält, sieht man bei der Mutante nur noch einen Peak. Das Peakpotential für die Reduktion der vier Redox-Zentren der Mutante ist im Vergleich zum Wild-Typ (mit His-Tag) ins Negative verschoben. Eine Erklärung hierfür ist das Fehlen der gepumpten Protonen. Des Weiteren kann schon eine durch die Mutation minimal hervorgerufene Konformationsänderung ein Grund für eine Peakpotential-Verschiebung sein. 5 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 1) 101 Abbildung 5.13: Cyclovoltammogramme der Mutante N139C und des WildTyp in Gegenwart (links, Scan-Rate: 10 mV/s) und Abwesenheit (rechts, Scan-Rate: 100 mV/s) von Sauerstoff. Messungen ohne Sauerstoff (Abbildung 5.13, rechts) ergeben bei der Mutante einen sehr viel kleineren Strom als beim Wild-Typ (mit His-Tag). In beiden Fällen erkennt man sowohl eine Reduktion als auch eine Oxidation des Enzyms. 6 PROBENHERSTELLUNG FÜR SERRS 6 102 Probenherstellung für SERRS Im Gegensatz zu den in der Elektrochemie verwendeten Goldelektroden müssen die verwendeten Silberelektroden für die SERR-Spektroskopie eine bestimmte Rauhigkeit als Voraussetzung für die Oberflächenverstärkung der Raman-Streuung aufweisen (siehe Abschnitt 2.5.4). Der Oberflächenverstärkungseffekt hängt stark von dem verwendeten Material ab [60]. Deshalb wird in diesem Experiment als Elektrodenmaterial Silber verwendet62 . Dieses Kapitel beschreibt die Herstellung und Präparation einer chemisch aufgerauhten Silberoberfläche63 . Analog zu vorausgegangen Arbeiten werden die Proteine auf einer chemisch aufgerauhten Silberelektrode angebunden [55] [78]. Die Silberelektroden werden vor der Aufrauhung mit einer Poliermaschine poliert. Die aufgerauhte Silberelektrode wird danach für das jeweilige Experiment entweder mit einem reinen TP-Monolayer oder einem DTSP-DTP-Monolayer funktionalisiert. 6.1 Herstellung der Silberelektroden Weil mit den präparierten Proben keine SPR-Spektroskopie gemacht wird, benötigt man keine ultradünnen Schichten, so dass man auf eine Herstellung von TSG-Elektroden verzichtet kann. Für die Herstellung der Silberelektroden wird stattdessen ein Silberstab zersägt. Diese (ø = 10 mm, Höhe ≈ 7 mm) haben auf einer Seite ein Gewinde (ø = 4 mm), damit sie in die entsprechende Apparatur eingebaut werden können64 . Die Präparation ist für neue und gebrauchte Elektroden identisch. Die Elektroden sind zwar wieder verwendbar, verlieren jedoch durch die erneute Polierung an Höhe. 62 Mehrere Veröffentlichungen zeigen bei Verwendung von Silber-, Gold- oder aufgerauhten Silberelektroden in Kombination mit Cytochrom c kaum eine Veränderung im gemessenen Cyclovoltammogramm [98] [97]. Aus diesem Grund sind die Ergebnisse, die man mit den unterschiedlichen Elektroden erhält, vergleichbar. 63 Eine genaue Beschreibung der verwendeten Materialien und Geräte befindet sich im Anhang. 64 Da die Elektrode einen Zylinder darstellt, man jedoch lediglich eine Oberfläche von A = 0,785 cm2 benötigt (analog zur Goldelektrode aus Abschnitt 4), wird ein Teflonmantel (øinnen =10 mm, øaußen =11 mm, Höhe=7 mm) als Begrenzung verwendet. Die Silberelektroden und die Teflonmäntel wurden von der Feinmechanik-Werkstatt des MPIP Mainz hergestellt. 6 PROBENHERSTELLUNG FÜR SERRS 6.2 103 Polieren der Silber-Elektroden Die Silberelektroden werden mit einer abgewandelten Form der ”Stewart’s Methode für Edelmetalle” poliert65 . Bei allen Polierschritten wird mit einem möglichst geringen Druck gearbeitet. Dadurch vermeidet man einen allzu großen Abrieb und das Eindringen von Schleifpartikeln in die Silberlektrode. In der folgenden Tabelle ist die Vorgehensweise dargestellt: Oberfläche CarbiMet P600 SiC CarbiMet P1200 SiC ChemoMet-Tuch ChemoMet-Tuch ChemoMet-Tuch Schmiermittel U/min wassergekühlt 150 wassergekühlt 150 1 µm Al2 O3 Suspension 300 0,3 µm Al2 O3 Suspension 300 0,05 µm Al2 O3 Suspension 300 Zeit [s] 30 30 30 30 30 Tabelle 6.1: Poliervorschrift für Ag-Elektroden Die Silberelektroden werden zwischen den einzelnen Polierschritten sorgfältig mit Wasser gewaschen oder alternativ für 10 Minuten ins Ultraschallbad gestellt. Dadurch wird verhindert, dass das verwendete Poliermittel den nächsten Polierschritt kontaminiert. Zum Schluss werden die Silberelektroden zuerst mit Wasser und dann mit Ethanol für jeweils 30 Minuten ins Ultraschallbad gestellt. 6.3 Elektrochemisches Aufrauhen der Silber-Elektroden Das elektrochemische Aufrauhen der Silberelektroden erfolgt in einer im Rahmen der Diplomarbeit speziell angefertigten Zelle. Die Silberelektrode wird auf einen Stahlkern, der sich in der Mitte eines Teflonzylinders befindet, hineingeschraubt und auf diese Weise kontaktiert. Der Teflonzylinder wird mit 0,1 M KCL-Lösung gefüllt. Referenz- und Gegenelektrode werden von oben in die Lösung gehalten66 . Die Vorgehensweise der elektrochemischen Aufrauhung wird wie in [55] durchgeführt. Nach der Reinigung durch naszierenden Wasserstoff entfernt man die entstehenden Luftblasen. Dadurch erhält man 65 Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Firma Buehler, bei der diese Poliervorschriften erhältlich sind. Der Grund der individualisierten Poliervorschrift ist in Abschnitt A.6 zu finden. 66 Auch hier wird eine 3 Elektrodenanordnung verwendet (siehe Abschnitt 4). 6 PROBENHERSTELLUNG FÜR SERRS 104 im nächsten Schritt eine gleichmäßige Aufrauhung mit (70/20/20)67 . Danach wird die Oberflächenaufrauhung in drei Schritten durchgeführt: Schritt Reinigung Aufrauhung Aufrauhung angelegte Spannung vs. Ag/AgCl,KClkonz. -2.0 V für ∼ 10 s +0.3 V und -0.3 V für jeweils 70 s +0.3 V und -0.3 V für jeweils 20 s Wdh. 1 1 2 Tabelle 6.2: Protokoll zum Aufrauhen der Ag-Elektroden mit (70/20/20). 6.4 6.4.1 Funktionalisierung und Proteinanbindung Untersuchungen mit Cytochrom c Für die Untersuchungen mit Cytochrom c wird die aufgerauhte Silberelektrode mit einer DTP-Lösung für 2 Stunden funktionalisiert (Abbildung 6.1). Danach wird entweder eine oxiderte oder eine chemisch reduzierte Cytochrom c-Lösung hinzugegeben. Nach 30 Minuten Anbindungszeit beginnt man mit den Messungen. 6.4.2 Untersuchungen mit der Cytochrom-c-Oxidase Die Cytochrom-c-Oxidase von Rhodobacter sphaeroides mit His-Tag an Untereinheit II (down-Konfiguration) wird mit SERRS untersucht. Die Silberelektrode wird - wie in Abschnitt 3.2 und 3.3 beschrieben - funktionalisiert. Nach der Proteinanbindung bildet man die Membran durch eine Dialyse. Das fertige ptBLM-System ist in Abbildung 6.2 dargestellt. 67 (70/20/20) steht für die unterschiedlichen Aufrauhungszeiten in den jeweiligen Schritten: +0,3 V für 70 s, -0,3 V für 70 s, +0,3 V für 20 s, -0,3 V für 20 s, +0,3 V für 20 s, -0,3 V für 20 s. Die angelegte Spannung bezieht sich auf eine Ag/AgCl,KClkonz. -Referenzelektrode. 6 PROBENHERSTELLUNG FÜR SERRS 105 Abbildung 6.1: Funktionalisierung der Silberelektrode durch einen SAM (Self Assembling Monolayer). 6 PROBENHERSTELLUNG FÜR SERRS 106 Abbildung 6.2: Die Cytochrom-c-Oxidase in der down-Konfiguration, angebunden auf einer aufgerauhten Silberelektrode. 7 MESSAUFBAU FÜR SERRS 7 107 Messaufbau für SERRS Durch die Kombination von elektrochemischen Experimenten mit ”in-situ” Raman-Spektroskopie benötigt man einen speziellen experimentellen Aufbau, der zugleich eine hoher Sensitivität für die spektroskopische und elektrochemische Untersuchung aufweist. Aus diesem Grund wird eine verbesserte Variante des Aufbaus von [55] verwendet. Wie bereits in Abschnitt 2.4 erwähnt, unterscheidet man potentiostatische von zeitaufgelösten Messungen. Der experimentelle Aufbau ist dabei gleich und muss lediglich für die zeitaufgelösten Messungen erweitert werden. In dieser Diplomarbeit finden beide Methoden Verwendung. Daher werden beide Aufbauten in den folgenden Abschnitten erläutert. Die für die Messungen verwendete alte Ramanzelle wird beschrieben und die neu konstruierte Ramanzelle vorgestellt. 7.1 Messaufbau für die potentiostatischen Messungen Der Messaufbau für die potentiostatischen Messungen ist schematisch in Abbildung 7.1 dargestellt. Die Aufnahme der SERRS-Spektren von der Silberoberfläche erfolgt durch Anregung bei 413 nm mit einem Kryptonlaser. Der Strahlengang wird mit Hilfe eines Systems aus Irisblenden und Spiegeln justiert. Bevor der Laserstrahl in das Spektrometer geführt wird, wird er durch einen Monochromator geleitet. Dadurch werden störende Plasmalinien des Lasers entfernt. Das gestreute Licht wird im 90◦ -Winkel zur Strahlrichtung auf den Spektrometerspalt (d = 11µm) mit einem Wasser-Immersionsobjektiv fokussiert. Durch den Strahlteiler (ST) kann das gestreute Licht entweder auf eine CCD-Kamera geleitet werden, die man zum Fokussieren verwendet, oder auf das mit flüssigem Stickstoff gekühlte Symphony CCD-Detektor System geführt werden. Bevor das gestreute Licht auf den gekühlten CCD-Detektor trifft, kommt es durch zwei Notchfilter (NF) und einen Spektrographen. Jeder Notchfilter sorgt dafür, dass das gestreute elastische Licht (Raleigh-Signal) unterdrückt wird. Der Spektrograph enthält ein optisches Gitter (1800 Linien/mm) mit dessen Hilfe das Licht dispergiert wird. Bei der verwendeten Apparatur beträgt die spektrale Breite 3,13 cm−1 . Die Laserintensität auf der Probenoberfläche stellt man kleiner als 0,2 mW ein. Dies verhindert die Denaturierung der Proteine und vermindert die Photoreduktion. Der so genannte ”MarkerBanden-Bereich” (siehe Abschnitt 2.5.5) ist in dem typischen Messbereich (1100 cm−1 bis 1900 cm−1 ) integriert. Die Kalibrierung des Spektrometers erfolgt durch die Silizium - Linie bei 520,07 cm−1 und durch die mit Weißlicht hervorgerufene Nulllinie. Die SERRS-Zelle ist mit einem Autolab-Potentiostaten verbunden. Dieser 7 MESSAUFBAU FÜR SERRS 108 legt die gewünschte Spannung an die Probe an und wird über einen PC (PC 1) gesteuert. Die Daten, die man mit Hilfe der stickstoffgekühlten CCDKamera erhält, werden an einen PC (PC 2) weitergegeben. Abbildung 7.1: Der Messaufbau für potentiostatische SERRS-Messungen. 7.2 Messaufbau für die zeitaufgelösten Messungen Das Prinzip der zeitaufgelösten Messung ist bereits in Abschnitt 2.4.2 beschrieben worden. Der erweiterte Messaufbau für dieses Prinzip ist in Abbildung 7.2 dargestellt. Das benötigte Rechteckspannungssignal, dass an die Elektrode gelegt werden soll, wird von einem Funktionsgenerator (Funkt. 1) erzeugt und an den mit der SERRS-Zelle verbundenen Autolab-Potentiostaten weitergegeben. Ein zweiter Funktionsgenerator (Funkt. 2) erzeugt ebenfalls ein Rechteckspannungssignal. 7 MESSAUFBAU FÜR SERRS 109 Dieses Signal wird zum Aktivieren und Deaktivieren des Laserstrahls an einen ”Akustooptischen Modulator” (AOM) gelegt68 . Die Signale werden über ein Oszilloskop (nicht eingezeichnet) getriggert. Abbildung 7.2: Der erweiterte Messaufbau für zeitaufgelöste SERRSMessungen. 7.3 Zelldesign der SERRS-Zelle Die Durchführung von zeitaufgelösten spektroelektrochemischen Messungen verlangt ein spezielles Zelldesign. Die Zelle muss dabei mehrere Eigenschaften besitzen: Die Silberelektrode muss sehr schnell gedreht werden können, damit die durch den Laser hervorgerufene Photoreduktion begrenzt werden kann [55]. Für sauerstofffreie Messungen muss der Sauerstoff aus der Zelle dauerhaft entfernt werden können. Für zeitaufgelöste Messungen ist es nötig, an der Arbeitselektrode ein hochfrequentes Rechteckspannungssignal anzulegen. Deshalb muss 68 Der AOM ist ein optisches Bauelement, mit dem Laserstrahlen manipuliert werden können. In einfachster Anwendung kann ein AOM in Kombination mit einer Irisblende (IB) als Schalter eingesetzt werden, der sehr schnell zwischen Blockieren und Durchlassen schalten kann [102]. Der AOM ist dabei um mehrere Größenordnungen schneller, als der in [55] verwendete mechanische Schalter. 7 MESSAUFBAU FÜR SERRS 110 ein möglichst rauschfreier Kontakt zum Autolab-Potentiostaten hergestellt werden. In den folgenden zwei Abschnitten wird der Aufbau der alten Ramanzelle beschrieben und die Verbesserungen der neu konstruierten Ramanzelle vorgestellt. 7.3.1 Zelldesign der alten Ramanzelle Als Arbeitselektrode verwendet man eine mit der Oberfläche nach oben gerichtete, rotierende Scheiben-Elektrode (RDE) [17]. Die Silberelektrode mit Teflonmantel (siehe Abschnitt 6.1) wird - wie in Abbildung 7.3 gezeigt auf einen Stahlstift geschraubt. Der Stahlstift dreht sich als Achse in Kugellagern und wird erschütterungsarm über einen Zahnriemen durch einen Mini-Elektromotor angetrieben. Mit diesem Motor kann man den Stahlstift und damit auch die Silberelektrode mit bis zu 900 RPM rotieren lassen. Ein mit Puffer-Lösung gefüllter Teflon-Zylinder befindet sich zwischen Elektrode und Stahlstift. Der Zylinder wird durch die aufgeschraubte Elektrode mit dem Stahlstift fixiert. Die Silberelektrode (Arbeitselektrode) wird über einen Schleifkontakt mit dem Autolab-Potentiostaten verbunden (WEout )69 . Gegen- und Referenzelektrode werden zusammen mit dem Immersionsobjektiv und einem Schlauch zum Entfernen des Sauerstoffs in einem Teflondeckel befestigt und mit Gummiringen (nicht abgebildet) abgedichtet. Der Teflondeckel wird auf die Messzelle aufgeschraubt. Das Objektiv wird mit dem Spektrometer verbunden und kann zum Fokussieren in der Höhe verstellt werden. 69 Auch in diesem Fall verwendet man - wie in Abschnitt 4 beschrieben - eine 3Elektrodenanordnung. Hier jedoch mit dem Unterschied, dass die Arbeitselektrode aus Silber und nicht aus Gold besteht. 7 MESSAUFBAU FÜR SERRS 111 Abbildung 7.3: Das Zelldesign der alten Messzelle. Abbildung 7.4: Bild der alten Messzelle ohne Objektiv und Tefloneinsatz. 7 MESSAUFBAU FÜR SERRS 7.3.2 112 Zelldesign der neuen Ramanzelle Die Konstruktion der alten Messzelle hatte erhebliche Nachteile: Der Schleifkontakt zeigte ein hohes Untergrundrauschen. Um es zu minimieren werden jetzt die rotierende Achse und der Autolab-Potentiostaten über einen speziell entwickelten Quecksilberkontakt verbunden70 . Es war schwierig die alte Zelle abzudichten. Durch das Rotieren des gesamten Teflonzylinders lief die Zelle häufig aus. Dadurch befanden sich Referenzund Gegenelektrode nicht mehr in der Lösung. Zusätzlich zerstörte der PBSPuffer die Kugellager. Mit einem nachträglich eingebauten Wellenbrecher konnte das Auslaufen der Zelle, zwar vermindert, aber nicht völlig verhindert werden. Die enormen Strömungen, hervorgerufen durch die Rotation des kompletten Zylinders, führten dazu, dass sich Gegen- und Referenzelektrode nicht immer in der Pufferlösung befanden. Aus diesen Gründen rotiert bei dem neuen Zelldesign (Abbildungen 7.5 und 7.6) lediglich die Achse mit der aufgeschraubten Silberelektrode. Der Teflonzylinder (cyan) wird in der Zelle fixiert und dreht sich nicht.71 . Das Auslaufen der Zelle verhindert eine Gleitringdichtung. Zusätzlich ist ein stärkerer Motor in die Zelle eingebaut72 70 Dies geschah in Zusammenarbeit mit Dr. Maarten Van Brussel (Autolab Eco Chemie B.V.). 71 Der Teflonzylinder kann jedoch herausgenommen und durch ein Schwefelsäurebad gereinigt werden. 72 Das Design wurde in Zusammenarbeit mit der Feinmechanik-Werkstatt und der Elektronikabteilung des MPIP Mainz erstellt. Eine detaillierte Konstruktionszeichnung ist im Anhang (Abschnitt A.4) zu finden. Die Position des Quecksilberkontaktes, der noch eingebaut werden muss, ist angegeben. 7 MESSAUFBAU FÜR SERRS 113 Abbildung 7.5: Das Zelldesign der neuen Messzelle. Der Deckel mit Objektiv, Referenz- und Gegenelektrode ist nicht eingezeichnet. Abbildung 7.6: Querschnitt der neuen Messzelle. Der Deckel mit Objektiv, Referenz- und Gegenelektrode ist nicht eingezeichnet. Der herausnehmbare Zylinder (cyan) besteht aus Teflon. Der Einsatz besteht aus Teflon (weiß) und Plexiglas. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 8 114 Messergebnisse und Diskussion (Teil 2) 8.1 Oberflächenaufrauhung der Silberelektroden 8.1.1 Durchführung der elektrochemischen Aufrauhung Bei der elektrochemischen Aufrauhung (70/20/20) wird der, bei den unterschiedlich angelegten Potentialen73 , gemessene Strom gegen die Zeit aufgetragen (Abbildung 8.1). Bei positiven Spannungen (E = 500 mV) werden aus der Elektrode Silberionen gelöst, die dann bei negativen Spannungen (E = −100 mV) wieder an die Elektrode binden. Durch die Diffusion der Silberionen kommt es zu einer Aufrauhung. Zu weit diffundierte Silberionen binden jedoch nicht mehr an die Elektrode. Der Strom geht deshalb nach einer gewissen Zeit auf Null zurück. Abbildung 8.1: Elektrochemisches Aufrauhen der Silberelektroden. 73 (70/20/20) steht für die unterschiedlichen Aufrauhungszeiten in den jeweiligen Schritten: +0, 5 V für 70 s, −0, 1 V für 70 s, +0, 5 V für 20 s, −0, 1 V für 20 s, +0, 5 V für 20 s, −0, 1 V für 20 s. Die angelegte Spannung bezieht sich auf eine NHE-Referenzelektrode. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 8.1.2 115 Optimierung der verwendeten Aufrauhungszeiten Durch den Vergleich der Aufnahmen von verschieden aufgerauhten Silberelektroden durch das Rasterkraftmikroskop (AFM) soll die Aufrauhungszeit optimiert werden (Abbildung 8.2). Um weitere Substrukturen auf der aufgerauhten Oberfläche auszuschließen, werden zudem Bilder mit dem Nanoscope (Abbildung 8.3) aufgenommen74 . In Tabelle 8.1 ist die Standardabweichung σ der jeweiligen Probe für eine 16x16 µm2 -Fläche (Nanoscope-Messung) und für eine 5x5 µm2 - Fläche (AFM-Messung) dargestellt. Erwartungsgemäß, nimmt die Oberflächenrauhigkeit mit längeren Aufrauhzeiten zu und führt zu einer Aufrauhung in dem gewünschten Größenbereich von mehreren Nanometern. Die AFM- und Nanofocus-Bilder lassen erkennen, dass Probe (b) sehr ungleichmäßig aufgerauht ist. Sind die gebildeten Spitzen - wie bei Probe (d) - zu stark, kann es zu Problemen bei der Anbindung der Proteine und der darauf folgenden Membranbildung kommen. Probe (c) ist am homogensten aufgerauht und damit am besten geeignet. Probe (a) poliert (b) 20/5/5 (c) 70/20/20 (d) 210/60/60 σAFM 4,4 nm 70 nm 80 nm 120 nm σNanoscope 11 nm 76 nm 79 nm 117 nm Tabelle 8.1: Ergebnisse der AFM und Nanoscope-Daten. 74 Die AFM und Nanoscope Bilder wurden in Zusammenarbeit mit Helma Burg und Andreas Best (Arbeitskreis Butt, MPIP-Mainz) angefertigt und ausgewertet. Weitere Bilder befinden sich im Anhang (A.6). 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 116 Abbildung 8.2: AFM-Bilder der unterschiedlich aufgerauhten Silberelektroden. (a) keine Aufrauhung, (b) Aufrauhung mit 20/5/5, (c) 70/20/20, (d) 210/60/60. Die Höhenskala geht bei allen vier Bildern von 0 nm bis 200 nm. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 117 Abbildung 8.3: Nanoscope-Bilder der unterschiedlich aufgerauhten Silberelektroden. (a) keine Aufrauhung, (b) Aufrauhung mit 20/5/5, (c) 70/20/20, (d) 210/60/60. Die unterschiedlichen Höhenskalen sind in dem jeweiligen Bild eingezeichnet. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 8.2 118 SERRS-Messungen Mit cyclovoltammetrischen Messungen lässt sich das Standardpotential von Cytochrom c ermitteln. Das Cytochrom c wird an einer Oberfläche angebunden und elektrisch reduziert, bzw. oxidiert. Diese Messungen beinhalten jedoch keine Angaben über Konformationsänderungen. Durch die oberflächenverstärkte resonante Ramanspektroskopie (SERRS) gewinnt man Informationen über die Struktur der Häm-Gruppe und ihrer Umgebung. Dadurch lassen sich Aussagen über den Spin, den Oxidations- und den Konformationszustand des Eisens treffen. Bei der Cytochrom-c-Oxidase ist es sogar möglich, die beiden vorhandenen Häm-Gruppen voneinander zu unterscheiden (Abschnitt 2.5.5). Alle Spektren werden, wie in den Abschnitten 7.1 und A.1.4 beschrieben, gemessen und ausgewertet. Bei den SERRS-Messungen wird eine Laserintensität von circa 0,1 mW auf der Probenoberfläche verwendet. Die Messdauer beträgt 30 Sekunden. 8.2.1 Ergebnisse und Diskussion der SERRS-Messungen mit Cytochrom c Ergebnisse: Um die elektrochemisch reduzierten und oxidierten Spektren zu überprüfen, wird jeweils eine Messung mit oxidierter und chemisch reduzierter Cytochrom c-Lösung durchgeführt. Während der Messungen befindet sich die Cytochrom c-Lösung in der Messzelle. Die Spektren sind in Abbildung 8.4 gezeigt. Für die potentiostatischen Messungen wird das an die Silberoberfläche (DTPmodifiziert) angebundene Cytochrom c durch das an die Elektrode angelegte Potential in einen reduzierten, einen oxidierten, oder einen Zwischenzustand gezwungen. Die Spektren werden in einem Potentialbereich von 40 mV bis 350 mV aufgenommen (Abbildung 8.5). Zeitaufgelöste Messungen verlangen eine Rückkehr des Systems in den Ausgangszustand (siehe Abschnitt 2.4.2). Deshalb wird eine potentiostatische Rücktitration in einem Potentialbereich von 350 mV bis -510 mV durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Abbildung 8.6 dargestellt. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 119 Abbildung 8.4: SERRS-Spektren von oxidiertem (rot) und chemisch reduziertem (blau) Cytochrom c. Die Messungen werden mit einer DTP - modifizierten Silberoberfläche durchgeführt. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 120 Abbildung 8.5: Potentialtitration des Cytochrom c ((a) 40 mV, (b) 90 mV , (c) 140 mV, (d) 240 mV, (e) 350 mV). 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 121 Abbildung 8.6: Rücktitration des Cytochrom c ((a) 350 mV, (b) 190 mV, (c) 90 mV, (d) -110 mV, (e) -210 mV, (f) -310 mV, (g) -410 mV, (h) -510 mV). Diskussion: Sowohl das oxidierte, als auch das chemisch reduzierte SERRSSpektrum sind in Übereinstimmung mit den entsprechenden resonanten Raman - Spektren75 eines 6cLS Cytochrom c im nativen B1-Zustand [103][104]76 . In [103] und [105] hat man identische SERR-Spektren auf einer mit einem PySH-Monolayer bzw. mit einem Carboxylat-SAM funktionalisierten Elektrode erhalten und kann so eine Veränderung der Proteinstruktur durch die Anbindung an die Silberoberfläche ausschließen. Die Abbildungen 8.4 und 8.5 zeigen vier Phorphyrin-Moden, mit denen man Aussagen über Spin, Redoxzustand und Koordinationszahl des Eisenatoms 75 Bei resonanten Raman-Spektren wird das Cytochrom c nicht an eine Oberfläche angebunden, sondern in Lösung gemessen. 76 In der zweiten Referenz wird das dem Rinderherz-Cytochrom c sehr ähnliche Pferdeherz-Cytochrom c verwendet. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 122 gewinnen kann (Siehe Abschnitt 2.5.5). Tabelle 8.2 zeigt die Moden und Lagen der Banden für das jeweilige Spektrum. Mode ν2 ν3 ν4 ν10 Cytcox [cm−1 ] 1587 1503 1374 1641 Cytcred [cm−1 ] Cytc350mV [cm−1 ] Cytc40mV [cm−1 ] 1593 1584 1589 1489 1503 1490 1362 1373 1362 1638 - Tabelle 8.2: Moden und Lagen der Banden sowohl für Spektren mit oxidiertem und reduziertem Cytochrom c, als auch für Spektren mit Cytochrom c, bei denen ein Potential von 40 mV bzw. 350 mV an die Elektrode angelegt wird. Reduziert man das Cytochrom c, so verringert sich die ν4 -Mode um ∼ 10cm−1 . Die Reduktion des Eisens führt zu einer erhöhten Elektronendichte. Es erfolgt ein Ausgleich der negativen Ladung durch π-Rückbindung (back donation). Dies führt zu einer partiellen Besetzung der π ∗ -Orbitale des Porphyrins und damit zur Schwächung der C–C- und C–N-Bindungen. Es resultiert eine Frequenzverschiebung der ν4 -Bande zu einer kleineren Wellenzahl. Diese Mode wird so zu einem Indikator für den Redoxzustand des Häm-Eisens [3]. Die Frequenzverschiebungen der anderen Banden sind abhängig von der Änderung des Fe–N(Pyrrol)-Abstands, der so genannten ”core size”-Änderung (siehe Abschnitt 2.5.5). Bei der Potentialtitration erhält man eine geringfügige Veränderung der Wellenzahlen für die einzelnen Banden. Dies lässt sich auf die unterschiedlich durchgeführten Basislinienkorrekturen zurückführen. Außerdem verursacht die Kalibration der Apparatur einen Messfehler. Das Protein kann durch die Elektrode erfolgreich oxidiert werden. Das Redoxpotential von Cytochrom c sollte sich demnach in dem Potentialbereich von 40 mV bis 350 mV befinden. Die Arbeiten [103] und [97], bei denen das Mittelwertpotential von Cytochrom c mit ∼195 mV bzw. 262 mV genau zwischen den gemessenen Oxidations- und Reduktionspotentialen liegt,77 bestätigen dies. Das Cytochrom c-Redoxpotential befindet sich mit E0 =260 mV außerdem in dem verwendeten Potentialbereich [106]. Allerdings tritt bei der Rücktitration ein Problem auf: In Abbildung 8.6 er77 In [97] wird die Silberelektrode zwar aufgerauht, aber nicht mit einem SAM funktionalisiert. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 123 kennt man, dass eine vollständige Reduktion durch die Elektrode selbst bei Potentialen von -510 mV nicht möglich ist. Eine denkbare Erklärung ist die Desorption des Proteinlayers und die damit verbundene Denaturierung des Cytochrom c. Das Ablösen des Proteinlayers wurde bereits bei Elektrolytlösungen mit hoher Salzkonzentration beobachtet [103]. Nach [94] zeigt Cytochrom c nach der Denaturierung einen dramatischen Rückgang des Redoxpotentials. Demnach könnten die Proteine während der Messung ihre native Form verlieren. Allerdings sollte man für diesen Fall Konformationsänderungen im SERRS-Spektrum erkennen. Das Protein befindet sich jedoch immer noch im 6cLS-Zustand. 8.2.2 Ergebnisse und Diskussion der SERRS-Messungen mit der Cytochrom-c-Oxidase Analog zu einer vorausgegangenen Arbeit wird die Cytochrom-c-Oxidase in der down-Konfiguration ohne Sauerstoff untersucht [17]. Dazu wird die Probe in die Zelle eingebaut. Das Einleiten von Argongas in die Zelle für (45 Minuten) entfernt die Hauptmenge des Sauerstoffs. Als Puffer wird das Sauerstoffzehrsystem verwendet, das den Restsauerstoff entfernt. Ergebnisse der potentiostatischen Messung: Für die Potentialtitration wird ein Potentialbereich von -710 mV bis -10 mV gewählt (Abbildung 8.7)78 . In diesem wird das Enzym oxidiert und reduziert. Dies zeigt ein Vergleich mit den cyklovoltammetrischen Messergebnissen aus Abbildung 5.13. Um zu testen, ob sich das System wieder in den Ausgangszustand zurückbringen lässt, wird - wie in Abbildung 8.9 zu sehen - das Enzym erst oxidiert (rot), dann reduziert (blau) und dann wieder oxidiert (schwarz). 78 Die Spektren, die bei -10 und-110mV aufgenommen werden, unterscheiden sich nicht. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 124 Abbildung 8.7: Potentialtitration der Cytochrom-c-Oxidase ((a)-710 mV, (b)-610 mV, (c)-510 mV, (d)-410 mV, (e)-310 mV, (f)-210 mV, (g)-110 mV). Abbildung 8.8: Die zu den Peaks gehörenden Moden für die oxidierten (rot: -110 mV) und reduzierten Spektren (blau: -710 mV). 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 125 Abbildung 8.9: Wiederholte Oxidation (rot und schwarz: -110 mV) und Reduktion (blau: -710 mV) der Cytochrom-c-Oxidase. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 126 Ergebnisse der zeitaufgelösten Messung: Für die zeitaufgelöste Messung wird eine Rechteckspannung mit einer Frequenz von 2,5 Hz (= * 400 ms) gewählt (Abbildung 8.10). Diese oxidiert (E = −10 mV) und reduziert (E = −710 mV) das Enzym periodisch. Nach einer Verzögerungszeit δ findet eine SERRS-Messung in einem Intervall ∆t = 20 s statt. Nach dem Messvorgang muss das System wieder in den Ausgangszustand gebracht werden, so dass beim nächsten Messvorgang genau dieselben Voraussetzungen vorhanden sind. Man misst also die durchschnittliche Änderung des Systems zwischen t = δ und t = δ + ∆t. Die Potentialsprünge werden wiederholt. Aufgrund der durch das Zelldesign bedingten geringen Haltbarkeit der Probe ist nur eine Messzeit von 200 s möglich. Die tatsächliche Messzeit beträgt jedoch nur 10 s. Die Wahl dieser Parameter erfordert 20 Messschritte für eine komplette Zeitauflösung. Um zu testen, ob das gewählte Zeitfenster von 2,5 Hz groß genug ist, werden zwei Messungen durchgeführt: Bei der ersten Messung wird die Verzögerungszeit δ so gewählt, dass sich das Enzym im oxidierten Zustand befindet (Einstellung a). In diesem Fall wird vor jeder SERRS-Messung bereits für 180 ms eine Spannung von -10 mV an die Elektrode gelegt. Bei der zweiten Messung wird die Verzögerungszeit δ so gewählt, dass sich das Enzym im reduzierten Zustand befindet (Einstellung b). In diesem Fall wird vor jeder SERRS-Messung bereits für 180 ms eine Spannung von -710 mV an die Elektrode gelegt. Abbildung 8.11 zeigt die erhaltenen Spektren für die beiden Parametereinstellungen a (Oxidation) und b (Reduktion). 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 127 Abbildung 8.10: Die Parameter der zeitaufgelösten SERRS-Messung. Abbildung 8.11: SERRS-Spektren der down-Konfiguration für die Parametereinstellungen a (oxidiert, rot) und b (reduziert, blau). 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) 128 Diskussion: Die beobachteten Raman-Moden von Häm a und Häm a3 erlauben die Identifikation von Spin, Oxidations- und Koordinationszustand [107]. Zusätzlich enthalten die Cytochrom-c-Oxidase-Häm-Gruppen vom Typ a konjugierte Vinyl- und Formyl-Substituenten. Diese erzeugen resonanzraman-aktive Streckschwingungen zwischen 1610 cm−1 und 1680 cm−1 [79]. In Abschnitt 8.2.1 wird die ν4 -Bande als ein Indikator für den Redoxzustand des Häm c-Eisens bezeichnet. Dies trifft jedoch auch auf die Häm-Gruppen der Cytochrom-c-Oxidase zu. Wird das Enzym reduziert, resultiert eine Verschiebung der ν4 -Bande zu kleineren Wellenzahlen [107]. Abbildung 8.7 zeigt eine solche Verschiebung der ν4 -Bande von 1372 cm− 1 nach 1358 cm− 1. Folglich lässt sich das Enzym (beide Häm-Gruppen) über die Elektrode reduzieren (blau) und oxidieren (rot). Die SERRS-Spektren stimmen ziemlich gut überein mit den entsprechenden resonanten Raman-Spektren [107]. Kleine Abweichungen vom resonanten Raman-Spektrum79 sind entweder im Bereich der Messfehler (∼ 2 cm−1 ) oder haben ihren Ursprung im ”elektrochemischen Stark-Effekt” [104]. Der Vergleich mit dem resonanten Raman-Spektrum zeigt, dass nicht alle Strukturen aufgelöst werden können. Dazu sind längere Messzeiten, oder das Aufaddieren mehrerer Spektren wie in [17] nötig. Das Resonanz-Raman-Spektrum enthält zwei Häm-Gruppen in unterschiedlichen Spin- und Ligandenzuständen: Einerseits das Häm a (6cLS) und andererseits das Häm a3 (6cHS) [79]. Abbildung 8.7 zeigt ein komplexes Vibrationsspektrum. Aufgrund der unzureichenden Auflösung lassen sich nur bedingt Aussagen über den Koordinationszustand und den Spin machen. In Tabelle 8.3 sind die Moden und Lagen der Banden für das oxidierte und reduzierte Spektrum dargestellt. Die hier vorliegenden Spektren zeigen alle eine ν2 (a)-Mode bei ∼1585 cm−1 . Hierbei handelt es sich um die Low-Spin-Marker Linie des Häm a. Nach [107] befindet sich diese Bande zwischen 1584 cm−1 und 1586 cm−1 . Die ν2 (a3 )Mode bei ∼1566 cm−1 ist in den vorliegenden Spektren schwach ausgeprägt. Dies ist die Highspin-Linie des Häm a3 , die je nach Redoxzustand zwischen 1562 cm−1 und 1569 cm−1 liegt [107]. Im oxidierten Zustand erscheint bei 1634 cm−1 die Porphyrins-Mode ν10 des Häm a [107]. Dagegen ist die Bande bei ν11 = 1515 cm−1 ein eindeutiges Merkmal für eine reduzierte Häm a-Gruppe [79]. 79 Bei resonanten Raman-Spektren wird das Enzym nicht an eine Oberfläche angebunden, sondern in Lösung gemessen. 8 MESSERGEBNISSE UND DISKUSSION (TEIL 2) Mode (Häm) ν2 (a) ν2 (a3 ) ν4 (a,a3 ) ν10 (a) ν11 (a) νC=O (a) 129 CcO(-110mV) [cm−1 ] CcO(-710mV) [cm−1 ] 1585 1585 1566 1566 1372 1358 1634 1517 1647 1611 Tabelle 8.3: Moden und Lagen der Banden der Cytochrom-c-Oxidase Spektren, bei denen ein Potential von -10 mV bzw. -710 mV an die Elektrode angelegt wird. Eine deutliche Frequenzverschiebung erkennt man bei der νC=O -Mode. Hier machen sich die Formyl-Streckschwingungen des Häm a bemerkbar. In der oxidierten Form80 liegt die Bande bei 1646 cm−1 , in der reduzierten Form dagegen bei 1611 cm−1 . Diese Frequenzverschiebung resultiert aus einer Veränderung der Wasserstoffbrückenbindungen zwischen dem Substituenten und Gln-471 bzw. Arg-52 [79][78]. Im Gegensatz zu dem Versuch mit Cytochrom c ist hier eine wiederholte Reduktion und Oxidation des Enzyms im selben Potentialfenster durchführbar. Dies ermöglicht die Durchführung einer zeitaufgelösten Messung (Abschnitt 2.4.2). Zur Festlegung des kleinstmöglichen Zeitfensters, bei dem eine wiederholte Oxidation/Reduktion beobachtet werden kann, werden mehrere Messungen mit unterschiedlichen Zeitfenstern gemacht. Abbildung 8.11 zeigt eine zeitaufgelöste Messung bei einer Pulsfrequenz von 2,5 Hz. Gemessen wird am Anfang (reduzierter Fall, Abbildung 8.10 (b)) und am Ende des Potentialpulses (oxidierten Fall, Abbildung 8.10 (a)). Man erkennt, dass es möglich ist, das Enzym zu reduzieren und zu oxidieren. Für eine komplette Zeitmessung müssten alle 20 Schritte durchlaufen werden. Da die Messdauer durch die Verwendung der alten SERRS-Zelle begrenzt war, konnten keine Zwischenschritte gemessen werden. 80 In den vorliegenden Spektren ist dies leider nur im reduzierten Zustand zu erkennen. Dies liegt wahrscheinlich an der unzureichenden Auflösung der Spektren. 9 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 9 9.1 130 Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung Überprüfung des ptBLM-Aufbaus: Bei der Konstruktion eines ptBLMSystems handelt es sich um eine besonders schwierige und vor allem zeitaufwendige Probenvorbereitung. Der kleinste Fehler im Aufbau verursacht eine Denaturierung der Proteine und damit den sofortigen Abbruch des Versuchs. Die Aktivität der Enzyme hängt entscheidend von der Qualität der Membran ab. Um die Zuverlässigkeit der Messergebnisse zu kontrollieren, ist mit jedem Versuch eine Überprüfung des ptBLM-Aufbaus verknüpft. Die Anbindung der Cytochrom-c-Oxidase (His-Tag an Untereinheit I) an eine DTSP/DTP-Nickelchelat-NTA-modifizierte Goldelektrode ließ sich mit der Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie zeitlich auflösen. Mit Hilfe der Oberflächenplasmonenresonanz-Spektroskopie und der elektrochemischen Impedanzspektroskopie gelang der Nachweis einer ptBLM-System Bildung. Bei der Verwendung der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II (Wild-Type und Mutante N139C) erhielt man äquivalente Ergebnisse, so dass der korrekte ptBLM-Aufbau für alle drei Protein-Typen erfolgreich überprüft werden konnte. Außerdem konnte man in allen Fällen von einer sehr hohen Protein-Oberflächenbedeckung ausgehen. Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I: Die katalytische Aktivität der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I wurde sowohl mit reduziertem, als auch mit oxidiertem Cytochrom c effektiv ”in-situ” beobachtet. Dabei handelte es sich jeweils um einen diffusionskontrollierten Prozess. Es konnte gezeigt werden, dass es bei dieser Konfiguration zu einem Elektronenaustausch zwischen Enzym und Elektrode kommt. Dieser Elektronentransfer trat jedoch nur in Anwesenheit von Cytochrom c auf. Die Anbindung von Cytochrom c führt vermutlich zu einer Konformationsänderung. Dadurch kann womöglich ein Öffnen des Elektronendurchgangsweges initialisiert werden. Der Elektronentransfer scheint dabei über das Häm a3 stattzufinden [96]. Diese Vermutung bestätigt sich durch resonante Raman-Untersuchungen. Hierbei zeigt sich, nach dem Anbinden von Cytochrom c an die Cytochrom-c-Oxidase, eine Strukturveränderung in der Umgebung von Häm a und Häm a3 [108]. Außerdem ist das katalytische Zentrum (Häm a3 /CuB ) das Redox-Centrum, dass sich im Fall der up-Konfiguration der Elektrode am nächsten befindet. Der Mechanismus dieses Prozesses ist jedoch bisher noch nicht verstanden. Die Umsatzrate und das Standardpotential des ptBLM-Systems konnten in Kombination mit der up-Konfiguration in Anwesenheit von reduziertem Cy- 9 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 131 tochrom c berechnet werden. Die Ergebnisse führen zu dem Schluss, dass sich das Enzym ohne Funktionsverlust in das ptBLM-System einfügen lässt. Die EIS-Potentialtitration zeigt, dass man bei der Interpretation der Ergebnisse folgende Effekte berücksichtigen muss: • Der von den Konzentrationsunterschieden und Potentialdifferenzen zwischen Submembranraum und Membranaußenseite abhängige passive Ionentransport. • Der durch die enzymatischen Redoxprozesse hervorgerufene aktive Protonentransport. • Die faradaischen Ströme, die ihren Ursprung in der Oxidation und Reduktion des Cytochrom c haben. Dadurch erkennt man die Komplexität des verwendeten Systems. Den passiven Ionentransport kann man durch Messungen ohne Cytochrom c von den anderen Effekten trennen. Bei der Aktivierung mit Cytochrom c treten diese drei Effekte gleichzeitig auf. Mutante N139C: Die cyclovoltammetrischen-Messungen zeigen, dass die Mutante N139C bei einer Spannungsvorschubgeschwindigkeit von 100 mV/s keine Protonen pumpt. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den Cyclovoltammogrammen von Mutante und Wild-Type. Es ist erstaunlich, dass der Austausch von nur einer einzigen Aminosäure derart drastische Folgen für die Funktion eines Enzyms hat. SERRS- und TR-SERRS Messungen mit Cytochrom c und der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II: SERRS Messungen zeigten eine Absorption des Cytochrom c auf einer aufgerauhten funktionalisierten Silberoberfläche. Durch den Vergleich mit Resonanz Raman-Spektren und Cyklovoltammogrammen wurde festgestellt, dass das Protein bei der Adsorption sowohl seine Form als auch seine Funktion beibehält. Das Protein ließ sich durch eine Veränderung des an der Elektrode angelegten Potentials oxidieren. Eine Rückreduktion des Proteins gelang selbst bei stark negativen Potentialen nicht. Zeitaufgelöste Messungen waren aufgrund dieser Irreversibilität nicht durchführbar. Die Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II (down Konfiguration) ließ sich unter Ausschluss von Sauerstoff über die Elektrode reduzieren und oxidieren, wie die Cyclovoltammetrie und die oberflächenverstärkte resonante Ramanspektroskopie bestätigte. Dieser Vorgang ließ sich zudem wiederholt durchführen. 9 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 132 In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass für eine zeitaufgelöste SERRS-Messung das Zeitfenster kleiner als 400ms gewählt werden kann. Dazu waren sehr viele Messungen nötig, da die Lebensdauer des Enzyms aufgrund der alten SERRS-Zelle sehr begrenzt war. Dennoch konnte der Ansatz einer Zeitauflösung nachgewiesen werden. Die Messdauer betrug 200 Sekunden. In dieser Zeit wurde das Enzym 500 mal hintereinander reduziert und wieder reoxidiert. Die effektive Messzeit betrug dabei jedoch nur 10 Sekunden. Die Auflösung war deshalb sehr viel schlechter als bei der Potentialtitration. Längere Messzeiten oder eine Erhöhung der Laserleistung waren jedoch aufgrund der zur Verfügung stehenden Zelle und der auftretenden Photoreduktion nicht möglich. Ein Defekt des Ramanspektrometers machte in der zweiten Hälfte der Diplomarbeit SERRS-Messungen unmöglich. Aus diesem Grund wurde besonderer Wert auf eine Optimierung des Raman-Messsystems gelegt: Die Ausnutzung des oberflächenverstärkten Ramaneffekts erforderte eine gute Qualität der aufgerauhten Silberoberfläche. Im Verlauf der Arbeit wurde die Technik zum Polieren der Proben geändert. Um das Signal - Rauschverhältnis der Messungen zu optimieren wurden die Proben nicht mehr von Hand, sondern mit Hilfe einer Maschine und einer im Rahmen der Diplomarbeit speziell entwickelten Vorschrift poliert. Eine erhöhte Stabilität der Membran und damit eine längere Haltbarkeit der Proteine war das Ziel81 . Die für die Probenpräparation verwendete Poliermethode und die Aufrauhzeit wurden durch eine Analyse von unterschiedlich aufgerauhten Oberflächen mittels AFM und Nanoscope optimiert. Mit der im Rahmen der Diplomarbeit neukonstruierten Messzelle erwartet man eine wesentliche Verlängerung der Messzeit und ein deutlich verbessertes elektrisches Signal-Rausch-Verhältnis. Gerade der letztgenannte Punkt ist hierbei von besonderer Bedeutung: Bei einer effektiven Messzeit von 10 Sekunden wird das Enzym mit hohen Geschwindigkeiten rotiert und 500 mal hintereinander reduziert und wieder reoxidiert. Der Quecksilberkontakt in der neu konstruierten Zelle eignet sich ideal für solche extremen Bedingungen. 9.2 Ausblick Zeitaufgelöste SERRS- Messungen mit Cytochrom c sind aufgrund der Irreversibilität in den gemessenen Spektren nicht durchführbar. Nach [103] ist es jedoch möglich bei geringen Salzkonzentrationen im verwendeten Puffer ein reversibles Cytochrom c-SERRS-Spektrum zu erhalten. Damit würde der 81 Die handpolierte Probe enthielt Kratzer im µm-Bereich, die eine Ausbildung der Membran erschwerten (siehe A.6.1). 9 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 133 zeitaufgelösten Messung nichts mehr im Wege stehen. Im Fall der up-Konfiguration konnte ein exponentieller Abfall bei hohen Scanrates mit reduziertem Cytochrom c festgestellt werden. Man ist gespannt, ob sich mit oxidiertem Cytochrom c ein ähnliches Verhalten bei höheren Scanrates erkennen lässt. Die Ergebnisse der EIS-Potentialtitration konnten nur qualitativ diskutiert werden. Zudem ist der Mechanismus des katalytischen Prozesses bisher noch nicht verstanden. Messungen mit Hilfe der Ramanspektroskopie, die sehr sensitiv auf Strukturveränderungen reagiert, könnten in Kombination mit elektrochemischen Messungen zu einer besseren Einsicht in diese komplexen Prozesse führen. Die Kinetik des Elektronentransfers lässt sich durch TR-SERRS Messungen mit der Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit II (downKonfiguration) besser verstehen. Nach zeitaufgelösten Messungen ohne Sauerstoff interessieren auch zeitaufgelöste Messungen mit Spuren von Sauerstoff. Das Enzym ist dann katalytisch aktiv. Um die Auflösung der TRSERRS-Messung zu erhöhen wird man versuchen, das Zeitfenster von 400 ms zu minimieren, was aber wiederum eine Signaloptimierung erfordert. Die Erforschung des Protonendurchgangsweg erfordert intensive Scanratestudien der mutierten Cytochrom-c-Oxidase N139C sowohl mit, als auch ohne Sauerstoff. Erkenntnisse über den Protonenpump-Mechanismus gewinnt man auch durch Untersuchungen anderer Mutanten[85]. Die RDE-Voltammetrie liefert weitere Informationen über die Kinetik des Katalyseprozesses [109]. Geplant sind Messungen mit einer rotierenden Scheiben-Elektrode (RDE: rotating disc electode). Die Arbeitselektrode rotiert mitsamt dem ptBLM-System bei genau definierten Umdrehungszeiten. In dieser Arbeit wurde ein neuer Messaufbau für eine geeignete Autolab-RDE erstellt (siehe Anhang A.5). Die Funktionsweisen anderer Membranproteine - wie zum Beispiel des Reaktionszentrums oder des bc1 -Komplexes-, lassen sich mit Hilfe des ptBLMSystems genauer studieren. Das Reaktionszentrum und der bc1 -Komplex sollen in ein ptBLM-System eingefügt und mit elektrochemischen Methoden untersucht werden. Dadurch wird die Neugierde geweckt, in einem nächsten Schritt zu erkunden, ob sich die SERRS-Spektren von den RR-Spektren [110][111][112][113] nicht unterscheiden. A ANHANG A A.1 134 Anhang Datenmessung und Datenauswertung Alle Datensätze werden nach der jeweiligen Bearbeitung/Auswertung ins Programm Origin importiert und dargestellt. Bei allen Versuchen wird für die Potentialmessung eine Ag/AgCl,KClkonz. Referenzelektrode verwendet. Um die Spektren mit der Literatur vergleichen zu können wird das Standardpotential der Normal-Wasserstoffelektrode (NHE) verwendet. Aus diesem Grund werden die Spektren um 200 mV ins Positive verschoben [87]. A.1.1 Messung und Auswertung der SPR-Daten Die Daten werden mit Hilfe eines speziell für diesen Aufbau entwickelten Programms (Wasplas) aufgenommen. Die Winkelbereiche für Spektren-Messung an Luft und in Flüssigkeit sind in Abbildung A.1 wiedergegeben. Hierbei sollten in den beiden wichtigen Bereichen (Totalreflektion und Plasmon) möglichst viele Messpunkte aufgenommen werden. Für die Kinetiken wurde ein Winkel von 54,5◦ (siehe Abschnitt 2.1.3) gewählt. Für Spektrenmessungen während einer laufenden Kinetik wurde die Kinetikmessung kurz unterbrochen. Das Programms Waspview ermöglicht eine gute Darstellung der Daten. A ANHANG 135 Abbildung A.1: Gemessene Winkelbereiche der SPR-Spektren. Links: an Luft. Rechts: in Lösung. A.1.2 Messung und Auswertung der EIS-Daten Die Daten werden mit der Software FRA (Eco Chemie, B.V.) aufgenommen. Das Programm normiert dabei die Daten automatisch auf eine Fläche von 1 cm2 . Für alle Impedanzspektren wird ein Messintervall von 50 kHz bis 3 mHz gewählt. Die Daten werden danach mit Hilfe der Software ZView (Version 2.6) ausgewertet. Dafür wird ein komplexer nichtlinearer Fitalgorithmus für die jeweiligen Schaltkreismodelle verwendet. Abbildung A.2 zeigt einen mit diesem Algorithmus gefitteten Datensatz. Hierbei wird mit dem in der Abbildung dargestellten Schaltkreis gefittet (Fitergebnis:rot). Der zum Fitten der Daten verwendete Schaltkreis und die Fitergebnisse sind in Abbildung A.2 dargestellt. Die Ergebnisse weichen kaum von den in Abschnitt 2.2.5 angegebenen Werten für einen idealen ptBLM ab. Der Grund für die Verwendung eines CPE-Elements sind Inhomogenitäten. Bei dem in der Di- A ANHANG 136 plomarbeit verwendeten Monolayer handelt es sich um eine Schicht aus TP [thiobis (propionic acid] und Ni2+ -Metall-Chelat-Komplexen. Dadurch treten Inhomogenitäten auf, für die ein CPE-Element verwendet werden kann (Abschnitt 2.2.3). In dem Schaltkreis wird dabei der Kondensator durch das konstante Phasen-Element ersetzt. Der Wert von α = 0,84 für die verwendete funktionalisierte Elektrode liegt genau zwischen dem Wert einer ideal porösen und einer perfekt glatten Elektrode (siehe Abschnitt 2.2.3). Der verwendete Schaltkreis besteht außerdem aus einem parallelen RC-Glied, das den Widerstand und die Kapazität des Proteinlayers darstellt82 . Nach der Rekonstitution repräsentiert das RC-Glied den Widerstand und die Kapazität der Protein-Lipid-Membran. Diese Diplomarbeit stellt nur die Fit-Ergebnisse für den Widerstand und die Kapazität der Protein-Lipid-Membran, beziehungsweise des Proteinmonolayers dar, weil sich die restlichen Werte von der Größenordnung kaum unterscheiden. Abbildung A.2: Datensatz, der mit Hilfe des komplexen nichtlinearen Fitalgorithmus der Software ZView gefittet wurde. Der verwendete Schaltkreis zum Fitten symbolisiert ein ptBLM-System. Das Schaltkreissymbol −− +− steht für ein CPE-Element. 82 Da der Proteinlayer dicht gepackt und von Detergenzmolekülen umgeben ist, kann man ihn näherungsweise als Membran darstellen. A ANHANG A.1.3 137 Messung und Auswertung der CV-Daten In diesem Fall werden die Daten mit Hilfe der beim Autolab-Potentiostaten mitgelieferten Software (Gpes von Eco Chemie, B.V.) ermittelt. Das Programm normiert dabei die Daten automatisch auf eine Fläche von 1 cm2 . Falls möglich wird die in Abschnitt 2.3.3 erwähnte elektronische IR-DropKompensation durchgeführt83 . Die Daten werden mit Hilfe der Gpes-Software ausgewertet. Für die Basislinien-Korrektur des oberen und unteren Kurvenverlaufs verwendet das Programm eine polynome Funktion (Abbildung A.3). Dadurch ist es möglich, die kapazitive Komponente des Stroms zu subtrahieren (Abbildung A.4). Auf Grund der Potentialauftragung gegen die Normal-Wasserstoffelektrode werden die Spektren um 200 mV ins Positive verschoben. Durch einen Export des Datensatzes in das Programm Origin ist es möglich mit Hilfe eines Gauss-Fits die Höhe und die Lage der Peaks zu bestimmen. Die Fitergebnisse sind in Abbildung A.4 integriert: Peak 1 2 Höhe [µA] Lage [mV] 26,62 ± 0,07 462,28 ± 0,34 −41,74 ± 0,17 387,94 ± 0,39 Tabelle A.1: Lagen und Höhen der Peaks für das gewählte Beispiel 83 Bei der elektronischen Kompensation kann es bei kleinen Scanrates zu zusätzlichen Oszillationen kommen. Da der IR-Drop-Effekt erst bei hohen Scanrates eine wichtige Rolle spielt, wurde die Kompensation bei Scanrates ab 1-5 V/s eingeschaltet. A ANHANG 138 Abbildung A.3: Beispiel einer Basislinien-Korrektur mit Hilfe der Gpes Software. A ANHANG 139 Abbildung A.4: Bestimmung der Peakhöhen und der Lage der Peaks mit Hilfe der Origin - Software. A.1.4 Auswertung der SERRS-Daten Um die im Experiment erhaltenen Raman-Spektren unabhängig von der Anregungswellenlänge darzustellen, werden die Intensitäten gegen die Wellenzahldifferenz aufgetragen84 . 84 Die Wellenzahldifferenzen zwischen eingestrahltem Licht und Streulicht entsprechen den aus Schwingungsanregungen resultierenden Energiedifferenzen zwischen anregender und gestreuter Strahlung. Demnach handelt es sich also um die relative Verschiebung der Streustrahlung zur Anregungswellenlänge. So entspricht z.B. eine Raman-Bande von 1000 cm−1 bei einer Anregungswellenlänge von 785 nm (12738,85 cm−1 ) einer Wellenlänge von 851,8 nm (11738,85 cm−1 ). A ANHANG 140 Die Daten werden mit Hilfe der bei dem Spektrometer mitgelieferten LabspecSoftware erst vorbehandelt und dann ausgewertet: Die Vorbehandlung von Spektren wird definiert als jedwede mathematische Manipulation von Daten vor der eigentlichen Analyse. Sie wird dazu verwendet, irrelevante, zufällige oder systematische Variationsquellen zu reduzieren oder komplett zu entfernen [114]. Allerdings werden bei der Vorbehandlung die spektralen Informationen verändert, was entweder positive oder negative Einflüsse auf das Ergebnis haben kann. Deshalb muss immer abgewogen werden, ob die positiven oder negativen Einflüsse bei der Vorbehandlung von Spektren überwiegen [114]. Die in dieser Diplomarbeit verwendeten Vorbehandlungen sind: • Basislinienkorrektur: Für die Basislinienkorrektur gibt es mehrere Methoden. Die einfachste Möglichkeit ist, einen konstanten Offset vom Spektrum abzuziehen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Subtraktion einer Geraden. Diese Methode wird in dieser Arbeit verwendet und ist in Abbildung A.5 (b) dargestellt. • Entfernen von Spikes: Da geladene Teilchen (z.B.: Myonen) ein Signal in der CCD auslösen können, werden die Spektren zusätzlich von ”Spikes” (Spitzen) befreit (Abbildung A.5 (c)). • Glätten der Spektren: Glättungsmethoden werden zur Reduktion des willkürliche auftretenden Rauschens verwendet, mit dem Ziel das Signal/Rausch-Verhältnis zu verbessern. Die grundlegende Annahme dabei ist, dass das Rauschen eine höhere Frequenz besitzt als das beobachtete Signal. Es gibt mehrere Verfahren zum Glätten von Spektren. Ein falsch gewähltes Verfahren, bzw. ein zu hoher Glättungsfaktor kann die Situation im Spektrum verfälschen. In dieser Dimplomarbeit wird die Methode des gleitenden Durchschnitts verwendet. Dabei wird ein Fenster von n Punkten benutzt, um aus ihnen den Mittelwert zu berechnen (Abbildung A.5 (d)). A ANHANG 141 Abbildung A.5: Die in dieser Diplomarbeit durchgeführte Vorbehandlung der Ramanspektren. A ANHANG A.2 Material A.2.1 Lösungen 142 Folgende Lösungen wurden für diese Diplomarbeit selbst hergestellt: • ANTA-Lösung: Die ANTA-Lösung besteht aus MilliQ-Wasser, in dem 0,15 M ANTA und 0,5 M Kaliumcarbonat gelöst sind. Die Lösung wird mit Hilfe von Kaliumhydroxid auf pH 9.8 titriert. • Cytochrom c-Lösung (oxidiert): Hierbei werden 50 mg Cytochrom c in 1ml PBS-Puffer gelöst. Das verwendete Cytochrom c enthält weniger als 5% reduziertes Cytochrom c. Ein chemisches Oxidieren wird daher nicht benötigt. • Cytochrom c-Lösung (reduziert): Hierbei werden 50 mg Cytochrom c in 1 ml PBS-Puffer gelöst und danach mit Natriumdithionit reduziert. Nach der Verwendung von Sephadex-Entsalzungssäulen erhält man dann eine salzfreie Lösung mit reduziertem Cytochrom c. • DDM-Lösung: Die DDM-Lösung besteht aus PBS-Puffer und DDM (1 mg/ml) • DTSP-DTP-Lösung: DTSP und DTP werden im Verhältnis 60:40 in trockenem DMSO (2 mg DTSP/ml) gelöst85 . • DTP-Lösung: Hierfür wird DTP in DMSO (1,33 mg DTP/ml) gelöst. • Hellmanex-Lösung: Diese Lösung wird mit Hilfe von MilliQ-Wasser und Hellmanex II (20 µl/ml) hergestellt. • Lipid-Lösung: Die Lipid-Lösung (eigentlich eine Suspension) besteht aus DDM-Lösung in der DiPhyPC (0,01 mg/ml) gelöst ist. Da das Lipid einige Zeit benötigt, um sich gut zu verteilen, wird diese Suspension 24 Stunden vor Gebrauch hergestellt, mit Hilfe eines Reagenzglasschüttlers gemischt (10 Minuten) und dann ins Ultraschallbad (1 Stunde) gestellt. • Nickellösung: Die Nickellösung besteht aus Nickel(II)-chlorid (40 mM), Essigsäure (50 mM) und MilliQ-Wasser. Sie wird mit Kaliumhydroxid auf pH 5.5 titriert. 85 Unsere Gruppe hat herausgefunden, dass sich diese DTSP-DTP-Konzentration als ideal erweist [115]. A ANHANG 143 • PBS-Puffer: Der in der Diplomarbeit verwendete PBS-Puffer86 enthält Kaliumphosphat (0.1 M), Kaliumchlorid (0.05 M) und MilliQ-Wasser. Er wird mit Hilfe von Salzsäure auf pH 8 titriert. • Sauerstoffzehrsystem: Das Sauerstoffzehrsystem besteht aus PBSPuffer in dem die drei Komponenten Glukose (3 mg/ml), Glukose-Oxidase (75 µg/ml) und Katalase (12,5 µ/ml) gelöst sind [116]. Das Prinzip dieses Systems wird im folgenden dargestellt: Glukose-Oxidase Glukose + O2 + H2 O −−−−−−−−−→ Glukonsäure + H2 O2 Katalase 2H2 O2 −−−−−→ 2H2 O + O2 • Schwefelsäurebad: Hierfür wird konzentrierte Schwefelsäure verwendet. Zur Aktivierung wird 0,1 mg/ml Ammoniumperoxodisulfat verwendet. A.2.2 Chemikalien und Materialien Die verwendeten Chemikalien stammen hauptsächlich von den Firmen SigmaAldrich und Fluka Chemie GmbH. Der Hersteller steht in der folgenden Auflistung in eckigen Klammern. An erster Stelle steht die an manchen Stellen der Diplomarbeit verwendete Abkürzung, gefolgt von dem Namen der Substanz: • Ammoniak (NH3 ): 32% ig [WTL Laborbedarf GmbH] • Ammoniumperoxodisulfat (H8 N2 O8 S2 ) [Fluka] • ANTA: Nα! ,Nα!! -bis(carboxymethyl)-L-lysine (C10 H18 N2 O6 ) [Fluka] • Argon mit Reinheitsgrad 6.0 [Westfalen AG in Münster] • Biobeads SM-2 adsorbent 20-50 mesh [Bio-Rad Laboratories, Inc.] • Cytochrom c: Rinderherz [Sigma] • Die Cytochrom-c-Oxidase (down-konfiguration87 von Rhodobacter sphaeroides) und die Cytochrom-c-Oxidase (Mutante N139C, down-Konfiguration von Rhodobacter sphaeroides) wurden geliefert von Robert B. Gennis, Department of Biochemistry, University of Illinois 86 PBS (phosphate buffered saline) ist eine Abkürzung für salzartigen Phosphatpuffer und damit ein wenig informative Bezeichnung. 87 Der His-Tag befindet sich an der Untereinheit 2 A ANHANG 144 • Die Cytochrom-c-Oxidase (up-Konfiguration88 from Paracoccus denitrificans) wurde geliefert von Bernd Ludwig University of Frankfurt • DDM: n-Dodecyl-β-D-maltoside [Sigma] • DiphyPC: 1,2 Diphytanoyl-sn-Glycero-3-Phosphocholine [Avanti Polar Lipids, Inc] • DMSO: Dimethylsulfoxid [Acros Organics] • DTP: dithiobis (propionic acid) [Sigma] • DTSP: dithiobis (N-succinimidyl propionate) [Sigma] • Essigsäure (C2 H4 O2 ) [Fluka] • Ethanol (C2 H6 O): absolut Ethanol [Sigma] • Gleitringdichtung, bestehend aus zwei Teilen: 921-0100-R-SSE-G4 und REP-T-999 [technico vertriebsges. mbH + Co. KG] • Glucose Oxidase: Type VII von Asperigillus niger (Schwarzschimmel) [Sigma] • Glukose: D-(+)-Glucose [Sigma] • Gold : Feingoldgranulat 99,99% [ESG Edelmetall Service GmbH&Co. K] • Hellmanex II [Hellma] • Immersionsöl [Cargille Laboratories, Inc.] • Kaliumchlorid (KCl) [Sigma] • Kaliumcarbonat (K2 CO3 ) [Sigma] • Kaliumhydroxid (KOH) 85%ig [WTL Laborbedarf] • Kaliumphosphat (K2 HPO4 :) [Fluka] • Katalase von der Rinderleber [Sigma] • Kleber: TSG EPO-TEK, 2 Komponentenkleber (Verhältnis 1:10) [Polytec] 88 Der His-Tag befindet sich an der Untereinheit 1 A ANHANG 145 • Kleber: Leitender Kleber, nach Erhitzung von 180◦ für eine Minute erhält man einen Durchgangswiderstand von 0.00005 Ω cm/cm3 und eine Scherfestigkeit von 0.091 N/cm2 [Electrade GmbH] • Kugellager [GRW Miniaturkugellager Germany] • Natriumdithionit (Na2 S2 O4 ) [Fluka] • Nickel(II)-chlorid Hexahydrat (NiCl2 *6H2 O) [Fluka] • Objektträger: BK7 mit Brechungsindex n=1,5 [Menzel-Gläser] • Objektträger: LaSFN-9 mit Brechungsindex n=1,845 [Hellma] • O-Ringe: Chemraz-O-Ringe (Dicke: 1,5 mm, innen = 10 mm) aus Perfluorelastomeren mit hoher chemischer Beständigkeit [Green Tweed] • Platindraht: ø= 1,0 mm und Reinheitsgrad: 99,99% [Chempur] • Platindraht: ø= 0,1 mm und Reinheitsgrad: 99,99% [Chempur] • Plexiglas [Cadillac Plastic’s] • Poliertuch: Chemomet I [Buehler] • Poliertuch: SiC Grinding paper for metallography wet or dry Grit P 600 [Buehler] • Poliertuch: SiC Grinding paper for metallography wet or dry Grit P 1200 [Buehler] • Prisma LaSFN-9 mit Brechungsindex n=1,845 [Spindler&Hoyer] • Salzsäure (HCl) 37% ig [WTL Laborbedarf] • Schwefelsäure (H2 SO4 ) [Acros Organics] • Sephadex G-25 Medium PD-10 Entsalzungssäule [GE Healthcare] • Silberdraht:ø= 1,0 mm und Reinheitsgrad 99,99% [Chempur] • Silberstab: ø= 10 mm und Reinheitsgrad 99,99% • Siliziumwafer-Spezialanfertigung [CrysTec GmbH] • Stickstoff (flüssig) und Dewargefäß für Transport [Air Liquide] • Stickstoff mit Reinheitsgrad 4 [Westfalen AG in Münster] A ANHANG 146 • Teflon [Cadillac Plastic’s] • Wasserstoffperoxid (H2 O2 ): 35% ig [Sigma] • Zahnflachriemen mit Zahnriemenscheiben [Rheinwerkzeug KG] A.2.3 Geräte In der folgenden Auflistung befinden sich die verwendeten Geräte. An erster Stelle steht der in der Diplomarbeit verwendete Begriff, gefolgt von dem verwendeten Modell. In eckigen Klammern steht der Hersteller: • AOM (Akustooptischer Modulator): MT200/A0.5, 400 nm [Opto - Elektronik] • Aufdampfanlage: fl 400 mit auto 306 [Edwards] • Autolab: Autolab Instrument (PGSTAT302) ausgestattet mit einem FRA2-Modul für Impedanzmessungen, einem ECD-Modul-Verstärker für niedrige Ströme, einem ADC750 Modul für schnelle Skanmessungen und einem SCAN-GEN Modul [Eco Chemie, B.V.] • Blaspistole: Elektra Beckum BP 200 [Metabo] • Chopper: 197 [EG&G] • Fünf-Phasen-Schrittmotor [Huber] • Funktionsgenerator: 33250A 80 MHz [Agilent Technologies] • Galvanisierungseinheit [Labor Elektronik] • Immersionsobjektiv: Lumplfl100xw/1,00 [Olympus] • Laser (λ=413,1 nm): Innova 90 K [Coherent] • Laser (λ=632,8 nm): 1105P [JDS Uniphase] • Lock-In Verstärker: 5210 [EG&G] • Magnetrührer: MR 3001 K [Heidolph] • Monocromator: LaserspecIII [Spectrolab] • Motor (1,2 mNm Dauerdrehmoment): 1319T012S in Kombination mit Getriebe: 141 (Übersetzung 14:1) [Faulhaber] A ANHANG 147 • Motor (16 mNm Dauerdrehmoment): 2342S01C R in Kombination mit Getriebe: 231 (Übersetzung 3.71:1) [Faulhaber] • Nanofocus: NanoFocus µsurf confocal microscope kombiniert mit 100x Objektiv [Nanoscope] • Oszilloskop: 9354AM [Le croy] • pH-Meter: pH-Meter 766 Calimatic [Knick] • Polarisator [Fa. Halle] • Poliermaschine: Phoenix 4000 in Kombination mit Probenhalter und Nivellierscheibe: 160 MM DMR [Buehler] • Raman Spektrometer: LabRam, HR800 [HORIBA Jobin Yvon] in Kombination mit einem Symphonie CCD Detektor [HORIBA Jobin Yvon], einem Mikroskop: BX41 dimensions [Olympus] und einem Notchfilter: Holographic Notch-PlusT M Filter-413,0-1,0 [Kaiser optical systems, Inc.] • RDE (rotating disc electrode): Autolab, type RDE [Eco Chemie, B.V.] • Rasterkraftmikroskop: AFM (Atomic Force Microscope) Dimension 3100 CL Olympus89 [Veeco] • Reagenzglasschüttler: Reax 2000 [Heidolph Instruments GmbH] • Ultraschallbad: Super RK510 H [Sonorex] • Zweikreisgoniometer [Huber] 89 Bei den Messungen wurden folgenden Parameter verwendet: non-contact mode OMCL-AC160TS-W2, K = 42 N/m, Range: 33.5 - 94.1 N/m, F0 = 300 kHz, Range: 278 389 kHz. A ANHANG A.3 148 Rotations-Raman-Effekt Analog zum Vibrations-Raman-Effekt ändert sich auch die Polarisierbarkeit durch die Molekülrotation [64]. Die Quantisierung der Rotationsniveaus erfolgt üblicherweise mit der Rotationsquantenzahl J. Auf eine eingehende Darstellung, insbesondere zu den Auswahlregeln, wird hier verzichtet. Anhand der Termschema-Darstellung (Abbildung A.6) ist die Lage der Rotationslinien im Spektrum beschreibbar. Die Rotations-Raman-Linien sind um die Vibrationslinie und Rayleigh-Linie angeordnet. Die Intensität ist wesentlich schwächer und aufgrund der geringen Energiedifferenz der Rotationsniveaus ist zur Detektion eine hohe spektrale Ausflösung nötig. Abbildung A.6: Der Rotationsramaneffekt. A ANHANG A.4 149 Konstruktionszeichnung der neuen SERRS-Zelle Abbildung A.7: Konstruktionszeichnung der neuen SERRS-Zelle. Die Längenangaben sind in Millimeter. A.5 Versuchsaufbau für eine RDE-Messung Hierfür werden die mit Gold bedampften Si-Wafer nicht auf eine Glasplatte, sondern auf einen Bleizylinder (ø= 10 mm) mit eingebautem Gewinde geklebt. Nach dem Entfernen des Si-Wafers wird der Zylinder auf einen Stahlstab des gleichen Durchmessers geschraubt. Der Stab besitzt ein weiteres Gewinde, mit dem er sich an eine Autolab-RDE befestigen lässt. Damit sich ausschließlich die Goldschicht als leitendes Material in der Lösung befindet, wird ein Teflonzylinder über die Probe gestülpt (siehe Abbildung A.8). Um die Arbeitselektrode (Autolab RDE) mit der Goldschicht zu kontaktieren A ANHANG 150 wird ein speziell leitender Kleber mit geringem Widerstand (Durchgangswiderstand = 0.00005 Ω cm/cm3 ) verwendet. Die Funktionalisierung der Elektrode kann auch in diesem Fall außerhalb des Gefäßes stattfinden. Sowohl die Autolab-RDE als auch Referenz und Gegenelektrode werden, wie auch bei den anderen Messungen an einen Autolab-Potentiostaten angeschlossen. Abbildung A.8: Messaufbau der rotierenden Scheiben-Elektrode. A ANHANG A.6 A.6.1 151 Polieren und Aufrauhen der Silberelektroden Polieren der Silberelektroden Das Polieren der Silberelektrode wurde am Anfang der Diplomarbeit noch von Hand gemacht. Hierzu kam ein Poliertuch (SiC Grinding paper for metallography wet or dry Grit P 600) in Kombination mit Ethanol zum Einsatz. Der Unterschied zwischen einer handpolierten und einer maschinenpolierten (Poliervorschrift siehe Abschnitt 6.2) Probe ist in Abbildung A.9 zu sehen. Die tiefen Krater der handpolierten Probe können die Bildung einer stabilen Membran verhindern. Abbildung A.9: Nanofokusbild: Unterschied zwischen einer handpolierten (links) und einer maschinenpolierten Probe (rechts). A.6.2 Neu entwickelte Poliervorschrift Bei Stewart’s Methode für Edelmetalle wird nach der Politur mit Siliziumcarbit (SiC) Diamantpaste als Poliermittel verwendet. Bei der Präparation mit Diamantpasten können sich jedoch Diamantkörner in die Silberelektroden eindrücken. Deshalb poliert man stattdessen mit unterschiedlich groben Aluminiumoxidsuspensionen (Tonerde). Die Tonerde ist weniger aggressiv und kann durch den hohen Anteil der Oxidpartikel die meisten Kratzer beseitigen. Nach dem Polieren werden die Silberelektroden zum Entfernen der Schleifpartikel in ein Ultraschallbad gestellt. Abbildung A.10 zeigt ein Bild (Nanofokus), bei dem man eine starke Erhöhung erkennen kann. Vermutlich A ANHANG 152 handelt es sich dabei um einen Schleifpartikel, der sich in die Oberfläche eingedrückt hat. Abbildung A.10: Nanofokusbild der polierten Silberelektrode. A.6.3 AFM-Bilder der polierten und chemisch aufgerauten Silberelektroden In den folgenden Abbildungen sind die Höhen- und Phasenbilder der AFMMessung zu sehen. Zusätzlich wurde für jede Probe eine Sektionsanalyse (5x5µm-Fläche) gemacht. Bei der polierten Probe erkennt man immer noch viele kleinere Kratzer, die jedoch durch das elektrochemische Aufrauhen entfernt werden: A ANHANG Abbildung A.11: AFM-Bild der polierten Silberelektrode. 153 A ANHANG 154 Abbildung A.12: AFM-Bild der aufgerauhten (20/5/5) Silberelektrode. A ANHANG 155 Abbildung A.13: AFM-Bild der aufgerauhten (70/20/20) Silberelektrode. A ANHANG 156 Abbildung A.14: AFM-Bild der aufgerauhten (210/60/60) Silberelektrode. B GLOSSAR B 157 Glossar • ADP: Adenosine diphosphate • ATP: Adenosine triphosphate • AgCl: Silberchlorid • AFM: Atomic force microscopy (Rasterkraftmikroskop) • AOM: Akusto-optischer Modulator • CCD: Charge-coupled device • CcO: Cytochrom-c-Oxidase • CV: Cyclovoltammetrie/Cyclovoltammogramm • Cyt c: Cytochrom c • EIS: elektrochemische Impedanzspektroskopie • NHE: Normal hydrogen electrode (Normal-Wasserstoff-Elektrode) • ptBLM: Protein-tethered bilayer lipid membrane (Protein verankerte Lipiddoppelschichtmembranen) • pH: pondus Hydrogenii/ -lg[H3 O+ ] • pH-Wert: der mit -1 multiplizierte Zehner-Logarithmus der Aktivität der Oxoniumionen (H3 O+ ) • RDE: Rotierende Disk-Elektrode • RR: Resonance Raman • RPM: Rotations per minute • SAM: Self-assembled monolayer (selbstorganisierende Monoschicht) • SERS: surface enhanced raman spectroscopy • SERRS: surface enhanced resonance raman spectroscopy • SPR: surface plasmon resonance • tBLM Tethered bilayer lipid membrane (verankerte Lipiddoppelschichtmembranen) • TR-SERRS: time-resolved surface enhanced resonance raman spectroscopy • ø: Durchmesser ABBILDUNGSVERZEICHNIS 158 Abbildungsverzeichnis 1.1 1.2 Die Atmungskette. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die mitochondrale Atmungskette und ihre Lokalisation im Mitochondrium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Die Röntgenstruktur des Cytochrom c (Rinderherz) mit Häm - Gruppe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Die Röntgenstruktur des Cytochrom c (Rinderherz) mit Häm - Gruppe und Liganden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Die Röntgenstruktur der Cytochrom-c-Oxidase von Paracoccus denitrificans und ihre redox-aktiven Metallzentren. Das binukleare CuA Zentrum befindet sich in Untereinheit II (gelb). Die Redoxzentren Häm a, Häm a3 und CuB sind dagegen in Untereinheit I (grün). . . 1.6 Vergrößerung der Cytochrom-c-Oxidase-Redox-Zentren von Paracoccus denitrificans mit den entsprechenden Liganden. Die Seitenketten von Häm a enthalten unter anderem Vinyl - Gruppen (CH=CH2 ), Formyl - Gruppen (-CH=O) und eine Farnesyl - Gruppe (-CHOH(-CH2 CH2 CH=CCH3 )3 -CH3 ). . . . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Protonenwege in der Cytochrom-c-Oxidase von Paracoccus denitrificans. Der K-Weg der CcO führt über Lys-354 und Thr-351 zur Hydroxyl-Gruppe von Tyr-280 am katalytischen Zentrum. Der DWeg führt über Asp-124 über eine Reihe von Aminosäuren zu Glu278 und von dort aus weiter ins katalytische Zentrum. Die Untereinheiten III und IV wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit weggelassen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.8 Das Modell des konventionellen katalytischen Cytochrom-c-OxidaseZyklus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.9 Immobilisierung eines Proteins mit Hilfe der His-Tag-Technologie. . 1.10 Die zwei unterschiedlichen Konfigurationsmöglichkeiten der uns zur Verfügung stehenden Cytochrom-c-Oxidase. Der His-Tag und die Verankerung an die Metalloberfläche sind vergrößert dargestellt. Links im Bild: Das Enzym mit His-Tag an Untereinheit II (orange). Rechts im Bild: Das Enzym mit His-Tag an Untereinheit I (rot). Die Untereinheiten III und IV sind gelb bzw. schwarz dargestellt. . . . . . 2.1 Die Feldverteilung eines Oberflächenplasmons senkrecht zur Grenzfläche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Das Verhältnis von Wellenvektoren eines aus dem Dielektrikum einfallenden Photons und eines Oberflächenplasmons. . . . . . . . . . 2.3 Die Prismenkopplung nach der Kretschmann-Konfiguration. . . . . 2.4 Links: Änderung der Dispersionsrelation des Oberflächenplasmons durch Anlagerung einer dielektrischen Schicht. Rechts: Resultierende Verschiebung des Anregungswinkels im Winkelspektrum. . . . . . . 2.5 Erläuterung der Kinetikmessung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 4 5 6 8 9 10 11 13 14 20 23 24 25 26 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 2.13 2.14 2.15 2.16 2.17 2.18 2.19 2.20 2.21 2.22 3.1 3.2 3.3 3.4 159 Die Impedanz in der komplexen Gaußschen Zahlenebene. . . . . . . 29 Strom- und Spannungs-Liniendiagramm für Widerstand und Kondensator. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für einen reinen Widerstand (rot: 50 kΩ und blau: 100 kΩ). . . . . . . . . . . 34 Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für einen Kondensator (rot: 5µF und blau: 50µF). . . . . . . . . . . . . . . . 36 Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für eine Parallelschaltung aus Kondensator und Widerstand. . . . . . . . . 38 Frequenzreduzierter Admittanz-, Nyquist- und Bode-Plot für eine Reihenschaltung aus Kondensator und Widerstand. . . . . . . . . . 40 Frequenzreduzierter Admittanz-, Bode- und Nyquist-Plot eines idealen Monolayer-Ersatzschaltkreises. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Frequenzreduzierter Admittanz-, Bode- und Nyquist-Plot eines idealen ptBLM-Ersatzschaltkreises. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 (a) „Dreiecksform“ des angelegten Potentials als Funktion der Zeit. (b) Strom-/Zeit-Kennlinie einer Messlösung, die eine oxidierte und eine reduzierte Form einer Redox-Spezies enthält. (c) Cylovoltammogramm dieser Messlösung. Ea : anodisches Spitzenpotential; Ec : kathodisches Spitzenpotential; E1 und E2 : Umkehrpotentiale; Ia und Ic : anodischer bzw. kathodischer Spitzenstrom. . . . . . . . . . . . 45 Schematisches Cyclovoltammogramm einer ideal oberflächengebundenen Redoxspezies. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Cyclovoltammogramm (a) ohne und (b) mit IR-Drop. . . . . . . . 53 Das Prinzip der zeitaufgelösten Messmethode. . . . . . . . . . . . . 55 Die Energieniveaus bei der elastischen und inelastischen Streuung. 57 Erläuterung des resonanten Ramaneffekts. . . . . . . . . . . . . . . 61 Porphyringerüst eines D4h - Metalloporphyrins mit den Substituenten X und Y. Die zu unterscheidenden Kohlenstoffatome sind mit α, β und m gekennzeichnet. M steht für das zentrale Metallatom und N für ein Stickstoffatom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Absorptionspektrum von Cytochrom c mit der schematischen Darstellung des 4-Orbital-Modells. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Illustration der dominanten Moden für Metalloporphyrine im MarkerBanden-Bereich, bezogen auf Abbildung 2.20. . . . . . . . . . . . . 65 Die Herstellung einer TSG-Elektrode. . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Die Funktionalisierung der TSG-Elektrode. . . . . . . . . . . . . . 68 Die Herstellung einer ptBLM-Probe. In diesem Fall ist die Cytochromc-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I (rot) verwendet worden. Die Untereinheiten II, III und IV sind in orange, gelb und schwarz dargestellt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Die Dialyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 3.5 3.6 3.7 4.1 4.2 4.3 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 Die Architektur einer ptBLM-Probe, bei der als Protein die Cytochrom-c-Oxidase mit His-Tag an Untereinheit I verwendet worden ist. Die horizontalen Längenangaben beziehen sich auf den Teil des Enzyms, der aus dem Bilayer in die Lösung weist. Die funktionalisierte Elektrode ist vergrößert abgebildet. . . . . . . . . . . . . . . Die zwei unterschiedlichen Konfigurationsmöglichkeiten der uns zur Verfügung stehenden Cytochrom-c-Oxidase. Links im Bild: Das Enzym mit His-Tag an Untereinheit II. Aktivierbar durch direkten Elektronentransfer. Rechts im Bild: Das Enzym mit His-Tag an Untereinheit I. Aktivierbar durch Cytochrom c (grün). Die Untereinheiten III und IV sind gelb bzw. schwarz dargestellt. . . . . . . . . Die Cytochrom-c-Oxidase N139C. Dargestellt sind nur die Untereinheiten I (rot) und II (orange). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Messaufbau für SPR, EIS und CV. . . . . . . . . . . . . . . . . Das Zelldesign der SPR-Zelle und der Einbau in den Reiter. . . . . Komplette Messzelle mit Halterung (Reiter) und den Anschlüssen für die Elektroden bzw. dem Ein- und Auslass für den Lösungsaustausch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kinetikmessung zur Überprüfung des ptBLM-Aufbaus. Die dazugehörigen SPR-Spektren wurden an Luft (schwarz), vor (rot) und nach (blau) der Anbindung, sowie vor (orange) und nach (grün) dem PBSSpülen aufgenommen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Überprüfung des ptBLM-Aufbaus mit Hilfe der EIS. Oben: BodePlot. Unten: frequenzreduzierter Admittanz- und Nyquist-Plot. Die Messpunkte sind in dieser Darstellung miteinander verbunden. . . . Aktivierung der Cytochrom-c-Oxidase durch reduziertes Cytochrom c. Links oben: Bode-Plot. Unten: Nyquist- und frequenzreduzierter Admittanz-Plot. Die Messpunkte sind in dieser Darstellung miteinander verbunden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Widerstand des ptBLM-Systems aufgetragen gegen die Konzentration des reduzierten Cytochrom c. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Scan-Raten-Studie (schwarz: 10 mV/s, rot: 50 mV/s, orange: 100 mV/s, blau: 500 mV/s, cyan: 900 mV/s) mit oxidiertem (links) und chemisch reduziertem (rechts) Cytochrom c in Kombination mit der ptBLM immobilisierten Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration. Der Randles–Sevcik Plot für oxidiertes (grün, schwarz) und reduziertes (rot) Cytochrom c mit (rot, grün) und ohne (schwarz) Cytochromc-Oxidase in der up-Konfiguration. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peakpotentiale als Funktion der Scan-Rate (Trumpet-Plot) des reduzierten Cytochrom c in Kombination mit der up-Konfiguration. . 160 72 74 75 76 78 79 81 83 86 87 88 89 91 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 5.8 5.9 5.10 5.11 5.12 5.13 6.1 6.2 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 8.1 8.2 8.3 50 mV/s Cyclovoltammogramm von oxidiertem (links) und reduziertem (rechts) Cytochrom c [1 mMol/l] in Kombination mit der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration (mit und ohne Sauerstoff). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse der Potentialtitration für eine 1, 82 · 10−4 molare Cytochrom c-Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Potentialtitration: Auftragung Widerstand gegen Konzentration ergibt bei allen Potentialen den erwarteten exponentiellen Abfall. Die Messpunkte sind in dieser Darstellung miteinander verbunden. . . . Potentialtitration: Auftragung Widerstand gegen Potential. Der mögliche Kurvenverlauf ist in dieser Darstellung integriert. . . . . . . . Cyclovoltammogramme (Scan-Rate von 10 mV/s) von der Cytochromc-Oxidase in der down-Konfiguration mit (rot) und ohne Sauerstoff (schwarz) und von der Cytochrom-c-Oxidase in der up-Konfiguration (blau). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cyclovoltammogramme der Mutante N139C und des Wild-Typ in Gegenwart (links, Scan-Rate: 10 mV/s) und Abwesenheit (rechts, Scan-Rate: 100 mV/s) von Sauerstoff. . . . . . . . . . . . . . . . . . Funktionalisierung der Silberelektrode durch einen SAM (Self Assembling Monolayer). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Cytochrom-c-Oxidase in der down-Konfiguration, angebunden auf einer aufgerauhten Silberelektrode. . . . . . . . . . . . . . . . . Der Messaufbau für potentiostatische SERRS-Messungen. . . . . . Der erweiterte Messaufbau für zeitaufgelöste SERRS-Messungen. . Das Zelldesign der alten Messzelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bild der alten Messzelle ohne Objektiv und Tefloneinsatz. . . . . . Das Zelldesign der neuen Messzelle. Der Deckel mit Objektiv, Referenz- und Gegenelektrode ist nicht eingezeichnet. . . . . . . . . . . Querschnitt der neuen Messzelle. Der Deckel mit Objektiv, Referenzund Gegenelektrode ist nicht eingezeichnet. Der herausnehmbare Zylinder (cyan) besteht aus Teflon. Der Einsatz besteht aus Teflon (weiß) und Plexiglas. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektrochemisches Aufrauhen der Silberelektroden. . . . . . . . . . AFM-Bilder der unterschiedlich aufgerauhten Silberelektroden. (a) keine Aufrauhung, (b) Aufrauhung mit 20/5/5, (c) 70/20/20, (d) 210/60/60. Die Höhenskala geht bei allen vier Bildern von 0 nm bis 200 nm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nanoscope-Bilder der unterschiedlich aufgerauhten Silberelektroden. (a) keine Aufrauhung, (b) Aufrauhung mit 20/5/5, (c) 70/20/20, (d) 210/60/60. Die unterschiedlichen Höhenskalen sind in dem jeweiligen Bild eingezeichnet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 92 96 97 98 100 101 105 106 108 109 111 111 113 113 114 116 117 ABBILDUNGSVERZEICHNIS SERRS-Spektren von oxidiertem (rot) und chemisch reduziertem (blau) Cytochrom c. Die Messungen werden mit einer DTP - modifizierten Silberoberfläche durchgeführt. . . . . . . . . . . . . . . . . 8.5 Potentialtitration des Cytochrom c ((a) 40 mV, (b) 90 mV , (c) 140 mV, (d) 240 mV, (e) 350 mV). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.6 Rücktitration des Cytochrom c ((a) 350 mV, (b) 190 mV, (c) 90 mV, (d) -110 mV, (e) -210 mV, (f) -310 mV, (g) -410 mV, (h) -510 mV). . 8.7 Potentialtitration der Cytochrom-c-Oxidase ((a)-710 mV, (b)-610 mV, (c)-510 mV, (d)-410 mV, (e)-310 mV, (f)-210 mV, (g)-110 mV). . . . 8.8 Die zu den Peaks gehörenden Moden für die oxidierten (rot: -110 mV) und reduzierten Spektren (blau: -710 mV). . . . . . . . . . . . . . . 8.9 Wiederholte Oxidation (rot und schwarz: -110 mV) und Reduktion (blau: -710 mV) der Cytochrom-c-Oxidase. . . . . . . . . . . . . . . 8.10 Die Parameter der zeitaufgelösten SERRS-Messung. . . . . . . . . 8.11 SERRS-Spektren der down-Konfiguration für die Parametereinstellungen a (oxidiert, rot) und b (reduziert, blau). . . . . . . . . . . . A.1 Gemessene Winkelbereiche der SPR-Spektren. Links: an Luft. Rechts: in Lösung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.2 Datensatz, der mit Hilfe des komplexen nichtlinearen Fitalgorithmus der Software ZView gefittet wurde. Der verwendete Schaltkreis zum Fitten symbolisiert ein ptBLM-System. Das Schaltkreissymbol − − +− steht für ein CPE-Element. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.3 Beispiel einer Basislinien-Korrektur mit Hilfe der Gpes - Software. A.4 Bestimmung der Peakhöhen und der Lage der Peaks mit Hilfe der Origin - Software. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.5 Die in dieser Diplomarbeit durchgeführte Vorbehandlung der Ramanspektren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.6 Der Rotationsramaneffekt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.7 Konstruktionszeichnung der neuen SERRS-Zelle. Die Längenangaben sind in Millimeter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.8 Messaufbau der rotierenden Scheiben-Elektrode. . . . . . . . . . . . A.9 Nanofokusbild: Unterschied zwischen einer handpolierten (links) und einer maschinenpolierten Probe (rechts). . . . . . . . . . . . . . . . A.10 Nanofokusbild der polierten Silberelektrode. . . . . . . . . . . . . . A.11 AFM-Bild der polierten Silberelektrode. . . . . . . . . . . . . . . . A.12 AFM-Bild der aufgerauhten (20/5/5) Silberelektrode. . . . . . . . . A.13 AFM-Bild der aufgerauhten (70/20/20) Silberelektrode. . . . . . . A.14 AFM-Bild der aufgerauhten (210/60/60) Silberelektrode. . . . . . . 162 8.4 119 120 121 124 124 125 127 127 135 136 138 139 141 148 149 150 151 152 153 154 155 156 TABELLENVERZEICHNIS 163 Tabellenverzeichnis 5.1 Fit-Ergebnisse der EIS-Messung zur Überprüfung des ptBLM - Aufbaus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Fit-Ergebnisse des linearen Fits für den Randles–Sevcik Plot. . . . 5.3 Fit-Ergebniss des Trumpet-Plots. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Poliervorschrift für Ag-Elektroden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Protokoll zum Aufrauhen der Ag-Elektroden mit (70/20/20). . . . 8.1 Ergebnisse der AFM und Nanoscope-Daten. . . . . . . . . . . . . . 8.2 Moden und Lagen der Banden sowohl für Spektren mit oxidiertem und reduziertem Cytochrom c, als auch für Spektren mit Cytochrom c, bei denen ein Potential von 40 mV bzw. 350 mV an die Elektrode angelegt wird. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Moden und Lagen der Banden der Cytochrom-c-Oxidase Spektren, bei denen ein Potential von -10 mV bzw. -710 mV an die Elektrode angelegt wird. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.1 Lagen und Höhen der Peaks für das gewählte Beispiel . . . . . . . 83 90 90 103 104 115 122 129 137 LITERATUR 164 Literatur [1] J. M. Berg, J. L. Tymoczko, and L. Stryer, Biochemistry (Fifth Edition). W. H. Freeman and Company, 2002. [2] K. Ataka, F. Giess, W. Knoll, R. Naumann, S. Haber-Pohlmeier, B. Richter, and J. Heberle, “Oriented attachment and membrane reconstitution of his-tagged cytochrome-c-oxidase to a gold electrode: In situ monitoring by surface-enhanced infrared absorption spectroscopy,” J. Am. Chem. Soc., vol. 126, pp. 16199–16206, Dec. 2004. [3] R. A. Scott and A. G. Mauk, Cytochrome c, a multidisciplinary approach. University Science Books, 1996. [4] R. E. Dickerson, T. Takano, D. Eisenberg, O. B. Kallai, L. Samson, A. Cooper, and E. Margoliash, “Ferricytochrome c. general features of the horse and bonito proteins at 2.8 angström resolution,” J. Biol. Chem., vol. 246, no. 5, pp. 1511–1535, 1971. [5] T. Takano, O. B. Kallai, R. Swanson, and R. E. 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Der Dank geht auch an Vinzenz Kirste, Slavoj Kresak und Asmorom Kibrom für die Unterstützung im Labor und für die Hilfe bei den elektrochemischen Messungen. Außerdem bedanke ich mich bei Hans-Jörg Menges für die vielen Ratschläge und die Unterstützung im Raman-Labor. Den Werkstätten am MPI-P (Feinmechanik und Elektronik) danke ich für die professionelle Realisierung meiner Konstruktionen und die schnelle Bearbeitung unplanmäßiger Aufträge. Hierbei gilt besonderer Dank Herrn Gerstenberg und Herrn Richter für die Unterstützung bei der Konstruktion der neuen SERRS-Zelle. Für die Anfertigung der AFM- und Nanoscope-Aufnahmen bedanke ich mich bei Helma Burg und Andreas Best. Ich bedanke mich bei der gesamten Knoll-Gruppe für die herzliche Aufnahme und das angenehme, internationale Arbeitsklima. Mein herzlichster Dank gilt meiner gesamten Familie und meiner Freundin für die aufbauende Unterstützung.