DIE NOVUM

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DIE NOVUM
DIE NOVUM
Jeden Mittwoch für Mittweida
12. Ausgabe
29. Mai 2013
Satter Sound
Schicke Wohnzimmer
Richard Wagner war nicht nur als großer
Künstler bekannt, sondern erregte auch mit
seinen Umtrieben Aufsehen. – Seite 3
Das Campusfestival Mittweida lockt mit vielfältigem Angebot. Highlight der Veranstaltung
wird der 99drei-Bandcontest sein. – Seite 5
Wie Untergrundrestaurants die Kreativszene
erobern – still und heimlich, ohne das Wissen
vom Staat. – Seite 8
Alexander Heidel
Schattenseiten Wagners
Strom aus dem Steinbruch
Erneuerbare Energie und alte Brachflächen
W
er heute noch ernsthaft über
den Neubau von Kohleoder Atomkraftwerken nachdenkt,
handelt kurzsichtig und unverantwortlich.
Erneuerbare
Energien
sind die Zukunft unserer Energieversorgung. „Sie sind sauber, sicher, dezentral und unerschöpflich“, so heißt
es auf der Website des Unternehmens
„F&S solar concept“. Mit diesem Leitmotiv möchte das Unternehmen noch
2013 eine Photovoltaikanlage in Mittweida errichten. „Als Standort für den
Bau hat ‚F&S solar concept‘ den alten
Granitsteinbruch an der Dresdener
Straße, den ‚Roten Berg‘ vorgeschlagen“, so Beate Dalke, Mitarbeiterin
des Sachgebietes Stadtplanung der
Stadt Mittweida. Mit diesem Projekt
soll die Energiegewinnung durch Solarkraft in der Region weiter ausgebaut werden.
gie-Gesetz (EEG) vornehmlich für
den Bau von Solar-Freilandanlagen
genutzt werden. Zudem ist die Sonneneinstrahlung am „Roten Berg“ so
gut, dass eine Photovoltaikanlage von
großer Effizienz wäre. Das zeigen die
Daten des Deutschen Wetterdienstes
seit 1981. Bevor aber überhaupt ein
Solarmodul aufgestellt werden kann,
muss der Bebauungsplan abgesegnet
sein. „Zur Erstellung dieses Planes hat
‚F&S solar concept‘ das Planungsbüro
für Städtebau GmbH Chemnitz‘ beauftragt“, erklärt Dalke. Daraus geht
hevor, dass von einer Gesamtfläche
von etwa sechs Hektar rund vier bebaut werden dürfen. Diese Fläche entspricht ungefähr vier Fußballfeldern.
Das Restareal wird auf Geländezufahrt und Begrünung verteilt. Für die
Stadt fallen dabei keine Ausgaben an.
Von den Investitionskosten entfällt
Konversionsflächen für Solar
Grüner Strom lohnt sich
Das Areal des alten Steinbruches
ist in einem Zustand, der eine landwirtschaftliche Nutzung unmöglich
macht. Flächen wie diese werden als
Konversionsflächen bezeichnet. Sie
sollen nach dem Erneuerbare-Ener-
etwa die Hälfte auf die Anschaff ung
der Solarmodule. Weil der Bau einer
Photovoltaikanlage derzeit noch teurer ist als der eines konventionellen
Kraftwerks gleicher Leistung, erhalten die Betreiber von Solarstroman-
lagen nach dem EEG eine feste Einspeisevergütung. Für einen Zeitraum
von 20 Jahren erhalten Photovoltaikanlagen einen festen Satz pro Kilowattstunde. Dieser ist vom Zeitpunkt
der Inbetriebnahme abhängig. Durch
die Vergütung soll ein wirtschaftlicher Betrieb ermöglicht werden, bis
die Investitionskosten hereingewirtschaftet sind.
Sonne statt Kernkraft und Kohle
Danach ist Solarstrom günstiger als
der Strom aus Kohle- oder Kernkraftwerken, da die Betriebskosten
ohnehin niedriger sind und Kosten
für Brennstoff erst gar nicht anfallen.
Nach Schätzungen soll die Anlage am
„Roten Berg“ etwa zwei Millionen
Kilowattstunden Solarstrom im Jahr
generieren, das entspricht ungefähr
dem Jahresbedarf von 800 Kleinfamilien. Eine gleichwertige Anlage,
die beispielsweise im Juni in Betrieb
genommen werden würde, bekäme
eine Einspeisevergütung zu einem
Satz von 10,63 Cent pro Kilowattstunde. Der erzeugte Strom wird
über den lokalen Energieversorger
enviaM in das hiesige Netz eingespeist. Für eine optimale Leistung
der Anlage sollen die Solarmodule so
aufgestellt werden, dass sie sich gegenseitig nicht verdecken. Dafür führt
„F&S solar concept“ in der Planungsphase eigens eine Verschattungsanalyse durch. Um die Effizienz noch weiter
zu steigern, werden die Solarelemente
in einem Neigungswinkel von 20 bis
30 Grad nach Süden ausgerichtet.
Die Natur ist sicher
Durch die umweltfreundliche Art
der Energiegewinnung entspricht die
Photovoltaikanlage dem Aktionsplan Klima und Energie von Sachsen. Durch ihre Errichtung wird die
Nutzung von erneuerbaren Energien
im Freistaat weiter ausgebaut. Weiterhin wird das benachbarte Landschaftsschutzgebiet und die ansässige Artenvielfalt durch den Bau am
geplanten Standort „Roter Berg“ nicht
beeinflusst. Die emissionsfreie Energiegewinnung ermöglicht über die
geschätzte Gesamtlaufzeit von 20 Jahren eine Einsparung von rund 60.000
Tonnen Kohlenstoffdioxid.
Eric Klapper
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Politik und Wirtschaft
Die Novum
29. Mai 2013
Gegen-Wind in Sachsen
Energiewende stößt auf Widerstand
indkraftanlagen schießen in
ganz Sachsen aus dem Boden –
die Rotoren sollen sich drehen für
die geplante Energiewende. Auf dem
Chemnitzer Galgenberg gibt es bereits
vier, genauso wie in Rossau. Insgesamt
sind es im Land Sachsen bereits 850
Windräder und weitere werden folgen. Denn der Planungsverband in
der Region Chemnitz hat ein neues
Windenergiekonzept vorgelegt: Geplant sind neue Anlagen in vier Landkreisen, darunter auch Mittelsachsen.
Doch Gegenwind kommt auf und
das aus der Bürgerschaft. Diese hat
erstmals die Chance, in die Planung
einzugreifen und sich gegen die
Windräder zu wehren. Zumindest
theoretisch: Bürger haben die Möglichkeit, Argumente und Stellungnahmen entweder per Onlineverfahren,
E-Mail oder Post bis einschließlich 19.
Juli beim Planungsverband einfließen
zu lassen. Ihre Einwände sollen bei
der Ausarbeitung des Regionalplanes
berücksichtigt und möglicherweise
einbezogen werden. Bürgerinitiativen
aus ganz Sachsen kämpfen gegen die
neu geplanten und schon bestehenden Windkraftparks. Die Argumente
gegen die Parks sind vielseitig, unter
anderem warnen Kritiker vor Kopfschmerzen und Herzrasen durch
Infraschall. Zudem sind zerhäcksel-
Alexander Heidel
W
Drehen oder Stehen – Das ist die Frage in der sächsichen Energiepolitik.
te Vögel und Fledermäuse sowie die
Zerstörung der Natur und Landschaft
an der Tagesordnung. Auch der Rückgang von Grundstückpreisen ist eine
Gefahr, die Bürger und Verbände sehen. Denn durch Schattenwurf und
Geräuschkulisse sinkt die Attraktivität des umliegenden Landes. Die
Vereine sehen im Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Gefahr für die Volkswirtschaft. Dieses Gesetz regelt die
Einspeisung von erneuerbaren Ener-
gien in das Stromnetz und garantiert
den Erzeugern feste Einspeisevergütung. Laut Michael Eilenberger vom
Bundesverband
Landschaftsschutz
e.V. zerstört ein subventionierter Arbeitsplatz 2,2 Arbeitsplätze in der freien Wirtschaft. „Das EEG ist ein Planwirtschaftsgesetz wie in der DDR.
Damit lässt sich global keine Wettbewerbsfähigkeit erhalten“. Eilenberger
kritisiert aber auch das vermeintliche
Mitspracherecht. „Wir werden solange
ernst genommen, bis die Planungsziele
nicht mehr erreicht werden, dann zählt
unser Mitspracherecht nicht mehr.“
Gleichzeitig baut sich auch eine politische Diskussion im Freistaat auf. Die
FDP bezieht eine klare Stellung. Minister Sven Morlok äußerte sich gegenüber dem MDR Sachsen: „Die Bürger
wollen die Landschaft nicht verschandelt haben – deshalb wollen wir beim
Windausbau zurückhaltend sein.“
Zudem habe die Landesregierung
entschieden, dass in sächsischen Wäldern keine Windkraftanlagen gebaut
werden dürfen. Für die grüne Opposition ein Alibi-Argument, denn „Wer
bei Windenergienutzung von Landschaftszerstörung spricht, aber bei der
tatsächlichen Zerstörung von Landschaft und Heimat durch die Braunkohletagebaue schweigt, argumentiert
zutiefst unehrlich“, erklärt Eva Jähnigen, Grüne-Landtagsabgeordnete für
das Osterzgebirge.
Dass diese Diskussion die Energiewende in Sachsen bremst, zeigt sich
auch in den Berichten des Deutschen
Windenergie-Instituts.
Demnach
könnte der Freistaat bis 2020 problemlos 30 Prozent seines Strombedarfs
aus erneuerbaren Energien decken, vor
allem durch Windkraft, doch nur solange der Wind in die gleiche Richtung
weht.
Sebastian Weiß
Schein-bar neu seit Anfang Mai
Ein Kommentar von Thomas Kraftschenko
Ö
fter als andere wechselt er seine Besitzer, wirkt daher meist
zerknittert und abgenutzt. Ein wenig dünnhäutig scheint er außerdem und ist ziemlich angegraut. So
hat er sich seinen Namen gemacht,
der gute alte Fünf-Euro-Schein. Damit ist nun Schluss, seit dem 2. Mai
kommt der „Fünfer“ generalüberholt daher: Neuerdings in grün und
mit Speziallack überzogen, liegt
er im Vergleich zum Vorgänger
um ganze acht Milligramm
schwerer in den Geldbörsen,
Sparschweinen und Hosentaschen. Ein Trick,
den die Europäische
Zentralbank
(EZB)
von der Industrie abkupfert? Weniger Geld
drin, gleich bleibendes
Gewicht des Portemonnaies? Doch nicht
nur schwerer ist er nun,
sondern auch attraktiver:
Wird der neue Schein zur Seite ge-
neigt, wechselt der aufgedruckte Wert
seine Farbe von smaragdgrün in blau.
Offiziell sind die Veränderungen
aber nicht in einer optischen Auffrischung begründet, sondern dienen
der Sicherheit. Ein neu entwickeltes
Hologramm sowie ein neues Wasserzeichen sollen es Fälschern in Zukunft
s c h w e r e r bis unmöglich machen,
Blüten des meistbenutzten Geldscheins
zu
fabrizieren.
Doch nicht nur
Schurken mit
Geldpre sse
im Keller,
Steffen Kn
üdel
auch der Normalbürger verzweifelt in
diesen Tagen: Da gibt es etliche Automaten, die den „Neuen“ nicht als
reguläres Zahlungsmittel anerkennen.
Fahrkartenautomaten der Deutschen
Bahn spucken den neuen Fünfer einfach wieder aus. Wer Bahn fahren
will, muss erstmal beim Bäcker oder
an der Döner-Bude nebenan seinen
Schein in automatenkompatibles Geld
tauschen. Eine Beschäftigungstherapie für all jene, die mal wieder wegen
eines unpünktlichen Zuges auf dem
Bahnsteig ausharren müssen.
Bei solch Komplikationen wirkt die
Einführung des neuen Scheins gleich
noch einen Deut überstürzter, und
warum eigentlich so klammheimlich?
Aktuell sind drei Serien an EuroScheinen im Umlauf, von denen jede
die Unterschrift eines anderen EZBPräsidenten ziert. Nur eine Unterschrift schien Mario Draghi, aktueller
EZB-Präsident, wohl zu simpel. So
setzte er sich mit ganz neuen Scheinen
lieber gleich ein Denkmal. Eine Ver-
änderung von Banknoten gleichbedeutend mit der Aufpolierung
eines Images? Im Fall Draghis gut
möglich, denn seinDank dubioser
Kreditgeschäfte angekratztes Image
will aufpoliert werden. Bleibt nur
zu hoffen, dass seine Euros nicht zu
ähnlich wertlosem Schrott verkommen, wie die Wertpapiere, die er in
Diensten der italienischen Zentralbank einst der MPS-Bank andrehte.
Bis dahin zumindest kann Draghi
vor seinen Freunden aus Finanzwelt
und Wirtschaft prahlen, denn eine
eigene Geldschein-Serie können nur
die Wenigsten vorweisen.
Schrittweise soll nun in jedem Jahr
ein neuer Euro-Schein eingeführt
werden, bis 2020 der 500er der letzte ist. Bis dahin wird sich gezeigt
haben, ob der neue Fünfer belastbarer ist. Ob dann wieder ein neuer
Fünf-Euro-Schein kommt? Vielleicht gibt es dann aber auch mal
eine Fünfer-Münze – wie zu guten
alten D-Mark-Zeiten.
Die Novum
Der Musik mehrdeutiger Meister
Richard Wagner ist auch nach 200 Jahren für Kontroversen gut
E
r hat Großes vollbracht – aber
nicht alles davon war auch großartig. Als Richard Wagner wieder einmal seine Frau betrog, seinen Gläubigern die Schulden nicht zurückzahlte
oder als er König Ludwig II. schamlos
ausnutzte: Das alles sind keine Heldentaten, die zu dem Bild des erhabenen Wagners, überlebensgroß und in
Stein gehauen, gut passen. Im Berliner
Tiergarten und in München thront er
auf hohem Sockel in einer Art Fernsehsessel über den Erdlingen, in Lohmen hebt er von steiler Felsenwand
segnend die Meisterhand. Seit vergangenem Mittwoch hat auch Wagners
Geburtsstadt Leipzig nachgezogen.
Ein lebensgroßer Endzwanziger mit
Schifferbart und im schlichten Straßenanzug, bunt angepinselt, steht nun
am Promenadenring. Einen Steinwurf
weiter kam vor 200 Jahren der echte
Wagner auf die Welt.
Wagner der Moderne
Hinter der farbig bemalten BronzeSkulptur ragt eine doppelt so große
Wagner-Silhouette gen Himmel.
Dr. Markus Käbisch, Vorsitzender
des Wagner Denkmal eV, erklärt, wie
es dazu kam: „Es gab in den letzten
130 Jahren zwei gescheiterte Versuche, ein Wagner-Denkmal zu schaffen.“ Zuletzt hatte sich der Künstler
Max Klinger 16 Jahre lang mit dem
Vorhaben beschäftigt. Ihm war es
letztlich unmöglich gewesen, Wagners
166 Zentimeter monumental darzustellen. „Es ist schwierig, einen
schmächtigen kleinen Menschen mit
großem Kopf als Musikgenie darzustellen, wo er doch recht hässlich
aussah“, so Käbisch. Das von Stephan
Balkenhol nun erschaffene Denkmal
sollte keine überhöhte Darstellung
werden, sondern einen zeitgenössischen Blick auf den Komponisten werfen. Die Silhouette ist die des geplanten Klinger-Denkmals: Monumental
groß und eingehüllt in einen Togaähnlichen Umhang. Davor steht der
kleine junge Wagner – ohne Pathos.
Ein Mann – viele Gesichter
„Der Schatten steht für das, was
die Geschichte aus einem Werk, einer Person macht, was in die Kunst
hineininterpretiert wurde. Wir wollten
Wagner aber eher als Mensch sehen“,
so Käbisch. Den „Leipziger Fleisch
und Blut Wagnerianern“– so Käbisch
– ging diese Darstellung entschieden
zu weit. Sie fanden es unangemessen,
ihn so darzustellen und behinderten
die Arbeiten des Wagner Denkmal eV,
der 200.000 Euro durch private Spenden für dieses Denkmal gesammelt
hatte.
Der Streit ist nicht untypisch. „Schon
vor 150 Jahren waren sich die Deutschen uneinig über ihn. Die Konservativen sahen ihn als einen schlechten
Einfluss, die Wagnerianer liebten die
neue Art, wie Musik und Drama verbunden wurde,“ erklärt Sven Oliver
Müller, Autor des Buches „Richard
Wagner und die Deutschen“, das dieses Jahr erschienen ist.
Den eigentlichen Grund des Streits,
der bis heute andauert, sieht Müller
aber in den verschiedenen Zusammenhängen und Zeiten, in denen
Wagner gesehen wurde: „Zu Zeiten
der Nazis wurden in Wagners Werke eine arische Weltanschauung und
Rassismus hinein interpretiert.“ Hit-
ler selbst finanzierte aus Staatsgeldern
ab 1933 Wagners Bayreuther Festspiele, die kurz vor dem Bankrott standen,
und ließ 1944 Kriegsfestspiele, nur für
Soldaten, in modernerer Fassung aufführen. Er nannte Wagners „Rienzi“
und „Parsifal“ seine Lieblingsopern
und propagierte den angeblichen Antisemitismus der Stücke. Die DDR
dagegen machte aus Wagner einen lupenreinen Proletarier, einen aus bäuerlichen Verhältnissen, geboren von der
Bäckerstochter Johanna Wagner. Dem
Meister mag beides recht gewesen
sein, denn ihm wird die Eigenschaft
zugeschrieben, dass er alles zu seinem
Nutzen drehte, nach außen aber nie
eindeutig verstanden werden konnte. Das macht es schwierig, ihn einer
Strömung zuzuordnen.
Wie eine Fahne im Wind
Bei den Dresdner Maiaufständen 1849
stand er auf den Barrikaden, scheinbar
als ein überzeugter Demokrat, der für
die Republik kämpfte. Nach Niederschlagung der Revolutionäre flüchtete
der steckbrieflich gesuchte Wagner
mit falschem Bart und falschem Pass
in die Schweiz, wo er eine bequemere, konservative politische Einstellung
annahm. Sein einziges Ziel: Seine
Kunst auff ühren zu können und diese
finanziert zu bekommen.
Als Wagner sich kaum noch nach
Deutschland wagen konnte, aus
Furcht vor all den Gläubigern, schloss
er Freundschaft mit Ludwig II., Bayerns Märchenkönig. Dieser befreite
ihn von allen Schulden und ermöglichte ihm somit den Wiedereinstieg
in Deutschland. Wagner nutzte den
jugendlichen Monarchen aus, um in
3
pixelio/stockexchange, Lukas Scholz
Hintergrund
29. Mai 2013
München auff ühren zu können und
schrieb ihm rund 150 Liebesbriefe zurück. „Der König hat Wagner vergöttert, und den Briefen nach zu urteilen,
auch geliebt“, so Müller.
Wagner brauchte viel Geld, um seine
Kunst zu verwirklichen – meist bekam
er es, dank seiner überzeugenden und
charismatischen Art. „Er hat sich viel
Geld geliehen, privat lebte er wie ein
indischer Maharadscha, nahm nur die
feinste Seide und jede Frau, die er kriegen konnte“, erklärt Müller. Er habe
gelogen und betrogen und keinerlei
Unrechtsbewusstsein gehabt, „er schuf
sich seine eigene Welt und seinen eigenen ‚Fanclub‘, sein ganz eigenes Festival“, so Müller. Auch dieser Zwiespalt
ist typisch Wagner: Er verachtete die
Juden wegen angeblicher Habgier,
doch wenn er Geld brauchte, zählte
er auch sie zu seinen Freunden. Auch
predigte er, die Natur zu schützen und
keine Tiere mehr zu essen: Selbst war
er nie Vegetarier. „Ob man ihn pluraldeutsch oder kommunistisch bezeichnet, jeder hatte in seiner Zeit das Recht
dazu. Die Deutschen haben Richard
Wagner erfunden“, so Müller.
Geehrter Künstler
Zu Ehren des Komponisten hat Leipzig
dieses Jahr mehr als nur ein Denkmal
zu bieten: In seiner ehemaligen Schule ist eine Dauerausstellung eröffnet
worden, die Stadt wirbt mit insgesamt
150 Wagner-Veranstaltungen. Davon
werden mehr als 70 während der Richard-Wagner-Festtage der Stadt Leipzig vom 16. bis 26. Mai stattfinden
– Konzerte, Gottesdienste, Kongresse,
Opern und Ausstellungen.
Anneke Ebert
4
Hochschule und Wissenschaft
Die Novum
29. Mai 2013
Tausche Job gegen Studium
Später Studienbeginn entwickelt sich zum Trend
atrick Wagner ist 39 Jahre alt, verheiratet, zweifacher Vater – und
studiert Wirtschaftsingenieurwesen
an der Hochschule Mittweida. Nach
zwölf Jahren im Berufsleben wagte
er 2009 den Neuanfang Studium.
Damit ist er keine Ausnahme. Allein
an der Hochschule Mittweida sind
gut 420 Studenten älter als vierzig,
das entspricht rund sieben Prozent aller Eingeschriebenen.
Die Gründe für ein spätes Studium
sind sehr unterschiedlich. Wagners
Motivation war vor allem seine Familie. Nach seinem Realschulabschluss
lernte er Kfz-Mechaniker, leistete Zivildienst, arbeitete dann als kaufmännischer Angestellter. „Wer einmal Geld
verdient und Kinder hat, schmeißt
den Job eigentlich nicht hin“, so Wagner. Doch dann riet ihm die Agentur
für Arbeit, Hartz IV zu beantragen.
„Meine Frau und ich hatten einen
Antrag auf Kinderzuschlag gestellt.
Aber unser Einkommen lag unter dem
geforderten Mindestverdienst.“ Das
überzeugte ihn, den Schritt zum Studium zu wagen. Eine bessere Anstellung, mehr Gestaltungsmöglichkeiten
im Job und bessere Bezahlung – das
ist es, was sich nicht nur Wagner davon erhoff t. Tatsächlich beträgt das
Lisa Patzer
P
Keine Seltenheit im Hörsaal: Ältere Lernwillige ergreifen die Chance zum Studienstart.
monatliche Einstiegsgehalt von Akademikern rund 3.400 Euro brutto, so
die Hans-Böckler Stiftung.
Auch für die Wirtschaft ist das Studieren im fortgeschrittenen Alter ein
willkommener Trend. Den Mangel
an jungen, qualifizierten Fachkräften
gleicht sie mit beruflich erfahrenen,
frisch geschulten Akademikern aus.
Die Hochschulen müssen auf diesen
Trend reagieren. Katharina Mahrt,
Vorstandsmitglied im Freien Zusammenschluss der StudentInnenschaften in Deutschland (FZS), fordert
von ihnen mehr Verständnis für die
individuellen Lebensumstände der
Studenten. Die Zahl der angehenden
Akademiker, die neben dem Studium
Verpflichtungen wie Job oder Familie
haben, steige. Deshalb müssten sich
„Lehrende und Verwaltende vom klassischen Bild des Studierenden lösen“.
Auch Student Patrick Wagner befürwortet ein Eingehen der Hochschulen
auf die Zielgruppe „40 plus“: „Auch
diese Leute sollten eine Chance bekommen. Sie kommen aus der Praxis,
gehen an Sachverhalte anders ran und
können den Jüngeren durchaus helfen“. Aber auch die älteren Studenten
müssen während ihrer Hochschulzeit
von irgendetwas leben. „Meine finanzielle Absicherung war das Schwerste“,
erzählt der 36-jährige Markus Linz,
ebenfalls Student an der Hochschule
Mittweida. Er beklagt, dass Deutschland zwar Sozialstaat sei, doch mit
über 35 Jahren falle der angehende
Vollzeitstudent in ein finanzielles
Loch. Die Finanzierung des Studiums
im reiferen Alter ist extrem schwierig.
Nur unter besonderen Bedingungen
werden auch ältere Studenten auf
Grundlage BAföGs unterstützt. Wer
nebenbei nicht arbeiten kann oder
sich nicht genügend Kapital angespart
hat, dem bleibt noch die Option eines Stipendiums. Wer beispielsweise
BAföG-berechtigt ist oder eine vorangegangene Ausbildung vorweisen
kann, hat so zumindest die Chance
auf eine Unterstützung.
Wagner war erfolgreich: Durch zwei
Semester BAföG und ein anschließendes Stipendium konnte er sein
Studium finanzieren. Sein Familienglück wird von dem späten Studium
nicht beeinträchtigt. Ganz im Gegenteil: „Ich habe wieder mehr Zeit für
meine Kinder und kann meine Frau
entlasten.“
Sarah Albrecht
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Lokales
29. Mai 2013
Die Novum
5
„Heißer Scheiß, der am Schuh klebt“
zweiten Platz für Sachsen und wird
nun mit ihrer aktuellen Platte auftreten. Der Elektro-Pop der Gruppe wird
aufgrund ihrer femininen Note oft als
„Electric Lady Sound“ bezeichnet. Vor
allem aber sind die Mädels für ihre
ausgefallenen Kostüme bekannt. „Wir
haben zwar den Anspruch, wie ein
Team auszusehen. Trotzdem bewegen
sich unsere Outfits immer zwischen
Tischtennisverein und Star Wars“, so
Songwriterin und Leadsängerin Nicola Rost. Was die Headliner beim
Auftritt zum Campusfestival tragen
werden, wissen sie noch nicht. Eines
ist aber klar: „Unser Name ‚Laing‘ bedeutet: Wir sind heißer Scheiß, der am
Schuh klebt. Und wir sind wahnsinnig
gespannt auf Mittweida“, sagt Rost.
Von so viel Ruhm träumen auch die
vier Contestbands. Am Ende wird es
zwei Gewinner geben: Die Fans vergeben an eine Band den Publikumspreis und eine professionelle Jury kürt
einen Sieger. Dazu gehören Benjamin
Mirtschin, Sänger der Band „City
Light Thief“, Jörg Peters von Universal Music Group, Gregor Schenk von
„detektor.fm“ und „HitRadio RTL“Moderator Pete Traynor. Und die hören ganz genau hin. Immerhin geht‘s
für den Sieger um eine professionelle
Tonstudioaufnahme.
Die Alternative-Rock-Band „Stegoons“
will das Publikum mit handgemachter Musik abholen und sich zugleich
vom sehr poplastigen Sound der aktuellen Castingshows abheben. Sie sind
Julia Zimmermann
er Countdown läuft – das Campusfestival beginnt in sieben Tagen. Schon jetzt sind die Moderatoren
Bente Pohlmann und Oliver Crawford
aufgeregt: „Die Zeit wird langsam
knapp. Heute ist Generalprobe. Also
müssen wir unsere Texte einstudieren.
Um das Bühnenfeeling zu bekommen,
stelle ich mich auf einen Stuhl und trage es meinem Kollegen Oli vor“, verrät
Bente. Start des Großevents wird ein
Kinoabend unter freiem Himmel am
5. Juni. Die Studenten von „MW 48“
präsentieren ihre Kurzfilme und danach stimmt der Partyfilm „Project X“
auf die kommenden Events ein.
Am Donnerstag rockt in Mittweida
der Bandcontest, der im Mittelpunkt
der Veranstaltung steht. Hier treten
vier Nachwuchsbands gegeneinander an. Abgerundet wird der Contest
durch zwei erfahrene Headliner. Die
Berliner Band „Bakkushan“, die sich
selbst als „große Kinder und Straßenpoeten“ bezeichnet, wurde erstmals durch ihren Hit „Springwut“
bekannt, der besonders im Internet
großen Erfolg hatte. Die Indie-Rocker
haben 2010 am Bundesvision Song
Contest teilgenommen und erreichten
für Baden-Württemberg den neunten
Platz. Aktuell tourt die Band mit ihrem Album „Kopf im Sturm“ durch
Deutschland. Auf sie folgt die Berliner
Girlgroup „Laing“. Bente Pohlmann
ist begeistert: „Die haben ein Ding an
der Waffel.“ Beim Bundesvision Song
Contest 2012 belegte die Gruppe den
Holger Müller
Am 6. Juni bietet das Campus Festival beste Live Atmosphäre auf dem Hochschulgelände.
Jesse Flame & The Burnberries – Vom Probekeller auf die Contestbühne.
Das Maskottchen treibt sein Unwesen auf der Promotour des Campusfestivals.
Universal Music 2012
D
Holger Müller
Buntes Programm auf dem Mittweidaer Campus
Laing sind nicht nur Headliner sondern auch Modeikonen aus Berlin.
sehr zuversichtlich: „Wir machen gute
Stimmung und unsere Musik bleibt
auf jeden Fall im Ohr“, verspricht
Christian Saszlig, Sänger der Dresdener Band. Auch die Musiker von „Texas Music Massacre“ wollen mit ihrem
Country-Punk die Zuhörer begeistern. Die Platzierung ist ihnen nicht so
wichtig: „Wir hoffen einfach, dass wir
neue Leute kennen lernen und wertvolle Erfahrungen sammeln können.“
Mit Blues und Rock will „Kwiver“
punkten. „Wir werden in Mittweida
unser Bestes geben“, erklärt Sänger Sebastian Köcher. Seit 2012 steht er gemeinsam mit drei weiteren Musikern
auf der Bühne. Er hofft, dass die Band
durch den Auftritt neue Fans gewinnt.
Die letzten im Bunde, die ihr Können unter Beweis stellen wollen, sind
„Jesse Flame & The Burnberries.“ Die
Gruppe ist mittlerweile zu acht. Für
ihre Musik zupfen sie nicht nur an
der Gitarre, sondern spielen auch Orgel. Damit nicht genug, auch Banjo,
Violine und Akkordeon sind im Repertoire. „Die Musikrichtung bezeichne ich als ‚Soulfolk’. Der Begriff setzt
sich zusammen aus vielen Emotionen,
verpackt in klassischem Folk”, so der
Frontmann Tobias Schulz alias „Jesse
Flame“.
Doch der Contest ist längst nicht alles, was das Campusfestival zu bieten
hat: Unter dem Motto „Laufend Gutes tun“ findet am 7. Juni ein Spendenlauf statt. Dabei werden Gelder
für gemeinnützige Einrichtungen wie
die „Mittweidaer Tafel“ und das Freizeitzentrum gesammelt. Schirmherr ist
Oberbürgermeister Matthias Damm.
Neuerung in diesem Jahr: Auch die
Kleinsten dürfen teilnehmen, eine
kürzere Strecke ist als „Bambinilauf“
geplant.
In der „Nacht der Wissenschaften“
stellen sich dann die einzelnen Fakultäten vor und lassen Interessierte
hinter die Kulissen blicken. Es werden
Experimente und Vorlesungen geboten. Damit bekommen Schüler die
Chance, die Hochschule kennen zu
lernen. Parallel dazu stellen beim „Fest
der Nationen“ ausländische Studenten
ihre Kultur und kulinarische Köstlichkeiten aus vielen Teilen der Erde vor.
Wer dann noch Puste hat, kann ab
13.30 Uhr unter dem Motto „Fit
durch dein Studium“ beim Sächsischen Hochschulsportfest 2013 mitmachen. Hier beweisen Studenten aus
dem Freistaat, was sie in den Disziplinen Volleyball, Tischtennis, Basketball
und Kleinfeldfußball drauf haben.
Clemens Leisegang, Sarah Könitzer
Weitere Informationen
zum Kartenverkauf und allen
anderen Veranstaltungen
finden Sie auf:
www.campusfestival-mittweida.de
6
Sport
Die Novum
29. Mai 2013
Handballer lassen sich Stimmung nicht verregnen
H
allensport – Das kommt einem
Sportbegeisterten in den Sinn,
wenn er an Handball denkt. Mittweidas Handballfest war völlig anders:
Nasser Rasen statt Hallenboden, Regengüsse und eisiger Wind statt trockener Zentralheizungsluft – das ist
nur ein kleiner Eindruck von dem,
was sich im Talgut Lauenhain an der
Talsperre Kriebstein am vergangenen
Wochenende zugetragen hat.
Auf drei Feldern wurde ein Handballturnier der besonderen Art ausgetragen. So spielten insgesamt 14 Männerund zehn Frauenteams in mehreren
Staffeln gegeneinander. Die Mannschaften trugen am Samstag die Vorrunde und am Sonntagvormittag
das Finale aus. Das Turnier begann
noch sonnig, doch dann wurde aus
einzelnen Nieselregen ein solider
Dauerrregen. Das Spielfeld verwandelte sich stellenweise in eine schlammige Rutschbahn, die viele Sportler auf Stollenschuhe zurückgreifen
ließ. Das Finale am Sonntag wurde
unter dem schützenden Hallendach
durch Siebenmeterwerfen entschieden. Aufgrund der bescheidenen Wetterbedingungen wurde die Spielzeit
Alexander Seifert
29. internationales Handballfest der Stadt Mittweida
Hart im Nehmen – Die Akteure schonten sich auch bei widrigen Bedingungen nicht.
von 24 auf 20 Minuten verkürzt. Bei
den Männern gewann der VFL Waldheim, gefolgt von der ersten Mannschaft des TSV Fortschritt Mittweida
und dem HVH Kamenz. Das AllstarTeam dominierte bei den Frauen das
Geschehen und gewann den Pokal vor
der HSG Rottluff/Lok Chemnitz und
dem Radeberger SV. Als bester Spieler wurde Aurelijus Stankevicius vom
HVH Kamenz ausgezeichnet. Bei den
Frauen ging diese Trophäe an Susanne
Schuhmann vom HSG Rottluff/Lok
Chemnitz. Die meisten Mannschaften entstammten der sächsischen Bezirks- und Verbandsliga. Ohne internationale Gäste wäre es jedoch kein
internationales Handballfest – und so
war auch ein Team aus Česká Lípa mit
von der Partie. Wie die meisten Vereine, kommt auch das Team aus der
tschechischen Partnerstadt Mittweidas schon seit Jahren zu dem traditionsreichen Turnier, um gemeinsam
mit Sportsfreunden vor der idyllischen
Kulisse der Kriebsteiner Talsperre die
vergangene Saison zu feiern. Diese besondere Lage ist der Grund, warum
alle Pläne, das Turnier an anderer Stelle auszurichten schnell verworfen wurden. Das Wetter war zwar trüb, die
Stimmung aber keinesfalls. Ausgelassen und familiär ging es zu. Auch die
vielen Helfer blieben gelassen. Nicht
ganz unwichtig, denn der hohe organisatorische Aufwand lässt sich Jahr für
Jahr nur mit Unterstützung aller Mitglieder des TSV Fortschritt Mittweida stemmen. Jeder hat seine Aufgabe
und keiner „kommt hier nur mit dem
Turnbeutel her“, wie TSV Handball
Abteilungsleiterin Grit Böhne betonte. Es verwundert bei einem so eingespielten Team also kaum, dass vom
Spielablauf über Verpflegung bis hin
zur musikalischen Abendgestaltung
alles reibungslos über die Bühne ging.
Die Pläne für das nächste Jahr stehen
derweil auch schon: Das JubiläumsHandballfest wird wieder eine Woche
nach Pfingsten vom 14. bis 15. Juni
stattfinden. Den Organisatoren ist
dann besseres Wetter zu wünschen.
Philipp Wallat
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Werden Sie Teampate oder laufen Sie mit!
Ablauf:
11.-13.00 Uhr
13.30 Uhr
14.00 Uhr
15.00 Uhr
17.00 Uhr
Anmeldung
Eröffnung
Start Spendenlauf
Start Bambinilauf
Siegerehrung und
Scheckübergabe
Ort: Schwanenteich
Infos & Anmeldung unter: www.hs-mittweida.de/spendenlauf
Kurz vor knapp
29. Mai 2013
7
Die Novum
Kein fruchtiges Erlebnis
In den beliebten aromatisierten Wassergetränken ist alles, nur kein Obst drin
asser mit Fruchtaroma, womöglich noch kalorienarm und
zuckerfrei. Ganze 180 Sorten gibt es
bereits. Da ist von tropischen Früchten
bis hin zur spanischen Kirsche alles
dabei. Bei solchen vielversprechenden
Aussichten ist es nicht verwunderlich,
dass der Absatz der Fruchtgetränke
im vergangenen Jahr um 25 Prozent
gestiegen ist und mittlerweile jeder
Deutsche 7,3 Liter des aromatisierten
Wassers pro Jahr trinkt. Doch sind die
Früchte vom Hochglanzetikett wirklich in den Flaschen drin?
Mit dieser Frage beschäftigte sich
Stiftung Warentest und prüfte 25
Produkte in acht Geschmacksrichtungen nach ihren Inhaltsstoffen. In der
Zeitschrift „test“ (Ausgabe 5/2013)
veröffentlichten die Prüfer das erschreckende Ergebnis: keines der Produkte
erhält die Bewertung „sehr gut“ oder
„gut“. Von dem versprochenen Fruchterlebnis ist keine Spur, stattdessen gibt
es künstliche Aromen, viel Zucker und
schlechten Geschmack. Anita Stocker,
„test“-Chefredakteurin, kritisierte bei
der Präsentation der Ergebnisse: „Das
ist irreführend: Volle Frucht, nennenswerten Fruchtsaft oder Fruchtmark enthält keines der Getränke.“
Besonders Wasser mit Erdbeeraroma
sei viel Zucker zugesetzt – so kann ein
Stefanie Fichte
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Sollte es zukünftig Warnhinweise auf den Flaschen der aromatisierten Wassergetränke geben?
Getränk bis zu 200 Kalorien pro Liter
beinhalten, also nicht wirklich figurfreundlich. Von den getesteten Wässern schnitten sechs mit befriedigend,
vierzehn mit ausreichend und fünf
mit mangelhaft ab. „Meist ist
nicht drin, was draufsteht. Dafür ist aber drin, was nicht draufsteht“, ergänzt Stocker. Sogar große Marken wie Volvic enttäuschen
mit ihren Produkten. So steht in
der Zutatenliste von Volvics ApfelSorte „Apfelaroma“ – hier darf das
Mensaplan
Grüße
Gratinierte Jagdwurstscheibe, bunte Farfalle
mit Tomatensoße, 1 Apfel | Asiasuppe mit
Gemüse, zwei Frühlingsrollen | mensaVital
Pikante Hähnchenbrust mit Tomaten-JoghurtDip, Honigmöhren und Chilikartoffeln
Verspätete, aber ganz liebe Geburtstagsgrüße
schick ich meinem Onkel nach Hause. Viel Gesundheit, Freude und Zufriedenheit! Ich hoffe, dass euer
Urlaub schön war und daheim alles in Ordnung
ist :) Liebe Grüße Louisa
Donnerstag, den 30.5.2013
Sarah, you shine like a star and you are adorable.
Mittwoch, den 29.5.2013
Kassler Kammbraten, Speckbohnen, Böhmische
Semmelknödel | mensaVital Kartoffel-ApfelPorreegratin mit Meerrettich-Dillsoße |
Seelachsfilet, paniert, Remouladensauce,
Pommes frites, Vitalsalat
Ich grüße alle Fleißigen, die montags bei der Novum
ihr bestes geben und nicht im Impressum stehen :)
Montag, den 3.6.2013
Spagetti Bolognese, Hackfleischsoße mit RindSchweinefleisch, Käse | mensaVital BroccoliBlumenkohl-Gratin, Gorgonzolasoße, Heidelbeerquark | Schweinesteak Tiroler Art, gebackene Zwiebel, Tomate, Pommes frites, Salat
Toscana
Dienstag, den 4.6.2013
Rostbratwurst, Röstzwiebelsoße,
Sauerkraut, Kartoffelpüree | Klare Gemüsesuppe, 4 Hefeklöße, Vanillesoße, Pflaumenkompott
| mensaVital Kalbsgeschnetzeltes, Champignons, Paprika, Kräuterspätzle
Ich grüße die zehn Brötchen, die Ananas und
Huhn. Ihr habt es überstanden :) :D x)
Das Team vom Spendenlauf grüßt alle Läufer und
Teampaten, die sich bisher angemeldet haben!
Aber da geht noch was ;) Vielen Dank auch an die
großzügigen Sachsponsoren! Nächste Woche wird
LAUFend etwas Gutes getan!
Liebe Grüße an Herrn Professor Will (bester Prof!)
Impressum
Freitag, den 31.5.2013
Königsberger Klops, Kapernsoße, Kartoffeln
oder Reis, Karottensalat mit Apfel | mensaVital Tagliatelle mit Lauch-Sojasahne-Soße,
gehackte Walnüsse | Grillteller, Salsadip, Criss
cuts, Coloradosalat
Aroma nur aus der Frucht kommen.
Im Getränk befindet sich jedoch nur
ein Fantasiegemisch, das dem Gaumen einen Apfel vortäuschen soll. Bei
solchen Falschaussagen im Zutatenverzeichnis – Volvic befindet sich da
in Gesellschaft vier weiterer Produkte – sind die schlechten Bewertungen
nicht erstaunlich. Der große Knall
kam jedoch erst nach der Veröffentlichung der Testergebnisse. Die NDRSendung „Markt“ berichtete am 22.
April über die besorgniserregende
Die Novum ist eine Ausbildungszeitung der
Fakultät Medien / Die Novum Print der Hochschule Mittweida, unterstützt von: AMAK AG
und Medieninstitut Mittweida e.V., Verleger
gemäß SächsPresseG vom 3. April 1992:
Mittweida Research, Division GmbH / AMAK
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Geschäftsführerin: Silke Knauer
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Redaktion Die Novum-Print,
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Magazin: Susann Schadebrodt
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Kretzschmar
Online: André Baumjohann
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Sindy Herrmann, Stefan Heidisch
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Menge vom krebserzeugenden und
keimzellschädigenden Schadstoff Benzol in Erfrischungsgetränken. Der
Schadstoff bildet sich meist aus der
Reaktion vom Konservierungsstoff
Benzoesäure mit dem Antioxidationsmittel Ascorbinsäure. Die Feststellung veranlasste Stiftung Warentest die Produkte einer Nachprüfung
zu unterziehen. Das Resultat: In drei
Getränken wurde jeweils eine gewisse Menge an Benzol gefunden. Spitzenreiter ist dabei „Vitrex Kirsch“
mit 4,9 Mikrogramm pro Liter, gefolgt von „Elitess Aqua plus Kirsch“
mit 0,9 Mikrogramm und „Volvic
Kirsch“ mit 0,5 Mikrogramm pro
Liter. In Deutschland gibt es keinen
Grenzwert dafür. Eine akute Dosis
liegt bei 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Um zu erkranken, müsste also eine junge Frau
mit einem Gewicht von 55 Kilogramm
rund 500.00 Liter Volvic Kirsch
trinken. Auch wenn die gefundenen
Mengen Benzol nicht der Gesundheit
schaden, ist es fraglich, ob solche Stoffe in Nahrungsmittel gehören. Wer
also auf Nummer sicher gehen möchte, sollte wieder zum faden Mineralwasser greifen. Ansonsten heißt es:
„Do-it-yourself!“
Susann Schadebrodt
Kinoprogramm
Fast & Furious 6
Donnerstag bis Mittwoch 17.15 Uhr und 19.45 Uhr
Freitag und Samstag auch 22.15 Uhr
Samstag und Sonntag 14.45 Uhr
Epic 3D
Donnerstag bis Mittwoch 17.15 Uhr
Samstag und Sonntag auch 14.45 Uhr
Star Trek into Darkness 3D
Donnerstag bis Mittwoch 20.00 Uhr
Filmbühne Mittweida,
Theaterstraße 1, Telefon: 0 37 27 / 31 42
Tweet der Woche
Neulich auf dem Pausenhof: „Der Tom hat einfach meine Hausaufgaben geguttenbergt, da
hab ich ihm sowas von auf die Mailbox gewulf
ft!“
@ohkleinerdrei
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Ihren Gruß schicken Sie bitte an:
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Feuilleton
Die Novum
29. Mai 2013
Sommerferien in der Psychiatrie
Individualität oder Krankheit? Ein Jugendbuch von einem Mädchen zwischen zwei Welten
immelhochjauchzend oder zu
Tode betrübt – am Ende der
Kindheit fängt einiges an schief zu
laufen. Das Rätsel Pubertät macht
auch Christin zu schaffen, auf den
ersten Blick ein durchschnittliches
sechzehnjähriges Mädchen. Doch
plötzlich wird sie mit der Situation
konfrontiert, psychisch krank zu sein
und ihre kleine Welt gerät ins Wanken.
„Zwischen mir und mir“ ist ein Jugendbuch von Charlotte Fritsch. Sie
schreibt über eine Thematik, die keine
einfache ist. Wo hört Individualität
auf? Wo fängt Krankheit an?
Nach einem Besuch beim Psychologen
bekommt sie eine fatale Diagnose: Manische Depression. Dieses Urteil ist zu
viel für Christin. „Ich war Game Over,
muss direkt ins Gefängnis. Psychatrie,
Knast – zwei Namen für die gleiche
Scheiße“. Sie wollte die Ferien mit ihren Klassenkameraden an der Ostsee
verbringen, doch die Entscheidung
für‘s Irrenhaus steht fest. „Das hier war
ein schlechter Film und ich war unfreiwillig in die Hauptrolle gerutscht
– in die der Manisch-Depressiven“.
Christins Mutter, selbst Opfer dieser Krankheit, ist der Antrieb. Überzeugt von der Krankheit ihrer Tochter,
führt sie Buch über ihr Verhalten und
trie gleicht ihr einem
Gefängnis. Regeln über
Regeln. Es gibt für die
Sechzehnjährige keine
freien Entfaltungsmöglichkeiten. Sie fühlt sich
allein. Alles ist ihr zuwider und sie beginnt, ihre
Zi m mergenossinnen
als „Dorftussis“ zu beschimpfen. Zusätzlich
erfindet sie für jeden
Insassen einen individuellen Namen, wie „Miss
Psychatrie“
Diese direkte und jugendliche Sprache zieht
den Leser in den Bann
und lässt ihn mitfühlen. Christin durchlebt
sehr intensiv eine Phase
der Entfremdung und
Selbstfindung. Dabei
flüchtet sie sich in verschiedene Rollen, um
ihren Umfeld zu entEine verheerende Fehldiagnose ist Thema dieses Jugendromans. fliehen. Deutlich wird,
wie zerbrechlich das
steckt sie unbewusst in die Rolle einer Selbstbild eines Jugendlichen ist und
psychisch Kranken. Christin verliert welche Folgen die Fehldiagnose eines
ihr Gefühl für sich selbst und weiß Arztes haben kann. Wie das Mädchen
nicht mehr, wer sie ist. Die Psychia- beginnt auch der Leser selbst zu rePeriplaneta-Verlag und Mediengruppe
H
flektieren. Das Buch bietet Hilfe zur
Selbsthilfe. Es ist ein psychoanalytischer Leitfaden.
Charlotte Fritsch schreibt aus eigenen Erfahrungen als Sonderpädagogin und aus ihrer damaligen Sicht als
Kind. „Wenn man als Kind oder Jugendlicher von anderen immer gesagt
bekommt, dass man krank ist, dann
fängt man irgendwann auch an, das zu
glauben“. Weiterhin betont sie: „Es ist
wichtig, anzufangen an sich selbst, die
eigene Individualität und die eigenen
Stärken und Träume zu glauben, anstatt sich von äußeren Meinungen irre
führen zu lassen.“
Fachleute glauben, dass die Phase der
Pubertät noch nie so schwer zu bewältigen war wie heute. Die vorherrschende Leistungsgesellschaft stellt hohe
Anforderungen an junge Menschen,
bietet aber trotzdem kaum verlässliche
Regeln, Schutz oder Sicherheit. Hinter
den meisten Persönlichkeitsstörungen
steckt deshalb viel mehr ein Trauma,
das mit Pillen gar nicht therapierbar
ist. Schon Hermann Hesse wusste:
„Viele Menschen gelten für ‚normal‘,
welche unheilbar verrückt sind und
umgekehrt werden manche für verrückt angesehen, die Genies sind.“
Lydia Nordengrün
Gourmets in geheimen Küchen
as Restaurant ist im Wohnzimmer, die Gäste kennen auch
das Bad des Kochs. Sie wissen, welche Zahnpasta er benutzt und welche
Bilder auf seinem Nachttisch stehen.
Getafelt wird nämlich in einem Untergrund-Restaurant: Privatleute bekochen im trauten Heim Wildfremde
gegen Bares.
Online laden mehr oder weniger
versierte Amateurköche zum heimlichen Dinner ein. Beispielsweise über
Online-Netzwerke wie „Ghetto Gourmet“ können Kochende und die, die
bekocht werden wollen, aufeinander
treffen. Die abenteuerlustigen Teilnehmer erfahren Adresse und Menükarte erst kurz vor Beginn. Was sie
genau erwartet, wissen sie aber noch
nicht. Liebhaber des neuen KochKultes meinen, dass gerade Überraschungen reizvoll sind. Dem Alltag
entfliehen und sich in eine andere
kulinarische Welt begeben. Zwischen
Bücherregalen, Blumentöpfen und
einem beiseite geschobenen Klavier
kommen die Gäste ins Gespräch. Es
Stefanie Fichte
D
Franziska Keller
Untergrundrestaurants – nicht ganz legal, aber angesagt
Ein neuer Trend in der Kreativszene lockt die Gäste aus den Restaurants in private Wohnzimmer.
ist zwar eng, aber irgendwie gemütlich. Und wer weiß, vielleicht finden
sie ja im Tischnachbarn die Liebe des
Lebens. So ganz neu ist die Idee nicht.
In Kuba und Hongkong gibt es tradi-
tionelle Paladares oder Supper-Clubs.
Anderer Name, gleiches Prinzip. Sie
boomen auch in Metropolen, in denen
es eine ausgeprägte Kreativszene gibt.
So zählt New York 44 Untergrund-
Restaurants, in Berlin sind es bereits
14 – Tendenz steigend. Das heimliche
Bekochen ist aber nicht ganz legal.
Wer derartige Dinner veranstaltet,
hat weder eine Restaurantlizenz, noch
wurde er jemals von einem Lebensmittelkontrolleur besucht. Kleine
Tricks verhindern Probleme mit den
Behörden: Das Dinner wird zur Feier
unter Bekannten, die Bezahlung zum
Geldgeschenk, und wenn die Gäste
ihre eigenen Getränke mitbringen,
braucht es keine Genehmigung.
Auch, wenn am Ende des Abends
25 Euro auf den Tisch zu legen sind,
fühlt es sich doch an wie eine Essenseinladung bei Bekannten. Die Atmosphäre ist viel intimer als in einem
charakterlosen Kettenrestaurant. Am
hauseigenen Ikea-Tisch, in der Gesellschaft von neuen Gesichtern, entdecken die Teilnehmer eines wieder:
dass Essen auch ein kommunikatives
Erlebnis ist. Und für die Hobbyköche
ist es weniger Einnahmequelle als vielmehr Erfüllung.
Natalie Scheffler