Preußische Monatsbriefe
Transcription
Preußische Monatsbriefe
No. 65 / Januar 2017 ber 2015 zuzzzzzzzz Berichte, Kommentare, Glossen und Despektierliches für aufgeklärte, mündige Schichten Wort des Monats Vorweg… …Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen… …drei Bitten: Haben Sie Anregungen, Wünsche, Kritiken oder gar Lobe für die Preußischen Monatsbriefe, dann teilen Sie uns diese doch bitte mit. Wir stellen uns gern auf Sie ein. Und: Die Ihnen per Mail zugesandten KOSTENLOSEN Monatsbriefe lassen sich im Internet aufrufen: Martin Luther in Ein feste Burg ist unser Gott Inhalt Seite 2: Luther zum Auftakt Seite 3: Anmerkungen von Professor Max Otte Seite 4: Rapport zur Lage Seite 6: Oswald Spenglers „Preußentum und Sozialismus“ Seite 8: Leserbriefliches Seite 9: Aus einer Trump-Rede Seite 11: Apropos Aleppo Seite 12: Preußen witzig Seite 13: Preußische Daten Seite 16: Beilage: Prof. Kaiser über Senioren im Automobil Seite 25: Impressum Zuschriften Archiv Bestellung Abbestellung 1 www.Preussische-Monatsbriefe.de Bitte geben Sie diese Adresse an wache Geister weiter. Sie und wir danken es Ihnen. ▼▲▼ Politische Bitternisse füllten den letzten Monat von 2016 aus. Sie reichten in Umfang und Auswirkungen nicht an die Debakel von Kunersdorf und Jena/Auerstedt heran, bereiteten dennoch viel Schmerz und Übel keit. Zornige Rede gilt zunächst dem Anschlag auf den Christmarkt nahe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in der Berliner City West. Ein riesiger Truck zermalmte ein Dutzend Menschen zu Tode und verletzte mehr als vier Mal so viel schwer. Damit nicht genug. Die gegenwärtige Staatslenkerin äußerte sich nicht etwa umgehend, sondern verlautbarte etwas über einen Sprecher. Als sie sich endlich vor die Kamera bequemte, klangen ihre blechern vorgetragenen Worte so, als lese eine Konfirmandin hölzern aus einem Buch vor. Schon beim Münchener Attentat im Juli 2016 verstörte die Kaltherzigkeit der Kanzlerin. „Focus“ schrie mit großen Lettern: „Kein Wort von der Kanzlerin: Während Deutschland bangt, bleibt Merkel stumm.“ Sie habe keinerlei Regung gezeigt. Ein weiteres Malheur: Seit Friedrich dem Großen pflegen die Preußen zu den USA eine besondere Beziehung: Immerhin haben sie den neuen Staat als erste diplomatisch anerkannt. Dagegen agierten aktuell die Deutschen von der Spitze und den hörigen Medien her im USPräsidentschaftswahlkampf 2016 wie miese PR-Agenten der ClintonDemokraten. Bar jeden menschlichen wie politischen Anstandes stempelten sie den Republikaner Trump als sexistischen Idioten ab. Der ist nun Präsident, zu dem bald aus Berlin Kriechspuren führen werden. Trumps Wähler haben eine beschädigte Regierung abgewählt. Der Herbst 2017 bietet uns dafür eine Chance. Die Schriftleitung Preußische Monatsbriefe Martin Luther zum Auftakt des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“ Im Reformations- und Lutherjahr 2017 muss in der Bundesrepublik Deutschland leider Gottes damit gerechnet werden, dass des revolutionären Reformators Denken, Schreiben und Handeln und das weite Themenspektrum der Reformation von interessierten Seiten in hier üblicher Schwarzmalerei auf ausgesuchte Bruchteilchen der gigantischen Schöpferkraft Luthers reduziert wird. Die Stoßrichtung gab die Theologin und vielfache kirchliche Funktionsträgerin Margot Käßmann vor, die als Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum fungiert und agiert. Was sie befand, dürfte im Mainstreamland als Richtschnur dienen: Es könne kein Reformationsjubiläum geben, …das die Schattenseiten der Reformation nicht benennt. Luther und die Schattenseiten seiner Reformation hätten die Kirche auf einen entsetzlichen Irrweg geführt. Die Preußischen Monatsbriefe werden sich den Gralshütern der Schwarzmalerei mit LutherOriginal entgegenstellen und dabei Friedrich dem Großen folgen, der in seinem Traktat "De la superstition et de la religion"(„Vom Aberglauben und der Religion“) Martin Luthers Engagement für die Bildung und die Toleranz des Gewissens würdigte. Man lese nach, welche Politik Friedrich II. mit seinem Grundsatz „Hier mus ein jeder nach seiner Fasson Selich werde“ verfolgte und setze sie ins Verhältnis zu dem, was uns 2017 zu Luther und Reformation vorgelegt wird. Von uns kommt das erste Luthger-Original: Aus Martin Luthers „Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben“ (1525) An die Fürsten und Herren Erstlich mögen wir niemand auf Erden danken solches Unrats und Aufruhrs, denn euch Fürsten und Herrn, sonderlich euch blinden Bischöfen, tollen Pfaffen und Mönchen, die ihr, noch heutigen Tages verstockt, nicht aufhöret zu toben und wüten wider das heilige Evangelium, ob ihr gleich wisset, dass es recht ist, und auch nicht widerlegen könntet. Dazu im weltlichen Regiment nicht mehr tut, denn dass ihr schindet und schatzt, euren Pracht und Hochmut zu führen, bis der arme gemeine Mann nicht kann noch mag ertragen. Das Schwert ist euch auf dem Halse; noch meinet ihr, ihr sitzet so feste im Sattel, man werde euch nicht mögen (können) ausheben. Solche Sicherheit und verstockte Vermessenheit wird euch den Hals brechen, das werdet ihr sehen. Ich hab' s euch zuvor vielmal verkündet, ihr sollt euch hüten vor dem Spruch Psalm 17: Effundit contemptum super Principes… Er schüttete Verachtung auf die Fürsten und ließ sie irren in der Wüste, da kein Weg ist, und schützte den Armen vor Elend und mehrte sein Geschlecht wie eine Herde. Solches werden die Frommen sehen und sich freuen; und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden. Wer ist weise und behält dies? So werden sie merken, wie viel Wohltaten der HERR erzeigt. Preußische Monatsbriefe 2 Professor Max Otte: Zum Krieg gegen unser Bargeld, über sein neues Buch und zu den USA und Europa mit Trump Das sei kein gutes Zeichen, beurteilt Wirtschafts- und Finanzexperte Professor Dr. Max Otte die Aussage einer Studie des Verbandes Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V.). Demzufolge sagt jeder zweite Deutsche von sich, auf Bargeld verzichten zu können. Bitkom vertrete unter anderem zahlreiche Anbieter digitaler Zahlungstechnologien und mache sich seit Jahren für Alternativen zum Bargeld stark. Wie in vielen anderen Branchen sei es auch hier üblich, wissenschaftliche Studien für die Lobby-Arbeit zu missbrauchen. Otto fragt: „Dreht sich also der Wind in unserem Land? Halten die Deutschen immer weniger von ihrem Bargeld und sind offen für das Bezahlen per Karte oder Smartphone?“ Er und weitere fast 12 000 Unterzeichner seiner Petition „Rettet unser Bargeld“ warnen vor dieser Entwicklung und lehnen sie strikt ab. Dazu gehört auch der Vorschlag von der EU-Kommission, der die Möglichkeit beseitigen will, Kleinbeträge im Internet unter Wahrung der Privatsphäre zu begleichen, indem Bürger sogenannte Prepaid-Karten benutzen. Hier geht es zwar nicht konkret um die Bargeldabschaffung, doch „die Verbindung ist eng“, meint Norbert Häring. Der Wirtschaftsjournalist sieht in der Initiative eine neue „Neue Runde im Krieg gegen das Bargeld“. (Siehe http://norberthaering.de/de/27-german/news/717-neuerunde-4) Empfohlen sei auch das Buch von den Ökonomen Dr. Ulrich Horstmann und Prof. Dr. Gerald Mann „Bargeldverbot – Alles, was Sie über die kommende Bargeldabschaffung wissen müssen“. Ihre Lösungsvorschläge muss man nicht teilen, aber Ihr Buch ist ein profunder Rundgang rund um das Thema Bargeldabschaffung. Zum Thema-USA nach dem Trump-Sieg äußerte Max Otte: „Für die meisten Menschen, die blind den Mainstream-Medien vertrauen, war das eine riesige Überraschung. Für viele ein Schock. Hoffentlich nicht für Sie!“ Vor dem American German Business Club e.V. referierte er ausführlich über seine Ansichten zu den Beziehungen zwischen Europa und USA nach dieser Wahl. Das Video mit dem vollständigen Vortrag in englischer Sprache ist unter dieser Adresse aufrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=Ccz-A1m61NY&feature=youtu.be Max Ottes neuestes Buch ist rechtzeitig zum Weihnachtsfest und vor dem Jahresschluss im Münchner Econ-Verlag herausgegeben worden. Es trägt den Titel „Investieren statt sparen“ und den verheißenden Untertitel „Wie Sie mit Aktien alle 5 Jahre Ihr Vermögen verdoppeln.“ Im Klappentext seines jüngsten Werkes heißt es: „ Das Internet revolutioniert nicht nur die Wirtschaft und die Unternehmen, sondern auch die Vermögensverwaltung von Privatinvestoren: realtime Kurse abfragen, Aktien kaufen und verkaufen, Informationen und Meinungen mit anderen Privatanlegern austauschen? und bessere Ergebnisse erzielen als die meisten Fondsmanager. Max Otte stellt dazu das nötige Handwerkszeug zur Verfügung.“ Eine Zeitungsrezension rühmt, bei Ottes Tipps sei etwas für jeden dabei, für „absolut unkundige Anleger" ebenso wie für erfahrene Börsianer. Der Autor halte sich mit konkreten Ratschlägen zurück, ihm gehe es eher darum, Grundlagen verständlich zu machen und für die verschiedenen Typen Anleger etwas anzubieten. Je nach Zeitaufwand bei der Recherche gehöre man zu den Kaufleuten, Meister, Königen oder Revolutionären. Otte wolle, dass man selber informierte Entscheidungen trifft, statt Trends und Tipps nachzulaufen. (Siehe auch Max-Otte.de und https://www.der-privatinvestor.de) PM Preußische Monatsbriefe 3 Definitionen neuer Kampfbegriffe Fake News sind die Lügen und Populisten die Lügner der jeweils anderen Seite. Postfaktisch sind die als Hirngespinste diffamierten Wahrheiten der anderen. Böse Zahlen zum Merkeln Die Zahl der überschuldeten Bundesbürger stieg von 3, 4 Millionen (2006) auf 4, 17 Millionen (2016). 2,05 Millionen Haushalte konnten 2015 ihre Verpflichtungen gegenüber Gläubigern nicht pünktlich erfüllen. 335 000 Bundesbürger hatten 2014 keine Wohnung; 223 000 waren es 2008. 5, 6 Prozent Beschäftigter in regulären Arbeitsverhältnissen gelten als arm bzw. als armutsgefährdet. Die Armutsquote in Deutschland beträgt 15, 7 Prozent. Sie gibt an, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienten. 2015 lag dieser Schwellenwert für eine allein lebende Person in Deutschland bei 942 Euro, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 1 978 Euro im Monat. Jeder fünfte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn weniger als 10 Euro die Stunde; im Osten sogar jeder Dritte. Und wieder rollen deutsche Panzer gen Russland Kanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen verfügen nach 2015 auch im neuen Jahr 2017 deutsche Panzer an die russische Grenze. Natürlich ungeachtet der gescheiterten deutschen Operation Barbarossa, die am 22. Juni 1941 begann, sogleich Litauen brandschatzte und am 8. Mai 1945 als Niederlage endete. Das ist schon eine merkwürdige und überflüssige Tradition, deutsche Panzer vermutlich auf gleichen Wegen gen Osten nach Litauen an die russische Grenze rollen zu lassen. Schneidig im bayerischen Grafenwöhr von dem Panzergrenadier-Bataillon aus Oberviechbach geprobt. Die Deutschen sollen auf dem Militärstützpunkt Rukla den 1 000 Soldaten umfassende NATOTruppenverband anführen. Er bezieht Stellung etwa 100 Kilometer nordwestlich von Vilnius und in Panzerschussweite von der russischen Grenze entfernt. Jeder dritte Litauer möchte sie dort nicht haben, noch mehr Russen wünschen sie zum Teufel. Brennende Synagoge 1941 in Litauen steht sich von selbst. Es darf wohl davon ausgegangen werden, dass keiner der beteiligten Soldaten und Offiziere aus sieben Ländern (USA nicht dabei!) über die deutsche Besetzung Litauens vom 23. Juni 1941 bis 13. Juli 1944 offiziell unterrichtet worden ist. Inwiefern die deutsche politische Führungsspitze davon Kenntnis hat, ist uns nicht bekannt. Dass sich die newsgefakten Mainstream-Medien darüber ausschweigen, ver- Einige Zitate zu Litauen aus dem Online-Lexikon WIKIPEDIA: „Mit dem deutschen Blitzkrieg im Osten – Litauen war innerhalb einer Woche vollständig besetzt – rückte die jüdische Bevölkerung ins Visier der neuen Machthaber…Der Holocaust in Litauen war ein von Deutschen verübter Völkermord, dem zwischen 1941 und 1944 die jüdische Bevölkerung Litau- Preußische Monatsbriefe 4 ens beinahe vollständig zum Opfer fiel. Über 200.000 Juden wurden hauptsächlich durch Angehörige der dafür aufgestellten Einsatzgruppen und deren Helfer ermordet. In nicht geringer Zahl beteiligten sich Litauer an Pogromen und an der Ermordung der jüdischen Bevölkerung… Das aus Litauern neu aufgestellte PPT-Bataillon (Pagelbinės Policijos Tarnybos Batalionas) und das von SSObersturmbannführer Joachim Hamann geführte „Rollkommando Hamann…ermordeten bis November 1941 etwa 175.000 Menschen landesweit. Massenverhaftungen von Kritikern und Minderheiten, Verschleppungen und Deportationen von Zwangsarbeitern setzten ein… Die nicht arbeitsfähigen Juden wurden bis Herbst 1941 zu Tausenden erschossen, Schätzungen gehen von etwa 80.000 getöteten Juden allein in diesen vier Monaten aus...Die verbliebenen etwa 45.000 Juden Litauens lebten überwiegend in den Ghettos von Kaunas, Vilnius und Šiauliai und einigen kleineren Ghettos als so genannte Arbeitsjuden. Mit Beginn der Krise an der Ostfront wurden… die Juden in Vernichtungslager deportiert. Beim Rückzug der deutschen Truppen wurden auch die verbliebenen Juden von Kaunas und Šiauliai ermordet.“ Gustav von Trump (nicht verwandt, verschwägert oder verkumpelt mit DEM Trump in Übersee) Auch US-Panzer donnern durch Brandenburg in Richtung Putin-Land 4 200 US-Soldaten, 390 Kampfpanzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie jede Menge Begleitfahrzuge und Technik werden ab 8. Januar 2017 quer durch Brandenburg u. a. über die Grenzübergänge Frankfurt (Oder) und Forst nach Polen an die russische Grenze transportiert. Die Bundeswehr gibt dazu logistische Unterstützung. Stationiert werden die Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Frieden in Zagan (vor 1945: Sagan) und Swietoszow (vor 1945: Neuhammer am Queis), in denen sich noch Wehrmachtskasernen befinden. Ohne Schamgefühl und bar jeden Gerechtigkeitssinns Die oft demokratieferne Große Koalition unter der Ewigen Kanzlerin hat entgegen ihren vollmundigen Ankündigungen und festen Vereinbarungen festgelegt, die Rentenanpassung Ost/West nicht 2019, sondern erst 2025 stattfinden zu lassen – wenn überhaupt. Oma Müller und Opa Krause aus Berlin O meinen lakonisch: Die will uns doch wegsterb’n sehn’. Denn kann se mehr Kanonen koofen oder noch mehr Flüchtlinge füttan.“ Staatssekretäre in Berlin en gros Die hochverschuldete Bundeshauptstadt leistet sich weit mehr Staatssekretäre als alle anderen Bundesländer: 25 an der Zahl. Sie bevölkern das Rote Rathaus neben bzw. unter dem Regierenden Bürgermeister (in der Historie: Oberbürgermeister) und zehn Senatoren. Zum Vergleich: Die anderen weisen zehn oder elf dieser politischen Gattung auf, Beyer begnügt sich mit fünf. Der Papst gegen mediale Koprophilie In einem Interview mit dem belgischen Magazin „Terio“ erklärte der 80jährige Papst Franziskus: „Ich denke, die Medien sollten klarer und transparenter sein und nicht, entschuldigen Sie den Ausdruck, in eine Koprophilie verfallen, die stets bereit ist, Skandale und widerliche Dinge zu verbreiten, so wahr sie auch sein mögen.“ (Anmerkung: Mit Koprophilie (gr. κόπρος kópros ‚Dung‘, ‚Mist‘, ‚Kot‘ und -philie) bezeichnet man den sexuellen Lustgewinn durch menschlichen Kot bzw. dessen Ausscheidung.) Prädestiniert für eine vierte Amtszeit… …ist ein Fortsetzer dieser genialen Politik: 2015: Folget meinem Ruf und kommet, ihr Millionen Flüchtlinge, legal oder illegal – Wir schaffen das! 2016: Schiebt ab, Tausende Flüchtlinge. Wir schaffen das! …ist ein Demokrat, der von seinem Wahlverein über sich ein ehrliches Abstimmungsergebnis fordert, als sei vom Parteitag auch eine getürktes, ein unehrliche zu erwarten. M.Sch. Preußische Monatsbriefe 5 Patrioten-Passagen OSWALD SPENGLER (29. Mai 1880 bis 8. Mai 1936) Kleiner Prolog: Großes Aufsehen mit begeisterter Zustimmung und schroffer Ablehnung erregte der Geschichtsphilosoph, Kulturhistoriker und politische Schriftsteller im November 1919 mit seiner Streitschrift „Preußentum und Sozialismus“. Darin äußert er sich pointiert und scharf durchdacht über geistigpolitische Strömungen seiner Zeit: Er stellte dem westlichen Liberalismus und dem marxistisch-russischen Sozialismus einen preußischen Sozialismus zur Seite. Kühn befand er: „Altpreußischer Geist und sozialistische Gesinnung, die sich heute mit dem Hasse von Brüdern hassen, sind ein und dasselbe.“ Während der westliche Liberalismus durch entschiedenen Individualismus und rücksichtslose Gewinnsucht geprägt sei, betone der preußische Sozialismus Zusammengehörigkeit, Solidarität und Volksgemeinschaft. Je nachdem, welche Ideologie sich durchsetzen könne, werde die Macht im Staate letztlich entweder bei Finanzinteressen oder bei Staaten ruhen. Damals schon sah er die liberale Weltanschauung als Bedrohung der Nation – obwohl der politische Begriff Globalisierung noch lange nicht im Schwange war. Musil, Thomas Mann, Simmel, Adorno und andere beschäftigen sich mit seinen Thesen. Thomas Mann vertraute seinem Tagebuch an, er verspüre eine "erschreckende Nähe". Seine Untergangsszenarien in den Romanen "Zauberberg" und "Doktor Faustus" erinnern stark an Spengler. Dieser empfahl den Bürgern aller Gesellschaftsschichten, über Klassenegoismen hinweg den preußischen Sozialismus zu bejahen. Da wir Oswald Spenglers Streitschrift nicht in Gänze zur Diskussion stellen können, verweisen wir auf den Internetabdruck (http://gutenberg.spiegel.de/buch/-5331/1). Zudem drucken wir ähnlich wie bei Immanuel Kants „Zum ewigen Frieden“ Passagen aus „Preußentum und Sozialismus“ als geistige Appetithappen ab – heute die dritte und letzte Folge. Ich fasse zusammen. Was in diesen kurzen Ausführungen zur Sprache gekommen ist, sollte demjenigen Teil unsres Volkes, der durch Tatkraft, Selbstzucht und geistige Überlegenheit zur Führung der nächsten Generation berufen ist, ein Bild der Zeit geben, in der wir stehen, und der Richtung, in welche unsre Bestimmung uns weist. Wir wissen jetzt, was auf dem Spiele steht: nicht das deutsche Schicksal allein, sondern das Schicksal der gesamten Zivilisation. Es ist die entscheidende Frage nicht nur für Deutschland, sondern für die Welt, und sie muss in Deutschland für die Welt gelöst werden: soll in Zukunft der Handel den Staat oder der Staat den Handel regieren? Ihr gegenüber sind Preußentum und Sozialismus dasselbe. Bis jetzt haben wir das nicht eingesehen. Wir sehen es auch heute noch nicht. Die Lehre von Marx und die Klassenselbstsucht haben es verschuldet, dass beide, die sozialistische Arbeiterschaft und das konservative Element, sich wechselseitig und damit den Sozialismus missverstanden haben. Heute aber ist die Gleichheit des Ziels nicht länger zu verkennen. Preußentum und Sozialismus stehen gemeinsam gegen das innere England, gegen die Weltanschauung, welche unser ganzes Leben als Volk durchdringt, lähmt und entseelt. Die Gefahr ist ungeheuer. Wehe denen, die in Preußische Monatsbriefe 6 dieser Stunde aus Eigennutz und Unverstand fehlen! Sie werden andre und sich selbst verderben. Die Vereinigung bedeutet die Erfüllung des Hohenzollerngedankens und zugleich die Erlösung der Arbeiterschaft. Es gibt eine Rettung nur für beide oder keinen. Die Arbeiterschaft muss sich von den Illusionen des Marxismus befreien. Marx ist tot. Der Sozialismus als Daseinsform steht an seinem Anfang, der Sozialismus als Sonderbewegung des deutschen Proletariats aber ist zu Ende. Es gibt für den Arbeiter nur den preußischen Sozialismus oder nichts. Die Konservativen müssen sich von der Selbstsucht befreien, um deren willen schon der Große Kurfürst dem Hauptmann v. Kalckstein den Kopf vor die Füße legte. Demokratie, mag man sie schätzen wie man will, ist die Form dieses Jahrhunderts, die sich durchsetzen wird. Es gibt für den Staat nur Demokratisierung oder nichts. Es gibt für die Konservativen nur bewussten Sozialismus oder Vernichtung. Aber wir brauchen die Befreiung von den Formen der englischfranzösischen Demokratie. Wir haben eine eigne. Der Sinn des Sozialismus ist, dass nicht der Gegensatz von reich und arm, sondern der Rang, den Leistung und Fähigkeit geben, das Leben beherrscht. Das ist unsre Freiheit, Freiheit von der wirtschaftlichen Willkür des einzelnen. Was ich erhoffe, ist, dass niemand in der Tiefe bleibt, der durch seine Fähigkeiten zum Befehlen geboren ist, dass niemand befiehlt, der durch seine Begabung nicht dazu berufen war. Sozialismus bedeutet Können, nicht Wollen. Nicht der Rang der Absichten, sondern der Rang der Leistungen ist entscheidend. Ich wende mich an die Jugend. Ich rufe alle die auf, die Mark in den Knochen und Blut in den Adern haben. Erzieht euch selbst! Werdet Männer! Wir brauchen keine Ideologen mehr, kein Gerede von Bildung und Weltbürgertum und geistiger Mission der Deutschen. Wir brauchen Härte, wir brauchen eine tapfre Skepsis, wir brauchen eine Klasse von sozialistischen Herrennaturen. Noch einmal: der Sozialismus bedeutet Macht, Macht und immer wieder Macht. Pläne und Gedanken sind nichts ohne Macht. Der Weg zur Macht ist vorgezeichnet: der wertvolle Teil der deutschen Arbeiterschaft in Verbindung mit den besten Trägern des altpreußischen Staatsgefühls, beide entschlossen zur Gründung eines streng sozialistischen Staates, zu einer Demokratisierung im preußischen Sinne, beide zusammengeschmiedet durch eine Einheit des Pflichtgefühls, durch das Bewusstsein, einer großen Aufgabe, durch den Willen, zu gehorchen, um zu herrschen, zu sterben, um zu siegen, durch die Kraft, ungeheure Opfer zu bringen, um das durchzusetzen, wozu wir geboren sind, was wir sind, was ohne uns nicht da sein würde. Wir sind Sozialisten. Wir wollen es nicht umsonst gewesen sein. Preußische Monatsbriefe 7 Leserbriefliches Dank für Erinnerungen an die Heimat Im Archiv der monatlich erscheinenden Briefe der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. bin ich auf die vielen, mit Bildern versehenen Beiträge des Mitarbeiters Peter Mugay gestoßen, die mich sehr erfreut haben, zumal er aus der Neumark/Ostbrandenburg berichtet, zu der ich eine besondere Beziehung durch intensive Familien-Forschung habe. Es geht um den Ort ZELLIN a. d. Oder, in dem meine Vorderen eine Windmühle besessen und betrieben haben. Sie mussten ihre Heimat durch Vertreibung verlassen. Zu diesem Ort hat Peter Mugay sehr schöne Berichte in die Monatsbriefe 09/2104 und 02/2015 gestellt. Zellin in der Neumark mit Windmühle am Dorfrand Ich bin u. a. für ZELLIN der Ortsbetreuer und bemüht, für die monatlich erscheinende Heimatzeitung des Kreises Königsberg/Neumark ab und zu Berichte für die Leserschaft in die HZ stellen zu lassen. Nun die Frage: Ist es mir gestattet, unter Nennung der Quelle, die Berichte von Herrn Mugay an den Verlag der HZ, nämlich GOLDAMMER in Rothenburg o.d.T. weiterzuleiten? Reimund Koch per E-Mail Antwort der Redaktion: Ein herzliches Dankeschön für Ihre freundlichen Zeilen zu unseren Berichten aus der alten, unvergessenen Heimat. Gern können Sie die Beiträge unter Nennung der Quelle an den Verlag Ihrer Heimatzeitung zum Abdruck geben. Für Belegexemplare wären wir Ihnen dankbar. „Eine sehr gute Informationsquelle“ Bis zum Juni 2016 habe ich den Preußischen Monatsbrief erhalten. Ich vermisse ihn und hoffe, dass ab 2017 der Monatsbrief wieder zugestellt wird. Für mich sind die Beiträge, Kommentare eine sehr gute Informationsquelle. Vielen Dank! Ich wünsche ihnen für 2017 Gesundheit und Kraft für weitere anregende Informationen. Günter Fessel, per E-Mail Antwort der Redaktion: Dank für Ihre Information, die uns erstaunt; denn es gibt von der Redaktion der Preußischen Monatsbriefe keinen Grund, Ihnen die Briefe nicht mehr zu schiPreußische Monatsbriefe 8 cken. Im Gegenteil, wir freuen uns, Sie als Leser zu wissen. Wir werden die Sachlage prüfen. Möglicherweise handelt es sich um einen technischen Fehler. Anbei der aktuelle Preußische Monatsbrief. Viel Freude und Erkenntnisgewinn bei der Lektüre. Politische Eintagsfliegen Pure Geschichtsbetrachtung ohne Bezug auf die Gegenwart und politisches Handeln ohne Bedenken der Geschichte sind für mich nur „halbe Sachen“. Deshalb lese ich gern die Preußischen Monatsbriefe, weil sie – meiner Meinung nach gekonnt - das eine mit dem anderen stimmig verbinden. Dass dabei unsere politisch-gesellschaftliche Gegenwart im Vergleich etwa mit Preußen nicht gerade vorteilhaft abschneidet, liegt ja nicht an den Autoren, sondern an den politisch Agierenden. Bei denen gewinne ich immer stärker den Eindruck, dass sie gewissermaßen politische Eintagsfliegen sind. Beispiel dafür sind für mich unsere beiden politischen Bundesspitzen: Sozialisiert in der „Diktatur der Arbeiterklasse“, die bis auf wenige Ausnahmen die deutsche Vergangenheit verteufelte, fehlt ihnen naturgemäß die innere Bindung zu den ruhmreichen Kapiteln deutscher Geschichte. Darüber täuscht auch ihr mitunter peinlich wirkendes „So tun als ob“ man doch darin wurzelt nicht hinweg. Kein Wunder, dass sie sich in vermeintlich vorwärtsgewandter Globalisierung (sprich: Amerikanisierung) ergehen – zum Nachteil Deutschlands. Klaus Wagner, Hannover Donald Trump, US-Präsident in spe: Lügen, Lügen, Lügen in einem korrupten System Bei der Abstimmung der Wahlleute am 2. Dezember 2016 in Washington erhielt Donald Trump (Republikaner) 304 Stimmen (270 hätten gereicht) und Hillary Clinton (Demokraten) 227. Offiziell wird das Ergebnis des Wahlleute-Gremiums am 6. Januar im US-Kongress verkündet. Trump wird dann am 20. Januar 2017 in feierlicher Zeremonie in Washington zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Der gewählte, aber noch nicht vereidigte Präsident äußerte sich bereits im Oktober über den unglaublich schmierigen USWahlkampf, der mit „Demokratie“ so viel zu tun hat wie der Teufel mit dem Weihwasser. Dass die Dreckschleudereien beinahe nahtlos von bundesdeutschen Politikern und ihren Mainstreammedien übernommen und teilweise übertroffen wurden, zeugt von ihrem peinlich niedrigen politischen und moralischen Bildungsstand. Die Parallelen lassen bestürzen und die Frage aufkommen, ob die seit drei Legislaturperioden amtierende Regierungsspitze den Weg zum 51. US-Staat eingeschlagen hat. Das US-Wahlergebnis lässt hoffen, dass auch hier ein Wechsel eintritt. In seiner von bundesdeutschen Politikern und Medien totgeschwiegenen bzw. verleumdeten Rede erklärte Donald Trump im Blick auf Hillary Clinton und ihre Wahlgänger u. a.: „Ich nehme ihre Angriffe, ihre Pfeile gerne für Euch auf. Ich nehme diese Verleumdungen für unsere Bewegung auf mich, damit wir unser Land zurückerobern können. Für unsere große Zivilisation hier in Amerika und für die zivilisierte Welt hat jetzt die Stunde des Schicksals geschla- Preußische Monatsbriefe 9 gen. Hier ist eine Verschwörung gegen das amerikanische Volk im Gange. Die Clinton-Maschinerie, die Medien und andere Kräfte versuchen, die Wähler zu verleumden, wenn sie nicht ihre Ansichten teilen. Das System und seine Medien üben die Kontrolle über diese Nation aus, mit Mitteln, die wir mittlerweile sehr gut kennen. Donald Trump, bald 45. US-Präsident, und Ronald Reagan, 40.Präsident der Vereinigten Staaten, 1987 im Weißen Haus Jeder, der sich dieser Macht entgegenstellt, wird als Sexist, als Rassist, als Ausländerfeind und als moralisch verkommen gebrandmarkt. Sie greifen jeden an, der sich gegen sie stellt. Sie verleumden, sie versuchen, deine Karriere, deine Familie und deinen Ruf zu zerstören. Sie versuchen, alles von einem zu vernichten, vor allem den Ruf. Sie lügen, lügen, lügen, und sie werden Schlimmeres tun. Sie werden alles, was nötig ist, gegen dich unternehmen. Unser korruptes System ist die größte Macht hinter den Bestrebungen für eine radikale Globalisierung und Entrechtung der arbeitenden Menschen. Der Zeitpunkt der Angriffe der ClintonMaschinerie, der New York Times und anderer Medien gegen mich ist kein Zufall. Es ist Teil eines konzertierten, koordinierten und bösartigen Angriffs auf mich. Es ist kein Zufall, dass diese Angriffe genau in dem Moment erfolgten, als Wikileaks Dokumente veröffentlichte, die die massive internationale Korruption der Clintons aufdecken. Diese abartigen Behauptungen über mich bezüglich eines unangebrachten Umgangs mit Frauen sind vollkommen erlogen. Und die Clintons wissen das sehr genau. Diese Behauptungen sind allesamt fabriziert, sie sind frei erfunden, glatte Lügen. Nichts davon hat sich so zugetragen, und die Leute, die das sagen, geben das kleinlaut sogar zu. Schaut euch doch diese Leute einmal an, schaut sie euch genau an, dann wisst ihr, dass es Lügen sind. Diese Anschuldigungen sind absurd, grotesk und spotten jeder Wahrheit, jeder Logik und jeglichem gesunden Menschenverstand.“ Ein weiteres Zitat aus einem Twitter-Beitrag von Donald Trump: „Wenn meine vielen Anhänger genauso gehandelt und bedroht hätten, wie diejenigen es machen, die die Wahl verloren haben, dann würden sie verachtet und fürchterlich beschimpft werden.“ Preußische Monatsbriefe 10 Apropos Aleppo, Russen und Pharisäer Erinnerung an US-Kriege gegen Irak und Libyen, bei denen bundesdeutsche Politiker und Medien zur Kriegslüge ebenso schwiegen wie zur Zerstörung von Städten wie Bagdad, das am 30. Juli 762 als Madīnat as-Salām („Stadt des Friedens“) gegründet wurde. Bagdad nach einem US-Angriff aus der Luft: Unter den Trümmern liegen ihre toten Eltern Libysche Stadt von US-Bombern zerstört wie einst Hamburg und Dresden Das Schicksal von Saddam Hussein (links) und vom Libyen-Chef Gaddafi, der mit einer Eisenstange erschlagen wurde, droht auch dem demokratisch gewählten syrischen Staatspräsidenten Assad. Deutscher Merksatz: Schurken seit Hitler und länger waren, sind und bleiben die Russen. Preußischer Merksatz: Wir wollen nach wie vor den Frieden mit unseren Nachbarn, namentlich aber mit Russland suchen. (Bismarck) Preußische Monatsbriefe 11 Preußen in Witz und Anekdoten Wahlgespräch auf’m Bau: Weeßte Mutta, ick schlürf unse Büchsensuppe, der andre vaspeist den Braten; ick bau seine Häusa hoch un kann seine Miete nich zahln; ick bin Niedriglöhna, der schwimmt int Jeld; ick wähl den, der mir aus det Dilemma raushilft… Zeichnung: Heinrich Zille Anekdotisches Lessing und Freunde diskutierten im Berliner Weinkeller “Baumannshöhle“ über die Unsterblichkeit. Einer äußerte: „Ick jloobe nich an ihr!“. Lessing wollte den Grund wissen. Die Antwort: Ja, seh’n Se, wenn ick dran jloobe und se kommt nich, dann ärjere ick mir. Wenn ick dran jloobe und se kommt, denn finde ick nischt dabei. Wenn ick aba nich dran jloobe und se kommt, so freu‘ ick mir. Darum jloobe ick nich an sie. xxx Hofprediger Cochius bat Friedrich den Großen um Versetzung von Potsdam zu einer gut dotierten Stelle am Berliner Dom. Antwort des preußischen Königs: „Jesus Saget, mein Reich ist nicht von dieser Welt. So müssen die prediger auch denken, dann predigen Sie nach Ihrem Thodt im Duhm von Neuen Jerusallem.“ Kon und Fetti Ein Eckensteher fragt einen „Kollegen“: „Haste jehört, das wa eenen neuen Minister gekriegt haben?“ „Ach nee“, antworte der andere, „ick dachte, die Witwe springt für ihn ein.“ Eine leichte Dame rempelt auf der Straße eine vorübergehende Köchin an. Diese revanchiert sich mit den Worten: „Machen Se sich mal nich so breet, Sie jemeinet Mensch Sie. Wat Sie is, war ick schon lange jewesen.“ Der größte Automat in Berlin? Das Polizeipräsidium. Wirft man oben eine Scheibe ein, kommt unten ein Schutzmann raus. Preußische Monatsbriefe 12 Preußische Daten 1.Januar 1742 (vor 275 Jahren): Königin Elisabeth Christine und die Königinmutter Sophie Dorothea empfangen den hohen Adel und den gesamten Hof zur Entgegennahme der Glückwünsche zum Neuen Jahr. 1. Januar 1802 (215): Der Neubau des Nationaltheaters auf dem Berliner Gendarmenmarkt von Carl Gotthard Langhans wird mit der Aufführung von Kotzebues Schauspiel „Die Kreuzfahrer“ eröffnet. Niederschlesisch-Märkischer Bahnhof Breslau 1880 1.Januar 1852 (165): Die Berlin-Frankfurter Eisenbahn wird als „Königliche NiederschlesischMärkische Eisenbahn“ Eigentum des Preußischen Staates. Ihr Bahnhof lag als einziger der fünf nach Berlin führenden Fernbahnen innerhalb der Stadtmauer. 1.Januar 1867 (150): Die erste Nummer der Tageszeitung „Die Zukunft“ erscheint in Berlin. Sie führt den Untertitel „Demokratische Zeitung“ und gilt bald als „geistreichste“ Berliner Tageszeitung. 1.Januar 1872 (145): Erstmals kommt das von Rudolf Mosse gegründete „Berliner Tageblatt“ auf den Markt. 2.Januar 1832 (185): Die in Berlin seit Sommer 1831 grassierende Cholera-Epidemie führt zu 2 317 Erkrankten und zu 1 417 Todesopfern. 4.Januar 1292 (725): Elf Kardinäle verschreiben all jenen, die an religiösen Festtagen die Parochialkirchen zu Berlin „andächtig besuchen“ oder zum weiteren Ausbau derselben beitragen, einen 40tägigen Ablass von der auferlegten Kirchenbuße. 4.Januar 1892 (125): Die Nr. 1 der „Berliner Illustrirten Zeitung“ wird angeboten. 4.Januar 1902 (115): Der Mediziner Prof. Rudolf Virchow, Ehrenbürger der Stadt, zieht sich bei einem Sturz aus der Straßenbahn in der Leipziger Straße schwere Verletzungen zu, an deren Folgen er Anfang September desselben Jahres verstirbt. 5.Januar 1717 (300): Staats- und Heeresreform in Preussen durch Friedrich Wilhelm I. 5.Januar 1842 (175): Polizei und Innenministerium genehmigen die Statuten der „Friedrich- Wilhelms-Anstalt für Arbeitsame“. Sie soll als wohltätige Stiftung der russischen Zarin, Schwester des regierenden Königs Friedrich Wilhelm IV., Arbeitslose beschäftigen. Preußische Monatsbriefe 13 6.Januar 1742 (275): Prinz August Wilhelm von Preußen und Prinzessin Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel schließen die Ehe. Die Trauung findet im großen weißen Saal des Berliner Schlosses statt. 6.Januar 1742 (275): Friedrich der Große lässt an der Stelle, an der 1841 der Zoologische Garten begründet und 1844 eröffnet wird, eine Fasanerie einrichten. Der erste Fasanenmeister heißt Sprewitz. 8.Januar 1667 (350): Kurfürst Friedrich Wilhelm erlässt eine Verfügung an das Kammergericht zu Cölln an der Spree zur Rechtsprechung über Scharfrichter und Abdecker. 8.Januar 1842 (175): Der im Dezember 1841 in Berlin gegründete „Verein für wissenschaftliche Vorträge“ beginnt seine Arbeit mit einem Vortrag des Zoologen Martin Carl Hinrich Lichtenstein in der Singakademie in Berlin-Mitte über Südafrika und dessen Tierwelt. Die Charité 1740 10.Januar 1727 (290): Mit der Randbemerkung: „Es soll das Hauß die charite heissen F.W.“, notiert auf einer Steuerakte, führt König Friedrich Wilhelm I. die Bezeichnung „Charité“ für die Heil- und Lehranstalt vor dem Spandauer Tor ein. 12.Januar 1667 (350): Der Prediger und Liederdichter Paul Gerhardt wird durch Fürsprache der Bürgerschaft wieder in sein Amt als Diakon zu St. Nikolai eingesetzt, nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm ihn als Kopf der lutherischen Opposition in der Stadt suspendiert hatte. 13.Januar 1797 (220): Königin Elisabeth Christine, Gemahlin König Friedrichs II., stirbt im Schloss Niederschönhausen. Sie wird am 29. Januar im Dom zu Berlin beigesetzt. 14.Januar 1742 (275): Friedrich der Große führt die Garde du Corps von Charlottenburg in den Tiergarten. Er kommandiert vor hohen Gästen und 1 000 Einwohnern die Garde selbst, lässt besonders die neuen Schwenkungen, das Attackieren und „Retiriren“ üben. Preußische Monatsbriefe 14 15.Januar 1887 (130): Eine neue „Bau-Polizei-Ordnung“ für den Stadtkreis Berlin, die am 18. Januar in Kraft tritt, wird erlassen. Sie löst die Bauordnung von 1853 ab. Gebäude durften nun nur noch eine Bauhöhe zwischen 12 und 22 Metern und maximal fünf Geschosse haben. 16.Januar 1872 (145): Die Berliner Universität veranstaltet eine Gedenkfeier zum 300. Geburtstag von Johannes Kepler, bei der der Direktor der Sternwarte, Wilhelm Foerster, einen Vortrag hält. 17.Januar 1752 (265): König Friedrich II. bestätigt die Rechte und Privilegien der 1747 gegründeten Armenschule (Ecole de Charité) der Berliner Französischen Gemeinde und schenkt ihr „alljährlich dreyzehn Hauffen Brenn-Holz“. 17.Januar 1887 (130): Der Berliner Lehrer-Gesang-Verein wird gegründet. Erster Chormeister wird Professor Felix Schmidt, Gesanglehrer an der damaligen Königlichen Hochschule für Musik. 18.Januar 1252 (765): Markgraf Johann I. gibt der Stadt Prenzlow (Prenzlau) die Zollfreiheit nach dem Vorbild der Städte Berlin und Brandenburg. 18.Januar 1882 (135): Im großen Saal des „Buggenhagener Etablissements“ findet der „Erste Kommers Alter Burschenschafter“ statt. Damit treten in Berlin die „Alten deutschen Burschenschafter“ erstmalig zu einer gemeinsamen Feier zusammen. 19.Januar 1742 (275): Der Wirklich Geheime Etats-Minister, Freiherr von Cocceji, reist nach Schlesien ab, um dort das Justizwesen einzurichten und die beiden Regierungs-Collegien zu Breslau und Glogau zu eröffnen. 20.Januar 1677 (340): Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm verordnet eine der sozialen Abstufung entsprechende Kopfsteuer. 22.Januar 1797 (220): Das Bürger-Rettungs-Institut gewährt erstmalig 24 bedürftigen Bürgerfamilien Unterstützungen, um ihnen die Fortsetzung ihrer Gewerbe zu ermöglichen. 22.Januar 1822 (195): In einem Vertrag gründet die Berliner Kaufmannschaft mit etwa 80 Schiffern die „Berliner Elbschiffahrts- und Assekuranzgesellschaft“. 23.Januar 1632 (385): In Berlin wird für die „Berliner Zeitungen“, genannt „Berliner Botenmeister Zeitung“, die staatliche Zensur eingeführt. Grund hierfür war die Berichterstattung über den Dreißigjährigen Krieg. Der spätere Friedrich der Große als Knabe (links) mit seiner Schwester Wilhelmine (Gemälde von Antoine Pesne) 24.Januar 1712 (305): Prinz Friedrich von Preußen wird als Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seiner Frau Sophie Dorothea im Berliner Schloss geboren. Er übernimmt 1740 die Regentschaft als König Friedrich II. von Preußen und erhält 1745 den Beinamen der Große. Preußische Monatsbriefe 15 Beilage (Auto-)Mobil bis ins hohe Alter Über Gefährdungen und Chancen von Älteren im Straßenverkehr informiert Professor Dr. Heinz Jürgen Kaiser, Akademischer Direktor am Institut für Psychogerontologie der Universität Erlangen-Nürnberg a. D. (Teil 2 und Schluss) Möglicherweise gleichaltrig: Der Automobilist ist 84 Jahre alt Die in den Massenmedien hervorgehobenen Fälle von Unfällen alter Autofahrer bilden nicht das ab, was man als „Wirklichkeit“ oder „wahre Situation“ bezeichnen könnte. Absolut gesehen sind nach neueren statistischen Erhebungen ältere Autofahrer im Unfallgeschehen eher unterrepräsentiert. Das zeigt die folgende Abbildung. Sie lässt erkennen, dass an der Gesamtzahl aller Unfälle mit Personenschaden die Altersgruppen ab 65 Jahren die Gruppen mit der geringsten Beteiligung sind: Statistisches Bundesamt 2015 Preußische Monatsbriefe 16 Allerdings: Das Statistische Bundesamt und andere Informierte haben einen „Haken“ an der Sache gefunden: Sie heben nämlich auch hervor, dass der Anteil der schuldhaften Unfallverursachung bei den Älteren ab 65 Jahren gegenüber den mittleren Jahrgängen deutlich ansteigt: Statistisches Bundesamt 2015 Eine weitere Relativierung wird in der Fachliteratur außerdem angeführt: Eine Erhöhung des Unfallrisikos entsteht nämlich auch dann, wenn nur wenig Auto gefahren wird. Und ältere Autofahrer fahren nun einmal weniger Kilometer im Jahr als jüngere. Die Unfallgefährdung zeigt also einen statistischen Zusammenhang mit der Fahrleistung pro Jahr. Eine Statistik aus Holland macht dazu noch eine genauere Aussage: Das Unfallrisiko steigt erst dann signifikant an, wenn Autofahrer weniger als 3ooo Kilometer im Jahr mit ihrem Fahrzeug zurücklegen. Preußische Monatsbriefe 17 Die Statistik der Unfallhäufigkeit ist also durch einen „low mileage bias“ (wie es die englischsprachige Fachwelt bezeichnet) gewissermaßen „entstellt“. Und das heißt auch, um es zu wiederholen, dass die Unfallhäufig bei geringer Jahresfahrleistung unabhängig vom Alter der Fahrer ansteigt. Die Relation zwischen Unfallrisiko und Fahrleistung ist offenbar bei der Altersgruppe der 60 bis 65jährigen Autofahrer sogar am günstigsten, wie die folgende Abbildung zeigt: Ähnlich die ADAC-Mobilitätsstudie von 2010: Preußische Monatsbriefe 18 Das heißt also: Die Relevanz des dramatischen Ansteigens der angeführten relativierten Unfallzahlen im hohen Lebensalter muss demnach auf jeden Fall immer auch mit Blick auf die absoluten Zahlen richtig eingeschätzt werden. Absolut gesehen spielen die sehr alten Autofahrer im Unfallgeschehen tatsächlich eine geringe Rolle, es sind eher Einzelfälle, die mit einem Unfallrisiko fahren, das dem der Fahranfänger entspricht. Außerdem gilt es zu beachten, dass ältere Fahrer andere Straßen benutzen als jüngere, mehr Innerortsstraßen und Landstraßen, und die haben als Straßen ein höheres Unfallrisiko! Das gute Abschneiden der älteren Autofahrer zumindest bis zu deren 75ten Lebensjahr überrascht eigentlich, wenn man die vielen alternskorrelierten körperlichen und funktionellen Veränderungen bedenkt, die prinzipiell fahrrelevant sind, vom Nachlassen der Sehfähigkeit bis zu Problemen bei der Erfüllung von Aufgaben des sog. „Multi-Tasking“ (siehe erste Beitragsfolge). Es ist offensichtlich so, dass viele sich langsam einschleichende Verluste kompensiert werden können, auch durch ein kluges „Fahrtenmanagement“, und dass dies tatsächlich stattfindet. Viele ältere Autofahrer scheinen sich des beschriebenen Risikos bewusst zu sein und „passen“ deswegen „auf sich auf“. Wie aber lassen sich die angesprochenen Probleme der Mobilität im Alter so lösen, dass neben den Gefährdungen auch die Chancen für die Mobilität Älterer sichtbar werden? Lösungen = Chancen Gehen wir zunächst wieder auf die Fußgänger und Radfahrer ein: Die „Smart Modes“ Die Gründe oder Ursachen für Gefährdungen von älteren Fußgängern und radfahrenden Senioren können drei Bereichen oder Zusammenhängen zugeordnet werden: • Der individuellen Person mit ihren individuellen Stärken und Schwächen, Behinderungen, Krankheiten etc., • einer unfallträchtigen Umwelt, die an bestimmte Gruppen von Fußgängern nicht oder schlecht angepasst ist, • sozialen Verhältnissen, also besonderen Problemen der Menschen im Umgang miteinander im öffentlichen Raum. Achtungsschild in Großbritannien Entsprechend können wir nach Lösungsmöglichkeiten in eben diesen drei Bereichen suchen: a) Im individuellen Bereich „Wer rastet, der rostet“. Das sagt der Volksmund in Übereinstimmung mit der Alternsforschung, und dieser Satz gilt insbesondere für die Motilität, die körperliche Beweglichkeit. Sie kann durch gezielte Gymnastik und Sport lange Zeit aufrechterhalten werden. Eine sinnvolle Förderung von Motilität und motorischer Koordinationsfähigkeit schließt auch ein gewisses Krafttraining ein. Aber es gilt auch, dass das Fahrradfahren und Zu-Fuß-Gehen selbst wiederum ein Training ist, sich selbst also gewissermaßen verstärkt. Spezifische Hinweise erhalten interessierte Ältere in Lern- und Diskussionsgruppen, die von Moderatoren geleitet werden. Solche Programme wurden von den bekannten Verkehrssicherheitsinstitutionen, beispielsweise dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) und der Deutschen Verkehrswacht (DVW), erarbeitet und angeboten (siehe deren Arbeitsprogramm 2016, im Internet anzuschauen unter http://www.dvr.de/dvr/arbeitsprogramm/verkehrsverhalten_ev.htm.) Preußische Monatsbriefe 19 b) Im Bereich der Verkehrsumwelt Für ältere Menschen sollte die Verkehrsumwelt möglichst arm an Barrieren sein, die wir im Teil 1 genannt haben. Diese Mobilitätsbarrieren aus der Welt zu schaffen, markiert eine noch zu bewältigende, gigantische Aufgabe der Städte- und Verkehrsplanung im Hinblick auf die Zukunft einer „alternden“ Gesellschaft. c) Im Bereich der sozialen Umwelt Im Alltag der älteren Menschen geht es nicht nur um (motorisierte) Fortbewegung, sondern vor allem um die außerhäusliche Bewegung zu Fuß. Und da werden von Senioren Hindernisse wahrgenommen, die nicht physischer oder technischer Natur sind. Die notwendigen Veränderungen sollten zugleich als Chance für eine Entwicklung unserer Gesellschaft in Richtung größerer Solidarität unter den Menschen, geringerem Egoismus und geringerer Rücksichtslosigkeit erkannt werden. Das markiert Aufgaben insbesondere für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen und in Bezug auf eine Stärkung von Kooperationsgeist, Rücksichtnahme und Mitmenschlichkeit überall in unserer Gesellschaft. Autofahren Wir haben gesehen, dass der Alternsprozess für Veränderungen sorgt, die für das sichere Autofahren eine Gefährdung darstellen können. Dem entgegenzuwirken bedeutet zunächst einmal, sich mit den technischen Aspekten der automobilen Mobilität zu befassen. Schließlich könnten die Gefährdungen ja durch eine seniorengerechte Technik vermindert werden. Ein Cockpit, das beherrscht sein will Seniorengerechte Fahrzeuge Ansatzpunkte auf Seiten der Technik gibt es mittlerweile zuhauf: Bremsassistenten, Abstandswarner, Parkhilfen, Travel Pilots, Head-up-Displays usw. mögen im Prinzip geeignet sein, verloren gegangene Fertigkeiten bei der Bedienung des Autos wettzumachen; doch auf diesem Gebiet ist noch viel an Forschungsbedarf vorhanden. Technische Assistenzsysteme müssen auf die Eigenheiten des älteren Organismus abgestimmt sein. Sie dürfen insbesondere nicht zu einer Überlastung der Kapazität der Sinnesorgane und des Zentralnervensystems führen. Sie müssen im Hintergrund wirken, dürfen sich nicht aufdrängen. Generell gilt, dass der ältere Autofahrer nur so viele Instrumente zu beachten haben sollte, wie unbedingt nötig sind. Je höher der Anteil eingeschliffener, automatisierter Funktionen beim Fahren eines Autos ist, desto eher kommt dies den Möglichkeiten des älteren Menschen entgegen. Im Einzelnen gilt: Es sollte eine große Toleranz gegenüber Bedienfehlern bestehen, um triviale menschliche Fehler nicht zu dramatisieren: Aus einer einfachen Fehlleistung (etwa einer Verwechslung) darf auf- Preußische Monatsbriefe 20 grund einer komplexen Technik keine Katastrophe resultieren. Gerade ältere Menschen neigen aufgrund ihrer nachlassenden Gedächtnisleistungen und der längeren Lern- und Eingewöhnphase zu Fehlern, wenn sie mit neuer, ungewohnter Technik konfrontiert sind. Es sollte prinzipiell die Freiheit gegeben sein, jedes technische Unterstützungssystem abzuschalten, wenn die Funktion nicht benötigt wird oder sogar störend wäre. Insbesondere im Zusammenhang mit älteren Menschen ist darauf hinzuweisen, dass ein Zuviel an Informationen, das mit der technischen Unterstützung gegeben sein kann, leicht zu einer zusätzlichen Belastung der ohnehin schon schneller ausgelasteten Kapazitäten führt. Die technischen Systeme sollten leicht an verschiedene Fahrergruppen adaptierbar sein; unterschiedliche Einschränkungen und Bedürfnisse verlangen nach unterschiedlichen Lösungen. Die Nachrüstbarkeit älterer Fahrzeugmodelle sollte gewährleistet sein. Um das im Alter erschwerte Gewöhnen an Neuerungen zu reduzieren, ist es sinnvoll, für ein konsistentes Verhalten der Systeme zu sorgen: Bedienweisen, Piktogramme und Anordnungen der Systembestandteile sollten bei den verschiedenen Fahrzeugmodellen identisch sein. Auch ein transparentes Verhalten der Systeme sollte ein Ziel der Konstruktion darstellen: Ältere Menschen mit Gedächtnisschwächen profitieren von einer logischen Verknüpfung von z.B. Funktion und Piktogramm, es erleichtert ihnen das Behalten Bei aller fahrtechnischen Unterstützung darf das System keinen entmündigenden Charakter annehmen: die Eigenverantwortlichkeit muss erhalten bleiben (z.B. Beherrschbarkeit bei Ausfällen). Um die Konzentrationsfähigkeit nicht unnötig zu belasten, ist es sinnvoll, Informationen mit Prioritäten zu versehen, d.h. die Meldung mit höchster Priorität zu übermitteln, andere währenddessen „herunterzufahren”. Unter Beachtung des oben beschriebenen Problems der Störqualität simultaner Reize sollten Assistenzsysteme sich zum Ziel setzen, ihre Informationen und Rückmeldungen über verschiedene sensorische Kanäle zu vermitteln. Schnell erfassbar? Ansatzpunkte technischer Unterstützung sind Wahrnehmungsbereitschaft des Fahrers, Fahrzeugbedienung und Ergonomie und die Optimierung der Verkehrsumwelt. Insbesondere sollte die Technik ältere Menschen in ihrer Wahrnehmung und ihren Orientierungs- und Gedächtnisfunktionen unterstützen. Forderungen, die hier aufzustellen wären, könnten u.a. sein: Aufrechterhalten der Wahrnehmungsbereitschaft Keine Ablenkung durch unerwartetes Fahrzeugverhalten (Durchdrehen der Räder, Schleudern usw.), keine Ablenkung durch die Fahrzeugbedienung (Suchen nach Hebeln, Schaltern, Knöpfen), keine Ablenkung durch die Beobachtung von Anzeigen! Keinen Blick in das Wageninnere, nicht auf Instrumente, nicht zum Radio, nicht zur Streckenkarte, nicht zum Nachbarn. (Wegfall aller Anzeigen!) Berücksichtigung der Wahrnehmungssituation Älterer Preußische Monatsbriefe 21 Abnehmende Sehfähigkeit: Hier kann die Technik zur Kompensation der verringerten Sehfähigkeit des Auges zweifach beitragen: durch Vermeiden aller Lichtverluste auf dem Weg zum Auge und durch bessere Erkennbarkeit von Objekten. Erhöhte Blendempfindlichkeit: Diesem Problem ist nur schwierig zu begegnen. Zu fordern wären Scheinwerfer, die zwar hell sind, aber nicht blenden. Verlangsamte Akkomodation und Adaptation: Lösung: Vermeidung dieser Anpassungsvorgänge. In der Nacht, wo die Gefahren besonders groß sind, ist eine völlige Abdunkelung aller Anzeigen einschließlich Radio empfehlenswert. Nach unserer Erfahrung trägt ein solches Verhalten sehr zur Sicherheit des Fahrens bei Nacht bei. Orientierungsunterstützung: Vereinfachung der Vorfahrtsregeln Verkehrsbeeinflussung durch schnell aufzunehmende Verkehrsschilder Stärkung kooperativer statt wettbewerbsorientierter Verhaltensweisen Schließlich sollte man als Realität akzeptieren, dass Möglichkeiten und Grenzen der Mobilität Älterer, insbesondere ihr Risiko bei der Verkehrsteilnahme, nicht nur durch ihre persönlichen Merkmale allein, sondern durch die Merkmale aller Komponenten des Systems Straßenverkehr bestimmt wird. Das wurde schon bei den „smart modes“ thematisiert. So gesehen ist die Mobilität Älterer nicht nur ihre Angelegenheit, was in der Verkehrssicherheitsarbeit zu berücksichtigen ist. Mobilitätsberatung Ich hoffe, man kann mir zustimmen, wenn ich bei aller Sympathie für die Gruppe mobiler alter Menschen in diesem Zusammenhang auch davon spreche, das es auch bei manchen älteren Menschen einen Mangel an einem reflektierten Umgang mit sich und anderen gibt. Mit Freud könnte man an eine ganz bestimmte Beratungsaufgabe denken, die so formulieren wäre: Wo ES war, soll ICH werden. Ich gehe davon aus, dass die nötigen Schritte zu einem reflektierteren Umgang mit sich selbst und den eigenen Schwächen in einem bestimmten Beratungskontext vermittelt werden könnten und sollten. Ich denke an eine interdisziplinäre Mobilitätsberatung für Ältere durch miteinander vernetzte Institutionen und Fachleute. Wissensvermittlung muss dabei stattfinden, Diagnostik der Eignung und der ggf. bestehenden Fähigkeitsverluste, eine individuelle Beratung im engeren Sinne und vor allem die Unterstützung für notwendig werdende Verhaltensänderungen. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Ziel der Entwicklung einer möglichst realistischen Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten (das bedeutet auch „Reflektiertheit“), darüber hinaus die Vermittlung von Kompetenzen bzw. Kompensationsstrategien in allen jenen Fällen, in denen der Alternsprozess deutliche Leistungseinbußen mit sich gebracht hat. Näheres zum Konzept der „Reflektiertheit“ Ein "kluges" und "selbstkritisches" Umgehen mit der eigenen Person umfasst mehrere spezielle Fähigkeiten. Das Konzept der Reflektiertheit bezieht sich auf verschiedene, deutlich voneinander unterscheidbare Aspekte oder "Facetten" von Handlungsplanung und Handlungsentscheidung, die dann zusammen das ausmachen, was hier als „Reflexivität“ vorgestellt sei… Wieso ist das Konzept der Reflektiertheit so bedeutsam? Das sei in wenigen Sätzen erklärt: Menschen stellen Handlungsereignisse nicht selten so dar, als hätten sie selbst daran nicht mitgewirkt. Sie tun so, als seien sie nicht handelnde Personen gewesen, sondern lediglich Objekt schicksalhafter Begebenheiten oder des Handelns anderer Menschen. Wir finden dies häufiger bei alkoholauffälligen Kraftfahrern, die - aus Gründen der Selbstentlastung - eine gesellige Situation, eine Gruppe Preußische Monatsbriefe 22 Gleichaltriger oder ein aufwühlendes Ereignis als Entstehungszusammenhang ihrer Trunkenheitsfahrt angeben, nicht aber ihre eigene Person mit ihren Wünschen, Zielen und Entscheidungen. Ältere Kraftfahrer neigen zu ähnlichen Konstruktionen, wenn sie beispielsweise durch einen Unfall "verkehrsauffällig" geworden sind. Schon aus dieser kurzen Beschreibung des Konzepts erschließen sich die oben angekündigten Facetten oder Aspekte von „Reflektiertheit“, die hier etwas näher erläutert sein sollen: Erläuterung zum Aspekt: Erkennen eigener Handlungsmöglichkeiten Wer sich selbst als Spielball "höherer Mächte" sieht oder aus anderen Gründen nicht erkennt, dass eigenes Tun auf eigenen Entscheidungen beruht, der hat auch Schwierigkeiten zu erkennen, dass er sich auch anders hätte entscheiden können. Ihm stehen Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, Alternativen des Tuns und Lassens. Aber es kommt ihm gar nicht erst in den Sinn, welche Handlungsmöglichkeiten ihm tatsächlich zur Verfügung stehen. Erläuterung zu Aspekt: Ausgewogene Bewertung eigenen und fremden Handelns Menschen neigen bekanntermaßen dazu, eigenes Handeln eher gutzuheißen als fremdes, es weniger streng zu beurteilen als das anderer Menschen usw. Das soziale Leben erfordert aber nicht selten, dass eine handelnde Person quasi "aus sich heraustritt", sich von "außen" zu betrachten imstande ist unter Verwendung allgemeiner, nicht bloß persönlicher und subjektiver Beurteilungsmaßstäbe. "Gerecht" zu sein gegen andere und realistisch gegenüber der eigenen Person beim Anlegen von Gütemaßstäben ist sicherlich ein anspruchsvolles und schwierig zu erreichendes Ziel und ein zentraler Punkt aller Bemühungen um eine "selbstkritische" Haltung von Kraftfahrern. Erläuterung zum Aspekt: Erkennen problematischer Handlungsorientierungen Zuweilen stehen sich Menschen bei der Fortentwicklung ihrer Persönlichkeit – gerade auch im höheren Lebensalter – selbst im Weg. Sie sind nicht in der Lage zu erkennen, dass sich Wünsche, Ziele und Interessen gegenseitig oder wechselseitig blockieren können und auf diese Weise Probleme in der Bewältigung alltäglicher Anforderungen entstehen. Erläuterung zum Aspekt: Bereitschaft und Fähigkeit zur Revision von Deutungen eigenen und fremden Handelns Dieser Aspekt der Reflektiertheit wird am ehesten vom Bedeutungsgehalt des Wortes "Selbstkritik" getroffen. Klug handelnde Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Bewertungen und Interpretationen, gleich ob die eigene oder fremde Personen oder sonstige Sachverhalte betreffend, prinzipiell für revidierbar halten. Mögliche Fehlurteile, überhaupt die generelle Fehlbarkeit des Menschen, wird von ihnen stets einkalkuliert; auf diese Weise werden sie offen gegenüber neuen Erkenntnissen und Sichtweisen und flexibel gegenüber neuen Anforderungen. Revisionsbereit dem eigenen und fremden Handeln gegenüber zu sein, erleichtert die Bewältigung von Konfliktsituationen, wie sie beispielsweise auftauchen, wenn die Fahreignung eines älteren Menschen (z. B. von einer Behörde) in Zweifel gezogen wird. "Revisionsbereite" Menschen sind weniger in der Gefahr, hinter den Zweifeln lediglich ein Komplott zu vermuten und sind kooperationswilliger bei der Suche nach einem realitätsangemessenen Eignungsurteil. Erläuterung zum Aspekt: Konsensorientierte und revisionsbereite Beschreibung des Modus eigener Handlungen Älteren Kraftfahrern wird beispielsweise nachgesagt, dass sie das eigene Fahrverhalten, die "Verkehrsangepasstheit" ihrer Aktionen am Steuer, häufig unrealistisch interpretieren. Sie halten beispielsweise langsames Fahren für "vorsichtiges" oder "umsichtiges" Fahren. (Dies ist gemeint mit dem "Modus", den sie mit der Beschreibung ihres Handelns verbinden.) Unter Berücksichtigung aller Erfordernisse der Verkehrssituation aber müssten sie erkennen, dass ihre "vorsichtige" Fahrweise eher eine dem Verkehrsfluss unangepasste, faktisch unsichere und behindernde ist. Eine ausgewo- Preußische Monatsbriefe 23 gene Interpretation des Modus der eigenen Handlungen anzustreben, bedeutet sicherlich ebenso eine Erleichterung im Konfliktfalle wie eine revisionsbereite Beschreibung. SIE SIND SCHULD! SIND Beim Aufbau einer solchen differenzierten, interdisziplinären Mobilitätsberatung unter Einschluss von Seniorenorganisationen, Fahrschulen, Hausärzten, Kliniken usw. könnten die örtlichen und die Landesverkehrswachten federführend werden. Das zu schaffen, wäre eine sinnvolle Zukunftsprojektion. Schlussbemerkungen Mobilität und Selbstständigkeit für Ältere wird zwar auch, aber nicht nur durch günstige physische und materielle Bedingungen unterstützt und aufrechterhalten. Ziel der Bemühungen sollte auch die Schaffung emotionaler Sicherheit sein, die wiederum abhängig ist von der Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen. Altmodisch gewordene Begriffe wie Gemeinsinn, Solidarität, Höflichkeit oder Anstand, Mitgefühl und Respekt sollten deshalb wieder lebendige Werte und stärker als bisher wieder zur Richtschnur des Verhaltens von Menschen in öffentlichen Räumen werden. „Solange die Menschen nicht das Glück anderer als ihre eigene Aufgabe betrachten, wird unsere Gesellschaft nicht glücklicher werden“, hat der britische Ökonom Richard Layard in einem 2005 erschienenen Buch geschrieben (Die glückliche Gesellschaft. Kurswechsel für Politik und Wirtschaft. Frankfurt/M.: Campus). Wenn wir statt „Glück“ „Lebensqualität“ sagen, haben wir genau getroffen, worum es geht. Die Lebensqualität älterer Menschen, verwirklicht auch durch eine angstfreie und sichere Mobilität, sollte unser aller Anliegen sein. Auch wenn die Jüngeren es nicht glauben wollen: Auch sie werden einmal alt sein. Mobilität ist auch für ältere Menschen ein Bedürfnis, eine Notwendigkeit und ein Aspekt ihrer Lebensqualität. Die Verfügbarkeit eines Autos ermöglicht Mobilität auch bei eingeschränkter körperlicher Beweglichkeit und bei Behinderungen, wie sie im Alter häufiger auftreten. Damit ermöglicht das Auto eine individuell wie gesellschaftlich erwünschte Selbstständigkeit der Lebensführung im Alter. Der Verlust der Möglichkeit, mit dem eigenen Auto mobil zu sein, trifft deshalb (auch) Ältere hart. Man sollte deshalb sehr vorsichtig sein mit Forderungen nach Sonderprüfungen für alte Autofahrer. Wahrscheinlich ist es psychologisch günstiger und sicherheitstechnisch erfolgreicher, Beratungsangebote für ältere Autofahrer zu schaffen, auch Trainings- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die vor einer amtlichen Überprüfung einsetzen, die selbstkritische Beobachtung stärken und über Möglichkeiten der Kompensation von Leistungsschwächen informieren. Preußische Monatsbriefe 24 Es dürfte doch nicht so schwer sein, eine Gesellschaft zu schaffen, in der auch ältere und weniger leistungsfähige Menschen eine gute Chance zur Realisierung einer Mobilität haben, die Lebensqualität und soziale Teilnahme gewährleistet. Ein kurzer redaktioneller Epilog: Herzlich danken wir Herrn Professor Dr. Heinz-Jürgen Kaiser aus Nürnberg für seine hochinteressanten Ausführungen zu einem wichtigen gesellschaftspolitischen und individuellen Problem, das politisch wie medial zumeist nur in oberflächlichen Beiträgen angerissen wird oder sich in Sensationsmeldungen über Verkehrsunfälle von Senioren erschöpft. Mit großer Freude haben wir wesentliche Übereinstimmungen seiner Ausführungen mit unserer Programmatik „Preußen – eine bleibende Idee“ zur Kenntnis genommen: „Gemeinsinn, Solidarität, Höflichkeit oder Anstand, Mitgefühl und Respekt sollten deshalb wieder lebendige Werte und stärker als bisher wieder zur Richtschnur des Verhaltens von Menschen in öffentlichen Räumen werden.“ Genau darum geht es auch den Preußischen Monatsbriefen und der Preußischen Gesellschaft. Peter Mugay IMPRESSUM: CHEFREFDAKTEUR (V.I.S.D.P.): PETER MUGAY; info@preussische-monatsbriefe.de; ( 0173 7089448 ); www.preussische-monatsbriefe.de Preußische Monatsbriefe 25