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NR. 12 /2010 DEZEMBER | 51. JG | DEUTSCH/ENGLISCH | WWW.DIPLOMATISCHESMAGAZIN.DE | PREIS 4,90€
INTERNATIONAL RELATIONS
Zentraler Objektschutz:
Ein Polizei-Duo für Diplomaten
BUSINESS
Bildung in Deutschland:
Schule rum, trotzdem dumm?
LEISURE TIME
Bundeswettbewerb:
Klassikstars von morgen
“We already incorporated a
debt cap into the constitution
thirteen years ago”
THE AMBASSADOR OF THE REPUBLIC OF POLAND,
H.E. DR MAREK PRAWDA IN AN INTERVIEW WITH DM
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EDITORIAL
Sehr geehrte Leserinnen,
sehr geehrte Leser
D
Dear Readers
ie Adventszeit ist da und mit ihr sollte für
viele in Deutschland lebende Menschen
ein wenig mehr Ruhe einkehren, trotz hektischer Weihnachtsvorbereitungen. Die ersten Fenster sind geschmückt, Mistelzweige und WeihnachtsKränze aufgehängt. Weihnachten ist DAS Fest der
Familie. Deshalb lädt das Diplomatische Magazin in
diesem Jahr wieder die in Berlin akkreditierten Botschafter, Attachés und deren Familien zum großen
Brunch ein.
Gefeiert wird diesmal im Humboldt Carré am Gendarmenmarkt und wir treffen in diesen Tagen die
letzten Arrangements für das Fest. Zuviel will ich
natürlich nicht verraten, aber ich kann Ihnen versichern: Es wird sehr unterhaltsam sein und Sie ein bisschen in die
Stimmung deutscher Vorweihnachtszeit bringen. Mein Versprechen
an die Kinder: Der Nikolaus kommt ganz bestimmt!
Bis es soweit ist, lege ich Ihnen die aktuelle Ausgabe des Diplomatischen Magazins vor. Im Schwerpunkt Bildung analysieren wir, wie unterschiedlich vor allem das Thema Schule weltweit gehandhabt wird.
Und, wir stießen bei unseren Recherchen auf einen überraschenden Fakt: Deutschland ist eines von nur noch ganz wenigen Ländern
auf der Welt, in denen alternative Lernformen, wie zum Beispiel das
Homeschooling, nicht erlaubt sind. Während z.B. Kanada den Eltern
monatlich finanziell ordentlich unter die Arme greift, wenn sie ihre
Kinder zu Hause bilden, stellen sich deutsche Behörden meist quer.
Eine Position, die ziemlich unselbständige und desorientierte junge
Menschen produzieren kann, so klagt die Wirtschaft und macht der
Politik zu Recht Druck.
Es ist Tatsache, dass international anerkannte und erfolgreiche Menschen wie Bill Gates, Edzard Reuter oder Albert Einstein riesige Probleme in der Schule hatten oder gar nicht erst hingegangen sind. So
entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass Lernen oder Erfolg eher nicht
allein mit der Schule verbunden sind. Lernen wir am Ende gar eher
trotz der Schule statt wegen ihr?
A
dvent is here once again, and for all those living in Germany it should bring a little more
peace despite hectic Christmas preparations.
The first windows have already been decorated, mistletoe
and Christmas wreaths hung up. Christmas is THE family
festival, and for this reason Diplomatisches Magazin this
year again invites Berlin’s accredited ambassadors and
attachés together with their families to a festive brunch.
This year we will be celebrating in the Humboldt Carré on
Gendarmenmarkt, and over the next few days the final
finishing touches are being put to the arrangements. I do not wish of
course to let too much out of the bag, but I can assure you that it will
be extremely entertaining, and will definitely help put you in the preChristmas mood. I can also promise all the children that St. Nicholas
will be dropping by.
Until then we can offer you the current issue of Diplomatisches Magazin.
In our focus on education we analyze just how differently the subject of
school is dealt with around the globe. We also came across a remarkable
fact during our research. Germany is one of only a handful of countries in
the world where alternative forms of learning, such as homeschooling for
example, is not allowed. While in Canada for example parents are given
substantial financial support if they educate their children at home, this is
blocked by authorities in Germany. This attitude results in a culture of dependency and aimlessness among our youth according to industry, who
are therefore quite rightly putting pressure on the government.
It is a fact that internationally renowned and successful people such
as Bill Gates, Edzard Reuter and Albert Einstein had great difficulties in
school or did not even attend at all. For this reason it is apparent that
learning or success is not solely a product of schooling. Could it even
be the case that in the end we in fact learn in spite of school and not
thanks to it?
Ihre / Yours
In Trauer
Botschafterin Prof. Dr. Blancanieve Portocarrero
Guzman, Missionschefin der Bolivarischen Republik
Venezuela in der Bundesrepublik Deutschland, ist
am Sonntag, den 21. November 2010, in Venezuela
nach schwerer Krankheit gestorben.
DEZEMBER 2010
Dr. Irene Ernst
Herausgeberin und Verlegerin / Editor and Publisher
3
CONTENT
INTERNATIONAL RELATIONS
„Wir haben bereits vor
dreizehn Jahren eine
Schuldenbremse in der
Verfassung verankert“
“We already incorporated a
debt cap into the constitution
thirteen years ago”
Interview with Ambassador of the Republic
of Poland, H.E. Dr Marek Prawda
06
… sagt Polens Botschafter S.E. Dr. Marek Prawda
und begründet, warum in seinem Land die
Wirtschaft auch im Krisenjahr 2009 wuchs.
Bildungs-Entwicklungszone
Deutschland
Experten fordern mehr Freiheit für die Bildung.
Doch der Staat schaltet auf Durchzug. Prominente wie
Wladimir Kaminer (Foto links) schalten sich ein.
Germany, the education
development zone
Experts are increasingly calling for more freedom
within the education sector. The state however
favours more of the same.
Bühne frei
Bundeswettbewerb für die
Klassikstars von morgen
Ein Polizei-Duo
für Diplomaten
16
A day with the Central Guard Unit
Raise the curtain
National competition for tomorrow’s
classical music stars
4
34
DEZEMBER 2010
38 Wirtschaftliche Wiederbelebung auf Pump –
Jetzt sucht Obama das Heil im Exportfähig
42 Mitten in Mitte weht die weiß-grüne Fahne –
10 Jahre Sachsen in Berlin
44 „Die Nato braucht neue Handlungsfelder und Partner“ –
Nach dem Nato-Gipfel in Lissabon
EVENTS
46 Ungarn/Polen
47 Österreich
48 Tschechien
49 Türkei
EDITORIAL
50 Algerien
51
03 Dr. Irene Ernst, Herausgeberin und Verlegerin
Dr. Irene Ernst, editor and publisher
INTERVIEW
06 „Wir haben bereits vor dreizehn Jahren eine Schuldenbremse in der Verfassung verankert“ – Interview mit
dem polnischen Botschafter S.E. Dr. Marek Prawda
“We already incorporated a debt cap into the constitution
thirteen years ago” – Interview with Poland’s Ambassador, H.E. Dr Marek Prawda
Panama
52 Belgien/Lettland
53
Konsularplatz Bremen
54 Konsularplatz Hamburg
56 Vermischtes
COLUMNS
62 Willkomen in Berlin
64 Auf dem Weg zu einer neuen EWG?
Christophe Leclerq, EurActiv.com
BUSINESS
66 Kernenergie oder Erdgas? Marcel Viëtor, DGAP
16
Bildungsentwicklungs-Zone Deutschland – Wie der Blick
über den Tellerrand auch der Wirtschaft helfen könnte
54 Ambassadors Club – Mania Feilcke
18
Keine Sieger in der Bildung – international gibt es
viele Modelle
No winners in education
LEISURE TIME
Ein Tag mit dem Zentralen Objektschutz
The Police Team
for Diplomats
34 Ein Polizei-Duo für Diplomaten – Ein Tag mit dem
Zentralen Objektschutz
The Police Team for Diplomats
70 Bühne frei für die Klassikstars von morgen
20 Schule rum, trotzdem dumm? Warum das deutsche
Schulsystem mehr Berufsorientierung braucht
School’s out and nothing learned?
72
22
74 Märchen gegen Einsamkeit
Gelernt wird nur in der Schule – Wie Deutschland sich um
eine gut funktionierende Alternative zur Regelschule bringt
You learn at school only
75
Friede auf Erden – Festliches Weihnachtskonzert
des Sonari-Chores-Berlin
Peace on Earth
Der Stoff aus dem die Mythen sind
29 Das Gebot der Stunde – Kommentar
The Order of the Day
POSTINGS
30 Brussels Airlines – The Specialist for Africa
76 Neue Botschafter in Berlin – New ambassadors in Berlin
32
Expo-Erfolg fürs Team Germany
80 Nationalfeiertage – National Holidays
33
Berlin verkaufte sich gut in China
81
DEZEMBER 2010
Konsularplätze – Consular News
5
INTERVIEW
„Wir haben bereits vor dreizehn
Jahren eine Schuldenbremse in
der Verfassung verankert“
Interview mit dem
polnischen Botschafter
S.E. Dr. Marek Prawda
Deutschlands Nachbar Polen zeigt sich
selbstbewusst. Niedriger Schuldenstand und
ein Wachstum in der großen Krise haben die
Dritte Republik vorangebracht. Beate Baldow
sprach mit Polens Botschafter S.E. Dr. Marek
Prawda über den starken Willen seiner Landsleute, die Mittlerrolle zwischen EU und Russland und Fußball-Nationalspieler, die das
falsche Trikot tragen.
6
DEZEMBER 2010
7
INTERVIEW
Poland‘s
Coat of arms
Flag of the Republic
of Poland
“We already incorporated a debt cap
into the constitution
thirteen years ago.”
Interview with the Polish Ambassador,
H. E. Dr Marek Prawda.
Germany’s neighbour Poland is self-confident. Lower
debt and higher growth during the recent crisis have
brought progress to the Third Republic. Beate Baldow
spoke with Poland’s Ambassador, H. E. Dr Marek Prawda, about the strong desire of his fellow countrymen to
play an intermediary role between the EU and Russia,
and international footballers who wear the wrong jersey.
Text: Beate Baldow
Fotos: Mohamed El-Sauaf
Your Excellency, it’s not that long ago that
Polish jokes were popular in Germany. I’ve noticed, in the meantime, that the Poles stand for activity, innovation and, above all, purposefulness.
Could you confirm this change in perception?
Text: Beate Baldow
Fotos: Mohamed El-Sauaf
Exzellenz, es ist nicht allzu lange her, da waren PolenWitze in Deutschland beliebt.
In meiner Wahrnehmung stehen die Polen inzwischen für
Aktivität, Innovation und vor
allem Zielstrebigkeit. Können
Sie diesen Wandel in der Sichtweise bestätigen?
Polen hat als einziger OECD-Staat die
Wirtschaftskrise mit 1,8 Prozent Wachstum im Jahre 2009 überstanden. In der
Schuldenkrise hat sich gezeigt, dass Polen seit Jahren recht konsequent einen
Weg geht, den Berlin heute dem übrigen Europa empfiehlt. Wir haben bereits vor 13 Jahren eine Schuldenbremse in der Verfassung verankert und sind
damit nicht schlecht gefahren. Nun
staunen viele über eine weitgehende Übereinstimmung der deutschen
und der polnischen Politik zur Wiederherstellung des fiskalischen Gleichgewichts. Die Ratingagentur A.T. Kearney
hat uns zwischen 2007 und 2010 von
Platz 22 auf Platz 5 der Länder angehoben, in denen sich ein Investment
8
lohnt. So werde ich jetzt in Deutschland nach ganz anderen Dingen als früher gefragt. Wenn das kein Wandel in
der Sichtweise ist …
Was macht Ihr Volk so begeisterungsfähig und willensstark?
Das Gefühl, dass wir keine Zeit mehr
zu verlieren haben, weil wir im Kommunismus um unsere Chancen, Berufsperspektiven und allgemein um unsere Biografien betrogen wurden. In den
Achtzigerjahren, nach der Zerschlagung
der Solidarność-Bewegung, verließen
etwa eine Million Polen ihr Land, nicht
weil es ihrem Land nicht gut ging, sondern weil sie keine Hoffnung mehr hatten, dass sich dort noch etwas zum Besseren ändern könne. Und nach dem
Systemwechsel 1989 kam die Hälfte von
ihnen schnell zurück. Nicht weil in Polen
plötzlich alles besser wurde – wirtschaftlich war es zunächst nur noch schlimmer
–, sondern weil diese Menschen endlich
Hoffnung hatten. Der erste Finanzminister im unabhängigen Polen, Leszek Balcerowicz, begann die Wirtschaft vom
Kopf auf die Füße zu stellen. Er pflegte
zu sagen: Wir haben zwei Wege vor uns
Poland survived the economic crisis as the only OECD country
with growth of 1.8 per cent in 2009. The debt crisis has shown
that Poland has been consistently following a path which Berlin is now recommending for the rest of Europe. We already
incorporated a debt cap into the constitution thirteen years
ago, and haven’t done badly with it. Many are now amazed
at the broad agreement between German and Polish policy on
the restoration of a balanced budget. Between 2007 and 2009
the rating agency AT Kaerney raised us from 22nd to 5th place
amongst countries worth investing in. So I am now asked very
different questions in Germany than I used to be. ...if that’s not
an indicator of a change in perception.
ist, eine sichere, stabile und demokratische Nachbarschaft zu stärken.
don’t look too rosy today either, but we have learnt to value
our small successes.
Polens Einfluss in der EU
wächst. In vielen Konflikten ist
Polen ein gefragter Vermittler.
Hat Ihr Land schon jetzt die Anerkennung, die es verdient?
Es ist nicht immer leicht,
die Öffnung Richtung Westen und den Erhalt alter politischer Freundschaft zu verbinden. Immer wieder ist der alte
Bündnispartner Russland verschnupft. Wie kann der Weg
Polens zwischen EU und Russland künftig aussehen?
Poland’s influence in the EU is growing. In
many conflicts Poland is a sought after intermediary. Has your country now received the recognition it deserves?
Polen wurde eine Zeit lang in Europa
als „Problemfall“ etikettiert. Nun versuchen wir, „Teil der Problemlösung“ in
der EU zu werden. Früher haben manche bei uns nach „mehr Polen in Europa“ und nach mehr Anerkennung gerufen. Ich sage lieber: „mehr Europa
in Polen“. Wenn es uns gelingt, europäische Regeln, Lösungen und Werte
stärker zu verankern, so wird Anerkennung von selbst kommen. Wir stellen
uns immer häufiger die Frage, ob Polen Europa etwas Spezifisches geben
kann. Ich glaube, mein Land ist zum
Beispiel dazu berufen – wie übrigens
auch Deutschland –, neuen Trennlinien
in Europa vorzubeugen. Kürzlich haben
der polnische und der deutsche Außenminister gemeinsam die weißrussische
Hauptstadt Minsk besucht. Sie wollten
signalisieren, wie wichtig es für uns alle
Im polnisch-russischen Verhältnis zeichnet sich eine positive Entwicklung ab.
Polen kann eine aktivere Rolle bei der
Annäherung Russlands an die EU spielen. Und Moskau kann einen Weg zu
engerer Kooperation mit Europa nicht
durch die Umgehung Polens, sondern
gerade durch die Versachlichung der
Beziehungen zu Warschau beschreiten. Mit viel Interesse verfolgt man in
Polen die Äußerungen von einigen russischen Spitzenpolitikern, die Mut zu
Reformen und Bereitschaft zum Wandel erkennen lassen. Eine solche Sprache würde unserem bilateralen Verhältnis guttun, zumal sich Polen seit 20
Jahren mit einer eigenen Variante der
Transformation befasst. Aus der Sicht
der EU ist es aber wichtig, dass die russischen Modernisierungspläne auch
solche Bereiche wie Rechtsstaat oder
– der eine ist riskant, der andere hoffnungslos. So haben wir uns für eine relativ harte Wirtschaftsreform entschieden. Sicherlich sieht heute noch vieles
nicht sehr rosig aus, wir haben aber gelernt, unsere kleinen Erfolge zu schätzen.
For a long time Poland was labelled a “problem case”. Now we
are trying to be “...a part of the solution” in the EU. Previously
some amongst us had called for “more Poland in Europe” and
more recognition. I prefer to say “more Europe in Poland”.
When we succeed in embedding more strongly European regulations, solutions and values, recognition will come automatically. We ask ourselves ever more often whether Poland can
give something specific to Europe. I believe my country is, for
example, being called, as is Germany, to prevent new divisions
in Europe. The Polish and German Foreign Ministers recently
visited Minsk, the capital of Belarus, together. They aim was to
signal how important it is for us all to strengthen secure, stable
and democratic neighbours.
It is not always easy to combine openness to
the west and to maintain old political friendships.
Time after time the old alliance partner, Russia is
put out. How will Poland’s path between the EU
and Russia look in the future?
A positive trend is developing in the relationship between Poland and Russia. Poland can play a more active role in the
rapprochement of Russia with the EU. And Moscow can take
a path to closer co-operation with Europe, not through circumventing Poland, but through a more objective relationship with Warsaw. People in Poland are following with great
What makes your people so enthusiastic and
determined?
The feeling that we have no more time to lose, because under communism we were lied to about our chances, job opportunities and, generally our lives too. In the 80s, after the
suppression of the Solidarity movement, about 1 million Poles
left their country, not because things were not going well at
home, but because they had no hope that anything could be
changed for the better. After the change of system in 1989 half
of them returned home quickly, not because things had suddenly improved in Poland, indeed economically things were
initially even worse, but because these people finally had hope.
The first Finance Minister of independent Poland, Leszek Balcerowicz, began to turn the economy on its head and back on its
feet. He used to say that we have two paths ahead of us, one
being risky, the other hopeless. So we decided on a relatively
tough process of economic reform. Certainly a lot of things
DEZEMBER 2010
9
INTERVIEW
Zivilgesellschaft umfassen. Ihre Einbeziehung in das Reformprogramm kann
nämlich eine enorme gesellschaftliche
Dynamik auslösen, die sich schließlich
in einem wirtschaftlichen Fortschritt
niederschlägt. Wir wissen das aus eigener Erfahrung.
Mit der Dritten Republik
kam neben der parlamentarischen Demokratie auch die
Marktwirtschaft. Mir scheint
es, als hätten die Polen von allen Ländern des ehemaligen
Ostblocks die wenigsten Probleme mit dem neuen System
gehabt. Warum?
Ich weiß nicht, ob wir nach 1989 die
wenigsten Probleme mit dem neuen
System hatten. Vielleicht hatten wir
die wenigsten Zweifel daran, in welche Richtung wir gehen sollten. Der
Osten wollte Westen werden, und alles sollte möglichst schnell geschehen.
In einer damals dramatisch schlechten
wirtschaftlichen Lage waren wir nicht in
der Stimmung, nach „dritten Wegen“ zu
suchen. Wir hielten auch nicht viel von
Experimenten, die die Menschheit erlösen könnten …
Deutschland ist der größte Handelspartner Polens. 24,4
Prozent der Exporte und 28
Prozent der Importe wurden
2009 aus polnischer Sicht im
bilateralen Zusammenspiel
verbucht. Was brauchen
polnische Unternehmen
Capital (and largest city): Warsaw
Government: Parliamentary republic
President: Bronisław Komorowski
Prime Minister: Donald Tusk
von ihren Partnern in der Bundesrepublik, um diesen Austausch noch zu steigern?
Wir warten auf die überfällige Öffnung
des Arbeitsmarktes am 1. Mai 2011. Damit entfällt eine der letzten Trennungslinien und Barrieren im wirtschaftlichen
Austausch in Europa. Die Einschränkungen auf dem Arbeitsmarkt stammen aus
einer Zeit viel größerer Lohn- und Preisunterschiede. Heute gibt es gelegentlich
polnische Firmen, die wegen der billigeren Arbeitskräfte von Polen nach
Mecklenburg-Vorpommern ziehen. Polnische Firmen beginnen in Deutschland zu investieren. Der Ölkonzern
Orlen hat in Deutschland 523 Tankstellen und ist bereits
das umsatzstärkste Unternehmen in
Schleswig-Holstein.
Unsere SoftwareHäuser Asseco und
Comarch haben längst
in Deutschland Fuß gefasst. Ihre Erfahrungen
werden sicherlich weitere polnische Firmen ermutigen, ihrem Beispiel zu
folgen.
interest the statements of some leading Russian politicians in
recognising the courage for reforms and readiness to change.
Such language would be good for our bilateral relationship,
especially since Poland has been engaged in some variants of
transformation for over 20 years. However, from the point of
view of the EU, it is important that the Russian plans for modernisation encompass areas such as the constitutional state or
civil society. Their inclusion in reform programmes can actually
trigger an enormous societal dynamic, which would then be
reflected in economic advancement. We know this from our
own experience.
With the Third Republic there came not only
parliamentary democracy, but also the
market economy. It seems to me
that, of all the countries of the old
Eastern Block, Poland has had
the least problems with the
new system. Why is that?
I don’t know whether we’ve had
the least problems with the
new system since 1989. Maybe
we had the least doubt about
which direction we should
go in. “The East wanted to
be Western,” and everything
should happen quickly. In a then
poor economic situation, we were
not in a mood to look for “a third
way”. We didn’t think much of experiments which could liberate humanity either…
Die Grenzregion ist ein
wichtiger Faktor der gemeinsamen Wirtschaftsbemühungen. Auf deutscher Seite ist
der Raum Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt im Fokus, auf
polnischer Seite der zwischen
Kostrzyn und Zielona Góra mit
Slubice in der Mitte. Es gibt bereits sehr enge Kooperationen
und auch Fördermaßnahmen.
Wie kann diese Region weiter
gestärkt werden?
Es wächst dort das Bewusstsein, dass
die negativen Folgen einer Randlage
nur durch enge Zusammenarbeit überwunden werden können. Aus diesem
Bewusstsein ergeben sich gemeinsame grenzüberschreitende Projekte, wie
die Oderpartnerschaft und Euroregionen. Auf der polnischen Seite wurden
Sonderwirtschaftszonen gebildet, von
denen viele deutsche Investoren Gebrauch gemacht haben. Die von ihnen
ausgehenden wirtschaftlichen Impulse sind von überregionaler Bedeutung.
Auf der polnischen Seite hat sich Breslau zu einem dynamischen Zentrum
entwickelt. Von dort gehen Impulse
auch nach Sachsen aus. Eine ähnliche
Rolle könnte jetzt Stettin für Mecklen-
burg-Vorpommern spielen. Im Allgemeinen brauchen unsere Grenzregionen eine deutliche Verbesserung der
Infrastruktur. Auf der polnischen Seite
hat sich der Autobahnbau viel zu lange
verzögert, obwohl es nun endlich zu einer sichtbaren Beschleunigung gekommen ist. Das letzte 120 Kilometer lange
Teilstück der Autobahn bis zur deutschen Grenze in Frankfurt (Oder) soll
nächstes Jahr fertig werden. Doch es
kommt vor, wie im Fall der Eisenbahnverbindungen, dass es die deutsche Seite ist, die die Umsetzung ihres Teils der
Aufgaben verzögert. Aus diesem Grund
kann der mit enormem Einsatz von Eigen- und EU-Mitteln modernisierte Abschnitt von Breslau bis zur deutschen
Grenze nicht genutzt werden und die
Zugreise von Breslau nach Berlin dauert
immer noch einige Stunden länger als
vor dem Zweiten Weltkrieg. Hier geht
es nicht um fehlende Mittel, sondern
um eine fehlende Bereitschaft, diese
Verbindungen als wichtig und dringlich
genug zu erkennen.
Die Solarindustrie ist die
treibende Kraft in der Grenzregion. Kann in dieser Branche wirklich die Zukunft einer
mitteleuropäischen Wirtschaft
liegen? Bislang muss ordentlich subventioniert werden.
Die deutsche Erfahrung und das KnowHow auf dem Gebiet der grünen Technologien sind eine gute Basis für die
Entwicklung der Zusammenarbeit im
Bereich der Energie. Gegenstand dieser Zusammenarbeit soll übrigens
auch die Windenergie sein. Wir teilen
die Ansicht der Bundesbehörden, dass
auf dem Weg zu einer besseren Nutzung der erneuerbaren Energiequellen
„Es bleibt uns nichts anderes übrig,
als einer Nationalelf die Daumen zu
drücken, in der Klose, Podolski und
Trochowski spielen.“
Germany is Poland’s largest trading partner.
From the Polish point of view, 24.4 per cent of exports and 28 per cent of imports were seen in bilateral interaction. What do Polish businesses need
from their partners in the Federal Republic in order
to increase this exchange?
We are looking forward to the overdue opening up of the labour market on 1st May, 2011. With this one of the last divisions
and barriers to economic exchange in Europe will be dropped.
The limitations on the labour market originate from a time
of greater wage and price differences. There are today Polish
firms occasionally moving to Mecklenburg-Vorpommern because of the lower labour costs. Polish firms are beginning to
invest in Germany. The oil group, Orlen, has 523 petrol stations
in Germany, and is already the biggest enterprise in terms of
turnover in Schleswig-Holstein. Our software companies, Asseco and Comarch, have long been established in Germany.
Their experiences will certainly encourage more Polish firms to
ffollow their example.
The border region is an important factor in joint
commercial efforts. On the German side the focus
is in the area of Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt,
in Poland, the area between Kostrzyn and Zielona
Góra with Slubice in the middle. There is already
very close co-operation as well as support measures.
How can the region be strengthened even more?
There is a growing awareness that the negative consequences of being on the periphery can only be overcome through
closer collaboration. Joint cross-border projects, such as the
Vis-à-Vis Polen
Skifahren in Zakopane, Wandern
im Kłodzko-Tal oder Segeln auf
dem Śniardwy-See – Polen hat
nicht nur für Abenteurer, Naturliebhaber und Sportfreunde so
einiges zu bieten. Mit dem Vis-àVis Polen Reiseführer kann man
schon vor Reisebeginn in die
Kultur und Geschichte des Ostseelandes eintauchen. Mit den
Portraits, Shopping- und Restauranttipps für die polnischen Regionen wie Masowien, Lublin,
Kleinpolen, Schlesien, Großpolen, Pommern, Ermland
sowie Masuren und die größten Städte des Landes,
beispielsweise Warschau, Krakau oder Danzig, lässt
sich die anstehende Reise nach eigenem Geschmack
zusammenstellen – Geheimtipps inklusive.
Vis-à-Vis Polen
Verlag: Dorling Kindersley
Broschiert, 385 Seiten
Preis: 20,95 Euro
ISBN 978-3-8310-1571-9
10
DEZEMBER 2010
11
INTERVIEW
EU accession: 1 May 2004
Area Total: 312,685 km2 Water (%): 3.07
Population (June 2010 estimate): 38,192,000 Density: 120/km2
GDP (PPP) Total: $712.549 billion (2009 estimate)
arbeiten auch wir jetzt an Alternativlösungen. Auf der Oktobermesse Intermot hat die Firma Romet einen Fahrzeugprototyp mit Elektroantrieb (E4)
präsentiert. Die vorgesehene Reichweite dieses Fahrzeuges liegt bei 100
Kilometern. Die Aufladung der Batterien dauert einige Stunden und die Kosten für eine einmalige Ladung betragen
nicht einmal 10 Złoty, das sind 2,5 Euro.
Ein guter Grund, sich selbstbewusst zu
präsentieren.
“Poland can play a
more active role in the
rapprochement of
Russia with the EU. ”
die klassischen Energieträger wie Kohle, Gas, Erdöl oder Atomenergie weiter
genutzt werden sollten und das nach
Möglichkeit effizienter. Bei der Strategieplanung für die Entwicklung der erneuerbaren Energien in der EU sollten selbstverständlich die Potenziale
der einzelnen Regionen berücksichtigt
werden. Im Fall der Solarenergie haben zweifelsohne die südlichen Regionen der EU die bessere Ausgangslage für deren reale Nutzung, aber auch
die Zusammenarbeit mit den nordafri-
Eine „kleine
Geschichte Polens“
Seit tausenden von
Jahren sind Polen und
Deutsche Nachbarn.
Anschaulich berichtet der Autor Manfred Alexander von
Konflikten, Krisen
und Kriegen aber
auch über friedlichen und produktiven Austausch über
die Grenzen Polens
hinweg.
Kleine Geschichte Polens
Manfred Alexander
Gebunden, 423 Seiten
Reclam Verlag
Preis: 16,90 Euro
ISBN 978-3-15-010522-1
12
kanischen Staaten bietet Chancen. Im
Falle der Windenergie dagegen sind die
Windanlagen in der Nord- und Ostsee
effektiver.
Polen ist wirtschaftlich
stark in Feldern, die auch
Deutschland für sich beansprucht: Kohleabbau, Autoindustrie, Maschinenbau. Kommen sich da beide Länder in die
Quere?
Die Strukturen der Volkswirtschaften
Polens und Deutschlands sind nicht weit
voneinander entfernt, aber sie sind auch
stark komplementär. Besonders sichtbar
wird das im Fall der Automobilindustrie,
wo die Industrien beider Länder gemeinsam eine Bruttowertschöpfungskette bilden.
Gerade erst hat ein
polnischer Investor die
Markteinführung des
Elektro-Autos 4E für
Mitte 2011 angekündigt.
S
Sicher
und kostengünst soll es eine Alternatig
t zum Mofa sein. Die
tive
F
Fertigung
findet komplett
in Polen statt. Der Standort präsentiert sich sehr selbstbewusst, Herr Botschafter.
Es wird allgemein angenommen, dass
in den nächsten Jahrzehnten Fahrzeuge
mit Benzinantrieb allmählich aus dem
Gebrauch kommen werden. Deswegen
Oder Partnership and Euro Regions, have arisen from this
awareness. On the Polish side special economic zones have
been created, which many German investors have utilised.
The ongoing economic stimulus from them is of pan-regional
importance. On the Polish side Breslau has developed into a
dynamic centre, from which a stimulus is also radiating out to
Saxony. Stettin could now play a similar role for MecklenburgVorpommern. In general our border regions need a clear improvement in infrastructure. On the Polish side the construction of a motorway has been delayed for too long, although,
finally, there has been a tangible acceleration. The final 120
km stretch of the motorway to the German border at Frankfurt
Oder should be completed next year. However, it seems that in
the case of the railway connection, it is the German side that
has delayed things. It is for this reason that the stretch from
Breslau to the German border, which was modernised through
a tremendous commitment of our own and EU funds, still cannot be used, and the train journey from Breslau to Berlin still
takes a few hours longer than it did prior to the Second World
War. This is not about a lack of resources, but rather a lack of
readiness to recognise that this connection is important and
urgently required.
The solar industry is the driving force in the
border region. Can the future of a Central European
economy really lie in this sector? So far it has had to
rely on generous subsidies.
German experience and know-how in the areas of green
technologies are a sound basis for the development of collaboration in the energy sector. The object of this collaboration
should incidentally also be wind energy. We share the view of
the federal authorities that on the road to a better utilisation
of renewable energy sources that the classic energy suppliers,
such as coal, gas, mineral oil or nuclear power, should continue to be used and as efficiently as possible. With respect to
the strategic planning for the development of renewable energies in the EU, the potential of the individual regions should
naturally be taken into account. In the case of solar energy
the southern regions of the EU have without doubt the best
starting point for their utilisation; however, collaboration with
North African countries offers opportunities. On the other
hand in the case of wind energy, wind farms in the North and
Baltic Seas are more effective.
DEZEMBER 2010
Das Selbstbewusstsein
zeigt sich auch im Ausbau der
Forschungsaktivitäten. Immer
mehr Unternehmer in Polen
investieren in die Forschung.
Ein Zeichen für eine gesunde
wirtschaftliche Basis?
Die polnischen Unternehmen investieren zunehmend in Forschung und
Entwicklung – leider noch nicht in ausreichendem Maße. Seit einigen Jahren
verfügen wir über ein wichtiges Instrument zur Förderung dieser Aktivitäten:
Unternehmen, die in Forschung und
Entwicklung investieren, können mit
steuerlichen Erleichterungen rechnen.
Immer mehr Unternehmer sind sich der
Tatsache bewusst, dass sich eine enge
Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen auszahlt. Das ist
auch u.a. den EU-Programmen zu verdanken, die diese
Zusammenarbeit gezielt fördern.
schulen und Forschungseinrichtungen
um die Förderung von Projekten im 7.
Forschungsrahmenprogramm der EU
zu bewerben. Die meisten dieser Projekte werden auch mit deutschen Partnern durchgeführt.
Viele arbeitssuchende
Deutsche haben inzwischen
einen Job in Polen gefunden.
Gleichzeitig lag Ende des vergangenen Jahres die Arbeitslosenquote in Polen bei über
elf Prozent. Macht die Konkurrenz aus Deutschland Ihre
Landsleute nicht nervös?
Es ist kein Massenphänomen und das
wird wahrscheinlich auch so bleiben.
Die Idee der europäischen Integration sieht allerdings die Realisierung von
vier fundamentalen Freiheiten vor. Der
freie und unbeschränkte Zugang zum
Arbeitsmarkt ist eine davon.
Die Deutschen und ich
glaube auch viele andere Europäer – fahren gerne nach Polen
in den Urlaub. Was zieht die
Menschen so an?
Den Wandel aus der Nähe zu erleben.
Über Polen lässt sich vieles sagen, aber
mit Sicherheit nicht, dass es sich nicht
verändert. Polen überrascht durch seine
Vielfältigkeit, vom
romantischen Flair
der Vergangenheit
bis hin zum modernen Leben von heute. Es gibt dort noch
unberührte Natur,
aber auch pulsierende Metropolen.
Und nicht ohne Grund wird sich Polen
als Partner der Grünen Woche im Januar
2011 unter dem Titel „Polen schmeckt“
präsentieren. Polen wird seine Vielfalt
auch als Partnerland der ITB im März
2011 zeigen können. Ich freue mich bereits darauf.
Poland is economically strong in areas also prioritized by Germany, coal mining, the automobile
industry and mechanical engineering. Will both
countries get in each other’s way here?
The structures of the national economy in Poland and Germany are not very far apart, but they are also very complementary. That is particularly noticeable in the case of the automobile industry, where both countries together make up a
gross added value chain.
A Polish investor has only recently announced
the market launch of the electric car 4E for mid
2011. Safe and cheap, it should be an alternative
to a moped. Manufacturing is taking place entirely
in Poland, and the location is presenting itself very
self-confidently, Mr Ambassador.
It is generally accepted that in the next few decades, petroldriven vehicles will gradually be taken out of use. Therefore we
are also now working on alternative solutions. At the October
trade fair, Intermot, the firm of Romet presented a prototype
electric-powered vehicle (E4). The planned range of these vehicles extends to 100 kilometres. Recharging the batteries takes
a few hours, and the cost of a single recharge amounts to
less than 10 Złoty, i.e., less than € 2.50. A very good reason to
present oneself confidently.
This confidence is also shown in the expansion
of research activities. Ever more entrepreneurs in
Poland are investing in research. Is this a sign of a
healthy, economic base?
Polish companies are investing increasingly in research
and development, unfortunately not to a sufficient extent.
“I believe my
country can prevent
new divisions
in Europe”
Die polnischen Unternehmen haben
seit dem EU-Beitritt Zugang zu neuen Formen der Förderung von Innovationen. Im Rahmen
der Nationalen Kohärenzstrategie gibt
es das Programm „Innovative Wirtschaft” mit einem Gesamtbudget von
9,7 Milliarden Euro für die Jahre 20072013. 85 Prozent davon sind EU-Mittel,
15 Prozent werden von der Regierung
oder von lokalen Behörden zur Verfügung gestellt. Mit diesen Mitteln können die Firmen Forschungsprojekte finanzieren, die mit der Einführung oder
Entwicklung neuester Technologien
verbunden sind und zur Stärkung der
Innovationsfähigkeit der polnischen
Wirtschaft beitragen. Außerdem nutzen die polnischen Unternehmen die
Möglichkeit, sich zusammen mit Hoch-
DEZEMBER 2010
Wohin fahren Sie in den
Urlaub?
In den letzten Jahren, seit ich in Berlin bin, fahre ich häufig nach Misdroy/
Międzyzdroje an der Ostsee, wo es einen wunderbaren Strand gibt, Kulturund Unterhaltungsangebote für die
ganze Familie und wo man vor allem
13
INTERVIEW
HDI (2010): 0.795 (very high)
Currency: Złoty (PLN)
Internet TLD: .pl
Calling code: 48
undisturbed nature there, but also pulsating cities. And it’s not
without reason that Poland will be presented as a partner of
the Green week in January 2011 under the title “Poland Tastes
Good”. Poland will be able to display its variety as a partner
country at ITB in March 2011. I am delighted about this.
gut Tennis spielen kann. Im Winter bin
ich in Schreiberhau/Szklarska Poręba
im Riesengebirge, wo man Ski fahren
und sich auf den Schnee verlassen
kann. Außerdem kann man dort in der
nahen Umgebung niederschlesische
Schlösser besichtigen. Im Oktober war
ich mit meiner 15-jährigen Tochter in
Ägypten. Vielleicht war es für mich ja
die letzte Gelegenheit, dass sie mit mir
zusammen in den Urlaub fahren wollte.
Ich bin realistisch und glaube, dass sie
bald nur mit ihren Freunden die Ferien
verbringen wird.
Ich verbinde Polen auch
immer mit den außergewöhnlich leckeren Süßigkeiten. Ich
nehme an, Sie profitieren als
Privatmensch auch von den
zahlreichen polnischen Delikatessen-Läden in Berlin?
Sollten Ihre Leserinnen oder auch Leser
noch zusätzliche Fragen an mich haben,
erkläre ich mich bereit, sie auf einen Kaffee und zu leckeren Süßigkeiten ins Café
MetroPolen in der Westfälischen Straße 32 einzuladen. Dessen Kuchen und
Schokoladen erfreuen sich in Polen eines guten Rufs. Polnische Lebensmittel
beziehe ich in der Regel im „Klon“ in der
Pestalozzistraße 37.
Ein Wort noch zum Sport.
Neben all der Zielstrebigkeit,
wenn es um die Arbeit geht,
fällt mir bei den Polen eine
sehr enge Verbundenheit mit
Where do you go holiday?
den Nationalmannschaften
auf. Und das gilt nicht nur im
Fußball. Ich denke da vor allem auch an die polnischen
Volleyball-Damen. In den Stadien und Sporthallen werden
große rot-weiße Feste gefeiert.
Tatsächlich erfreut sich Volleyball ungewöhnlicher Popularität. Unsere Männer
und Damen sind (die Damen zweimal)
Europameister geworden. Auch unsere
Handballmanschaft gehört seit Jahren
zur Weltspitze, wobei viele Spieler in der
Deutschen Liga spielen. Über den Fussball habe ich momentan weniger zu sagen. Es bleibt uns nichts anderes übrig,
als einer Nationalelf die Daumen zu drücken, in der Miroslaw Klose, Lukas Podolski und Piotr Trochowski spielen.
In recent years, since I’ve been in Berlin, I often travel to Misdroy/Międzyzdroje on the Baltic Sea, where there is a wonderful beach, cultural and entertainment venues for the whole of
the family and where one can, above all, play tennis well. In
Winter I am in Schreiberhau/Szklarska Poręba in the Sudeten
Mountains, where one can ski and where one can depend on
the snow. In addition, in the nearby surroundings, one can visit
the castles of Lower Saxony. In October I was with my 15 year
old daughter in Egypt. Maybe it was the last opportunity for
her to want to go on holiday with me. I am realistic and believe
that she will only want to holiday with her friends.
For a few years we have had an important instrument for supporting these activities in that companies which invest in research and development can count on tax relief. An increasing
number of entrepreneurs are aware of the fact that close co-operation with universities and research institutes is worthwhile;
this is amongst other factors thanks to the EU programmes
which support this co-operation in a targeted way.
Since EU entry, Polish companies have had access to new forms
of support for innovation. In the framework of the National
Coherence Strategy, there is the program “Innovative Industry”
with an overall budget of € 9.7 billion for 2007-2013. 85 per
cent thereof is made up of EU funds, 15 per cent having been
made available by the government or local authorities. With
these funds, firms can finance research projects, which are associated with the introduction or development of the newest
technologies and which contribute to the strengthening of the
innovative ability of the Polish economy. In addition, Polish
companies make use of the opportunity of applying, together
with universities and research institutes, for the support of
projects in 7 research framework programs of the EU. Most of
these projects are also executed with German partners.
Many Germans looking for work have, in the
meantime, found jobs in Poland. At the same time,
at the end of last year the unemployment rate in Poland was over 11 per cent. Doesn’t the competition
from Germany make your fellow Poles nervous?
I always associate Poland with its exceptionally tasty cakes. I assume you also profit as a private
person from the numerous Polish delicatessens in
Berlin?
Should your readers have any more questions for me, I am
ready to invite them to coffee and tasty cakes in Café MetroPolen at Westfälischen Straße 32. Their cakes and chocolates enjoy a good reputation in Poland. As a rule, I obtain Polish food
in “Klon“ at Pestalozzistraße 37.
A word about sport. In addition to all the determination when it comes to work, it strikes me that
there is a very strong connection amongst the Poles
to the national teams. And that applies not only to
football. I’m thinking above all of the Polish volleyball ladies. Great red-white festivals are celebrated
in the stadia and sports halls.
Actually volleyball is enjoying unusual popularity. Our men
and women have been European champions (the women
twice). Our handball team has also been amongst the best in
the world for years, whereby many players play in the German
league. At the moment, I have less to say about football. We
have nothing else to do than cross or fingers for a national
side in which Miroslaw Klose, Lukas Podolski and Piotr Trochowski will play.
It is a mass phenomenon, and it will probably remain so. However, the idea of European integration provides for four basic
freedoms. Free and unlimited access to the labour market is
one of them.
Gute Nachbarschaft
The Germans, and many other Europeans, I believe, enjoy visiting Poland on holiday. What attracts people?
Polens Botschafter S.E. Dr. Marek Prawda (2. v. l.) im Gespräch mit Hans
Hoffmeister (Chefredakteur tlz.de) Bundespräsident Christian Wulff, Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Dieter Hackmann vom
Weimarer Verein (v. l.)
So that they can experience the transformation in person. A
lot can be said about Poland, but certainly not that nothing
has changed. Poland surprises because of its variety, from the
romantic flair of the past to the modern life of today. There is
14
DEZEMBER 2010
„Polen kann eine
aktivere Rolle bei der
Annäherung Russlands
an die EU spielen.“
DEZEMBER 2010
15
BUSINESS
Bildungs-Entwicklungszone
Deutschland
Wie der Blick über den Tellerrand
auch der Wirtschaft helfen könnte
Das deutsche Bildungssystem kommt
seit Jahren im internationalen Vergleich
nicht mit. Der Hang zur Einheitsschule
scheint die Tendenz noch zu verschlimmern. Unis und Wirtschaft klagen über
zunehmend unselbstständigen Nachwuchs. In unserem Schwerpunkt Bildung vergleichen wir das deutsche
Bildungssystem mit anderen Modellen
und erklären, warum die Öffnung für
alternative Lernmodelle und weniger
staatliche Kontrolle auch die Wirt-
16
DEZEMBER 2010
Foto: fotolia.com
schaft glücklich machen würde.
DEZEMBER 2010
17
BUSINESS
Keine Sieger in der Bildung
Früh oder spät einschulen, schnell oder ausführlich zum
Abi – international gibt es viel Modelle
Am Ende bestimmt der Markt über die Ausprägung der
Bildungssysteme. Und so regeln Regierungen Form und ZuFoto: fotolia.com
gang stark unterschiedlich. Gemein ist allen Bemühungen,
die Säulen Schule, Berufsausbildung und Uni zu stärken.
Mit durchaus unterschiedlichen Erfolgen.
I
Zur Person
Nicole Pätzold absolvierte an der
Universität Rostock ein Studium der
Soziologie und sprachlichen Kommunikation mit einem Fokus auf
Bildungssoziologie und Ungleichheitsforschung. Derzeit arbeitet sie
als freie Autorin.
Nicole Pätzold graduated from the
University of Rostock with a degree
in sociology and linguistic communication with special focus on educational sociology and inequality
research. She currently works as a
freelance author.
18
n Deutschland regelt Artikel 7 des
Grundgesetzes, dass das gesamte
Schulwesen „unter der Aufsicht des
Staates“ steht. Die Durchführung ist aber
Ländersache. Diese Kulturhoheit erzeugt
Unterschiede etwa im Abitur nach zwölf
oder 13 Jahren oder bei den Studiengebühren. Dennoch gibt es einen einheitlichen Kurs im deutschen Bildungssystem
wie die weitgehend vierstufige Gliederung in Primarstufe, Sekundarstufe I und
II, den tertiären (z.B. Hochschulen) und
den quartären (Weiterbildung) Bereich
oder auch die zehnjährige Schulpflicht.
Übergeordnet verhält es sich in der EU
ähnlich. Es gibt Unterschiede, aber auch
einen gemeinsamen Kurs.
Anders als in Deutschland und der
Schweiz werden Bildungsfragen in der
EU generell von den Regierungen entschieden, die Schuldauer schwankt zwischen acht (Italien) und zwölf (Belgien)
Jahren und individuelle Arbeitsmarktanforderungen haben starke Abweichungen in den Berufsausbildungssystemen potenziert. Diese reichen von
rein betrieblichen Ausbildungen bis hin
zu den EU-typischen Vollzeitschulen.
Ein gemeinsamer Kurs zeichnet sich in
den überwiegend fünf Bildungsbereichen ab der Vorschule, einer starken
Verbreitung von Gesamtschulen und
einer allgemeinen Umstrukturierung
des Hochschulbereichs ab.
93 Prozent aller Kinder im entsprechenden Alter gehen in Deutschland in den Kindergarten.
Frühförderung ist das Hauptargument. Erfolge sind bislang nicht nachgewiesen
No winners in
education
Countries throughout the world
are finding that there are no easy
solutions
In the end the market decides on the development of
education systems. Consequently governments manage both form and access very differently. The one thing
they have in common is their efforts to reinforce the
pillars of school, vocational education and university,
albeit with very different levels of success.
I
n Germany Article 7 of the Grundgesetz [German constitutional law] stipulates that the entire school system is “...
under the supervision of the state”. However, implementation is a matter for the federal states. This sovereignty over all
cultural matters creates differences in the Abitur [equivalent
to A-levels] taken after twelve or thirteen years and for tuition
fees. Nevertheless, there is a unified direction within the German education system, such as the on the whole four-stage
organisation of primary education, secondary education I and
II, tertiary (e.g. universities) and further education sectors, and
the obligation to ten-year compulsory schooling. Above this,
the EU behaves in a similar fashion. There are differences but
also a common course.
In comparison to Germany and Switzerland, education issues
in the EU are generally decided by the governments with the
compulsory schooling period varying between eight years in
DEZEMBER 2010
Global sind die Unterschiede gewichtiger. Wenn man vergleichen will, dann
am besten zwischen den OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung).
Sie gelten generell als entwickelt und
weisen ein relativ hohes Pro-Kopf-Einkommen auf, sind also in ihren Voraussetzungen vergleichbarer als etwa
Finnland und Simbabwe. Die einzelnen
Staaten schneiden aber nicht durchgängig gut oder schlecht ab, von Vorschulbildung bis zu lebenslangem
Lernen – ganz nach dem Motto: zur Vorschule nach Dänemark, zum Kindergarten nach Deutschland, zur Schule nach
Finnland und zum Studium in die USA.
So ist es tatsächlich: Dänemark hat
die höchste Quote von Kleinkindern
in Krippen (73 Prozent), Deutschland
toppt beim Kindergarten (93 Prozent)
und in Finnland, Hongkong, Kanada
und Taiwan schneiden die 15-Jährigen
bei den PISA-Studien am besten ab.
Harvard, Yale und Co. scheinen einen
Trick zu kennen: Ihr guter Ruf lockt
prominente Professoren und die Gelder kommen nicht hauptsächlich vom
Staat, sondern von Ehemaligen. In China müssen die Anwärter ländlicher Gegenden höhere Punktzahlen erreichen
als die Städter um das harte Zugangsexamen zu bestehen – eine offene Ungleichheit. Und an australischen Hoch-
DEZEMBER 2010
schulen sind Ausländer gern gesehen,
denn die müssen doppelt so hohe Studiengebühren zahlen.
Dass das Luxusprobleme sind, zeigt ein
Blick auf den UNESCO-Weltbildungsbericht. Bei den im Jahr 2000 festgelegten sechs Zielen für die Bildung, wie
universelle Grundschulbildung oder
Geschlechterparität, wurde manches
schon geschaff t – die Einschulungsrate
auch für die Ärmsten ist etwa gestiegen. Doch noch immer sind 16 Prozent
der Weltbevölkerung (776 Millionen)
Analphabeten. Zwei Drittel davon sind
Frauen und sie kommen vor allem aus
Süd- und Westasien (etwa 380 Millionen) und Subsahara-Afrika (150 Millionen). Zumindest eine primäre Bildung
können 70 bis 80 Prozent der Kinder
in Entwicklungsländern erlangen. Doch
was ist ein Grundschulabschluss verglichen mit amerikanischen Eliteuniversitäten? Bei diesen Unterschieden vereint die Staaten aber die Ungleichheit in
der Bildung – ob nach Einkommen, Geschlecht oder Ethnie. Nur ein Beispiel:
Auch in Deutschland liegt die Quote
der Analphabeten noch bei knapp fünf
Prozent.
Nicole Pätzold
www.european-circle.de
Italy and twelve in Belgium. The individual labour market
requirements have left their mark and increased deviations
in the vocational training systems. This ranges from purely
internal training to full-time schools typical throughout the
EU. A common course is apparent in the predominantly five
education sectors from nursery school, a strong distribution
of comprehensive schools and a general restructuring of the
university sector.
In global terms the differences are more noticable. If you want
to compare, then the best comparison is between the OECD
countries (Organisation for Economic Co-operation and Development). They are generally considered developed and have a
relatively high per capita income, meaning for example they
are more comparable in their prerequisites than Finland and
Zimbabwe. However, the individual states do not consistently
perform either well or poorly. When looking at pre-school education right through to life-long learning, one should ideally
choose to go to pre-school in Denmark, Kindergarten in Germany, high school in Finland and degree course in the USA.
In actual fact Denmark has the highest rate of infants in
crèches (73 per cent), Germany tops the Kindergarten charts
(93 per cent) and in Finland, Hong Kong, Canada and Taiwan,
15 year olds perform the best in the PISA studies. Harvard,
Yale and Co seem to know a trick with their good reputation
attracting prominent professors and the money coming not
primarily from the state, but rather from the alumni. In China,
candidates from rural regions must achieve higher scores than
those from the cities in order to pass the hard entrance exams, a blatant inequality. And foreigners are very welcome at
Australian universities, as they have to pay twice the level of
tuition fees.
A glance at the UNESCO world educational report shows however that these are problems people are happy to have compared to some. In terms of the six objectives for education laid
down in 2000, such as universal primary school education
and gender parity, some have already been achieved with the
enrolment rate for the poorest students having risen somewhat. However, 16 per cent of the world’s population (776 million) is still illiterate. Two thirds of these are women, coming
primarily from South and West Asia (around 380 million) and
Sub-Saharan Africa (150 million). At least 70 to 80 per cent
of children in developing countries have access to a primary
education. However, what is a primary school graduation in
comparison with the American elite universities? These differences in inequality unites the states in terms of education,
whether be it in terms of income, gender or ethnicity. Just as
an example, even in Germany the level of illiteracy is almost
5 per cent.
Nicole Pätzold
19
Wolf Burkhard Wenkel ist Geschäftsführer des Berufsförderungswerks der
Fachgemeinschaft Bau Berlin und
Brandenburg
sen Chancen auf dem Ausbildungsmarkt
sind nicht gerade gut.
Schule rum,
trotzdem dumm?
Warum das deutsche Schulsystem
mehr Berufsorientierung braucht
Arbeitgeber in Deutschland haben seit langem ein großes Problem: Sie finden immer seltener
wirklich geeignete Auszubildende. Der Nachwuchs sei nach
Foto: cc by-sa digital cat/flickr.com
Jahren in der Schule eher orientie-
Baustelle in München. Immer weniger junge
Leute bringen die Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Lehre am Bau mit
20
D
er Fachkräftemangel in Deutschland macht sich mittlerweile
auch in der Bauwirtschaft bemerkbar: Zu Beginn des aktuellen Lehrjahres sind erneut viele Lehrstellen unbesetzt geblieben. Ursache dafür ist
nicht nur der demografische Wandel.
Immer mehr Betriebe stellen fest, dass
Schulabgänger, die sich für eine Ausbildung am Bau bewerben, teils gravierende Wissenslücken aufweisen und damit
selbst für Berufe, bei denen es weniger
auf schulische Leistung als auf handwerkliches Geschick ankommt, nicht
geeignet sind. Wer weder eine Fläche
noch einen Raum berechnen kann, des-
rungslos, klagt Wolf Burkhard
Wenkel im Diplomatischen Magazin und fordert mehr Praxis in
der Schule.
School’s out and
nothing learned?
Why the German school system needs
more vocational direction
Employers in Germany have long been facing a big problem. They are increasingly having difficulties in finding
suitable apprentices. After years at school the younger
generation lacks direction, complains Wolf Burkhard
Wenkel in Diplomatisches Magazin, and demands more
practical orientation at schools.
DEZEMBER 2010
Die Bauwirtschaft versucht, mit speziellen Förderprogrammen diesem Problem zu begegnen: Am Lehrbauhof der
Fachgemeinschaft Bau gibt es seit einiger Zeit Nachhilfeunterricht, der auf
freiwilliger Basis stattfindet und den
Azubis die fehlenden Grundlagen in
Mathematik oder der deutschen Sprache vermittelt. Das Angebot wird zwar
gut angenommen. Trotzdem ist es nur
ein Tropfen auf den heißen Stein, kann
es doch kaum einen Bruchteil dessen
auffangen, was vorher in Elternhäusern
und Schule versäumt worden ist. Denn
auch das ist eine Wahrheit, die keiner
hören will: Die Bildungsbiografie der
Kinder folgt meistens nahtlos der ihrer
Eltern. Daran lässt sich wenig ändern,
an den schulischen Lerninhalten schon.
Fakt ist: Wenn die Zustandsbeschreibung für immer mehr Absolventen
von Haupt- und oft auch Realschulen
„Schule rum, trotzdem dumm“ lautet,
dann haben wir kein strukturelles, sondern ein inhaltliches Problem. Wir müssen uns fragen: Wie können wir unsere
Schulabgänger frühzeitig für den Arbeitsmarkt qualifizieren? Reine Systemdiskussionen wie die Debatte um eine
Abschaffung der Hauptschule gehen an
der wirtschaftlichen Realität vieler Betriebe vorbei.
Wichtiger ist eine gezielte, auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes abge-
About the author:
Wolf Burkhard Wenkel is Managing Director
of the Berufsförderungswerk [a vocational advancement organization] of Fachgemeinschaft
Bau in Berlin and Brandenburg
T
he shortage of skilled workers in Germany has even
been becoming apparent in the building sector. At the
beginning of the current training year a large number
of apprenticeships remain vacant. This is not only a result
of demographic change. More and more businesses find that
school-leavers applying for vocational training in the building
sector have at least partial serious gaps in their knowledge
and make themselves therefore unsuitable even for the trades
where school performance is less important than craftsmanship. Chances on the training market for those unable to calculate either an area or a space are less than good.
stimmte Berufsorientierung, die konsequent durchgeführt wird und vor allem
wesentlich früher einsetzt als bisher.
Denn Schulabgänger, die sich erst mit Erhalt des Abschlusszeugnisses Gedanken
über ihre berufliche Zukunft machen,
kann sich unser Arbeitsmarkt nicht mehr
leisten. Vielmehr müssen sich die Schüler möglichst früh durch Werkunterricht
und verpflichtende, qualifizierte Praktika mit Berufsbildern vertraut machen.
Außerdem müssen Grundlagen in Rechnen, Lesen und Schreiben fachspezifisch
vermittelt werden.
The building sector is now attempting to tackle this problem by
means of a special support programme. At the Professional Association of Building Industry Workers’ [Fachgemeinschaft Bau]
training site extra tuition has been introduced on a voluntary to
bridge the basic knowledge gap trainees have in mathematics
and German language. Although the programme is being taken
up, it remains only a drop in the ocean. It can compensate for no
more than a fraction of what parents and schools have failed to
do. And indeed the truth no-one wants to hear is that the children’s educational biographies follow on seamlessly from those
of their parents. There is little to be changed in that respect, but
much when it comes to learning content.
Was spricht gegen Bau-AGs an Schulen, in denen konkrete Berechnungen
durchgeführt werden? Wer weiß, wie
man einen Winkel berechnet und welche Auswirkungen das auf den Bau eines Gebäudes hat, der steigert nicht
nur seine Chancen auf eine gute Ausbildungsstelle nach der Schule. Er kann
auch Berufsbilder wesentlich realistischer einschätzen und lernt darüber
hinaus, was es heißt, für Entscheidungen auch die Verantwortung zu übernehmen.
The fact is that If the description of the level of graduates from
Hauptschule [after 9 years] and Realschule [after 10 years] comes
down to no more than “school’s out, and nothing learned”, then
the problem is not so much one of structure but of content.
We must ask ourselves how can we qualify our school-leavers
earlier and better for the labour market? Mere discussions about
systems, such as the debate on the abolition of the Hauptschule
disregard the economic reality for many businesses.
Für derlei Veränderungen muss man
nicht das Rad neu erfinden: Sie sind im
bestehenden System schnell zu realisieren. Allerdings muss auch der Wille dazu bei allen Beteiligten vorhanden
sein. Bei den Unternehmen ist er das
schon lange. Wie es auf der Seite der
Elternhäuser und Schulbehörden aussieht, ist fraglich. Wolf Burkhard Wenkel
Foto: FG Bau
Zur Person
BUSINESS
Much more important is targeted vocational guidance in line
with the requirements of the labour market on a consistent basis, and what is more, one that kicks in much earlier. Our labour
market can no longer afford school-leavers who start thinking
about their future on the day they are given their leaving certificates. Instead pupils should be introduced to the trades at
a very early stage through specialised lessons and compulsory
practical work leading to a qualification. It is equally necessary to teach the basics in mathematics, reading and writing.
What is wrong with construction projects at schools in which
concrete calculations are made? Who knows how to calculate an
angle and the impact this has on the construction of a building?
Therefore pupils will not only have better chances of then getting an apprenticeship but also understanding their trade much
better and in addition learning addition what it means to take
responsibility for their own decisions.
Such changes do not require a reinvention of the wheel, but can
be quickly implemented in the existing system. However, all parties involved must have a firm will. This is no problem when it
comes to businesses but another matter entirely when it comes
to parents and the school authorities.
Wolf Burkhard Wenkel
Mauern ist mehr als nur Stein auf Stein
zu packen. Die Fachgemeinschaft Bau
bildet in den Hallen am Lehrbauhof in
Berlin selbst aus
21
Andere Wege in der Bildung funktionieren derzeit nur über viel Eigeninitiative: David Simonsen, Michael Sappir, Christel Hartkamp, Simon Hulhof und Benni Schmutzer (v.l.)
vom Vorstand der European Democratic Education Community (EUDEC) bei der Planung einer Konferenz im Juli 2011 in Südengland
Gelernt wird nur
in der Schule
Wie Deutschland sich um eine gut funktionierende
Alternative zur Regelschule bringt
Schulpflicht gilt als große demokratische Errungenschaft, die verteidigt werden muss. Sie soll dafür
sorgen, dass jeder Mensch Zugang zu Bildung
bekommt, ungeachtet seiner Herkunft, Religion oder
Finanzlage. Der deutsche Begriff von Schulpflicht
aber hat einen Kropf: Er bedeutet weniger das Recht
junger Menschen auf Bildung als den Zwang, in
S
einer Präsenzschule zu lernen.
icher haben Sie schon mal von
den so genannten Homeschoolern in den USA gehört. Unter
Homeschooling als Überbegriff versteht
man nicht nur dort sämtliche Modelle des Bildungserwerbs ohne staatlich
organisierten und steuerfinanzierten
Schulbesuch. Mittlerweile ist Homeschooling in allen englischsprachigen
Ländern dieser Welt als legalisierter und
anerkannter Bildungsweg in der Gesellschaft angekommen. Millionen Menschen weltweit haben diese Möglichkeiten aus verschiedensten Gründen
lieben und schätzen gelernt. In Europa
hinkt man mit der formalen Etablierung
hinterher. Häufig werden in Diskussio-
22
nen über Bildung die sogenannte Schulpflicht und der in Deutschland bestehende Schulbesuchszwang gleichgesetzt.
Dieser Kurzschluss wird bei der Einführung neuer, moderner Bildungsmodelle
in Deutschland zum Verhängnis. Denn
ein Blick auf die Rechtslage und Handhabe unserer europäischen Nachbarn
wird zeigen, dass der Begriff Schulpflicht
durchaus dehnbar ist.
In den meisten Ländern Europas gibt
es zwar den Begriff Schulpflicht, der jedoch in erster Linie Unterrichts- oder
Bildungspflicht meint, nicht aber einen
gesetzlichen Schulbesuchszwang impliziert. Die Vermittlung von Wissen und
You learn at
school only
How Germany deprives itself of an
efficient alternative to regular school.
Compulsory schooling is considered a great democratic
achievement that needs to be defended. It is to make
sure that everyone gets access to education irrespective
of his or her background, religion or financial situation.
The German notion of compulsory schooling does however have a catch. It ensures not so much young people’s
right to education but far more put a constraint to learn
only within an established school environment.
Y
ou will have certainly come across the term homeschooler in the USA. Homeschooling is an umbrella term
which embraces, and not only in the states, all models
of learning without attendance at a state-organized and taxfunded school. Meanwhile homeschooling has been accepted by
society in all English speaking countries throughout the world as
a legal and recognized course of education. Millions of people
worldwide have come to value and appreciate this possibility.
Europe is dragging behind when it comes to its formal establishment. In discussions on education compulsory schooling is
often equated with compulsory school attendance as exists in
Germany. This sort of short-circuiting is detrimental for the introduction of new, modern education models in Germany. When
taking a look at the legal situation of our European neighbours
and their handling of the matter we will see that the term ‘compulsory schooling‘ is somewhat elastic.
Über den Autor:
Jan Edel, Jahrgang 1965, ist Autor des Kompendiums Schulfreie Bildung – Die Vernachlässigung schulfreier Bildungskonzepte in Deutschland (ISBN 3-865825-117) und des Bandes Nur
Schule? Mut zu neuen Bildungswegen! (ISBN 3-93796520-3).
Kompetenzen ist also nicht an den Besuch einer Schule gebunden. Überwiegend wird unter Schulpflicht die staatliche Verantwortung für Schulbildung
verstanden. Der Staat muss seinen Bürgern das Recht auf kostenfreie Minimalbildung ermöglichen und betreibt daher
ein flächendeckendes Schulangebot, ein
mehr oder minder differenziertes Schulsystem. Es gibt zum einen das reguläre
Präsenzschulsystem: Schulen, die für jedes Kind offen sind und in denen tagsüber Unterricht angeboten wird. Zum
anderen sind aber auch verschiedene
Organisationsformen und Programme
für schulfreies Lernen bekannt. Fernunterricht ist nur eine, wenn auch noch
recht formale Form dabei.
UNO: Das Recht der
Eltern achten
In den meisten Ländern der Welt ist
Homeschooling (auch Home Education,
Hausunterricht, schulfreie Bildung, mitunter Unschooling genannt) legal und oft
sogar üblich. Wo es formal noch Schulpflicht gibt (wie z. B. in Spanien oder Griechenland) wird sie sehr großzügig im Sinne der Kinder und der Freiheit der Bildung
gehandhabt. In den Niederlanden soll die
gesetzlich festgeschriebene Schulpflicht
erst ab der fünften Klasse beginnen, die
Handhabe gleicht aber der einer Bildungspflicht, denn auch von dort sind
beim Homeschooling nach der vierten
Klasse keine Fälle von Schulzwang bekannt. Die Länder üben unterschiedliche
Modelle der Kontrolle von Homeschooling aus. Die österreichische Schulpflicht
ist z.B. faktisch eine Unterrichtspflicht
und überprüft an der gemeldeten Schule jährlich per Nichtschülertest den entsprechenden Jahrgangsstoff. In Tschechien bedarf es der Anmeldung an einer
sogenannten Stammschule, deren Leitung die pädagogische Verantwortung
über regelmäßige Gespräche mitträgt.
Diese Alternativen werden nötig, da
die Probleme des Systems Schule, auch
wissenschaftlich untermauert, immer
deutlicher werden. Auch die Europäische Union weiß, dass bei der Lust der
Schüler an stark schulischen Formen
ein Brand schwelt. Im Bericht „Zehn
Jahre Reformen im Bildungswesen“ von
Eurydice, dem Informationspool der
EU, heißt es über die Entwicklung des
Rechts auf Bildung in Europa: „Trotz der
Tendenz, die Dauer der Schulpflicht nach
und nach weiter auszudehnen, wird über
die Frage der Dauer der Schulpflicht an
sich sehr kontrovers diskutiert. Wegen
der Schwierigkeiten, einerseits auch bei
erweiterter Schulbesuchsdauer ein optimales Bildungsangebot bereitzustellen,
und andererseits die z.T. schulmüden
Schüler zu motivieren, wird heute wieder über die Gestaltung der Bildung im
Rahmen der Schulpflicht nachgedacht.
Insbesondere stehen unterschiedliche
Auffassungen darüber zur Debatte, wie
In der Menschenrechtsdeklaration der
UNO von 1948, von der Bundesrepublik Deutschland in den Achtzigerjahren
ratifiziert, heißt es in Artikel 26 (3): „Eltern haben das vorrangige Recht, die
Art der Bildung und Erziehung, die ihre
Kinder erhalten sollen, zu bestimmen.“
Lernorte gibt es überall. Hier informieren sich
Homeschooler in einer fahrenden Waldschule
Though most European countries have the term “compulsory
schooling”, it means in the first place the obligation to provide
education or lessons rather than implying the legal compulsion to attend school. Imparting knowledge and competence
is therefore not bound to school attendance. Compulsory
DEZEMBER 2010
gleichzeitig den Bedürfnissen der gesamten Schülerbevölkerung einer Altersgruppe Rechnung getragen werden
und dem weit gefächerten Spektrum einer Gruppe mit sehr unterschiedlichen
persönlichen Erfahrungen, Begabungen und Fähigkeiten entsprochen werden kann.“
Foto: Jan Edel/Schulbildung in Familieninitiative e. V.
Foto: Niklas Gidion
BUSINESS
DEZEMBER 2010
In Artikel 6 Abs. 3 Grundgesetz heißt es:
„Pflege und Erziehung der Kinder sind
das natürliche Recht der Eltern und die
zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.
Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.“ Und in Artikel 7
Abs. 1: „Das gesamte Schulwesen steht
unter der Aufsicht des Staates.“
Bei gerichtlichen Konflikten um den
Schulzwang in Deutschland wird also
das Elternrecht meist dem staatlichen
Schulsystem abwägend gegenübergestellt, obwohl weder von Schulpflicht
schooling is predominantly understood as the state’s responsibility for education. The state has to provide its citizens with
free minimum education and therefore runs schools across the
country in a more or less differentiated school system. There
are on the one hand the regular schools which are open to
every child with classes during the day. On the other hand
different forms of organization and programs for off-school
learning are common. Distance teaching is only one albeit a
rather formal form.
Such alternatives become necessary because the problems of
the school system become more and more apparent underpinned by scientific findings. The European Union is well aware
of feeding the fire when it comes to a pupil’s passion for strong
school forms. The report “Ten years of reforms in education”
by Eurydice, the EU’s pool of information, states the following
with regard to the development of the right to education in
Europe:
“Despite the tendency to gradually extend the duration of compulsory schooling, the issue of duration is a matter for highly
controversial debate. Because of the difficulties of providing optimal education even over longer attendance on the one hand,
and motivating worn-out pupils on the other, the organization
of education within the framework of compulsory schooling has
once again been put on the agenda. Open to debate are especially the differing perceptions on how to take care of the needs
of the entire population of pupils from one age group at the
same time and catering to the needs of broad spectrum of very
different personal experiences, talents and skills.”
UN Respecting the right of parents
In most countries homeschooling (also called home education,
home school, off school education, sometimes unschooling)
is legal and often widespread. In countries where compulsory
schooling still exists formally (e.g. in Spain or Greece) it is handled very liberally for the benefit of the children and freedom
of education. In the Netherlands, for example, legally defined
compulsory schooling begins from the 5th grade, but how it is
handled corresponds more to compulsory education as there
no cases of forced school attendance for homeschoolers in that
country after the 4th grade. Countries run different schemes
for the regulation of homeschooling. Compulsory schooling in
Austria, for example, is more or less an obligation to provide
education, and every year the home-schooled candidates are
tested on the subject matter of the school year. In the Czech
Republic pupils have to be registered with the so-called principal school and the administration of this school plays a role
in the educational responsibility through regular interviews.
The UN Declaration of Human Rights of 1948, ratified by the
FRG in the 1980ies, states in Article 26 (3): “Parents have a
prior right to choose the kind of education that shall be given
to their children.”
Article 6 subsection 2 Basic Law states: “The care and upbringing of children is the natural right of parents and a duty primarily
incumbent upon them. The state shall watch over them in the
performance of this duty. And Article 7, subsection 1: “The entire
school system shall be under the supervision of the state.”
23
Foto: Benjamin Schmutzer
BUSINESS
noch gar von Schulzwang die Rede ist.
Bei solchen Rechtsstreitigkeiten wurde
dann bislang immer für einen Schulbesuch als Pflicht entschieden. Dagegen
scheint diese Abwägung in allen anderen
Ländern gar nicht notwendig. Im Zweifel
wird immer für den Willen der Eltern entschieden, solange nicht gröbste Vernachlässigung, Missbrauch oder gar Gewalt
vorliegt. Gründe für diese Diskrepanz
müssen natürlich in deutscher Tradition
und Geschichte gesucht werden.
Die Freie Schule Leipzig ist für die
Kinder eher ein Lernort als das die
klassische Schule sein kann. Man
trifft die Anderen in der Regel
gerne, so wie hier beim Herbstfest
dieses Jahres
Grund am Unterricht oder an den
sonstigen verbindlichen Schulveranstaltungen (Art. 56 Abs. 4 Satz 2)
nicht teil, so kann die Schule bei der
Kreisverwaltungsbehörde die Durchführung des Schulzwangs beantragen. Die Kreisverwaltungsbehörde
kann durch ihre Beauftragten die
Schulpflichtige oder den Schulpflichtigen der Schule zwangsweise zuführen. Eine Vorladung der oder des
Schulpflichtigen ist nicht erforderlich.
(2) Zur Durchführung des Schulzwangs
dürfen die Beauftragten der Kreisverwaltungsbehörde Wohnungen,
Geschäftsräume und befriedetes
Besitztum betreten und unmittelbaren Zwang ausüben.“
Bei der Übernahme des Reichsschulpflichtgesetzes vom 6. Juli 1938 in die
einzelnen Länderverfassungen und
-gesetze sind zwar Motive und Ideologie gestrichen worden, der Begriff
des Schulzwangs, seine Interpretation
und seine strafbewehrte Forcierung
allerdings nicht. Wegen dieses Gesetzes und seiner Handhabung werden
Kinder, Eltern und auch Polizisten vom
Gesetzgeber heute immer wieder vor
schwierigste Situationen gestellt.
Der Sonderberichterstatter der UNMenschenrechtskommission, Vernor
Muñoz Villalobos, kritisierte 2007 in
seinem Report das derzeitige deutsche Schulwesen wegen Menschenrechtsverletzungen. U.a. forderte er die
Möglichkeit, das Homeschooling zuzulassen, und stellte klar, dass Bildung
unabhängig von Schule und nicht mit
Schulbesuch gleichzusetzen sei.
Kritik der UN-Menschenrechtskommission
Mit den internationalen Konventionen stimmen die deutschen Schulgesetze der Länder ganz offenbar nicht
überein. Seit dunkelster Zeit und mit
dem Segen des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) wird aus dem generell
sinnvollen Konzept einer allgemeinen
Schulpflicht in den Ländergesetzen nun
die Schulbesuchspflicht bzw. sogar der
Schulzwang abgeleitet. So regelt beispielsweise Bayern den Schulzwang
nach Artikel 118 in seinem Erziehungsund Unterrichtsgesetz. Dort heißt es:
„(1) Nimmt eine Schulpflichtige oder ein
Schulpflichtiger ohne berechtigten
Foto: Benjamin Schmutzer
Ein Weg in Richtung
Bildungsfreiheit
Im Grunde brauchen die Bundesländer das Einverständnis der restlichen 15
Bundesländer nicht, um ihre Verfassungen oder noch einfacher, Rechtsauslegungen zu ändern. Eine Volksbefragung
kann Grund genug sein, um die Gesetze
zur Schulpflicht zu verfeinern. Die Verfassungen der einzelnen Bundesländer
müssten nicht einmal geändert werden, um Bildungsfreiheit zu ermöglichen. Die dort proklamierte allgemeine
Schulpflicht findet sich in diesem Wortlaut auch in den diesbezüglich freien
Ländern. Es müsste nur eine eindeutige
Regelung für alternative Bildungswege
formuliert werden, auf die Nichtschüler sich berufen könnten und die sie aus
der Kriminalisierung führt oder vor der
Abwanderung bewahrt. So müsste für
Homeschooler beispielsweise in Niedersachsen nur der § 63 (5) des Schulgesetzes freier ausgelegt werden. Er lautet:
„Schulpflichtigen der ersten sechs Schuljahrgänge darf Privatunterricht an Stelle des Schulbesuchs nur ausnahmsweise
gestattet werden.“
Jan Edel
Tag der Offenen Tür an der Freien Schule
Leipzig: Wer gerade beschäftigt ist, macht
unbeirrt weiter – wie an jedem Tag
24
In legal disputes about compulsory school attendance in Germany the parents‘ right is so often weighed against the state school
system although there is no talk of either compulsory schooling or
even compulsory attendance. In such legal disputes the court has
always ruled in favour of school attendance as a duty. In all other
countries, however, such weighting appears to be unnecessary. In
case of doubt the parents’ will always prevails except in cases of
neglect, abuse or even violence. Reasons for such discrepancy of
course lie in German tradition and history.
7KHQHZ2SHO$VWUD6SRUWV7RXUHU
Though motives and ideology were deleted when the “Reichsschulpflichtgesetz” of June 6th, 1938 was adopted in the constitutions and laws of the individual German states the term
“compulsory attendance” and its interpretation and enforcement by penalty was not. It is because of this law and its implementation that children, parents and even police are confronted
time and again with very difficult situations.
Criticism by UN Commission
on Human Rights
The education acts of the German states are apparently not
in line with international conventions. Since the darkest times
and with the blessing of the Federal Administrative Court the
state laws have derived from the generally reasonable concept
of compulsory schooling the duty of attendance and even
compulsory attendance according to Article 118 Education Act
which states:
(1) If a school-age child fails to attend school or take part in any
other obligatory school events without justified reason ( Art. 56 subsection 4 sentence 2), the school may apply with the district school
authority for the enforcement of attendance. The district school authority may enforce compulsory attendance through its authorized
persons. A summons of the child concerned is not required.
(2) To enforce compulsory attendance, the persons authorized
by the district administration may enter residences, business
premises and enclosed properties.
The special envoy of the UN Commission on Human Rights,
Vernor Muñoz Villalobos, criticised in his 2007 report the current German education system for violation of human rights.
Among other things he demanded permission for homeschooling, and made clear that education should not be equated to
school attendance whatever school.
A path to freedom of education
In principle the states do not need the consent of the other 15
states to change their constitution or, even simpler, statutory interpretations. A referendum can be reason enough to overhaul
compulsory schooling laws. The constitutions of the individual
states need not be changed to allow freedom of education. The
compulsory education proclaimed there can be found with the
same wording in the relevant free states. What needs to be ratified is an unambiguous rule for alternative forms of education
which any home-schooled pupil could invoke and which would
prevent their criminalization or need to migrate. In Lower Saxony,
for example, Section 63 (3) of the Education Act would need to be
interpreted in a freer way for homeschoolers. This states: Schoolage children of the first six years may be given private tuition in
place of school attendance in exceptional cases only. Jan Edel
DEZEMBER 2010
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Schulpflicht in Europa
Der Staat greift weder durch
Kontrolle noch durch Auflagen in die Bildung der Kinder
ein. Homeschooling und Unschooling sind möglich.
Compulsory education in Europe
Belgien: Die zur Kaiserzeit
noch von Deutschland abgeguckte und eingeführte
harte Schulpflicht wurde
in den 1970er-Jahren in allen Teilen des
Landes in die heutige Bildungs- bzw.
Unterrichtspflicht gewandelt. Das betriff t Kinder vom sechsten bis 18. Lebensjahr. Die Eltern haben das vorrangige Recht, die Art der Bildung zu
wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll. Die Erziehungsberechtigten
entscheiden sich für den Unterricht ihrer Kinder in einer Schule oder für den
Hausunterricht. Lernen die Kinder zu
Hause, muss dies der Bildungsbehörde
angezeigt werden. Die Eltern haben dafür zu sorgen, dass die Kinder einen Unterricht erhalten, der dem des Schulniveaus gleicht. Die Schulinspektion führt
Kontrollen des Studienniveaus durch.
Finland: Finland, a frontrunner in the
PISA studies has no compulsory schooling
but a duty to learn beginning in the year
of the child’s 7th birthday and lasting
nine years. Children may get homeschooling. “As defined by law the public authorities have to provide the same opportunity
for everyone to get tuition other than the
basic tuition and develop in accordance
with this person’s abilities and special
needs.” (enshrined in the constitution
since June 11th, 1999). The local authority
controls the child’s level of learning.
Belgium: The system of strict compulsory schooling copied from Germany
and introduced in imperial times was
changed to the modern day compulsory
education throughout the country in the
1970ies. Education is compulsory between the ages of 6 and 18. Parents have
a prior right to choose the kind of education that shall be given to their children.
They opt between education at school or
at home. If the children learn at home,
the school authority has to be notified.
The parents have to make sure that the
children get tuition that is equivalent
to the school level. The inspectorate for
schools controls the level of study.
Foto: Jan Edel/Schulbildung in Familieninitiative e. V.
Wenn Lernen freiwillig
bleibt, sind auch handwerkliche Interessen
erlaubt. Hier werkeln
Home-Schooler mit Holz
Finnland: In Finnland, einem Spitzenreiter der PISA-Studien, besteht statt
einer Schulpflicht eine
Lernpflicht, die im siebten Lebensjahr des Kindes beginnt
und neun Jahre dauert. Kinder dürfen
zu Hause unterrichtet werden. „Die öffentliche Gewalt hat so, wie es durch
Gesetz näher geregelt wird, für jeden
eine gleiche Möglichkeit sicherzustellen, entsprechend seinen Fähigkeiten
und besonderen Bedürfnissen auch anderen Unterricht als den Grundunterricht zu erhalten und sich weiterzuentwickeln.“ (Verfassung seit 11. Juni 1999)
Die Kommune kontrolliert, ob das Kind
ausreichend lernt.
26
Großbritannien: In Großbritannien sind Kinder zwischen dem fünften und 16.
Lebensjahr
„schulpflichtig“. In der Praxis aber besteht eine Bildungs- und
Unterrichtspflicht: Die Eltern haben die
Pflicht, für die Bildung ihrer Kinder zu
sorgen. Ein Schulbesuch ist keine Pflicht.
Es wird kein Bildungsniveau kontrolliert.
Stattdessen verschaff t sich das Welfare
Office (quasi das Schulamt) durch Hausbesuche einen Gesamtüberblick.
United Kingdom: In Great Britain children between 5 to16 are ‘required’ to attend school. In practice there is a duty to
provide education: The parents have the
duty to provide for their children’s education. School attendance is not a duty.
Instead the Welfare Office (the school inspectorate) makes home visits to get an
general overview.
Foto: unerzogen magazin/tologo verlag
Wo in Europa freie Bildung
am besten funktioniert
BUSINESS
Luxemburg: In Luxemburg
beginnt die Schulpflicht im
Alter von vier Jahren in einer so genannten Spielschule und dauert bis zum 15. Lebensjahr.
Obwohl es sich auch bei dieser Schulpflicht um eine Bildungspflicht handelt
– im Schulgesetz von 1912 ist Hausunterricht gestattet – gehen offiziell praktisch alle Kinder in die Schule. Für den
Hausunterricht beantragen die Eltern
eine Genehmigung beim Unterrichtsministerium und unterliegen der Schulaufsicht. Diese schreibt die Bücher wie
im öffentlichen System vor und kann
gegebenenfalls Tests durchführen.
Schulpflicht wird als Schulanwesenheitszwang verstanden. Beschulung unterliegt der staatlichen Aufsicht.
Homeschooling ist nur in Extremsituationen unter behörlicher Kontrolle möglich, etwa
bei Diplomatenkindern im
Ausland, Kinder von Schaustellern und Binnenschiffern
oder jugendlichen Popstars.
Die freie Wahl der Bildung
wird gewährt. Homeschooling ist manchmal mit einmaliger behördlicher Anmeldung
bzw. Nachweiserbringung
über fachliche Kenntnisse
seitens der Eltern verbunden.
Luxembourg: In Luxembourg compulsory schooling starts at the age of 4 at
pre-primary schools and ends at the age
of 15. Although it is a compulsory education system, home schooling is allowed
according to the Education Act of 1912,
but practically all children attend school.
Home schooling requires a permit by the
Ministry of Education and is controlled
by the school inspectorate who conduct
tests. School books must be the same as
those at publicly run schools.
Niederlande: Die Schulpflicht beginnt in den Niederlanden mit dem fünften Lebensjahr und endet
mit dem 16. Lebensjahr.
Diese wird im Schulpflichtgesetz geregelt. Das regelt auch die Legalität der
Home Education (Artikel 5, Absatz b),
denn Ausnahmen von der Schulpflicht
können auf Antrag von der Gemeinde
erteilt werden. Ist diese erteilt, haben
die Behörden keine gesetzliche Grundlage mehr, die Bildung des Kindes zu
überwachen. Das Gesetz ist Anfang
2006 zu Gunsten solcher Homeschooler verbessert worden, die nur pädagogische Gründe statt Glaubens- und Gewissensgründe angeben wollen. Rein
rechtlich herrscht in den Niederlanden Schulzwang: Kinder können von
der Polizei in die Schule gebracht werden. Jedoch sind keine derartigen Fälle
bekannt, obwohl es Homeschooler in
den Niederlanden gibt. Die Niederlande haben eine große und ausgewogene Landschaft freier Alternativschulen.
DEZEMBER 2010
Die freie Wahl der Bildung ist
leicht eingeschränkt. Homeschooling ist unter bestimmten Auflagen möglich; der Bildungsstand der Kinder wird
durch Inspektionen seitens
der Schulbehörde oder des
Jugendamtes kontrolliert.
keine Angaben
The Netherlands: Compulsory schooling
begins at age of 5 and ends at 16. It is
governed by the compulsory schooling act
that also governs the legality of home education (Article 5, subsection b), because
exceptions from compulsory schooling
may be granted by the local government.
Once the permit has been granted the
authorities have no statutory basis to
control the child’s education. The law was
improved at the beginning of 2006 for
the benefit of those homeschoolers who
want to give solely educational reasons
rather than reasons of belief and religion.
In purely legal terms there is compulsory
school attendance in the Netherlands,
and children can in theory be taken to
school by police. But no such cases have
been documented although there are
homeschoolers in the Netherlands. This
country has a large and balanced landscape of alternative schools.
DEZEMBER 2010
Österreich: Die in
Österreich bestehende Unterrichtspflicht
beginnt mit dem sechsten. Lebensjahr
und dauert neun Jahre. Diese kann
durch häuslichen Unterricht erfüllt werden. Im Schulpflichtgesetz § 11 (2) heißt
es dazu:
„Die allgemeine Schulpflicht kann ferner durch die Teilnahme an häuslichem Unterricht erfüllt werden, sofern
der Unterricht jenem an einer im § 5
genannten Schule, ausgenommen die
polytechnische Schule, mindestens
gleichwertig ist.“
Werden Kinder zu Hause unterrichtet,
so werden diese an jedem Schuljahresende einer ‚Feststellungsprüfung’
unterzogen, in der festgestellt werden
soll, ob das Lernziel des entsprechenden Schuljahres erreicht wurde. Bei
negativem Prüfungsergebnis wird dem
Kind für das nächste Jahr der Besuch
einer öffentlichen oder privaten Schule
zur Pflicht gemacht.
Austria: Compulsory education in Austria
starts at 6 for a period of 9 years. This duty
can be met by home schooling. The compulsory education act Sect. 11(2) states:
Compulsory schooling can also be fulfilled
by home schooling provided that tuition
is equal to that of a school given in Sect.
5, except for pre-vocational school.
If children are taught at home, they have
to take a test at the end of each school
year to determine whether the educational objective of the school year concerned has been reached. If the test result
is negative the child shall be obliged to
attend a public or private school from the
following school year.
27
Foto: Semjon Wolf
BUSINESS
Das Gebot der Stunde
Deutschland braucht die freie Bildungswahl
Desorientierte Schulabgänger, die Wirtschaft
auf der Suche nach dem interessierten Nachwuchs – Zeit, die Bildung hierzulande für
erprobte internationale Modelle zu öffnen,
kommentiert Diplomatisches-MagazinChefredakteur Oliver Wagner.
A
Polen: Seit der Bildungsreform 1999 besteht eine
Schulpflicht in Polen vom
sechsten bis 18. Lebensjahr. Aber auch
in Polen ist mit Schulpflicht längst nicht
mehr strafbewehrter Schulzwang gemeint. Die Verfassung regelt die Schulpflicht (Artikel 70 Absatz 1) und garantiert Eltern, die Schule für ihre Kinder
frei zu wählen (Artikel 70 Absatz 3). Alles Weitere sowie die Praxis des Hausunterrichts regelt das Gesetz über
das Bildungssystem. Bildung zu Hause ist reguliert und wird von den lokalen Schulen überwacht, deren Anweisungen Eltern Folge zu leisten haben.
Generell ist die jetzige Regierung sehr
aufgeschlossen und an schulfreien Bildungskonzepten interessiert.
Poland: Since the educational reform in
1999 there has been compulsory education in Poland from the age of 6 to 18. But
also in Poland compulsory schooling does
not mean enforcement of compulsory attendance by penalty. The constitution
governs compulsory schooling (Article 70
subsection 1) and guarantees parents the
freedom to choose a school for their children (Article 70, subsection 3). Everything
else and the practice of home schooling are
governed by the education laws. Education at home is regulated and controlled by
the local schools whose instructions have
to be followed by the parents. All in all the
present government is open and interested
in off-school educational concepts.
28
Russland: Die russische Schulpflicht
beginnt mit sechs
bis sieben Jahren.
Das genaue Schulanfangsalter ist von
den klimatischen Bedingungen, dem
Wunsch der Eltern und der Bereitschaft des Kindes zu lernen abhängig. Die neunjährige Schulpflicht ist in
Russland ebenfalls eigentlich eine Bildungspflicht. Laut Verfassung können
die Eltern die Institution und die Art der
Schulbildung wählen, also auch Home
Education. Die Schulbehörden überwachen die russischen Heimschüler nach
staatlichen Richtlinien. Individuelle Bildung ohne Schulbesuch wird teilweise sogar finanziell ausgeglichen, denn
ab vier Schülern wird eine Klasse vom
Staat finanziert.
Russia: Russian compulsory schooling
begins at the age of six or seven. The
exact schooling age depends on the
climate conditions, the parents’ wish
and the child’s readiness to learn. The
nine years’ compulsory schooling is in
fact compulsory education. According
to the constitution parents can choose
the institution and the type of education
including home education. The school
authorities control the Russian homeschoolers based on state guidelines. In
some cases individual education without school attendance is compensated
financially because classes from the size
of four get public funding.
Slowakei: Die Schulpflicht besteht in der
Slowakei vom sechsten
bis 16. Lebensjahr und
wird als Bildungspflicht praktiziert.
Homeschooling ist seit 2008 durch ein
neues Gesetz erlaubt und geregelt. Damit hat die Slowakei als vorletztes Land
der EU den Schulbesuchszwang abgeschaff t. Im Bereich der Grundschule
entscheidet der Direktor der zuständigen Grundschule über den Antrag auf
Homeschooling. Dieses darf nach Bewilligung unter Beachtung gesetzlicher
Regelungen stattfinden.
Slovakia: Compulsory schooling is between the age of 6 and 16 and is practised as compulsory education. In 2008
a new law was passed that permits
homeschooling. Slovakia was thus the
last but one country in the EU that has
abolished compulsory school attendance. At the primary level the principal
of the local primary school decides on
applications for homeschooling. It may
take place after approval under consideration of the legal regulations.
Weiterführende
Information:
www.homeschooling.de
DEZEMBER 2010
Wussten Sie zum Beispiel, dass diese erfolgreichen Menschen in der Schule „versagten“ oder gar nicht erst hingingen?
Edzard Reuter, Thomas Edison, Albert
Einstein, Bill Gates, oder die Präsidenten
von Princeton und Stanford University,
John Witherspoon und Fred Terman.
Ist es die Angst vor dem Wort Elite, die
deutsche Politiker dazu bringt, Schulen
immer gleicher zu machen? Wir reden
über einen Zugang für alle und vergessen dabei die Förderung von wissbegierigen und eigenständigen Persönlich-
Foto: Benjamin Pritzkuleit
Mehr als 4.500 Kraniche
falteten Menschen aus
Deutschland, England,
Frankreich, Spanien, Italien
und Österreich im März
dieses Jahres. Kraniche gelten als Symbol der Freiheit.
Die Papier-Tiere wurden vor
dem Bundeskanzleramt
mit der Forderung nach
Bildungsfreiheit in Deutschland übergeben.
us dem Recht auf Bildung ist in
Deutschland ein Zwang in die
Schule zu gehen geworden.
Beharrlich verschließen Bundesregierungen aller Couleur die Augen vor sehr gut
funktionierenden Lernmodellen andernorts. Auch zum Nachteil einer besseren
wirtschaftlichen Entwicklung. Denn die
Zukunft liegt in selbstständigen und neugierigen Menschen. Jungen Leuten, die
das Lernen nicht verlernt haben. Die nicht
darauf warten, dass ihnen ein Lehrer sagt,
was sie wann, wie und wo zu tun haben.
keiten. Gleichheit sorgt für Einheitsbrei
und der ist meist unbedeutend.
Dabei gibt es international anerkannte
Alternativ-Modelle. Wie zum Beispiel
die Sudbury Valley School in den USA.
Freiwilligkeit ist dort die Basis allen Lernens. Und die Elite-Unis stehen Schlange, um Sudbury-Valley-Schüler zu bekommen. In Deutschland dagegen ist
unter Mühen gerade mal eine Genehmigung für eine Schule nach dem Sudbury-Valley-Modell zu bekommen. Allerdings ohne die wesentliche Basis der
Freiwilligkeit für die Schüler. Das ist so,
als wenn Sie im Restaurant ein Schnitzel Wiener Art bekommen.
Es geht nicht darum, die Schule in
Deutschland abzuschaffen. Die Mehrheit aller Eltern wird auch weiterhin
dieses Modell bevorzugen. Aber statt
Schule ein weiteres Mal für teures Geld
kaputt zu sanieren, wäre eine Öffnung
für bekannte und funktionierende Modelle eine Möglichkeit. Freiheit in der
Wahl der Bildung heißt das Gebot der
Stunde.
Oliver Wagner
Mehr als 25.000
Unterschriften
sammelte die Volksinitiative Schule in
Freiheit in diesem
Jahr. Kultautor Wladimir Kaminer (mit
Stift) unterschrieb
als 10.000ster.
Jetzt muss sich das
Berliner Abgeordnetenhaus mit dem
Vorstoß (mehr Selbstbestimmung an
Schulen) befassen
The Order
of the Day
Germany needs freedom of
choice in education
Uncertain school-leavers, businesses looking for committed trainees, it’s time to open up education in this country to tried and tested international models, believes Oliver Wagner, Editor-in-Chief of Diplomatisches Magazin.
T
he right to education in Germany has over time become
the obligation to attend school. Federal governments of
every shade have selectively ignored some very effective
learning models in place elsewhere in the world, something which
is also to the detriment of better economic development. The
future lies with those people who have inquiring minds and able
think for themselves. What is needed is young people who have
not forgotten how to learn, who do not wait for the teacher to
tell them what to do, or when, how and where they should do it.
Did you know, for example, that the following successful people „failed“ at school or did not even attend one? Edzard
Reuter, Thomas Edison, Albert Einstein, Bill Gates or the Presidents of Princeton and Stanford Universities, respectively John
Witherspoon and Fred Terman.
Is it the fear of that dreaded word “elite” that causes German
politicians to more and more want to level our down schools?
While talking about access for everyone we forget to foster
those hungry for knowledge and able to think for themselves.
This kind of equality often brings with it mediocrity, something
usually unimportant.
There are, however, recognized alternative models, such as the
Sudbury Valley School in the USA. All learning is on a voluntary
basis, but elite universities are queuing up for Sudbury Valley graduates. In Germany on the other hand permission was
granted to just one school based upon the lines of Sudbury
Valley, and only after a lengthy struggle. This was however
without the essential core component of voluntary participation. It is rather like ordering a Schnitzel at a restaurant only
then to be served something Vienna style.
It is not about abolishing school in Germany. Most parents will
continue to favour the current model. ‘But rather than yet another expensive overhaul and modernization of the school system, a possibility would be to more open to the functioning and
demonstrably effective already operating elsewhere. Freedom of
choice in education is the order of the day.
Oliver Wagner
29
Interview with
h
Helmut Glaeser
er
BUSINESS – ADVERTORIAL
Mr. Glaeser, since the start
of the winter timetable you have
been advertising more routes.
What can the passengers look
forward to this winter?
Compared to last year the number
of flights has increased by some
5%. Berlin and Hamburg, for example, operate an additional flight
to Brussels at weekends, and as
code-share flights with Lufthansa
the options from Frankfurt will be
extended from 8 to 10 flights per
day to the European capital. We
have also increased the number of
flights to various destinations, such
as Nairobi and Kigali with 4 flights
per week instead of three, and various European cities, such as Bristol,
Geneva, Newcastle and Vienna.
Thanks to an optimized timetable it
is possible both to improve connec-
tions to the
European
ean route
network
ork and shorten the
transitt times to Africa from
Brussels.
els.
Brussels Airlines is often
called the “AFRICA SPECIALIST”
Do you think this title is justified?
Brussels Airlines can look back to
over 80 years experience in the
Belgian aviation industry and is
therefore known as a pioneer and
specialist on the African continent.
Africa is our home from home,
so to speak. In July this year we
added four new destinations to our
network and we are proud to have
now Accra, Ouagadougou, Cotonou
and Lomé in our timetable. Brussels Airlines currently operates 18
destinations in East, West and
Brussels Airlines –
Brussels Airlines wurde am neunten Dezember 2009 als Mitglied der Star Alliance aufgenommen und kann auf mehr
als 80 Jahre Erfahrung in der belgischen
Luftfahrtindustrie zurückblicken. Dank
ihres wertvollen Know-hows ist Brussels
Airlines als Pionier auf dem schwarzen
Kontinent bekannt und stets ein zuverlässiger Partner für alle Reisen nach Afrika.
14 + 4 neue Ziele
in Afrika
Seit Juli 2010 fliegt Brussels Airlines vier
neue afrikanische Destinationen an:
Accra (Ghana), Cotonou (Benin), Ouagadougou (Burkina Faso) und Lomé
(Togo) zählen seitdem zum Streckennetz des Afrika-Spezialisten sowie weitere 14 Ziele in West-, Zentral- und Ostafrika. Dank exzellenter Verbindungen ab
Deutschland via Brüssel sind diese Ziele
vor allem ab Berlin, Hamburg und Hannover, aber auch im Codeshare mit Lufthansa ab Frankfurt, München und Stuttgart stets bequem erreichbar. Darüber
30
hinaus hat Brussels Airlines mit Beginn
des Winterflugplanes das Flugangebot
nach Kigali und Nairobi von drei auf vier
wöchentliche Verbindungen erhöht und
setzt auch im Winter die tägliche Flugverbindung nach Kinshasa fort.
Brüssel – Das Drehkreuz
für Afrika
Am Brussels Airport erwartet Sie ein
modernes, lichtdurchflutetes Terminal
mit vielen Einkaufsmöglichkeiten, Bistros und Bars. Mehrsprachige Schilder
sorgen während Ihres Aufenthaltes am
Boden für eine klare Wegweisung. Passagiere, die einen Flug ab Deutschland
via Brüssel nach Afrika gebucht haben,
müssen am Brussels Airport übrigens
noch nicht einmal das Terminal wechseln und erreichen nach nur wenigen
Minuten die Transitzone mit der modernen ‚Sunrise‘-Lounge inklusive Schlafnischen, Cafeteria, Duty Free Shop und
einer Spiele-Ecke für Kinder – stressfreies Umsteigen in Brüssel ist somit
immer garantiert!
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by Brussels Airlines
When you opt for a flight with
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never be an issue. You can book
your seat online and free of charge
and on flights to Africa you have
a free-baggage allowance of two
pieces of 23 kg each in Economy
Class and as much as 2 x 32 kg as a
Business Class passenger. And baggage is free on all European flights.
In addition you get free meals and
drinks in Business Class and b.flex
economy+. In Kinshasa, Kigali and
Conakry we offer a time-saving city
check-in and in Brussels we have an
Africa transit zone so that all passengers from Germany can continue
their journey to Africa hassle-free
after only a short walk in the same
terminal. We would be glad to
welcome you personally onboard
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Africa are easily accessible. I think
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and foremost enjoy the reliability
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The Specialist for Africa
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Brussels Airlines was welcomed as a Star Alliance member on
9th December, 2009 and can look back to over 80 years experience in the Belgian aviation industry. Thanks to its invaluable
know-how Brussels Airlines has become known as a pioneer on
the African continent and has always been a reliable partner
for all travel arrangements heading to Africa.
14 + 4 new destinations in Africa
Since July 2010 Brussels Airlines has been operating to four
new African destinations. Accra (Ghana), Cotonou (Benin),
Ouagadougou (Burkina Faso) and Lomé (Togo) are now all
DEZEMBER 2010
part of the network of the Africa specialist in addition to
14 other destinations throughout West, Central and East
Africa. Thanks to excellent connections from Germany via
Brussels these destinations can be reached easily especially
from Berlin, Hamburg and Hanover but also as code-share
flights with Lufthansa from Frankfurt, Munich and Stuttgart.
In addition four weekly flights instead of three to Kigali and
Nairobi are offered by Brussels Airlines from the beginning of
the winter flight schedule and the daily flights to Kinshasa
will continue in winter.
Brussels – The hub for Africa
At Brussels Airport you will enjoy a modern terminal awash
with light and numerous shopping facilities, bistros and bars.
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stay on the ground. Passengers who have booked a flight from
Germany to Africa via Brussels need not even change terminal, and after just a few minutes they reach the transit area
with the modern ‘Sunrise‘ lounge including sleeping booths,
cafeteria, duty free shop and a kids’ corner, thereby always
guaranteeing hassle-free transfers in Brussels.
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Afrika, auf dem Rückflug
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31
Expo-Erfolg fürs
Team Germany
Foto: cc by-sa Kimon Berlin/flickr.com
BUSINESS
Es war die Weltausstellung der
Superlative in der Stadt der Superlative
Deutschland hat die Chance genutzt und in
Shanghai Eindruck hinterlassen. Die Bundesrepublik und ihre Unternehmer bauen ihr Engagement in China weiter aus. Eine Expo-Bi-
Prämiert und immer voller neugieriger
Besucher: Der Deutsche Pavillon „Balancity“
auf der Expo in Shanghai
lanz aus Sicht der Wirtschaft.
Ü
Jan Noether ist Delegierter
der Deutschen Wirtschaft –
China/Shanghai.
ber 70 Millionen Besucher, bis
zu neun Stunden Wartezeiten,
242 Nationen und internationale Organisationen, eine Fläche von
5,28 Quadratkilometern – das war die
EXPO 2010 in Shanghai. Nach sechs Monaten fand die bisher grösste EXPO aller Zeiten am 31.Oktober 2010 ihr Ende.
Sie wird in der EXPO-Geschichte als bislang einzigartig in Erinnerung bleiben,
als sehr großer Erfolg, insbesondere für
Deutschland.
Für die gelungenste Umsetzung des Expo-Mottos „Better City, Better Life“ erhielt der Deutsche Pavillon “Balancity”
unter den großen Pavillons den “Golden
Foto: Yovohagrafie, German Pavilion
Kultur geht durch den Magen: Würstchen und Sauerkraut im Deutschen Pavilllon
32
Award”, die höchste Auszeichnung dieser Kategorie. Wie kein anderes Land
hat Deutschland Lösungen vorgestellt,
den urbanen Herausforderungen des
21. Jahrhunderts nachhaltig zu begegnen. Als eine Stadt in Balance, die sich
zwischen Erneuern und Bewahren,
Wissenschaft und Technik, Stadt und
Natur, Gemeinschaft und Individuum
bewegt, präsentierte sich Balancity auf
einer Fläche von 3.600 Quadratmetern
den Besuchern und führte sie auf eine
interaktive Reise durch Deutschlands
Innovationen und Ideen. Dass der Geschmack des asiatischen Publikums getroffen wurde, bezeugen Wartezeiten
von bis zu sechs Stunden, eine Verweildauer im Pavillion von durchschnittlich
45 Minuten sowie eine tägliche Besucherzahl von über 25.000.
Während der Expo organisierte die
Deutsche
Auslandshandelskammer
(AHK) Shanghai zahlreiche Veranstaltungen, begleitete hochrangige deutsche Politiker und betreute mehr als
100 Delegationen. Highlights waren
die Organisation eines Workshops im
Auftrag des Bundesministeriums für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zum Thema deutsch-chinesisches Wasser-Management, ein dreitägiges Seminar zu den Schwerpunkten
Umwelt, Energie, Metall, Logistik, Ag-
Berlin verkaufte sich gut in China
Expo-Zeit war Reisezeit für Unternehmer aus der deutschen Hauptstadtregion
rar und Nahrungsmittel sowie ein Investitionsseminar zum Thema Luftfahrt
und Windkraft. Diese Themen fanden
nicht nur bei den lokalen und internationalen Besuchern der EXPO großen
Anklang, auch konnten einige an den
Veranstaltungen beteiligte deutsche
Unternehmen nachhaltige Verbindungen aufbauen, die bereits in ersten Geschäftsabschlüssen mündeten.
Dass Deutschland auf dieser größten
Veranstaltung der Welt so vielfältig wie
kein anderes Land vertreten war, spiegelt die Dichte, Intensität und Nachhaltigkeit des deutschen Engagements
in China wider. Millionen chinesischer
Bürger konnten sich ein Bild davon
machen, dass Deutschland als innovatives, interessantes, aufgeschlossenes und freundliches Land ein Partner
sein kann, der China mit Spitzentechnologien und erstklassigen Dienstleistungen bei der Lösung zahlreicher Gegenwartsfragen unterstützen kann.
Deutschland stellte sich als lohnendes
Reiseziel ebenso eindrucksvoll dar wie
als Land, in dem der jungen, internationalen Generation eine gute Ausbildung zuteil wird. Gerade aus deutscher
Sicht war die Weltausstellung daher ein
voller Erfolg und ein Meilenstein in der
Entwicklung immer bedeutenderer BeJan Noether
ziehungen zu China.
DEZEMBER 2010
„Es ist beeindruckend, vor Ort zu sehen, welche Entwicklung China in den letzten Jahren genommen hat und welche Möglichkeiten der Markt bietet“, staunte Frank Kochanski, Vorstand der
IVU Traffic Technologies AG, noch im Juni 2010 auf dem Weg zurück zum Hongkonger Flughafen. Gemeinsam mit 24 Berliner Unternehmer-Kollegen hatte er fünf Tage lang das Reich der
Mitte besucht. Jetzt saß die Delegation im Airport Express.
Z
ur Expo in Shanghai hatten die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in China mehrere Termine in chinesischen Unternehmen organisiert. Die Reise habe gezeigt, dass es für Berliner Firmen – auch für Mittelständler – sehr gute Perspektiven gebe, so
Kochanski anschließend.
Anlass der durch Landes- und EFRE-Mittel kofinanzierten Unternehmerreise war die Berliner Woche am Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung. Wirtschaftssenator Harald Wolf eröffnete das mehrtägige
Programm auf dem Expo-Gelände und begleitete die Berliner Firmen
auch auf dem zweiten Teil der Reise im Perlflussdelta in der Provinz
Guangdong, nur ein Katzensprung von Hong Kong entfernt. Neben
dem Großraum Shanghai ist die Region das wirtschaftliche Herz Chinas. Für die Wirtschaftskonferenz wurde daher die 12-Millionen-Metropole Shenzhen gewählt, die Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Festland-China.
250 Teilnehmer kamen zur von der IHK Berlin und der AHK organisierten Konferenz. Dabei stellte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der
IHK Berlin, die Berliner Delegationsteilnehmer und die Hauptstadt als
Wirtschaftsstandort vor. Besonders betonte er Berlins Stärken in den
Bereichen Energie, Verkehr, Wasser und Kreativwirtschaft – den Branchen der mitreisenden Unternehmen: „In China stehen nicht mehr nur
hohe Wachstumsraten im Mittelpunkt, sondern auch die Umweltverträglichkeit der wirtschaftlichen Entwicklung. Das bietet umfangreiche
DEZEMBER 2010
Geschäftschancen für Technologien und Dienstleistungen aus Berlin.“
Im Anschluss an die Konferenz, die auch Branchenpanels mit Fachvorträgen von chinesischer Seite vorsah, fanden individuelle B2B-Meetings statt. Auch hier war das Interesse an der Berliner Delegation
groß. Besonders im Anschluss an die Panels zu Energie und Kreativwirtschaft standen die chinesischen Unternehmen Schlange, um die
Berliner Firmenvertreter zu sprechen. „Der Gesprächsmarathon sollte sich lohnen, das Interesse der Chinesen an unseren Produkten ist
groß“, so anschließend Jan IJspeert, der mit seiner BAE Batterien GmbH
& Co. KG am Standort Berlin produziert.
Auch Sascha Gresitza, Geschäftsführer der Gottfried Puhlmann GmbH
& Co. KG, hat in China den Markt sondiert. „Es mangelt bei den vielen
Infrastrukturprojekten nicht an Chancen für uns. Besonders in diesem
Bereich sind jedoch Kontakte zu staatlichen und halbstaatlichen Stellen wie Stadtregierungen oder Verbänden sehr wichtig.“
Die Wirtschaftsförderer Berlins, die Berlin Partner GmbH, haben parallel
zur Unternehmerreise für Berlin als Investitionsstandort geworben. Auf
einer Konferenz in Shanghai und während eines Investitionspanels auf
der IHK-Konferenz in Shenzhen informierten sich insgesamt mehr als
140 potenzielle Investoren über die Bedingungen in Berlin. Den Rahmen
aller Berliner Aktivitäten in China bildete die be Berlin-Kampagne, die
die einzelnen Programmpunkte als Gesamtauftritt Berlins in die „Berlin
Days“ integrierte und öffentlichkeitswirksam begleitete. Julian Nierentz
33
INTERNATIONAL RELATIONS
On duty she drives
an Opel, in her
freetime Cordula
Feichtinger de Carrasco is a passionate motorcyclist
Ein Polizei-Duo
für Diplomaten
Ein Tag mit dem Zentralen Objektschutz
Gefährliche Verfolgungsjagden, demolierte
Autos und schließlich ein Schusswechsel –
Der Polizeibeamte als gestandener Mann oder
die toughe Polizistin als Ritterin für Recht
und Ordnung, so das Klischee des Polizistenberufs aus den bekannten TV-Serien.
M
it der alltäglichen Polizeiarbeit hat das wenig zu tun“, erklärt der 53-jährige Leiter der
Verbindungsstelle Diplomatische Einrichtungen des Zentralen Objektschutzes der
Berliner Polizei, Michael Effertz.
„Unsere Hauptaufgabe besteht darin, solche Szenarien von vorneherein nicht entstehen zu lassen“, ergänzt
seine 34-jährige Stellvertreterin Cordula Feichtinger de Carrasco. Die beiden
Polizeihauptkommissare sind in der
französischen Botschaft zu Gast, um
dem neuen stellvertretenden Polizeiattaché, Jean-Marc Chambon die Grundlagen der Arbeitsweise der Berliner Polizei
zu erörtern. Die Berliner Polizei ist mit
über 20.000 Mitarbeitern, davon rund
16 000 Schutz- und Kriminalpolizisten,
die größte Polizeibehörde Deutschlands.
Neben der Polizei in den Bezirken gibt
es zentrale Dienststellen, die für ganz
Berlin zuständig sind. „Wir wissen, dass
Polizei nicht gleich Polizei ist“, wirft
Jean-Luc Taltavull, der französische Polizeiattaché, wissend ein.
Der Zentrale Objektschutz der Berliner
Polizei ist eine solche Dienststelle, die für
den Schutz aller gefährdeten Objekte in
Berlin zuständig ist. Darunter befinden
sich diplomatische Einrichtungen, jüdische Liegenschaften, öffentliche Gebäude und Politikerwohnungen.
Fotos: Mohamed El Sauaf
The Police-Captain Cordula Feichtinger de Carrasco and the detective-superintendent
Jean-Luc Taltavull discuss the measure of protection
The Police Team
for Diplomats
A day with the Central Guard Unit
Hair-raising wild car chases, wrecked vehicles and to finish it all off a shootout. The police officer as a man who
has experienced it all or the tough police woman who is
the upholder of law and order; these are the stereotypical roles of the police on our TV screens.
T
his has little to do
with the day-today reality police
work” explains Michael
Effertz, 53, head of the liaison office for embassies by
central guard unit.
“Our main task is to prevent such things happening in the first place,” adds
his deputy, Cordula Feichtinger de Carrasco, 34. The
two police-captains are
guests at the French Embassy to explain their approach to the new deputy
police attaché Jean-Marc
Chambon. The Berlin police with its staff of over
20,000 of which 16,000
are uniformed police and
detectives, is Germany’s
largest force.
A protection guard of property secures the french embassy.
Besides the police in the various districts there are of course
central departments responsible for the entire city. “We know
not all police are the same,” adds Jean-Luc Taltavull, the
French police attaché, knowingly to the discussion.
The Central Guard Unit of the Berlin police is one such department responsible for the protection of high-profile properties
in Berlin. These include diplomatic missions, Jewish premises,
public buildings and the homes of politicians.
For three years now the two police-captains who together clock
up a total of 48 years of service have been working together
for the protection and related interests of Berlin’s embassies.
34
DEZEMBER 2010
35
Fotos: Mohamed El Sauaf
INTERNATIONAL RELATIONS
Michael Effertz and Cordula Feichtinger de Carrasco co-ordinate the security of the premises and events at diplomatic
establishments.
“We have 337 properties, mainly embassies, residences and
other diplomatic premises, the inviolability and integrity of
which have to be guaranteed according to the Vienna Convention of 1961,” says the alert young chief inspector
Seit drei Jahren arbeitet das Polizeihauptkommissarduo, mit zusammen fast 48
Dienstjahren, für den Schutz und die Belange der Berliner Botschaften. Dabei koordinieren Michael Effertz und Cordula
Feichtinger de Carrasco das Sicherheitsund Veranstaltungsmanagement an diplomatischen Liegenschaften.
„Wir haben in Berlin etwa 337 Objekte, vor allem Botschaften, Residenzen
und andere diplomatische Objekte,
welchen wir nach dem Wiener Übereinkommen von 1961 die Unverletzlichkeit und Integrität garantieren“, sagt die
alerte Hauptkommissarin.
Von den 156 zu schützenden Botschaften haben die Missionen und Residenzen von 48 Staaten einen besonderen
Objektschutz. Dabei sind nach einem
Raster die Vertretungen der USA, Großbritannien, Israel und der Türkei besonders sicherheitssensible Liegenschaften.
Die französische Mission gehört wie 43
weitere diplomatische Einrichtungen,
beispielsweise Russland oder die Volksrepublik China, zu einer Stufe, die ebenfalls einen besonderen Objektschutz
erfordert.
Welche Unterschiede des Schutzes gibt
es?“, möchte Jean-Marc Chambon wissen und lässt sich von Cordula Feichtinger de Carrasco am Laptop die Einzelheiten erklären.
36
Werden diplomatische Einrichtungen
nicht mit einer Dauerpräsenz von Objektschützern rund um die Uhr geschützt, referiert sie professionell,
greift ein abgestuftes System eines
speziellen motorisierten Streifendienstes für regelmäßige Überprüfungen der
diplomatischen Liegenschaften. Berlin
als Diplomatenhauptstadt ist daher
auch zugleich die Hauptstadt der Objektschützer – rund 1 080 Angestellte
sorgen derzeit rund um die Uhr unter
anderem für die Sicherheit der Botschaften, Residenzen und Wohnungen
der Diplomaten in Berlin.
Of all the 156 embassies to be protected, the missions and
residences of some 48 states require special protection. According to a raster the premises of the missions of the USA, United
Kingdom, Israel and Turkey are especially sensitive when it
comes to security. The French mission and 43 other diplomatic
missions, such as that of Russia or the Peoples Republic of China, belong to a category that also requires special protection.
Dienstbesprechung der Sicherheitsbeamten: (v. l.) Der Leiter der Verbindungsstelle Diplomatische Einrichtungen des ZOS und Erster Polizeihauptkommissar Michael Effertz, der
stellvertretende Polizeiattaché der französischen Botschaft Gendarmerie-Major Jean-Marc Chambon, die stellvertretende Leiterin der Verbindungsstelle Diplomatische Einrichtungen des ZOS Polizeihauptkommissarin Cordula Feichtinger de Carrasco, der Polizeiattaché der französischen Botschaft und Kriminalrat der Pariser Polizei Jean-Luc Taltavull
lage“, die von den Diplomaten sehr geschätzt wird“, weiß Michael Effertz zu
berichten.
Für Diplomaten sind die insgesamt drei
Hauptkommissare der Verbindungsstelle Diplomatische Einrichtungen 24 Stunden für aktuelle Fälle von Botschaften
auf ihrem Diensthandy erreichbar. Viele
der Botschaften nutzen
gern diesen Service der ihnen vertrau-
ten Ansprechpartner, oftmals nicht nur
bei Objektschutzangelegenheiten, sondern bei sämtlichen Belangen, die das
deutsche Polizeiwesen betreffen. „Ob
Verkehrsunfall oder Demonstration –
Feichtinger de Carrasco und Effertz helfen unbürokratisch und kompetent und
zwar schneller als die Polizei erlaubt“,
erklärt schmunzelnd Jean-Luc Taltavull,
der als französischer Polizeiattaché von
seinen positiven Erfahrungen berichten
konnte und die kollegiale Zusammenarbeit sehr schätzt.
Beate Baldow
“What are the differences in the protection required?“ JeanMarc Chambon asks as he listens to Cordula Feichtinger de
Carrasco explain the details on the laptop.
Unless diplomatic missions are protected 24/7 by security
personnel, she explains professionally, we have a graded system of motorized patrol services for regular inspections of the
various diplomatic premises. While Berlin is the capital city of
diplomats it is at the same time the capital city of security personnel having a security force of about 1,080 working round
the clock to protect embassies, residences and apartments of
the diplomats in Berlin.
“In our efforts to protect the embassies the relative absence
of incidents is our biggest success in making diplomats feel
secure in the capital of Germany,” emphasized Cordula Feichtinger de Carrasco, who used to be the press spokeswoman
for a police division, and therefore knows the importance of
transparency and trust in police work.
“In comparison with international standards Berlin has a very
stable security situation which is very much appreciated by
diplomats here,” Michael Effertz continues.
„Beim Schutz der Botschaften
ist die Ereignislosigkeit unser größter Erfolg, damit
sich die Diplomaten in
der deutschen Hauptstadt sicher fühlen
können“, erklärt Cordula Feichtinger de
Carrasco, die zuvor
als Pressesprecherin
in einer Polizeidirektion tätig war und daher weiß, wie wichtig
Transparenz und Vertrauen für die polizeiliche Arbeit sind.
Three police-captains from the liaison office for diplomatic
missions are available 24/7 for embassies by mobile phone.
Many embassies like to have the familiar contact, and not only
for matters of property protection but also other concerns having to do with the German police. “Whether it is an accident
or a protest – Feichtinger de Carrasco and Effertz are soon on
hand to help in an unbureaucratic and competent manner,”
adds Jean-Luc Taltavull smiling, who as police attaché could
tell us about his own positive experiences with regard to the
good and effective co-operation.
Beate Baldow
A meeting of the liaison officers: the deputy police attaché of the French embassy
gendarmerie-major Jean-Marc Chambon,
the head of the liaison office for embassies
by central guard unit and police-captain first
class Michael Effertz, the detective-superintendent Jean-Luc Taltavull and the police-captain
Cordula Feichtinger de Carrasco
„Im internationalen Vergleich haben wir in Berlin
eine stabile Sicherheits-
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
37
INTERNATIONAL RELATIONS
USA: Wirtschaftliche
Wiederbelebung auf Pump
Jetzt sucht Obama das Heil im Export
Während sich die politischen Akteure in Washington nach den Zwischenwahlen gegenseitig blockieren, wächst die Gestaltungsmacht der US-Notenbank: Sie versucht weiterhin, die Wirtschaft mit Liquiditätsspritzen
wiederzubeleben. Ihr Erfolg oder Misserfolg wird auch den Ausgang der
Präsidentschaftswahlen 2012 beeinflussen und das Wirtschaftswachstum
Ebenso wie sein Vorgänger George W.
Bush, der im Oktober 2008 das erste
700 Milliarden Dollar schwere Stabilisierungsprogramm aufgelegt hatte, um
das Finanzsystem vor dem Kollaps zu
bewahren, hat Obama gleich zu Beginn
seiner Amtszeit weitere 787 Milliarden Dollar eingesetzt, um die
Wirtschaft anzukurbeln.
m
idm
Sie haben die Botschaft –
wir das Catering.
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Sk
to:
Fo
cc
-sa
by
ge
Ga
Die Aufgabe ist immens. Seit Beginn
der Wirtschaftskrise im Dezember
2007 hat sich die Arbeitslosenquote bis
zum Dezember 2009 auf zehn Prozent
verdoppelt und sich seitdem auf diesem Niveau eingependelt. Auch jene,
die noch arbeiten, verdienen weniger.
Sie fürchten zudem um ihren Arbeitsplatz und ihre Immobilie, deren Kreditraten sie nicht mehr zahlen können.
All das belastet Kaufkraft und Konsumklima – was umso problematischer ist,
wenn man bedenkt, dass die amerikanische Wirtschaft zu zwei Dritteln von
einer starken Nachfrage lebt.
r.co
ass bei den Kongresswahlen
die prekäre wirtschaftliche Situation für die Wähler entscheidend war, ist wenig überraschend.
Schon bei den Präsidentschaftswahlen gab die Wirtschaftskompetenz der
Kandidaten den Ausschlag. Barack Obama wurde nicht gewählt, weil er als der
stärkere Oberbefehlshaber galt, sondern
weil man ihm eher als seinem Herausforderer John McCain zutraute, die größte
Wirtschaftskrise seit den 1930er-Jahren
zu bewältigen. Auch mit Blick auf seine mögliche Wiederwahl in zwei Jahren
wird sich Obama nicht auf außenpolitischen Schauplätzen verzetteln, sondern
alles daran setzen, die Wirtschaft anzukurbeln und Arbeitsplätze zu schaffen.
ck
/fli
ore
D
in Europa und in den Schwellenländern nachhaltig beeinträchtigen.
U.S.-Notenbankchef Ben Bernanke
auf einer Trillion-Dollarnote. Geld
drucken mit Nebenwirkungen
Nehmen Sie Platz,
lehnen Sie sich zurück
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38
DEZEMBER 2010
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Zur Person
INTERNATIONAL RELATIONS
Foto: cc by cliff1066™/flickr.com
Dr. Josef Braml ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige
Politik (DGAP) und leitet die Redaktion des „Jahrbuch Internationale Politik“. Zuvor war er
mehrere Jahre in den USA tätig, u.a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter im amerikanischen Abgeordnetenhaus im Ausschuss für Banken und Finanzinstitutionen.
Im LEGOLAND® Discovery Centre erwarten dich 14 Attraktionen
und du kannst in eine kunterbunte LEGO® Welt eintauchen, in der
Kreativität und Spaß an erster Stelle stehen. Was wirst Du alles
mit über 2 Millionen LEGO® Steinen unter einem Dach anstellen?
Viele hoffnungsvolle Blicke sind auf die U.S.-Notenbank in Washington, D.C., gerichtet
das Haushaltsdefizit auf 1,3 Billionen
Dollar. Damit dürfte demnächst die
Gesamtschuldenobergrenze, die vom
Kongress zuletzt im Februar 2010 auf
14 Billionen Dollar erhöht worden war,
erneut angehoben werden.
Foto: cc jurvetson/flickr.com
Weil der Kongress keine weiteren
Wirtschaftsförderprogramme
finanzieren wird, muss Obama
jetzt auf den Export setzen
Doch die keynesianistischen Stimulierungsprogramme belasten den
durch Bushs Butter- und Kanonenpolitik – Steuererleichterungen trotz hoher Kriegsausgaben – ohnehin schon
angespannten Staatshaushalt. Bereits
das Haushaltsjahr 2008 markierte mit
459 Milliarden Dollar ein Rekorddefizit.
Auch ein Jahr später wurde ein Fehlbetrag, der dreimal so hoch war, bilanziert: 1416 Milliarden Dollar. Im aktuellen Haushaltsjahr 2010 beziffert sich
Spätestens seit den Zwischenwahlen
im November 2010 ist die Schuldenlast politisch brisant geworden. Die
über 60, bzw. sechs (Stand: 15.11.2010)
neu hinzu gewählten republikanischen
Abgeordneten und Senatoren, von
denen viele über die „Tea Party“-Bewegung in den Kongress katapultiert
wurden, ebenso wie die fiskalkonservativen Demokraten werden es Obama erschweren, weitere nennenswerte
kreditfinanzierte Wirtschaftsförderprogramme auf den Weg zu bringen. Die Regierung wird demnach im Export ihr Heil
suchen müssen. Bereits im März 2010
hat Obama per Exekutivorder die National Export Initiative (NEI) initiiert, wonach die amerikanischen Exporte innerhalb der nächsten fünf Jahre verdoppelt
werden sollen. Dabei wird die Exekutive
jedoch nicht auf die Unterstützung des
Kongresses zählen können.
Notenbank druckt Geld,
drückt den Dollar…
Angesichts der fiskal- und handelspolitischen Pattsituation ist die amerikanische Notenbank die einzige hand-
lungsfähige Institution, um aus der
Wirtschaftskrise herauszuführen. Notenbankchef Ben Bernanke wird bereits
als Helikopter-Ben karikiert, der im Noteinsatz Geld auf die Banken abwirft,
um mit zusätzlicher Liquidität der amerikanischen Wirtschaft aus der Misere
zu helfen. Doch indem sie weiter Geld
druckt – der euphemistische Fachbegriff lautet „quantitative easing“ –, setzt
die Federal Reserve, die amerikanische
Währung, noch mehr unter Druck.
… und bedrückt Europa
und Schwellenländer
Während ein schwacher Greenback die
Exportchancen der US-Wirtschaft verbessert, verschlechtert der damit aufgewertete Euro die Exportchancen der
europäischen und insbesondere der
deutschen Wirtschaft. Auch Schwellenländer sind davon betroffen: Um zu
verhindern, dass sich ihre Währungen
aufwerten und damit ihre Exportkraft
sinkt, reagieren bereits einige Länder
wie Brasilien mit Kapitalverkehrskontrollen, namentlich Steuererhöhungen,
auf ausländische Investitionen. Im Moment scheint es, als wiederholten die
entscheidenden Akteure viele fatale
Fehler der Wirtschaftskrise in den Dreißigerjahren. Sie sollten stattdessen alles
daran setzen, eine protektionistische
Kettenreaktion zu verhindern.
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40
DEZEMBER 2010
LEGO®, das Logo, die Konfiguration der Steine, und LEGOLAND® sind Marken der LEGO Gruppe. © 2010 The LEGO Group
INTERNATIONAL RELATIONS
Ein stolzes Stück
Sachsen in Berlin: Die
Landesvertretung in
der Brüderstraße
Mit Liebe zum Detail
wieder hergestellt: die
Hausnummer 11/12
Gebäude 1997 vom Bund. Im Jahr 2000
konnte die Sächsische Landesvertretung
nach umfangreicher Sanierung des Gebäudes hier einziehen.
10 Jahre Sachsen in Berlin
Mitten in Mitte weht
die weiß-grüne Fahne
Fotos: Archiv der Landesvertretung
K. H.: Ein aufwändig restauriertes, denkmalgeschütztes Gebäude mitten in Berlin. Welche Zwecke hat es zu erfüllen?
Die meisten Länder der Erde haben Vertretungen in der deutschen Hauptstadt. Doch nicht
nur das internationale diplomatische Korps residiert in Berlin – auch jedes deutsche Bundesland hat eine Repräsentanz an der Spree. So auch der Freistaat Sachsen. Seit zehn Jahren
weht die weiß-grüne Fahne am Himmel über Berlin. Mitten im Zentrum der Bundeshauptstadt, zu Fuß nur wenige Minuten vom Gendarmenmarkt, der Staatsoper Unter den Linden,
dem Berliner Dom oder dem Nikolaiviertel entfernt, befindet sich die Sächsische Landesvertretung. Konrad Hirsch sprach mit Erhard Weimann, der als Bevollmächtigter den Freistaat
Sachsen beim Bund vertritt, über die Sächsische Landesvertretung und ihre Aufgaben.
Konrad Hirsch: Herr Weimann, als
Staatssekretär und Bevollmächtigter
vertreten Sie Sachsen in der Bundeshauptstadt. Wie hat sich diese Aufgabe
entwickelt?
Das Haus der ehemaligen Staatlichen Versicherung der DDR steht unter
Denkmalschutz
42
Erhard Weimann: Schon im Heiligen
Römischen Reich gab es am Kaiserhof
mit Vollmachten ausgestattete Gesandte, die die Interessen der Territorialfürsten vertraten. Der erste Sächsische
Gesandte in Berlin war 1694 Johann
Wladislaus Freiherr von Reisewitz. Nach
1871 entsandten die Mitgliedsstaaten
des Deutschen Kaiserreiches bereits
Bevollmächtigte in den Bundesrat nach
Berlin. Landesvertretungen sind also
keine neuzeitliche Erfindung. Nach der
Wiedervereinigung eröffnete der Freistaat Sachsen eine Landesvertretung
in der damaligen Bundeshauptstadt
Bonn. Mit dem Umzug der Regierung
nach Berlin suchte sich auch Sachsen
wieder ein Domizil an der Spree. Das
ist nun zehn Jahre her.
K. H.: Die Sächsische Landesvertretung
befindet sich an zentralem Ort in Berlin-Mitte. Welche Geschichte hat dieses Haus?
E. W.: Die Brüderstraße war einst eine
Gasse, deren Name auf die Mönchsbrüder eines 1297 gegründeten Dominikanerklosters zurückzuführen ist. Ein geschichtsträchtiger Ort. Wir befinden uns
auf der Spreeinsel, die man weiter westlich Museumsinsel nennt. Einst hieß dieses Viertel Cölln. Auf dem anderen Ufer
lag Berlin. Im Spätmittelalter wuchsen
die Städte zusammen, und Berlin entstand. Das Gebäude in der Brüderstraße 11/12 wurde 1905 als Kontor der Berlinischen Feuer-Versicherungs-Anstalt
erbaut. Nur wenige Gebäude überstanden in diesem Viertel den Zweiten Weltkrieg. Links neben uns, im 1670 erbauten
Nikolaihaus, einem der ältesten erhaltenen Wohnhäuser Berlins, lebte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Sachse:
der in Dresden geborene Dichter Theodor Körner. Die Staatliche Versicherung
der DDR hatte in der Brüderstraße 11/12
bis 1990 ihren Sitz. Sachsen kaufte das
DEZEMBER 2010
E. W.: Zunächst einmal ist es ein Bürohaus. Hier werden die alle drei bis vier
Wochen stattfindenden Bundesratsplenarsitzungen vorbereitet. Von hier
aus kommunizieren der Bevollmächtigte und seine Fachreferenten mit
den Bundesministerien, der Bundesregierung, mit politischen Institutionen, Verbänden, den anderen Bundesländern oder den Botschaften anderer
Staaten. Im zweiten Stock befinden sich
das Berliner Büro des Sächsischen Ministerpräsidenten sowie Beratungsräume, in denen wir Diplomaten, Politiker
oder Journalisten empfangen. Darüber
hinaus haben wir hier in der Brüderstraße repräsentative Veranstaltungsräume. Wir verstehen uns als „Schaufenster Sachsens“ in der Bundeshauptstadt
und laden regelmäßig zu Veranstaltungen ein, bei denen wir landesspezifische Besonderheiten präsentieren und
am Rande von politischen Entscheidungsprozessen in Vorträgen oder Expertenrunden landeseigene Interessen
verdeutlichen. Das „Sächsische Haus“
ist zugleich auch Begegnungszentrum
für Menschen aus Politik, Kultur und
Wirtschaft. Im vierten Stock stehen
Gästeappartements zur Verfügung, die
temporär von dienstreisenden Vertretern Sachsens und vom Ministerpräsidenten genutzt werden.
K. H.: Welche politischen Aufgaben erfüllen Sie und Ihre Mitarbeiter vor Ort
in der Bundeshauptstadt?
E. W.: Zu den Tätigkeiten der Landesvertretung gehört die Pflege enger Beziehungen zum Deutschen Bundestag
und zur Bundesregierung. Als Schnittstelle zwischen Bundes- und Landespolitik arbeiten wir eng mit den sächsischen Kabinettsmitgliedern, der
Staatskanzlei und den Fachministerien in der Landeshauptstadt Dresden
zusammen. Ziel der politischen und
fachlichen Koordinierungsarbeit ist es,
sächsische Interessen in der Bundespolitik und der Gesetzgebung nachhaltig
und effizient zu vertreten und durchzusetzen. Der Bevollmächtigte und seine Mitarbeiter nehmen regelmäßig an
den Plenarsitzungen und Sitzungen des
Bundestages und seiner Ausschüsse
teil. Es gilt die Gesetzgebung des Bundes und dessen Politik konstruktiv und
wachsam zu begleiten, politische Entwicklungen und Tendenzen frühzeitig
auszumachen, Einfluss zugunsten berechtigter Länderinteressen zu nehmen und die Anliegen, Meinungen und
Forderungen des Freistaates zur Geltung zu bringen. Unsere Aufgabe hier
in Berlin ist es auch, darauf zu achten,
dass der Bund uns nicht in die Tasche
greift und dafür zu sorgen, dass wir die
uns zustehenden Mittel beim Bund beschaffen können. So ist die Landesvertretung oft Kristallisationspunkt der
Aushandlung von Kompromissen im
Zuge bundespolitischer Prozesse.
K. H.: Wie betreibt die Landesvertretung über die beschriebene politische
Arbeit hinaus Lobbyarbeit für Sachsen
in Berlin?
E. W.: Die Landesvertretung ist nicht
nur ein administrativer und politischer
Ort. Wir bemühen uns, in Berlin sächsische Identität zu vermitteln. Regelmäßig empfangen wir Besuchergruppen
aus Sachsen. Wir organisieren jedes
Jahr vielfältige Veranstaltungen zu besonderen Aspekten der Kultur, der Geschichte, der Wirtschaft und des Tourismus unseres Landes. Wir veranstalten
erfolgreich Konzerte mit Interpreten
aus Sachsen, präsentieren die Film-
szene des Landes, geben sächsischen
Künstlern und Regionen die Möglichkeit, in unseren Räumen präsent zu
sein. Der Freistaat Sachsen hat viele
Facetten und Alleinstellungsmerkmale.
Es ist unsere Aufgabe, diese in der Bundeshauptstadt vorzustellen. Wir haben
ein sehr gutes Netzwerk für den Freistaat Sachsen aufgebaut.
K. H.: Ihre persönliche Karriere begann in Baden-Württemberg. Seit über
zwanzig Jahren engagieren Sie sich in
Sachsen und für Sachsen. Wie hat sich
der Freistaat aus Ihrer persönlichen
Sicht entwickelt, und welche Herausforderungen sehen Sie für die nächsten Jahre?
E. W.: Ich erinnere mich noch gut an
meine ersten persönlichen Eindrücke
und die vielen Begegnungen, als ich am
siebten Januar 1990 nach Sachsen kam.
Die Freude über die Revolution und die
ansprechende Art der Menschen ist sehr
schnell auf mich übergegangen. Den
Mitbürgerinnen und Mitbürgern und ihren Lebensleistungen gilt bis an das Ende
meiner Tage mein hoher Respekt. Mit ihrem Freiheitsdrang und Mut haben sie
die Einheit unseres Vaterlandes geschaffen. Anknüpfend an die alten Traditionen
haben sie mit ihren eigenen Händen
den Freistaat Sachsen zu einem hochmodernen Wirtschaftsstandort aufgebaut und mit Stolz eine liebenswerte
Heimat in Freiheit geschaffen. Es muss
unser aller Ziel sein, Sachsens Wettbewerbsfähigkeit so auszubauen, dass wir
zu den modernsten Regionen Europas
gehören und den künftigen Generationen Lohn und Brot und sozialen Frieden
mit einer Generationengerechtigkeit sichern. Dazu muss der von unserem Ministerpräsidenten eingeschlagene Weg,
Sachsen auch finanziell zum Ende des
Jahrzehnts auf eigene Füße zu stellen,
konsequent weitergegangen werden.
Das sichert unsere Zukunft und verschaff t gestalterischen Spielraum. Dazu
will ich als Bevollmächtigter des Freistaates Sachsen beim Bund in Dankbarkeit
und Demut meinen Beitrag leisten.
Neu an der Brüderstraße 11/12 ist das
sächsische Landewappen
K. H.: Herr Staatssekretär Weimann,
ich danke Ihnen für das Gespräch.
Der Hof der Landesvertretung wurde
architektonisch
modern gestaltet
DEZEMBER 2010
43
hilt-griesbaum.de
INTERNATIONAL RELATIONS
DGAP-Experte Henning Riecke analysiert die Bedeutung des
Gipfels und die Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis
Wie soll die NATO auf neue Bedrohungen reagieren? Welche Aufgaben wird das
Verteidigungsbündnis in Zukunft übernehmen? Darüber diskutierten die 28 Bündnispartner bei ihrem Gipfeltreffen am 18. und 19. November in Lissabon.
D
Dr. Henning
Riecke
... ist Leiter des Programms
„USA / Transatlantische Beziehungen“ bei der Deutschen
Gesellschaft für Auswärtige
Politik (DGAP). Seine Fachgebiete sind europäische und
transatlantische Sicherheitspolitik, deutsche Außen- und
Verteidigungspolitik sowie die
Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und Waffenkontrolle. Kontakt:
riecke@dgap.org
Annette Kaiser
.... ist Pressesprecherin der
Deutschen Gesellschaft für
Auswärtige Politik (DGAP). Die
ausgebildete Journalistin und
Sinologin arbeitete vorher u.a
für das Auswärtige Amt und
die Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ).
Kontakt: presse@ dgap.org
44
as war ein wichtiger Gipfel,
weil die Verbündeten von
der NATO unterschiedliche
Dinge erwarten. Außerdem steckt die
NATO durch den Einsatz in Afghanistan in der Krise“, sagt Dr. Henning Riecke, Experte für europäische und transatlantische Sicherheitspolitik bei der
Deutschen Gesellschaft für Auswärtige
Politik (DGAP). Der schwierige Einsatz
am Hindukusch sei aber nicht das einzige Problem der NATO.
Nehmen wir Russland: Einige Mitglieder suchten die Partnerschaft mit
dem großen Nachbarn, andere sehen
ihn eher als Widersacher - vor allem
seit dem Krieg in Georgien. Das Verhältnis der NATO zur Regierung in
Moskau steht deshalb oben auf der
Agenda, insbesondere für die Osteuropäer. Das Konzept soll diesen Konflikt auflösen. „In Lissabon lautet die
Formel: Partnerschaft ist nur möglich, wenn sich alle sicher fühlen – die
Ostmitteleuropäer vor Russland, und
Russland vor der NATO“, so Riecke.
Gleichzeitig seien neue Risiken aufgetaucht, die im letzten NATO-Konzept
von 1999 nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Dazu zählten
etwa internationaler Terrorismus und
radikaler Islamismus, eine neue Verwundbarkeit der Seewege durch Piraterie sowie Cyberwar. Diese werden
nicht automatisch den militärischen
Beistand der NATO auf den Plan rufen, meint Riecke. „Doch muss sich
die Allianz auf diese Risiken vorbereiten, um für ihre Mitglieder relevant
zu sein.“
Nicht zuletzt sei die Verbreitung nuklearer Waffen eine bleibende Gefahr,
aktuell durch das iranische Atomprogramm. Das Regime in Teheran unterstütze auch Radikale im Libanon und
Palästina. Mit diesen Themen sollte
sich die NATO auseinandersetzen, so
der Experte.
Nicht nur der Iran, auch Länder wie Syrien oder Saudi-Arabien schaffen sich
derzeit weitreichende Raketen an.
Den Aufbau eines europäischen Raketenabwehrsystems, den die NATO in
Lissabon politisch beschlossen hat,
hält Riecke daher für sinnvoll. Dadurch werde Europa vor möglichen
Angriffen von Mittelstreckenraketen
aus dem Mittleren Osten geschützt.
Da die USA bereits dabei seien, ein
umfassenderes Raketenabwehrsystem zu entwickeln, seien die Kosten
für die Beschaffung der europäischen
Komponente zwar hoch, aber immer
noch niedriger, als wenn Europa das
System allein installieren würde. Der
NATO-Experte räumt zwar ein, dass
Deutschland derzeit noch keiner direkten Bedrohung ausgesetzt sei,
doch könne sich das in einigen Jahren ändern. Und: „Wir brauchen das
Raketenabwehrsystem, weil wir uns
in einem transatlantischen Bündnis befinden. Die Sicherheit unserer
Bündnispartner betriff t Deutschland.
Wenn sich die Türkei durch Iran bedroht fühlt, ist das unser Problem.“ Bis
zum Schluss waren im neuen Strategischen Konzept weitergehende Formulierungen umstritten, z.B. dass
die Raketenabwehr die nukleare Abschreckung unnötig machen könnte.
Auch die Bedrohung des europäischen Wirtschaftsraums durch Konflikte innerhalb Europas und seiner
Nachbarstaaten sowie die Gefährdung von See- und Handelswegen
hätten direkte Folgen für Deutschland. Der Experte rät daher der Bundesregierung, die Rolle der NATO in
der deutschen Öffentlichkeit aufzuwerten. „Man sollte den Menschen
sagen, dass die NATO Deutschlands
Sicherheit und Wohlstand garantiert.“
Darüber hinaus könne die Bundesregierung eine wichtige Rolle bei der
geplanten Ausweitung der Kooperation mit Russland spielen, da sie gute
Beziehungen zu Moskau pflege. Die
US-Regierung habe bemerkt, dass
sie die Unterstützung des Kreml bei
der Lösung wichtiger Probleme brauche, z.B. im Umgang mit Iran und Afghanistan. Auch die Russen seien am
Erfolg der ISAF interessiert, weil sie
Angst vor einem Einsickern islamischer Radikaler in die GUS-Staaten
und einer Drogenschwemme aus Afghanistan hätten. In diese Richtung
geht auch ein Arbeitsplan des NATO-Russland-Rates, der gemeinsame
Projekte zwischen Russland und der
NATO ausloten soll.
Das Angebot der Alliierten, enger zu
kooperieren und Moskau eine Beteiligung an dem europäischen Raketenabwehrsystem anzubieten, sei daher
richtig. „Die Risiken, die auf uns zukommen, sind so komplex, dass kein
Staat sie alleine lösen kann. Daher
braucht die NATO neue Handlungsfelder und Partner.“ Annette Kaiser
DEZEMBER 2010
BERLIN | ESSEN | FRANKFURT | HAMBURG | HÜRTH/KÖLN | MÜNCHEN | STUTTGART | WIEN
„Die NATO braucht neue
Handlungsfelder und Partner“
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Fotos: Botschaft von Ungarn
EVENTS
Ungarn
Der Botschafter von Österreich S.E. Dr. Ralph Scheide
und die Botschafterin des
Großherzogtums Luxemburg I.E. Martine
Schommer
Ungarns Botshaft feierte im November die Ausrufung der Republik Ungarn vor 21 Jahren und
den Volksaufstand vor 54 Jahren. Aus Anlass des
traditionellen Empfangs pflanzte der Geschäftsträger der ungarsichen Botschaft Zsolt Bóta einen
Baum. Gäste waren u. a. Mitglieder der DeutschUngarischen-Gesellschaft und der ungarische
Ministerpräsident a.D. Miklós Németh.
Österreich
Dass die Österreicher hervorragende Gastgeber sind,
bewies Botschafter S.E. Ralph Scheide beim diesjährigen
Empfang zum Nationalfeiertag. Die zahlreichen Gäste
aus Politik, Wirtschaft und Kultur waren nicht nur vom
österreichischen Charme besonders beeindruckt, sondern
auch von den kulinarischen Delikatessen.
Polen
Einen Tag nach dem Interview mit dem Diplomatischen Magazin empfing der polnische
Botschafter S.E. Dr. Marek Prawda zahlreiche
geladene Gäste zum Nationalfeiertag unserer
Nachbarn. Am 11. November 1918 endete mit
der Zweiten Polnischen Republik die 123-jährige
Teilung Polens durch Preußen, ÖsterreichUngarn und Russland.
v. l.: Agnieszka Walter-Drop, Gesandte der Polnischen Botschaft,
Botschafter der Republik Polen S.E. Dr. Marek Prawda, Dr. Jakubek
Der Staatsminister im Kanzleramt Eckart von Klaeden (l.)
und der Botschafter von Österreich S.E. Dr. Ralph Scheide
v. l.: Der Kanzleramtschef Ronald Pofalla, der Botschafter von Österreich S.E. Dr. Ralph
Scheide, der österreichische Bundesratspräsident a.D. Herbert Schambeck und der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika S.E. Philip Dunton Murphy
v. l.: Grażyna Jadwiga
Prawda, Agnieszka
Duczmal, die bekannteste polnische
Dirigentin, Barbara
Drazkowska, Pianistin, Botschafter der
Republik Polen S.E.
Dr. Marek Prawda
L. Botschafter der Republik Kuba S. E. Herr Raul Francisco BECERRA
EGAÑA, Mitte Botschafter der Republik Äquatorialguinea S.E. Herr CándidoBotschafter
Muatetemavon
Rivas,
R. Botschafter
des Königreichs
Der
Österreich
S.E. Dr. Ralph
Scheide (l.)Spanien
und derS.E.
ChefHerr
des
Rafael Dezcallar
de Mazarredo.
Protokolls
Karl Albrecht
Wokalek mit seiner Gattin Dr. Margot
46
Der Botschafter von Österreich S.E. Dr. Ralph Scheide (l.)
und der Botschafter der Russischen Föderation S.E. Vladimir Grinin mit seiner Gattin Liudmila Grinina
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
v. l.: Die Botschafterin von Jamaika I.E. Joy Elfreda Wheeler, die Gattin
des österreichischen Verteidigungsattachés Dagmar Derman, die Gattin
des stellvertretenden Militärattachés von Österreich Lilly Brandtner und
die Präsidentin von WIB Jane Williams-Boock
47
EVENTS
v. l.: Der Regionspräsident von Mittelböhmen Dr. David Rath, der Botschafter der Tschechischen Republik
S. E. Rudolf Jindrák und der Staatsminister im Kanzleramt Eckart von Klaeden
Das Mitglied
ed des
Europäischen
schen
Parlaments
ments
Vural Öger
er (l.)
und der Botschafterr der
Türkei S.E.
E. Ali
Ahmett Acet
Türkei
Der Regionspräsident von
Mittelböhmen Dr. David
Rath und der Botschafter der Tschechischen
Republik S.E. Rudolf
Jindrák begrüßen die
Herausgeberin des
Diplomatischen Magazins Dr. Irene Ernst
Tschechien
Die Gattin des französischen Botschafters Catherine
Elisabeth Marie de Bellet de Tavernost (l.) und Isa
Gräfin von Hardenberg
Ein altes türkisches Sprichwort sagt: „Der Spiegel des
Menschen sind seine Taten, auf die Worte kommt es nicht
an“. Dies war auch das unausgesprochene Motto des
türkischen Nationalfeiertages, an dem anlässlich des 87.
Jahrestages der Proklamation herzlich gefeiert wurde.
Anlässlich des diesjährigen Nationalfeiertages hatte
Botschafter S.E. Rudolf Jindrák in die Botschaft in
der Wilhelmstraße geladen. Zahlreiche Gäste aus
Politik, Wirtschaft und Kultur verbrachten bei delikaten deftigen Speisen und Getränken einen schönen
Abend bei anregenden Diskussionen.
v. l.: Der Parlamentspräsident von Berlin a.D. Reinhard Führer mit seiner Gattin Martina und der Parlamentspräsident von Brandenburg a.D. Dr. Herbert
Knoblich
v. l.: Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika S.E. Philip Dunton Murphy, der Botschafter der Tschechischen Republik S.
E. Rudolf Jindrák und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr.
Wolf-Ruthart Born
48
v. l.: Der Verteidigungsattaché von Tschechien Michael Sebestik mit seiner
Gattin Martina Jelinkova und dem Senior Defense Official der USA Oberst i.G.
James B. Brown mit seiner Gattin Cindy
DEZEMBER 2010
v. l.: Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. Wolf-Ruthart
Born, der Botschafter der Türkei S.E. Ali Ahmet Acet mit seiner Verlobten Yıldız Grönlund und der Bundesvorsitzende von
Bündnis 90/ die Grünen Cem Özdemir
v. l.: Der Botschafter von Russland S.E. Vladimir Grinin, der Botschafter der Türkei S.E. Ali Ahmet Acet und die Botschafterin von Kolumbien
I.E. Dr. Maria Dora Victoriana Mejia Marulanda
DEZEMBER 2010
v. l.: Der Botschafter von Kuwait S.E. Musaed Rashed A Alharoun, der Botschafter von Kroatien S.E. Dr. Miro Kovač, der Chef des Protokolls im Auswärtigen Amt
Karl Wokalek, der Botschafter der Türkei Ali Ahmet Acet mit seiner Verlobten
Yıldız Grönlund
Der Brigadegeneral Hartmut Pauland mit seiner Gattin Cornelia (l.) und
der Verteidigungs- und Heeresattaché Ismail Sanli mit seiner Gattin Fatoş
49
EVENTS
Der Botschafter der von Algerien
S.E. Madjid Bouguerra (l.) und der
Botschafter von Kenia S.E. Kennedy
Nyauncho Osinde mit seiner Gattin
Judith Khamala Nyauncho
Der Botschafter
von Kuba S.E. Raul
Francisco Becerra
Egana (l.) und der
Botschafter von
Panama S.E. Javier
Helmut Calvo
Quiros
v. l.: Der Chef des Bundespräsidialamtes Dr. Clemens von Goetze
und der Botschafter von Algerien S.E. Madjid Bouguerra mit seiner Gattin Nora Bouguerra
Panama
Algerien
Es schien als durchströme afrikanische Wärme die Gäste, als
sie aus dem herbstlichen Wetter der Hauptstadt in den Festsaal traten. Der algerische Botschafter S.E. Madjid Bouguerra
hatte anlässlich des Nationalfeiertages seiner nordwestafrikanischen Heimat zahlreiche Diplomaten und Politiker in
das Maritim Hotel eingeladen. Auch wenn die Gäste nach
einem schönen Abend wieder zurück in die Berliner Nacht
mussten, so bekamen sie doch viel algerische Herzlichkeit
mit auf den Weg.
v. l.: Die Botschafterin von Tunesien I.E. Alifa Chaabane Farouk, der
Botschafter von Monaco S.E. Claude Joel Giordan und die Legationsräte 1. Klasse im Auswärtigen Amt Werner Zimmermann und Ingrid
Mattausch
50
Die Gattin des kuwaitischen Botschafters Fatma
Sheikh Hasan Alkhalifa (l.) und die Gattin des algerischen Botschafters Nora Bouguerra
Der Botschafter von Honduras S.E. Efrain
Anibal Diaz Arrivillaga mit seiner Gattin
Maribel Slores (l.) und der Botschafter von
Panama S.E. Javier Helmut Calvo Quiros
Die Herausgeberin des Diplomatischen Magazins
Dr. Irene Ernst und der Leiter im Verkauf für das
Diplomatische Corps und Oberste Bundes- und
Landesbehörden der Daimler AG Ingolf Schirmer
Harro Prior von der Commerzbank und
die Abteilungsleiterin Internationale Regierungskontakte der Commerzbank Ilka
Hartmann
v. l.: Der Verteidigungsattaché des Irak Brigade-General Munadhil Al
Agaili, die Verteidigungsattachée von Südafrika Lisa Maud Hendricks,
der Verteidigungsattaché von Algerien Oberst i.G. Salah Bouguerne
und der Verteidigungsattaché von Pakistan Brigade-General Raja Rizwan Ali Haider
DEZEMBER 2010
Wer in die Festhalle des Hauses der Commerzbank eintrat, fand sich
gleich wie unter Freunden. Überaus herzlich begrüßte der Botschafter
der Republik Panama S.E. Javier Helmut Calvo Quiros die eintreffenden
Gäste. Die Unabhängigkeit Panamas von Kolumbien jährt sich in diesem Jahr bereits zum 107. Mal. Zahlreiche Gäste, unter ihnen Spaniens
Botschafter S.E. Rafael Dezcallar de Mazarredo waren gekommen, um
dieses Ereignisses an diesem Abend gemeinsam zu gedenken.
v. l.: Die Gattin des Botschafters von Guatemala Aura Azucena Bolanos de Aguilera, der Generalkonsul
von Panama in Hamburg Diego Arango, Rechtsanwältin Caroline Ingrid Schmidt, der Botschafter von
Guatemala S.E. Gabriel Edgardo, Aguilera Peralta, der Botschafter der Republik Panama S.E. Javier
Helmut Calvo Quiros und der Botschafter von Singapur S.E. Kong Seng Jacky Foo
v. l.: Der Leiter des Referats 701 im Auswärtigen Amt Thomas Pröpstl,
der Botschafter von Panama S.E. Javier Helmut Calvo Quiros und die
Gesandte-Botschaftsrätin Lourdes Carlota Vallarino Pinilla
DEZEMBER 2010
v. l.: Der Botschafter von Kuba S.E. Raul Francisco Becerra Egana, der
Botschafter von Äquatorialguinea S.E. Cándido Muatetema Rivas und
der Botschafter von Spanien S.E. Rafael Dezcallar de Mazarredo
51
EVENTS
Verdienstorden
für Inge Beutler
Schlange stehen für original
belgische Pommes Frites
Ulrich Mäurer, Senator für Inneres und
Sport, und Dr. med. Hans-Dietrich Paschmeyer, der Honorarkonsul Polens, hatten
zur Podiumsdiskussion ins Bremer Rathaus
eingeladen. Das Thema: „Migration und
Integration. Bundeswehr, Polizei und Feuerwehr im Wandel“.
Am 15. November jeden Jahres begeht Belgien traditionell den Königstag,
angelehnt an die Gründung des Königreichs Belgien im Jahre 1831.
Aus diesem Anlass lud der belgische Botschafter Mark Geleyn am 15. November 2010 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu einem
Empfang in die Botschaft ein. Rund 180 Gäste, darunter Staatsminister Dr.
Werner Hoyer, Ministerialdirektor Dr. Uwe Corsepius sowie zahlreiche europäische und außereuropäische Botschafter und Botschafterinnen kamen
dieser Einladung nach. Sie genossen gemeinsam - nachdem sie zusammen
auf das Wohl des Königs angestoßen hatten – neben Finger Food auch
belgische Spezialitäten wie Pommes Frites und Pralinen.
D
as Honorarkonsulat ist stets ein Stück
Heimat für die in Bremen und Umgebung lebenden Italienerinnen und Italiener. Inge Beutler kennt die meisten persönlich. Die frühere Honorarkonsulin erhielt von
Bundespräsident Christian Wulff im Berliner
Schloss Bellevue den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Intensive Gespräche im Foyer …
Die Übersetzerin und Dolmetscherin machte
das Ehrenamt der Honorarkonsulin zur Hauptbeschäftigung. 22 Jahre, bis 2008, repräsentierte sie die Italienische Republik in der Freien Hansestadt. Vorher war sie acht Jahre lang
die Assistentin ihres Amtsvorgängers. Marco
Fuchs wurde ihr Nachfolger als Honorarkonsul.
Inge Beutler unterrichtete Italienisch im Fachbereich Musik der Hochschule für Künste Bremen. Für Konzerte, Ausstellungen, Lesungen
und Feste eignen sich die Räume des Honorarkonsulates am Sielwall und unter der Ägide
von Inge Beutler gab es zahlreiche Veranstaltungen. So wurde das Honorarkonsulat auch
ein Anziehungspunkt für die Bremer Freunde
italienischer Kultur, Sprache und Lebensart.
…und dem großen Saal der Belgischen Botschaft
Lettland
Botschafter S.E. Ilgvars Kļava hatte zum Nationalfeiertag in die
Bremer Landesvertretung in Berlin geladen. Die Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund, Staatsrätin Dr.
Kerstin Kießler, stellte die Räume an der Hiroshimastraße zur
Verfügung. Am 18. November 1918 war vom Lettischen Volksrat
die Republik Lettland ausgerufen worden. In Berlin erlebten Letten und internationale Gäste den Nationalfeiertag in gewohnt
baltischer Herzlichkeit.
v. l.: Generalkonsul Aydin Ilhan Durusoy aus Hannover, Senatorin Renate Jürgens-Pieper, Honorarkonsulin Yasemin Vierkötter, Parlamentspräsident Christian Weber, Karl H. Grabbe (Vierkötters Vater und Bremer
Honorargeneralkonsul der Türkei von 1989 bis 2006)
Garten der
Nationen
„Integration ist nicht
Unterwerfung“
Das Konsularkorps im Lande Bremen und
das japanische Generalkonsulat in Hamburg stifteten einen Garten der Nationen.
Er befindet sich auf dem Gelände der
Universität Bremen und besteht aus drei
verschiedenen Kirschbaumarten, die zu
unterschiedlichen Zeiten blühen. Kirschbäume gedeihen nahezu überall auf der
Erde und symbolisieren in Bremen die Völkerfreundschaft.
"Hochrangiger kann man in Bremen nicht
feiern", stellte Renate Jürgens-Pieper in ihrer Ansprache fest. Die Bremer Senatorin
für Bildung und Wissenschaft meinte diese
Tradition: Den Gründungstag der Republik
Türkei begeht die Hansestadt jedes Jahr, abwechselnd im Rathaus und im benachbarten Haus des Landesparlaments.
Die meisten Honorarkonsuln aus Bremen und
Bremerhaven sowie Konsul Tomio Sakamoto
aus Hamburg waren dabei, als Prof. Dr. h.c.
Bernd-Artin Wessels (Bremer Doyen und Honorargeneralkonsul Ecuadors) gemeinsam
mit weiteren Bremer Repräsentanten eine Tafel im Garten der Nationen enthüllte. Die Studierenden der Universität kommen aus mehr
als 100 Staaten. Die Universität Bremen gilt
(gemeinsam mit der Universität Saarbrücken)
in vielerlei Hinsicht als „deutsche Rekordhalterin der Internationalität.“ Die Idee zum Garten der Nationen kam von Dr. Eberhard Haas,
Honorarkonsul Kirgisiens.
Foto: Wolfgang Künkel
Enthüllung der Tafel des Gartens der Nationen. V. l.: Doyen und Honorargeneralkonsul Prof. Dr. h.c. BerndArtin Wessels, Rektor Prof. Dr. Wilfried Müller, Landschaftsarchitektin Irene Lohaus und Dr. Walter Dörhage,
Abteilungsleiter Hochschulen und Forschung bei der Senatorin für Bildung und Wissenschaft.
Text der Tafel: Dieser Garten der Nationen wurde vom Bremer Konsularkorps gestiftet als Zeichen der Verbundenheit vieler Völker der Welt zur Hansestadt Bremen. Möge er zu einer Stätte der Begegnung von Studierenden werden, die gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft arbeiten. Oktober 2010
Diesmal, zum 87. Jahrestag, war das Parlamentsgebäude an der Reihe. Und wieder war
es ein riesiges "Familientreffen" der Bremer
Türken und ihrer deutschen Freunde. Nicht jeder fand einen Sitzplatz im überfüllten Festsaal
des Parlamentes. Parlamentspräsident Christian Weber und Generalkonsul Aydin Ilhan Durusoy aus Hannover begrüßten die Gäste. Yasemin Vierkötter, Bremer Honorarkonsulin,
setzte sich in ihrem Referat ausführlich mit den
Problemen der Mitbürger türkischer Herkunft
auseinander, mit den Licht- und Schattenseiten
des Zusammenlebens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für die in Deutschland
teilweise anzutreffende Phobie gegenüber
dem Islam gebe es keine realen Zahlengrundlagen, sondern sie sei eine Überbewertung
von Einzelfällen. "Integration ist nicht Unterwerfung, sondern eine Aufgabe von Generationen." Das Land Bremen sieht vor, die Angebote in türkischer Sprache an den Schulen zu
erweitern. Texte dieser Seite: Volker-Joachim Stern
Hausherrin Staatsrätin Dr. Kerstin Kießler, die Bevollmächtigte
der Freien Hansestadt Bremen
beim Bund, begrüßte die Gäste
des lettischen Botschafters S.E.
Ilgvars Kļava (oben links und
rechtes Foto Mitte) beim Nationalfeiertag der Republik.
Foto: Wolfgang Künkel
Belgien
Foto: Volker-Joachim Stern
Konsularplatz Bremen
Es gibt auch eine zweite Tafel am Garten der
Nationen. Von Angola bis Usbekistan reicht das
Alphabet der 41 Honorarkonsulate in Bremen
oder Bremerhaven. Hinzu kommt die Consular
Agency der USA. Bremen ist die einzige deutsche Stadt mit einer solchen US-Agentur.
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DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
53
EVENTS
Konsularplatz Hamburg
Hamburgs Konsuln im Einsatz für Kultur und Klimaschutz
Während sich die neuen Konsulatsleiter in Hamburg beim Ersten Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) vorstellten und noch die Stadt erkundeten, feierten andere bereits die Erfolge ihrer
„puplic diplomacy“. So blickte Polens Generalkonsul Andrzej Osniak beim Konzert in der Laeiszhalle anlässlich des Unabhängigkeitstag am
9. November stolz auf mehr als 130.000 Besucher beim diesjährigen Schleswig-Holstein Mu-
sikfestival (SHMF) unter dem Motto „Polen im
Puls“ zurück und beim türkischen Nationalfeiertag am 29. Oktober herrschte die Vorfreude
auf das Schleswig-Holstein Musik Festival 2011
mit Länderschwerpunkt Türkei. Apropos Kultur
- im Museum für Völkerkunde war allerhand los.
Bei der Eröffnung der Ausstellung „Himmel aus
Gold – Indianischer Barock aus Ecuador“ am 5.
November waren drei Minister anwesend, die
Die Ausstellung „Himmel aus Gold — InBarock aus Ecuador“ in Koopedianischer Baro
ration mit der EEcuadorianischen Botschaft
in Deutschland zeigt bis zum 27.2.2011 im
Museum für VVölkerkunde kunsthistorische
und religiöse Schätze ersten Ranges wie
die Schutzheilige
von Quito, die einzigarSchutzhe
tige geflügelte
ügelt Madonna des indianischen
Künstlers Bernado
Legarda.
Bern
zuvor am Wirtschaftstag Ecuador des Lateinamerikavereins teilgenommen hatten. Bei der
Eröffnung der Ausstellung „Herz der Maya“ am
7. November gaben sich zahlreiche Diplomaten
die Ehre und auch eine samoanische Prinzessin war zu Gast. Neben Kunst und Kultur waren
auch Umweltschutz und erneuerbare Energien
Thema der Diplomaten in der Green Captal 2011.
Jutta Höflich
Bild oben: Kultursenator Reinhard Studt
und der Botschafter von Guatemala S.E. Gabriel Edgardo Aguilera Peralta nebst Gattin
Aura bei der Eröffnung der Dauerausstellung „Maya der Herzen“, die Besuchern bis
zum 21.12.2010 die geheimnisumwitterte
Kultur der Mayas näherbringt.
Am 28. Oktober machte die neue Generalkonsulin Imni Kim Patterson (3. v.l.) ihren Antrittsbesuch bei Bürgermeister Christoph Ahlhaus und
schon feierte sie zwei Jubiläen: Am 1. November
sprach die Diplomatin beim Empfang anlässlich
des 60-jährigen Bestehens der „Amerika Gesellschaft Hamburg“ im Rathaus. Am 7. November
freute sich die gebürtige Südkoreanerin beim
60. Charity Bazaar des Deutsch-Amerikanischen
Frauenclub (DAFC) im Radisson SAS Hotel mit
Hamburgs First Lady Simone Ahlhaus, Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Christa Goetsch
und Clubpräsidentin Ruth Naundorf (v.l.n.r) über
den riesigen Andrang. Insgesamt kamen 38.500
Euro zusammen.
Museumsdirektor Prof. Dr. Wulf Köpke sprang
bei der Rede der Leiterin der Guatemala Tourist
Commission ein.
Am 2. November hieß Hamburgs
Erster Bürgermeister Christoph
Ahlhaus (CDU) die neuen Leiter
der Konsulate beim Senatsfühstück willkommen. Mit dabei
waren Mohamed Imed Torjeman
(Tunesien), Robert P. Werthmar
(Niederlande), Sophie Massière
(Frankreich), Doyen Zarko Plevnik
(Kroatien), Luis Santiago Espinosa
Oyola (Peru), Mohammad Ali
Mirkhani (Iran), Prof. Manfred
Dietrich (Uganda) und HansJürgen Müller (Albanien). Auch
Carsten-Ludewig Lüdemann
(CDU), Bevollmächtigter beim
Bunde für auswärtige Angelegenheiten und Staatsrat (l.), nahm an
dem Essen teil.
Generalkonsul Devrim Ötzürk (r.) und seine Gattin Nilgün (l.) freuten sich
über den Besuch von Kultursenator Reinhard Studt nebst Gattin Bettina
Machaczek (MdHB) anlässlich des türkischen Nationalfeiertages in der
Residenz an der Alster.
54
Bild links: Beim 5. Diplomatischen Abend Portugal im „Parlament“ standen bei Wirtschaftssenator Ian Karan (l.) und
Botschafter S.E. José Caetano da Costa Pereira nicht nur die
traditionell guten Handelsbeziehungen zwischen Hamburg
und Portugal im Fokus. Generalkonsul Dr. António José Alves
de Carvalho unterstrich die Chancen der Zusammenarbeit im
Kampf gegen den Klimawandel.
© DAFC
Bild rechts: v. l.: Peter Schümann von
der Staatskanzlei
des Landes Schleswig-Holstein, der
Geschäftsführer der
Sponsorengesellschaft SHMF mbh
Andreas Eckel, der
stellvertretende Indendant des SHMF
Burkhard Stein und
Schleswig-Holsteins
Minister für Bildung
und Kultur Dr. Ekkehard Klug setzten
sich für die Türkei
als Partnerland des
SHMF 2011 ein.
Bild links: Honorarkonsul Peter
Michael Schirrmann aus Hamburg freute sich über den Besuch
seines Kollegen Otto Eckart aus
München, der die Ausstellung
großzügig unterstützt hat.
Wie kann Wüstenstrom Bangladesch vor den Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs bewahren? Walter Stork, Honorargeneralkonsul von Bangladesch, sandte dem
Deutsch-Bengalischen Klimaschutztreffen am 13. November in der Handelskammer
seine Grüße aus London. Mit dabei waren u.a. Dr. Atiq Rahman (M.), UNUmweltpreisträger 2008 aus Bangladesch, Dr. Gerhard Knies (r.), Initiator des Wüstenstrom-Projekts
DESERTEC, sowie Rüdiger Kruse (l.), Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU/CSU)
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
Honorarkonsul Dr. jur. Ascan Pinckernelle (l.), und Gattin
Bärbel (r.) freuten sich über den Besuch von Patu Patu
von Zitzewitz (M.). Die samoanische Prinzessin war
gekommen, um dem Vortrag „Samoa — ein Südseeparadies“ im altehrwürdigen Hörsaal des Völkerkundemuseums am 26. Oktober beizuwohnen.
55
Das Singapur Orchestra
in der Berliner Philharmonie
Foto: Japanisches Generalkonsulat Düsseldorf
Generalkonsuln-Cup
in Düsseldorf
And the winner is … so hieß es auch in diesem Jahr am
Ende des Turniers um den heißbegehrten Generalkonsuln-Pokal. Unter der Schirmherrschaft der japanischen
Go-Vereinigung Nihon Kiin hatten der Go-Landesverband
NRW und das Japanische Generalkonsulat Düsseldorf
spielfreudige Teilnehmer aus ganz Deutschland ins
Cecilien-Gymnasium Düsseldorf eingeladen. Glücklicher
Gewinner war der 17-jährige Jugendmeister Lukas Krämer
aus Bonn, der zusammen mit rund 90 weiteren Turnierteilnehmern um den ersten Platz gekämpft hatte. Krämer
bekam am Ende der fünf Turnierrunden neben dem Pokal
vom japanischen Generalkonsul Kiyoshi Koinuma noch
einen ganz besonderen Preis: ein Flugticket nach Japan.
Träume
brauchen Anlauf
Eine Weltreise durch Berlins Kulturen können neugierige
Kids seit Ende Oktober in Deutschlands größtem Showpalast antreten. Bei der Premiere von „Träume brauchen
Anlauf“ im Friedrichstadtpalast Berlin kamen bei der
weltweit größten Kindershow die kleinen Stars ganz groß
raus. „Dies ist eine Show, die Kinder ernst nimmt, und es
ist genau die Show, die wir in diesem Zeitalter brauchen“,
lobte die deutsche Schauspielerin Anne-Sophie Briest, die
sich die Vorstellung mit ihrer Tochter Faye anschaute. Dr.
Berndt Schmidt, Intendant des Friedrichstadtpalastes,
freute sich über die Lobeshymnen sehr: „Mit der neuen
Kindershow sind wir nun auch beim jungen Ensemble in
der modernen Entertainment-Welt angekommen.
Ehrenpreis
Goldene Erbse
Wie Prinzessinnen im Märchen müssen sich
die drei diesjährigen Preisträgerinnen der
Goldenen Erbse gefühlt haben, als sie im
Blitzlichtgewitter standen: Stephanie zu
Guttenberg, Präsidentin des Innocence in
Danger e.V., Iris Berben, Aktivistin gegen
Antisemitismus und für Toleranz, und
Marion Horn, Vorstandsvorsitzende von
Ein Herz für Kinder – BILD hilft e.V. wurden von der Direktorin des Mächenlandes e.V. Silke Fischer geehrt. Unter den
rund 250 Gästen im Palazzo-Spiegelpalast waren Dagmar
Frederik, Wolfgang Bahro, Sarah Kuttner und Manfred von
Richthofen. 60 große und kleine Künstler stimmten die Gäste mit Chorgesang und Varieté auf die diesjährigen Berliner
Märchentage ein.
56
In der November-Ausgabe
des Diplomatischen
Magazins ist durch einen
Fehler in der Redaktion ein
falscher Text zum Empfang
anlässlich des Nationalfeiertages der Republik Korea
abgedruckt worden. Die
südkoreanische Botschaft
feierte an diesem Tag die
Gründung einer koreanischen Nation vor vielen
tausend Jahren. Wir bedauern, dass der abgedruckte
Text zu Missverständnissen
geführt hat.
Anzeige
Foto: Yan Revazov
Rachmaninow, Debussy, Tschaikowsky und Zhou Long –
interpretiert vom Singapur Symphony Orchestra bedeutet
das Gänsehautgarantie. 96 professionelle Musiker präsentieren das Orchester jährlich in mehr als 50 Konzerten. Das
breite Repertoire reicht von klassischen Meisterstücken aus
dem Westen bis hin zu spannenden Werken von zeitgenössichen und asiatischen Komponisten. Den Solopart in Berlin
übernahm der berühmte deutsche Cellist Jan Vogler, die
Konzertleitung Lan Shui, der unter anderem der Assistent
von Kurt Masur bei den New Yorker Philharmonikern war.
Klargestellt
DEZEMBER 2010
„Griechenland bleibt ein
zuverlässiger Partner“
Das Image Griechenlands im Ausland sei im vergangenen Jahr sehr
in Mitleidenschaft gezogen wurden, räumte Außenminister Dimitris
Droutsas im November vor der der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) ein. Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise, so
Droutsas weiter, habe den griechischen Premierminister Papandreu und
sein Kabinett zu Entscheidungen gezwungen, die für den Großteil der
Bevölkerung unmittelbar spürbar wurden. Die Krise musste als Chance
zur Veränderung und Erneuerung genutzt werden.
Foto: Martin Hiebsch
Fotos: Udo Lauer www.merlin-presse.de
EVENTS
Im Klartext: Die Steuer- und Rentenreform und vor allem der Bürokratieabbau habe zu noch nie da gewesenen Strukturveränderungen und einer immensen Kostenersparnis in Griechenland geführt, so der Minister.
Bis zum Jahr 2013 werde die griechische Regierung zusammen mit ihren
europäischen Partnern einen Weg aus der Sackgasse gefunden haben.
Denn die EU sei für die griechische Regierung vor allem ein Raum des Friedens und
der Stabilität, erklärte Droutsas. Die offen stehenden Konflikte innerhalb Europas
könnten nur durch eine weitere EU-Integration des westlichen Balkans erreicht
werden. „Europa wird keine laute und gemeinsame Stimme haben, solange sie ein
schwarzes Loch in ihrem Inneren duldet“, so der Außenminister.
Martin Hiebsch
EVENTS
Landesvertretung
Baden-Württemberg
Eine „Wanderin zwischen den Welten“ wurde mit
dem diesjährigen Bürgerinnenpreis Liberta ausgezeichnet: Halima Alaiyan. In seiner Laudation
würdigte der FDP-Generalsekretär Christian Lindner
die Arbeit, die die Palästinenserin mit ihrer Talat
Alaiyan-Stiftung leistet und mit ihr die Aussöhnung
zwischen Israelis und Palästinensern vorantreibt.
Den Liberta Ehrenpreis erhielt in diesem Jahr Eske
Nannen, Ehefrau des
I
n den Bereichen Bildung und Wirtschaft arbeiten Baden-Württemberg
und Mexiko bereits seit vielen Jahren
eng zusammen und konnten schon einige
verstorbenen Journalisten Henri Nannen und
Leiterin der Kunsthalle Emden. Staatssekretärin und
Liberta-Initiatorin Cornelia Pieper gratulierte in ihrer
Ansprache den Preisträgerinnen besonders herzlich,
da diese beiden Frauen beweisen „wie viel Kraft die
Bürgergesellschaft habe“.
Neues Berliner DAW Büro
Castellis als
Weltkulturerbe
Eine äußerst wagemutige katalanische Tradition wurde mit den sogenannten Castellis im November in Nairobi in die Weltkulturerbe-Liste
aufgenommen. Diese katalanischen Menschenpyramiden werden zu
ganz besonderen Anlässen wie Jahrestagen oder Patronatsfesten erbaut. Dabei stellen sich die Teilnehmer auf die Schultern ihrer Kollegen
und können so bis zu zehn Ebenen bilden. Für die Katalanen sind die
Castellis wichtige Symbole ihrer Kultur und Zusammengehörigkeit. Die
Erklärung zum Weltkulturerbe ist schon die zweite. Bereits 2005 hatte
die UNESCO das katalanische Fest Patum de Berga zum immateriellen
Weltkulturerbe erklärt.
58
Foto: Jordi Benítez
Der deutsch-asiatische Wirtschaftsaustausch wird fortan auch
in der Bundeshauptstadt stärker gefördert. Ende Oktober hat der
Deutsch-Asiatische Wirtschaftskreis e.V. eine neue Repräsentanz
in Berlin eröffnet. Ernannter Leiter für Berlin-Brandenburg ist
Tim Riedel, der im Auftrag der Berliner Staatskanzlei schon die
Asien-Pazifik-Wochen organisiert hatte. Begrüßt wurden die Gäste
aus Diplomatie und Politik von Bodo Krüger, DAW-Präsident und
Honorarkonsul von Nepal und DAW-Vizepräsident Ekkehard Stein.
Seit 1995 hat sich der DAW zu einem der einflussreichsten deutschen Wirtschaftsclubs mit dem Fokus Asien entwickelt. Neben
Berlin hat der Wirtschaftskreis auch Büros in Erfurt, Saarbrücken
und Köln eröffnet.
Baden-Württembergs Europaminister Prof.
Dr. Wolfgang Reinhart (l.) und der Botschafter von Mexiko S.E. Francisco Nicolás
Gonzáles Díaz
Erfolge erzielen. Bei dem Antrittsbesuch
des neuen mexikanischen Botschafters
S.E. Francisco Nicolás Gonzáles Díaz bei
Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Minister für
Bundes-, Europa- und internationale
Angelegenheiten wurde ganz nach alter
Tradition für die Zukunft eine Vertiefung
der erfolgreichen Zusammenarbeit besprochen.
Besonders an dem Ausbau der Hochschul- und Schulpartnerschaften soll
gearbeitet werden, um den geistigen
Austausch für zukünftige Generationen
noch attraktiver zu machen.
Baden-Württembergs Europaminister Prof. Dr.
Wolfgang Reinhart (l.) und der Botschafter der
Schweiz Tim Guldimann
D
as diplomatische Corps hat einen
neuen Eidgenossen in seine Reihe
aufgenommen. Baden-Württembergs Europaminister Prof. Dr. Wolfgang
Reinhart hatte den neuen Schweizer Botschafter S.E. Tim Guldimann zum Antrittsbesuch in der Landesvertretung am Berliner
Tiergarten empfangen. Dabei wurden schon
einige konkrete Pläne für die zukünftige
Zusammenarbeit geschmiedet. So wollen sie vor allem die bestehenden Hochschulkontakte erweitern und die Verbesserungen im Infrastrukturbereich vertiefen.
Landesvertretung Bayern
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle, Ungarns Außenminister János Martonyi,
und Bayerns Europaministerin Emilia Müller
Strategien weiterentwickeln und die
Zusammenarbeit langfristig fördern –
auf der 20. Jahrestagung des DeutschUngarischen Forums besprachen rund
150 Experten aus Politik, Wirtschaft
und Wissenschaft in Arbeitsgruppen vor
allem die aktuellen Herausforderungen
in Europa aus deutscher und ungarischer
Sicht. So diskutierten auch die Außenminister beider Länder, Guido Westerwelle
und János Martonyi, in ihren Anspra-
Wintergarten Varieté Berlin
chen europapolitische Fragen. Bayerns
Europaministerin Emilia Müller sprach
vor allem über die Donau als zentrale Entwicklungsachse Europas und warb für die
Bayerische Donaustrategie: „Wir haben
eine Donauinitiative gestartet und wollen
als Staatsregierung starke Impulse für die
wissenschaftliche Zusammenarbeit, eine
Stärkung des Umweltschutzes, die wirtschaftliche Entwicklung und die gegenseitige kulturelle Bereicherung setzen.“
Foto: Alexander Dacos
Verleihung
Bürgerinnenpreis
Liberta
Selbstgebastelte Lieder, verführerische Akkordeonmusik und atemberaubende Verrenkungen – das Programm des Wintergarten Varieté fährt auch in diesem Jahr mit zahlreichen humorvollen, spektakulären und irrwitzigen Darbietungen auf. Auf der Wilden
Bühne bastelt Gastgeber Mark Scheibe aus den Wortinspirationen des Publikums einen
eigenen Song und führt ihn danach mit seinem 12-köpfigen Orchester auf. Künstlerin
Amélie Venisse tippelt für ihren Akkordeonvortrag in Highheels auf die Bühne und beim
Juggling Tango fliegen bei südamerikanischen Klängen Bälle und Keulen um das tanzende Paar. Darf`s also ein bisschen wild sein?
DEZEMBER 2010
59
EVENTS
Frauenliebe und -leben – mit Schumanns romantischem Liederzyklus eröffnete die Kammersängerin Angelika
Kirchschlager einen Liederabend in der Österreichischen Botschaft. Zusammen mit dem Pianisten Helmut Deutsch
präsentierte die Mezzosopranistin auf Einladung des österreichischen Botschafters S.E. Dr. Ralph Scheide zahlreiche
Werke von Robert Schumann und Gustav Mahler. Unter den Gästen aus Politik und Wirtschaft waren auch Staatssekretär Dr. Peter Ammon und Wolfgang Mayrhuber, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG. Viel Applaus
für die musikalische Darbietung spendeten auch Scheides kanadischer Amtskollege S.E. Peter Michael Boehm und
der Botschafter von Spanien S.E. Rafael Dezcallar de Mazarredo.
Staatsorden Lettlands für
deutsche Honorarkonsulin
Dr. Sabine Sommerkamp-Homann erhält das
Ehrenkreuz der Republik Lettland
Foto: Toms Kalnins
Aus der Hand von Lettlands Staatspräsident Valdis Zadlers
empfing Dr. Sabine Sommerkamp-Homann, Senatorin h.c.
der Lettischen Kulturakademie und Honorarkonsulin der
Republik Lettland in Hamburg, am 17. November 2010 in
Riga eine der höchsten Auszeichnungen des Landes: das Ehrenkreuz am Bande (The Cross of Recognition) „Pour les honnetes gens“ (Für ehrenhafte Menschen). Mit dem Orden wird
auch der Ehrentitel „Commander of the Cross of Recognition“ verliehen. Bei dem Orden handelt es sich um die älteste
aller offiziellen Auszeichnungen des Landes; er wurde bereits
1710 vom Herzog von Kurland, Friedrich Wilhelm, gestiftet.
Verliehen wurde der Orden im Rahmen eines Staatsaktes im
alten Rigaer Schloss, dem Amtssitz des Staatspräsidenten.
Mit der Auszeichnung werden
vor allem die seit 13 Jahren
erbrachten Leistungen der
Hamburgerin auf den Gebieten Kultur, Wissenschaft,
Wirtschaft und Soziales für
den Staat Lettland im Ausland gewürdigt wie auch die
Intensivierung der Beziehungen
zu Hamburg. Hierzu gehören
die Schaffung wechselseitiger
Städtetage “Hamburg-Tage in
Riga“/“Riga-Tage in Hamburg“,
die Neubelebung der Richard Wagner-Tradition mit den alle
zwei Jahre in Riga stattfindenden „Richard Wagner-Tagen“,
Beiträge zur Internationalisierung des Hochschulwesens,
wie der Einführung des Master-Studiengangs „Medien- und
Kulturmanagement“ an der Lettischen Kulturakademie, die
Förderung des internationalen Renommees der Nationaloper
Lettlands, das Popularisieren der lettischen Gesangstradition,
wirtschaftsbezogene Förderungen und langfristige finanzielle
Hilfsprojekte für Bedürftige (Waisenhäuser, Altenhilfe).
Dank an die Retter
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck
und Polens Botschafter S.E. Dr. Marek Prawda haben
den Einsatzkräften beim Busunglück vom 26. September am Schönefelder Kreuz gedankt. Bei einem
Empfang betonte Platzeck: Die Helfer hätten „Beispielloses geleistet“. Und weiter: „Sie haben dem Schrecken
ins Auge geblickt und sich hoch professionell und
aufopfernd um die Verletzten gekümmert.“ Geladen
waren alle 477 Feuerwehrleute, Polizisten, Rettungssanitäter, Ärzte, Notfallseelsorger und Mitarbeiter des
Technischen Hilfswerks. Auch die Mitarbeiter der polnischen Botschaft waren mit vollem Einsatz zur Stelle.
Stundenlang standen die Telefone besorgter Angehöriger nicht still. Bei dem Unfall waren 13 Menschen
getötet worden.
Foto: Stefan Dybowski
Foto: Hajo Zylla
Österreichischer
Liederabend
Dank an die Retter von Schönefeld. Klaus Scholz, Leiter des Notfallseelsorgeteams
Landkreis Dahme-Spreewald (LDS), Beigeordneter Wolfgang Schmidt, S.E. Dr. Marek Prawda, Ralf Knieschke (Regionalleitstelle Lausitz), Dr. Frank Mieck (Ärztlicher
Leiter Rettungsdienst), Ronald Judis (Kreisbrandmeister), Thomas Pech (Organisatorischer Leiter Rettungsdienst Königs Wusterhausen; v.l.)
112. Presseball Berlin
in der Ullstein-Halle & Axel-Springer-Passage
Der PRESSEBALL BERLIN, der 1872
erstmalig stattfand, gehört zu den
gesellschaftlichen Top-Events in
Deutschland. Viele Persönlichkeiten
aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft,
Kultur, Sport und Medien haben zur
großen Popularität des traditionellen
PRESSEBALL BERLIN beigetragen. Mit
einer rauschenden Ballnacht startet
somit Jahr für Jahr das gesellschaftliche Leben der Hauptstadt am
zweiten Sonnabend im Januar. Die
Ullstein-Halle und die Axel-SpringerPassage bieten den idealen Rahmen
für den 112. PRESSEBALL BERLIN unter
dem Motto „Medienstadt Berlin“, der
am 8. Januar 2011 stattfinden wird.
Ballkarten und weitere Informationen
unter www.presseball.de oder Telefon
030-80 60 21 77.
PRESSEBALL/Grabowski
Österreichs Botschafter S.E. Dr.
Ralph Scheide freut sich über den
gelungenen Auftritt vom Kammersängerin Angelika Kirchschlager
Gesellschafter Andreas Dorfmann
und Marina Schill
Nach der Ordensverleihung: (v. r.) Dr. Sabine Sommerkamp-Homann,
Staatspräsident Valdis Zatlers, Lilia Zatlere, Klaus Homann
60
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
61
Termine
COLUMNS
06.12.
Vortrag von Sabine Christiansen,
Botschafterin von Unicef mit anschließender Nikolausfeier
B erliner D iplomatenclub beim Auswär tigen Amt e. V.
Lala Süsskind
Meißen
Was hat Porzellan mit einem Schweinchen zu tun? Nichts, und dennoch verdankt es ihm seinen Namen – indirekt.
Er kommt von einer rundlichen, glatten
weißen Seemuschel, die im italienischen
„Porcella“ (Schweinchen) genannt wird.
Kreationen des weißen Goldes aus Meissen
Auf die Spur des weißen Goldes in Meißen
machten sich im Oktober 50 Damen unseres
Clubs. Das „Arkanum“, das Geheimnis der
Zusammensetzung der Porzellanmasse, ist
zwar längst gelüftet, die Faszination besonderen Porzellans bleibt aber bestehen und so
waren es Damen aus 34 Nationen, die gern
sehen wollten, wie in der Manufaktur Meissen heute gearbeitet wird.
Johann Friedrich Böttger, der Vater des deutschen Porzellans, hat das „Weiße Gold“, wie es
auch genannt wurde, zunächst gar nicht im
Sinn gehabt. Ursprünglich hatte er sich darin
versucht, aus Grundstoffen durch richtiges
Zusammenfügen echtes Gold zu machen.
Er merkte aber nach langen Versuchsreihen,
Man muss sich vorstellen, dass in der Barockzeit von Herrschern Vermögen für den
Import von bis dahin vor allem aus China
stammendem Porzellan ausgegeben wurden. Man überbot sich an den europäischen
Höfen im wahrsten Sinne des Wortes, um an
erlesene Stücke zu gelangen. Die hierzu nötigen Summen wurden durch den „Steuerzahler“ aufgebracht, also das Volk. Könnte man
nun Porzellan selbst produzieren, so dachte
man, wäre das ebenso gewinnversprechend
wie die Herstellung von Gold.
Das alles und mehr lernten wir während der
Besichtigung der Albrechstburg, die aus dem
15. Jahrhundert stammt. Hierhin hatte uns
Herr Dr. Striefler, der Direktor der Staatlichen
Schlösser, Burgen und Gärten im Schlösserland Sachsen, eingeladen. Nach der freundlichen Begrüßung vor Ort durch Herrn Michel
warteten kundige Führungen auf uns. Man
erklärte uns, dass in der Albrechstburg nicht
nur Böttger selbst eine Weile experimentierte, sondern auch die erste Produktion
von Meißener Porzellan stattfand, streng bewacht übrigens, wollte man das Geheimnis
doch möglichst lange in den eigenen Mauern bewahren.
Geschenkübergabe von WIB´s Präsidentin Jane
Williams-Boock an Frau Träris, die Leiterin des
Museums
traditionellen, teils modernen Geschirren
serviert wurde. Ergänzt wurde hier der Gaumenschmaus durch den Augenschmaus und
dieser abgerundet durch zierliche, barocke
Porzellanfiguren als Tischdekoration.
Was nun alles so elegant und schwebend
erscheint, wird auch heute in mühevoller
Handarbeit hergestellt. Man kann sich kaum
vorstellen, dass hier im Akkord gearbeitet
wird und für jeden Arbeitsschritt genaue
Zeitvorgaben eingehalten werden müssen.
So ist es verständlich, dass die Porzellanformer, die Bossierer, die aus Einzelteilen
Figuren zusammensetzen, die Maler und
die Glasierer allesamt lange Ausbildungen
in der Manufaktur absolviert haben. Sie erklärten uns ihre Arbeitsschritte während wir
ihnen dabei zuschauten.
Zeitreise ins 15.
Jahrhundert auf
der Albrechtsburg
In der Schule in Wilmersdorf, die sie besuchte, waren nur wenige jüdische Kinder nach dem Krieg. So beschloss Lala Süsskind nach ihrem
Abitur, nach Israel zu reisen um ihre „ Heimat“ kennenzulernen. Dort
stellte sie aber ziemlich schnell fest, dass sie nach
Berlin gehörte, wo ihre Familie und ihre Freunde
waren, und entschied, zurückgekehrt nach Berlin, sich für die jüdische Gemeinde zu engagieren.
Lange Zeit widmet sie jetzt schon einen großen
Teil ihrer Zeit dem Aufbau und der Organisation der jüdischen Gemeinde, die viele verschiedene Kultur-, Bildungs- und GemeindeeinrichtunAnne Failer von WIB (l.) gen und immerhin über 11000 „eingeschriebene“
und Lala Süsskind
Mitglieder zählt. Es leben aber sicherlich doppelt
so viele Juden in Berlin, und unsere Stadt ist erfreulicherweise in letzter Zeit auch wieder ein Anziehungspunkt für
junge Juden aus Israel geworden, für die es , wie Frau Süsskind sagte,
drei großartige Städte in der Welt gäbe, nämlich Tel Aviv, New York
und Berlin!
Ein großes Ereignis und eine Kehrtwende war auch für die jüdische Gemeinde die deutsche Wiedervereinigung. Durch diese gewann man
nämlich viele russische Juden hinzu, eine ganz andere Gemeinschaft,
mit ganz eigenen überlieferten Kulturen, die aber für die alteingesessene Berliner Gemeinde eine Bereicherung darstellten.
Heute ist die jüdische Gemeinde eine Einheitsgemeinde, die viele verschiedene Richtungen unter einem Dach vereinigt. Nach dem Motto,
nach dem schon ihre Eltern gelebt haben: „ Wenn Du die Zeit hast,
Dich um andere zu kümmern und die Möglichkeit, was Du besitzt ,
zu teilen, dann tue es.“ Nach diesem Vorbild lebt Lala Süsskind heute auch und engagiert sich von ganzem Herzen für „ihre“ jüdische
Gemeinde.
Weiter ging es in die Manufaktur. Dort erwartete die Damen Herr Dr. Kurtzke, Leiter
der Geschäftsführung, zur einem umfangreichen Programm.
Anschließend begrüßte uns Frau Träris, die
Leiterin des Museums.
Sie begleitete uns
durch ein Mittagessen, das auf drei unterschiedlichen, teils
62
„Geschichte jüdischen Lebens in Berlin nach der Shoa“, so lautete der sehr lebendige Vortrag von Lala Süsskind, der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde zu Berlin, anlässlich unseres
Jour Fixe im November.
dass er auf einem anderen „goldenen“ Pfad
angekommen war, er näherte sich der Herstellung von Porzellan.
Berlin by Bike (Gruppe 18)
Auf Entdeckungsreise mit Willkommen in Berlin
Im Frühjahr 2010 wurde die Fahrradgruppe nach einer kleinen
Pause wieder reaktiviert. Die Gruppe ist für alle zu empfehlen,
die schon Spaß am Fahrradfahren haben oder die es bekommen
möchten. Man muss nur über ein Fahrrad verfügen. Der Helm
ist empfehlenswert.
Wir treffen uns einmal im Monat für
vier – fünf Stunden in der Zeit von April bis Oktober. Wir sind nicht wetterscheu und haben viel Spaß und Freude
an dieser Möglichkeit Berlin gemeinsam und Mal anders kennenzulernen
und zu erleben. Die gesunde Bewegung
an der frischen Luft tut uns gut und
außerdem freuen wir uns über die Tatsache, dass man sogar bei einem leichten Radeln 400-500 Kalorien pro Stunde verbrennt.
Im Frühjahr haben wir uns für ein systematisches Abradeln des 167 Kilometer langen Mauerwegs in und um Berlin
entschieden. Zwei sehr schöne Etappen haben wir schon hinter uns gelassen. Wir sind von Wannsee nach Potsdam und von Spandau über Kladow
nach Wannsee geradelt.
Willkommen auf dem Fahrrad!
Der Mauerweg bietet bekannte und unbekannte Ecken der Stadt, sowie wunderschöne und sehr verschiedene Landschaften. Wir konnten
Kulturelles und Historisches mit dem Radeln, manchmal direkt an dem
Mauerstreifen entlang, verbinden und sind mehrmals abgestiegen,
um zum Beispiel die Dorfkirche in Laaken oder die Heilandskirche in
Gatow kennenzulernen. Bei sommerlichen Temperaturen haben wir
uns selbstverständlich Zeit für ein Bad im Glienicker See oder Mittagessen am Strand genommen.
Zusammen haben wir richtig Spaß beim Sport! Im Oktober geht es
weiter auf dem Mauerweg.
Staunen in der Manufaktur
Wir freuen uns selbstverständlich über jeden, der mitmachen möchte.
Rundum informiert und besonders großzügig
verwöhnt fühlten wir uns, als wir wieder in
den Bus stiegen! Alle sind sich einig, einen anregenden und sehr schönen Tag miteinander
verbracht zu haben. Von jetzt an werden wir
am Strand die Augen aufmachen und nach
einer „Porcella“ Seemuschel suchen.
DEZEMBER 2010
Tone Korssund-Eichinger, Julie Beelen-Heidl
Aufmerksame Zuhörerinnen verfolgen den
lebendigen Vortrag
DEZEMBER 2010
63
Zum Autor:
COLUMNS
Christophe Leclercq ist Gründer und Herausgeber
des europapolitischen Netzwerks EurActiv.com
(Brüssel). Die Deutschland-Redaktion betreibt das
Portal EurActiv.de (Berlin).
Türkei, Ukraine und Russland:
Auf dem Weg zu einer neuen EWG?
750 Millionen Europäer in der Initiative einer „Europa 10“-Gruppe
Die Spitzenpolitiker der großen europäischen Länder müssen ihre Vision für ein
größeres Europa neu beleben, über die Debatten zur Erweiterung der EU hinausgehend. Mit Hilfe der G20, deren Vorsitz er seit dem 12. November einnimmt, hat
Nicolas Sarkozy die Gelegenheit, wichtige geopolitische Initiativen zu starten.
S
arkozys Treffen mit Angela Merkel und Dmitri Medwedew in Deauville am 19.
Oktober erinnert an den Wert einer
europäisch-russischen Zusammenarbeit, die über Sicherheitsfragen
hinausgeht.
Etwa 250 Millionen Menschen leben in der Türkei und den vormaligen sowjetischen Staaten, die
dem Europarat angehören. Zusammen mit den 500 Millionen
Bürgern der Europäischen Union
(EU) ist dies ein Raum von 750
Millionen Bürgern, die miteinander vereint sind.
Trotzdem sind die Türkei und
die Ukraine auf Grund der Vernachlässigung durch den Westen
gefährdet, sich dem Osten zuzuwenden: die Türkei dem ehemaligen ottomanischen Reich
und die Ukraine Moskau.
Im Jahr 2011 unter dem polnischen EU-Ratsvorsitz wird die EU
sich sicherlich mit der Ukraine zusammentun und ihr hoffentlich
eine „europäische Perspektive“
bieten. Im Jahr 2012 wird der erwählte russische Präsident wahr-
64
scheinlich seinen post-imperialistischen Nationalismus zugunsten
einer Art von Europarealismus
aufgeben. Russland möchte in
Fragen der Sicherheit und der Modernisierung zusammenarbeiten,
ohne seine Souveränität aufzugeben. Lasst uns diese ausgestreckte Hand auf der westlichen Seite
erwidern, ohne die NATO oder die
EU zu erweitern, sondern indem
wir Russland einen „europäischen
Horizont“ eröffnen.
Die „privilegierte Partnerschaft“,
die Paris als Alternative zum Beitritt vorgeschlagen hat, ist inhaltsleer. Statt einer langjährigen Verlobung würde die stolze
Türkei lieber entweder die Beziehung auflösen oder ein Datum für
die Hochzeit setzen.
Um das Beste aus einer Situation der engstirnigen Erweiterung
zu machen, muss eine paneuropäische Vision an den Verhandlungstisch gebracht werden.
Nur ein „Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten“ hat das
Potenzial, die Hoffnungen dieser Menschen zu erfüllen und
gleichzeitig die Ängste der Men-
schen im Westen zu beschwichtigen. Dieses Europa würde aus
drei konzentrischen Kreisen bestehen. Der innere Kreis, die Eurozone, hat heute 16 Mitglieder.
Der politische Kreis ist die EU mit
heute 27 und bald schon mehr
Mitgliedsstaaten. Der dritte Kreis
muss noch definiert werden.
Robert Schuman und Jean Monnet zufolge, den „Gründervätern“
der EU, schreitet die Integration in
kleinen Schritten voran und beginnt mit der Wirtschaft. Für die
Türkei, die Ukraine und Russland
erfordert dies die Einrichtung eines paneuropäischen Marktes mit
750 Millionen Bürgern. Nennen
wir diesen großen Markt die neue
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Das Versprechen,
das die ehemalige EWG der Türkei im Jahr 1963 machte, wäre damit endlich erfüllt. Um uns auf die
Umsetzung zu konzentrieren und
es der Brüsseler Agenda „Europa
2020“ gleichzutun, sprechen wir
doch von der „EWG 2020“.
Trotz ihrer weltweiten Reichweite könnten die G20 hier die Führung übernehmen, da die Türkei
und Russland Mitglieder sind.
Ein ähnlicher Gipfel könnte diese
Antriebsrolle vor dem G20-Treffen erfüllen, indem er die europäischen Mitglieder versammelt.
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Dieser „Europa 10“-Gipfel wäre
informell, aber sichtbar. Der Europäische Rat und das Europäische Parlament würden die legislativen Organe bleiben, und die
Brüsseler Kommission wäre die
tatsächliche Hüterin des paneuropäischen Marktes.
Wer wären die Mitglieder der „E
10“? Zu allererst, da sie 70 Prozent der EU-Bevölkerung stellen,
die „Großen Sechs“: Frankreich,
Deutschland, Italien, Polen, Spanien und Großbritannien. Dann
die EU selbst, die den Stimmen
der anderen 21 Mitgliedsstaaten
zuhört. Die nächsten zwei wären die Ukraine und die Türkei
und letztlich Russland, sobald es
dazu bereit ist.
Der Moment ist heute gekommen, ein größeres Europa wiederzubeleben. Es liegt an unseren Politikern, diese Chance zu
ergreifen.
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COLUMNS
Kernenergie
oder Erdgas?
Neue DGAP-Studie analysiert Vorund Nachteile beider Energieträger
Im Vergleich zu Erdgas fällt die Klimabilanz
der Kernenergie schlechter aus als häufig
angenommen, da Kernenergie nicht wie
Erdgas zur Wärmeerzeugung eingesetzt wird.
Kernkraftwerke stellen kein technisches
Hindernis für den Ausbau der erneuerbaren
Energien in Deutschland dar, sie können aber
Investitionsentscheidungen in die Erneuerbaren verzögern, da bereits abgeschriebene
Kernkraftwerke rentabler sind.
P
Marcel Viëtor
roblematisch bei der Kernenergie ist, dass sie so günstig erscheint, da sie nicht ausreichend
versichert werden kann. Im Falle einer
Reaktorkernschmelze würden deshalb
die Kosten auf den Steuerzahler abgewälzt, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering ist. Das Versorgungsrisiko ist bei Erdgas niedriger als
beim für den Betrieb der Kernkraftwerke
nötigen Uran, da Deutschland und andere EU-Staaten noch über eine nennenswerte heimische Erdgasförderung verfügen, während Uran hier kaum produziert
wird. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer umfangreichen Studie zu den
Vor- und Nachteilen von Kernenergie
und Erdgas als möglicher „Brückenlösungen“ ins Zeitalter der erneuerbaren
Energieversorgung.
Nüchterne Debatte
notwendig
Die Studie zeigt, dass es keine einfache
Lösung gibt. Was wir brauchen, ist eine
66
Kernenergie (Atomkraftwerk Isar 2 bei
Landshut) oder Erdgas
(Speicher am Regents
Canal in London)?
Die Antwort darauf ist
weder einfach noch
unkompliziert
Nuclear energy
or natural gas?
A new study analyses the pros and
cons of these two energy sources
Compared to natural gas the carbon footprint of
nuclear energy is actually worse than often assumed,
because nuclear energy unlike natural gas is not used
for heat production. Nuclear power stations are no
technical obstacle to the expansion of renewable energies in Germany, but may delay investment decisions
for the ‘renewables‘ because nuclear power stations
already written-off are more profitable.
T
he problem with nuclear energy is that it appears so
attractive because it cannot be sufficiently insured
against. In the event of a melt-down the costs would
therefore be passed on to the tax payer even if the likelihood
of this is only low. The supply risk concerning natural gas is
lower than that for uranium required to run nuclear power stations because Germany and other EU member states still have
considerable domestic natural gas resources, whereas there is
hardly any uranium production here. These are the most striking conclusions of a comprehensive study dealing with the pros
and cons of nuclear energy and natural gas as a potential
‘transitional solution‘ into the era of renewable energy supply.
DEZEMBER 2010
nüchterne gesellschaftliche Debatte.
Ohne ideologische Scheuklappen sollten wir diskutieren, was die einzelnen
Vor- und Nachteile der Energieträger
sind. Erst dann kann die politische Entscheidung folgen, ob Kernkraft oder
Erdgas im Energiemix beibehalten und
womöglich als ‚Brückenlösung’ ausgebaut werden sollten. Hingegen ist heute
die Diskussion zu emotionalisiert; viele
Beteiligte haben ihre Entscheidung getroffen, ohne sich alle Argumente anzuschauen.
Gesellschaftliche
Akzeptanz in der EU
unterschiedlich
Die Studie weist zudem darauf hin,
dass die politischen Entscheidungsträger auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Energieträger berücksichtigen sollten. Dabei gibt es große
Unterschiede in den verschiedenen
EU-Staaten. In Deutschland etwa
lehnt die Bevölkerung die Kernenergie mehrheitlich ab, was überraschenderweise auch auf Frankreich zutriff t.
In beiden Staaten wie in der EU insgesamt erfährt dafür Erdgas eine
überdurchschnittliche Akzeptanz. In
anderen Staaten wie Finnland und
DEZEMBER 2010
Schweden erhält hingegen Kernenergie höhere Zustimmungswerte.
Kernenergie- und Erdgasnutzung verbessern
Falls die Bundesregierung oder die Regierungen anderer Länder Kernkraft
beibehalten oder ausbauen wollen, so
ist u.a. dazu zu raten, die bei der Stromerzeugung in Kernkraftwerken entstehende Wärme zu nutzen, um die Klimaeffizienz zu erhöhen. Zudem muss
das bislang ungeklärte Problem der sicheren Endlagerung radioaktiver Abfälle gelöst und um mehr Akzeptanz
in der Bevölkerung geworben werden.
Sollte Erdgas stattdessen oder zusätzlich ausgebaut werden, so empfiehlt es
sich, die nationalen Pipelinenetze besser miteinander zu verbinden. Dadurch
könnten die Regierungen die Versorgungssicherheit erhöhen. Darüber hinaus sollten sie aus Klimaschutzgründen
die CCS-Technologie (Carbon Capture
and Storage) entwickeln, um das bei
der Gasverbrennung entstehende CO2
unterirdisch einzulagern, sowie die Erdgasleitungen und -kraftwerke für den
zusätzlichen Einsatz von Biomethan
und erneuerbarem Methan nutzbar zu
machen.
Marcel Viëtor
Zum Autor:
About the author:
Marcel Viëtor arbeitet bei
der Deutschen Gesellschaft
für Auswärtige Politik (DGAP)
zu Energie- und Klimapolitik. Die ausführliche Studie
erscheint Anfang 2011 im
Nomos Verlag. Der Artikel
„Einer wird gewinnen. Doch
erst muss eine echte Debatte
über die Vor- und Nachteile
von Kernenergie und Erdgas
geführt werden“, ist in der
Ausgabe 6/2010 der Zeitschrift INTERNATIONALE
POLITIK erschienen und kann
auf Nachfrage gerne zugesendet werden. Kontakt:
vietor@dgap.org
Marcel Viëtor works for the
German Council on Foreign
Relations (DGAP) and specialises on energy and climate policy issues. The complete study
will be published at the beginning of 2011 by Nomos Verlag.
The article „Einer wird gewinnen. Doch erst muss eine echte
Debatte über die Vor- und
Nachteile von Kernenergie und
Erdgas geführt werden“, was
published in the 6/2010 edition
of the magazine INTERNATIONALE POLITIK, and is available
on request. Contact:
vietor@dgap.org
Sober debate necessary
The study reveals that there is no easy solution. What is required is sober public debate. We should discuss the individual
advantages and disadvantages of the energy sources free from
ideological blinkers. Before this happens no decision on whether to retain nuclear power or natural gas in the energy mix,
and perhaps even extend it as a ‘transitional solution‘, can be
taken on a political level. Today’s discussion, however, is too
emotional as many of those involved have already made up
their minds without having considered all the factors.
Differing public acceptance within the EU
The study points out that political stakeholders should also
take into account public acceptance of these energy forms,
which actually differs greatly from country to country in the
EU. In Germany, for example, the majority is against nuclear
power, which, surprisingly enough, is also true of France. In
both countries and the European Union as a whole natural gas
meets with broad acceptance. In other countries, such as Finland and Sweden, nuclear energy has higher approval ratings.
Improving the use of nuclear
energy and natural gas
If the German government or the governments of other countries want to retain or extend nuclear energy, it is recommended, for instance, to utilize the heat produced in nuclear
power stations to improve climate efficiency. It is also necessary to tackle the issue of a safe and permanent disposal of
nuclear waste and seek acceptance of this by the public. If
natural gas should be expanded instead or in addition, it
is recommended that the national grids be linked more efficiently. This will help governments increase the security of
supply. In addition they should also develop for reasons of
climate protection Carbon Capture and Storage (CCS) technologies to store CO2 produced in gas combustion underground and make gas pipelines and power plants ready for
biomethane and renewable methane.
Marcel Viëtor
67
COLUMNS
Mania Feilcke
P rä s i d e n t i n A m b a s s a d o r s C l u b e . V.
Cornelia Pieper, Staatsministerin im Auswärtigen
Amt, war neulich zu Gast beim Business Lunch
des Ambassadors Club im Hotel Maritim. Das
Interesse der in Berlin akkreditierten Botschafterinnen und Botschafter für den Vortrag der
Staatsministerin und FDP-Abgeordneten zum
Thema „Bildung und Forschung in der deutschen
auswärtigen Politik“ war sehr groß. Unter ihnen
waren die Botschafterinnen Kolumbiens I.E.
Dr. Maria Mejia Marulanda und Georgiens I.E.
Gabriela Habsburg-Lothringen, der Botschafter Irlands S.E. Daniel Mulhall, der kenianische
Botschafter S.E. Kennedy Osinde und der norwegische Botschafter S.E. Sven Erik Svedman.
Frau Pieper bezeichnete Ihren Aufgabenbereich als die schönste Aufgabe der Welt, denn sie ist vor allem für die auswärtige
Kultur, Bildung und Forschung zuständig. Der Bund wird trotz
der Krise in den nächsten Jahren zwölf Milliarden Euro in Bildung und Forschung investieren – für Frau Pieper bestätige
sich damit die Aussage von Benjamin Franklin, dass Investition in Wissen die besten Zinsen bringe. Es ist bekannt, dass die
Kultur- und Bildungspolitik die dritte Säule der deutschen auswärtigen Politik ist. Nicht ohne Grund, denn über Bildung, Kultur und wissenschaftliche Beziehungen gelinge häufig Kommunikation auch dort, wo die Sprache der Politik und Diplomatie
keine Erfolge erziele und 25 Prozent des Etats im Auswärtigen
Amt werde in diesem Bereich ausgegeben. Auch Sport gehöre
dazu, denn auch über Sport würden viele Werte transportiert,
Die Vizepräsidentin
des Ambassadors
Club Kirsten Baumann mit dem Botschafter von Mexico
S.E. Francisco Nicolas Gonzales Diaz
68
Das Präsidiumsmitglied des Ambassadors Club Maja von Geyr
und die Botschafterin von Mali I.E. Fatoumata Siré Diakté
Die Präsidentin des Ambassadors Club Mania Feilcke (l.) und Staatsministerin
Cornelia Pieper
so berichtete die Staatsministerin über
die Gründung des Arabian Cup für Frauenfußball seitens des Auswärtigen Amtes. Diese Initiative sei auf viel Begeisterung gestoßen, denn Fußball bedeute
für diese Frauen Selbstverwirklichung,
Gleichberechtigung und Lebensfreude.
Des Weiteren sprach Frau Pieper über
die PASCH-Initiative: Auswärtiges Amt
und seine Partner hätten mit dem
weltweiten Netzwerk von 1.500 Partnerschulen nachhaltige Bildungspartnerschaften aufgebaut. In den Partnerschulen sollten junge Menschen für die
deutsche Sprache begeistert und ihnen
Türen zur deutschen Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft geöffnet werden.
Wertevermittlung werde auch in dieser Initiative groß geschrieben. Beispiele der Kooperationen im Hochschulbereich seien ebenfalls zahlreich – Frau
Pieper erzählte über das große Interesse an Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäusern, die an ausgewählten
Auslandsstandorten über die Errungenschaften der deutschen Wissenschaft
und Forschung informierten und für die
Zusammenarbeit mit innovativen deutschen Organisationen und Firmen werben würden. Wissenschaftliche Kooperationen dienten jedoch nicht nur der
Wissenschaft, sondern auch dazu, dass
sich unterschiedliche Kulturen besser
kennen und schätzen lernten.
Die anwesenden Botschafterinnen und
Botschafter sprachen im Anschluss an
den Vortrag mit der Staatsministerin
über landesspezifische Probleme im Bereich der Bildung und Wissenschaft und
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
wünschten sich weitere Unterstützungsinstrumente und Initiativen des Auswärtigen Amtes in ihren Ländern. Die Botschafterinnen Malis I.E. Fatoumata
Siré Diakité und Ruandas I.E. Christine
Nkulikiyinka begeisterten sich für die
deutschen Sportprojekte in Afrika und
befürworteten stärkeres Engagement
für mehr Zusammenarbeit der jungen
Wissenschaftsteams aus Deutschland
und dem afrikanischen Kontinent. Auch
der malawische Botschafter S.E. Rainer
Müller unterstützte die Idee, dass noch
mehr gemeinsame Forschungsprojekte
ins Leben gerufen werden sollten, da
dadurch Universitäten an Exzellenz gewinnen. S.E. Armen Martirosyan, der
Botschafter Armeniens, lobte die Aufklärungsarbeit des Auswärtigen Amtes
zu erneuerbaren Energien und seine
Unterstützung des Projektes Desertec,
das in den Wüsten Afrikas erzeugten
Strom nach Europa übertragen möchte.
Das Singapore Symphony Orchestra
gehört, so der American Record Guide,
zu den besten der Welt. Seine Besonderheit ist sein Ziel, eine Brücke zwischen den musikalischen Traditionen
des Westens und Asiens zu bauen. Das
zeigte auch das Programm
amm seiner Europatournee 2010, auf der
neben Debussy und
Rachmaninow auch
der zeitgenössische
chinesische Komponist Zhou Long gespielt
wurde. S.E. Jacky Foo,
der Botschafter Singa-spurs, und der Ambasm
sadors Club haben zum
Der Regionaldirektor des Maritim Hotels Berlin Bernhard Dohne
und der Botschafter von Irland S.E. Daniel Gerard Mulhall
Berliner Konzert dieses Orchesters in
der Berliner Philharmonie eingeladen.
Die vorwiegend aus Asien, aber auch
aus anderen Kontinenten stammenden Musiker mit ihrem jungen chinesischen Dirigent Lan Shui - gleichzeitig
der Chefdirigent des Philharmonischen
Orchesters Kopenhagen - und der
preisgekrönte Cellist Jan Vogler begeisterten mehrmals ihr Publikum, unter
dem auch der ehemalige Bundespräsident Köhler war, wie auch Exzellenzen aus verschiedenen Ländern, wie
der montenegrinische Botschafter S.E.
Vladimir Radulovic, der Botschafter Jordaniens S.E. Issa Ayyoub und
der Botschafter Islands S.E. Gunnar
Gunnarsson.
Maja v. Geyr
v. l.: Der
D jordanische Botschafter S.E
S.E. Essa Nasser Tawfiq
Ayyoub
Ayyo mit seiner Gattin
Ghada
Gha und der Gattin des
kroatischen
Botschafters
kroa
Monika
Kovač beim Konzert
Mo
des
de Singapore Symphony
Orchestra
in der Berliner
Or
Philharmonie
P
69
LEISURE TIME
Bühne frei …
... für die Klassikstars von morgen
Janin Czilwik studierte
Operngesang an der
HfM „Hanns Eisler“.
Auch in diesem Jahr haben sich knapp
300 junge Sängerinnen und Sänger beworben und haben das umfangreiche
Pflichtrepertoire einstudiert. Der Juniorwettbewerb für die Altersgruppen
zwischen 17 und 22 wurde bereits im
November in der Deutschen Oper entschieden, der Hauptwettbewerb folgt
Anfang Dezember.
„Ich bin schon erstaunt“, freute sich
der Sieger der Junioren Martin Häßler.
„Ich studiere in London, da kann ich
das Preisgeld gut gebrauchen“, fügt er
schmunzelnd hinzu. Mit dem 22-jährigen Bariton an der Spitze zeigt sich ohnehin eine Trendwende – erstmals triumphierten die Männer. Fünf der sieben
Preise gingen an den männlichen Gesangsnachwuchs.
„Das stimmliche Niveau und die Qualität der Repertoireauswahl waren absolut verblüffend“, lobte Juryvorsitzende Anne Champert, Studienleiterin
Deutsche Oper Berlin im Anschluss an
den Wettbewerb. „Fast alle beschäftigen sich von Kindesbeinen an in Chören und an Theatern mit Gesang und
klassischer Musik.“ Das hohe Niveau
im Wettbewerb sei Spiegel der einmaligen Bühnenlandschaft in Deutschland
und starkes Argument für die Verteidigung dieses kulturellen Reichtums gegen Sparzwänge, ergänzte sie.
teilte sie entschieden. „Das ist schade,
aber spornt mich nur noch viel mehr an.
Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei
und da klappt’s.“ Neidisch ist sie nicht:
„Die Gewinner waren wirklich gut – sie
haben es echt verdient.“
Am 6. Dezember wird es für die Kandidaten des Hauptwettbewerbes ernst. Vor
Juroren wie Prof. Gerd Uecker, bis 2010
Intendant der Semperoper 2003, Philip
Bröking, Direktor der Komischen Oper
Berlin und Dirigent Friedemann Layer
müssen sie sich in der Berliner Komischen Oper beweisen. Und da wird es
ohne jeglichen Krawall so richtig spannend!
Julia Brasch
Fotos: Matthias Heyde
V
öllig ohne Krawall sucht der
Bundeswettbewerb Gesang junge Talente. Eine hochkarätige
Jury aus Intendanten von Deutschlands
wichtigsten Opernhäusern, bekannten
Opernsängern und Journalisten verleiht Förderpreise eben dieser Häuser,
was den Bundeswettbewerb Gesang
zum renommiertesten und größten nationalen Gesangswettbewerb Europas
macht. Ehemalige Preisträger sind mittlerweile Klassik-Superstars wie Thomas
Quasthoff, Mojca Erdmann und Christine Schäfer und verdanken dem Bundeswettbewerb Gesang ihren Durchbruch.
Aus ganz Deutschland waren sie angereist um sich vor der Jury zu präsentieren. Linda Hergarten kam mit ihrer
Mutter zum Finalkonzert – sie war leider bereits im Halbfinale ausgeschieden. „Andere waren eben besser“, ur-
Im Fernsehen sucht RTL Frauen für einsame Bau-
Astrid Kessler ist zu Hause auf
den Bühnen dieser Welt.
ern, Vox einen Star mit X-Factor und ProSieben
zum gefühlt dreißigsten Mal die nächsten Popstars, die wenige Monate später schon verglüht
sind. Fein garniert mit persönlichem Drama, jeder
Menge Tränen und kleinen Skandälchen.
Martin Häßler
errang den ersten
Preis im Juniorwettbewerb 2010.
70
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
71
Free complimentary tickets for diplomats
LEISURE TIME
are available from the President of the Sonari Choir,
Prof. Dr. Peter Kolbe: Tel. 030 92 40 98-44,
Fax 030 92 40 98-45, E-Mail: kolbereporting@gmx.de.
For more information visit : www.sonarichor.de
Volker Groelling
dirigiert den
Sonari-Chor
von 1948 bis 1952 als Außenminister tätig war, hat in dieser Zeit – am 9. Mai
1950 – den einmaligen nach ihm benannten „Schuman-Plan“ verkündet:
„Die französische Regierung schlägt
vor, die Gesamtheit der französischdeutschen Kohle- und Stahlproduktion
unter eine gemeinsame Oberste Aufsichtsbehörde (Haute Autorité) zu stellen, in einer Organisation, die den anderen Ländern zum Beitritt offen steht“.
Friede auf Erden
Festliches Weihnachtskonzert des Sonari-Chores-Berlin
Einer der großen Männerchöre Berlins verbindet das 60. JahresJubiläum der Verkündung des Schuman-Plans am 9. Mai 1950 mit
seinem traditionellen Weihnachtskonzert. Sonari-Chor-Präsident
Prof. Dr. Peter Kolbe erklärt im Diplomatischen Magazin das politische und weihnachtliche Motto 2010: Friede auf Erden.
N
ach zwei fürchterlichen Weltkriegen im 20. Jahrhundert mit zehn Millionen Toten (1914-1918) und 60 Millionen Toten
(1939-1945) waren es der französische
Industrielle Jean Monnet (1888 – 1979)
und der französische Außenminister Robert Schuman (1886 – 1963), die
als „Väter Europas“ gelten und den Zu-
sammenschluss der westeuropäischen
Schwerindustrie unter Einbeziehung des
bisherigen Feindstaates Deutschland vorantrieben. Robert Schuman, der Rechtswissenschaften studiert hatte, der 1941
von der Gestapo verhaftet wurde und
1942 fliehen konnte, der 1946 Finanzminister und 1947 Ministerpräsident der
französischen Republik wurde, bevor er
Kostenlose Ehrenkarten für Diplomaten
gibt es beim Autor, dem Präsidenten des Sonari-Chores-Berlin,
Prof. Dr. Peter Kolbe: Tel. 030 92 40 98-44,
Fax 030 92 40 98-45, E-Mail: kolbereporting@gmx.de.
Weitere Informationen zum Chor: www.sonarichor.de
72
Peace on Earth
Damit sollte die für eine Rüstungsproduktion so wichtige Kohle- und Stahlindustrie dem nationalen Einfluss entzogen werden. Ein Jahr später – am 18.
April 1951 – wurde die „Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)“
mit sechs europäischen Staaten gegründet: Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg. In Anlehnung an die lateinische
Beschreibung für Berg- und Hüttenwesen wurde die Gemeinschaft auch
als „Montanunion“ bezeichnet, die als
Keimzelle der Europäischen Union gilt,
zu der heute 27 Nationen mit über 500
Millionen Menschen zählen, die sich im
Starke Stimmen, große Besetzung. 45 Sänger sind derzeit für den Chor aktiv
letzten Weltkrieg noch als Feinde gegenüber gestanden haben.
Diese europäische Erfolgsgeschichte
feiert der Sonari-Chor zusammen mit in
Berlin akkreditierten Botschaftern und
diplomatischen Vertretern aus EU-Mitgliedsländern und weiteren Ländern in
seinem festlichen Weihnachtskonzert.
Das beginnt am Sonntag, den 19. Dezember, um 18 Uhr in der Evangelischen
Philippus-Nathanael-Kirche (Grazer Platz
4) im Berliner Ortsteil Friedenau.
Zuverlässig, diskret und schnell.
Ihr Umzug in guten Händen! n:
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DEZEMBER 2010
The intention was to keep the coal and steel industry, which
was so crucial for armaments production, out of national
control. One year later, on 18th April, 1951 the European Coal
and Steel Community (ECSC) was created by six signatory
states, France, Germany, Italy, the Netherlands, Belgium
and Luxemburg. Following the Latin term for mining and
metallurgy the union was called in German “Montanunion”,
and is today still regarded as the foundation of the European Union, which now comprises 27 member states with
over 500 million people who had during the war fought on
opposite sides.
This European success story is celebrated with a festive
Christmas concert by the Sonari Choir in Berlin in the presence of accredited ambassadors and diplomats from EU
member states and other countries. The event takes place
on Sunday, 19th December, 18:00 at the Evangelische
Philippus-Nathanael Kirche (Grazer Platz 4) in BerlinFriedenau.
One of Berlin’s big male voice choirs is combining the
60th anniversary of the Schuman Declaration on 9th
May, 1950 with its traditional Christmas concert. The
President of the Sonari Choir, Prof. Dr. Peter Kolbe explains to Diplomatisches Magazin the political and festive motto for 2010, Peace on Earth.
A
“The French Government proposes that the entire FrancoGerman production of coal and steel be placed under a
common High Authority (Haute Autorité) within the framework of an organization open to the participation of other
countries.”
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1 A Festive Christmas Concert by
the Sonari Choir Berlin
fter two terrible world wars in the 20th century, which
saw 10 million die between 1914 and 1918 and a further
60 million from 1939 to 1945, the French industrialist, Jean Monnet (1888 – 1979) and the French Foreign Minister,
Robert Schuman (1886 – 1963), both now considered the ‘founding fathers‘ of the European Union, pressed ahead with the in-
tegration of Western Europe’s heavy industry
including that of the former enemy, Germany.
Robert Schuman, who studied law, was imprisoned by the Gestapo in 1941, managed to escape in
1942, and then went on to become Finance Minister in 1946
and Prime Minister of the French Republic in 1947. He held
the post of Foreign Minister from 1948 to 1952 during which
time the groundbreaking Schuman Declaration of 9th May,
1950 was passed.
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DEZEMBER 2010
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73
LEISURE TIME
Märchen gegen Einsamkeit
Eine Berliner Autorin liest Kindern eigene Geschichten
vor und sucht noch nach Märchen-Helfern
Manchmal glaube ich, dass das Talent zum Erzählen mit
meinem Geburtsort Gävle in Schweden in Verbindung steht.
Als ich vier Jahre alt war, zog meine kleine Familie zurück
nach Deutschland, in ein romantisches Gutshaus umgeben
Foto: Warwick Upton
von Tieren am Rande des Teutoburger Waldes.
R
uhe, Gelassenheit, die weitgehend unberührte Natur, in der
ich mit meinen beiden Brüdern
und meiner kleinen Schwester aufwuchs,
und eben Märchen wurden prägende Bestandteile meiner Erziehung. Und so erzähle ich jeden Abend, wenn ich meine
Kinder zu Bett bringe, auch ihnen ein
Märchen. Nicht die der Gebrüder Grimm
oder anderer Autoren. Eigene Geschichten. Es war ihr Wunsch und es macht mir
riesigen Spaß. Schon bald fragten auch
andere Kinder und deren Eltern nach eigenen Märchen und ehe ich mich versah,
war ich Nina Märchenfee.
Heutzutage sind Märchen mindestens
genauso wichtig wie zu Zeiten unserer
Großeltern. Warum? Weil durch Märchen Kindern und Erwachsenen Probleme und deren Lösungen näher gebracht werden können. Im Märchen Der
Wassertropfen, das ich eigens für den
UNICEF Kids Run im Rahmen des TUI
Marathon in Palma de Mallorca verfasst
habe, erzähle ich die Geschichte von Kindern, die sich ohne große Worte gegenseitig helfen. Dieses Märchen steht in
einem multikulturellen Kontext, da ich
hier ein globales und sehr aktuelles Thema aufgreife und schon bei den Kindern
Verständnis für die ökologischen Probleme dieser Welt wecke. Das Märchen ist
in vier Sprachen an mehr als 2.000 Kinder verteilt worden und hat so viele Menschen miteinander verbunden.
Vorlesen wie im Traum
– Nina Märchenfee (Mitte)
lebt ihre Geschichten
74
In meiner noch nicht erschienenen Geschichte Die „Apfelkinder“ beschreibe
ich, wie die Welt durch das Gute Stück
für Stück positiv verändert wird. Auf
faszinierende Art und Weise verändert
sich das Leben und das Glück kehrt in die
Welt zurück. Dieses Buch macht bereits
auf der ersten Seite Gänsehaut und die
erste Episode ist schon bald erhältlich.
Das Ausdenken und Erzählen macht
mir große Freude und hat für mich
den Sinn, andere Menschen glücklich
zu machen. Denn mit dem Gewinn aus
dem Verkauf meiner Märchen möchte
ich Kindern an sozialen Brennpunkten
helfen. Diesen Kindern soll vorgelesen
werden. Ich glaube, dass die Moral der
Märchen bei der Entwicklung einer stabileren, glücklicheren Seele hilft.
Eigens hierfür habe ich die Prince Hergen Organisation gegründet. MärchenHelfer der Prince Hergen Organisation,
die ebenfalls an diesen Brennpunkten
leben und die Kinder kennen, sollen ihnen mit Vorlesen und leichten Arbeiten
im Haushalt helfen.
Alles beginnt mit einer Idee, aber es
macht Freude diese Idee Stück für Stück
umzusetzen. Hierfür ist viel Hilfe erforderlich und willkommen. Der Aufbau
des Betreuungssystems und die Einrichtung ökologischer Oasen starten in
Berlin und bei Bedarf und Nachfrage in
weiteren Städten in Deutschland.
Die Weihnachtszeit wird immer die Zeit
der Besinnung und des Nachdenkens
sein. Die Familien rücken zusammen,
erzählen und lesen Geschichten vor.
Wir sind glücklich, denn wir haben viel
vom Leben bekommen und wenn wir es
können, sollten wir anderen Menschen
helfen. Auch Vorlesen gehört dazu.
Wenn auch Sie lesen und vorlesen
möchten, können Sie bereits einige meiner Märchen auf der Webseite
www.kindermaerchen.org herunterladen.
Nina Märchenfee
DEZEMBER 2010
Der Stoff aus dem
die Mythen sind
National Geographic gibt den Atlas
der legendären Länder heraus
Wer in der dunklen Jahreszeit gern in
fremde Welten entschwindet, historische Landkarten mag und es liebt, sich
vom Realitätsbezug alter Mythen
fesseln zu lassen, für den hat National
Geographic Deutschland diesen
Herbst einen Leckerbissen in die Buchhandlungen gebracht.
D
er Atlas der legendären Länder ist eine illustrierte Reise durch
die Geschichte abendländischer Weltbilder. Angefangen bei
der Erfindung der Erde, wie das erste Kapitel titelt, führt die
Autorin Judyth A. McLoed den Leser und Betrachter nicht chronologisch aber übersichtlich durch die Epochen und Kontinente. Dabei erklärt sie, wie Griechen und Phönizier die Alte, Spanier und Portugiesen die Neue Welt entdeckten und kartographierten. Sie erspart dem
Eurozentristen nicht den Blick auf die Unterlegenheit seiner Vorfahren
des Mittelalters, die ihm aus der Zensur des Katholizismus gegenüber
Ptolemaios im klassischen Griechenland und ihren Zeitgenossen der
arabischen Welt erwuchs.
Legende und Wahrheit
McLoed erzählt die Geschichten, die sich Menschen seit Jahrhunderten erzählen und zeigt, wie sie sich über diesen Zeitraum immer
wieder verändert haben. Wie etwa die Brasilinsel im Mittelalter plötzlich auf Karten des Atlantik auftauchte und erst 500 Jahre später in
den 1870er Jahren wieder von ihnen verschwand. So hat jede Epoche der Menschheitsgeschichte andere Sagen und Legenden hervorgebracht, neue Orte und Gestalten erschaffen. Und manchmal sind
die kaum voneinander zu unterscheiden: El Dorado etwa war ursprünglich kein Ort. „Der Goldene“, von dem der spanische Entdecker
Gonzalo Jiménez de Quesada erzählt, war eigentlich ein Herrscher,
der seine Haut mit Goldstaub verzieren ließ. Seine Existenz kann als
historisch gesichert gelten, ebenso wie die seines Reiches, das wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Kolumbien lag. Die Goldene Stadt
hingegen, wie sie etwa Voltaire in seinem Candide beschreibt, gehört ins Reich der Legenden. Der Fall El Dorado ist ein gutes Beispiel
für viele Legenden. Der Herrscher aus dem Reisebericht Quesadas
wurde zum Sinnbild von dem Reichtum, den die europäischen Eroberer in der Neuen Welt vorfanden. Er zeigt, wie sich aus historischen
Überlieferungen alsbald ein Mythos entwickelt.
DEZEMBER 2010
Erzählte Geschichte
Exemplarisch ist das Kapitel aber auch für die Herangehensweise der
Autorin. Sie erzählt nicht die Sagen selbst, sondern deckt ihre Entstehung auf, ohne allerdings wissenschaftlichen Kriterien zu genügen. Und das ist gut so, denn der Atlas der legendären Länder ist
nicht für Universitätsbibliotheken geschrieben, sondern für lange
Winterabende.
Das historische Futter verarbeitet McLoed zu verzehrgerechten
Häppchen, die unabhängig voneinander konsumierbar und auch in
der deutschen Übersetzung flüssig zu lesen sind. Die Ausgabe kommt
im US-Letter-Format in gebundenem Einband daher. Die angenehme
Haptik der 319 matt glänzenden Seiten rundet den hochwertigen Eindruck des Bandes ab. Die vergilbte Optik der Blätter unterstützt die
Aura der Mystik, die die zahlreichen historischen Karten, Gemälde
und Ornamente erzeugen.
Jan D. Walter
Gewinnspiel
Das Diplomatische Magazin verlost zwei Buchexemplare
an alle Abenteurer.
Einfach eine E-Mail senden an
redaktion@diplomatisches-magazin.de
unter dem Stichwort: Atlas.
Gewinnspiel
75
Fotos: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
POSTINGS
Argentina
Kyrgyzstan
Macedonia
Senegal
The Ambassador of the
Republic of Argentina,
H.E. Victorio María
José Taccetti
The Ambassador of the
Republic of Kyrgyzstan,
H.E. Tolendy K. Makeyev
The Ambassador of the former Yugoslavian Republic of
Macedonia
H.E. Kornelija
Utevska-Gligorovska
The Ambassador of the
Republic of Senegal,
H.E. Henri Antoine Turpin
Personal Details
Born 22nd January, 1943 in Buenos Aires
Civil Status: married
Personal Details
Personal Details
Born 26th April, 1958 in Bishkek
Civil Status: married with 2 children
Born 28th December, 1973
Civil Status: married with 2 children
Personal Details
Born 30th April, 1950 in Saint-Louis in Senegal
Civil Status: married with 4 children
Education
Education
Education
Education
1959 University entrance examination at the San Francisco de Sales school; 1965 Lawyer at the Universidad del Salvador in Buenos
Aires; 1975 Institute of Diplomatic Service; 1984 courses specialising in international relations, Fondazione di Studi Internazionali,
Universitá degli Studi di Firenze in Italy; 1988 Master’s in Political
Science from the University of Houston in Texas
1975 graduation from the Middle School Nr. 50 in Bishkek; 1975 –
1980 Kyrgyz State University , Faculty of Foreign Languages, German; 1992 course for young diplomats in the training centre Treptower Park, Berlin
1992 – 1996 Degree in German, followed by a Master’s in European
Integration and Communication both from the University ”Sv. Kiril i
Metodij“ in Skopje
1956 – 1961 primary education at École de la Rue Neuville in SaintLouis, Senegal; 1961 – 1969 high school in Saint-Louis, Senegal; 1969 – 1973 University of Dakar, Licence (degree after three
years) in History; 1973 – 1976 National University for Administration and Civil Service (ENAM), field of study: Diplomacy
Professional Career
1980 – 1986 lecturer in German at Kyrgyz State University in
Bishkek; 1986 – 1990 lecturer and interpreter at the Central
Training Academy for Flight Personnel; 1990 – 1991 Executive
secretary, United Nations Association in Bishkek; 1991 – 1992
Second Secretary, First Secretary in the Division for Economics and
Cultural Affairs in the Foreign Ministry in Bishkek; 1993 – 1994
Head of the European section, expert in the Europe and America
section in the Ministry of Foreign Affairs in Bishkek; 1995 – 1996
chargé d‘affaires at the embassy in Bonn; 1996 – 1997 advisor at
the embassy in Bonn; 1997 – 1998 Head of Consular Agency of the
Kyrgyz Republic in Frankfurt; 1998 – 2000 Director of First Political
Department, Head of Western Countries Directorate, MFA Kyrgyz
Republic (Bishkek); 2001 – 2004 Minister-counsellor, Embassy of
the Kyrgyz Republic in Germany; 2004 – 2005 Head of Directorate
of foreign policy planning and multilateral economic co-operation ,
MFA Kyrgyz Republic in Bishkek; 2005 – 2010 Deputy Minister of
Foreign Affairs of the Kyrgyz Republic, National co-ordinator of the
Shanghai Co-operation Organization
1965 – 1975 freelance lawyer; 1973 entered the diplomatic service
as Deputy Consul; 1976 – 1992 various roles within the diplomatic
service: working group “Cuenca del Plata“, Consul in Houston, Consul
General in New York, embassy in Washington, Under Secretary of State
for administration and personnel, cabinet of the Ministry of Foreign
Affairs; 1992 promoted to Ambassador; 1992 - 1994 Under
Secretary of State for administration and personnel; 1994 - 1999
Ambassador to Mexico; 1999 Under Secretary of State for foreign
policy; 2000 Advisor to the Minister of Education in the province of
Buenos Aires; 2002 Under Secretary of State for Latin American
policy; 2002 - 2003 Head of the Foreign Minister’s cabinet; 2004
- 2008 Ambassador to Italy, Argentina’s permanent representative
at the FAO; Vice President of the Italian-Latin American Institute in
Rome; 2008 State Secretary for Foreign Relations
Languages
English, Italian, French, Portuguese
Professional Career
Professional Career
1997 – 1999 assistant to the Ambassador at the Embassy of the
Republic of Macedonia in Bonn; 1998 – 2002 editor at the Deutsche
Welle in Cologne; 2000 – 2002 project work in the regional office
for South-East Europe, Tertia Training und Consulting GmbH & Co.KG
in Bonn; 2003 internship at the German parliament in the office of
Frau Ursula Heinen CDU/CSU in Berlin; 2003 – 2006 office manager
and assistant to the managing director of Media Print Makedonija
(subsidiary of WAZ Deutschland) in Skopje; 2006 – 2010 Head
of the minister’s cabinet , diplomatic service of the Republic of
Macedonia in Skopje
Languages
German, Macedonian, English, Serbian, Croatian, Bulgarian
Professional Career
1976 – 1977 Deputy Head of the subdivision for Africa in the Ministry
of Foreign Affairs; 1977 – 1978 Head of the subdivision for Africa
in the Ministry of Foreign Affairs; 1978 – 1981 Second Counsellor
at Senegal’s permanent representation to the United Nations in
New York; 1981 – 1986 First Counsellor at Senegal’s embassy in
Washington, delegate responsible for contacts to the World Bank
and the IMF; 1986 – 1988 Head of the subdivision for Africa in the
Ministry of Foreign Affairs; 1988 – 1993 Head of the African/Asian
Division in the Ministry of Foreign Affairs; 1993 – 2005 Senegal’s
Ambassador to the Vatican and the Order of Malta; 2005 – 2009
Senegal’s Ambassador to the Kingdom of Sweden with the rank of
Special Chief Advisor to the Ministry of Foreign Affairs
Languages
Ouolof, French, English, Italian, Spanish
Languages
English, German
76
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
77
POSTINGS
Sweden
Honduras
The Ambassador of the
United Kingdom of Great
Britain and Northern Ireland,
H.E. Simon McDonald
The Ambassador of the
Kingdom of Sweden,
H.E. Sven Staffan Carlsson
The Ambassador of the
Republic of Honduras,
H.E. Efraín Anibal Díaz
Arrivillaga
Personal Details
Born 9th March, 1961 in Salford
Civil Status: married with 4 children
Personal Details
Born 14th January, 1948 in Fågelfors in Sweden
Civil Status: married with 3 children
Born 30th July, 1944 in Tegucigalpa
Education
Education
1983 – 1985 Faculty of Oriental and African Studies (University of London) & UKAS (United Kingdom Accreditation Service), Arabic courses
Degree in History, Political Science and International Relations, Carleton College, Minnesota USA; Fil. kand., Universität Uppsala: History,
Political Science and Russian
1982 joined the British Foreign and Commonwealth Office; 1982
– 1983 British Foreign and Commonwealth Office, Division for the
Benelux countries, Western Europe Division; 1985 – 1988 Jeddah
(later Riyadh), Third Secretary (then Second Secretary); 1988 –
1990 Bonn, Second Secretary (commerce); 1990 – 1993 British
Foreign and Commonwealth Office, speech writer to the Foreign
Secretary; 1993 – 1995 British Foreign and Commonwealth Office,
personal section of the State Secretary; 1995 – 1998 Washington,
First Secretary (domestic politics); 1998 – 2001 Riyadh, Deputy Head
of Representation, Embassy Counsellor and Consul General; 2001
– 2003 British Foreign and Commonwealth Office, personal private
secretary to the Foreign Secretary; 2003 – 2006 Israel, Her Majesty’s
Ambassador; 2006 – 2007 British Foreign and Commonwealth
Office, Director-General for Iraq; since 2007 Foreign policy Advisor
to the Prime Minister and Head of the Foreign and Defence Policy
Section in the Cabinet Office
Languages
English, Arabic
Professional Career
1975 entered the Swedish foreign service; 1981 – 1984 First
Secretary, embassy in Moscow; Ministry for Foreign Affairs: 1984 –
1988 Head of the Soviet Affairs Division, Political Division, 1988 –
1989 Deputy Director-General for Personnel, 1989 – 1990 Acting
Director-General for Personnel; 1990 – 1992 Counsellor, Political
Division in the Swedish Embassy in Washington D.C.; 1992 – 1993
Director for OSZE during Sweden’s presidency of the OSZE, Political
Division, Ministry of Foreign Affairs; 1994 – 1995 Director for Western
Europe and North America, Political Division, Ministry of Foreign
Affairs; 1995 – 1996 Director-General of the First Sub-Division
(Europe and North America), Political Division, Ministry of Foreign
Affairs; 1996 – 1998 Director, Director-General of the sub-division
for European Security Policy, Ministry of Foreign Affairs; 1998 –
2003 embassy in Hungary; 2003 – 2004 Ambassador, Ministry of
Foreign Affairs; 2004 – 2010 Sweden’s Ambassador to the United
Kingdom
Languages
English, German, Russian, French
1965 Degree in Economics from Georgetown University, Washington, D.C.
USA; 1969 Master‘s in Agricultural Economics from Kansas State University, Manhattan, Kansas USA
Professional Career
1970 – 1972 Head of Division, later advisor, High Council for Economic
Planning; 1972 – 1973 assistant to the Director, Honduran Development
Foundation; 1973 leading position, Council for Development Co-ordination
(CONCORDE) and Institute for Socio-economic Research (IISE); in the Ministry
for Natural Resources; 1974 – 1975 Director of sector planning, 1975 –
1977 Deputy Minister; 1977 – 1981 lecturer in agricultural economics, UNAH
(Universidad National Autónoma de Honduras), and then advisor and project leader
for the industrialisation of oil palm production National Investment Organisation
(CONADI); from 1982 deputy in the National Congress (1982 – 1990); 1984 –
1986 chairman of the National Board of the Christian Democratic Party of Honduras
(PDCH); since 1985 founder and President, Centre for Human Development
(CDH); 1989 presidential candidate; 1991 – 1996 deputy in the Central American
Parliament, PARLACEN; 1994 – 1997 advisor to the National Congress; 1996 –
1998 Head of the National Plan for Human Development, UNDP; 1999 – 2000
consultant for UN’s Food and Agricultural Organisations, (FAO) and the InterAmerican Institute for Agricultural Co-operation (IICA), Programme for Sustainable
Rural Development (PRONADERS); 2000 – 2002 Executive Director of the
National Direction for Sustainable Rural Development (DINADERS); 2003 –
2005 Ministry for Agriculture and Cattle, Executive Director of the Foundation for
Rural Economic Development (FUNDER); 2005 – 2006 Executive Director of the
Centre for international Politics (CIP), Programme for Honduras, Washington, D.C.,
Democracy without Borders Foundation; 2006 advisor to the central committee
of the Civil Society Advisory Group for the Reduction of Poverty
Languages
English, Spanish
78
Audi begrüßt
die neuen
Diplomaten.
Personal Details
Education
Professional Career
Fotos: Mohamed El Sauaf
Great Britain and
Northern Ireland
DEZEMBER 2010
DEZEMBER 2010
79
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POSTINGS
Foto: Mohamed El Sauaf
São Tomé and
Príncipe
The Ambassador of the Democratic Republic of São Tomé and
Príncipe (seated in Brussels)
H.E. Carlos Gustavo dos Anjos
Personal Details
Born 1st September, 1956 in Conceição, S. Tomé,
Civil Status: married
Education
Industrial engineering and autodidact in social science
Professional Career
1980 – 1985 Head of the National Authority for Statistics; until 1985
advisor to the National Commission for Population; 1985 desk officer
for labour related studies (organisation of labour, wages and methods)
in the Labour Ministry; 1985 – 1989 First Secretary, later chargé
d‘affaires in the Embassy of São Tomé and Príncipe in Brussels and at the
European Union, responsible for co-operation EU-STP; 1990 – 1991
consultant for UNDP in São Tomé on a study to determine the poverty
line; 1991 – 1993 Head of the Minister for Justice, Labour and Public
Administration‘s office, (public services, administration reform, labour
and wages); 1993 – 1994 co-ordinator und organiser in the office
for promotion of private investment; 2004 member of the National
Commission at the National Forum and advisor to the Economics
Minister for the fields of trade, industry and tourism, member of
the office for the setting up of and development of duty-free zones
and offshore activities; 2002 – 2006 advisor to the President on
diplomatic, international and co-operation questions; 2006 – 2007
Minister for Foreign Affairs, Co-operation and Communities; since
2007 ambassador in Brussels
Nationalfeiertage
im Dezember:
1. Dezember
12. Dezember
Rumänien
Kenia
Tag der großen Vereinigung 1918
Tag der Unabhängigkeit
von Großbritanien 1963
Zentralafrikanische Republik
13. Dezember
Tag der Staatsgründung
1958
2. Dezember
Laos
Proklamation der Demokratischen Volksrepublik
Laos 1975
Vereinigte Arabische Emirate
Malta
Republic Day
16. Dezember
Bahrain
Tag der Unabhängigkeit
17. Dezember
Bhutan
Jahrestag der Staatsgründung 1971
Krönung des ersten
Königs 1907
5. Dezember
18. Dezember
Thailand
Katar
Geburtstag des Königs
Tag der Staatsgründung
6. Dezember
Finnland
Tag der Unabhängigkeit
von Russland 1917
11. Dezember
Burkina Faso
Niger
Tag der Ausrufung der
Republik 1958
23. Dezember
Japan
Geburtstag des Kaisers
Proklamation der
Republik 1958
Languages
Portuguese, French, English, Spanish, Italian
80
DEZEMBER
DEZEMBER 2010
2010
Konsularplätze
Änderungen:
Iran
Finnland
Die Bundesregierung hat dem zum Leiter der
berufskonsularischen Vertretung der Islamischen Republik Iran in Frankfurt am Main ernannten Mohammad Sadegh Abdoullahi am
04. November 2010 das Exequatur als Generalkonsul erteilt. Der Konsularbezirk umfasst die
Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen (mit
Ausnahme der Regierungsbezirke Detmold und
Münster), Rheinland-Pfalz und Saarland. Das
dem bisherigen Generalkonsul, Herrn Khalil Jafarzadeh am 06. August 2007 erteilte Exequatur
ist erloschen.
Die Bundesregierung hat dem zum Leiter der
honorarkonsularischen Vertretung der Republik Finnland in Hannover ernannten Dr. Heiner
Feldhaus am 29. Oktober 2010
das Exequatur als Honorarkonsul erteilt. Der
Konsularbezirk umfasst das Bundesland Niedersachsen mit Ausnahme der Landkreise
Ammerland, Cloppenburg, Friesland, Oldenburg, Wesermarsch und Wittmund sowie der
kreisfreien Städte Delmenhorst, Oldenburg
und Wilhelmshaven.
Die Anschrift der honorarkonsularischen Vertretung lautet:
Karl- Wiechert- Allee 55
30625 Hannover
Tel: 0511 – 57 01 25 25
Fax: 0511 – 57 01 14 01
Sprechzeiten: Mo – Do, 10.00 - 12.00 Uhr
E-Mail: Fin.Kon@concordia.de
Die Bundesregierung hat dem zum Leiter der
berufskonsularischen Vertretung der Islamischen Republik Iran in München ernannten Ali
Razagh Manesh am 11. November 2010 das
Exequatur als Generalkonsul erteilt. Der Konsularbezirk umfasst die Länder Bayern und Baden-Württemberg. Das dem bisherigen Generalkonsul, Herrn Bahaeddin Bazargani Gilani am
07. Dezember 2007 erteilte Exequatur ist erloschen.
Schweiz
Die Bundesregierung hat dem zum Leiter der
honorarkonsularischen Vertretung der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Bremen ernannten Kay Christian Hillmann am 20. Oktober 2010 das Exequatur als Honorarkonsul
erteilt. Der Konsularbezirk umfasst das Land
Bremen.
Die Anschrift der honorarkonsularischen Vertretung lautet:
Steinacker 3
28717 Bremen
Tel: 0421 – 69 35 169
Fax: wird noch bekanntgegeben
E-Mail: bremen@honorarvertretung.ch
Marokko
Die Bundesregierung hat dem zum Leiter der
honorarkonsularischen Vertretung des Königreichs Marokko in Bremen ernannten Volker
Kröning am 29. Oktober 2010 das Exequatur als
Honorarkonsul erteilt. Der Konsularbezirk umfasst die Bundesländer Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Die Anschrift der honorarkonsularischen Vertretung lautet:
Wilhelm-Herbst-Strasse 12
28539 Bremen
Tel: 0421 – 46 04 900
Fax: 0421 – 46 04 902
Sprechzeiten: nach Vereinbarung
E-Mail: Kroening-Bremen@t-online.de
Polen
Die Bundesregierung hat dem zum Leiter der
honorarkonsularischen Vertretung der Republik Polen in Schwerin ernannten Helmuth
Freiherr von Maltzahn am 21. Juli 2010 das
Exequatur als Honorarkonsul erteilt. Der Konsularbezirk umfasst das Land MecklenburgVorpommern.
Die vollständige Anschrift der honorarkonsularischen Vertretung lautet:
Lindenstrasse 1
19055 Schwerin
Tel: 0385 – 59 37 82 50
Fax: 0385 – 59 37 82 52
Sprechzeiten: Mo und Do, 9.00 – 12.00 Uhr
E-Mail: helmuth.v.maltzahn@
polnischeshonorarkonsulat-mv.eu
Deutsche Vertretungen
im Ausland:
Als außerordentliche und bevollmächtigte
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland sind empfangen worden und haben
ihr Beglaubigungsschreiben/ Agrément
erhalten in/im/in der:
• Dr. Claus Bernard Auer von Seiner Exzellenz
dem Präsidenten der Republik Tschad Idriss Déby Itno.
• Dr. Wolfgang Moser von Seiner Majestät Preah Bat Samdech Preah Boromneath
Norodom Sibamoni, dem König von Kambodscha.
• Herbert Quelle von Seiner Exzellenz dem
Präsidenten der Republik Aserbaidschan
Ilham Hejdar oglu Alijew.
• Eberhard Schanze von Seiner Exzellenz
dem Präsidenten der Republik Ghana Professor John Evans Atta Mills.
• Stefan Schlüter von Seiner Exzellenz dem
Präsidenten der Republik Trinidad und
Tobago Professor George Maxwell
Richards.
• Dr. Walter Jürgen Schmid am Heiligen Stuhl
von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI.
Auswärtiges Amt
in der Wilhelmstraße
(Aufnahme von 1937)
Impressum
Herausgeber
Dr. Irene Ernst
Postfach 421
10666 Berlin
E-Mail: ernst@diplomatischesmagazin.de
Verlag
Diplomatisches Magazin
Verlagsgesellschaft mbH
Postfach 421, 10666 Berlin
Tel.: 030 - 26 39 30 85
Fax: 030 - 21 86 934
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Amtsgericht Berlin-Charlottenburg
HRB 93249 B
Steuer-Nr.: 21/249/60576
USt-IdNr.: DE235874387
Redaktion
Oliver Wagner (Chefredakteur)
Tel:. 0176 36147791.
Beate Baldow (CvD)
E-Mail: redaktion@diplomatisches-magazin.de
Mitarbeit in dieser Ausgabe:
Nicole Pätzold, Wolf Burkhard Wenkel, Jan Edel,
Jan Noether, Julian Nierentz, Dr. Josef Braml, Konrad Hirsch, Annette Kaiser, Volker-Joachim Stern,
Jutta Höflich, Tone Korssund-Eichinger, Julie
Beelen-Heidl, Martin Hiebsch, Andreas Dorfmann, Mania Feilcke, Christophe Leclerq, Marcel Viëtor, Prof. Dr. Peter Kolbe, Jan D. Walter,
Julia Brasch
Grafik / Layout
Design Network, Berlin
Nick Mandelkow, Regina Altenkirch
E-Mail: grafik@diplomatisches-magazin.de
INTERNATIONAL RELATIONS
Mythos Auswärtiges Amt
Ein Buch räumt mit der Legende vom WiederstandsHort Auswärtiges Amt auf. Nur wenige Mitarbeiter
zeigten zwischen 1933 und 1945 Opposition.
Stattdessen war der Auswärtige Dienst von Anfang
an an der Gewaltherrschaft der Nazis und ihrer
Absicherung aktiv beteiligt, sagen die vier Autoren
Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe
Zimmermann. Wir stellen den Band ausführlich vor.
BUSINESS:
INTERNATIONAL RELATIONS:
Selbständiges Denken und Handeln
Schlachtfeld Erde
Internationale Manager trainieren neue
Motivations- und Führungstechniken
Ein Militärexperte wertet Geo-Daten aus
und sieht den Schatten eines Klimakrieges
Fotos
Mohamed El-Sauaf
Alte Potsdamer Straße 9, 10785 Berlin
Tel.: 030 - 25 92 29 00
Fax: 030 - 25 89 97 89
E-Mail: m.elsauaf@web.de
Übersetzung
inlingua Übersetzungen Berlin, Niel Ramsey
Druck und Herstellung
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Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde
Tel.: 030 - 41 909-0 Fax: 030 - 41 909-299
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Abonnementbedingungen
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Jahr und verlängert sich automatisch, falls nicht
3 Monate vor Ablauf schriftlich gekündigt wird.
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Fotonachweise
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ISSN-0949-040X
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DEZEMBER 2010
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