kulturrouten in europa
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EXTRA KULTURROUTEN IN EUROPA Fotos: Mo Hoffmann (2), Anika Büssemeier, Ulrike Leyens, Odile Hain Vier Reisen zu den spannendsten Kultur-Highlights in Frankreich, Großbritannien, Italien und Holland/Belgien. Mit super Tipps zum Übernachten, Genießen und Erleben BRIGITTE EXTRA 8/2007 1 WO WÜRDEN SIE AM LIEBSTEN SEIN? Kultur erleben in den schönsten Ecken Europas: auf stillen, unbekannten Wegen von Highlight zu Highlight fahren, einkehren in schönen Lokalen, schlafen in wunderbaren Unterkünften. Zwischendurch vielleicht mal wandern oder aufs Fahrrad steigen und die Umgebung erkunden. Für Ihre nächste Kulturreise haben wir vier Autorouten ausgearbeitet und dafür jeweils unterschiedliche Themen zusammengestellt: Mal geht es um die Renaissance oder um geheimnisvolle Gärten, mal um moderne Architektur oder um Shakespeare, mal um typische Delikatessen oder die Malerei der Impressionisten. Für jede Kulturroute gibt es eine genaue Wegbeschreibung mit tollen Tipps. Eine gute Fahrt wünscht Ihre BRIGITTE 2 BRIGITTE EXTRA 8/2007 INHALT Frankreich Von Paris bis Marseille: zu Schlössern und romanischen Kirchen, auf den Spuren von Cézanne und Colette, und die Bouchon-Küche testen S. 4 Service: Etappen, Karte, Adressen S. 11 Holland/Belgien Von Düsseldorf bis Brüssel: zu avantgardistischer Kunst und Architektur, zu Clubs und Opernhäusern, und idyllische Dörfer besuchen S. 14 Service: Etappen, Karte, Adressen S. 18 Italien Von Venedig bis Rom: zu Renaissance-Städtchen und mystischen Gärten, und einmalige Fresken und Statuen besichtigen S. 20 Service: Etappen, Karte, Adressen S. 28 Großbritannien Von London bis Stratfordupon-Avon: zu Landsitzen, Wellness-Tempeln, Kirchen, und dem sagenhaften König Artus nachspüren S. 30 Service: Etappen, Karte, Adressen S. 34 Fotos: Odile Hain (2), Mo Hoffmann, Anika Büssemeier (2), Ulrike Leyens Zauberhafte Plätze zum Verweilen: Die Bar „11“ in Amsterdam, eine Aussichtsterrasse über den Dächern von Florenz, die Museumsinsel Hombroich, die Tate Gallery in St. Ives, das Musée Colette in Saint-Sauveur-en-Puisaye und die Uffizien in Florenz (von links oben nach rechts unten) IMPRESSUM Chefredakteur: Andreas Lebert Stellvertretende Chefredakteurin: Claudia Münster Art-Directorin: Andrea Hinrichs Textchefin/Chefin vom Dienst: Susanne Mersmann Geschäftsführende Redakteurin: Britta Brenneisen Redaktion: Anna M. Löfken (Leitung), Nina Grygoriew Schlussredaktion: Ina Freisleben Bildredaktion: Sonja Streit (Leitung), Holger Geys Layout: Annette Simons Grafische Schlussredaktion: Harald Vierth (Leitung), Germaine Tarnow Herstellung: Helge Voss (Leitung), Tanja Kuge Verlagsleitung: Julia Jäkel Anzeigenleitung: Helma Spieker Vertriebsleitung Rainer Stöber, DPV Deutscher Pressevertrieb. © 2007 by Gruner + Jahr AG & Co KG, Druck- und Verlagshaus; Redaktion BRIGITTE, 20444 Hamburg. Druck: Appl Druck, Wemding BRIGITTE EXTRA 8/2007 3 RENDEZ 4 BRIGITTE EXTRA 8/2007 KULTURROUTE FRANKREICH VOUS MIT CÉZANNE Ein bisschen was von Frankreich kennen Sie schon? Auf unserer achttägigen Reise von Paris nach Marseille können Sie die Seiten der „Grande Nation“ erleben, die weniger bekannt sind – dafür umso spannender: das Dorf Barbizon, Sommerfrische der Impressionisten und die wichtigsten Stationen des Malers Paul Cézanne in seiner Heimatstadt Aix-en-Provence. Die Geheimnisse des französischen Käses Comté und die traditionelle, kräftige Bouchon-Küche in Lyon. Die Lavendelfelder um Valensole, die selbst dann betören, wenn sie abgeerntet sind. Die Lebenswege von Colette, George Sand und Marguerite Duras und was die drei Schriftstellerinnen miteinander verband. Die Besonderheiten der Schlösser im Burgund und die wunderschönen romanischen Kirchen der Auvergne. Eine Fahrt voller Überraschungen, durch herrliche Landschaften und aufregende Städte FOTOS VON MO HOFFMANN Das Château de Cormatin im Burgund ist berühmt für seinen Park. Es gibt einen französischen und einen englischen Teil sowie ein Buchsbaum-Labyrinth BRIGITTE EXTRA 8/2007 5 1. ETAPPE: von Paris bis Fontainebleau Die Wiege des Impressionismus Auf den ersten Blick ist Barbizon ein Provinzstädtchen, etwa 50 Kilometer von Paris entfernt. Doch seit sich um 1820 ein paar Studenten der Pariser Kunsthochschule hier ansiedelten, entnervt von Großstadt und Professoren, gilt das Dorf als Wiege des Impressionismus. In Paris sprach sich damals herum, welch fantastische Kulisse Barbizon bietet, und so kamen immer mehr Künstler hierher, um zu malen. Einige nur fürs Wochenende, andere richteten sich ein Atelier in Barbizon ein oder wurden Dauermieter in der Auberge Ganne (92, Grande Rue, F-77630 Barbizon, Tel. 01/ 60 66 22 27, Fax 60 66 22 96, www.seine-et-marne.fr). Dieser Landgasthof, in dem Impressionisten wie JeanFrançois Millet, Théodor Rousseau oder Narcisse Diaz auf Matratzenlagern übernachteten, ist heute Museum mit wechselnden Ausstellungen. Alle Räume sind dank ergiebiger Suche auf Barbizons Speichern mit Originalmöbeln eingerichtet. Auf manchen kann man noch Bilder oder Zeichungen einiger Maler entdecken – ihre Bezahlung an Madame Ganne, wenn sie die Rechnung nicht begleichen konnten. Was hat asiatische mit impressionistischer Kunst zu tun? Die eine hat die andere beeinflusst – als Mitte des 19. Jahrhunderts chinesische Kunst nach Frankreich kam und die Impressionisten den Stil für sich entdeckten. Die Studenten von Barbizon wären begeistert gewesen, hätten sie geahnt, dass ganz in ihrer Nähe ein wahrer Schatz an asiatischer Kunst verborgen war: im Château de Fontainebleau (Musée chinois, F-77300 Fontainebleau, Tel. 01/60 71 50 70, Fax 60 71 50 71, www.musee-chateau-fontainebleau.fr). Kaiserin Eugénie war begeisterte Sammlerin, das Ergebnis ist ein echtes Kuriositäten-Kabinett: Tibetanische Buddha-Denkmäler, chinesisches Porzellan, Jade- und Elfenbeinskulpturen und fernöstlicher Schmuck liegen in einem rot-schwarzen Raum, dessen Wände mit lackierten Paravents bedeckt sind. Am Kamin ein Altar mit goldenen Drachen, Elefantenzähnen, riesigen Vasen, und das wertvollste Stück in einer großen Glasvitrine: die Kopie der königlichen Krone von Siam, die der Kaiserin 1861 vom Botschafter Siams überreicht wurde. 2. ETAPPE: von Fontainebleau bis Nevers Die Literatur-Rebellinnen Drei Frauen, drei Jahrhunderte, drei Schicksale – vordergründig haben Colette, George Sand und Marguerite Duras wenig gemein. Begibt man sich aber auf Spurensuche entlang den Orten ihres Schaffens, wird klar, dass die drei Literatinnen durchaus etwas teilten: ihre emanzipierte Gesinnung und ihr zuweilen schockierendes Auftreten. Das Dorf Barbizon Sidonie Gabrielle Colette hatte viele gilt als „Wiege Begabungen: Sie war Varieté-Künstdes Impressionislerin, Journalistin und Schriftstellerin. mus“. Maler wie Jean-François Geboren 1873 in Saint-Sauveur-enMillet kamen im Puisaye, lebte sie 20 Jahre hier. Das Mu19. Jahrhundert sée Colette ist in einem Schloss oberhierher, um die fantastische Kuhalb der Stadt untergebracht (Château, lisse des Örtchens F-89520 Saint-Sauveur-en-Puisaye, in ihren Bildern Tel. 03/86 45 61 95, Fax 86 45 55 84, einzufangen 6 BRIGITTE EXTRA 8/2007 Im Château de Fontainebleau verbirgt sich ein echter Schatz an asiatischer Kunst. Kaiserin Eugénie war begeisterte Sammlerin und stattete ihr Schloss mit Jadeskulpturen, Buddhas und chinesischen Vasen aus www.puisaye.com). Und dieses Museum ist ein Geschichtshaus zum Sehen, Hören und Fühlen: im ersten Stock hunderte von Schwarz-Weiß-Fotografien, Lautsprecher, über die man Colettes Stimme hört, die ihr Leben erzählt. In einigen Räumen stehen die Originalmöbel ihrer letzten Wohnung im Pariser „Palais Royal“, in einem anderen zeigen Plakate und Filme ihre Zeit als Varieté-Künstlerin. Dass George Sand aus reicher Familie stammte, sieht man gleich: Das Haus ihrer adeligen Großmutter, in dem sie aufwuchs und die meisten ihrer 80 Romane schrieb, ist ein herrschaftlicher Landsitz. Alles in der Domaine George Sand (F-36400 Nohant-Vic, Tel. 02/54 31 06 04, Fax 54 31 18 48, www.monum.fr) ist so geblieben, wie die Schriftstellerin es verlassen hat: Familienfotos auf dem Kaminsims, Nippes im Regal, der Esstisch gedeckt für einen Abend mit Freunden. Ein echtes Highlight: das kleine Marionetten-Theater, das Sand mit ihrem Sohn Maurice in einem Seitentrakt des Hauses baute. Hier spielte sie ihre Stücke in Generalprobe. Über 150 Marionetten aus dieser Zeit sind noch erhalten. Das Wohnhaus von Marguerite Duras ist in Nevers nicht zu besichtigen – bevor ihr Drehbuch „Hiroshima, mon amour“ hier verfilmt wurde, hatte die Schriftstellerin nie einen Fuß in dieses Städtchen gesetzt. Aber Nevers ist einer der Handlungsorte von Duras’ Geschichte, und so können wir uns bei einer Führung durch die Stadt auf die Spuren des Films begeben (Office de Tourisme de Nevers et sa région, Palais Ducal, F58008 Nevers Cedex, Tel. 03/86 68 46 00, Fax 86 68 45 98, www.nevers-tourisme.com). Dabei streifen wir durch romantische Parks, spazieren an der Loire entlang, werfen vom Place de la République einen traumhaften Blick über den Fluss und besichtigen die Kirche St. Etienne, die Duras für ihr Drehbuch an eine andere Stelle „versetzte“. Warum Duras Nevers ausBRIGITTE EXTRA 8/2007 7 wählte? „Ich brauchte eine Stadt in der Größe der Liebe“, sagte sie. „Ich habe sie in Nevers gefunden.“ 3. ETAPPE: von Nevers bis Lons-le-Saunier Ein ganz besonderer Käse Als wir am Maison du Comté ankommen, sind wir etwas enttäuscht (Avenue de la Résistance, F-39801 Poligny, Tel. 03/84 37 78 40, Fax 84 37 07 85, www.comte.com). Vor uns steht ein schmuckloser 80er-Jahre-Bau. Wir gehen trotzdem rein, zum Glück: Hier lernen wir auf spielerische Weise alles, was wir über den weltberühmten Comté-Käse wissen möchten. Zugegeben, der Museums-Parcour richtet sich eher an Kinder, ist aber auch für Erwachsene ein großer Spaß. Wir erfahren zum Beispiel, dass der Comté nur in der Provinz Doub hergestellt werden darf und jede Montbéliard8 BRIGITTE EXTRA 8/2007 Kuh einen Hektar Weideland mit 180 ver- Frankreich mit allen Sinnen genießen: schiedenen Gräsern für sich allein braucht. die Basilique Was wir in der Theorie gelernt haben, dürd’Orcival, das Château de Drée, fen wir in der Käserei Hervé Poulet live Bouchonmiterleben (39210 Granges-sur-Baume, Tel. Lavendel, Besitzer Joseph 03/ 84 48 28 32, Fax 84 48 29 92). ZusamViola, eine Milchmen mit seinen drei Söhnen produziert Hervé lieferantin für Käse und das Haus den Morbier, auch kleiner Bruder des Comté der Schriftstellerin genannt. Mit Erfolg – viermal schon hat HerGeorge Sand vé eine Goldmedaille für seinen Käse gewonnen. Wahrscheinlich, weil er ihn so liebt. 60 Tage pflegt er jeden Laib, genauso wie es schon sein Großvater getan hat. In der Auslage der Fromagerie Pianet liegen nicht nur Comté und Morbier (7, Rue Saint Désiré, F-39000 Lons-leSaunier, Tel. 03/84 24 04 98). Jean-Claude Pianet vertreibt in seinem kleinen Käseladen in Lons-le-Saunier 50 verschie- dene französische Käsesorten: den Bleu, den Tomme, den berühmten Winterkäse Mont d’Or, den Cancoillotte und Raclette. Für den Comté hat Monsieur Pianet sogar ein eigenes Papier erfunden. Weil gerade die Lagerung so wichtig ist, sind in diesem Papier drei Schichten Metall verarbeitet, die den Käse einen Monat frisch halten. 4. ETAPPE: von Lons-le-Saunier bis La Clayette Die Burgundschlösser Schlösser und Frankreich – da denkt man sofort an die Loireschlösser Amboise oder Chambord. Unbekannter, aber nicht uninteressanter sind die Châteaus im Südburgund: 17 gibt es auf der „Route des Châteaux en Bourgogne du Sud“. Das Château de Cormatin ist berühmt für seine wunderschöne Parkanlage (F-71460 Cormatin, Tel. 03/ 85 50 16 55, Fax 85 50 72 06, www.chateaudecormatin. com). Auf jeder Seite des Schlosses hat dieser Garten einen anderen Stil: Vorn ist er französisch verspielt, hinten englischnatürlich, beim Eingang liegt ein Gemüsegarten und ganz an der Spitze ein Labyrinth aus Buchsbäumen und einem kleinen Kanal. Gebaut wurde das Château Anfang des 17. Jahrhunderts im besten Louis-XIII.-Stil: bunt, opulent, mit verzierten Holzvertäfelungen und schweren Textilbehängen. Absolutes Highlight ist das Kabinett der heiligen Cécile, dessen vergoldete Wanddekorationen den Schein der Kerzen so reflektieren, dass der ganze Raum zu leuchten scheint. Während Cormatin sich hinter hohen Mauern versteckt, ist das Château Berzé-le-Châtel schon kilometerweit von der Straße aus zu sehen (F-71960 Berzé-le-Châtel, Tel. 03/ 85 36 60 83, Fax 85 51 60 31, www.richesheures.net). Es gilt als eine der besterhaltenen mittelalterlichen Festungen Frankreichs und als Paradebeispiel für die damalige Trutzbauweise – das Schloss verfügt über 13 Wachtürme, die besichtigt werden können. Die Räume des Châteaus dagegen sind für Besucher nicht zugänglich, die Burg ist Privatbesitz. Wer in der Nebensaison zum Château reist, bekommt dafür eine persönliche Führung der einzigen Bewohnerin Comtesse de Milly. Nach der zweckorientierten Festung Berzé-le-Châtel kommt uns das Château de Drée wie ein Sahnetörtchen vor (F-71800 Curbigny,Tel. 03/85 26 84 80, Fax 85 26 86 01, www.chateau-de-dree.com). 1300 Rosenstauden und nicht enden wollende Reihen von Buchsbäumen erwarten uns bereits am Eingang, im Garten kleine Springbrunnen, Statuen und Terrassen. Und auch die Salons im Schloss können mithalten: Farbenfrohe Teppiche, filigrane Louis-XV.-Stühlchen, bestickte Canapés, üppige Kronleuchter und verspielte Spiegel schmücken den Königsraum und die Salons. Der Marquis de Drée, der das Schloss 1767 so ausstattete, war ein enger Freund Ludwigs XV. – was wirklich unverkennbar ist. 5. ETAPPE: von La Clayette bis Lyon Feinschmeckeressen – rustikal und preisgünstig Lyon ist berühmt für seine Gastronomie, vor allem wegen Sternekoch Paul Bocuse, der hier die „Nouvelle Cuisine“ erfand. Aber noch eine kulinarische Besonderheit kann man in Frankreichs drittgrößter Stadt entdecken: die Bouchons – kleine, rustikale Gaststätten, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Geöffnet sind sie nur während der Woche, die Gerichte sind preisgünstig und herzhaft, aber nicht jedermanns Sache: Andouillette (Kuttelwurst), Gras-double (Rindermagen) oder Cervelle (Hirn). Von Einheimischen bekommen wir den Rat, die Bouchons in der Altstadt zu meiden, die seien nichts weiter als gewöhnliche Bistros. Die echten Bouchons lägen auf der Presqu’Île zwischen Rhône und Saône. Eines der ältesten Bouchons ist Le Garet (7, Rue du Garet, F-69001 Lyon, Tel. 04/78 28 16 94, Fax 4/72 00 06 84), das trotz seines Alters von fast 100 Jahren für eine ganz neue Generation der Traditionslokale steht: Der erst 35-jährige Besitzer Emmanuel Ferra kommt aus der Haute Cuisine und hat zwei Jahre bei Bocuse gearbeitet. Laut und lustig ist es im „Le Garet“. „Das ist genau das, was mir in den Sterne-Restaurants gefehlt hat: die Kundennähe“, sagt Emmanuel. Seine Spezialität: „Cervelle de Veau à la meunière“ – Kalbshirn. Emmanuel selbst kocht nicht mehr, er geht nur noch auf den Markt. „Wenn ihr bei einem Gourmetkoch essen wollt, dann müsst ihr zu meinem alten Chef Joseph Viola gehen.“ Und genau das tun wir, denn die Chance, von einem echten Haute-Cuisine-Koch für wenig Geld bekocht zu werden, wollen wir uns nicht entgehen lassen. Das Daniel et Denise liegt in einem ruhigen Wohnviertel (156, Rue de Créqui, F69003 Lyon, Tel./Fax 04/78 60 66 53). In diesem Bouchon geht es etwas anders zu: dezentere Dekoration, eine Weinkarte auf dem Tisch und als „Geschenk des Hauses“ Baguette und Fleischterrine. Wir bestellen „Pfarrers-Omelette“ mit Flusskrebsschwänzen, vom Chef persönlich zubereitet. Der trägt an seinem Kragen die Trikolore. „Das dürfen nur ‚Meilleur Ouvrier de France‘“, sagt Joseph stolz. Zu Recht – es ist eine der höchsten Auszeichnungen für Köche in Frankreich. Was uns jetzt noch fehlt, ist ein Bouchon, in dem eine echte „Mère“, kocht. Wir finden es – im Café du Jura. Da ist die Chefin eine Frau (25, Rue Tupin, F-69002 Lyon, Tel. 04/78 37 85 15, Fax 78 37 59 49). Wie eine Mutter sieht Brigitte Josserand mit kurzem Bubikopf und sportlicher Figur allerdings nicht aus. „Früher fuhr ich Gelände-Rallyes“, erzählt sie. „1974 haben mein Mann und ich dann das Bouchon gekauft. Die Aufgabenverteilung haben wir von den Vorgängern übernommen.“ Er stand an der Theke, sie in der Küche. Die Spezialitäten des Hauses: panierter Rinderpansen und Geflügelleber-Pastete. Über ihre Nachfolge muss Brigitte sich auch keine Sorgen machen. Nach dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren hat Sohn Benoit die Theke übernommen und wird von der Frau Mama auch in der Küche ausgebildet. 6. ETAPPE: von Lyon bis Clermont-Ferrand Meisterwerke der Romanik In der Auvergne regnet es. Immer. So heißt es jedenfalls, doch als wir in die Mitte Frankreichs hineinfahren, ist kein Wölkchen am Himmel, und das lässt die Schönheit der romanischen Kirchen dieser Gegend noch mehr erstrahlen. In der Hauptstadt Clermont-Ferrand ist von romanischer Schönheit allerdings erst mal nichts zu sehen – ein zubetonierter Industriegürtel verdeckt die Altstadt. Auch als wir direkt vor Notre-Dame-du-Port stehen, sehen wir nichts weiter als eine zwischen Wohnhäuser gequetschte Kirche. BRIGITTE EXTRA 8/2007 9 Aber diese Kirche hat es in sich: Bunte Kirchenfenster erzeugen farbige Lichtspots, die fast ein bisschen an moderne Kunst erinnern, um den Altar herum gruppieren sich acht Säulen mit Szenen aus Altem und Neuem Testament und wilden Fantasiegebilden: Eva hadert mit der Schlange, ein Affe zupft Adam am Bart, der Engel verkündet Maria die frohe Botschaft – man braucht Stunden, um alle Details zu entdecken. Notre-Dame-du-Port ist vorübergehend wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen, aber im Nachbargebäude ist eine Ausstellung installiert, in der man das Innere und die Architektur fast so intensiv erleben kann wie in der Kirche selbst (20, Rue du Port, F-63000 ClermontFerrand, Tel. 04/73 98 65 00). Unsere nächste Station, die Kirche Saint-Saturnin des gleichnamigen Dorfes, kann da spielend mithalten (Tel. 04/ 73 39 30 13). Sie steht mit ihrem achteckigen Turm auf der Spitze eines Felsmassivs und bildet das Zentrum des Städtchens, das sich in Spiralen um die Kirche bis ins Tal hinab windet. Ihr Inneres ist zwar eher nüchtern, und ihre Kapitelle lassen bereits den Einfluss der Gotik spüren, doch allein die Lage ist so spektakulär, dass ein Besuch einfach sein muss. Ähnlich wie die Kirche Saint-Nectaire, die hoch oben auf dem Mont Cornadore zwischen bewachsenen Vulkanhügeln liegt und kilometerweit zu sehen ist (Place de l’Eglise, F-63710 Saint-Nectaire, Tel./Fax 04/73 88 50 67). Sie ist berühmt für ihre reiche Ausstattung und ihre 103 Kapitelle, die Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament, von der Apokalypse und den Wundern des heiligen Nectaire erzählen. Saint-Nectaire ist bis Ende 2007 eingerüstet – trotzdem, allein die traumhafte Aussicht vom Platz rund um die Kirche ist jeden Besuch wert. Die Basilique Notre-Dame d’Orcival zu besichtigen ist dagegen kein Problem (Le Bourg, F-63210 Orcival, Tel. 04/73 65 81 49). Das besondere Highlight dieses Gotteshauses ist eine kleine, eher unscheinbare Marienfigur: Betrachtet man sie von rechts, lächelt sie, von links schaut sie Auf den Spuren von Paul Cézanne in Aix-en-Provence: sein Elternhaus „Le Jas de Bouffan“, in dem er erste Malstudien machte, und das „Atelier des Lauves“, in dem noch die Original-Einrichtung zu sehen ist ernst. Eine Darstellung der Jungfrau Maria, die zugleich milde lächelnde Mutter und strenge, ernste Königin ist. Diese symbolische Spielerei ist nicht die einzige, die Orcival zu bieten hat: Die Figuren auf den 244 Kapitellen sind ebenfalls voller versteckter Anspielungen und Hinweise. 7. ETAPPE: von Clermont-Ferrand bis Valensole Der Duft der Parfümeure Auch wenn man die Provence auf dem Weg zum Meer schon öfter durchquert hat, an den riesigen Lavendelfeldern kommt man dabei meistens nicht vorbei, denn die liegen nördlich von Toulon, am Rande des Luberon, im Pays du Verdon. Um die volle Pracht des bläulich violett blühenden Lavendels genießen zu können, kommt man am besten in der letzten Juniwoche her, danach sind die Felder abgeerntet. Allerdings gibt es auch dann noch genug zu sehen. Jean-Paul Angelvin gibt auf seiner Farm Lavandes Angelvin zu jeder Jahreszeit gern Auskunft über „seine“ Pflanze (Campagne Neuve, F-04210 Valensole, Tel./Fax 04/92 74 80 53, http://lavandesangelvin.site.voila.fr). Auch wenn das für Besucher wie uns erst mal ein wenig ernüchternd ist: Auf 80 Prozent der Felder von Valensole wächst nämlich kein Lavendel, sondern Lavandin – eine Kreuzung aus wildem und echtem Lavendel. Der eignet sich besser für pharmazeutische und kosmetische Produkte. Für den echten Lavendel interessieren sich dagegen vor allem die Parfümeure. „Das Parfüm ist in den Kapseln der Blüten versteckt“, erklärt JeanPaul. „Dieser Geruch wird bei der Destillation aufgefangen.“ Dann breite sich der Duft kilometerweit aus, schwärmt er, überall lägen violette Blüten herum. „Und das ist magisch!“ Als wir durch die Lavendelfelder von Puimoisson fahren, können wir uns das sofort vorstellen: bis zum Horizont nichts als Lavendel, ein leichter Wind bewegt sanft die Büsche. Der Duft ist betörend, die Sonne des späten Nachmittags taucht die bläulich grünen Pflanzen in ein zartes Goldgelb – wir könnten ewig hier stehen bleiben. Nach einer Weile fahren wir trotzdem weiter, zum Maison des Pro- duits de Pays du Verdon (Route de Riez, F-04500 Allemagne-en-Provence, Tel. 04/92 77 40 24, Fax 92 77 49 58). Hier ist jeder noch so kleine Bauernhof aus der Gegend mit seinen Produkten vertreten: Es gibt verschiedene Lavendelhonige, zahlreiche Sorten Olivenöl, Weine, Gesichtscremes, Töpfergeschirr, Basilikumpasten, Käse und, und, und. Das Beste daran: Die Produkte sind preiswert, weil der Laden eine Initiative der Erzeuger ist und keinen Gewinn erwirtschaften muss – die Entscheidung, was wir denn nun kaufen sollen, erleichtert uns das natürlich nicht. 8. ETAPPE: von Valensole bis Marseille Stationen eines Künstlers Das Cézanne-Jahr zum 100. Todestag des Malers in seiner Heimatstadt Aix-en-Provence ist längst vorbei, allerdings gibt es seitdem drei neue Sehenswürdigkeiten, die uns einladen, hier auf den Spuren des berühmten Künstlers zu wandeln. In seinem Elternhaus Le Jas de Bouffan machte Cézanne erste Malstudien in einem kleinen Atelier unter dem Dach (Route de Galice, F-13100 Aix-en-Provence, Tel. 04/42 16 11 61). Die Fresken, die er auf die Wände des Salons malte, wurden leider entfernt und hängen heute in Museen, eine Diaprojektion zeigt jedoch, wie das Zimmer mit den großformatigen Frauenmotiven einst ausgesehen hat. Auch Cézannes weiteres künstlerisches Schaffen wird per Projektor an die Wände geworfen, Originalmobiliar oder Erinnerungsstücke sind durch häufige Besitzerwechsel des Hauses nicht mehr erhalten. Nur im Garten, wo die Zeit stillzustehen scheint, kann man Cézannes Motive weiterhin erahnen. Wesentlich mehr als im Wohnhaus kann man in Cézannes Atelier des Lauves sehen (9, Avenue Paul Cézanne, F13100 Aix-en-Provence, Tel. 04/42 16 11 61, www.ateliercezanne.com). In diesem kleinen Landhaus verbrachte der Maler die letzten vier Jahre seines Lebens, hier findet man alles wieder, was ihm lieb und teuer war: Zirkel und Vergrößerungsgläser, Totenköpfe, die er aus Marseille mitbrachte, seinen alten Mantel, der noch an der Garderobe hängt, und einen Obstkorb – auf vielen seiner Stillleben verewigt – den er von seinem engen Freund Emile Zola bekam. Neben einem der hohen Fenster entdecken wir eine lang gestreckte Luke in der Wand: Durch die wurden großformatige Bilder nach draußen geschafft. Eine Idee, die Picasso später nachahmte. Nach den Führungen durch die zwei Häuser sind wir froh, in den Carrières de Bibémus allein auf Entdeckungsreise zu gehen (3080 Chemin de Bibémus, F-13100 Aix-en-Provence, Tel. 04/42 16 11 61). Cézanne kam in diesen stillgelegten Steinbruch, um Naturstudien zu betreiben – elf Ölbilder und 16 Aquarelle malte er hier. Und einige der Motive finden wir wieder: „Le rocher rouge“, einen Felsen, der tatsächlich genauso rot leuchtet wie auf Cézannes Gemälde, den Blick auf das Bergmassiv von Sainte-Victoire, eine Kalksteinformation, die Cézanne immer wieder malte, oder den Steinbruch mit seinen abstrakten Formen – Bilder, die heute zu seinen bedeutendsten Werken zählen. Und auch wenn wir nicht immer feststellen können, wo genau Cézanne seine Staffelei aufgestellt hat – am Ende des Spaziergangs über weichen, moosigen Boden durch Wald und Felsen sind wir wirklich glücklich. BARBARA MARKERT Wegstrecke: Kulturroute Frankreich 1. ETAPPE: von Paris bis Fontainebleau In Paris im Ring „Périphérique“ die Ausfahrt „Porte d’Italie“ zur A6B Richtung Lyon nehmen. Bis zur Abfahrt N7 in Richtung Fontainebleau, dann bis zur Abfahrt N37 Richtung Barbizon/Chailly-en-Bière fahren, dann auf die D64 nach Barbizon. Von Barbizon zurück auf die D64 bis Macherin, auf die D11 Richtung Gorges de Franchard, dann die D409 bis Fontainebleu. UNTERKOMMEN L’Aigle Noir. Wenn in Fontainebleau getagt wird, nächtigt hier die PolitProminenz: Valéry Giscard d’Estaing, François Mitterrand und Jacques Chirac wohnten in dem Haus aus dem 15. Jahrhundert, aber auch Caroline von Monaco und Gary Cooper. DZ/F ab 170 Euro (27, Place Napoléon Bonaparte, F-77300 Fontainebleau, Tel. 01/60 74 60 00, Fax 60 74 60 01). GENIESSEN L’Ermitage St. Antoine. Trotz großer Entfernung zum Meer auf Fisch spezialisiert. Wenn Besitzer Stéphane Lukas keinen frischen bekommt, lässt er sein Restaurant lieber geschlossen. Weitere Spezialität: das Dessert „Bonbon de Crapulons“. Fischgericht ab 30 Euro (51, Grande Rue, Barbizon, Tel. 01/64 81 96 96, Fax 60 66 46 28). 2. ETAPPE: von Fontainebleau bis Nevers In Fontainebleau auf die D58 in Richtung Episy, in Sorque rechts ab auf die D104 nach Montigny, dann auf die D58 in Richtung Nemour. In La Genevraye auf die D40 bis Nemours, dann auf die D225 bis Chéroy. Dort auf die D81 bis Sens, dann auf die N6 in Richtung Joigny, später auf die D955 in Richtung Senan. In Ailland sur Tholon in Richtung Toucy fahren, dann der D955 bis SaintSauveur-en-Puisaye folgen. Von Saint-Sauveur-enPuisaye auf die D955 in Richtung Cosne-sur-Loire bis Bourges. Dort auf die N142, dann auf die N151 in Richtung Châteauroux. In St.-Florent-sur-Cher auf die D35 bis Châteauneuf-surCher, später auf der D940 in Richtung Lignières bis SaintChristophe-en-Boucherie. Dort auf die D68A nach La Berthenoux, dann auf die D72. Auf der D69 weiter nach St.-Chartier, dann auf der D918 nach Nohant. Von Nohant auf der D69 bis Thevet-St.-Julien, dann auf der D951/D1 bis Ainay-leVieil. Auf der D1 in Richtung Charenton-du-Cher, dann auf die D951 in Richtung Sancoins. Dort auf die N76 bis Saint-Pierre-le-Moûtier, weiter auf der N7, die in die A77 übergeht, bis zur Ausfahrt 37 „Nevers-Centre“. UNTERKOMMEN Hotel Blanche de Castille. Zwölf Zimmer in einem alten PostkutschenHaus mit netter InnenhofTerrasse in der Nähe des Musée Colette. DZ/F ab 39 Euro (17, Rue d’Orléans, F-89220 Bleneau, Tel. 03/86 74 92 63, Fax 86 74 94 43). Château de la Commanderie. Ehemalige Residenz der Tempelritter aus dem 11. Jahrhundert. Man schläft in Himmelbetten in riesigen Zimmern BRIGITTE EXTRA 8/2007 11 Kulturroute Frankreich mit Kamin. DZ/F ab 145 Euro (Saint AmandMontrond, F-18200 Farges-Allichamps, Tel. 02/48 61 04 19, Fax 48 61 01 84, www.chateau delacommanderie.com). GENIESSEN Auberge de l’Abbaye de Noirlac. Bescheiden wirkende Gaststätte, in der jedoch kulinarische Genüsse erster Klasse serviert werden: Tauben mit Steinpilz-Ravioli oder Lammmedaillons auf Berry-Bohnen. Menü ab 18 Euro (Bruère-Allichamps, Saint-Amand-Montrond, Tel. 02/48 96 22 58, Fax 48 96 86 63, http://auberge abbayenoirlac.free.fr). 3. ETAPPE: von Nevers bis Lons-le-Saunier Von Nevers-Zentrum auf der D978 bis nach Chalonsur-Saône, dann auf die N73 Richtung Dole wechseln, wenig später auf die N78 in Richtung Louhans/Lonsle-Saunier. In Thurey auf der D24 bis St.-Germain-duBois fahren, von dort auf der D970 bis Bletterans. In Bletterans beim Kreisel zweite Abzweigung nehmen nach Poligny/Domblans und weiterfahren bis zur N83 nach Poligny. Von Poligny auf der D68 bis Plasne, dann auf die D96 bis La Marre wechseln. Dort auf die D4 Richtung Crançot, dann auf die D210 und bis Granges-surBaume fahren. Von Granges-sur-Baume auf der D210 dann weiter über die D70 und die D4 bis nach Crançot. Dort auf die D471 in Richtung Lonsle-Saunier. In Perigny auf die N78 und bis Lons-le-Saunier. 12 BRIGITTE EXTRA 8/2007 UNTERKOMMEN Gothique Café. Vier Gästezimmer im „alten Haus der Äbte“ mitten im historischen Klosterkomplex von Baume-lesMessieurs. Frühstück im Kapitellsaal unter gotischem Gewölbe. DZ/F ab 70 Euro (L’Abbaye, F39210 Baume-les-Messieurs, Tel. 03/84 44 64 47, Fax 84 44 90 25). GENIESSEN La Maison d’Eusébia. Auf dem Felsen eines Hochplateaus gelegen, hat man von der Sonnenterrasse einen Traumblick über die Weinberge des Jura. Das Essen ist ebenfalls ein Traum: Leberpastete auf Pfefferkuchen oder Forelle auf Vin jaune. Menü ab 20 Euro (Rue SaintJean, Château-Chalon, Tel. 03/84 44 92 10, Fax 3/84 44 66 58, www.eusebia.fr). EXTRA-TIPP Les Grottes de Baumeles-Messieurs. Fünf Kilometer langer Rundwanderweg über ein Hochplateau zum Aussichtspunkt „Les Roches de Baume“ und zu den Grotten von Baumeles-Messieurs: fünf nachtschwarze Säle, verbunden durch dunkle Gänge. Im Winter sind die Grotten geschlossen, dann schlafen hier tausende Fledermäuse (Tel. 03/84 48 23 02). 4. ETAPPE: von Lons-leSaunier bis La Clayette Von Lons-le-Saunier auf die N78 bis Louhans, dort auf die D971 bis Brienne, dann auf die D975 bis Tournus. Dort auf die D14 in Richtung Ozenay bis Cormatin. Von Cormatin auf der D981 bis Cluny, dann auf die D980 in Richtung Mâcon, dann auf die „Route touristique“ D309 bis Berzé-le-Châtel. Von Berzé-le-Châtel auf die D17 Richtung Cluny. Dann auf die N79 bis zur D987 Richtung Matour bis La Clayette. Dort auf die D985 in Richtung Charolles, dann auf die D193 bis Drée. UNTERKOMMEN Le Clos de l’Argolay. Kleines Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert in der Altstadt von Charolles. Bunte Wände und Möbel im Stil der damaligen Zeit im Haupthaus, moderne Suiten im neuen Anbau. Im Hof befindet sich ein Pool. DZ/F 95 Euro (21, Quai de la Poterne, F-71120 Charolles, Tel. 03/85 24 10 23, www.closdelargolay.fr). GENIESSEN Le Moustier. Lieblingslokal der Einheimischen von Berzé-la-Ville mit kleinem Biergarten und wundervollem Ausblick auf das Lamartintal. Serviert werden Spezialitäten der Region: Steaks von Charolais-Rindern. Menü ab 14 Euro (Tel. 03/853 777 41). 5. ETAPPE: von La Clayette bis Lyon Von Drée erst auf die D193 fahren, dann auf die D985 in Richtung La Clayette wechseln. In Les Echarmeaux auf die D385 Richtung Lyon, und ab Limonest auf der N6 bis Lyon-Centre fahren. UNTERKOMMEN Maison d’Hôtes du Greillon. Eine kleine, steile Treppe führt vom Saône-Ufer zum „Maison d’Hôtes“, und die Mühe, diese auch hochzusteigen, lohnt sich wirklich. Die Pension ist ein Juwel mit Sonnenterrasse, Flussblick und einer sehr liebevollen Gastgeberin. DZ/F ab 85 Euro (12, Montée du Greillon, F-69009 Lyon, Tel./Fax 04/72 29 10 97, www.legreillon.com). GENIESSEN Bernachon. Nach den deftigen Spezialitäten der Bouchons kann man durchaus etwas Süßes vertragen. Dieser Konditor ist ein wahrer Schokoladen-Tempel. Unbedingt probieren: „Les palets d’or“ – dunkle Schokoladentaler mit Crème fraîche und Blattgoldüberzug. 500 Gramm für 50 Euro (42, Cours Franklin Roosevelt, F-69006 Lyon, Tel. 04/78 24 37 98, Fax 78 52 67 77, www.bernachon.com). 6. ETAPPE: von Lyon bis Clermont-Ferrand Im Lyoner Vorort Francheville auf die D11 und bis Saint-Symphorien-sur-Coise fahren, dort weiter auf der D2 nach Chazelles-sur-Lyon. Von dort auf die D122 Richtung Montrond-lesBains, dann auf die N89 Richtung Clermont-Ferrand wechseln und bis Montrondles-Bains fahren. Dort auf die D496 bis Montbrison, dann auf die D496 bis Ambert wechseln. Hier auf die D906 bis Courpière. Dort auf die D223 bis Lezoux, dann weiter auf der N89 bis Clermont-Ferrand. Von Clermont-Ferrand auf die A75/E11 Richtung Montpellier und bis zur Abfahrt 5 fahren, dort auf die D213 wechseln. Dann auf die D96 bis Saint-Saturnin. In Saint-Saturnin auf die D28, dann auf die D119 bis Olloix, dort auf die D150 bis Saint-Nectaire. In Saint-Nectaire auf die D966, später auf die D983 und dann auf die D27. Danach auf die D555 bis Orcival wechseln. GENIESSEN Auberge de la Vallée. Großer, schlichter Speisesaal mit kleiner Theke und einem brummigen Restaurantbesitzer. Aber das Essen ist dafür phänomenal: das Steak hauchzart, die selbst gemachten Pommes frites ein Gedicht. Menü ab 16 Euro (SaintBonnet-près-Orcival, Tel./Fax 04/73 65 80 70). EXTRA-TIPP Regionalpark der Vulkane. Der Park erstreckt sich über zwei Departements, Puy-de-Dôme und Cantal, und besteht aus hunderten kleinen und größeren Vulkanen. Ein Naturschauspiel und Paradies für Wanderer. Das Fremdenverkehrsamt Clermont-Ferrand bietet geführte Touren an (Office de Tourisme, Place de la Victoire, F-63000 ClermontFerrand, Tel. 04/73 98 65 00, Fax 73 90 04 11, www. ot-clermont-ferrand.fr). 7. ETAPPE: von Clermont-Ferrand bis Valensole Von Clermont-Ferrand auf die N89 bis Pont-de-Dore, dort auf die D906 nach LePuy-en-Velay. Dort auf die N88 bis Pradelles, dann auf die N102 bis Montelimar. Dort auf die D4 bis Grignan, dann auf die D541 nach Nyons. Dort auf die D94 Richtung Gap bis Serres, dann auf die N75 bis Sisteron. Dort auf die N96 bis Manosque, dort auf die D907 und die D6 nach Valensole. In Valensole auf die D6 Richtung Riez, dann auf die D56 bis Puimoisson. In Puimoisson auf der D953 bis Riez, dort weiter auf die D952 ca. 7 Kilometer nach Allemagne-en-Provence. UNTERKOMMEN La Bastide de l’Adrech. In diesem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert kann man nicht nur wunderbar übernachten, sondern sich vom Besitzer Robert Le Bozec auch noch in die Feinheiten der französischen Küche einweihen lassen. Für 30 Euro erhält man wertvolles Wissen über Trüffel, Champignons, Wild und Geflügel. DZ/F ab 68 Euro (Avenue des Serrets, F-04100 Manosque, Tel. 04/92 71 14 18, Fax 92 71 14 16, www. bastide-adrech.com). GENIESSEN Le Relais. Sehr einfaches, aber charmantes Restaurant mit exakt zwei Gerichten zur Auswahl. Dafür mitten im Ort mit Blick auf den Dorfplatz, das Schloss und die Straße nach Riez. Menü ab 14 Euro (Allemagne-en-Provence, Tel. 04/92 77 47 57). EXTRA-TIPP Radtour durchs Luberon. Wer genug vom Auto hat, kann auch auf zwei Rädern durch die Lavendelfelder des Luberon fahren. Der Verein „Vélo Loisir en Luberon“ bietet eine 236 Kilometer lange Rundtour an, die auch in Teilstrecken geradelt werden kann. Fahrradverleih ab 16 Euro pro Tag (www. veloloisir luberon.com). 8. ETAPPE: von Valensole bis Marseille Von Allemagne-en-Provence Karte: Tim Möller-Kaya UNTERKOMMEN Château de Voissieux. Herrschaftliches Landgut mit drei Gästezimmern, in denen man in göttlicher Ruhe zwischen alten englischen und französischen Stilmöbeln nächtigt. DZ/F ab 57 Euro (Saint-Bonnet-prèsOrcival, F-63210 Rochefort-en-Montagne, Tel. 04/73 65 81 02, Fax 73 65 81 27). auf die D952 bis Vinon-surVerdon. Dort auf die D554 bis Ginasservis, dann auf die D23 Richtung Rians bis Pourrières. Dort auf die D623/D57 bis Puyloubier. Dort auf die D17 bis nach Aix-en-Provence. Von Aix-en-Provence auf die N296 Richtung Marseille. Die Straße wird zur A51/ E712 bis zur Abfahrt „Gare Saint-Charles“ in Marseille. UNTERKOMMEN Domaine de Valbrillant. Herrenhaus mit atemberaubendem Ausblick auf die Bergkette Sainte-Victoire. Das Frühstück wird unter Bäumen im Park des Hauses serviert. DZ/F ab 85 Euro (Route de Valbrillant, F-13590 Meyreuil, Tel. 04/42 58 46 76, www. domainedevalbrillant.com). GENIESSEN Auberge Provençale. Hier gibt es Weine und Spezialitäten aus ganz Frankreich: gratinierter Hummer mit selbst gemachten Nudeln oder Lavendeleis mit Mandelüberzug. Dafür kommen sogar die Städter hierher aufs Land. Menü ab 23 Euro (Route National 7, F-13590 Le Cannet de Meyreuil, Tel. 04/42 58 68 54, Fax 42 58 68 05, www. auberge-provencale.fr). TELEFON Vorwahl nach Frankreich 0033, dann Ortsvorwahl ohne die Null. NOCH MEHR KULTURELLE HIGHLIGHTS, Geheimtipps, Hotels und Restaurants auf dieser Route (inklusive Paris und Marseille) finden Sie im neuen BRIGITTEReisebuch „Frankreich“ (12,95 Euro, Diana-Verlag). BRIGITTE EXTRA 8/2007 13 KULTURROUTE NIEDERLANDE/BELGIEN SCHRILLE KUNST IM Alles, was Sie brauchen, sind vier Tage Zeit. Für die atemberaubenden Museen moderner Kunst in Neuss, Mönchengladbach und Venlo, die zeigen, dass ungewöhnliche Formen und Farben nicht nur etwas für Kunstexperten sind. Für eine ausgedehnte Tour durch die Clubszene Amsterdams, bei der Sie jede Menge skurrile Leute treffen. Für die avantgardistische Architektur der Hafenstadt Rotterdam, in der die Einwohner nicht nur ihre Opernhäuser unterbringen, sondern auch selbst leben. Für die verschlafenen, wunderschönen wallonischen Dörfer in Belgien, die Sie in eine andere Welt versetzen. Und für die Kleinigkeiten zwischendurch: tolles Essen, belgische Mode, aufregende Fahrradtouren und neugierige Menschen, die Ihnen ihre Kultur näher bringen wollen. Eine faszinierende Strecke von Düsseldorf nach Brüssel FOTOS VON ODILE HAIN 14 BRIGITTE EXTRA 8/2007 GRÜNEN Das Gebäude der Langen Foundation in Neuss ist selbst schon Kunstwerk genug. Das Museum beherbergt eine der wichtigsten Sammlungen japanischer Kunst im Ausland BRIGITTE EXTRA 8/2007 15 1. ETAPPE: von Düsseldorf bis Venlo Installationen in der Natur Der Kiesweg schlängelt sich durch die Auwiesen der Erft, vorbei an Trauerweiden, Wiesenblumen, Schilf. Unser Ziel ist ein begehbarer, wie eine Skulptur wirkender Ziegelsteinpavillon des Bildhauers Erwin Heerich. Drinnen hängt ein halbes Dutzend monochromer Bilder von Gotthard Graubner, mit denen der Künstler in den 70er Jahren Furore gemacht hat. Kein Schild benennt Graubners Werke. Auch die Kunstwerke in den zehn weiteren Ausstellungsgebäuden der Stiftung Insel Hombroich (Minkel 2, 41472 Neuss, Tel. 021 82/20 34, www.inselhombroich.de) bleiben ohne Namen, genau wie die im Freien aufgestellten Skulpturen und Installationen. Die dadaistischen Scherze von Kurt Schwitters oder die Khmer-Götterbildnisse bedürfen keiner Benennung, keiner Erklärung – anschauen, erfahren, spüren reicht hier völlig. Das sieht auch Renate Berger so, die mit Der Kindergarten Insel Hombroich einer Gruppe des Inselkindergartens unterwegs der hat keine Schaukel, ist. Während die Kleinen auf einem Steinkreis dafür Kunst zum des Künstlers Anatol Herzfeld klettern üben, Anfassen. Auch die Abteiberg erklärt die Leiterin das Konzept dieses Kinder- Museen in Mönchengladgartens: „Keine Rutsche und keine Schaukel, bach und van dafür Kunst zum Anfassen, Malfarben und die Bommel van Dam in Venlo verbinden Natur zum Üben der Feinmotorik.“ Natur, Architektur Die Kunstinsel südlich von Neuss ist die erste und moderne Kunst Station der Crossart Route (www.crossartroute-moderne-kunst.de), an der sich die wichtigsten Sammlungen moderner Kunst zwischen Düsseldorf und dem niederländischen Appeldorn aufreihen. Das Besondere: Jede Sammlung vereint Kunst, Architektur und Natur. Das gilt genauso für das Museum Abteiberg in Mönchengladbach (Abteistr. 27, 41061 Mönchengladbach, Tel. 021 61/25 26 37, www.museumabteiberg.de). Zwar ist es zur Zeit wegen Sanierungsarbeiten geschlossen, doch der weiterhin zugängliche Skulpturengarten lohnt einen Besuch allemal: Eine rosa Aluminiumskulptur von Franz West ragt mitten aus der Landschaft, etwas weiter liegt ein rostroter Stahlring von Mauro Staccioli im Gras – mitten in Mönchengladbach ist dieser Garten ein völlig unerwartetes, dafür umso faszinierenderes Hideaway. Venlo: nächster Stopp hinter der Grenze. Der „Knoten“, eine Bronzeplastik des Japaners Shinkichi Tajiri, weist den Weg zum Museum van Bommel van Dam (Deken van Oppensingel 6, NL-5911 AD Venlo, Tel. 077/351 34 57, www.vanbommelvandam.nl). In den Ausstellungssälen geben die Jungen Wilden des Grenzlandes den Ton an: Dijkstra, Van Hemert, Molin – bei fünf bis sechs wechselnden Ausstellungen im Jahr kommt man hier der Gegenwartskunst zwischen Maas und Rhein ganz nah. 2. ETAPPE: von Venlo bis Amsterdam Clubbing zwischen Grachten Bastian ist von Hamburg nach Amsterdam gezogen, der Liebe wegen. Seitdem lebt er mit der Einheimischen Mareen auf einem Hausboot. Wir kommen im „11“ (Oosterdokskade 3–5, Tel. 020/625 59 99, www.ilove11.nl), dem hippsten Club an der Amstel, ins Gespräch. Vom elften Stock in einem ehemaligen Postamt fliegt der Blick über Grachten und den Hafen. Bastian nutzt die Vogelperspektive, um uns den Weg durch die Amsterdamer Nacht zu weisen. „Loungen ist out, Clubs sind in, am besten die mit Restaurant und Bar wie hier im ‚11‘.“ Die meisten Clubs liegen rund um den quirligen Leidseplein oder in den neuen Trendvierteln im Osthafen. Weiter geht’s mit einem Klassiker: Das Paradiso in einer ehemaligen Kirche ist seit den Auftritten britischer Punkbands Ende der 70er eine Institution (Weteringschans 6–8, Tel. 020/626 45 21, wwww.paradiso.nl). Gut, dass das „Melkweg“ gleich um die Ecke liegt (Lijnbaansgracht 234a, Tel. 020/531 81 81, www.melkweg.nl). Wem das Live-Konzert im „Paradiso“ nicht gefällt, kann in die Bar oder das Kino des legendären Kulturzentrums ausweichen. Zu den Newcomern der Clubszene zählt das chinesisch angehauchte „Jimmy Woo“ (Korte Leidsedwarsstraat 18, Tel. 020/626 31 50, www.jimmywoo.com). Mit Blattgold an der Wand, einem perfekten Sound- und Lichtsystem und natürlich den „beautiful people“. Noch cooler: der Supper Club, wo man zum Fixpreis essen kann (Menü 65 Euro) und dabei eine schrille Performance erlebt (Jonge Roelensteeg 21,Tel. 020/344 64 00, www.supperclub.nl). Bastians Tipp für den Absacker heißt Panama (Oostelijke Handeskade 4, Tel. 020/311 86 86, www.panama.nl). In einem Hafenkraftwerk aus dem 19. Jahrhundert wummert harter Techno aus den Boxen. Draußen dämmert es bereits – höchste Zeit, sich hinzulegen. 3. ETAPPE: von Amsterdam bis Rotterdam Architektur der Zukunft Amsterdam erfindet sich neu, und zwar auf den östlichen Ij-Inseln Java, KNSM, Borneo und Sporenburg – so heißen die Inseln in den Amsterdamer Docklands. Die Stadt nutzt den ehemaligen Hafen zur größten Spektakulär ist der Erweiterung ihrer Geschichte (www.eastern angesagte Club „11“ in einem alten docklands.com/eastwalks.html). Und mit je- Amsterdamer der Insel scheinen die Architekten mutiger zu Postamt – er befinwerden. Postmodern und noch brav sind die det sich im elften Stock. Faszinierend Häuserzeilen auf Java-Eiland aus den späten auch die Skyline 80ern, schwungvoll die kreisrunden Wohn- von Rotterdam mit komplexe wie der Barcelonaplein auf KNSM- ihren bizarren Bauten und Brücken Eiland. Jedes ein moderner Klassiker: die jüngst fertig gestellten Reihenhäuser auf Borneo-Eiland. Unsere Favoriten? Das Technologiemuseum Nemo von Star-Architekt Renzo Piano, das wie ein gigantischer Schiffsbug das Oosterdockseiland überragt (www.e-nemo.nl). Und das Muziekgebouw, ein Konzerthaus der dänischen Architektengruppe „3xNielsen“ (www.muziekgebouw.nl). 135 Kilometer weiter nördlich wirft Rotterdams spektakuläre Skyline BRIGITTE EXTRA 8/2007 17 Fragen auf: Was sollen wir zuerst anschauen? Renzo Pianos Belvédère-Tower? Sir Norman Fosters World Port Center? Oder Berkel en Bos’ Erasmusbrücke, deren geknickter Bogen wie ein stählerner Blitz in die Skyline einschlägt? Die Antwort auf unsere Fragen liegt am Willemsplein: Mehr Aussicht auf das niederländische „Maashattan“ als von den Sightseeing-Booten der Spido Line geht nicht (Tel. 010/275 99 88, www.spido.nl). Wegstrecke: Kulturroute Niederlande/Belgien 1. ETAPPE: von Düsseldorf bis Venlo Von Düsseldorf auf der B1/A46 bis Ausfahrt NeussReuschenberg. Das Schild „NE-Minkel 2 Hombroich“ führt zur Museumsinsel Hombroich. Weiter über Kloster St. Niklas und Schloss Dyck, über die B230 bis Reydt, dann über die B59 nach Mönchengladbach. Im Ortsteil Gladbach auf Schild „Museum Abteiberg“ achten! Auf der B59 bis Viersen, dort auf die B7 bis Boisheim. Nach Woltersheide, Brüggen abbiegen, bis zum niederländischen Grenzort Swalmen durchfahren. Auf der N271 bis zur Maasfähre in Steyl fahren, dort nach Baarlo übersetzen. Zwischenstopp im Château De Raay, dann über die N273 nach Venlo. Das Ehepaar Fieuw vor seinem Restaurant „Le Moulin de Ramiers“ in Crupet Die schönsten Dörfer der Wallonie 18 BRIGITTE EXTRA 8/2007 EXTRA-TIPP Langen Foundation. 30 Minuten Fußweg von der Insel Hombroich entfernt, wird hier eine der wichtigsten Sammlungen japanischer Kunst außerhalb Japans gezeigt (Raketenstation Hombroich 1, 41472 Neuss, Tel. 021 82/570 10, Fax 57 01 10, www. langenfoundation.de). 2. ETAPPE: von Venlo bis Amsterdam 4. ETAPPE: von Rotterdam bis Brüssel Schafe blöken mich aus dem Schlaf – nur ein Mühlbach trennt mein Zimmer im „Moulin des Ramiers“ von ihrer Wiese. Wir sind in der tiefsten Wallonie, dem französischsprachigen Teil Belgiens (www.tourisme.wallonie.be). „Unsere Hauptattraktion ist ‚la campagne‘“, erklärt Patron Hugues Fieuw den Reiz seines Heimatdorfs. Crupet ist aber nicht nur ein verbummeltes Dorf über dem Maastal, sondern „eins der schönsten Dörfer der Wallonie“ (Office du Tourisme, Rue Haute 7, B-5332 Crupet, Tel./Fax 083/66 85 78, www.assesse.be). So ist das Dorfbild mit Wasserburg, Mühlen und einer verrückten Grotte, in der der Satan in Lebensgröße dem heiligen Antonius nachstellt, komplett erhalten. Bausünden? Fehlanzeige. Genau wie laute Durchfahrtsstraßen oder hässliche Industriegebiete: Beides gibt es auch in Falaen nicht, unserem nächsten Dorf (Point d’Information, Château-Ferme, Tel./Fax 082/69 96 26). Dafür ein wuchtiges Château-Ferme genau in der Dorfmitte. Von den hohen Mauern des befestigten Gutshofs halten die granitgrauen Häuser respektvoll Abstand. Mozet zeigt sich lieblicher. Gewaltige Hortensienbüsche kämpfen gegen hohe Mauern barocker Gutshöfe an. Im Schatten der Pfarrkirche St. Lambert scheint die Zeit einen Gang langsamer zu gehen. Zur nächsten Autobahnauffahrt sind es trotzdem nur sechs Kilometer. „Bruxelles 65 km“ sagt das Schild. Eine gute Stunde später endet unsere Tour vor dem Atomium der belgischen Hauptstadt. KLAUS SIMON Tel. 077/321 40 00, Fax 321 40 79, www.chateauderaay.nl). UNTERKOMMEN Hotel Puur. Puristische, dabei trotzdem sehr gemütliche Zimmer in einem ehemaligen Finanzamt. Das Hotel verleiht Fahrräder. DZ/F ab 75 Euro (Parade 7a, NL-5911 CA Venlo, Tel. 077/351 57 90, Fax 352 52 60, www.hotelpuur.nl). GENIESSEN Wintertuinrestaurant im Château De Raay. Moderne Bistroküche, serviert im großen Wintergarten, der das Schloss mit seinen Nebengebäuden verbindet. Menü ab 32 Euro. Auf dem Landgut gegenüber dem Schloss befindet sich das Artcenter de Raay mit Wechselausstellungen von Künstlern aus dem Grenzgebiet und Töpferund Siebdruck-Kunst zum Sofortkauf (Raayerveldlaan 6, EN Baarlo, Von Venlo auf der N271 bis Mook. Richtung Groesbeek abbiegen, weiter bis Wyler. Auf die Landstraße N325 bis Nijmwegen, dort über die Maasbrücke fahren (Ausschilderung Arnheim folgen). Am anderen Ufer in Lent über die Deichstraße an der Maas bis Ochten fahren, dann auf die N233 biegen und bis Rhenen fahren. Dort auf die N225 bis Leersum, dann auf die N226 Richtung Woudenberg. In Woudenberg auf die N224 bis De Bilt, dort auf die N234/N221 Richtung Baarn. Kurz vor Baarn Richtung Hilversum. In Hilversum von der N201 nach Nieuw Loosdrecht, dann nach Oud Loosdrecht, dort Richtung Kottenhoef. Auf die N201 abbiegen, weiter bis zur Auffahrt 4 der A2/E 35 bis Zentrum von Amsterdam. UNTERKOMMEN Lloyd Hotel. Früheres Auswandererheim, heute hippes Hotel in Amsterdamer Art déco. Zimmer von einem bis fünf Sterne, von spartanisch bis luxuriös und immer ganz individuell. DZ/F ab 120 Karte: Tim Möller-Kaya Falaen fahren. Über die N971 zurück ans Maasufer, dort auf der N92 nach Namur und bis zur Auffahrt 14. Dort auf die A4/E411 Richtung Brüssel. GENIESSEN Smaak. Brasserieküche mit asiatischem Touch in Rotterdam, serviert unter dem Glasdach einer Galerien- und Restaurantpassage. Hauptgerichte ab 14,50 Euro (Van Vollenhovenstraat 15, Pakhuis 32, Tel. 010/436 22 94, Fax 436 54 45, www.restaurantsmaak.nl). 4. ETAPPE: von Rotterdam bis Brüssel Euro (Oostelijke Handelskade 34, NL-1019 BN Amsterdam, Tel. 020/ 561 36 36, Fax 561 36 00, www.lloydhotel.com). GENIESSEN Star Ferry. Ganz sicher die spektakulärste Terrasse in Amsterdam, mit monumentalem Schwebedach und tollem Hafenblick. Crosskitchen aus Birma, Japan, Nordafrika und Frankreich, Hauptgerichte ab 16,50 Euro (Piet Heinkade 1, Tel. 020/788 20 90, www.starferry.nl). 3. ETAPPE: von Amsterdam bis Rotterdam In Amsterdam auf die A2 Richtung Utrecht. Ausfahrt 2 abfahren, Richtung Oudekerk a/d Amstel fahren. Von dort längs der Amstel nach Uithoorn. Dort auf die N201 Richtung Hilversum abbiegen. Auf die N212, dann auf die N198 Richtung Woerden. In Woerden Richtung Linschoten auf die N204. Dort weiter über Oudewater, Hekendorp bis zur N228. Weiter am Ufer der Hollandse Ijssel via Gouderak, Oudekerk a/d Ijssel bis zur N210 in Krimpen fahren, Richtung Rotterdam. UNTERKOMMEN Hotel New York. Um 1900 für die Holland–AmerikaLinie entstandener Prachtbau. Die geräumigen Zimmer haben tolle Aussicht: nach vorn auf die Maas, nach hinten auf die Skyline von Rotterdam. Das Hotel hat eigene Wassertaxis! DZ/F ab 130 Euro (Koninginnenhoofd 1, NL-3072 AD Rotterdam, Tel. 010/439 05 00, Fax 484 27 01, www.hotelnewyork.nl). In Rotterdam auf die A16 Richtung Dordrecht, Breda bis zum Autobahnkreuz Galder. Dort auf die A27 Richtung Tilburg bis zur Ausfahrt 14. Dann Richtung Chaam, Baarle-Hertog, und auf der N119 weiter bis Turnhout. In Turnhout Richtung Geel auf die N19 bis Zammel. Dort auf N127 bis kurz hinter Veerle. Dann auf die N165 bis Averbode, dort weiter über die N212 bis Zichem. Die Demer überqueren, bis Scherpenheuvel, weiter Richtung Bekkevoort. Dann auf die N29 bis Tienen, bis zur Ausfahrt 11. Weiter auf der A4/E 411 bis Ausfahrt 15. Dort auf die N90 Richtung Huy, dann auf die N942. Kurz vor Goyet Richtung Mozet fahren, von dort über die N941 ins Maastal. Auf der N947 bis Crupet (Foto: Grotte in Crupet). Weiter nach Yvoir, dort Richtung Dinant auf der N92. In Dinant über die Maasbrücke und auf der N96 Richtung Profondeville. In Bouvignes-surMeuse Richtung Sommière, Weillen halten und nach UNTERKOMMEN/ GENIESSEN Le Moulin des Ramiers. Wassermühle am Crupetbach mit Terrasse, französischer Haute Cuisine, Menü ab 17 Euro (Rue Basse 32, B-5332 Crupet, Tel. 083/69 90 70, Fax 69 98 68, www.moulins. ramiers.be). Das Haus ist gleichzeitig auch Hotel mit komfortablen Zimmern im Landhausstil. DZ/F ab 149 Euro, Restaurantgäste erhalten 15 Euro Ermäßigung. Casa Bo. Bed & Breakfast in einer ehemaligen Mädchenschule von 1856, farbenfroh aufgefrischt vom amerikanischbelgischen Filmemacherpaar Jessica Woodworth und Peter Brosens. Das „Chambre Pasolini“ bietet Blick aufs Château-Ferme, das „Chambre Almodóvar“ zum Garten. Table d’Hôtes mit den Spezialitäten der Region. DZ/F 125 Euro (Rue du Château-Ferme 12, B-5522 Falaen, Tel. 082/69 98 69, www.casabo.be). EXTRA-TIPP Draisines de la Molignée. Drei oder vier Kilometer lange Touren (einfache Fahrt) mit dem Railbike, vorbei an einer Burgruine und durch dichtes Grün auf den Schienen der stillgelegten Molignée-Talbahn (Rue de la Gare 82, B-5522 Falaen, Tel. 082/69 90 79, www.molignee.be). TELEFON Vorwahl in die Niederlande 00 31, nach Belgien 00 32, dann Ortsvorwahl ohne die Null. BRIGITTE EXTRA 8/2007 19 KULTURROUTE ITALIEN SCHÖNE MÄNNER GANZ AUS MARMOR Genuss ist das Stichwort für diese achttägige Reise durch Nord- und Mittelitalien. Denn zu genießen gibt es in diesen Regionen wirklich jede Menge: die Schönheit der Renaissance-Gebäude des Architekten Palladio in Vicenza und Ferrara, die Perfektion von Michelangelos David in Florenz. Den Geschmack der Delikatessen aus Parma, der Schokolade aus Pistoia und des salzigen Heilwassers der Thermen von Montecatini. Die Spannung beim Durchstreifen fantastischer, fast mystischer Gärten und Parkanlagen in Umbrien. Das angenehme Gefühl von edlem Kaschmir oder exklusivem Schmuck aus Spoleto auf der Haut. Den Anblick alter Fresken und Marmorstatuen in den schönsten Kirchen Umbriens. Und nicht zu vergessen: Lebensfreude, Pasta, Wein, toskanische Landschaften und großartige Gastfreundschaft FOTOS VON ANIKA BÜSSEMEIER Die Piazza del Duomo von Parma in der Abenddämmerung. Bei einem Glas Wein und einigen Delikatessen – wie Parmesan und Schinken aus der Region – kann niemand der kleinen italienischen Stadt widerstehen 20 BRIGITTE EXTRA 8/2007 BRIGITTE EXTRA 8/2007 21 1. ETAPPE: von Venedig bis Ferrara Das Zentrum der Renaissance Wer eine Reise durch Venetien in die Renaissance macht, kommt an Vicenza in Oberitalien nicht vorbei. Der Architekt Andrea Palladio machte im 16. Jahrhundert aus Vicenza ein Zentrum der Renaissance. Und gab den Menschen damit auch ein neues Lebensgefühl: Genuss und Lebensfreude. Und das können wir noch heute spüren. An der Treppe der „Basilica“ findet eine Art Straßentheater statt – denken wir. Dabei ist es nur ein Stand mit Pilzen. Eine füllige Verkäuferin preist ihre Ware an: „Signora, nehmen Sie doch von den ‚Trombette da morto‘, ganz frisch aus dem Trentino.“ Die seltsamen Pilze sehen aus wie schwarze Pfifferlinge, daneben liegen in hübschen Häufchen Steinpilze. Die Basilica Palladiana ist keine Kirche, sondern der ehemalige Ratssaal der Stadt (Piazza dei Signori, I-36100 Vicenza, Tel. 04 44/32 36 81). 1549 bekam Palladio den Auftrag, sich um das baufällige Gebäude zu kümmern. Ihm gelang damit der Durchbruch als Architekt, obwohl das zweite Geschoss erst Jahre nach seinem Tod fertig wurde. Die Lebensfreude der Renaissance-Menschen brauchte natürlich auch ein Theater, also entwarf Palladio das Teatro Olimpico (Piazza Matteotti, I-36100 Vicenza, Tel. 04 44/ 22 28 00, www.olimpico.vicenza.it). Eröffnet wurde es im März 1585 mit dem Stück „Ödipus der Tyrann“ von Sophokles. Der ansteigende Theatersaal ist eine Halbellipse, dekoriert mit Statuen in dramatischer Geste. Auch das Umland von Vicenza hat Palladio geprägt: Die Palladio-Villen wurden 1996 zusammen mit der Stadt Vicenza Unesco-Weltkulturerbe. Die Villa Rotonda ist ein würfelförmiger Bau mit aufgesetzter Kuppel, vier identischen Fassaden und einem symmetrischen Innenraum (Villa Capra Der pure Genuss: Vicenza mit seiner sattgrünen Umgebung, dem Markt mit Pilzen, den RenaissanceBauten „Villa Rotonda“ und „Teatro Olimpico“ des Architekten Palladio. Und Parma, das Schinkenparadies Valmarana „La Rotonda“, Via Rotonda 29, I36100 Vicenza, Tel. 04 44/32 17 93, Fax 04 98/ 79 13 80). Sie thront auf einem Hügel und strahlt die selbstbewusste Ruhe der Renaissance aus, ihre weißen Marmorfiguren heben sich eindrucksvoll vor dem blauen Himmel ab. Ebenso wie Vicenza trägt auch die Stadt Ferrara die Auszeichnung „Unesco-Weltkulturerbe“ zu Recht. Hier wurde in der Renaissance der mittelalterliche Kern nicht entfernt, alte Gassen blieben intakt, und die Neustadt breitete sich im 15. Jahrhundert nach Norden aus. Ferrara ist eine Radfahrerstadt. Nirgends in Italien sehen wir so viele Radler, meist auf gemütlichen Hollandrädern. Wir schlendern durch großzügige Straßen und erreichen die mächtige Stadtmauer, auf der eine Allee aus Ahornbäumen wächst – natürlich ebenfalls von Radfahrern in Beschlag genommen. Junge Paare zu zweit auf dem Rad, und wer gerade keine Liebe ausführen kann, fährt seinen Pudel im Bastkorb spazieren. 2. ETAPPE: von Ferrara bis Parma Capelletti, Parmigiano – und einige ganz besondere Schweine Stefano Magnani zeigt auf eine Vitrine: Die Vorspeisen in seinem Delikatessenladen Specialità di Parma sind sein ganzer Stolz (Via Farini 9, I-43100 Parma,Tel. 05 21/23 35 91). „Heute gibt es Vollkorn-Crêpes mit Kürbis, Ravioli mit Mangold, Lasagne-Türme mit Salamini . . . “ – es könnte noch ewig so weitergehen, stünden seine Kunden nicht Schlange. Die Region um Parma ist berühmt für ihre Delikatessen, besonders für zwei: Parmesan und Parmaschinken. Da liegt es BRIGITTE EXTRA 8/2007 23 nahe, auch den kleinen Laden Salumeria Verdi von Andrea Baroni zu besuchen (Via Verdi 6/c, I-43100 Parma, Tel. 05 21/ 185 11 88, www.andreabaroniparma.com). Er führt fast ausschließlich diese beiden Spezialitäten. Der Schinken in Andreas Laden stammt aus kleinen Betrieben in den Hügeln des Apennins, dessen Ausläufer südlich der Stadt liegen. „Da kommen die Schweine noch an die frische Luft.“ Und da man Geschmack nicht erklären kann, hobelt er seidenpapierdünne Scheiben vom Schinken und reicht sie über den Tresen. Für die Parmigiani, die Einwohner der Region, hat Essen eine so große Bedeutung, dass sie ihren wichtigsten Nahrungsmitteln sogar mehrere Museen gewidmet haben, die Musei del cibo (www.museidelcibo.it). So gibt es eins für Vier Städte und ihre Wahrzeichen: Thermen in Montecatini (rechts oben: Montecatini Alto), Espresso mit Schoko-Löffel bei Pistoia, handbemalte Keramik in Deruta und Florenz mit Michelangelos makellosem David 24 BRIGITTE EXTRA 8/2007 Schinken, eins für Käse und sogar eins für die Tomate. Im Museo del Prosciutto in Langhirano treffen wir Signora Piovani, deren Sohn Luigi das Degustationslokal des Museums leitet (Via Bocchialini 7, I-43100 Langhirano, 05 21/ 35 13 57). Sie serviert uns „Malvasia dei Colli di Parma“, einen Schaumwein, der im Champagner-Verfahren hergestellt wird. Früher war das Museum nur ein einfacher Ziegelbau, in dem der Viehmarkt der Region stattfand. Und Signora Piovani hat noch einen Tipp für uns: die BarillaBibliothek. Der Lebensmittelkonzern hat die „Academia Barilla“ gegründet, in ihrer Biblioteca Gastronomica di Academia Barilla stehen über 6500 Bücher zum Thema Ernährung (Barilla Center, Largo Calamandrei 3, I-43100 Parma, Tel. 05 21/26 40 60, www.academiabarilla.it). Später, als wir nach so viel Theorie wieder etwas Praxis brauchen, landen wir im unscheinbaren Hinterzimmer im Laden der Sorelle Picchi, der Picchi-Schwestern (Via Farini 27, I-43100 Parma, Tel. 05 21/23 35 28). Es gibt nur wenige Nudelgerichte, die aber sind so beliebt, dass Geschäftsleute aus Mailand einen Tisch reservieren, wenn sie in der Gegend zu tun haben. Zwar führt mittlerweile nur noch eine der Schwestern den Laden, die aber macht all ihre Pasta-Variationen selbst: Tortelli mit Kartoffeln, mit Spinat, mit Steinpilzen, Tortellino mit Kürbis, zerkrümelten Amarettini und Senf sowie eine Spezialität aus Parma: Capelletti, kleine mit Fleisch gefüllte Nudelhütchen – rund 600 der verschiedenen Nudeln werden hier am Tag gemacht und gegessen. 3. ETAPPE: von Parma bis Montecatini Terme Die Thermen der Belle Époque Im Allgemeinen assoziiert man mit der Toskana eher Zypressen und Wein als Wadenwickel und Wasser, dabei gibt es hier über 70 heiße Quellen und 20 Thermalbäder. Montecatini Terme zum Beispiel hat einige Quellen, die schon die Römer kannten, 1417 wurde das salzige Wasser der Stadt Terme zum ersten Mal schriftlich erwähnt (Terme di Montecatini, Viale G. Verdi 63, I-51016 Montecatini Terme, Tel. 05 72/77 81, www.termemontecatini.it). Ende des 18. Jahrhunderts trieb der toskanische Großherzog Peter Leopold von Habsburg-Lothringen den Ausbau der Bäder weiter voran, noch mal hundert Jahre später wurden die Gebäude rund um die Thermalanlagen erweitert und außerdem ein 460 000 Quadratmeter großer Park angelegt. Vor dem schmiedeeisernen Tor der prunkvollen Thermenanlage Tettuccio wartet eine ältere Ungarin. Sie ist ein wenig enttäuscht, weil sie gern im salzhaltigen Wasser gebadet hätte. Aber ob Bäder, Trinkkuren oder Massagen, eine Behandlung erfordert eine medizinische Indikation. Viele Touristen und Einheimische kommen daher nur hierher, um durch die Gänge zu wandeln, dem Klavierspieler zu lauschen und die klassizistische Fassade der Thermalanlage zu bewundern. Auch Verdi kurte in Montecatini, gab private Konzerte und beendete hier seinen „Othello“ – im selben Hotel soll Puccini Teile von „La Bohème“ komponiert haben. Alles in Montecatini zeugt von der prunkvollen Vergangenheit: Am Thermalkomplex Excelsior ist Stein zu Girlanden geflochten, verblasste Puttenfresken schmücken einen Fries. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er mit einem Portikus im Renaissance-Stil gebaut. Gestört wird seine Schönheit nur ein ganz kleines bisschen – von einem Neubau aus dem Jahr 1968 mit einem Wellness-Center. Für die, die das Baden doch nicht sein lassen wollen. 4. ETAPPE: von Montecatini Terme bis Pistoia Italienisches Schlaraffenland Am Anfang jedes Jahres findet in Monsummano Terme die Messe „Cioccolosità“ statt. Übersetzt bedeutet das in etwa: Schoko-Leckermäuler-Messe. Schokoladenliebhaber müssen deswegen aber nicht im Winter in die Toskana fahren, die Region um Pistoia ist ganzjährig ein Mekka für alle Kakaosüchtigen und berühmt für ihre Schokolade. Kein Wunder, wie wir bereits in dem kleinen Laden von Familie Slitti in Monsummano Terme feststellen (Via Francesca Sud 1268, I-51015 Monsummano Terme, Tel. 05 72/64 02 40, www.slitti.it). An den Wänden Masken und Tücher aus Afrika und Lateinamerika, den Herkunftsländern der Kakaobohnen, in den Vitrinen feine Schokolade in braunen Schächtelchen und verführerische Pralinen, die man direkt hier bei einem Tässchen Espresso genießen kann. Und den rührt man selbstverständlich mit einem kleinen Löffel aus Schokolade um. Weiteres Highlight: eine kleine Bibliothek mit Literatur über die leckerste Süßigkeit der Welt. Nicola Corsini ist die Diva der Schokoladenhersteller. Das „Konfekt von Pistoia“, das sie in ihrem Geschäft Bruno Corsini produziert und verkauft, soll 1372 zum ersten Mal hergestellt worden sein (Piazza San Francesco 42, I-51100 Pistoia, Tel. 05 73/201 38). Neun Stunden dauert es, bis in großen Kupferkesseln aus Mandeln, Nüssen, Kokos und Zuckersirup Konfektkugeln werden. Signora Corsini verpackt sie kitschig und aufwändig, um sie manchmal gleich kiloweise zu verkaufen. „Weil es sich so gut als Dekoration und Geschenk für Hochzeiten und Familienfeste eignet.“ Roberto Catinari ist überzeugt, dass Schokolade gesund ist (Via Provinciale 378, I-51031 Agliana (Pistoia), Tel. 05 74/ 71 85 06, www.robertocatinari.it). Deshalb ernährt er sich davon. Und verkauft sie. Aus Schweizer Schokolade, die sich in seinem Lager stapelt, macht er verboten gute Pralinen, verfeinert Kekse damit und kreiert neue Geschmäcker: Von Pralinen mit Aceto balsamico über Schokolade mit Zucker und Minze bis zu Kaffee-Likör-Keksen im Zartbittermantel – bei über 140 verschiedenen Produkten in Roberto Catinaris Laden bleiben keine Wünsche offen. 5. ETAPPE: von Pistoia bis Florenz Wo Michelangelo den perfekten Mann erschuf „Das ist er selbst“ – unsere Führerin im Dom-Museum flüstert fast (Dombaumuseum, Piazza Duomo 9, I-50122 Florenz, Tel. 055/230 28 85). Sie erklärt uns: In der Figur des Nikodemus habe sich der alternde Michelangelo ein Selbstbildnis in Stein geschaffen, es danach aber teilweise wieder zerstört. Der Grund dafür? Vielleicht war dem Künstler der Marmor nicht gut genug, vielleicht hat ihn „der junge Mann, mit dem er zusammenlebte“ so sehr zur Eile gedrängt, dass Michelangelo wutentbrannt zum Hammer griff – nur zwei der vielen Theorien, die es dazu gibt. Michelangelo wurde in dem kleinen toskanischen Städtchen Caprese geboren, bereits mit 13 Jahren trat er in Florenz in die Werkstatt eines Malers ein. 1501 erhält er den Auftrag, aus einem gigantischen Marmorblock einen David herauszuholen – sein bekanntestes Werk als Bildhauer. Diesen David gibt es dreimal in Florenz, etwa 30 000-mal, wenn man die Gipsnachbildungen der Souvenirläden mitzählt. Die bekannteste David-Statue steht seit 1873 auf der Piazza della Signoria, eine Kopie. Um diesen David scharen sich die meisten Touristenführer – mit Mini-Lautsprechern, um zu allen Teilnehmern ihrer Gruppe durchzudringen. Da lohnt der Gang in die Galleria dell’Accademia, in der das Original steht (Via Ricasoli 58–60, I-50122 Florenz, Tel. 055/238 86 12, Fax 238 87 64). Seit der Antike hatte es keine monumentalen Nacktskulpturen gegeben. Und dann BRIGITTE EXTRA 8/2007 25 schuf Michelangelo den David aus diesem drei Meter hohen Marmorkoloss. Entspannt und angespannt zugleich steht er da, das rechte Beine fest auf die Erde gestellt, in der rechten Hand den Stein, mit dem er den Gegner zerstören wird. Der dritte große David, diesmal aus Bronze, steht auf der Piazzale Michelangelo. Von hier hat man einen wundervollen Blick auf Florenz. Die Stadt schmiegt sich in die Biege des Arno, im Fluss spiegelt sich der Ponte Vecchio – ein Highlight, besonders beliebt bei Japanern und Amerikanern. Und bei einem älteren Liebespaar, das sich auf den Treppenabsatz zu Füßen des David gesetzt hat und Händchen hält. 6. ETAPPE: von Florenz bis Assisi Umbriens faszinierendste Kirchen „Achtung, wir sind von der ,sovrintendenza‘, wir kommen jetzt die Leiter hoch!“ Als die Restauratoren von San Francesco in Arezzo diesen Satz hörten, fiel ihnen fast der Pinsel aus der Hand (Piazza San Francesco, I-52100 Arezzo, Tel. 05 75/35 27 27). Die „sovrintendenza“ ist so etwas wie das Amt für Denkmalschutz – und damit der Schrecken jedes Restaurators. Die waren 1992 gerade dabei, zum 500. Todestag des Malers Piero della Francesca die Fresken der Kirche San Francesco zu restaurieren. Der ältere Herr, der dann zu ihnen hinaufkam, war kein Beamter, es war der Autor und Schauspieler Dario Fo, und die Restauratoren fühlten sich geehrt, dass der Nobelpreisträger sie besuchte. Drei Seiten des Chorraumes der Kirche von Arezzo bemalte Piero della Francesca ab etwa 1452 mit der „Legende vom heiligen Kreuz“. Berühmt wurde die Darstellung der Königin von Saba, die dem König Salomon die Hand reicht. 1335 musste Arezzo unfreiwillig etwas von seinen Schätzen abgeben – an die Cattedrale di San Lorenzo in Perugia (Piazza IV Novembre, I-06100 Perugia,Tel. 075/57 23 83 29). Die Verkleidung aus rosa und weißem Marmor auf der Schauseite der Kathedrale wurde von einer Kirchenmauer aus Arezzo entwendet und ist nicht das einzige Diebesgut im Dom von Perugia: Das berühmteste Kleinod der Stadt ist ein Ring aus Onyx, genannt „Sant’Anello“– der heilige Ring. Angeblich der Verlobungsring der Muttergottes. Die Reliquie ruht seit 1473 in einer Seitenkapelle des Doms, nach Perugia gebracht von einem deutschen Franziskanermönch – der sie den Priestern in Chiusi gestohlen hatte. Auf den Treppen des Doms spielen heute eher geraubte Herzen eine Rolle: Jede Nacht sitzen dort junge, verliebte Menschen, dicht gedrängt und erwartungsvoll. Studenten aus aller Welt kommen nach Perugia, hier treffen sie sich und werfen sich sehnsuchtsvolle Blicke zu. In der Basilica di San Francesco in Assisi wird bereits geheiratet (Piazza S. Francesco 2, I-06081 Assisi, Tel. 075/ 819 00 84). Joshua und Emma Sorraghan aus Australien verwirklichen sich einen Traum. Das Paar schwebt den Vorplatz der Kirche hinunter, sie in langem weißem Kleid. An edler Kleidung hat es auch Franziskus, 1182 in Assisi geboren, nicht gefehlt – sein Vater war ein reicher Tuchhändler. Doch eines Tages warf Franziskus in aller Öffentlichkeit seine Kleidung ab und wählte eine raue Schäferkutte als Gewand. Er wurde der Begründer des Bettelordens, predigte Armut, lebte sie auch selbst und tat Gutes. 26 BRIGITTE EXTRA 8/2007 Am schönsten ist das in der Basilika zu sehen, in den wohl bedeutendsten Frührenaissance-Malereien, einem Zyklus über das Leben des heiligen Franziskus, die um 1300 entstanden sind. Bis heute konnte nicht geklärt werden, ob der so genannte „Giotto“-Zyklus wirklich von diesem Maler stammt. 7. ETAPPE: von Assisi bis Spoleto Umbriens faszinierende Kirchen: die Cattedrale di San Lorenzo in Perugia und die Basilica San Francesco in Assisi. Umbriens skurrile Gärten: der „Park der Monster“ in Bomarzo und „La Scarzuola“ in Montegabbione Made in Italy In Italien geht ein Schreckgespenst um – es heißt „Made in China“. Denn Italien ist zwar Herstellerland, doch so billig wie in Asien lässt sich hier natürlich nicht produzieren. Trotzdem, immer noch wird in allen Gassen und kleinen Garagen getöpfert, gewebt, geschmirgelt und gelötet. Zugegeben, Brunello Cucinelli webt seine KaschmirPullover schon längst nicht mehr im Hinterhof, seine Werkstätten und sein Geschäft sind in einer restaurierten Burg in Solomeo untergebracht (Piazza della Chiesa 6, I-06070 Solomeo, Tel. 075/529 48 55, Fax 52 99 48 93, www.brunello cucinelli.it). Die Preise für seine edlen Stücke müssen bei den Verkäuferinnen im eleganten Verkaufsraum von den Kunden erfragt werden. Firmenchef Cucinelli wurde als Sohn eines Bauern in der Nähe von Perugia geboren, und obwohl er mittlerweile 410 Angestellte hat, besitzt er weder Luxusyacht noch Privatflugzeug. Sein Luxus sei es gewesen, sagt er, Solomeo zu kaufen und das Dorf komplett zu restaurieren. Novella Nicolini hält ebenfalls viel von Tradition – seit über 20 Jahren bemalt sie in ihrem kleinen Laden in Deruta die berühmte „Deruta-Keramik“ (Deruta Placens, Via Umberto 1, I-06053 Deruta, Tel. 075/972 40 27). Die typischen gelb-blauen floralen Muster gibt es seit dem 13. Jahrhundert, an manchen Schalen, die fast so groß wie Wagenräder sind, arbeitet Novella wochenlang. „Für mich ist das wie Meditation“, sagt sie. Viele ihrer Kunden kommen schon seit Jahren, aus Rom, Mailand und Neapel. Auch Enrico Morbini fertigt Exklusives: Schmuck. Mit seinen acht Angestellten verarbeitet er in seiner Werkstatt Spoleto Gioielli unglaublich große und unglaublich reine Edelsteine zu Ringen und Broschen (Corso Garibaldi 59, I-06049 Spoleto, Tel. 07 43/22 16 78, www.spoletogioielli. it). „Mutazioni“ heißt die Kollektion, auf die der Goldschmied besonders stolz ist – Schmuckstücke, die sich immer wieder verändern lassen. Enrico selbst trägt, ganz ungewöhnlich für einen wohlhabenden Italiener, keinen Schmuck. Für ihn sei das eben nichts, sagt er. Er liebt es eher lässig – und sieht deshalb ein bisschen aus wie der Marlboro-Mann. 8. ETAPPE: von Spoleto bis Rom Die Gärten der Fantasie Vielleicht hat Marco sich zu lange in La Scarzuola aufgehalten und ist deshalb ähnlich wirr und skurril wie der Garten (Località Scarzuola, I-05010 Montegabbione, Tel./Fax 07 63/ 83 74 63, www.umbriaearte.it/la_scarzuola.html). Seine Führung ist jedenfalls gewöhnungsbedürftig. Marco redet von Renaissance-Gärten, von der Geschichte des Gartenbaus, erzählt schockierende Geschichten über die angebliche Syphilis-Erkrankung von Franz von Assisi, und das alles im Tempo eines italienischen Fußballreporters. Zuhören müssen wir ihm trotzdem; ohne Führer darf man nicht in den Garten. Der Mailänder Architekt Tommaso Buzzi hat ihn gebaut – seine „Autobiografie aus Stein“, wie er den Garten nannte. Eigenartige Gebäude stehen hier, gegliedert in sieben so genannte Theater: das Theater des Bienenstocks, das des Turms oder des Wassers. Immer wieder fühlt man sich in ferne Länder versetzt, wenn man plötzlich Tuffsteingötter erblickt, Ornamente und Symbole in Gold, die niemand entschlüsseln kann. Eine Fantasiewelt, die Buzzi 1957 erschuf. Der Sacro Bosco in Bomarzo ist zwar 400 Jahr älter als der Garten von Buzzi, aber mindestens genauso verrückt (Loc. Giordino, I-01020 Bomarzo, Tel./Fax 07 61/92 40 29). Der Park von Bomarzo entstand im Auftrag des Adeligen Vicino Orsini, und warum er auch „Parco dei Mostri“, Park der Monster, genannt wird, ist schnell klar: Fabelwesen und gruselige Figuren gibt es hier an jeder Ecke, mitten im Grün ein Riese, der einen Gegner auseinander reißt. Ein Haus mit schiefen Ebenen lässt uns schwanken, aber der Garten sollte ja auch dazu dienen, alle Sinne zu verwirren. Nach so viel Absurdem sehnen wir uns nach Erholung, und die finden wir im Garten der Villa Lante in Bagnaia (Via Jacoo Barozzi 71, I-01031 Bagnaia, Tel. 07 61/28 80 08). Dieses Schlösschen baute sich Kardinal Gambara im 16. Jahrhundert – mit Park, versteht sich. Und in dem geht es geordnet zu. In einer Ecke entspringt ein Rinnsal, das über natürliche Gefälle in alle Ebenen des Gartens geleitet wird. Da plätschern der „Brunnen der Delfine“ und der „Brunnen der Kette“, über dessen flache Stufen das Wasser zum „Brunnen der Riesen“ fließt. Und am Ende, im italienischen Garten, eine viergeteilte Brunnenanlage, die Ruhe und perfekte Harmonie ausstrahlt. BARBARA SCHAEFER BRIGITTE EXTRA 8/2007 27 Wegstrecke: Kulturroute Italien 1. ETAPPE: von Venedig bis Ferrara Vom Flughafen Venedig auf der A4 bis Vicenza, weiter Richtung Südosten auf der SS247 bis zur „Villa Rotonda“. Von dort zurück auf die A4 über Padua, dann auf der A13 weiter bis Ferrara. Im Obergeschoss befindet sich die nationale Gemäldegalerie, im Erdgeschoss die städtische Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst (Corso Ercole I d’Este 21, I-44100 Ferrara, Tel. 05 32/24 49 49, www.palazzodiamanti.it). 2. ETAPPE: von Ferrara bis Parma Auf der A13 nach Bologna, von dort auf der A1 bis Modena und weiter auf der SS9 bis Parma, dann über die SS665 nach Torrechiara und Langhirano. UNTERKOMMEN Hotel Suite Duomo. Die Zimmer sind nicht exklusiv, aber einige und die Frühstücksterrasse haben einen spektakulären Blick auf den Dom. DZ/F ab 70 Euro (Corso Porta Reno 17, I-4410 Ferrara, Tel. 0532/ 79 38 88, Fax 79 38 20, www.suiteduomo.it). GENIESSEN Guido Ristorante. Guido Marchesi, der Besitzer des Lokals, kocht nicht nur klassische italienische Gerichte wie Nudelkuchen mit Trüffeln, er ist auch Maler. Seine Motive: Oldtimer und Nashörner. Seine Bilder zeigt er gern in der angrenzenden Galerie. Menü ab 33 Euro (Via Vignatagliata 49, Ferrara, Tel. 053 27/610 52). EXTRA-TIPP Palazzo dei Diamanti. 1493 für Sigismondo d’Este errichtet. Beeindruckend ist die Marmorverkleidung aus mehr als 12 000 in Diamantform gehauenen Blöcken, die auf die Diamanten im Wappen der Este hinweisen. 28 BRIGITTE EXTRA 8/2007 UNTERKOMMEN Azienda Agricola La Madonnina. Bed & Breakfast in einem alten Heuschober. Das Gelände heißt „La Madonnina“, weil eine kleine Muttergottes das Grundstück markierte und den Mönchen der nahe gelegenen BenediktinerAbtei zeigte, bis wohin sie gehen durften. DZ/F 66 Euro (Strada Pilastro, I-43010 Torrechiara, Tel. 05 21/35 51 89, www.la-madonnina.it). GENIESSEN Trattoria Corrieri. Großes Lokal mit flottem Service und rustikaler Küche. Besonders zu empfehlen: Tagliatelle Paglia & Fieno (Heu & Stroh, also Tagliatelle in Weiß und Grün). Nudelgerichte ab 7 Euro (Via Conservatorio 1, Parma, Tel. 05 21/23 44 26). 3. ETAPPE: von Parma bis Montecatini Terme Schnelle Strecke: von Parma auf der A1 über Bologna Richtung Florenz, bei Prato auf die E76/A11 Firenze- Mare bis Montecatini Terme. Schöne Strecke: von Parma auf der SS9 bis Modena, dann über die SS12 nach Lucca, ab da auf der E76/ A11 Mare-Firenze bis Montecatini Terme. UNTERKOMMEN Golfhotel Corallo. Als das Hotel in den 60ern sein Schwimmbad eröffnete, kamen Besucher nur dafür her – der Pool liegt auf dem Dach und ist bis heute eine Attraktion. DZ/F ab 95 Euro (Via Cavalotti 116, I-51016 Montecatini Terme, Tel. 05 72/782 88, Fax 795 12, www.golfhotelcorallo.it). Apartments gibt. Den Kaffee am Morgen muss man sich trotzdem nicht selber machen, man kann auch an die Bar gehen. Apartment ab 121 Euro (Via Bozzi 6/8, I-51100 Pistoia, Tel. 05 73/37 25, Fax 37 25 03, www. artemuraresidence.com). GENIESSEN Trattoria dell’Abbondanza. Schnuckeliges Restaurant mit komplett weißem Mobiliar. Typisch toskanische Küche wie Filet in Balsamico-Essig – genau das Richtige nach viel Schokolade. Pasta ab 7 Euro (Via dell’Abbondanza 10, Tel. 05 73/36 80 37). GENIESSEN Le Maschere. Allein die Anreise ist romantisch: Mit der Seilbahn geht es hinauf nach Montecatini Alto. Auf der Piazza gibt es viele Lokale, in diesem serviert man „Schiacciata“, die toskanische Variante der Pizza, ab 5 Euro (Piazza G. Giusti 21, Montecatini Alto, Tel. 05 72/77 00 85). 5. ETAPPE: von Pistoia bis Florenz Schnelle Strecke: von Pistoia auf der A11 bis Florenz. Schöne Strecke: von Pistoia Richtung Empoli, quer durch das Monte-Albano-Massiv, dann von Empoli auf der SS67 nach Florenz. EXTRA-TIPP Funicolare. Seit über 100 Jahren zockelt die Standseilbahn vom Kurort in das Dorf Montecatini Alto. Ein ruckelndes Abenteuer in den Originalwaggons mit den Namen „Gigia“ und „Gigio“ (Tel. 05 72/76 68 62). 4. ETAPPE: von Montecatini Terme bis Pistoia Von Montecatini Terme nur zehn Kilometer unter der Autobahn hindurch nach Monsummano Terme, dann auf der SS436 Richtung Cintolese. Über die E76/A11 nach Pistoia, mit Abstecher über die SS64 Richtung Prato nach Agliana. UNTERKOMMEN Artemura Residence. Palazzo aus dem 17. Jahrhundert, in dem es nur UNTERKOMMEN La Scaletta. Ohne eine Reservierung hat man in der Hauptsaison in diesem entzückenden Bed & Breakfast absolut keine Chance – kein Wunder bei den beiden Außenterrassen, die sich mit ihren Rundumblicken über die Stadt überbieten. DZ/F ab 75 Euro (Via Guicciardini 13, I-50125 Florenz, Tel. 055/28 30 28, Fax 28 30 13, www.hotellascaletta.it). EXTRA-TIPP Casa Buonarroti. Michelangelo-Museum, Gedenkstätte und Forschungszentrum zugleich. Die Sammlung beinhaltet unter anderem römische Statuen, Bronzefiguren und Bildnisse Michelangelos, im Obergeschoss sind zwei seiner bedeutenden Frühwerke zu sehen: das Relief der „Madonna della Scala“ und die „Kentaurenschlacht“ – im Alter von 16 in Marmor gemeißelt (Via Ghibellina 70, I-50122 Florenz, Tel. 055/24 17 52, www.casabuonarroti.it). 6. ETAPPE: von Florenz bis Assisi E35/A1 Richtung Rom bis Arezzo. Von Arezzo auf der SS71 über Riccio zum Nordufer des Lago Trasimeno, dann auf der SS75 bis nach Perugia. Weiter auf der SS75 bis Assisi. UNTERKOMMEN Hotel Subasio. Nicht preisgünstig und etwas zu plüschig, dafür mit tollem Ausblick. Beim Frühstück sieht man den steilen Weg, auf dem die Pilger nach Assisi hinaufsteigen. DZ/F ab 150 Euro (Via Frate Elia 2, I-06082 Assisi, Tel. 075/81 22 06, Fax 81 66 91, www.hotelsubasio.com). GENIESSEN Osteria il Gufo. Studenten führen hier ihre Eltern zum Essen aus. Man sitzt im Freien, vorm Restaurant flaniert das junge Publikum Perugias vorbei. Menü ab Karte: Tim Möller-Kaya GENIESSEN Al Tranvai. Hier treffen sich die Einwohner des angesagten Viertels „San Frediano“. Auf der Karte: Innereien, üppige Salate und herrlicher Nusskuchen. Menü ab 18 Euro (Piazza Torquato Tasso 14 r, Tel. 055/22 51 97). 15 Euro (Via della Viola 18, Perugia, Tel. 075/573 41 26). 7. ETAPPE: von Assisi bis Spoleto Von Assisi auf der SS75 zurück Richtung Perugia, bei Ponte S. Giovanni auf die SS75 Richtung Lago di Trasimeno bis Corciano, dann weiter bis Solomeo. Zurück auf die SS75 Richtung Perugia, in Ponte San Giovanni auf die E45/ SS3b bis Deruta. Von Deruta auf die SS3b bis Acquasparta, dort auf die SS418 bis nach Spoleto. UNTERKOMMEN Hotel Clitunno. Villenähnliches Haus im historischen Zentrum von Spoleto, das 2002 renoviert und modernisiert wurde. Einige alte Möbelstücke blieben dennoch erhalten. DZ/F ab 70 Euro (Piazza Sordini 6, I-06049 Spoleto, Tel. 0743/ 22 33 40, Fax 22 26 63, www.hotelclitunno.com). GENIESSEN Taverna del Gusto. Das Restaurant befindet sich in einem Gewölbekeller direkt hinter dem KeramikMuseum. Besonders beliebt: die Fleischgerichte. Aber auch die hausgemachten Nudeln sind wunderbar, ab 7 Euro (Via Matrogiorgio 5, Deruta, Tel. 075/972 41 20). 8. ETAPPE: von Spoleto bis Rom Von Spoleto auf der SS418 nach Acquasparta, dort auf die SS3 bis Abfahrt „TodiNord“, dann auf der SS397 bis Marsciano. Weiter auf der SS317 nach Montegabbione. Von Montegabbione über die SS71 bis Orvieto, von dort auf der A1 Richtung Rom bis Bomarzo. Von Bamorzo auf der SP20 bis Casalone, unter der Schnellstraße SS204 hindurch, weiter auf der SP61 bis Soriano, von dort auf der SP31 Richtung Viterbo und Bagnaia. Von dort zurück nach Bomarzo und auf der A1 bis Rom. UNTERKOMMEN Locanda La Civetta. Ehemaliger Bauernhof, fünf Kilometer hinter dem „Park der Monster“. Von der Terrasse sieht man einen Berg mit seltsamen Löchern – etruskischen Gräbern und Wohnhöhlen. DZ/F ab 60 Euro (Loc. Catigliano, I-01020 Bomarzo, Tel. 07 61/92 40 69, www. locandalacivetta.com). GENIESSEN Shu Lounge. Coole Lounge mit weißen Polster- möbeln. Das Ambiente und die Küche sind asiatisch angehaucht (Piazza delle Erbe, Viterbo, Tel. 07 61/30 62 88). EXTRA-TIPP Giardino dei Tarocchi. Niki de Saint Phalle gestaltete diesen Skulpturengarten 60 Kilometer südlich von Grosseto. Er zeigt für die Künstlerin typische begehund bewohnbare Figuren. (Pescia Fiorentina, I-58100 Capalbio, Tel. 05 64/ 89 51 22, Fax 89 57 00). TELEFON Vorwahl nach Italien 00 39, auch von Deutschland aus immer die Null der Ortsvorwahl mitwählen. NOCH MEHR KULTURHIGHLIGHTS, Geheimtipps, Hotels und Restaurants auf dieser Route (inklusive Venedig und Rom) finden Sie im neuen BRIGITTEReisebuch „Italien“ (12,95 Euro, Diana-Verlag). BRIGITTE EXTRA 8/2007 29 KULTURROUTE GROSSBRITANNIEN GROSSES THEATER VOR TRAUMKULISSE Immer schön links halten ist die Devise für diese siebentägige Reise durch den Südwesten Großbritanniens. Trotzdem, vom Weg abkommen ist erwünscht: um das Haus der Schriftstellerin Jane Austen in Chawton zu besuchen. Um durch die wunderschönen und außergewöhnlichen Gärten von Cornwall in Bodmin und Truro zu streifen. Um zu entdecken, warum St. Ives seit Jahrhunderten Maler und andere Künstler magisch anzieht. Oder um sich auf Schloss Tintagel auf die Spuren des sagenumwobenen Königs Artus zu begeben, Romeo und Julia in Stratfordupon-Avon zu treffen und sich dann im hochmodernen Wellness-Tempel in Bath einer Rundumverwöhnung hinzugeben. Genießen Sie den Wind in den Heidekrautweiden und die Wellen, die an die Steilküste krachen. Besichtigen Sie gotische Kirchen aus honigfarbenem Sandstein und Landsitze im Tudorstil mit manikürtem englischem Rasen. Und atmen Sie durch – in einer Gegend, in der Heiterkeit statt Hektik herrscht und Teegebäck statt Terminkalender regiert FOTOS VON ULRIKE LEYENS 30 BRIGITTE EXTRA 8/2007 Zu Hause bei Jane Austen: Das Cottage in Chawton macht den Eindruck, als käme die Schriftstellerin gleich ins Zimmer, um ihren Gästen aus ihren Romanen vorzulesen BRIGITTE EXTRA 8/2007 31 Das Hafenstädtchen St. Ives ist Strandbad und Künstlerkolonie: Hier eröffnete die Londoner Tate-Galerie eine Zweigstelle. Auf den Spuren eines Sagenkönigs: der Steinkreis Arthur’s Hall im Bodmin-Moor. Beschaulicher und very British: Schloss Lanhydrock, Jane Austens Haus in Chawton und das Cottage von Shakespeares Frau Anne Hathaway in Shottery 1. ETAPPE: von London bis llminster Zu Hause bei Jane Austen Der Federkiel steckt noch im Tintenfass auf dem Schreibtisch. Als habe Jane nur kurz aufgeblickt in den Garten jenseits der Fensterscheibe. In Jane Austens Wohnhaus im winzigen Flecken Chawton steht seit 1811 die Zeit still (Jane Austen’s House Museum, GB-Alton GU34 1SD, Tel. 014 20/ 832 62, www.jane-austens-house-museum.org.uk). Damals schickte Austen ihre Romangestalten Elinor und Marianne hier auf die Suche nach „Sinn und Sinnlichkeit“. Das Cottage, in dem sie lebten, war eine Romankopie von Austens eigenem Haus. Ein paar Schritte die Straße hinunter liegt der Landsitz „Norland“, Elinors und Mariannas fiktives Elternhaus. In Wirklichkeit heißt er Chawton House, gehörte Jane Austens Bruder Edward und beherbergt heute eine Bibliothek für englische Frauenliteratur von 1600 bis 1830 (Chawton House Library, GB-Chawton GU34 1SJ, Tel. 014 20/54 10 10, Fax 59 59 00, www.chawton.org). Jahrhundertealte Stille herrscht auch in Winchester – einem verschlafenen Örtchen hinter mittelalterlicher Stadtmauer. In der gotischen Kathedrale (Cathedral Office, 1 The Close, Tel. 019 62/85 72 00, www.winchester-cathe dral.org.uk) liegt Jane Austens Grab unter einer Steinplatte. Ihre Bücher werden darauf mit keinem Wort erwähnt. Auch wir lassen Jane und ihre Werke erst einmal ruhen. In Bath treffen wir sie ohnehin noch einmal wieder. 2. ETAPPE: von Ilminster bis Truro Besuch im Garten Eden In Cornwall sind die Sommer feucht und die Winter mild – ein ideales Gartenklima. Kein Wunder, dass sich in Großbritanniens südwestlichstem Zipfel ein Garten an den anderen reiht, ihr üppiges Grün so magisch wie ihre Namen: Trewithen, Glendurgan, Trengwainton. Zuerst besuchen wir das Eden Project (GB-Bodelva PL24 2SG, Tel. 017 26/ 81 19 11, www.edenproject.com) mit seinen futuristischen und weltgrößten Gewächshäusern, dann wollen wir Romantik und halten beim Märchenschloss Lanhydrock (GBBodmin PL30 5AD, Tel. 012 08/26 59 50, Fax 26 59 59, www.nationaltrust.org.uk). Vor der Schlossfassade aus dem 17. Jahrhundert gigantische, zylindrisch geschnittene Eiben, der Waldboden ein heller Glockenblumenteppich, die Luft voll vom Duft der Magnolien – nicht verwunderlich, dass Lanhydrock Filmkulisse für „Die drei Musketiere“ war. Wirklich verloren für die Gegenwart ist, wer sich 25 Kilometer weiter südwestlich in den Lost Gardens of Heligan verirrt (Pentewan, GB-St. Austell PL26 6EN, Tel. 017 26/ 84 51 00, Fax 84 51 01, www.heligan.com). Zwischen haushohen Bambusstauden windet sich ein Pfad, Gras wispert im Wind, dann ein Durchblick: auf einen riesigen Baumfarn, der seine Blattfächer weit übers Seeufer spreizt. Rhododendren in Lachsrot, dann wieder versinkt alles in Bambusgrün wie in einer fernöstlichen Dornröschen-Produktion. Trelissick heißt das letzte tropisch grüne Paradies. Palmen diesmal, eine jahrhundertealte japanische Zeder, ein verwunschener Wasserturm (GB-Feock bei Truro TR3 6QL, Tel. 018 72/86 20 90, Fax 86 58 08, www.nationaltrust.org.uk). 3. ETAPPE: von Truro bis St. Ives Amphitheater mit Aussicht Vor uns erhebt sich St. Michael’s Mount aus dem Meeresboden (Manor Office, GB-Marazion TR17 0EF, Tel. 017 36/71 05 07, www.stmichaelsmount.co.uk). Der befestigte Klosterberg bei Penzance an der Südwestküste ist Cornwalls Antwort auf den Mont St. Michel in der Bretagne. Bei Flut ist der Berg eine Insel, bei Ebbe kann man ihn zu Fuß erreichen. Auf dem Michaelsberg erschien der gleichnamige Erzengel den Fischern der Region, Sagenkönig Artus soll hier mit seiner Ritterrunde getafelt haben. Wir fahren weiter zum Minack Theatre, Cornwalls größter Bühne, einem Amphitheater unter freiem Himmel direkt an der Kliffkante (Porthcurno, GB-Penzance TR19 6JU, Tel. 017 36/81 06 94, www.minack.com). Der atemberaubende Blick aufs Meer ist Kulisse für Inszenierungen von Shakespeare bis Werwolf-Musical, gespielt von Ensembles aus ganz Großbritannien. Den stufigen Rundbau schuf in den 30er Jahren eine Dame namens Rowena Cade, die so theaterbegeistert war, dass sie auf ihrem Klippengrundstück unbedingt Shakespeare inszenieren wollte. Also hämmerte und betonierte sie zusammen mit ihrem Gärtner die Sitzreihen in den Fels. Ein paar Meilen weiter nördlich machen wir eine Stippvisite bei der „Perle von Cornwall“: St. Ives, Strandbad und Künstlerkolonie zugleich. Hier unterhält sogar Londons weltberühmte Tate-Galerie eine Zweigstelle (Porthmeor Beach, Tel. 017 36/79 62 26, Fax 79 44 80, www.tate.org.uk/ stives). Wie ein runder Riesentempel hockt sie zwischen den Fish & Chips-Shops und Andenkenläden der Promenade. Die „Tate“ folgte den Künstlern, die seit über einem Jahrhundert angezogen werden vom unvergleichlichen Licht Cornwalls. Die Bildhauerin Dame Barbara Hepworth setzte sich in St. Ives gleich ein eigenes Denkmal: Im Atelier ihres Hauses schuf sie ihre rundlichen, halbabstrakten Formen und stellte sie unter die Palmenhaine im Garten. Heute sind Garten und Haus ein Museum (Barbara Hepworth Museum & Sculpture Garden, Barnoon Hill, GB-St. Ives TR26 1TG, Tel. 017 36/ 79 62 26, Fax 79 44 80, www.tate.org.uk/stives/hepworth). 4. ETAPPE: von St. Ives bis Tintagel Auf den Spuren des Sagenkönigs Niemand weiß, ob es ihn gegeben hat. Manche glauben, er sei ein keltischer Halbgott gewesen. Andere sind überzeugt: König Artus war real. Im 5. Jahrhundert soll er Großbritannien gegen die Angeln, Sachsen und Jüten verteidigt haben, und hier an Cornwalls Nordküste, 90 Kilometer nordöstlich von St. Ives, befand sich angeblich seine berühmte Tafelrunde, in einem Schloss, dessen Name wie eine Beschwörungsformel klingt: Tintagel (GB-Cornwall PL34 0HE, Tel. 018 40/ 77 03 28, www.english-heritage.org.uk/tintagel). Heute ist Tintagel eine Ruine – aber was für eine. In schwindelnder Höhe klammert sie sich an eine Klippe, nur erreichbar über eine atemberaubend schmale Brücke. Auch im nahen Bodmin-Moor hat der König erstaunlich handfeste Spuren hinterlassen. Wer durch das gruselige Hochmoor spaziert, das an den „Hund von Baskerville“ oder Edgar Wallace denken lässt, wandert vorbei an Arthur’s Hall, Arthur’s Bed und durch Arthur’s Downs. Sehr beeindruckend: King Arthur’s Hall, der neolithische Steinkreis. 5. ETAPPE: von Tintagel bis Bath Antike Entspannung und High-Tech-Wellness Wie wär’s mit einem Glas schwefeligen Heilwassers im 1795 gebauten Pump Room (Abbey Churchyard, GB-Bath BA1 1LZ, Tel. 012 25/47 77 85)? Schon Jane Austen trank das warme „Mineral Water“ der Spa-Stadt Bath und mokierte sich dabei über die High-Society: „Wieder eine blöde Party gestern“, schrieb sie an ihre Schwester, als sie nach Bath ziehen musste, diese Stadt, die nur aus Lunches und Teeverabredungen bestand. Ebenso verhasst waren ihr die Bälle in den Assembly Rooms, heute Teil des Museum of Costume & Assembly Rooms (Bennett Street, GB-Bath BA1 2QH, Tel. 012 25/ 47 77 85, www.museumofcostume.co.uk). Im „Pump Room“ scheint noch heute dasselbe Streichertrio denselben Soundtrack zusammenzugeigen wie damals. Das Wissen um die heilende Wirkung des Wassers von Bath ist allerdings noch älter. Schon die römischen Eroberer Großbritanniens badeten vor knapp 2000 Jahren in dem Wasser mit dem metallischen Geschmack – ein Ausflug ins antik-römische Bad der Stadt zeigt es (The Roman Baths, Stall Street, GB-Bath BA1 1LZ, Tel. 012 25/47 77 85, www.romanbaths.co.uk). Nur eins bleibt der Besucherin verwehrt: der Sprung ins antike Becken mit dem dampfenden, heilenden Wasser. Deshalb lohnt sich der Weg in die Hot Bath Street. Hier eröffnete im letzten Jahr das Thermae Bath Spa (Hot Bath Street, GB-Bath BA1 1SJ, Tel. 012 25/33 12 34, www. thermaebathspa.com), ein Tempel aus Stahl und Glas, entworfen vom Star-Architekten Sir Nicholas Grimshaw. Auf fünf BRIGITTE EXTRA 8/2007 33 - Stockwerken bietet die Therme Moorbäder, Massagen, Vichy Shower, Flotation und, und, und. Das Beste: das heiße Thermal-Freibad auf dem Dach mit Panoramablick über Bath. Am Abend ein urenglisches Vergnügen: die Comedy Cavern, der Comedy-Club der Stadt, in dem neben NoNames auch bekannte Stand-up-Komiker aus dem britischen Fernsehen auftreten (14 George Street, GB-Bath BA1 2EN, Tel. 012 25/40 44 45, www.comedycavern.co.uk). 6. ETAPPE: von Bath bis Chipping Campden Mit Miss Marple auf Antiquitäten-Jagd Was sehen Sie, wenn Sie sich eine typisch englische Landschaft vorstellen? Sanfte Hügel voller Schafweiden, in denen ein Bilderbuchdorf mit gotischer Kirche, Dorf-Pub und TeaRoom dem anderen folgt, bevölkert von Miss Marples im veilchenfarbenen Queen-Mother-Kostüm? Keine Gegend kommt dieser Vorstellung so nahe wie die Cotswolds, die 50 Kilometer nördlich von Bath beginnen. Die Namen der Örtchen: Burton-on-the-Water, Stow-on-the-Wold, Moreton-in-Marsh – englischer geht’s nicht. Und berühmt sind die Cotswolds außerdem für ihre Antiquitäten. Entlang den Hauptstraßen der Dörfer reiht sich Geschäft an Geschäft, vom chaotischen Trödler über museumsreife Bildergalerien bis zum Spezialisten für gotische Eichenmöbel. Und deren Preisschilder sind auch schon mal fünfstellig. Die reichsten Fundgruben sind Broadway, Stow-on-the-Wold und Chipping Campden. Besonders schön: die Werkstatt von Hart Gold & Silversmiths (The Guild of Handicraft, Sheep Street, GB-Chipping Campden GL55 6DS, Tel./Fax 013 86/ 84 11 00, www.hartsilversmiths.co.uk). 7. ETAPPE: von Chipping Campden bis Stratford-upon-Avon In Love with Shakespeare Weil der Dichter seit Jahrzehnten viele Touristen aus Amerika und Japan anzieht, liegt über der Stadt ein Hauch von Disneyland: Stratford ist gleich Shakespeare. Wir sind allerdings in erster Linie wegen eines Theaters gekommen. Die Royal Shakespeare Company gibt hier – unterstützt von anderen Shakespeare-Ensembles – auf zwei Bühnen „Hamlet“, den „Sommernachtstraum“, „Macbeth“ und „Romeo und Julia“ (Royal Shakespeare Theatre, Waterside, GB-Stratford-upon-Avon CV37 6BB, Tel. 08 70/ 609 11 10, www.rsc.org.uk). Derzeit werden die Theater umgebaut, damit sie den Ansprüchen von Shakespeare-Aufführungen besser gerecht werden – der Spielbetrieb geht in einem Übergangstheater aber trotzdem weiter. Am Morgen nach einer Vorstellung ein Bummel auf Shakespeares Spuren: von seinem Geburtshaus (Henley Street, GB-Stratford-upon-Avon CV37 6QW, Tel. 017 89/ 20 18 22, www.shakespeare.org.uk) zu seinem Grab in der Holy Trinity Church (Old Town, GB-Stratford-upon-Avon CV37 6BG, Tel. 017 89/26 63 16, www.shakespeareschurch. org) und zum Haus seiner Frau Anne Hathaway im nahen Örtchen Shottery (Cottage Lane, GB-Shottery CV37 9HH, Tel. 017 89/29 21 00). LUTZ MICHAEL 34 BRIGITTE EXTRA 8/2007 Wegstrecke: Kulturroute Großbritannien 1. ETAPPE: von London bis Ilminster Von London über die M3 bis Ausfahrt 5, weiter auf der B3349 bis Chawton und via A31 bis Winchester. Anschließend über die A34 und A303 bis Ilminster. UNTERKOMMEN The Old Rectory. Liebevoll restauriertes Pfarramt, in dem der Gast unter alten Holzbalken aus der Tudorzeit wohnt. Die Dame des Hauses, Patricia Fry-Foley, kocht, den Smalltalk und das Servieren übernimmt ihr Ehemann Michael. Hervorragender Weinkeller. DZ/F ab 140 Euro (Ilminster, GB-Somerset TA19 0PW, Tel. 014 60/ 543 64, Fax 573 74, www.malherbie.co.uk). GENIESSEN Wykeham Arms. Prasselndes Kaminfeuer, hervorragender Lammbraten und ein Pint of Ale – das Restaurant ist mehrfach preisgekrönt und war im 18. Jahrhundert eine Kutschenstation. Menü ab 10 Euro (75 Kingsgate Street, Winchester, Tel. 01962/ 85 38 34, Fax 85 44 11). EXTRA-TIPP Osbourne House. Als ihr geliebter Mann Prinz Albert 1861 starb, floh Queen Victoria in das von ihm entworfene Strandhaus. Noch heute sieht es so aus wie vor 100 Jahren. Mit der Fähre ab Southampton, 20 Kilometer südlich von Winchester, zu erreichen (GB-Isle of Wight PO 32 6JY, Tel. 019 83/20 00 22, www. english-heritage.org.uk). 2. ETAPPE: von Ilminster bis Truro Ab Ilminster auf der A303 Richtung Südwesten, dann auf M5 und A38 im Bogen um Exeter, anschließend auf die A38. Kurz vor Bodmin links ab nach Lanhydrock (ausgeschildert). Ab Lanhydrock auf der B3269 bis Lostwithiel, dort auf die A390 Richtung St. Austell bis zur Abfahrt „Eden Project“ oder bei St. Austell links auf die B3273 zu den „Lost Gardens of Heligan“. Anschließend zurück auf die A390 und bis Truro, dort auf die A39, bei Place links auf die B3289 bis Trelissick. UNTERKOMMEN Bodrean Manor Farm. Rustikaler Bauernhof mitten im Nirgendwo, mit drei Fremdenzimmern. Und am Morgen räkeln sich beim „Full English Breakfast“ die beiden Schäferhunde stilgerecht vorm Kamin. DZ/F ab 75 Euro (Trispen, GB-Truro TR4 9AG, Tel. 018 72/ 27 32 27, www.bodrean manorfarm.co.uk). GENIESSEN Pandora Inn. Das Restaurant hat alles, was einen Schmuggler-Gasthof aus dem 13. Jahrhundert ausmacht: Falltüren, meterdicke windschiefe Wände, Blick auf den Hafen – dazu fangfrischen Fisch oder Muscheln in Weinsoße. Menü ab 13 Euro (Restronguet Creek, Mylor Bridge, Falmouth, Tel. 013 26/37 26 78, www.pandorainn.co.uk). 3. ETAPPE: von Truro bis St. Ives Ab Truro auf der A39 und A394 bis St. Michael’s Mount, dann auf der A30 bis Penzance. Ab Penzance auf der B3315 vorbei an Mousehole nach Minack Theatre, dann über A30 und B3306 nach St. Ives. UNTERKOMMEN Kynance Guest House. Nettes Bed & Breakfast mit Blick auf den Hafen, ansonsten sind Hotels in St. Ives Mangelware Karte: Tim Möller-Kaya (rechtzeitig buchen!). DZ/F ab 90 Euro (The Warren, GB-St. Ives TR26 2EA, Tel. 017 36/79 66 36, www.kynance.com). GENIESSEN The Sloop Inn. Wer nicht mindestens einmal Backfisch mit essiggetränkten Fritten und Erbsenpüree gegessen hat, ist nicht in Cornwall gewesen. Das hier ist definitiv die beste Adresse für Fish & Chips (St. Ives, Tel. 017 36/ 79 65 84, Fax 79 33 22, www.sloop-inn.co.uk). EXTRA-TIPP Geevor Tin Mine. Abfahrt in die undurchdringliche Finsternis alter Erzminen, gelegen zwischen Land’s End und St. Ives. 400 Jahre lang wurde hier gefördert, bis die letzte Mine 1990 geschlossen wurde. Ehemalige Arbeiter führen durch enge Stollen und erzählen von ihrem Job ohne Tageslicht (Pendeen, GB-Penzance TR19 7EW, Tel. 017 36/78 86 62, Fax 78 60 59, www.geevor.com). 4. ETAPPE: von St. Ives bis Tintagel Ab St. Ives über die B3074/ A30/A3075, dann die A392/ A3059/B3276 bis Watergate Bay. Weiter auf der B3276 und über die A389/A39/ B3266 und B3263 bis Tintagel. Zu Arthur’s Hall: Auf halber Strecke zwischen Wadebridge und Camelford rechts ab von der A39 und nach St. Breward. UNTERKOMMEN Pendrin Guest House. Im abgelegenen Tintagel gibt es nur einige B & Bs, dieses ist das netteste. DZ/F ab 80 Euro (Atlantic Road, GB-Tintagel PL34 0DE, Tel. 018 40/77 05 60, www. pendrinhouse.co.uk). Jamaica Inn. Seine Geister und seine SchmugglerVergangenheit inspirierten Daphne du Maurier zu ihrem gleichnamigen Roman. Zum Hotel im Bodmin-Moor gehört ein kleines Maurier-Museum. DZ/F ab 105 Euro (Bolventor, GB-Launceston PL15 7TS, Tel. 015 66/862 50, www.jamaicainn.co.uk). GENIESSEN Demuths. Berühmtes vegetarisches Restaurant, im Zentrum von Bath. Besonders köstlich: MarrakeschTerrine mit Mandel-Couscous und Granatapfelsalat. Menü ab 27 Euro (2 North Parade Passage, Bath, Tel. 012 25/44 60 59, www.demuths.co.uk). GENIESSEN Fifteen Cornwall. Cool gestyltes Restaurant mit imposantem Seeblick, das dem britischen Starkoch Jamie Oliver gehört. Es gibt hervorragende „Pukka-Cuisine à la Naked Chef“. Und der stellt hier auch noch Ausbildungsplätze für Jugendliche der Region zur Verfügung. Mindestens 14 Tage vorher reservieren, Menü ab 36,50 Euro (On The Beach, Watergate Bay, Tel. 016 37/86 10 00, www. fifteencornwall.co.uk). 5. ETAPPE: von Tintagel bis Bath Ab Tintagel über die B3263/3314/A395/A30 bis Exeter, dann über die M5 bis zur Abfahrt 22. Hier auf die A38 und über die A371 und B3135 durch die „Cheddar Gorge“, anschließend auf die A39/A37/A39/A4 bis Bath. UNTERKOMMEN Cheriton House. Viktorianische Villa am Ufer des Avon, mit Blick übers gesamte Panorama von Bath. Charmanter Mix aus Antiquitäten und neuen Stücken in den Zimmern, Insider-Tipps über Bath gibt es von Inhaber John. DZ/F ab 107 Euro (9 Upper Oldfield Park, GB-Bath BA2 3JX, Tel. 012 25/ 42 98 62, Fax 42 84 03, www.cheritonhouse.co.uk). EXTRA-TIPP Bizarre Bath Comedy Walk. Der etwas andere Abendspaziergang. Stadtführung mit Comedy, Straßentheater und Kunstinstallation. Über die Architektur kann man nichts lernen, sich dafür aber köstlich amüsieren (Treffpunkt um 20 Uhr am „Huntsman Inn“ in Baths North Parade, Infos unter Tel. 012 25/33 51 24). Scones, Tea-Cake und Rosinenbrötchen – in diesem Tea-Room ist alles hausgemacht (High Street, Chipping Campden, Tel. 013 86/84 08 39, www.badgershall.com). 7. ETAPPE: von Chipping Campden bis Stratford-upon-Avon Ab Chipping Campden auf die B4632 bis Stratfordupon-Avon. Von dort aus über die B439 nach Shottery zu Anne Hathaways Cottage. 6. ETAPPE: von Bath bis Chipping Campden In Bath auf die A4/A36/A46/ A433, dann auf die A429 bis Burton-on-the-Water, Stowon-the-Wold und Moretonin-Marsh. Über die A44 bis Broadway, über die B4632 bis Chipping Campden. UNTERKOMMEN Guiting Guest House. Der Gast schlummert unterm reetgedeckten Dach, Malven blühen vor der honigfarbenen Fassade aus dem 16. Jahrhundert. Serviert wird ein edles, hausgemachtes Supper bei Kerzenschein vorm riesigen Kamin. DZ/F 115 Euro (Post Office Lane, GBGuiting Power GL54 5TZ, Tel. 014 51/85 04 70 oder 077 87/55 13 05, www. guitingguesthouse.com). GENIESSEN Badgers Hall. Tea-Time ist in den Cotswolds ein Must. UNTERKOMMEN Loxley Farm. Wohnen wie Mrs. Shakespeare im reetgedeckten Haus. Es ist zwar 100 Jahre jünger, sieht dem Cottage von Anne Hathaway aber sehr ähnlich. DZ/F ab 105 Euro (Loxley, GB-Warwick CV35 9JN, Tel. 017 98/84 02 65, Fax 84 06 45). GENIESSEN Malbec. In einer ruhigen Nebenstraße wird hier „Modern British Cuisine“ serviert: in Bambus gedünstete Scholle mit Champagner-Sabayon zum Beispiel. Menü ab 36 Euro (6 Union Street, Stratfordupon-Avon, Tel./Fax 017 89/26 91 06). TELEFON Vorwahl nach Großbritannien 00 44, dann Ortsvorwahl ohne die Null. BRIGITTE EXTRA 8/2007 35 EXTRA KULTURROUTEN IN EUROPA • IN FRANKREICH von Paris nach Marseille – vorbei an Burgundschlössern und durch duftende Lavendelfelder • IN GROSSBRITANNIEN von London nach Stratford-upon-Avon – Jane Austen besuchen und den Spuren von König Artus folgen • IN ITALIEN von Venedig nach Rom – skurrile Gärten erforschen und die Renaissance wiederentdecken • IN HOLLAND UND BELGIEN von Düsseldorf nach Brüssel – moderne Kunst genießen und das Nachtleben von Amsterdam erleben 36 BRIGITTE EXTRA 8/2007