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+++ PRESSESPIEGEL +++ ech tes . pri va kin te. ban g. M ai 20 15 Character 51 unternehmen der zukunft im fahrwasser der krise AuerbAch schIfffAhrt aus gab MAI e6— 2015 rät -Konfere yrin der DLD r im Port nie Czern Characte Stepha g und alen Allta den digit ndenz über Die Grü he Stärken altmodisc 6 —19 rbach Die Aue 50 — 57 z hrt: Trot Schifffa Krise auf rs Erfolgsku njäger: Der Ster ssl Hans Klei 66 — 73 und der s-Benz 300 Mercede SL 2010 herrscht Flaute in der Schifffahrtsbranche. In Hamburg nutzen zwei junge Männer die Gelegenheit, günstig ein Schiff zu erstehen und ihre Reederei zu gründen. Mit beiden Händen am Steuerrad steht Alexander Tebbe auf der Brücke der Cap San Diego und schaut nach vorne. Der alte Frachter liegt vertäut im Hamburger Hafen, aber das scheint der 33-Jährige für einen Moment vergessen zu haben. Wahrscheinlich bewegt ihn derselbe Gedanke wie schon unzählige Besucher vor ihm: Wie es wäre, diese knapp 160 Meter lange rot-weiße Schönheit die Elbe hinab und hinaus auf See zu steuern. machte er sich im Herbst 2010 selbstständig. Mitten in der Branchen-Krise. Zu einem Zeitpunkt, als man eigentlich hätte zu Fuß übers Meer nach Indonesien laufen können, wie Bunk einmal sagte. Denn so viele Schiffe lagen ungenutzt vor Anker. Heute stehen die jungen Reeder kurz vor ihrer vierten Kapitalerhöhung. Suchen zehn neue Gesellschafter, um die Einlagen von 20 auf 40 Mio. Euro zu verdoppeln. Ein majestätisches Bild. Selbst für Tebbe, dessen Reederei bereits drei solcher Schiffe gehören. Er ist einer der beiden Gründer von Auerbach Schifffahrt. Gemeinsam mit seinem Partner, dem 36-jährigen Lucius Bunk, Indem sie sich an den Werten orientierten, welche die Branche vor dem Boom ausgemacht hatten, konnten sich die beiden ihren Platz in einem von Patriarchen dominierten Umfeld erarbeiten. Ihre Reederei wächst nicht dank Geld von anonymen Anlegern oder aus Schiffsfonds. Ihre bisherigen Investoren stammen selbst aus der Schifffahrt und sind direkt am Unternehmen beteiligt. Bunk und Tebbe setzen auf nachhaltiges Wachstum: Erst wird die Flotte aufgebaut und die Schiffe vorerst verchartert, also an andere Befrachter vermietet. Langfristig wollen Bunk und Tebbe aber selbst mit den Firmen verhandeln, deren Waren sie verschiffen. Denn so lässt sich mehr Gewinn erwirtschaften. Die Krise ist noch nicht vorbei. Aber Auerbach Schifffahrt hat trotzdem Fahrt aufgenommen. Quelle: Character Magazin, Mai 2015 Zukunft 52 Die Grundlage für beides – Expertise und ein geschäftliches Netzwerk – hatten sie sich zuvor Verspielt: Das selbst gebaute Modell der Reeder symbolisiert ihr erstes Schiff Maple Ingrid erarbeitet. Tebbe, 30, ist gelernter Schifffahrtskaufmann und studierte Schiffsfinanzierung. Zuletzt arbeitete er als Finanzierungsspezialist bei Ocean Partners Shipping, einem Hamburger Emissionshaus für Schiffsfonds. Und Bunk, 33, hatte ein Managementprogramm bei der Reederei Ernst Russ absolviert, für die er zuletzt das Büro in Schanghai leitete. So lernt man das Handwerk und jede Menge Leute aus der Branche kennen. Mit Auerbach wollen die Jungreeder binnen fünf Jahren eine Flotte von etwa zehn Schiffen zusammenkaufen, und das inmitten einer tiefen Branchenkrise. Die Charterraten für Containerschiffe sind auf einigen internationalen Routen um über 80 Prozent eingebrochen; auch bei Massen- und Stückgutfrachtern fielen die Sätze. Und die Preise dürften unter Druck bleiben, weil noch zahlreiche Containerriesen in den Werften Chinas auf den Stapellauf warten. Trotz anhaltenden Wachstums des weltweiten Frachtvolumens rechnen Experten mit Überkapazitäten bei den Schiffen. U nsicheres gewässer: GrünDen In Der KrIse Bunk, ursprünglich Volkswirt und Sinologe, lernte den Schifffahrtskaufmann Tebbe bei der Hamburger Reederei Ernst Russ kennen. Für Tebbe war es der erste Arbeitgeber: „Bei Ernst Russ habe ich gelernt, was es heißt, Verantwortung für ein Projekt zu übernehmen.“ Drei Jahre arbeiteten die beiden Männer eng zusammen. Dann ging Bunk nach China, um das Büro der Reederei in Shanghai zu leiten. Es war eine Zeit, in der manche Frachtschiffe sechsstellige Tagesmieten einfuhren. Eine Zeit, in der Reeder, euphorisiert von derartigen Summen, bei den Werften Schiff auf Schiff bestellten – ohne zu wissen, ob diese nach dem Stapellauf auch wirklich so viel einbringen würden. Denn der Bau eines Frachtschiffs kann mehrere Jahre dauern. Mit der LehmanPleite drehte sich der Wind. Frachter, die noch nicht mal zu Wasser gelassen waren, verloren an Wert. Und Bunk und Tebbe wussten: Jetzt ist der Zeitpunkt, sich selbstständig zu machen. Sie trafen sich beim Notar, gründeten ihre Reederei ohne Schiff. Das wurde ihnen nur drei Monate später angeboten. Die „Honest Rays“, ein Mehrzweckschiff aus Konkursmasse. Knapp 10 Mio. Euro sollte es kosten, weniger als die Hälfte des Neupreises. Bunk www.bethmannbank.de Unternehmen der Zukunft Derartige Risiken scheuen die Banken. Große Schiffsfinanzierer wie etwa die Commerzbank ziehen sich aus dem Geschäft zurück. „Selbst solide, konservativ finanzierte Schifffahrtsunternehmen haben in Deutschland im Moment große Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen“, sagt Carsten Wiebers, Leiter der Schiffsfinanzierung der Förderbank KfW Ipex. „Im Grunde sind die beiden Gründer vier Jahre zu spät dran“, sagt ein Banker, der anonym bleiben will. „Heute bekommen sie zwar billige Schiffe, aber kein Geld mehr.“ Das bekamen Tebbe und Bunk zu spüren. Bei etwa einem Dutzend Schiffsfinanziers wurden sie vorstellig. Geld wollte keiner geben. „Die klopften uns auf die Schulter und sagten, wir sollten wiederkommen, wenn wir fünf Schiffe haben“, erzählt Tebbe. Dabei gefiel den Bankern sogar, was ihnen die Gründer zu erzählen hatten. Denn das Auerbach-Konzept unterscheidet sich in wichtigen Punkten von den klassischen Geschäftsmodellen der Branche. Ab in die Nische Die meisten Reedereien sind heute entweder reine Schiffsmanager ohne eigene Flotte. Oder sie haben zwar eigene Schiffe, überlassen sie aber gegen Gebühr, der sogenannten Charter, Dritten für den Warentransport. Auerbach dagegen will von der gesamten Wertschöpfung der Handelsschifffahrt profitieren. Und das in einer Nische abseits der riesigen Containerschiffe: Stückgutfrachter, die alles transportieren, was nicht mehr in die Stahlboxen passt. Auch bei der Finanzierung geht das Startup und TebbeWege. leerten ihre Konten, liquidierten neue Während der Großteil der Flotten Bausparverträge und Lebensversicherungen. deutscher Reeder über Fonds finanziert ist, deBereit, auf diesen Frachter zu setzen. nen alles jeweils ein einzelnes Schiff gehört, können Doch ersten zehn Banken, bei denen diean der gesamten sichden bei Auerbach Investoren jungen Gründer vorsprachen,Das schienmindert das Reederei beteiligen. das Risiko der Geschäft zu unsicher. „Uns wurde immer Anleger, wenn eins der Schiffe mal Verluste wohlwollend auf die Schulter geklopft“, macht. „Wenn ich heute neu anfangen würde, erinnert sich Tebbe. Aber mehr als eine Tasse ich würde es genauso machen“, sagt der Chef Kaffee für jeden wollten oder konnten die einer der großen Reedereien. Und ein SchiffsBerater nicht bereitstellen. Der elfte bat um banker, der ebenfalls ungenannt zwei Tage Bedenkzeit. Dann kam die Zusage: bleiben möch„Das das aufzutreiben, Zukunftsmodell.“ 6te, Mio.sagt: Euro. Um vierist weitere Solches Lob nutzt imWochen. Heute wenig. Als das blieben den Gründern nur wenige Geld denacht Kauf der „Honest Rays“ hermusste, Doch siefür fanden Gesellschafter, mit deren Hilfe sie den konnten. hatten sieFrachter keineübernehmen Bank, die 60 Prozent der SumIm März stieß stellen er in See. wollte. Unter neuem me als2011 Kredit Eine letzte Chance Namen: Maple Ingrid. sah Tebbe noch: Er rief einen Banker bei einer Regionalbank aus Niedersachsen an, den er vor Jahren flüchtig kennengelernt hatte. Zwar finanziert das Geldhaus sonst nur Reeder aus sei- Mai 2015 55 Chara cter Character 53 Mai 2015 D ie marke verankern: Ahorn unD Goethe Am Reesendamm, der die Einkaufsstraße Jungfernstieg mit dem Rathausmarkt verbindet, wehen 34 Flaggen. Jede steht für eine Hamburger Reederei. Viele sind mit den Initialen der Firmengründer bedruckt. Nicht die der Auerbach Schifffahrt. „Wir wollten mit unserer Reederei-Flagge einen Farbklecks am Hamburger Rathaus hinterlassen und signalisieren, dass wir nachhaltig und ökologisch handeln“, sagt Alexander Tebbe. Ein weißes Blatt auf grünem Grund sollte es sein. Nichts Maritimes. „Ein Apfel hat ja auch nichts mit Computern zu tun. Aber er bleibt im Gedächtnis.“ ter Ortsbesuch: Stückgutfrach Diego ist ein Die Cap San wie die Die beauftragte Designagentur bestand zwar auf Dunkelblau – das sei klassischer. Doch mit dem Blatt setzten sich die Gründer durch. Sie wählten das Ahornblatt. „Weil es an eine Krone erinnert.“ Den Namen ihres Unternehmens liehen sie sich vom Auerbachs Keller in Leipzig, den Goethe mit „Faust I“ weltbekannt gemacht hatte. Und sie telefonierten so lange herum, bis sie einen Herrn Auerbach fanden, der bereit war, mit seinem Namen in die Gesellschaft einzusteigen. Die skurrilen Telefonate, die sie dafür führen mussten, seien es wert gewesen, sagt Tebbe. „Uns war wichtig, dass der Name traditionell und beständig klingt. Nicht nach Lehman Brothers oder Citigroup.“ uns wurde immer wohlwollend auf die schulter geklopft. Alexander Tebbe Jungreeder: Lucias Bunk (l.) und Alexander Tebbe ch-Reederei Auerba – Schiffe der Unter nehme Zukun ft 56 Zukun ft Zukunft K urskorrektur: eIGene zIeLe DefInIeren Szenenwechsel zur Cap San Diego. Bunk und Tebbe sind nicht zum ersten Mal dort – das mehr als 50 Jahre alte Museumsschiff eigne sich gut, um das Geschäftsmodell von Auerbach Schifffahrt zu erklären, sagt Bunk. Ihre eigenen Schiffe, die Maple Ingrid, Maple Lotta und Maple Lea, sind der Cap San Diego recht ähnlich. Nur nicht ganz so luxuriös ausgestattet. Auerbachs Flotte besteht aus flexiblen Mehrzweckfrachtern, wie sie vor allem in Asien, Afrika oder Südamerika genutzt werden. Mit ihren bordeigenen Kränen laden diese Kisten und Säcke mit Lebensmitteln, Windkraftrotoren oder Eisenbahnschienen. Die Ladung ändert sich von Hafen zu Hafen. „Man muss sich so ein Schiff wie ein Taxi vorstellen, das dorthin fährt, wo es gebraucht wird“, sagt Bunk. So funktionierte die Schifffahrt lange auch in Nordeuropa. Doch dann verdrängten die Containerriesen – die Linienbusse des Meeres – die kleineren Frachter. „Wir wussten von Anfang an, dass wir auf Stückgut setzen müssen.“ Auf Schiffe, die Dinge des täglichen Bedarfs transportieren, wie sie in Schwellenländern gehandelt werden. Deren Auslastung wird von Konsum und Konjunkturschwankungen in Europa oder den USA deutlich weniger beeinflusst, sagt Tebbe (und einen Containerriesen hätten sich die Gründer ohnehin nicht leisten können). Ihren ersten Investor, den Hamburger Unternehmer Stefan Cremer, überzeugte diese Ausrichtung – handelt er doch selbst weltweit mit Getreide und Futtermitteln. Für die Bank dagegen war entscheidend, dass Bunk und Tebbe ihre Flotte nicht wie üblich über Fonds finanzieren wollten. 54 Befehle Geschichte: Maritime einst übertrug inenraum an den Masch inentelegraf Der der Masch cke Kommandobrü Un ter neh me n der Zu ku nft A ndere ins boot holen: nIcht jeDer GeLDGeber eIGnet sIch ALs pArtner „Nachdem wir Cremer als Gesellschafter gewonnen hatten, wurde es einfacher, weitere Investoren zu finden“, sagt Lucius Bunk. Doch auch dafür hätten sie etliche Termine gemacht, ergänzt Tebbe: „In unserem Gewerbe muss man mindestens zehn Gespräche führen, damit eines erfolgreich ist.“ Wichtig sei, dabei immer man selbst zu bleiben. Nichts verkaufen zu wollen, sondern die eigene Geschichte zu schildern und dann zuzuhören und auch mal um Rat zu fragen. Die Schifffahrtsbranche in der Hansestadt wird von Patriarchen dominiert. Offensichtlich gefiel denen die Haltung der jungen Männer. „Mit manchen unserer Gesellschafter haben wir uns nur ein paar Mal zum Mittagessen getroffen, bis diese einstiegen“, sagt Tebbe. Bei anderen habe es durchaus auch mal Monate gedauert. „Und einige haben wir abgelehnt“, sagt Lucius Bunk. „Weil uns ihre Erwartungen suspekt waren.“ Wer sich nachhaltiges Wachstum auf die Flagge druckt, muss sich so viel Selbstbewusstsein eben leisten. man muss sich so ein schiff wie ein taxi vorstellen. Lucius Bunk Sie beteiligten Cremer an der gesamten Reederei und auch alle weiteren der mittlerweile elf Investoren. Das mindert das Risiko für den einzelnen Gesellschafter. www.bethmannbank.de annbank.de www.bethm n der Character D en vortrieb nutzen: DAs zweItäLteste Gewerbe wAnDeLt sIch Vier spannende Jahre liegen hinter Lucius Bunk und Alexander Tebbe. Ihrem Ziel, bis Ende 2015 eine Flotte von zehn Schiffen aufzustellen, sind sie schon recht nahe gekommen. Im April 2014 haben die Reeder bei einer chinesischen Werft zwei Mehrzweckschiffe in Auftrag gegeben. Zwei weitere Optionen sind erklärt. Noch immer sind die Preise für Schiffe niedrig. Das lässt mehr Spielraum für Entwicklungen. Volle Fahrt: Die Maple Lea, das dritte Auerbach-Schiff 57 Stärkere Kräne und eine knapp 80 Meter lange Ladeluke sollen den Neubauten den Transport von riesigen Rotorflügeln für Windenergieanlagen auch unter Deck erlauben. Große Schrauben und ein langhubiger Motor senken den Treibstoffverbrauch um bis zu 25 Prozent. Das schont die Umwelt und die Betriebskosten. Vor einem Jahr haben die jungen Reeder außerdem das E-Ship 1 übernommen. Das Frachtschiff von Enercon wurde für den Transport der Windkraftanlagen des Konzerns entwickelt – und wird selbst zum Teil mit Windkraft betrieben. Ein Konzept, Mai 2015 das Alexander Tebbe für zukunftsfähig hält. „In der Schifffahrt hat sich seit Einführung der Dieselmotoren nur wenig verändert. An solarbetriebene Schiffe glaube ich nicht. Aber Wind – das leuchtet mir ein.“ Die Übernahme des Schiffs beschreibt er als seinen besten Moment 2014. „Unser Kapitän steuerte das E-Ship 1 um Helgoland. Als er die Rotoren nach dem Wind ausrichtete, wurde es lautlos zwei bis drei Knoten schneller. Das war beeindruckend.“ Text: Jessica Braun