Villenkolonien in Wannsee 1875 – 1945 Sonderausstellung der

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Villenkolonien in Wannsee 1875 – 1945 Sonderausstellung der
Villenkolonien in Wannsee 1875 – 1945
Sonderausstellung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz,
Mai 2000 – Januar 2006
Der Neue Friedhof in Berlin-Wannsee
1886 erwarb Wilhelm Conrad vom Potsdamer
Forstfiskus ein zwei Morgen großes Grundstück, um einen
Friedhof für die Colonie Alsen anlegen zu lassen. Der
Geheime Regierungsbaurat Johannes Otzen entwarf eine
trapezförmige Friedhofsanlage. Das Friedhofsportal, die
Aussegnungshalle und die Umfassungsmauer sind
original erhalten. 42 Grabstellen waren an den Umfassungsmauern vorgesehen, die Eckplätze reservierten sich
Wilhelm Conrad (Südwesten) und der Architekt Herrmann
Ende (Nordwesten). Über der Mittelachse, auf der Höhe
der Gräber der westlichen Umfassungsmauer steht die
dreischiffige offene Vorhalle, an welche sich später die
von Otto Stahn erbaute Kirche anschließen sollte.
Johannes Otzen (1839-1911)
Johannes Otzen (1839-1911) war seit 1874 als
selbständiger Architekt tätig und galt als wichtigster
Vertreter des neogotischen, protestantischen Kirchenbaus. Seit 1879 war er Professor an der Technischen
Hochschule in Charlottenburg und von 1904-1907
Präsident der Akademie der Künste. Otzen war nicht nur
als Architekt in Wannsee tätig, sondern lebte seit 1883
auch mit seiner Familie am Ostufer des Sees.
Am 24.April 1902 stellte der Industrielle Oscar
Huldschinsky den Antrag, "den neuen Begräbnisplatz in
Wannsee auch für Juden freizugeben; sollte dies in
seinem ganzen Umfang nicht angängig sein, einen Theil
des Begräbnisplatzes für Juden abzuzweigen“
Erbbegräbnis Huldschinsky
Der Landrat des Kreises Teltow stimmte dem Antrag zu.
Oscar Huldschinsky, "mosaischen Glaubens", wurde auf
dem Friedhof beigesetzt. Das Erbbegräbnis schuf der
Architekt Otto Stahn, bereits mehrere Bauten für
Huldschinsky entworfen hatte.
Auf dem im Volksmund als "Millionen-" und "Judenfriedhof' verspotteten Areal sind fast alle Villenbesitzer der
Kolonie bestattet worden. 1918 wurde die westliche
Umfassungsmauer durchbrochen und der Friedhof um
etwa dreieinhalb Morgen (9.000 qm) Land erweitert. Der
Architekt Otto Stahn führte auch diese Erweiterungsbauten aus.
Die gärtnerische Gestaltung, die Lindenalleen und
Grabbepflanzungen des alten Friedhofsteils sind
weitgehend erhalten und stehen unter Denkmalschutz.
An der Friedhofsmauer befindet sich ein Sockel mit einem
ca. 60 cm hohen Steinkreuz. Im Schnittpunkt des
Kreuz mit dem Davidstern auf dem
Friedhof Berlin-Wannsee
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Kreuzbalkens ist ein Davidstern eingelassen. Der
Künstler, die Entstehungs- und Ausführungsgeschichte
sind unbekannt. Nach Vermutungen der denkmalpflegerischen Forschung gab es einen Kultraum in der
Villa Candide in der Königstraße, die der Industrielle Louis
Ravené erbauen ließ; eine Synagoge existierte in
Wannsee nicht. Eine der zahlreichen Schikanen, denen
die deutschen Juden seit der Machtübernahme durch die
Nazis ausgesetzt waren, war das Verbot, die Gräber mit
Blumen zu schmücken.
Ein Grabstein auf dem alten Friedhofsteil erinnert an die
deportierten und ermordeten Angehörigen der Familie
Meyer.
Die in den letzten Kriegstagen 1945 über 900 in
Wannsee Gefallenen wurden in Sammelgräbern auf dem
alten Friedhof an der Friedenstraße (Dorf Stolpe) und auf
dem Friedhof an der Neuen Kirche in der Villenkolonie
beigesetzt. 1948 zählte man in Wannsee 7.504
Einwohner, unter ihnen lebten nur noch 12 Juden, 1933
waren es 172.
© Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin 2012
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